Großer Preis von Deutschland 1971

Der Große Preis von Deutschland 1971 fand am 1. August auf dem Nürburgring statt und war das siebte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1971.

 Großer Preis von Deutschland 1971
Renndaten
7. von 11 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1971
Name: Großer Preis von Deutschland
Datum: 1. August 1971
Ort: Nürburg
Kurs: Nürburgring
Länge: 274,02 km in 12 Runden à 22,835 km
Wetter: trocken
Zuschauer: ~ 130.000
Pole-Position
Fahrer: Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Zeit: 7:19,0 min
Schnellste Runde
Fahrer: Frankreich François Cevert Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Zeit: 7:20,1 min
Podium
Erster: Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Zweiter: Frankreich François Cevert Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Dritter: Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari

Berichte

Hintergrund

Nach Protesten seitens der Fahrer im Vorjahr war der Nürburgring im Winter 1970/71 mit Leitplanken und neuem Fahrbahnbelag ausgerüstet worden. Zudem wurden einige Kurven und Sprungkuppen entschärft. Dank der dadurch verbesserten Sicherheit kehrte die Formel 1 nach einem Jahr Abstinenz wieder dorthin zurück. 1970 hatte der Große Preis von Deutschland erstmals auf dem Hockenheimring stattgefunden.

Jacky Ickx, der als großer Fan der ursprünglichen Strecke galt, reagierte mit Entsetzen auf den Umbau, da sich die Strecke seiner Meinung nach in eine „Champs-Élysées durch die Eifel“ verwandelt hatte.[1]

Die Renndistanz wurde einmalig auf zwölf Runden verkürzt. In den Folgejahren kehrte man allerdings wieder zu der vor dem Umbau üblichen Anzahl von 14 Runden zurück.

Der am 11. Juli tödlich verunglückte Pedro Rodríguez wurde im Werksteam von B.R.M. durch Vic Elford ersetzt, der dadurch zu seiner einzigen Grand-Prix-Teilnahme in dieser Saison kam, die gleichzeitig seine letzte insgesamt war.

Matra-Werksfahrer Jean-Pierre Beltoise fehlte, da er seine Lizenz wegen der Mitschuld am tödlichen Unfall von Ignazio Giunti ein weiteres Mal zeitweilig entzogen bekam. Aus dem gleichen Grund hatte er bereits beim ersten WM-Lauf der Saison in Südafrika gefehlt.

Nach zwei Grand Prix, an denen er wegen Verpflichtungen in der USAC-Rennserie nicht hatte teilnehmen können, steuerte Mario Andretti nun wieder einen dritten Ferrari.

Training

Die Trainingssitzungen fanden unter wechselnden Wetterbedingungen statt. Jackie Stewart sicherte sich die Pole-Position vor Jacky Ickx.

Sowohl Joakim Bonnier als auch Formel-1-Neuling Helmut Marko verfehlten mit dem von Bonniers Privatteam gemeldeten McLaren M7C die Qualifikation, da das Fahrzeug in einer der ersten Trainingsrunden wegen Kraftstoffmangels ausfiel.[2]

Rennen

Rennverlauf

Reine Wisells Motor versagte am Start wegen zu geringen Treibstoffdrucks, so dass er das Rennen erst nach einer kurzen Verzögerung aufnehmen konnte und dem Feld hinterherfuhr. Ähnliches galt für Graham Hill, den ein Schaden am Gaspedal am sofortigen Start hinderte. Die nötige Reparatur nahm in seinem Fall etwa drei Minuten in Anspruch.

Vor einer enormen Zuschauerkulisse entlang der rund 22,8 Kilometer langen Rennstrecke übernahm Ickx zunächst die Führung, wurde allerdings bereits während der ersten Runde von Stewart überholt, der die Führung im weiteren Verlauf des Rennens nicht mehr abgab.

In der zweiten Runde drehte sich Ickx im Streckenabschnitt Wippermann. Sein Teamkollege Clay Regazzoni, der direkt folgte, musste ruckartig ausweichen und kam dabei kurzzeitig neben die Strecke. Von Siffert überholt konnte er, im Gegensatz zu Ickx, an dritter Position liegend das Rennen fortsetzen, während Stewart durch den Zwischenfall seinen Vorsprung an der Spitze weiter ausgebaut hatte.

Im Laufe der folgenden Runden gelang es François Cevert, sich auf den zweiten Rang nach vorn zu kämpfen. Im Zuge dessen überholte er Andretti, Peterson, Siffert und Regazzoni.[3]

Mike Beuttler wurde disqualifiziert, da er nach einem Reifenschaden einen unerlaubten Weg zu den Boxen nahm.

