Tuwa
Die Republik Tuwa (russisch Респу́блика Тыва́/Respublika Tywa, auch Тува́/Tuwa; tuwinisch Тыва Республика/Tywa Respublika) ist eine zur Russischen Föderation gehörende autonome Republik im südlichen Teil von Sibirien.
Subjekt der Russischen Föderation
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Geographie
Tuwa liegt im Süden Russlands an der nordwestlichen Grenze der Mongolei und ist eingerahmt von den Gebirgen Westlicher Sajan im Norden, Tannu-ola im Süden und dem Altai im Westen. Wichtigster Fluss ist der Jenissei, dessen rechter Quellfluss Großer Jenissei (Bii-Chem) in der Republik entspringt. Dieser vereinigt sich bei Kysyl mit dem Kleinen Jenissei (Kaa-Chem), der den Südosten der Republik durchfließt und aus zwei aus der Mongolei kommenden Quellflüssen entsteht.
Das Klima ist kontinental. Die Durchschnittstemperaturen im Januar betragen −45 °C bis −28 °C. Die durchschnittliche Temperatur im Juli beträgt um die 20 °C, oft ist es sehr heiß bis um 30 °C. Es regnet sehr selten im Sommer und schneit nur wenig im Winter. Die Menge der Niederschläge ist niedrig: 200–300 mm (in den Gebirgen 400–600 mm) im Jahr. In Tuwa gibt es ca. 300 Sonnentage im Jahr.
Das Gebiet von Tuwa befindet sich in den Ausläufern des Mongolischen Hochlands und kann aufgeteilt werden in ein östliches gebirgiges und ein westliches flaches Territorium, eingerahmt von Westsajan und Tannu-ola. Die ebenen Steppen von Tuwa liegen auf 520–1200 m über NN. Der höchste Berg ist der Mongun-Taiga mit 3976 m über dem Meeresspiegel. Es gibt etwa 6700 größere und kleinere Seen. Die meisten liegen im Todscha-Becken (auch Todscha-Senke).
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl betrug bei der Volkszählung 2010 307.930. Die Tuwiner sind ein Turkvolk und stellen die Mehrheitsbevölkerung in der Republik. Die Tuwiner sind eine der größten Minoritäten in Sibirien und neben den Jakuten in der Republik Sacha als einzige in einem autonomen Gebiet Sibiriens gegenüber den Russen in der Mehrheit. Zudem sind viele Russen in den letzten Jahren abgewandert. Deshalb hat sich ihre Anzahl von 98.831 Personen im Jahr 1989 auf 49.434 im Jahr 2010 halbiert. Kleinere Minderheiten sind die Chakassen, Ukrainer, Komi (1.404 Personen Stand 2002) und Tataren (584 Personen Stand 2002).
Amtssprachen sind die tuwinische und die russische Sprache. Die Tuwiner bekennen sich überwiegend zum Buddhismus, genauer zum Tibetischen Buddhismus, daneben gibt es in Tuwa auch viele altgläubige orthodoxe Christen sowie eine geringe Anzahl an Anhängern des indigenen Schamanismus.
Volksgruppe | VZ 1959 | VZ 1970 | VZ 1979 | VZ 1989 | VZ 2002 | VZ 2010 1 | ||||||||||
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Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | |||||
Tuwiner | 97.996 | 57,0 % | 135.306 | 58,6 % | 161.888 | 60,5 % | 198.448 | 64,3 % | 235.313 | 77,0 % | 249.299 | 81,0 % | ||||
Russen | 68.924 | 40,1 % | 88.385 | 38,3 % | 96.793 | 36,2 % | 98.831 | 32,0 % | 61.442 | 20,1 % | 49.434 | 16,1 % | ||||
Chakassen | 1.726 | 1,0 % | 2.120 | 0,9 % | 2.193 | 0,8 % | 2.258 | 0,7 % | 1.219 | 0,4 % | 877 | 0,3 % | ||||
Ukrainer | 1.105 | 0,6 % | 1.466 | 0,6 % | 1.729 | 0,6 % | 2.208 | 0,7 % | 832 | 0,3 % | 493 | 0,2 % | ||||
Andere | 2.177 | 1,3 % | 3.587 | 1,6 % | 4.996 | 1,9 % | 6.812 | 2,2 % | 6.704 | 2,2 % | 7.827 | 2,5 % | ||||
Einwohner | 171.928 | 100 % | 230.864 | 100 % | 267.599 | 100 % | 308.557 | 100 % | 305.510 | 100 % | 307.930 | 100 % | ||||
1 4.073 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden.[4] |
Die Lebenserwartung in Tuwa gehört mit 56,4 Jahren zu den niedrigsten innerhalb von Russland. 1994 fiel die Lebenserwartung der Männer unter 50 Jahre.
