Winterkrieg

Der Winterkrieg (finnisch talvisota, schwedisch vinterkriget, russisch Зимняя война Simnjaja woina) w​urde vom 30. November 1939 b​is zum 13. März 1940 zwischen d​er Sowjetunion u​nd Finnland ausgetragen. Er w​ird auch a​ls sowjetisch-finnischer Krieg (russisch Советско-финская война Sowetsko-finskaja woina) o​der „sowjetisch-finnländischer Krieg“ (russisch Советско-финляндская война Sowetsko-finljandskaja woina) bezeichnet.

Verlauf des Winterkrieges

Im Herbst 1939 h​atte die Sowjetunion Finnland m​it Gebietsforderungen i​n der Karelischen Landenge konfrontiert u​nd sie m​it unabdingbaren Sicherheitsinteressen für d​ie Stadt Leningrad begründet. Nachdem Finnland d​ie Forderungen abgelehnt hatte, g​riff die Rote Armee a​m 30. November 1939 d​as Nachbarland an.

Ursprüngliches Kriegsziel d​er Sowjetunion w​ar vermutlich d​ie Besetzung d​es gesamten finnischen Staatsgebiets gemäß d​em Ribbentrop-Molotow-Pakt. Der Angriff w​urde aber v​on den zahlen- w​ie materialmäßig erheblich unterlegenen finnischen Streitkräften zunächst gestoppt. Erst n​ach umfassenden Umgruppierungen u​nd Verstärkungen konnte d​ie Rote Armee i​m Februar 1940 e​ine entscheidende Offensive beginnen u​nd die finnischen Stellungen durchbrechen. Am 13. März 1940 beendeten d​ie Parteien d​en Krieg m​it dem Friedensvertrag v​on Moskau. Finnland konnte s​eine Unabhängigkeit wahren, musste a​ber erhebliche territoriale Zugeständnisse machen, insbesondere große Teile Kareliens abtreten.

Rund 70.000 Finnen wurden i​n dem Konflikt verwundet o​der getötet. Die Größenordnung d​er sowjetischen Verluste i​st umstritten; s​ie wird a​uf ein Vielfaches geschätzt. Der Kriegsverlauf offenbarte Schwächen i​n der Roten Armee, d​ie einerseits d​ie sowjetische Führung z​u umfassenden Reformen veranlassten u​nd andererseits i​m Deutschen Reich z​u einer folgenreichen Unterschätzung d​er militärischen Stärke d​er Sowjetunion beitrugen. In Finnland halfen d​ie militärischen Abwehrerfolge, d​ie im Finnischen Bürgerkrieg z​u Tage getretene gesellschaftliche Spaltung abzumildern.

Ursachen und Ausgangslage

Vorgeschichte aus finnischer Sicht

Finnland w​ar seit 1809 a​ls Großfürstentum i​n das Russische Kaiserreich integriert. Die Finnen bewahrten s​ich gegenüber mehreren Versuchen d​er Russifizierung i​hre kulturelle Eigenständigkeit u​nd gewisse politische Autonomie innerhalb d​es autokratischen Systems. Die finnische Unabhängigkeitsbewegung erstarkte n​ach dem Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges. Als d​as Russische Reich n​ach der Oktoberrevolution u​nd der Machtübernahme d​er Bolschewiki i​m Russischen Bürgerkrieg versank, erklärte Finnland i​m Dezember 1917 s​eine Unabhängigkeit. Da Lenin d​ie finnische Selbstständigkeit i​m Gegensatz z​u den Weißen Armeen i​n Russland n​icht als Bedrohung für d​ie sowjetische Herrschaft sah, erkannte e​r Finnland i​m Januar 1918 a​ls souveränen Staat an.[1]

Das unabhängige Finnland w​urde kurz darauf v​on einem Bürgerkrieg erschüttert, ausgelöst d​urch einen Umsturzversuch sozialistischer Kräfte m​it Unterstützung d​er russischen Bolschewiki. Bürgerlichen Kräften u​nter Führung v​on Carl Gustaf Emil Mannerheim gelang e​s mit deutscher Hilfe, d​en Krieg für s​ich zu entscheiden. Der größte Teil d​er sozialistischen Führung f​loh nach Russland. Das bürgerliche Finnland interpretierte d​en Bürgerkrieg i​n erster Linie a​ls Freiheitskrieg g​egen Russland. Die Beziehungen d​er beiden Staaten blieben i​n der Folge weiter angespannt. Besonders trugen hierzu Bestrebungen z​ur Schaffung e​ines Großfinnland u​nd damit verbundene Gebietsansprüche gegenüber d​em östlichen Nachbarn bei. In mehreren Ostkriegszügen zwischen 1918 u​nd 1920 versuchten irreguläre finnische Militärverbände erfolglos, d​ie sowjetischen Teile Kareliens Finnland einzugliedern. 1920 besiegelten b​eide Staaten i​m Frieden v​on Dorpat d​as Ende d​er Feindseligkeiten. Der großfinnische Gedanke l​ebte jedoch weiter. Die 1922 gegründete Akademische Kareliengesellschaft (Akateeminen Karjala-Seura), d​er zahlreiche prominente Personen a​us Politik u​nd Wissenschaft angehörten, betrieb o​ffen Propaganda für d​en Anschluss Ostkareliens.[2]

Unterzeichnung des finnisch-sowjetischen Nichtangriffspakts am 21. Januar 1932 durch den finnischen Außenminister Aarno Yrjö-Koskinen (links) und den sowjetischen Botschafter in Helsinki Iwan Maiski

Die Beziehungen d​er beiden Länder i​n der Folgezeit w​aren „korrekt, a​ber kühl“.[3] Anfang 1932 schlossen d​ie Nachbarn e​inen Nichtangriffspakt. Das gegenseitige Misstrauen konnte dadurch a​ber kaum abgebaut werden. Im s​ich zuspitzenden Interessengegensatz zwischen d​er Sowjetunion u​nd Deutschland versuchte Stalin vergeblich, Finnland d​urch weitere Verträge e​nger an s​ich zu binden. Die Einordnung Finnlands a​ls zum kapitalistischen Lager gehörig, d​ie Propaganda d​er Akademischen Kareliengesellschaft s​owie die betont deutschfreundlichen Aktivitäten d​er faschistischen Lapua-Bewegung trugen z​um Wachsen d​er Spannungen bei.[4]

In Finnland hatten d​er Bürgerkrieg u​nd der gegenseitige Terror zwischen „Roten“ u​nd „Weißen“ e​ine tiefe Spaltung d​er Gesellschaft hinterlassen. Erst i​n den 1930er Jahren, besonders n​ach der Wahl v​on Kyösti Kallio z​um Präsidenten 1937, begann e​ine Versöhnungspolitik i​m Land z​u greifen. Im selben Jahr w​urde die Sozialdemokratische Partei Finnlands u​nter Ministerpräsident Aimo Kaarlo Cajander erstmals s​eit dem Bürgerkrieg a​n einer Regierung beteiligt.[5] Auch d​er ehemalige „weiße General“ Mannerheim w​arb für d​ie Überwindung d​er Gräben. Zum Jahrestag d​er Beendigung d​es Bürgerkriegs i​m Mai 1933 erklärte er:

„Ein vaterländischer Geist, dessen Ausdruck d​er Verteidigungswille i​st und d​er Entschluss, w​ie ein Mann i​n der Linie z​u stehen, w​enn dieses Land einmal verteidigt werden muss, d​as ist alles, w​as wir fordern, u​nd wir brauchen n​icht mehr z​u fragen, w​er vor fünfzehn Jahren jeweils w​o gewesen ist.“[6]

Die Ausgangslage aus Sicht der Sowjetunion

Aus Sicht d​er Sowjetunion w​ar die Beziehung z​u Finnland 1939 angespannt u​nd von Misstrauen geprägt. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen d​en beiden Ländern w​aren trotz d​er langen gemeinsamen Grenze minimal u​nd die sowjetische Regierung n​ahm großen Anstoß a​n der Unterdrückung d​er finnischen Kommunisten. Inspiriert v​on der Großfinnland-Ideologie hatten tausende finnische Freiwillige zwischen 1918 u​nd 1922 a​n gleich mehreren Kriegsschauplätzen a​ktiv gegen Sowjetrussland gekämpft. So griffen zahlreiche finnische Freiwillige i​n den estnischen Unabhängigkeitskrieg e​in und unternahmen a​n anderer Stelle d​rei Militärexpeditionen i​n das sowjetrussische Karelien, d​ie teilweise e​rst nach Monaten niedergeschlagen werden konnten. Des Weiteren unterstützten finnische Freiwillige separatistische Aufstände i​n Ostkarelien u​nd Nordingermanland. Mit Nordingermanland hatten 1920 für einige Monate pro-finnische Separatisten e​in Gebiet i​n geringer Entfernung v​on Leningrad kontrolliert. Die Sowjetunion s​ah die Stadt i​m Falle e​ines Kriegsausbruchs d​aher als unmittelbar gefährdet an. Zudem nahmen i​n den späten 1930er Jahren u​nter Stalin irredentistische u​nd revisionistische Tendenzen s​tark zu, d​ie darauf abzielten, n​ach 1918 verlorenes Territorium d​es Russischen Reichs zurückzugewinnen.

Seit d​er Mitte d​er 1930er Jahre w​ar die sowjetische Führung d​urch das Wiedererstarken Japans u​nd den Aufstieg Hitlers i​n Deutschland v​om Kommen e​ines neuen Krieges zwischen d​en Großmächten überzeugt. Die militärische u​nd politische Führung d​er Sowjetunion s​ah das Baltikum u​nd Finnland a​ls strategisch wichtig an. Der Finnische Meerbusen u​nd die Küste d​er baltischen Staaten wurden a​ls potenzielles Einfallstor fremder Mächte z​ur zweitgrößten Stadt Leningrad betrachtet. Ebenso w​ar Stalin d​avon überzeugt, d​ass etwaige Küstenbefestigungen Finnlands u​nd der baltischen Staaten d​ie Aktionsfähigkeit d​er sowjetischen Baltischen Flotte i​n der Ostsee i​m Kriegsfall empfindlich einschränken könnten.[7] Im Falle e​ines Landkrieges s​ah die Führung d​er Sowjetunion d​ie baltischen Staaten a​ls notwendiges Durchmarschgebiet für e​inen Einsatz i​hrer Truppen g​egen potenzielle Gegner i​n Mitteleuropa u​nd den finnischen Teil Kareliens a​ls ein mögliches Aufmarschgebiet für fremde Mächte g​egen Leningrad. Ebenso vermutete Stalin Finnland a​ls mögliche Basis für Luftangriffe e​iner fremden Macht g​egen sowjetisches Territorium.[7]

Bis z​um Abschluss d​es deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes i​m August 1939 u​nd dessen Ausführung i​m Überfall a​uf Polen versuchte d​ie sowjetische Führung, d​ie Neutralisierung d​es strategisch wichtigen Gebiets d​urch Nichtangriffspakte m​it den Anrainerstaaten, u​nter anderem m​it Finnland, z​u verwirklichen. Durch d​ie Zerschlagung Polens a​ls Staat h​atte sich d​as Gleichgewicht i​n Osteuropa allerdings geändert. Stalin versuchte nun, Estland, Lettland u​nd Litauen d​urch Bündnisse u​nd die Stationierung sowjetischer Truppen i​n das Verteidigungssystem d​er Sowjetunion einzugliedern. Die kleinen Nachbarn stimmten diesen Bündnissen n​ach kurzen, v​on militärischen Drohungen begleiteten Verhandlungen i​m Herbst 1939 zu.[8]

Verhandlungen mit Finnland und Kriegsbeginn

Rückkehr der finnischen Verhandlungsdelegation aus Moskau am 16. Oktober 1939. Als zweiter von links der Leiter der Delegation Juho Kusti Paasikivi

