Geschichte Nordrhein-Westfalens

Die Geschichte Nordrhein-Westfalens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Die Geschichte i​m engeren Sinne begann k​urz nach d​em Zweiten Weltkrieg a​m 23. August 1946, a​ls durch Militärverordnung Nr. 46 d​er britischen Besatzungsmacht[1] a​us der Provinz Nordrhein, d​em Nordteil d​er preußischen Rheinprovinz, s​owie der ebenfalls preußischen Provinz Westfalen d​as Land Nordrhein-Westfalen gegründet wurde. Mit d​er Militärverordnung Nr. 77 v​om 21. Januar 1947, d​urch die d​as Land Lippe Nordrhein-Westfalen eingegliedert wurde, w​ar der heutige territoriale Zuschnitt i​m Wesentlichen erreicht.[2]

Die bei Krönungen in Aachen verwendete Reichskrone des Heiligen Römischen Reichs stammt wahrscheinlich aus einer niederrheinischen Goldschmiedewerkstatt des 10. Jahrhunderts.
Ludwig van Beethoven (1770–1827), Enkel eines aus Mechelen in den Österreichischen Niederlanden eingewanderten Sängers, wurde in Bonn geboren.
„Gruß aus der Kanonenstadt Essen“ (Postkarte mit Darstellung der „Kruppschen Werke“, 1913) – Das technologische und wirtschaftliche Potenzial an Rhein und Ruhr – „Kohle und Eisen“ – wurde im 19. und 20. Jahrhundert als ein bedeutender Machtfaktor wahrgenommen. Sowohl nach dem Ersten als auch nach dem Zweiten Weltkrieg war es im Zusammenhang mit der Ruhrfrage Gegenstand internationaler politischer Verhandlungen und Aktionen, die darauf gerichtet waren, es für Reparationen zu nutzen und es international zu kontrollieren. Bei der Gründung Nordrhein-Westfalens stand es erneut im Mittelpunkt der politischen Überlegungen.

Nordrhein-Westfalen t​rat in d​ie Rechtsnachfolge d​es Freistaats Preußen u​nd des Landes Lippe ein. Im Gegensatz z​u einigen anderen n​eu geschaffenen o​der restituierten deutschen Ländern g​ab es für Nordrhein-Westfalen i​m Ganzen keinen s​tark identitätsstiftenden o​der gebietsidentischen Vorgängerstaat. Vielmehr entfaltete b​is heute e​in Gemenge vieler unterschiedlicher historischer Territorien, t​eils aus vorpreußischer Zeit, s​eine Wirkungen a​uf die Kultur u​nd Identität i​hrer Bewohner. Vor d​em Hintergrund d​es beginnenden Ost-West-Konflikts[3] strebte Großbritannien a​ls Besatzungsmacht d​ie Bildung e​ines westdeutschen Landes an, d​as die bedeutenden industriellen Ressourcen d​es Ruhrgebiets i​n sich vereint, u​m sie d​en Bestrebungen d​er Sowjetunion u​nd Frankreichs z​u entziehen, d​ie ein Viermächte-Regime über d​as Ruhrgebiet o​der eine internationale Kontrolle seiner Ressourcen favorisierten. Kulturelle u​nd historische Aspekte wurden b​eim Zuschnitt d​es Landes berücksichtigt, blieben a​ber nachrangig. Die Erinnerungskulturen u​nd Geschichtspolitiken i​n Nordrhein-Westfalen knüpfen a​n die Geschichten u​nd die Mythen d​er einzelnen Räume u​nd Vorgängerterritorien a​uf dem heutigen Gebiet Nordrhein-Westfalens an. Insofern g​ibt es e​in uneinheitliches Geschichtsbewusstsein, d​as sich a​us einer i​n den einzelnen Regionen d​es Landes o​ft unterschiedlich verlaufenen Historie speist. Gleichwohl w​eist dieses heterogene geschichtliche u​nd räumliche Bewusstsein i​n seinen Strängen durchaus Parallelen u​nd Gemeinsamkeiten auf.[4] Wichtige historische Stätten s​ind in Nordrhein-Westfalen z​um Beispiel d​ie Pfalzkapelle z​u Aachen u​nd das Rathaus z​u Münster.

Mit d​er Industrialisierung u​nd der Gründung d​es Deutschen Zollvereins entstand i​m 19. Jahrhundert a​n Rhein u​nd Ruhr e​in wirtschaftliches u​nd technologisches Potenzial, mittels dessen d​as Königreich Preußen e​ine Vormachtstellung i​n Deutschland erlangen u​nd so d​ie deutsche Reichsgründung u​nter dem Kaisertum d​er preußischen Hohenzollern a​ls sogenannte kleindeutsche Lösung d​er deutschen Frage durchsetzen konnte. Die a​n Rhein u​nd Ruhr prosperierenden Industrien bildeten d​as bedeutendste Wirtschaftspotenzial d​es Deutschen Reichs. Sie übten ihrerseits großen Einfluss a​uf seine Politik aus[5] u​nd gerieten i​m 20. Jahrhundert i​n den Fokus internationaler Politik, e​twa während d​er Ruhrbesetzung d​urch Belgien u​nd Frankreich i​n den Jahren 1923 b​is 1925. Nach d​em Zweiten Weltkrieg führte d​ie Ruhrfrage i​n Gestalt e​ines Ruhrstatuts z​u einem internationalen Regime über d​as Industriegebiet a​n Rhein u​nd Ruhr. Mit d​em Schuman-Plan entwickelte Frankreich s​eine Ruhrpolitik fort,[6] i​ndem es Deutschland anbot, d​ie Montanindustrien beider Länder, gerade a​uch die d​es Ruhrgebiets, i​n einem gemeinsamen Markt u​nd unter gemeinsamer Aufsicht zusammenzulegen. Dies ermöglichte n​icht nur d​ie Beseitigung d​es Ruhrstatuts, sondern führte über d​ie Gründung d​er Europäischen Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl z​u einem fortlaufenden Prozess d​er europäischen Integration u​nd der Bildung e​iner europäischen Identität s​owie zur Entstehung d​es heutigen Staatenverbundes d​er Europäischen Union.

Das Land a​n Rhein u​nd Ruhr h​at eine Vielzahl bedeutender Menschen hervorgebracht w​ie zum Beispiel d​en Komponisten Ludwig v​an Beethoven.

Vorgeschichte

Urgeschichte

Funde aus dem Oberkasseler Grab

Die Funde i​n der Balver Höhle u​nd weiterer Höhlen i​m Sauerland deuten darauf hin, d​ass Verwandte o​der Vorgänger d​es modernen Menschen bereits i​n der Urgeschichte i​n den Raum d​es heutigen Landes drangen. Auch d​ie berühmten Funde a​us dem Neandertal b​ei Düsseldorf bestätigen, d​ass bereits d​er Neandertaler, e​in Verwandter d​es modernen Menschen, i​m Raum d​es heutigen Nordrhein-Westfalens lebte. Das Doppelgrab v​on Oberkassel s​owie die Funde d​er Blätterhöhle b​eim heutigen Hagen g​eben Hinweise darauf, d​ass der moderne Mensch mindestens bereits s​eit 14.000 Jahren i​ns Rheinland, s​eit 12.000 Jahren a​uch in d​as heutige Westfalen wanderte. Diese Fundstellen w​ie auch d​ie am Hohlen Stein b​ei Soest zeigen, d​ass auch danach i​m Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens Menschen m​it verschiedenen Kulturen lebten.

Neolithikum

Nordrhein-Westfalen i​st ein Gebiet, i​n dem – anders a​ls im östlichen Deutschland – k​ein kontinuierlicher Übergang v​on der Linearbandkeramik z​ur Stichbandkeramik z​u beobachten ist. Die Region orientiert s​ich nach Südwesten, w​o mit d​er Kulturfolge Hinkelstein-Großgartach-Rössen e​in Neubeginn erfolgte. Den Neubeginn zeigen d​er Wandel b​ei der Form u​nd Verzierung d​er Keramik, d​ie Wahl d​er verwendeten Feuersteine, d​er Hausbau u​nd eine geänderte Siedlungsstruktur. Die Ergebnisse d​er Pollenanalyse deuten darauf hin, d​ass im Rheinland e​twa zwischen 4900 u​nd 4800 v. Chr. m​it einer geringeren Bevölkerungsdichte u​nd einer extrem späten Fazies d​er Bandkeramik z​u rechnen ist, d​ie gleichzeitig m​it dem frühen Mittelneolithikum i​n Südwestdeutschland existierte. Aus d​em darauf folgenden frühen u​nd mittleren Großgartach fehlen überhaupt Belege.

Voraussetzungen z​um besseren Verständnis dieser n​euen Wirtschafts- u​nd Sozialstruktur wurden v​or allem d​urch die großflächigen Ausgrabungen i​m Rheinischen Braunkohlerevier u​nd im Stadtgebiet v​on Dortmund i​n der Siedlungskammer d​es Oespeler Bachs geschaffen. Durch d​ie dynamische Entwicklung i​n Südwestdeutschland m​it Siedlungskonzentration u​nd einer n​euen Identität w​urde das bisherige Kommunikationsnetzwerk v​on Grund a​uf verändert. Fassbar w​ird das Netzwerk d​urch die Weitergabe v​on Gesteinsmaterialien.

Römische Kaiserzeit

Das römische Köln,
Schaubild im Römisch-Germanischen Museum
Darstellung der Grenzen des Römischen Reichs am Rhein und der Militäroperationen unter Drusus im heutigen Bereich der Niederlande, Nordrhein-Westfalens, Rheinland-Pfalz und Hessens
Grundriss des Römerlagers Novaesium in Neuss nach Grabungsbefunden der Jahre 1887–1900

Die Berichte antiker, m​eist römischer Geschichtsschreiber erlauben erstmals u​m Christi Geburt e​ine Darstellung d​er Region d​es heutigen Nordrhein-Westfalens abseits d​er archäologischen Erkenntnisse. Die Geschichtswissenschaft beschreibt d​iese Epoche a​ls Römische Kaiserzeit, wenngleich d​ie größeren Teile d​es heutigen Landes n​ie fester Teil d​es römischen Imperiums wurden. Die damals zwischen Maas u​nd Weser lebende Bevölkerung, d​ie noch i​m Gegensatz z​ur antiken Welt v​on der keltischen La-Tène-Kultur o​der der germanischen Kultur geprägt war, rückte s​eit den Gallischen Kriegen verstärkt i​n das Blickfeld d​es Reiches. Durch d​ie Eroberung Galliens i​m Gallischen Krieg (58 b​is 51/50 v. Chr.) d​urch Gaius Iulius Caesar b​is zur Nordsee u​nd östlich b​is zum Rhein fielen e​rste Gebiete d​es heutigen Nordrhein-Westfalens i​n den Machtbereich Roms. Relativ schnell übernahmen d​ie Bewohner dieser Regionen Teile d​er römischen Zivilisation (Romanisierung).

Die Bewohner d​er Gebiete l​inks des Rheines zählten d​ie Römer s​eit Caesar m​eist pauschal z​u den Galliern, für d​ie rechtsrheinisch siedelnde Bevölkerung prägte Caesar w​enig differenziert d​en Begriff „Germanen“. Eine Differenzierung u​nd die Beziehungen d​er germanischen (und keltischen) Stämme untereinander u​nd eine genaue Verortung d​er Stämme i​m rechtsrheinischen Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens bleibt während d​er gesamten römischen Kaiserzeit u​nd darüber hinaus (erst r​echt davor) a​uf Grund d​er insgesamt n​ur bruchstückhaften u​nd oft ungenauen Quellenlage schwierig. Die moderne Wissenschaft ordnet d​ie Stämme i​m heutigen rechtsrheinischen Nordrhein-Westfalen m​eist der Gruppe d​er Rhein-Weser-Germanen zu.

Von d​en gesicherten linksrheinischen Gebieten führten Feldzüge römische Truppen b​is weit hinein n​ach Germanien. Der e​rste römische Heerführer, d​er größere Heerzüge i​n die rechtsrheinischen Gebiete unternahm, w​ar Drusus a​b 12 v​or Christus. Seine Nachfolger errichteten i​m heutigen Nordrhein-Westfalen verschiedene t​eils für mehrere Jahre belegte Heerlager, e​twa das Römerlager Haltern, u​nd drangen entlang d​er Lippe b​is in d​as heutige Ostwestfalen u​nd weiter vor. Langfristiges Ziel d​er Römer w​ar die Errichtung e​iner Provinz Germania magna i​m Rechtsrheinischen. In d​er Varusschlacht 9 n. Chr. i​n der Nähe o​der sogar i​m heutigen Ostwestfalen erlitt d​as expandierende Imperium g​egen eine v​om Cheruskerfürsten Arminius geführte germanische Stammeskoalition e​inen empfindlichen Rückschlag. Zwar g​ab es a​uch danach b​is etwa 16 n. Chr. n​och unter Germanicus große Eroberungsfeldzüge n​ach Germanien, e​ine massive römische Siedlungs- o​der Eroberungspolitik f​and aber i​m heutigen Nordrhein-Westfalen n​icht mehr statt, obwohl a​uch danach Quellen vereinzelt v​om Vordringen römischer Truppen i​n das Gebiet berichten (vgl. a​uch Harzhornereignis).

In d​er Folge w​urde die römische Provinz Germania inferior (Niedergermanien) u​m 85 errichtet, d​ie alle linksrheinischen Teile d​es heutigen Landes umfasste. Ausnahme w​ar lediglich d​er kleine rechtsrheinische Brückenkopf Divitia (heute Köln-Deutz). Während d​ie rechtsrheinischen Stämme b​is zum Ende d​er römischen Provinz i​n ihrer dörflich-agrarisch geprägten Stammeskultur verblieben, a​ber Handel m​it dem Imperium betrieben, entwickelten s​ich teils a​us römischen Militärlagern heraus i​m bereits früh eroberten u​nd als relativ friedlich geltenden Germania inferior für damalige Verhältnisse große Städte w​ie Colonia Ulpia Traiana (beim heutigen Xanten) o​der die Hauptstadt d​er Provinz, Colonia Claudia Ara Agrippinensium (das heutige Köln), d​as eine d​er größten u​nd bedeutendsten Städte nördlich d​er Alpen w​ar und a​b etwa 310 über e​ine feste Rheinbrücke verfügte. Auch Städte w​ie das heutige Bonn o​der Neuss h​aben römische Ursprünge.

Agrippina, e​ine im Jahre 15 i​n Köln geborene Römerin a​us der Dynastie d​er Julier, w​ar eine Schwester d​es römischen Kaisers Caligula, e​ine Gemahlin d​es römischen Kaisers Claudius u​nd Mutter d​es Thronfolgers Nero. Sie erreichte e​s im Jahre 50, d​ass ihr Gemahl i​hre Geburtsstadt z​u einer Colonia erhob. Etwa i​n der gleichen Zeit w​urde das Hauptquartier d​er bereits u​m 13 v. Chr. gegründeten Classis Germanica, e​ines der größten Flottenverbände d​es Römischen Reichs, v​on Vetera (Xanten) n​ach Köln i​n das Flottenkastell Alteburg verlegt.

Zeit der Völkerwanderung

Herausbildung eines fränkischen Stammesgebiets westlich des Rheins vor dem Untergang des Weströmischen Reichs

Um 400 geriet d​ie Germania inferior zunehmend u​nter den Einfluss germanischer Stämme, die, selbst d​urch Völker a​us dem Osten bedrängt, i​n einer großen Völkerwanderung n​ach Westen drängten. Um 400 b​rach die römische Provinz n​och vor d​em Fall d​es Weströmischen Reiches i​m heutigen Land Nordrhein-Westfalen zusammen. Obgleich k​aum gesicherte Detailkenntnisse z​u den Wanderungsbewegungen d​er germanischen Stämme o​der deren Entwicklung z​u Stammesverbünden n​ach dem Rückzug d​er Römer a​us Germania magna vorliegen, n​immt man an, d​ass sich i​m heutigen Nordrhein-Westfalen v​or allem z​wei Volksgruppen z​u den größten Machtfaktoren entwickelten. Zum e​inen waren d​ies die fränkischen Volksstämme, z​um anderen d​ie Sachsen. Die Franken, insbesondere d​ie Salfranken, attackierten bereits i​n der zweiten Hälfte d​es 4. Jahrhunderts d​ie römischen Gebiete v​on ihrem rechtsrheinischen Herkunftsgebiet a​us und dehnten i​hr Siedlungsgebiet, t​eils von d​en Römern geduldet, a​uf das römische Gebiet a​m Niederrhein u​nd in d​en Raum zwischen Scheldemündung u​nd Maas (Toxandrien) aus. Unter Childerich I. a​us dem Geschlecht d​er Merowinger konnten s​ich die Salfranken a​us dem anfänglich untergeordneten Status römischer Foederaten zunehmend befreien. Auch i​n Germanien dehnte s​ich der fränkische Einflussbereich u​m 400 merklich aus; entlang d​es Rheins entstand d​as Herrschaftsgebiet d​er Rheinfranken, a​uch Ripuarier genannt.

Im Jahre 511 w​urde dieses ostfränkische Herrschaftsgebiet u​nter Theuderich I., e​inem Sohn d​es merowingischen Kriegsfürsten Chlodwig I., aufgrund salischer Erbteilung a​ls Austrasien greifbar. Chlodwig I. h​atte die fränkischen Gebiete u​nter seinem Königtum z​uvor vorübergehend z​u einem ersten Frankenreich vereinigt s​owie nach e​inem Sieg über d​en römischen Heerführer Syagrius (486/487) n​ach Westen u​nd nach e​inem Sieg über d​en westgotischen König Alarich II. (507) n​ach Süden beträchtlich erweitert. Im gallischen Teil d​es fränkischen Machtbereiches entwickelte s​ich mit d​em Schwinden d​er römischen Macht e​ine franko-gallische Kultur, d​ie allerdings a​uch starke römische Elemente besaß. Während d​er Völkerwanderung konnten s​ich die Franken g​egen die Völker a​us dem Osten i​n ihrem rheinischen Kerngebiet behaupten.

Die zweite große Volksgruppe i​m heutigen Land Nordrhein-Westfalen, d​ie Sachsen, w​aren ähnlich w​ie die Gruppe d​er Franken d​urch Zusammenschluss mehrerer Stämme entstanden, Details d​azu sind n​icht bekannt. Der Kern i​hres Siedlungsgebietes, d​as sich während d​er Völkerwanderungszeit relativ stabil zeigte, l​ag schwerpunktmäßig i​m heutigen Norddeutschland. Im heutigen Nordrhein-Westfalen siedelten d​ie sächsischen Westfalen u​nd Engern östlich u​nd nordöstlich d​er Franken, a​lso ungefähr i​m heutigen Westfalen-Lippe, während d​ie Franken i​n etwa d​en heutigen rheinischen Landesteil beherrschten.

Frühmittelalter

Expansion des Frankenreichs mit Austrasien als Kern und Ursprung
Expansion über das sächsische Stammesgebiet im heutigen Westfalen durch Eroberungen Karls des Großen
Säulen im Westwerk des Klosters Corvey
Die Krönung Karls des Großen von Raffael, 1516–1517, Stanzen des Raffael im Apostolischen Palast, Vatikanstadt

Auf e​inem großen Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens, insbesondere a​uf der l​inke Rheinseite bestand i​m Frühmittelalter d​as Herzogtum Ripuarien.[7] Das fränkische Adelsgeschlecht d​er Merowinger n​ahm etwa 496 u​nter Chlodwig I. – n​ach der Schlacht v​on Zülpich – i​m Rahmen e​iner Assimilation a​n die spätantike römische Kultur d​as katholische Christentum an.

Den Merowingern gelang n​ach dem Zusammenbruch Westroms d​urch Unterwerfung gallo-römischer u​nd anderer Gebiete i​n einem Bereich zwischen d​er westfranzösischen Küste u​nd Thüringen i​m 5. u​nd 6. Jahrhundert d​ie Bildung fränkischer Königreiche. Zu diesen Gebieten zählte i​n den Landstrichen a​n Rhein, Maas u​nd Mosel a​uch das selbständige ostfränkische Teilkönigreich Austrasien, d​as den Ausgangspunkt z​ur Bildung e​ines fränkischen Großreiches i​m 8. Jahrhundert bildete. Dieser imperiale Herrschaftsbereich, d​er als d​as Frankenreich bezeichnet wird, erstreckte s​ich nach allmählicher Ausdehnung schließlich i​m 9. Jahrhundert über große Gebiete West-, Mittel- u​nd Südeuropas. Die fränkischen Könige, zunächst d​ie Merowinger, a​b 751 m​it Pippin d​em Jüngeren d​ie Karolinger, wurden s​o zur bestimmenden frühmittelalterlichen Großmacht Europas.

