Silvester
Als Silvester (regional auch Altjahrstag oder Altjahrestag) wird in einigen europäischen Sprachen der 31. Dezember, der letzte Tag des Jahres im gregorianischen Kalender, bezeichnet. Nach dem Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche ist dies der Gedenktag des heiligen Papstes Silvester I. Auf Silvester folgt der Neujahrstag.
Herkunft
Das Jahresendfest wurde bereits im Römischen Reich gefeiert, erstmals zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde.[1] Die Sitte, das Jahr nach dem zehnten Monat neu zu beginnen, war römisch. Die Monate für Gaius Julius Caesar – Juli – und Augustus – August – wurden später eingeführt. Die Feuerfeste am Jahreswechsel gehen auf die Germanen zurück. Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester (dt. Waldmensch, von lateinisch silva Wald) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag von Silvester I. († 31. Dezember 335). Der Liturgische Kalender führt den Tag seit 813 auch als dessen Namenstag.[2]
In einigen Gegenden Deutschlands heißt der Tag, quasi als Gegenstück zum folgenden Neujahrstag, auch Altjahr, Altjahrsabend oder „das Alte Jahr“, in Österreich (gebietsweise) ebenso wie in Kroatien auch Altjahrstag, in Kroatien ebenso wie in Slowenien als Ausnahme auch Silvestrovo (‚Tag des Silvester‘). Auch im Niederländischen heißt es zumeist Oudejaarsavond, und nur alternativ auch Silvester. Auf Spanisch Nochevieja (wörtlich: alte Nacht) und auf Dänisch, Schwedisch, Portugiesisch spricht man wie im Englischen vom Neujahrs-(vor-)abend: New Year’s Eve, Nytårsaften, Nyårsafton, Véspera de Ano-Novo. Der 31. Dezember wird in folgenden Sprachen Silvester genannt: Italienisch Notte di San Silvestro, Französisch Réveillon de la Saint-Sylvestre, Polnisch Sylwester, Tschechisch Silvestrovské oslavy, Deutsch Silvester. Laut amtlicher deutscher Rechtschreibung existiert für den letzten Tag des Jahres nur die Schreibweise Silvester mit „i“, anders als für den Vornamen Sylvester/Silvester.
Jahreswechsel und Geografie
Der Jahreswechsel beginnt am 1. Januar um 0:00 Uhr an der Datumsgrenze, die von Nord nach Süd durch den Pazifischen Ozean in der Nähe des 180. Längengrades verläuft. Gemäß Ortszeit würde jede Zeitsekunde nach Westen der Jahreswechsel eintreten, faktisch sind aber alle Orte der Erde einer Zeitzone zugeordnet. Das gilt nur für die Pole (Nord- und Südpol) nicht, da sie keiner Zeitzone zugeordnet werden können. Im Prinzip beginnt dort das neue Jahr wie an der Datumsgrenze. Aufgrund der seit 1995 bestehenden Zugehörigkeit des Caroline-Atolls (Line Islands/Kiribati) zur Zeitzone UTC+14 findet dort der Jahreswechsel zuerst statt, nämlich bereits am 31. Dezember um 11:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Danach durchläuft der Jahreswechsel im Stundentakt alle 24 Zeitzonen (und Sonderzonen, die geringfügig abweichen). Die Howlandinsel in der Zeitzone UTC-12 im Pazifik, kurz vor der Datumsgrenze, ist das Territorium, welches der Jahreswechsel zuletzt erreicht, und das, obwohl die Howlandinsel westlich von Kiribati liegt.
Feier und Brauchtum
Im deutschsprachigen Raum wird am Silvestertag mit einem Guten Rutsch gegrüßt. Der Silvesterabend wird häufig in Gesellschaft begangen. Zum Jahreswechsel um Mitternacht wird meist mit Feuerwerk und Glockengeläut gefeiert. Bei privaten Silvesterfeiern sind Bleigießen (bzw. neuerdings Zinn- oder Wachsgießen) sowie das Öffnen einer Flasche Sekt zum Jahreswechsel weit verbreitet. Die Kirchen bieten nächtliche Gottesdienste an.
