Leo Trotzki
Leo Trotzki (russisch Лев Троцкий Lew Trozki, wiss. Transliteration Lev Trockij; * 26. Oktoberjul. / 7. November 1879greg. als Lew Dawidowitsch Bronstein, russisch Лев Давидович Бронштейн, Transliteration Lev Davidovič Bronštejn in Janowka, Gouvernement Cherson, Russisches Kaiserreich; † 21. August 1940 in Coyoacán, Mexiko) war ein russischer Revolutionär, kommunistischer Politiker und marxistischer Theoretiker.
Trotzki, wie er sich ab 1902 nannte, war der maßgebliche Organisator der Revolution vom 25. Oktoberjul. / 7. November 1917greg., der die Bolschewiki unter der Führung von Wladimir Lenin an die Macht brachte. In der anschließend gebildeten Regierung war er Volkskommissar des Auswärtigen, für Kriegswesen, Ernährung, Transport und Verlagswesen. Als Kriegskommissar gründete er die Rote Armee, an deren Organisation und an deren Sieg im Russischen Bürgerkrieg er wesentlichen Anteil hatte. Nach Lenins Tod 1924 wurde Trotzki von Josef Stalin zunehmend entmachtet, 1929 ins Exil gezwungen und 1940 von einem sowjetischen Agenten in Mexiko ermordet.
Nach ihm wurde die von der sowjetischen Parteilinie des Marxismus-Leninismus abweichende Richtung des Trotzkismus benannt.
Leben
Kindheit und Jugend
Lew Bronstein wurde als fünftes Kind jüdischer Kolonisten im damals zum russischen Staatsgebiet gehörenden Janowka im Kreis Jelisawetgrad, dem heutigen Bereslawka in der ukrainischen Oblast Kirowohrad geboren und besuchte die Realschule der Stadt Nikolajew (heutige ukrainische Namensform Mykolajiw). Sein Vater Dawid Leontjewitsch Bronstein war Landwirt, der es zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Der Religion gleichgültig gegenüberstehend, bewirtschaftete er mit Hilfe von Lohnarbeitern den größeren Hof namens Janowka in der Nähe der Kleinstadt Bobrynez.
Seine Mutter Anna kam aus einer kleinbürgerlichen Familie und war eine gebildete, in der Stadt aufgewachsene Frau, die der jüdisch-orthodoxen Religion anhing.
Seine Schwester Olga schloss sich später auch den Revolutionären an. Sie heiratete Lew Kamenew, einen einflussreichen Parteitheoretiker der Bolschewiki und eine der Hauptfiguren des thermidorianischen Triumvirates gegen die erste so genannte Linke Opposition der Zwanziger Jahre, schloss sich aber wenig später doch mit Sinowjew der Vereinigten Opposition gegen Stalin an und wurde später hingerichtet.
Die Jahre im provinziellen Janowka erlebte der spätere Volkskommissar weder als unbeschwert noch als bedrückend. Er berichtete in seiner Autobiografie Mein Leben später von einer „biederen Kleinbürgerkindheit, farblos in der Schattierung, beschränkt in der Moral, nicht von Kälte und Not, aber auch nicht von Liebe, Überfluss und Freiheit geprägt“.
1886 besuchte Bronstein den Cheder, eine religiös geprägte Grundschule, in der benachbarten Kolonie Gromokley, wo er Russisch, Arithmetik und Bibel-Hebräisch erlernte. Ab 1888 absolvierte Bronstein die deutsch-lutherische Realschule zum Heiligen Paulus in der Hafenstadt Odessa. Dort lernte er das ländliche, orthodoxe Judentum, wie es seine Familie praktizierte, aus der aufgeklärten Sicht des Bürgertums zu sehen und begann, sich für ein weltoffenes, assimiliertes Judentum einzusetzen. Neun Jahre später bestand er das Abitur in Nikolajew als Bester seines Jahrgangs.
Schon ein Jahr zuvor hatte der 17-Jährige begonnen, sich politisch von einem radikaldemokratischen Oppositionellen zum Volkstümler zu entwickeln. Das Volkstümlertum gehörte mit dem Marxismus zu den beiden populärsten oppositionellen Richtungen jener Tage. Er trat einem Diskussionszirkel junger Oppositioneller bei, in dem er die Positionen der Volkstümler vertrat. Seine Kontrahentin und spätere erste Frau war die sieben Jahre ältere Alexandra Sokolowskaja, die sich als Marxistin verstand und ihn letztlich von der marxistischen Theorie überzeugte. Als Bronstein begann, sich politisch zu betätigten, stellten seine Eltern ihre Unterhaltszahlungen ein.
Im Jahre 1897 war Bronstein nunmehr als Sozialist maßgeblich an der Gründung des sozialdemokratischen Südrussischen Arbeiterbundes beteiligt. Er fungierte in dieser Organisation als Propagandist und Verbindungsmann zwischen den Gruppen in Nikolajew und Odessa.
Erste Haft und Flucht
Anfang 1898 nahm die zaristische Polizei Bronstein im Rahmen von Massenverhaftungen, deren Anlass der Verrat des Tischlers Nesterenko war, fest und ließ ihn in den Gefängnissen von Nikolajew, Cherson und Odessa einsitzen. 1899 wurde er zur Verbannung nach Sibirien verurteilt, wo er seiner Fundamentalkritik am Sankt Petersburger Regime mit intensiven Studien des dialektischen und historischen Materialismus sowie der marxistischen Weltanschauung ein theoretisches Fundament gab.
Im Moskauer Überführungsgefängnis Butyrka heiratete der Revolutionär 1900 Alexandra Sokolowskaja, die ihn wenig später in die Verbannung nach Irkutsk begleitete. Im folgenden Jahr wurde ihre erste Tochter, Sinaida, geboren und 1902 die zweite Tochter Nina (gest. 1928).[1]
Im Jahre 1902 verließ er wegen seiner revolutionären Arbeit seine Frau und die beiden kleinen Töchter und floh aus der Verbannung. Um die Flucht zu bewerkstelligen, legte er sich einen gefälschten Pass auf den Namen Trotzki zu, womit er sich, seinem Hang zur Ironie folgend, nach dem Oberaufseher des Gefängnisses in Odessa benannte. Diesen Namen verwendete er danach bis zum Ende seines Lebens.
Vor dem Umsturz
Wenig später, im Herbst 1902, kam Leo Trotzki, der Einladung von Wladimir Lenin folgend, nach London und wohnte mit ihm zusammen.
In der Emigration übernahm er die Rolle des leitenden Redakteurs der sozialdemokratischen Zeitung Iskra (Der Funke), eine Tätigkeit, die ihm den Spitznamen „Leninscher Knüppel“ einbrachte; nach der Spaltung der russischen Sozialdemokratie führte er diese Arbeit jedoch nicht mehr fort. Bald schon trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) Georgi Plechanows bei und vertrat auf dem II. Parteitag der SDAPR in der britischen Hauptstadt den sogenannten Sibirischen Bund.
In dieser Zeit lernte Trotzki auch Alexander Parvus, eigentlich Israil Lasarewitsch Helphand, kennen, der ebenfalls aus einem jüdischen Stetl in der Nähe von Odessa stammte und der in der deutschen SPD sein politisches Betätigungsfeld gefunden hatte. Der ältere Parvus prägte den jungen Trotzki sehr stark. Dessen „Theorie der permanenten Revolution“ basiert zum Teil auf einer ähnlichen Konzeption von Parvus.
1902 hielt sich Trotzki zeitweise in Paris auf, wo er die Kunstgeschichtsstudentin Natalja Sedowa kennenlernte. Sie blieb bis zu seinem Lebensende an seiner Seite.
