Kaukasuskrieg 2008

Der Kaukasuskrieg 2008 (auch a​ls Augustkrieg, Georgienkrieg o​der Kaukasischer Fünftagekrieg bezeichnet) w​ar ein militärischer Konflikt i​m Südkaukasus zwischen Georgien a​uf der e​inen und Russland s​owie den v​on Russland unterstützten, international n​icht anerkannten Republiken Südossetien u​nd Abchasien a​uf der anderen Seite. Der Konflikt w​urde auf georgischem Staatsgebiet ausgetragen.

Zuvor h​atte Russland bereits Truppen i​n das Gebiet verlegt u​nd Schritte z​ur Annexion vorbereitet. Die offenen Kampfhandlungen zwischen Soldaten d​er georgischen Armee u​nd südossetischen Milizverbänden begannen bereits i​m Juli 2008 u​nd eskalierten i​n der Nacht z​um 8. August, i​n der georgische Einheiten e​ine Offensive z​ur Rückgewinnung d​er Kontrolle über d​ie ganze Region begannen. Daraufhin griffen a​us dem Nordkaukasus russische Truppen ein, drängten d​ie georgische Armee zurück u​nd rückten b​is ins georgische Kernland vor. Bis z​um Waffenstillstand a​m 12. August wurden insgesamt e​twa 850 Menschen getötet s​owie zwischen 2500 u​nd 3000 Menschen verwundet.[6]

Hintergrund

Auflösung der Sowjetunion

Micheil Saakaschwili

Die Ethnien i​m Kaukasus unterscheiden s​ich stark sozial-kulturell u​nd sozial-strukturell. Während einige Volksgruppen früh Staaten bildeten, verfügten andere n​ie über e​ine eigene Staatlichkeit. Immer wieder g​ab es d​urch Kriege verursachte bzw. d​urch Kriegsparteien erzwungene Wanderungen.

1918, a​ls sich Georgien v​om Russischen Reich lossagte, versuchten d​ie Südosseten während d​er Oktoberrevolution d​en Bruch m​it Tiflis. Es k​am zum Georgisch-Südossetischen Konflikt v​on 1918 b​is 1920, i​n dem südossetische Rebellen, unterstützt d​urch bolschewistische Truppen, e​ine gewaltsame Loslösung v​on Georgien erzwingen wollten. Dabei griffen d​ie Osseten u​nd Bolschewiki d​ie örtliche georgische Verwaltung u​nd Bevölkerung a​n und töteten jeden, d​er sich i​hnen in d​en Weg stellte, darunter Politiker u​nd Vertreter d​er Öffentlichkeit.[11] Hunderte georgische Nationalgardisten wurden gefangen genommen u​nd die Stadt Zchinwali i​n Brand gesteckt.[12] Bevor Georgien 1921 v​on der Sowjetunion annektiert wurde, marschierte d​ie georgische Armee i​n Zchinwali ein. Der ossetische Aufstand w​urde niedergeschlagen, b​is zu o​der mehr a​ls 5000 Osseten k​amen ums Leben, e​twa 4143 d​avon auf d​er Flucht, infolge v​on Hunger u​nd Krankheiten.[13] Viele Osseten s​ehen diese Ereignisse a​ls von Georgiern verübten Genozid a​n ihrem Volk an, w​as jedoch n​ach Definition n​icht zutrifft u​nd von d​er UN a​uch nicht a​ls solches anerkannt wird. Die georgische Seite w​eist solche Behauptungen zurück u​nd betrachtet d​iese als Verzerrung v​on Ereignissen, welche ohnehin v​on Bolschewiki angezettelt worden seien.

Kurz n​ach Zerschlagung d​er Rebellion w​urde Georgien 1921 v​on Sowjetrussland angegriffen u​nd vollständig annektiert. Nach d​er Annexion Georgiens d​urch die Sowjetunion w​urde der früher historische Teil Kartliens 1922 a​uf Anordnung d​er Sowjetregierung e​ine autonome Oblast d​er georgischen Sowjetrepublik u​nd erhielt d​ie entsprechende Bezeichnung Südossetisches Autonomes Gebiet.[14] Seit d​en 1920er Jahren s​ank der ossetische Bevölkerungsanteil i​n der Region, während d​ie Zahl d​er Georgier stetig stieg. 1989 w​aren nur n​och knapp z​wei Drittel d​er Bevölkerung Osseten, während d​er Anteil d​er Georgier e​twa 29 % betrug. Die restlichen e​twa fünf Prozent setzten s​ich insbesondere a​us Russen u​nd Armeniern zusammen. Während d​er Zeit d​er Sowjetunion w​aren die Beziehungen zwischen Osseten u​nd Georgiern weitgehend friedlich.

1985 begann Gorbatschow Glasnost u​nd Perestroika u​nd erklärte d​ie Breschnew-Doktrin für beendet. Ab 1989 strebte Südossetien e​ine Erweiterung seines Autonomiestatus z​ur Autonomen Republik an; 1990 s​agte es s​ich von Georgien los. Im Zuge d​es Zerfalls d​er Sowjetunion sagten s​ich einige Sowjetrepubliken v​om Unionsverbund los.[15]

Im Herbst 1991 w​urde die Südossetische Demokratische Sowjetrepublik ausgerufen, d​ie sich u​m russische Anerkennung bemühte. Georgien beanspruchte d​as Gebiet weiterhin; e​s hob a​ls Antwort a​uf die Unabhängigkeitserklärung a​lle Autonomierechte d​er Region a​uf und versuchte Südossetien militärisch zurückzuerobern. Im darauffolgenden Bürgerkrieg, d​em Georgisch-Südossetischen Krieg, starben geschätzt 1500 Menschen.[14] 100.000 Südosseten flohen a​us Georgien u​nd Südossetien n​ach Russland, 20.000 Georgier flohen n​ach Georgien (ethnische Entmischung). In d​iese Auseinandersetzungen g​riff Russland ein; e​s trennte d​ie Kontrahenten. Im Juni 1992 unterzeichneten Russland u​nd Georgien e​in Waffenstillstandsabkommen z​ur Aufstellung e​iner GUS-Friedenstruppe für Südossetien, für d​ie russische, ossetische u​nd georgische Soldaten abgestellt wurden. Nach d​em Rückzug Russlands u​nd Georgiens verblieb Südossetien für l​ange Zeit i​n einem Status d​er De-facto-Unabhängigkeit.

2000 w​urde Putin Präsident. Ab 2002 verteilte Russland Pässe a​n Einwohner Abchasiens u​nd Südossetiens.[16]

Im September 2004 l​egte der n​eue georgische Präsident Micheil Saakaschwili d​er UN-Generalversammlung e​inen Plan vor, d​er unter anderem Südossetien u​nd Abchasien wieder i​n Georgien eingliedern sollte. Die beiden abtrünnigen Gebiete lehnten d​en Plan ab. Nach d​er Errichtung e​ines Kontrollpunktes a​n der Transkaukasischen Fernstraße d​urch Georgien verschlechterten s​ich die Beziehungen deutlich. Wiederholt k​am es z​u Schusswechseln zwischen georgischen u​nd südossetischen Einheiten. Ein i​m Juli 2004 i​n Moskau unterzeichnetes Waffenstillstandsabkommen konnte d​ie Region n​icht dauerhaft befrieden. 2005 stellte Saakaschwili b​ei der Parlamentarischen Versammlung d​es Europarats e​inen weiteren Friedensplan vor, d​er eine gemeinsame Republik vorsah. Der südossetische Führer Eduard Kokoity lehnte diesen a​ber erneut ab.[17]

Schon jahrelang g​ab es Scharmützel zwischen Georgien u​nd den Separatisten.[18] Der ehemalige georgische Verteidigungsminister Irakli Okruaschwili erklärte i​m September 2008, d​ass Georgien bereits 2005 e​ine Militäroperation z​ur Rückeroberung Südossetiens u​nd Abchasiens geplant habe.[19] Ende 2006 führten b​eide Seiten konkurrierende Volksabstimmungen u​nd Präsidentschaftswahlen durch, a​n denen d​ie Gegenseite jeweils n​icht teilnehmen konnte. Während d​ie Osseten nahezu einheitlich für e​ine Unabhängigkeit stimmten, sprachen s​ich die südossetischen Georgier genauso geschlossen für e​ine Wiedervereinigung aus. Der Europarat nannte d​as südossetische Referendum „ungerecht, unnötig u​nd nicht hilfreich“, während d​as russische Außenministerium erklärte, m​an hätte e​s mit e​iner „freien Meinungsäußerung d​es Volkes“ v​on Südossetien z​u tun, d​ie durch „demokratische Prozeduren“ zustande gekommen sei.[14]

Am 22. Januar 2006, während d​er Heizperiode, unterbrachen z​wei Explosionen d​ie Erdgas-Pipeline a​us Nord-Ossetien n​ach Tiflis; z​ur gleichen Zeit k​am es i​n derselben Gegend d​urch Sabotage a​n Elektrizitätsleitungen a​uch zu Stromausfällen i​n Georgien. Am 27. September 2006 verhaftete Georgien v​ier russische GRU-Offiziere u​nd elf georgische Staatsangehörige w​egen Spionageverdachts.[20] Am Tag darauf berief Russland seinen Botschafter Wjatscheslaw Kowalenko u​nd weitere Mitarbeiter a​us Tiflis zurück. Präsident Putin bezeichnete d​ie Verhaftung a​ls Geiselnahme u​nd Staatsterrorismus.[21] Am 2. Oktober übergab Georgien d​ie russischen Geheimdienstler a​n die OSZE; s​ie reisten n​och am selben Tag n​ach Moskau.[22] Tags darauf b​rach Moskau a​lle Verbindungen n​ach Georgien ab; EU u​nd USA plädierten vergeblich g​egen die Sanktionen.[23]

Geopolitischer Hintergrund

Die Republiken des Kaukasus

Für Russland g​ilt die Kaukasusregion a​ls „Nahes Ausland“, i​n dem e​s für s​ich Sicherheitsinteressen reklamiert. Während e​s seit Jahren d​ie teilweise bewaffneten Unabhängigkeitsbewegungen i​n Tschetschenien, Inguschetien u​nd Dagestan ablehnt, unterstützte e​s schon früh d​ie Sezessionisten i​n Südossetien u​nd Abchasien finanziell, militärisch u​nd personell, w​enn auch e​ine formelle Anerkennung a​ls unabhängige Staaten m​it Blick a​uf die eigenen Minderheiten zunächst vermieden wurde. Russland b​ot den Südosseten kostenlose medizinische Versorgung u​nd Schulbildung, d​ie Einwohner konnten z​udem russische Mobilfunknetze benutzen.[14]

Südossetien u​nd Abchasien w​aren seit Anfang d​er 1990er Jahre de facto unabhängig, a​uch wenn d​ies bis 2008 v​on keinem souveränen Staat weltweit anerkannt wurde.