In der Stadt Schiltach im Schwarzwald besteht der Jahrhunderte alte, ursprünglich kirchliche und in seiner Form einzigartige Brauch des Silvesterzugs.
Im Schweizer Kanton Appenzell Ausserrhoden halten am 31. Dezember und am 13. Januar (Alter Silvester) die Silvesterchläuse Einzug. Falls der 31. Dezember bzw. 13. Januar auf einen Sonntag fällt, findet das Silvesterchlausen am Samstag statt. Das Silvesterchlausen ist der wohl eindrücklichste Winterbrauch im Appenzellerland. Die Chläuse werden durch drei Arten unterschieden: die „Wüeschte“, die „Schöne“ und die „Schöwüeschte“ oder Naturchläuse. Sie treten fast ausschließlich in „Schuppel“ (Gruppen) auf. Schon in der ersten Morgendämmerung des Silvestertages sind viele der Chlausschuppel unterwegs in der nahen Umgebung der Gemeinden, um bei Freunden zu „chlausen“ und zu „zauren“. Ein einmaliges Schauspiel bietet sich den Zuschauern, wenn die Chlausengruppen in die Dörfer ziehen. Meist hört man sie mit ihren Schellen schon von Weitem.
Bei den sogenannten Silvesterläufen nehmen tausende von Menschen – oft für einen Spendenobolus – an Volksläufen teil. Der weltweit größte Silvesterlauf San Silvestre Vallecana findet mit über 20.000 Teilnehmern in der spanischen Hauptstadt Madrid statt, während der größte deutsche Lauf, der Silvesterlauf von Werl nach Soest, auf einem 15 km langen Teilstück der Bundesstraße 1 ausgetragen wird. Hier beteiligen sich seit fast 25 Jahren über 7.900 Läufer aller Altersklassen für eine gemeinnützige Sache. Der Corrida Internacional de São Silvestre, der älteste und zweitgrößte Lauf dieser Art weltweit, startet alljährlich in der brasilianischen Stadt São Paulo mit 13.000 Teilnehmern.
Weitere Bräuche zum neuen Jahr finden sich unter Neujahrsfest.
Christentum
Das Kirchenjahr endet nicht zu Silvester, sondern vor der Vesper am Vorabend des 1. Adventssonntags. Der Weihnachtsfestkreis endet nach Silvester erst mit der Woche zum „letzten Sonntag nach Epiphanias“ (Epiphanias ist am 6. Januar, „Erscheinung des Herrn“, evangelisch[3]) bzw. am Fest der Taufe Jesu am ersten Sonntag im Jahreskreis, welches der erste Sonntag nach Epiphanias ist (katholisch).[4][5] Silvester ist ursprünglich ein Heiligen-Gedenktag (für Papst Silvester) und kein kirchlicher Feiertag zum Jahreswechsel. Dennoch wird Silvester als Jahrsschluss vielerorts auch kirchlich begangen,[6] denn: „Es ist unwiderruflich, daß Anfang und Ende des bürgerlichen Jahres auch auf die Kirchengemeinde größeren Eindruck machen als die des Kirchenjahres.“ (J. Smend)
Silvestergottesdienste und Jahresschlussandachten am Nachmittag, am Abend oder in der Nacht geben Raum für die Thematisierung von Vergänglichkeit und Neuanfang, Wunsch, Dank und Bitte, häufig sind sie musikalisch oder meditativ gestaltet. Nach Friedrich Kalb sollen sie ab 1776 stattgefunden, nach Andreas Strauch ab 1836 rechtlich Anerkennung gefunden haben.[7] In evangelischen Gottesdiensten wird in der Predigt des Altjahresabends oft die Jahreslosung ausgelegt und das Motto vergehende Zeit beispielsweise mit dem Lied Von guten Mächten treu und still umgeben steht im Mittelpunkt.[8]
In der katholischen Liturgie sind Messfeiern am Abend des Silvestertages Vorabendmessen zum Oktavtag von Weihnachten, dem Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Januar vorgesehen. Der Jahreswechsel wird dabei in der Regel dankend oder fürbittend erwähnt, etwa durch den Gesang des Te Deum.
