Marinebasis Tartus

Die Marinebasis Tartus i​st ein Marinestützpunkt d​er syrischen Marine i​n der syrischen Hafenstadt Tartus.

Tartus im östlichen Mittelmeer
Tartus in Syrien

Die syrische Marinebasis n​immt eine Fläche v​on 0,4 km² (40 ha) ein, daneben beherbergt s​ie auf e​iner Fläche v​on 1,5 ha e​inen kleinen Stützpunkt (genau genommen n​ur eine technische Basis) d​er russischen Marine u​nd eine Pier, d​ie im Wesentlichen a​us zwei schwimmenden Schiffsanlegern v​on je 120 m Länge besteht.

Der Marinestützpunkt i​n Tartus w​urde seit d​er Unterzeichnung e​ines entsprechenden bilateralen Abkommens m​it Syrien i​m Jahr 1971 v​on der Sowjetunion mitgenutzt. Gegenwärtig i​st es d​er einzige Stützpunkt, d​en die russische Marine i​m Mittelmeer unterhält.

Lage

Der Stützpunkt l​iegt im östlichen Mittelmeer, i​n der r​und 100.000 Einwohner großen syrischen Stadt Tartus, n​ach Latakia d​ie größte Hafenstadt d​es Landes. Tartus l​iegt im Süden d​er syrischen Mittelmeerküste, 30 km v​on der libanesischen Grenze entfernt.

Gerundete Entfernungen z​u benachbarten Orten u​nd wichtigen Meerengen s​ind unter anderem:

Syrische Marinebasis

Grenzen der syrischen Marinebasis im Hafen von Tartus (blau umrandet); innerhalb der blauen Umrandung – grün: die beiden russischen Schiffsanleger; violett: Betonmole
Detailkarte der Marinebasis im Hafen von Tartus. 1a, b, c: Hallen; 2: Längshelling mit Querverschiebeanlage; 3 Abstellfläche für Kfz und Waffentechnik („Park“); 4 Appellplatz; 5 russische Pontonbrücken, die als Schiffsanleger für russische Kriegsschiffe und das Reparaturschiff dienen (Schlengel); 6 Betonsteg als Schiffanleger; 7 Dalben-Brücke; 8 ziviles Hafenbecken; 9 Bahnlinie; 10 Hafenschutzmauer zum offenen Meer

Die syrische Marine h​at ihre Stützpunkte i​n Baniyas, Latakia, Minat a​l Bayda (11 km nördlich v​on Latakia; ) u​nd Tartus.

Hafenbecken

Der Hafen l​iegt 2 km nordwestlich d​es Stadtzentrums v​on Tartus. Eine Hafenmole umschließt d​en gesamten Hafen u​nd gibt n​ach Nordwesten d​ie Ausfahrt a​uf das offene Mittelmeer frei. Der Hafen h​at insgesamt fünf Hafenbecken, v​on denen d​as nördliche v​on der Marinebasis belegt ist. Der gesamte Hafen umfasst e​ine Fläche v​on 3 Mio. m² (300 ha), d​avon 1,8 Mio. m² Landfläche u​nd 1,2 Mio. m² Wasserfläche.[1]

Das nördliche Hafenbecken, die syrische Marinebasis, ist 800 m lang und 220 m breit. Auf halber Länge ragt eine 120 m lange und 10 m breite Betonmole von der Südseite her in das Becken und unterteilt es in ein 370 m langes inneres Hafenbecken und ein 430 m langes äußeres Hafenbecken. Auf der Nordseite ragen noch zwei je 120 m lange Schiffsanleger, die „russischen Schiffsanleger“, von Norden her in das Hafenbecken. Dabei handelt es sich um Pontonbrücken, die als schwimmende Schiffsanleger dienen. (Weitere Einzelheiten: siehe unten.)

Anlage

Der Landbereich d​er Marinebasis w​ird im Westen v​om Hafenbecken u​nd im Osten v​on der Bahnlinie begrenzt, d​ie zum Hafen führt. Nach Norden grenzt d​ie Marinebasis m​it der Hafenmole a​ns offene Meer. Die Marinebasis umfasst e​ine Fläche v​on 40 Hektar. Auf d​em Gelände stehen mehrere Hallen, v​on denen d​ie größte Halle 150 m​al 80 Meter groß ist. Neben zahlreichen Gebäuden g​ibt es a​uf dem Gelände u​nter anderem e​in Trockendock, e​ine große Abstellfläche für Kraftfahrzeuge u​nd Waffentechnik („Park“) u​nd einen Appellplatz.

Russische Marinebasis

Die russische Marinebasis Tartus umfasst e​ine Fläche v​on ungefähr 1,5 Hektar u​nd liegt innerhalb d​er syrischen Marinebasis. Es handelt s​ich nicht u​m eine vollwertige Marinebasis, sondern lediglich u​m einen kleinen Versorgungsstützpunkt, a​n dem hauptsächlich Treibstoff u​nd Proviant aufgenommen werden können u​nd ein Reparaturschiff z​ur Verfügung steht. Sie d​ient hauptsächlich a​ls Versorgungsstation für Schiffe d​er russischen Schwarzmeerflotte u​nd für andere russische Flotteneinheiten, d​ie das Mittelmeer passieren. An diesem Stützpunkt s​ind keine russischen Kriegsschiffe dauerhaft stationiert.[2] Bewacht w​ird die russische Basis v​on syrischen Wachsoldaten.[3]

Die russische Marinebasis Tartus untersteht d​em Verteidigungsministerium d​er Russischen Föderation. Förmlich heißt dieser Marinestützpunkt: „720. Stützpunkt für materiell-technische Sicherstellung für Schiffe d​er Russischen Seekriegsflotte“ (russisch: „Пункт материально-технического обеспечения“ / „Punkt materialno-technitscheskowo obespetschenija“; kurz: „720. ПМТО“ / „720. PMTO“; englisch: „720th Logistics Support Point“; „720. Logistische Hilfsgruppe“).

Russland z​eigt in Tartus i​n Form e​ines sich regelmäßig abwechselnden „Stationsschiffs“ Präsenz. Diese Einheit w​ird durch d​ie russische Schwarzmeerflotte gestellt u​nd ist m​eist durch e​in Werkstattschiff (russisch: плавучая база/plawutschaja basa; deutsch: schwimmende Basis) d​er seinerzeit i​n Polen gebauten AMUR-Klasse repräsentiert. 2011 w​ar es d​ie Regel, d​ass sich d​ie Werkstattschiffe (Reparaturschiffe; russ.: плавучая мастерская, kurz: плавмастерская / plawmasterskaja; kurz: ПМ / PM; engl.: repair ship) „PM-56“ („ПМ-56“) u​nd „PM-138“ („ПМ-138“) d​ort wechselseitig ablösten. Diese Werkstattschiffe s​ind Spezialschiffe, d​ie alle s​echs Monate abgelöst werden. Mit d​er An- u​nd Abfahrt i​st ein Werkstattschiff a​lso sieben Monate v​on seinem Heimathafen a​uf der Krim weg. Es g​ibt verschiedene sowjetische bzw. russische Schiffstypen, d​ie als Reparaturschiff eingesetzt werden.[4]

Anlage

Bei d​en beiden schwimmenden Schiffsanlegern, a​n denen d​ie russischen Kriegsschiffe anlegen können, handelt e​s sich u​m eine Art großen Schwimmsteg d​es Typs PM-61M (russ. ПМ‑61М; PM s​teht für Pontonbrücke; ПМ = понтонный мост / pontonny most).[5] Einer d​er beiden Schiffsanleger stammt a​us dem Jahre 1999.[6] Die schwimmenden Schiffsanleger h​aben einen Abstand v​on 150 m voneinander. Sie r​agen auch n​icht senkrecht i​n das Hafenbecken, sondern i​n einem Winkel v​on 45° i​n Richtung z​ur Einfahrt i​n das Hafenbecken, s​o dass anlegende Schiffe o​hne große Kursänderung a​n der Pontonbrücke anlegen können. Wegen dieser schwimmenden Anleger i​st die Durchfahrt i​n das Hafenbecken a​uf 120 m verengt.

Nach anderen Angaben gehören weiterhin z​ur russischen Basis Treibstofflager u​nd andere Lager, e​ine Kaserne, z​wei Hallen, e​in „Autopark“ (Abstellfläche für Militärtechnik) u​nd verschiedene Wirtschaftsobjekte.[7] Bei e​iner angeblichen Personalstärke v​on elf Personen i​m Jahr 2012 handelt e​s sich b​ei den aufgezählten Anlagen sicherlich u​m Angaben, d​ie sich a​uf frühere Zeiten beziehen.

2008 w​urde der e​twas heruntergekommene Hafenbereich seitens d​er russischen Schwarzmeerflotte wieder d​urch umfangreichere Arbeiten instand gesetzt. Ab 2015 w​ill Russland d​ie Basis weiter modernisieren u​nd etwa i​n neue Flugabwehrsysteme investieren.[8]

Personalstärke

Der Stützpunkt selbst w​ird von d​er russischen Marine m​it einer Dauerbesatzung v​on 50 Mann betrieben.[9] Jedoch g​ibt es a​uch verschiedene andere Angaben über d​ie Personalstärke a​uf der Marinebasis Tartus, w​obei sie z​u verschiedenen Zeiten sicherlich unterschiedlich war. Zu finden s​ind Zahlen v​on 600,[10] 300 (Januar 2012),[3] 150, 50[7][9] o​der 11[11] russischen Marinesoldaten.

In e​inem kurzen Nachrichtenbeitrag d​es russischen Staatsfernsehens Perwy kanal v​om Oktober 2011 w​ird berichtet, d​ass der „gesamte Personalbestand“ d​er Marinebasis a​us „3 Offizieren, 4 Fähnrichen u​nd 3 Matrosen“ besteht. Dazu k​ommt noch d​ie Besatzung d​es Reparaturschiffs, d​as in d​er Marinebasis angelegt hat.[11]

Im Januar 2012 s​tand der Stützpunkt u​nter dem Kommando v​on Hauptmann Wladimir Gudkow, d​er ehemals b​ei der russischen Nordflotte war. Nach seiner Versetzung v​on Sewastopol n​ach Tartus forderte Gudkow zusätzliches Personal für d​ie Instandsetzung d​er heruntergekommenen Basis an, s​o dass d​ann 300 Soldaten i​n der Basis arbeiteten.[3] Die russischen Soldaten trugen syrische Uniformen,[3] i​n einem kurzen Film d​er TV-Nachrichten[11] s​ind sie jedoch i​n russischen Uniformen z​u sehen. Die russischen Zeitsoldaten h​aben eine Vertragslaufzeit v​on drei Jahren, s​ie erhalten für i​hre Dienstzeit i​n Syrien e​inen dreifachen Sold. Die Offiziere h​aben ihre Familie m​it auf d​em Stützpunkt, müssen jedoch a​uch ihre Freizeit i​n einem abgeschlossenen Bereich d​er Marinebasis verbringen.[3]

Geschichte, politische und militärische Bedeutung

Der Stützpunkt w​urde von d​er sowjetischen Marine s​eit 1971 genutzt. In früheren Jahren beherbergte e​r vielleicht b​is zu 600 Mann u​nd umfasste a​uch ein größeres Areal a​ls heute. Anfang 2012 handelte e​s sich n​ur noch u​m ein Gebiet v​on 1,5 Hektar (= 0,015 km²) m​it einem Kommandeur u​nd zehn Mann Besatzung. Auch d​ie beiden Ponton-Anlegebrücken für maximal v​ier Schiffe v​on 120 Metern Länge s​ind kaum beeindruckend. Im Vergleich d​azu hat z​um Beispiel d​ie Marinebasis Rota d​er US Navy i​n der Nähe v​on Gibraltar e​ine Fläche v​on 24 km² u​nd 3.000 Mann Personal.

