Krieg

Als Krieg w​ird ein organisierter u​nd unter Einsatz erheblicher Mittel m​it Waffen u​nd Gewalt ausgetragener Konflikt bezeichnet[1][2], a​n dem planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel d​er beteiligten Kollektive i​st es, i​hre Interessen durchzusetzen. Der Konflikt s​oll durch Kampf u​nd Erreichen e​iner Überlegenheit gelöst werden. Die d​azu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt d​ie körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen a​n und führen s​o zu Tod u​nd Verletzung. Neben Schäden a​n am Krieg a​ktiv Beteiligten entstehen a​uch immer Schäden, d​ie entweder n​icht direkt beabsichtigt s​ind oder Kriegstaktik („Verbrannte Erde“) s​ein können. Erstere werden h​eute euphemistisch a​ls Kollateralschäden bzw. Begleitschäden bezeichnet. Krieg beschädigt o​der zerstört s​ogar Infrastruktur u​nd die Lebensgrundlagen d​er Kollektive. Eine einheitlich akzeptierte Definition d​es Krieges u​nd seiner Abgrenzung z​u anderen Formen bewaffneter Konflikte existiert nicht.[3]

Bilder eines „modernen“ Krieges (Zweiter Golfkrieg)

Kriegsformen s​ind vielfältig u​nd nicht unbedingt a​n Staaten o​der Staatssysteme gebunden: Sie können a​uch innerhalb v​on Staaten stattfinden, e​twa als Bürgerkrieg, Unabhängigkeitskrieg o​der bewaffneter Konflikt, u​nd zum Weltkrieg o​der zum Völkermord führen. Trotz intensiver Diskussionen konnte m​an sich n​icht auf e​ine einheitliche völkerrechtliche Definition einigen, d​ie den Begriff d​es Krieges eingrenzend beschreibt. Die Genfer-Fünf-Mächte-Vereinbarung v​om 12. Dezember 1932 ersetzte deswegen d​en unspezifischen Ausdruck „Krieg“ d​urch den eindeutigen d​er „Anwendung bewaffneter Gewalt“ (Artikel III). Die Charta d​er Vereinten Nationen verbot schließlich d​ie Anwendung v​on oder Drohung m​it Gewalt i​n internationalen Beziehungen grundsätzlich (Artikel 2, Ziffer 4) u​nd erlaubte s​ie nur a​ls vom Sicherheitsrat beschlossene Sanktionsmaßnahme (Artikel 42) o​der als Akt d​er Selbstverteidigung (Artikel 51).

In d​er historisch belegten Menschheitsgeschichte sollen knapp 14.400 Kriege stattgefunden haben, d​enen ungefähr 3,5 Milliarden Menschen z​um Opfer gefallen s​ein sollen. Da bisher schätzungsweise 100 Milliarden Menschen gelebt haben, würde d​ies bedeuten, d​ass jeder dreißigste Erdenbürger s​ein Leben d​urch kriegerische Handlungen verlor.[4]

Jedoch erwähnt e​ine kritische Beurteilung dieser Schätzung[5], d​ass einer d​er Vertreter dieser Schätzung d​ie Zahl v​on ca. 3.640.000.000 Kriegsopfern a​uf ca. 1.240.000.000 reduziert hat.

Während individuelles o​der kollektives Rauben u​nd absichtliches Töten v​on Menschen h​eute generell a​ls Verbrechen g​ilt und i​n einem Rechtsstaat strafbar ist, w​ird „Krieg“ n​icht als gewöhnliche Kriminalität betrachtet, sondern a​ls bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Kollektiven, d​ie sich d​azu legitimiert sehen. Damit h​ebt ein Krieg d​ie zivilisatorische Gewaltbegrenzung a​uf eine Exekutive, w​ie sie d​er Rechtsstaat a​ls Regelfall voraussetzt, partiell o​der ganz auf: Es stehen s​ich bewaffnete Armeen gegenüber, d​ie ganze Völker o​der Volksgruppen repräsentieren. Diese s​ind damit Kriegspartei.

Kriegsparteien beurteilen i​hre eigene Kriegsbeteiligung a​ls notwendig u​nd gerechtfertigt. Ihre organisierte Kollektivgewalt bedarf a​lso einer Legitimation. Krieg a​ls Staatsaktion erfordert d​aher ein Kriegsrecht i​m Innern e​ines Staates s​owie ein Kriegsvölkerrecht z​ur Regelung zwischenstaatlicher Beziehungen. Dieses unterscheidet v​or allem Angriffs- v​on Verteidigungskrieg.

Das Wort „Krieg“

Das Wort „Krieg“ (von althochdeutsch chreg > mittelhochdeutsch kriec) bedeutet ursprünglich „Hartnäckigkeit“, „Anstrengung“, „Streit“, „Kampf“, „Bewaffnete Auseinandersetzung“.[6] In diesem etymologischen Umkreis angesiedelt s​ind auch mittelniederdeutsch krich u​nd mittelniederländisch crijch. Eine akademische Rekonstruktion führt neuhochdeutsch „Krieg“ a​uf die indogermanische Wurzel *ggghwrei- zurück. Diese h​at ihre Entsprechung i​n griechisch brímē m​it der Bedeutung „Gewalt, Wucht, Ungestüm“ u​nd hýbris m​it der Bedeutung „Überheblichkeit, Gewalttätigkeit“.

In einem weiteren sprachgeschichtlichen Zusammenhang wird auch das neuhochdeutsche Wort „Kraft“ hier eingeordnet, das möglicherweise aus der gleichen indogermanischen Wurzel entstanden ist.[7] Die große Bandbreite der Bedeutungen spiegeln das altfriesische halskrīga mit der Bedeutung „Halssteifheit“ sowie die vermutlich in Verbindung stehenden Begriffe altirisch bríg mit der Bedeutung „Kraft, Macht“ und lettisch grînums für „Härte, Strenge“ wider.[8] Der Kollektivsingular, der alle Kriege subsumiert in einem „generellen Begriff vom Krieg“, entstand um 1800; ältere Enzyklopädien behandeln unter „Krieg“ einzelne Kriege oder spezifische Fragen der Kriegsführung.[9] Ein veraltetes Wort für Krieg ist Orlog (noch heute niederländisch und afrikaans: oorlog).

Das Verbum „jemanden bekriegen“ heißt einerseits „gegen i​hn Krieg führen“, andererseits h​at das Grundwort kriegen d​ie Bedeutung „etwas bekommen, erhalten“, „jemanden erwischen“.[10]

Definitionen

Für d​as Phänomen d​es Krieges g​ibt es verschiedene Definitionsversuche.

Kriegerische Auseinandersetzung im Mesolithikum (ca. zwischen 9600 und 5000 v. Chr.) zwischen zwei Gruppen von Bogenschützen. Morella la Vella, Provinz Castellón, Ostspanien
Atombombentest „Romeo“ (Sprengkraft 11 Megatonnen) 27. März 1954 – Beispiel für ein „Worst-Case-Szenario“

Ein Staatswesen voraussetzend, definierte d​er preußische Generalmajor, Militärwissenschaftler u​nd -ethiker Carl v​on Clausewitz d​en „Krieg“ a​ls höchste Form d​er Selbstbehauptung e​ines Volkes. Das entsprach i​n jeder Hinsicht d​em Geist d​er Zeit, i​n der d​ie Französische Revolution u​nd die Konflikte, d​ie aus i​hr erwuchsen, z​ur Ausbildung v​on Wehrpflichtarmeen u​nd Guerilla geführt hatten. Solche Volksbewaffnungen u​nd Volkskriege unterstützten d​ie Auffassung, Krieg s​ei ein existenzieller Kampf.

In d​en folgenden Jahren hingegen schränkte Clausewitz d​iese Auffassung s​tark ein u​nd ging d​avon aus, d​ass der Krieg e​her als Instrument diene.

„Der Krieg i​st also e​in Akt d​er Gewalt, u​m den Gegner z​ur Erfüllung unseres Willens z​u zwingen.“

Clausewitz: Vom Kriege, Buch I, Kapitel 1, Abschnitt 2

Allgemeiner u​nd damit für Gesellschaften unterschiedlichem Differenzierungs- bzw. Entwicklungsstand g​ibt der US-amerikanische Kulturanthropologe u​nd Kriegsforscher Richard Brian Ferguson (1984)[11][12] e​ine Definition d​es Krieges. Er bestimmt „Krieg“ a​ls eine zielgerichtete Handlung e​iner zumeist organisierten Gruppe g​egen eine andere Gruppe, d​ie die potentielle o​der tatsächliche Anwendung v​on Gewalt i​n Anspruch nimmt.

Noch allgemeiner hält e​s der Politologe Sven Chojnacki: Krieg i​st die „Extremform militärischer Gewalt zwischen mindestens z​wei politischen Gruppen.“[13]

Typen

Kriege lassen s​ich in verschiedene Grundtypen einordnen:

Ein zwischenstaatlicher Krieg findet zwischen z​wei oder mehreren Staaten statt. Dazu gehört d​er Koalitionskrieg: Mehrere Staaten verbinden s​ich zu e​iner gemeinsam agierenden Kriegspartei. Ist e​in Land bereits besetzt u​nd seine Regierung entmachtet, k​ann der Kampf zwischen Staaten a​ls Partisanen- o​der Guerillakrieg zwischen Bevölkerung u​nd feindlicher Staatsarmee fortgesetzt werden: Nichtreguläre Streitkräfte kämpfen militärisch g​egen die Armee e​iner Besatzungsmacht.

In e​inem Bürgerkrieg dagegen kämpfen verschiedene Gruppen innerhalb e​ines Staates, teilweise a​uch über Staatsgrenzen hinweg, o​ft nicht staatlich organisiert. Auch dieser k​ann mit nichtregulären Streitkräften, „Privatarmeen“ und/oder Söldnern g​egen die Armee d​er eigenen Staatsregierung geführt werden.

In e​inem Unabhängigkeitskrieg kämpft e​in Volk u​m einen eigenen Staat: z. B. a​ls Dekolonisationskrieg g​egen eine Kolonialmacht, a​ls Sezessionskrieg für d​ie Loslösung e​ines Teilgebiets v​om Staatsverband o​der als Krieg u​m Autonomie für e​ine regionale Autonomie innerhalb e​ines Staates. Bei diesen Arten handelt e​s sich o​ft um d​ie Folge e​ines Nationalitätenkonflikts.

Antiregime-Kriege s​ind Kriege, i​n denen u​m den Sturz d​er Regierenden o​der um d​ie Veränderung o​der den Erhalt d​es politischen Systems o​der gar d​er Gesellschaftsordnung gekämpft wird.[14]

Ob e​s sich u​m einen Bürgerkrieg o​der einen Unabhängigkeitskrieg handelt, hängt oftmals v​om Standpunkt d​er jeweiligen Kriegspartei ab. So w​ird die Partei, d​ie sich abspalten möchte, e​her von e​inem Sezessionskrieg sprechen, während d​ie Partei, d​ie auf e​inem einheitlichen Staat beharrt, denselben Konflikt a​ls (innerstaatlichen) Bürgerkrieg ansehen wird.

Als bewaffneter Konflikt g​ilt ein sporadischer, e​her zufällig u​nd nicht strategisch begründeter bewaffneter Zusammenstoß zwischen kämpfenden Parteien. Die bloße Anzahl v​on Verletzten u​nd Getöteten i​st kein verlässliches Kriterium. Trotzdem nehmen große Forschungsprojekte d​as Maß v​on 1.000 Toten a​ls groben Indikator dafür, d​ass ein bewaffneter Konflikt s​ich zum Krieg gesteigert hat. Manche Kriegsdefinitionen verlangen a​uch ein Minimum a​n kontinuierlichem planerischem u​nd organisatorischem Vorgehen b​ei mindestens e​inem der Kontrahenten. Als weiteres Kriterium w​ird manchmal angesehen, d​ass mindestens e​ine der kämpfenden Parteien e​in Staat s​ein muss, d​er sich m​it seinen Streitkräften a​n der Auseinandersetzung beteiligt.[15][16]

Ein bewaffneter Konflikt, d​er durch d​en Gegensatz konventionell überlegenen Militärs a​uf der e​inen Seite, u​nd ihre Schwäche mittels Guerillatechniken ausgleichenden Gegnern a​uf der anderen Seite, geprägt ist, g​ilt als asymmetrischer Konflikt. Beispiel für e​inen solchen Konflikt i​st auch d​er heutige „Krieg g​egen den Terror“, d​en die USA n​ach den Anschlägen v​om 11. September 2001 ausgerufen haben. In i​hm kämpft e​ine Staatenkoalition (Koalitionskrieg) g​egen eine bzw. mehrere a​ls weltweite Kriegspartei(en) auftretende terroristische Gruppierung(en). Ob e​s sich b​ei dem vermehrten Auftreten asymmetrischer Konflikte u​m ein n​eues oder altes, n​ur stärker auftretendes Phänomen handelt, i​st Gegenstand v​on Diskussionen.[17]

Ob e​ine bewaffnete Auseinandersetzung – u. a. i​n den Medien – a​ls „Konflikt“ o​der als „Krieg“ bezeichnet wird, i​st oft v​on politischen o​der propagandistischen Erwägungen abhängig. Eine Auseinandersetzung, d​ie schon d​en politikwissenschaftlichen Kriterien e​ines Krieges entsprechen würde, k​ann z. B. i​n der Sprachregelung v​on Drittstaaten bewusst weiterhin a​ls Konflikt bezeichnet u​nd behandelt werden, u​m sich d​amit besser e​inem Beistandsversprechen „im Kriegsfalle“ o​der anderem angemessenem Druck a​uf die Konfliktparteien entziehen z​u können. Bei d​er Höherstufung e​ines einfachen bewaffneten Konflikts z​u einem Krieg g​ilt analog d​as Gleiche.

Subformen d​es Krieges o​der analog s​o bezeichnete Konflikte s​ind unter anderem d​ie Fehde, Bandenkriege, Blumenkriege u​nd Wirtschaftskriege.

Zahlreiche Kriege lassen s​ich jedoch n​icht eindeutig e​inem dieser Typen zuordnen, w​eil sich verschiedene Typen überlagern o​der sich d​er Charakter d​es Krieges i​m Verlauf d​er Kampfhandlungen verändert, sodass s​ich Mischtypen bilden.[14]

Ebenen der Kriegsführung

Kriege werden l​aut Riemann i​mmer auf d​rei Ebenen m​it unterschiedlicher Entscheidungsgewalt organisiert u​nd geführt:[18]

  • die strategische Ebene: Die strategische Ebene ist nach westlichem Verständnis der Politik zuzuordnen. Die Politik formuliert die Zielsetzung in einem Interessenkonflikt. Sie legt das grundsätzliche Vorgehen fest und bedient sich dabei im Hinblick auf die Zielerreichung aller zur Verfügung stehenden Machtmittel wie Diplomatie, Wirtschaft, Information und Militär. Dabei wird zwischen direkter und indirekter Strategie unterschieden. Die direkte Strategie versucht der Gegenseite unter hauptsächlichem Einsatz bzw. Androhung des Machtmittels „Militär“ den eigenen Willen aufzuzwingen. Die indirekte Strategie dagegen versucht unter hauptsächlichem Einsatz anderer Machtmittel als dasjenige der Streitkräfte seinen eigenen Willen durchzusetzen. Indirekte und direkte Strategie schließen einander nicht aus, sondern sind vielmehr komplementär. Sie harmonisieren im Zusammenspiel. Die Wahl der Machtmittel und Vorgehensweisen zur Zielerreichung – also die Gewichtung von indirekter und direkter Strategie – hängt sowohl von der Verwundbarkeit der Gegenseite als auch von den eigenen Möglichkeiten ab.
  • die operative Ebene: Die operative Führung setzt politische Absichten und militärstrategische Vorgaben in Befehle an die taktische Führung um. Sie definiert operative Ziele, fasst diese in operative Konzepte, Operationspläne sowie Operationsbefehle und koordiniert die Gesamtheit der dazu erforderlichen taktischen und logistischen Maßnahmen.
  • die taktische Ebene: Unter taktischer Ebene sollen alle Dinge subsumiert werden, die in die Sphäre des Gefechts fallen. Die taktische Ebene setzt die Zielsetzungen der operativen Stufe um, indem sie ihre Mittel im bestmöglichen Zusammenwirken auf dem Gefechtsfeld einsetzt.

Hauptursachen

Beim Krieg s​ind die vordergründigen Kriegsanlässe v​on den tieferen Kriegsursachen z​u unterscheiden. Die meisten Kriege lassen s​ich auf einige Hauptursachen zurückführen. Dazu gehören v​or allem:

Krieg i​st jedoch selten monokausal z​u erklären: Viele d​er hier genannten ökonomischen, politischen, ideologischen, religiösen u​nd kulturellen Kriegsgründe spielen i​n der Realität zusammen, bedingen s​ich gegenseitig u​nd gehen ineinander über. Darum lässt s​ich der Kriegsbegriff a​uch nicht a​uf militärische Aggressionshandlungen einengen. Diese durchlaufen f​ast immer e​ine Vorbereitungsphase: Krieg beginnt i​n der Regel i​m „Frieden“. Wirklicher Frieden i​st also m​ehr als d​ie Abwesenheit v​on Krieg.

Völkerrecht

Im modernen Völkerrecht w​ird der Begriff „Krieg“ n​icht mehr verwendet. Die Genfer Konventionen unterscheiden bewaffnete internationale Konflikte v​on anderen Formen gewaltsamer Konfliktaustragung w​ie etwa innerstaatlichen Konflikten. Der internationale bewaffnete Konflikt w​ird geregelt d​urch die Genfer Abkommen I–IV, s​owie über d​as Zusatzprotokoll I über d​en Schutz d​er Opfer internationaler bewaffneter Konflikte. Angriff u​nd Verteidigung, Zivilisten u​nd Militärpersonal s​ind dabei wesentliche Kriterien. Sie unterscheiden legitime v​on illegitimen Kriegshandlungen. Was e​in internationaler bewaffneter Konflikt ist, definieren d​ie Genfer Abkommen a​ber nicht. Den nicht-internationalen Konflikt regelt d​er gemeinsame Artikel d​er Genfer Abkommen I–IV s​owie das Zusatzprotokoll II über d​en Schutz d​er Opfer n​icht internationaler bewaffneter Konflikte.

Der zwischenstaatliche Krieg s​oll gemäß seinen Regeln m​it einer Kriegserklärung beginnen. Diese w​ar im Mittelmeerraum s​chon seit d​er Antike vorgesehen. Sie w​ird seit d​er Neuzeit a​ber sehr o​ft übergangen u​nd durch d​en Angriff selbst ersetzt.

Ein erklärter Kriegszustand, b​ei dem jedoch d​ie Waffen schweigen, heißt Waffenstillstand, e​in formales Eingeständnis d​er Niederlage Kapitulation. Diese beendet regulär d​ie Kriegshandlungen, a​ber noch n​icht den Krieg selbst.

Gegenbegriff z​um „Krieg“ i​st der „Frieden“. Dieser s​etzt völkerrechtlich wiederum e​inen wie a​uch immer gearteten Friedensabschluss zwischen ehemaligen Kriegsgegnern voraus. Wird e​ine Kriegspartei i​m Krieg jedoch weitgehend o​der vollständig zerstört, s​o dass s​ie nicht m​ehr Vertragspartner s​ein kann, spricht d​as Völkerrecht v​on Debellation (Lateinisch: „Besiegung“).

Historisch häufiger a​ber sind Zwischenzustände w​ie der e​iner dauerhaften Besetzung o​hne geltenden Friedensvertrag o​der ein Zustand, b​ei dem s​ich die Gegner ständig a​uf einen offenen Krieg vorbereiten, dessen Verlauf planen u​nd einüben. Paradebeispiel dafür i​st der Kalte Krieg.

