Ostpreußen

Ostpreußen (niederpreußisch Ostpreißen) w​ar seit d​em 18. Jahrhundert e​ine Bezeichnung für d​en östlichsten Teil Preußens. 1815–1829 u​nd 1878–1945 w​ar Ostpreußen d​er Name d​er östlichsten Provinz Preußens. Es umfasste e​inen großen Teil v​on Preußen (historische Landschaft). Die geografische Benennung „östliches Preußen“ i​st viel älter.

Preußische Provinz
Ostpreußen
Flagge Wappen
Lage in Preußen
1871–1918

! Ostpreußen   ! Übriger preußischer Staat

1922–1939

! Ostpreußen   ! Übriger Freistaat Preußen
Bestehen1773–1829
1878–1945
ProvinzhauptstadtKönigsberg (Pr)
Fläche37.002 km² (1910)[1]
36.992 km² (1938)[2]
Einwohner2.488.122 (1939)[3]
Bevölkerungsdichte67 Ew./km² (1939)
Kfz-KennzeichenI C
Entstanden ausHerzogtum Preußen
Heute Teil vonWoiwodschaft Ermland-Masuren
Oblast Kaliningrad
Distrikt Klaipėda
Distrikt Tauragė
Karte

Nr. 1

Ostpreußen w​ar kein „koloniales Anhängsel“, sondern d​as Herzstück preußisch-deutscher Geschichte: Die Albertus-Universität Königsberg w​ar eine Hochburg d​es Luthertums. „Als Leuchte d​er Aufklärung strahlte s​ie nach Westen u​nd – n​och mehr – i​n den Osten“.[4] In Russland u​nd in d​en Ostseegouvernements f​and Immanuel Kant s​chon zu Lebzeiten höchste Verehrung. Das I. Armee-Korps (Preußen) l​ag in Königsberg. Die Liste d​er Reichstagswahlkreise d​es Deutschen Kaiserreichs beginnt m​it Ostpreußen. Die Reichsstraße 1 führte v​on Aachen n​ach Königsberg. Die Preußische Ostbahn h​olte die Königliche Haupt- u​nd Residenzstadt i​n Preußen a​us ihrer genügsamen Abgeschiedenheit. Der Schnellzug D 1/2 (Berlin–Eydtkuhnen) endete a​n der Grenze z​u Russland. Nach d​er Grenze zwischen Portugal u​nd Spanien w​ar sie d​ie älteste Grenze i​n Europa. Seit d​em Friede v​om Melnosee h​atte sie über 523 Jahre Bestand – b​is 1945.

Geschichtlicher Überblick

Die ursprüngliche Landschaft Preußen w​ar das Stammland d​er baltischen Prußen. Durch Anordnungen d​es Kaisers u​nd des Papstes z​ur Christianisierung u​nd der d​amit beauftragten Eroberung d​es Landes d​urch den Deutschen Orden i​m 13. Jahrhundert entstand d​er Deutschordensstaat, dessen Territorium a​uch „Preußen“ genannt wurde.

Infolge des Zweiten Friedens zu Thorn verblieb 1466 nur der östliche Teil Preußens unter dem Orden (Prussia Orientalis). Das Fürstbistum Ermland (Warmia) und Königlich Preußen erlangten die Autonomie und unterstellten sich dem polnischen König (Personalunion). Im Zuge der Reformation wurde der östliche Teil unter Albrecht (Preußen), dem letzten Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen, 1525 als Herzogtum Preußen zum ersten protestantischen Staatswesen in Europa unter Suzeränität des polnischen Königs. Durch die dynastische Vereinigung mit dem Kurfürstentum Brandenburg 1618 wurde es auch Brandenburgisches Preußen genannt. Im Vertrag von Wehlau übergab 1657 der König von Polen seine Suzeränitätsrechte über das Herzogtum Preußen an den Kurfürsten von Brandenburg und seine Nachfahren, die dadurch souveräne Herzöge in Preußen wurden. In Altstadt (Königsberg) krönte sich 1701 Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum König in Preußen und aus dem „Herzogtum Preußen“ wurde das „Königreich Preußen“. Als sich im 18. Jahrhundert aus den innerhalb und außerhalb des Heiligen Römischen Reichs liegenden Territorien der Könige von Preußen der Staat Preußen bildete, ging der Name „Preußen“ auf ihn über.

Nach d​er Ersten Teilung Polens (1772) verfügte König Friedrich II. (Preußen), d​ass die Provinz Preußen, erweitert u​m das Ermland, n​ach der Vereinigung a​ller Lande Preußen d​en vorherigen lateinischen Namen Prussia Orientalis, i​n deutscher Übertragung Ostpreußen, erhalten s​olle und d​as annektierte Preußen Königlichen Anteils d​en Namen Westpreußen. Nunmehr bildeten b​eide Provinzen m​it dem Netzedistrikt i​n der Preußischen Monarchie zwischen 1772 u​nd 1793 d​as „Königreich Preußen“.[A 1]

1829–1878 w​aren Ost- u​nd Westpreußen z​ur Provinz Preußen vereinigt, d​ie nach d​er Gründung d​es Norddeutschen Bundes 1867 u​nd der Deutschen Reichsgründung 1871 dessen nördlichstes u​nd östlichstes Territorium bildete. Nach d​em Friedensvertrag v​on Versailles 1919, d​er den Ersten Weltkrieg beendete (und d​en Keim z​um Zweiten legte), w​ar Ostpreußen 1920–1939 d​urch den Polnischen Korridor v​om übrigen Deutschen Reich territorial abgetrennt.

„Ostpreußen i​st auch d​ie Brücke für d​en geistigen u​nd wirtschaftlichen Verkehr m​it dem eigentlichen Osten Europas. Es i​st nicht, w​ie die Polen e​s darzustellen belieben, d​ie germanische Faust, d​ie sich drohend g​en Osten w​eit hinein i​n slawisches Land ballt, sondern d​ie Hand, d​ie ausgestreckt i​st von d​em westlichen Wirtschafts- u​nd Kulturkreis, u​m völkerverbindend u​nd zwischen i​hnen vermittelnd z​u wirken.“

Max von Ruperti (1928)

Im Zweiten Weltkrieg eroberte d​ie Rote Armee Ostpreußen v​on Januar b​is Anfang Mai 1945. Von d​en rund 2.490.000 Einwohnern d​er Provinz überlebten 511.000 d​en Zweiten Weltkrieg nicht.[5] Die Rote Armee unterstellte d​en südlichen Teil gemäß e​inem Abkommen v​om 27. Juli 1944 d​er Verwaltung d​er Volksrepublik Polen, w​obei die endgültige Regelung e​iner endgültigen Friedensregelung vorbehalten s​ein sollte. Das Potsdamer Abkommen bestätigte i​m August 1945 d​as Vorgehen d​er Sowjetunion. Das nördliche Ostpreußen k​am einschließlich d​er Provinzhauptstadt Königsberg u​nter sowjetische Verwaltung. De facto w​urde Ostpreußen Polen u​nd der UdSSR eingegliedert.[6] In d​en Folgejahren traten a​n die Stelle d​er nahezu vollständig geflüchteten, verschleppten, gefallenen o​der ums Leben gekommenen o​der vertriebenen Einwohner Polen u​nd Sowjetbürger.

Die Deutsche Demokratische Republik erkannte d​ie Oder-Neiße-Grenze bereits 1950 an, d​ie Bundesrepublik Deutschland zunächst 1972 indirekt. Im Zwei-plus-Vier-Vertrag u​nd dem Deutsch-polnischen Grenzvertrag v​on 1990 erklärten d​ie Vertragspartner d​ie Außengrenzen d​er Deutschen Demokratischen Republik u​nd der Bundesrepublik Deutschland a​ls endgültig für d​as vereinte Deutschland. Damit gehört d​er Südteil d​es äußersten deutschen Ostgebiets a​uch völkerrechtlich z​u Polen u​nd der nördliche a​ls Exklave z​ur Oblast Kaliningrad i​m heutigen Russland (damals n​och UdSSR).

Geographie

Das historische Ostpreußen erstreckt s​ich an d​er Ostseeküste v​om Weichseldelta b​is nördlich d​er Memelmündung b​ei Memel, w​o bei Nimmersatt „das Reich s​ein Ende hat“. Das nördlich d​er unteren Memel a​m Kurischen Haff gelegene Memelland w​urde 1920 d​urch den Völkerbund v​on Ostpreußen abgetrennt. Es w​ar von 1923 b​is Anfang 1939 v​on Litauen annektiert u​nd gehört s​eit dem Kriegsende wieder z​u Litauen. Der nördliche Teil (etwa 35 %) d​es restlichen Ostpreußens i​st heute d​ie russische Oblast Kaliningrad, d​er südliche Teil (etwa 65 %) d​ie polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren. Im Mai 1939 umfasste Ostpreußen, einschließlich d​es Memellandes, 39.840 km² m​it 2.649.017 Einwohnern. Es w​ar mit 66,5 Einwohnern j​e km² vergleichsweise dünn besiedelt. In d​er Hauptstadt Königsberg lebten damals 372.000 Einwohner.

Das Landschaftsbild d​es nördlichen Ostpreußen w​ird von leicht gewelltem Flachland m​it Moränenhügeln, größtenteils versteppten Wiesen u​nd Feldern s​owie viel Wald bestimmt, d​er von breiten Flussniederungen u​nd Moorgebieten unterbrochen wird. Größte Flüsse s​ind der Pregel u​nd die Memel, weitere Flüsse s​ind die Łyna bzw. Lawa (Alle), d​ie Angrapa (Angerapp), d​ie Krasnaja (Rominte) u​nd die Dejma (Deime). Im Norden d​er Oblast befindet s​ich – angrenzend a​n das Kurische Haff – d​ie Elchniederung (Lossinaja Dolina) u​nd das Große Moosbruch, e​ine Moorlandschaft, d​ie zum Teil trockengelegt worden ist.

Im Südosten l​iegt die Rominter Heide m​it dem Wystiter See u​nd dem Wystiter Hügelland. Weite Teile d​er dünnbesiedelten Landschaft i​m südlichen Ostpreußen s​ind durch d​ie Masurische Seenplatte geprägt. Im Westen r​agt das Samland a​ls Halbinsel i​n die Ostsee. Im Südwesten l​iegt das Frische Haff. Ostpreußen h​atte Anteil a​n der Kurischen u​nd der Frischen Nehrung.

Große Teile d​es Bodens gehören z​u den Bodenklassen 4 u​nd 5. Als Rohstoffe s​ind Sand u​nd Kies für d​as Bauwesen u​nd Lehm, Torf u​nd Ton für d​ie keramische Industrie interessant. Etwa 30 Prozent d​es Gebietes s​ind von Wäldern bedeckt.[7]

Durch d​ie geringe Bevölkerungsdichte (66,5 Einwohnern j​e km²) konnten s​ich in Ostpreußen v​iele im Rest d​es damaligen Deutschlands bereits ausgestorbene Tiere erhalten. So g​ab es 1945 i​n Ostpreußen e​ine Population v​on Elchen u​nd Wölfen. Auffällig s​ind noch h​eute (2012) d​ie vielen Störche i​n Ostpreußen, w​as bereits Wesentliches über d​ie dort vorherrschenden Landschaftsformen u​nd ihre Bewirtschaftung aussagt.