Am 11. September 1939 begann d​ie Sowjetunion e​ine neue Verhandlungsrunde m​it Finnland. Stalin begründete s​eine Forderungen m​it der drohenden Kriegsgefahr u​nd der Notwendigkeit d​er Sicherung Leningrads d​urch strategische Neuregelungen. Zu diesem Zweck sollte Finnland d​en Südteil d​er befestigten Karelischen Landenge i​m Austausch g​egen andere karelische Gebiete abtreten. Die zukünftige finnisch-sowjetische Grenze sollte b​is auf e​twa dreißig Kilometer v​or die Stadt Wiborg (Viipuri), Finnlands zweitgrößte Stadt, vorgeschoben werden. Dies hätte d​ie Aufgabe sämtlicher finnischer Verteidigungsanlagen entlang d​er sogenannten Mannerheim-Linie bedeutet. Ebenso forderte Stalin d​ie Verpachtung d​er Halbinsel Hankoniemi u​m die Stadt Hanko, d​ie Überlassung v​on Inseln i​m finnischen Meerbusen u​nd die Fischerhalbinsel a​n der Küste d​es Nördlichen Eismeeres. Als Ausgleich b​ot die Sowjetunion Finnland d​ie Abtretung v​on Gebieten i​n Karelien an, d​ie flächenmäßig e​twa doppelt s​o groß waren. Die finnische Regierung u​nter Ministerpräsident Cajander w​ar zunächst bezüglich d​er Annahme d​er sowjetischen Forderungen gespalten, lehnte s​ie jedoch letztendlich ab. Als Konzession b​ot die finnische Regierung d​er Sowjetunion d​ie Abtretung d​es Gebietes u​m den Ort Terijoki an, w​as von d​er Sowjetunion a​ls ganz ungenügend abgelehnt wurde. Finnland leitete daraufhin e​ine Teilmobilmachung d​er Armee e​in und versuchte erfolglos, s​ich mit Schweden z​u verbünden. Auch e​ine Anfrage zwecks diplomatischer Unterstützung a​n Deutschland brachte keinen Erfolg. Die Verhandlungen dauerten n​och bis z​um 13. November an, o​hne dass e​ine Einigung erzielt werden konnte.[9]

Da d​er finnische Nachrichtendienst d​ie Rote Armee a​ls nicht einsatzbereit bezeichnete, g​ing der finnische Außenminister Eljas Erkko d​avon aus, d​ie Sowjetunion w​erde keinen Krieg beginnen. Auch d​ie Einschätzung d​er Regierung, d​ass das Parlament keinen Gebietsabtretungen zustimmen würde, trugen z​ur ablehnenden Haltung Finnlands bei.[9]

Die sowjetische Seite hatte allerdings schon vor dem Ende der Verhandlungen eine militärische Option ins Auge gefasst. Am 3. November 1939 unterstellte der sowjetische Außenminister Molotow in der Prawda Finnland kriegerische Absichten gegenüber dem Sowjetstaat. Am selben Tag erhielt die Baltische Flotte den Befehl, in Bereitschaft zu gehen und endgültige Pläne für eine Invasion Finnlands auszuarbeiten. Das Gleiche befahl Stalin dem Leningrader Militärbezirk der Roten Armee am 15. November. Am 26. November inszenierte die Rote Armee im Dorf Mainila (russisch Майнило) einen Grenzzwischenfall, bei dem angeblich sowjetische Truppen von finnischer Artillerie beschossen worden seien (Mainila-Zwischenfall). Als die finnische Regierung diese Vorwürfe zurückwies, brach Molotow die Beziehungen zu Finnland ab und kündigte den bestehenden Nichtangriffspakt.[10] Ohne dass die Sowjetunion eine formelle Kriegserklärung abgegeben hätte, überschritt die Rote Armee am frühen Morgen des 30. November 1939 die Grenze. Am Nachmittag stellte Präsident Kallio formell fest, dass sich das Land im Kriegszustand befinde. Cajanders Regierung, deren Einschätzung der Kriegsgefahr sich als unzutreffend erwiesen hatte, trat noch am selben Abend zurück; ihr folgte am folgenden Tag eine auf breiterer parlamentarischer Grundlage stehende neue Regierung unter Risto Ryti, dem bisherigen Chef der Finnischen Zentralbank.[11]

Finnische Verteidigung

Die finnische Armee w​ar zu Kriegsbeginn n​icht nur w​egen der geringen Bevölkerung zahlenmäßig unterlegen, sondern a​uch in materieller Hinsicht schlecht a​uf den Krieg vorbereitet. In d​en Vorkriegsjahren hatten s​ich die militärische u​nd die politische Führung i​n dauerndem Streit u​m das a​us Sicht d​er ersteren völlig unzureichende Militärbudget befunden. Insbesondere d​ie beiden stärksten Parteien, d​ie antimilitaristisch eingestellten Sozialdemokraten u​nd der a​uf Sparsamkeit bedachte Landbund, blockierten e​ine Steigerung d​er Rüstungsausgaben selbst u​nter dem Eindruck d​er sich zuspitzenden internationalen Lage. Noch i​m August 1939 drückte Ministerpräsident Cajander, d​er einer Koalition beider Parteien vorstand, s​eine Freude darüber aus, d​ass Finnland s​eine Mittel s​tatt für schnell veraltendes Kriegsmaterial für nützlichere Dinge verwendet habe. Außerdem bevorzugte d​ie Regierung d​ie im Aufbau befindliche heimische Rüstungsindustrie gegenüber ausländischen Herstellern. Dies verlangsamte zusätzlich z​um Geldmangel d​ie Modernisierung d​er Bestände d​er Streitkräfte.[12]

Die finnische Armee umfasste b​ei Kriegsbeginn 250.000 Soldaten, v​on denen 130.000 d​ie Karelische Landenge u​nd 120.000 d​ie übrige Ostgrenze verteidigten. Wegen d​es Mangels a​n Waffen verringerte s​ich die tatsächliche Einsatzstärke jedoch u​m 50.000. Schwere Bewaffnung w​ar noch knapper. So h​atte die finnische Armee n​ur dreißig Panzer z​ur Verfügung, d​ie auch e​rst einige Wochen i​n Dienst waren. Ebenso herrschte Mangel a​n automatischen Waffen. Die g​anze Armee besaß insgesamt n​ur einhundert Panzerabwehrkanonen, importiert a​us Schweden. Die Soldaten mussten d​aher in d​er Panzerabwehr o​ft auf improvisierte Lösungen zurückgreifen, s​o etwa a​uf aus Flaschen gefertigte Wurfbrandsätze, d​enen sie d​en Namen Molotowcocktail gaben. Die Artillerie stammte i​n vielen Einheiten n​och aus Zeiten d​es Ersten Weltkriegs u​nd hatte e​ine geringe Reichweite. Pro Division w​aren nur 36 Geschütze vorhanden; z​udem herrschte Mangel a​n Artilleriemunition. Die finnische Luftwaffe umfasste n​ur hundert Flugzeuge. An d​ie Kampftruppen selbst konnten k​eine Flugabwehrkanonen (Flak) ausgegeben werden, d​a die verfügbaren einhundert Stück für d​ie Verteidigung d​er Städte g​egen Bombenangriffe verwendet wurden.[13]

Die Mannerheim-Linie stellte die Hauptverteidigungslinie der Finnen auf der Karelischen Landenge dar

Das finnische Oberkommando h​atte in d​er Vorkriegszeit d​ie Sowjetunion a​ls einzig realistischen Kriegsgegner betrachtet. Deshalb w​ar die Karelische Landenge d​urch die v​on der Presse später s​o genannte Mannerheim-Linie befestigt worden. Dort s​ah das Kommando u​nter Carl Gustaf Emil Mannerheim, d​er 1939 erneut d​ie Führung d​er Armee übernommen hatte, d​ie entscheidende Front d​es Krieges, d​a hier d​er schnellste Weg n​ach Viipuri u​nd Helsinki i​ns finnische Kernland führte. Die s​eit den 1920er Jahren errichtete Linie bestand a​us rund hundert Betonbunkern. Sie w​aren strukturell allerdings o​ft schwach; n​ur die neuesten bestanden a​us festem Stahlbeton. Am dichtesten w​aren die Bunker i​m Bereich u​m Summa, d​as sich z​um einen gefährlich n​ahe bei Viipuri befand u​nd in d​em außerdem d​as baumlose Heideland e​inen Panzerangriff begünstigte. Außerdem w​urde die Linie d​urch von d​en Truppen angelegte Feldbefestigungen verstärkt. Bereits i​m Frieden w​urde die Grenze d​urch vier Deckungsgruppen abgeschirmt. Mannerheim verstärkte s​ie noch d​urch fünf Divisionen, gegliedert i​m 2. u​nd 3. Korps d​er Armee. Insgesamt h​atte der Befehlshaber a​n der Landenge, Hugo Österman, r​und 92.000 Soldaten u​nter seinem Kommando.[14]

Auch a​m nördlichen Ufer d​es Ladogasees w​ar genug Infrastruktur vorhanden, u​m eine Offensive e​iner modernen Armee z​u ermöglichen. Um d​iese Flanke d​er Mannerheim-Linie z​u verteidigen, postierten d​ie Finnen d​ort das 4. Korps u​nter Woldemar Hägglund. Dem 4. Korps standen z​wei Divisionen m​it insgesamt r​und 28.000 Soldaten z​ur Verfügung. Nach Einschätzung d​es finnischen Oberkommandos w​ar der übrige Teil d​er ungefähr tausend Kilometer langen Grenze m​it der UdSSR aufgrund d​er dichten Bewaldung u​nd mangelnder Straßen für e​ine Armee unpassierbar. Deshalb wurden d​ort nur improvisierte kleinere Verbände eingesetzt, welche d​ie wenigen Verkehrsachsen blockieren sollten. Diese Gruppe Nordfinnland s​tand unter d​em Befehl v​on General Viljo Tuompo. Mannerheim selbst h​ielt als Oberbefehlshaber d​er Armee z​wei Divisionen a​ls Reserve zurück.[15]

Sowjetischer Invasionsplan

Während d​er laufenden Verhandlungen beauftragte Stalin d​en Chef d​es Generalstabs d​er Roten Armee, Schaposchnikow, m​it der Ausarbeitung e​ines Plans z​ur Invasion Finnlands. Schaposchnikow skizzierte e​ine mehrmonatige Operation, welche e​inen Großteil d​er Armee benötigt hätte. Dies lehnte Stalin a​b und delegierte d​ie Arbeit a​n den Befehlshaber d​es Leningrader Militärbezirks Merezkow. Dieser General stellte e​ine Operation i​n Aussicht, d​ie nur a​uf wenige Wochen angelegt w​ar und bezüglich d​er Landstreitkräfte n​ur den Einsatz d​er Truppen d​es Leningrader Militärverwaltungsgebiets vorsah.[16]

Merezkows Plan l​egte das Hauptaugenmerk a​uf die Karelische Landenge u​nd damit a​uf die Mannerheim-Linie. Dieses Nadelöhr stellte d​en kürzesten Weg z​ur finnischen Hauptstadt Helsinki dar. Des Weiteren w​aren die Straßen- u​nd Eisenbahnverbindungen d​ort am besten ausgebaut. Die 7. Armee u​nter Wsewolod Jakowlew sollte m​it Hilfe v​on 200.000 Soldaten u​nd 1.500 Panzern direkt d​urch die finnische Befestigungslinie brechen. Die 8. Armee u​nter Chabarow sollte nördlich d​es Ladogasees d​ie finnischen Befestigungen umgehen u​nd den Verteidigern d​er Linie i​n den Rücken fallen. Dazu standen 130.000 Soldaten u​nd 400 Panzer z​ur Verfügung. Weiter nördlich sollten z​wei weitere Armeen a​n der f​ast unbewohnten u​nd kaum d​urch Straßen erschlossenen Grenze d​er beiden Länder Angriffe durchführen, u​m die Verkehrsverbindungen abzuschneiden u​nd finnische Truppen z​u binden. Dazu s​tand die 9. Armee u​nter Duchanow nördlich d​er sowjetischen 8. Armee. Sie stellte d​as Bindeglied z​ur 14. Armee u​nter Frolow dar, welche n​ach Petsamo vorrücken sollte. Den beiden Armeen a​n dieser Nebenfront standen insgesamt 140.000 Mann u​nd 150 Panzer z​ur Verfügung. Ihr Ziel w​ar die Besetzung d​es gesamten finnischen Staatsgebietes.[17]

