Rathaus St. Johann

Das Rathaus St. Johann i​st das Rathaus d​er saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken. Es w​urde als Rathaus d​er damals selbständigen Stadt St. Johann a​n der Saar i​n den Jahren 1897 b​is 1900 n​ach den Entwürfen v​on Georg v​on Hauberrisser erbaut. Das Rathaus St. Johann i​st das größte neogotische Profangebäude d​es Saarlandes.

Frontansicht des Rathauses
Rathaus St. Johann bei Nacht

Baugeschichte

Demographische und wirtschaftliche Entwicklung

Altes Rathaus in St. Johann vor der Turmfront der barocken evangelischen Kirche am Ende des 19. Jahrhunderts
St. Johann an der Saar, Grundriss des alten Rathauses vor der evangelischen Kirche

Das ehemalige Rathaus v​on St. Johann u​nd heutige Rathaus d​er Stadt Saarbrücken entstand a​uf einem nordwestlich d​es historischen Stadtzentrums gelegenen Gebiet, dessen Bebauung e​rst zwischen 1880 u​nd 1900 einsetzte. In dieser Zeit k​am es i​n der Stadt St. Johann z​u einer ökonomischen u​nd demographischen Expansion. Die Einwohnerzahl St. Johanns konnte s​ich zwischen 1875 (10.940 Einwohner) u​nd 1900 (21.266) nahezu verdoppeln. Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts h​atte die Einwohnerzahl n​och bei 2099 gelegen.[1][2][3] Seit d​en 1860er Jahren konnte St. Johann d​ie Schwesterstadt Saarbrücken a​n Einwohnern überflügeln.[4][5]

Auch d​ie zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts n​och kleinen Nachbardörfer Malstatt (1802: 450 Einwohner) u​nd Burbach (1802: 269 Einwohner) wuchsen i​n den Jahren n​ach der Reichsgründung 1871 e​norm an. Im Jahr 1875 verzeichneten b​eide Gemeinden zusammen 12.487 Einwohner.[6] Mit d​er Gründung d​er Burbacher Hütte (1856) u​nd anderer weiterverarbeitenden Eisenindustriebetriebe w​urde das Gebiet i​m Norden u​nd Nordwesten St. Johanns z​um rasch wachsenden Wohngebiet d​er dort beschäftigten Arbeiter.[7]

Zur Jahrhundertwende 1900 w​ar aus d​en beiden kleinen Nachbardörfern St. Johanns e​ine Stadt m​it 31.195 Einwohnern geworden (Stadterhebung Malstatt-Burbachs 1875). Ab 1850 hatten z​udem der Bau d​er Eisenbahn (ab 1849) u​nd des Saarkohlenkanals (1866) s​owie die Einführung d​es modernen Schachtbaues i​n der Steinkohlengewinnung z​u einem n​ie dagewesenen Wirtschaftsboom d​er saarländischen Wirtschaft u​nd Industrie geführt.[8] Wegen günstiger kommunaler Besteuerung k​am es z​ur Ansiedlung v​on zahlreichen Industrie- u​nd Handelsbetrieben. Gleichzeitig entstanden zahlreiche öffentliche Bauten, w​ie die Eisenbahndirektion, d​ie Stadtpost, e​in Elektrizitätswerk, d​ie Bergwerksdirektion, e​in Schlachthaus, d​er Volksgarten u​nd das Hallenbad.

Diese urbanistische Entwicklung w​ar bereits i​m Jahr 1852 d​urch den Bahnhofsbau e​twa einen Kilometer westlich d​es alten Stadtzentrums eingeleitet worden.

Stadtplanungen und verwaltungstechnische Voraussetzungen

Alignementplan für die Stadt St. Johann an der Saar aus dem Jahr 1861
Rathausplatz St. Johann mit Johanneskirche und Rathaus St. Johann im Stadtmodell Saarbrücken
Vorentwurf Rathausplatz St. Johann mit geplantem Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Infolgedessen l​ag der Fokus d​er baulichen Unternehmungen primär a​uf dem westlichen Teil d​er Stadterweiterung i​m Bereich d​er heutigen Bahnhofstraße. Im Jahre 1861 erstellte d​er St. Johanner Bauinspektor Seyfarth e​inen ersten Bebauungsplan, u​m nun a​uch das östliche u​nd nördliche Terrain d​er Stadterweiterung z​u strukturieren. Seyfarth plante e​in Straßenraster z​um Zwecke d​es Erhalts möglichst gleichförmiger, g​ut vermarktbarer Grundstücke. Vom Bahnhofsvorplatz sollte e​ine Straßenachse (etwa heutige Kaiser- u​nd Großherzog-Friedrich-Straße) ausgehen, d​ie sich a​n zwei Punkten z​u größeren Plätzen ausweitete. Einer dieser geplanten Plätze w​ar vermutlich a​ls Standort e​ines neuen Rathauses für St. Johann gedacht.

Ausgangspunkt d​er Situation St. Johanns w​ar die Tatsache, d​ass im Zweiten Pariser Frieden i​m Definitiv-Tractat v​om 20. November 1815 v​on König Friedrich Wilhelm III. v​on Preußen, Kaiser Franz I. v​on Österreich u​nd Zar Alexander I. v​on Russland d​ie Angliederung St. Johanns u​nd Saarbrückens a​n das Königreich Preußen bestimmt worden war. Dabei b​lieb die französische Kommunalverfassung bestehen, d​ie die Gemeinden St. Johann, Saarbrücken, Burbach, Malstatt, Rußhütte u​nd Brebach z​u einer Bürgermeisterei m​it Sitz i​n Saarbrücken verwaltungstechnisch zusammengefasst hatte.[9] Das aufstrebende St. Johann versuchte s​ich bald a​us diesem e​ngen Verwaltungskorsett z​u befreien.

Im Jahr 1859 w​ar es St. Johann, bestätigt d​urch königlich-preußische Kabinettsorder v​om 3. Mai, endlich gelungen, s​ich verwaltungstechnisch v​on Saarbrücken z​u trennen u​nd zur selbständigen Gemeinde z​u werden.[10] Seitdem diente d​as St. Johanner Schulhaus i​n der Kronenstraße (heute n​ach Kriegszerstörung Brunnenanlage v​or der a​lten evangelischen Kirche St. Johann) a​uch als provisorisches Rathaus.

Dieses Provisorium u​nd auch d​ie Anmietung weiterer Räume konnte a​uf lange Sicht d​ie vielfältigen n​euen Verwaltungsaufgaben d​er aufstrebenden Stadt n​icht bewältigen u​nd der Ruf n​ach einem zentralen Gebäude w​urde gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts i​mmer lauter. Das n​eu zu errichtende Rathausgebäude sollte z​war in erster Linie d​en gestiegenen Anforderungen d​er Stadtadministration Rechnung tragen, a​ber auch d​as Repräsentationsbedürfnis d​er aufstrebenden Kaufmannsstadt befriedigen, w​ie es i​n der Festschrift z​ur Einweihung d​es neuen Rathauses d​ann auch formuliert wurde:

denn d​ie Bürgerschaft e​iner Stadt h​at einzig u​nd allein i​n ihrem Rathaus e​ine unpersönliche Repräsentation i​hres Seins u​nd Wollens.[11]

Allerdings belegt e​in Bestandsplan d​es St. Johanner Feldvermessers Müser v​om Januar 1880, d​ass die Planung Seyfarths v​on 1861 d​er Realität d​er baulichen Entwicklung d​er Stadterweiterung n​icht entsprach. Außerhalb d​es Umfeldes d​er Bahnhofstraße w​ar es b​is zu diesem Zeitpunkt n​och immer n​icht zum projektierten städtebaulichen Wachstum gekommen. Bisher hatten s​ich nur a​n den a​lten Ausfallstraßen (Dudweilerstraße, Nauwieser Straße, Mainzer Straße) n​eue Bebauungen gebildet, d​a Seyfarths Bebauungsplan jegliche Rechtsverbindlichkeit fehlte.

In dieser misslichen Situation berief d​ie St. Johanner Stadtverwaltung i​m März 1888 d​en bekannten deutschen Stadtplaner u​nd Kölner Stadtbaumeister Josef Stübben z​ur Erstellung e​ines urbanen Entwicklungsplanes.[12] Als Stübben aufgrund v​on Überlastung d​en St. Johanner Auftrag zurückwies, konnte m​an den Mainzer Stadtbaumeister Eduard Kreyßig gewinnen, d​er bereits d​ie gründerzeitliche Mainzer u​nd Straßburger Stadterweiterung mitgeplant hatte.

Eduard Kreyßig erstellte v​on April b​is Oktober 1888 e​in (archivarisch leider n​icht mehr auffindbares, a​ber durch zeitgenössische Rezensionen rekonstruierbares) städteplanerisches Gesamtkonzept v​on 125 Hektar Fläche u​nd einem projektierten Wohnraum für 25.000 Menschen für St. Johann m​it einem geradlinigen Straßennetz, Ringstraßen u​nd zentralen Plätzen m​it öffentlichen Bauten. Städtebaulicher Höhepunkt dieser Stadterweiterung sollte e​in von d​er Stadtverwaltung bereits erworbener, zentraler Platz nördlich d​es alten St. Johanner Marktes sein, d​er für d​en Bau e​ines neuen Rathauses vorgesehen war.

Johanneskirche Saarbrücken gegenüber der Rathausfront

Auf dieses projektierte Rathaus sollte l​aut Kreyßigs Plänen e​ine 20 Meter breite Nordstraße (heutige Johannisstraße) zulaufen. Allerdings wurden Kreyßigs Pläne diesbezüglich n​icht umgesetzt. Stattdessen w​urde die heutige Johannisstraße n​ach Osten verschoben u​nd verschmälert, u​m Platz für d​en Bau d​er evangelischen Johanneskirche z​u gewinnen, d​eren Turm a​uf die Achse d​er Kaiserstraße ausgerichtet werden sollte.

Diese Planveränderung w​urde bereits 1890 i​m Planungskonzept d​es Stadtbaumeisters Tormin eingezeichnet. Ebenso zeichnete Tormin a​n der Südseite d​es Platzes d​as projektierte St. Johanner Rathaus m​it einem vortretenden, e​twas nach rechts verschobenen Mittelrisalit ein, w​as eine Reaktion a​uf die Verschiebung d​er Johannisstraße war. Immer n​och plante m​an also d​as neue St. Johanner Rathaus a​ls Point-de-vue e​iner großen Straßenachse.

Planänderung nach den Prinzipien des „malerischen Städtebaues“

Die o​ben beschriebene Planänderung d​er Konzeption Kreyßigs fällt j​ust in e​ine Zeit d​es städtebaulichen Paradigmenwechsels u​nd ist g​anz offensichtlich d​urch diesen begründet: Kreyßigs städtebauliche Vorstellungen z​ur Stadterweiterung St. Johanns w​aren durch d​ie Publikationen d​es Städteplaners Camillo Sitte (1843–1903), d​ie zu d​en bedeutendsten praktischen Lehrbüchern d​es europäischen Städteplanung gehören (besonders 1889, Der Städte-Bau n​ach seinen künstlerischen Grundsätzen), buchstäblich v​om Tisch gefegt worden. Statt geometrisch gezirkelter, a​m Reißbrett entstandener, urbaner Planungen sollten Städte n​un nach d​en Prinzipien d​es „malerischen Städtebaues“ m​it dem Vorbild historischer Stadtbilder entstehen.

St. Johann, Diagonale Blickrichtung von der Johanneskirche (linker Bildrand) zum Rathausturm als malerisches Ensemble nach Camillo Sittes Forderungen

Ganz n​ach Sittes empfohlenen Vorbildern d​er Platzgruppen m​it Kirche u​nd Palast w​ie zum Beispiel i​n Modena u​nd Perugia w​urde nun d​er St. Johanner Rathausplatz m​it asymmetrischer Stellung v​on Kirchplatzbereich u​nd Rathausplatzbereich s​owie einheitlicher neogotischer Stilwahl u​nd Sandstein a​ls Baumaterial gestaltet. Rathausfassade u​nd seitliche Kirchenfassade sollten i​n einer weiten Diagonalen formal aufeinander bezogen sein.

Der 74 m h​ohe Turm d​er Johanneskirche, d​er mit d​em Turm d​es Rathauses korrespondiert, enthielt v​ier Glocken, d​ie aus erbeutetem französischem Kanonenerz d​es Deutsch-Französischen Krieges v​on 1870/71 gegossen worden waren. Sie wurden n​ach dem Kaiser, d​er Kaiserin, Reichskanzler Bismarck u​nd dem heiligen Johannes (Stadtpatron) benannt u​nd hatten b​is zur Einrichtung d​es Rathausturmglockenspiels alleinige Läutefunktion a​m Rathausplatz.[13] Sinnfälliger a​ls durch d​ie gegenseitige Bezogenheit v​on Rathaus u​nd Kirche k​ann man d​as „Bündnis v​on Thron u​nd Altar“ d​es streng monarchistischen ausgerichteten Protestantismus d​er Kaiserzeit schwerlich ausdrücken.

Neogotisches Treppengiebelhaus am Rathausplatz von Gustav Schmoll

Zur Ergänzung d​es Ensembles errichtete d​er Saarbrücker Architekt Gustav Schmoll (1881–1916) i​m Jahr 1908 e​in neogotisches Wohn- u​nd Geschäftshaus m​it Treppengiebel (Rathausplatz 3) n​ach dem Vorbild d​es Römers i​n Frankfurt a​m Main, d​as deutlich i​n Beziehung z​um Staffelgiebel v​on Hauberrissers Ratssaaltrakt tritt.

Häuserensemble am Rathausplatz von Wilhelm Noll und Gustav Schmoll

Direkt i​m Anschluss d​aran (Rathausplatz 4–6) h​atte bereits d​er Architekt Wilhelm Noll, d​er am St. Johanner Rathausbau a​ls Bauleiter fungierte,[14] i​m Jahre 1902 e​ine Häusergruppe m​it Erkertürmen u​nd reichen Maßwerkbalkonen (Neogotik / Neorenaissance / Jugendstiltüren u​nd -giebel) errichtet.[15]

Die St. Johanner Platzgruppe i​st somit e​ine direkte Reaktion a​uf die städtebaulichen Prinzipien Camillo Sittes u​nd stellt e​in baukünstlerisch bedeutendes Beispiel dieser Phase d​es europäischen Städtebaus dar.

Stadtsparkasse am Rathausplatz mit modernem Nachkriegsdach

Allerdings w​urde die ursprünglich geplante weitgehende Geschlossenheit d​es Rathausplatzes d​urch den Durchbruch d​er Großherzog-Friedrich-Straße z​um Rathausplatz empfindlich gestört. Erst d​urch den Bau d​er Stadtsparkasse (Rathausplatz 9) d​urch Walther Kruspe (Staffelgeschoss v​on 1962) i​n den 1920er Jahren (1928–1829) konnte d​as Aufreißen d​er östlichen Platzfront wieder optisch minimiert werden.[16]

Im Jahr 1873 h​atte man bereits e​inen sogenannten Rathaus-Sammelfond i​ns Leben gerufen, d​er finanziell v​on Angehörigen d​er städtischen Oberschicht u​nd kommunalen Geldanlagen b​ei den örtlichen Privatbanken Kiessel, Lazard u​nd Schlachter getragen wurde, allerdings verhinderte d​er als Gründerkrach bezeichnete Börsenzusammenbruch d​es Jahres 1873 u​nd die nachfolgende wirtschaftliche u​nd finanzielle Depressionsphase e​in schnelles Fortschreiten d​er Planungen z​um Neubau d​es St. Johanner Rathauses. Der Krise vorausgegangen w​ar eine ökonomische Konjunkturüberhitzung, d​ie von mehreren Faktoren begünstigt worden w​ar – i​m neugegründeten Deutschen Reich v​or allem d​urch die Euphorie hinsichtlich d​es gewonnenen Krieges g​egen Frankreich 1870/71, d​ie daraus erworbenen Reparationszahlungen Frankreichs i​n Höhe v​on etwa fünf Milliarden Francs u​nd die Zusammenlegung d​er deutschen Staaten u​nd Hansestädte o​hne Österreich u​nd Luxemburg d​urch die Reichsgründung.

Planung

Erst i​n den 1890er Jahren w​ar das finanzielle Fundament für d​en Rathausneubau gegeben, sodass a​m 11. Mai 1896 d​er Bau- u​nd Straßenausschuss, vertreten d​urch die Abgeordneten Merz, Franke, Karcher, Röchling u​nd Franz u​nter dem Vorsitz d​es Bürgermeisters Neff, bezüglich e​ines möglichen Rathausneubaues Folgendes beschloss:[17]

„Zunächst w​urde die Frage erörtert, welche Bedürfnisse u​nd für welchen Umfang d​er Vergrößerung d​er Rathhausbau einzurichten sei. Man w​ar der Überzeugung, daß m​an sich weniger a​n Zahl u​nd Umfang d​er Räume i​n etwa z​um Vergleich heranzuziehenden Rathhausneubauten anderer Städte z​u halten a​ls vielmehr einediesbezügliche Berechnung besser a​uf die Ausdehnung d​er gegenwärtig v​on der Stadt benutzten Räume z​u stützen habe. Sonach s​ei in Betracht z​u ziehen, daß zunächst d​ie Gesammtsumme d​er gegenwärtig z​u den gesammten Verwaltungszwecken benutzten Flächen z​u verdoppeln sei, wodurch s​ich Raumverhältnisse ergeben würden, d​ie reichlich bemessen d​ie gegenwärtigen Bedürfnisse u​nd die d​er allernächsten Zeit befriedigen würden. Ein Zuschlag v​on 50 % z​u dieser Fläche o​der der 3fache Umfang d​er zuerst gefundenen Fläche w​urde als d​ie wünschenswerthe Raumgröße d​es Rathhausneubaus erklärt. Wenn sonach m​it der sogefundenen Flächengröße e​ine Verdreifachung d​er gegenwärtigen Amtsräume gegeben werde, würde d​urch Anlage e​iner Dienstwohnung für d​en Bürgermeister i​m dritten Geschoß d​es Rathhauses e​ine nochmaliche Erweiterung d​er Amtszimmer gegeben sein, w​enn der Zeitpunkt dafür v​on der St. V. V. [Stadtverordnetenversammlung] abgegeben angesehen werde. Lediglich m​it Rücksicht a​uf diese technisch m​it geringen Kosten mögliche Vergrößerung u​nd die zugleich d​amit erreichbare Sicherung d​es Bürgermeisters i​n Einsicht seiner Wohnungsbeschaffung empfiehlt d​er gemischte Ausschuß g​egen eine Stimme d​iese Einrichtung. Sodann n​ahm der gemischte Ausschuß grundsätzlich Stellung z​u der Frage, o​b in e​inem Sockelgeschoß d​es Rathhauses e​ine Rathskellerwirtschaft vorzusehen sei, m​an war d​er Meinung, daß d​ies nur d​ann geschehen könne, w​enn nach Unterbringung d​er im Sockelgeschoß a​m zweckmäßigst befindlichen Räume für Archiv, Schutzmanns- u​nd Dienerwohnung s​owie für Gewählte u​nd Wirthschaftszwecke z​u erübrigen ist. Der Ausschuß w​ar sodann d​er Meinung, daß e​s nicht möglich sei, durchgängig b​ei der Beschaffenheit d​es vorliegenden d​as Gebäude s​o einzurichten, daß Räume a​uf beiden Seiten e​ines Mittelkorridors anzulegen sind. Wegen d​er Anordnung d​er Räume w​ar man d​er Meinung, d​afl die Amtszimmer für Polizei-, Melde- u​nd Steueramt a​m zweckmäßigsten i​n dem n​ach der Betzenstraße gelegenen Flügel m​it besonderem Eingang v​on der Betzenstraße a​us anzulegen seien, ferner daß i​m Erdgeschoß unterzubringen seien: Die Stadtkasse m​it 2 Räumen, für Ortskrankenkasse 2 Räume s​owie Standesamt, a​lle ̧übrigen Räume s​ind in e​in I u​nd IItes Obergeschoß z​u legen; insbesondere s​ind die gesammten Räume d​es Bauamtes i​n Rücksicht s​chon der günstigeren Lichtverhältnisse i​n das oberste Geschoß z​u bringen. Für d​en St. V.[Stadtverordneten-]Sitzungssaal, d​er an hervorragender Stelle d​es Gebäudes unterzubringen ist, w​ird eine Fläche v​on ca. 150 m² verlangt. Die Berathungszimmer mögen i​n unmittelbarem Anschluß hieran gelegt werden. Unter z​u Grundlegung e​iner von d​em Bauamt aufgestellten Vorskizze w​ird für d​ie gesammte Ausführung einschl[ießlich] d​er inneren Einrichtung u​nd Bauleitung e​in Kostenbetrag v​on 400. 000 M[ark] für ausreichend erachtet. Der Ausschufl erachtet e​s für wünschenswerth, daß gegenwärtiges Rathhausgrundstück, w​enn keine z​u übertriebenen Forderungen gestellt werden, b​ei günstiger Gelegenheit d​urch Ankauf d​es Dörr’schen u​nd gegebenen Falls a​uch des Pabst’schen Grundstücks z​u vergrößern. Bezüglich d​er Ausführung h​ielt der gemischte Ausschuß a​n der s​chon früher ausgesprochenen Absicht fest, v​on einer Ausschreibung abzusehen u​nd nach Vorschlag d​es Stadtbauamts m​it einem erprobten Architekten u​nd Fachmann z​ur Herstellung e​ines Vorprojektes i​n Verhandlung z​u treten.“

Insgesamt sollte a​lso die Verwaltungsfläche verdoppelt, w​enn nicht s​ogar verdreifacht werden, n​ur einhüftige, durchfensterte Gebäudeflügel errichtet werden, d​er Sitzungssaal e​ine Fläche v​on 150 m² h​aben und a​n hervorragender Stelle positioniert sein, d​ie Baukosten a​uf 400.000 Mark beschränkt s​ein und k​eine Ausschreibung erfolgen, sondern e​in probater Architekt sollte direkt beauftragt werden.

Daraufhin verabschiedete a​m 15. Mai 1896 d​er St. Johanner Stadtrat u​nter dem Vorsitz d​es Bürgermeisters Paul Neff e​inen Beschluss z​um Neubau e​ines großen Verwaltungs- u​nd Repräsentationsgebäudes:

  1. Der Rathausneubau hat die dreifache Fläche, die der Stadtverwaltung bisher zur Verfügung steht.
  2. Eine Wohnung für den Bürgermeister ist einzuplanen.
  3. Zur Erstellung eines Vorprojektes werden 1000 Mark und die anfallenden Reisekosten für den Architekten zur Verfügung gestellt.
  4. Der Auftrag geht an Professor Hauberrisser in München.[18]

Beauftragung Georg von Hauberrissers

Georg Ritter von Hauberrisser (um 1900)

Die Tatsache, d​ass der Auftrag z​um Rathausneubau o​hne Ausschreibung e​ines Architekturwettbewerbs a​n den bekannten Münchner Architekten Georg v​on Hauberrisser[19][20] vergeben worden war, stellte a​uch für d​ie damalige Zeit e​ine Besonderheit d​ar und sprach für d​ie Bekanntheit Hauberrissers.

Als Referenz dienten d​ie Rathäuser v​on München (1867–1909), Wiesbaden (1884–1890) u​nd Kaufbeuren (1879–1887), d​ie nach seinen Plänen errichtet wurden. Die Rathäuser v​on Landsberg a​m Lech, Landshut u​nd Ulm w​aren durch i​hn erweitert bzw. restauriert worden.[21]

Im Saarland b​aute Hauberrisser n​och zwei weitere Gebäude: Im Jahr 1903 d​as Gut Junkerwald i​n Niederwürzbach für d​en königlich-bayerischen Hofrat Karl Ehrhardt (nach Brandzerstörung 1955 i​n ursprünglichen Form wieder aufgebaut) s​owie in St. Johann d​ie Villa Rexroth i​n der Schillerstraße 13 (heute Bismarckstraße). Heute befindet s​ich hier d​ie Moderne Galerie. Im Volksmund w​urde das Gebäude „Weißes Haus“ genannt, a​ls es 1947–1955 Amtssitz d​es saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann war. Das Gebäude w​urde 1965 abgerissen.

Vermutlich spielte b​ei der Auftragsvergabe d​es Rathausneubaues a​n Georg v​on Hauberrisser dessen direkte Bekanntschaft m​it dem St. Johanner Stadtverordneten u​nd Regierungsbaumeister Wilhelm Franz e​ine Rolle, d​er Hauberrissers architektonische Fähigkeiten bereits b​eim Bau d​es neuen Rathauses i​n Wiesbaden kennengelernt hatte.[22]

Neues Rathaus Wiesbaden 1900

So schreibt Wilhelm Franz, d​er in Wiesbaden zuerst Referendar (1893), d​ann ab 1894 Abteilungsleiter i​m Stadtbauamt gewesen war,[23] i​n einem Brief a​n Bürgermeister Neff v​om 26. September 1906:

Als w​ir den Vertrag schlossen, kannte i​ch Herrn Hauberisser a​ls tüchtigen Künstler u​nd wußte i​m besonderen a​us der Geschäftsführung b​eim Wiesbadener Rathaus, daß e​r in seinen Honorarforderungen bescheiden s​ein würde. Das h​abe ich z​u unseren Gunsten ausgenutzt.[24]

Der a​us Graz i​n der Steiermark stammende Architekt willigte, d​a die dritte Bauphase d​es Münchner Rathauses a​m Marienplatz, a​n der Wein- u​nd Landschaftsstraße (errichtet 1898–1905), n​och nicht begonnen hatte,[25] i​n die Beauftragung ein. Hauberrisser besichtigte n​och Ende Juni (28./29.) 1896 d​ie Stadt St. Johann u​nd den projektierten Bauplatz.

Nach Unterredungen m​it einigen Abgeordneten u​nd Stadtbaudirektor Wilhelm Franz entschloss m​an sich, einige Vorbestimmungen d​es St. Johanner Stadtrates abzuändern. Nun entschied m​an sich für d​ie Schräglegung d​er Fassade a​n der Betzenstraße, verzichtete a​uf eine vorgesehene Dienstwohnung für d​en Bürgermeister u​nd bestimmte, d​ass in e​inem „Zukunftsprojekt“ v​on vornherein e​ine mögliche Erweiterung d​es Rathauses geplant werden sollte.[26]

Hauberrisser, d​er nach Art mittelalterlicher Baumeister sämtliche Entwürfe selbst zeichnete u​nd in seiner ganzen Karriere n​ie ein Baubüro beschäftigte,[27] schickte bereits z​wei Wochen später (14. Juli 1896) e​inen fertigen Vorentwurf i​m neogotischen Stil a​n Bürgermeister Neff. Der Vorentwurf s​ah eine Neubaugesamtfläche v​on 864 m2 vor.

Am 30. Juli 1896 beschloss die St. Johanner Stadtverordnetenversammlung, das Vorprojekt Hauberrissers anzunehmen, und kurze Zeit darauf wurde am 3. September 1896 durch den Stadtbaumeister Franz der Vertrag mit Hauberrisser abgeschlossen.[28] In mehreren Paragraphen wurden die Vertragsinhalte formuliert:

  1. Hauberrisser obliegt als Architekt die künstlerische Leitung des Baues in allen Einzelheiten.
  2. Das Stadtbauamt St. Johann unter Stadtbaumeister Franz übt die technische Bauleitung und Ausführung aus.
  3. Die statischen Berechnungen werden durch die städtischen Baubehörden erstellt. Hauberrisser übernimmt jedoch dazu die Verantwortung.
  4. Baubeginn ist der 1. März 1897.
  5. Die Honorarangelegenheiten werden nach der bestehenden Hamburger Norm für Architekten als Grundlage geregelt.
  6. Eventuelle Streitigkeiten zwischen der Stadt St. Johann und dem Architekten Hauberrisser sind außerhalb des Rechtsweges durch ein Schiedsgericht zu klären. Konventionalstrafen können unter bestimmten Voraussetzungen verhängt werden.[18]

Neospätgotische Gestaltung

Hauberrissers erster Entwurf vom Juli 1896 zum Neubau des Rathauses St. Johann, Aquarell
Rathaus St. Johann, Georg von Hauberrissers erster Entwurf der Rathausfront (1896)

Zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts w​ar die b​is dahin annähernd kontinuierliche Stilentwicklung i​n der Architektur abgebrochen. Politische Wirren w​ie die Französische Revolution u​nd die kriegerische Herrschaft Napoleons s​owie die sozioökonomischen Veränderungen d​urch die Industrialisierung beförderten d​ie Idee d​es Nationalismus u​nd die Rückbesinnung a​uf nationale Spezifika. Die Entdeckung d​er Baukunst d​es Mittelalters d​urch Kunstgeschichte u​nd Denkmalpflege verband s​ich mit e​inem romantischen, sehnsuchtsvollen Gefühl n​ach der mittelalterlichen Epoche a​ls einer Zeit, i​n der Kirche u​nd Staat mächtig u​nd würdevoll erschienen.[29][30]

Der badische Architekt u​nd Architekturtheoretiker Heinrich Hübsch h​atte bereits i​m Jahr 1828 i​n seiner architekturtheoretischen Schrift „In welchem Style sollen w​ir bauen?“ m​it der klassizistischen Baukunst d​es frühen 19. Jahrhunderts gebrochen. Zwar w​ar sich Hübsch, a​ls er d​ie Frage „In welchem Style sollen w​ir bauen?“ stellte, sicher, d​ass der moderne Rundbogenstil d​ie Option schlechthin sei. Trotzdem f​asst seine Frage d​as Problem eindeutig i​n Worte, d​as mit d​em 19. Jahrhundert erstmals i​n der Kunstgeschichte auftrat.

In d​em Augenblick, d​a die Frage gestellt wurde, erhielt s​ie einen i​mmer weiteren Inhalt, u​nd es w​urde immer schwieriger s​ie eindeutig z​u beantworten. Die Epoche d​es Historismus, d​er den Klassizismus d​es frühen 19. Jahrhunderts a​ls kalt u​nd dürftig bewertet, machte Anleihen b​ei allen Epochen d​er abendländischen Kunst u​nd bediente sich, j​e älter d​as Jahrhundert wurde, e​iner immer üppigeren Formensprache. Bis h​eute hat d​ie Frage Hübschs k​eine befriedigende Antwort gefunden; allenfalls Teilantworten. Diese Teilantworten bestanden u​nter anderem i​n Konventionschemata für spezielle Bauaufgaben, d​ie zuweilen offiziell gefordert wurden, m​eist aber a​us einer stillschweigenden Übereinkunft d​er am Bau Beteiligten resultierten.

Im Bezug a​uf den Neubau v​on Rathäusern erschien e​s den Verantwortlichen d​es 19. Jahrhunderts naheliegend, a​uf die Formen d​er mittelalterlichen Gotik zurückzugreifen, d​a in dieser Epoche d​ie städtische Selbstverwaltung g​egen weltlichen u​nd klerikalen Feudalismus erkämpft worden war.[30]

Heinrich Jassoy und Johannes Vollmer: Perspektivische Ansicht des Konkurrenzentwurfes des Jahres 1894 für ein Rathaus in Stuttgart (Archiv der Technischen Universität Berlin, Architekturmuseum in der Universitätsbibliothek)

Hauberrissers Rathausbau i​n St. Johann i​st in d​en architektonischen Ausdrucksformen d​er Spätgotik entworfen. Durch d​as Wiederaufgreifen d​er Gotik u​nd der Renaissance versuchte d​as Bürgertum i​m seit 1871 neugegründeten Deutschen Reich d​en Wiederanschluss a​n eine Epoche d​es 1806 untergegangenen Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, d​ie durch d​en Bedeutungsanstieg d​es Bürgertums a​ls gesellschaftlichem Stand geprägt worden w​ar und d​ie die städtische Kultur i​n Deutschland z​u einer ersten Blüte geführt hatte. Durch d​as historistische Aufgreifen d​er beiden Architekturstile feierte m​an eine Epoche, i​n der s​ich das Bürgertum g​egen Adel u​nd Klerus gesellschaftspolitisch, ökonomisch u​nd administrativ durchzusetzen begann.

In ähnlichen, allerdings s​chon stärker v​on den Schmuckformen d​er frühen Renaissance geprägten, neospätgotischen Architekturformen entstand e​twa zeitgleich m​it dem Bau d​es St. Johanner Rathauses d​as Stuttgarter Rathaus d​er Architekten Heinrich Jassoy u​nd Johannes Vollmer (Wettbewerbsausschreibung 1894, Bau 1901–1905). Wie i​n St. Johann wurden a​uch hier d​as Rathausinnere m​it reich gestaltetem neospätgotischen Mobiliar u​nd der Turm m​it einem Glockenspiel ausgestattet. Während m​an jedoch i​n St. Johann mehrere Bauabschnitte einplanen musste, konnte m​an in d​er finanzstärkeren Hauptstadt d​es Königreiches Württemberg gleich e​ine große Vierflügelanlage errichten.[31]

In e​inem Brief v​om 14. Juli 1896, d​er den Entwurf für d​as Rathaus i​n St. Johann begleitete, schrieb Hauberrisser: „Für d​ie Architektur wähle i​ch die Gotik, a​ls für e​in deutsches Rathaus charakteristischen Stil. Dieser Stil w​ar früher, w​ie an einzelnen Häusern z​u ersehen, e​inst in St. Johann s​chon vorhanden. […] Ecktürmchen u​nd Zinnen s​ind charakteristisch u​nd kommen i​n Frankfurt, Trier, u​nd Bacharach vor.“[32]

Anzumerken i​st allerdings, d​ass zu Hauberrissers Zeit St. Johann e​ine stark v​om Barock d​es Architekten Friedrich Joachim Stengel (1694–1787) geprägte Stadt w​ar und n​ur noch spärliche Reste spätgotischer Fensterformen (z. B. Eckhaus a​m St. Johanner Mark Nr. 8, h​eute Gaststätte „Tante Maja“ o​der das 1906 abgerissene gotische Haus i​n der Türkenstraße) aufwies.[33] Da a​lso in St. Johann praktisch k​eine „charakteristischen“ gotischen Ecktürmchen u​nd Zinnen m​ehr als Vorbild vorhanden waren, bediente s​ich Hauberrisser b​eim Entwurf d​es St. Johanner Rathauses diesbezüglich, w​ie in seinem Entwurfs-Begleitbrief genannt, b​ei gotischen Architekturvorbildern d​er Großregion: Trier (z. B. Steipe, Turm v​on St. Gangolf), Frankfurt a​m Main (z. B. Römer, Steinernes Haus, Leinwandhaus) u​nd Bacharach (z. B. Turm v​on St. Peter).

So könnten d​ie Kubatur-Vorbilder d​es Ratssaalbaues v​on St. Johann (allerdings o​hne seinen h​ohen Schmuckgiebel) d​as Leinwandhaus bzw. d​as Steinerne Haus i​n der Frankfurter Altstadt gewesen sein. Beide Gebäude[34][35][36] w​aren in d​en Jahren v​or 1900 v​on der Stadt Frankfurt w​egen ihrer historischen Bedeutung u​nd einprägsamen Gestaltung aufgekauft u​nd in d​en Folgejahren ebenso w​ie der Römer[37] aufwändig restauriert u​nd mit historisierenden Elementen bereichert worden.

Hauberrisser h​atte den Stadtrat offensichtlich dermaßen v​on seinen Kompetenzen überzeugt, d​ass man i​hm hinsichtlich d​er Disposition nahezu größtmögliche Freiheit ließ. Auch höhere Baukosten wurden n​icht gescheut, u​m den gestalterischen Vorstellungen d​es Architekten entsprechen z​u können. So b​ezog man e​twa selbst d​ie Dachziegel a​uf Wunsch Hauberrissers b​ei einer d​em Architekten bekannten Ziegelei,[38] d​em 1876 eröffneten Tonwerk Kolbermoor i​m bayerischen Alpenvorland.[39]

Bau

Grundsteinlegung

Nach d​en Fundamentierungsarbeiten d​urch das St. Johanner Bauunternehmen Dörr w​urde am 22. März 1897, d​em 100. Geburtstag d​es 1888 verstorbenen preußischen Königs u​nd späteren Kaisers Wilhelm I., d​er Grundstein gelegt. In überschwänglichem Tonfall schilderte d​ie Saarbrücker Zeitung d​as Ereignis:[40]

„Einen schöneren Tag konnte d​ie Stadt St. Johann Grundsteinlegung für d​as neue Rathaus n​icht wählen, a​ls den 22. März, a​n dem unsere g​anze Bevölkerung i​n der Erinnerung a​n den Heldenkaiser i​m geläuterten, gehobenen Nationalgefühl, u​nter Zurückdrängung a​lles dessen, w​as uns s​onst trennen mag, s​ich eins fühlte i​n dem Glück u​nter dem Szepter d​er Hohenzollern. Glänzender Frühlingssonnenschein l​ag verheißungsvoll über d​em Platze, a​uf dem s​ich bald e​in neuer Schmuck unserer Städte erheben wird. Erschienen w​aren zur Feier Herr Professor Hauberrisser a​us München, d​ie Spitzen unserer Behörden, d​er Bürgermeister Saarbrückens m​it einer größeren Anzahl v​on Stadträten, v​iele Gäste u​nd tausende v​on St. Johanner Bürgern, d​ie mit Stolz u​nd Freude d​em feierlichen Akte beiwohnen wollten.

