Rugby Union
Rugby Union (oft auch einfach nur Rugby, Union oder Fünfzehner-Rugby genannt) ist eine Sportart aus der Rugby-Familie. Sie ist die weltweit am weitesten verbreitete Rugby-Variante. In diesem Ballsport versuchen zwei Mannschaften zu je 15 Spielern in 80 Minuten, das Spielgerät, den ovalen Rugbyball, am Gegner vorbei zu tragen oder zu kicken und dadurch Punkte zu erzielen.
Regeln
Ziel des Spiels
Ziel des Spiels ist es, mehr Punkte als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Dafür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten.
- Man kann den Ball an der gegnerischen Verteidigung vorbei in das gegnerische Malfeld tragen und dort am Boden ablegen. Ein solcher und so genannter Versuch (englisch try) zählt fünf Punkte. Anschließend hat die Mannschaft, die den Versuch gelegt hat, die Chance eine Erhöhung (englisch conversion) von weiteren zwei Punkten zu erzielen. Hierbei wird versucht, den Ball mittels eines Kicks vom Boden von einer beliebigen Stelle auf der Linie (parallel zur Seitenauslinie), auf der der Versuch gelegt wurde, zwischen die beiden Pfosten des H-förmigen Tores und über dessen Querlatte zu schießen.
- Ebenso kann man nach einem schweren Regelverstoß der Gegner einen Straftritt „auf die Stangen setzen“, was drei Punkte einbringt.
- Aus dem offenen Spiel ist auch ein technisch schwer auszuführendes Dropgoal durch die Stangen möglich, das ebenfalls drei Punkte wert ist.
Spieler
Die 15 Spieler jeder Mannschaft werden in acht Stürmer (Forwards, Trikotnummern 1 bis 8) und sieben Hintermannschaftsspieler (Backs, Trikotnummern 9 bis 15) unterteilt. Bei den Spielern mit den Trikotnummern 11 bis 14 redet man oft auch von den „Reihe-Spielern“ bzw. „Dreivierteln“, die den Gegensatz zum Sturm bilden. Die Nummer 10 hat daher auch im Deutschen den Namen „Verbinder“, da dieser Spieler zwischen dem Sturm und der Reihe vermittelt. Die folgende Skizze verdeutlicht die Aufstellung der Mannschaft etwa bei einem angeordneten Gedränge:
|
Nummer | Name | Englische Bezeichnung | Gruppenbezeichnung | Englische Gruppenbezeichnung |
---|---|---|---|---|
1 | Linker Pfeiler | Loosehead Prop | Erste Reihe | Front Row |
2 | Hakler | Hooker | ||
3 | Rechter Pfeiler | Tighthead Prop | ||
4 | Zweite-Reihe-Stürmer | Locks | Zweite Reihe | Second Row |
5 | ||||
6 | Linker Flügelstürmer | Blindside Flanker | Dritte Reihe | Backrow |
7 | Rechter Flügelstürmer | Openside Flanker | ||
8 | Nummer 8/Dritte Reihe Mitte | Number 8 | ||
9 | Gedrängehalb | Scrum-Half | Halbspieler | Halfbacks |
10 | Verbindungshalb/Verbinder/Die Zehn | Fly-Half/first five-eight | ||
11 | Kurzer Außendreiviertel/Eckdreiviertel | Left Wing | Dreiviertelreihe | Three-Quarter Line |
12 | Erster Innendreiviertel | Inside Centre/second five-eight | ||
13 | Zweiter Innendreiviertel | Outside Centre | ||
14 | Langer Außendreiviertel/Eckdreiviertel | Right Wing | ||
15 | Schlussmann/Schluss | Fullback |
Oft sind auch andere Bezeichnungen für Spieler(gruppen) üblich. So werden zum Beispiel die Spieler 1 bis 5 als Tight Five, 6 bis 8 als Loose Forwards bezeichnet, da diese die ersten Stürmer sind, die vom Gedränge aufbrechen können. Die Spieler 11 bis 14 werden Dreiviertel (engl. Three-quarters), 11, 14 und 15, die bei gegnerischen Angriffen oft wegen der Gefahr von Kicks zurückbleiben, werden auch Back Three genannt.