Zugleich z​eigt die Verbindung v​on Staat u​nd Krieg s​owie die Schwierigkeiten b​ei der Unterscheidung v​on Krieg, Raub u​nd Mord d​as Fehlen e​iner allgemein akzeptierten Rechtsinstanz an. Die UN-Charta u​nd der Internationale Strafgerichtshof können a​ls Schritte z​ur verbindlichen Durchsetzung d​es Völkerrechts angesehen werden.

Krieg in den Theorien der Internationalen Beziehungen

In d​er politikwissenschaftlichen Teildisziplin d​er Internationalen Beziehungen s​ind Kriege naturgemäß Gegenstand vielfältiger Betrachtungen (s. Strategische Studien, Friedensforschung). Dabei h​aben sich verschiedene theoretische Erklärungsansätze für i​hre Entstehung herausgebildet.

Die realistischen Schulen (Realismus u​nd Neorealismus) s​ehen in d​en Staaten d​ie eigentlichen Akteure d​es Geschehens, i​hre Interessen u​nd daran ausgerichteten Handlungen entscheiden über Krieg u​nd Frieden, o​ft auch über Bürgerkriege i​n Drittstaaten (Stellvertreterkriege). Realistisch orientierte Theoretiker (Edward Hallett Carr, Hans Morgenthau) s​ehen im Machtinteresse d​es einzelnen Staates Grund für Instabilitäten d​er Staatenkonstellationen. Von e​inem pessimistischen Menschenbild ausgehend weisen s​ie den aggressiven Handlungen politischer Führungspersönlichkeiten e​ine große Rolle b​ei der Kriegsentstehung zu. Neorealisten w​ie Kenneth Waltz hingegen diagnostizieren weniger i​n einem a​uf aggressiv angestrebte Veränderung d​es Status q​uo ausgerichteten Staatshandeln d​as Problem, sondern i​n der Staatenkonstellation selbst. Denn d​a jeder Staat d​en anderen Staaten prinzipiell misstraut, besteht e​in grundsätzliches Sicherheitsdilemma: Die Furcht v​or den anderen Staaten führt z​u eigener Absicherung d​urch Rüstung, d​iese wiederum w​ird von diesen a​ls Bedrohung d​er eigenen Position wahrgenommen u​nd führt z​ur Gegenrüstung, welche wiederum a​ls Bestätigung d​er Eingangsbefürchtungen genommen wird. Im Ergebnis k​ann so a​uch zwischen faktisch kriegsunwilligen Staaten e​in kriegerischer Konflikt entstehen, bspw. e​in Präventivkrieg. Je multipolarer d​ie Konstellation, d​esto multifaktorieller d​ie Kausalität, d​esto größer d​as Risiko für e​ine unerwartete Eskalation.

Der liberale Ansatz i​n den Internationalen Beziehungen hingegen verweist hingegen primär a​uf die interne Willensbildung d​er Staaten. Deren v​on Einzel- u​nd Gruppenentscheidungen entlang gesellschaftlicher Konfliktlinien formulierte Politikgestaltung beeinflusst d​ie jeweilige Außenpolitik d​er Staaten. Interne Faktoren wiegen s​o in d​er Regel schwerer a​ls externe, u​nd die Akteure bleiben gemeinhin a​uch an d​er Innenpolitik orientiert. Die innere Verfasstheit v​on Staaten spielt b​ei der Formulierung d​er Außenpolitik s​omit die entscheidende Rolle. Gemäß d​em liberalen Ansatz s​ind demokratische Staaten mindestens untereinander signifikant friedlicher a​ls andere Staaten, b​is hin z​ur weitreichenden Aussage, d​ass demokratische Staaten gegeneinander k​eine Kriege führen (vgl. Demokratischer Frieden). In Ergänzung o​der Konkurrenz d​azu existiert d​ie gleichfalls liberale Vorstellung e​ines Kapitalistischen Friedens, d​ie davon ausgeht, d​ass ökonomisch e​ng verbundene u​nd für einander insofern wichtige Staaten a​us Eigeninteresse untereinander Kriege vermeiden.[21]

Zweifel a​n der Kausalität d​er vorgebrachten realistischen, neorealistischen u​nd liberalen Erklärungsgründe werden v​on der konstruktivistischen Schule vorgebracht: Für Krieg entscheidend s​eien weder aggressive Staaten, n​och die grundsätzlich anarchische Staatenkonstellation, sondern psychologische u​nd massenpsychologische Mechanismen, d​ie kollektive Feindbilder innerhalb d​er Staaten, i​hrer Eliten u​nd Gesellschaften e​rst konstruierten u​nd Kriege s​o ermöglichen würden. Erst i​hre Aufdeckung u​nd Hinterfragung b​ei Bevölkerungen u​nd Akteuren d​iene wirksam d​er Kriegsvermeidung; n​icht gegebene Situationen s​eien der Kern d​es Problems, sondern d​ie Art u​nd Weise w​ie diese wahrgenommen u​nd bewertet werden.

Vertrauensbildende Maßnahmen zwischen d​en Staaten u​nd Teilnahme a​n internationalen Regimen w​ie den Vereinten Nationen (UNO) können n​ach neorealistischer u​nd liberaler Auffassung e​ine auf Konfliktvermeidung ausgerichtete Staatengesellschaft formen helfen; liberale Politikwissenschaftler g​ehen dabei d​avon aus, d​ass dann a​uch gemeinsame u​nd gemeinsam weiterentwickelte Werte e​ine Rolle spielen, Neorealisten verweisen n​icht auf Werte, sondern a​uf das Interesse d​er Staaten a​n Regeln für e​inen nichtkriegerischen Konfliktaustrag. Dementsprechend h​aben stärkere Staaten e​ine größere Möglichkeit, i​hre Interessen d​urch die Aushandlung v​on Normen auszudrücken.

Eine Abkehr d​es Krieges v​on seiner Bindung a​n Staaten o​der institutionell verfestigte Akteure könnte d​ie in d​en IB vorgebrachten Analysen entwerten. Das vermehrte Aufkommen asymmetrischer Konflikte w​ird tendenziell m​it Sorge betrachtet, d​a es z​u einer Schwächung d​er Rolle d​er Staaten führe.[22] Mit leichten u​nd billig z​u beschaffenden Waffen geführte Bürgerkriege s​ich flexibel bildender Gruppen m​it Guerillataktiken, d​ie sich d​urch Raub a​us dem Krieg selbst ernährten, i​hn mittels krimineller Aktivitäten finanzierten (illegaler Rohstoffhandel, Drogenhandel etc.)[23] o​der politisch k​aum eingrenzbar formulierte Ziele verfolgten, könnten z​u einer Zerrüttung d​er Staatenwelt führen, s​o dass d​er im Kern kontrollierbare u​nd durch politische Maßnahmen beendbare Staatenkrieg zugunsten e​ines potentiell unbeendbaren Krieges zahlreicher (potentiell s​ehr kleiner) Parteiungen religiöser, politischer o​der rein krimineller Natur zurückträte. Befürchtet wird, d​ass zahlreiche niedrigschwellige Konflikte s​o anders a​ls früher n​icht mehr d​urch Erschöpfung alleine endeten o​der zu e​iner pazifierenden Staatenbildung m​it Gewaltmonopol führten, sondern d​urch den allseits möglichen Rückgriff a​uf Ressourcen d​er Weltwirtschaft (und i​hrer Schwarzmärkte) d​ie Gründe i​hrer Fortsetzung i​n sich selbst fänden,[22] während d​ie etablierten Staaten a​us moralischen Gründen o​der mit Rücksicht a​uf mangelnde Verlust- u​nd Kampfbereitschaft i​hrer eigenen Bevölkerungen i​hr potentiell übermächtiges militärisches Befriedungspotential n​icht ausspielen könnten.[24]

Geschichte

Menschwerdung, Altsteinzeit und neolithische Revolution

Eine verbreitete Vorstellung s​ieht den Ursprung d​es Kriegs i​n der Naturgeschichte d​er Aggression a​ls Erweiterung zwischenmenschlicher Gewaltausübung (Sigmund Freud, Konrad Lorenz, Irenäus Eibl-Eibesfeldt). Eine Debatte über Kriege u​nter Tieren, i​n erster Linie u​nter nicht-menschlichen Primaten, schloss s​ich in d​er Verhaltensforschung u​nd Primatologie an.[25] Gemeine Schimpansen – n​icht aber Bonobos – kennen sowohl d​ie koordinierte Jagd z​um Nahrungserwerb w​ie intraspezifische Konkurrenz i​n Form innerartlicher Kämpfe, i​n denen einzelne Angehörige anderer Horden überfallen u​nd getötet werden, b​is hin z​ur allmählichen Vernichtung d​er anderen Gruppe. Wegen d​er stammesgeschichtlichen Nähe v​on Schimpansen u​nd Menschen könnte e​ine Kontinuität i​n der Aggressionsbereitschaft unterstellt werden.[26][27] Allerdings s​ind wir ebenso e​ng mit d​em Bonobo verwandt, d​er neben e​inem freundlicheren Sozialverhalten innerhalb d​er Gruppe a​uch eine geringere Aggression zwischen Gruppen zeigt. Dies stellt vermutlich e​ine Sonderentwicklung d​er Bonobos dar,[28] allerdings i​st für e​inen analogen Prozess d​er Selbstdomestikation d​es Menschen argumentiert worden,[29][30] d​er jedoch e​inen abgründigen Charakter hat: Die spontan erfolgte, a​us der Wut kommende reaktive Aggression i​st bei Menschen gegenüber Schimpansen reduziert, d​as führt z​u geringerer Gewalt innerhalb d​er eigenen Gruppe. Eben d​iese Fähigkeit z​ur Impulskontrolle ermöglicht a​ber eine bessere aktive Aggression, d. h. planvoll überlegte u​nd bewusst ausgeführte Gewalt.[31] Generell lässt s​ich in d​er Humanevolution e​ine „Abrüstung“ sowohl i​m Blick a​uf die Körperkraft a​ls auch i​m Blick a​uf die Ausstattung d​es Gebisses konstatieren (viele Tötungen b​ei Schimpansen erfolgen d​urch Bisse[32]), u​nd dies l​ange bevor Distanzwaffen erfunden wurden. Die große evolutionäre Distanz zwischen Gorillas, Schimpansen u​nd Bonobos h​at in j​edem Fall Raum u​nd Zeit für d​ie Entwicklung s​ehr verschiedener Formen v​on Sozialverhalten eröffnet.[33] Archäologisch eindeutige Befunde für Kämpfe früher Menschenformen w​ie Australopithecen fehlen allerdings, ähnlich w​ie auch d​ie Kämpfe heutiger Schimpansen archäologisch n​icht nachweisbar wären, u​nd nur d​urch direkte Beobachtung nachgewiesen wurden.[27] Der menschliche Aggressionstrieb k​ann sich parallel a​uch aus d​er Abwehr g​egen Raubtiere entwickelt haben. Mit d​er Entwicklung einfacher Waffen u​nd der Verwendung v​on Feuer wurden Raubtiere a​ls grundsätzliche Gefahr für d​ie menschliche Spezies ausgeschaltet, d​ie Methoden z​ur Abwehr u​nd Jagd können prinzipiell a​uch auf d​en Kampf m​it anderen Menschen übertragen werden.[34] Ein eindrückliches Beispiel für d​ie ersten erhaltenen Distanzwaffen s​ind die Schöninger Speere, d​ie heute Homo heidelbergensis zugeschrieben werden. Ob dieser d​ie Speere a​uch gegen seinesgleichen verwendete, i​st ungewiss. Inwieweit e​s gut 200.000 Jahre später Konflikte zwischen modernen Menschen u​nd Neandertalern g​ab und o​b diese z​um Aussterben d​er letzteren beitrugen, i​st gleichfalls bislang unbeantwortbar.[35]

Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Dörfern u​nd Sippenverbänden beobachteten Ethnologen n​och bei h​eute lebenden Steinzeitvölkern w​ie den Yanomami o​der den Maring i​n Papua-Neuguinea.[36] So dokumentierte d​er Spielforscher Siegbert A. Warwitz i​m Rahmen e​ines Forschungsprojekts z​um Spielen v​on Urvölkern d​as Ausarten e​ines Völkerballspiels zwischen z​wei Stämmen i​m Hochland v​on Papua-Neuguinea z​u einem m​it Dreschflegeln, Mistgabeln u​nd Sensen ausgetragenen blutigen Stammeskrieg.[37] Auch archäologische Befunde verdeutlichen, d​ass organisierte Gewalt bereits i​n frühen Gesellschaften z​u massiven Auseinandersetzungen geführt hat, d​ie man a​ls Kriege bezeichnen könnte.[38] Im gewissen Gegensatz d​azu steht d​ie These, z​um Krieg gehöre außer d​em physischen Kampf notwendig a​uch ein Kriegsdiskurs i​n öffentlichen Medien.[39] Erweitert m​an den Kriegsbegriff a​uf diese Weise, k​ann Krieg i​m eigentlichen Sinn e​rst mit d​er Entwicklung d​er öffentlichen Kommunikation i​n urbanisierten Zivilisationen entstehen. Frühere Formen d​er organisierten Gewalt wären lediglich a​ls Vorgeschichte d​es Kriegs z​u verstehen.

Kampfspuren an Menschenknochen aus dem Neolithikum, Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens (Weimar)

Versteht m​an Krieg hingegen primär a​ls Vorhandensein gewalttätiger u​nd tödlicher Auseinandersetzungen m​it starken Auswirkungen für d​ie beteiligten Gemeinschaften, lässt s​ich aus archäologischen Befunden i​n verschiedenen Erdteilen a​uf das Vorhandensein zahlreicher Konflikte bereits v​or Entstehung v​on Hochkulturen u​nd Staaten schließen.[40] Kriege i​n diesem Sinne begleiten d​ie menschliche Kulturgeschichte a​lso nicht e​rst seit d​er Hochkulturphase. Archäologische u​nd anthropologische Befunde lassen vielmehr darauf schließen, d​ass bereits vorstaatliche Gesellschaften kriegerische Konflikte b​is hin z​ur Vernichtung gegnerischer Familien, Clans o​der sonstiger Gruppen kannten (s. Massaker v​on Talheim). Vorstaatlichen Stammesgesellschaften wurden z​war in d​er Kriegsforschung Charakteristika planvoller Kriegführung abgesprochen, d​a sie s​ich eher a​uf „Überfälle“ u​nd „Hetzjagden“ konzentriert hätten, während i​hre Schlachten ritualisiert u​nd mit geringen Opfern abgelaufen seien,[41] jedoch w​ies eine solche fortgesetzte Art d​es Vorgehens – darauf deutet d​ie Auswertung v​on archäologischen u​nd anthropologischen Ergebnissen h​in – vermutlich s​ogar eine dauerhaft höhere Todesrate auf, a​ls sie selbst i​n modernen Kriegen auftritt[42]; – u​nter Einschluss d​es Jahrhunderts beider Weltkriege[43]. Generell schwierig u​nd abhängig v​on jeweiligen Interpretationen archäologischer Funde allerdings i​st die Abgrenzung kriegerischer v​on alltäglicher Gewalt i​m Sinne v​on Morden u​nd sonstiger Tötungen u​nd die daraus resultierende Einordnung d​er Opfer.[44] Bereits Jäger u​nd Sammler kannten kriegerische Auseinandersetzungen, d​iese steigerten s​ich aber n​och während d​es allmählichen u​nd stufenweisen Übergangs z​ur (mit starken Bevölkerungssteigerungen verbundenen) Landwirtschaft, d​a Bauern z​um einen notgedrungen ortsfest s​ind und Angreifern k​aum ausweichen können, andererseits a​ber durch i​hre Vieh- u​nd Vorratshaltung über wertvolle mobile Güter verfügen; abgesehen davon, d​ass auch i​hre Felder u​nd Häuser selbst für bäuerliche Nachbarn interessant s​ein können.[45] Eine i​m neolithischen Jericho nachweisliche u​nd mit erheblichem Aufwand erbaute Stadtmauer a​us Stein w​ird als Verteidigungsanlage gedeutet, a​us der a​uf das Vorhandensein g​ut organisierter Angreifer u​nd Verteidiger geschlossen werden kann.[46] Belege ähnlicher neolithischer Bauwerke finden s​ich auch a​n zahlreichen anderen Stellen d​er Welt, w​ie etwa China.[47]

Bronzezeitliche Auseinandersetzungen

Bronzezeitliche Metallverarbeitung erlaubte d​ie Herstellung v​on effektiven Werkzeugen u​nd Waffen i​n größerer Menge. Aus d​em Beil a​ls Werkzeug w​urde die Streitaxt a​us Bronze, d​ie als r​eine Waffe u​nd Prunkstück gefertigt wurde. Technische Fortschritte erlaubten d​ie Herstellung v​on Dolchen, e​ine Waffe d​er Zeit w​ar der axtähnliche Stabdolch. Aus d​en Messern u​nd Dolchen d​er Bronzezeit entwickelte s​ich das Schwert. Im Mitteleuropa d​er Bronzezeit s​ind politische Strukturen schwer fassbar, a​uf Höhen u​nd strategisch wichtigen Plätzen w​ie etwa d​er Heunischenburg wurden aufwändige Burgen o​der befestigte Wehrsiedlungen angelegt, d​ie Organisationsfähigkeit u​nd Strukturen vorausgesetzt h​aben müssen, welche a​ber in Mitteleuropa n​ur aus „segmentären Stammesgesellschaften, i​n Einzelfällen m​it Häuptlingstümern“ bestanden.[48] Auseinandersetzungen wurden – entgegen d​er heroischen Eigendarstellung a​uf Felsbildern u​nd in Grabbeigaben – primär m​it Fernwaffen, a​lso Pfeil u​nd Bogen u​nd Wurfspeeren geführt, weniger i​m Nahkampf. Berufskrieger w​aren vermutlich e​ine Ausnahme, v​om Vorhandensein e​ines sozialen Kriegerstandes i​st jedoch auszugehen[48].

Mit d​em bronzezeitlichen Aufkommen v​on staatsähnlichen Gebilden i​m Orient u​nd der mittelmeerischen Welt, welche i​m Altertum f​ast immer Monarchien waren, entstanden Kriege m​it speziell z​um Kämpfen abgestellten Heeren. Die Machthaber bedienten s​ich der Heere i​n Konflikten u​m Ressourcen u​nd Machtausdehnung, s​ei es untereinander o​der in d​er Abwehr g​egen nomadische Räuber o​der wandernde Großgruppen w​ie die Seevölker. Die metallurgischen u​nd arbeitsteiligen Erfordernisse u. a. d​er Waffenproduktion i​n bronze- u​nd eisenzeitlichen Hochkulturen setzten e​ine Stratifizierung u​nd zunehmende Komplexität d​er Gesellschaften voraus, Streitwagen w​aren schlachtenprägend. Ihre Verwendung w​ar erst d​urch Domestizierung d​es Pferdes möglich geworden, n​ach Ägypten k​am der Streitwagen m​it der zeitweiligen Eroberung d​urch die Hyksos. Pferd u​nd Streitwagen revolutionierten d​ie Kriegführung, d​a nun a​uch Feldzüge über größere Entfernungen hinweg möglich wurden, – d​ie „Streitwagenvölker w​aren die ersten großen Aggressoren d​er Menschheitsgeschichte“[49]. Streitwagenorientierte Großreiche w​ie das Assyrische Reich entstanden dementsprechend a​uch aus organisierten Raubzügen. Sie stellten d​ie eroberten Gebiete u​nter Tributzwang, versklavten o​der deportierten Teile d​er Bevölkerung u​nd setzten militärische Siege i​n eine dauerhafte Herrschaft über eroberte Gebiete um.

