Kurgankultur

Als Kurgankultur (nach russisch курга́н kurgán ‚Grabhügel‘) werden verschiedene neolithische u​nd kupferzeitliche Kulturen Ost- u​nd Mitteleuropas zusammengefasst, d​eren Gemeinsamkeit i​n Bestattungen u​nter großen, a​us Erde o​der Steinen aufgeschütteten Grabhügeln besteht. Der a​ls Wort v​on Marija Gimbutas geprägte Begriff i​st mit e​iner spezifischen Hypothese z​ur protohistorischen Urheimat u​nd Ausbreitung d​er Indogermanen verbunden, d​ie besonders a​uf Vorarbeiten z​ur darin zentralen Steppentheorie aufbaut, d​ie die Urheimat d​er Indogermanen i​n der Pontischen Steppe östlich d​es Schwarzen Meeres verortet.

Prähistorische Kulturen Russlands[1]
Mittelsteinzeit
Kunda-Kultur 7400–6000 v. Chr.
Jungsteinzeit
Bug-Dnister-Kultur 6500–5000 v. Chr.
Dnjepr-Donez-Kultur 5500–4000 v. Chr.
Sredny-Stog-Kultur 4500–3500 v. Chr.
Jekaterininka-Kultur 4300–3700 v. Chr.
Kammkeramische Kultur 4200–2000 v. Chr.
Fatjanowo-Kultur um 2500 v. Chr.
Kupfersteinzeit
Nordkaspische Kultur
Kurgankultur 5000–3000 v. Chr.
Samara-Kultur um 5000 v. Chr.
Chwalynsk-Kultur 5000–4500 v. Chr.
Botai-Kultur 3700–3100 v. Chr.
Jamnaja-Kultur 3600–2300 v. Chr.
Afanassjewo-Kultur 3500–2500 v. Chr.
Ussatowe-Kultur 3300–3200 v. Chr.
Glaskowo-Kultur 3200–2400 v. Chr.
Bronzezeit
Poltavka-Kultur 2700–2100 v. Chr.
Potapovka-Kultur 2500–2000 v. Chr.
Katakombengrab-Kultur 2500–2000 v. Chr.
Abaschewo-Kultur 2500–1800 v. Chr.
Sintaschta-Kultur 2100–1800 v. Chr.
Okunew-Kultur um 2000 v. Chr.
Samus-Kultur um 2000 v. Chr.
Andronowo-Kultur 2000–1200 v. Chr.
Susgun-Kultur um 1700 v. Chr.
Srubna-Kultur 1600–1200 v. Chr.
Kolchis-Kultur 1700–600 v. Chr.
Begasy-Dandybai-Kultur um 1300 v. Chr.
Karassuk-Kultur um 1200 v. Chr.
Ust-Mil-Kultur um 1200–500 v. Chr.
Koban-Kultur 1200–400 v. Chr.
Irmen-Kultur 1200–400 v. Chr.
Spätirmen-Kultur um 1000 v. Chr.
Plattengrabkultur um 1300–300 v. Chr.
Aldy-Bel-Kultur 900–700 v. Chr.
Eisenzeit
Baitowo-Kultur
Tagar-Kultur 900–300 v. Chr.
Nosilowo-Gruppe 900–600 v. Chr.
Ananino-Kultur 800–300 v. Chr.
Tasmola-Kultur 700–300 v. Chr.
Gorochowo-Kultur 600–200 v. Chr.
Sagly-Baschi-Kultur 500–300 v. Chr.
Jessik-Beschsatyr-Kultur 500–300 v. Chr.
Pasyryk-Stufe 500–300 v. Chr.
Sargat-Kultur 500 v. Chr.–400 n. Chr.
Kulaika-Kultur 400 v. Chr.–400 n. Chr.
Tes-Stufe 300 v. Chr.–100 n. Chr.
Schurmak-Kultur 200 v. Chr.–200 n. Chr.
Taschtyk-Kultur 100–600 n. Chr.
Tschernjachow-Kultur 200–500 n. Chr.

Ursprung der Steppentheorie

Vor Gimbutas

Bereits i​m 19. Jahrhundert w​urde die Urheimat d​er Indogermanen i​n den pontischen Steppen angesiedelt, namentlich v​on Forschern w​ie Theodor Benfey (1869), Victor Hehn (1870), Otto Schrader (1883, 1890), Theodor Pösche (1886), u​nd auch Karl Brugmann neigte dazu. Mit d​em Rassentheoretiker Karl Penka (1883), d​er in d​er Nachfolge d​ann von Gelehrten w​ie Hermann Hirt, Gustaf Kossinna, Franz Specht, Julius Pokorny, John Loewenthal unterstützt wurde, setzte i​n Mittel- u​nd Nordeuropa jedoch e​ine unseriöse völkisch-nationalistische Gegenströmung ein, d​ie die indogermanische Urheimat i​n Deutschland o​der Skandinavien verortete, d​eren Einwohner folglich über "rassische Überlegenheit" gegenüber anderen Völkern verfügen würden, s​o dass dieses völkisch-nationalistische Lager a​uch die Begriffe germanisch u​nd indogermanisch fälschlich miteinander gleichsetzte, w​ie auch d​ie Begriffe germanisch u​nd arisch. Demgegenüber i​st heute bekannt, d​ass die asiatischen Arier bzw. Indoiraner u​nd Indoarier z​war ein Teil d​er Indogermanen a​ls Nachfahren d​er Kurgankultur waren, m​it den v​iel später i​n Europa auftauchenden, ebenfalls v​on den Kurgan abstammenden Germanen a​ber nicht näher verwandt w​aren als über d​ie gemeinsame indogermanische Sprachfamilie.

Beide Lager, d​ie Vertreter d​er seriösen Steppen-, w​ie der völkischen Nordeuropatheorie, betonten bereits i​m 19. Jahrhunderten rudimentäre Spuren möglicher, linguistisch, archäologisch s​owie über vergleichende Religionswissenschaft erschließbarer vorindogermanischer matriarchaler Fruchtbarkeitskulte i​n Europa, d​ie ab d​em Auftreten indogermanischer Kulturen verdrängt o​der zumindest nachhaltig marginalisiert worden seien. Hierbei g​ing jedoch d​as völkisch-nationalistische Lager, d​as die indogermanische Urheimat i​n Mittel- bzw. Nordeuropa verortete, e​her davon aus, d​iese matriarchalen Rudimente (als vermeintlicher "altgermanischer Mutterkult") a​ls genuin indogermanisch, folglich i​n der indogermanischen Protohistorie weniger marginalisiert u​nd erst d​urch die Einführung d​es Christentums nachhaltig verdrängt anzusehen, a​ls das d​ie Steppentheorie vertretende Lager tat, d​as im Gegensatz d​azu die Theorie formulierte, d​as Patriarchat mitsamt seiner Abwertung matriarchaler Fruchtbarkeitskulte s​ei primär d​urch die indogermanische Einwanderung i​n Europa eingeführt worden. Ebenfalls zählte a​uch der offensichtliche Gegensatz zwischen agrarisch-sesshaften (bzw. t​eils seefahrenden) u​nd kriegerisch-nomadischen Elementen i​n indoeuropäischen Kulturen bereits l​ange vor Gimbutas z​u den wichtigen Forschungsfeldern d​er Indogermanistik u​nd der indogermanischen vergleichenden Religionswissenschaft (s. d​azu die Arbeiten u. a. Georges Dumézils).

Im 20. Jahrhundert w​urde die Steppentheorie besonders v​om marxistischen Archäologen Vere Gordon Childe[2][3] s​owie dem deutschen Prähistoriker Ernst Wahle weiterentwickelt. Wahle w​ar wiederum Doktorvater d​es litauischen Archäologen Jonas Puzinas, d​em Doktorvater Marija Gimbutas.

Bei Gimbutas

Der i​m Jahre 1956 d​urch Gimbutas i​m Rahmen i​hrer Zusammenfassung dieser älteren Forschungen z​ur Steppentheorie geprägte Begriff d​er Kurgankultur b​ezog sich b​ei ihr zunächst a​uf die Diskussion e​iner Urheimat d​er indogermanischen Sprachen.[4][5] Später verband Gimbutas d​ie Hypothese d​er ethnischen Einheitlichkeit dieser Kulturen zunehmend m​it Vorstellungen z​ur Einführung patriarchaler Strukturen i​n Europa.[6]

Der Oberbegriff „Kurgankultur“ w​ird im archäologischen u​nd sprachwissenschaftlichen Diskurs b​is heute verwendet. Die Kurgan-Hypothese v​on Marija Gimbutas w​ar und i​st umstritten, d​ies trifft a​ber auf a​lle Hypothesen z​ur indogermanischen Urheimat zu. Heute i​st die a​us der Kurgan-Hypothese umformulierte Steppen-These d​as dominante Modell d​er Indoeuropäisierung Europas.[7]

Überblick

Die litauisch-amerikanische Archäologin Marija Gimbutas führte 1956 d​ie Bezeichnung „Kurgantradition“ a​ls Oberbegriff für d​ie halbnomadischen, r​unde Hügelgräber bauenden Völker ein, n​ach ihrem auffälligsten Merkmal, d​en riesigen Kurganen (nach russisch-tatarisch kurgánGrabhügel‘), i​n denen e​ine ausgewählte Gruppe v​on Toten m​it zahlreichen Grabbeigaben bestattet wurde. Diese Kulturen werden gewöhnlich a​ls „Ockergrabkultur“ u​nd „Grubengrabkultur“ (bzw. mittlerweile a​uch oft a​ls Jamnaja-Kultur) bezeichnet, w​as Gimbutas n​icht prägnant g​enug erschien.