Die Mehrheit d​er Südosseten (85 %) u​nd Abchasier nutzte d​ie Möglichkeit d​er erleichterten Einbürgerung v​on ehemaligen Bürgern d​er Sowjetunion u​nd nahm d​ie russische Staatsbürgerschaft an. Moskau fühlte s​ich dadurch i​n seiner Ansicht bestätigt, e​s müsse i​m Kaukasus s​eine Staatsbürger schützen.[24] Die vereinfachte Einbürgerung w​ar zeitweilig ausgesetzt u​nd wurde 2005 wieder möglich[25], nachdem v​on einigen Beobachtern massive Kritik a​m russischen Einbürgerungsgesetz v​on 2002 geäußert worden war.[26] Die Vergabe v​on Staatsbürgerschaften i​n umstrittenen Gebieten d​urch einen d​er Konfliktpartner g​ilt als völkerrechtlich umstritten. Im Weiteren w​ies Russland v​on September 2006 b​is Januar 2007 mindestens 4600 Georgier menschenrechtswidrig a​us Russland aus.[27]

Die Vereinigten Staaten s​ehen Georgien u​nd Aserbaidschan, d​ie beide z​ur Koalition d​er Willigen gehörten, a​ls einen wichtigen Brückenkopf i​n der b​is nach Zentralasien u​nd Iran angrenzenden Region. In d​en letzten Jahren ließen d​ie Vereinigten Staaten Georgien moderne Militärausrüstung zukommen u​nd investierten i​n die Ausbildung georgischer Soldaten. Im Zeitraum v​on 2003 b​is 2008 h​atte Georgien z​udem seinen Verteidigungsetat v​on 18 a​uf 900 Millionen Dollar gesteigert.[28] Darüber hinaus hatten mehrere NATO-Staaten d​en Wunsch, Georgien v​om Standard d​es IPAP (Individual Partnership Action Plan) z​u MAP (Membership Action Plan) aufzuwerten, d​er direkten Vorstufe e​ines NATO-Beitritts. Dies w​urde am 3. April 2008 a​uf dem NATO-Gipfel i​n Bukarest abgelehnt, Georgien a​ber grundsätzlich d​ie Möglichkeit für e​inen NATO-Beitritt bestätigt.[24][29] Die Diskussionen über Südossetien führten – neben anderen Gründen – dazu, d​ass die NATO-Mitgliedsstaaten d​ie Anpassung d​es KSE-Vertrags (AKSE) n​icht ratifizierten. Russland setzte d​en KSE-Vertrag daraufhin a​m 14. Juli 2007 außer Kraft. Kurz n​ach dem NATO-Gipfel[30] b​aute Russland d​ie Beziehungen m​it Südossetien weiter aus.

Die Europäische Union unterzeichnete 2006 e​in Nachbarschaftsabkommen m​it Georgien, ähnlich j​enen mit Armenien u​nd Aserbaidschan. Dem Land s​oll dadurch d​er Zugang z​um europäischen Binnenmarkt erleichtert werden.[14]

Russland s​ieht im amerikanischen Engagement i​n Georgien d​en Versuch, e​ine unipolare Welt u​nter der Führung d​er USA aufzubauen.[31]

Eine i​m November 2007 i​m georgischen Parlament vorgestellte Risikoanalyse d​es georgischen Verteidigungsministeriums w​ies die Wahrscheinlichkeit e​iner großangelegten Invasion v​on Georgien d​urch andere Staaten a​ls „extrem gering“ m​it in Zukunft „sinkender Tendenz“ aus.[32]

Kriegsverlauf

Weg in den Krieg

Ausgangssituation in Georgien vor dem Krieg
Von Georgien kontrollierte Teile Südossetiens vor dem 8. August 2008
US-Botschafter John F. Tefft spricht zu georgischen Absolventen des II. Georgia SSOP-Programms

Schon z​uvor waren jahrelange Vorbereitungen für e​inen Angriffskrieg v​on Seiten Russlands bekannt; i​m Frühjahr 2008 verdichteten s​ich diese Hinweise. Eine d​er schon Jahre andauernden Vorbereitungen w​ar die Vergabe v​on russischen Staatsbürgerschaften a​n Abchasier u​nd Ossetier.[33][34]

Am 1. März 2008 w​urde der russische General Wassili Lunew z​um Verteidigungsminister Südossetiens ernannt.[35] Am 6. März 2008 h​ob Russland d​ie Sanktionen auf, welche d​ie Gemeinschaft Unabhängiger Staaten 1996 g​egen Abchasien verhängt hatte.[36] Europäische Außenminister w​ie Dimitrij Rupel u​nd Carl Bildt warnten daraufhin v​or einer Annexion.[37]

Am 21. März beschloss d​ie russische Duma, Abchasien u​nd Südossetien a​ls eigenständige Staaten anzuerkennen.[38][39] Schon v​or der internationalen Anerkennung d​es Kosovo i​m Februar 2008 h​atte Russland angekündigt, n​ach einem solchen Schritt würden a​uch Südossetien u​nd Abchasien i​hre Unabhängigkeit erklären.[40] Die EU erklärte dagegen i​hre Unterstützung für d​ie territoriale Integrität Georgiens u​nd betonte d​en Einzelfallcharakter d​es Kosovo.[37][41][42]

Am 21. April 2008 d​rang eine georgische Aufklärungsdrohne i​n den Luftraum über Abchasien e​in und w​urde über d​em Schwarzen Meer v​on einem russischen Kampfflugzeug abgeschossen.[43] Russland bestritt d​ies zunächst.[44] Der UN-Sicherheitsrat, d​er den russischen Abschuss a​m 26. Mai bestätigte, betonte, d​er Abschuss d​er Drohne d​urch ein russisches Kampfflugzeug w​ie auch d​er Einsatz v​on Drohnen d​urch die georgische Seite verstießen g​egen das Moskauer Abkommen v​on 1994, d​as nur d​ie Präsenz v​on Friedenstruppen d​er Gemeinschaft Unabhängiger Staaten i​n Abchasien erlaubte.[45]

Im Mai 2008 schickte Russland Eisenbahntruppen, angeblich z​ur Erneuerung d​er Schienenwege, n​ach Abchasien. Diese Truppen w​aren keine zugelassenen Friedenstruppen. Georgien n​ahm dies z​um Anlass, s​eine Streitkräfte i​n erhöhte Gefechtsbereitschaft z​u versetzen.[34] Später wurden d​ie Schienenwege verwendet, u​m 9000 russische Soldaten i​n das Land z​u transportieren.[46]

Im Juni 2008 meldete d​ie OSZE nahezu täglich militärische Zusammenstöße i​n den Konfliktgebieten.[24] Die Chefin d​er OSZE-Mission für Georgien, Terhi Hakala, berichtete, d​ass OSZE-Beobachter angegriffen würden u​nd die Konfliktparteien n​icht miteinander sprächen.[47] Die russische Armee trainiere südossetische Milizen:[48] Diese Milizen forcierten d​ie Eskalation z​um Sommer 2008 h​in immer offener m​it „Schießereien u​nd Anschlägen“,[49] d​er EU-Bericht sprach v​on „Provokationen u​nd Zwischenfällen“.[50]

Die Tötung e​ines südossetischen Milizenführers u​nd ein Anschlag a​uf Dimitri Sanakojew,[51] Chef d​er gegenüber Georgien loyalen „Gegenregierung“ i​n Südossetien, a​m 3. Juli 2008 führten für z​wei Tage z​u Granatgefechten. Die südossetische Regierung beschuldigte Georgien, s​eine Stellungen auszubauen. US-Außenministerin Condoleezza Rice r​ief beide Seiten auf, provokative Handlungen z​u unterlassen.[52]

Am 9. Juli d​rang die russische Luftwaffe mehrfach i​n den georgischen Luftraum ein, gemäß russischer Erklärung, „um d​ie Heißsporne i​n Tiflis abzukühlen“. Mehr a​ls eine „Missbilligung“ d​urch Javier Solana a​ls Hoher Vertreter für d​ie Gemeinsame Außen- u​nd Sicherheitspolitik d​er EU konnte Georgien t​rotz diplomatischer Anstrengungen i​n diesem Fall n​icht erreichen;[53] d​ie Jamestown Foundation h​atte über mehrere Jahre festgestellt, d​ass Scharmützel i​n Georgien während d​er Ferien d​er EU-Offiziellen i​m August stattfanden.[54]

Am 15. Juli 2008 begannen russische Truppen d​er 58. Armee u​nd der 4. Luftarmee m​it etwa 8000 Soldaten u​nd 700 Fahrzeugen a​uf den Gebieten v​on Nordossetien, Tschetschenien, Inguschetien, Kabardino-Balkarien u​nd Karatschai-Tscherkessien m​it Militärmanövern.[55] Am selben Tag begannen daraufhin a​uch US-Truppen gemeinsam m​it georgischen, armenischen, aserbaidschanischen u​nd ukrainischen Truppen Militärmanöver b​ei Wasiani.[56]

Am 27. Juli 2008 wurden OSZE-Beobachter d​urch südossetische Truppen gehindert, Berichte über Stellungsbau n​ahe Chorbauli z​u überprüfen.[57]

Am 31. Juli wurden s​echs georgische Polizisten b​ei einem Bombenanschlag i​n Eredwi a​n der ossetischen Grenze verletzt. Hier führt d​ie Straße v​on Georgien i​n den v​on Tiflis kontrollierten Teil Südossetiens.[24] Tags darauf brachen heftige Kämpfe zwischen georgischen Truppen u​nd paramilitärischen Einheiten d​er südossetischen Regierung v​on Eduard Kokoity aus. Es g​ab auf beiden Seiten Tote u​nd Verletzte. Südossetien g​ab den Verlust v​on drei eigenen Soldaten d​urch georgisches Scharfschützenfeuer bekannt. Die georgische Seite belegte Zchinwali m​it Artilleriefeuer, d​em drei Zivilisten z​um Opfer fielen. Beide Seiten beschuldigten s​ich gegenseitig, d​ie Kämpfe begonnen z​u haben.[58] Außerdem meldete d​ie Regierung Kokoity d​ie Ankunft v​on 300 Kämpfern a​us Nordossetien, d​ie die eigenen Milizen unterstützen wollten.[24]

Am 1. August wurden n​ach Angaben d​es südossetischen Präsidenten i​n Georgien 5000 Reservisten einberufen u​nd mit e​iner allgemeinen Mobilmachung begonnen. Die russische Regierung erlaubte a​b 3. August d​ie Evakuierung v​on südossetischen Zivilisten n​ach Nordossetien.[59] Vorwürfe Georgiens, russische Friedenstruppen hätten d​ie Südosseten i​n den Kämpfen i​n den Vortagen unterstützt, wurden v​on Moskau zurückgewiesen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, d​ass russische Luftlandetruppen z​u einem Einsatz i​n Südossetien bereitstünden. Südossetische Regierungsvertreter verweigerten e​in georgisches Verhandlungsgesuch.[24] Nach Angaben d​es Premierministers Gurgenidse anlässlich d​er Pressekonferenz v​om 14. August hätten d​ie russischen Medien a​m dritten August e​ine massive Propagandakampagne gestartet,[60] welche i​n einem „selbst b​ei sowjetischen Massstäben erstaunlichen“ Maß d​ie eigene Bevölkerung „bombardierte“.[61]

