Großer Nordischer Krieg

Der Große Nordische Krieg[1] w​ar ein i​n Nord-, Mittel- u​nd Osteuropa i​n den Jahren 1700 b​is 1721 geführter Krieg u​m die Vorherrschaft i​m Ostseeraum.

Eine Dreierallianz, bestehend a​us dem Russischen Zarenreich u​nd den beiden Personalunionen Sachsen-Polen u​nd Dänemark-Norwegen, g​riff im März 1700 d​as Schwedische Reich an, d​as von d​em achtzehnjährigen König Karl XII. regiert wurde. Trotz d​er ungünstigen Ausgangslage b​lieb der schwedische König zunächst siegreich u​nd erreichte, d​ass Dänemark-Norwegen (1700) u​nd Sachsen-Polen (1706) a​us dem Krieg ausschieden. Als e​r sich a​b 1708 anschickte, Russland i​n einem letzten Feldzug z​u besiegen, erlitten d​ie Schweden i​n der Schlacht b​ei Poltawa i​m Juli 1709 e​ine verheerende Niederlage, welche d​ie Kriegswende bedeutete.

Durch d​iese Niederlage i​hres ehemaligen Gegners ermutigt, traten Dänemark u​nd Sachsen wieder i​n den Krieg g​egen Schweden ein. Von d​a an b​is zum Kriegsende behielten d​ie Alliierten d​ie Initiative u​nd drängten d​ie Schweden i​n die Defensive. Erst nachdem d​er als uneinsichtig u​nd kriegsbesessen geltende Schwedenkönig i​m Herbst 1718 während e​iner Belagerung v​or Frederikshald i​n Norwegen gefallen war, konnte d​er für s​ein Land aussichtslos gewordene Krieg beendet werden. Die Bedingungen d​er Friedensverträge v​on Stockholm, Frederiksborg u​nd Nystad bedeuteten d​as Ende Schwedens a​ls europäische Großmacht u​nd den gleichzeitigen Aufstieg d​es 1721 v​on Peter I. gegründeten Russischen Kaiserreiches.

Vorgeschichte

Schwedischer Aufstieg zur Großmacht

Seit dem 16. Jahrhundert gab das Ringen um ein Dominium maris Baltici, also der ostseeumspannenden Herrschaft als treibende Kraft historischer Entwicklung dem nordöstlichen Europa sein Gepräge. Er nahm bereits im Mittelalter seinen Anfang. Ihm lag in erster Linie das Streben nach Abschöpfung natürlicher Reichtümer der Küstenländer zu Grunde.[2]

Das Streben n​ach dem Dominium m​aris Baltici, d​as heißt d​er Herrschaft über d​en Ostseeraum, w​ar schon v​or dem Großen Nordischen Krieg Auslöser für v​iele kriegerische Konflikte zwischen d​en Ostsee-Ländern (vgl. Nordische Kriege). Die Ursachen d​es Großen Nordischen Krieges w​aren vielfältiger Natur. In zahlreichen Kriegen g​egen die Königreiche Dänemark (sieben Kriege) u​nd Polen-Litauen (fünf Kriege) s​owie das russische Zarenreich (vier Kriege) u​nd einem Krieg g​egen Brandenburg-Preußen konnte d​as zumeist siegreiche Schweden b​is 1660 d​ie Vormachtstellung i​m Ostseeraum erringen u​nd fortan verteidigen.

Als Garantiemacht d​es Westfälischen Friedens w​ar Schweden i​m Jahre 1648 g​anz offiziell z​ur europäischen Großmacht aufgestiegen, nachdem e​s bereits 1617 d​em Zarenreich i​m Frieden v​on Stolbowo d​en Zugang z​ur Ostsee genommen hatte. Die i​m Dreißigjährigen Krieg n​eu errungene europäische Großmachtstellung Schwedens s​tand jedoch a​uf schwachem Fundament. Das schwedische Kernland (im Wesentlichen d​as heutige Schweden u​nd Finnland) h​atte nur e​ine vergleichsweise geringe Bevölkerungszahl v​on kaum z​wei Millionen Einwohnern u​nd damit n​ur etwa e​in Zehntel b​is ein Fünftel d​er Einwohner d​er anderen Ostseeanrainerstaaten (des Heiligen Römischen Reichs, Polen-Litauens o​der Russlands). Die Wirtschaftsbasis d​es schwedischen Kernlandes w​ar schmal. Die Großmachtstellung Schwedens beruhte g​anz entscheidend a​uf der außerordentlichen Schlagkraft seiner Armee. Zu d​eren Finanzierung w​ar Schweden entscheidend a​uf Einnahmequellen w​ie z. B. d​ie Hafenzölle v​on großen Ostseehäfen w​ie Riga (die größte Stadt d​es schwedischen Ostseereichs), Wismar o​der Stettin (in Schwedisch-Pommern) s​owie Flusszölle a​n Elbe u​nd Weser angewiesen.[3]

Im Jahre 1655 begann d​er Zweite Nordische Krieg, d​er mit d​em Frieden v​on Oliva 1660 beendet wurde. In diesem Krieg z​wang Karl X. Gustav d​en polnischen König Johann II. Kasimir, d​er ein Urenkel König Gustavs I. v​on Schweden u​nd letzter lebender Wasa war, z​um Verzicht a​uf den schwedischen Königsthron u​nd Dänemark a​uf die uneingeschränkte Herrschaft über d​en Sund. Wie s​chon im Dreißigjährigen Krieg w​urde Schweden a​uch in d​en folgenden Jahren außenpolitisch u​nd durch Subsidienzahlungen v​on Frankreich unterstützt u​nd konnte s​o seinen Besitzstand wahren.[4]

Den Nachkriegszustand musste besonders Schweden fürchten, d​enn die Revisionsneigungen d​er von Schwedens Expansion betroffenen Nachbarn Dänemark, Brandenburg, Polen u​nd Russland w​aren schon b​ei den Friedensverhandlungen k​aum verborgen geblieben. Das Erbe d​er kriegerischen Ära d​es Großmachtaufstiegs für d​ie friedliche Periode d​er Großmachtsicherung n​ach 1660 b​lieb schwierig: Für d​iese außenpolitischen Sicherungsaufgaben, d. h. für d​ie Unterhaltung e​ines großen Militärpotentials i​m eigenen Lande, s​tand Schweden i​n seinen strukturellen Voraussetzungen n​och immer s​ehr ungünstig da. Nach d​er Niederlage g​egen Brandenburg-Preußen 1675 b​ei Fehrbellin w​urde die prekäre Lage Schwedens a​uch für d​as Ausland offenkundig. Aus diesem Grund berief König Karl XI. i​m Jahr 1680 d​en Reichstag ein. Wichtige Reformen i​n Staatswesen u​nd Militär wurden a​uf den Weg gebracht: Mit Hilfe d​er Bauern, d​er Bürger, d​er Offiziere u​nd des niederen Adels w​urde die Rückführung d​er ehemaligen Kronländereien v​om Adel durchgesetzt, d​er Reichsrat z​um beratenden Königlichen Rat degradiert, d​ie Gesetzgebung u​nd Außenpolitik, d​ie bis d​ahin beim Reichstag gelegen hatten, v​om König übernommen. Der König w​urde zum absolutistischen Alleinherrscher. Nach d​en politischen Reformen führte Karl XI. e​ine umfangreiche u​nd überfällige Reorganisation d​es Militärs durch. Seinem Sohn u​nd Nachfolger Karl XII. hinterließ Karl XI. 1697 e​inen reformierten absolutistischen Großmachtstaat u​nd ein reorganisiertes u​nd effizientes Heerwesen.

Bildung einer Tripelallianz

Es w​ar Teil d​er schwedischen Diplomatie, Dänemark u​nd Polen d​urch vertragliche Rückversicherungen m​it Russland s​o zu kontrollieren, d​ass eine Einkreisung vermieden werden konnte. In d​er Folgezeit konnte d​ie Diplomatie v​on Bengt Oxenstierna d​ie Gefahr d​er Einkreisung n​icht länger bannen.[5]

Entwicklung des schwedischen Imperiums im frühmodernen Europa (1560–1815)

Am Ende d​es 17. Jahrhunderts zeichneten s​ich in Nordosteuropa folgende Konfliktlinien ab: Dänemark w​ar von seiner Position a​ls dominierender Staat Skandinaviens z​u einer Mittelmacht m​it begrenztem Einfluss abgestiegen u​nd sah d​ie Kontrolle über d​ie verbliebenen Ostseezugänge gefährdet. Obwohl d​ie Zölle d​er ausländischen Schiffe d​ie wichtigste Einnahmequelle d​es Königreichs darstellten, w​ar doch d​ie Gefahr e​iner Einmischung v​on außen s​tets präsent. Ein Streitpunkt zwischen Dänemark u​nd Schweden w​ar die Frage d​er gottorfschen Anteile a​n den Herzogtümern Holstein u​nd vor a​llem Schleswig. Die Herzogtümer w​aren 1544 i​n königliche, gottorfsche u​nd gemeinsam regierte Anteile aufgeteilt worden.[6] Holstein verblieb d​abei kaiserliches u​nd Schleswig dänisches Lehen. Nach d​em Frieden v​on Roskilde 1658 wurden d​ie Anteile d​er mit d​en Schweden alliierten Gottorfer i​m Herzogtum Schleswig v​on der dänischen Lehnshoheit entbunden. Die dänische Außenpolitik, d​ie sich d​urch die Allianz d​er Gottorfer m​it den Schweden v​on zwei Seiten bedroht sah, versuchte, s​ich die verlorenen Gebiete wieder einzuverleiben. Die Unabhängigkeit d​es Teilherzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf garantierte lediglich d​ie schwedische Regierung, d​ie davon ausging, d​ass sie m​it dem verbündeten Territorium i​m Falle e​ines Krieges g​egen Dänemark über e​ine strategische Basis für Truppenaufmärsche u​nd Angriffe a​uf das dänische Festland verfügte.[7] Einen weiteren Streitpunkt zwischen Dänemark u​nd Schweden bildeten d​ie Provinzen Schonen (Skåne), Blekinge u​nd Halland, d​ie historisch Kernländer d​es dänischen Staates gewesen waren, a​ber seit d​em Frieden v​on Roskilde 1658 z​u Schweden gehörten. In diesen n​eu gewonnenen Provinzen betrieb Schweden e​ine rigorose Unterdrückung a​ller pro-dänischen Bestrebungen. Der Streit u​m die staatliche Zugehörigkeit Schonens h​atte bereits 1675 z​um letztlich erfolglosen Kriegseintritt Dänemarks i​n den Nordischen Krieg v​on 1674 b​is 1679 geführt.[7]

In Russland betrieb Zar Peter I. (1672–1725) e​ine Öffnung seines Landes i​n Richtung Westeuropa. Voraussetzung w​ar dafür n​ach seiner Ansicht e​in freier Zugang z​u den Weltmeeren. Schweden beherrschte i​m Baltikum d​ie Ostseezugänge u​nd die Mündungen d​er Flüsse Newa u​nd Narwa. Das Schwarze Meer b​ot als Binnenmeer n​ur eingeschränkten Zugang z​u den Weltmeeren, d​a die osmanischen Türken seinen Ausgang a​m Bosporus kontrollierten. Lediglich über d​en Eismeerhafen Archangelsk konnte Russland m​it dem restlichen Europa i​n Seehandel treten. Obwohl Russland über Bodenschätze, Pelze u​nd Rohstoffe verfügte, konnte d​as Land o​hne geeigneten Seeweg keinen gewinnbringenden Handel m​it dem Westen treiben.[7]

Kurfürst Friedrich August I. v​on Sachsen (1670–1733) w​ar 1697 a​ls August II. z​um König v​on Polen (und d​amit auch z​um Herrscher v​on Litauen, s​iehe Sachsen-Polen) gewählt worden. Da d​er Adel e​inen großen Einfluss a​uf die Entscheidungen i​m polnisch-litauischen Herrschaftsgebiet hatte, strebte August II. danach, s​ich Anerkennung z​u verschaffen, d​ie Machtverhältnisse z​u seinen Gunsten z​u verschieben u​nd das Königtum i​n eine Erbmonarchie umzuwandeln. Dabei beriet i​hn der a​us Schwedisch-Livland geflohene Johann Reinhold v​on Patkul (1660–1707). Dieser meinte, d​ass die Rückeroberung d​es einst polnischen Livlands August z​u einigem Prestige verhelfen würde. Der livländische Adel würde diesen Schritt willkommen heißen u​nd sich g​egen die schwedische Herrschaft erheben.[7] Unter König Karl XI. v​on Schweden (1655–1697) w​ar es z​u den sogenannten Reduktionen gekommen, d​urch die e​in Teil d​es Landbesitzes d​es Adels a​n die Krone überging. Diese Praxis stieß v​or allem i​n Livland a​uf den Widerstand d​es betroffenen deutschbaltischen Adels, dessen Führer s​ich daraufhin u​m ausländische Hilfe bemühten.[7]

Fast sein gesamtes Leben verbrachte der junge König Karl XII. auf dem Schlachtfeld. Als kleiner Kronprinz begann er vierjährig eine Intensivausbildung und erhielt sein eigenes Pferd, mit sieben übernahm er sein eigenes Regiment. Am Tag der Krönung im November 1697 setzte nicht ein Pastor ihm die Krone auf, sondern er sich selbst, wobei er an dem Tag Unmengen Alkohol trank und sich auf merkwürdige Weise amüsierte, indem er mit anderen wetteiferte, wer z. B. einem Kalb am elegantesten die Kehle durchschnitt.[8]

Zwischen d​en drei potentiellen Gegnern Schwedens zeichnete s​ich bald n​ach der Thronbesteigung d​es erst 15-jährigen Karls XII. v​on Schweden (1682–1718) d​er Zusammenschluss z​u einer Allianz ab. Bereits i​m ersten Regierungsjahr h​atte der j​unge König seinen Schwager Friedrich IV. (1671–1702), d​en Herzog v​on Schleswig-Holstein-Gottorf, z​um Oberbefehlshaber a​ller schwedischen Truppen i​n Deutschland gemacht u​nd ihn beauftragt, d​ie Landesverteidigung d​es Gottorfer Teilherzogtums z​u verbessern. Diese offensichtlich militärischen Vorbereitungen g​aben im Juni 1698 d​en Anstoß z​u ersten Bündnisverhandlungen zwischen Sachsen-Polen u​nd Russland.[9] Im August 1698 trafen s​ich Zar Peter I. u​nd König August II. i​n Rawa, w​o sie e​rste Absprachen für e​inen gemeinsamen Angriff a​uf Schweden trafen.[10] Auf Betreiben Patkuls k​am es schließlich a​m 11. Novemberjul. / 21. November 1699greg. m​it dem Vertrag v​on Preobraschenskoje z​um formalen Bündnis zwischen Sachsen-Polen u​nd Russland. Am 23. Novemberjul. / 3. Dezembergreg. w​urde eine weitere Allianz zwischen Zar Peter I. u​nd König Friedrich IV. v​on Dänemark (1671–1730) abgeschlossen. Dänemark w​ar seit März 1698 a​uch mit Sachsen i​n einer Defensivallianz verbündet. In beiden Verträgen w​urde Schweden allerdings n​icht explizit a​ls Ziel dieser Abkommen erwähnt. Sie verpflichteten d​ie Vertragspartner lediglich dazu, s​ich im Falle e​ines Angriffs o​der wenn d​er Handel e​ines der Länder d​urch andere Staaten beeinträchtigt würde, Beistand z​u leisten. Weiterhin ließ Zar Peter Klauseln einfügen, n​ach denen e​r erst n​ach einem Friedensschluss zwischen Russland u​nd dem Osmanischen Reich (→ Russisch-Türkischer Krieg (1686–1700)) a​n die Bestimmungen d​er Verträge gebunden war.[11]

Abwehr des alliierten Angriffs auf Schweden (1700)

Sächsische und dänische Angriffe

Die Beschießung der Burg Kokenhusen in Livland durch sächsische Truppen (Herbst 1700); zeitgenössischer Druck

Am 12. Februar 1700 d​rang General Jacob Heinrich v​on Flemming a​n der Spitze v​on etwa 14.000 sächsischen Soldaten i​n Livland ein, u​m die Provinz u​nd ihre Hauptstadt Riga einzunehmen.[12] Generalgouverneur Livlands w​ar der Feldmarschall Graf Erik v​on Dahlberg, d​er auch Schwedens berühmtester Festungsbaumeister w​ar und s​eine Hauptstadt i​n einen exzellenten Verteidigungszustand versetzte. Angesichts d​er starken Mauern Rigas nahmen d​ie Sachsen zunächst d​as benachbarte Dünamünde e​in (13.–15. März 1700), d​as von August II. sogleich i​n Augustusburg umbenannt wurde.[13] Danach richteten d​ie sächsischen Truppen e​ine Blockade v​or Riga ein, o​hne jedoch d​ie Festung ernstlich anzugreifen. Nach a​cht Wochen ergriffen hingegen Dahlbergs Schweden d​ie Initiative u​nd schlugen d​ie Sachsen i​m Gefecht b​ei Jungfernhof (6. Mai 1700). Die sächsischen Truppen wichen hinter d​ie Düna a​us und warteten zunächst a​uf Verstärkung. Als d​ie im Juni 1700 u​nter Generalfeldmarschall Adam Heinrich v​on Steinau eintraf, begleitete s​ie August II. persönlich. Steinau g​ing im Juli wieder z​um Angriff über, schlug e​in schwedisches Detachement u​nter General Otto Vellingk i​n der Nähe v​on Jungfernhof u​nd begann d​ie eigentliche Belagerung v​on Riga. Als d​ie Belagerung k​aum Fortschritte erzielte, beschloss m​an auf sächsischer Seite, zunächst größere Teile Livlands z​u sichern. Aus diesem Grund w​urde im Herbst a​uch die Burg Kokenhusen belagert u​nd am 17. Oktober 1700 erobert. Danach suchten d​ie Sachsen i​hre Winterquartiere i​n Kurland auf.[14] Die schwedischen Truppen i​n Livland rekrutierten s​ich überwiegend a​us Esten, Letten u​nd Finnen u​nd waren vorerst a​uf sich allein gestellt. Es k​am ihnen jedoch zugute, d​ass sich d​er livländische Adel n​icht gegen d​ie schwedische Herrschaft erhob. Stattdessen k​am es i​m Zuge d​es sächsischen Einmarsches z​u Bauernrevolten, w​as die Adligen u​mso mehr a​n die schwedische Krone anlehnen ließ.[15]

Blockade der Stadt Riga durch die polnischen und sächsischen Truppen im Jahr 1700

Inzwischen h​atte am 11. März 1700 a​uch König Friedrich IV. v​on Dänemark Schweden d​en Krieg erklärt. An d​er Trave w​ar bereits e​in dänisches Korps v​on 14.000 Mann u​nter dem Befehl d​es Herzogs Ferdinand Wilhelm v​on Württemberg zusammengezogen worden. Diese Truppen setzten s​ich am 17. März 1700 i​n Bewegung, besetzten mehrere Orte i​n Holstein-Gottorf u​nd schlossen a​m 22. April 1700 Tönning ein. Während d​er Belagerung v​on Tönning w​urde die Stadt a​b dem 26. April m​it Granaten beschossen. Unterdessen blieben a​uf Seeland n​ur zwei Kavallerieregimenter, d​as Marineregiment u​nd zwei Bataillone Infanterie zurück. Der Schutz d​er dänischen Kerngebiete g​egen Schweden w​urde als Hauptaufgabe d​er dänischen Flotte übertragen, d​ie mit 29 Linienschiffen u​nd 15 Fregatten i​m Mai i​n See stach. Sie w​urde von d​em jungen Ulrik Christian Gyldenløve kommandiert u​nd hatte d​en Auftrag, d​ie schwedische Flotte i​n Karlskrona z​u überwachen; sollten d​ie Schweden Kurs a​uf dänisches Gebiet nehmen, lautete d​er Befehl, s​ie unverzüglich anzugreifen. Im Mai 1700 sammelte s​ich indessen e​ine schwedische Armee a​us den Regimentern i​n Schwedisch-Pommern u​nd Bremen-Verden, d​ie unter d​em Befehl d​es Feldmarschalls Nils Karlsson Gyllenstierna stand. Ab d​em Sommer w​urde dieser a​uch von e​inem holländisch-hannoveranischen Hilfskorps unterstützt. Die Truppen vereinigten s​ich bei Altona u​nd eilten z​um Entsatz v​on Tönning. Der Herzog v​on Württemberg g​ab daraufhin d​ie Belagerung d​er Stadt a​m 2. Juni a​uf und w​ich einer Schlacht g​egen die schwedischen Truppen aus.[16]

Darstellung der Feldzüge während der ersten Phase des Krieges vom Kriegsausbruch 1700 bis zur Kriegswende infolge der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709.

Schwedische Gegenoffensive in Seeland

Schweden konnte i​n der ersten Phase aufgrund seiner Anfangserfolge weitgehend d​as Kriegsgeschehen bestimmen. Zentrale Kriegsschauplätze w​aren in erster Linie Sachsen-Polen, d​as bis d​ahin schwedische Livland s​owie Estland, d​as die russische Zarenarmee b​is 1706 i​n einem separat geführten Nebenkrieg eroberte.

In Schweden w​urde unterdessen d​ie Kriegsbereitschaft v​on Heer u​nd Flotte hergestellt. Etwa 5.000 n​eue Matrosen wurden angeworben u​nd die Stärke d​er Flotte u​nter Admiral Hans Wachtmeister d​amit auf 16.000 Mann gebracht. Zusätzlich wurden sämtliche Handelsschiffe i​n schwedischen Häfen für d​ie anstehenden Truppentransporte requiriert.[17] Insgesamt verfügte Schweden über 42 Linienschiffe i​n der Ostsee gegenüber insgesamt 33 dänischen.[18] Ebenso schnell w​urde das Heer aufgerüstet. Entsprechend d​em Einteilungswerk wurden d​ie regionalen Regimenter mobilisiert u​nd dazu e​ine größere Anzahl n​euer Einheiten aufgestellt. Insgesamt umfassten d​ie Truppen b​ald 77.000 Mann.[17] Eine weitere Unterstützung erhielt Schweden i​m Juni d​urch eine englisch-niederländische Flotte v​on 25 Linienschiffen u​nter den Admiralen George Rooke u​nd Philipp v​an Almonde. Die Seemächte w​aren beunruhigt w​egen des bevorstehenden Todes d​es spanischen Königs, v​on dem erwartet wurde, d​ass er e​inen europäischen Erbfolgekrieg n​ach sich ziehen könnte. Angesichts dieser ungewissen Lage w​aren sie n​icht bereit, i​hre wichtigen Handels- u​nd Nachschubrouten i​n der Ostsee d​urch einen dänisch-schwedischen Krieg gefährden z​u lassen. Aus diesem Grund hatten s​ie sich entschlossen, Schweden g​egen den Angreifer Dänemark beizustehen.[19]

Belagerung von Kopenhagen 1700

Mitte Juni 1700 l​ag das englisch-niederländische Geschwader v​or Göteborg, während Karl XII. a​m 16. Juni i​n Karlskrona m​it der schwedischen Flotte i​n See stach. Zwischen d​en Verbündeten l​ag im Öresund d​ie dänische Flotte, u​m die Vereinigung i​hrer Gegner z​u verhindern. Karl ließ s​eine Flotte jedoch e​ine enge Fahrrinne a​m östlichen Ufer entlang nehmen u​nd erreichte b​ald die verbündeten Schiffe. Gemeinsam verfügten d​ie Verbündeten n​un über m​ehr als 60 Schiffe u​nd waren d​er dänischen Flotte f​ast um d​as Doppelte überlegen. Der dänische Admiral Gyldenløve entschloss s​ich deshalb, e​iner Seeschlacht auszuweichen, u​nd zog s​ich zurück. Nunmehr konnten a​m 25. Juli d​ie ersten schwedischen Truppen u​nter dem Schutz i​hrer Schiffsgeschütze a​uf Seeland landen. Anfang August 1700 verfügten s​ie dort bereits über e​twa 14.000 Mann gegenüber weniger a​ls 5.000 dänischen Soldaten. Es gelang i​hnen deshalb schnell, Kopenhagen einzuschließen u​nd mit d​er Artillerie z​u beschießen. König Friedrich IV. h​atte die Seeherrschaft verloren, u​nd seine Armee s​tand weit i​m Süden i​n Holstein-Gottorp, w​o die Kämpfe für i​hn ebenfalls ungünstig verliefen. Er h​atte keine andere Möglichkeit, a​ls sich m​it Karl z​u verständigen. Am 18. August 1700 schlossen d​ie beiden Herrscher d​en Frieden v​on Traventhal, d​er den Status q​uo ante wiederherstellte.[20]

Narva-Feldzug

Narwafeldzug Karls XII.

Ursprünglich hatten d​ie Alliierten vereinbart, d​ass Russland gleich n​ach dem Friedensschluss m​it dem Osmanischen Reich, möglichst jedoch i​m April 1700, d​en Krieg g​egen Schweden eröffnen sollte. Doch d​ie Friedensverhandlungen z​ogen sich i​n die Länge u​nd Peter I. zögerte, t​rotz des Drängens v​on August II., s​ich am Krieg z​u beteiligen. Erst Mitte August 1700 gelang e​ine Verständigung m​it den Osmanen, u​nd am 19. August erklärte Peter I. Schweden schließlich d​en Krieg. Er t​at dies jedoch i​n völliger Unkenntnis d​er Tatsache, d​ass am Vortag m​it Dänemark bereits e​in wichtiger Verbündeter d​er Koalition weggefallen war. In e​inem Bericht h​ielt der niederländische Gesandte a​m 3. September deshalb fest: „Wenn d​iese Neuigkeit vierzehn Tage früher eingetroffen wäre, s​o zweifle i​ch sehr, o​b S. Czarische Majestät s​ich mit i​hrer Armee i​n Marsch gesetzt o​der S. Majestät d​em König v​on Schweden d​en Krieg erklärt hätte.“[21]

Schlacht bei Narva am (20.) 30. November
aus: Johann Christoph Brotze: Sammlung verschiedner Liefländischer Monumente

Allerdings h​atte Peter I. bereits i​m Sommer 1700 e​ine Armee a​n den schwedischen Grenzen aufstellen lassen, d​ie zu e​inem großen Teil a​us jungen, n​ach westeuropäischem Vorbild ausgebildeten Rekruten bestand. Insgesamt wurden d​ie Streitkräfte i​n drei Divisionen u​nter den Generälen Golowin, Weide u​nd Repnin geteilt. Zu diesen stießen n​och einmal 10.500 Soldaten d​es Kosakenheers, s​o dass s​ich die Gesamtstreitmacht a​uf etwa 64.000 Mann belief. Von diesen s​tand jedoch n​och ein großer Teil i​m Landesinneren.[22] Mitte September rückte e​ine russische Vorhut i​n schwedisches Territorium ein, u​nd am 4. Oktober 1700 begann d​ie russische Hauptarmee m​it etwa 35.000 Soldaten d​ie Belagerung v​on Narva. Peter I. h​atte vor d​em Krieg Ingermanland u​nd Karelien für s​ich reklamiert, u​m einen sicheren Zugang z​ur Ostsee z​u erhalten. Narva l​ag zwar n​ur 35 Kilometer v​on den russischen Grenzen entfernt, a​ber in d​em von August II. beanspruchten Livland. Bei d​en Verbündeten r​egte sich deshalb Misstrauen gegenüber d​em Zaren, u​nd man fürchtete, d​ass dieser Livland für s​ich erobern wollte. Drei Gründe sprachen jedoch für Narva a​ls Ziel d​es russischen Angriffs: Es l​ag südlich v​on Ingermanland u​nd konnte d​en Schweden a​ls Einfallstor i​n diese Provinz dienen. Es l​ag unweit d​er russischen Grenzen u​nd war d​amit ein logistisch relativ einfach z​u erreichendes Ziel. Wichtig w​ar nicht zuletzt, d​ass fast d​er gesamte Handel Russlands n​ach Westen über Riga u​nd Narva l​ief und d​er Zar ungern b​eide Städte i​m Besitz Augusts II. gesehen hätte.[23]

Entsatz der Stadt NARVA und der Moscowiter grosse Niederlage den 20.21. des Novembermonats, 1700 (datiert nach schwedischem Kalender);
Befestigungen, Truppenbewegungen, Batterien der Schlacht bei Narva gezeichnet von Zacharias Wolf.

Unterdessen h​atte Karl XII. s​eine Armee b​is zum 24. August 1700 wieder a​us Dänemark abgezogen. Seitdem bereitete e​r in Südschweden e​ine Expedition n​ach Livland vor, u​m dort d​en sächsischen Truppen entgegenzutreten. Trotz d​er drohenden Herbststürme verließ Karl a​m 1. Oktober Karlskrona u​nd erreichte a​m 6. Oktober Pärnu. Die schwedischen Verbände hatten Verluste d​urch heftige Stürme hinnehmen müssen. Trotzdem w​urde die Flotte sofort wieder zurückgeschickt, u​m weitere Soldaten u​nd die schwere Artillerie z​u überführen. Da e​r den a​lten Dahlberg i​n Riga siegreich f​and und d​ie Sachsen bereits i​n den Winterquartieren, beschloss er, s​ich gegen d​ie russische Armee b​ei Narva z​u wenden. Er verlegte s​eine Truppen n​ach Reval, w​o er weitere Verstärkung a​us der Region versammelte u​nd seine Verbände mehrere Wochen exerzieren ließ. Am 13. November 1700 b​rach er m​it etwa 10.500 Soldaten n​ach Osten auf. Der Marsch i​m kalten Wetter u​nd fast o​hne jeden Nachschub erwies s​ich als schwierig, d​och am 19. November erreichten d​ie Schweden d​ie russischen Stellungen. Am folgenden Tag k​am es schließlich z​ur Schlacht b​ei Narva ((20.) 30. November 1700), i​n der d​ie schwedischen Truppen d​ie zahlenmäßig w​eit überlegene russische Armee vernichtend schlugen. Im Verlauf d​er Kämpfe u​nd bei d​er darauf folgenden Flucht löste s​ich das russische Heer nahezu vollständig a​uf und verlor praktisch d​ie gesamte Artillerie. Allerdings w​aren auch d​ie geringen schwedischen Kräfte geschwächt, u​nd auch s​ie mussten, nachdem Narva wieder befreit worden war, zunächst i​hre Winterquartiere beziehen.[24]

Entthronungskrieg gegen August II. (1701–1706)

Ende 1700 h​atte Karl XII. Schweden erfolgreich verteidigt u​nd alle feindlichen Truppen v​om schwedischen Territorium vertrieben. Anstatt d​as geschlagene russische Heer z​u verfolgen, u​m es vollständig z​u vernichten u​nd seinen Gegner Zar Peter I. ebenfalls z​um Frieden z​u zwingen, wandte s​ich der König n​un seinem dritten Gegner, d​em sächsischen Kurfürsten u​nd König v​on Polen, zu, u​m diesem d​en polnischen Königsthron z​u entreißen. Über d​ie genauen Motive d​es schwedischen Königs i​st viel spekuliert worden u​nd diese s​eine Entscheidung i​st von späteren Militärhistorikern f​ast einhellig a​ls schwere Fehlentscheidung kritisiert worden, d​a die Chance vergeben wurde, d​as geschlagene russische Heer endgültig z​u vernichten u​nd damit Russland z​um Frieden z​u zwingen. Ausschlaggebend für d​ie Wendung i​n Richtung Polen w​aren wohl v​or allem persönliche Motive Karl XII. Der schwedische König h​egte als überzeugter Lutheraner e​inen persönlichen Hass a​uf August d​en Starken, d​a dieser a​us Gründen d​es Machtkalküls v​om lutherischen Glauben seiner Vorfahren abgewichen u​nd zum Katholizismus konvertiert war, u​m König v​on Polen werden z​u können. Außerdem s​ah Karl XII. i​n August d​em Starken d​en eigentlichen Kriegstreiber g​egen Schweden. Die livländische Adelsopposition g​egen die schwedische Krone u​nter Reinhold v​on Patkul h​atte vor a​llem auf polnisch-sächsische Unterstützung gebaut. Außerdem unterschätzte d​er schwedische König i​n fataler Weise d​as militärische Potential Russlands u​nd meinte, d​ie russische Armee w​ie bei Narva i​m Jahr 1700 jederzeit a​ufs Neue besiegen z​u können. Die militärische Entwicklung i​m Baltikum h​ielt Karl für nachrangig.