Jackie Stewart gewann das Rennen souverän. Sein Teamkollege François Cevert komplettierte einen Tyrrell-Doppelsieg.[4]

Meldeliste

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Vereinigtes Konigreich Team Tyrrell 2 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Tyrrell 003 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
2T Tyrrell 0011
3 Frankreich François Cevert Tyrrell 002
Italien Scuderia Ferrari SpA SEFAC 4 Belgien Jacky Ickx Ferrari 312B2 Ferrari 001/1 3.0 F12 F
5 Vereinigte Staaten Mario Andretti
6 Schweiz Clay Regazzoni
Vereinigtes Konigreich Team Surtees 7 Vereinigtes Konigreich John Surtees Surtees TS9 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
Vereinigtes Konigreich Auto Motor und Sport 12 Deutschland Rolf Stommelen
Vereinigtes Konigreich Gold Leaf Team Lotus 8 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Lotus 72D F
9 Schweden Reine Wisell
Frankreich Equipe Matra Sports 10 Neuseeland Chris Amon Matra MS120B Matra MS71 3.0 V12 G
Vereinigtes Konigreich Frank Williams Racing Cars 14 Frankreich Henri Pescarolo March 711 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
Vereinigtes Konigreich STP March Racing Team 15 Schweden Ronnie Peterson F
16 Italien Andrea de Adamich Alfa Romeo T33 3.0 V8
17 Italien Nanni Galli
Vereinigtes Konigreich Bruce McLaren Motor Racing 18 Neuseeland Denis Hulme McLaren M19A Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
20 Vereinigtes Konigreich Peter Gethin
Vereinigtes Konigreich Yardley Team B.R.M. 21 Schweiz Jo Siffert BRM P160 BRM P142 3.0 V12 F
22 Vereinigtes Konigreich Vic Elford
23 Neuseeland Howden Ganley BRM P153
Vereinigtes Konigreich Motor Racing Developments 24 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Brabham BT34 Ford Cosworth DFV 3.0 V8 G
25 Australien Tim Schenken Brabham BT33
Schweden Ecurie Bonnier 27 Schweden Joakim Bonnier McLaren M7C2 G
Osterreich Helmut Marko
Vereinigtes Konigreich Clarke-Mordaunt-Guthrie Racing 28 Vereinigtes Konigreich Mike Beuttler March 711 F

1 Der mit einem "T" hinter der Startnummer versehene Tyrrell 001 stand Jackie Stewart als T-Car zur Verfügung, kam jedoch nicht zum Einsatz.
2 Der McLaren M7C mit der Startnummer 27 des Privatteams von Joakim Bonnier wurde sowohl für ihn selbst als auch für Helmut Marko gemeldet. Beiden Fahrern gelang es jedoch nicht, sich damit zu qualifizieren.

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford Cosworth 7:19,0 187,257 km/h 01
02 Belgien Jacky Ickx Italien Ferrari 7:19,2 187,172 km/h 02
03 Schweiz Jo Siffert Vereinigtes Konigreich B.R.M. 7:22,4 185,818 km/h 03
04 Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari 7:22,7 185,692 km/h 04
05 Frankreich François Cevert Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford Cosworth 7:23,4 185,399 km/h 05
06 Neuseeland Denis Hulme Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth 7:26,0 184,318 km/h 06
07 Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 7:26,5 184,112 km/h 07
08 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford Cosworth 7:27,5 183,701 km/h 08
09 Australien Tim Schenken Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford Cosworth 7:29,8 182,761 km/h 09
10 Frankreich Henri Pescarolo Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 7:30,3 182,558 km/h 10
11 Vereinigte Staaten Mario Andretti Italien Ferrari 7:31,7 181,992 km/h 11
12 Deutschland Rolf Stommelen Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford Cosworth 7:34,7 180,792 km/h 12
13 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford Cosworth 7:36,1 180,237 km/h 13
14 Neuseeland Howden Ganley Vereinigtes Konigreich B.R.M. 7:36,6 180,039 km/h 14
15 Vereinigtes Konigreich John Surtees Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford Cosworth 7:36,7 180,000 km/h 15
16 Neuseeland Chris Amon Frankreich Matra Sports 7:37,3 179,764 km/h 16
17 Schweden Reine Wisell Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford Cosworth 7:39,96 178,724 km/h 17
18 Vereinigtes Konigreich Vic Elford Vereinigtes Konigreich B.R.M. 7:39,98 178,716 km/h 18
19 Vereinigtes Konigreich Peter Gethin Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth 7:41,4 178,166 km/h 19
20 Italien Andrea de Adamich Vereinigtes Konigreich March-Alfa Romeo 7:41,7 178,051 km/h 20
21 Italien Nanni Galli Vereinigtes Konigreich March-Alfa Romeo 7:47,8 175,729 km/h 21
22 Vereinigtes Konigreich Mike Beuttler Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 7:52,6 173,944 km/h 22
DNQ Schweden Joakim Bonnier Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth 8:17,0 165,404 km/h
DNQ Osterreich Helmut Marko Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth keine Zeit