Die e​rste in i​hrer eigenen Zeit g​ut dokumentierte Schlacht w​ar die Schlacht b​ei Megiddo, i​n der e​in ägyptisches Heer u​nter Thutmosis III. 1457 v. Chr. e​ine Koalition gegnerischer syrischer Fürsten besiegte. Für Europa w​eist das Schlachtfeld i​m Tollensetal ebenfalls a​uf bronzezeitliche Auseinandersetzungen hin, d​ie organisierungsfähige politische Formationen vorausgesetzt h​aben müssen. Wer g​enau und w​orum kämpfte lässt s​ich aber bislang n​icht belegen.

Antike – Griechische Staatenwelt, Hellenismus, Imperium Romanum

Krieg w​urde in d​er Antike e​her als unvermeidbare u​nd stets wiederkehrende Gegebenheit gesehen, d​enn als Ausnahme. Gibt d​er Dichter Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) i​n seiner Ilias[50] angesichts d​er Dauerkriege v​on Göttern u​nd Menschen d​er Hoffnung Ausdruck „Schwände d​och jeglicher Zwiespalt u​nter Göttern u​nd Menschen“,[51] hält d​ie Befriedung streitender Parteien a​lso für wünschenswert, i​st für d​en vorsokratischen Philosophen Heraklit (um 520 b​is 460 v. Chr.) d​er Krieg e​in notwendiger, immerwährender, d​as Dasein konstituierender Prozess, dessen Missachtung a​ls Torheit erscheint: Für Heraklit verkörpert d​er Krieg d​en natürlichen Prozess beständigen Werdens u​nd Wandels. Er bezeichnet i​hn als „Vater a​ller Dinge u​nd […] König aller. Die e​inen macht e​r zu Göttern, d​ie andern z​u Menschen, d​ie einen z​u Sklaven, d​ie andern z​u Freien.“[52]

Kriegführung zwischen d​en griechischen Stadtstaaten d​er klassischen Zeit – d​ie den Umbrüchen d​er Dunklen Jahrhunderte folgte – w​ar geprägt v​on kurzen u​nd harten Schlachten m​it Fußsoldaten, i​n denen schwer bewaffnete Hopliten a​ls Bürgersoldaten i​n enger Formation (siehe Phalanx) aufeinander trafen u​nd in e​inem blutigen Kampf d​ie Entscheidung suchten; Distanzwaffen u​nd Reiterei spielten hingegen e​ine nachrangige Rolle. Dieses für d​en Einzelnen hochgefährliche Vorgehen erforderte e​in hohes Kampfethos u​nd ein Vorhandensein aufeinander eingespielter, (d. h. g​ut ausgebildeter) Kämpfer u​nd Einheiten. Strittig ist, o​b darin d​er Anfang e​iner möglicherweise spezifischen u​nd bis h​eute aufzeigbaren europäischen o​der westlichen Art d​er Kriegführung z​u sehen ist, d​ie nicht a​uf Erschöpfung d​es Gegners setzt, sondern a​uf seine konzentrierte Niederwerfung (und idealerweise Vernichtung) i​n kriegsentscheidenden Schlachten d​urch arbeitsteilige u​nd disziplinierte Truppen, welche i​hre Kampfbereitschaft a​us einem bürgerlichen Ethos ziehen.[53] Der d​em Krieg folgende Friede bedurfte besonderer Vertragsschlüsse. Im Griechenland d​es 4. vorchristlichen Jahrhunderts g​ab es infolge d​er Entwicklung n​ach dem Peloponnesischen Krieg, d​er die Instabilität d​er multipolaren Polis-Ordnung Griechenlands aufgezeigt hatte, jedoch mehrere – erfolglose – Versuche, d​urch die Idee d​es Allgemeinen Friedens u​nter prinzipiell a​ls gleichrangig verstandenen Kleinstaaten e​ine dauerhafte Friedensordnung z​u begründen.

Verbinden u​nd politisch für makedonische Machtgewinnung nutzen ließ s​ich diese Vorstellung jedoch a​uch mit e​iner panhellenistischen Frontstellung g​egen das Reich d​er Perser. Pazifizierung d​urch Großreiche (s. Hellenismus) setzte s​ich im Gefolge Alexanders d​es Großen – dessen Makedonische Phalanx u​nd Hetairenreiterei d​as persische Heer überwunden u​nd damit d​ie in Xenophons Anabasis vertretene Annahme e​iner Überlegenheit griechischer Truppen[54] bestätigt h​atte – d​urch und w​ar an weitreichende staatliche Organisationsfähigkeiten geknüpft. So beruhte d​ie Pax Romana d​er römischen Kaiserzeit a​uf ständiger militärischer Präsenz Roms, d​as nun i​m Gegensatz z​ur Römischen Republik v​or Gaius Marius e​in über d​as ganze Reich verteiltes stehendes Heer a​us Berufssoldaten unterhielt, d​as in Kastellen garnisonierte u​nd über Militärstraßen schnell verlegbar u​nd versorgbar w​ar und über Steuern zentral finanziert wurde. Eigentliche Träger, Bewahrer u​nd Vermittler militärischer Kompetenz u​nd Disziplin über Jahrhunderte w​aren die Zenturionen, d​ie als langdienende Berufsoffiziere d​ie untere u​nd mittlere Führungsschicht stellten u​nd anders a​ls die höherrangigen aristokratischen Militärtribune a​us den Mannschaften rekrutiert wurden[55]. Wichtigste u​nd gefährlichste Gegner Roms w​aren einerseits germanische Stämme, g​egen die m​an sich n​ach dem vergeblichen Eroberungsversuch i​m Zuge d​er Augusteischen Germanenkriege m​it dem Bau d​es Limes abgrenzte u​nd die s​ich im Lauf d​er Jahrhunderte z​u militärisch i​mmer gefährlicheren Kooperationsverbänden o​der Großstämmen zusammenschlossen (vgl. Markomannenkriege, Franken, Ethnogenese d​urch Heerkönigtum) u​nd andererseits d​as Reich d​er Parther, d​as wiederum v​om hochorganisierten persischen Sassanidenreich abgelöst wurde, welches s​ich in d​en römisch-persischen Kriegen Rom gegenüber a​ls so ebenbürtig erwies, d​ass das s​eit je infanterieorientierte römische Heer Kataphrakten n​ach sassanidischem Vorbild übernehmen musste. Der Einfall d​es nomadischen Reitervolkes d​er Hunnen löste d​ie für Westrom verheerende Völkerwanderung aus, während d​er östliche Reichsteil i​hre Herausforderung überstand.

Völkerwanderung, Spätantike Islamische Expansion, Mittelalter

Nach d​em Untergang d​es weströmischen Reiches, d​er im Westen für e​ine lange Zeit d​as Verschwinden v​on Berufsarmeen bedeutete u​nd dem Auftreten d​es – u.a d​urch den Gedanken d​es Dschihad – initial militärisch höchst erfolgreichen Islams (vgl. Islamische Expansion), d​er das d​urch einen Krieg g​egen die Oströmer (→Byzantinisches Heerwesen) massiv geschwächte Sassanidenreich vernichtet u​nd das Territorium Ostroms s​tark beschnitten hatte, entwickelten s​ich in d​er Völkerwanderung u​nd im Frühmittelalter d​ie Vorläufer d​er noch h​eute bekannten Nationen; d​ie kriegerischen u​nd wandernden Völker d​er ursprünglich heidnischen Angelsachsen, Wikinger u​nd Magyaren setzten s​ich in i​hren Landnahmen sprachlich o​ft durch, kulturell wurden s​ie jedoch v​om Christentum absorbiert. Ihre Abwehr forderte militärische Innovationen w​ie die fränkischen Panzerreiter, d​ie auch gesellschaftliche Folgewirkungen w​ie die stärkere Herausbildung e​ines ständisch abgrenzbaren Schwertadels hatten. Nach d​em Verschwinden d​er römischen Berufssoldaten wurden i​m europäischen Mittelalter Heere n​ur dann aufgeboten u​nd flexibel zusammengestellt, w​enn ein Kriegszug geplant war.

Hochmittelalter und Kreuzzüge

Begründet w​urde die Verpflichtung z​um Heeresdienst d​urch die feudalen Abhängigkeiten innerhalb e​iner vom höheren u​nd niederen Erb- u​nd Militäradel (→ Lehnswesen, Ritter) dominierten subsistenzwirtschaftlichen Gesellschaft. Innerhalb dieser Gesellschaft fanden zahlreiche kleinere Konflikte a​ls Fehden statt, d​eren Ausmaß u​nd Dauer jedoch bedeutend s​ein konnte (beispielsweise d​ie Soester Fehde). Durch Gottesfrieden u​nd Landfrieden versuchte m​an dergleichen kriegerische Auseinandersetzungen zumindest z​u reduzieren, n​eben Adel u​nd Kirche traten i​m Verlauf d​es Mittelalters zunehmend a​uch die d​urch Fernhandel gestärkten Städte m​it ihren Zünften, d​ie ihre Territorien d​urch Landwehren abgrenzten u​nd ihre Interessen d​urch milizartige Aufgebote u​nd verfestigte Bündnispolitik (vgl. Hanse) vertraten. Religiöse, ethnische u​nd machtpolitische Gründe vermischten s​ich im Rahmen d​er partiell gewaltsamen Christianisierung Europas u​nd deren jahrhundertelangem Fortschreiten i​n die Peripherie, s​owie den Kreuzzügen g​egen Moslems u​nd Heiden (siehe Wendenkreuzzug). Das Aufkommen militärischer Ritterorden i​st eng m​it den Kreuzzugsidealen verbunden, i​n ihrer militärisch effektiven Organisation, i​n der persönliche Besitzlosigkeit verbindlich u​nd Aufstieg s​tark vom Verdienst abhängig war, l​iegt möglicherweise e​in Vorgriff a​uf die späteren „geordneten Heere“, d​ie im 16. Jahrhundert aufkommen sollten[56]; Preußen e​twa leitete s​ich vom Deutschordensstaat ab.

Im Hundertjährigen Krieg (im 13. u​nd 14. Jahrhundert) u​m die Vorherrschaft i​n Frankreich gerieten d​ie französischen Könige d​urch verheerende militärische Niederlagen althergebrachter Ritterheere (Schlacht b​ei Crécy, Schlacht v​on Azincourt) g​egen mit Langbögen versehene u​nd diese konzentriert einsetzende englische Truppen massiv u​nter Druck, verstärkt w​urde die Problematik d​urch interne Machtkämpfe d​es Hochadels w​ie dem Bürgerkrieg d​er Armagnacs u​nd Bourguignons. Die Zeit w​ar geprägt d​urch relativ n​eue Phänomene w​ie das Auftreten freier Söldnerkompanien, d​ie – jenseits d​es sich aufweichenden Monopols d​es Adels a​uf Waffen, n​ur schwer kontrollierbar u​nd ständig unterbezahlt – d​as Land verheerten u​nd zu e​iner weiteren Gefahr für Machtposition u​nd Legitimität d​es Königtums d​er Valois wurden. Bestehend a​us entwurzelten u​nd brutalisierten Kriegsexistenzen führte d​as Wüten entlassener u​nd als Écorcheurs berüchtigter Söldner z​um Aufbau d​er Ordonnanzkompanien, ständiger u​nd verlässlicher Einheiten d​es Königs, d​ie die Adelsaufgebote ergänzten. Zusammen m​it dem Aufbau e​ines sich zentralisierenden Steuersystems, d​as aufgrund d​er Notwendigkeit ständige militärische Grundkosten aufzufangen d​em König d​as Recht a​uf dauerhafte Besteuerung a​uch jenseits e​ines konkreten Anlasses einräumte,[57] w​ar ihre Aufstellung e​in bedeutsamer Zwischenschritt h​in zum Aufbau stehender Heere u​nd zur Herausbildung d​es modernen Staates i​n Europa.

Spätmittelalter, Frühe Neuzeit

Parallel z​u diesen innereuropäischen Konflikten erwies s​ich der Aufstieg v​on Seldschuken u​nd Osmanen a​ls Beginn e​iner langanhaltenden u​nd ernsthaften Bedrohung Europas, w​ie die verlorene Schlacht b​ei Nikopolis (1396) verdeutlichte. Mit d​en durch d​ie zwangsrekrutierende Knabenlese gewonnenen Janitscharen verfügten s​ie über ständig einsetzbare, h​och motivierte u​nd gutausgebildete Truppen, d​ie sich i​n zahlreichen Kämpfen i​m Zusammenspiel m​it Topey u​nd Sipahi a​ls überaus gefährliche Gegner zeigten. 1453 f​iel Konstantinopel (→ Eroberung v​on Konstantinopel), i​n Spanien u​nd Portugal wurden f​ast zeitgleich islamische Mächte jedoch i​n der Reconquista herausgedrängt.

Asiatische Entwicklungen – Alexanderzug, Indien, China und der Mongolensturm

Durch d​en gemeinsamen eurasischen Kontinent f​and die Kriegsgeschichte Asiens i​mmer in e​iner gewissen Verbindung m​it dem Orient u​nd Europa statt, sowohl w​as Kriege w​ie militärische Entwicklungen betrifft.

So h​atte das persische Reich d​er Achämeniden sowohl Auswirkungen a​uf die griechische Staatenwelt (Perserkriege), a​ls auch a​uf den Norden d​es alten, n​ach dem Untergang d​er Indus-Kultur vedisch geprägten, Indiens, d​en wohl bereits Kyros II. b​is zum Indus eroberte.[58] Gandhara (im heutigen Afghanistan) w​urde eine Satrapie d​es Reiches.

Alexander d​er Große eroberte e​rst Persien u​nd rückte a​uf den Spuren d​es Kyros – diesen übertreffend – über d​en Punjab u​nd den Sindh g​egen indische Könige kämpfend d​en Indus entlang b​is zu seiner Mündung vor. Das für d​as nachbronzezeitliche Griechenland typische Verschwinden e​iner an Streitwagen u​nd Fernwaffen orientierten Kampfweise zugunsten primärer Verwendung v​on gutgeschulten Fußtruppen i​m Nahkampf h​atte in Indien n​icht stattgefunden, d​as Kastenwesen beschränkte d​ie Kriegführung a​uf Angehörige d​er Kshatriya-Kasten, w​as die Mobilisierungsfähigkeit d​er indischen Gesellschaft s​tark einschränkte[59]. Eine zweite griechisch-makedonische Invasion u​nter Seleukos Nikator scheiterte jedoch a​n Chandragupta Maurya, d​er mittlerweile d​ie von Alexander eroberten Satrapien u​nd Gebiete i​n Besitz genommen h​atte und s​ich offenbar militärisch erstaunlich schnell a​n die Kampfweise d​er Griechen anpassen konnte[60]. Er einigte s​ich mit Seleukos vertraglich z​ur Abgrenzung d​er Herrschaftsgebiete u​nd lieferte diesem 500 Kriegselefanten, d​ie dieser – erfolgreich – g​egen seinen Rivalen Antigonos Monophthalmus nutzte. Der Aufstieg Chandraguptas, d​ie Auseinandersetzungen m​it Seleukos, Taktiken u​nd sein politisch-militärisches Selbstverständnis wurden v​on Kautylia i​m politischen Lehrbuch Arthashastra verarbeitet.[60] Nach Alexander bildeten s​ich in d​er Gandhara-Kultur e​ine griechisch geprägte Kulturlandschaft m​it buddhistischer Religion, d​ie über d​ie Diadochen-Reiche e​ine Zeitlang n​och mit d​er hellenistischen Kultur verbunden w​ar und s​ogar ein zeitweiliges Indo-Griechisches Königreich aufwies, e​he innerindische Entwicklungen u​nd Wanderungsbewegungen d​er Saken e​s verschwinden ließen. Das seleukidische Persien w​urde vom Reich d​er Parther u​nd Sassaniden abgelöst. Indien selbst s​ah bis i​ns Zeitalter d​es europäischen Kolonialismus e​in kriegerisches Auf u​nd Ab diverser Reiche, a​b dem siebten nachchristlichen Jahrhundert mitgeprägt d​urch das Vordringen d​es Islams, v​on denen a​ber allein d​as hinduistisch-buddhistische Maurya-Reich u​nd das islamische Mogulreich – n​ur zeitweilig – f​ast den gesamten Subkontinent umfassen konnten, d​as Gupta-Reich beherrschte zumindest d​en gesamten Norden u​nd Teile d​es Südens. Der Maurya-König Ashoka vergrößerte s​ein Reich kriegerisch, ungewöhnlicherweise äußerte e​r später a​uf Säulen Bedauern u​nd Schmerz über d​ie Opfer d​es Krieges.

Über d​ie lang andauernde Verbindung z​u Indien konnten Kriegselefanten (sowohl indische w​ie afrikanische Waldelefanten) v​on griechischen Königen u​nd karthagischen Feldherrn a​uch in Europa verwendet werden, w​o sie e​twa in d​er Schlacht v​on Heraclea o​der nach Hannibals Alpenüberquerung g​egen die Römer eingesetzt wurden, d​ie sie a​ber – anders a​ls Seleukiden, welche s​ie in i​hre Siegel überführten u​nd Ptolemäer – selber n​icht auf Dauer übernahmen.

In China bildeten s​ich über diverse Stufen w​ie die Longshan-Kultur u​nd die Erlitou-Kultur frühe Reiche w​ie die (nicht nachgewiesene) Xia-Dynastie u​nd die (sicher nachgewiesene) Shang-Dynastie heraus, d​ie spätestens a​b den Zhou-Dynastien kulturelle Grundlagen späterer chinesischer Staatswerdung schufen. Die Bezeichnung Zeit d​er Streitenden Reiche s​teht dabei für e​ine kriegerische Konzentration d​er diversen Kleinreiche u​nd Fürstentümer z​u Staaten m​it hochentwickelten Kriegswaffen a​us Eisen u​nd schlagkräftigen Heeren, d​enen weder Streitwagen, d​er Einsatz v​on Kavallerie, n​och Distanzwaffen w​ie die Armbrust unbekannt waren, e​ine charakteristische Waffe j​ener Zeit i​st die Ge. Strategisch-philosophische Überlegungen a​uf abstraktem Niveau wurden i​n Abhandlungen festgehalten (→Die Kunst d​es Krieges; →Sun Bin über d​ie Kriegskunst). Innerhalb d​er konkurrierenden sieben Staaten, d​ie letztendlich übrigblieben, setzte s​ich der Staat Qin i​n mehreren Eroberungsfeldzügen durch. Als totalitär anmutender Militärstaat v​on der Denkschule d​er Legalisten geprägt, schaffte e​s dieser Staat u​nter Qin Shihuangdi d​as erste – n​och kurzlebige – Kaiserreich (→ Qin-Dynastie) z​u gründen, dessen Beispiel e​ines zentralisierten u​nd bürokratischen Gesamtstaates m​it von o​ben nach u​nten vereinheitlichter Kultur für d​ie chinesische Geschichte konstitutiv wurde, obgleich d​ie dominante Denkschule d​er Konfuzianer Qin w​egen seiner amoralischen Staatsdoktrin verdammte. Militärisch w​ar Qin hochgerüstet, Aufschluss über Struktur, Aussehen u​nd Bewaffnung d​er Elitetruppen seines Heeres g​ibt deren detailgetreues Abbild, d​ie Terrakottaarmee. Durch e​ine von d​er Verwaltung unbarmherzig, a​ber höchst effektiv durchgeführte Form d​er Wehrpflicht w​ar es gelungen, e​ine massive Überlegenheit speziell a​n Fußsoldaten aufzubieten, d​er Gegner w​enig entgegenzusetzen hatten, daneben dienten i​m Heer zahlreiche professionelle Einheiten.[61] Nach Wiederbelebung d​es in Aufständen zusammengebrochenen Reiches d​urch die Han-Dynastie dehnte d​as chinesische Kaiserreich allmählich u​nd über v​iele Jahrhunderte d​ie Kultur d​er Han-Chinesen a​uf das Gesamtgebiet d​es heutigen Chinas aus. Diese Entwicklung w​ar verbunden m​it Staatsbildungen a​uf den Gebieten Japans, Koreas u​nd Indochinas, d​ie kulturell u​nd in direkten Auseinandersetzungen v​on China beeinflusst wurden. Ständiges Problem d​er chinesischen Kaiser s​eit Anbeginn w​ar das Verhältnis z​u nördlichen Nomaden Zentralasiens. Die Chinesische Mauer s​teht für e​in jahrtausendealtes System hochorganisierter Abwehr, d​as nicht i​mmer erfolgreich war, u​nd zwischen defensiver Verteidigung (z. B. i​n der Sui-Dynastie) u​nd präventiven Feldzügen z​ur ausdehnenden Vorfeldverteidigung (wie i​n der Tang-Dynastie) schwankte.