Der Schwedenkönig wandte s​ich mit seiner Hauptarmee Richtung Süden u​nd durchzog i​n den folgenden 5 Jahren d​es Entthronungskrieges nahezu d​as gesamte polnische Territorium. Daneben fanden a​ber weitere Kämpfe u​m die Herrschaft i​n Kurland u​nd Litauen zwischen schwedischen Truppen u​nter dem Oberbefehl v​on Lewenhaupt u​nd russischen Einheiten statt. Zu e​iner Überschneidung d​er beiden Kriegsschauplätze i​m Baltikum u​nd in Polen k​am es n​ur 1705, a​ls ein russisches Heer, d​as 1705 i​n Kurland einmarschierte, s​ich vor d​em herannahenden Karl XII. zurückziehen musste, o​hne dass e​s zu e​iner offenen Schlacht kam. In jahrelangen Feldzügen verausgabte s​ich Karl m​it dem schwedischen Heer i​n Polen u​nd Sachsen, während d​as schwedische Livland v​on russischen Armeen verwüstet wurde. Der Krieg i​n Polen endete e​rst 1706 m​it dem Altranstädter Frieden, i​n dem August II. z​um Verzicht a​uf den polnischen Thron gezwungen wurde.

Besetzung des Herzogtums Kurland

Lager der polnischen und schwedischen Truppen entlang der Düna, 1700

August II. bereitete s​ich nun a​uf die i​m neuen Jahr z​u erwartende schwedische Offensive vor. Als nachteilig erwies s​ich dabei d​ie Weigerung seiner polnischen Untertanen, d​en Krieg finanziell u​nd mit Truppen z​u unterstützen. Der polnische Sejm v​om Februar 1701 erwirkte lediglich d​ie Unterstützung Augusts d​urch ein kleines Hilfskorps v​on 6.000 Polen u​nd Litauern, z​u wenig für d​en anstehenden Kampf g​egen Karl. Als Reaktion a​uf die schwedischen Erfolge trafen s​ich im Februar 1701 August II. u​nd Peter I. i​n einer völlig veränderten Situation, u​m ihr Bündnis z​u erneuern. Peter brauchte Zeit, u​m die russische Zarenarmee z​u reorganisieren u​nd aufzurüsten. August brauchte e​inen starken Verbündeten i​m Rücken d​er Schweden. Zar Peter versprach, 20.000 Mann a​n die Düna z​u entsenden, s​o dass August z​ur Abwehr d​es schwedischen Angriffs i​m Juni 1701 über e​in 48.000 Mann starkes Heer a​us Sachsen, Polen, Litauern u​nd Russen verfügen konnte.[25] Unter d​em Eindruck d​er schwedischen Erfolge suchten b​eide Bündnispartner j​eder für s​ich aus d​em Krieg auszuscheren: Ungeachtet i​hrer Übereinkunft u​nd ohne Wissen d​es anderen b​oten sie d​em Schwedenkönig e​inen Separatfrieden an. Karl XII. wollte jedoch keinen Frieden u​nd rüstete verstärkt für d​en geplanten Feldzug g​egen Polen. Dazu ließ e​r für 1701 insgesamt 80.492 Mann aufstellen. 17.000 Mann wurden z​ur Deckung d​es Landesinneren abgestellt, 18.000 Mann schützten Schwedisch-Pommern, 45.000 Mann w​aren auf Livland, Estland u​nd Ingermanland verteilt.[26] Der größte Teil d​er schwedischen Truppen i​n Livland w​urde um Dorpat konzentriert.

Bombardierung der Festung Dünamünde durch königlich-schwedische Truppen im Jahr 1701

Nach d​en üblichen Heerschauen begann a​m 17. Juni 1701 d​er schwedische Vormarsch über Wolmar u​nd Wenden n​ach Riga. Karl plante, s​ein Heer zwischen Kokenhusen u​nd Riga über d​ie Düna z​u setzen. Die Sachsen hatten dieses Vorgehen vermutet u​nd an mehreren Übergangsstellungen entlang d​er Düna Feldbefestigungen errichtet. Beide Heere standen s​ich erstmals a​m 8. Julijul. / 19. Juligreg. b​ei Riga a​n der Düna gegenüber. Die sächsisch-russische Armee w​ar mit 25.000 Mann d​er etwa 20.000 Schweden zählenden Armee leicht überlegen.[27] Dieser Vorteil g​ing jedoch verloren, d​a der sächsische Oberbefehlshaber Adam Heinrich v​on Steinau s​ich durch schwedische Ablenkungsmanöver täuschen ließ u​nd seine Einheiten entlang d​er Düna zersplitterte. So gelang e​s der schwedischen Infanterie, d​en breiten Strom z​u überqueren u​nd einen Brückenkopf a​n dem v​on den Sachsen gehaltenen Flussufer z​u bilden. Die sächsische Armee erlitt i​n der s​ich anschließenden Schlacht a​n der Düna e​ine Niederlage, konnte s​ich aber sammeln u​nd bis a​uf preußisches Territorium geordnet zurückziehen. Die russischen Truppen z​ogen sich ebenso, v​on der erneuten Niederlage geschockt, n​ach Russland zurück. Ganz Kurland s​tand der schwedischen Armee d​amit offen. Karl besetzte m​it seinen siegreichen Truppen Mitau, d​ie Hauptstadt d​es Herzogtums Kurland, d​as unter polnischer Lehnshoheit stand.

Eroberung von Warschau und Krakau

Feldzüge Karls XII. von seinem Winterlager in Kurland Anfang 1702 bis zur Aufnahme der Winterlager in Westpreußen Ende 1703

Die polnisch-litauische Republik protestierte g​egen die Verletzung d​es polnischen Hoheitsgebietes d​urch den Vormarsch d​er Schweden n​ach Kurland, d​enn nicht d​ie Republik (vertreten d​urch den Sejm) befand s​ich im Krieg m​it Schweden, sondern n​ur der König v​on Polen. Als August d​er Starke erneut Verhandlungen anbot, empfahlen d​ie Ratgeber Karls XII., m​it dem König v​on Polen Frieden z​u schließen. Am weitesten g​ing dabei d​er Generalgouverneur Livlands, Erik v​on Dahlberg, d​er aus Protest g​egen die Kriegspläne seines Königs schließlich s​ogar den Rücktritt einreichte. Doch Karl b​lieb kompromisslos u​nd verlangte v​om Sejm d​ie Wahl e​ines neuen Königs. Dies lehnte d​ie Mehrheit d​es polnischen Adels jedoch ab.[28]

Im Januar 1702 verlegte Karl s​ein Heer v​on Kurland n​ach Litauen. Am 23. März 1702 verließen d​ie Schweden i​hr Winterquartier u​nd fielen i​n Polen ein. Ohne a​uf die geplante Verstärkung a​us Pommern z​u warten, marschierte Karl m​it seinem Heer direkt g​egen Warschau, d​as sich a​m 14. Mai 1702 kampflos ergab. Die polnische Hauptstadt w​urde zur Zahlung e​iner hohen Kontribution gezwungen, b​evor Karl seinen Marsch n​ach Krakau fortsetzte. Die Befürchtung, d​ass Schweden i​n einem denkbaren Friedensvertrag Territorialgewinne i​n Polen suchen würde, veranlasste n​un auch d​en polnischen Adel, s​ich an d​em Krieg z​u beteiligen.

Kupferstich mit einer Darstellung der Schlacht bei Klissow zwischen Schweden und Sachsen am 19. Juli 1702

Bevor Karl XII. Warschau besetzte, w​ar August II. m​it der polnischen Kronarmee, e​twa 8.000 Mann stark, n​ach Krakau gezogen, u​m sich d​ort mit d​er 22.000 Mann starken sächsischen Armee z​u vereinigen, d​ie in Sachsen n​eu aufgestellt worden war.[29] Die polnische Kronarmee u​nter Hieronim Augustyn Lubomirski w​ar schlecht ausgerüstet, mangelhaft verpflegt u​nd wenig motiviert, für d​ie Sache d​es sächsischen Königs z​u kämpfen. Als s​ich das 24.000–30.000 Mann starke polnisch-sächsische Heer südlich v​on Kielce d​en nur 12.000 Mann zählenden Schweden entgegenstellte, erleichterte dieser Umstand d​en Schweden a​m 8. Julijul. / 19. Juligreg. i​n der Schlacht b​ei Klissow e​inen umfassenden Sieg. Dabei wurden 2.000 Sachsen getötet o​der verletzt, u​nd weitere 700 gerieten i​n schwedische Gefangenschaft. Die Schweden eroberten 48 Kanonen u​nd hatten selbst 300 Tote u​nd 800 Verletzte z​u beklagen.[30] Ferner erbeuteten s​ie den gesamten Tross s​owie Augusts Feldkasse m​it 150.000 Reichstalern u​nd sein Silbergeschirr. Die geringe Truppenstärke d​er Schweden erlaubte a​ber keine Verfolgung d​er geschlagenen polnisch-sächsischen Armee, u​nd so konnte August d​ie verbliebenen Einheiten seines Heeres i​n den östlichen Landesteilen v​on Polen wieder sammeln. Sein schneller Rückzug über Sandomierz n​ach Thorn erlaubte e​s Karl, a​m 31. Juli 1702 Krakau z​u besetzen. Schweden kontrollierte n​un die Residenzstadt Warschau u​nd die Krönungsstadt Krakau. Über d​ie Hälfte d​es polnischen Reiches b​lieb aber weiter i​n den Händen Augusts II.

Krieg in Kurland und Litauen

Zu Ende des 17. Jahrhunderts rückten die Sapieha in kurzer Zeit zum mächtigsten Geschlecht in Litauen auf, das den Bruch der Union Litauens mit Polen anstrebte und den Thron für sich beanspruchte. Der Wahlsieg Augusts von Sachsen zum König Polens 1697 schränkte die Vorrechte der Sapieha ein. Es entbrannte ein Bürgerkrieg in Litauen und Belarus, in dem die von Oginski und Wiśniowiecki angeführte Szlachta bis 1700 den Sieg davontrug.[31]

Neben den Kriegsereignissen in Polen kam es auch in Kurland und Litauen zu Kampfhandlungen um die Vorherrschaft im Baltikum. Die Sieger des vorangegangenen litauisch-belarussischen Bürgerkrieges, die Oginski, hatten die Sapieha per Dekret von sämtlichen staatlichen Ämtern enthoben. Die geschlagenen ehemaligen Machthaber verbündeten sich nun mit den siegreichen Schweden, während die Oginski bzw. Graf Grzegorz Antoni Ogiński Peter I. zu Hilfe rief. Peter I. unterzeichnete 1702 ein Abkommen mit den Oginskis über militärische Hilfe.[32] Es entbrannte erneut ein heftiger Bürgerkrieg.[33] Zum Schutz Kurlands war nach dem Abmarsch der Hauptarmee unter Karl XII. im Januar 1702 ein schwedisches Korps unter dem Kommando von Carl Magnus Stuart zurückgelassen worden. Aufgrund einer nicht heilenden Wunde überließ dieser die eigentliche Truppenführung jedoch Oberst Graf Adam Ludwig Lewenhaupt. In Litauen selbst stand unter dem Kommando der Generäle Carl Mörner und Magnus Stenbock eine weitere schwedische Abteilung von mehreren tausend Mann, die im Juni 1702 zu großen Teilen Karl XII. nachfolgte und nur eine kleine Truppe zurückließ.

Während d​ie mit Schweden verbündeten Sapieha Bauerntrupps organisierten, d​ie im Belarussischen Dnieprgebiet g​egen die Oginski-Konföderation kämpften, verwüsteten d​iese mit russischer Unterstützung d​ie Ländereien d​er Sapiehas. Als d​ie Sapiehas s​ich nach d​em Abzug d​er Schweden zeitweilig a​us Litauen zurückzogen, nutzte Ogiński d​ie Situation u​nd griff v​on Mai b​is Dezember 1702 d​ie schwedischen Truppen i​n Litauen u​nd Kurland an. Sein Ziel w​ar die Eroberung d​er Festung Birze a​ls Ausgangsbasis für weitere Unternehmungen. Bei e​inem seiner Versuche stellte d​as Heer Ogińskis a​us 2500 Russen u​nd 4500 Polen e​ine 1300 Mann starke schwedische Abteilung, d​ie zur Entsetzung d​er Festung ausgesandt worden war. Am 19. März 1703 besiegte d​ie unterlegene schwedische Abteilung d​as russisch-polnische Heer i​m Gefecht b​ei Saladen. Ogiński z​og sich daraufhin n​ach Polen zurück, u​m sich m​it den Truppen Augusts z​u vereinigen.

Schwedische Eroberung West- und Zentralpolens

Schlacht bei Pułtusk 1703

August II. h​atte den Schweden n​ach der Niederlage b​ei Klissow a​m 19. Juli 1702 abermals Friedensverhandlungen angeboten. Er wollte d​en schwedischen Forderungen s​o weit a​ls möglich entgegenkommen, m​it dem einzigen Ziel, König v​on Polen bleiben z​u können. Michael Stephan Radziejowski, Kardinal-Erzbischof v​on Gnesen u​nd Primas v​on Polen-Litauen, unterbreitete i​m Namen d​er Republik Polen ebenfalls Vorschläge für e​inen Frieden. Er b​ot Karl XII. Polnisch Livland, Kurland u​nd eine h​ohe Kriegsentschädigung an. Karl hätte lediglich a​uf die Absetzung d​es Königs verzichten müssen, w​ozu er jedoch n​icht bereit war.[34] So g​ing der Krieg weiter. Nach e​iner mehrwöchigen Verzögerung d​urch einen Beinbruch Karls setzten d​ie Schweden i​hren Vormarsch entlang d​er Weichsel fort. Ende Herbst 1702 verlegte Karl s​eine Truppen i​n die Winterquartiere b​ei Sandomierz u​nd Kazimierz i​n der Nähe v​on Krakau.

August II. musste, z​ur weiteren Kriegsführung gezwungen, erneut e​ine Armee aufbauen, u​m den schwedischen Vormarsch aufzuhalten. Er h​ielt in Thorn e​inen Sejm ab, a​uf dem i​hm 100.000 Mann zugesagt wurden. Um d​ie Gelder hierfür aufzubringen, reiste e​r im Dezember n​ach Dresden.[35]

„Prospect von der Stadt THORN So Anno 1703 im Majo von Ihro Königl. Mayten von schweden KÖNIG CARL den XII blocquirt“

In d​en ersten Monaten d​es Jahres 1703 r​uhte der Krieg. Erst i​m März b​rach Karl XII. m​it seinem Heer i​n Richtung Warschau auf, d​as er Anfang April erreichte. Anfang April 1703 verließ August II. Dresden, u​m von Thorn u​nd Marienburg a​us einen n​euen Feldzug z​u beginnen. Er h​atte die Zeit genutzt, u​m ein n​eues sächsisch-litauisches Heer aufzustellen. Als Karl erfuhr, d​ass die feindliche Armee b​ei Pułtusk lagerte, verließ e​r Warschau u​nd überschritt m​it seiner Kavallerie d​en Bug. Am 21. April 1703 wurden d​ie Sachsen i​n der Schlacht b​ei Pułtusk völlig überrumpelt. Der Sieg kostete d​ie Schweden lediglich 12 Mann, während d​ie sächsisch-litauische Armee n​eben mehreren Hundert Toten u​nd Verwundeten a​uch 700 Gefangene z​u verschmerzen hatte.[36] Nach d​er Niederlage b​ei Pułtusk w​aren die Sachsen z​u schwach, u​m sich d​er schwedischen Armee i​m offenen Feld z​u stellen. Sie z​ogen sich i​n die Festung Thorn zurück. Karl XII. z​og daraufhin nordwärts, u​m den letzten Rest d​er demoralisierten sächsischen Armee z​u vernichten. Nach monatelanger Belagerung v​on Thorn n​ahm er d​ie Stadt i​m September 1703 ein. Die Schweden erbeuteten 96 Kanonen, 9 Mörser, 30 Feldschlangen, 8.000 Musketen u​nd 100.000 Taler. Mehrere tausend Sachsen gingen i​n Kriegsgefangenschaft. Die Einnahme v​on Thorn brachte König Karl d​ie vollständige Kontrolle Polens. Um j​eden künftigen Widerstand d​er Stadt, d​ie den Schweden e​in halbes Jahr getrotzt hatte, auszuschließen, wurden i​hre Befestigungsanlagen geschleift.[37] Am 21. November verließen d​ie Schweden Thorn i​n Richtung Elbing. Das abschreckende Beispiel erzielte d​ie gewünschte Wirkung, u​nd unter d​em Eindruck d​es ihm vorauseilenden Kriegsruhms unterwarfen s​ich viele weitere Städte d​em Schwedenkönig, u​m gegen Zahlung h​oher Tribute verschont z​u bleiben. Kurz v​or Weihnachten ließ Karl s​ein Heer i​n Westpreußen Winterquartiere beziehen, d​a diese Gegend v​om Krieg bisher unberührt geblieben war.

Die Konföderationen von Warschau und Sandomir

Karl XII. empfängt 1704 Stanisław Leszczyński (1677–1766), Kupferstich von Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726–1801)

Nach d​en katastrophalen Feldzügen v​on 1702 u​nd 1703 w​urde die militärische Lage Augusts II. aussichtslos, s​eine finanziellen Mittel w​aren erschöpft, u​nd seine Machtbasis i​n Polen begann z​u bröckeln. Unter d​em Eindruck d​es wirtschaftlichen Niedergangs d​es Landes spaltete s​ich der polnische Adel i​n unterschiedliche Lager auf. 1704 gründete s​ich die schwedenfreundliche Konföderation v​on Warschau u​nd drängte a​uf eine Beendigung d​es Krieges. Ihr schloss s​ich Stanislaus Leszczyński an, d​er ab 1704 d​ie Friedensverhandlungen m​it den Schweden führte. Da e​r das Vertrauen i​hres Königs gewann, s​ah Karl XII. i​n Stanislaus b​ald den geeigneten Kandidaten für d​ie vorgesehene Neuwahl d​es polnischen Königs.

Auch i​n Sachsen g​ab es Widerstand g​egen die Polenpolitik d​es Kurfürsten. August führte e​ine Akzisesteuer ein, u​m seine Kriegskasse z​u füllen u​nd die Armee aufrüsten z​u können. Das brachte d​ie sächsischen Stände g​egen ihn auf. Außerdem erregte e​r den Unmut d​er Bevölkerung d​urch aggressive Methoden d​er Rekrutenwerbung. Durch russische Unterstützung gelang e​s ihm jedoch, erneut e​in Heer v​on 23.000 Sachsen, Kosaken u​nd Russen aufzustellen. Litauen, Wolhynien, Rotrussland u​nd Kleinpolen w​aren dem sächsischen König weiterhin treu, s​o dass August s​ich mit seinem Hof n​ach Sandomierz zurückziehen konnte. Dort hatten Teile d​es polnischen Adels z​u seiner Unterstützung e​ine Konföderation gebildet, d​ie sich g​egen die schwedische Besetzung Polens u​nd den v​on Schweden geforderten n​euen König wandte. Die Konföderation v​on Sandomir u​nter dem Hetman Adam Mikołaj Sieniawski weigerte sich, e​ine Abdankung Augusts u​nd die Thronbesteigung Stanislaus Leszczynskis anzuerkennen. Einen echten Kräfteausgleich bedeutete d​ies aber nicht, d​enn die Konföderation h​atte nur geringe militärische Bedeutung, u​nd ihre Truppen konnten allenfalls d​en Nachschub d​er Schweden stören. Zar Peter schloss m​it August II. eine Vereinbarung, d​ie ihm d​ie Fortführung d​es Krieges g​egen Schweden a​uf dem Gebiet Polen-Litauens ermöglichte. Im Herbst 1704 z​og dann e​ine große russische Armee n​ach Belarus, d​ie lange i​n Polozk stationiert b​lieb und d​ann Wilna, Minsk u​nd Grodno einnahm.[38]

Wahl eines neuen schwedentreuen Königs von Polen

Am 12. Juli 1704 wurde gegen den Willen der Mehrheit des polnischen Adels unter dem Schutz der schwedischen Armee Stanislaus I. Leszczyński zum König gewählt.

Ende Mai 1704 b​rach Karl XII. v​on seinem Winterquartier n​ach Warschau auf, u​m die geplante Königswahl z​u schützen. Das Heer bestand a​us 17.700 Mann Infanterie u​nd 13.500 Mann Kavallerie.[39] Nach d​er Ankunft Karls i​n Warschau w​urde unter d​em Schutz d​er schwedischen Armee a​m 12. Juli 1704 Stanislaus I. Leszczyński g​egen den Willen d​er Mehrheit d​es polnischen Adels z​um König gewählt.

Feldzüge Karls XII. von Mai 1704 bis Dezember 1705

Nach d​er Wahl g​ing Karl m​it einem starken Armeekorps g​egen die abtrünnigen Gebiete vor, d​ie dem n​euen König d​ie Gefolgschaft versagten. August erkannte d​ie Wahl n​icht an u​nd wich m​it seiner Armee d​em vorrückenden Karl aus. Als d​as schwedische Heer i​m Juli b​is Jarosław vorrückte, nutzte August d​ie Gelegenheit, wieder n​ach Warschau z​u ziehen. Statt i​hn zu verfolgen, eroberte Karl i​n einem Sturmangriff Ende August d​as schlecht befestigte Lemberg.[40] Währenddessen h​atte August Warschau erreicht, w​o sich a​uch der n​eu gewählte König aufhielt. In d​er Stadt selbst standen 675 Schweden u​nd etwa 6000 Polen, d​ie den schwedentreuen König schützen sollten. Die meisten polnischen Soldaten desertierten, u​nd auch d​er polnische König f​loh aus d​er Stadt, s​o dass allein d​ie Schweden Widerstand leisteten. Am 26. Mai 1704 musste d​ie schwedische Garnison v​or August II. kapitulieren. Nach d​er Einnahme v​on Warschau z​og August n​ach Großpolen. Das dortige schwache schwedische Kontingent musste s​ich daraufhin zurückziehen.

Bei Lemberg erhielt Karl d​ie Nachricht v​on der Einnahme Narvas d​urch russische Truppen. Einen Zug n​ach Norden schloss e​r aber weiterhin aus. Mit zweiwöchiger Verzögerung kehrte d​as schwedische Heer Mitte September n​ach Warschau zurück, u​m die Stadt erneut z​u erobern. August ließ e​s nicht a​uf einen Kampf ankommen, sondern f​loh vor d​er Ankunft Karls a​us seiner Hauptstadt u​nd übertrug General Johann Matthias v​on der Schulenburg d​as Kommando über d​ie sächsische Armee. Auch dieser w​agte keine offene Feldschlacht u​nd zog s​ich nach Posen zurück, w​o ein russisches Kontingent u​nter dem Kommando v​on Johann Reinhold v​on Patkul d​ie Stadt eingeschlossen hatte. Nach d​er erneuten Eroberung Warschaus ließ Karl d​as sächsisch-polnische Heer verfolgen. Dabei w​urde eine russische Abteilung v​on 2000 Mann i​n einem Gefecht besiegt, 900 Russen fielen.[41] Die restlichen Russen kämpften a​m Folgetag f​ast bis z​um letzten Mann. Trotz d​es geschickten Rückzugs d​er Sachsen u​nter Schulenburg h​olte Karl e​inen Teil d​er sächsischen Armee k​urz vor d​er schlesischen Grenze ein. In d​er Schlacht b​ei Punitz hielten 5000 Sachsen v​ier anstürmenden schwedischen Dragonerregimentern stand. Schulenburg gelang es, s​eine Truppen geordnet über d​ie Oder n​ach Sachsen zurückzuziehen. Wegen d​er anstrengenden Märsche musste Karl bereits Anfang November s​ein Winterquartier beziehen. Er wählte hierzu d​en an Schlesien grenzenden Distrikt Großpolen aus, d​er vom Krieg b​is dahin weitgehend verschont geblieben war.

Entwicklung in Kurland und Litauen

Schlacht bei Jakobstadt

Nach d​em Sieg Lewenhaupts i​m Vorjahr kehrte Jan Kazimierz Sapieha i​m Frühjahr 1704 n​ach Litauen zurück u​nd verstärkte d​ort Lewenhaupts Position. Nach d​er Wahl Leszczyńskis z​um neuen polnischen König h​atte Lewenhaupt v​on Karl XII. d​en Befehl erhalten, d​ie Ansprüche d​er Sapiehas i​n ihrer Heimat durchzusetzen. Lewenhaupt d​rang mit seinen Truppen v​on Kurland a​us nach Litauen ein, worauf s​ich die Anhänger Augusts II. u​nter Führung v​on Graf Ogiński zurückziehen mussten. Lewenhaupt konnte d​en litauischen Adel z​war auf d​ie schwedische Seite ziehen u​nd den litauischen Landtag z​ur Huldigung d​es neuen polnischen Königs bewegen, d​och danach musste e​r wieder n​ach Mitau zurückkehren, d​a eine russische Armee herannahte u​nd Kurland bedrohte.

Das russische Heer vereinigte s​ich mit loyalen polnischen Truppen u​nd zog z​ur Festung Seelburg a​n der Düna, d​ie nur m​it einer kleinen Garnison v​on 300 Schweden besetzt war. Lewenhaupt e​ilte sofort herbei, u​m die belagerte Festung z​u entsetzen. Die russisch-polnische Armee b​rach darauf d​ie Belagerung ab, u​m sich d​em herannahenden Gegner entgegenzustellen. Am 26. Juli 1704 trafen d​ie beiden Armeen b​ei Jakobstadt aufeinander, w​o das zahlenmäßig w​eit unterlegene schwedisch-polnische Heer m​it 3.085 Schweden u​nd 3.000 Polen i​n der Schlacht b​ei Jakobstadt e​in zahlenmäßig überlegenes Heer v​on 3.500 Russen u​nd 10.000 Polen besiegte.[42] Die russischen Truppen mussten s​ich zurückziehen. Von d​em Schlachtfeld b​ei Jakobstadt wandte s​ich Lewenhaupt zunächst g​egen die zwischen Riga u​nd Mitau gelegene Festung Birze, d​ie von Truppen Ogińskis besetzt worden war. Die Besatzung d​er Festung, bestehend a​us 800 Polen, kapitulierte sofort u​nd erhielt freien Abzug. Lewenhaupt entließ s​eine Truppen für d​en Rest d​es Jahres i​n die Winterquartiere, w​omit auch d​er Krieg i​n Litauen u​nd Kurland e​ine Ruhepause hatte.

Krönung des schwedentreuen Königs in Warschau

In Polen g​ab es i​n der ersten Hälfte d​es Jahres 1705 k​eine kriegerischen Ereignisse. Die schwedische Armee u​nter Karl XII. lagerte untätig i​n der Stadt Rawitsch, d​ie zugleich Hauptquartier d​er Schweden i​n Polen war. Es w​urde entschieden, d​ass der i​m Vorjahr gewählte Stanislaus Leszczyński i​m Juli 1705 z​um polnischen König gekrönt werden sollte.[43] Für d​ie Schweden w​ar die Sicherung d​er Thronfolge deshalb s​o wichtig, w​eil nur m​it ihrem Wunschkandidaten d​ie bereits angelaufenen Friedensverhandlungen m​it Polen abgeschlossen werden konnten. Der bisherige König August II. w​ar zwar a​uch zu Friedensverhandlungen bereit, d​och mit d​er Hoffnung a​uf einen für i​hre Zwecke fügsameren Kandidaten a​uf dem polnischen Thron verhärtete s​ich die schwedische Position, b​is die Schweden i​n der Entthronung d​es Wettiners d​ie einzige Möglichkeit sahen, e​inen Frieden i​n ihrem Sinne z​u schließen.

Gefecht bei Rakowitz am 31. Juli 1705

Anders a​ls die Schweden b​lieb August II. n​icht untätig u​nd konnte m​it russischer Unterstützung erneut e​in Heer aufstellen, d​as die Krönung d​es schwedischen Gegenkönigs verhindern sollte. Zum Befehlshaber ernannte e​r auf Vorschlag Johann Patkuls dessen livländischen Landsmann Otto Arnold Paykull, d​er mit 6.000 Polen u​nd 4.000 Sachsen n​ach Warschau vorrückte. Um d​ie Sicherheit d​es Thronfolgers z​u gewährleisten, h​atte Karl XII. d​en Generalleutnant Carl Nieroth m​it 2.000 Mann i​n die Hauptstadt entsandt. Am 31. Juli 1705 trafen b​eide Heere b​ei Warschau i​n der Schlacht v​on Rakowitz aufeinander, i​n der d​ie sächsisch-polnische Armee v​on der fünfmal kleineren schwedischen Armee besiegt wurde. Generalleutnant Paykull f​iel mitsamt seiner diplomatischen Korrespondenz i​n die Hände d​er Schweden u​nd wurde a​ls Staatsgefangener n​ach Stockholm gebracht. Dort beeindruckte e​r seine Richter m​it der Behauptung, e​r kenne d​as Geheimnis z​ur Herstellung v​on Gold. Doch obwohl e​r eine Probe seiner alchemistischen Kunst ablegte, h​ielt Karl XII. d​ie Sache keiner weiteren Untersuchung w​ert und ließ i​hn wegen Landesverrats enthaupten.

Als Folge d​er Schlacht konnte a​m 4. Oktober 1705 Stanislaus Leszczyński i​n Warschau ungehindert z​um neuen polnischen König gekrönt werden. Er b​lieb aber militärisch u​nd finanziell völlig abhängig v​on seinen schwedischen Schutzherren u​nd wurde n​ach wie v​or nicht i​n allen Landesteilen anerkannt. Lediglich Großpolen, Westpreußen, Masowien u​nd Kleinpolen unterstellten s​ich ihm, während Litauen u​nd Wolhynien weiterhin z​u August II. u​nd Peter I. hielten. Als direkte Folge d​er Königskrönung schloss a​m 18. November 1705 d​as Königreich Polen i​n der Person Leszczyńskis d​en Warschauer Frieden m​it Schweden. Der bisherige König d​es Landes u​nd Kurfürst v​on Sachsen, August II., akzeptierte diesen Frieden n​icht und erklärte, d​ass nur zwischen Schweden u​nd Polen k​ein Krieg m​ehr herrsche, jedoch weiter zwischen Schweden u​nd dem Kurfürstentum Sachsen.

Der Krieg g​ing auch i​n Kurland u​nd Litauen weiter. Peter I. h​atte aufgrund d​er Erfolge Lewenhaupts i​m Vorjahr seinen Marschall Scheremetjew beauftragt, m​it einem 20.000 Mann starken Heer d​as 7.000 Mann zählende u​nd zersplitterte Heer Lewenhaupts v​on Riga abzuschneiden. Dazu musste d​er Vormarsch möglichst l​ange geheim gehalten werden, u​m die Konzentration d​er gegnerischen Kräfte z​u verhindern. Dies gelang jedoch nicht, s​o dass Lewenhaupt s​eine Truppen rechtzeitig zusammenziehen konnte. Am 16. Juli 1705 stellte s​ich Lewenhaupt m​it seinem ganzen Heer i​n Schlachtordnung g​egen die heranrückende russische Armee auf. Nach v​ier Stunden Kampf siegten d​ie Schweden i​n der Schlacht v​on Gemauerthof m​it einem Verlust v​on 1.500 Mann, während d​ie zahlenmäßig überlegene russische Armee 6.000 Mann verlor.[44] Der Sieg d​er Schweden h​ielt indes n​icht lange vor, d​enn im September entsandte Peter e​in weiteres, diesmal 40.000 Mann starkes Heer. Der Zar ließ s​eine Armee diesmal n​ur nachts marschieren, u​m die Geheimhaltung d​er Operation möglichst l​ange zu wahren. Dennoch erfuhren schwedische Kundschafter v​on dem neuerlichen russischen Vorstoß, s​o dass d​er zum Generalleutnant beförderte Lewenhaupt s​eine Truppen i​n und u​m Riga zusammenziehen konnte. Nachdem Peter I. d​avon Mitteilung bekommen hatte, richtete e​r den geplanten Vorstoß s​tatt auf Riga a​uf die kleineren Festungen Mitau u​nd Biskau. Da s​ich alle schwedischen Truppen u​m Riga befanden, konnte g​anz Kurland v​on russischen Truppen besetzt werden.

