SNCF
Die Société nationale des chemins de fer français (SNCF; deutsch Nationale Gesellschaft der französischen Eisenbahnen) ist die staatliche Eisenbahngesellschaft Frankreichs mit Sitz in Saint-Denis bei Paris. Sie betreibt beinahe den kompletten Schienenverkehr in Frankreich und in Monaco, den Hochgeschwindigkeitszug TGV, Teile des Pariser Vorortverkehrs RER sowie die Linie 4 der Pariser Straßenbahn. Ihr Teilunternehmen SNCF Réseau ist Eigentümer des Streckennetzes. Die SNCF ist Mitglied der Railteam-Allianz.
Société nationale des chemins de fer français | |
---|---|
Rechtsform | EPIC (öffentliches Unternehmen mit kommerziellem Charakter) |
Gründung | 1. Januar 1938 |
Sitz | Saint-Denis, Frankreich |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 271.509 (2020)[1] |
Umsatz | 30,0 Milliarden Euro (2020)[1] |
Branche | Verkehr/Logistik |
Website | sncf.com |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Kennzahlen
Die SNCF zählt rund 160.000 Beschäftigte. Täglich verkehren über 14.000 Züge im Netz der SNCF. Diese transportierten 2005 rund 974 Millionen Passagiere, davon 632 Millionen im Nahverkehr von Paris.
2005 betrug der Umsatz 16 Milliarden Euro, dabei wurde ein Gewinn von 533 Millionen Euro erwirtschaftet. 2007 betrug der Gewinn 1,11 Milliarden Euro. Nach einem Gewinn von 575 Millionen Euro im Jahr 2008 gab die SNCF im Frühjahr 2010 einen Jahresfehlbetrag von 980 Millionen Euro bekannt.[2]
Geschichte
Vorgeschichte bis zur Gründung 1937
Die ersten Eisenbahnstrecken entstanden in Frankreich um 1830. Bald entstanden verschiedene private Eisenbahnunternehmen, die durch den Staat konzessioniert mit dem Aufbau eines Streckennetzes begannen. Um 1870 waren die wichtigsten Städte Frankreichs über ein Streckennetz von 17.430 Kilometern mit Paris verbunden.
Ein wichtiger Bestandteil der französischen Eisenbahnpolitik war der „Freycinet-Plan“, der am 17. Juli 1879 Gesetzeskraft erlangte. Danach sollten alle Franzosen Zugang zur Eisenbahn bzw. jede Ortschaft mit mehr als 1500 Einwohnern einen Eisenbahnanschluss erhalten, wobei Lücken durch Schmalspurlinien geschlossen werden sollten. Das Netz wuchs dabei bis 1914 auf 39.400 Kilometer einschließlich 2500 km neugebauter Nebenbahnen. Damit waren alle Unterpräfekturen und wichtigen Städte Frankreichs an die Eisenbahn angeschlossen.
Diese Erweiterungen waren jedoch durch die Bahngesellschaften nicht aus eigener Kraft zu finanzieren, so dass sich der Staat teilweise gezwungen sah, zu intervenieren. Infolge des Ersten Weltkrieges verschärfte sich die finanzielle Situation erneut, die Bahnnetze waren abgewirtschaftet und der aufkommende Straßenverkehr sorgte für neue Konkurrenz. Nach einer erneuten Krise 1929 wurde seitens des Staates die Verstaatlichung der Bahnen in die Wege geleitet.
In den 1930er-Jahren begann der wachsende Wettbewerb der Straße, seinen Tribut zu fordern. Die Schmalspurbahnen litten am stärksten unter dem wachsenden Wettbewerb der Straße, und so wurden tausende von Kilometern Schmalspurtrasse in den 1930er-Jahren stillgelegt (erste Stilllegungswelle).
