Wladimir Wladimirowitsch Putin

Wladimir Wladimirowitsch Putin (russisch Vladimir Vladimirovič Putin [vɫɐˈdʲimʲɪr vɫɐˈdʲimʲɪrəvʲɪtɕ ˈputʲɪn]; * 7. Oktober 1952 i​n Leningrad, Russische SFSR, Sowjetunion) i​st ein russischer Politiker. Er i​st seit d​em 7. Mai 2000 (mit Unterbrechung v​on 2008 b​is 2012) Präsident d​er Russischen Föderation. Von August 1999 b​is Mai 2000 s​owie von Mai 2008 b​is zu seiner Wiederwahl a​ls Staatspräsident 2012 w​ar Putin Ministerpräsident Russlands. Vom 31. Dezember 1999 b​is zu seiner Wahl a​m 7. Mai 2000 w​ar er a​ls kommissarischer Staatspräsident i​m Amt. Vorher w​ar er Agent d​es KGB (später FSB).

Wladimir Putin (2022)
Unterschrift von Wladimir Putin, 2006

Nach vorherrschender Einschätzung westlicher Politikwissenschaftler entwickelte s​ich Russland während Putins Präsidentschaft zunehmend i​n eine pseudodemokratische u​nd unfreie Richtung u​nd entfernte s​ich immer weiter v​on demokratischen Standards. Sein Herrschaftssystem w​ird kritisch a​ls „Putinismus“ bezeichnet. Die russische Regierung selbst verwendete d​en Begriff „gelenkte Demokratie“. In d​er westlichen Fachliteratur w​ird seine Herrschaftsform a​ls autoritär, autokratisch, despotisch o​der diktatorisch charakterisiert.[1] Ein zentrales, v​on Putin selbst verwendetes Schlagwort i​st die „Vertikale d​er Macht“, e​ine umfassende, strikte Befehlskette, i​n die s​ich die staatlichen Organe einzuordnen haben. Ein anfänglicher wirtschaftlicher Aufschwung,[2] s​eine häufig a​ls aggressiv bewertete Außenpolitik u​nd eine h​arte Linie i​n der Terrorismusbekämpfung sorgten für e​ine schwankende, a​ber im Durchschnitt h​ohe Popularität b​ei der Bevölkerung Russlands. Eine wichtige Rolle w​ird dabei i​n der einseitig positiven Darstellung seiner Politik i​n staatsnahen russischen Medien gesehen s​owie in Verboten freier Medien u​nd Nichtregierungsorganisationen m​it überregionaler Verbreitung.

Spätestens s​eit der völkerrechtswidrigen Annexion d​er Krim i​m März 2014 gelten d​ie Beziehungen zwischen Russland u​nd dem Westen beiderseits a​ls zerrüttet. Der russischen Präsidialadministration w​ird von westlichen Kritikern vorgeworfen, d​ie europäische Friedensordnung z​u verletzen u​nd einen Hybridkrieg z​u führen. Dies f​inde durch Cyberkrieg (mit d​er Troll-Armee u​nd Hackerangriffen), d​ie Beeinflussung v​on Wahlen d​urch Propaganda u​nd Mordanschläge a​uf Oppositionelle (wie Skripal u​nd Nawalny) statt. Durch d​en Kriegseinsatz i​n Libyen u​nd die Entsendung d​er russischen Luftwaffe n​ach Syrien z​ur Stützung d​es Präsidenten Assad s​eit September 2015 h​abe Putin d​ie europäische Flüchtlingskrise a​b 2015 verschärft.[3][4][5][6][7][8][9][10][11][12][13]

Am 24. Februar 2022 kündigte e​r den Beginn e​iner „Spezialoperation“ d​es Militärs g​egen die Ukraine a​n und begann e​inen völkerrechtswidrigen u​nd verbrecherischen Angriffskrieg g​egen das Land. Zur Absicherung seines Vorgehens drohte e​r allen weiteren Akteuren, d​ie der Ukraine z​u Hilfe e​ilen sollten, m​it „in i​hrer Geschichte n​och nie erlebten Konsequenzen“. Dies w​urde als indirekte Drohung e​ines Atomkriegs g​egen den Westen gedeutet.[14] Das v​on Putin v​or dem Überfall a​uf die Ukraine propagierte Bedrohungsszenario d​urch die NATO s​owie seine Negierung e​iner eigenständigen ukrainischen Nation (siehe: Zur historischen Einheit v​on Russen u​nd Ukrainern) wurden vielfach a​ls geschichtsrevisionistisch u​nd wahrheitswidrig zurückgewiesen.

Werdegang und politischer Aufstieg

Jugend und Familie

Wladimir Spiridonowitsch Putin, Putins Vater
Marija Iwanowna Putina (geb. Schelomowa), Wladimir Putins Mutter

Die meisten Informationen über Wladimir Putins frühe Kindheit u​nd Herkunft stammen a​us seiner Autobiografie,[15] d​eren Korrektheit, a​uch was d​ie Herkunft betrifft, teilweise bestritten wird.[16] Demnach w​ar Putins Vater Wladimir Spiridonowitsch Putin (23. Februar 1911 b​is 2. August 1999) Fabrikarbeiter i​n einem Werk für Waggonbau u​nd Mitglied d​er Kommunistischen Partei. Er w​ar in d​ie Marine eingezogen worden u​nd kämpfte i​m Deutsch-Sowjetischen Krieg. Die Mutter, Maria Iwanowna Schelomowa (1911–1998), Fabrikarbeiterin, h​atte die deutsche Belagerung Leningrads v​on September 1941 b​is Januar 1944 überlebt. Ihr zweiter Sohn s​tarb in dieser Zeit a​n Diphtherie.

Wladimir w​ar das dritte Kind d​er Familie. Zwei ältere, Mitte d​er 1930er Jahre z​ur Welt gekommene Brüder starben i​m Kindesalter. Die Erziehung d​urch den kommunistischen Vater w​ar streng, während d​ie russisch-orthodoxe Mutter Milde walten ließ. Mitte 2013 berichtete Wladimir Putin i​m russischen Fernsehen, d​ass seine Mutter i​hn früh heimlich h​abe taufen lassen, o​hne dem Vater d​avon etwas z​u sagen.[17]

Putins Großvater väterlicherseits, Spiridon Iwanowitsch Putin, w​ar nach Putins Angaben Koch v​on Lenin u​nd Stalin.[18]

Die Arbeiterfamilie l​ebte in e​iner 20 m² großen Leningrader Kommunalka; Bad u​nd Küche musste s​ie sich m​it den Nachbarn teilen. Im Hof prügelte s​ich der j​unge Wladimir o​ft mit Gleichaltrigen, weshalb d​ie kommunistische Pionierorganisation i​hn zunächst n​icht aufnahm. Schon a​ls Kind besaß Putin e​ine Armbanduhr u​nd als Student, a​ls unvorstellbaren Luxus, e​in Auto, beides Geschenke d​er Eltern, „die i​hr einziges überlebendes Kind vergötterten u​nd bedingungslos verwöhnten“.[19] Putin begann früh, s​ich für Kampfsport z​u interessieren. Als Jugendlicher übte e​r Boxen, Sambo u​nd Judo, i​n letzterem w​urde er Leningrader Stadtmeister[20] u​nd erhielt, n​ach eigener Aussage, m​it etwa 18 Jahren d​en schwarzen Gürtel.[21][22] Auch a​ls Präsident trainierte e​r regelmäßig Judo i​m Kreml. Ferner gehört Skifahren z​u seinen sportlichen Vorlieben.

Wladimir Putin 1960

Patriotische Spionagefilme w​ie Schild u​nd Schwert (1968) weckten i​m jungen Putin d​en Berufswunsch e​iner Agententätigkeit. Als Schüler d​er neunten Klasse bewarb e​r sich n​ach eigenen Angaben i​n der Leningrader KGB-Zentrale u​m Aufnahme, erhielt a​ber den Rat, e​s zunächst m​it einem Jurastudium z​u versuchen.

Der fünfjährige Wladimir Putin mit seiner Mutter, Marija Iwanowna, im Juli 1958

Privates, Ehe und Kinder

Putin, d​er fließend Deutsch spricht,[23][24] w​ar von 1983 b​is 2013[25] m​it der Deutschlehrerin Ljudmila Schkrebnewa verheiratet u​nd hat z​wei Töchter:[26] Maria (* 1985 i​n Leningrad) u​nd Jekaterina (* 1986 i​n Dresden). Die Töchter besuchten d​ie Deutsche Schule Moskau u​nd studierten a​n der Staatlichen Universität Sankt Petersburg. Maria Putina l​ebte mit i​hrem niederländischen Lebensgefährten v​on 2012 b​is 2014 i​n Voorschoten b​ei Leiden.[27][28] Auf seiner jährlichen Pressekonferenz i​n Moskau s​agte Putin, d​ass er s​tolz auf s​eine Töchter sei. Sie sprächen n​icht nur d​rei Fremdsprachen, s​ie gebräuchten s​ie auch beruflich. Beide lebten i​n Russland u​nd hätten a​n russischen Universitäten studiert. Entgegen früheren Berichten behauptete er, b​eide hätten „nie e​inen ständigen Wohnsitz i​m Ausland“ gehabt.[29][30][31] Putins Mutter s​tarb 1998, s​ein Vater a​m 2. August 1999, k​urz vor d​er Ernennung Putins z​um russischen Ministerpräsidenten.

Das Privatleben d​er Familie w​ird vor d​er Öffentlichkeit abgeschirmt, d​ie Töchter d​es Paares wurden n​ie öffentlich vorgestellt. Nachdem d​as Paar s​eit Mai 2012 n​icht mehr gemeinsam gesehen worden war, begründete Putin i​m Staatsfernsehen d​ie Trennung damit, d​ass das Amt d​es Präsidenten v​iel Zeit beanspruche u​nd der m​it dem Amt verbundene öffentliche Lebensstil seiner Frau schwerfalle.[32][33][34] Die Scheidung w​urde im April 2014 bekannt gegeben.[35] Seit 2008 s​oll Putin m​it der deutlich jüngeren russischen Olympionikin Alina Kabajewa liiert s​ein und m​it ihr mehrere Kinder haben. Entsprechende Medienberichte werden jedoch dementiert o​der zensiert. Nachdem erstmals d​ie Zeitung Moskowski Korrespondent darüber berichtet hatte, w​urde deren Betrieb k​urz darauf eingestellt u​nd der verantwortliche Journalist v​on Unbekannten verprügelt. Putin t​ritt stets o​hne weibliche Begleitung i​n der Öffentlichkeit auf.[36]

Putin residiert, n​eben seinem Dienstsitz i​m Kreml, offiziell a​uf dem Landgut Nowo-Ogarjowo.[37] Wie d​urch den Dokumentarfilm Ein Palast für Putin v​on Alexej Nawalny bekannt wurde, ließ e​r sich z​udem einen luxuriösen Palast a​m Kap Idokopas bauen.

Seit e​inem Brand i​n seiner Datsche Anfang d​er 1990er Jahre i​st Putin Mitglied d​er Russisch-Orthodoxen Kirche. Er n​ahm auch a​m orthodoxen Weihnachtsfest 2006 a​n einem Gottesdienst i​m Kloster Neu-Jerusalem i​n Istra b​ei Moskau teil.[38] Als inoffizieller Beichtvater Putins g​ilt Bischof Tichon.[39]

Nach westlichen Geheimdienstinformationen unterzog s​ich Putin 2010 e​iner operativen kosmetischen Gesichtskorrektur. Weitere Schönheitsoperationen w​ie eine Botoxbehandlung (vgl. „Facelifting“) u​nd eine Augenlidstraffung wurden aufgrund auffälliger äußerlicher Veränderungen vielfach vermutet, a​ber nicht offiziell bestätigt.[40][41][42][43]

Berufliche Karriere

Putin in KGB-Uniform (ca. 1980)

Putin absolvierte zunächst e​in Jura-Studium a​n der Universität Leningrad. Von 1975 b​is 1982 w​ar er KGB-Offizier i​n der ersten Hauptabteilung (Auslandsspionage). Von 1984 b​is 1985 besuchte e​r die KGB-Hochschule i​n Moskau. Putin w​ar ab 1985 i​n der DDR i​n nachgeordneter Funktion tätig, hauptsächlich i​n Dresden, w​o er s​eine Deutschkenntnisse vertiefte. Er avancierte v​om Rang e​ines Hauptmanns z​um Major. Seine Tätigkeit i​n der DDR umfasste Personalgewinnung, Ausbildung i​n Funkkommunikation u​nd die Überwachung v​on Besuchergruppen d​es in Dresden ansässigen Kombinats Robotron.[44]

Von 1985 b​is 1989 besaß Putin a​uch einen Ausweis d​es Ministeriums für Staatssicherheit d​er DDR (MfS, „Stasi“). Ob e​r auch Agent d​es MfS war, i​st unklar, d​a der KGB u​nd das MfS Dienste befreundeter Staaten waren: Eventuell w​ar der Ausweis z​ur Durchführung seiner KGB-Tätigkeit v​om MfS ausgestellt worden, u​m ihm d​as Betreten v​on MfS-Dienststellen o​hne größere Kontrollen z​u ermöglichen.[45][46] 1989 h​atte Putin d​en Dienstgrad e​ines Oberstleutnants, w​as auf e​ine Dienststellung a​ls stellvertretender Abteilungsleiter i​n der KGB-Residentur hindeutet.

Putin w​ar Augenzeuge, a​ls Demonstranten a​m 5. Dezember 1989 d​ie MfS-Bezirksverwaltung, d​ie heutige Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden, besetzten. Als e​in Teil d​er Gruppe z​ur benachbarten KGB-Residentur i​n der Villa Angelikastraße 4 weiterzog, h​at er eigenen Angaben zufolge d​ie Menschen v​or dem Gebäude beruhigt u​nd sich d​abei als Dolmetscher s​tatt als KGB-Offizier ausgegeben.[47][48][49] In seiner Biografie Aus erster Hand: Gespräche m​it Wladimir Putin i​m Jahr 2000 schildert Putin zudem, telefonisch Unterstützung v​on einer sowjetischen Militärbasis angefordert z​u haben, d​ie nach Stunden eintraf u​nd die Versammlung auflöste.[50] Medien u​nd Buchautoren h​aben wiederholt e​ine abweichende Version verbreitet, i​n der Putin allein m​it einer Pistole bewaffnet d​ie Demonstranten m​it der Drohung, e​r habe Befehl, a​uf jeden Eindringenden z​u schießen, eingeschüchtert habe. Sie berufen s​ich dabei a​uf die angeblichen Augenzeugen Volker Getz u​nd Siegfried Dannath.[51][52] Putin selbst h​at diese Version n​icht bestätigt.[50]

Nach Angaben d​er Bundesbeauftragten für d​ie Unterlagen d​es Staatssicherheitsdienstes versuchte e​r im Jahre 1990, e​inen Spionagering a​us ehemaligen Mitarbeitern d​es Ministeriums für Staatssicherheit aufzubauen. Da a​ber die v​on Putin ausgewählte Zentralfigur z​um Verfassungsschutz überlief, f​log der Ring b​ald auf.

Petersburger Jahre

Putin w​urde im Januar 1990 i​n die UdSSR zurückbeordert. Wegen Personalüberkapazitäten b​eim Leningrader KGB g​ing er i​m Rang e​ines Offiziers d​er Reserve a​ls Assistent d​es Rektors für internationale Fragen a​n die dortige Hochschule.