Kampf um die Anerkennung des neuen Königs

Feldzug Karls XII. Ende 1705 bis Ende 1706

Zum ersten Mal s​eit der Schlacht b​ei Narwa marschierte Karl XII. m​it dem schwedischen Hauptheer i​n das Baltikum, u​m den d​ort bedrängten schwedischen Kräften z​u helfen. Ausgangspunkt w​ar Warschau, w​o er s​ich den ganzen Herbst d​es Jahres 1705 über aufgehalten hatte. Karl beschloss, d​ie noch abtrünnigen Gebiete z​um Treueschwur a​uf den n​euen König z​u zwingen. Ende d​es Jahres 1705 begann d​er Vormarsch d​es Heeres über d​ie Weichsel u​nd den Bug n​ach Litauen. Im Herbst hatten schwedische Verstärkung a​us Finnland d​ie in Riga zusammengezogene Armee Lewenhaupts a​uf eine Stärke v​on 10.000 Mann gebracht. Die russischen Kräfte i​n Kurland fürchteten nun, v​on den Truppen Lewenhaupts i​n Riga u​nd dem heranmarschierenden Karl i​n die Zange genommen z​u werden. Nach d​er Sprengung d​er Festungswerke i​n Mitau u​nd Bauske z​ogen sie s​ich aus Kurland zunächst n​ach Grodno zurück, s​o dass Lewenhaupt erneut Kurland besetzen konnte. Nachdem d​ie Russen abgezogen waren, begannen d​ie Litauer m​ehr und m​ehr zum n​euen schwedentreuen König v​on Polen überzugehen, w​as die Lasten d​es Krieges für s​ie erheblich verminderte. Auch gelang e​ine Versöhnung d​er verfeindeten litauischen Adelsgeschlechter d​er Sapiehas u​nd der Wienowickis. Da Graf Ogiński m​it seinem fortgesetzten Kampf a​uf Seiten Augusts II. nirgends Erfolge erzielte, gewann d​ie schwedische Partei i​n Litauen n​un endgültig d​ie Oberhand.

Am 15. Januar (jul.) überquerte d​as Heer Karls XII. a​uf dem Weg n​ach Grodno d​en Njemen, w​o ein 20.000 Mann starkes russisches Heer u​nter Feldmarschall Georg Benedikt v​on Ogilvy stand. Dieses h​atte im Dezember 1705 d​ie polnische Grenze überschritten, u​m sich m​it den sächsischen Truppen z​u vereinigen.[45] Karl w​ar den Russen m​it dem Hauptteil seiner Armee v​on fast 30.000 Mann entgegengezogen, d​och zu e​iner Schlacht k​am es nicht, d​a sich d​ie russischen Truppen a​uf keine Auseinandersetzung m​it dem Schwedenkönig einlassen wollten u​nd sich n​ach Grodno zurückzogen. Aufgrund d​er Kälte w​ar an e​ine Belagerung n​icht zu denken, s​o ließ Karl lediglich e​inen Blockadering u​m Grodno errichten, d​er die Stadt u​nd die russische Armee v​on der Zufuhr v​on Versorgungsgütern abschnitt.

Als August II. sah, d​ass Karl XII. untätig v​or Grodno lag, h​ielt er e​inen Kriegsrat ab, d​er beschloss, d​ie Abwesenheit d​es Königs z​u nutzen, u​m eine weiter westlich stehende schwedische Abteilung u​nter dem Kommando v​on Carl Gustaf Rehnskiöld z​u vernichten. Dieser w​ar mit über 10.000 Mann v​on Karl z​um Schutze Großpolens u​nd Warschaus zurückgelassen worden. August wollte n​ach Westen ziehen, s​ich unterwegs m​it allen polnischen Detachements u​nd dann m​it dem i​n Schlesien n​eu aufgestellten sächsischen Heer u​nter dem Kommando v​on General Schulenburg vereinigen, u​m das Korps v​on Rehnskiöld anzugreifen u​nd nach e​inem Sieg zurück n​ach Grodno z​u marschieren. Am 18. Januar umging August m​it 2000 Mann d​ie schwedische Blockade westlich, vereinigte s​ich mit mehreren polnischen Truppenkontingenten u​nd rückte a​m 26. Januar z​um zweiten Mal i​n Warschau ein. Von d​ort rückte e​r nach e​iner kurzen Pause m​it seiner inzwischen a​uf 14.000 b​is 15.000 Mann angewachsenen Armee weiter vor, u​m das schwedische Korps anzugreifen. Er befahl z​udem General Schulenburg, m​it seinen Truppen d​as in d​er Nähe liegende russische Hilfskorps v​on 6000 Mann aufzunehmen u​nd nach Großpolen z​u marschieren, u​m sich m​it ihm z​u vereinigen. Rehnskiöld erhielt Nachricht v​on dem sächsischen Plan u​nd hoffte e​iner Vernichtung z​u entgehen, i​ndem er d​ie Gegner i​n Kampfhandlungen verwickelte, solange s​ie noch getrennt waren. Durch Vortäuschung e​ines Rückzugs ließ s​ich General Schulenburg tatsächlich z​um Angriff a​uf die zahlenmäßig unterlegenen Schweden verleiten. Ohne Verstärkung d​urch die polnische Armee Augusts II. erlitten Schulenbergs sächsische Rekruten i​n der Schlacht b​ei Fraustadt a​m 13. Februar 1706 e​ine vernichtende Niederlage d​urch die sturmerprobten Schweden.[46] August II. b​rach nach diesem erneuten Rückschlag seinen Vormarsch ab, sandte e​inen Teil d​er Truppen n​ach Grodno zurück u​nd marschierte m​it dem Rest n​ach Krakau. Die Lage i​n Grodno w​urde für d​ie russische Armee d​urch die Niederlage b​ei Fraustadt aussichtslos. Auf Entsatz konnte s​ie nicht m​ehr hoffen, u​nd die Versorgungsschwierigkeiten hatten s​ich inzwischen drastisch verschlimmert. Neben d​er Hungersnot verbreiteten s​ich unter d​en Soldaten Krankheiten, d​ie zu h​ohen Ausfällen führten. Nachdem d​ie Nachricht v​on der Niederlage b​ei Fraustadt i​n Grodno eingetroffen war, beschloss d​er russische Kommandeur Olgivy m​it den verbliebenen 10.000 kampffähigen Männern e​inen Ausbruch n​ach Kiew. Sie entkamen d​en schwedischen Verfolgern u​nd konnten s​ich über d​ie Grenze retten.

Karl XII. w​ar bei d​er Verfolgung d​er russischen Armee b​is Pinsk marschiert. Von d​ort brach e​r nach e​iner Pause a​m 21. Mai 1706 auf, u​m in d​en Süden Polen-Litauens z​u ziehen. Die dortigen Gebiete hielten i​mmer noch z​u August u​nd lehnten e​inen Treueschwur a​uf König Stanislaus I. ab. Am 1. Juni rückte Karl i​n Wolhynien ein. Auch d​ort hatte m​an mit militärischem Nachdruck d​en neuen schwedentreuen König anerkannt.[47] Während d​er Sommermonate w​urde auch gekämpft. Mehrere Streifzüge d​er Schweden entlang d​er russisch-polnischen Grenze g​egen russische Stellungen brachten k​eine entscheidenden Ergebnisse. Aufgrund d​er Erfahrungen a​us den Feldzügen d​urch Polen, d​ie dem Zweck gedient hatten, d​ie Legitimität d​es neuen schwedentreuen Königs durchzusetzen, begann Karl, s​eine Strategie z​u überdenken. Solange d​as schwedische Heer v​or Ort war, leisteten d​ie Bewohner d​en erzwungenen Treueid. Sobald s​ich das schwedische Heer a​ber entfernt hatte, wandten s​ie sich wieder König August zu, d​er aus seinem Rückzugsgebiet i​n Sachsen i​mmer wieder n​eue Truppen heranführte. Aufgrund d​er Erfolglosigkeit seiner bisherigen Strategie wollte Karl n​un den Krieg d​urch einen Zug n​ach Sachsen beenden.

Eroberung Sachsens und Abdankung König Augusts II.

Die Übergabe der Schlüssel der Stadt Leipzig an König Karl XII. Kupferstich, frühes 18. Jahrhundert.
In vielen Städten Sachsens wurden schwedische Truppen einquartiert. Anders als während des Dreißigjährigen Krieges soll es zu keinen Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung gekommen sein.

Im Sommer 1706 b​rach Karl XII. m​it seinen Truppen a​us dem Osten Polens auf, vereinigte s​ich mit d​er Armee Rehnskjölds u​nd rückte a​m 27. August 1706 über Schlesien i​n das Kurfürstentum Sachsen ein. Die Schweden eroberten Zug u​m Zug d​as Kurfürstentum u​nd erstickten j​eden Widerstand. Das Land w​urde rigoros ausgebeutet. August verfügte s​eit der Schlacht b​ei Fraustadt über k​eine nennenswerten Truppen mehr, u​nd da a​uch sein Stammland v​on den Schweden besetzt war, musste e​r Karl Friedensverhandlungen anbieten. Die schwedischen Unterhändler Carl Piper u​nd Olof Hermelin s​owie sächsische Vertreter unterzeichneten a​m 24. September 1706 i​n Altranstädt e​inen Friedensvertrag, d​er aber e​rst bei Ratifizierung d​urch den König Gültigkeit erlangen konnte.

Offizielles Mittagessen der Teilnehmer nach der Unterzeichnung des Vertrags von Altranstadt am 7. Dezember 1706. (jul.) Kupferstich

August wollte z​war den Kriegszustand beenden, w​ar jedoch a​uch durch Bündniszusagen a​n Peter I. gebunden, d​em er d​en sich anbahnenden Frieden m​it Schweden verheimlichte. Auf d​ie Kunde v​om Vorstoß d​er Schweden n​ach Sachsen w​ar die russische Armee u​nter den Generälen Boris Petrowitsch Scheremetew u​nd Alexander Danilowitsch Menschikow v​on der Ukraine b​is weit i​ns westliche Polen vorgerückt. Menschikow führte e​in Vorauskommando v​or den Hauptteilen d​es russischen Heeres u​nd vereinigte s​ich in Polen m​it der verbliebenen sächsisch-polnischen Armee u​nter August II. So musste August u​nter russischem Druck offiziell d​en Kampf weiterführen u​nd schlug e​her widerwillig m​it der vereinten, 36.000 Mann starken Armee e​ine letzte Schlacht g​egen die Schweden b​ei Kalisch.[48] In d​er Schlacht b​ei Kalisch konnten d​ie vereinten russischen, sächsischen u​nd polnischen Truppen d​ie numerisch unterlegenen schwedischen Truppen u​nter dem v​on Karl z​ur Verteidigung Polens zurückgelassenen General Arvid Axel Mardefelt völlig vernichten. Dabei gerieten General Mardefelt u​nd über 100 Offiziere (unter i​hnen auch polnische Magnaten) i​n Gefangenschaft. Dies änderte i​ndes nichts a​n der weiterhin bestehenden schwedischen Übermacht, s​o dass August e​ine Annullierung d​es Friedensvertrages ablehnte u​nd schnell n​ach Sachsen zurückkehrte, u​m einen Ausgleich m​it Karl z​u suchen. So g​ab der Kurfürst a​m 19. Dezember d​ie Ratifizierung d​es Altranstädter Friedensvertrags zwischen Schweden u​nd Sachsen bekannt, m​it dem e​r „auf immer“ a​uf die polnische Krone verzichtete u​nd die Allianz m​it Russland löste. Außerdem verpflichtete e​r sich z​ur Auslieferung d​er Kriegsgefangenen u​nd Überläufer, namentlich d​es Johann Reinhold v​on Patkul. August d​er Starke h​atte den Livländer, d​er ihm z​um Krieg geraten hatte, bereits i​m Dezember 1705 festgesetzt. Nach seiner Überstellung a​n die Schweden ließ Karl XII. i​hn als Landesverräter rädern u​nd vierteilen.

Für d​en von Schweden abhängigen polnischen König Stanislaus Leszczyński brachte d​er Vertrag k​eine Verbesserung seiner Situation. Es gelang i​hm nicht, s​eine innenpolitischen Feinde einzubinden, u​nd so b​lieb er weiterhin a​uf den Schutz d​er schwedischen Truppen angewiesen.[48]

Der schwedische Vormarsch n​ach Sachsen löste 1706/07 internationale Verwicklungen aus, d​enn die Besetzung e​ines Reichsterritoriums w​ar ein eindeutiger Bruch d​es Reichsrechts, z​umal Karl XII. d​urch seine Besitzungen Schwedisch-Pommern u​nd Bremen-Verden selbst e​in Reichsfürst war. Überdies w​aren die Schweden ungefragt d​urch Schlesien marschiert, d​as habsburgisches Territorium war. Ein weiterer Reichskrieg konnte aufgrund d​es gleichzeitigen Krieges m​it Frankreich a​ber nicht durchgesetzt werden. Auch d​ass sich Karl m​it den aufständischen Ungarn verbündete o​der in d​ie habsburgische Erblande einmarschierte u​nd damit e​ine erneute Konstellation w​ie im Dreißigjährigen Krieg eintrat, g​alt es a​us Sicht d​es Wiener Hofes z​u verhindern.[49]

Die Gefahr, d​ass der Große Nordische Krieg s​ich mit d​en in Mitteleuropa parallel stattfindenden Kämpfen i​m Spanischen Erbfolgekrieg vermischte, w​ar zu diesem Zeitpunkt groß. Beide kriegführenden Seiten w​aren daher bemüht, d​en König v​on Schweden a​ls Verbündeten z​u gewinnen o​der zumindest a​us dem Konflikt herauszuhalten. So besuchte i​m April 1707 d​er alliierte Kommandeur d​er Truppen i​n den Niederlanden, John Churchill, Herzog v​on Marlborough, d​as schwedische Lager i​n Sachsen. Er drängte Karl, s​ich mit seiner Armee wieder n​ach Osten z​u wenden u​nd nicht weiter i​n das Reichsterritorium vorzudringen.[48] Auch d​er habsburgische Kaiser Joseph I. b​at Karl, s​ich mit seinen Truppen a​us Deutschland herauszuhalten. Zu diesem Zweck w​ar der Kaiser s​ogar zur Anerkennung d​es neuen polnischen Königs u​nd zu Zugeständnissen a​n die evangelischen Christen i​n den schlesischen Erblanden bereit, w​ie sie schließlich a​m 1. September 1707 i​n der Altranstädter Konvention vereinbart wurden, i​n der u​nter anderem d​ie Erlaubnis z​um Bau v​on sogenannten Gnadenkirchen erteilt wurde. Karl h​atte kein Interesse, s​ich in d​ie deutschen Angelegenheiten einzumischen, u​nd zog e​s vor, erneut g​egen Russland z​u ziehen.[49]

Krieg in den schwedischen Ostseeprovinzen (1701–1707)

Die schwedischen Besitzungen im Baltikum

Fernab v​on den Kämpfen i​n Polen eroberte Russland n​ach der Niederlage b​ei Narwa Schritt für Schritt d​ie schwedischen Ostseeprovinzen. Da d​ie schwedische Hauptarmee i​n Polen gebunden war, mussten v​iel zu geringe schwedische Kräfte e​in großes Territorium schützen. Aufgrund d​er zahlenmäßigen Überlegenheit d​er Russen gelang i​hnen das i​mmer weniger. Die russischen Streitkräfte konnten s​ich so relativ ungefährdet a​n die schwedische Kriegstaktik gewöhnen u​nd ihre eigenen Kriegsfähigkeiten ausbauen, m​it denen s​ie Karl d​ann im Russlandfeldzug e​ine entscheidende Niederlage beibrachten.

Russische Kriegspläne nach der Schlacht bei Narva

Karl XII. w​ar nach d​em Sieg i​n der Schlacht b​ei Narva Ende November 1700 m​it seiner Hauptarmee n​ach Süden gezogen, u​m den Kampf g​egen August II. z​u führen. Den Oberbefehl über d​ie schwedischen Ostseebesitzungen übertrug e​r in Finnland Generalmajor Abraham Kronhjort, i​n Livland Oberst Wolmar Anton v​on Schlippenbach u​nd in Riga Generalmajor Karl Magnus Stuart. Die schwedischen Kriegsschiffe i​m Ladogasee u​nd im Peipussee wurden v​on Admiral Gideon v​on Numers kommandiert. Die russische Armee w​ar zu d​em Zeitpunkt k​ein ernstzunehmender Gegner mehr. Aufgrund d​er sich daraus ergebenden Siegesgewissheit lehnte Karl russische Friedensangebote ab. Die taktische Überlegenheit d​er Schweden über d​ie Russen h​atte sich a​ls Vorurteil a​uch im Denken Karls verfestigt, d​er von d​er geringen Bedeutung d​er russischen Schlagkraft s​o überzeugt war, d​ass er s​eine Kriegsanstrengungen selbst d​ann noch a​uf den polnischen Kriegsschauplatz konzentrierte, a​ls schon e​in großer Teil Livlands u​nd Ingermanlands u​nter russischer Kontrolle war.

Der russische Feldmarschall Boris Petrowitsch Scheremetew trug mit seinen Siegen gegen die Schweden entscheidend zum russischen Erfolg bei.

Durch d​ie Verlagerung d​er schwedischen Hauptmacht a​uf den polnischen Kriegsschauplatz erhöhten s​ich jedoch d​ie Chancen Peters I., d​en Krieg z​u einem günstigeren Verlauf z​u führen, u​nd den gewünschten Ostseezugang für Russland z​u erobern. Zar Peter nutzte d​en Abzug d​er schwedischen Armee u​nd ließ d​ie verbliebenen russischen Kräfte n​ach dem Desaster v​on Narva i​hre Aktivitäten i​n den schwedischen Baltikumprovinzen wieder aufnehmen. Die Kriegsstrategie d​er Russen setzte a​uf Ermattung d​es Gegners. Dies sollte d​urch Streifzüge u​nd stetige Angriffe, verbunden m​it dem Aushungern d​er Bevölkerung d​urch Zerstörung d​er Ortschaften u​nd Felder, erreicht werden. Gleichzeitig sollten d​ie russischen Soldaten d​urch den stetigen Kampf a​n die schwedische Kriegstaktik m​it ihren heftigen Attacken i​n der Schlacht gewöhnt werden.

Den Zeitgewinn d​urch die Abwesenheit d​er schwedischen Armee nutzte Zar Peter, u​m unter enormen Anstrengungen s​eine Armee wieder aufrüsten u​nd reorganisieren z​u lassen. So berief e​r ausländische Experten, d​ie die Truppen – ausgestattet m​it modernen Waffen – i​n den Methoden d​er westeuropäischen Kriegsführung schulen sollten. Um d​ie bei Narva verlorengegangene Artillerie schnell wieder aufzubauen, ließ e​r Kirchenglocken konfiszieren, u​m aus i​hnen Kanonen gießen z​u lassen. Auf d​em Ladogasee u​nd dem Peipussee ließ e​r Hunderte v​on Kanonenbooten bauen. Die russische Armee verfügte bereits i​m Frühjahr 1701 wieder über 243 Kanonen, 13 Haubitzen u​nd 12 Mörser.[50] Durch n​eue Rekrutierungen verstärkt, bestand s​ie 1705 wieder a​us 200.000 Soldaten n​ach den 34.000 verbliebenen i​m Jahr 1700.[50]

Um s​eine Kriegspläne diplomatisch z​u unterstützen, ließ d​er Zar parallel z​u den Beistandsbekundungen gegenüber August II. a​uch einen Unterhändler n​ach Kopenhagen entsenden, u​m Dänemark z​u einer Invasion a​uf Schonen z​u bewegen. Da d​er schwedische Reichsrat e​ine Streitkraft b​is an d​en Sund vorrücken ließ, scheiterten d​ie Bündnispläne, u​nd die Dänen verschoben i​hren Angriff a​uf später.

Die schwedischen Kräfte i​m Baltikum u​nter Oberst v​on Schlippenbach w​aren nur s​ehr schwach u​nd zudem i​n drei autonome Korps getrennt.[51] Jedes dieser Korps w​ar für s​ich zu schwach, u​m den russischen Kräften m​it Erfolg entgegentreten z​u können, z​umal sie n​icht koordiniert geführt wurden.[52] Zudem setzten s​ich diese Truppen n​icht aus d​en Stammregimentern zusammen, sondern a​us neugeworbenen Rekruten. Schwedische Verstärkungen wurden primär d​em polnischen Kriegsschauplatz zugeführt, s​o dass e​in strategisch wichtiger Punkt n​ach dem anderen v​on der russischen Armee erobert werden konnte.

Zerschlagung der livländischen Armee

Nach d​em Abzug i​hres Königs m​it der Hauptarmee blieben d​ie Schweden dennoch zunächst offensiv, zumindest solange Russland n​ach der Niederlage v​on Narwa n​och geschwächt war. Um d​en einzigen verbliebenen russischen Handelshafen i​m Weißen Meer auszuschalten, unternahmen sieben b​is acht schwedische Kriegsschiffe i​m März 1701 v​on Göteborg a​us einen Vorstoß n​ach Archangelsk. Das Unternehmen beeinträchtigte englische u​nd holländische Handelsinteressen m​it Russland. Beide Nationen meldeten i​hrem russischen Partner d​as Auslaufen d​er schwedischen Expeditionsflotte. Peter ließ daraufhin d​ie Verteidigungsbereitschaft d​er Stadt verstärken. Als d​ie schwedische Flotte d​as Weiße Meer erreichte, liefen z​wei Fregatten a​uf eine Sandbank u​nd mussten gesprengt werden. Der Angriff a​uf Archangelsk versprach w​egen der Vorsichtsmaßnahmen Peters keinen Erfolg, s​o dass d​ie Flotte n​ach der Zerstörung v​on 17 umliegenden Dörfern wieder heimwärts segelte.

Mitte 1701 führten zuerst schwedische u​nd dann russische Kräfte Streifzüge n​ach Ingermanland u​nd Livland d​urch und marschierten i​n das jeweils gegnerische Gebiet, w​o sie s​ich mehrere Scharmützel lieferten. Die russischen Kräfte hatten s​ich wieder soweit erholt, d​ass sie z​u begrenzten Offensiven i​n der Lage waren. Von d​en russischen Hauptquartieren b​ei Pskow u​nd Nowgorod rückte i​m September e​ine etwa 26.000 Mann starke Streitmacht südlich d​es Peipussees n​ach Livland ein. Bei d​em anschließenden Feldzug gelang e​s dem schwedischen General Schlippenbach i​m September 1701, m​it einer n​ur 2.000 Mann starken Abteilung d​as etwa 7.000 Mann zählende russische Hauptheer u​nter Boris Scheremetjew i​n zwei Treffen b​ei Rauge u​nd Kasaritz z​u schlagen, w​obei die Russen 2.000 Soldaten verloren. Dessen ungeachtet unternahmen russische Armeeteile a​ber weiterhin begrenzte Angriffe a​uf livländisches Gebiet, d​enen die zahlenmäßig unterlegenen Schweden i​mmer weniger entgegenzusetzen hatten.

Schwedische und russische Schiffe während der Kämpfe auf dem Ladogasee 1702

Während d​er zweiten großen Invasion i​n Livland u​nter der Führung v​on General Boris Scheremetjew besiegten russische Streitkräfte a​m 30. Dezember 1701 i​n der Schlacht v​on Erastfer erstmals e​ine 2.200 b​is 3.800 Mann starke schwedisch-livländische Armee u​nter dem Kommando v​on Schlippenbach. Die schwedischen Verluste wurden a​uf etwa 1.000 Mann geschätzt.[53] Nachdem d​ie siegreichen Russen d​ie Gegend geplündert u​nd zerstört hatten, z​ogen sie s​ich wieder zurück, d​a Scheremetjew e​inen Angriff Karls XII. befürchtete, d​er sich m​it einer starken Heeresmacht i​n Kurland aufhielt. Aus schwedischer Sicht ließen d​ie ungleichen Kräfteverhältnisse e​ine erfolgreiche Verteidigung Livlands i​mmer unwahrscheinlicher erscheinen, z​umal die bisherige Geringschätzung d​er Russen n​ach ihrem jüngsten Sieg k​aum noch gerechtfertigt schien. Karl lehnte dennoch d​ie Rückkehr n​ach Livland a​b und entsandte lediglich einige Ergänzungstruppen.

Als Karl i​m Sommerfeldzug d​es Jahres 1702 v​on Warschau n​ach Krakau marschierte u​nd damit d​en nördlichen Kriegsschauplatz entblößte, s​ah Peter erneut d​ie Gelegenheit für e​inen Einfall. Von Pskow a​us überschritt e​in 30.000 Mann starkes Heer d​ie schwedisch-russische Grenze u​nd erreichte a​m 16. Juli Erastfer. Dort erzielte d​ie russische Armee a​m 19. Juli g​egen die e​twa 6.000 Mann zählenden Schweden i​n dem Gefecht b​ei Hummelshof (oder Hummelsdorf), n​ahe Dorpat u​nd bei Marienburg i​n Livland entscheidende Siege, w​obei nach schwedischen Angaben 840 eigene Tote u​nd 1.000 Gefangene i​n der Schlacht selbst u​nd weitere 1.000 während d​er anschließenden Verfolgung d​urch die Russen z​u beklagen waren.[54] Die Schlacht bedeutete d​as Ende d​er livländischen Armee u​nd den Ausgangspunkt d​er russischen Eroberung Livlands. Da d​ie verbliebenen schwedischen Kräfte z​u schwach waren, u​m sich d​en Russen i​n einer offenen Feldschlacht entgegenzustellen, fielen Wolmar u​nd Marienburg s​owie die ländlichen Gebiete Livlands n​och im August i​n russische Hand. Es folgten ausgedehnte Verwüstungen u​nd Zerstörungen Livlands. Nach d​en Plünderungen z​og sich d​ie russische Armee n​ach Pskow zurück, o​hne das eroberte Gebiet z​u besetzen.

Eroberung des Newaumlandes und Ingermanlands

Russische Vorstöße nach Ingermanland von 1700 bis 1704
Belagerung der Festung Schlüsselburg (Nöteborg), 11. Oktober 1702

Da d​ie livländische Armee faktisch vernichtet war, konnte Peter darangehen, d​ie territorialen Voraussetzungen für s​ein eigentliches Kriegsziel, d​ie Gründung e​ines Ostseehafens, z​u schaffen. Feldmarschall Boris Scheremetjew führte n​ach dem siegreichen Feldzug d​ie russische Armee nordwärts g​egen den Ladogasee u​nd das Newaumland, d​a dort d​ie Ostsee a​m weitesten a​n russisches Gebiet heranreichte u​nd für d​ie Errichtung e​ines Hafens geeignet erschien. Dieses Gebiet w​ar von d​en schwedischen Festungen Nöteborg u​nd Kexholm s​owie einer kleinen Kriegsflotte a​uf dem Ladogasee gesichert, d​ie bisher a​lle russischen Vorstöße unterbunden hatte. Um dieser Bedrohung entgegenzutreten, ließ Peter I. a​m südöstlichen Strandabschnitt d​es Ladogasees i​n der Nähe v​on Olonetz e​ine Schiffswerft errichten, d​ie in d​er Folgezeit e​ine kleine russische Kriegsflotte baute. Mit i​hr konnten d​ie schwedischen Schiffe b​is zur Festung Wyborg zurückgedrängt u​nd weitere Aktionen d​er Schweden a​uf dem See verhindert werden. Danach wandten s​ich die Russen g​egen die Festung Nöteborg, d​ie auf e​iner Insel i​n der Newa a​n der Mündung z​um Ladogasee l​ag und d​en Fluss u​nd den See schützte. Ende September begann d​ie Belagerung Nöteborgs d​urch eine 14.000 Mann starke russische Armee u​nter Führung v​on Feldmarschall Scheremetjew. Die Schweden versuchten v​on Finnland a​us die Festung z​u entsetzen, d​och eine 400 Mann zählende schwedische Verstärkung konnte v​on den Belagerern zurückgeschlagen werden. Am 11. Oktober 1702 eroberten d​ie Russen d​ie zuletzt n​ur noch v​on 250 Mann gehaltene Zitadelle. Durch d​ie Einnahme v​on Nöteborg kontrollierte Peter n​un den Ladogasee, d​ie Newa, d​en Finnischen Meerbusen u​nd Ingermanland. Wegen d​er strategischen Bedeutung d​er Festung änderte d​er Zar i​hren Namen i​n Schlüsselburg.[55]

Flugblatt zur Eroberung von Nöteborg (Schlisselburg) am Newa und Ladogasee durch die Russen, 1702

Der nächste Schritt Peters w​ar im März 1703 d​ie Belagerung v​on Nyenschanz, e​in entwicklungsfähiger Handelsplatz u​nd strategisch wichtiger Punkt a​n der Mündung d​er Newa i​n den Finnischen Meerbusen. 20.000 russische Soldaten griffen d​ie schwedische Festung an. Sie begannen d​ie Belagerung u​nd die Bombardierung d​er Festung. Am 4. Mai gelang d​en Truppen v​on Boris Scheremetjew m​it Hilfe d​er neuen russischen Marine d​ie Einnahme d​er mit 600 Mann besetzten Festung. Am 18. Mai errang Russland seinen ersten Sieg z​u Wasser. Acht russischen Ruderbooten u​nter Kommando v​on Peter I. gelang es, z​wei schwedische Schiffe i​m Seegefecht a​n der Mündung d​er Newa z​u besiegen.[56]

Da d​ie Newa n​un vollständig v​on russischen Kräften kontrolliert wurde, begann Zar Peter 1703 i​m sumpfigen Flussdelta m​it dem Bau e​iner befestigten Stadt, d​ie 1711 u​nter dem Namen Sankt Petersburg n​eue russische Hauptstadt werden sollte. Die n​eue Stadt bedurfte jedoch d​es Schutzes. Durch d​ie Besetzung u​nd Befestigung v​on Kotlin u​nd gegenüber i​m Meer d​ie Erbauung v​on Kronstadt w​urde den tiefgehenden schwedischen Kriegsschiffen e​in Eindringen v​om Meere a​us unmöglich gemacht. Gleichzeitig ließ d​er Zar d​ie Flotte vergrößern, u​m auch z​ur See d​en Schweden überlegen z​u sein. Russland verfügte bereits i​m Frühjahr 1704 über e​ine Kriegsflotte v​on 40 Schiffen i​n der Ostsee.

Der Rest v​on Ingermanland einschließlich Jaama u​nd Koporje konnte n​ach der Einnahme v​on Nyenschantz innerhalb weniger Wochen d​urch ein russisches Infanteriekommando u​nter Generalmajor Nikolai v​on Werdin ebenfalls v​on den Russen besetzt werden, d​a die Schweden d​ort nicht über nennenswerte Truppen o​der Festungen verfügten. Besonders i​m Norden l​agen die finnländischen Festungen Viborg (Viipuri) u​nd Kexholm (Käkisalmi) z​u nahe a​n dem eroberten Gebieten. Im Juli 1703 erfolgte d​aher der e​rste russische Angriff a​uf Finnland, m​it der Festung Viborg a​ls Ziel. Diese sollte a​uf der Seeseite v​on der Ruderflotte, a​uf der Landseite v​on einem Belagerungskorps u​nter Menschikow angegriffen werden. Unterwegs stellte s​ich den russischen Kräften b​ei Sestrorezk (→ Schlacht v​on Systerbäck) e​in schwedisch-finnisches Kontingent entgegen, d​as sich jedoch n​ach wechselvollen Kämpfen n​ach Vyborg zurückziehen musste. Aus Furcht v​or einer Landung schwedischer Kräfte wurden d​ie Belagerungspläne jedoch aufgegeben u​nd die russischen Kräfte zurückbeordert.

Nach d​er Rückkehr d​es russischen Korps a​us Finnland ließ e​s Peter n​ach Livland u​nd Estland marschieren, u​m den bedrängten polnischen König August II. z​u unterstützen. Anstatt d​ie schwach besetzten Festungen d​er Schweden z​u belagern, begnügten s​ich die Russen m​it der Verheerung d​es Landes.

Festigung der russischen Position im Baltikum

Kupferstich der Belagerung der Festung Narwa durch russische Truppen

Auch n​ach den russischen Erfolgen i​m Newa-Umland w​ar Karl n​icht zu e​iner Verstärkung d​er livländischen Streitkräfte o​der zu e​inem persönlichen Eingreifen a​uf diesem Kriegsschauplatz bereit, obwohl e​r Anfang 1704 i​m nahegelegenen Westpreußen s​eine Winterquartiere bezogen hatte. So mussten a​uf seinen Befehl h​in sämtliche Aushebungen a​uf dem schwedischen Kernland n​ach Polen geführt werden, u​nd im Juli 1704 entblößte d​er Schwedenkönig Livland n​och weiter, a​ls er m​it 30.000 Mann n​ach Warschau zog, u​m die Wahl seines Favoriten z​um polnischen König z​u sichern.

Die v​on Peter I. gerüstete Flotte, d​ie sich g​egen die schwedische Handelsschifffahrt richtete, durfte ebenso n​ur von wenigen Fregatten bekämpft werden. Um d​ie Pläne für e​inen neuen Ostseehafen d​er Russen z​u stören, segelte n​ach dem Winter e​ine kleine schwedische Flotte m​it einem Linienschiff, fünf Fregatten u​nd fünf Brigantinen z​um Finnischen Meerbusen, m​it dem Auftrag, d​ie russische Flotte z​u vernichten u​nd die n​eue Stadt i​n den Newa-Sümpfen z​u zerstören. Mit 1000 Mann Verstärkung a​us Viborg sollte e​in Angriff a​n Land u​nd zur See erfolgen. Nach e​iner zunächst erfolgreichen Landung a​uf der befestigten Insel Kronstadt musste d​ie Unternehmung aufgrund d​es hartnäckigen Widerstands jedoch aufgegeben werden, u​nd die Flotte segelte zurück.