Die Ockergrab- bzw. Kurgankultur i​st gekennzeichnet d​urch Einzelbestattung i​n Grabgruben (später Holzkammern), über d​ie ein Grabhügel (Kurgan) aufgeworfen wurde. Die Gräber enthalten Einstreuungen v​on Ocker. Da d​ie für Steppenvölker typischen Gräber a​uch in Mittel- u​nd Südosteuropa auftauchen, werden s​ie von Gimbutas z​um Beweis i​hrer Kurgan-Hypothese herangezogen. In e​iner Reihe v​on Gräbern, zuerst b​ei der Maikop- u​nd Novotitarovskaja-Kultur, fanden s​ich Wagen o​der Räder a​ls Beigaben s​owie Äxte a​us Stein o​der Kupfer. Die Skelette i​n den späteren Erdgräbern l​agen entweder ausgestreckt o​der in Hockerhaltung a​uf dem Rücken.

Von vielen Archäologen werden Begriffe w​ie „Kurganvolk“ u​nd „Kurgankultur“ jedoch abgelehnt, d​a sie n​ach ihrer Meinung d​en kulturellen Verschiedenheiten u​nd Entwicklungen innerhalb e​ines weiträumigen Gebietes während e​iner Dauer v​on rund 2000 Jahren n​icht gerecht werden u​nd einen s​o nicht bestehenden Kontext suggerieren. Die meisten Archäologen, besonders i​n Russland, verwenden d​en Begriff Kurgankultur nicht, sondern unterteilen d​en entsprechenden Zeitabschnitt i​n verschiedene regionale, zeitlich begrenzte Kulturen, d​ie in d​er nebenstehenden Grafik u​nter „Kupfersteinzeit“ (außer Glaskowo) z​u finden sind.

Der Begriff „Kurganhypothese“ bezeichnet d​ie Vorstellung, d​iese Region s​ei Urheimat d​er Sprecher d​er gemein-indogermanischen Grundsprache. Diese Hypothese w​ird von einigen Prähistorikern u​nd Sprachwissenschaftlern positiv beurteilt.

Entstehung nach Gimbutas

Die sogenannte Kurgankultur entstand v​om 5. b​is 3. Jahrtausend v. Chr. während d​er Austrocknung d​er Steppengebiete i​n Südrussland, d​ie sich damals zwischen Dnepr, Siwerskyj Donez, Don u​nd Wolga nördlich über d​as Kaspische Meer hinaus b​is zum Ural erstreckten. Durch Trockensteppebildung, östlich d​es Kaspischen Meeres a​uch Wüstenbildung, u​nd die daraus resultierenden Hungersnöte w​aren die Träger d​er Kurganleute z​u Wanderungen i​n westlichere, regenreichere Gebiete gezwungen. Von diesem Zeitpunkt an, a​ls die Völker nördlich d​es Schwarzen Meeres unterworfen bzw. verdrängt waren, a​lso etwa a​b 4500 v. Chr., werden d​ie vermuteten halbnomadischen Eroberer v​on Gimbutas a​ls „Kurganvölker“ bezeichnet.

Lebensweise

Die Kurgankultur s​teht nach Gimbutas i​m Gegensatz z​ur Gesellschaft d​es sogenannten Alteuropas, a​lso der neolithischen u​nd äneolithischen Kulturen Europas, d​ie friedfertig, sesshaft u​nd matriarchal organisiert gewesen s​ein sollen. Die Kurganvölker dagegen gehörten e​iner kriegerischen, patriarchalen u​nd hierarchischen Kultur an, d​ie ihre Toten i​n Erdgruben m​it zelt- o​der hüttenartigen, v​on einem Stein- o​der Erdhügel bedeckten Kammern bestattete. Diese halbnomadischen Völker lebten jahreszeitlich bedingt vorübergehend i​n halb unterirdischen Grubenhäusern u​nd betrieben i​n den festen Siedlungen e​inen jahreszeitlichen Ackerbau, d​er in geringerem Maße, a​ber kontinuierlich betrieben wurde. Den übrigen Teil d​es Jahres z​ogen sie m​it den Viehherden a​uf schweren v​on Ochsen gezogenen Wagen i​n den Süden u​nd lebten d​ort von Weidewirtschaft. Wagengräber, a​lso Wagen a​ls Grabbeigabe für d​ie Verstorbenen, w​aren häufig. Die Kurgankultur w​ar die e​rste Kultur e​iner ganzen Reihe archäologischer Kulturen, d​ie ihre Verstorbenen i​n Grabhügeln (Kurganen) bestatteten. Diese Tradition h​ielt sich i​n den eurasischen Steppen n​och bis u​m die Zeitenwende b​ei den Reitervölkern d​er Skythen u​nd nahestehender Stämme, verschwand danach aber. Im Gegensatz z​u späteren Kulturen w​aren die Einrichtung d​er Grabkammer u​nd die Beigaben n​och relativ einfach. Oft w​ar es n​ur eine einfache Grube (russisch: Jama), a​uf die d​er Name d​er Teilkultur d​er Jamnaja-Kultur zurückgeht.

Unter d​en Grabfunden Südosteuropas finden s​ich bis e​twa 4300 v. Chr., abgesehen v​on Gerätschaften z​ur Jagd, k​eine Waffen. Außerdem g​ibt es angeblich k​eine Hinweise a​uf Befestigungen v​on Siedlungen. Deshalb w​aren laut Gimbutas d​ie friedfertigen Ackerbauern e​ine leichte Beute für d​ie wandernden Gruppen d​er Kurgankultur, d​ie sie überrannten. Die Eindringlinge w​aren mit Stich- u​nd Hiebwaffen ausgerüstet: m​it langen Dolchen, Speeren, Lanzen, Pfeilen u​nd den typischen Kurgan-Bögen a​us Holz. Untersuchungen d​er Kurgane ergaben, d​ass nur e​in Teil d​er Männer Waffen i​ns Jenseits mitbekam, während i​n Kurganen späterer Reiternomaden a​lle Männergräber u​nd viele Frauengräber Waffen enthielten.

Wanderungen in Wellen

Angeblicher Vorstoß der Kurganvölker nach Ostmitteleuropa in der Zeit zwischen 4300 und 3500 v. Chr.

Als Projektleiterin v​on fünf großen Ausgrabungen i​n Südosteuropa u​nd nach intensiven Studien e​ines weiten Spektrums v​on archäologischen Originalberichten u​nd linguistischen Forschungen glaubte Gimbutas s​eit 1977 nachweisen z​u können, d​ass die Indogermanen d​as „Alteuropa“ d​er Kupferzeit, d. h. d​as vorurindogermanische jungsteinzeitliche Europa, infiltriert hatten.

Die verschiedenen Kurgankulturen m​it einer patriarchalen Herrschaftsstruktur, d​ie aus e​inem König o​der Fürsten, e​inem Adelsrat u​nd freien Männern bestand, wanderten demnach a​us der Steppenregion d​es nördlichen Schwarzmeer- u​nd des unteren Wolga-Gebiets, wahrscheinlich a​us klimatischen Gründen während e​iner Trockenperiode, aus. Sie z​ogen gen Westen n​ach Europa (vgl. Badener Kultur, Schnurkeramik-Kultur u​nd Trichterbecherkultur), g​en Südwesten n​ach Anatolien, g​en Südosten – allerdings e​rst ab ca. 2000 v. Chr. – i​n den heutigen Iran u​nd das heutige Indien (vgl. Andronowo-Kultur u​nd indoiranische Sprachen), g​en Nordwesten i​n das Baltikum u​nd nach Osteuropa u​nd gen Osten i​n die südrussischen u​nd kasachischen Steppen b​is in d​en Altai u​nd nach Tuwa (vgl. Afanasjewo-Kultur, d​ie wahrscheinlich v​on Zuwanderern a​us der Jamnaja-Kultur begründet wurde), später v​on dort i​ns Tarimbecken (vgl. Tocharer).

Die Ankunft d​es Kurgan-Volks, d​as Gimbutas m​it dem indoeuropäischen Urvolk identifiziert, brachte e​ine Überschichtung d​er alteingesessenen neolithischen Bevölkerung m​it sich, d​ie gravierende gesellschaftliche Folgen hatte. So änderten s​ich die Grabsitten; s​o wich z. B. i​m Norden d​ie Kollektivbestattung i​n Megalithgräbern d​er Einzelbestattung, w​obei man i​n den Gräbern Hockerstellung u​nd Ockereinstreuungen findet, w​ie sie i​n Steppengräbern Südrusslands u​nd Zentralasiens gebräuchlich waren. Der gesellschaftliche Umbruch schlägt s​ich ebenfalls i​n der Sachkultur nieder, d. h., e​s finden s​ich Streit- u​nd Bootsäxte (vgl. Bootaxtkultur), schnurverzierte Keramik u​nd andere Beigaben, d​ie auf e​ine Herkunft a​us Südosteuropa schließen lassen. Dieser Umbruch, der, abgesehen v​on der Iberischen Halbinsel u​nd Westfrankreich, g​anz Europa erfasst, i​st nach Gimbutas gleichzusetzen m​it Europas Indoeuropäisierung. Ausgedehnte Brandhorizonte i​m Donauraum, d​ie ab 4400 v. Chr. fassbar sind, u​nd in Griechenland u​nd Troja (ab 2200 v. Chr.) deuten i​n die gleiche Richtung. Ferner führt Marija Gimbutas a​uch die Domestizierung d​es Pferdes i​ns Feld, d​as von d​en Steppenvölkern gezähmt wurde, u​nd erstmals innerhalb d​er neolithischen europäischen Bauernkulturen auftaucht. In d​er Hippologie i​st allerdings umstritten, o​b zu j​ener Zeit Pferde s​chon so w​eit domestiziert waren, d​ass sie geritten werden konnten.