Deutschland
In einigen Gebieten von Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen verkleiden sich die Kinder und laufen am Silvesterabend Rummelpott. Vor den Haustüren der Nachbarschaft bringt zu überlieferten plattdeutschen Rummelpottliedern wie Fru mok de Dör op das traditionell inzwischen sehr selten eingesetzte Instrument Rummelpott (auch Brummtopf) – ein mit einer Schweinsblase überspannter Topf – durch Reiben am Schilfrohr in dessen Mitte quäkende Klänge zustande. Die Kinder bekommen an der Haustür Süßigkeiten und Geld, ältere Teilnehmer mitunter auch alkoholische Getränke. Ursprung war ein germanischer Brauch – um die Geister zu vertreiben. Dasselbe Ziel hatten die Perchten- oder Tresterer-Läufe um die Zeit der Jahreswende im Alpenraum – die Silvesternacht ist auch eine Rauhnacht. Beim Silvesterzug in Schiltach, einer Prozession pietistischen Ursprungs, wird Gott für das alte Jahr gedankt.
In den Betrieben der DDR gab es den Begriff des „Plansilvesters“. Das Datum bezeichnete den Zeitpunkt, zu dem der vorgegebene Volkswirtschaftsplan erreicht war. Danach arbeitete man für die variable Jahresendprämie. „Plansilvester“ konnte durchaus schon im November gefeiert werden. Ein so früher Zeitpunkt war heikel – dann wurden die Pläne für das nächste Jahr angepasst. Vorsichtshalber erfüllte man die Pläne erst in der letzten Dezemberdekade, und „Plansilvester“ fiel praktischerweise mit der Weihnachtsfeier zusammen.
Nach Sprengstoffrecht ist das Abbrennen von Feuerwerk der Kategorie F2 (entspricht in Teilen der früheren Klasse P-II) für Privatpersonen ab 18 Jahren grundsätzlich am gesamten 31. Dezember und 1. Januar erlaubt.[9] Es ist jedoch zu beachten, dass die örtlich zuständigen Behörden zusätzliche Restriktionen erlassen und Verbote verhängen können,[10] wie beispielsweise in Teilen Nordfrieslands, wo aus Sorge um reetgedeckte Häuser das Abbrennen von Silvesterfeuerwerk (der Kategorie F2) auf Föhr nur an Stränden und Deichen gestattet und auf Sylt, auf Amrum und in Sankt Peter-Ording ganz verboten ist.[11] Auch können gemäß dem Sprengstoffgesetz Gemeinden den Abbrand von Feuerwerkskörpern „mit ausschließlicher Knallwirkung“, Knallkörper wie z. B. China-Böller, Kanonenschläge, zeitlich weiter einschränken.[12] Der Verkauf ist in Deutschland erst in den letzten drei Werktagen des Jahres gestattet – Feuerwerk der Kategorie F1, das sogenannte Ganzjahres- oder Kleinstfeuerwerk, umgangssprachlich auch als Jugendfeuerwerk bezeichnet, darf hingegen ganzjährig an Privatpersonen ab zwölf Jahren verkauft und von diesen abgebrannt werden.[13]
Seit 1981 wird von verschiedenen Seiten dazu aufgerufen, auf das Feuerwerk zu verzichten und das Geld stattdessen für einen wohltätigen Zweck zu spenden. Am ältesten ist die Aktion „Brot statt Böller“. Ende Dezember 2004 rief wegen der Seebeben im Indischen Ozean die deutsche Bundesregierung auf, statt des Feuerwerks lieber Geld für Hilfsorganisationen zu spenden.
Um 24 Uhr wird von vielen Kirchen das neue Jahr eingeläutet. Je nach örtlicher Tradition dauert das Geläut zwischen zehn Minuten und einer Stunde.
