Kiew
Kiew (ukrainisch Kyjiw [ˈkɪjɪu̯]; russisch Киев Kijew [ˈkʲi(ɪ̯)ɪf]; siehe auch zur Schreibweise des Ortes) ist die Hauptstadt und die größte Stadt der Ukraine. Sie liegt am bis hierhin für kleinere Seeschiffe befahrbaren Dnepr und hat auf einer Fläche von 847,66 km²[1] nahezu 3 Millionen Einwohner.[2] Die Agglomeration umfasst mehr als vier Millionen Einwohner.
Kiew | |||
Київ Kyjiw | |||
Basisdaten | |||
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Oblast: | Stadt Kiew | ||
Rajon: | Kreisfreie Stadt | ||
Höhe: | 179 m | ||
Fläche: | 847,66 km² | ||
Einwohner: | 2.964.448 (1. November 2020) | ||
Bevölkerungsdichte: | 3.497 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 01xxx-04xxx | ||
Vorwahl: | +380 44 | ||
Geographische Lage: | 50° 27′ N, 30° 30′ O | ||
KOATUU: | 8000000000 | ||
Verwaltungsgliederung: | 10 Rajone | ||
Bürgermeister: | Vitali Klitschko | ||
Adresse: | Вул. Хрещатик 36 01044 м. Київ | ||
Website: | kyivcity.gov.ua | ||
Statistische Informationen | |||
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Kiew gilt als wichtiger Bildungs- und Industriestandort und bildet darüber hinaus den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt des Landes. Aufgrund ihrer historischen Bedeutung als Mittelpunkt der Kiewer Rus trägt die Stadt seit gleichlautender Bezeichnung in der Nestorchronik[3] oft den Beinamen Mutter aller russischen Städte. Wegen der vielen Kirchen und Klöster und seiner Bedeutung für die orthodoxe Christenheit wird Kiew seit dem Mittelalter außerdem als Jerusalem des Ostens bezeichnet. Die Sophienkathedrale und das Kiewer Höhlenkloster stehen seit 1990 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.
Bevölkerung
Nach der offiziellen Volkszählung in der Ukraine lebten im Jahr 2001 in Kiew etwa 82,2 % Ukrainer und 13,1 % Russen. Daneben gibt es kleine Minderheiten anderer Nationalitäten und Volksgruppen (Weißrussen, Polen, Armenier, Juden und andere).
Nationalität | Einwohner | 1989 (%) | 2001 (%) | Veränderung (%)[4] |
---|---|---|---|---|
Ukrainer | 2.110.800 | 72,5 | 82,2 | +13,3 % |
Russen | 337.300 | 20,9 | 13,1 | −37,1 % |
Juden | 17.900 | 3,9 | 0,7 | −82,1 % |
Weißrussen | 16.500 | 1,0 | 0,6 | −34,5 % |
Polen | 6.900 | 0,4 | 0,3 | −33,7 % |
Armenier | 4.900 | 0,2 | 0,2 | +8,9 % |
Verteilung der Wohnbevölkerung nach Altersgruppen[5]
Altersgruppe | Einwohner | |||||
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2012 | 2021 | |||||
Gesamt | Männer | Frauen | Gesamt | Männer | Frauen | |
0–14 Jahre | 380.144 | 195.556 | 184.588 | 486.884 | 251.090 | 235.794 |
15–64 Jahre | 2.052.516 | 959.406 | 1.093.110 | 1.980.438 | 932.200 | 1.048.238 |
ab 65 Jahre | 340.291 | 124.543 | 215.748 | 453.551 | 163.859 | 289.692 |
Gesamt | 2.772.951 | 1.279.505 | 1.493.446 | 2.920.873 | 1.347.149 | 1.573.724 |
Demografische Entwicklung
Bevölkerungsentwicklung der vergangenen tausend Jahre:
Quellen: 1897:[6], 1926[7]. 1939, 1961:[8], 1970:[9], 1979, 1989:[10]1995-2010:[11]2020:[12]
Sprache
Die Sprachensituation Kiews hat sich im Laufe der Geschichte mehrfach grundlegend verändert. Heute ist Kiew eine zweisprachige Stadt, in der sowohl Ukrainisch als auch Russisch verbreitet sind.
Zur Zeit der Kiewer Rus wurde in Kiew Altostslawisch gesprochen, aus dem sich das moderne Ukrainisch (sowie das Russische) entwickelte. Unter dem Einfluss Polen-Litauens hielt die polnische Sprache spätestens ab dem 16. Jahrhundert Einzug in Kiew und wurde noch Anfang des 19. Jahrhunderts von einem großen Teil der Kiewer Stadtbevölkerung gesprochen.[13] Bereits im 17. Jahrhundert wurde Kiew jedoch Teil des Russischen Reichs, parallel dazu wurde das Russische von staatlicher Seite eingeführt und avancierte allmählich zur dominierenden Sprache Kiews. Im Jahr 1902 sprachen von den damals 319.000 Einwohnern noch etwa 20.000 Polnisch.[14] Mit Ausnahme einiger kurzer Unterbrechungen wurde in Kiew auch zur Zeit der Sowjetunion das Russische gegenüber dem Ukrainischen bevorzugt und das Ukrainische immer weiter verdrängt. In den 1980er Jahren war Kiew zum großen Teil russischsprachig.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion und seit der Unabhängigkeit der Ukraine ist jedoch wieder eine Tendenz zum Ukrainischen erkennbar.
Das Ergebnis der Volkszählung 2001:
Muttersprache | 2001 (%)[15] |
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ukrainisch | 72,1 |
russisch | 25,4 |
Andere | 2,5 |
Bei einer öffentlichen Befragung 2005 haben insgesamt 64 % der Kiewer Ukrainisch und 34 % Russisch als ihre Muttersprache genannt.[16] Diese Zahlen sind jedoch nur bedingt aussagekräftig und geben nur teilweise Aufschluss über die im Alltag bevorzugte Sprache, da viele Ukrainer unter dem Begriff Muttersprache einfach nur ihre nationale Sprache verstehen und nicht Muttersprache im linguistischen Sinn.
