Jean-Pierre Beltoise
Jean-Pierre Maurice Georges Beltoise (* 26. April 1937 in Paris, Frankreich; † 5. Januar 2015 in Dakar, Senegal) war ein französischer Motorrad- und Automobilrennfahrer. Er war Schwager des Rennfahrers François Cevert, mit dem er bei Sportwagenrennen wiederholt eine Fahrerpaarung bildete.
Nation: | Frankreich | ||||||||
Automobil-Weltmeisterschaft | |||||||||
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Erster Start: | Großer Preis von Deutschland 1966 | ||||||||
Letzter Start: | Großer Preis von Kanada 1974 | ||||||||
Konstrukteure | |||||||||
1966–1971 Matra · 1972–1974 B.R.M. | |||||||||
Statistik | |||||||||
WM-Bilanz: | WM-Fünfter (1969) | ||||||||
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WM-Punkte: | 77 | ||||||||
Podestplätze: | 8 | ||||||||
Führungsrunden: | 101 über 377 km |
Karriere
Motorradsport
Beltoise begann seine Karriere im Motorradsport und war Anfang der 1960er Jahre einer der erfolgreichsten französischen Motorradsportler. Er gewann von 1961 bis 1964 viermal in Folge den Titel in der französischen Motorradmeisterschaft in der Klasse bis 125 cm³, dazu in den gleichen Jahren dreimal den Titel in den Klassen bis 175 cm³ und bis 250 cm³ sowie einmal den Titel in der 500-cm³-Klasse. Außerdem nahm er in den Klassen bis 50, bis 125 und bis 250 cm³ an der Motorrad-Weltmeisterschaft teil, seine beste Platzierung hier war der sechste Platz in der 50-cm³-Klasse 1964. In diesem Jahr erreichte er auch sein bestes Einzelergebnis, den dritten Platz hinter Hugh Anderson und Hans Georg Anscheidt beim Großen Preis von Frankreich, ebenfalls in der 50-cm³-Klasse auf Kreidler.
Monopostos
1965 gewann er den Meistertitel in der französischen Formel 3. Danach stieg er in die Formel 2 auf, 1966 debütierte er neben Jo Schlesser bei Matra Sports in der Formel-2-Europameisterschaft, die er 1968 mit einem Matra MS7 gewann. Beltoise blieb in dieser Serie bis 1969 bei Matra; im folgenden Jahr wechselte er zum Werksteam des jungen französischen Konstrukteurs Pygmée, für das er allerdings keine Erfolge erzielte.
1966 debütierte Beltoise in der Formel 1. Anlass war der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, der sowohl für Formel-1- als auch für Formel-2-Autos ausgeschrieben war.[1] Beide Klassen fuhren gleichzeitig, wurden aber separat gewertet. Die Formel-2-Fahrer erhielten daher keine Punkte für die Formel-1-Weltmeisterschaft. Zu dieser Veranstaltung meldeten sich 30 Piloten, darunter elf Formel-2-Fahrer. Einer von ihnen war Beltoise, der hier einen Matra MS5 fuhr. Beltoise beendete das Rennen als bester Formel-2-Pilot auf dem achten Gesamtrang vor Hubert Hahne.
In der Automobil-Weltmeisterschaft 1967 debütierte Matra Sports mit einem Werksteam in der Formel 1, trat jedoch mit einem Matra MS7 nach Formel-2-Reglement an. Die Einsätze sollten dazu dienen, den Einstieg mit einem eigenen Formel-1-Wagen im darauffolgenden Jahr vorzubereiten. Das Team bestritt die Großen Preise von Monaco, den USA und Mexiko. Beltoise war der erste Werksfahrer. In Monaco verpasste er die Qualifikation, in den beiden nordamerikanischen Rennen kam er jeweils als Siebter außerhalb der Punkteränge ins Ziel.
