Orjol
Orjol (russisch Орёл [ʌˈrʲoɫ], wörtlich „Adler“; dt. manchmal auch Orel) ist eine russische Stadt in der Oblast Orjol in Zentralrussland. Orjol liegt an der Oka, rund 350 km südwestlich von Moskau. Heute ist Orjol Verwaltungszentrum der gleichnamigen Oblast und hat 317.747 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]
Orjol | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Stadt
Orjol
Орёл
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Liste der Städte in Russland |
Geschichte
Die Stadt wurde 1566 als Festung an der damaligen Südgrenze des Moskauer Reiches gegründet. 1611 wurde sie während des Polnisch-Russischen Krieges von den Polen verwüstet und wiederaufgebaut. Mit dem Wachsen des russischen Reiches verlor die Festung ihre Bedeutung.
Die Stadt Orjol, die inmitten des fruchtbaren Schwarzerdegebietes liegt, wandelte sich mit dem Bedeutungsverlust als Festung zu einem Zentrum des Getreideanbaus. Im 19. Jahrhundert wurden Eisenbahnen und Straßen errichtet, und Orjol versorgte Moskau mit Weizen und Mehl. Die Industrialisierung setzte erst in der Sowjetepoche ein.
Das Zentralgefängnis von Orjol wurde 1840 erbaut.
Im Zweiten Weltkrieg war Orjol von 1941 bis 1943 von den Deutschen besetzt; siehe auch: Unternehmen Zitadelle. In der Stadt bestanden die beiden Kriegsgefangenenlager 263 und 406, Orel, für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2] Am 5. August 1943 wurde die Stadt in der Orjoler Operation von der Roten Armee zurückerobert. Die Stadt wurde beim Rückzug der deutschen Truppen im Rahmen der Taktik der Verbrannten Erde vollständig vernichtet.[3] Ein britischer Reporter berichtete:
„Die Provinz Orjol ist nur noch ein rauchender und explodierender Trümmerhaufen […] Orjol [ist] nach dem Rückzug einfach nicht mehr da.“[4]
In den Jahren nach 1945 wurden weitere Industriebetriebe wie ein Stahlwerk und feinmechanische Industrien gegründet.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1897 | 69.735 |
1939 | 110.564 |
1959 | 151.521 |
1970 | 232.216 |
1979 | 304.971 |
1989 | 336.862 |
2002 | 333.310 |
2010 | 317.747 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Stadtgliederung
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Quelle:[5]
Politik
Bei der Präsidentschaftswahl in Russland 2012 stimmten die Orjoler wie folgt ab:[6]
Kandidat | Schelesnodoroschny-Rajon | Sawodskoi-Rajon | Sowetski-Rajon |
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Wladimir Putin | 45,49 % | 45,4 % | 47,17 % |
Gennadi Sjuganow | 32,7 % | 33,18 % | 30,62 % |
Michail Prochorow | 8,75 % | 8,68 % | 9,76 % |
Wladimir Schirinowski | 7,8 % | 7,55 % | 7,01 % |
Sergei Mironow | 4,02 % | 3,99 % | 4,16 % |
Wirtschaft
Die Stadt ist ein Standort der Metallindustrie und des Maschinenbaus sowie der Nahrungsmittelindustrie. Die Region ist geprägt durch Viehzucht und Milchwirtschaft. Daneben ist auch die Landwirtschaft von Bedeutung, da Orjol in der fruchtbaren Schwarzerderegion liegt.
Verkehr
Orjol ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über die Fernstraße M2 Krym verbunden. Gleichzeitig ist die Stadt Ausgangspunkt der Abzweigung R120, die in nordwestlicher Richtung über Brjansk und Smolensk zur belarussischen Grenze führt. Ebenfalls hier beginnen die R92, die die Stadt mit Kaluga verbindet, sowie die R119, die in Zentralrussland über Lipezk nach Tambow verläuft.