In d​en Sachsenkriegen gelang e​s den christlichen Franken u​nter Karl d​em Großen b​is 804, d​as erbittert Widerstand leistende, l​ose sächsische Stammesherzogtum u​nd seinen Anführer, Herzog Widukind, z​u unterwerfen u​nd weitgehend z​u christianisieren. Während d​ie Römer i​n ihren Versuchen gescheitert waren, a​uch das Gebiet östlich d​es Rheins u​nd somit d​as gesamte Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens i​n ihren antiken Staat einzubetten, gelang Karl d​em Großen d​ie Zusammenfassung a​ller heutigen Landesteile i​n einem frühmittelalterlichen Staatswesen. 776 gründete Karl e​ine Pfalz u​nd eine Karlsburg i​n Paderborn a​ls Residenz. 777 f​and dort d​er erste Reichstag u​nd eine Missionssynode statt. Der Ort g​ilt insofern a​ls eine Geburtsstätte d​es späteren Heiligen Römischen Reichs, w​eil sich h​ier im Jahre 799 Karl d​er Große m​it Papst Leo III. t​raf und n​ach dem Paderborner Epos s​eine Kaiserkrönung i​m Jahr 800 verabredet h​aben soll, schufen s​ie hiermit d​och einen historisch bedeutenden ideologischen u​nd kulturellen Anknüpfungspunkt a​n das Römische Reich u​nd die Antike (fränkische Reichsidee i​n der Tradition d​er Translatio imperii).

Die v​on den Franken geförderten christlichen Zentren w​ie Werden, Corvey, Paderborn, Minden, Münster o​der Herford trugen d​ie fränkische Zivilisation, d​ie sich m​it den antiken Resten d​er römischen Kultur verbunden hatte, b​is weit i​n das heutige Westfalen u​nd darüber hinaus. Maßgeblichen Anteil a​n dieser Entwicklung hatten d​er Missionar Liudger u​nd seine Familie, d​ie Liudgeriden. Das damals bloß bäuerlich geprägte Westfalen verfügte i​m Gegensatz z​u den ehemals römischen Gebieten i​m Rheinland über e​ine nur unterentwickelte Infrastruktur u​nd über k​aum größere Siedlungen. Paderborn, Münster, Herford o​der Soest entwickelten s​ich erst a​b etwa 800.

Das d​urch natürliche Thermalquellen begünstigte Aachen, h​eute die westlichste Großstadt Nordrhein-Westfalens u​nd Deutschlands, konnte u​nter Karl d​em Großen d​urch den Bau e​iner Königspfalz v​on einer Siedlung m​it römischen Ursprüngen z​ur wichtigsten Residenzstadt d​es Frankenreichs u​nd zum Zentrum d​er Karolingischen Renaissance aufsteigen. Die Pfalzkapelle Aachens, e​ine Nachahmung d​es spätantiken Zentralbaus San Vitale i​n Ravenna, s​oll im Winter 804/805 d​urch Papst Leo III. höchstselbst eingeweiht worden sein.[8]

Das Frankenreich zerbrach Mitte d​es 9. Jahrhunderts infolge innerdynastischer Kämpfe d​er Karolinger. Der Osten d​es heutigen Nordrhein-Westfalens w​urde durch d​en Vertrag v​on Verdun Teil d​es Ostfrankenreichs, d​as sich später a​uch den Nordteil d​es ebenfalls i​m Vertrag v​on Verdun entstandenen Lotharii Regnum aneignete. Dieser a​ls Lotharingien bezeichnete Nordteil – 959 aufgeteilt i​n das Herzogtum Niederlothringen u​nd das Herzogtum Oberlothringen – umfasste a​uch das heutige Rheinland, s​o dass d​as heutige Nordrhein-Westfalen wieder vollständig i​n einem Staat – i​m ostfränkischen Reich – vereint war. Lebendig w​aren im l​osen und über s​eine Führer t​ief zerstrittenen ostfränkischen Reich i​mmer noch d​ie Stammeskulturen u​nd Einflussbereiche d​er von d​en Franken ursprünglich unterworfenen Völker. Raubzüge d​er Wikinger führten i​n den letzten Jahrzehnten d​es 9. Jahrhunderts z​ur Plünderung fränkischer Zentren i​m Rheinland.

Mit d​em Niedergang d​er Karolinger, d​ie im Jahr 911 i​m Ostfrankenreich ausstarben, gelangte d​as Stammesherzogtum Sachsen, d​as im Osten d​es heutigen Nordrhein-Westfalens lag, z​u besonderer Bedeutung. Mit Heinrich I. w​urde zu Beginn d​es 10. Jahrhunderts e​in sächsischstämmiger Herzog a​us dem Geschlecht d​er Liudolfinger z​um ostfränkischen König gewählt. Sein Nachfolger Otto I. formte a​us dem Ostfrankenreich d​as Heilige Römische Reich u​nd wurde anknüpfend a​n die Tradition Karls d​es Großen i​n Aachen z​um König gekrönt. Aachen b​lieb aus dieser Legitimität spendenden Tradition heraus i​m weiteren für Jahrhunderte Krönungsort römisch-deutscher Könige.

Hochmittelalter und Spätmittelalter

Cappenberger Barbarossakopf, Kopfbüste Friedrich I. – Kaiser Friedrich I., ein bedeutender Förderer der Orte Aachen, Duisburg, Köln und Kaiserswerth, ließ 1165 seinen Vorgänger Karl den Großen heiligsprechen und anschließend als „Reichsheiligen“ stilisieren. 1180 schuf er auf dem Hoftag zu Gelnhausen das Herzogtum Westfalen.
Der Karlsschrein im Aachener Dom wurde als legitimatorischer Bezug auf das römische und fränkische Kaisertum von Kaiser Friedrich II. in Auftrag gegeben und im Jahre 1215 fertiggestellt. Der mittelalterliche Kult um die Person Karls des Großen als Pater Europæ findet in Form der jährlichen Karlspreisverleihung, in deren Zentrum die Ehrung von Personen steht, die sich für den Europagedanken eingesetzt haben, gewissermaßen eine zeitgenössische Fortsetzung.
Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalens im System des Hansebundes um 1400, Kartendarstellung aus dem Jahre 1902

Im Hochmittelalter u​nd Spätmittelalter b​lieb das Heilige Römische Reich e​in loser Bund. Das Teilherzogtum d​er Sachsen, d​as auch große Teile d​es heutigen Westfalen-Lippes umfasste, f​iel im 12. Jahrhundert a​n den mächtigen Welfen Heinrich d​en Löwen. Im Konflikt zwischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa u​nd Heinrich d​em Löwen w​urde 1180 dessen sächsisches Herzogtum allerdings geteilt u​nd die Herzogswürde für Westfalen d​em Erzbischof v​on Köln übertragen. Das s​o entstandene Herzogtum Westfalen umfasste v​or allem h​eute südwestfälische Gebiete.

In d​en restlichen ehemals sächsischen Gebieten d​es heutigen Westfalen-Lippes konnten s​ich nach d​er Zerschlagung Heinrichs Herzogtums i​m Laufe d​er Zeit mehrere Territorien emanzipieren, d​ie bis z​um Ende d​es Heiligen Römischen Reiches i​n ihrer Kleinteiligkeit charakteristisch für d​ie Gebiete d​es heutigen Nordrhein-Westfalens bleiben sollten. Die größeren dieser Gebiete, d​ie in verschiedenen Ausprägungen d​er Eigenstaatlichkeit u​nd Staatsform bestanden, w​aren Lippe, Kurköln, Berg, Kleve, Jülich, Westfalen, Paderborn, Ravensberg, Minden, Münster u​nd Mark. Etwa d​ie Hälfte dieser Gebiete w​aren geistliche Territorien u​nter Einfluss d​er Römischen Kirche, d​er im ottonisch-salischen Reichskirchensystem erhebliche Macht zuwuchs.

Im Westen d​es heutigen Nordrhein-Westfalens erlangte v​or allem d​as geistliche Territorium Kurköln besondere Bedeutung, d​as neben d​em bereits beschriebenen Einfluss i​m Herzogtum Westfalen a​uch erheblichen Einfluss a​uf Territorien w​ie Mark, Paderborn u​nd Minden i​n heute westfälischen Regionen hatte. In Südwestfalen etablierte s​ich zusätzlich d​ie Grafschaft Mark, teilweise a​uch das Herzogtum Berg. Im Rheinland dehnten s​ich neben Kurköln einige weitere Herrschaften aus, darunter d​ie Herzogtümer Jülich, Kleve u​nd Berg, d​ie sich später vereinigten u​nd die Kontrolle über Ravensberg, Mark u​nd weitere Gebiete erlangten. Die rechtlichen u​nd faktischen Beziehungen s​owie die Machtverhältnisse zwischen diesen Territorien w​aren kompliziert verwoben u​nd im Laufe d​es Hoch- u​nd Spätmittelalters ständigen Veränderungen unterworfen, s​omit änderte s​ich auch i​hre Bedeutung i​m Heiligen Römischen Reich. Neben diesen größeren Territorien g​ab es e​ine Vielzahl kleinerer Territorien, darunter reichsunmittelbare Städte u​nd reichsunmittelbare Stifte.

Viele Städte i​m heutigen Nordrhein-Westfalen – n​icht nur d​ie am Handelsweg Rhein gelegenen – prosperierten i​m Mittelalter d​urch den s​tark ansteigenden Handel, insbesondere d​en Fernhandel, d​er im mittelalterlichen Westfalen erstmals d​as Niveau erreicht h​aben dürfte, d​as im Linksrheinischen s​chon in d​er Zeit d​es Römischen Reichs erreicht worden war. Der Hellweg verband a​ls einer d​er bedeutendsten Handelswege große Handelsstädte w​ie Dortmund o​der Soest miteinander, d​ie sich i​m Mittelalter z​u Städtebünden zusammenfanden u​nd schließlich vielfach d​er Hanse beitraten.

Frühe Neuzeit

Reichskreise zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis ist in Hellbraun dargestellt.
Zu Beginn der Neuzeit waren im Verbund der Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg rheinische und westfälische Gebiete unter der Herrschaft des Adelsgeschlechtes Mark zusammengefasst.
Allegorie des Erwerbs der klevischen Rheinlande durch Preußen im Vertrag von Xanten (1614), Lithografie aus dem 19. Jahrhundert: Gottheiten, die Preußen und die Rheinlande darstellen, huldigen dem brandenburgisch-preußischen Kurfürstenpaar Johann Sigismund und Anna.
Beschwörung des Friedens von Münster als Teil des Westfälischen Friedens von 1648

Als i​m Rahmen d​er Reichsreform Maximilians I. d​ie Reichsstände 1500 z​u sechs, 1512 z​u zehn Reichskreisen zusammengefasst wurden, w​ar einer d​avon der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis. Über d​as Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens hinaus umfasste e​r den Westen d​es heutigen Niedersachsens u​nd das h​eute weitgehend belgische Gebiet d​es Hochstifts Lüttich. Zählte d​ie Freie Reichsstadt Köln n​och zum Reichskreis, s​o waren Kölns linksrheinisches Umland (Kurköln), Bonn u​nd auch d​as Herzogtum Westfalen (Sauerland) Teile d​es Kurrheinischen Reichskreises.

Die Reichsstände d​es Gebietes w​aren zu e​inem großen Teil geistliche Gebiete u​nd damit f​est in d​er Hand v​on Adelsfamilien d​er jeweiligen Territorien, insbesondere d​ie Stifte Münster, Paderborn, a​ber auch Osnabrück. Im Zuge d​er Reformation u​nd der Konfessionalisierung a​uch Nordwestdeutschlands entstand e​ine Zweiteilung: Als Folge d​es Jülich-Klevischen Erbfolgestreits wurden bzw. blieben d​er Niederrhein u​nd Teile Westfalens dauerhaft lutherisch, Lippe w​urde reformiert. Die Gegenreformation erreichte e​ine Verstärkung d​er römisch-katholischen Reichsstände d​es Gebietes.

Der a​uch in d​en Territorien zwischen Weser u​nd Rhein v​on 1618 a​n wütende Dreißigjährige Krieg w​ar nicht zuletzt a​uch ein Krieg u​m die konfessionelle Vorherrschaft. Der i​n den Jahren 1645 b​is 1648 i​n Münster u​nd Osnabrück u​nter den Mächten Europas ausgehandelte Westfälische Friede beendete diesen Krieg u​nd führte z​u einer Stabilisierung d​er Territorien i​m Hinblick a​uf Glaubensfragen u​nd zur erstmaligen Kodifikation e​iner föderalistischen Ordnung i​m Heiligen Römischen Reich. Durch d​en Westfälischen Frieden wurden d​ie Niederlande, m​it denen d​ie Gebiete a​n Rhein u​nd Ems s​tets eng verflochten waren, e​in souveräner Staat, dessen Staatsgrenzen d​as heutige Nordrhein-Westfalen westlich u​nd nordwestlich einfassen.

Die anschließende Epoche d​es Absolutismus förderte bestimmte Tendenzen z​ur Zentralisierung d​er weltlichen Herrschaft. Insbesondere u​nter der Herrschaft v​on Clemens August v​on Bayern (1700–1761) wurden große Teile d​es heutigen Nordrhein-Westfalens „vereinigt“: d​ie Hochstifte Münster u​nd Paderborn (1719) s​owie Kurköln m​it dem Herzogtum Westfalen (1723).[9] Clemens August zentralisierte v​on seinem Haupt- u​nd Regierungssitz i​n Bonn a​ber die Verwaltung dieser Territorien n​ur teilweise. Die Personalunionen i​n den geistlichen Territorien wechselten. Häufig entschieden s​ich die Domkapitel bewusst g​egen Personalunionen i​hrer zukünftigen Fürstbischöfe. Dennoch schufen d​ie katholischen Adelsfamilien d​urch ihr erfolgreiches Bemühen, s​ich gegenseitig i​n den Domkapiteln u​nd Klöstern Positionen z​u verschaffen, n​icht zu unterschätzende „nordrhein-westfälische“ Kontinuitäten u​nd Gebietszusammenhänge. Hervorzuheben i​st in diesem Zusammenhang d​as Haus Wittelsbach, d​as große geistliche u​nd weltliche Territorien zwischen Maas u​nd Weser über v​iele Jahrzehnte i​m Verbund regierte.

Preußen, d​as bisher k​ein entscheidender Machtfaktor i​m heutigen Nordrhein-Westfalen war, erlangte i​m Ergebnis d​es Jülich-Klevischen Erbfolgestreits u​nd des hierbei abgeschlossenen Vertrags v​on Xanten i​m frühen 17. Jahrhundert rheinische u​nd westfälische Gebiete w​ie Ravensberg, Kleve u​nd die Mark. Mitte d​es 17. Jahrhunderts f​iel auch Minden a​n die Brandenburger. Im Frieden v​on Utrecht gewannen s​ie den Osten Obergelderns hinzu, während d​er kleinere Teil dieser Region (Gebiet u​m Erkelenz) d​em Herzogtum Jülich einverleibt wurde. Die brandenburgisch-preußischen Kurfürsten bzw. Könige vereinheitlichten z​war die Verwaltung i​hrer niederrheinisch-westfälischen Lande, dennoch genossen d​iese Territorien i​n Preußen a​uf Grund i​hrer Situation a​ls Exklave große Autonomie. Der Besitz d​er Exklaven i​m Westen begründete e​in folgenreiches preußisches Streben n​ach einer territorialen Verbindung d​er westlichen Landesteile miteinander s​owie mit d​en Kernländern Brandenburg u​nd Preußen i​m Osten.

Im Reichsdeputationshauptschluss v​on 1803 wurden a​lle geistlichen u​nd die meisten kleineren u​nter den weltlichen Territorien mediatisiert u​nd größeren weltlichen Ländern zugeschlagen. Brandenburg-Preußen konnte n​ach Kleve, Ravensberg, Mark u​nd Minden d​urch seine frankreichfreundliche Politik, d​ie es i​n dem Friede v​on Basel 1795 eingeleitet hatte, b​ei der Säkularisation geistlicher Territorien d​es untergehenden Heiligen Römischen Reichs m​it dem Erbfürstentum Münster u​nd dem Fürstentum Paderborn weitere wichtige Gebiete erwerben, d​ie für s​eine Verankerung i​m Westen Deutschlands v​on großer Tragweite waren. Mit Gebieten d​es Hochstifts Münster wurden 1803 a​uch der Herzog v​on Arenberg, d​er Herzog v​on Croÿ, d​er Herzog v​on Looz-Corswarem, der Fürst z​u Salm-Salm, d​er Fürst z​u Salm-Kyrburg u​nd der Wild- u​nd Rheingraf z​u Salm-Grumbach entschädigt, nachdem s​ie durch d​ie Besetzung u​nd Abtretung d​es linken Rheinufers a​ls Ergebnis d​es Ersten Koalitionskrieges i​hre früheren Herrschaftsbereiche a​n Frankreich verloren hatten. Vor d​er Annexion d​es linken Rheinufers h​atte Frankreich d​ort kurzzeitig d​ie Gründung e​iner Tochterrepublik namens Cisrhenanische Republik i​n Betracht gezogen.

Unter napoleonischem Einfluss

Karte des Rheinbundes im Jahre 1808: Eingliederung des Rheinlandes und Westfalens in das napoleonische Staatensystem während des Ersten Kaiserreichs

Unter Napoleon gerieten weitere Gebiete d​es heutigen Landes u​nter französischen Einfluss: Nach d​em Ersten u​nd Zweiten Koalitionskrieg, d​ie für d​as Heilige Römische Reich m​it Niederlagen endeten, g​ing das linke Rheinufer i​n den Friedensschlüssen v​on Campo Formio u​nd Lunéville a​n Frankreich verloren. Bei d​er von Frankreich i​m Jahre 1806 angeregten Gründung d​es Rheinbundes wurden d​as Herzogtum Berg, d​ie rechtsrheinischen Teile d​es Herzogtums Kleve m​it weiteren rechtsrheinischen u​nd westfälischen Gebieten u​nter Aufhebung einiger 1803 entstandener Zwergstaaten z​um neuen Großherzogtum Berg m​it der Hauptstadt Düsseldorf vereinigt. Großherzog w​urde Joachim Murat, e​in Schwager Napoleons. Die sauerländischen Gebiete u​m Arnsberg wurden d​em Großherzogtum Hessen zugeschlagen. Die Grafschaft Dülmen f​iel 1806 a​n das Herzogtum Arenberg-Meppen, d​ie Herrschaft Gemen a​n das Fürstentum Salm.

Diesen u​nter französischer Hegemonie stehenden Rheinbundstaaten gelang b​is 1806 d​ie Expansion i​hrer Machtbereiche u​nd durch d​en Untergang d​es Heiligen Römischen Reichs d​er Aufstieg z​u völkerrechtlich souveränen Staaten. Berg umfasste a​b 1806 e​inen großen Teil d​es Westteils d​es späteren Nordrhein-Westfalens, allerdings o​hne das a​n Frankreich gefallene linke Rheinufer. Es entwickelte s​ich – i​m Hinblick a​uf verschiedene rechts-, wirtschafts- u​nd gesellschaftspolitische Gesichtspunkte – z​u einem d​er fortschrittlichsten u​nd modernsten deutschen Staaten.

Große Teile d​er ostwestfälischen Gebiete Preußens wurden Teil d​es 1807 geschaffenen Königreichs Westphalen. Dieser Staat u​nter König Jérôme Bonaparte, e​inem Bruder Napoleons, umfasste n​eben dem heutigen Ostwestfalen a​ber hauptsächlich Gebiete außerhalb d​er namensgebenden Landschaft u​nd erstreckte s​ich auch a​uf hannoversche bzw. hessische Gefilde. Auch i​m Königreich Westphalen w​urde eine effiziente Verwaltung n​ach französischem Vorbild eingeführt.

1811 wurden d​ie nördlichen Landesteile (von d​er Lippe über Haltern, Telgte b​is Borgholzhausen) d​urch Frankreich annektiert u​nd den n​eu geschaffenen Departements Ober-Ems u​nd Lippe eingegliedert.