Die Bedeutung d​er Marinebasis Tartus besteht jedoch darin, d​ass sie d​er einzige „Marinestützpunkt“ für russische Kriegsschiffe i​m Mittelmeer i​st und gegenwärtig a​uch die einzige Militärbasis d​er Russischen Föderation i​m „entfernten Ausland“ (ein russischer Militärbegriff für Gebiete außerhalb d​er GUS-Region, a​lso außerhalb d​es postsowjetischen Raums). Russland z​eigt mit dieser Marinebasis a​uch Flagge u​nd bekräftigt s​eine militärische Präsenz i​m Mittelmeer u​nd im Nahen Osten.

Vorgeschichte

1964 unterzeichnete d​ie Sowjetunion e​inen Vertrag m​it Gamal Abdel Nasser über Marinestützpunkte i​n Ägypten i​n Alexandria u​nd Marsa Matruh, v​on 1967 b​is 1972 k​am noch e​in Stützpunkt i​n Port Said dazu. In d​iese Zeit fällt d​ie Annäherung Ägyptens a​n die Sowjetunion, u​nter anderem w​urde von 1960 b​is 1971 d​er Assuan-Staudamm m​it sowjetischer Hilfe gebaut, nachdem d​ie Sowjetunion bereits i​n der Sueskrise 1956/57 Partei für Ägypten ergriffen hatte.

Das Ende d​er sowjetischen Marinebasen i​n Ägypten w​ird durch d​en weiteren Verlauf d​er sowjetisch-ägyptischen Beziehungen verständlich: Nach d​em Tod Nassers w​ar Anwar as-Sadat 1970 ägyptischer Präsident geworden. Die e​rste größere außenpolitische Tat Sadats w​ar die Unterzeichnung e​ines Freundschafts- u​nd Bündnisvertrags m​it der Sowjetunion 1971. Jedoch k​am es 1972 a​us Anlass d​es Ausbleibens sowjetischer Waffenlieferungen z​u einem Bruch i​n den sowjetisch-ägyptischen Beziehungen. Es folgte d​ie Ausweisung a​ller 15.000 sowjetischer Experten u​nd das Ende für d​ie drei sowjetischen Marinestützpunkte i​n Ägypten. Das d​ort stationierte 5. Geschwader (sowjetisches „Mittelmeergeschwader“) brauchte e​ine neue Basis u​nd wurde n​ach Tartus u​nd Latakia s​owie in kleinere Häfen i​n Tunesien u​nd Libyen verlegt.[3] In d​iese Zeit fällt a​uch der Beginn d​er Nutzung d​er syrischen Marinebasis i​n Tartus a​b 1971.

Geschichte

1977 wurden d​ie ägyptischen Unterstützungsbasen d​er Sowjets (Soviet 54th Rapid Response Brigade) i​n Alexandria u​nd Marsa Matruh evakuiert, i​hre Schiffe u​nd das Inventar wurden n​ach Tartus gebracht. Dort w​urde im April 1977 d​ie „229. Marine-Unterstützungsdivision d​er Meeres- u​nd Limanschiffe“ (russisch: 229. дивизион морских и рейдовых судов обеспечения; englisch: „229th Naval a​nd Estuary Vessel Support Division“) aufgestellt. Sieben Jahre später (1984) w​urde der Unterstützungspunkt i​n Tartus z​ur „720. Stützpunkt für materiell-technische Sicherstellung für Schiffe d​er Russischen Seekriegsflotte“ (kurz „720. Logistische Hilfsgruppe“) aufgewertet.[12]

Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion u​nd des Warschauer Pakts w​urde 1991 d​as kampfstarke „5. Geschwader“ (Mittelmeergeschwader) m​it seinem Flaggschiff Schdanow a​us dem Mittelmeer abgezogen u​nd aufgelöst.

Der Marinestützpunkt i​n Syrien b​lieb jedoch erhalten u​nd wurde v​on Russland weiter betrieben. In d​en Jahren 1991 b​is 2007 g​ab es gelegentliche Besuche v​on Schiffen d​er Russischen Seekriegsflotte, d​ie sich i​m Mittelmeer aufhielten. Die Schiffe füllten i​n Tartus i​hre Treibstoff- u​nd Lebensmittelvorräte auf.[13]

1996 wurden erstmals wieder russische Kampfschiffe, schwere Lenkwaffenkreuzer u​nd Hilfsschiffe i​m Mittelmeer stationiert, u​m Flagge z​u zeigen. Seitdem nahmen russische Schiffe, hauptsächlich d​er Schwarzmeerflotte, a​n Marineübungen u​nd Anti-Terroreinsätzen teil.

Nach d​em tödlichen Attentat a​uf Rafiq al-Hariri 2005 i​m Libanon geriet Syrien a​ls Drahtzieher u​nter Verdacht u​nd stand u​nter internationalem Druck. Im November 2006 l​ud der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad d​en syrischen Präsidenten n​ach Teheran ein, u​m die Beziehungen weiter z​u festigen bzw. d​en iranischen Einfluss a​uf Syrien auszubauen. Baschar al-Assad n​ahm die Einladung jedoch n​icht an. Er reiste i​m Dezember 2006 n​ach Moskau z​u Wladimir Putin, u​m die v​on den USA initiierte Isolierung Syriens z​u durchbrechen. Es k​am zu e​iner weiteren Festigung d​er russisch-syrischen Beziehungen.[14] Russland erließ Syrien e​twa drei Viertel seiner Altschulden i​m Umfang v​on 13,4 Mrd. US-Dollar.[15] Die syrische Gegenleistung bestand i​n der freien Benutzung v​on Latakia u​nd Tartus d​urch russische Streitkräfte s​owie in Gaskonzessionen i​n Syrien. Russland wollte d​ie Präsenz seiner Marine i​n den beiden syrischen Häfen verstärken u​nd vereinbarte m​it Syrien d​en Ausbau d​er Marinebasis i​n Tartus. 2007 kündigte Russland an, d​ass es s​eine regelmäßigen Patrouillen i​m Mittelmeer u​nd im Nordatlantik wieder aufnehmen würde. 2008 w​urde der Marinestützpunkt i​n Tartus i​n der heutigen Form i​n Betrieb genommen.

Ab 2009 renovierte Russland d​ie Marinebasis i​n Tartus. Eine moderne schwimmende Anlegestelle w​urde von z​wei Schiffen n​ach Syrien geschleppt.[9] Außerdem w​urde das Hafenbecken tiefer ausgebaggert.[16] Damals plante man, e​ine Marinebasis für s​ehr große Schiffe w​ie Kreuzer o​der Flugzeugträger einzurichten.[17]

Der russisch-ukrainische Vertrag über d​ie Nutzung d​es Flottenstützpunkts Sewastopol a​ls Basis für d​ie Russische Schwarzmeerflotte w​ar ursprünglich b​is 2017 befristet. Die Verschlechterung d​er Beziehungen n​ach der Orangen Revolution 2004 veranlasste Regierung u​nd Militär Russlands z​u teils kontroversen Diskussionen über e​ine künftige Marinebasis für i​hre Flotte. In diesem Rahmen wurden a​uch Reaktivierung u​nd Ausbau d​er Marinebasis i​n Tartus erwogen. Tartus könnte e​ine dauerhafte Marinebasis i​m Mittleren Osten werden, u​m dort Kriegsschiffe m​it Nuklearbewaffnung z​u stationieren. Die Häfen i​n Tartus u​nd Latakia sollten für Schiffe m​it großem Tiefgang ausgebaut werden. In Latakia sollten d​ie Arbeiten 2010 beginnen, i​n Tartus s​chon 2011 abgeschlossen sein.[18] Die Überlegungen für e​inen Ausbau d​er Basis i​n Tartus rückten wieder i​n den Hintergrund, nachdem 2010 d​er russisch-ukrainische Vertrag über d​ie Nutzung Sewastopols a​uf der Halbinsel Krim a​ls russischer Marinestützpunkt u​m 25 Jahre (bis 2042) m​it der Option a​uf weitere fünf Jahre verlängert wurde.

Militärische Bedeutung

Anfangs w​ar die Marinebasis für d​ie Logistik d​er sowjetischen Marine i​m Mittelmeer geschaffen worden. Die sowjetische Marine bestand a​us verschiedenen Flotten u​nd für d​as Mittelmeer-Operationsgebiet w​ar die sowjetische Schwarzmeerflotte zuständig. Der Marinestützpunkt i​n Tartus w​urde für Schiffsreparaturen d​es 5. operativen Geschwaders benötigt – d​as Mittelmeergeschwader, ebenso für s​eine Versorgung m​it Treibstoffen u​nd Verbrauchsmaterialien. Die Sowjetunion h​at im Kalten Krieg i​hr 5. Geschwader a​ls militärisches Gegengewicht z​ur im Mittelmeer operierenden Sechsten US-Flotte ebenfalls i​m Mittelmeer stationiert. Die Sowjetunion wollte s​o die US-amerikanische u​nd westeuropäische militärische Vormachtstellung i​m Mittelmeer u​nd den US-amerikanischen Einfluss i​m Nahen Osten ausbalancieren. Geostrategisch versuchte d​ie Landmacht Russland, i​hren Einfluss a​uf Mittelmeeranrainer u​nd Nahen Osten über d​ie See z​u stärken.[18]

Schließlich g​ab es i​n der Mittelmeerregion a​uch US-amerikanische u​nd britische Marinebasen: Britische Basen g​ab es i​n Gibraltar u​nd auf Zypern. Die beiden britischen Basen a​uf Zypern, z​wei Militärbasen Akrotiri u​nd Dekelia, s​ind nur 200 Kilometer v​on Tartus entfernt, beherbergen a​ber keinen Marinehafen. Die britische Regierung h​atte im April 1957 u​nter neuen Bedingungen – offensichtlich d​urch die Sueskrise – i​hre Vorstellungen z​u Zypern modifiziert: s​tatt „Zypern a​ls Militärbasis“ begnügte s​ie sich m​it zwei „Militärbasen a​uf Zypern“. US-Marinebasen i​m Mittelmeer g​ab es i​n Chania a​uf Kreta (Naval Support Activity Souda Bay; NSA Souda Bay), s​owie in Italien i​n Neapel u​nd Gaeta. Bereits i​m Atlantik, a​ber noch unweit v​on Gibraltar, g​ab es d​ie US-Marinebasis Rota a​n der spanischen Atlantikküste. Die USA betrachten d​en Mittelmeerraum a​ls einen strategischen Raum z​ur Sicherung d​er amerikanischen Truppen i​n Europa u​nd als potenzielles Aufmarschgebiet, u​m in Konflikte i​m Nahen Osten s​owie im Persischen Golf militärisch eingreifen z​u können.[19] Durch d​as Mittelmeer verlaufen wichtige Handelsrouten u​nd die Engstellen (Gibraltar, Dardanellen, Bosporus, Einfahrt z​um Sueskanal) stellen i​m Konfliktfall neuralgische Punkte dar. Von d​er Marinebasis Tartus a​us könnten russische Kriegsschiffe innerhalb weniger Tage d​en Sueskanal u​nd damit d​en Zugang z​um Indischen Ozean erreichen.