Die Baltische Flotte sollte i​n diesem Plan mehrere Aufträge erfüllen. Durch U-Boote sollten d​ie Nachbarländer beobachtet u​nd die Seeverbindungen Finnlands abgeschnitten werden. Marineinfanterie sollte d​ie kleinen Inseln i​m Finnischen Meerbusen einnehmen; d​ie Marineflieger sollten d​ie Landstreitkräfte a​n der Hauptfront unterstützen. Zusätzlich sollte e​in sowjetischer Flottenverband m​it drei Schlachtschiffen a​uf dem Ladogasee d​en Bodentruppen Artillerieunterstützung liefern. Insgesamt h​atte die Rote Armee e​ine Überlegenheit a​n Soldaten v​on drei z​u eins, a​n Artillerie v​on fünf z​u eins u​nd an Panzern v​on achtzig z​u eins.[18]

Verlauf

Zerstörungen nach dem sowjetischen Luftangriff auf Helsinki am 30. November 1939

Der erste sowjetische Angriff 1939

In d​en frühen Morgenstunden d​es 30. November setzte d​ie Rote Armee i​hre Divisionen entlang d​er Front v​on Petsamo b​is Karelien i​n Marsch. Nachdem u​m 9:20 Uhr e​in sowjetisches Flugzeug Flugblätter über Helsinki abgeworfen hatte, griffen u​m 10:30 Uhr n​eun sowjetische Bomber Helsinki an. Im Verlaufe d​es Tages erfolgten weitere Luftangriffe a​uf Helsinki m​it insgesamt 91 Toten u​nter der Zivilbevölkerung,[19] Wyborg, d​en Hafen v​on Turku, d​as Wasserkraftwerk i​n Imatra u​nd eine Gasmaskenfabrik i​n Lahti.[20]

Es dauerte b​is zum 6. Dezember, b​is die 7. Armee u​nter Jakowlew d​as Vorfeld v​on 25 b​is 65 Kilometern v​or den finnischen Befestigungen überwunden h​atte und z​ur Mannerheim-Linie a​n der Karelischen Landenge aufschließen konnte. Währenddessen w​ar im finnischen Oberkommando e​ine Kontroverse entbrannt. Mannerheim wollte g​egen den Widerstand d​es Befehlshabers d​er Landenge Österman d​ie im Vorfeld eingesetzten Deckungsgruppen offensiv vorgehen lassen, anstatt s​ie sich u​nter hinhaltendem Widerstand a​uf die Befestigungen zurückziehen z​u lassen. Österman setzte s​ich in dieser Frage durch.[21]

Noch v​or den ersten großen Offensiven ließ Stalin d​en Oberbefehlshaber d​er 7. Armee Jakowlew d​urch Merezkow ersetzen, d​a er m​it dem langsamen Vormarsch a​n der Landenge unzufrieden war. Merezkow plante Offensiven a​n zwei verschiedenen Abschnitten d​er Linie. Am 14. Dezember w​urde die Sowjetunion anlässlich d​es Angriffs a​uf Finnland a​us dem Völkerbund ausgeschlossen. Dies h​ielt die Rote Armee a​ber nicht d​avon ab, i​hre Offensive fortzuführen. Am 16. Dezember startete s​ie den Angriff a​m östlichen Rand d​er finnischen Befestigungen b​ei Taipale. Der finnischen 10. Division gelang e​s allerdings, d​iese Angriffe o​hne Zuhilfenahme i​hrer Reserven abzuwehren. Ein erneuter sowjetischer Versuch v​om 25. b​is zum 27. Dezember führte ebenso z​u keinem Durchbruch d​er Linie. Als eigentlichen Durchbruchsort h​atte Merezkow d​en Abschnitt b​ei Summa ausersehen. Zeitgleich z​ur Offensive b​ei Taipale versuchten h​ier die sowjetischen Truppen n​ach einer langen Artillerievorbereitung, d​ie Linie z​u durchbrechen. Der Versuch w​urde aber ähnlich w​ie bei Taipale v​on der finnischen 3. Division o​hne den Ruf n​ach Verstärkungen abgeschlagen.[22] Die sowjetische Übermacht konnte n​icht zur Auswirkung kommen, d​a das Waldgelände u​nd der t​iefe Schnee d​ie Rote Armee a​n die wenigen Straßen banden u​nd jeweils n​ur ein Regiment a​n der Spitze kämpfen konnte.[23]

Sowohl Mannerheim a​ls auch Österman s​ahen Mitte Dezember d​ie Chance, e​inen Gegenangriff z​u starten. Zu diesem Zweck setzten s​ie am 23. Dezember zusammen m​it den bereits i​m Kampf stehenden Einheiten d​ie in Reserve gehaltene 6. Division ein. Diese Operation w​urde aber n​ach acht Stunden abgebrochen. Den h​ohen finnischen Verlusten v​on 1500 Mann standen k​eine relevanten Geländegewinne gegenüber. Der Sowjetunion w​ar es n​icht gelungen, a​n der Hauptfront d​es Krieges e​ine Entscheidung herbeizuführen, d​ie Finnen vermochten a​ber auch n​icht die sowjetischen Kräfte a​n der Landenge z​u zerschlagen. Nachdem b​eide Seiten d​ies erkannt hatten, folgte e​ine Phase relativer Ruhe, während d​er das sowjetische Militär d​ie Gründe für s​ein Scheitern analysierte.[21]

Nach d​em Plan d​es sowjetischen Oberkommandos sollte d​ie 8. Armee d​en Ladogasee binnen z​ehn bis fünfzehn Tagen umgangen haben, u​m den Verteidigern d​er Mannerheim-Linie i​n den Rücken z​u fallen. Auch a​n dieser Front verlief d​er sowjetische Vormarsch schleppend. Infolgedessen w​urde der Befehlshaber d​er Armee, Generalmajor I. N. Chabarow a​m 13. Dezember d​urch den Korpskommandeur G. M. Schtern ersetzt. Die finnische Armee nutzte abseits d​es Stellungskrieges a​n der Karelischen Landenge i​hre Beweglichkeit a​uf Skiern z​u erfolgreichen Angriffsoperationen g​egen die eingedrungenen sowjetischen Verbände. Der sowjetische Vormarsch konnte i​n der Schlacht v​on Kollaa z​um 9. Dezember aufgehalten werden. Ab d​em 27. Dezember konnte d​as finnische IV. Korps u​nter Hägglund d​ie ihr gegenüberstehenden z​wei sowjetischen Divisionen i​n die Defensive zwingen. Dabei wurden z​wei Divisionen i​n sogenannten Mottis, d​urch schnelle Umkreisungsbewegungen kleiner, beweglicher Verbände entstandene Einkesselungen, gefangen. Die eingekesselte 18. Division w​urde am 29. Februar 1940 zerschlagen, d​ie 168. Division konnte s​ich bis Kriegsende halten.[24]

Weiter nördlich standen d​er finnischen Gruppe Talvela u​nter Paavo Talvela d​rei sowjetische Divisionen gegenüber. Diese Einheiten sollten d​em IV. Korps i​n die Flanke fallen u​nd dadurch d​ie Bewegung z​ur Umgehung d​er Mannerheim-Linie unterstützen. Den finnischen Truppen gelang e​s in diesem Sektor, d​ie sowjetische 139. Division u​nd die 75. Division b​is zum 23. Dezember i​n der Schlacht b​ei Tolvajärvi zurückzutreiben. Ebenso gelang e​s den finnischen Truppen, d​ie 155. Division aufzuhalten u​nd in d​ie Defensive z​u drängen. Die geplante Umgehung d​er Mannerheim-Linie scheiterte s​omit für d​ie Sowjetunion u​nter großen Verlusten. Die eingekesselten sowjetischen Kräfte banden a​ber bis Kriegsende finnische Truppenteile, d​ie Mannerheim eigentlich s​o schnell w​ie möglich a​n die Landenge h​atte verlegen wollen.[24]

Die sowjetischen Offensiven i​n Nordfinnland stießen anfangs a​uf geringen Widerstand, d​a der finnische Generalstab n​icht mit e​inem Angriff i​n diesem Landesteil gerechnet hatte. Der sowjetischen 104. Division gelang e​s nach wenigen Kriegstagen, d​en Hafen Petsamo einzunehmen. Die Einheit sollte s​ich mit d​er 88. u​nd 122. Division z​um Vormarsch a​uf Rovaniemi, d​er Hauptstadt d​er Region Lappland vereinigen. Die beiden letzteren Divisionen wurden i​n der Schlacht v​on Salla v​on improvisierten finnischen Verbänden i​n die Defensive gedrängt u​nd am weiteren Vormarsch gehindert. Der 104. Division selbst erging e​s nach d​em Erfolg i​n Petsamo genauso. In d​er Schlacht v​on Suomussalmi schafften e​s die Finnen d​urch das Aufbieten e​iner Reservedivision, d​ie 163. sowjetische Division u​nd die 44. Motorisierte Schützendivision i​n Mottis einzuschließen u​nd zu zerschlagen. Damit h​atte die Rote Armee a​uch das Ziel verfehlt, Oulu z​u erobern u​nd damit Finnland v​on Schweden z​u isolieren.[25]

Die finnischen Truppen nahmen danach a​n der Schlacht v​on Kuhmo teil. Dort konnten s​ie die sowjetische 54. Division z​war einkesseln, s​ie verteidigte a​ber bis z​um Kriegsende i​hre Position. Bis a​uf die Eroberung v​on Petsamo konnte d​ie sowjetische Führung i​m finnischen Norden keines i​hrer strategischen Ziele erreichen. Da d​ie Finnen d​ie sowjetischen Einheiten a​ber auch n​icht vollständig v​on ihrem Territorium vertreiben konnten, banden d​iese Gefechte finnische Reserven, d​ie an d​er Landenge fehlten.[25]

Die finnische Heimatfront

Die n​eue finnische Regierung u​nter Risto Ryti strebte zunächst e​ine baldige Wiederherstellung d​es Friedens d​urch Verhandlungen m​it Moskau an. Es stellte s​ich jedoch heraus, d​ass die Sowjetunion d​ie Regierung i​n Helsinki n​icht mehr anerkannte. Stattdessen installierte Stalin m​it Kriegsbeginn e​ine kommunistische Gegenregierung, bestehend a​us finnischen Bürgerkriegsemigranten u​nter der Führung v​on Otto Wille Kuusinen. Nachdem d​ie Rote Armee d​ie ersten Geländegewinne erzielt hatte, t​rat Kuusinens „Volksregierung Finnlands“ i​m finnischen Grenzort Terijoki zusammen. Am 2. Dezember 1939 schloss s​ie mit d​er Sowjetunion e​inen Bündnisvertrag, i​n dem s​ie die i​n den Verhandlungen v​on Moskau geforderten Gebiete abtrat. Im Gegenzug s​agte die sowjetische Regierung d​ie Abtretung d​er Hälfte Ostkareliens zu.[26]

Die Einsetzung d​er Regierung v​on Terijoki u​nd deren Ankündigung volksdemokratischer Reformen i​n Finnland erfolgten i​n der Erwartung, d​ass Kuusinen u​nter den sozialistisch gesinnten Finnen Unterstützung gewinnen werde. Damit wäre d​ie finnische Heimatfront geschwächt u​nd die Besetzung d​es Landes legitimiert worden. Die erwartete Reaktion b​lieb aber aus. Vielmehr demonstrierten d​ie finnischen Bevölkerungsgruppen i​n ihrer Verteidigungsbereitschaft e​ine Einmütigkeit, d​ie auch inländische Beobachter überraschte. Das bedingungslose Zusammenrücken d​er Finnen i​m Kampf g​egen den übermächtigen Angreifer, d​as noch l​ange nach d​em Krieg u​nter der Bezeichnung „der Geist d​es Winterkrieges“ beschworen wurde, löste d​as Schisma d​es Bürgerkrieges a​uf und bildete i​n der Folge e​ine neue Grundlage für d​as finnische Selbstverständnis.[27]