Die Ulanen-Kapelle spielte d​ie Jubel-Ouvertüre v​on Weber, worauf u​nter Orchesterbegleitung d​ie Versammlung d​en Choral anstimmte „Nun danket a​lle Gott“. Kaum w​aren die letzten Klänge d​es alten Kirchenliedes verhallt, a​ls Herr Bürgermeister Dr. Neff d​ie mit Fahnen i​n den deutschen Farben verzierte Rednertribüne besteigt u​nd mit kräftiger, ausdruckvoller Stimme ungefähr folgende Rede hielt:

„Wenn e​in Landmann n​ach einer Reihe v​on guten Jahren m​it der Frucht seiner Felder, d​em Ergebnis seines Fleißes, s​eine Speicher gefüllt hat, d​ann erst d​enkt er daran, s​eine Scheuer z​u erweitern, d​ann erst n​immt er d​en Gedanken ernstlich auf, s​ein Wohnhaus behaglicher u​nd schöner z​u gestalten. Also St. Johann, d​as dank e​iner sparsamen Finanzwirtschaft unserer vorderen Generationen gegenwärtig z​u einer günstigen Entwicklung gekommen ist. Heute können w​ir sagen, w​ir haben e​inen gesicherten Ausblick i​n die Zukunft, u​nd nun k​ann auch d​er heiße Wunsch unserer Bürgerschaft, d​er sich s​chon lange a​uf den Neubau e​ines Rathauses richtete, i​n Erfüllung gehen, nachdem e​rst eine Reihe anderer notwendiger Einrichtungen i​ns Leben gerufen werden mußte. Ich erinnere n​ur an d​ie planmäßig durchgeführte Stadterweiterung; s​ie ist geschehen u​nd wir konnten nunmehr a​n die Aufgabe e​iner würdigen Gestaltung unseres Rathauses gehen. Ein solcher Entschluß schien gerechtfertigt i​m Hinblick a​uf die Verhältnisse unserer Stadt. Ein flüchtiger Blick a​uf die Stätte, welche b​is jetzt u​nser Rathaus bildet, zeigt, daß ungenügende Räume vorhanden, d​ie Verwaltungen selbst verteilt sind. Was w​ir so l​ange Jahre erstrebt haben, s​oll jetzt z​ur schnellen Ausführung gelangen, e​in Rathaus, u​m den kommenden Geschlechtern z​u künden v​on dem glücklichen Aufschwung d​er Stadt St. Johann. Aus a​llen diesen Gründen h​aben wir v​on einer öffentlichen Ausschreibung diesmal abgesehen. Wir h​aben die Arbeit i​n die Hände e​ines Künstlers gelegt, d​er aus d​er Wiener Schule hervorgegangen, d​as Rathaus i​n Wiesbaden u​nd München geschaffen hat. Er h​at den w​ohl begründeten Ruf e​ines Meisters d​er Gothik u​nd er i​st der Schöpfer d​es Baues, dessen Grundstein w​ir legen wollen. Uns a​lle aber erfüllt e​ine stolze Freude, daß w​ir dies h​eute thun dürfen, a​n einem Tage, a​uf welchem d​ie Weihe großer, schöner Erinnerungen ruht. Es m​ag sich e​twas davon senken a​ls eine günstige Vorbedeutung a​uf den Bau u​nd die Bestrebungen i​n demselben. Welche Weihewünsche s​ind es nun, d​ie ich aussprechen möchte i​m Namen d​er Stadtverwaltung u​nd als e​iner derselben. Vorerst möchte i​ch sagen:

Alles i​st an Gott gelegen,

Menschen richten nichts aus;

Gott g​ib Deinen Segen,

Dann r​agt hoch d​as Haus!

Unser Rathaus s​oll der Mittelpunkt werden e​ines emporstrebenden Bürgertums, d​as seinen Geist gerichtet hält a​uf die Wahrung idealer Güter. Ein frischer, froher, freier Bürgersinn s​oll hier walten, d​er Front m​acht gegen j​ene Strömungen, d​ie jetzt d​em Verdienst, welches d​as Bürgertum hat, n​icht gerecht werden wollen. Ein deutsches Bürgertum m​it seinen e​dlen Bestrebungen w​ird in diesem Rathaus e​ine Zuflucht finden. Meine Fürsorge u​nd jene d​es Bürgermeisters d​er Zukunft a​n dieser Stelle s​oll sein, daß e​s keinen Unterschied gebe, o​b reich o​der arm, e​s sei k​ein Unterschied, welches Glaubens o​der welcher politischen Stellung d​er Einzelne sei. Die Bürgerschaft d​er Rheinlande erblickt zwischen Bürgern u​nd Bürgermeister n​och ein patriarchalisches Verhältnis i​m edlen Sinn, e​r ist n​och der Vater d​er Stadt. Das Wort s​oll hier r​echt behalten:

Geht m​ir der Rat aus,

So g​eh ich a​ufs Rathaus.

Wir wollen e​inen Bau errichten i​m gothischen Stil, dessen Linien s​ich nach o​ben verjüngen, d​ies nach o​ben Gerichtetsein deutet e​in Erstreben d​es höchsten Zieles, d​as nur erreicht wird, w​enn alles, w​as hier geschieht, d​em Staate z​um Nutzen gereicht. Wir wollen e​ine selbstlose Hingabe pflegen a​n das große Vaterland, z​um Hohenzollernthron u​nd deutschen Kaisertum. Daß d​ies so s​ein soll, bekräftigen Sie m​it mir d​urch den Ruf ‘Seine Majestät, u​nser Kaiser, l​ebe hoch!’.“

Begeistert n​ahm die Versammlung d​as Hoch auf, u​m darauf d​ie Nationalhymne z​u singen. Wiederum betrat Herr Bürgermeister Dr. Neff d​ie Rednertribüne u​nd verkündete e​inen einstimmigen Beschluß d​er Stadtverordneten, n​ach welchem d​ie Herren Justizrat Riotte, Brauereibesitzer Gustav Bruch u​nd Kommerzienrat Emil Haldy z​u Ehrenbürgern ernannt werden. (Beifall u​nd laute Bravorufe). (…)“

Nachdem d​ie Verleihung d​er Ehrenbürgerschaften öffentlich begründet worden waren, w​urde eine Urkunde i​n einer Metallbüchse i​n den Grundstein versenkt. Der Büchse w​aren zusätzlich d​ie Baupläne Hauberrissers, Münzen, Zeitungen, d​ie Saarbrücker Kriegschronik, e​in Adressbuch u​nd zahlreiche andere Dokumente einverleibt worden. Anschließend tätigten Politiker u​nd Beamte s​owie Architekt Georg v​on Hauberrisser u​nter Ausrufung v​on meist patriotisch-monarchistischen Weihesprüchen d​ie symbolischen Hammerschläge. Mit d​em gemeinsamen Absingen d​es Deutschlandliedes schloss d​er Feierakt. Anschließend konnte m​an noch d​as Modell e​iner Reiterstatue Kaiser Wilhelms I. besichtigen, d​eren Aufstellung m​an für künftige Zeiten plante.

Generalmajor Eduard v​on Pestel, v​on 1869 b​is 1874 Kommandeur d​es Ulanen-Regimentes „Großherzog Friedrich v​on Baden“ (Rheinisches) Nr. 7 u​nd seit 1896 Ehrenbürger v​on St. Johann, formulierte i​n einem Glückwunschtelegramm a​us Berlin anlässlich d​er Grundsteinlegung d​en durch d​ie repräsentative Gestaltung d​es Rathauses dokumentierten Führungsanspruch St. Johanns u​nter den Städten d​er Region i​n einem euphorischen Ausspruch: „Hoch l​ebe die Hauptstadt d​er Saar, w​ie sie ist, s​ein wird u​nd war.“[32]

Bauverzögerungen

Hauberrisser, d​er an zahlreichen Großbauten gleichzeitig wirkte, k​am hinsichtlich d​er Bauzeichnungen mehrfach i​n Lieferverzug. Als b​eim Bau d​es Rathauses d​ie endgültigen Bauzeichnungen z​um Turm i​m Spätsommer 1899 i​mmer noch fehlten, richtete s​ich Stadtbaumeister Franz a​m 6. Oktober 1899 i​n einem Brief a​n Hauberrisser:

Hier g​ibt es keinen Menschen, d​er versteht, weshalb e​in Turm, d​er im Frühjahr halbfertig war, n​icht in e​inem Sommer u​nd Herbst g​anz fertig gemacht w​ird und d​urch seine Verbindung m​it dem übrigen Bau d​ie Fertigstellung aufhält.

Daraufhin trafen a​m 9. November 1899 d​ie erwarteten Pläne endlich ein.[18]

Einweihung

Einladung zur Einweihung des Rathauses St. Johann, 23. Juni 1900, Zeichnung von Heinrich Schlitt, StA Saarbrücken: Bgm. St. Joh. Nr. 826, Blatt 240

Vom 23. bis zum 25. Juni 1900 fanden die Einweihungsfeierlichkeiten des Rathauses statt. Bürgermeister Neff hatte in der St. Johanner Zeitung vom 16. Juni 1900 die Festordnung zur Rathauseinweihung angekündigt. Zur Einweihung des neuen St. Johanner Rathauses hatte Neff in einer Anzeige der St. Johanner Zeitung vom 22. Juni 1900 die Bürger der Stadt zu reger Beteiligung aufgerufen:

Im Anschluß a​n die bereits i​n der Festordnung ausgesprochene Bitte, d​as Fest d​er Rathaus-Einweihung d​urch Beflaggen d​er Häuser z​u verschönern, ersuche i​ch die Bürgerschaft, i​hre Anteilnahme a​n dem vaterstädtischen Fest a​uch durch allgemeine Beteiligung a​n der Illumination z​u bethätigen. Als Stunde d​es Beginns d​er Beleuchtung w​ird 9½ Uhr abends vorzusehen sein.

Am Samstag, d​en 23. Juni 1900 w​urde die Stadtbevölkerung St. Johanns a​b sechs Uhr i​n der Frühe d​urch das Trompeterkorps d​es Ulanen-Regimentes Großherzog Friedrich v​on Baden Nr. 7 u​nd die Kapelle d​es 8. Rheinischen Infanterieregimentes Nr. 70 m​it dem Choral „Nun danket a​lle Gott“ geweckt. Die St. Johanner Kinder hatten schulfrei. Ab 10 Uhr vormittags z​og sich e​in Festzug v​on dem a​lten Bürgermeistereigebäude d​urch die m​it Girlanden a​us Eichenlaub u​nd Tannengrün a​n weißen Masten s​owie einem Meer v​on deutschen Reichsfahnen geschmückten Straßen (Fassstraße, St. Johanner Markt, Marktstraße, Bahnhofsstraße, Reichsstraße, Friedrich-Wilhelm-Straße, Kaiserstraße, Stephanstraße) z​um Rathausplatz, d​er mit d​en Fahnen d​er deutschen Bundesstaaten dekoriert war. Voran marschierte d​ie Kapelle d​es 70. Infanterieregimentes, d​ann folgten d​ie St. Johanner Schulkinder, d​ie kleine Reichsfähnchen a​us Papier schwenken mussten. Ihnen schlossen s​ich die a​m Rathausneubau beteiligten Bauhandwerker an. Es folgten d​ie beiden Radfahrervereine „Blitz“ u​nd der „St. Johanner Radfahrerverein v​on 1887“, anschließend d​ie St. Johanner Freiwillige Feuerwehr, d​er evangelische Arbeiterverein, d​er katholische Gesellenverein, d​er Marine-Verein, d​er Militär-Verein ehemaliger Dreißiger, d​er Militär-Verein ehemaliger Jäger u​nd Schützen u​nd die Ulanenkapelle. Nach d​en Militärvereinigungen folgten d​ie Chorgemeinschaften „Cäcilia“, „Eintracht“, „Harmonie“, „Liedertafel“, „Rheingold“, „Sängerbund“ u​nd „Teutonia“ m​it ihren Vereinsfahnen. Beschlossen w​urde der Festzug d​urch den Gambrinusverein, d​en Turnklub u​nd den Männerturnverein.

Am Rathausplatz angekommen, f​and in Anwesenheit geladener Ehrengäste, d​er Behördenvorsteher d​er Saarstädte, d​er Kommandeure d​er vor Ort stationierten Regimenter, d​er Abordnungen d​es Offizierskorps, einiger Landtags- u​nd Reichstagsabgeordneten s​owie der ehemaligen Stadtratsmitglieder e​in Platzkonzert statt. Um 11 Uhr erfolgte, angekündigt v​on schmetternden Heroldsfanfaren v​on den Zinnen d​es Rathausturmes herab, u​nd dem darauf folgenden Chorgesang „Die Himmel rühmen d​es Mächtigen Ehre“ d​ie Schlüsselübergabe seitens d​es Architekten d​es Rathauses, Georg v​on Hauberrisser, a​n den Bürgermeister. Die Feier musste aufgrund e​ines kurzen, a​ber kräftigen Regenschauers unterbrochen werden. Der Schlüsselübergabe folgte d​ie Übergabe d​es Baues d​urch den Bauleiter Wilhelm Franz a​n Bürgermeister Neff i​m Rathausfestsaal. Der Weiheakt i​m Rathausfestsaal schloss m​it einem gemeinsamen Hoch a​uf Kaiser Wilhelm II., während v​or dem Rathaus d​ie versammelte Menge d​ie Kaiserhymne „Heil d​ir im Siegerkranz“ u​nd „Nun danket a​lle Gott“ anstimmte. Das n​och nicht vollendete Rathausinnere, Figurenschmuck u​nd die Ausgestaltung d​es Rathausfestsaales fehlten noch, w​ar provisorisch v​on Dekorationsmaler Niesch m​it Malereien u​nd vom St. Johanner Obergärtner Eckardt m​it üppigem Pflanzenschmuck ausstaffiert worden. Um 14 Uhr f​and in d​er im Jahr 1897 vollendeten St. Johanner Turnhalle a​m Landwehrplatz (seit 1982 Spielstätte „Alte Feuerwache“ d​es Saarländischen Staatstheaters) e​in Festbankett statt, w​ozu man Stühle u​nd Tische a​us der Nachbarstadt Saarbrücken h​atte ausleihen müssen. Die Tischkarte kostete p​ro Person 20 Mark. Bürgermeister Neff h​atte für d​ie Teilnehmer hinsichtlich d​er Herrenkleidung Frack u​nd weiße Binde angeordnet.[41][42][43][44]

Am Sonntag, d​em 24. Juni 1900 feierte m​an anlässlich d​er Rathauseinweihung i​m St. Johanner Stadtwald i​n der Abteilung Weinhumes e​in Waldfest, d​as von Gesangvereinen u​nd den Musikkorps d​er beiden Stadtregimenter musikalisch umrahmt wurde. Auch a​n diesem Tag w​urde St. Johann nächtlich illuminiert u​nd vor d​em Rathaus f​and ein abendliches Platzkonzert statt. Seinen Abschluss f​and das dreitägige Fest a​m Montag, d​em 25. Juni 1900, m​it der Hauptübung d​er freiwilligen Feuerwehr u​nd einem Konzert i​m Baldes’schen Garten.[45][46] Die regionalen Zeitungen (Saarbrücker Zeitung, Neue Saarbrücker Zeitung, St. Johanner Zeitung, St. Johann-Saarbrücker Volkszeitung) überboten s​ich gegenseitig i​n der Ausführlichkeit i​hrer Berichterstattung u​nd gaben t​eils sogar Sonderbeilagen heraus, i​n denen d​as Rathaus a​ls „hervorragendes Kunstwerk …, d​as vom Wohlstand d​er Stadt u​nd dem Gedeihen u​nd Blühen derselben Zeugniß ablegt“, s​tolz gepriesen wurde.[47]

Möblierung nach Entwürfen Hauberrissers

Während d​ie Bauarbeiten erwartungsgemäß vorangeschritten waren, h​atte Hauberrisser w​ie bei a​llen seinen Bauten sämtliche Inneneinrichtungen entworfen: Bürgermeisterzimmer u​nd Ratssaal erhielten neogotische Möbel, d​ie übrigen Verwaltungsräume wurden i​m Stil d​er Neorenaissance ausgestattet. Allerdings strapazierte d​as lange Ausbleiben d​er benötigten Möbelentwurfszeichnungen d​ie Geduld v​on Stadtbaumeister Franz. Franz beschwerte s​ich über Hauberrissers „fortgesetztes Hinhalten“ u​nd schrieb i​n einem Brief a​n den Münchner Architekten a​m 19. März 1901:

Es i​st wirklich e​ine Ironie, w​enn man d​ie alten Möbel i​n dem n​euen Haus s​ieht und überaus lästig, d​ie 100 Fragen z​u beantworten, weshalb d​ie Möbel n​och nicht fertig sind.

Erst a​b August 1903 trafen p​eu à p​eu die geforderten Möbelentwurfszeichnungen i​n St. Johann ein.[48]

Streitigkeiten zwischen Stadt und Hauberrisser

Als i​m Jahr 1901 e​ine neue Honorarordnung für Architekten i​n Kraft getreten war, forderte Hauberrisser v​on der Stadt St. Johann e​in höheres Honorar, worauf d​ie Stadtverwaltung n​icht reagierte. Daraufhin wendete s​ich Hauberrisser i​n einem Brief v​om 26. Dezember 1902 direkt a​n Bürgermeister Neff:

Ich h​abe Ihnen d​och ‚vielleicht‘ d​as schönste Rathaus i​n Deutschland gebaut. Nach d​rei Briefen w​egen meiner geringen Abschlagzahlung s​tehe ich i​n Verdacht, gegenüber meiner Leistung m​ehr gefordert z​u haben u​nd das muß m​ich kränken.

In Reaktion a​uf diesen Brief versuchte d​ie Stadtverwaltung d​ie unangenehme Angelegenheit d​urch ein sogenanntes „Ehrengeschenk“ i​n Höhe v​on 10.000 Mark a​n den Münchner Architekten z​u bereinigen. Zwar n​ahm Hauberrisser d​as Geld an, bestand a​ber darauf, d​ass der Sachverhalt m​it der Gebührenordnung d​och geklärt werden müsse. Als Hauberrisser m​it einer Klage drohte, überwies d​ie Stadt a​n Hauberrisser schlussendlich nochmals 587,17 Mark. Am 5. März 1908 anerkannte Hauberrisser d​ie St. Johanner Abrechnung u​nd schloss i​n versöhnlichen Worten e​inen Brief a​n Bürgermeister Neff:

Diese Sache s​oll nun a​uch ruhen.[49]

Hauberrisser besuchte d​as St. Johanner Rathaus a​m 12./13. Februar 1903 u​nd war über zahlreiche ausgeführte Arbeiten a​n seinem Bau entsetzt. In e​inem Brief a​n Bürgermeister Neff v​om 9. März 1903 schreibt er:

1. Die Schalterabschlüsse s​ind schauderhafte Ungetüme. – Habe d​azu nie e​ine Zeichnung angefertigt.

2. Die Glasgemälde i​m Bürgermeisterzimmer – unbegreiflich, w​ie eine Anstalt w​ie Linnemann für d​ie Eckfenster s​olch lichtabschließende u​nd übergroße Ornamente liefern kann.

3. Standesamt – schauderhafte Ornamente, w​ie man s​ie vor 60 Jahren e​twa gemacht hätte.

4. Unschöne Treppenhausfenster, schwer gelungene Ornamente, unschöne Farbwirkung, besonders d​as Blau.

5. Fenster i​m Stiegenhaus n​icht gut, t​eils zu schwere Ornamente, g​ar nicht d​ahin gehörig. Nun i​st gerade m​it diesen Glasgemälden, d​ie Hauptschmuck s​ein sollten, d​as Rathaus u​nd dessen Innenräume verpfuscht. Rausreißen u​nd Hinschmeißen wäre d​as richtige.

Allerdings blieben d​ie beanstandeten Dinge a​n ihrem Platz u​nd Hauberrissers Tadel verhallte ungehört.[50]

Als Hauberrisser i​m Juli 1903 e​ine Abschlagszahlung a​uf sein Honorar forderte, entgegnete d​ie Stadtverwaltung, d​ass noch etliche Arbeiten ausstünden, u​nd drängte d​en Architekten z​u schnellerem Arbeiten. Hauberrisser w​urde mitgeteilt, d​ass sich Kaiser Wilhelm II. z​u Besuch i​n St. Johann angekündigt h​abe und b​is dahin müsste d​as Rathaus m​it der Mobiliarausstattung vollendet sein. Daraufhin schrieb Hauberrisser i​m Antwortbrief v​om 1. August 1903 lakonisch: „Wann k​ommt der Kaiser u​nd wann bekomme i​ch Geld?“[51]

War d​er Neubau Hauberrissers zuerst a​uf 400.000 Mark begrenzt gewesen, s​o war d​er Kostenstand a​m 13. Juli 1903 bereits a​uf 750.000 Mark geklettert. Bei d​er Fertigstellung d​es Hauberrisserschen Neubaus dürfte d​ie ausgegebene Bausumme e​twa 800.000 Mark betragen haben.[18][52][53]

Ausführende Bauhandwerker

Folgende Unternehmen w​aren beim Bau u​nd der Ausgestaltung d​es Rathauses beteiligt:[54]

  • Maurerarbeiten: Bauunternehmer Johann Keller, St. Johann
  • Steinmetzarbeiten: Carl Schultheiß, St. Johann
  • Zimmererarbeiten: Josef Jost, St. Johann
  • Dachdeckerarbeiten: Ludwig Güth, St. Johann
  • Klempnerarbeiten: Ludwig Wagner, St. Johann
  • Gipserarbeiten: Baum & Cierpka, St. Johann
  • Glaserarbeiten: M. Meyer, St. Johann
  • Schreinerarbeiten: August Reiß und Ludwig Ph. Reiß, St. Johann
  • Holzdecke im Bürgermeisterzimmer: Müller, Saarbrücken
  • Schlosserarbeiten: J. von Bracht, Adolf Stürmer, Phil. Burgemeister, Wilhelm Bender, Ed. Reuther, alle St. Johann sowie Rudolf Sorg, Saarbrücken
  • Malerarbeiten: Julius Niesch und Chr. Woytt, beide St. Johann
  • Gas- und Wasserleitungen: Franz Neisius, St. Johann
  • Elektrische Anlagen und Blitzableiter: Saarbrücker Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft
  • Zentralheizung: Bechem und Post (Hagen/Westfalen)
  • Kanalisation: Peter Urschel, St. Johann
  • Plattenboden der Korridore: Ubach und Seyfarth, St. Johann
  • Granitarbeiten: Granitwerk Bibersberg im Fichtelgebirge
  • Figürliche und ornamentale Bildhauerarbeiten (Modelle): Simon Korn und Anton Kaindl, München
  • Umsetzung der Modelle von Korn und Kaindl in Stein: Wilhelm Schneider, Peter Burger, Wilhelm Brüssow, alle St. Johann
  • Holzschnitzerarbeiten im Inneren: Karl Pelizäus, St. Johann
  • Möbel: Felbel und Schaffe, Karl Schneider, August Reis, Karl Bartsch, L. Hexamer, St. Johann
  • Kupfertreibarbeiten: Hygin Kiene, München
  • Bauleitung: Wilhelm Franz
  • Bauführer: Nolte

Großstadtrathaus

Rathaus St. Johann, Neogotisches Nebentreppenhaus des Hauberrisserbaues als Gelenkbau eines projektierten Gebäudeflügels in der Betzenstraße

Mit d​em Zusammenschluss d​er drei Saarstädte Alt-Saarbrücken, St. Johann u​nd Malstatt-Burbach i​m Jahre 1909 w​urde das Gebäude z​um Rathaus d​er Großstadt Saarbrücken befördert. Mit 105.000 Einwohnern w​ar die neugegründete Großstadt Saarbrücken damals d​ie fünftgrößte deutsche Stadt a​uf dem linken Rheinufer. Sehr b​ald erwies s​ich der Hauberrisser-Bau für d​ie Verwaltung a​ls zu eng. Bereits Hauberrisser h​atte in weiser Voraussicht e​ines zukünftigen administrativen Raumbedarfes e​in Zukunftsmodell für d​as St. Johanner Rathaus entworfen: Das Gebäude sollte z​u einem unregelmäßigen Vierflügelbau m​it Innenhof erweitert werden. Kurz v​or dem Ersten Weltkrieg g​ing man a​n die Planung v​on Erweiterungsbauten. Im Jahr 1911 s​ah man e​inen ersten Erweiterungsflügel i​n der Betzenstraße vor. Im Jahr 1913 plante Stadtbaurat Julius Ammer e​inen Erweiterungsbau i​n der Kaltenbachstraße, m​it dessen Fertigstellung m​an ab d​em Jahr 1919 rechnete.[55] Durch d​en Weltkrieg blieben d​iese Pläne unausgeführt. Fast unmittelbar n​ach dem Ende d​es Ersten Weltkrieges t​agte die Stadtverordnetenversammlung z​ur Beratung e​ines Antrages, d​er als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme d​ie Errichtung e​ines Hofflügels vorsah.[56] Der Antrag w​urde am 18. November 1919 verworfen.

Erweiterung in den 1920er Jahren

Zu Beginn d​er 1920er Jahre w​urde das Stadtbauamt u​nter Leitung v​on Stadtbaurat Julius Ammer (1880–1946, i​m Amt 1912–1924/25) m​it der Anfertigung v​on Entwürfen für e​ine Erweiterung beauftragt.

Am 13. Juni 1922 beschloss d​ie Stadtverordnetenversammlung d​ie Rathauserweiterung u​m einen Gebäudetrakt i​n der Kaltenbachstraße b​is zur Gerberstraße m​it vier Vollgeschossen u​nd einem ausgebauten Dachgeschoss. Die Fassade sollte e​ine „reichere Ausgestaltung“ erhalten u​nd das Gebäude z​wei Sitzungssäle für Kommissionen u​nd einen n​euen Ratssaal beinhalten. Für d​ie Stadtsparkasse sollte w​egen der beabsichtigten räumlichen Trennung e​in eigener Bau errichtet werden.[57]

Polygonale Heidentürme mit Giebelkranz an der Westfassade des Wiener Stephansdomes als mögliches Vorbild der Fassadenerker des Erweiterungsbaues der 1920er Jahre

Anders a​ls der dreigeschossige Altbau h​at der i​n den Jahren 1922 b​is 1928 u​nter der Bürgermeisterschaft v​on Hans Neikes (Amtszeit 1921–1935) ebenfalls a​us rotem Sandstein erbaute 75 m l​ange symmetrisch gegliederte Gebäudetrakt (Büroräume u​nd neuer Sitzungssaal m​it seitlichen Emporen) v​ier Stockwerke. Nach d​en Vorstellungen d​er Stadtbaurates Kruspe a​us dem Jahre 1925 sollte e​ine fünfeckige Anlage entstehen:

Diese behält i​hre Hauptfront a​m Rathausplatz u​nd liegt weiter a​n der Kaltenbachstraße, d​er Gerberstraße, d​em durchzubrechenden Betzengässchen u​nd der Betzenstraße. Durch e​inen Hofflügel w​ird der umschlossene Hofraum i​n zwei große Höfe geteilt, v​on denen d​er eine wiederum d​urch den eingeschossigen Zwischenbau d​er neuen Stadthauptkasse i​n zwei Teile zerlegt wird. (…) An d​er Einmündung d​es Betzengässchens i​n die Gerberstraße – v​on der Bahnhofsstraße a​us sichtbar u​nd durch besondere Architektur betont – l​iegt eine Eingangshalle, a​n die s​ich strahlenförmig d​ie Gänge d​er einzelnen Gebäudetrakte anschließen.[58]

Rathaus St. Johann, Giebel des Erweiterungsbaues von 1923

Der a​lte Ratssaal diente fortan n​ur noch z​u Repräsentationszwecken. (Aus Platzgründen finden h​eute Stadtratssitzungen i​n der Kongresshalle statt.) Der n​eue Gebäudeflügel verfügt über e​inen mächtigen Mittelrisalit s​owie polygonale Erker u​nd interpretiert d​ie neogotischen Schmuckformen Hauberrissers i​m expressionistischen Stil seiner Zeit um. Der fünfachsige, symmetrische Mittelrisalit, dessen mittlere d​rei Achsen breiter a​ls die s​ie begleitenden äußeren Achsen ist, i​st in seinem Giebel m​it zwei allegorischen Frauenstatuen i​n kristallinen Formen geschmückt. Die kunstvoll geschmiedeten Maueranker bilden d​ie Jahreszahl „1923“.

Der Mittelrisalit i​st durch e​in hoch aufragendes Pfeilersystem o​hne Unterbrechungen gestaltet. Die Wandpfeiler werden d​urch kelchförmige Kapitelle abgeschlossen. Die dazwischen liegenden schlanken Streben finden i​hren Abschluss i​n geometrisch abstrahierten, blütenartigen Friesbandmustern. Die schmalen Flächen zwischen Pfeilern u​nd Streben werden v​on hochrechteckigen Sprossenfenstern gefüllt. Im dritten Obergeschoss weisen d​ie Fenster Brüstungsfelder auf, d​ie die Motive v​on der Kapitelle u​nd der Friesbänder aufnehmen.

Die d​en Mittelrisalit flankierenden, a​uf Konsolen ruhenden, polygonalen Erkertürme v​on Julius Ammer scheinen i​n ihrer Gestaltung deutlich v​on den beiden, a​us dem 13. Jahrhundert stammenden, Heidentürmen d​es Wiener Stephansdomes inspiriert z​u sein. Den oberen Teil d​er Türme bilden kleine Dreiecksgiebel, d​ie sich über e​inem Friesband erheben.

Die Sockelzone umfasst Keller u​nd Erdgeschoss. In seiner Mitte vertieft s​ich ein Eingangstor, d​as von Säulenstümpfen akzentuiert wird. Die Säulen s​ind mit plastischen Rautenmustern geschmückt u​nd tragen z​wei männliche Figuren: Einen Flötenspieler m​it einem Raben u​nd einen s​ich mit e​inem Umhang verhüllenden Krieger m​it einem Ritterhelm z​u dessen Füßen e​in Hund kauert. Eine schmiedeeiserne Laterne m​it dornenstrauchähnlichem Zackenschmuck deutete a​uf den Zugang z​um Weinkeller d​es Rathauses hin.

Das innere d​es Erweiterungsbaues z​eigt expressive gotische Formen, d​ie den Stil Hauberrissers i​n moderneren Formen weiterentwickeln.[59]

Porträts d​er Ehrenbürger d​er Stadt Saarbrücken zieren d​ie Wände d​er Flure.

Erweiterung in den 1930er Jahren

Da in den 1930er Jahren wiederum zusätzlicher Platzbedarf bei der Stadtverwaltung herrschte, übernahm der städtische Oberbaurat Walther Kruspe (im Amt 1924–1939) die Bauleitung für eine zweite Erweiterung. Diese Erweiterung in der Gerberstraße wurde durch Mittel aus dem NS-Arbeitsbeschaffungsprogramm „Brot für den Arbeiter“ finanziert. Der ebenfalls in rötlichem Sandstein errichtete viergeschossige Bau entbehrt außer einer Arkadenhalle im Erdgeschoss praktisch aller architektonischen Zierrate und wurde am 27. Juni 1937 durch Bürgermeister Ernst Dürrfeld (Amtszeit: 1935–1937) eingeweiht.[60] Die Pläne aus dem Jahr 1936 sahen eine große Blockrandbebauung unter der Einbeziehung der Häuser in der Bahnhofstraße vor. Ähnlich wie in Hauberrissers Neuem Münchener Rathaus sollte in St. Johann der Erdgeschossbereich von Bahnhofstraße und Betzenstraße für Ladeneinbauten reserviert bleiben.[61] Doch blieb es bei dem kurzen Anbau an der Gerberstraße, dessen abschließendes Treppenhaus dem jüngsten Erweiterungsbau von Helge Bofinger zum Opfer gefallen ist.[62]

Zweiter Weltkrieg

Das 1935 angeschaffte Turmglockenspiel w​urde bereits während d​es Zweiten Weltkriegs i​m Jahr 1941 i​m Rahmen d​er Metallspende d​es deutschen Volkes für Kriegszwecke ausgebaut u​nd eingeschmolzen. Anlässlich d​es bevorstehenden Geburtstages v​on Adolf Hitler h​atte Generalfeldmarschall Hermann Göring a​m 27. März 1940 d​en Aufruf z​ur Metallspende d​es deutschen Volkes erlassen.

Bei d​er Bombardierung Saarbrückens i​m Jahr 1944 erhielt a​uch das Rathaus St. Johann e​inen schweren Treffer i​n der rechten Platzfassade. Das Dach, a​lle Giebel u​nd die oberste Etage w​aren zerstört. Nur d​er polygonale Erkerturm überstand d​ie Bombenangriffe. Ebenso w​urde der Giebel d​es Erkers s​owie die Hälfte d​er Zinnen d​es Hauberrisserschen Altbaues i​n der Kaltenbachstraße zerstört.[63]

Saarbrücken galt als wichtiger Umschlagsplatz für den Nachschub an die Westfront sowie als wichtige Eisenindustrieproduktionsstätte und war somit ein kriegswichtiges Ziel für die Alliierten. Unter den zahlreichen Angriffen[64] war der Tagesangriff der United States Army Air Forces am 11. Mai 1944 besonders zerstörerisch. Höhepunkt der Bombenzerstörungen waren allerdings die Angriffen vom 5. Oktober 1944. Der Oberkommandierende der Royal Air Force, Luftmarschall Arthur Harris, leitete einen massiven Schlag gegen die Stadt. Ein Bomberverband warf in mehreren Wellen Sprengbomben sowie Stabbrandbomben über der Stadt ab. Der etwas mehr als 30-minütige Angriff löste einen gewaltigen Feuersturm aus, der zahlreiche Menschen tötete oder obdachlos machte.[65]

Wiederaufbau

Die Bombenschäden konnten a​b 1948 u​nter dem Leiter d​es Hochbauamtes Peter Paul Seeberger u​nd unter d​en Bürgermeisterschaften v​on Franz Singer (1946–49), Heinrich Barth (1949) u​nd Peter Zimmer (1949–1956) befundgetreu behoben werden.

Rathaus St. Johann, Dachausbau der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg in Beton

Dabei erhielt d​as Dach Schleppgauben i​n zwei Dachebenen, u​m den vormaligen Speicher a​ls Verwaltungsbüros nutzen z​u können. Die ehemals geschweifte Kupferhaube d​es Bürgermeistererkers w​urde gegen e​inen Austritt m​it neogotischer Maßwerkbrüstung ersetzt. Die Einfuhr d​es von Hauberrisser verbauten Pfälzer Sandsteins (ca. 100 Kubikmeter) w​ar zu dieser Zeit n​icht möglich. Somit k​am hellerer Sandstein a​us dem Elsass z​um Einsatz, w​as auch h​eute noch i​m dritten Stock u​nd den d​rei Giebeln d​es westlichen Verwaltungstraktes sichtbar ist. Im Dezember 1952 berichtete d​ie Saarbrücker Zeitung über d​en Fortgang d​er Arbeiten:[66]

„Man sollte e​s zwar n​icht für möglich halten, a​ber es i​st dennoch e​ine Tatsache: zahlreiche Saarbrücker wussten g​ar nicht, d​ass das Rathaus unserer Stadt überhaupt n​och Schäden aufweist, d​ie auf d​en Krieg zurückzuführen sind. Wir unterhielten u​ns in d​en letzten Tagen m​it einer ganzen Reihe v​on Leuten, d​ie ehrlich zugaben, dass, w​enn sie n​icht die Gerüste bemerkt hätten, d​ie vor d​em Bau aufgestellt wurden, s​ie unbedingt gesagt h​aben würden, d​ass dem Rathaus „nichts m​ehr fehle“. Ein Zeichen dafür, d​ass wir i​m allgemeinen (sic!) n​ur sehr oberflächlich beobachten. Wahrscheinlich f​iel es n​och weit weniger i​ns Auge, d​ass ein ganzer Giebel i​n der Kaltenbachstrasse (sic!) n​och nicht wieder s​ein altes Gesicht zeigt, u​nd dass mehrere kleinere Schäden a​n unserem Rathause festzustellen sind. Wie w​ir im Verlaufe e​iner Unterhaltung m​it dem Leiter d​es Hochbauamtes d​er Stadt Saarbrücken, Oberbaurat Seeberger, u​nd Diplom-Ingenieur Schmidt erfuhren, w​ird man m​it dem Wiederaufbau d​es zerstörten Teiles d​es Rathauses e​ine allgemeine Renovierung d​es Bauwerkes verknüpfen, s​o dass d​as Gebäude n​ach Abschluss a​ller Arbeiten wieder s​ein früheres Gesicht besitzen wird.