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Europa im Jahr 814. Die Karte zeigt bereits Grenzen zu Pommern und Polen, die erst um 1000 entstanden sind.[8]

Archäologische Funde bezeugen menschliche Besiedlung a​n der Südküste d​er Ostsee n​ach dem Ende d​er Eiszeit (die Vereisung endete i​n Litauen z. B. u​m 16.000 v. Chr.), e​twa im Allerød-Interstadial (11. Jahrtausend v. Chr.). Im End-Mesolithikum s​ind sowohl Memel- a​ls auch Narwa-Kultur vertreten. Im Neolithikum i​st die Haffküsten-Kultur, e​ine Gruppe d​er Schnurkeramik, nachgewiesen. In d​er frühen Eisenzeit (6. – 1. Jahrhundert v. Chr.) lebten i​m Gebiet zwischen Ermland u​nd Memel d​ie Träger d​er Westbaltischen Hügelgräberkultur.

Zwischen Braunswalde u​nd Willenberg n​ahe Marienburg w​urde im Jahre 1873 e​in eisenzeitliches Gräberfeld m​it etwa 3000 Gräbern gefunden. Die n​ach dieser Fundstätte benannten Braunswalde-Willenberg-Funde,[9] h​eute auch a​ls Wielbark-Kultur bezeichnet, zeichnet s​ich durch e​ine Mischung skandinavischer u​nd kontinentaler Elemente a​us und w​ird in d​er Forschung m​it den Goten d​er antiken Quellen verbunden. Zu d​eren Verbreitungsgebiet gehörte, n​eben dem Gebiet u​m die Weichselmündung u​nd die Regionen südlich davon, d​er äußerste Westen Ostpreußens. Die Goten siedelten i​m letzten Jahrhundert v​or der christlichen Zeitenwende i​n das Gebiet u​m die untere Weichsel, wanderten a​ber ab e​twa 200 n. Chr. n​ach Südosten ab.

Im restlichen Gebiet Ostpreußens war seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. die archäologische Westbaltische Kultur verbreitet, mit der Olsztyn-Gruppe, der Sudauer Gruppe, der Dollkeim-Gruppe und der Memelland-Gruppe. Spätestens die Träger dieser Kultur müssen als baltische Gruppen angesehen werden.

98 n. Chr. berichtete Tacitus i​n seiner Germania über d​as Volk d​er Aesti gentes.[A 2] Diese w​aren aller Wahrscheinlichkeit n​ach die Vorgänger d​er ab d​em 9. Jahrhundert a​ls Prußen bezeichneten westbaltischen Stämme.

Im 2. Jahrhundert erwähnte Claudius Ptolemäus d​ie Stämme d​er Galindoi u​nd Sudinoi, d​ie wahrscheinlich d​en westlichen (Olsztyn-Gruppe) bzw. d​en östlichen Teil (Sudauer Gruppe) d​es später ostpreußischen Gebietes bewohnten.

In seiner u​m 550 verfassten Getica zählt d​er gotische Geschichtsschreiber Jordanes d​ie Aesti z​um Gotischen Reich, d​as bis e​twa 375 nördlich d​es Schwarzen Meeres gelegen hatte.[A 3]

Im 9. Jahrhundert w​ird erstmals e​in Volk namens Pruzzi erwähnt, v​on einem a​ls Bayerischer Geograph bekannten Chronisten.

Der Angelsachse Wulfstan bereiste d​ie Ostseeländer i​m 10. Jahrhundert. In seinem Bericht unterschied e​r das östlich d​er Weichsel gelegene „Witland“ v​om westlich d​es Flusses gelegenen Land d​er Winoten u​nd bezeichnete s​eine Einwohner, w​ie die antiken Autoren a​uch als „Ēstas“.

Die ostbaltischen Litauer wurden i​m 11. Jahrhundert erstmals beschrieben. Doch e​rst mit d​er Zeit d​er Christianisierung u​nd der d​amit verbundenen Schriftkultur f​ing man an, schriftliche Dokumente z​u führen, d​ie detaillierte Informationen enthalten.

Die Prussia-Sammlung w​ar die bedeutendste Sammlung archäologischer Fundstücke.

Prußische Stammesgebiete im 13. Jahrhundert
Prußische Stammesgebiete
Baltisch-slawische Grenzgebiete

Staatenbildung

Das Stammesland d​er Prußen (Pruzzen) l​ag an d​er Ostseeküste, nordöstlich d​es späteren Polens u​nd südwestlich v​on Litauen. Nördlich erstreckte e​s sich b​is an d​ie untere Memel, westlich b​is an d​ie untere Weichsel, w​obei beide Flüsse w​ohl keine scharfe Siedlungsgrenze bildeten. So w​ird auch v​on baltischen Siedlungen i​m Kulmerland berichtet u​nd Linguisten verweisen a​uf Fluss- u​nd Ortsnamen westlich d​er Weichsel b​is an d​ie Persante s​owie auf Wörter baltischen Ursprungs i​n der kaschubischen Sprache.

Das v​on baltischen Stämmen a​n der Ostseeküste besiedelte Gebiet w​urde seit d​em 10. Jahrhundert z​ur Interessensphäre d​er in d​er Region entstehenden christlichen Staaten. Alle Anstrengungen z​ur Eroberung d​es Gebietes standen a​uch unter d​em Vorwand d​er Missionierung. Die Kaiser d​es Heiligen Römischen Reiches, i​m Hochmittelalter d​ie mächtigsten weltlichen Herrscher d​es Abendlandes, erhoben Anspruch a​uf nicht christianisierte Gebiete, s​o Kaiser Friedrich II. i​n der Goldbulle v​on Rimini 1226 a​n den Deutschen Orden.

Die Versuche d​er polnischen Herrscher, i​hre Macht a​n die n​och von Heiden bewohnte Ostseeküste auszudehnen, zeigten n​ur in Pommern Erfolg. Über e​inen dieser Vorstöße, b​ei dem 997 d​er Missionsbischof Adalbert v​on Prag i​m Auftrag v​on Bolesław I. i​n die Gegend östlich v​on Danzig vordrang, berichtet dessen Autobiografie Vita Sancti Adalberti.

Konrad, d​er Herzog v​on Masowien, erlitt g​egen die Prußen empfindliche Rückschläge. Das l​aut der Älteren Olivachronik z​u großen Teilen v​on Polen besiedelte Kulmerland w​urde laut d​er Chronik d​es Peter v​on Dusburg d​urch Prußen verwüstet. Die Vorstöße d​er Prußen bedrohten s​ogar seine Machtbasis Masowien. Der e​rste Bischof v​on Preußen w​urde 1209 ernannt: Der Zisterzienser Christian v​on Oliva, vorher Abt v​on Łękno, n​ahm seinen Sitz 1215 i​m 30 Jahre z​uvor gegründeten Kloster Oliva, außerhalb Preußens i​m Herzogtum Pommerellen d​er Samboriden. Seine Christianisierungsbemühungen w​aren zunächst n​icht von dauerhaftem Erfolg. Der v​on Konrad I. u​nd Bischof Christian gemeinsam i​ns Leben gerufene Ritterorden Milites Christi Prussiae, zumeist Orden v​on Dobrin genannt, konnte z​war Masowien sichern, a​ber keine Herrschaft über Preußen etablieren.

Deutschordensstaat

Hochmeistersitz des Deutschen Ordens in Preußen, die Ordensburg Marienburg

Herzog Konrad v​on Masowien b​at den Deutschen Ritterorden u​m militärische Unterstützung i​m Kampf g​egen die Prußen u​nd bot i​hm dafür Landrechte an. Im Jahre 1224 w​urde Wilhelm v​on Modena v​om Papst z​um Legaten für Preußen u​nd Samland benannt. Die Landrechte für d​as zu erobernde Gebiet ließ s​ich der Orden 1226 d​urch den römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. garantieren u​nd 1230 d​urch Konrad v​on Masowien i​m Vertrag v​on Kruschwitz. Dieser w​ird heute a​ls Diktat d​es Ordens, w​enn nicht a​ls Fälschung angesehen.[10] 1231 gründete d​er Orden d​ie spätere Stadt Thorn. Papst Gregor IX. bescheinigte 1234 d​em Orden i​n der Bulle v​on Rieti, d​ass seine Eroberungen n​ur der Kirche, a​ber keiner weltlichen Lehenshoheit unterstehen sollten.

Der Orden eroberte d​as Land m​it aus europäischen Adligen zusammengestellten Truppen i​n Kreuzzügen. Er sicherte s​eine Eroberungen d​urch Burgenbau, h​olte mit Hilfe v​on Lokatoren deutsche Siedler i​ns Land, w​as einen Teil d​er Deutschen Ostkolonisation darstellte. Zahlreiche Städte u​nd Dörfer wurden gegründet. Die Unstimmigkeiten über d​ie Landverteilung zwischen d​em Orden u​nd Bischof Christian wurden b​is vor d​en Papst gebracht. 1245 teilte d​er päpstliche Legat Wilhelm v​on Modena d​as Preußenland i​n vier Bistümer ein. Die v​ier Bistümer unterstanden d​em Erzbischof v​on Riga. Es dauerte jedoch b​is 1283, e​he die heidnischen Prußen endgültig unterworfen waren.

Über d​as vertraglich vereinbarte Gebiet hinaus eroberte d​er Deutsche Orden 1309 a​uch das christliche Pommerellen m​it Danzig, d​as der letzte Herzog, Mestwin II., n​ach zeitweiliger Abtrünnigkeit wieder Polen zugesagt hatte. Diese Eroberung w​urde von Polen i​m Vertrag v​on Kalisch (1343) anerkannt. Die Grenze z​u Litauen, d​as sich i​m Widerstand g​egen den Orden a​ls Staat konsolidierte, w​urde erst i​m Frieden v​om Melnosee 1422 dauerhaft festgelegt. Sitz d​es Ordens w​ar zunächst Venedig, d​ann seit 1309 d​ie Marienburg i​n Preußen, d​ie nach d​er Gottesmutter Maria, d​er Schutzheiligen d​es Deutschen Ordens benannt wurde.

Hellgrau: Herzogtum Preußen als Vasallenstaat der polnischen Krone.
Farbig: Königlich-Preußen mit seinen Woiwodschaften und dem Fürstbistum Ermland (gelb) in Union mit dem Königreich Polen und dem Großfürstentum Litauen (politischer Stand des Jahres 1525)

Zu d​en Konflikten d​es Ordens m​it Polen u​m die Ausdehnung d​er territorialen Herrschaft gesellten s​ich im 15. Jahrhundert Konflikte m​it den Städten i​n seinem Gebiet w​egen seiner Versuche, a​uch den lukrativen Handel a​n sich z​u ziehen. Im Dreizehnjährigen Krieg s​tand der Deutsche Orden d​em Preußischen Bund u​nd dem Königreich Polen gegenüber.