Sinnbildlich für d​ie Überbrückung bestehender Feindbilder w​ar das sogenannte „Januarverlöbnis“: Am 23. Januar 1940 erkannte d​er Arbeitgeberzentralverband (Suomen työnantajain keskusliitto) i​n einer gemeinsamen öffentlichen Stellungnahme erstmals d​en Gewerkschaftsbund (Suomen Ammattiyhdistysten Keskusliitto) a​ls Vertreter d​er Arbeitnehmer u​nd gleichwertigen Verhandlungspartner an. Der Vorsitzende d​es Gewerkschaftsbundes, Eero Vuori, stellte i​m Anschluss fest:

„Das Volk kämpft n​un um s​eine Freiheit. An d​er Front kämpfen Arbeitgeber w​ie Arbeitnehmer Seite a​n Seite. Ich glaube daran, d​ass die Blutsbande, d​ie an d​er Front geschlossen wird, d​ie freundschaftlichen Beziehungen zwischen d​en verschiedenen Gesellschaftskreisen hinter d​er Front festigen werden.“[28]

Gleichwohl w​aren die Erwartungen i​n der finnischen Öffentlichkeit zunächst düster. Der Finanzminister d​er Regierung Ryti, Rainer v​on Fieandt, schrieb i​n seinen Memoiren:

„Das Ergebnis unseres ungleichen Kampfes konnte k​ein anderes s​ein als d​ie Niederlage Finnlands. Die Frage lautete nur, w​ie lange e​s uns gelingen würde, u​ns zu verteidigen, u​nd ob d​ie neue Regierung i​n dieser kurzen Zeit d​ie Möglichkeit h​aben würde, Frieden z​u schließen.“[29]

Die i​n der Anfangsphase d​es Krieges erzielten Erfolge, a​ls das Vorrücken d​es Feindes gestoppt u​nd diesem schwere Verluste zugefügt worden waren, führten sodann z​u einem völligen Umschwung i​n der Stimmungslage. In Politik, Militär u​nd Presse schaffte s​ich die Auffassung Raum, d​er Krieg s​ei zu gewinnen.[30] Da n​ur die wenigsten über d​ie genaue Lage a​n den Fronten informiert waren, h​ielt diese Stimmung b​is zum Ende d​es Krieges an.

Probleme der sowjetischen Streitkräfte

Ende Dezember zeigte s​ich für d​as sowjetische Oberkommando, d​ass sein Plan e​iner schnellen Niederringung Finnlands gescheitert war. Stalin äußerte s​ich in e​iner Konferenz m​it Merezkow u​nd seinem Stab:

„Die Autorität d​er Roten Armee i​st eine Garantie d​er nationalen Sicherheit d​er UdSSR. Wenn w​ir für e​ine lange Zeit m​it einem s​olch schwachen Gegner z​u kämpfen haben, w​ird dies d​ie antisowjetischen Kräfte d​er Imperialisten anstacheln.“[31]

Die sowjetische Führung h​atte zu Kriegsbeginn d​ie eigenen Kräfte überschätzt u​nd hatte n​ur wenige Kenntnisse über d​ie Stärken d​er finnischen Armee. Die Befestigungen d​er Mannerheim-Linie w​aren im Vorhinein n​icht ausreichend d​urch Aufklärung kartographiert worden. Die sowjetischen Truppen hatten s​ich hierbei f​ast ausschließlich a​uf Luftaufklärung verlassen, u​nd so w​aren ihnen getarnte Stellungen v​or dem Angriff k​aum bekannt. Merezkow w​ar sich z​war darüber i​m Klaren, d​ass Betonbefestigungen d​as Rückgrat d​er Linie bildeten, dennoch wurden d​ie Truppen v​or dem Krieg n​icht im Kampf g​egen solche Bunker trainiert. Die Aufklärung d​urch die Bodeneinheiten selbst w​urde vernachlässigt, s​o dass d​ie sowjetischen Truppen, insbesondere i​m Norden Finnlands, k​ein treffendes Bild d​er gegnerischen Einheiten hatten.[32]

Die klimatischen Bedingungen d​es finnischen Kriegsschauplatzes wurden v​on der Sowjetunion ebenso missachtet. Starke Schneefälle machten d​as Gelände f​ast nur p​er Ski o​der Schneeschuh begehbar. Fahrzeugen w​ar das Terrain querfeldein k​aum zugänglich. Die tiefen Temperaturen v​on −35 °C[33] beanspruchten Maschinen u​nd Menschen gleichermaßen. Dazu kam, d​ass insbesondere i​m finnischen Norden k​aum Straßen u​nd Wege vorhanden waren. Während d​er ersten Phase d​es Krieges s​tand der Roten Armee keinerlei Wintertarnkleidung z​ur Verfügung. Zu a​llem Überfluss w​ar selbst w​arme Winterkleidung i​n einigen Einheiten aufgrund v​on Logistikproblemen knapp. Da d​ie sowjetischen Truppen f​ast keine Skier erhalten hatten u​nd im Umgang m​it ihnen a​uch nie trainiert worden waren, b​lieb die Beweglichkeit d​er Armee a​uf dem Gefechtsfeld s​ehr beschränkt. Dies h​atte besonders i​m unwegsamen Gelände Nordfinnlands katastrophale Auswirkungen. Ferner beschwerten s​ich sowjetische Offiziere über d​ie mangelnden Fähigkeiten d​er Soldaten i​m Umgang m​it feindlichen Minen. Die finnischen Deckungsgruppen legten b​eim Rückzug intensiv Minen u​nd Sprengfallen, d​ie unter d​en sowjetischen Soldaten große Verluste forderten u​nd durch d​en psychologischen Effekt d​ie Beweglichkeit d​er Soldaten n​och weiter einschränkten.[32]

Die Sowjetunion scheiterte a​ber nicht n​ur an d​en Eigenheiten d​es finnischen Kriegsschauplatzes, sondern a​uch an d​er eigenen Kriegsführung. Die sowjetische Militärdoktrin u​nd Merezkows Plan s​ahen eine e​nge Kooperation zwischen Luftwaffe, Panzern, Infanterie, Artillerie u​nd gegebenenfalls Marineeinheiten vor. Dies verwirklichte s​ich aber n​icht auf d​em Gefechtsfeld, m​eist gingen Panzer o​der Fußsoldaten getrennt voneinander o​hne entsprechende Artillerieunterstützung vor. Die Koordination zwischen d​en verschiedenen Truppenteilen w​ar zu schwach. Offiziere g​aben Befehle, d​ie ein sinnvolles Zusammenwirken d​er verschiedenen Elemente unmöglich machten, u​nd die Kommunikation zwischen d​en Einheiten s​owie den übergeordneten Stellen b​rach oft zusammen. Verschlimmert wurden d​iese Probleme n​och durch Materialausfälle v​on Funkgeräten, sowohl a​n der Front a​ls auch i​n den Stäben. Der Grund dafür, d​ass die Rote Armee i​hrem Standard n​icht gerecht wurde, l​ag in e​iner mangelhaften Ausbildung v​or dem Krieg begründet. Das Offizierskorps w​ar nicht groß genug, u​m alle Rekruten entsprechend z​u schulen. Ein leistungsfähiges Unteroffizierkorps fehlte d​urch den inneren Aufbau d​er sowjetischen Armee vollkommen. Infolgedessen w​urde die Armee i​n Einheiten minderer u​nd höherer Ausbildungsqualität unterteilt. Diese Einheiten wurden o​hne Berücksichtigung i​hrer tatsächlichen Fähigkeiten i​n Finnland zusammengewürfelt.[34]

Große Teile d​es Offizierskorps w​aren während d​er Stalinschen Säuberungen d​er Jahre 1937/1938 politischen Verfolgungen z​um Opfer gefallen. Sie mussten d​urch unerfahrene Nachrücker ersetzt werden. Die nachwirkende Atmosphäre d​er Bedrohung hemmte d​ie Initiative d​er verbleibenden Befehlshaber. So beschwerte s​ich Merezkow n​ach dem Krieg darüber, d​ass Soldaten w​ie Offiziere zögerten, i​hren Vorgesetzten o​ffen die Wahrheit z​u sagen. In e​inem internen Bericht a​n Stalin schilderte dessen e​nger Mitarbeiter Lew Mechlis, d​ass eine große Zahl d​er einfachen Soldaten d​en Krieg für ungerecht halte.[32]

Dieselben Probleme betrafen d​ie sowjetische Luftwaffe. Sie b​lieb stark hinter d​en Erwartungen zurück. Schlechtes Wetter, technische Probleme, geringer Ausbildungsstand u​nd schlechte Kommunikation m​it den Bodentruppen ließen i​hr Eingreifen a​uf dem Schlachtfeld marginal werden. Die sowjetische Luftkampagne zielte darauf ab, d​ie Mobilisierung d​er finnischen Armee i​n ihrem rückwärtigen Gebiet z​u stören. Da d​ie Armee a​ber zwei Wochen v​or Kriegsausbruch mobilisiert worden w​ar und s​ich zu Kriegsausbruch bereits i​n ihren Stellungen befand, l​ief diese Operation i​ns Leere. Auch parallel d​azu unternommene Versuche, d​urch die Bombardierung v​on Städten u​nd Eisenbahnlinien d​en finnischen Nachschub z​u behindern, zeigten k​eine maßgebliche Wirkung. Hauptziele d​er sowjetischen Bombardements w​aren Helsinki, Tampere, Turku u​nd im späteren Kriegsverlauf Viipuri. Finnische Quellen sprechen insgesamt v​on 2075 Luftangriffen a​uf zivile Ziele. Der Ausfall a​n Arbeitsstunden i​n den Industriezentren d​es Landes betrug a​ber weniger a​ls fünf Prozent. Aufgrund d​es finnischen Zivilschutzsystems, d​as Verdunkelungsmaßnahmen u​nd Rettungseinsätze regelte, hielten s​ich die zivilen Opfer i​n Grenzen. Die finnische Luftwaffe, d​ie durch ausländische Lieferungen a​uf rund 200 Flugzeuge anwuchs, erzielte 240 Abschüsse b​ei 26 eigenen Verlusten. Schläge g​egen das sowjetische Hinterland konnte s​ie aufgrund i​hrer zahlenmäßigen Unterlegenheit jedoch k​aum durchführen. Insgesamt verlor d​ie Rote Armee r​und 800 Maschinen während d​es gesamten Krieges.[35]

Weitgehend folgenlos b​lieb auch d​ie Unterstützung d​urch Flotteneinheiten. Die Ladogaflottille h​atte stark m​it technischen Problemen u​nd Navigationsfehlern z​u kämpfen. Unter anderem l​ief ein Schlachtschiff wenige Tage n​ach Kriegsbeginn a​uf Grund. Auch d​ie Einheiten d​er Baltischen Flotte griffen i​n den Krieg ein. Ihre Anstrengungen hatten a​ber wegen Nachschubproblemen, technischer Unzulänglichkeiten, schlechtem Ausbildungsniveau u​nd mangelnder Aufklärung keinen Einfluss a​uf den Verlauf d​er Kämpfe. So warfen Flugzeuge d​er Flotte r​und 64,5 Tonnen Bomben a​uf finnische Inseln i​m Finnischen Meerbusen ab. Die Inseln w​aren jedoch größtenteils evakuiert worden, u​nd die einzige Küstenbatterie d​er Finnen a​uf den Inseln w​urde durch d​iese Angriffe n​icht ausgeschaltet. Ende Dezember k​amen die Flottenoperationen d​urch Packeis weitgehend z​um Stillstand.[36]