Auf dem zweiten Parteitag der SDAPR (1903) kam es zur Spaltung der Partei über die Frage, wer als Parteimitglied betrachtet werden könne. Opponenten bei dieser Auseinandersetzung waren einerseits Lenin, nach dessen Meinung nur Personen Parteimitglied sein konnten, die sich persönlich engagierten, und andererseits Martow, der lediglich die Unterstützung der Partei als Grundlage einer Parteimitgliedschaft ansah. Bei der folgenden Abstimmung siegten die Anhänger Lenins, die in der Folge Bolschewiki (deutsch: Mehrheitler) genannt wurden; ihnen standen die Menschewiki (deutsch: Minderheitler) entgegen. Trotzki versuchte einerseits, zwischen den Parteifraktionen zu vermitteln, andererseits schwenkte er stark in die Nähe der Menschewiki ein. Er verfasste Schriften, in denen er Lenin Machtgier als Grundlage seiner Politik unterstellte und ihn einen „Diktatorenkandidaten“ oder auch „Maximilien de Lénine“ nannte (als kritische Anspielung auf den französischen Revolutionär Maximilien de Robespierre). Das Verhältnis der beiden künftigen Revolutionsführer war durch diese Polemiken lange Zeit belastet. In späteren Schriften nahm Trotzki seine menschewistischen Positionen zurück.
Von August 1904 an wohnte Trotzki ein halbes Jahr lang in München.
Im selben Jahr brach er mit den Menschewiki und postulierte in der „Theorie der permanenten Revolution“, dass das seiner Ansicht nach gänzlich zaristisch diskreditierte russische Bürgertum einen Umsturz nach dem Muster der Französischen Revolution nicht wagen werde. Vielmehr werde die Arbeiterklasse, die allerdings noch sehr klein sei, eine bedeutende Rolle im Bündnis mit den ärmsten Schichten der Bauernschaft und den Landproletariern bei der Errichtung der „Diktatur des Proletariats, gestützt auf den Bauernkrieg“ spielen. Dies stellt eine entscheidende Weiterentwicklung des Marxismus dar, da sich Marx in einem industriell rückständigen Land (90 % der Bevölkerung waren Bauern) keine proletarische Revolution vorstellte. Er war der Ansicht, dass erst nach einem weiteren Fortschreiten des Kapitalismus die Gesellschaft für einen kommunistischen Umsturz bereit wäre.
Während der Revolution von 1905 kehrte er nach dem St. Petersburger Aufstand im Oktober 1905 nach Russland zurück, wo er zusammen mit Parvus Mitglied des St. Petersburger „Sowjets (Rat) der Arbeiterdeputierten“ wurde. Trotzki übernahm den Vorsitz des Rates. Nach seiner Verhaftung wurde Parvus sein Nachfolger. In der Verbannung verfasste Trotzki die Schrift Bilanz und Ausblick – Russland in der Revolution. 1906 wurde sein drittes Kind geboren, der Sohn Lew. Zwei Jahre später in Wien folgte der Sohn Sergej. Die Mutter beider Kinder war Natalja Sedowa.
Die von Trotzki beeinflusste Massenbewegung wurde zerschlagen. Trotzki, der inzwischen zum Vorsitzenden des Sowjets aufgestiegen war und sich in den Dezemberaufständen engagiert hatte, wurde nach einem Schauprozess ein zweites Mal zu lebenslanger Verbannung verurteilt. Seine Strafe sollte er im Gouvernement Tobolsk antreten. Er floh bereits beim Transport und entkam, ebenso wie Parvus, in das habsburgische Wien.
Auf dem Parteitag von 1907, abermals in London, schloss sich Trotzki weder den Bolschewiki noch den Menschewiki an, sondern stand einer von den Bolschewiki so genannten zentristischen Fraktion vor. Ab 1908 gab er zusammen mit Adolf Joffe eine Zeitung mit Namen Prawda (deutsch: „Wahrheit“ oder „Gerechtigkeit“) heraus, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen von Lenin herausgegebenen Zeitung, die ab 1912 erschien. In jener Zeit versuchte vor allem Kamenew, Trotzki von der bolschewistischen Fraktion und den Positionen Lenins zu überzeugen; Trotzki blieb allerdings Kritiker Lenins, ebenso wie Lenin die Positionen Trotzkis verurteilte.
Trotzki führte nun das Leben eines rastlosen Emigranten; sammelte erste militärische Erfahrungen auf dem Balkan und lieferte zeitweise als Kriegsberichterstatter Beiträge für die Zeitung Kijewskaja mysl unter dem Titel Die Balkankriege.
Es kam zum Bruch zwischen Trotzki und Parvus. Letzterer vertrat ein anderes Konzept der „Theorie der permanenten Revolution“. Von 1910 bis 1914 schloss sich Parvus den Jungtürken an und beteiligte sich an der Revolution gegen das Osmanische Reich in Konstantinopel. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er mit amtlichen deutschen Stellen zusammen.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh Trotzki vor der in Österreich drohenden Verhaftung in die neutrale Schweiz und zog im November 1914 nach Paris, um für Kijewskaja mysl über den Krieg zu berichten. Ab Januar 1915 gab er dort die Zeitung Nasche Slowo heraus, die als Organ der internationalistischen Menschewiki fungierte. Auf der Zimmerwalder Konferenz 1915 gehörte er mit Lenin, dem er sich stetig annäherte, zu den Unterzeichnern des von ihm verfassten Internationalen Sozialistischen Antikriegsmanifestes. Wegen seiner gegen den Krieg gerichteten Agitation wurde er, nachdem es unter russischen Truppen in Frankreich zu einer Meuterei gekommen war, im September 1916 von den französischen Behörden nach Spanien abgeschoben. Dort wurde er verhaftet und im Dezember 1916 nach New York deportiert.
Oktoberrevolution
In New York, wo er mit seiner zweiten Ehefrau Natalja Sedowa und seinen zwei Söhnen ein Apartment bewohnte, arbeitete Trotzki für die russisch- bzw. jiddischsprachigen Zeitungen Novy Mir und Der Forwerts. Im März 1917 erhielt er die Nachricht von der russischen Februarrevolution, durch welche die bürgerliche Provisorische Regierung unter dem Fürsten Lwow und seinem sozialdemokratischen Kriegsminister Kerenski an die Macht kam.
Auf dem Weg nach Russland wurde Trotzki am 3. April 1917 in Halifax, Nova Scotia, Kanada, festgenommen und in ein Internierungslager für deutsche Kriegsgefangene gebracht. Allerdings setzte der Petrograder Sowjet – 1914 war St. Petersburg in Petrograd umbenannt worden – die Provisorische Regierung unter Druck, sich für Trotzki einzusetzen. Nach seiner Freilassung kam er im Mai 1917 in Petrograd an. Dort schloss er sich erneut einer sogenannten zentristischen Arbeiterpartei an, diesmal der Überregionalen Organisation vereinigter Sozialdemokraten (Meschrajonzy), die das Ziel hatte, die Bolschewiki und Menschewiki auszusöhnen. Nach einigen Auseinandersetzungen schloss sich die Überregionale Organisation unter der Führung Trotzkis, den in der theoretischen Auseinandersetzung allein noch die Frage einer sozialdemokratischen Massenpartei von Lenin trennte, den Bolschewiki an. Trotzki selbst wurde auf dem VI. Parteitag der Bolschewiki in absentia (er war nach dem Juliaufstand verhaftet worden) in die Partei aufgenommen und erhielt einen Platz im Zentralkomitee.
Nachdem die Bolschewiki eine Mehrheit im Petrograder Sowjet erreicht hatten, wurde Trotzki im September 1917 zu dessen Vorsitzenden gewählt und organisierte in dieser Funktion die „Kampfverbände der Roten Garde“. Damit wurde er rasch zu einem der wichtigsten Männer in der Partei. Als am 10. Oktober 1917 das Zentralkomitee der Partei den Entschluss zu einem bewaffneten Aufstand gegen die schwache Regierung von Alexander Kerenski fasste, stimmte Trotzki mit der Mehrheit seiner Genossen dafür. Die später von der stalinistischen Propaganda verbreitete Behauptung, Trotzki habe sich gegen die Revolution ausgesprochen, ist nachweislich falsch.
