S7 Airlines
S7 Airlines (bis März 2006 Siberia Airlines) ist eine russische Fluggesellschaft mit Sitz in Moskau und Basen auf den Flughäfen Moskau-Domodedowo, Nowosibirsk-Tolmatschowo und Irkutsk. Sie ist Mitglied der Luftfahrtallianz oneworld.[3]
Geschichte
S7 Airlines ging im Mai 1992 unter dem Namen Siberia Airlines (russisch: авиакомпания Сиби́рь) aus einem Tochterunternehmen der Aeroflot mit Sitz in der russischen Stadt Nowosibirsk hervor.
Im Jahr 1997 musste ein Flugzeug verpfändet werden und die damaligen Pfandgewährenden, Natalja und Wladislaw Filjow, sicherten sich mit einem Kredit über 20 Millionen Dollar die Kontrolle über die damals defizitäre Gesellschaft.[4]
Im Jahr 2001 wurde Vnukovo Airlines übernommen.
Im Jahr 2003 überholte die Gesellschaft den bisherigen Marktführer Aeroflot beim innerrussischen Fluggastaufkommen. 2005 führte die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben über 32.000 Flüge durch und transportierte dabei 4,2 Millionen Passagiere sowie 25.788 Tonnen Fracht.
Seit dem 5. Mai 2006 firmiert die Gesellschaft, abgeleitet von ihrem IATA-Airline-Code, unter dem Namen S7 Airlines. Die frühere Beschriftung des Leitwerks, „Sibir“ in kyrillischer Schrift, und die ehemalige blau-weiße Bemalung der Flugzeuge wurde seitdem sukzessive durch die neue Firmenfarbe grün und den Schriftzug „S7“ ersetzt. Ältere Flugzeuge der Flotte – vor allem solche, die im Folgenden mittelfristig ausgemustert wurden (beispielsweise die Iljuschin Il-86) – erhielten nur einen Aufkleber mit dem neuen Logo.
Anfang 2008 gründete S7 Airlines die Tochtergesellschaft Globus Airlines, die mit Boeing 737-800 hauptsächlich Charterflüge durchführte. Bereits im Dezember 2008 verkaufte S7 Globus jedoch an die East Line Group.
In der Vergangenheit betrieb S7 Airlines eine große Zahl an Flugzeugen aus sowjetischer Produktion, diese – darunter auch die weit verbreitete Tupolew Tu-154 – wurden jedoch bis Ende 2008 vollständig ausgemustert.
Am 26. Mai 2009 wurde bekannt, dass die Gesellschaft nach einer Integrationsphase im Jahr 2010 der Luftfahrtallianz oneworld beitreten würde, in der unter anderem auch British Airways und American Airlines Mitglied sind.[5] Der Beitritt erfolgte schließlich am 15. November 2010.[6][3]
Im September 2016 übernahm die S7 Group, Eigentümerin von S7 Airlines, für rund 150 Millionen Dollar das Raumfahrtunternehmen Sea Launch. Die Schweizer Firma bietet Raketenstarts von einer speziell adaptierten Bohrplattform an. Ab Ende 2018 waren Starts geplant[7] und ab 2019 erteilte die Aufsichtsbehörde Roskosmos eine Lizenz für die Herstellung von Trägerraketen, worauf die Holding ihren Namen anpasste.[8] Im 2018 war ebenfalls die Entwicklung von Business-Jets bekannt gegeben worden.[9]
Die Miteigentümerin von S7 Airlines und Vorsitzende der CJSC S7 Group, Natalija Filjowa, kam am 31. März 2019 bei dem Absturz der Epic LT RA-2151G nahe der hessischen Stadt Erzhausen ums Leben.[10][11] Das Flugzeug gehörte einer Tochtergesellschaft der Fluggesellschaft.