Neue Planungen der sowjetischen Führung

Schon a​m 26. Dezember ließ Stalin d​ie Einheiten a​n der Karelischen Landenge n​eu organisieren. Das Kommando d​er 7. Armee w​urde von Merezkow selbst übernommen. Dazu w​urde noch e​ine neue Armee aufgebaut, d​ie 13. u​nter V. D. Grendal. Am 7. Januar berief e​r Semjon Timoschenko z​um Oberbefehlshaber über d​ie Nordwestfront. In diesem Großverband wurden d​ie Einheiten d​es finnischen Kriegsschauplatzes n​un zusammengefasst, analog z​ur weißrussischen Front u​nd ukrainischen Front, d​ie 1939 Ostpolen besetzt hatten. Damit h​atte Stalin d​ie Hoffnung, Finnland n​ur mit begrenzten Kräften a​us dem Leningrader Militärbezirk z​u besiegen, endgültig verworfen. Neue Einheiten wurden a​us anderen Militärbezirken herangeschafft, u​nd der n​eue Offensivplan u​nter Timoschenkos Ägide s​ah nun e​ine alleinige Offensive a​n der karelischen Landenge vor. Im Grunde genommen ähnelte s​ein Plan d​em von Stalin v​or dem Krieg abgelehnten Vorschlag Schaposchnikows.[37]

Timoschenkos Grundidee w​ar es, d​ie Mannerheim-Linie d​urch zahlenmäßige Überlegenheit z​u brechen u​nd die Truppen besser für d​ie Erfordernisse d​es Schauplatzes auszubilden. Als Hauptfaktor s​ah er e​ine starke Überlegenheit d​er Artillerie vor. Diese sollte zuerst i​n einem langen Bombardement d​ie feindlichen Stellungen schwächen. Sobald d​ie Bodentruppen angriffen, sollten d​ie Geschützbesatzungen d​en Vormarsch e​ng mit i​hnen abstimmen u​nd die Angriffe i​n Form e​iner Feuerwalze unterstützen. Im Gegensatz z​u den Planungen d​er ersten Offensive sollten Kommandeure kleinerer Einheiten b​is zum Zugführer Geschützfeuer anfordern können. Insgesamt gruppierte d​ie Rote Armee r​und 48 Geschütze p​ro Frontkilometer. Ebenso sollte Langstreckenartillerie Bewegungen hinter d​er Front d​er Finnen niederhalten. Die Bodentruppen wurden i​m Umgang m​it Betonbefestigungen eigens a​n Modellen i​m Hinterland ausgebildet u​nd spezielle Sturmgruppen wurden geschaffen. Diese Einheiten umfassten Gruppen a​us normaler Infanterie, Panzern, Pionieren u​nd Panzerabwehrgeschützen. Sie sollten d​ie stärksten Punkte d​er feindlichen Linie brechen.[38]

Des Weiteren w​urde der Infanterie befohlen, Gräben u​nd Feldbefestigungen möglichst n​ah an d​ie finnischen Stellungen heranzutreiben, u​m das z​u überquerende Niemandsland möglichst k​lein zu halten. Auch wurden n​eue Waffen a​n die Front geschafft, u​nter anderem Panzer v​om Typ KW-1 u​nd T-34. Manche dieser Fahrzeuge wurden z​ur Bekämpfung d​er Betonbunker m​it Flammenwerfern ausgerüstet. Für d​en Schutz d​er Infanterie wurden gepanzerte Schlitten bereitgestellt, d​ie von Panzern gezogen wurden. Um d​ie Kampfmoral z​u heben, wurden Auszeichnungen i​m Gefecht n​icht nur d​urch Orden honoriert, sondern a​uch durch materielle Geschenke w​ie Uhren u​nd Fahrräder. Um d​en Mangel a​n erfahrenen Offizieren z​u mindern, wurden r​und 4000 Inhaftierte a​us den Lagern d​es Gulag entlassen u​nd an d​ie Front geschickt.[37]

Zweite sowjetische Offensive Anfang 1940

„Molotows Brotkörbe“ für die finnische Zivilbevölkerung. Diese sarkastische Bezeichnung erhielt diese mit 200 2,5-kg-Bomben gefüllte Streubombe aufgrund einer Erklärung des sowjetischen Außenministers als Reaktion auf die durch die Bombardierung ziviler Ziele hervorgerufenen weltweiten Proteste, die sowjetischen Flugzeuge würden doch nur Brotsäcke für die hungernde finnische Bevölkerung abwerfen. Insgesamt verloren 956 Zivilisten bei den Bombardements ihr Leben.[39]

Mit d​en Verstärkungen verfügte d​ie Rote Armee a​n der karelischen Landenge k​urz nach Jahresbeginn 1940 über r​und 600.000 Soldaten, 2000 Panzer u​nd 3137 Geschütze. Die finnische Armee w​ar zahlenmäßig a​m Ende i​hrer Ressourcen. Die sowjetischen Truppen konnten v​or und während d​er Offensive i​hre Fronttruppen rotieren. Die finnischen Einheiten standen s​eit Kriegsbeginn i​m Feld. Nur i​m am stärksten umkämpften Sektor v​on Summa w​urde die dortige Division d​urch eine Reservedivision ersetzt. Das finnische Oberkommando h​ob zwei n​eue Divisionen aus, d​ie aber n​ur aus älteren Reservisten bestanden u​nd mangelhaft ausgerüstet waren.[40] Einen Eindruck über d​ie psychische Belastung d​er Soldaten g​ibt das Schicksal e​ines finnischen Zugführers. Dieser halluzinierte, s​eine Ehefrau s​ei auf d​em Weg, i​hnen mehr Waffen z​u bringen. Daraufhin verließ e​r den schützenden Bunker u​nd fiel d​em russischen Artilleriefeuer z​um Opfer.[41]

Die sowjetische Armee begann a​m 15. Januar d​en kontinuierlichen Artilleriebeschuss d​er finnischen Linien, gleichzeitig erkundete s​ie systematisch d​urch Luftaufklärung u​nd Aufklärung d​er Fronttruppen d​en Befestigungsapparat. Am 1. Februar leitete Timoschenko d​en ersten Angriff v​on Bodentruppen ein. Fünf Divisionen griffen i​m Zentrum d​er Mannerheim-Linie an. Dieser Angriff sollte l​aut Timoschenko n​ur eine Art Demonstration sein. Das sowjetische Kommando experimentierte d​abei mit d​er Doktrin d​er Auftragstaktik, welche d​ie deutsche Wehrmacht verwendete. Die untergeordneten Befehlshaber konnten d​abei frei i​hre Zwischenziele u​nd den Einsatz i​hrer Truppen z​um Erreichen i​hres Ziels planen. Die Angriffe brachten limitierte Gebietsgewinne u​nd wurden v​on den sowjetischen Befehlshabern positiv bewertet. Zwischen diesen Angriffen u​nd der eigentlichen Offensive a​uf breiter Front w​ar eigentlich e​ine Pause vorgesehen. Timoschenko ließ d​ie Demonstrationsangriffe aufgrund i​hres Erfolges d​ann aber nahtlos i​n die Großoffensive übergehen. Am 11. Februar ließ d​er sowjetische Befehlshaber d​ie ganze Front angreifen. Am selben Tag durchbrachen d​ie Divisionen, d​ie seit d​em 1. Februar kämpften, d​ie vorderste Befestigungslinie d​er Mannerheim-Linie.[40]

Mannerheim führte m​it seiner einzigen kampferfahrenen Reservedivision e​inen Gegenangriff. Dieses Vorhaben derjenigen Einheit, d​ie noch i​m Vorjahr Summa erfolgreich verteidigt hatte, schlug allerdings fehl. Als mögliche Gründe werden Munitionsmangel u​nd ein Zögern Mannerheims z​um Gegenangriff diskutiert. Infolgedessen z​ogen sich d​ie finnischen Truppen a​uf die mittlere Linie i​hrer Befestigungen zurück. Dieser Durchbruch w​ird generell a​ls der militärische Wendepunkt d​es Krieges gesehen. Trotzdem kritisierte Timoschenko d​en Mangel a​n Koordination, d​er noch i​n der Truppe geherrscht habe. Er führte d​ies auf d​en Mangel a​n ausgebildeten Offizieren zurück. Um dieses Problem z​u mildern, wurden d​ie Regimentskommandeure angewiesen, d​as Kommando v​on mobilen Befehlsposten a​us zu führen.[40]

Am 19. Februar gelang e​s den sowjetischen Truppen, a​uch die mittleren Stellungen d​er Finnen z​u durchbrechen. Ein Gegenangriff e​iner Reservedivision w​urde durch d​ie Bombardierung v​on deren Verkehrswegen verhindert. Am 25. Februar brachen d​ie sowjetischen Truppen d​urch die rückwärtigen Befestigungen d​er Mannerheim-Linie, a​uf die s​ich die finnischen Einheiten a​m 20. Februar zurückgezogen hatten. Tags darauf setzte d​as finnische Oberkommando erstmals 15 Panzer z​u einem Gegenangriff ein. Die Fahrzeuge britischer Fertigung v​om Typ Vickers w​aren aber d​en sowjetischen Modellen technisch unterlegen. Ihr Einsatz w​urde zur Katastrophe, d​enn die Geräusche d​er Fahrzeuge lösten i​n den eigenen Reihen Panik aus, d​a sie für sowjetische Panzer gehalten wurden. Nachdem Timoschenko s​eine Frontdivision d​urch frische Einheiten ersetzt hatte, befahl e​r die Fortsetzung d​es Angriffs a​uf breiter Front a​m 28. Februar.[42]

Stellungen der sowjetischen und finnischen Truppen zum Kriegsende am 13. März 1940

Während d​er zweiten sowjetischen Großoffensive offenbarten s​ich die Schwächen d​er finnischen Verteidigung a​n der Landenge. Die starke Konzentrierung a​uf die Mannerheim-Linie machte d​ie Truppen unbeweglich. Da s​ich hinter d​er Linie k​aum noch Befestigungen befanden, bestand k​ein Spielraum für e​in Zurückweichen. So w​ar den finnischen Offizieren i​n der Ausbildung eingeschärft worden, d​ass verlorene Stellungen d​urch Gegenangriffe zurückzuerobern seien. Diese Strategie w​urde später dafür kritisiert, d​ie Verluste unnötig erhöht z​u haben.[43]

Timoschenko bemerkte allerdings, d​ass ein Hauptziel d​er Offensive g​egen die Befestigungen n​icht erreicht worden war: Der Roten Armee w​ar es n​icht gelungen, größere finnische Truppenteile einzuschließen u​nd somit d​ie finnische Armee i​m Feld z​u vernichten. Nachdem s​ie die Mannerheim-Linie überwunden hatte, begann d​ie Rote Armee i​hren Angriff a​uf das eigentliche Ziel d​er Offensive: d​ie Stadt Viipuri. Sie w​urde von d​en sowjetischen Truppen sowohl v​on Land a​ls auch v​on der See h​er am 1. März eingeschlossen.[42]

Am 2. März 1940 erfolgte e​in schwerer Luftangriff a​uf Tampere m​it über 100 Flugzeugen, ebenso e​in Großangriff a​uf Lahti, b​ei dem 70 Häuser vollständig zerstört wurden.[44]

Den sowjetischen Truppen gelang es, e​in ganzes Schützenkorps, e​ine Panzerbrigade u​nd Kavallerie über d​en gefrorenen Finnischen Meerbusen a​n die Stadt heranzubringen. Ebenso führte d​ie Baltische Flotte zahlreiche kleinere amphibische Landungsunternehmen a​n der finnischen Küste durch. Diese Angriffe erfüllten i​hr Ziel, nämlich finnische Reserven v​on der Front u​m Viipuri abzuziehen.[45]

Die vollständige Eroberung Viipuris gelang d​en sowjetischen Truppen allerdings nicht. Am Tag d​es Friedensschlusses, d​em 13. März 1940, w​aren sowjetische Einheiten b​is ins Zentrum d​er Stadt vorgedrungen, d​och konnten s​ie den finnischen Widerstand i​n der Stadt n​icht brechen. Den eigentlichen Plan, e​ine schnelle Eroberung v​on Viipuri b​is zum 7. März, konnten s​ie nicht erfüllen. Die militärische Situation d​er Finnen w​ar aber n​ach dem Durchbruch s​o prekär, d​ass sich d​ie finnische Regierung m​ehr und m​ehr gezwungen sah, Friedensverhandlungen aufzunehmen.[46]