Standardsituationen
Standardsituationen im Rugby Union sind das angeordnete Gedränge, mit dem nach einem kleineren Foul das Spiel neugestartet wird, und die Gasse, mit Einwurf des Balls, nachdem er im Aus war. Eine weitere quasi-Standardsituation ist das Tackling (oder „Tiefhalten“), mit dem gegnerische Spieler am Raumgewinn gehindert werden können. Ebenso ist der Straftritt eine Standardsituation, welcher aus einem schweren Regelverstoß (z. B. Hightackle o. ä.) resultiert.
Spieldauer
Ein Spiel dauert zwei Halbzeiten von 40 Minuten, zwischen denen eine zehnminütige Pause liegt. Nach Ablauf der Spielzeit geht das Spiel so lange weiter, bis der Ball nach Seitenaus, Vorwurf, Nichtspielbarkeit oder erzielten Punkten ruht.
Wettbewerbe
Internationales Fünfzehner-Rugby
Im Vier-Jahres-Turnus findet die Rugby-Union-Weltmeisterschaft statt.
Jahr | Gastgeber | Finale | Kleines Finale | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Weltmeister | Ergebnis | 2. Platz | 3. Platz | Ergebnis | 4. Platz | ||||
1987 | Australien Neuseeland |
Neuseeland |
29 : 9 | Frankreich |
Wales |
22 : 21 | Australien | ||
1991 | England | Australien |
12 : 6 | England |
Neuseeland |
13 : 6 | Schottland | ||
1995 | Südafrika | Südafrika |
15 : 12 n.V. | Neuseeland |
Frankreich |
19 : 15 | England | ||
1999 | Wales | Australien |
35 : 12 | Frankreich |
Südafrika |
22 : 18 | Neuseeland | ||
2003 | Australien | England |
20 : 17 n.V. | Australien |
Neuseeland |
40 : 13 | Frankreich | ||
2007 | Frankreich | Südafrika |
15 : 6 | England |
Argentinien |
34 : 10 | Frankreich | ||
2011 | Neuseeland | Neuseeland |
8 : 7 | Frankreich |
Australien |
21 : 18 | Wales | ||
2015 | England | Neuseeland |
34 : 17 | Australien |
Südafrika |
24 : 13 | Argentinien | ||
2019 | Japan | Südafrika |
32 : 12 | England |
Neuseeland |
40 : 17 | Wales | ||
2023 | Frankreich |
Das wichtigste Turnier der nördlichen Hemisphäre ist das jährlich stattfindende Six Nations (deutsch auch als Sechs-Nationen-Turnier bekannt), das aus dem Home Nations, dem ältesten Rugby-Turnier der Welt, hervorging. Das Gegenstück dazu bildet auf der Südhalbkugel das Turnier The Rugby Championship.
Zwischen 1900 und 1924 war Rugby Union viermal Teil der Olympischen Spiele.
Club- und Provinz-Fünfzehner-Rugby
Die wichtigsten Europäischen Ligen sind die englische Premiership, die französische Top 14 und die Pro 14 mit Mannschaften aus Wales, Irland, Schottland und Italien. Des Weiteren gibt es noch die italienische Super 10. Die besten Mannschaften Europas spielen im European Rugby Champions Cup den höchsten Europapokal aus, daneben gibt es auch den European Challenge Cup.
In Südafrika gibt es den Currie Cup, in dem die beste Provinz gekürt wird. Sein Gegenstück ist in Neuseeland der Mitre 10 Cup. In Australien gibt es keine landesweite Meisterschaft, sondern nur regionale Wettbewerbe, die von den jeweiligen Provinzverbänden ausgerichtet werden, obwohl man dort im Jahr 2007 versuchte, mit dem Australian Rugby Championship ebenfalls eine landesweite Provinzmeisterschaft zu etablieren. Es wurde jedoch nur eine Saison ausgetragen, da der Versuch wegen großer finanzieller Verluste scheiterte. Provinzen dieser drei Länder spielen gemeinsam mit Mannschaften aus Argentinien und Japan im Super Rugby gegeneinander. Des Weiteren gibt es auf der südlichen Hemisphäre noch die argentinische Nacional de Clubes.
In Deutschland existieren eine 1. und 2. Rugby-Bundesliga, darunter Regional- und Verbandsligen.