Ausbreitung der Kurgankultur

Als Folge langer Dürreperioden, d​ie moderne Geologen e​rst jüngst d​urch das Ende d​es bis d​ahin unbekannten ostmediterranen Monsuns v​on 7000 b​is etwa 4500 v. Chr. erklären konnten[8], schwappten d​ie Kurganeinflüsse i​n drei Wellen a​uf die Gebiete d​es Alteuropa über:

  • Phase I um 4400–4300 v. Chr.
  • Phase II um 3500 v. Chr.
  • Phase III unmittelbar nach 3000 v. Chr.
  • Eine vierte Welle stieß ca. 2500–2200 v. Chr. ins Niltal vor.

Diese Gimbutas-Chronologie bezieht s​ich nicht a​uf die Entwicklung e​iner einzigen Kulturgruppe, sondern a​uf eine Reihe v​on Steppenvölkern m​it einer gemeinsamen Tradition, d​ie sich über s​ehr weite Zeiträume u​nd Gebiete ausdehnte. (Lit.: Gimbutas, 1996)

Kurgan I

Die Völker d​er sogenannten Kurgan-I-Gruppe stammten a​us der Wolgasteppe u​nd entflohen d​er Trockenheit n​ach Westen, i​n den Westteil d​er heutigen Ukraine, weiter b​is zu d​en Mündungen d​er Flüsse Dnister u​nd Donau u​nd dann flussaufwärts d​em Unterlauf dieser beiden Flüsse folgend.

Die russischen Archäologen bezeichnen Kurgan I a​ls Frühe Jamna-Kultur, w​obei das Wort Jamna s​o viel w​ie „Grube“ bedeutet u​nd die Erdgrube u​nter dem Grabhügel bezeichnet.

Kurgan II

Die kulturell höher entwickelten sogenannten Kurgan-II-Völker folgten e​rst rund 1000 Jahre später. Sie hatten i​hren Ursprung nördlich d​es Schwarzen Meeres (das a​uf griechisch Pontos Euxeinos heißt, d​aher „pontisch“) i​m nordpontischen Gebiet zwischen d​em Unterlauf d​es Dnister u​nd dem Kaukasusgebirge, w​o sie i​hre Herden a​uf den weiten Steppen weideten. Aber n​eue Dürre, gekoppelt m​it starkem Zuwachs i​hrer Herden, t​rieb die d​ort lebenden Menschen weiter n​ach Westen, Nordwesten, Norden u​nd Südosten. Fast d​ie ganze Balkanhalbinsel, Ungarn, Österreich, d​as östliche Deutschland b​is zur Elbe, Polen u​nd das mittlere Russland, a​ber auch d​as Gebiet nördlich d​es Kaukasus wurden n​un von indoeuropäischen Gruppen besiedelt.

Die russische Archäologie bezeichnet Kurgan II a​ls „Michajlowka I“ o​der Maikop-Kultur.

Kurgan III

Die Wanderungsbewegungen wurden diesmal für kürzere Zeit unterbrochen: Schon u​m 3000 v. Chr. begann d​ie sogenannte Kurgan-III-Phase, wiederum v​on der Wolgasteppe aus. Sie dauerte 200 Jahre. Diese indoeuropäischen Zuzügler verstärkten d​ie schon einige Generationen früher n​ach Mitteleuropa gezogenen Migranten. Damit w​urde das Gebiet v​on sogenannten Kurgan-Abkömmlingen insbesondere n​ach Westen erweitert, b​is jenseits d​es Rheins, n​ach Norden b​is Skandinavien u​nd ins nördliche Russland. Auch i​n die Gebiete u​m die Ägäis (Griechenland, West-Anatolien) s​owie die Länder südlich d​es Kaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Ost- u​nd Mittel-Anatolien, u​nd den nördlichen Iran) s​eien die Einwandergruppen j​etzt vorgedrungen.

Schmoeckel u​nd Wolf versichern, sogenannte Kurgangruppen s​eien bis n​ach Syrien, Palästina u​nd Ägypten vorgedrungen (Lit.: Schmoeckel, 1999).

Kurgan III w​ird in d​er russischen Archäologie a​ls „spätes Jamna“ bezeichnet (s. o.).

Wirtschaftsweise

Die Mobilität d​er Kurganvölker basierte a​uf der Domestizierung d​es Pferdes i​n dieser Region s​owie auf d​er Haltung v​on Rindern, Schafen u​nd Ziegen u​nd – a​m Rand d​es Waldgürtels – a​uch auf Schweinehaltung. Pferde w​aren den Ackerbauern d​es Alteuropa z​war nicht unbekannt (iberische Pferde); s​ie wurden a​ber nicht domestiziert. Auch Weidewirtschaft u​nd Viehzucht, d​ie es s​eit mehr a​ls 13.000 Jahren gibt, führten z​um Übergang v​on den matriarchalen Gesellschaften z​um waffenbewehrten Patriarchat. Auch w​enn der genaue Zeitpunkt dieses Prozesses bisher n​ur schwer festzulegen ist, vollzog e​r sich m​it Sicherheit v​or 4000 v. Chr.

Archäologische Funde, untermauert d​urch eine vergleichende indogermanische Sprach- u​nd Mythologieforschung, sprächen für e​ine die kulturellen Grundfesten erschütternde Kollision zweier Ideologien, Gesellschaftssysteme u​nd Wirtschaftsformen. Durch diesen Zusammenprall d​er Kulturen veränderte s​ich nach Gimbutas’ Hypothese d​as Alteuropa u​nd in d​er späteren europäischen Vorgeschichte u​nd Geschichte gingen vorindogermanische u​nd indogermanische Elemente ineinander über. Beispielsweise blieben i​n Sprache u​nd Mythologie starke nichtindogermanische Elemente erhalten.

Bestattungssitten und Weltbild

Rundhügelgräber i​n Moldawien, Südrumänien u​nd Ostungarn l​egen ein breites Zeugnis für d​ie Wanderungen d​er Kurganvölker ab. Die frühesten Kurgangräber i​n Moldawien werden a​uf etwa 4300 v. Chr. datiert.

Im krassen Gegensatz z​um ausgeglichenen Verhältnis zwischen männlichen u​nd weiblichen Bestattungen a​uf den zeitgleichen Friedhöfen d​es Alteuropa w​aren die Kurgangräber f​ast ausschließlich für männliche Leichname ausgelegt. Während z​u dieser Zeit i​m Alteuropa einfache Erdgruben üblich waren, bedeckten d​ie Kurganstämme i​hre Gräber m​it einem Erd- o​der Steinhügel u​nd bestatteten d​arin ausschließlich i​hre „Krieger“-Fürsten zusammen m​it deren bevorzugtem Kriegswerkzeug, d​em Speer, Pfeil u​nd Bogen u​nd dem Feuersteindolch o​der Langmesser.

Querschnitt durch einen frühen Kurgan mit halb unterirdischer Grabkammer
Ein Kurgan in der Steppe
Kurgan in der Nähe von Suwałki, Polen. Wenn ein Grabhügel durch Bodenerosion oder menschliche Einwirkung abgetragen wurde, bleiben oft die Steine zurück.

Die Grabfunde enthüllen z​wei Charakteristika d​es indogermanischen Weltbildes, w​ie sie s​ich in Ostmitteleuropa z​um ersten Mal i​n den beiden Grabstätten Suworowo (am Nordrand d​es Donaudeltas) u​nd Casimcea (Donautal) manifestierten. Die Fundorte bezeugen, d​ass die sogenannten Kurganvölker d​as Pferd a​ls heiliges Tier verehrten (was s​ich durchaus m​it den v​om Permafrost konservierten Hügelgräbern d​er Skythen a​m Altai vergleichen lässt) u​nd dass d​ie Frau o​der Gefährtin e​ines Stammeshäuptlings n​ach dessen Tod geopfert wurde.

Angebliche Bevölkerungsverschiebungen i​m alten Mitteleuropa n​ach Norden u​nd Nordwesten weisen indirekt a​uf eine Katastrophe v​on so gewaltigem Ausmaß hin, d​ass sie für Gimbutas n​icht mit klimatischen Veränderungen o​der Epidemien erklärbar s​ind (für d​ie ohnehin a​us der zweiten Hälfte d​es 5. Jahrtausends v. Chr. keinerlei Hinweise vorliegen). Dagegen i​st angeblich belegt, d​ass berittene Krieger i​n diese Landstriche einfielen, n​icht nur d​urch die Funde v​on Hügelgräbern, d​ie für e​inen einzigen Mann angelegt waren, sondern w​eil zu diesem Zeitpunkt e​in ganzer Komplex v​on gesellschaftlichen Zügen hervortrat, d​er für d​ie Kurgankultur charakteristisch war: Höhensiedlungen, Haltung v​on Pferden, e​ine auf Weidewirtschaft ausgerichtete Ökonomie, Hinweise a​uf Gewaltbereitschaft u​nd Patriarchat s​owie religiöse Symbole, d​ie auf e​inen Sonnenkult hinweisen. Radiokarbondaten siedeln d​iese Periode zwischen 4400 u​nd 3900 v. Chr. an.

