Tennis
Tennis ist ein Rückschlagspiel, bei dem der Spielball von den Spielern mit speziellen Schlägern wechselseitig über ein Netz in die gegnerische Spielfeldhälfte geschlagen wird. Dieser ursprünglich als eher elitär geltende Sport hat sich mit fortschreitender Zeit zum beliebten Breitensport entwickelt. Nach einer ersten Phase von 1896 bis 1924 ist Tennis seit 1988 wieder eine olympische Sportart.
Geschichte
Der französische Vorläufer des heutigen Spiels, Jeu de Paume, wurde zunächst in Klosterhöfen, später in Ballspielhäusern auf einem rechteckigen Feld gespielt. Die Spieler machten ihre Angabe, indem sie den Ball über das Netz gegen eine Wand schlugen, welche entlang des Feldes verlief. Die Zuschauer saßen an der Wand gegenüber. Linien teilten das Feld in vier fünfzehn Zoll (knapp vierzig Zentimeter) breite, parallel verlaufende Streifen zu beiden Netzseiten.
In Paris wurden zwischen 1500 und 1600 zahlreiche kommerzielle Tennisanlagen erbaut, in denen die Besitzer die für das Spiel nötige Ausrüstung verliehen oder verkauften. Die Anlagen wurden durch die verschiedensten Bevölkerungsschichten als Freizeiteinrichtung genutzt.[1]
Der englische Major Walter Clopton Wingfield ließ sich 1874 seine Art von Tennis, das er Sphairistikè (griechisches Wort für Ballspiele) nannte, patentieren. Dabei wurden erstmals verbindliche Regeln definiert. Da es auf Rasen gespielt wurde, nannte man das Spiel auch Lawn Tennis (engl. für Rasentennis). Das bis heute übliche Tennis entstand mit neuen Regeln im Zuge der ersten Meisterschaften in Wimbledon (London) im Juli 1877.
Mit dem Aufkommen des Profitennis Mitte der 1920er Jahre[2] wurden zu vielen großen Turnieren nur noch Amateure zugelassen. 1925 wurde Tennis aus dem olympischen Programm gestrichen. 1968 wurde die Beschränkung aufgehoben (siehe auch Open Era), wodurch große Turniere, wie zum Beispiel die US Open oder die French Open, erhebliche finanzielle Bedeutung erlangten. Seit 1988 ist Tennis wieder eine olympische Disziplin.
Etymologie
Der Ursprung des Wortes Tennis ist ungewiss. Für die wahrscheinlichste Etymologie hält Anatoly Liberman die auch von Walter W. Skeat favorisierte Theorie, dass es auf einen französischen oder vielmehr anglonormannischen Ausruf *tenez! zurückgehe, also den Imperativ Plural von tenir („halten“) mit der Bedeutung „Nehmt, haltet (den Ball)!“, der jedoch in dieser Form und Bedeutung nicht bezeugt ist. Für diese Theorie spricht, dass das Spiel ein Zeitvertreib der vorwiegend anglonormannisch sprechenden Aristokratie war, sowie der Umstand, dass das Wort im Mittelenglischen noch auf der zweiten Silbe betont wurde. Zudem ist der früheste Nachweis ein um das Jahr 1440 datiertes Manuskript eines Gedichtes von John Gower mit der Schreibung tenetz.[3]
Andere Theorien leiten das Wort von deutsch Tenne oder Tanz, von lateinisch taenia („Kopfbinde“) oder vom französischen Ortsnamen Tennois ab. Erwähnung verdient außerdem die einfallsreiche Mutmaßung des Lexikographen Frank Chance, der enthauptete christliche Märtyrer Dionysius von Paris, französisch St. Denis, sei einst der Schutzpatron und Namenspate des Spiels gewesen: In der Ikonographie trägt er oftmals sein Haupt wie einen Ball in seinen Händen.[4]
Ausrüstung
Schläger
Ein Tennisschläger besteht aus einem mit einem Band umwickelten Griff, dem Schaft und dem Kopf, in den die aus Saiten bestehende Schlagfläche eingespannt ist. Früher wurden Tennisschläger ausschließlich aus Holz gefertigt. Nachdem in den 1960er Jahren kurzzeitig Metallrahmen aus Aluminium oder Stahl aufkamen, bestehen heutige Rahmen hauptsächlich aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff, der ein geringes Gewicht in Verbindung mit einer hohen Steifigkeit gewährleistet. Tennissaiten bestehen meist aus Nylon oder Polyester, die eine längere Lebensdauer als die im modernen Profitennis nur noch selten verwendeten Naturdarmsaiten aufweisen. Ein Tennisschläger wiegt etwa 280 bis 350 Gramm. Nach den Regularien der ITF darf er maximal 27 Zoll (73,7 cm) lang und 12,5 Zoll (31,7 cm) breit sein. Bei der Schlägerfläche sind verschiedene Größen (von etwa 750 cm² bis zu 625 cm²) üblich; eine größere Schlägerfläche bietet einen größeren optimalen Treffpunkt (sweet spot) für den Ball und erlaubt eine weniger kraftintensive Spielweise, während eine kleinere Fläche die Ballkontrolle verbessert.