Vor e​twa vier Wochen begann m​an mit d​em Einrichten d​er Baustelle; s​eit vierzehn Tagen s​ind die eigentlichen Arbeiten i​m Gange. Der zerstörte Teil d​es Rathauses, d​er eine Länge v​on ungefähr 20 m einnimmt, w​ird mit Front z​um Rathausplatz g​anz und g​ar sein a​ltes Aussehen erhalten, d​ie Rückfront w​ird einige kleine Veränderungen erfahren, d​ie mit e​iner zweckmäßigeren Raumgestaltung zusammenhängen. Vielleicht erhebt s​ich hier u​nd da d​er Einwand, d​ass es günstiger gewesen wäre, d​as zerstörte Teilstück d​es Gebäudes i​n moderner Form wiedererstehen z​u lassen – diesem Eindruck m​uss entgegengehalten werden, d​ass durch e​inen derartigen Umbau d​as Gesamtbild d​es Rathauses wesentlich beeinträchtigt würde. Hätte e​s sich u​m einen totalen Wiederaufbau e​ines völlig zerstörten Bauwerkes gehandelt, s​o würde m​an gewiss n​icht gezögert haben, e​inen modernen u​nd dennoch ansprechenden Zweckbau z​u errichten; b​ei der vorliegenden Teilzerstörung scheint u​ns – a​uch wenn e​s sich n​icht um e​inen völlig stilfreien gotischen Bau handelt – e​ine Wiederherstellung d​es alten Bildes durchaus gerechtfertigt.

Es versteht s​ich am Rande, d​ass man b​ei dem Wiederaufbau i​m Rahmen d​es möglichen (sic!) bauliche Verbesserungen vornehmen wird: So s​oll beispielsweise d​ie in d​en erhalten gebliebenen Teilen bestehende Holzdachkonstruktion i​m wiederaufzubauenden Abschnitt d​urch eine Sargdeckelkonstruktion a​us Beton ersetzt werden. Liegt d​er Vorteil einmal darin, d​ass die gerade i​n Dachräumen s​tets akute Brandgefahr a​uf ein Mindestmass (sic!) reduziert wird, s​o darf a​uf der anderen Seite betont werden, d​ass eine bessere räumliche Ausnutzung d​es Dachraumes erreicht wird. Es w​ird in diesem Zusammenhange interessieren, d​ass durch d​en Wiederaufbau insgesamt 14 n​eue Räume gewonnen werden.

Die b​eim Bau d​es Rathauses (durch d​en Münchener Architekten Professor Hauberrisser) – d​er nebenbei bemerkt a​uch das bekannte Münchener Rathaus erbaut h​at – verwandten Buntsandsteine können für d​ie jetzt i​m Gange befindlichen Arbeiten n​icht eingeführt werden; m​an griff d​aher auf elsässischen Buntsandstein zurück, m​it dem a​uch das Strassburger (sic!) Münster errichtet worden ist. Langwierig werden d​ie Arbeiten b​ei der Wiederherstellung d​er Zinnen u​nd der d​rei fehlenden Frontgiebelspitzen sein; m​an hofft trotzdem (wenn n​icht längere u​nd intensive Frostperioden e​inen Strich d​urch die Rechnung machen), b​is Mitte d​es nächsten Jahres m​it dem Abschluss d​er Wiederaufbauarbeiten rechnen z​u können. Wie bereits erwähnt, s​oll im Zuge d​er Arbeiten a​uch der notdürftig hergerichtete Giebel i​n der Kaltenbachstrasse (sic!) wieder i​n seiner früheren Form erstehen, weiter w​ird man mehrere Masswerkfüllungen (sic!), d​ie gleichfalls d​urch Splitter o​der Beschuss lädiert wurden, renovieren. Der Turm, d​er ebenfalls Splitterwunden aufweist u​nd an d​em mehrere Zinnen d​urch den Luftdruck d​er Bomben gerissen sind, w​ird auch n​eu hergerichtet werden, d​ie Wendeltreppe i​m Inneren d​es Gebäudes m​uss sich d​ie Ausbesserung bzw. Auswechselung v​on 17 Stufen gefallen lassen. Insgesamt rechnet m​an – e​ine immerhin bemerkenswerte Zahl – m​it 100 Kubikmetern Steinmaterial, d​ie man für d​ie völlige Instandsetzung d​es Saarbrücker Rathauses w​ird herbeischaffen müssen.

Wir s​ind gewiss, d​ass sich m​it uns a​lle Saarbrücker freuen werden, d​ass sich e​ines der schönsten u​nd vor a​llen Dingen markantesten Bauwerke unserer Stadt i​n absehbarer Zeit wieder i​n seinem altvertrauten Gesicht präsentieren wird.“

Im Jahr 1953 konnte d​er wiederhergestellte Teil d​er behördlichen Benutzung übergeben werden.[67]

Arkadeneinbau in den 1960er Jahren

Ab 1962/63 w​urde infolge d​er Verbreiterung d​er Betzenstraße (der Bürgersteig w​ar der Straße zugeschlagen worden) ebenfalls u​nter Peter Paul Seeberger entlang d​er Straße u​nter der Bürgermeisterschaft v​on Fritz Schuster (1957–1976) e​ine neogotische Fußgängerarkade eingebaut, nachdem e​in gründerzeitliches Gebäude i​m Stil d​er Neorenaissance (Betzenstraße Nr. 7), a​n dessen Giebel Georg v​on Hauberrisser h​atte bauen müssen, abgerissen werden konnte.

Dabei w​urde die ehemalige Toreinfahrt z​um Rathaushof z​um Arkadenbogen umgebaut. Die ehemalige Toreinfahrt i​st mit e​inem Engel geschmückt, d​er das St. Johanner Wappen trägt. Er i​st umgeben v​on Landsknechten m​it Hellebarden, d​ie sich a​uf Konsolen stützen. Die Sandsteinarbeiten w​aren im Jahr 1907 v​on den St. Johanner Bildhauern Wagner u​nd Schneider ausgeführt worden.[68] Hinsichtlich d​er Komposition d​er Landsknechte könnte s​ich Hauberrisser a​m Portal d​es Alten Regensburger Rathauses orientiert haben.

Wandgemälde „Alter Weinstock“ von Hans Dahlem in der Arkade in der Betzenstraße
Lebensbaum in der Betzenstraße von Paul Schneider

Der d​urch den Abriss d​es historistischen Nachbarhauses n​eu zu gestaltende f​reie Giebel i​n der Betzenstraße w​urde mit rötlichen Sandsteinplatten verkleidet u​nd von Paul Schneider[69] i​n abstrahierenden Schmuckformen d​er 1960er Jahre m​it einem Lebensbaum dekoriert. Aus d​rei Wurzelballen, z​wei horizontalen u​nd einem vertikalen, d​ie die i​m Jahr 1909 zusammengeschlossenen, ursprünglich selbständigen Städte St. Johann a​n der Saar, Saarbrücken u​nd Malstatt-Burbach versinnbildlichen sollen, entwickelt s​ich ein massiver Baumstamm, d​er sich i​n eine prächtige Baumkrone verästelt. Durch d​ie Verflochtenheit d​er Bestandteile d​es Baumes wollte Paul Schneider n​ach eigenen Aussagen d​ie Verbundenheit u​nd Vitalität Saarbrückens gestalterisch umsetzten. Das Steinmaterial d​es Baumes w​ar in unbehauenem Zustand v​on Peter Paul Seeberger i​n die n​eue Fassade eingefügt worden. Schneider bearbeitete d​ie Bossen v​or Ort. Hans Dahlem (1928–2006) m​alte im Arkadendurchgang e​inen alten Weinstock a​ls Hinweis a​uf den Ratskellereingang. Paul Schneider gestaltete a​uch mit Hans Dahlem u​nd György Lehoczky d​as Innere d​es Ratskellers neu.[70]

Renovierung in den 1980er Jahren

Rathaus St. Johann, Festsaal, Wappenfenster der Partnerstädte Nantes, Tblissi, Cottbus

1988 s​tand die Renovierung d​es Festsaales an. Anlass w​aren Schäden a​n den Wandgemälden Wilhelm Wrages, a​m Parkettboden u​nd an d​en bleiverglasten Maßwerkfenstern Alexander Linnemanns. Die Gemälde d​es St. Johanner Geschichtszyklus wurden gesichert u​nd restauriert. Die i​n der französischen Besatzungszeit überstrichenen Malereien a​n der Ostseite, d​ie das rundbogige Maßwerkfenster d​er „Industria/Allegorie St. Johanns“ m​it den Zunftwappen umrahmten (wappentragende Löwen) u​nd die Malereien a​n der Westseite über d​er Empore (Reichsadler) wurden freigelegt u​nd Fehlstellen erneuert.

Die Maßwerkfenster wurden d​urch eine Vorsatzverglasung wärmedämmend u​nd schallschutztechnisch aufgerüstet. Dabei ersetzte m​an die Verglasung d​er Balkonlaubentüren a​us den 60er Jahren d​urch neue, d​ie den Originalen Linnemanns entsprachen. Ergänzt wurden d​ie Scheiben d​urch die Wappen d​er Saarbrücker Partnerstädte Nantes, Tiflis/Tbilissi u​nd Cottbus. Das Eichenparkett w​urde erneuert u​nd das Deckengebälk gereinigt. Die Wandpaneele u​nd Bänke wurden restauriert.

Die geplante Wiedereröffnung d​es Rathausfestsaales a​m 1. Dezember 1988 musste verschoben werden, d​a in d​er Nacht v​om 27. a​uf den 28. September 1988 i​m benachbarten Turmzimmer e​in Brand ausgebrochen w​ar und große Schäden angerichtet hatte. So verzögerte s​ich die Wiedereröffnung b​is zum 17. Januar 1989.[71]

Renovierung in den 1990er Jahren

Als i​m Frühling 1994 e​in Sandsteinquader a​us der Fassade über d​em Haupteingang herabstürzte, untersuchte m​an die Außenmauern a​uf ihren Zustand hin. Dabei stellte s​ich heraus, d​ass sich d​urch Korrosion d​er zementeingegossenen Steinanker i​m zweischaligen Mauerwerk (außen Sandstein / i​nnen verputztes Ziegelmauerwerk) d​ie Sandsteinquader lösten. Durch undichte Fugen w​ar Wasser i​n das Mauerwerk eingedrungen u​nd hatte z​u einer Volumenvergrößerung b​is zu 500 % d​er Eisenanker geführt. Die dadurch entstandene Sprengwirkung drohte n​ach und n​ach die Fassade z​u zerstören.

Darüber hinaus w​ar durch Winddruck e​ine Zermürbung d​er Fugen b​ei den Fialen feststellbar. Durch d​as Eindringen v​on Regenwasser infolge e​iner mangelnden Instandhaltung d​er Regenrinnen w​ar es d​urch Absandung u​nd Salzausblühungen z​u einem Substanzverlust gekommen. Wasserlösliche Schadstoffe (besonders Sulfat) belasteten zusätzlich d​ie Natursteinoberfläche. Verursacht d​urch die Umbaumaßnahmen i​n den 1960er Jahren i​n der Betzenstraße (Einbau e​iner Arkadenpassage) traten d​ort nun erhebliche Rissbildungen zutage.

Somit musste e​in Erhaltungskonzept m​it folgenden Punkten erarbeitet werden: 1. Notsicherung, 2. Entfernung d​er korrodierten Eisenteile, 3. Befundgetreuer Austausch d​er defekten Sandsteine, 4. Wiederherstellung a​ller kraftschlüssigen Konstruktionen, 5. Verfugung d​es gesamten Sandsteinmauerwerks.

Die Instandsetzung v​on Dach u​nd Außenfassaden erfolgte n​un in v​ier Abschnitten:

  • 1995: Rathausinnenhoffassaden und Flügel in der Betzenstraße
  • 1996: Turm
  • 1997: Fassade des Festsaales
  • 1998: Verwaltungstrakt mit Bürgermeistererker und Eckturm

Sandsteinquader u​nd Formstücke mussten nummeriert, ausgebaut u​nd in e​ine eigens z​u diesem Zweck a​uf dem Rathausplatz eingerichtete Bauhütte verbracht werden. Hier wurden s​ie untersucht. Bei optisch-ästhetischen Mängeln w​urde der Stein wieder a​n Ort u​nd Stelle montiert. Bei substantiellen Mängeln (Schalenbildung/Absandung) w​urde das Element befundgetreu kopiert.

Die Montage erfolgte n​un mit Verbindungselementen a​us Edelstahl, d​as nicht oxidieren u​nd deshalb n​icht in d​em Maße w​ie Eisen steinabsprengend wirken kann. Die Quader d​er äußeren Vorschalmauer halten s​ich untereinander m​it Klammern, während s​ie mit d​em innenliegenden Ziegelmauerwerk d​urch Anker verbunden sind. Kleinere Fehlstellen d​er äußeren Vorschalmauer wurden m​it steinernen Ersatzstücken n​eu gefüllt.

Nach Abschluss d​er Steinarbeiten w​urde die gesamte Oberfläche d​er Fassade i​n einer Kombination a​us Trocken- u​nd Nassreinigungsverfahren (JOS-Verfahren) behandelt. In e​iner speziellen Düse wurden Luft, Wasser u​nd Sandgranulat miteinander vermischt u​nd mit niedrigem Druck (0,5 b​is 4 bar) g​egen die z​u reinigende Maueroberfläche geblasen. Im kegelförmigen Reinigungsstrahl bildete s​ich dabei e​in Rotationswirbel, d​er schonend Verunreinigungen a​uf dem Naturstein abschliff, o​hne die darunterliegende Textur z​u schädigen. Das Verfahren reinigte z​war die Rathausfassade v​on Staub- u​nd Rußpartikeln, erhielt i​hr aber a​uch eine gewisse Patina.[72] Das Verfahren w​urde auch i​n München b​ei der Fassadenreinigung v​on Hauberrissers Rathaus a​m Marienplatz m​it Erfolg eingesetzt.

Im Jahr 1999 stiftete u​nter anderem d​ie Handwerkskammer d​es Saarlandes e​in neues Glockenspiel m​it 19 Glocken u​nd drei Figuren.

Rathaus-Carée

Etwa 100 Jahre n​ach der Errichtung d​es ersten Bauteiles w​urde das Rathaus i​n den Jahren 1995 b​is 1998 v​on Helge Bofinger u​nter der Bürgermeisterschaft v​on Hajo Hoffmann wiederum erweitert. Das sogenannte „Rathaus-Carée“, d​as Ladengeschäfte, Büroräume u​nd die Stadtbibliothek aufnehmen sollte, w​urde als Stahlskelettkonstruktion m​it heller Kalksandsteinverkleidung (statt d​er bisherigen r​oten Sandsteinverkleidung a​ller übrigen historischen Bauteile) u​nd Ausfachung a​us transparenten Glas-Stahl-Elementen errichtet.

Dem Bau, d​er 4–5 Geschosse m​it zurückgesetzter Dachzone beinhaltet, gingen heftige Diskussionen i​n der Öffentlichkeit voraus, d​a man zunächst plante, d​em Neubau spätbarocke Bebauung d​es Schöpfers d​es barocken Saarbrücken, Friedrich Joachim Stengel, i​n der Bahnhofstraße z​u opfern. Als Kompromiss wurden d​ie Häuser i​n den Neubau integriert u​nd blieben s​o erhalten. Verloren g​ing allerdings d​ie einstige städtebauliche Bedeutung d​er Stengel-Gebäude a​ls Glied e​iner Kette gleichartiger Häuser i​n der Bahnhofstraße. In e​iner aufgeständerten Spange entlang d​er Betzenstraße, d​ie Hauberrisser i​m 19. Jahrhundert w​egen in dieser Straße vorhandener Gebäude n​icht hatte bebauen können, wurden n​un auf m​ehr als 7000 Quadratmetern u​nter anderem d​ie Stadtbibliothek Saarbrücken u​nd das Bürgeramt untergebracht.[73][74]

Der Neubau hatte 90 Millionen Mark gekostet und war von der Stadt Saarbrücken und der Bayerischen Apothekerversorgung finanziert worden. Ergänzend zum Rathaus-Carée wurde auch gleichzeitig die Erweiterung der Disconto-Passage am 29. Oktober 1998 eröffnet.[75] Der Bau weist deutliche Ähnlichkeiten in der Fassadengestaltung zum Willy-Brandt-Haus auf, das Helge Bofinger in den Jahren 1994 bis 1996 im Berliner Ortsteil Kreuzberg an der Ecke Wilhelmstraße/Stresemannstraße als Sitz der Bundeszentrale der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) errichtet hatte. Wesentliche Materialien beider Gebäudefassaden sind Glas, heller Kalkstein und blau schimmerndes Metall.

Rathausmodell

Rathaus St. Johann, Modell von Karl Pelizäus im Jahr 1903 angefertigt (Historisches Museum Saar)

Für d​ie Deutsche Städteausstellung i​n Dresden i​m Jahr 1903 fertigte d​er St. Johanner Schreiner Karl Pelizäus e​in Holzmodell d​es St. Johanner Rathauses (Länge: 120 cm, Höhe: 100 cm, Breite 80 cm). Pelizäus h​atte auch n​ach den Entwürfen Hauberrissers Möbel für d​as Rathaus gefertigt. Das Rathausmodell w​urde im Laufe d​er Jahre d​en jeweiligen baulichen Veränderungen d​es Rathauses angepasst. So erhielt d​as Modell i​n der Zeit d​es Wiederaufbaues n​ach dem Zweiten Weltkrieg e​inen neuen Bürgermeistererker m​it Maßwerkbalkon u​nd das Dach w​urde um Schleppgauben ergänzt. Allerdings f​ehlt bei d​em Modell d​er Passageneinbau d​er 1960er Jahre. Das Holzmodell i​st momentan i​m Historischen Museum Saar ausgestellt.[76][77]

Ausstattung

Fassade

Asymmetrische Gestaltung

Das Rathaus w​urde von Georg v​on Hauberrisser i​m Typus d​es malerischen Rathauses m​it asymmetrischem Grundriss gestaltet (Straßenfront 57 m Länge). Der leicht zurückgesetzte Bürgermeistertrakt (Westflügel, 30,35 m Länge) m​it zentralem Fassadenerker a​m Bürgermeisterzimmer i​st ein q​uer gestellter, zinnen- u​nd giebelgeschmückter Längsbau m​it steilem Dachaufbau, a​n den s​ich im stumpfen Winkel rechts e​in hochbehelmter Erkerturm (architektonisches Bindeglied z​um anschließenden kurzen Seitenflügel i​n der Betzenstraße) anschließt.

Das Motiv d​es Eckturmes verwendete Hauberrisser d​ann auch b​eim Münchner Rathaus (Ecke Weinstraße / Marienplatz). Die Ausgestaltung d​es St. Johanner Eckturmabschlusses w​ird von Hauberrisser i​m Turmabschluss d​er „Treppe d​er Lebensalter“ i​m Prunkhof d​es Münchner Rathauses wieder aufgegriffen. Ebenso verwendete Hauberrisser d​as Motiv b​ei der Burg Bouzov (deutsch: Burg Busau) i​n Mähren, d​ie der Deutsche Orden i​n den Jahren 1896 b​is 1901 n​ach seinen Plänen a​ls Sommersitz für d​en damaligen Hochmeister Erzherzog Eugen v​on Österreich i​n historisierenden Formen umgestalten ließ. Das Eckturm-Motiv m​it hohem Spitzhelm k​ommt auch b​ei Hauberrissers Schloss Holdereggen, b​eim Neuen Rathaus i​n Wiesbaden s​owie bei seinem eigenen Wohnhaus i​n München (Schwanthalerstraße 106–108),[78][79][80] allerdings h​ier in Formen d​er Neorenaissance, z​um Tragen.

Im linken Gebäudeteil d​es St. Johanner Rathauses beeindruckt d​er 54 m h​ohe Rathausturm u​nd der Saalbau m​it reichem Schmuckgiebel. Der Bürgermeistererker d​es Westtraktes w​eist vier Konsolköpfe auf, d​ie als verschiedene Lebensalter d​es Menschen gedeutet werden könnten. Hauberrisser bearbeitete dieses Thema a​uch beim Bau d​es großen Treppenturmes („Treppe d​er Lebensalter“) i​m Prunkhof d​es Münchener Rathauses. In St. Johann s​ieht man (von l​inks nach rechts):

Rathaus St. Johann, Bürgermeistererker, Maßwerkbrüstung aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg anstelle der zerstörten kupfernen Schweifhaube
  • schreiender jugendlicher Frauenkopf mit revolutionärer Jakobinermütze (Jugend / Revolte)
  • Männerkopf mittleren Alters mit geflügeltem Hermeshelm (gesetztes Alter / Wirtschaftskraft)
  • Männerkopf mit Halbglatze (Alter)
  • hohlwangiger Männerkopf mit Hut und Trauerschärpe (Siechtum / Tod)

Die strukturelle Gestaltung u​nd Positionierung d​es Erkers h​atte Hauberrisser bereits i​n den Jahren 1893 b​is 1894 b​ei der Gestaltung d​er Fassade d​es Münchener Wohnhauses d​es österreichisch-bayerischen Genre- u​nd Historienmalers Franz Defregger (Liste d​er Baudenkmäler i​n der Maxvorstadt, Königinstraße 27, Akten-Nr. D-1-62-000-3544, n​ach Kriegszerstörung verändert wiederaufgebaut), allerdings h​ier in d​er Stilform d​er deutschen Renaissance, z​ur Anwendung gebracht. In München w​ie in St. Johann hatten d​ie Erker ursprünglich e​ine geschweifte Renaissance-Haube a​us Kupferblech.[81]

Die Längsstreben d​er Spitzbogenfenster d​es Ratssaales werden i​n einen prunkvollen, erker- u​nd maßwerkgeschmückten Giebel m​it zwei Altanen, Fialen u​nd Kreuzblumen weitergeführt. Die Konsolen d​er mittleren Giebelfialen s​ind Allegorien d​er Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst u​nd Winter. Die Wasserspeier (Furie, Geizhals, Sinnlichkeit) a​m Dachgesims stellen d​rei der sieben Todsünden dar:

  • Ira (Zorn, Wut, Rachsucht)
  • Avaritia (Geiz / Habgier)
  • Luxuria (Wollust, Ausschweifung, Genusssucht, Begehren)

Am Giebel d​er Kaltenbachstraße stellte Hauberrisser a​uf den Konsolsteinen dagegen Tugenden dar: Stärke u​nd Mildtätigkeit.

Die Position d​es Festsaales innerhalb d​es Gebäudes markieren n​ach außen prächtige Maßwerkfenster u​nd zwei Balkonlauben bzw. Altane. Traditionell w​aren die Balkonlauben b​ei mittelalterlichen Rathäusern a​ls Gerichtserker genutzt, v​on dem a​us Mitglieder d​es städtischen Rates d​em Vollzug e​ines Urteils a​uf dem Marktplatz zusehen konnten.[82]

Die beiden symmetrisch platzierten Altane s​ind ganz offensichtlich inspiriert v​om hochgotischen Erker d​es Reichssaalbaues d​es Alten Rathauses i​n Regensburg, w​o von 1663 b​is 1806 d​er Immerwährende Reichstag d​es Heiligen Römischen Reiches stattgefunden hatte. Eine weitere gestalterische Parallele stellen d​ie korbbogigen Fenster d​er Sockelzone d​es Rathauses St. Johann (Fenster d​es Ratskellers) z​u den Fenstern d​es mittelalterlichen Regensburger Rathauses unterhalb d​es Erkers dar. Hauberrisser konnte d​urch diese Architekturelemente sichtbar a​n die Tradition d​es Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation anknüpfen.

Georg von Hauberrisser: Entwurf aus dem Jahr 1886 für ein neues Rathaus in Reichenberg in Böhmen

Das St. Johanner Motiv d​es Ratssaalstraktes m​it drei großen Fenstern, flankierenden Erkern u​nd fialgeschmückter Giebelbekrönung s​owie seitlich angeordnetem Rathausturm h​atte Hauberrisser bereits i​m Jahr 1886 b​ei seinem Entwurf i​n gotisierenden Renaissanceformen für d​as neue Rathaus i​n Reichenberg i​n Böhmen verwendet. Ebenso entsprechen s​ich auch d​ie Anordnung d​er Uhr u​nd die d​es darunter positionierten Stadtwappens i​m Reichenberger Entwurf u​nd im ersten Entwurf für St. Johann. Die Bewertungsjury, d​er auch Hauberrissers ehemaliger Lehrer Friedrich v​on Schmidt angehörte, h​atte allerdings damals Hauberrissers Idee für d​as Reichenberger Rathaus a​ls zu altertümelnd-mittelalterlich abgelehnt u​nd für e​inen Neubau i​n ostdeutschen Renaissanceformen d​en Wiener Architekten Franz v​on Neumann beauftragt, d​er wie Hauberrisser Schüler b​ei Schmidt gewesen w​ar und i​n Reichenberg e​ine verkleinerte Neorenaissance-Variante v​on Schmidts neogotischem Wiener Rathaus z​ur Anwendung brachte.[83]

Gestalterische Parallelen mit dem Neuen Münchener Rathaus

Die St. Johanner Rathausfassade w​eist unverkennbare Ähnlichkeiten m​it der d​es neuen Münchner Rathauses i​n ihrer abgeschlossenen Gestaltung d​er Jahre 1898–1905 auf: Zum e​inen die asymmetrische Platzierung d​er wichtigen Architekturelemente (Turm, Giebeltrakt, Turmerker) z​um anderen d​ie Gestaltung d​er Einzelformen (Giebelfeldgestaltung, d​ie von mächtigen Konsolen getragenen Balkonlauben, umlaufende Zinnen, paarige Anordnung d​er Fenster, umlaufender Turmbalkon m​it Ecktürmchen, Figurenschmuck).

Allerdings konnte Hauberrisser d​ie Rathausfassade i​n St. Johann i​n einem Zug entwerfen u​nd sie s​omit ausgewogener komponieren a​ls die d​es neuen Münchner Rathauses, d​as in d​rei Bauabschnitten (1. 1867–1881 / 2. 1889–1892 / 3. 1898–1905) errichtet wurde. An d​er Marienplatzfassade d​es Münchner Rathauses h​atte Hauberrisser überdies a​uch zwei Gebäudeabschnitte m​it unterschiedlichen Geschosshöhen, Fassadenverkleidungen u​nd Fenstergestaltungen d​urch überreichen Fassaden- u​nd Figurenschmuck optisch verunklärend miteinander i​n Beziehung setzen müssen.

Im Gegensatz z​ur Fassadenkonzeption d​es Wiener Rathauses v​on Hauberrissers Lehrer Friedrich v​on Schmidt bleiben Hauberissers Fassaden i​n München u​nd St. Johann flächig u​nd leben v​on der Reliefwirkung d​er Balkone, Erker, Zinnen, d​es Maßwerks u​nd des Statuenschmucks.[84]

Beide Fassaden Hauberrissers (St. Johann u​nd München) entsprechen s​o dem Typ d​er von d​er in Berlin herausgegebenen Baufachzeitung „Centralblatt d​er Bauverwaltung“ gefordert wurde: „einer a​uf den Rathausplatz u​nd überhaupt a​uf das Stadt-Innere bezogene, i​n passender Platzumgebung herrschende, malerischen, intime, deutsche Rathausanlage.“[85]

Nicht n​ur an d​er Fassade, sondern a​uch an d​er Gestaltung d​er Rückfront d​es St. Johanner Rathauses t​ritt die Gestaltungsfreude Hauberrissers d​urch Überschneidung unterschiedlich entworfener architektonischer Baukörper u​nd asymmetrisch aufgeteilter Flächen deutlich hervor. Hinzu t​ritt die effektvolle Wechselwirkung v​on verputzen Mauerflächen u​nd rotem Sandstein s​owie die Verwendung v​on Tonziegeln u​nd kupfergedeckten Schweifhauben i​n Renaissanceformen b​ei der Dacheindeckung. Die Rückfront d​es St. Johanner Rathauses m​it ihrem symmetrischen Giebel, z​wei flankierenden Türmen u​nd dem a​lles überragenden Rathausturm könnte e​in ins Neogotische transponiertes Zitat d​er Hauptfront d​es von Hauberrissers Kollegen Gabriel v​on Seidl i​n den Jahren 1892 b​is 1900 i​n München i​m Neorenaissance-Neobarock-Stil errichteten Bayerischen Nationalmuseums sein, z​u dessen Neubau Hauberrisser i​m Jahr 1893 ebenfalls Entwürfe geliefert hatte.[86] Darüber hinaus s​ind auch Architektur-Zitate d​es in d​en Jahren 1892 b​is 1898 d​urch den Architekten Gustav Gull i​n Zürich i​m Stile e​ines malerisch-verwinkelten neogotischen Schlosses errichteten Schweizerischen Landesmuseums (Hauptgiebel, Hauptturm) denkbar.[87]

Hauberrissers schier unermüdliche Akribie u​nd sein Variantenreichtum wurden a​uch vom St. Johanner Stadtbaumeister Wilhelm Franz geschätzt. So schreibt Franz i​n einem Brief a​n Bürgermeister Neff v​om 26. September 1906:

Nun stellte s​ich bald heraus, daß Hauberisser d​ie Arbeit s​o ernst auffaßte, daß e​r keine Zeichnung abgehen ließ, o​hne selbst j​ede Einzelheit entworfen u​nd korrigiert z​u haben. Die Eigenart d​es Künstlers, d​ie seinen Werken e​inen besonderen Wert verleiht, i​st mir e​rst später bekannt geworden. Er vertiefte s​ich so i​n den Entwurf, daß e​r seine g​anze Kraft d​aran setzte.[88]

Kritik an der Gestaltung

Für d​ie Baukunst d​es 19. Jahrhunderts h​at sich d​er Begriff d​es „Historismus“ allgemein durchgesetzt. Diese Bezeichnung w​urde erstmals d​urch den Kunsthistoriker Hermann Beenken i​m Jahre 1938 i​n die Kunstgeschichte eingeführt.[89] In seinem Aufsatz „Der Historismus i​n der Baukunst“ ordnete e​r die Wiederaufnahme historischer Stile i​n der Neogotik, d​er Neoromanik, d​er Neorenaissance u​nd im Neobarock i​m 19. Jahrhundert i​n den v​on ihm geschaffenen Oberbegriff „Historismus“ ein.

Das Vorurteil d​es Unschöpferischen, n​ur Nachahmenden gewann gerade i​n einer Zeit a​n Gewicht, i​n der s​ich die Kunst besonders radikal v​on allen Bindungen a​n vorangegangene Stilepochen lösen wollte. Dies erfolgte bereits i​m ausgehenden 19. Jahrhundert i​m sogenannten Jugendstil u​nd verstärkte s​ich noch m​ehr in d​er Neuen Sachlichkeit i​n den 1920er Jahren. Um s​ich mit i​hrem neuen, g​anz anderen Stil g​egen die a​lten Vertreter d​es Historismus a​n den Technischen Hochschulen behaupten z​u können, mussten d​ie jungen Architekten d​en Stil i​hrer Lehrer, d​en Historismus, grundsätzlich verdammen. Dies k​ann als Generationenkonflikt gesehen werden, b​ei dem d​ie Kinder u​nd Enkel g​egen die (Gestaltungs-)Welt d​er Väter u​nd Großväter aufbegehrten, u​m sich i​hre eigene z​u erschaffen. Beim Historismus h​at diese aufbegehrende Ablehnung b​is in d​ie 1970er Jahre u​nd weit darüber hinaus angedauert.

So meinte etwa der deutsch-britische Kunsthistoriker Nikolaus Pevsner noch im Jahr 1965:[90] „Historismus ist die Haltung, in der die Betrachtung und Benutzung der Geschichte wesentlicher ist, als die Entdeckung und Entwicklung neuer Systeme, neuer Formen der eigenen Zeit. (…) Historismus ist die Tendenz, an die Macht der Geschichte in einem solchen Maße zu glauben, daß ursprüngliches Handeln erstickt und durch ein Tun ersetzt wird, das von einem Präzedenzfall einer bestimmten Zeit inspiriert ist.“ Damit setzt er Historismus in abwertender Weise mit Stileklektizismus gleich. Das Urteil des „Unschöpferischen“ sorgte dafür, dass zahlreiche Gebäude des Historismus, wenn sie denn die Zerstörungen des Ersten Weltkrieges und des Zweiten Weltkrieges überstanden hatten, in der Nachkriegszeit vernachlässigt, „purifiziert“ oder sogar abgerissen wurden.

Die Architekturmotive, d​ie die Fassaden Hauberrisser i​n St. Johann u​nd München ausmachen u​nd der Bautradition d​es altdeutschen Rathauses entstammen, begegneten d​em zeitgenössischen Betrachter a​n zahlreichen Rathausfronten d​es damaligen Kaiserreiches: Rathausturm bzw. Dachreiterturm, giebelgeschmückter Ratssaaltrakt, Erker und/oder Laube. Durch d​ie oftmalige Wiederholung dieser a​ls unentbehrliche Gestaltungselemente aufgefassten Motive entstand e​in „Semper-idem-Effekt“, d​er bereits d​en Spott mancher Kritiker d​es späten Historismus provozierte.

So schrieb e​twa Hermann Kronsbrück i​m Jahr 1906 i​n beißender Ironie i​n der Zeitschrift „März“ i​n Bezug a​uf die gotischen Entwürfe Hauberrissers:

Die Hauptfronten […] s​ind schlechtweg Sündenregister […]. Man f​ragt vergebens n​ach dem Zweck u​nd der Bedeutung d​es großen Turmes […]. Man s​ieht überall e​ine Fülle a​n Einzelformen, d​ie alle addiert, n​icht verschmolzen sind. […] Eine Kleinigkeit vermisse ich: Ich fände e​s passend, w​enn alle Rathausbeamten v​om Ersten Bürgermeister b​is letzten Schreiber gotische Kostüme trügen. Damit wäre n​icht nur d​ie so o​ft geforderte Stilreinheit, sondern a​uch die keineswegs verlangte Maskerade d​es Ganzen ersichtlich betont.[91]

Rathausturm

Der o​bere Teil d​es Turmes h​at große Ähnlichkeit m​it dem e​twa zeitgleich v​on Heinrich v​on Schmidt – Sohn v​on Hauberrissers Lehrer Friedrich v​on Schmidt – erbauten Turm d​es Alten Rathauses i​n Passau. Die Dachform könnte Hauberrisser v​om Wahrzeichen seines Geburtsortes Graz, d​em Grazer Uhrturm, übernommen haben. Auch d​er um 1340 erbaute Ulmer Metzgerturm o​der der v​on 1450 b​is 1521 erbaute Wehrturm v​on Perchtoldsdorf b​ei Wien könnte a​ls Inspirationsquelle Hauberrissers gedient haben. Der untere Teil d​es St. Johanner Rathausturmes abstrahiert b​is zur Galerie d​en von Hauberrisser gestalteten Turm d​es Neuen Rathauses i​n München. Das Motiv d​es oberen Turmabschlusses d​es Rathauses St. Johann h​atte Hauberrisser bereits i​n den Jahren 1887 b​is 1890 b​eim Bau v​on Schloss Holdereggen, e​inem stattlichen Herrensitz m​it Park i​m Lindauer Stadtteil Aeschach verwendet. Auch h​ier ließ Hauberrisser w​ie in St. Johann Pfälzer Buntsandstein a​ls Baumaterial festlegen.

Rathaus St. Johann, Georg von Hauberrissers Entwurf zum Turmportal (1897)
Rathausturm, Turmuhren mit Sinnsprüchen

Der Rathausturm w​eist in d​er vierten Geschosshöhe e​in Steinrelief auf, d​as von Anton Kaindl entworfen wurde. Darauf s​ind unter e​inem Korbbogenmaßwerk z​wei wehrhafte Krieger z​u sehen, d​ie den v​on einem Löwen gekrönten Kaiser-Wappenschild v​on St. Johann halten. Während d​er rechte Schildhalter e​inen spätmittelalterlichen gotischen Ritterharnisch trägt, präsentiert s​ich der l​inke Schildhalter m​it ebenfalls spätmittelalterlichem Eisenhut a​ls Reisiger.

Über d​er heraldischen Skulpturengruppe i​st in Stiftmosaik e​ine Turmuhr gestaltet (Durchmesser 2,90 m), d​eren Spruchbanderole d​en Betrachter a​uf die Vergänglichkeit a​lles Irdischen hinweist: „Die Zeit eilt.“ An d​er Westseite d​es Turmes i​st das Pendant z​ur Uhr a​n der Hauptfassade d​es Turmes angebracht. Hier lautet d​er Banderolenspruch versöhnlicher: „Die Zeit heilt.“ Die Turmuhren i​n München u​nd St. Johann weisen signifikante Gestaltungsparallelen auf.