Weiterführende Bildungseinrichtungen
- Staatliche Universitäten
- Staatliche Universität Orjol (seit 2014 Orlower Staatliche Turgenjew-Universität)
- Staatliche Technische Universität Orjol (2016 vereinigt mit der Orlower Staatlichen Turgenew-Universität)
- Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Orjol
- Staatliche Universität für Wirtschaft und Handel Orjol[7]
- Sonstige Hochschulen und Institute
- Fakultät des Allrussischen Ferninstituts für Finanzen und Ökonomie
- Handelsinstitut Orjol
- Juristisches Institut Orjol des Innenministeriums Russlands
- Militärinstitut für Regierungsfernmeldewesen
- Regionalakademie für Staatsdienst Orjol
- Staatliches Institut für Kunst und Kultur Orjol
Persönlichkeiten
- Nikolai Leskow (1831–1895), Schriftsteller
Söhne und Töchter der Stadt
- Timofei Granowski (1813–1855), Historiker
- Iwan Turgenew (1818–1883), Schriftsteller und Schachspieler
- Andrei Sajontschkowski (1862–1926), Militärliterat und General der Infanterie im Ersten Weltkrieg
- Pawel Sternberg (1865–1920), Astronom und kommunistischer Revolutionär
- Artur Loleit (1868–1933), Bauingenieur, Architekt und Hochschullehrer
- Adolf Eichler (1869–1911), deutsch-russischer Architekt
- Leonid Andrejew (1871–1919), Schriftsteller
- Iwan Fomin (1872–1936), Architekt
- Josef Lhévinne (1874–1944), russisch-US-amerikanischer Pianist
- Wladimir Russanow (1875–1913), Polarforscher und Geologe
- Nadeschda Udalzowa (1886–1961), Malerin
- Michail Bontsch-Brujewitsch (1888–1940), Radiotechniker
- Leonid Kochanski (1893–1980), Pianist und Musikpädagoge
- Michail Bachtin (1895–1975), Philosoph, Literaturwissenschaftler und Kunsttheoretiker
- Sergei Alexejew (1924–2013), Jurist, Staatsrechtler und Hochschullehrer
- Boris Tschirikow (1928–2008), Physiker
- Alexei Nowikow (* 1931), nonkonformistischer Maler und Bildhauer
- Nikolai Bordjuscha (* 1949), Politiker und Diplomat
- Sacha Bourdo (* 1962), französischer Schauspieler
- Olga Pilipenko (* 1966), Maschinenbauingenieurin, Hochschullehrerin und Politikerin
- Sergei Kirjakow (* 1970), Fußballspieler
- Konstantin Kubyschkin (* 1974), Bildhauer
- Aleksi Sanotschkin (* 1975), russisch-orthodoxer Bischof
- Tatjana Lewina (* 1977), Sprinterin
- Denis Menschow (* 1978), Radrennfahrer
- Alexander Mironow (* 1984), Radrennfahrer
- Denis Boizow (* 1986), Boxer
- Alexander Selichow (* 1994), Fußballtorwart
- Ilja Gaponow (* 1997), Fußballspieler
- Kirill Klimow (* 2001), Fußballspieler
Städtepartnerschaften
Orjol listet folgende Partnerstädte auf:
- Nokia in Finnland (seit 1967)
- Rasgrad in Bulgarien (seit 1968)
- Offenbach am Main in Deutschland (seit 1988)[8]
- Brest in Belarus (seit 1997)
- Budweis in Tschechien (seit 2012)[9]
- Mary in Turkmenistan (seit 2017)
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Stuttgart 1990, Band 8, S. 258.
- Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, S. 258.
- Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation, auf www.gks.ru, abgerufen am 8. Oktober 2018
- Zentrale Wahlkommission der Russischen Föderation, auf www.cikrf.ru, abgerufen am 8. Oktober 2018
- Staatliche Universität für Wirtschaft und Handel Orjol. Abgerufen am 10. April 2018 (russisch).
- Städtepartnerschaften. Auf: offenbach.de, abgerufen am 25. März 2018.
- Пятым зарубежным побратимом Орла стал чешский город Ческе-Будеевице — Павел Арсеньев — Российская Газета