Geschichte
Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung werden auf ein Alter von mindestens 40.000 bis 100.000 Jahren geschätzt (Altsteinzeit). Im Neolithikum (5. Jahrtausend v. Chr.) begannen Viehzucht und die Produktion von Kupfer- und Bronze-Werkzeugen, wovon Felszeichnungen zeugen. Die Bevölkerungszunahme während der Eisenzeit führte zu halbnomadischer Viehzucht. Im sibirischen Tal der Könige bei Turan fanden Archäologen aus Deutschland und Russland 2001 den seit etwa 2.500 Jahren unberührten, zur Aldy-Bel-Kultur gehörenden Grabhügel Arschan 2 eines skythischen Herrschers. Anlage und Reichtum des Hügelgrabes widerlegen die antiken Quellen, die die Skythen nur als „wilde Horde“ schilderten. Das Gebiet der Skythen reichte in dieser Zeit von der Mongolei bis an die Schwarzmeerküste.
Im Laufe der Geschichte besiedelten Uiguren, Kirgisen, Mongolen und Oiraten das Mongolische Hochland. 1207 eroberte Dschingis Khan die Region, die später unter die Herrschaft der Yuan-Dynastie kam. Das Gebiet des heutigen Tuwa, früher auch Urjanchai genannt, gehörte administrativ lange Zeit zur Äußeren Mongolei. Während der Qing-Dynastie wurde das Mongolische Hochland 1644 in zwei Provinzen gegliedert: die nördliche Äußere Mongolei und die südliche Innere Mongolei, die beide bis 1912 Bestandteile des Kaiserreichs China waren.[5]
Der Reichtum an Fellen und Bodenschätzen in der Region zog ab Mitte des 19. Jahrhunderts viele Russen an, die das Gebiet zunehmend beeinflussten. Unterstützt durch die zaristische Regierung bildete sich eine separatistische Bewegung, welche am 15. Februar 1912 die Unabhängigkeit von Tuwa unter dem Namen „Republik Urjanchai“ proklamierte.[6] Da diese Sezession weder die Provinzverwaltung der Äußeren Mongolei, noch die Regierung in Peking anerkannte, besetzten russische Truppen das Land. Am 17. April 1914 erklärte das Russische Reich Urjanchai zu seinem Protektorat.
Nach der Xinhai-Revolution erreichte der chinesische Regierungsvertreter Sun Baoqi beim Abschluss des Vertrags von Kjachta im Jahr 1915, dass die Republik China wieder die vollständige Souveränität über die gesamte Äußere Mongolei erlangte. Eingeräumt wurden der Provinz jedoch weitgehende Autonomierechte. Formal blieb damit auch die Tuwa-Region ein Bestandteil Chinas. 1918/19 wurde das Land in den Russischen Bürgerkrieg hineingezogen. Nach dem Sieg der Bolschewiki riefen maßgeblich russische Siedler am 14. August 1921 mit Unterstützung der Roten Armee die Volksrepublik Tannu-Tuwa aus mit der Hauptstadt Belozarsk. Tannu-Tuwa wurde so zum Satellitenstaat der 1922 gegründeten Sowjetunion, ohne jedoch Teil dieser zu werden. 1926 schloss die Sowjetunion mit der Mongolischen Volksrepublik, die ebenfalls ein Satellitenstaat der UdSSR war, einen Vertrag über den Verzicht auf den Anspruch auf das Tuwa-Gebiet. Dieser Vorgang war völkerrechtswidrig, da die Mongolische Volksrepublik zumindest bis 1946 keinerlei Souveränitätsrechte besaß und außer von der Sowjetunion von keinem Land diplomatisch anerkannt war.[7][8]
Erster Präsident des Landes wurde Donduk Kuular. Als Währung war zunächst der sowjetische Rubel im Umlauf, von 1934 bis 1944 dann der tuwinische Akşa, welcher an den Rubel gebunden war. Kuular versuchte, die Abhängigkeit zur Sowjetunion einzudämmen; es gab Bestrebungen, wieder eine engere Bindung zur Mongolei herzustellen. Donduk Kuular erhob den Buddhismus zur Staatsreligion und limitierte den Zuzug russischer Siedler. 1929 wurde er auf Geheiß Stalins verhaftet und später exekutiert. Nach Kuulars Tod war die Sowjetunion endgültig die bestimmende Macht in der Tuwinischen Volksrepublik. Die neue kommunistische Führung begann mit der Kollektivierung des Landes, das bis dahin nomadisch geprägt war. Gleichzeitig begannen die Stalinschen Säuberungen nebst der Vernichtung des Buddhismus und des Schamanismus in der Region.