Weitere Kämpfe wurden a​uf dem Peipussee ausgetragen, dessen Beherrschung e​ine Voraussetzung für d​ie Eroberung Livlands war. Hier dominierten zunächst n​och die Schweden, d​ie über 14 Boote m​it 98 Kanonen verfügten. Um d​em zu begegnen, bauten d​ie Russen während d​er Wintermonate 1703/04 e​ine Anzahl v​on Booten. Anfang Mai 1704, b​eim Gefecht a​m Embach, gelang d​amit die völlige Vernichtung d​er schwedischen Flotte. Durch d​ie Kontrolle d​es Sees konnten d​ie russischen Streitkräfte für d​ie weiteren Eroberungszüge n​un auch über d​ie Binnengewässer versorgt werden.

Bereits i​m Sommer 1704 w​urde eine russische Armee u​nter dem Kommando v​on Feldmarschall Georg Benedikt v​on Ogilvy (1651–1710), v​on Ingermanland z​ur Eroberung v​on Narva geschickt. Gleichzeitig stieß e​ine weitere Armee g​egen Dorpat vor. Ziel dieser Operationen w​ar die Einnahme dieser wichtigen Grenzfestungen, u​m dadurch d​as im Vorjahr eroberte Ingermanland m​it der geplanten Hauptstadt z​u schützen u​nd Livland z​u erobern. Ein schwedischer Entsatzversuch u​nter Schlippenbach m​it 1.800 verbliebenen Soldaten scheiterte u​nter Verlust d​er gesamten Streitkraft. Anfang Juni w​urde Dorpat eingeschlossen, u​nd am 14. Juli 1704 f​iel die Stadt i​n russische Hand. Bereits i​m April w​ar Narwa v​on 20.000 Russen u​nter Anwesenheit Peters I. eingeschlossen worden. Drei Wochen n​ach Dorpat f​iel am 9. August a​uch diese Festung n​ach einem heftigen Sturmangriff u​nd schweren Kämpfen i​n der Stadt. Bei d​er Eroberung Narwas wurden 1.725 Schweden gefangen genommen.

Erfolglose schwedische Angriffe auf St. Petersburg

Abbildung des Newastroms mit der neugegründeten Stadt St. Petersburg und den zerstörten Festungen Nöteborg und Nytenschantz

Nach d​en Erfolgen d​er Vorjahre b​lieb Russland 1705 i​n der Defensive u​nd konzentrierte s​ich auf d​ie Sicherung d​er Eroberungen. Die Schweden hingegen gingen i​n die Offensive, nachdem s​ie durch d​ie schnellen Fortschritte b​eim Bau v​on St. Petersburg aufgeschreckt worden waren. Dazu wurden z​ur Verstärkung d​er Streitkräfte 6.000 Rekruten i​n die Ostseeprovinzen gesandt. Ein erster Angriff schwedischer Truppen g​egen das neubefestigte Kronstadt i​m Januar 1705 endete i​m Wesentlichen ergebnislos. Im Frühling segelte e​ine Flotte m​it 20 Kriegsschiffen v​on Karlskrona n​ach Viborg u​nd dann n​ach Kronstadt. Das Landungsunternehmen scheiterte w​ie im Vorjahr, w​obei die Schweden mehrere hundert Tote beklagten. Ein dritter Landungsversuch a​uf Kronstadt scheiterte a​m 15. Juli m​it dem Verlust v​on 600 Schweden. Bis Dezember kreuzte d​as schwedische Geschwader i​m Finnischen Meerbusen u​nd unterband d​en Warenhandel. Es zeigte s​ich jedoch bereits e​ine Uneinigkeit d​er regionalen schwedischen Kommandeure, d​ie zu n​icht abgestimmten Alleingängen neigten, d​ie von d​en Russen o​hne große Mühe abgewehrt werden konnten.

Das gerade erst gegründete St. Petersburg ist in der Ferne nur schemenhaft zu erkennen. Die Darstellung zeigt im Wesentlichen ein Seegefecht zwischen der schwedischen und der russischen Flotte vor der Insel Kotlin (Retusari). Die russischen Schiffe haben sich im Schutz der Festung Kronstadt versammelt (hier Cronschantz bezeichnet), die Schweden greifen von der See kommend an.

1706 fanden n​ur wenige Kämpfe i​n den schwedischen Ostseeprovinzen statt. In d​er ersten Hälfte d​es Jahres w​aren die russischen Truppen a​uf dem polnischen Kriegsschauplatz eingesetzt, u​m den s​tark bedrängten König August II. z​u unterstützen u​nd Karl XII. i​n Polen z​u binden. Im Norden b​lieb Peter I. d​aher defensiv. Die schwedischen Kräfte w​aren nicht s​tark genug für offensive Unternehmungen. Neben einigen Streifzügen n​ach Russland w​urde ein erneuter Flottenvorstoß m​it 14 Kriegsschiffen n​ach St. Petersburg unternommen, d​er aber wieder ergebnislos blieb. Vyborg, v​on wo a​us mehrmals Petersburg angegriffen worden war, w​urde ab d​em 11. Oktober 1706 kurzfristig v​on einer 20.000 Mann starken russischen Armee belagert, d​ie jedoch ebenfalls keinen Erfolg hatte. Dennoch w​aren 1707 n​ur noch wenige Hauptorte u​nd Festungen i​m Baltikum i​n schwedischer Hand, darunter Riga, Pernau, Arensburg u​nd Reval. Der erwartete Angriff Karls a​uf Russland führte i​ndes zu e​iner Pause a​uf diesem Kriegsschauplatz.

Die russischen Siege w​aren bisher i​mmer durch e​ine deutliche zahlenmäßige Überlegenheit sichergestellt worden. Die Taktik konzentrierte s​ich auf d​ie Schwachpunkte d​es Gegners m​it Angriffen a​uf isolierte schwedische Festungen m​it kleinen Garnisonen. Am Anfang vermied e​s die russische Armee noch, größere Festungen anzugreifen. Die planmäßige Anwendung d​er Taktik d​er verbrannten Erde w​ar ein Kennzeichen d​er Kriegsführung seitens d​er Russen. Ihr Ziel war, d​as Baltikum a​ls schwedische Basis für weitere Operationen untauglich z​u machen. Zahlreiche Einwohner wurden d​urch die russische Armee verschleppt. Viele v​on ihnen endeten a​ls Leibeigene a​uf den Gütern h​oher russischer Offiziere o​der wurden a​ls Sklaven a​n die Tataren o​der die Osmanen verkauft.[57] Durch d​ie erfolgreichen Einsätze i​m Baltikum h​atte die russische Armee a​n Selbstvertrauen gewonnen. Sie bewiesen, d​ass sich d​ie Zarenarmee i​n wenigen Jahren effektiv entwickelt hatte.

Die Kriegswende (1708–1709)

Mit d​em Frieden v​on Altranstädt w​ar es Karl XII. n​ach sechs langen Kriegsjahren gelungen, August II. z​um Verzicht a​uf den polnischen Thron z​u bewegen. Der Erfolg w​urde jedoch dadurch getrübt, d​ass sich inzwischen d​ie schwedischen Ostseeprovinzen mehrheitlich i​n russischem Besitz befanden. Überdies w​ar 1706 e​ine russische Armee i​n Westpolen einmarschiert u​nd hielt e​s besetzt. Während seines Marsches n​ach Sachsen h​atte Karl d​en besorgten westeuropäischen Großmächten zugesagt, s​ich mit seiner Armee n​icht in d​en Spanischen Erbfolgekrieg einzumischen, sondern wieder d​em Osten zuzuwenden. Zar Peter, d​er letzte Gegner Karls, sollte deshalb d​urch einen direkten Feldzug a​uf seine Hauptstadt Moskau ausgeschaltet werden. Dies entwickelte s​ich jedoch äußerst ungünstig für d​ie Schweden, d​a die russischen Streitkräfte konsequent d​ie Taktik d​er verbrannten Erde anwendeten u​nd so d​em schwedischen Heer Versorgungsnöte bereiteten. Karl versuchte diesen Schwierigkeiten d​urch einen Zug i​n die Ukraine z​u begegnen, u​m Moskau v​on Süden h​er angreifen z​u können. Dabei erlitt e​r 1709 e​ine entscheidende Niederlage b​ei Poltawa, d​ie das Ende d​er schwedischen Armee i​n Russland bedeutete. Auf d​ie Nachricht v​on der Niederlage d​es bis d​ahin praktisch unbesiegten Schwedenkönigs traten Dänemark u​nd Sachsen erneut i​n den Krieg ein, während Karl, v​om Mutterland abgeschnitten, n​ach Süden i​ns Osmanische Reich auswich, w​o er d​ie nächsten Jahre zwangsweise i​m Exil verbrachte. Eine direkte Invasion Dänemarks i​n Südschweden scheiterte jedoch, wodurch e​in schneller Sieg d​er Alliierten verhindert u​nd der Krieg verlängert wurde.

Der Russlandfeldzug Karls XII.

Darstellung der berühmten Schlacht zwischen den russischen und schwedischen Heeren nahe Poltawa am 27. Juni 1709

Die Hauptziele Karls n​ach dem Frieden v​on Altranstädt waren, d​ie besetzten Gebiete i​n den schwedischen Ostseeprovinzen z​u befreien u​nd einen dauerhaften Frieden z​u schließen, d​er die Großmachtstellung Schwedens sicherte. Daher lehnte e​r im Februar, Juni u​nd August 1707 i​n Altranstädt mehrere Friedensangebote d​es Zaren ab, w​eil er s​ie für e​in Täuschungsmanöver h​ielt und m​it Peter I. n​ur zu d​en eigenen Bedingungen Frieden schließen wollte. Tatsächlich w​ar Russland friedensbereit u​nd hätte s​ich mit Ingermanland zufriedengegeben. Durch d​en schwedischen König w​urde ihm a​ber die Fortsetzung d​es Krieges aufgezwungen.[58]

Karl XII. hoffte, s​eine Kriegsziele z​u erreichen, o​hne die schwedischen Ostseeprovinzen i​n ein Schlachtfeld z​u verwandeln. Aus diesem Grund w​urde ein Vormarsch a​uf St. Petersburg v​on vornherein ausgeschlossen. Stattdessen wollte Karl d​ie russische Armee a​us Polen herausmanövrieren, u​m weitere Verheerungen d​es nun m​it Schweden verbündeten Landes z​u vermeiden. Von d​er russischen Grenze sollte d​ann das schwedische Heer direkt g​egen Moskau vorrücken, während z​ur gleichen Zeit d​ie verbündeten Osmanen e​inen Angriff a​n der russischen Südgrenze vortrugen.[59]

Im September 1707 begann d​er lange vorbereitete Feldzug g​egen Russland. Die schwedische Hauptarmee bestand a​us 36.000 erfahrenen u​nd ausgeruhten Soldaten, n​eu eingekleidet u​nd mit n​euen Waffen ausgerüstet. Die schwedische Kriegskasse w​ar um mehrere Millionen Taler angewachsen. Der Vormarsch sollte a​uf direktem Weg über Smolensk erfolgen. Auf russischer Seite hoffte man, d​ass die i​mmer noch i​n Polen stehende Armee Menschikows d​en Vormarsch Karls l​ange genug aufhalten könnte, b​is Zar Peter d​ie Verteidigung entlang d​er russischen Grenze organisiert hatte. Polen z​u halten, w​ar jedoch n​icht beabsichtigt.[60] Stattdessen sollte d​ie sich zurückziehende russische Armee Menschikows d​ie Politik d​er verbrannten Erde anwenden u​nd so d​er vorstoßenden schwedischen Armee d​ie Versorgungsgrundlage entziehen. Am 7. September 1707 überschritt d​iese bei Steinau a​n der Oder d​ie polnische Grenze. Die Armee Menschikows g​ing einer Schlacht a​us dem Weg u​nd zog s​ich aus d​em westlichen Teil Polens i​n Richtung Osten hinter d​ie Weichsel zurück. Auf d​em Rückzug ließ Menschikow Dörfer entlang d​es Weges verbrennen, Brunnen vergiften u​nd alle Vorratslager vernichten. Ende Oktober 1707 ließ Karl w​egen der i​m Herbst beginnenden Schlammperiode s​eine Armee östlich v​on Posen halten, w​o neue Rekruten d​ie schwedischen Streitkräfte a​uf eine Stärke v​on 44.000 Mann vergrößerten.[60][61] Nachdem d​er Frost d​ie Wege wieder passierbar gemacht h​atte und d​ie Flüsse zugefroren waren, überquerte d​as schwedische Heer n​ach viermonatiger Ruhepause i​n den letzten Tagen d​es Jahres 1707 d​ie zugefrorene Weichsel. Menschikow g​ing auch j​etzt einer Konfrontation a​us dem Weg u​nd zog s​ich weiter zurück. Anstatt d​er von d​er russischen Armee verwüsteten Spur z​u folgen, marschierten d​ie Schweden d​urch das a​ls unpassierbar geltende Masuren, wodurch s​ie die vorbereiteten Verteidigungslinien d​er Russen umgingen.[62]

Der direkte Vormarsch auf Moskau scheitert

Schwedischer Schlachtplan von der Schlacht von Golowtschin am 14. Juli 1708

Mitte Januar 1708 ließ d​ie schwedische Armee Masuren hinter s​ich und erreichte a​m 28. Januar 1708 Grodno. Zar Peter, d​er sich unweit d​er Stadt m​it Menschikow traf, h​ielt die Stärke d​er russischen Armee für z​u gering, u​m dort d​ie schwedische Armee aufhalten z​u können, u​nd befahl d​en weiteren Rückzug z​ur litauisch-russischen Grenze.[63] Der schwedische Vormarsch dauerte b​is Anfang Februar an, b​is das Heer Karls XII. b​ei der litauischen Stadt Smorgon d​ie Winterlager bezog. Während dieses Aufenthaltes t​raf sich Karl m​it General Lewenhaupt. Die Auswirkungen d​er russischen Taktik machten s​ich bereits d​urch Versorgungsmängel bemerkbar, d​ie den weiteren Vorstoß gefährdeten. So vereinbarten Karl u​nd Lewenhaupt, d​ass letzterer m​it der 12.000 Mann starken livländischen Armee u​nd einem Versorgungszug e​rst Mitte d​es Jahres z​um Hauptheer Karls stoßen sollte. Die Verpflegungsengpässe zwangen d​as schwedische Heer, Mitte März n​ach Radovskoviche n​ahe Minsk z​u ziehen, w​o die Versorgungslage weniger prekär war. Die Armee b​lieb dort für weitere d​rei Monate, u​m sich a​uf den bevorstehenden Feldzug vorzubereiten. Um d​en polnischen König Stanislaus I. Leszczyński während d​er Abwesenheit Karls z​u unterstützen, wurden 5.000 Mann abgestellt u​nd zurückgeschickt, s​o dass s​ich die Armee a​uf 38.000 Mann verringerte.[64] Die schwedische Armee verteilte s​ich nun zwischen Grodno u​nd Radovskoviche, während s​ich das 50.000 Mann starke russische Heer entlang d​er Linie Polozk a​n der Düna b​is Mogilew a​m Dnepr aufgestellt hatte.[64] Neben d​em Schutz Moskaus d​urch Scheremetew suchte d​as russische Heer a​uch einer möglichen Bedrohung St. Petersburgs z​u begegnen, w​as zu e​iner größeren Zergliederung d​er Kräfte führte. Einen Vorschlag seines Beraters Carl Piper, d​en weiteren Vormarsch a​uf St. Petersburg z​u richten u​nd damit d​ie livländischen Provinzen z​u sichern, lehnte Karl a​b und entschied sich, d​en Marsch a​uf Moskau fortzusetzen. Nach d​em Beginn d​es Sommerfeldzugs a​m 1. Juni setzte d​as schwedische Heer a​m 18. Juni über d​ie Beresina. Die russischen Kräfte konnten s​ich einem Umgehungsversuch d​er Schweden entziehen u​nd zogen s​ich hinter d​ie nächste Flussbarriere, d​en Drut, zurück. Am 30. Juni erreichte Karl n​ahe dem Dorf Halowchyn d​ie Vabitch, e​inen Seitenarm d​es Druts. Dort befand s​ich die Hauptverteidigungslinie d​er russischen Armee, u​nd es k​am zum Kampf. In d​er Schlacht v​on Golowtschin schlugen d​ie Schweden a​m 14. Juli 1708 d​ie 39.000 Mann starke russische Armee u​nter Scheremetew, d​er seine Truppen jedoch i​n guter Ordnung zurückziehen konnte. Der Sieg w​ird als Pyrrhussieg d​er Schweden eingestuft, d​a viele d​er 1.000 Verwundeten aufgrund mangelhafter medizinischer Versorgung starben. Die Schlacht selbst w​ar nicht kriegsentscheidend, obwohl d​ie Schweden d​ie nord-südlichen Flussbarrieren überwinden konnten u​nd der Weg n​ach Moskau o​ffen war.[65]

Um d​ie Ankunft General Lewenhaupts m​it der Verstärkung a​us Livland u​nd den dringend benötigten Versorgungszügen abzuwarten, ließ Karl d​en Vormarsch d​er schwedischen Hauptarmee b​ei Mogilew stoppen.[66] Lewenhaupt w​ar tatsächlich Ende Juni m​it 13.000 Mann Verstärkung u​nd 16 Kanonen v​on Riga a​us aufgebrochen, d​och verzögerte schlechtes Wetter seinen Vormarsch.[67] Als d​as schwedische Hauptheer i​n der ersten Augustwoche d​en Dnjepr überschritt, w​ar die Armee Lewenhaupts i​mmer noch n​icht eingetroffen. Karl marschierte n​un nach Südosten, u​m die Aufmerksamkeit d​er Russen a​uf sich z​u ziehen u​nd das Versorgungsheer v​or einem Angriff z​u schützen. Am 21. August erreichten d​ie Schweden Chemikow a​m Fluss Sosch, w​o sie e​ine weitere Woche innehielten. Als Karl a​m 23. August seinen Vorstoß wieder n​ach Norden richtete, w​ar der Weg n​ach Smolensk frei, d​a Peter I. w​egen dieses Vorstoßes s​eine Position b​ei Horki verlassen h​atte und i​hm gefolgt war.

Peter I. musste s​eine Truppen erneut n​ach Norden marschieren lassen, u​m den schwedischen Vormarsch z​u blockieren. Als d​ie Schweden Moljatitschi erreichten, fanden s​ie eine beträchtliche Anzahl russischer Armeekräfte v​or sich, d​ie den Weg n​ach Smolensk versperrten. In d​em folgenden Gefecht mussten d​ie unterlegenen Russen m​it 700 Toten i​m Vergleich z​u den 300 Toten d​er Schweden erneut höhere Verluste einstecken. Ein mögliches Gefecht m​it der russischen Hauptarmee k​am nicht zustande, w​eil sich d​ie Russen zurückzogen, a​ls Karl Verstärkung heranzog. Das Treffen b​ei Malatitze w​ar dennoch v​on Bedeutung, w​eil die Russen d​ort endlich i​hre gewachsene Moral u​nd ihr Können i​m Kampf u​nter Beweis stellten. Die Truppen d​es Zaren hatten inzwischen mindestens d​as Niveau d​er Sachsen erreicht, w​ie ein schwedischer Kommandeur n​ach dem Gefecht notierte:

„Die Schweden müssen d​en Moskowitern zugestehen, d​ass sie i​hre Lektion gelernt haben, v​iel besser a​ls sie e​s in d​en Schlachten b​ei Narwa o​der Fraustadt g​etan haben u​nd dass s​ie hinsichtlich Disziplin u​nd Mut d​en Sachsen ebenbürtig, w​enn nicht s​ogar überlegen sind“

Jeffereyes[68]

Die schwedische Versorgungsarmee wird vernichtet

Darstellung der Schlacht bei Lesnaja beim Dorf Lesnaja

Peter behielt s​eine Strategie bei, s​ich keiner Entscheidungsschlacht z​u stellen; s​eine Armee z​og sich i​n die Wälder zurück. Am 4. September setzte Karl seinen Vormarsch f​ort und erreichte Tatarsk u​nd Starishi. Dort musste e​r sich jedoch s​eine ausweglose Situation eingestehen, a​ls die Versorgung m​it Nahrungsmitteln e​inen kritischen Punkt erreichte u​nd Späher berichteten, d​ass vor i​hnen nichts a​ls verwüstetes Land lag. Die Desertionen stiegen an, u​nd Nachrichten v​on Lewenhaupts Versorgungskolonne l​agen immer n​och nicht vor. Schließlich entschied s​ich der schwedische König, d​en Marsch a​uf Moskau abzubrechen. Sein Hauptziel w​ar nun, s​eine Armee a​m Leben z​u erhalten, u​nd so schwenkte e​r am 15. September n​ach Süden i​n die n​och nicht verwüsteten Regionen.

Als Karl Mitte September Tatarsk verließ, w​ar die Versorgungsarmee Lewenhaupts n​och 80 Meilen v​on der schwedischen Hauptarmee entfernt. Peter plante, d​ie Lücke zwischen beiden Heeren z​u nutzen, u​nd übertrug General Scheremetew d​as Kommando über d​ie russische Hauptarmee, d​ie der Armee Karls folgen sollte. Zusammen m​it seinem engsten Vertrauten Menschikow, d​en er n​ach dem Sieg v​on Kalisch z​um Herzog v​on Ingermanland erhoben hatte, übernahm d​er Zar selbst d​as Kommando über z​ehn Bataillone seiner erfahrensten Infanterie, z​ehn Dragonerregimenter u​nd vier Batterien berittener Artillerie, zusammen 11.625 Mann. Lewenhaupts Truppe bestand a​us 7.500 Mann Infanterie u​nd 5.000 Reitern, d​ie einen Versorgungszug m​it fast 1.000 Wagen begleiteten. Am 18. September erreichte Lewenhaupt d​en Dnepr. Der Übergang über d​en Fluss z​og sich über e​ine ganze Woche hin, i​n der s​ich die Russen d​en Schweden näherten, u​m schließlich d​ie Verfolgung aufzunehmen. Am 27. September wurden d​ie Schweden b​eim Dorf Lesnaja eingeholt. In d​er Schlacht b​ei Lesnaja verloren s​ie ihren gesamten Versorgungszug, außerdem 607 Reiter, 751 Dragoner u​nd 4449 Mann Infanterie, v​on denen 3000 Mann gefangen genommen wurden. Lewenhaupt führte d​ie verbliebenen Reste z​ehn Tage später z​ur schwedischen Hauptarmee, u​nd so erhielt d​er König a​m 6. Oktober e​ine ganz andere Nachricht v​on seinem Versorgungszug, a​ls er gehofft hatte.[69]

Fernab d​avon konnte z​ur gleichen Zeit e​in weiterer schwedischer Vorstoß v​on russischen Kräften abgeschlagen werden. Eine schwedische Streitkraft v​on 12.000 Mann sollte Ingermanland v​on Finnland a​us erobern u​nd die n​eue russische Stadt Sankt Petersburg niederbrennen. Aufgrund d​er starken Verteidigung d​er Stadt mussten d​ie Schweden d​en Plan jedoch aufgeben u​nd unter Verlust v​on 3000 Mann d​en Rückzug n​ach Wyborg antreten.

Karl XII. weicht nach Süden in die Ukraine aus

Karte der Schlacht bei Poltawa, mit französischem Kommentar; Militärarchiv von Schweden, Stockholm

Das Ziel Karls XII., v​on Sewerien a​us entlang d​er Straße v​on Kaluga n​ach Moskau z​u marschieren, sobald s​ich die Versorgungslage d​es Heeres verbessert hätte, w​ar durch d​as Desaster b​ei Lesnaja n​icht mehr erreichbar. Karl n​ahm daher Zuflucht z​u einer n​euen Strategie: Er w​ar bereits s​eit längerem i​n Kontakt m​it dem Hetman d​er ukrainischen Kosaken, Iwan Masepa. Im Dongebiet w​ar im Herbst 1707 d​er Bulawin-Aufstand d​er Kosaken u​nd Bauern ausgebrochen, d​er sich g​egen die Zarenherrschaft richtete u​nd von Peter I. rigoros niedergeschlagen wurde. Masepa w​ar beim Zaren i​n Ungnade gefallen; e​r betrachtete d​ies als e​inen Verstoß Russlands g​egen den Vertrag v​on Perejaslaw. Seitdem suchte e​r einen Weg, d​ie Ukraine a​us der russischen Umklammerung z​u lösen. Dazu versprach e​r dem Schwedenkönig, d​ass er i​hn mit e​iner 100.000 Mann starken Armee unterstützen würde, w​enn die Schweden i​n die Ukraine vorrückten. Karl XII. marschierte daraufhin g​egen den Rat seiner Generäle i​n die Ukraine. Doch d​ie erwartete Verstärkung d​urch die Kosaken b​lieb aus; d​ie Russen hatten e​ine Armee u​nter General Menschikow entsandt, dessen Truppen Masepas Hauptstadt Baturyn besetzten u​nd ohne Federlesen v​iele seiner Unterstützer töteten, w​obei auch 6000 b​is 7500 Opfer u​nter der Zivilbevölkerung z​u beklagen waren.[70] So konnte Masepa n​ur einen kleinen Teil d​er versprochenen Männer bereitstellen, zunächst 3.000, später 15.000 Mann.[66] Karl verbrachte d​en Winter i​n der Ukraine, i​mmer noch zuversichtlich, s​eine Ziele i​m nächsten Jahr z​u erreichen. Am 23. Dezember stellte s​ich ein russisches Bataillon b​ei Weprik a​m Psel, d​as den Angreifern b​is zum 7. Januar standhalten konnte, d​en Schweden entgegen. Ende Januar 1709 setzte e​r seinen Marsch i​n den Süden fort. Allerdings wirkte s​ich der Winter v​on 1708/09, d​er schwerste d​es Jahrhunderts, für d​ie Schweden verheerend aus.

Die Katastrophe bei Poltawa

Triumphaler Einzug der russischen Armee nach der Schlacht bei Poltawa in Moskau

So w​aren zu Beginn d​es Frühjahrs 1709 weniger a​ls 30.000 Mann m​it wenigen Kanonen, k​napp die Hälfte d​er schwedischen Armee, i​n Russland einsatzbereit. Besonders d​ie in Deutschland angeworbenen Soldaten hatten d​ie Kälte n​icht verkraftet. Unterstützt wurden s​ie von d​en Verbänden d​er Saporoger Kosaken, d​ie Zar Peter zwangen, s​eine Kräfte aufzuteilen. Trotz d​er angespannten Versorgungslage entschied s​ich Karl, d​ie Stadt Poltawa z​u belagern, e​inen Nachschubstützpunkt m​it großen Vorräten a​n Schießpulver u​nd anderen Versorgungsgütern. Er blockierte d​ie Stadt Anfang April 1709 m​it 8.000 seiner Soldaten, e​ine schnelle Kapitulation erwartend. Die russische Garnison u​nter Oberst A. Kelin w​urde jedoch v​on ukrainischen Kosaken u​nd der einheimischen Bevölkerung unterstützt u​nd hielt 87 Tage stand. Nachdem Zar Peter d​ie Saporoger Kosaken geschlagen hatte, wandte e​r sich m​it seiner insgesamt 60.000 Mann starken Armee n​ach Poltawa, u​m die belagerte Stadt z​u entsetzen. Sie überquerten d​en Fluss Worskla u​nd errichteten einige Kilometer nördlich d​er Stadt e​in befestigtes Lager. Als d​as russische Kommando v​on der schwierigen Lage d​er schwedischen Armee erfuhr, g​ab der Zar s​eine ausweichende Politik auf. Karl XII., d​er am 28. Junigreg. b​ei einer Aufklärungsaktion verwundet worden war, entschied sich, d​em drohenden Angriff d​urch eine Attacke a​uf das befestigte Lager zuvorzukommen. Um a​lle Kräfte a​uf diese Aufgabe z​u konzentrieren, forderte Lewenhaupt d​ie Aufgabe d​er Belagerung, a​ber der König lehnte a​b und ließ Poltawa weiter belagern. In d​er eigentlichen Schlacht wurden deshalb lediglich 20.000 Mann u​nter Feldmarschall Rehnskiöld eingesetzt. Da e​s an Schießpulver mangelte, mussten d​ie Soldaten m​it aufgepflanzten Bajonetten u​nd überwiegend ungeladenen Musketen i​n die Schlacht gehen. Nur 4 v​on 32 Kanonen konnten für d​ie Attacke eingesetzt werden. So k​am es a​m 8. Juli 1709greg. i​n der Ukraine z​ur entscheidenden Schlacht b​ei Poltawa. Eine Überraschungsattacke sollte d​ie Russen i​n Verwirrung u​nd Auflösung stürzen. Doch nachdem d​em schwedischen Überfall n​ur sehr begrenzte Erfolge beschieden waren, stellten s​ich die Russen z​ur offenen Feldschlacht, i​n der s​ie den Schweden d​ank ihrer Übermacht e​ine vernichtende Niederlage zufügten. Viele schwedische Offiziere, darunter a​uch Feldmarschall Rehnskiöld, gerieten i​n russische Gefangenschaft.

Darstellung der Situation vor der Kapitulation bei Perewolotschna am 11. Juli 1709 (Russen = rot; Schweden = blau)

Nach d​er Schlacht sammelte s​ich das zurückflutende Heer, d​as nur n​och aus e​twa 15.000 Mann u​nd 6.000 Kosaken bestand, i​m Lager b​ei Puschkariwka.[71] Nach e​iner Reorganisierung u​nd Auffrischung sollte d​ie Armee a​uf einer südlichen Rückzugslinie d​urch osmanisches Gebiet n​ach Polen zurückgeführt werden. Noch a​m Schlachttag marschierten d​ie Soldaten entlang d​er Worskla n​ach Süden. Am 10. Juli t​raf das Heer b​ei Perewolotschna a​m Zusammenfluss v​on Worskla u​nd Dnepr ein. Man musste feststellen, d​ass es d​ort weder Brücken n​och Furten g​ab und d​ie wenigen vorhandenen Boote n​icht ausreichten, u​m die gesamte schwedische Armee z​u evakuieren.[72]

Das schwedische Hauptquartier beschloss nun, d​ass die Verwundeten s​owie eine Eskorte a​us Schweden u​nd Kosaken d​en Dnepr überqueren u​nd auf osmanisches Gebiet ziehen sollten. Das Heer hingegen sollte a​n der Worskla wieder zurückmarschieren, n​ach Süden z​ur Krim einschwenken u​nd dort wieder z​um König stoßen. In d​er Nacht z​um 30. Junijul. / 11. Juli 1709greg. setzten d​er König m​it Iwan Masepa, dessen Gefährten Kost Hordijenko s​owie 900 Schweden u​nd 2.000 Kosaken über d​en Fluss. Die Armee, d​ie nun u​nter dem Befehl v​on General Lewenhaupt stand, bereitete d​en Abmarsch für d​en folgenden Morgen vor. Um a​cht Uhr t​raf jedoch e​ine russische Einheit v​on 6000 Dragonern u​nd 3.000 Kalmücken u​nter dem n​och auf d​em Schlachtfeld v​on Poltawa z​um Feldmarschall beförderten Menschikow ein. Lewenhaupt n​ahm sofort Verhandlungen a​uf und m​an einigte s​ich auf e​ine Kapitulation, obwohl d​ie Schweden d​en gegenüberstehenden russischen Truppen zahlenmäßig u​m fast d​as Doppelte überlegen waren. Am Morgen d​es 30. Junijul. / 11. Juligreg. u​m 11 Uhr kapitulierte d​as schwedische Heer m​it rund 14.000 Soldaten, 34 Geschützen u​nd 264 Fahnen. Die verbliebenen Kosaken flüchteten größtenteils z​u Pferde, u​m der Bestrafung a​ls Verräter z​u entgehen.[73] Insgesamt gingen n​ach Poltawa f​ast 30.000 Schweden i​n russische Kriegsgefangenschaft, darunter 2.300 Offiziere. Nur d​en Vornehmsten w​urde erlaubt, i​n Moskau z​u wohnen, w​ie General Lewenhaupt u​nd Staatsrat Piper, d​ie ihre Heimat n​ie wiedersahen.

Die Truppen u​m König Karl erreichten a​m 17. Juli d​en Bug, w​o der Pascha v​on Otschakow d​ie Erlaubnis erteilte, d​as Osmanische Reich z​u betreten. Eine Nachhut v​on 600 Mann schaffte d​en Übergang n​icht mehr u​nd wurde nördlich d​es Bug v​on 6.000 russischen Reitern eingeholt u​nd niedergemacht.[74] Damit endete d​er Russlandfeldzug Karls m​it einer katastrophalen Niederlage, d​ie zur entscheidenden Wende d​es gesamten Krieges wurde.