Gründung
Am 31. August 1937 wurde der Vertrag zur Schaffung einer „nationalen Eisenbahngesellschaft“ unterzeichnet. Die ab dem 1. Januar 1938 geltende Vereinbarung hatte eine Laufzeit von 45 Jahren. Ziel des Vertrags war die Schaffung eines gemeinsamen Netzes unter Staatskontrolle und Beseitigung des defizitären Betriebs. In der SNCF gingen dabei sechs große Bahngesellschaften auf: Die privaten Gesellschaften Est, Nord, PLM und PO-Midi (entstanden durch die Fusion von PO und Midi) sowie die staatliche Gesellschaft État (inklusive der Ouest) und die staatlich verwaltete AL.[3]
Mit diesem Vertrag übernahm die SNCF die Konzessionen der übernommenen Bahnen. Am neuen Unternehmen war der Staat mit 51 % und die Aktionäre der ehemaligen Bahngesellschaften mit 49 % beteiligt. Die Vereinbarung sah vor, dass während der Vertragslaufzeit der Staat sukzessive alle privaten Aktienanteile erwerben sollte.
Die ehemaligen Gesellschaften bildeten von nun an nur noch Netzregionen (Régions), und zwar Est, Nord, Ouest, Sud-Est und Sud-Ouest mit Direktionen in Paris. Hinzu kamen zwei Regionaldirektionen. In Marseille wurde wegen der großen Ausdehnung der Region Sud-Est die Regionaldirektion Méditerranée angesiedelt. Strasbourg wurde Sitz einer Regionaldirektion der Region Est, die das Gebiet der vormaligen AL (Elsass-Lothringen und Luxemburg) umfasste. Das dortige Netz unterschied sich vom übrigen nicht nur durch die Fahrzeuge und die Signalisation (Rechts- statt Linksverkehr), auch Dinge wie die Krankenversorgung und Rentenansprüche des Personals waren anders geregelt.[3]
Im Vertrag wurde festgelegt, dass die SNCF als Wirtschaftsunternehmen zu führen ist und die Tarife so festzusetzen sind, dass die Ausgaben gedeckt werden. Bei einem Veto des Staats gegen die Tarife war dieser zu Ausgleichsleistungen verpflichtet.
In der Folge wurden noch umfangreiche Richtlinien zum Betrieb festgelegt, um dem staatlichen Transportauftrag gerecht zu werden und die finanziellen Schwierigkeiten zu beseitigen.
Rolle der SNCF während der Okkupation
Mit dem Waffenstillstand von Compiègne kam die SNCF unter die Kontrolle der deutschen Besatzungsbehörden. Man versuchte jedoch, eine wirtschaftliche Unabhängigkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten. Neben den durch den Vertrag vorrangig zu behandelnden Zügen der Besatzungsmacht wurde ein umfangreicher Zugbetrieb aufrechterhalten. Das Schienennetz in Elsass-Lothringen wurde jedoch von der Deutschen Reichsbahn verwaltet.
Die SNCF war auch an der Deportation von Juden in die Vernichtungslager in Polen beteiligt. Im Juni 2006 erging deshalb ein Urteil wegen Freiheitsberaubung und menschenunwürdiger Unterbringung (im Sammellager Drancy). Im Gegensatz zu der in die Deportationen verwickelten SNCF-Führung haben viele Eisenbahner, deren Arbeit die Bahn für Truppen- und Materialtransport benötigte, zunehmenden Widerstand gegen die Besatzer geleistet (die sogenannte Résistance-fer). Viele Eisenbahner bezahlten diesen Kampf, der auf die Erschwerung oder Verhinderung von Transporten zielte, mit ihrem Leben.[4] Henri Lang, Chef der Regionaldirektion in Marseille, durfte als Jude ab Herbst 1940 sein Amt nicht mehr ausüben. Im März 1942 wurde er in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er zwei Monate später verstarb.[3]
Am 12. November 2010 brachte SNCF erstmals tiefen Kummer und Bedauern für ihre Beteiligung an der Judendeportation während der deutschen Besatzung in Frankreich zum Ausdruck. SNCF beugte sich damit unter anderem dem Druck der Vereinigten Staaten, die der französischen Staatsbahn damit drohten, den Zugang zum Wettbewerb um Bahnverkehrsdienstleistungen in Florida und Kalifornien zu verweigern.[5] Am 23. Mai 2012 unterzeichnete die SNCF eine Vereinbarung mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem über die weitere Erforschung der Deportationen.[6] Am 5. Dezember 2014 erklärte sich SNCF bereit, eine Entschädigungssumme von 60 Millionen US-Dollar an die Überlebenden und Hinterbliebenen der Deportierten zu bezahlen.[7]
Nachkriegszeit
Nach dem Krieg begann man mit dem Wiederaufbau des durch die Kriegseinwirkung teilweise zerstörten Netzes. Gleichzeitig wurde auch die Konkurrenz der Verkehrsträger Straße, Luftfahrt und Pipelines größer. Man setzte deshalb schon frühzeitig auf qualitativ bessere Angebote und technisch fortschrittliche Technologien. Diese Entwicklung wird vor allem am frühzeitigen Beginn der Elektrifizierung des Streckennetzes in Einphasenwechselstrom sowie dem aufgestellten Weltrekord für Schienenfahrzeuge 1955 deutlich.