Eine Studie aus demselben Jahr, mit anderer Fragestellung, ergab für Kiew davon abweichende Zahlen.[17] Dabei erklärten 41,2 % der Befragten, sowohl Russisch als auch Ukrainisch im Alltag zu nutzen, 39,9 % der Befragten bedienten sich ausschließlich des Russischen und 18,1 % sprachen in der Regel nur Ukrainisch.
Religion
Der auch im Stadtwappen abgebildete Patron von Kiew ist der Erzengel Michael.
Kiew ist Sitz des Metropoliten der ukrainisch-orthodoxen Kirche sowie eines russisch-orthodoxen Metropoliten. Die Kiewer Sophienkathedrale ist die zweitälteste ostslawische Kathedrale, nach der Verklärungskathedrale in Tschernihiw.
Der Großerzbischof der mit der römisch-katholischen Kirche unierten griechisch-katholischen Kirche hat 2005 seinen Sitz von Lwiw nach Kiew verlegt.
Seit 1991 gibt es wieder eine evangelisch-lutherische Gemeinde in der ukrainischen Hauptstadt. Am 29. November 1998 erhielt sie vom Staat auch ihre St. Katharinenkirche wieder zurück. Die Gemeinde, die zur Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche der Ukraine gehört, setzt sich hauptsächlich aus Russlanddeutschen, aber auch aus dem Personal der deutschsprachigen Botschaften mit ihren Familien zusammen.
In Kiew gibt es auch heute trotz mehrerer Emigrationswellen eine zahlenmäßig bedeutende jüdische Minderheit.
Auch das Islamische Institut und die Geistliche Verwaltung der Muslime in der Ukraine befinden sich in Kiew.
Geografie
Topografie
Die Stadt liegt auf beiden Ufern des Dnepr, der nach Süden dem Schwarzen Meer entgegen fließt. Das rechte, westliche Flussufer mit dem historischen Stadtzentrum ist von zahlreichen, ursprünglich bewaldeten, kleinen Hügeln des Dneprhochlandes geprägt. Ein ständiges Auf und Ab sowie Kastanienbäume sind typisch für die Kiewer Innenstadt. Die Hügel fallen hier steil zum Fluss ab. Weiter im Norden – im Stadtteil Podil – besteht ein flacher und breiter, bebauter Uferstreifen.
Das linke, östliche Flussufer wurde erst im 20. Jahrhundert erschlossen. Im Gegensatz zur gegenüberliegenden Seite ist es flach und von Waldsteppe geprägt. Hier finden sich auch zahlreiche Seen. Einige kleine Nebenflüsse, wie die Lybid, münden innerhalb des Stadtgebietes in den Dnepr. Dieser verzweigt sich im Stadtgebiet in zahlreiche Wasserläufe. Die Truchaniw-Insel und weitere größere Inseln, die kaum bebaut wurden, dienen als Naherholungsgebiete.
Klima
Kiew liegt im nördlichen Teil der Ukraine. Die Sommer sind warm mit Durchschnittstemperaturen von 19,3 bis 25,3 °C in den Monaten Juni, Juli und August. Die kältesten Monate sind Dezember, Januar und Februar mit Durchschnittstemperaturen von −4,6 bis −1,1 °C. Am 31. Juli 1936 wurde die Rekordhöchsttemperatur von 39,4 °C gemessen. Die tiefste gemessene Temperatur war −32,2 °C am 9. Februar 1929. Kiew war üblicherweise von Mitte November bis Ende März mit Schnee bedeckt, wobei dies in den letzten Jahren rückläufig ist.
Kiew | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kiew
Quelle: Ukrainian Hydrometeorological Center, Daten: 1961–1990[19]; wetterkontor.de |
Geschichte
Älteste Siedlungsfunde auf heutigem Stadtgebiet stammen aus der Magdalénien-Kultur und befinden sich am Kiew-Kyrill-Wohnplatz im Stadtteil Podil.
Gründung
Laut Nestorchronik wurde Kiew von den drei Brüdern Kyj, Schtschek und Choriw sowie ihrer Schwester Lybid aus dem Stamm der Poljanen gegründet, die auf drei Anhöhen Dörfer bauten. Sie errichteten noch eine Festung, die sie nach dem ältesten Bruder benannten („Kiew“ = ‚Stadt von Kyj‘, ukrainisch: Kyjiw). Dies soll spätestens am Anfang des 6. Jahrhunderts geschehen sein, da der Name des ostslawischen Fürsten Kyj in dieser Zeit in byzantinischen Chroniken erwähnt wurde.
Einigen westlichen, aber auch einigen ukrainischen Historikern (Kevin Alan Brook, Omeljan Pritsak) zufolge soll Kiew stattdessen um 840 von muslimischen Söldnern im chasarischen Heer als chasarische Garnison im Poljanenland gegründet worden sein, der Name der Stadt sei wie diese Söldner ostiranischen Ursprungs. Erst um 930 sollen Slawen und Waräger die Stadt erobert haben.[20] Diese Theorie widerspricht jedoch Chroniken warägischer Herrscher aus dieser Periode.
