Kursk
Kursk (russisch Курск) ist eine Stadt im europäischen Teil Russlands. Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (3073) Kursk ist nach der Stadt benannt.[2]
Stadt
Kursk
Курск
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Liste der Städte in Russland |
Geografie
Kursk ist Hauptstadt der Oblast Kursk und liegt rund 500 km südlich von Moskau unweit der Grenze zur Ukraine. Die Stadt, die vom Seim durchflossen wird, hat 415.159 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]
Westlich der Stadt befindet sich ein Meteoritenkrater mit 5,5 Kilometern Durchmesser, siehe Krater Kursk.
Stadtgliederung
|
Klima
Kursk | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kursk
Quelle: Roshydromet |
Geschichte
Zugehörigkeit
Kursk wurde etwa 980 als Festung der Kiewer Rus gegründet und 1032 das erste Mal urkundlich erwähnt, Ausgrabungen deuten jedoch auf eine Besiedlung zumindest seit dem 5. Jahrhundert vor Christus hin. Die Stadt war ein befestigtes Handelszentrum. 1237 wurde sie von den Truppen der Goldenen Horde unter der Führung von Batu Khan völlig zerstört. Danach war die Stadt von mehreren kleinen Fürstentümern umkämpft. 1285 wurde sie erneut von den Mongolen unter Nogai Khan verwüstet und niedergebrannt. Kursk wurde im 14. Jahrhundert zeitweise vom Großfürstentum Litauen besetzt und erst 1508 vom Großfürstentum Moskau zurückerobert. Kursk wurde zur Festung ausgebaut und war bis zum 18. Jahrhundert den Angriffen der Polen (1611/12) und Krimtataren ausgesetzt.
1708 wurde Kursk dem Gouvernement Kiew zugeschlagen. 1727 fand die Aufnahme von Kursk in das neugebildete Gouvernement Belgorod statt. 1779 erhielt Kursk den Status einer Stadt. 1797 wurde das neue Gouvernement Kursk erschaffen. In den 1860er-Jahren wurde Kursk zu einem Knotenpunkt im neu geschaffenen Eisenbahnnetz, was einen Industrialisierungsschub zur Folge hatte. Nach der Auflösung des Gouvernements Kursk 1928 gehörte die Stadt zunächst zur Oblast Zentrale Schwarzerde. 1934 wurde die bis heute bestehende Oblast Kursk gebildet.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg war Kursk vom 4. November 1941 bis zum 8. Februar 1943 von der Wehrmacht besetzt. Während der Besatzung wurden ca. 3.000 Einwohner erschossen, etwa 10.000 wurden als Zwangsarbeiter ins Deutsche Reich verschleppt. Bekannt ist die Schlacht bei Kursk (auch bekannt als Schlacht am Kursker Bogen) im Juli und August 1943, die größte Panzerschlacht in der Geschichte der Kriegsführung.
Im Ort Bessedino, 18 km östlich von Kursk, Richtung Woronesch, liegt die deutsche Kriegsgräberstätte Kursk-Bessedino (auch Besedino,51° 42′ N, 36° 31′ O ) als Sammelfriedhof für etwa 26.070 Kriegstote (2009), der am 17. Oktober 2009 eingeweiht wurde. Nach Ende der Umbettungen sollen rund 40.000 Kriegsopfer hier bestattet sein.[3][4][5][6]
In Kursk bestand das Kriegsgefangenenlager 145 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[7]
Wiederaufbau
Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut und mit neuen Industriebetrieben versehen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1897 | 75.721 |
1926 | 98.780 |
1939 | 119.977 |
1959 | 204.712 |
1970 | 284.162 |
1979 | 375.345 |
1989 | 424.239 |
2002 | 412.442 |
2010 | 415.159 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Wirtschaft und Infrastruktur
Heute ist Kursk eine bedeutende Verwaltungs- und Industriestadt. Die Eisenverarbeitung, die chemische und die Lebensmittelindustrie sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. Daneben ist auch die Landwirtschaft von Bedeutung, da Kursk in der fruchtbaren Schwarzerderegion liegt.
Von besonderer Bekanntheit ist die Kursker Magnetanomalie (KMA), das weltgrößte bekannte Eisenerzbecken mit durchschnittlichem Eisengehalt zwischen 35 und 60 %.
In der Oblast Kursk liegt in der Nähe der Stadt Kurtschatow das Kernkraftwerk Kursk. Dort werden vier graphitmoderierte Reaktoren des Typs RBMK-1000 betrieben, dies sind Reaktoren, die auch im Kernkraftwerk Tschernobyl eingesetzt wurden. Die Reaktoren gingen zwischen 1977 und 1986 in Betrieb.