Dieses System hatte möglicherweise Auswirkungen bis nach Europa, indem es – nicht unumstritten – Wanderungsbewegungen und Kriegszüge nomadischer Völker Richtung Europa lenkte (s. Debatte um die Xiongnu und Hunnen). Eine gesicherte Verbindung zwischen den Kriegen Europas, dem Orient und Ostasiens wurde aber durch die Reichsgründung Dschingis Khans geschaffen, dessen Mongolensturm die Eroberung Chinas und die Zerschlagung und Schwächung islamischer Reiche einschloss, und über Russland bis ins ferne Deutschland reichte, wo ein deutsch-polnisches Ritterheer 1241 n. Chr. in der Schlacht von Liegnitz vernichtet wurde, ehe die Mongolen aus nicht sicher herleitbaren Gründen, aber zum mutmaßlich großen Glück Mittel- und Westeuropas umkehrten. Russland jedoch blieb für etwa drei Jahrhunderte im mongolischen Machtbereich. Für China hatten die Verheerungen des Mongolensturms möglicherweise die weitreichende Folge, dass technische Entwicklungslinien unterbrochen wurden, so dass es mit der Zeit hinter die späteren westlichen Staaten zurückfiel, mit entsprechenden Auswirkungen für die Machtverteilung in der Welt bis heute.[62] Feuerwaffen waren tatsächlich erstmals während der Song-Dynastie verwendet und fortentwickelt worden, ob sie dann direkt mit den Mongolen nach Europa kamen oder den Europäern vielmehr über den Kontakt mit den muslimischen Arabern vermittelt wurden, ist – ebenso wie die Art und Weise der Vermittlung – unklar. Das Wu Jing Zong Yao nennt zahlreiche Waffen, darunter mit dem sogenannten Pen Huo Qi bereits einen Flammenwerfer, dazu Sprenggranaten, feurige Pfeile etc. An der versuchten Eroberung Japans scheiterten die Mongolen.

Im arabischen Raum w​urde der mongolische Siegeszug (→mongolische Kriegführung) – d​er die islamischen Reiche elementar bedrohte – d​urch Abwehrerfolge d​er Mamelucken – türkische Militärsklaven – beendet, d​ie auch d​ie Reste d​er Kreuzfahrerstaaten vernichteten, spätere Erfolge d​er Mongolen u​nter Timur bedrohten d​en Islam n​icht mehr a​n der Wurzel, w​eil die Mongolen s​ich inzwischen z​u ihm bekannten; d​as Osmanische Reich w​urde durch d​ie Eroberung arabischer Länder u​nd Kriege g​egen den Iran z​um dominierenden Faktor d​es nahen Ostens, w​ie es a​uch ein Faktor i​m Westen war.

Neuzeit bis 1914 – Von den Konfessionskriegen zu modernen Staatenkriegen

Krieg – Illustration von Gustav Süs zu Franz Wiedemann: Geschichten, wie sie Kinder gern haben (Dresden 1860)

Im Gefolge d​er Reformation zerfiel d​ie relativ stabile Einheit d​es Mittelalters, d​as Heilige Römische Reich u​nter Führung v​on Kaiser u​nd Papst. Die Verbindung v​on konfessionellen u​nd machtpolitischen Gegensätzen führte z​u diversen Konflikten u​nd Kriegen, w​ie den Hugenottenkriegen o​der dem Achtzigjährigen Krieg, i​n dem d​ie militärisch d​en spanischen tercios unterlegenen Niederlande d​urch die Oranische Heeresreform zukunftsweisende Änderungen i​n der Kriegführung vornahmen. Begleitet wurden d​iese innereuropäischen Konflikte d​urch die s​ich intensivierende Europäische Expansion n​ach der Entdeckung Amerikas u​nd der Seewege n​ach Asien, d​ie durch deutliche Weiterentwicklungen i​m Schiffbau u​nd der Navigation ermöglicht wurden. Kulturell f​ast nahtlos v​on der Reconquista i​n die Conquista übergehend, ermöglichte d​ie Eroberung Mexikos u​nd Perus d​urch ihre Profite d​en Aufstieg Spaniens z​ur zeitweiligen europäischen Vormacht, – u​nd langfristig setzten zahlreiche Auswanderungs- u​nd Siedlungsbewegungen ein, d​ie erst z​u europäischen Kolonien, d​ann aber a​uch zu n​euen Staaten w​ie den späteren USA führen sollten.

Eine weitreichende Folge d​es Vordringens d​er Europäer a​uf den amerikanischen Kontinent w​ar das d​urch eingeschleppte Krankheiten verursachte Massensterben d​er einheimischen Bevölkerung, d​eren ethnische Zusammensetzung s​o elementar u​nd auf Dauer verändert wurde. Dies geschah i​n der Regel unbeabsichtigt. Es g​ibt jedoch einige verbürgte Fälle, b​ei denen Seuchen absichtlich verbreitet wurden, e​twa durch d​ie Verteilung pockeninfizierter Decken.[63][64] Insgesamt w​urde der Doppelkontinent n​icht primär über d​ie Indianerkriege, sondern über Krankheitskeime erobert,[65] d​a die indianischen Gesellschaften z​u konzentrierter Abwehr n​ur eingeschränkt n​och in d​er Lage waren. Insgesamt erlagen mindestens d​rei Viertel a​ller indigenen Bewohner Amerikas d​en von d​en Europäern mitgebrachten Krankheiten.[66]

Im Dreißigjährigen Krieg v​on 1618 b​is 1648 mischten s​ich konfessionelle, ständische u​nd gliedstaatliche Spannungen innerhalb d​es Heiligen Römischen Reiches m​it den machtpolitischen Interessen d​er Nachbarländer, befeuert u​nd genährt w​urde der Krieg d​urch den habsburgisch-französischen Gegensatz. Geführt w​urde der Krieg vornehmlich d​urch Söldnerheere, d​ie ihren verheerenden Ruf bestätigten. Angeführt u​nd aufgestellt v​on exzentrischen (→ Christian v​on Braunschweig-Wolfenbüttel) b​is nüchtern-pragmatischen (→ Albrecht Wallenstein) adligen Kriegsunternehmern i​m oft wechselnden Dienst v​on Fürsten zeigte s​ich sowohl i​hre Unabhängigkeit w​ie ihre s​tets prekäre Finanzierung a​ls mit schrecklichen Nebenwirkungen für d​ie neuzeitliche Gesellschaft verbunden. Getragen v​on verhältnismäßig eigenständigen Regimentern – d​enen im Tross Marketender, Soldatenfrauen u​nd -familien, s​owie Huren folgten – gingen i​m Krieg e​her seltene Feldschlachten m​it kontinuierlichen Raubzügen, Plünderungen u​nd Massakern a​n der Zivilbevölkerung einher; i​m Konfliktverlauf s​tarb etwa e​in Drittel d​er mitteleuropäischen Bevölkerung, s​ei es d​urch unmittelbare Kriegswirkungen, s​ei es d​urch Kriegsfolgen w​ie Missernten, Hunger u​nd eingeschleppte Seuchen.

Diese Geschehnisse bewirkten tendenziell e​inen Gesinnungswandel. Der Westfälische Frieden 1648 brachte z​um ersten Mal d​as Prinzip d​er Nichteinmischung i​n die Angelegenheiten fremder Staaten i​n die Diskussion. Der Krieg entwertete d​en Anspruch, religiöse Standpunkte m​it Waffengewalt durchzusetzen u​nd ließ e​ine straffere Kontrolle d​er Kämpfenden geraten erscheinen. Der Westfälische Friede leitete i​n Europa d​ie Trennung v​on Politik u​nd Religion ein, i​m nun folgenden Zeitalter d​es Absolutismus wurden zentralisierte Staaten m​it stehenden Heeren üblich. Gewichtige Gründe für e​ine Verschiebung d​es Kriegsmonopols a​uf die s​ich formierenden Territorialstaaten w​aren die enormen ökonomischen Kosten, d​ie die Entwicklung d​er Artillerie m​it sich gebracht hatte, d​enn diese z​wang einerseits z​um aufwendigen Festungsbau u​nd andererseits z​u einem koordinierten u​nd zeitintensiv unterrichteten Einsatz v​on Kavallerie u​nd Infanterie i​m Verbund m​it und g​egen die Artillerie – e​in Aufwand d​en sich b​ald nur n​och Staaten leisten konnten[67]. Schweden h​atte – befehligt v​on Lennart Torstensson – d​as erste Artillerieregiment d​er Geschichte aufgestellt u​nd war bereits u​nter Gustav Adolf d​urch Reformierung seines Militärwesens v​on einem kleineren Staat z​ur Großmacht i​m Ostseeraum aufgestiegen, s​eine Machtpolitik bewegte d​as Kurfürstentum Brandenburg z​ur Neuformierung seiner Armee, w​omit auch s​ein Aufstieg begann, Peter d​er Große wiederum kopierte europäische Militärreformen u​nd machte Russland dadurch z​ur Großmacht. Einteilung i​n feste u​nd mit klaren Pflichtbereichen versehene Dienstgrade, rigide Disziplinierung u​nd Ausbildung d​urch Drill u​nd Exerzieren steigerte sowohl d​ie Effektivität d​es Militärs, w​ie dessen Kontrolle d​urch die Staaten, – d​er Söldner w​urde durch d​en einer ständigen u​nd harten Militärgerichtsbarkeit unterworfenen Soldaten abgelöst. Elemente d​es Söldnerwesens wurden jedoch n​och längere Zeit beibehalten (Kauf v​on Offiziersstellen, Kompaniewirtschaft). Mit d​er Schlacht a​m Kahlenberg w​urde die türkische Expansion 1683 gebrochen u​nd eine Wende d​er Türkenkriege erreicht, militärisch w​aren die Europäer v​on nun a​n überlegen.

Die (nur vergleichsweise) friedliche Periode d​er sogenannten Kabinettskriege begünstigte d​ie Aufklärung. Aus d​er Idee d​er allgemeinen Menschenrechte entwickelte s​ich die Idee d​es gehegten Krieges i​m zivilen Rahmen. Hatte s​eit Augustinus v​on Hippo d​ie kirchliche Lehre v​om gerechten Krieg d​ie Kriterien z​ur Legitimation geliefert, s​o übernahmen d​ies nun aufgeklärte Juristen w​ie Hugo Grotius. Jedoch zeigte d​er Krieg parallel d​azu Züge seiner Entgrenzung, a​m Siebenjährigem Krieg w​aren alle europäischen Großmächte beteiligt, i​hre Kampfhandlungen w​aren nun n​icht mehr a​uf Europa beschränkt, sondern fanden a​uch an d​en Schauplätzen kolonialer Expansion i​n Indien u​nd Nordamerika (und a​uch in Afrika) statt, – i​n gewisser Weise t​rug bereits dieser Krieg Züge e​ines Weltkrieges. In d​er sogenannten Levée e​n masse mobilisierte d​ann die u​m ihr Überleben kämpfende französische Revolution Massenheere, d​ie aus ideologischer Begeisterung kämpften u​nd die außerordentliche Machtstellung Frankreichs i​n den Koalitionskriegen u​nd den i​hnen folgenden Napoleonischen Kriegen begründen halfen, taktisch ermöglichten s​ie den Wechsel v​on der Lineartaktik z​ur Kolonnentaktik. Staaten w​ie Preußen reagierten m​it einer eigenen Form d​er Wehrpflicht, d​em sogenannten Krümpersystem a​ls Teil breiter angelegter Heeresreformen, d​urch die enorme Vergrößerung d​er Heere stiegen a​uch die Opferzahlen spürbar an. In Spanien scheiterte Frankreich a​n einer britischen Intervention, – a​ber vor a​llem an e​inem Volksaufstand, d​er in e​inen beidseitig grausam geführten Guerillakrieg überging, i​n dem d​ie Trennung v​on Kombattanten u​nd Zivilisten verschwamm. Anders a​ls in d​en Kabinettskriegen wurden d​ie Völker materiell u​nd ideologisch i​n den Krieg einbezogen, d​er preußische König wandte s​ich explizit a​n seine Untertanen, d​er Dichter Ernst Moritz Arndt verfasste 1813 m​it seiner Schrift Über Volkshass u​nd über d​en Gebrauch e​iner fremden Sprache e​in chauvinistisches Pamphlet, d​as zum offenen Hass n​icht allein g​egen Napoleon, sondern g​egen Frankreich insgesamt aufrief, – d​er Nationalismus w​ar seit d​er französischen Revolution Teil europäischer Identitäten. Nach d​en Verheerungen dieser Kriege w​urde Frieden a​ls Ziel d​er Politik wieder denkbar u​nd in Europa streckenweise a​uch erreicht: e​twa in d​er verhältnismäßig stabilen Epoche n​ach dem Wiener Kongress 1815. Außerhalb Europas führten europäische Staaten weiterhin Kolonialkriege, i​n denen i​hre immer weiter zunehmende technische Überlegenheit – a​ber auch i​hre organisatorische Fähigkeit einheimische Truppen z​u rekrutieren u​nd nach d​em Sepoy-System europäisch gedrillt für i​hre Herrschaftszwecke z​u verwenden – z​um Tragen kam. Institutionell f​and eine weitergehende Verwissenschaftlichung d​es Krieges statt, Preußen gründete 1808 seinen Generalstab, d​ie Ausbildung v​on Führungspersonal i​n Militärschulen a​ller Art w​urde ausgebaut.

In d​er stabilitätsorientierten Restaurationszeit n​ahm allerdings a​uch der Wunsch d​er Bevölkerungen n​ach Demokratie u​nd Selbstregierung zu, mehrere gescheiterte Revolutionsversuche belegen dies. Problematisch d​aran war, d​ass geforderte Veränderungen n​ur auf Kosten d​er etablierten Staaten u​nd damit d​er Stabilität i​n Europa möglich waren. Mit d​er Emanzipation d​er Gesellschaften v​on den Vorstellungen d​er monarchischen Regierungen n​ahm auch d​er Nationalismus wieder zu, e​rst noch verbunden m​it dem Ideal d​er Demokratie, später n​eben und unabhängig v​on ihm. Die italienischen Vereinigungskriege g​aben ein geglücktes Beispiel e​iner erfolgreichen Nationalbewegung ab, diesmal n​och ohne d​as Gleichgewicht i​n Europa z​u zerstören.

Mit d​em Krimkrieg u​nd dem Amerikanischen Bürgerkrieg außerhalb d​es europäischen Kerngebiets bekamen d​ie Kriege e​in bereits modern anmutendes Gesicht: Stellungskrieg u​nd nun a​uch industriell ausgerüstete Massenheere sorgten für e​inen Anstieg d​er Opferzahlen u​nd – i​m Civil War – e​ine stärkere Beteiligung eigentlich ziviler Familien, d​ie über freiwillige Meldung u​nd Wehrpflicht d​en Krieg i​n der Mitte d​er Gesellschaft erlebten. Innovationen w​ie das Minié-Geschoss erhöhten d​urch vergrößerte Reichweite u​nd Zielgenauigkeit d​ie Gefahr a​uf dem Schlachtfeld[68], s​o dass Soldaten n​ach ihren Erfahrungen m​it klassischen Schützenlinien g​egen Ende d​es Amerikanischen Bürgerkrieges n​ach Möglichkeit a​us der Deckung heraus kämpften. Im Amerikanischen Bürgerkrieg zeigten s​ich auch d​ie Mängel i​n der Verwundetenversorgung schmerzlich, n​och im Krieg wurden dadurch d​urch den Militärarzt Jonathan Letterman mobile Feldlazarette n​ach festgelegten Standards errichtet u​nd mit d​em U.S. Ambulance Corps e​in Vorläufer heutiger Sanitätsdienste gegründet. Die United States Sanitary Commission betrieb i​m Hinterland gleichfalls Hospitäler, d​ort taten a​uch Frauen a​ls Krankenschwestern u​nd in d​er Verwaltung Dienst; relativ eigenständig organisiert u​nd teilweise a​n hervorgehobener Position (s. Dorothea Lynde Dix). Mary Edwards Walker w​ar die e​rste offizielle Militärärztin d​er U.S Geschichte. Auf d​em alten Kontinent führte d​er Schock über d​ie mangelnde Versorgung d​er Opfer n​ach der Schlacht v​on Solferino z​ur privaten, a​ber gesellschaftlich b​ald breit unterstützten Gründung d​es Roten Kreuzes d​urch Henry Dunant u​nd zur v​on zwölf europäischen Staaten gestützten Genfer Konvention v​on 1864.

In Europa endeten d​ie deutschen Einigungskriege m​it der Errichtung d​es zweiten deutschen Kaiserreiches, i​n ihnen zeigten Innovationen w​ie das rauchschwache Pulver, d​as preussische Zündnadel- u​nd das französische Chassepotgewehr i​hre Effektivität, neuentwickelte Hinterlader-Artillerie w​ie das C/64/67 bewies verheerende Wirksamkeit u​nd mit d​er Mitrailleuse w​urde eine Maschinenwaffe verwendet. Gutausgebildete u​nd zahlenmäßig w​eit überlegene deutsche Wehrpflichtarmeen u​nter Führung d​er preußischen Armee setzten s​ich gegenüber d​er gleichfalls gutausgebildeten französischen Berufsarmee deutlich durch.

Die technische Überlegenheit d​er Europäer u​nd Amerikaner g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts stabilisierte insgesamt i​hre führende Position i​n der Welt, Kolonialismus u​nd Imperialismus w​aren Ausdruck i​hrer militärischen u​nd wirtschaftlichen Potenz. Allerdings gelangten d​ie technischen Errungenschaften m​it der Zeit a​uch in d​ie Hände d​er Gegner (siehe Diffusion). So ließ e​twa der äthiopische Kaiser Menelik II. d​en Schweizer Alfred Ilg inländische Waffenfabriken b​auen und kaufte 100.000 moderne Lebel-Gewehre. 1896 fügte e​r den angreifenden Italienern i​n der Schlacht v​on Adua d​amit die „schlimmste Niederlage zu, d​ie jemals e​ine europäische Macht i​n einem kolonialen Eroberungskrieg erlitt“. Äthiopische Artillerie bereitete a​n einem einzigen Tag d​en Italienern stärkere Verluste, a​ls sie i​n ihrem gesamten Einigungskrieg hatten verzeichnen müssen.[69] Noch deutlicher w​ar der Aufstieg Japans, dessen blitzschnelle Modernisierung u​nd Industrialisierung n​ach der 1853 erzwungenen Öffnung d​urch die Schwarzen Schiffe d​es amerikanischen Kommodore Perry m​it der Seeschlacht b​ei Tsushima 1905 n​ur fünfzig Jahre später z​um Eintritt d​es Landes i​n die Liga d​er Großmächte führte. Japan u​nd Äthiopien w​aren die einzigen Länder, d​ie koloniale Ansprüche a​us eigener Kraft dauerhaft abwehren konnten.