Ab dem Jahre 1969 erfolgt eine zweite große Stilllegungswelle von Eisenbahnstrecken, vor allem das Nebenbahnnetz schrumpfte stark.
Um eine Bevorzugung der Bahn gegenüber anderen Verkehrsträgern zu vermeiden, wurde am 27. Januar 1971 ein Nachtrag zum Vertrag von 1937 ratifiziert. Von nun an musste die SNCF alle Ausgaben selbst tragen und hatte für ein ausgeglichenes Ergebnis zu sorgen. Durch den Staat erfolgte nur noch die Bezuschussung spezieller vergünstigter Tarife und die zusätzlichen Kosten des öffentlichen Bahnverkehrsangebots. Im Gegenzug sollte die SNCF ihre Aktivitäten im Personen- und Güterverkehr erhöhen. Die geplante Entwicklung wurde jedoch durch die Erdölkrise und den Rückgang der Schwerindustrie in Frankreich erschwert. Insbesondere der wirtschaftlich bedeutsame Transport von Kohle und Eisen brach nahezu völlig zusammen. In dieser Situation beschloss die SNCF, ihr Hauptaugenmerk auf den Personenverkehr zu legen, und entwickelte den Hochgeschwindigkeitszug TGV.
TGV-Ära
Nach mehrjähriger Bauzeit wurde im September 1981 auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris–Lyon der Verkehr aufgenommen. Die TGV-Fahrzeuge verkehrten auf den Strecken planmäßig mit 260 km/h, später 270 km/h. Mit diesem Konzept (spezielle Hochgeschwindigkeitsstrecken kombiniert mit dem übrigen Streckennetz) wurde die SNCF wegweisend für die weitere Entwicklung des weltweiten Hochgeschwindigkeitsverkehrs.
Neben dem Einsatz des TGV wurden weitere Rationalisierungsmaßnahmen an der Infrastruktur durchgeführt. Insbesondere der Automatisierung der Zugsicherung wurde starke Beachtung geschenkt.
Am 31. Dezember 1982 lief die Vereinbarung von 1937 aus. Die SNCF fiel an den Staat und wurde durch diesen mit einer neuen Verfassung versehen. Die Gesellschaft wird nur als ein EPIC (= Établissement Public à caractère Industriel ou Commercial = Öffentliches Unternehmen industrieller oder kommerzieller Art) betrieben.[8] Es wurden genaue Regelungen über die zu erbringenden Leistungen der SNCF und die Zahlungsleistungen der Republik für verbilligte Beförderungstarife (Familien, Militär) und regionale Bahnangebote festgesetzt.
In der folgenden Zeit baute die SNCF ihr Hochgeschwindigkeitsnetz weiter aus und bietet seitdem mit Eurostar, Thalys, Alleo und Lyria auch Hochgeschwindigkeitsverbindungen ins Ausland an.