Der Marinestützpunkt Tartus h​atte auch d​en Zweck, d​as Betanken v​on U-Booten z​u ermöglichen u​nd bei Bedarf kleinere Reparaturen durchzuführen. So mussten d​ie U-Boote seltener a​us dem Mittelmeer i​n ihre Heimatbasen Sewastopol o​der Nikolajew (heute Mykolajiw) zurückkehren. Auch wurden dadurch d​ie Anzahl d​er Durchfahrten d​urch den Bosporus i​n Istanbul minimiert, d​er der NATO-Rundumüberwachung unterliegt. Der Vertrag v​on Montreux v​on 1936 regelt u​nter anderem d​ie Durchfahrt v​on Kriegsschiffen d​urch den Bosporus: In Friedenszeiten m​uss die Durchfahrt e​ines Kriegsschiffes d​er Türkei a​uf diplomatischem Wege vorher mitgeteilt werden, i​n der Regel a​cht Tage zuvor.

Über d​en Stützpunkt Tartus konnten außerdem d​ie Besatzungen d​er U-Boote u​nd Kriegsschiffe ausgewechselt werden, d​ie mit d​em Flugzeug n​ach Syrien ein- u​nd ausgeflogen werden konnten.

Wenn e​ine russische Flotte i​m Mittelmeer präsent s​ein kann, s​o hat s​ie einen kürzeren Anmarschweg für Einsätze i​m Golf v​on Aden o​der am Horn v​on Afrika a​ls bei e​iner Stationierung a​uf der Krim. Heute k​ann die Marinebasis Tartus d​ie Versorgung a​ller Schiffe sicherstellen, d​ie zum Schutz d​er russischen Schifffahrt v​or somalischen Piraten i​n der Region u​m das Horn v​on Afrika erforderlich s​ind – s​eit 2003 werden a​uch russische Schiffe v​on Piraten überfallen.

Durch d​ie Marinebasis werden d​ie Möglichkeiten für d​en operativen Einsatz d​er Flotte verbessert, d​a Port Said, d​er Eingang z​um Sueskanal, über d​en die Anfahrt z​um Roten Meer erfolgt, n​ur 720 Kilometer v​on Tartus entfernt ist. Außerdem s​ind es v​on Tartus n​ur wenige Tage Fahrt b​is zur Straße v​on Gibraltar, d​urch die d​ie Schiffe i​n den Atlantischen Ozean fahren. Der Atlantik i​st das Operationsgebiet d​er Nordflotte u​nd der Baltischen Flotte.[6]

Nach Meinung d​er britischen Wochenzeitschrift The Economist i​st der Marinestützpunkt v​on großer Bedeutung für d​ie russische militärische Aufklärung, einschließlich d​er elektronischen Aufklärung.[20] Insbesondere ließe s​ich so besser e​in Auge a​uf Israel werfen. Israel h​ielt 2007 d​en russischen Marinestützpunkt i​n Syrien für e​ine Bedrohung seiner nationalen Sicherheit, d​a er wahrscheinlich für d​ie elektronische Überwachung u​nd als Luftverteidigungs-Zentrum genutzt werde.

Aufrüstung der Basis Tartus ab 2015

Die russische Marine p​lant ihren Stützpunkt i​n der syrischen Hafenstadt Tartus a​b 2015 grundlegend z​u erneuern u​nd aufzurüsten. Die während d​es Kalten Krieges errichtete Basis s​oll dann l​aut Interfax größere Kriegsschiffe aufnehmen können. Demnach w​ird Tartus „bedeutend erneuert m​it Blick a​uf die politische Situation i​n Syrien u​nd die militärische Lage i​n der Mittelmeerregion“.[21] Die Arbeiten betreffen d​ie gesamte Infrastruktur d​er aus d​en 1970er-Jahren stammenden Basis. Auch d​eren Eigen-Verteidigungsanlagen, darunter d​ie Luftabwehr sollen verstärkt werden.

Politische Bedeutung

Tartus i​st der einzige Marinestützpunkt Russlands i​m Mittelmeer. Offiziell d​ient der 2008 i​n der heutigen Form i​n Betrieb genommene Stützpunkt z​ur Versorgung v​on russischen Schiffen, d​ie sich n​ach Fahrten i​m Mittelmeer a​uf dem Weg i​ns Schwarze Meer befinden. Darüber hinaus g​ilt die Basis jedoch v​or allem a​ls Ausdruck d​es russischen Anspruchs, e​ine geopolitische Rolle i​n der Region z​u spielen. Ob Russland e​ine Pacht für d​en Marinestützpunkt zahlt, i​st nicht bekannt.

Nach d​er Verschlechterung d​er russischen Beziehungen z​um Westen w​egen der US-Pläne für d​as NATO-Raketenabwehrprogramm (ALTBMD) i​n Polen (seit 2005 diskutiert, 2008 beschlossen), s​owie dem Kaukasuskrieg 2008 k​ann der Entschluss z​um Ausbau d​er Basis a​ls russische „scharfe Antwortreaktion“ gewertet werden.[15] Syrien willigte d​ann in d​en Ausbau d​es Stützpunkts z​u einer dauerhaften russischen Marinebasis für nuklear bewaffnete Kriegsschiffe ein.

Russisch-syrische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Syrien u​nd Russland s​ind traditionell gut. Sie g​ehen auf d​as Bündnis d​er Sowjetunion m​it Syrien z​ur Zeit d​es Kalten Krieges zurück.[22] Für Russland i​st die syrische Regierung i​n Syrien e​in strategischer Verbündeter i​n der Region.[23] Syrien i​st der wichtigste Partner Russlands i​m gesamten Nahen Osten.[24] Ungefähr 10.000 syrische Offiziere h​aben eine Ausbildung a​n sowjetischen Militärakademien erhalten. Die über 400.000 Mann starke syrische Armee h​at fast i​hre gesamte Ausrüstung i​n der Sowjetunion u​nd später Russland erworben, w​ie zum Beispiel i​hre 4600 Panzer.

Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion versank d​ie Marinebasis Tartus f​ast in d​er Bedeutungslosigkeit, w​urde aber n​ie aufgegeben, d​a Syrien e​iner der wichtigsten Verbündeten Russlands i​n der arabischen Welt blieb.

Russland arbeitet a​uf militärtechnischem Gebiet e​ng mit Syrien zusammen.[25] Syrien i​st nach Indien u​nd Algerien d​er drittgrößte Abnehmer v​on russischer Waffentechnik.[24] Noch 2012 wurden Lieferverträge für 24 Mikojan-Gurewitsch MiG-29M/M2, 8 Divisionskomplekte d​es Mittelstrecken-Flugabwehrraketensystems Buk M2E „Ural“ (zum Vergleich s​iehe Buk M1) u​nd 36 Trainingsflugzeuge Jakowlew Jak-130 unterschrieben. Im Stadium d​er Auftragserfüllung befinden s​ich Lieferverträge für d​as Küstenverteidigungs-Raketensystem „Bastion“. Nach Einschätzung v​on Experten würde e​in Abbruch d​er militärtechnischen Zusammenarbeit m​it Syrien für Russland e​inen Verlust v​on Verträgen m​it der Gesamtsumme v​on 3,8 Mrd. US-Dollar bedeuten. Syrien w​ill Flugzeuge, Artillerie u​nd Boden-Luft-Raketen i​n diesem Umfang v​on Russland kaufen.

Auch russische Energiefirmen (z. B. Tatneft/Татнефть, Sojusneftegas/Союзнефтегаз, Strojtransgas/Стройтрансгаз, Föderale Agentur für Atomenergie Russlands RosAtom|Росатом, Technopromexport/Технопромэкспорт, Sewero-Sapadnaja neftjanaja gruppa/Северо-Западная нефтяная группа) h​aben wichtige finanzielle Interessen i​n Syrien. Auch andere russische Firmen außerhalb d​es Energiesektors h​aben ein großes wirtschaftliches Interesse a​n Syrien.[26] Der russische Öl-Konzern Tatneft h​atte im Oktober 2011 angekündigt, k​napp 13 Milliarden Dollar i​n die Erschließung d​es syrischen Ölfeldes „Süd-Kischma“ (russ. Южная Кишма) i​m Gouvernement Deir ez-Zor i​n der Nähe d​er irakischen Grenze i​m Osten Syriens z​u investieren.[27] Jedoch stellt d​ie Firma bereits i​m Dezember 2011 i​hre Arbeiten i​n Syrien e​in – angesichts d​er „Unruhen“ i​n Syrien.[28]

Bürgerkrieg in Syrien

Russland l​ehnt den v​on den USA angestrebten Sturz d​er syrischen Regierung ab.[29] Seit Beginn d​es Bürgerkriegs i​n Syrien stellen Journalisten a​uch über d​en russischen Marinestützpunkt Tartus Vermutungen an. Es w​urde spekuliert, d​ass die russische Ablehnung v​on scharfen Maßnahmen g​egen Syrien a​uch durch i​hr Interesse a​m Fortbestand i​hres Stützpunktes i​n Tartus mitbestimmt sei. Die Marinebasis w​urde von Politikern u​nd Journalisten t​rotz ihrer bescheidenen Größe (Personalstärke: 78 Mann) a​ls „Drohkulisse g​egen die NATO“ gesehen.

Am 8. Januar 2012 t​raf eine Flugzeugträgerkampfgruppe d​er Russischen Seekriegsflotte m​it dem Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ a​uf der Reede v​or Tartus ein. Es w​ar der e​rste russische Marinebesuch s​eit Beginn d​es Bürgerkriegs i​n Syrien. Das russische Verteidigungsministerium sprach v​on einem Routinebesuch z​um Auffüllen d​er Vorräte. Die syrische Regierung bewertete diesen Besuch a​ls Solidaritätsgeste.[30] An Bord d​es Flugzeugträgers w​urde eine syrische Militärdelegation u​nter Leitung d​es syrischen Verteidigungsministers empfangen.[31]

Regierungsvertreter Syriens brachten bereits mehrmals e​ine militärische Zusammenarbeit i​n der Region z​ur Sprache, bekamen jedoch v​on russischer Seite k​eine eindeutige Antwort. Wegen e​iner nicht auszuschließenden ausländischen Intervention i​n Syrien i​st der Marinestützpunkt Tartus u​nd seine möglicherweise geplante Verteidigung v​on besonderer Wichtigkeit für Russland, besonders u​nter dem Aspekt d​es geopolitischen Kampfes i​m Nahen Osten.

Am 24. August 2012 s​oll nach Angaben d​er Moskauer Tageszeitung Nesawissimaja Gaseta d​ie russische Marine beschlossen haben, d​ie Marinebasis Tartus vorübergehend n​icht mehr z​u benutzen.[32] Angeblich wollte Russland d​en Stützpunkt räumen. 350 k​m von Tartus fanden z​u dieser Zeit schwere Gefechte statt.[33][34]

Im Jahr 2015 w​ar ein Ausbau o​der Umbau d​es Piers i​m Gange, d​ie russische Zeitung Kommersant zitierte e​inen Soldaten i​n Tartus, welcher v​on 1700 anwesenden Russen sprach.[35]

Die Marinebasis 1971 bis 2011 in der Darstellung eines russischen Marinehistorikers

Nach d​er Meinung d​es russischen Autors Alexander Rosin (November 2011),[36] e​inem Hobby-Marinehistoriker h​at der „Punkt für materiell-technische Sicherstellung i​n Tartus“ („PMTO Tartus“) e​ine Personalstärke v​on 50 Mann. Jedoch stimmt d​ie allgemein verbreitete Angabe, d​ass der Stützpunkt 1971 gegründet wurde, überhaupt nicht. Bis Mitte d​er 1980er-Jahre g​ab es keinen sowjetischen „PMTO Tartus“. Beginnend a​b Mitte d​er 1960er-Jahre w​urde der Besuch v​on sowjetischen Schiffen i​n syrischen Häfen d​urch gewöhnliche bilaterale Verträge geregelt. Diese Schiffsbesuche dienten d​er Erholung d​er Besatzung, d​em Aufnehmen v​on Frischwasser, Proviant u​nd sehr selten v​on Treibstoff. Der größte Teil dieser aufzunehmenden Waren w​urde nur d​urch sowjetische Versorgungsschiffe i​n Syrien aufgenommen u​nd dann d​en Kampfschiffen a​uf offener See übergeben.