Unter seiner Federführung wurde am 16. Oktober 1917 das Militärrevolutionäre Komitee des Petrograder Sowjets gegründet. Dieses Komitee setzte den Befehl der provisorischen Regierung, zwei Drittel der Petrograder Stadtgarnison an die Front des Ersten Weltkriegs zu beordern, außer Kraft. Dies war der Beginn der Revolte des Militärrevolutionären Komitees im Smolny-Institut, wo Boten mit Nachrichten aus den verschiedenen Teilen der Stadt eintrafen, um über die Ereignisse und Erfolge der Aufständischen zu informieren. Nach der Übernahme von Bahnhöfen, Postämtern, Telegrafenamt, Ministerien und der Staatsbank sowie dem Sturm auf den Winterpalast etablierte sich am 26. Oktober um 5 Uhr morgens der am Vortag einberufene II. Gesamtrussische Kongress der Arbeiter- und Soldatendeputierten eine Koalitionsregierung aus Bolschewiki und linken Sozialrevolutionären unter dem Namen Sowjet der Volkskommissare. Gleich danach wurden die Dekrete Über den Frieden und Über den Grund und Boden verabschiedet. Die Parteien der relativ einflusslosen Duma verweigerten, mit Ausnahme der bolschewistischen Fraktion, sowohl den Entscheidungen des Kongresses als auch der Regierung die Anerkennung.
Nachdem die Bolschewiki die Macht erlangt hatten, wurde Trotzki zum Volkskommissar (russisch: народный комиссар Narodnyj Kommissar, kurz Narkom) für äußere Angelegenheiten ernannt. Seine Hauptaufgabe sah er darin, Frieden mit dem Deutschen Reich und dessen Verbündeten (wie Österreich-Ungarn) zu schließen. Er sorgte für die Ausrufung eines Waffenstillstands zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten und leitete die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk. Er versuchte aufgrund der schwachen Position des revolutionären Russlands und der offen imperialistischen Position der (deutschen) Obersten Heeresleitung in der Frage der Gebietszugehörigkeit der Ukraine solange wie möglich eine Übereinkunft hinauszuzögern. Trotzkis Verhandlungspartner auf deutscher Seite war General Ludendorff, der dessen Hinhaltungstaktik durchschaute. Am 18. Februar 1918 überschritten deutsche Truppen die russisch-deutsche Frontlinie, die seit dem Waffenstillstand vom 15. Dezember 1917 Bestand hatte, und besetzten die Ukraine, die sich bereits im Januar 1918 für unabhängig erklärt hatte und die den unter Nahrungsmittelknappheit leidenden Mittelmächten als „Kornkammer“ dienen sollte (→ Ukrajinska Narodna Respublika). Aufgrund der militärischen Überlegenheit der Mittelmächte musste Sowjetrussland am 3. März 1918 den sehr nachteiligen Friedensvertrag von Brest-Litowsk schließen, der den Verlust der Ukraine und weiterer Gebiete für Sowjetrussland zur Folge hatte.
Das Verhalten Trotzkis während der Verhandlungen war innerhalb der Regierung und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei stark umstritten. Während es auf der einen Seite eine Gruppierung um Karl Radek und Nikolai Bucharin gab, die die unbedingte Fortführung des „revolutionären Krieges“ und die Expansion des Sowjetgebietes forderte, ohne die verzweifelte Lage der eigenen Truppen zu berücksichtigen, wurde von einer Minderheit um Lenin eine riskante Verschleppungstaktik in der Hoffnung auf eine baldige proletarische Revolution in Deutschland und Österreich-Ungarn favorisiert. Trotzki selbst wollte laut seiner Autobiografie eine Kapitulation erst auf eine erneute Offensive von Seiten der deutschen Truppen hin unterzeichnen, enthielt sich aber auf der entscheidenden Abstimmung im ZK, um Lenin die Mehrheit zu sichern, und trat freiwillig aus diplomatisch-taktischen Gründen vom Amt des Volkskommissars für äußere Angelegenheiten zurück.
Gründung der Roten Armee und Bürgerkrieg
Nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk, den Trotzki als persönliche Niederlage betrachtete, setzte er sich für den Sieg der Bolschewiki im Russischen Bürgerkrieg ein, bei dem sich die sowjetischen „Roten“ und die zaristisch-bürgerlichen „Weißen“ gegenüberstanden. Trotzki wurde am 14. März 1918 zum Volkskommissar für das Kriegswesen ernannt und begann mit dem Aufbau der Roten Arbeiter- und Bauernarmee, kurz Roten Armee.[2]
Trotzki trug mit seinem energischen und gnadenlosen Vorgehen entscheidend zum militärischen Sieg der Bolschewiki bei. Er organisierte die Umwandlung der bisher zerstreuten, desorganisierten Roten Garden in ein straff geführtes Territorialheer; unter anderem ließ er wieder militärische Ränge, Abzeichen und die Todesstrafe in der Armee einführen. Vom August 1918 bis ins Jahr 1920 mischte sich Trotzki an Bord seines Panzerzuges direkt in die Geschicke der Roten Armee ein. Im August 1918 befahl er darüber hinaus, dass bei einem aus Sicht des Oberkommandos unnötigen Rückzug einer Einheit zuerst der Kommissar und dann der militärische Befehlshaber sofort hinzurichten seien. Das Kommandopersonal wurde bis dahin von den Soldaten gewählt. Dieser demokratische Ansatz behinderte aber die Umwandlung in eine neue, zentral geführte Armee. Trotzki schaffte die demokratischen Strukturen daher großteils ab, entließ die konservativen Kosaken aus der Kavallerie und verband die Verteidigung der neuen Regierung mit dem Freiheitskampf verschiedener unterdrückter Nationalitäten des ehemaligen Zarenreiches. Bereits im September 1918 zeigte die Rückeroberung der Stadt Kasan, dass Trotzkis Maßnahmen erfolgreich waren.
Unter Exilrussen hieß es dazu, die Bolschewiki kämpften „mit lettischen Stiefeln und chinesischem Opium“, denn aus Mangel an erfahrenen Offizieren förderte Trotzki den Eintritt von Offizieren der alten zaristischen Armee in die Rote Armee. Bis Kriegsende dienten rund 75.000 im roten Offizierskorps. Manche meldeten sich freiwillig, andere wurden eingezogen. Trotzki befahl, zu ihrer Kontrolle ihre Familien in Sippenhaft zu nehmen, sofern die Offiziere zu den Weißen überlaufen sollten.[3] Die offiziell als „Militärspezialisten“ bezeichneten Offiziere wurden zusätzlich der Kontrolle durch loyale Aufsichtspersonen, so genannte Politkommissare, unterworfen. Gerade dieser Aspekt führte zu harscher Kritik innerhalb der Partei; besonders Josef Stalin, der in Zarizyn, dem späteren Stalin- und heutigen Wolgograd, Kommissar der Roten Armee war, beklagte sich über die Einsetzung des Generals Sytin bei der Verteidigung der Stadt. Er und die übrigen Opponenten der neuen Militärorganisation fanden aber aufgrund der militärischen Erfolge Trotzkis kein Gehör bei Lenin.
Am 6. April übernahm Trotzki noch zusätzlich das Ressort für Marineangelegenheiten. Die Regierung war von Petrograd nach Moskau umgezogen. 1919 benannten sich die Bolschewiken in Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) (KPR (B)) um, die ab 1925 Kommunistische Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) (KPdSU (B)) hieß. Unangefochtener Führer war Wladimir Lenin, der sich mit Trotzki inzwischen ausgesöhnt hatte.
Zunächst standen die Bolschewiki unter großem Druck. Das Territorium der Sowjets wurde 1918 zeitweise durch die sogenannten Weißen Armeen fast auf das Gebiet der alten Moskauer Fürstentümer reduziert. Die Versorgungslage der Städte war schlecht. Zusätzlich griffen die Siegermächte des Ersten Weltkriegs durch die Entsendung eigener Truppenkontingente in die Kämpfe zugunsten der oppositionellen Weißen Armeen ein. So befanden sich zwischen 1918 und 1922 japanische, US-amerikanische, britische, italienische und französische Truppenkontingente auf russischem Gebiet. Der Roten Armee, die aus den Roten Garden hervorgegangen war, stand jedoch ein Gegner gegenüber, der über keine einheitliche Führung verfügte und widersprüchliche Zielsetzungen verfolgte.