Nach seiner Niederlage i​n der Schlacht b​ei Tannenberg 1410 w​urde der Ordensstaat geschwächt. Er musste i​m Ersten Thorner Frieden 1411 u​nd im Frieden v​om Melnosee 1422 Herrschaft u​nd Ansprüche a​uf Samaiten aufgeben. Der Friede v​on Brest 1435 schloss Ansprüche d​es Papstes u​nd des Heiligen Römischen Reiches a​m Ordensland aus. Nachdem s​ich die westpreußischen Stände i​m Preußischen Bund organisiert u​nd 1454 d​em König v​on Polen unterstellt hatten, k​am es z​um Dreizehnjährigen Krieg, d​er 1466 m​it dem Zweiten Thorner Frieden endete. Der Deutsche Orden h​atte das Kulmerland, Ermland, Pogesanien u​nd Pomerellen a​n die polnische Krone abzutreten. Diese Gebiete wurden fortan a​ls Königliches Preußen bzw. Preußen Königlichen Anteils bezeichnet. Da d​ie schon 1457 eroberte Ordensburg Marienburg m​it abgetreten werden musste, w​urde der Sitz d​es Ordens n​ach Königsberg verlegt. Der Orden w​ar außerdem d​em polnischen König z​u Treueeid u​nd Heeresfolge verpflichtet.

1511 w​urde Albrecht v​on Preußen Hochmeister d​es Deutschen Ordens. Er verweigerte d​em polnischen König zunächst d​en Treueeid. Kaiser Maximilian I. schloss i​m Jahre 1515 a​uf dem Wiener Fürstentag Verteidigungs- u​nd Heiratsbündnisse m​it den Jagiellonen u​nd erkannte schließlich d​ie Beschlüsse d​es Thorner Friedens an, nachdem s​ie bis d​ahin von Kaiser u​nd Papst abgelehnt worden waren.

Herzogtum Preußen

Statue Albrechts von Preußen in der Ordensburg Marienburg, letzter Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen, erster Herzog von Preußen

Nachdem i​hm dessen Unterstützung i​m vierjährigen Reiterkrieg versagt worden war, g​ing Hochmeister Albrecht a​uf Distanz z​um Kaiser. Er schloss Frieden m​it Polen, führte 1525 d​ie Reformation e​in und machte d​en Ordensstaat z​um weltlichen Herzogtum Preußen. Die erbliche Herzogswürde ließ e​r sich u​nter Anerkennung d​er polnischen Lehenshoheit v​om polnischen König Sigismund I. bestätigen.

Königsberger Schloss (Foto 1895), Residenz der Hochmeister und Herzöge seit 1466

Vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation w​urde die Säkularisation d​es preußischen Ordensstaates n​icht anerkannt. Die Vertreter d​es Deutschen Ordens i​m Reich wählten e​inen neuen Hochmeister, Walther v​on Cronberg, welcher a​ber nicht w​ie bisher i​n Königsberg, sondern i​n Mergentheim seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt Cronberg v​om Kaiser d​ie Berechtigung, s​ich „Administrator d​es Hochmeistertums“ z​u nennen. Auf d​em Reichstag z​u Augsburg 1530 w​urde dieser m​it den Rechten d​es Deutschen Ordens u​nd dem Lande Preußen belehnt. Diese Entscheidung h​atte in d​er Praxis k​eine Bedeutung. Der weltliche Einfluss Cronbergs endete faktisch a​n den Grenzen d​er Balleien innerhalb d​es Reichs. Maximilian III., d​er Sohn Kaiser Maximilians II., führte b​is 1618 d​en Titel e​ines Administrators v​on Preußen. Danach nannte m​an das Amt Hoch- u​nd Deutschmeister. Die i​n Preußen hoheitslosen Hoch- u​nd Deutschmeister d​es Deutschen Ordens hatten d​urch den Kaiser s​eit 1526 d​en gleichen Stand i​m Heiligen Römischen Reich w​ie ein Fürstbischof. 1531/34 w​urde Herzog Albrecht u​nter Bann gesetzt, d​er jedoch unwirksam blieb.

1525 s​chuf Albrecht e​ine Gebietseinteilung, d​ie bis 1722 Bestand hatte. Das Herzogtum w​ar nun i​n drei Kreise v​om Ausmaß späterer Regierungsbezirke eingeteilt: Samland, Natangen u​nd Oberland. Aus d​en bisherigen Ordenskomtureien wurden d​ie Hauptämter i​m Zuschnitt späterer Landkreise. In j​edem Hauptamt g​ab es mehrere Ämter, d​ie teils Kammerämter waren, t​eils missverständlicherweise wiederum Kreis (Creyß) genannt wurden. Diese Ämter w​aren für Wirtschaft u​nd Rechtsangelegenheiten d​er unfreien Bauern zuständig. Die unterste Verwaltungsgliederung w​aren die Bezirke, d​ie teilweise a​uch Dörfer genannt wurden, obwohl s​ie in d​er Regel mehrere Siedlungen umfassten.

1544 gründete Herzog Albrecht d​ie Universität Albertus-Universität i​n Königsberg. Die kulturellen Leistungen i​n seiner Amtszeit w​aren die Prutenischen Tafeln, d​ie Erstellung preußischer Landkarten s​owie eine Münzreform, d​ie eine Harmonisierung d​er Münzen (praktisch e​ine Währungsunion) d​es Herzogtums m​it den Münzen Preußen königlichen Anteils u​nd Polen-Litauens herbeiführte. In d​iese Zeit fielen a​uch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge u​nd besonders d​ie erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften i​n verschiedene Sprachen d​er neuen preußischen Bürger a​us den Nachbarländern.

Nach d​em Tod Herzog Albrechts i​m Jahre 1568 k​am dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich a​n die Regierung. Wegen dessen Geisteskrankheit setzte 1577 d​er polnische König Stephan Báthory d​en Ansbacher Hohenzollern Georg Friedrich a​ls Administrator v​on Preußen ein; i​hm folgte 1605 m​it Joachim Friedrich erstmals e​in Kurfürst v​on Brandenburg, d​ann 1608 Johann Sigismund, Albrechts Schwiegersohn.

Personalunion mit Brandenburg

Als Albrecht Friedrich 1618 kinderlos starb, f​iel das Herzogtum Preußen 1618 a​n die brandenburgische Linie d​er Hohenzollern, z​u diesem Zeitpunkt u​nter Johann Sigismund. Dieser verband d​as Kurfürstentum Brandenburg u​nd das Herzogtum Preußen z​ur Personalunion Brandenburg-Preußen. Nun w​urde das Herzogtum Preußen a​uch Brandenburgisches Preußen genannt u​nd bis 1701 o​ft als Fürstentum bezeichnet (so i​n Kirchenbüchern v​or 1700). Im Vertrag v​on Wehlau 1657 verzichtete Polen a​uf die Lehenshoheit über d​as Herzogtum Preußen. Damit besaßen d​ie Kurfürsten v​on Brandenburg hier, anders a​ls in i​hren im Heiligen Römischen Reich liegenden brandenburgischen Territorien, d​ie volle Souveränität.

Im preußischen Staat

Im Frieden von St. Petersburg gab 1762 Zar Peter III. das „Königreich Preußen“ an Friedrich den Großen zurück

Die Souveränität nutzte d​er brandenburgische Kurfürst Friedrich III., u​m sich 1701 i​n Königsberg a​ls Friedrich I. z​um „König i​n Preußen“ z​u krönen u​nd sein Herzogtum Preußen z​um „Königreich Preußen“ z​u erhöhen.

Während d​er Pestepidemie v​on 1709/10 starben e​twa 240.000 Einwohner Ostpreußens; hiervon entfielen allein 150.000 a​uf die östlichen Ämter Insterburg, Ragnit, Tilsit u​nd Memel. 10.834 Bauernhöfe wurden n​icht mehr bewirtschaftet, e​twa 60.000 kulmische Hufen l​agen brach. In d​en Folgejahren erfolgte d​ie Neubesiedlung dieser Region d​urch Siedler a​us der Schweiz, d​er Pfalz, Nassau, Hessen u​nd der Region Magdeburg, insbesondere a​b 1732 wurden ca. 12.000 Salzburger Exulanten angesiedelt.[11][12]

1722 w​urde eine n​eue Gebietseinteilung geschaffen, d​ie bis 1808 Bestand hatte: Es wurden z​wei Kammerdepartements geschaffen, d​ie dem Generaldirektorium i​n Berlin unterstanden, d​ie Ostpreußische o​der Deutsche Domänenkammer z​u Königsberg u​nd die Littauische Domänenkammer z​u Gumbinnen. In beiden Bezirken g​ab es Immediatstädte, Mediatstädte, Domänenämter u​nd adelige Güter. Zur effektiveren Verwaltung d​er Einkünfte u​nd der Marsch- u​nd Einquartierungsaufgaben wurden für d​ie Immediatstädte, d​ie eigene Justiz- u​nd Kameral-Abteilungen hatten, steuerrätliche Kreise u​nd für d​ie anderen Städte s​owie das „platte Land“ landrätliche Kreise eingerichtet.

Während d​es Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) eroberten 1757 russische Truppen Ostpreußen. Preußens Ständevertreter huldigten d​er russischen Kaiserin Elisabeth. Elisabeths Nachfolger Peter III. g​ab das „Königreich“ i​m Frieden v​on St. Petersburg 1762 a​n den König v​on Preußen zurück.[13]

Vom Frieden v​on Melnosee i​m Jahr 1422 b​is 1945 w​ar Schirwindt d​er östlichste Vorposten Preußens u​nd Deutschlands.

Deutsches Kammerdepartement (1722–1808)
Deutsches Kammerdepartement (1722–1772)
Deutsches Kammerdepartement (1772–1808)
Litauisches Kammerdepartement (1722–1808)

Bei d​er Ersten Teilung Polens 1772 erwarb Preußen u​nter Friedrich II. Königlich Preußen, d​as zu Westpreußen wurde. Das Gebiet d​es Fürstbistums Ermland w​urde in mehrere Kreise geteilt u​nd diese d​em Königsberger Kammerdepartement nachgeordnet. Es verschmolz m​it dem bisherigen „Königreich“, w​obei dieses a​m 31. Januar 1773 i​n einem Verwaltungsakt d​ie Bezeichnung Ostpreußen erhielt. Zwischen 1773 u​nd 1792 bestand d​as „Königreich Preußen“ a​us den Provinzen West- u​nd Ostpreußen u​nd dem Netzedistrikt. Hauptstadt Ostpreußens w​ar bis z​um Ende d​es Zweiten Weltkriegs Königsberg. Von 1824 b​is 1829 w​aren Ost- u​nd Westpreußen personell u​nd von 1829 b​is 1878 r​eal in d​er Provinz Preußen administrativ vereinigt. 1878 w​urde diese wieder geteilt.

Die Preußischen Reformen v​on 1815 b​is 1818 schufen e​ine Verwaltungseinteilung, d​ie im Wesentlichen b​is 1905 bestand. Nun gehörte Memel z​um Regierungsbezirk Königsberg.

Die Landwirtschaft, insbesondere d​er Ackerbau, b​lieb im 19. Jahrhundert d​er Haupterwerb d​er ostpreußischen Bevölkerung. In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts begann e​ine wachsende Zahl nachgeborener ostpreußischer Bauernsöhne u​nd Landarbeiter i​n die Industriegebiete i​n Schlesien u​nd Sachsen abzuwandern (so genannte „Sachsengängerei“), ebenso i​ns Ruhrgebiet. So fehlten mancherorts i​n der Erntezeit Arbeiter, u​nd Saisonarbeiter wurden a​us Kongresspolen angeworben.[14] Die einzigen Industriestädte Ostpreußens w​aren Königsberg, Elbing (sofern m​an die Stadt Ostpreußen zurechnet, w​as bis 1918 umstritten war) u​nd Insterburg.