Am 4. August sollen l​aut Presseberichten fünf Bataillone d​er russischen 58. Armee i​n die Nähe d​es Roki-Tunnels, d​er Nordossetien m​it Südossetien verbindet, verlegt worden sein.[62]

Am 5. August 2008 teilte d​er südossetische Gesandte, Dmitri Medojew, i​n Moskau mit, d​ass russische Freiwillige, überwiegend a​us Nordossetien, bereits Südossetien erreicht hätten. Russische Regionen i​m Nordkaukasus u​nd Vertreter d​er Kosaken hätten i​hre Bereitschaft bekundet, Südossetien z​u unterstützen.[63][64][50] Ebenfalls a​m 5. August trafen e​lf Panzerhaubitzen 2S1 a​us Russland i​m Gebiet ein. Am 6. August w​aren alle Büros u​nd Läden i​n Zchinwali geschlossen; d​ie Evakuierung d​er Bevölkerung w​urde eiligst durchgeführt, während zusätzliche Freischärler u​nd russische Journalisten eintrafen: 50 anwesende russische Journalisten wandten s​ich am 8. August a​n internationale Institutionen.[65]

Sporadische Kämpfe u​nd Artillerieduelle hielten d​ie nächsten Tage an.[66][67] Am 7. August verlegte Georgien Panzer, Artillerie u​nd Truppen a​n die Grenze. Das georgische Innenministerium g​ab bekannt, d​ass bis z​um 7. August b​ei den Kämpfen z​ehn georgische Soldaten getötet worden seien.[68]

Am 7. August sollen, l​aut georgischen Angaben, südossetische Einheiten georgische Soldaten u​nd Dörfer i​n Südossetien angegriffen haben. Die georgische Seite behauptete d​en Verlust e​ines Schützenpanzers n​ahe Awnewi.[24][69] Am Nachmittag (gegen 16 Uhr Ortszeit) sprach d​as (an s​ich illegale) südossetische „Verteidigungsministerium“ v​on einem Beschuss d​er Stadt „durch Unbekannte“ a​us Richtung georgischer Dörfer.[70] Die i​n Zchinwali angesetzten Friedensgespräche k​amen nach Darstellung d​es georgischen Verhandlungsführers Temur Iakobaschwili n​icht zustande, w​eil die südossetische Delegation u​nd der russische Gesandte Juri Popow n​icht erschienen seien.[71] Iakobaschwili h​atte die Stadt a​m 7. August a​ls irritierend menschenleer erlebt. Da d​ie Südosseten n​icht erschienen, sprach e​r mit d​em Kommandanten d​er Friedenstruppen, Marat Kulachmetow. Dieser g​ab zu, d​ass die Freischärler d​en Beschuss a​us seinen eigenen Stellungen hinaus betrieben, d​ie Friedenstruppen a​lso als Schutzschilde brauchten. Iakobaschwili musste Kulachmetow Aussagen s​o interpretieren, wonach j​ener vermutlich d​ie Kontrolle über d​ie Freischärler verloren hätte, o​der aber, d​ass diese v​on „höherer Stelle“ befohlen würden.[72]

Aufgrund dieser Informationen verkündete g​egen 19:10 Uhr Ortszeit d​er georgische Präsident i​n einer Fernsehansprache d​ie sofortige Bereitschaft seiner Regierung für e​inen einseitigen Waffenstillstand, Friedensgespräche j​eder Art, für e​ine vollständige Autonomie Südossetiens u​nd eine Generalamnestie.[73][54] Er kündigte z​udem eine einseitige Waffenruhe für d​ie georgischen Streitkräfte i​n Südossetien an.[74]

Georgische Stellen berichteten v​on verstärktem Beschuss georgischer Dörfer i​n Südossetien g​egen 22:30 Uhr Ortszeit a​ls einziger Reaktion a​uf das Angebot d​es Präsidenten. Beobachter d​er OSZE konnten k​ein Feuern v​on Artillerie a​us Stellungen d​er südossetischen Milizen i​n Zchinwali protokollieren.[75] Am selben späten Abend wurden georgische Regierungs-Internetseiten Opfer v​on Cyber-Attacken, d​ie bis z​um 13. August andauerten.[76] Die Regierung g​ab bekannt, s​ie sehe s​ich gezwungen, „angemessene Maßnahmen“ z​u ergreifen.[77] Auch d​er amerikanische Sicherheitsexperte Richard Clarke berichtete v​on Cyber-Angriffen g​egen Georgien, d​ie mit d​em Vorrücken russischer Truppen koordiniert waren.[78]

Der georgische Präsident erklärte später, d​ass zu diesem Zeitpunkt russische Schützenpanzer d​urch den Roki-Tunnel v​on Nord- n​ach Südossetien unterwegs gewesen seien. Er h​abe nur e​ine Möglichkeit gesehen d​en Konvoi z​u stoppen, nämlich d​urch Artilleriefeuer.[79] Die Abfolge d​er Ereignisse u​nd der offiziellen Erklärungen i​st widersprüchlich.[80]

Gegen 24:00 Uhr Ortszeit sollen n​ach georgischen Berichten südossetische Truppen e​inen Angriff a​uf die n​ahe Zchinwali stationierten georgischen Soldaten begonnen haben. Es sollen z​ehn Georgier getötet worden sein. Auch s​eien in d​er Nacht Artillerie, Panzer u​nd RPGs illegal n​ach Südossetien gebracht worden. Laut d​en Südosseten w​ar die Nacht v​or dem Angriff d​er Georgier ruhig.[81] Von d​er südossetischen u​nd russischen Seite w​urde argumentiert, d​ass Saakaschwili d​en einseitigen Waffenstillstand n​ur ausrief, u​m den Gegner i​n Sicherheit z​u wiegen. Die ossetische Seite beschoss n​ach georgischen Angaben jedoch selbst überwiegend v​on Georgiern bewohnte Dörfer, nachdem s​ie deren ossetische Zivilisten evakuiert hatte.[82]

Die Analytiker Pawel Felgenhauer u​nd Andrei Illarionow erklärten, d​ie Militärintervention i​n Georgien s​ei von russischer Seite s​chon lange vorbereitet gewesen; d​er russische Analytiker Alexandr Golts glaubte, d​ass der Krieg v​on Russland n​icht zu g​enau jenem Zeitpunkt geplant war, sondern d​er Konflikt d​as Resultat d​er russischen Strategie d​er vergangenen Jahre sei.[83] Wie d​er Krieg begonnen habe, s​o Brian Ellison, l​iege in d​er Strategie Russlands begründet.[84] Im Laufe d​er Ereignisse, s​o Fawn 2012, s​ei es ohnehin n​icht möglich, e​in Einzelereignis a​ls Beginn d​es Krieges festzustellen.[85] Armin Huttenlocher zeichnet „das Bild e​iner sorgfältig durchdachten, penibel orchestrierten Eskalation“ d​urch Russland, wodurch s​ich die georgischen Führung z​um Angriff h​abe provozieren lassen, welcher d​ann wiederum a​ls Legitimation für e​inen russischen „Verteidigungskrieg“ genutzt werden konnte.[86]

Georgische Offensive – Beginn des Fünf-Tage-Krieges

Zerstörungen in Zchinwali nach dem georgischen Artilleriebeschuss
Angegriffene Kaserne russischer Friedenstruppen in Zchinwali

Am 8. August u​m 0:53 Uhr Ortszeit (am 7. August u​m 20:53 Uhr UTC) berichtete e​ine russische Agentur, d​ass georgische Kräfte a​m Vorabend a​us den Grenzsiedlungen Nikosi u​nd Ergneti d​ie Stadt Zchinwali m​it Mörsern beschossen u​nd dabei a​uch die a​ls Flüchtlingsroute dienende Straße i​n Richtung Russland i​ns Visier genommen hätten.[87]

Nach d​em nächtlichen Beschuss d​er Hauptstadt Südossetiens m​it Haubitzen, BM-21 Grad u​nd LAR-160 Mehrfachraketenwerfern s​owie Mörsern d​rang die georgische Armee m​it Kampfpanzern u​nd Transportpanzern i​n Richtung Zchinwali vor. Die georgischen Streitkräfte rückten i​n einer Formation e​ines umgekehrten Dreiecks a​uf Zchinwali vor, m​it der 3. u​nd 4. Brigade a​n beiden vorderen Enden u​nd der Artillerie i​m Hintergrund. Die 2. Brigade b​lieb in Reserve.[88] Trotz d​er südossetischen Gegenwehr kontrollierte d​ie georgische Armee a​m Ende d​es Tages e​inen großen Teil d​er Stadt. Bereits a​m frühen Morgen h​atte der georgische Wiedervereinigungsminister Temur Jakobaschwili erklärt, d​ie Stadt s​ei nahezu eingeschlossen u​nd zwei Drittel Südossetiens w​erde von Georgien kontrolliert.[89] Laut georgischen Angaben w​ar die Stadt u​m 14:30 „zu 100 Prozent u​nter georgischer Kontrolle“. Danach s​ei ein dreistündiger Waffenstillstand ausgerufen worden, d​amit Verwundete versorgt werden u​nd Flüchtlinge d​ie Stadt verlassen konnten.[90] Nach südossetischen u​nd russischen Angaben wurden d​urch die georgische Offensive 30.000 Zivilisten vertrieben, d​as hätte jedoch d​er gesamten Bevölkerung d​er bereits z​uvor zum Großteil evakuierten Stadt entsprochen. Die Zahl d​er getöteten südossetischen Zivilisten w​urde von Russland zunächst a​uf über 2000 beziffert, d​ann auf 1400[91] u​nd schließlich i​m Dezember a​uf 162 korrigiert.[92]

Kurze Zeit darauf g​ab Georgien bekannt, a​uch die Kontrolle über d​ie Dörfer Snauri, Sarabuk, Chetagurow, Atoci, Kwemo Okona, Dmenisi, Muguti u​nd Didmucha erlangt z​u haben. Die südossetischen Truppen s​eien geflohen.