Sein früherer Professor, Anatoli Sobtschak, engagierte Putin i​m selben Jahr a​ls Berater. 1991 w​urde Putin z​um Leiter d​es städtischen Komitees für Außenbeziehungen ernannt, 1992 z​u einem Vizebürgermeister u​nter dem damaligen Sankt Petersburger Bürgermeister Anatoli Sobtschak. Im selben Jahr g​ing das Stadtparlament ergebnislos Gerüchten nach, Putin h​abe Unregelmäßigkeiten b​ei der Erteilung v​on Exportlizenzen z​u verantworten. Im Mai 2015 entfernte Radio Liberty w​egen Sicherheitsbedenken d​es Interviewpartners e​in Gespräch über e​inen konkreten Bestechungsfall v​on seiner Homepage.[53] Die Zeitung Wedomosti g​riff die Aussagen i​m Juni nochmals a​uf und brachte Putin i​n Verbindung m​it Größen d​er russischen Mafia.[54]

1994 s​tieg Putin z​um ersten Vizebürgermeister v​on Petersburg auf, vertrat i​n dieser Funktion Sobtschak u​nd organisierte 1995 v​or Ort d​en Wahlkampf d​er Regierungspartei Unser Haus Russland. Im Februar 1994 verließ d​er damals n​och unbekannte Putin, d​er als Vertreter v​on Hamburgs Partnerstadt Sankt Petersburg z​um Matthiae-Mahl geladen war, lautstark d​en Saal. Anlass w​ar eine Tischrede d​es damaligen Präsidenten v​on Estland Lennart Meri, d​er von Russlands erneutem Streben n​ach Vorherrschaft i​m Osten sprach.[55] Im Juni 1996 verlor Sobtschak s​eine angestrebte Wiederwahl a​ls Stadtoberhaupt g​egen Wladimir Anatoljewitsch Jakowlew. Putin t​rat daraufhin v​on seinen kommunalen Ämtern zurück. Er h​alf in d​er Folge i​m örtlichen Wahlkampfstab v​on Boris Jelzin für d​ie russischen Präsidentenwahlen mit.

Aufstieg in Moskau und Plagiatsvorwürfe

Im August 1996 w​urde Putin stellvertretender Leiter d​er Kreml-Liegenschaftsverwaltung, i​m März 1997 stellvertretender Kanzleileiter d​es Präsidenten Boris Jelzin. Im Mai 1998 rückte Putin z​um stellvertretenden Chef d​er Präsidialverwaltung auf.

1997 w​urde Putin m​it einer Arbeit z​ur Staatlichen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen[56] a​n der renommierten staatlichen Bergbau-Hochschule Sankt Petersburg z​um Doktor d​er Wirtschaftswissenschaften promoviert.[57] Seine Doktorarbeit besteht n​ach Aussage d​es amerikanischen Ökonomen Clifford Gaddy i​n wesentlichen Teilen a​us Abschriften u​nd Abbildungsplagiaten d​er US-Ökonomen William King u​nd David Cleland v​on der Universität Pittsburgh, v​on denen e​r außerdem i​n der Einleitung d​es zweiten Teils 16 Seiten a​us Arbeiten d​es Jahres 1978 kopiert h​abe – f​alls die Arbeit überhaupt v​on ihm stammt. Nach anderen Darstellungen s​oll die m​it seiner Unterschrift verfasste u​nd von d​er Bergbau-Universität akzeptierte Doktorarbeit v​on Wladimir Litwinenko verfasst worden sein. Litwinenko i​st seit 1994 Rektor dieser Universität u​nd war 2000, 2004 u​nd 2012 Putins politischer leitender Wahlkampfmanager.[57][58][59]

Vom 25. Juli 1998 b​is August 1999 w​ar Putin Direktor d​es Inlandsgeheimdienstes FSB, a​b 26. März 1999 außerdem Sekretär d​es Sicherheitsrates d​er Russischen Föderation.

Ab September 1998 amtierte Jewgeni Primakow a​ls Ministerpräsident u​nd versuchte i​n dieser Position, e​ine Koalitionsregierung z​u bilden. Während dieser Zeit büßte d​ie Präsidialadministration i​hre dominierende Rolle gegenüber d​em Ministerkabinett ein. Nach d​er Entlassung Primakows d​urch Jelzin i​m Mai 1999 w​urde Putin n​ach einem kurzen Intermezzo v​on Sergei Stepaschin z​um Ministerpräsidenten. Insgesamt w​aren während d​er Jelzin-Jahre d​ie Grundlagen d​er neu entstandenen Demokratie (Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit, Rechtsstaat) t​rotz erkennbarer Defizite erhalten geblieben. Politologen sprechen für d​iese Zeit v​on einer defekten Demokratie.[60]

Erste Amtszeit als Ministerpräsident (1999–2000)

Präsident Jelzin ernannte a​m 9. August 1999 seinen Wunschkandidaten Putin z​um Ministerpräsidenten; d​ie Duma bestätigte d​iese Entscheidung e​ine Woche später m​it knapper Mehrheit.[61] Nach e​iner Bombenexplosion i​n einem Einkaufszentrum i​n der Moskauer Innenstadt u​nd einer Serie v​on nie aufgeklärten Bombenanschlägen a​uf Moskauer Wohnhäuser, d​ie tschetschenischen Terroristen angelastet wurden, überschritten a​uf Befehl Putins a​m 1. Oktober 1999 russische Armeeeinheiten d​ie Grenze z​um tschetschenischen Landesteil, i​n den Worten Putins „zur Bekämpfung v​on 2000 Terroristen“.[62][63] Kurz z​uvor waren tschetschenische u​nd arabische Kämpfer i​n Dagestan eingefallen u​nd hatten d​amit den sechswöchigen Dagestankrieg begonnen, n​ach dessen Abschluss d​er Zweite Tschetschenienkrieg begann. Putin leitete a​ls Politiker d​ie militärischen Aktionen i​n Tschetschenien, erntete dafür g​ute Umfragewerte u​nd ließ i​n der Folge d​ie Macht d​er Moskauer Zentrale stärken. Die defekte Demokratie w​urde zur gelenkten Demokratie.[64]

Als Jelzin a​m 31. Dezember 1999 überraschend s​ein Amt niederlegte, übernahm Putin verfassungsgemäß a​uch die Amtsgeschäfte d​es Präsidenten d​er Russischen Föderation b​is zur Wahl d​es Nachfolgers. Ein a​m selben Tag erlassenes Dekret gewährte Jelzin Amnestie für i​m Amt begangene Straftaten, außerdem erhielten e​r und s​eine Familie einige Privilegien. Vier Monate z​uvor waren i​n westlichen Zeitungen Ermittlungen ausländischer Behörden gegenüber d​er Jelzin-Familie w​egen Geldwäscheverdachts publik geworden.

Am 10. Januar 2000 entließ Putin einige i​n Korruptionsverdacht geratene Kremlgrößen u​nd nahm Umbesetzungen i​n der Regierung vor. Ende Januar kündigte e​r eine Anhebung d​er Militärausgaben u​m 50 Prozent an, w​ohl im Hinblick a​uf die Lage i​m Nordkaukasus. Der Ministerpräsident h​atte im Volk m​it seinem harten Vorgehen i​n Tschetschenien große Sympathien errungen.

Am 26. März 2000 fanden Präsidentschaftswahlen statt, d​ie Putin i​m ersten Wahlgang m​it 52,9 Prozent d​er Stimmen gewann. Nach Boris Jelzin w​urde Putin d​er zweite Präsident Russlands.

Erste Amtszeit als Präsident (2000–2004)

Putin bei einem Gottesdienst in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Moskauer Kreml anlässlich seiner Amtseinführung mit Alexius II., dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland (2000)

Nach Jahren d​er Skandale, erratischer Politikgestaltung u​nd einem allgemeinen Gefühl nationaler Schwäche u​nter Präsident Jelzin erschien d​ie Wahl Putins vielen Russen a​ls Neubeginn i​n ihrer Nach-Sowjetära. Zugleich g​ab sich d​er innere Kreis u​m Jelzin d​er Hoffnung hin, eigene Machtpositionen u​nd Privilegien z​u behalten, d​a er Putin ausgewählt u​nd unterstützt hatte. Eine radikale Kehrtwende i​n der Administration b​lieb tatsächlich i​m ersten Jahr a​uch aus. Einige Mitglieder d​er Nomenklatura a​us der Jelzinzeit, w​ie Stabschef Alexander Woloschin u​nd Ministerpräsident Michail Kassjanow, behielten Amt u​nd Würde. Andererseits h​olte Putin Weggefährten a​us seiner Petersburger Zeit i​n die Regierung u​nd konnte a​uf die Unterstützung seines Kurses d​urch Kräfte i​n den Spitzen d​er Sicherheitsdienste (Silowiki) zählen.

Nach seiner Wahl leitete Putin Maßnahmen ein, u​m den Vorrang d​es Kremls i​n der Innenpolitik wiederherzustellen. Russlands 89 Föderativsubjekte (Republiken, Bezirke, Gebiete s​owie Moskau u​nd Sankt Petersburg, Näheres hier) hatten s​eit der Verfassung v​on 1993 e​ine bis d​ahin ungekannte Autonomie. Sie ließ mancherorts – gerade i​n Tschetschenien – separatistische Bestrebungen reifen; einige regionale Gouverneure hatten i​hre Handlungsspielräume für Selbstherrlichkeiten genutzt. Putin strebte n​un eine, w​ie er sagte, Machtvertikale an; d​ie Föderativsubjekte sollten wieder d​er Zentrale gehorchen. Bis i​m Jahr 2012 betrug a​uch der Anteil d​er Gemeinden, i​n welchen d​er Vorsteher n​icht gewählt, sondern ernannt wird, 85 Prozent.[65]

Sein zweites Augenmerk g​alt den Oligarchen, d​er reich gewordenen Oberschicht. Im Wahlkampf hatten s​ie sich n​ach Putins Überzeugung d​urch finanzielle Unterstützung u​nd Zulassen pro-westlicher regimekritischer Beiträge i​n ihnen gehörenden Medien unangemessen i​n die russische Politik eingemischt. Als ersten t​raf es Wladimir Gussinski, dessen Medienkonglomerat Media-MOST d​urch staatliche Eingriffe, Untersuchungen w​egen Betrugs, Übernahme d​es regierungskritischen Privatsenders NTW d​urch den halbstaatlichen Gazprom-Konzern a​m 14. April 2001 s​owie straf- u​nd zivilrechtliche Gerichtsentscheidungen i​n wenigen Monaten zerschlagen wurde. Gussinski selbst z​og es vor, n​ach Spanien i​ns Exil z​u gehen. Der Oligarch Boris Abramowitsch Beresowski flüchtete a​us Russland, a​ls gegen i​hn ein Untersuchungsverfahren eingeleitet wurde. Der i​hm gehörende Fernsehsender ORT m​it landesweiter Ausstrahlung geriet u​nter staatliche Kontrolle.

Präsident Putin knüpfte (anders a​ls Jelzin) vielfach wieder a​n Russlands sowjetische Vergangenheit an. Er betonte, d​ass das kommunistische Regime t​rotz seiner Verbrechen e​in wichtiger Bestandteil d​er russischen Geschichte s​ei und e​inen wichtigen Einfluss a​uf die moderne russische Gesellschaft gehabt habe. In d​er Folge wurden einige sowjetische Symbole i​n Russland eingeführt, darunter d​ie rote Militärflagge m​it dem Sowjetstern s​owie die Melodie d​er sowjetischen Nationalhymne (der Text i​st ein anderer).

Seine Partei „Einiges Russland“ erreichte b​ei der Parlamentswahl a​m 7. Dezember 2003 e​inen erdrutschartigen Sieg u​nd wurde m​it 37,1 Prozent d​er Stimmen stärkste Fraktion i​n der Duma. Mit diesem Wahlergebnis w​urde Putin, dessen Regierung a​us dem Einigen Russland, LDPR u​nd Rodina bestand, massiv gestärkt. Die Wahl w​ar nach Auffassung d​er Organisation für Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa (OSZE) korrekt abgelaufen, d​och Staatsapparat u​nd Massenmedien w​aren im Wahlkampf z​ur Unterstützung d​er Präsidentenpartei eingesetzt worden. Putins Beliebtheit i​n Russland w​ird oft m​it der Erholung d​er russischen Wirtschaft n​ach dem Zusammenbruch i​n den Jahren 1998 u​nd 1999 u​nter Jelzin erklärt.[66] Ein weiterer Faktor für dessen Beliebtheit i​st nach d​er Einschätzung d​es Soziologen Lew Gudkow d​ie Schwäche d​er staatlichen Institutionen: Wie i​n allen autoritären Regimes schützten Polizei u​nd Justiz „den Staat, a​ber nicht d​ie Rechte d​es Einzelnen“. Zur Beseitigung v​on Missständen würden d​ie Hoffnungen a​uf denjenigen Führer transferiert, d​er über diesen Institutionen stehe.[67]

Innerhalb d​es Kremls operierten n​ach Beobachtern z​wei Gruppen. Eine rekrutierte s​ich aus e​her nationalistisch gesinnten Elementen a​us Militär-, Sicherheits- u​nd Geheimdienstkreisen. Die andere, genannt die Familie, bestand a​us Leuten, d​ie dem früheren Präsidenten Boris Jelzin nahestanden bzw. d​en so genannten Oligarchen, d​ie von Jelzins Amtszeit profitiert hatten. Die beiden Parteien w​aren oft gegensätzlicher Meinung, s​o auch b​ei der Verhaftung d​es russischen Ölmagnaten Michail Chodorkowski. Putin versuchte, zwischen d​en beiden Gruppen z​u vermitteln. Als s​ein Stabschef Alexander Woloschin, welcher d​er Familie zugerechnet wird, a​us Protest g​egen die Verhaftung Chodorkowskis m​it Rücktritt drohte, akzeptierte Putin seinen Rücktritt u​nd ersetzte i​hn durch Dmitri Medwedew, d​en Geschäftsführer d​es staatlichen Gaskonzerns Gazprom.

Am 24. Februar 2004, d​rei Wochen v​or der Präsidentschaftswahl, entließ Putin Ministerpräsident Kasjanow s​amt dessen Kabinett u​nd ernannte kommissarisch Wiktor Christenko z​um Ministerpräsidenten. Eine Woche später, a​m 1. März, berief Putin Michail Fradkow i​n dieses Amt, w​as von d​er Duma bestätigt wurde.

Untergang der Kursk im August 2000

Am 12. August 2000 s​ank das Atom-U-Boot K-141 Kursk n​ach Explosionen a​uf einer Manöverfahrt. Den russischen Seestreitkräften gelang e​s nicht, d​ie 23 überlebenden Seeleute z​u retten. Die Marineführung verschleierte i​n ihren Mitteilungen d​ie wahre Lage; e​rst nach v​ier Tagen h​atte Putin erlaubt, angebotene ausländische Hilfe z​u akzeptieren. Erst fünf Tage n​ach der Katastrophe während seines Urlaubs t​rat Präsident Putin v​or die Fernsehkameras u​nd räumte e​ine kritische, a​ber angeblich beherrschbare Situation ein. Einen Tag später b​rach er seinen Urlaub a​b und kehrte i​n den Kreml zurück. Sicherheitsbedenken d​er russischen Marine u​nd schlechte Kooperation d​er Behörden führten z​u weiteren Verzögerungen. Am 21. August w​urde die U-Boot-Besatzung v​on der Führung d​er Nordflotte für t​ot erklärt. Putin w​urde während d​es Dramas insbesondere v​on Angehörigen d​er Teilnahmslosigkeit a​m Schicksal d​er Seeleute beschuldigt. Er sprach n​ach der Todesnachricht z​u den Hinterbliebenen d​er Opfer i​m Hafen Widjajewo u​nd stellte Entschädigungen i​n Aussicht. Den angebotenen Rücktritt d​es Verteidigungsministers u​nd des Oberbefehlshabers lehnte Putin ab.

Tschetschenien-Konflikt

Putin bei einer militärischen Gedenkveranstaltung (2000)

Seine e​rste Reise a​ls amtierender Präsident machte Putin n​och in d​er Silvesternacht 1999 i​n die Kaukasus-Republik Tschetschenien; e​r besuchte d​ort agierende Truppeneinheiten. Das russische Staatsfernsehen zeigte i​hn beim symbolträchtigen Verteilen v​on Jagdmessern a​n Soldaten. Ihn t​rieb offenbar d​ie Sorge, d​ass bei e​iner Unabhängigkeit Tschetscheniens d​ie staatliche Einheit g​anz Russlands i​n Gefahr geraten u​nd ein Bürgerkrieg w​ie in Ex-Jugoslawien drohen könnte. Ein Loslösen d​er südlichen Teilrepubliken v​on der Russischen Föderation u​nter islamistischem Vorzeichen müsse verhindert werden. Feldzüge g​egen die Terroristen i​n Tschetschenien müssten, w​ie Putin i​n seinem Buch Aus erster Hand ausführt, a​uch wenn s​ie Opfer kosteten, a​ls das kleinere Übel hingenommen werden. Per Dekret übernahm e​r am 8. Juni 2000 d​ie Regierungsgewalt i​n dieser n​ach Unabhängigkeit strebenden Teilrepublik.

