Ostpreußen
Ostpreußen (niederpreußisch Ostpreißen) war seit dem 18. Jahrhundert eine Bezeichnung für den östlichsten Teil Preußens. 1815–1829 und 1878–1945 war Ostpreußen der Name der östlichsten Provinz Preußens. Es umfasste einen großen Teil von Preußen (historische Landschaft). Die geografische Benennung „östliches Preußen“ ist viel älter.
Flagge | Wappen |
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Lage in Preußen | |
1871–1918 Ostpreußen Übriger preußischer Staat 1922–1939 Ostpreußen Übriger Freistaat Preußen | |
Bestehen | 1773–1829 1878–1945 |
Provinzhauptstadt | Königsberg (Pr) |
Fläche | 37.002 km² (1910)[1] 36.992 km² (1938)[2] |
Einwohner | 2.488.122 (1939)[3] |
Bevölkerungsdichte | 67 Ew./km² (1939) |
Kfz-Kennzeichen | I C |
Entstanden aus | Herzogtum Preußen |
Heute Teil von | Woiwodschaft Ermland-Masuren Oblast Kaliningrad Distrikt Klaipėda Distrikt Tauragė |
Karte | |
Nr. 1
Ostpreußen war kein „koloniales Anhängsel“, sondern das Herzstück preußisch-deutscher Geschichte: Die Albertus-Universität Königsberg war eine Hochburg des Luthertums. „Als Leuchte der Aufklärung strahlte sie nach Westen und – noch mehr – in den Osten“.[4] In Russland und in den Ostseegouvernements fand Immanuel Kant schon zu Lebzeiten höchste Verehrung. Das I. Armee-Korps (Preußen) lag in Königsberg. Die Liste der Reichstagswahlkreise des Deutschen Kaiserreichs beginnt mit Ostpreußen. Die Reichsstraße 1 führte von Aachen nach Königsberg. Die Preußische Ostbahn holte die Königliche Haupt- und Residenzstadt in Preußen aus ihrer genügsamen Abgeschiedenheit. Der Schnellzug D 1/2 (Berlin–Eydtkuhnen) endete an der Grenze zu Russland. Nach der Grenze zwischen Portugal und Spanien war sie die älteste Grenze in Europa. Seit dem Friede vom Melnosee hatte sie über 523 Jahre Bestand – bis 1945.
Geschichtlicher Überblick
Die ursprüngliche Landschaft Preußen war das Stammland der baltischen Prußen. Durch Anordnungen des Kaisers und des Papstes zur Christianisierung und der damit beauftragten Eroberung des Landes durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert entstand der Deutschordensstaat, dessen Territorium auch „Preußen“ genannt wurde.
Infolge des Zweiten Friedens zu Thorn verblieb 1466 nur der östliche Teil Preußens unter dem Orden (Prussia Orientalis). Das Fürstbistum Ermland (Warmia) und Königlich Preußen erlangten die Autonomie und unterstellten sich dem polnischen König (Personalunion). Im Zuge der Reformation wurde der östliche Teil unter Albrecht (Preußen), dem letzten Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen, 1525 als Herzogtum Preußen zum ersten protestantischen Staatswesen in Europa unter Suzeränität des polnischen Königs. Durch die dynastische Vereinigung mit dem Kurfürstentum Brandenburg 1618 wurde es auch Brandenburgisches Preußen genannt. Im Vertrag von Wehlau übergab 1657 der König von Polen seine Suzeränitätsrechte über das Herzogtum Preußen an den Kurfürsten von Brandenburg und seine Nachfahren, die dadurch souveräne Herzöge in Preußen wurden. In Altstadt (Königsberg) krönte sich 1701 Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum König in Preußen und aus dem „Herzogtum Preußen“ wurde das „Königreich Preußen“. Als sich im 18. Jahrhundert aus den innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reichs liegenden Territorien der Könige von Preußen der Staat Preußen bildete, ging der Name „Preußen“ auf ihn über.
Nach der Ersten Teilung Polens (1772) verfügte König Friedrich II. (Preußen), dass die Provinz Preußen, erweitert um das Ermland, nach der Vereinigung aller Lande Preußen den vorherigen lateinischen Namen Prussia Orientalis, in deutscher Übertragung Ostpreußen, erhalten solle und das annektierte Preußen Königlichen Anteils den Namen Westpreußen. Nunmehr bildeten beide Provinzen mit dem Netzedistrikt in der Preußischen Monarchie zwischen 1772 und 1793 das „Königreich Preußen“.[A 1]
1829–1878 waren Ost- und Westpreußen zur Provinz Preußen vereinigt, die nach der Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 und der Deutschen Reichsgründung 1871 dessen nördlichstes und östlichstes Territorium bildete. Nach dem Friedensvertrag von Versailles 1919, der den Ersten Weltkrieg beendete (und den Keim zum Zweiten legte), war Ostpreußen 1920–1939 durch den Polnischen Korridor vom übrigen Deutschen Reich territorial abgetrennt.
„Ostpreußen ist auch die Brücke für den geistigen und wirtschaftlichen Verkehr mit dem eigentlichen Osten Europas. Es ist nicht, wie die Polen es darzustellen belieben, die germanische Faust, die sich drohend gen Osten weit hinein in slawisches Land ballt, sondern die Hand, die ausgestreckt ist von dem westlichen Wirtschafts- und Kulturkreis, um völkerverbindend und zwischen ihnen vermittelnd zu wirken.“
Im Zweiten Weltkrieg eroberte die Rote Armee Ostpreußen von Januar bis Anfang Mai 1945. Von den rund 2.490.000 Einwohnern der Provinz überlebten 511.000 den Zweiten Weltkrieg nicht.[5] Die Rote Armee unterstellte den südlichen Teil gemäß einem Abkommen vom 27. Juli 1944 der Verwaltung der Volksrepublik Polen, wobei die endgültige Regelung einer endgültigen Friedensregelung vorbehalten sein sollte. Das Potsdamer Abkommen bestätigte im August 1945 das Vorgehen der Sowjetunion. Das nördliche Ostpreußen kam einschließlich der Provinzhauptstadt Königsberg unter sowjetische Verwaltung. De facto wurde Ostpreußen Polen und der UdSSR eingegliedert.[6] In den Folgejahren traten an die Stelle der nahezu vollständig geflüchteten, verschleppten, gefallenen oder ums Leben gekommenen oder vertriebenen Einwohner Polen und Sowjetbürger.
Die Deutsche Demokratische Republik erkannte die Oder-Neiße-Grenze bereits 1950 an, die Bundesrepublik Deutschland zunächst 1972 indirekt. Im Zwei-plus-Vier-Vertrag und dem Deutsch-polnischen Grenzvertrag von 1990 erklärten die Vertragspartner die Außengrenzen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland als endgültig für das vereinte Deutschland. Damit gehört der Südteil des äußersten deutschen Ostgebiets auch völkerrechtlich zu Polen und der nördliche als Exklave zur Oblast Kaliningrad im heutigen Russland (damals noch UdSSR).
Geographie
Das historische Ostpreußen erstreckt sich an der Ostseeküste vom Weichseldelta bis nördlich der Memelmündung bei Memel, wo bei Nimmersatt „das Reich sein Ende hat“. Das nördlich der unteren Memel am Kurischen Haff gelegene Memelland wurde 1920 durch den Völkerbund von Ostpreußen abgetrennt. Es war von 1923 bis Anfang 1939 von Litauen annektiert und gehört seit dem Kriegsende wieder zu Litauen. Der nördliche Teil (etwa 35 %) des restlichen Ostpreußens ist heute die russische Oblast Kaliningrad, der südliche Teil (etwa 65 %) die polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren. Im Mai 1939 umfasste Ostpreußen, einschließlich des Memellandes, 39.840 km² mit 2.649.017 Einwohnern. Es war mit 66,5 Einwohnern je km² vergleichsweise dünn besiedelt. In der Hauptstadt Königsberg lebten damals 372.000 Einwohner.
Das Landschaftsbild des nördlichen Ostpreußen wird von leicht gewelltem Flachland mit Moränenhügeln, größtenteils versteppten Wiesen und Feldern sowie viel Wald bestimmt, der von breiten Flussniederungen und Moorgebieten unterbrochen wird. Größte Flüsse sind der Pregel und die Memel, weitere Flüsse sind die Łyna bzw. Lawa (Alle), die Angrapa (Angerapp), die Krasnaja (Rominte) und die Dejma (Deime). Im Norden der Oblast befindet sich – angrenzend an das Kurische Haff – die Elchniederung (Lossinaja Dolina) und das Große Moosbruch, eine Moorlandschaft, die zum Teil trockengelegt worden ist.
Im Südosten liegt die Rominter Heide mit dem Wystiter See und dem Wystiter Hügelland. Weite Teile der dünnbesiedelten Landschaft im südlichen Ostpreußen sind durch die Masurische Seenplatte geprägt. Im Westen ragt das Samland als Halbinsel in die Ostsee. Im Südwesten liegt das Frische Haff. Ostpreußen hatte Anteil an der Kurischen und der Frischen Nehrung.
Große Teile des Bodens gehören zu den Bodenklassen 4 und 5. Als Rohstoffe sind Sand und Kies für das Bauwesen und Lehm, Torf und Ton für die keramische Industrie interessant. Etwa 30 Prozent des Gebietes sind von Wäldern bedeckt.[7]
Durch die geringe Bevölkerungsdichte (66,5 Einwohnern je km²) konnten sich in Ostpreußen viele im Rest des damaligen Deutschlands bereits ausgestorbene Tiere erhalten. So gab es 1945 in Ostpreußen eine Population von Elchen und Wölfen. Auffällig sind noch heute (2012) die vielen Störche in Ostpreußen, was bereits Wesentliches über die dort vorherrschenden Landschaftsformen und ihre Bewirtschaftung aussagt.
Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Archäologische Funde bezeugen menschliche Besiedlung an der Südküste der Ostsee nach dem Ende der Eiszeit (die Vereisung endete in Litauen z. B. um 16.000 v. Chr.), etwa im Allerød-Interstadial (11. Jahrtausend v. Chr.). Im End-Mesolithikum sind sowohl Memel- als auch Narwa-Kultur vertreten. Im Neolithikum ist die Haffküsten-Kultur, eine Gruppe der Schnurkeramik, nachgewiesen. In der frühen Eisenzeit (6. – 1. Jahrhundert v. Chr.) lebten im Gebiet zwischen Ermland und Memel die Träger der Westbaltischen Hügelgräberkultur.
Zwischen Braunswalde und Willenberg nahe Marienburg wurde im Jahre 1873 ein eisenzeitliches Gräberfeld mit etwa 3000 Gräbern gefunden. Die nach dieser Fundstätte benannten Braunswalde-Willenberg-Funde,[9] heute auch als Wielbark-Kultur bezeichnet, zeichnet sich durch eine Mischung skandinavischer und kontinentaler Elemente aus und wird in der Forschung mit den Goten der antiken Quellen verbunden. Zu deren Verbreitungsgebiet gehörte, neben dem Gebiet um die Weichselmündung und die Regionen südlich davon, der äußerste Westen Ostpreußens. Die Goten siedelten im letzten Jahrhundert vor der christlichen Zeitenwende in das Gebiet um die untere Weichsel, wanderten aber ab etwa 200 n. Chr. nach Südosten ab.
Im restlichen Gebiet Ostpreußens war seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. die archäologische Westbaltische Kultur verbreitet, mit der Olsztyn-Gruppe, der Sudauer Gruppe, der Dollkeim-Gruppe und der Memelland-Gruppe. Spätestens die Träger dieser Kultur müssen als baltische Gruppen angesehen werden.
98 n. Chr. berichtete Tacitus in seiner Germania über das Volk der Aesti gentes.[A 2] Diese waren aller Wahrscheinlichkeit nach die Vorgänger der ab dem 9. Jahrhundert als Prußen bezeichneten westbaltischen Stämme.
Im 2. Jahrhundert erwähnte Claudius Ptolemäus die Stämme der Galindoi und Sudinoi, die wahrscheinlich den westlichen (Olsztyn-Gruppe) bzw. den östlichen Teil (Sudauer Gruppe) des später ostpreußischen Gebietes bewohnten.
In seiner um 550 verfassten Getica zählt der gotische Geschichtsschreiber Jordanes die Aesti zum Gotischen Reich, das bis etwa 375 nördlich des Schwarzen Meeres gelegen hatte.[A 3]
Im 9. Jahrhundert wird erstmals ein Volk namens Pruzzi erwähnt, von einem als Bayerischer Geograph bekannten Chronisten.
Der Angelsachse Wulfstan bereiste die Ostseeländer im 10. Jahrhundert. In seinem Bericht unterschied er das östlich der Weichsel gelegene „Witland“ vom westlich des Flusses gelegenen Land der Winoten und bezeichnete seine Einwohner, wie die antiken Autoren auch als „Ēstas“.
Die ostbaltischen Litauer wurden im 11. Jahrhundert erstmals beschrieben. Doch erst mit der Zeit der Christianisierung und der damit verbundenen Schriftkultur fing man an, schriftliche Dokumente zu führen, die detaillierte Informationen enthalten.
Die Prussia-Sammlung war die bedeutendste Sammlung archäologischer Fundstücke.
- Prußische Stammesgebiete
- Barten
- Ermland
- Nadrauen
- Natangen
- Pogesanien
- Pomesanien
- Samland
- Galinden
- Schalauen
- Sudauen
- Löbauer Land (Lubawa)
- Sassen
- Baltisch-slawische Grenzgebiete
Staatenbildung
Das Stammesland der Prußen (Pruzzen) lag an der Ostseeküste, nordöstlich des späteren Polens und südwestlich von Litauen. Nördlich erstreckte es sich bis an die untere Memel, westlich bis an die untere Weichsel, wobei beide Flüsse wohl keine scharfe Siedlungsgrenze bildeten. So wird auch von baltischen Siedlungen im Kulmerland berichtet und Linguisten verweisen auf Fluss- und Ortsnamen westlich der Weichsel bis an die Persante sowie auf Wörter baltischen Ursprungs in der kaschubischen Sprache.
Das von baltischen Stämmen an der Ostseeküste besiedelte Gebiet wurde seit dem 10. Jahrhundert zur Interessensphäre der in der Region entstehenden christlichen Staaten. Alle Anstrengungen zur Eroberung des Gebietes standen auch unter dem Vorwand der Missionierung. Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, im Hochmittelalter die mächtigsten weltlichen Herrscher des Abendlandes, erhoben Anspruch auf nicht christianisierte Gebiete, so Kaiser Friedrich II. in der Goldbulle von Rimini 1226 an den Deutschen Orden.
Die Versuche der polnischen Herrscher, ihre Macht an die noch von Heiden bewohnte Ostseeküste auszudehnen, zeigten nur in Pommern Erfolg. Über einen dieser Vorstöße, bei dem 997 der Missionsbischof Adalbert von Prag im Auftrag von Bolesław I. in die Gegend östlich von Danzig vordrang, berichtet dessen Autobiografie Vita Sancti Adalberti.
Konrad, der Herzog von Masowien, erlitt gegen die Prußen empfindliche Rückschläge. Das laut der Älteren Olivachronik zu großen Teilen von Polen besiedelte Kulmerland wurde laut der Chronik des Peter von Dusburg durch Prußen verwüstet. Die Vorstöße der Prußen bedrohten sogar seine Machtbasis Masowien. Der erste Bischof von Preußen wurde 1209 ernannt: Der Zisterzienser Christian von Oliva, vorher Abt von Łękno, nahm seinen Sitz 1215 im 30 Jahre zuvor gegründeten Kloster Oliva, außerhalb Preußens im Herzogtum Pommerellen der Samboriden. Seine Christianisierungsbemühungen waren zunächst nicht von dauerhaftem Erfolg. Der von Konrad I. und Bischof Christian gemeinsam ins Leben gerufene Ritterorden Milites Christi Prussiae, zumeist Orden von Dobrin genannt, konnte zwar Masowien sichern, aber keine Herrschaft über Preußen etablieren.
Deutschordensstaat
Herzog Konrad von Masowien bat den Deutschen Ritterorden um militärische Unterstützung im Kampf gegen die Prußen und bot ihm dafür Landrechte an. Im Jahre 1224 wurde Wilhelm von Modena vom Papst zum Legaten für Preußen und Samland benannt. Die Landrechte für das zu erobernde Gebiet ließ sich der Orden 1226 durch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. garantieren und 1230 durch Konrad von Masowien im Vertrag von Kruschwitz. Dieser wird heute als Diktat des Ordens, wenn nicht als Fälschung angesehen.[10] 1231 gründete der Orden die spätere Stadt Thorn. Papst Gregor IX. bescheinigte 1234 dem Orden in der Bulle von Rieti, dass seine Eroberungen nur der Kirche, aber keiner weltlichen Lehenshoheit unterstehen sollten.
Der Orden eroberte das Land mit aus europäischen Adligen zusammengestellten Truppen in Kreuzzügen. Er sicherte seine Eroberungen durch Burgenbau, holte mit Hilfe von Lokatoren deutsche Siedler ins Land, was einen Teil der Deutschen Ostkolonisation darstellte. Zahlreiche Städte und Dörfer wurden gegründet. Die Unstimmigkeiten über die Landverteilung zwischen dem Orden und Bischof Christian wurden bis vor den Papst gebracht. 1245 teilte der päpstliche Legat Wilhelm von Modena das Preußenland in vier Bistümer ein. Die vier Bistümer unterstanden dem Erzbischof von Riga. Es dauerte jedoch bis 1283, ehe die heidnischen Prußen endgültig unterworfen waren.
Über das vertraglich vereinbarte Gebiet hinaus eroberte der Deutsche Orden 1309 auch das christliche Pommerellen mit Danzig, das der letzte Herzog, Mestwin II., nach zeitweiliger Abtrünnigkeit wieder Polen zugesagt hatte. Diese Eroberung wurde von Polen im Vertrag von Kalisch (1343) anerkannt. Die Grenze zu Litauen, das sich im Widerstand gegen den Orden als Staat konsolidierte, wurde erst im Frieden vom Melnosee 1422 dauerhaft festgelegt. Sitz des Ordens war zunächst Venedig, dann seit 1309 die Marienburg in Preußen, die nach der Gottesmutter Maria, der Schutzheiligen des Deutschen Ordens benannt wurde.
Zu den Konflikten des Ordens mit Polen um die Ausdehnung der territorialen Herrschaft gesellten sich im 15. Jahrhundert Konflikte mit den Städten in seinem Gebiet wegen seiner Versuche, auch den lukrativen Handel an sich zu ziehen. Im Dreizehnjährigen Krieg stand der Deutsche Orden dem Preußischen Bund und dem Königreich Polen gegenüber.
Nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde der Ordensstaat geschwächt. Er musste im Ersten Thorner Frieden 1411 und im Frieden vom Melnosee 1422 Herrschaft und Ansprüche auf Samaiten aufgeben. Der Friede von Brest 1435 schloss Ansprüche des Papstes und des Heiligen Römischen Reiches am Ordensland aus. Nachdem sich die westpreußischen Stände im Preußischen Bund organisiert und 1454 dem König von Polen unterstellt hatten, kam es zum Dreizehnjährigen Krieg, der 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden endete. Der Deutsche Orden hatte das Kulmerland, Ermland, Pogesanien und Pomerellen an die polnische Krone abzutreten. Diese Gebiete wurden fortan als Königliches Preußen bzw. Preußen Königlichen Anteils bezeichnet. Da die schon 1457 eroberte Ordensburg Marienburg mit abgetreten werden musste, wurde der Sitz des Ordens nach Königsberg verlegt. Der Orden war außerdem dem polnischen König zu Treueeid und Heeresfolge verpflichtet.
1511 wurde Albrecht von Preußen Hochmeister des Deutschen Ordens. Er verweigerte dem polnischen König zunächst den Treueeid. Kaiser Maximilian I. schloss im Jahre 1515 auf dem Wiener Fürstentag Verteidigungs- und Heiratsbündnisse mit den Jagiellonen und erkannte schließlich die Beschlüsse des Thorner Friedens an, nachdem sie bis dahin von Kaiser und Papst abgelehnt worden waren.