Weiterführende Bildungseinrichtungen
- Fakultät der Staatlichen Handelsuniversität Moskau
- Filiale des Allrussischen Ferninstituts für Finanzen und Ökonomie
- Geisteswissenschaftlich-technisches Institut
- Abteilung Kursk der Regionalakademie für Staatsdienst Orel
- Filiale Kursk des Juristischen Instituts Orlow des Innenministeriums Russlands
- Institut für Business, Ökonomie und Management Kursk
- Natur-/Geisteswissenschaftliches Institut Kursk
- Staatliche Landwirtschaftliche Akademie Kursk
- Staatliche Medizinuniversität Kursk
- Staatliche Technische Universität Kursk
- Staatliche Universität Kursk
Verkehr
Kursk ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über die Fernstraße M2 Krym verbunden. Gleichzeitig ist die Stadt Ausgangspunkt der Abzweigung R298, die in östlicher Richtung über Woronesch nach Borissoglebsk führt.
Sport
Im Fußball ist die Stadt durch den Verein Awangard Kursk vertreten. Die Stadt war einer der Austragungsorte der Bandy-Weltmeisterschaften 1965. In Kursk ist das Damen-Basketballteam Dynamo Kursk beheimatet.
Söhne und Töchter der Stadt
- Seraphim von Sarow (1759–1833), Mönch und Mystiker; Heiliger
- Jekaterina Awdejewa (1788–1865), Schriftstellerin
- Konstantin Trutowski (1826–1893), Maler, Zeichner und Illustrator
- Reinhold von Anrep-Elmpt (1834–1888), deutsch-baltischer Offizier in kaiserlich russischen Diensten und Forschungsreisender
- Nikolai Korotkow (1874–1920), Arzt und Chirurg
- Boris Babkin (1877–1950), Physiologe
- Apollinari Bondarzew (1877–1968), Botaniker
- Nikolai Schiljajew (1881–1938), Komponist und Musikpädagoge
- Nikolai Fjodorowski (1886–1956), Mineraloge
- Nikolaj Obuchow (1892–1954), Komponist
- Alexander Serebrowski (1892–1948), Genetiker
- Rafail Farbman (1893–1966), Kommunist und Parteifunktionär
- Alexander Deineka (1899–1969), Maler, Grafiker und Plastiker
- Georgi Orlow (1901–1985), Architekt und Hochschullehrer
- Wassili Tupikow (1901–1941), Generalleutnant
- Filaret Wosnessenski (1903–1985), russisch-orthodoxer Geistlicher, Metropolit von Amerika
- Andrei Borowych (1921–1989), Jagdflieger
- Alexander Ruzkoi (* 1947), Offizier, Politiker, von 1996 bis 2000 Gouverneur der Oblast Kursk
- Waleri Tschaplygin (* 1952), Radrennfahrer und Olympiasieger 1976
- Ljuba Arnautović (* 1954), österreichische Übersetzerin, Journalistin, Autorin und Schriftstellerin
- Pavel Pevzner (* 1956), russisch-US-amerikanischer Bioinformatiker
- Igor Skljar (* 1957), Theater- und Filmschauspieler
- Oleh Babajew (1965–2014), ukrainischer Politiker
- Sergei Puskepalis (* 1966), Schauspieler
- Pawlo Klimkin (* 1967), ukrainischer Diplomat und Politiker, Außenminister der Ukraine von 2014 bis 2019
- Irina Samochina (* 1971), Verlegerin
- Juri Stjopkin (* 1971), Judoka
- Alexander Powetkin (* 1979), Schwergewichtsboxer
- Dmitri Badin (* 1990), Hacker
- Arseni Logaschow (* 1991), Fußballspieler
- Die Tolmatschowa-Schwestern (* 1997), Sängerinnen, Erste beim Junior Eurovision Song Contest 2006, Teilnehmer beim Eurovision Song Contest 2014
- Konstantin Kowaljow (* 2000), Fußballspieler
- Kirill Schtschetinin (* 2002), Fußballspieler
Städtepartnerschaften
Kursk listet folgende 24 Partnerstädte auf:[8]
Von 1998 bis 2014 existierte auch ein Abkommen mit Sumy in der Ukraine.[9]
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-29925-7, S. 186 (englisch, 992 S., link.springer.com [ONLINE; abgerufen am 7. September 2020] Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1979 SW11. Discovered 1979 Sept. 24 by N. S. Chernykh at Nauchnyj.”
- Beschreibung Kriegsgräberstätte Kursk-Besedino
- Schreiben des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. an seine Mitglieder und Spender vom 24. März 2010
- Gedenkstätte (PDF; 662 kB)
- Friedliche Begegnung in Kursk, Seite 11
- Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- Партнерские связи ǀ Администрация города Курска. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
- Суми розірвали партнерські відносини з Російським містом Сєвєродвінськ. Abgerufen am 27. Dezember 2021.