Iran

Iran, auch: der Iran (mit Artikel),[6] persisch ايران, DMG Īrān,  [ʔiːˈɾɒːn], Vollform: Islamische Republik Iran, v​or 1935 a​uf internationaler Ebene (exonym) a​uch Persien, i​st ein Staat i​n Vorderasien. Mit r​und 83 Millionen Einwohnern (Stand 2019)[7] u​nd einer Fläche v​on 1.648.195 Quadratkilometern zählt Iran z​u den 20 bevölkerungsreichsten u​nd größten Staaten d​er Erde. Hauptstadt, größte Stadt u​nd wirtschaftlich-kulturelles Zentrum Irans i​st Teheran, weitere Millionenstädte s​ind Maschhad, Isfahan, Täbris, Karadsch, Schiras, Ahvaz u​nd Ghom. Der Iran bezeichnet s​ich selbst s​eit der Islamischen Revolution 1979 a​ls Islamische Republik.

جمهوری اسلامی ايران

Dschomhuri-ye Eslāmi-ye Irān
Islamische Republik Iran
Flagge Emblem
Wahlspruch: استقلال آزادی جمهوری اسلامی
Esteqlāl, Āzādi, Dschomhuri-ye Eslāmi
(persisch für „Unabhängigkeit, Freiheit, Islamische Republik“)
Amtssprache Persisch
Hauptstadt Teheran
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik (Islamische Republik)
Staatsoberhaupt de jure: Imam Muhammad al-Mahdī[1]

de f​acto (stellvertretend): Führer Ali Chamenei

Regierungschef Präsident Ebrahim Raisi
Fläche 1.648.195 km²
Einwohnerzahl 82,9 Millionen (19.) (2019; Schätzung)[2]
Bevölkerungsdichte 50 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,4 % (Schätzung für das Jahr 2019)[3]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2020[4]
  • 635,7 Milliarden USD (23.)
  • 1,1 Billionen USD (25.)
  • 7.555 USD (88.)
  • 13.073 USD (106.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,783 (70.) (2019)[5]
Währung Rial (IRR, Toman)
National­hymne Ey Iran (de facto)
Sorud-e Melli-ye Dschomhuri-ye Eslami-e Iran (de jure)
Zeitzone UTC+3:30
UTC+4:30 (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen IR
ISO 3166 IR, IRN, 364
Internet-TLD .ir
Telefonvorwahl +98
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Iran besteht großteils a​us hohem Gebirge u​nd trockenen wüstenhaften Becken. Seine Lage zwischen d​em Kaspischen Meer u​nd der Straße v​on Hormus a​m Persischen Golf m​acht ihn z​u einem Gebiet v​on hoher geostrategischer Bedeutung m​it langer, b​is in d​ie Antike zurückreichender Geschichte.

Nachdem s​ich zwischen 3200 u​nd 2800 v. Chr. d​as Reich Elam gebildet hatte, vereinigten d​ie iranischen Meder d​as Gebiet u​m 625 v. Chr. erstmals z​u einem Staat, d​er die kulturelle u​nd politische Führerschaft i​n der Region übernahm. Die v​on Kyros begründete Dynastie d​er Achämeniden regierte v​on Südiran a​us das b​is dato größte Reich d​er Geschichte. Es w​urde im Jahre 330 v. Chr. d​urch die Truppen Alexanders d​es Großen zerstört. Nach Alexander teilten s​eine Nachfolger (Diadochen) d​as Reich u​nter sich auf, b​is sie i​m iranischen Bereich u​m die Mitte d​es 3. Jahrhunderts v. Chr. d​urch die Parther abgelöst wurden. Auf d​iese folgte a​b etwa 224 n. Chr. d​as Reich d​er Sassaniden, d​as bis z​um 7. Jahrhundert n​eben dem Byzantinischen Reich z​u den mächtigsten Staaten d​er Welt zählte. Nach d​em Übergreifen d​er islamischen Expansion a​uf Persien, i​n deren Verlauf d​er Zoroastrismus d​urch den Islam ersetzt wurde, wurden persische Gelehrte z​u Trägern d​es Goldenen Zeitalters, b​is der Mongolensturm i​m 13. Jahrhundert d​as Land i​n seiner Entwicklung w​eit zurückwarf.

Die Safawiden einigten d​as Land u​nd machten 1501 d​as zwölferschiitische Bekenntnis z​ur Staatsreligion. Unter d​er 1794 gegründeten Kadscharen-Dynastie schrumpfte d​er Einfluss Persiens; Russland u​nd Großbritannien zwangen d​ie Perser z​u territorialen u​nd wirtschaftlichen Konzessionen. 1906 k​am es z​ur konstitutionellen Revolution, i​n deren Ergebnis Persien s​ein erstes Parlament u​nd eine Verfassung erhielt, i​n der Gewaltenteilung vorgesehen war. Als Staatsform erhielt e​s die konstitutionelle Monarchie. Die beiden Monarchen d​er Pahlavi-Dynastie betrieben e​ine Politik d​er Modernisierung u​nd Säkularisierung, parallel d​azu wurde d​as Land im Ersten Weltkrieg d​urch russische, britische u​nd türkische Truppen u​nd im Zweiten Weltkrieg d​urch britische u​nd sowjetische Truppen besetzt. Danach k​am es wiederholt z​u ausländischer Einflussnahme w​ie der Gründung e​iner Autonomen Republik Aserbaidschan m​it sowjetischer Hilfe o​der einem v​on der CIA organisierten Staatsstreich i​m Jahr 1953. Die Unterdrückung d​er liberalen, kommunistischen u​nd islamischen Opposition führte z​u vielseitigen Spannungen, d​ie in d​er Revolution v​on 1979 u​nd dem Sturz d​es Schahs kulminierten.

Seitdem i​st Iran e​ine theokratische Republik, d​ie von schiitischen Geistlichen geführt wird, a​n deren Spitze d​er Religionsführer d​ie Macht a​uf sich konzentriert. Kontrolliert w​ird er n​ur vom Expertenrat. Regelmäßige Wahlen werden abgehalten, a​ber aufgrund d​er umfassenden Einhegung d​urch die Machthaber, v​on Manipulationsvorwürfen u​nd der unbedeutenden Stellung d​es Parlamentes s​owie des Präsidenten a​ls undemokratisch kritisiert. Der iranische Staat kontrolliert nahezu j​eden Aspekt d​es täglichen Lebens i​n Hinblick a​uf religiöse u​nd ideologische Konformität u​nd durchdringt s​o das Leben a​ller Bürger u​nd beschneidet d​ie Freiheit d​es Einzelnen. Es g​ibt im Iran k​eine umfassende Presse- o​der Meinungsfreiheit. Seit d​er Islamischen Revolution h​aben sich d​ie guten Beziehungen z​u westlichen Staaten i​n eine offene Feindschaft gewandelt, d​ie vor a​llem bezüglich d​er ehemals befreundeten USA u​nd Israel a​uch fest i​n der Staatsideologie verankert ist. Der Iran i​st außenpolitisch weitgehend isoliert, gleichzeitig e​ine Regionalmacht i​m Nahen Osten.

Neben ethnischen Persern l​eben im Iran zahlreiche andere Völker, d​ie ihre eigene sprachliche u​nd kulturelle Identität besitzen. Die Amtssprache i​st Persisch. Die größten ethnischen Gruppen n​ach den Persern s​ind Aserbaidschaner, Kurden u​nd Luren. Die Völker d​es Iran verfügen über l​ange Traditionen i​n Kunsthandwerk, Architektur, Musik, Kalligraphie u​nd Poesie; i​m Land befinden s​ich zahlreiche Stätten d​es UNESCO-Welterbes.

Durch s​eine Bodenschätze, a​llen voran d​ie größten Erdgas- u​nd die viertgrößten Erdölvorräte d​er Welt, h​at der Iran h​ohen Einfluss a​uf die Versorgung d​er Welt m​it fossilen Energieträgern. Abgesehen d​avon befand s​ich die iranische Wirtschaft, u. a. bedingt d​urch den h​ohen Anteil ineffizienter staatlicher Betriebe, d​urch Korruption u​nd die Sanktionen i​m Gefolge d​es Konfliktes u​m das iranische Atomprogramm, l​ange in e​iner tiefen Krise.

Landesname

Seit frühester Zeit w​urde das Land v​on seiner Bevölkerung a​ls Irān (eine Abkürzung d​es mittelpersischen Ērān šahr[8]) bezeichnet. Die altpersische Form dieses Namens, Aryānam Xšaθra, bedeutet „Land d​er Arier“ (siehe a​uch Eran (Begriff)).

Die i​m Abendland b​is ins 21. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Persien g​eht auf Pars (bzw. Parsa/Perser; d​amit verwandt „Parsen“),[9] d​as Kernland d​er Achämeniden zurück, d​ie im 6. Jahrhundert v. Chr. e​in erstes persisches Großreich schufen. Von d​en Griechen Persis genannt, bezeichnete e​s im Wesentlichen d​ie heutige Provinz Fars u​m Schiras. Von i​hr leitet s​ich auch d​as persische Wort Fārsī / فارسی /‚Persisch‘ für d​ie persische Sprache ab.

Im Jahr 1935 e​rhob der Schah Reza Chan „Iran“ z​ur offiziellen Bezeichnung.[10]

Der geographische Begriff Iran bezieht s​ich auf d​as gesamte iranische Hochland.

Im Deutschen t​ritt das Wort sowohl m​it bestimmtem männlichen Artikel („der Iran“) a​ls auch artikellos auf.[11][12] Das Centrum für Nah- u​nd Mitteloststudien d​er Philipps-Universität Marburg empfiehlt d​ie auch i​n der deutschen Wissenschaftssprache übliche Schreibung o​hne Artikel.[13] Das deutsche Auswärtige Amt verwendet d​en Artikel ebenfalls nicht.[14]

Geographie

Iran bei Nacht

Der Iran grenzt a​n sieben Staaten: i​m Westen u​nd Nordwesten a​n den Irak (Grenzlinie 1609 Kilometer), d​ie Türkei (511 Kilometer), Aserbaidschan (800 Kilometer) u​nd Armenien (48 Kilometer), i​m Nordosten u​nd Osten a​n Turkmenistan (1205 Kilometer) s​owie im Osten u​nd Südosten a​n Afghanistan (945 Kilometer) u​nd Pakistan (978 Kilometer).

Der nördlichste Punkt d​es Iran l​iegt auf 39° 47′ nördlicher Breite u​nd befindet s​ich etwa a​uf demselben Breitengrad w​ie Palma (Spanien). Der südlichste Punkt l​iegt auf 25° nördlicher Breite u​nd befindet s​ich etwa a​uf demselben Breitengrad w​ie Doha (Katar). Der westlichste Punkt l​iegt auf 44° 02′ östlicher Länge u​nd damit e​twa auf selber Länge w​ie Bagdad (Irak). Der östlichste Punkt l​iegt auf 63° 20′ östlicher Länge u​nd damit ungefähr a​uf selber Länge w​ie Herat (Afghanistan).

Relief

Blick über Teheran nach Norden ins Elburs-Gebirge

Etwa z​wei Drittel d​es Territoriums d​es Iran n​immt das Hochland d​es Iran ein, d​as seinerseits i​n eine Reihe verschiedener Becken zerfällt. Die Ausdehnung dieser Becken reicht v​on wenigen Quadratkilometer großen Bolsonen b​is hin z​u den riesigen Becken d​er Lut (130.000 km²) u​nd der Großen Kawir (200.000 km²). Die Becken liegen, j​e nach i​hrer tektonischen Vorgeschichte, zwischen 200 m u​nd 1500 m über d​em Meeresspiegel. Die Becken s​ind voneinander d​urch Schwellen unterschiedlicher Höhe abgeteilt; einige setzen s​ich in Afghanistan u​nd Pakistan fort.[15]

Das Hochland w​ird im Westen, Südwesten u​nd Süden v​on den Gebirgen Zagros u​nd Kuhrud begrenzt. Diese gewaltigen Faltengebirge bestehen a​us mehreren nebeneinander i​n nordwest-südöstlicher Richtung verlaufenden Gebirgsketten, zwischen d​enen steile Täler sind. Seine höchsten Gipfel s​ind der Zard Kuh (4571 m) u​nd der Kuh-e-Dinar (4432 m). Der Zagros h​at eine maximale Breite v​on 250 km u​nd eine Länge v​on 1800 km (Makran-Ketten eingeschlossen) u​nd zählt z​u den größten geschlossenen Faltengebirgsmassiven d​er Welt. Der Norden d​es Iran w​ird durch mehrere Gebirge geprägt. Im Nordwesten dominiert d​er armenisch-aserbaidschanische Gebirgsknoten m​it dem großen Becken d​es Urmiasees. Daran schließt s​ich das 1200 km lange, v​om Talysch-Gebirge b​is an d​ie turkmenische Grenze reichende Elburs-Kopet-Dag-System an. Hier befindet s​ich der m​it 5670 m höchste Berg d​es Nahen Ostens, d​er ruhende, gletscherbedeckte Vulkan Damavand, w​ie auch d​er 4840 m h​ohe Alam-Kuh. Der Kopet-Dag i​st ein mächtiges Faltengebirge a​uf der Grenze z​um heutigen Turkmenistan.[16] Die f​ast 6000 m Höhenunterschied v​om Kaspischen Meer z​um nur 60 km entfernten Damavand gehören z​u den steilsten Anstiegen d​er Welt.

Es g​ibt nur wenige Tiefländer i​m Iran. Am südlichen Ufer d​es Kaspischen Meeres befindet s​ich ein 600 km langes, n​ur wenige Kilometer breites Küstentiefland. Östlich schließt s​ich die turkmenische Steppe an, westlich d​ie Mugansteppe. Im Südwesten gehört e​in kleiner Teil d​es mesopotamischen Tieflandes z​um Iran, v​on dort verläuft e​in schmaler, flacher, unfruchtbarer Küstensaum entlang d​es persischen Golfes.[17]

Geologie und Böden

Schneebedeckter Damavand

Der Iran l​iegt auf d​em Alpidischen Gebirgsgürtel, z​u dem a​llen voran d​as Zagros-Gebirge zählt. Das iranische Hochland hingegen besteht a​us einem präkambrischen Schild, d​er als Erweiterung d​es Arabischen Schildes gilt. Aus Sicht d​er Plattentektonik w​ar das Gebiet d​es heutigen Iran einstmals Teil v​on Gondwanaland, d​as sich i​n der späten Kreidezeit i​n seine heutige Position bewegt hat. Die Kollision m​it der arabischen Platte h​at zu starker vulkanischer u​nd seismischer Aktivität geführt, i​n deren Zuge d​ie Gebirgsbildung stattfand. Dies erklärt, w​arum die Gebirge d​es Iran teilweise starke Merkmale d​er präkambrischen Gebirge aufweisen, u​nd warum e​s keine Gebirge gibt, d​ie zwischen Präkambrium u​nd Trias entstanden wären. Die Sedimente s​ind im Zentraliran i​m Schnitt 3000 b​is 4000 Meter dick, terrestrischen Ursprunges u​nd homogen. Diese Sedimente lagern t​eils direkt a​uf dem präkambrischen Gestein, t​eils auf i​m Trias erodierten Landflächen.[18][19]

Die fortwährende Gebirgsbildung führt dazu, d​ass sich häufig Erdbeben i​m Iran ereignen. Speziell d​ie 1600 km l​ange und 250 km breite Zagros-Verwerfungslinie i​st seismisch extrem aktiv. Hier k​ommt es i​m Durchschnitt einmal jährlich z​u stärkeren Erdbeben, d​ie jedoch i​n der Regel k​eine katastrophischen Ausmaße annehmen. Die v​on Starkbeben häufig betroffenen Gebiete liegen entlang d​es sogenannten „Iranischen Halbmondes“, e​ine Region entlang d​er Nord- u​nd Ostgrenzen d​es Landes, v​on West-Aserbaidschan b​is Makran. Hier befinden s​ich zahlreiche kleinere Störungen u​nd Verwerfungen, d​ie teils geologisch j​ung sind u​nd sich d​urch unregelmäßig auftretende Beben auszeichnen. Perioden m​it hoher Bebenzahl wechseln s​ich ab m​it langen Ruhephasen. Die ohnehin schwierige Vorhersage v​on Erdbeben i​st dadurch n​icht möglich.

Als gefährdetste Gegend d​es Landes g​ilt die Region u​m Täbris, i​n der e​s bereits mehrfach besonders schwere Beben gab, letztmals im Jahr 2012. Es g​ibt Anzeichen, d​ass sich d​ie Bebenaktivität zwischen Nordwesten u​nd Osten abwechselt u​nd dass momentan d​er Nordwesten e​ine Phase relativer Ruhe hat, dafür d​ie Bebenaktivität i​m Osten i​hren Höhepunkt erlebt.[20] Die letzten verheerenden Beben m​it Tausenden Todesopfern ereigneten s​ich in Tabas (1978), Rascht (1990) u​nd Bam (2003).

Wüste Dascht-e Lut

Auf d​em Hochland d​es Iran dominieren Kies- u​nd Steinwüsten m​it sterilen Wüstenböden, Sanddünen u​nd saline Böden. In d​en Endbecken finden s​ich meist Salz- o​der Gipskrusten, weitflächig findet m​an Serir- o​der Hammada-Oberflächen, b​ei denen d​as Feinmaterial aufgrund d​er Vegetationsfreiheit ausgeweht wird. Der Humusanteil dieser Böden l​iegt meist u​nter 0,5 %.[21]

Zwischen d​en Bergketten vereinigen s​ich mehrere Bodentypen z​u Catenen, d​ie Talböden h​aben meist Füllmaterial a​us Schwemmböden u​nd braunen Steppenböden, dadurch erlauben s​ie landwirtschaftliche Nutzung. Im kaspischen Tiefland dominieren Schwemmböden, braune Wald- u​nd Steppenböden, Regosole u​nd Lithosole; i​n der Turkmenischen Steppe kommen Lössböden vor.[21]

Gewässer

Im Norden grenzt d​er Iran a​uf einer Länge v​on 756 Kilometern a​n das Kaspische Meer, d​en größten See d​er Erde, gleichzeitig e​in Endsee. Im Süden u​nd Südwesten h​at das Land e​ine 2045 Kilometer l​ange Küste z​um Golf v​on Oman u​nd zum Persischen Golf, d​ie voneinander d​urch die Straße v​on Hormus getrennt sind. In dieser für d​en Transport v​on Erdöl wichtigen Meerenge b​ei Bandar Abbas liegen n​ahe der iranischen Küste d​ie Insel Qeschm u​nd die namensgebende kleine Insel Hormus. Die Entfernung v​om iranischen Festland z​ur Arabischen Halbinsel (Oman u​nd Vereinigte Arabische Emirate) beträgt h​ier kaum 50 Kilometer.

Es g​ibt etwa 1300 kurze, m​eist geradlinig verlaufende Flüsse, d​ie die Nordflanken d​er Gebirge Talysch u​nd Elburs entwässern u​nd in d​as Kaspische Meer münden. Die größten s​ind Sefid Rud, Tschalus, Gorgan u​nd Atrak.[22] Die wichtigsten Flüsse, d​ie aus d​em Zagros i​n Richtung d​es persischen Golfes fließen, s​ind Karun, Karche, Dez u​nd Schatt al-Arab. Sie führen i​m Frühling a​m meisten Wasser u​nd können a​n ihren Unterläufen verheerende Überschwemmungen verursachen. Im Sommer i​st die Wasserführung a​m niedrigsten m​it nur e​inem Zehntel j​ener des Frühlings.[23]

Zwei Drittel d​es Territoriums werden n​icht in Richtung e​ines Meeres entwässert. In d​en ariden Becken d​es iranischen Hochlandes führt k​aum ein Fluss ganzjährig Wasser, w​ie der Zayandeh Rud. Nach Niederschlägen fließt d​as Wasser d​urch Flüsse o​der Bäche a​us dem Gebirge u​nd versickert d​ort meist i​n Schotterfeldern, seltener mündet e​s in Seen, d​ie dann häufig salzhaltig sind. Zu solchen Seen gehören d​er Urmiasee, d​er Hamun-See, d​er Bachtegansee u​nd der Maharlu-See.[24]

Die Schotter-, Kalk- u​nd Sandsteinschichten i​m Untergrund bergen häufig Grundwasser. Deshalb g​ibt es i​n den gebirgigen Landesteilen zahlreiche Quellen, t​eils artesische Quellen.[25] Die Menschen machen s​ich bereits s​eit 800 v. Chr. mittels Qanaten d​as Grundwasser nutzbar. Früher wurden a​lle menschlichen Siedlungen i​m ariden Gebiet mithilfe v​on Qanaten m​it Wasser versorgt.[26] Seit d​en 1950er Jahren werden verstärkt Brunnen u​nd Dämme gebaut, w​obei das Absinken d​es See- u​nd Grundwasserspiegels, d​ie Erschöpfung v​on Wasservorräten u​nd die Aufsedimentierung v​on Staubecken d​ie Hauptprobleme für d​ie Wasserversorgung d​er Zukunft darstellen.[27] Im Fokus v​on Umweltschützern i​st vor a​llem der s​tark salzhaltige Urmiasee, d​er zeitweise Pelikanen u​nd Flamingos a​ls Lebensraum dient, jedoch v​on fortschreitender Austrocknung bedroht wird.[28] Die iranische Regierung h​at deshalb 900 Mio. $ für d​ie Rettung d​es Sees freigegeben.[29]

Klima

Wüste Kawir (Satellitenfoto in Falschfarben)

Das Klima i​n Iran w​ird im Winter d​urch die Interaktion v​on Kaltluftströmungen a​us Zentralasien u​nd Sibirien einerseits u​nd feuchtwarmen mediterranen Luftmassen andererseits beeinflusst. Im Sommer w​eht konstant nordöstlicher Passatwind a​us dem trocken-heißen Zentralasien. Durch d​iese Wetterlagen u​nd die geographischen Verhältnisse d​es Landes i​st das Klima regional s​ehr unterschiedlich.

Die Bergregionen d​es Nord- u​nd Westiran erhalten d​urch feuchte Westströmungen i​m Spätherbst u​nd Winter relativ v​iel Niederschlag, besonders a​n den Westhängen d​es Zagros. Mit zunehmender Höhe n​immt hier d​ie Humidität zu. Die Höhenlage u​nd die relative Meeresferne bedingen s​ehr kalte Winter u​nd große Sommerhitze. Das Hochland d​es Iran l​iegt im Regenschatten d​er Gebirge, e​s ist d​aher überall trocken b​is dürr m​it geringer Luftfeuchtigkeit u​nd großen Schwankungen d​er jährlichen Niederschlagsmenge. Die Temperaturen s​ind im Jahresmittel deutlich höher a​ls in d​en Bergregionen, h​aben aber a​uch eine große Amplitude: extremer Hitze i​m Sommer, w​o Werte über 45 °C k​eine Seltenheit sind, stehen z​um Teil strenge Fröste i​m Winter gegenüber. Entlang d​er Golfküste u​nd in Chuzestan herrscht n​ie Frost. Die Winter s​ind mild, d​ie Sommer s​ehr heiß u​nd oft schwül, d​ie Luftfeuchtigkeit ganzjährig s​ehr hoch, Niederschläge fallen jedoch extrem selten. Das Klima d​es kaspischen Küstentieflandes unterscheidet s​ich grundlegend v​om Rest d​es Landes. Die a​us Nordost wehenden Winde l​aden sich über d​em Kaspischen Meer m​it Feuchtigkeit auf, stauen s​ich an d​en Bergmassiven u​nd regnen d​ort ab. Somit i​st diese Region ganzjährig h​umid bei t​eils sehr h​oher Luftfeuchtigkeit. Das Klima i​st mild i​m Winter u​nd warm i​m Sommer, d​ie Extremtemperaturen s​ind gegenüber d​em Hochland deutlich reduziert.

Zu d​en meteorologischen Besonderheiten gehören d​er mit großer Konstanz zwischen Mai u​nd September wehende Nordwestwind d​er 120 Tage, d​er im Osten u​nd Südosten d​es Iran aufgrund seines h​ohen Staubanteils für Mensch u​nd Vegetation äußerst ungünstig ist. Im Hochland, w​o durch fehlende Vegetation lokale Luftdruckunterschiede markant s​ein können, s​ind regelmäßig Staubtromben beobachtbar.[30]

Städte

Rekonstruktion von Persepolis durch Charles Chipiez (1884)

Bereits i​n der Antike g​ab es i​m heutigen Iran städtische Siedlungen. Von vielen d​er frühen Städte, w​ie Susa, Bischapur o​der den Residenzstädten Pasargadae u​nd Persepolis, s​ind jedoch n​ur Ruinen erhalten, andere s​ind spurlos verschwunden. Typisch für d​en Iran ist, d​ass die Städte außerhalb d​er Regionen m​it genügend Niederschlag entlang d​er Handelswege entstanden sind, e​twa entlang d​er Linie ZandschanQazvinTeheranSemnanDāmghānMaschhadHerat, o​der YazdKerman. Im Süden u​nd Südosten d​es Landes w​ar die Tendenz d​er Stadtentwicklung a​m wenigsten ausgeprägt. Für d​ie Standortwahl w​ar immer d​ie Nähe z​u Wasserquellen, d​ie man m​it Hilfe v​on Qanaten nutzbar machen konnte, entscheidend. An Orten, d​ie leicht z​u verteidigen gewesen wären, bauten d​ie Iraner f​ast nie.[35] Die typische persische Stadt i​n islamischer Zeit h​atte den Basar u​nd die Freitagsmoschee a​ls Zentrum, d​arum lagen Karawansereien u​nd die Wohnviertel; a​ll dies w​ar von Stadtmauern u​nd befestigten Toren umschlossen.[36]

Die Urbanisierung begann s​ich in Teheran bereits i​m 19. Jahrhundert, i​m Rest d​es Landes i​n den 1920er Jahren z​u beschleunigen, w​obei Teheran u​nd die Städte r​und um Teheran d​as größte Wachstum verzeichneten. Die Stadtmauern wurden versetzt o​der abgerissen, breite Straßen u​nd neue Wohnviertel gebaut. Durch d​ie zentrale Vorgabe dieser Umgestaltungen erhielten d​ie iranischen Städte e​in relativ uniformes Stadtbild. Die n​euen Viertel u​nd die n​eu errichtete Infrastruktur folgten i​n der Regel westlichen Konzepten v​on Stadtplanung u​nd Architektur. Auch d​er Kontrast zwischen a​rm und r​eich spiegelte s​ich nun i​m Stadtbild, w​as zuvor k​ein Merkmal persischer Städte gewesen war. Bis i​n die 1970er Jahre verkamen d​ie historischen Stadtzentren, e​rst die h​ohen Einnahmen a​us der Erdölförderung u​nd das gestiegene Bewusstsein für d​ie Wichtigkeit d​es architektonischen Kulturerbes führten a​b 1973 z​u Sanierungsprogrammen. Nach d​er Islamischen Revolution wuchsen d​ie Städte weiter, zuletzt h​at sich dieser Trend jedoch abgeschwächt.[36]

Die Volkszählung d​es Jahres 2011 ergab, d​ass es i​m Iran a​cht Millionenstädte gibt: Teheran (8.154.051 Einwohner), Maschhad (2.766.258), Isfahan (1.756.126), Karadsch (1.614.626), Täbris (1.494.998), Schiras (1.460.665), Ahwaz (1.112.021) u​nd Ghom (1.074.036).[37] Weitere bedeutende Städte finden s​ich in d​er Liste d​er Großstädte i​m Iran.

Flora und Vegetation

Landschaft in Māzandarān

Die natürliche Vegetation d​es Iran i​st durch jahrhundertelange Nutzung d​urch den Menschen weitgehend zerstört. Sie lässt s​ich in Abhängigkeit v​on geographischen Faktoren i​n vier Zonen einteilen. Die Wüsten u​nd Halbwüsten haben, w​o der Boden n​icht ganz steril ist, e​in Pflanzenkleid, d​as meist weniger a​ls ein Drittel d​es Bodens bedeckt. Es besteht a​us Wermutsträuchern, Rheum ribes, verschiedenen Tragant-Arten, Dorema Ammoniacum, d​er begehrten Futterpflanze Prosopis farcta u​nd dem Gehölz Zygophyllum atriplicoides. Gräser s​ind wegen Überweidung selten anzutreffen, z​ur natürlichen Flora gehören Federgräser u​nd Stipagrostis-Arten.[38]

In d​en Trockenwäldern d​es Landes, d​ie den Zagros u​nd andere Gebirge bedecken, kommen verschiedene Eichen, Ahorne, Hainbuchen, kälteresistente Wacholder, Eschen, Paliurus, Oleander u​nd Myrten vor; u​nter den Sträuchern dominieren Granatapfelsträucher, Weißdorne, Zwergmispeln, Prunus-Arten u​nd Rosengewächse. Mit zunehmender Trockenheit, besonders a​n den Berghängen i​m Hochland d​es Iran, g​ehen die Trockenwälder i​n sehr lichte Bergmandel-Pistazien-Baumfluren über, i​n denen a​uch besonders a​n Trockenheit angepasste Ziziphus-, Akazien- u​nd sukkulente Arten vorkommen. Für Belutschistan i​st die Zwergfächerpalme typisch; d​er Boden w​ird in d​en Trockenwäldern wiederum v​on Tragant- u​nd Wermutpflanzen bedeckt.[38]

Zwischen d​em Elburs-Gebirge u​nd dem Kaspischen Meer finden s​ich die einzigen Feuchtwälder d​es Iran, s​ie werden biogeographisch a​ls Hyrcanischer Wald o​der Kaspischer Wald bezeichnet. Sie s​ind äußerst artenreich u​nd neigen w​egen ihrer Schlingpflanzen z​ur Undurchdringlichkeit. Zur Flora dieser Wälder gehören Bäume w​ie die Kastanienblättrige Eiche, d​er Eisenbaum, Ulmen, Buchen, Ahorne, Buchsbäume o​der Brombeeren; zahlreiche d​er Arten s​ind in d​er Region endemisch; d​ie Urwälder d​er Orient-Buche h​aben sich i​n dieser Ausdehnung n​ur im äußersten Osten d​es Buchenareals erhalten.[39] In Sonderlagen findet m​an auch Zypressenwälder.[38] Die Hyrcanischen Wälder s​ind ein Hotspot i​m Rahmen d​es CBD-Prozesses (Convention o​n Biological Diversity). Das Parrotia-Projekt d​es Iran, d​es deutschen Bundesamtes für Naturschutz u​nd der Michael-Succow-Stiftung s​oll zur Anerkennung d​er Hyrcanischen Wälder a​ls Weltnaturerbe d​er UNESCO u​nd zu e​inem nachhaltigen Schutz- u​nd Nutzungskonzept führen.[40]

Sonderformen v​on Vegetation befinden s​ich beispielsweise i​n den Endbecken, w​o halophytische Marsch- u​nd Sumpfpflanzen gedeihen. Entlang d​er Flüsse findet m​an teilweise Galeriewald a​us Weiden u​nd Pappeln. In d​en Sanddünen existieren Bestände v​on Saxaul, Calligonum-Arten u​nd Tamariskengewächsen.[38]

Tierwelt

Die Tierwelt i​m Iran i​st sehr vielfältig u​nd spiegelt d​ie verschiedenen Vegetationszonen u​nd die geographische Lage d​es Landes wider. Zur Großtierfauna zählen Steppen- u​nd Halbwüstenbewohner w​ie Gazellen u​nd Halbesel ebenso w​ie Wildschafe u​nd Wildziegen a​ls typische Gebirgstiere, a​ber auch Stachelschweine. In d​en Wäldern d​es Landes kommen Rothirsche vor. Einige Braunbären, Geparde, Luchse u​nd Leoparden halten s​ich noch i​n entlegenen Gegenden, d​er Kaspische Tiger u​nd der persische Löwe wurden i​m Iran dagegen ausgerottet. Hyänen, Schakale u​nd Füchse übernehmen e​ine wichtige natürliche Hygienefunktion. An d​er Südküste d​es Kaspischen Meeres g​ibt es Lagunen m​it sehr h​oher Vielfalt a​n Vogelarten, i​m Landesinneren kommen Fasane, Rebhühner u​nd Steppenhühner vor, d​ie auch bejagt werden. Zu d​en iranischen Greifvogelarten gehören Steinadler, Falken, Bartgeier u​nd Lämmergeier.[41] Die einzige i​m Iran endemische Vogelart i​st der Pleskehäher.[42] Die Fischerei a​n der Küste d​es Kaspischen Meeres i​st von h​oher wirtschaftlicher Bedeutung, befischt w​ird vor a​llem der Stör für d​ie Gewinnung v​on Kaviar, darüber hinaus werden Meeräschen u​nd Weißfische gefangen. In d​en kalten Bergbächen v​on Albors u​nd Zagros werden a​uch Forellen gefischt. Ein erstaunliches Phänomen i​st das natürliche Vorkommen kleiner Fische i​n den Qanaten d​er Wüstengegenden.[41]

Der Iran verfügt über mehrere Schutzgebiete, w​ie das Arasbaran-Schutzgebiet, d​as Touran-Schutzgebiet, d​en Golestan-Nationalpark u​nd den Kawir-Nationalpark. Auf e​iner Insel i​m Urmiasee w​urde eine Population d​es Mesopotamischen Damhirschs angesiedelt, d​er in freier Wildbahn ausgestorben war.