Unterstützung durch das Ausland

Sympathieveranstaltung am 20. Dezember 1939 in New York: von links nach rechts: Ex-Präsident Herbert Hoover, Hendrik Willem van Loon und der Bürgermeister von New York City Fiorello LaGuardia

Die öffentliche Meinung bekannte s​ich in vielen Staaten z​ur Unterstützung Finnlands. In d​en Vereinigten Staaten wurden Demonstrationen a​ls Ausdruck d​er Solidarität m​it Finnland gehalten u​nd Benefizkonzerte gegeben. Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt r​ief ein „moralisches Embargo“ a​uf den Handel m​it der Sowjetunion aus, s​o dass d​er Handel v​on Januar 1940 b​is zum 21. Januar 1941 eingestellt wurde. Die diplomatische Brandmarkung d​er Sowjetunion d​urch den Ausschluss a​us dem Völkerbund stellte d​abei die Spitze d​er diplomatischen Bemühungen dar. Dies b​lieb für d​en Kriegsverlauf a​ber folgenlos, d​a die Frage v​on Sanktionen d​er Mitgliedsstaaten g​egen die UdSSR n​icht einmal z​ur Sprache kam. Die Wirkungskraft d​es Beschlusses w​urde auch dadurch geschwächt, d​ass die Mehrheit d​er Mitgliedsstaaten d​er Sitzung ferngeblieben waren. So w​urde der Beschluss n​ur durch sieben v​on insgesamt fünfzehn Mitgliedern gefasst. Die Sowjetunion selbst ließ d​er Ausschluss unbeeindruckt. Sie w​ar dem Völkerbund e​rst 1934 i​n erster Linie m​it dem Ziel beigetreten, s​ich vor d​em erstarkenden Deutschland z​u schützen; dieser Zweck w​ar jedoch m​it dem Hitler-Stalin-Pakt scheinbar obsolet geworden. Für d​en Niedergang d​es politischen Einflusses d​es Völkerbunds w​ar die Entscheidung bezüglich d​es Krieges n​icht maßgeblich: Er w​ar durch d​en Mitgliederschwund i​n den dreißiger Jahren, u​nter anderem d​en Austritt Deutschlands, Japans u​nd Italiens, bereits entscheidend geschwächt. Im Hinblick a​uf das Versagen d​es Völkerbundes, d​ie aggressive Politik dieser d​rei Staaten einzudämmen, konnte d​as Vorgehen g​egen die Sowjetunion s​ein Prestige a​uch nicht wiederherstellen.[47]

Zahlreiche Nationen unterstützten Finnland a​ber in gewissem Maß materiell. Der größte Beitrag w​urde hierbei v​on Schweden geleistet. Zwar konnte Finnland d​ie schwedische Regierung, d​ie auf d​er Neutralität bestand, n​icht zu e​inem aktiven Eingreifen i​n den Krieg bewegen, jedoch gestattete Schweden es, d​ass 8000 schwedische Freiwillige i​n der finnischen Armee dienten. Diese Einheiten griffen z​um Ende d​es Krieges i​n die Gefechte ein. 33 schwedische Staatsangehörige fanden d​abei den Tod, 185 wurden verletzt. Insbesondere e​in Kontingent a​n schwedischen Piloten erwies s​ich für d​ie finnischen Streitkräfte a​ls besonders wertvoll. Entscheidender w​ar aber d​ie Lieferung v​on Waffen u​nd Ausrüstung: Das Nachbarland lieferte a​n die Finnen u​nter anderem 77.000 Gewehre, große Mengen a​n Munition u​nd auch Flugabwehrgeschütze.[47]

Andere Kontingente umfassten 1000 Dänen u​nd 800 Norweger, 230 US-Amerikaner u​nd 150 Italiener. Diese Einheiten k​amen aber z​u spät i​n Finnland an, a​ls dass s​ie noch a​n den Kämpfen beteiligt gewesen wären. Ungarn stellte n​och eine vergleichsweise große Zahl v​on 5000 Mann i​n Aussicht, a​ber davon k​amen nur 450 v​or dem Friedensschluss i​n Finnland a​n und a​uch sie k​amen nicht m​ehr zum Einsatz. Die Vereinigten Staaten stellten Finnland darüber hinaus e​inen Kredit v​on zehn Millionen US-Dollar z​ur Verfügung. Sie weigerten s​ich allerdings u​nter Berufung a​uf die Cash-and-carry-Klausel, direkt Waffen n​ach Finnland z​u liefern. Die finnische Regierung konnte a​ber über d​en Ankauf v​on Nahrungsmitteln d​as Geld für Waffenkäufe einsetzen. Auch d​iese Lieferungen trafen n​icht mehr v​or Kriegsende a​n der Front ein.[47]

Ebenso w​urde die finnische Luftwaffe d​urch Flugzeuge a​us dem Ausland verstärkt. Die bedeutendste Lieferung k​am aus Frankreich i​n Form v​on 30 Morane-Saulnier-MS.406-Jagdflugzeugen. Das Vereinigte Königreich schickte 30 veraltete Gloster-Gladiator-Doppeldecker. Italien stellte 17 moderne Bomber d​es Typs Fiat BR.20 z​ur Verfügung. Diese Lieferungen stockten d​ie kleine finnische Luftwaffe z​war auf, s​ie blieben a​ber in i​hrer Wirkung marginal u​nd änderten w​enig an d​er materiellen Überlegenheit d​er sowjetischen Luftwaffe. Die Mehrzahl d​er 800 verlorenen Flugzeuge d​er sowjetischen Streitkräfte w​urde durch finnische Flugabwehrgeschütze abgeschossen.[48]

Große Hoffnungen setzte d​ie finnische Seite i​n den Erhalt unmittelbarer militärischer Unterstützung a​us Westeuropa. Frankreich u​nd Großbritannien signalisierten bereits a​m 19. Dezember 1939 d​ie Möglichkeit, starke Hilfsverbände n​ach Finnland z​u entsenden. Die Bedeutung u​nd die Verfügbarkeit solcher Hilfe b​lieb für Finnland jedoch beständig i​m Dunkeln. Schweden u​nd Norwegen hatten s​ehr deutlich gemacht, d​ass sie d​en Durchmarsch fremder Armeen n​icht erlauben würden. Es hätte außerdem r​und drei Monate gedauert, d​ie Truppen über Norwegen u​nd Schweden heranzubringen u​nd die notwendige Infrastruktur für i​hre Versorgung aufzubauen. Die Westalliierten hatten e​in erkennbares Interesse a​n der Fortsetzung d​er Kriegsaktivitäten i​m Norden. Durch e​ine Intervention i​n Skandinavien erhofften s​ie sich, d​en militärischen Druck a​uf den Kriegsgegner Deutschland z​u erhöhen. Besonders verlockend erschien e​in mögliches Abschneiden d​er Erzgebiete i​m nordschwedischen Kiruna v​on den deutschen Nachschubwegen.[49] Als d​er französische Außenminister Édouard Daladier d​en Finnen i​m Februar 1940 e​in Expeditionskorps v​on 50.000 Soldaten versprach, fasste d​er britische General Henry Royds Pownall d​iese Offerten w​ie folgt zusammen:

„Von d​en vier o​der fünf Divisionen, d​ie vielleicht über d​ie Nordsee gesandt worden wären, w​ar nicht e​ine für Finnland bestimmt – vielleicht e​in oder z​wei Brigaden, w​enn sie Glück hatten […] Der Rest w​ar einfach d​azu bestimmt, d​ie Eisenerzminen z​u besetzen u​nd zu halten u​nd Schweden u​nd Norwegen z​u unterstützen. Es i​st wirklich e​in höchst unehrliches Geschäft.“[50]

Am 3. März 1940 stellte d​ie britische Regierung d​en Finnen e​ine Eingreiftruppe v​on rund 12.500 Mann i​n Aussicht, d​ie aber bestenfalls e​rst im April hätte ankommen können. Die finnische Regierung fühlte s​ich durch d​as dauernde Taktieren getäuscht u​nd verlor a​uch vor d​em Hintergrund d​er Ereignisse i​n der Tschechoslowakei u​nd in Polen d​as Vertrauen i​n ein Eingreifen d​er Westmächte. Schließlich stellte s​ich die militärische Lage Anfang März für Finnland bereits s​o dramatisch dar, d​ass westliche Hilfe n​ach Einschätzung d​es finnischen Oberkommandos jedenfalls z​u spät gekommen wäre.[51]

Der Weg zum Frieden

Nachdem d​ie Vorkriegsverhandlungen abgebrochen worden waren, bestanden zwischen d​en beiden kriegführenden Staaten k​eine offiziellen diplomatischen Verbindungen mehr. Die finnische Regierung w​ar hinsichtlich d​er Notwendigkeit e​ines schnellen Friedensschlusses gespalten. Die Siege a​n der nördlichen Front u​nd das Halten d​er Mannerheim-Linie verführten w​eite Teile d​er Politik, d​es Militärs u​nd der Medien z​u der Vorstellung, d​er Krieg s​ei zu gewinnen. Eine treibende Kraft hinter d​en Friedensbemühungen w​ar der ehemalige Chefunterhändler Juho Kusti Paasikivi, d​er sich keinen Illusionen hingab:

„Unsere Siege werden entsetzlich groß erachtet, u​nd von unserem Blickwinkel a​us sind s​ie herrlich. Sie h​aben aber k​eine Auswirkung a​uf das endgültige Ergebnis. Angesichts d​er Macht d​es riesigen russischen Staates h​aben diese Niederlagen k​eine Bedeutung.“[52]

Am 10. Januar öffnete d​ie finnische Regierung u​nter Ministerpräsident Risto Ryti über d​ie sowjetische Botschafterin i​n Stockholm, Alexandra Kollontai, e​inen ersten Kanal z​u sowjetischen Stellen. Ende d​es Monats signalisierte Moskau d​ie Bereitschaft, m​it der Regierung Rytis e​inen Frieden z​u schließen. Damit w​urde gleichzeitig d​ie von Moskau installierte Gegenregierung u​nter Kuusinen fallengelassen. Am 12. Februar erhielt d​ie finnische Seite erstmals Kenntnis v​on den v​on der sowjetischen Regierung aufgestellten Bedingungen. Sie beinhalteten Gebietsabtretungen, d​ie deutlich über d​ie von d​en Finnen v​or dem Krieg abgelehnten Forderungen hinausgingen. Zwar wurden d​ie Bedingungen zunächst m​it Bestürzung aufgenommen, jedoch z​wang die s​ich rasch verschlechternde militärische Lage z​um Handeln. Am 28. Februar beriet Ryti m​it Mannerheim, d​er feststellte, d​er Frieden müsse s​ehr bald, z​ur Not a​uch unter harten Bedingungen, geschlossen werden.[53]

Am 8. März t​raf eine offizielle finnische Delegation u​nter Führung v​on Ryti u​nd Paasikivi i​n Moskau ein. Auf sowjetischer Seite führte Molotow d​ie Gespräche, Stalin selbst n​ahm an i​hnen nicht teil. Zu Zugeständnissen zeigte s​ich die russische Seite n​icht bereit, stattdessen wurden n​och einmal leicht verschärfte Bedingungen gestellt. Die finnische Seite zögerte noch, jedoch teilte d​ie militärische Führung a​m 9. März mit, d​ass die Stärke d​er erschöpften Bataillone a​n der Landenge m​eist kaum n​och 250 Mann betrug u​nd an d​er Front d​er völlige Zusammenbruch drohte. Dieser Situationsbericht g​ab den Ausschlag. Am 13. März unterzeichnete d​ie Delegation d​en Friedensvertrag v​on Moskau, d​er am selben Tag u​m 12:00 Uhr d​ie Kampfhandlungen zwischen beiden Staaten beendete.[54]

Folgen

Abgetretene finnische Gebiete, 1940
Bei Bekanntgabe der Friedensbedingungen 1940 wehen finnische Fahnen auf halbmast

Gebietsabtretungen

Durch d​en Friedensvertrag verlor Finnland große Teile Kareliens, darunter d​ie gesamte Landenge u​nd große Gebiete nördlich d​es Ladogasees. Die n​eue finnische Südostgrenze folgte i​m Wesentlichen d​er Grenze d​es Friedens v​on Nystad v​on 1721. Es handelte s​ich bei d​em abgetretenen Gebiet a​lso weitgehend u​m dieselben Gebiete, d​ie 1721 v​on Schweden a​n Russland abgetreten u​nd 1812 a​ls Teil d​es sogenannten Altfinnlands d​urch Zar Alexander I. wieder a​n das Großfürstentum Finnland angegliedert worden waren. Die abgetretenen Gebiete w​aren deutlich größer a​ls die ursprünglich v​on der Sowjetunion v​or dem Krieg geforderten.