Anfang 1993 entschied die SNCF, den UIC-Bestimmungen gemäß an ihren neuen Triebfahrzeugen das Dreilicht-Spitzensignal einzuführen. Bis dahin war das dritte Licht nur an den Triebfahrzeugen vorhanden, die für den Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr bestimmt waren. Zu den Letzteren zählten neben den TGV die Baureihen BB 20200, CC 40100, BB 67000, A1AA1A 68000, CC 72000, ETG und X 4300. Als erste Maschine mit fortan serienmäßigem Dreilicht-Spitzensignal verließ die BB 26188 im Oktober 1995 das Alsthom-Werk. Eine Nachrüstung der älteren Triebfahrzeuge mit einem dritten Licht war nicht vorgesehen.[9]
Mit den Regionen Frankreichs wurden Übereinkommen zum Angebot und zur Finanzierung regionaler Angebote im Personenverkehr getroffen. So erwarben die Regionen unter anderem die notwendigen Lokomotiven und Wagen von der SNCF. Als Folge der Umsetzung der EU-Richtlinie gehörte das Streckennetz von 1997 bis 2014 dem zu diesem Zweck geschaffenen öffentlich-rechtlichen Unternehmen Réseau Ferré de France (RFF). Im Rahmen dieser Reform wurden die Schulden für die Infrastruktur auf das neue Unternehmen übertragen. Außerdem verpflichtete sich der Staat, die bei der SNCF verbliebenen Schulden zu übernehmen und die Beschäftigung des entsprechenden Personals zu sichern. Außerdem garantierte er der SNCF den exklusiven Zugang zum Netz. Im Gegenzug verpflichtete sich die Bahn zu einem wirtschaftlichen gewinnbringenden Geschäftsverlauf. Die Bahn bleibt weiter Verkehrsdienstleister und behält die Regie über den kommerziellen Teil der Bahnhöfe. Für die Streckenbenutzung wurde ein entsprechendes Entgelt an RFF gezahlt. Die SNCF nahm im Rahmen einer Vereinbarung für die RFF die Aufgaben der Betriebsabwicklung und der Netzunterhaltung wahr.
Anfang 2005 genehmigte die Europäische Kommission eine mehrere Milliarden Euro umfassende finanzielle Unterstützung des französischen Staates für die Güterverkehrssparte der SNCF.[10] Dennoch reduzierte die SNCF zur gleichen Zeit die Zahl der Rangierbahnhöfe und den Einzelwagenverkehr deutlich.
Mitte März 2005 führte die SNCF ein neues Logo ein.[11]
Anfang 2012 wurden die bisherigen Produkte Corail, Téoz, Lunéa und Intercités unter der gemeinsamen Marke Intercités vereinheitlicht.[12]
Seit Dezember 2013 bietet das spanisch-französische Gemeinschaftsunternehmen Elipsos von SNCF und RENFE Hochgeschwindigkeitsverbindungen zwischen Spanien und Frankreich an. Es werden unter anderem die Städte Paris, Lyon, Marseille mit Barcelona und Toulouse mit Madrid verbunden. Diese TGV- und AVE-Züge verkehren unter dem Markennamen Renfe-SNCF en cooperación / en coopération.[13]
Im Geschäftsjahr 2015 wies das Unternehmen aufgrund von Sondereffekten einen Nettoverlust von 12,2 Milliarden Euro aus. Hauptursache dafür war die Korrektur des buchhalterischen Wertes des Bestandsnetzes sowie eine um zwei Milliarden Euro verminderte Bewertung der TGV-Flotte. Ohne diese Sondereffekte hätte das Unternehmen einen Gewinn von 377 Millionen Euro ausgewiesen, bei einem Umsatz von 31,4 Milliarden Euro.[14]
Unternehmensstruktur
Die SNCF besteht seit 1. Januar 2015 aus drei Unternehmensteilen: der Holding SNCF, dem Netzbetreiber SNCF Réseau (ehemals RFF) und dem Bahnbetreiber SNCF Mobilité.
Zur SNCF-Gruppe gehören über 700 Unternehmen, an denen die SNCF beteiligt ist. Die meisten davon sind in der Tochtergesellschaft SNCF Participations (SNCFP) zusammengefasst. Diese Unternehmen sind überwiegend in den Bereichen Verkehr und Logistik tätig. Die SNCF ist wiederum in die 5 Sparten Personenfernverkehr, Personennahverkehr, Güterverkehr, Infrastruktur und gemeinsame Unternehmen/Investments eingeordnet. Zum Bereich Personenfernverkehr gehören unter anderem TGV, Corail, Eurostar und Thalys. Seit Anfang Mai 2012 tritt dieser Bereich auch als SNCF Voyages Deutschland GmbH in Deutschland auf.[15] Im Personennahverkehr sind die regionalen Eisenbahnaktivitäten TER, die Chemins de fer de la Corse auf Korsika sowie Transilien, Corail Intercity und die Beteiligungen an Keolis und Effia zusammengefasst. Der Frachtbereich umfasst unter anderem SNCF Fret und die Geodis-Gruppe.
