Rolf-Dieter Müller

Leben

Müller studierte Geschichte, Politikwissenschaften u​nd Pädagogik i​n Braunschweig u​nd Mainz. 1975 l​egte er d​as Staatsexamen ab. 1981 w​urde er b​ei Hans-Erich Volkmann[1] a​m Fachbereich 16 (Geschichtswissenschaft) d​er Johannes Gutenberg-Universität Mainz m​it der Dissertation Das Tor z​ur Weltmacht. Die Bedeutung d​er Sowjetunion für d​ie deutsche Wirtschafts- u​nd Rüstungspolitik zwischen d​en Weltkriegen z​um Dr. phil. promoviert. 1999 folgte d​ie Habilitation z​um Thema Albert Speer u​nd die deutsche Rüstungspolitik i​m totalen Krieg u​nd die Verleihung d​er Venia legendi a​n der Universität Münster. Seit 2001 i​st er Honorarprofessor a​n der Humboldt-Universität Berlin. Schwerpunkte seiner Forschungen s​ind die Geschichte d​es Zweiten Weltkriegs, d​er deutschen Rüstungspolitik u​nd der Deutsch-sowjetischen Beziehungen. Zu seinen akademischen Schülern gehört u. a. d​er Militärhistoriker Christian Stachelbeck.

Bereits 1979 g​ing Müller a​ls wissenschaftlicher Mitarbeiter a​n das damals i​n Freiburg i​m Breisgau ansässige Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA), w​o er i​n der Arbeitsgruppe d​es Serienwerks Das Deutsche Reich u​nd der Zweite Weltkrieg tätig wurde. Von 2004 b​is 2008 o​blag ihm d​ie wissenschaftliche Leitung d​er Reihe. Von 2009 b​is 2012 w​ar er Leiter d​es Forschungsbereichs II (Zeitalter d​er Weltkriege) a​m MGFA, a​b 2013 d​es Forschungsbereichs Deutsche Militärgeschichte v​or 1945 a​m Zentrum für Militärgeschichte u​nd Sozialwissenschaften d​er Bundeswehr i​n Potsdam. 2014 w​urde er pensioniert. Zuletzt w​ar er Leitender Wissenschaftlicher Direktor.

Müller w​urde Mitglied d​es wissenschaftlichen Beirates d​es Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst u​nd Vorstandsmitglied d​es Deutschen Komitees für d​ie Geschichte d​es Zweiten Weltkriegs. Zudem h​atte er d​ie Leitung d​er Dresdner Historikerkommission z​u den Luftangriffen a​uf Dresden zwischen d​em 13. u​nd 15. Februar 1945 inne, d​ie von Ende 2004 b​is März 2010 wirkte. Seit Februar 2011 i​st er Mitglied d​er Unabhängigen Historikerkommission z​ur Erforschung d​er Geschichte d​es Bundesnachrichtendienstes, seiner Vorläuferorganisationen s​owie seines Personal- u​nd Wirkungsprofils v​on 1945 b​is 1968 u​nd des Umgangs m​it dieser Vergangenheit.[2] 2017 erschien s​eine Biographie d​es BND-Chefs Reinhard Gehlen. Beratend s​tand er u. a. d​en Fernsehproduktionen Unsere Mütter, unsere Väter u​nd Alltag unterm Hakenkreuz z​ur Verfügung. Rainer Blasius bezeichnet i​hn als e​inen der „besten Kenner d​es Zweiten Weltkrieges“.[3]

Schriften (Auswahl)