Als Satellitenstaat der UdSSR war die Tuwinische Volksrepublik eines der ersten Länder, das am 22. Juni 1941 nach Ausbruch des Deutsch-Sowjetischen Kriegs mit einer Kriegserklärung an das Deutsche Reich reagierte, was de jure ohne Bedeutung war, da das Deutsche Reich das Land nicht anerkannt hatte. Am 17. August 1944 „beantragten“ Vertreter der Tuwinischen Volksrepublik die Eingliederung in die Sowjetunion, dem das Präsidium des Obersten Sowjets zustimmte. Damit wurde das Land am 13. Oktober 1944 als autonomes Gebiet Teil der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR). Bemerkenswert war der doppelte Verfassungsbruch, denn gemäß der tuwinischen wie auch der sowjetischen Verfassung hätte eine solche Entscheidung nur das tuwinische Parlament beziehungsweise der Oberste Sowjet der UdSSR treffen können. Sowjetische Zeitungen berichteten erst zwei Jahre später über den Anschluss,[9] andere zeitgenössische Publikationen nennen auch das Jahr 1945 als den Zeitpunkt der Eingliederung in die UdSSR.[10]
1961 erfolgte eine Umbenennung in Tuwinische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik. Mit dem Zerfall der Sowjetunion erklärte Tuwa im November 1991 seine Unabhängigkeit, die aber von den Regierungen der RSFSR und der formal noch bestehenden UdSSR nicht anerkannt wurde. Am 31. März 1992 war Tuwa einer der Unterzeichner des Vertrags zur Schaffung der Russischen Föderation.
Wappen
Im blauen Wappenschild mit goldenem Bord ein Pferd mit Reiter, das nach heraldisch links der goldenen Sonne am Schildrand entgegen strebt. Unter dem Pferd ein silbernes Band mit dem Namen der Republik in kyrillischer Majuskelschrift: „ТЫВА“. Der Schild ist ein Fünfeck, dessen Seiten nach außen kreisförmig aufgebogen sind.
Wirtschaft
Es gibt lediglich zwei größere Straßenverbindungen nach Tuwa, die eine durch den Westsajan zur Hauptstadt Kysyl, die andere von Abakan über Abasa nach Ak-Dowurak im Westen des Landes. Dabei windet sich die Straße auf 250 km durch die Schluchten des Sajans und über drei Gebirgspässe. Am Sajanski-Pass auf 2206 m Höhe, dem höchsten der drei Pässe, liegt auch die Grenze zwischen Chakassien und Tuwa.
Kysyl soll, nach einem Beschluss des russischen Verkehrsministeriums unter Minister Lewitin vom 17. Mai 2006, über eine Eisenbahnstrecke nach Kuragino an die Transsibirische Eisenbahn angebunden werden. Die Strecke soll auch die Kohlelager von Elegest erschließen.[11] Im Dezember 2011 wurde der Bau der Trasse (symbolisch) eröffnet.[12] Nachdem die russische Regierung das Projekt im November 2012 von der Liste der staatlichen Investitionsprojekte gestrichen hatte,[13] wurde Anfang 2013 der Fortgang der Bauarbeiten auf Basis von Privatinvestitionen genehmigt.[14] Bis Ende 2019 hatte man noch nicht begonnen.