Silvester im deutschen Fernsehen
In Deutschland hat sich neben dem Klassiker Dinner for One auch die Folge Sylvesterpunsch der Serie Ein Herz und eine Seele einen festen Platz im Fernsehprogramm zu Silvester gesichert. Der Norddeutsche Rundfunk sendet in seinem Regionalprogramm meist das in der Silvesternacht und an den unmittelbaren Tagen davor und danach spielende Theaterstück Tratsch im Treppenhaus mit Heidi Kabel in der Hauptrolle, das bereits 1962 einmal übertragen wurde, jedoch erst seit einer Live-Übertragung am Silvesterabend 1966 besondere Popularität genießt. Die Aufzeichnung dieser Vorstellung ist auch jene, die seitdem zur Ausstrahlung kommt. Im Jahr 2016 zeigte der NDR erstmals eine im selben Jahr aufgezeichnete Neuinszenierung mit Heidi Kabels Tochter Heidi Mahler in der Hauptrolle, die Ausstrahlung der Fassung von 1966 wurde auf den Neujahrstag 2017 verlegt.[14]
Das restliche Rahmenprogramm besteht meist aus Musik- und Sketchsendungen sowie Liveshows. Seit Silvester 1970 trägt der jeweilige Bundeskanzler die Neujahrsansprache vor, der Bundespräsident hingegen die Weihnachtsansprache. Davor war es umgekehrt gewesen.
Bis zum Jahr 1988 übertrug das ZDF um 12 Uhr nachts das Geläut der Berliner Freiheitsglocke als Mahnung, die Deutsche Einheit wiederherzustellen. Seit 1989 überträgt man die Neujahrsfeierlichkeiten am Brandenburger Tor.
Öffentliches Leben
Zu Silvester verkehren Busse und Bahnen im Allgemeinen wie an Samstagen. Auch in den Geschäften gibt es verkürzte Öffnungszeiten. Eine gesetzliche Schließung um 14 Uhr gilt nur in Hessen, Bremen und Thüringen, sofern der Tag auf einen Werktag fällt.[15]
Österreich
Das österreichische Pyrotechnikgesetz von 2010 verbietet in § 38 Abs 1 „die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände […] im Ortsgebiet“ auch zu Silvester. Um die private Verwendung von Feuerwerk – etwa zu Silvester – zu ermöglichen, kann die Gemeinde unter Vorgabe eines Zeitrahmens „bestimmte Teile des Ortsgebietes von diesem Verbot ausnehmen, sofern nach Maßgabe der örtlichen Gegebenheiten durch die Verwendung Gefährdungen von Leben, Gesundheit und Eigentum von Menschen oder der öffentlichen Sicherheit sowie unzumutbare Lärmbelästigungen nicht zu besorgen sind“. Davon ausgenommen ist der Umkreis von „Kirchen, Gotteshäusern, Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen sowie Tierheimen und Tiergärten“ (§ 38 Abs 2). Nur wenige österreichische Gemeinden haben eine solche Verordnung erlassen, und nur ein Bruchteil der Feuerwerker hält sich an den darin vorgegebenen zeitlichen Rahmen. In der Mehrzahl der Gemeinden ist die private Verwendung von Feuerwerk innerorts auch zu Silvester generell verboten.
Silvester im österreichischen Fernsehen
Am Silvesterabend werden traditionell die Silvester-Episode der Serie Ein echter Wiener geht nicht unter und der berühmte Sketch Dinner for One im öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunk (ORF) gezeigt. Seit 2013 wird zudem eine „Silvesteraudienz“ von Wir sind Kaiser ausgestrahlt.
Um 12 Uhr nachts läutet die Pummerin, die große Glocke des Stephansdoms in Wien, das neue Jahr ein, übertragen im ORF, im Anschluss wird der Donauwalzer gespielt. Auch alle Radiosender des ORF (inklusive des alternativen Jugendsenders FM4) spielen um Punkt Mitternacht den Donauwalzer.
Die Live-Übertragung des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker zu Mittag – vom ORF produziert – wird in der ganzen Welt gezeigt. Gegen Abend hält der Bundespräsident seine jährliche Neujahrsansprache. Seit 1989 strahlt der ORF gemeinsam mit ARD und SRF jedes Jahr eine ca. vierstündige Spezialversion des Musikantenstadls aus, den sogenannten „Silvesterstadl“.