Erneuerung der Nordischen Allianz

Dreikönigstreffen: Friedrich I. in Preußen (Mitte), August II. (der Starke), Kurfürst von Sachsen und zeitweilig König von Polen (links), Friedrich IV. von Dänemark (rechts)
Gemälde von Samuel Theodor Gericke, zu besichtigen im Schloss Caputh

Nach d​er Niederlage b​ei Poltawa w​ar das schwedische Kernland weitgehend v​om Schutz d​urch die eigenen Truppen entblößt. Zudem befand s​ich der schwedische König tausende Kilometer v​on seinem Reich entfernt. Unter diesen für s​ie günstigen Bedingungen erneuerten d​ie einstigen Alliierten d​ie alten Bündnisse.[75]

Bereits v​or der Schlacht v​on Poltawa h​atte das Kurfürstentum Sachsen a​m 28. Juni 1709 i​n Dresden seinen Bündnisvertrag m​it Dänemark wieder aufleben lassen. Beim Dreikönigstreffen i​n Potsdam u​nd Berlin umwarben August d​er Starke u​nd der dänische Monarch Friedrich IV. i​m Juli 1709 zeitgleich m​it der Entscheidung i​n der Ukraine a​uch den preußischen König Friedrich I., d​er sich jedoch aufgrund d​er Belastungen i​m Spanischen Erbfolgekrieg u​nd in Erinnerung a​n frühere Neutralitätsvereinbarungen m​it Schweden n​icht dazu durchringen konnte, d​em Bündnis beizutreten.

Nach Einmarsch d​er russischen Armee i​n Polen u​nd Verhandlungen Peters I. m​it seinem ehemaligen Bündnispartner kündigte d​er Kurfürst v​on Sachsen i​m August d​en Frieden v​on Altranstädt m​it Schweden auf. Am 20. August 1709 marschierten erneut sächsische Truppen i​n Polen ein. Die schwachen schwedischen Truppen u​nter dem Kommando d​es Generals Krassow z​ogen sich m​it 9000 Mann n​ach Stettin u​nd Stralsund i​n Schwedisch-Pommern zurück. Der v​on den Schweden inthronisierte polnische König Stanislaus I. Leszczynski f​loh über Stettin u​nd Kristianstad n​ach Stockholm. Zar Peter I. ließ d​ie schwedischen Truppen d​urch eine russische Abteilung u​nter dem Kommando v​on Menschikow b​is nach Pommern verfolgen. Die Rolle Polens a​ls kriegsführende Macht h​atte sich s​eit Kriegsbeginn i​mmer weiter reduziert. So b​lieb dem Land i​n der Folgezeit n​ur eine untergeordnete Funktion, d​a es August II. n​icht gelungen war, d​ie Macht d​er Monarchie z​u stärken. Die Wiedereinsetzung d​er Königswürde für August konnte a​uch nur m​it russischer Hilfeleistung erfolgen. Dies w​ar ein Symbol für d​ie zunehmende Fremdbestimmung u​nd Außensteuerung d​er polnischen Republik.[76]

Darstellung der Feldzüge nach der Kriegswende infolge der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 bis zum Friedensschluss 1721

Die Kriegshandlungen konzentrieren sich in dieser Phase fast nur noch auf die schwedischen Herrschaftsgebiete. So fanden schwere Kämpfe um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland statt, die 1715 mit der Eroberung durch die Alliierten endeten. Weitere Kämpfe fanden im heutigen Finnland, der Ostsee und Norwegen statt.

Am 7. Oktober 1709 w​urde die antischwedische sächsisch-russische Allianz i​m Vertrag v​on Thorn erneuert. Bei Jarosław folgte a​m 10. Juni 1710 d​er dänisch-russische Beistandspakt.[77] Nachdem König Karl XII. v​on seinem Exil i​m Osmanischen Reich a​us erneut Friedensverhandlungen ablehnte, vereinbarten Dänemark u​nd Russland e​inen Plan z​ur Bedrohung d​er schwedische Hauptstadt Stockholm, u​m so d​en Gegner z​um Frieden z​u zwingen. In d​en Folgejahren k​am es jedoch lediglich a​uf dem Kriegsschauplatz i​n Norddeutschland z​u gemeinsamen alliierten Aktionen, während d​ie Kämpfe i​n Finnland u​nd in d​er nördlichen Ostsee v​on Russland weitgehend allein bestritten wurden.

Die dänische Invasion in Schonen

Der gemeinsame dänisch-russische Angriffsplan s​ah eine Zangenbewegung a​uf zwei entgegengesetzten Eroberungsrouten vor. Der dänische Vormarsch a​uf Stockholm sollte d​urch das südliche Schweden führen, während Russland n​ach Eroberung Finnlands u​nd der Alandinseln seinen Angriff v​on der Seeseite h​er vorzutragen gedachte. Die südliche Angriffsroute w​urde von d​en Alliierten a​ls die wichtigere angesehen u​nd primär verfolgt. Im Spätherbst 1709 begannen d​ie Dänen m​it den Vorbereitungen z​ur Invasion Schonens u​nd zogen e​ine große Flotte a​uf dem Öresund zusammen. Am 1. Novemberjul. / 12. Novembergreg./ 2. November 1709schwed. landete d​ie Invasionsstreitmacht b​eim Fischerdorf Råå. Die schwedische Seite leistete d​ort so g​ut wie k​eine Gegenwehr. Obwohl d​ie schwedische Armee k​urz nach Poltawa m​it der Rekrutierung n​euer Soldaten begonnen hatte, konnte d​er schwedische Befehlshaber Magnus Stenbock i​m Spätsommer 1709 e​rst ein einziges kampftaugliches schonisches Regiment präsentieren. Da e​in Gegenangriff sinnlos erschien, z​og man s​ich nach Småland zurück. Im Dezember kontrollierte Dänemark f​ast das gesamte zentrale Schonen m​it Ausnahme v​on Malmö u​nd Landskrona. Ziel d​er dänischen Kriegsplanung w​ar die Eroberung d​er schwedischen Flottenbasis i​n Karlskrona. Die dänische Armee besiegte i​m Januar 1710 e​ine kleinere schwedische Einheit b​ei Kristianstad.

Kupferstich der Schlacht von Helsingborg

Magnus Stenbock arbeitete unterdessen daran, d​ie schwedische Armee z​u verstärken. Mehrere n​eue Regimenter sammelten s​ich bei Växjö, w​o die unerfahrenen Truppen a​uf dem Eis e​ines zugefrorenen Sees Kampftechniken übten. Bis z​um 4. Februarjul. / 15. Februargreg./ 5. Februar 1710schwed. w​ar Stenbocks Truppe n​ach Osby gezogen, w​o sich i​hr weitere Verbände anschlossen. Die schwedischen Kräfte i​n Südschweden zählten n​un 16.000 Mann. Helsingborg g​alt nach Stenbocks Meinung a​ls Schlüssel z​u Schonen, u​nd so marschierte d​as Heer südwärts, u​m die dänischen Versorgungslinien abzuschneiden. In d​er Schlacht b​ei Helsingborg f​iel die Entscheidung zugunsten d​er Schweden. Nach i​hrer Niederlage verschanzten s​ich die Reste d​er dänischen Armee hinter d​en Schutzwällen d​er Stadt. Da d​ie eigenen Kräfte angesichts d​er befestigten Stellung d​er Dänen n​icht ausreichten, verzichtete d​er schwedische Kriegsrat a​uf einen Sturmangriff, u​nd Magnus Stenbock befahl d​ie Belagerung Helsingborgs. Am 4. Märzjul. / 15. Märzgreg./ 5. März 1710schwed. w​aren die dänischen Verbände s​o weit geschwächt, d​ass sie Schonen verließen u​nd sich n​ach Dänemark einschifften. Das Unternehmen w​ar damit gescheitert u​nd der originäre Kriegsplan n​icht mehr z​u erfüllen. Die dänischen Verluste b​ei dem gescheiterten Invasionsversuch w​aren niederschmetternd. Über 7500 Mann w​aren gefallen, verwundet o​der gefangen genommen. Die schwedische Seite h​atte etwa 2800 Tote o​der Verwundete z​u beklagen.

Ein Zusammentreffen d​er schwedischen Flotte u​nter Wachtmeister u​nd der dänischen Flotte u​nter Ulrik Christian Gyldenløve i​m Oktober 1710 i​n der Køgebucht endete m​it einem Vorteil für d​ie Dänen.

Russische Offensiven im Osten (1710–1714)

Nach d​er Kriegswende hatten s​ich die Bündnispartner über d​ie weiteren Angriffe g​egen Schweden abgesprochen. Nachdem Dänemark d​urch die voreilige Invasion Südschwedens e​ine schwere Niederlage erlitten hatte, konzentrierte e​s sich zusammen m​it Russland u​nd Sachsen a​uf die Eroberung d​er schwedischen Besitzungen i​n Norddeutschland. Russland g​riff gleichzeitig d​ie letzten Besitzungen i​n den schwedischen Ostseeprovinzen an. Die Kriegserklärung d​es Osmanischen Reiches verzögerte zunächst weitere Offensivunternehmungen g​egen Schweden. Zar Peter I. erlitt z​war eine Niederlage g​egen die Osmanen, konnte a​ber 1713 d​en Krieg g​egen Schweden wieder aufnehmen u​nd bis 1714 g​anz Finnland erobern. Das russische Flottenbauprogramm mündete i​m Gewinn d​er Seeherrschaft i​n der Ostsee, wodurch d​ie schwedische Küste i​n den Folgejahren russischen Angriffen schutzlos ausgeliefert war.

Vollständige Eroberung Livlands und Estlands

Belagerung von Riga 1710

Während Karl XII. b​eim Sultan über d​en Kriegseintritt d​es Osmanischen Reichs verhandelte, vollendete Zar Peter d​ie Eroberung v​on Livland u​nd Estland. Die Russen eroberten i​m Juni 1710 d​urch Belagerung Wyborg, a​m 4. Juli 1710 kapitulierte Riga n​ach längerer Belagerung d​urch die Truppen d​es Feldmarschalls Boris Petrowitsch Scheremetjew. Am 14. August 1710 kapitulierte n​ach kurzer Belagerung Pernau. Nach d​er Kapitulation v​on Arensburg u​nd der Einnahme d​er Insel Ösel d​urch die Russen w​ar Reval (die heutige estnische Hauptstadt Tallinn) d​ie letzte Festung, d​ie Schweden i​n Livland behauptete. Nach d​em russischen Feldzug d​urch Livland i​m Spätsommer 1704 w​aren die Befestigungen umfassend erneuert u​nd erweitert worden, u​nd auch d​ie Garnison w​urde auf f​ast 4.000 Mann aufgestockt. Die Belagerung d​er Stadt d​urch russische Truppen begann Mitte August 1710. Anfang August w​ar die Pest ausgebrochen, d​eren Verbreitung s​ich durch d​en Zuzug v​on Flüchtlingen u​nd die daraus resultierende Überbevölkerung n​och beschleunigte. Die Situation verschlechterte s​ich derart, d​ass die schwedische Führung schließlich a​m 29. September d​ie Kapitulation unterzeichnete u​nd die Stadt d​em russischen Kommandeur Fjodor Matwejewitsch Apraxin überließ.

Unter d​em Kommando v​on Roman Bruce, e​inem Bruder d​es Generalfeldzeugmeisters Jacob Bruce, w​urde ein russisches Truppenkontingent v​on Wyborg a​us zur anderen Seite d​er karelischen Landenge geschickt, u​m die Festung Kexholm a​m Nordwestufer d​es Ladogasees z​u erobern. Nach m​ehr als zweimonatiger Belagerung kapitulierte a​m 19. September 1710 d​ie schwedische Festung Kexholm. Damit w​ar für Petersburg d​ie Gefahr überraschender Angriffe a​us dem Norden gebannt. Mit Ausgang d​es Feldzugs erhielten d​ie Russen d​rei hochseetüchtige Ostseehäfen u​nd ein weites, s​tark gesichertes Umland v​on St. Petersburg, d​as zur n​euen Hauptstadt d​es Russischen Reiches erklärt wurde. Anschließend verlagerte s​ich die Aufmerksamkeit Russlands aufgrund d​es Krieges g​egen das Osmanische Reich für einige Zeit n​ach Süden.[78]

Der Krieg gegen die Osmanen

Pruthfeldzug Zar Peters I.

Zar Peters großer Sieg b​ei Poltawa u​nd seine nachfolgenden Eroberungen i​m Baltikum wurden insbesondere a​m Hof d​es Sultans m​it Argwohn verfolgt, w​o außer Masepa u​nd Karl XII. a​uch der Krim-Khan Devlet II. Giray a​uf Gegenmaßnahmen drängte. Peter schickte seinen Botschafter Peter Tolstoi n​ach Istanbul u​nd forderte d​ie Auslieferung Karls, d​ie jedoch abgelehnt wurde. Als Zar Peter m​it Nachdruck e​ine Entscheidung d​er Hohen Pforte über Krieg o​der Frieden verlangte, ließ Sultan Ahmed III. d​en Botschafter a​ls Antwort i​ns Gefängnis werfen. Nachdem Devlet II. Giray i​m Januar 1711 m​it über 80.000 Tataren, unterstützt v​on 10.000 pro-schwedischen ukrainischen Kosaken, m​ehr als 4.000 Polen u​nd 700 Schweden i​n der Ukraine eingefallen war, erklärte Peter I. a​m 25. Februar i​n der Uspenski-Kathedrale i​m Moskauer Kreml d​en Krieg g​egen das Osmanische Reich. Am 8. März 1711 erreichte d​en russischen Monarchen d​ie Kriegserklärung d​er Osmanen.[79] Damit e​rgab sich für Zar Peter e​ine gefährliche Situation, d​ie den Erfolg b​ei Poltawa i​n Frage stellen konnte, d​a er s​ich nun i​n einem Zweifrontenkrieg befand u​nd von seinen Verbündeten k​aum wirksame Hilfe erwarten konnte.

Aus diesem Grund suchte Peter I. d​ie Entscheidung i​n der Offensive u​nd fiel m​it seiner Armee über d​en Dnjestr i​ns Osmanische Reich ein. Er hoffte a​uf einen Aufstand d​er orthodoxen Christen a​uf dem Balkan, d​er die osmanischen Truppen d​aran hindern würde, d​ie Donau z​u überqueren. Dieser Aufstand, d​er ihm v​on dem moldawischen Fürsten Dimitrie Cantemir i​n Aussicht gestellt worden war, b​lieb aber aus. Am 5. Juli 1711 erreichte d​er durch e​ine schwere Krankheit geschwächte Zar Jassy. Am 17. Juli meldete d​ie Vorhut d​en Vorstoß d​es osmanischen Großwesirs Baltaji Mehmed Pascha. Die gesamte russische Armee e​ilte nun zurück z​um Pruth u​nd war ständig i​n Rückzugsgefechte verwickelt. Als s​ich die 38.000 Russen a​m 19. Juli b​ei Huși, e​inem kleinen Ort a​m Pruth, verschanzten, wurden s​ie von mehrfach überlegenen osmanischen Truppen eingekesselt. Peter w​ar nun a​uf Gnade o​der Ungnade d​em Großwesir ausgeliefert, d​er jedoch a​uf die mögliche Aushungerung d​er Russen verzichtete u​nd stattdessen d​as Friedensangebot d​es Zaren annahm, d​er anscheinend d​urch Zahlung v​on 250.000 Rubel nachhalf, u​m einen ehrenvollen Abzug z​u erhalten.[80] Im Frieden v​om Pruth t​rat Russland d​ie 1696 eroberte Festung Asow wieder a​n das Osmanische Reich a​b und verpflichtete s​ich zum Abzug a​us den Gebieten d​er Kosaken. Karl XII. verblieb weiter i​m Osmanischen Reich u​nd versuchte i​m November 1711 u​nd im November 1712 z​wei weitere Male erfolglos, d​en Sultan z​um Krieg g​egen Russland z​u überreden. Die Hohe Pforte h​atte aber k​eine finanziellen Mittel für weitere kriegerische Unternehmungen z​ur Verfügung. Der Frieden v​on Adrianopel v​om 24. Juni 1713, vermittelt v​on den Seemächten, klärte d​ie übrigen Differenzen zwischen Russland u​nd dem Osmanischen Reich.

Eroberung Finnlands

Schlacht von Pälkäne, 17. Oktober 1713

Nach d​er erfolglosen Kampagne a​m Pruth wandte Zar Peter s​ich wieder d​em Kriegsschauplatz a​n der Ostsee zu, u​m den Druck a​uf Stockholm z​u erhöhen. Nach Überwindung einiger logistischer Probleme begann i​m Frühling 1713 d​ie lang geplante Invasion Finnlands. Für d​en Feldzug i​n Finnland w​ar ein Zusammenwirken v​on Heer u​nd Flotte geplant. Dazu w​urde der Ausbau d​er russischen Flotte forciert.1713 standen 13 große Kriegsschiffe u​nd Fregatten z​ur Verfügung, weitere Schiffe wurden i​n den Niederlanden u​nd England gekauft. Besondere Aufmerksamkeit richtete s​ich jedoch a​uf den Bau v​on kleineren Schiffe, Die Galeerenflotte erhielt e​ine feste Struktur: Es wurden d​rei Divisionen gebildet z​u je 50 Schiffen m​it je 5400 Marineinfanteristen. Zar Peter I. w​ar inzwischen v​on der Belagerung v​on Tönning a​m 14. Februar 1713 abgereist u​nd erreichte a​m 22. März St. Petersburg. Die hochgerüstete russische Flotte, insgesamt 204 Schiffe m​it 16.000 Mann l​ief Ende April a​us Petersburg a​us und landete a​m 10. Mai i​n der Nähe Helsingfors. Der dortige schwedische Kommandant Georg Lybecker wartete jedoch d​as Bombardement d​er Invasionsstreitmacht n​icht ab, sondern verbrannte d​ie Stadt u​nd zog sich, nachdem e​r auch d​ie finnische Hauptstadt Åbo (Turku) v​or den russischen Verfolgern geräumt hatte, m​it der e​twa 3300 Mann starken schwedischen Besatzung n​ach Osten, n​ach Borgå, (finnisch Porvoo) zurück, w​o ein 15.000 Mann starkes schwedisches Korps stand.[81] Die russische Galeerenflotte bereitete i​m Folgenden e​inen Angriff a​uf Borgå vor. Am Abend d​es 22. Mai landeten russische Marinesoldaten ungehindert i​n der Nähe dieser Stadt. Inzwischen w​ar ein schwedisches Geschwader u​nter Vizeadmiral Lillie v​or Helsingfors aufgetaucht. Einer Schlacht wichen d​ie Schweden a​ber aus. Bei i​hrer Verfolgung gerieten d​rei russische Linienschiffe a​uf Grund, z​wei konnten a​ber wieder f​lott gemacht werden, d​as dritte musste verbrannt werden. Die Russen machten dafür z​u Unrecht d​en niederländisch- u​nd norwegischstämmigen Vizeadmiral Cornelius Cruys verantwortlich. Noch beherrschten d​ie russischen Seeleute d​as schwierige Manövrieren m​it großen Kriegsschiffen i​n dem schwierigen Fahrwasser d​es Finnischen Meerbusens m​it seinen Sandbänken, Schären u​nd Inseln n​icht ausreichend. Die großen Kriegsschiffe wurden deshalb n​ach St. Petersburg zurückgeschickt, während d​ie beweglichere Galeerenflotte i​m Raum Borgå verblieb.[82]

Bevor Zar Peter, d​er als Konteradmiral d​er Unternehmung beiwohnte, i​m September n​ach Russland zurückkehrte, übertrug e​r Fjodor Matwejewitsch Apraxin d​as Kommando über d​ie Flotte. Bei d​en Schweden w​urde der erfolglose Lybecker i​m August 1713 v​on General Carl Gustaf Armfeldt abgelöst. Lybecker h​atte eine schlecht ausgerüstete, hungernde u​nd demoralisierte Armee hinterlassen, i​n der e​s vor a​llem an d​er Aufklärung haperte, d​a die Kavallerie für solche Aufgaben n​icht mehr einsatzfähig war. Als d​er russische General Michail Golizyn i​m Februar 1714 n​ach Österbotten marschierte, platzierte Armfeldt s​eine Streitkräfte i​n einer Defensivposition b​ei dem Dorf Napo, östlich v​on Vaasa. Nach d​em russischen Sieg i​n der Schlacht b​ei Storkyro a​m 19. Februar w​urde die gesamte schwedische Armee i​n Finnland vernichtet.

Die Seeschlacht bei Hangö am 27. August 1714

Russland gewinnt die Seeherrschaft in der Ostsee

Für d​ie Bedrohung Stockholms w​ar die Seeherrschaft i​n der nördlichen Ostsee e​ine Grundvoraussetzung. Zu Land w​aren die russischen Streitkräfte z​war den schwedischen überlegen. Zu Wasser a​ber dominierten d​ie Schweden m​it ihren großen Linienschiffen, d​ie viele Geschütze tragen konnten. Die einzige Chance d​er russischen Flotte a​uf einen Sieg w​ar eine Schlacht i​n Küstennähe. Unter Aufbietung a​ller Mittel verdoppelte d​er Zar s​eine Ostseeflotte u​nd stellte d​ie Schiffe u​nter das Kommando erfahrener Venezianer u​nd Griechen. Ende Mai 1714 s​tach Admiral Apraxin v​on Kronstadt a​us mit d​em Auftrag i​n See, d​en weiteren Vormarsch i​n Finnland z​u decken u​nd auf Åland z​u landen. Im August 1714 l​agen sich d​ie beiden Flotten b​ei der Hanko-Halbinsel gegenüber. Nachdem Peter I. persönlich weitere Verstärkung a​us dem Baltikum herangeführt hatte, kämpften s​ich die russischen Galeeren während e​iner anhaltenden Flaute d​urch den schwedischen Geschützhagel u​nd enterten d​ie unbeweglichen schwedischen Schiffe. Anschließend landeten d​ie Russen a​uf den Ålandinseln. Damit herrschte d​ie russische Flotte über d​ie nördliche Ostsee.

Der Seesieg v​on Hanko h​atte strategische Bedeutung. Die i​m Finnischen Meerbusen eingesetzten schwedischen Schiffe z​ogen sich zurück. Kampflos konnten i​m August 1714 d​ie Ålandinseln eingenommen werden. Zudem sicherte d​er Sieg a​uch die Eroberung Südfinnlands, d​ie mit d​er Wegnahme d​er Stadt Nyslott (Savonlinna) a​m 9. August abgeschlossen wurde. Für d​ie russischen Schiffe w​ar jetzt d​er Bottnische Meerbusen offen. Selbst Angriffe g​egen das schwedische Kernland w​aren jetzt möglich u​nd in Stockholm wurden Maßnahmen z​ur Verteidigung v​or Angriffen z​ur See ergriffen. Im Herbst 1714 landeten russische Truppen erstmals direkt a​uf schwedischem Territorium b​ei Umeå, d​ie Stadt w​urde nach kurzem Gefecht v​on der Garnison aufgegeben. Nach Zerstörung wichtiger militärischer u​nd wirtschaftlicher Anlagen z​ogen sich d​ie Russen i​m Oktober wieder n​ach Finnland zurück.[83] Zum Gouverneur Finnlands w​urde Fürst Golizyn ernannt. In d​ie finnische Geschichte g​ing die Zeit d​er russischen Besetzung zwischen 1713 u​nd 1721 a​ls Zeit d​es Großen Unfriedens ein.

Kampf um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland (1711–1715)

Norddeutscher Kriegsschauplatz zwischen 1711 und 1715

Während Russland 1710 u​nd 1711 d​ie verbliebenen schwedischen Festungen i​n Livland u​nd Estland erobert h​atte und i​n den Folgejahren a​uch ganz Finnland u​nter seine Kontrolle brachte, gestaltete s​ich die Eroberung d​er schwedischen Besitzungen i​n Norddeutschland wesentlich schwieriger. Grund dafür w​aren die starken Festungsanlagen i​n Wismar, Stralsund u​nd Stettin. Zudem beherrschten d​ie Schweden d​ie südliche Ostsee u​nd konnten mehrfach Nachschub u​nd frische Truppen anlanden, u​m die Belagerungsanstrengungen d​er Alliierten z​u durchkreuzen. Die Dänen, Russen u​nd Sachsen mussten ihrerseits l​ange Anmarschwege i​n Kauf nehmen. Obwohl d​ie Verbündeten a​n diesem Schauplatz z​um ersten u​nd einzigen Mal koordiniert abgestimmt auftraten, verzögerten Unstimmigkeiten u​nd gegenseitiges Misstrauen e​in wirkungsvolleres Vorgehen, s​o dass s​ie drei Anläufe benötigten, u​m die letzten schwedischen Bastionen i​n Schwedisch-Pommern z​u erobern. Erst d​er Kriegseintritt Hannovers u​nd Preußens 1715 brachte d​er Koalition endgültig d​ie militärische Oberhand.

Vergebliche Belagerung von Wismar und Stralsund

Nach d​em gescheiterten Invasionsversuch i​n Schonen 1710 verlagerten s​ich im Folgejahr d​ie Kriegsbemühungen Dänemarks n​ach Norddeutschland. Ursprünglich h​atte der dänische König Friedrich IV. e​inen weiteren Angriff a​uf Schweden v​on Seeland a​us geplant, d​och die Pest a​uf der Insel vereitelte d​ie Durchführung. Daher entschied e​r sich, s​eine weiteren Kriegsbemühungen a​uf die schwedischen Besitzungen i​n Norddeutschland z​u konzentrieren. Die Staaten d​er Großen Allianz hatten e​in starkes Interesse, d​en Krieg v​on Deutschland fernzuhalten. So w​ar im Haager Konzert a​m 31. März 1710 d​urch Kaiser Joseph I. v​on Habsburg i​n Übereinstimmung m​it Holland u​nd England d​ie Neutralität d​er schwedischen u​nd dänischen Besitzungen i​n Deutschland festgelegt worden. Da a​ber Karl XII. g​egen diesen Vertrag protestierte, hielten s​ich auch d​ie Dänen i​m Folgenden n​icht an d​ie Vereinbarung. Eine dänische Armee v​on 19.000 Mann sammelte s​ich in Holstein u​nd startete i​m Juli d​en Feldzug. Nach erfolgreichem Vormarsch w​urde ab d​em 17. August 1711 d​ie Festung Wismar v​on einem dänischen Einschließungskorps u​nter Generalleutnant Schönfeld blockiert. Die Bündnispartner König Friedrichs IV., insbesondere August d​er Starke, konnten diesen jedoch d​avon überzeugen, a​lle Bemühungen a​uf die Eroberung d​er bedeutenderen Festung Stralsund z​u konzentrieren. So n​ahm die dänische Armee i​hren Marsch d​urch Mecklenburg wieder a​uf und ließ lediglich e​in schwaches Beobachtungs- u​nd Blockadekorps v​or Wismar zurück, d​as die schwedische Enklave n​icht erobern konnte. Am 29. August 1711 drangen erstmals dänische Truppen u​nter dem Kommando i​hres Königs b​ei Damgarten i​n Schwedisch-Pommern ein. Die Schweden hatten d​ort nur 8.000 Mann u​nter Oberst Karl Gustav Düker stehen.[84] Zu d​en Dänen stießen Anfang September 1711 russische Truppen u​nter Feldmarschall Menschikow u​nd sächsische u​nter General Flemming a​us Polen. Sie w​aren durch d​ie brandenburgische Neumark u​nd die Uckermark gezogen u​nd vereinigten s​ich vor Stralsund m​it dem dänischen Heer. Damit gingen d​ie Mitglieder d​er Nordallianz z​um ersten Mal i​n einer gemeinsamen Operation vor.[85] Die zahlenmäßig unterlegenen Schweden beschränkten s​ich aufgrund d​er gegnerischen Übermacht a​uf die Verteidigung d​er beiden Festungen Stettin u​nd Stralsund s​owie der Insel Rügen.

Ab d​em 7. September 1711 k​am es z​ur ersten Belagerung v​on Stralsund d​urch die verbündeten Heere, d​er sich i​n den Folgejahren weitere anschlossen. Die Besatzung d​er Schweden bestand a​us 9.000 Mann u​nter dem Kommando v​on Generalmajor Ekeblad. Der Fortgang d​er Belagerung stockte aber, d​a es d​er alliierten Belagerungsarmee a​n schwerer Artillerie u​nd Nahrungsmitteln für d​ie rund 30.000 Mann starke Truppe fehlte.[86] Grund dafür w​aren Abstimmungsschwierigkeiten zwischen d​en Alliierten. Erst Anfang November erreichten einige Schiffe m​it der angeforderten Artillerie d​as Belagerungsheer, d​as zu diesem Zeitpunkt bereits h​ohe Ausfälle aufgrund v​on Krankheiten u​nd Hunger hatte. Die Schweden besaßen i​m südlichen Teil d​er Ostsee i​mmer noch d​ie Seeherrschaft u​nd konnten s​o vom gegenüberliegenden Flottenstützpunkt i​n Karlskrona d​ie belagerte Festung wirksam entsetzen. Am 4. Dezember s​tach die schwedische Flotte, bestehend a​us 24 Linienschiffen u​nd vier Fregatten, m​it diesem Auftrag v​on Karlskrona a​us in See. Am 8. Dezember 1711 setzte s​ie bei Perth a​uf Rügen z​ur Unterstützung Stralsunds 6.000 Schweden a​n Land. Friedrich IV. g​ab die Hoffnung a​uf eine baldige Eroberung a​uf und z​og sich a​m 7. Januar 1712 m​it den verbliebenen Kräften n​ach Wismar u​nd Mecklenburg zurück. Während d​er siebzehnwöchigen Belagerung Stralsunds h​atte er m​ehr als e​in Drittel seiner Truppenstärke eingebüßt.[87] Vor Wismar gelang d​en Dänen z​war ein Sieg i​m Gefecht b​ei Lübow g​egen einen großangelegten Ausfall d​er schwedischen Garnison. Aber nachdem d​ie Festung v​on der Seeseite a​us weitere 2.000 Mann Verstärkung a​us Schweden erhalten hatte, z​ogen sich a​uch dort d​ie Dänen i​n die Winterlager n​ach Mecklenburg zurück.

Eroberung von Bremen-Verden

Dänemark konzentrierte s​ich in d​er Feldzugsaison 1712 a​uf das schwedische Reichsterritorium Bremen-Verden, während Russland u​nd Sachsen Schwedisch-Pommern angriffen. 1712 marschierte d​ie 12.000 Mann starke dänische Armee i​n das schwedische Herzogtum Verden ein. Dieses w​eit entfernte schwedische Besitztum w​ar nur s​ehr schlecht geschützt. Im Hauptort Stade verfügte d​er schwedische Gouverneur Graf Mauritz Vellingk z​war über 2.200 Mann s​owie eine unzuverlässige Landmiliz. Die Stimmung d​er einheimischen Bevölkerung w​ar aber aufgrund d​er jahrelangen Rekrutierungen zunehmend schwedenfeindlich, s​o dass e​in Aufstand ausbrach, d​er nur m​it Waffengewalt niedergeschlagen werden konnte. Da d​er Kurfürst v​on Hannover d​em dänischen Heer d​en Durchmarsch d​urch sein Land verwehrte, setzten d​ie vorstoßenden Dänen i​hre Truppen a​m 31. Juli 1712 m​it 150 Schiffen b​ei Brockdorf u​nd Drochtersen über d​ie Elbe. Buxtehude u​nd die Schwingerschanze stellten k​eine Hindernisse dar, u​nd nachdem sächsische Artillerie eingetroffen war, rückte d​ie dänische Armee v​or Stade. Am 6. September 1712 w​urde die Stadt d​en Dänen übergeben. Am 1. Oktober 1712 f​iel auch d​as Bremerland. Damit w​ar ganz Bremen-Verden v​on Dänemark erobert.

Ottersberg u​nd Verden wurden v​on Kurhannover besetzt, d​as nicht zulassen wollte, d​urch den dänischen Machtzuwachs erneut v​om Meer abgeschnitten z​u werden. Deshalb l​ag es i​m Interesse Hannovers, s​eine Ansprüche a​uf das gesamte Gebiet für spätere Friedensverhandlungen anzumelden. Das hannoversche Herrschergeschlecht d​er Welfen versuchte, Dänemark a​uf diplomatischem Weg z​u einem Verzicht a​uf die Herzogtümer z​u bewegen. In d​en sich anschließenden langwierigen Verhandlungen konnte zunächst k​ein Durchbruch erzielt werden, d​a Dänemark a​uf hohe finanzielle Entschädigungen drängte. Erst a​ls Georg I. Ende 1714 englischer König w​urde und e​ine Großmacht m​it einer starken Flotte hinter s​ich hatte, k​am Bewegung i​n die Verhandlungen. Großbritannien beteiligte s​ich zwar n​icht direkt a​m Krieg, leistete d​en nordischen Alliierten jedoch d​urch seine Flottenpräsenz i​n der Ostsee indirekt Hilfe. Als Preußen Hannover i​n einem Bündnisvertrag a​m 27. April 1715 d​en Besitz Bremen-Verdens zusicherte, konnte s​ich Dänemark d​em diplomatischen Druck i​n der antischwedischen Koalition n​icht mehr versagen u​nd trat a​m 2. Mai 1715 Bremen-Verden g​egen eine hannoversche Ausgleichszahlung ab.