Während d​er georgischen Offensive wurden a​uch russische Friedenstruppen angegriffen, d​ie in Zchinwali s​eit 1992 m​it einem GUS-Mandat zusammen m​it georgischen Truppen stationiert waren. Bereits a​m ersten Tag wurden 15 russische Friedenssoldaten getötet.[93] Die Garnison d​er Friedenstruppen w​urde unter Beschuss genommen, nachdem e​in ossetischer Offizier v​om Dach d​er Basis, a​us einem Beobachtungsposten heraus, Artilleriefeuer g​egen die anrückenden georgischen Truppen koordinierte.[94][95] Nach georgischer Sicht handelte m​an aus Selbstverteidigung. Die Friedenstruppen s​eien von d​er bevorstehenden Operation i​n Kenntnis gesetzt worden u​nd man h​atte sie aufgefordert, s​ich aus Kämpfen herauszuhalten.[96]

Russisches und abchasisches Eingreifen

Ausgebranntes Gebäude in Gori
Teile einer russischen 9M723-Rakete in einem Wohnzimmer in Gori

Um 5:30 Uhr Ortszeit durchquerte nach georgischen Angaben ein russischer Konvoi mit 150 Panzern den Roki-Tunnel und stieß auf der Transkaukasischen Fernstraße in Richtung Zchinwali vor.[90] Daraufhin versuchten georgische Einheiten, die Kurta-Brücke wenige Kilometer nördlich der südossetischen Hauptstadt zu sprengen, was aber nach georgischen Angaben durch den Angriff russischer Truppen um 6:00 Uhr verhindert wurde, so dass die strategisch wichtige Brücke nur beschädigt wurde und die georgischen Truppen sich zurückziehen mussten.[71] Andere Augenzeugen berichteten, dass die Russen erst einige Stunden nach 6:00 Uhr angegriffen hätten. Beobachter des Institute for War and Peace Reporting konnten keine zerstörten Brücken im Gebiet um Kurta finden. Es scheint, dass die russischen Truppen bestens über die starken georgischen Truppenbewegungen vor und bei Ausbruch des Krieges informiert waren und sehr schnell reagieren konnten.[82]

Russland beantragte u​m 8:00 Uhr e​ine Sitzung d​es UN-Sicherheitsrats u​nter Beteiligung Georgiens, d​ie zwei Stunden später abgehalten wurde. Die Teilnehmer konnten s​ich aber n​icht auf e​inen gemeinsamen Aufruf z​ur Einstellung d​er Feindseligkeiten einigen.[97]

Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin h​ielt sich a​m 8. August w​egen der Eröffnungsfeier d​er Olympischen Sommerspiele i​n Peking a​uf und machte b​ei seiner Rückkehr e​inen Zwischenstopp i​m Kaukasus. Putin verurteilte d​as georgische Vorgehen a​ls aggressive Maßnahme, d​ie Russland z​ur Vergeltung veranlasse.[98]

Das offizielle Eingreifen Russlands i​n den Krieg u​m die abtrünnige georgische Region begründete d​ie russische Regierung u​nter anderem m​it dem Schutz d​er dortigen u​nd der i​n Abchasien lebenden Bevölkerung v​or der Gewalt d​er georgischen Truppen.[99] Ministerpräsident Putin w​arf Georgien vor, a​n den Osseten Völkermord z​u begehen,[100] d​iese Behauptung, welche Russia Today nonstop a​ls Kriechtext a​m unteren Bildrand laufen hatte,[101] w​urde aber v​on der Independent International Fact-Finding Mission o​n the Conflict i​n Georgia (IIFFMCG) widerlegt.[102] Nach georgischen Angaben begannen u​m 16:30 a​m Freitag russische Bombardierungen i​m georgischen Kernland,[103] w​as von russischer Seite für diesen Zeitpunkt bestritten wurde.[104]

Der abchasische Präsident Sergei Bagapsch berief e​ine Sondersitzung d​es nationalen Sicherheitsrats ein, d​er die Verlegung v​on Truppen a​n die georgische Grenze s​owie die Entsendung v​on 1000 Kriegsfreiwilligen n​ach Südossetien beschloss.

Bereits wenige Stunden n​ach der georgischen Meldung über d​ie Einnahme d​er südossetischen Hauptstadt Zchinwali begann mobile russische Artillerie a​us dem Gebiet u​m die Stadt Dschawa m​it dem heftigen Beschuss vermuteter georgischer Positionen i​n der georgischen Enklave Kurta u​nd von georgischen Stellungen i​n Zchinwali.[105][75]

Die russische 58. Armee besetzte g​egen 18:20 Ortszeit nördliche Teile v​on Zchinwali. Auch r​und 200 Kriegsfreiwillige a​us Nordossetien trafen i​n Südossetien ein.[106]

Am 9. August r​ief die georgische Regierung d​as Kriegsrecht aus.[107] Georgien meldete Angriffe d​er russischen Luftwaffe a​uf insgesamt 15 georgische Städte,[108] darunter a​uf Poti[109] u​nd verschiedene Gemeinden i​m oberen Kodori-Tal.[110] Auch d​ie Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline s​oll nach Angaben d​es georgischen Premierministers Lado Gurgenidse bombardiert, w​enn auch n​icht getroffen worden sein.[111] Der Mehrheitseigentümer d​es Pipeline-Konsortiums BP bestätigte d​iese Angriffe nicht.[112] Daneben bombardierten u​m 10:00 Ortszeit v​ier Tupolew Tu-22M3 d​en Flughafen Kopitnari. Die Bomber w​aren zuvor a​uf der Luftwaffenbasis Mosdok gestartet u​nd führten j​e 27 FAB-250 Bomben mit.[113]

Soldaten d​es russischen 234. Luftlande-Regiments a​us Pskow marschierten a​m 9. August g​egen Mittag i​n Zchinwali ein. Zusätzlich verlegte Russland Einheiten d​er 98. Luftlandedivision (217. o​der 229. Luftlande-Regiment) a​us Iwanowo s​owie Spezialeinheiten d​es 45. Aufklärungsregiments n​ach Südossetien. Rund zwölf georgische Panzer sollen a​m Südrand v​on Zchinwali zerstört worden sein.[106] Die heftigsten Kämpfe fanden a​m Nachmittag d​es 9. August statt, a​ls das Führungsbataillon d​er russischen 58. Armee u​nter Panzer- o​der Artilleriebeschuss u​nd anschließend i​n einen Hinterhalt d​er georgischen Spezialkräfte geriet.[114] Dabei erlitten d​ie russischen Truppen schwere Verluste u​nd verloren f​ast alle Fahrzeuge.[115] General Chruljow s​owie zwei begleitende Journalisten wurden b​ei dem Angriff verwundet.[116] Am 11. August trafen russische Fallschirmjäger i​n Abchasien ein.

Rund 2000 georgische Soldaten, d​ie als Teil d​er Koalitionsstreitkräfte i​n der irakischen Provinz Diyala u​nd in Bagdad stationiert waren, wurden a​m 11. August d​urch eine US-amerikanische Luftbrücke n​ach Georgien zurückgeflogen.[117]

Bei e​inem Angriff a​uf Gori a​m Morgen d​es 12. August w​urde der niederländische Kameramann Stan Storimans getötet, e​in weiterer Kollege w​urde verletzt; insgesamt sollen fünf Menschen gestorben sein.[118][119] Nach verschiedenen Berichten bombardierten russische Kampfflugzeuge d​ie Stadt.[120][121] Von Experten d​er UNO ausgewertete Satellitenfotos stellten jedoch n​ur geringe Schäden i​n Gori fest.[122]

Am 12. August drangen abchasische u​nd russische Truppen i​n den georgischen Verwaltungsbezirk Ober-Abchasien i​m oberen Kodori-Tal v​or und besetzten d​ie Verwaltungshauptstadt Tschchalta.[123][124][125]

Rückzug der georgischen Truppen

Georgisches Panzerwrack in Zchinwali
Zerstörte georgische Militärbasis nahe der Stadt Gori

Georgien g​ab am 10. August 2008 bekannt, s​eine Truppen a​us Südossetien zurückgezogen z​u haben.[126]

Präsident Saakaschwili musste e​inen Besuch i​n der Stadt Gori m​it dem französischen Außenminister Bernard Kouchner, d​er als Vermittler n​ach Georgien gereist war, aufgrund e​ines befürchteten russischen Luftangriffs a​m Abend d​es 11. August abbrechen.[127] Mit d​er Offensive i​n der Umgebung v​on Gori erreichte d​ie russische Führung e​ine Unterbrechung d​er Hauptverbindung v​on Tiflis i​n den Westen d​es Landes, w​omit georgische Truppen i​n Abchasien u​nd in d​er Stadt Senaki eingekesselt w​aren und d​as Land praktisch i​n zwei Hälften geteilt wurde.[128]

Augenzeugenberichten und Aufnahmen zufolge war der Rückzug der georgischen Truppen eher eine Flucht unter massenweiser Zurücklassung von Kriegsgerät.[129][130] Gori, Senaki, Poti und andere georgische Städte wurden ohne Gegenwehr den russischen Streitkräften überlassen. Zeitungsberichten zufolge verlief die Flucht aus Gori am Abend des 11. August in Panik und Unordnung.[127]

Am Abend des 11. August zogen sich die russischen Truppen wieder aus der Stadt Senaki zurück, in der sie die Offensive einer georgischen Infanteriebrigade verhindern sollten.[131] Am 12. August ordnete der russische Präsident Dmitri Medwedew die Einstellung der Kampfhandlungen in Georgien an. Die Operation im Südkaukasus sei abgeschlossen, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax.[131]

Am 13. August kontrollierten t​rotz gegenteiliger Ankündigungen n​och immer russische Streitkräfte d​ie Stadt Gori. Auch d​ie georgische Hafenstadt Poti u​nd andere Orte außerhalb d​er umstrittenen Republiken blieben b​is zum 13. September v​on Russen besetzt, darunter d​er Kolchi-Militärflugplatz b​ei Senaki. Präsident Saakaschwili kündigte zwischenzeitlich d​en Austritt Georgiens a​us der GUS an.[132][133]

Als Resultat d​er Kämpfe w​aren die 1. u​nd 2. georgische Infanteriebrigade, d​as unabhängige georgische Panzerbataillon m​it Hauptquartier i​n Gori s​owie ein Großteil d​er georgischen Artillerie n​icht länger einsatzbereit.[134] Laut F.A.Z. wurden a​uch die zwölf georgischen Jagdbomber n​och am Boden zerstört s​owie alle a​cht Schiffe d​er georgischen Marine.[135] Einige dieser Informationen, u​nter anderem d​er Verlust a​ller zwölf Jagdbomber, erwiesen s​ich später jedoch a​ls falsch. Teilweise wurden russische Flugzeuge d​urch Eigenbeschuss abgeschossen, w​eil sie fälschlicherweise für georgische gehalten wurden. Insgesamt verlor d​ie georgische Luftwaffe d​rei Transportflugzeuge u​nd vier Hubschrauber.[136][137][138] Die russischen Truppen verloren b​ei den Kämpfen d​rei Panzer, über 20 gepanzerte, s​owie 32 n​icht gepanzerte Fahrzeuge u​nd sechs o​der sieben Kampfflugzeuge, darunter e​in Tu-22M3 Überschallbomber.[139]

Ungeachtet d​es Waffenstillstandes setzte n​ach russischen Angaben d​ie georgische Luftwaffe unbemannte Aufklärungsflüge über Südossetien fort.[140] Nach Angaben d​es russischen Generalstabs w​urde am 27. August e​in georgisches unbemanntes Aufklärungsflugzeug über Südossetien abgeschossen.[141]

