Julija Leonidowna Latynina
Julija Leonidowna Latynina (russisch Ю́лия Леони́довна Латы́нина; * 16. Juni 1966[1] in Moskau) ist eine russische Schriftstellerin und Journalistin.
Leben
Latynina studierte als Tochter einer Literaturkritikerin und eines Schriftstellers Philologie am Maxim-Gorki-Literaturinstitut. Sie erreichte zehn Jahre nach Studienbeginn im Jahr 1993 den Ph.D. am Institut für Slawistik und Balkanstudien der Russischen Akademie der Wissenschaften. Seit 1995 ist sie Mitglied der Schriftstellervereinigung von Moskau.[1]
Sie arbeitete für über ein Dutzend Print- und Fernsehanstalten als Kolumnistin und Kommentatorin, oft im Bereich der Wirtschaftsberichterstattung.[2]
Nach vier Jahren Präsidentschaft Putin im Jahr 2004 war sie im Hinblick auf die russischen Präsidentschaftswahlen 2008 Mitglied im oppositionellen Komitee 2008. Nach den ersten vier Jahren hätte die Regierung nichts des Versprochenen erreicht, das Hauptergebnis sei vielmehr die „Schaffung und Stärkung des persönlichen Machtregimes des Präsidenten“ gewesen auf dem Weg in eine Autokratie.[3]
Auf Latynina wurde eine Seljonka-Attacke verübt.[4] Im Juli 2017 wurde ein Gas in ihre Wohnung geleitet[5] und Anfang September 2017 ging ihr Auto in Flammen auf.[6] Sie floh mit ihrer Familie vorübergehend ins Ausland. Am 8. September 2017 erhielt sie nach vielen vorhergehenden Preisen den Kamerton Preis der Russischen Journalisten Union für ihren Einsatz für Menschenrechte und Pressefreiheit.[7]
Russland sei nicht imstande, seine Bürger zu schützen, befand Latynina, als sie das Land verließ.[8] „Bis 2014 hatte das Regime zwei Hauptsäulen: Petrodollars und das Fernsehen. Im Jahr 2014 war das mit den Petrodollars vorbei. Angeblich endete es nach der Krim, aber ich neige dazu, dass die Krim ein präventiver Schlag war. Patriotismus sollte Petrodollars ersetzen. (…) Es gibt zwei Hauptressourcen eines autoritären Regimes: Lügen und Gewalt. Bisher gab es genügend Lügen. Als die Lüge vorbei war, begann Gewalt.“
Werke
Latynina schrieb ab 1990 weit über 20 Bücher, teils im Fantasy-, teils im Kriminalbereich.
Auszeichnungen
- 2004: Gerd Bucerius-Förderpreis Freie Presse Osteuropas[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Julia Latyninaauf Peoples.ru
- Юлия Латынина, обозреватель «Эха Москвы» (Memento vom 20. September 2017 im Internet Archive), Echo Moskwy.
- Erklärung des Komitees „2008: Freie Wahl“ (Memento vom 2. April 2007 im Internet Archive).
- Folgenreiches »Smaragdgrün«
- Journalistin Yulia Latynina berichtete über den Angriff auf ihr Haus, Doschd, 29. Juli 2017
- Journalistin Latynina berichtete über die Brandstiftung ihres Autos, slon.ru, 3. September 2017
- Russian Journalist Latynina Flees Russia After Attacks, The Moscow Times, 10. September 2017
- Sturmtruppen, Nowaja Gaseta, 19. September 2017; "Es gibt zwei Hauptressourcen eines autoritären Regimes: Lügen und Gewalt. Bisher gab es genügend Lügen. Als die Lüge vorbei war, begann Gewalt."
- Юлия Латынина, обозреватель «Эха Москвы». In: Echo Moskwy. Archiviert vom Original am 5. November 2020. Abgerufen am 8. November 2020.