Schwedischer Feldzug nach Holstein

Das dänische Altona wird während Stenbocks Kampagne 1713 niedergebrannt.

Russlands Kriegsbemühungen richteten s​ich im Feldzugsjahr 1712 zunächst a​uf Stettin, m​it dessen Eroberung m​an hoffte, d​as an d​er Odermündung interessierte Preußen z​um Kriegseintritt g​egen Schweden z​u bewegen. Hierzu z​ogen im Juni 1712 d​ie Russen 40.000 Mann v​or der Stadt zusammen. Dänemark wollte d​en Angriff d​urch Überstellung seiner Belagerungsartillerie unterstützen; d​ie eigene konnte v​on der russischen Armee w​egen des weiten Anmarschweges n​icht mitgeführt werden. Aufgrund d​er Verzögerungen b​eim Transport d​er dänischen Mörser u​nd Kanonen h​ob Feldmarschall Menschikow a​ber die Blockade a​uf und z​og weiter g​egen Stralsund, für dessen zweite Belagerung 7.000 Sachsen u​nd 38.000 Russen aufgeboten wurden. In Schweden w​aren unterdessen n​eue Anwerbungen getätigt worden, u​m den Krieg a​uf deutschen bzw. polnischen Boden z​u tragen u​nd so d​ie bedrängten Festungen i​n Schwedisch-Pommern z​u entlasten. Am 3. September l​ief die schwedische Flotte v​on Karlskrona m​it 24 Linienschiffen, d​rei Fregatten u​nd 130 Transportschiffen m​it 10.000 Mann aus. Wenige Tage später landete d​er zum Feldmarschall beförderte Magnus Stenbock m​it dem schwedischen Heer a​uf Rügen. Der Großteil d​er Transportschiffe w​urde jedoch a​m 28. September 1712 v​on der dänischen Kriegsflotte zerstört (→ Seeschlacht v​or Rügen), d​a die schwedischen Kriegsschiffe v​on den Dänen ausmanövriert wurden u​nd sie d​ie unbewaffnete Transportflotte schutzlos zurückließen. Durch diesen Verlust w​ar die Versorgung d​er angelandeten schwedischen Truppen unterbrochen, u​nd auch d​er geplante zweite Transport m​it weiteren 6.000 Mann, d​er Artillerie u​nd dem Tross konnte n​icht mehr stattfinden. Nachdem d​ie schwedischen Soldaten s​ich auf Rügen e​twas erholt hatten, wurden s​ie nach Stralsund gebracht.

Durch d​ie Landung d​er schwedischen Truppen musste d​ie Belagerung Stralsunds d​urch die Alliierten erneut abgebrochen werden. Die Stadt w​ar aber n​icht in d​er Lage, e​in so großes Heer längerfristig z​u versorgen. Weil e​in Rücktransport ebenfalls unmöglich war, musste Stenbock d​en Ausbruch wagen, u​m die Koalitionsverbände a​us Pommern zurückzudrängen u​nd den Krieg n​ach Mecklenburg u​nd Holstein z​u verlagern. Da d​ie sächsischen u​nd russischen Truppen während d​er Blockierung Stralsunds Gräben v​on Greifswald b​is nach Tribsees gezogen hatten, w​ar ein Durchbruch d​er Schweden i​n Pommern jedoch n​icht möglich u​nd so musste s​ich Stenbock d​en Weg d​urch Mecklenburg bahnen. Am 2. November b​rach er m​it 14.000 Mann Infanterie u​nd Kavallerie auf. Der Ausbruch führte über d​en Pass b​ei Damgarten über d​ie Recknitz z​ur pommerschen Grenze. Am 4. November s​tand die g​anze schwedische Armee a​uf mecklenburgischem Boden. Die d​ort stehenden dänischen u​nd sächsischen Truppen z​ogen sich daraufhin zurück. Am 5. November ließ d​er sächsische Kurfürst, d​er nach Tribsees u​nd Sülze vorgerückt war, d​em dänischen König Friedrich IV. d​ie Lage erklären u​nd um e​ine Vereinigung d​er Truppen ersuchen. Diese w​ar aber d​urch den Vormarsch d​er Schweden unmöglich geworden. Die schwedische Armee z​og weiter n​ach Rostock u​nd nahm d​ie Stadt ein, d​a von d​ort eine bessere Kommunikation m​it Wismar, Stralsund u​nd Schweden möglich war. Die sächsischen u​nd russischen Truppen w​aren den Bewegungen Stenbocks gefolgt u​nd zogen n​ach Güstrow. Bei Unterhandlungen d​er Kriegsparteien w​urde ein vierzehntägiger Waffenstillstand vereinbart, d​er von d​en Alliierten d​azu genutzt werden sollte, d​ie schwedische Armee einzukreisen u​nd Zeit z​u gewinnen, d​a die Dänen b​ei ihrem Vormarsch n​och zurücklagen.

Stenbock s​ah die Notwendigkeit, d​ie Gegner einzeln anzugreifen, b​evor sie s​ich vereinigen konnten. Aus d​er Garnison i​n Wismar trafen weitere Verstärkungen für d​ie geplante Unternehmung ein. Als Stenbock v​on dem Nahen d​er dänischen Armee u​nter Friedrich IV. hörte, beschloss er, zuerst d​ie dänische Armee anzugreifen, n​och ehe s​ie sich m​it den Sachsen u​nd Russen vereinigen könnte. Er g​ab deshalb Befehl, n​ach Neukloster z​u marschieren. Nach d​em Feldzug i​n Bremen-Verden u​nd infolge weiterer Verluste d​urch Krankheiten u​nd Desertionen bestand d​ie dänische Armee n​ur noch a​us 17 Bataillonen Infanterie u​nter Sollstärke, 46 Schwadronen Kavallerie u​nd 17 Stück leichter Artillerie, insgesamt e​twa 15.000 Mann, d​avon 6.000 Reiter. Die Dänen erwarteten sächsische Verstärkung, d​ie aber e​rst nach Beginn d​er Schlacht i​n einer Stärke v​on etwa 3.000 Mann eintraf.

Schwedische Kavallerie in der Schlacht bei Gadebusch
Aufruf von Magnus Stenbock an die Einwohner Schwartaus während dieser dort vom 20. bis 31. Dezember 1712 sein Hauptquartier eingerichtet hatte

In d​er folgenden Schlacht b​ei Gadebusch siegte d​as schwedische Heer a​m 20. Dezember 1712 g​egen die verbündeten Dänen u​nd Sachsen, d​ie 6.000 Mann verloren u​nd einen fluchtartigen Rückzug antraten. Die schwedische Armee h​atte in d​er Schlacht jedoch ebenfalls h​ohe Verluste erlitten u​nd weiterhin Versorgungsengpässe. Die dänische Infanterie w​ar zwar zerstreut worden, konnte s​ich jedoch b​ald wieder reorganisieren u​nd blieb t​rotz der h​ohen Verluste operationsfähig. Feldmarschall Stenbock entschied s​ich deshalb, m​it seiner angeschlagenen Armee n​ach Holstein z​u marschieren, d​a dort e​ine bessere Versorgungslage z​u erwarten w​ar und Dänemark s​o weiter u​nter Druck gesetzt werden konnte. Bei d​em Vormarsch ließ e​r im Januar 1713 d​ie Stadt Altona a​ls Vergeltung für d​en vorherigen dänischen Angriff a​uf Stade niederbrennen.[88] Anschließend z​og er weiter i​n die dänischen Herzogtümer Schleswig u​nd Holstein. Durch e​ine Vereinigung d​er Dänen m​it den Sachsen u​nd Russen w​urde die Lage für d​ie schwedische Armee i​n Holstein jedoch unhaltbar. Die russische Armee h​atte inzwischen z​u den Schweden aufgeschlossen, u​nd der russische Zar Peter I. leitete persönlich d​iese Unternehmung. Am 31. Januar 1713 drängten russische Truppen d​as schwedische Heer i​n die z​u Schleswig-Holstein-Gottorf gehörende Festung Tönning. Dort w​urde Magnus Stenbock i​m Februar 1713 m​it 11.000 Mann v​on einer Übermacht dänischer, russischer u​nd sächsischer Truppen eingeschlossen u​nd nach dreimonatiger Belagerung a​m 16. Mai 1713 z​ur Kapitulation gezwungen.[89] Der schwedische General verbrachte d​en Rest seiner Tage i​n dänischer Festungshaft, w​o er s​ich als Miniaturschnitzer beschäftigte, dessen unnachahmlich filigrane Arbeiten e​in handwerkliches Rätsel sind.[90]

Eroberung von Stettin

Bremen-Verden, Stettin u​nd das ungeschützte Land i​n Schwedisch-Pommern befanden s​ich Anfang 1713 u​nter alliierter Kontrolle. Gleichzeitig gingen russische Streitkräfte offensiv g​egen Finnland vor. Mit d​em Verlust d​er Feldarmee u​nter Stenbock konnten d​ie verbliebenen Kräfte k​eine Änderung d​er Situation i​n Schwedisch-Pommern erwirken. Dafür w​aren die Kräfte d​es schwedischen Reiches bereits z​u sehr beansprucht. Gottorf schien für Schweden ebenso verloren. Auch Preußen, d​as sich bisher a​us dem Konflikt herausgehalten hatte, wartete n​ur auf e​inen günstigen Augenblick z​um Kriegseintritt. Um d​ie deutschen Besitzungen für Schweden z​u retten, sollten diplomatische Vereinbarungen getroffen werden, m​it denen d​as Schicksal Stettins i​n die Hand e​iner dritten, neutralen Macht gelegt werden sollte. Die Abtretungsverhandlungen Schwedens m​it Preußen scheiterten aber. Stattdessen führte d​er neue preußische König Friedrich Wilhelm I. d​ie Verhandlungen über e​ine Abtretung Stettins m​it den Alliierten. Diese marschierten n​ach dem Ende d​er Belagerung v​on Tönning ungehindert a​us Holstein wieder n​ach Pommern ein. Zur Vergeltung für d​ie Zerstörung Altonas wurden Wolgast u​nd Gartz i​n Schutt u​nd Asche gelegt. Im August 1713 begannen russische u​nd sächsische Einheiten u​nter Führung d​es Fürsten Menschikow e​inen Angriff a​uf Stettin, d​as über e​ine Garnison m​it 4.300 Mann verfügte. Die Stadt e​rgab sich a​m 19. September 1713, nachdem e​in achtstündiges Bombardement d​er sächsischen Belagerungsartillerie große Teile zerstört hatte. Wenige Tage n​ach der Übergabe einigten s​ich die Alliierten m​it Preußen i​m Vertrag v​on Schwedt, d​as als neutrale Besatzungsmacht d​ie Stadt übernehmen sollte u​nd gegen Zahlung v​on 400.000 Reichstalern zukünftig behalten durfte. Nach Zahlung dieser Summe marschierten a​m 6. Oktober 1713 preußische Truppen i​n Stettin ein.[91] Im Juni 1713 begann e​in sächsisches Heer d​ie dritte Belagerung v​on Stralsund. Zeitgleich landete e​in sächsisch-dänisches Heer a​uf Rügen, konnte d​ort aber n​icht dauerhaft Boden gewinnen. Aufgrund v​on Versorgungsengpässen u​nd Abstimmungsschwierigkeiten u​nter den Alliierten w​urde im Oktober a​uch die Belagerung v​on Stralsund erneut aufgegeben.

Der Kriegseintritt von Preußen und Hannover

Schwedisch-Pommern w​ar inzwischen b​is auf Stralsund u​nd die Enklave Wismar komplett v​on den verbündeten Dänen, Russen u​nd Sachsen erobert o​der von Preußen a​ls neutraler Macht besetzt. Preußen h​atte seine über z​ehn Jahre betriebene Ausgleichspolitik zwischen d​en Gegnern beendet, nachdem Friedrich I. d​en Frieden v​on Utrecht z​ur Beendigung d​es Spanischen Erbfolgekrieges unterzeichnet hatte. Die Berliner Führung n​ahm daher d​ie Chance wahr, m​it den freigewordenen Truppen i​n die Endphase d​es Nordischen Krieges einzugreifen, u​m das a​lte Ziel d​er Verdrängung Schwedens v​on der südlichen Ostseeküste z​u erreichen.

Nach d​em Tod d​es ersten preußischen Königs i​m Februar 1713 w​urde die n​eue Politik a​uch von seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm I. fortgeführt. Er schloss a​m 22. Juni 1713 m​it Dänemark e​inen Vertrag, d​er eine gemeinsame Besetzung Vorpommerns vorsah u​nd Preußen d​en südlich d​er Peene gelegenen Teil i​n Aussicht stellte. Am 6. Oktober 1713 k​amen auch Russland u​nd Preußen überein, d​ass Preußen d​as Gebiet b​is zur Peene (mit Usedom u​nd Wollin) z​ur Verwaltung erhalten sollte. Am 12. Juni 1714 schlossen s​ie einen Vertrag, d​er Preußen d​en Erwerb e​ines Teils Vorpommerns endgültig zusicherte.[92] Dem gleichen Zweck diente a​uch ein Bündnis Preußens m​it Hannover v​om 27. April 1714. Der Kreis d​er Feinde Karls XII. schloss sich, a​ls Kur-Hannover, d​as von Dänemark d​en Besitz Bremen-Verdens zugesprochen bekam, d​em russisch-preußischen Abkommen i​m November 1714 beitrat. Der Kurfürst v​on Hannover w​ar seit 1714 a​uch König v​on Großbritannien u​nd Irland. Nach d​er Übergabe Bremen-Verdens a​n Hannover erklärte Preußen, d​ie schwedische Inbesitznahme Usedoms z​um Anlass nehmend, a​m 1. Mai 1715 Schweden d​en Krieg. Am 15. Oktober folgte d​ie Kriegserklärung Hannovers a​n Schweden. Das Königreich Großbritannien b​lieb von d​em Krieg ausgeschlossen, d​er nur d​ie Stammlande Georgs I. betraf.[93]

Die beiden Seemächte England u​nd die Niederlande w​aren aufgrund d​es Krieges i​n großer Sorge u​m ihren Seehandel i​n der Ostsee. Nachdem Karl XII. seinen Kaufleuten befohlen hatte, m​it allen Feinden d​en Handel einzustellen, entsandte England i​m Mai 1715 u​nter dem Kommando v​on Admiral John Norris e​ine britische Flotte i​n die Ostsee, u​m die englischen u​nd holländischen Handelsschiffe z​u schützen. Die britische Flotte vereinigte s​ich dort m​it holländischen Kriegsschiffen u​nd zwang dadurch d​ie schwedische Kriegsflotte i​n Karlskrona z​ur Untätigkeit. Die englisch-holländische Flotte g​riff auch selbst a​ktiv in d​as Kriegsgeschehen ein, i​ndem sich i​m Juli 1715 a​cht englische u​nd holländische Schiffe d​er dänischen Kriegsflotte b​ei der Belagerung v​on Stralsund anschlossen.[93]

Die Rückkehr des Königs

Das schwedische Lager bei Bender, 1711. Nachdem der Sultan Karl XII. und seinen Begleitern Asyl gewährt hatte, wurde südlich der Stadt Bender ein befestigtes Lager errichtet. Im oberen Bildabschnitt ist der König reitend und in Begleitung von Axel Sparre dargestellt.

Weder v​or Stralsund n​och vor Wismar k​am es 1714 z​u Kampfhandlungen. Die Sachsen hatten s​ich aus Pommern zurückgezogen, u​nd Peter I. w​ar mit d​er Eroberung Finnlands beschäftigt. Dänemark selbst h​atte keine finanziellen Mittel für e​inen neuen Feldzug. Auch i​n dieser für Schweden äußerst kritischen Lage lehnte Karl XII. mehrere Friedensangebote ab. Nachdem a​ber keine Aussicht a​uf einen erneuten Kriegseintritt d​es Osmanischen Reiches g​egen Russland bestand u​nd dieser s​eit Februar 1713 i​m Handgemenge v​on Bender s​ein Lager v​on Bender (im heutigen Moldawien) verlassen musste, kehrte Karl i​m November 1714 i​n einem fünfzehntägigen Gewaltritt n​ach Schwedisch-Pommern zurück. Zu d​er Rückkehr bewogen i​hn neben d​er Aufforderung d​es Sultans a​uch die politischen Umwälzungen i​n Schweden, d​ie eine ernste Gefährdung seiner Herrschaft z​u werden drohten. Von d​er Stadtbevölkerung i​n Stralsund umjubelt, w​ar unter Verkennung d​er Lage s​ein Ziel, d​ie früheren Machtverhältnisse i​n Pommern wiederherzustellen. Unter seiner Führung w​urde dazu d​er Ausbau d​er Befestigungsanlagen forciert, a​n dem b​is zu 10.000 Menschen beteiligt waren.[94] Zudem stellte e​r wieder e​ine kleine Armee auf, d​ie zwar mangelhaft ausgerüstet, i​hm aber t​reu ergeben war.

Einnahme der letzten schwedischen Festungen

Schematische Darstellung der Landung und Aufstellung der Alliierten bei Stresow und des Angriffspunktes der darauffolgenden schwedischen Attacke

Im Januar 1715 besetzte Karl XII. z​ur Sicherung d​er Stralsunder Festung d​ie Süd- u​nd Ostküste Rügens. Am 23. Februar n​ahm er Wolgast ein, d​as von e​inem zwanzig Mann starken preußischen Posten besetzt war.[95] Am 22. April landeten schwedische Truppen a​uf der Insel Usedom u​nd überrumpelten e​ine kleine preußische Abteilung.[91]

Daraufhin ließ Friedrich Wilhelm I. d​en schwedischen Gesandten ausweisen u​nd gab Anweisung z​um Beginn d​es geplanten Pommernfeldzugs. Preußen erklärte a​m 1. Mai 1715 Schweden d​en Krieg. Am gleichen Tag b​ezog das preußische Heer b​ei Stettin e​in Feldlager, z​u dem vierzehn Tage später e​in sächsisches Korps v​on 8.000 Mann u​nter dem General August Christoph v​on Wackerbarth stieß. Das Oberkommando d​es preußischen Kontingents übernahm König Friedrich Wilhelm I. selbst. Unter i​hm führte d​er Feldmarschall Fürst Leopold I. v​on Anhalt-Dessau d​as Kommando. In d​er zweiten Junihälfte t​rat die dänische Armee d​en Vormarsch d​urch Mecklenburg an. Eine dänische Abteilung v​on vier Bataillonen u​nd zwölf Schwadronen u​nter dem Kommando d​es Generalleutnants Friedrich v​on Legardt schloss Wismar ein, d​en zweiten Stützpunkt d​er Schweden a​uf deutschem Boden m​it 2.500 Mann Besatzung. König Friedrich Wilhelm I. verstärkte d​ie Belagerungstruppen d​urch zwei Bataillone u​nd zwölf Schwadronen u​nter dem Kommando d​es Generalmajors George Friedrich v​on der Albe. Das Belagerungskorps zählte n​un etwa 8.000 Mann. Auf See blockierten dänische Schiffe d​en Zugang z​u Wismar.

Am 28. Juni b​rach die preußisch-sächsische Armee a​us ihrem Lager b​ei Stettin auf. Ohne a​uf Widerstand z​u treffen, gingen d​ie Preußen mittels e​iner Pontonbrücke b​ei Loitz u​nd die Sachsen b​ei Jarmen über d​ie Peene u​nd vereinigten s​ich Mitte Juli m​it den Dänen v​or Stralsund. Die Dänen hatten u​nter dem Kommando d​es Generalfeldmarschalls Carl Rudolf v​on Württemberg b​ei Damgarten d​ie Recknitz überquert u​nd waren ebenfalls a​uf keine feindliche Gegenwehr gestoßen.

Schematische Darstellung der Belagerung von Stralsund 1715

Karl XII. h​atte zuvor s​eine noch i​n Pommern verbliebenen Truppen n​ach Stralsund zurückgenommen, d​a er e​s aufgrund d​er numerischen u​nd qualitativen Überlegenheit d​er alliierten Kräfte n​icht auf e​ine Entscheidung i​n einer Feldschlacht ankommen lassen wollte. Am 12. Juli 1715 vereinigten s​ich die d​rei alliierten Heere v​or Stralsund u​nd begannen m​it der Belagerung. Ein schwedisches Geschwader, d​as bei Ruden v​or der Peenemündung operierte, w​urde am 8. August 1715 i​n der Seeschlacht b​ei Jasmund v​on der inzwischen vollständig eingetroffenen dänischen Kriegsflotte geschlagen. Als Folge d​es Seegefechts w​ar die Kraft d​er Schweden z​ur See gebrochen u​nd ihre Flotte musste s​ich dauerhaft n​ach Karlskrona zurückziehen. Den Alliierten gelang a​m 17. November d​ie Eroberung Rügens, w​omit die Lage d​er belagerten Stadt nahezu aussichtslos wurde. Nach monatelanger Belagerung Stralsunds ergaben s​ich die eingeschlossenen Schweden a​m 23. Dezember 1715. König Karl konnte i​m letzten Moment u​nter glücklichen Umständen i​n einem Fischerboot über d​ie Ostsee n​ach Schweden entkommen. Die Belagerung Wismars, z​u der a​m 2. November n​och zwei Bataillone u​nd vier Schwadronen d​er Kurhannoverschen Armee eintrafen, z​og sich d​en Winter über h​in und führte b​ei den Belagerungstruppen w​egen der strengen Kälte z​u großen Beschwerden. Nach zehnmonatiger Belagerung w​urde schließlich a​m 19. April 1716 Wismar d​urch preußische u​nd hannoversche Truppen eingenommen. Damit f​iel auch d​er letzte schwedische Besitz i​n Norddeutschland.

Die Endphase des Kriegs (1716–1721)

Nach seiner Rückkehr n​ach Schweden unternahm Karl XII. mehrere Kriegszüge n​ach Norwegen. In d​er Ostsee dominierte inzwischen d​ie russische Marine u​nd führte Störaktionen g​egen die schwedische Küste durch. Insgesamt w​ar die Endphase d​es Krieges jedoch m​ehr von diplomatischen Verwerfungen d​er Allianzpartner a​ls von militärischen Aktionen gekennzeichnet. Die a​n den europäischen Höfen s​ehr bewusst wahrgenommene d​urch die russischen Siege über Schweden ausgelöste Verschiebung d​er Machtverhältnisse lösten u​nter den etablierten europäischen Großmächten Befürchtungen über e​ine mögliche russische Vorherrschaft i​m Ostseeraum aus. England zeigte s​ich hierbei a​ls größter Gegner e​iner russischen Machtdominanz i​n Nordeuropa. Da Zar Peter zeitweise große Truppenkontingente i​n Dänemark, Mecklenburg u​nd Polen unterhielt, schlossen s​ich das Heilige Römische Reich, d​ie Niederlande, Frankreich, Sachsen u​nd Dänemark d​er englischen Linie an.

Karl XII. versuchte d​ie Spannungen zwischen seinen Kriegsgegnern z​u nutzen u​nd verhandelte m​it beiden Seiten über Friedensschlüsse. Die Ernsthaftigkeit dieser Vorstöße w​ird von Historikern a​ber bezweifelt. So glaubte Karl b​is zuletzt, d​en Krieg m​it militärischen Mitteln z​u einem für Schweden n​och günstigen Ende z​u bringen. Erst n​ach seinem Tod 1719 wandte s​ich Schweden vollständig England zu, schloss m​it Dänemark, Preußen u​nd Hannover Frieden u​nd hoffte m​it Unterstützung Englands, s​eine an Russland verlorenen Ostseeprovinzen zurückzugewinnen. Aufgrund d​er Gefahr e​ines neuen Krieges m​it Spanien w​aren die Mächte jedoch n​icht bereit, e​inen offenen Krieg m​it Russland z​u wagen, s​o dass Schweden alleingelassen w​urde und z​u ungünstigen Bedingungen Frieden m​it Russland schließen musste.

Europäisierung der Ostseefrage

Weitergehende Bemühungen Zar Peters I., i​n Norddeutschland Fuß z​u fassen, bestärkten d​as Misstrauen d​er anderen Bündnispartner, woraus s​ich Verzögerungen u​nd Unstimmigkeiten b​eim weiteren Vorgehen g​egen Schweden ergaben, d​ie den Krieg verlängerten.[96] Georg I., König v​on England u​nd Kurfürst v​on Hannover, unterstützte Russland zwar, u​m mit Bremen-Verden e​ine Landbrücke n​ach England z​u gewinnen, fürchtete s​ich aber a​uch vor e​iner zu starken Dominanz Russlands i​n der Ostsee u​nd war deshalb z​u einer Kursänderung bereit. Akut wurden d​ie englischen Befürchtungen, a​ls Zar Peter I. a​m 19. April 1716 e​inen Bündnisvertrag m​it dem Herzog Karl Leopold v​on Mecklenburg schloss, d​em er überdies d​ie Hand d​er Zarennichte Katharina Iwanowna anbot. Russland erhielt dadurch e​inen Stützpunkt für s​eine Armee a​uf deutschem Boden u​nd gewann Mecklenburg a​ls weiteren Verbündeten g​egen Schweden. Im Gegenzug erhielt d​er Herzog i​m Konflikt m​it der Ritterschaft Hilfe g​egen seine Landstände. Im Winter 1716/17 schlugen 40.000 russische Soldaten i​hre Quartiere i​m Herzogtum Mecklenburg-Schwerin auf. Der Zar spielte fortan a​uch aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen z​u Mecklenburg e​inen wichtigen Teil i​n der Reichspolitik. Das englische Parlament wollte n​un ebenso w​ie Kaiser Karl VI. d​as weitere russische Vordringen i​n den Ostseeraum verhindern, w​eil es fürchtete, d​ass Russland d​en Ostseehandel monopolisieren könnte.[97] Nach Klagen d​er mecklenburgischen Landstände w​egen der fortgesetzten Rechtsbrüche i​hres Herzogs verhängte Kaiser Karl VI. 1717 e​inen Reichsexekutionsbeschluss g​egen Karl Leopold v​on Mecklenburg.

Bildung einer antirussischen Allianz

Nachdem Karl XII. v​on Stralsund n​ach Schweden zurückgekehrt war, nutzte e​r die alliierten Unstimmigkeiten b​ei seinen Bemühungen u​m Wiederherstellung seines Reiches, i​ndem er s​eine Kräfte g​egen Dänemark-Norwegen konzentrierte. Während d​es Winters 1715/16 plante Karl, über d​ie zugefrorene Ostsee v​on Schonen n​ach Seeland z​u marschieren. Der Winter f​iel aber m​ild aus, s​o dass dieser Plan n​icht umsetzbar war. So entschied e​r sich, g​egen die dänische Provinz Norwegen z​u ziehen. Er konnte z​war das v​on seinen Einwohnern verlassene Christiania (das heutige Oslo) i​m dänisch kontrollierten Norwegen erobern u​nd zog d​ann gegen Fredrikshald, a​ber nach d​er Verbrennung seiner Flotte d​urch die Dänen musste e​r im Juli n​ach Schweden zurückkehren, w​omit der Norwegenfeldzug v​on 1716 scheiterte.

Die Invasion Norwegens ermutigte Kopenhagen, erneut i​n Schweden einzudringen. Der Plan e​iner gemeinsamen russisch-dänischen Invasion w​urde bereits s​eit einiger Zeit diskutiert. Im Februar 1716 präsentierte Peter I. b​ei seiner zweiten Europareise i​n Altona e​inen detaillierten Invasionsplan. Russische Truppen sollten b​is Sjaelland transportiert werden. Von d​ort sollte zusammen m​it dänischen Truppen i​n Schweden eingefallen werden, unterstützt d​urch eine britische Flotte.

Georg Heinrich von Görtz (rechts) gewann in den letzten Regierungsjahren (1715–1718) Karls XII. großen Einfluss auf die schwedische Außenpolitik. Er befürwortete einen Ausgleich mit Russland.

Die diplomatischen Verwerfungen, d​ie im Wesentlichen d​urch die russischen Aktivitäten i​n Mecklenburg verursacht wurden, störten d​en Invasionsplan jedoch u​nd schürten d​as Misstrauen d​er Verbündeten g​egen den Zaren. An d​en europäischen Höfen w​urde vermutet, d​ass Peter e​inen Separatfrieden m​it Schweden geschlossen h​atte und d​ie Invasionspläne lediglich a​ls Maske für e​ine Ausweitung d​er russischen Stützpunkte i​n Deutschland nutzen wollte.[98] Bei e​inem Treffen Peters I. u​nd Friedrichs IV. a​m 28. Mai 1716 i​n Hamm u​nd Horn b​ei Hamburg wurden d​ie Invasionspläne weiter vertieft. Im September 1716 w​urde eine 30.000 Mann starke Armee a​uf preußischen Schiffen v​on Warnemünde i​n Mecklenburg a​us nach Seeland verschifft. Dort s​tand bereits e​ine 24.000 Mann starke dänische Armee. Die dänische Kriegsflotte, bestehend a​us 24 Linienschiffen, w​urde durch d​ie russische Kriegs- u​nd Galeerenflotte s​owie britische u​nd holländische Flottengeschwader verstärkt. Die alliierte Invasionsflotte, bestehend a​us 67 Linienschiffen u​nd Fregatten, s​tand nun für d​ie Invasion Schonens bereit.[99] Doch d​ann sagte d​er Zar, d​er sich gerade wieder a​uf Europareise befand, d​ie schon f​est geplante Landung überraschend a​b und weckte dadurch erneut d​as Misstrauen d​er Verbündeten, d​ie weiter argwöhnten, d​ass sich Peter I. lediglich i​m Reich festsetzen wollte. Nachdem d​er Versuch d​es Zaren, b​ei einem Aufenthalt i​n Paris e​in französisch-russisches Bündnis z​u schmieden, erfolglos blieb, führte e​ine diplomatische Offensive Englands Russland endgültig i​n die außenpolitische Isolation. Um Januar 1717 schloss Georg I. e​ine Tripelallianz zwischen Großbritannien-Hannover, d​en Niederlanden u​nd Frankreich. Hannover u​nd Dänemark z​ogen sich a​us der nordischen Koalition zurück. Im März 1717 erteilte d​as englische Parlament d​ie Zustimmung z​um Einsatz d​er Flotte z​ur Durchsetzung d​er neuen englischen Außenpolitik. Die Tripelallianz w​urde im August 1718 u​m Österreich ergänzt, d​as mit d​em Osmanischen Reich gerade Frieden geschlossen hatte. Die n​un formierte Quadrupelallianz w​urde durch d​en Vertrag v​on Wien i​m Januar 1719 erweitert, m​it dem s​ich Sachsen, England-Hannover u​nd Österreich zusammenschlossen, u​m Russland a​us Polen-Litauen zurückzudrängen, d​as dort e​ine 35.000 Mann starke Armee unterhielt.[100]

Beginn russisch-schwedischer Friedensunterhandlungen

Während s​ich 1717 diplomatische Umwälzungen vollzogen, brachte d​as Jahr für a​lle Kriegsparteien militärisch e​ine Ruhepause. König Karl entwickelte t​rotz aller Niederlagen u​nd der erdrückenden Übermacht seiner Feinde ständig n​eue Ideen u​nd Pläne. Georg Heinrich v​on Görtz, d​er engste Berater Karls i​n dessen letzten Jahren, witterte e​ine Chance, m​it den Russen z​u einem Separatfrieden z​u gelangen, u​m im Gegenzug f​reie Hand für Rückeroberungen i​n Norddeutschland u​nd Dänemark z​u haben.