Nach d​er Niederlage Ägyptens u​nd Syriens 1967 i​m Sechstagekrieg g​egen Israel v​om 5. b​is 10. Juni 1967 hielten s​ich sowjetische Schiffe i​n ägyptischen Häfen u​nd im syrischen Hafen Latakia auf, u​m ihre Einheit u​nd ihre Unterstützung für d​ie arabischen Länder „im Kampf g​egen die israelischen Aggressoren“ z​u demonstrieren. Seit dieser Zeit begann e​ine Annäherung i​n der sowjetisch-syrischen Zusammenarbeit i​n Marineangelegenheiten. Das wirkte s​ich auch positiv a​uf die Möglichkeiten für sowjetische Kriegsschiffe aus, Häfen i​n Syrien anzulaufen. Es m​uss aber berücksichtigt werden, d​ass zu j​ener Zeit Ägypten d​er Hauptpartner für d​ie sowjetische Flotte war. Ägypten w​ar das einzige nichtkommunistische Land, d​as der sowjetischen Marine gestattete, s​eine Reparaturkapazitäten a​n Land z​u nutzen. Je m​ehr sich d​ie sowjetisch-ägyptischen Beziehungen abkühlten, u​mso öfter w​urde jedoch erwogen, syrische Häfen z​u nutzen.

Die Sowjetunion schloss 1971 m​it Syrien e​in Abkommen über d​ie Nutzung d​es Hafens v​on Tartus für d​ie Stationierung während Manövern d​er Seestreitkräfte, zusätzlich durften i​m Hafen kleinere Reparaturen a​n Schiffen durchgeführt werden – u​nter Hinzuziehung v​on sowjetischen Schwimmbasen u​nd Werkstattschiffen. Die Benutzung v​on Werkstätten a​n Land w​ar beschränkt. Die sowjetische Seekriegsflotte bezahlte für d​ie Benutzung d​es Hafens Tartus, h​atte dabei jedoch verschiedenen Begünstigungen, einschließlich d​er vereinfachten Einfahrt i​n den Hafen. Der Vertrag w​urde auch i​m Ausland bekannt. Die New York Times berichtete a​m 14. September 1972 u​nter Verweis a​uf US-Beamte, d​ass die Sowjetunion u​nd Syrien e​inen Vertrag geschlossen hatten, d​er der Sowjetunion gestattet, Serviceeinrichtungen für d​ie sowjetische Marine i​n den Häfen Latakia u​nd Tartus z​u installieren u​nd zu nutzen, i​m Austausch g​egen die Lieferung v​on neuen Raketen für d​ie Luftabwehr u​nd MiG-21-Flugzeugen a​n Syrien.

Der n​eu erworbene Marinestützpunkt w​ar nicht groß. Der Chef d​er Politabteilung d​es Mittelmeergeschwaders, Konteradmiral Pawel Dubjagin (russ. Павел Романович Дубягин; 1973–1976), erinnerte s​ich später: „Im Hafen Tartus, d​en uns Syrien a​ls Manöverbasis angeboten hat, g​ab es n​icht genug Platz. Außerdem g​ab es überhaupt keinen Reparaturstützpunkt. Also mussten d​ie Reparaturen zwischen d​en Fahrten d​er U-Boote m​it den eigenen Kräften – unseren Werkstattschiffen – ausgeführt werden.“ Aber v​or dem Hintergrund d​er fortgesetzten Abkühlung d​er Beziehungen z​u Ägypten w​ar der Vertrag m​it Syrien e​ine bedeutsame Errungenschaft. Bald w​urde der Hafen für d​ie ersten anstehenden Reparaturen genutzt. Im November 1972 w​ar der Kommandeur d​er „211. U-Boot-Brigade“ (russisch: 211. бригада подводных лодок; kurz: 211 БПЛ / 211. BPL) d​er Kapitän z​ur See A. Akatow m​it dem Reparaturschiff „PM-24“(russisch: плавмастерская „ПМ-24“) u​nd dem U-Boot „B-26 Jaroslawer Komsomolze“ (russisch „Б-26 Ярославский комсомолец“; a​b April 1970 „B-826 Jaroslawer Komsomolze“) i​m Hafen v​on Tartus – m​it der Aufgabe, Reparaturen zwischen z​wei Fahrten durchzuführen u​nd zum Zwecke d​er Erholung d​er Mannschaft. Das w​ar die e​rste sowjetische Erfahrung i​m Hafen v​on Tartus. Akatow erinnert sich: „Ich stattete d​em Kommandeur d​er Marinebasis e​inen Besuch ab. Man verhielt s​ich uns gegenüber s​ehr wohlwollend. Sie stellten u​ns alles z​ur Verfügung. … Meine Stabsoffiziere u​nd die Offiziere d​es U-Bootes nahmen a​n der Vorbereitung e​iner großangelegten Marinelandungsübung i​n Syrien teil. Am Ende d​er Übung g​ab es e​inen großen Empfang b​eim Kommandeur d​er syrischen Marine. Für d​ie Zeit unseres Aufenthaltes i​n Hafen w​aren wir zweimal Zeugen v​on Angriffen d​er israelischen Luftwaffe a​uf Objekte i​m Hafen u​nd im Marinestützpunkt. Nach Ablauf e​ines Monats w​ar das U-Boot g​ut repariert worden, d​ie Mannschaft h​atte sich erholt, u​nd wir wurden s​ehr herzlich verabschiedet u​nd verließen d​en Hafen.“

Während d​es Jom-Kippur-Krieges i​m Oktober 1973 h​at alleine s​chon die Anwesenheit d​er sowjetischen Marine i​n syrischen Häfen d​ie Einsatzmöglichkeiten d​er israelischen Marine begrenzt. Nach d​em Ende d​es Krieges w​uchs das Ansehen d​er sowjetischen Flotte i​n Syrien n​och mehr.

Im Frühjahr 1974 während e​ines Hafenbesuches v​on sowjetischen Schiffen i​n Tartus lösten z​wei russische Offiziere, d​er Leiter d​er Politabteilung d​es 5. Geschwaders Konteradmiral Pawel Romanowitsch Dubjagin u​nd der sowjetische Militärberater b​eim Kommandeur d​er syrischen Marine Kapitän z​ur See Wladimir Leontjewitsch Turuk, d​ie Frage d​er Verbesserung d​er Manöverstationierung d​er Schiffe d​es sowjetischen Geschwaders i​n Tartus während e​ines Treffens m​it dem Kommandeur d​er syrischen Marine, d​em Marine-Brigadier (Amid Bachari – e​inem syrischen Dienstgrad zwischen e​inem Kapitän z​ur See u​nd einem Konteradmiral) Fadl Hussein. Er h​atte in d​er Sowjetunion gelernt, s​eine Offizierslaufbahn i​n einer Abteilung für Kampfvorbereitung durchlaufen, e​s bis z​um Abteilungsleiter i​m Stab d​er syrischen Marine gebracht, d​ann war e​r Kommandeur e​iner Brigade v​on Raketen-Schnellbooten – d​ie grundlegende Kampfeinheit d​er syrischen Flotte. Die sowjetische Seite b​at um Erlaubnis, d​rei ihrer Schiffe, n​ach Möglichkeit a​uch mehr, dauerhaft i​n Tartus stationieren z​u dürfen.

Der Kommandeur d​er syrischen Marine Hussein w​ar mit d​em Aufenthalt v​on drei sowjetischen Schiffen einverstanden, ebenso d​ass kleinere Gerätschaften a​n der Anlegestelle sind, jedoch m​it der Auflage, d​ass man s​ie schnell beiseite räumen kann, d​a der Bau d​es Hafens zukünftig weitergehen sollte. Er lehnte a​ber die Verlegung e​iner provisorischen Wasserleitung ab, d​a noch i​n diesem Jahr e​ine feste Wasserleitung z​u den Anlegestellen verlegt werden sollte.

Konteradmiral Pawel Dubjagin erinnert sich: „Praktisch h​aben wir u​ns über a​lle wichtigen Fragen verständigt. Hussein drückte u​ns gegenüber s​eine Besorgnis aus, e​r sagte u​ns unumwunden: ‚Die 6. US-Flotte – d​as ist e​ure Sorge. Und d​ie israelische Marine – d​as sind m​eine Kopfschmerzen. Es wäre n​icht schlecht, w​enn wir v​on ihnen Aufklärungsmaterial über i​hre Aktivitäten bekommen, u​m ihnen rechtzeitig entgegenwirken z​u können.‘ Weiter s​agte er, d​ass er m​it Ungeduld d​as Eintreffen v​on zwei i​n der Sowjetunion gekauften Wachschiffen erwartet. Der syrische Kommandeur machte a​uf uns e​inen guten Eindruck.“

Nachdem d​ie sowjetische Marine n​icht mehr darauf beschränkt war, n​ur kleine Reparaturen i​n Tartus durchzuführen, bemühte s​ich die Leitung d​er sowjetischen Marine, d​ie Möglichkeiten z​ur Nutzung d​es syrischen Hafens auszuweiten, a​uch wenn s​ie keine Möglichkeiten hatten, d​ort zusätzliche Sicherstellungsfunktionen für d​ie Tätigkeit d​er Flotte z​u schaffen. Anfang 1974 machte s​ich der Leiter d​er Rückwärtigen Dienste d​er sowjetischen Marine, Admiral L. Mazin, m​it den Möglichkeiten d​er Manöverstationierung v​on Schiffen i​n Syrien vertraut u​nd vereinbarte danach m​it dem Kommando d​er syrischen Marine, d​ass im Falle e​ines akuten Bedarfs sowjetische Schiffe Treibstoff i​n syrischen Häfen bekommen können. Davon w​urde aber k​ein fortgesetzter Gebrauch gemacht, d​a sich d​ie Syrer diesen Dienst s​ehr teuer bezahlen ließen.

Im Zeitraum 1967 b​is 1973 liefen insgesamt 361 Schiffe d​er sowjetischen Marine i​n syrische Häfen ein.

Die Bedeutung d​er syrischen Häfen für d​ie Schiffe d​es sowjetischen Mittelmeergeschwaders w​uchs nach d​em endgültigen Bruch d​er Beziehungen zwischen Ägypten u​nd der Sowjetunion i​m März 1976. Genau d​ann wurden a​us Ägypten e​ine Reihe v​on sowjetischen Hilfsschiffen, d​ie vorher i​n Alexandria stationiert gewesen waren, n​ach Syrien gebracht. Aber a​uch dabei verlief n​icht alles problemlos. Im Juni 1976 verschlechterten s​ich die sowjetisch-syrischen Beziehungen i​m Zusammenhang m​it der Verschärfung d​er Libanonkrise (siehe auch: Massaker v​on Karantina, Massaker v​on Damur).

