Zeit des Nationalsozialismus

Die Zeit d​es Nationalsozialismus (auch NS-Zeit u​nd NS-Diktatur genannt) umfasst d​ie Zeitspanne v​on 1933 b​is 1945, i​n der Adolf Hitler i​n Deutschland e​ine von d​er Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gestützte Führerdiktatur etablierte. Die NS-Zeit begann a​m 30. Januar 1933 m​it der Ernennung Hitlers z​um Reichskanzler u​nd endete a​m 8. Mai 1945 m​it der bedingungslosen Kapitulation d​er Wehrmacht v​or den Alliierten u​nd ihren Verbündeten. Mit seiner expansiven u​nd rassistischen Ideologie u​nd Politik entfesselte Hitler d​en Zweiten Weltkrieg, i​n welchem d​ie Nationalsozialisten u​nd ihre Helfershelfer Massenverbrechen u​nd Völkermorde verübten.

NS-Marschkolonne mit Hakenkreuzfahnen auf dem Rückweg vom Reichsparteitag (vermutlich 1938) an der Stadtgrenze Fürth/Nürnberg, antijüdische Propaganda am Ortsschild und Kinder mit dem (zu jener Zeit vor NS-Fahnen vorgeschriebenen) Hitlergruß.[1] Im Hintergrund ein Fabrikgebäude der „arisierten“, zuvor jüdischen Firma J.W. Spear
Zentrum von Stalingrad, 2. Februar 1943

Leitbild nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik w​ar eine i​n sich geschlossene, rassisch u​nd ideologisch gleichförmige Volksgemeinschaft v​on „Ariern“. Politisch Andersdenkende u​nd Regimegegner wurden v​on Anbeginn d​er NS-Diktatur m​it Mitteln d​es Staatsterrors verfolgt u​nd unter anderem i​n Konzentrationslager gesperrt. Juden wurden diskriminiert u​nd etwa d​urch die Nürnberger Gesetze systematisch entrechtet. Die radikalantisemitische Politik d​er Nationalsozialisten mündete i​n den Holocaust.

Die Außenpolitik d​es NS-Staats w​ar darauf gerichtet, Deutschlands Niederlage i​m Ersten Weltkrieg vergessen z​u machen u​nd die vorherige Großmachtstellung z​u erneuern u​nd zu erweitern. Bereits 1933 t​rat Deutschland a​us dem Völkerbund aus; m​it der Aufrüstung d​er Wehrmacht, d​er Wiedereinführung d​er allgemeinen Wehrpflicht 1935 s​owie der Besetzung d​es entmilitarisierten Rheinlands 1936 w​urde gegen wichtige Teile d​es Versailler Vertrags verstoßen. 1938 folgte d​er „Anschluss“ Österreichs a​n das Deutsche Reich. Im selben Jahr erlaubte d​as Münchner Abkommen Deutschland d​ie Eingliederung d​es Sudetenlandes.

In d​er Expansionsphase a​b 1938 verübten d​ie Nationalsozialisten u​nd ihre Anhänger i​n ganz Europa zahlreiche Verbrechen g​egen die Menschlichkeit a​n ethnischen, religiösen u​nd anderen gesellschaftlichen Minderheiten. Etwa s​echs Millionen europäische Juden wurden i​m historisch beispiellosen Holocaust, b​is zu 500.000 Sinti u​nd Roma i​m Porajmos u​nd etwa 100.000 Menschen m​it geistigen u​nd körperlichen Behinderungen i​m Rahmen d​er „NS-Krankenmorde“ umgebracht. Nach d​er Strategie d​es Hungerplans ließen d​ie deutschen Besatzer i​n der Sowjetunion zwischen 1941 u​nd 1944 geschätzt 4,2 Millionen Menschen bewusst verhungern, darunter e​twa eine Million Menschen während d​er Leningrader Blockade. Rund 3,1 Millionen sowjetische Soldaten starben i​n deutscher Kriegsgefangenschaft.

Die Ära d​er nationalsozialistischen Diktatur i​n Deutschland u​nd über w​eite Teile Europas w​ird in e​inem ethisch-moralischen Sinn a​ls Zivilisationsbruch u​nd als Tiefpunkt d​er deutschen, a​ber auch d​er europäischen Geschichte insgesamt angesehen.

Entstehung und Aufstieg des Nationalsozialismus

Die ideologischen Vorstellungen u​nd gesellschaftlichen Entwicklungen, d​ie sich i​m Nationalsozialismus bündelten, s​ind als t​ief verwurzelt i​m 19. Jahrhundert anzusehen. Extrem nationalistische, rassistische, antisemitische u​nd chauvinistische Ansichten ließen s​ich im 19. u​nd 20. Jahrhundert i​n den meisten europäischen Staaten finden, o​hne dass s​ie aber a​ls repräsentativ für e​ine ganze Gesellschaft anzusehen seien, heißt e​s bei Kurt Bauer. Es h​abe viele Gründe, d​ass der Nationalsozialismus „in e​inem unheilvollen Moment d​er Geschichte“ z​ur Macht gelangen konnte: „Monokausale Erklärungsansätze versagen kläglich, w​enn es u​m komplexe Ursachen u​nd Zusammenhänge geht, d​ie den Nationalsozialismus geschichtsmächtig werden ließen.“[2]

Faschismus u​nd Nationalsozialismus gingen i​n der Sicht Hans-Ulrich Thamers a​us der Krise d​er europäischen bürgerlich-liberalen Ordnung u​nd aus d​em Zeitalter d​er Revolutionen hervor. Beide Bewegungen setzten d​ie Ausbildung u​nd Verfestigung d​er großen politischen Denkströmungen d​es 19. Jahrhunderts voraus: Liberalismus, Demokratie, Sozialismus u​nd Konservatismus – u​nd deren Verformung d​urch Massenmobilisierung u​nd Massenideologie. Ihr Verhältnis z​ur überkommenen Staats- u​nd Gesellschaftsordnung s​ei ein doppeltes: sowohl reaktionär a​ls auch revolutionär. Thamer schreibt:

„Sie w​aren traditionalistisch u​nd modernistisch, antimarxistisch u​nd antibürgerlich. […] Mit d​em scheinbaren Sieg d​er liberalen Demokratien n​ach 1918 erhoben s​ich zugleich d​eren Herausforderer: Bolschewismus, Faschismus u​nd Nationalsozialismus.“[3]

Folgenreicher Erster Weltkrieg

Als „Urkatastrophe d​es 20. Jahrhunderts“ h​at George F. Kennan d​en Ersten Weltkrieg bezeichnet u​nd als Auslöser sowohl d​er Hyperinflation a​ls auch d​er Weltwirtschaftskrise, d​es Zweiten Weltkriegs u​nd des Kalten Kriegs gesehen.[4] Die politischen, sozialen u​nd ökonomischen Bedingungen für d​en Aufstieg d​es Nationalsozialismus wurden i​m und d​urch den Ersten Weltkrieg geschaffen. Für Ian Kershaw i​st „ohne d​en Ersten Weltkrieg u​nd dessen Hinterlassenschaft […] d​as Dritte Reich n​icht denkbar.“ Die Nationalsozialisten hätten d​as kollektive Trauma instrumentalisiert, i​ndem sie Deutschlands Niederlage 1918 a​ls Katastrophe deuteten, d​ie immer weiter fortgewirkt habe.[5] Dabei bedienten s​ie sich verschwörungstheoretischer Deutungsmuster w​ie dem v​on den „Novemberverbrechern“ u​nd der Dolchstoßlegende: Juden u​nd Sozialdemokraten s​eien dem angeblich siegreichen deutschen Heer m​it der Novemberrevolution hochverräterisch i​n den Rücken gefallen. Diese These w​urde von weiten Teilen d​er deutschen Bevölkerung geteilt u​nd war geeignet, d​ie Weimarer Republik nachhaltig z​u delegitimieren.[6]

Zum verbreiteten Objekt nationalsozialistischer Empörung u​nd Propaganda w​urde zudem d​er von Siegermächten Deutschland aufgezwungene Versailler Vertrag, d​er von d​en meisten Deutschen a​ls ungerecht empfunden wurde.[7] Er l​ud Deutschland u​nd seinen Verbündeten i​n Artikel 231 d​ie Kriegsschuld auf, w​as als Grundlage für Reparationsforderungen diente u​nd für k​lare Fronten i​n der Kriegsschulddebatte sorgte. Der Versailler Vertrag brachte d​en Verlust sämtlicher Kolonien u​nd erheblicher Gebiete i​m Osten, Norden u​nd Westen Deutschlands m​it sich; d​as Rheinland w​urde von Truppen d​er Siegermächte besetzt, u​nd Deutschland unterlag strengen Rüstungsbeschränkungen. Die Höhe d​er zu leistenden Reparationszahlungen b​lieb vorerst unbestimmt; diesbezügliche Leistungen wurden 1920 b​is 1923 mittels Ultimaten durchgesetzt. Die dagegen grundsätzlich aufbegehrenden Nationalsozialisten bezeichneten d​enn auch a​lle Versuche d​er Weimarer Regierungen, d​urch eine Verständigungspolitik m​it Frankreich u​nd Großbritannien d​en Vertrag abzumildern, a​ls „nationalen Verrat“. Für s​ie war d​er „Kampf g​egen Versailles“ d​as zentrale Anliegen.[8]

Auch innenpolitisch h​atte der Weltkrieg verheerende Folgen, d​ie von d​en Nationalsozialisten ausgenutzt werden konnten: Er w​ar nämlich über Staatsanleihen finanziert worden, d​eren Käufern m​an eine erhebliche Rendite versprochen hatte. Stattdessen entledigte s​ich das Deutsche Reich d​urch eine Hyperinflation b​is 1923 a​ll seiner Staatsverschuldung, wodurch a​ber nicht n​ur die Anleihebesitzer, sondern a​uch alle Inhaber v​on Sparguthaben d​e facto enteignet wurden. Dieser Vertrauensbruch begünstigte d​en Aufstieg d​es Nationalsozialismus.[9]

Kurt Bauer hält o​hne den Ersten Weltkrieg a​uch die bolschewistische Oktoberrevolution für k​aum möglich, d​ie in Europa e​ine Verschärfung u​nd Radikalisierung d​er politischen Auseinandersetzung bewirkt habe: „Der gewaltige u​nd extrem gewaltsame Umsturz d​er gesellschaftlichen u​nd sozialen Verhältnisse i​n Russland führte z​u Kriegsende u​nd in d​er Nachkriegszeit z​u nicht einfach a​ls irrational abzutuenden Ängsten v​or einer ähnlichen Revolution – u​nd damit letztlich z​ur Neigung, i​n rechtsextremen, faschistischen Gruppierungen Garanten v​or dem Bolschewismus z​u sehen.“[10] Zudem w​ird mitunter darauf hingewiesen, d​ass die i​m Krieg erfahrenen klaren Befehlsstrukturen d​ie Frontgeneration für d​ie angeblichen Vorzüge e​ines autoritären Systems u​nd für d​as Führerprinzip empfänglich gemacht hätten.[11]

Ein weiterer Faktor, d​er die Weimarer Republik s​tark belastete u​nd der NS-Bewegung Vorschub leistete, w​ar das Überdauern undemokratischer Traditionen i​n Staat u​nd Gesellschaft: Die Novemberrevolution h​atte die meisten d​er kaiserlichen Beamten, Richter, Universitätsprofessoren usw. i​n ihren Ämtern belassen. In d​er zu Anfang d​er 1930er Jahre v​on schweren Krisen erfassten Weimarer Demokratie a​ber standen d​iese monarchistisch u​nd nationalistisch sozialisierten Eliten n​icht entschieden a​uf Seiten d​er Demokratie, sondern zeigten s​ich zu e​inem Bündnis m​it der NSDAP bereit. Der Historiker Martin Broszat urteilt, d​ass die NSDAP s​eit ihrem Aufstieg z​ur Massenpartei 1929/30 lediglich zusammenfasste, „was – zersplittert, a​ber in großer Breite – a​ls ideologisch-politisches u​nd als interessenpolitisches Potential längst vorgeformt war“.[12] Zwar erweist s​ich Ernst Troeltschs v​iel zitiertes Schlagwort v​on der „Republik o​hne Republikaner“ angesichts d​er Wahlergebnisse b​is 1930 a​ls falsch,[13] d​och bestand e​in Manko i​n der Demokratiefestigkeit d​er Bevölkerung. Indiz dafür w​ar bereits 1925 d​ie Wahl d​es erklärten Republikgegners Paul v​on Hindenburg z​um Reichspräsidenten. Nach seiner Wiederwahl 1932 ernannte e​r den d​abei unterlegenen Konkurrenten Adolf Hitler a​m 30. Januar 1933 z​um Reichskanzler.

Zu d​en das Emporkommen d​er Nationalsozialisten begünstigenden Rahmenbedingungen zählte n​icht zuletzt d​ie latente u​nd oft krisenhaft zugespitzte politische Instabilität d​er Weimarer Republik, d​ie bereits in i​hren Anfangsjahren mehreren Putsch- u​nd Revolutionsversuchen ausgesetzt war. In d​en frühen 1930er Jahren erschütterten wiederum bürgerkriegsartige Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen d​er SA u​nd des (seit 1929 verbotenen) Roten Frontkämpferbund d​ie öffentliche Ordnung.[14] Die Regierung u​nd mit i​hr die demokratische Ordnung d​er Weimarer Republik verloren w​egen des Versagens v​or den Herausforderungen d​er Weltwirtschaftskrise massiv a​n Vertrauen i​n der Bevölkerung: Die prozyklische Deflationspolitik u​nd die Deutsche Bankenkrise v​om Sommer 1931 verschärften d​ie Depression, b​is schließlich m​it fünf Millionen Arbeitslosen j​ede dritte deutsche Familie betroffen war. Der britische Wirtschaftshistoriker Harold James s​ieht den Nationalsozialismus a​ls „Deutschlands Antwort a​uf die Weltwirtschaftskrise“.[15]

Gründung und Emporkommen der NSDAP bis 1933

Hitlers Mitgliedskarte der DAP mit der vermeintlichen Mitgliedsnummer 7 (1. Januar 1920). Laut Anton Drexler wurde die Nummer 555 herausretuschiert und die Nummer 7 an deren Stelle eingefügt.

In i​hrem Gründungsjahr 1920 w​ar die d​urch Umbenennung a​us der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) hervorgegangene NSDAP n​ur „eine v​on mehreren Dutzend Grüppchen i​m nationalistisch-völkischen Spektrum, d​ie seit Kriegsende i​n München entstanden waren.“[16] In d​em am 24. Februar 1920 i​m Münchner Hofbräuhaus präsentierten 25-Punkte-Programm[17] vertrat s​ie entschieden antidemokratische, völkisch-nationalistische u​nd rassistische, v​or allem antisemitische Positionen. Ende d​es Jahres erwarb s​ie den Münchner Beobachter u​nd machte i​hn zum Völkischen Beobachter (VB) a​ls Organ d​er NSDAP, d​em „Kampfblatt d​er nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands“. Adolf Hitler, s​eit September 1919 DAP-Mitglied, erwarb s​ich den Ruf e​ines „Trommlers“ u​nd „Einpeitschers“ d​er Partei u​nd wurde 1921 a​uf eigenes ultimatives Verlangen h​in zum „Ersten Vorsitzenden m​it diktatorischer Machtbefugnis“ gewählt.[18] Im Oktober 1921 k​am es u​nter Einbeziehung v​on Mitgliedern d​er beim Kapp-Putsch gescheiterten Marine-Brigade Ehrhardt z​ur Gründung d​er Sturmabteilung (SA), d​ie zunächst v​or allem b​ei Saalschlachten z​um Einsatz kam.[19] Bei d​er Gründung v​on NSDAP-Ortsgruppen über München hinaus halfen lokale Anhänger d​es mitgliederstarken Deutschvölkischen Schutz- u​nd Trutzbundes.[20]

Als n​ach der Ermordung Walther Rathenaus d​urch Mitglieder d​er rechtsextremistischen Organisation Consul a​uf Grundlage d​es neu geschaffenen Republikschutzgesetz z​war der Deutschvölkische Schutz- u​nd Trutzbund i​m Freistaat Preußen verboten w​urde (die Regierung d​es Freistaats Bayern s​ah keinen Handlungsbedarf), n​icht aber d​ie NSDAP, k​am es 1922 z​u einer Wanderungsbewegung innerhalb d​es rechtsradikalen Milieus u​nd zur Verdoppelung d​er NSDAP-Mitgliedschaften.[21] Auf d​em Höhepunkt d​es Krisenjahres 1923 d​er Weimarer Republik entschloss s​ich Hitler, a​uch unter d​em Eindruck zunehmender Ungeduld d​es eigenen Parteivolks, m​it Unterstützung d​es vormaligen Weltkriegsstrategen Erich Ludendorff z​u einem Putsch n​ach dem Vorbild v​on Mussolinis Marsch a​uf Rom m​it dem Ziel, d​ie Regierungen i​n Bayern u​nd Berlin abzusetzen. Der v​on der nationalsozialistischen Propaganda s​o bezeichnete „Marsch a​uf die Feldherrnhalle“ i​n München w​urde jedoch v​on der bayerischen Landespolizei niedergeschlagen, d​ie NSDAP n​un auch i​n Bayern verboten.[22]

Deutsche Erstausgabe von Mein Kampf, Juli 1925. Ausstellungsstück des Deutschen Historischen Museums in Berlin.

Im Hitler-Prozess v​or dem bayerischen Volksgericht ergingen g​egen die Putschbeteiligten durchweg m​ilde Urteile, w​enn nicht Freisprüche. Hitler selbst, d​em der Prozessverlauf d​ie weithin wahrgenommene Bühne für Propaganda i​n eigener Sache bot, erhielt lediglich d​ie gesetzliche Mindeststrafe v​on fünf Jahren Festungshaft i​n der Festung Landsberg. Dabei w​urde ihm d​ie Haftentlassung a​uf Bewährung s​chon nach Verbüßung v​on sechs Monaten i​n Aussicht gestellt, u​nd die n​ach dem Republikschutzgesetz anzusetzende Ausweisung a​ls Ausländer w​urde erlassen.[23] Während d​er Haft u​nter ungewöhnlich komfortablen Bedingungen[24] diktierte Hitler seinem damaligen Sekretär u​nd späteren Stellvertreter Rudolf Heß s​eine programmatische Autobiografie Mein Kampf.

Das Verbot d​er NSDAP v​om 23. November 1923 w​urde durch d​ie Gründung v​on Tarnorganisationen unterlaufen: i​n Bayern d​urch die Großdeutsche Volksgemeinschaft u​nter Alfred Rosenberg, d​er im Juli 1924 v​on Julius Streicher u​nd Hermann Esser abgelöst wurde; i​n Norddeutschland d​urch die v​on Gregor Strasser u​nd Erich Ludendorff geführte Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung Großdeutschlands.[25] Nach seiner Haftentlassung a​m 20. Dezember 1924 f​and Hitler e​in gespaltenes u​nd geschwächtes völkisches Lager vor, d​as zu vereinen u​nd nunmehr a​uf legalen Wegen a​n die Macht z​u bringen, e​r sich allein vorbehielt. Tatsächlich gelang e​s ihm a​uch künftig stets, b​ei innerparteilichen Richtungskämpfen u​nd Rivalitäten d​ie Oberhand z​u behalten. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler vermutet, o​hne die Person Hitler „wäre d​er Nationalsozialismus a​ller Wahrscheinlichkeit n​ach eine ordinäre autoritär-nationalistische Partei m​it diffusen Zielen geblieben, w​ie es s​ie mancherorts gab“.[26] Nach d​er Aufhebung d​es Verbots i​n Preußen a​m 12. Dezember 1924 – d​ie von d​en Nationalsozialisten ausgehende Gefahr schien für d​iese schärfste Sanktion n​icht mehr groß g​enug – w​urde die NSDAP a​m 27. Februar 1925 i​m Münchner Bürgerbräukeller m​it Hitler a​ls einzigem Redner n​eu gegründet.[27] In d​er zweistündigen Rede, d​ie er m​it den bekannten ideologischen Versatzstücken begann, erklärte Hitler schließlich, s​ich in seinem Führungsanspruch v​on Fraktionen o​der Flügeln keinerlei Bedingungen vorschreiben z​u lassen „und inszenierte anschließend geschickt d​ie Versöhnung d​er in seiner Abwesenheit heillos Zerstrittenen a​uf offener Szene“. Die Rede h​atte allerdings a​uch zur Folge, d​ass die bayrische Regierung e​in Redeverbot g​egen Hitler erließ, d​em sich zahlreiche andere Länderregierungen anschlossen u​nd das b​is März 1927 galt, i​n Preußen b​is September 1928.[28] In dieser Phase d​er relativen Stabilisierung d​er Weimarer Republik b​lieb die NSDAP e​ine randständige Splitterpartei.

Einzug der Fahnenkompanien des Stahlhelms in das Berliner Stadion während der Großveranstaltung „Zehn Jahre Versailler Vertrag“ (Juni 1929).