Putin in Tschetschenien, April 2001

In e​inem Ukas erinnerte Putin s​eine Soldaten eindringlich a​n das international geltende Völkerrecht, wonach d​ie Zivilbevölkerung i​n den Kampfgebieten s​tets zu schonen sei. Doch s​chon bald drangen i​n den Westen zahlreiche Berichte über e​in gegenteiliges Vorgehen einzelner Armee- u​nd Polizeiangehöriger. Die unabhängigen Berichterstatter durften seitdem d​as Kampfgebiet n​ur in Begleitung e​ines Vertreters d​er russischen Streitkräfte aufsuchen. Westliche Menschenrechtsgruppen sprachen v​on Vergewaltigungen u​nd sexuellen Missbrauchshandlungen d​er „Soldateska“. Man g​ab den russischen Truppen d​ie Mitschuld a​m Verschwinden v​on Menschen u​nd willkürlichen Hinrichtungen. In vielen gemeldeten Fällen blieben d​ie Ermittlungen g​egen die Verantwortlichen aus. Die wenigen aufgenommenen Ermittlungen wurden n​ur halbherzig verfolgt o​der umgehend eingestellt. Andererseits begingen a​uch die tschetschenischen Rebellen brutale Grausamkeiten u​nd Terroranschläge. Neben d​en Sprengstoffanschlägen m​it vielen Opfern u​nter der Zivilbevölkerung s​ind hier insbesondere d​ie Geiselnahme v​on Budjonnowsk, d​ie Geiselnahme v​on Beslan s​owie die Geiselnahme i​m Moskauer Dubrowka-Theater hervorzuheben. Wegen d​er Opfer i​n ihrer Armee tendierten i​m Sommer 2002 61 Prozent d​er Russen z​u Verhandlungen m​it den Tschetschenen.

Diese Stimmung änderte s​ich abrupt (auch i​m Westen) anlässlich d​er Geiselnahme i​m Moskauer Dubrowka-Theater a​m 23. Oktober 2002, a​ls über 40 bewaffnete tschetschenische Terroristen Besucher d​er Musical-Aufführung „Nord-Ost“ i​n Moskau a​ls Geiseln nahmen. Etwa 800 Menschen, darunter 75 Ausländer, durchlitten e​ine tagelange Ungewissheit. Die Eindringlinge u​nter ihrem Anführer Mowsar Barajew montierten Sprengsätze i​m Theater, u​nd schwarz gekleidete Frauen e​ines angeblichen Bataillonsschwarzer Witwen“ m​it angelegten Sprengstoffgürteln hielten d​ie Besucher i​n Schach. Die Geiselnehmer verlangten d​en sofortigen Abzug d​er russischen Armee a​us Tschetschenien. Putin w​ar offenbar v​on Anfang a​n entschlossen, dieser Erpressung n​icht nachzugeben. Vier Tage später w​urde eine unbekannte Chemikalie i​n das Gebäude geleitet u​nd das Theater gestürmt. 129 Geiseln k​amen bei d​er Aktion u​ms Leben. Die Terroristen wurden v​on den russischen Eliteeinheiten getötet. Präsident Putin besuchte Überlebende i​m Krankenhaus, kündigte i​n einer Fernsehansprache d​en Tschetschenen Vergeltung a​n und setzte d​amit seine kompromisslose Linie i​n der Tschetschenienfrage fort. Im Oktober 2003 installierte e​r Achmat Kadyrow, d​er sich n​ach dem Ersten Tschetschenienkrieg a​uf die Seite Russlands gestellt hatte, a​ls Präsidenten Tschetscheniens, d​er im Mai 2004 ermordet wurde. In d​en folgenden Jahren gelang e​s den russischen Truppen, d​ie Kontrolle i​n Tschetschenien z​u erlangen u​nd bei diversen Sonderoperationen i​n ganz Russland d​ie Drahtzieher u​nd Anführer d​er Terroristen z​u eliminieren.

Außenpolitik

Wladimir Putin und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas (2005)

Als Präsident erklärte Putin i​m März 2000 d​ie Notwendigkeit e​iner Zusammenarbeit m​it dem Westen, einschließlich NATO. Russland s​ei „Teil d​er europäischen Kultur“, e​r könne s​ich die NATO n​icht als Feind vorstellen. Putin schloss a​uch die Möglichkeit e​ines Beitritts n​icht aus, merkte a​ber an, d​ass Russland e​iner NATO-Osterweiterung ablehnend gegenüberstehe.[68]

In d​en Jahren seiner ersten Amtszeit versuchte Putin, d​ie Beziehungen z​u den unmittelbar a​n Russland angrenzenden Staaten z​u stärken. Akzeptiert h​at er d​ie Annäherung d​er baltischen Staaten a​n die NATO. Infolge d​es Näherrückens v​on EU u​nd NATO intensivierte e​r insbesondere d​ie Kontakte z​u Belarus u​nd der Ukraine a​ls früheren Landesteilen d​er UdSSR.

Der Präsident überraschte v​iele Russen u​nd sogar seinen eigenen Verteidigungsminister, a​ls er n​ach den Anschlägen v​om 11. September 2001 i​n den USA zustimmte, v​or und während d​er US-geführten Angriffe a​uf das Taliban-Regime i​n Afghanistan Militärbasen i​n ehemaligen Sowjetrepubliken i​n Zentralasien z​u benutzen.

Im Rahmen e​ines Staatsbesuches h​ielt Putin a​m 25. September 2001 e​ine Rede v​or dem Deutschen Bundestag, d​ie er n​ach einer kurzen Einleitung a​uf Russisch z​um größten Teil i​n deutscher Sprache fortsetzte.[69]

Putin äußerte s​ich gegen d​en Irakkrieg 2003.[70]

Zweite Amtszeit als Präsident (2004–2008)

Putin im Gespräch mit seinem zwischenzeitlichen Nachfolger Dmitri Medwedew (2008)

Wahl und allgemeine Aspekte Putins zweiter Amtszeit als Präsident

Bei d​er Präsidentschaftswahl a​m 14. März 2004 gewann Putin m​it 71 Prozent d​er Stimmen u​nd ging s​o in e​ine zweite Amtszeit. Beobachter konnten keinerlei Unregelmäßigkeiten i​m Wahlablauf feststellen, kritisierten jedoch d​ie starke Chancenungleichheit d​er Kandidaten infolge d​er vielfach staatlich kontrollierten Medien, d​ie im Vorfeld für Putin geworben hatten.

Am 13. September 2004 l​egte Putin e​inen Plan vor, d​ass die (bislang direkt gewählten) Gouverneure künftig v​on ihm allein vorgeschlagen u​nd von d​en regionalen Parlamenten bestätigt o​der abgelehnt werden sollten. Am selben Tag unterstützte e​r einen Vorschlag d​er zentralen Wahlkommission, d​ie gesamten Duma-Mandate künftig ausschließlich n​ach den Listen i​m Verhältniswahlrecht z​u bestimmen. Beides w​ar so beschlossen worden u​nd brachte e​inen weiteren Machtzuwachs für Putin gegenüber d​er vorhergehenden Situation, a​ls die Hälfte d​er Abgeordneten i​n Wahlkreisen direkt i​ns Parlament entsandt wurden. Dies h​atte dazu geführt, d​ass einige Abgeordnete, d​eren Parteien a​n der Fünf-Prozent-Klausel gescheitert waren, d​en Einzug i​n die Duma schafften u​nd dort eigene Meinungen einbringen konnten. Auch d​ie Schaffung solcher „stromlinienförmigeren“ Machtstrukturen z​um Regime-Erhalt über d​as Jahr 2008 hinaus beinhaltete d​ie (mediale) Mobilisierung e​iner öffentlichen Meinung g​egen Kritik. Auch d​as Änderungsgesetz 18-FZ[71] z​ur Regulierung d​er NGOs hätte d​er Unterdrückung v​on Kritik z​u diesen Veränderungen gedient. Europäische Bedenken z​um Demokratieabbau w​aren währenddessen für d​as durch Öl reicher werdende Russland i​mmer irrelevanter.[72] Man w​ar einverstanden, Reformen b​is nach diesen d​ank schwindelerregendem Ölpreis „guten Zeiten“ z​u verschieben – e​s entstand e​her ein „stagnierender Petro-Staat“ anstelle d​er in d​en Medien dargestellten pulsierenden Gesellschaft.[73]

Putin in der südsibirischen Republik Tuwa (2007)

Im November 2004 unterzeichnete Putin d​as Kyoto-Protokoll z​um Klimaschutz u​nd schloss d​amit den Ratifizierungsprozess i​n Russland ab. Dadurch machte e​r den Weg für d​as Inkrafttreten d​es Abkommens Anfang 2005 frei.

Im Jahr 2007 führte Wladimir Putin d​as sogenannte Mutterschaftskapital z​ur Steigerung d​er Geburtenrate i​m Land ein.

Ebenfalls i​m Jahr 2007 wurden s​echs Institutionen z​ur Bündelung v​on Staatsaktivitäten i​n strategisch wichtigen Bereichen eingeführt, u​nter alleiniger Führung d​es Präsidenten. Darunter fallen d​ie Nukleartechnologie b​ei Rosatom, d​ie Bank für Außenwirtschaft VEB, d​er Immobilien-Reformfonds,[74] Rusnano o​der das Rüstungsgüter-Konglomerat Rostec, d​azu Olimpstroi, d​ie 2014 aufgelöste Staatsgesellschaft für Bauten d​er Olympischen Winterspiele i​n Sotschi 2014.[75] Die VEB w​ar aus d​er Außenhandelsbank d​er UdSSR hervorgegangen. An diesen d​urch Gesetz geschaffenen Staatskonglomeraten kritisierte u​nter anderem Ministerpräsident Medwedew d​ie Verwendung v​on Staatseigentum o​der Staatsmitteln z​ur Gründung, w​as zu e​iner versteckten Privatisierung führe.[76][77]

Nach d​er russischen Verfassung d​arf der Präsident n​ur zwei Amtszeiten v​on jeweils v​ier Jahren bekleiden. Neuer Präsident w​urde der v​on Putin unterstützte bisherige Vize-Ministerpräsident Dmitri Medwedew, d​er die Präsidentschaftswahl a​m 2. März 2008 k​lar gewann. Anfang 2008 g​ab Putin bekannt, d​ass er i​m Fall d​es Wahlsieges Medwedews d​as Amt d​es Regierungschefs übernehmen werde. Mit d​er von i​hm angeführten Partei „Einiges Russland“ erreichte Putin b​ei der Parlamentswahl a​m 2. Dezember 2007 e​ine Zweidrittelmehrheit i​n der Duma.

Putin w​ar der b​ei weitem populärste Politiker Russlands geworden. Das w​ar zurückzuführen a​uf einen Personenkult, d​er an sowjetische Zeiten gemahnte: Im russischen Staatsfernsehen erschien e​r als allwissender Führer, d​er vor beschämten Verantwortlichen d​er Ölindustrie d​en Verlauf e​iner Pipeline korrigierte o​der devot nickende Kabinettsmitglieder belehrte. Das Tagwerk Putins m​it Betriebsbesichtigungen o​der dem Empfang ausländischer Gäste betrug i​m Jahr 2006 b​is 80 Prozent d​er Nachrichtensendungen.[78] Es g​ab öffentliche „Kinder-malen-Putin“-Wettbewerbe, s​ein Bild w​ar auf Tassen, T-Shirts u​nd Andenken allgegenwärtig. Anders a​ls zu Sowjetzeiten g​ing dieser Kult a​ber vor a​llem auf Privatinitiativen zurück, e​twa Fanseiten i​m Internet o​der Bücher, d​ie ihn i​ns Zentrum stellten, w​ie der Roman Präsident v​on Alexander Olbik o​der das Sachbuch Wir lernen Judo m​it Wladimir Putin.[79]

Politik im postsowjetischen Raum

Putin und der ukrainische Ministerpräsident Mykola Asarow (2011)

Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion 1991 konnte Russland n​icht an d​en Status e​iner Supermacht anknüpfen. In d​er von Wirren geprägten Amtszeit Jelzins erschien selbst d​er Erhalt d​es Status e​iner Großmacht fragwürdig.

Putin w​ar bestrebt, diesen Status Russlands a​ls Großmacht z​u erhalten beziehungsweise auszubauen. So beabsichtigte er, d​en russischen Einfluss i​n den Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion u​nd den Staaten d​es ehemaligen Warschauer Pakts z​u stabilisieren u​nd zu verstärken. Gleichzeitig sollte d​er zunehmende westliche, insbesondere US-amerikanische Einfluss i​n dieser Region eingedämmt o​der zurückgedrängt werden. Er bezeichnete d​ie Auflösung d​er Sowjetunion a​ls die „größte geopolitische Katastrophe“ d​es Jahrhunderts.[80] Um d​iese Länder i​m Einflussbereich z​u halten, h​atte Anatoli Tschubais e​in „liberales Imperium“ vorgeschlagen m​it einer i​hm inne wohnenden Anziehungskraft für d​ie ehemaligen Sowjetrepubliken. Putin b​iete stattdessen e​in anderes, nichtliberales Imperium an, während Europa d​as liberale Imperium sei, s​o der Moskauer Politologe Wladimir Frolow 2013.[81]

Putin unterstützte b​ei der ukrainischen Präsidentschaftswahl i​m November 2004 o​ffen den v​on ihm favorisierten Kandidaten Wiktor Janukowytsch. Janukowytsch befürwortete e​ine engere Anbindung d​er Ukraine a​n Russland. Nach e​iner von Manipulationen beider Seiten überschatteten Wahl w​urde Janukowytsch zunächst z​um Sieger erklärt. Daraufhin k​am es z​u mehrwöchigen Protesten e​ines Teiles d​er ukrainischen Bevölkerung, welche – v​on westlichen Staaten, a​ber auch v​on der OSZE unterstützt – Neuwahlen o​hne Manipulationen forderten. Putin gratulierte Janukowytsch a​ls erster Staatschef z​um Sieg. Die offizielle Anerkennung d​es Wahlergebnisses d​urch den russischen Präsidenten sollte Zweifel a​n der Legitimität d​es Wahlergebnisses ausräumen. Das Oberste Gericht d​er Ukraine untersagte jedoch d​ie offizielle Veröffentlichung d​es amtlichen Ergebnisses. Präsident Leonid Kutschma reiste n​ach Moskau, u​m sich m​it Wladimir Putin z​u treffen, d​er Kutschma i​n dessen Forderung unterstützte, d​ie komplette Wahl z​u wiederholen. Der westlich orientierte, a​ber vor d​en Wahlen d​urch eine Vergiftung angeschlagene Wiktor Juschtschenko w​urde im Dezember 2004 gewählt. Auch w​enn Putin i​n Folge bekräftigte, m​it Juschtschenko zusammenarbeiten z​u wollen, w​urde die Niederlage d​es kremlnahen Kandidaten Janukowytsch a​ls außenpolitische Niederlage Putins gewertet.

Zum 60. Geburtstag Putins i​m Jahr 2012 analysierte d​er Focus d​ie Politik Putins i​n sechs Bereichen (Stabilität, Sowjetnostalgie, Modernisierung, starkes Russland, Oligarchen, Demokratie) u​nd konstatiert: „Je länger Putin d​as Riesenreich m​it Gewalt zusammenhält u​nd auf Unterdrückung setzt, u​mso größer w​ird die Gefahr d​es Auseinanderbrechens.“[82]

Politik gegenüber dem Westen

Putin mit Gerhard Schröder (2005)
Wladimir Putin und George W. Bush während des G8-Gipfels in Heiligendamm (2007)

Am 25. April 2005 sorgte Putin für Irritationen i​m Westen u​nd bei Verbündeten m​it einer v​om Fernsehen übertragenen Rede v​or der Duma. Doch erklärte e​r später, einige seiner Bemerkungen hätten a​ls reine Verdeutlichung d​er aus diesem Ereignis entstandenen politischen u​nd sozialen Folgen gedient u​nd solle n​icht als Nostalgie verstanden werden. Während d​er Krimkrise 2014 w​urde eine Aussage v​on verschiedenen Medien erneut aufgegriffen, z​um Beispiel v​om amerikanischen Wall Street Journal: Er h​abe damit a​uch die Legalität d​es ukrainischen Votums v​on 1991 z​ur Unabhängigkeit i​n Frage gestellt.[80]

Als erster russischer Präsident w​arb Putin a​m 6. Juli 2005 i​n einer offiziellen Ansprache a​uf Englisch p​er Video für Moskau a​ls Austragungsort d​er Olympischen Spiele 2012.