Am 24. Februar 2022 kündigte die britische Regierung ein Landeverbot für russische Flugzeuge auf britischem Gebiet an.[12] Am 25. Februar 2022 sperrten auch Polen, Tschechien und Bulgarien, sowie am Tag darauf die baltischen Staaten (Estland, Litauen, Lettland) ihren Luftraum für russische Flugzeuge. Am 27. Februar 2022 sperrte auch Deutschland den Luftraum für russische Fluggesellschaften.[13]
Flugziele
Eigene Flüge
S7 führt täglich rund 120 Flüge durch, mehr als ein Drittel davon ab Moskau. Die Gesellschaft bedient ein umfangreiches Netz an Zielen innerhalb Russlands und der übrigen GUS-Staaten sowie Flugziele unter anderem in China (Peking), Thailand (Bangkok), Spanien (Madrid und Teneriffa), Irland (Dublin) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai). Von Moskau aus werden in Deutschland seit 2009 München, Frankfurt am Main, Düsseldorf und Hannover angeflogen, seit Juni 2011 Berlin und seit Mai 2021 Köln.[14] Zusätzlich werden saisonal diverse deutsche Ziele mit den Flughäfen St. Petersburg sowie auch Nowosibirsk direkt verbunden. In Österreich sind in der Wintersaison Salzburg und Innsbruck Ziele. Seit März 2017 wird Wien ganzjährig angeflogen.[15]
Codesharing
Zusätzlich zu den eigenen Verbindungen unterhält S7 ein umfangreiches Angebot an Codeshareverbindungen. Neben den Fluggesellschaften der Oneworld sind dies auch Air Italy, Aeroflot, Aegan Airlines, El Al, Emirates, Etihad, Singapore Airlines, TAP Air Portugal, sowie auch einige regional tätige russische Airlines.[16]
Flotte
Aktuelle Flotte
Mit Stand Februar 2021 besteht die Flotte der S7 Airlines aus 104 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 9,9 Jahren:[17]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt | Anmerkungen | Sitzplätze (Business/Economy)[18] |
Durchschnittsalter
(Februar 2021)[17] |
---|---|---|---|---|---|
Airbus A319-100 | 9 | VP-BQW in Oneworld-Sonderbemalung | 144 (-/144) | 16,8 Jahre | |
Airbus A320-200 | 18 | 4 mit Sharklets ausgestattet; VQ-BPN in Siberian Airlines-Sonderbemalung | 158 (8/150) | 10 Jahre | |
Airbus A320neo | 24 | 3 | 164 (8/156) | 1,9 Jahre | |
Airbus A321-200 | 9 | 5 mit Sharklets ausgestattet | 197 (8/189) 198 (8/190) |
10,7 Jahre | |
Airbus A321neo | 4 | 203 (8/195) | 2,2 Jahre | ||
Boeing 737-800 | 21 | mit Winglets ausgestattet; acht betrieben durch Globus Airlines; VQ-BKW in Oneworld-Sonderbemalung[19] | 176 (8/168) | 11,9 Jahre | |
Boeing 737 MAX 8 | 2 | 5 | betrieben durch Globus Airlines | 176 (8/168) | 2,3 Jahre |
Embraer 170LR | 17 | 78 (-/78) | 16,9 Jahre | ||
Gesamt | 104 | 8 | 9,9 Jahre |
Ehemalige Flugzeugtypen
Darüber hinaus setzte die S7 Airlines / Siberia Airlines in der Vergangenheit noch folgende Flugzeugtypen ein:[20]
Zwischenfälle
S7 Airlines verzeichnet in ihrer Geschichte drei Flugzeugverluste mit Todesopfern, von denen zwei nicht auf Versagen seitens der Gesellschaft zurückzuführen sind:
- Am 4. Oktober 2001 wurde eine Tupolew Tu-154M der Sibir Airlines (RA-85693), unterwegs von Tel Aviv nach Nowosibirsk, versehentlich mit einer Boden-Luft-Rakete der ukrainischen Marine abgeschossen. An Bord der Maschine waren 65 Passagiere sowie 12 Besatzungsmitglieder. Zunächst wurde ein Terroranschlag vermutet, später stellte sich heraus, dass eine fehlgeleitete S-200-Rakete während eines Militärmanövers die Maschine getroffen hatte (siehe Sibir-Flug 1812).[21]
- Am 24. August 2004 verübten tschetschenische Terroristen fast gleichzeitig zwei Sprengstoffanschläge auf russische Linienflüge. Eines der Flugzeuge war eine Tu-154 der Siberia Airlines, die mit 46 Personen an Bord von Moskau nach Sotschi unterwegs war. Das Flugzeug wurde in der Luft zerstört, alle Menschen an Bord verloren dabei ihr Leben (siehe auch Sibir-Flug 1047).[22][23][24]