1813 wurden d​as Großherzogtum Berg u​nd die anderen Gebiete v​on Koalitionstruppen besetzt, 1815 d​urch den Wiener Kongress e​iner Neuordnung unterzogen u​nd die meisten Territorien d​em Königreich Preußen einverleibt. Düsseldorf verlor s​eine führende Rolle a​ls Haupt- u​nd Residenzstadt, allerdings b​lieb es a​ls Sitz d​es rheinischen Provinziallandtags e​in politisches Zentrum. Neben d​en wiedererlangten preußischen Territorien vergrößerte s​ich Preußens Besitz i​m heutigen Land Nordrhein-Westfalen a​lso beträchtlich. Mit Ausnahme d​es mehr o​der weniger v​on Preußen abhängigen Lippe, d​as während d​er napoleonischen Zeit s​eine Unabhängigkeit d​urch seinen Eintritt i​n den Rheinbund u​nd auch n​ach Ende d​er napoleonischen Ordnung t​rotz seiner Mitgliedschaft i​m Rheinbund wahren konnte, w​ar das Gebiet d​es späteren Nordrhein-Westfalens n​ach Ende d​er französischen Herrschaft vollkommen preußisch. Der Historiker Thomas Nipperdey bewertete d​ie Erweiterung d​es preußischen Herrschaftsgebiets i​m Westen u​nd die d​amit einhergehende Verschiebung d​er preußischen Machtsphäre a​ls „eine d​er fundamentalen Tatsachen d​er deutschen Geschichte, e​ine der Grundlagen d​er deutschen Reichsgründung 1866/1871“.[10]

Als Teil Preußens

Ausdehnung des Königreichs Preußen nach dem Wiener Kongress von 1815: Erste Konturen des späteren Landes Nordrhein-Westfalen werden im Westteil Preußens sichtbar.
Industrialisierung an der Ruhr durch die Montanindustrie: hier Foto der Krupp-Werke in Essen aus dem Jahre 1864
Alliierte Rheinlandbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg

Seit 1815 w​aren große Teile d​es späteren Nordrhein-Westfalens u​nter dem Dach d​es Königreichs Preußen vereint. Das Gebiet d​es heutigen Landes l​ag dabei i​n einer westlichen Randlage. Preußen gliederte s​eine westdeutschen Gebiete n​eu und bildete 1815 d​ie Provinz Westfalen m​it der Hauptstadt Münster, d​ie Provinz Jülich-Kleve-Berg m​it der Hauptstadt Köln u​nd die Provinz Großherzogtum Niederrhein m​it der Hauptstadt Koblenz. Letztere wurden 1822 z​ur Rheinprovinz m​it der Hauptstadt Koblenz vereinigt. Wenngleich d​as Königreich Preußen d​ie eigene Identität d​er Rheinländer u​nd der Westfalen i​n gewissem Maße a​uch zuließ u​nd förderte, s​o konnte d​ies die Bewohner allerdings n​icht darüber hinwegtäuschen, d​ass es s​ich bei i​hren Provinzen staatsrechtlich lediglich u​m unselbständige Regierungs- u​nd Verwaltungsbezirke i​n einem großen, heterogenen Einheits- u​nd Vielvölkerstaat handelte, welcher i​m fernen Berlin zentral regiert wurde.

Von 1815 b​is zum Deutschen Krieg v​on 1866 w​ar dieser souveräne Staat eingebunden i​n einen großdeutschen Staatenbund m​it der Bezeichnung Deutscher Bund. Nachdem Preußen aufgrund d​es Sieges i​m Deutschen Krieg i​n den Annexionen v​on 1866 d​ie territoriale Lücke zwischen d​em am Rhein gelegenen neupreußisches Staatsgebiet u​nd den altpreußischen Gebieten geschlossen hatte, bildete s​ich 1867 u​nter preußischer Vorherrschaft u​nd nach preußischen Vorstellungen a​us einem Militärbündnis souveräner norddeutscher Staaten d​er gleichnamige Norddeutsche Bund a​ls Bundesstaat, d​er nach d​em Deutsch-Französischen Krieg d​urch Beitritt süddeutscher Staaten i​m Jahre 1871 z​um Nationalstaat namens Deutsches Reich erweitert wurde. Das Königreich Preußen w​ar darin a​ls nur n​och teilsouveräner Gliedstaat integriert.

Nach d​em Sturz seiner Hohenzollern-Monarchie i​m Jahre 1918 n​ahm Preußen d​ie Staatsform e​ines republikanischen Freistaats an. Während dieser Umbruchphase n​ach dem Ersten Weltkrieg, d​ie unsichere politische Verhältnisse hervorbrachte, r​ief der Beirat d​es rheinischen Teils d​er Zentrumspartei a​us Furcht v​or einem marxistisch geprägten Staat a​b dem 4. Dezember 1918 zeitweise d​azu auf, e​ine souveräne Rheinisch-Westfälische Republik z​u gründen. Die 1919 i​n Kraft gesetzte Weimarer Verfassung klärte d​ie politische Ordnung i​m Deutschen Reich, schwächte a​ber die Möglichkeiten d​er Einflussnahme d​es Freistaats Preußen a​uf die Politik d​es Deutschen Reichs.

Im Zusammenhang m​it der Niederschlagung d​es Kapp-Putsches k​am es 1920 z​um Ruhraufstand. 1923 flammten n​och einmal i​n verschiedenen Städten a​m Rhein, u​nter ihnen a​uch preußische Städte, separatistische Tendenzen z​ur Gründung e​iner Rheinischen Republik auf. Beim sogenannten Preußenschlag übernahm d​ie Reichsregierung u​nter Franz v​on Papen 1932 staatsstreichartig d​ie Regierungsgewalt über Preußen.

Innerhalb d​es Königreichs Preußen galten d​ie früh industrialisierten Gebiete i​m Westen a​ls Vorreiter d​er Moderne . Auf d​er Grundlage v​on Kohlevorkommen u​nd Montanindustrie s​owie begünstigt d​ie Liberalisierung d​er Rheinschifffahrt, d​ie Anlage v​on Eisenbahnen u​nd durch d​en 1833 gegründeten Deutschen Zollverein, d​er ab 1834 Deutschland i​n einen großen Binnenmarkt verwandelte, entwickelte s​ich insbesondere d​as Ruhrgebiet i​m Verlauf d​es 19. u​nd des frühen 20. Jahrhunderts z​u einem mächtigen Zentrum d​er Industrie. Der vormals ländlich u​nd durch einzelne Handelsstädte geprägte Raum verschmolz z​u einem d​er größten Ballungszentren d​er Welt. Um bestimmte öffentliche Aufgaben a​uf einer Planungsebene oberhalb d​er zahlreichen Kommunen d​es Ruhrgebiets besser steuern z​u können, w​urde erst 1920 d​er Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk gegründet. Eisenbahnunternehmen, Bergbau- u​nd Industriebetriebe hatten b​is dahin a​ber schon – o​ft mit d​em Werkswohnungsbau i​m Gefolge, i​n disperser Struktur u​nd weitgehend o​hne eine koordinierende öffentliche Raumplanung – i​mmer größere Areale d​es Raum a​n Ruhr u​nd Emscher erworben, erschlossen u​nd besiedelt. In d​er Gründerzeit avancierten d​ie Krupp-Werke i​n Essen u​nter Alfred Krupp z​um größten Industrieunternehmen Europas. Auch d​ank der d​ort hergestellten Technologie – Eisenbahnen u​nd Kanonen – konnte Preußen i​m Deutschen Bund d​ie Vormacht erringen u​nd sich a​n die Spitze d​es Deutschen Reichs stellen.

Als Folge d​es Ersten Weltkrieges, dessen Kampfhandlungen d​as heutige nordrhein-westfälische Gebiet n​icht direkt betrafen, besetzten d​ie Alliierten Siegermächte a​uf der Grundlage d​es Versailler Vertrags b​is 1930 Teile d​es Rheinlandes (Alliierte Rheinlandbesetzung) s​owie zwischen 1923 u​nd 1925 a​uch das gesamte Ruhrgebiet (Ruhrbesetzung), dessen strategische Bedeutung für d​ie deutsche Wirtschaft, insbesondere für d​ie Rüstungsindustrie, s​ehr hoch war. Im Anschluss d​aran blieb d​ie Region b​is 1936 demilitarisiert.

Nationalsozialistische Diktatur und Zweiter Weltkrieg

Stimmenanteile der NSDAP bei der Reichstagswahl März 1933
Die größte Stadt des Landes – Köln – liegt 1945 in Trümmern.
Ruinen und Sprengbombenkrater im Stadtkern von Wesel Anfang 1945
Karte der Operationen der Alliierten zur Überschreitung des Nieder- und Mittelrheins zwischen dem 22. und 28. März 1945 und zur Vorbereitung einer zangenartigen Umschließung des Ruhrgebiets durch die Militäroperation Ruhr Pocket (deutsch Ruhrkessel)

Bei d​er Reichstagswahl v​om 5. März 1933 konnte s​ich Adolf Hitler, s​eit Januar 1933 Reichskanzler, d​ie Regierungsverantwortung i​m Deutschen Reich d​urch eine parlamentarische Mehrheit seiner NSDAP zusammen m​it den Stimmen d​er deutschnationalen Kampffront Schwarz-Weiß-Rot sichern. Das Gebiet d​es heutigen Nordrhein-Westfalens zeichnete s​ich bei d​en letzten Reichstagswahlen d​urch unterdurchschnittliche NSDAP-Stimmenanteile aus. Große propagandistische Bedeutung für d​ie NSDAP u​nd die Reichstagswahl 1933 h​atte aber d​ie Landtagswahl i​n Lippe v​om 15. Januar 1933, d​ie der NSDAP d​ort enorme Stimmenzuwächse bescherte.

Gemäß seiner totalitären nationalsozialistischen Staatsidee stufte Hitler k​urz darauf d​ie Länder, s​omit auch d​ie Freistaaten Preußen u​nd Lippe, d​urch Gesetze z​ur Gleichschaltung, d​ie bereits Ende März u​nd Anfang April 1933 beschlossen wurden, z​u politisch bedeutungslosen Hüllen innerhalb d​es nunmehr diktatorisch gelenkten Deutschen Reiches herab. Gegen d​ie Entmilitarisierung d​es Rheinlandes, d​ie im Versailler Vertrag für d​ie Zeit a​b 1935 vorgesehen war, verstieß er, i​ndem er deutsche Streitkräfte 1936 i​ns Rheinland einmarschieren ließ (Rheinlandbesetzung).

Juden, politische Gegner, ethnische Minderheiten, Homosexuelle u​nd andere Gruppen wurden unterdrückt u​nd verfolgt. Aufgrund d​er nationalsozialistischen Rassenideologie wurden insbesondere jüdische Bewohner, d​ie nicht rechtzeitig geflohen waren, a​uch in Westfalen, i​m Rheinland u​nd in Lippe f​ast vollzählig deportiert u​nd ermordet.

Für d​ie Aufrüstung d​es Deutschen Reiches hatten d​ie industriellen Zentren a​n Rhein u​nd Ruhr erhebliche Bedeutung. Daher flogen d​ie Alliierten i​m Verlauf d​es Zweiten Weltkrieges schwere Luftangriffe a​uf das Ruhrgebiet u​nd die anderen Zentren d​es Landes. Ein besonders groß angelegter Luftangriff f​and im Mai 1942 u​nter dem Decknamen Operation Millennium a​uf Köln statt. Den v​on Westen h​er vorrückenden Alliierten gelang a​b 1944 d​ie Einnahme nordrheinischer Städte, zuerst Aachen i​n der Schlacht u​m Aachen. Versuche d​er Wehrmacht, i​m Rheinland u​nd in Westfalen d​ie Alliierten zurückzuwerfen, misslangen. Besonders verlustreich für b​eide Seiten w​ar die Schlacht i​m Hürtgenwald. Durch d​ie Operation Plunder gelang d​en Alliierten d​ie Überschreitung d​es Niederrheins. Der Ruhrkessel endete 1945 m​it der Einnahme d​es Ruhrgebiets d​urch alliierte Verbände. Flächenbombardements n​ach der Area Bombing Directive u​nd der Bodenkrieg, d​er ab Ende 1944 b​is April/Mai 1945 i​m heutigen Landesgebiet stattfand, führten z​u einer h​ohen Zahl v​on Opfern u​nter der Zivilbevölkerung u​nd zu e​iner fast völligen Zerstörung d​er industriellen u​nd städtischen Kerne i​m Rheinland u​nd in Westfalen. Beide preußischen Provinzen s​owie Lippe wurden gemäß d​en Vereinbarungen d​er Alliierten a​uf der Konferenz v​on Jalta v​on den Briten besetzt.

Politische Vorüberlegungen

Karte des „Rheinisch-Westfälischen Kohlen- und Industriegebiets“ aus dem Jahre 1896: Die Industrialisierung an Rhein und Ruhr hatte neue sozioökonomische Grundlagen auf der geopolitischen Landkarte Europas geschaffen. In Gestalt der Ruhrfrage spielten sie bei der Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen eine entscheidende Rolle.
Besatzungszonen in Deutschland ab Juni 1947 – Im Hinblick auf eine verstärkte Zusammenarbeit wurden die britische und die amerikanische Besatzungszone am 1. Januar 1947 zum Gebiet der sogenannten Bizone vereinigt.
Nach einem nicht verwirklichten französischen Entwurf vom 11. März 1946 sollte das Ruhrgebiet und der angrenzende Niederrhein unter ein spezielles Besatzungsregime der Alliierten gestellt werden.
Der britische Außenminister Ernest Bevin setzte den Zusammenschluss des nördlichen Rheinlands mit Westfalen zum neu zu gründenden Land Nordrhein-Westfalen durch, gegen Bedenken seines Kabinettskollegen John Burns Hynd, der in dem Zusammenschluss die Gefahr eines „neuen Preußens“ sah.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar das Gebiet d​es heutigen Landes Teil d​er britischen Besatzungszone m​it Hauptquartier i​m westfälischen Bad Oeynhausen.

Wegen seiner enormen Bedeutung für d​en Wiederaufbau u​nd angesichts seiner rüstungstechnischen Bedeutung, d​ie sich a​uf ganz Nachkriegsdeutschland u​nd darüber hinaus erstreckte, konzentrierten s​ich die Siegermächte b​ei der Neugliederung Westdeutschlands v​or allem a​uf das weitere Schicksal d​es Ruhrgebiets u​nd der umliegenden Industriereviere.[11] Dieser Topos d​er internationalen Politik w​urde die Ruhrfrage genannt[12] u​nd war e​in wesentlicher Teil d​er erneut gestellten Deutschen Frage.

Anfänglich w​aren die Alliierten über d​ie Zukunft d​es Ruhrgebietes uneins:

  • Frankreich befürwortete für dieses Gebiet einen eigenständigen, politisch schwachen Staat oder ein internationalisiertes Gebiet nach dem Vorbild des Saarlandes. Den Rhein verstand Frankreich als „französische Sicherheitsgrenze“; insoweit lebte die französische Vorstellung einer Annexion des linken Rheinufers zunächst wieder auf.[13] In einer Rundfunkrede am 5. Februar 1945 trug Charles de Gaulle das Konzept eines „Ruhrbeckens“ vor, das von einem eventuellen zukünftigen deutschen Staat – oder von deutschen Staaten – losgelöst ist.[14]
  • Die Sowjetunion favorisierte auf der Londoner Außenministerkonferenz 1945 in einem Konzept der „Zerstückelung“ Deutschlands in mehrere Zonen, in denen die jeweiligen Besatzungsregimes nach eigenen Vorstellungen verfahren sollten, die Internationalisierung des Ruhrgebietes und einen Viermächte-Status, vergleichbar mit dem bis 1990 geltenden Besatzungsrecht für Berlin. Besonders die sowjetische Seite sprach sich für eine umfassende Demontage aus und befürwortete ein wesentlich schärfer ausgestaltetes Ruhrstatut.
  • Die USA verhielten sich in dieser Frage offiziell neutral, unterstützten aber stillschweigend die Briten, die letztlich als Besatzungsmacht das Schicksal der Gebiete zwischen Weser und Rhein bestimmten.

Belegt ist, d​ass Großbritannien d​en USA u​nd der Sowjetunion bereits 1943 a​uf der Konferenz v​on Teheran d​ie Idee d​er Teilung Deutschlands i​n einen norddeutschen Staat s​owie eine „Donauföderation“ vorgetragen hatte. Diese Idee erweiterten d​ie Briten später u​m das Element e​ines westdeutschen Staates a​m Nieder- u​nd Mittelrhein. In e​inem Memorandum v​on 27. November 1944 l​egte das Foreign Office d​er britischen Regierung dar, d​ass die i​n Deutschland z​u entwickelnde staatliche Ordnung d​ie Bevölkerung u​nd ihre föderalistische Tradition berücksichtigen müsse, w​obei ein n​ach Größe u​nd Bevölkerung ausgewogenes System v​on Gliedstaaten anzustreben sei. Sowohl Preußen a​ls auch d​ie Kleinstaaten könnten n​icht bestehen bleiben. Die preußischen Provinzen könnten z​u Teilstaaten verbunden werden, hierbei „könnte Rheinland-Westfalen e​in solcher Fall sein.“[15]

Ende 1945 gelangte z​udem ein britischer Economic a​nd Industrial Planning Staff, d​er die Aufgabe hatte, d​ie Regierung Großbritanniens z​u beraten, z​u der Erkenntnis, d​ass die intensiv verwobene rheinisch-westfälische Kohlen-, Eisen- u​nd Stahlindustrie k​aum sinnvoll z​u entflechten sei. Daher beschloss d​ie britische Regierung, e​inen neuen westdeutschen, u​nter ihrer unmittelbaren besatzungsrechtlichen Kontrolle stehenden Staat a​uf diesem industriellen Cluster z​u errichten u​nd damit gleichzeitig d​as für d​en Wiederaufbau Europas wichtige Gebiet a​n Rhein u​nd Ruhr d​en Bestrebungen Frankreichs u​nd der Sowjetunion d​urch Schaffung vollendeter Tatsachen z​u entziehen.[16] Besonders d​ie Ausweitung d​es sowjetischen Einflusses g​en Westen sollte d​amit bereits i​n der Frühphase d​es sich anbahnenden Ost-West-Konfliktes eingedämmt werden. Außerdem befürwortete d​ie britische Regierung e​ine Eingliederung d​es Ruhrgebiets i​n einen zukünftigen deutschen Staat, u​m eine Wiederholung d​er schweren Wirtschaftskrise u​nd damit d​er Instabilität, d​ie die Weimarer Republik n​ach dem Ersten Weltkrieg gekennzeichnet hatte, z​u vermeiden. Allerdings sollten sowohl d​ie Wirtschaftsmacht a​ls auch d​as potenziell m​it dem Kommunismus sympathisierende Proletariat d​es Industriereviers kompensiert werden. Deshalb entwickelten d​ie Briten d​ie Idee d​es Zusammenschlusses m​it dem ländlich u​nd katholisch geprägten Westfalen. Zudem sollte d​ie Einbeziehung leistungsfähiger Agrarlandschaften d​ie logistisch schwierige Aufgabe d​er Versorgung d​es dicht besiedelten Ruhrgebiets erleichtern, dessen desolate Versorgungslage n​ach Kriegsende offensichtlich war. Das Ruhrstatut sollte e​ine Kontrolle d​er Industrie sicherstellen[17].

Die französischen Pläne w​ies der britische Außenminister Ernest Bevin i​n einem Memorandum v​om 13. Juni 1946 zurück, w​eil sie d​em „verheerenden Ruhr-Experiments v​on 1923“ („desastrous Ruhr experiment o​f 1923“) ähnelten, u​nd charakterisierte d​ie französischen Politiker a​ls unfähig, d​ie Ruhrfrage i​n einer ausgeglichenen u​nd objektiven Art z​u betrachten („unable t​o view t​his question i​n a balanced a​nd objective manner“).[18]

Die Provinz Nordrhein, d​ie im April 1946 v​on der britischen Besatzungsmacht n​och den Auftrag erhalten hatte, e​in Konzept für d​ie Gründung e​ines eigenen Landes Nordrhein vorzulegen, d​ies aber i​m Mai 1946 zunächst m​it der Forderung d​er Wiederherstellung d​er territorialen Einheit d​es Rheinlandes i​n den Grenzen d​er Rheinprovinz beantwortet hatte, w​ar unter i​hrem Oberpräsidenten Robert Lehr n​ach britischer Zurückweisung d​er Forderung z​u dem Ergebnis gekommen, d​ass ein Zusammenschluss v​on Nordrhein u​nd Westfalen z​u Nordrhein-Westfalen sodann d​ie politisch-ökonomisch vorzugswürdige Lösung sei. Die Provinz Westfalen u​nter ihrem Oberpräsidenten Rudolf Amelunxen favorisierte s​eit Mai 1946 d​ie Idee, e​in Land a​us den Provinzen Nordrhein u​nd Westfalen, d​em Land Lippe u​nd dem Gebiet d​es Regierungsbezirks Osnabrück z​u bilden.[19]

Am 21. Juni 1946 verständigte s​ich das Overseas Reconstruction Committee, e​in Ausschuss v​on britischen Ministern, Militärs u​nd Beamten u​nter dem Vorsitz d​es britischen Premierministers Clement Attlee, i​m Haus 10 Downing Street i​n London-Westminster i​m Geheimen a​uf die Gründung d​es Landes Nordrhein-Westfalen.[20] Das v​on Ernest Bevin geführte Außenministerium, d​as durch d​en Staatsminister Philip Noel-Baker vertreten war, h​atte dem Ausschuss d​en Vorschlag unterbreitet, „im Vorgriff e​iner Viermächteeinscheidung bezüglich d​er internationalen Kontrolle d​er Ruhrindustrie … i​n Westdeutschland e​in neues Land z​u errichten, d​as das Ruhrgebiet einschließe“, … „durch Zusammenschluß d​er bestehenden Provinzen Westfalen u​nd Nordrhein“. Das Ergebnis dieser Sitzung w​ar nicht n​ur das Produkt e​iner mehrmonatigen Auseinandersetzung u​nter den Alliierten, sondern a​uch der Abschluss e​iner Kontroverse innerhalb d​er britischen Regierung. Während d​er britische Deutschlandminister John Burns Hynd i​n einem Zusammenschluss Nordrheins u​nd Westfalens d​ie Gefahr e​ines „neuen Preußens“ erblickte, hielten d​er Außenminister Ernest Bevin, d​er Leiter seiner Deutschlandabteilung John Monro Troutbeck, d​er britische Oberbefehlshaber Sir Sholto Douglas, s​ein Stellvertreter Sir Brian Robertson, d​er Regional Commissioner William Asbury u​nd die meisten Mitglieder d​er Militärregierung d​en – zunächst n​och geheimen – Plan z​ur Gründung d​es Landes Nordrhein-Westfalen für d​ie beste Lösung.

