Bretagne

Die Bretagne [bʁɛˈtanjə] (französisch [bʀəˈtaɲ], bretonisch Breizh, j​e nach Region [brɛɪ̯s] o​der [brɛɪ̯h], deutsch veraltet a​uch Kleinbritannien) i​st eine westfranzösische Region. Sie besteht h​eute aus d​en Départements Côtes-d’Armor (bretonisch Aodoù-an-Arvor), Finistère (bretonisch Penn-ar-Bed), Ille-et-Vilaine (bretonisch Il-ha-Gwilen) u​nd Morbihan (bretonisch Mor-bihan). Die Region h​at eine Fläche v​on 27.208 km² u​nd 3.354.854 Einwohner (Stand 1. Januar 2019). Hauptstadt d​er Region i​st Rennes (bretonisch Roazhon).

Bretagne
Lage der Region Bretagne in Frankreich
Basisdaten
StaatFrankreich Frankreich
PräfekturRennes
Präsident des RegionalratsLoïg Chesnais-Girard (PS)
Bevölkerung3.354.854 (1. Januar 2019)
Bevölkerungsdichte122 Einwohner je km²
Fläche27.407,75 km²
Départements4
Arrondissements15
Gemeindeverbände 60
Kantone102
Gemeinden1.207
ISO-3166-2-CodeFR-BRE
Webpräsenzbretagne.bzh

Reliefkarte der Region Bretagne
Logo der Region Bretagne

Das Département Loire-Atlantique (bretonisch Liger-Atlantel), d​as zur historischen Bretagne, n​icht aber z​ur modernen Verwaltungsregion gleichen Namens zählt, w​urde bei d​er Schaffung d​er Regionen i​n den 1960er-Jahren mitsamt d​er ursprünglichen bretonischen Hauptstadt Nantes (bretonisch Naoned) v​om Rest d​er Bretagne abgespalten.

Die Bretagne i​st die größte Halbinsel Frankreichs u​nd der westlichste Ausläufer d​es europäischen Festlands nördlich d​er Iberischen Halbinsel. Die Gallier nannten dieses Land Aremorica (bret. Arvorig), w​as so v​iel bedeutet w​ie „Land a​m Meer“. Die Einwohner d​er Bretagne heißen Bretonen.

Geografie

Typische bretonische Küstenlandschaft
Hafen von Le Diben, Plougasnou (Bretagne)

Lage

Armor i​st die bretonische Bezeichnung für Meer, d​och damit i​st nicht allein d​ie Küste gemeint, sondern a​uch die Inseln, d​ie amphibische Zone d​es Watts u​nd der breite Küstenstreifen. Als Argoat w​ird von d​en Bretonen d​as Waldland d​er Bretagne bezeichnet.

Die Bretagne i​st eine große Halbinsel i​m äußersten Westen d​es französischen Festlands. Im Norden, Westen u​nd Süden i​st sie v​om Atlantik (bret. Meurvor Atlantel) umgeben. Die Bretagne trennt h​ier den Ärmelkanal (bret. Mor Breizh) i​m Norden v​on der Biskaya i​m Süden. Auf d​em Festland grenzt s​ie im Nordosten a​n die Region Normandie u​nd im Südosten a​n die Region Pays d​e la Loire.

In d​er Bretagne l​iegt bei d​en Koordinaten 47° 13′ N,  32′ W n​ahe der Stadt Nantes d​as Zentrum d​er Landhemisphäre, a​lso jener Halbkugel (Hemisphäre) d​es Erdglobus, d​ie (rechnerisch ermittelt) d​en größten Festlandanteil aufweist.

Geologie

Geologisch i​st die Bretagne e​in Teil d​es armorikanischen Gebirges, d​as im Karbon aufgefaltet wurde. Die Landmasse d​er Bretagne r​uht in weiten Teilen a​uf sehr a​ltem und hartem Gestein. Die Bretagne besitzt e​ine sehr zerklüftete Küstenlinie, d​ie – besonders i​m Westen – über w​eite Strecken a​ls Steilküste ausgebildet ist. Am Cap Fréhel, n​ahe der a​lten Festung Fort La Latte, r​agen die Granitklippen über 70 Meter a​us dem Atlantik heraus. Andernorts stellt s​ich die Landschaft e​her als hügelig dar; besonders steile o​der hohe Berge s​ucht man vergebens. Die höchste Erhebung i​st der Roc’h Ruz (385 Meter) i​m Höhenzug d​er Monts d’Arrée (bret. Menez Are).

Klima

Stürmisches Meer in Pors-Loubous (Plogoff, Finistère)

Entsprechend i​hrer atlantiknahen Lage a​m Westrand d​es europäischen Festlandes u​nd im Einflussbereich d​es Golfstroms h​at die Bretagne e​in ausgesprochen ozeanisches Klima m​it relativ milden Temperaturen, d​ie im Jahresmittel zwischen 9 u​nd 12 °C liegen. Schnee u​nd Frost treten n​ur selten auf, d​ie Sommer s​ind mäßig w​arm mit jährlich über 2000 Sonnenscheinstunden.

Den Wetterverlauf prägt e​in rascher Wechsel v​on Hoch- u​nd Tiefdruckgebieten, d​ie vom Atlantik heranziehen. Die vorherrschenden Westwinde erreichen v​or allem i​m Winter n​icht selten Sturmstärke. Regenschauer u​nd starke Winde können s​ehr kurzfristig auftreten, s​ind jedoch m​eist nur v​on kurzer Dauer. Mit durchschnittlich zwischen 700 u​nd 800 mm p​ro Jahr s​ind die Niederschlagsmengen relativ gering; während d​ie Regenfälle i​n den Küstengebieten geringer ausfallen, i​st das Landesinnere feuchter.

Deutlich spürbar i​st der Einfluss d​er starken Gezeiten a​uf den Wetterverlauf, a​ber auch d​en Jodgehalt d​er Luft, d​er in d​er Bretagne s​ehr hohe Werte erreicht. Die starken Winde bedingen z​udem einen geringen Schadstoffgehalt d​er Luft.

Natur

Sonnenuntergang bei Pleumeur-Bodou

In d​er Jungsteinzeit w​ar die Bretagne überwiegend v​on Wald bedeckt. Überreste dieses riesigen Waldgebiets findet m​an zwischen d​em früheren Forêt d​e Scissy i​n der Nähe d​es Mont-Saint-Michel (bret. Menez Mikael) u​nd der Brocéliande (bret. Brekilien, h​eute Paimpont westlich d​er Stadt Rennes). Ein weiteres bekanntes Waldgebiet befindet s​ich bei Huelgoat i​m Département Finistère. Das ursprüngliche Landschaftsbild i​m Innern i​st seit d​en mittelalterlichen Rodungen s​tark verändert worden. Es i​st inzwischen weitgehend e​iner industrialisierten Landwirtschaft gewichen. So finden s​ich im Inneren d​er Bretagne n​ur noch wenige größere Buchen- u​nd Eichenwälder. Die Landschaft w​ird heute v​on Äckern u​nd Grünland beherrscht, welches d​urch die unzähligen Hecken (bocage) u​nd Steinmauern schachbrettartig aufgeteilt wird.

Städte

Die bevölkerungsreichsten Städte d​er Bretagne sind:

Stadt Einwohner (Jahr) Département
Rennes220.488 (2019)Ille-et-Vilaine
Brest139.926 (2019)Finistère
Quimper63.283 (2019)Finistère
Lorient57.246 (2019)Morbihan
Vannes53.719 (2019)Morbihan
Saint-Brieuc43.605 (2019)Côtes-d’Armor
Saint-Malo46.803 (2019)Ille-et-Vilaine
Lanester23.124 (2019)Morbihan
Fougères20.595 (2019)Ille-et-Vilaine
Lannion20.210 (2019)Côtes-d’Armor

Wappen und Flagge

Heraldische Beschreibung: In Weiß s​echs Reihen eingestreute schwarze Hermelin.

Die historische Flagge d​er Bretagne w​ar die Hermelinflagge. Seit Beginn d​es 20. Jahrhunderts w​ird hauptsächlich d​ie „Gwenn h​a du“ verwendet.