Herzogtum Preußen
Nachdem ihm dessen Unterstützung im vierjährigen Reiterkrieg versagt worden war, ging Hochmeister Albrecht auf Distanz zum Kaiser. Er schloss Frieden mit Polen, führte 1525 die Reformation ein und machte den Ordensstaat zum weltlichen Herzogtum Preußen. Die erbliche Herzogswürde ließ er sich unter Anerkennung der polnischen Lehenshoheit vom polnischen König Sigismund I. bestätigen.
Vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wurde die Säkularisation des preußischen Ordensstaates nicht anerkannt. Die Vertreter des Deutschen Ordens im Reich wählten einen neuen Hochmeister, Walther von Cronberg, welcher aber nicht wie bisher in Königsberg, sondern in Mergentheim seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt Cronberg vom Kaiser die Berechtigung, sich „Administrator des Hochmeistertums“ zu nennen. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 wurde dieser mit den Rechten des Deutschen Ordens und dem Lande Preußen belehnt. Diese Entscheidung hatte in der Praxis keine Bedeutung. Der weltliche Einfluss Cronbergs endete faktisch an den Grenzen der Balleien innerhalb des Reichs. Maximilian III., der Sohn Kaiser Maximilians II., führte bis 1618 den Titel eines Administrators von Preußen. Danach nannte man das Amt Hoch- und Deutschmeister. Die in Preußen hoheitslosen Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens hatten durch den Kaiser seit 1526 den gleichen Stand im Heiligen Römischen Reich wie ein Fürstbischof. 1531/34 wurde Herzog Albrecht unter Bann gesetzt, der jedoch unwirksam blieb.
1525 schuf Albrecht eine Gebietseinteilung, die bis 1722 Bestand hatte. Das Herzogtum war nun in drei Kreise vom Ausmaß späterer Regierungsbezirke eingeteilt: Samland, Natangen und Oberland. Aus den bisherigen Ordenskomtureien wurden die Hauptämter im Zuschnitt späterer Landkreise. In jedem Hauptamt gab es mehrere Ämter, die teils Kammerämter waren, teils missverständlicherweise wiederum Kreis (Creyß) genannt wurden. Diese Ämter waren für Wirtschaft und Rechtsangelegenheiten der unfreien Bauern zuständig. Die unterste Verwaltungsgliederung waren die Bezirke, die teilweise auch Dörfer genannt wurden, obwohl sie in der Regel mehrere Siedlungen umfassten.
1544 gründete Herzog Albrecht die Universität Albertus-Universität in Königsberg. Die kulturellen Leistungen in seiner Amtszeit waren die Prutenischen Tafeln, die Erstellung preußischer Landkarten sowie eine Münzreform, die eine Harmonisierung der Münzen (praktisch eine Währungsunion) des Herzogtums mit den Münzen Preußen königlichen Anteils und Polen-Litauens herbeiführte. In diese Zeit fielen auch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und besonders die erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften in verschiedene Sprachen der neuen preußischen Bürger aus den Nachbarländern.
Nach dem Tod Herzog Albrechts im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich an die Regierung. Wegen dessen Geisteskrankheit setzte 1577 der polnische König Stephan Báthory den Ansbacher Hohenzollern Georg Friedrich als Administrator von Preußen ein; ihm folgte 1605 mit Joachim Friedrich erstmals ein Kurfürst von Brandenburg, dann 1608 Johann Sigismund, Albrechts Schwiegersohn.
Personalunion mit Brandenburg
Als Albrecht Friedrich 1618 kinderlos starb, fiel das Herzogtum Preußen 1618 an die brandenburgische Linie der Hohenzollern, zu diesem Zeitpunkt unter Johann Sigismund. Dieser verband das Kurfürstentum Brandenburg und das Herzogtum Preußen zur Personalunion Brandenburg-Preußen. Nun wurde das Herzogtum Preußen auch Brandenburgisches Preußen genannt und bis 1701 oft als Fürstentum bezeichnet (so in Kirchenbüchern vor 1700). Im Vertrag von Wehlau 1657 verzichtete Polen auf die Lehenshoheit über das Herzogtum Preußen. Damit besaßen die Kurfürsten von Brandenburg hier, anders als in ihren im Heiligen Römischen Reich liegenden brandenburgischen Territorien, die volle Souveränität.
Im preußischen Staat
Die Souveränität nutzte der brandenburgische Kurfürst Friedrich III., um sich 1701 in Königsberg als Friedrich I. zum „König in Preußen“ zu krönen und sein Herzogtum Preußen zum „Königreich Preußen“ zu erhöhen.
Während der Pestepidemie von 1709/10 starben etwa 240.000 Einwohner Ostpreußens; hiervon entfielen allein 150.000 auf die östlichen Ämter Insterburg, Ragnit, Tilsit und Memel. 10.834 Bauernhöfe wurden nicht mehr bewirtschaftet, etwa 60.000 kulmische Hufen lagen brach. In den Folgejahren erfolgte die Neubesiedlung dieser Region durch Siedler aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau, Hessen und der Region Magdeburg, insbesondere ab 1732 wurden ca. 12.000 Salzburger Exulanten angesiedelt.[11][12]
1722 wurde eine neue Gebietseinteilung geschaffen, die bis 1808 Bestand hatte: Es wurden zwei Kammerdepartements geschaffen, die dem Generaldirektorium in Berlin unterstanden, die Ostpreußische oder Deutsche Domänenkammer zu Königsberg und die Littauische Domänenkammer zu Gumbinnen. In beiden Bezirken gab es Immediatstädte, Mediatstädte, Domänenämter und adelige Güter. Zur effektiveren Verwaltung der Einkünfte und der Marsch- und Einquartierungsaufgaben wurden für die Immediatstädte, die eigene Justiz- und Kameral-Abteilungen hatten, steuerrätliche Kreise und für die anderen Städte sowie das „platte Land“ landrätliche Kreise eingerichtet.
Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) eroberten 1757 russische Truppen Ostpreußen. Preußens Ständevertreter huldigten der russischen Kaiserin Elisabeth. Elisabeths Nachfolger Peter III. gab das „Königreich“ im Frieden von St. Petersburg 1762 an den König von Preußen zurück.[13]
Vom Frieden von Melnosee im Jahr 1422 bis 1945 war Schirwindt der östlichste Vorposten Preußens und Deutschlands.
- Deutsches Kammerdepartement (1722–1808)
- Brandenburgischer Kreis
- Neidenburgscher Kreis
- Rastenburgscher Kreis
- Samländischer Kreis
- Tapiauischer Kreis
- Deutsches Kammerdepartement (1722–1772)
- Eylauer Kreis bzw. Erbamt
- Marienwerderscher Kreis
- Riesenburgischer Kreis
- Erbamt Schönberg
- Deutsches Kammerdepartement (1772–1808)
- Braunsbergischer Kreis
- Heilsbergischer Kreis
- Mohrungenscher Kreis
- Litauisches Kammerdepartement (1722–1808)
- Gumbinnenscher Kreis
- Insterburgischer Kreis
- Memelscher Kreis
- Olezkoischer Kreis
- Ragnitscher Kreis
- Sehestenscher Kreis (Vorläufer des späteren Kreises Sensburg und des heutigen Powiat Mrągowski)
- Tilsitscher Kreis
Bei der Ersten Teilung Polens 1772 erwarb Preußen unter Friedrich II. Königlich Preußen, das zu Westpreußen wurde. Das Gebiet des Fürstbistums Ermland wurde in mehrere Kreise geteilt und diese dem Königsberger Kammerdepartement nachgeordnet. Es verschmolz mit dem bisherigen „Königreich“, wobei dieses am 31. Januar 1773 in einem Verwaltungsakt die Bezeichnung Ostpreußen erhielt. Zwischen 1773 und 1792 bestand das „Königreich Preußen“ aus den Provinzen West- und Ostpreußen und dem Netzedistrikt. Hauptstadt Ostpreußens war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Königsberg. Von 1824 bis 1829 waren Ost- und Westpreußen personell und von 1829 bis 1878 real in der Provinz Preußen administrativ vereinigt. 1878 wurde diese wieder geteilt.
Die Preußischen Reformen von 1815 bis 1818 schufen eine Verwaltungseinteilung, die im Wesentlichen bis 1905 bestand. Nun gehörte Memel zum Regierungsbezirk Königsberg.
Die Landwirtschaft, insbesondere der Ackerbau, blieb im 19. Jahrhundert der Haupterwerb der ostpreußischen Bevölkerung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann eine wachsende Zahl nachgeborener ostpreußischer Bauernsöhne und Landarbeiter in die Industriegebiete in Schlesien und Sachsen abzuwandern (so genannte „Sachsengängerei“), ebenso ins Ruhrgebiet. So fehlten mancherorts in der Erntezeit Arbeiter, und Saisonarbeiter wurden aus Kongresspolen angeworben.[14] Die einzigen Industriestädte Ostpreußens waren Königsberg, Elbing (sofern man die Stadt Ostpreußen zurechnet, was bis 1918 umstritten war) und Insterburg.
Erster Weltkrieg
Durch seine gemeinsame Grenze mit dem Russischen Reich und seine vorgeschobene geographische Lage wurde Ostpreußen im Ersten Weltkrieg zu einem entscheidenden Schauplatz der Ostfront; hier lagen die einzigen Gebiete des Deutschen Kaiserreiches, die während des Weltkriegs von fremden Truppen besetzt waren. Gekämpft wurde auch in kleinen Gebieten im Reichsland Elsass-Lothringen. Die verlustreichen Schlachten an der Westfront fanden auf französischem und belgischem Territorium statt.
Der russische Vormarsch wurde in der zweiten Schlacht von Tannenberg zum Stehen gebracht. Die verantwortlichen Generale Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff legten hier die Grundlage zu ihrer großen Popularität, die sie während der Weimarer Republik auf unterschiedliche Weise nutzten: Hindenburg als konservativer Reichspräsident, Ludendorff als Putschist und Verbündeter Adolf Hitlers.