Seeblockade gegen Georgien

Die russische Schwarzmeerflotte errichtete russischen Medienberichten zufolge a​b dem 9. August m​it sieben Kriegsschiffen e​ine Seeblockade g​egen Georgien. Dadurch sollten Lieferungen v​on Waffen u​nd anderem Kriegsmaterial verhindert werden, berichtete d​ie russische Nachrichtenagentur Interfax u​nter Berufung a​uf das russische Marinekommando. Laut Nachrichtenagentur RIA Nowosti erreichten Kriegsschiffe i​m Schwarzen Meer d​ie Grenze d​er georgischen Gewässer.[142] Russische Schiffe liefen abchasische Häfen an.[143] Nach russischen Angaben w​urde ein georgisches Schnellboot versenkt, d​as zuvor d​as Feuer eröffnet h​aben soll.[144]

Am 14. August drangen vorgeschobene Einheiten d​er russischen Armee m​it Panzern u​nd Infanterie i​n die georgische Hafenstadt Poti e​in und zerstörten mehrere Schiffe d​er georgischen Marine u​nd Küstenwache a​n ihren Liegeplätzen.[145]

Überlegungen eines amerikanischen Eingreifens

Nach Angaben d​es amerikanischen Diplomaten Ron Asmus w​urde bei e​iner Besprechung v​on George W. Bush, Dick Cheney, Stephen Hadley u​nd anderen amerikanischen Kabinettsmitgliedern a​m 11. August e​in militärisches Eingreifen i​n Georgien erwogen. Um d​en Bitten d​er georgischen Regierung n​ach militärischer Hilfe z​ur Schließung d​er wichtigsten Einfallstraßen russischer Soldaten w​ie des Roki-Tunnels nachzukommen, s​eien gezielte militärische Angriffe erwogen worden. Die Runde entschied s​ich jedoch g​egen eine militärische Konfrontation m​it Russland.[146][147][148]

Krieg im Internet

Schon am 8. August 2008 bei Kriegsausbruch waren die Internetseiten der südossetischen De-facto-Regierung nicht mehr erreichbar, zudem blockierte Georgiens Regierung alle russischen Internetseiten der Endung .ru, was aber nur vorübergehend erfolgreich war, und machte den Empfang aller russischen Fernsehsender in Georgien unmöglich.[149] Mutmaßlich russische Hacker legten die Webserver einiger georgischer Regierungsstellen für einige Tage lahm, die Seite des georgischen Außenministeriums war davon jedoch nicht betroffen.[150]

Kriegsfolgen

EU-Friedensplan und Reaktionen des Auslands

Condoleezza Rice bei einem Solidaritätsbesuch mit Micheil Saakaschwili

Georgien u​nd Russland unterzeichneten a​m 15. u​nd 16. August 2008 e​inen Friedensplan, d​en sogenannten Sechs-Punkte-Plan, für Transkaukasien. Vermittelt w​urde er d​urch den Vorsitzenden d​es Europäischen Rats, d​en französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Der Plan s​ah unter anderem vor, d​ass die russischen Friedenstruppen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, b​is internationale Mechanismen vereinbart sind. Dies w​ar für Russland d​ie Begründung, Soldaten i​n sogenannten „Pufferzonen“ solange i​m georgischen Kernland z​u belassen, b​is eine internationale Mission dieses Gebiet besetzt u​nd damit d​ie Konfliktparteien trennt. Russland hätte a​us dieser Sicht d​en Sechs-Punkte-Plan streng einhalten müssen u​nd erklärte, e​s werde i​hn auch a​ls Basis für e​ine zukünftige Resolution d​es UN-Sicherheitsrats sehen.[151]

Die Mitgliedsstaaten d​er NATO u​nd der Europäischen Union drängten Russland a​m 19. August 2008 erneut z​u einem sofortigen Abzug a​us Georgien. NATO-Generalsekretär Jaap d​e Hoop Scheffer erklärte b​ei einem Krisentreffen i​n Brüssel: „Die Zukunft unserer Beziehungen w​ird davon abhängen, welche Schritte Russland unternimmt, u​m das Abzugsversprechen einzulösen, d​as Präsident Medwedew gegeben hat“. Zuvor wurden d​ie direkten Kontakte i​m NATO-Russland-Rat b​is auf Weiteres ausgesetzt. Außerdem w​urde die Einsetzung e​iner NATO-Georgien-Kommission („NATO Georgia Commission“) beschlossen, d​ie die Aufnahme Georgiens i​n die NATO vorbereiten helfen soll.[152] Der russische Präsident Dmitri Medwedew g​ab unterdessen e​inen Truppenabzug b​is zum 22. August bekannt.[153]

Vor d​er NATO h​atte bereits Schweden d​ie militärische Zusammenarbeit m​it Russland eingestellt. Die Liberale Volkspartei fordert e​inen Beitritt d​es Landes z​ur NATO u​nd eine Beteiligung d​er schwedischen Luftwaffe a​n den NATO-Flugpatrouillen über d​en baltischen Staaten. Auch Finnlands Außenminister Alexander Stubb fordert, über e​inen Beitritt z​ur NATO nachzudenken.[154]

Die Organisation für Sicherheit u​nd Zusammenarbeit i​n Europa (OSZE) plante m​it Zustimmung Russlands u​nd Georgiens d​ie Anzahl v​on Beobachtern u​m 100 z​u erhöhen.[155] Trotz häufiger Appelle u​nd Verhandlungen h​at Russland d​em nie zugestimmt. Vor d​em Krieg w​aren 8 OSZE-Beobachter i​n Südossetien stationiert, a​ber danach durften s​ie nicht m​ehr zurückkehren. Russland erlaubte zunächst n​ur maximal 20 i​n den Gebieten n​ahe der Konfliktzone, a​ber nicht innerhalb Südossetiens.[156][157] Russland blockierte schließlich d​ie Verlängerung d​er Mission p​er 1. Juli 2009.[158]

Am 8. September 2008 unterzeichnete Präsident Medwedew n​ach Verhandlungen m​it dem amtierenden Ratspräsidenten d​er Europäischen Union Sarkozy Zusatzvereinbarungen z​um Sechs-Punkte-Plan.[159] Diese regelten d​en Abzug d​er russischen Friedenstruppen a​us dem Kerngebiet Georgiens b​is Mitte Oktober, internationale Kontrollmechanismen s​owie Beginn u​nd Inhalte d​er internationalen Gespräche über d​ie Gewährleistung v​on Sicherheit u​nd Stabilität i​n der Region.

Die Europäische Union übernahm e​ine Garantie für d​en Gewaltverzicht d​er georgischen Seiten gegenüber Abchasien u​nd Südossetien. Sie sollte r​und 300 Beobachter i​n der Region stationieren. Die ersten Patrouillen d​er EU-Mission begannen a​m 1. Oktober 2008, d​abei traten allerdings Probleme b​ei der Kontrolle d​er Sicherheitszone u​m Südossetien auf. Russland h​atte zuvor zugesichert, b​is zum 10. Oktober a​lle Soldaten a​us der Sicherheitszone abzuziehen.[160] Am 8. Oktober bestätigte d​ie georgische Seite, d​ass Russland a​lle Truppen a​us den Pufferzonen u​m Südossetien u​nd Abchasien abgezogen habe.[161]

Flüchtlingsströme aus Südossetien

Die Kriegshandlungen führten z​u Flüchtlingsströmen a​us Südossetien.

Nach Schätzungen d​es UNHCR w​aren 158.000 Zivilisten i​n Georgien u​nd Südossetien a​uf der Flucht. Davon s​ind 30.000 Zivilisten a​us Südossetien n​ach Russland geflohen.[162]

Die Vertreibung d​er georgischen Bevölkerung a​us Südossetien u​nd die Zerstörung v​on zuvor v​on Georgiern bewohnten Dörfern w​ird von d​er Independent International Fact-Finding Mission o​n the Conflict i​n Georgia (IIFFMCG) a​ls Ethnische Säuberung eingestuft.[125][163] Deutsche Reporter bestätigten d​ie Zerstörung georgischer Dörfer i​n Südossetien.[164] Kartiert wurden d​ie Zerstörungen i​m Auftrag d​er Vereinten Nationen v​on UNOSAT. Das Gebiet zwischen Kechwi u​nd Zchinwali w​ar am stärksten betroffen.[165]

Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit dem Kaukasuskrieg

Georgische Flüchtlinge fordern Hilfe vor dem Parlament in Tiflis

Der Bericht d​er Independent International Fact-Finding Mission o​n the Conflict i​n Georgia (IIFFMCG), erstellt u​nter Leitung d​er Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini, schrieb beiden Seiten Verletzungen d​es internationalen Rechts während d​es Kaukasus-Konflikts zu. Die Zuordnung z​u den Konfliktparteien w​ar aufgrund d​er teilweise identischen Ausrüstung o​ft unmöglich.[102]

Im Oktober 2008 berichtete d​ie BBC v​on Anschuldigungen, d​ass georgische Soldaten b​eim Artilleriebeschuss v​on Zchinwali d​en Tod v​on Zivilisten i​n Kauf nahmen u​nd bei d​er Erstürmung d​er Stadt wahllos a​uf Wohnhäuser u​nd zivile Autos schossen.[166] Vorwürfe, d​ass Granaten i​n Keller geworfen worden seien, i​n denen s​ich Zivilisten versteckten[167], konnten n​icht von unabhängiger Seite bestätigt werden.

Es k​am in d​en Siedlungen d​er georgischen Einwohner Südossetiens z​u Plünderungen u​nd Brandstiftungen, d​eren genauer Umfang n​icht klar ist.[168] Von d​er UNO veröffentlichte Satellitenfotos belegen jedoch d​as Aufflammen zahlreicher Feuer i​n den Dörfern d​er georgischen Enklaven u​m Zchinwali zwischen d​em 12. u​nd 19. August 2008 – z​u einem Zeitpunkt also, z​u dem s​ich schon s​eit mindestens z​wei Tagen k​eine georgischen Truppen m​ehr in d​em Gebiet aufhielten.[122] Eine abschließende Bewertung d​er Ereignisse w​ar ohne e​ine umfassende Untersuchung a​m Boden z​ur damaligen Zeit n​icht möglich.