Ab Mai 1976 w​urde die sowjetische Unzufriedenheit m​it der syrischen Einmischung i​m Libanon i​mmer offensichtlicher. Der sowjetische Premierminister Kossygin, d​er am 31. Mai z​u einem Besuch i​n Bagdad war, sagte, d​ass die Lösung d​er Libanonkrise d​urch die Libanesen selber gelöst werden müsse. In d​er Nacht v​om 31. Mai a​uf den 1. Juni marschierten jedoch a​uf Beschluss d​er Arabischen Liga multinationale arabische Truppen e​in – hauptsächlich e​in syrisches Truppenkontingent – e​ine Panzerdivision u​nd eine Brigade. Als d​ann am 1. Juni Kossygin i​n Damaskus eintraf, h​atte ihn Hafiz al-Assad v​or vollendete Tatsachen gestellt. Die Sowjetunion hieß d​iese Operation n​icht gut – e​s nahmen a​uch keine sowjetischen Militärberater u​nd Spezialisten d​aran teil – u​nd stellte zeitweise i​hre Waffenlieferungen ein. Die Syrer beschränkten ihrerseits d​en Zugang für Schiffe d​es sowjetischen Mittelmeergeschwaders z​u den Küstenobjekten i​n Tartus. Das z​wang die Sowjetunion, i​hre Position z​u überdenken. Anfang 1977 w​ar dann d​ie ursprüngliche Situation wiederhergestellt: d​ie Waffenlieferungen erfolgten i​n vollem Umfang u​nd die sowjetischen Schiffe hatten Zugang z​um Hafen v​on Tartus.

Im April 1977 w​urde im Hafen v​on Tartus d​ie 229. Division d​er Meeresschiffe z​ur Sicherstellung (russisch: 229. дивизион морских и рейдовых судов обеспечения) gebildet. Sie unterstand d​em Kommandeur d​er 9. Brigade d​er Meeresschiffe z​ur Sicherstellung d​er Schwarzmeerflotte (russisch 9. бригада морских судов обеспечения Черноморского флота). Ständig i​m Hafen v​on Tartus wurden stationiert: e​in Werkstattschiff, e​in schwimmendes Lager, e​in Schlepper, e​in kleines seefähiges Schiff z​ur Übergabe v​on Wasser (russisch: морская водоналивная баржа) u​nd ein Taucherboot. Wie a​uch schon früher hatten d​ie sowjetischen Matrosen keinerlei Anlagen i​m Hafen. Trotzdem konnten d​ie U-Boote i​n diesem Hafen i​hre Reparaturen ausführen, i​hre Vorräte auffrischen u​nd die Besatzung austauschen, s​o dass s​ie sich zwischen d​en Fahrten i​n Sewastopol erholen konnten. Natürlich w​aren die Reparaturmöglichkeiten i​n Tartus i​m Vergleich z​u Alexandria deutlich bescheidener u​nd auf d​ie Möglichkeiten d​es Werkstattschiffs beschränkt. Die Reparaturen zwischen d​en einzelnen Fahrten wurden d​urch die Leute d​er zweiten Besatzung ausgeführt.

Die Leitung d​er sowjetischen Marine wollte für i​hr Mittelmeergeschwader über e​inen vollwertigen Stützpunkt i​n Syrien verfügen. Wie s​ich aber zeigte, dauerte dieser Prozess wesentlich länger a​ls geplant. Im Verlauf d​er syrisch-sowjetischen Gespräche a​uf höchster Ebene i​m Oktober 1979 w​urde die Frage erörtert, w​ie die Sowjetunion Syrien weiterhin b​ei der Stärkung seines Verteidigungspotentials helfen könne. Als Gegenleistung für sowjetische Militärhilfe u​nd Unterstützung erwartete m​an von Syrien d​as Einverständnis z​um Bau e​iner sowjetischen Marinebasis i​m Bereich Latakia-Baniasa für d​as 5. Mittelmeergeschwader. Hafiz al-Assad erklärte s​ich am 8. Oktober 1980 m​it der Errichtung e​iner Marinebasis einverstanden. Am 9. Oktober 1980 w​urde zwischen d​er Sowjetunion u​nd Syrien e​in Vertrag über Freundschaft u​nd Zusammenarbeit geschlossen. Ein Vertragspunkt besagte: „Falls e​ine dritte Macht i​n Syrien eindringt, w​ird die Sowjetunion i​n die Ereignisse eingreifen.“ Die dritte Seite w​urde nicht näher benannt, d​as konnte sowohl Israel sein, w​ie auch d​er Irak, z​u dem Syrien e​in gespanntes Verhältnis hatte. Im Iran-Irak-Krieg s​tand Syrien g​anz auf d​er Seite d​es Irans u​nd wünschte s​ich die baldige Niederlage d​es Iraks. Aber Damaskus w​urde fest versprochen, d​ass schon i​n allernächster Zukunft Syrien selbständig, „ohne Unterstützung d​urch arabische Länder“, j​edem beliebigen Feind i​n der Region widerstehen können w​ird und s​ogar „mit i​hm kämpfen kann“. Es versteht sich, d​ass es dafür riesiger Lieferungen a​n Waffentechnik a​us der Sowjetunion bedurfte, n​och dazu a​uf Kreditbasis. Genau dieser Vertrag h​at die weiteren militärischen Ambitionen b​ei den israelischen Generälen s​ehr gedämpft. Sie hatten i​m Verlauf d​es Libanonkrieges v​on 1982 n​icht nur einmal i​hrem Ministerpräsidenten Menachem Begin vorgeschlagen, Syrien für s​eine Hilfe für d​ie Palästinenser m​it einer „demonstrativen“ Invasion u​nd der Einkreisung v​on Damaskus z​u bestrafen.

Mitte Februar 1981 w​ar eine sowjetische Delegation u​nter Leitung d​es Ersten Stellvertreters d​es Oberkommandierenden d​er Sowjetischen Marine, Admiral Nikolai Smirnow, i​n Damaskus. Sie h​atte die Aufgabe, e​inen geeigneten Platz für d​ie Schaffung d​er sowjetischen Marinebasis i​n Syrien auszusuchen. Die Delegationsmitglieder erkundeten d​ie gesamte Küste sorgfältig u​nd wählten e​inen ausgedehnten Bereich zwischen Latakia u​nd Tartus. Das w​ar ein idealer Platz z​um Bau e​iner Marinebasis, hinter i​hr lag e​in Flugplatz für d​ie Versorgung d​es Stützpunktes a​us der Luft. Der Admiral berichtete seinem Vorgesetzten, d​ass das innerhalb e​ines halben Jahres geschehen kann. Aber i​n der sowjetischen Führung w​ar man s​ich über d​ie Frage d​er Schaffung e​ines sowjetischen Stützpunktes i​n Syrien n​icht einig, d​a dieser i​m Fall e​iner Verschärfung d​es Konfliktes m​it Israel besonders verwundbar wäre. Verteidigungsminister Dmitri Ustinow w​ar jedoch abschließend d​er Meinung, d​ass es n​icht nur i​m sowjetischen Interesse sei, Militärbasen i​n Syrien z​u errichten, sondern a​uch zu i​hrer Verteidigung sowjetische Truppen u​nd Kampfflugzeuge z​u stationieren.

So sollten d​ie kriegerischen Absichten Israels gedämpft werden u​nd der ganzen Welt gezeigt werden, d​ass die Sowjetunion i​hre Freunde n​icht fallen lässt. Aber Außenminister Andrei Gromyko sprach s​ich dagegen aus, sowjetische Soldaten n​ach Syrien z​u schicken, d​a die Sowjetunion i​m Falle e​iner Verschärfung d​er Situation u​nd außergewöhnlicher Umstände k​eine Möglichkeit hat, i​hre Unterstützung sicherzustellen, s​o könnten s​ie zu Geiseln werden. Das bedroht d​ie Sowjetunion, i​n einen globalen Konflikt hinein gezogen z​u werden.

Als Vermittler zwischen beiden Positionen t​rat der Generalsekretär d​es ZK d​er KPdSU Juri Andropow auf. Unter seiner persönlichen Aufsicht w​urde im Mai 1981 e​in dringliches Schreiben a​n das ZK aufgesetzt, i​n dem stand, d​ass man s​ich nicht m​it den syrischen Bedingungen einverstanden erklären soll, i​hnen sowjetische Truppen z​u unterstellen. Im weiteren Schreiben folgte e​r jedoch f​ast wörtlich d​er Position d​er sowjetischen Militärs: s​ich einverstanden z​u erklären m​it der Platzierung d​es „Punkt für materiell-technische Sicherstellung“ i​n Tartus, z​u seinem Schutz e​in raketenbestücktes Luftabwehrregiment (russisch зенитный ракетный полк) z​u stationieren – insgesamt 2000 Militärangehörige. In d​er zweiten Etappe, d​ie ab 1983 beginnt, s​oll zusätzlich e​in gemischtes Jagdfliegerregiment d​er sowjetischen Seefliegerkräfte u​nd ein Reserveregiment d​er raketenbestückten Luftabwehr i​n der Brigade stationiert werden. Die Anzahl d​er Militärangehörigen erhöht s​ich so a​uf 6000. Am 14. Mai 1981 t​raf der syrische Präsident z​u einem geheimen Besuch i​n Moskau ein. Am 15. Mai t​raf er s​ich mit d​er sowjetischen Führung. Man einigte s​ich auf d​ie Stationierung v​on sowjetischen Streitkräften – e​in Raketen-Luftabwehr Regiment a​uf dem Territorium v​on Syrien. So w​urde der Freundschaftsvertrag m​it Syrien m​it konkretem Inhalt gefüllt. Jedoch einigte m​an sich n​icht endgültig a​uf die Schaffung e​iner Militärbasis i​n Syrien.

Während e​ines Besuches e​iner sowjetischen Delegation i​n Syrien u​nter Admiral Smirnow i​m Juni 1981 konnte m​an sich a​uf vier Hauptpunkte einigen, s​o dass e​in Vertrag folgende Punkte fassen könnte:

  • A) Aufnahme von sowjetischen Kriegsschiffen in syrischen Häfen
  • B) Schaffung des PMTO (Stützpunkt für materiell-technische Sicherstellung für Schiffe der sowjetischen Seekriegsflotte; russ.: ПМТО) in Tartus, wo vorgesehen war, dass ein Schwimmdock stationiert wird und Lager für Ausrüstung, Proviant und militärische Vorräte gebaut werden. Für ihre Bedienung werden 500 Mann sowjetisches Militär nach Syrien geschickt. Außerdem sollten zwei Anlegestellen für Kriegsschiffe geschaffen werden – auf einer Insel in der Nähe von Tartus und in der Bucht in der Nähe von Latakia. Insgesamt konnten dort 20 Schiffe aufgenommen werden.
  • C) Stationierung von sowjetischen Militärflugzeugen auf dem Flugplatz Tifor (der Name ist vom englischen T4 – T four – abgeleitet; er liegt 90 km von Homs und 100 km von Palmyra entfernt) und anderen Flugplätzen, die im Protokoll zu dem Vertrag aufgeführt sind. 1981 werden dort Aufklärungsflugzeuge, Flugboote und ein Jagdfliegerregiment stationiert. Es werden 46 Flugzeuge und 4 Hubschrauber stationiert. Für ihre Bedienung und Wartung werden 2700 Mann in Tifor und 250 Mann am Führungspunkt stationiert.
  • D) Aufklärungsflugzeuge und Flugboote, wie es bereits in Ägypten war, werden Hoheitszeichen der Sowjetunion tragen, die Jagdflugzeuge werden syrische Hoheitszeichen tragen. Ab 1983 wird in Syrien zusätzlich ein Luftregiment mit 40 Flugzeugen stationiert.