- Am 9. Juli 2006 kam auf dem Flughafen Irkutsk ein in Moskau gestarteter Airbus A310-300 der S7 Airlines (F-OGYP) bei der Landung mit hoher Geschwindigkeit von der Landebahn ab, prallte gegen eine Betonwand und in ein Gebäude, wo er in Flammen aufging. Dabei wurden 125 der insgesamt 203 Insassen getötet. Auslöser waren eine schon vorher defekte Schubumkehr und ein gänzlich unkoordiniertes Vorgehen der Piloten, wodurch ein erneuter Vorwärtsschub des anderen Triebwerks, das Wiedereinfahren der bremsenden Störklappen an den Tragflächen sowie die Deaktivierung des automatischen Bremssystems bewirkt wurden (siehe auch S7-Airlines-Flug 778).[25]
Im August 2020 rettete ein Pilot der Fluggesellschaft durch beherztes Handeln und eine schnelle (Not-)Landung auf dem Flughafen Omsk vermutlich das Leben von Alexei Anatoljewitsch Nawalny, der an Bord schwer erkrankt war.[26]
Trivia
Für das Musikvideo der amerikanischen Rockband OK Go zu deren Lied Upside down, Inside Out wurde ein Flugzeug der S7 Airlines eingesetzt, das 21 Parabelflüge durchführte, so dass die Band für die Aufnahmen insgesamt zwei Stunden und 15 Minuten schwerelos war.[27]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Russische Luftfahrtagentur: Passagierstatistik russischer Fluglinien 2016/2017. (PDF, 236 kB) Abgerufen am 30. Januar 2018 (russisch).
- Russische Luftfahrtagentur: Frachtstatistik russischer Fluglinien 2016/2017. (PDF, 238 kB) Abgerufen am 30. Januar 2018 (russisch).
- aero.de: S7 Airlines schließt Integration in Oneworld ab 15. November 2010.
- Millionärin mit Faible für die Luftfahrt, FAZ, 1. April 2019
- aero.de: Russische S7 wird 2010 Mitglied in oneworld (Memento des Originals vom 30. Mai 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 26. Mai 2009.
- aero.de: Russische S7 Airlines tritt oneworld bei, 24. September 2010.
- Russische Airline-Gruppe kauft Raumfahrtfirma, abgerufen am 29. November 2016.
- Die größte private Luftfahrtholding wird ihren Namen ändern, Vedomosti, 21. Dezember 2018
- S7 Group Filjow wird ultraleichte Jet-Businessjets bauen, Wedomosti, 26. August 2018
- Stefan Eiselin: Miteigentümerin von S7 Airlines stirbt bei Absturz in Frankfurt Egelsbach. In: aerotelegraph.com. 31. März 2019, abgerufen am 1. April 2019.
- Natalija Filjowa: Russische Millionärin bei Flugzeugabsturz in Erzhausen getötet. In: welt.de. 31. März 2019, abgerufen am 1. April 2019.
- n-tv.de: London sperrt Russland vom Finanrmarkt aus, Februar 2022
- Auch Baltenstaaten schließen Luftraum für russische Flugzeuge. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 26. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
- Flughafen Köln/Bonn GmbH: Aktuelles. Abgerufen am 26. Mai 2021 (deutsch).
- Russische S7 Airlines kehrt nach Wien zurück. In: austrianwings.info. 29. November 2016, abgerufen am 20. Juli 2017.
- Partner Airlines. S7 Airlines, abgerufen am 24. November 2020 (englisch).
- S7 - Siberia Airlines Fleet Details and History. In: planespotters.net. 5. Februar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
- S7 Airlines – Our Fleet (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
- VQ-BKW S7 - Siberia Airlines Boeing 737-8ZS(WL). In: planespotters.net. 31. Juli 2019, abgerufen am 15. August 2019 (englisch).
- Sibir Airlines (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
- Unfallbericht TU-154M RA-85693 Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2018.
- Passagierjets abgestürzt, Behörden gehen von Anschlag aus. spiegel.de, 25. August 2004, abgerufen am 19. September 2009.
- Ein zweifelhafter Zufall. spiegel.de, 25. August 2004, abgerufen am 19. September 2009.
- Terror oder Unglück? Rätselraten um Doppel-Absturz. faz.net, 26. August 2004, abgerufen am 18. September 2009.
- Unfallbericht A310 F-OGYP Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2018.
- Pavel Lokshin: Alexej Nawalny: Zum Schweigen gebracht. In: DIE WELT. 23. August 2020 (welt.de [abgerufen am 18. September 2020]).
- Auf Parabelflug entsteht geniales Musikvideo, abgerufen am 12. Februar 2016.