Zu Beginn des Krieges war Ludwig von Windheim Oberpräsident in Ostpreußen. Kränklich und dem Krieg nicht gewachsen, wurde er auf militärisches Drängen hin abgelöst. Nachfolger wurde Adolf von Batocki, der aufgrund seiner Verdienste beim Wiederaufbau als „Vater des Landes“ beschrieben wurde. Von der kurzen russischen Besetzung Ostpreußens blieben nur Königsberg und fünf Landkreise verschont. Die Schäden waren enorm: 39 Städte und etwa 1900 Dörfer waren verwüstet. 1.491 Zivilisten waren während der russischen Besatzung getötet worden, so wurden beim Massaker von Abschwangen 65 Zivilisten von russischen Truppen erschossen. Allein aus den masurischen Kreisen Ostpreußens wurden 2.713 Zivilisten deportiert. Die deutsche Kriegsschadenskommission bezifferte die eingetretenen Sachschäden mit 1,5 Milliarden Goldmark.[15][16] Mitten im Krieg begann neben der staatlichen Wiederaufbauhilfe eine groß angelegte private Hilfsaktion. Die „Ostpreußenhilfe“ – nicht zu verwechseln mit Osthilfe (Deutsches Reich) – wurde Dachorganisation von zuletzt 61 Patenschaftsvereinen im ganzen Reich. Bis Oktober 1914 waren bereits 400 Millionen Mark staatliche Vorentschädigung und bis Oktober 1916 insgesamt 625 Millionen Mark gezahlt worden. Kriegshilfsvereine halfen bis Mitte der 1920er-Jahre beim Wiederaufbau Ostpreußens.[15][16]
Versailler Vertrag
Bei den Bewohnern Ostpreußen sorgte der Friedensvertrag von Versailles, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat, für Empörung und nationale Erregung. Durch den Vertrag wurde das ostpreußische Gebiet rechts der Memel als Memelland unter alliierte Verwaltung gestellt und der größte Teil Westpreußens ohne Volksabstimmung an den neu gegründeten polnischen Staat abgetreten. Durch den damit geschaffenen Polnischen Korridor war Ostpreußen vom übrigen Reich abgetrennt und zu einer Exklave geworden. Das Weichseldelta wurde der unter Völkerbundsmandat geschaffenen Freien Stadt Danzig zugeteilt, die eigenständige staatliche Institutionen hatte, aber wirtschaftlich und militärisch mit Polen verbunden war. Als besonders absurd wurde die neue Grenze im Bereich der Weichsel empfunden, wo die Grenze nicht wie international meist üblich in der Strommitte verlief, sondern am rechten Flussufer, so dass den Bewohnern der angrenzenden Kreise die Flussnutzung verunmöglicht wurde. Das teilweise schikanöse Verhalten polnischer Grenzbeamter an der Weichsel und beim Durchqueren des Korridors sorgte auf deutscher Seite für Empörung.[17] Der südwestliche Teil des ostpreußischen Kreises Neidenburg musste ohne Volksabstimmung an Polen abgetreten werden, hauptsächlich weil der Hauptort Soldau (Działdowo) als Bahnknotenpunkt mit Verbindungen den direkten Verkehr zwischen Warschau und Danzig ermöglichte (→ Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn). Daraus wurde der neue Powiat Działdowo (Kreis Soldau) gebildet, der der polnischen Woiwodschaft Pommern angeschlossen wurde.
Die Interalliierte Militär-Kontrollkommission setzte die Entwaffnung und Entfestigung durch, so dass sich die Bewohner Ostpreußens als wehrlos gegenüber einem feindlich gesinnten Polen empfanden.
Volksabstimmungen am 11. Juli 1920
Die neu entstandene Zweite Polnische Republik erhob Anspruch auf das südliche Ostpreußen sowie auf die östlich der Weichsel gelegenen westpreußischen Gebiete, weil ein erheblicher Teil der Bevölkerung als Muttersprache Polnisch oder Masurisch, einen polnischen Dialekt, sprach.
Auf Drängen des Kabinetts Ebert und unter Fürsprache des britischen Premierministers David Lloyd George stimmten die Siegermächte im Versailler Vertrag Volksabstimmungen in Ost- und Westpreußen zu. Bei der unter Aufsicht des Völkerbunds am 11. Juli 1920 durchgeführten Abstimmung im Abstimmungsgebiet Allenstein stimmten 97,90 % für den Verbleib bei Ostpreußen und damit für die Zugehörigkeit zu Deutschland. Nur 2,10 % stimmten für eine Angliederung an Polen.[18] Bei der parallel abgehaltenen Abstimmung im westpreußischen Abstimmungsgebiet Marienwerder stimmten 92,36 % für eine Angliederung an Ostpreußen und damit den Verbleib beim Deutschen Reich. 7,64 % stimmten für eine Angliederung an Polen. Das Gebiet wurde in der Provinz Ostpreußen zum Regierungsbezirk Westpreußen mit dem Verwaltungssitz Marienwerder.
- Sprachverhältnisse in den späteren Abstimmungsgebieten beim letzten Zensus 1910
- Abstimmungsergebnisse in Ostpreußen in den Grenzen von 1920
Zwischenkriegszeit
Der Versailler Vertrag sicherte in Artikel 89 dem Deutschen Reich die ungehinderte Durchfahrt nach Ostpreußen zu. Konkretisiert wurde das Durchfahrtsrecht für die Eisenbahn zunächst Ende 1920 in einem provisorischen Abkommen, das am 21. April 1921 durch ein endgültiges Abkommen ersetzt wurde.[19] Dennoch war der Verkehr zwischen dem deutschen Kernland und der Provinz Ostpreußen auf dem Landweg problematisch. Der Bahnverkehr erfolgte mit verplombten Zügen, bei denen in den ersten Jahren die Fenster zugehängt wurden und nicht geöffnet werden durften. Ab Ende der 1920er-Jahre wurden die restriktiven Bestimmungen allmählich gelockert. 1939 bedienten neun tägliche und zwei saisonale D-Zug-Paare sowie etwa 20 Güterzugpaare den Verkehr von und nach Ostpreußen.[20] Auch der Straßenverkehr, für den feste Transitstraßen ausgewiesen und von Polen Visums- und Straßenbenutzungsgebühren erhoben wurden, war immer wieder beeinträchtigt. 1922 wurde vom Reichsverkehrsministerium daher der Seedienst Ostpreußen eingerichtet, der über den Seeweg eine Verbindung zwischen Ostpreußen und dem Kernland des Deutschen Reiches unter Umgehung polnischer Kontrollen herstellte. Der Seedienst Ostpreußen bestand bis 1939.
Das Verhältnis zwischen der Weimarer Republik und Polen war in der Zwischenkriegszeit generell angespannt. Vor allem in den ersten Jahren kam es entlang der gemeinsamen Grenze zu Auseinandersetzungen, auch mit Waffeneinsatz. Die Abtrennung Ostpreußens wurde in der Weimarer Republik parteiübergreifend als ungerecht und Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht angesehen. Reichsaußenminister Gustav Stresemann ging daher nie auf die verschiedenen polnischen Vorschläge ein, analog zu den Verträgen von Locarno ein „Ost-Locarno“ abzuschließen und die Grenze zu Polen als unverletzlich zu erklären. Viele Reden befassten sich mit Ostpreußens Bedeutung für das Reich. Allensteins Regierungspräsident Max von Ruperti sprach 1928 beim Übersee-Club über „Das Problem Ostpreußen“. Er beklagte das westdeutsche Desinteresse und Unverständnis an der existenziellen Gefährdung des „fernen Ostens“. Paul Blunk, Landeshauptmann von Ostpreußen, hielt am 16. März 1933 vor der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft Berlin einen Vortrag über Ostpreußen und den Korridor.[21] Hans Lippold, Direktor bei der Reichszentrale für Heimatdienst und Angehöriger des Corps Masovia, sprach 1934 auf dem letzten Vorkriegskongress des Kösener Senioren-Convents-Verbandes in Göttingen zum gleichen Thema.
Bei der letzten Reichstagswahl März 1933 vor dem allgemeinen Parteienverbot erzielte die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in Ostpreußen mit 56,5 % den größten Stimmenanteil in einem Wahlkreis des Deutschen Reichs. Zusammen mit den Stimmen der DNVP stimmten die wahlberechtigten Ostpreußen zu 67,8 % für rechtsextreme Parteien, der zweithöchste Wert, der nur vom Wahlkreis Pommern übertroffen wurde (mit 73,3 %). Zum Vergleich: Im Wahlkreis Köln-Aachen erzielten alle rechtsextremen Parteien 35,7 %.[22] Wie in den anderen preußischen Ostprovinzen standen viele Wähler stark unter dem Eindruck des Tages von Potsdam, bei dem die Nationalsozialisten bei vielen den Anschein erweckt hatten, das alte Preußen wiederauferstehen lassen zu wollen.
Gauleiter und damit eigentlicher lokaler Machthaber in Ostpreußen wurde der aus dem Rheinland stammende Erich Koch. Für die deutschen Forderungen nach Wiederanschluss Danzigs und Rückgabe des Korridors signalisierten die Westmächte, die sich im Zuge der Appeasementpolitik zuvor meist nachgiebig gegenüber dem Revisionsstreben Hitlers gezeigt hatten, 1939 Unnachgiebigkeit und drohten mit Krieg.