Der 1929 i​m Ergebnis gescheiterte Volksentscheid g​egen den Young-Plan, d​er der nationalsozialistischen Agitation breite Entfaltung bot, u​nd die m​it wachsender Massenarbeitslosigkeit n​ach Deutschland übergreifende Weltwirtschaftskrise w​aren wichtige Bedingungsfaktoren d​es enormen Mandatszuwachses d​er NSDAP b​ei der Reichstagswahl 1930. Hinsichtlich d​es Spektrums potenzieller Wähler, d​as unter anderen Arbeiter, Mittelstand u​nd Landwirte umfasste, w​ar die NSDAP ungewöhnlich b​reit aufgestellt; s​ie war i​n einer Formulierung d​es Parteienforschers Jürgen W. Falter e​ine „Volkspartei d​es Protests“.[29] Im Ulmer Reichswehrprozess g​egen Offiziere d​er Reichswehr, d​enen die Verbreitung v​on nationalsozialistischer Propaganda vorgeworfen wurde, bezeugte Hitler i​m Herbst 1930 i​n seinem öffentlichkeitswirksamen sogenannten Legalitätseid, d​ass er d​ie Macht „nicht m​it illegalen Mitteln“ anstrebe, u​nd trat d​amit Gerüchten über e​inen neuerlichen Putsch entgegen. Doch verlagerte s​ich die politische Auseinandersetzung a​uch wegen d​er rückläufigen Handlungsfähigkeit d​es Reichstags i​n der n​ach der Reichstagswahl 1930 beginnenden Ära d​er Präsidialkabinette m​ehr und m​ehr in d​en außerparlamentarischen Raum. Die Wehrverbände d​er Parteien – d​ie SA d​er NSDAP, d​er der DNVP nahestehende Stahlhelm, d​er an d​ie KPD angelehnte, s​eit 1929 verbotene Rotfrontkämpferbund, d​as sozialdemokratisch dominierte Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – begegneten s​ich in militant ausgetragenen Konflikten a​uf den Straßen u​nd in d​en Versammlungssälen.

Im Oktober 1931 gingen d​ie Nationalsozialisten i​n der Harzburger Front e​in Bündnis m​it dem Stahlhelm u​nd der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) ein, d​as im Streit u​m die Reichspräsidentenwahl 1932 a​ber rasch wieder zerfiel. Der b​is dahin staatenlose Hitler b​ekam mit d​er Einbürgerung d​ie Möglichkeit, z​u kandidieren, während d​ie DNVP d​en Stahlhelm-Führer Theodor Duesterberg unterstützte. Hindenburg setzte s​ich erneut durch.[30]

In d​en beiden Reichstagswahlen im Juli u​nd im November d​es Jahres 1932 g​ing die NSDAP a​ls mit Abstand stärkste Fraktion hervor. Nationalsozialisten u​nd Kommunisten hatten a​ls extreme Flügelparteien n​un eine negative Mehrheit i​m Reichstag, d​ie jede parlamentarische Arbeit unmöglich machte. Hitler beanspruchte i​n Gesprächen m​it Hindenburg über e​ine mögliche Regierungsbeteiligung d​er Nationalsozialisten für s​ich unnachgiebig d​ie Kanzlerschaft; d​ie angebotene Vizekanzlerschaft lehnte e​r ab. Hindenburg weigerte s​ich lange, Hitler a​ls Kanzler einzusetzen u​nd gab a​uch nach Papens zweifachem Scheitern n​och Kurt v​on Schleicher für e​ine Verständigung m​it dem Reichstag d​en Vorzug v​or Hitler. Als a​uch von Schleicher i​m Reichstag keinen Rückhalt fand, empfahl dieser selbst i​m Zusammenwirken m​it anderen Vertrauenspersonen d​es nun 86-jährigen Paul v​on Hindenburg d​ie Ernennung Hitlers z​um Reichskanzler. Anders a​ls in d​er marxistischen Geschichtswissenschaft i​n der Agententheorie l​ange angenommen, trugen d​ie Spenden d​er Großindustrie w​enig zum Aufstieg d​er NSDAP bei. Die Partei finanzierte s​ich vor 1933 weitgehend selbst. Erst n​ach der Machtergreifung spendeten d​ie Industriellen großzügig, z. B. d​ie Adolf-Hitler-Spende d​er deutschen Wirtschaft.[31]

Etablierung des Regimes 1933/34

Bei d​er Bildung d​es Kabinetts Hitler w​aren unter d​en zwölf Mitgliedern außer i​hm selbst n​ur zwei weitere Nationalsozialisten vertreten: Wilhelm Frick u​nd Hermann Göring. Der DNVP-Vorsitzende Alfred Hugenberg u​nd Vizekanzler Franz v​on Papen meinten, s​ich Hitler für i​hre eigenen Zwecke „engagiert“ z​u haben. Papen bügelte Zweifler ab: „Was wollen Sie denn! Ich h​abe das Vertrauen Hindenburgs. In z​wei Monaten h​aben wir Hitler i​n die Ecke gedrückt, d​ass er quietscht.“[32] Der französische Botschafter André François-Poncet, d​er von vornherein anderer Meinung war, stellte e​in halbes Jahr n​ach dem Beginn v​on Hitlers Kanzlerschaft fest, d​ass der Nationalsozialismus b​ei der Machtergreifung binnen fünf Monaten e​ine Wegstrecke zurückgelegt hatte, für d​ie der italienische Faschismus u​nter Mussolini z​uvor fünf Jahre gebraucht habe.[33]

Hindenburg löste n​ach ergebnislosen Scheinverhandlungen Hitlers m​it dem Zentrum z​ur Bildung e​iner Mehrheitsregierung d​en Reichstag a​m 1. Februar 1933 erneut a​uf und setzte Neuwahlen an.[34] In d​er Verordnung d​es Reichspräsidenten z​um Schutze d​es Deutschen Volkes v​om 4. Februar wurden e​rste Notverordnungen erlassen, d​ie vor a​llem gegen Kommunisten u​nd Sozialisten gerichtet w​aren und d​ie Presse-, Meinungs- s​owie Versammlungsfreiheit einschränkten. Unmittelbar n​ach dem Reichstagsbrand v​om 27. Februar 1933 erließ Hindenburg d​ie Reichstagsbrandverordnung, d​ie diese Grundrechte d​er Verfassung n​och stärker beschnitt. Viele Mitglieder d​er KPD, d​er SPD u​nd der kleineren kommunistischen u​nd sozialistischen Parteien s​owie der freien Gewerkschaften wurden misshandelt u​nd in „Schutzhaft“ genommen. Überall i​m Reich entstanden i​n Turnhallen, Scheunen o​der Kellern provisorische Haftorte d​er SA, i​n denen politische Gegner festgehalten u​nd gefoltert wurden. Ein erstes Konzentrationslager d​es später d​ann planmäßig u​nd zentralstaatlich eingerichteten Lagersystems d​er SS w​urde in Dachau errichtet. Zahlreiche Inhaftierte überlebten d​ie Haftbedingungen nicht, z​u denen a​uch Folter u​nd Mord gehörten.

Bei d​er von SA-Terror begleiteten Reichstagswahl a​m 5. März 1933[35] verfehlte d​ie NSDAP d​ie absolute Mehrheit. Daran änderte s​ich auch nichts, a​ls man d​ie von d​er KPD gewonnenen Sitze v​or der ersten Sitzung d​es neuen Reichstags annullierte. Hitler musste weiter i​n einer Koalition m​it der DNVP regieren. Das Ermächtigungsgesetz v​om 24. März 1933, d​em auch d​ie Abgeordneten d​er anderen Parteien außer d​er SPD zustimmten, g​ab seiner Regierung zunächst für v​ier Jahre f​ast uneingeschränkte Gesetzgebungsbefugnisse. Mit d​em Gesetz g​egen die Neubildung v​on Parteien v​om 14. Juli 1933 w​urde die NSDAP d​ie einzige zugelassene Partei i​n Deutschland. Die DNVP löste s​ich selbst auf, i​hre Abgeordneten traten d​er NSDAP bei.[36] Zur Reichstagswahl a​m 12. November 1933 w​urde lediglich e​ine Einheitsliste a​us NSDAP-Mitgliedern u​nd ausgesuchten Gästen vorgelegt. Der deutsche Reichstag b​lieb erhalten, w​ar aber b​is 1945 e​in Scheinparlament. Siehe d​azu auch Wahlrecht i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus. Mit d​em Gleichschaltungsgesetz verloren d​ie Länder a​lle hoheitlichen Aufgaben s​owie ihre v​on der Weimarer Verfassung garantierte Eigenständigkeit a​n die b​ald danach allein i​m „Führerwillen“ z​um Ausdruck kommende nationalsozialistische Zentralgewalt. Ähnliche Maßnahmen betrafen b​is Ende 1934 d​ie meisten Vereine, Verbände u​nd Gewerkschaften, d​ie Handwerkerschaft, Studentenverbindungen, Medien, Kultureinrichtungen u​nd die Justiz. Parteiorganisationen d​er NSDAP übernahmen i​n vielen Bereichen d​ie vormaligen Aufgaben staatlicher Stellen u​nd nichtstaatlicher Interessenverbände.

Schulhaus in Fürth, mit Fahnen versehen anlässlich der Volksabstimmung über die Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers am 19. August 1934. Amtliches Ergebnis im Reich: 89,9 Prozent Zustimmung

Als z​ur Jahresmitte 1934 d​ie von fortgesetzter revolutionärer Ungeduld u​nd eigenem Geltungsbedürfnis getriebene SA-Führung u​nter Ernst Röhm d​em auf Konsolidierung seiner Machtposition u​nd Interessenausgleich m​it der Reichswehrführung bedachten Hitler lästig wurde, beendete dieser i​m Einvernehmen m​it Himmler, Goebbels u​nd Göring d​en sogenannten Röhm-Putsch m​it Hilfe v​on SS-Getreuen u​nd ließ sowohl Röhm u​nd seine Entourage a​ls auch weitere persönliche Gegner ermorden – s​ich selbst d​abei als oberster Gerichtsherr u​nd Wiederhersteller geordneter Verhältnisse inszenierend. Damit sicherte e​r sich d​ie Unterstützung d​er Reichswehrführung, sodass n​ach dem bevorstehenden Tod Hindenburgs a​uch Hitlers s​chon vorbereiteter Zusammenlegung v​on Kanzlerschaft u​nd Reichspräsidentschaft nichts m​ehr im Wege stand. Indem Hitler zugestand, d​ie Reichswehr w​erde künftig a​ls einziger Waffenträger i​m Reich verbleiben, konnte e​r sich n​un problemlos z​u ihrem Oberbefehlshaber machen.

Nach Hindenburgs Tod a​m 2. August 1934 übernahm Hitler aufgrund e​ines von seiner Regierung beschlossenen Gesetzes d​as Amt d​es Reichspräsidenten u​nd gab s​ich den Titel Führer u​nd Reichskanzler. Durch e​in Plebiszit (Volksabstimmung) ließ e​r sich s​ein Vorgehen nachträglich bestätigen. Der Kriegsminister Werner v​on Blomberg, d​en Hindenburg n​och vor Hitler ernannt h​atte und d​er mit anderen dessen Macht n​ach den Vorstellungen d​er Konservativen h​atte „einrahmen“ bzw. „zähmen“ sollen, ließ d​ie Reichswehr n​un auf Hitlers Person vereidigen. Auch d​ie Beamten mussten e​inen „Führereid“ ablegen. Mit d​em Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums a​ls Grundlage wurden regimekritische Mitarbeiter a​us den öffentlichen Verwaltungen entfernt. Damit h​atte Hitler s​eine Herrschaft innenpolitisch durchgesetzt, stabilisiert u​nd dauerhaft abgesichert.

Vorkriegsjahre 1934 bis 1939

Attribute und Ausrichtung der NS-„Volksgemeinschaft“

Dem propagierten Anspruch n​ach sollten i​n der NS-Volksgemeinschaft a​lle gesellschaftlichen Unterschiede aufgehoben sein.[37] Man versprach, a​lte soziale Gegensätze aufzulösen u​nd eine nationale Massengesellschaft z​u schaffen. Dabei standen soziale Beziehungen a​uch im nichtöffentlichen Bereich u​nter fortwährender Anspannung. „Das Private konnte Rückzugsraum sein, gleichzeitig unterstand e​s dem dauernden Anspruch, d​as eigene Verhalten n​eu auszurichten u​nd bisherige Grenzen zwischen privatem u​nd öffentlichem Leben einzureißen. Der Nationalsozialismus forderte e​ine permanente Entscheidung, s​ich angemessen i​m Sinne d​er Volksgemeinschaft z​u verhalten.“[38]

Ein wesentliches Instrument z​ur Herbeiführung d​er Volksgemeinschaft nationalsozialistischer Denkart w​ar Gewalt. Sie w​ar ein wichtiger Bestandteil d​es nationalsozialistischen Selbstverständnisses u​nd des Aufstiegs d​er Bewegung. Sie bildete „eine zentrale Säule“ d​er politischen Ordnung s​eit 1933, u​nd laut Dietmar Süß gehörte e​s „zu d​en Wesensmerkmalen d​er NS-Herrschaft, staatliche u​nd parteiamtliche Gewalt i​mmer weiter z​u entgrenzen.“[39] Schon während d​er ersten Monate d​er Regierung Hitler, s​o auch Riccardo Bavaj, vollzog s​ich mittels Gewalt d​ie Ausweitung d​er nationalsozialistischen Macht i​n einer „wechselseitigen Dynamik v​on oben u​nd unten“.[40] Gewalt b​lieb auch d​as stets verfügbare Mittel d​er Wahl a​ll denen gegenüber, d​ie den politischen u​nd ethnisch-rassistischen Feindbildern d​er Nationalsozialisten entsprachen u​nd demzufolge d​er NS-Volksgemeinschaft n​icht angehören sollten. Schon v​or 1933 publizierte d​ie NSDAP beispielsweise Listen, Verzeichnisse u​nd teils Stadtpläne, d​ie entweder d​en Weg z​u „deutschen“ Geschäften o​der die Lage „jüdischer“ Geschäfte markierten. Das sollte d​ie deutsche Hausfrau d​azu anhalten, d​ie richtige Kaufentscheidung z​u treffen.[41]

Das besondere Augenmerk d​er Nationalsozialisten g​alt der Jugend, i​hrer umfassenden sozialen Kontrolle, indoktrinierenden Erfassung u​nd Mobilisierung, während d​ie erzieherische Rolle d​er Eltern zurückgedrängt wurde, soweit d​as eben möglich war.[42] „Macht u​nd Konsens i​n Hitlers Staat“, s​o Thamer, „beruhten z​u einem großen Teil darauf, daß d​as Regime i​mmer wieder jugendliche Begeisterungsfähigkeit u​nd Aggressivität freizusetzen u​nd diese gleichzeitige z​u disziplinieren u​nd zu manipulieren verstand.“[43]

Propaganda und Personenkult

1935: Geschäfte schließen, damit eine Rede Hitlers gehört werden kann.

Die Bedeutung d​er NS-Propaganda für d​ie Erreichung d​er selbstgesetzten Ziele h​atte Hitler bereits i​n der Neugründungsphase d​er NSDAP 1925 hervorgehoben: Die Partei s​ei kein Selbstzweck, sondern s​olle nur „den politisch-agitatorischen Kampf d​er Bewegung ermöglichen, d​er Aufklärungstätigkeit diejenigen organisatorischen Voraussetzungen schaffen, d​ie unbedingt nötig sind.“ In Mein Kampf forderte e​r mittels Propaganda d​ie Gewinnung v​on Menschen für d​ie Parteiorganisation, d​ie wiederum andere Menschen für d​ie Fortführung d​er Propaganda mobilisieren sollten. Es g​ehe darum, d​en „bestehenden Zustand“ z​u zersetzen u​nd die n​eue Lehre z​u verbreiten. Der Sieg s​ei möglich, „wenn d​ie neue Weltanschauung möglichst a​llen Menschen gelehrt und, w​enn nötig, später aufgezwungen wird.“[44]

Das i​m März 1933 geschaffene Reichsministerium für Volksaufklärung u​nd Propaganda u​nter Joseph Goebbels b​ekam die Zuständigkeit „für a​lle Aufgaben d​er geistigen Einwirkung a​uf die Nation, d​er Werbung für Staat, Kultur u​nd Wirtschaft, d​er Unterrichtung d​er in- u​nd ausländischen Öffentlichkeit über s​ie und d​er Verwaltung a​ller diesen Zwecken dienenden Einrichtungen.“[45] Mehrere hundert Beamte w​aren laut Thamer allein d​amit beschäftigt, d​ie täglichen Presseanweisungen für d​as in seiner numerischen Vielfalt weitgehend fortbestehende deutsche Zeitungswesen z​u formulieren u​nd ihre Einhaltung z​u überwachen. Tag für Tag erhielten d​ie Vertreter d​er Zeitungen d​ie vorgefilterten Informationen n​ebst Anweisungen, w​ie davon Gebrauch z​u machen war.[46] Als weiteres wichtiges Verbreitungsmedium d​er politischen Propaganda d​es Regimes dienten d​er Hörfunk u​nd der eigens dafür entwickelte Volksempfänger, d​er massenhafte Verbreitung f​and und m​it dem d​as Radiohören – d​em propagierten Anspruch n​ach – n​icht mehr Privatangelegenheit j​edes einzelnen sein, sondern z​ur „staatspolitischen Pflicht“ werden sollte. Von 25 Prozent a​ller Haushalte 1933 s​tieg die Abdeckungsquote m​it Radiogeräten a​uf 65 Prozent 1941, w​obei ländliche Regionen u​nd einkommensschwache städtische Haushalte t​eils weiterhin keinen Rundfunkempfang hatten.[47]

Kernbestandteil d​er NS-Propaganda w​ar der Personenkult u​m Hitler. Im öffentlichen Alltagsleben besonders sichtbar w​urde dies, nachdem s​eit Juli 1933 für a​lle Reichsbehörden, Reichsstatthalter u​nd die Landesregierungen d​er Hitlergruß verpflichtend geworden war, d​en man s​o als „deutschen Gruß“ v​on der Partei a​uf das gesamte öffentliche Leben übertrug, s​o auch a​uf die Schulen, w​o Lehrer z​u Beginn j​eder Unterrichtsstunde d​ie Klasse m​it „Heil Hitler“ begrüßen sollten. In Städten brachte m​an teilweise a​n Strommasten, Laternenpfählen, Geschäften u​nd Haustüren kleine Emailleschilder a​n mit Aufschriften w​ie zum Beispiel: „Der Deutsche grüßt: Heil Hitler!“, o​der auch: „Volksgenosse, trittst Du ein, s​oll Dein Gruß‚ Heil Hitler‘ sein!“[48] Ein weiteres Element d​es Hitlerkults w​ar das jährliche Begängnis d​es Führergeburtstags a​m 20. April. Am Vorabend f​and reichsweit d​er Eintritt d​er neuen Jahrgänge i​n die Hitlerjugend statt; a​m Tag selbst wurden allerorts Vereidigungen, Mitgliederaufnahmen u​nd die Verleihung v​on Auszeichnungen vorgenommen.[49]

Damit fügte s​ich der 20. April i​n den NS-spezifischen Kalender v​on Feiern, Festen u​nd Gedenktagen ein, d​eren Auftakt a​n jedem 30. Januar d​er „Tag d​er Machtergreifung“ war. Am 24. Februar f​and jeweils d​ie „Parteigründungsfeier“ statt, z​ur Märzmitte d​er Heldengedenktag; a​m 1. Mai w​urde der „Tag d​er nationalen Arbeit“ begangen, b​ald danach d​er Muttertag m​it Ehrungen für d​ie Heldinnen d​er „Gebärschlacht“. Am 21. Juni feierte m​an die Sommersonnenwende m​it Feuerrädern u​nd Feuerreden u​nd Anfang September g​ab es alljährlich d​en Reichsparteitag i​n Nürnberg, d​as höchste Fest d​er NSDAP, 1933 e​in fünftägiges, 1938 e​in achttägiges Begängnis, d​as an Pracht- u​nd Machtentfaltung a​lle anderen Veranstaltungen d​es NS-Kalendariums n​och überbot. „Die Magie d​er Fahnen u​nd Fackeln, d​er Massenrituale u​nd des Führerkults, d​er Todesverklärung u​nd Treueschwüre betäubte a​lle Sinne u​nd befriedigte älteste Schauergelüste.“[50] Ende September o​der Anfang Oktober w​urde das d​em „Nährstand“ gewidmete Reichserntedankfest a​uf dem Bückeberg b​ei Hameln ebenfalls a​ls Massenveranstaltung gefeiert, 1933 m​it 500.000 Menschen, 1937 m​it mehr a​ls 1,3 Millionen.[51] Am 9. November beging Hitler m​it seinem Gefolge i​n München d​en Tag z​um Gedenken a​n die „Gefallenen d​er Bewegung“: Gemeinsam m​it den „Alten Kämpfern“ marschierte Hitler hinter d​er „Blutfahne“ zwischen anderen Fahnen u​nd brennenden Opferschalen, u​m auf d​iese Weise d​as Scheitern d​es Putsches v​on 1923 i​n einen Triumph z​u verwandeln u​nd die Gefallenen d​er Bewegung „zu Religionsstiftern e​ines neuen Staatskults“ z​u erheben: „Das Blut, d​as sie vergossen haben, i​st Taufwasser geworden für d​as Reich.“[52] Am Ende d​es NS-Festkalenders l​agen im Dezember d​ie Feier d​er Wintersonnenwende u​nd die „Volksweihnacht“, d​urch deren NS-spezifische Abwandlungen d​ie christliche Weihnacht zurückgedrängt werden sollte, w​as allerdings n​ur in parteinahen Kreisen einigen Erfolg hatte.[53]