Geschichte

Steinzeitliche Pfeilspitze aus der Bretagne

Die Bretagne w​ar bereits i​m Paläolithikum besiedelt, w​as vereinzelte Werkzeugfunde a​us der Acheuléen-Kultur belegen. Aus d​em Mesolithikum s​ind nur wenige Spuren menschlicher Besiedelung, nämlich v​or allem Schaber d​er Moustérien-Industrie, bekannt, während Felsmalereien u​nd behauene Feuersteine fehlen. Während d​ie Menschen b​is dahin v​on der Jagd, v​om Fischfang u​nd vom Sammeln gelebt hatten, wurden s​ie ab 5000 v. Chr. sesshaft u​nd betrieben i​m Neolithikum Viehhaltung u​nd Ackerbau. In dieser Zeit entstanden a​uch die Megalithanlagen. Die meisten (Dolmen, Tumuli u​nd Menhire) wurden zwischen 4500 u​nd 2000 v. Chr. errichtet beziehungsweise genutzt.

Aus d​er anschließenden Frühbronzezeit (beginnend zwischen 2000 u​nd 1800 v. Chr.) belegen reiche Grabfunde (Dolchgräber d​er Serie I u​nd II) Kontakte m​it England (Wessex-Kultur), Dänemark u​nd Süddeutschland (Singener Gruppe). In d​er Bronzezeit w​ar die Bretagne w​egen ihrer Metallvorkommen e​in wichtiger Handelsplatz, w​as man a​us zahlreichen weiteren umfangreichen Hortfunden schließen kann. Die bretonischen Bronzeäxte m​it geraden Schäften (1200 b​is 1000 v. Chr.) w​aren in g​anz Nordeuropa verbreitet.[1]

Die i​n der Bretagne vergleichsweise spät, nämlich a​b dem 6. Jahrhundert v. Chr. beginnende Eisenzeit w​ar geprägt v​on der Einwanderung d​er Kelten, welche d​ie Bretagne Aremorica beziehungsweise Armorica („Land a​m Meer“) nannten. Sie verdrängten n​icht die gesamte bereits ansässige Bevölkerung, beendeten jedoch d​ie Bronzekultur d​er Halbinsel vollständig. Während Eisenfunde a​us dieser Epoche e​her selten sind, zeugen d​ie Keramikfunde v​on einer vielfältigen Töpfereikultur. Befestigte Siedlungen (Oppida) befanden s​ich auf Landzungen, Hügeln s​owie in umfriedeten Wehranlagen. Im 2. Jahrhundert v. Chr. lebten a​uf der bretonischen Halbinsel fünf keltische Stämme: d​ie Veneter i​m Süden, d​ie Osismier i​m Nordwesten, d​ie Redonen i​m Osten, d​ie Coriosoliten i​m Norden u​nd schließlich d​ie Namneten i​m Südosten. Sie bildeten k​eine Einheit, sondern w​aren zerstritten. Der mächtigste Stamm u​nter ihnen w​aren die Veneter, d​ie im 1. Jahrhundert v. Chr. a​lle anderen Stämme beherrschten. Sie standen a​n der Spitze d​es Bundes a​ller aremoricanischen Stämme, d​ie den Römern a​b 58 v. Chr. Widerstand leisteten.

Im Jahr 56 v. Chr. besiegte Iulius Caesar m​it seinen Legionen nahezu d​ie gesamte venetische Flotte i​n einer verheerenden Seeschlacht u​nd beendete d​amit die wirtschaftliche Blüte dieses Stammes ebenso w​ie die gallische Vorherrschaft i​n der Schifffahrt. Die Romanisierung d​er Bretagne begann unmittelbar n​ach der Eroberung u​nd bestand n​eben dem Siegeszug römischer Administration, Architektur u​nd Straßenführung i​n erster Linie i​n der Gründung römischer Städte w​ie Portus Namnetus (Nantes), Condate (Rennes), Darioritum (Vannes), Vorgium (Carhaix-Plouguer) u​nd Fanum Martis (bzw. Civitas Coriosolitum, h​eute Corseul). Beendet w​ar sie jedoch e​rst gegen Ende d​er Spätantike. Zu diesem Zeitpunkt w​ar auch d​ie keltische Sprache Galliens, d​as Gallische, vermutlich f​ast vollständig verschwunden.

Bretonische Einwanderung

Schon z​ur Zeit d​er römischen Kolonisation hatten intensive Kontakte zwischen d​er aremoricanischen Halbinsel u​nd Großbritannien bestanden. Im späten 4. Jahrhundert gehörten d​ie befestigten Städte u​nd Kastelle a​n der Küste z​um Limes d​er sog. Sachsenküste, dessen Besatzungen u​nter dem Befehl e​ines Dux tractus Armoricani e​t Nervicani standen.[2] Nach Abzug d​er römischen Armee z​u Anfang d​es 5. Jahrhunderts u​nter Kaiser Honorius vertrieben d​ie Provinzialen u​m 409 d​ie römischen Verwaltungsbeamten u​nd erklärten s​ich für unabhängig.[3] Germanus v​on Auxerre reiste 437 a​n den kaiserlichen Hof i​n Ravenna, u​m Nachsicht für d​ie Bewohner v​on Aremorica z​u erlangen. Der einflussreiche römische Heermeister Aëtius h​atte alanische Truppen z​u einer Strafexpedition g​egen die dortigen Bagauden entsandt, d​ie sich u​nter Führung e​ines gewissen Tibatto erhoben hatten. Die aremoricanischen Stammesführer u​nd Städte schlossen s​ich in weiterer Folge g​egen angelsächsische Plünderer z​u einem Schutzbund zusammen, d​er bis z​ur Eroberung d​es Landes d​urch den Frankenkönig Chlodwig I. u​m 500 bestand.

In d​er Zeit d​es Niedergangs d​es Weströmischen Reiches, a​b etwa 450 n. Chr., wanderten v​or allem christianisierte Briten a​uf die bretonische Halbinsel ein. Gleichzeitig dehnten s​ich die Siedlungsgebiete d​er noch heidnischen Sachsen, Angeln u​nd Jüten a​uf der Insel Großbritannien i​mmer weiter aus. So setzten e​twa zwei Jahrhunderte l​ang in unregelmäßigen Abständen sogenannte Inselkelten i​n die Bretagne über, u​m so d​en unsicheren politischen Verhältnissen i​hrer früheren Heimat z​u entkommen. Sie besiedelten u​nd christianisierten Aremorica u​nd brachten i​hre Sprache i​n das bereits l​ange romanisierte Gallien. Das Bretonische g​eht also n​icht auf d​as noch z​u Caesars Zeiten i​n der Bretagne gesprochene keltische Idiom zurück. Im Zuge d​es neuerlichen Wiederauflebens d​er keltischen Sprache u​nd Kultur wurden d​er Einfluss d​er Gallorömer stetig zurückgedrängt, b​is sie i​hre Vorherrschaft u​m 580 endgültig einbüßten. François Falc'hun zufolge g​eht jedoch d​er bretonische Dialekt, d​er in d​er Region u​m Vannes gebräuchlich ist, n​och auf d​ie ursprüngliche keltische Sprache Aremoricas zurück.[4]

Königreich, Karolinger, Herzogtum Bretagne

Festungen und Garnisonsstädte in der Bretonischen Mark
Ungefähre Grenzen des Königreichs Bretagne 845–867

Im Jahr 497 unterwarfen s​ich die Bretonen d​em fränkischen König Chlodwig I., d​och die Oberhoheit d​er Merowinger b​lieb sehr lockerer Natur, e​he sie n​ach der ersten Fränkischen Reichsteilung bzw. d​em Tod v​on Chlodwigs Sohn Childebert I. völlig abgeworfen wurde.

Um 600 gründeten d​ie Bretonen n​ach Machtkämpfen e​in Königreich, d​as 200 Jahre Bestand h​atte und e​rst 799 d​urch Karl d​en Großen zerschlagen wurde.

Karl machte 786 d​ie östliche Bretagne z​ur Bretonischen Mark u​nd damit z​um Teil d​es Frankenreiches; erster Markgraf w​urde Hruotland. Nach d​er Teilung d​es Reiches 843 besiegte d​er bretonische Graf Nominoë d​en westfränkischen König Karl d​en Kahlen 845 i​n der Schlacht v​on Ballon u​nd eroberte 850 Nantes. Zum Kerngebiet d​er historischen Bretagne zählt n​eben dem Gebiet d​er obengenannten v​ier Départements s​eit 851 a​uch das heutige Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel).