Silvesterpfad
Seit dem Jahreswechsel 1990/91 veranstaltet die Stadt Wien mit anderen Organisationen den Wiener Silvesterpfad. Mittlerweile ist es das größte Silvesterevent Europas[16] und wurde beispielsweise 2011/2012 von etwa 800.000 Personen besucht.[17]
Bauern-Silvester am 30. Dezember
In der Steiermark wird am 30. Dezember Bauern-Silvester gefeiert.[18] Die Tradition geht auf eine Legende zurück. Ein Bauer war in starkes Schneetreiben geraten, konnte nicht mehr pünktlich nach Graz zurückkehren und feierte einen Tag vor Silvester mit einem Einsiedler.[19] Auch außerhalb der Steiermark wird es zunehmend beliebt Bauern-Silvester zu feiern: insbesondere bei Personen, die in der Silvesternacht Dienst haben.
Schweiz
Im Zürcher Oberland wird neben dem neuen Silvester am 31. Dezember der alte Silvester des julianischen Kalenders am 11. Januar oder am 13. Januar (St. Hilarius) gefeiert. Die Bauern schlagen während des Geläutes der Kirchenglocken auf Bretter und dreschen so das alte Jahr aus.[20]
Im bernischen Städtchen Laupen findet jeweils am Silvesterabend das Achetringele statt. Die „bösen Geister“ des alten Jahres werden dabei mit einem Umzug aus dem Ort vertrieben.[21]
Eine breite Übersicht besonders über die älteren Silvester- und Neujahrsbräuche in der Deutschschweiz findet sich im Schweizerischen Idiotikon.[22]
Die Schweizer Version des Sketches Dinner for One wird seit 1989 regelmäßig im Schweizer Fernsehen gezeigt.[23][24]
Dänemark
In Dänemark heißt der Silvestertag Neujahrsabend (nytårsaften), wobei der eigentliche Tag auch Neujahrsabendtag (nytårsaftensdag) genannt wird. Die meisten Dänen feiern Silvester mit Verwandten oder Freunden. Man trifft sich oft gegen 17:30 Uhr und beginnt mit einem (häufig alkoholischen) Getränk. Um 18 Uhr sieht man die Neujahrsansprache von Königin Margrethe II. In der Ansprache geht es darum, was im vergangenen Jahr sowohl in Dänemark als auch in der königlichen Familie geschehen ist. Es gibt kein typisches Essen für ganz Dänemark, oft gibt es jedoch Kabeljau, Fondue oder Raclette. Während des Essens werden verschiedene Tischbomben „gezündet“. Um 23:45 Uhr wird im Fernsehen Dinner for One gesendet, und 60 Sekunden vor Mitternacht wird die Uhr des Kopenhagener Rathauses am Rådhuspladsen eingeblendet. Wenn die Glocken 12 schlagen, befindet man sich im neuen Jahr und stößt dann mit Sekt oder Champagner an. Danach gibt es ein Feuerwerk. Die Kinder (und manchmal auch die Erwachsenen) tragen lustige Hüte und machen Neujahrsspäße.
Frankreich
Seit dem Jahr 2000 wird in Paris der Eiffelturm zum Jahreswechsel illuminiert. Aus Brandschutzgründen wurde für die Feier 2011/2012 das Abbrennen von Feuerwerk in Paris untersagt.[25]
Niederlande
In den Niederlanden feiert man den „Oudejaarsavond“ (Silvesterabend) im Familienkreis und reicht dazu Oliebollen, ein frittiertes Hefebäck. Regional gibt es weitere Spezialitäten. Auch eher regional, nämlich im Osten und Norden verbreitet, ist das Carbidschieten. Dabei wird eine Milchkanne oder ein ähnlicher Metallbehälter zum Knallen gebracht.
Russland
Da in einigen Staaten Europas seit der Oktoberrevolution die Religion unter Druck gesetzt wurde und es verboten war, Weihnachten als religiöses Fest zu feiern, verschoben sich alle weihnachtlichen Bräuche und Rituale auf Silvester. Daher wird der Weihnachtsbaum pünktlich zu Silvester aufgestellt und der Weihnachtsmann (Дед Мороз („Ded Moros“) – Großvater oder Großväterchen Frost) bringt die Geschenke in der Silvesternacht. Alle Menschen, die einander mögen, Familienangehörige, Freunde usw., feiern gemeinsam wie im deutschsprachigen Raum bei einem festlichen Essen. Im Gegensatz zu den westeuropäischen Ländern ist jedoch das Neujahrsfest in Russland das mit Abstand wichtigste Fest überhaupt; daran hat auch die schon längst vollzogene Rückkehr der religiösen Traditionen bisher nicht viel geändert. Zu Beginn des neuen Jahres finden in allen großen Städten Feuerwerke statt.