Rennen

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford Cosworth 12 0 1:29:15,7 01 7:20,8
02 Frankreich François Cevert Vereinigtes Konigreich Tyrrell-Ford Cosworth 12 0 + 30,1 05 7:20,1
03 Schweiz Clay Regazzoni Italien Ferrari 12 0 + 37,1 04 7:21,1
04 Vereinigte Staaten Mario Andretti Italien Ferrari 12 0 + 2:05,0 11 7:32,8
05 Schweden Ronnie Peterson Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 12 0 + 2:29,1 07 7:32,3
06 Australien Tim Schenken Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford Cosworth 12 0 + 2:38,6 09 7:32,0
07 Vereinigtes Konigreich John Surtees Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford Cosworth 12 0 + 3:19,0 15 7:35,0
08 Schweden Reine Wisell Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford Cosworth 12 0 + 6:31,7 17 7:39,8
09 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford Cosworth 12 0 + 6:37,0 13 7:28,8
10 Deutschland Rolf Stommelen Vereinigtes Konigreich Surtees-Ford Cosworth 11 0 + 1 Runde 12 7:44,4
11 Vereinigtes Konigreich Vic Elford Vereinigtes Konigreich B.R.M. 11 0 + 1 Runde 18 7:39,7
12 Italien Nanni Galli Vereinigtes Konigreich March-Alfa Romeo 10 0 + 2 Runden 21 7:49,5
Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford Cosworth 07 0 DNF 08 7:42,9 Ölverlust
Schweiz Jo Siffert Vereinigtes Konigreich B.R.M. 06 0 DNF 03 7:30,0 Zündspule defekt
Neuseeland Chris Amon Frankreich Matra 06 0 DNF 16 7:47,9 Unfall
Frankreich Henri Pescarolo Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 05 0 DNF 10 7:36,2 Aufhängungsschaden
Vereinigtes Konigreich Peter Gethin Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth 05 0 DNF 19 7:41,3 Unfall
Vereinigtes Konigreich Mike Beuttler Vereinigtes Konigreich March-Ford Cosworth 03 0 DSQ 22 7:50,3 disqualifiziert
Neuseeland Denis Hulme Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford Cosworth 03 0 DNF 06 7:44,4 Tank undicht
Neuseeland Howden Ganley Vereinigtes Konigreich B.R.M. 02 0 DNF 14 7:47,2 Motorschaden
Italien Andrea de Adamich Vereinigtes Konigreich March-Alfa Romeo 02 0 DNF 20 15:52,9 Einspritzpumpe defekt
Belgien Jacky Ickx Italien Ferrari 01 0 DNF 02 7:40,2 Unfall

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).[5]

Fahrerwertung

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Tyrrell 51
02 Belgien Jacky Ickx Ferrari 19
03 Schweden Ronnie Peterson March 17
04 Frankreich François Cevert Tyrrell 12
05 Schweiz Clay Regazzoni Ferrari 12
06 Vereinigte Staaten Mario Andretti Ferrari 12
07 Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi Lotus 10
08 Mexiko Pedro Rodríguez B.R.M. 9
09 Neuseeland Chris Amon Matra 8
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
10 Neuseeland Denis Hulme McLaren 6
11 Schweiz Jo Siffert B.R.M. 4
12 Schweden Reine Wisell Lotus 4
13 Frankreich Henri Pescarolo March 3
14 Deutschland Rolf Stommelen Surtees 3
15 Vereinigtes Konigreich John Surtees Surtees 3
16 Frankreich Jean-Pierre Beltoise Matra 1
17 Australien Tim Schenken Brabham 1

Konstrukteurswertung

Pos. Konstrukteur Punkte
01 Vereinigtes Konigreich Tyrrell 51
02 Italien Ferrari 32
03 Vereinigtes Konigreich March 17
04 Vereinigtes Konigreich Lotus 13
05 Vereinigtes Konigreich B.R.M. 12
Pos. Konstrukteur Punkte
06 Frankreich Matra 8
07 Vereinigtes Konigreich McLaren 6
08 Vereinigtes Konigreich Surtees 5
09 Vereinigtes Konigreich Brabham 1

Einzelnachweise

  1. Kampf am Limit. Die Formel 1 Chronik 1950–2000, hrsg. v. Willy Knupp, RTL Buchedition: Zeitgeist Verlag: Düsseldorf/Gütersloh 2000, ISBN 3-89748-277-0, S. 160
  2. „Training“ (Memento vom 3. September 2012 im Webarchiv archive.today) (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 4. Juni 2011)
  3. „Bericht“ (abgerufen am 29. Juni 2011)
  4. „Rennergebnis“ (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today) (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 4. Juni 2011)
  5. „WM-Stände“ (Memento vom 3. September 2012 im Webarchiv archive.today) (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 4. Juni 2011)
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