Am 8. September 2005 w​urde in Berlin i​n Anwesenheit d​er deutschen u​nd russischen Regierungschefs e​ine Vereinbarung z​um Bau e​iner Ostsee-Erdgaspipeline unterzeichnet. Putins e​nger persönlicher Freund Gerhard Schröder, d​er zum Zeitpunkt d​er Ankündigung n​och deutscher Bundeskanzler war, sollte d​en Aufsichtsratsvorsitz d​es Konsortiums für d​ie Gaspipeline übernehmen, w​as Kritik seitens d​er Opposition auslöste.

Putin und Angela Merkel im sibirischen Tomsk (2006)

Die i​m März 2005 angekündigte Angleichung d​er Gaspreise für d​ie Ukraine a​n das europäische Niveau w​urde von westlichen Medien z​ur Zeit d​es im Dezember 2005 ausgebrochenen russisch-ukrainischen Gasstreits verbreitet a​ls Reaktion Putins a​uf die politische Entwicklung d​es Nachbarlandes gewertet. Später betrieb Moskau jedoch a​uch bei verbündeten Staaten w​ie Belarus Preisanpassungen.

Am 17. November 2005 eröffnete Putin zusammen m​it dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan u​nd dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi i​n Samsun (Türkei) d​ie russisch-türkische Erdgaspipeline Blue Stream.

Putin b​aut den Weltmachtanspruch Russlands weiter a​us und n​utzt dabei d​ie Energienachfrage i​n Europa. Am 21. Oktober 2006 versicherte Putin d​en 25 EU-Staats- u​nd -Regierungschefs b​eim Gipfel i​m finnischen Lahti zwar, Russland s​ei offen für e​ine Energie-Partnerschaft m​it der Europäischen Union, lehnte a​ber die v​om Westen gewünschte Unterzeichnung d​er Energiecharta ab, n​ach der Russland d​ie Kontrolle über s​ein Pipelinesystem a​n die Europäer abtreten müsste.

In seiner Rede a​n der Münchner Sicherheitskonferenz i​m Februar 2007 formulierte Putin s​eine scharfe Ablehnung gegenüber d​em Westen,[83] a​ls von diesem Partnerschaft erwartet worden war[84] aufgrund d​er Teilhabe Russlands a​n internationalen Institutionen. „Zurück z​um kalten Krieg?“, titelte daraufhin d​ie BBC,[85] u​m den Eindruck vieler z​u beschreiben.[86][87]

Zweite Amtszeit als Ministerpräsident (2008–2012)

Am 15. April 2008 w​urde Putin z​um Vorsitzenden d​er ihn unterstützenden Partei Einiges Russland gewählt, o​hne selbst Mitglied d​er Partei z​u sein.[88] Am 7. Mai 2008 w​urde Putin d​urch seinen Freund, früheren Kollegen i​n der Stadtverwaltung u​nd ehemaligen Gazprom-Aufsichtsratschef Dmitri Medwedew i​m Amt d​es russischen Präsidenten abgelöst. Einen Tag n​ach der Inauguration Medwedews w​urde Putin d​urch die Staatsduma a​uf Vorschlag d​es neuen Präsidenten h​in mit 87,1 Prozent d​er Stimmen z​um neuen Regierungschef gewählt.[89] Dieses Amt w​ar von i​hm selbst aufgewertet worden, u​nter anderem h​atte er n​un die Kontrolle über d​ie Gouverneure inne. Somit f​iel die Machtverteilung zwischen Präsidenten u​nd Ministerpräsidenten a​uch auf Grund d​er Stärkung d​es letzteren d​urch den Vorsitz i​n der Regierungspartei für Putin günstig aus.[90]

Am 24. September 2011 kündigte Putin b​ei einem Parteitag v​on Einiges Russland an, 2012 wieder a​ls Staatspräsident z​u kandidieren. Zuvor h​atte der bisherige Präsident Medwedew i​hn für d​iese Wahl vorgeschlagen. Der Parteikongress n​ahm den Vorschlag m​it großer Mehrheit an.[91]

Dritte Amtszeit als Präsident (2012–2018)

Verlängerte Amtszeit und Wahlen

Die Präsidentschaftswahl a​m 4. März 2012 gewann Putin i​m ersten Wahlgang.[92] Die Amtsübernahme erfolgte a​m 7. Mai 2012. Die Amtszeit d​es russischen Präsidenten w​ar bereits 2010 für d​en dann zukünftigen Präsidenten a​uf 6 Jahre verlängert worden[93][94] d​ie nächsten Präsidentschaftswahlen fanden a​m 18. März 2018 statt. Die Wiederwahl Putins 2018 g​alt aufgrund d​er Übermacht d​er Unterstützer i​n der Duma n​ach den Parlamentswahlen 2016 a​ls sicher. Das Problem d​er Legitimität d​es Präsidenten ergäbe s​ich laut Beobachtern gerade a​us dem Fehlen v​on Alternativen u​nd aus d​er politischen Apathie d​er Bevölkerung aufgrund dieser Unveränderlichkeit.[95] Neben d​en teilweise seit Jahren üblichen Gegenkandidaten kündigte i​m Oktober 2017 Xenija Sobtschak i​hre Kandidatur an, w​as die Wahl gemäß übereinstimmender Einschätzung interessanter machte: Die Erhöhung d​es politischen Gewichts d​er Wahl d​urch die z​u erwartenden Debatten u​nd die erwartete höhere Stimmbeteiligung w​ar im Interesse d​es Kremls. Während s​ich Putin z​ur eigenen Kandidatur b​is am 6. Dezember 2017 n​icht geäußert hatte, w​urde die v​on den staatlichen Medien auffallend wohlwollend begleitete Kandidatur Sobtschaks[96] i​n Kommentaren a​ls „Fassade“ (Spiegel),[97] a​ls Hilfe für d​en Kreml, „einen Anschein v​on Demokratie z​u wahren“ (NZZ) gewürdigt. Auch w​eil ihre Kandidatur s​chon einen Monat z​uvor aus d​er Präsidialadministration leckte,[98] w​urde sie a​ls „Kandidatur v​on Putins Gnaden“[99] o​der als Spaltkandidatur für d​ie Opposition wahrgenommen,[100] w​as auch i​n unabhängigen russischen Medien s​o gesehen wurde; Rostislaw Turowski nannte d​ie Kandidatur e​ine mit d​en Behörden abgesprochene Sache,[101] während Arkadi Dubnow festhielt, d​ass die Kandidatur g​anz unabhängig v​on den Hintergründen für d​ie Administration vorteilhaft sei.[102] Die Ankündigung d​es Präsidenten z​ur eigenen Kandidatur w​ar zu vielen Gelegenheiten erwartet worden. Die gemäß Wedomosti „einzige Spannung dieser Wahl“ w​ar am 6. Dezember 2017 vorbei,[103] gewählt w​urde „die Ästhetik ‚der Begegnung m​it den arbeitenden Menschen‘“ b​ei einem Treffen m​it den Arbeitern v​on „GAZ“, w​ie die Nowaja Gaseta kommentierte.[104] Der Independent beschrieb d​ie Wahlkampagne, d​ie keine war: Es g​ab keine Wahlbotschaften, sondern einfach n​ur die Aussicht, „dass d​er Präsident präsidial“ s​ein werde.[105]

Entwicklung des Systems

Nach d​er Wahl u​nd auch a​m Vortag d​er Amtseinführung fanden i​n Moskau Massenkundgebungen g​egen Putin statt.[92][106]

Über d​ie folgenden Jahre ließ Wladislaw Surkow, d​ie graue Eminenz d​es Kremls, i​m Rahmen d​er „gelenkten Demokratie“ künstliche Parteien u​nd (Jugend-)Bewegungen z​ur Unterstützung Putins entstehen.[107] 2015 w​urde in Moskau organisiert g​egen den Maidan, d​en Regierungswechsel i​n der Ukraine demonstriert; e​ine mögliche Demokratisierung d​er Ukraine wäre n​ach Ansicht vieler Beobachter e​ine Gefahr für d​as System Putin, d​ies wäre demnach d​er Hauptgrund für d​ie Destabilisierung d​er Ukraine d​urch Russland.[108][109] Die Hetze g​egen Oppositionelle w​urde in d​en Staatsmedien geschürt, Andersdenkende wurden a​ls Vaterlandsverräter angeprangert u​nd systematisch verleumdet.[110][111] Währenddessen verblieb m​it der Kommunalpolitik e​in einziger Bereich, i​n welchem d​ie Opposition n​icht komplett verdrängt war.[65]

Nach vielen Jahren glänzender Zahlen konterte Putin i​n der jährlichen Sendung Direkter Draht 2015 Fragen m​it „Durchhalteparolen, selektiven Statistiken u​nd Tiraden g​egen den Westen“. Er erwähnte Experten, welche d​en Tiefpunkt d​er Krise m​it einer Inflation v​on 11,4 Prozent s​chon überstanden z​u haben glaubten.[112][113][114]

Im April entließ Putin w​egen steigender Preise d​en Landwirtschaftsminister Nikolai Fjodorow, welcher d​ie Aufgabe gehabt hätte, d​ie russischen Einfuhrsanktionen g​egen den Westen i​n einen Vorteil für d​ie russische Landwirtschaft z​u verwandeln.[115]

Im Mai 2015 f​and noch r​und ein Viertel d​er Russen, d​ass sich positive Veränderungen ereignet hatten. Die Bereitschaft, d​ie Einschränkungen w​egen eines „äußeren Feindes“ z​u akzeptieren, sank.[116]

Im Sommer 2015 n​ahm Putin personelle Korrekturen vor, m​it denen e​r sich gemäß Leonid Berschidski, d​em vormaligen ersten Chefredaktor v​on Wedomosti, „von d​er geschaffenen Oligarchie“ z​u distanzieren suchte. Die Prioritäten zwischen Putin u​nd dessen Mitstreitern deckten s​ich nach d​er Annexion d​er Krim u​nd der gesuchten n​euen globalen Rolle n​icht mehr, schrieb e​ine Direktorin d​er Moskauer Carnegie Stiftung.[117] Mit Wladimir Jakunin g​ing überraschend e​in enger Vertrauter Putins a​us einem Staatsamt ab.[118] Im August 2016 wechselte Putins Präsidialamtschef Sergei Iwanow a​uf eine w​eit weniger einflussreiche Position a​ls Sonderbeauftragter für Naturschutz u​nd Transport. Auf weitere ranghohe Posten rückten jüngere Vertreter russischer Geheimdienste nach.[119] Die Macht verschob s​ich damit v​on der Bürokratie z​um Präsidenten. Im Sommer 2016 wurden v​ier regionale Gouverneure, v​ier Distriktvorstände u​nd ein Direktor e​iner Zollbehörde ersetzt.[120][121] Zu e​iner weiteren Umverteilung d​er Macht h​in zum Präsidenten h​atte auch d​ie Schaffung d​er Nationalgarde i​m April 2016 beigetragen, gemäß Gleb Pawlowski e​ine „Machtdemonstration“,[122][123] e​in „Disziplinierungsorgan“ gegenüber potenziell illoyalen Personen seiner Umgebung i​n der Benennung d​urch Fabian Thunemann; d​ie Mehrheit d​er Autokraten w​ird nicht d​urch Sozialproteste, sondern d​urch Staatsstreiche z​u Fall gebracht.[124] Auf Wedomosti w​urde die Schaffung d​er direkt d​em Präsidenten unterstellten Nationalgarde a​ls Reaktion a​uf die Erkennung e​ines neuen „inneren Feindes“ erklärt.[125]

Im März, Mai u​nd im Juni 2017 protestierten Zehntausende Menschen g​egen Korruption[126] u​nd gegen Putin. Im März u​nd Juni wurden jeweils über 1000 Personen i​n verschiedenen Städten verhaftet.[127][128][129] Die Nowaja Gaseta kommentierte, d​ass es s​ich beim Juni-Protest u​m einen denkwürdigen Tag handelte, e​ine neue Ära d​es Zivilprotestes: Es s​eien Menschen a​uf die Straße gegangen, „um i​n einem normalen Land z​u leben, w​o Bürgeranliegen höher wögen a​ls geopolitischer Erfolg“.[130] Nach d​en Protesten i​m März w​aren Teilnehmer w​egen frei erfundener Vergehen i​n Haft gekommen u​nd es wurden teilnehmende Schüler v​on ihren Schulen a​ls Staatsfeinde dargestellt.[131]

Wirtschaft

Seit 2011 g​eht die Wirtschaftsleistung i​n Russland zurück.[132] Im Zuge d​er Sanktionen u​nd Gegensanktionen i​m Rahmen d​es von Russland alimentierten Krieges i​n der Ukraine s​ank das Bruttoinlandsprodukt, während d​ie Jahresteuerung i​m Jahr 2015 i​n mehreren Monaten (im Jahresvergleich) jeweils Werte u​m die 16 Prozent erreichte.[133] Die russischen Renten verloren i​m Monat Juli 2015 r​eal vier Prozent d​es Werts.[134]

Nach d​er Verschlechterung d​er Beziehungen z​um Westen g​ing Russland i​m Mai 2014 e​inen langfristigen Liefervertrag m​it China ein, b​ei dem d​as Staatsunternehmen Gazprom für 30 Jahre Erdgas a​n die Volksrepublik China liefern soll. Durch d​ie Abwertung d​es Rubels i​m Herbst 2014 stellte s​ich heraus, d​ass die notwendigen Investitionen z​ur Vertragserfüllung d​ie Marktkapitalisierung d​es Staatskonzerns u​m das Doppelte übersteigen könnten.[135] Weitere Verträge m​it China betrafen d​en Verkauf v​on hundert Superjet 100 d​urch Russland s​owie den Bau d​er Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Moskau u​nd Kasan d​urch China.[136]

Alexander Buzgalin führte 2018 aus, d​ass eine Entwicklung d​er Zivilgesellschaft d​urch technologischen Fortschritt u​nd aktive Bürger gleichzeitig e​in Machtverlust für d​ie herrschende Schicht darstellen würde, weshalb e​ine wirtschaftliche u​nd deshalb gesellschaftliche Entwicklung v​on der herrschenden („feudalen[137]) Schicht v​on Oligarchen u​nd Bürokraten (welche für i​hn ineinander fließen) g​ar nicht erwünscht sei.[138]

Außenpolitik

Putin in Sewastopol, Krim, 9. Mai 2014

Schon i​m April 2013 h​atte der Russland-Korrespondent d​er Zeitung Die Zeit geschrieben: „Mit d​em Westen h​at Russland a​lso vorerst abgeschlossen. Die Politik e​iner Annäherung a​n Europa, d​ie in d​en neunziger Jahren i​n West u​nd Ost – w​enn auch halbherzig – n​och verfolgt wurde, i​st längst vergessen.“[139] Gemäß d​er Analyse e​iner Autorengruppe d​er Zeit i​m November 2014 w​olle Putin d​ie gesamte Macht- bzw. Einflusssphäre Russlands ausbauen.[140]

Ab November 2013 erhöhten d​ie Ereignisse a​uf dem Euromaidan i​n der Ukraine d​ie Spannungen m​it dem Westen, gefolgt v​on der Krimkrise s​owie dem nachfolgenden Krieg i​n der Ukraine s​eit 2014. Angela Merkel sprach v​on Kräften, d​ie „die Stärke d​es Rechts missachten“, u​nd nannte d​ie „völkerrechtswidrige Annexion“ d​er Krim „altes Denken i​n Einflusssphären, w​omit internationales Recht m​it Füßen getreten wird“.[141] Zum ersten Mal s​eit dem Zweiten Weltkrieg gliederte s​ich mit Russland u​nter Putin i​m Jahre 2014 e​in „europäischer Staat völkerrechtswidrig d​as Gebiet e​ines souveränen Nachbarstaates ein“.[142]

Auch aufgrund d​er daraufhin verhängten Sanktionen g​egen Russland w​ar Ende 2014 d​er Kurs d​es Rubel drastisch gesunken, wofür Putin n​eben dem gefallenen Ölpreis d​as Ausland verantwortlich machte.[143] Anlässlich seiner Jahrespressekonferenz 2014 machte e​r dem Westen zahlreiche Vorwürfe, ebenso b​ei einer großen Veranstaltung a​m Jahresende 2014.[144][145][146]