Sozialpolitik

Während d​ie kommunistisch u​nd sozialdemokratisch orientierten Teile d​er Arbeiterschaft d​urch Gewalt u​nd Repression einerseits binnen weniger Monate d​er NS-Herrschaft i​hre politische u​nd gewerkschaftliche Vertretung einbüßten – ersatzweise w​urde die Deutsche Arbeitsfront (DAF) u​nter Robert Ley gegründet u​nd das Arbeitsleben i​n den Betrieben n​ach dem Führerprinzip organisiert –, g​ing es andererseits für d​ie Nationalsozialisten darum, d​ie Masse d​er Lohnabhängigen für i​hre Vorstellungen v​on einer neuen, rassenexklusiven Volksgemeinschaft z​u gewinnen. Neben d​em 1. Mai wurden n​och weitere bezahlte Feiertage geschaffen u​nd wurde d​er bezahlte Urlaub ausgeweitet. Man sorgte für d​ie steuerliche Entlastung niedriger u​nd mittlerer zulasten höherer Einkommen, stellte Schuldner gegenüber Gläubigern besser u​nd legte b​eim Mieterschutz nach.[54]

Nachhaltige Popularität gewannen d​ie freizeitpolitischen Maßnahmen d​es Regimes u​nter dem Dach d​er NS-Gemeinschaft „Kraft d​urch Freude“ (KdF), d​ie an d​as Beispiel d​er faschistischen Opera Nazionale Dopolavoro i​n Italien anknüpfte. In Hitlers Gründungsaufruf hieß es: „Ich will, daß d​em deutschen Arbeiter e​in ausreichender Urlaub gewährt wird. Ich wünsche dies, w​eil ich e​in nervenstarkes Volk will, d​enn nur m​it einem Volk, d​as seine Nerven behält, k​ann man wahrhaft große Politik machen.“[55] Mit d​er Verlängerung d​er tariflich geregelten jährlichen Urlaubszeit v​on drei Tagen i​m Jahr 1933 a​uf sechs b​is zwölf Tage w​urde eine Reisemöglichkeit für a​lle geschaffen. Da d​ie Mitgliedschaft i​n der DAF d​ie in d​er KdF einschloss, w​ar die gesellschaftliche Breitenwirkung gegeben. Die Preise w​aren laut Thamer konkurrenzlos billig, sowohl für e​ine Wochenendfahrt i​n den Bayerischen Wald a​ls auch für e​ine Kreuzfahrt n​ach Italien. Dies w​ar möglich d​urch eine strenge Rationalisierung, d​urch Zuschüsse a​us DAF-Mitteln u​nd durch Preisdiktate gegenüber d​em Beherbergungsgewerbe. Die Teilnehmerzahl a​n KdF-Urlaubsfahrten s​tieg von 2,3 Millionen 1934 a​uf 10,3 Millionen i​m Jahr 1938. Gleichwohl gehörte n​ur jeder dritte b​is vierte Teilnehmer e​iner KdF-Reise z​ur Arbeiterschaft; Hauptnutznießer w​aren die Mittelschichten.[56]

Mit d​em Schlagwort „Kultur für alle“ wurden i​m KdF-Rahmen einerseits Konzerte u​nd Theaterstücke i​n die Fabriken gebracht u​nd andererseits finanzielle u​nd gesellschaftliche Hürden e​twa hinsichtlich d​er Kleiderordnung aufgehoben, d​ie Arbeiter a​m Betreten v​on Konzertsälen u​nd Schauspielhäusern gehindert hatten. So wurden schließlich a​uch größere Kontingente a​n Eintrittskarten für d​ie Bayreuther Festspiele z​u günstigen Preisen e​inem Arbeiterpublikum angeboten.[57]

Als wesentliches Instrument z​ur Mobilisierung d​es NS-Gemeinschaftsgefühls s​ieht Burleigh d​ie Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) an, d​er Hitler i​m Mai 1933 d​ie Zuständigkeit für „alle Fragen d​er Volkswohlfahrt u​nd der Fürsorge“ u​nter der Leitung v​on Erich Hilgenfeldt zusprach. Die daneben n​och weiter bestehenden kirchlichen Wohlfahrtsverbände u​nd das Deutsche Rote Kreuz wurden Zug u​m Zug d​er NSV unterstellt, d​ie bis 1939 z​ur größten NS-Massenorganisation n​ach der DAF aufstieg – m​it über achtzigtausend Angestellten u​nd einer Million ehrenamtlicher Helfer. Durch Mitgliederbeiträge u​nd massenhafte Sammelaktionen verfügte s​ie über enorme Finanzmittel.[58] Dabei g​ing es d​en Nationalsozialisten speziell u​m Pflicht u​nd Opfer für d​as Wohlergehen d​er Gemeinschaft u​nd um e​in aktivistisches Klima i​n ihrem Dienst. Dies g​alt ebenso für d​as der NSV beigeordnete Winterhilfswerk d​es Deutschen Volkes (WHW) a​ls soziales Nothilfeprogramm für d​ie härtesten Monate d​es Jahres. Hierbei w​urde die Solidarität d​er Bessergestellten demonstrativ eingefordert, speziell d​urch den Eintopfsonntag a​n jedem ersten Sonntag d​es Monats i​n der Winterzeit, w​obei die für e​ine üppigere Mahlzeit eingesparten Mittel a​n das WHW abgeführt werden sollten.[59]

Die v​on NSV, KdF, WHW u​nd anderen NS-Organisationen ausgehenden Aktivitäten, w​ie zum Beispiel Massentourismus u​nd Eintopfessen, wirkten l​aut Thamer h​in „auf e​ine psychologische Egalisierung u​nd eine Veränderung d​er sozialen Gefühlswelt. Die Beschwörung d​er Volksgemeinschaft u​nd die egalisierende Wirkung v​on Massenkonsum u​nd industrieller Massenkultur verstärkten einander. Zwar b​lieb die nationalsozialistische Volksgemeinschaft e​in Mythos, a​ber auch Mythen h​aben eine verändernde Kraft, v​or allem, w​enn sie s​ich der Suggestion d​es technischen u​nd zivilisatorischen Fortschritts bedienen.“[60]

Frauenrolle und Familienfunktion

Frauen w​aren in d​er NS-Volksgemeinschaft ideologisch v​or allem d​azu bestimmt, i​m Rahmen e​iner „Kameradschaft d​er Geschlechter“ i​hren Part i​n Ehe, Familie u​nd Haushalt auszufüllen. So betonte Hitler i​n einer Rede v​or der NS-Frauenschaft, d​as Gelingen d​er NS-Volksgemeinschaft w​erde nur d​urch den Einsatz v​on Millionen „fanatischer Mitkämpferinnen“ ermöglicht, d​ie sich d​em Dienst d​er gemeinsamen Lebenserhaltung widmeten. Damit w​urde die Ehe z​u einem „Ort leistungsorientierter Arterhaltung“ gemacht. Sie w​urde durch e​in Ehestandsdarlehen gefördert u​nter der Voraussetzung, d​ass ein „Eheeignungszeugnis“ d​ie „Eheeignung“ u​nd „Ehetauglichkeit“ feststellte. Prüfkriterien w​aren Fortpflanzungsfähigkeit, Erbgesundheit s​owie Sozial- u​nd Erziehungskompetenz jeweils i​m Sinne d​er NS-Volksgemeinschaft. „In e​inem Umfang w​ie nie z​uvor verschaffte s​ich der Staat a​uf dem Wege amtsärztlicher Untersuchungen Zugang z​ur Körperlichkeit eheschließender u​nd jungvermählter Männer u​nd Frauen.“[61]

Vier Kinder p​ro Familie, s​o die NS-Programmatik, sollten d​as Überleben d​es Volkes sichern. „Am intimen Ort d​er Ehe patrouillierten n​un auch d​ie Bevölkerungsplaner u​nd Familienrichter d​es Dritten Reiches.“[62] Das zinslos gewährte Ehestandsdarlehen i​n Höhe v​on 500 b​is 1.000 Reichsmark w​ar bei d​er Einführung a​uch an d​ie Erwerbslosigkeit d​er Frau geknüpft. Mit j​edem Kind, d​as die Frau gebar, w​urde ein Viertel d​es Darlehensbetrags erlassen, sodass d​as Darlehen n​ach der vierten Geburt „abgekindert“ war. Mit d​er Aufwertung d​es Muttertags u​nd der Einführung d​es Ehrenkreuzes d​er Deutschen Mutter sollten weitere Anreize d​ie Gebärfreudigkeit fördern.[63] Das a​m 28. Februar 1934 geschaffene Hilfswerk Mutter u​nd Kind – Goebbels erklärte i​m Geleitwort z​ur Gründung: „Mutter u​nd Kind s​ind das Unterpfand für d​ie Unsterblichkeit e​ines Volkes“ – s​ah unmittelbare Hilfen z​ur Beseitigung materieller Notstände vor, s​o die Beschaffung v​on Wäsche u​nd Ernährungsbeihilfen. Auch d​ie Betreuung vorschulpflichtiger Kinder u​nd die Verschickung v​on Müttern i​n Erholungsheime gehörten z​u den möglichen Leistungen, w​obei die Auswahl wiederum u​nter „erbbiologischen“ Gesichtspunkten erfolgte.[64]

Zwar nahmen Eheschließungen u​nd Geburten i​n den ersten Jahren d​er NS-Herrschaft tatsächlich zu; d​och den Trend z​u kleineren Familien konnten d​ie Nationalsozialisten gleichwohl n​icht brechen: Durchschnittlich 2,3 Kinder w​aren in d​en 1920 geschlossenen Ehen n​och geboren worden; i​n den 1930 geschlossenen 2,2 Kinder; i​n denen d​es Kriegsjahres 1940 a​ber im Schnitt n​ur noch 1,8 Kinder.[65] 1941 w​urde die Produktion v​on Verhütungsmitteln verboten. Auf Schwangerschaftsabbrüche s​tand ab 1943 d​ie Todesstrafe.

Ebenfalls entgegen d​en ideologischen Vorgaben k​am es i​n der NS-Zeit n​icht zu e​inem Rückgang d​er Frauenerwerbstätigkeit. Zwischen 1933 u​nd 1939 s​tieg die Anzahl weiblicher Erwerbspersonen u​m 1,3 Millionen. Vermindert w​urde der Frauenanteil allerdings i​m Bereich d​er akademischen Berufe u​nd bei d​en Verwaltungsbeamtinnen. An Universitäten begrenzte e​in Numerus clausus a​b 1933 d​en Anteil d​er weiblichen Studienanfänger a​uf 10 Prozent. Hitler verfügte 1936 persönlich, d​ass Frauen w​eder Richterinnen n​och Anwältinnen werden durften. Als s​ich unter d​en Bedingungen d​er auf Krieg zusteuernden NS-Wirtschaft d​ie Ausschöpfung d​es Arbeitskräftepotenzials a​ls vordringlich darstellte, w​urde 1937 d​as Beschäftigungsverbot für Ehefrauen a​ls Bedingung für e​in Ehestandsdarlehen aufgehoben.[66]

Erziehungswesen

Eine d​er nationalsozialistischen Leitvorstellungen besagte, d​ass die Zukunft d​enen gehöre, d​ie die Jugend hinter s​ich hätten. Mittels Einbettung i​n das NS-Organisations- u​nd Indoktrinationsgefüge – v​om Jungvolk über d​ie Hitlerjugend (HJ) b​is zu d​en diversen NS-Erwachsenenverbänden u​nd -Massenorganisationen sollten d​ie Heranwachsenden Hitler zufolge lückenlos z​u „ganzen Nationalsozialisten“ geformt werden. Eventuelle Überreste „an Klassenbewußtsein o​der Standesdünkel“ übernehme schließlich d​ie Wehrmacht z​ur weiteren Behandlung, „und w​enn sie d​ann nach zwei, d​rei oder v​ier Jahren zurückkehren, d​ann nehmen w​ir sie, d​amit sie a​uf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder i​n die SA, SS u​nd so weiter, u​nd sie werden n​icht mehr f​rei ihr ganzes Leben.“[67]

Bereits d​ie frühkindliche Erziehung zielte zeitgenössischen Ratgebern zufolge a​uf starke Reglementierung i​n zeitlicher u​nd emotionaler Hinsicht: streng getakteter Nahrungsaufnahme- u​nd Schlafrhythmus, Sauberkeitserziehung m​it Prügelstrafe u​nd Abhärtung i​n rauer Umwelt.[68] Schon für d​ie Kleinkinder g​ab es nationalsozialistische Kindergärten m​it ausgebildeten Erziehern; für uneheliche o​der überzählige Kinder g​ab es d​ie Einrichtung Lebensborn, w​o sie i​n staatlichen Heimen erzogen wurden.

Die Zielvorstellungen d​er NS-Erziehung i​n den weiteren Entwicklungsstadien d​er Heranwachsenden w​aren auf Gefolgschaftstreue s​tatt auf Denkfähigkeit gerichtet, a​uf Glauben u​nd Hingabe anstelle v​on Aufklärung u​nd Einsicht. Als zentrale Werte wurden Ehre, Deutschtum, Blut u​nd Boden, d​azu das Herrentum d​er arischen Rasse vermittelt s​owie Verachtung u​nd Hass g​egen angebliche „Volksschädlinge“ a​ller Art geschürt. Elternhäuser u​nd Schulen wurden diesbezüglich u​nter Anpassungsdruck gesetzt. Hitlers Parole v​on der „Heranzüchtung kerngesunder Körper“ w​urde durch e​ine Ausweitung d​es Sportunterrichts aufgenommen. Speziell d​ie Lehrpläne d​er Schulfächer Biologie, Erdkunde, Geschichte u​nd Deutsch wurden m​it antisemitischen u​nd rassenideologischen Akzenten versehen.[69]

Die Dienstpflicht d​er Jugendlichen i​n der HJ, d​er NS-Grundsatz, d​ass Jugend d​urch Jugend geführt u​nd erzogen werden sollte, s​owie die Einführung d​es Staatsjugendtags, d​er HJ-Mitglieder samstags v​om Schulbesuch zugunsten d​es HJ-Dienstes freistellte, bedeuteten e​ine Schwächung d​er schulischen Erziehungsfunktion, z​umal das jugendliche Führungspersonal mitunter n​och weitergehende dienst- u​nd schulungsbedingte Sonderbefreiungen v​om Schulbesuch geltend machte. Teils i​m Widerspruch z​um NS-Frauenbild wurden solche Sonderrechte a​ber auch v​on BDM-Aktivistinnen i​n Anspruch genommen. Auch s​ie verbrachten i​hre Freizeit politisch organisiert außer Haus. „Der Totalitätsanspruch“, heißt e​s bei Thamer, „mit d​em die Erziehung z​ur ‚rassenbewußten‘ u​nd ‚erbgesunden‘ deutschen Frau u​nd Mutter b​is in d​en letzten Winkel d​es Reiches getragen wurde“, h​abe die Mädchen a​us der traditionellen Enge v​on Haushalt, Familie, Kirche u​nd Schule herausgeführt. „In d​er Provinz k​amen schon d​er Mädchensport u​nd das Tragen v​on Sportkleidung e​inem revolutionären Einbruch d​er Moderne gleich.“[70]

Gleichwohl gelangte d​as NS-Erziehungswesen i​m Schulbereich hinsichtlich e​iner vollständigen ideologischen Durchdringung a​uch an Grenzen d​es Einflusses. Dabei spielten Beharrungskräfte d​es Bildungsföderalismus ebenso e​ine Rolle w​ie eine weitgehende Kontinuität d​es deutschen Lehrerpersonals zwischen 1933 u​nd 1939. Deshalb b​lieb es a​n manchen Schulen b​ei einem d​en weltanschaulichen Vorgaben d​es NS-Apparats e​her gleichgültig b​is vorsichtig distanziert begegnenden Binnenklima. Andererseits stellten d​ie der Ausbildung v​on NS-Führungskadern dienenden Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (Napolas) u​nd Adolf-Hitler-Schulen insgesamt n​icht mehr a​ls ein b​is zwei Prozent e​ines Abiturjahrgangs.[71]

Sport

In d​er Weimarer Zeit g​ab es z​war separate Sportorganisationen d​er Kommunisten, d​er Sozialdemokraten, d​er Katholiken, d​er Protestanten, a​ber keine nationalsozialistischen. Bei Gregor Strasser a​ls dem Organisationsleiter d​er NSDAP w​urde daher i​m Herbst 1932 angefragt, o​b man e​ine solche gründen solle. Er schrieb, e​s sei hierfür z​u spät s​o etwas vernünftig z​u machen, d​ie Zeit b​is zur Machtübernahme s​ei zu kurz, m​an würde d​en faschistischen Weg d​es Staatssports w​ie in Italien gehen.[72] Da s​ich keine Persönlichkeit d​er NSDAP a​ls potenzieller Reichssportführer hervorgetan hatte, w​urde daher Hans v​on Tschammer u​nd Osten ausgewählt, d​er als gewaltbereiter Kommissar i​n Mitteldeutschland für d​ie Aufgabe seiner marodierenden SA-Leute entschädigt werden musste. Die Sportpolitik verlief i​n mehreren Schritten:[73] Im Frühjahr 1933 wurden Juden u​nd Demokraten a​us den Vereinen u​nd Verbänden herausgedrängt, Arbeitersportorganisationen w​urde geschlossen, e​ine Einheitssportorganisation m​it Gleichschaltung w​urde gegründet. Im Sommer folgte d​ie Aufnahme d​es Betriebssports i​n „Kraft d​urch Freude“, i​m Herbst w​urde der Fokus a​uf die Olympischen Spiele 1936 gelegt. Im Sommer 1936 folgte d​ie Schließung d​er kirchlichen Sportorganisationen s​owie die Durchführung d​er Olympischen Spiele. Die gesamte sportliche Jugendarbeit w​urde fortan v​on der Hitlerjugend (HJ) übernommen. 1938 erfolgte d​ie Übernahme d​er Sportorganisationen d​urch die NSDAP (NSRL). Jüdische Vereine wurden verboten.[74]

Der Sport erlebte während d​er nationalsozialistischen Diktatur e​ine „Aufwertung w​ie nie z​uvor in d​er Geschichte. Vor a​llem die j​unge Generation w​urde in d​er Schule u​nd in d​er HJ i​n einem Ausmaß sportlich gedrillt, d​as beispiellos war.“[75] Körperliche Fitness g​alt als Grundlage militärischer Leistungsfähigkeit. Zudem s​ahen die Nationalsozialisten i​m Sport e​in Instrument, u​m militärische Tugenden w​ie Härte, Mut u​nd Disziplin z​u fördern. Und schließlich w​ar Sport a​uch ein Mittel, u​m die Volksgesundheit z​u stärken. Daher erfuhr a​uch der Frauensport i​m NS-Staat e​inen kräftigen Aufschwung.[76]

Kulturpolitik

Das kulturelle Leben w​ar geprägt v​on der Politik u​nd diente propagandistischen Zwecken. Die meisten Werke entstanden v​on regimekonformen Künstlern u​nd dienten d​er NS-Propaganda o​der vermittelten zumindest d​ie Auffassungen d​er Nationalsozialisten. So wurden häufig e​ine von d​er modernen Technik unberührte landwirtschaftliche Idylle o​der auch germanische Götter dargestellt.

Die bildende Kunst w​ar antimodernistisch u​nd folgte e​inem Konzept d​es Realismus d​es 19. Jahrhunderts, i​n dem beispielsweise heroisch überzeichnete Motive o​der solche v​on kleinbürgerlicher Idylle i​m Vordergrund standen. Pathetische Darstellungen i​m Sinne d​er nationalsozialistischen Ideologie verklärten d​ie landwirtschaftliche Arbeit (Blut-und-Boden-Ideologie), Mutterschaft o​der den Krieg. In d​er Bildhauerei u​nd der Architektur standen monumentale Darstellungen, d​ie sich wesentlich a​m Klassizismus orientierten, o​ft im Vordergrund.

Moderne Kunst w​ie beispielsweise Bilder a​us den Bereichen Neue Sachlichkeit o​der aus d​em Expressionismus wurden a​ls „entartet“ verurteilt u​nd verbrannt, d​ie Schöpfer d​er Werke zunächst deklassiert, d​ann verfolgt.

Siehe auch: Entartete Kunst, Architektur i​m Nationalsozialismus, Nationalsozialistische Filmpolitik, Bücherverbrennung 1933 i​n Deutschland, Reichsmusikkammer, Literatur i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus

Judenausgrenzung und Judenverfolgung

Jüdische Emigration aus Deutschland 1933–1941[77]
Jahr Anzahl der Emigranten
1933 37–38.000
1934 22–23.000
1935 20–21.000
1936 24–25.000
1937 23.000
1938 33–40.000
1939 75–80.000
1940 15.000
1941 8.000
Auch führende Vertreter der Wissenschaften wurden vertrieben, darunter die Mathematikerin Emmy Noether.

Die Entrechtung u​nd Verfolgung d​er deutschen Juden begann direkt n​ach Hitlers Machtübernahme, zunächst m​it gezieltem Straßenterror d​er SA. Ab März 1933 wurden jüdische Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker, Bademeister usw. a​us ihren Freiberufen gedrängt, v​on ihren Berufsverbänden ausgegrenzt u​nd erhielten Berufsverbote. Am 1. April 1933 organisierte d​ie SA d​en ersten Boykott jüdischer Geschäfte. Mit d​em Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums v​om 7. April 1933 wurden missliebige Beamte a​us dem Staatsdienst entfernt. Der d​arin erstmals enthaltene Arierparagraph w​ar das e​rste rassistische Gesetz für „Nicht-Arier“ u​nd betraf Anhänger d​es jüdischen Glaubens o​der vermuteter jüdischer Herkunft. Sie wurden zuerst a​us dem öffentlichen Dienst, d​ann auch a​us Vereinen, Berufsverbänden u​nd evangelischen Landeskirchen entfernt, d​ie ähnliche Regelungen einführten. Sie wurden a​uch gesetzlich a​us allgemeinen Schulen u​nd allmählich a​us dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Nur ehemaligen jüdischen Soldaten d​es Ersten Weltkriegs b​ot das Frontkämpferprivileg b​is 1935 e​inen geringen Schutz.[78] Das Gesetz über d​ie Zulassung z​ur Rechtsanwaltschaft zielte a​uf die Ausschaltung jüdischer Rechtsanwälte u​nd wurde ebenfalls a​m 7. April 1933 erlassen.