Mittelalterliche Blütezeit
Die Stadt hatte eine strategische Lage am Handelsweg von der Ostsee zum Schwarzen Meer, dem Weg von den Warägern zu den Griechen. Mitte des 9. Jahrhunderts herrschten in ihr die warägischen Fürsten Askold und Dir, bevor sie von Ruriks Feldherrn Oleg von Nowgorod 882 getötet wurden. Dieser vereinigte den gesamten Herrschaftsbereich der Waräger (Rus) entlang des Handelsweges und machte Kiew zur fürstlichen Residenz der Rus. 988 initiierte der Großfürst Wladimir I. den Übertritt der bis dahin heidnischen Rus zum orthodoxen Christentum byzantinischer Prägung. Dieser Akt war durch eine Massentaufe der Kiewer Bevölkerung im Dnepr und den Sturz der alten Götzen in den Fluss gekennzeichnet. Unter Wladimirs Sohn Jaroslaw dem Weisen wurde Kiew stark ausgebaut. Neben zahlreichen neuen Kirchen und Klöstern wurde die erste ostslawische Bibliothek gegründet. Die aktive Heiratspolitik und der Ausbau der Stadt machten sie in ganz Europa bekannt. Damit erreichte Kiew im 11. und 12. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Entwicklung und wurde eine der größten Städte Europas.
Niedergang
Nach dem Tod Jaroslaws begannen Erbfolgekämpfe, die sich auf die Stadt negativ auswirkten und zu wiederholten Eroberungen und Zerstörungen führten. So wurde Kiew 1169 durch Fürst Andrei Bogoljubski von Wladimir-Susdal erobert. Statt sich dort niederzulassen, nahm er den bis dahin an Kiew gebundenen Großfürstentitel mit nach Norden in seine Residenz bei Wladimir. Damit setzte sich der Zerfall des Kiewer Reichs fort. Dass Kiew nicht mehr Sitz des Großfürsten war, bedeutete nicht den Untergang der Stadt, da die Metropoliten der russisch-orthodoxen Kirche noch bis Ende des 13. Jahrhunderts in Kiew residierten.
1240 wurde Kiew im Zuge der mongolischen Invasion der Rus nach fast zehnwöchiger Belagerung von den Truppen Batu Khans erobert. Fast alle Einwohner wurden getötet und nahezu alle Gebäude niedergebrannt. Es wurde berichtet, dass von der großen und dichtbesiedelten Stadt nur noch 200 Häuser gestanden haben sollen. Nach einer erneuten Vernichtung der Stadt verließ der orthodoxe Metropolit 1299 Kiew und zog nach Wladimir. 1320/1365 kam Kiew infolge der Schlacht am Irpen und der Schlacht am Blauen Wasser an Litauen. Zunächst genoss das Fürstentum Kiew, das noch aus der Zeit der Kiewer Rus stammte, eine gewisse Autonomie innerhalb Litauens. Dessen Herrscher fürchteten allerdings Separationsbestrebungen und lösten das Fürstentum auf. 1482 wurde Kiew vom Krimkhan Meñli I. Giray verwüstet. Die Stadt wurde 1569 zu einer polnisch-litauischen Provinzhauptstadt (Woiwodschaft Kiew). Nach der 1596 erfolgten Kirchenunion von Brest wurde Kiew zum Schauplatz eines konfessionellen Kampfes zwischen den Katholiken und den Unierten einerseits und den Orthodoxen andererseits, die eine oktroyierte Unterordnung unter den Papst ablehnten. Im Jahr 1632 wurde mit dem Kiewer Mohyla-Collegium die erste Hochschule im ostslawischen Raum begründet.
Russisches Reich
Nach dem 1648 begonnenen Chmelnyzkyj-Aufstand wurde Kiew Hauptstadt des Hetmanats der Saporoger Kosaken. Diese unterstellten sich 1654 im Abkommen von Perejaslaw dem Moskauer Zaren. Unter der Herrschaft des Kosakenhetmans Iwan Masepa wurden zahlreiche wichtige Bauwerke erneuert und Schulen gegründet. Das Kiewer Höhlenkloster, die Sophienkathedrale und das St. Michaelskloster erhielten ihr heutiges Aussehen im Stil des ukrainischen Barocks. Unter Kaiserin Elisabeth wurde die barocke Andreaskirche und der Marienpalast erbaut. Einen Rückschlag erlitt die städtische Entwicklung beim Großbrand im Kiewer Stadtteil Podil im Jahre 1811.
Besonders Kaiser Nikolaus I., der Kiew liebevoll Jerusalem der russischen Erde nannte, tat viel dafür, dass Kiew zu einem wichtigen Handels-, Verkehrs- und Industriezentrum des Russischen Reiches ausgebaut wurde. Unter anderem ließ er die St.-Wladimir-Universität, die heutige Nationale Taras-Schewtschenko-Universität Kiew, gründen und initiierte den Bau der massiven Nikolaus-Kettenbrücke über den Dnepr. Im Jahr 1888 feierte die Stadt mit großem Pomp den 900. Jahrestag der Christianisierung der Rus. Diesem Jahrestag wurde die Errichtung der Wladimirkathedrale im byzantinischem Stil gewidmet.
Als erste Stadt des Russischen Reiches erhielt Kiew 1892 eine elektrische Straßenbahn. Um 1900, am Ende der Amtszeit von Bürgermeister Stepan Solskyj, hatte die Stadt etwa 250.000 Einwohner, und die Einwohnerzahl stieg in den nächsten Jahren weiter massiv an. Im Jahre 1911 wurde in Kiew der russische Ministerpräsident Pjotr Stolypin von einem Anarchisten erschossen. Nach der Russischen Revolution und während der deutschen Besatzung am Ende des Ersten Weltkriegs entstanden hier die kurzlebigen ukrainischen Nationalstaaten Ukrainische Volksrepublik und Ukrainischer Staat.