Annexionen
Ein knappes halbes Jahr später begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nach der schnellen Besetzung des Landes wurden neben den 20 Jahre zuvor abgetretenen preußischen Provinzen Westpreußen und Posen weitere Teile Polens annektiert. Noch 1939 wurde dort ein neuer Regierungsbezirk Zichenau gebildet, der der Provinz Ostpreußen zugeordnet wurde. Ferner trat der neue Landkreis Sudauen zur Provinz, während die früher westpreußischen Gebiete um Elbing und Marienwerder an den neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen fielen. Die neu an Ostpreußen angegliederten Gebiete waren jedoch ethnisch praktisch rein polnische Gebiete, die auch historisch nie zuvor in engerer Verbindung mit Ostpreußen gestanden hatten (abgesehen von einer kurzen Episode nach den polnischen Teilungen). Der erhebliche jüdische Bevölkerungsanteil wurde unmittelbar nach der Besetzung von den nationalsozialistischen Unterdrückungs- und später von den massenhaften Vernichtungsmaßnahmen (Umsiedlungen in Ghettos, „Vernichtung durch Arbeit“ und den Abtransport in Vernichtungslager) getroffen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Ostpreußen von der Roten Armee nach verlustreichen Kämpfen in der Schlacht um Ostpreußen erobert. Die nationalsozialistische Gauleitung unter Gauleiter Erich Koch unterließ die rechtzeitige Evakuierung der Bevölkerung und stellte selbständige Fluchtbewegungen unter schwere Strafe. Ähnlich wie Soldaten „bis zum letzten Mann“ in sinnlosen Stellungs- und Kesselschlachten verheizt wurden, anstatt sich geordnet zurückziehen zu dürfen, machten sich die Machthaber somit direkt mitschuldig am Tod von unzähligen deutschen Zivilisten, die hätten gerettet werden können.
Flucht und Evakuierung
Als die Front des Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, wurde die Evakuierung durch das Militär und den Staatsapparat zunächst behindert bzw. verhindert (u. a. durch Verordnungen), dann in letzter Minute (Januar 1945) unter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung des Landweges) ungeordnet begonnen. Dadurch war ein Großteil der Zivilbevölkerung unmittelbar Kampfhandlungen ausgesetzt.
Ein Teil der Bevölkerung konnte sich auf dem Landweg mit Pferdefuhrwerken (die in Flüchtlingstrecks zogen) nach Westen retten. Aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, auf welcher der Weg zur Küste in Richtung Danzig führte, oder wurden ohne jegliche Deckung Opfer von Jagdflugzeugen, die gezielt auf die Trecks schossen. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee (vor allem über den Hafen Pillau) evakuiert. Die Evakuierung wurde am 21. Januar 1945 durch Großadmiral Karl Dönitz eingeleitet; die Maßnahme bekam später den Namen Unternehmen Hannibal.
Insgesamt forderte die Flucht unter Kriegsbedingungen größtenteils im Winter sehr viele Tote. Es wird geschätzt, dass von den bei Kriegsende etwa 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ungefähr 300.000 unter elenden Bedingungen auf der Flucht ums Leben gekommen sind. Unter den Menschen, die bei den Versenkungen der Wilhelm Gustloff, der General von Steuben und der Goya im Frühjahr 1945 starben, befanden sich auch viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, einige Tausend pro Schiff.
Kriegsverbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung
Noch anwesende Bewohner, vom Vormarsch der Roten Armee eingeholte Flüchtlinge oder nach dem (teils temporären) Ende der Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach von sowjetischen Soldaten misshandelt, vergewaltigt und getötet oder zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion verschleppt. In diesem Kontext ist beispielsweise das Massaker von Nemmersdorf im Oktober 1944 zu nennen, als erstmals seit August 1914 russische Truppen nach Ostpreußen vorstießen. Alexander Solschenizyn (Ostpreußische Nächte) und Lew Kopelew waren als Angehörige der Roten Armee Augenzeugen und haben später als Dissidenten auf diese und andere sowjetische Kriegsverbrechen (z. B. die Massenerschießungen polnischer Offiziere im Massaker von Katyn) hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden im Hinblick auf die weltpolitische Lage weder international noch in der Sowjetunion zur Verantwortung gezogen.
Vertreibung
Die Bewohner Ostpreußens sind 1945–1947 zu über 90 % aus ihrer Heimat in das besetzte Deutschland westlich der Oder-Neiße-Linie vertrieben worden. Im südlichen Teil unterzogen polnische Behörden die verbliebenen Einwohner einer auf ethnischen Kriterien beruhenden „nationalen Verifizierung“. Als „Deutsche“ eingestufte Personen wurden vertrieben, „Autochthone“ – das heißt Angehörige der nach Auffassung der polnischen Behörden angestammten slawischen Bevölkerung – durften bleiben.[A 4] Ausreichend für die Einstufung als „autochthon“ waren hierbei bereits ein polnisch-klingender Nachname oder masurische oder polnische Sprachkenntnisse innerhalb der Familie.[23] Facharbeitern wurde ebenfalls ein Bleiberecht eingeräumt, um Fabriken wieder besser in Betrieb nehmen zu können.
Bis zum Oktober 1946 waren 70.798 Personen in dieser Form „verifiziert“, d. h. polnische Staatsbürger geworden, 34.353 verblieben „unverifiziert“.[24] Vor allem im Raum Mrągowo (Sensburg) verweigerten viele Einwohner diesen Verifizierungsprozess, im Frühjahr 1946 waren hier von 28.280 Personen 20.580 nicht „verifiziert“, im Oktober verblieben 16.385 Menschen ohne polnische Staatsbürgerschaft.[25] Auch die eingebürgerten „Autochthonen“ wurden aufgrund ihres vorwiegend evangelischen Glaubens und ihrer oft rudimentären Sprachkenntnisse weiterhin als Deutsche betrachtet und Diskriminierungen unterworfen. Im Februar 1949 wurde der ehemalige Chef der stalinistischen Geheimpolizei Urząd Bezpieczeństwa (UB) von Lodz, Mieczysław Moczar, Wojwode von Olsztyn. Es begann eine letzte, von brutaler Folter und Gewalt gekennzeichnete „Verifizierungsaktion“, nach deren Abschluss lediglich noch 166 Masuren nicht „verifiziert“ waren.[26]
Insgesamt verblieben etwa 160.000 Vorkriegseinwohner im südlichen Ostpreußen, deren übergroße Mehrheit das Land in den folgenden Jahrzehnten als Spätaussiedler verließ. Das nördliche Ostpreußen fiel an die Russische Sowjetrepublik und wurde als Oblast Kaliningrad zu einem Militärsperrbezirk, in den selbst Sowjetbürger nur mit Sondergenehmigung einreisen konnten.
Im nördlichen Teil Ostpreußens war die Lage komplizierter, da im Potsdamer Abkommen keine Absprachen zur Bevölkerung des geplanten "Kalingrader Gebietes" verabredet wurden. Über die Sammellager Deutsch Eylau und Insterburg wurden mehr als 44.000 Deutsche als Reparationsverschleppte nach Sibirien oder in den Ural verbracht. Im Herbst 1945 befanden sich nur noch 146.000 Deutsche in dieser Region (zum Vergleich allein Königsberg hatte 1939 372.000 Einwohner). Erst 1947 konnten Deutsche Kaliningrad nach vorheriger Wegnahme aller deutschen Urkunden mit dem Zug verlassen. Viele Ostpreußen waren auch nach Litauen geflohen. Von dort konnte auf Bitten der DDR erst ab 1951 erste Transporte aus dem Memelland nach Westen abgehen. Ostpreußen hat unter allen deutschen Ländern im Kontext von Flucht und Vertreibung die höchsten Menschenverluste erlitten (allein 311.000 Zivilisten verstarben).
Neuordnung
Nach dem Potsdamer Abkommen wurde Ostpreußen vorbehaltlich einer endgültigen Friedensregelung (→ Zwei-plus-Vier-Vertrag) zwischen der Volksrepublik Polen und der Sowjetunion aufgeteilt. Das nördliche Gebiet um Königsberg wurde daraufhin von der Russischen Sowjetrepublik annektiert.[27] Es wurde überwiegend mit Russen aus Zentralrussland und dem Gebiet des heutigen Föderationskreises Wolga sowie mit Weißrussen und Ukrainern besiedelt. Der polnische Anteil wurde auf die neu gegründeten Woiwodschaften Gdańsk, Olsztyn und Suwałki aufgeteilt. Hier wurden in erster Linie Polen aus Zentralpolen und im Rahmen der Aktion Weichsel aus Südostpolen vertriebene Ukrainer angesiedelt. Die Hauptstadt Königsberg wurde 1946 zu Ehren des sowjetischen Politikers Michail Kalinin in Kaliningrad umbenannt; ebenso wurden sämtliche Orte im sowjetischen Anteil – sofern sie nicht aufgelöst oder zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden – umbenannt.
Anerkennung der Grenzziehung
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) erkannte 1950 die Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Vertrag mit der Volksrepublik Polen als „Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen“ an. Dieser Anerkennung wurde vielfach die völkerrechtsverbindliche Wirkung abgesprochen. Auch die Bundesrepublik Deutschland, welche den Alleinvertretungsanspruch für Gesamtdeutschland und alle Deutschen, also bis Anfang der 1970er Jahre auch für das Staatsgebiet der DDR erhob, verfolgte unter Bundeskanzler Willy Brandt im Rahmen der „Neuen Ostpolitik“ fortan die Anerkennung der Grenzziehung vorbehaltlich eines endgültigen Friedensvertrages (→ Ostverträge). Zur Zeit der „Zwei-plus-Vier“-Gespräche soll in Moskau Joachim von Arnim, der Leiter des politischen Referats der deutschen Botschaft, in einem Gespräch dem sowjetischen Generalmajor Geli Batenin, der ein Interesse der Sowjetunion an Verhandlungen über Ostpreußen signalisiert habe, entgegnet haben, es ginge bei den Verhandlungen nur „um die Bundesrepublik Deutschland, die DDR und das ganze Berlin“.[28] Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik und der Bildung der neuen Länder gab das nun souveräne Deutschland am 14. November 1990 mit dem deutsch-polnischen Grenzvertrag jegliche Gebietsansprüche außerhalb der Bundesrepublik auf. Spätestens mit dessen Inkrafttreten 1992 sind deutsche Gebietsansprüche auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete, und damit auch auf Ostpreußen, vollständig erloschen und die Grenzen endgültig anerkannt worden.[A 5]
Heutige Situation
Nach der Verwaltungsreform 1975 wurde das polnische Ostpreußen in neue Woiwodschaften eingeteilt: Elbląg und Olsztyn sowie Teile von Ciechanów und Suwałki. Nach einer erneuten Verwaltungsreform am 1. Januar 1999 im polnischen Südteil bildet dieses Gebiet seither fast in seiner Gesamtheit die Woiwodschaft Ermland-Masuren mit der Hauptstadt Olsztyn; das frühere Nordostpreußen bildet heute die russische Oblast Kaliningrad mit der Hauptstadt Kaliningrad. Nach der Auflösung der Sowjetunion ist diese Region nun eine Exklave der Russischen Föderation. Manche russische Einwohner nennen die Stadt heute „Kjonigsberg“, „Kenig“ oder „Kenigsberg“. Eine Rückbenennung (wie bei Sankt Petersburg, Nischni Nowgorod und Twer) wurde 1993 in einer Volksabstimmung abgelehnt.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner[3] |
---|---|
1875 | 1.856.421 |
1880 | 1.933.936 |
1890 | 1.958.663 |
1900 | 1.996.626 |
1910 | 2.064.175 |
1925 | 2.256.349 |
1933 | 2.333.301 |
1939 | 2.488.122 |
Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen
In der Zeit von 1878 bis 1945 hat sich die territoriale Verwaltungsgliederung innerhalb der überwiegend landwirtschaftlich strukturierten Provinz Ostpreußen nur allmählich verändert. Allerdings sind 1920 und 1939 die Außengrenzen erheblich verändert worden.