Ungarn
In Ungarn wird am Neujahresanfang die Ungarische Nationalhymne zusammen mit der Familie gesungen. Dabei wird auf ein frohes Neues Jahr angestoßen und erst danach Feuerwerk gezündet. Feuerwerk darf von 18:00 Uhr bis 6:00 Uhr des Folgetages gezündet werden. Außerdem wird in fast jeder Stadt ein großes Feuerwerk gezündet. In Budapest findet ein größeres Feuerwerk statt, zu dem viele Bewohner aus anderen Bereichen des Landes kommen.
Vereinigtes Königreich
In London (England) ist im Rahmen der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 in den vergangenen Jahren ein 15-minütiges Riesenfeuerwerk auf der Themse unter Einbeziehung des London Eye zur Tradition geworden. In Manchester gibt es am Rathaus (Town Hall) ebenfalls ein zentrales Feuerwerk.[26] In Edinburgh (Schottland) findet zur Feier des Hogmanay seit Jahrzehnten ein ähnliches Feuerwerk vom Edinburgh Castle statt, das vermutlich die Hauptstadt London dazu veranlasst hat, auch ein Großfeuerwerk zu veranstalten, während man zuvor den Jahresbeginn ohne Feuerwerk auf dem Londoner Trafalgar Square gefeiert hat. Das Zünden von individuellen Feuerwerken ist an diesem Tag nicht üblich, sondern findet am 5. November, der Bonfire Night, statt.
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten ist Silvester (engl. New Year’s Eve) ein bedeutendes soziales Ereignis, das in Metropolen wie New York City und Las Vegas, die an diesem Tag einen erheblichen Tourismus erleben, im Rahmen großer Veranstaltungen und Partys gefeiert wird. Ein Höhepunkt, der auch in den Medien eine zentrale Rolle spielt, ist seit 1904 das alljährliche Ritual des Ball Drop. Dabei wird auf dem Wolkenkratzer One Times Square in den letzten 60 Sekunden des alten Jahres der Times Square Ball, eine große beleuchtete Kugel, langsam herabgelassen. Ähnliche Veranstaltungen gibt es in vielen anderen Städten. Das populärste Lied, das – zumindest bei offiziellen Anlässen – zum Jahreswechsel gesungen wird, ist Auld Lang Syne. Auch viele religiöse Gemeinschaften versammeln am Silvesterabend ihre Mitglieder, um den Jahreswechsel als „Nachtwache“ zu begehen, bei dem für das vergangene Jahr gedankt und für ein gutes folgendes Jahr gebetet wird. Besondere Tradition hat dies in der afroamerikanischen Gemeinschaft. In Städten veranstaltet die örtliche Feuerwehr ein zentrales Feuerwerk. Das individuelle Zünden von Feuerwerkskörpern ist in vielen Bundesstaaten verboten. Illegal ist auch der in vielen Landesteilen übliche Brauch, um Mitternacht mit Schusswaffen in die Luft zu schießen. Weitaus größere Bedeutung als das Silvesterfeuerwerk hat in den USA traditionell das Feuerwerk am Unabhängigkeitstag.
Siehe auch
Literatur
- Oswald Adolf Erich, Richard Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. (= Kröners Taschenausgabe. Band 127). 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 1974, ISBN 3-520-12703-2, S. 740.
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch, Augsburg 1996, ISBN 3-629-00679-5, S. 215–216.
- Paul Sartori: Neujahr. In: Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 6: Mauer–Pflugbrot. Unveränderter photomechanischer Nachdruck der Ausgabe de Gruyter, Berlin/Leipzig 1935. De Gruyter, Berlin/New York 1987, ISBN 3-11-011194-2, Sp. 1020–1045 (Digitalisat im Internet Archive).
Weblinks
- Silvester. In: Kalender-Uhrzeit.de
- Silvester-Bräuche – Warum feiern wir den Jahreswechsel?. In: NDR.de
- Silvester-Geschichten – Wann beginnt das neue Jahr?. In: BR.de
- Literatur zu Silvester im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Dass schon die Römer den Jahresbeginn mit ausschweifenden Festen begingen, bezeugt ein Brief Ciceros (Ad Atticus 16,1,4): Cicero fragt sich, was von den Consuln am 1. Januar zu erwarten wäre, und antwortet selber „Ausschlafen der Räusche!“.