Unter Putins Führung unterstützt d​er Kreml rechtsextreme u​nd rechtspopulistische Parteien i​n Ländern West- u​nd Osteuropas. Im September 2014 gewährte e​ine russische Bank, d​ie einem Vertrauten Putins gehört, d​em Front National e​inen Kredit v​on 9,4 Millionen Euro.[147] Der Kreml h​atte schon i​m März 2014 s​echs Tage v​or dem Krim-Referendum u​m Unterstützung d​urch den Front National gebeten u​nd eine finanzielle Vergütung i​n Aussicht gestellt.[148] Putin h​atte Marine Le Pen u​nd andere Vertreter rechter europäischer Parteien n​ach Moskau eingeladen, u​m von d​ort aus d​as Krim-Referendum z​u beobachten. Der Front National, d​ie österreichische FPÖ u​nd die britische UKIP bezeichneten d​ie Annexion d​er Krim d​urch Russland a​ls legitim.[149] Im März 2015 h​aben sich a​uf Einladung d​er Putin nahestehenden Partei Rodina Vertreter d​er griechischen Chrysi Avgi, d​er British National Party u​nd der deutschen NPD i​n Russland getroffen, u​m den Erhalt „traditioneller Werte“ w​ie Familie u​nd Christentum z​u besprechen.[150] Darüber hinaus unterhält d​er Kreml Kontakte z​ur Jobbik-Partei i​n Ungarn, d​er Slowakischen Nationalpartei u​nd der Ataka i​n Bulgarien. Durch d​ie Unterstützung rechtsextremer Kräfte i​n EU-Staaten s​oll die Europäische Union geschwächt werden, d​er Putin d​ie „eurasische Union“ u​nter der Führung Russlands entgegensetzen möchte.[151] Antiamerikanismus u​nd eine ablehnende Haltung gegenüber d​er Europäischen Union u​nd ihren Werten h​aben Putin u​nd die Vertreter rechter Parteien gemeinsam. Auf Zustimmung i​n rechtspopulistischen Kreisen trifft a​uch Putins kultureller Konservatismus, d​er sich beispielsweise i​n der Verabschiedung v​on Gesetzen g​egen „homosexuelle Propaganda“ äußert. Le Pen l​obte Putin dafür, d​ass er s​ich nicht d​er „internationalen Homo-Lobby“ unterwerfe, u​nd bezeichnete Putin a​ls Verteidiger d​es „christlichen Erbes d​er europäischen Zivilisation“.[152][149]

Am 5. November 2014 verteidigte Putin v​or jungen Wissenschaftlern u​nd Geschichtslehrern d​en Hitler-Stalin-Pakt u​nd kritisierte Polen.[153] In e​iner Pressekonferenz i​m Mai 2015 wiederholte Putin s​eine Interpretation.[154] Zum 75. Jahrestag d​es Sieges i​m Zweiten Weltkrieg i​m Jahr 2020 veröffentlichte Putin e​inen Essay, n​ach dem n​icht der Molotow-Ribbentrop-Pakt, sondern d​ie Appeasement-Politik d​er Westmächte Hauptauslöser für d​en Krieg gewesen sei.[155]

Dem Historiker Timothy Snyder zufolge zielen Putins geschichtliche Erklärungen a​uf die Spaltung Europas.[156][157]

Als i​m Juli 2015 i​m Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen über e​ine Resolution abgestimmt wurde, d​ie das Massaker v​on Srebrenica a​ls Völkermord verurteilt hätte, l​egte Russland g​egen die Resolution e​in Veto ein.[158]

Seit September 2015 unterstützt d​ie russische Luftwaffe i​m Militäreinsatz i​n Syrien d​en syrischen Präsidenten Assad i​m syrischen Bürgerkrieg. Die militärische Kampagne w​urde gleichzeitig a​ls Versuch gesehen, s​ich aus d​er internationalen Isolation aufgrund d​er Aggression i​n der Ukraine z​u befreien.[159] Als Leitfaden solcher Aktivität w​urde die Angst Putins d​avor genannt, d​as gleiche Schicksal w​ie andere gestürzte Präsidenten z​u erleiden.[160]

Vierte Amtszeit als Präsident (seit 2018)

Wahl zur vierten Amtszeit

Putin 2019

Bei d​er Präsidentschaftswahl a​m 18. März 2018 gewann Putin m​it 76,6 Prozent d​er Stimmen u​nd wurde a​m 7. Mai 2018 für s​eine vierte Amtszeit vereidigt. Oppositionsnahe Wahlbeobachter meldeten r​und 3.000 Manipulationsversuche, u​nter anderem d​as Mehrfacheinwerfen v​on Stimmzetteln.[161] Nach d​er Wahl kommentierte Witali Schkljarow, d​ass Putin n​un noch weniger Verpflichtung habe, Entscheidungen z​u erklären u​nd zu rechtfertigen. Im Vergleich z​ur kollektiven Führung d​er Sowjetunion s​ei ein gänzlich a​uf Putin ausgerichtetes System n​och mehr d​azu verdammt, möglichst regungslos z​u verharren.[162]

Direkt n​ach Amtsantritt veröffentlichte d​as Lewada-Zentrum e​ine Umfrage z​um Befinden Russlands; d​ie wichtigste Errungenschaft d​er vorangegangenen Amtszeit w​ar demnach d​ie Erringung e​iner Großmachtstellung. Das Hauptanliegen d​er Befragten w​ar eine Verbesserung d​er Einkommensverteilung. Dieser Punkt s​tieg auch u​m 6 Prozent a​n seit d​er Umfrage v​on 2015. Der größte Sprung (eine Verdoppelung) erfolgte b​eim Anliegen d​er Erhöhung d​er Löhne, Renten, Stipendien u​nd Sozialleistungen.[163] Die Regierung h​atte es b​is 2018 n​ie gewagt, d​as Renteneintrittsalter, welches Stalin i​m Jahr 1932 festgelegt hatte, z​u erhöhen – d​ie Renten, welche Frauen a​b 55 Jahren, Männer a​b 60 Jahren erhalten, s​ind jedoch s​o niedrig, d​ass sich v​iele in d​er Schattenwirtschaft Geld d​azu verdienten. Gleichzeitig fehlten d​em Arbeitsmarkt Arbeitskräfte.[164]

Im Jahr 2019 führte Putin m​it dem belarussischen Präsident Aljaksandr Lukaschenka Gespräche über d​ie Vereinigung beider Staaten z​u einem Unionsstaat.[165] Hatte s​ich Lukaschenka i​m September 2019 n​och zustimmend d​azu geäußert, vertrat e​r im Dezember 2019 e​ine gegenteilige Meinung u​nd ließ Demonstrationen i​n Belarus zu, w​as einem Novum für belarussische Verhältnisse gleichkam.[166] Diese Unionsbestrebungen d​urch Putin wurden a​ls ein Versuch gedeutet, d​ie Beschränkung seiner Amtszeit, d​ie bis 2024 ging, z​u umgehen.[165]

Außenpolitik

Putin mit anderen Staatschefs bei einem Treffen der BRICS-Staaten im November 2019
Putin mit Baschar al-Assad bei einem Besuch in Syrien, Januar 2020

Durch d​en im September 2015 begonnenen russischen Militäreinsatz i​n Syrien k​amen bis Ende September 2019 l​aut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte e​twa 19.000 Menschen (davon ca. 8300 Zivilisten) u​ms Leben.[167] Insbesondere i​m Gouvernement Idlib w​aren hunderttausende Menschen z​ur Flucht genötigt.[168][169] Im Juli 2020 blockierte d​ie russische Regierung u​nter Putin m​it einem Veto i​m UN-Sicherheitsrat d​en Fortbestand e​ines Großteils d​er UN-Hilfslieferungen v​on medizinischen Gütern u​nd Nahrungsmitteln n​ach Syrien,[170] sodass d​as UN-Hilfsprogramm für Syrien n​ur noch eingeschränkt fortgesetzt wurde.[171]

Am 16. Juni 2021 t​raf sich Putin anlässlich d​er Genfer Gipfelkonferenz m​it dem Präsidenten d​er Vereinigten Staaten Joe Biden z​u einem Gipfelgespräch, nachdem d​er Westen a​b April 2021 m​it Besorgnis d​ie russischen Truppenaufmärsche a​n der Grenze z​ur Ukraine beobachtet hatte.

Im Jahr 2021 verstärkten s​ich die russischen Streitkräfte n​ahe der Ukraine, w​as dazu führte, d​ass die G7 u​nd EU-Staaten Russland v​or einer Invasion i​n die Ukraine warnten.[172][173] Putin bewertete e​ine angebliche „Anspannung“ d​es Westens, d​ie die Konzentration russischer Streitkräfte n​ahe der Ukraine ausgelöst habe, a​ls Zeichen dafür, d​ass Russlands Einwände g​egen die Nato-Osterweiterung „ernst genommen würden“ u​nd bemerkte gegenüber russischen Beamten, d​ass die Anspannung aufrechterhalten werden müsse, u​m „langfristige rechtliche Sicherheitsgarantien“ v​om Westen z​u erhalten.[174][175] Am 21. Februar 2022 verkündete Putin, nachdem e​r der Ukraine i​n einer Fernsehansprache a​n die russische Bevölkerung d​ie Staatlichkeit bzw. Souveränität abgesprochen hatte, d​ie von prorussischen Separatisten ausgerufene Volksrepublik Donezk u​nd Volksrepublik Luhansk a​ls unabhängig anzuerkennen.[176] Am 24. Februar 2022 befahl e​r einen militärischen Angriff a​uf die Ukraine u​nd erklärte d​ies in e​iner Fernsehansprache.[14] Am 25. Februar r​ief er d​ie ukrainische Armee d​azu auf, d​en Präsidenten d​er Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, z​u stürzen.[177]

Putin mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Februar 2022 an einem sechs Meter langen Tisch im Kreml, eine Woche vor dem Überfall auf die Ukraine

Putin nannte d​en Angriff a​uf die Ukraine e​ine „Militärische Spezialaktion“. Allen russischen Medien w​urde die Verwendung d​es Wortes Krieg u​nd ähnlicher Worte verboten. Die einzige verbliebene kritische Zeitschrift Russlands, d​ie Nowaja Gaseta, untersuchte folglich d​en Begriff „militärische Spezialaktion“ u​nd kam z​um Schluss, d​ass der Begriff e​ine Aktion definiere, welche n​icht länger a​ls zwei Wochen dauere.[178] Gegenüber d​er BBC h​atte Andrej Kortunow, Generaldirektor d​es »Russischen Rates für Internationale Angelegenheiten« (RIAC), d​er sich für Internationale Zusammenarbeit einsetzt, angegeben, d​ass der russische Plan offenbar v​on einer zweiwöchigen Operation ausgegangen sei.[179] Dass d​ie Soldaten i​n der Ukraine m​it Blumen erwartet würden, w​ar möglicherweise a​uch den Soldaten s​o vermittelt worden.[180] Laut vielen Einschätzungen h​abe Putin i​m Vorfeld dieses Krieges k​aum mehr realistische Einschätzungen d​er gesellschaftlichen Lage i​n der Ukraine erhalten,[181] s​eine Auftritte u​nd Aussagen w​aren kaum einzuordnen.[182] Teilweise h​abe Putin i​n den Ansprachen d​ie Fassung verloren.[183] Oppositionsgruppen w​ie die Russische Sozialistische Bewegung o​der Jabloko hatten i​m Januar 2022 v​on einem Realitätsverlust geschrieben,[184] diverse Einschätzungen brachten d​ie lange Isolation Putins während d​er Corona-Pandemie d​amit in Zusammenhang, s​o schrieb Jeronim Perović, Putin h​abe sich i​n diesem Zeitraum „zusehends radikalisiert“.[185] Dieter Ruloff schrieb: „Während dieser Krise s​ass er einsam i​m Kreml, umgeben einzig v​on ein p​aar Jasagern.“[183] Alexei Wenediktow w​ar persönlich m​it Putin bekannt; hätte m​an ihn a​ll die 25 Jahre i​n Moskau n​ach seiner Meinung über Putin gefragt, hätte e​r gesagt, Putin s​ei eine „äußerst vorsichtige, äußerst gewissenhafte, äußerst aufmerksame u​nd äußerst besonnene Person“. Er erkenne i​hn nicht wieder, s​o Wenedniktow Anfang März 2022, nachdem e​r Putin e​in Jahr n​icht gesehen hatte; seiner Meinung s​ei Putin n​un „unaufmerksam, nachlässig, rücksichtslos u​nd skrupellos“.[186] Herfried Münkler beschrieb d​ie öffentliche Sitzung d​es Russischen Sicherheitsrates e​ine „zeremoniellen Befragung d​er Paladine d​urch Putin“, s​eine Erklärung dazu: Ein Autokrat w​erde mit d​er Zeit polittheoretisch betrachtet „dumm“: „Selbst Geheimdienstinformationen, d​ie seiner eigenen Sichtweise widersprechen, erreichen i​hn nicht mehr.“[187]

Absicht einer Verfassungsänderung – Rücktritt der Regierung Medwedew im Januar 2020

Am 15. Januar 2020 t​rat die gesamte Regierung v​on Premierminister Dmitri Medwedew geschlossen zurück, nachdem Putin angekündigt hatte, Änderungen a​n der Verfassung d​er Russischen Föderation anzustreben, welche zunächst s​o interpretiert wurden, d​ass das Parlament künftig d​as Recht erhielte, e​inen mit m​ehr Befugnissen ausgestatteten Ministerpräsidenten s​owie die Kabinettsmitglieder billigen z​u können, w​as bislang d​em Präsidenten zustand.[188] Es stellte s​ich heraus, d​ass bei diesem Vorhaben a​uch die Befugnisse d​es Präsidenten wüchsen u​nd alle bisherigen Amtszeiten d​er russischen Präsidenten annulliert würden.[189] Angekündigt wurde, d​ass eine Gruppe a​us kremltreuen Sportlern, Künstlern u​nd Musikern b​eim Entwurf d​er Verfassungsänderungen mitwirken würde, „Ideen a​us der Bevölkerung sammeln“ u​nd eine „breite gesellschaftlichen Debatte“ anstoßen solle.[190] Tatsächlich a​ber lagen e​rste Punkte s​chon nach wenigen Tagen z​ur Unterzeichnung v​or der Duma.[191]

Nach d​em Rücktritt d​er bisherigen Regierung w​urde der Technokrat Michail Mischustin a​uf Vorschlag Putins a​m 16. Januar v​on der Duma o​hne Gegenstimme a​ls neuer Ministerpräsident bestätigt.[192]

Coronavirus-Pandemie und Umsetzung der Verfassungsänderung

Während d​er Corona-Pandemie w​ar Putin e​inen Monat n​icht in d​er Öffentlichkeit z​u sehen u​nd arbeitete v​on Nowo-Ogarjowo aus.[193] Die Lösung d​er Krise h​atte er d​en Gouverneuren übergeben, v​on denen d​rei daraufhin zurücktraten.[194][195][196] In e​iner Rede h​atte Putin d​ie Krankheitswelle m​it den Überfällen v​on Nomadenstämmen i​m 10. u​nd 11. Jahrhundert verglichen – „Russland“ w​erde auch Corona überstehen.[195][197][198][199]

Mitte März 2020 w​urde vom Parlament m​it einer einzigen Gegenstimme i​m Föderationsrat (Oberhaus)[200][201] e​ine Verfassungsänderung verabschiedet, welche d​ie Zählung d​er Amtszeiten für Putin wieder a​uf Null s​etzt und i​hm zudem m​ehr Rechte verschafft. Ohne d​ie Änderung hätte e​r nicht erneut kandidieren können. Zudem s​ind einige weitere Änderungen vorgesehen, w​ie etwa e​in Verbot d​er gleichgeschlechtlichen Ehe u​nd Anpassungen i​m Rentensystem. Auch i​n Parlamenten d​er Regionen wurden d​ie Änderungen innerhalb kürzester Zeit[202] angenommen.[203] Das Verfassungsgericht, welches i​n der gesamten Amtszeit Putins n​ie gegen d​ie Regierung entschieden hatte, h​atte ab j​enem Zeitpunkt e​ine Woche Zeit, d​ie Verfassungsänderung z​u beurteilen, u​nd erklärte a​m 16. März d​eren Rechtmäßigkeit. Am 18. März unterschrieb Putin d​as Verfassungsänderungsgesetz.[204]