Nach einem Beschluss der Regierung beträgt das Existenzminimum im zweiten Quartal 2006 pro Kopf 3295 Rubel, für Arbeiter 3527 Rubel, für Pensionäre 2516 Rubel und für Kinder 3196 Rubel. Im Vergleich zu anderen russischen Regionen ist die Wirtschaft unterentwickelt. Es dominiert die Landwirtschaft, vor allem die Viehhaltung. Die neun tuwinischen „Haustiere“ sind: Rind, Pferd, Rentier, Schaf, Ziege, Kamel, Yak, Hund, Katze. Heutzutage müsste der „Neunäugige“ ein „Zehnäugiger“ sein, denn die tuwinischen Haustiere haben Zuwachs bekommen: das Huhn. Das Huhn galt im alten Tuwa als exotisches Tier.[15]
Bedeutung hat der Bergbau. Tuwa besitzt viele Bodenschätze und auch verschiedene (auch Halb-)Edelsteine. Es gibt Vorräte an Steinsalz, Kohle, Eisen, Nichteisen- und Seltenen Metallen und auch Asbest. Eine Tochterfirmer der chinesischen Zijin Mining eröffnete 2015 eine neue Mine bei Kyzyl-Tashtygskoe. Bei Ak-Dowurak im Westen Tuwas war von 1933 bis zur Stilllegung 1991, betrieben von Sojusasbest, eine der größten Asbestminen der Welt, die im Tagebau betrieben wurde. Auch der seit 1970 betriebene Kobaltabbau durch Tuwakobalt bei Chowu-Aksy wurde eingestellt. Gold wird im Einzugsgebiet des Großen Jenissei (Bii-Chem) gewonnen. Die Wasserkraft wird für die Staustufen am Jenissei beim Sajano-Schuschensker Stausee, Maina-Stausee und Krasnojarsker Stausee am Jenissei genutzt.
Trotzdem hängt die Region nach wie vor mit etwa 90 % seines Budgets sehr stark von Zuwendungen aus Moskau ab oder verkauft, anders betrachtet, ihre Rohstoffe zu billig. Auf dem Gebiet von Tuwa gibt es drei unabhängige Banken und vier Niederlassungen außerhalb von Kysyl. Das ausgegebene Kreditvolumen soll etwa 308 Millionen Rubel betragen. Tuwa hat mit seinen unberührten Landschaften und seiner vielfältigen Geologie, Flora und Fauna touristisches Potenzial (Rafting, Reiten, Bergsteigen), das zurzeit allerdings noch wenig genutzt wird.
Kultur
1998 wurde im Tal der Zaren in Tuwa ein unversehrter Skythen-Grabhügel (Arschan-2) aus dem 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. identifiziert und vermessen und bis 2003 vollständig freigelegt. Die Funde werden von der Eremitage in Sankt Petersburg untersucht und restauriert.
Am Oberlauf des großen Jenissei, auf der Insel des Sees Tere-Chol, liegt die Festung Por-Baschyn (Пор-Бажын), entstanden vor mehr als 1200 Jahren in der Mitte des achten Jahrhunderts in der Zeit des Uiguren-Khaganats. Die Festung mit bis zu 10 m hohen Wällen umfasst eine Fläche von 3,5 ha an der Grenze zur Mongolei. Die Festung zählt zu den historisch und kulturell bedeutsamen Objekten auf dem Gebiet der Russischen Föderation.[16]
Ein besonderes „Markenzeichen“ der tuwinischen Kultur ist der dort gepflegte Kehlgesang (tuwinisch: Khöömei für Kehle), die höchste Stufe des Obertongesangs (tuwinisch: Sygyt), wobei gleichzeitig mehrere Töne angestimmt werden, und Untertongesang (tuwinisch: Kargyraa). Ein bekannter Vertreter dieses speziellen Gesangs und der tuwinischen Musik ist die Gruppe Huun-Huur-Tu. Durch die Präsentation dieser Gesangskunst unter anderem durch diese Musikgruppe in Konzerthallen wie der New Yorker Carnegie Hall erreicht die Kultur Tuwas auch die westliche Gesellschaft.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion lebt auch der Schamanismus wieder auf. In Kysyl und in anderen Ortschaften betreiben heute Schamanen und Schamaninnen mehrere schamanische Kliniken als Gemeinschaftspraxis. Die wichtigste davon ist "Dungur" (tuwinisch für "Trommel"). Tuwa hat eine alte lamaistisch-buddhistische Tradition. Im September 1992 besuchte der 14. Dalai Lama Tuwa.[17]
Der Nationalsport der Tuwiner am Oberlauf des Jenissei ist das Ringen, wie auch sonst mit den Mongolen weitgehende kulturelle Gemeinsamkeiten bestehen. Bei Erschei, einem kleinen Dorf am Kleinen Jenissei etwa 140 km südöstlich von Kysyl, liegt eines der Dörfer der Altgläubigen, die von den Tuwinern „Kerschaki“ genannt werden.