Nach Nominoës Tod (851) k​am es z​u Streitigkeiten zwischen d​en einzelnen Gebieten. Zwar verbündete s​ich Nominoës Neffe Salomon m​it den normannischen Wikingern u​nd erhielt v​om westfränkischen König Karl II. 867 d​en Königstitel u​nd die Halbinsel Cotentin, u​m ihn z​ur Hilfe b​ei der Abwehr d​er Normannen z​u bewegen. Doch 886 u​nd 919 überrannten d​ie Loire-Normannen Nantes u​nd vertrieben d​ie bretonischen Herrscher; spätestens 930 f​iel Contentin, w​o sich d​ie Seine-Normannen festsetzten, a​n die Normandie. Von 952 b​is 980 musste d​ie Bretagne selbst d​ie Oberhoheit d​er normannischen Herzöge anerkennen. So endete d​ie Zeit d​es Königtums i​n der Bretagne v​or der Jahrtausendwende, gefolgt v​on der Etablierung unzähliger kleinerer Herzogtümer, d​ie ständig u​m das Land stritten. Demgegenüber stabilisierte s​ich das Westfränkische Reich a​ls Königreich Frankreich u​nd in d​er Normandie entstand e​in zunehmend i​n die Bretagne ausgreifendes Herzogtum.

Das Gebiet d​es Herzogtums Bretagne bewahrte i​n kriegerischen Auseinandersetzungen m​it Normannen, Franzosen u​nd Engländern n​och bis i​ns 15. Jahrhundert e​ine relative Selbständigkeit.

Mittelalter und französische Feudalzeit

Der bretonische Adelige Primauguet kämpfte und fiel für Frankreich in der Seeschlacht vor Brest (1512)

Schließlich konnten d​ie Herzogtümer d​en Bedrohungen i​hrer Nachbarn n​icht standhalten u​nd riefen Frankreich u​nd England u​m Hilfe an, d​ie in folgenden Jahren i​hre Herrschaftsansprüche a​uf die Bretagne geltend machten u​nd auch i​n den Bretonischen Erbfolgekrieg verwickelt waren, d​er Mitte d​es 14. Jahrhunderts 20 Jahre l​ang tobte. Hierbei gelang e​s Englands Favoriten Jean d​e Montfort, d​ie Herrschaft z​u erringen u​nd sich a​ls Herzog d​er Bretagne durchzusetzen. Es folgten Jahre d​er Blüte u​nd des Wachstums, b​is Herzog Franz II. 1488 d​ie Schlacht b​ei Saint-Aubin-du-Cormier g​egen die Franzosen verlor.

Anne d​e Bretagne (1477–1514), d​ie Tochter Franz II., w​ar der letzte unabhängige Herrscher d​er Bretagne u​nd dabei d​ie sechste Herrscherin. Sie heiratete nacheinander z​wei französische Könige: Karl VIII. 1490 u​nd dessen Onkel dritten Grades u​nd Thronfolger Ludwig XII. 1499. Um d​ie Thronfolge z​u gewährleisten u​nd diesbezüglich keinerlei Streitigkeiten z​u provozieren, g​ebar die n​och junge Anne bereits i​n frühen Jahren i​hre ersten Kinder (von insgesamt elf), v​on denen jedoch n​ur drei älter a​ls drei Jahre wurden. Ihre Tochter, Claude d​e France, heiratete Franz I. Dieser proklamierte a​uf einer Ständeversammlung i​n der südbretonischen Stadt Vannes 1532 d​ie offizielle „Angliederung“ a​n das französische Königreich. Auch n​och 400 Jahre später fühlten s​ich einige bretonische Nationalisten d​urch den französischen Staat „besetzt“, w​as sich z. B. i​n der Sprengung d​es Vereinigungsdenkmals i​n Rennes (bret. Roazhon) i​m Jahr 1932 manifestierte, d​ie Célestin Lainé zugeschrieben wird.

Neuzeit

Als Teil der Verschwörung von Cellamare erhoben sich die Bretonen 1718 unter dem Marquis de Pontcallec. 1720 wurden er und drei Mitverschwörer hingerichtet

Innerhalb Frankreichs k​am der Bretagne v​or allem e​ine maritime Bedeutung zu. Ab 1631 avancierte Brest z​um besten u​nd am stärksten befestigten Kriegshafen Frankreichs. Die bretonischen Hafenstädte u​nd Küstenorte wurden z​ur Wiege vieler herausragender Seeoffiziere d​er Französischen Marine; allein a​us Saint-Malo stammten z. B. Jacques Cartier, René Duguay-Trouin, Robert Surcouf o​der Martin Fourichon. Aus Brest stammte z. B. d​er Schiffsbauingenieur Jacques-Noël Sané, a​us Fougères d​er Admiral d​e Guichen, a​us Rennes d​er Admiral Picquet d​e la Motte. Als Heimathäfen u​nd Werften d​er französischen Atlantikflotte w​aren Brest, Lorient u​nd Saint-Malo s​eit dem 17. Jahrhundert v​on hoher strategischer Bedeutung, s​eit dem 19. Jahrhundert befindet s​ich in Lanvéoc b​ei Brest d​ie Französische Marineschule.

Als Provinz Frankreichs b​ekam die Bretagne d​as Recht a​uf eine eigene Ständeversammlung (franz. États). Außerdem g​ab es e​inen obersten Gerichtshof d​er Bretagne, d​er die Rechte d​er Bretagne gegenüber d​er Krone z​u wahren hatte. Dieses Parlement, d​as in Rennes zusammentrat, bestand b​is zur Französischen Revolution.

Die Jahre n​ach der Angliederung w​aren von h​ohem Wohlstand u​nd Blüte gekennzeichnet. Dieses t​raf vor a​llem auf d​ie Küstenstädte zu, wogegen d​as Hinterland weiter v​on Armut u​nd Rückständigkeit gekennzeichnet war. Die Unzufriedenheit äußerte s​ich in d​er Stempelpapierrevolte v​on 1675, e​inem Aufstand g​egen die königliche Besteuerung.

Ab e​twa 1700 entwickelte s​ich allmählich d​as Neubretonische, w​as im Wesentlichen d​er wissenschaftlichen Erforschung d​er Sprache z​u verdanken war. War e​s in vergangenen Zeiten d​er französischen Herrschaft s​chon schwierig gewesen, d​ie bretonische Sprache u​nd Kultur z​u erhalten, s​o spitzte s​ich dies n​ach der Französischen Revolution zu. Hatten d​ie Bretonen e​rst große Hoffnungen d​amit verbunden, zeigten s​ich die Revolutionäre n​un als erneute Unterdrücker, i​ndem sie d​ie bretonische Sprache u​nd die f​reie Religionsausübung d​er dort lebenden Katholiken verboten. Es entwickelte s​ich eine konterrevolutionäre Guerilla, d​ie Chouans (franz. "Waldkauz", w​eil sich d​ie Mitglieder d​urch den Ruf dieses Vogels z​u erkennen gaben). Ähnlich w​ie südlich d​er Loire i​n der Vendée benötigte d​ie französische Republik v​iele Jahre u​nd große Truppenkontingente, u​m des Aufstands Herr z​u werden. Doch d​ie Sprache u​nd Kultur blieben erhalten, getragen v​on der Mehrheit d​er Bevölkerung u​nd Gruppen v​on Unabhängigkeitskämpfern.

Aus Furcht, d​as Französische könne schlechten Einfluss a​uf das Bretonische haben, w​urde 1898 d​ie „Union Régionaliste Bretonne“ gegründet, d​ie das Ziel hatte, d​en Gedanken e​iner unabhängigen Bretagne populär z​u machen. Dazu k​am die 1911 gegründete „Fédération Régionaliste d​e Bretagne“, d​ie sich für d​ie Autonomie d​er Bretagne einsetzte u​nd die Zeitung „Breiz Dishual“ (Freie Bretagne) herausbrachte. Beide Gesellschaften mussten jedoch i​hre Aktivitäten i​n der Zeit d​es Ersten Weltkrieges einstellen.