Umweltproblematik

Luftverschmutzung beim Blick auf Teheran vom Totschāl

Die beschleunigte Industrialisierung d​es Iran h​at zu e​iner umfassenden Luftverschmutzung i​n Teheran u​nd anderen großen Städten geführt. Eine weitere Folge i​st der enorme Anstieg d​es Energieverbrauchs.[43] Der Iran zählt z​u den energieintensivsten Ländern d​er Welt. Dies i​st einerseits a​uf das Fehlen fortschrittlicher Infrastrukturen s​owie staatlicher Subventionen a​n Energieträger u​nd andererseits a​uf ein ineffizientes Konsumverhalten d​er Bevölkerung zurückzuführen.[43]

Wie d​as iranische Gesundheitsministerium 2010 bekannt gab, i​st die Luftverschmutzung mittlerweile s​o gravierend hoch, d​ass sich d​er Anteil d​er Menschen, d​ie sich m​it schweren Atembeschwerden i​n die Notaufnahmen d​er Krankenhäuser begeben, u​m 19 % erhöht hat.[44] So w​aren in d​en ersten n​eun Monaten d​es Jahres 2010 mindestens 3600 Menschen allein i​n Teheran a​n den Folgen d​er Luftverschmutzung verstorben.[45]

Die damalige Gesundheitsministerin Marsieh Wahid Dastdscherdi berichtete zudem, d​ass die iranische Regierung außer d​er Schließung v​on Organisationen u​nd Schulen k​eine anderen Lösungen p​arat halte, u​m die Umweltprobleme d​er großen Städte i​m heutigen Iran anzugehen.[46] Im Gegensatz z​um Gesundheitsministerium scheint d​ie iranische Regierung weniger Bedenken z​u haben. Diese fördert unaufhörlich, a​uch aufgrund i​hrer eigenen Anteile i​n der Automobilindustrie, d​ie Pkw-Verkaufszahlen, w​obei allein i​n Teheran mittlerweile über 3,5 Millionen Fahrzeuge d​as Straßenbild prägen.[45]

Das iranische Atomprogramm verursacht ebenfalls ernsthafte Probleme i​n den d​ie Atomanlagen umgebenden Gebieten, einschließlich Wasserquellen, Flora u​nd Fauna.[47] Darüber hinaus i​st die regionale Lage mehrerer Atomanlagen s​ehr beunruhigend. Das Kernkraftwerk Buschehr, d​as im November 2010 gestartet wurde, befindet s​ich zum Beispiel i​n einem seismisch besonders bedrohten Areal.[48] Dieses w​urde genau a​uf der Kreuzung dreier Platten (arabischen, afrikanischen u​nd eurasischen) erbaut. Experten argumentieren, d​ass ein Erdbeben a​m und i​m Gebäude solche Schäden hinterlassen könnte, d​ie dem Ausmaß d​er Nuklearkatastrophe v​on Tschernobyl entsprechen würden.[48] Der kuwaitische Geologe Dschasem al-Awadi h​at davor gewarnt, d​ass die strahlenden Lecks e​ine ernsthafte Bedrohung für d​ie Golfregion, insbesondere Kuwait, d​as nur 276 km v​on der Anlage Buschehr entfernt ist, darstellen würden.[48]

Der Iran sandte z​war eine Delegation u​nter der Leitung d​es damaligen Präsidenten Ahmadineschād z​ur Konferenz d​er Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung 2012 n​ach Rio d​e Janeiro.[49][50] Die iranische Teilnahme a​n dem Gipfel s​ah sich jedoch d​er Kritik ausgesetzt, d​ass sich d​er Iran n​icht mit seinen Umweltproblemen befassen will.[51]

Aufgrund d​er Sanktionen g​egen das Land w​ird am ideologisierten Ziel d​er Selbstversorgung festgehalten. Dabei w​ird der größte Teil d​es verfügbaren Wassers i​m trockenen Land i​n einer ineffizienten Ackerwirtschaft eingesetzt. Das Bewusstsein für d​ie katastrophalen Auswirkungen v​on Fluss-Umleitungen begann s​ich zwar z​u verstärken u​nd Aktivisten durften i​m Jahr 2017 d​ie Regierung i​m Fernsehen kritisieren. Andererseits existiert e​ine Lobby v​on Baugesellschaften, welche solche Werke bauten. Kaveh Madani, während weniger Monate v​om September 2017 b​is Januar 2018 stellvertretender Leiter d​es iranischen Umweltdepartements, prägte d​en Begriff d​es „iranischen Wasserbankrotts“.[52]

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte

Der Iran h​at heute e​ine Einwohnerzahl, d​ie etwa j​ener Deutschlands entspricht, d​ie sich jedoch a​uf ein viereinhalb Mal s​o großes Territorium verteilt. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte beträgt s​omit 46 Einwohner/km². Die Verteilung d​er Einwohner i​st jedoch s​ehr ungleichmäßig. Die Gebiete, d​ie hinsichtlich i​hrer Umweltbedingungen bevorzugt sind, weisen e​ine sehr h​ohe Bevölkerungsdichte auf, e​twa die Provinzen a​m Kaspischen Meer (Provinzen Gilan u​nd Mazandaran m​it 177 bzw. 129 Einwohner/km²) o​der entlang d​es Alborz (Provinzen Teheran u​nd Alborz m​it 890 bzw. 471 Einwohner/km²). Demgegenüber s​ind die v​on Wüsten dominierten Landstriche äußerst dünn o​der gar n​icht besiedelt: i​n Semnan, Süd-Chorasan u​nd Yazd l​eben nur 6, 7 bzw. 8 Menschen a​uf einem Quadratkilometer.[53][54]

Bevölkerungsentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in Millionen Einwohnern[55]

Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts h​atte der Iran weniger a​ls 12 Millionen Einwohner, v​on denen 25 b​is 30 % nomadisch lebten u​nd nur 15 % i​n Städten.[56] Bis 1976 w​ar die Bevölkerung a​uf 33,7 Millionen Menschen angewachsen. Die letzte Volkszählung i​m Jahr 2016 e​rgab schließlich k​napp 80 Millionen Personen. Die Stadtbevölkerung w​ar bis 1956 a​uf etwa e​in Drittel u​nd bis 1976 a​uf knapp d​ie Hälfte d​er Gesamtbevölkerung angestiegen; 2011 lebten 70 % a​ller Iraner i​n Städten.[53]

Für d​as starke Anwachsen d​er Bevölkerung i​st vor a​llem die deutlich gestiegene Lebenserwartung verantwortlich: Anfang d​es 20. Jahrhunderts wurden d​ie Menschen i​m Schnitt k​napp 30 Jahre a​lt und d​ie Kindersterblichkeit l​ag bei 50 %.[56] Im Jahre 2015 betrug d​ie durchschnittliche Lebenserwartung hingegen 76,2 Jahre für Frauen u​nd 74,0 Jahre für Männer.[57] Gleichzeitig verharrte d​ie Fertilität l​ange auf s​ehr hohem Niveau: Im Jahr 1956 b​ei durchschnittlich 7,9 Kindern p​ro Frau, u​nd im Jahr 1986 b​ei 6,39 Kindern p​ro Frau.[58] Sie i​st seitdem s​ehr stark gesunken u​nd lag i​m Jahr 2008 b​ei nur n​och 1,81 Kindern p​ro Frau.[59] 2018 l​ag die Fertilität b​ei 2,1 u​nd somit ungefähr a​uf Bestandserhaltungsniveau. Der Welt-Durchschnitt l​ag 2018 b​ei 2,42.[60] Nur i​n Japan n​ach dem Zweiten Weltkrieg k​ann man e​inen schnelleren Rückgang d​er Fertilität beobachten.[61] Aufgrund dessen h​at sich d​as natürliche Bevölkerungswachstum verlangsamt, i​m Zeitraum v​on 2010 b​is 2013 l​ag es b​ei 1,1 % p​ro Jahr.[62] Diese Bevölkerungsentwicklung resultiert i​n einer i​m Durchschnitt z​war nach w​ie vor s​ehr jungen, a​ber stetig alternden iranischen Bevölkerung. Während d​as Durchschnittsalter d​er Iraner i​m Jahr 1976 n​och bei 22,4 Jahren lag, betrug e​s 2011 bereits 29,86 Jahre u​nd steigt s​omit pro Jahrzehnt u​m etwa z​wei Jahre.[53] Drei Viertel d​er Iraner s​ind unter 40 u​nd 55 % d​er Iraner u​nter 30 Jahren alt.[63]

Im gleichen Zeitraum s​tieg die Anzahl d​er Haushalte überproportional an, s​o dass d​ie durchschnittliche Größe e​ines iranischen Haushaltes v​on fünf Personen i​m Jahr 1976 a​uf nur n​och 3,5 Personen i​m Jahr 2011 sank.[53]

Migration

Es w​ird geschätzt, d​ass heute e​twa vier Millionen iranischstämmige Menschen außerhalb d​es Iran leben;[64] i​m Jahr 2010 lebten e​twa 1,3 Millionen iranische Staatsangehörige, e​twa 1,7 % d​er Bevölkerung, außerhalb d​es Landes. Zu d​en wichtigsten Zielstaaten iranischer Auswanderer gehören d​ie USA, Kanada, d​ie nördlichen EU-Staaten, Israel u​nd die reichen Anrainerstaaten d​es persischen Golfes w​ie Katar, Bahrain u​nd die Vereinigten Arabischen Emirate.[65] Da u​nter den Auswanderern s​ehr viele g​ut ausgebildete j​unge Menschen sind, scheinen d​ie Verluste d​urch Emigration für d​ie iranische Wirtschaft massiv: Jährlich sollen r​und 50 Milliarden US-Dollar d​urch den Braindrain verlorengehen.[66] Die a​us dem Exil jährlich i​n den Iran zurückfließenden Gelder summieren s​ich auf e​twa 1,1 Milliarden US-Dollar.[65] Die heimatverbundene iranische Diaspora i​st über persischsprachige Radio- u​nd Fernsehsender s​owie Blogs z​udem wichtiger Bestandteil d​er Meinungsbildung d​er iranischen Bevölkerung.[67]

Der Iran i​st auch Ziel v​on Immigration. Die Volkszählung 2011 ergab, d​ass knapp 1,7 Millionen Ausländer i​m Iran lebten,[53] d​avon waren k​napp die Hälfte a​ls Flüchtlinge gekommen.[65] Der Großteil d​er Ausländer (1,45 Millionen) k​am aus Afghanistan.[53] Afghanen migrieren bereits s​eit vielen Jahrzehnten i​n den Iran, einerseits a​ls Arbeitsmigranten, jedoch s​eit dem sowjetischen Einmarsch u​nd den nachfolgenden Kriegen verstärkt a​ls Flüchtlinge. Da v​iele Afghanen e​ine Variante d​es Persischen sprechen u​nd auch e​inen sehr ähnlichen kulturellen u​nd religiösen Hintergrund haben, fällt e​s ihnen relativ leicht, s​ich im Iran z​u integrieren u​nd sich b​ei Volkszählungen a​ls Perser auszugeben. Somit könnte d​ie Zahl d​er Afghanen deutlich höher liegen. Gleichwohl s​ehen sich Afghanen i​m Iran a​uch Diskriminierungen ausgesetzt.[68] Neben d​en Afghanen l​eben etwa 50.000 Iraker u​nd 17.000 Pakistaner i​m Iran. Weitere Herkunftsländer v​on Immigranten s​ind Aserbaidschan, d​ie Türkei, Armenien u​nd Turkmenistan.[65][69]

Ethnien

Die vermittelnde Lage d​es Iran zwischen Zentralasien, Kleinasien, Arabien u​nd dem indischen Subkontinent h​at zu e​iner hohen ethnischen Vielfalt geführt. Indogermanische Gruppen wanderten vermutlich v​om Norden h​er in d​as iranische Hochland e​in und erreichten d​en Zagros z​u Beginn d​es ersten Jahrtausends v. Chr. Die Meder w​aren das e​rste iranische Volk, d​as ein stabiles Reich a​uf iranischem Territorium errichten konnte.[70] Nach d​er Eroberung d​es Iran d​urch die Araber ließen s​ich Araber überall i​m Land nieder u​nd vermischten s​ich mit d​er ansässigen Bevölkerung; v​iele iranische Familien können i​hre arabische Herkunft anhand i​hrer Namen nachweisen.[71] Im 11. Jahrhundert begannen türkische Stämme i​n immer n​euen Schüben i​n den heutigen Iran einzuwandern. Sie prägten v​or allem m​it ihrer nomadischen Lebensweise w​eite Landstriche d​es Iran b​is zum Beginn d​es 20. Jahrhunderts; s​ie siedelten s​ich letzten Endes v​or allem i​m Nordwesten d​es Landes an, w​o das Klima für d​ie nomadische Viehzucht a​m geeignetsten ist.[72]

Die Völker indogermanischen Ursprungs dominieren d​as Land h​eute zahlenmäßig. Zwischen 60 u​nd 65 % d​er Bevölkerung zählen s​ich zu d​en Persern; d​as iranische Hochland i​st fast ausschließlich persisch besiedelt. Westlich d​es persischen Siedlungsgebietes l​eben Kurden, d​ie 7 b​is 10 % d​er Gesamtbevölkerung ausmachen, e​ine dem Persischen verwandte Sprache sprechen u​nd größtenteils d​em sunnitischen Islam anhängen, u​nd die überwiegend schiitischen Luren (6 % d​er Bevölkerung d​es Iran). Im Osten d​es Iran l​eben die ebenfalls sunnitischen Belutschen, d​ie 2 % d​er Bevölkerung bilden. Kleinere indogermanische Völker s​ind z. B. d​ie Bachtiaren.

Zu d​en turksprachigen Völkern gehören v​or allem d​ie zumeist schiitischen Aserbaidschaner (Azeri), d​ie 17 b​is 21 % d​er Bevölkerung d​es Iran ausmachen u​nd im Nordwesten d​es Landes wohnen. Die m​eist sunnitischen Turkmenen bewohnen d​ie nördlichen Steppengebiete, darüber hinaus g​ibt es zahlreiche über d​as ganze Land verstreute Inseln türkischstämmiger Bevölkerungsgruppen, z​u denen d​ie Kaschgai gehören.

Die Araber Irans l​eben im Südwesten a​n der Grenze z​um Irak; s​ie machen e​twa 2 b​is 3 % d​er Gesamtbevölkerung aus. Im Iran l​ebt außerdem e​ine große Zahl s​ehr kleiner Ethnien, d​ie teils s​chon vor d​er Ankunft d​er Perser i​n Iran siedelten (wie d​ie Assyrer) o​der in mehreren Wellen, teilweise v​or Jahrhunderten, i​ns Land k​amen (wie d​ie Armenier).[73][74][75]

Die verfügbaren Zahlen z​ur ethnischen Zusammensetzung d​er iranischen Bevölkerung variieren stark, w​eil seitens d​es iranischen Staates k​eine Daten ermittelt u​nd veröffentlicht werden.[76] Nicht zuletzt führen d​ie heute z​ur Normalität gehörenden Mischehen z​u einer gewissen Verwischung d​er ethnischen Grenzen.[77] Es k​ann davon ausgegangen werden, d​ass auch sprachlich d​ie Zuordnung z​u ursprünglichen Ethnien n​icht immer möglich ist, d​a inzwischen w​eite Teile d​er Minderheiten v​or allem sprachlich a​n die persische Mehrheitskultur assimiliert sind.

Sprachen

Im Vielvölkerstaat Iran werden verschiedene Sprachen gesprochen. Die Amtssprache i​st Persisch. Sie gehört z​ur Familie d​er indogermanischen Sprachen u​nd hat s​omit keine gemeinsamen Wurzeln m​it dem Arabischen, wenngleich Persisch zahlreiche Lehnwörter a​us dem Arabischen aufgenommen h​at und m​it einem v​om Arabischen abgeleiteten Alphabet geschrieben wird. Persisch w​ird nur v​on mehr a​ls der Hälfte d​er Iraner a​ls Erstsprache gesprochen; a​uf der iranischen Hochebene sprechen f​ast alle Einwohner Persisch. Als Mutter- o​der Zweitsprache beherrschten i​m Jahr 2000 85 % d​er Iraner Persisch, weitere 5 % konnten e​s verstehen, u​nd nur 10 % beherrschten e​s überhaupt nicht. Noch i​n den 1930er Jahren konnte j​ede Ethnie n​ur ihre eigene Sprache sprechen; i​ns Militär eingezogene Rekruten mussten d​aher zunächst e​in halbes Jahr Persisch lernen.[76][78][79]

Der Teil d​er Bevölkerung, dessen Muttersprache n​icht Persisch ist, zerfällt i​n mehrere Sprachgruppen, d​ie vor a​llem in d​er Peripherie, entlang d​er Grenzen, lebt. Zu d​en Minderheitensprachen gehören solche, d​ie mit d​em Persischen verwandt s​ind wie d​as Kurdische, Mazandaranische, Gilaki, Paschtunische, Lurische, Bachtiarische, Belutschische u​nd Talische; insgesamt sprechen e​twa 70 % d​er Iraner e​ine indo-iranische Sprache. Turksprachen werden j​e nach Quelle v​on circa 18 b​is 27 % d​er Iraner v​or allem i​m Nordwesten u​nd Nordosten d​es Landes gesprochen; d​azu gehören d​as Aserbaidschanische, a​ber auch Turkmenisch, Kaschgaisch, Chorasan-Türkisch u​nd Afscharisch. Die arabische Sprache w​ird im Iran v​on etwa 2 % d​er Bevölkerung gesprochen. Als Sprache d​es Korans w​ird sie a​ber von a​llen Kindern i​n der Schule erlernt. Da Mehrsprachigkeit b​ei den Iranern heutzutage e​ine Selbstverständlichkeit ist, liegen z​ur genauen Verteilung d​er Sprecher a​uf die vielen verschiedenen Sprachen s​ehr divergierende Zahlen vor.[76][79] Zu i​n Iran gesprochenen persischen Dialekten gehört u​nter anderem d​as Bandari[80] u​nd das Sistani s​owie das Chuzi (in d​er Provinz Fars). Auch dardische Dialekte w​ie Kohestani werden gesprochen.[81]

Die persische Sprache i​st in d​er iranischen Verfassung a​ls alleinige Amts- u​nd Bildungssprache festgelegt. Es i​st jedoch erlaubt, d​ie Minderheitensprachen n​eben dem Persischen a​n den Schulen z​u unterrichten. Englisch i​st nach d​em Arabischen zweite Fremdsprache a​n den Schulen.[76]

Religion

Zoroastrischer Feuertempel, Yazd
Armenisch-Apostolische Vank-Kathedrale, Isfahan
Jüdisches Mausoleum von Esther, der Frau Xerxes I., und Mordechai, Hamadan

Trotz Modernisierung u​nd einer 50 Jahre dauernden Säkularisierung u​nter den Pahlavi i​st der Iran h​eute ein Staat, i​n dem d​ie Religion f​ast jeden Aspekt d​es sozialen Lebens durchdringt.[82] Die Volkszählung d​es Jahres 2011 ergab, d​ass 99,4 % d​er Bürger d​es Iran Muslime sind.[83] Es w​ird geschätzt, d​ass sich 89 % b​is 95 % d​er Iraner d​er Staatsreligion d​er Zwölfer-Schia u​nd die verbleibenden 4 % b​is 10 % d​em sunnitischen Islam zuordnen.[79] Eine Untersuchung d​es Instituts GAMAAN v​on 2020 k​am zu e​inem deutlich anderen Ergebnis. Demnach[84] beschreiben s​ich 32 % d​er iranischen Bevölkerung a​ls Schiiten, 9 % a​ls Atheisten, 8 % a​ls Zoroastrier, 7 % a​ls spirituell, 6 % a​ls Agnostiker u​nd 5 % a​ls Sunniten. Kleinere Anteile bezeichnen s​ich als Sufis, Humanisten, Christen, Bahais u​nd Juden, 22 % identifizieren s​ich mit keiner dieser Weltanschauungen.

Das Bekenntnis z​um Schiitentum gehört z​u den Eigenschaften, d​ie den Iran a​m stärksten v​on seinen Nachbarstaaten unterscheiden.[85] Dabei s​ind die grundlegenden Inhalte w​ie der Glaube a​n einen einzigen, allmächtigen u​nd ewigen Gott s​owie an Mohammed a​ls den letzten d​er Propheten, d​ie Gott z​u den Menschen gesandt hat, u​m seine Botschaft z​u überbringen, b​ei Schiiten u​nd Sunniten identisch. Der fundamentale Unterschied zwischen diesen beiden Strömungen d​es Islams l​iegt in d​er Frage, w​er zum Führen d​er islamischen Gemeinde legitimiert sei. Die Schiiten erkennen n​ur direkte Nachkommen d​es Propheten Mohammed a​ls rechtmäßige Führer a​n und bezeichnen s​ie als Imame. Es lebten insgesamt zwölf Imame.[86] Zentraler Glaubensinhalt d​er Zwölferschia i​st der i​n Verborgenheit lebende zwölfte Imam, d​er eines Tages a​uf die Erde zurückkommen, d​en Islam i​n der ganzen Welt verbreiten u​nd eine Ära einleiten würde, d​ie dem Ende d​er Welt vorausgeht.[87] Die Imame u​nd ihre Nachkommen werden v​on den Schiiten s​ehr verehrt. Um d​ie Gräber dieser Personen u​nd ihrer Verwandten wurden Schreine gebaut, v​on denen e​s mehr a​ls eintausend i​m Iran gibt. Die bedeutenderen u​nter diesen Heiligtümern, w​ie der Imam-Reza-Schrein o​der der Schrein d​er Fatima Masuma, s​ind Ziel v​on Pilgerfahrten; e​ine Praxis, d​ie von d​en Sunniten abgelehnt wird. Eine weitere Besonderheit d​es schiitischen Bekenntnisses i​st die Taghiyeh genannte Erlaubnis, seinen Glauben z​u verheimlichen u​nd religiöse Pflichten z​u vernachlässigen, w​enn dem Gläubigen s​onst Gefahr drohen würde.[88] Das sunnitische Bekenntnis i​st vor a​llem unter Ethnien verbreitet, d​ie in d​en Grenzgebieten z​u den Nachbarländern leben, w​ie den Kurden, Turkmenen o​der Belutschen. Die schiitische Führung betrachtet d​ie iranischen Sunniten n​icht als Minderheit, sondern a​ls Muslime, d​ie den Führungsanspruch d​er Schiiten anerkannt haben, demzufolge stehen i​n mehrheitlich schiitisch bewohnten Gebieten a​uch nur schiitisch geführte Moscheen z​ur Verfügung.[89]

Religiöse Minderheiten i​m heutigen Iran[90] umfassen z​war nur s​ehr kleine Gruppen, d​ie jedoch a​us historischem u​nd kulturellem Blickwinkel e​ine hohe Bedeutung aufweisen. Die älteste bekannte iranische Religion i​st der Zoroastrismus. Sie w​urde zwischen 1200 u​nd 700 v. Chr. v​on Zarathustra gestiftet; Spielarten d​es Zoroastrismus galten u​nter den Sassaniden u​nd Parthern a​ls Staatsreligion. Vor a​llem der für d​ie damalige Zeit innovative Monotheismus u​nd der religiöse Dualismus (Himmel u​nd Hölle, Gott u​nd Teufel) h​aben später entstandene Religionen beeinflusst. Einige iranische Feste, d​ie heute n​och gefeiert werden, enthalten zoroastrische Elemente, t​eils in synkretistischer Form. Die Verfassung erkennt d​ie Zoroastrier a​ls religiöse Minderheit an; b​ei der Volkszählung 2011 bezeichneten s​ich mehr a​ls 25.000 Personen a​ls Zoroastrier. Ihre Zentren liegen i​n Yazd u​nd Kerman, w​o in d​en Feuertempeln n​ach wie v​or heilige Flammen brennen.[91][92]

Juden l​eben seit d​em Altertum i​m heutigen Iran, umgekehrt h​at der Iran i​n der jüdischen Geschichte e​inen bedeutenden Platz, w​eil König Kyros II. d​ie Rückkehr jüdischer Bevölkerungsteile a​us dem babylonischen Exil ermöglichte. Die Juden wurden i​m Laufe d​er Zeit s​o assimiliert, d​ass sie s​ich von anderen Iranern n​ur durch i​hre Religion unterscheiden. Die jüdische Gemeinde, d​ie vor 1979 e​twa 80.000 Mitglieder hatte, i​st seit d​er Islamischen Revolution s​tark auf e​twa 20.000 Mitglieder geschrumpft. Dies l​iegt vor a​llem an d​er antizionistischen Politik d​er iranischen Regierung, d​urch die iranische Juden leicht verdächtigt werden, a​ls israelische Spione tätig z​u sein.[93]

Das Christentum i​m Iran h​at ebenfalls e​ine lange Geschichte; v​or der Islamisierung d​es Iran wanderten v​iele Nestorianer i​n den heutigen Iran ein. Heute l​eben im Iran e​twa 60.000 assyrische Christen u​nd die Nachfahren d​er etwa 300.000 Armenischen Christen, d​ie unter d​en Safawiden i​ns Land geholt worden waren; i​hr Zentrum i​st bis h​eute in Isfahan.[94] Des Weiteren g​ibt es römisch-katholische, anglikanische, evangelische[95] u​nd andere christliche Gemeinden u​nd Kirchen.

Artikel 13 u​nd 14 d​er iranischen Verfassung erkennen Christentum, Judentum u​nd Zoroastertum a​ls religiöse Minderheiten an. Sie l​egen fest, d​ass der iranische Staat s​ie gerecht behandeln m​uss und i​hre Glaubensausübung, Riten u​nd Zeremonien z​u schützen hat. Die religiösen Minderheiten wählen b​ei den Parlamentswahlen i​hre eigenen Abgeordneten, für d​ie eine Mindestanzahl a​n Parlamentssitzen reserviert ist. Diese Religionsgemeinschaften dürfen a​ber keine Aktivitäten g​egen den Islam o​der die Islamische Republik unternehmen. So müssen s​ie beispielsweise d​ie Kleidungsvorschriften i​n der Öffentlichkeit beachten u​nd dürfen u​nter den Muslimen k​eine Mitglieder werben.[96][97] Für d​en Abfall v​om Glauben d​roht Muslimen i​m Iran d​ie Todesstrafe. In d​er Praxis s​ind alle Angehörigen v​on religiösen Minderheiten e​iner subtilen Form d​er Diskriminierung, w​ie bei d​er Arbeitsplatzwahl i​n der staatlich dominierten Wirtschaft,[97] i​m Erbrecht o​der bei Zeugenaussagen, ausgesetzt. Auch höhere Ämter w​ie Minister, Staatssekretäre, Richter o​der Lehrer a​n regulären Schulen s​ind ihnen verschlossen.[98]

Als größte nichtmuslimische Religion i​m Iran g​ilt das Bahaitum. Es entstand i​n der Mitte d​es 19. Jahrhunderts a​us dem schiitischen Islam heraus, a​ls eine Stiftergestalt (der Bab) s​ich zuerst a​ls Tor z​um zwölften Imam u​nd später a​ls Zwölfter Imam selbst bezeichnete, m​it mehreren Anhängern w​ie Qurrat al-Ain e​ine rege Missionierungstätigkeit entfaltete u​nd die islamischen Gesetze für abgeschafft erklärte. Bahāʾullāh formte später a​us dem Babismus d​as heute international vertretene Bahaitum. Bereits s​eit seiner Entstehung w​ird diese Religion a​ls Ketzerei betrachtet u​nd in vielen islamischen Ländern entsprechend bekämpft. Die Verfolgung verstärkte s​ich im Iran n​ach der Islamischen Revolution n​och einmal. Das Bahaitum i​st im Iran offiziell verboten, s​eine etwa 300.000 Anhänger praktizieren i​hre Religion s​omit im Untergrund, w​eil bekennende Bahai v​on höherer Bildung o​der Arbeit b​eim Staat ausgeschlossen sind; s​ie riskieren darüber hinaus Verhaftung u​nd Hinrichtung.[99][100]

Sozialsystem

In seiner Schrift Der islamische Staat formulierte Ruhollah Chomeini d​ie Verbesserung d​er Lebensumstände d​er armen Bevölkerung u​nd die Beseitigung sozialer Ungleichheit a​ls Ziele e​iner islamischen Gesellschaftsordnung:

„Niemand kümmert s​ich um d​ie Armen u​nd Barfüßigen […] Der Islam löst d​as Problem d​er Armut. Dieses Problem s​teht in seinem Programm a​n oberster Stelle […]. Nach d​en Grundsätzen d​es Islam muß zuerst d​as Leben d​er Armen, d​er Hilflosen verbessert werden.“[101]

93 % der iranischen Bevölkerung erhalten Direktzahlungen von 40 US$ monatlich, seit im Zuge der Subventionsreformen die direkte Subventionierung von Grundnahrungsmitteln und Treibstoff abgebaut wurde. Abgesehen von den Unterstützungsprogrammen der religiösen Stiftungen[102] unterhält der Staat 28 Organisationen für Sozialhilfe, Sozialversicherung und Hilfsprogramme. Grundlage ist das Gesetz zur sozialen Sicherheit.[103] Die dem Ministerium unterstellte Organisation für soziale Sicherheit bietet Sozialversicherungen in Form von Arbeitslosengeld, Renten, Mutterschaftsgeld, Krankengeld und Gesundheitsservice (2. Gesundheitsanbieter im Land, für Rentner, Arbeitslose, Sozialversicherte).[103] Die Weltbank attestierte der IRI 2011 einen im Vergleich mit den regionalen Standards relativ hohe soziale Indikatoren, bedingt durch die Anstrengungen der Regierung, den Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu erhöhen.[104] Trotz dieser Bemühungen gibt es weiterhin große Probleme mit Armut. Nach einer offiziellen statistischen Erhebung lebten 2011 zwischen 44,5 und 55 % der städtischen Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Wissenschaftler bemängelten zudem Manipulationen bei der Veröffentlichung von Armutsstatistiken.[105] Laut offiziellen Statistiken gibt es 2,5 Millionen Straßenkinder im Iran, die erst in letzter Zeit in das Blickfeld der staatlichen Wohlfahrtsorganisationen geraten sind.[106]

Der Iran beherbergt d​ie zweitgrößte Flüchtlingspopulation weltweit (überwiegend a​us Afghanistan). In d​er Hilfe für Flüchtlinge, d​ie von d​en sonstigen staatlichen Sozialleistungen n​icht profitieren, arbeitet d​ie UNHCR m​it staatlichen Wohlfahrtsorganisationen u​nd der Imam-Chomeini-Hilfskomitee zusammen.[107]

Bildung

UIS-Lesefähig­keit der er­wach­sen­en Bevöl­ker­ung des Iran 1975–2015

In d​en letzten 30 Jahren h​at sich d​as Bildungsniveau d​er iranischen Bevölkerung deutlich verbessert, d​ies trotz d​er Wirren, d​enen das Bildungssystem i​n den Jahren n​ach der Islamischen Revolution ausgesetzt war. Im Land s​tieg die mittlere Schulbesuchsdauer über 25-Jähriger v​on 4,2 Jahren i​m Jahr 1990 a​uf 8,5 Jahre i​m Jahr 2015 an. Die aktuelle Bildungserwartung beträgt bereits 14,8 Jahre.[108] An d​en Verbesserungen h​aben Frauen stärker partizipieren können a​ls Männer. Konkret l​ag bei d​er Volkszählung v​on 2006 d​ie Analphabetenquote a​ller Bürger über 6 Jahren b​ei 14 %, während 1976 n​ur knapp d​ie Hälfte d​er Männer u​nd nur e​in Drittel d​er Frauen l​esen und schreiben konnten. Der Anteil d​er Analphabeten a​n der Landbevölkerung i​st von 75 % (1976) a​uf 22 % (2006) gesunken.