1919 führte Trotzki den Kampf gegen den Anarchisten Nestor Machno und dessen Bewegung, die Machnowschtschina, an.[4]
Bis 1920 gelang es der Roten Armee in einem sehr verlustreichen Kampf, die Weißen Truppen bis in den Osten des russischen Reiches zurückzudrängen. Im Februar desselben Jahres erlitt die Weiße Armee eine schwere Niederlage in Sibirien. Trotzki proklamierte nun den Krieg gegen Polen und dessen ukrainische Verbündeten und machte ihn zur Chefsache im Kriegskommissariat. Durch das sogenannte „Wunder an der Weichsel“ Mitte August wurde die Rote Armee allerdings empfindlich getroffen und vernichtend geschlagen. Die Offensive gegen Polen musste abgebrochen werden. Im Vertrag von Riga erwarben die Sowjets aber Belarus und die Ukraine.
Im Mai 1921 fiel die Krim, die letzte Festung der Weißen Armee. Bis zum Ende des Russischen Bürgerkriegs 1922 eroberten die Roten Truppen unter Trotzkis Führung Aserbaidschan, Armenien und Georgien, deren Regierungen, teils menschewistisch, teils nationalistisch geprägt, die staatliche Unabhängigkeit angestrebt hatten. In Georgien fand im August ein vergeblicher Aufstand gegen die Rote Armee statt, die in den neu eroberten Ländern zum Teil als Befreier, zum Teil aber als Besatzungsmacht wahrgenommen wurde.
Der Aufstand der Kronstädter Matrosen 1921 – sie forderten sofortige gleiche und geheime Neuwahlen der Sowjets, Rede- und Pressefreiheit für alle anarchistischen und linkssozialistischen Parteien, Versammlungsfreiheit, freie Gewerkschaften und eine gerechtere Verteilung von Brot[5] – wurde von der Roten Armee unter Trotzkis Führung „mit erbarmungsloser Härte und Massenerschießungen“ unterdrückt.[6] Trotzki verteidigte auch energisch die Pressezensur.[7] Auch für die blutige Niederschlagung von Bauernaufständen mit Tausenden Toten, z. B. im Gebiet der heutigen Ukraine, die sich vor allem gegen die Kornkonfiszierungen richteten, wurde Trotzki als oberster Heeresführer verantwortlich gemacht. In den 1930er Jahren kritisierten die Kommunisten Max Eastman, Boris Souvarine, Ante Ciliga und Victor Serge Trotzkis Rolle bei der brutalen Niederschlagung, die sie als Beginn des Stalinismus und als Vorläufer des Großen Terrors ihrer Gegenwart ansahen.[8] Trotzki rechtfertigte sein Vorgehen:
„Ich weiß nicht […], ob es unschuldige Opfer (in Kronstadt) gab […]. Ich bin bereit, zuzugeben, dass ein Bürgerkrieg keine Schule für menschliches Verhalten ist. Idealisten und Pazifisten haben der Revolution immer Exzesse vorgeworfen. Die Schwierigkeit der Sache liegt darin, dass die Ausschreitungen der eigentlichen Natur der Revolution entspringen, die selbst ein Exzess der Geschichte ist. Mögen jene, die dazu Lust haben (in ihren armseligen journalistischen Artikeln), die Revolution aus diesem Grund verwerfen. Ich verwerfe sie nicht.“[9]
Nach 1921 wurde der Kriegskommunismus allerdings von der Neuen Ökonomischen Politik abgelöst.
Machtkampf mit Stalin
Nach der Gründung der Sowjetunion Ende Dezember 1922 begann Trotzki, die entstehende Bürokratie, den Totalitarismus der Bolschewiki und den aufkommenden russischen Nationalismus zu kritisieren. Damit stieß er sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung innerhalb der Partei. Ab 1924 richtete er seine Kritik hauptsächlich gegen Josef Stalin.
Lenin äußerte Vorbehalte wegen Trotzkis „übermäßigen Selbstvertrauens“ und seiner „übermäßigen Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen“, sagte aber auch, dass Trotzki sich „durch hervorragende Fähigkeiten“ auszeichne und „persönlich wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK“ sei.[10] Nach dem Verlesen des politischen Testaments, in dem Lenin Stalin als zu „grob“ bezeichnete, bot Stalin seinen Rücktritt an, doch der Rücktritt wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. In der Folge begann Stalin gemeinsam mit Sinowjew und Kamenew, Trotzki endgültig von der Macht zu verdrängen. Dazu gehörte, dass Lenins Testament und die Briefe in der Parteipresse und später in den Werkausgaben nicht gedruckt wurden. Lediglich Trotzki und diejenigen, die besser beurteilt worden waren als Stalin, zitierten Lenins letzten Willen in ihren Schriften. Erst ab 1956, dem Beginn der Entstalinisierung, waren diese Schriftstücke parteiintern und öffentlich zugänglich.
Im Oktober 1923 griff Trotzki das bereits von Stalin dominierte Zentralkomitee an, worauf eine heftige Gegenreaktion erfolgte. Von diesem Zeitpunkt an verlor er auf Betreiben Stalins immer mehr an Einfluss innerhalb der Partei. In dieser Zeit arbeitete Trotzki auch wieder theoretisch und veröffentlichte 1923 sein Werk Literatur und Revolution. Darin prophezeite er, dass der gesellschaftliche Aufbau der Sowjetunion die physisch-psychische Selbsterziehung des Einzelnen und vor allem die Künste einen „neuen Menschen“ schaffen würden:
„Der Mensch wird unvergleichlich viel stärker, klüger und feiner; sein Körper wird harmonischer, seine Bewegungen werden rhythmischer und seine Stimme wird musikalischer werden. […] Der durchschnittliche Menschentyp wird sich bis zum Niveau von Aristoteles, Goethe und Marx erheben. Und über dieser Gebirgskette werden neue Gipfel aufragen.“[11]
Nach dem Tode Lenins 1924 brach schließlich ein offener Machtkampf zwischen Trotzki und Stalin über die Zukunft der Sowjetunion und die theoretischen Grundlagen für den angestrebten Kommunismus aus. Stalin begann, den sogenannten „Sozialismus in einem Land“ mit Gewalt durchzusetzen, während Trotzki weder den Apparat der Partei noch die Bevölkerung mehrheitlich an sich binden konnte. Stalin festigte mit seinen von Amts wegen gegebenen Möglichkeiten bürokratischer und militärischer Art die Diktatur in der Sowjetunion. Trotzki vertrat das Erbe des Marxismus in anderer Interpretation und berief sich auf den Imperativ der „Weltrevolution“ und die „Arbeiterdemokratie“, gemäß der Parole aus dem Kommunistischen Manifest „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“. Er versuchte, sich gegen alle von ihm so genannten „reaktionären Angriffe“ durch Stalin zu verteidigen. Sein Ziel war es, der internationalen Arbeiterschaft zum Sieg zu verhelfen. Er ging wie Lenin davon aus, dass nur eine weltweite Revolution den Sieg des Sozialismus ermöglichen könne.
Dies entsprach nicht allein der bisherigen marxistischen Tradition, sondern auch der eigenen Theorie der permanenten Revolution, die er nach der Revolution von 1905 in der Schrift Ergebnisse und Perspektiven formuliert hatte und 1929 noch einmal in polemischer Form darstellte, da ihm die Stalinisten zunehmend fremde Ansichten unter diesem Namen unterschoben und versuchten, diese Theorie als „menschewistische Abweichung“ zu brandmarken. Sie besagte im Wesentlichen, dass die Revolution in rückständigen Ländern eine bürgerlich-demokratische und eine proletarische Phase ohne Unterbrechung durchlaufen müsse, zum erfolgreichen sozialistischen Aufbau der Sieg der Revolution wenigstens in den fortgeschrittensten Ländern notwendig wäre und sich schließlich auch in Arbeiterstaaten politische, kulturelle und wirtschaftliche Revolutionen vollziehen könnten und müssten, um zum Sozialismus überzugehen.