- Brauchtum: Ohne Papst kein Silvester. In: Focus Online. 30. Dezember 2006, abgerufen am 31. Dezember 2010.
- Neuordnung der gottesdienstlichen Lesungen und Predigttexte, herausgegeben im Auftrag der Kirchenämter von EKD, UEK und VELKD von der Geschäftsführung Perikopenrevision (EKD – UEK – VELKD); seit dem Kirchenjahr 2018/19 wird der letzte Sonntag nach Epiphanias grundsätzlich in dem siebentägigen Zeitraum gefeiert, der mit Lichtmess endet, während der letzte Sonntag nach Epiphanias vorher grundsätzlich 70 Tage vor Ostersonntag lag. Das Proprium des mit dieser Neuregelung abgeschafften vierten bzw. fünften Sonntages nach Epiphanias ging dabei auf den neugeschaffenen vierten bzw. fünften Sonntag vor der Passionszeit über.
- Tina Sommer: Die Geburt Christi im Kirchenjahr und weihnachtliche Traditionen der Gegenwart. 2008, ISBN 978-3-638-95183-8, S. 17.
- Manfred Becker-Huberti: Weihnachten. In: Kirchliches Festjahr. Abgerufen am 1. Januar 2011.
- J. Smend: Der evangelische Gottesdienst. Göttingen 1904, S. 136, zitiert nach Andreas Strauch: In der Schar derer, die da feiern: Feste als Gegenstand praktisch-theologischer Reflexion. Vandenhoeck & Ruprecht, 1993, ISBN 3-525-60387-8, S. 98, dort zitiert nach W. Herbst: Evangelischer Gottesdienst. Quellen zu seiner Geschichte. Göttingen 1992, S. 222.
- Gerhard Müller: Religionspsychologie – Samaritaner. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 29, de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016127-3, S. 326.
- Lars Winterberg: Silvester. EKD, archiviert vom Original am 27. September 2012; abgerufen am 21. Dezember 2018.
- § 23 Abs. 2 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz
- § 24 Abs. 1 und Abs. 2 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz
- Petra Kölschbach: Silvesterfeuerwerk: Große Gefahr für Reetdachhäuser. In: Der Insel-Bote. 30. Dezember 2014, abgerufen am 31. Dezember 2014.
- § 24 Abs. 2, Satz 2 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz
- Feuerwerk in Kinderhand - Welches Feuerwerk eignet sich für Kinder? In: Kinderzeugs. 26. Dezember 2011, abgerufen am 1. Januar 2022 (deutsch).
- Homepage des NDR, abgerufen am 31. Dezember 2016
- Immer aktuelle Öffnungszeiten. Abgerufen am 1. Januar 2022.
- Stadt Wien Events: Silvesterpfad (Memento vom 4. Mai 2012 im Internet Archive); abgerufen am 1. Jän. 2012.
- ORF-Wien: 800.000 Gäste feierten bei Silvesterpfad; abgerufen am 1. Jän. 2012.
- Stadt Graz Veranstaltungen: Bauern-Silvester; abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Steirische Spezialitäten: Bauernsilvester: Neujahr traditionell vor Silvester feiern; abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Neujahr. In: Eduard Hoffmann-Krayer; Hanns Baechtold-Staeubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 6: Mauer–Pflugbrot. Walter de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-016860-X, Sp. 1021.
- Gemeindeverwaltung Laupen: Das Achetringele, der Laupener Silvesterbrauch
- siehe beispielsweise die Artikel Nüw-Jâr und Silvëster.
- Alle Jahre wieder, Schweizer Familie, Dezember 2019 (Archiv).
- schnittberichte.com: Der 90. Geburtstag oder Dinner for One
- Nachricht auf nzz.ch vom 30. Dezember 2011, abgerufen am 30. Dezember 2011.
- Manchester New Year's Eve Fireworks. Abgerufen am 1. Januar 2021 (britisches Englisch).