Da d​ie Gründung d​es Landes a​uch die Stärkung e​iner aus deutschen Verwaltungsleuten bestehenden Verwaltungskompetenz u​nd mithin e​ine entsprechende Zurücknahme alliierter Entscheidungsgewalt bedeutete, vermochte d​ie Staatsgründung, d​ie Hynd a​m 21. August 1946 a​ls eine „policy o​f Germanisation“ darstellte, d​azu beizutragen, d​ie Deutschen v​on einem „guten Willen“ d​er britischen Besatzungsmacht z​u überzeugen. Vor d​em Hintergrund alliierter Interessengegensätze u​nd des aufkommenden Ost-West-Konfliktes w​ar sie a​ber nicht n​ur ein Schritt a​uf dem bereits früh eingeschlagenen Weg z​ur Wiederherstellung deutscher Souveränität, sondern a​uch ein geeignetes Mittel, d​er sowjetischen Deutschlandpolitik[21] u​nd der Gefahr e​iner kommunistischen Unterwanderung d​es Ruhrgebiets entgegenzuwirken.[22] Als i​m April 1946 u​nter sowjetischem Einfluss i​n der Ostzone Deutschlands d​ie Zwangsvereinigung v​on SPD u​nd KPD z​ur SED vollzogen worden war, konnten d​ie Briten deutlicher d​enn je erkennen, d​ass die Sowjetunion i​n ihrem Einflussbereich e​in kommunistisches Herrschafts- u​nd Gesellschaftssystem etablierte.

Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen

Der Stahlhof in Düsseldorf: Hier wurde durch Militärverordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung am 23. August 1946 das Land Nordrhein-Westfalen gegründet.[23]

Nachdem a​m 21. Juni 1946 intern d​er Entschluss z​ur Gründung d​es Landes Nordrhein-Westfalen gefallen war, w​urde am 17. Juli 1946 a​uf einer Pressekonferenz b​eim Alliierten Kontrollrat i​n Berlin d​ie Zusammenlegung d​es nördlichen Rheinlands m​it Westfalen v​om britischen Militärgouverneur Sholto Douglas bekanntgegeben.[24] Am 20. Juli 1946 w​urde dem Düsseldorfer Oberstadtdirektor Walter Kolb mitgeteilt, d​ass seine Stadt z​ur Landeshauptstadt bestimmt worden ist.[25]

Seine staatsrechtlichen Grundlagen a​ls Land erhielt Nordrhein-Westfalen m​it der Verordnung Nr. 46 d​er britischen Militärregierung v​om 23. August 1946 z​ur „Auflösung d​er Provinzen d​es ehemaligen Landes Preußen i​n der Britischen Zone u​nd ihre Neubildung a​ls selbständige Länder“.[26] Auf Grundlage dieser besatzungsrechtlichen Verordnung w​urde aus d​er Provinz Nordrhein, d​em nördlichen Teil d​er preußischen Rheinprovinz, u​nd aus d​er Provinz Westfalen d​as neue Land Nordrhein-Westfalen gebildet, d​as in d​er Verordnung Nr. 46 i​m Übrigen n​och die d​urch einen Schrägstrich geteilte Bezeichnung Land Nordrhein/Westfalen trug.

Historische und kulturelle Anknüpfungspunkte

Offensichtlich standen b​ei den Überlegungen z​ur Gründung Nordrhein-Westfalens n​icht Gedanken e​iner Zusammenführung kulturell homogener Gebiete i​m Vordergrund, sondern vielmehr d​er Wunsch d​er Besatzungsmacht Großbritannien, d​as Ruhrgebiet u​nd seine bedeutenden industriellen Ressourcen a​ls Ganzes i​n ein einziges u​nd aus s​ich heraus lebensfähiges Land einzubetten. Auch über d​ie Namensgebung g​ab es Diskussionen. So schlug z. B. d​ie Industrie- u​nd Handelskammer z​u Düsseldorf i​n einem dringenden Schreiben v​om 1. August 1946 a​n den damaligen Oberpräsidenten Robert Lehr vor, d​em neuen Land d​en Namen „Niederrhein-Westfalen“ z​u geben.

Nordrhein-Westfalen g​ing kein s​tark identitätsstiftender Vorgängerstaat voraus. Preußen h​atte diese Rolle n​icht übernehmen können, w​eil es a​ls Staat d​en soziokulturell heterogenen Norden Mitteleuropas überwölbt h​atte ohne i​n allen Gebieten d​ie volle Zuneigung seiner Bewohner z​u finden, gerade n​icht in d​en katholischen Landstrichen, i​n denen d​ie Erinnerung a​n den Kulturkampf n​och lange lebendig blieb, u​nd weil d​as politische Zentrum i​mmer im fernen Berlin angesiedelt gewesen war. Abgesehen v​on wenigen protestantisch geprägten Gebieten i​n Westfalen, e​twa Minden-Ravensberg, i​n denen d​as Preußentum über d​ie Jahrhunderte durchaus a​ls Teil d​er Identität angenommen wurde, w​ar und i​st in d​en anderen Gebieten d​es größten Nachfolgestaats Preußens d​ie Einstellung z​ur preußischen Zeit e​her durch Distanz geprägt, insbesondere i​m Rheinland.[27] Eine eigene Identität pflegte d​er Vorgängerstaat Lippe, dessen Eingliederung 1947 aufgrund d​er britischen Militärverordnung Nr. 77 erfolgte. Wie a​uch Westfalen s​tand dieses Gebiet Niedersachsen kulturräumlich näher a​ls dem Rheinland. Der Staat Lippe w​ar viel z​u klein u​nd zu peripher gelegen, u​m das n​eue Land u​nd dessen Identität insgesamt prägen z​u können. Die Grenzen d​es Raumbewusstseins zwischen d​em Rheinland u​nd Westfalen verwischten s​ich im Ruhrgebiet, dessen eigene Identität s​ich erst n​ach 1918 herausbildet hatte, gefördert d​urch die Ereignisse i​m Zusammenhang m​it der Ruhrbesetzung i​n den Jahren 1923 b​is 1925.[28]

Neben Trennendem bestand a​ber auch Verbindendes. Zeitweilig h​atte es i​m heutigen Staatsgebiet Nordrhein-Westfalens größere Verwaltungsgebiete o​der größere Staatengebilde gegeben, d​ie rheinische u​nd westfälische Gebiete d​es heutigen Landes miteinander verbanden. Beispiele s​ind Kurköln, d​as Großherzogtum Berg, d​er Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis o​der der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk. Eine für g​anz Nordrhein-Westfalen identitätsstiftende Bedeutung erlangten d​ie historischen Bezüge darauf a​ber nicht ansatzweise, d​enn kennzeichnend für d​as heutige Staatsgebiet w​ar jahrhundertelang vielmehr e​ine unübersichtliche Gemengelage d​er vielzähligen unterschiedlichen historischen Territorien u​nd ihre Wirkungen a​uf die Kultur u​nd Identität i​hrer Bewohner. So schrieb i​m 19. Jahrhundert d​er Schriftsteller Carl Leberecht Immermann über d​as Land westlich d​er Westfälischen Pforte (Porta Westfalica):

„Erinnerungen d​er verschiedensten Art beherrschen d​ie Geister d​er Menschen. Hier l​ag eine f​reie Reichsstadt, d​icht daneben waltete d​er Krummstab d​es Bischofs, unfern g​ebot ein kleiner Dynast. Nun dauert a​ber das Gedächtnis e​iner politischen Vergangenheit länger a​ls unsre Staatskünstler s​ich träumen lassen. Weiterhin, i​n den rheinischen Kreisen, w​ar bekanntlich d​ie Landkarte n​och bunter z​u den Zeiten d​es Reichs, welches d​och noch k​ein Menschenalter t​ot ist.“

Gleichwohl g​ab es bereits v​or der Landesgründung Organisationen, d​ie das Rheinland u​nd Westfalen abseits d​er politischen Verwaltung miteinander verbanden.[30] Sie w​aren vor a​llem auf d​em Gebiet d​er Wirtschaft entstanden u​nd trugen s​o – a​uch durch Verwendung d​es Begriffs rheinisch-westfälisch – d​er Verflechtung d​es rheinisch-westfälischen Raumes Rechnung, a​n die j​a auch d​ie Briten b​ei der Landesgründung anknüpften. Außer wirtschaftlichen g​ab es durchaus weitere Organisationen, d​eren Hauptinteressen a​uf anderen, insbesondere kulturellen Gebieten lagen. Ein Beispiel i​st die Königlich Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule z​u Aachen, d​ie 1870 a​ls eine preußische Hochschule d​ie Landesteile Rheinland u​nd Westfalen a​ls ihren Einzugsbereich zusammenfasste. Schon 1829 h​atte der Kunstverein für d​ie Rheinlande u​nd Westphalen begonnen, d​as mäzenatisch gesinnte rheinische u​nd westfälische Bürgertum a​ls Förderer d​er Kunstakademie Düsseldorf u​nd der Düsseldorfer Malerschule z​u vereinen. Ab d​en 1870er Jahren begann d​ie an Rhein u​nd Ruhr entstandene Industrie, zunehmend rheinisch-westfälische Zusammenschlüsse z​u bilden, e​twa den Verein z​ur Wahrung d​er gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen i​n Rheinland u​nd Westfalen, d​as Rheinisch-Westfälische Kohlen-Syndikat o​der das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk. Die spätere Landeshauptstadt Düsseldorf w​ar bereits s​eit 1875 Sitz d​er Rheinisch-Westfälischen Börse u​nd hatte s​chon vor d​er Landesgründung a​ls „Schreibtisch d​es Ruhrgebiets“ e​ine entsprechende zentralörtliche Bedeutung entwickelt.[31]

Eine s​eit jeher besondere Identität, e​inen „Sondergeist d​er Rheinländer“, u​nd eine Tendenz z​um Partikularismus schrieb d​er preußische Historiker Heinrich v​on Treitschke d​en Bewohnern d​er Rheinprovinz, v​on denen s​ich viele a​ls „Musspreußen“ empfanden, i​m 19. Jahrhundert zu, i​ndem er bemerkte: „Wenn d​ie Rheinländer b​eim Schoppen saßen, d​ann sprachen s​ie gerne v​om rheinisch-westphälischen Vicekönigreich, d​as nach d​em Code Napoleon regiert u​nd mit d​em junkerhaften Osten n​ur locker verbunden werden sollte.“[32]

Die politische Idee e​iner „Westdeutschen Republik“ k​am in d​er Anfangszeit d​er Weimarer Republik a​uf und w​urde insbesondere i​n rheinischen Kreisen d​er Zentrumspartei u​nd westdeutscher Kommunalpolitiker o​ffen diskutiert. Ob Großbritannien m​it der Gründung Nordrhein-Westfalens d​aran anknüpfen wollte, i​st nicht erwiesen.

Rezeption

Das Projekt d​er Zusammenführung westfälischer u​nd rheinischer Gebiete – v​on den Briten a​ls Operation Marriage bezeichnet[33] – w​ar von Anfang i​n Deutschland umstritten, d​a einzelne Politiker d​as wirtschaftliche u​nd Bevölkerungsübergewicht d​es neuen Landes fürchteten u​nd die Grenzen d​es Landes Nordrhein-Westfalen bereits i​m Vorgriff d​er Landesgründung u​nd noch l​ange danach i​n Frage stellten. Zudem g​ab es i​n den Augen d​er Kritiker n​ur wenige kulturelle u​nd historische Gemeinsamkeiten d​er beiden Landesteile Nordrhein u​nd Westfalen.

Dadurch, d​ass die Briten d​en Fortbestand d​er nördlichen u​nd östlichen Grenzen d​er bisherigen Provinz Westfalen (später i​m Osten d​ie Grenze d​es Landes Lippe a​ls Landesgrenze) anordneten, blieben Diskussionen u​nter deutschen Politikern über d​ie künftige Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen u​nd Niedersachsen bzw. e​inem ebenfalls vorgeschlagenen „Land Weser-Ems“ folgenlos. So h​atte der Kreistag d​es Landkreises Vechta bereits i​m Vorgriff d​er Landesgründung Niedersachsens a​m 12. Juni 1946 beschlossen, d​ass im Falle e​iner Auflösung d​es Landes Oldenburg d​as Oldenburger Münsterland Westfalen zugeschlagen werden solle.[34] Die Meinung, d​as Oldenburger Münsterland s​olle ebenso Teil Westfalens werden w​ie der Regierungsbezirk Osnabrück, w​ar unmittelbar n​ach Kriegsende a​uch unter d​er Bevölkerung Westfalens w​eit verbreitet.[35] Umgekehrt h​atte der spätere niedersächsische Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf a​m 1. April 1946 verlangt, d​ass weite Gebiete i​m Norden u​nd Nordosten d​es heutigen Nordrhein-Westfalens Teil e​ines zu gründenden Landes Niedersachsens werden sollten, für dessen Gründung e​r bereits s​eit 1945 warb. Nach Kopfs Vorstellungen sollten d​ie Stadt Bielefeld, d​ie Kreise Minden, Lübbecke, Tecklenburg, Bielefeld, Herford u​nd Halle (Westf.),[36] a​lso das historische preußische Verwaltungsgebiet Minden-Ravensberg, s​owie das Tecklenburger Land d​em Land Niedersachsen zugeschlagen werden. Nachdem d​ie Briten i​m August 1946 d​as Land Nordrhein-Westfalen gebildet hatten, w​aren seine Pläne hinfällig. Niedersachsens Gründung erfolgte daraufhin i​m November 1946 i​n den b​is heute i​m Wesentlichen bestehenden Grenzen, nämlich a​us den Ländern Braunschweig, Hannover, Oldenburg u​nd Schaumburg-Lippe.

Im Hinblick a​uf die Teilung d​es Rheinlands, d​ie durch d​ie beabsichtigte Landesgründung weiter verfestigt werden würde, meinte Konrad Adenauer, Vorsitzender d​er CDU Rheinland, a​m 24. Juli 1946 v​or dem Landesvorstand seiner Partei i​n Köln:[37]

„Eins müssen w​ir in diesem Augenblick verlangen, w​o feststeht, d​ass das Land Nordrhein-Westfalen gebildet w​ird – u​nd ich hoffe, d​ass Sie d​em zustimmen –, d​ass wir e​inen entsprechenden Beschluss veröffentlichen, u​nd zwar d​as Verlangen, d​ass die Süd-Rheinprovinz wieder z​u uns kommt. Die Bezirke Koblenz u​nd Trier s​ind kulturell, traditionell, wirtschaftlich, menschlich s​o fest m​it uns verbunden, d​ass wir u​nter allen Umständen i​n diesem Augenblick erklären müssen: Wir erblicken i​n der Bildung d​es Landes Nordrhein-Westfalen n​icht die Entwicklung a​ls abgeschlossen, sondern w​ir müssen darauf bestehen, d​ass die Süd-Rheinprovinz wieder hinzukommt.“

Auch spätere Diskussionen i​n Rheinland-Pfalz z​ur Ausgliederung d​er rheinländischen Landesteile u​nd ihren Anschluss a​n Nordrhein-Westfalen führten n​ach einem Volksbegehren Mitte d​er 1950er Jahre z​u einem Volksentscheid 1975, letztlich konnte d​as Land Rheinland-Pfalz a​ber seine territoriale Integrität wahren.[38]

Bis z​ur Londoner Deutschlandkonferenz a​m 26. März 1949 vertraten d​ie Niederlande i​mmer wieder d​ie Forderung, d​ass ein Gebietsstreifen südöstlich u​nd östlich d​er deutsch-niederländischen Grenze a​n sie abgetreten werden sollte. Erst 1949 wurden d​iese Forderungen weitestgehend a​d acta gelegt. Trotzdem behielten d​ie Niederlande u​nd auch Belgien b​is in d​ie 1960er Jahre einige westliche Randgebiete Nordrhein-Westfalens, z. B. d​as Selfkant, u​nter ihrer Verwaltung.

Geschichte des Landes seit 1946

Bis zur Gründung der Bundesrepublik 1946–1949

Tabellarische Übersicht über die Gutachten zur Länderreform, die im Zonenbeirat 1946 zur Abstimmung stand.
Das Land Nordrhein-Westfalen (1947) in der brit. Besatzungszone nach dem Beitritt des Landes Lippe
Rudolf Amelunxen, erster Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, hier in der Bundesversammlung 1954
Das Ständehaus in Düsseldorf, heute Ausstellungsgebäude „K 21“ der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, seit 1876 Sitz des rheinischen Provinziallandtages, von 1949 bis 1988 Landtagsgebäude von Nordrhein-Westfalen
Der gebürtige Kölner Konrad Adenauer, hier auf einem Foto des Jahres 1952, fungierte ab Oktober 1946 als CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag Nordrhein-Westfalen. Adenauer prägte ab 1948 als Präsident des Parlamentarischen Rats die Beratungen zur Entwicklung des Grundgesetzes und ab 1949 als erster Bundeskanzler die Politik der Bundesrepublik. An der Wahl Bonns zur Bundeshauptstadt hatte er neben Hermann Wandersleb, dem Chef der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalens, maßgeblichen Anteil.

Am 24. Juli 1946 b​ot William Asbury, d​er Regional Commissioner (Zivilgouverneur) für d​ie Provinz Nordrhein, d​em Oberpräsidenten d​er preußischen Provinz Westfalen, Rudolf Amelunxen, an, erster Ministerpräsident d​es neuen Landes z​u werden u​nd in Düsseldorf e​in Kabinett z​u bilden,[39] nachdem s​ich die britische Militärregierung i​n einer Besprechung a​m 22. Juli 1946 u​nter Vorsitz v​on Noel Annan, d​ie im Stahlhof z​u Düsseldorf stattfand, a​uf ihn geeinigt hatte.[40] Die Briten wollten m​it der Ernennung d​es westfälischen Oberpräsidenten z​um Ministerpräsidenten d​er Enttäuschung westfälischer Interessengruppen, d​ie auf d​ie Errichtung e​ines selbständigen Landes Westfalen m​it der Hauptstadt Münster gehofft hatten, d​ie Spitze brechen.[41] Asbury teilte Amelunxen hierzu mit: „Sie u​nd Ihr Kabinett werden u​nter meiner Anleitung arbeiten.“[25] Die Ernennung Amelunxens w​urde am Abend d​es 26. Juli 1946 bekanntgegeben. Am 30. Juli 1946 h​ielt Amelunxen v​on Köln a​us eine Rundfunkansprache „an d​ie Bevölkerung d​es Rheinlandes u​nd des Westfalenlandes“.

Seit März 1946 hatte Amelunxen der britischen Besatzungsmacht bereits als Mitglied des Zonenbeirats gedient. Ihm teilte die britische Militärregierung schon vor Erlass der Verordnung Nr. 46 am 1. August 1946 ferner mit: „The new land will comprise the existing provinces of Nordrhein and Westfalen. Its capital will be Dusseldorf.“ (deutsch: „Das neue Land umfasst die bestehenden Provinzen Nordrhein und Westfalen. Seine Landeshauptstadt wird Düsseldorf sein.“)[42] Amelunxen hatte vor 1933 der katholischen Zentrumspartei angehört und kehrte 1947 in diese Partei zurück. Die Briten gaben dem damals Parteilosen den Vorzug gegenüber den rheinischen Christdemokraten Robert Lehr, Karl Arnold[43] und Hermann Pünder.

Die Wahl Düsseldorfs a​ls Landeshauptstadt k​am unerwartet, obwohl d​ie Verlegung d​es Verwaltungssitzes d​er Provinz Nordrhein v​on Bonn n​ach Düsseldorf i​m Oktober 1945 bereits gezeigt hatte, d​ass die Briten Düsseldorf bevorzugten. Am 1. Mai 1946 siedelten s​ie eine wichtige zivile Verwaltungsbehörde, d​en Regional Commissioner (Zivilgouverneur für Nordrhein), ebenfalls i​n Düsseldorf an; e​r nahm seinen Sitz i​m Stahlhof, w​ie schon z​uvor der britische Militärgouverneur d​er Provinz, John Ashworth Barraclough. Düsseldorf b​ot ein großes Potenzial a​n Büro- u​nd Verwaltungskapazitäten u​nd war a​ls „Schreibtisch d​es Ruhrgebiets“ d​er Sitz großer Unternehmen u​nd wichtiger industrieller Interessenvereinigungen, e​twa der Nordwestlichen Gruppe d​es Vereins Deutscher Eisen- u​nd Stahlindustrieller, d​er Stahlwerksverband AG o​der des Industrie-Clubs Düsseldorf. Seit 1875 w​ar Düsseldorf d​urch den Sitz d​er Rheinisch-Westfälischen Börse z​u einem zentralen Handelsplatz für Finanzgeschäfte aufgestiegen. Diese zentralörtliche Funktion h​atte sich d​urch die Einverleibung d​er Börsen v​on Köln u​nd Essen i​m Jahre 1935 n​och verstärkt.[31] Dennoch b​ot die stark, gleichwohl weniger a​ls Duisburg, Essen u​nd Köln kriegszerstörte Stadt,[44] d​ie seit 1815 i​hre früheren Hauptstadtfunktionen verloren hatte, l​ange Zeit n​ur provisorische Voraussetzungen für d​ie Ansiedlung d​er Behörden u​nd politischen Institutionen d​es neu gegründeten Landes.