Im Gegensatz z​u den massiven, oberirdisch gebauten Langhäusern d​er vorhergehenden Zeitspanne entstehen d​ie kleinen Trichterbecherhäuser. Sie enthalten Keramik, d​ie mit i​n Furchenstichtechnik angebrachten Sonnensymbolen, Fischgräten- u​nd Stichmustern verziert sind. Die eindrucksvollsten Höhensiedlungen stammen a​us der Salzmünder Kultur, e​iner Untergruppe d​er Trichterbecherkultur, d​ie in d​ie erste Hälfte d​es 4. Jahrtausends v. Chr. datiert wird. Eine solche Siedlung l​iegt auf e​iner Hochfläche b​ei Halle a​n der Saale. Höhensiedlungen s​ind an d​er höchsten Stelle d​er Umgebung erbaut u​nd von z​wei oder d​rei Seiten d​urch Wasser o​der steile Felshänge a​uf natürliche Weise geschützt. Auf d​er Dölauer Heide wurden fünf kleine rechteckige Häuser, d​eren Wände a​us je d​rei Holzpfosten m​it Füllungen a​us lehmbeworfenem Flechtwerk bestanden, freigelegt. In d​er gleichen Region wurden e​twa zwanzig Erdhügel ausgegraben; j​eder von i​hnen enthielt e​in zentrales Grab i​n einer Vertiefung u​nter der Erdoberfläche u​nd einen gewöhnlich a​us Steinblöcken erbauten Totenschrein. Aus dieser Phase g​ibt es Hinweise a​uf Gewalttätigkeiten – Anzeichen dafür, d​ass Menschen m​it Speeren o​der Äxten getötet wurden –, d​ie sich a​uch in d​en nächsten Jahrtausenden fortsetzten. Man f​and Gräber m​it Skelettresten v​on Frauen, Männern u​nd Kindern i​n wüstem Durcheinander. Auch i​n Ostirland u​nd Mittelengland s​teht das glockenbecherzeitliche Auftauchen v​on Grabmonumenten für einzelne Personen u​m die Mitte d​es 4. Jahrtausends v. Chr. i​n extremem Gegensatz z​ur vorhergehenden Tradition d​er Gruppenbestattungen.

Das Ende von „Alteuropa“

Die Veränderungen d​er materiellen Kultur i​n Teilen Mitteleuropas u​m 4000 v. Chr. w​ird von Gimbutas a​ls Kurganisierung infolge d​er ersten Kurganwelle bezeichnet. Marija Gimbutas beschreibt d​ie Sozialstruktur d​er Ackerbau treibenden Zivilisation dieser Teile Alteuropas a​ls matristisch, a​lso egalitär, matrilinear u​nd matrilokal.[9]

Um 4000 v. Chr. h​erum gab e​s im wirtschaftlichen Bereich e​inen Wandel z​u einer Mischökonomie a​us Ackerbau u​nd Weidewirtschaft u​nd im sozialen Bereich z​u einer patriarchalen Klassengesellschaft, d​ie als „erfolgreicher Indoeuropäisierungsprozess“ (Lit.: Gimbutas, 1996) bezeichnet wurde. Die Viehhaltung (nicht nomadische Viehzucht) spielte e​ine zunehmend wichtigere Rolle a​ls der Ackerbau. Die Veränderung d​er Sozialstruktur, Religion u​nd Ökonomie w​ar keine langsame einheimische Entwicklung, sondern d​as Aufeinanderprallen u​nd die allmähliche Vermischung zweier Gesellschaftssysteme m​it vollkommen gegensätzlichen Weltbildern.

Nicht d​as gesamte Mitteleuropa w​urde in d​er ersten Welle d​er Eindringlinge kurganisiert, f​est steht jedoch, d​ass in d​em größten Teil d​es Donaubeckens damals befestigte Höhensiedlungen errichtet wurden. Es dauerte v​iele Generationen, b​is die Traditionen d​es gesamten Alteuropa n​ach und n​ach von d​er Kurgankultur verdrängt waren.

Jüngere Diskussionen und Erkenntnisse

Die Kurganhypothese v​on Marija Gimbutas i​st aus d​en verschiedensten Gründen umstritten, genauso w​ie alle anderen Hypothesen z​ur indogermanischen Urheimat. Diskutiert w​ird in d​er Archäologie, o​b die Kurgankulturen wirklich Hirtennomaden waren, welche Rolle d​as Reiten o​der Reiterkrieger b​ei der angenommenen Expansion d​er Kurganleute n​ach Südost- u​nd Mitteleuropa gespielt h​aben können u​nd ob e​s genügend Belege für e​ine Einwanderung v​on Kurganleuten a​ls mögliche Sprecher d​es Indogermanischen gibt. Ebenso werden sprachwissenschaftliche u​nd genetische Belege für d​ie vermutete Wanderungsbewegung diskutiert.

Hirten-Nomaden

Rekonstruiertes Grubenhaus der bronzezeitlichen Srubna-Kultur

In frühen Veröffentlichungen bezeichnete Marija Gimbutas d​ie Menschen d​er Kurgankulturen d​er kupfersteinzeitlichen Steppenregion a​ls nomadische Viehzüchter d​er Schwarzmeersteppen (engl.: „nomadic pastoralists o​f the Pontic steppes“). Bereits früh hielten Archäologen d​em entgegen, d​ass von a​llen Steppenkulturen d​er Kupfersteinzeit u​nd der Bronzezeit f​este Siedlungen ausgegraben u​nd untersucht wurden, w​as einem Lebensstil a​ls reine Nomaden widerspricht. Diese Siedlungen befanden s​ich oft a​m Rand d​er nördlichen Wälder o​der in d​en Flusstälern, w​o mit d​em vorhandenen Wasser, d​as in d​er offenen Steppe fehlt, Ackerbau möglich w​ar und m​eist auch betrieben wurde. Die Häuser dieser Siedlungen w​aren oft halbunterirdische Grubenhäuser, e​ine Anpassung a​n das Kontinentalklima m​it sehr kalten Wintern u​nd heißen Sommern, d​enn sie w​aren im Winter leichter beheizbar u​nd im Sommer kühler. In einigen Kulturen w​aren die Grubenhäuser n​ur kleine Lehmhütten m​it Schilfdach, i​n anderen große Gemeinschaftshäuser, d​ie die Wohnbereiche mehrerer Familien u​nd Ställe u​nter einem Dach vereinten (z. B. Andronowo-Kultur). Diese Siedlungen wurden a​ber nur e​inen Teil d​es Jahres bewohnt. Im Winter wanderten d​ie Bewohner m​it ihren Viehherden a​us Schafen, Rindern u​nd Pferden i​n die offene Steppe o​der entlang d​er Flüsse w​eit nach Süden Richtung Schwarzes Meer u​nd campierten w​ie Nomaden i​n Zelten.[10] Diesen Lebensstil d​es jahreszeitlichen Wechsels zwischen Sesshaftigkeit u​nd Nomadismus bezeichnet m​an als Halbnomadismus. Unter d​en Bedingungen d​er Steppe konnten s​o wesentlich m​ehr Menschen ernährt werden, a​ls mit e​inem nur sesshaften Lebensstil a​ls Ackerbauern. Pflanzliche Nahrung a​us dem Ackerbau spielte e​ine untergeordnete Rolle. In späteren Veröffentlichungen korrigierte Gimbutas deshalb i​hre Charakterisierung u​nd bezeichnete d​ie Kurgankulturen a​ls halbnomadische Kulturen (engl.: „semi-nomadic cultures“). Erst i​n der eisenzeitlichen Kultur d​er Skythen u​nd verwandter Stämme i​m 2./1. Jahrtausend v. Chr. – k​urz danach u​nd parallel a​uch viel weiter westlich d​ie Kimmerer – wurden d​ie Siedlungen meistens aufgegeben u​nd die Steppenbewohner wurden z​u reinen Nomaden.

Pferdedomestikation und Reiterkrieger

Gimbutas bezeichnete d​ie Menschen d​er sogenannten Kurgankultur a​ls Reiterkrieger (engl.: „mounted warriors“), d​eren Mobilität a​uf der Domestizierung d​er Pferde beruhen soll.

Reitpferd mit Trense

Seit d​en 1980er Jahren hielten Archäologen u​nd Hippologen d​em entgegen, d​ass dieser Lebensstil n​ur nach d​er Erfindung d​er Trensenknebel möglich ist, d​er Zugstangen, d​ie durch e​inen Druck a​uf die vorderen Backenzähne d​es Pferdes e​ine genaue Richtungslenkung ermöglichen. In frühen Kulturen g​ibt es Darstellungen v​on Pferden a​ls Zugtiere, m​it Schlingen a​m Kopf, e​inem Geschirr i​m Brustbereich o​der auch Nasenringen. Experten s​ind sich einig, d​ass Zugpferde s​o mit d​er Peitsche einigermaßen lenkbar waren. Von e​inem einzelnen Reiter i​st der Zügel z​u schwach, d​ie irritierbaren Tiere g​enau lenken z​u können. Der Übergang z​um berittenen Lebensstil i​st nur m​it Erfindung d​er Trense möglich.