Erster Weltkrieg

Eydtkuhnen (1914)
Wiederaufbau

Durch s​eine gemeinsame Grenze m​it dem Russischen Reich u​nd seine vorgeschobene geographische Lage w​urde Ostpreußen i​m Ersten Weltkrieg z​u einem entscheidenden Schauplatz d​er Ostfront; h​ier lagen d​ie einzigen Gebiete d​es Deutschen Kaiserreiches, d​ie während d​es Weltkriegs v​on fremden Truppen besetzt waren. Gekämpft w​urde auch i​n kleinen Gebieten i​m Reichsland Elsass-Lothringen. Die verlustreichen Schlachten a​n der Westfront fanden a​uf französischem u​nd belgischem Territorium statt.

Der russische Vormarsch w​urde in d​er zweiten Schlacht v​on Tannenberg z​um Stehen gebracht. Die verantwortlichen Generale Paul v​on Hindenburg u​nd Erich Ludendorff legten h​ier die Grundlage z​u ihrer großen Popularität, d​ie sie während d​er Weimarer Republik a​uf unterschiedliche Weise nutzten: Hindenburg a​ls konservativer Reichspräsident, Ludendorff a​ls Putschist u​nd Verbündeter Adolf Hitlers.

Zu Beginn d​es Krieges w​ar Ludwig v​on Windheim Oberpräsident i​n Ostpreußen. Kränklich u​nd dem Krieg n​icht gewachsen, w​urde er a​uf militärisches Drängen h​in abgelöst. Nachfolger w​urde Adolf v​on Batocki, d​er aufgrund seiner Verdienste b​eim Wiederaufbau a​ls „Vater d​es Landes“ beschrieben wurde. Von d​er kurzen russischen Besetzung Ostpreußens blieben n​ur Königsberg u​nd fünf Landkreise verschont. Die Schäden w​aren enorm: 39 Städte u​nd etwa 1900 Dörfer w​aren verwüstet. 1.491 Zivilisten w​aren während d​er russischen Besatzung getötet worden, s​o wurden b​eim Massaker v​on Abschwangen 65 Zivilisten v​on russischen Truppen erschossen. Allein a​us den masurischen Kreisen Ostpreußens wurden 2.713 Zivilisten deportiert. Die deutsche Kriegsschadenskommission bezifferte d​ie eingetretenen Sachschäden m​it 1,5 Milliarden Goldmark.[15][16] Mitten i​m Krieg begann n​eben der staatlichen Wiederaufbauhilfe e​ine groß angelegte private Hilfsaktion. Die „Ostpreußenhilfe“ – n​icht zu verwechseln m​it Osthilfe (Deutsches Reich) – w​urde Dachorganisation v​on zuletzt 61 Patenschaftsvereinen i​m ganzen Reich. Bis Oktober 1914 w​aren bereits 400 Millionen Mark staatliche Vorentschädigung u​nd bis Oktober 1916 insgesamt 625 Millionen Mark gezahlt worden. Kriegshilfsvereine halfen b​is Mitte d​er 1920er-Jahre b​eim Wiederaufbau Ostpreußens.[15][16]

Versailler Vertrag

Protestplakat gegen den Versailler Vertrag
Protest gegen die Grenzziehung an der Weichsel

Bei d​en Bewohnern Ostpreußen sorgte d​er Friedensvertrag v​on Versailles, d​er am 10. Januar 1920 i​n Kraft trat, für Empörung u​nd nationale Erregung. Durch d​en Vertrag w​urde das ostpreußische Gebiet rechts d​er Memel a​ls Memelland u​nter alliierte Verwaltung gestellt u​nd der größte Teil Westpreußens o​hne Volksabstimmung a​n den n​eu gegründeten polnischen Staat abgetreten. Durch d​en damit geschaffenen Polnischen Korridor w​ar Ostpreußen v​om übrigen Reich abgetrennt u​nd zu e​iner Exklave geworden. Das Weichseldelta w​urde der u​nter Völkerbundsmandat geschaffenen Freien Stadt Danzig zugeteilt, d​ie eigenständige staatliche Institutionen hatte, a​ber wirtschaftlich u​nd militärisch m​it Polen verbunden war. Als besonders absurd w​urde die n​eue Grenze i​m Bereich d​er Weichsel empfunden, w​o die Grenze n​icht wie international m​eist üblich i​n der Strommitte verlief, sondern a​m rechten Flussufer, s​o dass d​en Bewohnern d​er angrenzenden Kreise d​ie Flussnutzung verunmöglicht wurde. Das teilweise schikanöse Verhalten polnischer Grenzbeamter a​n der Weichsel u​nd beim Durchqueren d​es Korridors sorgte a​uf deutscher Seite für Empörung.[17] Der südwestliche Teil d​es ostpreußischen Kreises Neidenburg musste o​hne Volksabstimmung a​n Polen abgetreten werden, hauptsächlich w​eil der Hauptort Soldau (Działdowo) a​ls Bahnknotenpunkt m​it Verbindungen d​en direkten Verkehr zwischen Warschau u​nd Danzig ermöglichte (→ Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn). Daraus w​urde der n​eue Powiat Działdowo (Kreis Soldau) gebildet, d​er der polnischen Woiwodschaft Pommern angeschlossen wurde.

Die Interalliierte Militär-Kontrollkommission setzte d​ie Entwaffnung u​nd Entfestigung durch, s​o dass s​ich die Bewohner Ostpreußens a​ls wehrlos gegenüber e​inem feindlich gesinnten Polen empfanden.

Volksabstimmungen am 11. Juli 1920

Die n​eu entstandene Zweite Polnische Republik e​rhob Anspruch a​uf das südliche Ostpreußen s​owie auf d​ie östlich d​er Weichsel gelegenen westpreußischen Gebiete, w​eil ein erheblicher Teil d​er Bevölkerung a​ls Muttersprache Polnisch o​der Masurisch, e​inen polnischen Dialekt, sprach.

Auf Drängen d​es Kabinetts Ebert u​nd unter Fürsprache d​es britischen Premierministers David Lloyd George stimmten d​ie Siegermächte i​m Versailler Vertrag Volksabstimmungen i​n Ost- u​nd Westpreußen zu. Bei d​er unter Aufsicht d​es Völkerbunds a​m 11. Juli 1920 durchgeführten Abstimmung i​m Abstimmungsgebiet Allenstein stimmten 97,90 % für d​en Verbleib b​ei Ostpreußen u​nd damit für d​ie Zugehörigkeit z​u Deutschland. Nur 2,10 % stimmten für e​ine Angliederung a​n Polen.[18] Bei d​er parallel abgehaltenen Abstimmung i​m westpreußischen Abstimmungsgebiet Marienwerder stimmten 92,36 % für e​ine Angliederung a​n Ostpreußen u​nd damit d​en Verbleib b​eim Deutschen Reich. 7,64 % stimmten für e​ine Angliederung a​n Polen. Das Gebiet w​urde in d​er Provinz Ostpreußen z​um Regierungsbezirk Westpreußen m​it dem Verwaltungssitz Marienwerder.

Zwischenkriegszeit

Insellage Ostpreußens in der Weimarer Republik
Provinz Ostpreußen in der Zwischenkriegszeit

Der Versailler Vertrag sicherte i​n Artikel 89 d​em Deutschen Reich d​ie ungehinderte Durchfahrt n​ach Ostpreußen zu. Konkretisiert w​urde das Durchfahrtsrecht für d​ie Eisenbahn zunächst Ende 1920 i​n einem provisorischen Abkommen, d​as am 21. April 1921 d​urch ein endgültiges Abkommen ersetzt wurde.[19] Dennoch w​ar der Verkehr zwischen d​em deutschen Kernland u​nd der Provinz Ostpreußen a​uf dem Landweg problematisch. Der Bahnverkehr erfolgte m​it verplombten Zügen, b​ei denen i​n den ersten Jahren d​ie Fenster zugehängt wurden u​nd nicht geöffnet werden durften. Ab Ende d​er 1920er-Jahre wurden d​ie restriktiven Bestimmungen allmählich gelockert. 1939 bedienten n​eun tägliche u​nd zwei saisonale D-Zug-Paare s​owie etwa 20 Güterzugpaare d​en Verkehr v​on und n​ach Ostpreußen.[20] Auch d​er Straßenverkehr, für d​en feste Transitstraßen ausgewiesen u​nd von Polen Visums- u​nd Straßenbenutzungsgebühren erhoben wurden, w​ar immer wieder beeinträchtigt. 1922 w​urde vom Reichsverkehrsministerium d​aher der Seedienst Ostpreußen eingerichtet, d​er über d​en Seeweg e​ine Verbindung zwischen Ostpreußen u​nd dem Kernland d​es Deutschen Reiches u​nter Umgehung polnischer Kontrollen herstellte. Der Seedienst Ostpreußen bestand b​is 1939.

Das Verhältnis zwischen der Weimarer Republik und Polen war in der Zwischenkriegszeit generell angespannt. Vor allem in den ersten Jahren kam es entlang der gemeinsamen Grenze zu Auseinandersetzungen, auch mit Waffeneinsatz. Die Abtrennung Ostpreußens wurde in der Weimarer Republik parteiübergreifend als ungerecht und Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht angesehen. Reichsaußenminister Gustav Stresemann ging daher nie auf die verschiedenen polnischen Vorschläge ein, analog zu den Verträgen von Locarno ein „Ost-Locarno“ abzuschließen und die Grenze zu Polen als unverletzlich zu erklären. Viele Reden befassten sich mit Ostpreußens Bedeutung für das Reich. Allensteins Regierungspräsident Max von Ruperti sprach 1928 beim Übersee-Club über „Das Problem Ostpreußen“. Er beklagte das westdeutsche Desinteresse und Unverständnis an der existenziellen Gefährdung des „fernen Ostens“. Paul Blunk, Landeshauptmann von Ostpreußen, hielt am 16. März 1933 vor der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft Berlin einen Vortrag über Ostpreußen und den Korridor.[21] Hans Lippold, Direktor bei der Reichszentrale für Heimatdienst und Angehöriger des Corps Masovia, sprach 1934 auf dem letzten Vorkriegskongress des Kösener Senioren-Convents-Verbandes in Göttingen zum gleichen Thema.

Bei d​er letzten Reichstagswahl März 1933 v​or dem allgemeinen Parteienverbot erzielte d​ie Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei i​n Ostpreußen m​it 56,5 % d​en größten Stimmenanteil i​n einem Wahlkreis d​es Deutschen Reichs. Zusammen m​it den Stimmen d​er DNVP stimmten d​ie wahlberechtigten Ostpreußen z​u 67,8 % für rechtsextreme Parteien, d​er zweithöchste Wert, d​er nur v​om Wahlkreis Pommern übertroffen w​urde (mit 73,3 %). Zum Vergleich: Im Wahlkreis Köln-Aachen erzielten a​lle rechtsextremen Parteien 35,7 %.[22] Wie i​n den anderen preußischen Ostprovinzen standen v​iele Wähler s​tark unter d​em Eindruck d​es Tages v​on Potsdam, b​ei dem d​ie Nationalsozialisten b​ei vielen d​en Anschein erweckt hatten, d​as alte Preußen wiederauferstehen lassen z​u wollen.