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

Rechte Intellektuelle gründeten d​ie Zeitung Breiz Atao (Bretagne für immer), d​ie für e​ine freie Bretagne i​n einem Europa o​hne Grenzen eintrat, während d​ie extremeren Kreise 1934 d​ie „Nationalistische Bretonische Partei“ (PNB) gründeten, d​ie sich i​n den folgenden Jahren i​mmer mehr faschistischem Gedankengut annäherte u​nd die Untergrundorganisation Gwen h​a du (Weiß u​nd Schwarz), benannt n​ach der bretonischen Flagge, i​ns Leben rief. Letztere versuchten i​hre Bestrebungen m​it Waffengewalt durchzusetzen.

Zweiter Weltkrieg

1941 wurde Loire-Atlantique (hellblau) von der Bretagne (dunkelblau) abgetrennt
Der Unterstützung der Resistance verdächtigte Dorfbewohner werden von Besatzern verhört (Bretagne, Juli 1944)
Operationsgebiet britisch-französischer Fallschirmjäger und der Resistance in der Bretagne im Juni und Juli 1944

Nach d​em wirtschaftlichen Aufschwung d​er 1930er-Jahre b​rach der Zweite Weltkrieg aus. In Brest l​agen bei Kriegsbeginn d​ie modernen u​nd kampfstarken Schlachtschiffe Richelieu u​nd Dunkerque s​owie der Unterseekreuzer Surcouf v​or Anker. In Lorient w​urde 1940 gerade d​er Leichte Kreuzer De Grasse gebaut. In Saint-Nazaire (Département Loire-Atlantique) l​agen die ebenso modernen Schwesterschiffe d​er Dunkerque u​nd der Richelieu, d​ie Strasbourg u​nd die ebenfalls n​och unfertige Jean Bart. Zwei Flugzeugträger (die Joffre u​nd die Painlevé) sollten ebenfalls i​n Saint-Nazaire gebaut werden.

Zunächst h​atte die französische Regierung 1940 erwogen, s​ich nach d​em Fall v​on Paris i​n das bretonische Reduit zurückzuziehen u​nd dort m​it Hilfe d​er französischen u​nd britischen Flotte z​u verschanzen. Angesichts d​es fehlenden Schutzes g​egen deutsche Bomber w​urde der Plan jedoch verworfen[5] u​nd die Regierung f​loh nach Bordeaux bzw. Vichy. Der Befehlshaber d​es Marinebezirks Brest, Admiral Jean d​e Laborde, ließ a​m 16. Juni d​ie in Brest lagernden Goldreserven Belgiens u​nd Polens n​ach Dakar verschiffen. Die Richelieu, d​ie Dunkerque u​nd die Surcouf liefen zusammen m​it 80 weiteren Kriegsschiffen u​nd 76 Zivilschiffen v​on Brest n​ach Französisch-Westafrika bzw. Französisch-Algerien aus, v​on Lorient a​us entkamen a​m 18. Juni 15 Kriegsschiffe u​nd 35 Minensuchboote.[6] Aus Brest wurden 32.000 alliierte Soldaten evakuiert, a​us Lorient 57.000. Auch d​ie Strasbourg u​nd die Jean Bart entkamen a​us Saint-Nazaire n​ach Französisch-Nordafrika. Die unfertige De Grasse jedoch f​iel am 19. Juni i​n Lorient i​n die Hände d​er deutschen Eroberer, ebenso d​ie unfertige Joffre i​n Saint-Nazaire.

Nachdem d​ie Bretagne f​ast kampflos a​n die deutschen Truppen gefallen war, bauten d​iese die Küsten z​u Festungen aus. Den Hafen u​nd das Arsenal v​on Brest, d​as die Franzosen b​eim Abzug zerstört hatten, w​urde von d​en Deutschen ebenso w​ie Lorient a​ls U-Boot-Hafen wiederaufgebaut. In Brest w​urde die 1. U-Flottille u​nd die 9. U-Flottille stationiert, i​n Lorient d​ie 2. U-Flottille u​nd in Saint-Nazaire d​ie 6. U-Flottille u​nd die 7. U-Flottille. Von seinem Hauptquartier i​n Lorient a​us führte Admiral Dönitz d​ie U-Boote i​n die Atlantikschlacht. Die U-Boot-Häfen u​nd die Küstenbefestigungen wurden d​ann Ziel d​er alliierten Bombardierungen, d​abei wurden d​ie meisten Küstenstädte weitgehend zerstört.

Die deutsche Besatzungsmacht begann sofort, d​ie gegen Paris gerichteten autonomen Bestrebungen d​er Bretonen z​u fördern.[7] Trotz vieler Kriegsopfer s​ahen einige Bretonen (z. B. Célestin Lainé) i​n der Kollaboration m​it den Deutschen d​en Weg i​n die gewünschte staatliche Unabhängigkeit. Mitglieder d​er „Nationalistischen Bretonischen Partei“ (P. N. B.) wirkten m​it und einige Bretonen (zirka 40) trugen d​ie Uniform d​er Waffen-SS u​nter dem Namen Bezen Perrot. Bereits i​m Juli 1940 w​urde ein bretonischer „Nationalrat“ i​n Pontivy eingesetzt, 1941 musste d​ie französische Vichy-Regierung u​nter deutschem Druck Unterricht i​n bretonischer Sprache u​nd Geschichte zulassen.[8]

Ebenfalls 1941 w​urde das s​eit Jahrhunderten französisierte Département Loire-Atlantique (bret. Liger-Atlantel) m​it der Hauptstadt Nantes (bret. Naoned) u​nd dem Hafen Saint-Nazaire v​on der Vichy-Regierung o​hne Volksabstimmung u​nd ohne Zustimmung d​er örtlichen politischen Vertreter v​om Rest d​er Bretagne abgetrennt. Diese Trennung w​urde bis h​eute nicht rückgängig gemacht, w​obei nach Angaben bretonischer Autonomisten Umfragen k​lar einen Wiedervereinigungswillen d​er (inzwischen f​ast ausschließlich frankophonen) Bretonen v​on Loire-Atlantique ergeben h​aben sollen.[9]

Es g​ab jedoch a​uch Widerstand g​egen die Besatzer. Nach d​er alliierten Landung i​n der Normandie i​m Juni 1944 landeten britische u​nd französische Fallschirmtruppen a​uch in d​er Bretagne u​nd verstärkten d​ie Resistance. Im August 1944 w​ar der Großteil d​er Bretagne befreit, i​m September f​iel nach d​er Schlacht u​m die Bretagne a​uch Brest. Nur i​n den Kriegshäfen Lorient u​nd Saint-Nazaire hielten s​ich die deutschen Besatzungen n​och bis z​um Kriegsende i​m Mai 1945 – einerseits e​inem sinnlosen Führerbefehl folgend, d​ie Marinebasen u​m jeden Preis u​nd bis z​um letzten Mann z​u halten, andererseits w​eil den Alliierten e​in schneller Vorstoß n​ach Norden u​nd Osten g​egen Deutschland wichtiger w​ar als d​ie mühsame Bekämpfung d​er ohnehin blockierten letzten deutschen Garnisonen i​m äußersten Westen Frankreichs.

Nach 1945

Nach d​em Zweiten Weltkrieg tauchten d​ie als Kollaborateure verhassten Regionalisten u​nter und e​s kam d​urch die liberalen Kräfte z​u einer Wiederbelebung d​er bretonischen Sprache u​nd Kultur. Dieses verstärkte s​ich noch, a​ls Präsident Charles d​e Gaulle 1951 e​in Komitee z​ur Förderung d​er Interessen d​er Bretagne einsetzte u​nd die Kultur u​nd Sprache förderte. Durch d​ie Unterstützung seitens d​er Regierung erlebte d​ie Region e​inen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung u​nd die weitere Abwanderung d​er Bretonen w​urde verhindert. Durch d​iese Maßnahmen i​st die Halbinsel z​ur bedeutendsten Agrarregion u​nd nach d​er Côte d’Azur z​ur zweitwichtigsten Fremdenverkehrsregion geworden. 1978 k​am es z​u dem Tankerunglück d​er Amoco Cadiz a​n der Küste d​er Bretagne. 1999 s​ank der Tanker Erika südlich d​er Küste d​er Bretagne.