Popularität
Rugby Union ist vor allem auf den Britischen Inseln (England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland) sowie in Teilen des britischen Commonwealth (Neuseeland, Australien, Südafrika sowie Fidschi, Samoa und Tonga) äußerst populär, in Europa außerdem in Frankreich, Italien, Georgien, Rumänien und Spanien. Auf dem afrikanischen Kontinent hat Rugby Union außer in Südafrika noch in Simbabwe, Kenia, Namibia, Botswana, Madagaskar, Tunesien und der Elfenbeinküste eine gewisse Bedeutung. In Asien ist Japan weit vor Südkorea und Kasachstan das führende Land im Rugby Union. In Südamerika ist Argentinien das dominierende Land, gefolgt von Uruguay, Chile und Brasilien. In Nordamerika stellen die Vereinigten Staaten und Kanada relativ starke Mannschaften, während der Sport in Mittelamerika und der Karibik noch gering entwickelt ist.
Situation in einzelnen Ländern
- Rugby Union in Argentinien
- Rugby Union in Australien
- Rugby Union in Deutschland
- Rugby Union in England
- Rugby Union in Fidschi
- Rugby Union in Frankreich
- Rugby Union in Georgien
- Rugby Union in Irland
- Rugby Union in Italien
- Rugby Union in Namibia
- Rugby Union in Neuseeland
- Rugby Union in Österreich
- Rugby Union in Polen
- Rugby Union in Rumänien
- Rugby Union in Samoa
- Rugby Union in Schottland
- Rugby Union in der Schweiz
- Rugby Union in Spanien
- Rugby Union in Südafrika
- Rugby Union in Tonga
- Rugby Union in Wales
Rugby-Union-Nationalmannschaften
Literatur
Deutsch
- Ralf Iwan: Rugby – Alles was man wissen muss. Meyer & Meyer, Aachen 2019, ISBN 978-3-8403-7647-4.
- Denis Frank: 111 Gründe, Rugby zu lieben – Eine Liebeserklärung an die großartigste Sportart der Welt. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2019, ISBN 978-3-86265-800-8.
- Ralf Iwan, Mark Sandmann u. Jan Treuholz: Rugby – Athletiktraining. Meyer & Meyer, Aachen 2019, ISBN 978-3-8403-7646-7.
- Beka Poupard: Rugby – Regeln, Grundlagen und Spielidee des faszinierenden Sports. Copress, Grünwald 2017, ISBN 978-3-7679-1206-9.
- Dieter Kuhn u. Marcus Rosenstein: Rugby – Kampf in Gasse und Gedränge. 3. Aufl., Weinmann, Berlin 2012, ISBN 978-3-87892-060-1.
- Günter Berends u. Fabian Saak: Rugby in der Schule. Hofmann, Schorndorf 2008, ISBN 978-3-7780-0221-6.
- Dieter Kuhn u. Peter Ianusevici: Rugby – Rahmentrainingskonzeption für Kinder und Jugendliche im Leistungssport. Limpert, Wiebelsheim 2002, ISBN 978-3-7853-1650-4.
- Claus-Peter Bach: Rugby – Die offiziellen Regeln. Falken, München 1997, ISBN 978-3-8068-1216-9.
- Claus-Peter Bach: Rugby verständlich gemacht. Copress, München 1992, ISBN 978-3-7679-0388-3.
Englisch (Auswahl)
- Tony Collins: The Oval World – A Global History of Rugby, 2. Aufl., Bloomsbury, London 2016, ISBN 978-1-4088-3157-1.
- Tony Williams u. John McKittrick: Rugby Skills, Tactics and Rules, 4. Aufl., Bloomsbury, London 2015, ISBN 978-1-4729-1372-2.
- Cick Cain u. Greg Growden: Rugby Union for Dummies, 3. Aufl., Wiley & Sons, Hoboken 2011, ISBN 978-1-119-99092-5.
- Huw Richards: A Game for Hooligans – The History of Rugby Union, Mainstream, Edinburgh 2007, ISBN 978-1-84596-255-5.
Weblinks
- International Rugby Board
- FIRA Association Européenne de Rugby
- Deutscher Rugby-Verband
- Deutsche Rugby-Jugend
- Schweizer Rugby Verband
- Österreichischer Rugby Verband
- Geschichte des Rugbysports (englisch)
- Die Regeln des Rugby-Sports (offizielle, internationale Regeln in deutscher Sprache)
- Rugby für Dummies – Das Rugby-Einmal-Eins! (Eurosport, abgerufen am 22. September 2015)