Nachdem Stalin immer mächtiger geworden war, verlor Trotzki 1925 sein Amt als Kriegskommissar und musste in den nächsten Jahren verschiedene untergeordnete Tätigkeiten im Staatsdienst ausüben. Es folgte die Kennzeichnung von „Trotzkismus“ als „Abweichlertum“ und „Verrat“. Alle Schriften und Werke des „jüdischen Verschwörers“ und „Lakaien des Faschismus“ galten als Ketzerei. Stalin ließ Trotzkis Namen und Fotos aus allen offiziellen Dokumenten und Texten tilgen. Außerdem leugnete er dessen Rolle beim Oktoberaufstand und im Bürgerkrieg.
1926 wurde Trotzki aus dem Politbüro und im November 1927 auch aus der KPdSU ausgeschlossen. Auf dem XV. Parteitag der KPdSU (B) im Dezember 1927 hatte die Opposition keinen stimmberechtigten Delegierten mehr. Trotzki wurde mit anderen Oppositionellen am 17. Januar 1928 nach Alma-Ata (im heutigen Kasachstan) verbannt. Von dort wurde er in die Türkei ausgewiesen.
Exil
Der türkische Staat unter Atatürk gewährte Trotzki 1929 politisches Asyl. Er verbrachte die Jahre zwischen 1929 und 1933 auf der Insel Büyükada in der Türkei.[12] Trotzki war gezwungen zu schreiben, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Ausgaben dafür waren hoch, weil er immer Leibwächter zu seinem Schutz brauchte und weil seine weitere politische Arbeit finanziert werden sollte. Daher war ihm ein Angebot des New Yorker Verlages „Charles Scribner’s Sons“ recht, das Schreiben von Trotzkis Autobiographie zu finanzieren und sie zu veröffentlichen. Sie erschien 1929 und trug in der deutschen Version den Titel Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Der Erfolg ermunterte Trotzki, ein Angebot des New Yorker Verlags Simon & Schuster anzunehmen und eine Geschichte der Russischen Revolution zu verfassen, die 1932 erschien.[13] In der Zeit ab 1930 setzte sich Trotzki intensiv mit dem deutschen Nationalsozialismus auseinander, den er als vom Kleinbürgertum getragene, autonom von der Bourgeoisie entstandene Massenbewegung analysierte, deren objektive Funktion die Zerschlagung der gesamten Arbeiterbewegung sei. Als Gegenstrategie setzte sich Trotzki in Schriften wie Gegen den Nationalkommunismus, Soll der Faschismus wirklich siegen, Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen? und Was Nun? Schicksalsfragen des deutschen Proletariats für eine Einheitsfront von SPD, KPD und Freien Gewerkschaften gegen die NSDAP ein.
1929 hatte Stalin begonnen, die „Neue Ökonomische Politik“ zu revidieren, mit großer Grausamkeit die Kollektivierung der Landwirtschaft durchzusetzen und mit Arbeitsarmeen die Schwerindustrie der Sowjetunion zu errichten. Auch dies wurde von Trotzki und seinen Anhängern, der Untergrundpartei der Linken Opposition, einer scharfen Kritik unterzogen. Trotzki hatte sich für eine umfassende Industrialisierung in einem langsameren Tempo und eine freiwillige Kollektivierung der Bauernschaft auf der Basis einer neu zu errichtenden Sowjetdemokratie ausgesprochen. Trotzki schrieb im Exil Pamphlete gegen Stalin, die unter anderem exklusiv in der New York Times veröffentlicht wurden.[14]
Am 20. Februar 1932 wurde Trotzki die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt, womit gleichzeitig die Verfolgung durch den sowjetischen Geheimdienst GPU begann. Mit der kampflosen Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung, die Trotzki im Wesentlichen als Resultat des Versagens von KPD und Komintern ansah, nahm Trotzki von seiner 1929 bis 1933 vertretenen Strategie einer Reform der stalinistischen Parteien und der Komintern Abstand und nahm Kurs auf die Gründung einer neuen, „vierten“ kommunistischen Internationale und führte in diesem Rahmen zunächst auch (zumeist letztendlich erfolglose) Verhandlungen mit den im Londoner Büro zusammengeschlossenen Gruppen wie der SAPD oder der niederländischen Organisation um Henk Sneevliet.
Die französische Regierung Daladiers gewährte ihm Asyl in Frankreich. Er hielt sich zunächst in St.Palais sur Mer,[15] später in Barbizon auf. Für Paris erhielt er keine Zugangserlaubnis. Bereits 1935 wurde ihm signalisiert, dass sein Aufenthalt in Frankreich nicht länger erwünscht sei. Er nahm ein Angebot Norwegens auf Asyl an. Er lebte dort als Gast Konrad Knudsens in Hønefoss nahe Oslo. Mit seiner regen publizistischen Tätigkeit griff er den Stalinismus mit den Moskauer Prozessen an, in denen er als Haupt einer großen Verschwörung gegen Stalin und sein System in Abwesenheit angeklagt worden war. Infolge des von der Sowjetunion ausgeübten diplomatischen Drucks wurde Trotzki von den norwegischen Behörden unter Hausarrest gesetzt. Nach Verhandlungen mit der norwegischen Regierung konnte er unter der Auflage strenger Geheimhaltung auf einem Frachtschiff nach Mexiko ausreisen.
Gemeinsam mit Frida Kahlo hatte sich Diego Rivera beim mexikanischen Präsidenten Lázaro Cárdenas del Río dafür eingesetzt, Trotzki politisches Asyl in Mexiko zu gewähren. Unter der Bedingung, dass jener sich nicht politisch betätigen würde, stimmte der Präsident dem Gesuch zu.[16] Im Januar 1937 wurden Trotzki und seine Frau Natalja Sedowa in Kahlos blauem Haus (Casa Azul) in Coyoacán empfangen. Als Natalja Sedowa von Trotzkis Affäre mit Kahlo erfuhr, suchte man sich einen anderen Unterschlupf. Im Jahr 1938 beherbergte Rivera auch den surrealistischen Vordenker André Breton und dessen Frau Jacqueline. Die beiden Künstler unterzeichneten ein von Trotzki verfasstes Manifest für eine revolutionäre Kunst.
In seinem Exil agitierte Trotzki weiter gegen Stalin, deckte nach seinen Möglichkeiten die Verbrechen der GPU und der Gulags auf und veröffentlichte verschiedene kommunistische Schriften, zum Beispiel 1936 Die verratene Revolution, in der er die Sowjetunion als „bürokratisch degenerierten Arbeiterstaat“ bezeichnete und die sowjetische Arbeiterklasse zu einer politischen Revolution gegen die stalinistische Bürokratie und zur Wiederherstellung der Rätedemokratie aufrief. Die von der Zensur kontrollierte sowjetische Presse griff ihn dafür als „Wolf des Faschismus“ an.[17]
1938 gründete Trotzki die Vierte Internationale, um der inzwischen unter Stalins Dominanz stehenden Dritten Internationalen entgegenzuwirken. Für die neugegründete Organisation verfasste Trotzki im selben Jahr mit Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der 4. Internationale (besser bekannt als „Das Übergangsprogramm“) und 1940 mit dem Manifest der IV. Internationale zum imperialistischen Krieg und zur proletarischen Weltrevolution grundlegende programmatische Dokumente. Daneben widmete er sich in seinem letzten Lebensjahr der Auseinandersetzung mit der von James Burnham und Max Shachtman vertretenen These, dass sich die Sowjetunion zu einer stabilen neuen Form von Klassengesellschaft entwickelt habe.
Ermordung
Am 24. Mai 1940 überlebte Trotzki einen Angriff auf sein Haus in Coyoacán in der Avenida Río Churubusco 410. Trotzki wurde von mehreren, von Stalin gesandten und als mexikanische Polizisten getarnten Agenten attackiert, allerdings so dilettantisch, dass man vielfach an eine Inszenierung glaubte, die Trotzki international wieder in den Mittelpunkt rücken sollte. Aus Angst vor weiteren Anschlägen ließ er danach das Haus ausbauen und bewachen: Die Mauern wurden erhöht, Holztüren durch Eisentüren ersetzt, Fenster teilweise zugemauert. Sieben bis acht Wachleute schützten freiwillig und unbezahlt das kleine Anwesen in der verkehrsreichen inneren Ringstraße im Süden von Mexiko-Stadt rund um die Uhr.