Sowjetzeit
Ab 1920 war Kiew sowjetisch und zunächst nur Verwaltungssitz des Okrug Kiew und der Oblast Kiew. Am 19. Januar 1934 wurde die Stadt an Stelle von Charkow zur Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR) und am 24. Juni 1934 zog die Regierung hierhin um. Im Verlauf der 1930er Jahre wurden in Kiew viele historische Bauten von den sowjetischen Behörden vernichtet. In Bykiwnja, einem Waldgebiet im Osten der Stadt, wurden während des Stalinismus etwa 130.000 Menschen ermordet.[21]
Vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion zählte die Stadt 350.000 Juden, von denen die meisten rechtzeitig vor dem Einmarsch der Wehrmacht fliehen konnten, so dass beim Einmarsch im September 1941 nur noch 30 % der Juden in der Stadt (ca. 100.000) lebten. Während der deutschen Okkupation im Deutsch-Sowjetischen Krieg, vom 19. September 1941[22] bis zum 6. November 1943, wurden von den Besatzern 120.000 bis 160.000 sowjetische Kriegsgefangene und Zivilisten (vor allem Juden) in Kiew ermordet. Mehr als 33.000 Juden fielen allein dem Massaker von Babyn Jar bei Kiew am 29. und 30. September 1941 zum Opfer. 1942 wurde am Nordrand der Stadt das KZ Syrez errichtet.
Großen Schaden nahm die Stadt kurz nach der Schlacht um Kiew durch einen verheerenden Großbrand, der am 24. September 1941 durch ferngezündete sowjetische Sprengsätze ausgelöst wurde und erst am 29. September unter Einsatz der deutschen und einheimischen Feuerwehr durch das Sprengen von Brandschneisen gelöscht werden konnte.[23] In einer zweiten Schlacht um Kiew wurde die Stadt von der Roten Armee am 6. November 1943 nach 778 Tagen deutscher Besetzung befreit. In der Stadt bestand (bis 1954) das Kriegsgefangenenlager 62 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs, dazu das Kriegsgefangenenhospital 3201. Es gab mehrere Friedhöfe für Kriegsgefangene, der größte nördlich der Stadt mit etwa 20.000 Toten.[24] 1965 erhielt Kiew die Auszeichnung einer Heldenstadt.
In der Nachkriegszeit wurde die Stadt rasch wiederaufgebaut und setzte ihr schnelles Bevölkerungswachstum fort. Insbesondere die Zentralstraße Chreschtschatyk und der heutige Majdan Nesaleschnosti (damals Kalininplatz, später Platz der Oktoberrevolution) wurden monumental erweitert und umgebaut. Nach dem Moskauer Vorbild entstand die Kiewer Metro. Zur Erinnerung an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg wurde auf der hohen rechten Dnepr-Seite die riesige Mutter-Heimat-Statue erbaut.
1982 fanden die Feierlichkeiten des 1500-jährigen Bestehens von Kiew statt. 1986 wurde die Stadt von der Tschernobyl-Katastrophe schwer getroffen.
Das Stadtgebiet wurde am 4. April 1978 um 110,7 Hektar, am 5. März 1982 um 624,3 Hektar und am 26. August 1988 um 3440 Hektar des Kiewer Umlandes erweitert.[25]
Kiew seit der ukrainischen Unabhängigkeit 1991
Seit 1991 ist Kiew Hauptstadt der unabhängigen Ukraine. In der Folge kam es zur Wiedererrichtung zahlreicher während der Periode des Stalinismus zerstörter Bauwerke, etwa des Michaelsklosters und der Christi-Geburt-Kirche im Stadtteil Podil. Ab November 2004 wurde die Innenstadt zum Schauplatz der Massenproteste gegen die Fälschungen bei der Präsidentschaftswahl 2004, die schließlich zur Orangen Revolution führten. Von Dezember 2013 bis Ende Februar 2014 war die Stadt Schauplatz des „Euromaidan“, einer Protestbewegung gegen die ukrainische Regierung, was zu deren Sturz führte. Nachdem Russland die Krim annektiert hatte, gab es seinen Widerstand gegen eine OSZE-Beobachtermission in der Ukraine auf und am 21. März 2014 wurden Beobachter in die Stadt entsandt.[26][27] Am 9. Oktober 2019 gründeten 19 Gemeinden die Kiew-Agglomeration (Київська агломерація), um die sozioökonomische Entwicklung und den Ausbau der Infrastruktur des Ballungsraums zu beschleunigen und die Investitionsattraktivität des Großraums Kiew mit mehr als 4 Millionen Einwohnern zu erhöhen.[28][29]
Die COVID-19-Pandemie in der Ukraine begann im März 2020. Die Kiewer Metro war auf Anordnung des ukrainischen Präsidenten vom 18. März[30] bis zum 25. Mai 2020 geschlossen.[31] Anfang 2022 wurde der 100.000 COVID-Tote in der Ukraine registriert.
Russischer Überfall auf die Ukraine 2022
Am 24. Februar 2022 begannen russische Truppen auf Befehl von Präsident Putin den russischen Überfall auf die Ukraine. Seit dem ersten Tag des Überfalls bombardieren sie Kiew aus der Luft. Kiew ist ein Hauptziel der Invasion.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kiew besitzt eine große Anzahl sehenswerter Kirchen, Profanbauten und Denkmäler. Als UNESCO-Weltkulturerbe wurde die Sophienkathedrale, das Kiewer Höhlenkloster und die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (als Teil des Höhlenklosters) eingestuft.[32] Außerdem befinden sich in der Stadt einige sehenswerte Synagogen, wie die Brodsky- und die Podil-Synagoge. Bedeutsame Straßen sind der Chreschtschatyk, der große Hauptstadtboulevard mit Gebäuden im Stil des sozialistischen Klassizismus und der für sein kulturelles Leben bekannte Andreassteig. Nicht zuletzt durch die Orange Revolution und den Euromaidan wurde der Majdan Nesaleschnosti, der Hauptplatz der Stadt mit dem Hotel Ukrajina und dem Unabhängigkeitsdenkmal der Ukraine, bekannt. Weitere bekannte Denkmale sind das Denkmal der Völkerfreundschaft mit einem monumentalen Bogen von 60 Meter Durchmesser und die Mutter-Heimat-Statue. Letztere ist eine 62 Meter hohe Kolossalstatue zum Gedenken an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg. 27 Denkmäler von Führern aus der Sowjetzeit wurden seit 2009 auf Anweisung der Kiewer Stadtverwaltung im Zuge der Dekommunisierung entfernt.[33] In der Stadt gibt es einen stationären Zirkus und einen Zoo mit über 3000 Tieren in etwa 400 Tierarten.