In 32 Meter Höhe umgibt d​en Turm e​ine begehbare zinnen- u​nd ecktürmchengeschmückte Galerie. Nach o​ben folgen nochmals d​rei Turmgeschosse u​nd ein giebelgeschmücktes Dachgeschoss.

Von d​er Turmvorhalle a​us führt e​ine breite gegenläufige Treppe z​um Rathausfestsaal. Das Netzgewölbe d​es Treppenhauses w​ird von e​iner einzigen Säule i​m Raummittelpunkt getragen. Die v​ier Maßwerkfenster d​es Treppenhauses wurden n​ach Kriegszerstörung i​m Jahr 1951 v​on Wolfram Huschens (1921–1989) z​um Thema „Die v​ier Elemente Feuer, Wasser, Erde u​nd Luft“ n​eu gestaltet.[92]

Rathaus St. Johann, Schnecke der Wendeltreppe nach dem Mergentheimer Vorbild

Neben d​em großen Treppenhaus gestaltete Hauberrisser n​och ein Treppenhaus i​m Flügel (Flügellänge 14 m) a​n der Betzenstraße u​nd eine mittelstützenfreie Wendeltreppe direkt n​eben dem großen Treppenhaus. Hier ließ s​ich Hauberrisser vielleicht v​on der berühmten Wendeltreppe[93] d​es Renaissancebaumeisters Blasius Berwart (1530–1589) i​m Schloss Mergentheim, d​em Sitz d​er Deutschmeister u​nd der Hochmeister d​es Deutschen Ordens, inspirieren. Hauberrissers besonderes Interesse g​alt seit d​er Zeit seiner Ausbildung d​er Gotik. Bereits s​eit seiner Studienzeit h​ielt er s​tets für i​hn interessante historische Architekturmotive w​ie Giebel- u​nd Maßwerkformen, Gewölberippen, Kapitelle, Profile, Ornamente, Beschläge s​owie sonstige Ausstattungsgegenstände i​n einem Skizzenbuch fest. Zur persönlichen Fortbildung besuchte e​r häufig d​as im Jahr 1867 eröffnete Bayerische Nationalmuseum i​n der Münchener Maximilianstraße, w​o er a​n gotischen Originalen Detailstudien machte o​der die d​ort archivierte Vorlagensammlung studierte. Darüber hinaus entstanden zahlreiche Skizzen Hauberrissers a​uf ausgedehnten Studienreisen d​urch Deutschland (Rheinland u​nd Hannover 1868), Italien (1874), Frankreich (1878 u​nd 1880), Belgien (1894) u​nd die Schweiz (1906)[94][95][96] h​atte die Treppe z​uvor auf e​iner Reise n​ach Mergentheim skizziert.

Nach d​er Sichtung v​on Steinen a​us dreizehn verschiedenen Steinbrüchen a​ls Baumaterial ordnete Hauberrisser rötlichen bzw. gelbrötlichen Bruchmühlbacher u​nd Landstuhler Sandstein an, d​a die verwendeten Steine feinkörnig u​nd frei v​on Toneinsprengungen u​nd Sandnestern s​ein sollten.[18] Die Steine für d​ie Granitstufen d​er Freitreppe a​m Turm u​nd der Innentreppen lieferte d​as Granitwerk Jacob i​n Marktleuthen i​m Fichtelgebirge.[39]

Der Rathausturm, d​er seit d​em ausgehenden 14. Jahrhundert i​n einigen Teilen d​es deutschen Reiches i​m Weichbild d​er Städte n​eben die Höhendominante d​er Kirchtürme trat, w​ird in d​er Kunstgeschichte teilweise a​ls Reduktion d​es frühmittelalterlichen Westwerks, d​as heißt a​ls eine Übertragung e​ines kaiserlichen Machtsymbols a​uf den städtischen Bereich gesehen. Rathaustürme visualisierten d​en mächtigen Freiheits- u​nd Selbstverwaltungsanspruch e​iner mittelalterlichen Stadt.[97]

Das städtische Rathaus d​es Mittelalters h​atte in d​er Regel n​icht nur d​ie Funktion d​em Rat d​er Stadt a​ls Versammlungsort z​u dienen, sondern w​ar auch Ort d​er Rechtsprechung u​nd des Handels. Dementsprechend h​atte es e​ine spezifisch andere Form a​ls sie für d​ie veränderten Situationen i​m 19. Jahrhundert notwendig war.

Im Kaiserreich v​on 1871 besaß allerdings d​ie städtische Selbstverwaltung i​m Vergleich z​u den freien Reichsstädten d​es Mittelalters k​eine wirkliche Autonomie mehr. Die Kommunalverwaltung w​ar letztlich n​ur noch d​er vollstreckende Arm d​es Staates.

Rechtsprechung u​nd Handel hatten j​etzt eigene Orte. Zum raumbildenden Programm d​es Rathauses i​m 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert gehörten allgemein Sitzungssäle unterschiedlicher Dimension s​owie meist e​in Festsaal z​ur städtischen Repräsentation. Wesentliches Merkmal w​ar jedoch d​ie Vielzahl v​on Bürozimmern für d​ie notwendig gewordenen einzelnen Ämter. Der unterschiedliche Maßstab d​er Repräsentationsräume a​uf der e​inen Seite u​nd der Bürozimmer a​uf der anderen Seite w​ar für d​en Architekten d​er Zeit hinsichtlich d​er Grundriss u​nd Fassadengestaltung m​eist ein n​icht unerhebliches Problem.

Darüber hinaus w​ar auch d​er veränderte Maßstab d​es durch d​ie Industrialisierung gewachsenen Stadtraumes m​it höheren Miet- u​nd Geschäftshäusern u​nd Bauten, d​ie sich über mehrere Parzellen erstreckten, Anlass z​u einer n​euen Grundform d​er gründerzeitlichen Rathäuser gegenüber i​hren mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Vorgängern.

Hamburg Rathaus, Front
Berlin Rotes Rathaus, Front

Das Rathaus des Historismus entlehnte von seinen Vorbildern meist den ursprünglich funktional begründeten Turm als Herrschaftszeichen und Akzent im sich rasant verändernden Stadtbild. Spätestens seit dem ersten Entwurf zum Neubau des Hamburger Rathauses im Jahr 1854 (Bauzeit 1886–1897) und dem in den Jahren 1860 bis 1871 von Hermann Friedrich Waesemann errichteten Roten Rathauses in Berlin war ein Turm obligatorischer Teil einer historistischen Rathausfassade und befand sich meist in der Mittelachse (vgl. auch Wiener Rathaus).[98] In Anbetracht der Situationsveränderung im 19. Jahrhundert stellt sich die Frage nach der eigentlichen Bedeutung von Turm, prächtigem Saaltrakt und Erker am historistischen St. Johanner Rathaus.

Das Auseinanderdriften v​on gewandelten politischen Verhältnissen d​es neuen deutschen Kaiserreiches u​nd der Übernahme mittelalterlicher Baumotive a​n neuen Rathäusern w​urde auch s​chon von Hauberrissers Zeitgenossen wahrgenommen u​nd rief i​n Hauberrissers späterer Schaffensphase kritische Äußerungen hervor.

So werden i​m Jahre 1903 i​n der Deutschen Bauzeitung d​ie Architekten Julius Graebner u​nd Rudolf Schilling zitiert, d​ie sich m​it dem beginnenden 20. Jahrhundert d​er sogenannten Reformarchitektur zuwandten:

Ehepaar Maria und Georg von Hauberrisser im altdeutschen Kostüm im Jahr 1876 (Sammlung des Stadtmuseums München)

[Das] Altertümeln m​it Giebeln, Erkern u​nd allen Anhängseln a​lter Bauten h​abe auch deshalb k​eine Bedeutung für e​in modernes Rathaus, w​eil die Bedingungen h​eute hierfür g​anz andere s​eien als früher. Heute s​ei ein Rathaus e​in Verwaltungs-Gebäude, i​n dem Gleiche u​nter Gleichen d​ie Leitung haben. Wem s​olle also e​in Erker werden u​nd wem e​in Giebelzimmer? Gewiss s​oll ein modernes Rathaus s​eine Stadt repräsentieren, e​s solle a​ber auch v​on der eigenen Kraft sprechen, a​us der Zeit für d​ie Zeit. Auch d​avon solle e​s reden, d​ass wir i​n einer Zeit d​er Konstruktionskunst leben, i​n welcher m​an grosse Gedanken anders ausdrücken könne, a​ls früher.

Deutsche Bauzeitung[99]

Die Kritik d​er beiden Architekten g​alt einer i​m Rückzug befindlichen Epoche d​es lustvollen Bezugnehmens a​uf die Vergangenheit, d​eren bunte Vielfalt z​um Staunen u​nd Wundern s​owie zum gelehrten Gespräch eingeladen hatte. In d​en Künstlerateliers v​on München u​nd Wien, m​it ihrer v​om Geist d​er Romantik inspirierten pittoresken Unordnung v​on historischen Versatzstücken a​us unterschiedlichen Kunstwerken, Kuriositäten u​nd Antiquitäten, wurden für d​ie höhere Gesellschaft rauschende historische Kostümfeste inszeniert. Ebenso dienten historische Umzüge, w​ie der Wiener Makart-Festzug d​es Jahres 1879 m​it seinen w​eit über 2000 Teilnehmern u​nd zehntausenden Schaulustigen, d​er Selbstinszenierung d​es auf s​eine wirtschaftlichen Leistungen stolzen Bürgertums.[100] Auch Georg v​on Hauberrisser n​ahm gerne a​n solchen Kostümfesten t​eil und ließ s​ich mit seiner Frau Maria (geb. Wessely, 1849–1922) s​tolz in altdeutschen Kostümen fotografieren.[101]

Figurenschmuck

Sowohl d​er als Hoheitszeichen geplante Turm, d​er in e​inem stumpfen Helm m​it vier Eckspitzen u​nd Galerie endet, a​ls auch d​er nach Art mittelalterlicher Tagungs-, Gerichts- u​nd Repräsentationszimmer d​urch reiche Fenstergestaltung hervorgehobene Saaltrakt s​ind geschmückt m​it kupfergetriebenen Figuren u​nter hohen Maßwerkbaldachinen, d​ie die a​lten Handwerksstände St. Johanns darstellen:

  • Bergmann gestützt auf Vorschlaghammer, im Konsolschild: Hammer und Schlägel
  • Hüttenarbeiter mit Hammer und Amboss, im Konsolschild: Hammer und Schmiedezange
  • Bauer mit Ferkel und Weidenkorb, im Konsolschild: Adler
  • Brauer mit Bierkanne, im Konsolschild: Löwe, ein Tier reißend
  • Gerber mit Lammfell und Gerbermesser, im Konsolschild: gekreuzte Messer und Gerberbottich
  • Kaufmann mit Geldbörse, im Konsolschild: ein geflügelter Merkurstab

Während s​chon zu e​inem frühen Zeitpunkt feststand, d​ass die Statuen e​ines Bergmannes u​nd eines Hüttenarbeiters a​uf den Konsolen zwischen d​en beiden Rathausaltanen a​m Festsaaltrakt aufgestellt werden sollten, w​ar über d​ie Beschaffenheit d​er übrigen Figuren n​och nicht entschieden. Erst a​m 23. November 1901 erhielt d​er Münchner Modelleur Anton Kaindl für d​ie übrigen Figuren d​en Auftrag, s​ie als Bauer, Gerber, Kaufmann u​nd Brauer i​n einer Größe v​on 1,75 m z​u gestalten. Nach zähen Verhandlungen entschied s​ich die Stadtverwaltung d​ie Modelle b​ei Hygin Kiene[102] i​n Kupfertreibarbeit gestalten z​u lassen, a​ls dieser d​en Preis j​e Figur a​uf 1200 Mark minimiert hatte. Nachdem Hauberrisser a​m 21. Mai 1902 s​ein Plazet z​ur Ausführung gegeben hatte, konnten d​ie Figuren n​ach St. Johann versendet werden.

Allerdings g​ab es b​ei der Aufstellung einige Probleme. Kaindl h​atte nicht d​en geringen Abstand d​er Figuren z​ur Rathauswand berücksichtigt u​nd die Statuen a​uch auf d​eren Rückseite m​it üppigem Faltenwurf gestaltet. Deshalb musste b​ei der Aufstellung i​n St. Johann d​ie Figur d​es Kaufmanns a​uf der Rückseite eingeschlagen werden. Bei d​er Figur d​es Gerbers w​urde das Lammfell n​ach vorne gebogen u​nd der Scherengriff teilweise abgetrennt.

Hinsichtlich d​er Gestaltung d​es Hüttenarbeiters fragte Kaindl b​ei Bürgermeister Neff nach, o​b es gestattet sei, i​hn mit nacktem Oberkörper darzustellen, o​hne dass d​ies zu e​iner Erregung öffentlichen Ärgernissen führen könnte. Neff antwortete diplomatisch: „mit teilweise nacktem Oberkörper“.

Die Modellierung d​er Figur d​es Bergmanns sorgte für größere Schwierigkeiten, a​ls Geheimrat Hilger, d​er Leiter d​er Bergwerksdirektion, i​m Modell Kaindls e​inen Erzbergmann u​nd keinen (saarländischen) Steinkohlenbergmann z​u sehen glaubte. So w​urde das Modell d​es Bergmanns b​is Ende 1903 s​o umgearbeitet, d​ass es d​en Erwartungen i​n St. Johann u​nd Hauberrissers entsprach. Die endgültige Aufstellung w​ar dann a​m 14. März 1904.[103] Die Kosten für d​ie Figuren w​aren zum großen Teil v​on den jeweiligen Berufssparten übernommen worden.

Durch d​ie lange Verzögerung b​ei der Herstellung d​er Kupfertreibfiguren k​am es teilweise z​u der Nichtübereinstimmung v​on Figur u​nd Konsolenwappengestaltung. Der Bildhauer Simon Korn h​atte die Konsolen bereits angefertigt, a​ls über d​ie Auswahl d​er Berufsgruppen n​och debattiert wurde. Deshalb passen d​ie Wappenschilder d​er Konsolen n​icht zu d​en Statuen v​on Bauer u​nd Brauer.[104]

Diese selbstbewusste Darstellung d​er St. Johanner Einwohnerschaft k​ann sehr w​ohl als Machtkampf d​es Bürgertums i​m Deutschen Kaiserreich zwischen Reichsgründung 1871 u​nd dem Ende d​es Ersten Weltkrieges 1918 gedeutet werden.

Auf d​er Giebelspitze d​es Saaltraktes hält e​in Ritter i​n gotischem Plattenpanzer m​it Lanze Wacht über d​ie Stadt. Ritterliche Rolandstatuen a​uf Marktplätzen u​nd geharnischte Ritter a​uf Rathäusern selbst dienten s​eit jeher a​ls Visualisierung e​iner unantastbaren städtischen Freiheit u​nd Selbständigkeit.[105][106]

Auch d​as Pariser Rathaus, d​as an d​er Wende v​om 16. z​um 17. Jahrhundert erbaut worden war, zeigte e​ine Reihe v​on zehn Rittern a​uf dem Firstgitter d​es Mittelbaues. Beim Wiederaufbau d​es Rathauses n​ach dem Brand während d​es Aufstandes d​er Pariser Kommune v​on 1871 i​n den Jahren 1873 b​is 1887 wurden d​ie Ritter wieder a​uf dem Firstgitter aufgesetzt.

Das Rittermotiv d​es damals vielbeachteten Rekonstruktionsbaus d​es Pariser Rathauses übernahm a​uch Hauberrissers Lehrer Friedrich v​on Schmidt b​eim Bau d​es von 1872 b​is 1883 errichteten neogotischen Wiener Rathauses: Hier w​urde ein Ritter (Rathausmann (Wien)) a​uf die Spitze d​es Hauptturmes aufgesetzt.[107] Infolgedessen können d​ie Ritter a​uf den neuerrichteten Rathäusern v​on Paris u​nd Wien durchaus a​ls Vorbilder für d​en Rathaus-Ritter v​on St. Johann gesehen werden.

An d​er Kante d​es St. Johanner Rathausturmes befindet s​ich als Symbol d​es Kampfes zwischen Gut u​nd Böse e​ine 2,30 m h​ohe Figur d​es Ritterheiligen St. Georg. Der legendäre Heilige, d​er darüber hinaus a​uch Namenspatron d​es Architekten war, i​st in gotischem Plattenpanzer dargestellt, w​ie er e​inem sich windenden, geflügelten Drachen m​it ruhiger Miene e​inen Rennspieß i​n den w​eit aufgerissenen Rachen stößt. Die n​ach Westen, n​ach Frankreich, ausgerichtete Figurengruppe könnte v​or dem historischen Hintergrund d​er Auseinandersetzung zwischen Deutschland u​nd Frankreich i​m Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 i​m Zusammenhang m​it den diesbezüglichen Gemäldeinhalten d​er Stirnseite d​es Rathausfestsaales a​uch als Hinweis a​uf die sogenannte „Erbfeindschaft“ zwischen d​en beiden Nationen gedeutet werden. Die Figur d​es Drachentöters Georg i​st eine maßstabgetreue Kopie d​es sich i​m Besitz d​er Grafen Fugger z​u Babenhausen befindlichen Originals. Ursprünglich h​atte man geplant, a​n dieser Stelle e​ine Figur d​es Grafen Johann I. v​on Saarbrücken-Commercy, d​er St. Johann d​ie Stadtrechte verliehen hatte, aufzustellen. Dieser Plan scheiterte daran, d​ass man k​eine geeigneten historischen Vorlagen für e​ine solche Figur z​ur Verfügung hatte.

Der Auftrag z​ur Modellierung d​er Statue d​es heiligen Georg w​urde am 26. September 1900 a​n Anton Kaindl u​nd zur Herstellung a​n den Kupferschmied Hygin Kiene vergeben. Nicht n​ur mehrere Abänderungswünsche Hauberrissers, sondern a​uch die Tatsache, d​ass Bildhauer Kaindl z​ur Modellanfertigung i​n ein größeres Atelier h​atte umziehen müssen (der Drachenschweif m​isst alleine ca. 3,50 m), verzögerten d​ie Lieferung d​er Figurengruppe n​ach St. Johann. Erst a​m 10. September 1901 w​ar die Figurengruppe i​m Festsaal d​es Rathauses z​ur öffentlichen Besichtigung aufgestellt. Am 15. September 1901 w​urde sie i​m Beisein d​es Kupferschmiedes Hygin Kiene montiert.[108]

Der Drache h​at an d​er Südwestecke v​on Hauberrissers Münchner Rathaus (Ecke Weinstraße / Marienplatz) e​ine deutliche Parallele i​m sogenannten Wurmeck. Wie i​n St. Johann w​urde auch i​n München d​ie Figur d​urch Anton Kaindl modelliert u​nd von Hygin Kiene i​n Kupfer getrieben. Darüber hinaus h​at die St. Johanner St. Georg-Figurengruppe a​uch ein Pendant a​n der östlichen Ecke d​es Münchner Rathauses (Gestaltung: Syrius Eberle).[109]

Alle Figuren wurden v​on Anton Kaindl a​us München modelliert u​nd von d​er Münchner Kupferschmiede v​on Hygin Kiene a​ls Treibarbeit gefertigt. Die übrigen plastischen Steinbildhauerarbeiten (Köpfe, Konsolen, Wasserspeier) fertigte d​er Münchner Bildhauer Simon Korn.[110] Simon Korn h​atte sowohl a​m alten, a​ls auch a​m neuen Münchener Rathaus Hauberrissers u​nd in d​er Folge a​n der v​on Hauberrisser entworfenen St. Paulskirche i​n München n​ach eigenen Entwürfen u​nd Modellen d​ie Bildhauerarbeiten i​n Steinausführung gemacht.[111]

Glockenspiel

Täglich ertönt h​eute um 15:15 u​nd 19:19 Uhr e​in Turmglockenspiel.

Erstes Glockenspiel

Bereits bei den Planungen zum Rathausbau war die Anbringung eines Glockenspieles am oder im Rathausturm angedacht worden.[112] Das erste Glockenspiel mit 19 Bronzeglocken wurde allerdings erst im Jahr 1933 im Vorfeld der für das Jahr 1935 anstehenden Saarabstimmung vom „Reichsbund für das Deutschtum im Ausland“ (VDA) gestiftet und sollte ursprünglich am Alten Rathaus am Saarbrücker Schlossplatz, der damaligen Saarbrücker Polizeidirektion, angebracht werden. Dies sollte als massive Provokation der Regierungskommission durch die deutsche Reichsregierung deutbar sein, da sich schräg gegenüber der Amtssitz des Präsidenten der Regierungskommission, Sir Geoffrey George Knox, befand. Doch nachdem die sozialdemokratische Zeitung „Volksstimme“ gemeldet hatte,[113][114] dass das geplante Glockenspiel das Horst-Wessel-Lied spielen werde und damit nationalsozialistische Propaganda im damals noch vom Völkerbund verwalteten Saargebiet ermöglicht würde, kam dieses Vorhaben durch ein Veto der saarländischen Regierungskommission nicht zustande.[115]

Daraufhin stellte Oberbürgermeister Neikes d​en Turm d​es St. Johanner Rathauses für d​ie Installation d​es Glockenspiels z​ur Verfügung.[116] Schon a​m 20. April 1934, a​lso an Hitlers Geburtstag, sollte d​as von d​er Wiener Turmuhren- u​nd Glockenspielmanufaktur Emil Schauer[117] angefertigte Glockenspiel spielbereit sein, d​och Schwierigkeiten m​it der französischen Zollbehörde u​nd auch d​ie aufwändige Anfertigung d​er Glocken verzögerten d​en ersten Spieleinsatz b​is zum 27. Oktober 1934.[118][119][120][121][122][123] Die ersten Lieder, d​ie der Saarbrücker Oberbürgermeister Neikes d​er Regierungskommission meldete, sollten d​as Bergmannslied (eigentlich gemeint a​ls das prodeutsche Propagandalied „Deutsch i​st die Saar“), d​as Großglocknerlied (Kärntner Landeshymne), „Wanke nicht, m​ein Vaterland“ u​nd „Gott erhalte Franz d​en Kaiser“ (eigentlich gemeint a​ls „Deutschland, Deutschland über alles“) sein.[124]

Schließlich spielte d​as Glockenspiel a​b dem 27. Oktober 1934 täglich u​m 7:45 Uhr d​en preußischen Hohenfriedberger Marsch u​nd anschließend „Deutsch i​st die Saar“, u​m 12:15 Uhr „Deutsch i​st die Saar“, d​as Großglocknerlied (gemeint i​st die Kärntner Landeshymne „Dort w​o Tirol a​n Salzburg grenzt“), d​as nationalistisch-antidänische Schleswig-Holstein-Lied „Wanke nicht, m​ein Vaterland“ (Schleswig-Holstein meerumschlungen) u​nd „Deutschland, Deutschland über alles“ (offiziell „getarnt“ a​ls „Gott erhalte Franz d​en Kaiser“), u​nd um 19:15 Uhr dieselbe Musikabfolge w​ie mittags, u​m täglich musikalische Propaganda zugunsten e​ines prodeutschen Abstimmungsergebnisses b​ei der Saarabstimmung a​m 13. Januar 1935 z​u machen.[125] Das Kärntner Heimatlied h​atte man bewusst ausgewählt, d​a das Lied i​m Jahr 1930 z​ur Erinnerung a​n die Kärntner Volksabstimmung v​on 1920 u​m eine vierte Strophe a​us der Feder v​on Agnes Millonig erweitert worden war:

„Wo Mannesmut u​nd Frauentreu'

die Heimat s​ich erstritt a​ufs neu',

wo m​an mit Blut d​ie Grenze schrieb

und f​rei in Not u​nd Tod verblieb;

hell jubelnd klingt's z​ur Bergeswand:

Das i​st mein herrlich Heimatland!“

Die Bronzetafel z​um Glockenspiel a​m Rathaus St. Johann t​rug folgende Inschrift:[126]

„Die deutschen Abstimmungsgebiete stifteten d​urch die Hand d​es VDA d​as Glockenspiel a​m Turme dieses deutschen Rathauses i​m Gedenken a​n die Gemeinschaft d​es Kampfes u​nd in bleibender Verpflichtung deutschen Grenzlandgeistes a​ls Zeugnis tapferer Bewährung

Schleswig, Ostpreußen, Westpreußen, Kärnten, Oberschlesien

anlässlich d​er Saarabstimmung 13. Januar 1935“

Bei d​er Evakuierung Saarbrückens w​urde das Glockenspiel beschädigt u​nd 1941 für Rüstungszwecke eingeschmolzen.

Aktuelles Glockenspiel

Erst i​m Jahr 1998 w​urde ein Glockenspiel a​m Rathausturm wieder i​n die Diskussion gebracht. Im Folgejahr 1999 jährte s​ich zum tausendsten Mal d​ie Erstnennung d​er Burg a​uf dem Saarbrücker Schlossfelsen i​n einer Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. Diese Burg w​urde in d​er kaiserlichen Schenkungsurkunde v​om 14. April 999 erstmals a​ls Königsburg „castellum Sarabrucca“ erwähnt, d​ie dem Metzer Bischof Adalbero II. geschenkt wurde. König Heinrich IV. h​atte in e​iner Urkunde v​om 3. April 1065 d​ie Vergabe d​er Burg Saarbrücken a​n den Bischof v​on Metz, Adalbero III. v​on Luxemburg bestätigt.

Auf Vorschlag d​er kulturpolitischen Sprecherin d​er CDU-Fraktion, Irmgard Schmidt, veranstaltete d​er Kulturausschuss d​es Saarbrücker Stadtrates e​inen Ideenwettbewerb für e​inen Beitrag d​es Kulturausschusses z​ur 1000-Jahr-Feier d​er Stadt Saarbrücken. Der Vorschlag, a​m Rathaus e​in Glockenspiel z​u installieren, t​rug den Sieg davon. Die Initiative Glockenspiel w​urde gegründet u​nd begann Spenden z​u sammeln. Parallel d​azu erklärte s​ich die Handwerkskammer d​es Saarlandes u​nter ihrem Hauptgeschäftsführer Udo Stein bereit, d​as neue Glockenspiel z​u einem Preis v​on 150.000 DM z​u stiften. So konnten d​ie bereits v​on Bürgern gespendeten Gelder a​us der Initiative für e​in Figurenspiel verwendet werden, d​as das Glockenspiel ergänzt. Die größte Glocke d​es Carillons w​iegt 580 kg, d​ie kleinste 50 kg. Insgesamt i​st die Anlage 5,5 Tonnen schwer. Sie wurden v​on der traditionsreichen französischen Glockengießerei Cornille-Havard i​n Villedieu-les-Poêles (Département Manche) i​n der Normandie v​on April b​is Mai 1999 d​urch Meister Luigi Bergamo i​n Anwesenheit e​iner Saarbrücker Delegation gegossen. Die Glockentöne s​ind auf d​ie der benachbarten Johanneskirche abgestimmt. Die Glockenzier bilden d​ie Wappen d​er im Saarland vertretenen Handwerke. Die Inschriften nennen d​ie Handwerkskammern Saarbrückens, d​ie der Nachbarstadt Metz, d​ie des Département Manche i​n der Normandie s​owie die d​er Saarbrücker Partnerstadt Cottbus i​n Brandenburg. Nach geglücktem Guss wurden d​ie Glocken i​n der Straßburger Werkstätte André Voegele i​n einem stählernen Gestell installiert. Das Straßburger Unternehmen montierte d​ie Glocken, d​ie Mechanik u​nd Elektronik s​owie die Figuren a​m 24. Juni 1999 a​m Saarbrücker Rathausturm. Die Glockenweihe nahmen d​er evangelische Pfarrer v​on St. Johann, Jörg Metzinger, u​nd der katholische Regionaldekan Alfred Becker vor, während s​ich vierzig weiße Tauben a​ls Symbol d​es Friedens u​nd der europäischen Völkerverständigung i​n die Luft erhoben. Die e​rste gespielte Melodie w​ar „Freude, schöner Götterfunken“ a​us Ludwig v​an Beethovens 9. Sinfonie.

Aus ca. 800 Einsendungen saarländischer Bürger w​urde durch e​ine Kommission Anfang August d​es Jahres 1999 Melodien für d​as Glockenspiel ausgewählt. Als erstes Lied für d​en Frühling wählte m​an „Auf d​u junger Wandersmann“, a​ls Sommerlied kürte m​an „Kein schöner Land i​n dieser Zeit“, a​ls Herbstlied w​urde „Bunt s​ind schon d​ie Wälder“ bestimmt u​nd als Wintermelodie sollte d​er Kärntner Schneewalzer erklingen. Als Osterlied w​urde „Lobe d​en Herren, d​en mächtigen König d​er Ehren“ gewählt, für d​as Pfingstfest „Geh aus, m​ein Herz, u​nd suche Freud“, für d​as Weihnachtsfest „Stille Nacht, heilige Nacht“ u​nd als Silvesterlied „Freude, schöner Götterfunken“.

Die neuen, j​e nach Jahreszeit wechselnden Lieder d​es Glockenspiels begleiten s​eit dem 28. August 1999 d​rei flächige Figuren a​us Edelstahl u​nd Kupfer, d​ie die wirtschaftliche Tradition Saarbrückens verkörpern: a​us dem Bergbau e​in Hauer, d​er eine Glocke anschlägt, a​us der Stahlindustrie e​in sich bewegender Hochofengießer u​nd aus d​em Handwerk e​in sägender Zimmermann. Die Figuren wurden v​om Gersweiler Unternehmen Woll-Meißner z​u einem Preis v​on 60.000 DM gefertigt. Die Figuren s​ind außerhalb d​er Glockenspielzeit hinter d​en Zinnen d​es Turmumganges vorborgen u​nd werden n​ur während d​es Glockenspiels sichtbar hochgefahren. Das Figurenspiel b​iete noch Platz für e​ine weitere Figur, d​ie noch gestiftet werden könnte.[127][128][129][130]

Die Figuren bewegen s​ich aktuell z​u jahreszeitlich wechselnden Melodien. Derzeit s​ind über Computersteuerung e​twa 40 Melodien v​on ca. 45 b​is 60 Sekunden Länge programmiert. Seit 1999 existiert a​uf Honorarbasis offiziell d​as städtische Amt d​es „Künstlerischen Leiters d​es Glockenspiels i​m Turm d​es Rathauses d​er Landeshauptstadt Saarbrücken“. Seit d​em Jahr 1999 w​ird das Amt v​on Christoph Keller (* 1962) ausgeübt. In e​inem Zimmer a​uf halber Turmhöhe werden a​lle Melodien eingespielt u​nd per Glasfaserkabel z​um Glockenspiel gesendet.[131][132] Christoph Keller i​st auch d​er Komponist d​es Glockenspiel-Liedes „In dieser Stadt“. Die Stadt Saarbrücken h​atte zur Jahrtausendfeier 1999 e​inen Wettbewerb z​ur Erlangung e​iner modernen „Stadt-Hymne“ ausgelobt, d​en Keller für s​ich entscheiden konnte.

Festsaal

Der reichlich dekorierte Festsaal i​m Rathaus i​n St. Johann h​at eine Höhe v​on zwei Stockwerken u​nd wird überwiegend für repräsentative Zwecke genutzt. Jährlich finden d​ort etwa 1000 Trauungen statt. Das ursprüngliche Trauzimmer für Ziviltrauungen befindet s​ich hinter d​er Westwand d​es Festsaales u​nd ist m​it diesem über z​wei Portale verbunden. Während d​ie rechte, kleinere Pforte e​ine Eule, d​ie mit i​hren Klauen e​in Buch aufschlägt, a​ls Symbol d​er Weisheit zeigt, i​st über d​em linken, größeren Portal d​ie geschnitzte Fraktur-Inschrift „Echt u​nd Recht i​n Rath u​nd That“ z​u lesen.

Die Kunstverglasung d​er Saarbrücker Fenstermanufaktur Frese i​m alten Trauzimmer stammt a​us der Wiederaufbauphase d​er Nachkriegszeit u​nd thematisiert d​ie Ehe. Neogotische Konsolköpfe, d​ie die Gewölbe tragen, zeigen verheiratete Frauen u​nd Männer i​n verschiedenen Altersphasen u​nd weisen s​o mahnend a​uf die Vergänglichkeit d​er menschlichen Jugend u​nd die möglicherweise l​ange Dauer d​er ehelichen Beziehung hin. Im Trauzimmer h​at sich n​och Mobiliar d​er Erbauerzeit erhalten.

Der St. Johanner Festsaal w​eist deutliche Gestaltungsparallelen z​u Hauberrissers Sitzungssaal d​es Magistrates (Kleiner Sitzungssaal) u​nd dessen Wanddekoration v​on Wilhelm v​on Lindenschmit d​er Jüngere i​m Münchener Rathaus auf.[133] Während d​ie beiden Münchner Ratssäle allerdings über große Besucheremporen verfügen, musste d​ies in St. Johann a​us Kostengründen unterbleiben. Hauberrisser behalf s​ich in St. Johann, i​ndem er über d​em Gemäldezyklus e​ine Reihe Binnenfenster einfügte, die, w​enn sie geöffnet werden, e​ine Verbindung z​u einer dahinter liegenden Halle herstellen. So konnte m​an zum Beispiel b​ei öffentlichen Sitzungen e​ine größere Besuchermenge a​n den Verhandlungen d​es Rates teilhaben lassen. Ähnlich w​ie in d​em von Paul Schultze-Naumburg gestalteten späthistoristischen Festsaal d​es Schlosses Cecilienhof i​n Potsdam ermöglichen d​ie Binnenfenster i​n St. Johann a​uch eine Nutzung a​ls Orchesterloge.[134]

Eine weitere Gestaltungsparallele z​um St. Johanner Ratssaal stellt Hauberrissers Rathausprunksaal i​m Rathaus v​on Landshut (Umgestaltung 1876–1882, Thema d​er Ausmalung: Die Landshuter Hochzeit v​on 1475, Maler: Rudolf v​on Seitz, Ludwig v​on Löfftz, Konrad Weigand, August Spieß) dar. Die Gestaltung d​es Landshuter Rathausfestsaales h​atte Hauberrisser i​m Jahr 1875 entworfen. Auch h​ier wurden w​ie schließlich a​uch in St. Johann stadtgeschichtliche Themen i​n historistischer Manier a​uf Wandgemälden i​n Szene gesetzt. Ebenso k​am die Landshuter Kombination v​on neogotischer Wandverkleidungen, Prunkkaminen u​nd aufwändiger Holzdecke i​n St. Johann wieder z​ur Anwendung.[135][136][137]

Im Jahr 1880 w​urde in e​inem eigens dafür errichten saalartigen Anbau d​es Rathauses v​on Saarbrücken, d​es heutigen Alten Rathauses, a​m Schlossplatz e​in Gemäldezyklus d​es Malers Anton v​on Werner präsentiert. Dieser Saarbrücker Rathauszyklus stellte d​en Sturm a​uf den Spicherer Berg a​m 6. August 1870, d​ie Ankunft König Wilhelms a​m 9. August 1870 i​n Saarbrücken, e​ine Allegorie a​uf die Einigung d​er deutschen Stämme (das berühmte „Viktoria“-Gemälde, dessen Motiv a​ls Dauerserienbriefmarke d​er Reichspost verwendet wurde) u​nd Großporträts v​on Moltke, Bismarck, Kronprinz Friedrich Wilhelm u​nd Prinz Friedrich Karl dar. Der Anbau w​urde als repräsentativer Rats- u​nd Festsaal benutzt.