Drei Monate später hatte ein von Stalin beauftragter Mordanschlag Erfolg: Der Sowjetagent Ramón Mercader hatte sich als Frank Jacson mit einer Sekretärin Trotzkis verlobt und so Zugang zu dessen Anwesen erhalten. Am 20. August besuchte er Trotzki und bat um Durchsicht eines von ihm verfassten politischen Artikels. Kurz nach 17 Uhr griff Mercader Trotzki in dessen Arbeitszimmer mit einem Eispickel an, wobei Trotzki schwer am Kopf verletzt wurde. Seine Leibwächter fanden ihn blutüberströmt, aber noch bei Bewusstsein. Einen Tag später starb Leo Trotzki an den Folgen dieses Anschlags.
In Mexiko trauerten viele um Trotzki. 300.000 Menschen begleiteten Trotzkis Leichenzug in Mexiko. Seine Leiche wurde eingeäschert und im Garten seines Hauses begraben. 22 Jahre später kam die Asche seiner in Paris gestorbenen Frau Natalja dazu. Diese Stelle markiert heute ein weißer, mit Hammer und Sichel gekennzeichneter Stein mit einer roten Fahne. Das Haus des Anschlags kann heute als Museo Casa de León Trotsky besichtigt werden. Am Aufbau des Museums war Trotzkis Enkel Esteban Volkov beteiligt.[18]
Arnold Zweig bemerkte in seinem Tagebuch, Trotzki sei der Mann, „der das kostbarste und bestorganisierte Gehirn unter seiner Schädeldecke trug, das jemals mit einem Hammer eingeschlagen wurde“.
Im Jahr 2005 wurde der verschollen geglaubte Eispickel gefunden.[19] Das Mordinstrument wurde nach Trotzkis Tod im Kriminologischen Museum in Mexiko-Stadt ausgestellt, dann aber wegen Diebstahlsgefahr durch eine Kopie ersetzt. Ein mexikanischer Geheimdienstler, auch ein Mitbegründer des Museums, habe den Originalpickel an sich genommen und aufbewahrt, schrieb die mexikanische Tageszeitung La Jornada. Seine Tochter berichtete, dass ihr Vater viermal vergeblich versucht habe, den Eispickel zurückzugeben. Doch niemand wollte das Original zurückhaben. Dann nahm diese Tochter den Eispickel an sich und präsentierte ihn in einer Radiosendung.
Rezeption
Nach seiner Ausbürgerung verfiel Trotzki in der Sowjetunion zunehmend der Damnatio memoriae: Seine Leistungen für die Partei und die prominente Rolle, die er beim Oktoberaufstand, beim Aufbau der Roten Armee oder bei der blutigen Niederschlagung des Kronstädter Aufstands gespielt hatte, wurden verschwiegen, geleugnet oder denunziert. Im Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU (B), einer unter der Ägide Stalins 1938 erschienenen offiziellen Darstellung, wurde seine Rolle im Oktober 1917 auf die eines Widersachers Lenins und eines Großmauls reduziert, das den Termin des Aufstands verraten und dessen Erfolg dadurch gefährdet habe.[20]
Noch radikaler wurde die Erinnerung an Trotzki aus dem sowjetischen Bildgedächtnis getilgt. Fotos, auf denen er zusammen mit Lenin oder Stalin zu sehen war, wurden kupiert oder retuschiert. Berühmteste Beispiele sind die Bilder, die Grigori Goldstein am 5. Mai 1920 von einer Rede Lenins vor dem Bolschoi-Theater in Moskau machte: In den dreißiger Jahren durften nur Bildausschnitte veröffentlicht werden, die Trotzki nicht enthielten, in den 1960er Jahren retuschierte man ihn gänzlich aus dem Bild.[21]
Noch 1940 wurde Trotzkis Mörder Ramón Mercader von Stalin der Leninorden verliehen, der Orden wurde seiner Mutter übergeben. Nach Verbüßung der 20-jährigen Freiheitsstrafe wurde Mercader am 31. Mai 1960 der Titel eines Helden der Sowjetunion verliehen und er wurde nach Moskau eingeladen. Dort überreichte man ihm im Jahre 1961 den Stern eines Helden der Sowjetunion samt dazugehörigem Leninorden.
Die KPdSU hat den Revolutionsführer und Organisator der Roten Armee nie rehabilitiert, sowohl Nikita Chruschtschow als auch der Reformer Michail Gorbatschow versagten ihm jegliche posthume Würdigung. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel veröffentlichte 1987 ein Interview mit dem früheren Dissidenten Roi Medwedew zur Rehabilitierung Bucharins[22] und einen Bericht, laut dem der Gorbatschow-Vertraute Jegor Jakowlew den Erzfeind Stalins einen „Helden und Märtyrer“ nannte.[23] 1989 äußerte Jakowlew jedoch gegenüber dem deutschen Politiker Gregor Gysi: „Trotzki war ein erbarmungsloser Mensch, dessen Hände über und über mit Blut befleckt sind.“[24]
Trotzkis deportierter und 1937 ermordeter Sohn Sergei Sedow wurde 1988 rehabilitiert. Trotzkis bis dahin verbotene Schriften wurden 1987 teilweise, dann ab 1989 vollständig veröffentlicht.
Nachwirken
Auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts existieren in vielen Staaten kleine und größere trotzkistische Vereinigungen. In Großbritannien, Frankreich und einigen Ländern Lateinamerikas, wie beispielsweise Mexiko, haben sich größere trotzkistische Organisationen erhalten und gewinnen in den letzten Jahren dort auch wieder zunehmend an Bedeutung. Die Vierte Internationale ist inzwischen in mehrere Zusammenschlüsse gespalten, deren Einfluss stark begrenzt ist.
Schriften
Bücher in deutscher Sprache
- 1909: Russland in der Revolution. Kaden-Verlag, Dresden 1909, 30 Tafeln, DNB 361775733 mit Inhaltsverzeichnis.
- 1929: Mein Leben. Versuch einer Autobiographie. Aus dem Russischen von Alexandra Ramm, Verlag S. Fischer, Berlin 1929, DNB 577511262 mit Inhaltsverzeichnis.[25]
- 1931: Geschichte der russischen Revolution. Übers. A. Ramm. Band 1: Februarrevolution. S. Fischer, 1931. Band 2: Oktoberrevolution. S. Fischer, 1932 (1933). Mehring-Verlag, Essen 2017, epup mit 1100 Seiten, ISBN 978-3-88634-787-2.[26]
- 1932: Die Stalinsche Schule der Fälschungen. Berlin 1932.[27]
- 1936: Verratene Revolution. Was ist die Sowjetunion und wohin treibt sie? Grasset, Paris 1936. Mehring-Verlag, Essen 2009, ISBN 978-3-88634-105-4.
- 1936: Der junge Lenin. (Biografie und Zeitgeschichte, 1870–1900). Molden, Wien 1969, DNB 458442682. Fischer-Taschenbuch, 1971 und 1982, ISBN 3-596-26632-7.[28]
- 1937: Stalins Verbrechen. 371 Seiten, Jean-Christophe-Verlag, Zürich 1937, DNB 992889855. Dietz, 1990, ISBN 3-320-01552-4.
- 1952: Stalin. Eine Biographie. 579 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1952, DNB 455111871.
Zusammenstellungen und Sammelwerke
- Leo Trotzki: Sozialismus oder Barbarei! Eine Auswahl aus seinen Schriften. Hrsg. von Helmut Dahmer, Promedia Verlag, Wien 2005, ISBN 3-85371-240-1.
- Leo Trotzki: Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Hrsg. v. George Novack u. H. Dahmer, AdV-Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-9502191-4-2.
- Gesammelte Werke, Band 1 und 2, Schriften über Deutschland. 967 Seiten, EVA, Frankfurt am Main. 1971, DNB 458442607.