Regierungsbezirke
Von 1808 bis 1945 bestanden der Regierungsbezirk Gumbinnen und der Regierungsbezirk Königsberg. Aus den südlichen Kreisen dieser Bezirke entstand am 1. November 1905 der neue Regierungsbezirk Allenstein. 1723–1808 hießen diese Bezirke Kriegs- und Domänenkammer-Departement Preußisch Litauen und Ostpreußen.
Nach der Einrichtung des polnischen Korridores wurde der früher westpreußische Regierungsbezirk Marienwerder teilweise, gemeinsam mit einigen Kreisen aus dem ehemaligen Regierungsbezirk Danzig (Elbing und Marienburg) zum 1. Juli 1922 als Regierungsbezirk Westpreußen mit dem Sitz in Marienwerder der Provinz Ostpreußen angegliedert, aber am 26. Oktober 1939 um annektierte, polnische Gebiete erweitert und wieder als Regierungsbezirk Marienwerder dem neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet.
Am 26. Oktober 1939 wurde aus anderen polnischen Gebieten der neue Regierungsbezirk Zichenau (Ciechanów) der Provinz Ostpreußen einverleibt. Den nicht förmlich nach Ostpreußen eingegliederten Bezirk Bialystok, der am 1. August 1941 aus den Gebieten der weißrussischen Sowjetrepublik, die bis 1939 zu Polen gehört hatten, gebildet worden war, verwaltete der ostpreußische Oberpräsident und Gauleiter Erich Koch als Chef der Zivilverwaltung faktisch wie ein Reichsgebiet.
Als einziger Regierungspräsident amtierte Friedrich Karl Gramsch in allen drei Regierungsbezirken Ostpreußens.
Stadtkreise
Außer dem bereits 1818 bestehenden Stadtkreis Königsberg i. Pr. entstanden im Laufe der Zeit die folgenden weiteren Stadtkreise: die Städte Tilsit (1896), Insterburg (1901), Allenstein (1910) und Memel (1918) wurden aus ihren Landkreisen ausgegliedert und bildeten eigene Stadtkreise. Das westpreußische Elbing war bereits seit 1874 Stadtkreis und gehörte von 1922 bis 1939 zu Ostpreußen.
Landkreise
- 1819–1918
- 1819 Kreis Kreuzburg umbenannt in Kreis Preußisch Eylau
- 1819 Kreis Zinten umbenannt in Kreis Heiligenbeil
- 1919–1933
- 1922 Kreise Ragnit und Tilsit vereinigt zum Kreis Tilsit-Ragnit
- 1927 Kreis Friedland umbenannt in Kreis Bartenstein (Ostpr.)
- 1933–1938
- 1933 Kreis Oletzko umbenannt in Kreis Treuburg
- 1938 Kreis Darkehmen umbenannt in Kreis Angerapp
- 1938 Kreis Niederung umbenannt in Kreis Elchniederung
- 1938 Kreis Pillkallen umbenannt in Kreis Schloßberg (Ostpr.)
- 1938 Kreis Stallupönen umbenannt in Kreis Ebenrode
- 1939–1945
- 1939 Kreis Fischhausen und Landkreis Königsberg vereinigt zum Landkreis Samland
- 1939 Landkreis Pogegen (Memelgebiet) verteilt auf den Landkreis Tilsit-Ragnit, den Landkreis Heydekrug und eine Gemeinde an den Stadtkreis Tilsit
- Einrichtung neuer Landkreise in vorher nie zum Deutschen Reich gehörendem Gebiet
- 1939 Landkreis Praschnitz (aus poln. Przasnysz)
- 1939 Landkreis Zichenau (aus poln. Ciechanów)
- 1941 Landkreis Mackeim (zunächst Makow, aus poln. Maków)
- 1941 Landkreis Mielau (zunächst Mlawa, aus poln. Mława)
- 1941 Landkreis Scharfenwiese (zunächst Ostrolenka, aus poln. Ostrołęka)
- 1941 Landkreis Schröttersburg (zunächst Plock, aus poln. Płock)
- 1941 Landkreis Plöhnen (zunächst Plonsk, aus poln. Płońsk)
- 1941 Landkreis Ostenburg (zunächst Pultusk, aus poln. Pułtusk)
- 1941 Landkreis Sichelberg (zunächst Schirps, aus poln. Sierpc)
- 1941 Landkreis Sudauen (zunächst Suwalken, aus poln. Suwałki)
Verwaltungsgliederung 1937 und 1945
Verwaltungsgliederung Ostpreußens | |
---|---|
Stand 31. Dezember 1937 | Stand 1. Januar 1945 |
Regierungsbezirk Allenstein | |
Stadtkreis | |
| |
Landkreise | |
Regierungsbezirk Gumbinnen | |
Stadtkreise | |
Landkreise | |
|
|
Regierungsbezirk Königsberg | |
Stadtkreis | |
Landkreise | |
Regierungsbezirk Westpreußen (Sitz: Marienwerder) | |
Stadtkreis | |
Landkreise | |
Regierungsbezirk Zichenau | |
Landkreise | |
Politik
Oberpräsidenten
1765 wurde Johann Friedrich von Domhardt Präsident der Gumbinner und Königsberger Kriegs- und Domänenkammern und damit der erste Oberpräsident in Ostpreußen. Ihm folgte 1791 Friedrich Leopold von Schrötter, der 1795 Minister für Ost- und Neu-Ostpreußen wurde. 1814–1824 war Hans Jakob von Auerswald Oberpräsident von Ostpreußen. Unter seinem Nachfolger Theodor von Schön (1824–1842) wurden West- und Ostpreußen zur Provinz Preußen vereinigt. Ihm folgten
- 1842–1848: Carl Wilhelm von Bötticher
- 1848–1849: Rudolf von Auerswald
- 1849–1850: Eduard von Flottwell
- 1850–1868: Franz August Eichmann
- 1869–1882: Karl von Horn (1872–1880 Bau des Regierungsgebäudes)
- 1882–1891: Albrecht von Schlieckmann
- 1891–1895: Udo zu Stolberg-Wernigerode
- 1895–1901: Wilhelm von Bismarck
- 1901–1903: Hugo Samuel von Richthofen
- 1903–1907: Friedrich von Moltke
- 1907–1914: Ludwig von Windheim
- 1914–1916: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
- 1916–1918: Friedrich von Berg
- 1918–1919: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
- 1919–1920: August Winnig, SPD
- 1920–1932: Ernst Siehr, DDP
- 1932–1933: Wilhelm Kutscher, DNVP
- 1933–1945: Erich Koch, NSDAP
Wahlen zum Provinziallandtag
- 1925: DNVP/DVP 45,6 % – 40 Sitze | SPD 24,8 % – 22 Sitze | Zentrum 6,9 % – 6 Sitze | KPD 6,9 % – 6 Sitze | WP 4,2 % – 4 Sitze| DVFP 4,2 % – 4 Sitze | DDP 3,6 % – 3 Sitze | VRP 2,4 % – 2 Sitze
- 1929: DNVP 31,2 % – 27 Sitze | SPD 26,0 % – 23 Sitze | DVP 8,7 % – 8 Sitze | KPD 8,6 % – 8 Sitze | Zentrum 8,1 % – 7 Sitze | NSDAP 4,3 % – 4 Sitze | WP 4,0 % – 4 Sitze | CSVD 3,0 % – 3 Sitze | DDP 2,8 % – 3 Sitze
- 1933: NSDAP 58,2 % – 51 Sitze | SPD 13,6 % – 12 Sitze | DNVP 12,7 % – 11 Sitze | Zentrum 7,0 % – 7 Sitze | KPD 6,0 % – 6 Sitze
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.
Landeshauptmänner des Provinziallandtages
- 1876–1878: Heinrich Rickert
- 1878–1884: Kurt von Saucken-Tarputschen
- 1884–1888: Alfred von Gramatzki
- 1888–1895: Klemens von Stockhausen
- 1896–1909: Rudolf von Brandt
- 1909–1916: Friedrich von Berg
- 1916–1928: Manfred von Brünneck-Bellschwitz
- 1928–1936: Paul Blunk
- 1936–1939 (?): Helmuth von Wedelstädt
Wahlen zum Reichstag
Die Provinz bildete für die Wahlen zum Reichstag (Weimarer Republik) den Wahlkreis 1.
Wirtschaft
Landwirtschaft
Bis 1945 war die Wirtschaft Ostpreußens überwiegend agrarisch geprägt. Bodenschätze fehlten nahezu. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte von gebietsweise nur knapp 50 Menschen je km² (Stand: 1938) war der land- und forstwirtschaftliche Sektor auf den Export seiner Überschüsse angewiesen.[29]
Als fruchtbar galten die Niederungsgebiete zwischen der Nogat und der Memel sowie ein Teil des Baltischen Landrückens, oft mit guten Lehmböden. Andere Gebiete besaßen mitunter nur dürftigen Sandboden. Die Bewässerung über Seen und Flüsse glich den Mangel an Niederschlägen meist aus.