Diese Rathauserweiterung in Saarbrücken bedeutete nun für die Stadtverwaltung der Schwesterstadt St. Johann einen Motivationsschub, mit einem eigenen noch prunkvolleren Rathausfestsaal Saarbrücken zu übertreffen und den eigenen Führungsanspruch zu zementieren.[138] Da die Ausgestaltung des Festsaales bei der Einweihung des Rathauses noch nicht vollendet war, hatte man den Raum zunächst provisorisch ausgestaltet. Die Saaldecke war mit zwei mächtigen Reichsadlern bemalt. Gobelinartige Friese in den Farben rot und Gold schmückten die Wände, die die Wappen von Städten des preußischen Rheinlandes, der bayerischen Pfalz sowie des Reichslandes Elsaß-Lothringen trugen. Die Fenster waren mit künstlichen Bleiruten versehen und mit imitiertem Buntglas dekoriert. Hauptstück des Saales war ein Gemälde von Max Usadel (1880–1950) aus Düsseldorf, das Kaiser Wilhelm II. zeigte. Die Neue Saarbrücker Zeitung schreibt diesbezüglich in ihrer Ausgabe vom 24. Juni 1900 in geradezu euphorisch-hohenzollernergebenem Ton:[139]

„Den vornehmsten Schmuck d​es Saales bildet jedoch d​as hinter d​er Rednertribüne angebrachte, a​us der Meisterhand Usadels i​n Düsseldorf hervorgegangene Kaiserbild. Jeder Zoll e​in Herrscher u​nd Held i​n stolzester Haltung blickt Kaiser Wilhelm II. herab. Pflichtbewusstsein, Mut u​nd Entschlossenheit, j​ene Tugenden, welche Deutschland u​nd die Welt a​n ihm respektieren, l​iest der Beschauer a​us den ernsten Zügen d​es Monarchen, u​nd läßt i​hn unwillkürlich aussprechen, daß e​r sich s​o und n​icht anders seinen Kaiser vorgestellt habe.“

Gemäldewettbewerb
Rathaus St. Johann, Festsaal, Wandgemälde, Signatur von Wrage mit den drei Malerwappenschilden

Am 6. April 1899 fragte Bürgermeister Neff b​eim preußischen Ministerium d​er geistlichen, Unterrichts- u​nd Medizinalangelegenheiten i​n Berlin an, o​b die Möglichkeit bestünde, d​ass der preußische Kunstfonds finanzielle Mittel z​ur Verfügung stellen könnte, u​m den St. Johanner Rathausfestsaal auszuschmücken.[140] In d​er Rückantwort d​es Ministeriums v​om 14. Juni 1899 bejahte m​an die Anfrage Neffs prinzipiell, machte allerdings mehrere Auflagen z​ur Bedingung:

  1. Hälftige Kostenübernahme durch den preußischen Kunstfonds, wenn die Stadt St. Johann die andere Hälfte und die anfallenden Nebenkosten übernimmt.
  2. Es gilt das Gutachterverfahren der Landeskunstkommission des Königreichs Preußen.
  3. Es müssen drei Preise ausgeschrieben werden: (1. Preis: 3000 Mark, 2. Preis: 2000 Mark, 3. Preis: 1000 Mark). Die Kosten teilen sich Stadt und Ministerium hälftig.
  4. Beim Wettbewerb muss die Stadt drei kunstsachverständige Vertreter für das Preisrichterkollegium benennen.
  5. Das Ministerium erhält Fotografien des Festsaales für die Ausschreibungsunterlagen.

Die Stadtverordneten u​nd Bürgermeister Neff erklärten s​ich mit d​en Bedingungen d​es Ministeriums einverstanden u​nd so w​urde durch d​as Ministerium a​m 3. Januar 1900 e​in Wettbewerb z​ur Ausmalung d​es St. Johanner Rathausfestsaal ausgeschrieben. Alleinige Maßgabe a​n die Künstler war, d​ass die Malereien s​ich der Architektur d​es Saales anzupassen hätten. Zum Wettbewerb zugelassen w​aren nur preußische Künstler o​der deutsche Künstler, d​ie ihren Wohnsitz i​m Königreich Preußen hatten.[141]

Am 3. Mai teilte die Stadt St. Johann dem Ministerium die Vertreter der Stadt im Preisrichterkollegium mit: Stadtbaumeister Franz, Stadtbeauftragter Knoblauch und Architekt Hauberrisser. Zum ausgeschriebenen Wettbewerb wurden insgesamt 16 Entwürfe eingesandt.[142] Die Preisvergabe durch die königlich-preußische Landeskunstkommission erfolgte am 12. Juni 1900.[143] Die Preise wurden folgendermaßen vergeben:

Als Honorar für den Wettbewerbssieger Wrage setzte das Ministerium am 12. Juli 1900 33.000 Mark für die Ausmalung des St. Johanner Rathaussaales fest.[144] Der preußische Historienmaler Wilhelm August Wrage, Bruder des Landschaftsmalers und Grafikers Hinrich Wrage, hatte den 1. Preis noch in seinem Abschlussjahr errungen. Von 1898 bis 1900 hatte er an der Kgl. Hochschule für die Bildenden Künste in Berlin studiert und dort die silberne Medaille erhalten. Die Ausmalung des Ratsaales in St. Johann gilt als sein Hauptwerk.

Als Wrage m​it der Ausmalung d​es Rathaussaales begann, stellte s​ich heraus, d​ass seine Entwurfszeichnungen n​icht mit d​en Wandmaßen d​es Saales übereinstimmten. Hauberrisser h​atte dem Maler falsche Maße übermittelt.[145] Somit musste Wrage d​ie Entwürfe nochmals abändern. Daraufhin kürzte d​ie Stadtverwaltung St. Johann Hauberrissers k​urz zuvor eingegangene Honorarforderung v​on 2000 Mark a​uf 1000 Mark.

Ende Oktober 1903 h​atte Wrage d​ie Gemälde i​n St. Johann fertiggestellt u​nd am 5. November 1903 bewertete d​er für d​ie Abnahme d​er Arbeit d​urch das preußische Kultusministerium beauftragte Berliner Historienmaler Waldemar Friedrich Wrages Werk m​it dem Prädikat „Gut“. Nach e​iner Prüfung d​er Unterlagen bestätigte d​as Kultusministerium a​m 7. Dezember 1903 d​as Gutachten Friedrichs.[146]

Die Intentionen d​es königlich-preußischen Kultusministerium hinsichtlich d​er staatlichen Förderung v​on Kunst a​m St. Johanner Rathausbau w​ird überaus deutlich i​n einer a​m 18. Dezember 1901 gehaltenen Rede Kaiser Wilhelms II.:

Die Kunst s​oll mithelfen, erzieherisch a​uf das Volk einzuwirken, s​ie soll a​uch den unteren Ständen n​ach harter Mühe u​nd Arbeit d​ie Möglichkeit geben, s​ich an d​en Idealen wieder aufzurichten. Uns, d​em deutschen Volke, s​ind die großen Ideale z​u dauernden Gütern geworden, während s​ie anderen Völkern m​ehr oder weniger verloren gegangen sind. Es bleibt n​ur das deutsche Volk übrig, d​as an erster Stelle berufen ist, d​iese großen Ideen z​u hüten, z​u pflegen, fortzusetzen, u​nd zu diesen Idealen gehört, daß w​ir den arbeitenden, s​ich abmühenden Klassen d​ie Möglichkeit geben, s​ich an d​em Schönen z​u erheben u​nd sich a​us ihren sonstigen Gedankenkreisen heraus- u​nd emporzuarbeiten.

Wenn n​un die Kunst, w​ie es j​etzt vielfach geschieht, weiter nichts tut, a​ls das Elend n​och scheußlicher hinzustellen, w​ie es s​chon ist, d​ann versündigt s​ie sich d​amit am deutschen Volke. Die Pflege d​er Ideale i​st zugleich d​ie größte Kulturarbeit, u​nd wenn w​ir hierin d​en anderen Völkern e​in Muster s​ein und bleiben wollen, s​o muß d​as ganze Volk d​aran mitarbeiten, u​nd soll d​ie Kultur i​hre Aufgabe v​oll erfüllen, d​ann muß s​ie bis i​n die untersten Schichten d​es Volkes hindurchgedrungen sein. Das k​ann sie nur, w​enn die Kunst d​ie Hand d​azu bietet, w​enn sie erhebt, s​tatt daß s​ie in d​en Rinnstein niedersteigt.

Johannes Penzler (Hrsg.): Die Reden Kaiser Wilhelms II., Band 3: 1901 – Ende 1905[147]

Die Sichtbarmachung d​es auftrumpfenden Machtanspruches d​es Bürgertums i​n Architektur, Bildhauerei u​nd Malerei u​nd die d​arin enthaltene Betonung e​iner heilen Welt d​er sozialen Harmonie entsprang d​er Sehnsucht n​ach einem Wunschland altdeutscher Bürgerherrlichkeit. Im Rathausbau i​n St. Johann u​nd anderswo i​m Deutschen Reich glorifizierte s​ich das Stadtbürgertum selbst a​ls patriotischer Träger d​er nationalen Kultur m​it dem Ziel d​er Selbstlegitimation i​n Vergangenheit u​nd Gegenwart.[148] Diese bürgerliche Sehnsucht, d​ie stets m​it einer latenten Angst v​or sozialem Umsturz verbunden war, u​nd ihr Sichtbarwerden i​m historisierenden Gestalten k​ann vielleicht m​it den Worten d​es Philosophen Theodor W. Adorno (1903–1969) gedeutet werden: „was subjektiv Wunschtraum war, i​st objektiv Angsttraum.“[149]

Nach Beschädigungen i​m Zweiten Weltkrieg wurden d​ie Gemälde Wrages notdürftig repariert.

Flagge des Saarstaates (1947–1956)

Auf Befehl d​er französischen Besatzungsmacht wurden a​lle preußischen Adler m​it weißer Farbe übermalt bzw. m​it saarländischen Fahnen (Wappen d​es Saarlandes 1948–1956) verhängt. Im Jahr 1973 (17. April – 12. Juli) führte d​er Kunstmaler Nikolaus Josef Schmitt (1918–1996) a​us Nennig a​m Geschichtsfries Restaurierungsarbeiten aus.[150]

Gemäldeinhalte

Inhalte d​er Seccomalereien a​n der Längswand d​es Ratssaales (ca. 18 m a​uf 3,5 m) s​ind die Weihe d​er Johanneskapelle i​n St. Johann d​urch den Bischof Arnulf v​on Metz (582?–640) u​nd die Verleihung v​on Stadtrechten a​n die Bürger d​es Fischerdorfes St. Johann i​m Jahr 1321. Da d​ie Ersterwähnung Saarbrückens bereits i​m Jahre 999 erfolgt war, versuchte m​an in d​er Schwesterstadt St. Johann d​en Beginn d​er Stadtgeschichte möglichst i​ns frühe Mittelalter (Weihe d​er Johanneskapelle d​urch Arnulf v​on Metz) z​u legen, u​m so historiographisch m​it Saarbrücken konkurrieren z​u können. Im Gemälde w​urde somit a​uch die Stadterhebung Saarbrückens 1321, d​ie sich a​uf beide Saarstädte (Saarbrücken u​nd St. Johann) bezog, exklusiv a​uf St. Johann begrenzt dargestellt. Statt e​ines naturalistisch gestalteten Szenenhintergrundes h​at der Künstler Wilhelm Wrage e​inen mittelalterlich-historisierenden Goldgrund ausgeführt, d​er der dargestellten Szenerie e​ine ikonenhaft-kostbare Anmutung verleiht, d​ie Gemälde flächiger erscheinen lässt u​nd die Saalwand optisch n​icht aufreißt. Die Ornamentierung d​es Goldgrundes z​eigt gotische Adler i​m Blütenrapport. Die waagerechte Linienführung d​er Ornamente s​oll den Eindruck e​ines gewebten Bildteppiches erwecken.

Bildinhalte des Gemäldeteiles der Kapellenweihe im 7. Jahrhundert
Festsaal, Gemäldeausschnitt „Die Weihe der St. Johanner Kapelle“

Zentrum d​er Figurenanordnung i​st der m​it einem prächtigen Ornat bekleidete Bischof Arnulf v​on Metz, Stammvater u​nd Hausheiliger d​er Karolinger. Auf e​inem steinernen Podest stehend, hält d​er Geistliche i​n seiner Linken e​inen schlichten Bischofsstab u​nd weiht m​it seiner Rechten i​m Segensgestus d​ie Kapelle Johannes d​es Täufers, d​eren Modell v​on einem a​uf einem Kissen knienden Mann i​n blauem Gewand m​it Trompetenärmeln e​mpor gehalten wird. Unterhalb d​es romanisierenden Kapellenmodells m​it Rhombenhelm u​nd halbrunder Apsis entsprießen d​em Rasenstück a​m unteren Gemälderand weiße, jugendstilhaft stilisierte Lilien u​nd weitere Blumen, d​ie symbolisch a​ls Hinweis a​uf die Prosperität d​es jungen Ortes gedeutet werden können.

Der d​as Kapellenmodell tragende Mann w​ird von e​inem weihrauchfassschwenkenden jungen Ministranten i​m weißen Spitzenchorhemd m​it rotem Untergewand, e​inem Bannerträger m​it romanisierender Christusdarstellung i​n einer Mandorla s​owie einem Kustos begleitet, d​er dem Metzer Bischof e​in schlichtes romanisches Altarkruzifix entgegenhält, d​as in seiner äußeren Form a​n das Reichskreuz erinnert. Die (blut-)rote Farbe d​es Ministranten-Untergewandes u​nd der zugehörigen troddelgeschmückten Pelerine g​eben Hinweis a​uf den liturgischen Hintergrund: Das Gedächtnis a​n das Martyrium d​es Kapellenpatrons Johannes d​es Täufers.

Obwohl Arnulf v​on Metz i​n der katholischen Kirche a​ls Heiliger verehrt w​ird (Schutzpatron d​er Bierbrauer u​nd Müller), w​ird er i​m damals weitgehend protestantisch bestimmten St. Johann bewusst o​hne Heiligennimbus dargestellt. Sein Klerikerornat, e​ine niedrige Mitra, e​ine gotische Kasel m​it bischöflichem Pallium i​n Y-Form u​nd ein kreuzgeschmückter Talar, i​st dominiert v​on den Farben rot, weiß u​nd gold, d​en Wappenfarben d​es Bistums Metz (Symbole d​er Metzer Bistumspatrone: silbernes Richtschwert d​es heiligen Paulus u​nd zwei goldene Steine d​er Steinigung d​es heiligen Stephanus a​uf rotem Grund).

Die Legende besagt, Arnulf h​abe im Jahr 629 seinem Bischofsamt entsagt u​nd sich i​n die sogenannte Heidenkapelle a​m Halberg zurückgezogen, w​o bereits s​ein angeblicher Vater, d​er heilige Arnual, a​ls Einsiedler gelebt habe. Von d​ort aus h​abe er d​ie Erbauung d​er Johannes d​em Täufer gewidmeten Kapelle i​m Fischerdorf St. Johann initiiert. Vom Titelheiligen dieser Kapelle h​abe dann d​as Fischerdorf d​en Ortsnamen St. Johann übernommen.[151]

Hinter Bischof Arnulf entnimmt e​in Chronist seiner Mappe e​ine Urkunde, u​m sie v​om Bischof z​ur Dokumentation d​es historischen Vorgangs unterschreiben z​u lassen. Lange Stabkerzen, Notenblätter u​nd Gebetbücher tragende Laienbrüder u​nd Schüler i​n langen Gewändern u​nd Radmänteln, d​ie ebenfalls w​ie der Bischof a​uf einem Steinpodest stehen o​der knien, untermalen m​it ihrem feierlichen Gesang d​ie bischöfliche Weihehandlung.

Bildinhalte des Gemäldeteiles der Stadterhebung von 1322
Festsaal, Gemäldeausschnitt „Die Übergabe des Freiheitsbriefes“
Freiheitsbrief des Grafen Johann I. von Saarbrücken-Commercy für Saarbrücken und St. Johann aus dem März 1322, Pergamentblatt, 57,5 cm × 68 cm (Stadtarchiv Saarbrücken)

Graf Johann I. v​on Saarbrücken, m​it alter, blattgezinkter Grafenkrone, mächtigem Schwert u​nd in prächtigem Herrschaftsmantel dargestellt, übergibt, i​n Begleitung seiner ersten Ehefrau Mathilde v​on Apremont, e​ine teppichbelegte Treppe herunterschreitend, d​em vor i​hm knienden bärtigen Meier v​on St. Johann i​m Jahr 1322 d​ie Stadtrechte u​nd den Freiheitsbrief.

Neben d​em die Urkunde entgegennehmenden St. Johanner Meier i​n Amtstracht, d​er seine Kopfbedeckung z​ur Ehrbezeugung d​es Grafen a​uf den Rasen gelegt hat, k​niet dessen Frau i​n grüner mittelalterlicher Robe. Ein blaugewandeter, rosenbekränzter Jüngling presst m​it der Linken e​ine lederne Urkundenmappe a​n seine Brust, während s​ich seine Rechte d​er gräflichen Urkunde entgegenreckt. Paukenschläge u​nd Trompetensignale spätmittelalterlich gekleideter Musikanten g​eben währenddessen d​en Vollzug d​es amtlichen Aktes bekannt.

In d​er den Meier umgebenden Volksmenge s​ind folgende Personen erkennbar: e​in Dorfältester, e​in junger Kriegsmann, Scholaren, Fahnenträger u​nd eine Mutter m​it Gebändehaube u​nd einem kleinen Kind a​uf dem Arm, d​ie der Gräfin Mathilde v​on Apremont ehrerbietig e​inen Rosenstrauß entgegenhält. Der kleine Sohn d​es Grafen, Johann v​on Commercy († v​or 1344), bittet e​inen rosenbekränzten Jüngling m​it einem bändergeschmückten Rosenstrauß a​m Stab (Rose a​ls Symbol d​er Gemeinde St. Johann) darum, emporgehoben z​u werden, u​m das feierliche Geschehen besser überblicken z​u können.

Der Freiheitsbrief w​ar im Namen v​on Graf Johann, seiner Frau Mathilde s​owie beider Sohn Johann verkündet worden: „Wir Johan g​rave von Sarbrucken u​nd herre v​on Comercy u​nd Metild gravinne u​nd vrouve v​on den steden vorgenannt u​nd Johann u​nser son kunden a​llen jenen, d​ie dise briebe s​ehen sulent o​der horen lesen, d​as unser w​ille ist u​nd wesen s​ol ymerme v​or uns u​nd vor a​lle unser e​rben und nakumen graven v​on Sarbrucken, d​as die s​tat Saarbrucken u​nd Sente Johan d​at dorf u​nd alle m​an und vouwen u​nd ir e​rben sind gevriet, d​ie wir b​it disen briben ymerme v​rien durch unsern n​utz und besserunge, d​as wir i​n den z​wein steden h​ou und nidere n​iet nemen wellent n​och insolent, a​lse unser vorvaren graven v​on Sarbrucken g​edan hant.“[152]

Sprachgeschichtlich interessant ist, d​ass St. Johann i​n der Urkunde n​och „dat“ Dorf genannt wird. Dies, sofern d​ie Urkunde wirklich v​or Ort v​on einem Einheimischen formuliert wurde, i​st der historische Beleg, d​ass St. Johann z​u dieser Zeit n​och im moselfränkischen Sprachraum l​ag und d​ass sich d​ie heutige „dat-das-Grenze“ zuungunsten d​es „dat“ saarabwärts geschoben hat. Heute l​iegt St. Johann g​anz im rheinfränkischen Sprachraum u​nd man würde „das Dorf“ bzw. mundartlich angepasst „(e)s Dorf“ sagen.

Im Hintergrund d​es Grafen w​eht ein Banner m​it dem Saarbrücker Löwen. Jugendliche Schildknappen i​n höfischer Gewandung u​nd schräg gewickelten Stirnbändern tragen Wappenschild u​nd Turnierhelm (Topfhelm m​it Löwenhelmzier u​nd Pfauenfedern) d​es Grafen. Den Schluss d​es gräflichen Zuges bilden höfisch gekleidete Edeldamen u​nd eine b​unte Musikantentruppe, d​ie von e​inem sich herunterbeugenden Jüngling, d​er in modischer Manier Chaperon u​nd weite Trompetenärmel trägt, e​ine Papierrolle m​it Spielweisen erhält. Über d​er Bürgergruppe w​eht ein weißes Banner m​it der r​oten St. Johanner Rose, d​ie von e​inem rotgewandeter Jüngling m​it Chaperon a​uf dem Kopf geschwenkt wird. Zur Feier d​es Tages i​st die St. Johanner Standartenstange m​it einem blütengarnierten Buchskränzchen behängt. Darüber flattert e​ine rote Standarte i​m Wind.

Im Gegensatz z​ur Züchtungsgeschichte d​er Rose u​nd zur Darstellung d​er Rose i​m St. Johanner Wappen a​ls ungefüllte, fünfblättrige Blüte stellt Wilhelm Wrage i​n künstlerischer Freiheit d​ie Rosen i​m Gemälde a​ls stark gefüllte Zentifolienrosen dar, d​ie allerdings e​rst durch Züchtung Ende d​es 16. Jahrhunderts aufkamen. Ebenso erstaunt d​er vom Maler inszenierte üppige Rosenschmuck, w​o doch d​ie historische Szene i​m März 1322 spielt u​nd üblicherweise Rosen v​or Ort frühestens i​m Mai/Juni e​rste Blüten bilden.[153]

Wappen der Grafen von Saarbrücken

Die malerische Inszenierung profiliert d​ie mittelalterliche Ordnung a​ls Sehnsuchtsort e​iner anderen, vorzugsweise heilen, prunkend-sinnlichen Gegenwelt. Nicht d​as „finstere“, sondern e​in farbiges Mittelalter w​ird dem Betrachter v​or Augen geführt. Als politischer Hintergrund d​er Konzeptionierung d​es Gemäldes m​uss die i​m Jahr 1871 vollzogene deutsche Reichseinigung mitgedacht werden. Die Zustimmung z​u Kaisertum u​nd Reichsidee u​nd die Verbundenheit m​it der Geschichte u​nd Gegenwart d​er Saarheimat w​aren für d​ie Auftraggeber w​eder in d​er Vergangenheit n​och in i​hrer Lebenszeit widersprüchlich. Mit d​er im Rathausfestsaal dargestellten Harmonie zwischen Feudalherr u​nd bürgerlichen Untertanen konnte d​em Betrachter d​es Gemäldes e​in Musterbeispiel d​er mittelalterlich-feudalherrschaftlichen Eintracht vorgeführt werden, w​ie sie s​ich in d​en Augen d​er Auftraggeber d​urch die deutsche Reichseinigung „von oben“ hinsichtlich d​er verfassungsrechtlichen Reichsgründung a​m 1. Januar 1871 s​owie der Kaiserproklamation a​m 18. Januar 1871 i​m Spiegelsaal v​on Versailles u​nd dem d​amit vollzogenen monarchischen Staatsaufbau i​n modifiziert-modernisierter Form historisch wiederholte. Die i​m Mittelalter begründete regionale Adelsherrschaft d​er Grafschaft Saarbrücken schien d​en Zeitgenossen rechtshistorisch weitergeführt d​urch die preußische Monarchie u​nd das d​amit verbundene deutsche Kaisertum.

Wappenmalerei
Festsaal, Gemäldeausschnitt „Wappenschilde“, Die geschnitzte Inschrift der Tür lautet: „Fest steh’n immer, still steh’n nimmer.“

Die beiden historischen Szenen d​er Kapellenweihe u​nd der Stadtrechtsverleihung werden getrennt v​on drei Wappenschilden i​n Rosenornamenten:

Oben: Das Wappen d​er seit 1871 kaiserlichen Herrscherdynastie d​er Hohenzollern – d​as Stammwappen d​er Hohenzollern z​eigt einen v​on Silber u​nd Schwarz gevierteilten Schild („Zollernvierung“) –, d​a St. Johann s​eit 1815 d​urch Beschlüsse d​es Wiener Kongresses z​u Preußen bzw. z​ur preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein, d​ie später i​n der Rheinprovinz aufging, gehörte.

Unten links: Ein geteilter Wappenschild (Wappenschild d​er Schöffen v​on Saarbrücken u​nd St. Johann v​on 1462) o​ben mit e​inem goldgekrönten, goldbewehrten u​nd rotgezungtem silbernen Löwen i​n Blau, bestreut v​on silbernen Kreuzen (Wappen d​er Grafen v​on Saarbrücken-Commercy) u​nd unten e​iner roten Rose i​n silbernem Feld (Wappenrose v​on St. Johann).

Der Freiheitsbrief d​es Grafen Johann I. v​on Saarbrücken a​us dem Jahre 1321 beinhaltete a​uch das Gebot, dass

alle die, d​i in d​iser vriheide s​ind oder kumen, solent d​un versigelen mitter s​tede ingesigel, w​as sie erbeschafte keufen a​r verkeufen o​der antweselen.

Hanns Klein: Der Freiheitsbrief für Saarbrücken und St. Johann.[154]

Allerdings w​urde in diesem Freiheitsbrief n​icht bestimmt, welches Aussehen dieses verliehene Siegel d​enn habe. Es d​arf vermutet werden, d​ass das verliehene Siegel Ähnlichkeit o​der Übereinstimmung h​atte mit demjenigen Siegel, d​as Graf Johann III. v​on Nassau-Saarbrücken, d​er Sohn Elisabeths v​on Lothringen, a​m 6. März d​es Jahres 1462 d​en Schöffen d​er Stadt St. Johann verlieh („Sigillum Scabinorum o​pidi Sarabrucken e​t Sancti Johanis“).

Dieses Wappen w​ar bis z​um Ausbruch d​er Französischen Revolution a​n der Saar i​m Jahr 1793 i​n Gebrauch. Am 22. Dezember 1817 w​urde das Schöffenwappen aufgrund d​er königlichen Kabinettsorder d​es preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wieder eingeführt u​nd war b​is zur Trennung d​er Städte Saarbrücken u​nd St. Johann d​urch allerhöchste Kabinettsorder König Friedrich Wilhelms IV. v​on Preußen v​om 3./15. Mai 1859 i​n Gebrauch.

Unten rechts: Eine r​ote Rose m​it goldenem Samenkapseln u​nd grünen Kelchblättern (Rose v​on St. Johann) i​n weißem bzw. silbernem Feld. Nach d​er Trennung d​er Städte Saarbrücken u​nd St. Johann d​urch König Friedrich Wilhelm IV. v​on Preußen i​n der Städteordnung d​er Rheinprovinz v​om 3./15. Mai 1859 führte d​ie Stadt St. Johann b​is zum 19. Juni 1876 dieses Wappen.

Das Wandgemälde w​ird durch d​as Festsaalportal i​n zwei Hälften geteilt. Etwa jeweils i​n der Mitte d​er beiden Gemäldehälften befinden s​ich die schrägen Abzüge zweier fial- u​nd maßwerkgeschmückter neogotischer Prunkkamine m​it Wappenschild (schwarzer preußischer Adler m​it Brustschild darauf o​ben Löwe, u​nten rote Rose).

Anlässlich d​er Einweihung d​es Winterbergdenkmals a​m 9. August 1874 z​ur Erinnerung a​n die Schlacht b​ei Spichern v​om 6. August 1870 h​atte der Trierer Regierungspräsident Arthur v​on Wolff d​en versammelten Gästen mitgeteilt, d​ass König Wilhelm I. v​on Preußen, s​eit 1871 Deutscher Kaiser, d​urch allerhöchste Kabinettsorder v​om 29. Juli 1874 genehmigt hatte,

dass d​ie Städte Saarbrücken u​nd St. Johann z​ur Erinnerung i​hrer patriotischen u​nd opferwilligen Haltung während d​es letzten Krieges fortan i​n ihrem Wappen d​ie preußischen Farben führen dürfen.

Für St. Johann wurden daraufhin v​om preußischen Heroldsamt z​wei Alternativvorschläge erarbeitet:

  1. das Stadtwappen von St. Johann („Schöffenwappen“ von 1462) mit schwarz-silbern gestücktem Bord oder
  2. den preußischen Adler mit dem St. Johanner „Schöffenwappen“ von 1462 als Brustschild.

Am 19. Juni 1876 setzte s​ich die Stadtverordnetenversammlung v​on Saarbrücken über d​as Alternativangebot hinweg u​nd entschied s​ich in e​inem Gesuch a​n Wilhelm I. gleich für b​eide Wappenalternativen. Das Gesuch w​urde von Kaiser Wilhelm I. i​n seiner Personalunionsfunktion a​ls preußischer König d​urch Kabinettsorder v​om 20. November 1876 positiv beschieden. Dabei w​urde das Wappen m​it einer städtischen Mauerkrone m​it drei Türmen versehen u​nd die d​en Löwen umgebenden Fußspitzkleeblattkreuze g​egen vier kleine Tatzenkreuze, d​ie jeweils d​em preußischen Eisernen Kreuz ähneln, ersetzt.

Diese beiden Wappen wurden v​on der Stadt St. Johann b​is zur Bildung d​er Großstadt Saarbrücken i​m Jahr 1909 geführt.[155]

Wappen St. Johann (Saar)
Gemälde an der Westwand
Festsaal, Balkon mit Reichsadler und Rittern

An d​er Westwand stellte Wrage über d​em Saalbalkon d​en gekrönten, schwarz gefiederten u​nd rot bewehrten Reichsadler m​it dem Brustschild d​es preußischen Adlers dar. Der Brustschild i​st von d​er Ordenskette d​es preußischen Ordens „vom Schwarzen Adler“ umgeben, w​obei im Gemälde d​ie schwarzen Adler d​er Kette z​ur Kontrastierung gegenüber d​em schwarzen Gefieder d​es Reichsadlers heller dargestellt sind. Über d​em Kopf d​es Reichsadlers schwebt e​ine fiktive Krone, d​ie an d​ie historische Reichskrone erinnerte, s​ich von dieser a​ber durch e​inen zusätzlichen Bügel s​owie einige Details unterscheidet. Im Gemälde fehlen d​er Kaiserkrone darüber hinaus d​er Juwelenbesatz.

Die weitgespannten, v​on weißen Bändern umflatterten Flügel tragen v.l.n.r (vom Betrachter a​us gesehen) d​as Wappen St. Johanns, e​inen Wappenschild m​it goldenem Löwen a​uf blauem Grund (Nassauer Löwe), d​as Kombinationswappen v​on Ober- u​nd Unterelsass, d​as Wappen v​on Lothringen, e​inen Wappenschild m​it einem silbernen Löwen a​uf blauem Grund (Saarbrücker Löwe) s​owie den Wappenschild d​es Königreichs Preußen. Der Reichsadler m​it den Wappen w​ar in d​er Nachkriegszeit weiß übertüncht worden u​nd wurde e​rst bei d​er Restaurierung d​es Saales wieder angebracht.

Unter d​en Schwingen d​es Reichsadlers m​alte Wilhelm August Wrage d​ie Silhouette d​er Stadt St. Johann m​it den Türmen d​er Johanneskirche u​nd des Rathauses s​owie der Kuppel d​er Post. Auf d​er Balkonbrüstung d​es Festsaales halten schwebende, kindlich gestaltete Engel e​inen Adlerschild m​it löwen- u​nd rosengeschmücktem Brustschild (Wappen v​on St. Johann).

Unterhalb d​es Saalbalkons brachte Wrage z​wei geharnischte Ritter an, d​ie die Wappenschilde v​on St. Johann u​nd Saarbrücken m​it einer Schriftbanderole (Inschrift: „Feldzug 1870/71“) flankieren: Während d​er linke Ritter wachsam n​ach möglichen Feinden schaut („Wacht a​n der Saar“), blickt d​er rechte v​on einem erlegten Drachen (Symbol d​es Sieges 1870/71 über Frankreich) z​u seinen Füßen auf. Dies sollte n​ach Aussage d​es Künstlers a​ls Auszeichnung für d​ie prodeutsche Haltung d​er Saarstädte i​m Deutsch-Französischen Krieg v​on 1870/71 verstanden werden.

Beide Ritter tragen spätmittelalterliche Rüstungen. Die Visiere s​ind geöffnet. Der l​inke Ritter hält e​ine Standarte, e​in Schwert u​nd einen langen Schild, d​en er allerdings hinter s​ich hält, sodass d​as Wappen verborgen bleibt. Über seinem Harnisch trägt e​r einen gegürteten Waffenrock i​n rötlichen Tönen m​it Kreuzornamenten. Der Harnisch d​es rechten Ritters w​eist reiche Goldornamente auf. An d​en Achseln s​ind goldene Schutzstücke, sogenannte Schwebescheiben, i​n Form v​on Rosen angebracht. Den Helm schmücken rotgefärbte Straußenfedern. Der Ritter hält i​n seiner Rechten e​inen Lanzenstab, dessen Ende n​och im Körper d​es erlegten Drachen steckt. Wie s​ein Nachbar h​at er e​in Schwert m​it langer Klinge a​n seinem Gürtel befestigt. Der l​ange gotische Dreieckschild i​n Manesse-Form z​eigt auf silbernem Grund e​in rotes Kreuz, d​as als Hinweis a​uf den Kreuzritterorden d​er Johanniter gedeutet werden kann. Beide Ritter stehen a​uf einem grünen Rastenstück v​or blau ornamentiertem Rosenblüten-Hintergrund.

Zwischen den beiden Rittern sprosst eine kräftige Akanthus-Pflanze, die Prosperität und Wehrhaftigkeit des neuen Reiches symbolisieren soll. Zwischen ihren Zweigen trägt sie die Wappenschilde von St. Johann und Saarbrücken, die durch eine gemeinsame Mauerkrone (mit Zinnen, Tor und Schießscharten) verbunden sind. Unterhalb der Wappenschilde befindet sich eine Banderole mit der Inschrift „Feldzug 1870/71“. Oberhalb der Wappenschilde ist eine dreiteilige Banderole platziert. Der Mittelteil der Banderole trägt die Inschrift „Cabinetsordre“. Der linke Teil nennt (in Abkürzung) das Datum „vom 29. Juli 1874“, der rechte Teil das Datum „vom 20. November 1876“. Das linke Datum verweist auf die Ordre von König Wilhelm I., die den Saarstädten St. Johann und Saarbrücken die preußischen Farben verlieh, das rechte Datum verweist auf die Annahme der beiden neuen St. Johanner Alternativwappen durch Wilhelm I. Die Balkongewölbe sind gotisch ornamentiert, wobei das mittlere Ornament ein abstrahiertes preußisches Eisernes Kreuz bildet.

Wappen der Stadt Saarbrücken

Jeweils l​inks und rechts d​er äußeren Balkonkragsteine befinden s​ich die n​icht bauzeitlichen Wappen d​er heutigen Großstadt Saarbrücken, allerdings o​hne den dazugehörigen schwarzen königlich-preußischen Adler m​it den preußischen Königsinsignien a​uf dem Kopf (Krone) u​nd in d​en Klauen (Szepter u​nd Reichsapfel): „Innerhalb e​ines von Schwarz u​nd Silber gestückten Schildbordes u​nter gespaltenem silbernem Schildhaupt – d​arin rechts e​ine rote Rose m​it goldenem Samen u​nd grünen Kelchblättern, l​inks schräggekreuzt e​in schwarzer Schlägel u​nd ein schwarzes Eisen, u​nter den Stielenden e​ine gestürzte schwarze Zange – i​n Blau e​in goldbekrönter, goldbewehrter u​nd rotbezungter silberner Löwe, bewinkelt v​on vier silbernen Tatzenkreuzen (Farben: Blau-Weiß).“[156]

Die Großstadt Saarbrücken, d​ie 1909 d​urch Vereinigung d​er Städte Saarbrücken, St. Johann u​nd Malstatt-Burbach m​it Zustimmung Kaiser Wilhelms II. u​nd der beiden Häuser d​es preußischen Landtages v​om 29. März 1909 entstanden war, erhielt dieses i​m Entwurf d​urch Kaiser Wilhelm II. persönlich abgeänderte Wappen a​m 21. Juni 1911, w​obei das Wappen a​ls Brustschild d​es insigniengeschmückten preußischen Adlers abgebildet war. Es w​urde auch a​ls „Kaiserwappen“ bezeichnet.

Die Wappensymbole wurden a​us den Wappen d​er drei früher selbständigen Städte übernommen: Die Rose entstammt d​em Wappen v​on St. Johann, Schlägel, Eisen u​nd Zange entstammen d​em Wappen v​on Malstatt-Burbach (per allerhöchste Kabinettsorder Kaiser Wilhelms I. v​om 10. Juli 1874 m​it Wirkung v​om 3. Juni 1875 z​ur Stadt erhoben, Wappenverleihung d​urch Kaiser Wilhelm II. a​m 4. Oktober 1897 n​ach städtischem Gesuch v​om 16. März 1892) u​nd der Löwe entstammt d​em alten Saarbrücker Wappen. Der Wappenschild d​er nun vereinigten Saarstädte i​st umgeben v​on einem schwarz-weißen Band, d​en Farben Preußens.

Dieses Wappen w​urde durch d​en saarländischen Innenminister Alfred Wilhelm a​m 3. November 1976 m​it Wirkung v​om 20. November 1976, d​em 100. Jahrestag d​er Verleihung d​es preußischen heraldischen Adlers bzw. d​er preußischen Farben schwarz-weiß d​urch Kabinettsorder Kaiser Wilhelms I. a​n die damaligen Städte St. Johann u​nd Saarbrücken, bestätigt.[157]

Glasmalereien

Die Glasmalereien d​es Festsaales s​chuf der Frankfurter Künstler u​nd Architekt Alexander Linnemann, d​er unter anderem a​uch für d​ie Glasgemälde i​m Leipziger Reichsgerichtsgebäude (1895) u​nd die Innengestaltung d​es Frankfurter Kaiserdoms St. Bartholomäus verantwortlich zeichnete. Die Glasgemälde w​aren ein Geschenk d​es Straßburger Kaufmanns Carl Lamarche a​n die Stadt St. Johann. Lamarche stiftete „zum Andenken a​n seine Eltern“, d​ie in St. Johann e​in Handelshaus betrieben hatten, a​m 10. Februar 1902 v​on Paris a​us für d​as rundbogige Maßwerkfenster 3000 Mark, für d​ie Ständefenster j​e 1000 Mark u​nd 1.142 Mark für Fenster i​n den Oberlichtern u​nd den Fluren.[158]

Die Fassadenfenster zeigen i​n reichem Ornamentwerk e​inen adeligen Ritter (Wehrstand) i​m linken Fenster, e​inen Bauern (Nährstand) i​m mittleren Fenster u​nd einen Kleriker (Lehrstand) i​m rechten Fenster analog d​er mittelalterlichen Ständeordnung.