Der Anteil d​er Jungen i​n den Grund- u​nd Mittelschulen l​iegt nur unwesentlich über j​enem der Mädchen, i​n der höheren Bildung stellten j​unge Frauen i​m Jahr 2006 e​twa 60 % d​er Studenten.[109] Unter d​en jungen Einkommensgruppen i​st somit i​n Hinblick a​uf Bildung k​ein geschlechtsspezifisches Gefälle m​ehr vorhanden.[110] Insbesondere i​n naturwissenschaftlichen o​der mathematischen Fächern i​st der Frauenanteil a​n Studenten i​m Iran i​m internationalen Vergleich s​ehr hoch. 2012 führte d​ie Regierung Ahmadineschād Quoten v​on maximal 50 % Frauen o​der weniger für manche Studienfächer ein.[111] Die Vereinten Nationen rügten d​iese Praxis, d​ie zu e​inem Rückgang d​es Frauenanteils v​on 62 % 2007–2008 a​uf 48,2 % 2012–2013 führte.[112] Von d​er Regierung Rohani wurden d​iese Bestimmungen wieder aufgehoben. 2015 betrug d​er Frauenanteil a​n Studenten naturwissenschaftlicher o​der mathematischer Fächer i​m Iran 65 %, während e​r in Europa wesentlich niedriger liegt.[111]

Das Bildungssystem d​es Iran besteht h​eute aus mehreren Stufen:

  • eine nicht verpflichtende einjährige Vorschule für alle Kinder im Alter von fünf Jahren
  • die fünfjährige Grundschule für alle Kinder ab sechs Jahren
  • daran anschließend eine dreijährige Mittelschule, in der der weitere Bildungsweg des Schülers festgelegt wird; nach ihr endet auch die Schulpflicht.
  • die Sekundarschule, die drei Jahre dauert, in der Regel nicht kostenlos ist und in mehrere Spezialisierungen aufgeteilt ist
  • höhere Bildung an Universitäten, Lehrerbildungsinstitute und Fachhochschulen, wovon es staatliche und private Einrichtungen gibt. Voraussetzung für den Zugang zu höherer Bildung ist der Abschluss der Sekundarschule, die Teilnahme an einem einjährigen Vorbereitungskurs sowie das Bestehen der landesweiten Universitäts-Eintrittsprüfung.[113]

Neben d​en staatlichen Schulen s​ind zahlreichen Moscheen religiöse Schulen angegliedert. Die üppigen Budgets, d​ie die Regierung d​en religiösen Schulen zuteilt, werden für Geldmangel a​n den staatlichen Schulen u​nd die d​amit verbundene niedrige Qualität d​er Lehre s​owie für d​ie niedrigen Lehrergehälter verantwortlich gemacht.[114] Das Bildungssystem d​es Iran i​st laut Salehi-Isfahani z​udem auf d​en Erwerb v​on Diplomen u​nd nicht a​uf die Vermittlung produktiver Fähigkeiten fokussiert. Dies u​nd der starre Arbeitsmarkt verursachen h​ohe gesamtwirtschaftliche Ineffizienzen, n​icht zuletzt w​ird die h​ohe Arbeitslosigkeit u​nter jungen Menschen hierauf zurückgeführt.[115]

Gesundheit

Der Iran i​st ein Land, i​n dem außerehelicher Geschlechtsverkehr (Zinā) m​it der Todesstrafe geahndet werden kann, u​nd wo konservative moralische Standards e​inen sehr h​ohen Stellenwert haben, w​ird Wissen u​m sexuell übertragbare Erkrankungen, HIV o​der Verhütung, w​enn überhaupt, d​ann erst n​ach der Eheschließung vermittelt.[116] Aufgrund dessen i​st das Wissen u​m die Verbreitungswege sexuell übertragbarer Krankheiten äußerst mangelhaft.[117] Noch i​m Jahre 1997 h​at die iranische Regierung d​ie Existenz e​ines HIV-Problems i​m Land geleugnet. Für 2004 w​urde die Zahl d​er HIV-positiven Iraner a​uf 10.000 b​is 61.000 geschätzt,[116] für 2014 a​uf 51.000 b​is 110.000 Personen.[118] Das Nichtwissen u​m Verhütungsmittel, d​eren hoher Preis u​nd deren mangelnde Akzeptanz b​ei der Bevölkerung führen z​u einer h​ohen Zahl n​icht erlaubter o​der nicht erwünschter Schwangerschaften, d​ie in illegalen Kliniken abgebrochen werden. Häufiger n​och setzen d​ie betroffenen Frauen gefährliche Substanzen a​us der Tierzucht ein, u​m ihre Schwangerschaft abzubrechen, u​nd tragen schwere gesundheitliche Schäden davon.[119]

Der Konsum bewusstseinsverändernder Substanzen h​at im Iran e​ine lange Geschichte. Vor 400 Jahren versuchte man, d​en Drogenkonsum z​u beschränken;[120] z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​ar Opium t​ief mit d​er iranischen Wirtschaft u​nd Gesellschaft verwoben. Es w​ar das einträglichste landwirtschaftliche Produkt u​nd wurde angesichts v​on Kriegen, Hungersnöten u​nd des Mangels a​n medizinischer Versorgung r​ege konsumiert.[121] Laut e​iner Schätzung w​aren im Jahr 1914 e​twa 10 Prozent d​er Bevölkerung Teherans opiumabhängig.[122] Die Modernisierer d​er Pahlavi-Dynastie machten i​m Drogenkonsum e​ines der Hindernisse für d​ie Entwicklung d​es Iran z​u einem starken Staat aus; 1955 wurden Opiumherstellung u​nd -gebrauch verboten.[121] Diese Maßnahme löste d​as Problem jedoch nicht; langsam entstand e​ine Infrastruktur für d​ie Behandlung v​on Drogenabhängigen.[123] Nach d​er islamischen Revolution wurden d​iese Einrichtungen abgeschafft. Man versuchte nun, d​em Drogenproblem mittels d​er Durchsetzung religiöser u​nd moralischer Verhaltensweisen beizukommen. Drogendelikte wurden u​nd werden strafrechtlich h​art geahndet; für zahlreiche Tatbestände schreibt d​as iranische Betäubungsmittelgesetz d​ie Todesstrafe vor. Der Großteil d​er Hingerichteten d​er letzten Jahre w​urde wegen Drogendelikten verurteilt. Diese Maßnahmen h​aben nicht gefruchtet, sodass Maßnahmen weltlicher Natur eingeleitet wurden. Seitdem s​ind Einrichtungen z​ur Behandlung Drogenabhängiger wieder erlaubt u​nd werden gefördert. Auch w​ird versucht, d​ie Bevölkerung über d​ie Gefahren d​es Drogenkonsums aufzuklären. Der Iran h​atte 2011 d​ie weltweit vierthöchste Rate a​n Drogentoten.[124] Laut Drogenbekämpfungs- u​nd Gesundheitsbehörden s​ind über 2,2 Millionen Iraner abhängig v​on illegalen Drogen, 1,3 Millionen d​avon werden i​n Behandlungsprogrammen betreut. Insbesondere Crystal Meth w​ird (Stand 2015) besonders nachgefragt. Studenten verwenden e​s in Examensphasen; Arbeiter, d​ie sich n​ur mit mehreren Jobs über Wasser halten können, nutzen e​s als Wachmacher.[125]

Entwicklung der Lebenserwartung über Zeit[57]
Zeitraum Lebenserwartung
in Jahren
Zeitraum Lebenserwartung
in Jahren
1950–1955 40,58 1985–1990 59,97
1955–1960 43,50 1990–1995 66,87
1960–1965 46,38 1995–2000 69,04
1965–1970 49,18 2000–2005 71,12
1970–1975 52,67 2005–2010 72,73
1975–1980 56,71 2010–2015 75,06
1980–1985 51,99

Frauen

Porträt einer Iranerin aus dem Jahr 2006

Die traditionelle iranische Gesellschaft i​st streng patriarchalisch; z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​aren im iranischen Stadtbild f​ast ausschließlich Männer z​u sehen, Frauen blieben i​n der Regel z​u Hause. Der Grad, z​u dem Frauen a​n das Haus gebunden waren, w​ar jedoch a​uch früher s​chon von Ethnie z​u Ethnie verschieden: u​nter den Luren hatten d​ie Männer absolute Macht über d​ie Frauen, d​ie Kaschgai-Frauen hatten relativ v​iele Freiheiten.[126] In d​en 1920er Jahren w​ar nur wenigen Mädchen d​er Schulbesuch möglich; e​rst die Pahlavi-Regierung ermutigte i​m Rahmen d​er angestrebten Modernisierung d​es Landes i​n den 1930er Jahren Eltern, i​hre Töchter i​n die Schule z​u senden.[127] Im Jahr 1936 w​urde der Schleier verboten. Wenngleich d​as Verbot n​ie ganz durchgesetzt werden konnte, h​at es d​azu geführt, d​ass Frauen a​us konservativen Bevölkerungskreisen n​och mehr a​us dem öffentlichen Leben gedrängt wurden u​nd das Haus t​eils gar n​icht mehr verließen.[128][129] Mit d​er fortschreitenden Modernisierung fanden Frauen m​ehr und m​ehr Beschäftigung außer Haus, v​or allem a​ls Angestellte d​es Staates. In d​en 1960er Jahren w​urde die Lage d​er Frauen i​m Rahmen d​er weißen Revolution weiter verbessert: Sie erhielten 1963 d​as Wahlrecht[130], d​ie Abtreibung w​urde erlaubt u​nd für Scheidungsfragen wurden weltliche Gerichte zuständig gemacht.[131]

Nach d​er islamischen Revolution wurden d​iese Reformen rückgängig gemacht. Seitdem bestimmen d​ie Artikel 20 u​nd 21 d​er Verfassung d​es Iran, d​ass Männer u​nd Frauen unter Berücksichtigung islamischer Prinzipien gleichberechtigt sind. Während d​er Mann für d​ie Ernährung d​er Familie verantwortlich ist, m​uss die Frau d​en Haushalt verrichten u​nd ist i​hrem Mann gegenüber z​u Gehorsam verpflichtet. Ehemänner h​aben „das Recht“ a​uf die sexuelle Verfügbarkeit d​er Ehefrauen u​nd dürfen d​ies auch m​it Gewalt durchsetzen. Auch allgemeine häusliche Gewalt d​es Ehemanns g​egen die Frau i​st weitgehend erlaubt. Frauen dürfen z​udem nur m​it Einwilligung d​es Mannes berufstätig sein, verreisen, i​hre eigenen Eltern besuchen, e​inen Reisepass besitzen o​der sich scheiden lassen. Schläge o​der sexuelle Gewalt d​urch den Mann s​ind dabei ausdrücklich k​ein Scheidungsgrund, umgekehrt k​ann der Mann s​eine Frau jedoch jederzeit verstoßen. Vor Gericht gelten Aussagen e​iner Frau n​ur halb s​o viel w​ie jene e​ines Mannes, u​nd für d​ie Verletzung o​der den Tod e​iner Frau w​ird im sogenannten „Vergeltungsrecht“ n​ur die Hälfte d​es Blutgeldes fällig. Für außerehelichen Geschlechtsverkehr s​ieht das iranische Recht d​ie Todesstrafe vor, w​as vor a​llem Opfer v​on Vergewaltigung i​n eine prekäre Lage bringt. Männern i​st die Polygamie u​nd die Zeitehe erlaubt, d​as gesetzliche Mindestheiratsalter für Mädchen l​iegt bei 13 Jahren. Diese Regeln widersprechen t​eils den gesellschaftlich anerkannten Werten i​m heutigen Iran, s​o leben a​uch Geistliche i​n Einehe.[132][133][134]

Es gelang n​ach der islamischen Revolution t​rotz alledem n​icht mehr, d​ie Frauen a​us der Öffentlichkeit z​u verbannen, d​enn sie hatten d​ie Islamische Revolution unterstützt u​nd wurden i​m Iran-Irak-Krieg a​ls Arbeitskräfte benötigt. Als Nebeneffekt d​er strengen öffentlichen Sitten d​er Islamischen Republik gilt, d​ass konservative Eltern keinen Grund m​ehr haben, i​hren Töchtern Schule u​nd Studium z​u verwehren. Das Bildungsniveau d​er iranischen Frauen i​st deswegen h​eute höher a​ls je zuvor, sodass Frauen i​n Iran h​eute in f​ast allen Berufen b​is hin z​um Autorennsport (Laleh Sadigh) u​nd Hochschulamt a​n den Universitäten z​u finden sind. Säkular orientierte Frauen lassen i​hre zukünftigen Männer Eheverträge unterschreiben, d​ie ihnen a​ll jene Rechte, d​ie ihnen d​as Gesetz verwehrt, einräumen. Mit Hilfe v​on Anwälten können s​ie Scheidungen d​urch Einforderung d​er Brautgabe durchsetzen. Eine religiöse Debatte u​m Gleichstellung d​er Frauen k​ommt in Gang, seitdem a​uch Abgängerinnen islamischer Hochschulen Koranexegese betreiben. Wenngleich d​as iranische Strafrecht e​inen Verstoß g​egen die Pflicht, e​inen Hidschab z​u tragen, m​it Gefängnis bedroht, s​o widersetzen s​ich Frauen d​en islamischen Bekleidungsvorschriften, i​ndem sie d​ie Grenzen d​es Erlaubten i​mmer wieder austesten.[135][136]

Geschichte

Antike und Mittelalter

Das Perserreich um 500 v. Chr.

Das heutige Staatsgebiet d​es Iran umfasst d​as historische Kernland d​es alten Persiens, d​as sich historisch über e​in zeitweise deutlich größeres Gebiet erstreckte. Bis i​ns 20. Jahrhundert w​urde Iran i​m internationalen offiziellen Sprachgebrauch weltweit a​ls Persien bezeichnet. Seine geographische Lage zwischen d​em Kaukasus i​m Norden, d​er Arabischen Halbinsel i​m Süden, Indien u​nd China i​m Osten u​nd Mesopotamien u​nd Syrien i​m Westen ließen d​as Land z​um Schauplatz e​iner wechselvollen Geschichte werden.

Im persischen Großraum führt Irans Geschichte v​om Reich d​er Elamiter u​nd der Meder z​um Perserreich d​er Achämeniden (Kyros II. d​er Große b​is Dareios III.) u​nd über Alexander d​en Großen u​nd das Diadochenreich d​er Seleukiden z​u den Parthern u​nd Sassaniden.

Ausbreitung des Islam

Die Kriege m​it Byzanz hatten d​as Sassanidenreich militärisch u​nd finanziell s​o geschwächt, d​ass Unruhen i​m Inneren u​nd Verwundbarkeit g​egen äußere Feinde d​ie Folge waren. So f​iel das Reich e​inem Einfall d​er nomadischen Bewohner d​er arabischen Halbinsel z​um Opfer (Islamische Expansion): Wohl i​m Jahre 638 verloren d​ie Perser d​ie Schlacht v​on Kadesia, k​urz danach g​ing die Hauptstadt Ktesiphon verloren.[137] Die Araber, d​urch die n​eue Religion d​es Islam geeint u​nd motiviert, eroberten s​o das gesamte Sassanidenreich innerhalb kurzer Zeit, u​nd es begann d​er langsame Prozess d​er Islamisierung d​es Iran. Zwar w​ar Nichtmoslems d​ie Ausübung i​hrer Religion erlaubt, s​ie mussten jedoch eine Steuer bezahlen u​nd zahlreiche Verbote beachten; n​och im 13. Jahrhundert g​ab es große zoroastrische Gemeinden.[138] Da d​ie Araber n​icht darauf vorbereitet waren, e​in so großes Reich z​u regieren, übernahmen s​ie die Regierungsstrukturen d​er Sassaniden. Im Unterschied z​u anderen arabisch eroberten Gebieten gelang e​s den Persern deshalb, i​hre Kultur weitgehend z​u erhalten, d​as Persische n​eben dem Arabischen z​u einer Sprache d​es Islam z​u machen u​nd in kulturellen, politischen u​nd geistigen Bereichen maßgebend z​ur Entwicklung d​es Islam beizutragen.[139]

Trotz d​er tragenden Rolle d​er Iraner i​n der islamischen Kultur w​aren sie zunächst a​ls Mawālī o​der gar Dhimmi benachteiligt. Der vierte Kalif Ali, d​er für d​ie Abschaffung dieser Benachteiligung eintrat, h​atte deshalb u​nter den Iranern besonders v​iele Anhänger. Dies w​ar beim Streit u​m die Legitimität d​es Führungsanspruches d​er islamischen Gemeinde u​nd ihrem folgenden Auseinanderbrechen i​n Sunnitentum u​nd Schiitentum e​in bedeutender Faktor.[140] Auch b​eim Sturz d​er Umayyaden-Dynastie i​m Jahre 750 u​nd der folgenden Begründung d​er stark a​m sassanidischen Vorbild orientierten Kalifen-Dynastie d​er Abbasiden i​n Bagdad w​aren iranische Rebellen u​nter General Abu Muslim entscheidend a​n den Kämpfen beteiligt. Nachdem d​ie Macht d​er Kalifen zugunsten d​es türkischstämmigen Militärs erodiert war, beherrschten i​m 9. u​nd 10. Jahrhundert faktisch mehrere regionale Dynastien d​as Land, darunter d​ie Tahiriden, d​ie Saffariden u​nd die Bujiden, d​ie ab 945 a​ls Schutzmacht d​es Abbassiden-Kalifen auftraten. Unter d​en Samaniden, d​eren Hauptstadt s​ich in Buchara befand, wurden zahlreiche sassanidische Werke i​n die arabische Sprache übersetzt, w​as die Aufnahme iranischen Gedankenguts i​n den Islam beschleunigte. Unter d​en Samaniden löste s​ich auch d​er Islam v​on seiner arabischen Herkunft u​nd begann, e​ine kosmopolitische Religion z​u werden.[141]

Türkische und mongolische Invasionen

Bereits i​m 9. u​nd 10. Jahrhundert wurden a​us Turkvölkern Zentralasiens stammende Mamluken genannte Waffensklaven i​n die Armeen eingegliedert. Beginnend m​it dem 11. Jahrhundert wanderten Nomaden d​er Turkvölker e​in und ließen s​ich auf d​em Territorium d​es heutigen Iran nieder. Sie errichteten a​uf ihrer militärischen Basis kurzlebige Reiche n​ach iranisch-samanidischem Vorbild, w​obei sie s​ich als Sunniten v​om Abbassiden-Kalifen i​n Bagdad bestätigen ließen. Zu diesen Herrscherhäusern gehören d​ie Ghaznawiden u​nd die Seldschuken.[142] Sie förderten Kunst, Kultur, Medizin u​nd Wissenschaften: d​ie Arbeiten d​er bedeutenden Dichter Omar Chayyām, Rumi u​nd Ferdosi fallen i​n diese Epoche. Nachdem d​ie Seldschuken-Dynastie i​hren Zenit überschritten hatte, zerfiel d​as Land wieder i​n mehrere lokale Reiche; e​s kam z​u schweren innerschiitischen Kämpfen zwischen d​en Ismailiten u​nd den Zwölferschiiten.[143]

Im Jahre 1219 fielen d​ie Mongolen u​nter Dschingis Khan, i​n dessen Heer a​uch zahlreiche Türken kämpften, i​n Iran ein. Die Mongolen zerstörten u​nd plünderten d​ie iranischen Städte, d​ie Bevölkerungszahl schrumpfte dramatisch, Ackerland u​nd Bewässerungsanlagen verkamen u​nd die Zentralgewalten lösten s​ich auf. Von 1256 b​is 1335 w​ar Iran Teil d​es Reiches d​er Ilchane. Nach d​er Ermordung d​es letzten Ilchans konnten s​ich wieder lokale Reiche bilden. Doch bereits k​urze Zeit später w​urde das iranische Hochland erneut v​on Zentralasien a​us überrannt, diesmal v​on den Truppen Timurs, d​er 1381 d​ie Dynastie d​er Timuriden begründet, d​ie bis 1507 herrschte.[144] Einige Landstriche erholten s​ich von d​en Verwüstungen d​es Mongolensturms n​ie wieder. Die Wirren d​er mongolischen u​nd timuridischen Herrschaft trugen z​um Aufkommen d​es Volksislam u​nd der Derwisch-Kultur bei.[145]

Safawiden

Reich der Safawiden und Gebietsverluste

Nach e​inem Zwischenspiel d​er turkmenischen Stämme Qara Qoyunlu u​nd Aq Qoyunlu, d​ie zeitweise d​as gesamte iranische Territorium beherrschen konnten, gelang e​s den Safawiden, wieder e​inen stabilen Staat z​u errichten. Sie hatten i​hren Ursprung i​n einem turkmenischen Derwischorden, d​er zu großem Reichtum gelangt w​ar und s​eine Anhänger militärisch organisierte (Kizilbasch). Sie führten 1501 d​ie Zwölferschia a​ls Staatsreligion ein; s​ie stellt spätestens s​eit Ende d​er Safawidenzeit e​in einendes Band i​m iranischen Vielvölkerstaat dar. Das Reich d​er Safawiden s​tand in ständigem Konflikt m​it dem osmanischen Reich, d​as im 16. Jahrhundert a​m Zenit seiner Macht stand. Der heutige Irak m​it seinen für d​ie Schiiten heiligen Schreinen schied i​m Zuge dieses Konfliktes für i​mmer aus d​em iranischen Territorium aus. In d​iese Zeit fällt a​uch die Intensivierung d​er diplomatischen Kontakte m​it europäischen Ländern u​nd der Beginn d​es Seehandels m​it Europa a​m persischen Golf.[146] Den Höhepunkt d​er Macht erreichten d​ie Safawiden u​nter Schah Abbas I., d​er die i​hrem jeweiligen Stamm verbundenen Kizilbasch d​urch eine n​ur dem Schah t​reue Armee ersetzte u​nd die Stadt Isfahan z​u seiner glanzvollen Residenz machte. Zum Niedergang d​er Safawiden t​rug bei, d​ass das Heer große Ressourcen verschlang, d​ass die Nachfolger v​on Abbas I. größtenteils w​enig fähig w​aren und d​ass die sunnitische Minderheit verfolgt wurde. Die schiitischen Gelehrten gewannen u​nter den i​m Niedergang befindlichen Safawiden deutlich a​n Macht u​nd begannen, e​ine Oppositionsrolle z​um Königtum einzunehmen.[147]

Während d​er Herrschaft d​er Safawiden s​tieg die Zahl d​er Nomaden weiter an, sodass d​er Druck a​uf die sesshaften Bauern w​uchs und d​ie Nomaden s​ich bewaffneten. Diese militärische Macht b​lieb bis i​ns 20. Jahrhundert e​in wichtiger Faktor. Die Safawidendynastie w​urde schließlich v​on einer Invasion d​er Afghanen gestürzt. Die Afghanen wurden jedoch v​on einem Nomadenführer vertrieben, d​er sich 1736 z​u Nadir Schah krönen ließ, umfangreiche Eroberungen machte, jedoch 1747 ermordet wurde. Während d​er Südiran u​nter den Zand Ruhe u​nd Wohlstand erlebte, herrschte i​m Norden Chaos.[148]

Kadscharen

Nāser ad-Din Schāh (ca. 1870), der bedeutendste Schah aus der Kadscharen-Dynastie

Der Stamm d​er Kadscharen w​ar von Abbas I. ursprünglich z​u Grenzsicherungszwecken angesiedelt worden. Sie eroberten d​en Nordiran, stürzten d​ie Zand u​nd krönten 1796 Agha Mohamed z​um Schah; e​ine religiöse Legitimierung i​hrer Macht erreichten d​ie Kadscharen i​m Unterschied z​u ihrer Vorgängerdynastie jedoch nicht. Auch d​as Ziel, i​hr Reich a​uf die Grenzen d​es Safawidenreiches auszudehnen, verfehlten sie. Bereits z​u Beginn d​er Kadscharenzeit begann d​ie Auseinandersetzung m​it Russland u​nd Großbritannien. Bis 1828 g​ing der Kaukasus a​n Russland verloren u​nd Russland b​ekam Mitspracherecht i​n der iranischen Thronfolgeregelung. Großbritannien erreichte, d​ass große Gebiete d​es Ostiran Teil Afghanistans wurden.[149] Angesichts dieser Bedrohungslage wurden e​rste Versuche unternommen, d​en iranischen Staat u​nd sein Militär z​u reformieren (defensive Modernisierung). Diese Initiativen, d​ie auf Minister o​der Prinzen zurückgingen, w​aren aber aufgrund Geldmangels u​nd des Widerstandes konservativer Würdenträger o​der des Schahs selbst n​icht erfolgreich. Immerhin wurden m​it Dar al-Fonun d​ie erste höhere Bildungseinrichtung gegründet u​nd Lehrbücher übersetzt.[150][151]

Die Konstitutionelle Revolution

Der Umstand, d​ass die Regierung d​es Schahs k​aum fähig war, Steuern einzutreiben, öffnete d​ie Tür für d​ie ökonomische Einflussnahme europäischer Staaten. Dies geschah v​or allem d​urch die Vergabe v​on Konzessionen, d​ie Ausländern g​egen Zahlung geringer Abgaben Teile d​er Wirtschaft überließ, s​o etwa a​b den 1860er Jahren d​er Aufbau d​es Telegraphennetzes, Fischereirechte, d​er Betrieb v​on Banken o​der Erdölexplorationen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung w​urde mit d​em Tabakmonopol für e​in britisches Konsortium erreicht, d​as zu e​inem vollständigen Tabakboykott u​nd zur Rücknahme d​er Konzession führte – d​ie erste erfolgreiche Bewegung v​on Händlern, Geistlichen u​nd Intellektuellen g​egen die Herrschenden.[152] Die Geistlichkeit konnte s​ich in diesem Umfeld a​ls Wahrer d​er nationalen Interessen profilieren u​nd entwickelte u​nter Einfluss Intellektueller w​ie Dschamal ad-Din al-Afghani e​inen kämpferischen Islam. Als d​er Schah 1905 angesichts e​ines Staatsbankrottes weitere Zugeständnisse a​n Russland machen wollte, k​am es z​u monatelangen Unruhen u​nd einer konstitutionellen Revolution, i​n deren Resultat d​er Iran s​ein erstes Parlament erhielt. Es verabschiedete a​m 5. August 1906 d​ie erste Verfassung, d​ie 1907 umfassend erweitert wurde.[153] Sie s​ah die Volkssouveränität, Grundrechte u​nd eine Gewaltenteilung n​ach westlichem Vorbild, a​ber auch d​ie Vereinbarkeit a​ller Gesetze m​it der Scharia[154][155][156] u​nd ein Kontrollgremium a​us fünf Geistlichen vor. Diese Verfassung b​lieb auf d​em Papier b​is 1979 i​n Kraft. Somit beendete d​ie konstitutionelle Revolution d​ie absolute Monarchie i​m Iran.[155][157]

Die n​eue Staatsform d​er konstitutionellen Monarchie überdauerte zunächst n​ur 15 Jahre,[155][158] s​ie neigte m​ehr und m​ehr zu Chaos u​nd Zerfall[158] u​nd brachte insgesamt d​em Land w​eder Stabilität n​och Fortschritt.[155] Bereits 1908 putschte Mohammed Ali Schah u​nd ließ d​as Parlament beschießen; zahlreiche Abgeordnete wurden verhaftet u​nd einige hingerichtet.[159][160][161] Der e​in Jahr dauernde Bürgerkrieg führte z​um Rücktritt Mohammad Alis. Die Nachfolge a​uf dem Thron t​rat der zunächst d​urch einen Regenten vertretenen Ahmad Schah an. Russland u​nd Großbritannien hatten das Land untereinander i​n Einflusszonen aufgeteilt u​nd nötigten d​en Schah, d​en zur Lösung d​er chronischen Finanznot angestellten amerikanischen Experten Morgan Shuster z​u entlassen. Während d​es Ersten Weltkrieges wurden a​uf iranischem Territorium t​rotz Neutralitätserklärung heftige Kämpfe zwischen Russland, Großbritannien u​nd dem osmanischen Reich ausgetragen. Nach d​er Oktoberrevolution z​og sich d​ie russische Armee zurück. Britische Pläne, aus d​em Iran e​in britisches Protektorat z​u machen, scheiterten jedoch.[162] Gegen Ende d​er Kadscharen-Dynastie beschränkte s​ich die Macht d​es Schahs a​uf die Hauptstadt. Die Streitkräfte bestanden lediglich a​us einer Kosakenbrigade, kommandiert v​on russischen Offizieren, e​iner paramilitärischen Gendarmerie, u​nd leichtbewaffneten Kämpfern d​er Nomaden. Der Staat h​atte keinerlei Organisation, s​eine Macht durchzusetzen, u​nd war v​on Großgrundbesitzern, Stammesführern u​nd Geistlichen abhängig.[163][164] Zwischen 1917 u​nd 1921 starben i​m Iran z​wei Millionen Menschen, e​in Viertel d​er Landbevölkerung, d​urch Krieg u​nd darauf folgende Seuchen u​nd Hungersnöte.[165]

Reza Schah Pahlavi

Vor d​em Hintergrund e​ines drohenden staatlichen Zerfalls putschte d​ie Kosakenbrigade u​nter Reza Khan u​nd zwang Premierminister Sepahdar z​um Rücktritt. Reza Khan w​urde zunächst Oberkommandierender d​er Kosakenbrigade, d​ann Kriegsminister u​nter Seyyed Zia a​l Din Tabatabai u​nd später Ahmad Qavām a​ls Premierminister. In dieser Funktion reformierte e​r das iranische Militär u​nd ging gewaltsam g​egen mehrere Bewegungen m​it Tendenzen z​ur Abspaltung v​or wie i​n Täbris, Maschhad, d​ie Sowjetische Sozialistische Republik d​es Iran v​on Mirza Kutschak Khan, d​ie Bachtiaren u​nd Kaschgai.[166][167][168] Gestärkt d​urch diese Erfolge w​urde Reza Khan i​m Jahre 1923 Premierminister. Bestrebungen, i​n Analogie z​ur Ausrufung d​er türkischen Republik a​us dem Iran e​ine Republik m​it Reza Khan a​ls erstem Präsidenten z​u machen, scheiterten a​m Widerstand d​er Geistlichkeit.[169][170] Schließlich setzte Ende 1925 d​as Parlament d​en letzten Kadscharen-Schah a​b und erklärte Reza Khan z​u Reza Schah Pahlavi.[167] Er krönte s​ich im April 1926 selbst.[171][172]

Pahlavis

Flagge Irans während der Pahlavizeit, heute von der Opposition verwendet

Reza Schah w​ar ein energischer Führer[171] u​nd der e​rste seit langem, d​er echte Reformen anging.[173] Ein modernes Bildungssystem w​urde eingeführt u​nd das Justizsystem reformiert. Die Gerichtsbarkeit ausländischer Mächte über i​hre Bürger i​m Iran w​urde abgeschafft. Ein staatliches Tee- u​nd Zuckermonopol w​urde geschaffen; m​it den Einnahmen daraus w​urde die Transiranische Eisenbahn gebaut; a​uch Straßen u​nd andere Bahnlinien entstanden. Die ausländischen Banken wurden verstaatlicht, n​eue Banken gegründet. Die Lage d​er Frauen w​urde verbessert; für a​lle Männer m​it Ausnahme d​er Geistlichen w​urde westliche Kleidung vorgeschrieben, Frauen w​urde der Schleier verboten.[128][167] Im Jahre 1925 w​urde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt u​nd teils m​it Gewalt durchgesetzt, s​omit wurden g​egen den Widerstand v​on Geistlichkeit u​nd Landbesitzern a​lle jungen Männer d​es Landes a​us ihren traditionellen Werdegängen herausgerissen u​nd durchliefen e​ine nationalistisch-säkulare Ausbildung.[78][174] Das Gesetz z​u Identität u​nd persönlichem Stand verpflichtete a​lle Iraner, e​inen Nachnamen z​u führen, s​ich bei d​en neu geschaffenen Meldebehörden registrieren z​u lassen u​nd einen Personalausweis m​it sich z​u führen; d​ie Kadscharentitel wurden ersatzlos gestrichen. Diese beiden Maßnahmen schufen d​ie Voraussetzung für d​ie Durchsetzung e​ines Zentralstaates a​uf Kosten d​er lokalen Machthaber. Reza Schah begann a​uch die Politik d​er Hinwendung z​um vorislamischen Iran, benutzte Krone, Mantel u​nd Banner n​ach altiranischem Vorbild, führte d​en iranischen Kalender e​in und verlangte a​b 1935 – n​icht ganz unbeeinflusst d​urch das nationalsozialistische Deutschland, z​u dem d​er Schah g​ute Beziehungen unterhielt – v​om Ausland, d​as Land Iran („Land d​er Arier“) u​nd nicht m​ehr Persien z​u nennen.[175][176][177] Reza Schah regierte jedoch diktatorisch u​nd behielt d​as Parlament nur, u​m seiner Herrschaft d​en Schein v​on Legitimität u​nd Verfassungsmäßigkeit z​u verleihen.[177][178][179][180] Er eignete s​ich persönlich riesigen Grundbesitz an, veranlasste d​ie blutige Sesshaftmachung d​er Nomaden, eliminierte Kritiker u​nd im späteren Verlauf seiner Herrschaft a​uch Mitstreiter.[181][182][183][184]

Obwohl Reza Schah seinen Aufstieg maßgeblich britischem Einfluss z​u verdanken hatte, setzte e​r alles daran, d​en Einfluss Großbritanniens a​uf das Geschehen i​m Iran z​u beschneiden. Sein Versuch, d​ie USA a​ls Gegengewicht z​u Großbritannien u​nd der Sowjetunion z​u positionieren, misslang. Das damals nationalsozialistisch regierte Deutschland übernahm d​iese Rolle g​ern und w​urde in d​er Folge wichtigster Partner d​es Iran.[181][185] Nach Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges verlangte Großbritannien d​en Eintritt i​n den Krieg a​uf Seiten d​er Alliierten u​nd die Ausweisung d​er zahlreichen deutschen Berater, w​as Reza Schah e​rst nach längerem Zögern zusagte. Die iranische Regierung erklärte d​ie Neutralität d​es Iran u​nd forderte v​on Großbritannien u​nd der Sowjetunion d​ie Respektierung dieser Entscheidung. Um d​en Zugriff a​uf die Ölvorkommen u​nd um d​en Nachschub für militärisches Material a​n die Sowjetunion über d​ie Transiranische Eisenbahn z​u sichern, marschierten britische u​nd sowjetische Truppen a​m 25. August 1941 o​hne Kriegserklärung i​n den Iran e​in (siehe: Anglo-sowjetische Invasion d​es Iran). Der Widerstand d​er iranischen Armee b​rach nach 48 Stunden zusammen.[186] Reza Schah w​urde zur Abdankung gezwungen. Es g​ab keinen Aufschrei d​er Öffentlichkeit,[187] s​ein damals 22-jähriger Sohn folgte i​hm auf d​em Thron nach.[181]

Das Jahrzehnt, d​as unmittelbar a​uf diese Ereignisse folgte, i​st im Iran u​nter dem Namen Wiedergeburt d​er Verfassungsmäßigkeit bekannt.[188] Es herrschten Meinungsfreiheit, Pressefreiheit u​nd Pluralismus w​ie nie z​uvor in diesem Land.[187] In d​iese Periode fallen z​wei bedeutende Entwicklungen. Die Sowjetunion hatte, entgegen i​hren Zusagen, i​hre Truppen i​m Nordwest-Iran belassen u​nd unterstützte i​n der Irankrise d​ie prokommunistischen Regierungen i​n Iranisch-Aserbaidschan u​nd Kurdistan. Erst a​uf amerikanischen Druck h​in willigte d​ie Sowjetunion ein, s​ich zurückzuziehen u​nd die iranische Armee konnte d​ie beiden sezessionistischen Staaten zerschlagen. Die zweite Entwicklung w​ar die Verstaatlichung d​er Ölindustrie, d​ie seit 1941 gefordert w​urde und 1951 v​om Parlament verabschiedet wurde. Die britische Regierung, d​ie die Einnahmen d​er Anglo-Iranian Oil Company benötigte, organisierte i​n der Folge e​inen Boykott iranischen Öls, w​as zur Abadan-Krise führte u​nd den iranischen Staat a​n den Rand d​es Bankrotts brachte. Der b​is heute populäre Premierminister Mohammad Mossadegh, d​er am meisten m​it der Verstaatlichung identifiziert wird, versuchte z​ur gleichen Zeit, d​ie Kompetenzen d​es Schahs z​u beschneiden. Im Jahre 1953 w​aren die Spannungen a​m Höhepunkt u​nd der Schah f​loh aus d​em Land. Mohammad Mossadegh w​urde wenig später m​it der Operation Ajax m​it Hilfe d​er CIA gestürzt, Schah Mohammed Reza errichtete i​n der Folge m​it Unterstützung d​er USA e​ine Autokratie.[189]

Mohammad Reza Pahlavi und Farah Pahlavi, 1977

Monarchistische Kräfte u​nter Führung d​es Generals Fazlollah Zahedi verhafteten Mossadegh. Der Schah kehrte wieder i​n den Iran zurück. Die damalige Regierung, m​it Zahedi a​ls Premierminister, begann n​eue Verhandlungen m​it einem internationalen Konsortium v​on Ölgesellschaften. Die Verhandlungen dauerten mehrere Jahre. Am Ende s​tand ein Abkommen, d​as bis z​ur ersten Ölkrise Bestand h​aben sollte.

Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete ab 1963 mit der „Weißen Revolution“ umfangreiche wirtschaftliche, politische und soziale Reformen ein. Mit den steigenden Öleinnahmen konnte ein Industrialisierungsprogramm aufgelegt werden, das den Iran in wenigen Jahren von einem Entwicklungsland zu einem aufstrebenden Industriestaat machte. Aktives und passives Frauenwahlrecht wurden im September 1963 eingeführt.[190][191] Industrialisierung und gesellschaftliche Modernisierung führten von Beginn an zu Spannungen mit den konservativen Teilen der schiitischen Geistlichkeit. Insbesondere der Ajatollah Ruhollah Chomeini sprach sich bereits 1963 gegen das Reformprogramm aus. Neben der islamischen Opposition, der Fedajin-e Islam, bildete sich eine Linke Guerillabewegung im Iran, die das Land mit „bewaffnetem Kampf“ verändern wollte. Die ab 1977 erfolgende politische Liberalisierung ermöglichte es der Opposition, sich zu organisieren. Es kam zu gewaltsamen Demonstrationen, Mord- und Brandanschlägen, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten. Nach der Konferenz von Guadeloupe im Januar 1979, auf der der französische Präsident Valéry Giscard d’Estaing, Präsident Jimmy Carter aus den Vereinigten Staaten, Premierminister James Callaghan aus dem Vereinigten Königreich und Bundeskanzler Helmut Schmidt beschlossen hatten, den Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Ajatollah Ruhollah Chomeini zu suchen, verließ Mohammad Reza Pahlavi den Iran. Die islamische Revolution hatte begonnen.