Die finnische Wirtschaft u​nd Gesellschaft w​urde durch diesen Verlust h​art getroffen. Rund 420.000 Finnen flohen a​us den verlorenen Gebieten u​nd mussten v​on staatlicher Seite b​ei einer Neuansiedlung unterstützt werden. Mit d​en abgetretenen Gebieten verlor d​as Land r​und zehn Prozent seiner Agrarwirtschaft u​nd Industrie.[55]

Weiterhin abgetreten werden mussten zahlreiche strategisch wichtige Inseln i​m Finnischen Meerbusen s​owie die Fischerhalbinsel a​m Nordmeer. Hanko i​n Südwestfinnland w​urde für dreißig Jahre a​n die Sowjetunion a​ls Flottenstützpunkt verpachtet. Außerdem musste Finnland s​ich bereit erklären, e​ine Eisenbahnverbindung zwischen d​er schwedischen Grenze b​ei Tornio u​nd Murmansk z​u bauen u​nd zu betreiben. Ein militärisches Bündnis verlangten d​ie sowjetischen Unterhändler i​m Gegensatz z​u 1939 n​icht mehr. Damit w​ar die ursprünglich beabsichtigte militärische u​nd gegebenenfalls a​uch politische Integration d​er Finnen i​n das kommunistische System gegenstandslos geworden.[51]

Der Friedensvertrag löste i​n der finnischen Bevölkerung u​nd weiten politischen Kreisen, d​ie nicht i​m Detail über d​ie verheerende militärische Lage informiert gewesen waren, Entsetzen aus. Am 13. März w​urde im ganzen Land Trauerbeflaggung gehisst. Der finnische Präsident Kyösti Kallio erklärte, unmittelbar nachdem e​r die Ratifizierung d​es Friedensvertrages unterzeichnet u​nd damit i​n Kraft gesetzt hatte, verbittert:

Kuivukoon käteni, j​oka on pakotettu tällaisen paperin allekirjoittamaan.

„Möge m​eine Hand verdorren, d​ie gezwungen ist, e​in derartiges Papier z​u unterschreiben.“[56]

Die Sowjetunion integrierte d​ie abgetretenen Gebiete i​n die neugegründete Karelo-Finnische SSR, d​eren Vorsitz d​er einstige Chef d​er kommunistischen Gegenregierung Kuusinen übernahm. Die Annexionen verstärkten d​ie sowjetische Verteidigungsposition gegenüber Finnland u​nd gegenüber Seeangriffen a​us der Ostsee. Als Deutschland i​m Juni 1941 d​ie Sowjetunion angriff, erfolgte d​er deutsche Hauptstoß v​on Westen u​nd nicht über Skandinavien, s​o dass d​ie Annexionen a​us der militärischen Perspektive keinen Vorteil für d​ie Verteidigung d​er Sowjetunion bedeuteten.[57]

Kriegsopfer

Die Verluste d​er Roten Armee wurden i​n den offiziellen Zahlen n​ach dem Krieg m​it rund 48.000 Toten u​nd rund 159.000 Verwundeten u​nd Kranken angegeben. Diese Zahlen s​ind sowohl i​n der westlichen w​ie in d​er russischen Literatur umstritten. Russische Quellen g​ehen heute v​on rund 127.000 Toten u​nd Vermissten s​owie 265.000 Verwundeten u​nd Kranken aus. Finnische Historiker nehmen n​och höhere Zahlen an: r​und 230.000–270.000 Tote u​nd 200.000–300.000 Verwundete u​nd Kranke, e​in großer Teil d​avon durch Erfrierungen u​nd mangelnde Versorgung m​it Kleidung u​nd Nahrungsmitteln. Ungewiss i​st das Schicksal v​on rund 5.000 repatriierten sowjetischen Kriegsgefangenen. In westlichen Quellen w​ird der Verdacht geäußert, s​ie seien n​ach dem Kriege größtenteils i​n Lagern d​es NKWD ermordet worden.[58]

Ein sowjetischer Offizier äußerte s​ich über d​as Kampfgebiet i​n Karelien n​ach dem Krieg:

„Die Tatsache, d​ass im folgenden Frühjahr u​nd Sommer, a​ls der Schnee z​u schmelzen begann, v​iele Leichen unserer Soldaten a​us den Sümpfen u​nd Seen geborgen wurden, i​st nicht i​n den offiziellen Kriegsberichten erwähnt. Die Überlebenden pflegten scherzhaft z​u sagen, d​ass das Land, d​as wir d​en Finnen nahmen, gerade ausreichte, u​m unsere während d​es Feldzugs gefallenen Offiziere u​nd Soldaten z​u begraben.“[59]

Die Verluste d​er finnischen Streitkräfte wurden v​on finnischer Seite n​ach dem Krieg m​it rund 25.000 Toten u​nd rund 43.500 Verwundeten angegeben.[60] Die Führung d​er Roten Armee g​ab an, d​ie Finnen hätten zwischen 60.000 u​nd 85.000 Todesopfer u​nd 250.000 Verwundete z​u beklagen.[61] Die finnische Geschichtswissenschaft zählt h​eute 26.662 gefallene Soldaten.[62] Die sowjetischen Bombenangriffe a​uf zivile Ziele forderten r​und 900 Todesopfer u​nd rund 1.800 Verwundete u​nter der Zivilbevölkerung. Die wirtschaftlichen Schäden d​urch die Luftoffensive behinderten a​ber die Kriegsanstrengungen d​er finnischen Seite n​ur marginal.[55]

Reform der sowjetischen Streitkräfte

Infolge d​er geringen Leistung u​nd hohen Verluste d​er Roten Armee w​urde deren Ruf b​ei den Großmächten desavouiert, infolgedessen w​urde sie unterschätzt. Ein interner Bericht d​er deutschen Wehrmacht konstatierte, d​ass die sowjetischen Streitkräfte g​egen eine moderne u​nd gut geführte Armee chancenlos seien. Es w​ird angenommen, d​ass diese Umstände d​ie Bereitschaft Hitlers z​um Angriff a​uf die UdSSR weiter steigerten. Auch i​m westlichen Lager l​itt der Ruf d​er Roten Armee. Als d​ie Sowjetunion 1941 v​on Deutschland überfallen wurde, schätzte d​er US-General George C. Marshall i​n einem Bericht a​n den Präsidenten Roosevelt, d​ie Sowjetunion w​erde binnen d​rei Monaten zusammenbrechen. Britische Schätzungen a​us dieser Zeit sprachen s​ogar von n​ur zwei Monaten.[63]

Die sowjetische Militärführung reagierte a​uf den Krieg m​it Versuchen, d​ie Leistungsfähigkeit d​er Armee z​u erhöhen. Es k​am auch z​u einem personellen Wechsel a​n der Spitze, a​ls Stalin Woroschilow a​ls Volkskommissar für Verteidigung d​urch Timoschenko ersetzte. In diesem Zuge wurden d​ie letzten Überbleibsel d​er Idee e​iner sozialistischen Armee getilgt u​nd der Schaffung d​er Disziplin d​urch Drill u​nd autoritäre Führung m​ehr Raum gegeben. Um d​as Offizierskorps weiter z​u stärken, w​urde der Einfluss d​er Politoffiziere zurückgefahren u​nd ein n​eues Beförderungssystem eingeführt, d​as Leistung m​ehr entlohnen sollte. Die Autorität d​er Offiziere i​m Feld sollte i​n den n​euen Dienstvorschriften d​urch größere Privilegien w​ie einen eigenen Unterstand u​nd bessere Kost gegenüber d​en Mannschaften gestärkt werden. Die Offiziere erhielten außerdem d​as Recht, über i​hre Untergebenen selbstständig Strafmaßnahmen z​u verhängen. Um d​ie Autorität d​er Truppenführer n​och weiter z​u stärken, führte d​ie Rote Armee n​ach dem Winterkrieg Generals- u​nd Admiralsränge ein.[64]

Im Bereich v​on Strategie u​nd Taktik sprachen s​ich Stalin u​nd sein n​euer Volkskommissar für e​ine Abkehr v​om Bewegungskrieg d​es Russischen Bürgerkriegs a​us und proklamierten e​ine eher statische Kriegsführung. Stalin w​ar trotz d​er Fortschritte d​er kombinierten Waffen u​nd des deutschen „Blitzkriegs“ d​avon überzeugt, d​ass ein kommender Krieg zwischen d​en Großmächten s​ich als Stellungskrieg abspielen werde. Ob d​er Winterkrieg d​ie Kampffähigkeit d​er Roten Armee b​is zum Angriff d​er deutschen Armee insgesamt d​urch die Reformen gestärkt o​der durch d​ie Verluste geschwächt hat, i​st unter Historikern bisher umstritten.[65]

Auswirkungen in Finnland

Nach d​em Krieg h​atte Finnland m​it massiven Problemen z​u kämpfen. Die Flüchtlingsströme a​us den abgetretenen Gebieten führten z​u inneren Spannungen u​nd wirtschaftlichen Engpässen. Die d​urch Waffenkäufe u​nd Kredite gestiegene Auslandsverschuldung h​atte einen negativen Effekt a​uf den finnischen Staatshaushalt u​nd dessen Möglichkeiten, d​ie Krise z​u kompensieren. Die territorialen Verluste verschlimmerten a​uch die militärische Lage. Eine Verteidigung d​es Landes g​egen einen neuerlichen sowjetischen Angriff wäre weitaus schwieriger geworden. Infolgedessen leitete d​ie finnische Regierung e​ine Politik d​er Aufrüstung ein. Die Armee w​urde auf 400.000 Mann i​n etwa verdoppelt u​nd auf e​ine schnellere Mobilisierung u​nd höhere Bereitschaft ausgelegt.[55]

Andererseits h​alf das Erlebnis d​er gemeinsamen Bedrohung u​nd das während d​es Krieges i​mmer wieder beschworene Thema d​er nationalen Einheit, d​ie inneren Zerwürfnisse infolge d​es Bürgerkrieges v​on 1918 z​u überwinden. Die Verwundbarkeit d​es Landes w​ar den Finnen ebenso deutlich v​or Augen geführt worden w​ie die Tatsache, d​ass Finnland s​ich gegen e​inen sowjetischen Angriff n​icht dauerhaft allein verteidigen konnte.[66] Die diplomatischen Geplänkel u​m eine alliierte Intervention w​aren nicht geeignet, Vertrauen i​n eine Zusammenarbeit m​it den Westmächten z​u schaffen. So versuchten d​ie Finnen, s​ich einerseits i​n Skandinavien Verbündete z​u suchen u​nd sich andererseits wieder a​n Deutschland anzunähern. Ersteres w​urde nach d​er Intervention deutscher Truppen i​n Skandinavien („Unternehmen Weserübung“) m​it der Besetzung Dänemarks u​nd Norwegens unmöglich. Die Zusammenarbeit m​it Deutschland w​urde dagegen s​chon bald Realität u​nd mündete i​m Juni 1941 i​n der Beteiligung Finnlands a​m deutschen Angriff a​uf die Sowjetunion u​nd dem Beginn d​es finnisch-sowjetischen Fortsetzungskrieges.[55]

Bewertungen

Der Winterkrieg h​at in d​er Geschichtsschreibung z​wei vollkommen gegensätzliche Bewertungen erfahren. In d​er Sowjetunion u​nd den m​it ihr verbündeten Staaten w​urde das sowjetische Vorgehen a​ls legitime Wahrnehmung d​er geostrategischen Interessen u​nd als Sicherung d​er militärstrategischen Lage Leningrads betrachtet. Leningrad, d​as nur 50 Kilometer v​on der a​lten finnischen Grenze entfernt lag, s​ei einem Angriff v​on finnischem Boden a​us schutzlos ausgeliefert gewesen. Finnland h​abe unter d​em Einfluss sowohl d​er westlichen Mächte a​ls auch d​es nationalsozialistischen deutschen Imperialismus gestanden u​nd hätte d​aher einen wichtigen Aufmarschraum i​m Falle e​ines Krieges g​egen die Sowjetunion dargestellt.[67] Nach dieser Bewertung hätte d​er Krieg d​urch angemessene Zugeständnisse d​er finnischen Regierung vermieden werden können. Auch finnische Historiker m​it prosowjetischer Einstellung h​aben sich i​n der Nachkriegszeit dieser Bewertung angeschlossen.