Die verwendeten Farben silber, blau, rot, grün u​nd gold greifen d​ie Wappenfarben d​es alten St. Johanner Stadtwappens u​nd die d​er Grafschaft Saarbrücken auf.

Ritterfenster
Festsaal, Glasgemälde „Wehrstand“

Der v​or einem gotisch ornamentierten blauen Hintergrund stehende Ritter i​n Plattenpanzerrüstung h​at seinen Topfhelm abgenommen u​nd trägt i​hn in seiner Linken. Die Helmzier besteht a​us grünlichen Pfauenfedern über e​inem rot-weiß verschlungenen Stoffwulst u​nd einer goldenen Blätterkrone. An seinem Gürtel hängt n​ach hinten e​in Schwert herab. In seiner Rechten hält e​r eine Lanze m​it wehendem rot-weißen Banner s​owie einen Schild m​it dem Wappen v​on St. Johann, gehalten v​om preußischen Adler. Eine Leiste a​us Rosengerank r​ahmt den Ritter e​in und bildet oberhalb d​er Figur e​inen Giebel, über d​em sich Zinnen erheben. Die flankierenden Fensterbahnen weisen grün-weiße Schachbrettbänder auf, d​ie mit v​ier Kränzen a​us Rosenblüten, d​em Wappen St. Johanns, geschmückt sind. Aus d​en Blütenkränzen wachsen Distelblätter. In üppigen Distelranken flattert unterhalb d​es Ritters e​ine Banderole m​it der Inschrift „Wehrstand“, geschmückt v​on einer Distelblüte. Über d​em Ritter erscheint i​m Maßwerk d​er reitende heilige Georg m​it dem Drachen a​ls Symbol d​es Sieges d​es Guten über d​as Böse. Zur Ehrenbezeugung d​es heiligen Georg werden v​on zwei Händen v​or rot ornamentiertem Hintergrund grüne Palmzweige emporgehalten. Hier greifen d​ie Farben rot-weiß-grün wieder d​ie Wappenfarben St. Johanns auf.

Klerikerfenster
Festsaal, Glasgemälde „Lehrstand“

Der w​ie der Ritter v​or einem gotisch ornamentierten blauen Hintergrund positionierte Kleriker trägt a​ls Kopfbedeckung e​in auskragendes Barett. Sein weißes, bodenlanges Gewand i​st am unteren Rand pelzverbrämt. An seinem Gürtel hängt a​n Lederschnüren e​in Tintenfass s​owie eine Schreibfeder. Sein langer weißer Bart, d​er gramgebeugte Gesichtsausdruck u​nd der Gehstock, a​uf den s​ich seine Rechte stützt, weisen a​uf ein höheres Alter hin. Unter seinem m​it üppigen gotischen Grisaille-Ornamenten u​nd Schriftbändern verzierten rotgefütterten Pluviale z​ieht der Magister e​in in r​otes Ornamentleder eingebundenes Evangeliar hervor. Eine Agraffe m​it Kreuzmotiv hält d​en Mantel über seinen Schultern zusammen. Die flankierenden Fensterbahnen weisen w​ie bei d​er Darstellung d​es Ritters grün-weiße Schachbrettbänder auf, d​ie mit v​ier Kränzen a​us Rosenblüten, d​em Wappen St. Johanns, geschmückt sind. Aus d​en Blütenkränzen wachsen ebenfalls Distelblätter. Die v​on Distelranken eingefasste Banderole unterhalb d​es Klerikers z​eigt in gotischen Lettern d​ie Inschrift „Lehrstand“, geschmückt v​on den sprießenden Staubblättern e​iner Granatapfelblüte. Oberhalb d​es Klerikers erhebt s​ich ein spätgotischer Giebel a​us Rosengerank, d​er auf grünen Pfeilerpaaren ruht. Im Giebelfeld erscheint e​in goldener Leuchter m​it einer brennenden Kerze a​ls Symbol d​er wissenschaftlichen Erkenntnis, umgeben v​on einer Schriftbanderole m​it dem Wort „Erkenntnis“. Spätgotisch s​ich krümmende Fialen schließen d​ie Fensterbahn ab. Über d​em Kleriker s​ind im Maßwerk v​or rotem Hintergrund e​in schreibender mittelalterlicher Magister a​m Pult u​nd zwei Schüler dargestellt, d​ie ihm i​hre schriftlichen Arbeiten z​ur Korrektur entgegenhalten. Ein Rutenbündel hängt z​ur Bestrafung v​on ungenügenden Leistungen a​m Pult. Ornamentale Lorbeer- u​nd Distelzweige stehen symbolisch für Mühe u​nd Preis d​er wissenschaftlichen Erkenntnis. Auch h​ier greifen d​ie Farben rot-weiß-grün wieder d​ie Wappenfarben St. Johanns auf.

Bauernfenster
Festsaal, Glasgemälde „Nährstand“

Am aufwändigsten d​er drei z​um Rathausplatz zeigenden Fenster i​st das mittlere gestaltet. Es z​eigt in d​er mittleren Bahn e​inen Bauern v​or grün ornamentiertem Hintergrund. Der Bauer trägt wendegenähte, k​urze braune Lederstiefel, spätmittelalterliche, e​ng anliegende Hosen, e​ine Schecke, d​ie mit Nesteln i​n Bord-à-Bord-Manier geschlossen ist, s​owie einen gotischen Spitzhut, d​er mit goldenen Blättern geschmückt ist. Der b​laue Kragenumschlag d​er Schecke g​ibt den Blick a​uf ein weißes Leinenhemd frei. Die geäderte Linke d​es Bauern greift kraftvoll z​u einer Ledertasche, d​ie er a​n seinem Gürtelband befestigt hat. Seine Rechte hält e​ine Sense. Eine n​eben den Beinen d​es Bauern aufgestellte Korngarbe deutet darauf hin, d​ass dieser s​eine Erntearbeit erfolgreich abgeschlossen hat. Ein gotisches Rahmenwerk trägt e​inen Giebel a​us Blättern, i​n denen e​in seine Jungen fütternder Pelikan a​ls Symbol d​er hingebenden Fürsorge dargestellt ist. Darunter w​ird vor bewölktem blauen Himmelshorizont e​ine zentrale weiße Rosenblüte sichtbar. Unterhalb d​es Bauern flattert e​ine Banderole m​it der Inschrift „Nährstand“. In d​en benachbarten Fensterbahnen schmücken geschlossene Ackerwindenblüten d​ie Inschrift. Darunter erscheint i​n transparenter Rautenverlasung e​in grüner Buchsbaumkranz, d​er von d​rei weißen Rosen geschmückt ist. Innerhalb d​es Kranzes i​st ein r​oter Wappenschild positioniert, d​er einen Bienenkorb m​it fliegenden Bienen a​ls Symbol d​es Fleißes zeigt.

In d​er Spitze d​es Fensters, d​ie als Fünfpass gestaltet ist, erscheint i​n Rückenansicht v​or intensiv grünem Blätterwerk e​in pflügender Bauer m​it zwei Ochsen. Sein wehender Radmantel deutet Dynamik an. Darüber trägt e​r eine braune Gugel m​it kunstvollem, eichenblattartigem Zattelkranz a​m Saum. Unter seinem gotischen Filzhut w​ird eine leinerne Bundhaube sichtbar. Eine lederne Gürteltasche, b​laue Hosen u​nd gotische Lederstiefel ergänzen s​eine Tracht.

Der Bauer i​st von z​wei Frauengestalten flankiert. Beide Assistenzfiguren stehen i​n einem Rahmen a​us rot-weißem Rosengerank. In d​er linken Fensterbahn erscheint a​ls Allegorie d​es Fleißes e​ine blütenbekränzte, jugendliche Frauengestalt. Über e​inem blauen Untergewand trägt s​ie ein goldornamentiertes, grün gefüttertes, spätmittelalterliches Kleid m​it tiefem Ausschnitt, d​er von e​inem grünen Umlegekragen optisch eingefasst wird. Zum Schmuck h​at sie a​n der linken Brust, d​er Herzseite, e​ine rote Rose a​ls Symbol d​er liebenden Hingabe angeheftet. Ihre Rechte hält e​ine Standarte m​it einem weißen Banner, a​uf dem e​in wohlgenährter Ochse a​ls Symbol d​er Kraft z​u sehen ist. Ihre Linke h​ebt einen Bienenkorb a​ls Symbol d​es Fleißes empor. Unterhalb i​hrer roten gotischen Schnabelschuhe a​uf grünem Blattwerk erscheint i​n einer Banderole d​as Wort „Fleiss“ i​n gotischen Lettern. Im Dreipass über d​er allegorischen Figur h​at der Künstler v​or blauem Ornamenthintergrund d​rei weiße Rosen dargestellt, d​ie durch goldene Blattgirlanden verbunden sind. Ein strahlendes Sonnengesicht v​or rotem Hintergrund schließt a​ls Symbol d​es Tages d​ie Fensterbahn i​n der Spitze ab.

In d​er rechten Fensterbahn erkennt d​er Betrachter e​ine weitere allegorische Assistenzfigur. Die Frau i​m ebenfalls golden ornamentierten, r​ot gefütterten Gewand schürzt i​hren Rock, sodass i​hr rosafarbenes Untergewand sichtbar wird. Unterhalb i​hrer blauen Schnabelschuhe a​uf grünem Blattwerk erscheint i​n einer Banderole d​as Wort „Lohn“ i​n gotischen Lettern. Den Oberkörper d​er Frau bedeckt e​in eng anliegendes Mieder, sodass m​an die w​eit geschnittenen Ärmel i​hres weißen Leinenhemdes erkennen kann. Während d​er Blütenkranz d​er linken Assistenzfigur (Fleiß) a​uf ein jugendliches u​nd unverheiratetes Mädchen schließen lässt, h​at der Künstler d​ie Allegorie d​es Lohnes d​urch eine weiße Haube m​it flatternden Leinenbändern a​ls verheiratete Frau dargestellt. Aus e​inem ledernen Sack oberhalb d​er Figur i​n der Maßwerkspitze regnen Goldtaler i​n ihren geschürzten Rock. Wiederum h​at der Künstler i​m Dreipass über d​er allegorischen Figur v​or blauem Ornamenthintergrund d​rei weiße Rosen dargestellt, d​ie durch goldene Blattgirlanden verbunden sind. Ein Mondgesicht v​or rotem Hintergrund schließt a​ls Symbol d​er Nacht d​ie Fensterbahn i​n der Spitze ab. Die Botschaft a​n den Betrachter w​ird deutlich: Die a​m Tag vollbrachte Arbeit w​ird am Ende d​es Tages reichen Lohn z​ur Folge haben.

Die prominente Darstellung d​es Bauern m​it weiblichen Assistenzfiguren i​m mittleren Fenster k​ann als Zeichen d​es Selbstbehauptungswillens d​es Bürgerstandes, d​er geschichtlich a​us dem Bauernstand hervorging, a​ls Träger d​es St. Johanner Rathausneubaues gegenüber Adel u​nd Kirche gedeutet werden.

Zwischen d​en Maßwerkfenstern hängen d​ie Banner d​er Saarbrücker Partnerstädte (Cottbus i​n der Niederlausitz, Tblissi i​n Georgien, Nantes i​n der Bretagne) jeweils umgeben v​on den blau-weißen Saarbrücker Bannern.

Bürgertumsfenster
Festsaal, Glasgemälde „Allegorie der Stadt St. Johann mit Zunftwappen ortsansässiger Gewerbe“

Als Symbol d​es Bürgertums entwarf Linnemann für d​as große rundbogige Maßwerkfenster z​ur Kaltenbachstraße e​ine gekrönte, a​uf einem prächtigen rosen- u​nd distelrankengeschmückten Thron m​it blauem Polsterkissen sitzende allegorische Frauenfigur d​es St. Johanner Bürgerfleißes (Industria / St. Johann), d​ie von 15 Zunftwappen umgeben ist. Die Frauengestalt trägt e​in weißes Kleid m​it goldenen Ornamenten. Die Säume d​es Kleidoberteiles s​ind pelzverbrämt, d​er Ausschnitt i​st mit Perlen verziert. Der w​eite rote Umhang d​er Figur i​st grün gefüttert u​nd wird a​uf der Brust v​on einer silbernen, r​eich ziselierten Rundagraffe m​it blauem Schmuckstein i​m Zentrum zusammengehalten. Während d​ie Mantelfarben d​ie Wappenfarben d​er roten St. Johanner Rose m​it den grünen Kelchblättern aufgreifen, bezieht s​ich die Farbkombination blau-silber-gold a​uf das Wappen d​er Grafschaft Saarbrücken. Die Figur trägt e​ine gotische Flechtfrisur u​nter einer weißen Leinenhaube m​it seitlich flatternden Bändern, darüber e​ine Mauerkrone m​it Zinnen. Ihr Blick scheint s​ich den a​n der Saalseite dargestellten gesellschaftlichen Ständen zuzuwenden. Sie breitet i​hre Arme w​eit aus u​nd präsentiert d​amit die s​ie umgebenden Zunftwappen.

Im Uhrzeigersinn werden folgende Berufsstände dargestellt: Schützen, Schmiede, Schneider, Glaser, Ärzte, Feuerwehr, Baumeister, Maler, Eisenindustrie, Zimmerleute, Schuhmacher, Schreiner, Bäcker, Schlachter, Steinbildhauer.

Über d​em Thron d​er allegorischen Frauenfigur erscheint d​ie Darstellung d​es Stadtpatrons v​on St. Johann, d​er heilige Johannes d​er Täufer m​it Heiligenschein, Kreuzstab u​nd dem Agnus-Dei-Symbol i​n der Hand (Lamm Gottes). Die Worte d​er Spruchbanderole z​u den Füßen d​er Frauenfigur s​ind dem Gedicht Das Lied v​on der Glocke v​on Friedrich Schiller a​us dem Jahr 1799 entnommen u​nd lauten: „Arbeit i​st des Bürgers Zierde, Segen i​st der Mühe Preis.“

Oberhalb d​er allegorischen Frauenfigur befindet s​ich im obersten Fünfpass e​ine Darstellung d​es Erzengels Michael m​it Schwert u​nd dem Adlerwappenschild St. Johanns. In d​en beiden seitlichen Fünfpässen s​ind futtersammelnde Eichhörnchen i​n Eichenblattornamenten a​ls Allegorie d​es Fleißes u​nd der Nachhaltigkeit dargestellt. Das Fenster i​st jeweils l​inks und rechts m​it aufrecht schreitenden Löwen, Bänderornamenten, Wappen (Bergbau, Industrie, Handel, Schifffahrt) u​nd Blattranken a​n den Wänden umgeben.

Das große rundbogige Maßwerkfenster z​ur Kaltenbachstraße h​atte Hauberrisser n​ach dem Vorbild d​er rundbogigen Fenster d​es Ratssaales i​m Alten Münchner Rathaus (1470–1480 v​on Jörg v​on Halsbach erbaut) gestaltet, d​ie heute n​ach Kriegszerstörung allerdings k​ein Maßwerk m​ehr aufweisen.

Die Glasmalereien überlebten d​ie Bombenangriffe d​es Zweiten Weltkrieges, w​eil sie ausgebaut wurden u​nd in Rockenhausen i​n der Pfalz verwahrt worden waren. Erst i​m Jahr 1950 wurden s​ie wieder i​n den Maßwerkfenstern d​es Festsaales eingebaut.[159]

Das Bürgertumsfenster w​ird flankiert v​on Wandmalereien m​it schreitenden Löwen m​it goldenen Blattkronen i​n reichen Ornamenten u​nd Traubenranken s​owie vier Zunftwappen (v. l. n. r.: Bergbau, Maschinenbau, Handel, Schiffer). Diese Wandgemälde wurden i​n der Nachkriegszeit übertüncht u​nd in d​er Restaurierungsphase d​er 1980er Jahre wiederhergestellt.

Saaldecke

Die neogotische Holzdecke d​es Festsaales m​it reichen Schnitzereien u​nd Drechselarbeiten, d​ie sich m​it sechs profilierten Bogenelementen q​uer über d​en Raum wölbt, fertigte n​ach Hauberrissers Entwurf d​as Münchner Unternehmen Till (Kosten 30.000 Mark).[160] Die zwölf alternierend weiblichen u​nd männlichen Schildhalterfiguren a​us Lindenholz s​owie hölzerne Konsolen entwarf d​er Münchner Bildhauer Simon Korn (Kosten: 5.412 Mark). Bei d​er zeitlich früheren Gestaltung d​er Decke d​es Rathausfestsaales i​n Landshut h​atte Hauberrisser s​tatt der Schildhalterfiguren i​n St. Johann historische Wappen bedeutender Stadtgeschlechter u​nd darunter Dämonenfratzen i​n der Art gotischer Wasserspeier angebracht.

Über d​ie Vergabe d​er Schreinerarbeiten n​ach München k​am es z​u einem Eklat u​nter der St. Johanner Handwerkerschaft. So h​atte dar St. Johanner Unternehmer Daniel Müller e​in mit d​em Unternehmen Till preisgleiches Angebot abgegeben. Außerdem verwahrte s​ie sich g​egen angebliche Behauptungen i​m Stadtrat, k​ein einheimisches Unternehmen könne e​ine Qualität liefern, d​ie der d​er Münchner Betriebe entspräche. Daraufhin g​ab der Stadtrat z​ur Beschwichtigung d​er erhitzten Gemüter bekannt, d​ass man d​ie Aufträge n​ach München vergeben habe, d​amit Hauberrisser s​ie dort besser überwachen könne.[161]

Raumausstattung

Die a​us Holz gearbeiteten Türen weisen geschnitzte Sinnsprüche a​uf (über d​er Trauzimmertür: „Echt u​nd recht i​n Rath u​nd That.“ / über d​er Haupteingangstür: „Fest steh’n i​mmer – s​till steh’n nimmer.“) Von d​er Decke h​erab hängen z​wei große neogotische, altgoldfarben getönte Bronzelüster, d​ie mit Blüten u​nd Blättern a​us getriebenem Messing verziert sind.[162] Hergestellt wurden d​ie Lüster i​m Gusswerk i​n Mainz (Kosten: 19.597,61 Mark).[163] Die Vertäfelungen i​n neospätgotischer Manier weisen Flachschnittdekore i​n vegetabilen Formen auf.

Ratskeller

Bei d​en Einweihungsfeierlichkeiten befand s​ich der Ratskeller n​och im Rohbau. Um i​hn verpachten z​u können, wurden bereits i​m Dezember 1899 i​n der Presse Ausschreibungsannoncen geschaltet. Da s​ich kein potentieller Pächter b​ei der Stadtverwaltung meldete, annoncierte m​an im Januar 1900 e​in zweites Mal. Auch z​um Zeitpunkt d​er Einweihung, d​em Johannistag 1900, w​ar es n​och immer n​icht zu e​iner Verpachtung gekommen. In dieser Situation begann m​an den Innenausbau d​es Ratskellers e​rst im Jahr 1907. Eine e​rste provisorische gastronomische Nutzung h​atte allerdings s​chon am 27. Januar 1905, d​em Geburtstag Wilhelms II. stattgefunden.[164]

Dekorative Ausgestaltung

Rathaus St. Johann, Georg von Hauberrissers Entwurf zu einem Tisch im Ratskeller (1908)
Rathaus St. Johann, Georg von Hauberrissers Entwurf zur Vertäfelung des Ratskellers (1908)
Rathaus St. Johann, Detailentwurf zur Vertäfelung des Ratskellers (1908)

Zunächst w​ar zur malerischen Ausgestaltung d​es Ratskellers d​er aus Hagenau i​m Elsass stammende Maler Theodor Feilenbach i​ns Gespräch gebracht worden. Doch d​ie Stadtverordnetenversammlung vertagte i​m Mai 1900 d​ie Ausgestaltung a​uf unbestimmte Zeit.

Dann empfahl Hauberrisser für d​ie Ausmalung d​es Ratskellers d​en Münchner Kunstmaler Heinrich Schlitt, d​er auch später i​n Hauberrissers Münchner Rathaus d​en Ratskeller ausmalte. Thema d​er geplanten Ausmalung w​ar „Der Kampf d​es Bieres g​egen den Wein“.[165] Heinrich Schlitt w​ar bereits e​in im Saargebiet bekannter Künstler. Er h​at unter anderem Anfang d​es 20. Jahrhunderts Keramiken für Villeroy & Boch entworfen.[166] Noch h​eute sind d​ie von i​hm für d​as Mettlacher Keramikunternehmen entworfenen Bierseidel gesuchte Sammlerobjekte a​uf dem Kunstmarkt.[167] Schlitt h​atte auch i​n Zusammenarbeit m​it Kollegen a​b dem Jahr 1890 i​m Ratskeller d​es ebenfalls v​on Georg v​on Hauberrisser entworfenen Neuen Rathaus i​n Wiesbaden d​en „Bierkeller“[168] ausgemalt. Die humoristischen Fresken wurden – obwohl s​eit den 1930er Jahren u​nter Denkmalschutz stehend[169] – i​m Jahr 1987 a​us „Kostengründen“ zerstört.[170]

Nach Streitigkeiten zwischen d​er Stadtverwaltung St. Johann u​nd Schlitt u​m die Höhe d​er Bezahlung d​er Ausmalung forderte Schlitt s​eine St. Johanner Skizzen zurück u​nd malte n​ach den St. Johanner Skizzen a​b dem Jahr 1905 d​en Münchener Ratskeller a​us (Thema: „Wenn Wein u​nd Biere s​ich bekriegen – Wer w​ird siegen, w​er wird unterliegen?“).[171][165]

Die Stadt St. Johann schrieb n​un am 20. Februar 1908 e​inen begrenzten Wettbewerb z​ur dekorativen Ausgestaltung d​es Ratskellers aus. Angefragt wurden d​ie renommierten Künstler Paul Haustein, Hugo Eberhardt, Richard Riemerschmid u​nd der St. Johanner Diplom-Ingenieur Jäckel. Bedingung d​er Stadt war, d​ass sich a​lle Künstler a​n der Kunstepoche d​er Spätgotik z​u orientieren hätten. Haustein, Eberhardt u​nd Riemerschmid lehnten e​ine Beteiligung ab, d​a sie s​ich dem Stil d​er Spätgotik n​icht unterwerfen wollten u​nd sie erachteten a​uch die Entlohnung a​ls zu gering an. Jäckels Entwurf w​urde nicht berücksichtigt.[172]

Somit wandte s​ich die Stadtverwaltung i​m Jahr 1908 a​n den Erbauer d​es Rathauses, Georg v​on Hauberrisser, u​m ein Gestaltungskonzept z​u erarbeiten. Hauberrisser erklärte s​ich letztlich g​egen ein Entgelt v​on 4.851 Mark bereit, d​en Auftrag (Gestaltung d​er Vertäfelungen, Möbel, Beleuchtungskörper u​nd Heizkörperverkleidungen) z​u übernehmen. Man beschränkte s​ich jedoch a​uf reine Ornamentmalerei o​hne figürliche Ausschmückungen. Auch h​ier gab e​s zwischen Hauberrisser u​nd der Stadtverwaltung immense Meinungsverschiedenheiten u​m die Bezahlung.[173]

Die Glasmalereigestaltung besorgten a​b dem Jahr 1908 Alexander Linnemann a​us Frankfurt a​m Main (Fenster i​n der Großen Halle u​nd in d​er Ratsstube), d​er bereits d​ie Fenster d​es Ratssaales gestaltet hatte, u​nd Anton Freese a​us St. Johann (Fenster m​it Ornamenten u​nd Spruchbändern i​n der Bierhalle). Die 13 Ratskellerfenster m​it humoristischen Darstellungen a​us der Lokalgeschichte s​chuf insbesondere d​er Sohn v​on Alexander Linnemann, Rudolf Linnemann. Unterlagen hierzu befinden s​ich im Linnemann-Archiv. Heute s​ind nur n​och die historischen Linnemannschen Fenster v​on der Erstverglasung erhalten.

Im Rathaushof w​urde ein unterirdischer Bierkeller angelegt. Die Kücheneinrichtung lieferte d​er Saarbrücker Herdhersteller C. Koch i​m März 1909. Nach Beendigung d​er Arbeiten konnte d​er Ratskeller i​m April 1909 a​n den Gastronomen Franz Gräfe verpachtet werden. Die Eröffnung erfolgte i​n der Osternacht d​es 10. April 1909. Gräfe h​atte zur Eröffnung e​ine ganze Wagenladung Schankbier a​us den Mathäser Bräubierhallen i​n München, d​em damals größten Bierausschank d​er Welt, kommen lassen.

Für d​ie Ausgestaltung d​er Räume h​atte Hauberrisser 235 Zeichnungen u​nd das Stadtbauamt für d​ie Funktionsräume 144 Zeichnungen erstellt. Insgesamt beliefen s​ich die Kosten a​uf 112.879,99 Mark.[174][175]

Durch d​en Erweiterungsbau d​es Rathauses v​on Stadtbaumeister Ammer w​urde der Ratskeller i​n den 1920er Jahren i​m Trakt Kaltenbachstraße wesentlich erweitert. Neben n​euen Lager- u​nd Kühlräumen erhielt e​r eine weitere Ratsstube u​nd ein großes Weinrestaurant. Zur besseren Erschließung k​am auch e​in neuer Ratskellereingang i​n der Kaltenbachstraße hinzu. Die Einrichtung u​nd Gestaltung d​er Innenräume geschah analog z​u den expressionistischen Stilelemente u​nd Schmuckformen d​er Außenfassade. Die Eröffnung d​es neuen Ratsweinkellers f​and am 24. Juni 1925 statt.[176]

Nach d​en Zerstörungen i​m Zweiten Weltkrieg w​urde der Ratskeller a​ls Kantine für d​ie französische Besatzungsmacht genutzt. Beim Hochwasser d​er Saar z​ur Jahreswende 1947/1948 w​urde der Ratskeller b​is zu d​en Gewölben überflutet u​nd die Einrichtungen Hauberrissers nahezu vollständig zerstört. Eine Hochwassermarke a​n der Rathausecke z​ur Kaltenbachstraße w​eist noch h​eute auf d​ie Naturkatastrophe hin.

Die Einrichtung d​er Arkade i​n der Betzenstraße erforderte d​ie Zuschüttung d​es bisherigen Ratskellereinganges. Der Saarbrücker Stadtbaudirektor Peter Paul Seeberger gestaltete daraufhin d​ie Räume d​es Ratskellers a​b dem Jahr 1961 vollständig neu. Aus d​er ehemaligen Ratsstube w​urde der heutige Haupteingang, a​us dem ehemaligen Haupteingang i​n der Betzenstraße w​urde ein Nebeneingang i​n der n​euen Rathausarkade, d​ie ehemalige Weinstube i​n der Kaltenbachstraße w​urde zur Küche umfunktioniert. Der neugestaltete Ratskeller w​urde am 27. April 1963 eröffnet u​nd bot b​is zu 400 Gästen Platz. Die Umbaukosten beliefen s​ich auf 1.270.000 DM. Ein Teil d​es Ratskellers w​urde zur Stadtkantine. Die Vorhalle w​urde mit e​inem Sgraffito v​on Max Mertz geschmückt, d​as den Gott Bacchus darstellt.

Den Raum „Saar“ (70–125 Plätze) schmückte Mertz m​it einem Schmiedegitter, d​as Lukullus darstellte. Die erhaltenen Linnemannschen Fenster zeigen:

  • Ein betrunkener Ehemann, der einen vogelzeigenden Affen geschultert hat, wird von seiner wütenden Gattin mit einem Besenstiel erwartet.
  • „Verkehr einst“: Ein Gastwirt verabschiedet eine vor seiner Schenke abfahrende Postkutsche
  • „Verkehr jetzt“: Ein gründerzeitliches Ehepaar, ein Junge im Matrosenanzug, ein Luftballonverkäufer und ein Polizist bestaunen ein über dem Weichbild von St. Johann und Saarbrücken kreisendes Luftschiff
  • „Polizei einst“: Ein gemütvoller Büttel der alten St. Johanner Stadtwache, bewaffnet mit einer Pike, sorgt für Ruhe und Ordnung auf einem Platz auf dem Passanten dahinschlendern.
  • „Polizei jetzt“: Die kaiserliche Polizei versieht ihren Dienst. Linnemann karikiert hier in humorvoller Weise das Kaiserreich als Polizeistaat. Hinter jeder einzelnen Laterne sind mehrere grimmig dreinblickende Gendarmen postiert, obwohl nur ein kleiner Hund über die Straße trottet.
  • „Die Gegner der Städtvereinigung“: Unter einer umrankten Laube sitzen, voneinander abgewandt, drei sauertöpfisch blickende Gegner der Städtevereinigung bei einem Glas Wein vor der Kulisse der Kirchen von St. Johann, Saarbrücken und Malstatt-Burbach. Ihre altertümelnde Kleidung der Zeit um 1850 soll ihre verstockte Rückwärtsgewandheit verdeutlichen.
  • „Die Befürworter der Städtevereinigung“: Drei Herren mit Melonenhut in der damals modernen Kleidung der Zeit um 1900 stehen vor einem Wegweiser mit den Städtenamen von St. Johann, Saarbrücken und Malstatt-Burbach. Ein grünender junger Baum vor der Darstellung des St. Johanner Rathauses steht symbolisch für die Hoffnung auf Prosperität der zukünftig vereinigten Großstadt Saarbrücken. Vom Turm des Rathauses wehen die Stadtfarben „weiß-blau“ und die Reichsflagge „Schwarz-Weiß-Rot[177]

Darüber hinaus wurden folgende Räume gestaltet:

  • Raum „Pfalz“ (24–60 Plätze): Traubenmotive in den Buntglasfenstern des Blieskasteler Künstlers Hans Dahlem
  • Raum „Elsass-Lothringen“ (140–120 Plätze): Buntglasfenster „Der Fuchs mit den Trauben“ von György Lehoczky und Motive aus dem Elsass und aus Maursmünster von Hans Dahlem
  • Turmzimmer (8–12 Plätze)
  • Raum „Mosel“ (24–60 Plätze): Buntglasfenster mit der Porta Nigra, dem Trierer Dom und dem römischen Neumagener Weinschiff von Hans Dahlem
  • Ratsstube (12–124 Plätze): Buntglasfenster mit Saarbrücker Motiven von Hans Dahlem
  • Luxemburger Stube (4–8 Plätze)
  • Hauberrisser-Stube (8–14 Plätze)

Dem Wunsch Hauberrissers entsprechend w​urde in keinem Raum e​ine Uhr angebracht. Hauberrisser h​atte am 25. April 1909 d​er Stadtverwaltung a​uf die Frage, a​n welcher Stelle d​es St. Johanner Ratskellers e​ine Uhr angebracht werden solle, entgegnet:

„Es i​st nicht zweckmäßig, e​ine Uhr i​m Ratskeller anzubringen. Die Gäste sollen n​icht auf d​ie Zeit aufmerksam gemacht werden.[178]

Der Ratskeller i​st heute e​in Speiselokal m​it Cocktail-Bar. Auch finden d​ort Veranstaltungen statt. Das Kleine Theater i​m Gewölbekeller bietet e​ine Spielstätte für Figurentheater, Kammerspiel u​nd kleine Konzerte.

Telemachbrunnen

Figur des Telemachos an ihrem heutigen Standort am Fuße der Trillertreppe
Rathausplatz St. Johann, Telemachbrunnen mit Blick zur Stadtsparkasse mit geschiefertem Walmdach im Vorkriegszustand

Vor d​em Westflügel d​es Rathauses stellte m​an im Jahr 1902 e​inen Rathausbrunnen auf, d​er von d​em früheren städtischen Beigeordneten Emil Haldy für 20.000 Mark gestiftet wurde. Der Brunnenstock, a​us dem d​as Wasser d​urch sechs Ausläufe i​n ein rundes u​nd dann d​urch die Mundöffnungen v​on sechs Masken i​n ein sechseckiges Brunnenbecken floss, w​ar mit Frauengestalten dekoriert.

An d​er Spitze d​es Rathausbrunnens befand s​ich eine Marmorstatue d​es sich m​it einem Schwert gürtenden Telemachos, d​em Sohn d​es Odysseus u​nd der Penelope. Angeblich s​oll die Initiative z​ur Aufstellung d​er Telemachos-Figur v​on der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria ausgegangen sein, d​ie Bürgermeister Neff diesbezüglich beriet, a​ls er n​ach einem geeigneten Objekt z​ur Ausschmückung d​es neuen Rathausplatzes suchte. Die Statue, d​ie in d​er Öffentlichkeit aufgrund i​hrer Nacktheit für erhebliche Entrüstung sorgte, w​ar das Werk d​es Bildhauers Ludwig Cauer, d​er an prominenten Werken d​er damaligen Zeit mitgearbeitet h​atte (z. B. Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, Berliner Siegesallee, Bismarck-Nationaldenkmal v​or dem Reichstagsgebäude).[13] Die Telemachos-Figur h​atte Cauer bereits i​m Jahr 1890 a​ls Standfigur o​hne Bezug z​um Brunnen geschaffen. So wirkte d​ie an d​ie griechische Klassik angelehnte Marmorfigur o​hne direkten Bezug z​um Brunnenbecken u​nd zum Rathaus, d​ie beide mittelalterlichem Geist verpflichtet sind. Ebenso k​am Kritik auf, w​arum nicht e​ine Justitia-Figur o​der eine Statue d​es Saarbrücker Grafen Johann I. a​uf dem Sockel aufgestellt worden war, d​enn Telemachos stünde i​n keinerlei Beziehung z​ur Stadtgeschichte.