- Eine neue deutschsprachige Ausgabe der Schriften Leo Trotzkis wurde 1988 im Verlag Rasch und Röhring begonnen. Bis zum Jahr 2001 erschienen sieben Teilbände. Alle Texte wurden in neuer bzw. überarbeiteter Übersetzung vorgelegt. Die Bände enthalten zahlreiche deutsche Erstveröffentlichungen. Es handelt sich um eine kommentierte Ausgabe mit einem umfangreichen kritischen Apparat, der bibliografische Angaben und Erläuterungen zu Menschen und Sachverhalten bietet, die heute nicht mehr allgemein geläufig sind. Herausgegeben von Helmut Dahmer u. a., zeichnen für die wissenschaftliche Bearbeitung verantwortlich: Horst Lauscher, Reiner Tosstorff und Rolf Wörsdörfer.
- Schriften Band 1.1: Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur (1929–1936). Rasch und Röhring, Hamburg 1988, ISBN 978-3-89136-090-3.
- Schriften Band 1.2: Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur (1936–1940). Rasch und Röhring, Hamburg 1988, ISBN 978-3-89136-091-0.
- Schriften Band 2.1: Über China (1924–1928). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 978-3-89136-216-7.
- Schriften Band 2.2: Über China (1928–1940). Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 978-3-89136-390-4.
- Schriften Band 3.1: Linke Opposition und IV. Internationale (1923–1926). Rasch und Röhring, Hamburg 1997, ISBN 978-3-89136-217-4.
- Schriften Band 3.2: Linke Opposition und IV. Internationale (1927–1928). Rasch und Röhring, Hamburg 1997, ISBN 978-3-89136-071-2.
- Schriften Band 3.3: Linke Opposition und IV. Internationale (1928–1934). Neuer ISP-Verlag, Köln 2001, ISBN 978-3-89900-910-1.
Reden, Artikel, Broschüren
- 1906: Ergebnisse und Perspektiven. Die treibenden Kräfte der Revolution.
- 1911: Über den Terror, November 1911
- 1914: Der Krieg und die Internationale. (60 Seiten) Verlag Borba und Grütliverein, Zürich 1914, DNB 364035862.[29]
- 1915: Zimmerwalder Manifest. 15. September 1915.
- 1918: Von der Oktoberrevolution bis zum Brester Friedensvertrag. 1918
- 1921: Terrorismus und Kommunismus. Anti-Kautsky. Broschüre, 1921.
- Zwischen Imperialismus und Revolution. Die Grundfragen der Revolution an dem Einzelbeispiel Georgiens 1922
- Das Recht der nationalen Selbstbestimmung und die proletarische Revolution, 1922
- 1917 – Die Lehre des Oktobers, 1924
- Literatur und Revolution. 1924
- Die Geburt der Roten Armee. 1924
- Der Krieg und die Revolution. 1925
- Kapitalismus oder Sozialismus. 1925
- Wohin treibt England? 1925
- Europa und Amerika, 1926
- 1926: Der amerikanische Pazifismus. Zuerst veröffentlicht in: Die Weltbühne, Jahrgang 22, Heft 12 vom 23. März 1926
- Die wirkliche Lage in Russland. 1928
- Die Internationale Revolution und die Kommunistische Internationale, 1929
- 1929: Die österreichische Krise, die Sozialdemokratie und der Kommunismus, Rede in Istanbul, 13. November 1929
- Die permanente Revolution, Rede vom 6. Mai 1929.
- Die Wendung der Komintern und die Lage in Deutschland, 26. Mai 1930.
- Gegen den Nationalkommunismus. Lehre des „Roten“ Volksentscheids, 25. August 1931
- Deutschland – der Schlüssel zur internationalen Lage, 16. November 1931
- Wie wird der Nationalsozialismus geschlagen? Brief an einen deutschen Arbeiter-Kommunisten, Mitglied der KPD, 8. Dezember 1931
- Ein Sieg Hitlers bedeutet: Krieg gegen die UdSSR, 28. Dezember 1931
- Die russische Revolution. Kopenhagener Rede, November 1932
- Die Tragödie des deutschen Proletariats, 14. März 1933
- Porträt des Nationalsozialismus, 10. Juni 1933
- Über das „jüdische Problem“, 1934
- Bolschewismus und Stalinismus, 28. August 1937
- Das Zetergeschrei um Kronstadt, 15. Januar 1938
- Ihre Moral und unsere, 16. Februar 1938
- Lernt denken. Ein freundlicher Rat an gewisse Ultralinke. Mai 1938
- Der Todeskampf des Kapitalismus und die Aufgaben der IV. Internationale. Das Übergangsprogramm, 3. September 1938
- Das Verhältnis der Arbeiterklasse zur Pressefreiheit, 21. August 1938
- Lenin und der imperialistische Krieg, 30. Dezember 1938
- Das Zwillingsgestirn Hitler-Stalin, 4. Dezember 1939
Literatur
(Sachbücher und literarische Arbeiten)
- Heinz Abosch: Trotzki-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Zusammengestellt von Heinz Abosch. Carl Hanser Verlag, Hamburg 1973 (Reihe Hanser 130), ISBN 3-446-11788-1.
- Heinz Abosch: Trotzki zur Einführung. Junius-Verlag, Hamburg 1990, ISBN 3-88506-853-2.
- Tariq Ali, Phil Evans: Trotzki für Anfänger. Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-17537-1.
- Denise Avenas: Trotzkis Marxismus. Ökonomie und Politik in der Theorie Trotzkis. Internationale Sozialistische Publikationen, Frankfurt 1975.
- Heinz Brahm: Trotzkis Kampf um die Nachfolge Lenins. 1964.
- Pierre Broué: Trotzki. Eine politische Biographie. ISP, Köln 2003. Band 1: Vom ukrainischen Bauernsohn zum Verbannten Stalins. ISBN 3-929008-31-9. Band 2: Der Kampf gegen Stalinismus und Faschismus. ISBN 3-929008-32-7.
- Joel Carmichael: Trotzki. Frankfurt 1973.
- Isaac Deutscher: Trotzki. Kohlhammer, Stuttgart (Originaltitel: The Prophet: Armed, Unarmed, Outcast. 1954–1963). Band 1: Der bewaffnete Prophet. 1879–1921 1962. Band 2: Der unbewaffnete Prophet. 1921–1929 1962. Band 3: Der verstossene Prophet. 1929–1940 1963.
- Willy Huhn: Trotzki, der gescheiterte Stalin. Kramer, Berlin 1973, ISBN 3-87956-017-X.
- Mario Keßler: Leo Trotzki über Antisemitismus und Faschismus, Reihe Pankower Vorträge, Heft 208, 2017, 40 S., Helle Panke, Berlin 2017
- Ernest Mandel: Trotzki als Alternative. Dietz, Berlin 1992, ISBN 3-320-01730-6.
- David North: Verteidigung Leo Trotzkis. Mehring-Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-88634-085-9.
- Bertrand M. Patenaude: Trotzki: Der verratene Revolutionär. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Propyläen, Köln 2009, ISBN 978-3-549-07377-3.[30]
- Victor Serge: Beruf: Revolutionär. S. Fischer, 1967.
- Victor Serge: Vie et mort de Leon Trotsky. Paris 1951. Auf Deutsch als Leo Trotzki. Leben und Tod. Übersetzung Peter Linnert, Europa-Verlag, Wien 1973, ISBN 3-203-50681-5; mehrere Auflagen. Als Taschenbuch DTV, München 1981, ISBN 3-423-01680-9.
- Robert Service: Trotsky – A Biography. Verlag Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge/Massachusetts 2009, ISBN 978-0-330-43969-5. (deutsch: Trotzki – Eine Biographie.) Aus dem Englischen von Friedrich Griese, Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-42235-9.[31][32]
- Leo Trotzki. 1879–1940. In den Augen von Zeitgenossen. Junius, Hamburg 1979, ISBN 3-88506-100-7.
- Peter Weiss: Trotzki im Exil. 1970 (literarische Verarbeitung von Trotzkis Leben).
- Harry Wilde: Trotzki in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1969; zuletzt 1995, ISBN 3-499-50157-0.
- B. D. Wolfe: Drei Männer, die die Welt erschütterten. 1951. Ders.: Lenin, Trotzki, Stalin. Drei, die eine Revolution machten. Frankfurt am Main. 1965.