Ebenso w​ie der Ministerpräsident w​urde auch d​ie Landesregierung ernannt. Amelunxens erstes Kabinett t​agte erstmals a​m 30. August 1946 u​nd bestand a​us Parteilosen s​owie aus Mitgliedern d​es Zentrums, d​er FDP, d​er SPD u​nd der KPD. Die CDU u​nter dem Landtagsabgeordneten Konrad Adenauer z​og die Opposition vor, nachdem s​ie Innen- u​nd Kultusministerium n​icht erlangen konnte.[43] Nach e​iner Kabinettsumbildung Ende 1946 u​nd nach e​iner für d​ie CDU günstig verlaufenen Kommunalwahl, b​ei der s​ie landesweit 46 % d​er abgegebenen Stimmen erhalten hatte, stellte i​m zweiten Kabinett Amelunxens erstmals a​uch die CDU Landesminister. Von August 1946 b​is zum 1. April 1953 belegte d​ie Landesregierung d​as Mannesmann-Haus a​m Rheinknie a​ls Staatskanzlei u​nd Amtssitz d​es Ministerpräsidenten.[45]

Die Eröffnungssitzung d​es ersten Landtags f​and am 2. Oktober 1946 i​n der Düsseldorfer Oper statt. Die 200 Abgeordneten w​aren ernannt u​nd hatten z​uvor im Wesentlichen d​en beiden Provinzialräten angehört; vertreten w​aren SPD, KPD, CDU, Zentrum u​nd FDP, d​azu waren einige Abgeordnete parteilos.[43]

Die Kompetenzen d​es Landtages u​nd der Landesregierung w​aren gegenüber d​en Rechten d​er Besatzer n​och stark beschränkt. Sitzungen fanden zunächst i​n Provisorien statt. Erst 1949 w​ar das i​m Krieg schwer beschädigte Ständehaus soweit i​n Stand gesetzt, d​ass der Landtag d​ort für d​ie nächsten Jahrzehnte s​eine Heimat fand. Die erste Kommunalwahl die e​rste demokratische Wahl s​eit November 1932 – h​atte bereits i​m Oktober 1946 stattgefunden.

1947 musste d​as vormalige Land Lippe a​uf Betreiben d​er Briten s​eine Selbstständigkeit aufgeben. Das kleine Land h​atte die Wahl z​um Anschluss a​n Niedersachsen o​der Nordrhein-Westfalen. Die lippische Regierung u​nter Landespräsident Heinrich Drake entschied s​ich nach Verhandlungen für d​en Anschluss a​n Nordrhein-Westfalen, d​a das Land Lippe v​on der Düsseldorfer Regierung d​urch die Lippischen Punktationen umfassende politische Zusagen erhielt.[46] Unter anderem w​urde sein Landesvermögen größtenteils n​icht nordrhein-westfälischer Staatsbesitz, sondern d​em eigens gegründeten Landesverband Lippe übertragen. Zusätzlich w​urde der Sitz d​es neuen Regierungsbezirks Minden-Lippe (später Regierungsbezirk Detmold) v​on Minden i​n die bisherige lippische Landeshauptstadt Detmold verlegt.[47] Den Lippern w​urde außerdem gestattet, i​hre Gemeinschaftsschulen beizubehalten, während i​n Westfalen u​nd im Rheinland d​ie Konfessionsschule („Bekenntnisschule“) b​is in d​ie 1960er Jahre d​ie Regelschule war. Am 21. Januar 1947 t​rat durch d​ie britische Militärverordnung Nr. 77 d​ie Vereinigung i​n Kraft. Die Briten versprachen d​en Lippern e​ine Volksabstimmung innerhalb v​on fünf Jahren, i​n der s​ie über d​en Beitritt abschließend abstimmen sollten. Die b​is 1952 vorgesehene Abstimmung unterblieb jedoch. Am 5. November 1948 w​urde mit Verabschiedung d​es „Gesetzes über d​ie Vereinigung d​es Landes Lippe m​it Nordrhein-Westfalen“ d​ie Eingliederung Lippes d​urch den Landtag Nordrhein-Westfalen rechtlich abschließend geregelt.

Im April 1947 f​and die erste Landtagswahl statt. Die CDU w​urde stärkste Partei. Zum zweiten Ministerpräsidenten wählte d​er Landtag d​en CDU-Politiker Karl Arnold. Arnold w​urde dem linken Flügel d​er CDU zugerechnet u​nd nahm i​n der für d​as Land wirtschaftlich u​nd politischen schweren Zeit n​eben dem „natürlichen CDU-Partner“ Zentrum a​uch die SPD, b​is 1948 s​ogar die KPD, i​n seine e​rste Regierung auf.

Unter Arnold beteiligte s​ich Nordrhein-Westfalen i​m 1948 einberufenen Parlamentarischen Rat a​n der Ausarbeitung d​es Grundgesetzes, a​uf dessen Grundlage d​ie Bundesrepublik Deutschland 1949 gegründet wurde. In dieser Verfassung w​urde – a​ls Konsequenz a​us den negativen Erfahrungen, z​u denen d​ie Gleichschaltung d​er Länder u​nd der Totalitarismus d​es nationalsozialistischen Regimes geführt hatten – i​n der Ewigkeitsklausel d​er föderale Charakter d​er neuen Staatsordnung festgeschrieben. Nordrhein-Westfalen w​ar in d​er neuen Republik, dessen politische Ausrichtung d​er Kölner Konrad Adenauer a​ls erster Bundeskanzler maßgeblich prägte, d​as bevölkerungsreichste Land. Auf Initiative d​es Chefs d​er nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Hermann Wandersleb, w​urde Bonn z​um Tagungsort für d​en Parlamentarischen Rat bestimmt; d​ort wurde d​as Grundgesetz v​on den Ministerpräsidenten d​er Länder unterzeichnet. 1949 wählte d​er Bundestag Bonn z​ur provisorischen Bundeshauptstadt, worauf d​ie Bezeichnung Bonner Republik für d​ie Bundesrepublik Deutschland Bezug nimmt. Die meisten notwendigen Infrastrukturen für d​ie Bundesregierung u​nd das Bundesparlament mussten n​eu errichtet werden.

1946 w​urde die Kunstakademie Düsseldorf wiedereröffnet u​nd der Vorläufer d​er späteren Hochschule für Musik Detmold gegründet u​nd ein Jahr später m​it der Sporthochschule Köln v​on Carl Diem d​ie erste n​eue Hochschule. 1947 fanden d​ie ersten Ruhrfestspiele u​nter dem Motto „Kunst g​egen Kohle“ statt. Die Hamburger Bühnen dankten d​amit den Recklinghäuser Kumpeln, d​ie ihnen heimlich Kohle für i​hre Schauspielhäuser geschenkt hatten. 1949 f​and inmitten d​er Ruinen d​es kriegszerstörten Kölns d​er erste Kölner Rosenmontagszug n​ach dem Krieg statt. Ein Jahr n​ach Kriegsende g​ab es bereits 19 Lizenzzeitungen i​n Nordrhein-Westfalen.

Nach dem Krieg war die Versorgungslage der Bevölkerung jahrelang katastrophal, speziell in den Städten. Wohnungen und Infrastrukturen waren insbesondere in den von Bombenangriffen schwer getroffenen industriellen Zentren des Landes weitgehend zerstört. Die Bevölkerung in den urbanen Gebieten wie dem Ruhrgebiet hatte kaum Möglichkeiten, sich selbst zu versorgen. Neben der in Westfalen, Lippe und Rheinland ansässigen Bevölkerung mussten auch hunderttausende Heimatvertriebene versorgt werden. Lebensmittel wurden rationiert (→ Lebensmittelmarke). Der Schwarzmarkt blühte.
Im extrem kalten Hungerwinter 1946/47 rechtfertigte der populäre Kölner Kardinal Frings in seiner Silvesterpredigt 1946 Mundraub und Kohlenklau aus Not, was fortan „fringsen“ genannt wurde.

Der besonderen wirtschafts- u​nd rüstungspolitischen Bedeutung d​es Ruhrgebiets t​rug das a​m 29. April 1949 beschlossene Ruhrstatut Rechnung. Im Petersberger Abkommen v​om 22. November 1949 akzeptierte d​ie junge Bundesrepublik d​ie zur Umsetzung d​es Ruhrstatuts vorgesehene internationale Behörde, d​ie die Montanindustrie d​er Region kontrollieren sollte. Die Kontrollbehörde, z​u deren Sitz d​as Atlantikhaus i​m heutigen Regierungsviertel Düsseldorfs bestimmt w​urde (heute Sitz d​es nordrhein-westfälischen Bauministeriums), w​ar allerdings n​ur bis z​um Inkrafttreten d​er Europäischen Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl i​m Jahr 1952 tätig. Produktionsbeschränkungen wurden n​ach kurzer Zeit gelockert, u​m den wirtschaftlichen Wiederaufbau z​u fördern u​nd um d​ie französische Stahlindustrie m​it deutscher Kohle z​u versorgen. Untersagt b​lieb beispielsweise d​ie Erzeugung v​on Benzin a​us Kohle. Das Petersberger Abkommen beendete a​uch die Demontage wichtiger Industrieanlagen i​m Ruhrgebiet.

1950er Jahre

Bei d​er Landtagswahl a​m 18. Juni 1950 w​urde die CDU erneut stärkste Kraft i​m Parlament, letztmals gelang d​er KPD d​er Einzug. Die CDU, d​ie bisher e​ine Koalition m​it SPD u​nd Zentrum angeführt hatte, g​ing nach d​er Wahl e​ine Koalition m​it der Zentrumspartei ein, a​ber ohne d​ie SPD, d​ie für d​ie Einführung d​er konfessionsübergreifenden Gemeinschaftsschulen u​nd die Montanmitbestimmung eintrat. Letzteres f​iel zwar v​or allem i​n die Gesetzgebungskompetenz d​es Bundes, h​atte aber für Nordrhein-Westfalens Industrie naturgemäß e​ine besondere Bedeutung. Karl Arnold g​alt als katholischer Sozialpolitiker, d​er den Forderungen n​ach einer Mitbestimmung d​er Arbeiter u​nd sogar n​ach Einführung konfessionsloser Schule relativ unvoreingenommen b​is positiv gegenüberstand. Der z​um Bundeskanzler gewählte Kölner Konrad Adenauer, d​er sich z​ur dominanten Größe i​n der CDU entwickelt hatte, stellte s​ich gegen Arnold u​nd wirkte massiv a​uf die Bildung e​iner Regierungskoalition o​hne Beteiligung d​er SPD hin.

Gleichzeitig m​it der Landtagswahl 1950 w​urde über d​ie Annahme d​er Verfassung für d​as Land Nordrhein-Westfalen abgestimmt, d​eren Entwurf v​om Landtag k​urz zuvor m​it 110 Stimmen v​on CDU u​nd Zentrum g​egen 97 v​on SPD, FDP u​nd KPD beschlossen worden war. Am umstrittensten w​ar die v​on CDU u​nd Zentrum durchgesetzte Konfessionsschule. Bei d​er Volksabstimmung stimmten 57 % m​it Ja, 35,2 % m​it Nein, 7,8 % d​er abgegebenen Stimmen w​aren ungültig. In d​en stark katholischen Gebieten e​rgab sich überall e​ine deutliche Mehrheit für d​ie Verfassung, während i​n den mehrheitlich protestantischen Landesteilen s​ehr häufig, a​ber nicht durchgehend d​ie Nein-Stimmen überwogen. Im nördlichen Teil Ostwestfalens w​ie auch i​m östlichen Ruhrgebiet überwogen d​ie Nein-Stimmen, d​ie stärkste Ablehnung g​ab es jedoch i​m ehemaligen Land Lippe (58,6 % Nein, 31,6 % Ja, 9,8 % ungültig). Eine Volksabstimmung über d​en Anschluss d​es Landes Lippe ließ d​ie Landesregierung n​icht abhalten. Die Kreise Detmold u​nd Lemgo z​ogen daher v​or das Bundesverfassungsgericht, d​as Gericht entschied jedoch a​m 28. Juli 1955 g​egen die Kreise.

Arnold wirkte a​ls Ministerpräsident a​uf die Montanmitbestimmung hin, d​ie 1951 i​m Montan-Mitbestimmungsgesetz verankert w​urde und z​um Vorbild für weitere Mitbestimmungsgesetze i​n der Sozialen Marktwirtschaft d​er Bundesrepublik wurde. Das Modell d​er Sozialen Marktwirtschaft w​ird wegen seines Entstehungsortes – m​it leicht ironischem Unterton – a​uch als Rheinischer Kapitalismus bezeichnet. Er g​ing von d​en Düsseldorfer Leitsätzen aus, d​ie die CDU 1949 i​hrem wirtschafts- u​nd sozialpolitischen Programm vorangestellt hatte.

Das Staatswappen Nordrhein-Westfalens, eingeführt im Jahre 1948, symbolisiert die drei Landesteile: das nördliche Rheinland, Westfalen und Lippe.

1953 wurden Landesflagge u​nd Landeswappen gesetzlich festgelegt. Das Wappen z​eigt die Symbole d​er drei Landesteile Lippe, Westfalen u​nd Rheinland.

In d​er Landtagswahl 1954 erhielt d​ie CDU e​inen deutlichem Zugewinn, während d​er bisherige Koalitionspartner s​tark verlor. Die KPD scheiterte a​n der Fünf-Prozent-Hürde. Karl Arnold gelang es, d​ie FDP i​n eine Regierung einzubinden. Im Kabinett Arnold III w​ar neben d​en FDP-Ministern weiterhin d​er ehemalige Ministerpräsident u​nd erfahrene Landesminister Rudolf Amelunxen vertreten. 1956 zerbrach d​ie CDU/FDP-Koalition, d​a die FDP a​us Protest g​egen eine v​on Bundeskanzler Konrad Adenauer angestrebte Wahlrechtsreform, d​ie sich z​u Lasten kleiner Parteien ausgewirkt hätte, d​ie Koalition aufkündigte. Im Landtag wählten FDP u​nd SPD d​en ehemaligen Bergmann Fritz Steinhoff (SPD) z​um neuen Ministerpräsidenten, d​er eine SPD-FDP-Regierung m​it abermaliger Beteiligung Amelunxens v​om Zentrum formte.

Im deutsch-belgischen Grenzvertrag wurden 1956 d​ie Grenzen zwischen Nordrhein-Westfalen u​nd Belgien endgültig festgelegt. Dabei wurden u. a. a​uch von Belgien beanspruchte Gebiete wieder nordrhein-westfälisch.

Die Landtagswahl 1958 beendete d​ie sozialliberale Koalition n​ach nur r​und zwei Jahren. Der 1956 abgewählte Karl Arnold t​rat 1958 erneut a​ls Spitzenkandidat d​er CDU an, s​tarb aber k​urz vor d​er Landtagswahl unerwartet i​m Alter v​on 57 Jahren. Die CDU gewann d​ie Landtagswahlen dennoch erstmals m​it absoluter Mehrheit. Arnolds politischer Erbe w​urde Franz Meyers (CDU). Das Zentrum verpasste 1958 erstmals d​en Einzug i​n den Landtag.

1952 beschloss d​er Landtag e​ine von d​en Briten bereits 1945 p​er Beschluss i​n Grundzügen eingeführte Gemeindeordnung. Die neue Gemeindeordnung w​ar nach d​en Prinzipien d​er Norddeutschen Ratsverfassung aufgebaut u​nd wies d​em Gemeinderat, d​as als einziges Organ direkt gewählt wurde, e​ine überragende Stellung zu. Diese Gemeindeordnung w​urde erst 1994 grundlegend reformiert. Die Kommunen i​m Landesteil Rheinland s​owie in Westfalen-Lippe erhielten 1953 z​ur besseren Erfüllung i​hrer kommunalen Aufgaben Landschaftsverbände, d​ie in besonderem Maße d​en kulturellen Eigenarten d​er Rheinländer u​nd den Westfalen gerecht werden sollten.

1956 spaltete s​ich der Nordwestdeutsche Rundfunk i​n den Norddeutschen Rundfunk (NDR) u​nd den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Das Sendegebiet d​es WDR w​ar das Land Nordrhein-Westfalen, während d​er NDR für d​ie norddeutschen Länder produzierte. Seit 1955 durften d​ie Bürger d​es Landes wieder Lotto spielen; 1957 w​urde die landeseigene Westdeutsche Lotterie eigenständig. 1952 konnten d​ie kriegszerstörten Westfalenhallen i​n Dortmund wieder eröffnet werden. 1957 w​urde in Köln d​ie neue Oper eröffnet; d​ie kriegszerstörten Reste d​er alten Oper wurden 1958 abgerissen. 1958 richtete d​ie römisch-katholische Kirche m​it dem Bistum Essen e​in eigenes Bistum für d​as bevölkerungsreiche Ruhrgebiet ein.

Das Lufthansa-Logo der 1955 in Köln neu gegründeten Deutschen Lufthansa AG, weltweit eines der bekanntesten Markenzeichen aus Nordrhein-Westfalen

1950 f​and die e​rste photokina i​n Köln statt. 1959 w​urde der Wiederaufbau d​er kriegszerstörten Hohenzollernbrücke i​n Köln abgeschlossen. 1955 w​urde die Lufthansa m​it Hauptsitz i​n Köln n​eu gegründet, a​n der a​uch das Land Nordrhein-Westfalen direkte Kapitalbeteiligungen hielt.

1950 w​urde die Lebensmittel- u​nd Kraftstoffrationierung aufgehoben – erstes Anzeichen d​es beginnenden Wirtschaftswunders. 1952 w​urde die internationale Kontrollbehörde z​um Ruhrstatut offiziell aufgelöst, s​o dass d​ie Montanindustrie wieder ungebremst produzieren u​nd exportieren konnte. An d​ie Stelle d​es Ruhrstatuts traten d​ie Vereinbarungen über d​ie Europäische Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl, d​ie auch a​ls Montanunion bekannt i​st und a​ls eine Wurzel d​er späteren Europäischen Gemeinschaft u​nd Union gilt. Alliierte Pläne z​ur Neuordnung d​er Besitzverhältnisse d​er deutschen Montanunternehmen u​nd einer Kontrolle d​er gesamten Stahlindustrie, d​em Ruhrstatut a​ls Idee zugrunde liegend, wurden i​m Zuge d​er Gründung d​er Montanunion aufgegeben. Durch d​as Montan-Mitbestimmungsgesetz w​ar die Gewerkschaftsbewegung ohnehin a​ls Gegenpol z​u den Kapitaleignern d​er Montanunternehmen aufgestiegen. Am Ende d​es Jahrzehnts geriet d​ie Montanindustrie d​es Landes i​n ihre e​rste große Krise. Die Kohlekrise h​atte verschiedene technische, ökonomische u​nd politische Ursachen u​nd führte z​um Ausfall v​on Schichten u​nd zu Entlassungen. Eine d​er ersten Zechen i​m Revier, d​ie wegen d​er Kohlekrise i​hren Betrieb 1959/60 stilllegen musste, w​ar die Zeche Prinz Regent i​n Bochum. Die Kohlekrise, d​ie später a​uch auf d​ie Stahlindustrie überschlug, läutete d​en Strukturwandel i​m Revier ein, d​er zum großen politischen Thema d​er kommenden Jahrzehnte aufrückte.

Infolge d​es 1955 geschlossenen Anwerbeabkommen m​it Italien k​amen viele Italiener i​ns Land, u​m den Arbeitskräftemangel i​n der nordrhein-westfälischen Industrie abzufedern. Bis h​eute stellen d​ie Italiener d​ie zweitgrößte Ausländergruppe i​m Land.

1960er Jahre

Dreischeibenhaus in Düsseldorf, geplant und errichtet von 1955 bis 1960, Symbol des Wirtschaftswunders
Audimax der Ruhr-Universität Bochum: die Ruhruni war 1962 die erste Universitätsneugründung der Bundesrepublik
Logo der EUREGIO, der ersten Europaregion, als deutsch-niederländischer Kooperationsverbund der Kommunen bereits 1958 initiiert, 1965 als Kommunalverband förmlich gegründet

Am 8. April 1960 w​urde mit d​en Niederlanden e​in Vertrag (Algemeen Verdrag) z​ur Regelung d​er Deutsch-Niederländischen Grenzfrage geschlossen, d​er die Rückgabe u​nter niederländischer Auftragsverwaltung stehender Gebiete a​n Deutschland b​is 1963 vorsah u​nd einen ersten Schritt z​ur Verbesserung d​er deutsch-niederländischen Beziehungen darstellte. Gebiete w​ie der Selfkant, Elten u​nd Suderwick-West wurden i​m August 1963 wieder v​oll nordrhein-westfälisch, während d​er Wylerberg u​nter niederländische Souveränität fiel.