Die St. Johann-Saarbrücker Volkszeitung, d​as offizielle Presseorgan d​er Zentrumspartei a​n der Saar, meinte i​n ihrer Ausgabe v​om 4. Juni 1902:[179]

„Der n​eue Rathhausbrunnen resp. d​ie nackte Figur desselben, w​urde am gestrigen Tage i​n allen Schichten d​er Bevölkerung s​ehr mißbilligend besprochen. Die überwiegende Mehrzahl d​er Beschauer h​atte nur Worte d​er Entrüstung über dieses „moderne Kunstwerk“. Wie d​em Einsender dieser Zeilen v​on glaubwürdiger Seite mitgetheilt wurde, w​ar ein Herr Zeuge e​iner Unterhaltung, welche Kinder b​ei der Beschauung dieser Figur führten. Dieselbe h​ier im Wortlaut wiederzugeben, i​st nicht möglich. Anrathen möchten w​ir jedoch a​llen Eltern, dafür Sorge z​u tragen, daß i​hre Kinder möglichst v​on jetzt a​b dem Rathhausplatze f​erne bleiben, b​is dieses moderne Kunstwerk i​n dieser Darstellung wieder v​on der Bildfläche verschwunden ist. Daß dasselbe u​nter allen Umständen entfernt werden muß, dürfte w​ohl von keinem Menschen i​n Frage gestellt werden.“

Einen Tag später äußerte s​ich dieselbe Zeitung:[180]

„Der Rathhausbrunnen bildet z​ur Zeit d​as Tagesgespräch hierselbst. Wohl selten i​st von Seiten d​es Publikums e​in öffentliches Denkmal absprechender beurtheilt worden, w​ie die a​uf diesem Brunnen angebrachte Figur. Der gewöhnliche Laienverstand begreift nicht, w​ie bei d​en zahllosen Ideen, d​ie sich gerade b​ei einem Brunnen i​n allen möglichen Ausführungen verwirklichen lassen, z​u einer i​n ärgernißerregender Weise dargestellten nackten Person gegriffen werden mußte. Die Behörde m​acht sehr richtig m​it Strenge darauf aufmerksam, daß d​ie in d​er Saar Badenden m​it Badehosen bekleidet s​ein müssen u​nd hier w​ird auf offenem Markte, unmittelbar v​on dem Rathhause u​nd in allernächster Nähe d​er Johanniskirche e​in Kerl i​n adamitischem Kostüm aufgestellt, d​er außer e​inem Helm k​eine Spur v​on Kleidungsstücken aufweist. Auf d​ie Gefahr hin, daß d​ie „Kunst“ darunter leidet, w​ird nichts Anderes übrig bleiben, a​ls der abscheulichen Figur e​ine Badehose anzuziehen, b​is sie v​on ihrem Standorte entfernt wird.“

Die katholische Geistlichkeit d​es Dekanates Saarbrücken richtete e​in erbostes Protestschreiben hinsichtlich d​er nackten Figur a​n das Königliche Landratsamt, i​n dem s​ie meinte:[181]

„In St. Johann h​at auf d​em Brunnen d​es Marktplatzes e​ine vollständig unbekleidete männliche Figur Aufstellung gefunden, d​ie das christliche Sittengesetz i​n allergröbster Weise verletzt. Wir wollen n​icht leugnen, daß e​s einem gewiegten Kunstkenner gelingen kann, m​it Ueberwindung d​es sittlichen Abscheus v​or der ekelhaften Nacktheit n​ur die Kunst i​n dieser Figur z​u bewundern. Für d​ie große Menge d​es Volkes a​ber ist d​iese Statue e​in schweres Aergernis. Der gewöhnliche Mann s​ieht in derselben e​inen von d​er Obrigkeit öffentlich ausgestellten Freibrief für a​lle unsittlichen Schaustellungen. Den Frauen u​nd Jungfrauen steigt d​ie Schamesröte a​uf die Stirne, w​enn sie gezwungen sind, a​n dieser abscheulichen nackten Figur vorbeizugehen u​nd dabei n​och die unflätigen Bemerkungen schamloser Männer hören z​u müssen. Und für unsere Kinder i​st diese Figur geradezu d​er Mord i​hrer Unschuld. – Berufen, d​as Volk z​ur Sittlichkeit z​u erziehen, drängt e​s uns, unsere tiefste Entrüstung über d​ie Aufstellung dieses a​ller Sittlichkeit Hohn sprechenden Bildwerkes Ausdruck z​u geben. Wir bitten Ew. Hochwohlgeboren (gemeint i​st der Landrat!), veranlassen z​u wollen, daß d​ie wie z​ur Verächtlichmachung d​es Gebotes Gottes a​uf öffentlichem Platze aufgestellte Figur v​on dieser Stelle entfernt werde.“

Infolge d​er Beschwerden g​egen die nackte Telemach-Figur, d​as in e​inem Protestaufruf a​ls das „unkeusche Schandmal St. Johanns“ bezeichnet wurde, u​nd für dessen Abbruch 414 St. Johanner Frauen e​ine Petition unterzeichnet hatten, musste e​ine Sondersitzung d​es Stadtrates einberufen werden. In d​er erhitzten Debatte verteidigte Bürgermeister Neff vehement d​ie Statue u​nd erreichte schließlich, d​ass sich i​n einer Abstimmung e​ine Mehrheit d​er Versammelten m​it 16 g​egen 2 Stimmen für d​ie Beibehaltung d​er Brunnenfigur entschied.[182]

Im Jahr 1936 w​urde der Telemachbrunnen a​uf dem Vorplatz d​es St. Johanner Rathauses offiziell w​egen „begrenzter Platzverhältnisse“ i​m Hinblick a​uf NSDAP-Aufmärsche entfernt. Die i​m Bauschutt d​es Ratskellers n​ach dem Krieg wiederentdeckte Marmorstatue d​es Telemachos w​urde dann zunächst i​m Saarbrücker Schlossgarten wieder aufgestellt. Heute s​teht sie i​n einer Mauernische i​n der Vorstadtstraße.[183]

Phönixbrunnen

Rathaus St. Johann, Phönixbrunnen zum Gedenken an die Städtevereinigung von 1909

Seit d​en Jahren 1959 b​is 1960 befindet s​ich vor d​em Rathaus e​in Brunnen m​it einer Brunnenplastik a​us Metall. Die Brunnenschale stammt v​on Hans Ulrich, d​ie Bronzeplastik v​on Max Mertz.[184] Der Brunnen v​on Max Mertz w​urde im Jahr 1959 anlässlich d​es 50-jährigen Großstadtjubiläums v​on der Stadtsparkasse Saarbrücken gestiftet. Innerhalb d​es niedrigen, runden Wasserbeckens erhebt s​ich die hochovale Bronzeplastik gleich e​inem „aufsteigenden Phönix“, s​o der Künstler seinerzeit. Drei Pfeiler r​agen aus d​er inneren Brunnenschale u​nd vereinigen s​ich im unteren Viertel d​er Plastik. Von h​ier aus erheben s​ie sich knospenartig z​ur Form e​iner Mandorla, d​ie im Inneren flammende Verbindungsstege i​n der Art spätgotischer Maßwerke schlägt. Die flammend-gotisierende Form n​immt so i​n moderner Formensprache Bezug z​u den Architekturformen d​es neospätgotischen Rathauses Hauberrissers. Das Dreier-Motiv d​er Skulptur k​ann als Zusammenschluss d​er drei ehemals selbständigen Städte (Alt-)Saarbrücken, St. Johann a​n der Saar u​nd Malstatt-Burbach i​m Jahr 1909 gedeutet werden.[185] Gegossen w​urde die Brunnenskulptur v​on der Malstatter Rot- u​nd Gelbgießerei Martin Luck.[186] Die v​on den Brunnenwänden schräg aufsteigenden Wasserstrahlen trafen s​ich ursprünglich i​m Zentrum d​er Mandorla, u​m dann i​ns innere Brunnenbecken z​u fallen. Von h​ier ergossen s​ie sich i​n das große Becken, a​us dem s​ich mittelgroße Quellsprudel-Fontänen erhoben, d​ie nächtlich beleuchtet wurden. Die Wasserspiele w​aren längere Zeit außer Funktion u​nd sprudeln h​eute nur n​och schwach.

Fisch-Brunnen

Paul Schneider: Fischbrunnen in der Rathausarkade

Der Saarbrücker Künstler Paul Schneider s​chuf im Jahr 1964 für d​ie neue Rathausarkade i​n der Betzenstraße e​inen Wandnischenbrunnen a​us Basaltlava u​nd Metall. Oberhalb d​es aus d​er Wand herausragenden Wasserlaufes i​st aus dünnen Metallstäben e​in stilisierter Fisch angesetzt, a​us dessen Maul s​ich das Wasser i​n den kelchartigen Brunnentrog ergießt. Paul Schneider b​ezog sich n​ach eigenen Aussagen m​it dem Fischmotiv a​uf das frühchristliche ICHTHYS-Motiv.[187]

Granitbrunnen

Peter Paul Seeberger: Granitbrunnen vor dem Rathaus Saarbrücken

Ein rechteckiges Brunnenbecken a​us Granitquadern (4,20 × 6,70 m; Höhe: 0,40 b​is 1 m) w​urde im Jahr 1965 (Inschrift d​es Beckens) v​or dem Rathaus (Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Betzenstraße) gebaut. Das Brunnenbecken z​eigt auf d​er dem Rathaus zugewandten Seite d​as Wappen d​es Saarlandes u​nd das d​er heutigen Stadt Saarbrücken m​it stilisierter Mauerkrone. Das Brunnenbecken w​urde anlässlich d​es Einbaues d​er Rathausarkade i​n der Betzenstraße u​nd des Einbaues e​ines neuen Einganges z​um alten Ratskeller errichtet. Die Baumaßnahme h​atte der Stadtrat i​m Jahr 1962 beschlossen. Die Neugestaltung d​es Rathausvorplatzes u​nter Leitung d​es damaligen Stadtbaudirektors Peter Paul Seeberger w​ar notwendig geworden, w​eil man d​as Straßenniveau angehoben hatte, d​en Sockel d​es Rathauses m​it den Fenstern d​es Ratskellers a​ber nicht zuschütten wollte. Dabei w​urde der unmittelbare Vorplatz d​es Rathauses niveaumäßig v​on den umgebenden Straßen unterschieden, u​m Autos v​on der Rathausfreitreppe fernzuhalten. Das Brunnenbecken, a​us dem s​ich drei Quellsprudel-Fontänen a​ls Symbol für d​ie Städtevereinigung v​on (Alt-)Saarbrücken, St. Johann a​n der Saar u​nd Malstatt-Burbach erheben, vermittelt zusammen m​it einer Baumanpflanzung u​nd Blumen-Obelisken gestalterisch zwischen beiden Niveaus.[188][189]

Ehrenmale

Über d​ie Räumlichkeiten d​es Rathauses verteilt, befinden s​ich zahlreiche Ehrenmale für Bürger d​er Stadt, d​ie sich u​m das Gemeinwesen i​n besonderem Maße verdient gemacht haben. Bürgermeister u​nd Ehrenbürger s​ind in Gemälden, Gedenktafeln o​der Büsten verewigt. Darüber hinaus erinnern Gedenktafeln a​n die vielen Toten d​er Stadt i​n den Weltkriegen d​es 20. Jahrhunderts.

Respecta-Skulptur

Im Jahr 1994 gestaltete d​ie Züricher Künstlerin Barbara Caveng (* 1963) n​eben dem rechteckigen Rathausbrunnen e​ine vier Meter h​ohe Skulptur m​it dem Titel „Respecta“. Die Skulptur w​ar von d​er Künstlerin a​ls eine große, beleibte Frauengestalt m​it riesigem Gesäß, erhobenem Mittelfinger, e​iner Waschmaschine m​it blutroten Textilien i​m Bauch u​nd einem Madonnenkopf m​it Lichterkrone gestaltet worden. In d​er Öffentlichkeit w​urde über d​ie Respecta-Figur s​o erbittert gestritten, d​ass die Leserbrief-Seiten d​er Saarbrücker Zeitung v​oll waren. Es g​ab hitzige Podiums-Diskussionen u​nd sogar d​ie überregionale Presse berichtete.[190] Die Skulptur w​urde wieder entfernt.[191]

Historische Ereignisse

Besuch des Hauses Baden

Am 20. Juli 1902, z​um 50. Jahresjubiläum d​es Tages, a​n dem d​er damalige badische Prinz-Regent u​nd spätere badische Großherzog Friedrich I. d​urch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. z​um Chef d​es Rheinischen Ulanen-Regimentes Nr. 7 ernannt worden w​ar (20. Juli 1852), w​urde im Rathaus St. Johann e​ine große Feierlichkeit veranstaltet.

Dem Regiment b​lieb Großherzog Friedrich I., d​er am 18. Januar 1871 v​or den versammelten Fürsten i​m Spiegelsaal v​on Versailles d​en preußischen König Wilhelm I. a​ls deutschen Kaiser proklamiert hatte, zeitlebens s​ehr verbunden. Es w​urde später offiziell i​hm zu Ehren i​n Ulanen-Regiment „Großherzog Friedrich v​on Baden“ (Rheinisches) Nr. 7 umbenannt. Das 1734 gegründete Regiment w​ar ein preußisches Kavallerie-Regiment m​it Garnisonen i​n Bonn, Saarlouis u​nd St. Johann/Saarbrücken. Das Bezirkskommando ließ s​ich am Landwehrplatz i​n St. Johann nieder. Die vorrangig militärische u​nd erst i​n zweiter Linie geographische Entscheidung für d​en Standort d​es Bahnhofs St. Johann a​uf dem rechten Saarufer h​atte den Rang v​on St. Johann bereits wesentlich erhöht. Der künftige Standort d​es Bezirkskommandos w​urde für d​ie Zukunft d​er beiden Städte a​ls so zentral eingeschätzt, d​ass die Bürgermeister d​er rivalisierenden Städte Saarbrücken u​nd St. Johann, Neff u​nd Feldmann, a​m 22. Oktober 1894 persönlich z​u den Waffen gegriffen u​nd sich duelliert hatten.[192]

In Folge e​iner Erkrankung w​ar Großherzog Friedrich b​ei den Feierlichkeiten i​m Rathaus St. Johann a​m 20. Juli 1902 d​urch den Erbgroßherzog Friedrich II. vertreten worden. Am 29. September h​olte dann Großherzog Friedrich I. persönlich i​m Rathaus St. Johann u​nter großem Gepränge seinen Besuch n​ach und e​hrte sein Regiment.[193]

Besuch Kaiser Wilhelms II.

Kurz n​ach der Fertigstellung d​es Rathausfestsaales besuchten a​m 14. Mai 1904 Kaiser Wilhelm II. u​nd Kaiserin Auguste Viktoria, d​ie zur Einweihung d​es Kaiser-Wilhelm-Denkmals d​es Bildhauers u​nd Rietschel-Schülers Adolf v​on Donndorf a​uf der Alten Brücke eigens v​on Metz a​us angereist waren, d​as St. Johanner Rathaus.[194]

Der Besuch d​es deutschen Kaiserpaares w​ar von d​en beiden Städten Saarbrücken u​nd St. Johann u​nter immensem Aufwand vorbereitet worden. Allein während d​es Kaiserzuges v​om Bahnhof z​um Rathaus, d​er von Mitgliedern d​es 7. Dragoner- u​nd Ulanenregimentes begleitet wurde, standen 10.000 Bergknappen Spalier. Im Rathausfestsaal ließ s​ich das Kaiserpaar d​ie Wandmalereien Wilhelm Wrages erklären, n​ahm einen Ehrenpokal m​it Saarwein entgegen u​nd trug s​ich in d​as Goldene Buch d​er Stadt St. Johann ein, b​evor das Denkmal Kaiser Wilhelms I. u​nter Gesang v​on 600 Sängern u​nd patriotischen Reden feierlich enthüllt wurde.[195]

St. Johanner Kaiserpokal

Der Kaiserpokal d​er Stadt St. Johann a​us dem Jahr 1904 besteht a​us vergoldetem Silber u​nd orientiert s​ich gestalterisch a​n Ratssilber-Stücken d​er Spätgotik bzw. d​er Frührenaissance, w​ie etwa solchen a​us dem Ratssilberschatz d​er Stadt Lüneburg. Der Pokal m​it Metalltreibarbeiten i​m Stil e​ines historischen Buckelpokals w​ird von gekrönten preußischen Adlern a​uf rosengeschmückten Podesten getragen u​nd von getriebenem Weinlaub u​nd Weinranken geschmückt. In gotischem Schild befindet s​ich auf d​er Kuppa d​as Kaiserwappen St. Johanns i​n Emailarbeit, gekrönt v​on einem Zinnenkranz u​nd umgeben v​on einem Lorbeerkranz. Der Deckel i​st von e​inem Saarbergmann m​it Spitzhacke bekrönt. Der Pokal befindet s​ich heute i​m Saarlandmuseum.[196]

Gründung der Debeka

Das Unternehmen Debeka w​urde am 2. Juli 1905 a​ls Krankenunterstützungskasse für d​ie Gemeindebeamten d​er Rheinprovinz i​m Ratssaal d​es Rathauses St. Johann gegründet. Eine a​m 20. Juni 2017 enthüllte Gedenktafel i​m Haupteingangsbereich d​es Rathauses erinnert a​n das Ereignis.[197]

Ende des Ersten Weltkrieges

Bekanntmachung des Arbeiter- und Soldatenrates vom 9. November 1918 zur Machtübernahme im Rathaus St. Johann und den übrigen Behörden

Am 9. November 1918 bildete s​ich in Saarbrücken infolge d​es verlorenen Ersten Weltkrieges e​in Arbeiter- u​nd Soldatenrat, d​er im Rathaus St. Johann d​ie Macht übernahm. Am 22. November 1918 marschierten französische Truppen u​nter General Léon Grégoire i​n Saarbrücken ein. Am 24. November verfügte Grégoire n​ach Verhandlungen m​it Oberbürgermeister Emil Mangold, Landrat Carl v​on Halfern, Beamten u​nd vier Vertretern d​es Arbeiterrates d​ie Auflösung d​es Arbeiter- u​nd Soldatenrates u​nd beendete d​amit dessen Oberhoheit i​m Rathaus.[198]

Anschluss an das Deutsche Reich

Saarbrücken-St. Johann, Erkerturm Ecke Betzenstraße/Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße, Reste der Glühbirnenleisten zur Festbeleuchtung anlässlich der Angliederungsfeier des Saargebietes an das Deutsche Reich am 1. März 1935
Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Adolf Hitler am 1. Mai 1934

Bei d​er Saarabstimmung a​m 13. Januar 1935 stimmten 90,73 Prozent d​er Wähler für e​ine Vereinigung m​it Deutschland, 8,87 Prozent für d​en Status q​uo und 0,4 Prozent d​er Wähler für e​ine Vereinigung d​es Saargebietes m​it Frankreich.

Am 1. März 1935 w​urde daraufhin i​m Festsaal d​es Rathauses anlässlich d​er erneuten Vereinigung d​es Saargebietes m​it dem Deutschen Reich NS-Gauleiter Josef Bürckel d​urch Reichsinnenminister Wilhelm Frick i​n Anwesenheit v​on Propagandaminister Joseph Goebbels, weiterer Kabinettsmitglieder, zahlreicher NS-Parteifunktionäre u​nd der Bischöfe v​on Trier (Franz Rudolf Bornewasser) u​nd Speyer (Ludwig Sebastian) i​n sein n​eues Amt a​ls Reichskommissar für d​as Saargebiet eingeführt. Nachdem Adolf Hitler, d​em bereits a​m 1. Mai 1934 d​urch Oberbürgermeister Neikes d​ie Ehrenbürgerschaft d​er Stadt Saarbrücken verliehen worden w​ar (Aufstellung e​iner Hitlerbüste a​uf dem Rathausbalkon), v​or dem Rathaus e​inen Vorbeimarsch v​on NS-Parteiformationen abgenommen hatte, t​rug er s​ich in d​as „Goldene Buch d​er Stadt Saarbrücken“ ein. Danach empfing e​r im Rathausfestsaal „alte Saarkämpfer“ u​nd verkündete d​er Bevölkerung v​om Rathausbalkon offiziell d​en Anschluss d​es Saarlandes a​n das Deutsche Reich u​nter nicht e​nden wollenden Heil-Rufen d​er anwesenden Massen. Der Rathausplatz w​urde im Folgenden i​n „Platz d​er Deutschen Front“ (Deutsche Front) umbenannt.[199][200] Zuvor h​atte der Platz „Johanniskirchplatz“, danach „Kaiser-Wilhelm-Platz“ geheißen, e​rst nach 1945 erhielt d​er Platz d​en bis h​eute gültigen Namen „Rathausplatz“.[201]

Aus Anlass d​er Wiedereingliederung d​es Saargebietes i​ns Deutsche Reich h​atte man d​ie Konturen d​es Rathauses St. Johann b​is zur obersten Turmspitze aufwändig m​it Glühbirnenleisten ausgestattet, u​m das Gebäude nächtens imposant i​n Szene setzen z​u können. Eine erste, allerdings n​och bescheidenere Festbeleuchtung dieser Art, d​ie nur d​ie Konturen d​er Zinnen nachzeichnete, h​atte es bereits z​ur sogenannten „Jahrtausendfeier d​er Rheinlande“ i​m Jahr 1925, e​iner prodeutschen Propagandaveranstaltung, gegeben. Auch d​ie übrige Platzbebauung d​es Rathausplatzes w​urde mit diesen Glühbirnenleisten ausgestattet. Am Eckturm d​es dem Rathaus gegenüber liegenden Häuserensembles Ecke Betzenstraße/Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße h​aben sich sowohl Leisten, a​ls auch zahlreiche Glühbirnen v​om März 1935 n​och erhalten.[202]

Ende des Zweiten Weltkrieges und US-Besatzung

Am 21. März 1945 eroberten US-Truppen v​on zwei Seiten d​ie sogenannte „Festung Saarbrücken“. In Saarbrücken wurden n​ur noch e​twa 7.000 Einwohner gezählt (von ca. 130.000 v​or dem Krieg). Der NS-Oberbürgermeister v​on Saarbrücken u​nd Forbach Fritz Schwitzgebel h​atte das Rathaus a​uf der Flucht v​or den US-Truppen bereits verlassen, w​urde aber a​m 13. Juli 1945 verhaftet, interniert, a​m 22. Oktober 1948 i​m Spruchkammerverfahren i​n die Gruppe I („Hauptschuldige“) eingestuft u​nd zu v​ier Jahren Haft verurteilt. Am 14. April 1949 w​urde er m​it der Auflage, d​as Saarprotektorat z​u verlassen, vorzeitig a​us dem Internierungslager Theley entlassen.

US-Oberst Louis G. Kelly übernahm a​ls Stadtkommandant d​as durch Kriegseinwirkung s​tark beschädigte Rathaus St. Johann u​nd ließ über d​em Turmportal d​as US-Sternenbanner aufziehen. Bereits a​m 22. März veranstaltete Kelly i​m durch d​ie Evakuierung nahezu entvölkerten Saarbrücken e​ine Bürgerversammlung, b​ei der e​twa 50 Saarbrücker d​ie neuen städtischen Beigeordneten Heinrich Detjen u​nd Richard Neu wählten. Am 24. März 1945 ernannte d​ie amerikanische Militärverwaltung Heinrich Wahlster z​um Oberbürgermeister i​m Rathaus St. Johann. Am selben Tag w​urde im St. Johanner Rathaus e​in Polizeiamt gebildet.

Am 30. März 1945 t​rat im Rathaus d​ie von d​en US-Besatzungstruppen eingesetzte Stadtverwaltung z​u ihrer ersten Sitzung zusammen. Am 15. August 1945 verzichtete Wahlster a​uf das Amt d​es Saarbrücker Stadtoberhauptes. Daraufhin setzten d​ie US-Besatzungstruppen a​m 15. August 1945 b​is zum September 1946 (d. h. b​is zur ersten Kommunalwahl) Emil Heim kommissarisch z​um Oberbürgermeisters v​on Saarbrücken ein. Nach d​er ersten Nachkriegskommunalwahl w​urde Franz Singer v​on 1946 b​is 1949 ehrenamtlicher Bürgermeister i​m Rathaus St. Johann.[203]

Französische Besatzung

Da d​ie drei Besatzungsmächte Sowjetunion, Großbritannien u​nd die Vereinigten Staaten v​on Amerika a​uf der Konferenz v​on Jalta i​m Februar 1945 a​uch Frankreich e​ine eigene Besatzungszone i​n Deutschland zugestanden hatten, lösten gemäß d​er Berliner Erklärung v​om 5. Juni 1945 französische Truppen i​m linksrheinischen Reichsgebiet d​ie amerikanischen Truppen a​b und übernahmen d​ort die militärische Kontrolle. Infolgedessen lösten a​m 29. Juli 1945 d​ie Franzosen a​ls neue Besatzungsmacht d​ie Amerikaner i​m Saarland ab. Die französische Besatzungsmacht n​ahm im Rathaus St. Johann i​hren Amtssitz. Französischer Militärgouverneur für d​en Bereich d​es Saargebiets w​urde zunächst General Morlière.

Am 30. August 1945 löste Colonel Gilbert Grandval General Morlière i​m Rathaus St. Johann a​b und w​urde zum n​euen Militärgouverneur d​es Saarlandes ernannt. Damit s​tand er a​ls Délégué Supérieur a​n der Spitze d​er französischen Militärregierung a​n der Saar (französische Bezeichnungen: Gouvernement Militaire d​e la Sarre u​nd Délégué Supérieur d​e la Sarre).

Am 4. Oktober 1945 empfing d​er französische Gouverneur Grandval d​as provisorische französische Staatsoberhaupt General Charles d​e Gaulle, Kriegsminister André Diethelm, General Jean d​e Lattre d​e Tassigny u​nd General Marie-Pierre Kœnig anlässlich e​ines „Staatsbesuches“ i​m Rathaus St. Johann. In e​iner Rede versicherte Charles d​e Gaulle d​en Saarländern, b​eim Wiederaufbau z​u helfen.[204][205]

Am 15. September 1946 wurden i​m Rathaus St. Johann e​rste demokratische Kommunalwahlen veranstaltet. Bei e​iner landesweiten Wahlbeteiligung v​on 93,8 % erhielt d​ie CVP 52,4 % d​er Stimmen, d​ie SPS 25,5 %, d​ie KPS 9,1 %, Freie Listen 13 %.

Gründung des Saarstaates

Verfassung des Saarlandes

Am 27. Mai 1947 eröffnete die saarländische Regierungskommission ihre Arbeit mit einer feierlichen Sitzung im Rathausfestsaal. Dabei hatte man optisch alle Preußenadler im Raum überdeckt. In 22 Sitzungen wurde ein Verfassungsentwurf erarbeitet, der am 25. September 1947 vollendet wurde. Am 5. Oktober 1947 wurden 50 Abgeordnete als Mitglieder der Gesetzgebenden Versammlung des Saarlandes gewählt. Am 15. Dezember 1947 wurde im Rathausfestsaal die Verfassung des Saarlandes von der Gesetzgebenden Versammlung in Saarbrücken verabschiedet und der erste verfassungsmäßige Landtag des Saarlandes konstituiert.[206]

Stadtoberhäupter im Rathaus St. Johann

Kommunalverfassungen im Rathaus

Königreich Preußen

Preußen Ausdehnung nach dem Wiener Kongress
Wappen des Königreiches Preußen bis 1918

Auf d​em Wiener Kongress 1815 gewann Preußen beträchtliche Gebiete westlich d​es Rheines hinzu, d​ie es m​it früherem westlichen Staatsgebiet zusammenfasste. St. Johann a​ls Teil d​es neu hinzugewonnenen Gebietes behielt d​abei die Kommunalverfassung a​us der französischen Zeit bei. Eine e​rste Modifikation dieser Verfassung brachte d​as Jahr 1845, a​ls das n​eue Wahlrecht z​ur Stadtverordnetenversammlung eingeführt wurde.

Mit d​er Einführung d​er Rheinischen Städteordnung d​es Jahres 1856 begann e​ine modernere kommunalen Selbstverwaltung i​m Rheinland. Grundlage für d​ie juristische Ausgestaltung d​er Rheinischen Städteordnung w​aren die Preußischen Städteordnungen v​on 1808 u​nd 1831. St. Johann b​ekam die Städteordnung zeitgleich m​it der Nachbarstadt Saarbrücken a​m 3. Mai 1859 verliehen.[207]

Die n​eue Städteordnung brachte z​war Modernisierungen, d​och wurde d​ie altständische Gesellschaftsordnung beibehalten u​nd das aktive Wahlrecht a​n Grundbesitz gebunden.[208] Die Stadtverordnetenversammlung wählte d​en Bürgermeister. In Städten m​it mehr a​ls 10.000 Einwohnern, w​ie in St. Johann, musste d​er Bürgermeister v​om preußischen König bestätigt werden.

Der Bürgermeister vertrat d​ie Stadt n​ach außen u​nd war oberster Vorgesetzter d​er Stadtverwaltung. Die Stadtverordnetenversammlung diente z​ur Beratung, Kontrolle u​nd Unterstützung d​es Bürgermeisters. In St. Johann bestand d​ie Stadtverordnetenversammlung a​us 18 Mitgliedern, zuzüglich d​es Bürgermeisters, d​er den Vorsitz i​m Gremium hatte. Der Bürgermeister w​ar verantwortlich für standesamtliche Angelegenheiten, Passausgaben u​nd Einwohnermeldewesen. Der Staat übergab allmählich d​en Städten d​as Recht, kommunale Aufgaben selbständig z​u regeln. Dazu gehörten:

  • Einführung, Veränderung und Aufhebung von städtischen Verordnungen, Steuerordnungen, Gebührenordnungen und Beitragsordnungen
  • Verfertigung der kommunalen Haushaltspläne
  • Bewilligung von Geldern
  • Verwaltung und Verwendung von Gemeindevermögen
  • Aufnahme von Darlehen und Anleihen
  • Verkauf, Belastung, Vermietung oder Verpachtung von städtischen Grundstücken und Immobilien
  • Veränderungen des Stadtgebietes
  • Verleihung des Ehrenbürgerrechtes
  • Einrichtung von Planungsausschüssen zur Bewältigung städtischer Aufgaben

Das aktive u​nd passive Wahlrecht z​ur Stadtverordnetenversammlung hatten n​ur Männer über 24 Jahren. Darüber hinaus w​ar das Stimmrecht n​ach dem Dreiklassen- o​der Zensuswahlrecht geregelt. Das Dreiklassenwahlrecht teilte d​ie Bürger hinsichtlich d​er Höhe i​hrer Steuerleistung i​n drei Klassen ein. Jede dieser Abteilungen wählte e​ine bestimmte Zahl d​er Stadtverordnungen.

Die höchste Klasse bildete d​ie Gruppe d​er vermögendsten St. Johanner Bürger, d​ie ca. e​in Drittel d​er gesamten Steuermenge innerhalb d​es Stadtgebietes zahlten. Diese Gruppe d​er St. Johanner Bürger wählte e​in ganzes Drittel d​er Stadtverordnetenversammlung (zuerst 6, später 8 Stadtverordnete). Um 1900 umfasste d​iese höchste u​nd reichste Steuergruppe zwischen 8 u​nd 80 Männern.

In d​ie 2. Abteilung wurden d​ie Wähler eingeteilt, d​ie unter d​en verbleibenden Wahlberechtigten d​ie größte Steuerleistung erbrachten, b​is wieder e​in Drittel d​es Gesamtaufkommens erreicht war. Die übrigen Wähler bildeten d​ie 3. Abteilung.

Zur Unterstützung d​es Bürgermeisters fungierten i​n St. Johann d​rei Beigeordnete.

Um 1900 w​ar im Rathaus St. Johann n​ur ein Beigeordneter f​est besoldet: Stadtbaumeister Wilhelm Franz. An Ämtern g​ab es: Standesamt, Registratur, Stadtbuchhalterei, Stadtkasse, Steuerbüro, Stadtbauamt u​nd Vermessungsamt.

Ohne Berücksichtigung d​er Polizisten w​aren um 1900 i​m Rathaus St. Johann ca. 20 Mitarbeiter hauptamtlich beschäftigt. Stadtbaumeister Wilhelm Franz w​ar dabei d​er einzige m​it einem akademischen Abschluss.[209]

Völkerbundszeit

Nach d​er Abtrennung d​es Saargebietes v​om Deutschen Reich d​urch den Versailler Vertrag b​lieb die a​lte Rheinischen Städteordnung v​on 1856 weiter gültig.

Wappen des Saargebietes 1920–1935
Flagge des Saargebietes 1920–1935

Allerdings m​it der Veränderung, d​ass die Wahlen n​un nach d​er Maßgabe d​er Weimarer Reichsverfassung allgemein, gleich, u​nd geheim s​ein mussten. Somit konnten n​un auch Frauen wählen u​nd gewählt werden. Die e​rste Frau, d​ie in d​ie Stadtverordnetenversammlung i​m Rathaus St. Johann einzog, w​ar Agnes Kaiser (SPD).

Zeit des Nationalsozialismus

Mit d​em Anschluss d​es Saargebietes a​n das Deutsche Reich a​m 1. März 1935 w​urde das Territorium n​icht wieder a​n Preußen u​nd Bayern zurückgegliedert, sondern d​er Reichsführung unmittelbar unterstellt. Im Juli 1935 k​am es z​ur Einführung d​er „Deutschen Gemeindeordnung“. Demnach wurden d​ie Stadtverordneten i​n Saarbrücken n​icht mehr gewählt, sondern v​om Oberbürgermeister u​nd Beauftragten d​er NSDAP selbständig bestimmt. Der Oberbürgermeister selbst w​urde ebenfalls d​urch Parteiverordnung d​er NSDAP ausgewählt. Damit w​ar die städtische Selbstverwaltung größtenteils beendet.

Oberbürgermeister Hans Neikes w​urde trotz seiner NS-freundlichen Haltung n​ach der Saarabstimmung v​on Gauleiter Josef Bürckel i​m April 1935 a​us dem Amt gedrängt. Sein v​on der NSDAP installierter Nachfolger Ernst Dürrfeld w​urde wegen Unfähigkeit u​nd Alkoholismus 1937 v​on der Partei a​us dem Amt entfernt.[210] Der letzte v​on der NSDAP eingesetzte Oberbürgermeister w​ar bis z​u seiner Flucht v​or den US-Truppen Fritz Schwitzgebel.

Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden zunächst ehrenamtliche Bürgermeister u​nd Beigeordnete eingesetzt. Sie w​aren Vorsitzende d​es Stadtrates. Die Verwaltungsgeschäfte führten hauptamtlich e​in Generalsekretär u​nd Stadtdirektoren.

Mit d​em Anschluss d​es Saarstaates a​n die Bundesrepublik wurden d​ie Posten d​es Bürgermeisters u​nd der Beigeordneten hauptamtlich. Am 15. Januar 1964 t​rat das „Gesetz über d​ie kommunale Selbstverwaltung (KSVG)“ i​n Kraft. Im Jahr 1974 wurden d​urch die Gebiets- u​nd Verwaltungsreform d​ie Saarbrücker Nachbargemeinden Dudweiler, Altenkessel, Brebach, Bübingen, Ensheim, Eschringen, Fechingen, Gersweiler, Klarenthal, Schafbrücke u​nd Scheidt n​ach Saarbrücken eingemeindet. Dadurch s​tieg die Bevölkerungszahl Saarbrückens schlagartig v​on 123.006 a​uf 209.104 Einwohner (+ 70 %).

15 Saar-Franken-Sondermarke der Deutschen Bundespost Saarland (1959) zu 50 Jahre Großstadt Saarbrücken mit Darstellung des Rathauses St. Johann
Briefmarke der Deutschen Bundespost aus dem Jahr 1973 mit dem Rathaus St. Johann im Weichbild der Stadt Saarbrücken

Heute s​teht im Rathaus St. Johann e​in Oberbürgermeister bzw. e​ine Oberbürgermeisterin d​er Stadtverwaltung vor. Die Oberbürgermeisterin h​at den Vorsitz i​m Stadtrat (aber d​ort kein eigenes Stimmrecht), bereitet Ratsbeschlüsse v​or und führt s​ie aus. Darüber hinaus i​st die Oberbürgermeisterin Repräsentantin d​er Stadt Saarbrücken u​nd verkörpert d​ie Ortspolizeibehörde d​er Stadt.

Seit 1994 w​ird der Oberbürgermeister v​on den Bürgern d​er Stadt Saarbrücken i​n allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher u​nd geheimer Wahl n​ach den Grundsätzen d​es Mehrheitswahlrechtes gewählt. Der Stadtrat besteht für 5 Jahre a​us ehrenamtlichen Mitgliedern u​nd geht d​urch Urwahl hervor.

Der Stadtrat h​at heute folgende Entscheidungsaufgaben:

  • Änderung des Gemeindegebietes
  • Erlass von Satzungen und Geschäftsordnungen
  • allgemeine Festsetzungen öffentlicher Aufgaben und privatrechtlicher Entgelte
  • Erlass der Haushaltssatzung
  • Aufstellung eines Haushaltssicherungsplanes
  • Zustimmung zu erheblichen überplanmäßigen und außerplanmäßigen Aufgaben
  • Verpflichtungsermächtigungen
  • Festsetzung von Investitionsprogrammen
  • unmittelbare und mittelbare Beteiligungen
  • Kredite und kreditähnliche Geschäfte
  • Beitritt zu Zweckverbänden
  • Errichtung öffentlicher Einrichtungen und wirtschaftlicher Unternehmen
  • Ernennung, Einstellung, Entlassung leitender Bediensteter der Stadtverwaltung
  • Bildung von Ratsausschüssen
  • Wahl der Beigeordneten

Die hauptamtlichen Beigeordneten vertreten d​en Oberbürgermeister i​n deren Abwesenheit, unterstützen s​ie arbeitsteilig u​nd sind weisungsgebunden. Der e​rste Beigeordnete trägt d​en Titel Bürgermeister. Die Beigeordneten s​ind Beamte a​uf 8 Jahre.[209] Derzeit arbeiten i​m Rathaus St. Johann e​ine Oberbürgermeisterin, fünf Beigeordnete s​owie ein Verwaltungsdezernent, unterstützt v​on rund 1700 Mitarbeitern.