Mit Beginn der Automobil-Weltmeisterschaft 1968 erweiterte Matra sein Formel-1-Engagement. Neben dem Werksteam Matra Sports, das ein Matra-Chassis mit einem eigenen Zwölfzylindermotor einsetzte, belieferte Matra das auch Matra International genannte Tyrrell-Team mit ähnlichen, aber nicht identischen Chassis, die mit Achtzylindermotoren von Cosworth ausgestattet waren. Beltoise bestritt den Großen Preis von Spanien für Tyrrell, fuhr aber die restlichen Rennen der Saison für das Matra-Werksteam. Mit dem Matra MS1 kam er 1968 zweimal in die Punkteränge: Beim Großen Preis der Niederlande wurde Beltoise Zweiter hinter Jackie Stewart im Matra-Cosworth des Tyrrell-Teams, und den Großen Preis von Italien beendete er als Fünfter. Insgesamt belegte Beltoise in seinem ersten Formel-1-Jahr Rang neun der Fahrerwertung.
1969 wechselte Beltoise zu Matra International. Er wurde Teamkollege von Jackie Stewart, der in diesem Jahr erstmals die Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Beltoise beendete sein Heimrennen auf der Charade in Clermont-Ferrand auf Rang zwei hinter Stewart. In Spanien und Italien wurde er jeweils Dritter. In diesem Jahr fuhr er einmalig den allradgetriebenen Matra MS84, erreichte aber keine Zielankunft in den Punkterängen. Mit 21 Punkten erreichte Beltoise in diesem Jahr Rang fünf der Fahrerwertung, das beste Ergebnis in seiner Formel-1-Karriere.
In der Automobil-Weltmeisterschaft 1970 kehrte Beltoise zum Matra-Werksteam zurück. Seinen Platz bei Tyrrell übernahm im Frühjahr 1970 sein Schwager François Cevert. Bei Matra ließen seine sportlichen Erfolge nach. 1970 belegte er mit 16 Punkten Rang neun der Fahrerwertung, im folgenden Jahr erzielte er nur noch einen Punkt und lag am Jahresende auf Platz 22.
Von 1972 bis zum Ende der Saison 1974 fuhr Beltoise 40 Rennen für das B.R.M.-Team. In seinem ersten Jahr für BRM erzielte er in Monaco seinen einzigen Grand-Prix-Sieg. Das war zugleich (neben dem zweiten Platz in Südafrika 1974) die einzige Podiumsplatzierung, die Beltoise für BRM herausfuhr. Sein letztes Formel-1-Rennen bestritt Beltoise beim Großen Preis von Kanada 1974. Im letzten Rennen der Saison 1974, beim Großen Preis der USA, konnte er infolge einer im Trainingslauf erlittenen Verletzung nicht starten.
Beltoise erzielte bei seinen Einsätzen in der Formel 1 insgesamt 77 WM-Punkte. Viermal fuhr er die schnellste Rennrunde.
Sportwagenrennen
Ab 1963 fuhr Beltoise auch Sportwagenrennen. 1964 hatte er einen schweren Unfall beim 12-Stunden-Rennen für Sportwagen von Reims, bei dem er sich einen Arm brach. Im Januar 1971 war Beltoise bei einem Sportwagenrennen in Buenos Aires an einem schweren Unfall beteiligt, bei dem Ignazio Giunti ums Leben kam. Beltoise hatte den Tank seines Matras leergefahren und wollte den Wagen quer über die Zielgerade zu den Boxen schieben. Giunti kollidierte mit dem Matra, die Wagen gingen in Flammen auf und Giunti starb im Krankenhaus an seinen schweren Verbrennungen. Beltoise wurde zu einer Geldstrafe verurteilt und die FIA entzog ihm zeitweilig die Rennlizenzen.
Rallycross und Tourenwagen
Nach seiner aktiven Karriere in der Formel 1 absolvierte Beltoise einige Tests für das Formel-1-Team Ligier. Später bestritt er Tourenwagenrennen in Frankreich, bei denen er zweimal für das BMW-Team den Titel gewann. Darüber hinaus gewann er beim Rallycross im Jahre 1979 in einem Alpine A310 mit 1600-cm³-Motor den französischen Meistertitel. 1981 kehrte er zur Tourenwagen-Meisterschaft zurück. Während der 1980er-Jahre startete er für Peugeot.