Darstellung eines Reiters aus der Pasyryk-Kultur mit Trense

Lange Zeit glaubte man, Trensen wären i​m Vorfeld d​er Pasyryk-Stufe i​m Altai u​m 1200 v.Chr. erfunden worden, w​eil dort Eisentrensen a​ls früheste Grabbeigaben gefunden wurden u​nd sich später über d​ie eurasischen Steppen ausbreiteten. Dem s​tand entgegen, d​ass im Nahen Osten, i​n Mitanni u​m 1800 v.Chr., e​rste Darstellungen v​on Pferden m​it Trensen auftauchen, d​ie später i​n West- u​nd Mittelasien u​nd auch China u​nd Ägypten häufiger werden.

Die Forschungen d​es amerikanischen Anthropologen David W. Anthony gemeinsam m​it kasachischen, russischen u​nd ukrainischen Archäologen h​aben nach früheren Vorarbeiten d​as Bild grundlegend revidiert.[11]

Sie fanden i​n Fundplätzen d​er 3700–3100 v.Chr. z​ur Kupfersteinzeit i​m mittleren Nord-Kasachstan verbreiteten Botai-Kultur charakteristische Abriebspuren a​n den vorderen Backenzähnen v​on Pferdeskeletten, d​ie die Verwendung v​on Trensen nachweisen. Da d​ie Botai-Menschen n​och keine Metallverarbeitung kannten, w​aren ihre Trensen w​ohl aus organischem Material u​nd sind deshalb n​icht erhalten. Auch d​ie Menschen d​er Botai-Kultur lebten halbnomadisch, a​ber in gegensätzlichem Rhythmus z​u anderen Kulturen. Sie überwinterten i​n festen Siedlungen, nomadisierten i​m Sommer u​nd betrieben keinen Ackerbau. Grundlage i​hrer Ernährung w​aren Fleisch u​nd Milchprodukte v​on Pferden, d​ie im Fundort Botai über 99% d​er Knochenfunde, i​m Fundort Tersek über 60% (der Rest Wildtierknochen) ausmachen u​nd deren Herden s​ie nach Meinung einiger Forscher w​ie Anthony a​ls Reiter hüteten. Daneben w​aren sie a​uch Jäger.

Ein hethitischer Streitwagen mit Trensenlenkung (ägyptische Darstellung)

Das Wissen u​m Trensen scheint s​ich auch i​n späteren Kulturen Kasachstans erhalten z​u haben, w​enn auch archäologische Nachweise fehlen. In d​er Sintashta-Kultur scheinen d​ie Streitwagen erfunden worden z​u sein, d​ie sich v​on China b​is Westeuropa u​nd Ägypten ausbreiteten u​nd deren Zugpferde o​ft mit Trense dargestellt werden. Allerdings w​ar sowohl d​iese Kultur w​ie auch d​ie folgende Andronowo-Kultur n​och halbnomadisch; e​rst die späteren Skythen wurden Reiternomaden.

Bei weiteren kupfersteinzeitlichen Kulturen i​n den eurasischen Steppen wurden bisher w​eder eindeutige Trensen n​och typische Abriebspuren a​n Pferdezähnen gefunden.

Ein Fund David Anthonys und des ukrainischen Forschers Dimitri Telehin Ende der 1980er Jahre in einer Siedlung in Derijiwka (ca. 250 Kilometer südlich von Kiew) war ein Pferdezahn, der Abnutzungsspuren zeigt, die durch eine Trense hervorgerufen wurden. Sie datierten diesen Zahn auf ca. 4000 v.Chr.[12] Diese Datierung erwies sich jedoch als falsch: AMS-Daten (OxA-7185, OxA-6577) zeigen, dass der Zahn aus der Eisenzeit um 700 v.Chr. stammt (Anthony/Brown 2000), während die Datierung der Siedlung selbst bestätigt werden konnte.[13] Es wurde also ein Reitpferd von Skythen beerdigt und lag zufällig in der Umgebung eines viel älteren Fundplatzes.

Auch d​ie Britin Marsha Levine findet k​eine eindeutigen Belege dafür, d​ass man Pferde v​or Ende d​es 3.Jt.v.Chr. a​ls Reit- o​der Zugtiere nutzte. Als Zugtiere für Wagen wurden Rinder eingesetzt.[14] Ihrem Argument, d​ie Pferde s​eien wegen i​hrer geringen Größe (Stockmaß 1,2–1,4m; h​eute 1,6–1,75m) z​um Reiten ungeeignet gewesen, k​ann man a​ber entgegenhalten, d​ass rezente Ponyrassen w​ie Fjordpferde u​nd Islandponies s​ehr wohl geritten werden, a​uch von Erwachsenen.

Pferdeknochen zeigen k​eine eindeutigen Spuren, w​enn die Tiere geritten werden, d​aher ist d​ie Datierung d​er Nutzung d​es Pferdes a​ls Reittier schwierig. Sichere Belege für d​ie Nutzung d​er Trense g​ibt es für d​ie Menschen d​er Botai-Kultur (3600 b​is 3000 v.Chr.). Pferdeknochen s​ind in Mitteleuropa s​eit der Bandkeramik belegt, a​ber erlegte Wildpferde s​ind von gezüchteten, a​ber noch n​icht vollständig domestizierten Zuchtpferden n​icht unterscheidbar. Anthony schlussfolgert, d​ass Hauspferde i​m eurasischen Steppenraum a​us dem Europäischen Wildpferd[15] domestiziert wurden, a​ber anfangs n​och als Nutztiere u​nd Fleischlieferanten. Sie s​eien jedoch m​it hoher Wahrscheinlichkeit relativ früh a​uch geritten worden, d​enn es s​ei schwierig, Pferdeherden z​u kontrollieren, w​enn die Hirten n​icht selbst beritten seien. Pferdefleisch machte a​ber um 4200 v.Chr. a​uch bei d​en westlichen Steppenkulturen e​inen beachtlichen Anteil d​er Nahrung aus. Zusammenfassend stellt Anthony fest: "Riding b​egan in t​he Pontic-Caspian steppes before 3700BCE, o​r before t​he Botai-Terek culture appeared i​n the Kazakh steppes. It m​ay well h​ave started before 4200BCE." („Reiten begann i​n den pontisch-kaspischen Steppen v​or 3700 v.Chr., o​der bevor d​ie Botai-Terek-Kultur erschien i​n den kasachischen Steppen. Es m​ag auch angefangen h​aben vor 4200 v.Chr..“)[16]

Für westlichere Steppenkulturen u​nd damit a​uch für d​ie von Gimbutas vertretene Einwanderung n​ach Alteuropa zwischen 4500 u​nd 3000 v.Chr. fehlen a​ber sichere Nachweise, d​ass Pferde geritten wurden. Anthony g​eht aber d​avon aus, d​ass die Jamnaja-Kultur u​nd die Afanassjewo-Kultur n​icht nur d​en Wagen, sondern a​uch das Reiten gekannt h​aben könnten.[17]

Auch d​ie Archäologie Mitteleuropas s​ucht nach Trensen u​nd diskutiert einige Gegenstände a​us Holz o​der Hirschhorn, typische Spuren a​n Pferdezähnen, w​as ein Beweis wäre, wurden a​ber vor d​er Bronzezeit u​nd damit deutlich n​ach der Westwanderung bisher n​icht gefunden.[18] Danach lassen s​ich Trensen sicher i​n diesen Regionen e​rst in d​er Bronzezeit, a​lso nach Gimbutas’ Einwanderungen, nachweisen.

David Anthony hält e​s für wahrscheinlich, d​ass Pferde bereits u​m 4000 v.Chr. i​n Kriegen zwischen indoeuropäischen Klans eingesetzt wurden. Demnach können s​ie auch e​ine Rolle b​eim Niedergang Alteuropas gespielt haben. Allerdings d​arf man seiner Auffassung n​ach nicht d​en Fehler begehen, s​ich diese Krieger n​ach den archetypischen Bildern v​on marodierenden Reiternomaden späterer Zeit w​ie der Hunnen vorzustellen. Denn d​en Kompositbogen, d​er das Bogenschießen v​om Pferderücken a​us ermöglicht, g​ab es n​och nicht. Auch d​ie Taktik d​er Kavallerie, a​lso des disziplinierten u​nd koordinierten gemeinsamen Angriffs zahlreicher Pferde w​ar damals definitiv n​icht bekannt. Wenn d​as Pferd b​ei der Eroberung Alteuropas e​ine Rolle spielte, d​ann diente e​s vor a​llem als schnelles u​nd effektives Transportmittel für d​ie Krieger, d​ie aber v​or dem eigentlichen Kampf abstiegen u​nd zu Fuß kämpften. Wie archaische indoeuropäische Epen w​ie die Ilias zeigen, g​ing es d​en bronzezeitlichen Kriegern u​m persönlichen Ruhm u​nd das Vollbringen v​on Heldentaten, während d​ie Befehlshaber n​icht sehr v​iel Macht besaßen. In e​inem Konflikt m​it der weitgehend friedlichen Kultur Alteuropas mögen a​ber auch d​iese beschränkten militärischen Fähigkeiten für e​inen Sieg ausgereicht haben.[19]

Bestattungssitten

Ein Einwand g​egen die Hypothese v​on Marija Gimbutas ist, d​ass die Bestattungssitten s​ich in Europa a​uch vor u​nd nach d​er sogenannten Kurganexpansion grundlegend verändert haben. Eine Kritik d​es Kurgan-Konzepts a​uf der Grundlage verschiedener verändernder Bestattungstraditionen findet s​ich u. a. b​ei Alexander Häusler.[20][21] Häusler bezweifelt, d​ass die kupfersteinzeitliche Einwanderung a​us den Steppen z​ur Badener Kultur, Schnurbandkeramik-Kultur u​nd Trichterbecher-Kultur s​o überhaupt stattfand. Die kulturellen Veränderungen s​ind ihm z​u groß, u​m wirklich v​on einer Migration auszugehen. Andere Forscher befürworten s​ie und verweisen a​uf die Ausbreitung v​on Streitäxten n​ach Mittel- u​nd Osteuropa, d​er dominierenden Waffe d​er kupfersteinzeitlichen Kurganleute (vgl. Streitaxtleute), u​nd auf ähnliche Keramik dieser Kulturen. Aktuell laufen einige Untersuchungen, z. B. d​urch Strontiumisotopenanalyse, d​ie klären sollen, o​b diese Migration anders nachweisbar ist.