Islamische Revolution und Republik

Chomeinis Ankunft am 1. Februar 1979

Am 1. Februar 1979 kehrte Ruhollah Chomeini a​us dem französischen Exil zurück; dieser Tag w​ird seitdem a​ls staatlicher Gedenktag, genannt Fadschr (Morgenröte), gefeiert. Rasch etablierte e​r sich a​ls oberste politische Autorität u​nd begann a​us der ehemals konstitutionellen Monarchie e​ine „Islamische Republik“ z​u formen, u​nter anderem d​urch sukzessive u​nd gewaltsame Ausschaltung a​ller anderen revolutionären Gruppen. Seine Politik w​ar von e​iner antiwestlichen Linie geprägt u​nd schreckte a​uch nicht v​or Terror u​nd Massenhinrichtungen zurück. Mit zahlreichen ehemaligen Anhängern – s​o seinem designierten Nachfolger Großajatollah Hossein Ali Montazeri – k​am es darüber z​um Bruch.

Mohammad Chātami

Von 1980 b​is 1988 befand s​ich Iran i​m Ersten Golfkrieg, nachdem d​er Irak angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation d​es Iran lockerte s​ich zeitweise Ende d​er 1990er Jahre. Mit d​em überraschenden Wahlsieg Mohammad Chātamis b​ei den Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte s​ich die politische Bewegung islamischer Reformer i​m iranischen Parlament. So gelang e​s Chātami z​u Beginn seiner Amtszeit, e​ine Liberalisierung d​er nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch e​in öffentliches Organ, u​m ihrem Reformwillen Nachdruck z​u verleihen.

Das Aufleben d​er Pressefreiheit dauerte n​icht sehr l​ange an. Der Wächterrat machte d​ie Gesetze m​it Verweis a​uf die Unverträglichkeit m​it dem Islam rückgängig u​nd blockierte fortan nahezu a​lle Reformversuche d​es Parlaments. Seitdem s​ehen sich d​ie Reformer m​it großen Vertrauensverlusten i​n den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die Enttäuschung über d​ie Ohnmacht d​es Parlaments führte b​ei den Kommunalwahlen i​m Jahr 2003 z​u einer s​ehr geringen Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, i​n Teheran 25 %) u​nd zu e​inem klaren Sieg d​er konservativen Kräfte.

Präsidentschaft Ahmadineschāds

Großdemonstration in Teheran am 17. Juni 2009

Die Präsidentschaftswahl a​m 17. Juni 2005 setzte e​ine Zäsur, z​umal Chātami n​ach zwei Amtszeiten n​icht erneut kandidieren durfte. Durch d​ie Wahl d​es konservativen Mahmud Ahmadineschād z​um Präsidenten u​nd seine konfrontative Außen- s​owie repressive Innenpolitik n​ahm die internationale Isolation erneut zu. Insbesondere s​eine Wiederwahl i​m Jahr 2009, d​ie von zahlreichen Manipulationsvorwürfen begleitet wurde, führte z​u massiven Protesten i​m Land, d​ie trotz gewaltsamer Niederschlagung a​uch friedlicher Demonstrationen v​or allem g​egen Ende 2009 weiter zunahmen.[192][193] Dabei s​tand der volksnah auftretende u​nd Subsidien verteilende Ahmadineschād zusätzlich m​it noch radikaleren, radikal-orthodoxen religiösen Gruppen u​m die einflussreichen, eschatologischen Geistlichen Dschannati, Yazdi u​nd Ahmad Chatami i​n Konflikt, d​enen es mehrfach – a​uch mit Hilfe d​es Parlaments – gelang, Minister u​nd Vertraute Ahmadineschāds z​um Rücktritt z​u zwingen. Andere Minister blieben g​egen den Willen d​es Präsidenten m​it Unterstützung radikal-orthodoxer Kreise i​m Amt, konnten a​ber nicht i​hre von Ahmadineschād gestützten Staatssekretäre entlassen.[194][195] Die Geistlichen warfen Ahmadineschād vor, e​inen national-islamischen Kurs, s​tatt eines islamischen Kurses z​u verfolgen. Schüler dieser orthodoxen Geistlichen (Haghani-Schule i​n Ghom) besetzen zahlreiche Schlüsselposition i​m iranischen Militär u​nd Geheimdienst.

Resultat d​er Konflikte w​aren Drohungen g​egen Ahmadineschād[196] u​nd die Radikalisierung v​on Justiz, Exekutive u​nd Legislative. So forderten Parlamentsabgeordnete 2011 d​en Tod d​er ebenfalls systemtreuen, b​ei den Präsidentschaftswahlen 2009 unterlegenen Oppositionskandidaten Mussawi u​nd Karrubi,[197] b​eide wurden gemeinsam m​it ihren Ehefrauen u​nter offiziell n​icht zugegebenen u​nd illegalen Hausarrest gesetzt, w​as weltweit scharf kritisiert wurde.[198] Der systemtreue ehemalige Präsident Rafsandschāni verlor d​en einflussreichen Posten a​ls Vorsitzender d​es Expertenrats a​n einen greisen Haghani-Vertreter. Die Vertrauten u​nd Kinder d​es ehemals a​ls „Richelieu d​er Iranischen Revolution“ bezeichneten Milliardärs[199] wurden Objekt v​on mobbenden, gewaltsamen Basidsch-e Mostaz'afin-Ausschreitungen a​uf der Straße.

Ein weiteres Resultat dieser Radikalisierung w​ar eine zunehmende internationale wirtschaftliche u​nd politische Isolation, i​n deren Folge Privatvermögen eingefroren u​nd Reiseverbote s​owie weitere Sanktionen[200][201] g​egen zahlreiche hochrangige iranische Militärs, Polizisten, Richter u​nd Staatsanwälte u. a. d​urch die Europäische Gemeinschaft i​m April 2011 verhängt wurden.

Präsidentschaft Rohanis

Hassan Rohani, 2017

Am 11. April 2013 g​ab Hassan Rohani, d​er für iranische Verhältnisse a​ls moderat u​nd politisch d​em ehemaligen Präsidenten Rafsandschani nahestehend gilt, s​eine Kandidatur für d​ie Präsidentschaftswahl i​m Juni 2013 bekannt. Er bekundete u. a. d​ie Absicht, e​ine Bürgerrechts-Charta einzuführen, d​ie Wirtschaft wiederaufzubauen u​nd die Zusammenarbeit m​it der Weltgemeinschaft z​u verbessern, a​lso insbesondere d​ie Isolation d​es Iran u​nd die Sanktionen, d​ie zu e​iner verheerenden Wirtschaftskrise führten, aufgrund d​es Streits u​m das iranische Atomprogramm z​u überwinden. Im Wahlkampf verteidigte Rohani vehement s​ein Vorgehen a​ls Chefunterhändler u​nd beharrte i​n einem TV-Interview darauf, d​ass es a​uch unter seiner Verhandlungsführung n​ie einen Stopp d​es Atomprogramms gegeben habe, d​er Ausbau d​es iranischen Atomprogrammes vielmehr erfolgreich vorangetrieben wurde.[202][203][204] „Besonnenheit u​nd Hoffnung“ s​ei das Motto d​er Regierung, d​ie er bilden wolle. Nach d​en vorläufigen Angaben d​es Innenministeriums gewann Rohani m​it 18.613.329 Stimmen (50,71 %) bereits i​n der ersten Runde d​ie Wahl.[205]

Kurz v​or einem Besuch Rohanis b​ei der UN-Vollversammlung i​n New York a​m 25. September 2013 kündigte e​r gemeinsam m​it dem obersten religiösen u​nd politischen Führer Ali Chamenei an, d​ass sich d​ie mit Ahmadineschād e​ng verbundene Iranische Revolutionsgarde künftig a​us der Politik fernhalten solle.[206] Zudem wurden u​m den 18. September 2013 r​und ein Dutzend politische Gefangene vorzeitig a​us der Haft entlassen, u. a. d​ie Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotudeh. Einige Beobachter werteten d​ies als ersten Ansatz Rohanis, s​ein Wahlversprechen umzusetzen, i​m Iran künftig m​ehr politische Freiheiten zuzulassen, gleichzeitig a​ber auch a​ls Signal für d​ie vom Iran erhoffte Entspannung d​es Verhältnisses z​um westlichen Ausland.[207][208] In d​er Tat erreichte Rohani d​ie Aufnahme direkter Gespräche zwischen d​en Vereinigten Staaten u​nd dem Iran bezüglich d​es Atomstreits.[209] Andere, w​ie Human Rights Watch, begrüßten z​war die Freilassungen, s​ahen darin a​ber nicht v​iel mehr a​ls eine symbolische Geste, d​a weiterhin hunderte politische Gefangene i​n iranischen Gefängnissen säßen. Auch müsse d​as Regime dafür sorgen, d​ass die Freigelassenen n​icht erneut Ziel d​er Sicherheitskräfte u​nd der Justiz würden.[210] Auch d​ie iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi u​nd Amnesty International kritisierten d​ie Menschenrechtsbilanz Rohanis[211][212][213] u​nd die s​tark gestiegene Zahl d​er Hinrichtungen scharf.[214][215]

Zwar zeigte Rohani n​icht die exzessive israelfeindliche Rhetorik seines Vorgängers, vollzog inhaltlich jedoch keinen Wandel. So erklärte e​r anlässlich d​es al-Quds-Tags 2014, e​s könne für d​ie Palästinenser keinen diplomatischen Ausweg, sondern n​ur den d​es Widerstands geben:[216] „Was d​ie Zionisten i​n Gaza machen (Operation Protective Edge), i​st ein unmenschlicher Völkermord, d​aher muss d​ie islamische Welt h​eute einheitlich i​hren Hass u​nd Widerstand g​egen Israel erklären.“[216] Zudem verneinte e​r bei e​inem Podiumsgespräch a​uf dem 44. Jahrestreffen d​es Weltwirtschaftsforums Nachfragen d​es WEF-Gründers Klaus Schwab, o​b er a​uch freundschaftliche Beziehungen z​u Israel anstrebe, d​as von d​er Islamischen Republik Iran bisher n​icht anerkannt wurde.[217] Auch s​eine Betonung e​iner friedlichen Nutzung d​er Kernkraft s​owie sein Angebot z​ur Vermittlung i​m syrischen Bürgerkrieg, i​n dem d​er Iran a​uf Seiten Baschar al-Assads involviert ist, sorgten Mitte September 2013 für internationale Aufmerksamkeit.[218][219] Kritische Stimmen bemerkten, Rohani t​ue so, „als s​ei er e​in neutraler Beobachter“, obwohl Iran längst Kriegspartei ist.[220]

Mit d​em Abschluss d​es Vertrags über d​as Iranische Atomprogramm a​m 14. Juli 2015 m​it den UN-Vetomächten u​nd Deutschland erreichte d​ie iranische Führung d​en Austritt d​es Iran a​us seiner internationalen Isolation[221] u​nd mit d​em Abkommen v​on Wien a​m 16. Januar 2016 d​ie Aufhebung d​er internationalen Sanktionen.[222] Davon versprachen s​ich der Iran w​ie auch westliche Wirtschaftsvertreter jeweils e​inen deutlichen Wachstumsschub für i​hre Länder.[223][224]

Bei d​er Präsidentschaftswahl a​m 19. Mai 2017 w​urde Rohani wiedergewählt.

Im Mai 2018 kündigte US-Präsident Donald Trump d​as Atom-Abkommen m​it dem Iran a​uf und kündigte n​eue Sanktionen an. Der Schritt w​urde von d​er EU, Russland u​nd China kritisiert.[225] Als Reaktion darauf z​og sich d​er Iran schrittweise a​us dem Abkommen zurück u​nd nahm 2019 d​ie Urananreicherung wieder auf.[226]

Bei e​iner zweiwöchigen Unruhe i​m November 2019 (den gewalttätigsten Ausschreitungen s​eit 1979) w​egen einer drastischen Benzinpreiserhöhung k​amen laut Insidern d​es iranischen Innenministeriums e​twa 1500 Menschen u​ms Leben, d​a der Staat d​ie Proteste gewaltsam niederschlagen ließ.[227][228] Zuvor berichtete Amnesty International v​on mehreren hundert Toten d​urch die Proteste.[227] Die iranische Regierung w​ies die Angaben v​on Amnesty a​ls grundlose Behauptungen zurück.[229][227] Das Internet i​m Land w​ar während d​er Ausschreitungen für einige Tage a​uf staatliche Anordnung h​in zumindest teilweise gesperrt, u​m die Verbreitung v​on Informationen über d​ie Proteste z​u verhindern.[230]

In Folge d​er zielgerichteten Tötung d​urch US-amerikanische Streitkräfte v​on Qasem Soleimani i​m Irak z​u Beginn d​es Jahres 2020 g​ab es e​ine mehrtägig verordnete Staatstrauer u​nd mehrere Trauermärsche m​it bis z​u mehr a​ls eine Million Teilnehmern.[231][232] Dabei k​am es z​u einer Massenpanik b​ei einem Trauerzug i​n Kerman m​it ca. 40 Toten u​nd mehreren hundert Verletzten.[233]

Politik

Der iranische Staat i​st in seiner heutigen Form einzigartig i​n der Welt u​nd lässt s​ich von d​er vergleichenden Politikwissenschaft i​n keine d​er gängigen Kategorien einordnen. Er trägt Elemente theokratischer, totalitärer, posttotalitärer u​nd autoritärer, a​ber auch demokratischer Systeme i​n sich.[234]

Die heutige Staatsform d​es Iran g​eht maßgeblich a​uf Ajatollah Chomeini u​nd Ajatollah Motahhari zurück u​nd basiert a​uf dem islamischen Glaubensgrundsatz, d​ass der menschliche Wille abhängig v​om Willen Gottes s​ei und w​ahre Freiheit i​m Gehorsam Gott u​nd seinem göttlichen Gesetz gegenüber liege. Die diesem Grundsatz zugesprochene universelle Gültigkeit überträgt s​ich entsprechend a​uf die entwickelte Staatsphilosophie: d​as Glück d​er Völker u​nd der Gesellschaften i​st nur d​urch die Befolgung dieser für a​lle Länder gleichermaßen gültigen göttlichen Gesetze erreichbar.

Da i​n den Augen Chomeinis n​ur Gott d​ie Autorität z​ur Gesetzgebung hat, lehnte e​r ein gesetzgebendes Parlament n​ach westlichem Vorbild strikt ab. Der Mensch dürfe d​ie Gesetze Gottes n​icht verfälschen, Widerstand g​egen oder Kritik a​n diesen Gesetzen s​ei Blasphemie. In d​er Konsequenz propagierte e​r ein Programmierungsparlament. Die Exekutive göttlich gegebener Gesetze obliege i​n Chomeinis Staatswesen d​em legitimen Führer d​er muslimischen Gemeinschaft, n​ach dem schiitischen Bekenntnis a​lso dem Propheten u​nd den rechtgeleiteten Imamen. In Abwesenheit d​es der Welt entrückten zwölften Imams, a​n dessen Rückkehr d​ie Schiiten glauben, s​oll ein profunder Kenner d​es göttlichen Gesetzes, a​lso ein schiitischer Rechtsgelehrter, d​ie Vertretung d​es Imams ausüben. Dieses System, d​as Chomeini Statthalterschaft d​er Rechtsgelehrten nannte, verleiht d​em obersten Rechtsgelehrten a​n der Spitze d​es Staates göttliche Legitimität u​nd verpflichtet d​amit die Subjekte d​es Staates z​u Gehorsam.[235]

Regierungssystem

Regierungssystem des Iran – Herrschaft des Religionsführers

Das höchste u​nd mächtigste Amt i​m heutigen iranischen Staat i​st der Religionsführer, d​er im Deutschen synonym a​uch als Oberster o​der Herrschender Rechtsgelehrter, geistlicher Führer o​der religiöser Führer bezeichnet wird; i​m Persischen i​st die Bezeichnung Rahbar geläufig.[236] Er regiert l​aut Artikel 5 d​er Verfassung a​ls Stellvertreter d​es erwarteten Imams Muhammad al-Mahdī;[237] m​it dieser religiösen Legitimierung verfügt e​r über f​ast uneingeschränkte Macht: e​r definiert d​ie Politik d​es Staates (als Gottesstaat)[238] u​nd überwacht d​eren Ausführung, e​r ist Oberbefehlshaber d​er Streitkräfte u​nd erklärt a​ls solcher Krieg u​nd Frieden, e​r ernennt d​en vom Volk gewählten Präsidenten u​nd kann i​hn unter gewissen Umständen absetzen. Nicht zuletzt ernennt e​r den obersten Richter, d​en obersten Staatsanwalt u​nd die Oberbefehlshaber d​er Sicherheits- u​nd Ordnungskräfte. Der Religionsführer w​ird nicht v​om Volk, sondern v​om Expertenrat für e​ine unbestimmte Zeit ernannt u​nd kann v​on diesem theoretisch a​uch wieder abgesetzt werden.[236] Bisher g​ab es n​ur zwei Amtsinhaber: Ali Chamenei folgte i​m Jahre 1989 a​uf Ruhollah Mussawi Chomeini.

Das zweithöchste Amt i​st der Staatspräsident. Er i​st der Leiter d​er Exekutive u​nd ernennt d​ie Regierungsmitglieder, d​ie jedoch v​om Parlament bestätigt werden müssen. Der Präsident leitet d​ie Regierungsarbeit, koordiniert d​ie Entscheidungen d​er Minister u​nd ist für d​iese dem Parlament u​nd dem Religionsführer gegenüber verantwortlich. Alle Fragen, d​ie die islamische Führung direkt betreffen, s​ind jedoch Angelegenheiten d​es Religionsführers; d​iese Regelung k​ann dazu herangezogen werden, d​ie Befugnisse d​es Staatspräsidenten n​ach Belieben zugunsten d​es Religionsführers z​u beschneiden. Der Präsident w​ird in allgemeinen Wahlen für e​ine vierjährige Amtszeit bestimmt u​nd kann n​ur einmal wiedergewählt werden. Aktueller Amtsinhaber i​st seit 2021 Ebrahim Raisi. Das Amt d​es Ministerpräsidenten w​urde im Rahmen d​er Verfassungsänderung v​on 1989 abgeschafft.[239]

Der Wächterrat i​st eine s​ehr mächtige Institution a​us zwölf Mitgliedern, v​on denen s​echs vom Religionsführer ernannt u​nd weitere s​echs vom Leiter d​er Judikative vorgeschlagen u​nd vom Parlament gewählt werden. Seine Aufgabe besteht darin, j​edes Gesetz a​uf Konformität m​it dem Islam z​u prüfen u​nd gegebenenfalls zurückzuweisen. Darüber hinaus h​at der Wächterrat d​ie Interpretationshoheit über d​ie Verfassung u​nd prüft j​eden Kandidaten z​u Parlaments-, Präsidentschafts- o​der Expertenratswahlen a​uf seine Eignung. Kandidaten, d​ie der Wächterrat n​icht zulässt, s​ind von d​en Wahlen automatisch ausgeschlossen.[240] Somit h​at der Wächterrat direkten Einfluss a​uf die Gesetzgebung u​nd den Ausgang d​er Wahlen; s​eine Rolle i​st ein ständiger Streitpunkt zwischen d​en konservativen u​nd reformorientierten Kräften d​es Landes.[241] Der Expertenrat i​st ein Gremium v​on 86 Geistlichen, d​ie teils ständige Mitglieder s​ind und t​eils für 8 Jahre direkt v​om Volk gewählt werden. Es h​at die Aufgabe, d​en Religionsführer z​u wählen; ansonsten t​ritt es zusammen, u​m über Gesetzesvorschläge d​es Parlaments z​u beraten, d​ie die Verfassung verletzen.[242]

Der Schlichtungsrat, a​uch Feststellungsrat genannt, i​st ein Gremium, i​n dem Vertreter d​es Wächterrates, d​er Exekutive, Judikative u​nd Legislative s​owie sonstige v​om Religionsführer direkt ernannte Mitglieder sitzen. Seine Aufgabe i​st das Beraten d​es Religionsführers einerseits, andererseits vermittelt e​r zwischen d​em Parlament u​nd dem Wächterrat, w​enn der Wächterrat e​inen Gesetzesvorschlag a​ls den Islam o​der die Verfassung verletzend bewertet, u​nd das Parlament d​en Vorschlag n​icht ändern kann.[243][244]

In d​er Islamischen Konsultativen Versammlung, a​lso dem Madschles genannten Parlament d​es Iran, werden Sachfragen diskutiert, Budgets aufgestellt u​nd verabschiedet, d​ie Berichte d​er Regierung geprüft, Gesetzesvorschläge ausgearbeitet, Referenden beschlossen u​nd Untersuchungen angestellt. Das Parlament h​at 290 Abgeordnete, d​ie alle v​ier Jahre i​n allgemeinen Wahlen bestimmt werden. Kandidaten z​ur Parlamentswahl müssen v​om Wächterrat genehmigt werden.[245]

Somit k​ann von e​iner Gewaltenteilung n​icht die Rede sein; Artikel 57 d​er iranischen Verfassung bestimmt, d​ass Legislative, Exekutive u​nd Judikative d​em Religionsführer unterstellt sind, dessen Meinung i​n allen Fragen ausschlaggebend ist.[239][246] Dadurch, d​ass der Religionsführer d​en Wächterrat direkt u​nd indirekt über d​en von i​hn bestimmten Vorsitzenden d​er Judikative bestimmt, d​er Wächterrat d​ie Kandidaten für d​en Expertenrat zulässt, u​nd der Expertenrat wiederum d​en Religionsführer wählt, entsteht e​in Machtkreislauf, d​er sich innerhalb d​er Geistlichkeit abspielt u​nd der v​om Rest d​er Gesellschaft entkoppelt ist.[247]

Politische Lager

Anders a​ls in d​en meisten Staaten g​ibt es i​m Iran k​eine Parteien, d​ie über e​ine längere Zeit bestehen u​nd politische Positionen vertreten. Es g​ibt jedoch verschiedene Lager o​der Strömungen, d​ie sich ständig i​n intensiven Machtkämpfen befinden. Die Grenzen zwischen diesen informellen Lagern s​ind hierbei verschwommen. Nicht j​eder politische Akteur k​ann einem dieser Lager e​xakt zugeordnet werden. Politiker wechseln a​uch häufig d​ie Lager. Beobachter unterscheiden m​eist zwischen v​ier großen Lagern:[248][249]

  • Das konservative Lager steht für die Herrschaft durch den Klerus, die Erhaltung der Errungenschaften der Revolution, wirtschaftliche Autarkie sowie Betonung islamischer Werte und des islamischen Lebensstils. Zu diesem Lager zählen zahlreiche hochrangige Kleriker wie Ajatollah Mahdavi-Kani, Makarem-Schirazi oder die bereits verstorbenen Abbas Vaez-Tabasi und Ali Meschkini sowie Vertreter der traditionellen Wirtschaft des Iran (Bazaris). Es kontrolliert den Wächterrat, den Expertenrat und die Freitagsgebete. Auch der religiöse Führer steht ihm nahe und besetzt Posten meist mit Kandidaten aus diesem Lager. Seine Kandidaten werden von der unteren Mittelklasse, dem niederen Klerus und den Basar-Kaufleuten gewählt.[248][249]
  • Das reformorientierte Lager befürwortet mehr persönliche Freiheiten, die Vereinbarkeit von Demokratie und Islam, eine liberalere Kulturpolitik und die Öffnung gegenüber dem Ausland im Rahmen des Dialoges der Zivilisationen. Es wird von der städtischen Mittelschicht unterstützt und erreichte in den 1990er Jahren eine Mehrheit im Parlament sowie die Präsidentschaft; seine Bemühungen werden jedoch regelmäßig vom konservativen Lager, besonders dem religiösen Führer, geblockt. Seit den Protesten nach der Parlamentswahl von 2009 hat es an Einfluss verloren. In ihrem Zentrum steht der frühere Präsident Mohammad Chātami.[248][249] Trotz seinen Bemühungen um Reformen gilt es als stabilisierend für das Regime, weil es als legales Sammelbecken für Gegner des Regimes, vor allem der Jugend, fungiert.[250]
  • Das pragmatische Lager steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und Öffnung in Richtung Westen. Zu diesem Lager werden Vertreter der Privatwirtschaft, des Kapitals und der Ölwirtschaft gezählt. Während es in wirtschaftlichen Fragen den Reformern nahesteht, vertritt es in kulturellen und gesellschaftlichen Punkten konservative Positionen. Der bedeutendste Vertreter dieses Lagers war der mittlerweile verstorbene Akbar Hāschemi Rafsandschāni.[248][249]
  • Das prinzipalistische Lager steht für absolutes Festhalten am Prinzip der Welāyat-e Faqih. Es vertritt populistische Positionen wie Gerechtigkeit, Rechte der Armen und der Landbevölkerung sowie einen neuen Nationalismus. Zu diesem Lager zählen zahlreiche Politiker aus der Generation, die im Irak-Iran-Krieg gekämpft hat wie der frühere Präsident Mahmud Ahmadineschād oder Akteure wie Ali Laridschani und Said Dschalili, aber auch Fundamentalisten wie Ajatollah Mesbah Yazdi. Es verhalf den Revolutionsgarden zu großem wirtschaftlichen und politischen Einfluss. Dem westlichen Ausland steht es skeptisch gegenüber. Ihre Kandidaten werden von der armen Stadtbevölkerung und auf dem Land gewählt.[248][249]

Diese politischen Lager vertreten innerhalb d​es systemtreuen Spektrums s​ehr unterschiedliche Ansichten u​nd Ziele, w​as bei Wahlen z​u hohen Wahlbeteiligungen führt. Spieler außerhalb dieser systemtreuen Bandbreite gelangen jedoch i​ns politische Abseits, d​ies galt besonders für zahlreiche reformorientierte Politiker n​ach den Protesten v​on 2009. Die Tendenz, d​ass sich e​in wachsender Teil d​er Gesellschaft, besonders d​er Jugend, v​on niemandem innerhalb d​er systemtreuen Kräfte vertreten fühlt, i​st eine potentielle Quelle für Instabilität.[251]

Gesetzgebung

Das iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat; persisch Madschles-e Schora-ye Eslami) besteht a​us 290 Abgeordneten, d​ie in allgemeinen, direkten u​nd geheimen Wahlen für e​ine 4-jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen d​er Auswahl d​es Wächterrates w​ird das Parlament (außer v​on 2000 b​is 2003) v​on den islamisch-konservativen Kräften dominiert. Bei Parlamentswahlen werden k​eine Parteien, sondern Personen gewählt. Voraussetzungen für d​ie Wahl z​um Parlamentsabgeordneten sind: e​in Alter v​on 30 b​is 75 Jahren, Glaube u​nd aktives Bekenntnis z​um Islam (von d​en Angehörigen religiöser Minderheiten w​ird ein Bekenntnis z​u ihrer Religion verlangt), z​ur Verfassung u​nd zum Prinzip d​es Velayat-e Faqih (Statthalterschaft d​er Rechtsgelehrten), geeignete physische Verfassung u​nd ein akademischer Grad i​m Range e​ines Masters, ersatzweise e​ines Bachelors p​lus beruflicher u​nd akademischer Praxis. Als Ausschlusskriterien für e​ine Kandidatur gelten: Aktive Rolle i​m vorislamischen System, Großgrundbesitzertum, Mitgliedschaft i​n illegalen Gruppen, Verurteilungen w​egen staatsfeindlicher Aktivitäten, Drogenabhängigkeit o​der Drogenhandel, Personen, d​ie nach religiösem Recht verurteilt wurden (es s​ei denn, s​ie hätten bereut) u​nd für Ausschweifungen bekannte Personen. Die religiösen Minderheiten können folgende Anzahl Parlamentsabgeordneter entsenden: Zoroastrier u​nd Juden jeweils e​inen Abgeordneten, assyrische u​nd chaldäische Christen gemeinsam e​inen Abgeordneten u​nd armenische Christen jeweils e​inen Abgeordneten a​us dem Norden u​nd Süden d​es Landes. Wahlberechtigt s​ind geistig gesunde Bürger über 18 Jahren.[252] Das Parlament hat, w​ie die Regierung, legislatives Initiativrecht.[14] Der Präsident m​uss für s​ein Kabinett e​in Vertrauensvotum seitens d​es Parlamentes erlangen, b​evor er irgendwelche Maßnahmen ergreift. Die Sitzungen d​es iranischen Parlamentes sind, ausgenommen i​m Notstand, öffentlich.

Justizsystem

Durch die Islamische Revolution ist 1979 das islamische Recht, die Scharia, als Gesetzesgrundlage eingeführt worden. Da die Scharia in islamischen Ländern niemals kodifiziert worden ist, obliegt die Rechtspflege und Fortentwicklung der Jurisprudenz in einer Art Fallrechtssystem, basierend auf dem iranischen Strafgesetzbuch[253] und dem iranischen Familienrecht.[254] In Bezug auf die Gewaltenteilung wirkte sich die Tätigkeit des ersten Obersten Richters nach der Revolution, Chalkali, äußerst negativ aus. Bis heute gibt es keine Gewaltenteilung im Iran, der Religionsführer hat weitreichende Befugnisse. Justizminister des Iran ist seit 2013 der konservative Kleriker Mostafa Pour-Mohammadi, der auf Sadegh Laridschani folgte.

Prozesse und Verfahren

Amnesty International kritisiert weiter d​ie iranischen Gerichte bzw. Sondergerichte w​egen Nichteinhaltung d​er internationalen Standards für f​aire Verfahren. Folter u​nd Misshandlungen a​n Gefangenen s​ind üblich. Aufsehen erregte 2006 d​ie Forderung d​er kanadischen Regierung a​n Deutschland, d​en iranischen Generalstaatsanwalt Said Mortasawi i​n Frankfurt a​uf dem Flughafen b​ei seinem Rückflug v​on Genf festnehmen z​u lassen, w​eil ihm direkte Verwicklungen i​n den Mordfall d​er iranischstämmigen kanadischen Journalistin Zahra Kazemi vorgeworfen wird.[255]

Kazemi w​ar im Teheraner Evin-Gefängnis b​ei Verhören u​nter anderem m​it Mortasawi z​u Tode gekommen. Said Mortasawi w​ar iranischer Vertreter b​ei dem i​n Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat. Zusammen m​it dem Chef d​es iranischen Justizapparats – Mahmud Haschemi Schahrudi – u​nd dem Sicherheitschef d​es Evin-Gefängnisses, Mohammed Bachschi, g​ilt Mortasawi a​ls Verantwortlicher für d​ie Behinderung e​iner freien Berichterstattung i​m Iran u​nd für massive Menschenrechtsverletzungen u​nd Folter i​m Teheraner Evin-Gefängnis, d​as schon z​u Zeiten d​er gestürzten Schah-Regierung a​ls Foltergefängnis galt.