Privatleben
1966 kam Beltoises erste Ehefrau Éliane bei einem Automobilunfall ums Leben. Im folgenden Jahr heiratete er Jacqueline Cevert, die ältere Schwester des späteren Grand-Prix-Piloten François Cevert. Beltoise und Cevert verband eine enge Freundschaft. Beide traten teilweise als Teamkollegen bei Sportwagenrennen an. Jean-Pierre Beltoise hatte zwei Söhne, Anthony und Julien Beltoise, die beide als Rennfahrer aktiv sind. Beltoise starb am 5. Januar 2015 während eines Urlaubs in Senegals Hauptstadt Dakar infolge zweier Schlaganfälle im Alter von 77 Jahren.[2][3]
Statistik
Grand-Prix-Siege
Gesamtübersicht
Saison | Team | Chassis | Motor | Rennen | Siege | Zweiter | Dritter | Poles | schn. Rennrunden |
Punkte | WM-Pos. |
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1966 | Matra Sports | Matra MS5 | Ford-Cosworth 1.0 L4 | 1 | − | − | − | − | − | − | NC |
1967 | Matra Sports | Matra MS7 | Ford-Cosworth 1.6 L4 | 2 | − | − | − | − | − | − | NC |
1968 | Matra Sports | Matra MS7 | Ford-Cosworth 1.6 L4 | 1 | − | − | − | − | − | 11 | 9. |
Matra MS11 | Matra 3.0 V12 | 10 | − | 1 | − | − | 1 | ||||
Matra International | Matra MS10 | Ford-Cosworth 3.0 V8 | 1 | − | − | − | − | 1 | |||
1969 | Matra International | Matra MS10 | Ford-Cosworth 3.0 V8 | 1 | − | − | − | − | − | 21 | 5. |
Matra MS80 | 9 | − | 1 | 2 | − | 1 | |||||
Matra MS84 | 1 | − | − | − | − | − | |||||
1970 | Equipe Matra Elf | Matra-Simca MS120 | Matra 3.0 V12 | 13 | − | − | 2 | − | − | 16 | 9. |
1971 | Equipe Matra Sports | Matra-Simca MS120B | Matra 3.0 V12 | 7 | − | − | − | − | − | 1 | 22. |
1972 | Marlboro BRM | BRM P160B | BRM 3.0 V12 | 5 | 1 | − | − | − | 1 | 9 | 11. |
BRM P160C | 3 | − | − | − | − | − | |||||
BRM P180 | 3 | − | − | − | − | − | |||||
1973 | Marlboro BRM | BRM P160D | BRM 3.0 V12 | 3 | − | − | − | − | − | 9 | 10. |
BRM P160E | 12 | − | − | − | − | − | |||||
1974 | Team Motul BRM | BRM P160E | BRM 3.0 V12 | 2 | − | − | − | − | − | 10 | 13. |
BRM P201 | 12 | − | 1 | − | − | − | |||||
Gesamt | 86 | 1 | 3 | 4 | − | 4 | 77 |
Einzelergebnisse
Saison | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 |
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1966 | |||||||||||||||
81 | |||||||||||||||
1967 | |||||||||||||||
DNQ | 7 | 7 | |||||||||||||
1968 | |||||||||||||||
6 | 5 | DNF | 8 | 2 | 9 | DNF | DNF | 5 | DNF | DNF | DNF | ||||
1969 | |||||||||||||||
6 | 3 | DNF | 8 | 2 | 9 | 12* | 3 | 4 | DNF | 5 | |||||
1970 | |||||||||||||||
4 | DNF | DNF | 3 | 5 | 13* | DNF | DNF | 6 | 3 | 8 | DNF | 5 | |||
1971 | |||||||||||||||
6 | DNF | 9 | 7 | 7 | DNF | 8 | |||||||||
1972 | |||||||||||||||
DNF | DNF | 1 | DNF | 15 | 11 | 9 | 8 | 8 | DNF | DNF | |||||
1973 | |||||||||||||||
DNF | DNF | DNF | 5 | DNF | DNF | DNF | 11 | DNF | 5 | DNF | 5 | 13 | 4 | 9 | |
1974 | |||||||||||||||
5 | 10 | 2 | DNF | 5 | DNF | DNF | DNF | 10 | 12 | DNF | DNF | DNF | NC | DNQ |
1 Teilnahme als Formel-2-Pilot
Legende | ||
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Farbe | Abkürzung | Bedeutung |
Gold | – | Sieg |
Silber | – | 2. Platz |
Bronze | – | 3. Platz |