Beteiligt ist die SNCF außerdem an der staatlichen Fährlinie SNCM sowie an Seafrance (liquidiert) sowie Eurofima. Außerdem ist SNCF an der österreichischen RAIL Holding AG mit dem privaten Personenverkehrsunternehmen WESTbahn Management GmbH beteiligt. Bis 2005 gehörte auch der Telekommunikationsanbieter cegetel der SNCF. Ebenfalls hielt sie 20 % an der italienischen Bahngesellschaft NTV S.p.A.
Präsidenten
Zeitraum | Name | |
---|---|---|
von | bis | |
1. Januar 1938 | 1. September 1940 | Pierre Guinand |
1. September 1940 | 3. August 1946 | Pierre-Eugène Fournier |
3. August 1946 | Juni 1949 | Marcel Flouret |
Juni 1949 | 1. Februar 1955 | Pierre Tissier |
1. Februar 1955 | 23. Januar 1958 | Louis Armand |
23. Januar 1958 | 1. September 1975 | André Ségalat |
1. September 1975 | 1. September 1981 | Jacques Pélissier |
1. September 1981 | 19. September 1985 | André Chadeau |
19. September 1985 | 29. Februar 1988 | Philippe Essig |
29. Februar 1988 | 20. August 1988 | Philippe Rouvillois |
20. August 1988 | 7. Mai 1994 | Jacques Fournier |
7. Mai 1994 | 20. Dezember 1995 | Jean Bergougnoux |
20. Dezember 1995 | 24. Juli 1996 | Loïk Le Floch-Prigent |
24. Juli 1996 | 2. Juli 2006 | Louis Gallois |
2. Juli 2006 | 27. Februar 2008 | Anne-Marie Idrac |
27. Februar 2008 | 1. November 2019 | Guillaume Pepy |
seit 1. November 2019 | – | Jean-Pierre Farandou |
Maßnahmen zur Senkung der Schwarzfahrerquote
Die SNCF geht davon aus, dass ihr durch Schwarzfahrten jährlich Gewinnausfälle in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro entstehen. Sie versucht, seit etwa 2014 massiv dagegen anzukämpfen.
- 2014 betrug das pauschale Beförderungsentgelt im Nahverkehr für Fahrten ohne gültiges Ticket 49,50 Euro. Vielen Verkehrsbereichen erscheint dies nicht abschreckend genug. Die SNCF verlangt eine Anhebung auf 72 Euro als möglichen Maximalbetrag, wobei den Verkehrsverbünden die Möglichkeit eingeräumt werden soll, den eigenen Pauschalbetrag niedriger anzusetzen. Bahnreisende, die ohne gültige Fahrkarte angetroffen werden, haben zwei Monate Zeit, um das Pauschalentgelt zu bezahlen. Falls die Bezahlung nicht fristgerecht erfolgt, wird ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Höhe von 180 Euro von der Finanzverwaltung in Rechnung gestellt.[16]
- Eine Vereinbarung zwischen der SNCF und dem Finanzministerium erlaubt der SNCF, nach zwei Monaten die Fälle unbezahlter Pauschalentgelte, die wegen Fahrens ohne gültigen Fahrschein verhängt wurden, in sieben Finanzbezirken an die staatliche Finanzverwaltung weiterzuleiten. Dort erfolgt ein Datenabgleich und falsch angegebene Anschriften können enttarnt werden. Im Rahmen des Projekts stieg der Anteil von erfolgreich kassierten Pauschalentgelten von 10 % auf 50 %.[17]
- Die SNCF wird bis Ende des Jahres 2015 testweise Zugangstüren zu den Bahnsteigen in den Bahnhöfen Marseille Saint-Charles und Paris-Montparnasse von vier verschiedenen Herstellern installieren. Die Türen mit Lesegeräten werden von den Firmen Thales, Xerox, vom deutschen Hersteller Scheidt & Bachmann und IER, einer Tochter des Unternehmens Bolloré, geliefert. Verlangt wird, dass die Lesegeräte alle derzeit üblichen Fahrkartentypen erkennen: die klassische Fahrkarte auf Papier, die Ausdrucke von Internetkäufen, das E-Ticket auf dem Smartphone, NFC-Karten usw.[18]
Bildergalerie
- Ein moderner TGV Duplex in Toulon
- Ein moderner Dieseltriebzug der SNCF
- Ein Güterzug der SNCF Fret
- SNCF-Dieselloks in den Lackierungen der jeweiligen Sparten
- In den 1960er-Jahren gebaute SNCF-Elektrolok für das Wechselstromnetz
- Eine Diesellok SNCF BB 61000 der SNCF Fret
Literatur
- Christian Chevandier: Feinde oder Kollegen? Bei der französischen Eisenbahn 1940 bis 1944, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2013.