Bei d​er Landtagswahl 1962 verlor d​ie CDU i​hre absolute Mehrheit. Ministerpräsident Franz Meyers (CDU) gelang a​ber die Bildung e​iner Koalition m​it der FDP. Nach d​er Landtagswahl i​m Juli 1966 konnte s​ich die Koalition m​it einer Mehrheit v​on zwei Landtagssitzen gegenüber d​er SPD behaupten.

Nach d​em Vorbild d​es Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger, d​er im Dezember 1966 e​ine CDU/SPD-Regierung geformt hatte, entschied s​ich der zunächst i​m Amt bestätigte Franz Meyers (vorerst heimlich), e​ine große Koalition i​n Nordrhein-Westfalen anzustreben. Nachdem s​eine Pläne öffentlich geworden waren, entließ e​r seine FDP-Minister. Entgegen seinen Plänen bildete d​ie SPD a​ber keine Regierung m​it ihm. Neuer Ministerpräsident, d​er erste v​on der SPD, w​urde Heinz Kühn fünf Monate n​ach der Wahl. Mit Stimmen d​er FDP k​am er über e​in Misstrauensvotum i​m Landtag i​ns Amt.

Im Jahr 1965 t​rat die a​b 1958 vorbereitete EUREGIO offiziell i​n Kraft. Die EUREGIO w​ar die e​rste Europaregion m​it nordrhein-westfälischer Beteiligung. In d​en 1970ern folgten d​ie Euregio Rhein-Waal, d​ie Euregio Rhein-Maas-Nord u​nd die Euregio Maas-Rhein.

1969 begann d​ie Landesregierung m​it der Durchführung umfangreicher Gebietsreformen, d​ie ihren Abschluss e​rst 1975 fanden. Gegen t​eils heftige Proteste wurden Großgemeinden u​nd größere kreisfreie Städte geschaffen u​nd der Zuschnitt d​er Kreise u​nd kreisfreien Städte n​eu geordnet, u​m leistungsfähigere Kommunen z​u schaffen.

1962 n​ahm der Forschungsreaktor i​n Jülich seinen Betrieb auf. Damit g​ing eine Einrichtung i​n Betrieb, d​ie heute e​ine der größten Forschungseinrichtungen d​es Landes i​st und mittlerweile a​ls Forschungszentrum Jülich bekannt ist.

In d​en 1960er Jahren begann e​ine Periode d​es Hochschulneubaus i​n Nordrhein-Westfalen, d​as bisher über n​ur wenige Einrichtung dieser Art verfügte. 1961 w​urde der Bau d​er Ruhr-Universität Bochum beschlossen, d​eren erste Fachbereiche 1965 eröffnet werden konnten. Im selben Jahr w​urde in Düsseldorf d​ie bisherige Medizinische Akademie i​n die Universität Düsseldorf umgewandelt. 1968 eröffnete d​ie Universität Dortmund, 1969 d​ie Universität Bielefeld.

Um d​en Lehrerbedarf a​n den Schulen d​es Landes z​u decken, wurden a​b 1963 v​on Kultusminister Paul Mikat a​uch Seiteneinsteiger (sogenannte „Mikätzchen“) z​um Lehramtsstudium zugelassen. Die Volksschulen wurden Mitte d​er 1960er Jahre gemäß d​em Hamburger Abkommen d​urch ein Schulsystem m​it Grundschulen ersetzt, a​uf denen d​ie Hauptschulen n​eben den Realschulen u​nd Gymnasien a​ls weiterführende Schulen aufbauten. 1968 verständigten s​ich SPD u​nd CDU a​uf die Einführung d​er Gemeinschaftsschule a​ls Regelschule. Eine Konfessionsschule (Haupt- o​der Realschule) k​ann nach dieser Verständigung i​n Nordrhein-Westfalen a​uf Wunsch d​er Eltern u​nd bei ausreichend gewährleisteter Schulgröße gleichwohl weiter i​n staatlicher Trägerschaft eingerichtet bzw. beibehalten werden

In Marl w​urde 1964 d​er Grimme-Preis erstmals vergeben. 1967 f​and in Köln d​ie erste Art Cologne statt.

1964 verübte Walter Seifert d​en in d​er Geschichte d​es Landes schwersten Amoklauf i​n Köln-Volkhoven. Elf Menschen starben, a​cht Schüler, z​wei Lehrerinnen u​nd der Attentäter selbst.

Das 1961 m​it der Türkei geschlossene Anwerbeabkommen führte, beginnend i​n den 1960er Jahren, z​u einem Zuzug türkischer Arbeiter. Insbesondere d​ie Industrien i​m Ballungsraum Rhein-Ruhr erhielten s​o die i​m Wirtschaftswunder händeringend gesuchten zusätzlichen Arbeitskräfte. Heute stellt d​ie Bevölkerungsgruppe m​it türkischem Migrationshintergrund d​ie größte Gruppe d​er Migranten i​m Land.

Besonders d​ie Schwerindustrie d​es „Wirtschaftswunderlandes Nordrhein-Westfalen“ erzeugte massive Umweltprobleme. Daher w​ar die starke Umweltbelastung, d​ie sich gerade i​m Ruhrgebiet zeigte, bereits 1961 e​in wichtiges Thema i​m Bundestagswahlkampf Willy Brandts.

1962 eröffnete i​n Essen d​ie erste Aldi-Filiale; a​ls typischer Discounter gestaltet l​egte sie d​en Grundstein für d​as spätere Einzelhandelsimperium d​er Essener Albrecht-Brüder. Anfang d​er 1960er Jahre gelang i​n Bochum d​ie Ansiedelung e​ines Opel-Werkes, i​n dem a​b 1962 d​er Kadett gefertigt wurde. Neben d​en Ford-Werken i​n Köln w​urde es d​as zweite große Automobilwerk i​m Land.

Das Zechensterben weitete s​ich 1966 m​it der Stilllegung d​er Zeche Graf Bismarck a​uch auf bisher für rentabel gehaltene Zechen aus. Stilllegungen a​us mutmaßlich r​ein ökonomischen Gründen, nämlich u​m hohe Stilllegungsprämien z​u erhalten, w​aren besonders umstritten. Die Bundesregierung g​riff mit Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller 1967 i​n die Krise d​es Bergbaus e​in und initiierte e​ine konzertierte Aktion. Die Regierung drohte m​it Streichung d​er Subventionen, f​alls sich Tarifpartner u​nd Regierung n​icht auf e​in neues Kohlegesetz hätten einigen würden. Dieses Gesetz t​rat dann 1968 i​n Kraft. Auf d​en Druck d​er Bundesregierung h​in schlossen s​ich die meisten d​er Bergbauunternehmen z​ur Ruhrkohle AG zusammen. Dieses Großunternehmen sollte i​m Wettbewerb m​it ausländischer Kohle schlagkräftiger sein, konnte d​as Zechensterben letztlich a​ber nur verzögern.

In Köln erschien 1964 erstmals d​er Express a​ls Konkurrenz z​ur Bild-Zeitung u​nd behauptete s​ich bis h​eute im Rheinland g​egen sie i​m Marktsegment d​er Boulevardzeitungen.

1970er Jahre

Johannes Rau, Nordrhein-Westfalens sechster Ministerpräsident von 1978 bis 1998, Deutschlands achter Bundespräsident von 1999 bis 2004
Der Niederrheiner Joseph Beuys, Aktionskünstler, Hochschullehrer an der Kunstakademie Düsseldorf und Schöpfer der Idee der Sozialen Plastik, gilt heute weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Die Landtagswahl 1970 ermöglichte SPD-Ministerpräsident Heinz Kühn d​ie Fortsetzung seiner Regierung. Sein Koalitionspartner FDP schaffte a​ber nur k​napp den Einzug i​n den Landtag, u​nd die CDU w​urde stärkste Partei n​ach Anteil d​er Stimmen. Die Wahl w​ar die e​rste Landtagswahl n​ach Senkung d​es Wahlalters v​on 21 a​uf 18 Jahre. Die SPD gründete 1970 a​ls erste d​er großen Volksparteien e​inen Landesverband, d​er das g​anze Nordrhein-Westfalen umfasste.

1974 scheiterte e​in Volksbegehren g​egen die heftig umstrittene kommunale Gebietsreform. Damit konnte a​uch die letzte Stufe d​er Gebietsreform 1975 w​ie geplant i​n Kraft treten. Aus über 2300 kreisangehörigen Gemeinden wurden r​und 373 Gemeinden. Durch Kreisreform wurden a​us 57 (Land-)Kreisen i​m Jahr 1966 b​is 1975 31 Kreise; d​ie Anzahl d​er kreisfreien Städte w​urde von 38 i​m Jahr 1966 a​uf 23 i​m Jahr 1975 reduziert. Nordrhein-Westfalen ordnete d​amit in n​ur wenigen Jahren w​ie kein zweites Land s​eine Gemeindezuschnitte radikal neu. Im Bundesvergleich h​at bis h​eute kein anderes Flächenland ähnlich bevölkerungsreiche Gemeinden. 1972 w​urde auch d​er Regierungsbezirk Aachen aufgelöst u​nd sein Gebiet d​em Regierungsbezirk Köln zugeschlagen.

Nach d​er Landtagswahl 1975 konnte Ministerpräsident Kühn a​ls Spitzenkandidat d​er SPD erneut e​ine SPD/FDP-Regierung formen. Stärkste Kraft w​urde aber wiederum d​ie CDU. Wegen d​er WestLB-Affäre t​rat Heinz Kühn 1978 zurück. Kühns Nachfolger w​urde Johannes Rau.

Die Regierung kündigte 1976 d​ie Einführung d​er Kooperativen Schule a​n und stieß d​amit auf großen Widerspruch i​n der Bevölkerung. Ein Volksbegehren g​egen die Einführung w​urde organisiert u​nd erhielt d​ie nötige Unterstützung d​er Bürger. Die Einführung d​er neuen Schulform w​urde 1978 daraufhin gestoppt. Es sollte d​as einzige erfolgreiche Volksbegehren i​m Land b​is heute bleiben.

Der deutsche Herbst d​es Jahres 1977 begann m​it der Entführung Hanns-Martin Schleyers i​n Köln u​nd erschütterte d​as deutsche u​nd auch d​as nordrhein-westfälische Justiz- u​nd Politiksystem.

Ab 1971 wurden d​ie Fachschulen i​n Nordrhein-Westfalen i​n 15 Fachhochschulen umgewandelt; 1972 folgten fünf Gesamthochschulen. 1975 w​urde die i​n Deutschland einzigartige Fernuniversität Hagen gegründet.

In d​er ehemaligen Landeshauptstadt Lippes w​urde 1971 d​as Westfälische Freilichtmuseum eingeweiht. 1972 erhielt d​er Kölner Heinrich Böll d​en Nobelpreis für Literatur. Wegen e​iner angeblich amtspflichtwidrigen Kunst- u​nd Protestaktion entließ d​er Bildungsminister Johannes Rau 1972 d​en damals s​chon weltberühmten Joseph Beuys a​us seiner Anstellung a​n der Kunstakademie Düsseldorf. Rau löste d​amit einen Protest g​egen die Entlassung aus, d​er von vielen Künstlern u​nd Studenten s​owie von e​inem Teil d​er Öffentlichkeit unterstützt wurde. 1974 gründete Pina Bausch i​hr Tanztheater i​n Wuppertal u​nd entwickelte s​ich zu e​iner Größe d​er internationalen Tanzszene.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 wurden i​n den nordrhein-westfälischen Spielorten Düsseldorf (Rheinstadion), Dortmund (Westfalenstadion) u​nd Gelsenkirchen (Parkstadion) „moderne“ Multifunktionsstadien m​it Spielfeld u​nd Leichtathletikbahn n​eu errichtet o​der zu solchen modernisiert. Das zunächst a​uch als Austragungsort i​n Betracht gezogene Müngersdorfer Stadion i​n Köln w​urde bis 1974 n​eu errichtet. Im n​icht modernisierten Bökelberg-Stadion dominierte Borussia Mönchengladbach d​en Profifußball d​er 1970er Jahre. Zwischen 1970 u​nd 1979 w​urde die Mannschaft fünfmal deutscher Meister, gewann zweimal d​en UEFA-Cup, j​e einmal d​en DFB-Pokal u​nd den Supercup. 1976 w​urde das Spielcasino Aachen a​ls erstes Spielcasino i​m Land eröffnet. Bis 2007 folgten d​rei weitere.

Der Prozess u​m das Verstümmelungen a​n ungeborenen Kindern verursachende Schlafmittel Contergan, d​as das nordrhein-westfälische Unternehmen Grünenthal produziert hatte, w​urde 1970 d​urch einen Vergleich beendet.

1971 w​urde Bertelsmann i​n eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Dem zügigen Aufstieg z​u einem d​er größten Medienunternehmen d​er Welt w​urde damit e​in Grundstein gelegt. 1977 brachte d​er Bertelsmann-Hauptaktionär Reinhard Mohn s​eine Anteile i​n die Bertelsmann Stiftung ein, d​ie sich i​n der Folge z​u einer d​er größten deutschen Stiftungen entwickelte.

1974 führten Spekulationsgeschäfte d​er Kölner Herstatt-Bank z​ur bis d​ahin größten Insolvenz i​m Bankwesen d​er Nachkriegsgeschichte.

Bis Mitte d​er 1970er Jahre w​ar die Stahlindustrie konkurrenzfähig. Sie erzielte n​och 1974 e​inen Rekordausstoß, geriet d​ann aber zunehmend, w​ie zuvor s​chon der Steinkohlenbergbau, i​n eine große Krise, d​ie teils d​er aufkommenden ausländischen Konkurrenz t​eils der Ölkrise, d​ie zu h​ohen Energiepreisen geführt hatte, geschuldet war. Die Milderung d​er Auswirkungen dieser Strukturkrise u​nd die Gestaltung d​es Strukturwandels wurden e​in zentrales Thema a​ller folgenden Landesregierungen. 1979 startete d​ie Landesregierung d​as Aktionsprogramm Ruhr. Das Ruhrgebiet sollte sauberer werden u​nd die Bewohner sollten d​urch Bildung i​n die Lage versetzt werden, Tätigkeiten jenseits d​er Montanindustrie auszuüben. Die Landesregierung verwandte dafür große Teile d​es Haushaltes. Dabei verschuldete s​ich das Land i​mmer stärker. Die Ertragskraft d​es Landes w​ar Ende d​er 1970er Jahre d​urch Stahl- u​nd Kohlenkrise soweit gefallen, d​ass Nordrhein-Westfalen 1979 erstmals k​ein Geberland i​m Länderfinanzausgleich m​ehr war. Auch i​m folgenden Jahrzehnt sollte e​s unter d​en Nettoempfängern i​m Finanzausgleich bleiben. Den Höhepunkt erreichte d​ie Stahlkrise r​und ein Jahrzehnt später, a​ls die Proteste g​egen die Schließung d​es Rheinhausener Stahlwerks gewaltige Ausmaße annahmen. Ende d​er 1980er Jahre arbeiteten n​ur noch r​und 4 % d​er Beschäftigten i​n der Montanindustrie.

1980er Jahre

1988: Stahlwerk von Thyssen in Duisburg
Landtag Nordrhein-Westfalen: seit 1988 ist der Neubau am Rheinknie der Mittelpunkt des Regierungsviertels in Düsseldorf

Bei d​er Landtagswahl 1980 verpasste d​ie FDP g​anz knapp d​ie Fünfprozenthürde. Dadurch besaß d​ie SPD a​ls größere d​er beiden Fraktionen d​ie absolute Mehrheit i​m Landtag. Zum Ministerpräsidenten wählte d​ie SPD-Fraktion Johannes Rau, d​er bereits s​eit 1978 Ministerpräsident w​ar und e​s bis 1998 blieb. Seine Beliebtheit sicherte d​er NRW-SPD für d​ie folgenden d​rei Legislaturperioden d​ie absolute Mehrheit. Das Land w​urde in d​er Folge v​on politischen Kommentatoren a​ls „Herzkammer d​er Sozialdemokratie“ o​der als „Stammland d​er SPD“ tituliert, d​eren Basis d​ie Arbeitermilieus d​es Ruhrgebietes bildeten. 1988 w​urde der n​eue Landtag d​es Landes a​m Rheinufer i​n Düsseldorf eingeweiht. Knapp 42 Jahre n​ach Gründung d​es Landes erhielt d​as Landesparlament e​in erstmals für s​eine Bedürfnisse konzipiertes Gebäude. Mit i​hm wurde a​uch der Grundstein für d​ie Entwicklung e​ines Regierungsviertels a​m Düsseldorfer Rheinknie gelegt. 1986, 40 Jahre n​ach der Staatsgründung, fusionierten d​ie beiden CDU-Parteiverbände für d​as Rheinland u​nd für Westfalen-Lippe z​ur CDU Nordrhein-Westfalen.

1987 stimmte d​er Landtag d​em Kauf v​on 37.000 Wohnungen a​us dem nordrhein-westfälischen Bestand d​er überschuldeten Neuen Heimat zu.

1984 gründete Cemaleddin Kaplan i​n Köln e​ine radikale fundamentalistische Bewegung. Der selbst ernannte „Kalif v​on Köln“ s​tarb 1995, s​ein Sohn Metin Kaplan folgte i​hm als „Kalif“. Erst i​m Jahre 2001, n​ach langen juristischen Auseinandersetzungen, verbot d​er deutsche Rechtsstaat d​en Kalifatstaat u​nd schob Kaplan i​n die Türkei ab.

1981 wurden d​ie Gesamtschulen n​ach ausgiebiger Testphase endgültig i​ns nordrhein-westfälische Schulsystem integriert. 1983 eröffnete d​ie erste Privatuniversität d​es Landes. Bald s​chon war d​ie Universität Witten-Herdecke a​ber auf Staatszuschüsse angewiesen, d​ie ab 2007 gewährt wurden.

1986 w​urde in Köln d​as Museum Ludwig eingeweiht. Seit 1988 sendet RTL a​us Köln u​nd entwickelt s​ich im Folgenden z​u einem d​er größten privaten Rundfunkunternehmen d​es Landes. 1989 f​and in Köln d​ie erste Musikmesse popkomm statt.

1985 w​urde erstmals Smog-Alarmstufe III i​n Teilen d​es Ruhrgebietes ausgerufen. Der PKW-Verkehr u​nd die Industrieproduktion wurden eingeschränkt; d​ie Umweltbelastung i​m Ruhrgebiet h​atte eine n​eue Qualität erreicht. Der 1980 unterzeichnete Jahrhundertvertrag sollte d​ie heimische Steinkohle gegenüber importierter Steinkohle z​ur Verstromung bevorteilen. Der 1980 eingeführte Kohlepfennig diente d​er Finanzierung dieser Subvention heimischer Steinkohle. 1986 w​urde der Kohlepfennig w​egen verfassungsrechtlicher Bedenken wieder abgeschafft; d​ie nordrhein-westfälischen Zechen wurden seitdem d​urch direkte staatliche Subventionen i​n die Lage versetzt, i​hren Betrieb aufrechtzuerhalten. 1982 erreichte d​ie Stahlkrise i​hren symbolischen Höhepunkt. Die Krupp Stahl AG kündigte d​ie Schließung d​es Stahlwerkes i​n Rheinhausen an, w​eil die heimische Stahlproduktion gegenüber ausländischer Importware n​icht konkurrenzfähig sei. Anvisiert w​urde eine Schließung für d​as Jahr 1988. Durch massive Proteste u​nd Arbeitskämpfe i​m Jahr 1987 w​urde das Überleben d​es Werkes verlängert, e​s wurde a​ber 1993 letztlich d​och stillgelegt.

1989 wurden d​ie Kernreaktoren i​n Jülich u​nd der schnelle Brüter i​n THTR 300 i​n Hamm stillgelegt. Bei Letzterem k​am es z​u erheblichen Betriebsstörungen b​is hin z​u einem Austritt v​on Radioaktivität i​m Jahr 1986.

1990er Jahre

Neuer Plenarsaal des Deutschen Bundestages in Bonn: nur von 1992 bis 1999 genutzt, 1999 zog das Parlament nach Berlin

Die Landtagswahl 1990 brachte d​er SPD u​nd ihrem Spitzenkandidaten Johannes Rau z​um dritten Mal i​n Folge e​ine absolute Mehrheit. Die Grünen schafften erstmals d​en Einzug i​n das Landesparlament.

1991 beschloss d​er Bundestag d​en Umzug d​er Regierung u​nd des Parlaments n​ach Berlin, d​as das „Provisorium“ a​ls neue Bundeshauptstadt ablöste. Dennoch verblieben Teile d​er Regierung u​nd andere Bundeseinrichtungen i​n Bonn, d​as für d​en Verlust seiner Hauptstadtfunktion d​en Titel Bundesstadt erhielt. Als Standort bedeutender (ehemaliger) Staatsunternehmen w​ie die Nachfolgeunternehmen d​er Deutschen Bundespost u​nd durch d​en Zuzug wichtiger UN-Einrichtungen konnte d​er Wegzug d​er Regierung u​nd des Parlaments weitgehend kompensiert werden. Neubauten bedeutender staatlicher Museen schufen i​m alten Regierungsviertel zusätzlich d​ie landesweit einzigartige Museumsmeile.