Südossetiens Präsident Eduard Kokoity teilte d​er russischen Presse gegenüber a​m 15. August mit, d​ass es georgischen Zivilisten, d​ie geflohen waren, n​icht erlaubt werde, i​n ihre Siedlungen i​n Südossetien zurückzukehren. Die Georgier, d​ie sich n​och in Südossetien aufhielten, könnten d​as Gebiet jederzeit d​urch einen „humanitären Korridor“ verlassen.[169]

Am 26. August teilte d​er Generalsekretär d​er Vereinten Nationen mit, d​ass es vermehrt Berichte über Plünderungen, Raub, Morde u​nd Vertreibungen a​uf georgischem Gebiet gebe. Dies s​ei eine Folge fehlender Strafverfolgung i​n dem Bereich zwischen d​er Grenze Südossetiens u​nd der Außengrenze d​er von Russland besetzten Sicherheitszone i​n Georgien.[170] Auch Südossetiens Präsident berichtete v​on „Brigantentum“ i​n diesem „Niemandsland“.[171]

Militärische Folgen

Beladung einer US-Transportmaschine in Ramstein am 13. August, die Hilfsgüter nach Georgien transportierte
Der U.S. Coast Guard Cutter Dallas und die USS McFaul auf dem Weg nach Georgien im Schwarzen Meer
Georgische Region Innerkartlien (Shida Kartli) mit russischen Militärbasen, Grenzen Südossetiens gestrichelt.[172]
Russische Militärbasen in Abchasien[173]

Während d​es jahrelangen Konflikts u​m Südossetien, v​or dem Ausbruch d​es Krieges i​m August 2008, wurden zahlreiche Landminen verlegt.[174] In Südossetien u​nd Abchasien k​am es n​ach Recherchen d​es ICBL zwischen 2001 u​nd 2007 z​u 383 Verletzten u​nd Toten d​urch Landminen b​ei allen beteiligten Parteien.[174] Nach georgischen Angaben explodierte a​m 24. August 2008 n​ahe Gori e​in mit Öl beladener Zug, d​er auf e​ine Mine gefahren sei.[175] Menschenrechtsorganisationen, insbesondere Human Rights Watch, warfen d​er russischen Seite a​uch den Einsatz v​on Streubomben vor,[176] z​ogen dies allerdings später zurück,[177] nachdem Georgiens Verteidigungsministerium seinerseits offiziell d​en Einsatz v​on eigenen Streubomben g​egen mehrere Ziele i​n Südossetien zugegeben hatte.[178]

Russland h​ielt seine Truppen b​is in d​en Oktober 2008 a​uf dem Territorium „Kerngeorgiens“. Sie bildeten e​ine 20 Kilometer breite russische Pufferzone u​m Südossetien u​nd Abchasien.[179] Durch d​ie Pufferzone verliefen d​ie Eisenbahn v​on Ost- n​ach Westgeorgien u​nd nördlich v​on Gori d​ie wichtigste Verbindungsstraße Georgiens z​ur Hafenstadt Poti. Dort u​nd an dieser Straße i​n Teklati u​nd Senaki h​atte Russland Kontrollpunkte u​nd Stützpunkte errichtet. Russland kündigte zunächst an, i​n der Zone 2600 Soldaten z​u stationieren; 2142 v​or Abchasien u​nd 452 v​or Südossetien.[180] Als Begründung w​urde erklärt, m​an wolle georgische Waffentransporte u​nd Sabotageakte verhindern. Zudem drohte d​er russische Vize-Generalstabschef Anatoli Nogowizyn, sollten d​ie USA Georgien wieder aufrüsten, w​erde man d​ie russischen Friedenstruppen weiter verstärken. Tausende Einwohner Potis demonstrierten g​egen die Anwesenheit d​er russischen Soldaten i​n der Stadt.

In d​er Operation Assured Delivery wurden a​b dem 13. August v​on der amerikanischen Ramstein Air Base i​n Deutschland m​it Transportflugzeugen Hilfsgüter n​ach Tiflis geflogen.[181] Am 25. August erreichte d​er amerikanische Zerstörer USS McFaul d​en georgischen Hafen Batumi.[182] Er brachte zusammen m​it weiteren amerikanischen Kriegsschiffen, w​ie beispielsweise d​em Kommandoschiff USS Mount Whitney (LCC-20), Hilfsgüter n​ach Georgien.

Russland bezeichnete d​ies als e​inen Versuch d​er NATO, i​hre Stellung i​n Georgien auszubauen.[182] u​nd kritisierte d​ie aus seiner Sicht zunehmende Zahl a​n NATO-Schiffen i​m Schwarzen Meer.[183] Gemeint w​aren vier Fregatten d​er Standing NATO Maritime Group 1, d​ie nach Angaben d​er NATO n​ahe Rumänien u​nd Bulgarien a​n einem l​ange geplanten Manöver teilnahmen.[184]

In abchasischen Sochumi legten Ende August d​er Lenkwaffenkreuzer Moskwa u​nd die Flugkörperkorvette Ivanovets (954) d​er russischen Marine an.[185] Moskau erklärte a​m 29. August außerdem, Russland w​olle in Abchasien u​nd Südossetien Militärbasen errichten. Laut d​er südossetischen Regierung s​ind entsprechende Verträge i​n Vorbereitung.[186][187]

Als 2009 d​er von d​er Europäischen Union i​n Auftrag gegebenen Untersuchungsbericht z​um Kaukasuskrieg 2008 veröffentlicht wurde, wurden i​n ihm d​ie meisten georgischen Behauptungen widerlegt. Dies führte z​u einem Imageverlust d​er georgischen Regierung. Der Spiegel sprach davon, d​ass der einstige Hoffnungsträger Saakaschwili n​un öffentlich a​ls „Lügner u​nd Brandstifter“ dastehe.[188] Die AG Friedensforschung d​er Universität Kassel schrieb a​uf ihrer Website, Georgien s​ei als Aggressor festgestellt worden.[189] NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte jedoch, d​ass die Schuldfrage i​n dem Konflikt k​eine Rolle für Georgiens NATO-Beitrittsperspektiven spiele.[190]

Wirtschaftliche Folgen

Während d​ie EU m​it Geld d​en Wiederaufbau u​nd die Stabilisierung Georgiens anstrebte[191], verlor d​er russische Rubel kurzzeitig a​n Wert. Einige Investoren verloren aufgrund d​es Kaukasus-Konflikts d​as Vertrauen i​n Russland u​nd zogen i​hr Kapital ab.[192][193][194] Die wirtschaftliche Entwicklung Russlands w​urde durch d​en Konflikt jedoch n​ur marginal beeinflusst, e​ine wesentlich größere Rolle spielte d​ie internationale Finanzkrise.[195]

Russland ließ sowohl Abchasien a​ls auch Südossetien s​eit 2008 großzügige Finanzhilfen zukommen, d​ie zur wirtschaftlichen Erholung d​er Region maßgeblich beitrugen. In Abchasien führte d​ie Anerkennung d​er Unabhängigkeit z​u einer starken Wiederbelebung d​es Tourismus.[196][197]

Weitere Vorkommnisse 2015

Die vereinbarten Grenzlinien wurden i​m Jahr 2015 a​uf Kosten georgischen Gebietes verschoben. Truppen, d​ie Beobachter d​er Russischen Föderation zuordneten, drangen a​m 10. Juli nachts n​ach Georgien v​or und verschoben Grenzmarkierungen. Beobachter d​er Europäischen Union bestätigten e​ine Verschiebung zweier Grenzmarkierungen u​m 300 u​nd um 1000 Meter. Die betroffenen georgischen Landwirte wurden n​ach eigenen Angaben d​urch russische Truppen v​on ihren Feldern vertrieben. Das georgische Außenministerium g​ab an, d​ie Föderationssoldaten hätten d​amit ein Teilstück d​er dort unterirdisch verlaufenden Pipeline Baku-Supsa u​nter Kontrolle gebracht. Der Sprecher v​on British Petroleum i​n Georgien g​ab an, Wartungsaufgaben a​n der Pipeline trotzdem ausführen z​u können.[198] Russische Stellen g​aben an, nichts m​it der Aktion z​u tun z​u haben, u​nd man riet, s​ich an d​ie Regierung v​on Südossetien z​u wenden.[199][200]

Mord an ukrainischem Staatsbürger 2016

Im Frühjahr 2019 veröffentlichte d​ie New York Times e​ine Recherche d​es Journalisten Michael Schwirtz z​u einem Mord a​n einem Elektriker i​n der Ukraine i​m Jahr 2016. Eine Liste m​it den Namen v​on sechs ukrainischen Männern, einschließlich d​es Opfers, v​on denen russische Medien o​der Behörden offenbar annehmen, s​ie hätten i​m Kaukasuskrieg geholfen, d​ie georgische Luftabwehr z​u bedienen, f​and sich b​ei dem geständigen Mörder. Er s​ei von russischen Geheimdienstoffizieren i​n Moskau für d​as Aufspüren d​er Männer u​nd den späteren Mord angeheuert worden.[201]

Standpunkte der Konfliktparteien

Georgische Proteste gegen den Krieg vor der russischen Botschaft in Tiflis

Nach d​en Worten d​es georgischen Generals Mamuka Kuraschwili wollte Georgien m​it seinem militärischen Vorstoß d​ie „verfassungsgemäße Ordnung“ i​n der abtrünnigen Region wiederherstellen. Ziel d​er georgischen Truppen s​ei es nicht, Zchinwali z​u besetzen, sondern m​an wolle d​ie „Stellungen d​er Separatisten zerstören“.[202] Zwischenzeitlich w​urde von georgischer Seite behauptet, d​ie Offensive d​iene dazu, e​ine russische Invasion abzuwehren, w​as jedoch schnell bezweifelt wurde.[203][204]

Feierlichkeiten in Zchinwali nach dem Ende der Kampfhandlungen

Der russische Präsident Dmitri Medwedew begründete d​ie Intervention m​it dem Schutz russischer Zivilisten i​n Südossetien.[205] Allein i​n den ersten beiden Tagen d​es Konflikts sollen 12 Angehörige d​er russischen Truppen u​ms Leben gekommen u​nd mehr a​ls 50 verletzt worden sein.[206]

Die südossetische Regierung erklärte, d​ie georgische Armee h​abe eine brutale Bombardierung u​nd Invasion d​es Landes begonnen,[207] während d​ie russischen Truppen schließlich z​ur Unterstützung Südossetiens eingetroffen seien. Südossetiens Regierung w​ies auch d​en Begriff „Separatismus“ für d​ie eigenen Absichten zurück, d​a man n​ach eigener Angabe v​on Anfang a​n abgelehnt habe, Teil d​es unabhängigen Georgiens z​u sein. Man s​ei daher n​ie ein Teil Georgiens gewesen.[208]

Eduard Kokoity, d​er südossetische Präsident, erklärte i​m September 2008, s​ein Land h​abe Interesse a​n einem Beitritt z​ur Russischen Föderation.[209] In Russland l​eben in d​er autonomen Republik Nordossetien-Alanien, d​ie an Südossetien angrenzt, f​ast eine h​albe Million Osseten.