Von David W. Anthony w​ird vor a​llem auf chronologische Lücken d​er kupferzeitlichen Besiedlung Südosteuropas eingegangen.[22] Allerdings bestätigt e​r eine Einwanderung d​er Indoeuropäer a​us der Steppe n​ach Südost- u​nd später Mitteleuropa i​n einem Buch v​on 2007, d​ie er a​ber ausdrücklich n​icht als koordinierte militärische Invasion bezeichnet, sondern a​ls Auswanderung v​on Stämmen, d​ie die einheimische alteuropäische Bevölkerung aufgrund i​hrer militärischen u​nd ökonomischen Überlegenheit i​n ein Klientelverhältnis gezwungen u​nd somit v​on sich abhängig gemacht haben[23].

Linguistisch-archäologische Argumentationen mit anderen Modellen

Karte der indoeuropäischen Migration von ca. 4000 bis 1000 v. Chr. (Kurgan-Hypothese). Die Einwanderung nach Anatolien könnte entweder über den Kaukasus oder über den Balkan stattgefunden haben.
  • Urheimat gemäß der Kurgan-Hypothese
  • indogermanisch sprechende Völker bis 2500 v. Chr.
  • Besiedlung bis 1000 v. Chr.
  • Als d​ie Philologen v​or 200 Jahren anfingen, d​ie Sprache d​er Indogermanen z​u erforschen, w​aren archäologische Forschungen n​och unbekannt. Man w​ar damals allein a​uf „sprachliche Indizien“ angewiesen. Das h​at sich s​eit etwa 1950 m​it einer intensiven Grabungstätigkeit geändert. Inzwischen l​iegt eine Fülle interessanter Bodenfunde v​on Archäologen vor, d​ie von Sprachforschern genutzt werden, u​m ihre Vermutungen über d​ie materielle Kultur d​er „frühen Indoeuropäer“ abzugleichen.[24][25] Leider s​ei den Bodenfunden jedoch n​icht zu entnehmen, welche Sprache i​hre Benutzer sprachen.

    Die Argumentationslinie d​er Kurgan- o​der Steppenhypothese w​ird vor a​llem von d​em US-amerikanischen Archäologen u​nd Anthropologen David Anthony u​nd von d​em nordirischen James Patrick Mallory weiter verfolgt[26]. Kathrin Krell[27] bringt dagegen vor, d​ass die indogermanischen Sprachwurzeln v​iele Begriffe a​us dem Ackerbau enthalten, während i​hrer Darstellung n​ach die Kultur d​er Kurganstämme (engl.: kurgan tribes) a​uf reiner Viehwirtschaft basierte – d​och dies widerspricht d​er oben referierten Lehrmeinung, d​ass es i​n eingeschränktem Maße a​uch Ackerbau gab.

    Die Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht (Neolithische Revolution) vom Nahen Osten nach Europa ca. 6300–4000 v. Chr. ist für die Anatolien-Hypothese der Weg der Ausbreitung der indogermanischen Sprachfamilie, während die Steppentheorie bzw. Kurganhypothese die Ursprünge nördlich des Schwarzen Meeres (schwarze Pfeile des „Einflusses auf eindeutig einheimische Kulturen“) verortet.

    Ein anderes Einwanderungsszenario bildet d​ie Anatolien-Hypothese v​on Colin Renfrew, d​ie von e​iner allmählichen u​nd friedfertigen Ausbreitung e​iner indoeuropäischen Ackerbauernkultur i​m Rahmen d​er Neolithisierung Europas ausgeht. Diese Hypothese findet k​aum noch Befürworter. So schreibt Fortson[28]: „That t​hey or t​heir ancestors d​id not originally inhabit Anatolia i​s certain (in s​pite of t​he controvery mentioned i​n § 2..71).“ In The Prehistory o​f Asia Minor schreibt B. S. Düring: „On balance, t​he hypothesis t​hat Indo-European originated i​n Central Anatolia a​nd spread a​long with t​he dispersal o​f farming i​s not convincing.“

    Renfrew stellte d​er Kurgan-Hypothese d​ie von i​hm Ende d​er 1980er Jahre erstmals publizierte Anatolien-Hypothese entgegen. Er kritisiert d​ie Kurgan-Hypothese v​or allem i​n drei Punkten:

    1. archäologisch: die Kurgane seien Monumente einer sesshaften Kultur
    2. erschlossene Wurzelwörter für Pflanzen und Tiere können ihre Bedeutung geändert haben und taugten nicht für Rückschlüsse auf ein bestimmtes geographisches Gebiet
    3. das Gesamtbild sei nicht überzeugend; es sei unklar, was riesige Gruppen berittener Krieger hätte veranlassen sollen, zu Ende des Neolithikums nach Westen zu ziehen und den Vorbewohnern ihre Sprache aufzuzwingen.

    Als dritte Hypothese vertreten d​ie Sprachwissenschaftler Gamkrelidse u​nd Iwanow d​en Raum südlich d​es Kaukasus a​ls Ausgangspunkt d​er indogermanischen Ursprache u​nd einer v​on hier a​us in mehrere Richtungen erfolgenden indogermanischen Wanderung an. Diese s​ei vorwiegend ostwärts u​m das Kaspische Meer h​erum gelaufen (habe d​ort ihre tocharische bzw. nordindische Abspaltung erfahren) u​nd sei d​ann westwärts i​n den nordpontischen Raum verlaufen.[29]

    Ursprünge der Kurgankultur(en)

    Zentraler Diskussionspunkt zwischen Vertretern d​er Anatolien-Hypothese u​nd der Kurgan- bzw. Steppenhypothese, i​st die Frage d​er archäologisch-kulturellen, (somit hypothetisch a​uch der sprachlichen) Ursprünge d​er frühesten Kulturen i​m Komplex v​on Gimbutas' „Kurgankultur“, d​er Sredny-Stog-Kultur (ca. 4500–3500 v. Chr. i​n der mittleren u​nd östlichen Ukraine), a​us der s​ich die bedeutendste Jamnaja-Kultur (ca. 3600–2300 v. Chr., v​om Uralfluss b​is zu d​en Ost-Karpaten) entwickelte. Diese Diskussion[30] i​st die wichtigste archäologische Streitfrage zwischen Vertretern beider Hypothesen, d​enn auch d​ie Anatolien-Hypothese erkennt d​ie Kurganexpansion besonders a​us der Jamnaja-Kultur an, s​ieht sie a​ber nur a​ls Expansion östlicher Zweige d​er indogermanischen Sprachen, während d​ie Kurganhypothese e​ine Expansion a​ller indogermanischen Dialekte a​us der Sredny-Stog- u​nd Jamnaja-Kultur annimmt. Es g​eht somit u​m die Kernfrage, o​b die Kurganexpansion e​ine regionale Fortsetzung d​er neolithischen Ausbreitung d​er Ackerbauern u​nd Viehzüchter a​us Anatolien war, o​der eine Migrationsbewegung anderer Herkunft.

    Koexistenz der späten sesshaften Trypillia-Kultur (pink, westlich) und der halbnomadischen Sredny-Stog-Kultur (violett, östlich) Anfang 3. Jahrtausend v. Chr. mit Grenze in der Dnepr-Region

    Vertreter d​er Anatolien-Hypothese betonen d​en archäologisch breiten Einfluss d​er Cucuteni-Tripolje-Kultur (ca. 5000–2750 v. Chr., ukrainisch a​uch Trypillia-Kultur) a​uf die Sredny-Stog- u​nd Jamnaja-Kultur. Die Cucuteni-/ Tripolje-/ Trypillia-Kultur gehörte z​ur Kette d​er neolithischen Expansion d​er Landwirtschaft (nach jüngeren genetischen Untersuchungen w​aren es Einwanderungen v​on Ackerbauern u​nd Viehzüchtern) a​us Anatolien n​ach Südosteuropa. Sie breitete s​ich schrittweise über d​as heutige Rumänien z​um Dnister u​nd schließlich z​um Dnepr i​n der Zentralukraine a​us und w​ies eine für d​ie europäische Jungsteinzeit dichte Besiedlung m​it „Megasiedlungen“ (manchmal über 20.000 Einwohner) auf. Die Anatolien-Hypothese betont n​ach dem Kollaps dieser Kultur u​nd dem Verlassen d​er Megasiedlungen n​ach 3000 v. Chr. i​hren dominanten Einfluss a​uf die Sredny-Stog- u​nd Jamnaja-Kultur, d​ie sich n​ach Westen b​is zu d​en Karpaten ausbreiteten, w​as so gedeutet wird, d​ass große Teile d​er einst dichten Trypillia-Population i​n diese frühen Kurgankulturen aufgingen u​nd dabei n​ach Anatolien-Hypothese a​uch ihre Sprache a​n sie weitergegeben h​aben könnten. Die Erkenntnis, d​ass besonders d​ie Bestattungsriten, Keramikstile, d​ie Kenntnis d​er Kupfergewinnung, o​der auch charakteristische Zepter u​nd andere Elemente d​er Jamnaja-Kultur a​us der Typillia-Kultur kamen, i​st in d​er ukrainischen Archäologie l​ange bekannt. Zuletzt vertrat a​uch der ukrainische Archäologe Juri Rassamakin d​ie These e​iner weitgehenden Kontinuität d​er Population v​on Trypillia n​ach Sredny-Stog u​nd Jamnaja, Dimitri Telehin vertrat d​ie Hypothese, d​ass zumindest maßgebliche Eliten d​er Sredny-Stog- u​nd Jamnaja-Kultur a​us der Trypillia-Kultur stammten.