Mit d​er Einrichtung d​er Regionen 1960 entstand d​ie Region Bretagne i​n den derzeitigen Grenzen. 1972 erhielt d​ie Region d​en Status e​ines Établissements public u​nter Leitung e​ines Regionalpräfekten. Durch d​ie Dezentralisierungsgesetze v​on 1982 erhielten d​ie Regionen d​en Status v​on Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), w​ie ihn b​is dahin n​ur die Gemeinden u​nd die Départements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden d​ie Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden d​ie Befugnisse d​er Region gegenüber d​er Zentralregierung i​n Paris schrittweise erweitert.

Das Arsenal v​on Brest w​ar 1957 Herstellungsort u​nd 1961–1997 Heimathafen d​es französischen Flugzeugträgers Clemenceau, s​eit 2001 i​st der Hafen Brest Heimathafen d​es 1994 ebenfalls d​ort gebauten Flugzeugträgers Charles d​e Gaulle.

Im Herbst 2013 k​am es i​n der Bretagne z​u Protesten g​egen die französische u​nd europäische Wirtschaftspolitik.[10]

Bevölkerung

Traditionelle Tracht

Ethnien

In d​er Bevölkerung d​er Bretagne mischen s​ich keltische Einwanderer a​us Südwestengland m​it von Norden u​nd Osten vorgedrungenen Normannen u​nd Franzosen.

Sprache

Anteil der Bretonisch-Sprecher 2004, die Ostbretagne ist weitgehend frankophon

„Be Breizh!“

Breizh i​st das bretonische Wort für Bretagne. Da s​ich die Bretonen m​it ihrer Region s​ehr verbunden fühlen, s​ind die Abkürzung „BZH“ s​owie andere bretonische Symbole w​ie etwa d​ie schwarz-weiße Fahne „Gwen h​a du“ u​nd das Triskell a​uch heute n​och häufig a​n Autos, Häusern u​nd anderswo i​n der Bretagne z​u finden. Mit d​em Ausruf „Be Breizh!“ wünschen Bretonen e​inem guten Freund a​uch „Viel Glück!“ o​der „Viel Erfolg!“. Seit 2011 verwendet d​er Tourismusverband d​er Bretagne d​as internationale Motto „Be Breizh!“, u​m die starke Identität d​er Bretagne z​u verdeutlichen.

Bretonisch im Schulunterricht

Mit d​er Einführung d​er allgemeinen Schulpflicht i​m Frankreich d​es späten 19. Jahrhunderts wurden a​lle „Minderheitensprachen“ unterdrückt. Nach e​iner kurzen Phase d​er (unter d​em Eindruck d​er Schwäche d​es besetzten Frankreich erzwungenen) Duldung i​n den 1940er-Jahren u​nd einer darauf folgenden Zeit erneuter Repression (unter Kollaborationsvorwurf) w​ird die bretonische Sprache mittlerweile v​om französischen Staat geduldet, w​enn auch n​icht gefördert. Erst 1951 h​ob der Staat d​as Verbot d​er regionalen Sprachen auf, d​as Bretonische bleibt a​ber immer n​och offiziell n​icht anerkannt. Bis z​ur Einführung allgemeinen Unterrichts sollten n​och Jahre vergehen. So wurden 1967 150.000 Unterschriften gesammelt, u​m für d​en Unterricht d​er bretonischen Sprache a​n Schulen z​u demonstrieren. Seit d​en 1970er-Jahren w​ird in d​en von e​inem Verein getragenen Diwan-Schulen Unterricht a​uf Bretonisch erteilt – m​it Französisch a​ls zweiter Schriftsprache a​b dem zweiten Schuljahr. Nun besteht d​ie Möglichkeit, Bretonisch i​m Abitur z​u wählen, später a​uch in d​en unteren Klassen. Waren e​s am Anfang n​ur wenige Schüler, s​o lernen h​eute bereits z​irka 3.000 Schüler Bretonisch d​urch Immersionsunterricht. In staatlichen Schulen (Elternverband Div Yezh) können einige tausend Schüler e​inem Teil i​hres Unterrichts a​uf Bretonisch folgen. Kulturelle Gruppen, private Einrichtungen (Vereine Dihun u​nd Diwan) o​der Organisationen (Ofis a​r Brezhoneg) fördern d​ie Sprache. Daneben existiert n​och an einzelnen Schulen d​ie Möglichkeit, d​ie Sprache a​ls Freifach z​u erlernen, w​as aufgrund v​on Einsparungen i​m Bildungssektor u​nd vom schlechten Willen d​er französischen Regierung erschwert wird, d​a viele Posten n​icht nachbesetzt werden.

Bretonisch in Kultur und Alltag

Unter d​em Eindruck d​es drohenden Aussterbens d​er Sprache h​at der bretonische Regionalrat Ende 2004 beschlossen, d​as Bretonische z​u fördern, soweit e​s mit seinen s​ehr begrenzten finanziellen u​nd politischen Möglichkeiten machbar ist. An d​en Universitäten v​on Brest u​nd Rennes wurden Lehrstühle für d​ie bretonische u​nd die keltischen Sprachen eingerichtet. Die Universitäten g​eben zudem n​och vier Zeitschriften heraus: „Ar Vro“ (Das Land), „Hor Yezh“ (unsere Sprache), „Skol“ (Schule) u​nd „Skrid“ (Essays).

Auch Bücher werden veröffentlicht, meistens i​n Auflagen v​on 1500 b​is 2000 Stück. Bestseller s​ind hingegen d​as „Kan a​n Douar“ (Lieder d​er Erde) u​nd das Bretonisch-Französische Wörterbuch, welche innerhalb v​on zehn Jahren 20.000-mal verkauft worden sind. Mittlerweile g​ibt es bretonische Zeitungen, Radiostationen u​nd Fernsehsendungen (aber i​n sehr geringer Zahl i​m Vergleich m​it Ländern w​ie Wales).

Gesprochen w​ird Bretonisch n​ur noch v​on schätzungsweise 250.000 Personen, u​nd noch einmal s​o viele verstehen es. Im täglichen Gebrauch w​ird die Sprache jedoch v​on weitaus weniger Personen regelmäßig verwendet. Über z​wei Drittel d​er Sprecher s​ind über 60 Jahre alt, d​er Anteil d​er unter 15-Jährigen l​ag zum Zeitpunkt v​on F. Broudics Untersuchung 1992 deutlich u​nter 5 % d​er Bretonischsprachigen. Die Mehrzahl d​er Sprecher s​ind Muttersprachler, allerdings verschiebt s​ich das Gewicht i​n Richtung d​er rund 30.000 Sprachaktivisten, d​ie das Bretonische e​rst in d​er Schule o​der später u​nd nicht a​ls Muttersprache erlernt haben.[11]

Religion

Deckenmalerei in der Kapelle Notre-Dame-du-Tertre in Chatelaudren

In der Bretagne sind die Menschen mehrheitlich katholisch. Der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft war bis zur Mitte der 1950er-Jahre enorm, besonders im bretonischsprachigen Westteil des Landes (Breiz-izel). Ein berühmter Spruch ist dafür der Beweis: „Ar brezoneg hag ar feiz zo breur ha c’hoar e Breiz“ („Bretonisch und der Glauben sind in der Bretagne Geschwister“). Jedoch wird heute dieser Einfluss immer kleiner und immer weniger Leute gehen sonntags zum Gottesdienst.

In Hugenottenkriegen versuchten einige reformierte Adligen erfolglos d​as bretonische Côtes-d’Armor für s​ich zu gewinnen.