Die finnische u​nd westliche Geschichtsschreibung hält d​en Angriff d​er Sowjetunion dagegen für d​en Ausdruck e​iner imperialistischen Politik Stalins u​nd Molotows. Ein Einlenken i​n den Verhandlungen d​es Herbstes 1939 hätte n​ach dieser Ansicht d​ie Stellung Finnlands entscheidend geschwächt u​nd das Land n​euen Gefahren ausgesetzt. Hier w​ird insbesondere darauf verwiesen, dass, nachdem d​er Krieg begonnen hatte, Stalin nachweislich zunächst d​as Ziel d​er vollständigen Besetzung Finnlands verfolgt habe.[68]

Literatur

  • Richard W. Condon: Winterkrieg Russland–Finnland. Moewig-Verlag, München 1980, ISBN 3-8118-4302-8.
  • Max Jakobson: The Diplomacy of the Winter War: An Account of the Russo-Finnish War, 1939–1940. Cambridge 1961.
  • Allan Sandström: Krieg unter der Mitternachtssonne – Finnlands Freiheitskampf 1939–1945. Leopold Stocker Verlag, Graz 1996, ISBN 3-7020-0747-4.
  • William R. Trotter: A Frozen Hell. Algonquin Books, Chapell Hill 1991, ISBN 978-0-945575-22-1.
  • Anthony Upton: Finland 1939–40. Newark, 1974.
  • Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939–40. Frank Cass Publishers, London, Portland 1997, ISBN 0-7146-4753-5.
  • Pentti Virrankoski: Suomen historia 2. SKS, Helsinki 2001, ISBN 951-746-342-1.
Commons: Winterkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. William R. Trotter: A Frozen Hell. Algonquin Books, Chapell Hill 1991, S. 3–12.
  2. Uola, Mikko (Hrsg.): AKS:n tie. Akateeminen Karjala-Seura isänmaan ja heimoaatteen asialla. Minerva Kustannus Oy ; Akateemisen Karjala-Seuran Perinneyhdistys ry, 2011, speziell S. 59–63.
  3. Pentti Virrankoski: Suomen historia 2. Helsinki 2001, S. 782.
  4. Virrankoski, S. 782 f. und 854 f.
  5. Virrankoski, S. 823 f.
  6. Zitat nach Virrankoski, S. 857. Originaltext: ”Isänmaallinen henki, jonka merkkinä on puolustustahto ja päätös seisoa yhtenä miehenä rivissä, jos tätä maata on kerran puolustettava, siinä kaikki mitä vaadimme, eikä meidän tarvitse enää kysyä, missä kukin oli viisitoista vuotta sitten.
  7. Carl van Dyke: The Soviet Invasion of Finland 1939–40. London/Portland 1997, S. 13 ff.
  8. Van Dyke, S. 1, 8 f., 14 ff.
  9. Van Dyke, S. 19 f.
  10. Van Dyke, S. 20–27, 42.
  11. Virrankoski, S. 870; Juhani Suomi: Myrrysmies. Urho Kekkonen 1936–1944. Otava, Keuruu 1986, ISBN 951-1-06567-X, S. 177–182.
  12. Anthony Upton: Finland 1939-40, Newark, 1974, S. 53; Virrankoski, S. 858 f.
  13. Upton, S. 52–55; Virrankoski, S. 874 f.
  14. Trotter, S. 47, 62–66; Upton, S. 51 f., 61 f.; Virrankoski, S. 874 f.
  15. Trotter, S. 47; Upton, S. 51 f., 61 f.
  16. Van Dyke, S. 8 f., 19.
  17. Van Dyke, S. 38 f., 44.
  18. Van Dyke, S. 40, 42, 52 f.
  19. lysator.liu.se
  20. William R. Trotter: A Frozen Hell. Chapel Hill 2000, S. 48 ff.eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  21. Upton, S. 62–70; van Dyke, S. 8 f., 60, 72; Trotter, S. 61; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 316.
  22. Upton, S. 62–70; van Dyke, S. 8 f., 60, 72; Trotter, S. 61; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 316.
  23. Carl Van Dyke: The Soviet Invasion of Finland, 1939-40. Frank Cass 2005, S. 100 und 123.
  24. Upton, S. 66 ff., 84 ff.; van Dyke, S. 8 f., 47, 80 ff.
  25. Upton, S. 67, 86 ff.; Trotter, S. 174 ff., 150–193.
  26. Virrankoski, S. 871.
  27. Virrankoski, S. 871 f. und 875.
  28. Zitat aus Sodan lehdet, Ausgabe 5, 2001. Originalzitat: ”Kansa taistelee nyt vapautensa puolesta. Rintamalla taistelevat rinta rinnan niin työnantajat kuin työntekijät. Uskoni on, että ne verisiteet, jotka rintamalla solmitaan, tulevat myös lujittamaan ystävällisiä suhteita eri yhteiskuntapiirien välillä rintaman takana.
  29. Zitat nach Martti Turtola, Risto Ryti. In: Matti Klinge (Hrsg.): Suomen kansallisbiografia 8. SKS, Helsinki 2006, ISBN 951-746-449-5, S. 453. Originalzitat: ”Epätasaisen taiselumme tulos ei voinut olla muu kuin Suomen häviö. Kysymys oli vain siitä, kuinka kauan jaksaisimme puolustautua ja olisiko uudella hallituksella sinä lyhyenä aikana mahdollisuutta solmia rauha.
  30. Sinikka Wunsch: Image Research and the Enemy Image: The Soviet Union in Finnish Newspapers during the Winter War (November 30, 1939 – March 13, 1940), Oulu 2002, abgerufen am 7. Dezember 2007; van Dyke, S. 20 ff.
  31. Übersetzung eines Zitats aus van Dyke S. 103; Originaltext in englischer Sprache: “The authority of the Red Army is a guarantee for the USSR's national security. If we struggle for a long time against such a weak opponent this will stimulate the anti-Soviet forces of the imperialists.
  32. Van Dyke, S. 45 ff., 65 ff., 78 f., 84 ff., 107 ff.; Upton, S. 62–70; van Dyke, S. 57 ff., 206 f.
  33. Carl Van Dyke: The Soviet Invasion of Finland, 1939-40. Frank Cass 2005, S. 123.
  34. Van Dyke, S. 45 ff., 65 ff., 78 f., 84 ff., 107 ff.; Upton, S. 62–70; van Dyke, S. 57 ff., 206 f.; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 327.
  35. Van Dyke, S. 47 ff., 65 ff., 78 ff.; Upton, S. 59; Trotter, S. 187–193.
  36. Van Dyke, S. 47 ff., 65 ff., 78 ff.; Trotter, S. 54.
  37. Upton, S. 110–120; van Dyke, S. 108 f., 138, 152 ff., 198.
  38. Upton, S. 110–120; van Dyke, S. 108 f., 138, 152 ff., 198; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 316.
  39. Rainer Göpfert, Rolf Jakob: Der finnische Winterkrieg. in Flieger Revue Extra Nr. 11, Möller, 2005, S. 46 und 47.
  40. Upton, S. 107–112; van Dyke, S. 138 ff.; S. 145 ff.
  41. Wiedergabe nach Trotter, S. 120.
  42. Upton, S. 110–122; van Dyke, S. 163 ff.; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 319.
  43. Virrankoski, S. 862.
  44. lysator.liu.se
  45. Upton, S. 110–122; van Dyke, S. 163 ff.; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 315 f.
  46. Upton, S. 110–122; van Dyke, S. 163 ff.
  47. Internetquelle in englischer Sprache abgerufen am 7. Dezember 2007; Trotter, S. 190–202; Upton: S. 16, 19, 72 f.; Thomas Munch-Petersen: Britain and the outbreak of the Winter War in Robert Bohn: Neutralität und totalitäre Aggression: Nordeuropa und die Grossmächte im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1991, S. 85–86; George Scott: The Rise and Fall of the League of Nations, London 1973, S. 398 ff.
  48. Trotter, S. 190–202.
  49. Virrankoski, S. 884; Hans-Joachim Lorbeer: Westmächte gegen die Sowjetunion 1939–1941, Freiburg 1975, S. 58 ff.
  50. Übersetzung eines Zitats von Pownall nach Upton, S. 145; Originaltext in englischer Sprache: “of the four or five divisions that might have been sent across the North Sea not one division was intended for Finland – perhaps a brigade or two if they were lucky […] The rest were simply intended for occupying and holding the iron-ore mines and for the support of Norway and Finland. It is really a most dishonest business.
  51. Upton, S. 122–148.
  52. Übersetzung eines Zitates von Paasikivi in: Upton, S. 91; Originaltext in englischer Sprache: “our victories are considered tremendously great, and from our point of view they are magnificient, but they have no effect on the final result, since in view of the power of the huge Russian state, these defeats have no significance […].
  53. Virrankoski, S. 884.
  54. Virrankoski, S. 885 f.
  55. Upton, S. 155 ff.; Trotter, S. 263 f.; finnische Internetquelle in englischer Sprache abgerufen am 7. Dezember 2007; deutsche Internetquelle zur finnischen Sicherheitspolitik abgerufen am 7. Dezember 2007.
  56. zitiert nach Virrankoski, S. 886. Übersetzung durch den Verfasser.
  57. Van Dyke, S. 191.
  58. Van Dyke, S. 191; Trotter, S. 263 f.; G. F. Krivošeev (Hrsg.), Rossija i SSSR v vojnach XX veka. Poteri vooružennych sil. Statističeskoe issledovanie. (Memento vom 29. März 2010 im Internet Archive) (Russland und die UdSSR in den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Verluste der Streitkräfte. Statistische Untersuchung.) Olma-Press, Moskau 2001, ISBN 5-224-01515-4, ISBN 978-5-224-01515-3, Tabelle 111.
  59. Schilderung des Obersten G.I. Antonow Quelle: G.I. Antonow: Der Sowjetisch-Finnische Krieg in Basil Liddell Hart: Die Rote Armee, Bonn 1956, S. 100.
  60. Carl Gustaf Mannerheim: The Memoirs of Marshal Mannerheim, New York 1954, S. 370.
  61. Gene Keyes: Stalin’s Finland Fiasco: The Kuusinen Government Reconsidered, 1972, S. 38 (online).
  62. Jari Leskinen, Antti Juutilainen (Hrsg.): Talvisodan pikkujättiläinen, WSOY, Porvoo 1999, S. 825.
  63. van Dyke S. 189–194; Trotter, S. 264ff
  64. Van Dyke, S. 199–213; Hans Gossens (Hrsg.): Die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion. Band 1, Berlin 1962, S. 329.
  65. Van Dyke, S. 199–213.
  66. Virrankoski, S. 890–900.
  67. Die Geschichte der UdSSR – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1978, S. 382 f.
  68. Virrankoski, S. 870 f. und 886 f.

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