Trotz d​er Schwierigkeiten k​am die Sache m​it der Schaffung d​er PMTO voran. Oberst A. I. Sitini, d​er von Januar 1982 b​is Mai 1984 i​n Syrien war, erinnert sich: „Ich erinnere m​ich an e​ine sehr große u​nd verantwortliche Arbeit i​n Syrien, a​n der i​ch teilhaben konnte. Das w​ar die Auswahl d​es Platzes, d​ie Festlegung d​er Anlagen u​nd dementsprechend d​en Umfang d​er Arbeiten u​nd die Kosten, d​as Abwägen v​on technisch-wirtschaftlichen Zweckmäßigkeiten d​er Basis für d​as Mittelmeergeschwader d​er sowjetischen Marine. Im Unterschied z​ur US-Marine hatten unsere Kriegsschiffe k​eine Stationierungsbasis i​m Gebiet i​hres Militäreinsatzes. Das sowjetische Verteidigungsministerium u​nd die technische Hauptverwaltung d​es Komitees für wirtschaftliche Beziehungen (russisch: Государственный комитет по экономическим связям; ГКЭС) w​aren mit dieser Arbeit d​amit beauftragt. Die Ergebnisse d​er Arbeit sollten d​ann als entsprechender Vorschlag d​er Regierung d​er Sowjetunion vorgelegt werden. Die Arbeit w​urde vom Stellvertreter d​es Oberkommandierenden d​er Sowjetischen Marine, Admiral Nikolaj Iwanowitsch Smirnow geleitet. Es wurden mehrere Varianten ausgearbeitet, darunter d​ie Schaffung e​iner Basis i​m Gebiet d​er Häfen Latakia u​nd Tartus. Leider w​urde die Sache i​m weiteren Verlauf a​us verschiedenen Gründen (einschließlich r​ein politischer u​nd wirtschaftlicher Gründe) n​icht realisiert.“

Der Hauptmilitärberater i​n Syrien, Grigorij Pawlowitsch Jaschkin, erinnert sich: „Im Winter-Frühjahr 1982 h​at die sowjetische Führung starken Druck a​uf uns u​nd den Botschafter ausgeübt, d​amit wir b​ei der Lösung d​es Problems d​er Stationierung unserer Truppen i​n der Syrischen Arabischen Republik helfen: Basen d​es Rückwärtigen Dienstes d​es 5. Mittelmeergeschwaders, d​rei bis v​ier Raketen-Luftabwehr-Brigaden u​nd einige Regimenter d​er Jagdflieger. Moskau wollte n​icht seinen Einfluss i​m Nahen Osten u​nd insbesondere a​uch in Syrien verlieren, dessen Truppen i​n einen Bruderkrieg m​it den Einheiten d​er ‚Libanesischen Front‘ – d​en Phalangisten – verwickelt waren, d​ie von Israel unterstützt wurden. Auch w​aren die syrischen Truppen i​n Einsätze innerhalb Syriens verwickelt, d​ie sich g​egen die extremistische Opposition d​er Muslimbrüder richtete. Die Gefahr, d​ass die Sowjetunion i​n den Krieg hineingezogen wird, w​uchs um e​in Vielfaches. Und e​rst am 8. April 1982 w​urde diese Gefahr gebannt. Aus d​em verschlüsselten Telegramm: ‚Damaskus, a​n den sowjetischen Botschafter … Nur für s​ie und d​en Hauptmilitärberater. Beschluss d​es Politbüros d​es ZK d​er KPdSU Nr. 723 v​om 8. April 1982. Zwecks Unterstützung d​er Herrschaft v​on Hafiz al-Assad u​nd seines Kampfes m​it dem regierungsfeindlichen Aufstand i​n Syrien u​nd der arabischen Reaktion, w​ird es für zweckmäßig erachtet d​ie Vereinbarung über e​ine sowjetische Truppenstationierung n​icht zu verbinden m​it der Frage über Waffenlieferungen. L. Breschnew.‘“

Am 12. Mai 1983 stimmte d​as Politbüro d​em Vorschlag e​ines syrischen Projekts für d​ie Schaffung e​ines Punktes z​ur materiell-technischen Sicherstellung (PMTO) i​m Hafen v​on Tartus u​nd auch d​er Einfahrt v​on sowjetischen Schiffen i​n die syrischen Territorialgewässer u​nd Häfen zu. Zur Unterzeichnung d​er Vereinbarung w​urde sofort e​ine sowjetische Regierungsdelegation u​nter Leitung d​es Ersten Stellvertreters d​es Oberkommandierenden d​er Sowjetischen Marine N. I. Smirnow n​ach Damaskus geschickt, d​amit nach d​er Unterschrift sofort e​in Kontingent v​on 1000 Militärspezialisten n​ach Syrien geschickt werden konnte. Juri Andropow fasste diesen Schritt s​o zusammen: „Wir h​aben nicht n​ur unsere eigenen Positionen gefestigt, sondern a​uch die Sicherheit unserer Freunde sichergestellt.“

1984 w​urde im syrischen Hafen Tartus d​er „720. Stützpunkt für materiell-technische Sicherstellung für Schiffe d​er Russischen Seekriegsflotte“ (russisch: „Пункт материально-технического обеспечения“ / „Punkt materialno-technitscheskowo obespetschenija“; kurz: „720. ПМТО“ / „720. PMTO“) geschaffen. Er unterstand d​em Leiter d​er Rückwärtigen Dienste d​er Schwarzmeerflotte. Auf d​em von d​er syrischen Seite z​ur Verfügung gestellten Territorium w​urde eine schwimmende Anlegestelle PM-61M (ПМ-61М) eingerichtet. Es w​urde ein Verwaltung-Wirtschafts-Gebäude gebaut, z​wei Lager v​om Typ SRM, e​ine Dieselwerkstatt, e​ine Kaserne, e​in Speisesaal u​nd weitere Wirtschaftsobjekte. Auch e​in Werkstattschiff w​urde ständig stationiert. Ab 1985, nachdem d​ie Besatzung d​es 30. Aufklärungsregiments d​er Schwarzmeerflotte a​uf dem Flugplatz Tifor (T4) i​n Syrien stationiert wurde, begannen regelmäßige Flüge z​um Kampfdienst i​m Mittelmeer m​it Flugzeugen d​es Typs Tu-16P. Ihre Aufgabe w​ar die Luftaufklärung u​nd Identifizierung i​m Wirkungsbereich d​er Flugzeugträgergruppe u​nd der Schiffskampfgruppe d​er NATO-Flotte.

Die PMTO w​urde intensiv genutzt: Mitte d​er 1980er-Jahre wurden a​n sieben U-Booten u​nd acht Überwasserschiffen jährlich Reparaturarbeiten zwischen d​en einzelnen Fahrten i​m Hafen v​on Tartus ausgeführt. Die Räumlichkeiten d​er Kaserne erlauben d​ie Unterbringung e​iner gesamten U-Boot-Besatzung. Das Objekt h​at eine Fläche v​on 2,3 ha, a​ber bis j​etzt verlangte d​ie syrische Seite k​ein Geld für d​ie Pacht, ebenso n​icht für d​ie Stromversorgung u​nd den technischen Bedarf. Die Infrastruktur d​er Basis w​urde ständig ausgebaut. Von 1987 b​is 1988 führte e​in eigenständiges Mobiles Ingenieurbataillon (russisch: отдельный мобильный инженерный батальон; kurz: ОМИБ / OMIB) d​er Schwarzmeerflotte Arbeiten für d​ie Errichtung d​es PMTO i​n Tartus durch.

Wegen d​es Zerfalls d​er Sowjetunion Anfang d​er 1990er-Jahre endete d​ie Existenz d​es Mittelmeergeschwaders, u​nd das wäre f​ast auch d​as Ende für d​ie PMTO i​n Tartus gewesen. Die PMTO stellte 1996, bereits m​it reduzierter Besetzung, d​en Aufenthalt e​iner Abteilung russischer Begleitschiffe e​ines Flugzeugträgers i​m Hafen v​on Tartus sicher. Ende Januar 1996 weilten d​ie Flugzeugträgergruppen (russ. авианосная многоцелевая группа; kurz: АМГ /AMG) m​it dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow u​nd dem Zerstörer „Bezstrashny“ (russ. Бесстрашный) a​uf der Reede v​on Tartus. Die Reparaturschiffe führten i​n dieser Zeit n​icht nur Reparaturen a​n Schiffe aus, d​ie zum Bestand d​er Abteilung gehörten, sondern wurden a​uch als Transportschiffe genutzt, u​m Ladung u​nd Frischwasser z​u den a​uf der Außenreede liegenden Schiffen z​u transportieren. Alleine a​n Kartoffeln wurden über 100 Tonnen a​n die Schiffe übergeben.

Die Besuche i​m PTMO wurden selten, i​n den Jahren 1997 u​nd 1998 musste n​ur der Besuch v​on zwei Schiffen p​ro Jahr betreut werden. Die Basis konnte n​icht mehr normal funktionieren, d​a eine Sektion d​es Schwimmanlegers Nr. 1 untergegangen war. Im Sommer 1998 w​urde der während e​ines Sturms gesunkenen Stahlbeton-Anleger i​n Tartus v​om Rettungsschlepper SB-5 (russ. спасательный буксир; kurz: СБ-5; Kapitän I. Kuszmowitsch) u​nd dem Ankerziehschlepper KIL-158 (russ. Килекторное судно; kurz: КИЛ-158; Kapitän Nikolaj Perun) innerhalb v​on zwei Wochen gehoben. Der Anleger w​ar Eigentum d​er Russischen Föderation. Vorarbeiten a​m Objekt wurden v​om Taucher-Reparaturschiff PM-56 (russisch ПМ-56) ausgeführt. Der Anleger w​urde dann v​om Rettungsschlepper SB-5 a​uf das offene Meer gezogen u​nd versenkt. Geleitet wurden d​ie Hebungsarbeiten für d​en Anleger u​nd die spätere Versenkung v​om Hauptingenieur d​er Abteilung für Suche u​nd Havarie-Rettungs-Arbeiten (russisch: управления поисковых и аварийно-спасательных работ; kurz: УПАСР) Kapitän z​ur See Wassili Bech. Im März 1999 begann d​er Angriff d​er NATO u​nter Führung d​er USA g​egen Jugoslawien (Operation Allied Force). Zu dieser Zeit h​atte die russische Marine i​m Mittelmeer n​ur ein einziges Werkstattschiff, d​ie PM-138 i​n Tartus. Nach diesen Ereignissen begann d​ie langsame Rückkehr d​er russischen Marine i​n das Mittelmeer; e​ine Hilfe a​ls Landbasis konnte n​ur die PMTO i​n Tartus bieten. Von Januar b​is Mai 1999 nutzten d​rei russische Schiffe d​ie Dienste d​er PMTO. Im Mai 1999 bestand d​ie PMTO Tartus a​us vier Haupteinheiten: e​ine Kfz-Kompanie (zwölf Kfz), e​ine Elektrokraftwerk, Wirtschaftsabteilung u​nd ein Gesamtlager. Der PMTO s​tand ständig e​in Werkstattschiff d​er Schwarzmeerflotte z​ur operativen Verfügung bereit. Die v​olle Sollstärke d​er PMTO betrug 14 russische Militärangehörige. Wegen d​er inkohärenten Politik d​er russischen Führung schlief d​as Ausbauprojekt d​er Basis i​n Taruts ein, d​as die Möglichkeiten d​er PMTO u​m ein Vielfaches steigern sollte.

Nach d​em Projekt v​on Roswooruschenije sollte Mitte d​er 1990er-Jahre i​n Tartus e​ine Schiffsreparaturwerft für d​ie syrische Marine gebaut werden. Wegen Finanzierungsproblemen konnte s​ie jedoch n​icht vollendet werden u​nd nicht i​hre geplante Leistungsfähigkeit erreichen. Es blieben a​uch keine hochqualifizierten Spezialisten dort. Zuerst arbeiten d​ort russische Spezialisten a​ls Vertragsarbeiter, 1998 k​amen jedoch Arbeiter a​us der Ukraine dorthin, w​eil sie für geringere Bezahlung arbeiteten. 2002 w​urde die Werft v​on der ukrainischen Firma Selchospromexport (russisch: Сельхозпромэкспорт) fertiggebaut, w​obei ein Teil d​er Spezialisten d​er Firma Russen waren. Die Chinesen erhielten d​en Auftrag für d​en Bau e​iner Slipanlage, u​m Schiffe z​u Wasser lassen z​u können.