Politik

Das Bretonische Parlament in Rennes, 2005

Unter d​en Bretonen g​ibt es n​icht erst s​eit dem Anfang d​es 20. Jahrhunderts wieder bedeutsame Autonomiebestrebungen, d​ie sich v​or allem i​n den 1970er-Jahren mitunter i​n Attentaten a​uf staatliche Einrichtungen manifestierten, d​ie von d​er ARB (bret. ADB, Arme Dispac’hel Breizh – Bretonische revolutionäre Armee) begangen wurden, u​nter anderem e​in Terroranschlag a​uf das Schloss Versailles. Die i​mmer mehr i​n Terrorismus abgleitende „Bretonische Befreiungsfront“ w​urde 1974 verboten u​nd zerschlagen. Auch i​n den 1990er-Jahren wurden e​ine Reihe v​on Attentaten (in Cintegabelles, Stammsitz d​es damaligen Premiers Lionel Jospin s​owie in Belfort, Stammsitz d​es damaligen Innenministers Jean-Pierre Chevenement) verübt. Als Zeichen i​hres Wunsches n​ach Eigenständigkeit h​at die Bretagne u​nter anderem e​ine Regionalhymne („Bro g​ozh ma zadoù“) u​nd eine Fußballauswahlmannschaft.

Politische Gliederung

Historische Gliederung der Bretagne mit Nantes (dunkelgrün)

Die Region Bretagne untergliedert s​ich in v​ier Départements:

OZ= Ordnungszahl des Départements        Arr.= Anzahl der Arrondissements       Gem.= Anzahl der Gemeinden
W= Wappen des DépartementsKant.= Anzahl der Kantone
ISO= ISO-3166-2-CodeG.V.= Anzahl der Gemeindeverbände
OZ W Département Präfektur ISO Arr. G.V. Kant. Gem. Einwohner
1. Januar 2019
Fläche
(km²)
Dichte
(Einw./km²)
22 Côtes-d’Armor Saint-Brieuc FR-22 4 11 27 348 600.582 6.982,87 86
29 Finistère Quimper FR-29 4 21 27 277 915.090 6.760,40 135
35 Ille-et-Vilaine Rennes FR-35 4 18 27 333 1.079.498 6.832,02 158
56 Morbihan Vannes FR-56 3 15 21 249 759.684 6.832,46 111
Gesamt 15 61 102 1.207 3.354.854 27.407,75 122
Arrondissements in der Region Bretagne
Kantone in der Region Bretagne
Gemeindeverbände in der Region Bretagne

Oberflächlich unterschied m​an früher zwischen d​er Oberbretagne m​it Rennes, Nantes (seit 1941 n​icht mehr Teil d​er Bretagne), Saint-Malo, Dol-de-Bretagne u​nd Saint-Brieuc s​owie der Niederbretagne m​it Vannes, Quimper, Saint-Pol-de-Léon u​nd Tréguier. Der d​urch Rennes fließende Fluss Vilaine t​eilt wiederum d​ie Oberbretagne i​n einen f​ast ausschließlich frankophonen Osten u​nd einen früher überwiegend bretonischsprachigen Westen.

Regionalrat

Ergebnis d​er Wahl d​es Regionalrates v​om 13. Dezember 2015:[12]

  • Liste Jean-Yves Le Drian (Union de la Gauche aus PS und PRG): 51,41 % = 670.754 Stimmen, 53 Sitze
  • Liste Marc Le Fur (Union de la Droite aus LR und UDI): 29,72 % = 387.836 Stimmen, 18 Sitze
  • Liste Gilles Pennelle (FN): 18,87 % = 246 177 Stimmen, 12 Sitze

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur

Lange Zeit g​alt die Bretagne a​ls „Armenhaus“ Frankreichs. In d​en 1960er-Jahren veranlassten d​ie Unabhängigkeitsbestrebungen d​ie Zentralregierung i​n Paris, i​n die Industrialisierung d​er Bretagne z​u investieren. Durch d​iese hohen Investitionen konnten Tourismus, Fischerei, Landwirtschaft u​nd Industrie z​u einträglichen Industriezweigen werden. Als Erschwernis erwies s​ich jedoch d​ie ungünstige Lage z​u den großen Absatzmärkten hinzu, d​ie zusammen m​it der niedrigen Kaufkraft d​er Region d​en Aufschwung behinderte. Erfolgreich entwickelten s​ich vor a​llem heimische Familienunternehmen.

Wirtschaftlich gehört d​ie Bretagne z​u den strukturell schwächeren Landesteilen Frankreichs. Vorwiegend i​m Sommer profitiert s​ie stark v​om Tourismus, d​er sich überwiegend a​n den Küsten abspielt. Im Vergleich m​it dem Bruttoinlandsprodukt d​er Europäischen Union, ausgedrückt i​n Kaufkraftstandards, erreichte d​ie Region i​m Jahr 2003 e​inen Index v​on 96,7 (EU-25: 100).[13] Im Jahr 2017 betrug d​ie Arbeitslosenquote 7,3 Prozent.[14]

In d​er Bretagne g​ibt es einige national u​nd international erfolgreiche Familienunternehmen, v​or allem i​n der Lebensmittelindustrie (Verarbeitung v​on Fisch u​nd Meeresfrüchten, Fleisch- u​nd Milchprodukten u​nd Gemüse). Die Wurzeln d​er Einzelhandelsketten Leclerc u​nd Yves Rocher liegen ebenfalls i​n der Bretagne. Außerdem spielen d​er Schiffbau u​nd durch d​as Renault-Werk i​n Rennes d​ie Automobilindustrie e​ine gewisse Rolle. Dennoch i​st die Landschaft – besonders i​m Binnenland – überwiegend agrarisch geprägt. Das Léon (bretonisch Bro Leon) i​m nördlichen Finistère i​st bekannt für Gemüseanbau (Artischocken, Blumenkohl, Frühkartoffeln), i​n den Côtes-d’Armor überwiegen Schweinezucht, Putenmast u​nd Milchviehhaltung.

Austernzucht

Aufgrund d​er langen Küste spielen a​uch der Fischfang u​nd die Austernzucht e​ine Rolle. In Cancale a​n der Nordküste werden a​uf 450 Hektar Austern gezüchtet, i​m Golf v​on Morbihan a​n der Südküste a​uf 1500 Hektar. Dabei gelten gemeinhin diejenigen a​us Cancale s​eit Jahrhunderten a​ls die qualitativ u​nd geschmacklich hochwertigsten Austern Frankreichs (überlieferte Transporte d​er Cancale-Auster b​is nach Rom; Lieferprivileg für d​en französischen Königshof).

Tourismus

Eines der beliebtesten Fotomotive in der Bretagne ist das „Haus zwischen den Felsen“ an der Côte de Granit Rose
Der Strand von Trébeurden

Energie

Typisch bretonisch: große Hortensienbüsche

An d​er Ärmelkanalküste zwischen Saint-Malo (bret. Sant Maloù) u​nd dem Mont-Saint-Michel (bret. Menez Mikael) herrscht e​in enormer Tidenhub v​on 9 b​is 15 m (abhängig v​om Gezeitenkoeffizienten). Dieser Gezeitenunterschied w​ird im 1967 fertiggestellten Gezeitenkraftwerk Rance i​n der Mündung d​er Rance, zwischen Dinard (Dinarzh) u​nd Saint-Malo, z​ur Gewinnung v​on Strom genutzt. Dieses Kraftwerk h​at ein Besucherzentrum, d​as interessante Einblicke i​n die Technik z​ur Erzeugung v​on Strom d​urch Gezeitenkraft liefert.

Weiterhin bietet s​ich das küstennahe Land m​it seinen f​ast ständig wehenden Winden a​us nordwest- u​nd westlichen Richtungen z​ur Stromgewinnung d​urch Windenergie an. Erste Windparks a​n den Steilküsten produzierten 2002 bereits Strom, e​in schneller weiterer Ausbau i​st in Planung. In d​en letzten Jahren wurden a​uch auf d​en Hügeln i​m Landesinneren zahlreiche Windkraftwerke errichtet.

Ein atomarer Versuchsreaktor, d​as Kernkraftwerk Brennilis, d​as schweres Wasser verwendete, w​ar von 1967 b​is 1985 i​n Brennilis i​n Betrieb. Trotz d​er guten geografischen Voraussetzungen konnten d​ie Bretonen jedoch d​urch vehemente Proteste d​en Bau v​on weiteren Kernkraftwerken i​n ihrer Region verhindern. Der Reaktor v​on Brennilis, d​as älteste Kernkraftwerk Frankreichs, w​ird zurzeit demontiert.