Kiew war 2005 und 2017 Austragungsort des Eurovision Song Contest.
Museen
Kiew ist ein kulturelles Zentrum der Ukraine und besitzt eine große Zahl an Museen. Zu den bekannteren zählen: Eine-Straße-Museum, Hetman-Museum, Iwan-Hontschar-Museum, Lessja-Ukrajinka-Museum, Michail-Bulgakow-Museum, Wiktor Kossenko Museum, Nationales Museum der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg, Nationales Museum Taras Schewtschenko, Nationales Historisches Museum der Ukraine, Nationales Kunstmuseum der Ukraine, Nationalmuseum Kiewer Kunstgalerie, Museum der Geschichte Kiews, Tschernobyl-Museum, Museum der westlichen und orientalischen Kunst Kiew, Museum für Volksarchitektur und Brauchtum der Ukraine der Kultur- und Museumskomplex Mystezkyj Arsenal und die Zentralna Rada.
Oper, Theater und Konzertsäle
Das Taras-Schewtschenko-Opernhaus liegt auf der Wolodymyrska-Straße 50. An der Welyka Wassylkiwska-Straße liegt das Nationale akademische Theater der Operette, auf dem Iwan-Franko-Platz 3 steht das „Nationale Iwan-Franko-Schauspielhaus“ und auf der Bohdan-Chmelnyzkyj-Straße 5 befindet sich das Russische Dramentheater. Die Nationale Philharmonie der Ukraine befindet sich im Chreschtschatyj-Park beim Europäischen Platz. Alle diese Kultureinrichtungen liegen im Zentrum Kiews.
Politik
Stadtrat
Der Kiewer Stadtrat (Київська міська рада) ist das höchste politische Organ der Stadt und nimmt in der „Stadt mit Sonderstatus“ kommunalpolitische Aufgaben wahr. Die Mitglieder des Stadtrates werden in direkter Wahl auf fünf Jahre durch die Bevölkerung der Stadt gewählt. Der ebenfalls direkt gewählte Bürgermeister Kiews ist der Vorsitzende des Stadtrates.
Der Stadtrat tagt in dem in den 1950er Jahren im Stil des sozialistischen Klassizismus errichteten Gebäude des Kiewer Stadtrates auf dem Chreschtschatyk Nr. 36 im Zentrum Kiews.[34]
Bürgermeister
Heute ist der am 25. Mai 2014 mit 57,4 % der Stimmen im ersten Wahlgang gewählte Vitali Klitschko Bürgermeister und somit Vorsitzender des Stadtrates.[35]
Bei den Kommunalwahlen in der Ukraine 2015 fanden in Kiew zwei Wahlgänge zur Bürgermeisterwahl statt. Im ersten Wahlgang erreichte Vitali Klitschko 40,57 % der Stimmen (353.312 total), Boryslaw Beresa (Борислав Юхимович Береза) 8,85 % (77.029 total), Oleksandr Omeltschenko 8,47 % (73.724 total), Wolodymyr Bondarenko (Володимир Дмитрович Бондаренко) 7,86 % (68.460 total) und Serhij Hussowskyj (Сергій Михайлович Гусовський) 7,72 % (67.197 total).[36] Da keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erhielt, wurde ein zweiter Wahlgang notwendig, der am 15. November 2015 stattfand. Bei der Stichwahl wurde Vitali Klitschko mit 66,5 % gegenüber 33,5 %, die Boryslaw Beresa erhielt, im Amt des Bürgermeisters bestätigt.[37]
Bürgermeister/Stadtoberhäupter von Kiew mit ihren Amtszeiten seit der ukrainischen Unabhängigkeit sind
- Arnold Nasartschuk (Арнольд Назарчук, 1990)
- Hryhorij Malyschewskyj (Григорій Малишевський, 1990 bis 1991)
- Olexander Mosijuk (Олександр Мосіюк, 1991 bis 1992)
- Wassyl Nesterenko (Василь Нестеренко, 1992 bis 1994)
- Leonid Kossakiwskyj (Леонід Косаківський, 1994 bis 1998)
- Oleksandr Omeltschenko (Олександр Омельченко, 1999 bis 2006)
- Leonid Tschernowezkyj (Леонід Черновецький, 2006 bis 2012)
- Halyna Hereha (Галина Герега, 2012 bis 2014, kommissarisch)
- Vitali Klitschko (Віталій Кличко, seit 5. Juni 2014)
Stadtgliederung
Kiew ist Verwaltungssitz der umgebenden Oblast Kiew und des Rajon Kiew-Swjatoschyn.
Administrativ wird Kiew in zehn Verwaltungsbezirke (Rajone) unterteilt.