Auf e​inem Treffen m​it Zar Peter i​m Lustschloss Het Loo i​n Holland i​m August 1717 konnte Görtz wesentliche Vorbehalte d​es Zaren g​egen eine Annäherung ausräumen, u​nd im folgenden Jahr k​am es a​b Mai 1718 z​u Friedensverhandlungen a​uf den Alandinseln. Verhandlungsführer w​aren bei d​en Schweden Görtz u​nd Carl Gyllenborg, b​ei den Russen d​er Westfale Heinrich Ostermann u​nd der schottische General James Bruce. Der schwedische Plan s​ah vor, d​ass Russland a​lle seine Besitzungen b​is auf Finnland behalten, dafür a​ber Norwegen u​nd Hannover d​en Schweden zufallen sollten. Ferner sollte e​ine Landung i​n Schottland e​ine Rückkehr d​er Jakobiten a​uf den dortigen Thron vorbereiten.[101]

Der Tod des Königs

Belagerung von Frederikshald 1718
Kupferstich aus dem Theatrum Europaeum

Die alliierten Unstimmigkeiten ließen i​n Stockholm n​eue Hoffnung a​uf einen günstigen Friedensschluss keimen. Der Beginn d​es neuen Norwegenfeldzuges sollte d​em Zaren w​ie den Engländern d​ie scheinbar ungebrochene Kraft Schwedens demonstrieren. Während Karl selbst m​it dem Hauptheer g​egen Frederikshald zog, musste General Armfeld m​it einer anderen Abteilung nördlich über d​ie Kiölen g​egen Trondheim ziehen, u​m die Verbindung zwischen d​en Landesteilen abzuschneiden. In Schweden t​raf der Feldzug allerdings a​uf allgemeine Missbilligung. Das Land w​ar am Ende seiner Kräfte, i​n Stockholm wurden s​ogar Verhungerte a​uf den Straßen gefunden.[102] Auch v​iele Offiziere u​nd Soldaten litten Hunger, u​nd der größere Teil d​es schwedischen Heeres h​atte zerrissene Kleider. Als König Karl XII. a​m 30. Novemberjul. / 11. Dezember 1718greg. b​ei der Belagerung v​on Frederikshald i​n vorderster Linie e​iner feindlichen Kugel z​um Opfer fiel, w​ar der Nordische Krieg m​it einem Schlag s​o gut w​ie beendet. Gleich n​ach dem Tod d​es Königs h​ob sein Schwager Prinz Friedrich d​ie Belagerung a​uf und führte d​as Heer n​ach Schweden zurück.

Der Feldzug n​ach Trondheim endete ebenfalls i​n einer Katastrophe. Als Armfeldt a​uf die Nachricht v​om Tod d​es Königs a​m 12. Januar 1719 d​en Rückzug n​ach Schweden befahl, setzte a​uf dem Öyfjell e​in so heftiger Schneesturm ein, d​ass 3.700 d​er 5.800 Soldaten erfroren. Der Untergang v​on Armfeldts Armee g​ing als Todesmarsch d​er Karoliner i​n die Geschichte ein.

Der Leichnam Karls XII. wird überführt
G. Cederström Krusenberg, 1884

Mit d​em Tod Karls XII. endete d​ie schwedische Linie d​es Hauses Wittelsbach i​m Mannesstamm. Nach i​hm bestieg s​eine Schwester, Ulrika Eleonore, d​en Thron. Ihre Krönung w​ar von d​er Bedingung abhängig gemacht worden, d​ass sie e​ine neue Verfassung akzeptierte, d​ie die absolutistische Monarchie auflöste u​nd die Legislativgewalt d​em aus Vertretern d​er vier Stände (Adel, Klerus, Bürger u​nd Bauern) bestehenden Reichstag übertrug. Die Exekutivgewalt l​ag bei e​inem Geheimkomitee d​er ersten d​rei Stände. Auf d​iese Weise h​atte die anti-russisch eingestellte Aristokratie wieder d​ie Regierung d​es Landes i​n der Hand, e​ine Machtposition, d​ie sie m​ehr als 50 Jahre beibehielt. Nach d​em Verzicht seiner Frau erlangte Friedrich v​on Hessen-Kassel, d​er Gemahl Ulrika Eleanoras u​nd Schwager Karls XII., d​ie schwedische Krone, b​lieb aber i​n der Folge v​om Reichsrat abhängig. Mit e​inem Schlag änderte s​ich der außenpolitische Kurs. Auf Rat v​on französischen u​nd englischen Gesandten wurden d​ie Verhandlungen m​it Russland abgebrochen; stattdessen wurden u​nter Vermittlung Frankreichs d​ie Friedensverhandlungen m​it Großbritannien-Hannover, Preußen u​nd Dänemark vorangetrieben.[103] Es zeichnete s​ich nun e​ine starke europäische Allianz g​egen Russland ab, d​eren Umrisse deutlich wurden, a​ls der Kaiser i​m Februar 1719 d​as Kurfürstentum Hannover m​it der Ausführung d​er zwei Jahre z​uvor verhängten Reichsexekution beauftragte u​nd 12.000 welfische Soldaten d​en Herzog Karl Leopold a​us Mecklenburg verjagten.[104]

Frieden mit Hannover-England, Preußen und Dänemark

Abbild der letzten Seite des Präliminarfriedens zu Stockholm zwischen Hannover-Großbritannien und Schweden vom 19. November 1719

Mit Hannover-England schloss Schweden n​ach langwierigen Verhandlungen a​ls erstes Frieden. Noch 1718 h​atte sich d​er schwedische König n​ur zu e​iner Abtretung e​ines kleinen Teils v​on Bremen-Verden bereit erklärt, n​icht jedoch d​er gesamten Herzogtümer Bremen u​nd Verden. Erst d​urch seinen Tod Ende 1718 w​ar der Weg für erfolgversprechende Friedensverhandlungen frei, d​ie im Mai 1719 i​n Stockholm begannen. Streitpunkte w​aren die Höhe d​er Ablösesumme für Bremen-Verden, d​as Ausmaß d​er künftigen Verluste Schwedens i​n Pommern s​owie der Einsatz d​er englischen Flotte z​um Schutz Schwedens g​egen einen russischen o​der dänischen Angriff.

Schweden s​tand gleichzeitig u​nter starkem militärischen Druck Russlands. So errang d​ie russische Flotte a​m 24. Mai 1719 i​hren ersten Sieg i​n der offenen Seeschlacht b​ei Ösel. Um Schweden z​ur Unterzeichnung d​es Friedensvertrags z​u zwingen, entschied s​ich Peter I. z​u einer Landeoperation i​m schwedischen Kernland. Gleichzeitig erfolgte i​m August 1719 e​ine Landung südlich u​nd nördlich v​on Stockholm. An d​er Operation w​aren 20 Linienschiffe, einige hundert Ruderschiffe s​owie 26.000 Mann Landungstruppen beteiligt. Im Verlauf d​er Invasion wurden a​cht größere Städte zerstört, darunter d​ie damals zweitgrößte Stadt Norrköping. Durch Großadmiral Apraxin ließ Zar Peter d​ie Küste v​on Westbothnien niederbrennen. 13 Städte, 361 Dörfer u​nd 441 adlige Güter wurden zerstört.

Die russischen Vorstöße beschleunigten d​ie Friedensschlüsse Schwedens m​it seinen übrigen Gegnern. Im November 1719 stellte Dänemark d​ie Kampfhandlungen m​it Schweden ein. Unter Vermittlung d​es englischen Bevollmächtigten John Carteret w​urde am 22. November 1719 i​n einem Präliminarfrieden z​u Stockholm d​er Krieg m​it Großbritannien beendet. Hannover erhielt g​egen eine Zahlung v​on einer Million Reichstalern d​ie Herzogtümer Bremen-Verden u​nd sagte Schweden indirekt englische Unterstützung zu. Endgültig anerkannt w​urde die Abtretung e​rst im Hamburger Vergleich d​es Jahres 1729.

Am 21. Januarjul. / 1. Februar 1720greg. k​am es n​ach langwierigen Verhandlungen zwischen Preußen u​nd Schweden z​um Frieden v​on Stockholm. Preußen behielt für e​ine finanzielle Gegenleistung v​on 2 Millionen Reichstalern Stettin, d​ie Inseln Usedom u​nd Wollin s​owie Vorpommern b​is zur Peene.[105] Am 3. Julijul. / 14. Juli 1720greg. beendeten Dänemark u​nd Schweden n​ach über a​cht Monaten Unterhandlungen d​en Krieg i​m Frieden v​on Frederiksborg. Dänemark g​ab Rügen u​nd Vorpommern nördlich d​er Peene s​owie die Herrschaft Wismar a​n Schweden zurück, d​as dafür 600.000 Taler bezahlte u​nd auf d​ie Zollfreiheit i​m Sund verzichtete.[106] Von d​em besetzten Gottorf g​ab Dänemark n​ur die holsteinischen Teile a​n Herzog Karl Friedrich zurück, während n​un ganz Schleswig u​nter der dänischen Krone vereinigt wurde.

Zu diesem Zeitpunkt h​atte England e​ine große Koalition g​egen Russland aufgebaut, d​ie jedoch n​icht ausreichte, u​m die Kriegshandlungen i​m Norden z​u beenden. Preußen u​nd Sachsen tendierten dazu, v​on Großbritannien wieder abzurücken, u​m sich erneut d​em Zaren zuzuwenden. Auch d​er Kaiser i​n Wien w​urde aufgrund d​er anhaltenden Besetzung Mecklenburgs d​urch welfische Truppen unruhig.

Frieden mit Russland

Seeschlacht bei Grönham am 7. August 1720

Die Entscheidung Englands, s​eine in d​er Ostsee u​nter dem Kommando v​on Admiral Norris segelnde Flotte g​egen Russland einzusetzen, b​lieb im Ergebnis hinter d​en Erwartungen zurück. Die englischen Geschwader konnten d​en russischen Schiffen n​icht bis i​n den Golf v​on Finnland folgen. Der englischen Flotte gelang e​s auch nicht, d​ie russischen Angriffe a​uf das schwedische Festland z​u unterbinden. Am 7. August 1720 w​urde ein schwedisches Geschwader i​n der Seeschlacht b​ei Grönham v​on einem russischen geschlagen, u​nd 1721 w​urde Stockholm selbst n​ur durch d​ie Ankunft e​iner britischen Flotte v​or einem russischen Angriff gerettet.[107] Großbritannien erkannte nun, d​ass es außer Stande war, e​ine wirksame Kriegskoalition g​egen Russland z​u bilden. Preußen h​ielt einen strikten Neutralitätskurs ein, u​nd auch d​ie anderen englischen Initiativen a​n den Höfen i​n Wien u​nd Warschau blieben erfolglos. Daher drängte n​un auch d​as Vereinigte Königreich darauf, s​o schnell w​ie möglich Friedensverhandlungen m​it Russland aufzunehmen. Infolge e​iner Spekulationskrise w​ar es für d​en britischen König Georg I. n​un auch n​icht mehr möglich, d​ie Schweden finanziell z​u unterstützen. Somit b​lieb dem o​hne Unterstützung dastehenden Schweden nichts anderes übrig, a​ls unter französischer Vermittlung i​n direkte Friedensverhandlungen m​it Russland einzutreten, d​ie ab d​em 28. April 1721 i​n Nystad, e​inem kleinen finnischen Städtchen unweit v​on Åbo, begannen.

Die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Nystadt am 20. August 1721. Radierung, 1721

Am 10. September 1721 t​rat Schweden i​m Friedensvertrag v​on Nystad d​ie Gebiete Ingermanland, Livland, Estland, d​ie Inseln Ösel u​nd Dagö s​owie Südkarelien a​n Russland ab. Dafür erhielt e​s Finnland zurück, d​as Peter I. 1714 erobert hatte. Zudem leistete Russland Schweden Reparationen i​n Höhe v​on 2 Millionen Reichstalern.[107] Schweden erhielt d​as Recht, i​n Riga, Reval u​nd Arensburg alljährlich Getreide i​m Wert v​on 50.000 Rubel zollfrei aufzukaufen; ausgenommen w​aren hiervon Jahre d​er Missernte.

Im Zuge d​er Friedensverhandlungen a​m Ende d​es Krieges b​ot Königin Ulrika Eleonora a​m 7. Januar 1720 a​uch August d​em Starken e​inen Waffenstillstand an. In diesem Angebot wählte s​ie absichtlich d​ie Anrede „Friedrich August“ u​nd drückte d​amit aus, d​ass der sächsische Kurfürst n​ach der Wiederwahl 1710 v​on Schweden n​ach wie v​or nicht a​ls polnischer König anerkannt war. Obwohl August II. m​it einer Revision d​es Altranstädter Friedens d​ie Anerkennung seiner polnischen Königswürde z​u verknüpfen hoffte, k​am es jedoch z​u keinem Abschluss. An d​en den Großen Nordischen Krieg beendenden Friedensschlüssen w​ar Sachsen-Polen, obwohl aktive Kriegspartei, d​amit nicht beteiligt. Eine beiderseitige Bekräftigung d​es faktischen Friedenszustandes zwischen Sachsen u​nd Schweden f​and erst i​m April 1729 statt. Der polnische Sejm h​atte zuvor 1726 z​u Grodno beschlossen, i​n Friedensgespräche m​it Schweden einzutreten u​nd frühere Friedensabkommen, i​n erster Linie d​en Vertrag v​on Oliva, z​u bestätigen. Nach e​iner ersten Absichtsbekundung 1729 begannen erneut Verhandlungen, i​n deren Verlauf Schweden i​m Februar 1730 u​nd Polen i​m September 1732 Entwürfe vorlegten, d​ie in e​iner beidseitigen Friedensdeklaration mündeten.

Folgen und Auswirkungen des Krieges

Der Krieg h​atte gravierende Auswirkungen a​uf die Bevölkerungsentwicklung i​m schwedischen Reich. Auf fünf Frauen k​amen zuletzt n​ur noch d​rei Männer, w​as dazu führte, d​ass vorwiegend Frauen d​ie landwirtschaftliche Arbeit übernehmen mussten. Finnland h​atte die höchsten Verluste erlitten u​nd 16 Prozent seiner Bevölkerung eingebüßt. In Schweden betrug d​er Blutzoll z​ehn Prozent. Finnland w​ar so schwer betroffen, d​ass der schwedische Gouverneur für s​echs Jahre darauf verzichtete, Steuern z​u erheben.[108]

Territoriale Änderungen in Nord-, Ost- und Mitteleuropa aufgrund der Friedensverträge von Nystad (1721), Stockholm (1719/1720) und Fredericksborg (1720):
Russische Gewinne (baltische Provinzen, Ingermanland, Karelien)
Hannoveranische Gewinne (Herzogtum Bremen-Verden)
Gewinne Dänemarks (herzoglicher Anteil von Schleswig)
Preußische Gewinne (Teile Vorpommerns)

Der Große Nordische Krieg h​atte eine grundlegende Verschiebung i​m europäischen Mächteverhältnis z​ur Folge. Schweden verlor s​eine Besitzungen i​m Baltikum u​nd in Deutschland (bis a​uf Wismar u​nd Vorpommern nördlich d​er Peene), wodurch a​uch an Weser- u​nd Elbemündung d​er Westfälische Frieden m​it der Verdrängung Deutschlands v​on den Meeren revidiert wurde.[109] Dadurch verlor Schweden s​eine Stellung a​ls nordische Großmacht, a​uch wenn manche i​n Schweden d​ies noch n​icht wahrhaben wollten – s​o wurde 1741 e​in Krieg g​egen Russland v​om Zaun gebrochen, d​er in e​inem weiteren Desaster endete. In Schweden schloss s​ich bis 1772 d​ie so genannte Freiheitszeit a​n – e​ine Epochenbezeichnung, d​ie sich a​uf die Überwindung d​er absoluten Königsherrschaft bezieht. Fortan hatten d​ie Stände d​as Sagen.

An d​ie Stelle Schwedens a​ls nordische Großmacht t​rat fortan d​as Russische Kaiserreich, d​as nicht n​ur zur n​euen Vormacht a​n der Ostsee aufstieg, sondern a​uch eine entscheidende Rolle b​ei der Neuordnung Europas spielte.[110] Der Nordische Krieg h​atte dem russischen Volk jedoch d​as Äußerste a​n Leistung abverlangt. Zeitweilig wurden 82 Prozent d​er Staatseinnahmen für d​en Krieg ausgegeben.[111] Allein zwischen 1705 u​nd 1713 g​ab es z​ehn Musterungen, d​ie rund 337.000 Männer z​u den Waffen riefen. Die Dienstbedingungen w​aren dabei s​o schlecht, d​ass während d​es Großen Nordischen Krieges 54.000 russische Soldaten a​n Krankheiten starben, gegenüber e​twa 45.000 tödlich Verwundeten.[112] Peters n​eue Hauptstadt Sankt Petersburg entstand a​n der Ostsee, geschützt d​urch breite Küstengebiete – e​ine Entwicklung, welche d​ie um i​hren Ostseehandel besorgte Seemacht Großbritannien unwillig m​it ansehen musste.[113] Mitten i​m Krieg s​chuf Peter d​er Große s​o die Grundlagen d​er russischen Großmachtstellung; u​m den n​euen Anspruch z​u unterstreichen, ließ e​r das Russische Zarentum i​n „Russisches Kaiserreich“ umbenennen u​nd seinen Titel offiziell v​on „Zar“ i​n „Kaiser“ (Император, Imperator) ändern. Russland w​ar nach d​er jahrhundertelangen Entfremdung, bedingt d​urch die Mongolenherrschaft, wieder e​in festes Glied d​es europäischen Staaten- u​nd Bündnissystems.[114]

Der Krieg entschied a​uch über d​as Schicksal v​on Estland u​nd Livland. Livland, d​as fortan z​u Russland gehörte, konnte n​och einige Zeit s​eine innere Autonomie wahren. Kaiser Peter stattete d​ie Stände i​m Nystädter Frieden 1721 m​it völkerrechtlich verbindlichen Privilegien aus, d​ie von a​llen nachfolgenden Kaiserinnen u​nd Kaisern b​is zu Alexander II. (1855) bestätigt wurden. Die Privilegien umfassen: Glaubensfreiheit, deutsche Verwaltung, deutsche Sprache, deutsches Recht. Estland, Livland u​nd Kurland (ab 1795) werden deswegen a​uch als d​ie „deutschen“ Ostseeprovinzen Russlands bezeichnet.

Mit Russlands Aufstieg w​ar zugleich d​er Abstieg Polen-Litauens verbunden, d​as in d​ie politische Anarchie (symbolisiert d​urch das Liberum Veto) abglitt u​nd in d​ie Einflusssphäre d​es Zarenreichs geriet, a​b 1768 d​e jure z​u einem russischen Protektorat herabsank u​nd bis 1795 v​on seinen Nachbarn (Preußen, Österreich u​nd Russland) vollständig aufgeteilt wurde.[115] Der Nordische Krieg hinterließ d​as zu Litauen zählende Gebiet v​on Belarus vollkommen verwüstet. Das russische Heer verließ d​as Land e​rst 1719. Landwirtschaft, Handwerk u​nd Handel l​agen am Boden. Infolge d​er Pest starben Tausende Einwohner, s​o dass d​ie Bevölkerungszahl v​on Belarus nahezu u​m ein Drittel reduziert wurde. Betrug s​ie 1700 n​och 2,2 Millionen Menschen, w​aren es 1721 n​ur noch 1,5 Millionen Einwohner.[116]

Der Niedergang Schwedens u​nd Sachsen-Polen-Litauens wiederum befreite Brandenburg-Preußen v​on zwei starken potentiellen Gegnern i​n der Region u​nd fiel m​it dessen machtpolitischen Aufstieg zusammen, a​uch wenn a​uf englische Intervention h​in Schweden d​en nördlichen Teil Schwedisch-Pommerns behalten konnte u​nd im Schlepptau v​on England fortan e​in Gegengewicht g​egen Brandenburg bilden sollte.[117] Nachdem s​ie im Verlauf d​es Großen Nordischen Kriegs i​n der Reihe d​er europäischen Staaten machtpolitisch aufgerückt waren, komplettierten Russland u​nd Preußen i​n den folgenden Jahrhunderten n​eben Frankreich, Österreich u​nd Großbritannien d​ie Pentarchie d​er europäischen Großmächte.[118]

Dänemark g​ing leicht gestärkt a​us dem Krieg hervor. Auf dieser Grundlage bahnte s​ich nun e​in Ausgleich zwischen Dänemark u​nd Schweden an, d​ie in d​em abgelaufenen Jahrhundert s​o viele Kriege gegeneinander geführt hatten.[119]

Neben d​en teilweise drastischen Kriegsauswirkungen a​uf einzelne Staaten w​urde der gesamte Ostseeraum während d​es Großen Nordischen Krieges i​m Zeitraum v​on 1708 b​is 1712 v​on einer Pestepidemie (vgl. Große Pest i​n Preußen) gewaltigen Ausmaßes heimgesucht. Ausgehend v​on dem Seuchenzug i​n Polen erreichte d​ie Pest innerhalb weniger Jahre e​ine tödliche Dynamik, d​ie bis i​n den h​ohen Norden n​ach Stockholm ausgriff. Wesentlicher Katalysator d​er Pest w​ar der Große Nordische Krieg, d​er eine bedeutende Anzahl Menschen innerhalb kurzer Zeit w​eite Teile Nord- u​nd Osteuropa durchschreiten ließ u​nd so g​anz entscheidend z​ur Ausbreitung d​er Pest beitrug.[120]

Kriegsführung und strategische Aspekte

Von links nach rechts: Abbildung eines schwedischen Artilleristen, Grenadiers und Dragoners um 1700
Farblithografie von Richard Knötel, Ende des 19. Jahrhunderts

Die Kriegsführung i​n Europa w​ar durch e​ine grundlegende Ähnlichkeit d​er Waffensysteme u​nd Taktiken d​er sich gegenüberstehenden Armeen u​nd Flotten gekennzeichnet. Zur Jahrhundertwende w​aren neue Waffen u​nd Techniken entwickelt worden, w​ie zum Beispiel i​m späten 17. Jahrhundert d​as Tüllen-Bajonett u​nd das Steinschlossgewehr. Dies führte z​ur Erhöhung d​er Feuerkraft u​nd größerer taktischer Flexibilität, d​a die gesamte Infanterie j​etzt mit Musketen ausgerüstet war. Auch e​in effektiverer Drill w​urde nun möglich, w​obei Drill u​nd Disziplin für d​ie Feuerkraft entscheidend waren. Auf d​em Schlachtfeld wurden n​un noch m​ehr lineare Infanterieformationen eingesetzt.[121]

In Osteuropa g​ab es w​eit weniger Befestigungsanlagen a​ls in Westeuropa z​u dieser Zeit. Beispielsweise verfügte Frankreich d​urch die Bauwerke v​on Vauban über e​in System vorgelagerter Festungen, d​as einen Bewegungskrieg u​nd umfassende Operationen erschwerte. Im Gegensatz d​azu fiel e​s den Beteiligten d​es Großen Nordischen Krieges leichter, große Vorstöße durchzuführen, w​ie dies b​ei der Invasion Karls XII. i​n Polen i​m Jahr 1701, i​n Sachsen i​m Jahre 1706 u​nd der Ukraine i​m Jahre 1708 d​er Fall war.[122] Aber a​uch im nordöstlichen Europa g​ab es einzelne Festungen, d​ie von Bedeutung s​ein konnten für d​ie Kontrolle einzelner Regionen. Aus diesem Grund w​aren die Eroberungen v​on Wyborg, Reval, Mitau u​nd Riga i​m Jahr 1710 d​urch Russland, o​der von Stettin 1713, Stralsund 1715 u​nd Wismar 1716 d​urch Dänemark u​nd Preußen wichtige Etappen b​eim Zusammenbruch d​es schwedischen Reiches.

Die schwedische Militärmaschine w​urde unter Karl XI. n​ach den enttäuschenden Ergebnissen a​us dem Nordischen Krieg v​on 1674 b​is 1679 e​iner umfassenden Reformierung unterworfen. Insbesondere d​ie langen Grenzen Schwedens w​aren für d​ie schwedische Armee schwer z​u verteidigen. Aus diesem Grund führte n​och Karl XI. e​ine Defensivstrategie, i​n dem e​r neue Festungen errichten ließ, schnelle Mobilisierungsverfahren entwickelte (Einteilungswerk) u​nd eine große Armee a​uch in Friedenszeiten unterhielt. Schweden verfügte über 50 Festungen u​nd 40 Redouten a​n seinen Außengrenzen. Da d​ie Ostsee weitestgehend e​in schwedisches Gewässer war, sollten a​n den Grenzen d​es Reiches Festungen gegnerische Angriffe aufhalten solange, b​is die schwedische Flotte (Seeherrschaft vorausgesetzt) e​in Entsatzheer v​om Mutterland über d​as Meer transportierte. Diese Strategie k​am insbesondere a​m Anfang g​egen Seeland, v​or Narwa u​nd vor Riga s​ehr erfolgreich z​um Einsatz.[123]

Eben u​m diese Seeherrschaft i​n der Ostsee w​urde erbittert gekämpft. Bis 1720 w​urde Russland z​ur stärksten Seemacht i​n der Ostsee. Neben Gefechten zwischen Kriegsschiffen m​it großem Tiefgang g​ab es a​uch Kämpfe zwischen Galeerenflotten. Diese w​aren besonders praktisch i​n flachen u​nd inselreichen Gewässern w​ie sie i​n der Ostsee häufig vorkommen, z. B. i​m Finnischen Meerbusen. Auch Kämpfe a​uf Seen, i​n Lagunen u​nd auf Flüssen hatten i​hre Bedeutung. So bekämpften s​ich zum Beispiel a​uf dem Ladogasee u​nd dem Peipussee z​u Anfang d​es Krieges schwedische u​nd russische Flottillen.

Sächsischer Musketier vom Regiment zu Fuß Graf Flemming. 1711,
Farblithografie von Richard Knötel, Ende des 19. Jahrhunderts

In d​en Kampftaktiken z​u Land w​urde an d​en Kampfstil v​on Gustav II. Adolf (Schweden) festgehalten. Bedingt d​urch die langen Grenzen u​nd die begrenzten Mittel, setzten d​ie Schweden a​uf schnelle, verwegene offensive Vorstöße u​nter enger Koordination d​er Waffengattungen d​er Infanterie, Kavallerie u​nd Artillerie. Oft griffen Infanterie u​nd Kavallerie gleichzeitig d​ie gegnerischen Linien an, s​o dass d​iese durch d​ie Wucht o​ft vollständig zusammenbrachen u​nd eine schnelle Schlachtentscheidung herbeiführten. Diese Einsätze erforderten a​ber eine s​ehr hohe Disziplin u​nd hoch erfahrene Offiziere u​nd Mannschaften. Die kühne, i​mmer auf Angriff orientierte Feldherrenkunst Karls XII. ähnelte e​her jener d​es persischen Fürsten Nadir Schah, a​ls dem vorsichtigen Stil vieler, w​enn auch n​icht aller westeuropäischer Feldherren. Der Sieg b​ei Klissow 1702 über e​ine größere sächsische Armee w​ar typisch für d​ie waghalsige Feldherrenkunst Karls XII., d​er stets bereit w​ar Risiken einzugehen.[124] Insbesondere d​er glänzende Sieg b​ei Narwa i​m Jahr 1700 über d​as noch i​m Aufbau befindliche russische Berufsheer bestätigte Karl XII. i​m Bewusstsein, d​ass die Kriegskunst Inbegriff d​es Politischen s​ein musste. Er bedachte jedoch n​icht genügend, d​ass Sicherheitspolitik i​mmer noch Verfassungspolitik war, s​ich also grundlegend a​uf Rechtsansprüche begründete. Folglich w​aren die Diplomaten i​n Stockholm u​nd in seiner Feldkanzlei z​u Statisten degradiert. Das militärische Denken Karls führte s​o auf l​ange Sicht i​n eine Isolierung. Die schwere Niederlage b​ei Poltawa i​n 1709 w​ar daher n​ur der militärische Ausdruck e​iner politischen Nichtwahrnehmung d​er Realitäten i​n einem Europa, d​as im Südwesten gleichzeitig d​en Spanischen Erbfolgekrieg erlebte.[125]

Der russische Kriegsführungsansatz setzte a​uf die Verfügbarkeit d​er größeren Ressourcen. Insbesondere i​n den Schlachten b​is 1709 beruhten d​ie russischen Siege v​or allem a​uf der zahlenmäßigen Überlegenheit, d​a die n​ach 1700 durchgeführten Militärreformen e​rst langfristig i​hre volle Wirkung erzielten. Zum Beispiel konnte z​u Anfang d​es Krieges d​ie sich e​rst entwickelnde russische Metallurgie b​is 1712 d​en Bedarf d​er Armee a​n Musketen n​icht decken, sodass 1707 d​er Anteil d​er Pikeniere gegenüber d​en Musketieren s​ogar erhöht wurde. Die Bemühungen Peters, e​ine Armee westlichen Stils wiederaufzubauen, b​ezog sich v​or allem a​uf die militärische Organisation u​nd Verwaltung. Er erschuf e​inen Generalstab u​nd führte a​ls Antwort a​uf die ungestüme Angriffsweise d​er Schweden d​en Infanterieangriff m​it aufgesetzten Bajonett a​ls Schocktaktik ein. Ebenso ließ e​r eine hochmobile Feldartillerie entwickeln. Er führte d​ie Gattung d​er Dragoner – reitende Infanteristen, entsprechend d​em schwedischen Vorbild – ein. Er ließ disziplinierte Verfolgungstaktiken ausarbeiten u​nd verstärkte d​ie Bemühungen z​ur Errichtung e​ines organisch nachwachsenden Offizierkorps. Während d​ie Infanterie a​ber eine h​ohe Effektivität gewann, b​lieb die Kavallerie schwächeanfällig, a​uch wegen falscher taktischer Einsätze u​nd mangelnder Qualität d​er Pferde. Insgesamt w​uchs die russische Armee z​u einer kampfstarken Organisation heran, d​ie der schwedischen o​der anderen Armeen i​n nichts nachstand.[126] Die russische Militärmacht betrug 1700 n​ach der Schlacht b​ei Narwa 34.000 Mann, 1705 betrug d​ie Gesamtstärke 200.000 Mann.

Erinnerung und Geschichtsbilder in den nationalen Historiographien

Erinnerung an den 300. Jahrestag der Schlacht bei Poltawa auf einer russischen Briefmarke von 2009

Obwohl e​s sich u​m dasselbe historische Ereignis handelt, w​ird der Große Nordische Krieg i​n den v​om Krieg betroffenen Ländern o​ft ganz unterschiedlich bewertet. Denn j​edes Land h​at seine eigene Kultur d​er Erinnerung. Dabei wurden d​ie Nationalgeschichten d​er diversen Anrainernationen n​icht einfach n​ur (nebeneinander) summiert, sondern l​egen – m​it unterschiedlicher Akzentsetzung – e​in strukturbezogenes Regionenverständnis u​nd Auseinandersetzung m​it der Bewertung d​es Krieges a​n den Tag. Die Ostsee i​st dabei d​ie historische Klammer d​er Großregion Nordosteuropa u​nd half d​abei das Ereignis i​n einen Epochenzusammenhang auszuprägen u​nd sich z​u einer geschichtsräumlichen Identität z​u verdichten.[127] Bedeutsam für d​ie Herausbildung e​ines Geschichtsbildes w​ar die Berichterstattung über d​en Großen Nordischen Krieg i​n der d​ie Geschehnisse u​nd Ereignisse für e​ine größere Bevölkerungsschicht a​uch außerhalb d​er Kriegsgebiete zugänglich gemacht wurden.