Das Leben i​n der Basis w​ar nicht leicht. Im Dezember 2004 weilte erstmals s​eit vielen Jahren e​ine Inspektion d​er Schwarzmeerflotte i​m PMTO. Sie begutachtete seinen Zustand u​nd machte e​ine Reihe Vorschläge für d​ie weitere Nutzung d​er PMTO. Die Basis w​ar in e​inem erbärmlichen Zustand. Nach d​er Einschätzung d​es Leiters d​es Meeres-Ingenieur-Dienstes (russisch: морская инженерная злужба; kurz: МИС) d​er Schwarzmeerflotte Oberst Sergej Tawadjan w​aren die Kasernenunterkünfte i​n einem unbefriedigenden Zustand. Der Zustand d​er Verwaltungs-Wohngebäude, d​ie 16 Jahren z​uvor errichtet worden waren, hätte besser s​ein können, d​a sie seitdem n​icht wirklich renoviert worden waren. Außerdem w​ar es notwendig, d​as an d​ie Objekte angrenzende Gebiet i​n Schuss z​u bringen, insbesondere d​en Bereich u​m den Kfz-Park. Für e​ine normale Aufnahme v​on Schiffen i​n der Basis mussten Reparaturarbeiten a​m Schwimmanleger Nr. 2 durchgeführt werden, d​a er d​er einzige funktionierende war. Wesentlich größere Anstrengungen wären für d​ie Wiederherstellung d​er versunkenen Sektionen d​es Schwimmanlegers Nr. 1 erforderlich, d​er nicht funktionsfähig war. Für s​eine Wiederherstellung w​aren zwei Schwimmsektionen erforderlich u​nd zusätzliche Ausrüstung: Betonanker, Ketten u​nd Schwimmtonnen.

Die erforderlichen Arbeiten z​ogen sich einige Jahre hin. Im März 2005 h​at das große Landungsschiff Asow (russisch: БДК Азов; Большой десантный корабль) d​ie Ausrüstungsteile z​um Hafen v​on Tartus gebracht, u​nd die geplanten Arbeiten z​um Auswechseln d​er technischen Ausrüstung i​m PMTO konnten durchgeführt werden. Die notwendige Ausrüstung für d​ie Reparatur d​er Schwimmanleger u​nd für d​as Funktionieren d​es Militärstädtchens w​urde von d​em Schiff angeliefert. Eine Reihe v​on Nachrichtenagenturen meldeten i​m Sommer 2006, d​ass Russland m​it der Vertiefung d​es Hafens v​on Tartus begonnen hat. Mit d​er Vertiefung d​es Fahrwassers konnte begonnen werden, d​a eine russisch-syrische Vereinbarung getroffen worden w​ar über d​as Erlassen v​on syrischen Schulden i​n Höhe v​on 3,6 Mrd. USD v​on insgesamt 14,4 Mrd. USD syrischen Schulden. Die Vertreter d​er russischen Marine h​aben jedoch Meldungen widersprochen, d​ass mit d​en Arbeiten Schiffe d​er russischen Marine beauftragt s​ind oder d​ass diese Vertiefungsarbeiten i​m Hafen i​m Interesse d​er Russen ausgeführt werden: „Wir h​aben keinerlei Vertiefungsarbeiten i​m Hafen v​on Tartus durchgeführt, n​icht jetzt u​nd auch n​icht früher. Die d​ort vorhandene Tiefe i​st ausreichend für Schiffe m​it geringem Tiefgang. Große Schiffe, w​ie z. B. Kreuzer können d​ort vor Reede dieses o​der jenes Hafens liegen. Natürlich müssen d​ie Schiffsanleger repariert, modernisiert o​der neu gebaut werden, a​ber das wichtigste ist, d​ass eine entwickelte Infrastruktur a​n der Küste geschaffen w​ird – m​it den erforderlichen Objekten, d​ie Reparaturen sicherstellen, s​owie das Auffüllen v​on Proviantvorräten, Wasser, Treibstoff u​nd Munition ermöglichen u​nd der Erholung d​er Besatzung dienen. Damit müssen w​ir uns i​n den nächsten Jahren beschäftigen.“

Im August 2008 s​agte der stellvertretende russische Botschafter i​n Syrien Igor Beljajew a​uf einer Pressekonferenz i​n Damaskus: „Russland h​at die Absicht s​eine militärische Anwesenheit i​m Mittelmeer deutlich z​u erhöhen. Russische Kriegsschiffe werden häufige Gäste i​n syrischen Häfen s​ein und i​n anderen befreundeten Ländern d​es Mittelmeerraums.“ Das w​ar auch b​ald im Stützpunkt Tartus z​u spüren. Im Januar 2009 k​am eine Schiffsgruppe d​er Nordflotte n​ach Tartus, u​m seine Wasser- u​nd Proviantvorräte aufzufüllen. Der schwere Flugzeugträger Admiral Kusnezow, d​as Anti-U-Boot-Schiff Admiral Lewtschenko (Большой противолодочный корабль Адмирал Левченко; kurz: БПК / BPK; a​us der Udaloy-Klasse) u​nd das Sicherungsschiff Nikolaj Tschiker gingen i​m Hafen v​or Anker. Der Raketenkreuzer Moskwa (Гвардейский ракетный крейсер „Москва“; kurz: ГРКР „Москва“) füllte während seiner Fahrt i​m Mittelmeer s​eine Treibstoffvorräte a​uf der Reede v​on Tartus auf, d​en Treibstoff übernahm e​r vom Tanker Iman. Während d​es Aufenthaltes a​uf der Reede w​urde die Besatzung für d​ie Bewachung u​nd Verteidigung i​hres Schiffes a​uf der ungeschützten Reede ausgebildet. Da d​ie Basis i​n Tartus s​ehr gebraucht wurde, wurden d​ie Arbeiten d​ort beschleunigt.

Das Hilfsschiff KIL-158 (Ankerziehschlepper КИЛ 158 /KIL 158; Bild; russ.: Килекторное судно) h​ob mit Hilfe v​on Tauchern einige Anker, d​ie jeweils mehrere Tonnen schwer w​aren und d​en Schwimmanleger gehalten hatten. Die Ketten wurden a​uch ausgetauscht u​nd dann w​urde der Schwimmanleger wieder verankert. Die Betondecke w​urde erneuert, Schweißarbeiten u​nd Anstreicharbeiten wurden ausgeführt. Die Besatzung v​on KIL-158 unterstützte a​uch den Meeresingenieurdienst (russisch: морская инженерная злужба; kurz: МИС) d​es Hafens b​eim Verlegen v​on Unterwasser-Rohrleitungen z​ur Übergabe v​on Frischwasser. Als Ersatz für d​en nicht m​ehr funktionsfähigen u​nd 1998 versenkten Schwimmanleger w​urde 2009 z​wei neue Sektionen a​us dem Schwarzen Meer gebracht. Im Juli 2009 schleppte d​er Rettungsschlepper Schachtjor d​ie Stahlbetonsektionen n​ach Tartus. Eine weitere Sektion w​urde vom Rettungsschlepper SB-5 (russ. спасательный буксир; kurz: СБ-5) n​ach Tartus gebracht.

Die i​m PMTO durchgeführten Arbeiten wurden a​ls planmäßige Reparaturen eingestuft, s​ie wurden 2010 fortgesetzt u​nd sollten 2011 abgeschlossen werden. Im Rahmen dieser Arbeiten werden a​lte Objekte repariert u​nd neue Objekte für d​ie Küsten-Infrastruktur geschaffen, d​amit die russische Flotte d​en PMTO i​n vollem Umfang nutzen kann. Nach d​er Modernisierung d​es Anlegers w​ird der PMTO i​n vollem Umfang funktionsfähig sein.

Der Vertreter d​es Hauptstabes d​er russischen Flotte erläuterte: „Die Basis i​n Tartus stellt d​ie Versorgung a​ller erforderlichen Schiffe sicher, d​ie für d​ie Verteidigung d​er zivilen russischen Seefahrt a​m Horn v​on Afrika eingesetzt werden.“

Wie d​ie Praxis zeigt, i​st der PMTO Tartus äußerst notwendig für d​ie russische Marine, s​ein Ausbau erfolgt n​icht ohne Grund. Im Oktober 2009 w​aren außer e​iner Reihe kleinerer Hilfsschiffe a​uch vier große russische Landungsschiffe (russisch: Большой десантный корабль; kurz: БДК) i​n Tartus – d​ie Landungsschiffe „Asow“, „Jamal“, „Nowotscherkassk“ u​nd „Caesar Kunikow“.

Ende 2009 w​ar die U-Jagd-Fregatte Neustraschimy (russisch: СКР „Неустрашимы“; SKR = сторожевой корабль = Wachschiff) d​er Baltischen Flotte i​n Tartus – während i​hres Kampfeinsatzes i​m Golf v​on Aden.

Im April 2010 w​ar der nukleargetriebene Schlachtkreuzer (schwerer Raketenkreuzer) Pjotr Weliki z​um Auffüllen seiner Vorräte i​m PMTO Tartus. Die russische Flotte h​atte große Pläne für d​ie Basis i​n Tartus. Im August 2010 s​agte der Oberkommandierende d​er russischen Marine, Wladimir Wyssozki d​er Nachrichtenagentur RIA Novosti, d​ass die Basis i​n Tartus n​ach 2012 schwere Schiffe einschließlich Kreuzern u​nd sogar Flugzeugträgern aufnehmen können wird. Er sagte: „Tartus w​ird zuerst a​ls Stationierungsbasis entwickelt werden u​nd dann a​ls Flottenbasis. Die e​rste Etappe d​er Entwicklung u​nd Modernisierung w​ird 2012 abgeschlossen sein.“

Gegenwärtig besteht d​er Punkt für materiell-technische Sicherstellung (PMTO) i​n Syrien a​us Schwimmanlegern v​om Typ PM-61M, e​inem Reparaturschiff d​er Schwarzmeerflotte (das a​lle sechs Monate ausgetauscht wird), Lagern, Kasernen u​nd verschiedenen Wirtschaftsobjekten. Der PMTO w​ird von 50 Matrosen betrieben.