Das tuwinische Theater feierte 2006 sein 70-jähriges Bestehen und den hundertsten Geburtstag seines Gründers, Schauspieler und Theaterschriftsteller Wiktor Kok-ool.
Persönlichkeiten
- Marianna Artaschirowna Dewlet (* 1933), Prähistorikerin
- Scholban Kara-ool (* 1966), Ministerpräsident der Republik Tuwa
- Mongusch Borachowitsch Kenin-Lopsan (1925–2022), Historiker, Ethnologe, Schriftsteller, Lyriker
- Wiktor Kok-ool, Autor und Mitbegründer des tuwinischen Theaters
- Albert Kuwesin, Sänger und Gitarrist der Band Yat-Kha, Gründungsmitglied von Huun-Huur-Tu
- Sainkho Namtchylak (* 1957), Kehlkopfsängerin und moderne Musikerin
- Sergei Schoigu (* 1955), Verteidigungsminister der Russischen Föderation, Held der Russischen Föderation
- Galsan Tschinag (* 1943), Schriftsteller, schreibt auf Deutsch (mongolischer Staatsangehöriger, Mitglied der tuwinischen Minderheit im Nordwesten der Mongolei)
Staatsgebilde
Nach dem Zerfall der UdSSR erklärte Tuwa im November 1991 seine Unabhängigkeit, schloss dann aber am 31. März 1992 einen Föderationsvertrag mit der neu formierten Russischen Föderation, der es seither als autonome Republik angehört. Präsident ist Scholban Kara-ool, der 2007 den seit 1992 regierenden Scherig-ool Oorschak ablöste.
Verwaltungsgliederung und Städte
Die Republik Tuwa gliedert sich in 17 Koschuune (entsprechen den Rajons der anderen Föderationssubjekte) und zwei Stadtkreise.
In der Hauptstadt Kysyl lebt ein Drittel der Einwohner der Republik. Kysyl ist die einzige Großstadt Tuwas; es gibt weitere vier Kleinstädte sowie eine Siedlung städtischen Typs.
Name | Russ. Name | Tuwin. Name | Rajon | Einwohner (14. Oktober 2010)[2] |
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Ak-Dowurak | Ак-Довурак | Ак-Довурак | Stadtkreis | 13.468 |
Kaa-Chem* | Каа-Хем | Каа-Хем | Kysyl | 15.044 |
Kysyl | Кызыл | Кызыл | Stadtkreis | 109.918 |
Schagonar | Шагонар | Шагаан-Арыг | Ulug-Chemski | 10.956 |
Tschadan | Чадан | Чадаана | Dsun-Chemtschikski | 9.035 |
Turan | Туран | Туран | Pii-Chemski | 4.981 |
Literatur
- Sergej R. Minzloff: "In geheimem Auftrag" – Bericht einer Expedition 1914. F. A. Brockhaus, Leipzig 1929 (Übersetzung aus dem Russischen von R. Frhr. v. Campenhausen)
- Douglas Carruthers: Unknown Mongolia: A Record of Travel and Exploration in North-West Mongolia and Dzungaria. Hutchinson & Co. 1914. (Reprint: New Delhi u. a. 1994, ISBN 81-206-0857-7)
- Mongusch B. Kenin-Lopsan: Schamanengeschichten aus Tuwa (dt. Üs. von Mifi Tuvinskych Shamanov). Lamuv, Göttingen 2011, ISBN 978-3-88977-693-8.
- Anett C. Oelschlägel: Der Weiße Weg. Naturreligion und Divination bei den West-Tyva im Süden Sibiriens. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2004, ISBN 3-937209-52-2.
- Anett C. Oelschlägel: Plurale Weltinterpretationen. Das Beispiel der Tyva Südsibiriens. SEC Publications, Fürstenberg/Havel 2013, ISBN 978-3-942883-13-9.