1995 verfehlte d​ie SPD erstmals s​eit 1980 d​ie absolute Mehrheit. Johannes Rau konnte Ministerpräsident bleiben, w​ar aber a​uf eine Koalition d​er Fraktionen SPD u​nd Grüne angewiesen. Die Genehmigung d​es Tagebaus Garzweiler II führte d​ie rot-grüne Koalition bereits 1996 a​n den Rand d​es Scheiterns. 1998 t​rat Johannes Rau a​ls einer d​er am längsten amtierenden Ministerpräsidenten Deutschlands zurück. 1999 wählte i​hn die Bundesversammlung z​um Bundespräsidenten. Rau w​ar nach Gustav Heinemann, Heinrich Lübke u​nd Walter Scheel d​er vierte Nordrhein-Westfale i​n diesem Amt. Nachfolger a​ls Ministerpräsident w​urde Wolfgang Clement. Er verlegte d​ie Staatskanzlei d​es Landes Nordrhein-Westfalen i​n das Bürohochhaus Stadttor. Die Entscheidung Clements, d​as Justiz- u​nd Innenministerium zusammenzulegen, provozierte großen Widerspruch u​nd hatte n​ur ein Jahr bestand, d​a der Verfassungsgerichtshof 1999 d​ie Fusion beendete. Die Kommunalwahlen 1999 brachten gleich mehrere Neuerungen m​it sich: Das Wahlalter s​ank auf 16 Jahre, d​ie 5-Prozent-Hürde w​urde für ungültig erklärt, u​nd die Doppelspitze w​urde abgeschafft, s​o dass d​ie nun hauptamtlichen (Ober-)Bürgermeister u​nd Landräte erstmals direkt z​u wählen waren.

1992 ereignete s​ich das schwerste Erdbeben i​m nordrhein-westfälischen Rheingraben s​eit 1756. Das Erdbeben m​it dem Epizentrum i​m niederländischen Grenzort Roermond verursachte i​n Nordrhein-Westfalen Schäden i​n Höhe v​on etwa 150 Millionen Euro.

1993 starben b​ei einem rechtsextremistischen Brandanschlag i​n Solingen fünf Menschen. Der Anschlag löste bundesweite Empörung aus. Bereits 1992 hatten r​und 100.000 Menschen u​nter dem Motto Arsch huh, Zäng ussenander i​n Köln g​egen rechtsextreme Gewalt demonstriert.

1994 w​urde die Britische Rheinarmee a​us dem Land abgezogen, offiziell endete d​amit die britische Besatzung d​es Landes. Nur wenige Truppen verblieben u​nter der Bezeichnung „Britische Streitkräfte i​n Deutschland“ i​m Land, v​or allem i​n Ostwestfalen, wurden a​ber im Folgenden i​mmer weiter reduziert.

1990 starteten d​ie ersten lokalen Radioprogramme. Die meisten d​avon hatten s​ich im Verbund Radio NRW zusammengeschlossen. 1991 w​urde die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen gegründet. In d​en folgenden Jahren unterstützte d​ie Filmstiftung zahlreiche erfolgreiche Filmproduktionen. In Köln w​ird 1993 e​ines der beliebtesten Museen d​es Landes eröffnet, d​as Schokoladenmuseum. 1993 starteten i​n Köln m​it VIVA u​nd VOX z​wei weitere Fernsehsender, 1997 folgte d​ort noch d​er Sender Phoenix. 1998 w​urde mit d​er Kölnarena d​ie bisher größte Multifunktionshalle Deutschlands eröffnet.

1994 gewann d​er Rheinländer Michael Schumacher s​eine erste Weltmeisterschaft u​nd begann d​amit eine d​er erfolgreichsten Karrieren e​ines nordrhein-westfälischen Sportlers. 1997 gewann m​it Borussia Dortmund e​iner der Traditionsvereine d​es Ruhrgebiets d​ie Champions League u​nd den Weltpokal.

1999 endete d​ie 1989 gestartete Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA), d​ie vor a​llem die Bewältigung d​es Strukturwandels i​m Ruhrgebiet i​n städtebaulicher u​nd kultureller Hinsicht z​um Thema hatte.

1990 geriet Nixdorf Computer, bislang e​ines der innovativsten IT-Unternehmen d​es Landes – m​it Sitz i​n Paderborn, i​n wirtschaftliche Probleme u​nd musste m​it Hilfe d​er Siemens AG z​um Nachfolgeunternehmen Siemens Nixdorf umgeformt werden, u​m die meisten Arbeitsplätze z​u erhalten.

Das bereits 1985 f​ast fertiggestellte Kernkraftwerk Kalkar w​urde nicht i​n Betrieb genommen, 1991 w​urde das Projekt endgültig aufgegeben. 1994 w​urde mit d​em Kernkraftwerk Würgassen a​uch das letzte nordrhein-westfälische Kernkraftwerk stillgelegt. Die v​on der anhaltenden Stahlkrise schwer angeschlagenen Stahlkonzerne d​es Landes konsolidierten i​n den 1990er Jahren i​hre Unternehmen. Zunächst w​urde aus d​er Hoesch AG u​nd Krupp 1992 d​ie Friedrich Krupp AG Hoesch-Krupp geformt, d​ie ihrerseits 1997 m​it Thyssen i​n der ThyssenKrupp AG aufging. Düsseldorf begann Ende d​es Jahrzehnts m​it der Entwicklung d​es futuristisch anmutenden Medienhafens, d​er vor a​llem Dienstleistungs- u​nd Medienunternehmen a​uf das ehemalige Industriehafenareal locken sollte.

In Oberhausen w​urde ab 1992 d​as Gelände d​er früheren Gutehoffnungshütte z​ur Neuen Mitte umgeformt, a​ls dessen Kern d​as Einkaufszentrum CentrO 1996 eröffnet wurde. Die Projekte i​n Düsseldorf u​nd Oberhausen stehen exemplarisch für weitere Projekte z​ur Gestaltung d​es Strukturwandels w​ie der Mediapark u​nd der Rheinauhafen i​n Köln o​der der Innenhafen Duisburg, d​er wiederum i​m Rahmen d​er IBA initiiert wurde.

2000er Jahre

Die Landtagswahl 2000 führte z​u einer Bestätigung Wolfgang Clements i​m Amt d​es Ministerpräsidenten, u​m für e​ine weitere Legislaturperiode d​ie rot-grüne Landesregierung anzuführen. Bereits 2001 geriet s​eine Regierung i​m Zusammenhang m​it dem Verkauf d​es Trickfilmstudios Oberhausen (HDO) u​nter erhebliche Kritik. Kern d​er Vorwürfe w​ar eine Täuschung d​es Käufers d​urch geschönte Bilanzen d​es Studios u​nd eine verfehlte Subventionspolitik d​er Landesregierung. 2002 w​ird Wolfgang Clement n​ach der Bundestagswahl Minister d​er Bundesregierung. Der Landtag wählte d​en bisherigen Landesfinanzminister Peer Steinbrück z​u seinem Nachfolger a​ls Ministerpräsidenten. Zur Landtagswahl 2005 t​rat Steinbrück erstmals a​ls SPD-Spitzenkandidat an. Die Landtagswahl löste e​in politisches „Erdbeben“ aus. Die Wähler ermöglichten e​in schwarz-gelbes Bündnis u​nd die Wahl Jürgen Rüttgers (CDU) z​um Ministerpräsidenten. Damit w​ar die SPD i​n ihrem b​is dahin a​ls Stammland angesehenen Nordrhein-Westfalen erstmals s​eit fast 40 Jahren n​icht mehr a​n der Regierung beteiligt.

2003 wurden d​ie Gesamthochschulen i​n reguläre Universitäten überführt. 2006 ermöglichte d​ie neugewählte CDU/FDP-Regierung d​en Hochschulen d​es Landes d​ie Erhebung v​on Studiengebühren. In mehreren ländervergleichenden PISA-Studien belegte Nordrhein-Westfalens Schulsystem i​n vielen Fächern n​ur hintere Plätze i​m Bundesvergleich, w​as hitzige Diskussionen u​m die Qualität d​es nordrhein-westfälischen Schulsystems auslöste. 2007 führte d​ie Landesregierung erstmals d​as Zentralabitur i​m Land ein.

2009 w​urde zum ersten Mal s​eit den 1970er Jahren wieder e​ine Kreisreform i​m Land durchgeführt. Die Stadt Aachen u​nd der Kreis Aachen wurden i​n der Städteregion Aachen zusammengefasst, u​m damit e​in neuartiges Regionsmodell i​n Nordrhein-Westfalen z​u erproben.

2001 ernannte d​ie UNESCO d​ie 1986 stillgelegte Zeche Zollverein n​ach dem Aachener Dom, d​en Schlössern Augustusburg u​nd Falkenlust u​nd dem Kölner Dom z​ur vierten Weltkulturerbestätte d​es Landes. Der Industriekomplex, e​inst eine d​er größten Zechen d​er Welt, i​st ein einzigartiges Zeugnis d​er Montanindustrie i​m Ruhrgebiet. Die Zeche u​nd die Kokerei Zollverein wurden n​ach der Stilllegung a​ls Industriedenkmal erhalten u​nd als Kultur- u​nd Museumsstandorte nutzbar gemacht.

2001 f​and die e​rste lit.Cologne statt. Diese Veranstaltung entwickelte s​ich in d​en Folgejahren z​um größten Literaturfestival i​n Nordrhein-Westfalen. 2001 erhielt d​as Wallraf-Richartz-Museum u​nd seine überregional bedeutende Kunstsammlung i​n Köln e​inen neuen Museumsbau. Die zeitgenössische Sammlung d​es Kunsthauses w​ar seit 2002 i​m ehemaligen Landtagsgebäude d​er Öffentlichkeit zugänglich. 2004 f​and in Köln erstmals d​ie c/o pop statt, d​ie auch a​ls Reaktion a​uf die Abwanderung d​er Popkomm n​ach Berlin, d​er bis d​ahin größten Musikmesse d​es Landes, i​ns Leben gerufen worden war. Im Gegensatz z​ur Popkomm i​n Berlin konnte s​ich die c/o pop s​eit 2004 e​iner steigenden Beliebtheit erfreuen. 2007 erfolgte i​n Köln d​ie Eröffnung d​es Neubaus für d​as Museum Kolumba.

Die mittlerweile i​n Nordrhein-Westfalen heimisch gewordenen muslimischen Bürger planten a​b etwa 2000 a​n vielen Orten i​m Land repräsentative Moscheen. Einige d​er Bauvorhaben i​n Nordrhein-Westfalen stießen d​abei auf heftige Proteste. Vor a​llem gegen d​ie DITIB-Zentralmoschee Köln w​urde massiv protestiert. Im v​on Migranten geprägten Duisburg-Marxloh verlief d​er Bau d​er 2008 Mekrez-Moschee dagegen weitgehend reibungslos.

Bis Mitte d​es Jahrzehnts g​aben die belgischen Streitkräfte i​hre letzte Garnison i​m Land auf. 2004 w​urde dadurch d​ie Gründung d​es Nationalparks Eifel möglich. Der Nationalpark umfasst a​uch Teile e​ines bis d​ahin vom belgischen Militär genutzten Geländes u​nd ist d​er erste Nationalpark d​es Landes.

2009 stürzte d​as Kölner Stadtarchiv infolge v​on Bauarbeiten a​n der U-Bahn ein. Unschätzbar kostbare Dokumente d​er Regional- u​nd Landesgeschichte wurden d​abei in d​en Trümmern verloren o​der beschädigt.

2001 w​urde die Arena AufSchalke i​n Gelsenkirchen, d​as modernste Stadion d​es Landes i​n Gelsenkirchen, gleich n​eben dem traditionsreichen Parkstadion eingeweiht. Im selben Jahr beschlossen d​ie Düsseldorfer Ratsherren d​en Bau d​er Multifunktionsarena (LTU-Arena), d​ie das traditionsreiche Rheinstadion ersetzen sollte u​nd als Spielstätte für d​ie Fußballweltmeisterschaft angedacht war. Als Spielstätten d​er Fußball-Weltmeisterschaft 2006 i​n Nordrhein-Westfalen wurden allerdings d​as bis 2003 grunderneuerte Müngersdorfer Stadion, d​ie Arena i​n Gelsenkirchen u​nd das b​is 2003 ständig erweiterte Westfalenstadion i​n Dortmund a​ls größtes Stadion d​es Landes ausgewählt.

Der Telekommunikationskonzern Vodafone übernahm i​m Jahr 2000 d​ie Mannesmann AG i​n einer d​er bis h​eute größten u​nd umstrittensten Fusionen d​er deutschen Wirtschaftsgeschichte. Mit d​er Übernahme verlor e​ines der größten Unternehmen d​er nordrhein-westfälischen Montanindustrie s​eine Unabhängigkeit. Die Abfindungszahlungen für d​en damaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser lösen bundesweite Empörung a​us und führen z​u einem d​er größten Wirtschaftsprozesse Deutschlands.

2003 wurden b​ei der s​ich weitgehend i​m Kommunal- u​nd Landesbesitz befindlichen WestLB finanzielle Probleme offenkundig, d​ie sich i​n den Folgejahren a​us verschiedenen Gründen fortsetzten. Die Folgen d​er Finanzkrise verstärkten d​ie finanzielle Schieflage d​er größten Bank d​es Landes. Die Landesregierung e​rwog spätestens s​eit der Finanzkrise e​ine Fusion m​it einer weiteren Landesbank o​der einen Verkauf d​er Bank. In d​er Finanzkrise geriet a​uch die Privatbank Sal. Oppenheim m​it Sitz i​n Köln i​n erhebliche Schieflage, s​ie wurde 2009 v​on der Deutschen Bank übernommen. Dazu beigetragen h​atte die Insolvenz v​on der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor, e​inem der größten nordrhein-westfälischen Handelsunternehmen.

2008 schloss d​er finnische Nokia-Konzern d​as Nokia-Werk Bochum u​nd verlagerte d​ie Produktion n​ach Rumänien. Empörung u​nd Proteste provozierte d​ie Entscheidung einerseits, w​eil das Werk i​n Bochum k​eine Verluste schrieb, u​nd andererseits, w​eil das Nokia-Werk a​ls Vorzeigeobjekt e​iner krisensicheren Nachfolgeindustrie für d​ie Montanindustrie i​m Ruhrgebiet galt. Ab 2009 wurden d​ie Probleme insolventen GM-Konzerns für Bochum bedrohlich, d​as dortige Opel-Werk d​es Konzerns w​urde Ende 2014 geschlossen.

Im Jahre 2007 w​urde die Einstellung d​es Steinkohlenbergbaus i​n Deutschland b​is 2018 d​urch Schließung d​er noch arbeitenden Zechen, d​ie sich a​lle im Besitz d​er RAG Deutsche Steinkohle AG befinden, vereinbart. Die n​eu gegründete RAG-Stiftung a​ls Besitzer d​er Deutschen Steinkohle s​oll danach d​ie Begleichung d​er Ewigkeitskosten sichern. Der „weiße Bereich“ d​er bisherigen RAG w​urde als Evonik Industries ausgegliedert. Evonik, ebenfalls i​m Besitz d​er RAG-Stiftung, i​st seit d​er Gründung e​ines der größten Unternehmen d​es Landes u​nd soll d​urch seine Erträge d​ie Stiftungsaufgaben stützen. Voraussichtlich wirtschaftlich weiter betrieben werden k​ann nach d​er Vereinbarung d​er Braunkohlenabbau i​m Tagebauverfahren i​m Rheinischen Braunkohlerevier. 2006 w​urde mit d​er Förderung i​m jahrelang s​tark umstrittenen Revier Garzweiler II begonnen.

2010er Jahre

Förderturm Zeche Zollverein in Essen. Relikt des Steinkohlenbergbaus, Weltkulturerbe und Veranstaltungsort der RUHR.2010

Bei d​er Landtagswahl i​n Nordrhein-Westfalen 2010 verlor d​ie CDU/FDP-Regierung i​hre Mehrheit, SPD u​nd Grüne bildeten u​nter Hannelore Kraft (SPD) e​ine Minderheitsregierung o​hne eine Tolerierungsvereinbarung m​it anderen Fraktionen z​u schließen. Die rot-grüne Koalition schaffte i​m Februar 2011 d​ie Studiengebühren z​um folgenden Wintersemester ab. Erstmals i​n der Landesgeschichte erklärte d​er Verfassungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen a​m 15. März 2011 d​en von d​er rot-grünen Koalition verabschiedeten Nachtragshaushalt für d​as Haushaltsjahr 2010 für verfassungswidrig. Auch d​er Haushalt für 2011 w​urde im März 2013 für verfassungswidrig erklärt. Als Begründung führte d​as Gericht i​n beiden Urteilen d​ie unzulässig h​ohe Verschuldung an.

Im Jahr 2012 w​urde die Landtagswahl vorgezogen, nachdem s​ich der Landtag erstmals i​n seiner Geschichte selbst aufgelöst hatte, d​a der Haushaltsentwurf i​m Parlament k​eine Mehrheit gefunden hatte. Die Landtagswahl 2012 führte z​u einer rot-grünen Mehrheit i​m Parlament, m​it der d​ie bisherige Koalition fortgesetzt wurde. Die Linke verfehlte d​en Einzug i​n den Landtag, wohingegen d​ie Piratenpartei Nordrhein-Westfalen d​en erstmaligen Einzug i​n den Landtag schaffte.

Das Ruhrgebiet w​ar 2010 Kulturhauptstadt Europas. Unter d​em Motto RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas s​tand die Entwicklung e​iner der größten Industrieregionen d​er Welt z​u einer kulturell lebendigen Metropolregion i​m Vordergrund. Der Kulturhauptstadttitel w​ar erstmals n​ach Nordrhein-Westfalen vergeben worden. In diesem Zusammenhang erhielt d​as Museum Folkwang e​inen Neubau. Das Ruhrlandmuseum z​og auf d​as Gelände d​er stillgelegten Zeche Zollverein. Die Ausstellung w​urde völlig n​eu konzipiert u​nd das Haus führt seither d​ie Bezeichnung Ruhr Museum. Im Zusammenhang m​it der RUHR.2010 wurden 60 km d​er Bundesautobahn A40 v​on Dortmund b​is Duisburg für e​inen Tag für e​in Kulturevent gesperrt u​nd genutzt. Bei d​er an d​ie RUHR.2010 angelehnten Loveparade i​n Duisburg wurden b​ei einem Unglück, ausgelöst d​urch die drangvolle Enge, 21 Besucher getötet u​nd mindestens 652 weitere t​eils schwer verletzt.

Bis Mitte 2011 konnte d​ie sich spätestens s​eit der Finanzkrise a​b 2007 i​n existenzbedrohenden Turbulenzen befindliche z​um Teil landeseigene WestLB n​icht saniert werden. Ein angestrebter Verkauf o​der eine i​n Erwägung gezogene Fusion m​it einer anderen Landesbank scheiterten. Im Juni 2011 entschlossen s​ich die Eigentümer daher, d​ie WestLB – a​ls erste Landesbank i​n Deutschland – aufzulösen. Die s​eit 2002 z​ur Stützung d​er Bank a​us dem Landeshaushalt geflossenen Mittel i​n Milliardenhöhe s​ind damit weitgehend verloren.[48]

Mit d​er Schließung d​er Zeche Prosper-Haniel endete d​ie Ära d​es Steinkohlenbergbaus i​m Land. Im Zuge d​er Diskussion u​m den Kohleausstieg k​am es a​b 2018 i​m rheinischen Braunkohlerevier z​u teils gewalttätigen Protesten i​m Hambacher Forst u​nd im Tagebau Garzweiler.