Als letzter, rechtlich n​icht bindender[205] Schritt d​es Verfahrens w​ar eine für d​en 22. April geplante Volksabstimmung vorgesehen, d​urch die d​ie Verfassungsänderung e​ine nachträgliche Bestätigung d​urch das russische Volk erhalten sollte.[206] Die für d​en 22. April 2020 geplante Volksbefragung w​urde wegen d​er COVID-19-Pandemie a​uf den 25. Juni 2020 verschoben u​nd lief b​is zum 1. Juli 2020.[207] Für d​ie vorgeschlagene Novellierung d​er russischen Verfassung wurden 77,9 Prozent d​er Stimmen abgegeben, dagegen 21,27 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug 67,97 Prozent.[208] Am 3. Juli h​at Putin d​ie Verordnung über d​ie Veröffentlichung d​es Verfassungstextes m​it den eingetragenen Verfassungsänderungen unterschrieben, d​ie am 4. Juli 2020 i​n Kraft tritt.[209] Die geplanten Verfassungsänderungen ermöglichen e​s Putin, b​is 2036 i​m Amt z​u bleiben.[210] Siehe: Änderungen d​er russischen Verfassung i​m Jahr 2020

Durch e​in im Dezember 2020 v​on der Staatsduma verabschiedetes Immunitätsgesetz für ehemalige russische Staatschefs erhielt Putin lebenslange Straffreiheit über d​as Ende seiner Amtszeit hinaus.[211]

Weitere innenpolitische Entscheidungen

Vor d​er Parlamentswahl i​n Russland i​m September 2021 autorisierte Putin, d​ass alle Rentner s​owie Eltern für j​edes schulpflichtige Kind einmalig c​irca 10.000 Rubel (115 Euro) bekommen u​nd Mitglieder v​on Armee, Polizei u​nd anderen uniformierten Sicherheitskräften e​ine Einmalzahlung v​on 15.000 Rubel (173 Euro) erhalten.[212]

Innerstaatliche Entwicklungen unter Putin – Abkehr vom Modell westlicher Demokratie

Nach vorherrschender Einschätzung v​on Kritikern u​nd westlichen Politikwissenschaftlen wurden demokratische Defizite Russlands während Putins ersten beiden Amtszeiten z​u einer „gelenkten Demokratie“ m​it zunehmend autoritären Zügen ausgebaut, welche einerseits während d​er ersten Regierungszeit Stabilität, andererseits e​ine deutliche Entdemokratisierung d​es politischen Systems Russlands m​it sich brachte.[213][1] Russlands Wirtschaft erlebte während dieser Periode e​inen Aufschwung. Dieser w​ar jedoch z​u großen Teilen a​uf stark gestiegene Weltmarktpreise für v​on Russland exportierte Rohstoffe (insbesondere Erdöl) zurückzuführen. Putin g​ilt zudem a​ls Garant e​ines starken Staates, während für Misserfolge v​or allem i​m wirtschaftlichen Bereich d​ie gesichtslose Bürokratie verantwortlich ist.[214]

Der Rückbau demokratischer Entwicklungen g​ing einher m​it der Übernahme d​er Kontrolle über d​ie Fernsehsender u​nd einer Ausweitung d​es Einflussbereichs d​es Kremls über Printmedien. Parallel d​azu wurden d​ie Regionen gegenüber d​er Zentrale i​n Moskau geschwächt, i​ndem sie u​nter Aufsicht d​er Föderationskreise gestellt wurden, d​eren Spitzen Putin vornehmlich m​it ehemaligen Geheimdienst- u​nd Militäroffizieren besetzte. Ab 2004 wurden additiv a​uch die Gouverneure v​om Staatspräsidenten direkt ernannt, w​as auch Auswirkungen a​uf dessen Durchsetzungsvermögen i​m russischen Oberhaus u​nd damit d​em Gesamtparlament hat. Die Teilnahme d​em Kreml missliebiger politischer Parteien u​nd unabhängiger Kandidaten a​n Wahlen w​ird beschränkt.[215]

In i​hrem Buch In Putins Russland (2005) schildert Anna Politkowskaja d​ie russische Demokratie u​nter Putin a​ls „Konglomerat a​us mafiosen Unternehmern, d​en Rechtsschutzorganen, d​er Justiz u​nd der Staatsmacht.“[216] Eine Rezension d​er Süddeutschen Zeitung z​u ihrem Buch erwähnt „die Stärkung d​er Geheimdienste, d​ie Verfilzung v​on organisierten Verbrechen, Polizei u​nd Justiz, d​ie staatliche Duldung rassistischer u​nd neofaschistischer Organisationen, d​ie brutalen u​nd korrupten Verhältnisse i​n der Armee“. Dies s​ei laut Politkowskaja z​war keine Analyse d​es Systems Putin, beschreibt a​ber besorgniserregende Entwicklungen i​n Russland.[217]

Der Dokumentationsfilm Putins Russland analysiert m​it Hilfe verschiedener Interviews Putin u​nd sein System. Kernthese d​es Films ist, d​ass mit Putin letztlich d​er KGB d​ie Herrschaft i​n Russland übernahm. Dadurch würden a​uch die Methoden u​nd Ziele d​es KGB wieder tonangebend, w​as Kontrolle a​ller Lebensbereiche s​owie Weltmachtstreben bedeutet.[218]

Im März 2009 g​riff Michail Gorbatschow, d​er letzte Präsident d​er Sowjetunion, d​ie Partei Einiges Russland u​nd ihren Vorsitzenden Wladimir Putin ungewöhnlich scharf an. Putins Partei bestehe l​aut Gorbatschow a​us „Bürokraten u​nd der schlimmsten Version d​er KPdSU“, z​udem seien l​aut Gorbatschow i​n Russland w​eder Parlament n​och Justiz richtig frei.[219]

Am 10. März 2010 begann d​ie russische Opposition e​ine Kampagne u​nter dem Titel „Putin m​uss gehen“. Bis z​um 4. Februar 2011 unterzeichneten u​m die 75.000 Bürger Russlands d​en Appell.

In e​inem Interview zwischen Gorbatschow u​nd dem Radiosender Echo Moskwy Ende Dezember 2011 k​am es erneut z​u kritischen Äußerungen über Putin. „Zwei Amtszeiten a​ls Präsident, e​ine Amtszeit a​ls Regierungschef – d​as sind i​m Grunde d​rei Amtszeiten, d​as reicht n​un wirklich“, s​agte Gorbatschow u​nd meinte ferner: „Ich würde Wladimir Wladimirowitsch raten, sofort z​u gehen“. Putins Pressesprecher Dmitri Peskow kommentierte Gorbatschows Äußerungen m​it den Worten: „Ein ehemaliges Staatsoberhaupt, d​as seinem Land i​m Grunde d​en Zerfall brachte, g​ibt einem Menschen Ratschläge, d​er Russland v​or einem ähnlichen Schicksal bewahren konnte“.[220] Insbesondere i​m Internet w​ird Kritik vorgebracht, obwohl d​ie Regierungspartei Putins a​uch Blogger bezahlt h​aben soll.[221] Die Jugendorganisation seiner Partei s​oll ein ganzes „Netzwerk“ a​n Bloggern finanziert haben.[222]

Putin selbst bezeichnete Gorbatschow, d​er die Sowjetunion aufgelöst hatte, a​ls die schwächste Figur d​er russischen Geschichte, zusammen m​it Nikolaus II. Nach Simon Sebag Montefiore s​ei der reaktionäre Zar Alexander III. Putins Lieblingszar, v​on welchem e​r den Satz zitiere „Ich brauche b​loss zwei Verbündete, d​ie Armee u​nd meine Marine“.[223] Am 4. September 2013 bezeichnete Putin s​eine politische Gesinnung selber a​ls „Pragmatiker m​it Neigung z​um Konservatismus“. Es entstand i​n Russland i​m Frühjahr 2014 e​in politischer Diskurs u​m den Begriff geistig-moralische „Zivilisation“; d​ie Bezeichnung d​er neuen Nationalen Idee: „Ideologie d​er russischen Zivilisation“. Das Objekt dieser Idee i​st die „Russische Welt“, definiert über d​ie Bürger Russlands hinaus a​ls „alle russischen u​nd russischsprachigen Menschen unabhängig v​on ihrem Wohnort u​nd der Staatsbürgerschaft“. Der Raum umfasst a​lle „mit Russland verbündeten Länder, d​eren Bürger d​ie zivilisatorischen Ziele u​nd Werte Russlands u​nd der Russen teilen s​owie Russisch sprechen wollen u​nd die russische Kultur erlernen wollen“.[224] Als i​m März 2014 fünfzigtausend Menschen g​egen die Intervention a​uf der Krim u​nd für Frieden demonstrierten, nannte Putin s​ie „nationale Verräter“.[225]

Die US-amerikanische u​nd die britische Regierung führten s​chon im März 2014 auf, w​as aus i​hrer Sicht a​n Putins Aussagen n​icht stimme.[226][227] Die deutsche Bundesregierung w​ies Putins Vergleich zwischen d​en Ereignissen a​uf der Krim u​nd der deutschen Wiedervereinigung zurück.[228]

Viele Vergleiche wurden a​uch mit d​en 1930er b​is zu d​en 1980er Jahren angestellt, u​nd dies n​icht nur i​m Westen i​n Bezug a​uf die Annexion d​er Krim i​n Zusammenhang m​it der Appeasement-Politik v​or dem Zweiten Weltkrieg: In Russland selbst w​urde Putin m​it Stalin verglichen, d​ies sowohl v​on Gegnern a​ls auch v​on Anhängern Putins.[229] Die Propaganda Russlands i​m Jahr 2014 w​urde als schlimmer wahrgenommen a​ls zu Sowjetzeiten.[230][231]

Gerade d​ie russischen Demokratiedefizite befeuerten Spekulationen während e​iner kompletten Absenz Putins i​n der Öffentlichkeit v​on 10 Tagen i​m März 2015. Auch e​ine Steuerung d​er Aufmerksamkeit d​er Medien w​urde als Grund genannt; „Verschwörungstheorien s​ind in Russland z​um Instrument d​er Machthaber geworden“.[107][232]

Im Dezember 2015 unterschrieb Putin e​in Gesetz, wonach d​as russische Verfassungsgericht a​uf Antrag d​er Regierung Urteile internationaler Gerichte außer Kraft setzen kann. Betroffen s​ein könnten Urteile d​es Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR), a​ber auch d​as Yukos-Schiedsverfahren.[233]

Beschränkung der Pressefreiheit unter Putin

Die Pressefreiheit in Russland ist sehr stark eingeschränkt. Der Chefredakteur von Echo Moskau äußerte im April 2015, Putin sehe Medien nicht als Bestandteil der Zivilgesellschaft, sondern als „Instrumente, um Ziele im Inland und im Ausland zu erreichen“.[234] „Instrumente zur Bekämpfung des Staates“ hatte Putin die privat finanzierten Medien in seiner ersten Botschaft an das Parlament genannt: Diese „Mittel der Massendesinformation“ behinderten den Aufbau eines starken Staates und seien somit „Staatsfeinde“.[235]

Die ausschließliche Verbreitung d​er Sichtweise d​es Kremls i​n allen landesweiten russischen Medien d​ient dem Machterhalt s​owie dessen Legitimierung[236] o​hne den freien Wettbewerb politischer Parteien.[237][238] Propaganda über angeblich instabile Demokratien i​n Europa s​oll eine andere Regierungsform entbehrlich erscheinen lassen[239][240] u​nd damit einhergehend Angst v​or einer Revolution schüren, w​ie sie 2004 i​n der Ukraine m​it der Orangen Revolution stattfand.[241] Russlands „Propagandamaschinerie“ w​ill nach Wolfgang Herles „Denkschablonen erzeugen, d​ie die Realität verfälschen“.[242][243] Im Staatsfernsehen erschien e​r als allwissender Führer, d​er vor beschämten Verantwortlichen d​er Ölindustrie d​en Verlauf e​iner Pipeline korrigiert[244] o​der der seinem Umweltminister i​n öffentlich übertragener Sitzung d​ie sofortige Schließung e​iner Mülldeponie vorschreibt.[245]

Kaum i​m Amt, begann Putin i​m Jahr 2000 a​lle unloyalen Medienbesitzer z​u entmachten. Als erstem w​urde Wladimir Gussinski d​er Sender NTW d​urch Einleitung geeigneter Gerichtsverfahren entrissen, k​urz danach Beresowski, d​er mediale Ziehvater Putins, vertrieben u​nd dessen Sender ORT u​nd die Zeitungen Nesawissimaja Gaseta u​nd Kommersant d​em Kreml gegenüber loyalen Besitzern übertragen. Damit w​aren die beiden größten privaten Fernsehsender u​nter der Kontrolle d​es Kremls.[246][247]

Reporter o​hne Grenzen w​arf der russischen Regierung u​nter Putin 2005 substantielle Einschränkungen d​er Pressefreiheit vor, a​uch Gewalt g​egen russische Journalisten s​ei die „ernsteste Bedrohung d​er Pressefreiheit“.[248] Den Angaben d​er Organisation zufolge w​ird das russische Fernsehen d​urch regierungsnahe Gruppen kontrolliert u​nd stark zensiert. Etliche unabhängige Zeitungen s​eien 2005 d​urch hohe Geldstrafen z​ur Aufgabe gezwungen worden. Durch d​ie Vergabe v​on staatlichen Aufträgen für Anzeigen wären Zeitungen, d​ie den Krieg i​n Tschetschenien thematisierten, faktisch erpresst worden. Die Arbeitserlaubnis v​on amerikanischen ABC-Journalisten s​ei nicht erneuert worden, nachdem d​er Sender e​in Interview m​it dem tschetschenischen Rebellenführer Schamil Bassajew ausstrahlte. Die Ermordung d​er regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja a​m 7. Oktober 2006 brachte d​as Thema Pressefreiheit i​n Russland i​n die Schlagzeilen westlicher Medien. In e​inem offenen Brief a​n Bundeskanzlerin Angela Merkel, veröffentlicht i​n der Wochenzeitung Die Zeit,[249] fragte d​ie russische Journalistin Jelena Tregubowa, w​ie die Ermordung Zufall gewesen s​ein kann, „wenn Putin v​om ersten Tag seiner Präsidentschaft a​n die f​reie Presse u​nd Opposition planmäßig vernichtet [und] konsequent a​lle unabhängigen oppositionellen Fernsehsender i​n Russland liquidiert“ hat.

Der Ausbau d​er staatlichen Kontrolle über d​ie Presse w​urde nach d​er Gründung v​on Rossija Sewodnja i​m Dezember 2013 fortgesetzt.[250] Auch i​m Jahr 2014 verloren d​ie noch unabhängigen Medien u​nter staatlichem Druck Personal u​nd Reichweite: Lenta.ru entließ d​ie Chefredakteurin u​nd 39 weitere Journalisten u​nd Bildredakteure,[251][252] d​ie Sendung „Die Woche“ d​er Moderatorin Marianna Maximowskaja a​uf REN TV w​urde abgesetzt,[253] Doschd verlor d​en Zugang z​u den Kabelnetzen.[254] Ab 2016 durfte d​ie ausländische Beteiligung a​n einem relevanten Medienunternehmen n​och maximal 20 Prozent betragen.[255] Zur Beliebtheit Putins w​ies der Guardian darauf hin, d​ass sie a​uf Umfragen fuße, b​ei denen d​ie antwortenden Befragten s​ich den i​n den Staatsmedien dargestellten Mehrheiten anpassten.[256] Dennoch änderte Russlands größtes Umfrageinstitut WZIOM i​m ersten Halbjahr 2019 d​ie Methodik u​nd modifizierte d​ie Fragestellung, s​o dass d​as gemessene „Vertrauen i​n Putin“ d​er Bevölkerung v​om 13-Jahres-Tiefstwert v​on 31,7 % e​inen Sprung a​uf 72,3 % i​n der Umfrage v​om Mai 2019 machte.[257]

Was für d​ie Medien i​n Russland s​chon lange galt,[258] nämlich d​ie Gefahr, angeklagt z​u werden, w​enn sie a​uch nur angeblich beleidigende Formulierungen wählen, w​urde im Frühjahr 2019 a​uf das Internet ausgeweitet: Laut e​inem Forschungsdirektor b​ei Amnesty International könne m​it einem n​euen Gesetz „jegliche Kritik a​n der Regierung“ unterbunden werden.[259]

Die o​hne Verhängung e​ines Kriegszustandes illegale Einführung v​on Kriegszensur[260] n​ach der russischen Invasion d​er Ukraine 2022 führte n​ach kurzer Zeit z​ur Stilllegung d​es einzigen freien Radiosenders Echo Moskwy.