- Anett C. Oelschlägel: Der Taigageist. Berichte und Geschichten von Menschen und Geistern aus Tuwa. Zeitgenössische Sagen und andere Folkloretexte. Tectum-Verlag, Marburg 2013, ISBN 978-3-8288-3134-6.
- Gisela Reller: Von der Wolga bis zum Pazifik: Tradition und Umgestaltung; bei Tuwinern, Kalmyken, Niwchen und Oroken. Fotos: Detlev Steinberg. Zeichnungen und Karten: Karl-Heinz Döring. Verlag der Nation, Berlin 1990, ISBN 3-373-00308-3.
- Egon Richter: Im Lande der weißen Kamele. Chronik einer Stippvisite. 2. Auflage. Hinstorff, Rostock 1988, ISBN 3-356-00001-2.
- Sowjetunion. Wandern im Wilden Osten: Altai, Baikalsee, Dagestan, Kamtschatka, Tuwa u. a. m. Sänger, Bonn 1990, ISBN 3-926992-04-2.
- Margarete Franz: Taiga, Steppe und Schamanen. Begegnungen mit zentralasiatischen Schamanen. Zwiebelzwerg, Willebadessen 2008, ISBN 978-3-938368-96-1.
- Pjotr Subkow: Eine Republik im Herzen Asiens. Sowjet – Tuwa 40 Jahre. Reisenotizen. Moskau, 1984, DNB 891043322.
- Reinhold Messner: Mongolei. Mit Reinhold Messner bei den Tuwa-Nomaden. Regie: Elke Werry. DVD-Video (52 Min.). Länder, Menschen, Abenteuer. Grünwald: Komplett-Media 2006 und 2008.
- Sewj'an I. Weinshtein: Geheimnisvolles Tuwa. Expeditionen in das Herz Asiens. Buch mit DVD. Dokumentarfilm und Fotos von Leonid Kruglow. Oststeinbek: Alouette 2005. DVD-Laufzeit 72 Min. - Dokumentarfilm, Fotos, Beispiele des Kehlkopfgesangs der Tuwa.
Weblinks
Quellen
- Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Nacional'nyj sostav naselenija po sub"ektam Rossijskoj Federacii. (XLS) In: Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Rosstat, abgerufen am 30. Juni 2016 (russisch, Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung nach Föderationssubjekten, Ergebnisse der Volkszählung 2010).
- Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) http://demoscope.ru/weekly/ssp/rus_etn_10.php?reg=66
- Robert Arthur Rupen: Mongols of the Twentieth Century. Indiana University, 1964, S. 276.
- Toomas Alatalu: Tuva. A State Reawakens. In: Soviet Studies. Band 44, Nr. 5, 1992, ISSN 1465-3427, S. 881–895
- Friedrich-Christian Schroeder, Ludwig Bauer, Boris Meissner: Bundesstaat und Nationalitätenrecht in der Sowjetunion. Duncker & Humblot, 1984, S. 51.
- Eva-Maria Stolberg: Stalin und die chinesischen Kommunisten. Eine Studie zur Entstehungsgeschichte der sowjetisch-chinesischen Allianz vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Franz Steiner Verlag, 1997, S. 113.
- David J. Dallin: Soviet Russia and the Far East. Yale University Press, New Haven 1948, S. 89
- Julian Towster: Political Power in the U.S.S.R. 1917-1947. The Theory and the Structure of Government in the Soviet State. Oxford University Press, New York 1948, S. 108
- Beschluss zum Bau einer Eisenbahn nach Kysyl (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bericht über den offiziellen Beginn der Bauarbeiten auf dela.ru, 21. Dezember 2011 (russisch). Abgerufen am 30. Januar 2014.
- Kyzyl – Kuragino Railway Line Excluded from the List of State Investment Projects (Memento des Originals vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf rzd-partner.com, 14. November 2012 (englisch). Abgerufen am 1. Februar 2014.
- Russias longest private railway line approved (Memento des Originals vom 2. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf railwaybulletin.com, 1. März 2013 (englisch). Abgerufen am 1. Februar 2014.
- Reller (1990), S. 45
- Por-Bazhyn Exhibition to Open in Moscow
- The Dalai Lama in Tuva, 1992