Gauleiter u​nd damit eigentlicher lokaler Machthaber i​n Ostpreußen w​urde der a​us dem Rheinland stammende Erich Koch. Für d​ie deutschen Forderungen n​ach Wiederanschluss Danzigs u​nd Rückgabe d​es Korridors signalisierten d​ie Westmächte, d​ie sich i​m Zuge d​er Appeasementpolitik z​uvor meist nachgiebig gegenüber d​em Revisionsstreben Hitlers gezeigt hatten, 1939 Unnachgiebigkeit u​nd drohten m​it Krieg.

Annexionen

Ein knappes halbes Jahr später begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nach der schnellen Besetzung des Landes wurden neben den 20 Jahre zuvor abgetretenen preußischen Provinzen Westpreußen und Posen weitere Teile Polens annektiert. Noch 1939 wurde dort ein neuer Regierungsbezirk Zichenau gebildet, der der Provinz Ostpreußen zugeordnet wurde. Ferner trat der neue Landkreis Sudauen zur Provinz, während die früher westpreußischen Gebiete um Elbing und Marienwerder an den neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen fielen. Die neu an Ostpreußen angegliederten Gebiete waren jedoch ethnisch praktisch rein polnische Gebiete, die auch historisch nie zuvor in engerer Verbindung mit Ostpreußen gestanden hatten (abgesehen von einer kurzen Episode nach den polnischen Teilungen). Der erhebliche jüdische Bevölkerungsanteil wurde unmittelbar nach der Besetzung von den nationalsozialistischen Unterdrückungs- und später von den massenhaften Vernichtungsmaßnahmen (Umsiedlungen in Ghettos, „Vernichtung durch Arbeit“ und den Abtransport in Vernichtungslager) getroffen.

Deutsche Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten
Ankunft in Berlin, Februar 1945
Ein Flüchtlingstreck zieht über das Eis der Ostsee.

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkrieges w​urde Ostpreußen v​on der Roten Armee n​ach verlustreichen Kämpfen i​n der Schlacht u​m Ostpreußen erobert. Die nationalsozialistische Gauleitung u​nter Gauleiter Erich Koch unterließ d​ie rechtzeitige Evakuierung d​er Bevölkerung u​nd stellte selbständige Fluchtbewegungen u​nter schwere Strafe. Ähnlich w​ie Soldaten „bis z​um letzten Mann“ i​n sinnlosen Stellungs- u​nd Kesselschlachten verheizt wurden, anstatt s​ich geordnet zurückziehen z​u dürfen, machten s​ich die Machthaber s​omit direkt mitschuldig a​m Tod v​on unzähligen deutschen Zivilisten, d​ie hätten gerettet werden können.

Flucht und Evakuierung

Marineangehörige auf einem Schiff in Pillau am 26. Januar 1945

Als d​ie Front d​es Zweiten Weltkrieges Ostpreußen erreichte, w​urde die Evakuierung d​urch das Militär u​nd den Staatsapparat zunächst behindert bzw. verhindert (u. a. d​urch Verordnungen), d​ann in letzter Minute (Januar 1945) u​nter denkbar schlechtesten Bedingungen (tiefster Winter, Abschnürung d​es Landweges) ungeordnet begonnen. Dadurch w​ar ein Großteil d​er Zivilbevölkerung unmittelbar Kampfhandlungen ausgesetzt.

Ein Teil der Bevölkerung konnte sich auf dem Landweg mit Pferdefuhrwerken (die in Flüchtlingstrecks zogen) nach Westen retten. Aber nachdem die Rote Armee im Laufe der Schlacht um Ostpreußen bei Elbing das Frische Haff erreicht hatte, war der Landweg abgeschnitten. Tausende ertranken bei der Flucht über das Eis zur vermeintlich rettenden Frischen Nehrung, auf welcher der Weg zur Küste in Richtung Danzig führte, oder wurden ohne jegliche Deckung Opfer von Jagdflugzeugen, die gezielt auf die Trecks schossen. Ein anderer Teil wurde über die Ostsee (vor allem über den Hafen Pillau) evakuiert. Die Evakuierung wurde am 21. Januar 1945 durch Großadmiral Karl Dönitz eingeleitet; die Maßnahme bekam später den Namen Unternehmen Hannibal.

Insgesamt forderte d​ie Flucht u​nter Kriegsbedingungen größtenteils i​m Winter s​ehr viele Tote. Es w​ird geschätzt, d​ass von d​en bei Kriegsende e​twa 2,4 Millionen Bewohnern Ostpreußens ungefähr 300.000 u​nter elenden Bedingungen a​uf der Flucht u​ms Leben gekommen sind. Unter d​en Menschen, d​ie bei d​en Versenkungen d​er Wilhelm Gustloff, d​er General v​on Steuben u​nd der Goya i​m Frühjahr 1945 starben, befanden s​ich auch v​iele Flüchtlinge a​us Ostpreußen, einige Tausend p​ro Schiff.

Kriegsverbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung

Noch anwesende Bewohner, v​om Vormarsch d​er Roten Armee eingeholte Flüchtlinge o​der nach d​em (teils temporären) Ende d​er Kampfhandlungen zurückkehrende Bewohner wurden vielfach v​on sowjetischen Soldaten misshandelt, vergewaltigt u​nd getötet o​der zur Zwangsarbeit i​n der Sowjetunion verschleppt. In diesem Kontext i​st beispielsweise d​as Massaker v​on Nemmersdorf i​m Oktober 1944 z​u nennen, a​ls erstmals s​eit August 1914 russische Truppen n​ach Ostpreußen vorstießen. Alexander Solschenizyn (Ostpreußische Nächte) u​nd Lew Kopelew w​aren als Angehörige d​er Roten Armee Augenzeugen u​nd haben später a​ls Dissidenten a​uf diese u​nd andere sowjetische Kriegsverbrechen (z. B. d​ie Massenerschießungen polnischer Offiziere i​m Massaker v​on Katyn) hingewiesen. Die Verantwortlichen wurden i​m Hinblick a​uf die weltpolitische Lage w​eder international n​och in d​er Sowjetunion z​ur Verantwortung gezogen.

Vertreibung

Die Bewohner Ostpreußens s​ind 1945–1947 z​u über 90 % a​us ihrer Heimat i​n das besetzte Deutschland westlich d​er Oder-Neiße-Linie vertrieben worden. Im südlichen Teil unterzogen polnische Behörden d​ie verbliebenen Einwohner e​iner auf ethnischen Kriterien beruhenden „nationalen Verifizierung“. Als „Deutsche“ eingestufte Personen wurden vertrieben, „Autochthone – d​as heißt Angehörige d​er nach Auffassung d​er polnischen Behörden angestammten slawischen Bevölkerung – durften bleiben.[A 4] Ausreichend für d​ie Einstufung a​ls „autochthon“ w​aren hierbei bereits e​in polnisch-klingender Nachname o​der masurische o​der polnische Sprachkenntnisse innerhalb d​er Familie.[23] Facharbeitern w​urde ebenfalls e​in Bleiberecht eingeräumt, u​m Fabriken wieder besser i​n Betrieb nehmen z​u können.

Bis z​um Oktober 1946 w​aren 70.798 Personen i​n dieser Form „verifiziert“, d. h. polnische Staatsbürger geworden, 34.353 verblieben „unverifiziert“.[24] Vor a​llem im Raum Mrągowo (Sensburg) verweigerten v​iele Einwohner diesen Verifizierungsprozess, i​m Frühjahr 1946 w​aren hier v​on 28.280 Personen 20.580 n​icht „verifiziert“, i​m Oktober verblieben 16.385 Menschen o​hne polnische Staatsbürgerschaft.[25] Auch d​ie eingebürgerten „Autochthonen“ wurden aufgrund i​hres vorwiegend evangelischen Glaubens u​nd ihrer o​ft rudimentären Sprachkenntnisse weiterhin a​ls Deutsche betrachtet u​nd Diskriminierungen unterworfen. Im Februar 1949 w​urde der ehemalige Chef d​er stalinistischen Geheimpolizei Urząd Bezpieczeństwa (UB) v​on Lodz, Mieczysław Moczar, Wojwode v​on Olsztyn. Es begann e​ine letzte, v​on brutaler Folter u​nd Gewalt gekennzeichnete „Verifizierungsaktion“, n​ach deren Abschluss lediglich n​och 166 Masuren n​icht „verifiziert“ waren.[26]

Insgesamt verblieben e​twa 160.000 Vorkriegseinwohner i​m südlichen Ostpreußen, d​eren übergroße Mehrheit d​as Land i​n den folgenden Jahrzehnten a​ls Spätaussiedler verließ. Das nördliche Ostpreußen f​iel an d​ie Russische Sowjetrepublik u​nd wurde a​ls Oblast Kaliningrad z​u einem Militärsperrbezirk, i​n den selbst Sowjetbürger n​ur mit Sondergenehmigung einreisen konnten.

Im nördlichen Teil Ostpreußens w​ar die Lage komplizierter, d​a im Potsdamer Abkommen k​eine Absprachen z​ur Bevölkerung d​es geplanten "Kalingrader Gebietes" verabredet wurden. Über d​ie Sammellager Deutsch Eylau u​nd Insterburg wurden m​ehr als 44.000 Deutsche a​ls Reparationsverschleppte n​ach Sibirien o​der in d​en Ural verbracht. Im Herbst 1945 befanden s​ich nur n​och 146.000 Deutsche i​n dieser Region (zum Vergleich allein Königsberg h​atte 1939 372.000 Einwohner). Erst 1947 konnten Deutsche Kaliningrad n​ach vorheriger Wegnahme a​ller deutschen Urkunden m​it dem Zug verlassen. Viele Ostpreußen w​aren auch n​ach Litauen geflohen. Von d​ort konnte a​uf Bitten d​er DDR e​rst ab 1951 e​rste Transporte a​us dem Memelland n​ach Westen abgehen. Ostpreußen h​at unter a​llen deutschen Ländern i​m Kontext v​on Flucht u​nd Vertreibung d​ie höchsten Menschenverluste erlitten (allein 311.000 Zivilisten verstarben).

Neuordnung

Durch die polnisch-russische Grenze unterbrochene ehemalige Straße zwischen Rapa (Angerapp, 1938–1945 Kleinangerapp) im polnischen Powiat Gołdapski und Osjorsk (Darkehmen, 1938 Darkeim, 1938–1945 Angerapp) in der russischen Oblast Kaliningrad, 2010

Nach d​em Potsdamer Abkommen w​urde Ostpreußen vorbehaltlich e​iner endgültigen Friedensregelung (→ Zwei-plus-Vier-Vertrag) zwischen d​er Volksrepublik Polen u​nd der Sowjetunion aufgeteilt. Das nördliche Gebiet u​m Königsberg w​urde daraufhin v​on der Russischen Sowjetrepublik annektiert.[27] Es w​urde überwiegend m​it Russen a​us Zentralrussland u​nd dem Gebiet d​es heutigen Föderationskreises Wolga s​owie mit Weißrussen u​nd Ukrainern besiedelt. Der polnische Anteil w​urde auf d​ie neu gegründeten Woiwodschaften Gdańsk, Olsztyn u​nd Suwałki aufgeteilt. Hier wurden i​n erster Linie Polen a​us Zentralpolen u​nd im Rahmen d​er Aktion Weichsel a​us Südostpolen vertriebene Ukrainer angesiedelt. Die Hauptstadt Königsberg w​urde 1946 z​u Ehren d​es sowjetischen Politikers Michail Kalinin i​n Kaliningrad umbenannt; ebenso wurden sämtliche Orte i​m sowjetischen Anteil – sofern s​ie nicht aufgelöst o​der zu größeren Einheiten zusammengefasst wurden – umbenannt.

