Rugby Union

Rugby Union (oft auch einfach nur Rugby, Union oder Fünfzehner-Rugby genannt) ist eine Sportart aus der Rugby-Familie. Sie ist die weltweit am weitesten verbreitete Rugby-Variante. In diesem Ballsport versuchen zwei Mannschaften zu je 15 Spielern in 80 Minuten, das Spielgerät, den ovalen Rugbyball, am Gegner vorbei zu tragen oder zu kicken und dadurch Punkte zu erzielen.

Typisches Szenario während eines Rugby-Union-Spiels
Neuseeland – Südafrika bei einer Line-Out-Situation (2006)

Regeln

Ziel des Spiels

Das Tor mit den zwei Malstangen (goalposts)

Ziel des Spiels ist es, mehr Punkte als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Dafür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten.

  • Man kann den Ball an der gegnerischen Verteidigung vorbei in das gegnerische Malfeld tragen und dort am Boden ablegen. Ein solcher und so genannter Versuch (englisch try) zählt fünf Punkte. Anschließend hat die Mannschaft, die den Versuch gelegt hat, die Chance eine Erhöhung (englisch conversion) von weiteren zwei Punkten zu erzielen. Hierbei wird versucht, den Ball mittels eines Kicks vom Boden von einer beliebigen Stelle auf der Linie (parallel zur Seitenauslinie), auf der der Versuch gelegt wurde, zwischen die beiden Pfosten des H-förmigen Tores und über dessen Querlatte zu schießen.
  • Ebenso kann man nach einem schweren Regelverstoß der Gegner einen Straftritt „auf die Stangen setzen“, was drei Punkte einbringt.
  • Aus dem offenen Spiel ist auch ein technisch schwer auszuführendes Dropgoal durch die Stangen möglich, das ebenfalls drei Punkte wert ist.

Spieler

Die 15 Spieler jeder Mannschaft werden in acht Stürmer (Forwards, Trikotnummern 1 bis 8) und sieben Hintermannschaftsspieler (Backs, Trikotnummern 9 bis 15) unterteilt. Bei den Spielern mit den Trikotnummern 11 bis 14 redet man oft auch von den „Reihe-Spielern“ bzw. „Dreivierteln“, die den Gegensatz zum Sturm bilden. Die Nummer 10 hat daher auch im Deutschen den Namen „Verbinder“, da dieser Spieler zwischen dem Sturm und der Reihe vermittelt. Die folgende Skizze verdeutlicht die Aufstellung der Mannschaft etwa bei einem angeordneten Gedränge:

1 Linker Pfeiler 2 Hakler 3 Rechter Pfeiler
4 Zweite-Reihe-Stürmer 5 Zweite-Reihe-Stürmer
6 Linker Flügelstürmer 8 Nummer 8 7 Rechter Flügelstürmer
 
9 Gedrängehalb
10 Verbinder
12 Erster Innendreiviertel
13 Zweiter Innendreiviertel
11 Kurzer Außendreiviertel 14 Langer Außendreiviertel
15 Schlussmann
Nummer Name Englische Bezeichnung Gruppenbezeichnung Englische Gruppenbezeichnung
1Linker PfeilerLoosehead PropErste ReiheFront Row
2HaklerHooker
3Rechter PfeilerTighthead Prop
4Zweite-Reihe-StürmerLocksZweite ReiheSecond Row
5
6Linker FlügelstürmerBlindside FlankerDritte ReiheBackrow
7Rechter FlügelstürmerOpenside Flanker
8Nummer 8/Dritte Reihe MitteNumber 8
9GedrängehalbScrum-HalfHalbspielerHalfbacks
10Verbindungshalb/Verbinder/Die ZehnFly-Half/first five-eight
11Kurzer Außendreiviertel/EckdreiviertelLeft WingDreiviertelreiheThree-Quarter Line
12Erster InnendreiviertelInside Centre/second five-eight
13Zweiter InnendreiviertelOutside Centre
14Langer Außendreiviertel/EckdreiviertelRight Wing
15Schlussmann/SchlussFullback

Oft sind auch andere Bezeichnungen für Spieler(gruppen) üblich. So werden zum Beispiel die Spieler 1 bis 5 als Tight Five, 6 bis 8 als Loose Forwards bezeichnet, da diese die ersten Stürmer sind, die vom Gedränge aufbrechen können. Die Spieler 11 bis 14 werden Dreiviertel (engl. Three-quarters), 11, 14 und 15, die bei gegnerischen Angriffen oft wegen der Gefahr von Kicks zurückbleiben, werden auch Back Three genannt.