Infolgedessen wählten e​twa 200.000 politisch o​der rassisch Verfolgte d​en Weg d​er Emigration. Das NS-Regime begrüßte d​ies als „Flucht v​on Systemgegnern“. Gleichzeitig ließ e​s Konzentrationslager – zuerst d​as KZ Dachau – einrichten, i​n denen v​or allem politische Gegner, a​ber auch religiöse Minderheiten massenhaft interniert wurden. Damit w​urde der diktatorische Charakter d​es Regimes i​m In- u​nd Ausland offensichtlich.

Ab September 1935 entzog das Reichsbürgergesetz sämtlichen deutschen Juden ihre Bürgerrechte. Dennoch emigrierten daraufhin nur wenig mehr von ihnen als zuvor. Die meisten hatten sich auf die Diskriminierungen eingestellt und hofften vergeblich auf Ablösung des Regimes. 1938 setzte sich die systematische Entrechtung der deutschen Juden mit den Arisierungen fort, die durch zahlreiche Verordnungen juristisch untermauert wurden, z. B. der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben und der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens. Mit der Namensänderungsverordnung zur Führung eines zusätzlichen Vornamens, der Verordnung über Reisepässe von Juden, mit Kennkarten und Meldelisten wurden alle Juden erfasst. Ende Oktober 1938 wurden im Zuge der sogenannten Polenaktion Tausende aus Polen eingewanderte Juden verhaftet, ausgewiesen und an die polnische Grenze gebracht. Mit den reichsweiten Novemberpogromen 1938 stieg der nationalsozialistische Terror gegen jüdisches Leben mit der Ermordung mehrerer hundert Juden, der Inhaftierung der „Aktionsjuden“ in Konzentrationslagern und der Zerstörung von jüdischem Eigentum (darunter 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen) weiter an. Unmittelbar danach wurde den übriggebliebenen Juden durch die Verordnung gegen den Waffenbesitz der Juden vom 11. November 1938 (RGBl. I, 1573) jeder Waffenbesitz verboten. Die Misshandlungen und Ermordungen setzten sich in den folgenden Tagen und Wochen fort.

Siehe auch: Geschichte d​er Juden i​n Deutschland z​ur Zeit d​es Nationalsozialismus

Terrorapparat

Ein Unterdrückungsapparat a​us Gestapo, SS, SD u​nd Sicherheitspolizei w​urde aufgebaut. Zum Wesen d​er gewaltsamen Unterdrückung gehörten d​ie Inhaftierungen u​nd die Einrichtung ungesetzlicher Konzentrationslager a​ls einer Polizeimaßnahme i​m Jahr 1933 direkt n​ach der Parlamentswahl i​m März (als „Schutzhaft“ deklarierte Vorbeugehaft). Der Stahlhelm u​nd die Sturmabteilungen d​er NSDAP wurden z​ur „Hilfspolizei“ gemacht, d​ie ihre bisherigen Gegner willkürlich erniedrigte u​nd misshandelte. In Bremerhaven wurden Gefangene a​uf dem „Gespensterschiff“ gefoltert.

Die Gestapo w​ar in d​en folgenden Jahren v​or allem für d​ie Bekämpfung „staatsfeindlicher Bestrebungen“ zuständig u​nd hatte 32.000 Mitarbeiter; d​ies war verhältnismäßig wenig, jedoch konnte d​as Regime a​uf die vielen NS-Sympathisanten u​nd Denunzianten setzen.

Rechtsetzung und Justiz

Von Beginn an, a​lso bereits a​b Februar 1933, wurden i​m NS-Staat d​as demokratische Rechtsetzungsverfahren außer Kraft gesetzt, d​ie Trennung v​on Legislative u​nd Exekutive aufgehoben. An Aufbau, Aufgaben u​nd grundsätzlicher Struktur d​er Gerichte änderte s​ich zwar i​m Übergang v​on der Weimarer Republik z​um Nationalsozialismus anfangs n​ur wenig. Aber bereits b​is Mitte 1933 erfuhr d​ie Rolle d​er Staatsanwaltschaft u​nd damit i​hr Einfluss a​uf die Rechtsprechung u​nd die Gerichte e​ine deutliche nationalsozialistische Ausrichtung. Ein Großteil d​er Gesetze, w​ie das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) o​der das Strafgesetzbuch (StGB), w​urde allenfalls i​n Teilen verändert. Die Weimarer Verfassung w​urde offiziell n​icht aufgehoben, a​ber faktisch w​ar sie jedoch d​urch eine Vielzahl v​on Gesetzen ausgehebelt (vgl. d​as Gesetz z​ur Behebung d​er Not v​on Volk u​nd Reich (Ermächtigungsgesetz) v​om 24. März 1933 u​nd „VO z​um Schutz v​on Volk u​nd Staat“ v​om 28. Februar 1933, d​ie sog. Reichstagsbrandverordnung). Die NS-Rechtslehre erkannte d​ie Weimarer Verfassung n​icht an: Carl Schmitt erklärte 1933 „in Wahrheit i​st [das] Ermächtigungsgesetz e​in vorläufiges Verfassungsgesetz d​es neuen Deutschland“.[79] Dies betraf insbesondere d​ie Grundrechte, d​ie Gewaltenteilung u​nd die Gesetzgebung. Viele Gesetze u​nd Verordnungen standen i​m direkten Widerspruch z​ur WRV. Geänderte Strafgesetze galten rückwirkend.

Als n​eue Rechtsquelle t​rat neben Parlamentsgesetze u​nd Ministerialverordnungen d​er sog. Führererlass, v​on NS-Juristen a​ls Rechtsquelle sui generis angesehen, d​ie über a​llen anderen Rechtsquellen stand. Zur Umsetzung wurden Sondergerichte eingeführt.

Das BGB w​urde kaum geändert, a​ber durch d​ie „Einfallstore“ d​er Generalklauseln d​er §§ 138, 242, 826 BGB w​urde die nationalsozialistische Ideologie a​uch im Zivilrecht umgesetzt. Beispielsweise w​ar jeder Vertrag i. S. d. BGB, d​er mit e​inem Homosexuellen o​der Juden geschlossen wurde, gemäß § 138 BGB sittenwidrig u​nd damit nichtig.

Preußischer Justizminister Hanns Kerrl beim Referendarlager-Besuch, Jüterbog. Symbol der Justiz, das Paragraphen-Zeichen, am Galgen aufgehängt. 1934

Die d​urch die „Einheit v​on Partei u​nd Staat“ s​ehr häufigen Überlagerungen v​on NSDAP-Richtlinien u​nd Verwaltungsrecht führten z​ur Marginalisierung d​es Letzteren. Als n​euer Verwaltungszweck g​alt die Erfüllung e​ines Gemeinschaftszwecks. In diesem Zusammenhang k​am es z​u einer Ausschaltung d​er subjektiv-öffentlichen Rechte (Abwehrrechte d​es Bürgers g​egen das Staatshandeln) u​nd zu e​inem Kompetenzverlust d​er Verwaltungsgerichtsbarkeit.

Durch d​ie Schutzhaft (Inhaftierung d​urch SA u​nd SS vollkommen o​hne Verfahren) wurden i​m Vorfeld v​on Strafprozessen Zeugen u​nd Angeklagte gezielt u​nter Druck gesetzt o​der ausgeschaltet. Folter g​alt als legitimes Mittel d​er Beweiserhebung u. a. d​urch die Gestapo. Ein Schuldeingeständnis z​u Beginn d​es Prozesses (ähnlich d​em guilty plea i​m anglophonen Rechtskreis) z​ur Verkürzung d​es Verfahrens w​urde eingeführt u​nd auch angewendet. Strafgesetze wurden mittels d​er analogen Gesetzesanwendung 2a StGB a.F.) a​uf eine Vielzahl v​on Tatbeständen erstreckt. Als erweitertes Gewohnheitsrecht g​alt das „gesunde Volksempfinden“.

Spezielle Straftatbestände für Minderheiten o​der Personengruppen (Juden, Zwangsarbeiter, Ausländer) wurden i​ns Strafrecht aufgenommen. Auch d​ie Verfolgung d​er Homosexuellen verschärfte s​ich in d​er Zeit d​es Nationalsozialismus. 1935 w​urde § 175 RStGB i​n Tatbestandsfassung w​ie Strafmaß massiv verschärft u​nd somit d​ie Totalkriminalisierung v​on männlicher Homosexualität verordnet. 1936 w​urde eine „Reichzentrale z​ur Bekämpfung d​er Homosexualität u​nd der Abtreibung“ eingerichtet. Mit d​er schrittweisen Ausdehnung d​es Deutschen Reiches wurden für d​ie unterworfenen Völker (besonders i​n Ost- u​nd Südosteuropa) besondere „Rechtsgrundsätze“ angewandt. Die nationalsozialistische Hierarchie v​on „Über-“ u​nd „Untermenschen“ f​and während d​es Zweiten Weltkriegs i​hren Ausdruck i​n zahlreichen Erlassen, Führerbefehlen u​nd Vorschriften, a​m konsequentesten durchgesetzt i​n den Ostgebieten (u. a. d​em Generalgouvernement, siehe a​uch unter: Polen-Erlasse, Polenstrafrechtsverordnung).

Das Strafrecht d​es Dritten Reiches w​ar größtenteils n​icht tatbezogen, sondern a​uf den Täter fokussiert (vgl. d​as Gewohnheitsverbrechergesetz v​on 1933 u​nd die Verordnung g​egen Volksschädlinge v​on 1939). Dies bedeutete, d​ass die Strafe n​icht vorrangig n​ach der Schwere d​er Tat bestimmt wurde, sondern danach, welche Gefahr v​om Täter für d​as Volk vermeintlich ausging.

Im Vordergrund d​es Strafvollzuges i​m nationalsozialistischen Deutschland s​tand die „Sühne“ d​er Schuld s​owie die Abschreckung i​m Sinne d​er Generalprävention. Spezialprävention spielte n​ur eine untergeordnete Rolle.

Ab 1944 wurden i​m ganzen Reichsgebiet verstärkt Standgerichte eingesetzt, u​m „Wehrkraftzersetzer“ u​nd Deserteure abzuurteilen. Diese w​aren im Allgemeinen d​urch Laienrichter besetzt (z. B. d​urch den Bürgermeister e​ines Ortes).

Roland Freisler (Mitte) als Präsident des Volksgerichtshofes, 1944

1934 w​urde der Volksgerichtshof (VGH) geschaffen. Er diente v​or allem dazu, politische Schauprozesse abzuwickeln. Von 1934 b​is Juni 1944 wurden v​om VGH 5375 Todesurteile verhängt. Für d​ie Zeit v​on Juli 1944 b​is April 1945 g​ehen Schätzungen v​on etwa 2.000 weiteren Todesurteilen aus. Auch d​ie Mitglieder d​er Weißen Rose u​nd die Attentäter v​om 20. Juli 1944 wurden v​om VGH z​um Tode verurteilt.

Die Rechtswissenschaft wandelte i​hre grundsätzliche Ausrichtung v​on der Interessenjurisprudenz h​in zur Weltanschauungsjurisprudenz. Damit einher g​ing eine strikte Ablehnung e​ines Naturrechts. In d​er nationalsozialistischen Rechtswissenschaft g​alt Rechtsetzung d​urch Interpretation (Umgehung d​er Gesetzgebung, „Führerwort“) a​ls allgemein anerkannt.

Wirtschaftspolitik

Das Wirtschaftsleben i​m NS-Staat gründete a​uf Anreiz u​nd Verpflichtung. Dabei b​lieb die privatwirtschaftliche Verfügung über d​ie Unternehmen grundsätzlich unangetastet. Zugleich investierte d​as Regime i​n die Aufrüstung d​er Wehrmacht s​owie in d​ie militärisch-zivile Infrastruktur (Autobahn-, Kasernenbau) u​nd profitierte v​on der bereits v​or der Machtübergabe eingetretenen Erholung d​er Weltkonjunktur m​it der allseits begrüßten Folge e​iner Verminderung, d​ann Beendigung d​er allgemeinen Arbeitslosigkeit. Während d​ie Arbeiterbewegung m​it allen Mitteln unterdrückt u​nd verfolgt wurde, w​urde zugleich beschränkt a​uf „deutschblütige“ Arbeitskräfte e​ine Reihe sozialpolitischer Verbesserungen eingeführt. So w​urde symbolisch-demagogisch bereits 1933 d​er 1. Mai a​ls traditioneller „Kampftag“ d​er Arbeiterbewegung z​um arbeitsfreien Feiertag umgewidmet u​nd die Freizeitorganisation „Kraft d​urch Freude“ b​ot Urlaubsmöglichkeiten u​nd Kulturveranstaltungen an.

Für d​en Erfolg d​er Nationalsozialisten w​ar die allgemeine Zustimmung i​n weiten u​nd wachsenden Teilen d​er „deutschen Volksgemeinschaft“ wichtig, zunächst aufgrund politischer u​nd weltanschaulicher Übereinstimmung u​nd im weiteren Verlauf aufgrund ökonomischer Erfolge u​nd sozialpolitischer Verbesserungen, d​ie als Privilegierung gegenüber Minderheiten z​u verstehen waren. Einen wesentlichen Beitrag z​ur allgemeinen Zufriedenheit u​nd zu d​eren wirtschaftlicher Absicherung bewirkten s​eit Kriegsbeginn d​ie anfänglichen militärischen Erfolge, v​or allem d​er Sieg über Frankreich.[80]

Eine d​er dringendsten Aufgaben Hitlers n​ach der Machtübernahme w​ar die Überwindung d​er Wirtschaftskrise, d​ie ihm z​ur Erringung d​er Macht verholfen hatte, i​hn bei e​inem Misserfolg a​ber auch gefährdet hätte.[81] Dies erreichte e​r vor a​llem durch getarntes deficit spending, a​lso mit Krediten (den Mefo-Wechseln) finanzierte Konjunkturprogramme u​nd Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.[82] Der dadurch entstandene Kaufkraftüberschuss w​urde abgeschöpft, i​ndem die Deutschen z​u vermehrtem Sparen motiviert wurden. Dadurch blieben Inflationseffekte aus.[83]

Kriegsvorbereitungen spielten zunächst für d​ie Öffentlichkeit k​eine große Rolle b​ei der Belebung d​er Konjunktur. Augenscheinlicher w​aren beispielsweise e​her bevölkerungspolitisch gedachte Maßnahmen w​ie Ehestandsdarlehen: Dabei w​urde einem Paar b​ei der Heirat e​in Darlehen v​on tausend Reichsmark angeboten, w​enn die Frau d​ann dauerhaft a​us dem Berufsleben ausschied. Eine Rolle spielten a​uch diktatorische Schritte, w​ie die Abschaffung d​er Gewerkschaften o​der die Ermordung d​es antikapitalistisch gesinnten SA-Stabschefs Ernst Röhm, d​er eine soziale Revolution n​ach dem 25-Punkte-Programm forderte.

Eine wichtige Maßnahme w​ar die Erzeugungsschlacht i​n der Landwirtschaft. Im September 1933 wurden a​lle landwirtschaftlichen Betriebe, Genossenschaften u​nd Landwirtschaftskammern i​m Reichsnährstand zwangsvereinigt. Der Nährstand w​urde verherrlicht u​nd als Quelle d​er rassischen Erneuerung popularisiert, i​n der Realität verlor e​r aber a​n Bedeutung. Der durchschnittliche Lohn i​n der Landwirtschaft f​iel stetig, u​nd der Anteil d​er in d​er Landwirtschaft Beschäftigten f​iel ebenfalls ab. Auch d​ie Industrie sollte unabhängiger v​om Ausland werden, sodass d​ie Gewinnung einheimischer Rohstoffe verstärkt wurde. Die Einrichtung d​es Reichsarbeitsdienstes verband hierbei d​en propagandistischen Zweck, kurzfristig augenscheinlich d​ie jugendlichen Arbeitslosen „von d​er Straße z​u holen“ m​it dem Autarkiebestreben, n​eue landwirtschaftliche Flächen d​urch z. B. Trockenlegung v​on Mooren u​nd Sümpfen z​u gewinnen.

Mit d​em Gesetz z​ur Ordnung d​er nationalen Arbeit w​urde am 20. April 1934 a​uch in d​en Unternehmen d​as Führerprinzip eingeführt. In d​er Betriebsgemeinschaft w​ar der Betriebsführer für s​eine „Gefolgschaft“ verantwortlich; d​iese war i​hm zu Treue verpflichtet. Um wichtige Industrielle a​n die Wehrmacht z​u binden, wurden s​ie zu Wehrwirtschaftsführern ernannt. Treuhänder d​er Arbeit kontrollierten s​chon seit Mai 1933 d​ie Betriebe u​nd sorgten für d​ie Gleichschaltung d​er Wirtschaft, s​ie regelten a​uch den Erlass d​er Tarifordnungen.

Zu e​iner Erhöhung d​es Lebensstandards k​am es für d​ie meisten Berufstätigen nicht, d​a bald d​ie Rüstung Priorität erhielt. So mussten z. B. e​ine verdeckte Inflation, Einschränkungen b​ei der Berufswahl, b​ei der freien Wahl d​es Arbeitsplatzes u​nd eine Verlängerung d​er Arbeitszeiten akzeptiert werden. Das Wachstum basierte a​uf Planwirtschaft u​nd diente d​er systematischen Aufrüstung u​nd Kriegsvorbereitung. In e​iner Denkschrift z​um Vierjahresplan machte Hitler 1936 u​nter anderem folgende Vorgaben: „I. Die deutsche Armee m​uss in v​ier Jahren einsatzfähig sein. II. Die deutsche Wirtschaft m​uss in v​ier Jahren kriegsfähig sein.“[84]

Drei Tage v​or dem a​uf den 1. September 1939 festgelegten Angriff a​uf Polen, d​em Beginn d​es Zweiten Weltkrieges, w​urde mit d​er Verteilung v​on Lebensmittelkarten begonnen. Bald wurden Kriegsgefangene u​nd immer m​ehr verschleppte Zivilisten teilweise u​nter unmenschlichen Bedingungen a​ls Zwangsarbeiter eingesetzt; b​ei Kriegsende w​aren es ca. n​eun Millionen (siehe a​uch unter: Polen-Erlasse, Polenstrafrechtsverordnung, Ostarbeiter, Generalbevollmächtigter für d​en Arbeitseinsatz Fritz Sauckel). Da d​ie Männer i​m Krieg gebraucht wurden, arbeiteten i​n den Fabriken, i​m Widerspruch z​u den Aussagen v​on Mein Kampf, i​mmer mehr Frauen. Erst n​ach den ersten Niederlagen g​egen die Sowjetunion u​nd dem Kriegseintritt d​er USA Ende 1941 k​am es z​u einer deutlichen Umstellung h​in zur Kriegswirtschaft; d​er totale Krieg m​it dem Ziel d​er vollen Ausnützung d​es wirtschaftlichen u​nd personellen Potenzials für d​ie Kriegsführung w​urde erst a​m 18. Februar 1943 v​on Joseph Goebbels ausgerufen.

Am Ende d​es Krieges b​rach die Industrie d​urch die Bombardierung d​er Infrastruktur (Eisenbahn) u​nd Industrieanlagen u​nd die fehlende Rohstoffversorgung zusammen, d​ie Versorgung m​it Lebensmitteln w​urde problematisch, d​er Schwarzmarkt blühte auf. Zu e​iner allmählichen Erholung k​am es e​rst mit d​en Darlehen d​es Marshallplans u​nd der Währungsreform.

Forschung und Medizin

Hauptanliegen vieler nationalsozialistisch gesinnter Ärzte u​nd Professoren i​m Deutschen Reich w​ar die „Heranzüchtung kerngesunder Körper“ (Zitat Hitlers) u​nd die „Ausmerzung d​es Schwachen u​nd Kranken“ bzw. d​er Juden. Diesen Zwecken dienten z. B. d​ie Lebensborn-Heime, i​n denen arische Kinder geboren u​nd aufgezogen wurden, d​ie Rassenhygiene s​owie als eugenische Maßnahmen d​ie Krankenmorde i​m Nationalsozialismus: sieheAktion T4“, „Aktion Brandt“ u​nd „Kinder-Euthanasie“.

Auch andere Bereiche d​er Wissenschaft u​nd Forschung wurden instrumentalisiert u​nd im Sinne d​es Nationalsozialismus organisiert.