Grün | – | Platzierung in den Punkten |
Blau | – | Klassifiziert außerhalb der Punkteränge |
Violett | DNF | Rennen nicht beendet (did not finish) |
NC | nicht klassifiziert (not classified) | |
Rot | DNQ | nicht qualifiziert (did not qualify) |
DNPQ | in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify) | |
Schwarz | DSQ | disqualifiziert (disqualified) |
Weiß | DNS | nicht am Start (did not start) |
WD | zurückgezogen (withdrawn) | |
Hellblau | PO | nur am Training teilgenommen (practiced only) |
TD | Freitags-Testfahrer (test driver) | |
ohne | DNP | nicht am Training teilgenommen (did not practice) |
INJ | verletzt oder krank (injured) | |
EX | ausgeschlossen (excluded) | |
DNA | nicht erschienen (did not arrive) | |
C | Rennen abgesagt (cancelled) | |
keine WM-Teilnahme | ||
sonstige | P/fett | Pole-Position |
1/2/3 | Platzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen | |
SR/kursiv | Schnellste Rennrunde | |
* | nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet | |
() | Streichresultate | |
unterstrichen | Führender in der Gesamtwertung |
Le-Mans-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
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1963 | Automobiles René Bonnet | René Bonnet Aerodjet LM6 | Claude Bobrowski | Rang 11 und Klassensieg | |
1964 | Automobiles René Bonnet | René Bonnet Aerodjet | Gérard Laureau | Ausfall | Benzinpumpe |
1966 | Matra Sports SARL | Matra MS620 | Johnny Servoz-Gavin | Ausfall | Getriebeschaden |
1967 | Equipe Matra Sports | Matra MS630 | Johnny Servoz-Gavin | Ausfall | Ölpumpe |
1969 | Equipe Matra ELF | Matra MS650 | Piers Courage | Rang 4 | |
1970 | Equipe Matra-Simca | Matra-Simca MS660 | Henri Pescarolo | Ausfall | Kraftübertragung |
1971 | Equipe Matra-Simca | Matra-Simca MS660 | Chris Amon | Ausfall | Benzineinspritzung |
1972 | Equipe Matra-Simca Shell | Matra-Simca MS670 | Chris Amon | Ausfall | Unfall |
1973 | Equipe Matra-Simca Shell | Matra-Simca MS670B | François Cevert | Ausfall | Unfall |
1974 | Equipe Gitanes | Matra-Simca MS680 | Jean-Pierre Jarier | Ausfall | Motorschaden |
1975 | Gitanes Automobiles Ligier | Ligier JS2 | Jean-Pierre Jarier | Ausfall | Unfall |
1976 | Inaltera | Inaltera LM | Henri Pescarolo | Rang 8 und Klassensieg | |
1977 | Inaltera | Inaltera LM77 | Al Holbert | Rang 13 | |
1979 | Jean Rondeau | Rondeau M379 | Henri Pescarolo | Rang 10 |
Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft
Weblinks
- Beltoises offizielle Webseite (französisch)
Einzelnachweise
- Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, S. 225. Grund für die Öffnung des Starterfeldes war die außergewöhnliche Länge des Kurses. Angesichts einer Rundenlänge von mehr als 22 Kilometern wurden nur 14 Runden gefahren. Um den Zuschauern mehr Unterhaltungswert zu liefern, ließen die Organisatoren zusätzliche Autos zu.
- „Jean-Pierre Beltoise est décédé“. www.lequipe.fr, 5. Januar 2015, abgerufen am 5. Januar 2015 (französisch).
- Die Motorsportwelt trauert um Jean-Pierre Beltoise. www.motorsport-total.com, 5. Januar 2015, abgerufen am 5. Januar 2015.