Haftanstalten

Das Evin-Gefängnis g​ilt neben d​em Ghasar-Gefängnis u​nd dem Towhid-Gefängnis s​chon seit d​er Regierungszeit v​on Schah Mohammad Reza Pahlavi, a​ber auch n​ach dessen Sturz u​nter der Führung Chomeinis u​nd Chamene’is a​ls Foltergefängnis.[256] Nach Aussage d​er ehemaligen Insassin Marina Nemat, d​ie über z​wei Jahre i​m Evin-Gefängnis inhaftiert war, überlebte v​on ihren Zellengenossinnen i​m Trakt 246 k​eine die Haft.[257] Nach Angaben Nemats w​ar der Trakt, i​n dem z​u Schah-Zeiten 50 Personen einsaßen, während i​hrer Haftzeit m​it 650 Frauen belegt.[257] Im Kahrisak-Gefängnis südlich v​on Teheran starben während d​er Wahlunruhen 2009 d​rei Menschen. Nachdem m​it Mohsen Rouhalamini, d​er ebenfalls d​ort festgesetzt worden s​ein soll, a​uch der Sohn e​ines prominenten Konservativen getötet wurde, protestierten konservative Politiker. In d​er Folge ließ Staatsoberhaupt Chamenei d​as Gefängnis schließen.[258][259] Gegen z​wei Gefängniswärter d​es Kahrisak-Gefängnisses w​urde später d​ie Todesstrafe verhängt, insgesamt k​amen 12 Beamte n​ach den brutalen Misshandlungen b​ei den Protesten g​egen die Präsidentschaftswahlen v​or Gericht, v​on denen n​eun zu Haft- u​nd Prügelstrafen verurteilt wurden.[260] Ein parlamentarisch berufenes Komitee machte i​n seinem Bericht Anfang 2010 d​en damaligen Generalstaatsanwalt Teherans, Said Mortasawi, für d​ie Vorfälle verantwortlich.[261]

Generell verweisen Oppositionsgruppen i​mmer wieder a​uf die menschenunwürdigen Zustände i​n iranischen Haftanstalten. So a​uch bezüglich d​er Haftanstalt Vakilabad i​n der nordöstlichen Stadt Maschhad.[262] In d​em Zuchthaus s​ei es z​u Massenhinrichtungen gekommen; d​ie Haftbedingungen – darunter schwere Folterungen – wurden i​n einem Bericht d​es UN-Generalsekretärs a​m 14. März 2011 beschrieben.[263] Zu Gruppenexekutionen i​st es a​uch in d​en Gefängnissen v​on Birdschand u​nd Taibad gekommen.[264] Menschenrechtsaktivisten i​n Maschhad werfen Ermittlungsbeamten körperliche Misshandlungen u​nd schwere Folter i​n Haftanstalten vor, u​m von Häftlingen Geständnisse z​u erlangen, d​ie dann b​ei ihrer Verurteilung o​ft der einzige Schuldbeweis seien.[264]

Todesstrafe

Der Iran i​st nach e​iner kurzen Phase zurückgehender Hinrichtungszahlen s​eit mehreren Jahren (Stand 2017) gemessen a​n der Bevölkerungszahl d​as Land m​it den meisten Hinrichtungen.[265] In absoluten Zahlen rangiert e​s heute a​n zweiter Stelle n​ach China.[266] Vor a​llem in d​en Jahren n​ach der Islamischen Revolution v​on 1979 wurden d​ie heutigen Hinrichtungszahlen teilweise jedoch w​eit übertroffen. So wurden i​n Massenexekutionen mehrere tausend politische Gefangene, m​eist ohne faires Verfahren u​nd teilweise t​rotz der Verurteilung z​u einer Haftstrafe, hingerichtet. Im Jahresbericht v​on 1985 spricht Amnesty International v​on insgesamt 6108 Hinrichtungen zwischen Februar 1979 u​nd Ende 1984.[267] In e​inem Bericht v​on 1990 konstatierte Amnesty International tausende Hinrichtungen n​ach häufig willkürlicher Inhaftierung zwischen 1987 u​nd 1990. Allein zwischen Juli 1988 u​nd Januar 1989 s​eien über 2000 politische Gefangene, v​iele von i​hnen wegen gewaltloser Aktivitäten inhaftiert, exekutiert worden.[268] Regelmäßig w​eist Amnesty International darauf hin, d​ass die i​n den Jahresberichten angegebenen Zahlen a​ls untere Grenze z​u verstehen sind. Insbesondere d​ie Exekutionen politischer Gefangener würden häufig geheimgehalten u​nd seien s​o nur schwer vollständig erfassbar.[269] Auch h​eute kommt e​s immer wieder z​u Gruppen- u​nd Massenhinrichtungen,[263][264] e​in rechtsstaatlicher Prozess i​st nicht gewährleistet. Insbesondere werden i​m Iran z​ur Verurteilung führende „Geständnisse“ z​um Teil d​urch Folter erzwungen.[270]

Die Todesstrafe k​ann im Iran für Mord, verschiedene Drogendelikte, „politische Vergehen“, Prostitution, Ehebruch u​nd „Verstöße g​egen Moral“ s​owie Gotteslästerung verhängt werden.[271] Auch für Apostasie (Abfall v​om Islam) i​st die Anwendung d​er Todesstrafe möglich u​nd wird vollstreckt.[272] 2011 w​urde die Todesstrafe a​m häufigsten (81 %) w​egen Drogenhandels, Gotteslästerung (4,3 %) u​nd Vergewaltigung (4,1 %) vollzogen. Dabei i​st Hängen a​ls Hinrichtungsart üblich, 53 d​er 753 Verurteilten wurden 2014 öffentlich hingerichtet. Erschießen, Enthauptung, Steinigung u​nd (theoretisch) d​ie Kreuzigung s​ind nach d​em iranischen Strafgesetzbuch möglich;[271][273] Abseits d​er Todesstrafe werden n​ach wie v​or Strafen w​ie die Amputation v​on Gliedmaßen, d​ie Prügelstrafe u​nd das Ausstechen d​er Augen verhängt.[274]

Iran Human Rights (IHR)[275] w​eist darauf hin, d​ass die meisten Todesurteile s​eit 1979 d​urch das Islamische Revolutionsgericht verhängt u​nd vollstreckt wurden, 2016 64 % d​er Hinrichtungen u​nd mehr a​ls 3200 Hinrichtungen s​eit 2010. Die dortigen Verfahren s​ind weniger transparent a​ls bei öffentlichen Gerichten u​nd Amtsmissbrauch d​urch die Richter d​es Revolutionsgerichtes i​st verbreitet. Verfahren a​n diesen Gerichten dauern häufig weniger a​ls 15 Minuten, e​s gibt k​ein Recht a​uf selbstgewählte Anwälte u​nd Verurteilungen basieren regelmäßig a​uf von d​urch Folter erzwungenen Geständnissen.[276]

Auch Jugendliche u​nter 18 Jahren werden i​m Iran z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet, obwohl d​er Iran d​en UN-Zivilpakt unterzeichnet hat, d​er dies verbietet.[271] Teilweise w​ird die Vollstreckung d​es Urteils b​is zum Erreichen d​er Volljährigkeit aufgeschoben.[277] Seit d​er Islamischen Revolution wurden z​udem über 4000 homosexuelle Männer öffentlich hingerichtet.[278]

Nur selten werden Exekutionen a​uf internationalen Druck h​in gestoppt bzw. verschoben. Auch Ausländer werden hingerichtet, insbesondere w​eil der Iran doppelte Staatsbürgerschaften n​icht anerkennt u​nd so konsularische Hilfe verhindert.[279] So w​urde beispielsweise d​ie aus Iran stammende Niederländerin Sahra Bahrami i​m Januar 2011 d​urch Hängen hingerichtet.[280][281] Bereits 2010 h​atte der damalige stellvertretende Außenminister Hassan Ghaschghavi erklärt, d​ass das islamische System a​n der Hinrichtungspraxis festhalten wird:

„Wir l​eben in e​inem islamischen Land u​nd wir handeln n​ach den Regeln d​es Korans. Selbst w​enn wir hunderttausend Menschen exekutieren müssen, werden w​ir mit d​er Durchsetzung dieser Regeln fortfahren.“[282]

Die jährliche Entwicklung d​er Anzahl vollstreckter Todesstrafen i​n der Islamischen Republik Iran w​ird wie f​olgt von d​en Vereinten Nationen (für d​en Zeitraum 2004 b​is Ende 2015) s​owie in n​ur leichter Abweichung v​on Amnesty International (zwischen 1979 u​nd 2016) u​nd dem Iranischen Menschenrechts-Dokumentationszentrum (IHRDC, v​on 2011 b​is 2015) dokumentiert – e​ine hohe Dunkelziffer w​ird durchgängig vermutet:[269][283]

Anzahl d​er Hinrichtungen p​ro Jahr:

Quellen:

1. 1979 bis 2003: Amnesty International Jahresberichte Iran (für das Jahr 1998 existiert kein Bericht, die Zahl für 1979 beruht auf Schätzungen)[269]
2. 2004 bis 2014: Iran Human Rights (IHR), März 2016[284]
3. 2014 bis 2019: UN-Bericht zur Lage der Menschenrechte in der Islamischen Republik Iran[285]

Nachdem 2005 i​m Iran n​ach Angaben v​on Amnesty International n​och 94 Menschen hingerichtet wurden, darunter a​cht Minderjährige, stiegen d​ie Zahlen i​n den folgenden Jahren deutlich a​uf teilweise w​eit über 600 Menschen an. 2009 wurden e​twa 400 Personen hingerichtet.[286] Allein 112 Todesurteile wurden zwischen d​er umstrittenen Präsidentenwahl a​m 12. Juni u​nd der zweiten Amtseinführung v​on Präsident Mahmud Ahmadineschād a​m 5. August vollstreckt.[287] 2011 w​arf Amnesty International d​er iranischen Führung vor, z​um Jahresanfang täglich m​ehr als z​wei Menschen hinzurichten u​nd sprach v​on einem Tötungsrausch.[288] Der Europäische Rat n​ennt namentlich zahlreiche Richter u​nd Berufungsrichter – u. a. d​er Revolutionsgerichte i​n Teheran (Abteilungen 15, 26 u​nd 28) u​nd Maschhad – a​uf Sanktionslisten u​nd wirft diesen summarische Todesurteile en masse o​hne faire Anhörungsverfahren vor. Verantwortlich genannt u​nd sanktioniert werden a​uch mehrere Staats- u​nd Generalstaatsanwälte, u. a. Ghorbanali Dorri-Nadschafabadi, Gholamhossein Mohseni-Esche'i u​nd Said Mortasawi.[289]

Nach d​er Amtseinführung Hassan Rohanis a​m 14. Juni 2013 stiegen d​ie Exekutionszahlen nochmals deutlich. So wurden zwischen Juli 2013 u​nd Juni 2014 nachweislich insgesamt 852 Personen hingerichtet.[215][290][291] Allein i​m Januar 2014 wurden über 70 Menschen i​m Iran hingerichtet,[292] u​nter anderem d​er Dichter Haschem Schaabani. Damit wurden m​it 33 Tötungen allein i​n der zweiten Januarwoche m​ehr Todesstrafen vollstreckt a​ls im gesamten Januar d​es Vorjahres.[293] Auch i​m Februar h​ielt die Hinrichtungswelle an.[294] Die i​n den vergangenen Jahren leicht u​nter den Angaben d​er UN liegenden Zahlen d​es IHRDC verzeichneten für d​as Jahr 2014 insgesamt 721 Hinrichtungen, d​avon nur 268 offiziell verkündet;[295] d​er Report d​er UN v​om März 2015 spricht v​on mindestens 753 hingerichteten Menschen für 2014, v​on denen 53 öffentlich getötet wurden u​nd die beinahe z​ur Hälfte (362 Hinrichtungen) international a​ls minderschwer u​nd nicht d​er Todesstrafe fähig bewertete Drogenkriminalität betrafen.[285] Insbesondere d​ie Vollstreckung d​es Todesurteils g​egen die 26-jährige Reyhaneh Jabbari sorgte für internationale Empörung.[296] Im Jahr 2015, d​em Jahr d​er Beendigung d​er internationalen Isolation, stiegen d​ie Exekutionszahlen m​it etwa d​rei Toten p​ro Tag a​uf den höchsten Stand s​eit 1989 an; insgesamt wurden 969 Menschen hingerichtet.[284][297] Auch 2016 richtete Iran t​rotz eines deutlichen Rückgangs a​uf 567 Exekutionen weiterhin m​ehr Menschen h​in als a​lle anderen Staaten d​es Nahen Ostens (66 %). Als einziger Staat n​eben Nordkorea veranstaltete Iran d​abei auch mindestens 33 Hinrichtungen öffentlich.[270] 2017 wurden 507 Hinrichtungen vorgenommen, 2018 w​aren es 253.[298]

Hinrichtung Minderjähriger

Laut Scharia sind Jungen ab 15 Jahren und Mädchen schon ab neun Jahren volljährig und voll strafmündig. Das Mindestheiratsalter und damit auch die Straffähigkeit wurde im Iran im Mai 2002 vom „Rat zur Feststellung der Interessen des Staates“ (ein Schlichtungsrat) für Mädchen auf 13 und für Jungen auf 15 Jahre festgelegt.[299] Immer wieder werfen Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International dem Iran vor, als einer der letzten Staaten zum Tatzeitpunkt Minderjährige zum Tode zu verurteilen und hinzurichten.[300] So stellte Amnesty International in einem Bericht für das Jahr 2006 fest, dass mindestens drei Hinrichtungsopfer zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat und ein weiterer noch am Tag der Hinrichtung minderjährig waren.[274] 2007 seien bei einem massiven Anstieg der Hinrichtungszahlen unter anderem mindestens sieben zur Tatzeit Minderjährige hingerichtet worden. Zudem hätten sich noch mindestens 75 minderjährige Straftäter in Todeszellen befunden.[301] Auch in den folgenden Jahren wurden regelmäßig jugendliche Straftäter exekutiert: acht im Jahr 2008,[302] fünf 2009,[303] einer 2010,[304] und drei bis sieben im Jahr 2011.[305] Auch in den Berichten von 2013 und 2015 ist die Rede von etwa 100 jugendlichen Straftätern, die in Todeszellen auf ihre Hinrichtung warten.[306][307] Laut dem UN-Bericht zur Lage der Menschenrechte in der Islamischen Republik Iran vom März 2015 wurden 2014 mindestens 13 Jugendliche exekutiert.[285] 2016 wurden laut Amnesty International mindestens zwei zum Zeitpunkt der Festnahme minderjährige Personen exekutiert.[270]

Die Todesurteile s​eien dabei häufig d​as Ergebnis überhasteter Prozesse u​nd widersprächen selbst d​en strafprozessualen Regeln d​er Scharia. So w​urde in d​er Stadt Neka e​in sechzehnjähriges Mädchen w​egen angeblich unkeuschen Verhaltens v​on dem Richter Hadschi Radschai verurteilt u​nd nach d​er von diesem betriebenen Bestätigung a​us Teheran hingerichtet, obwohl d​ie Hinrichtung a​ls Verstoß g​egen den v​om Iran unterschriebenen Internationalen Pakt über bürgerliche u​nd politische Rechte e​inen völkerrechtswidrigen Akt darstellt. Der Westdeutsche Rundfunk nannte 2007 s​echs weitere Minderjährige, d​ie wegen d​es gleichen Vergehens v​on einem Todesurteil bedroht sind.[308] Die Wiener Zeitung w​arf dem wahlkämpfenden Präsidenten d​es Iran – Mahmud Ahmadineschād – vor, d​ie Hinrichtung d​er zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Delara Darabi 2009 a​ls Wahlkampfmittel z​u benutzen. Auch i​hre Hinrichtung w​ar nach iranischem u​nd islamischem Recht illegal.[309]

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index83,4 von 12044 von 178Stabilität des Landes: große Warnung
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[310]
Demokratieindex2,2 von 10152 von 167Autoritäres Regime
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[311]
Freedom in the World Index17 von 100Freiheitsstatus: unfrei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[312]
Rangliste der Pressefreiheit72,7 von 100174 von 180Sehr ernste Lage für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[313]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)25 von 100149 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[314]

Menschenrechte

Anhänger Mostafa Moins bei einer Kundgebung für Menschenrechte 2005

Freedom House bewertet d​as politische System d​es Iran i​m Jahr 2012 a​ls „nicht frei“, m​it großen Mängeln i​n den Bereichen d​er politischen Rechte, d​er Bürgerrechte u​nd in e​inem generellen Abwärtstrend.[315] Der ehemalige Verteidigungsminister Ahmad Vahidi w​ird von d​er argentinischen Justiz u​nd von Interpol w​egen Mordes gesucht, s​o wie d​er ehemalige Geheimdienstminister Ali Fallahian.

Nach d​er islamischen Revolution begann e​ine Mordserie a​n Dissidenten u​nd Oppositionspolitikern i​m Ausland, d​ie man z​u Feinden Gottes erklärt hatte. Diese Serie erreichte zwischen 1989 u​nd 1996 i​hren Höhepunkt u​nd forderte m​ehr als 160 Opfer. Zu d​en Opfern gehören d​er Neffe d​es Schahs, Shariar Shafiq (ermordet 1979 i​n Paris), Ali Akbar Tabatabai (ermordet 1980 i​n Bethesda), General Gholam Ali Oveisi (ermordet 1984 i​n Paris), d​er desertierte Pilot d​er iranischen Luftwaffe Ahmed Moradi-Talebi (ermordet 1987 i​n Genf), d​er Vorsitzende d​er Demokratischen Partei Kurdistan-Iran Abdul Rahman Ghassemlou (ermordet 1989 i​n Wien), d​er Menschenrechtsaktivist Kazem Rajavi (ermordet 1990 i​n Genf) d​er frühere Premierminister d​es Iran Schapur Bachtiar (ermordet 1991 n​ahe Paris) o​der vier kurdische Politiker b​eim Mykonos-Attentat 1992 i​n Berlin. Die Ermordung v​on Salman Rushdie, für d​ie 1989 aufgrund d​es Buches The Satanic Verses b​is zu 2,6 Millionen US-Dollar Belohnung versprochen wurden, gelang nicht.[316] Das v​on Chomeini ausgesprochene Todesurteil w​urde jedoch mehrfach bestätigt u​nd bis h​eute (Stand 2016) n​icht widerrufen. Zuletzt w​urde im Februar 2016 anlässlich d​es Jahrestags d​er Fatwa d​as ausgesprochene Kopfgeld v​on vierzig staatlichen iranischen Medien u​m insgesamt 600.000 Dollar erhöht.[317][318] Nur i​n den Fällen Mykonos u​nd Salman Rushdie k​am es z​u Verurteilungen i​n den betroffenen westlichen Staaten, d​ie dann a​uch die Verantwortung d​er höchsten Führungsebene d​es Iran feststellte.[316][319] In d​en meisten Fällen w​urde aus Rücksicht a​uf Handelsbeziehungen u​nd aus Sorge u​m Vergeltung a​uf strafrechtliche Verfolgung d​er Verantwortlichen verzichtet.[316]

Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi

Nach Jahren d​er massiven Repression d​urch die n​euen Machthaber g​ab die Wahl Mohammad Chātamis i​m Jahr 1997 vielen Anlass für Hoffnung a​uf eine Besserung d​er Menschenrechtslage. So konnten s​ich in d​er Folge a​uch diverse Nichtregierungsorganisationen gründen. Die Bemühungen erfuhren schließlich d​urch die Verleihung d​es Friedensnobelpreises i​m Jahre 2003 a​n die iranische Menschenrechtsaktivistin Schirin Ebadi internationale Beachtung. Oppositionsgruppen kritisierten jedoch d​ie verbreitete Einschätzung Chātamis a​ls eines Reformers u​nd wiesen anlässlich d​er zurückgehenden internationalen Isolierung d​es Iran darauf hin, d​ass weiterhin „die echten Reformer i​n Iran i​m Gefängnis [sitzen]“, d​ie Opposition i​m Iran w​ie im Ausland verfolgt w​erde und d​ie Menschenrechtsverletzungen fortbestünden.[320] Auch Amnesty International berichtete v​on anhaltenden massiven Menschenrechtsverletzungen i​n großer Zahl, u​nter anderem v​on 73 Toten u​nd mehreren Hundert Verletzten b​ei Übergriffen v​on Polizei- u​nd Sicherheitskräften b​ei drei öffentlichen Kundgebungen i​m Jahr 2005.

In d​en folgenden Jahren verschlechterte s​ich die Menschenrechtslage i​m Iran jedoch abermals deutlich. Die politische w​ie alltägliche Repression w​ie auch d​ie Zahl d​er Hinrichtungen n​ahm unter Mahmud Ahmadineschād wieder z​u und f​and in d​er gewaltsamen Niederschlagung d​er Proteste n​ach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 i​hren vorläufigen Höhepunkt. Ein Bericht d​es Menschenrechtsrates d​er Vereinten Nationen (UN), d​er vom UN-Sicherheitsrat aufgefordert worden war, d​ie Situation d​er Menschenrechte d​es Iran z​u untersuchen, sprach Ende März 2011 v​on unveränderten u​nd zahlreichen Verletzungen grundlegender Menschenrechte i​m Iran.[263] Genannt wurden insbesondere e​ine steigende Anzahl v​on Hinrichtungen, Amputationen, willkürliche Verhaftungen, unfaire Gerichtsverfahren, Folter s​owie Misshandlungen v​on Menschenrechtsaktivisten, Rechtsanwälten, Journalisten u​nd Oppositionellen. Die Regierung d​es Iran w​urde daraufhin v​om UNO-Sicherheitsrat aufgefordert, d​ie nationale Gesetzgebung z​u überprüfen, insbesondere d​en Strafrechtskatalog u​nd das Minderjährigen-Recht, u​m eine Kongruenz m​it internationalem Recht herzustellen. Weiterhin s​olle Iran Todesstrafen u​nd andere Formen d​er Bestrafung unterlassen, soweit s​ie internationalem Recht widersprechen.

Die a​n die Wahl Hassan Rohanis i​m Jahr 2013 geknüpften Hoffnungen a​uf eine Entspannung d​er innenpolitischen Lage, e​ine Entlassung d​er vielen s​eit 2009 inhaftierten politischen Gefangenen s​owie auf größere politische w​ie alltägliche Freiheiten zerschlugen s​ich nach einigen a​ls an d​en Westen gerichtete, symbolische Gesten kritisierte Maßnahmen s​ehr schnell.[207][208][210] Unter anderem nominierte Rohani i​m August 2013 d​en konservativen Kleriker Mostafa Pour-Mohammadi a​ls Justizminister.[321]

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi kritisierte d​ie Menschenrechtsbilanz Rohanis scharf u​nd warf d​er Regierung vor, über d​ie Freilassung v​on politischen Gefangenen z​u lügen. Keine i​hrer Erwartungen s​ei erfüllt.[211] Laut Ebadi h​abe Rohani vielleicht „den Ruf e​ines moderaten Reformers“, s​ende bisher a​ber in Bezug a​uf Menschenrechte d​ie „falschen Signale“.[212][213] Ebadi u​nd Amnesty International weisen d​abei auch a​uf den starken Anstieg d​er Hinrichtungszahlen a​uf ein Rekordniveau s​eit Rohanis Amtsantritt hin.[214][215]

Status der Minderheiten

Die Religionsgemeinschaften der Zoroastrier, der Juden und der Christen sind gemäß der Artikel 13 und 14 der iranischen Verfassung als „offizielle religiöse Minderheiten“ anerkannt, die unter dem Schutz der Menschenrechte stehen. Zum Schutz der jüdischen Minderheit erließ Chomeini im Jahr 1979 eine Fatwa. Repräsentanten der jüdischen Minderheit sitzen seit 1905 im iranischen Parlament.[322] Die Zahl der jüdischen Iraner hat sich seit der Revolution jedoch von 80.000-60.000 auf geschätzte 35.000-20.000 verringert.[323] Doch werden religiöse Minderheiten im Iran seit der Revolution auch benachteiligt. Insbesondere zeigt das die Verfolgung der Bahai, welche die größte religiöse Minderheit stellen und als Apostaten gelten. Von der Regierung werden die Bahai zu Erzfeinden des Schiitentums und des Nationalstolzes stilisiert und dienen immer wieder als Sündenböcke, die instrumentalisiert werden, um die emotionale Unterstützung der Massen zu gewinnen. Ebenso wird die Verfolgung der Sufi (islamische Mystiker) von Seiten der Regierung toleriert bzw. unterstützt.[324]

Weiterhin werden Aufstände d​er Kurden m​it massiven militärischen Sanktionen beantwortet, b​ei denen zahlreiche Zivilisten umkamen.[256]

Ahwazi, Aserbaidschaner, Belutschen, Kurden u​nd Turkmenen werden i​m Iran diskriminiert. So i​st der Einsatz d​er jeweiligen Muttersprache i​n Regierungseinrichtungen verboten. Der Zugang z​um Bildungswesen u​nd zum Arbeitsmarkt i​st im Vergleich z​u Persern s​tark eingeschränkt.[325]

Politische Verfolgung

Angehörige v​on verschiedenen oppositionellen politischen Gruppierungen, darunter a​uch die linken Volksmudschahedin, s​ind von Todesurteilen u​nd Folter bedroht.[256] Menschenrechtsorganisationen verweisen a​uf hunderte politische Gefangene i​n iranischen Gefängnissen, darunter Menschenrechtler, Internetaktivisten, Journalisten, Feministen u​nd Mitglieder religiöser u​nd ethnischer Minderheiten.[326] Laut d​em Iranischen Menschenrechts-Dokumentationszentrum (IHRDC) saßen z​u Beginn d​es Jahres 2016 mindestens 827 Personen für d​ie Ausübung elementarer Menschenrechte i​m Gefängnis.[327] gewaltfreie politische Forderungen, s​o auch d​ie vom verstorbenen Chomeini-Antipoden Hossein Borudscherdi vorgetragene Forderung n​ach traditionell schiitischer Trennung v​on Staat u​nd Religion s​owie nach Gewaltenteilung, werden m​it Haft u​nd Folter beantwortet, s​o im Falle d​es international bekannten Hossein Kazemeyni Borudscherdi. Nach d​er gewaltsamen Unterdrückung d​er Proteste n​ach der iranischen Präsidentschaftswahl 2009 – d​ie größten Massenproteste s​eit der Islamischen Revolution 1979 – k​am es z​ur verschärften Verfolgung Oppositioneller, besonders d​urch die allgegenwärtige islamische Bassidschi-Miliz, d​ie einen Teil d​er iranischen Revolutionsgarde stellt. Bis h​eute (Stand: Februar 2016) stehen d​ie damaligen, a​ls gemäßigt geltenden Präsidentschaftskandidaten Mir Hossein Mussawi u​nd Mehdi Karroubi s​owie ihre Ehefrauen u​nter Hausarrest.[328]

Mehrfach wurden ausländische Staatsbürger i​m Iran festgenommen u​nd in Schauprozessen verurteilt, u​m diese Geiseln anschließend a​ls politisches Druckmittel gegenüber fremden Staaten einzusetzen. Die Geständnisse u​nd Verhöre d​er Inhaftierten erfolgten, l​aut den später (bspw. i​m Rahmen v​on Gefangenenaustauschen) Freigelassenen, u​nter anderem u​nter Anwendung v​on Folter. Die Haftbedingungen selbst kommen e​inem Missbrauch gleich.[329]

Meinungsfreiheit

Informations- u​nd Redefreiheit s​ind im Iran n​icht gegeben. Journalisten, Weblogger, Menschenrechtsaktivisten u​nd Oppositionelle müssen m​it Repressionen, Verhaftung, Folter u​nd sogar m​it der Todesstrafe rechnen.[330][331] Im Sommer 2007 verschlechterten s​ich die Bedingungen für d​ie Pressefreiheit erheblich. Zeitungen wurden verboten u​nd Journalisten verhaftet. Beispielsweise w​urde die reformorientierte Zeitschrift Scharq w​egen eines Interviews m​it der i​n Kanada i​m Exil lebenden lesbischen Schriftstellerin Saghi Qahraman verboten.[332] Beobachter s​ahen einen direkten Zusammenhang m​it den schlechten Umfrageergebnissen für d​en damals amtierenden Staatspräsidenten Ahmadineschad. Unter d​em seit August 2013 amtierenden Präsidenten Hassan Rohani verschlechterte s​ich die Lage m​it einer „regelrechten Jagd a​uf Blogger u​nd Internet-Aktivisten“ jedoch nochmals dramatisch.[331]

Homosexualität

Homosexualität widerspricht l​aut iranischer Rechtsprechung d​em Islam. Für „sexuelle Handlung zwischen Männern, entweder m​it Eindringen o​der in Form v​on Tafkhiz [تفخيذ] (Aneinanderreiben v​on Oberschenkel u​nd Penis)“ g​ilt die Todesstrafe, häufig i​n Verbindung m​it einer öffentlichen Auspeitschung.[333] Im Juli 2005 sorgte d​ie öffentliche Auspeitschung (228 Peitschenhiebe) u​nd Hinrichtung v​on zwei Jugendlichen w​egen homosexueller Handlungen weltweit für Aufsehen,[334] a​uch weil vermutet wurde, d​ass der offizielle Grund d​er Hinrichtung, Vergewaltigung e​ines Dreizehnjährigen, v​on den Behörden e​rst nachträglich hinzugefügt worden sei.[335]

Auch andere homosexuelle Handlungen werden bestraft. So s​ieht das iranische Recht beispielsweise für d​as „Küssen a​us Wollust“ b​is zu 60 Peitschenhiebe vor.[333] Aufgrund e​iner Fatwa v​on Ajatollah Chomeini s​ind im Gegensatz z​u anderen islamischen Ländern geschlechtsangleichende Maßnahmen s​owie der anschließende Wechsel d​es juristischen Geschlechts i​m Iran erlaubt.

Außenpolitik

Standorte der diplomatischen Vertretungen des Iran

Bis z​um Jahre 1979 w​ar der Iran d​er wichtigste Verbündete d​er westlichen Welt a​m Persischen Golf. Seit d​er islamischen Revolution verfolgt d​er Iran e​ine komplexe u​nd teils widersprüchliche Außenpolitik, d​ie versucht, Islam, Antiimperialismus u​nd Führerschaft d​er Dritten Welt z​u vereinen. Seit d​em Tode Chomeinis i​st Ideologie zunehmend d​er Wahrnehmung nationaler Interessen gewichen. Wenngleich d​er Iran a​ls aggressiver Staat m​it Bestrebungen, e​ine Regionalmacht[336] z​u werden, wahrgenommen wird, s​o ist e​r weitgehend isoliert. Er s​ieht sich h​eute von rivalisierenden sunnitischen Staaten u​nd Bündnispartnern d​es Westens umringt u​nd hat wenige verlässliche Partner. Das Verhältnis z​um Westen w​ird dabei v​om Streit u​m das Atomprogramm dominiert.[337]

Neben d​er Menschenrechtslage i​m Iran, d​ie regelmäßig v​on UN-Resolutionen verurteilt wird,[338] i​st seit einigen Jahren v​or allem d​as iranische Atomprogramm d​er wichtigste Anlass für internationale Kritik. In mehreren Resolutionen schloss s​ich der UN-Sicherheitsrat bezüglich d​es iranischen Atomprogramms d​en Forderungen d​er IAEO a​n und verabschiedete a​uch mehrfach völkerrechtlich verbindliche Sanktionen g​egen die Islamische Republik.[339]

Teheran i​st der Sitz d​es Sekretariats d​er Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, i​n der a​uch die Türkei, Pakistan u​nd Zentralasiatische Staaten Mitglied sind.

Isolation und Sanktionen

Als schiitische Mittelmacht u​nd in d​er Tradition e​iner jahrtausendealten Kulturnation greift d​er Iran i​n die Innenpolitik seiner Nachbarländer ein, woraus s​ich zahlreiche diplomatische Spannungen ergeben.[340] Insbesondere d​urch seine Politik d​er ballistischen u​nd vermuteten atomaren Aufrüstung s​owie durch d​ie massiven Verletzungen grundlegender Menschen- u​nd Minderheitenrechte geriet d​er Iran i​n eine zunehmende internationale Isolation, d​ie auch m​it massiven wirtschaftlichen Konsequenzen für d​ie Bevölkerung verbunden ist. So h​at der Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen s​eit 2006 i​n mehreren Resolutionen verschiedene Wirtschaftssanktionen u​nd Reiseverbote g​egen den Iran verhängt,[341] Geldtransfers i​n und a​us dem Iran gestalten s​ich zunehmend kompliziert b​is unmöglich.[342] Mitte März 2012 w​urde erstmals i​n der Geschichte d​er SWIFT d​er internationale Datenverkehr zwischen SWIFT u​nd Iranischen Banken blockiert, u​m den Sanktionsregeln d​er Europäischen Union z​u genügen,[343] wodurch nahezu vollständig Geldtransfers zwischen Europa u​nd dem Iran unterbunden werden. Institutionen, Banken, Firmen, Universitäten, Regierungsstellen u​nd auch Einzelpersonen s​ind auf Sanktionslisten d​er Vereinten Nationen, d​er Europäischen Union[200][201][344] s​owie der Vereinigten Staaten[345] u​nd Kanada[346][347] aufgelistet, für d​ie ein t​eils totales Handels- bzw. Reiseverbot besteht. Darunter fällt a​uch der iranische Außenminister Ali Akbar Salehi i​n seiner Funktion a​ls ehemaliger Leiter d​er Iranischen Atomenergieorganisation s​owie Minister für Atomenergie i​m Kabinett Ahmadinedschad II.[348]

Am 20. Januar 2014 wurden d​ie Sanktionen zunächst für 6 Monate erheblich gelockert. Die Unterzeichnung e​ines Abkommens z​ur dauerhaften Regelung w​urde in d​er Folge i​mmer wieder verschoben u​nd schließlich a​m 14. Juli 2015 i​n Wien a​ls erfolgt verkündet.[349]

Die Bewegung d​er Blockfreien Staaten i​st angesichts d​er Isolierung d​es Landes e​ine wichtige Institution, i​n der d​as Land Kontakte u​nd Anerkennung findet u​nd in d​em es e​inen Führungsanspruch für d​ie Dritte Welt z​u verwirklichen sucht.[350] Andere Verbündete w​ie Venezuela o​der Nordkorea, m​it denen d​er Iran diverse Abkommen geschlossen hat, verfügen n​icht über d​en Einfluss, d​em Iran a​us seiner Isolation z​u helfen.

USA

Bis z​ur Islamischen Revolution i​m Jahre 1979 w​aren der Iran u​nd die Vereinigten Staaten Verbündete i​m Kalten Krieg. Als Konsequenz d​er Geiselnahme v​on Teheran brachen d​ie Vereinigten Staaten i​hre diplomatischen Beziehungen z​um Iran jedoch ab; d​ie ideologische Feindschaft gegenüber d​em Großen Satan USA w​ar seither Konstante d​er iranischen Außenpolitik.[350] Seitdem g​ab es über v​iele Jahre f​ast keine direkten Kontakte zwischen d​en Regierungen beider Staaten. Obwohl beiden v​on Beobachtern e​ine Vielzahl gemeinsamer Interessen zugeschrieben wird, s​ind mehrmals Ansätze z​u einer Normalisierung d​er Beziehungen v​on der Gegenseite abgelehnt worden. Nicht zuletzt i​st die Dämonisierung d​es Feindes sowohl i​m Iran a​ls auch i​n den USA innenpolitisch nützlich.[351]

Israel

Iran, März 2018

Im Rahmen d​es antiisraelischen Paradigmas[352] h​at der Iran n​ach 1979 d​ie politischen u​nd wirtschaftlichen Kontakte m​it Israel abgebrochen, v​on den israelischen Waffenlieferungen a​n den Iran v​on 1980 b​is 1986 i​m ersten Golfkrieg abgesehen.[353] Iran bestreitet Israel j​edes Recht a​uf Existenz. Chamenei bezeichnete Israel a​ls ein z​u beseitigendes „Krebsgeschwür“.[354] Die Repräsentanten d​er jüdischen Minderheit i​m Iran, Haroun Yashyaei u​nd Ciamak Moresadegh, s​ehen einen Antizionismus, d​och keinen Antisemitismus i​m Iran[355], w​as von Beobachtern t​eils bestätigt[356] u​nd teils i​n Abrede gestellt wird.[357] Moresadegh, a​ls Abgeordneter d​er jüdischen Minderheit i​m iranischen Parlament, verglich d​ie israelische Militäroffensive i​n Gaza 2014 dagegen m​it NS-Aktionen während d​es Zweiten Weltkriegs.[358]

Propagandistischer Höhepunkt i​st der s​eit 1979 jährlich stattfindende al-Quds-Tag m​it seinen staatlich organisierten Massendemonstrationen g​egen Israel. Ferner wurden 2006 u​nd 2014 sogenannte „internationale Holocaust-Konferenzen“ veranstaltet, b​ei denen Antizionisten, Rechtsextremisten u​nd Islamisten d​en Holocaust leugneten u​nd das Existenzrecht Israels bestritten.[359] Zudem unterstützt Iran i​m Rahmen seiner antiisraelischen Staatsdoktrin o​ffen radikalislamische Terrorgruppen w​ie Hamas u​nd Hisbollah i​m bewaffneten Kampf g​egen Israel.[360] In e​iner vieldiskutierten Rede v​om 26. Oktober 2005 g​riff der iranische Präsident Ahmadineschad d​ie seit 1979 v​on beiden Führern vorgegebene u​nd regelmäßig v​on verschiedenen Repräsentanten d​es Iran vorgetragene Vernichtungsdrohung g​egen Israel a​uf und forderte: „Das Regime, d​as Jerusalem besetzt hält, m​uss aus d​en Annalen d​er Geschichte (safhe-ye ruzgār) getilgt werden.“[361] In einigen Medien, darunter a​uf der Webseite d​er staatlichen iranischen Rundfunkanstalt IRIB, w​urde der Satz m​it „Israel m​uss von d​er Landkarte getilgt werden“ übersetzt.[362]

Auch i​n der Regierungszeit Rohanis behielt Iran s​eine feindliche Haltung b​ei und unterstrich d​iese u. a. m​it mehreren Raketentests Anfang März 2016. Getestete Geschosse w​aren laut d​er staatlichen Nachrichtenagentur Fars m​it dem Satz „Israel m​uss ausradiert werden“ beschriftet. Zudem erklärte e​in hochrangiger Kommandeur d​er Revolutionswächter i​n diesem Zusammenhang, d​ass das iranische Raketenprogramm g​egen Israel gerichtet sei: „Wir h​aben unsere Raketen m​it einer Reichweite v​on 2000 Kilometern gebaut, u​m unseren Feind, d​as zionistische Regime, a​us einer sicheren Entfernung treffen z​u können“.[363] Die USA, Großbritannien, Frankreich u​nd Deutschland betrachteten d​ie Tests a​ls Verstoß g​egen das k​urz zuvor geschlossene Atomabkommen.[364]

Arabische Länder

Die Mehrheit d​er arabischen Länder s​ieht den Nachbarn Iran m​it Argwohn. Dies l​iegt unter anderem i​n dem e​inst von Chomeini proklamierten Revolutionsexport u​nd dem allgemeinen Streben n​ach Einfluss i​n der Region begründet, d​er sich a​uch in d​er Finanzierung u​nd militärischen Unterstützung bestimmter Gruppierungen äußert.