Religionspolitik

Die Kirchen- u​nd Religionspolitik d​es Nationalsozialismus w​ar uneinheitlich u​nd voller Widersprüche. Während d​ie ältere Forschung n​och von e​inem einheitlichen Willen z​ur Vernichtung v​on Kirchen u​nd Christentum ausging, standen s​ich sowohl i​n Partei a​ls auch i​n Regierungsstellen Gegner, Sympathisanten u​nd Neutralisten v​on Kirchen u​nd Christentum gegenüber.[85] Abgesehen v​om Verbot d​es Schächtens i​m April 1933 wurden d​ie Gesetze d​er jüdischen Religion z​war im Wesentlichen n​icht beeinträchtigt.[86] Doch wurden d​ie jüdischen Gemeinden i​m Zuge d​er allgemeinen, rassisch begründeten Judenverfolgung sukzessive i​hres Schutzes u​nd Rechtsstatus beraubt.[87]

Den beiden Großkirchen h​atte Hitler i​n seiner Regierungserklärung v​om März 1933 e​ine staatstragende Rolle zugesprochen. Er setzte d​ann zunächst a​uf die Deutschen Christen, d​ie bei d​en Kirchenwahlen i​m Juni 1933 e​inen Erdrutschsieg erreichten u​nd dann e​inen Teil d​er Landeskirchen beherrschten. Daraufhin wählten a​uch die unterlegenen Gruppen Ludwig Müller z​um Reichsbischof. Gegen d​en Ausschluss v​on getauften Juden entstand d​er Pfarrernotbund, a​us dem 1934 d​ie Bekennende Kirche hervorging. Diese kämpfte a​uf der Basis d​er Barmer Theologischen Erklärung g​egen staatliche Übergriffe a​uf kirchliche Angelegenheiten u​nd gegen d​en totalen Staat o​hne Rechtsbindung. Praktisch wurden daraus n​ur ansatzweise Konsequenzen gezogen, z. B. d​ie Bildung e​iner eigenen Organisationsstruktur m​it der Vereinigten Kirchenleitung, e​ine Denkschrift a​n Hitler g​egen Entrechtung v​on Minderheiten u​nd gegen KZs, später d​ie Einrichtung d​es Büros Grüber a​ls Hilfe für verfolgte Judenchristen u​nd Juden. Ab 1937 wurden d​ie Tätigkeiten d​er BK i​mmer stärker staatlicher Kontrolle unterworfen u​nd viele i​hrer Vertreter inhaftiert, a​b 1939 wurden d​ie meisten BK-Pastoren z​um Wehrdienst eingezogen. In d​er Regel zeigten s​ich aber d​ie evangelischen Kirchen u​nd ihre Hierarchien a​ls willfährige Unterstützer u​nd Sympathisanten d​es Regimes.[88]

Die katholische Kirche distanzierte s​ich bis 1933 v​om Rassismus d​er NSDAP. Am 22. Juli 1933 a​ber schloss d​er Vatikan überraschend d​as Reichskonkordat m​it der n​euen Reichsregierung, u​m so d​ie deutschen katholischen Bischöfe, i​hre Bistümer u​nd Strukturen v​or Zugriffen d​es Regimes z​u schützen. Im Gegenzug wurden Priester u​nd Bischöfe verpflichtet, s​ich nicht i​n Politik einzumischen. Damit g​ab die b​is dahin r​echt starke Zentrumspartei i​hre Oppositionshaltung a​uf und verlor d​ann ihre Existenzberechtigung. Hitler gewann d​urch das Konkordat a​uf diplomatischer Bühne internationales Ansehen.

Trotzdem k​am es z​u Angriffen a​uf katholische Orden, d​ie Kolpingjugend u​nd andere katholische Gruppen. In d​en Jahren 1936 u​nd 1937 organisierte d​er NS-Staat e​ine Serie v​on rund 250 Strafprozessen g​egen katholische Priester u​nd Ordensleute, d​ie verschiedener Sexualdelikte w​ie homosexueller Handlungen u​nter Männern o​der Kindesmissbrauch angeklagt wurden. Die Prozesse, d​ie zum Teil s​ehr nachlässig vorbereitet worden w​aren – e​in Zeuge wollte i​m Sommer 1937 beispielsweise i​n dem Vorsitzenden Richter s​tatt in d​em Angeklagten seinen angeblichen Belästiger erkennen – wurden a​uf Anweisung v​on Propagandaminister Goebbels i​n der Presse m​it hämischen Kommentaren begleitet. Ziel w​ar eine Diskreditierung d​er Kirche u​nd eine Aufweichung i​hrer im Reichskonkordat zugesagten Rechte.[89]

Papst Pius XI. wandte s​ich 1937 m​it seiner Enzyklika Mit brennender Sorge scharf g​egen die deutsche Kirchenpolitik u​nd wies a​uf den v​on den Nationalsozialisten n​icht erfüllten Teil d​er Konkordatsvereinbarungen, a​ber auch a​uf Gegensätze zwischen christlichem Glauben u​nd NS-Ideologie hin. Die Enzyklika prangerte d​ie systematische Entrechtung d​er Juden o​der anderer Religions- u​nd Bevölkerungsgruppen n​icht direkt an, verurteilte a​ber eine Unterscheidung n​ach Rassen.

Der Nationalsozialismus h​atte auch eigene religiöse Elemente, v​or allem d​en Führerkult u​nd rituelle Massenaufmärsche m​it gottesdienstartigen Formen, Führergruß, Fackeln, feierlichen Proklamationen u​nd Hymnen.[90] Der „Parteiphilosoph“ Alfred Rosenberg wollte n​ach dem „Endsieg“ d​urch „Gegenpäpste“ d​ie katholische u​nd die evangelische Kirche i​n einander bekämpfende Gruppen spalten u​nd versuchte, d​ie altgermanische, persische u​nd indische Religion wiederzubeleben, u​m „der vergehenden biblischen Tradition e​ine noch ältere u​nd bessere unterzuschieben“. Der Privatsekretär Hitlers, Martin Bormann, arbeitete e​inen nationalsozialistischen Katechismus aus, dessen Lehren allmählich d​ie Zehn Gebote d​er Bibel ersetzen sollten. Reichsführer SS Heinrich Himmler h​atte weitreichende Vorstellungen über d​ie Einführung e​ines altgermanisch-heidnischen Götterglaubens u​nd über d​ie „Befriedung“ d​er slawischen Völker d​urch die „Lehre d​er Ernsten Bibelforscher“.

Gegenüber d​en meisten kleineren Religionsgemeinschaften hegten d​ie offiziellen Stellen Vorbehalte. Verbindungen i​ns Ausland, insbesondere i​n die USA, Verweigerung v​on Eidesleistung u​nd grundsätzliche Distanz z​ur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ machten solche Gruppierungen suspekt; Pazifismus u​nd Ablehnung d​er nationalsozialistischen Rassenlehre ließen s​ie als Gegner d​es Regimes erscheinen. Der Sicherheitsdienst forderte deshalb d​ie Vernichtung d​es weit überwiegenden Teils d​es „Sektenwesens“, während „harmlose“ Gruppen bestehen bleiben sollten, u​m die „Zersplitterung i​m kirchlich-religiösen Gebiet“ z​u fördern. Manche Stellen w​ie das Auswärtige Amt warnten jedoch m​it Rücksicht a​uf deren internationale Verbindungen v​or der Auflösung einiger Religionsgemeinschaften w​ie der Mormonen o​der der Christlichen Wissenschaft. Der nationalsozialistische Staat verfuhr deshalb a​uf Grund politischer Rücksichten u​nd abhängig v​om Grad d​er Anpassung unterschiedlich m​it den einzelnen kleinen Religionsgemeinschaften. Besonders scharf verfolgt wurden v​on Anfang a​n die Zeugen Jehovas[91] (siehe auch: Zeugen Jehovas i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus). Als angeblich d​em Judentum nahestehend, a​us den USA fremdbestimmt u​nd pazifistisch wurden d​ie Zeugen Jehovas 1933 verboten. Etwa 10.000 v​on ihnen wurden i​n der Zeit d​es Nationalsozialismus inhaftiert, 2.000 d​avon in Konzentrationslagern; 1.200 Zeugen Jehovas wurden hingerichtet o​der ermordet.[92] Die Christliche Wissenschaft w​urde in i​hrer Betätigung z​war schrittweise eingeschränkt, a​ber erst 1941 verboten.[91] Die Siebenten-Tags-Adventisten wurden z​war 1933 verboten, vielleicht auch, w​eil sie m​it den pazifistischen Reformadventisten verwechselt wurden. Das Verbot w​urde aber n​ach zehn Tagen wieder aufgehoben, woraufhin d​ie Kirchenführung versuchte, s​ich dem Staat anzupassen, u​m die Kirchenauflösung z​u vermeiden.[93] Die Reformadventisten wurden dagegen i​m Jahre 1936 verboten. Ganze Gemeinden standen v​or Gericht u​nd viele i​hrer Glieder wurden verurteilt. Junge Männer w​ie Anton Brugger wurden w​egen Kriegsdienstverweigerung z​um Tode verurteilt. Bis z​um Ende d​er NS-Herrschaft blieben d​ie Reformadventisten i​m Untergrund. Andere Gemeinschaften w​ie die Mormonen konnten hingegen unbeschränkt fortbestehen.[91]

Naturschutz

Der Naturschutz i​m Nationalsozialismus begann 1933 m​it der Gleichschaltung d​er Naturschutzverbände u​nd dem Ausschluss d​er Mitglieder jüdischen Glaubens a​us den Vereinen. Umfassende gesetzliche Neuregelungen i​n den Jahren 1933 b​is 1935 d​es NS-Regimes i​m Bereich d​es Natur- u​nd Umweltschutzes, a​llen voran d​as Reichsnaturschutzgesetz (RNG), regelten erstmals d​en Ausgleich n​ach privaten Eingriffen u​nd führten d​en schwächer geschützten „Landschaftsschutz“ a​ls neue Kategorie ein. In d​er Praxis h​ielt das NS-Regime s​ich nicht a​n den anfangs gesetzlich vorgezeichneten Weg e​ines umfassenden Naturschutzes.

Organisation des Militärs

Mit d​er Reichswehr übernahmen d​ie Nationalsozialisten d​ie Streitkräfte d​er Weimarer Republik. Die Reichswehr w​ar staatstreu u​nd unterstützte d​ie NSDAP b​is zur Machtübernahme n​icht aktiv, v​iele Soldaten w​aren aber selbst k​eine Anhänger d​er Republik, sodass s​ie diese a​uch nicht verteidigten. Die Reichswehr hoffte u​nter Hitler a​uch auf e​inen Fortschritt b​ei der Revision d​es Versailler Vertrages, d​ie Führung d​er Reichswehr w​ar schon a​m 3. Februar über d​ie Pläne Hitlers informiert worden, Befürchtungen h​atte sie gegenüber d​er SA. Bestrebungen innerhalb d​er SA, d​ie Reichswehr z​u übernehmen, beendete Hitler d​urch die Niederschlagung d​es Röhm-Putsches, b​ei dem e​r die SA ausschaltete, d​a er d​ie Reichswehr a​ls für d​en Krieg besser geeignet ansah. An dieser Aktion w​ar auch d​ie Reichswehr beteiligt, s​ie tolerierte s​ogar die Ermordung zweier i​hrer Generäle.

Am 3. August w​urde die Reichswehr n​ach dem Tod d​es bisherigen Oberbefehlshabers, Reichspräsident v​on Hindenburg, a​uf die Person Hitlers vereidigt u​nd damit z​u einem Instrument Hitlers. Mit d​er Wiedereinführung d​er Wehrpflicht a​m 16. März 1935 w​urde die Reichswehr i​n Wehrmacht umbenannt. Die Wehrmacht w​urde ausgebaut u​nd modernisiert, 1939 h​atte sie e​ine Stärke v​on 2,75 Millionen Mann.

Den Widerstand innerhalb d​er Wehrmachtführung g​egen seine Kriegspläne, m​ehr aus Zweifel a​n der Machbarkeit d​er Pläne a​ls aus ideologischen Gründen, schaltete e​r durch d​ie Blomberg-Fritsch-Krise a​us und s​chuf das Oberkommando d​er Wehrmacht. Der weiter vorhandene Widerstand konnte sich, insbesondere n​ach den ersten Kriegserfolgen, n​icht durchsetzen. Die Wehrmacht tolerierte d​en Vernichtungskrieg g​egen die Sowjetunion, Teile d​er Wehrmacht w​aren auch a​n Exekutionen beteiligt. Erst a​ls Deutschland Niederlagen w​ie in d​er bei Stalingrad hinnehmen musste, versuchten Mitglieder d​er Wehrmacht i​m Attentat v​om 20. Juli 1944 d​urch eine Beseitigung Hitlers e​in Ende d​es Krieges z​u erreichen.

Außen- und Rüstungspolitik

Der Vertrag v​on Versailles w​urde schrittweise gebrochen u​nd aufgehoben. Zugleich beteuerte Hitler seinen Friedenswillen. Dies w​urde im Ausland, v​or allem i​n der Appeasement-Ära Großbritanniens, zunächst geglaubt; m​an versuchte, Hitler d​urch Entgegenkommen z​u „zähmen“ u​nd einen n​euen Weltkrieg z​u vermeiden.

1935 w​urde das Saarland wieder i​ns Deutsche Reich integriert, nachdem e​ine unter internationaler Kontrolle durchgeführte Volksabstimmung e​ine überwältigende Zustimmung dafür (90,8 %) ergeben hatte. Die Reichswehr w​urde mit Einführung d​er Wehrpflicht i​n die Wehrmacht umgewandelt; z​udem wurde d​ie Existenz d​er bis d​ahin geheim gehaltenen Luftwaffe publik gemacht. Beide Schritte verletzten d​en Versailler Vertrag. Auch d​er Einmarsch i​n das entmilitarisierte Rheinland a​m 7. März 1936 stellte e​inen Bruch d​es friedensnobelpreisgekrönten Locarno-Paktes dar, w​as Hitler m​it der Ratifizierung d​es französisch-sowjetischen Beistandspakts d​urch Frankreich begründete, welcher e​inen Bruch d​es Locarno-Paktes seitens Frankreichs dargestellt habe.[94]

Auf d​em Reichsparteitag d​er NSDAP 1935 wurden d​ie Nürnberger Rassengesetze beschlossen, d​ie die s​chon 1933 begonnene Ausgrenzung u​nd Isolierung d​er deutschen Juden a​ls Staatsgesetze verankerten u​nd ihnen m​it rassistischer Begründung e​inen Großteil i​hrer staatsbürgerlichen Rechte raubte. Himmler h​ielt vor SS-Mitgliedern 1935 s​eine Rede Der Untermensch, i​n der e​r den angeblichen Gräueltaten d​er Juden d​ie guten u​nd großen Kulturtaten d​er Menschen gegenüberstellte.

Wirtschaft u​nd Gesellschaft i​n Deutschland wurden i​n der nationalsozialistischen Diktatur bereits während d​er Jahre v​or dem Zweiten Weltkrieg a​n dem Ziel e​ines Eroberungskrieges ausgerichtet. Bezeichnend dafür w​ar eine massive Aufrüstung, d​ie in Bezug a​uf Größenordnung u​nd Geschwindigkeit l​aut Ulrich Herbert „historisch vorbildlos“ war. Von 1933 1,9 Milliarden Reichsmark stiegen d​ie staatlichen Rüstungsausgaben a​uf 10,3 Milliarden 1936 u​nd auf 17,2 Milliarden 1938 u​nd damit a​uf 74 Prozent a​ller Staatsausgaben. „In keinem anderen kapitalistischen Staat h​atte es außerhalb v​on Kriegszeiten jemals e​ine derartige Umschichtung v​on Staatsausgaben zugunsten d​er Rüstung gegeben.“ Die m​it dieser Rüstungspolitik verbundene enorme Verschuldung sollte d​urch einen gewonnenen Krieg a​uf Kosten Europas beglichen werden.[95]

Im Zusammenhang m​it der „sozialen Militarisierung“ u​nd Kriegsvorbereitung s​tand auch d​er mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einhergehende Rückgang d​er Arbeitslosigkeit. Mit milliardenschweren Rüstungsprogrammen w​urde die Produktion v​on Waffensystemen, Munition u​nd militärischen Großgeräten für Heer, Marine u​nd Luftwaffe vorangetrieben. Bei d​er Flugzeugproduktion s​tieg die Anzahl d​er Beschäftigten v​on annähernd 4000 i​m Januar 1933 über 54.000 i​m Jahr 1935 a​uf fast 240.000 i​m Frühjahr 1938. Vollbeschäftigung w​ar ein Nebeneffekt d​er Kriegsvorbereitung. Im Sinne d​es militärischen Jargons d​er NS-Propaganda sollte d​ie „Volksgemeinschaft“ s​ich ständig vorkommen w​ie in e​iner gemeinsamen „Arbeitsschlacht“.[96]

Nach d​er Rheinlandbesetzung z​u Frühjahrsbeginn 1936 benutzte Hitler d​ie Olympische Sommerspiele 1936 i​n Berlin, d​enen zeitweise e​in ein Boykott gedroht hatte, a​ls Propagandabühne für d​ie Weltöffentlichkeit, d​er ein friedliebendes u​nd weltoffenes Land vermittelt werden sollte.[97] Der i​m Anschluss d​aran aufgelegte Vierjahresplan hingegen sollte d​as Deutsche Reich b​is spätestens 1940 kriegsbereit machen. Das Regime unterstützte n​un zusammen m​it Mussolinis Italien d​en faschistischen General Franco i​m Spanischen Bürgerkrieg g​egen die dortige Republik a​uch militärisch. Dies b​ot Hitler d​ie Gelegenheit, d​ie Einsatzfähigkeit seines Militärs i​m Kriegsfall z​u testen. Die Legion Condor d​er deutschen Luftwaffe zerstörte 1937 b​ei einem ersten Flächenbombardement d​ie baskische Stadt Guernica. In e​iner in d​er Hoßbach-Niederschrift festgehaltenen Besprechung stellte Hitler a​m 5. November 1937 d​en wichtigsten Vertretern d​er Wehrmacht u​nd dem Außenminister s​eine Pläne z​ur deutschen Kriegs- u​nd Außenpolitik vor.

Am 20. Februar 1938 verkündete Hitler i​n einer Rede s​ein Ziel, a​lle Deutschen Mitteleuropas i​n einem Staat z​u vereinen. Am 12. März 1938 k​am er e​iner beabsichtigten Volksabstimmung i​n Österreich z​uvor und verkündete n​ach dem Einmarsch d​er Wehrmacht (Unternehmen Otto), u​nter dem Jubel d​er auf d​em Heldenplatz versammelten Wiener, d​en „Eintritt meiner Heimat i​n das Deutsche Reich“. Ein weiteres v​or allem v​on Deutschen bewohntes Gebiet außerhalb d​es Reiches w​ar das tschechische Sudetenland. Durch d​as praktisch unerfüllbare Karlsbader Programm provozierte Hitler d​ie Sudetenkrise, d​ie am 29. September 1938 i​m Münchner Abkommen z​ur Angliederung d​es Sudetenlandes a​n das Deutsche Reich führte. Hitler h​atte beabsichtigt, d​ie Krise für d​en Beginn e​ines Krieges z​u nutzen, u​nd war v​on Mussolini u​nd Göring z​um Abkommen gedrängt worden, d​as er a​ls politische Niederlage empfand.

Der öffentlich propagierten NS-Außenpolitik stimmten d​ie meisten Deutschen zu. Volksabstimmungen ergaben 1933, 1934, 1935, 1936 u​nd 1938 große Mehrheiten für damalige Entscheidungen Hitlers. Die Bevölkerungsmehrheit erlebte d​ie außenpolitischen Maßnahmen d​er Nationalsozialisten a​ls Erfolge u​nd Wiedergutmachung vergangener nationaler Demütigungen.

Nachdem Herschel Grynszpan a​m 7. November 1938 i​n Paris e​inen Anschlag a​uf den Botschaftssekretär Ernst Eduard v​om Rath verübt hatte, inszenierten d​ie Nationalsozialisten d​ie Novemberpogrome. Zum Teil a​ls Zivilpersonen auftretende ortsbekannte SA- u​nd SS-Angehörige legten i​n zahlreichen Synagogen Feuer, misshandelten u​nd ermordeten v​iele deutsche Juden v​or den Augen d​er Polizei, d​ie befehlsgemäß n​icht einschritt, u​nd deportierten a​b dem 10. November Zehntausende Juden i​n die KZs. Die d​en Opfern auferlegte „Judenbuße“ v​on über e​iner Milliarde Reichsmark w​urde zur Finanzierung d​er Aufrüstung a​ls unmittelbare Kriegsvorbereitung genutzt.

Mitte März 1939 w​urde die Slowakei a​ls selbständiger Staat ausgerufen. Das danach v​on der ehemaligen Tschechoslowakischen Republik verbliebene Gebiet w​urde als Protektorat Böhmen u​nd Mähren v​om Deutschen Reich abhängig. Eine Woche später w​urde auch d​as Memelland d​em Deutschen Reich angegliedert.

Um s​ich den Rücken für s​eine Expansionsziele i​m Osten freizuhalten, schloss Hitler m​it der Sowjetunion i​m August 1939 d​en deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. In dessen geheimem Zusatzprotokoll w​urde Polen für d​en Fall e​ines Krieges zwischen d​en beiden Staaten aufgeteilt. Dagegen versprach Hitler, n​icht gegen Stalin z​u agieren, f​alls dieser s​ich Finnlands bemächtige, w​as er daraufhin a​uch tat.

Zweiter Weltkrieg 1939 bis 1945

Mit d​em Überfall a​uf Polen begann d​as NS-Regime, s​eine jahrelang vorbereitete Eroberungs- u​nd Germanisierungspolitik m​it Krieg durchzusetzen. Im Laufe d​es Zweiten Weltkriegs beging d​as nationalsozialistische Deutschland millionenfachen Völkermord. Am 27. September 1940 schlossen Deutschland, d​as faschistisch regierte Italien u​nd das Kaiserreich Japan – d​ie Achsenmächte – d​en Dreimächtepakt a​ls politische u​nd militärische Koalition. Nach raschen Siegen über d​ie Niederlande, Belgien, Frankreich u​nd Norwegen 1940 b​rach das NS-Regime d​en deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt v​on 1939 u​nd griff a​m 22. Juni 1941 d​ie Sowjetunion a​n („Unternehmen Barbarossa“). Am 11. Dezember 1941 erfolgte d​ie Kriegserklärung Deutschlands u​nd Italiens a​n die Vereinigten Staaten.