- Dimitri Wolkogonow: Trotzki. Das Janusgesicht der Revolution. ECON-Verlag, Düsseldorf u. a. 1992, ISBN 3-430-19827-5.
Filme
- Das Attentat: L. D. Trotzki – Tod im Exil, TV-BRD (ARD) 1967, 2 Teile, Regie: August Everding, mit Peter Lühr in der Rolle Trotzkis. Der Film basiert auf dem Werk von Leandro A. Sanchez Salazar: Mord in Mexiko. Die Ermordung Leo Trotzki's – ein Musterbeispiel des politischen Verbrechens, in Zusammenarbeit mit Julián Gorkin, Frankfurt am Main (Verlag der Parma-Edition) 1952.
- Bürgerkrieg in Rußland, TV-BRD 1967, fünfteilige Fernsehserie, Regie: Wolfgang Schleif, mit Friedrich G. Beckhaus in der Rolle Trotzkis.
- Das Mädchen und der Mörder – Die Ermordung Trotzkis, 1972, Regie: Joseph Losey, mit Richard Burton, Alain Delon und Romy Schneider.
- Die Matrosen von Kronstadt, TV-BRD (ZDF, Produktion stern tv Hamburg) 1983, Regie: Jürgen Karl Klauß, mit Pinkas Braun in der Rolle Trotzkis.
- Trotzki in Coyoacan, TV-BRD (ZDF, Produktion Sator Film, Hamburg) 1975, Regie: Rolf Busch, mit René Deltgen in der Rolle Trotzkis.
- Trotsky (Троцкий), TV-RU 2017, achtteilige Fernsehserie, Regie: Alexander Kott, mit Konstantin Jurjewitsch Chabenski in der Rolle Trotzkis.
Weblinks
- Literatur von und über Leo Trotzki im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Leo Trotzki in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Werke von Leo Trotzki im Projekt Gutenberg-DE
- Leo Trotzki im Internet Archive
- Zeitungsartikel über Leo Trotzki in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Leo Trotzki in der Internet Movie Database (englisch)
- Manfred Wichmann: Leo D. Trotzki. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Textsammlung im Marxists Internet Archive.
- Originalton Leo Trotzki in deutsch, 1932 zum 15. Jahrestag Oktoberrevolution auf mediathek.at
- Biografie, sozialpolitische Einstellung und Trotzkis Leben als Jude von Julius Erdmann, judentum-projekt.de.
- Trotzki Fotoalbum mit Fotos von David King und Text von James Ryan, web.mit.edu.
Einzelnachweise
- Robert Service: Trotsky: A Biography, S. 328 books.google.de
- The Communist Party and the Red Army auf marxists.org, Zugriff am 17. August 2015 (engl.)
- Evan Mawdsley: The Russian Civil War. Edinburgh 2005, S. 61; Richard Pipes: Russia under the Bolshevik Regime. New York 1993, S. 55.
- Jens Berger und Frank Benedikt: In Zeiten des Krieges. In: Telepolis. 15. Februar 2009, abgerufen am 21. August 2013.
- Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Beck, 1998, ISBN 3-406-43588-2, S. 155.
- Manfred Hildermeier: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Beck, 1998, ISBN 3-406-43588-2, S. 149.
- Boris Frezinskij: Pisateli i sovetskie voždi. Moskau 2008, S. 86.
- Dazu Issac Deutscher: Trotzki, Band 3, Der verstoßene Prophet, 1929–1940. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1972, S. 404.
- Isaac Deutscher, Trotzki. Der bewaffnete Prophet, Band 3 Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1972.
- Lenin: Gesammelte Werke. Band 36. Moskau 1966, S. 595.
- Leo Trotzki: Literatur und Revolution. Arbeiterpresseverlag, Essen 1994, S. 252. Zitiert nach Klaus-Georg Riegel: Der Marxismus als „politische Religion“. In: Gerhard Besier und Hermann Lübbe (Hrsg.): Politische Religion und Religionspolitik. Zwischen Totalitarismus und Bürgerfreiheit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, S. 33.
- Feroz Ahmad: Geschichte der Türkei. Magnus Verlag, Essen 2005, S. 106.
- Bertrand M. Patenaude: Trotzki: Der verratene Revolutionär. Propyläen Verlag 2010, ISBN 978-3-549-07377-3, S. 220ff.
- Im dritten Teil einer vierteiligen Reihe von Aufsätzen beschreibt Trotzki Stalin als „mittelmäßigen Politiker, der eine Zickzack-Politik verfolgt“, „nichts von den Vorgängen in der Welt versteht“ und „eine Neue Theorie erfunden hat, um jede inkonsistente Tat zu rechtfertigen“. Die New York Times gab der Reihe so großes Gewicht, dass sie ihr einen Copyright-Vermerk mit „Weltrechten“ voranstellte. Hier zitiert ist die Ausgabe vom 28. Februar 1929.
- Karl Retzlaw: Spartakus – Aufstieg und Niedergang, Erinnerung eines Parteiarbeiters, Verlag Neue Kritik, Frankfurt 1971, ISBN 3-8015-0096-9, S. 375.
- Andrea Kettenmann: Rivera. taschen, Köln 2001, S. 69.
- Boris Frezinskij: Pisateli i sovetskie voždi. Moskau 2008, S. 101.
- Der letzte Trotzki, taz, 13. November 2004.
- BBC: Trotsky murder weapon „in Mexico“, 17. Juni 2005.
- Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) – kurzer Lehrgang (Unter Redaktion einer Kommission des Zentralkomitees der KPdSU (B); Gebilligt vom Zentralkomitee der KPdSU (B) 1938, Kap. VII) (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- Klaus Waschik: Wo ist Trotzki? Sowjetische Bildpolitik als Erinnerungskontrolle in den 1930er Jahren. In: Gerhard Paul (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder, Band 1: 1900–1949. Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, S. 252–259; Tobias Kruse: Ausradierte Genossen, fluter, 12. November 2014 mit Goldsteins Original und der retuschierten Aufnahme ohne Trotzki, Zugriff am 5. April 2017.
- Jörg R. Mettke: Stalin brauchte Bucharins Blut. Spiegel-Interview mit Sowjethistoriker Roy Medwedew über die Rehabilitierung des Stalin-Genossen Bucharin. In: Der Spiegel. Ausgabe 52/1987 vom 21. Dezember 1987.
- Hieb mit dem Pickel. Gorbatschow hat erstmals den Stalin-Terror verurteilt. Trotzki, der Erzfeind des Diktators, gilt jetzt als „Held und Märtyrer“. In: Der Spiegel. Ausgabe 31/1987 vom 27. Juli 1987.
- Manfred Behrend: Leo Trotzki (1879-1940) Verdienste und Fehler eines großen Revolutionärs
- Trotzki 1930 (Autobiografie) – Mein Leben bei marxists.org – Reiner Stach (Hrsg.): 100 Jahre S. Fischer Verlag, 1886–1986. Kleine Verlagsgeschichte. S. Fischer, 1986 und 2003, ISBN 3-10-075106-X, S. 101 f.
- Trotzki 1931 (Geschichte) – In der Übertragung von Michael Gavin auf marxists.org – 2017 bei Mehringverlag: DNB 1126505242
- „Unpersonen“. Wer waren sie wirklich? Bucharin, Rykow, Trotzki, Sinowjew, Kamenew. Dietz Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-320-01547-8, S. 97.
- Trotzki 1936 (Lenin-Biografie) – Gesamter Text bei marxists.org
- Trotzki 1914 (Krieg) – Der Krieg und die Internationale bei marxists.org
- Rezension von Mario Keßler im Archiv für Sozialgeschichte;library.fes.de
- Josef Lang: Zu viel Privates, zu wenig Politisches. In: Tages-Anzeiger. 26. August 2012, hier von der persönlichen Homepage Langs, eingesehen 21. Februar 2018.
- Gerd Koenen: Umstrittene Biografie. Mit dem Eispickel – Robert Service unternimmt den Versuch, den toten Revolutionär noch toter zu machen. Die Zeit 12. Juli 2012.