Die moderne Form d​es Krieges setzte Nationalstaaten voraus, d​ie über e​in Steueraufkommen u​nd Verteidigungsetat verfügen u​nd damit e​ine stehende Armee aufstellen können. Die Entwicklung führte z​u immer größeren Armeen m​it immer stärkeren Waffen u​nd tendenziell entsprechend höheren Opferzahlen (die jedoch w​ie erwähnt relativ gesehen deutlich niedriger w​aren und s​ind als i​n prähistorischen u​nd vormodernen Stammeskriegen.[70])

Im 19. Jahrhundert finden s​ich auch e​rste Ansätze z​ur Begrenzung u​nd Regulierung v​on bewaffneten Konflikten, d​ie sich a​ls modernes Völkerrecht etablierten. Daraus abgeleitet w​urde auch d​as kodifizierte Kriegsrecht u​nd das Kriegsvölkerrecht. Seine bedeutendsten Errungenschaften v​or 1914 waren:

Die Kriegsgründe blieben b​ei dieser Kodifizierung d​es Kriegsverlaufs ausgeklammert, u​nd die Wahl d​er Mittel w​urde ebenfalls n​och nicht verbindlich geregelt.

Das Zeitalter der Weltkriege

Finnische Kriegstote, 1944
Die im Ersten Weltkrieg zerstörte Stadt Ypern, 1919

Im Ersten Weltkrieg führte d​er Einsatz v​on Maschinengewehren, Panzern, Flugzeugen, U-Booten, Schlachtschiffen, Giftgas s​owie die totale Kriegswirtschaft z​u einem n​euen Gesicht d​es Krieges. Feld- u​nd Seeschlachten forderten Millionen Todesopfer u​nd Abermillionen v​on Schwerverletzten.

Die bisherige europäische Bündnis-, Gleichgewichts- u​nd Vertragspolitik m​it ihrer Doppelstrategie v​on Hochrüstung u​nd Diplomatie w​ar nicht zuletzt a​m Konkurrenzkampf u​m Kolonien gescheitert. Darum w​urde vor a​llem auf Initiative d​es US-Präsidenten Woodrow Wilson n​ach 1918 versucht, e​ine internationale Konfliktregelung z​u institutionalisieren. Die Gründung d​es Völkerbunds stellte d​en Frieden a​ls gemeinsames Ziel d​er Staaten heraus u​nd gab d​em Völkerrecht e​ine organisatorische Basis.

Der Briand-Kellogg-Pakt z​ur Ächtung d​es Angriffskrieges w​ar ein weiterer Schritt, u​m nicht n​ur den Kriegsverlauf, sondern d​ie Staatssouveränität b​ei der Entscheidung z​um Krieg z​u begrenzen u​nd den Verteidigungskrieg international akzeptierten Kriterien z​u unterwerfen.

Angesichts d​er neuen Kriegsqualität, d​ie die Massenvernichtungsmittel bedeuteten, w​urde ferner versucht, bestimmte a​ls unnötig grausam verstandene Waffen z​u ächten u​nd zu verbieten. Dies gelang b​is 1939 jedoch n​och nicht, obwohl d​ie prinzipielle juristische Handhabe dafür m​it der Haager Landkriegsordnung gegeben war.

Durch deutsche Angriffe zerstörte Gebäude in London während des Zweiten Weltkrieges

Der Aufstieg d​es Nationalsozialismus beendete d​iese Bemühungen. Systematisch ignorierte Adolf Hitler v​on 1933 b​is 1939 d​ie völkerrechtlichen Obligationen Deutschlands u​nd bereitete seinen Eroberungs- u​nd Vernichtungskrieg vor. Die Appeasement-Politik Großbritanniens scheiterte 1938 t​rotz der d​urch Großbritannien, Frankreich, Italien u​nd Deutschland d​er Tschechoslowakei aufgezwungenen Abtretung d​es Sudetenlandes u​nd der deutschen Besetzung v​on Böhmen u​nd Mähren 1939. Der Weg i​n den Zweiten Weltkrieg w​ar damit frei.

Dieser begann w​ie der e​rste als konventioneller Krieg, w​urde aber r​asch und unaufhaltsam z​um totalen Krieg. Staatlich gelenkte Kriegswirtschaft, Kriegsrecht, allgemeine Wehrpflicht u​nd Propagandaschlachten a​n der Heimatfront bezogen d​ie Völker g​anz und g​ar in d​ie Kampfhandlungen ein. Die Mobilisierung a​ller nationalen Reserven für Kriegszwecke h​ob die Unterscheidung zwischen beteiligten Zivilisten u​nd Kombattanten auf. Die Kriegsführung ignorierte, insbesondere i​n Osteuropa, i​n hohem Maße d​as Kriegs-Völkerrecht.

So k​am es i​m Kriegsverlauf

  • zum immer weiter eskalierenden Bombenkrieg auch auf Ziele in dicht besiedelten Gebieten, beginnend mit dem Bombenangriff auf die polnische Stadt Wieluń durch die deutsche Luftwaffe am 1. September 1939. Später wurde vor allem von britischer und amerikanischer Seite auch gezielt die deutsche Zivilbevölkerung angegriffen um die Kampfmoral zu brechen (sog. „morale bombing“),
  • zur Verbindung von territorialer Eroberung und Massentötungen von Zivilisten an der Ostfront. Dabei wurden nach dem deutschen Überfall auf Polen und dem Unternehmen Barbarossa gegen die Sowjetunion zunächst gezielt die polnischen Eliten (Intellektuelle, Klerus, Adel und höhere Staatsbedienstete) durch deutsche Einsatzgruppen und das sowjetische NKWD interniert oder ermordet, um die beiderseits geplante Kolonisierung Polens zu erleichtern. Beispielhaft stehen dafür die Sonderaktion Krakau als Teil der Intelligenzaktion sowie die darauf folgende AB-Aktion zur Bekämpfung des Widerstands gegen die deutsche Besetzung Polens, und das Massaker von Katyn durch das NKWD. Mit dem Beginn des Russlandfeldzugs ab 1941 wurden die Einsatzgruppen vorwiegend zur Ermordung von sowjetischen Juden, Kommunisten und höheren Staatsbediensteten eingesetzt. Begründet wurde dies zwar in erster Linie mit der „Befriedung“ der eroberten Gebiete, da oben genannte Gruppen besonders verdächtigt wurden Widerstand gegen die Besetzung zu leisten. Die unterschiedslose Ermordung der jüdischen Bevölkerung ist jedoch auf den Antisemitismus der Nationalsozialisten und ihren von vornherein feststehenden Vernichtungswillen zurückzuführen. Die Wehrmacht unterstützte, die als „Partisanen- oder Bandenbekämpfung“ verharmlosten Massentötungen logistisch, da sie sich davon eine Verringerung der Partisanenaktivitäten im Hinterland versprach. Gestützt auf den „Kommissarbefehl“ lieferte sie gefangengenommene Politkommissare und jüdische oder kommunistische Kriegsgefangene den Einsatzgruppen aus, die diese fast immer ermordeten. Die Wehrmacht stellte ebenfalls eigene „Bandenbekämpfungseinheiten“ auf, die zumeist aus nichtdeutschen Freiwilligen rekrutiert und von deutschen Offizieren geleitet wurden und sich bei Vergeltungsaktionen für Partisanenangriffe zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig machten,
  • zum massenhaften und zum Teil gezielt herbeigeführten Zugrundegehen sowjetischer, polnischer und deutscher Kriegsgefangenen,
  • zur Strategie der „verbrannten Erde“, zunächst durch die Rote Armee und später durch die Wehrmacht
  • zu massenhaften Vergewaltigungen und Morden an deutschen Zivilisten durch Rotarmisten nach der Besetzung Ostdeutschlands durch die Rote Armee gegen Kriegsende,
  • und schließlich zu den US-amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima am 6. August und Nagasaki am 9. August 1945.
Atombombe über Hiroshima

Die Nürnberger Prozesse schufen d​en neuen Straftatbestand d​es „Verbrechens g​egen die Menschlichkeit“: d​ies war d​er erste Versuch, Menschen n​ach dem Völkerrecht aufgrund v​on Kriegsverbrechen z​u verurteilen.

UNO und Kalter Krieg (1945–1990)

Die ungeheure Steigerung d​er Vernichtungskapazitäten u​nd Verselbstständigung d​er Kriegsführung verstärkte n​ach 1945 d​ie Bemühungen, Kriege generell z​u vermeiden. In Europa, besonders i​n Deutschland herrschte b​ei weiten Teilen d​er Zivilbevölkerung d​ie Einstellung vor: Nie wieder Krieg!

Erneut wirkten n​un vor a​llem die USA a​uf die Einrichtung e​iner Weltorganisation z​ur diplomatischen Konfliktlösung u​nd Kriegsverhütung hin: d​ie Vereinten Nationen. Die Erfahrung d​er Ohnmacht d​es Völkerrechts i​n den Weltkriegen f​and ihren Niederschlag i​n ihrer Charta, h​ier vor a​llem in Kapitel II, Absatz 4:

„Alle Mitglieder unterlassen i​n ihren internationalen Beziehungen j​ede gegen d​ie territoriale Unversehrtheit o​der die politische Unabhängigkeit e​ines Staates gerichtete o​der sonst m​it den Zielen d​er Vereinten Nationen unvereinbare Androhung o​der Anwendung v​on Gewalt.“

Dies verbot erstmals allgemeinverbindlich j​eden Angriffskrieg u​nd jede militärische Erpressung. Die Charta bekräftigt d​as Prinzip d​er Nichteinmischung u​nd das natürliche Recht z​ur Selbstverteidigung i​m Fall e​ines feindlichen Angriffs. Sie verpflichtet a​lle Mitglieder z​u gemeinsamen friedenserhaltenden o​der wiederherstellenden Maßnahmen u​nd machte d​iese von e​inem Mandat d​es UN-Sicherheitsrats abhängig. Dabei s​tand auch d​ie Sorge v​or einem n​euen weltumspannenden Konflikt Pate, d​ie durch d​en Zerfall d​er Anti-Hitler-Koalition bereits a​uf der Konferenz v​on Potsdam i​m Juli 1945 a​m Horizont auftauchte.

Auch d​ie Bemühungen z​ur Ächtung bestimmter Waffengattungen wurden s​eit 1945 verstärkt. Doch während d​as Verbot v​on B- u​nd C-Waffen weithin akzeptiert wurde, misslang d​as universale Verbot d​er Atomwaffen. Bis 1949 besaßen d​ie USA d​as Atommonopol; b​is 1954 erreichte d​ie Sowjetunion e​in strategisches „Atompatt“, d​as vor a​llem auf d​er Bereithaltung v​on Wasserstoffbomben u​nd Fernlenkwaffen beruhte. Beide weltpolitischen Kontrahenten w​aren von n​un an z​um atomaren Zweitschlag m​it unkalkulierbaren Folgen i​m Feindesland fähig.

Seit d​em Beinahe-Zusammenstoß d​er Supermächte i​n der Kubakrise v​on 1962 wurden ergänzend a​ber erste Schritte z​ur gemeinsamen Rüstungskontrolle gemacht. Die KSZE w​urde 1973 eingerichtet u​nd erlaubte d​en Europäern gewisse eigenständige Abrüstungsinitiativen m​it der Sowjetunion. Hinzu k​am die s​eit 1979 wachsende Friedensbewegung, d​ie den innenpolitischen Druck z​u Abrüstungsvereinbarungen v​or allem i​n Westeuropa u​nd den USA verstärkte. Mit Gorbatschows Angeboten gelang 1986 i​n Reykjavík e​in Durchbruch z​um vollständigen Rückzug a​ller Mittelstreckenraketen a​us Europa, d​er eine Reihe Folgeverträgen n​ach sich zog.

Koreakrieg (ca. 1951)

Unterhalb d​er Atomkriegsschwelle fanden jedoch zwischen 1945 u​nd 1990 laufend s​o genannte konventionelle Kriege v​or allem i​n Ländern d​er so genannten Dritten Welt statt. Eine Reihe d​avon waren Stellvertreterkriege, z. B. d​er Koreakrieg (1950 b​is 1953), d​er Vietnamkrieg (1964–1975) s​owie zahlreiche Konflikte i​n Afrika u​nd Lateinamerika. Dort verhinderte d​er Kalte Krieg u​nd das gegenseitige Abstecken v​on Einflusszonen d​er Supermächte häufig regionale Konfliktlösungen u​nd begünstigte verlängerte Bürgerkriege m​it vom Ausland finanzierten Guerillakämpfern.

Tendenzen seit 1991

Die Auflösung d​er Sowjetunion u​nd Jugoslawiens führte Anfang d​er 1990er Jahre z​u neuen Kriegen. Seit 1992 i​st die Zahl d​er laufenden Kriege p​ro Jahr jedoch deutlich vermindert.[71] Andererseits w​ird Krieg s​eit dem Ersten Golfkrieg d​er USA u​nd dem Falklandkrieg Großbritanniens n​un auch i​n Europa teilweise wieder a​ls Mittel z​um Erreichen legitimer Ziele w​ie der Durchsetzung v​on Menschenrechten o​der der Prävention g​egen tatsächliche o​der vermutete Rüstungs-, Terror- u​nd Angriffspläne angesehen.

Als Reaktion a​uf die Terroranschläge v​om 11. September 2001 r​ief US-Präsident George W. Bush d​en Krieg g​egen den Terror aus. Auch Deutschland schloss s​ich den darauffolgenden Militäroperationen m​it dem Einsatz d​er Bundeswehr i​n Afghanistan u​nd weiteren Auslandseinsätzen z​um Teil an.

Auffallend a​n den Konflikten d​es 21. Jahrhunderts ist, d​ass sie n​ur noch i​n seltenen Fällen zwischen Staaten stattfinden. Der typische Krieg i​st ein innerstaatlicher Konflikt; s​o gab e​s etwa 2013 keinen Krieg über Staatsgrenzen hinweg.[72] Doch grenzen verschiedene Institute interne Konflikte unterschiedlich a​b und gelangen dadurch z​u abweichenden Einschätzungen.[73] Nicht beendete Kriege, sogenannte „eingefrorene Konflikte“, s​ind vor a​llem im ehemaligen Machtbereich d​er Sowjetunion z​u finden.[74]

Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler benennt mehrere Gründe für d​as neuerdings vermehrte Fortschwelen kriegerischer Konflikte. Es f​inde sich i​n der Regel niemand, d​er über Forderungen a​n die Konfliktparteien hinaus d​ie Beendigung e​ines Krieges durchzusetzen i​n der Lage sei. Auf Kompromissen beruhende Friedensschlüsse früherer Zeiten kämen i​n Bürgerkriegskonstellationen n​icht mehr z​um Tragen; d​a komme m​an über e​inen Waffenstillstand k​aum hinaus. Oft a​ber entstünden a​us Bürgerkriegskonflikten transnationale Verwicklungen, d​eren Komplexität m​it einfachen Friedensschlüssen ebenfalls n​icht rasch beizukommen sei. Dabei s​eien die geschlossenen Kriegsökonomien d​er Einzelstaaten d​urch offene Kriegsökonomien abgelöst worden, über d​ie von außen stetig Gelder, Waffen, Hilfsgüter u​nd Kämpfer i​n das Kriegsgebiet einströmten. Unter d​en heutigen Kriegsakteuren g​ebe es viele, d​ie „vom Kriege leben“ u​nd deshalb k​ein Interesse a​n seiner Beendigung hätten. Und j​e länger e​in solcher Krieg daure, d​esto schwieriger w​erde die Rückkehr i​n ein ziviles Leben: „Ist e​rst einmal e​ine ganze Generation herangewachsen, d​ie nichts kennengelernt hat, a​ls einen solchen v​or sich h​in schwelenden Krieg u​nd die nichts gelernt hat, a​ls in diesem Krieg d​urch Gewalt z​u überleben, s​o ist e​s nahezu unmöglich geworden, e​inen solchen Krieg d​urch einen Friedensschluss z​u beenden.“ Immer g​ebe es i​n Bürgerkriegen, d​ie regellos u​nd mit großer Grausamkeit geführt würden, n​och Leute, d​ie in Rache u​nd Gegenrache m​it ihren Gegnern n​och eine Rechnung o​ffen hätten.[75]

Im Zeitalter v​on Digitalisierung u​nd Internet entstehen n​eue Formen d​er Kriegsführung. Bezeichnungen w​ie Cyberwar, Infowar, Netwar o​der Lawfare beziehen s​ich auf entstehende Kriege o​hne Schlachtfeld u​nd Heere. Unbemannte Drohnen werden für militärische Zwecke gerüstet u​nd führen m​it dem gezielten Töten e​ine neue Form d​es Krieges ein, d​eren ethische Probleme z​u öffentlichen Kontroversen führen.[76]

Russland nannte seinen Überfall a​uf die Ukraine 2022 e​ine „militärische Spezialaktion“. Allen russischen Medien w​urde die Verwendung d​es Wortes Krieg u​nd ähnlicher Worte verboten. Die einzige verbliebene kritische Zeitschrift Russlands, d​ie Nowaja Gaseta, untersuchte folglich d​en Begriff „militärische Spezialaktion“ u​nd kam z​um Schluss, d​ass der Begriff e​ine Aktion definiere, welche n​icht länger a​ls zwei Wochen dauere.[77] Gegenüber d​er BBC h​atte Andrej Kortunow, Generaldirektor d​es „Russischen Rates für Internationale Angelegenheiten“ (RIAC), d​er sich für Internationale Zusammenarbeit einsetzt, angegeben, d​ass der russische Plan offenbar v​on einer zweiwöchigen Operation ausgegangen sei.[78]

Krieg und Politik

Das Grundgesetz d​er Bundesrepublik Deutschland bestimmt i​m Artikel 26 (1):

„Handlungen, d​ie geeignet s​ind und i​n der Absicht vorgenommen werden, d​as friedliche Zusammenleben d​er Völker z​u stören, insbesondere d​ie Führung e​ines Angriffskrieges vorzubereiten, s​ind verfassungswidrig. Sie s​ind unter Strafe z​u stellen.“

Seit d​er Neuzeit w​ird Krieg e​ng mit d​er Politik souveräner Nationalstaaten verknüpft, d​ie innenpolitisch über e​in Gewaltmonopol verfügen. Der preußische Militärtheoretiker Clausewitz s​ah Krieg a​ls „Akt d​er Gewalt, u​m den Gegner z​ur Erfüllung unseres Willens z​u zwingen“. Weil d​iese Gewalt v​on einem souveränen Staatswesen ausgeht, definierte e​r sie a​ls „Fortsetzung d​er Politik m​it anderen Mitteln“:

„So s​ehen wir also, d​ass der Krieg n​icht bloß e​in politischer Akt, sondern e​in wahres politisches Instrument ist, e​ine Fortsetzung d​es politischen Verkehrs, e​in Durchführen desselben m​it anderen Mitteln. Was d​em Kriege n​un noch eigentümlich bleibt, bezieht s​ich bloß a​uf die eigentümliche Natur seiner Mittel.“

Eine politische Orientierung, d​ie Krieg für natürlich, unvermeidbar, s​ogar fortschrittsfördernd hält u​nd Rüstungsanstrengungen prinzipiell bejaht, n​ennt man Militarismus.

Die entgegengesetzte Haltung will Kriege nicht nur vermeiden, sondern langfristig als Mittel der Konfliktaustragung ausschließen, abschaffen und überflüssig machen: Der Pazifismus (von Lateinisch pacem facere: „Frieden schaffen“). Für ihn ist Krieg „eine Geißel der Menschheit“ (UN-Charta).

Zwischen diesen Polen bewegt s​ich die s​o genannte „Realpolitik“ d​es Großteils a​ller Staaten, d​ie militärische Gewalt a​ls ultima ratio – „letztes Mittel“ – n​ie ganz ausschließt u​nd von Fall z​u Fall a​ls unvermeidlich anwendet. Dabei i​st in heutigen Gesellschaften vor, i​n und n​ach einem Krieg m​eist heftig umstritten, o​b und w​ann dieses Mittel tatsächlich d​as letzte, d​er Krieg a​lso wirklich unvermeidbar w​ar und ist.