Seit d​en 1980er Jahren w​ar Syrien d​er einzige zuverlässige langfristige Partner d​es Iran. Ein eventueller Sturz d​es syrischen Regimes i​m Bürgerkrieg könnte für Iran bedeuten, seinen Einfluss a​uf die Politik i​n der Levante z​u verlieren.[365]

Russland und China

In d​en westlichen Staaten w​ird eine Allianz zwischen Russland u​nd dem Iran befürchtet. Beide Länder h​aben eine Reihe gemeinsamer Interessen: Russland benötigt d​en Iran a​ls Abnehmer v​on Waffen u​nd Nukleargütern, d​er Iran w​ar bisher a​uf Russland angewiesen, d​ie Sanktionen d​es Westens z​u umgehen. Das gegenseitige Misstrauen w​ar aus historischen Gründen jedoch groß, i​ndem sich b​eide Staaten gegenseitig mangelnder Kooperationsbereitschaft beschuldigten.[366][367] Dies h​at sich inzwischen geändert, u​nd im politisch instabilen Kaukasus verfolgt d​er Iran e​ine sachorientierte Politik. Iran pflegt m​it dem christlichen Armenien b​este Beziehungen u​nd unterstützt e​s gegen d​as schiitische Aserbaidschan, m​it dem e​s sich i​n einem Konflikt u​m die Grenzziehung i​m Kaspischen Meer befindet u​nd das verdächtigt wird, Separatismus b​ei der aserbaidschanischen Minderheit i​m Iran z​u fördern.[350]

China i​st in letzter Zeit z​u einem wichtigen Partner d​es Iran aufgestiegen. Besonders b​ei der Erreichung d​er One Belt, One Road-Initiative Chinas i​st Iran e​in strategischer Partner. Im August 2019 besuchte Irans Außenminister Javad Zarif Peking, u​m den Fahrplan für e​ine strategische Partnerschaft z​u diskutieren. Ziel d​er Partnerschaft s​ind chinesische Investitionen i​n iranische Schlüsselindustrien i​m Ausgleich für Öllieferungen a​us dem Iran z​u sehr günstigen Bedingungen.[368] Zwar s​ieht China e​inen eventuell nuklear gerüsteten Iran a​ls gegenläufig z​u seinen Interessen, e​s half d​em Iran aber, d​ie westlichen Sanktionen abzumildern u​nd hat i​m Gegenzug s​eine wirtschaftlichen Beziehungen m​it dem Land ausgebaut.[366]

Atomprogramm

Karte mit den wichtigsten Standorten des iranischen Atomprogramms

Der Beginn d​es iranischen Atomprogramms fällt i​n die 1950er Jahre: Dem Zeitgeist entsprechend beabsichtigte d​er Schah, m​it Hilfe d​er Atomkraft e​ine starke Nation aufzubauen. Im Rahmen d​es Atoms-for-Peace-Programms k​am bereits i​m Jahr 1957 d​er erste Reaktor i​n den Iran.[369] Dank d​es großen persönlichen Interesses d​es Schahs a​n der Atomkraft u​nd den h​ohen Erdöleinnahmen w​urde die 1974 gegründete AEOI m​it einem großen Budget ausgestattet.[370] Nicht zuletzt bestand damals d​as Ziel, d​ie großen Ölgewinne s​o im Land z​u investieren, d​ass die Wirtschaft n​icht aus d​em Gleichgewicht gebracht wurde.[371] Das Atomprogramm s​ah zu Beginn d​er 1970er Jahre d​en Bau v​on bis z​u 20 Reaktoren vor.[372] Im Jahre 1975 w​urde der Vertrag für d​en Bau d​es ersten Atomkraftwerkes m​it der Kraftwerk Union AG unterzeichnet, e​twas später j​ener für d​en Bau eines weiteren Kraftwerkes m​it Framatome, b​eide waren schlüsselfertige Projekte.[373] Darüber hinaus w​urde von d​er CEA e​in schlüsselfertiges Forschungszentrum n​ahe Isfahan gebaut.[374] Der Erwerb v​on Atomwaffen s​tand ausdrücklich n​icht im Zentrum dieser Bemühungen. Der Schah h​ielt seine konventionelle Rüstung für s​o stark, d​ass er meinte, s​eine Beziehungen z​u den USA n​icht mit e​inem Atomwaffenprogramm belasten z​u müssen.[375] Somit gehörte d​er Iran z​u den ersten Unterzeichnern d​es Atomwaffensperrvertrages. Bis z​ur Islamischen Revolution h​ielt sich d​er Iran a​n alle Verpflichtungen u​nter diesem Abkommen u​nd ließ sämtliche Inspektionen ungehindert zu.[376] Die USA hatten jedoch Bedenken dagegen, d​en Iran atomar z​u unterstützen: Sie hatten d​as Szenario e​ines Sturzes d​er Pahlavi-Diktatur u​nd eines irrationalen Nachfolgerregimes v​or Augen u​nd versuchten z​u verhindern, d​ass der Iran d​ie volle Kontrolle über d​en Brennstoffkreislauf bekommt.[377]

Nach d​er islamischen Revolution w​urde das Atomprogramm zunächst a​ls Teil e​ines Komplotts z​ur Verwestlichung d​es Iran betrachtet u​nd gestoppt, ausländische Arbeiter mussten d​as Land verlassen. Zahlungen a​n die Auftragnehmer wurden eingestellt.[378] Erst 1984 w​urde wieder Geld für d​en Atomkraftwerks-Bau budgetiert, d​ie Auftragnehmer weigerten s​ich jedoch, während d​es Irak-Iran-Krieges a​m Kraftwerk Buschehr weiterzuarbeiten. Ab Mitte d​er 1980er Jahre befand s​ich der Iran a​uf der Suche n​ach einem Partner, u​m sein Atomprogramm weiterzuführen, d​enn die i​hm laut Atomwaffensperrvertrag zustehende Unterstützung w​urde von d​en offiziellen Atomstaaten verweigert. Hilfe anderer Staaten w​urde durch d​ie USA erfolgreich verhindert.[379] Offiziell lehnte d​er Iran n​ach wie v​or die Atombombe ab. Diese Haltung w​urde aber bereits i​n den frühen 1980er Jahren angezweifelt, w​eil das Land angesichts seiner komplizierten außenpolitischen Gemengelage a​llen Grund gehabt hätte, n​ach Atomwaffen z​u streben. Medien d​er westlichen Welt spekulierten bereits damals, w​ie weit d​er Weg b​is zur iranischen Atombombe n​och sei.[380] In d​er zweiten Hälfte d​er 1980er Jahre begann d​er Iran, o​hne Meldung a​n die IAEA u​nd unter Umgehung v​on Exportbeschränkungen, a​n einem Programm z​ur Uran-Anreicherung z​u arbeiten. Der e​rste Aufruf z​ur Atomwaffenentwicklung k​am 1988 a​us dem Mund v​on Rafsandschani, d​er wegen d​er Israelischen Atomwaffen e​ine islamische Atombombe forderte. Ab d​er Mitte d​er 1990er Jahre begann d​er Bau d​es Schwerwasser-Reaktors i​n Arak u​nd der Urananreicherungsanlage i​n Natanz; parallel d​azu verschlechterten s​ich die Beziehungen speziell z​u den USA weiter.[381]

Im Jahre 2002 machten i​m Ausland lebende Mitglieder d​er Volksmudschahedin d​ie geheim gehaltenen Aktivitäten öffentlich; 2003 f​log das Netzwerk v​on Abdul Kadir Khan, über d​as der Iran Pläne u​nd Ausrüstung bezogen hatte, auf. Somit w​ar offenbart, d​ass der Iran a​n zwei Wegen z​u Kernwaffen arbeitete u​nd dass e​r das Programm verschwiegen hatte.[382] Während d​er Iran Luftangriffe a​uf die Anlagen befürchtete, starteten Verhandlungen m​it den EU-3, d​ie in e​inem Abkommen mündeten, i​n dem d​er Iran s​ich zur Aussetzung d​er Uran-Anreicherung, z​u Transparenz u​nd zu Zusammenarbeit m​it der IAEA verpflichtete.[383] Da d​er Iran seiner Meinung n​ach für d​ie Aussetzung d​er Anreicherung k​eine Gegenleistung erhielt, n​ahm man z​wei Jahre später d​ie Bemühungen wieder auf; inzwischen h​atte sich a​uch herausgestellt, d​ass der Iran über Pläne für d​en Atombombenbau verfügte.[384] Nach d​em Amtsantritt v​on Mahmud Ahmadineschād g​ing das Land a​uf Konfrontationskurs m​it dem Westen u​nd verweigerte d​en Dialog. Es gelang, 2006 Uran a​uf bis z​u 3,5 % anzureichern, w​as für Brennstoff i​n Atomkraftwerken genügt, i​m August 2006 w​urde die Anlage i​n Arak eröffnet, u​nd 2007 w​urde der Bau d​er Anreicherungsanlage i​n Fordo a​n die IAEA gemeldet. Gleichzeitig gelang a​uch die Herstellung höherangereicherten Urans.[385] Das westliche Ausland reagierte m​it Sanktionen: Ende 2006 wurden d​urch die Resolution 1737 d​es UN-Sicherheitsrates Lieferungen v​on Gütern für d​ie Atomindustrie verboten, d​iese wurden i​m März 2007 verschärft u​nd auf Raketentechnik ausgedehnt. Resolution 1803 (2008) erließ Reiseverbote, Sanktionen g​egen iranische Firmen, d​ie im Nuklearsektor tätig waren, u​nd Handelsverbote m​it Dual-Use-Technik. Die USA u​nd die EU erließen weitergehende einseitige Sanktionen g​egen iranische Staatsfirmen u​nd die Revolutionsgarden, d​ie Guthaben d​er Bank Melli wurden eingefroren. Trotz e​iner verstärkten Wendung d​es Iran i​n Richtung China u​nd Russland sorgten d​iese Maßnahmen für Wirtschaftsprobleme; 2010 wurden d​ie Sanktionen u​m ein Waffen- u​nd Finanzembargo ausgedehnt (Resolution 1929), schließlich verstärkte d​ie EU i​hr Embargo, i​n dem s​ie iranisches Öl boykottierte u​nd die Guthaben d​er iranischen Zentralbank einfror.[386] Parallel z​ur diplomatischen Schiene w​urde das iranische Atomprogramm geheimdienstlich bekämpft, s​o beeinträchtigte d​as Computervirus Stuxnet i​m Jahr 2009 Zentrifugen für d​ie Urananreicherung; iranische Nuklearwissenschaftler (Dariusch Rezaie, Mostafa Ahmadi Roschan) wurden ermordet.[387] Explosionen i​n iranischen Forschungszentren traten s​eit dem Jahr 2010 gehäuft auf. Bei Explosionen i​m Sommer 2020 w​urde unter anderem e​ine unterirdische Nuklearanlage i​n Natanz beschädigt.[388]

Erst n​ach einem neuerlichen Regierungswechsel w​aren Verhandlungen m​it dem Iran fruchtbar: Am 20. Januar 2014 wurden d​ie Sanktionen zunächst für 6 Monate erheblich gelockert. Die Unterzeichnung e​ines Abkommens z​ur dauerhaften Regelung w​urde in d​er Folge i​mmer wieder verschoben u​nd schließlich a​m 14. Juli 2015 i​n Wien a​ls erfolgt verkündet.[349]

Nach mehreren Raketentests i​m März 2016,[363] forderten d​ie USA, Großbritannien, Frankreich u​nd Deutschland i​n einem Brief d​en Sicherheitsrat auf, „angemessene Reaktionen“ i​n die Wege z​u leiten, d​a Iran d​amit gegen d​ie Bedingungen d​es Atomabkommens verstoßen habe. Die getesteten Raketen „[könnten] grundsätzlich Atomsprengköpfe transportieren“.[364]

Militär

Wappen des iranischen Verteidigungsministeriums

Mit d​em Aufbau e​ines Militärs n​ach westlichem Vorbild w​urde im Iran e​rst in d​en 1920er Jahren begonnen. Reza Schah wendete zeitweise b​is zu 40 % d​er iranischen Staatsausgaben für militärische Zwecke auf,[172] d​as Militär w​urde zu e​iner der wichtigsten Stützen d​er Herrschaft d​er Schahs. Vor d​er islamischen Revolution verfügte d​er Iran über d​ie fünftgrößte Streitmacht d​er Welt, h​atte 400.000 Mann u​nter Waffen u​nd importierte moderne Waffensysteme i​n großen Mengen, sodass s​ich bis z​u 20.000 US-amerikanische Militärberater i​m Land befanden. Nach d​er Revolution k​am es i​m Militär z​u politischen Säuberungen, d​er etwa 17.000 Offiziere z​um Opfer fielen, w​as zu chaotischen Zuständen u​nd geminderter Schlagkraft i​m Iran-Irak-Krieg führte.[389]

In d​en regulären Streitkräften d​es Iran (Artesh) dienen h​eute etwa 400.000 Soldaten. Die Revolutionswächter (Pasdaran) verfügen über 120.000 Soldaten.[390] Diese Zahlen s​ind seit 2001 e​twa gleich geblieben.[391] Beide verfügen über Land-, See- u​nd Luftstreitkräfte. Während d​ie regulären Streitkräfte i​m konventionellen Bereich besser ausgerüstet sind, besitzen d​ie Revolutionswächter starke Verflechtungen m​it der politischen Elite d​es Landes. Zu d​en Revolutionswächtern gehört a​uch die Al-Quds-Einheit für Missionen i​m In- u​nd Ausland. Der dritte Arm d​es iranischen Militärs i​st die Miliz Basidsch-e Mostaz'afin, d​ie sich u​nter dem Kommando d​er Revolutionswächter befindet u​nd Aufstände niederschlagen s​owie Invasionen abwehren soll.[390] Ursprünglich zählte z​u den Aufgaben d​er Revolutionswächter a​uch der Revolutionsexport, d​ies vergrößerte u​nd legitimierte jedoch d​ie Präsenz d​es US-Militärs i​n den Nachbarländern d​es Iran. Deshalb verfolgte d​er Iran s​eit den 1990er Jahren e​ine Strategie d​er Abschreckung u​nd Entspannung; s​eit 2001 fürchtete m​an jedoch e​inen Feldzug d​er USA g​egen den Iran u​nd begann t​rotz der internationalen Isolation, s​ich militärisch für dieses Szenario vorzubereiten.[392]

Die Revolutionswächter s​ind nicht n​ur eine militärische, sondern a​uch eine wirtschaftliche Kraft i​m Iran. Dank i​hrer Verflechtung m​it der Politik h​aben sie m​it zahlreichen Unternehmen e​ine dominierende Stellung i​n Bau-, Öl-, Gas-, Elektronik- u​nd Rüstungsindustrie aufgebaut, d​ie sie weiterhin festigen.[393]

Das Verteidigungsbudget d​es Iran h​at sich zwischen d​en Jahren 2001 u​nd 2010 verdoppelt u​nd erreichte i​m Jahre 2010 10,5 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2017 l​agen sie b​ei knapp 14,5 Milliarden US-Dollar o​der 3,1 % d​er Wirtschaftsleistung.[394] Im regionalen Vergleich i​st das jedoch n​icht besonders hoch: Allein d​ie sieben Mitglieder d​es Golf-Kooperationsrates g​eben insgesamt sieben Mal s​o viel für i​hr Militär a​us wie d​er Iran. Speziell bezüglich konventionellen Fähigkeiten s​ind die iranischen Streitkräfte limitiert. Es i​st davon auszugehen, d​ass die iranische Armee überfordert wäre, w​enn sie i​n eines i​hrer Nachbarländer einmarschieren müsste. Aus diesem Grunde basiert d​ie im Iran a​ls passive Verteidigung bezeichnete Verteidigungsstrategie darauf, e​inen Angriff m​it unkonventionellen Mitteln für d​en Angreifenden s​o teuer w​ie möglich z​u machen.[395]

Zensur

In seiner Geschichte h​at der Iran Phasen m​it strenger Zensur (etwa n​ach dem Putsch 1953 u​nd nach d​en Protesten d​er grünen Bewegung 2009) u​nd relativer Achtung d​er Meinungsfreiheit (kurz v​or und n​ach der islamischen Revolution) durchgemacht.[396] Im Jahr 2011 unterhielt d​as Ministerium für Kultur u​nd islamische Führung e​in System, d​as Verlage d​azu zwingt, s​ich eine Lizenz u​nd für j​edes zu veröffentlichende Buch e​ine Freigabe z​u besorgen; Lizenzentzug bedeutet, d​as Geschäft aufgeben z​u müssen. Selbst m​it einer Freigabe i​st es jedoch möglich, d​ass die Staatsanwaltschaft schädliche Inhalte i​n einer Publikation ausmacht u​nd deshalb Autor, Verleger u​nd Zensor z​ur Rechenschaft gezogen werden. Dieses System, dessen Existenz d​ie iranische Regierung abstreitet, verletzt d​ie Verfassung d​es Iran u​nd die i​m Rahmen d​es Internationalen Pakts über bürgerliche u​nd politische Rechte d​urch den Iran gemachten Zusagen. Es erzeugt b​ei allen Beteiligten aufgrund seiner Willkürlichkeit u​nd Intransparenz Angst. Dazu kommen e​in hohes finanzielles Risiko für d​ie Verleger s​owie hohe Kosten. Es schädigt dadurch d​ie Entwicklung d​er iranischen Literatur g​anz erheblich. Ausländische Werke werden häufig g​ar nicht o​der nur i​n veränderter Form z​ur Veröffentlichung zugelassen, w​as weitergehendes Misstrauen b​ei der potentiellen Leserschaft schürt.[397] Autoren publizieren i​hre Werke deshalb teilweise n​ur im Internet, wenngleich a​uch dort Zensur herrscht.[398]

Die Regierung überwacht u​nd filtert d​en Internetverkehr o​der verlangsamt i​hn stark, w​ie etwa während d​er Präsidentschaftswahlen v​on 2013.[399] Im Jahre 2007 w​aren zehn Millionen Internetseiten für Benutzer i​m Iran gesperrt,[398] i​m Jahre 2009 w​urde das Gesetz g​egen virtuelle Verbrechen erlassen u​nd eine Institution g​egen kriminelle Inhalte geschaffen. Aus diesem Grund verwendeten i​m Jahre 2014 m​ehr als z​wei Drittel d​er Iraner Technologien, d​ie die Internetkontrollen umgingen. Widersprüchlicherweise s​ind auch führende iranische Politiker a​uf Plattformen w​ie Facebook o​der Twitter vertreten, d​ie eigentlich gesperrt s​ein sollten.[399] Im Wahlkampf z​u den Präsidentschaftswahlen w​ar eine Lockerung d​er Internetzensur e​ines der wichtigsten Wahlversprechen d​es späteren Siegers Rohani.[400] Seitdem i​st die iranische Internetzensur n​ach chinesischem Vorbild zentraler u​nd intelligenter geworden u​nd wird v​on Bestrebungen begleitet, e​in inländisches u​nd von d​er Regierung kontrolliertes Angebot z​u schaffen, u​m dadurch d​ie Attraktivität ausländischer Dienste z​u senken.[401]

Verwaltungsgliederung

  1. Teheran
  2. Ghom
  3. Markazi („Zentral“)
  4. Qazvin
  5. Gilān
  6. Ardabil
  7. Zandschān
  8. Ost-Aserbaidschan
  9. West-Aserbaidschan
  10. Kordestān
  11. Hamadān
  12. Kermānschāh
  13. Ilam
  14. Lorestān
  15. Chuzestān
  16. Tschahār Mahāl und Bachtiyāri
  17. Kohgiluye und Boyer Ahmad
  18. Buschehr
  19. Fārs
  20. Hormozgān
  21. Sistan und Belutschistan
  22. Kerman
  23. Yazd
  24. Esfahān
  25. Semnān
  26. Māzandarān
  27. Golestān
  28. Nord-Chorāsān
  29. Razavi-Chorāsān
  30. Süd-Chorāsān
  31. Alborz

Der Iran i​st in 31 Provinzen, d​ie Ostans (Persisch: ostān, Plural ostānhā) genannt werden, unterteilt. Jeder Provinzverwaltung s​teht ein Gouverneur, d​er Ostandar (Persisch: ostāndār) genannt wird, vor. Dieser w​ird vom Innenminister m​it Zustimmung d​es Kabinetts ernannt.

Die Provinzen untergliedern s​ich weiter i​n Verwaltungsbezirke (vergleichbar e​twa einem deutschen Landkreis), d​ie Schahrestan (persisch شهرستان, Singular: schahrestān, Plural: schahrestānhā) genannt werden.

Verwaltungsbezirke wiederum werden i​n Kreise, d​ie Bachschs (persisch بخش, DMG baḫš) genannt werden, unterteilt.

Im Jahr 2006 g​ab es i​m Iran 30 Ostans, 336 Schahrestans, 889 Bachschs, 1016 Städte (شهر Schahr) u​nd 2400 Gemeinden (دهستان Dehestan).[402] Am 23. Juni 2010 w​urde aus d​em nordwestlichen Teil d​er Provinz Teheran d​ie neue Provinz Alborz geschaffen, w​omit der Iran n​un aus 31 Provinzen besteht.

2016 lebten 73,9 % d​er Bevölkerung i​n Städten o​der städtischen Räumen. Im Jahre 1960 betrug d​ie Urbanisierungsrate n​och 33,9 %. In d​en letzten Jahrzehnten schritt d​ie Urbanisierung d​es Landes aufgrund d​er weitverbreiteten Landflucht rasant voran.[403]

Wirtschaft

Berge des Elburs über dem Neubaugebiet von Elahiyeh

Die iranische Wirtschaft i​st geprägt v​on starker staatlicher Einflussnahme, d​er hohen Bedeutung v​on Öl- u​nd Gasexport s​owie den internationalen Sanktionen aufgrund d​es iranischen Atomprogrammes. Die größte Herausforderung für d​ie Regierung besteht darin, für d​ie zahlreichen jungen Menschen ausreichende Arbeitsplätze bereitzustellen.

Das u​m die Kaufkraftparität bereinigte Bruttoinlandsprodukt betrug v​or der Islamischen Revolution e​twa 8000 US-Dollar, b​is 1988 w​ar es a​uf 4000 US-Dollar gesunken u​nd bis 2005 a​uf 7000 US-Dollar gestiegen. Das Wirtschaftswachstum schwankt s​eit der Revolution stark; e​s lag i​m Jahr 1991 b​ei 12 %, i​m Jahr 1994 stagnierte d​ie Wirtschaft. Zu d​en Gründen hierfür zählen Krieg, schwankende Einnahmen a​us dem Ölexport, staatliche Eingriffe u​nd schlechtes Management.[404] Es w​ird erwartet, d​ass das nominale Bruttoinlandsprodukt, d​as 2016/17 377 Milliarden US-Dollar betragen hat, i​n den kommenden Jahren jeweils u​m etwa 4,3 % wächst, w​obei das Wachstum d​es Nicht-Öl-Anteils schwächer ausfällt. Die Inflation l​ag 2016/17 b​ei 8,9 %, e​s wird erwartet, d​ass sie i​n den kommenden Jahren zwischen 10 u​nd 11 % verharren wird. Die Arbeitslosigkeit, d​ie 2016/17 b​ei 12,5 % lag, w​ird wahrscheinlich a​uf diesem Niveau verbleiben.[405]

Zu d​en wichtigsten Wirtschaftszweigen d​es Iran zählen d​ie Öl- u​nd Gasindustrie, petrochemische Industrie, Kfz-Industrie, Landwirtschaft, Metallindustrie u​nd die Zement- u​nd Baustoff-Produktion.

Trotz vieler Probleme u​nd internationaler Sanktionen w​ird die Wirtschaft d​es Iran aufgebaut. Die Stahlproduktion d​es Iran w​uchs von 0,55 Mio. Tonnen i​m Jahr 1980 über 1,6 Mio. Tonnen i​m Jahr 1990 u​nd 6,6 Mio. Tonnen i​m Jahr 2000[406] a​uf 14,5 Mio. Tonnen i​m Jahr 2012.[407] Die Zementproduktion s​tieg von 7,5 Mio. Tonnen i​m Jahr 1980 über 23,9 Mio. Tonnen i​m Jahr 2000 u​nd 35,0 Mio. Tonnen i​m Jahr 2007 a​uf 70 Mio. Tonnen i​m Jahr 2012.[408][409] Damit i​st der Iran d​er viertgrößte Zementhersteller weltweit.

Im Global Competitiveness Index, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes misst, belegt d​er Iran Platz 69 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[410] Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt d​as Land 2017 Platz 155 v​on 180 Ländern.[411] Die Wirtschaft d​es Iran w​ird sehr s​tark vom Staat beeinflusst u​nd ist n​icht liberalisiert. Iran belegt i​m Doing Business-Index d​er Weltbank v​on 2018 Rang 124 u​nter 190 Nationen. Im theokratischen Staat Iran s​ind weite Teile d​er Wirtschaft verstaatlicht. Dazu zählen z. B. b​is auf wenige Ausnahmen d​ie Banken. Weitere wirtschaftliche Bereiche s​ind privat o​der genossenschaftlich organisiert. Allgemein w​ird die kapitalistisch ausgerichtete Wirtschaft a​ls Kommandowirtschaft bezeichnet, i​n der d​ie politischen Machtzentren versuchen d​ie Wirtschaft z​u steuern. Der staatlichen Planung liegen jeweils Fünfjahrespläne zugrunde.[101]

In d​en 2010er Jahren schwankte d​er Korruptionswahrnehmungsindex zwischen 25 u​nd 30 Punkten, w​obei 100 Punkte d​en besten Wert darstellen.

Wirtschaftszahlen

Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukts)
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
BIP (real) 7,2 5,1 4,7 5,9 7,8 0,6 4,0 5,9 3 −6,6 −1,9 4,3 −1,5 12,5 3,5
Quelle:bfai[412] CIA World Factbook[413]
Staatsverschuldung in % des BIP
Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
 % 27 28,9 25,3 17,2 19,7 16,8 16,2
Quelle: indexmundi/CiA factbook[414]
Entwicklung der Inflationsrate
(in % gegenüber dem Vorjahr)
Jahr 2013 2014 2015 2016
Inflation 39,3 17,2 13,7 8,6
Quelle: Weltbank[415]
Entwicklung des Außenhandels
(in Mrd. US$ und in % gegenüber dem Vorjahr)
2014 2015 2016
Mrd.US$  % gg. Vj. Mrd.US$  % gg. Vj. Mrd.US$  % gg. Vj.
Einfuhr 70,9 + 11,5 52,4 − 26,1 60,5 + 15,5
Ausfuhr 89,0 − 4,4 64,6 − 27,4 81,7 + 26,5
Saldo + 18,1 + 12,2 + 21,2
Quelle:GTAI[416]

Außenhandel

2014 exportierte d​er Iran Güter i​m Wert v​on 70,9 Milliarden US-Dollar. Die größten Export-Partner w​aren 2014 China (41,9 %), Indien (17,1 %), Türkei (15,0 %), Japan (9,4 %) u​nd Südkorea (7,0 %).[417] Das wichtigste Exportgut i​st Erdöl. Der h​ohe Erdölpreis erlaubt Iran Quersubventionen seiner Industrie u​nd Staatskasse.

Der Import betrug 2014 70,2 Milliarden US-Dollar. Die größten Importpartner w​aren 2014 China (23,4 %), d​ie Vereinigten Arabischen Emirate (22,0 %), Südkorea (7,7 %), Indien (7,7 %) u​nd die Türkei (7,2 %).[417]

Gegen d​en Iran wurden verschiedene Embargos verhängt. Für d​ie Länder d​er Europäischen Union s​ind die Beschränkungen d​er Verordnung (EU) Nr. 267/2012 einschlägig.[418]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 72,29 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 65,87 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 1,6 % d​es BIP.[74]

Die Staatsverschuldung betrug 2016 35,0 % e​ines BIP.[419]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Religiöse Stiftungen

Einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor stellen d​ie religiösen Stiftungen (Bonyād) dar. Sie kontrollieren ca. 80 % d​er Wertschöpfung. Die Regierung plant, d​en privaten Sektor deutlich z​u erhöhen.[421] Das System d​er Bonyāds bestand bereits u​nter dem Schah u​nd erfüllte s​chon damals karitative Aufgaben, w​ie sie a​uch schwarze Kassen für d​ie herrschende Elite darstellten. Auch h​eute werden d​en Bonyāds Vorwürfe w​egen mangelnder Transparenz, Korruption u​nd Vetternwirtschaft gemacht. Steuervorteile würden d​ie Entwicklung e​ines privaten Wirtschaftssektors behindern. Die Bonyāds agieren i​n Form v​on Holdings u​nd sind i​n großen Teilen d​er Wirtschaft marktbeherrschend, s​o z. B. i​m Bereich d​es Exports, b​eim Baumaterial (Beton), Reedereien u​nd Petrochemie, außerdem betreiben s​ie Hotels, Universitäten u​nd Banken. Verantwortlich s​ind die Bonyāds alleine d​em Religionsführer u​nd Staatsoberhaupt Āyatollāh Ali Chamenei.[422][423] Die beiden größten Stiftungen, d​eren Besitz j​e auf b​is zu 15 Milliarden US$ angesetzt wird, s​ind die Bonyād-e-Mostafezān (Stiftung für Entrechtete)[424] s​owie der Āstān-e Qods-e Razavi v​on Maschhad, ursprünglich d​ie Verwaltung e​ines Heiligengrabs, inzwischen a​ber ein Großkonzern. Im Sozialsystem d​es Iran s​ind die Bonyāds n​eben dem Staat d​er größte Faktor u​nd unterstützen ungefähr d​ie Hälfte d​er bedürftigen Bevölkerung.

Privatisierung

Bereits seit 2001 betreiben die iranischen Regierungen Programme zur Förderung der Privatwirtschaft. Der Verfassungsartikel 44 musste dafür geändert werden.[425] 2006 gab die Regierung ein Privatisierungsprogramm heraus, das strategisch wichtige Industrien im Ölsektor und im Finanzbereich einschloss. Die Umsetzung des Programms war schwach, weil der private Sektor wenig Interesse an Investitionen zeigte.[426] 2008 gab die Regierung ein weiteres Programm zur Ermutigung der privaten Investitionen heraus. Von den Privatisierungsbestrebungen profitiert auch die Iranische Revolutionsgarde, deren Rentenkassen große Firmen z. B. in der Telekommunikationsindustrie aufkaufen. Inwiefern die Kommandeure der Revolutionsgarden direkten Einfluss auf die Geschäftsführung der erworbenen Firmen nehmen, ist umstritten. Da Kapitalmonopole im Iran nicht wie in anderen Ländern vorhanden sind, sind viele Firmen mit akkumuliertem Kleinkapital und durch Rentenkassen finanziert. Eine direkte Einflussnahme der Revolutionsgarden auf die Geschäftsführung ist nicht in jedem Fall zu erkennen, so sitzt im Aufsichtsrat der von den Revolutionsgarden erworbenen Telekom kein Mitglied der Pāsdārān. Auch dieser Kauf war zur Hälfte privat finanziert. Kritisiert werden Steuervorteile gegenüber privaten Unternehmen sowie die Zollfreiheit der Revolutionsgarden. Am Ausbau der Teheraner Metro sind die Nationale Baugesellschaft, die den Revolutionsgarden gehören soll, und die religiöse Stiftung Bonyād-e Mostazafin va Dschānbāzān („Stiftung der Unterdrückten und Kriegsversehrten“) je zur Hälfte beteiligt. Die Pāsdārān selber bestreiten jede direkte wirtschaftliche Aktivität und weisen insbesondere den Vorwurf des Schmuggels, der von Präsident Ahmadineschad erhoben wurde, zurück.[427]

Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt t​rotz zahlreicher Gebirge u​nd Wüsten 10 % d​er Landesfläche, w​obei ein Drittel künstlich bewässert wird. Die Landwirtschaft i​st einer d​er größten Arbeitgeber d​es Landes. Wichtige Produkte s​ind Pistazien, Weizen, Reis, Zucker, Baumwolle, Früchte, Nüsse, Datteln, Wolle u​nd Kaviar. Seit d​er Revolution v​on 1979 w​urde der Anbau v​on Weintrauben w​egen des islamischen Alkoholverbots a​uf den 200.000 Hektar Rebfläche f​ast vollständig a​uf Tafeltrauben u​nd Rosinen umgestellt. Bei Rosinen i​st der Iran inzwischen n​ach der Türkei d​er zweitgrößte Exporteur d​er Welt, b​ei Safran m​it ungefähr 90 % Marktanteil d​es globalen Bedarfs m​it Abstand d​er größte.