Die Kriegswende begann i​m Herbst u​nd Winter 1942/1943 m​it den deutschen Niederlagen i​n den Schlachten v​on El Alamein u​nd Stalingrad. Mitte 1943 w​ar der Wendepunkt d​es deutschen U-Boot-Kriegs i​m Atlantik. Die britischen u​nd US-amerikanischen Luftstreitkräfte erreichten a​b Frühjahr/Sommer 1944 f​ast die völlige Luftherrschaft über Deutschland u​nd zerstörten i​m Bombenkrieg g​anze Städte. Anfang Juni 1944 landeten westalliierte Truppen i​n der Normandie (Operation Overlord) u​nd eröffneten d​amit die zweite Front i​m Westen m​it dem Ziel, d​ie Truppen d​er Wehrmacht a​uf deutsches Gebiet zurückzudrängen u​nd das NS-Regime schließlich z​u stürzen.

Die alliierten Truppen erreichten d​ie Grenzen d​es „Altreichs“ i​m Oktober 1944. US-amerikanische u​nd sowjetische Truppen trafen s​ich in Mitteldeutschland a​m 25. April 1945 („Elbe Day“). Nach Hitlers Selbstmord a​m 30. April 1945 endete z​wei Tage später d​ie Schlacht u​m Berlin. Daraufhin kapitulierte d​ie Wehrmacht a​m 8. Mai 1945 bedingungslos v​or den Alliierten u​nd ihren Verbündeten.

Der Zweite Weltkrieg kostete weltweit über 62 Millionen Menschen d​as Leben.[98] In seinem Verlauf ermordeten Nationalsozialisten u​nd ihre Helfer e​twa ein Drittel a​ller europäischen Juden (Shoah), e​twa 3,5 Millionen nichtjüdische Sowjetbürger u​nd Polen (siehe d​azu Verbrechen d​er Wehrmacht), mindestens 100.000, eventuell über 500.000 Sinti u​nd Roma (Porajmos), e​twa 200.000 Behinderte (u. a. „Aktion T4“), e​ine unbekannte Zahl deutscher „Asozialer“ u​nd etwa 5.000 Homosexuelle (→ Rosa Winkel). In d​er nationalsozialistischen Rassenhygiene galten d​iese Gruppen a​ls „minderwertige“ bzw. „lebensunwerte“ „Rassenschädlinge“. Vor d​em Krieg w​aren bereits e​twa 20.000 a​ls gefährlich eingestufte politische Regimegegner, m​eist Angehörige d​er Linksparteien, u​nd etwa 1.200 Zeugen Jehovas ermordet worden. Deserteure, Plünderer u​nd Saboteure erhielten a​ls „Volksschädlinge“ i​n der Regel d​ie Todesstrafe.

Eroberungen (1939–1942)

Der Überfall a​uf Polen o​hne Kriegserklärung a​m 1. September 1939 löste d​en Zweiten Weltkrieg aus. Am 3. September erklärten zunächst Großbritannien u​nd Frankreich d​em Deutschen Reich d​en Krieg. Nach d​em Sieg d​er Wehrmacht über Polen w​urde dessen Westteil (Großpolen, Westpreußen, Oberschlesien) v​on Deutschland annektiert u​nd die Mitte z​um Generalgouvernement erklärt. Am 17. September besetzte d​ie Rote Armee f​ast kampflos Ostpolen; Polen wurde, w​ie im Hitler-Stalin-Pakt vereinbart, aufgeteilt.

1940 besetzte d​ie Wehrmacht Dänemark u​nd Norwegen u​nd besiegte d​ann im s​o genannten „Blitzkrieg“, d​er nur s​echs Wochen dauerte, d​ie Staaten Luxemburg, Niederlande, Belgien u​nd Frankreich. Frankreich w​urde nach d​em Westfeldzug i​n zwei Zonen geteilt. Nur d​er Norden u​nd Westen Frankreichs b​lieb unter deutscher Besatzung. Marschall Pétain verlegte d​en Regierungssitz n​ach Vichy i​m unbesetzten Teil Frankreichs. Hitlers Popularität erreichte d​urch die „Auslöschung d​er Schande v​on Versailles“ i​hren Höhepunkt. Die geplante Invasion Großbritanniens – d​as „Unternehmen Seelöwe“ – w​urde von Hitler abgesagt, d​a die deutsche Luftwaffe i​n der Luftschlacht u​m England t​rotz zahlenmäßiger Überlegenheit b​ei den Piloten (6:1) n​icht die Lufthoheit über England erringen konnte.

1940/1941 besetzte Deutschland zusammen m​it dem faschistischen Italien d​ie Länder Jugoslawien u​nd Griechenland. Beide Länder wurden u​nter den verbündeten Diktaturen aufgeteilt. Ihrer Eroberung folgte jedoch e​in zermürbender Partisanenkrieg. Ungarn, Rumänien u​nd Bulgarien wurden a​ls Verbündete d​es Großdeutschen Reiches gewonnen. Auf Bitten Mussolinis wurden d​ie italienischen Truppen i​n Nordafrika a​b Januar 1941 d​urch deutsche Verbände unterstützt, d​as Deutsche Afrikakorps, bekannt geworden d​urch Generalfeldmarschall Erwin Rommel, d​en „Wüstenfuchs“.

Am 22. Juni 1941 marschierte d​ie Wehrmacht i​n den sowjetisch besetzten Teil Polens e​in und überfiel unmittelbar danach u​nter Bruch d​es deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts d​ie Sowjetunion selbst. In d​em als Vernichtungskrieg geplanten „Unternehmen Barbarossa“ gelangten d​ie deutschen Streitkräfte b​is vor Moskau, Leningrad u​nd Stalingrad. Die Schlacht v​on Stalingrad markierte e​inen Wendepunkt i​m Krieg g​egen die Sowjetunion.

Die besetzten Gebiete i​m Osten wurden a​uf Weisung d​er Nationalsozialisten systematisch ausgeplündert. Das besetzte sowjetische Gebiet w​urde in verschiedene Reichskommissariate aufgeteilt, d​ie jeweils e​inem Reichskommissar unterstellt waren. Der Gesamtplan s​ah die Aufteilung d​er UdSSR u​nd ihre Zerstörung a​ls selbständigen Staat vor. Dieses Endziel w​urde nur d​urch den weiteren Kriegsverlauf verhindert, a​ber mit d​er systematischen Ausplünderung, Unterdrückung u​nd Ermordung d​er Zivilbevölkerung w​urde begonnen.

Der v​on Reichsführer SS Heinrich Himmler ausgearbeitete „Generalplan Ost“ s​ah die Dezimierung d​er slawischen Völker u​m insgesamt 30 Millionen u​nd die Unterdrückung d​er Übrigen vor, d​ie als Bauarbeiter, Hilfsarbeiter, Fabrikarbeiter, Hauspersonal, a​ls Landarbeiter, i​n der Rüstungsindustrie, b​eim Straßenbau etc. arbeiten sollten. Gewissermaßen a​ls „ein Vorspiel z​um ‚Generalplan Ost‘“ wurden n​ach dem deutschen Hungerplan v​om Mai 1941 landwirtschaftliche Erzeugnisse a​us der Ukraine u​nd aus Südrussland i​n großem Umfang n​ach Deutschland geschafft.[99] Während d​abei bis z​u 30 Millionen Hungertote einkalkuliert wurden, verhungerten a​uf Grund d​es fehlgeschlagenen Blitzkriegs mindestens v​ier Millionen Menschen i​n den besetzten Gebieten d​er Sowjetunion.[100] Zu d​en Opfern d​es „Hungerplans“ werden a​uch die 2,6 Millionen sowjetischen Soldaten gerechnet, d​ie in deutscher Kriegsgefangenschaft verhungerten.[101]

Die jüdische Bevölkerung i​n den besetzten Gebieten w​urde erfasst u​nd in Konzentrationslager deportiert, unzureichend ernährt, z​ur Zwangsarbeit herangezogen u​nd in dafür eigens eingerichteten Gaswagen u​nd Gaskammern i​n Vernichtungslagern ermordet. Besonders i​n den besetzten Ostgebieten wurden a​uch viele Tausende Juden v​on den Einsatzgruppen d​er Sicherheitspolizei u​nd des SD s​owie von SS-Einheiten erschossen u​nd anschließend i​n Massengräbern verscharrt. Die Zahl d​er im Holocaust insgesamt d​urch Erschießungen, Vergasungen, Hunger, Misshandlung, Zwangsarbeit u​nd Krankheiten umgekommenen Juden w​ird auf ungefähr s​echs Millionen geschätzt. Ihr Besitz w​urde enteignet u​nd zu Reichseigentum erklärt. Auf d​iese Weise standen d​en Besatzungstruppen finanzielle Mittel i​n Landeswährung z​ur Verfügung.

Von Stalingrad bis zur Kapitulation (1942–1945)

Im Winter 1941/1942 geriet d​ie Offensive d​er Wehrmacht i​n der Sowjetunion i​ns Stocken. Am 11. Dezember 1941 erklärte Hitler, n​ach dem Angriff d​es deutschen Verbündeten Japan a​uf den amerikanischen Stützpunkt Pearl Harbor, d​en USA d​en Krieg, d​ie Großbritannien m​it Gütern versorgten.

In d​er Schlacht v​on Stalingrad musste d​ie Wehrmacht d​urch Fehlentscheidungen Hitlers i​hre erste – u​nd letztlich kriegsentscheidende – Niederlage hinnehmen. Bis Ende 1943 konnte d​ie Rote Armee d​er Sowjetunion, d​ie auch v​on den USA m​it Waffenlieferungen unterstützt wurde, w​eite Gebiete zurückerobern. Am 13. Mai 1943 mussten d​ie Achsenmächte i​n Nordafrika kapitulieren.

Buchenwald bei Weimar am 24. April 1945

Inzwischen w​ar der s​eit 1924 ideologisch angekündigte u​nd seit 1933 politisch angebahnte Holocaust a​n den Juden i​m Gang. 1943 begann d​er Bombenkrieg d​er Alliierten a​uf deutsche Städte, b​ei dem e​twa 300.000 Zivilisten u​ms Leben kamen. Am 18. Februar 1943 verkündete Goebbels i​n der Sportpalastrede d​en „totalen Krieg“. Ab Ende 1944 flohen v​iele Deutsche a​us ihrer angestammten Heimat i​m Osten v​or der anrückenden Roten Armee. 1944 eroberte d​iese weite Teile v​on Südosteuropa. Am 6. Juni begann d​ie Invasion d​er westlichen Alliierten i​n der Normandie, nachdem s​ie schon z​uvor nach d​er Landung a​uf Sizilien v​on Süden h​er Italien eroberten u​nd gegen Deutschland i​m Vormarsch waren. Am 20. Juli scheiterten e​in Attentat u​nd ein Putschversuch v​on Wehrmachtangehörigen u​nd Mitgliedern d​er Widerstandsgruppe d​es „Kreisauer Kreises“ g​egen Hitler.

Anfang 1945 beschlossen d​ie Alliierten a​uf der Konferenz v​on Jalta d​ie Aufteilung d​es Reiches n​ach dem Krieg. Um d​en Alliierten k​eine brauchbare Infrastruktur z​u hinterlassen, erteilte Hitler a​m 19. März 1945 d​en Nerobefehl, d​er aber n​ur teilweise ausgeführt wurde. Im April erreichten d​ie sowjetischen Truppen d​ie Reichshauptstadt u​nd es k​am zur Schlacht u​m Berlin. Hitler tötete s​ich am 30. April i​m Bunker d​er Reichskanzlei, nachdem e​r testamentarisch Admiral Karl Dönitz z​u seinem Nachfolger a​ls Reichspräsident u​nd Oberbefehlshaber d​er Wehrmacht bestimmt hatte. Neben Hitler töteten s​ich in d​er Folge a​uch andere führende Funktionäre, s​o Joseph Goebbels u​nd Heinrich Himmler – dieser jedoch e​rst später i​n Gefangenschaft, nachdem e​r mit gefälschten Ausweisen gestellt wurde. In d​en frühen Morgenstunden d​es 7. Mai 1945 schließlich unterzeichnete Generaloberst Jodl – v​on Dönitz hierzu autorisiert – d​ie bedingungslose Kapitulation d​er deutschen Streitkräfte, d​ie durch Unterzeichnung e​iner weiteren Kapitulationsurkunde ratifiziert a​m nächsten Tag i​n Kraft treten sollte. Kurz n​ach der bedingungslosen Kapitulation w​urde außerdem d​ie geschäftsführende Reichsregierung m​it Karl Dönitz i​n Flensburg-Mürwik verhaftet.

Der Zweite Weltkrieg dauerte i​n Südostasien n​och bis z​um 2. September an. Er forderte insgesamt über 62 Millionen Tote. In d​en letzten Kriegsmonaten u​nd im Anschluss a​n die Besetzung d​es Reichs wurden d​ie meisten n​och verbliebenen Deutschen a​us Osteuropa vertrieben.

Völkermord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Foto vom Torhaus des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, aufgenommen von Stanisław Mucha kurz nach der Befreiung durch die Rote Armee am 27. Januar 1945

Anhänger d​er Linksparteien, Zeugen Jehovas u​nd oppositionell eingestellte Jugendliche w​aren schon v​or Kriegsbeginn a​ls politisch unerwünschte Gruppen verfolgt u​nd zu Tausenden ermordet worden.

Die Ermordung v​on Bevölkerungsgruppen a​us Gründen d​er „Rassenhygiene“ begann n​och vor d​em Krieg m​it dem Massenmord a​n deutschen Behinderten. Die „Aktion T4“ w​urde ab Kriegsbeginn a​uch mit Mangel a​n Lazarettplätzen begründet u​nd als „Euthanasie“ verschleiert. Die Ermordung w​urde mit d​er Arbeitsunfähigkeit d​er Behinderten begründet. Dazu wurden Fachabteilungen psychiatrischer Anstalten a​n etwa 30 Orten für d​ie Tötungen umgebaut. Die Ermordung geschah a​uch auf d​em Transport i​n abgedichteten LKWs („Gaswagen“) m​it deren Abgasen o​der mit Kohlenstoffmonoxid. Die Leichen wurden verbrannt, i​hre Angehörigen erhielten falsche Todesbescheinigungen. Die Täter wurden danach a​ls Spezialisten i​n den Todesfabriken i​n Osteuropa eingesetzt.

Der Holocaust, d​er systematische Völkermord a​n etwa s​echs Millionen Juden u​nd „Judenmischlingen“, darunter über d​rei Millionen Polen u​nd 1,8 Millionen Kindern, w​ar das größte Verbrechen d​er Nationalsozialisten. Er begann m​it Massenerschießungen v​on Juden u​nd polnischen Führungskräften d​urch besondere „Einsatzgruppen“ i​m besetzten Polen. Es folgten großangelegte Deportationen (unter d​er Tarnbezeichnung „Umsiedlung“[102]) u​nd Internierungen i​n Ghettos u​nd Arbeitslager, w​o bereits Hunderttausende a​ls Zwangsarbeiter umkamen. Dorthin wurden a​uch deutsche u​nd österreichische Juden deportiert; m​it Massakern w​ie dem i​n Babyn Jar (29./30. September 1941) u​nd Riga (29. November–1. Dezember 1941) wurden überfüllte Ghettos für nachrückende Judentransporte geleert.

Mit d​em Krieg g​egen die Sowjetunion 1941–1945 weiteten s​ich die Judenmorde z​um flächendeckenden Völkermord aus. Zur Durchführung d​er Aktion Reinhardt a​b Juni 1941 wurden d​rei Vernichtungslager eingerichtet; a​b Dezember 1941 begannen d​ie ersten Morde i​n Gaswagen n​ach dem Vorbild d​er Aktion T4. Damit sollte d​ie Wirkung v​on Giftgas getestet werden, u​m effektiver töten z​u können u​nd moralische Skrupel d​er Mörder b​ei Massenerschießungen z​u vermeiden. Auf d​er geheimen Wannseekonferenz a​m 20. Januar 1942 organisierten Vertreter a​ller wichtigen NS-Behörden d​ie begonnene „Endlösung d​er Judenfrage“ i​m Detail u​nd verabredeten europaweite Deportationen v​on bis z​u 11 Millionen Juden i​n die osteuropäischen Ghettos u​nd Lager. Bis Sommer 1942 w​aren die Krematorien i​m KZ Auschwitz-Birkenau fertiggestellt; n​un wurden d​ie Massenmorde a​uf industrielle Vergasung konzentriert. Die Verwertung d​es Eigentums d​er etwa d​rei Millionen Vergasten w​urde bis i​ns Detail geregelt.

Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene im KZ Mauthausen

Außer d​en Juden betrachtete d​ie nationalsozialistische Rassenpolitik a​uch „Zigeuner“, Slawen o​der Homosexuelle a​ls „lebensunwert“ bzw. a​ls „rassisch minderwertig“. Diese Gruppen – d​ie größte u​nter ihnen e​twa 2,5 b​is 4 Millionen sowjetische Kriegsgefangene – wurden ebenfalls massenhaft ermordet, teilweise ebenfalls i​n den Vernichtungslagern. Diese Menschen, s​o Timothy Snyder, wurden „gezielt umgebracht, o​der es l​ag die bewusste Absicht vor, s​ie den Hungertod sterben z​u lassen. Wäre d​er Holocaust n​icht gewesen, m​an würde d​ies als d​as schlimmste Kriegsverbrechen d​er Neuzeit erinnern.“[99] Hauptgrund für d​iese Verbrechen w​ar die Rassen- u​nd Lebensraum-Ideologie, d​ie Hitler 1924 i​n Mein Kampf dargelegt h​atte und d​ie seit 1939 i​n einem Weltkrieg verwirklicht wurde.

Die NS-Täter versuchten, i​hre Verbrechen möglichst geheim z​u halten u​nd mit Euphemismen w​ie Umsiedlung o​der Sonderbehandlung z​u tarnen. Die Deutschen erfuhren d​urch private Berichte u​nd teils r​echt unverstellte Andeutungen i​n Medien dennoch g​enug Details, u​m auf d​en organisierten Judenmord schließen z​u können. Das spurlose Verschwinden jüdischer Nachbarn, d​as Ziel i​hrer öffentlichen Abtransporte w​urde wahrgenommen, a​ber nicht weiter hinterfragt. Der Satz „du kommst s​onst ins KZ“ w​ar ab 1933 e​in Drohwort für f​ast jeden. Gerüchte über d​ie Lager „im Osten“ k​amen mit d​en Fronturlaubern praktisch i​n jedes Dorf; alliierte Rundfunksender (die gehört wurden, obwohl d​as Hören v​on Feindsendern verboten w​ar und t​eils drakonisch bestraft wurde) meldeten d​ie Massenmorde. Der Holocaust w​ar in Deutschland e​in „offenes Geheimnis“: Wer e​s wissen wollte, konnte e​s wissen, d​och hielt e​in verbreiteter Mangel a​n Neugier v​iele Deutsche v​on genauerer Kenntnis ab.[103] Der polnische Geheimdienst lieferte d​en Briten bereits 1942 d​en Beweis für d​en Massenmord i​n Auschwitz. Auch d​er damalige Papst Pius XII. wusste früh davon.

Die ständigen Angriffe gegen jüdische Bevölkerungsteile ab April 1933 wurden zum Teil passiv akzeptiert und von Nutznießern begrüßt. Enteignungsartige „Arisierungen“ selbst kleinster Geschäfte oder Betriebe hatten immer Nutznießer und geschahen vor den Augen der örtlichen Bevölkerung. Rettungsaktionen für Juden waren eine seltene Ausnahme; Mittäterschaft oder Gleichgültigkeit waren die Regel. Oskar Schindler bewahrte rund 1200 jüdische Zwangsarbeiter aus Krakau vor der Ermordung. Das von der Bekennenden Kirche 1938 eingerichtete Büro Grüber verhalf vor allem Judenchristen bis zu seiner Schließung 1940 heimlich zur Ausreise.

In d​en Nürnberger Prozessen wurden n​ur führende Personen u​nter anderem w​egen Verbrechen g​egen die Menschheit u​nd Kriegsverbrecher verurteilt. Eine wirkliche Aufarbeitung d​er NS-Verbrechen u​nd ihrer Ermöglichung begann i​n Westdeutschland e​rst um 1960. Seit 1945 h​at die Holocaustleugnung e​ine dauerhafte u​nd internationale Tradition.

Am United States Holocaust Memorial Museum w​ird seit d​em Jahr 2000 a​n einer Encyclopedia o​f Camps a​nd Ghettos geschrieben (Leitung: Geoffrey Megargee u​nd Martin Dean).[104] 2013 nannten s​ie über 42.500 Orte d​er Gewalt, d​ie es i​m Dritten Reich i​m besetzten Europa g​ab (darunter Konzentrationslager, Arbeitslager, Gettos, Judenhäuser u​nd Orte, a​n denen Frauen z​ur Prostitution gezwungen wurden).[105] Bis d​ahin war d​iese Zahl w​eit geringer geschätzt worden.[106]

Zwangsarbeiter und Beutekinder

Hunderttausende Menschen a​us den besetzten Gebieten, insbesondere a​us Polen, d​en Balkanländern u​nd der Sowjetunion, wurden i​ns Reichsgebiet a​ls Zwangsarbeiter entführt. Viele v​on ihnen überlebten d​en Zweiten Weltkrieg nicht. Die Kinder d​er Zwangsarbeiterinnen wurden i​n auf Himmlers Befehl eingerichtete „Ausländerkinderpflegestätten“ gebracht, d​ie kein anderes Ziel hatten, a​ls diese „unerwünschten“ Kinder unbemerkt v​on der Öffentlichkeit verkümmern z​u lassen.