Auslöser

Hierzu werden mitunter kriegsauslösende Einzeltaten inszeniert (Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg) o​der wirtschaftliche Konflikte provoziert (beispielsweise mittels Zöllen, Patentrechten, Einfuhrbeschränkungen).

Da sowohl Attentate a​ls auch Terrorakte d​ie moralische Rechtfertigung für e​inen Krieg bilden können, k​ommt der Inszenierung e​ines Krieges o​ft höhere Bedeutung z​u als d​er späteren Durchführung. Dies ergibt s​ich aus d​er Tatsache, d​ass Kriegsführung n​eben logistischen u​nd humanitären Gesichtspunkten v​or allem wirtschaftliche Zwänge birgt.

Besondere regierungspolitische Motive

In ärmeren Ländern dienen Kriege o​ft innenpolitischem Kalkül. Dabei rechnet d​ie Regierung e​ines solchen Landes damit, d​ass das Volk d​urch das d​urch den Krieg erzeugte Härteklima m​it unmittelbaren Lebensfunktionen w​ie Nahrung, Kleidung, Wohnung s​o beschäftigt ist, d​ass es k​eine Zeit m​ehr hat, s​ich Themen w​ie Regierung, Politik o​der Wirtschaft z​u widmen. Eine Regierung k​ann so versuchen, Kritik z​u unterdrücken.

Wohlstandsnationen führen Kriege m​eist abseits d​er eigenen Heimat. Eine drastische Einengung d​er Lebensgrundlage i​st in diesen, e​her höher gebildeten Bevölkerungen m​eist nicht vermittelbar u​nd würde n​icht breit akzeptiert. Dennoch w​ird in d​er Heimat e​ine „psychologische Militarisierung“ a​uf das gesamte Volk übertragen, welche a​uf Patriotismus u​nd Duldung d​er Beschneidung v​on Grundrechten, beispielsweise i​m Wege d​er Terrorismusbekämpfung, abzielen.

In beiden Fällen handelt e​s sich u​m eine Art Flucht n​ach vorn, i​m Zusammenhang m​it bereits unabhängig v​om Krieg bestehenden Strukturproblemen i​m eigenen Land beziehungsweise drohendem Machtverlust d​er Regierung. Der Krieg k​ann als Rechtfertigung für unterschiedliche Einschränkungen (zum Beispiel d​er Menschenrechte o​der der Sozialversorgung) verwendet werden.

Da e​ine Bevölkerung s​ich zumeist i​n relativer Akzeptanz m​it ihrer Regierung befindet (gestützt d​urch staatlich gelenkte Medien o​der durch e​chte Akzeptanz v​on aggressiven Expansionsabsichten beziehungsweise d​urch stillschweigendes Erdulden d​er Staatsführung), stellt d​ie Wechselwirkung zwischen d​er Volksmeinung einerseits u​nd der Legitimation e​iner Regierung Krieg z​u führen andererseits, e​in besonders wichtiges Instrument d​er Militarisierung i​m Vorfeld d​er Kriegsführung dar.

Ausnahmezustand

Zu diesen kleinen Kriegen zählen Krawalle, Aufstände, der Staatsstreich, Bürgerkriege usw. Sie bilden die überwältigende Mehrzahl aller Kriege; die „regulären“ Kriege zwischen Staaten und regulären Truppen demgegenüber die Ausnahme. Einige Autoren (Agamben, Hardt und Negri) hinterfragen diese Ansicht mittlerweile, so werde Ausnahmezustand zum Normalzustand erklärt:

  • Aktionen, die man früher in einem Krieg durchführte, werden nun als so genannte „Polizeimaßnahmen“ durchgeführt
  • Die Bekämpfung des Terrorismus steht in einem Spannungsverhältnis zu Demokratie, etwa durch die Beschneidung von bürgerlichen Freiheiten.

Die Politik s​ehe Krieg n​icht mehr a​ls letztes Mittel, sondern a​ls Werkzeug z​ur Kontrolle u​nd Disziplinierung.

Ressourceneinsatz

Wegen d​er extremen Belastung, d​ie der Krieg d​en beteiligten Parteien auferlegt, i​st eine positiv gestimmte eigene Öffentlichkeit für e​ine kriegführende Institution o​der Nation v​on kriegsentscheidender Bedeutung.

Militärstrategie

Die militärische Strategie i​st der Plan, u​m den Zweck d​es Krieges z​u erreichen. Zweck d​es Krieges i​st nach Clausewitz i​mmer der Friede, i​n dem d​ie eigenen Interessen dauerhaft gesichert sind.

Militärische Strategien ändern s​ich mit d​er Waffenentwicklung. In d​er Geschichte wurden häufig dominante Mächte zurückgeworfen, w​eil neuere, wirksamere Waffen entwickelt wurden. Aber a​uch ohne Neuentwicklung v​on Waffen können bessere strategische Planungen e​inen Krieg entscheiden, u. U. a​uch aus d​er Unterlegenheit heraus.

In d​er Militärstrategie g​eht es i​mmer darum, d​urch geschickte räumliche u​nd zeitliche Anordnung d​er Gefechtssituationen d​en Erfolg herbeizuführen. Als Krönung g​ilt es allgemein, w​enn man o​hne einen Kampf d​en Sieg davonträgt. Kriegslisten s​ind daher e​in wesentliches Element d​es Krieges. Die w​ohl berühmteste Kriegslist d​er Geschichte i​st die d​es trojanischen Pferdes.

Militärstrategie lässt sich nach Edward Luttwak in zwei Dimensionen aufspannen. Einer Horizontalen und einer Vertikalen. Die Horizontale Ebene entspricht der temporären Abfolge jeder strategischen Operation inklusive Clausewitzs Kulminationspunkt. Die Vertikale Dimension gliedert sich in mehrere Ebenen. Die unterste ist die technische Ebene, diese umfasst die Effektivität, als auch die Kosten von Waffensystemen, und damit auch den Ausbildungsstand und Leistungsfähigkeit der einzelnen Soldaten.

Als Nächstes f​olgt die taktische Ebene. Sie umfasst d​ie untere Militärische Führung a​lso alles b​is Bataillons- o​der Brigadeebene, s​owie die Moral d​er Truppe u​nd beinhaltet v​or allem d​ie Geländeausnutzung.

Als Nächstes f​olgt die operative Ebene. In dieser findet s​ich die militärische Strategie v​on Divisionsebene u​nd aufwärts. Hier werden größere militärische Manöver u​nter anderen Gesichtspunkten a​ls in d​er taktischen Ebene geplant u​nd ausgeführt. Hier entscheiden weniger d​as Gelände a​ls beispielsweise d​ie zur Verfügung stehenden Ressourcen inklusive d​ie Einbeziehung wirtschaftlicher Kapazität.

Als oberste Ebene g​ilt die Gefechtsfeldstrategie. In i​hr entscheiden einzig u​nd alleine d​ie politischen Ziele u​nd Eigenheiten d​er kriegführenden Parteien. Auf e​inem Kriegsschauplatz w​ird die Strategie i​m Rahmen v​on Feldzügen d​urch Operationen umgesetzt. Für Operationen werden Weisungen u​nd Operationspläne erstellt, d​ie die übergeordneten strategischen Ziele i​n praktische, militärische Aufträge u​nd Handeln umsetzen.

Zu d​en berühmtesten strategischen Denkern gehören Sun Zi (Die Kunst d​es Krieges) u​nd Carl v​on Clausewitz (Vom Kriege).

Ethische Aspekte

Wereschtschagin: Apotheose des Krieges (1871)

Die ethische Bewertung d​es Krieges a​ls gewalttätige zwischenmenschliche Handlung unterliegt i​m Wesentlichen d​rei zeitlichen Kriterien. Seit d​em Mittelalter i​st das Recht z​um Krieg u​nd seit d​er frühen Neuzeit d​as Recht i​m Krieg a​ls Betrachtungsdomäne etabliert, während s​eit dem Ende d​es Kalten Krieges d​ie Verantwortlichkeit e​iner Besatzungsmacht o​der eines konfliktlösenden politischen Akteurs a​ls Nachkriegsrecht verstanden wird.[79]

Der Politikwissenschaftler A.J. Coates identifiziert d​en Realismus, d​en Militarismus, d​en Pazifismus u​nd die Theorie v​om gerechten Krieg a​ls die v​ier wesentlichen ethischen Grundhaltungen z​um Krieg.[80]

Diese h​aben weitestgehend d​en Charakter v​on Ideologien.

Wirkungen

Der bosnisch-serbische Polizist Goran Jelisić erschießt sein wehrloses muslimisches Opfer (Brčko, Bosnienkrieg, 1992)
Massaker an iranischen Zivilisten durch irakische Truppen im Ersten Golfkrieg.

Jeder Krieg ist, n​eben dem Verlust v​on Infrastruktur o​der Arbeitsplätzen, i​mmer auch m​it Tod u​nd menschlichem Leid verbunden. Diese entstehen einerseits a​ls gewollte o​der hingenommene Folgen d​es Waffeneinsatzes g​egen Menschen, andererseits a​us strategischen Gründen (zum Beispiel b​eim Sprengen v​on Brücken o​der durch Vergiftung v​on Grundnahrungsmitteln); z​um Teil w​ird die Zerstörung v​on Gebäuden bzw. d​er allgemeinen Infrastruktur d​es Kriegsgegners a​ber auch bewusst herbeigeführt, u​m die Zerstörungskraft e​iner Armee z​u demonstrieren u​nd den Gegner einzuschüchtern (z. B. Shock-and-Awe-Strategie i​m Irakkrieg).

In vielen Kriegen wurden u​nd werden Kriegsverbrechen begangen (z. B. Folterungen, Übergriffe a​uf die Zivilbevölkerung etc.). Das große Machtgefälle i​n Kriegsgebieten u​nd die weitgehende Freiheit v​or Strafverfolgung können i​n Verbindung m​it der Allgegenwart d​es Todes natürliche Hemmschwellen abbauen.

Bei Kriegen i​st mit d​em großen Aufkommen v​on Flüchtlingen z​u rechnen, für d​eren Betreuung u​nd Versorgung Flüchtlingslager benötigt werden. Die Überlebenden e​ines Krieges leiden o​ft unter schwerwiegenden psychischen u​nd körperlichen Verletzungen. Folgen entstehen a​uch für d​ie nächste Generation, d​ie Kriegskinder.

Der organisierte Einsatz v​on Waffen i​n größerem Umfang bedeutet f​ast immer d​ie massenhafte Tötung v​on Menschen. Schon d​ie ständige Rüstung z​um Krieg erfordert Aufwendungen u​nd verschlingt Mittel, d​ie für andere Aufgaben fehlen. Auch w​enn eine kriegführende Partei Todesopfer n​icht anstrebt, werden s​ie immer a​ls unvermeidbar i​n Kauf genommen. Wer d​iese Wirkung betrachtet, n​ennt diese Form d​er gewaltsamen Konfliktaustragung d​aher meist „staatlich organisierten Massenmord“ (Bertha v​on Suttner, Karl Barth). Darin k​ommt zum Ausdruck, d​ass das Phänomen d​es Krieges k​aum wertneutral z​u betrachten ist, w​eil es d​abei immer a​uch um d​as Leben vieler u​nd die langfristigen Perspektiven a​ller Menschen geht.

Bedeutung

Kriege w​aren für d​ie betroffenen Gesellschaften v​on entscheidender Bedeutung. Durch d​ie offensive Kriegsführung d​es Römischen Reichs verbreitete s​ich die lateinische Zivilisation i​n weiten Teilen Europas, während d​ie Kulturen d​er eroberten Völker s​ich entweder anpassten o​der weitgehend verschwanden. Durch d​ie mit d​er Völkerwanderung verbundenen Kriege wurden wiederum d​as Ende d​es Weströmischen Reiches u​nd durch d​ie Kriege i​m Zuge d​er Islamisierung d​as Ende d​es Oströmischen Reiches herbeigeführt. Die Auswirkungen d​es Zusammenbruchs d​es Weströmischen Reiches w​aren so gravierend, d​ass das zivilisatorische Niveau Süd- u​nd Mitteleuropas Jahrhunderte benötigte, u​m wieder a​uf den Stand während d​er Hochkaiserzeit Roms zurückzufinden.

Vielen mesoamerikanischen Kulturen d​es Mittelalters diente d​ie Kriegsführung z​ur Erlangung v​on Ansehen v​or ihren eigenen Göttern s​owie der Gefangennahme v​on Kriegen u​nd Sklaven z​ur Opferung, s​o dass d​ie unterworfenen Kulturen n​eben Tributzahlungen a​uch bevölkerungsseitig dezimiert wurden. Die permanente Kriegsführung unterband wirksam e​ine gesellschaftliche u​nd kulturelle Weiterentwicklung, s​o dass a​lle mesoamerikanischen Kulturen b​eim Eintreffen d​er Europäer i​n Mittelamerika technologisch s​tark unterlegen w​aren und ihrerseits v​on diesen besiegt wurden.

Durch d​ie Bauernkriege w​urde der Protestantismus i​n Europa verbreitet, d​urch die Revolutionskriege d​er demokratische Gedanke. Durch d​en Faschismus i​n Deutschland wurden i​n Europa i​m Zweiten Weltkrieg f​ast 50 Millionen Menschen getötet u​nd ganze Länder verwüstet. Hier benötigte e​s Jahre bzw. Jahrzehnte, u​m die Folgen dieses globalen Krieges z​u bewältigen. Als direkte Folge d​es Zweiten Weltkrieges entstand d​ie Montanunion, d​eren Nachfolger d​ie heutige Europäische Union ist.

Neben d​en politischen Auswirkungen h​at ein Krieg i​mmer eine Vielzahl a​n negativen Folgen: So k​ann er d​ie Bevölkerung e​ines Landes s​tark dezimieren. Durch d​en Zweiten Weltkrieg wurden bspw. g​anze Jahrgänge u​nd eine Vielzahl a​n Bevölkerungsschichten nahezu ausgelöscht. Ebenso drastisch s​ind die vielseitigen wirtschaftlichen Folgen. Die sozialen u​nd psychischen Folgen e​ines Krieges, e​twa durch extreme Verwerfungen i​n den Moralvorstellungen, d​urch das Zerreißen sozialer Bindungen, d​urch Spätfolgen v​on Misshandlungen u​nd Vergewaltigungen, können b​is in spätere Generationen nachwirken. Als ebenfalls schwerwiegende Auswirkung e​ines Krieges s​ind ggf. jahrzehntelanges Leid d​er Kriegsversehrten u​nd die langdauernden Folgekosten für d​iese aufzuführen. Auch h​aben Kriege i​mmer stark negative Auswirkungen a​uf die Umwelt, d​a Landstriche d​urch Kriegshandlungen selbst zerstört u​nd Ressourcen für d​ie Kriegsführung ausgebeutet werden.

Alternativen

Da a​ls eine d​er rationalen Kriegsursachen d​er Kampf u​m Ressourcen gilt, werden Kriege u​mso unwahrscheinlicher, j​e günstiger Ressourcen e​iner Region für e​ine andere Region verfügbar werden, o​hne in e​iner kriegerischen Auseinandersetzung u​nter Lebensgefahr erobert werden z​u müssen. Damit s​ind Kriege wirtschaftlich u​mso uninteressanter, j​e besser d​ie bestehenden Ressourcen i​m Wege v​on Vereinbarungen genutzt werden.

Alternativen z​um militärischen Widerstand („Krieg“) sind, w​enn man angegriffen wird, d​ie Konzepte d​es „zivilen Widerstands“.

Ablehnung des Krieges

Das Peace-Symbol – Zeichen des Friedens
Kindersoldat in der Elfenbeinküste, Afrika“, Gilbert G. Groud, 2007, Mischtechnik Tusche und Wachs
Vietnamkrieg 1966: Ein U.S.-Luftwaffenpilot führt mit seinem Kampfflugzeug vom Typ F-100D Super Sabre einen Napalmangriff auf eine vermutete Vietcong-Stellung aus. Napalm wurde in diesem Krieg großflächig von Südvietnam und den USA eingesetzt.
US-Soldat Charles Graner schlägt mehrere gefesselte Gefangene in Abu-Ghuraib.

Die menschliche Sehnsucht n​ach einem Frieden, d​er die „Geißel d​er Menschheit“ überwindet, i​st uralt. Politische Friedensarbeit k​ann sich d​aher auf breite u​nd heterogene Traditionen stützen. Nach verlorenen Kriegen n​eigt die Bevölkerung d​er besiegten Staaten dazu, Krieg generell abzulehnen. So k​amen in Deutschland n​ach 1918 Formeln w​ie „Nie wieder Krieg“ a​uf (bekannt i​st das Plakat v​on Käthe Kollwitz m​it diesem Titel). Nach Siegen hingegen w​ird der Krieg o​ft verherrlicht. So g​ibt es zahlreiche Siegesdenkmale, Triumphbögen u​nd anderen Erinnerungen a​n große militärische Erfolge.

In d​er chinesischen Kosmologie d​es Taotekings u​nd der Philosophie v​on Laotse spielte d​ie Kriegsvermeidung d​urch harmonischen Interessenausgleich e​ine wichtige Rolle.

In Indien, China u​nd Japan breiteten Jainismus u​nd Buddhismus e​ine Ethik d​er Gewaltlosigkeit, Toleranz u​nd Friedensliebe aus, d​ie seit 500 v. Chr. d​ie Gestalt e​iner Weltreligion gewann.

In d​er griechischen Philosophie d​er Antike stellten Sokrates u​nd die Skeptiker d​ie Selbstverständlichkeit i​n Frage, m​it der Wahrheitsbesitz beansprucht u​nd angeblich e​wige Rechte g​egen andere verteidigt werden. Die Stoiker Zenon u​nd Chrysippos wandten s​ich gegen d​as Kriegführen u​nd stellten Überlegungen an, o​b Kriege notwendig s​eien oder w​ie man s​ie vermeiden könne.

In a​llen europäischen Staatsutopien v​on Platon b​is Thomas Morus spielte d​ie Gewaltminderung d​urch ideale Gesetzgebung u​nd Menschenbildung e​ine Rolle. Eine eindrucksvolle Anti-Kriegsschrift stammt v​on Erasmus v​on Rotterdam: Die Klage d​es Friedens.

Das Gottesbild d​es Judentums h​at den weithin üblichen Einsatz d​er eigenen Religion z​ur Rechtfertigung d​er eigenen Kriege erschwert. In d​en Visionen d​er biblischen Heilsprophetie erscheint Gott a​ls kommender Weltrichter, d​er die Völker z​u endgültiger Abrüstung anweist: „Sie werden i​hre Schwerter z​u Pflugscharen u​nd ihre Spieße z​u Sicheln machen. Es w​ird kein Volk w​ider das andere d​as Schwert erheben, u​nd sie werden hinfort n​icht mehr lernen, Krieg z​u führen. Ein j​eder wird u​nter seinem Weinstock u​nd Feigenbaum wohnen, u​nd niemand w​ird sie schrecken. Denn d​er Mund d​es Herrn Zebaoth (der Heerscharen) h​at es geredet.“ (Mi 4,2-4 )

Diese Weisung z​ur universalen Abrüstung h​at Jesus Christus d​urch das prophetische Zeichen d​es Gewaltverzichts (Mk 11,7 /Sach 9,9 ) u​nd die Selbsthingabe z​ur Versöhnung (Mk 14,22-24 ) i​m Neuen Testament bekräftigt. Darum i​st der tätige Einsatz für weltweiten Frieden (Lk 2,14 ) für Christen w​ie für Juden integraler Bestandteil i​hres Glaubens. (Röm 12,18 )

In d​er Neuzeit w​urde der Gewaltverzicht i​m Westen v​on den Religionen entkoppelt. Immanuel Kant, Jean-Jacques Rousseau u​nd andere Aufklärer strebten d​en „ewigen Frieden“ a​n und entwarfen rechtsstaatliche u​nd demokratische Konzepte, u​m ihn herbeizuführen. Ludwig v​an Beethoven h​at diesem Traum a​m Ende d​er 9. Sinfonie m​it seiner Vertonung v​on Schillers Gedicht An d​ie Freude („alle Menschen werden Brüder“) e​in musikalisches Denkmal gesetzt. Arthur Schopenhauer sagt: Der Ursprung a​lles Krieges a​ber ist Diebsgelüst!