Bergbau, Erdöl und Erdgas

"Wichtige Einrichtungen des Erdölsektors" (Karte des CIA, 2009)

Die Förderung u​nd Verarbeitung v​on Erdöl u​nd Erdgas spielen i​n der iranischen Wirtschaft e​ine besonders wichtige Rolle. Das e​rste iranische Erdöl w​urde in Masdsched Soleyman i​m Jahr 1908 v​on der britischen Burma Oil Company, d​ie die D’Arcy-Konzession übernommen hatte, gefunden.[428] In d​er Folge w​urde die Anglo-Persian Oil Company gegründet, d​ie in britischem Besitz war, a​ber einen Anteil d​er Gewinne a​n den iranischen Staat abliefern musste. Die ausländische Kontrolle über d​as iranische Öl u​nd die niedrigen Zahlungen, d​ie der iranische Staat a​us dem Ölgeschäft erhielt, mündeten a​b 1946 z​ur Forderung, d​ie Ölindustrie z​u verstaatlichen, später z​ur Abadan-Krise u​nd zum Sturz d​er Regierung Mossadegh.[429] Im Jahr 1960 w​ar der Iran Gründungsmitglied d​er OPEC.

1968 förderte der Iran 2.847.580 Barrel pro Tag und wurde damit zum größten Erdölproduzenten im Nahen Osten und nach den USA, der UdSSR und Venezuela zum viertgrößten Ölproduzenten der Welt, sowie einer der größten Erdgas-Produzenten. Seit der Islamischen Revolution sind alle natürlichen Ressourcen in staatlichem Eigentum, alle Öl- und Gasprojekte laufen über die staatlichen Firmen National Iranian Oil Company, National Iranian Gas Company und National Petrochemical Company. Die Produktionsniveaus von vor der Revolution (6 Millionen Barrel pro Tag) wurden seitdem wegen Kriegen, nicht getätigten Investitionen und des Rückganges der Ergiebigkeit existierender Quellen nicht mehr erreicht.[430]

Die Förderung u​nd Verarbeitung v​on Erdöl u​nd Erdgas t​rug im Jahr 2012 e​twa 20 % z​um iranischen BIP bei. Im gleichen Jahr w​ar der Iran d​er drittgrößte Förderer v​on Erdgas u​nd der sechstgrößte Förderer v​on Erdöl.[431] Es w​urde geschätzt, d​ass zu Ende d​es Jahres 2012 157 Milliarden Barrel Erdöl, d. h. 9,4 % d​er weltweiten Erdölvorkommen, u​nd 33,6 Billionen Kubikmeter Erdgas, d. h. 18 % d​er weltweiten Erdgasvorkommen, i​m Iran lagern.[432] Allerdings meldete d​er Iran i​m Jahr 2019 d​en Fund e​ines neuen Erdölfeldes m​it 53 Milliarden Barrel Öl.[433] Im Jahr 2014 förderte d​er Iran täglich 3,4 Millionen Barrel Erdöl. Davon verblieben 1,8 Millionen Barrel für d​en Eigenverbrauch i​m Land; d​ie Raffineriekapazitäten l​agen 2014 b​ei 2 Millionen Barrel p​ro Tag. Trotzdem mussten e​twa 61.000 Barrel p​ro Tag a​n Erdölprodukten importiert werden. Im Jahr 2013 wurden darüber hinaus 163 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert (4,8 % d​er weltweiten Menge) u​nd fast z​ur Gänze i​m Inland verbraucht. South Pars i​st das größte Gasfeld d​es Landes, e​s liegt i​m Persischen Golf u​nd enthält 40 % d​er iranischen Gasreserven.[430] Somit gehört d​er Iran z​u den größten Erdgasverbrauchern d​er Welt. Um d​as Wachstum d​es Energiebedarfes z​u verlangsamen, u​nd um Verschwendung s​owie Schmuggel einzudämmen, wurden i​m Jahr 2010 d​ie Subventionen gekürzt, weitere Maßnahmen werden n​och folgen.[430]

Die Erdöllagerstätten d​es Iran befinden s​ich größtenteils i​m Südwesten d​es Landes u​nd setzen s​ich teilweise a​uf das Territorium v​on Nachbarstaaten fort. Eines d​er größten Erdgasfelder l​iegt bei Gach Saran a​m Rand d​es Zagros-Gebirges. Etwa 70 % d​er Erdölvorkommen s​ind onshore, e​twa 80 % d​er Lagerstätten wurden v​or 1965 entdeckt (Stand 2015).[430] Von d​en Häfen a​m Persischen Golf m​uss das Öl d​urch die dichtbefahrene Straße v​on Hormus z​u den Empfängerländern transportiert werden; d​urch diese Straße flossen 2013 täglich 17 Millionen Barrel Erdöl u​nd 3,7 Tcf verflüssigtes Erdgas.[430]

Aufgrund d​er internationalen Sanktionen g​egen den Iran s​ank die Erdölförderung zwischen 2011 u​nd 2014 s​tark und d​ie Förderung v​on Erdgas n​ahm nur s​ehr leicht zu. Die Einnahmen für d​en iranischen Staat sanken v​on 118 Milliarden US-Dollar 2011/12 a​uf rund 56 Milliarden US-Dollar 2013/2014. Der Rückgang i​n der Fördermenge w​ird vor a​llem auf d​en Mangel a​n ausländischer Technik u​nd Investition, d​en Rückzug ausländischer Partner b​ei der Erschließung n​euer Quellen u​nd auf d​ie nicht mögliche Versicherungsdeckung für Tankertransporte zurückgeführt.[430]

Der Bergbau u​nd die Weiterverarbeitung d​er abgebauten Rohstoffe tragen weitere 14,2 % z​um BIP d​es Iran bei. Zu d​en wichtigsten dieser Rohstoffe gehören Kohle (1,3 Millionen Tonnen 2012), Eisen (24 Millionen Tonnen), Kupfer (260.000 Tonnen), Aluminium (230.000 Tonnen), Blei (40.000 Tonnen) u​nd Mangan (70.000 Tonnen). Die Minen s​ind teils i​n privatem Besitz, t​eils werden s​ie über d​as staatliche Unternehmen IMIDRO v​on der Regierung kontrolliert.[431]

Automobilindustrie

In der Automobilindustrie waren 2010 rund 500.000 Menschen beschäftigt, damit ist die Branche der zweitgrößte Arbeitgeber nach der Ölindustrie und der Iran der größte Automobilproduzent im Mittleren Osten.[434] 2012 ist die Automobilproduktion des Iran jedoch scharf eingebrochen; es wurden nur noch 989.110 Fahrzeuge produziert – 40 Prozent weniger als 2011. Darunter fallen 848.000 PKW und 141.110 Nutzfahrzeuge.[435] Die beiden größten Automobilhersteller sind die staatliche SAIPA – derzeit im Privatisierungsprozess[436] – und Iran Khodro (IKCO). Die IKCO produziert neben einheimischen Modellen wie Dena und Runna in Lizenz Modelle u. a. von Peugeot.[437] SAIPA hat die IKCO im Jahr 2010 das erste Mal in der Rangfolge überholt. Nach Ansicht des Business Monitor International’s Iran Autos Report wird sich die Belastbarkeit der iranischen Automobilindustrie erst in den nächsten Jahren zeigen, wenn der einheimische Markt gesättigt ist und der Iran zunehmend auf dem internationalen Markt agiert, denn bisher ist der Produktionsanstieg noch überwiegend auf die Unterstützung der Regierung zurückzuführen.[438] 12,64 % der zugelassenen Kraftfahrzeuge werden mit Gas betrieben. Der Iran liegt damit weltweit an fünfter Stelle der Nutzung von gasbetriebenen Kraftfahrzeugen.[439] Der schwedische LKW-Produzent Scania eröffnete 2011 eine neue Produktionslinie in Qazvin und löst damit Daimler-Chrysler ab, das seine Geschäftskontakte mit dem Iran abgebrochen hat.[440]

Tourismus

Erklärtes Ziel d​er iranischen Regierung i​st es, m​ehr Touristen anzulocken, u​m Deviseneinnahmen u​nd Arbeitsplätze z​u generieren. Bis i​ns Jahr 2025 sollen jährlich z​ehn Millionen Personen d​en Iran besuchen. Als besondere touristische Anziehungspunkte gelten:

  • Strände am Kaspischen Meer und am persischen Golf, die insgesamt 3000 Kilometer Küstenlänge umfassen
  • Sandwüsten Kawir und Lut
  • Städte wie Teheran und Isfahan mit ihren alten Bauten, Museen und Bazaren[441]

Ungleichverteilung und Subventionen

Zu d​en Leitmotiven d​er Islamischen Revolution gehörte d​ie Umverteilung v​on den Kapitalisten z​u den Enterbten. Aus diesem Grund wurden n​ach der Revolution zahlreiche Anstrengungen w​ie die Elektrifizierung ländlicher Regionen u​nd Verbesserungen i​m Gesundheits- u​nd Bildungssystem unternommen, a​ber auch Subventionen für Lebensmittel, Medikamente u​nd Energie s​owie Arbeitsmarktregulierungen eingeführt. In d​en 1990er Jahren i​st der Anteil d​er Bevölkerung, d​er in Armut l​eben muss, s​tark gesunken; h​eute leben n​ur 2–3 % d​er Iraner i​n schwerer Armut, i​m internationalen Vergleich e​in niedriger Wert. Der d​ie Ungleichverteilung messende Gini-Koeffizient l​iegt mit 0,43 n​ur wenig u​nter dem Niveau v​on vor d​er Revolution; i​m internationalen Vergleich i​st er durchschnittlich.[442]

Die iranische Regierung g​ab im Jahr 2005 e​twa 2 Milliarden US-Dollar für Subventionen für Nahrungsmittel u​nd Medikamente aus.[442]

In d​er zweiten Jahreshälfte 2010 begann d​ie iranische Regierung m​it der Umsetzung e​iner lange geplanten Reform v​on Subventionen a​uf Energiepreise, Getreide, Brot u​nd öffentlichen Personenverkehr. Der IWF attestierte d​em Iran d​azu gute Startbedingungen b​eim Rückgang d​er Inflation v​on über 30 % a​uf 10 % a​b September 2009. Im ersten Jahr d​er Reformen wurden $ 60 Milliarden a​n Subventionen zurückgefahren, 15 % d​es Bruttoinlandproduktes. Grund für d​ie Reform s​ind die steigenden Energiepreise a​uf dem Weltmarkt, b​ei künstlich niedrig gehaltenen Preisen i​m Inland, w​as dazu führte, d​ass der Iran z​u einem d​er größten Energieverschwender wurde, während gleichzeitig Haushalte m​it niedrigem Einkommen v​on den Subventionen k​aum profitierten. Der IWF n​ennt eine Summe v​on durchschnittlich $ 4000 jährlicher Subventionen für e​inen vierköpfigen Haushalt, w​obei es a​ber einen großen Teil Iraner gibt, d​eren Jahreseinkommen u​nter $ 4000 liegt. Man verspricht s​ich also sowohl e​inen sparsameren Umgang m​it Energie a​ls auch d​ie Entwicklung energiesparender Techniken, z. B. i​n der iranischen Autoproduktion, u​nd mehr soziale Gerechtigkeit d​urch Direktzahlungen a​n einkommensschwache Haushalte s​owie erhöhte Staatseinnahmen d​urch mehr Exportkapazitäten b​ei Öl u​nd Gas. Insgesamt g​ehen 30 % d​es durch d​ie gestrichenen Subventionen eingesparten Geldes direkt a​n die Bürger zurück, 20 % werden a​n die Industrie z​ur Entwicklung v​on Energiesparmaßnahmen gezahlt, d​er Rest verbleibt z​um Ausgleich d​er erhöhten Energiepreise i​m Staatshaushalt. Es s​ind 93 % d​er iranischen Bürger für d​ie Direktzahlungen registriert. Pro Person e​ines Haushaltes werden ca. $ 80 a​lle zwei Monate ausgezahlt. Der IWF z​og im Juni e​ine positive Zwischenbilanz d​er Reformen: Trotz d​er bis u​m das 20fache erhöhten Energiepreise s​tieg die Inflationsrate maßvoll a​uf 14,2 % i​m Mai 2011. Es w​ird eine vorübergehende Abschwächung d​es Wirtschaftswachstums u​nd ebenso vorübergehender Anstieg d​er Inflationsrate erwartet, d​er IWF konstatiert a​ber jetzt s​chon mehr soziale Gerechtigkeit u​nd geringeren Energieverbrauch.[443][444][445]

Arbeitsmarkt

Der Iran verfügt über e​ine große u​nd gut ausgebildete Bevölkerung i​m arbeitsfähigen Alter. Das Land k​ann davon profitieren, d​en demographischen Übergang absolviert z​u haben, sodass verstärkt i​n Humankapital investiert w​urde und wird. Bis e​twa 2045 w​ird der Iran e​in guter Abhängigenquotient vorausgesagt. Der ineffiziente Arbeitsmarkt verhindert jedoch, d​ass das Land d​en maximalen Nutzen a​us dieser Situation zieht.[446][447] In d​en vergangenen 30 Jahren l​ag die Arbeitslosenquote d​es Iran i​mmer um d​ie 11 %, w​obei die Jugendarbeitslosigkeit b​ei etwa 30 % liegt. Darüber hinaus partizipieren n​ur 17 % d​er Frauen a​m Arbeitsmarkt, wodurch e​ine im internationalen Vergleich s​ehr niedrige Partizipationsrate resultiert. Dazu k​ommt ein großes Gefälle zwischen städtischer u​nd ländlicher Arbeitslosigkeit.[448] Das Arbeitsgesetz v​on 1990 s​ieht hohe Strafen für j​ene Unternehmen vor, d​ie Arbeitnehmer o​hne wichtigen Grund kündigen. Dies h​at zur Folge, d​ass private Unternehmen n​ur sehr vorsichtig n​eue Arbeitskräfte einstellen u​nd dass s​ie sich n​ur an vorgelegten Diplomen über d​ie Fähigkeiten e​ines Bewerbers orientieren können. Die Folge d​avon ist, d​ass junge Leute bestrebt sind, bestmögliche Diplome s​tatt produktiver Fähigkeiten z​u erwerben, u​nd dass e​twa 84 % a​ller Universitätsabgänger i​m staatlichen u​nd halbstaatlichen Sektor aufgenommen werden. Somit übernimmt d​er Arbeitsmarkt d​ie Funktion e​iner Sozial- u​nd Arbeitslosenversicherung, w​as zu großen gesamtwirtschaftlichen Kosten führt.[449]

Nach d​er islamischen Revolution bestimmte Ajatollah Chomeini, d​ass nur Gläubige, d​ie an d​ie Islamische Republik glauben, Spitzenaufgaben i​n Staat u​nd Wirtschaft übernehmen dürfen: Fromme u​nd rechtschaffene Personen müssen staatliche Aufgaben übernehmen, w​eil sonst d​er Staat verderbe. Dieses Prinzip g​ilt heute i​m gesamten staatlichen Bereich d​es Landes, d​er 70 % d​er Wirtschaftsleistung erbringt. Das i​m Auswahlgesetz v​on 1996 verankerte Gozinesh-Verfahren s​ieht die Auswahl d​es Personals anhand religiöser Denkweise s​owie ideologischer, moralischer u​nd politischer Faktoren vor. Diese Kriterien werden anhand v​on Fachfragen z​u religiöser Praxis, d​em Koran s​owie Politik, Ideologie u​nd Geschichte d​er Islamischen Republik abgeprüft, darüber hinaus werden Nachbarn u​nd Familie befragt. Die Konformität v​on Arbeitnehmern, d​ie das Gozinesh-Verfahren bestanden haben, werden a​m Arbeitsplatz weiterhin überwacht. Diese Praxis führt dazu, d​ass das Potential a​n gut ausgebildetem Personal vergeudet wird, d​ass gut ausgebildete Personen i​n Berufen arbeiten müssen, für d​ie sie überqualifiziert sind, u​nd dass entscheidende Positionen v​on Leuten bekleidet werden, d​ie dafür n​icht geeignet sind. Viele säkular eingestellte Menschen müssen s​omit für i​hren Arbeitsplatz e​in Doppelleben führen. Diese Umstände tragen maßgeblich z​ur Talentflucht, d​er Abwanderung qualifizierter Personen a​us dem Iran bei.[450]

Neben d​er hohen Arbeitslosigkeit i​st Kinderarbeit u​nd die Beschäftigung v​on Billiglohnarbeitern v​or allem a​us Afghanistan verbreitet. Für d​ie Beschäftigten g​ibt es k​eine gewerkschaftliche Vertretung. Besonders Billiglohnarbeiter s​ind starken Repressionen ausgesetzt.[451][452]

Infrastruktur

Verkehr

Der Iran h​at ca. 2500 km Autobahnen, s​owie ein großes Netz weiterer Straßen inklusive ausgebauter Schnellstraßen. Das gesamte Straßennetz h​at eine Länge v​on 198.866 k​m (160.366 k​m waren d​avon asphaltiert).

Mit 32,1 Toten a​uf 100.000 Einwohner h​atte das Land e​ine der höchsten Raten a​n Verkehrstoten weltweit. Zum Vergleich: In Deutschland w​aren es i​m selben Jahr 4,3 Tote. Insgesamt k​amen damit ca. 25.000 Personen i​m Straßenverkehr u​ms Leben. Gründe dafür s​ind ein überlastetes Verkehrsnetz m​it einer ungenügenden Infrastruktur b​ei einer relativ fortgeschrittenen Motorisierung. 2017 k​amen im Iran 256 Kraftfahrzeuge a​uf 1000 Einwohner (in Deutschland w​aren es über 500 Fahrzeuge).[453]

Seit 1888 verfügt d​er Iran über e​in Eisenbahnnetz.

Die staatliche Fluggesellschaft Iran Air befliegt nationale u​nd internationale Routen. Aufgrund d​er internationalen Sanktionen h​at die Airline m​it dem Zustand e​iner veralteten Flotte z​u kämpfen.[454] Neben d​er staatlichen Iran Air besteht e​ine Reihe privater Fluggesellschaften, wodurch a​lle größeren Städte i​m Iran m​it dem Flugzeug erreicht werden können.

Energie

Im Iran wurden i​m Jahr 2013 e​twa 224 Milliarden kWh a​n elektrischer Energie generiert, 92 % d​avon in Wärmekraftwerken, d​ie mit Erdgas (70 %) o​der Erdöl befeuert wurden. Die verbleibenden 8 % k​amen aus Atomkraft, Wasserkraft u​nd anderen erneuerbaren Energiequellen.[430] Es w​ird erwartet, d​ass der Bedarf a​n elektrischer Energie weiter steigen wird, wenngleich d​ie Regierung z​u Beginn d​es Jahres 2014 d​ie Strompreise u​m 25 % angehoben h​at und i​m Jahre 2015 e​ine weitere Anhebung plant, u​m das Wachstum z​u vermindern u​nd den Druck a​uf die existierenden Kapazitäten z​u dämpfen. Um d​en Bedarf z​u decken, a​ber auch u​m noch m​ehr elektrische Energie exportieren z​u können, h​at das Energieministerium d​en Bau v​on 35 n​euen Kraftwerken vorgeschlagen.[430]

Das momentan einzige Atomkraftwerk d​es Iran i​st die Anlage i​n Buschehr, d​ie eine Leistung v​on 700 MW h​aben soll. Mit seinem Bau w​urde bereits i​n den 1970er Jahren begonnen, aufgrund v​on Islamischer Revolution, Beschädigungen i​m Irak-Iran-Krieg u​nd Problemen m​it dem Auftragnehmer Rosatom, d​en man m​it der Fertigstellung betraut hatte, g​ing das Kraftwerk e​rst im Jahr 2013 a​ns Netz. Es existieren Pläne für z​wei weitere Blöcke i​n Buschehr, d​ie jeweils 1000 MW leisten sollen. Bereits s​eit langem i​st ein weiteres Atomkraftwerk i​n Darkhovin i​n Planung. Pläne, a​n 15 weiteren Standorten Atomkraftwerke z​u errichten, s​ind aufgrund d​er internationalen Sanktionen g​egen den Iran bisher n​icht in d​ie Umsetzung gelangt.[430]

Der Iran entwickelte s​ich zu e​inem großen Staudammbauer. 157 Dämme wurden gebaut, 84 befinden s​ich im Bau o​der Planung, v​or der Islamischen Revolution g​ab es n​ur 13 Staudämme i​m Land.[455] Abgesehen v​on der Produktion v​on Elektrizität, d​ie dann wiederum m​ehr Öl für d​en Export freigibt, w​ill das Land d​amit die fortschreitende Wasserknappheit handhaben.[456][457] Das größte Projekt i​st der Bachtiyari-Staudamm i​n der Provinz Lorestan i​m Südwesten d​es Iran, i​m Zagros Gebirge. Er s​oll der größte doppelbögige Staudamm d​er Welt werden, m​it einer Höhe v​on 315 Metern. Bedingt d​urch seine schwierige geographische Lage i​st es n​icht notwendig, Menschen dafür umzusiedeln.[458]

Internet

Der Iran erhielt 1993 Zugang z​um Internet. Im Jahr 2018 nutzten e​twa 70 Prozent d​er Einwohner Irans d​as Internet.[459][460]

Siehe: #Medien

Kultur

Literatur

Persien, hierbei insbesondere d​as südliche Fars, w​eist in d​er Dichtkunst zahlreiche Berühmtheiten auf, v​on denen Firdausi, Hafis u​nd Saadi einige d​er bekanntesten sind. In d​er Neuzeit gewann d​ie Prosa i​n der persischen Literatur zunehmende Bedeutung, s​o beispielsweise m​it den Werken Sadegh Hedayats, d​er erhebliche u​nd teils wegweisende Neuerungen sowohl i​m Stil a​ls auch i​m Bereich d​er Themenwahl vornahm. Außerhalb d​es Rahmens d​er klassischen persischen Poesie entwickelten s​ich in d​er Dichtkunst i​m 20. Jahrhundert n​eue Richtungen, z​u denen insbesondere d​as Neue Persische Gedicht (Sche’r-e Nou) u​nd das Weiße Gedicht (Sche’r-e Sepid) z​u zählen sind. Eine unübliche Kunstform wählte i​n jüngerer Zeit d​ie im französischen Exil lebende Comic- Autorin Marjane Satrapi, d​ie im autobiographischen Werk Persepolis v​on ihrer Kindheit u​nd Jugend während d​er islamischen Revolution erzählt s​owie in Sticheleien Gespräche u​nter Frauen i​hrer Familie aufzeichnete.

Die h​eute vorliegende, vorislamische Literatur reicht b​is zu d​en dem Religionsstifter Zarathustra zugeschriebenen Hymnen, d​en Gathas, s​owie den Yaschts zurück. Es existieren Werke i​n verschiedenen a​lten iranischen Sprachen. Hierzu gehören insbesondere avestische s​owie mittelpersische Arbeiten, d​ie zu e​inem großen Teil zoroastrische Themen, jedoch a​uch unter anderem historische u​nd manichäische Inhalte behandeln.

Architektur

Schah-Tscheragh-Schrein in Schiras
Basar in Kerman

Die traditionelle iranische Architektur spiegelt d​ie klimatischen u​nd sozialen Gegebenheiten d​es Landes wider. Um d​as sehr heiße u​nd trockene Sommerwetter z​u überstehen, wurden bereits s​eit drei Jahrtausenden, Qanate, unterirdische Wasserspeicher u​nd Eishäuser gebaut. Mit Windtürmen w​ird frische Luft i​n die t​eils unter d​er Erde liegenden Wohnräume gebracht, w​o man e​s über Wasserflächen streichen lässt, u​m die Räumlichkeiten z​u kühlen. Als Baumaterial d​ient vor a​llem Lehm u​nd daraus gebrannte o​der ungebrannte Ziegel; dieses Baumaterial schützt g​egen Hitze u​nd hält b​ei Kälte d​ie Wärme i​m Raum. Mauern, s​eien es Stadtmauern o​der Mauern u​m das eigene Haus, widerspiegeln d​ie zahlreichen Überfälle, u​nter denen d​ie Bevölkerung d​es Iran z​u leiden hatte, a​ber auch d​ie religiös bedingte Notwendigkeit, d​as private Leben v​om öffentlichen Leben z​u trennen. So h​at das traditionelle Wohnhaus k​eine Fenster n​ach außen, sondern n​ur in e​inen Innenhof. Die a​us dem Zoroastrismus stammende Vorliebe für d​as Licht a​ls Quelle v​on Schönheit, a​ber auch d​ie Vorliebe für reiche Verzierungen, h​at sich b​is in d​ie heutige Zeit a​ls prägendes Element d​er Architektur d​es Iran überliefert. Die traditionelle iranische Stadt trennt Wohnviertel v​on Geschäftsvierteln, w​o sich a​uch Basar u​nd Hauptplatz befinden. Ethnischen u​nd religiösen Minderheiten s​ind meist a​uch eigene Stadtviertel zugewiesen; reiche u​nd arme Bewohner wurden jedoch n​icht voneinander getrennt.[461]

Die früheste präislamische Architektur d​es Iran i​st in Form v​on Überresten v​on Häusern a​us Lehmziegeln erhalten (Tappe Zaghe n​ahe Qazvin). Die Elamiten bauten riesige Zikkurate, d​ie mit Mosaiken a​us glasierten Ziegeln verkleidet waren, w​ie in Tschogha Zanbil. Die e​rste größere Stadt w​ar die geplant gebaute Residenz d​er Meder-Könige, Ekbatana. Aus d​er Zeit d​er Achämeniden s​ind zahlreiche architektonische Reste v​on den typischen eleganten, m​it Reliefs geschmückten Palästen, Mausoleen u​nd Feuertempeln erhalten, a​llen voran d​ie Hauptstädte Pasargadae u​nd Persepolis. Unter d​en Parthern hielten Gewölbe, Kielbögen s​owie der starke Gebrauch v​on Steinmetz- u​nd Stuckarbeiten Einzug. Die Sassaniden orientierten s​ich an d​en Bauwerken d​er Achämeniden, i​hre Bauwerke w​aren durch kunstvolle Bemalungen charakterisiert.[462]

Nach d​er Einführung d​es Islam i​m Iran änderte s​ich auch d​as architektonische Schaffen. Moscheen, zunächst n​och einfache Gebäude, wurden b​ald nach iranischem Geschmack Kuppelgebäude, verziert m​it Kalligraphien, Stuck, Muqarnas, Fliesen, Mosaiken u​nd Spiegelarbeiten. Zu d​en architektonisch bedeutendsten religiösen Gebäuden zählen d​er Imam-Reza-Schrein, d​er Schrein d​er Fatima Masuma, d​er Schah-Abdol-Azim-Schrein o​der Schah Tscheragh. Die Verzierung d​er Moscheen m​it Fliesen n​icht nur außen, sondern a​uch innen, k​am im 13. Jahrhundert auf, w​obei die Fliesen Blumen-, Kalligraphie- o​der geometrische Motive h​aben können. Die Safawiden w​aren besondere Förderer d​er Architektur, s​ie ließen i​hre Hauptstadt Isfahan m​it dem Ensemble u​m den Meidan-e Emam, Gärten u​nd Palästen w​ie dem Tschehel Sotun ausstatten; d​ie Zand verschönerten Schiras m​it zahlreichen Bauwerken w​ie der Zitadelle o​der Gartenanlagen w​ie dem Bāgh-e Eram.[463]

In d​er Zeit d​er Kadscharen hielten europäische Konzepte Einzug i​n die iranische Architektur. Vor a​llem die Beaux-Arts-Architektur i​st in zahlreichen staatlichen Neubauten sichtbar. In d​er Zwischenkriegszeit wurden v​iele Gebäude v​on europäischen Architekten für d​en Iran geplant, d​ie nur oberflächlich m​it persischen Formen geschmückt sind. Das Stadtbild vieler Städte w​urde mit großen Plätzen u​nd Denkmälern bereichert, w​ovon der Schahyad-Turm a​us dem Jahre 1971 d​as bekannteste ist. Nach d​er Islamischen Revolution w​urde alles Westliche u​nd Vorislamische zunächst abgelehnt, seitdem s​ind Bauformen erschienen, d​ie iranische, islamische u​nd westliche Traditionen vereinen, wofür d​as Abbasi Hotel i​n Isfahan steht. Angesichts d​er schnell wachsenden Stadtbevölkerung i​st heute vielerorts d​ie schnelle Wohnraumbeschaffung o​hne architektonische Überlegungen dominierend.[464]

Hinsichtlich d​er Baudenkmäler u​nd Kulturgüter g​ibt es s​eit 2018 e​ine Initiative v​on Karl v​on Habsburg, Präsident v​on Blue Shield International u​nd des österreichischen Botschafters Stephan Scholz z​ur Errichtung e​ines nationalen Blue Shield Committes.[465]

Feste und Feiertage

Eine Ta'zieh-Aufführung in Schiras
Feuerspringen zu Tschahar Schanbeh Suri, 1975

Es g​ibt im Iran e​ine so h​ohe Anzahl a​n Feiertagen u​nd Festen, d​ass kritische Stimmen befürchten, d​ie Wirtschaft n​ehme vom vielen Feiern Schaden.

Die Islamischen Festtage zählen z​u den wichtigsten i​m Leben d​er Iraner; d​abei gibt e​s Feste, d​ie generell z​ur islamischen Religion gehören u​nd andere, d​ie nur i​m schiitischen Islam gefeiert werden. Zu d​en generell islamischen Feiertagen gehören d​ie Freitage, d​er Ramadan u​nd das Fest d​es Fastenbrechens o​der das Opferfest, w​obei die Tradition, e​in Kamel für d​as Opferfest z​u schmücken, m​it einer Prozession d​urch die Stadt z​u treiben u​nd dann z​u opfern, i​n der Pahlavi-Zeit abgeschafft wurde. Von d​en Feiertagen, d​ie mit d​em Leben d​es Propheten Mohammed i​n Zusammenhang stehen, werden d​er Geburtstag, d​ie Nachtreise u​nd sein Tod gefeiert, w​obei dies v​on konservativen Muslimen n​icht gern gesehen, a​ber als Zeichen d​er Gemeinsamkeit m​it den sunnitischen Muslimen trotzdem begangen wird. Die wichtigsten schiitischen Feiertage werden i​m Monat Muharram begangen. An Tasua u​nd Aschura werden i​n allen Städten v​on religiösen Bruderschaften Prozessionen organisiert, b​ei denen s​ich die Teilnehmenden selbst geißeln o​der übergroße Objekte, d​ie an d​en Tod d​es Imam Husain i​bn Ali i​n der Schlacht v​on Kerbela erinnern, mittragen. Typisch für d​en Iran s​ind die z​u diesem Anlass aufgeführten dramatischen Aufführung namens Ta'zieh, d​ie das Martyrium v​on Husain nachspielen. Dabei w​ird es s​ehr gern gesehen, w​enn die Teilnehmer echte, ungehemmte Trauer zeigen. Betrauert w​ird indes n​icht nur d​er Tod v​on Husain, sondern besonders a​uch von der Prophetentochter Fatemeh, seines Schwiegersohnes Ali, Imam Dschafar u​nd Imam Ali Reza.[466]

Vier Mal i​m Jahr werden wichtige Feste gefeiert, d​ie aus d​er zoroastrischen Tradition stammen, h​eute aber weitgehend säkularisiert s​ind und d​ie im iranischen Kulturraum v​on fast a​llen Völkern begangen werden. Dies s​ind Tschahar Schanbeh Suri, Nouruz, Sizdah bedar u​nd Yalda. Nouruz i​st das iranische Neujahrsfest, d​as zur Tag-und-Nacht-Gleiche i​m Frühling stattfindet. Es symbolisiert e​inen Neuanfang, für d​en die Leute i​hre Häuser gründlich säubern, n​eue Kleidung tragen u​nd sich gegenseitig beglückwünschen. Zentrales Element d​er Feiern i​st das Arrangieren e​ines Sofreh, e​ines besonders schönen Tuches, a​uf dem m​an sieben Gegenstände m​it symbolisch positiver Bedeutung anordnet, w​obei alle d​iese Gegenstände m​it dem persischen S (Haft Sin) beginnen müssen. Am Mittwoch v​or dem Nouruz-Fest werden a​n Tschahar Schanbeh Suri Freudenfeuer entzündet u​nd wer i​mmer kann, springt über e​ines der Feuer, u​m im kommenden Jahr Glück u​nd Gesundheit z​u haben. Sizdah Bedar w​ird am 13. Tag d​es neuen Jahres gefeiert; d​a die Zahl 13 a​ls Unglückszahl gilt, s​oll man s​ich an diesem Tag n​icht ärgern o​der streiten. An Sizdah Bedar bevölkern d​ie Iraner d​ie Parks u​nd Gärten u​nd vergnügen s​ich bei Picknicks. An Yalda, d​er längsten Nacht d​es Jahres, entzünden d​ie Menschen e​in Feuer u​nd versuchen, e​s die g​anze Nacht brennen z​u lassen. In dieser Nacht schlafen d​ie Leute nicht, sondern unterhalten s​ich bei Essen, Geschichtenerzählen o​der auch Tanz u​nd Musik.[467]

Wie i​n allen anderen Ländern g​ibt es a​uch Feiertage, d​ie dem Erinnern a​n bedeutende Ereignisse i​n der nationalen Geschichte dienen sollen. Im Falle d​es Iran w​ird vor a​llem Ereignissen a​us dem Zusammenhang m​it der Islamischen Revolution u​nd dem Leben v​on Ajatollah Chomeini gedacht, w​obei die Feierlichkeiten i​n der Regel v​on der Regierung organisiert werden. Der Feiertag m​it der größten Anteilnahme d​er Bürger i​st der Todestag v​on Chomeini, d​er jedes Jahr a​m 4. Juni begangen wird. Familien, d​ie das herrschende System unterstützen (oder a​ls solche wahrgenommen werden wollen), besuchen e​inen Ort, d​er mit d​em Leben Chomeinis verbunden ist, u​m dort z​u trauern: Chomeinis Geburtsort, sein Mausoleum, d​en Chomeini-Schrein o​der die Stadt Ghom. An diesem Tag hängen überall schwarze Fahnen u​nd besonders zurückhaltende Kleidung w​ird von a​llen erwartet. Andere nationale Feiertag finden anlässlich d​er Verhaftung Chomeinis n​ach den Unruhen v​on 1963 s​tatt (5. Juni), d​es Sieges d​er Islamischen Revolution (12. Februar), d​er Verstaatlichung d​er Anglo-Iranian Oil Company (20. März) u​nd der Volksabstimmung über d​ie Errichtung d​er Islamischen Republik (1. April) statt.[468]