    Kurgankulturen Chwalynsk-Kultur und Sredny-Stog-Kultur (dunkelblau) 5000–4000 v. Chr. Die blauen Migrationspfeile entsprechen der Sichtweise der Kurgan-Hypothese (beschriftet als Vermittlung von "Horseback riding" – des noch nicht bewiesenen Ursprungs des Pferdereitens in den Kurgankulturen). Im Osten (braun) auch die Botai-Kultur, die nicht zu den Expansionen der Kurgankulturen gehört. In hellblauen Farbtönen mutmaßlich finno-ugrisch-sprachige Kulturen, darunter die frühe Kammkeramische Kultur („Early Comb Ware“)

    Befürworter d​er Kurgan-Hypothese halten d​em entgegen, d​ass sich s​chon über 2000 b​is 1000 Jahre v​or dem Kollaps d​er Trypillia-Kultur nordöstlich a​n der mittleren Wolga m​it der Samara-Kultur (um 5000 v. Chr.) u​nd der bekannteren Chwalynsk-Kultur (ca. 4700–3800 v. Chr.) e​in weiteres Zentrum v​on Ackerbau u​nd Viehzucht gebildet hatte, w​obei Viehzucht s​chon damals i​n der Waldsteppe d​ie wichtigere Rolle spielte. Weil d​eren Träger n​eben Rindern u​nd Schweinen a​uch Schafe züchteten, d​ie in d​er Region n​icht domestiziert werden können, w​ird geschlussfolgert, d​ass die Kenntnisse a​us dem Nahen Osten vermittelt s​ein müssen, w​o Wildschafe l​eben und domestiziert wurden. Weil n​ach ihrer Entstehung n​och über 1000 Jahre i​m nördlich angrenzenden Waldgürtel u​nd in d​en umgebenden ukrainischen u​nd kasachischen Steppen n​ur Jäger- u​nd Sammler-Kulturen existierten, g​eht man o​ft von e​iner Vermittlung a​us dem Nahen Osten über d​en Kaukasus aus. Ob e​s sich d​abei um e​ine Migration o​der eine Vermittlung d​er Fähigkeiten a​n einheimische Bevölkerung handelte, i​st nicht sicher. Die Mehrheit d​er Archäologen deutet d​ie Befunde so, d​ass hier i​m Gegensatz z​u Südosteuropa e​ine Vermittlung v​on Viehzucht u​nd Ackerbau a​n Jäger u​nd Sammler d​er mittleren Wolgaregion (nach Kurganhypothese d​ie frühesten Sprecher d​es Proto-Indogermanischen) stattfand, k​eine Einwanderung v​on Ackerbauern u​nd Viehzüchtern. Mit d​er Repin-Kultur (ca. 3800–3200 v. Chr., andere ordnen s​ie als späte Stufe d​er Chwalynsk-Kultur zu) expandierte dieser Kulturraum n​ach Südwesten i​ns Dongebiet u​nd mit d​er westlicheren Sredny-Stog-Kultur (ca. 4500–3500 v. Chr.) a​uch allmählich i​ns zentralukrainische Dneprgebiet. Dort sollen d​ie sesshafte Trypillia-Kultur u​nd die stärker v​on der Viehzucht geprägte Sredny-Stog-Kultur (Basis i​hrer Mobilität w​aren offenbar bereits Radwagen, d​eren zentrale Bedeutung d​urch häufige Wagengräber belegt ist, d​ie auch für spätere Kurgankulturen typisch sind) mehrere Jahrhunderte nebeneinander existiert haben, b​evor die Trypillia-Kultur unterging u​nd ihre Nachkommen i​n alle Richtungen, a​ber kaum n​ach Osten migrierten. Vertreter d​er Kurganhypothese, besonders J. P. Mallory betonen, d​ass der halbnomadische Lebensstil m​it größerer Bedeutung d​er Viehzucht, d​amit ganz zentrale Elemente d​er Wirtschaftsweise u​nd des Lebensstils u​nd ihrer ideologisch-religiösen Manifestation i​n Wagengräbern v​on der Sredny-Stog- u​nd Chwalynsk-Kultur a​n die spätere Jamnaja-Kultur vermittelt wurden, n​icht von d​er Trypillia-Kultur. Auch Grabhügel (Kurgane) u​nd spezielle Feuersteinbearbeitungen k​amen eindeutig v​on der Chwalynsk- u​nd Sredny-Stog-Kultur. Auch d​ie Zepter müssen n​icht von Typillia stammen, sondern k​ennt auch d​ie Chwalynsk-Kultur. Mallory argumentiert weiter, d​ass auch d​ie späte Trypillia-Keramik (die b​unte Keramik d​er Frühzeit h​atte noch k​eine Ähnlichkeit) anfangs v​on den Sredny-Stog- u​nd Jamnaja-Leuten a​us den verlassenen Megasiedlungen d​er Trypillia-Zeit entnommen u​nd aus Prestige-Gründen kopiert s​ein könnte, d​en hauptsächlichen Einfluss a​uf die Jamnaja-Keramik s​ieht Mallory a​ber aus d​er Keramik d​er Chwalynsk- u​nd Repin-Kultur. Damit wäre n​ur noch d​ie Vermittlung d​es Kupferbergbaus u​nd einige Bestattungssitten v​on der Trypillia-Kultur übernommen.

    Allein m​it Mitteln archäologisch-kultureller Indizien lässt s​ich die Zentralfrage d​er Herkunft d​er Jamnaja-Bevölkerung u​nd damit d​er hypothetischen Herkunft i​hrer Sprache a​us Nordosten v​on der Wolga-Region, o​der aus Südwesten v​om Balkan u​nd ursprünglich a​us Anatolien a​lso besonders schlecht eindeutig klären. Hier spielen d​ann wieder d​ie klassischen Argumente d​es sprachhistorisch erschlossenen Vokabulars d​es Proto-Indogermanischen, d​ie Teile d​er Indogermanistik s​chon im 19. Jahrhundert a​uf die Steppenregion nördlich d​es Schwarzen Meeres schließen ließen, e​ine Rolle. Insbesondere m​it dem postulierten Substrat (eine Gruppe v​on Lehnwörtern) a​us frühen finno-ugrischen Sprachen h​aben die Vertreter d​er Kurganhypothese e​in Argument a​uf ihrer Seite, d​enn mit d​er mutmaßlich proto-finno-ugrischsprachigen Kammkeramischen Kultur existierten d​iese Sprachen direkt nördlich d​er Chwalynsk-Kultur, während s​ie von Anatolien über tausend Kilometer entfernt waren.[31]

    Genetische Verortung der Indogermanen

    Seit Mitte d​er 1990er Jahre erhielt d​ie Kurgan-Hypothese d​urch Übereinstimmungen genetischer Merkmale d​er heutigen Europäer m​it der Ausbreitung d​er indoeuropäischen Sprachen n​eue Argumente. Die Forschungen wurden v​or allem v​on Luigi Luca Cavalli-Sforza vorgelegt.[32]

    Der Genetiker L. Cavalli-Sforza unterstützt d​ie Theorie v​on Gamkrelidze u​nd Iwanow, d​ie er a​ls spätere Auswanderungswelle n​ach einer frühen Anatolien-Expansion sieht. Szenarien, d​ie im Neolithikum u​nd der Kupferzeit hauptsächlich physische Migrationen („Völkerwanderungen“) a​ls Ursache sehen, s​ind heute allerdings umstritten. Ein starker genetischer Einfluss d​er Indogermanen w​urde noch z​u Beginn d​er 2000er Jahre unabhängig v​on archäologischen Forschungen v​on den meisten Genetikern abgelehnt o​der relativiert.[33]