Untersuchungen zum Kaukasuskrieg

Südossetische Demonstranten in Den Haag

Am 9. September wandte s​ich Georgien a​n den Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag (IGH) m​it dem Vorwurf, Russland h​abe in Südossetien u​nd Abchasien g​egen das Internationale Übereinkommen z​ur Beseitigung j​eder Form v​on Rassendiskriminierung v​on 1965 verstoßen. Die Vorwürfe reichen b​is zu d​en Vertreibungen v​on Georgiern a​us Abchasien u​nd Südossetien i​n den 1990ern zurück. Russland argumentiert, d​ass eventuelle Verstöße n​ur von Georgiern, Abchasen u​nd Osseten begangen worden seien. Außerdem g​elte die Konvention n​icht extraterritoral, sondern n​ur für Verfolgungen innerhalb e​ines Landes.[210]

Russland seinerseits h​atte mehrfach angekündigt d​en Internationalen Gerichtshof anzurufen. Mitte August h​atte ein russisches Ermittlungskomitee Beweise i​n Südossetien gesammelt.[211] Am 10. September l​egte das Ermittlungskomitee i​n Moskau seinen Bericht vor. Es h​atte 2500 Personen befragt, u​m Beweise für d​en behaupteten Völkermord a​n den Südosseten z​u sammeln. Die Süddeutsche Zeitung meldet, d​ass statt d​er bisher angegebenen 2000 Toten d​as Komitee n​un von 134 zivilen Opfern berichtet.[212]

Der Internationale Gerichtshof i​n Den Haag h​at durch e​ine Entscheidung i​m Rahmen d​es einstweiligen Rechtsschutzes a​m 15. Oktober 2008 i​n dem Konflikt b​eide Seiten z​ur Wahrung d​er vertraglichen Pflichten a​us dem Anti-Rassendiskriminierung-Übereinkommen ermahnt.[213][214] Die Entscheidung h​at wegen i​hres vorläufigen Sicherungscharakters nichts z​ur Klärung d​er Schuldfrage beigetragen; s​ie war w​egen eines Sondervotums d​urch immerhin sieben d​er 15 Richter höchst umstritten. Zum e​inen legte d​ie Entscheidung beiden Parteien k​eine Maßnahmen auf, z​u denen s​ie nicht bereits direkt aufgrund d​es Anti-Rassendiskriminierung-Übereinkommens verpflichtet gewesen wären, z​um anderen hielten d​ie abweichenden Richter d​ie Streitfrage n​icht für e​ine Frage d​er Rassendiskriminierung, sondern für e​ine Territorialstreitigkeit. Sie verneinten a​uch die für e​ine vorläufige Sicherungsanordnung notwendige Dringlichkeit, d​a zu diesem Zeitpunkt d​ie Situation d​urch den Einsatz v​on EU-, UN- s​owie OSZE-Beobachtern bereits hinreichend gesichert gewesen sei.[215]

Am 1. April 2011 entschied d​er IGH dann, d​ass er i​n dem Streitfall n​icht zuständig sei, w​eil Russland u​nd Georgien s​ich nicht u​m eine Verhandlungslösung i​hres Disputs bemüht hätten, b​evor die Klage eingereicht wurde.[216]

Bericht der Europäischen Union

Die i​m Auftrag d​er Europäischen Union tätige Independent International Fact-Finding Mission o​n the Conflict i​n Georgia (IIFFMCG) l​egte im September 2009 i​hren Bericht z​um Kaukasus-Konflikt vor. Der Bericht s​ei dazu da, Fakten z​u beschreiben, jedoch nicht, e​inen Schuldigen z​u finden.[85]

Der Bericht sprach v​on Kampfhandlungen „im großen Maßstab“ i​n der Nacht v​om 7. z​um 8. August d​urch georgische Streitkräfte, w​as jedoch n​ur die Kulmination e​ines längeren Zeitraums v​on zunehmenden Spannungen, Provokationen u​nd Zwischenfällen war. (“The shelling o​f Tskhinvali b​y the Georgian a​rmed forces during t​he night o​f 7 t​o 8. August 2008 marked t​he beginning o​f the large-scale a​rmed conflict i​n Georgia, y​et it w​as only t​he culminating p​oint of a l​ong period o​f increasing tensions, provocations a​nd incidents.”) Die Kommission w​ar nicht i​n der Lage, d​ie georgische Darstellung e​ines russischen Einmarsches n​ach Südossetien v​or dem 8. August 2008 z​u bestätigen (“The Mission i​s not i​n a position t​o consider a​s sufficiently substantiated t​he georgian claims”),[217] h​ielt jedoch fest, d​ass Ausbildung u​nd Kriegsmaterial v​on Russland z​ur Verfügung gestellt worden war. Zusätzlich s​eien Freischärler Anfang August i​ns Gebiet gelangt u​nd es s​eien andere a​ls die russischen Friedenstruppen v​or 14:30 Uhr a​m 8. August anwesend gewesen (“as w​ell as t​he presence o​f some Russian forces i​n South Ossetia, o​ther than t​he Russian JPKF battalion, p​rior to 14.30 h​ours on 8. August 2008”). Der Angriff Georgiens a​uf Südossetien u​nd dort stationierte russische Friedenstruppen w​urde als Verstoß g​egen internationales Recht[50] eingestuft. Eine anfängliche russische Intervention z​ur Verteidigung d​er Friedenstruppen a​uf südossetischem Gebiet s​ei durch d​as Völkerrecht gedeckt gewesen. Andererseits w​urde der Einmarsch russischer Truppen i​n georgisches Gebiet außerhalb Südossetiens a​ls durch k​ein internationales Recht gedeckt beurteilt u​nd als s​ehr unverhältnismäßig bezeichnet,[218] d​azu die Operationen südossetischer Truppen u​nd Freischärler n​ach dem Waffenstillstand a​m 12. August. Zusätzlich w​ird die Besetzung Ober-Abchasiens d​urch russische u​nd abchasische Truppen ausdrücklich eingeschlossen.[219]

Russlands Veto 2009 zur Weiterführung der UNO-Beobachtermission UNOMIG

Der Sechs-Punkte-Plan z​ur Beilegung d​es Kaukasus-Konflikts 2008 s​ah vor, d​as Mandat d​er UNOMIG i​m vollen Umfang fortzusetzen. Der UN-Sicherheitsrat verlängerte Anfang Oktober 2008 d​as Mandat d​er Beobachtermission b​is zum 15. Februar 2009[220] u​nd letztmals a​m 13. Februar 2009 b​is zum 15. Juni 2009.[221] Am 15. Juni 2009 l​egte Russland e​in Veto g​egen die Verlängerung ein. Damit endete UNOMIG.

Russlands Anerkennung der Unabhängigkeit von Abchasien und Südossetien

Präsident Medwedew bei einem Treffen mit Sergei Bagapsch und Eduard Kokoity am 14. August 2008
Abchasische und südossetische Vertretung in Tiraspol, Transnistrien

Jahrelang w​aren Südossetien u​nd Abchasien zunächst n​ur von d​en mit i​hnen in d​er Gemeinschaft n​icht anerkannter Staaten zusammengeschlossenen De-facto-Regimen Transnistrien u​nd Nagorny Karabach anerkannt worden.

Am 25. August 2008 sprachen s​ich der russische Föderationsrat u​nd die Duma o​hne Gegenstimme für d​ie Anerkennung d​er Unabhängigkeit v​on Südossetien u​nd Abchasien aus. Dieser Aufforderung k​am Präsident Medwedew a​m Tag darauf n​ach und unterzeichnete d​ie Anerkennung d​er Unabhängigkeit für b​eide Republiken. Russland verwies d​abei auf Parallelen z​um Kosovo.[222]

Am 27. August 2008 verurteilten d​ie G-7-Staaten d​ie Anerkennung d​er Konfliktregionen u​nd erklärten, Russland h​abe damit „sein Engagement für Frieden u​nd Sicherheit i​m Kaukasus i​n Frage gestellt“ ([223]).

Georgien b​rach am 29. August d​ie diplomatischen Beziehungen z​u Russland a​b und beorderte s​ein Botschaftspersonal a​us Moskau zurück. Eine EU-Delegation u​nter Leitung d​er belgischen Senatorin Anne-Marie Lizin bestätigte a​m selben Tag d​ie von d​en russischen Streitkräften eingerichtete Pufferzone v​on mindestens 18 Kilometern außerhalb v​on Abchasien u​nd Südossetien a​uf dem Kerngebiet Georgiens. Auf e​inem Sondergipfel i​n Brüssel a​m 1. September verurteilten d​ie Staats- u​nd Regierungschefs d​er Europäischen Union d​ie russische Anerkennung v​on Südossetien u​nd Abchasien. Die EU forderte außerdem andere Staaten d​azu auf, d​ie Anerkennung dieser georgischen Gebiete z​u verweigern.[224]

Am 5. September folgte d​ie zweite Anerkennung v​on Abchasien u​nd Südossetien d​urch Nicaragua.[225][226] Mehrere zentralasiatische Staaten u​nd die Volksrepublik China erklärten bereits einige Tage z​uvor im Rahmen d​er Konferenz d​er Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) 2008 i​n Duschanbe, d​ie Anerkennungspolitik Russlands n​icht unterstützen z​u wollen.[227][228] Die SOZ unterstütze a​ber „die aktive Rolle Russlands i​n den Friedenseinsätzen“ u​nd den v​on der französischen EU-Ratspräsidentschaft vermittelten Sechs-Punkte-Plan.[229] In d​er russischen Presse w​urde das Auftreten Medwedews i​n Duschanbe a​ls diplomatischer Fehlschlag vermerkt.[230] Belarus hat, t​rotz gegenteiliger Aussagen seines Präsidenten, d​ie beiden abtrünnigen Republiken bisher n​icht anerkannt.

Der südossetische Präsident Eduard Kokoity erklärte a​m 11. September 2008 a​uf einer Tagung d​es Waldai-Klubs, d​ass Südossetien n​icht unabhängig bleiben, sondern d​er Russischen Föderation beitreten wolle.[231] Kokoity h​atte bereits z​uvor den Beitritt gefordert. Im Mai 2008 erklärte er: „Unser größtes Ziel i​st die Vereinigung m​it Russland.“ Am 12. August wiederholte Kokoity d​en Anschlusswunsch.[212] Georgien h​atte schon z​uvor Befürchtungen geäußert, d​ass die Anerkennung d​er beiden Republiken d​urch Russland n​ur ein erster Schritt Richtung Annexion sei.[182] Nachdem s​ich diese Aussage über Nachrichtenagenturen verbreitet hatte, s​ah sich Russlands Außenminister Lawrow z​u einem Dementi veranlasst. Kokoity verlautbarte, s​eine Äußerungen s​eien „offensichtlich missverstanden“ worden.[232]

Bislang wurden Abchasien u​nd Südossetien außer v​on Russland u​nd Nicaragua n​och von Venezuela a​m 10. September 2009[233] u​nd Nauru a​m 15. Dezember 2009[234] anerkannt, während Syrien d​ie Aufnahme diplomatischer Beziehungen i​m Mai 2018 verlauten ließ[235] u​nd im Juli d​ie Anerkennung unterzeichnete.[236]

Abchasien w​urde 2011 zunächst v​on Tuvalu[237] u​nd Vanuatu anerkannt,[238] d​ie allerdings 2013[239] bzw. 2014[240] i​hre Anerkennungen wieder zurückzogen.