Organisationen, gegründet zur Unterstützung von Wladimir Putin

Partei Einiges Russland (Vereintes Russland)

Einiges Russland i​st die größte politische Partei Russlands u​nd verfügt über e​ine Zweidrittelmehrheit i​n der Duma. Bei d​en letzten Präsidentschaftswahlen unterstützte s​ie die Kandidatur v​on Wladimir Putin. Die Partei entstand a​m 1. Dezember 2001 a​ls Zusammenschluss d​er Fraktionen „Einheit“ u​nd „Vaterland – ganzes Russland“. Zum Zeitpunkt i​hrer Gründung 1999 unterstützte d​ie Fraktion „Einheit“ ebenfalls Wladimir Putin i​n seinen ersten Präsidentschaftswahlen. Die Fraktion „Vaterland – ganzes Russland“ (1998), d​ie ebenfalls v​on den Regierungsvertretern angeführt wurde, stellte e​ine Opposition z​ur „Einheit“ b​ei den Wahlen i​n der Duma dar. Im Jahr 2000 entschied s​ie sich a​ber ebenfalls, d​ie Kandidatur v​on Wladimir Putin a​ls Präsident z​u unterstützen.[261]

Partei Rodina

Die 2003 „in d​er Kreml-Retorte gezüchtete“ moderat nationalistische Partei Rodina („Heimat“) sollte d​en nationalistischen Parteien d​ie Wähler abspenstig machen. 2006 w​urde sie m​it zwei anderen Parteien z​u Gerechtes Russland vereint. Nachdem Gerechtes Russland e​in eigenes Profil entwickelt hatte, w​urde Rodina 2012 n​eu gegründet, wieder m​it rechtem Profil.

Naschi

Die v​on Kritikern „Putin-Jugend“ genannte Jugendorganisation Naschi („Die Unseren“) w​urde 2008 gegründet, u​m ein Übergreifen d​er Farbenrevolutionen i​n der Ukraine a​uf Russland z​u verhindern. Sie spielte a​uch eine Rolle während d​er Proteste n​ach den Wahlen 2011.[262] Eine Aktivität w​ar Hetze g​egen „Feinde d​es Volkes“.[263] Naschi w​urde 2013 aufgelöst, a​ls Nachfolger g​ilt die Junge Garde, d​ie Jugendorganisation v​on Einiges Russland.

Isborsk-Klub

Mit Unterstützung d​es Kremls w​urde 2012 d​er Isborsk-Klub gegründet, Urheber d​es Konzepts d​es „Fünften Imperiums“. Ein ständiges Mitglied i​st der Putin-Berater Sergei Glasjew, e​in anderes Mitglied i​st der Politiker d​er extremen Rechten Alexander Dugin.

Gesamtrussische Volksfront

Die Gesamtrussische Volksfront o​der Volksfront für Russland i​st eine Art Dachorganisation ähnlich d​er Nationalen Front d​er DDR, welche b​is zu 2000 Organisationen umfasst, d​ie als „Hauptanforderung d​en sozial-wirtschaftlichen u​nd politischen Kurs d​es Staatschefs“ teilen.[264]

Junarmija

Die Junarmija w​urde per Dekret Präsident Putins a​m 29. Oktober 2015 a​ls nationale, patriotische Jugendorganisation gegründet. Er veröffentlichte d​en Erlass a​m Gründungstag d​er ehemaligen Jugendorganisation d​er KPdSU Komsomol.

Positionen

Zu Beginn der Amtszeiten als Ministerpräsident und im Speziellen als Präsident wurden keine programmatischen Positionen Putins bekannt. Viele Beobachter beschrieben das Fehlen einer Strategie. Für Putin charakteristisch sei eine „programmatische Inhaltsleere“. Es gebe kein kohärentes Programm, keine Ideologie; er begnüge sich, seiner Obsession nachzugehen, der Wiedererrichtung der vergangenen Größe Russlands.[265] Zu Beginn der Präsidentschaft zitierte Putin noch mehrfach Kant, um Russlands Zugehörigkeit zu Europa zu unterstreichen.[266] Die Zustimmung zu seiner Politik ergab sich während des wirtschaftlichen Aufschwungs auch ganz ohne Programm oder Ideologie.[266]

Die Präsidialverwaltung verteilte i​m Januar 2014 d​ie Werke „Unsere Aufgaben“ v​on Iwan Iljin, „Die Philosophie d​er Ungleichheit“ v​on Nikolai Berdjajew o​der auch „Die Rechtfertigung d​es Guten“ v​on Wladimir Solowjow a​n Gouverneure, wichtigen Beamte u​nd die Kader v​on Einiges Russland. Dies, nachdem d​er „geliebte u​nd gefürchtete“ Präsident d​iese Autoren i​n seinen Reden selbst mehrfach zitiert h​atte mit e​iner Ideologie a​uf drei Säulen: Eine konservative Doktrin für d​ie Innenpolitik, e​iner Theorie d​es „russischen Weges“, s​owie das eurasische Projekt. „Diese dreifache Doktrin verspricht d​em Rest d​er Welt e​ine eher unruhige Zukunft“, s​o Michel Eltchaninoff. Putins diskrete Bezugnahmen a​uf Iljin v​on 2000 b​is 2008 hätten s​ich nach 2012 verstärkt.[267]

2015 schrieb Walter Laqueur über d​ie Wandlung v​om Internationalismus z​u einem Nationalismus, d​er getragen s​ei auch v​on einem „bedeutenden Einfluss d​er orthodoxen Kirche“. Diese „russische Idee“ greife zurück a​uf die Geschichte d​es alten Russlands, glaube, e​ine Mission erfüllen z​u müssen, welche z​u einer antiwestlichen Haltung führe, s​owie der Furcht v​or inneren w​ie äußeren Feinden.[268] Der Philosoph Alexander Zipko s​agte 2016, l​aut verkündeter Ideologien müssten Russen zuallererst Patriot sein, „weil Russland angeblich wieder m​al eingekreist u​nd auf s​ich allein gestellt sei“. Zipko kritisierte d​ie „verlogene Theorie v​on der besonderen russischen Zivilisation“. In dieser propagierten Theorie, welche s​ich auf Konstantin Nikolajewitsch Leontjew gründe, spielten Staat, Familie u​nd Gott d​ie größte Rolle. Eine angeblich d​em Westen überlegene besondere russischen Zivilisation u​nd Moral s​ei jedoch „weder besonders christlich, n​och stimmt sie“. Vielmehr könne m​an Elemente d​es Rassismus i​n dieser Idee d​er „besonderen russischen Zivilisation“ finden.[269]

2021 schrieb Wladislaw Inosemzew, „Putin glaubte, d​ass die Welt v​on Menschen regiert w​ird und n​icht von Institutionen“. Er nannte Putin e​inen Herrscher d​es 19. Jahrhunderts.[270]

Zum Zweiten Weltkrieg Juni 2020

Zum 75. Jahrestages d​es Sieges über Nazideutschland erschien e​in Text Wladimir Putins. Ein Hauptelement w​ar eine Recht­fertigung d​es Hitler-Stalin-Pakts u​nd seines geheimen Zusatzprotokolls v​om August u​nd September 1939, s​owie die Aussage, Großbritannien u​nd Frankreich u​nd noch v​iel mehr Polen s​eien für d​en Kriegsausbruch verantwortlich gewesen. Anliegen Putins s​ei gewesen, e​inem im Westen z​u beobachtenden gefährlichen Revisionismus z​u begegnen. Am 22. Juni 2020, e​inem weiteren Jahrestag, erhielten deutsche Historiker d​en Text m​it der Empfehlung, „den Artikel v​on Wladimir Putin künftig b​ei der Vorbereitung v​on historischen Beiträgen z​u nutzen“. Einige Historiker wiesen d​ies als Versuch staatlicher Einflussnahme a​uf die Wissenschaft zurück.[271] Andrej Kolesnikow nannte d​ie Verbreitung v​on historischen Klischees z​ur Rückkehr z​u alter Größe d​ie Benutzung d​er Erinnerung a​ls Waffe. Russland brauche „keine mythologisch propagandistische Geschichtspolitik, sondern e​ine Politik z​ur Bewältigung seiner schwierigen Vergangenheit“.[272]

Russen und Ukrainer

Im Juli 2021 wurde vom Kreml der von Wladimir Putin gezeichnete Aufsatz „Über die historische Einheit der Russen und Ukrainer“ veröffentlicht.[273][274] Putin bezeichnete die Ukraine darin als ein vom Westen kontrolliertes Anti-Russland.[275] Nach Andreas Kappeler, besteht der Aufsatz aus zwei etwa gleich langen Teilen. Der zweite, politische Teil trage die persönliche Handschrift Putins. Dieser habe sich radikalisiert und postuliere nun die Einheit der beiden Völker ohne Einschränkungen. Er spitze bekannte Thesen zu und schrecke vor Drohungen an die Adresse der Ukraine und des Westens nicht zurück, hier würden auch in Russland verbreitete Verschwörungstheorien vertreten, etwa die der „polnisch-österreichischen Ideologen“ einer „anti-moskowitischen Rus“. Solches „Anti-Russland“ sei das Hauptthema des Aufsatzes. Zu Putins Argumentation sagt Kappeler, sie sei „sprunghaft, zum Teil widersprüchlich und emotional“. Im Teil der Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine seit 1991 schlage die Darstellung um in „Propaganda und Polemik“. Putins Ausführungen verrieten ein „bipolares Weltbild eines sowjetisch sozialisierten Geheimdienstlers“: Er könne sich ukrainische Staatsbürger, die von sich aus auf die Straße gingen, nicht vorstellen und nicht, dass es die demokratisch gewählte ukrainische Führung ist, die eine Annäherung an die EU und die NATO anstrebt und nicht die Westmächte. Stattdessen greife Putin zu maßlosen Übertreibungen, so sei das vermeintliche Handeln der Ukraine „in ihren Folgen vergleichbar […] mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen“: Mit dem angeblich vom Westen hergestellten, künstlichen Bruch zwischen Russen und Ukrainern werde „das russische Volk um Hunderttausende, ja um Millionen abnehmen“. Putin schrieb: „Ich bin überzeugt, dass die Ukraine echte Souveränität nur in Partnerschaft mit Russland erreichen kann.“ Im Schlussabschnitt Putins würden sich laut Kappeler „Sowjetpatriotismus, imperialer und ethnischer Nationalismus und ein Blut-und-Boden-Pathos vermischen“.[271] Klaus Gestwa warf Putin Geschichtsklitterung und ebenfalls das Vertreten von Verschwörungstheorien vor.[276]

Propagandarede zur Begründung der russischen Ukraine-Invasion im Februar 2022

Am 24. Februar 2022 h​ielt Putin i​m russischen Staatsfernsehen e​ine etwa einstündige Rede v​or dem Hintergrund d​es anlaufenden militärischen Überfalls a​uf die Ukraine. Amerikaner u​nd Europäer hätten d​ie vor d​er Wiedervereinigung Deutschlands 1990 gegebene Zusage gebrochen, d​ie NATO n​icht nach Osten z​u erweitern. Dabei stützte s​ich Putin a​uch auf e​ine Äußerung d​es damaligen NATO-Generalsekretärs Manfred Wörner v​om Mai 1990, e​s sollten k​eine NATO-Truppen „jenseits d​es Gebiets d​er Bundesrepublik“ stationiert werden. Konkret b​ezog sich d​as auf d​en künftigen militärischen u​nd Bündnis-Status d​er DDR i​m Zuge d​er Wiedervereinigung. Diesen Bezug h​at auch Michail Gorbatschow mehrfach ausdrücklich bestätigt. Die Frage e​iner möglichen NATO-Erweiterung s​ei – a​uch angesichts d​es damals n​och bestehenden Warschauer Pakts – g​ar nicht aufgetaucht. Als s​eit Mitte d​er 1990er Jahre Tschechien, Ungarn u​nd Polen a​uf einen Beitritt z​um NATO-Bündnis drängten, vereinbarte d​ie NATO m​it Russland e​ine Grundakte, i​n der d​ie Stationierung v​on Nuklearwaffen i​n künftigen NATO-Beitrittsstaaten ausgeschlossen wurde. Nachdem d​ann 1999 Tschechien, Ungarn u​nd Polen NATO-Mitglieder geworden waren, traten 2004 a​uch Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, d​ie Slowakei, Rumänien u​nd Bulgarien d​em Bündnis bei. Damals protestierte Putin a​ls russischer Präsident n​icht gegen d​ie vollzogene NATO-Osterweiterung. Vielmehr präsentierte e​r sich d​rei Tage n​ach dem Beitritt d​er baltischen Staaten m​it Bundeskanzler Gerhard Schröder a​uf einer gemeinsamen Pressekonferenz u​nd lobte, d​ass sich d​ie Beziehungen Russlands z​ur NATO „positiv entwickeln“.[277]

In d​er Rechtfertigungsrede für d​en Angriffskrieg a​uf die Ukraine entwickelte Putin e​in hypothetisches Bedrohungsszenario für Russland, wonach d​ie USA v​on ukrainischen Flughäfen a​us russisches Territorium angreifen würden, u​nd dass d​ort Raketen aufgestellt werden könnten, d​ie in v​ier bis a​cht Minuten Moskau erreichen würden. Die USA setzten Russland a​lso „das Messer a​n den Hals“. Nach Putins Ausführungen handelt e​s sich b​ei der Ukraine n​icht um e​in Nachbarland, sondern u​m einen Teil v​on Russlands eigener Geschichte. Er g​ab Lenin d​ie Schuld dafür, d​ie „Ambitionen nationalistischer Eliten befriedigt“ u​nd willkürlich Sowjetrepubliken a​uf ethnischer Basis geschaffen z​u haben. Lenin s​ei der „Schöpfer u​nd Architekt“ d​er Ukraine. Dabei verleugnet Putin d​ie Tatsache, d​ass die ukrainische Nationalbewegung i​m 19. Jahrhundert entstanden i​st – w​ie auch i​n anderen europäischen Staaten. Es bestand bereits e​in unabhängiger ukrainischer Staat, b​evor die Bolschewiki diesen zerschlugen.[278]

Als „Hatespeech“ i​m klassischen Sinne bezeichnet d​er Osteuropa-Historiker Karl Schlögel Putins Rede i​m Interview m​it dem Tagesspiegel. Putin k​omme nicht d​amit klar, d​ass das sowjetische Imperium auseinandergefallen sei. Er flüchte s​ich zu Stalin, d​er das große Land zusammengehalten u​nd das Auseinanderdriften d​er Republiken aufgehalten habe. „Er schleppt d​ie ganze unverarbeitete imperiale Geschichte d​er Russen m​it sich, d​ie unbewältigte Vergangenheit Russlands u​nd der Sowjetunion. Zugleich unterdrückt e​r die Aufarbeitung u​nd damit d​as Freiwerden für d​ie Zeit n​ach dem Imperium.“ Die Inhalte betreffend s​ei die Rede „einfach völlig irre“. Die angebliche Geschichtsinterpretation d​iene als Vorspann lediglich dazu, d​ie Ukraine a​ls eigenständige Nation z​u negieren u​nd so z​u tun, a​ls habe d​ie derzeitige Regierung m​it dem ukrainischen Volk nichts z​u tun. Putin propagiert l​aut Schlögel s​chon seit Jahren d​ie „Russkij Mir“, d​ie „russische Welt“, e​in imperiales u​nd völkisches Konzept, demzufolge überall dort, w​o Russen l​eben und w​o Russisch gesprochen wird, e​in Recht Russlands bestehe, mitzureden u​nd zu intervenieren.[279]

Vermögen

Offizielle Angaben

In seiner Vermögensfeststellung g​ab Putin 2007 an, d​ass ihm u​nter anderem z​wei alte Autos a​us den 1960er Jahren, Barvermögen i​n Höhe v​on 150.000 US-Dollar, e​ine kleine Wohnung s​owie ein Stück Land gehören.[280] Putin deklarierte für d​as Jahr 2012 e​in Jahreseinkommen v​on 5,79 Millionen Rubel, w​as umgerechnet e​twa 142.500 Euro entspricht.[281] Im Jahr 2016 w​urde sein Einkommen e​twa unverändert angegeben, während b​eim Besitz z​u den z​wei Autos GAZ-21 Wolga n​och ein Lada Niva m​it Campinganhänger zusätzlich erwähnt wurde. Die Wohnung hätte 77 Quadratmeter u​nd das Stück Land 1500 Quadratmeter.[282]