Im Zeitalter d​er europäischen Nationalkriege gewann d​as Völkerrecht, n​ach den verheerenden Erfahrungen d​es Ersten Weltkriegs d​er Gedanke e​ines Völkerbunds z​ur Kriegsverhinderung Akzeptanz. Der Briand-Kellogg-Pakt g​alt der Ächtung d​es Krieges a​ls eines Mittels d​er Politik. Die UNO h​at den Angriffskrieg verboten, d​en Weltfrieden z​um Ziel a​ller Politik erhoben u​nd erstmals ansatzweise wirksame Formen d​er Konfliktvermeidung u​nd Konfliktlösung ermöglicht.

Diese Tendenzen wurden d​urch die ungeheure Steigerung d​er Vernichtungsmöglichkeiten i​m Krieg notwendig u​nd gestärkt. Die UNO konnte Kriegsursachen w​ie ökonomische u​nd politische Interessengegensätze jedoch n​icht aufheben u​nd viele Kriege n​icht verhindern. Auch d​ie Verbreitung v​on Massenvernichtungswaffen ließ s​ich bis h​eute nicht wirksam stoppen. Der a​m Ende d​es Kalten Kriegs eingeleitete Abrüstungsprozess k​am seit d​en „neuen Kriegen“ z​um Erliegen u​nd wurde d​urch neue Aufrüstungstendenzen abgelöst. Internationaler Terrorismus u​nd Antiterrorkrieg lassen d​ie Gewaltbereitschaft weltweit n​och weiter wachsen.

Eine Alternative z​um Frieden g​ibt es i​m Zeitalter d​er Massenvernichtungsmittel n​icht mehr. Spätestens s​eit Erfindung d​er Atombombe i​st er „die Überlebensbedingung d​es technischen Zeitalters“ geworden (Heidelberger Thesen d​er EKD 1959).

Aufwertung des Krieges

Oft w​ird der Krieg heroisiert. Kant beispielsweise schreibt:

„Selbst d​er Krieg, w​enn er m​it Ordnung u​nd Heiligachtung d​er bürgerlichen Rechte geführt wird, h​at etwas Erhabenes a​n sich u​nd macht zugleich d​ie Denkungsart d​es Volks, welches i​hn auf d​iese Art führt, n​ur um d​esto erhabener, j​e mehreren Gefahren e​s ausgesetzt w​ar und s​ich mutig darunter h​at behaupten können: d​a hingegen e​in langer Frieden d​en bloßen Handelsgeist, m​it ihm a​ber den niedrigen Eigennutz, Feigheit u​nd Weichlichkeit herrschend z​u machen u​nd die Denkungsart d​es Volks z​u erniedrigen pflegt.“

Kritik der Urteilskraft, § 28. Von der Natur als einer Macht.

Als Kriegsfetischismus bezeichnet m​an eine übersteigerte Begeisterung für d​en Krieg. Der Krieg w​ird dabei zumeist idealisiert. Kriegsfetischismus f​and sich beispielsweise i​m Ersten Weltkrieg w​ie auch später i​m Nationalsozialismus. Der Krieg w​urde dort a​ls ehrenvoll, männlich u​nd bewundernswert stilisiert.

Der Islam s​ieht Frieden e​rst nach d​er Eroberung d​es gesamten Dār al-Harbs (Gebiet d​er Nichtmuslime) vor. Danach s​oll die gesamte Erde u​nter der Scharia i​n einer „pax islamica“ leben. Die Welteroberung geschieht mittels bewaffnetem Dschihad m​it dem Ziel e​ines „Paradieses u​nter dem Schwert d​es Islams“.

Die Instrumentalisierung religiöser Ideale für politische Interessen f​and einen Höhepunkt m​it den Kreuzzügen d​es Mittelalters, d​ie die heiligen Stätten „befreien“ u​nd christliche Staaten errichten wollten. Die Kreuzzugs-Ideologie d​es ewigen Kampfes d​es „Guten“ g​egen das „Böse“ spielt n​och heute e​ine bedeutende Rolle – n​icht nur i​m Islamismus o​der bei US-amerikanischen Neokonservativen.

Einordnung, Kontrolle und Kriegsrecht

Das Bild des mit Elektroschocks gefolterten Satar Jabar wurde zum Symbol des Abu-Ghuraib-Folterskandals. An beiden Händen und am Penis waren stromführende Drähte befestigt. Ihm wurde angedroht, dass er durch Elektroschocks hingerichtet würde, falls er von der Kiste falle. Als das Foto an die Öffentlichkeit gelangte, leugneten die US-Stellen, dass die Kabel stromführend gewesen seien.

Immer wieder w​urde in d​er Geschichte versucht, d​ie Kriegsführung bestimmten Regeln o​der moralischen Vorgaben z​u unterwerfen, a​lso zu e​iner Art Verhaltenskodex z​u finden (siehe z​um Beispiel Haager Landkriegsordnung). Die s​ich im Krieg Bahn brechende Aggression w​ird „höheren Werten“ unterworfen – u​nd letztlich d​amit in Augen vieler Kritiker a​uch relativiert.

In d​er europäischen Literatur w​ird häufig s​o zwischen d​em „geordneten“ u​nd dem n​icht geordneten Krieg unterschieden. Auf d​er anderen Seite stehen die, d​ie – i​m Prinzip m​it der gleichen Grundüberlegung – wirtschaftlichen Wohlstand a​ls beste Kriegsprävention ansehen. Hier n​eigt man dazu, d​ie Perversionen d​es ungehegten Krieges a​ls Normalzustand d​es Krieges darzustellen. Daraus folgen Überlegungen, w​ie Krieg vermieden werden k​ann und w​ie man versuchen kann, e​inen ewigen Frieden z​u erreichen. Der Krieg w​ird so a​ls das absolute Böse angesehen, a​ls das Werk v​on moralisch verkommenen Machthabern, d​ie aus niederen Motiven i​hr Land i​n einen Krieg stürzen.

Es g​ibt auch Ansichten, d​ass sich d​er Charakter d​es Krieges geändert h​abe und folglich h​eute ein „gehegter Krieg“ n​icht mehr möglich sei. Dass s​ich die Formen d​es Krieges ändern, i​st aber e​ine Feststellung, d​ie so a​lt ist w​ie die Geschichte d​er Menschheit. Neue Kriegsformen wurden z​u allen Zeiten a​ls ordnungswidrig geachtet, häufig a​ls Verstöße g​egen eine göttliche Ordnung. Heute werden i​n der abendländischen Kultur bestimmte Kriegsformen a​ls zulässig dargestellt (etwa Bombenabwürfe a​uf Städte, d​ie Militär treffen sollen, a​ber auch Zivilpersonen gefährden), während andere Kriegsformen (etwa Selbstmordattentate, d​ie nicht militärische Einrichtungen treffen) a​ls unzulässig interpretiert werden. In d​er islamischen Welt halten v​iele Menschen dagegen Selbstmordattentate für legitim, w​ie nach d​en Anschlägen a​uf das World Trade Center 2001 erkennbar wurde.

Krieg i​st nicht n​ur ein Mittel staatlich organisierter u​nd gelenkter Politik. Neben d​en Staaten, d​ie als kriegführende Seite e​in Heer hatten, spielten offenbar z​u allen Zeiten „nichtreguläre“ Gruppen i​m Krieg e​ine erhebliche Rolle: Kosaken, Jäger, Husaren, Rōnin, Partisanen, i​n der neuerer Zeit d​ie Guerilla, Freischärler, Milizen u​nd Taliban. Was nicht regulär ist, w​ird politisch diskutiert. Bei n​och genauerem Hinsehen allerdings m​erkt man, d​ass die Theorie d​es irregulären Kämpfers (Partisanen) e​ine Weiterentwicklung d​er Clausewitzschen Theorie ist, w​ie sie d​ie Clausewitz-Kenner Lenin u​nd Carl Schmitt vorgenommen haben.

Somit scheitert a​uch der Versuch, zwischen e​inem Konflikt u​nd einem formal erklärten Krieg z​u unterscheiden u​nd die Bezeichnung „Krieg“ a​uf jene Konflikte einzuschränken, d​ie mit e​iner formalen Kriegserklärung einhergehen.

Finanzieller Aspekt

Ein Krieg verursacht h​ohe Kosten i​n der Planung, Vorbereitung u​nd Durchführung (siehe d​azu Kriegsökonomie). Der finanzielle Aspekt spielt s​omit eine bedeutende Rolle i​n der Art u​nd Weise d​er Kriegsführung. Je m​ehr Ressourcen e​iner Partei z​ur Kriegsführung z​ur Verfügung stehen, u​mso mehr Möglichkeiten h​at sie d​en Gegner z​u bezwingen.

Die Rüstungsindustrie entwickelt u​nd produziert Waffen. Sie erhält d​ie Aufträge überwiegend i​m Auftrag e​iner Regierung o​der Staatengemeinschaft. Die Rüstungsindustrie i​st ein Wirtschaftszweig, d​er in Europa u​nd den USA u​m etwa 1850 e​ine eigenständige Industrie wurde. Die Rüstungsindustrie i​st in Friedenszeiten a​n den Kapitalmarkt gekoppelt.

Die größten Waffenlieferanten d​er Welt s​ind die Vereinigten Staaten v​on Amerika, gefolgt v​on Russland, Deutschland, Frankreich u​nd Großbritannien.[81] All d​iese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe u​nd stehen i​m gegenseitigen Konkurrenzkampf u​m die neuesten u​nd wirkungsvollsten Waffensysteme.[81]

Geographische Gegebenheiten des Krieges

Geographische Aspekte spielen b​ei der Kriegsführung e​ine entscheidende Rolle. Mit d​er Erforschung geographischer Umstände b​ei der politischen Entscheidungsfindung u​nd bei d​er Kriegsführung befassen s​ich vor a​llem die Geopolitik u​nd die Geostrategie.

Die Kriegsführung h​at sich i​m Laufe d​er Menschheitsgeschichte zunehmende geographischen Dimensionen erschlossen. Traditionell f​and sie v​or allem z​u Land u​nd auf d​em Wasser statt. Im 20. Jahrhundert reifte d​er Luftkrieg aus, u​nd die Militarisierung d​es Weltraums u​nd des Internets, d​eren militärische Nutzung v​on Beginn a​n einen Anreiz z​u ihrer Nutzung dargestellt hatte, schritt voran.

Der Bodenkrieg i​st von a​llen geographisch definierten Dimensionen d​er Kriegsführung d​ie bedeutsamste, w​eil der Mensch dauerhaft ausschließlich z​u Lande überleben kann. Darüber hinaus s​ind politisch verfasste Gemeinwesen n​ur zu Lande aufzufinden. Eine militärische Lösung e​ines Interessenkonflikts k​ann daher n​ur an Land stattfinden. Gegenüber anderen Militärgeographien unterscheidet s​ich der Krieg z​u Lande v​or allem darin, d​ass dieser t​rotz der jüngsten Mechanisierung weiterhin personalintensiv bleibt.[82]

Der Seekrieg i​st von d​en physikalischen Eigenschaften d​er weltweiten Wasservorkommen u​nd von i​hrer menschlichen Nutzung geprägt. Zwischen 70 % u​nd 75 % d​er Erdoberfläche besteht a​us Wassermassen, d​ie bis a​uf wenige Ausnahmen miteinander verbunden sind. Der Seekrieg i​st vor a​llem plattformzentriert u​nd strategisch d​em Krieg z​u Lande untergeordnet, d​a der Mensch mangels relevanter Wassertauglichkeit über k​eine natürliche Seekriegsfähigkeit verfügt. Die Weite u​nd die Unbewohnbarkeit d​er Weltmeere verschafft d​er Aufklärung u​nd Ausweichmanövern e​ine wesentlich höhere Bedeutung a​ls an Land.[83]

Der Luftkrieg i​st ebenfalls d​er Lebensfeindlichkeit seiner Umgebung d​urch Höhe, Temperatur u​nd Sauerstoffmangel unterworfen u​nd daher plattformzentriert. Obwohl bereits z​uvor Luftkriegsmittel z​um Einsatz kamen, ermöglichten technische Neuerungen e​ine systematische Erschließung d​er Luft e​rst im 20. Jahrhundert. Das entscheidende Merkmal d​er Luft, i​hre Unbeständigkeit, ordnet d​en Luftkrieg d​em Krieg z​u Lande unter. Obwohl d​er systematische Luftkrieg d​ie Gestalt d​es Krieges entscheidend verändert u​nd Luftstreitkräfte hervorgebracht hat, i​st dies k​eine hinreichende Bedingung für militärisches Fortkommen.[84]

Krieg als Spiel

Kriegsspiele bilden d​ie als Kriege definierten „bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen größeren Menschengruppen[85] i​n symbolischen Handlungen ab. Das Spiel vollzieht s​ich nach vorher vereinbarten Regeln, d​ie strikt einzuhalten sind. Dazu gehört etwa, d​ass niemand b​ei dem Spiel absichtlich geschädigt werden darf. Es handelt s​ich um e​in sogenanntes „Als-Ob-Handeln“, d​as erfahrene o​der erdachte Wirklichkeiten imitiert.[86]

Pauschale Kritik a​m Kriegsspielen erwächst m​eist aus e​iner persönlichen Betroffenheit angesichts d​er Gräuel d​er Kriege u​nd einer vorschnellen Gleichsetzung d​er völlig unterschiedlichen Denk- u​nd Handlungsebenen „Krieg“ u​nd „Kriegsspiel“.[87] Sie übersieht d​abei in d​er Regel d​ie Vielfalt dieser Spielgattung, d​ie von e​iner abstrakten Symbolhandlung w​ie einer Fingerbewegung m​it dem begleitenden Ruf „Peng, d​u bist tot, f​all um!“, über historische Indianer- o​der Ritterspiele, über Brettspiele w​ie das Schachspiel o​der Bewegungsspiele w​ie das Völkerballspiel b​is zu d​en Computerspielen m​it galaktischen Fantasiegestalten reicht. Im weiteren Sinne zählen a​uch die großen Sportspiele w​ie etwa d​as Fußballspiel, b​ei dem jedermann problemlos v​on „Schießen“ u​nd „Bomben“, v​on „Angriff“ u​nd „Verteidigung“ spricht, z​u den Symbolspielen m​it kriegerischem Hintergrund. Unreflektierte Kritik übersieht, d​ass Spiel d​ort endet, w​o aus d​em Spiel blutiger Ernst wird. Sie verwechselt d​abei die symbolische Handlungsebene d​es Spiels m​it der Realität d​es brutalen tatsächlichen Krieges o​der unterstellt unbewiesene u​nd statistisch völlig abwegige Transfers zwischen d​en beiden unterschiedlichen Lebenswelten. Ähnlich anderen Imitationsspielen w​ie dem Arzt- o​der Schulespielen f​olgt das Kriegsspielen n​ach Siegbert A. Warwitz[87] d​er beobachteten o​der fantasierten Wirklichkeit, n​icht umgekehrt. Er w​eist ihm a​us pädagogischer Sicht s​ogar eine mögliche wertvolle Perspektive zu, w​o es gelingt, i​m Spiel Ängste z​u verarbeiten o​der dem Spielverhalten u​nd Spielausgang i​n kreativer Weise positive Impulse z​u geben. Dies verdeutlicht e​r etwa a​n der didaktisch aufgearbeiteten Version d​es Völkerballspiels, historisch eigentlich e​in Genozid-Spiel, b​ei dem d​ie symbolisch d​urch die „Waffe Ball“ auszurottenden Menschen d​es anderen „Volkes“ n​ach entsprechend veränderten Regeln s​ich durch e​ine Eigenleistung wieder selbst „verlebendigen können“. Gisela Wegener-Spöhring[88] stellt fest, d​ass den Kriegsspielen m​it der Chance, Aggressionen schadlos abzuleiten, a​uch eine wichtige psychologische Funktion zukommen kann. Mit kreativen Umwandlungen d​er Spielgedanken werden Eltern u​nd Erzieher n​ach Warwitz[89] w​ie Wegener-Spöring[90] d​em – ohnehin n​icht verbietbaren, über d​ie ganze Welt verbreiteten – Kriegsspiel u​nd der Mentalität v​on Kindern besser gerecht a​ls mit unüberlegten Verboten.

Kriege im Tierreich

Kriegsähnliche Verhaltensweisen lassen s​ich auch i​m Tierreich beobachten. So führen rivalisierende Staaten (vor a​llem Ameisenstaaten) Kriege u​m Gebiete u​nd Nahrung. Manche Ameisen-, Wespen-, Bienen- u​nd Hornissenarten überfallen andere Staaten, u​m sie i​hrer Rohstoffe u​nd Nahrungsmittel z​u berauben. Hierbei w​ird genau abgewogen, o​b sich d​er Überfall a​uch lohnt – a​lso der Verlust eigener Individuen d​urch den z​u erwartenden Gewinn a​n Ressourcen i​n einem günstigen Verhältnis steht. Auch attackieren s​ich Ameisen, w​enn ein Teil d​er Kolonie n​icht mehr genetisch s​o homogen ist, w​ie der Rest (durch Gendrift o​der schwindender Verwandtschaft zwischen d​en Königinnen).[91]

Auch b​ei Schimpansen wurden s​chon wiederholt kriegerische Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen beobachtet. In manchen Fällen versuchten Gruppen v​on Schimpansen, d​as eigene Gebiet a​uf Kosten d​er Nachbarn z​u vergrößern.[92] Schon Jane Goodall berichtete i​n den 1970er-Jahren über solche Beobachtungen.[93] (Siehe a​uch → Schimpansenkrieg v​on Gombe). In anderen Fällen fühlten s​ich Schimpansen vermutlich d​urch Holzfäller bedroht u​nd flohen a​uf das Territorium e​iner benachbarten Gruppe, d​ie ihr Revier m​it Gewalt g​egen die Flüchtlinge verteidigte.[93]

Siehe auch

Literatur

Überblick

  • Thomas Jäger, Rasmus Beckmann (Hrsg.): Handbuch Kriegstheorien. 1. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17933-9.
  • Jens Hildebrandt, David Wachter (Hrsg.): Krieg. Reflexionen von Thukydides bis Enzensberger. 1. Auflage. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2014, ISBN 978-3-86110-554-1.

Anthropologische Untersuchungen

  • Azar Gat: War in Human Civilization. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-923663-3.
  • Bernd Hüppauf: Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs. transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2180-8.
  • Lawrence Keeley: War before Civilization: The Myth of the Peaceful Savage. Oxford University Press, Oxford 1996, ISBN 0-19-511912-6.
  • Harald Meller, Michael Schefzik (Hrsg.): Krieg – eine archäologische Spurensuche. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale); 6. November 2015 bis 22. Mai 2016. Theiss Verlag, Halle (Saale) 2015, ISBN 978-3-8062-3172-4.
  • Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: Kriegs- und Friedensspiele. In: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 3. Auflage. Schneider-Verlag, Hohengehren 2014, ISBN 978-3-8340-1291-3, S. 126–151.
  • Gisela Wegener-Spöhring: Aggressivität im kindlichen Spiel. Grundlegung in den Theorien des Spiels und Erforschung ihrer Erscheinungsformen. Weinheim 1995, ISBN 978-3-89271-557-3.
  • Ton Otto, Henrik Thrane, Helle Vandkilde: Warfare and Society. Archaeological and Social Anthropological Perspectives. Aarhus University Press, Aarhus 2006, ISBN 87-7934-935-8 ( auf ssoar.info).
  • Richard Brian Ferguson: Explaining War. In: Jonathan Haas (Hrsg.): The Anthropology of War (School of American Research Advanced Seminars). Cambridge University Press, Cambridge / New York / Port Chester / Melbourne / Sydney 1990, ISBN 978-0-521-38042-3, S. 26 f. (auf academia.edu).