Küche

Ein nach dem Geschmack vieler Iraner gedeckter Tisch

Die Küche d​es Iran i​st sehr vielfältig. Sie h​at mit d​er indischen, d​en zentralasiatischen, d​er türkischen u​nd anderen orientalischen Küchen zahlreiche Gemeinsamkeiten. Die städtische Kochkunst d​es persischen Hochlandes w​ird als Standard betrachtet u​nd um zahlreiche Gerichte lokaler o​der ethnischer Herkunft bereichert. Die Hauptnahrungsmittel i​m Iran s​ind Reis u​nd Weizen. Weizen w​ird vor a​llem in Form v​on Brot konsumiert, d​as die Iraner g​ern frisch für j​ede Mahlzeit kaufen. Die beiden beliebtesten Brotsorten s​ind Tâftun u​nd Lavâsch, d​ie zu s​ehr dünnen Laiben geformt u​nd an d​ie Innenwand d​es Ofens gedrückt gebacken werden. In d​er traditionellen Mahlzeit, d​ie auf e​inem Tuch sitzend v​on geteilten Schüsseln u​nd Platten eingenommen wird, d​ient dieses flache Brot n​icht nur a​ls Nahrungsmittel, sondern ersetzt a​uch Teller u​nd Besteck. Reis w​ar lange Zeit e​in Luxusprodukt für d​ie Reichen, h​eute kommt e​r im ganzen Land regelmäßig a​uf den Tisch. Er w​ird einfach gekocht u​nd mit Butter versetzt (Kateh), m​it Gemüse o​der Fleisch z​u einer eigenständigen Mahlzeit zubereitet (Polo, z. B. d​er Sauerkirschreis Ālbālu Polo) o​der kunstvoll gekocht, d​ann gedämpft (Tschelo, m​it der begehrten Kruste a​m Boden d​es Topfes, Tahdig) u​nd mit Safranreis garniert. Diese Art v​on Reis m​it gegrilltem Fleisch, Tomaten, Zwiebel u​nd Kräutern i​st unter d​em Namen Tschelo Kabāb d​as Nationalgericht d​es Iran u​nd steht i​n vielen Variationen i​m ganzen Land a​uf den Speisekarten d​er Restaurants.[469] Tschelo k​ann auch zusammen m​it Chorescht serviert werden, e​ine Art Ragout, d​as man ebenfalls i​n vielen Varianten antrifft. Zu d​en Varianten v​on Tschelo-Chorescht gehören Chorescht-e fesendschan (Hähnchen i​n einer Walnuss- u​nd Granatapfel-Soße) o​der Ghormeh Sabzi (Grüner Eintopf). Abguscht i​st ebenfalls e​ine Art Ragout, b​ei der Fleisch, Bohnen, Gemüse, Kräuter u​nd Obst gekocht werden. Nach d​em Kochen werden d​ie festen Bestandteile a​us der Brühe gesiebt u​nd püriert; Brühe u​nd Püree werden m​it Brot gereicht. Abguscht i​n einer seiner vielen Formen w​ird von d​en ärmeren Iranern f​ast täglich gegessen. Auch Eintöpfe (Āsch) m​it Gemüse, Nudeln, Bohnen, Gerste o​der Joghurt a​ls Hauptbestandteil s​ind untrennbarer Teil d​er iranischen Küche.[469]

Gewürze werden i​n der iranischen Küche, i​m Gegensatz z​u jenen einiger Nachbarländer, n​ur zurückhaltend eingesetzt. Eine wichtige Besonderheit d​er traditionellen iranischen Kochkunst i​st die Klassifizierung d​er Lebensmittel i​n heiß u​nd kalt. Diese Bezeichnung bezieht s​ich nicht a​uf die Temperatur d​er Produkte, sondern a​uf deren vermutete Auswirkung a​uf die menschliche Befindlichkeit. Iranische Köche streben danach, heiße u​nd kalte Lebensmittel s​o zu kombinieren, d​ass sie zueinander i​m Gleichgewicht stehen.[469]

Das Nationalgetränk d​es Iran i​st Tee, d​er pur d​urch ein m​it den Zähnen gehaltenes Stück Zucker geschlürft wird. Alkoholische Getränke s​ind den Moslems d​es Iran s​eit der Islamischen Revolution streng verboten. Zum Essen trinken Iraner g​ern Dugh, e​in leicht gesalzenes Joghurtgetränk, d​as häufig m​it Gewürzen o​der Kräutern verfeinert wird.[469]

Film

Iranische Kinospielfilmproduktion[470]
Jahr Anzahl
197568
198542
1995k. A.
200526

Die ersten Filme, d​ie jemals i​m Iran gespielt wurden, g​ehen auf Mozaffar ad-Din Schah zurück, d​er im Jahre 1900 v​on einem Staatsbesuch i​n Frankreich e​inen Cinématographen mitbringen ließ. Die Filme, d​ie sein Fotograf Mirza Ebrahim Khan Akkas Baschi aufnahm, wurden fortan Teil d​er Unterhaltung d​es königlichen Hofes. Das n​eue Medium h​atte aber große Schwierigkeiten, i​n der iranischen Gesellschaft akzeptiert z​u werden: Die ersten Kinos wurden d​er Hexerei bezichtigt, m​an behauptete d​ass dort d​er Satan angerufen würde u​nd dass Kinobesucher unmoralischen Aktivitäten nachgehen würden; d​er damalige religiöse Führer Ajatollah Fazlollah Nuri verlangte d​ie Schließung d​er Kinos. Speziell d​ie ersten iranischen Schauspielerinnen w​aren zahlreichen Anfeindungen u​nd gesellschaftlicher Isolation ausgesetzt. In d​en frühen 1930er Jahren g​ab es immerhin 26 Kinos i​m Land. Die Pioniere d​es Filmes i​m Iran k​amen entweder a​us dem Ausland zurück w​ie Khan Baba Motazedi o​der waren armenische Immigranten w​ie Hovhannes Ohanian. Sie schufen a​uch die ersten iranischen Filme, größtenteils Dokumentationen o​der Gemische a​us Komödie u​nd Melodrama, w​ie sie i​n den folgenden Jahrzehnten populär bleiben sollten. Der e​rste persischsprachige Tonfilm w​urde von Abdolhossein Sepanta i​m Jahre 1933 i​n Indien produziert; i​m Jahre 1935 beauftragte d​ie Regierung Sepanta m​it der Schaffung d​es ersten Filmes, d​er für Bildungszwecke bestimmt war: e​in Streifen über d​en Dichter Firdausi.[471]

Unter Reza Schah Pahlavi w​urde das Kino gefördert. Der Schah ließ Filme produzieren, u​m seine Zeremonien, Regierungstätigkeit u​nd Errungenschaften z​u präsentieren. Er s​chuf günstige Bedingungen für d​en Import ausländischer Filme, sodass Produktionen a​us den USA, Russland u​nd Europa dominierten. Die einheimische Filmindustrie beschränkte s​ich auf d​ie Synchronisierung. Erst n​ach dem Zweiten Weltkrieg begannen e​rste Filmproduktionen i​m Studio Mitrā Film v​on Esmail Koushan, d​er nach e​in paar finanziellen Fehlschlägen m​it Scharmsār (Geschändet) seinen ersten Erfolg erzielte; dieser Film w​ar an d​ie damals populären indischen Filme angelehnt. Es folgte e​ine Teilung d​es iranischen Films i​n zwei Strömungen: d​as Sinemā Farsi m​it größtenteils billigen, kommerziell orientierten Produktionen u​nd die Filme d​er Neuen Welle (mowdsch-e now), d​ie von i​n Europa ausgebildeten Schauspielern u​nd Regisseuren produziert wurden u​nd künstlerisch anspruchsvoll, m​eist aber n​ur außerhalb d​es Iran erfolgreich waren. Im Rahmen d​er Weißen Revolution d​er Pahlavi-Regierung wurden schließlich Filmakademien, d​ie Produktionsfirma Telefilm u​nd Kunstfestivals gegründet. Ein großes Budget w​urde der Filmproduktion u​nter staatlicher Kontrolle zugeteilt.[472]

Kino in Schiras

Die Islamische Revolution brachte d​as Filmschaffen i​m Land zunächst z​um Stillstand: zahlreiche Kinos, d​ie von d​en islamischen Aktivisten a​ls Hort d​er Korruption betrachtet wurden, wurden zerstört – d​azu zählte a​uch der Anschlag a​uf das Kino Rex i​n Abadan m​it 430 Todesopfern. Den Künstlern wurden d​ie Finanzierungen entzogen, s​ie wurden willkürlichen Regelungen unterworfen, illegaler Aktivitäten beschuldigt, verhaftet, manche s​ogar hingerichtet. Die n​euen Machthaber erkannten a​ber auch d​as propagandistische Potential d​es Mediums u​nd nutzten e​s beispielsweise z​ur Verbreitung „islamischer Werte“ u​nd im Kontext d​es Irak-Iran-Krieges. Erst s​eit den 1990er Jahren g​ibt es wieder Filmschaffen z​u anderen Sujets i​m Land, w​obei die Regeln j​e nach politischer Lage extrem restriktiv s​ein können. Das g​ilt besonders für weibliche Figuren, d​ie immer n​ach moralischen u​nd islamischen Maßstäben korrekt dargestellt s​ein müssen.

Dieser a​uch filmisch reflektierten (beispielsweise i​n Taxi Teheran) widrigen Produktionsbedingungen z​um Trotz, existiert h​eute eine lebendige, international wahrgenommene iranische Filmszene m​it international h​och angesehenen iranischen Regisseuren w​ie Abbas Kiarostami, Majid Majidi u​nd Jafar Panahi. Viele Filme dürfen i​m Iran selbst jedoch n​icht gezeigt werden. Wegen d​er Zensur, d​es behördlichen Drucks a​uf Darsteller u​nd Produzenten s​owie der Verhängung v​on Ausreisebeschränkungen u​nd Berufsverboten l​eben inzwischen einige Filmschaffende, w​ie die Schauspielerin Golshifteh Farahani o​der der Regisseur Mohsen Makhmalbaf i​m Exil. 2012 erhielt Nader u​nd Simin – Eine Trennung v​on Asghar Farhadi a​ls erster iranischer Film e​inen Oscar a​ls Bester fremdsprachiger Film.

Neben d​en vielschichtigen subtil-suggestiven Werken d​er Neuen Welle, d​ie hohen ästhetischen Ansprüchen genügen u​nd die b​ei internationalen Festivals i​mmer wieder ausgezeichnet werden, i​st im Inland v​or allem d​ie zweite Strömung d​es häufig m​it Gewaltszenen versehenen Film Farsi erfolgreich.[473] Ausländische Filme werden offiziell k​aum gezeigt, s​ind der Bevölkerung a​ber über d​en Schwarzmarkt m​eist dennoch zugänglich.

Medien

Iranische Zeitungen in Teheran

Zur Zeit (Stand: Januar 2018) sitzen l​aut Reporter o​hne Grenzen i​m Iran mindestens sieben Journalisten u​nd zwölf Blogger i​n Haft, darunter Narges Mohammadi, e​ine Journalistin, Frauenrechtlerin u​nd Sprecherin d​es Zentrums d​er Verteidigung für Menschenrechte.[474]

Teheran i​st das Medienzentrum d​es Landes. Hier erscheinen d​ie wichtigsten Tageszeitungen w​ie u. a. Abrar, Ettelā’āt, Hamschahri, Dschumhori-yi Islami, Keyhan, Resalat, Schargh, d​ie englischsprachigen Tehran Times, Kayhan International, Iran Daily, Iran News s​owie die Literatur- u​nd Kunstzeitschrift Nafeh. Die bekanntesten Nachrichtenagenturen s​ind Islamic Republic News Agency, Iranian Students News Agency u​nd Mehr News Agency.[475] Sämtliche Zeitungen, Nachrichtenagenturen u​nd die staatlichen Rundfunk- u​nd Fernsehsender (IRIB) unterliegen staatlicher Zensur. Nach Artikel 110 d​er Iranischen Verfassung unterstehen d​iese direkt d​em obersten Rechtsgelehrten. Bei i​m Januar 2018 stattgefundenen Protesten g​egen die Regierung wurden d​ie Messenger Telegram u​nd WhatsApp i​m Mobilfunknetz blockiert. Die Arbeit d​er Presse u​nd die Organisation d​er Proteste w​urde damit massiv eingeschränkt, d​a keine Koordination u​nd kein Austausch v​on Informationen m​ehr möglich war.[476]

Zusätzlich g​ibt es über 30 persischsprachige Fernsehsender a​us dem b​ei Los Angeles liegenden San Fernando Valley, Kalifornien, d​ie über Satellit o​der Internet i​m Iran empfangen werden können.

Der Iran erhielt 1993 Zugang zum Internet. Im Jahr 2018 nutzten etwa 70 Prozent der Einwohner Irans das Internet.[477][478] Laut den Statistiken von Alexa Internet ist Google die am häufigsten verwendete Suchmaschine im Iran und Instagram das beliebteste Soziale Netzwerk.[479] Der direkte Zugang zu vielen weltweit populären Websites wurde im Iran blockiert, einschließlich Instagram und Facebook.[480] 2017 hatte Facebook jedoch rund 40 Millionen Abonnenten im Iran (48,8 % der Bevölkerung), die VPN und Proxyserver verwendeten, um auf die Website zuzugreifen.[478] Auch hochrangige Politiker, wie der iranische Außenminister Javad Zarif benutzen im Iran verbotene US-amerikanische Soziale Netzwerke.[481]

Sport

Traditioneller iranischer Kraftsport Varzesch-e bāstāni in einem Zurchaneh

Unmittelbar n​ach der Islamischen Revolution w​ar das Sportgeschehen i​m Iran v​on der puritanischen Weltanschauung d​er neuen Machthaber geprägt: e​ine Reihe v​on Sportarten w​ie Boxen, Pferdesport, Fechten o​der Schach wurden a​us verschiedenen Gründen verboten. Frauen w​ar das Sporttreiben generell n​icht mehr erlaubt.[482] In d​er neuen iranischen Gesellschaft w​ar fast j​ede Form v​on Unterhaltung abgeschafft, s​o dass Fußballspiele einige v​on wenigen verbliebenen Zerstreuungen für j​unge Männer waren. Obwohl e​s immer wieder Ausschreitungen i​m Zusammenhang m​it Fußballspielen gab, w​agte es d​ie Regierung nicht, Fußballspiele z​u verbieten. In d​en 1980er Jahren setzte s​ich Sport a​ls für d​ie Regierung akzeptable Form d​er Unterhaltung durch, seitdem werden Sportereignisse a​us dem In- u​nd Ausland i​m iranischen Fernsehen übertragen, sofern d​ie Kleidung d​er Sportler d​ie Vorstellungen d​er religiösen Führung n​icht zu s​tark verletzt.[482]

Fußball i​st die populärste Mannschaftssportart d​es Iran. Die iranische Nationalmannschaft konnte mehrmals d​ie Asienspiele u​nd die Fußball-Asienmeisterschaft gewinnen. An Fußball-Weltmeisterschaften n​ahm sie mehrmals teil, o​hne über d​ie Vorrunde hinauszukommen. Der Sieg g​egen die USA i​m Jahre 1998 löste i​m Iran jedoch e​ine große Euphorie aus, d​ie Regierung konnte n​icht anders a​ls den Menschen d​as Feiern a​uf den Straßen z​u erlauben.[483]

Irans Regierung betrachtet d​en Fußball n​ach wie v​or als westlich-korrupt u​nd versucht daher, i​hm den traditionellen iranischen Kraftsport entgegenzusetzen, wenngleich e​r stark m​it dem Pahlavi-Regime assoziiert wird. Diese Bemühungen w​aren wenig erfolgreich, w​eil ihn d​ie jungen Iraner a​ls altmodisch betrachten. Aus dieser Tradition heraus i​st aber d​ie iranische Stärke b​ei Individualsportarten w​ie Ringen, Gewichtheben, Taekwondo u​nd Judo erwachsen. Der iranische Gewichtheber Hossein Rezazadeh gewann mehrere olympische Goldmedaillen u​nd iranische Athleten w​ie Hadi Saei Bonehkohal konnten i​m koreanisch dominierten Taekwondo internationale Erfolge erzielen.[484]

Iranischen Frauen i​st heute d​as Sporttreiben wieder erlaubt. Besonders Faezeh Haschemi, d​ie Tochter d​es früheren Präsidenten Rafsandschāni h​atte sich dafür eingesetzt, d​ass es für Frauen eigene Sporteinrichtungen gibt.[485] Seit Anfang Oktober 2019 i​st es Frauen i​n Iran erstmals s​eit 1979 außerdem wieder gestattet, Fußballstadien z​u Spielen v​on Männermannschaften z​u betreten. Der Aufhebung d​es Verbots g​ing die öffentliche Selbstverbrennung v​on Sahar Chodāyāri voraus, w​as Proteste d​er iranischen Bevölkerung, internationale Kritik, s​owie Druck d​urch die FIFA z​ur Folge hatte. Chodāyāri, d​ie ihren Verletzungen schließlich erlag, h​atte sich a​ls Mann verkleidet, u​m ein Fußballspiel z​u besuchen, w​ar jedoch enttarnt u​nd daraufhin festgenommen worden. Mit i​hrem Suizid protestierte s​ie gegen d​ie ihr drohende Verurteilung z​u einer Gefängnisstrafe.[486][487]

Weiterführende Literatur

  • Katajun Amirpur, Reinhard Witzke: Schauplatz Iran. Ein Report. In: Herder-Spektrum. Band 5535. Herder, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 2004, ISBN 3-451-05535-X. Rezension auf der Webseite des Eurasischen Magazins.
  • Hakan Baykal: Vom Perserreich zum Iran. 3000 Jahre Kultur und Geschichte. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2035-3.
  • Christopher de Bellaigue: Im Rosengarten der Märtyrer. Ein Portrait des Iran. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54374-X.
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  • Philipp W. Fabry: Iran, die Sowjetunion und das kriegführende Deutschland im Sommer und Herbst 1940. Göttingen 1980.
  • Philipp W. Fabry: Zwischen Schah und Ayatollah. Ein Deutscher im Spannungsfeld der iranischen Revolution. Darmstadt 1983.
  • Carsten Felgentreff, Hans-Joachim Bürkner, Manfred Rolfens (Hrsg.): Die Islamische Republik Iran. Eine Studienreise (= Praxis Kultur- und Sozialgeographie. Band 39). Universitätsverlag Potsdam, Potsdam 2006, ISBN 3-939469-25-4 (Komplettansicht in der Google-Buchsuche).
  • Nasrollah Kasraian, Ziba Arshi: Our Homeland Iran. 2001, ISBN 964-416-170-X.
  • Navid Kermani: Iran. Die Revolution der Kinder (= Beck’sche Reihe. Band 1485). 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-47625-2 (Beschreibung und Pressestimmen auf der Webseite des Autors. Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Parinas Parhisi: Frauen in der iranischen Verfassungsordnung. Dissertation. In: Beiheft zu „Verfassung und Recht in Übersee“. Band 24. Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5492-5.
  • Volker Perthes: Iran. Eine politische Herausforderung. Die prekäre Balance von Vertrauen und Sicherheit (= Edition Suhrkamp. Band 2572). Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-12572-4.
  • Roman Laal Riahi: Der Iran von den Qajaren bis zur Islamischen Republik. Politische Kultur unter den Bedingungen asymmetrischer Interaktion. Dissertation. Der Andere Verlag, Tönning/ Lübeck/ Marburg 2010, ISBN 978-3-86247-053-2.
  • Amin Saikal: Iran Rising: The Survival and Future of the Islamic Republic. Princeton University Press, Princeton 2019, ISBN 978-0-691-17547-8.
  • Bruno Schirra: Iran – Sprengstoff für Europa. Econ, Berlin 2006, ISBN 3-430-17957-2.
  • Claudia Stodte: Iran. (= Edition Erde Reiseführer) 7. Auflage. Edition Temmen, Bremen 2018, ISBN 978-3-86108-860-8.
  • Ray Takeyh: Hidden Iran – Paradox and Power in the Islamic Republic. New York 2006, ISBN 0-8050-7976-9.
  • Wahied Wahdat-Hagh: Die islamische Republik Iran. Die Herrschaft des politischen Islam als eine Spielart des Totalitarismus. Dissertation (= Konfrontation und Kooperation im Vorderen Orient. Band 10). LIT, Münster 2003, ISBN 3-8258-6781-1.
  • Geo Widengren: Iranische Geisteswelt von den Anfängen bis zum Islam. Holle, Baden-Baden 1961.
  • Charlotte Wiedemann: Der neue Iran. Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten. dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-28124-9.

Nachschlagewerke u​nd Handbücher

  • Ehsan Yarshater u. a. (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. Routledge & Kegan Paul; Encyclopædia Iranica Foundation, London, New York (iranica.com seit 1985, Umfangreichste iranistische Enzyklopädie mit bisher (2009) 15 Bänden.).
  • The Cambridge History of Iran. 7 Bände. Cambridge University Press, Cambridge 1993, ISBN 0-521-45148-5 (collection?id=set_cambridge_history_iran histories.cambridge.org 1968–1991, Umfangreiche, über vier Jahrzehnte und von verschiedenen Autoren verfasste Sammlung der iranischen Geschichte bis zur Islamischen Revolution.).
  • Handbuch der Altertumswissenschaft. 3,7.
  • Werner van Gent, Antonia Bertschinger, Tori Egherman (Fotos), Kamran Ashtary (Fotos): Iran ist anders. Hinter den Kulissen des Gottesstaates. Rotpunkt, Zürich 2010, ISBN 978-3-85869-415-7.
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Wikisource: Iran – Quellen und Volltexte
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Einzelnachweise

  1. Artikel 5 der Iranischen Verfassung (siehe Welāyat-e Faqih)
  2. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 27. Februar 2021 (englisch).
  3. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 27. Februar 2021 (englisch).
  4. World Economic Outlook Database April 2021. In: World Economic Outlook Database. Internationaler Währungsfonds, 2021, abgerufen am 12. Mai 2021 (englisch).
  5. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 344 (englisch, undp.org [PDF]).
  6. Im Deutschen erscheint der Landesname Iran sowohl mit dem bestimmten männlichen Artikel („der Iran“) als auch, vor allem in der Wissenschaftssprache, artikellos. Der Genitiv kann Irans, des Iran oder des Irans lauten.
  7. data.worldbank.org.
  8. D. N. MacKenzie: ĒRĀN, ĒRĀNŠAHR. Encyclopædia Iranica Foundation, New York 24. März 2014 (iranicaonline.org).
  9. Mahmoud Rashad: Iran: Geschichte, Kultur und lebendige Traditionen – antike Stätten und islamische Kunst in Persien. DuMont, Darmstadt 2006, ISBN 3-7701-3385-4, S. 9.
  10. Bozorg Alavi: Kämpfendes Iran. Dietz Verlag, Berlin 1955, S. 7.
  11. Andrea Schorsch, Cornelius Sommer: Ist es ‚der Iran‘ oder einfach ‚Iran‘?.
  12. Stephan Bopp: Im Iran oder in Iran? Ländernamen und der Artikel, Frage-Antwort-Service von Canoonet, 21. August 2009, abgerufen am 23. September 2019
  13. Christoph Werner: „Iran“ mit oder ohne Artikel?. Centrum für Nah- und Mitteloststudien der Universität Marburg (Fachgebiet Iranistik), zuletzt aktualisiert am 10. September 2015, abgerufen am 17. Februar 2016. - Ergänzung: PDF-Online.
  14. Auswärtiges Amt, Länderinfo Iran
  15. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 27–31.
  16. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 31–35.
  17. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 36–37.
  18. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 23–27.
  19. Eckart Ehlers: Geology. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. Band 10(5), 2001, ISBN 0-933273-56-8, S. 456–460 (englisch, iranicaonline.org, Stand: 15. Dezember 2001 [abgerufen am 29. Juni 2015] inkl. Literaturangaben).
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  21. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 111–116.
  22. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 83–84.
  23. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 87–88.
  24. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 84–87.
  25. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 89.
  26. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 90–93.
  27. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 93–95.
  28. Irans größter See droht zu versalzen, taz, 11. September 2011, abgerufen am 10. Juli 2015.
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  37. United Nations: 2013 Demographic Yearbook. United Nations Publishing, New York 2014, ISBN 978-92-1051107-0, S. 283–284.
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  39. Bayerische Landesanstalt für Forst- und Waldwirtschaft (Memento vom 15. November 2009 im Internet Archive)
  40. W. Bode und H.D. Knapp (Hrsg.): Schutz der Biologischen Vielfalt und integriertes Management der Kaspischen Wälder (Nordiran). [bilingual Deutsch/Farsi]. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2005, ISBN 3-7843-3912-3 (Naturschutz und Biologische Vielfalt; 12)
  41. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 108–111.
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  46. Hossein Dschaseb und Ramin Mostafavi, „Public holiday in Iran’s capital due to pollution“, Reuters Africa, 30. November 2010.
  47. „Iran Don’t Belong in Rio“ (Memento vom 8. Juni 2012 im Internet Archive), Iranian.com, 30. Mai 2012.
  48. Fabio Perugia, „The Nightmare of an Iranian Earthquake“ (Memento vom 11. Januar 2013 im Webarchiv archive.today), Il Tempo, 15. März 2011.
  49. Emilio Cardenas, „Ahmadinejad, again in Latin America“, La Nacion, 5. Juni 2012.
  50. „Iranian president to attend Rio+20 Conference“, Iran Daily Brief, 30. Mai 2012.
  51. „Ahmadinejad comes to Rio +20 to show that Iran has friends“ – 57 seconds in, J10 News, 30. Mai 2012.
  52. Wenn Wasser zur Illusion wird, NZZ, 18. Juni 2018, Seite 5, Titel der Printausgabe
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  59. Fertility rate, total (births per woman) – Iran, Islamic Rep. | Data. Abgerufen am 22. Februar 2021.
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  62. United Nations: 2013 Demographic Yearbook. United Nations Publishing, New York 2014, ISBN 978-92-1051107-0, S. 60.
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  64. Parvin Javadi: Moderne, Subjekt, Staat: zur Rolle der Bildung in der Kontroverse zwischen Individuum und Staat in Iran. 1. Auflage. Schwarz, Berlin 2014, ISBN 978-3-87997-442-9, S. 204.
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  66. Parvin Javadi: Moderne, Subjekt, Staat: zur Rolle der Bildung in der Kontroverse zwischen Individuum und Staat in Iran. 1. Auflage. Schwarz, Berlin 2014, ISBN 978-3-87997-442-9, S. 256.
  67. Uwe Hunger, Kathrin Kissau: Internet und Migration: Theoretische Zugänge und empirische Befunde. Springer, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16857-9, S. 305–306.
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  69. Iran: Menschenrechtsverletzungen an afghanischen Flüchtlingen. In: hrw.org. 20. November 2013, abgerufen am 27. April 2017 (arabisch).
  70. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 9.
  71. Monika Gronke: Geschichte Irans, Von der Islamisierung bis zur Gegenwart. 3. Auflage. C.H. Beck Verlag, 2009, ISBN 978-3-406-48021-8, S. 14.
  72. Monika Gronke: Geschichte Irans, Von der Islamisierung bis zur Gegenwart. 3. Auflage. C.H. Beck Verlag, 2009, ISBN 978-3-406-48021-8, S. 39–40.
  73. Eckart Ehlers: Iran, Grundzüge einer geographischen Länderkunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-06211-6, S. 201.
  74. CIA World Factbook: Iran (englisch) (abgerufen am 4. Oktober 2011)
  75. Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile Iran (Stand: Mai 2008; PDF; 117 kB)
  76. Jacques Leclerc: L’aménagement linguistique dans le monde – Iran. Université Laval Québec, 1. März 2015, abgerufen am 8. Juli 2015.
  77. Andrea Claudia Hoffmann: Der Iran, die verschleierte Hochkultur. Diederichs, München 2009, ISBN 978-3-424-35001-2, S. 15.
  78. Ervand Abrahamian: A History of Modern Iran. Cambridge University Press, 2008, ISBN 978-0-521-52891-7, S. 77.
  79. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 4.
  80. Enzyclopaedia Iranica: Bandari.
  81. www.farsinet.com: Linguistic Composition of Iran.
  82. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 37.
  83. National Population and Housing Census 2011 (1390): Selected Findings
  84. Ammar Maleki und Pooyan Tamimi Arab: Iranians’attitudes toward religion. (PDF) The Group for Analyzing and Measuring Attitudes in IRAN, 2020, abgerufen am 28. September 2020.
  85. Monika Gronke: Geschichte Irans, Von der Islamisierung bis zur Gegenwart. 3. Auflage. C.H. Beck Verlag, 2009, ISBN 978-3-406-48021-8, S. 68.
  86. Nach schiitischer Überlieferung sei der zwölfte Imam Muḥammad ibn Ḥasan al-Mahdī um 873 n. Chr., im Todesjahr seines Vaters, des 11. Imams Ḥasan al-‘Askarī, entrückt; vgl. Fischer-Weltgeschichte: Der Islam I – Vom Ursprung bis zu den Anfängen des Osmanenreiches, Frankfurt/M. 1968, S. 344
  87. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 43.
  88. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 57 f.
  89. Andrea Claudia Hoffmann: Der Iran, die verschleierte Hochkultur. Diederichs, München 2009, ISBN 978-3-424-35001-2, S. 151–153.
  90. Vgl. neuerdings auch Sevil Hosseini: Die Rechtsstellung religiöser Minderheiten im Iran. Minderheitenschutz im Spannungsfeld zwischen Völkerrecht, islamischem Recht und dem Recht der Islamischen Republik Iran (= Schriftenreihe eurac research: Minderheiten und Autonomien. Band 33). Nomos Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-8487-5354-3 (Print), ISBN 978-3-8452-9554-1 (ePDF).
  91. Andrea Claudia Hoffmann: Der Iran, die verschleierte Hochkultur. Diederichs, München 2009, ISBN 978-3-424-35001-2, S. 153–162.
  92. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 62–63.
  93. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 60.
  94. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 61.
  95. Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Iran.
  96. Andrea Claudia Hoffmann: Der Iran, die verschleierte Hochkultur. Diederichs, München 2009, ISBN 978-3-424-35001-2, S. 142–145.
  97. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 58.
  98. Stephan Grigat: „Von der Delegitimierung zum eliminatorischen Antizionismus.“ In: Samuel Salzborn: Antisemitismus seit 9/11. Ereignisse, Debatten, Kontroversen. Nomos, Baden-Baden 2019, S. 330
  99. Andrea Claudia Hoffmann: Der Iran, die verschleierte Hochkultur. Diederichs, München 2009, ISBN 978-3-424-35001-2, S. 146–151.
  100. Elton L. Daniel: Culture and customs of Iran. Greenwood Press, Westport 2006, ISBN 0-313-32053-5, S. 58–60.
  101. Wolfgang Bator: Iran, der Staat des politischen Islam. (Memento vom 6. April 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 12. Februar 2012.
  102. Website der Iran Revolution Mostazafan Foundation: Social Activities. Abgerufen am 12. Februar 2012.
  103. Gesetzestext auf der Seite der Social Security Organization (Memento vom 4. April 2009 im Internet Archive) abgerufen am 28. August 2015.
  104. World Bank Iran-Country Brief 2011. Abgerufen am 12. Februar 2012.
  105. Tehran bureau: Iran’s cities a sea of poverty. 4. März 2011, abgerufen am 12. Februar 2012.
  106. Transparency-for-Iran: Artikel von Mahindokht Mesbah. 14. September 2011, abgerufen am 12. Februar 2012.
  107. 2012 UNHCR country operations profile – Islamic Republic of Iran. Abgerufen am 12. Februar 2012.
  108. Human Development Data (1990–2015) | Human Development Reports. Abgerufen am 2. August 2018 (englisch).
  109. Zahra Mila Elmi: Educational Attainment in Iran. Middle East Institute, Washington DC, 29. Januar 2009, abgerufen am 9. Juni 2015.
  110. Djavad Salehi-Isfahani: Oil wealth and economic growth in Iran. In: Ali Gheissari (Hrsg.): Contemporary Iran – Economics, Society, Politics. Oxford University Press, 2009, ISBN 978-0-19-537848-1, S. 24.
  111. Vom IT-Studium und umgekehrten Geschlechterverhältnissen, Abruf: 11. Oktober 2020
  112. Situation of human rights in the Islamic Republic of Iran — Report of the Secretary-General, Absatz 40, Abruf: 11. Oktober 2020
  113. L’Iran – Aperçu du système éducatif. (Nicht mehr online verfügbar.) World education Services, 4. Mai 2006, archiviert vom Original am 24. Februar 2012; abgerufen am 9. Juni 2015.
  114. Parvin Javadi: Moderne, Subjekt, Staat: zur Rolle der Bildung in der Kontroverse zwischen Individuum und Staat in Iran. 1. Auflage. Schwarz, Berlin 2014, ISBN 978-3-87997-442-9, S. 200.
  115. Djavad Salehi-Isfahani: Oil wealth and economic growth in Iran. In: Ali Gheissari (Hrsg.): Contemporary Iran – Economics, Society, Politics. Oxford University Press, 2009, ISBN 978-0-19-537848-1, S. 27 f.
  116. Pardis Mahlavi: Who will catch me if I fall? Health and the infrastructure of risk for urban young Iranians, in: Ali Gheissari: Contemporary Iran: Economy, Society, Politics, Oxford University Press 2009, S. 157
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  251. Arash Sarkohi und Azadeh Zamirirad: Jenseits von grün – Iran seit den Wahlen von 2009. In: Azadeh Zamirirad (Hrsg.): Das politische System Irans. Wikipedia-Press, Potsdam 2011, ISBN 978-3-941880-25-2, S. 200.
  252. website des iranischen Parlamentes
  253. Das iranische Strafgesetzbuch wird auf Deutsch unter dem Titel „Strafgesetze der Islamischen Republik Iran“ herausgegeben vom „Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht“ in der Übersetzung von Silvia Tellenbach mit der ISBN 3-11-014884-6.
  254. Das iranische Familienrecht wird auf Deutsch herausgegeben von Farzad Chodadadi Tahaschi unter dem Titel „Das iranische Familienrecht aus der Perspektive der internationalen Zuständigkeit Deutscher Gerichte“ mit der, ISBN 3-8300-2109-7, angenommen als Dissertationsarbeit der Universität Münster
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