Name | Ukrainische Bezeichnung | Bemerkung | Fläche in km² | Bevölkerung 2001[38] | Bevölkerung 2020[2] | Einwohner/ km² 2020 |
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Rajon Darnyzja | Дарницький | nach der im Rajon aufgegangenen Ortschaft Darnyzja | 133,63 | 282.359 | 348.376 | 2607 |
Rajon Desna | Деснянський | nach dem Fluss Desna | 148 | 336.209 | 368.942 | 2493 |
Rajon Dnipro | Дніпровський | nach dem Fluss Dnepr | 66,7 | 331.618 | 358.377 | 5.373 |
Rajon Holossijiw | Голосіївський | nach der im Rajon aufgegangenen Ortschaft Holossijiw | 156,35 | 202.993 | 254.298 | 1626 |
Rajon Obolon | Оболонський | nach der im Rajon aufgegangenen Ortschaft Obolon | 110,2 | 306.173 | 318.509 | 2890 |
Rajon Petschersk | Печерський | nach dem Kiewer Höhlenkloster | 19,55 | 131.127 | 163.544 | 8365 |
Rajon Podil | Подільський | nach dem Stadtviertel Podil | 34,04 | 180.424 | 208.958 | 6139 |
Rajon Schewtschenko | Шевченківський | nach Taras Schewtschenko | 27 | 237.213 | 216.927 | 8034 |
Rajon Solomjanka | Солом’янський | nach dem im Rajon aufgegangenen Dorf Solomjanka | 40,04 | 287.801 | 384.246 | 9597 |
Rajon Swjatoschyn | Святошинський | nach der im Rajon aufgegangenen Ortschaft Swjatoschyn | 103 | 315.410 | 342.271 | 3323 |
Partnerstädte
Kiew listet internationale Beziehungen zu 54 Städten auf:[39]
Wirtschaft und Infrastruktur
In Kiew sind alle Ministerien sowie die Hauptverwaltungen der meisten großen Unternehmen der Stahlindustrie, des Maschinen- und Fahrzeugbaus, des Flugzeugbaus (Antonow im Stadtteil Swjatoschyn mit 14.000 Beschäftigten), der Chemieindustrie, der Nahrungs- und Genussmittelindustrie (Roshen), der Solarindustrie, der Gas- und Ölgesellschaften, der Energieerzeuger sowie des Luftverkehrs und der Finanzwirtschaft angesiedelt. Ein Hersteller von optischen und feinmechanischen Geräten ist das Arsenal-Werk.
Messen und Ausstellungen
In Kiew befinden sich die Messe- und Ausstellungsgelände Expocenter der Ukraine[41] und KiewExpoPlaza.[42]
Tourismus
Es gibt (Stand 22. Mai 2017) keine städtische Touristeninformation in der Stadt, am Flughafen oder am Bahnhof. Private Agenturen übernehmen die Vermittlung von Hotelzimmern, Autovermietungen oder Stadtführungen. Derzeit gibt es für Touristen der Europäischen Union keine Visumpflicht. Ein gültiger Reisepass ist jedoch zur Einreise notwendig.
Infrastruktur
Kiew ist Anziehungspunkt für den Tourismus, wirtschaftliches Zentrum und neben Lemberg und Odessa kultureller Mittelpunkt des Landes. Kiew ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Osteuropas als Schnittpunkt der Verkehrswege Istanbul/Athen–Sofia–Kiew–Minsk/Moskau und Westeuropa–Kaukasus. Außerdem hat Kiew einen Flusshafen am Dnepr, der von der Nordbrücke und sieben weiteren Brücken innerhalb des Stadtgebietes überbrückt wird.
Straßenverkehr
Als Hauptstadt bildet Kiew einen Knotenpunkt im ukrainischen Straßennetz. In Kiew kreuzen sich die E40 (Calais/Frankreich nach Ridder/Kasachstan), die E95 (Sankt Petersburg/Russland nach Merzifon/Türkei) und die E101. Außerdem die Fernstraßen nach Belarus (M01), Russland (über Charkiw M03), Odessa (M05), Ungarn (über Lemberg M06), Polen (M07), Snamjanka (N01), Sumy (N07) und Dnipro (N08). Im Westen leitet der durch die T–10–27 gebildete Autobahnring den Durchgangsverkehr um die Stadt. Von Osten kommender Verkehr überquert den Dnepr in der Stadt und wird über die auf der Westseite liegende N01 geleitet. Kiew besitzt, neben einem Zentralen Busbahnhof, mehrere Busbahnhöfe für den Fernbusverkehr.
Eisenbahn
Zahlreiche internationale Eisenbahnverbindungen führen zum Hauptbahnhof (Kyjiw-Passaschyrskyj) in Kiew, unter anderem aus Russland, Polen, Ungarn, Belarus, Moldawien, Österreich und der Slowakei. Kiew hatte ferner Zugang zur Transsibirischen Eisenbahn, hier gab es die vermutlich weltlängste Eisenbahnverbindung Kiew – Wladiwostok.
Flugverkehr
Kiew wird von drei Flughäfen bedient. Der kleinere und ältere der beiden Passagierflughäfen, Kiew-Schuljany, liegt im Stadtgebiet und wird überwiegend von Privat-Jets genutzt. Die Firma Wizz Air sowie einige ukrainische Chartergesellschaften bieten Flüge ins In- und Ausland an. In Boryspil, etwa 15 km östlich der Stadtgrenze beziehungsweise 30 km südöstlich des Zentrums, liegt der größere Flughafen Kiew-Boryspil (nach russischer Schreibweise auch als Borispol bekannt), der deutlich mehr Verbindungen hat und von den meisten internationalen Linien angeflogen wird. Der Flughafen Kiew-Gostomel ist außerdem ein internationaler Frachtflughafen in der nordwestlichen Vorstadt Hostomel (russ. Gostomel). Der Flugplatz Swjatoschyn ist der Werksflugplatz der Firma Antonow.
Innerstädtischer Verkehr
Dem innerstädtischen Verkehr dienen Trolleybusse, Busse und die Straßenbahn des städtischen Verkehrsbetriebs Kyjiwpastrans, außerdem Marschrutkas (Kleinbus-Linientaxen), die S-Bahn und die Metro. Letztere besitzt drei die Stadt durchkreuzende Linien. Im Berufsverkehr verkehrt die Metro zum Teil im 90-Sekunden-Takt, sonst alle zwei bis vier Minuten. Abends können es auch 7–10 Minuten sein, nach 23 Uhr bis zu 12–15 Minuten. Nachts (von etwa Mitternacht bis etwa 5:45 morgens) ist die Metro geschlossen. Außerdem verbindet eine Standseilbahn (Funikuler) den Stadtteil Podil am Dnepr-Ufer mit dem Stadtzentrum.