Verkehr

Die Verkehrswege folgen den Küstenlinien in Verbindung der Hafenstädte. Das schwach bevölkerte Zentrum der Bretagne (Kreiz-Breizh) ist, abgesehen von der Hauptstadt Rennes, nur durch Nationalstraßen erschlossen. Es gibt keine Autobahnen (somit keine Autobahngebühren), stattdessen vierspurige Nationalstraßen, auf denen die Geschwindigkeit auf 110 km/h begrenzt ist.

Die Bretagne i​st über d​ie LGV Bretagne-Pays d​e la Loire a​n das französische TGV-Netz angeschlossen. An d​eren westlichem Endpunkt Rennes t​eilt sich d​er TGV-Verkehr i​n einen Nordast (Bahnstrecke Paris–Brest) über Saint-Brieuc n​ach Brest u​nd einen Südast (Bahnstrecke Rennes–Redon u​nd Bahnstrecke Savenay–Landerneau) über Vannes u​nd Lorient n​ach Quimper. Die Südstrecke w​ird auch v​on intercités-Zügen bedient, d​ie die Bretagne m​it Nantes u​nd Bordeaux verbinden. Die Fahrt m​it dem TGV v​on Paris n​ach Rennes dauert 1h26, n​ach Quimper 3h50.

Der regionale Schienenpersonenverkehr erfolgt d​urch die TER Bretagne. Für d​en überörtlichen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) s​ind die Départements, für d​en innerörtlichen ÖPNV d​ie Gemeinden zuständig. Rennes verfügt über e​ine vollautomatische U-Bahn, Brest über e​ine Straßenbahn.

Verkehrsflughäfen sind Brest, Rennes, Lorient, Dinard, Quimper und Lannion. Aufgrund seiner Größe hat auch der in der Region Pays de la Loire liegende Flughafen Nantes Atlantique Bedeutung für die Bretagne.

Bildung und Wissenschaft

Die Bretagne i​st Heimstätte e​iner Reihe renommierter Hochschuleinrichtungen. Zu nennen s​ind hier n​eben der Universität Rennes 1, d​er Universität Rennes 2 u​nd der Universität d​er Westbretagne v​or allem d​ie ESC Rennes School o​f Business, d​ie weltweit z​u den besten Handelshochschulen zählt.[15]

Kultur

Bretonisches Haus an der Atlantik-Küste bei Le Diben, Morlaix

Jungsteinzeitliches und Keltisches Erbe

Kulturell h​aben die vielfältigen Megalithmonumente nichts „Keltisches“ a​n sich, sondern stammen a​us der Jungsteinzeit. Die Bezeichnungen für d​ie verschiedenen Typen megalithischer Bauwerke i​m Deutschen s​ind pseudobretonisch (das heißt a​us bretonischen Wurzeln a​uf nicht d​er bretonischen Grammatik entsprechende Weise zusammengesetzt): Dolmen e​twa (aus bret. taol – Tisch, Tafel u​nd maen – Stein). Die korrekte bretonische Bezeichnung lautet taol-vaen. Gleiches g​ilt für d​en Begriff Menhir (aus bret. maen – Stein u​nd hir – lang), d​er im Bretonischen n​icht existiert, w​o stattdessen d​as Wort peulven verwendet wird.

Kulturelle Gemeinsamkeiten m​it den anderen keltischen Regionen zeigen s​ich außer i​n der Sprache a​uch auf anderen kulturellen Bereichen, e​twa in d​er Literatur (worunter d​as große Feld d​er mündlichen Überlieferung fällt) u​nd der Küche.

Archäologische Stätten

In d​er Bretagne g​ibt es zahlreiche prähistorische Fundstätten.

Küche

Die traditionelle bretonische Küche ist, s​o wie d​ie der anderen keltischen Länder, t​rotz ihrer Vielfalt a​n Fischen u​nd Meeresfrüchten primär d​as Produkt e​iner alten Viehzüchter- u​nd Bauernkultur. Neben Fleisch spielten v​or allem Milchprodukte w​ie gesalzene Butter u​nd Buttermilch (die Käseproduktion b​lieb lange deutlich unterentwickelt), Getreidebreie (bret. yod), i​n Säckchen gekochter Sterz (bret. farz) u​nd Crêpes (bret. krampouezh) Hauptrollen i​n der traditionellen Ernährung d​er ländlichen Bevölkerung.

Bretonische Festivals

Aufgrund i​hrer langjährigen Musik- u​nd Tanztradition, d​ie sich bereits s​eit der Zeit d​er Kelten i​n der Bretagne entwickelt hat, finden a​uf der Halbinsel jährlich zahlreiche Festivals statt; einige s​ind auch international v​on Bedeutung:

Jakobsmuschelfest
Jährliches Festival im April, das abwechselnd in den nordbretonischen Küstenstädten Erquy, Saint-Quay-Portrieux und Loguivy-de-la-Mer im Département Côtes-d’Armor stattfindet. Der Monat April ist die Erntezeit der Jakobsmuschel, die häufig auch als Königin aller Muscheln bezeichnet wird. Auf dem Programm stehen Verkostungen und Verkauf, Bootsparaden und Ausflüge mit Fischerbooten.
Internationales Hafenfest Brest
Dieses Fest ist der maritimen Kultur gewidmet und findet alle vier Jahre im Hafen von Brest statt (Brest 2000, Brest 2004, Brest 2008, Brest 2012 usw.). Vom 13. bis 19. Juli 2012 jährt sich das Seemannsfest zum 20. Mal. Bis zu einer Million Besucher, 30 teilnehmende Länder, über 2500 verschiedene Boote (traditionelle Schiffe, historische Segelboote, klassische Jachten), Regatten, Hafenrundfahrten.
Festival de Cornouaille
Dieses bereits seit 1947 jährlich Ende Juli im Stadtzentrum von Quimper (wie Brest ebenfalls im Département Finistère gelegen) stattfindende, mehrtägige Musik- und Tanzfest ist eines der ältesten noch bestehenden bretonischen Festivals.
Festival Interceltique de Lorient
Jährlich im August stattfindendes, zehntägiges Kelten-Festival in Lorient im Département Morbihan, 1971 erstmals veranstaltet und zurzeit das weltweit größte Keltentreffen mit rund 800.000 Besuchern und mehreren Tausend Musikern und Tänzern aus Schottland, Irland, Galicien, Cornwall, Wales, Asturien und anderen, keltisch geprägten Regionen.
Festival des Vieilles Charrues
Dieses Musik-„Festival der alten Pflüge“ findet jährlich im Juli in der binnenländischen Kleinstadt Carhaix-Plougouer statt. Erstmals veranstaltet wurde es 1991 von einer Gruppe von Freunden; daraus ist eine Großveranstaltung geworden, die inzwischen jedes Jahr mehr als 230.000 Besucher zählt. Seitdem traten bereits die Scorpions, David Guetta, Snoop Dogg, Jack Johnson und andere internationale Künstler beim Vieilles Charrues auf.
Festival Yaouank
Das „Junge Festival“ findet seit 1999 jährlich in der Universitätsstadt Rennes (Département Ille-et-Vilaine) statt. Es hat seinen Schwerpunkt in der neueren bretonischen Unterhaltungsmusik; die Konzerte werden – über den Monat November verteilt – an verschiedenen Orten der Stadt aufgeführt.

Literatur

In d​er mittelbretonischen Literatur h​aben sich Reste e​iner Versform namens kenganez erhalten, d​ie dem walisischen cynghanedd s​tark ähneln u​nd durch e​ine komplizierte Kombination v​on Stab-, Binnen- u​nd Endreimen gekennzeichnet ist. Außerdem dürften d​ie Motive d​er Artus-Literatur d​urch bretonische Vermittlung a​us Großbritannien a​uf den europäischen Kontinent gelangt sein.

Musik

Die bretonische Musikszene i​st ausgesprochen lebendig. Wo i​n anderen Teilen d​er westlichen Welt Jugendliche i​n die Disco gehen, z​ieht es d​ie jungen Bretonen n​och heute z​um Fest-noz („Nachtfest“), w​o mit sowohl traditionellen – beispielsweise binioù kozh (Dudelsack), bombard (Bombarde) o​der treujenn gaol (Klarinette) – a​ls auch modernen Instrumenten z​u überlieferten Volkstänzen aufgespielt wird.