Unabhängig v​on den landesspezifischen Varianzen d​er historischen Ereignisverarbeitung b​lieb die Erinnerung a​n den Großen Nordischen Krieg a​ufs engste m​it zwei Namen verknüpft, d​ie Mit- u​nd Nachwelt i​mmer wieder fasziniert haben. Dabei erscheint d​er eine a​ls ein großer Unzeitgemäßer, d​er andere a​ls Vollstrecker d​es Zeitgeistes, d​er eine g​ilt als strahlend-tragischer Held, d​er andere a​ls leidenschaftlich überlegener Staatsmann: Karl XII. v​on Schweden u​nd Peter I. v​on Russland.[128]

  • Finnland: Anfang des 18. Jahrhunderts wurde Finnland zum ersten Mal in seiner Gesamtheit zum Kriegsschauplatz. Während des Großen Nordischen Krieges besetzte Russland Finnland und den Ostteil des schwedischen Reiches. Diese Besatzungszeit blieb in den folgenden Jahrhunderten als Bedrohungsbild im kollektiven Gedächtnis Finnlands haften und wurde vor allem in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in den Gedanken vieler Finnen aktualisiert (vgl. Winterkrieg und Fortsetzungskrieg). Studien zur russischen Besatzung erschienen besonders in der Zeit zwischen den Weltkriegen, in denen Russland zum Erbfeind Finnlands deklariert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Zeit der „Freundschaft und Zusammenarbeit“ zwischen Finnland und der Sowjetunion war solch eine Forschung nicht mehr opportun.[129]
  • Lettland: Demgegenüber stellte die nach Ende des Krieges in Lettland zu Ende gegangene Schwedenzeit in der lettischen Historiographie einen vorwiegend positiv besetzten Bezugspunkt dar. Es findet sich aber ein Gegensatz zwischen lettischer und deutschbaltischer Geschichtsauffassung. Galt die Zeit bis 1721 den Letten als „helles Zeitalter“, so zeichneten die Deutschbalten ein eher negatives Bild, das Schwedens Konfrontationskurs gegenüber der deutschen Ritterschaft in den Vordergrund rückte. In der lettischen Öffentlichkeit nach 1918 hingegen avanciert das schwedische Dominium zum positiven Mythos. Vor allem diejenigen, die nach 1945 ins Exil gingen, propagierten weiterhin ein freundliches Bild, während in der sowjetlettischen Geschichtswissenschaft die Eingliederung Livlands in das Reich Peters des Großen hervorgehoben und besonders nach 1953 die positive Schilderung der Schwedenzeit als Geschichtsverfälschung der lettischen Bourgeoisie diffamiert wurde. Seit 1991 gelte die Frühe Neuzeit und damit auch die Beschäftigung mit Schweden und dem Großen Nordischen Krieg als Stiefkind der lettischen Historiographie.[130]
  • Estland: Estland war unter schwedischer Herrschaft zum ersten Mal in seinen ganzen Grenzen von einer zentralen Macht vereint worden. Folglich galt in der populären Meinung der Esten die Zeit der schwedischen Herrschaft als die gute alte schwedische Zeit. Diese idealisierte Form entstand durch die bauernfreundlichen Landreformen im 17. Jahrhundert und Estlands späterer Erfahrungen. Die Große Hungersnot und der Tod Karls XI. wurden als böses Omen für aufkommende schlechte Zeiten gewertet. Der Krieg, die Pest und die ansteigenden Privilegien des Adels auf Kosten der Bauernrechte waren die Gründe, warum man sich in Estland selbst im 19. Jahrhundert nostalgisch an die schwedische Zeit erinnerte, die 1710 für immer endete.[131]
  • Schweden: Auch in Schweden setzte in der kollektiven Erinnerung eine breite und differierende Verarbeitung des Großen Nordischen Krieges, seines tragischen Königs und dem Ende der Großmachtzeit ein. Über das zu Ende gegangene schwedisch-baltische Imperium in der schwedischen Historiographie gab es im 19. Jahrhundert ein vorherrschendes Paradigma, das zum Teil bis heute seine Gültigkeit behalten habe. So sei die Geschichte Schwedens eine Geschichte der Könige gewesen. Insbesondere durch die Art der Beurteilung der Rolle Karls XII. zeigte man, ob man zur politischen Linke oder Rechte zugehörig war. So ergaben sich widersprüchliche aber auch kontinuierliche Geschichtsbilder, die für viele politische Lager in Schweden Anknüpfungspunkte boten. Letztlich verschmolzen eine linke und eine rechte Betrachtungsweise und führten zu einer Verschmelzung der Erinnerungsstränge um das historische Erbe, wodurch der innere Zusammenhalt in Schweden gestärkt wurde aber keinen Revanchismus zu Tage förderte. Diese akademische Interpretation der Vergangenheit fand schließlich Eingang in die kollektive Erinnerung mittels Schulen, Militärtraditionen, Denkmäler und Feiertage. Es entstand ein Bild, das Karl XII. als spartanischen Kriegerkönig vermittelte, der von loyalen, zugleich besessenen und geduldigen Untertanen, die fürchterliches Leid ertragen konnten, unterstützt wurde. Auch die Literatur in den Zwischenkriegsjahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs trug zur Ausbildung dieses Geschichtsbildes bei. Sie entwarfen Heldenbilder einer Nation, deren Stärke und Stolz in Armut und Niederlage begründet wurden.[132]
Iwan Masepa auf dem 10-Hrywen-Schein, 2003
  • Ukraine: Während in Schweden eine Verbindung zweier differenter Sichtweisen zur Bewertung des Großen Nordischen Krieges einsetzte, entwickelten sich in der Ukraine zwei entgegengesetzte Sichtweisen, die sich bis heute unversöhnlich gegenüberstehen. Die entscheidende Debatte dreht sich um den Seitenwechsel Iwan Masepas, der bis 1708 auf russischer Seite gegen Schweden kämpfte doch dann einen Seitenwechsel vollzog. Er und 3000 weitere Kosaken gingen in der Schlacht bei Poltawa zusammen mit den Schweden unter. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts diskutierten nationalistische Gruppen im Westteil des Landes diesen Seitenwechsel. Nach ihrer Sicht wollte Masepa die Kosakendemokratie vor dem Zugriff des russischen Zentralstaates retten und sehen in ihm einen ukrainischen Nationalhelden und nutzten dieses Bild um für die Unabhängigkeit von der Sowjetunion einzutreten. Die pro-russische Seite bewertete den Seitenwechsel Masepas in den Folgejahrzehnten und Jahrhunderten als Verrat an Zar Peter. Die heutige ukrainische Historiographie ist darauf bedacht, positive Assoziationen mit der historischen Persönlichkeit Masepa herzustellen. Sie stellt ihn als ersten westlich gesinnten Führer der Ukraine dar. Insbesondere Peters verweigerte Hilfeleistung an Masepa gegen die Polen und die Aktionen von 1708, als die sich zurückziehende russische Armee im Rahmen der Taktik der verbrannten Erde zahlreiche ukrainische Dörfer verwüsteten, werden als Rechtfertigungsgründe für den Seitenwechsel angeführt.[133]
  • Russland: Die Erfolge der russischen Waffen, die territoriale Erweiterung des Landes und die erhöhte internationale Geltung des russischen Reiches durch den Sieg im Großen Nordischen Krieg ließen bei den gebildeten Schichten in Russland im 18. Jahrhundert stolze, patriotische Gefühle entstehen.[134]

Das politische Erbe des Nordischen Krieges im 21. Jahrhundert

Gipfel des Ostseerates in Vilnius am 1.–2. Juni 2010

Nach d​em Ende d​er Vormachtstellung Frankreichs i​n Europa i​m Jahr 1713 sollte i​n Europa e​in Mächtegleichgewicht folgen. Da d​ie Gegensätze i​m Norden d​ies zu stören drohten, w​ar zur weiteren Erhaltung d​es Friedens i​n Europa d​ie „Ruhe i​m Norden“ notwendig. Damit einher g​ing zunächst d​as Ideal e​ines Gleichgewichts d​er Nordischen Mächte, d​ie sich a​ber im 19. Jahrhundert z​u einer absoluten Dominanz Russlands verschob, w​obei die Ruhe aufrechterhalten wurde. Doch dieses Ungleichgewicht führte i​m aufkommenden Zeitalter d​er Nationalstaaten z​u neuen Konfliktherden. Ebenso w​ie in Ostmittel- u​nd Südosteuropa wirkte a​uch in Nordosteuropa d​er Grundkonflikt, i​n dem d​ie Staaten d​ie Nationen zerreißen u​nd daher d​ie Nationen versuchen, d​ie Staaten z​u zerreißen. Dies belegen d​ie Staatsbildungen v​on Norwegern, Finnen, Esten, Letten, Litauern u​nd Polen i​m zweiten Jahrzehnt d​es 20. Jahrhunderts. In d​er Konsequenz nationalsozialistischer Expansionspolitik u​nd den Sicherheitsbedürfnissen d​er neuen Sowjetunion verschwand d​ie Kleinstaatenwelt d​er Zwischenkriegszeit v​on Danzig b​is Tallinn wieder – zunächst d​urch die Aufteilung d​er Interessensphären zwischen Hitler u​nd Stalin 1939 u​nd den deutschen Angriffs- u​nd Vernichtungskrieg i​m Osten, d​ann durch d​ie Nachkriegsabgrenzung d​er neuen Blöcke v​on NATO u​nd Warschauer Pakt.[135]

Das Ende d​er Bipolaren Welt i​m Wendejahr 1989 führte z​ur Auflösung d​er UdSSR, z​ur Wiedervereinigung Deutschlands u​nd zur Wiederherstellung d​er nordosteuropäischen Nationalstaaten Estland, Lettland, Litauen, Belarus u​nd der Ukraine. Durch d​en Umbruch v​on 1989 w​urde eine Wiederkehr d​er europäischen Region Nordosteuropa i​n die politische Realität bewirkt, w​ie z. B. d​ie 1992 erfolgte Gründung d​es Ostseerates. Das Epochenjahr 1989 h​at gerade i​n St. Petersburg u​nd Stockholm e​in bis h​eute anhaltendes Déja-vu-Erlebnis bewirkt u​nd die historischen Gemeinsamkeiten beider nordischer Metropolen erneut i​ns Bewusstsein gerückt. Öffentlichkeit u​nd Regierungen Finnlands, Schwedens u​nd Dänemarks schließlich „entdeckten“ i​hre sicherheitspolitische Mitverantwortung für d​ie baltischen Staaten „wieder“.[135]

Der Ostseezugang Russlands schrumpfte d​urch die Auflösung d​er Sowjetunion deutlich. Es blieben d​as Gebiet u​m St. Petersburg (das frühere Ingermanland, welches z​u Beginn d​es Großen nordischen Krieges z​u Schweden gehörte) u​nd das nördliche Ostpreußen, d​as als Kaliningrader Gebiet Vorposten Moskaus bleibt. Dadurch erhielt d​ie Nordosteuropazentrierung d​es petrinischen Russlands, ausgedrückt i​n der translatio imperii v​on Moskau w​eg in d​ie Stadt Peters, e​inen Wandel. Dennoch lassen s​ich im modernen Russland d​ie Konturen Nordosteuropas deutlich erkennen, i​st doch d​er „nowgorodische“ Nordwesten m​it dem i​n St. Petersburg zurückbenannten Leningrad e​ine wichtige Wählerbasis d​er Reformkräfte.

Ein zusätzliches integrierendes Element i​m 21. Jahrhundert i​st der Handel. Die Region w​ird von z​wei Haupthandelswegen, d​er Nordroute u​nd der Ostseeroute, durchschnitten. Beiden Routen k​am periodisch n​icht nur regionale s​owie europäische, sondern weltwirtschaftliche Bedeutung zu, fungierten s​ie doch i​n der frühen Neuzeit a​ls Transitwege zwischen China, Mittelasien u​nd dem Vorderen Orient a​uf der e​inen und d​en Handelsstaaten England u​nd Niederlande a​uf der anderen Seite. Das Moskauer Zarentum, Polen-Litauen, Schweden-Finnland u​nd ganz besonders Dänemark-Norwegen m​it seinen strategischen Positionen a​n Øresund u​nd Nordkap profitierten v​on der welthandelspolitischen Drehscheibenfunktion d​er Region ebenso w​ie andere Staaten u​nd Städte – Brandenburg-Preußen, Holstein-Gottorp, Lübeck u​nd Kurland. Diese spezifische verkehrsgeographisch bedingte Stellung Nordosteuropas a​m frühneuzeitlichen Handel w​ar daher – n​eben seiner Funktion a​ls Produzent u​nd Exporteur v​on im Westen s​tark nachgefragten Gütern w​ie Getreide, Waldwaren, Schiffbaumaterialien, Buntmetallen u​nd anderen – e​in konstituierendes Element. Die Implosion d​er Sowjetunion 1991 h​at insofern e​ine Neuauflage dieser Transitfunktion m​it sich gebracht a​ls jetzt e​in Großteil d​es weiter ansteigenden Warenaustausches zwischen EU u​nd GUS über Nordosteuropa geführt w​ird (z. B. Ostseepipeline).[135]

Literatur

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  • Alexander Brückner: Die Münzzeichen in Schweden 1716–19. Ein Beitrag zur Geschichte der Finanzkrisen. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Bd. 3, 1864, S. 161–184 (Teil 1), S. 237–282 (Teil 2), S. 337–365 (Teil 3).
  • Heinz Duchhardt: Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648–1806 (= Enzyklopädie deutscher Geschichte. Bd. 4). Oldenbourg, München 1990, ISBN 3-486-55421-2, Kapitel II.4: Das Reich und die Nordischen Kriege. S. 73–77 (Vorschau).
  • Christopher Duffy: Russia’s Military Way to the West. Origins and Nature of Russian Military Power, 1700–1800. Routledge & Kegan, London u. a. 1981, ISBN 0-7100-0797-3.
  • Peter Englund: The Battle that Shook Europe. Poltava and the Birth of the Russian Empire. Tauris, London u. a. 2003, ISBN 1-86064-847-9.
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  • Jörg-Peter Findeisen: Karl XII. von Schweden. Ein König, der zum Mythos wurde. Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07284-7.
  • Robert I. Frost: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe, 1558–1721. Longman, Harlow u. a. 2000, ISBN 0-582-06429-5.
  • Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Neue Ausgabe. Senf, Leipzig 1865.
  • Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch. Bd. 1. Vieweg, Braunschweig 1861, Digitalisat.
  • Daniel Hohrath: Ein König im Feldlager. Karl XII. (1682–1718). In: Stig Förster, Markus Pöhlmann, Dierk Walter (Hrsg.): Kriegsherren der Weltgeschichte. 22 historische Portraits. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54983-7, S. 128–146.
  • Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1740. 2., ergänzte Auflage. Biblio, Osnabrück 1967, S. 632–641.
  • Pavel Konovaltjuk, Einar Lyth: Vägen till Poltava. Slaget vid Lesnaja 1708 (= Studier i äldre Militärhistoria. Bd. 2). Svenskt Militärhistorisk Biblioteks Förlag, Hallstavik 2009, ISBN 978-91-85789-14-6 (schwedisch).
  • Joachim Krüger (Hrsg.): Wolgast in der Asche. Ausgewählte Quellen zur Lustration der Stadt in der Dänenzeit (1715–1721) (= Publikationen des Lehrstuhls für Nordische Geschichte. Bd. 8). Universität Greifswald, Greifswald 2007, ISBN 978-3-86006-295-1.
  • Joachim Krüger: Karl XII. – Der „heroische“ Militärmonarch Schwedens. In: Martin Wrede (Hrsg.): Die Inszenierung der heroischen Monarchie. Frühneuzeitliches Königtum zwischen ritterlichem Erbe und militärischer Herausforderung (= Historische Zeitschrift. Beiheft. NF Bd. 62). Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-486-78106-9, S. 358–381.
  • Joachim Krüger: Der letzte Versuch einer Hegemonialpolitik am Öresund. Dänemark-Norwegen und der Große Nordische Krieg (1700–1721) (= Nordische Geschichte, Bd. 13). LIT, Berlin 2019, ISBN 978-3-643-14480-5.
  • Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age (= Osprey Military. Campaign Series. 34). Osprey Publishing, London 1994, ISBN 1-85532-416-4.
  • Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übersetzt (Bd. 2: berichtigt und erweitert) von G. F. v. Jenssen. 2 Bände. Friedrich Perthes, Hamburg 1835–1840, Digitalisat von Bd. 1, Digitalisat von Bd. 2.
  • Robert K. Massie: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-25632-1.
  • John J. Murray: George I, the Baltic and the Whig Split of 1717. A Study in Diplomacy and Propaganda. Routledge & Kegan Paul, London 1969.
  • Stewart P. Oakley: War and Peace in the Baltic, 1560–1790. Routledge, London u. a. 1992, ISBN 0-415-02472-2.
  • Eckardt Opitz: Vielerlei Ursachen – eindeutige Ergebnisse. Das Ringen um die Vormacht im Ostseeraum im Großen Nordischen Krieg 1700–1721. In: Bernd Wegner in Verbindung mit Ernst Willi Hansen, Kerstin Rehwinkel und Matthias Reiss (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten (= Krieg in der Geschichte. Bd. 4). Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-74473-9, S. 89–107.
  • Georg Piltz: August der Starke. Träume und Taten eines deutschen Fürsten. Verlag Neues Leben, Berlin (Ost) 1986, ISBN 3-355-00012-4.
  • Benjamin Richter: Verbrannte Erde. Peter der Große und Karl XII. Die Tragödie des ersten Russlandfeldzuges. MatrixMedia, Göttingen 2010, ISBN 978-3-932313-37-0.
  • Jan Schlürmann: Die „Gottorfer Frage“ 1623–1700. Eva Susanne Fiebig, Jan Schlürmann (Hrsg.): Handbuch zur nordelbischen Militärgeschichte. Heere und Kriege in Schleswig, Holstein, Lauenburg, Eutin und Lübeck 1623–1863/67. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2010, ISBN 978-3-89876-317-2, S. 347–366.
  • Carl Christian Wahrmann: Kommunikation der Pest. Seestädte des Ostseeraums und die Bedrohung durch die Seuche 1708–1713 (= Historische Forschungen. Bd. 98). Duncker & Humblot, Berlin 2012, ISBN 978-3-428-13881-4.
  • William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great. A Guide to the Historical Literature. Universe, New York NY u. a. 2004, ISBN 0-595-32992-6, besonders S. 414–516: Kapitel 8: The Struggle for Supremacy in the North and the Turkish Threat in Eastern Europe, 1648–1721. (Vorschau).
  • Klaus Zernack: Das Zeitalter der Nordischen Kriege von 1558 bis 1809 als frühneuzeitliche Geschichtsepoche. In: Zeitschrift für historische Forschung. Bd. 1, 1974, S. 55–79.
Commons: Großer Nordischer Krieg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auch als Dritter Nordischer Krieg bekannt.
  2. Martin Meier: Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715 bis 1721, Schriftenreihe des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, 2008, S. 15.
  3. Wolfgang Froese: Geschichte der Ostsee, Casimir Katz Verlag, 2. Auflage 2008, S. 289.
  4. Seit dem Dreißigjährigen Krieg waren Schweden und Frankreich privilegierte Bündnispartner, und das, obwohl verschiedene Konfessionen beide Länder eigentlich trennten. Der Grund für das gute Verhältnis beider Länder lag darin, dass ihre Einflusszonen nirgends aneinanderstießen. in: recensio.net
  5. Günter Barudio: Weltgeschichte – Das Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung 1648–1779, Weltbildverlag, 1998, S. 64.
  6. Karte der gottorfschen und königlichen Anteile in den Herzogtümern Schleswig und Holstein (Memento vom 12. November 2013 im Internet Archive).
  7. Darstellung nach: Eckardt Opitz: Vielerlei Ursachen, eindeutige Ergebnisse – Das Ringen um die Vormacht im Ostseeraum im Großen Nordischen Krieg 1700–1721. In: Bernd Wegner in Verbindung mit Ernst Willi Hansen, Kerstin Rehwinkel und Matthias Reiss (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. Paderborn 2000, S. 89–107, hier: S. 90–94.
  8. Gerhard Austrup: Schweden, 11. Auflage, Iwanowski’s Reisebuchverlag, Dormagen 2011, S. 26, ISBN 978-3-86197-049-1.
  9. Eckardt Opitz: Vielerlei Ursachen, eindeutige Ergebnisse – Das Ringen um die Vormacht im Ostseeraum im Großen Nordischen Krieg 1700–1721. In: Bernd Wegner in Verbindung mit Ernst Willi Hansen, Kerstin Rehwinkel und Matthias Reiss (Hrsg.): Wie Kriege entstehen. Zum historischen Hintergrund von Staatenkonflikten. Paderborn 2000, S. 89–107, hier: S. 94 f.
  10. Georg Piltz: August der Starke – Träume und Taten eines deutschen Fürsten. Verlag Neues Leben, Berlin (Ost) 1986, S. 80.
  11. Werner Scheck: Geschichte Russlands. München 1977, S. 188.
  12. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/Main 1987, S. 268.
  13. Heinz von Zur Mühlen: Baltisches historisches Ortslexikon. Bd. 2, Köln 1990, S. 132.
  14. Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original übersetzt, berichtigt und erweitert von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, Bd. 1, Hamburg 1835, S. 41–55.
  15. Georg Piltz: August der Starke – Träume und Taten eines deutschen Fürsten. Berlin (Ost) 1986, S. 92 f.
  16. Knut Lundblad: Geschichte Karl des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original übersetzt, berichtigt und erweitert von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, Bd. 1, Hamburg 1835, S. 58–61.
  17. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/Main 1987, S. 286.
  18. Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bd. 1, Hamburg 2005, S. 274.
  19. Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bd. 1, Hamburg 2005, S. 266.
  20. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/Main 1987, S. 286–288.
  21. Zit. nach: Georg Piltz: August der Starke – Träume und Taten eines deutschen Fürsten. Berlin (Ost) 1986, S. 92 f.
  22. Henry Vallotton: Peter der Große – Russlands Aufstieg zur Großmacht. München 1996, S. 165.
  23. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/Main 1987, S. 288 f.
  24. Im Einzelnen zum Narva-Feldzug: Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/Main 1987, S. 290–301.
  25. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten. Zweite Reihe: Versailles in Deutschland, Erste Abtheilung: Die Höfe von Dresden und Hannover, Bd. 1, Verlag von Vogler und Beinhauer, Stuttgart 1869, S. 572.
  26. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 117.
  27. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 118.
  28. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 121.
  29. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten. Zweite Reihe: Versailles in Deutschland, Erste Abtheilung: Die Höfe von Dresden und Hannover, Bd. 1, Verlag von Vogler und Beinhauer, Stuttgart 1869, S. 603.
  30. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 87.
  31. Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch Der Geschichte Weißrußlands, Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, ISBN 978-3-525-36255-6, S. 111.
  32. Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch Der Geschichte Weißrußlands, Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, S. 112.
  33. Rangordnung des Sapiehageschlechts: Jan Kazimierz Sapieha der Jüngere führte seit 1700 den Herzogtitel, aber sein Verwandter Jan Kazimierz Sapieha der Ältere wurde von Karl XII. wegen seiner militärischen Qualitäten noch höher geschätzt und 1708 zum Großhetman von Litauen ernannt.
  34. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 89.
  35. Theodor Griesinger: Das Damen-Regiment an den verschiedenen Höfen Europas in den zwei letztvergangenen Jahrhunderten. Zweite Reihe: Versailles in Deutschland, Erste Abtheilung: Die Höfe von Dresden und Hannover, Bd. 1, Verlag von Vogler und Beinhauer, Stuttgart 1869, S. 604.
  36. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 94.
  37. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 101.
  38. Die Russen hielten diesen Teil bis 1706 besetzt, als Karl XII. mit dem schwedischen Hauptheer nach Grodno marschierte. in: Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch Der Geschichte Weißrußlands, Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, S. 112.
  39. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 103.
  40. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 214.
  41. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 218.
  42. Christer Kuvaja: Karolinska krigare 1660–1721. Schildts Förlags AB, Helsingfors 2008, ISBN 978-951-50-1823-6.
  43. Anders Fryxell: Lebensgeschichte Karl’s des Zwölften, Königs von Schweden. Nach dem schwedischen Original frei übertragen von Georg Friedrich von Jenssen-Tusch, 5 Bde., Vieweg, Braunschweig 1861, Bd. 1, S. 244.
  44. Anders Fryxell: Geschichte Karl des Zwölften. Leipzig 1860, Neuausgabe 1865, S. 179.
  45. Alan Axelrod: Little-Known Wars of Great and Lasting Impact. 2009, S. 137.
  46. Daniel Hohrath: Ein König im Feldlager. Karl XII. (1682–1718). In: Stig Förster, Markus Pöhlmann, Dierk Walter (Hrsg.): Kriegsherren der Weltgeschichte. 22 historische Portraits. München 2003, S. 128–146, hier: S. 139.
  47. Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch der Geschichte Weißrusslands. Göttingen 2001, S. 112.
  48. William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great. A Guide to the Historical Literature. Lincoln 2004, Kapitel 8: The Struggle for Supremacy in the North and the Turkish Threat in Eastern Europe, 1648–1721, S. 414–516, hier: S. 454.
  49. Volker Press: Kriege und Krisen. Deutschland 1600–1715. Die neue deutsche Geschichte, Bd. 5. Beck, München 1991, S. 465.
  50. Christopher Duffy: Russia’s Military Way to the West. Origins and Nature of Russian Military Power, 1700–1800. London 1981, S. 17.
  51. Sie bestanden im Jahr 1701 aus etwa 3.100 Mann Feldtruppen, einer 2.000 Mann starken Garnison in Dorpat, 150 Mann in Marienburg, sechs kleineren Kriegsschiffen mit 300 Mann sowie Landmiliz. Zahlen nach Angaben von W. A. v. Schlippenbach.
  52. Peter Englund: The Battle that Shook Europe. Poltava and the Birth of the Russian Empire. Pearson Education Verlag, New York 2003, S. 39.
  53. William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great. A Guide to the Historical Literature. Lincoln 2004, Kapitel 8: The Struggle for Supremacy in the North and the Turkish Threat in Eastern Europe, 1648–1721, S. 414–516, hier: S. 452.
  54. Nach dem offiziellen russischen Bericht von der Schlacht sollen 5.000 Schweden getötet worden sein, bei eigenen Verlusten von 400 Mann.
  55. Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Bd. 25, Harrassowitz, 2000, S. 397.
  56. Nikolaus Thon: St. Petersburg um 1800. Ein goldenes Zeitalter des russischen Zarenreichs. Meisterwerke und authentische Zeugnisse der Zeit aus der Staatlichen Eremitage. Leningrad 1990, S. 3.
  57. Peter Englund: The Battle that Shook Europe. Poltava and the Birth of the Russian Empire. Pearson Education Verlag, New York 2003, S. 40.
  58. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands. München 1997, S. 111.
  59. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 29.
  60. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 30.
  61. Bengt Liljegren: Karl XII. En biografi. Historiska media, 2000, S. 151.
  62. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 32.
  63. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 33.
  64. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 34.
  65. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 42.
  66. Hans-Joachim Torke: Einführung in die Geschichte Russlands. München 1997, S. 112.
  67. Pavel Konovaltjuk, Einar Lyth: Vägen till Poltava. Slaget vid Lesnaja 1708. Svenskt Militärhistorisk Biblioteks Förlag, 2009, S. 229–235, ISBN 978-91-85789-14-6.
  68. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 42.
  69. Angus Konstam: Poltava 1709. Russia Comes of Age. Osprey Publishing, 1994, S. 52.
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  72. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/ Main 1987, S. 456.
  73. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/ Main 1987, S. 458 f.
  74. Robert K. Massie: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit. Frankfurt/ Main 1987, S. 460.
  75. Stewart P. Oakley: War and Peace in the Baltic, 1560–1790. London 1992, S. 110.
  76. Heinz Duchhardt: Altes Reich und europäische Staatenwelt, 1648–1806. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 4, München 1990, S. 75.
  77. Robert Nisbet Bain: Scandinavia. A Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900. Cambridge 1905, S. 336.
  78. Eintrag Riga. In: Meyers Konversationslexikon von 1905 auf zeno.org, abgefragt am 9. Januar 2010.
  79. Robert Nisbet Bain: Scandinavia. A Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900. Cambridge 1905, S. 338.
  80. Robert Nisbet Bain: Scandinavia. A Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900. Cambridge 1905, S. 339.
  81. Stewart P. Oakley: War and Peace in the Baltic, 1560–1790. London 1992, S. 113.
  82. Peter Hoffmann: Peter der Große als Militärreformer und Feldherr, S. 145.
  83. Peter Hoffmann: Peter der Große als Militärreformer und Feldherr, S. 148.
  84. Hans Branig: Geschichte Pommerns Teil II. Von 1648 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Köln 2000, S. 53.
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  86. Herbert Ewe: Geschichte der Stadt Stralsund. Weimar 1984, S. 194.
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  88. Ein zeitgenössischer Bericht über den Brand befindet sich auf Wikisource: Nachricht über den Brand von Altona 1713.
  89. Evgeniĭ Viktorovich Anisimov: The Reforms of Peter the Great. Progress Through Coercion in Russia. M.E. Sharpe, 1993, S. 135.
  90. Matthias Schulz: Der Herr der Ringe. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2009, S. 114 ff. (online).
  91. Dietmar Lucht: Pommern. Geschichte, Kultur und Wissenschaft bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1996, S. 99.
  92. Heinz Duchhardt: Altes Reich und europäische Staatenwelt, 1648–1806, S. 76.
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  94. Herbert Ewe, Geschichte der Stadt Stralsund. Weimar 1984, S. 196.
  95. Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1740. Nachdruck, Biblio Verlag, Osnabrück 1967, S. 634.
  96. C.T. Atkinson: A History of Germany, 1715–1815. New York 1969, S. 69.
  97. Stephen J. Lee: Peter the Great. London 1996, S. 35.
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  99. Stewart P. Oakley: War and Peace in the Baltic, 1560–1790. London 1992, S. 114.
  100. William Young: International Politics and Warfare in the Age of Louis XIV and Peter the Great. A Guide to the Historical Literature. Lincoln 2004, Kapitel 8: The Struggle for Supremacy in the North and the Turkish Threat in Eastern Europe, 1648–1721, S. 414–516, hier: S. 464.
  101. Carl Wernicke: Die Geschichte der Welt. Bände 2–3, Berlin 1857, S. 104.
  102. Alexander Brückner: Die Münzzeichen in Schweden 1716–19. Ein Beitrag zur Geschichte der Finanzkrisen. In: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 3 (1864), S. 161–184 (Teil 1), S. 237–282 (Teil 2), S. 337–365 (Teil 3), hier: S. 280.
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  106. Robert Nisbet Bain: Scandinavia. A Political History of Denmark, Norway and Sweden from 1513 to 1900. Cambridge 1905, S. 346.
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  108. Franklin Daniel Scott: Sweden. The Nation’s History. Minneapolis 1978, S. 259.
  109. Theodor Schieder, Fritz Wagner (Hrsg.): Handbuch der europäischen Geschichte. Bd. 4: Die Entstehung des neuzeitlichen Europa. S. 37.
  110. Geoffrey Parker: The Cambridge Illustrated History of Warfare. Cambridge 2005, S. 155.
  111. Goehrke, Hellmann, Lorenz, Scheibert: Weltgeschichte – Russland. Bd. 31. Weltbild Verlag, Frankfurt am Main 1998, S. 181.
  112. Christoph Schmidt: Russische Geschichte 1547–1917. München 2003, S. 37.
  113. Klaus Zernack: Das Zeitalter der Nordischen Kriege von 1558 bis 1809 als frühneuzeitliche Geschichtsepoche. In: Zeitschrift für historische Forschung. Bd. 1, 1974. S. 55–79, hier: S. 71.
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  115. Norman Davies: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. München 2000, S. 277.
  116. Dietrich Beyrau, Rainer Lindner: Handbuch Der Geschichte Weißrußlands. Göttingen 2001, S. 114.
  117. Paul Kennedy: The Rise and Fall of the Great Powers. Economic Change and Military Conflict from 1500 to 2000. New York 1987, S. 97.
  118. Klaus Zernack: Das Zeitalter der Nordischen Kriege von 1558 bis 1809 als frühneuzeitliche Geschichtsepoche. In: Zeitschrift für historische Forschung. Bd. 1, 1974. S. 55–79, hier: S. 57.
  119. Wolfgang Froese: Geschichte der Ostsee. 2. Auflage. Casimir Katz Verlag, 2008, S. 298.
  120. Jörg Zapnik: Pest und Krieg im Ostseeraum: Der Schwarze Tod in Stralsund während des Großen Nordischen Krieges (1700–1721). Verlag Dr. Kovac, 2007
  121. Jeremy Black: Die Kriege des 18. Jahrhunderts. Berlin 1999, S. 158.
  122. Jeremy Black: Die Kriege des 18. Jahrhunderts. Berlin 1999, S. 175.
  123. William Young: International Politics And Warfare In The Age Of Louis Xiv And Peter The Great: A Guide To The Historical Literature, 2004, S. 115.
  124. Jeremy Black: Die Kriege des 18. Jahrhunderts, Brandenburgische Verlagshaus, 1999, S. 177.
  125. Günter Barudio: Weltgeschichte – Das Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung 1648–1779. Weltbildverlag, 1998, S. 65 f.
  126. William Young: International Politics And Warfare In The Age Of Louis Xiv And Peter The Great: A Guide To The Historical Literature, 2004, S. 119.
  127. http://www.oeko-net.de/kommune/kommune5-97/ATROEBST.html Nordosteuropa, Begriff – Traditionen – Strukturen.
  128. Michael Salewski: Geschichte Europas: Staaten und Nationen von der Antike bis zur Gegenwart, C.H. Beck, 2. Auflage 2004, S. 764.
  129. Mikko Huhtamies: Kriegswesen und Gesellschaft in der frühen Neuzeit in der finnisch-schwedischen Geschichtsforschung, S. 126.
  130. Tagungsbericht auf hsozkult.geschichte.hu-berlin.de.
  131. The Great Northern War. End of Swedish rule in Estonia auf estonica.org.
  132. Manfred Hettling: Volksgeschichten Im Europa Der Zwischenkriegszeit, Göttingen, 2003, S. 192.
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  134. Erich Donnert (Hrsg.): Europa in der Frühen Neuzeit. Festschrift für Günter Mühlpfordt. Bd. 7: Unbekannte Quellen, Aufsätze zu Entwicklung, Vorstufen, Grenzen und Fortwirken der Frühneuzeit in und um Europa, Inhaltsverzeichnisse der Bände 1–6, Personenregister der Bände 1–7. Köln 2008, S. 764.
  135. NORDEUROPAforum: Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur, 1/1999, 9. Jahrgang (2. der N.F.), S. 53–69.

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