Hochschulen
Es gibt insgesamt 99 Hochschulen. Die größten beziehungsweise wichtigsten sind
- Nationale Taras-Schewtschenko-Universität (KDU), (* 1834)
- Nationale Medizinische Oleksandr-Bohomolez-Universität (NMU), (* 1841)
- Nationale Technische Universität „Kiewer Polytechnisches Institut Ihor Sikorskyj“ (KPI), (* 1898)
- Nationale Universität Kiew-Mohyla-Akademie (NaUKMA), (* 1632/1992)
- Nationale Wirtschaftsuniversität Kiew (KNEU), (* 1906)
- Nationale Musikakademie der Ukraine (NMAU), (* 1913)
- Nationale Akademie der Bildenden Künste und Architektur (НАОМА), (* 1917)
- Kiewer Nationale Universität für Bauwesen und Architektur (KNUCA, ehem. KISI), (* 1930)
- Nationale Luftfahrt-Universität, (* 1933)
- Kiewer Nationale Universität für Handel und Wirtschaft (KNUTE), (* 1946)
Sport
Der bekannteste Sportverein der Stadt und der Ukraine ist der FC Dynamo Kiew. Weitere Kiewer Fußballclubs sind Arsenal Kiew und Obolon Kiew; hinzu kommen der Basketballverein BK Kiew, der Handballverein Spartak Kiew sowie der ukrainische Rekordmeister im Eishockey und der HK Sokil Kiew.
Das Nationalstadion der Ukraine, das Olympiastadion, befindet sich in Kiew. Im August 2007 war Kiew Austragungsort der Weltmeisterschaften im Orientierungslauf. Seit 2008 erfolgte ein Komplettumbau, das Stadion war Austragungsort und Spielort des Finales der Fußball-Europameisterschaft 2012.
Von 1968 bis zu deren Rückbau im Jahr 2003 befand sich am Nationalstadion mit dem Tramplin Olimpijskiy eine Skisprungschanze der Kategorie K80.
Persönlichkeiten
Berühmte Söhne und Töchter Kiews sind unter anderem der Schriftsteller Michail Bulgakow, die Filmregisseurin Maya Deren, die Schauspielerin Milla Jovovich, der Maler Kasimir Malewitsch, die israelische Ministerpräsidentin Golda Meir und der Luftfahrtpionier Igor Sikorski.
Weitere in der Stadt geborene Persönlichkeiten sind in der Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Kiew aufgeführt, Ehrenbürger der Stadt finden sich auf der Liste der Ehrenbürger von Kiew. Die Rektoren der Kiewer Universität finden sich auf der Liste der Rektoren der Universität Kiew.
Schreibweise
Die Schreibweise der Stadt Kiew im kyrillischen Alphabet lautet auf Ukrainisch „Київ“, auf Russisch „Киев“. Die im Deutschen etablierte Schreibweise „Kiew“ kann als Ergebnis einer veralteten Transkription der russischen Schreibweise in das lateinische Alphabet der deutschen Sprache aufgefasst werden.[43] Mit Blick auf ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion bevorzugt die Ukraine deshalb die auf den ukrainischen Namen zurückgehende Schreibweise „Kyjiw“. Dagegen einigten sich deutsche Nachrichtenagenturen noch im Jahr 2014 auf die Weiterverwendung der Bezeichnung „Kiew“.[44] Im Zuge des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 begannen einige deutsche Medien die von der Ukraine bevorzugte Schreibweise „Kyjiw“ zu verwenden.[45] Im Duden werden beide Bezeichnungen geführt.[46][47]
Im Englischen und Französischen wird seit 2014 ebenfalls vermehrt die Schreibweise „Kyiv“ genutzt, die der ukrainischen Aussprache entspricht. Historisch bedingt existiert darüber hinaus im Polnischen die Eigenbezeichnung „Kijów“ mit geschlossenem Ulaut.[48]
Siehe auch
- Historische Stadtpläne von Kiew
- Liste deutscher Bezeichnungen ukrainischer Orte
- (2171) Kiev (Asteroid)
- Kiew-Halbinsel (Halbinsel in der Antarktis)
Literatur
- Britta Wollenweber, Peter Franke: Kiew. Stadt der goldenen Kuppeln am Dnejpr. 4. Auflage, Wostok, Berlin 2008, ISBN 978-3-932916-41-0.
- Anatolij Kusnezow: Babij Jar – die Schlucht des Leids. Matthes & Seitz, München 2001, ISBN 3-88221-295-0.
- Herbert Mühlstädt: Der Geschichtslehrer erzählt. Band 2. 3. Auflage. Volk und Wissen volkseigener Verlag, Berlin 1986, S. 109–133
- Günther Schäfer: Kiev, Rundgänge durch die Metropole am Dnepr, 3. Auflage, Trescher, Berlin 2011, ISBN 978-3-89794-181-6.
Weblinks
- Offizielle Website der Stadt
- Kiew im Online-Lexikon des BKGE
Einzelnachweise
- Der Staatsdienst der Ukraine für Geodäsie, Kartographie und Kataster. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 19. August 2014; abgerufen am 19. Juli 2019 (ukrainisch).
- Bevölkerung von Kiew am 1. November 2020 auf der Webseite des Hauptamtes für Statistik von Kiew; abgerufen am 26. Dezember 2020 (ukrainisch)
- Kiew Mutter aller Städte Russlands? auf infranken.de, 8. Juni 2018; abgerufen am 5. März 2020
- About number and composition population of UKRAINE. In: 2001.ukrcensus.gov.ua. Abgerufen am 28. Februar 2015 (englisch).
- Demographie Kiew 2.2; auf database.ukrcensus.gov.ua; abgerufen am 16. Juli 2021 (ukrainisch)
- Первая Всеобщая перепись населения Российской империи 1897 года. In: demoscope.ru. 21. März 2013, abgerufen am 28. Februar 2015.