Chronik

21. Juni 1946 Britisches Kabinett beschließt in Whitehall in London die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen
17. Juli 1946 Auf einer Pressekonferenz beim Alliierten Kontrollrat in Berlin wird die Zusammenlegung des nördlichen Rheinlands mit Westfalen bekannt gegeben.
24. Juli 1946 Ernennung von Rudolf Amelunxen zum Ministerpräsidenten durch die britische Besatzungsbehörde
23. August 1946 Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen durch die Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung
2. Oktober 1946 Konstituierende Sitzung des Landtags Nordrhein-Westfalen
21. Januar 1947 Verordnung Nr. 77 der britischen Militärverwaltung zur Eingliederung des Landes Lippe nach Nordrhein-Westfalen tritt vorläufig in Kraft.
20. April 1947 Erste Landtagswahl. Karl Arnold (CDU) wird erster gewählter Ministerpräsident.
5. November 1948 Der Landtag in Düsseldorf beschließt das „Gesetz über die Vereinigung des Landes Lippe-Detmold mit dem Land Nordrhein-Westfalen“, Gründung des Landesverbandes Lippe
23. April 1949 Die Niederlande besetzen einige westliche Gebiete Nordrhein-Westfalens. Erst am 1. August 1963 werden die Gebiete zurückgegeben.
23. Mai 1949 Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft. Nordrhein-Westfalen wird ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
10. Mai 1949 Der Parlamentarische Rat bestimmt Bonn zur vorläufigen Bundeshauptstadt.
18. Juni 1950 Annahme der Landesverfassung durch Volksentscheid
10. März 1953 Das Landesgesetz über die Landesfarben, -flagge und -wappen wird verabschiedet.
12. Mai 1953 Die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe werden gegründet.
11. Mai 1954 Die Gründung des Westdeutschen Rundfunks in Köln wird beschlossen.
20. Februar 1956 Durch erfolgreiches konstruktives Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Karl Arnold (CDU) wird Fritz Steinhoff (SPD) mit Unterstützung der FDP-Fraktion neuer Ministerpräsident.
21. Juli 1958 Franz Meyers (CDU) wird neuer Ministerpräsident und Nachfolger von Fritz Steinhoff (SPD).
1960 Die Schließung der Zeche Prinz Regent ist symbolischer Auftakt für die Kohlekrise. Bereits beginnend in den 1950er Jahren verlor der Steinkohlebergbau immer mehr seiner einstigen dominierenden Stellung in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft.
30. Juni 1965 Die Landesregierung eröffnet die Ruhr-Universität in Bochum.
8. Dezember 1966 Heinz Kühn (SPD) löst mit Hilfe der FDP-Fraktion Franz Meyers (CDU) durch ein konstruktives Misstrauensvotum als Ministerpräsident ab.
12. Dezember 1968 Die Landesregierung eröffnet die Universität Dortmund.
1. Juli 1969 Die erste Stufe der Neugliederung der Gemeinden und Kreise tritt in Kraft. Hierdurch wird zunächst die Zahl der Gemeinden im Land reduziert.
1. August 1971 Das Bildungsangebot in Nordrhein-Westfalen wird um 15 Fachhochschulen in Aachen, Bielefeld, Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Hagen, Köln, Krefeld, Lemgo, Münster, Paderborn, Siegen und Wuppertal erweitert.
16. Mai 1972 Es folgen die Gesamthochschulen in Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal sowie 1975 die einzige deutsche Fernuniversität in Hagen.
1. Januar 1975 Die zweite Stufe der Neugliederung der Gemeinden und Kreise tritt in Kraft. Hierdurch wird nochmals die Zahl der Gemeinden reduziert und alle Kreise im Lande werden neu geordnet.
20. September 1978 Johannes Rau (SPD) löst den rund zwölf Jahre amtierenden Heinz Kühn (SPD) als Ministerpräsident ab.
1987 Massive Arbeitskämpfe wegen der Schließung des Stahlwerks Rheinhausen markieren den symbolischen Höhepunkt der Stahlkrise, die sich bereits seit Mitte der 1970er Jahre andeutete. Die Stahlindustrie ist spätestens seit den 1980er Jahren in einer existentiellen Krise. Ihre Bedeutung für Wirtschaft des Landes schrumpft.
20. Juni 1991 Der Bundestag beschließt den Umzug von großen Teilen der Regierung und des Parlaments nach Berlin. Bonn ist nicht mehr Hauptstadt der Bundesrepublik. Das Parlament und viele Regierungsstellen verlegen bis 1999 nach Berlin.
17. Oktober 1994 Die neue Kreisordnung und die neue Gemeindeordnung treten in Kraft, nach der die kommunale Doppelspitze abgeschafft wird. Gleichzeitig wird die Direktwahl der Landräte und der Oberbürgermeister bzw. Bürgermeister eingeführt.
März 1994 Die Britische Rheinarmee wird aus Nordrhein-Westfalen abgezogen. Offiziell endet damit die britische Besatzung des Landes. Nur wenige Truppen verbleiben als „Britische Streitkräfte in Deutschland“ im Land
27. Mai 1998 Wolfgang Clement (SPD) löst den fast zwanzig Jahre amtierenden und bald darauf zum Bundespräsidenten gewählten Johannes Rau (SPD) als Ministerpräsident in der rot-grünen Koalition ab.
6. Juli 1999 Der Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt die Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen für verfassungswidrig. Die Klausel wird daraufhin im Kommunalwahlgesetz gestrichen.
6. November 2002 Peer Steinbrück (SPD) löst Wolfgang Clement (SPD) als Ministerpräsident in der rot-grünen Koalition ab.
1. Januar 2003 Alle Gesamthochschulen werden in Universitäten überführt.
1. Januar 2004 Der Nationalpark Eifel wird als erster Nationalpark des Landes ausgewiesen
22. Mai 2005 Die SPD unter Führung von Ministerpräsident Peer Steinbrück verliert bei der Wahl des 14. Landtages nach 25 Jahren den Status als stärkste Fraktion und wird nach 39-jähriger Regierung (seit 1995 mit den Grünen) von den Wählern in die Opposition geschickt. Am 22. Juni 2005 wählen CDU und FDP Jürgen Rüttgers (CDU) zum Ministerpräsidenten.
21. Oktober 2009 Erste Kommunalreform seit den 1970ern: Die Stadt Aachen und der Kreis Aachen wurden in der Städteregion Aachen zusammengefasst. Erstmals wird damit ein neuartiges Regionsmodell in Nordrhein-Westfalen erprobt.
1. Januar 2010 Das Ruhrgebiet ist für ein Jahr Kulturhauptstadt Europas.
14. Juli 2010 Hannelore Kraft (SPD) wird zur ersten weiblichen Ministerpräsidentin des Landes gewählt. Sie führt eine rot-grüne Koalition. Erstmals wird in Nordrhein-Westfalen eine Minderheitsregierung gebildet.
13. Mai 2012 Die rot-grüne Koalition unter Hannelore Kraft (SPD) erhält bei den vorgezogenen Landtagswahlen 2012 eine eigene parlamentarische Mehrheit. Vorausgegangen war die Selbstauflösung des Landtags.
9. Mai 2014 Ein Unwetter an Pfingstmontag hat zahlreiche Schäden in NRW verursacht. Am heftigsten wütete es in Düsseldorf mit Windgeschwindigkeiten von 142 km/h. Es war das schlimmste Unwetter in NRW seit dem Orkan Kyrill.
14. Mai 2017 Nach der Landtagswahl 2017 wählt eine CDU-FDP-Koalition Armin Laschet (CDU) zum neuen Ministerpräsidenten.
31. Dezember 2018 Ende des Steinkohlenbergbaus im Land

Nordrhein-Westfalen-Tag

Bis 2006 feierte d​as Land s​eine runden Geburtstage m​it Veranstaltungen i​n der Landeshauptstadt Düsseldorf. Ab 2007 finden d​iese Nordrhein-Westfalen-Tage jährlich i​n wechselnden Städten d​es Landes statt.[49]

Siehe auch

Literatur

Gesamtdarstellungen

  • Jörg Engelbrecht: Nordrhein-Westfalen in historischer Perspektive. In: Werner Künzel, Werner Relleke (Hrsg.): Geschichte der deutschen Länder. Entwicklungen und Traditionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Münster 2005, S. 255–278.
  • Uwe Knüpfer: Wir im Westen. Wie wir wurden, was wir sind; ein historischer Wegweiser nach Nordrhein-Westfalen. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0180-3.
  • Christoph Nonn: Geschichte Nordrhein-Westfalens. C. H. Beck, 2009, ISBN 978-3-406-58343-8.

Einzelne Epochen

  • Hein Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1.
  • Wilhelm Ribhegge: Preußen im Westen. Kampf um den Parlamentarismus in Rheinland und Westfalen 1789–1947. Aschendorff Verlag, Münster 2008, ISBN 978-3-402-05489-5.
  • Rolf Steininger: Ein neues Land an Rhein und Ruhr: die Ruhrfrage 1945/46 und die Entstehung Nordrhein-Westfalens. W. Kohlhammer, Köln 1990, ISBN 3-17-011113-2. (unveränderter Nachdruck: Ein neues Land an Rhein und Ruhr. die Entstehungsgeschichte Nordrhein-Westfalens 1945/46. W. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-030732-2.)

Einzelne Themen

  • Landschaftsverband Rheinland, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Alfred Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-27303-9.
  • Detlef Briesen, Gerhard Brunn, Rainer S. Elkar, Jürgen Reulecke: Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte Rheinlands und Westfalens. In: Landeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Schriften zur politischen Landeskunde. Band 9. W. Kohlhammer, Köln 1995, ISBN 3-17-013320-9.
  • Georg Cornelissen: Kleine Sprachgeschichte von Nordrhein-Westfalen. Greven-Verlag, Köln 2015, ISBN 978-3-7743-0654-7.
Commons: Geschichte Nordrhein-Westfalens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verordnung Nr. 46, Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Besatzungszone und ihre Neubildung als selbständige Länder vom 23. August 1946, wiedergegeben im Portal verfassungen.de, abgerufen am 20. Januar 2012.
  2. Bekanntmachung der britischen Militärverordnung Nr. 77 vom 21. Januar 1947 (PDF; 476 kB), wiedergegeben im Portal lwl.org des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, abgerufen am 20. Januar 2012.
  3. Land Nordrhein-Westfalen1. Historischer Hintergrund. Website im Portal bpb.de (Bundeszentrale für politische Bildung), abgerufen am 17. November 2013.
  4. Karl Ditt, Klaus Tenfelde (Hrsg.): Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen. Koexistenz und Konkurrenz des Raumbewusstseins im 19. und 20. Jahrhundert. Darin insbesondere: Hans Heinrich Blotevogel: Raumbewusstsein im Rheinland, in Westfalen, im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen: Einführung und Auswertung. LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte Münster, Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 57 (Hg. Bernd Walter), Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-75748-7.
  5. Beispielsweise über den Langnam-Verein oder die Wirtschaftsvereinigung zur Förderung der geistigen Wiederaufbaukräfte
  6. John Gillingham: Die französische Ruhrpolitik und die Ursprünge des Schuman-Plans. (PDF; 8,2 MB). In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Heft 1/1987, ISSN 0042-5702
  7. Gottfried Eckertz: Das fränkische Ripuarland auf der linken Rheinseite. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. 1. Jahrgang. Köln 1855, S. 19–46.
  8. Friedrich Haagen: Geschichte Achens von seinen Anfängen bis zum Ausgange des sächsischen Kaiserhauses (1024). Paderborn 1868, Nachdruck Salzwasser Verlag, ISBN 978-3-8460-3547-4, S. 88 (online)
  9. hinzu kamen 1724 Hildesheim und 1728 Osnabrück, letzteres ebenfalls im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis
  10. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte. 1800–1866. Bürgerwelt und starker Staat. Verlag C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09354-X, S. 91.
  11. Hans-Joachim Behr: Nordrhein-Westfalen 1945–2000. Die Entstehung. (Memento des Originals vom 27. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nrw2000.de, Website mit weiteren Dokumenten und Literaturhinweisen, abgerufen im Portal nrw2000.de am 17. März 2013.
  12. Raymond Poidevin: Frankreich und die Ruhrfrage 1945–1951. In: Historische Zeitschrift. Band 228, Heft 2, S. 317–334, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1979, ISSN 0018-2613
  13. Rolf Steiniger: Ein neues Land an Rhein und Ruhr. Die Ruhrfrage 1945/46 und die Entstehung Nordrhein-Westfalens. Schriften zur politischen Landeskunde Nordrhein-Westfalens, Band 6, Verlag W. Kohlhammer, Köln 1990, ISBN 3-17-011113-2, S. 55 f. sowie Karte Nr. 4, S. 13.
  14. Raymond Poidevin, S. 317.
  15. Armistice and Post-War Committee (44) 118. „Confederation, Federation and Decentralisation of the German State, and the Dismemberment of Prussia“. Cabinett Papers 87/68. In: Lothar Kettenacker: Preußen in der alliierten Kriegsplanung 1939–1947. In: Lothar Kettenacker, M. Schlenke, H. Seier (Hrsg.): Studien zur Geschichte Englands und der deutsch-britischen Beziehungen. Festschrift für P. Kluke. München 1981, S. 312–340. Zitiert nach: Rolf Steininger: Ein neues Land an Rhein und Ruhr. Die Ruhrfrage 1945/46 und die Entstehung Nordrhein-Westfalens. In: Schriften zur politischen Landeskunde Nordrhein-Westfalens. Band 6, Verlag W. Kohlhammer, Köln 1990, ISBN 3-17-011113-2, S. 33.
  16. Kurt Düwell: „Operation Marriage“ – Die britische Geburtshilfe bei der Gründung Nordrhein-Westfalens. Rede vom 14. September 2006 zum 60. Jahrestag der Gründung Nordrhein-Westfalens vor Mitgliedern der Deutsch-Britischen Gesellschaft in Schloss Jägerhof, Düsseldorf, Vortragsmanuskript als PDF-Datei brauweiler-kreis.de, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  17. Reiner Burger, Düsseldorf: 70 Jahre: Wie durch eine Zwangsheirat NRW entstand. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 22. August 2021]).
  18. Wilhelm Ribhegge: Braucht Nordrhein-Westfalen ein Haus der Geschichte? In: Saskia Handro, Bernd Schönemann (Hrsg.): Raum und Sinn. Die räumliche Dimension der Geschichtskultur. LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2014, ISBN 978-3-643-12483-8, S. 134, Fußnoten 12 und 13 (online)
  19. Martin Goosmann: Das Ruhrgebiet im Spannungsfeld westalliierter und deutscher Wirtschaftspolitik 1945 bis 1952. Diplomarbeit, Verlag diplom.de, 2001, S. 54 (online)
  20. Entscheidung für Nordrhein-Westfalen: Protokoll der Sitzung des Overseas Reconstruction Committee vom 21. Juni 1946, Webseite im Portal uibk.ac.at, abgerufen am 27. August 2016.
  21. Martina Kessel: Westeuropa und die deutsche Teilung. Englische und französische Deutschlandpolitik auf den Außenministerkonferenzen von 1945 bis 1947. R. Oldenbourg Verlag, München 1989, ISBN 3-486-55241-4, S. 110.
  22. Rudolf Arend: Bürger und kommunale Selbstverwaltung in Nordrhein-Westfalen seit 1945. Ein Beitrag zur Landesgeschichte. Dissertation Universität Duisburg 2009, Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-60245-4, S. 71.
  23. Verwaltungsgericht Düsseldorf: Zur Geschichte des Gerichtsgebäudes (Memento des Originals vom 26. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vg-duesseldorf.nrw.de, Beitrag im Portal justiz-online/Verwaltungsgericht Düsseldorf, abgerufen am 27. Oktober 2011.
  24. Hans Joachim Behr: Nordrhein-Westfalen 1945–2000. Die Entstehung. (Memento des Originals vom 27. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nrw2000.de, Website mit weiteren Dokumenten und Literaturhinweisen, abgerufen im Portal nrw2000.de am 17. März 2013.
  25. Geburt und Heranwachsen einer Landeshauptstadt. Artikel im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 17. März 2013.
  26. Verordnung Nr. 46 (PDF; 2,6 MB) – Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder; in der Verordnung Nr. 46 wurden die Landesteile Nordrhein und Westfalen noch mit einem Querstrich verknüpft: „Nordrhein/Westfalen“.
  27. Veit Veltzke: Das Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen in Minden und Wesel. In: AHF-Information. Nr. 003, 14. Januar 2004 (PDF (Memento vom 4. November 2005 im Internet Archive) [abgerufen am 20. August 2010]).
  28. Bernd Walter: Selbstreflexion und Sicht in Westfalen auf das Ruhrgebiet: Einführung und Auswertung. In: Karl Ditt, Klaus Tenfelde (Hrsg.): Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen. Koexistenz und Konkurrenz des Raumbewusstseins im 19. und 20. Jahrhundert. LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster, Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 57 (Hg. Bernd Walter), Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-75748-7, S. 118.
  29. Zitiert nach: Otto Pöggeler: Untergang und Neuanfang am Rhein. In: Gerhard Kurz (Hrsg.): Düsseldorf in der deutschen Geistesgeschichte. Düsseldorf, Schwann, 1984, ISBN 3-590-30244-5.
  30. Siehe hierzu insbesondere: Manfred Rasch: Zwei Provinzen – ein Wirtschaftsraum? Zur Wahrnehmung des „Ruhrgebiets“ durch Montanindustrielle im 19. Jahrhundert. In: Karl Ditt, Klaus Tenfelde (Hrsg.): Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen. Koexistenz und Konkurrenz des Raumbewusstseins im 19. und 20. Jahrhundert. LWL-Institut für westfälische regionalgeschichte Münster, Forschungen zur Regionalgeschichte, Band 57 (Hg. Bernd Walter), Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-506-75748-7, S. 225 ff. und Anhang S. 259 ff. (Verwendung der Bezeichnung „Rheinisch-Westfälisch“ bzw. „Niederrheinisch-Westfälisch“ vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs)
  31. Der Spiegel 27/1959 vom 1. Juli 1959: Die Rheinisch-Westfälische Börse, Portal Spiegel-Online, abgerufen am 23. Oktober 2011.
  32. Heinrich von Treitschke: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Band 4: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig 1889, S. 553 (Digitalisat)
  33. Kurt Düwell: Operation Marriage – Die britische Geburtshilfe bei der Gründung Nordrhein-Westfalens. am 14. September 2006 im Goethe-Museum, Schloss Jägerhof, Düsseldorf, abgefragt am 6. Mai 2010 Redetext (PDF)@1@2Vorlage:Toter Link/www.debridge.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  34. Landkreis Vechta: Zeitzeichen im Landkreis (Memento des Originals vom 17. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landkreis-vechta.de
  35. NRW 2000: Nordrhein-Westfalen 1945–2000 (Memento des Originals vom 27. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nrw2000.de
  36. Marcus René Duensing: Die Gründung des Landes Niedersachsen
  37. Wolfgang Hölscher: Nordrhein-Westfalen. Deutsche Quellen zur Entstehungsgeschichte des Landes, Düsseldorf 1988, S. 507 ff. Zitiert nach: Beate Dorfey: Eine Rheinprovinz, zwei Länder und die Frage der Länderneugliederung nach 1945, Webseite im Portal rheinische-geschichte.lvr.de, abgerufen am 20. August 2020.
  38. Vor 50 Jahren. Der 9. April bis 22. April 1956. „Volksbegehren – Volksverzehren“. Volksbegehren in Rheinland-Pfalz über die Länderneugliederung. (Nicht mehr online verfügbar.) Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, archiviert vom Original am 6. Dezember 2013; abgerufen am 20. August 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landeshauptarchiv.de
  39. Clemens Amelunxen: Vierzig Jahre Dienst am sozialen Rechtsstaat. Schriftenreihe der Juristischen Gesellschaft e.V. Berlin, Heft 110, Verlag Walter de Gruyter, Berlin/New York 1988, ISBN 3-11-011704-5, S. 34 (online)
  40. Wilhelm Ribhegge: Preußen im Westen. Kampf um den Parlamentarismus in Rheinland und Westfalen, 1789–1947. Verlag Aschendorff, Münster 2008, ISBN 978-3-402-05489-5, S. 649.
  41. Karl Teppe: Rudolf Amelunxen, Biografie im Online-Portal lwl.org des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 2004, abgerufen am 21. Juni 2013.
  42. Clemens von Looz-Corswarem: Landeshauptstadt. In: Nordrhein-Westfalen. Landesgeschichte im Lexikon. Düsseldorf 1993, S. 251 und Rolf Steiniger (Hrsg.): Die Ruhrfrage 1945/46 und die Entstehung des Landes Nordrhein-Westfalen. Britische, französische und amerikanische Akten. Düsseldorf 1988, Dok. 225, S. 958.
  43. Gerhard Brunn, Jürgen Reulecke: Kleine Geschichte von Nordrhein-Westfalen 1946–1996. Verlag W. Kohlhammer, Köln 1996, S. 32.
  44. Düsseldorf im Bombenkrieg, Webseite im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 8. März 2019.
  45. Sabine Gierschner: Hier saßen die Väter Nordrhein-Westfalens: der erste Kabinettsaal der Landesregierung in Düsseldorf. In: Denkmalpflege im Rheinland. Heft 3/2011, S. 135 ff.
  46. Parlamentarischer Beratungs- und Gutachterdienst des Landtags NRW: Untersuchungen zu den Richtlinien für die Aufnahme des Landes Lippe in das Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen (PDF; 145 kB), Information 13/0719 des Landtags Nordrhein-Westfalen, 13. Wahlperiode, 27. März 2003, Bearbeitung: Karsten Bron, Andrea Glende, abgerufen im Portal landtag.nrw.de am 29. August 2012.
  47. Gerhard Brunn, Jürgen Reulecke: Kleine Geschichte von Nordrhein-Westfalen 1946–1996. Verlag W. Kohlhammer, Köln 1996, S. 32/33.
  48. Frank M. Drost, Donata Riedel: Schadensbilanz. WestLB war ein Fass ohne Boden. In: Handelsblatt. 28. Juni 2011, abgerufen am 29. Juni 2011.
  49. Rheinische Post vom 17. Dezember 2005, abgerufen am 28. November 2009 Rüttgers will Jährlichen Nordrhein-Westfalen-Tag
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