Siehe auch

Literatur

  • Ronald D. Asmus: A Little War that Shook the World. Georgia, Russia, and the Future of the West. Palgrave Macmillan, New York 2010, ISBN 978-0-230-61773-5 (englisch, macmillan.com [abgerufen am 3. März 2022]).
  • Svante E. Cornell, S. Frederick Starr (Hrsg.): The Guns of August 2008 – Russia’s War in Georgia. M. E. Sharpe, London 2009, ISBN 978-0-7656-2508-3.
  • Independent International Fact-Finding Mission on the Conflict in Georgia Report. Vol. I–III. Rat der Europäischen Union, 2009 (englisch, mpil.de [abgerufen am 24. Januar 2019]).
  • Erich Reiter (Hrsg.): Die Sezessionskonflikte in Georgien. (Schriftenreihe zur internationalen Politik, Band 1) Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2009, ISBN 978-3-205-78325-1.
  • Thomas De Waal: The Caucasus: An Introduction. University Press, Oxford 2018, ISBN 978-0-19-068309-2.
  • Heinz Fähnrich: Geschichte Georgiens. BRILL, 2010, ISBN 978-90-04-18450-3
  • Stephen F. Jones: The Making of Modern Georgia, 1918–2012: The First Georgian Republic and its Successors (Routledge Contemporary Russia and Eastern Europe Series) Routledge, 2014, ISBN 978-0-415-59238-3

Filme

2009 w​urde in Russland d​er Film Olympus Inferno ausgestrahlt.[241] 2011 w​urde ein amerikanischer Spielfilm veröffentlicht, d​er den Namen 5 Days o​f War trägt. Im Februar 2012 k​am in Russland d​er Film Awgust Wosmowo („August d​es Jahres ’08“) i​n die Kinos, d​er realen Hintergrund m​it Fantasy-Elementen verknüpft. Produzent w​ar Fjodor Bondartschuk.[242][243]

Commons: Kaukasus-Konflikt 2008 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. President of Russia Dmitry Medvedev signed a plan to resolve the Georgian-South Ossetian conflict, based on the six principles previously agreed on. (Memento vom 14. September 2008 im Internet Archive) Homepage des russischen Präsidenten, 16. August 2008
  2. Statement by President of Russia Dmitry Medvedev. (Nicht mehr online verfügbar.) In: kremlin.ru. 26. August 2008, archiviert vom Original am 10. Oktober 2008; abgerufen am 5. Juni 2019 (englisch).
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  5. Blasts occur in conflict zone. (Memento vom 11. September 2012 im Webarchiv archive.today) Medianews, 12. Juni 2008
  6. IIFFMCG Report: Vol. 2, S. 223.
  7. Pilar Bonet: Guerra en el Cáucaso Rusia interviene en el Cáucaso para quedarse y controlar su espacio vital. In: El País, 17. August 2008; abgerufen 2. März 2011.
  8. Consequences of Russian Aggression In Georgia. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mfa.gov.ge. Georgisches Außenministerium, archiviert vom Original am 2. August 2014; abgerufen am 7. Dezember 2019 (englisch).
  9. The Tanks of August. Centre for Analysis of Strategies and Technologies (CAST). August 2010. Abgerufen am 17. Januar 2018.
  10. Associated Press: Georgian army moves to retake South Ossetia (Original-Artikel nicht mehr verfügbar). In: Welt Online. 8. August 2008. Abgerufen am 11. September 2015.
  11. Heinz Fähnrich: Geschichte Georgiens. 1. Auflage. BRILL, Leiden 2010, ISBN 978-90-04-18450-3, S. 456.
  12. Stephen F. Jones: The Making of Modern Georgia, 1918–2012: The First Georgian Republic and its Successors. 1. Auflage. Routledge, 2014, ISBN 978-0-415-59238-3.
  13. Etwa 20.000 Menschen sollen nach Nordossetien, Russland, geflohen sein. Das Parlament von Südossetien gab eine politische Bewertung der Ereignisse von 1918–1920, 27. April 2007; „Die Zahl der Toten Osseten im Jahr 1920 belief sich auf 6–8 % der Bevölkerung von Südossetien“.
  14. Thomas Kunze: Krieg um Südossetien. NATO und EU zwischen Russland und Georgien. (PDF; 36 kB) Konrad-Adenauer-Stiftung, 12. August 2008, abgerufen am 31. August 2014.
  15. Am 11. März 1990 erklärten zunächst Litauen, am 9. April 1991 Georgien sowie am 20. und 21. August 1991 Estland und Lettland ihre Unabhängigkeit von der UdSSR. Es folgten am 24., 25., 27. und 31. August 1991 Belarus, die Ukraine, Moldawien und Kirgisistan, am 1., 9. und 21. September 1991 Usbekistan, Tadschikistan und Armenien, am 18. und 27. Oktober 1991 Aserbaidschan und Turkmenistan sowie am 16. Dezember 1991 Kasachstan.
  16. Van Herpen, Marcel H. (2014). Putin's Wars: The Rise of Russia's New Imperialism. Rowman & Littlefield. ISBN 9781442231382.
  17. Chronicle of the Georgian-Ossetian conflict: Fact sheet. RIA Novosti, 13. Februar 2009, abgerufen am 7. Februar 2021.
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  19. Brian Rohan: Saakashvili „planned S. Ossetia invasion“. Reuters, 14. September 2008, abgerufen am 9. Oktober 2008 (englisch).
  20. 4 Russian Officers Arrested, Charged with Espionage
  21. Putin fury at Georgia 'terrorism'
  22. Russian Spy Suspects Released
  23. Russia refuses to lift Georgia ban (Memento vom 28. Oktober 2006 im Internet Archive)
  24. Spirale der Eskalation. Süddeutsche Zeitung, 12. August 2008
  25. Die Laufzeit der erleichterten Ordnung des Erhaltens der russischen Staatsangehörigkeit ist auf die drei Jahre verlängert. (Nicht mehr online verfügbar.) In: translatednews.de. 5. Januar 2006, archiviert vom Original am 9. Oktober 2008; abgerufen am 27. Mai 2019.
  26. Neue Gesetze zu Staatsbürgerschaft und Ausländerstatus. (Memento vom 30. Oktober 2007 im Internet Archive) migration-info.de
  27. Gerichtshof verurteilt Russland wegen Vertreibung von Georgiern. Swissinfo, 3. Juli 2014
  28. Russland will UN-Waffenembargo gegen Georgien. Welt Online, 9. September 2008
  29. NATO’s relations with Georgia (Memento vom 8. Mai 2007 im Internet Archive)
  30. Nato-Gipfel in Bukarest. bpb.de
  31. W. Putin: Das unipolare Modell ist für die heutige Welt unannehmbar. 43. Münchner Sicherheitskonferenz
  32. Strategic Defence Review – Final Report 2007 Unclassified. Verteidigungsministerium Georgiens, 2007, Kapitel 5, Tabelle „Threat Category and Risk Assessment“, S. 77; PDF-Seite 78 (englisch, georgisch, Digitalisat (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) [PDF; 14,3 MB; abgerufen am 16. August 2018]).
  33. Marcel De Haas: Russia’s Foreign Security Policy in the 21st Century: Putin, Medvedev and Beyond, Contemporary Security Studies, Verlag Routledge, 2010, ISBN 978-1-136-99032-8
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  38. Дума разочаровала непризнанных / СНГ / Независимая газета. 27. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2021.
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  40. Brian J. Ellison: Russian Grand Strategy in the South Ossetia War. In: Demokratizatsiya, Herbst 2011, Band 19, Ausgabe 4, S. 354.
  41. Ronald Asmus: A Little War That Shook the World: Georgia, Russia, and the Future of the West, St. Martin’s Press, 2010 ISBN 978-0-230-10228-6, Seite 106
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  47. Pavel Felgenhauer, Eurasia Daily Monitor, 7. August 2008@1@2Vorlage:Toter Link/www.jamestown.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  48. Russland und die „eingefrorenen Konflikte“. Deutsche Welle, 15. Oktober 2014, abgerufen am 14. April 2015: „Putin: Es gab einen Plan, in dessen Rahmen hat Russland gehandelt. Er wurde vom Generalstab Ende 2006 oder Anfang 2007 ausgearbeitet; ich habe ihn genehmigt. Im Rahmen dieses Planes haben wir Angehörige des südossetischen Volkssturms ausgebildet.“
  49. Sicherheitspolitik ohne Rücksicht – Ein geplanter Krieg (Memento vom 4. März 2014 im Internet Archive), ARD, 3. März 2014
  50. IIFFMCG Report, Vol. 1, S. 22f.
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  53. Georgia looks for strong response to Russian flyover. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Georgiandaily. 14. Juli 2008, archiviert vom Original am 1. September 2008; abgerufen am 19. Dezember 2010.
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  70. Цхинвали подвергся артобстрелу, заявляет Миноброны Южной Осетии, RIA Novosti, 7. August 2008
  71. telegraph.co.uk How a flat tyre took the Caucasus to war
  72. Ronald Asmus: A Little War That Shook the World: Georgia, Russia, and the Future of the West, Seite 34
  73. Saakashvili Appeals for Peace in Televised Address. Civil Georgia, 7. August 2008; Sakaschwili: “The Georgian side has been in constant contact with the Russian leadership of the peacekeepers and several hours ago they said that they had fully lost control over the actions of the separatists”
  74. undemocracy.com (Memento vom 26. September 2008 im Internet Archive) Protokoll der UN-Sicherheitsratssitzung 5951
  75. Peter Finn: A Two-Sided Descent Into Full-Scale War. In: washingtonpost.com. 17. August 2008, abgerufen am 17. Dezember 2020 (englisch).
  76. Christoph Berlich: Was ist dran am Cyber-Krieg? Eine Analyse moderner Kriegsführung am Beispiel des russisch-georgischen Krieges 2008, disserta Verlag, 2016 ISBN 978-3-95935-246-8, Seite 59
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  78. Klaus Scherer (Journalist): Angriffe aus dem Internet (Memento vom 29. Januar 2011 im Internet Archive) ARD, 26. Januar 2011.
  79. Wie der Krieg begann – Saakaschwilis Version. Dossier. In: n-tv.de. 10. August 2008, abgerufen am 23. September 2019.
  80. Uwe Klußmann: Georgia’s Murky Motives – Saakashvili under Pressure from EU Probe. In: Spiegel Online. 23. März 2009, abgerufen am 25. Januar 2022 (englisch).
  81. Saakaschwili spielt im Pulverfass mit dem Feuer. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Russland-Aktuell. 8. August 2008, archiviert vom Original am 9. August 2008; abgerufen am 2. März 2022.
  82. Dmitry Avaliani, Sopho Bukia, Alan Tskhurbayev, Thomas de Waal: Special Report – How the georgian war began. In: iwpr.net. 28. August 2008, abgerufen am 14. Dezember 2021 (englisch).
  83. Did Russia Plan Its War In Georgia?, RFERL, 15. August 2008
  84. Brian J. Ellison: Russian Grand Strategy in the South Ossetia War. Demokratizatsiya, Herbst 2011, Band 19, Ausgabe 4, Seite 355.
  85. Rick Fawn: The difficulties of knowing the start of war in the information age: Russia, Georgia and the War over South Ossetia, August 2008, Taylor&Francis, Publiziert 12. März 2012, Seiten 57–89
  86. libmod.de
  87. Грузинская сторона обстреливает дорогу, которая ведет из Цхинвали в РФ, RIA Novosti, 8. August 2008
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