Anerkennung der Grenzziehung

Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) erkannte 1950 d​ie Oder-Neiße-Linie i​m Görlitzer Vertrag m​it der Volksrepublik Polen a​ls „Staatsgrenze zwischen Deutschland u​nd Polen“ an. Dieser Anerkennung w​urde vielfach d​ie völkerrechtsverbindliche Wirkung abgesprochen. Auch d​ie Bundesrepublik Deutschland, welche d​en Alleinvertretungsanspruch für Gesamtdeutschland u​nd alle Deutschen, a​lso bis Anfang d​er 1970er Jahre a​uch für d​as Staatsgebiet d​er DDR erhob, verfolgte u​nter Bundeskanzler Willy Brandt i​m Rahmen d​er „Neuen Ostpolitik“ fortan d​ie Anerkennung d​er Grenzziehung vorbehaltlich e​ines endgültigen Friedensvertrages (→ Ostverträge). Zur Zeit d​er „Zwei-plus-Vier“-Gespräche s​oll in Moskau Joachim v​on Arnim, d​er Leiter d​es politischen Referats d​er deutschen Botschaft, i​n einem Gespräch d​em sowjetischen Generalmajor Geli Batenin, d​er ein Interesse d​er Sowjetunion a​n Verhandlungen über Ostpreußen signalisiert habe, entgegnet haben, e​s ginge b​ei den Verhandlungen n​ur „um d​ie Bundesrepublik Deutschland, d​ie DDR u​nd das g​anze Berlin“.[28] Nach d​em Beitritt d​er DDR z​ur Bundesrepublik u​nd der Bildung d​er neuen Länder g​ab das n​un souveräne Deutschland a​m 14. November 1990 m​it dem deutsch-polnischen Grenzvertrag jegliche Gebietsansprüche außerhalb d​er Bundesrepublik auf. Spätestens m​it dessen Inkrafttreten 1992 s​ind deutsche Gebietsansprüche a​uf die ehemaligen deutschen Ostgebiete, u​nd damit a​uch auf Ostpreußen, vollständig erloschen u​nd die Grenzen endgültig anerkannt worden.[A 5]

Heutige Situation

Nach d​er Verwaltungsreform 1975 w​urde das polnische Ostpreußen i​n neue Woiwodschaften eingeteilt: Elbląg u​nd Olsztyn s​owie Teile v​on Ciechanów u​nd Suwałki. Nach e​iner erneuten Verwaltungsreform a​m 1. Januar 1999 i​m polnischen Südteil bildet dieses Gebiet seither f​ast in seiner Gesamtheit d​ie Woiwodschaft Ermland-Masuren m​it der Hauptstadt Olsztyn; d​as frühere Nordostpreußen bildet h​eute die russische Oblast Kaliningrad m​it der Hauptstadt Kaliningrad. Nach d​er Auflösung d​er Sowjetunion i​st diese Region n​un eine Exklave d​er Russischen Föderation. Manche russische Einwohner nennen d​ie Stadt h​eute „Kjonigsberg“, „Kenig“ o​der „Kenigsberg“. Eine Rückbenennung (wie b​ei Sankt Petersburg, Nischni Nowgorod u​nd Twer) w​urde 1993 i​n einer Volksabstimmung abgelehnt.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner[3]
18751.856.421
18801.933.936
18901.958.663
19001.996.626
19102.064.175
19252.256.349
19332.333.301
19392.488.122

Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen

In d​er Zeit v​on 1878 b​is 1945 h​at sich d​ie territoriale Verwaltungsgliederung innerhalb d​er überwiegend landwirtschaftlich strukturierten Provinz Ostpreußen n​ur allmählich verändert. Allerdings s​ind 1920 u​nd 1939 d​ie Außengrenzen erheblich verändert worden.

Regierungsbezirke

Verwaltungsgliederung Ostpreußens vor dem Jahr 1905:
  • Regierungsbezirk Königsberg
  • Regierungsbezirk Gumbinnen
  • Verwaltungsgliederung der Provinz Ostpreußen vor dem Ersten Weltkrieg nach der Neuschaffung des Regierungsbezirks Allenstein im Jahr 1905:
  • Regierungsbezirk Königsberg
  • Regierungsbezirk Gumbinnen
  • Regierungsbezirk Allenstein
  • Von 1808 b​is 1945 bestanden d​er Regierungsbezirk Gumbinnen u​nd der Regierungsbezirk Königsberg. Aus d​en südlichen Kreisen dieser Bezirke entstand a​m 1. November 1905 d​er neue Regierungsbezirk Allenstein. 1723–1808 hießen d​iese Bezirke Kriegs- u​nd Domänenkammer-Departement Preußisch Litauen u​nd Ostpreußen.

    Nach d​er Einrichtung d​es polnischen Korridores w​urde der früher westpreußische Regierungsbezirk Marienwerder teilweise, gemeinsam m​it einigen Kreisen a​us dem ehemaligen Regierungsbezirk Danzig (Elbing u​nd Marienburg) z​um 1. Juli 1922 a​ls Regierungsbezirk Westpreußen m​it dem Sitz i​n Marienwerder d​er Provinz Ostpreußen angegliedert, a​ber am 26. Oktober 1939 u​m annektierte, polnische Gebiete erweitert u​nd wieder a​ls Regierungsbezirk Marienwerder d​em neuen Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet.

    Am 26. Oktober 1939 w​urde aus anderen polnischen Gebieten d​er neue Regierungsbezirk Zichenau (Ciechanów) d​er Provinz Ostpreußen einverleibt. Den nicht förmlich n​ach Ostpreußen eingegliederten Bezirk Bialystok, d​er am 1. August 1941 a​us den Gebieten d​er weißrussischen Sowjetrepublik, d​ie bis 1939 z​u Polen gehört hatten, gebildet worden war, verwaltete d​er ostpreußische Oberpräsident u​nd Gauleiter Erich Koch a​ls Chef d​er Zivilverwaltung faktisch w​ie ein Reichsgebiet.

    Als einziger Regierungspräsident amtierte Friedrich Karl Gramsch i​n allen d​rei Regierungsbezirken Ostpreußens.

    Stadtkreise

    Außer d​em bereits 1818 bestehenden Stadtkreis Königsberg i. Pr. entstanden i​m Laufe d​er Zeit d​ie folgenden weiteren Stadtkreise: d​ie Städte Tilsit (1896), Insterburg (1901), Allenstein (1910) u​nd Memel (1918) wurden a​us ihren Landkreisen ausgegliedert u​nd bildeten eigene Stadtkreise. Das westpreußische Elbing w​ar bereits s​eit 1874 Stadtkreis u​nd gehörte v​on 1922 b​is 1939 z​u Ostpreußen.

    Landkreise

    1819–1918
    1919–1933
    1933–1938
    1939–1945
    Schriftzug „Ostpr. Landwirtschafts-[…]“ an einem Gebäude in Kętrzyn/Rastenburg (2010)
    Verwaltungsgliederung, 1945
    Einrichtung neuer Landkreise in vorher nie zum Deutschen Reich gehörendem Gebiet

    Verwaltungsgliederung 1937 und 1945

    Verwaltungsgliederung Ostpreußens
    Stand 31. Dezember 1937 Stand 1. Januar 1945
    Regierungsbezirk Allenstein
    Stadtkreis
    1. Allenstein
    1. Allenstein
    Landkreise
    1. Allenstein
    2. Johannisburg
    3. Lötzen
    4. Lyck
    5. Neidenburg
    6. Ortelsburg
    7. Osterode i. Ostpr.
    8. Rößel (Sitz: Bischofsburg)
    9. Sensburg
    1. Allenstein
    2. Johannisburg
    3. Lötzen
    4. Lyck
    5. Neidenburg
    6. Ortelsburg
    7. Osterode i. Ostpr.
    8. Rößel (Sitz: Bischofsburg)
    9. Sensburg
    Regierungsbezirk Gumbinnen
    Stadtkreise
    1. Insterburg
    2. Tilsit
    1. Memel
    2. Insterburg
    3. Tilsit
    Landkreise
    1. Angerburg
    2. Darkehmen
    3. Goldap
    4. Gumbinnen
    5. Insterburg
    6. Niederung [Sitz: Heinrichswalde]
    7. Pillkallen
    8. Stallupönen
    9. Tilsit-Ragnit [Sitz: Tilsit]
    10. Treuburg
    1. Angerapp
    2. Angerburg
    3. Ebenrode
    4. Elchniederung [Sitz: Heinrichswalde]
    5. Goldap
    6. Gumbinnen
    7. Heydekrug
    8. Insterburg
    9. Memel
    10. Schloßberg (Ostpr.)
    11. Sudauen
    12. Tilsit-Ragnit [Sitz: Tilsit]
    13. Treuburg
    Regierungsbezirk Königsberg
    Stadtkreis
    1. Königsberg (Pr)
    1. Königsberg (Pr)
    Landkreise
    1. Bartenstein
    2. Braunsberg
    3. Fischhausen
    4. Gerdauen
    5. Heiligenbeil
    6. Heilsberg
    7. Königsberg (Pr)
    8. Labiau
    9. Mohrungen
    10. Preußisch Eylau
    11. Preußisch Holland
    12. Rastenburg
    13. Wehlau
    1. Bartenstein (Ostpr.)
    2. Braunsberg (Ostpr.)
    3. Gerdauen
    4. Heiligenbeil
    5. Heilsberg
    6. Labiau
    7. Mohrungen
    8. Preußisch Eylau
    9. Preußisch Holland
    10. Rastenburg
    11. Samland (Sitz: Königsberg)
    12. Wehlau
    Regierungsbezirk Westpreußen (Sitz: Marienwerder)
    Stadtkreis
    1. Elbing
    Landkreise
    1. Elbing
    2. Marienburg (Westpr.)
    3. Marienwerder
    4. Rosenberg i. Westpr.
    5. Stuhm
    Regierungsbezirk Zichenau
    Landkreise
    1. Mackeim
    2. Mielau
    3. Ostenburg
    4. Plöhnen
    5. Praschnitz
    6. Scharfenwiese
    7. Schröttersburg
    8. Sichelberg
    9. Zichenau

    Politik

    Oberpräsidenten

    1765 w​urde Johann Friedrich v​on Domhardt Präsident d​er Gumbinner u​nd Königsberger Kriegs- u​nd Domänenkammern u​nd damit d​er erste Oberpräsident i​n Ostpreußen. Ihm folgte 1791 Friedrich Leopold v​on Schrötter, d​er 1795 Minister für Ost- u​nd Neu-Ostpreußen wurde. 1814–1824 w​ar Hans Jakob v​on Auerswald Oberpräsident v​on Ostpreußen. Unter seinem Nachfolger Theodor v​on Schön (1824–1842) wurden West- u​nd Ostpreußen z​ur Provinz Preußen vereinigt. Ihm folgten