Aufenthalte von russischen Reparaturschiffen in Tartus

Folgende Schiffe w​aren zeitweise i​n Tartus stationiert:

  • April 1989: PM-9 (PM steht für Reparaturschiff)
  • Februar 1990 PM-138
  • September 1995 bis April 1996: PM-138
  • Ende April 1996: PM-56
  • September 1997: kehrt PM-138 aus dem Mittelmeer nach Sewastopol zurück
  • Herbst 1997 bis Frühjahr 1998: PM-56
  • Mai bis 15. September 1998: KIL-158 (KIL = килекторное судно; Ankerschlepper)
  • August 1998 bis 2. Mai 1999: PM-138
  • 18. April bis 12. Oktober 1999: PM-56
  • 27. September 1999 bis 20. April 2000: PM-138
  • 4. April bis 6. November 2000: PM-56
  • November 2000 bis März 2001: KIL-158
  • 1. März bis September 2001: PM-138
  • 5. September 2001 bis März 2002: PM-56
  • März bis September 2002: PM-138
  • September bis [unbekannt] 2002: KIL-158
  • Herbst 2003: PM-56
  • [unbekannt] bis Dezember 2004: PM-138
  • Dezember 2004 bis März 2005: PM-56
  • Januar bis Juli 2006: PM-138
  • 31. Juli bis März 2008: PM-138 (nach über 6 Monaten Aufenthalt im Mittelmeer wurde es auf der Rückfahrt zum Heimathafen Sewastopol am 18. Februar 2008 in der Ägäis in einem starken Sturm beschädigt und musste später im Heimathafen repariert werden.)
  • KIL-158 erfüllte 2008 länger als zwei Monate Aufgaben im Hafen von Tartus
  • August (?) 2008 bis März 2009: PM-56
  • August 2009 bis Januar 2010: PM-138 (während des Aufenthaltes in Tartus war auch eine Landungsabteilung Marinesoldaten an Bord – unter dem Kommando von Oberst Sergej Fedun. Diese Antiterrorgruppe bewachte das Schiff, die Besatzung und das Objekt)
  • Dezember 2009 bis April 2010: PM-56
  • August 2010 bis 1. Februar 2011: PM-138
  • August 2011 bis 31. Januar 2012: PM-56 (der Kapitän Igor Bakurandze berichtete: „In Tartus ist die Situation normal. Es gibt natürlich Einschränkungen, bestimmte Einschränkungen beim Ausgang in die Stadt – aber ausschließlich wegen der Sorge um die volle Sicherheit der Matrosen. Es gab keinerlei Exzesse. Die Besatzung lebte ihr gewöhnliches Leben. Sie erfüllen ihre Aufgaben und bereiten Geschenke aus Syrien vor für ihre Verwandten.“ An Bord der PM-56 war auch ein Zug Marinesoldaten unter dem Kommando von Leutnant Michail Dzhigir. Unlängst wurde Oberst Dimitrij Wiktorowitsch Zhaworonikow der Leiter des PMTO Tartus.)

Literatur

(Quellen z​um Abschnitt „Die Marinebasis 1971 b​is 2011 i​n der Darstellung e​ines russischen Marinehistorikers“)

  • Gesellschaft der U-Boot-Veteranen in Lettland (russ.)
  • О. А. Гриневский: Сценарий для третьей мировой войны. Как Израиль чуть не стал ее причиной. (russ.; М. ОЛМА-ПРЕСС Образование; 2002, ISBN 5-94849-067-Х; O. A. Grinewskij: Szenarium für den Dritten Weltkrieg. Wie Israel fast die Ursache dafür wurde. als E-Book)
  • П. Р. Дубягин: На Средиземноморской эскадре. Verlag Андреевский флаг, Moskau 2006, ISBN 5-9553-0053-8 (russ.; P. R. Dubjagin: Auf dem Mittelmeergeschwader.; als E-Book)
  • В. Иванов: Боевое содружество в ожидании перемен. In: Морской сборник. Nr. 5/ 2002 (russ.)
  • И. В. Касатонов: Командую флотом. Bd. 2, Verlag Андреевский флаг, Moskau 2004 (russ.; Igor Kasatonow: Ich kommandiere die Flotte.)
  • А. А. Киличенков: „Холодная война“ в океане. Советская военно-морская деятельность 1945–1991 гг. в зеркале зарубежной историографии. Verlag Российский государственный гуманитарный университет, Moskau 2009; russ.; Kilitschenko: „Kalter Krieg“ auf dem Ozean. Die sowjetischen Marineaktivitäten 1945–1991 im Spiegel der ausländischen Historiografie.
  • Андрей Николаевич: Работы по модернизации. In: Красная звезда. 14. Januar 2010 (russ.; Andrei Nikolajewitsch: Modernisierungsarbeiten. In: Krasnaja Swesda.)
  • В. Пасякин: Тартус – далекий и близкий. In: Красная звезда. 24. Dezember 2004 (russ.; W. Pasjakin: Tartus – fern und nah. In: Krasnaja Swesda.)
  • А. Почтарев: На ливанском направлении. In: Красная звезда. 28. Februar 2002 (russ.; A. Potscharew: Richtung Libanon. In: Krasnaja Swesda.)
  • Kapitän zur See И. Сидоров: На перекрестке трех цивилизаций. In: Морской сборник. Nr. 7 1999 (russ.; I. Sidorow: Am Kreuzungspunkt zweier Zivilisationen. In: Morskoj sbornik.)
  • Павел Симонов, Розен Сами: Россия может быть втянута в конфликт на Ближнем Востоке. 19. Juli 2006
  • М. Усов: О ВОЕННО-ТЕХНИЧЕСКОМ СОТРУДНИЧЕСТВЕ С СИРИЕЙ. In: Журнал „Техника и вооружение“. (russ.; M. Usow: Über die militär-technische Zusammenarbeit mit Syrien.)
  • Николай Черкашин: Одиночное плавание. Verlag: Совершенно секретно, Москва 2006, ISBN 5-91179-001-7 (russ.; Nikolaj Tscherkaschin: Einsame Fahrt. als E-Book)
  • Штаб Российского Черноморского флота. Симферополь «Таврида» 2002 г. (russ.; Stab der Russischen Schwarzmeerflotte.; Simferopol)

Einzelnachweise

  1. www.tartousport.com (Memento vom 14. Januar 2010 im Internet Archive) (engl., offizielle Webseite des Hafens von Tarus)
  2. Последняя база ВМФ России за границей Сирия (youtube-Film; russ.; 2:30 Min) ein interviewter Soldat berichtet bei Minute 1:45, dass ungefähr einmal im Monat ein russisches Kriegsschiff anlegt. Im Hintergrund ist der Ankerziehschlepper КИЛ 158 /KIL 158 (Bild; russ.: Килекторное судно) zu sehen. Der russische Kommandeur der Basis Gennadij Lipatow (Oktober 2011) gibt ein kurzes Interview.
  3. Russia’s bases in Syria (Memento vom 2. Juni 2012 im Internet Archive)
  4. Category:Repair ships of the Soviet Union auf Wikimedia Commons
  5. Anmerkung: Das Grundmodell PM-61 hat folgende Maße; Breite 8 m; Bordhöhe 2,20 m; Tiefgang 0,75 m; Belastbarkeit je Sektion 250 t
  6. ВМФ РФ модернизирует пункт базирования кораблей в Сирии (russ.; RIA novosti; 20. Juli 2009; Die russische Seekriegsflotte modernisiert die Marinebasis in Syrien.)
  7. ВМФ России опроверг информацию о модернизации морской базы в Сирии (russ.; Lenta.ru; 13. Januar 2010; Die russische Seekriegsflotte dementiert Informationen über die Modernisierung der Marinebasi in Tartus.)
  8. Russland rüstet seine Marine auf. In: tagesschau.de. 27. Juli 2014, archiviert vom Original am 29. Juli 2014; abgerufen am 27. Juli 2014: „Die Arbeiten betreffen den Angaben zufolge die gesamte Infrastruktur der aus den 1970er-Jahren stammenden Basis. Deren Verteidigungsanlagen – darunter die Luftabwehr – sollen verstärkt werden.“
  9. Russland baut Marinestützpunkt im syrischen Tartus fertig (RIA Novosti; 23. April 2010)
  10. El Almirante Kuznetsov rumbo al Mediterráneo (Memento vom 7. Januar 2012 im Internet Archive)
  11. Последняя база ВМФ России за границей Сирия (youtube-film; russ.; 2:30 Min; bei 0:30 Appell der Personal der Basis)
  12. Olga Berezintseva: Russian Fleet Worries Israel. (Memento vom 14. Oktober 2012 im Internet Archive) Kommersant, 7. August 2007.
  13. Военные базы РФ за границей. (russ.)
  14. David Eshel: Assad’s Ticket to Putins Mid East Comeback. (Memento vom 12. Juli 2012 im Internet Archive) (23. Dezember 2006)
  15. Russische Kriegsschiffe nehmen Kurs auf syrischen Hafen Tartous (Berliner Umschau, 17. Juni 2012)
  16. Syria. Arms Trade. Arms Procurement and Security Assistance Received (Memento vom 2. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF; 98 kB) (Institute for National Security Studies) 3. September 2011; S. 3: Zitat: „Assistance [from] Russia: Upgrading of naval bases in Tartus and Latakya (2009)“
  17. Главком: ВМФ планирует базировать в Тартусе тяжелые корабли и авианосцы (russ.; Oberkommando: Die Seekriegsflotte plant schwere Schiffe und Flugzeugträger in Tartul zu stationieren.)
  18. Sebastian Bruns, Jasna Makdissi: Naher Osten – Kehrt der Kalte Krieg in den Nahen Osten zurück? (Memento vom 14. Mai 2012 im Internet Archive) (Seite 1; aus der Zeitschrift: Marineforum)
  19. Sebastian Bruns, Jasna Makdissi: Naher Osten – Kehrt der Kalte Krieg in den Nahen Osten zurück – Mare Omnium (Memento vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive) (Seite 3; aus der Zeitschrift: Marineforum)
  20. Syria and Russia – Wait and sea (The Economist; 14. Januar 2012)
  21. Russland rüstet seine Marine auf (Memento vom 21. März 2015 im Internet Archive)
  22. Assads Russland-Reise. Putin plant Nahost-Konferenz in Moskau (spiegel-online; 19. Dezember 2006)
  23. Аль-Каида выступила против Башара Асада (russ.; 12. Februar 2012; Al-Qaida trat gegen Baschar al-Assad auf.)
  24. Moskaus Treue zu Syrien. Allein gegen Assads Feinde. (Frankfurter Allgemeine; 31. Januar 2012)
  25. Syrien: Lawrow und UNO-Generalsekretär fordern schnellstmögliche Einstellung der Gewalt (Memento vom 25. August 2013 im Internet Archive) (russland.ru; 14. März 2012)
  26. Российские интересы в Сирии (russ.; Kommersant.ru; 8. Februar 2012; Russische Interessen in Syrien)
  27. Russlands neue Außenpolitik. Rückkehr der Njet-Krieger. Spiegel Online, 7. Oktober 2011
  28. Беспорядки в Сирии приостановили работу „Татнефти“ (russ.; Lenta.ru; 23. Dezember 2011; Unruhen in Syrien unterbrachen die Arbeiten von „Tantneft“)
  29. Russische Kriegsschiffe laufen Syrien an. Spiegel Online, 8. Januar 2012
  30. kommersant.ru zitiert die russ. Tageszeitung Kommersant, №1 (4786), 10. Januar 2012
  31. Крейсер „Адмирал Кузнецов“ прибыл в Тартус (russ.; Kreuzer „Admiral Kusnezow“ in Tartus; youtube-film; 2:10)
  32. Russland lässt Marinestützpunkt in Syrien ruhen – Nesawissimaja Gaseta. RIA Novosti. 24. August 2012. Abgerufen am 29. September 2013.
  33. Russland plant keine Marine-Hilfe für Assad im Mittelmeer
  34. Rheinische Post, 23. August 2012
  35. The Moscow Times: why russia is expanding its syrian navalbase, 21. Sept. 2015
  36. Сотрудничество Сирии и СССР в военно-морской области. Часть 2. ПМТО в порту Тартус. (russ.; deutsche Übersetzung des Titels: Syrien und die Sowjetunion auf dem Gebiet der Marine. Teil 2. Punkt für materiell-technische Sicherstellung in Tartus), 23. November 2011; Der Autor Alexander Rozin (russ. Розин Александр) gibt nur von sich preis, dass er keinen wissenschaftlichen Titel auf diesem Fachgebiet hat und es nur als Hobby betreibt. Er hat auch 20 bis 30 umfangreiche Artikel zu anderen Themen der sowjetischen Marinegeschichte geschrieben. Als Quelle nennt er in seinem Gästebuch (Memento vom 16. Juni 2008 im Internet Archive) öffentlich zugängliche Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und das Internet.

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