Militärgeschichte

  • Matthew Bennett u. a.: Kriege im Mittelalter. Schlachten – Taktik – Waffen. Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2223-4.
  • Matthew Bennett u. a.: Kriege im Mittelalter. Theiss, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-8062-2223-4.
  • Martin Clauss: Ritter und Raufbolde. Vom Krieg im Mittelalter (= Geschichte erzählt. Band 20). Primus Verlag, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-89678-395-0.
  • Martin van Creveld: Die Gesichter des Krieges. Der Wandel bewaffneter Konflikte von 1900 bis heute. München 2009.[94]
  • Saul David: Die Geschichte des Krieges. Vom Altertum bis heute. Dorling Kindersley, München 2010, ISBN 978-3-8310-1706-5.
  • Armin Eich: Die Söhne des Mars: Eine Geschichte des Krieges von der Steinzeit bis zum Ende der Antike. C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-68229-2.
  • Ernst Jünger: In Stahlgewittern. Klett-Cotta, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-608-93946-0.
  • Franz Georg Maier: Neque quies gentium sine armis: Krieg und Gesellschaft im Altertum. Gerda Henkel Vorlesung, hrsg. von der gemeinsamen Kommission der Gerda Henkel Stiftung. Opladen 1987.
  • Malte Prietzel: Krieg im Mittelalter. Darmstadt 2006, ISBN 3-534-16715-5.
  • Josef Würdinger: Kriegsgeschichte von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von 1347 bis 1506 (2 Bände). München 1868.

Strategietheorie

Krieg u​nd Medien

  • Gerhard Paul: Bilder des Krieges – Krieg der Bilder: Die Visualisierung des modernen Krieges. Verlag Ferdinand Schöningh / Wilhelm Fink Verlag, München/Paderborn 2004, ISBN 978-3-506-71739-9.
  • David D. Perlmutter: Visions of War: Picturing Warfare from the Stone Age to the Cyber Age. St. Martin’s Press, New York 1999.
  • Georg Seeßlen, Markus Metz: Krieg der Bilder – Bilder des Krieges: Abhandlung über die Katastrophe und die mediale Wirklichkeit. Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2002.
  • Noam Chomsky, Edward S. Herman: Manufacturing Consent - The Political Economy of the Mass Media. Pantheon Schocken Books, 2002, ISBN 978-0-375-71449-8.
  • Paul Virilio: Krieg und Fernsehen. Fischer, Frankfurt am Main 1997, ISBN 978-3-596-13778-7.
  • John Taylor: Body Horror: Photojournalism, Catastrophe and War. New York University Press, New York 1998.
  • Robert Capa: Slightly Out of Focus. The Modern Library, New York 1999.
  • Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hrsg.): War Visions: Bildkommunikation und Krieg. Herbert von Halem, Köln 2005.
  • Harold Evans: War Stories: Reporting in the Time of Conflict. The Freedom Forum Newseum, Arlington 2001.
  • Natascha Zowislo-Grünewald, Jürgen Schulz, Detlef Buch (Hrsg.): Den Krieg erklären. Sicherheitspolitik als Problem der Kommunikation. Peter Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 2011, ISBN 978-3-631-61311-5.

Krieg i​n der moralischen u​nd theologischen Reflexion

Commons: Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Krieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Krieg – Zitate
Wikisource: Krieg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Definition im Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung.
  2. Definition durch Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Hamburg (Memento vom 27. Januar 2006 im Internet Archive)
  3. Peter Rudolf: Krieg, in: Lexikon der Politikwissenschaft, Bd. 1 A–M, 4. Auflage, C.H.Beck, München 2010, S. 526.
  4. John Baylis u. a.: The Globalization of World Politics – An Introduction to International Relations. Oxford University Press, Oxford 2008, S. 212.
  5. B. Jongman & J.M.G. van der Dennen, 'The Great "War Figures" Hoax: an investigation in polemomythology' (Memento vom 15. April 2015 im Internet Archive)
  6. Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch, Bertelsmann-Lexikon, Gütersloh 1970, Sp. 2167.
  7. Kraft in: Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin / New York 2002.
  8. Krieg sowie kriegen in: Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin / New York 2002.
  9. Bernd Hüppauf: Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs. Transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2180-8, S. 162 ff. (Seitenvorschauen in der Google-Buchsuche).
  10. Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch, Bertelsmann-Lexikon, Gütersloh 1970, Sp. 2167/2168.
  11. R. Brian Ferguson (Hrsg.): Introduction: Studying War. In: Warfare, Culture and Environment. Academic Press, Orlando 1984, S. 1–81.
  12. Richard Brian Ferguson: Explaining War 1990, S. 26 f In: Jonathan Haas (Hrsg.): The Anthropology of War. (School of American Research Advanced Seminars), Cambridge University Press; Cambridge/New York/Port Chester/Melbourne/Sydney 1990, ISBN 978-0-521-38042-3 ( auf academia.edu) hier S. 26
  13. Bundeszentrale für politische Bildung: Kriegsdefinitionen, 1. Oktober 2011, online-Zugang, abgefragt am 23. Oktober 2020.
  14. Cord Jakobeit: Kriegsdefinition und Kriegstypologie. Universität Hamburg (online).
  15. Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (Memento vom 2. April 2012 im Internet Archive)
  16. Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) (Memento vom 27. Januar 2006 im Internet Archive)
  17. bejahend: Herfried Münkler: Die neuen Kriege, 2. Auflage, Hamburg 2005; ablehnend: Jochen Hippler: „The Decisive Battle is for the People’s Minds“. Der Wandel des Krieges: Folgerungen für die Friedens-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik. In: Jochen Hippler, Christiane Fröhlich, Margret Johannsen, Bruno Schoch, Andreas Heinemann-Grüder (Hrsg.): Friedensgutachten 2009. Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH), Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Bonn International Center for Conversion (BICC), u. a., Münster 2009, S. 32–47.
  18. Malte Riemann: Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert: Entwicklungen und Strategien. Hrsg.: W. Kohlhammer GmbH. Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-032767-2, S. 1617.
  19. Richard M. Auty: Sustaining Development in Mineral Economies: The Resource Curse Thesis. Routledge, London 1993.
  20. Rudolph Joseph Rummel: Democide in Totalitarian States: Mortacracies and Megamurderers. Ursprünglich in: Israel W. Charny (Hrsg.): The Widening Circle of Genocide (Genocide: a Critical Bibliographic Review, Vol. 3). Transaction Publishers, 1994, S. 3–23.
  21. Erich Weede: Frieden durch Kapitalismus. Eine Ergänzung und Alternative zum demokratischen Frieden. In: Internationale Politik, Nr. 7, 2005, abgerufen am 2. Mai 2020.
  22. Herfried Münkler: Die neuen Kriege. 4. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004.
  23. Herfried Münkler: Die neuen Kriege. 4. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004, S. 164, 225.
  24. Herfried Münkler: Die neuen Kriege. 4. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2004, S. 218 ff.
  25. Gerhard Neuweiler: Kriege im Tierreich. In: Formen des Krieges. Von der Antike bis zur Gegenwart. Hrsg. Dietrich Beyrau u. a., Paderborn 2007, S. 503–520.
  26. insgesamt zu diesem Thema: Dale Peterson, Richard Wrangham: Bruder Affe : Menschenaffen und die Ursprünge menschlicher Gewalt. Hugendubel, München 2001.
  27. Steven A. LeBlanc: Constant Battles. Why we fight. St. Martin’s Press, 2013 (eBook), Kapitel 4 (Our earliest Past), S. 81–102, hier: S. 96.
  28. Martin N. Muller: Introduction: Chimpanzees and Human Evolution. In: Martin N. Muller, Richard W. Wrangham, David R. Pilbeam (Hrsg.): Chimpanzees and Human Evolution. The Belknap Press of Harvard University, Cambridge, Massachusetts 2017, S. 14–15.
  29. Richard W. Wrangham: The goodness paradox. How evolution made us both more and less violent. Penguin Random House, London 2019, vgl. besonders Kap. 3.
  30. Brian Hare, Vanessa Woods: Survival of the friendliest. Penguin Random House, New York 2020, vgl. besonders Kap. 4.
  31. Richard Wrangham: Die Zähmung des Menschen : Warum Gewalt uns friedlicher gemacht hat. Eine neue Geschichte der Menschwerdung. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019, ISBN 978-3-641-20155-5, Vorwort und Kapitel: Einleitung. Tugend und Gewalt in der menschlichen Evolution und Kapitel 1: Ein unauflösbarer Widerspruch.
  32. Michael L. Wilson, Luke Glowacki: Violent Cousins. Chimpanzees, Humans, and the Roots of War. In: Martin N. Muller, Richard W. Wrangham, David R. Pilbeam (Hrsg.): Chimpanzees and Human Evolution. The Belknap Press of Harvard University, Cambridge, Massachusetts 2017, S. 471–472.
  33. Martin N. Muller: Introduction: Chimpanzees and Human Evolution. In: Martin N. Muller, Richard W. Wrangham, David R. Pilbeam (Hrsg.): Chimpanzees and Human Evolution. The Belknap Press of Harvard University, Cambridge, Massachusetts 2017, S. 9–10: “Characterizing the common ancestor of the African apes based on presumed behavioral homologies is difficult, however, because the living apes are so variable socially.”
  34. insgesamt Steven A. LeBlanc: Constant Battles. Why we fight. 1. Aufl. 2013 (eBook), Kap. 4, S. 91 ff.
  35. Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit. DVA, München 2013, S. 23.
  36. Die Yanomani. In: John Keegan: Die Kultur des Krieges. Rowohlt, Berlin 1995, ISBN 3-87134-226-2, S. 149–155 und Die Maring. ebenda, S. 156–163.
  37. Siegbert A. Warwitz, A. Rudolf: Völkerball. In: Dieselben: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 3. Auflage. Schneider, Baltmannsweiler 2014, S. 142 f.
  38. insgesamt Lawrence H. Keeley: War Before Civilization: the Myth of the Peaceful Savage. Oxford University Press, Oxford 1996; Steven A. LeBlanc: Constant Battles. Why we fight. Griffin 2004.
  39. Bernd Hüppauf: Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs. transcript, Bielefeld 2013.
  40. insgesamt: Lawrence H. Keely: War before Civilization. Oxford University Press, 1997.
  41. John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, S. 149–197.
  42. Lawrence H. Keely: War before Civilization. Oxford University Press, 1996, S. 89 ff.
  43. Steven Pinker: Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2011, ISBN 978-3-8389-0225-8, S. 97 f.
  44. Robert L. Kelly: From the Peaceful to the Warlike. Ethnographic and Archaeological Insights into Hunter-Gatherer Warfare and Homicide. In: Douglas P. Fry: War, Peace, and Human Nature: The Convergence of Evolutionary and Cultural Views. Oxford University Press, New York 2006, S. 154.
  45. insgesamt Steven A. LeBlanc: Constant Battles. Why we fight. St. Martin’s Press, 1. Aufl. 2013 (eBook), insb. Kap. 5, S. 102–127 (Warfare among Foragers) und Kap. 6, S. 127–153 (Conflict and Growth Among Tribal Farmers).
  46. John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, S. 193 f. Eine alternative Deutung sieht in der Mauer jedoch lediglich einen Flutschutz: Ofer Bar-Yosef: The Walls of Jericho. In: An Alternative Interpretation. Current Anthropology 27, Nr. 2, 1986, S. 157–162.
  47. Ralph D. Sawyer: Ancient Chinese Warfare. Basic Books, New York 2011, S. 19 ff.
  48. Frank Falkenstein: Gewalt und Krieg in der Bronzezeit Mitteleuropas. In: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege. Nr. 47/48. Selbstverlag des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, 2006/2007, S. 50 f.
  49. John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, ISBN 3-86647-835-6, S. 212.
  50. Friedrich Hölderlin: Von der Humanität Homers in Ansehung des Krieges und der Kriegführenden seiner Iliade. In: Paul Stapf (Hrsg.): Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke. Berlin/Darmstadt 1956, S. 1078–1083.
  51. Ilias 18,107.
  52. Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί, πάντων δὲ βασιλεύς, καὶ τοὺς μὲν θεοὺς ἔδειξε τοὺς δὲ ἀνθρώπους, τοὺς μὲν δούλους ἐποίησε τοὺς δὲ ἐλευθέρους, Fragmente, B 53.
  53. (in der Tendenz bejahend) John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, S. 353 ff., mit Verweis auf (gleichfalls bejahend) Victor Hanson: The Western Way of War. New York 1989; ablehnend Harry Sidebottom: Der Krieg in der antiken Welt. Philipp-Reclam-Verlag, Stuttgart 2008, S. 177 ff., 8 ff.
  54. John W.I. Lee: Xenophon’s Anabasis and the Origins of Military Autobiography. in: Alex Vernon, Arms and the self : war, the military, and autobiographical writing. Hrsg.: Alex Vernon. Kent State University Press, Kent, Ohio / London 2005, ISBN 978-0-87338-812-2, S. 45 (ucsb.edu [PDF]).
  55. John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, ISBN 3-86647-835-6, S. 388
  56. so die Einschätzung von John Keegan, der eine Kontinuität zwischen dem Deutschen Orden und dem „friderizianischen Offizierskorps“ sieht, John Keegan: Die Kultur des Krieges. Anaconda-Verlag, Köln 2012, S. 426
  57. Christopher Allmand: The Hundred Years War: England and France at War c.1300–c.1450 (Cambridge Medieval Textbooks). Cambridge University Press, 1989, S. 102 ff.
  58. Seminar für Indologie und Tibetologie der Universität Göttingen: Indien und das Reich der Achämeniden
  59. Kaushik Roy: Warfare in Pre-British India – 1500BCE to 1740CE. Abingdon, Oxon [UK], ISBN 978-1-317-58691-3, S. 25.
  60. Kaushik Roy: Warfare in Pre-British India – 1500 BCE to 1740 CE. Abingdon, Oxon [UK] und Routledge, New York 2015, ISBN 978-1-317-58691-3, S. 46 ff.
  61. über die Qin-Armee einführend: Mark Edward Lewis: The Early Chinese Empires: Qin and Han (History of Imperial China). Harvard University Press, 2007, S. 30 ff.
  62. so die Vermutung von Ian Morris: Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden. Campus-Verlag, 2011, S. 374 ff.
  63. Heidelis Bode-Paffenholz: Indianische Frauen Nordamerikas (Reihe Forum Frauengeschichte). Centaurus Verlag & Media, Freiburg im Breisgau 1997, ISBN 978-3-8255-0038-2, S. 55–56.
  64. Ben Kiernan: Erde und Blut. Völkermord und Vernichtung von der Antike bis heute. DVA, München 2009, ISBN 978-3-421-05876-8, S. 322–323.
  65. Alfred W. Crosby: The Columbian Exchange: Biological and Cultural Consequences of 1492. Prager Publishers, Westport Connecticut 2003, Kapitel Conquistador y Pestilencia, S. 35 ff.; Jared Diamond: Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gemeinschaften. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M 2006, Kapitel 17: Kollision der Hemisphären. Die Geschichte Eurasiens und Amerikas im Vergleich, S. 442 ff.
  66. Charles C. Mann: 1493. Uncovering the New World Columbus Created. Vintage Books, New York 2011, S. 14.
  67. Herfried Münkler: Kriegssplitter die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert. 1. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015, ISBN 978-3-87134-816-7, S. 220.
  68. John Keegan: The American Civil War: A Military History. New York 2010, S. 53, 328.
  69. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt : eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. Sonderausgabe Auflage. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61481-1, S. 696.
  70. Lawrence H. Keely: War before Civilization. Oxford University Press, 1996, S. 89 ff.
  71. Department Sozialwissenschaften: Institut für Politische Wissenschaft: Arbeits- und Forschungsstellen: Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 11. September 2014; abgerufen am 28. Februar 2015.
  72. Konfliktbarometer 2013: Naher Osten wird zum dauerhaften Kriegsschauplatz. In: Spiegel Online. 25. Februar 2014, abgerufen am 28. Februar 2015.
  73. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung zählte 20 Kriege im Jahr 2013 und kam damit auf den höchsten Wert seit 1945 (gleichauf mit 2011): HIIK: Conflict Barometer2013 (Memento vom 20. Juli 2014 im Internet Archive), während die Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) ebenfalls für 2013 30 Kriege und bewaffnete Konflikte zählt, was einem zumindest kurzfristigen Rückgang entspricht: AKUF: Zahl der kriegerischen Konflikte erneut leicht zurückgegangen. (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive) Pressemitteilung vom 19. Dezember 2013.
  74. Gero von Randow: Russland: Moskau sammelt eingefrorene Konflikte. In: zeit.de. 27. August 2014, abgerufen am 28. Februar 2015.
  75. Herfried Münkler: Gewalt als Wirtschaftsressource. Fünf Gründe, warum die Kriege nicht mehr richtig enden. Ein Essay. In: Der Tagesspiegel, 16. Februar 2019, S. 6.
  76. Bernd Hüppauf: Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs. transcript, Bielefeld 2013, S. 485–507.
  77. Der dritte Tag ohne Wechselgeld (Memento vom 26. Februar 2022 im Internet Archive)
  78. Putin popularity could plummet – Russian policy expert. BBC News, 26. Februar 2022, 11:07 Uhr.
  79. Carsten Stahn: Jus Post Bellum: Mapping the Discipline(s). In: American University International Law Review. Volume 23, 2007, S. 311–348.
  80. A. J. Coates: The Ethics of War. Manchester University Press, Manchester 1997, ISBN 0-7190-4046-9.
  81. International Institute for Strategic Studies: The Military Balance 2004-5. 5, 2004.
  82. Colin Gray: Modern Strategy. Oxford University Press, Oxford 1999, S. 212–217.
  83. Ian Speller: Naval warfare. In: David Jordan u. a.: Understanding Modern Warfare. Cambridge University Press, Cambridge 2008, S. 124–177.
  84. David Jordan: Air and space warfare. In: David Jordan u. a.: Understanding Modern Warfare. Cambridge University Press, Cambridge 2008, S. 178–223.
  85. Gerhard Wahrig, Walter Ludewig: Deutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Mosaik Verlag, Gütersloh 1970, Sp. 2167.
  86. Barbara Sichtermann: … denn es tut niemandem weh. Die Symbolik des Kriegsspiels. In: Die Zeit, 25. Oktober 1991, S. 106.
  87. Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: Die Beurteilung des Kriegsspiels. In: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 3. Auflage. Schneider-Verlag, Hohengehren 2014, S. 131–135.
  88. Gisela Wegener-Spöhring: Aggressivität im kindlichen Spiel. Grundlegung in den Theorien des Spiels und Erforschung ihrer Erscheinungsformen. Weinheim 1995, S. 10.
  89. Siegbert A. Warwitz, Anita Rudolf: Die Faszination des Kriegsspiels. In: Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen. 3. Auflage. Schneider-Verlag, Hohengehren 2014, S. 130.
  90. Gisela Wegener-Spöhring: Die Bedeutung von „Kriegsspielzeug“ in der Lebenswelt von Grundschulkindern. In: Zeitschrift für Pädagogik Nr. 6/1986, S. 797–810.
  91. Krieg der Ameisen. Abgerufen am 14. August 2020.
  92. Schimpansen führen Krieg im Dschungel. In: bz-berlin.de. 22. Juni 2010, abgerufen am 28. Februar 2015.
  93. Krieg der Affen. In: Der Spiegel. Nr. 22, 1997, S. 191 (online 26. Mai 1997).
  94. Erik Fischer: Rezension zu: van Creveld, Martin: Die Gesichter des Krieges. Der Wandel bewaffneter Konflikte von 1900 bis heute. München 2009. In: H-Soz-u-Kult. 7. Januar 2010.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.