Nachteilig war das verhältnismäßig kühle Klima, das z. B. die mittlere Januartemperatur im Südosten 5° unter Null lag. Die Obstblüte begann meist erst Ende Mai, auch das Getreide war spät erntereif. Darum lohnte es sich nicht, zwischen der Ernte des Sommergetreides und der Aussaat des Wintergetreides noch eine Zwischenfrucht zu pflanzen. Haupterzeugnisse waren Roggen und Kartoffeln. Schwach ausgebildet waren der Anbau von Flachs (Königsberg, Insterburg, Allenstein) und Tabak (Elbing).
Profitabel war die Viehwirtschaft, so die extensive Rinderzucht und damit verbunden die Herstellung von Molkereiprodukten in der Region um Tilsit. Im Süden Ostpreußens verlegte man sich indes auf die reine Fleischproduktion, mit der Aufzucht von „Magervieh“ (Mastvieh), Schafen und Gänsen. Hinzu kam die Pferdezucht, wobei sich das Hauptgestüt Trakehnen einen internationalen Ruf erwarb.
Die Forstwirtschaft profitierte von den üppigen Laubholzbeständen im Gebiet der Seenplatte; von Bedeutung waren ebenso die Kiefernwälder im Raum Rominten-Johannisburg.
Industrie
Der Bernstein zählte zu den wenigen Bodenschätzen Ostpreußens, gab aber nur einigen tausend Menschen Arbeit. Er wurde im Tagebau bei Palmnicken gewonnen und in der Manufaktur in Königsberg verarbeitet. Das Fehlen von Steinkohle als Energieträger behinderte den Aufbau einer nennenswerten Industrie. Das geringe Gefälle der Tieflandflüsse machte auch die Nutzung der Wasserkraft nahezu unmöglich. Darum beschränkte sich das Gewerbe fast ausschließlich auf die Verarbeitung der land- und forstwirtschaftlichen Rohzeugnisse in Mühlen, Brennereien, Stärkefabriken und Sägewerken. Zwei Ausnahmen waren der Eisenbahnbau in Elbing und der Schiffsbau in Königsberg.
Hinderlich war das unzureichende Verkehrswegenetz. Die bis zu vier Monate vereisten Flüsse konnten nur von Fahrzeugen bis zu 400 Tonnen genutzt werden, der Oberländische Kanal verkraftete gar nur Kähne bis maximal 100 Tonnen. Den Meereszugang behinderte zudem die verhältnismäßig starke Dünenbildung an der Küste.
Bekannte Ostpreußen
- Hannah Arendt (1906–1975), politische Theoretikerin
- Rainer Barzel (1924–2006), Politiker (CDU)
- Otto Braun (1872–1955), preußischer Ministerpräsident (SPD)
- Lovis Corinth (1858–1925), Maler
- Otto von Corvin (1812–1886), Schriftsteller
- Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), Publizistin
- Herbert Ehrenberg (1926–2018), Politiker (SPD)
- Hugo Haase (1863–1919), Politiker (SPD)
- Johann Georg Hamann (1730–1788), christlicher Philosoph und Schriftsteller
- Johann Gottfried Herder (1744–1803), Dichter, Theologe, Philosoph
- David Hilbert (1862–1943), Mathematiker
- E. T. A. Hoffmann (1776–1822), Schriftsteller, Komponist und Musiker
- Ingo Insterburg (1934–2018), Komödiant und Musiker
- Immanuel Kant (1724–1804), Philosoph
- Käthe Kollwitz (1867–1945), Künstlerin
- Eberhard von Kuenheim (* 1928), Manager und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der BMW AG
- Udo Lattek (1935–2015), Fußballtrainer und Journalist
- Veruschka Gräfin von Lehndorff (* 1939), Künstlerin
- Siegfried Lenz (1926–2014), Schriftsteller
- Albert Lieven (1906–1971), Schauspieler
- Wolf von Lojewski (* 1937), Fernseh-Journalist
- Siegfried Maruhn (1923–2011), Journalist und Autor
- Erich Mendelsohn (1887–1953), Architekt
- Agnes Miegel (1879–1964), Schriftstellerin
- Armin Mueller-Stahl (* 1930), Schauspieler
- Hagen Mueller-Stahl (1926–2019), Theaterregisseur, Filmregisseur und Schauspieler
- Oskar Negt (* 1934), Soziologe
- Leah Rabin (1928–2000), israelische Politikerin
- Manfred Scheffner (1939–2019), Jazz-Diskograph
- Heinz Sielmann (1917–2006), Tierfilmer
- Arnold Sommerfeld (1868–1951), Mathematiker und Physiker
- Georg Sterzinsky (1936–2011), römisch-katholischer Erzbischof von Berlin
- George Turner (* 1935), Wissenschaftspolitiker, Berliner Senator
- Heinrich August Winkler (* 1938), Historiker
- Hans-Jürgen Wischnewski (1922–2005), Politiker
Nobelpreisträger
- Otto Wallach (1910)
- Wilhelm Wien (1911)
- Fritz Albert Lipmann (1953)
Sprache
Die ostniederdeutschen und ostmitteldeutschen Dialekte, die in Ostpreußen gesprochen wurden, werden im Preußischen Wörterbuch erfasst und beschrieben.
Das von den Ureinwohnern gesprochene, baltische Altpreußisch war im 17. Jahrhundert ausgestorben.
Im Jahr 1925 gaben 97,2 % der Einwohner Deutsch, 1,8 % Masurisch, 0,9 % Polnisch und 0,1 % Litauisch als Muttersprache an.[30] Auf den Nehrungen wurde unter Fischern Nehrungskurisch gesprochen.
Eigenart
„Den Ostpreußen fehlt die Grazie. Sie gewinnen nicht bei ihrem Erscheinen; aber auf ihrem soliden Wesen lässt sich sicher bauen. Der Ostpreuße ist die reinste und beste Prosanatur Deutschlands.“
„Die nahezu göttliche Gelassenheit könnte durchaus als ostpreußische Nationaleigentümlichkeit bezeichnet werden.“
Siehe auch
Museen und Archive
Literatur
- Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Freistaates Krakau, bearbeitet von G. Hussel. Weimar 1819, S. 531–568.
- Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. In: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-212-4.
- Richard Jepsen Dethlefsen: Das schöne Ostpreußen. R. Piper, München 1916. (online auf einer privaten Website (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive))
- Otto Dikreiter und Martin A. Borrmann: Leben in Ostpreussen : Erinnerungen aus 9 Jahrzehnten, Gräfe und Unzer Verlag, München 1963, DNB-Link
- Wilhelm Gaerte: Urgeschichte Ostpreußens. Königsberg 1929
- Yorck Deutschler: Die Aestii – Bezeichnung für die heutigen Esten Estlands oder die untergegangenen Pruzzen Ostpreußens. In: Die Singende Revolution – Chronik der Estnischen Freiheitsbewegung (1987–1991). Ingelheim, März 1998/Juni 2000, ISBN 3-88758-077-X, S. 196–198.
- Rüdiger Döhler: Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg. Einst und Jetzt, Bd. 54 (2009), S. 219–235.
- Andreas Ehrhard (Fotos), Bernhard Pollmann (Text): Ostpreußen. Bruckmann, München 2004, ISBN 3-7654-3877-4. (Länderporträt, aktuelle Bilder aus dem ehemaligen Ostpreußen)
- Klaus von der Groeben: Das Land Ostpreußen. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung, Selbstverwaltung 1750 bis 1945. Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1993. (Quellen zur Verwaltungsgeschichte Nr. 7)
- Klaus von der Groeben: Verwaltung und Politik 1918–1933 am Beispiel Ostpreußens. Kiel 1998.
- Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern. Geschichtliche Darstellungen. Leer 1972–1984, Rheda-Wiedenbrück/Gütersloh 2001, Würzburg 2001, Augsburg 2006.
- Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußische Städtewappen. Hrsg.: Landsmannschaft Ostpreußen, Abt. Kultur, Waiblingen 1981.
- August Karl von Holsche: Geographie und Statistik von West- Süd- und Neu- Ostpreußen. Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zertheilung. 2 Bände. Berlin 1800 und 1804. (online in der Kujawsko-Pomorska Digitalen Bibliothek)
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4 bzw. 1. Auflage, Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55020-5.
- Andreas Kossert, Jörn Barfod, Arnold Bartetzky, Hans J. Bömelburg, Józef Borzyszkowski, Bertram Faensen, Jörg Hackmann, Christoph Hinkelmann, Malgorzata Jackiewicz-Garniec, Gennadij Kretinin, Heinrich Lange, Ruth Leiserowitz, Peter Letkemann, Marc Löwener, Janusz Maek, Angelika Marsch, Martynas Purvinas, Milo ezník, Rainer Slotta, Heiko Stern: Kulturlandschaft Ost- und Westpreußen. Deutsches Kulturforum östliches Europa e. V., 1. Auflage, 2005, ISBN 3-936168-19-9.
- Adam Kraft, Rudolf Naujok: Ostpreußen – Mit Westpreußen / Danzig und Memel. Ein Bildwerk der unvergessenen Heimat mit 220 Aufnahmen. 5. Auflage, Adam Kraft Verlag, Mannheim 1978, ISBN 3-8083-1022-7.
- Hans Kramer: Elchwald. Der Elchwald als Quell und Hort ostpreußischer Jagd. 2. Auflage. Jagd- und Kulturverlag, Sulzberg im Allgäu 1985, ISBN 3-925456-00-7 (dritter Teil der so genannten „Ostpreußen-Trilogie“).
- Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen. Einschließlich des Memelgebiets, des Soldauer Gebiets und des Regierungsbezirks Westpreußen (1919–1939). Slices Of Life-Verlag, Königslutter 2005, ISBN 3-934652-49-2.