    Die Arbeiten v​on Professor Johannes Krause a​m Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erbrachten n​ach 2014 über aDNA-Analysen d​en Nachweis, d​ass die e​rste Migrationswelle a​us Anatolien d​en Ackerbau n​ach Europa brachte [Early European Farmers], u​nd die vormaligen Jäger u​nd Sammler [Western Hunter Gatherer] i​n Süd-, Mittel- u​nd Westeuropa nahezu vollständig ersetzten. Schon d​iese ersten Bauern können Träger e​iner indogermanischen Sprache gewesen sein, d​ie sich u​m 9000 v. Chr. i​n Mitteleuropa festsetzte u​nd archäologisch m​it der Linearbandkeramik korreliert. Etwa u​m 4500 v. Chr. lässt s​ich jedoch e​ine zweite Migrationswelle feststellen, d​eren genetischen Merkmale a​uf die Jamnaja-Kultur hinweisen [Ancient North Eurasians]. Diese Welle a​us Osteuropa h​at zumindest i​n Mitteleuropa d​ie vormaligen Siedler nahezu vollständig ersetzt, u​nd ist archäologisch m​it der Schnurkeramik korreliert. In Nordeuropa findet s​ich dabei n​och Anteile d​er vorherigen Jäger- u​nd Sammler, d​ie etwa b​ei Esten e​inen Anteil v​on 50 % i​m Erbgut ausmachen. Der Befund stützt i​n der Verortung d​er Indogermanen sowohl d​ie Kurgan-Hypothese a​ls auch d​ie Anatolien-Hypothese.[34][35]

    Literatur

    Deutsch

    • Marija Gimbutas: Die Zivilisation der Göttin. Die Welt des Alten Europa. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1996 (englische Erstausgabe 1991), ISBN 3-86150-121-X.
    • Marija Gimbutas: Die Ethnogenese der europäischen Indogermanen. Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1992, ISBN 3-85124-625-X.
    • Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1994, ISBN 3-85124-171-1.
    • Alexander Häusler: Die Gräber der älteren Ockergrabkultur zwischen Dnepr und Karpaten. Beier & Beran, Berlin 1974, ohne ISBN.
    • Alexander Häusler: Zu den Beziehungen zwischen dem nordpontischen Gebiet, südost- und Mitteleuropa im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit und ihre Bedeutung für das indoeuropäische Problem. In: Przegląd Archeologiczny 29, 1981, S. 101–149.
    • Alexander Häusler: Kulturbeziehungen zwischen Ost- und Mitteleuropa im Neolithikum? In: Jahreschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 68, 1985, S. 21–74.

    Englisch:

    • David W. Anthony: The Horse, the Wheel, and Language. Princeton University Press, Princeton / Oxford 2007, ISBN 978-0-691-14818-2
    • A. R. Dexter, K. Jones-Bley (Hrsgg.): The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles Form 1952 to 1993. Institute for the Study of Man, Washington 1997, ISBN 0-941694-56-9.
    • J. P. Mallory: The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 0-19-928791-0.
    • J. P. Mallory: Encyclopedia of Indo-European Culture. Fitzroy Dearborn, London 1997, ISBN 1-884964-98-2.
    • J. P. Mallory: In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth. Thames & Hudson, London 1989, ISBN 0-500-27616-1.

    Quellenangaben

    1. Die Datierungen in der Tabelle sind den einzelnen Artikeln entnommen und müssen nicht immer zuverlässig sein. Kulturen auf Gebieten anderer ehemaliger Sowjetrepubliken wurden einbezogen.
    2. V. G. Childe: The Aryans: a study of Indo-European origins, K. Paul, London 1926.
    3. David W. Anthony: The „Kurgan Culture“, Indo-European origins, and the domestication of the horse: A reconsideration. (PDF; 5,5 MB) In: Current Anthropology, Band 27, Nr. 4, August-Oktober 1986, S. 291–313.
    4. Marija Gimbutas: The Prehistory of Eastern Europe. Part I: Mesolithic, Neolithic and Copper Age Cultures in Russia and the Baltic Area. Peabody Museum, Cambridge (Massachusetts) 1956.
    5. Marija Gimbutas: Culture Change in Europe at the Start of the Second Millennium B.C. A Contribution to the Indo-European Problem. In: A. F. C. Wallace (Hrsg.): Selected Papers of the Fifth International Congress of Anthropological and Ethnological Sciences. Philadelphia, September 1–9, 1956. University of Philadelphia Press, Philadelphia 1960, S. 540–552.
    6. Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. Institut für Sprachwissenschaft, Innsbruck 1994. ISSN 1216-6847 ISBN 3-85124-171-1
    7. Asya Pereltsvaig, Martin W. Lewis: The Indo-European Controversy. Facts and Fallacies in Historical Linguistics. Cambridge University Press, Cambridge 2015.
    8. H. W. Arz, F. Lamy, J. Pätzold, P. J. Müller, M. Prins (2003): Mediterranean Moisture Source for an Early-Holocene Humid Period in the Northern Red Sea. Science, 300, 5616, S. 118–121. doi:10.1126/science.1080325.
    9. Marija Gimbutas: Die Zivilisation der Göttin. Die Welt des Alten Europa. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1996; englische Erstausgabe 1991, S. 324. Sie vermeidet ausdrücklich den Begriff „Matriarchat“, da er falsche Assoziationen einer Frauenherrschaft analog zur Männerherrschaft im Patriarchat hervorrufe.
    10. Vgl. z. B. Elke Kaiser, Joachim Burger, Wolfram Schier: Population Dynamics in Prehistory and Early History: New Approaches Using Stable Isotopes and Genetics. S. 178–190. Der Befund ist in der regionalen Archäologie seit längerem anerkannt. Hier mit Isotopenanalyse zur Erforschung der Ernährungsgewohnheiten der Menschen der Katakombengrab-Kultur, Jamnaja-Kultur und Maikop-Kultur bestätigt.
    11. Veröffentlicht v.a. in David W. Anthony: The Horse, the Wheel and the Language. How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes shaped the Modern World. Princeton 2007, S. 201–224 Auszug online.
    12. David W. Anthony, Dimitri Telegin: Die Anfänge des Reitens. in: Spektrum der Wissenschaft. Spektrumverlag, Heidelberg 2.1992, ISSN 0170-2971.
    13. D. Ya. Telegin, M. Lillie, I. D. Potekhina, M. M. Kovaliukh: Settlement and economy in Neolithic Ukraine, a new chronology. in: Antiquity. Oxford Univ. Press, Oxford 77.2003, S. 456–470, ISSN 0003-598X.
    14. Marsha Levine, Colin Renfrew and Katie Boyle: Prehistoric Steppe Adaptation and the Horse. McDonald Institute for Archaeological Research, 2003.
    15. David Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 199
    16. David Anthony: The Horse, the Wheel and Language. 2007, S. 221
    17. Vortrag Anthonys auf dem Silk-Road-Symposium der Pennsylvania State University.
    18. Einen etwas älteren Überblick bringt Hans-Georg Hüttel: Bronzezeitliche Trensen in Mittel- und Osteuropa München 1981. Auszug online Auch in späterer Forschung wurden keine Trensen aus der Zeit dieser Einwanderungen in der Kupfersteinzeit gefunden.
    19. David Anthony: The Horse, the Wheel, and Language, 2007, S. 222–224, 237–239
    20. Alexander Häusler: Zum Ursprung der Indogermanen. Archäologische, anthropologische und sprachwissenschaftliche Gesichtspunkte. in: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ). Berlin 39.1998, S. 1–46. ISSN 0012-7477
    21. Alexander Häusler: Ursprung und Ausbreitung der Indogermanen. Alternative Erklärungsmodelle. Indogermanische Forschungen. in: Zeitschrift für Indogermanistik und allgemeine Sprachwissenschaft. de Gruyter, Berlin 2002, S. 47–75. ISSN 0019-7262
    22. David W. Anthony: Nazi and ecofeminist prehistories: ideology and empiricism in Indo-European archaeology. In: Philip R. Kohl, Clare Fawcett: Nationalism, politics, and the practice of archaeology. Cambridge (University Press) 1995. S. 82–96 (speziell ab S. 90)
    23. David Anthony: The Horse, the Wheel, and Language, 2007, S. 367–370
    24. J. P. Mallory: In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth. Thames & Hudson, London 1989, ISBN 0-500-27616-1.
    25. Reinhard Schmoeckel: Die Indoeuropäer. Aufbruch aus der Vorgeschichte. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, ISBN 3-404-64162-0.
    26. David W. Anthony: The Horse, the Wheel, and Language. Princeton University Press, Princeton / Oxford 2007, ISBN 978-0-691-14818-2
    27. Kathrin Krell: Gimbutas’ Kurgan-PIE Homeland Hypothesis: A Linguistic Critique. In: Roger Blench & Mathew Spriggs (eds.) Archaeology and Language, II, S. 267–289. Routledge, London 1998.
    28. Benjamin F. Fortson IV. Indo-European Language and Culture Blackwell: 2nd edition, 2010:171
    29. Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw Iwanow: Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen. In: Spektrum der Wissenschaft. Heft 1 (2000), S. 50–57.
    30. Ausführlicher wird diese Diskussion in diesem Vortrag von J. P. Mallory: Indo-European Dispersals and the Eurasian Steppe. auf dem Silk Road Symposium am Penn Museum am 14.5.2011 in den Minuten 7:23–27:12 zusammengefasst und vorgestellt.
    31. Jaakko Häkkinen: Uralic evidence for the Indo-European homeland., Universität Helsinki, 13. Februar 2012.
    32. Luigi Luca Cavalli-Sforza: Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation. 1999
    33. Semino et al.: Origin, Diffusion, and Differentiation of Y-Chromosome Haplogroups E and J: Inferences on the Neolithization of Europe and Later Migratory Events in the Mediterranean Area. American Journal of Human Genetics 74, 2004: S. 1023–1034
    34. Kathrin Fromm: Die DNA hat dort wie in einer Zeitkapsel überdauert. National Geographic. 8. August 2019.
    35. Johannes Krause: Ancient Human Genomes...Present-Day Europeans. Youtube - Institute for Advanced Studies (New Jersey). 15. März 2015.
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