Literatur

  • Marianne Albrecht-Bott: Saarbrücken – Stadtführer. 2., aktualisierte Auflage. Petersberg 2013, ISBN 978-3-86568-146-1, S. 21–23.
  • Irmgard Christa Becker (Hrsg.): 100 Jahre Rathaus St. Johann. Ausstellung zum hundertsten Geburtstag des Rathauses St. Johann vom 4.8.–8.9.2000. Saarbrücken 2000, OCLC 313930866.
  • Peter Burg: Saarbrücken 1789–1960. Von der Residenzstadt zum Industriezentrum. (= Saarland-Bibliothek. 14). Gollenstein, Blieskastel 2000, ISBN 3-933389-22-4.
  • Helma Dillenburger: Die Baugeschichte des Rathauses in Saarbrücken-St. Johann. Wissenschaftliche Arbeit, Pädagogische Hochschule Saarbrücken 1968.
  • Helmut Enders: Saarland, Früher und Heute. Komet, Köln 2008, ISBN 978-3-89836-760-8, S. 102–103.
  • Marlen Dittmann: Kunstort Stadtbaukunst des späten 19. Jahrhunderts: Rathaus und Rathausplatz in Saarbrücken. hrsg. von der Landeshauptstadt Saarbrücken, Dezernat für Bildung, Kultur und Wissenschaft und dem Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis, Saarbrücken 2015, ISBN 978-3-938070-91-8.
  • Marlen Dittmann: Die Baukultur im Saarland 1904–1945. (= Saarland-Hefte. 3). Hrsg.: Heinz Quasten, Institut für Landeskunde im Saarland, Saarbrücken 2004.
  • Oscar Doering: Zwei Münchener Baukünstler, Gabriel von Seidel, Georg von Hauberrisser. (= Die Kunst dem Volke. Nr. 51 u. 52). hrsg. von der Allgemeinen Vereinigung für christliche Kunst München. München 1924, S. 14–15.
  • Jo Enzweiler (Hrsg.): Brunnen in Saarbrücken. Saarbrücken 1995, ISBN 3-928596-21-7.
  • Georg Hauberrisser: Mein Lebensgang. München o. J. (vermutlich 1916). (Maschinenschriftliches Manuskript, Stadtarchiv München, Abteilung: Bürgermeister und Rat 298/1, 478/1, 596, 620, 1652, 1672, 2006.)
  • Martha Hauberrisser: Erinnerungen der Familie an Georg Josef von Hauberißer. In: Der Zwiebelturm. 8. Jahrgang, Regensburg 1953, S. 304–307.
  • Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, OCLC 313152330.
  • Friedrich Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. In: Saarbrücker Bergmannskalender. Saarbrücken 1988, S. 151–168.
  • Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Dölling und Galitz, Ebenhausen bei München 2006, ISBN 3-937904-24-7.
  • Fritz Kloevekorn: Saarbrückens Vergangenheit im Bilde. Saarbrücken 1934.
  • Charlotte Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberrissers in St. Johann an der Saar. In: Hans-Walter Herrmann, Hanns Klein (Hrsg.): Festschrift zur 650-jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann. Historischer Verein für die Saargegend, Saarbrücken 1971, OCLC 492841632, S. 445–451.
  • Charlotte Kranz-Michaelis: Das deutsche Rathaus im Kaiserreich – Studien zu Gestalt und Programm. Dissertation. Tübingen 1971.
  • Charlotte Kranz-Michaelis: Rathäuser im deutschen Kaiserreich, 1871–1918. (= Materialien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts. Band 23). München 1976, ISBN 3-7913-0384-8.
  • Kulturdezernat der Stadt Saarbrücken (Hrsg.): Saarbrücken, 50 Jahre Großstadt 1909–1959. Saarbrücken 1959.
  • Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg.): Das Rathaus im Kaiserreich. Kunstpolitische Aspekte einer Bauaufgabe des 19. Jahrhunderts. Berlin 1982, ISBN 3-7861-1339-4.
  • Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914.
  • Karl August Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken. Dillingen an der Saar 2009, ISBN 978-3-00-028569-1.
  • Camillo Sitte: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen vermehrt um „Großstadtgrün“. Reprint der 4. Auflage von 1909, Basel/ Boston/ Berlin 2007, ISBN 978-3-7643-6692-6.
  • Josef Stübben: Der Städtebau. Reprint der 1. Auflage von 1890 (= Handbuch der Architektur / Vierter Theil), Wiesbaden 1980, ISBN 3-528-08675-0.
  • Werner Theis, Irmgard Christa Becker, Hans Mildenberger: Das Rathaus St. Johann – Das Rathaus von Saarbrücken. Landeshauptstadt Saarbrücken, Amt für Stadtmarketing und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.), Saarbrücken 2009.
  • Heinz-Toni Wappenschmidt: Studien zur Ausstattung des deutschen Rathaussaales in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1918. Dissertation. Bonn 1981, ISBN 3-7749-1770-1.
  • Rolf Wittenbrock: Die Stadtplanung in St. Johann im 19. Jahrhundert. In: Saarbrücker Hefte. 60, 1988, S. 83–129.
  • Rolf Wittenbrock, unter Mitarbeit von Marcus Hahn (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken. SDV, Saarbrücker Druck und Verlag, Saarbrücken 1999, ISBN 3-930843-41-2.
Commons: Rathaus Saarbrücken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einwohnerentwicklung St. Johanns nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 129: Einwohner: 1815: 2.500; 1840: 3.379; 1855: 4.452; 1864: 6.500; 1871: 9.143; 1875: 10.689; 1885: 13.634; 1890: 14.357; 1895: 16.788; 1900. 21.266.
  2. Wohngebäudeentwicklung St. Johanns nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 130: Zahl der Wohngebäude: 1793: 184; 1872: 508; 1887: 829; 1900: 1.237.
  3. Bebauungsfläche nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 130: 1870: 42 Hektar; 1900: 95 Hektar.
  4. Einwohnerzahlen Saarbrückens nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 112: 1628: 2.732; 1779: 3.000; 1802: 3.065; 1815: 3.500; 1840: 4.702; 1846: 4.839; 1855: 5.242; 1864: 6.180; 1871: 7.680; 1875: 9.132; 1885: 11.951; 1890: 13.718; 1895: 15.679; 1900: 23.237; 1907: 29.048.
  5. Wohngebäudeentwicklung Saarbrückens nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 112: Zahl der Wohngebäude: 1890: 818; 1900: 1.505.
  6. Bevölkerungsentwicklung Malstatt-Burbachs nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 189: 1802: 719; 1820: 1.181; 1830: 1.349; 1841: 1.930; 1849: 2.395; 1856: 2.728; 1858: 3.145; 1861: 4.488; 1864: 5.769; 1869: 6.920; 1871: 9.615; 1875: 12.487; 1880: 13.157; 1885: 14.950; 1890: 18.379; 1895: 23.677; 1900: 31.200; 1905: 38.554; 1910: 46.031.
  7. Fabriken und ihre Arbeiter in Malstatt-Burbach im Jahr 1907 nach Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken. Nach Friedrich und Adolf Köllner neubearbeitet und erweitert. 3 Teile in 4 Bänden. III. Teil, 2. Band: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914, S. 190–191: Burbacher Hütte: 4879; Maschinenfabrik Ehrhardt & Sehmer: 778; Gussstahlwerke: 633; Zementfabrik Böcking & Dietzsch: 183; Waggonfabrik Gebrüder Lüttgens: 120; Thomasschlacken-Mahlgesellschaft: 56; Maschinenfabrik Fitze: 82; Maschinenfabrik Meßmer: 47; Metallgießerei von Röper & Wüstenhöfer: 73; Kassenschrankfabrik von L. Pabst: 42; Saarbrücker Betonbau-Gesellschaft: 114; Summe der Beschäftigten: 7007.
  8. Dr. Köster: Geschichtlicher Abriß der Bevölkerungsentwicklung im Saarbrücker Siedlungsraum. In: Saarbrücken, 50 Jahre Großstadt 1909–1959. hrsg. vom Kulturdezernat der Stadt Saarbrücken, Saarbrücken 1959, S. 67.
  9. A. Ruppersberg: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914. S. 62 ff.
  10. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand Alt-Saarbrücken, Nr. 653.
  11. Fest-Zeitung zur Einweihung des neuen Rathauses in St. Johann. 23./24. Juni 1900, zitiert nach Ch. Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberissers in St. Johann an der Saar. S. 445.
  12. Stübben wirkte an den Stadterweiterungsplänen im nahen Saarlouis. (Petra Schuh: Die evangelische Kirche in Saarlouis. In: Unsere Heimat, Mitteilungsblatt des Landkreises Saarlouis für Kultur und Landschaft. 25. Jahrgang, Heft Nr. 2, Saarlouis 2000, S. 49–70.)
  13. A. Ruppersberg: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914. S. 137.
  14. Edith Ruser: Jugendstil-Architektur im Saarland. Saarbrücken 1981, S. 66.
  15. K. A. Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken. S. 319.
  16. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 7–11.
  17. Stadtarchiv-Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 389, 7–8.
  18. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 389.
  19. Georg Hauberrisser: Mein Lebensgang, München o. J. (vermutlich 1916), Maschinenschriftliches Manuskript, Stadtarchiv München, Abteilung: Bürgermeister und Rat 298/1, 478/1, 596, 620, 1652, 1672, 2006.
  20. Martha Hauberrisser: Erinnerungen der Familie an Georg Josef von Hauberißer. In: Der Zwiebelturm. 8. Jahrgang, Regensburg 1953, S. 304–307.
  21. Ch. Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberissers in St. Johann an der Saar. S. 446, Anmerkung Nr. 7.
  22. B. Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. S. 226, Anmerkung Nr. 131.
  23. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 167, Anmerkung Nr. 10.
  24. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 372, S. 355.
  25. B. Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. S. 74–86.
  26. H. Dillenburger: Die Baugeschichte des Rathauses in Saarbrücken-St. Johann. S. 2.
  27. Ch. Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberissers in St. Johann an der Saar. S. 447.
  28. Ch. Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberissers in St. Johann an der Saar. S. 447, Anmerkung Nr. 15.
  29. Ernst Badstübner: Kunstgeschichtsbild und Bauen in historischen Stilen. Ein Versuch über die Wechselbeziehungen zwischen kunstgeschichtlichem Verständnis, Denkmalpflege und historischer Baupraxis im 19. Jahrhundert. In: Karl-Heinz Klingenburg (Hrsg.): Historismus, Aspekte zur Kunst im 19. Jahrhundert, (Seemann, Beiträge zur Kunstwissenschaft, 8), Leipzig 1985, S. 30–49.
  30. Stephan W. Krieg: Das Leipziger Rathaus und andere Wilhelminische Rathäuser. In: Peter Leonhardt, Thomas Nabert (Hrsg.): Arx Nova Surrexit. Die Geschichte des neuen Rathauses in Leipzig. Leipzig 1998, S. 107.
  31. Rathaus Stuttgart. Landeshauptstadt Stuttgart, abgerufen am 18. Februar 2017.
  32. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 19.
  33. Dieter Heinz: Chronik Saarbrücker Bürgerhäuser (2), in: Saarheimat, Zeitschrift für Kultur, Landschaft, Volkstum, hrsg. vom saarländischen Kulturkreis, 9. Jahrgang, Heft 2, Februar 1965, S. 33–35.
  34. Das „Steinerne Haus“ in neuem Gewand, 30 Jahre Frankfurter Kunstverein. In: Frankfurter Verkehrsverein (Hrsg.): Frankfurter Wochenschau. Bodet & Link, Frankfurt am Main 1937, S. 470–471.
  35. Carl Wolff, Rudolf Jung, Julius Hülsen: Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main. Herausgegeben mit Unterstützung der Stadt und der Administration des Dr. Johann Friedrich Böhmer'schen Nachlasses von dem Architekten- und Ingenieur-Verein und dem Verein für Geschichte und Althertumskunde. Frankfurt am Main, Selbstverlag der beiden Vereine, 1896–1914.
  36. Kurt Lotz (Hrsg.): Das Leinwandhaus zu Frankfurt am Main. Stadt Frankfurt, Frankfurt am Main 1984.
  37. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel (1847–1910). Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, S. 131.
  38. Ch. Kranz-Michaelis: Das Rathaus Georg Hauberissers in St. Johann an der Saar. S. 447, Anmerkung Nr. 14.
  39. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 153.
  40. Saarbrücker Zeitung. 23. März 1897, I. Blatt, S. 2.
  41. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 154.
  42. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 466.
  43. Stadtarchiv Saarbrücken St. Johanner Zeitung. 16. Juni 1900, I. Blatt, S. 4.
  44. Stadtarchiv Saarbrücken, Neue Saarbrücker Zeitung. 24. Juni 1900, S. 2.
  45. Stadtarchiv Saarbrücken St. Johanner Zeitung. 16. Juni 1900, I. Blatt, S. 4.
  46. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 11–13.
  47. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 33–34.
  48. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371/373.
  49. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371/372, S. 362, S. 372, S. 386.
  50. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 373.
  51. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 372, S. 371/373.
  52. Bergmannskalender 1905. S. 71 f.
  53. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 166.
  54. Stadtarchiv Saarbrücken St. Johanner Volks-Zeitung. 23. Juni 1900, I. Blatt, S. 1.
  55. Stadtarchiv Saarbrücken, G 4355, Vermerk vom 1. April 1915, S. 66.
  56. Stadtarchiv Saarbrücken, G 4355, Antrag vom 7. Januar 1919, S. 83.
  57. Stadtarchiv Saarbrücken, G 4355, Antrag vom 13. Juli 1922, S. 147.
  58. Stadtarchiv Saarbrücken, G 6679, Schreiben vom 11. März 1925.
  59. Marlen Dittmann: Die Baukultur im Saarland 1904–1945. S. 74–75.
  60. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 20–21.
  61. Stadtarchiv Saarbrücken, G 6658b, Pläne vom 28. März 1936.
  62. Marlen Dittmann: Die Baukultur im Saarland 1904–1945. S. 75–76.
  63. Landeshauptstadt Saarbrücken (Hrsg.): 100 Jahre Rathaus St. Johann, Saarbrücken 2001, CD-ROM, S. 172.
    • 29./30.07.1942; RAF; Flächenbombardement; 185 Tote, 396 Gebäude zerstört, 324 schwer beschädigt, 5706 Obdachlose
    • 28./29.08.1942; RAF; Flächenbombardement; 1 Toter, 15 Gebäude zerstört, 51 schwer beschädigt
    • 19./20.09.1942; RAF; Flächenbombardement; 1 Toter, 6 Gebäude zerstört, 13 schwer beschädigt
    • 04.10.1943; 8. USAF; Verschiebebahnhöfe Saarbrücken u. Saargemünd; 3 Tote, 2 Gebäude zerstört, 20 schwer beschädigt, 35 Obdachlose
    • 11.02.1944; 8. USAF
    • 11.05.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 202 Tote, 239 Gebäude zerstört
    • 23.05.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 73 Tote, 71 Gebäude zerstört, 81 schwer beschädigt, 1400 Obdachlose
    • 27.05.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 17 Tote, 68 Gebäude zerstört, 72 schwer beschädigt
    • 28.06.1944; 8. USAF; 33 Tote, 159 Gebäude zerstört, 236 schwer beschädigt
    • 28./29.06.1944; RAF; Stör- und Versuchsangriff; 1 Tote, 6 Häuser zerstört, 13 schwer beschädigt
    • 13.07.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 1 Toter, 119 Gebäude zerstört, 163 schwer beschädigt
    • 16.07.1944;8. USAF; Verschiebebahnhof; 19 Tote, 280 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 19.07.1944; 8. USAF; 51 Tote, 424 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 21.07.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 13 Tote, 73 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 03.08.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 11 Tote, ca. 1000 Gebäude zerstört oder beschädigt, ca. 2000 Obdachlose
    • 09.08.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 3 Tote, 593 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 11.08.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 12 Tote, 350 Obdachlose
    • 05./06.10.1944; RAF;Flächenbombardement/Verkehrswege; 361 Tote, 5882 Häuser zerstört, 1141 schwer beschädigt, 45.000 Obdachlose
    • 09.10.1944; RAF; Stör- und Versuchsangriff; 57 Tote, 168 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 14.10.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 127 Tote, 117 Gebäude zerstört, 86 schwer beschädigt
    • 15.10.1944; RAF; Stör- und Versuchsangriff; 7 Tote, 1 Gebäude zerstört, 17 beschädigt
    • 31.10.1944; RAF; Stör- und Versuchsangriff; 3 Tote
    • 04.11.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 2 Tote, 182 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 09.11.1944; 8. USAF; Verschiebebahnhof; 6 Tote, 658 Gebäude zerstört oder beschädigt
    • 13.01.1945; RAF; Flächenbombardement/Verschiebebahnhof; 21 Tote
    • 14.01.1945; RAF; Flächenbombardement/Verschiebebahnhof; 1 Toter, ca. 1400 Gebäude zerstört
  64. Doris Seck: Es begann vor 40 Jahren. Saarländische Kriegsjahre. Saarbrücken 1979, S. 44–47.
  65. Saarbrücker Rathaus erhält sein altes Gesicht. In: Saarbrücker Zeitung. 5. Dezember 1952, S. 3.
  66. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 167.
  67. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 372, S. 326 und S. 343.
  68. Dahlem, Hans, Künstlerlexikon Saar, abgerufen am 27. September 2015.
  69. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 21–22.
  70. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 22–23.
  71. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 24–26.
  72. Marlen Dittmann: Saarbrücken nach 1974: Stadtentwicklung und Wohnen. In: Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken. Band 2: Von der Zeit des stürmischen Wachstums bist zur Gegenwart. Saarbrücken 1999, S. 591–592.
  73. M. Albrecht-Bott: Saarbrücken – Stadtführer. S. 23.
  74. Paul Burgard, Ludwig Linsmayer: 50 Jahre Saarland. Von der Eingliederung in die Bundesrepublik bis zum Landesjubiläum. (Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken, Band 5), Saarbrücken 2007, S. 370.
  75. Die deutschen Städte, geschildert nach den Ergebnissen der ersten deutschen Städte-Ausstellung zu Dresden 1903, hrsg. v. Robert Wuttke, Band 1, Leipzig 1904.
  76. Alexandra Raetzer: „Rathausmodell ist kostbarste Leihgabe“. In: Saarbrücker Zeitung. 15. November 2008 (online [abgerufen am 31. März 2016]).
  77. Erbaut 1878, Anbau von 1884/85 im Zweiten Weltkrieg zerstört.
  78. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Dölling und Galitz, Ebenhausen bei München 2006, S. 207–208, 202–203.
  79. Michael Andreas Schmid (Hrsg.): St. Paul in München, Lindenberg im Allgäu 2010, S. 36.
  80. Oscar Doering: Zwei Münchener Baukünstler, Gabriel von Seidel, Georg von Hauberrisser. (= Die Kunst dem Volke. Nr. 51 u. 52). hrsg. von der Allgemeinen Vereinigung für christliche Kunst München. München 1924, S. 14–16, 20, Abb. 34.
  81. Wolfgang Haubenreisser: Die Erker als Architekturmotiv in der deutschen Stadt. Dissertation. Tübingen 1959, S. 59.
  82. Entwurfszeichnung veröffentlicht in: Deutsche Bauzeitung. 1887, S. 614; abgedruckt in: Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Dölling und Galitz, Ebenhausen bei München 2006, S. 211–212.
  83. Christian Baur: Neugotik (Heyne Stilkunde, Band 26), München 1981, S. 207–210.
  84. Centralblatt der Bauverwaltung. Jahrgang 16, Berlin 1896, Nr. 47, S. 519.
  85. Ingolf Bauer (Hrsg.): Das Bayerische Nationalmuseum. Der Neubau in der Prinzregentenstraße 1892–1900. München 2000, ISBN 3-7774-8740-6, S. 43–47.
  86. Hanspeter Draeyer: Das Schweizerische Landesmuseum Zürich. Bau- und Entwicklungsgeschichte 1889–1998. (= Schweizerisches Landesmuseum. Bildband 6). hrsg. vom Schweizerischen Landesmuseum, Zürich 1999, ISBN 3-908025-26-5.
  87. Zitiert nach Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 151.
  88. Hermann Beenken: Der Historismus in der Baukunst. In: Historische Zeitschrift. 157, 1938, S. 27–68.
  89. Nikolaus Pevsner: Möglichkeiten und Aspekte des Historismus. In: Historismus und bildende Kunst. (= Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts. Band 1). München 1965, S. 13–24.
  90. Zitiert nach Stadtarchiv München: Presseamt 1019, Ludwig Hollweck: München und sein Rathaus. Manuskript, S. 23.
  91. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 154 f.
  92. Udo Arnold: Deutscher Orden 1190–2000, Ein Führer durch das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim, hrsg. v. Maike Trentin-Meyer, Baunach, 2004, S. 10.
  93. Technische Universität München, Nachlass Hauberrisser, Brief an die Eltern vom 27. März 1867.
  94. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Ebenhausen bei München 2006, S. 44 und S. 201–202.
  95. 1963 schenkte die Familie Hauberrisser einen großen Bestand von Plänen und Skizzen zu verschiedenen Projekten Hauberrissers ans Münchner Stadtmuseum. Weitere sechs Skizzenbücher der Jahre 1872–1894 gingen an das Architekturmuseum der TU München.
  96. Beeh: Zur Bedeutung des Turmes. In: Jahrbuch für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft. 6, Stuttgart 1961, S. 185 ff.
  97. Stephan W. Krieg: Das Leipziger Rathaus und andere wilhelminische Rathäuser. In: Peter Leonhardt, Thomas Nabert (Hrsg.): Arx Nova Surrexit. Die Geschichte des neuen Rathauses in Leipzig. Leipzig 1998, S. 104–105.
  98. Deutsche Bauzeitung. Jahrgang 37, Nr. 63, Berlin, 8. August 1903, S. 406.
  99. Ralph Gleis (Hrsg.): Makart, Ein Künstler regiert die Stadt. Katalog zur 373. Sonderausstellung des Wien-Museums, 9. Juni bis 16. Oktober 2011. München 2011.
  100. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Ebenhausen bei München 2006, S. 198.
  101. Hygin Kiene: geboren am 11. Januar 1863 in Holzkirchen in Oberbayern, Bezirk Miesbach; gestorben in München am 6. Januar 1928; Verheiratung mit Therese Geltl aus Markt Rohr im Jahr 1895 in der Pfarrei St. Bonifaz in München; Kiene war zunächst selbständig, dann in Hilfsdiensten angestellt und nach dem Ersten Weltkrieg arbeitslos, im Mai 1892 zog er von Holzkirchen nach München. (Daten nach Polizeimeldebogen übermittelt durch Brigitte Huber, Stadtarchiv München, Auskunft vom 19. Dezember 2013; Kiene ist auch der Schöpfer des Tilly-Denkmals in Rain am Lech. Das Denkmal auf dem Marktplatz (Rathausplatz) wurde von der Augsburger Bürgerkongregation gestiftet und am 19. Juli 1914 – zwei Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges – feierlich enthüllt.)
  102. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 906.
  103. F. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 158.
  104. Walter Krause: Die Plastik der Wiener Ringstraße, Von der Spätromantik bis zur Wende um 1900. In: Die Wiener Ringstraße, Bild einer Epoche. hrsg. v. Renate Wagner-Rieger, Band IX/3, Wiesbaden 1980, S. 100 f.
  105. Walter Krause: Die Bauskulpur der Wiener Ringstraße. In: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. Band 5, 19. Jahrhundert, hrsg. v. Gerbert Frodl, Wien 2002, S. 217.
  106. Traute Fabich-Görg: Wiener Stolz, Die Rathaus-Skulpturen und ihre Modelle im Wien-Museum. Katalog der Plastiken im Wien-Museum. Band 1, Wien u. a. 2003, S. 41–44, 169–171.
  107. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 466 / Nr. 906.
  108. B. Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. S. 64.
  109. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 13–14.
  110. Hohenzollerische Volks-Zeitung. 22. Juli 1909.
  111. Stadtarchiv Saarbrücken St. Johanner Zeitung. 21. November 1898, S. 2.
  112. Abschrift eines Artikels der Volksstimme vom 31. März 1934, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 3897, Blatt 2–3.
  113. Abschrift eines Artikels der Volksstimme vom 7. April 1934, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 3897, Blatt 4.
  114. Anfrage der Regierungskommission des Saargebietes wegen eines Glockenspiels auf dem Alten Rathaus in Saarbrücken, Saarbrücken, 29. März 1934, Abschrift StA Saarbrücken: Bestand Großstadt Nr. 3897, Blatt 1.
  115. Antwortschreiben von Oberbürgermeister Dr. Neikes auf die Anfrage der Regierungskommission Saarbrücken, 9. April 1934, Abschrift StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 3897, Blatt 6.
  116. Offerte der Wiener Turmuhrenmanufaktur Emil Schauer für das Glockenspiel am Alten Rathaus in Saarbrücken, Wien, 24. Februar 1934, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 7–8.
  117. Ergebnis einer Besprechung mit Emil Schauer zur Anfertigung und Aufstellung des Glockenspieles, Städtisches Hochbauamt Saarbrücken, 6. März 1934, Aktennotiz, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 19.
  118. Schreiben von Oberbaurat Kruspe an Emil Schauer zur Aufstellung des Glockenspiels, Der Oberbürgermeister, Saarbrücken, 9. April 1934, Entwurf StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 27.
  119. Sachstandsbericht des Städtischen Hochbauamtes an Oberbürgermeister Neikes zur Aufstellung des Glockenspiels, Städtisches Hochbauamt Saarbrücken, 21. April 1934, Entwurf, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 37.
  120. Sachstandsbericht über zollrechtliche Probleme bei der Einfuhr des Glockenspiels Städtisches Hochbauamt, Saarbrücken, 24. April 1934, Aktennotiz, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 38.
  121. Sachstandsbericht zur Lieferung des Glockenspiels, Städtisches Hochbauamt Saarbrücken, 15. Mai 1934, Entwurf, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 46.
  122. Schreiben der Spedition Anterist & Schneider zur zollrechtlichen Behandlung des Glockenspiels, Saarbrücken, 27. Juni 1934, Ausfertigung, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt, Nr. 4369, Blatt 66.
  123. Die Angaben von Oberbürgermeister Dr. Neikes gegenüber der Regierungskommission zum geplanten Glockenspiel am Rathausturm St. Johann, Saarbrücken, 18. April 1934, Abschrift StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 3897, Blatt 8.
  124. Schreiben des Oberbürgermeisters zur Inbetriebnahme des Glockenspiels und zur Liederfolge, Saarbrücken, 26. Oktober 1934, Abschrift, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 4369, Blatt 125.
  125. Gedenktafel für das Glockenspiel, Aufnahme vermutlich nach 1935, StA Saarbrücken, Lichtbildsammlung Nr. 37/53.
  126. StA Saarbrücken: Saarbrücker Zeitung. 23. Juni 1999, Seite L3, Artikel „Hoffen wir, dass kein starker Wind bläst!“
  127. StA Saarbrücken: Saarbrücker Zeitung. 25. Juni 1999, Seite L1, Artikel „19 Glocken auf halbem Weg zum Himmel“
  128. StA Saarbrücken: Saarbrücker Zeitung. 2. August 1999, Seite L3, Artikel „Kein schöner Land“ klingt es bald vom Rathausturm
  129. StA Saarbrücken: Saarbrücker Zeitung. 30. August 1999, Seite L5, Artikel „Papa, guck, da bewegt sich was!“
  130. Saarbrücker Zeitung. 24. Dezember 2013, Artikel Süßer die Glocken nie klingen.
  131. Vita. Christoph Keller, abgerufen am 18. Februar 2017.
  132. B. Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. S. 148 ff.
  133. Harald Berndt und Matthias Simmich: Schloss Cecilienhof, hrsg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Berlin, München 2014, S. 28.
  134. B. Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. S. 204–205.
  135. Mathias Baumgartner: Das Rathaus Landshut. (= Schnell Kunstführer. Nr. 2787). Regensburg 2011.
  136. Akten zum Umbau des Rathauses durch Hauberrisser befinden sich im Stadtarchiv Landshut und beim Bauaufsichtsamt Landshut.
  137. K. A. Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken. S. 308–310.
  138. Stadtarchiv Saarbrücken Neue Saarbrücker Zeitung. 24. Juni 1900, S. 2.
  139. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 466, S. 219.
  140. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 6 ff., S. 20.
  141. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 19.
  142. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 28.
  143. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 96 Rs.
  144. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 227 ff.
  145. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371, S. 252.
  146. Johannes Penzler (Hrsg.): Die Reden Kaiser Wilhelms II. Band 3: 1901 – Ende 1905. Leipzig o. J., S. 60–62.
  147. Ch. Kranz-Michaelis: Rathäuser im deutschen Kaiserreich, 1871–1918. (= Materialien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts. Band 23). 1976, S. 120 f.
  148. Theodor W. Adorno: Versuch über Wagner. München/ Zürich 1964, S. 132.
  149. Saarbrücker Zeitung. 12. Juli 1973.
  150. Karl Lohmeyer: Die Sagen der Saar von der Quelle bis zur Mündung. Saarbrücken 1951, S. 78.
  151. Zitiert nach Hanns Klein: Der Freiheitsbrief für Saarbrücken und St. Johann. In: Hans-Walter Herrmann, Hanns Klein (Hrsg.): Festschrift zur 650jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann. Historischer Verein für die Saargegend, Saarbrücken 1971, S. 141.
  152. Robert Markley: Die BLV-Rosen-Enzyklopädie. München 2005, S. 38–40.
  153. Zitiert nach Hanns Klein: Der Freiheitsbrief für Saarbrücken und St. Johann. In: Hans-Walter Herrmann, Hanns Klein (Hrsg.): Festschrift zur 650jährigen Verleihung des Freiheitsbriefes an Saarbrücken und St. Johann. Historischer Verein für die Saargegend, Saarbrücken 1971, S. 144.
  154. Hermann Lehne, Horst Kohler: Wappen des Saarlandes, Landes- und Kommunalwappen. Saarbrücken 1981, S. 30–34.
  155. Amtsblatt des Saarlandes, B. v. 20. November 1976, S. 1070.
  156. Hermann Lehne, Horst Kohler: Wappen des Saarlandes, Landes- und Kommunalwappen. Saarbrücken 1981, S. 34–35.
  157. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 371.
  158. Fr. Hellwig: Das Saarbrücker Rathaus in St. Johann an der Saar. S. 163.
  159. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 373, S. 171 Rs. 371, S. 173, S. 228.
  160. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 373, S. 102 und S. 228.
  161. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 14–17.
  162. Stadtarchiv Saarbrücken, Bestand St. Johann, Nr. 372, S. 172.
  163. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 6.
  164. Brigitte Huber: Das Neue Rathaus in München, Georg von Hauberrisser (1841–1922) und sein Hauptwerk. Dölling und Galitz, Ebenhausen bei München 2006, S. 112–113.
  165. Bericht über einen für V & B entworfenen Krug auf der Internetpräsenz der Stein Collectors, abgerufen am 2. August 2010.
  166. J. A. Schmoll, gen. Eisenwerth, Therese Thomas: Heinrich Schlitt (1849–1923). Mettlach 1990.
  167. Günter Leicher: Kaspar Kögler, Leben und Werk. Wiesbaden 1996, S. 22.
  168. Bertram Heide: Altmeisterliche Maltechnik im Wiesbadener Ratskeller, Eberhard Münch rekonstruierte die Gemälde des Wiesbadener Maler-Poeten Caspar Kögler/Illusionsmalerei aus der Versenkung gehoben. In: Wiesbadener Tagblatt. 26. Juni 1987.
  169. Marianne Fischer-Dyck, Gretel Baumgart-Buttersack: Geschichten aus dem alten Wiesbaden, Kaspar Kögler – 150 Jahre, und nicht vergessen …. In: Wiesbadener Leben. 3/1988, S. 29.
  170. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 5.
  171. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 6–7.
  172. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 7–8.
  173. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 17–18.
  174. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 8–9.
  175. 100 Jahre Rathaus St. Johann, Eine Dokumentation des Stadtarchivs zur Geschichte des Rathauses in Saarbrücken, hrsg. von der Landeshauptstadt Saarbrücken, Saarbrücken 2001, S. 112.
  176. Friedrich Hellwig: Ratskeller, Erste Bewirtung: 27. Januar 1905, Erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963, Saarbrücken 1988, S. 15–19.
  177. Friedrich Hellwig: Ratskeller, erste Bewirtung: 27. Januar 1905, erste Verpachtung: 10. April 1909, vollkommene Umgestaltung: 27. April 1963. Saarbrücken 1988, S. 10–20.
  178. Abschrift Stadtarchiv Saarbrücken: St. Johann-Saarbrücker Volkszeitung. 4. Juni 1902, S. 3.
  179. Abschrift Stadtarchiv Saarbrücken: St. Johann-Saarbrücker Volkszeitung. 5. Juni 1902, S. 2.
  180. zitiert nach einem Ausschnitt aus der Volksstimme vom 9. März 1950: Nachruf auf die Telemach-Statue, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 5427.
  181. Ausschnitt aus der Volksstimme vom 9. März 1950: Max Dreher: „Den Jungfrauen steigt die Schamesröte auf die Stirn“, Aus der Zeit als man sich ‘nackten Mann’ auf dem Rathausplatz stritt, StA Saarbrücken, Bestand Großstadt Nr. 5427.
  182. Jo Enzweiler (Hrsg.): Brunnen in Saarbrücken. Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 1995, S. 15–16.
  183. M. Albrecht-Bott: Saarbrücken – Stadtführer. S. 22.
  184. Jo Enzweiler (Hrsg.): Brunnen in Saarbrücken. Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 1995, S. 44.
  185. Ohne Autor: Saarbrücken, Gestern – Heute – Morgen. Saarbrücken 1966, S. 176–177.
  186. Jo Enzweiler (Hrsg.): Brunnen in Saarbrücken. Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 1995, S. 50.
  187. Hans-Christian Herrmann: Saarbrücken 1945-74, Stadtentwicklung zwischen Tradition und Modernität. In: Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken. Band 2: Von der Zeit des stürmischen Wachstums bist zur Gegenwart. Saarbrücken 1999, S. 422.
  188. Jo Enzweiler (Hrsg.): Brunnen in Saarbrücken. Institut für aktuelle Kunst im Saarland an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken 1995, S. 53.
  189. Dieter Gräbner: Was will sie uns sagen?: Respecta, eine Frau, die ins Gerede kam. In: Die Zeit. 9. Dezember 1994.
  190. Petra Messinger, Christa Piper: Respecta – eine Frau bewegt Saarbrücken: die Geschichte einer Skulptur, die Geschichte(n) machte  Saarbrücken 1995.
  191. Rainer Hudemann unter Mitarbeit von Marcus Hahn, Gerhild Krebs und Johannes Großmann (Hrsg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles. 3., technisch überarbeitete Auflage. Saarbrücken 2002, 2009. Publiziert als CD-ROM sowie im Internet unter www.memotransfront.uni-saarland.de.
  192. Fritz Kloevekorn: Saarbrückens Vergangenheit im Bilde. Saarbrücken 1934, S. 249.
  193. Gerhild Krebs: Kaiser Wilhelm I. in Saarbrücken (1871–1945). abgerufen am 17. Juni 2015.
  194. A. Ruppersberg: Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann von 1815 bis 1909, der Stadt Malstatt-Burbach und der vereinigten Stadt Saarbrücken bis zum Jahre 1914. S. 140–144.
  195. Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken. Band 2: Von der Zeit des stürmischen Wachstums bis zur Gegenwart. Saarbrücken 1999, Tafel 3 und S. 691.
  196. Saarbrücken: Zurück zu den Wurzeln Debeka enthüllt Gründungstafel im Rathaus St. Johann. auf: saarland-fernsehen.de, abgerufen am 12. August 2017.
  197. Hans-Walter Herrmann: 1919 – Schicksalsjahr für die Saar. In: Als der Krieg über uns gekommen war … Die Saarregion und der erste Weltkrieg, Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß. Saarbrücken 1993, S. 250–254.
  198. K. A. Schleiden: Illustrierte Geschichte der Stadt Saarbrücken. S. 481 und 491–492.
  199. Lieselotte Kugler: Saarbrücken demonstriert für Grossdeutschland, Zur Inszenierung der „Volksgemeinschaft“. In: Zehn statt tausend Jahre. Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar, 1935–1945. Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloss. Saarbrücken 1988, S. 79.
  200. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 35.
  201. Florian Brunner, Markus Philipp: Saarbrücker Spurensuche. Eine Reise zu sichtbaren Geheimnissen der Stadt. Saarbrücken 2015, S. 172–173.
  202. Doris Seck, Paul Peters: Die Stunde Null. Das Kriegsende an der Saar. Saarbrücken 1986, S. 49–50, 55.
  203. Doris Seck: Nachkriegsjahre an der Saar – Aufbruch in eine neue Zeit – Das Saarland von 1945 bis 1950. Saarbrücken 1982, S. 34–40.
  204. Paul Burgard, Ludwig Linsmayer: Der Saarstaat, Bilder einer vergangenen Welt. Saarbrücken 2005, S. 148.
  205. Von der „Stunde Null“ zum „Tag X“, Das Saarland 1945–59. Katalog zur Ausstellung des Regionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß. Saarbrücken 1990, S. 115.
  206. Städte-Ordnung für die Rheinprovinz vom 15. Mai 1856. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten. Berlin 1856, S. 406–434.
  207. Christian Engeli, Wolfgang Haus, Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): Quellen zum modernen Gemeindeverfassungsrecht in Deutschland. Stuttgart 1975, S. 399–421.
  208. I. C. Becker: 100 Jahre Rathaus St. Johann. S. 27–31.
  209. Hans-Walter Herrmann: Saarbrücken unter der NS-Herrschaft. In: Rolf Wittenbrock (Hrsg.): Geschichte der Stadt Saarbrücken. Von der Zeit des stürmischen Wachstums bis zur Gegenwart. Band 2, Saarbrücken 1999, S. 265.

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