Standardsituationen

Ein Tackling

Standardsituationen im Rugby Union sind das angeordnete Gedränge, mit dem nach einem kleineren Foul das Spiel neugestartet wird, und die Gasse, mit Einwurf des Balls, nachdem er im Aus war. Eine weitere quasi-Standardsituation ist das Tackling (oder „Tiefhalten“), mit dem gegnerische Spieler am Raumgewinn gehindert werden können. Ebenso ist der Straftritt eine Standardsituation, welcher aus einem schweren Regelverstoß (z. B. Hightackle o. ä.) resultiert.

Spieldauer

Ein Spiel dauert zwei Halbzeiten von 40 Minuten, zwischen denen eine zehnminütige Pause liegt. Nach Ablauf der Spielzeit geht das Spiel so lange weiter, bis der Ball nach Seitenaus, Vorwurf, Nichtspielbarkeit oder erzielten Punkten ruht.

Wettbewerbe

Internationales Fünfzehner-Rugby

Im Vier-Jahres-Turnus findet die Rugby-Union-Weltmeisterschaft statt.

Jahr Gastgeber Finale Kleines Finale
Weltmeister Ergebnis 2. Platz 3. Platz Ergebnis 4. Platz
1987 Australien
Neuseeland

Neuseeland
29 : 9
Frankreich

Wales
22 : 21
Australien
1991 England
Australien
12 : 6
England

Neuseeland
13 : 6
Schottland
1995 Südafrika
Südafrika
15 : 12 n.V.
Neuseeland

Frankreich
19 : 15
England
1999 Wales
Australien
35 : 12
Frankreich

Südafrika
22 : 18
Neuseeland
2003 Australien
England
20 : 17 n.V.
Australien

Neuseeland
40 : 13
Frankreich
2007 Frankreich
Südafrika
15 : 6
England

Argentinien
34 : 10
Frankreich
2011 Neuseeland
Neuseeland
8 : 7
Frankreich

Australien
21 : 18
Wales
2015 England
Neuseeland
34 : 17
Australien

Südafrika
24 : 13
Argentinien
2019 Japan
Südafrika
32 : 12
England

Neuseeland
40 : 17
Wales
2023 Frankreich

Das wichtigste Turnier der nördlichen Hemisphäre ist das jährlich stattfindende Six Nations (deutsch auch als Sechs-Nationen-Turnier bekannt), das aus dem Home Nations, dem ältesten Rugby-Turnier der Welt, hervorging. Das Gegenstück dazu bildet auf der Südhalbkugel das Turnier The Rugby Championship.

Zwischen 1900 und 1924 war Rugby Union viermal Teil der Olympischen Spiele.

Club- und Provinz-Fünfzehner-Rugby

Die wichtigsten Europäischen Ligen sind die englische Premiership, die französische Top 14 und die Pro 14 mit Mannschaften aus Wales, Irland, Schottland und Italien. Des Weiteren gibt es noch die italienische Super 10. Die besten Mannschaften Europas spielen im European Rugby Champions Cup den höchsten Europapokal aus, daneben gibt es auch den European Challenge Cup.