- Volkszählung von 1926 auf demoscope.ru
- Meyers Neues Lexikon, Bibl.Inst. Leipzig, 1962. Band 4, S. 805.
- Volkszählung der UdSSR 1970 auf webgeo.ru
- Bevölkerungszahlen ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org; abgerufen am 24. November 2018
- Hauptabteilung Statistik von Kiew Bevölkerung 1995–2019; abgerufen am 11. Mai 2019
- Bevölkerung von Kiew am 1. November 2020 auf der Webseite des Hauptamtes für Statistik von Kiew; abgerufen am 26. Dezember 2020 (ukrainisch)
- Timothy Snyder: The Reconstruction of Nations. Yale University Press, New Haven 2003, S. 119–122.
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig/Wien 1907, S. 899–900.
- All-Ukrainian population census–. In: ukrcensus.gov.ua. 4. September 2013, abgerufen am 28. Februar 2015.
- Стан Громадської Думки Щодо Надання Російській Мові Статусу Другої Державної. (Nicht mehr online verfügbar.) In: niss.gov.ua. Archiviert vom Original am 27. Dezember 2009; abgerufen am 28. Februar 2015.
- Oleksandr Kramar: Russification Via Bilingualism The Ukrainian Week, 18. April 2012
- Ukrainian Hydrometeorological Center: Klimainformationen Kiew. World Meteorological Organization, abgerufen am 1. Juli 2012.
- Ukrainian Hydrometeorological Center: Klimainformationen Kiew. World Meteorological Organization, abgerufen am 1. Juli 2012.
- Andreas Roth: Chasaren – Das vergessene Großreich der Juden. S. 60 und 169 ff. Melzer Verlag, Neu-Isenburg 2006.
- Oksana Sabuschko: Grabt an dieser Stelle! «Bykiwnja» ist überall. (Memento vom 25. September 2012 im Internet Archive) NZZ Literatur und Kunst, 6. September 2008
- Arnulf Scriba (201): Die Schlacht bei Kiew 1941
- Horst Boog, Jürgen Förster, Joachim Hoffmann, Ernst Klink, Rolf-Dieter Müller, Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion (= Militärgeschichtliches Forschungsamt [Hrsg.]: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4). 2. Auflage. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987, ISBN 3-421-06098-3, S. 515 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Bei den Sprengtrupps handelte es sich um das Pionierbataillon 99, Teile der 99. Leichten Division und 71. Infanteriedivision).
- Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- Kiew-Agglomeration. Geschichte der Expansion der Hauptstadt auf kievvlast.com.ua vom 24. April 2018; abgerufen am 23. November 2019 (ukrainisch)
- Krim-Krise: OSZE schickt 100 Beobachter in die Ukraine. In: Spiegel Online. 21. März 2014, abgerufen am 28. Februar 2015.
- OSZE entsendet Beobachtermission in Ukraine (Memento vom 22. März 2014 im Webarchiv archive.today), RIA Novosti am 22. März 2014.
- Kiewer Agglomerationsvereinigung in Kiew gegründet auf vechirniy.kyiv.ua/ vom 9. Oktober 2019; abgerufen am 23. November 2019 (ukrainisch)
- 19 Gemeinden haben die Kiew-Agglomeration gegründet auf dem offiziellen Portal von Kiew vom 9. Oktober 2019; abgerufen am 23. November 2019 (ukrainisch)
- Coronavirus in der Ukraine und der Welt: Was am 16. März bekannt ist, auf rbc-Ukraine vom 16. März 2020; abgerufen am 29. März 2020 (ukrainisch)
- Die U-Bahn hat in Kiew geöffnet auf pravda.com.ua vom 25. Mai 2020; abgerufen am 27. Dezember 2020 (ukrainisch)
- Kiev: Saint-Sophia Cathedral and Related Monastic Buildings, Kiev-Pechersk Lavra Weltkulturerbe auf der Webpräsenz der UNESCO, abgerufen am 14. Mai 2015
- В Киеве демонтировали памятник одному из инициаторов Голодомора (In Kiew wurde ein Denkmal für einen der Initiatoren des Holodomor demontiert) (Memento vom 3. Dezember 2009 im Internet Archive). In: Ukraine News vom 25. November 2009; abgerufen am 10. Dezember 2014.
- offizielle Seite des Stadtrates der Stadt Kiew, abgerufen am 22. Juni 2014.
- n-tv Nachrichtenfernsehen: Im dritten Anlauf: Klitschko wird Bürgermeister von Kiew - n-tv.de. In: n-tv.de. 26. Mai 2014, abgerufen am 28. Februar 2015.
- Wahlergebnis 1. Wahlgang auf ukrinform vom 30. Oktober 2015, abgerufen am 25. Januar 2016
- Kiew Bürgermeister Klitschko wieder gewählt, auf Interfax 16. November 2015, abgerufen am 25. Januar 2016
- Stadtbezirke von Kiew auf citypopulation.de
- Міста-побратими. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 28. Januar 2020. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Новини - Київська міська державна адміністрація. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. Mai 2016; abgerufen am 15. Januar 2017.
- Website Expocenter (ukrainisch)
- Website KiewExpoPlaza (ukrainisch)
- Roman Goncharenko: Kyiv statt Kiew. Deutschlandfunk, 24. August 2011, abgerufen am 26. Februar 2022.
- mdr.de: Namenskampagne für die ukrainische Hauptstadt: Kyiv statt Kiev | MDR.DE. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Katja Neitemeier: Warum manche deutsche Medien jetzt Kyjiw statt Kiew schreiben. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Duden | Kiew | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Duden | Kyjiw | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- Kyjïv. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa. Universität Oldenburg, 21. August 2015, abgerufen am 5. März 2022.