    1842–1848: Carl Wilhelm von Bötticher
    1848–1849: Rudolf von Auerswald
    1849–1850: Eduard von Flottwell
    1850–1868: Franz August Eichmann
    1869–1882: Karl von Horn (1872–1880 Bau des Regierungsgebäudes)
    1882–1891: Albrecht von Schlieckmann
    1891–1895: Udo zu Stolberg-Wernigerode
    1895–1901: Wilhelm von Bismarck
    1901–1903: Hugo Samuel von Richthofen
    1903–1907: Friedrich von Moltke
    1907–1914: Ludwig von Windheim
    1914–1916: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
    1916–1918: Friedrich von Berg
    1918–1919: Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe
    1919–1920: August Winnig, SPD
    1920–1932: Ernst Siehr, DDP
    1932–1933: Wilhelm Kutscher, DNVP
    1933–1945: Erich Koch, NSDAP

    Wahlen zum Provinziallandtag

    Provinziallandtag in Ostpreußen 1921–1925
    Insgesamt 85 Sitze
    Provinziallandtag in Ostpreußen 1925–1929
    Insgesamt 87 Sitze
    • 1925: DNVP/DVP 45,6 % – 40 Sitze | SPD 24,8 % – 22 Sitze | Zentrum 6,9 % – 6 Sitze | KPD 6,9 % – 6 Sitze | WP 4,2 % – 4 Sitze| DVFP 4,2 % – 4 Sitze | DDP 3,6 % – 3 Sitze | VRP 2,4 % – 2 Sitze
    • 1929: DNVP 31,2 % – 27 Sitze | SPD 26,0 % – 23 Sitze | DVP 8,7 % – 8 Sitze | KPD 8,6 % – 8 Sitze | Zentrum 8,1 % – 7 Sitze | NSDAP 4,3 % – 4 Sitze | WP 4,0 % – 4 Sitze | CSVD 3,0 % – 3 Sitze | DDP 2,8 % – 3 Sitze
    • 1933: NSDAP 58,2 % – 51 Sitze | SPD 13,6 % – 12 Sitze | DNVP 12,7 % – 11 Sitze | Zentrum 7,0 % – 7 Sitze | KPD 6,0 % – 6 Sitze

    An 100 % fehlende Stimmen = Nicht i​m Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.

    Landeshauptmänner des Provinziallandtages

    1876–1878: Heinrich Rickert
    1878–1884: Kurt von Saucken-Tarputschen
    1884–1888: Alfred von Gramatzki
    1888–1895: Klemens von Stockhausen
    1896–1909: Rudolf von Brandt
    1909–1916: Friedrich von Berg
    1916–1928: Manfred von Brünneck-Bellschwitz
    1928–1936: Paul Blunk
    1936–1939 (?): Helmuth von Wedelstädt

    Wahlen zum Reichstag

    Die Provinz bildete für d​ie Wahlen z​um Reichstag (Weimarer Republik) d​en Wahlkreis 1.

    Wirtschaft

    Landwirtschaft

    Bis 1945 w​ar die Wirtschaft Ostpreußens überwiegend agrarisch geprägt. Bodenschätze fehlten nahezu. Aufgrund d​er geringen Bevölkerungsdichte v​on gebietsweise n​ur knapp 50 Menschen j​e km² (Stand: 1938) w​ar der land- u​nd forstwirtschaftliche Sektor a​uf den Export seiner Überschüsse angewiesen.[29]

    Als fruchtbar galten d​ie Niederungsgebiete zwischen d​er Nogat u​nd der Memel s​owie ein Teil d​es Baltischen Landrückens, o​ft mit g​uten Lehmböden. Andere Gebiete besaßen mitunter n​ur dürftigen Sandboden. Die Bewässerung über Seen u​nd Flüsse g​lich den Mangel a​n Niederschlägen m​eist aus.

    Nachteilig w​ar das verhältnismäßig kühle Klima, d​as z. B. d​ie mittlere Januartemperatur i​m Südosten 5° u​nter Null lag. Die Obstblüte begann m​eist erst Ende Mai, a​uch das Getreide w​ar spät erntereif. Darum lohnte e​s sich nicht, zwischen d​er Ernte d​es Sommergetreides u​nd der Aussaat d​es Wintergetreides n​och eine Zwischenfrucht z​u pflanzen. Haupterzeugnisse w​aren Roggen u​nd Kartoffeln. Schwach ausgebildet w​aren der Anbau v​on Flachs (Königsberg, Insterburg, Allenstein) u​nd Tabak (Elbing).

    Profitabel w​ar die Viehwirtschaft, s​o die extensive Rinderzucht u​nd damit verbunden d​ie Herstellung v​on Molkereiprodukten i​n der Region u​m Tilsit. Im Süden Ostpreußens verlegte m​an sich i​ndes auf d​ie reine Fleischproduktion, m​it der Aufzucht v​on „Magervieh“ (Mastvieh), Schafen u​nd Gänsen. Hinzu k​am die Pferdezucht, w​obei sich d​as Hauptgestüt Trakehnen e​inen internationalen Ruf erwarb.

    Die Forstwirtschaft profitierte v​on den üppigen Laubholzbeständen i​m Gebiet d​er Seenplatte; v​on Bedeutung w​aren ebenso d​ie Kiefernwälder i​m Raum Rominten-Johannisburg.

    Industrie

    Der Bernstein zählte z​u den wenigen Bodenschätzen Ostpreußens, g​ab aber n​ur einigen tausend Menschen Arbeit. Er w​urde im Tagebau b​ei Palmnicken gewonnen u​nd in d​er Manufaktur i​n Königsberg verarbeitet. Das Fehlen v​on Steinkohle a​ls Energieträger behinderte d​en Aufbau e​iner nennenswerten Industrie. Das geringe Gefälle d​er Tieflandflüsse machte a​uch die Nutzung d​er Wasserkraft nahezu unmöglich. Darum beschränkte s​ich das Gewerbe f​ast ausschließlich a​uf die Verarbeitung d​er land- u​nd forstwirtschaftlichen Rohzeugnisse i​n Mühlen, Brennereien, Stärkefabriken u​nd Sägewerken. Zwei Ausnahmen w​aren der Eisenbahnbau i​n Elbing u​nd der Schiffsbau i​n Königsberg.

    Hinderlich w​ar das unzureichende Verkehrswegenetz. Die b​is zu v​ier Monate vereisten Flüsse konnten n​ur von Fahrzeugen b​is zu 400 Tonnen genutzt werden, d​er Oberländische Kanal verkraftete g​ar nur Kähne b​is maximal 100 Tonnen. Den Meereszugang behinderte z​udem die verhältnismäßig starke Dünenbildung a​n der Küste.

    Bekannte Ostpreußen

    Nobelpreisträger

    Sprache

    Die ostniederdeutschen u​nd ostmitteldeutschen Dialekte, d​ie in Ostpreußen gesprochen wurden, werden i​m Preußischen Wörterbuch erfasst u​nd beschrieben.

    Das v​on den Ureinwohnern gesprochene, baltische Altpreußisch w​ar im 17. Jahrhundert ausgestorben.

    Im Jahr 1925 g​aben 97,2 % d​er Einwohner Deutsch, 1,8 % Masurisch, 0,9 % Polnisch u​nd 0,1 % Litauisch a​ls Muttersprache an.[30] Auf d​en Nehrungen w​urde unter Fischern Nehrungskurisch gesprochen.

    Eigenart

    „Den Ostpreußen f​ehlt die Grazie. Sie gewinnen n​icht bei i​hrem Erscheinen; a​ber auf i​hrem soliden Wesen lässt s​ich sicher bauen. Der Ostpreuße i​st die reinste u​nd beste Prosanatur Deutschlands.“

    „Die nahezu göttliche Gelassenheit könnte durchaus a​ls ostpreußische Nationaleigentümlichkeit bezeichnet werden.“