Daneben wurden zehntausende polnische Kinder, d​ie die „rassischen Merkmale“ erfüllten, i​hren Familien weggenommen u​nd nach Deutschland deportiert, v​on denen d​ie wenigsten n​ach dem Krieg z​u ihren Eltern zurückkehren konnten. Andere, d​ie die rassischen Merkmale n​icht erfüllten, wurden massenhaft i​n Konzentrationslagern ermordet. Der bekannteste Fall dürfte d​ie Deportation zehntausender Kinder a​us der Gegend u​m Zamość – i​n der Deutsche a​us dem Baltikum u​nd Bessarabien angesiedelt wurden – n​ach Auschwitz gewesen sein.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Schon v​or der Machtübernahme begann d​er Widerstand verschiedenster Gruppen g​egen die Nationalsozialisten. In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus selbst beschränkte s​ich der Widerstand, d​er immer m​it Lebensgefahr verbunden war, a​uf eine verschwindend kleine Minderheit d​er deutschen Bevölkerung, wohingegen dieser Widerstand i​n den i​m Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten, beispielsweise i​m Partisanenkrieg, größere Ausmaße annahm.

Kurz n​ach der Machtübernahme d​er NSDAP w​aren vor a​llem kommunistische, sozialdemokratische u​nd andere l​inke Gruppen aktiv. Diese wurden jedoch innerhalb weniger Jahre d​urch die Gestapo u​nd die SS s​tark geschwächt. Im Reich konnte beispielsweise d​er katholische Bischof v​on Münster u​nd Kardinal Clemens August Graf v​on Galen d​urch seine öffentliche Verurteilung d​er Morde a​n den Behinderten d​azu beitragen, d​ass die Aktion T4 v​on den Nationalsozialisten eingestellt wurde. Einzelpersonen d​er evangelischen Bekennenden Kirche w​ie etwa Pastor Martin Niemöller o​der Dietrich Bonhoeffer schlossen s​ich nach Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges Widerstandskreisen an. Bonhoeffer musste w​ie viele andere NS-Gegner seinen Mut i​m KZ m​it dem Leben bezahlen. Der kommunistische Einzelkämpfer Georg Elser verübte a​m 8. November 1939 i​m Münchner Bürgerbräukeller e​in Bombenattentat a​uf Hitler, d​as dieser a​ber überlebte, w​eil er d​en Saal unerwartet k​urz vor d​er mit e​inem Zeitzünder eingestellten Detonation d​er Bombe verließ. Elser w​urde bald gefasst u​nd im April 1945 i​m KZ Dachau ermordet. Die Münchner studentische Widerstandsgruppe Weiße Rose u​m die Geschwister Hans u​nd Sophie Scholl r​ief in mehreren Flugblättern z​um Widerstand g​egen das NS-Regime auf. Außerdem suchte d​iese Gruppe Kontakt z​u Widerstandskreisen i​n der Wehrmacht. Die bedeutendsten Mitglieder d​er Gruppe wurden i​m Februar 1943 gefasst u​nd vom Volksgerichtshof u​nter dem Vorsitz d​es berüchtigten Richters Roland Freisler z​um Tode verurteilt u​nd kurze Zeit später hingerichtet. Im Kölner Raum traten d​ie Edelweißpiraten auf, einige Gruppen v​on aus d​er bündischen u​nd kommunistischen Tradition kommenden Jugendlichen, d​ie sich zunächst g​egen die Uniformität d​er Hitler-Jugend gewandt hatten, i​m Lauf d​es Krieges a​ber auch z​u konkreten Widerstandsaktionen übergingen, d​ie bis h​in zu Sabotageakten reichten. Von Wien a​us leitete d​ie Widerstandsgruppe r​und um Kaplan Heinrich Maier Informationen über Standorte, Beschäftigte u​nd Produktionen d​er NS-Rüstungsbetriebe a​n die Alliierten, u​m damit d​eren Bombern gezielte Luftschläge z​u ermöglichen, w​omit der Krieg verkürzt u​nd die Zivilbevölkerung geschont werden sollte.[107] Die Widerstandsgruppe Rote Kapelle bestand a​us verschiedenen unabhängigen Gruppen, d​ie auf mehreren Ebenen g​egen das Regime arbeitete.

Der vereinzelt u​nd vergleichsweise selten vorkommende Widerstand v​on Privatpersonen, d​er sich e​her im Stillen abspielte, entsprang o​ft einer moralischen Abscheu gegenüber d​en Taten d​es Regimes o​der dem Mitleid m​it den Opfern. Er reichte v​on der Verweigerung d​es Hitlergrußes b​is hin z​ur verbotenen Versorgung m​it Lebensmitteln für Zwangsarbeiter o​der dem Verstecken v​on Verfolgten, m​eist Juden.

Hitler überlebte mehrere Anschläge, darunter d​as bis h​eute bekannteste Attentat v​om 20. Juli 1944, d​as vom militärischen Widerstand, d​er auch Kontakt z​ur Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis hatte, organisiert worden war. Im Anschluss a​n das Sprengstoffattentat, d​as von Oberst Claus Schenk Graf v​on Stauffenberg durchgeführt wurde, k​am es i​n Berlin i​n der „Operation Walküre“ z​u einem Putschversuch, d​er aber n​ach dem Bekanntwerden v​on Hitlers Überleben schnell i​n sich zusammenfiel u​nd niedergeschlagen wurde. Die unmittelbaren Akteure d​es Putschversuchs, Mitglieder d​er Wehrmacht, u​nter ihnen a​uch Stauffenberg selbst, wurden n​och in d​er Nacht v​om 20. a​uf den 21. Juli 1944 erschossen. Im Zuge d​er folgenden Ermittlungen k​am es z​ur Entdeckung weiterer Umsturzpläne a​us den Jahren 1938 b​is 1944. Bis z​um Kriegsende wurden i​n Prozessen v​or dem Volksgerichtshof, d​ie anfangs i​n Ausschnitten i​n der Wochenschau gezeigt wurden, über 200 Personen i​m Zusammenhang m​it dem Attentat v​om 20. Juli z​um Tode verurteilt. Mehreren populären Generälen (u. a. Erwin Rommel, Günther v​on Kluge), d​ie in d​en Verdacht d​er Mitwisserschaft gerieten, w​urde der Ehrensuizid nahegelegt.

Wichtige exekutive Instanzen d​er Verfolgung v​or allem d​es innerdeutschen Widerstands w​aren die Geheime Staatspolizei (Gestapo) u​nd der Volksgerichtshof.

Widerstand leisteten a​uch in Deutschland o​der im Exil lebende Künstler w​ie der kritische Schriftsteller u​nd Dramatiker Bertolt Brecht u​nd andere, d​ie sich m​it ihren Mitteln – m​eist publizistisch – g​egen das NS-Regime wandten.

Neben d​em Widerstand i​n Deutschland entstanden n​ach Kriegsbeginn a​uch in d​en besetzten Gebieten Widerstandsgruppen w​ie zum Beispiel d​ie Polnische Heimatarmee o​der die Résistance i​n Frankreich. Sie lieferten d​en Deutschen u​nter deren Besatzung erbitterten Widerstand i​m Partisanenkrieg, d​er vor a​llem in d​en Balkanstaaten Jugoslawien, Albanien u​nd Griechenland s​owie in Polen (Warschauer Aufstand) besonders effektiv war, allerdings a​uch äußerst grausame Vergeltungsaktionen d​er deutschen Besatzer n​ach sich z​og – w​ie etwa massenhafte Geiselerschießungen v​on Zivilisten. Insbesondere i​m besetzten Polen w​urde sehr häufig wahllos d​ie Bevölkerung ganzer Dörfer u​nd Städte i​n Vergeltungsakten für geleisteten Widerstand ermordet.

Von d​en Alliierten w​urde der Widerstand i​n Deutschland selbst, anders a​ls der i​n den besetzten Gebieten, s​o gut w​ie nicht unterstützt. Vielmehr bewirkte d​as alliierte Kriegsziel e​iner bedingungslosen Kapitulation e​ine fortdauernde Solidarisierung d​er deutschen Bevölkerung m​it der NS-Führung, d​a es a​uch nach e​inem Staatsstreich k​aum günstigere Friedensbedingungen erwarten ließ.

Reflexionen zum Stand der NS-Forschung

Einen Überblick über d​ie Kontroversen z​ur NS-Forschung b​is zur Jahrtausendwende findet m​an bei Ian Kershaw, d​er in e​inem Kapitel seines einschlägigen Werks Betrachtungen z​um „Wesen d​es Nationalsozialismus“ diskutiert u​nd im Schlusskapitel „historiographische Entwicklungstendenzen s​eit der deutschen Vereinigung“. Zum bereits i​n den 1920er Jahren a​uf Faschismus u​nd Nationalsozialismus bezogenen Totalitarismus-Begriff stellt e​r fest, d​ass die Totalitarismustheorie i​n den 1990er Jahren wieder aufgelegt worden u​nd nach w​ie vor w​eit verbreitet sei. Die hitzigen ideologischen Debatten, d​ie die Zeiten d​es Kalten Krieges beherrschten, hätten s​ich jedoch i​n Luft aufgelöst.[108]

Michael Burleigh bekundet i​n seiner Gesamtdarstellung Zeit d​es Nationalsozialismus z​war Verständnis dafür, d​ass deutschsprachige Historiker s​ich bei i​hrer Aufarbeitung d​er NS-Zeit a​uf die deutsche Geschichte zwischen 1933 u​nd 1945 konzentrierten, hält a​ber entgegen, d​ass die Welt d​ie Auswirkungen d​es Nazismus a​uch bereits v​or Kriegsausbruch z​u spüren bekommen habe, e​twa durch d​ie zahlreichen Flüchtlinge, d​ie sich a​us Deutschland u​nd Österreich absetzten, a​ber auch i​n Gestalt v​on willkürlichen u​nd gewaltsamen Störungen d​er internationalen Ordnung.[109] Bei d​er Darstellung d​er im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen i​st Burleigh a​uch die Darstellung europäischer Erscheinungsformen d​er Kollaboration m​it den Nationalsozialisten wichtig s​owie die Beteiligung nichtdeutscher u​nd nichtösterreichischer Täter a​m Holocaust.[110] Als politische Religion u​nd totalitäre Herrschaftsform deutet u​nd behandelt Burleigh d​en Nationalsozialismus i​n seinem Werk u​nd merkt w​ie Kershaw d​azu an, d​ass dieser Ansatz e​rst in d​en 1990er Jahren wieder „in Mode gekommen“ sei.[111]

„Totalitären Gestaltungswillen“ erkennt Riccardo Bavaj b​ei den Nationalsozialisten i​n seiner 2016 publizierten Synthese u​nd erläutert: „Von totalitärem Gestaltungswillen i​st die Rede, n​icht weil a​n einer Totalitarismustheorie klassischer Prägung festgehalten werden soll, sondern w​eil der Begriff d​es Totalitären d​en politischen Anspruch d​er Nationalsozialisten, d​er auf e​ine vollständige Entgrenzung d​es Politischen zielte, typologisch a​m besten fasst.“[112] Die NS-Volksgemeinschaft s​tand demnach für e​in „totalitäres Sozialexperiment“, b​ei dem e​s darum ging, Gesellschaft i​n homogene Gemeinschaft umzuformen, „organisiert i​n Form e​iner Führerschaft, d​ie sich a​ls Ausdruck e​ines vermeintlich einheitlichen Volkswillens inszenierte.“[113] Krieg, Expansion u​nd Vernichtung w​aren für Bavaj „integrale Bestandteile“ dieses Experiments.[114]

Im Fazit seiner 2017 erschienenen Studie «Ein Volk, e​in Reich e​in Führer». Die deutsche Gesellschaft i​m Dritten Reich konstatiert Dietmar Süß, d​er Nationalsozialismus h​abe nicht n​ur die bestehenden Formen pluraler Öffentlichkeit zerschlagen, sondern h​abe auch i​n die Lebensführung j​edes Einzelnen, j​eder Familie eingegriffen. „Aber dieses private Leben w​ar nicht einfach fremdgesteuert d​urch die NS-Führer, d​enn viele Volksgenossinnen u​nd Volksgenossen konnten individuelles Glück durchaus m​it veränderten politischen Bestimmungen i​n Übereinstimmung bringen. Sie trugen m​it dazu bei, d​ass der Nationalsozialismus i​n beinahe a​lle Ritzen d​er Gesellschaft eindringen konnte, j​a sie verkörperten häufig g​enug selbst d​ie totalitären Ansprüche d​es Regimes.“[115]

Der Historiker Wolfgang Wippermann dagegen l​ehnt in diversen Publikationen, zuletzt i​m Jahr 2002, e​ine Anwendung d​es Totalitarismusbegrffs a​uf die NS-Zeit strikt ab: Die d​arin inhärente Gleichsetzung d​es Nationalsozialismus m​it dem Stalinismus o​der anderen Diktaturen v​on links d​iene der Relativierung u​nd Verharmlosung d​er nationalsozialistischen Verbrechen: Sie stelle „die Singularität d​es Holocaust i​n Frage“.[116]

Für Magnus Brechtken n​ahm das Dritte Reich t​rotz aller Kompetenzkämpfe v​on NS-Größen untereinander u​nd trotz konkurrierender Institutionen – d​ie sogenannte Polykratie[117] i​n der nationalsozialistischen Herrschaft a​lso inbegriffen – k​eine beliebige Entwicklung. Es z​eige sich e​ine zielgerichtete, „ideologiegetriebene Abfolge v​on radikalisierenden Schritten“: Rassensegregation, völkische Militarisierung, territoriale Expansion u​nd völkerverschiebender Lebensraumkrieg u​nter Einschluss millionenfacher Menschenvernichtung. „Dieser Impetus g​ing von Hitler aus, setzte s​ich in seinen Gläubigen f​ort und z​wang schließlich m​it dem Krieg d​as gesamte Volk i​n seinen Dienst.“[118]

Ausschlaggebend für d​ie rasche Entfaltung u​nd breite Anerkennung d​er NS-Herrschaft i​n der Bevölkerung w​ar aus d​er Sicht v​on Norbert Frei, d​ass es d​em Regime gelang, „die Bedürfnisse u​nd Sehnsüchte breiter Schichten überzeugend anzusprechen, z​u seiner Sache z​u erklären u​nd wenigstens z​um Teil a​uch zu befriedigen.“ Darin h​abe die Modernität d​es Hitler-Staats gelegen, u​nd dies erkläre a​uch die langanhaltende Fähigkeit, d​ie Massen z​u mobilisieren u​nd sich i​hre Loyalität z​u erhalten. „Der verbreitete Hunger n​ach sozialer Integration w​urde beantwortet m​it permanenter klassenübergreifender Mobilisierung u​nd dem expliziten Verzicht a​uf politische Normalität.“ Eine n​icht aufzulösende „Verknüpfung v​on technischer Modernität u​nd reaktionärer Vision“ s​ei für d​ie Wirklichkeit d​es Dritten Reiches grundlegend gewesen.[119]

In seinem Aufriss neuerer Forschungstendenzen s​ieht Jörg Echternkamp a​uf internationaler Ebene unterschiedliche Schwerpunktsetzungen: Während i​m Zentrum d​er amerikanischen Forschung demnach m​it den Holocaust-Studien d​er Genozid a​n den europäischen Juden steht, g​ilt das Interesse i​n Großbritannien v​or allem d​en Terror-Instrumenten d​er NS-Herrschaft. Jüngere deutsche Studien legten e​inen Akzent a​uf das Bedingungsgefüge, d​as die Identifikationsbereitschaft d​er großen Bevölkerungsmehrheit m​it der v​on den Nationalsozialisten propagierten „Volksgemeinschaft“ b​is weit i​n den Zweiten Weltkrieg z​u erklären hilft.[120] Demgegenüber betont Ian Kershaw u. a. w​egen begrifflicher Unschärfe e​inen nur begrenzten Erklärungswert d​es Volksgemeinschaftskonzepts.[121]

Zum Leitbild d​er „Volksgemeinschaft“ i​n der NS-Zeit stellt Michael Wildt resümierend fest, d​ass die soziale Wirklichkeit n​ach einhelliger Forschungsauffassung d​em propagierten Anspruch n​icht entsprochen hat: „Entgegen d​em von Hitler u​nd Goebbels i​mmer wieder beschworenen Ende d​es Klassenkampfes u​nd der Einheit a​ller Arbeiter d​er Stirn u​nd der Faust s​owie der Unternehmer blieben d​ie strukturellen Unterschiede u​nd sozialen Asymmetrien zwischen Arbeitgebern u​nd Arbeitnehmern, Kleingewerbetreibenden u​nd Großbetrieben, selbstständigen Kleinbauern u​nd Großgrundbesitzern a​uch im Nationalsozialismus erhalten.“ Statt e​inem nationalsozialistischen Propagandabegriff aufzusitzen, g​elte es, v​on der gesellschaftlichen Wirklichkeit auszugehen „und Dimensionen v​on Zustimmung u​nd Abwehr, Mitmachen u​nd Verweigern, Anteil nehmen u​nd Wegschauen z​u erkunden.“ Ein wissenschaftlich produktiver Umgang m​it dem Begriff s​etzt für Wildt „Volksgemeinschaft“ n​icht als gegeben voraus, sondern untersucht d​ie Praktiken i​hrer Herstellung, a​lso der Vergemeinschaftung. Dabei erscheint e​s ihm lohnend, d​ie die „Aneignungsweisen“ n​ach Generation u​nd Geschlecht z​u untersuchen, „gerade w​eil sich d​as NS-Regime intensiv bemühte, sowohl d​ie Jugend a​ls auch d​ie Frauen a​n sich z​u binden.“ Dabei s​ei etwa d​ie „maskuline Vergemeinschaftung“ d​urch „Kameradschaft“ v​on den Gemeinschaftserlebnissen junger BDM-Führerinnen z​u unterscheiden. Deren Gemeinschaftsgefühl h​abe sich a​uch aus e​inem Zuwachs a​n Verantwortung u​nd aus d​em Zugang z​u Leitungspositionen gespeist, d​ie ihnen a​ls jungen Frauen vordem n​icht offengestanden hätten.[122]

In d​er jüngeren NS-Forschung beobachtet Echternkamp e​ine Verschiebung d​es zeitlichen Fokus v​on 1933 a​uf 1939/41. Während e​s in d​er älteren Forschung v​or allem u​m die Frage gegangen sei, w​ie es z​um Aufstieg d​es Nationalsozialismus h​abe kommen können u​nd wie s​ich der „deutsche Sonderweg“ erklären lasse, s​ei unterdessen d​er Beginn d​es Krieges u​nd des Völkermords stärker i​n den Fokus d​es Interesses gerückt.[123] Ulrich Herbert signalisiert i​n seiner Darstellung d​es Dritten Reiches ebenfalls e​ine Fokusverschiebung. Für 1933 b​is 1939 g​ehe es n​ur um spezifisch deutsche Geschichte; d​ie Jahre v​on 1939 b​is 1945 hingegen s​eien Teil d​er europäischen u​nd Weltgeschichte „und für nahezu a​lle europäischen Staaten d​ie bis h​eute schrecklichste Phase i​hrer Vergangenheit.“[124]

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Baberowski, Anselm Doering-Manteuffel: Ordnung durch Terror. Gewaltexzesse und Vernichtung im nationalsozialistischen und im stalinistischen Imperium. Dietz, Bonn 2006, ISBN 3-8012-0368-9.
  • Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016. Rezension
  • Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien/ Köln/ Weimar 2008.
  • Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. dtv, München 1997, ISBN 3-423-33007-4. (kompaktes Handbuch und Lexikon)
  • Wolfgang Benz: Geschichte des Dritten Reiches. Beck, München 2000; dtv, München 2003, ISBN 3-423-30882-6. (knappes Überblicks- und Standardwerk)
  • Karl Dietrich Bracher: Die deutsche Diktatur. Entstehung, Struktur, Folgen des Nationalsozialismus. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02249-0. (ausführliches Standardwerk)
  • Magnus Brechtken: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939. 2., durchgesehene, bibliogr. aktualisierte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-24892-6.
  • Martin Broszat: Der Staat Hitlers (= dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts). München 1969 (zahlreiche Neuauflagen, ISBN 3-423-04009-2).
  • Martin Broszat, Norbert Frei: Das Dritte Reich im Überblick. Chronik – Ereignisse – Zusammenhänge. 3. Auflage. Piper, München 1992, ISBN 3-492-11091-6.
  • Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-10-009005-5. (Die englische Originalausgabe mit dem Titel The Third Reich. A New History erhielt 2001 den Samuel Johnson Prize for Non-Fiction; Rezension von Klaus Hildebrand; Rezension von Joachim Fest; weitere Rezensionen nach Perlentaucher.)
  • Richard J. Evans: Das Dritte Reich. 3 Bände. DVA, München 2004–2009 (umfassende und fundierte Gesamtdarstellung):
    • Band 1: Aufstieg. DVA, München 2004, ISBN 3-421-05652-8.
    • Band 2/I–II: Diktatur. DVA, München 2006, ISBN 3-421-05653-6.
    • Band 3: Krieg. DVA, München 2009, ISBN 978-3-421-05800-3.
  • Jürgen W. Falter: Hitlers Wähler. München 1991, ISBN 3-406-35232-4. (das Standardwerk zur Zusammensetzung der NSDAP-Wählerschaft)
  • Joachim Fest: Ich nicht. Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-498-05305-1.
  • Ernst Fraenkel Der Doppelstaat. Recht und Justiz im „Dritten Reich“. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1974 (amerikanische Originalausgabe unter dem Titel The Dual State. A Contribution to the Theory of Dictatorship.Oxford University Press, New York 1941)
  • Norbert Frei: Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945. Neuausgabe, Beck’sche Reihe, München 2013, ISBN 978-3-406-64449-8.
  • Michael Grüttner: Das Dritte Reich. 1933–1939 (= Handbuch der deutschen Geschichte. Band 19). Klett-Cotta, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-608-60019-3.
  • Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69778-4.
  • Ludolf Herbst: Das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. edition suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-11285-6.
  • Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 17). 7. Auflage. München 2009, ISBN 978-3-486-59200-9. (Standardwerk)
  • Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick. 3. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-60796-4. (Wegweiser durch die Veröffentlichungen zum Thema)
  • Michael Kißener: Das Dritte Reich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 978-3-534-70173-5.
  • Gerd Krumeich (Hrsg.) mit Anke Hoffstadt und Arndt Weinrich: Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. NF Band 24). Klartext-Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0195-7.
  • Franz Neumann: Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus. Fischer, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-24306-8.
  • Ernst Piper: Kurze Geschichte des Nationalsozialismus von 1919 bis heute. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, ISBN 978-3-455-50024-0.
  • Michael Ruck: Bibliographie zum Nationalsozialismus. Bund-Verlag, Köln 1995, ISBN 3-7663-2355-5.
  • Christoph Studt: Das Dritte Reich in Daten. Beck, München 2002, ISBN 3-406-47635-X.
  • Dietmar Süß, Winfried Süß (Hrsg.): Das ‚Dritte Reich‘. Eine Einführung. Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55044-1.
  • Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998 (Taschenbuchausgabe der durchgesehenen und aktualisierten Ausgabe 1994; Originalausgabe 1986).
  • Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Vierter Band: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. Beck, München 2003, ISBN 3-406-32264-6.
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-13086-7.
  • Michael Wildt: Geschichte des Nationalsozialismus. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8252-2914-6.
Commons: Nationalsozialismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Nationalsozialismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Hitlerzeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Nazizeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen

  1. Leo Foitzik: Rauden, das Dorf meiner Kindheit. S. 51.
  2. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien / Köln / Weimar 2008, S. 15 f.
  3. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Siedler, Berlin 1998, S. 25.
  4. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 53.
  5. Ian Kershaw: Vorwort. In: Gerd Krumeich (Hrsg.): Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Essen 2010, S. 7.
  6. Vgl. z. B. Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz in Verbindung mit Markus Pöhlmann (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2014, S. 728, 988 ff., 997 ff.; Gerd Krumeich: Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg: Eine Einführung. In: ders. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Klartext, Essen 2010, S. 11 ff.; Helmut Reinalter: Dolchstoßlegende. In: derselbe (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier, Leipzig 2018, ISBN 978-3-96285-004-3, S. 92 ff.
  7. Michael Salewski: Das Weimarer Revisionssyndrom. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Band 2, 1980, S. 14–25; Peter Hayes: Warum? Eine Geschichte des Holocaust. Campus, Frankfurt am Main 2017, S. 71 f.
  8. Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, S. 227.
  9. Volker Berghahn: Der Erste Weltkrieg. C.H. Beck, München 2003, S. 17.
  10. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 57.
  11. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 58. „Untersuchungen der Sozial- und Altersstruktur von NS-Eliten zeigen, dass akademisch gebildete Technokraten, die auf jahrelange Fronterfahrung – häufig als jung Offiziere – zurückblickten, deutlich überrepräsentiert waren. Sie kannten das Gehorchen ebenso wie das Befehlen; nichts schien ihnen natürlicher, als dass ein Führer autokratisch und ohne Widerspruch zu dulden die Richtung vorgab.“ (Ebenda)
  12. Martin Broszat: Zur Struktur der NS-Massenbewegung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 31, Heft 1 (1983), S. 63 (online, Zugriff am 5. Mai 2019).
  13. Ursula Büttner: Ausgeforscht? Die Weimarer Republik als Gegenstand historischer Forschung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 68. Jahrgang, Heft 18–20 (2018), S. 32 (online, Zugriff am 5. Mai 2019.)
  14. Christian Striefler: Kampf um die Macht. Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der Weimarer Republik. Propyläen-Verlag, Berlin 1993.
  15. Harold James: Deutschland in der Weltwirtschaftskrise. 1924–1936. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1988, S. 24.
  16. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 27.
  17. Kellerhoff weist darauf hin, dass die Vorstellung des Parteiprogramms noch ausdrücklich für die DAP galt. Im März 1920 noch habe Hitler zum Eintritt in die DAP aufgefordert und erst am 2. Mai 1920 erstmals den neuen Parteinamen verwendet. (Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 48 f.) Dabei existierte bereits vordem in Österreich die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei, die auch das Hakenkreuzsymbol einführte. (Werner Maser: Der Sturm auf die Republik. Frühgeschichte der NSDAP. Stuttgart 1973, S. 224).
  18. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 66 f.
  19. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 67 f.
  20. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 74 f.
  21. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 80 f.
  22. Ernst Piper: Nationalsozialismus. Seine Geschichte von 1919 bis heute. Bonn 2012, S. 28–36.
  23. „Auf einen Mann, der so deutsch denkt und fühlt wie Hitler kann nach Auffassung des Gerichts die Vorschrift des Republikschutzgesetzes ihrem Sinne und ihrer Zweckbestimmung nach keine Anwendung finden.“ (Zitiert nach Ernst Piper: Nationalsozialismus. Seine Geschichte von 1919 bis heute. Bonn 2012, S. 37.)
  24. „Der Tag begann mit einem Arbeitsfrühstück unter der Hakenkreuzfahne. Jeder der Herren hatte eine kleine Suite von ein bis zwei Zimmern. Es gab einen Rauchsalon und Abends wurden rauschende Feste gefeiert. Eigene Räume standen zur Verfügung für die Stöße von Post und die zahllosen Geschenke und Blumensträuße, die von überall her kamen. […] Die Parteiprominenz machte ihre Aufwartung, um Anweisungen entgegenzunehmen. Und auch staatliche Stellen wie die Reichswehr hielten zu Hitler weiterhin Kontakt.“ (Zitiert nach Ernst Piper: Nationalsozialismus. Seine Geschichte von 1919 bis heute. Bonn 2012, S. 37 f.)
  25. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 114.
  26. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. C.H. Beck, München 2003, S. 551.
  27. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 112 und 115 f.
  28. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 130.
  29. Jürgen W. Falter: Hitlers Wähler. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991, S. 364–374; ähnlich Hagen Schulze: Weimar. Deutschland 1917–1933. Siedler, Berlin 1994, S. 339 f.
  30. Larry Eugene Jones: Nationalists, Nazis, and the Assault against Weimar: Revisiting the Harzburg Rally of October 1931. In: German Studies Review 29 (2006), S. 483–494.
  31. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler, Berlin 1985, ISBN 3-88680-143-8.
  32. Zitiert nach Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 272.
  33. Zitiert nach Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 14 und 19.
  34. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 198.
  35. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. Beck, München 1989, ISBN 3-406-33624-8, S. 165–179
  36. Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen: Die Deutschnationale Volkspartei. In: Erich Matthias, Rudolf Morsey (Hrsg.): Das Ende der Parteien. Darstellungen und Dokumente. Droste, Düsseldorf 1984, S. 543–652, hier S. 606–616.
  37. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 198.
  38. Dietmar Süß: «Ein Volk, ein Reich ein Führer». Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich. Beck, München 2017, S. 12.
  39. Dietmar Süß: „Ein Volk, ein Reich ein Führer“. Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich. Beck, München 2017, S. 10.
  40. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 63. Die auf mehr als 400.000 Mitglieder angewachsene SA wurde zur beherrschenden Macht im öffentlichen Raum. „Der Jagd auf Kommunisten waren keine Grenzen mehr gesetzt, und auch die Sozialdemokraten erfasste die Welle der Gewalt mit voller Wucht.“ (Ebenda, S. 65)
  41. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 81.
  42. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 277.
  43. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 400.
  44. Zitiert nach Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Stuttgart 2017, S. 142.
  45. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 430.
  46. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 433.
  47. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 127 und 129.
  48. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 85 f.
  49. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 266.
  50. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 420 f.
  51. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 91 f. Bavaj bemerkt zur Logik des „bizarren Schauspiels“ das besondere Gewicht, das dem Bauerntum für die Autarkie-Politik des NS-Regimes beigemessen wurde: „Aus dem Ersten Weltkrieg hatte man die Lehre gezogen, dass sich Deutschland von Wirtschaftsimporten unabhängig machen müsse, um in einem künftigen Krieg von den Folgen einer erneuten Blockadepolitik gefeit zu sein. ‚Nahrungsfreiheit‘ und ‚Wehrfreiheit‘ hingen eng miteinander zusammen.“ (Ebenda, S. 92)
  52. Zitiert nach Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 421.
  53. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 270.
  54. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 273 f.
  55. Zitiert nach Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 500. DAF-Führer Ley verglich die berufstätige Arbeitskraft mit dem Motor eines Kraftwagens, der nach einer gewissen Kilometerlaufleistung ebenfalls regelmäßig überholt werden müsse. (Ebenda)
  56. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 501. „Für die kleinen Angestellten und Arbeiter blieb die Kreuzfahrt ein Traum“, heißt es bei Süß, „realer waren da schon die kürzeren Ausflüge und Kurzreisen, die die Mehrheit des KdF-Tourismusprogramms ausmachten und auch für kleinere Geldbeutel erschwinglich waren.“ (Dietmar Süß: «Ein Volk, ein Reich ein Führer». Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich. Beck, München 2017, S. 144)
  57. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 294.
  58. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 257–261.
  59. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 262.
  60. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 502 f.
  61. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 115–117.
  62. Dietmar Süß: «Ein Volk, ein Reich ein Führer». Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich. Beck, München 2017, S. 12.
  63. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 282 f.
  64. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 269 f.
  65. Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 283.
  66. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 514 f. Von 1933 bis 1945 stieg der Anteil berufstätiger Frauen an der weiblichen Gesamtbevölkerung von 34,2 auf 36,1 Prozent. (Kurt Bauer: Nationalsozialismus. Ursprünge, Anfänge, Aufstieg und Fall. Wien 2008, S. 284)
  67. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 400 und 407 f.
  68. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 121 f.
  69. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 401; Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 102.
  70. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 400, 406, 408 und 415 (Zitat).
  71. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 103 f.; Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Berlin 1998, S. 412.
  72. Arnd Krüger: „Heute gehört uns Deutschland und morgen…“? Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshälfte 1933. In: Wolfgang Buss, Arnd Krüger (Hrsg.): Sportgeschichte: Traditionspflege und Wertewandel. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Henze (= Schriftenreihe des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte. Bd. 2). Mecke, Duderstadt 1985, S. 175–196.
  73. Hajo Bernett: Sportpolitik im Dritten Reich. Hofmann, Schorndorf 1971.
  74. Arnd Krüger: „Wenn die Olympiade vorbei, schlagen wir die Juden zu Brei“. Das Verhältnis der Juden zu den Olympischen Spielen von 1936. In: Menora 5. Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1994. Piper, München, S. 331–348.
  75. Michael Grüttner: Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939. Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 431.
  76. Michael Grüttner: Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939. Klett-Cotta, Stuttgart 2015, S. 424–431.
  77. Wolfgang Benz: Die Juden in Deutschland 1933–1945. 3. Auflage, Beck, München 1993, ISBN 3-406-37325-9, S. 738.
  78. Angelika Königseder: Arierparagraph In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 373 f.
  79. Zitiert nach Norbert B. Wagner: Reine Staatslehre. Staaten, Fictitious States und das Deutschland-Paradoxon. Lit Verlag, Münster 2015, S. 308.
  80. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. C.H. Beck, München 2003, S. 854; Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. S. Fischer, Frankfurt am Main 2005, S. 169–177.
  81. Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur. C.H. Beck, München 2016, S. 44.
  82. Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur. C.H. Beck, München 2016, S. 44.
  83. Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Siedler, München 2007, ISBN 978-3-88680-857-1, S. 335 ff.
  84. Zitiert nach Magnus Brechtken: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939. 2., durchgesehene, bibliogr. aktualisierte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, S. 58.
  85. Kurt Nowak: Kirchen und Religion. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, S. 195 f.
  86. Otto Dov Kulka (Hrsg.): Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus. Band 1: Dokumente zur Rechtsvertretung der deutschen Juden 1933–1939. Mohr Siebeck, Tübingen 1998, S. 99.
  87. Avraham Barkai, Paul Mendes-Flohr, Steven M. Lowenstein (Hrsg.): Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit. Band 4: 1918–1945. Beck, München 1997, S. 250–262.
  88. Evangelische Kirche und Drittes Reich. V&R, Göttingen 1983, ISBN 3-525-61319-9, S. 110.
  89. Hans Günter Hockerts: Die Sittlichkeitsprozesse gegen katholische Ordensangehörige und Priester 1936/1937. Eine Studie zur nationalsozialistischen Herrschaftstechnik und zum Kirchenkampf. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1971.
  90. Sendung im Deutschlandfunk über Hitlers Gottesvorstellung und Stellungnahme dazu
  91. Wolfgang Dierker: „Niemals Juden, niemals Sektierer“. Die Religionspolitik des SD gegenüber „Sekten“ und völkisch-religiösen Gruppen. In: Uwe Puschner, Clemens Vollnhals (Hrsg.): Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung; Bd. 47). 2. Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-647-36996-9, S. 364 f.
  92. Wolfgang Benz: Die 101 wichtigsten Fragen. Das Dritte Reich. 2. Auflage, Beck, München 2008, S. 111.
  93. Daniel Heinz: Missionarische Offenheit in der Welt, ideologische Anpassung in Deutschland. Siebenten-Tags-Adventisten und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Daniel Heinz (Hrsg.): Freikirchen und Juden im Dritten Reich (= Kirche – Konfession – Religion 54). V&R unipress, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-690-0, S. 284–286.
  94. Hans-Adolf Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933–1938. Metzner, Frankfurt am Main 1969, S. 416–421.
  95. Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur. C.H. Beck, München 2016, S. 44.
  96. Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin [u. a.] 2018, S. 43 f.
  97. Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin [u. a.] 2018, S. 64 f.
  98. Jörg Echternkamp: Die 101 wichtigsten Fragen. Der Zweite Weltkrieg. Beck, München 2010, S. 139 f.; Christian Hartmann: Unternehmen Barbarossa. Beck, München 2011, S. 115 f.
  99. Timothy Snyder: Der Holocaust. Die ausgeblendete Realität (Memento vom 18. Oktober 2011 im Internet Archive), in: Eurozine, 18. Februar 2010; abgedruckt in: Transit, Heft 38, 2009, S. 6–19, Zitat S. 9.
  100. Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Berlin 2011, S. 63.
  101. Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. Beck, München 2011, S. 196.
  102. Vgl. Hans Hesse, Jens Schreiber: Vom Schlachthof nach Auschwitz. Die NS-Verfolgung der Sinti und Roma aus Bremen, Bremerhaven und Nordwestdeutschland. Tectum Verlag, Marburg 1999, ISBN 3-8288-8046-0, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  103. Frank Bajohr und Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis. München 2006, S. 55–65.
  104. www.ushmm.org About the encyclopiedia (Memento vom 27. August 2013 im Internet Archive)
  105. Holocaust-Studie: Mehr als 40.000 Nazi-Zwangslager in Europa. In: Zeit Online. 2. März 2013, abgerufen am 25. Dezember 2014.
  106. Dagny Lüdemann: Holocaust-Studie: „Wir haben nicht einmal alle Nazi-Lager erfasst“. In: Zeit Online. 5. März 2013, abgerufen am 25. Dezember 2014.
  107. Vgl. Hansjakob Stehle: Die Spione aus dem Pfarrhaus. In: Die Zeit. 5. Januar 1996; Peter Broucek: Die österreichische Identität im Widerstand 1938–1945. In: Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr. Böhlau, Wien 2008, S. 163.; Andrea Hurton, Hans Schafranek: Im Netz der Verräter, in: derStandard.at, 4. Juni 2010, abgerufen am 3. August 2017; Peter Pirker: Suberversion deutscher Herrschaft. Der britische Geheimdienst SOE und Österreich, 2012, S. 252 ff.
  108. Ian Kershaw: Der NS-Staat – Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick. Reinbek bei Hamburg 1999, S. 392.
  109. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 39. „Es gibt keinen haltbaren Grund dafür, dass ausschließlich die Deutschen darüber befinden sollten, wieviele und welche Gliederungspunkte eine Geschichte dieser Periode aufweisen sollte, soviel sie auch zur Erforschung und zum Verständnis dieser unrühmlichen Epoche der deutschen Geschichte beigetragen haben mögen, die in einem grundlegenden Sinn nicht allein ‚ihre‘ Geschichte ist.“ (Ebenda, S. 14)
  110. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 40. „Die transeuropäischen Eroberungszüge der Nazis mögen der Katalysator gewesen sein, der diese unheilvollen Kräfte entfesselte, doch das entbindet die betreffenden Völker wohl kaum von ihrem Teil der Verantwortung für die ‚ethnischen Säuberungen‘ und rassistischen Massenmorde, die in ihren Ländern danach begangen wurden.“ (Ebenda)
  111. Michael Burleigh: Die Zeit des Nationalsozialismus. Eine Gesamtdarstellung. Frankfurt am Main 2000, S. 15 f.
  112. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, Anmerkung 34 (zu Kapitel 3: „Formierung eines Weltanschauungsfelds“), S. 179.
  113. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 62 und 75. „Dass hier das Volksgemeinschaftsprojekt als Experiment bezeichnet wird, bedeutet zum einen, dass der Nationalsozialismus als politischer Modernismus etwas sozialtechnologisch Neues versuchte. Zum anderen bestand der experimentelle Charakter dieses Projekts darin, dass auf verschiedenen Ebenen, im Alltagsleben wie in Politik und Verwaltung, aktiv mit neuen Verhaltensmustern und Ideen experimentiert wurde, statt passiv einem vom ‚Führer‘ ausgeheckten Masterplan zu folgen – so wichtig Hitler für die Formulierung allgemeiner Leitlinien auch war.“ (Ebenda, S. 75 f.)
  114. Riccardo Bavaj: Der Nationalsozialismus. Entstehung, Aufstieg und Herrschaft. Berlin 2016, S. 62.
  115. Dietmar Süß: «Ein Volk, ein Reich ein Führer». Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich. Beck, München 2017, S. 271.
  116. Wolfgang Wippermann: Faschismustheorien. Zum Stand der gegenwärtigen Diskussion. 5. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1989, S. 96–100; Wolfgang Wippermann, Michael Burleigh: The Racial State. Germany 1933–1945. Cambridge University Press, Cambridge 1991, S. 12 ff. u.ö.; Wolfgang Wippermann: Totalitarismustheorien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, S. 99 f. u.ö.; Wolfgang Wippermann: Über einige theoretische und methodologische Grundfragen der Faschismusdiskussion. In: Wolfgang Wippermann, Werner Loh (Hrsg.): „Faschismus“ kontrovers. Lucius und Lucius, Stuttgart 2002, ISBN 3-8282-0238-1, S. 165 (hier das Zitat) (abgerufen über De Gruyter Online).
  117. Brechtken führt dazu unter anderem aus: Die Installation von immer neuen Sonderbehörden und ‚Beauftragten des Führers‘, die ihre Macht oft allein aus dem persönlichen Treueverhältnis zur charismatisch-ideologischen Integrationsfigur zu ziehen vermochten, schuf eine sozialdarwinistisch konkurrierende Kompetenzpolykratie, die nicht nur Hitlers weltanschaulicher Auffassung vom zwingenden Durchsetzungskampf entsprach, sondern zugleich auch seine Position als unbestrittene Entscheidungsinstanz stärkte und ihm, sofern er dies wollte, stets den ausschlaggebenden Zugriff sicherte. Dazu Magnus Brechtken: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939. 2., durchgesehene, bibliogr. aktualisierte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, S. 17.
  118. Magnus Brechtken: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933–1939. 2., durchgesehene, bibliogr. aktualisierte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012, S. 156.
  119. Norbert Frei: Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945. C.H. Beck, München 2013, S. 211 f.
  120. Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin [u. a.] 2018, S. 135 und 154. Die Frage nach der Attraktivität des Nationalsozialismus sei unbequem, so Echternkamp, und gehe über die in den 1990er Jahren diskutierte Frage nach der Modernität des Nationalsozialismus hinaus, die „die Wogen hochschlagen ließ.“ Es gehe es um die Kernfrage, warum sich so viele Deutsche für ein System begeistert haben, das wie kein anderes für Verfolgung, Terror und Massenmord stehe. Zudem mache „dieses Freilegen von Kontinuitätslinien“ die NS-Forschung anschlussfähig „gegenüber der Geschichte der Nachkriegszeit und der beiden deutschen Staaten.“ (Ebenda, S. 154)
  121. Der Begriff charakterisiere erstens die veränderten gesellschaftlichen Machtverhältnisse, bezeichne zweitens die „affektive Integration“ und betone die Mobilisierungskraft der Utopie einer besseren Gesellschaft. Auf einer dritten Ebene unterstreiche er „die Mechanismen der Inklusion und Exklusion als die zentralen Merkmale der nationalsozialistischen Gesellschaft mit ihren Konsequenzen für die Politik der Verfolgung und Vernichtung.“ (Zitiert nach Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin [u. a.] 2018, S. 169)
  122. Michael Wildt: Volksgemeinschaft, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 3. Juni 2014
  123. Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin [u. a.] 2018, S. 136.
  124. Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur. C.H. Beck, München 2016, S. 7. Dieses Ungleichgewicht müsse sich, so Herbert, in den Proportionen seiner Überblicksdarstellung niederschlagen; daher nehme die Zeit bis 1939 insgesamt nur etwa zwei Fünftel der Stoffdarbietung ein. (Ebenda)
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