- Ruth Leiserowitz: Sabbatleuchter und Kriegerverein: Juden in der ostpreußisch-litauischen Grenzregion 1812–1942. Fibre Verlag, Osnabrück 2010, ISBN 978-3-938400-59-3.
- Klaus-Jürgen Liedtke: Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute. Eichborn, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8218-6215-6.
- Freya Klier: Wir letzten Kinder Ostpreußens: Zeugen einer vergessenen Generation, Verlag Herder, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-30704-1.
- Herbert Ludwig: Studienfahrten und Erlebnisse in Ostpreußen. Deutsche Corpszeitung, 46. Jg. (1930), S. 353–361; 47. Jg. (1930), S. 6–8.
- Fritz Mielert: Ostpreußen. Nebst dem Memelgebiet und der Freien Stadt Danzig. In: Monographien zur Erdkunde, Bd. 35. Velhagen & Klasing, Bielefeld 1926 (Nachdruck: Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0272-3).
- Ernst Opgenoorth (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens. Herausgegeben im Auftrag der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Institut Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg.
- Bd. 2, Teilband 1: Von der Teilung bis zum Schwedisch-Polnischen Krieg. 1994.
- Bd. 2, Teilband 2: Vom Schwedisch-Polnischen Krieg bis zur Reformzeit, 1655–1807. 1996.
- Bd. 3: Von der Reformzeit bis zum Vertrag von Versailles 1807–1918. 1998.
- Bd. 4: Vom Vertrag von Versailles bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1918–1945. 1997.
- Christian Papendick: Der Norden Ostpreußens. Land zwischen Zerfall und Hoffnung. Eine Bilddokumentation 1992–2008. Husum Verlag, Husum 2009, ISBN 978-3-89876-232-8.
- Jan Przypkowski (Hrsg.): Ostpreussen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg. Warschau 2006, ISBN 83-89101-44-0.[A 6]
- Christian Saehrendt: Der Horror vacui der Demographie: 100 Jahre Abwanderung aus dem deutschen Osten. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 35, 2007, S. 237–250.
- Klaus Schwabe (Hrsg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945 (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Bd. 15 = Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte. 1981). Boldt, Boppard am Rhein 1985, ISBN 3-7646-1857-4.
- Robert Traba: Ostpreußen – die Konstruktion einer deutschen Provinz. Eine Studie zur regionalen und nationalen Identität 1914–1933, aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew. Fibre Verlag, Osnabrück 2010, ISBN 978-3-938400-52-4.
- Hermann Pölking: Ostpreußen – Biographie einer Provinz. Be.bra-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89809-094-0.
- Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ostpreußen. Königsberg/Leipzig 1785, Nachdruck Hamburg 1990 (Google Books).
- Otto Wiechert: Heimatatlas für Ostpreußen. Verlag List und von Bressensdorf, Leipzig 1926. Neuauflage Weltbild 2011, ISBN 978-3-8289-0908-3.
- Altpreußische Biographie. Hgg. im Auftrag der Historischen Kommission für Ost- und Westpreussische Landesforschung von Klaus Bürger. Zu Ende geführt in Zusammenarbeit mit Joachim Artz von Bernhart Jähnig. Elwert, Marburg 1936 ff. 2 Bde. (1936–1967), 3 Ergänzungsbände erschienen (Stand 2015).
- Richard Lakowski: Ostpreußen 1944/45. Krieg im Nordosten des Deutschen Reiches. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78574-9.
- Kurt Dieckert / Horst Grossmann: Der Kampf um Ostpreussen. München 1960. ISBN 3-87943-436-0.
- Heinz Schön: Ostpreußen 1944/45 in Bildern, Endkampf – Flucht – Vertreibung. Kiel 2007. ISBN 978-3-8874-1089-6.
Weblinks
Anmerkungen
- Zum Königreich Preußen kamen 1793–1795 im Zuge der 2. und 3. Teilung Polens Südpreußen, Neuostpreußen sowie Neuschlesien hinzu. Das „Königreich Preußen“ galt auch zur Zeit des Deutschen Bundes als ein „nicht-deutscher Staat“ der Könige von Preußen.
- „[…] Weiter nun werden an der rechten Küste des Suevenmeeres der Aestier Völkerschaften bespült, deren Gebräuche und ganzes Aeußere wie der Sueven sind, die Sprache näher der britannischen. Sie verehren die Göttermutter. Als Abzeichen dieses Glaubens tragen sie Eberbilder; dieß, statt Waffen und Schutz von Allen, stellt den Anbeter der Göttin auch mitten unter Feinden sorglos sicher. Selten ist des Eisens, häufig der Knüttel Gebrauch. Getreide und die andern Feldfrüchte bauen sie mit einer für die gewohnte Trägheit der Germanen großen Geduld. Indessen auch das Meer durchsuchen sie und sammeln, unter allen die Einzigen, zwischen Untiefen und am Strande selbst, den Bernstein, bei ihnen Gläsum genannt. […]“ (Anton Baumstark (Übers., 1876): Die Germania des Tacitus auf Wikisource)
- De origine actibusque Getarum (Vom Ursprung und den Taten der Gothen), 23, 120: „Aestorum quoque similiter nationem, qui longissimam ripam Oceani Germanici insident, idem ipse prudentia et virtute subegit omnibusque Scythiae et Germaniae nationibus ac si propriis lavoribus imperavit.“ (digitale-sammlungen.de)
- Andreas Kossert: Masuren, Ostpreussens vergessener Süden. S. 363, 364: „Ähnlich wie die NS-Volkslisten seit 1939 im Reichsgau Wartheland und in Danzig-Westpreussen die Germanisierbarkeit der dort lebenden Deutschen und kleiner polnischer Gruppen festgelegt hatte, indem sie sie nach einem biologischen Rassismus in vier Kategorien einteilten, nahm die polnische Provinzverwaltung nach 1945 eine Klassifizierung der Bewohner Masurens nach einem ethnischen Rassismus vor.“
- Näher erläutert bei Georg Ress, in: Ulrich Beyerlin (Hrsg.): Recht zwischen Umbruch und Bewahrung. Festschrift für Rudolf Bernhardt (= Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht; Bd. 120). Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1995, S. 833 ff. (835) m.w.N.
- Die Sammlung wird vom Deutschen Historischen Institut Warschau, vom Institut für Kunstforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, vom Staatsarchiv Allenstein und vom Museum für Ermland und Masuren herausgegeben. Die CD mit 7.900 Bildern ist beim Deutschen Kulturforum östliches Europa e. V. in Potsdam erhältlich.
Einzelnachweise
- Preußische Provinzen 1910
- Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1938/39 (Digitalisat)
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 31. Juli 2015; abgerufen am 2. Juni 2015.
- Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. München 2005.
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4, S. 330.
- Siehe z. B. Jochen A. Frowein (Hrsg.): Deutschlands aktuelle Verfassungslage: Berichte und Diskussionen auf der Sondertagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer in Berlin am 27. April 1990. VVDStRL 49 (1990). de Gruyter, Berlin/New York 1990, S. 132 ff. (134).
- Jan Bałdowski: Ermland und Masuren. ISBN 3-87466-173-3, S. 16–17.
- Charles Colbeck: The Public Schools Historical Atlas. Longmans/Green, New York/London/Bombay 1905.
- Braunswalde Willenberg bei Marienburg Gräberfeld
- Martin Armgart: Konrad I., Herzog von Masowien. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 419–423.
- Katrin Möller-Funck: Die Krise in der Krise. Existenzielle Bedrohung und gesellschaftliche Rezession im Königreich Preußen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Dissertation (Universität Rostock). 2015, S. 241 (uni-rostock.de [PDF]).
- Mack Walker: Die Salzburger Exulanten als Sozialgeschichte. Ein Berliner Forschungsbericht. In: Wissenschaftskolleg zu Berlin (Hrsg.): Jahrbuch 1982/83. 1983, S. 391 (wiko-berlin.de [PDF]).
- X. von Hasenkamp: Ostpreußen unter dem Doppelaar. Historische Skizze der russischen Invasion in den Tagen des siebenjährigen Krieges. Königsberg 1866 (Vollansicht).
- Teltower Kreisblatt vom 14. Juni 1892, S. 1 zur Sachsengängerei aus den Regierungsbezirken Gumbinnen und Marienwerder.
- Andreas Kossert: Preußen, Deutsche oder Polen? Die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus 1870–1956. Hrsg.: Deutsches Historisches Institut Warschau. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04415-2, S. 130.
- Fried von Batocki, Klaus von der Groeben: Adolf von Batocki. Im Einsatz für Ostpreußen und das Reich. Ein Lebensbild. Raisdorf 1998, ISBN 3-9802210-9-1.
- Bericht der Reichszentrale für Heimatdienst über die Lage in Ostpreußen vom 3. März 1920 (Bundesarchiv, Akten der Reichskanzlei 1919-1933)
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, 2005, S. 222.
- Andreas Geißler, Konrad Koschinski: 130 Jahre Ostbahn Berlin – Königsberg – Baltikum. Berlin 1997, ISBN 3-89218-048-2, S. 87.
- Andreas Geißler, Konrad Koschinski: 130 Jahre Ostbahn Berlin – Königsberg – Baltikum. Berlin 1997, ISBN 3-89218-048-2, S. 91 ff.
- WorldCat
- Reichstagswahlen, Wahlkreis Ostpreußen. www.wahlen-in-deutschland.de Abgerufen am 11. Januar 2017
- Richard Blanke: Polish-speaking Germans? Language and national identity among the Masurians since 1871. 2001, ISBN 3-412-12000-6, S. 285.
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. S. 354.
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. S. 353.
- Andreas Kossert: Masuren. S. 366.
- Vgl. Adolf Laufs: Rechtsentwicklungen in Deutschland. 5., überarb. und um ein Kapitel (DDR) erg. Auflage, de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014620-7, S. 399.
- Moskau bot Verhandlungen über Ostpreußen an. Spiegel Online
- Walter Golze: Deutschlands Wirtschaft und die Welt. 4. Auflage, Teubner, Leipzig und Berlin 1938.
- Zur Volkszählung von 1925 siehe Der Große Brockhaus, 15. Auflage, 13. Band, S. 838