- Georg Wagner: Die SNCF heute. Frankreichs Bahnlandschaft zwischen Atlantik und Mittelmeer. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 1990. ISBN 3-440-06149-3
Siehe auch
Weblinks
Weitere Inhalte in den Schwesterprojekten der Wikipedia: | ||
Commons | – Medieninhalte (Kategorie) | |
Wiktionary | – Wörterbucheinträge | |
Wikidata | – Wissensdatenbank |
- Offizielle Webpräsenz der SNCF (französisch, englisch, deutsch)
- Literatur von und über die SNCF im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Angaben zur SNCF in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
- Literatur von und über die SNCF in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Annual Financial Report 2020. (PDF; 2,0 MB) 31. Dezember 2020, S. 214, abgerufen am 27. Mai 2021 (englisch).
- Französische Bahn tief in den roten Zahlen., Tageblatt. Zeitung fir Lëtzebuerg, 25. März 2010.
- Entre réalités rgionales plurielles et centralisme parisien in: Ferrovissime Nr. 16, S. 8.
- Vgl. Christian Chevandier: Feinde oder Kollegen? Bei der französischen Eisenbahn 1940 bis 1944, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2013.
- Französische Bahn bedauert Deportationen Focus Online, 12. November 2010
- Yad Vashem and SNCF Agreement to Further Research of Deportations from France During the Holocaust
- France agrees Holocaust SNCF rail payout with US. BBC News, 5. Dezember 2014, abgerufen am 5. Dezember 2014 (englisch).
- Meldung Neuer Status der SNCF. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 32, Nr. 6, 1983, S. 371.
- Le nouveau troisième œil des locos in: La Vie du Rail, 2533/1996, S. 8.
- Meldung EU droht Frankreich. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2005, ISSN 1421-2811, S. 183.
- Meldung Neues Logo für die SNCF. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2005, S. 386.
- eurailpress.de – SNCF vereinheitlicht Téoz, Lunéa, Corail und Intercités (Memento vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) 9. Januar 2012.
- Le TGV Paris-Barcelone inauguré ce dimanche (französisch). Website der Zeitung Le Figaro, 14. Dezember 2013. Abgerufen am 7. Mai 2015.
- SNCF mit Riesen-Abschreibung. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 6, 2016, ISSN 1421-2811, S. 296.
- Stefan Hennigfeld: Keolis Deutschland verkauft Tochtergesellschaft an SNCF – Eintritt in den Fernverkehr geplant. 8. Mai 2012, abgerufen am 8. Mai 2012.
- Mobilicités vom 14. Dezember 2014: Le gouvernement avance dans la lutte contre la fraude (französisch) abgerufen am 18. Juni 2015
- Mobilicités vom 18. Juni 2015: SNCF : le taux de recouvrement des amendes passe de 10 à 50 % (französisch) abgerufen am 18. Juni 2015
- Mobilicités vom 16. Juni 2015 Fraude : la SNCF va expérimenter des portillons dans les gares de Marseille et Paris Montparnasse (französisch) abgerufen am 18. Juni 2015