In Südafrika gibt es den Currie Cup, in dem die beste Provinz gekürt wird. Sein Gegenstück ist in Neuseeland der Mitre 10 Cup. In Australien gibt es keine landesweite Meisterschaft, sondern nur regionale Wettbewerbe, die von den jeweiligen Provinzverbänden ausgerichtet werden, obwohl man dort im Jahr 2007 versuchte, mit dem Australian Rugby Championship ebenfalls eine landesweite Provinzmeisterschaft zu etablieren. Es wurde jedoch nur eine Saison ausgetragen, da der Versuch wegen großer finanzieller Verluste scheiterte. Provinzen dieser drei Länder spielen gemeinsam mit Mannschaften aus Argentinien und Japan im Super Rugby gegeneinander. Des Weiteren gibt es auf der südlichen Hemisphäre noch die argentinische Nacional de Clubes.

In Deutschland existieren eine 1. und 2. Rugby-Bundesliga, darunter Regional- und Verbandsligen.

Popularität

Rugby Union ist vor allem auf den Britischen Inseln (England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland) sowie in Teilen des britischen Commonwealth (Neuseeland, Australien, Südafrika sowie Fidschi, Samoa und Tonga) äußerst populär, in Europa außerdem in Frankreich, Italien, Georgien, Rumänien und Spanien. Auf dem afrikanischen Kontinent hat Rugby Union außer in Südafrika noch in Simbabwe, Kenia, Namibia, Botswana, Madagaskar, Tunesien und der Elfenbeinküste eine gewisse Bedeutung. In Asien ist Japan weit vor Südkorea und Kasachstan das führende Land im Rugby Union. In Südamerika ist Argentinien das dominierende Land, gefolgt von Uruguay, Chile und Brasilien. In Nordamerika stellen die Vereinigten Staaten und Kanada relativ starke Mannschaften, während der Sport in Mittelamerika und der Karibik noch gering entwickelt ist.

Situation in einzelnen Ländern

Rugby-Union-Nationalmannschaften

Literatur

Deutsch

  • Ralf Iwan: Rugby – Alles was man wissen muss. Meyer & Meyer, Aachen 2019, ISBN 978-3-8403-7647-4.
  • Denis Frank: 111 Gründe, Rugby zu lieben – Eine Liebeserklärung an die großartigste Sportart der Welt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2019, ISBN 978-3-86265-800-8.
  • Ralf Iwan, Mark Sandmann u. Jan Treuholz: Rugby – Athletiktraining. Meyer & Meyer, Aachen 2019, ISBN 978-3-8403-7646-7.
  • Beka Poupard: Rugby – Regeln, Grundlagen und Spielidee des faszinierenden Sports. Copress, Grünwald 2017, ISBN 978-3-7679-1206-9.
  • Dieter Kuhn u. Marcus Rosenstein: Rugby – Kampf in Gasse und Gedränge. 3. Aufl., Weinmann, Berlin 2012, ISBN 978-3-87892-060-1.
  • Günter Berends u. Fabian Saak: Rugby in der Schule. Hofmann, Schorndorf 2008, ISBN 978-3-7780-0221-6.
  • Dieter Kuhn u. Peter Ianusevici: Rugby – Rahmentrainingskonzeption für Kinder und Jugendliche im Leistungssport. Limpert, Wiebelsheim 2002, ISBN 978-3-7853-1650-4.
  • Claus-Peter Bach: Rugby – Die offiziellen Regeln. Falken, München 1997, ISBN 978-3-8068-1216-9.
  • Claus-Peter Bach: Rugby verständlich gemacht. Copress, München 1992, ISBN 978-3-7679-0388-3.

Englisch (Auswahl)

  • Tony Collins: The Oval World – A Global History of Rugby, 2. Aufl., Bloomsbury, London 2016, ISBN 978-1-4088-3157-1.
  • Tony Williams u. John McKittrick: Rugby Skills, Tactics and Rules, 4. Aufl., Bloomsbury, London 2015, ISBN 978-1-4729-1372-2.
  • Cick Cain u. Greg Growden: Rugby Union for Dummies, 3. Aufl., Wiley & Sons, Hoboken 2011, ISBN 978-1-119-99092-5.
  • Huw Richards: A Game for Hooligans – The History of Rugby Union, Mainstream, Edinburgh 2007, ISBN 978-1-84596-255-5.
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