Monografien

  • Das Tor zur Weltmacht. Die Bedeutung der Sowjetunion für die deutsche Wirtschafts- und Rüstungspolitik zwischen den Weltkriegen (= Wehrwissenschaftliche Forschungen / Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Bd. 32). Boldt, Boppardt am Rhein 1984, ISBN 3-7646-1850-7 (= zugl. Dissertation, Universität Mainz, 1980).
  • mit Gerd R. Ueberschär, Wolfram Wette: Wer zurückweicht wird erschossen! Kriegsalltag und Kriegsende in Südwestdeutschland 1944/45. Dreisam-Verlag, Freiburg im Breisgau 1985, ISBN 3-89125-219-6.
  • mit Gerd R. Ueberschär: Deutschland am Abgrund. Zusammenbruch und Untergang des Dritten Reiches 1945. Verlag des Südkurier, Konstanz 1986, ISBN 3-87799-073-8.
  • mit Gernot Erler, Ulrich Rose, Thomas Schnabel, Gerd R. Ueberschär, Wolfram Wette: Geschichtswende? Entsorgungsversuche zur deutschen Geschichte. Mit einem Vorwort von Walter Dirks, Dreisam-Verlag, Freiburg im Breisgau 1987, ISBN 3-89125-255-2.
  • mit Rudibert Kunz: Giftgas gegen Abd-el-Krim. Deutschland, Spanien und der Gaskrieg in Spanisch-Marokko 1922–1927 (= Einzelschriften zur Militärgeschichte. Bd. 34). Rombach, Freiburg im Breisgau 1990, ISBN 3-7930-0196-2.
  • Hitlers Ostkrieg und die deutsche Siedlungspolitik. Die Zusammenarbeit von Wehrmacht, Wirtschaft und SS. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-10573-0.
  • mit Gerd R. Ueberschär: Kriegsende 1945. Die Zerstörung des Deutschen Reiches. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-10837-3.
  • Albert Speer und die Rüstungspolitik im totalen Krieg. In: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 5/2. Stuttgart 1999, S. 275–773 (engl. Ausgabe Oxford 2003).
  • Der Manager der Kriegswirtschaft. Hans Kehrl. Ein Unternehmer in der Politik des Dritten Reiches (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. N.F., Bd. 9). Klartext-Verlag, Essen 1999, ISBN 3-88474-685-5.
  • mit Gerd R. Ueberschär: Hitlers Krieg im Osten, 1941–1945. Ein Forschungsbericht. Erweiterte und vollständig überarbeitete Neuausgabe, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14768-5.
  • Der Bombenkrieg 1939–1945. Links, Berlin 2004, ISBN 3-86153-317-0.
  • Der Zweite Weltkrieg, 1939–1945 (= Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 21), 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-60021-3.
  • Der letzte deutsche Krieg 1939–1945. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94133-9.
  • mit Gerd R. Ueberschär: 1945. Das Ende des Krieges. Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-266-5.
  • An der Seite der Wehrmacht. Hitlers ausländische Helfer beim „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“, 1941–1945. Links, Berlin 2007, ISBN 3-86153-448-7.
  • Militärgeschichte. Böhlau (UTB), Köln u. a. 2009, ISBN 978-3-8252-3224-5.
  • Der Feind steht im Osten. Hitlers geheime Pläne für einen Krieg gegen die Sowjetunion im Jahre 1939. Links, Berlin 2011, ISBN 978-3-86153-617-8.
  • Hitlers Wehrmacht 1935 bis 1945 (= Militärgeschichte kompakt. Bd. 4). Oldenbourg, München 2012, ISBN 978-3-486-71298-8.
  • Der Zweite Weltkrieg (= Geschichte kompakt). WGB, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-534-26646-3.
  • Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik, 2 Bände, Ch. Links, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-966-7.

Herausgeberschaften

  • mit Hans Günter Brauch: Chemische Kriegführung – chemische Abrüstung. Dokumente und Kommentare. Teil 1: Dokumente aus deutschen und amerikanischen Archiven (= Militärpolitik und Rüstungsbegrenzung. Bd. 1). Berlin-Verlag Spitz, Berlin 1985, ISBN 3-87061-265-7.
  • Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 5, Teil 1: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1939–1941). Stuttgart 1988, Teil 2: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1942-1944/45. Stuttgart 1999. Zusammen mit Bernhard R. Kroener u. Hans Umbreit.
  • Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941–1943. Der Abschlussbericht des Wirtschaftsstabes Ost und Aufzeichnungen eines Angehörigen des Wirtschaftskommandos Kiew (= Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd. 57). Boldt, Boppard am Rhein 1991, ISBN 3-7646-1905-8.
  • mit Hans-Erich Volkmann: Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56383-1.
  • Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945 (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd. 10). Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, 2 Halbbände, DVA, München 2008, ISBN 978-3-421-06237-6 / ISBN 978-3-421-04338-2.
  • mit Ulrich Herrmann: Junge Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Kriegserfahrungen als Lebenserfahrungen (= Materialien zur historischen Jugendforschung). Juventa-Verlag, Weinheim u. a. 2010, ISBN 978-3-7799-1138-8.
  • mit Nicole Schönherr, Thomas Widera: Die Zerstörung Dresdens 13. bis 15. Februar 1945. Gutachten und Ergebnisse der Dresdner Historikerkommission zur Ermittlung der Opferzahlen (= Berichte und Studien des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Nr. 58). V & R Unipress, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89971-773-0.
  • mit Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger: Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968 (11 Bände). Ch. Links Verlag, Berlin 2016–2019.

Einzelnachweise

  1. Rolf-Dieter Müller: Das Tor zur Weltmacht. Die Bedeutung der Sowjetunion für die deutsche Wirtschafts- und Rüstungspolitik zwischen den Weltkriegen. Boppard am Rhein 1984, S. xi.
  2. Forschungs- und Arbeitsgruppe „Geschichte des BND“ (Memento vom 24. August 2017 im Internet Archive). bnd.bund.de, abgerufen am 24. August 2017.
  3. Rainer Blasius: Moralisch und professionell versagt. Die Verantwortung der deutschen Militärelite für die Planung des Russlandfeldzugs in den Jahren 1939 bis 1941. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juni 2011, S. 8 (Rezension des Buches Der Feind steht im Osten).
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