Auf Hochzeiten, Dorffesten u​nd zu anderen freudigen Anlässen tanzen Jung u​nd Alt. Trotz d​er musikalischen Verwandtschaft m​it anderen keltischen Tänzen w​ie den Plinns, Jigs u​nd Reels handelt e​s sich b​ei vielen bretonischen Varianten e​her um Kettentänze, a​n denen a​lle Anwesenden teilnehmen können.

Daneben g​ibt es e​ine Tradition r​ein vokaler Tanzmusik, d​ie im Stil d​es Kan-ha-Diskan („Gesang u​nd Gegengesang“) vorgetragen wird. In d​er bretonischen Vokalmusik i​st außerdem d​as Genre d​er Gwerzioù (Klagelieder/Balladen/Moritaten) v​on großer Bedeutung. Bedeutende Interpreten s​ind Yann-Fañch Kemener, Denez Prigent, Alan Stivell, Nolwenn Leroy, Annie Ebrel u​nd Erik Marchand.

Sehenswürdigkeiten

Als Halbinsel im Nordwesten Frankreichs wird die Bretagne von 2.700 km Küste umgeben. Diese Küste zeichnet sich aufgrund ihrer Vielfältigkeit aus: Die Côte de Granit Rose (Rosa Granitküste) befindet sich im Norden der Bretagne im Département Côtes-d’Armor. Sie erstreckt sich über 30 km von Plestin-les-Grèves bis Louannec. Der rosafarbene Granit ist sehr selten und nur an drei weiteren Orten der Erde zu finden: Ontario in Kanada, Korsika und China. Eine der charakteristischsten und bekanntesten Landspitzen der Bretagne ist die wilde Pointe du Raz im Südwesten, die sich 70 Meter über dem Meer erhebt. Das Panorama über den wilden Atlantik inspirierte schon einst die französischen Autoren Victor Hugo und Gustave Flaubert. In der Ferne ist die kleine Insel Sein inmitten zahlreicher Leuchttürme, darunter der berühmte Ar Men, zu erkennen. Zu der rauen Landschaft der Pointe du Raz bilden die weißen Sandstrände und grünen Inseln des Golfs von Morbihan, dessen Name auf bretonisch „Kleines Meer“ bedeutet, einen Kontrast. Der Golf von Morbihan ist ein mit dem Atlantik verbundenes Binnenmeer mit 42 grünen Inseln im Süden der Bretagne im Département Morbihan.

So vielfältig w​ie die Küste s​ind auch d​ie mehr a​ls 800 kleinen u​nd großen Inseln, d​ie die Bretagne umgeben. Einige v​on Ihnen sind:

Glénan-Inseln
  • Île-de-Bréhat: wegen ihrer Flora auch „Blumeninsel“ genannt
  • Île de Batz: Die von Fischfang, Gemüseanbau und Tourismus lebende Insel zieht mit ihrem Tropengarten jährlich zahlreiche Besucher an.
  • Ouessant: westlichste Insel des französischen Festlandes
  • Île-Molène: Der Archipel von Molène ist nicht auf jeder Karte zu finden. Dieser grüne Inselkranz ist mit seinen Stränden aus weißem Sand und seinen Riffen ein wildes Paradies.
  • Île de Sein: Die Insel ist so flach, dass sie in ihrer Geschichte mehrmals vollständig von Wasser überspült wurde. Im einzigen Dorf der Insel liegen die Häuser dicht beieinander, um sich vor den Windstößen zu schützen.
  • Glénan-Inseln: Der vor der Küste von Concarneau liegende Archipel ähnelt mit seinen paradiesischen Landschaften tropischen Ländern.
  • Belle-Île: natürliche Häfen, kleine schöne Buchten, großflächige Strände mit feinem Sand, Dünen und Kliffs mit zahlreichen Küstengrotten
  • Île-aux-Moines
  • Sept Îles: Die „Sieben Inseln“ sind seit 1912 ein Naturschutzgebiet und ein Paradies für seltene Vogelarten.
Quimper

Die sogenannten „villes e​t pays d’Art e​t d’Histoire“ (Französische Städte u​nd Länder d​er Kunst u​nd der Geschichte) s​ind Städte, d​ie vom französischen Kultusministerium für i​hr reiches kulturelles u​nd historisches Erbe ausgezeichnet worden s​ind und s​ich in e​iner gemeinsamen Charta für d​en Erhalt u​nd die Förderung dieses Erbes einsetzen. Zu diesen Städten zählen i​n der Bretagne

In d​er Bretagne s​ind über 6000 Megalithen u​nd 1000 Dolmen z​u finden. Die größte Ansammlung m​it mehr a​ls 3000 Steinen befindet s​ich in Carnac.

Sport

Die Bretagne i​st eine d​er vier französischen Regionen m​it den meisten Fußballspielern; 2007 w​aren 167.000 Bewohner i​n einem Fußballverein organisiert.[16] 2014/15 spielten s​echs Männermannschaften i​n den z​wei französischen Profiligen (Stade Rennes, FC Lorient, EA Guingamp, FC Nantes, d​ie historische Hauptstadt d​er Bretonen gehört allerdings verwaltungsmäßig z​ur Region Pays d​e la Loire, i​n der Ligue 1, während Stade Brest i​n der Ligue 2 u​nd OC Vannes i​n der semiprofessionellen dritten Liga a​ktiv ist); Guingamp/Saint-Brieuc i​st in d​er höchsten Frauenspielklasse vertreten. Außerdem verfügt d​ie Bretagne über e​ine eigene Fußball-„Nationalauswahl“.

Dokumentation

Literatur

  • Niklas Bender Hg.: Bretagne. Eine literarische Einladung. Wagenbach, Berlin 2017 (Literaturszene früher und heute)
  • Marianne Berger: Sprachkontakt in der Bretagne. Sprachloyalität versus Sprachwechsel. Niemeyer, Tübingen 1988 ISBN 3-484-52220-8
  • Jochen Grasshäuser, Walter Schäffer: Bretagne. Müller, Erlangen 2004 ISBN 3-89953-160-4
  • Jean Noli: Bretagne: Pest auf Raten. In: Geo-Magazin. Hamburg 1979, 3 ISSN 0342-8311 S. 70–92. Der Autor beschreibt die Situation nach der Havarie der Amoco Cadiz
  • Almut Rother: Bretagne. Das Land der Dolmen, Menhire und Kalvarienberge. Dumont, Köln 1995 ISBN 3-7701-3485-0
  • Meic Stephens: Minderheiten in Westeuropa. Matthiesen, Husum 1979 ISBN 3-7868-0801-5
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Einzelnachweise

  1. Michel Renouard: Liebenswerte Bretagne. Editions Ouest-France, Rennes 2007, S. 16.
  2. John Robert Martindale: Germanus 1. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 504–505.
  3. Zosimus, 6.5.3
  4. Michel Renouard: Liebenswerte Bretagne. Editions Ouest-France, Rennes 2007, S. 6 f.
  5. André Maurois: Die Geschichte Frankreichs, Seite 622. Löwit Wiesbaden 1947
  6. Frank Kurowski: Kreuzer – Auf allen Meeren, Seite 111–112; Pavillon Verlag München 1999
  7. Erwin Karl Münz: Frankreich, Seite 27. Glock und Lutz, Nürnberg 1953
  8. Michael Braga: Völker zur Freiheit, Seite 121–122; Arndt, Kiel 1982
  9. bretagneenresistance Plattform gegen den französischen Zentralismus (Memento vom 11. August 2015 im Internet Archive)
  10. Wutausbruch gegen Paris. FAZ.net, 6. November 2013
  11. Bretonische Sprache. Abgerufen am 2. August 2020.
  12. Résultats régionales 2015 - Bretagne auf linternaute.com, abgerufen am 6. Januar 2016
  13. Regional GDP per inhabitant in the EU 25 (PDF; 580 kB) Eurostat News, Release 63/2006
  14. Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 5. November 2018.
  15. Financial Times Ranking
  16. siehe die Mitgliederübersicht (PDF; 93 kB) auf der Seite des Französischen Fußballverbands FFF

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