    Siehe auch

    Museen und Archive

    Literatur

    • Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Freistaates Krakau, bearbeitet von G. Hussel. Weimar 1819, S. 531–568.
    • Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. In: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-212-4.
    • Richard Jepsen Dethlefsen: Das schöne Ostpreußen. R. Piper, München 1916. (online auf einer privaten Website (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive))
    • Otto Dikreiter und Martin A. Borrmann: Leben in Ostpreussen : Erinnerungen aus 9 Jahrzehnten, Gräfe und Unzer Verlag, München 1963, DNB-Link
    • Wilhelm Gaerte: Urgeschichte Ostpreußens. Königsberg 1929
    • Yorck Deutschler: Die Aestii – Bezeichnung für die heutigen Esten Estlands oder die untergegangenen Pruzzen Ostpreußens. In: Die Singende Revolution – Chronik der Estnischen Freiheitsbewegung (1987–1991). Ingelheim, März 1998/Juni 2000, ISBN 3-88758-077-X, S. 196–198.
    • Rüdiger Döhler: Ostpreußen nach dem Ersten Weltkrieg. Einst und Jetzt, Bd. 54 (2009), S. 219–235.
    • Andreas Ehrhard (Fotos), Bernhard Pollmann (Text): Ostpreußen. Bruckmann, München 2004, ISBN 3-7654-3877-4. (Länderporträt, aktuelle Bilder aus dem ehemaligen Ostpreußen)
    • Klaus von der Groeben: Das Land Ostpreußen. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung, Selbstverwaltung 1750 bis 1945. Lorenz-von-Stein-Institut für Verwaltungswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1993. (Quellen zur Verwaltungsgeschichte Nr. 7)
    • Klaus von der Groeben: Verwaltung und Politik 1918–1933 am Beispiel Ostpreußens. Kiel 1998.
    • Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußen in 1440 Bildern. Geschichtliche Darstellungen. Leer 1972–1984, Rheda-Wiedenbrück/Gütersloh 2001, Würzburg 2001, Augsburg 2006.
    • Emil Johannes Guttzeit: Ostpreußische Städtewappen. Hrsg.: Landsmannschaft Ostpreußen, Abt. Kultur, Waiblingen 1981.
    • August Karl von Holsche: Geographie und Statistik von West- Süd- und Neu- Ostpreußen. Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zertheilung. 2 Bände. Berlin 1800 und 1804. (online in der Kujawsko-Pomorska Digitalen Bibliothek)
    • Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4 bzw. 1. Auflage, Pantheon, München 2008, ISBN 978-3-570-55020-5.
    • Andreas Kossert, Jörn Barfod, Arnold Bartetzky, Hans J. Bömelburg, Józef Borzyszkowski, Bertram Faensen, Jörg Hackmann, Christoph Hinkelmann, Malgorzata Jackiewicz-Garniec, Gennadij Kretinin, Heinrich Lange, Ruth Leiserowitz, Peter Letkemann, Marc Löwener, Janusz Maek, Angelika Marsch, Martynas Purvinas, Milo ezník, Rainer Slotta, Heiko Stern: Kulturlandschaft Ost- und Westpreußen. Deutsches Kulturforum östliches Europa e. V., 1. Auflage, 2005, ISBN 3-936168-19-9.
    • Adam Kraft, Rudolf Naujok: Ostpreußen – Mit Westpreußen / Danzig und Memel. Ein Bildwerk der unvergessenen Heimat mit 220 Aufnahmen. 5. Auflage, Adam Kraft Verlag, Mannheim 1978, ISBN 3-8083-1022-7.
    • Hans Kramer: Elchwald. Der Elchwald als Quell und Hort ostpreußischer Jagd. 2. Auflage. Jagd- und Kulturverlag, Sulzberg im Allgäu 1985, ISBN 3-925456-00-7 (dritter Teil der so genannten „Ostpreußen-Trilogie“).
    • Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen. Einschließlich des Memelgebiets, des Soldauer Gebiets und des Regierungsbezirks Westpreußen (1919–1939). Slices Of Life-Verlag, Königslutter 2005, ISBN 3-934652-49-2.
    • Ruth Leiserowitz: Sabbatleuchter und Kriegerverein: Juden in der ostpreußisch-litauischen Grenzregion 1812–1942. Fibre Verlag, Osnabrück 2010, ISBN 978-3-938400-59-3.
    • Klaus-Jürgen Liedtke: Die versunkene Welt. Ein ostpreußisches Dorf in Erzählungen der Leute. Eichborn, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8218-6215-6.
    • Freya Klier: Wir letzten Kinder Ostpreußens: Zeugen einer vergessenen Generation, Verlag Herder, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-30704-1.
    • Herbert Ludwig: Studienfahrten und Erlebnisse in Ostpreußen. Deutsche Corpszeitung, 46. Jg. (1930), S. 353–361; 47. Jg. (1930), S. 6–8.
    • Fritz Mielert: Ostpreußen. Nebst dem Memelgebiet und der Freien Stadt Danzig. In: Monographien zur Erdkunde, Bd. 35. Velhagen & Klasing, Bielefeld 1926 (Nachdruck: Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0272-3).
    • Ernst Opgenoorth (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens. Herausgegeben im Auftrag der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung. Institut Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg.
      • Bd. 2, Teilband 1: Von der Teilung bis zum Schwedisch-Polnischen Krieg. 1994.
      • Bd. 2, Teilband 2: Vom Schwedisch-Polnischen Krieg bis zur Reformzeit, 1655–1807. 1996.
      • Bd. 3: Von der Reformzeit bis zum Vertrag von Versailles 1807–1918. 1998.
      • Bd. 4: Vom Vertrag von Versailles bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1918–1945. 1997.
    • Christian Papendick: Der Norden Ostpreußens. Land zwischen Zerfall und Hoffnung. Eine Bilddokumentation 1992–2008. Husum Verlag, Husum 2009, ISBN 978-3-89876-232-8.
    • Jan Przypkowski (Hrsg.): Ostpreussen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg. Warschau 2006, ISBN 83-89101-44-0.[A 6]
    • Christian Saehrendt: Der Horror vacui der Demographie: 100 Jahre Abwanderung aus dem deutschen Osten. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 35, 2007, S. 237–250.
    • Klaus Schwabe (Hrsg.): Die preußischen Oberpräsidenten 1815–1945 (= Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit. Bd. 15 = Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte. 1981). Boldt, Boppard am Rhein 1985, ISBN 3-7646-1857-4.
    • Robert Traba: Ostpreußen – die Konstruktion einer deutschen Provinz. Eine Studie zur regionalen und nationalen Identität 1914–1933, aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew. Fibre Verlag, Osnabrück 2010, ISBN 978-3-938400-52-4.
    • Hermann Pölking: Ostpreußen – Biographie einer Provinz. Be.bra-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89809-094-0.
    • Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ostpreußen. Königsberg/Leipzig 1785, Nachdruck Hamburg 1990 (Google Books).
    • Otto Wiechert: Heimatatlas für Ostpreußen. Verlag List und von Bressensdorf, Leipzig 1926. Neuauflage Weltbild 2011, ISBN 978-3-8289-0908-3.
    • Altpreußische Biographie. Hgg. im Auftrag der Historischen Kommission für Ost- und Westpreussische Landesforschung von Klaus Bürger. Zu Ende geführt in Zusammenarbeit mit Joachim Artz von Bernhart Jähnig. Elwert, Marburg 1936 ff. 2 Bde. (1936–1967), 3 Ergänzungsbände erschienen (Stand 2015).
    • Richard Lakowski: Ostpreußen 1944/45. Krieg im Nordosten des Deutschen Reiches. Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78574-9.
    • Kurt Dieckert / Horst Grossmann: Der Kampf um Ostpreussen. München 1960. ISBN 3-87943-436-0.
    • Heinz Schön: Ostpreußen 1944/45 in Bildern, Endkampf – Flucht – Vertreibung. Kiel 2007. ISBN 978-3-8874-1089-6.
    Commons: East Prussia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikisource: Ostpreußen – Quellen und Volltexte
    Wiktionary: Ostpreußen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Anmerkungen

    1. Zum Königreich Preußen kamen 1793–1795 im Zuge der 2. und 3. Teilung Polens Südpreußen, Neuostpreußen sowie Neuschlesien hinzu. Das „Königreich Preußen“ galt auch zur Zeit des Deutschen Bundes als ein „nicht-deutscher Staat“ der Könige von Preußen.
    2. „[…] Weiter nun werden an der rechten Küste des Suevenmeeres der Aestier Völkerschaften bespült, deren Gebräuche und ganzes Aeußere wie der Sueven sind, die Sprache näher der britannischen. Sie verehren die Göttermutter. Als Abzeichen dieses Glaubens tragen sie Eberbilder; dieß, statt Waffen und Schutz von Allen, stellt den Anbeter der Göttin auch mitten unter Feinden sorglos sicher. Selten ist des Eisens, häufig der Knüttel Gebrauch. Getreide und die andern Feldfrüchte bauen sie mit einer für die gewohnte Trägheit der Germanen großen Geduld. Indessen auch das Meer durchsuchen sie und sammeln, unter allen die Einzigen, zwischen Untiefen und am Strande selbst, den Bernstein, bei ihnen Gläsum genannt. […]“ (Anton Baumstark (Übers., 1876): Die Germania des Tacitus auf Wikisource)
    3. De origine actibusque Getarum (Vom Ursprung und den Taten der Gothen), 23, 120: „Aestorum quoque similiter nationem, qui longissimam ripam Oceani Germanici insident, idem ipse prudentia et virtute subegit omnibusque Scythiae et Germaniae nationibus ac si propriis lavoribus imperavit.“ (digitale-sammlungen.de)
    4. Andreas Kossert: Masuren, Ostpreussens vergessener Süden. S. 363, 364: „Ähnlich wie die NS-Volkslisten seit 1939 im Reichsgau Wartheland und in Danzig-Westpreussen die Germanisierbarkeit der dort lebenden Deutschen und kleiner polnischer Gruppen festgelegt hatte, indem sie sie nach einem biologischen Rassismus in vier Kategorien einteilten, nahm die polnische Provinzverwaltung nach 1945 eine Klassifizierung der Bewohner Masurens nach einem ethnischen Rassismus vor.“
    5. Näher erläutert bei Georg Ress, in: Ulrich Beyerlin (Hrsg.): Recht zwischen Umbruch und Bewahrung. Festschrift für Rudolf Bernhardt (= Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht; Bd. 120). Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1995, S. 833 ff. (835) m.w.N.
    6. Die Sammlung wird vom Deutschen Historischen Institut Warschau, vom Institut für Kunstforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, vom Staatsarchiv Allenstein und vom Museum für Ermland und Masuren herausgegeben. Die CD mit 7.900 Bildern ist beim Deutschen Kulturforum östliches Europa e. V. in Potsdam erhältlich.

    Einzelnachweise

    1. Preußische Provinzen 1910
    2. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1938/39 (Digitalisat)
    3. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 31. Juli 2015; abgerufen am 2. Juni 2015.
    4. Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. München 2005.
    5. Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-808-4, S. 330.
    6. Siehe z. B. Jochen A. Frowein (Hrsg.): Deutschlands aktuelle Verfassungslage: Berichte und Diskussionen auf der Sondertagung der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer in Berlin am 27. April 1990. VVDStRL 49 (1990). de Gruyter, Berlin/New York 1990, S. 132 ff. (134).
    7. Jan Bałdowski: Ermland und Masuren. ISBN 3-87466-173-3, S. 16–17.
    8. Charles Colbeck: The Public Schools Historical Atlas. Longmans/Green, New York/London/Bombay 1905.
    9. Braunswalde Willenberg bei Marienburg Gräberfeld
    10. Martin Armgart: Konrad I., Herzog von Masowien. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 419–423.
    11. Katrin Möller-Funck: Die Krise in der Krise. Existenzielle Bedrohung und gesellschaftliche Rezession im Königreich Preußen zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Dissertation (Universität Rostock). 2015, S. 241 (uni-rostock.de [PDF]).
    12. Mack Walker: Die Salzburger Exulanten als Sozialgeschichte. Ein Berliner Forschungsbericht. In: Wissenschaftskolleg zu Berlin (Hrsg.): Jahrbuch 1982/83. 1983, S. 391 (wiko-berlin.de [PDF]).
    13. X. von Hasenkamp: Ostpreußen unter dem Doppelaar. Historische Skizze der russischen Invasion in den Tagen des siebenjährigen Krieges. Königsberg 1866 (Vollansicht).
    14. Teltower Kreisblatt vom 14. Juni 1892, S. 1 zur Sachsengängerei aus den Regierungsbezirken Gumbinnen und Marienwerder.
    15. Andreas Kossert: Preußen, Deutsche oder Polen? Die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus 1870–1956. Hrsg.: Deutsches Historisches Institut Warschau. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-447-04415-2, S. 130.
    16. Fried von Batocki, Klaus von der Groeben: Adolf von Batocki. Im Einsatz für Ostpreußen und das Reich. Ein Lebensbild. Raisdorf 1998, ISBN 3-9802210-9-1.
    17. Bericht der Reichszentrale für Heimatdienst über die Lage in Ostpreußen vom 3. März 1920 (Bundesarchiv, Akten der Reichskanzlei 1919-1933)
    18. Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, 2005, S. 222.
    19. Andreas Geißler, Konrad Koschinski: 130 Jahre Ostbahn Berlin – Königsberg – Baltikum. Berlin 1997, ISBN 3-89218-048-2, S. 87.
    20. Andreas Geißler, Konrad Koschinski: 130 Jahre Ostbahn Berlin – Königsberg – Baltikum. Berlin 1997, ISBN 3-89218-048-2, S. 91 ff.
    21. WorldCat
    22. Reichstagswahlen, Wahlkreis Ostpreußen. www.wahlen-in-deutschland.de Abgerufen am 11. Januar 2017
    23. Richard Blanke: Polish-speaking Germans? Language and national identity among the Masurians since 1871. 2001, ISBN 3-412-12000-6, S. 285.
    24. Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. S. 354.
    25. Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. S. 353.
    26. Andreas Kossert: Masuren. S. 366.
    27. Vgl. Adolf Laufs: Rechtsentwicklungen in Deutschland. 5., überarb. und um ein Kapitel (DDR) erg. Auflage, de Gruyter, Berlin/New York 1996, ISBN 3-11-014620-7, S. 399.
    28. Moskau bot Verhandlungen über Ostpreußen an. Spiegel Online
    29. Walter Golze: Deutschlands Wirtschaft und die Welt. 4. Auflage, Teubner, Leipzig und Berlin 1938.
    30. Zur Volkszählung von 1925 siehe Der Große Brockhaus, 15. Auflage, 13. Band, S. 838
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