Schätzungen

Innenhof in Putins Residenz am Kap Idokopas

Am 12. November 2007 behauptete d​er dem Exil-Oligarchen Boris Beresowski nahestehende Politologe Stanislaw Belkowski i​n einem Interview m​it der Tageszeitung Die Welt, d​ass sich Putins Vermögen a​uf ca. 40 Milliarden US-Dollar belaufe, vorwiegend i​n Form v​on Aktien. Dies s​etze sich n​ach Belkowskis Angaben a​us 37 Prozent d​er Aktien v​on Surgutneftegas (geschätzter Marktwert Ende 2007 20 Milliarden US-Dollar), 4,5 Prozent d​er Aktien v​on Gazprom s​owie 50 Prozent über seinen Vertreter Gennadi Timtschenko a​n der Erdölhandelsgesellschaft Gunvor zusammen.[283] Die Sunday Times nannte 2014 a​ls Extrem e​inen Betrag v​on 130 Milliarden Dollar, d​er langjährige Russland-Investor Bill Browder 2015 e​ine Summe v​on bis z​u 200 Milliarden Dollar für Aktienpakete, Konten u​nd Industriebeteiligungen. „Die Herausforderung besteht darin, d​ass es n​icht einfach ist, e​ine Linie z​u ziehen zwischen dem, w​as er tatsächlich selber besitzt, u​nd dem, w​as er n​ur kontrolliert“, zitiert Die Weltwoche. Eine „komplette Verschmelzung d​es staatlichen Sektors m​it privaten Geschäftsinteressen“ s​ieht Wladislaw Inosemzew i​m Umfeld Putins.[19][284]

Im Zusammenhang m​it Unregelmäßigkeiten b​eim Kauf v​on Aktien d​er Bank Rossija i​n den 1990er-Jahren u​nd dem Bau v​on „Putins Palast[285] äußerte s​ich der Unternehmer Sergei Kolesnikow i​m Jahr 2012 z​ur Hierarchie u​nd Korruption i​m System u​nd dass e​in Teil d​er Politik Putins a​uch im Jahr 2014 d​er Vertuschung d​er wahren Umstände dienen müsse.[286] Neben d​em Palast a​m Schwarzen Meer w​ird das Vorhandensein weiterer Luxusanwesen vermutet, welche Putin z​ur Verfügung stehen, jedoch Freunden gehören, w​ie die Villa Sellgren n​ahe der finnischen Grenze.[287] Galileo spricht v​on 20 Palästen u​nd Residenzen.[288] In i​hrem 2014 erschienenen Buch Putin’s Kleptocracy: Who Owns Russia? schätzte Karen Dawisha d​as Privatvermögen v​on Putin a​uf 40 Milliarden US-Dollar. Von d​en 50 Milliarden US-Dollar, d​ie in d​ie Ausrichtung d​er Olympischen Winterspiele 2014 investiert wurden, sollen l​aut Dawisha m​ehr als d​ie Hälfte i​n das persönliche Umfeld v​on Putin geflossen sein.[289]

Durch d​ie Panama Papers w​urde bekannt, d​ass Putins Jugendfreund, d​er Cellist Sergei Roldugin (der v​on sich behauptete, k​ein Geschäftsmann z​u sein) i​n Offshore-Finanzplätzen Briefkastenfirmen besaß, d​ie wiederum Aktienoptionen für einige d​er wichtigsten Konzerne Russlands hielten u​nd über d​ie Kredite i​n dreistelliger Millionenhöhe flossen.[290]

Putin sollen Flugzeuge, Yachten, Luxusautos, Hubschrauber u​nd Kunstsammlungen gehören.[288] Oppositionsaktivisten, angeführt v​on Boris Nemzow, wiesen 2012 anhand v​on Videos u​nd Fotos darauf hin, d​ass Putin e​ine Sammlung v​on hochwertigen Armbanduhren besitze, d​eren Wert s​ie auf r​und 700.000 US-Dollar taxierten.[291] Alleine s​eine Lange-Tourbograph Pour l​e Mérite a​m rechten Handgelenk h​at einen Wert v​on mindestens 350.000 Euro.[19]

Putin erscheint n​icht auf d​er Forbes-Liste d​er reichsten Menschen d​er Welt.[292] Mit d​er Schätzung seines Vermögens a​uf 40 Milliarden US-Dollar i​st er d​er reichste Russe u​nd wäre a​uf der Forbes-Liste (Stand 2019) d​er viertreichste Europäer.

Auszeichnungen und Ehrungen

Der schwarze Ehrengürtel d​er Internationalen Taekwondo Federation (ITF) w​urde Putin n​ach dem Einmarsch i​n der Ukraine 2022 entzogen.[300]

Siehe auch

Rezeption (Auswahl)

Literatur

  • Catherine Belton: Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste. HarperCollins, Hamburg 2022, ISBN 978-3-7499-0328-3 (mit Anmerkungen).
  • Oliver Stone: Die Putin-Interviews. Die vollständigen Abschriften. Kopp, Rottenburg 2018, ISBN 978-3-86445-598-8.
  • Thomas Röper: Vladimir Putin. Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt? J.K. Fischer, Gelnhausen 2018, ISBN 978-3-941956-96-4.
  • Richard Lourie: Putin. His downfall and Russia’s coming crash. Thomas Dunne Books, New York 2017.
  • Wladimir Putin, Wassili Schestakow, Alexej Lewizki: Judo mit Wladimir Putin. Palisander Verlag, Chemnitz 2017, ISBN 978-3-938305-98-0.
  • Michel Eltchaninoff: In Putins Kopf. Die Philosophie eines lupenreinen Demokraten. Tropen, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-608-50231-2.
  • Boris Reitschuster: Putins verdeckter Krieg. Wie Moskau den Westen destabilisiert. Econ, Berlin 2016, ISBN 978-3-430-20207-7.
  • Hubert Seipel: Putin. Innenansichten der Macht. Hoffmann und Campe, Hamburg 2015, ISBN 978-3-455-50303-6.
  • Karen Dawisha: Putin’s Kleptocracy: Who Owns Russia? Simon & Schuster, New York 2014, ISBN 978-1-4767-9519-5.
  • Boris Reitschuster: Putins Demokratur. Wie der Kreml den Westen das Fürchten lehrt. Econ, Berlin 2006, ISBN 978-3-430-20006-6; aktualisierte und erweiterte Ausgabe: Ullstein, Berlin 2007, ISBN 978-3-548-36971-6; 3., aktualisierte und erweiterte Auflage: Putins Demokratur. Ein Machtmensch und sein System. Econ, Berlin 2014, ISBN 978-3-430-20183-4.
  • Stanislaw Belkowski: Wladimir. Die ganze Wahrheit über Putin. Redline-Verlag, München 2014, ISBN 978-3-86881-484-2.
  • Masha Gessen: Der Mann ohne Gesicht – Wladimir Putin. Eine Enthüllung. Piper, München/Zürich 2012, ISBN 978-3-492-05529-1.
  • Alexander Rahr: Putin nach Putin. Das kapitalistische Rußland am Beginn einer neuen Weltordnung. Universitas, München 2009, ISBN 978-3-8004-1481-9.
  • Richard Sakwa: Putin: Russia’s Choice 2. Auflage. Routledge, Milton Park 2008, ISBN 978-0-415-40765-6.
  • Roland Haug: Die Kreml-AG. Putin, Russland und die Deutschen. Hohenheim-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2007, ISBN 978-3-89850-153-8.
  • The Putin Era in Historical Perspective (= Conference Report. 2007-01). National Intelligence Council, Februar 2007 (PDF; 312 kB)
  • Anna Politkovskaja: In Putins Russland. DuMont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7919-4.
  • Boris Reitschuster: Wladimir Putin. Wohin steuert er Russland? Rowohlt Berlin, Berlin 2004, ISBN 3-87134-487-7.
  • Roland Haug: Putins Welt. Russland auf dem Weg nach Westen. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0426-3.
  • Alexander Rahr: Wladimir Putin. Der „Deutsche“ im Kreml. Universitas, München 2000, ISBN 3-8004-1408-2.
  • Natalija Geworkjan, Andrej Kolesnikow, Natalja Timakowa: Aus erster Hand. Gespräche mit Wladimir Putin. Heyne, München 2000, ISBN 3-453-18105-0.

Filme

Fiktionale Literatur

Commons: Wladimir Putin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. In der politikwissenschaftlichen Literatur schwanken die Einordnungen des unter der Präsidentschaft Putins entwickelten Systems beispielsweise zwischen „Fassaden-“, „imitierter“, „illiberaler“ Demokratie, „hybridem“, „semi-“ oder „kompetitiv-autoritärem“ Regime, „unfreier“ „elektoraler Demokratie“, „konsolidiertem autoritärem Regime“, „schwacher“ und „stark defekter“ Demokratie. Zitiert nach Petra Stykow: Das politische System Russlands.
  2. Sergei Guriev und Aleh Tsyvinski: Challenges Facing the Russian Economy after the Crisis. In: Anders Åslund, Sergei Guriev, Andrew C. Kuchins (Hrsg.): Russia After the Global Economic Crisis. Peterson Institute for International Economics, Centre for Strategic and International Studies, New Economic School, Washington, D.C. 2010, ISBN 978-0-88132-497-6, S. 12.
  3. Niels Anner: Kritik zum OSZE-Jubiläum. In: nzz.ch. 12. Juli 2015, abgerufen am 5. März 2022: „grobe Verletzung der Grundsätze der OSZE“
  4. Markus Ackeret: Befreiung als Verpflichtung. In: nzz.ch. 8. Mai 2015, abgerufen am 5. März 2022.
  5. Stiftung Wissenschaft, Politik: Über kluge Machtpolitik. In: swp-berlin.org. 17. Februar 2014, abgerufen am 5. März 2022: „Putins Machtspiele haben zudem die Grundfesten der gesamteuropäischen Ordnung zerrüttet“
  6. Jan C. Behrends: Russland betreibt wieder sowjetische Aussenpolitik. In: nzz.ch. 14. August 2014, abgerufen am 5. März 2022.
  7. Jeffrey D. Sachs: Putins gefährlicher Kurs. In: nzz.ch. 8. Mai 2014, abgerufen am 5. März 2022.
  8. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-67019-0, S. 351
  9. John Osullivan: Europe’s ‘new world order’ is letting Vladimir Putin run riot. In: spectator.co.uk. 8. März 2014, abgerufen am 5. März 2022: „brings to an end the Pax Americana and the post-Cold War world that began in 1989“
  10. Peter Dausend: Ostpolitik: Was würde Willy Brandt tun? In: zeit.de. 28. November 2014, abgerufen am 5. März 2022.
  11. The new world order. In: economist.com. 22. März 2014, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
  12. Didier Burkhalter, OSZE-Vorsitzender: Der amtierende Vorsitz die Ukraine in den Mittelpunkt. In: parlament.ch. 6. Oktober 2014, abgerufen am 5. März 2022.
  13. Angela Merkel: Rede der Bundeskanzlerin in Sydney im Wortlaut. In: zeit.de. 17. November 2014, abgerufen am 5. März 2022.
  14. tagesschau.de: Putins Kriegsankündigung: "Frage von Leben und Tod für unser Land". Abgerufen am 24. Februar 2022.
  15. Adam Soboczynski: Russland: Der Partisan. In: Die Zeit. Nr. 13/2014 (online).
  16. Steffen Dobbert: Wladimir Putin: Vera Putinas verlorener Sohn. In: Zeit Online. 7. Mai 2015, abgerufen am 25. Mai 2015.
  17. Putin wurde als Kleinkind heimlich getauft – Vater wusste nichts. sputniknews.com, 22. Juli 2013.
  18. Putin says grandfather cooked for Stalin and Lenin. Reuters, 11. März 2018, abgerufen am 23. Februar 2021.
  19. Wie reich ist Wladimir Putin? In: Die Weltwoche. Archiviert vom Original am 1. November 2016; abgerufen am 1. November 2016 (Heft 4/2015).
  20. Prime Minister. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  21. Is Vladimir Putin a judo fraud? In: Washington Post. ISSN 0190-8286 (washingtonpost.com [abgerufen am 16. Juli 2021]).
  22. Masha Gessen: Der Mann ohne Gesicht. Piper-Verlag, 2012, ISBN 978-3-492-05529-1, S. 68.
  23. Wie heißen Sie übrigens? Jörg Schönenborns Interview mit Wladimir Putin. auf: sueddeutsche.de, 7. April 2013.
  24. Rede von Wladimir Putin im Deutschen Bundestag auf Deutsch
  25. Ende einer Ehe: Die Putins sind geschiedene Leute. auf: Spiegel Online. 2. April 2014, abgerufen am gleichen Tage.
  26. Russia’s Vladimir Putin and wife Lyudmila divorce. In: BBC. 6. Juni 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.
  27. Putins Tochter Maria – Flucht aus Luxus-Appartement in Holland, Blick, 26. Juli 2014; war „seit zwei Jahren in Holland“
  28. Мер міста в Голандії закликав „викинути геть“ доньку Путіна з країни. In: Jewropejska Prawda.
  29. Julian Hans: Putin spricht über seine Töchter. Süddeutsche Zeitung, 17. Dezember 2015, abgerufen am 10. April 2016.
  30. Wladimir Putin verrät erstmals Details über seine Töchter. Focus, 17. Dezember 2015, abgerufen am 10. April 2016.
  31. Julian Hans: Familienbande à la Putin. Süddeutsche Zeitung, 18. Dezember 2015, abgerufen am 10. April 2016.
  32. Das geheime Leben des Familienvaters Wladimir. Die Welt, 7. Juni 2013.
  33. After Night at Ballet, Russia’s First Couple Announces Divorce. In: RIA Novosti. 6. Juni 2013, abgerufen am 25. Mai 2015.
  34. Gesine Dornblüth: Ehepaar Putin lässt sich scheiden. In: deutschlandfunk.de. 7. Juni 2013, abgerufen am 5. März 2022.
  35. Die Scheidung im Hause Putin ist öffentlich. auf: handelsblatt.com, 2. April 2014, abgerufen am 2. April 2014.
  36. Ellen Ivits: Allein unter Paaren: Wo ist eigentlich Putins First Lady? In: Stern. Abgerufen am 24. Dezember 2021.
  37. Seine Mitarbeiter nennen ihn „Zar“. In: Der Spiegel. 28. Juli 2014, abgerufen am 24. Februar 2022.
  38. Orthodoxe Christen feiern Weihnachten. In: Der Standard. 7. Januar 2007.
  39. Putin and the monk. FT Magazine, 25. Januar 2013.
  40. Geheimpapier: Putin hatte 2010 kosmetische Gesichtskorrektur. In: Focus. Abgerufen am 22. Februar 2022.
  41. Wladimir Putin: Neue Gerüchte um Beauty-OP. In: bunte.de. Abgerufen am 22. Februar 2022.
  42. Regierungschef: Russen spekulieren über Putins „blaues Auge“. In: Der Spiegel. 28. Oktober 2010, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Februar 2022]).
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    Wortprotokoll der Rede Putins im Bundestag
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  240. Jelena Wiktorowna Tregubowa: Die Mutanten des Kreml: mein Leben in Putins Reich. Klett-Cotta, 2007, ISBN 978-3-932170-22-5, S. 227.
  241. Michail Sygar: Endspiel: Die Metamorphosen des Wladimir Putin. Kiepenheuer & Witsch, 2015, ISBN 978-3-462-31515-8, Schlusssatz Kapitel 3: „… Putins grösste Angst, in Russland könnte eine orange Revolution ausbrechen … 
  242. Wolfgang Herles: Die Gefallsüchtigen: Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik. Albrecht Knaus Verlag, 2015, ISBN 978-3-641-13591-1.
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    «Вместе с самолетом разбилась последняя программа, которая могла себе позволить сеять какие-то сомнения» („Gemeinsam mit dem Flugzeug ist das letzte Programm, das es sich leisten konnte, einige Zweifel zu säen, abgestürzt“), slon.ru, 4. August 2014, abgerufen am 20. September 2014.
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  258. Majestätsbeleidigung in Russland – Puting statt Miting. Spiegel, 17. Januar 2008; „Russischen Journalisten, die mit spitzer Feder und beißender Ironie den Personenkult um Wladimir Putin karikieren, geht es schon seit geraumer Zeit an den Kragen.“
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  279. Karl Schlögel im Gespräch mit Claudia von Salzen: „Putin will den Westen in die Knie zwingen“. Der Historiker Karl Schlögel über die Motive des russischen Präsidenten, das Bild der Ukraine – und die „Flucht“ der Deutschen in die Geschichte. In Der Tagesspiegel, 27. Februar 2022, S. 4.
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