Bälle
Tennisbälle bestehen in der Regel aus einer mit Überdruck gefüllten Gummiblase, über die ein Filzüberzug gespannt ist. Sobald der Überdruck nach einer gewissen Zeit aus dem Ball entwichen ist, lässt die Sprungeigenschaft stark nach und der Ball muss ausgetauscht werden. Daneben existieren drucklose Bälle, deren Sprungeigenschaft auf der Verwendung verschiedener Gummischichten basiert. Bei offiziellen Turnieren wird fast ausschließlich mit Druckbällen gespielt. Während früher Tennisbälle in schwarz oder weiß üblich waren, setzten sich mit dem Aufkommen der Fernsehübertragungen von Tennisspielen in den 1970er Jahren hellgelbe Bälle durch, die auf Farbfernsehern besser zu erkennen sind. Bei den Wimbledon Championships wurde bis 1986 ausschließlich mit weißen Bällen gespielt.
Nach den offiziellen Regeln muss ein Tennisball zwischen 56,7 g und 58,5 g schwer sein und einen Durchmesser von 6,54 cm bis 6,86 cm besitzen.
Spielfeld
Das Tennis-Spielfeld ist rechteckig und wird durch das Netz in zwei Hälften geteilt. Die Maße des Spielfeldes wurden ursprünglich in englischen Fuß (1 ft = 0,3048 m) definiert. Es ist 78 ft (23,77 m) lang und für das Einzelspiel 27 ft (8,23 m) breit, für das Doppelspiel 36 ft (10,97 m) breit. Das Spielfeld wird durch Linien begrenzt, die sogenannten Grundlinien (Baselines) und Seitenlinien (Sidelines). Die Linien sind Bestandteil des Spielfeldes; d. h. fällt der Ball (auch nur teilweise) auf eine der Linien, so ist er weiterhin im Spiel.
Die Grundlinien verlaufen parallel zum Netz, die Seitenlinien rechtwinklig dazu. Parallel zum Netz liegen auf beiden Seiten im Abstand von 21 ft (6,40 m) die Aufschlaglinien. In der Mitte des Feldes führt vom Netz zur Aufschlaglinie die Aufschlagmittellinie. Die Fläche zwischen Netz und Aufschlaglinien wird inoffiziell auch als T-Feld (Aufschlagmittellinie und Aufschlaglinie bilden den Buchstaben „T“) oder Halbfeld (Aufschlaglinie teilt die Spielhälfte in der Mitte) bezeichnet. Dementsprechend wird die Aufschlaglinie auch als T-Linie bezeichnet. Die zwei Flächen eines T-Feldes werden Aufschlagfelder genannt. Innerhalb dieser Aufschlagfelder wird insbesondere im Kinderbereich Kleinfeldtennis gespielt.
Das Netz soll in der Mitte 3 ft (0,914 m), an den Seitenenden 3,5 ft (1,07 m) hoch sein und auf beiden Seiten mindestens 3 ft (0,914 m) über das Spielfeld hinausragen. So ist das Netz bei Doppelspielen breiter als bei Einzelspielen. Einzelspiele können aber auch mit der breiteren Netzvariante durchgeführt werden.
Die Fläche zwischen Grundlinie und Einzäunung hat etwa eine Länge von 18 ft bis 21 ft (5,50 m bis 6,40 m). Die Breite der Fläche zwischen Seitenlinie und Einzäunung liegt etwa bei 10 ft bis 12 ft (3,04 m bis 3,66 m).
Die häufigsten Beläge von Tennisplätzen sind roter Sand (meist Ziegelmehl), Teppichboden, Kunststoffgranulat, Rasen oder Kunstrasen. Vor allem in nordamerikanischen Ländern ist der Hartplatz sehr verbreitet. Im Freien sind Sandplätze vorherrschend, in der Halle wird meist auf einem Hart-, Granulat- oder Teppichbodenplatz gespielt.
Spielvarianten
Wettkampfmäßig wird Tennis als Einzel, bei dem ein Spieler gegen einen anderen antritt, oder als Doppel, mit je zwei Spielern, gespielt. In den Verbänden haben sich dafür jeweils reine Herren- und Damen-Wettbewerbe, sowie das Gemischte Doppel (Mixed) mit je einem männlichen und weiblichen Spieler auf Seiten beider Gegner, etabliert.
Regeln
Spielprinzip
Zu Beginn eines Ballwechsels steht der Aufschlag. Beim Aufschlag muss der Ball in das diagonal gegenüberliegende kleinere Feld der gegnerischen Spielfeldhälfte, das Aufschlagfeld, gespielt werden. Sofern dies nicht beim ersten Versuch gelingt, hat der aufschlagende Spieler einen zweiten Versuch. Misslingt auch dieser, so erhält der Gegner einen Punkt; man spricht in diesem Fall von einem Doppelfehler. Falls der Ball beim Aufschlag das Netz berührt und danach im Aufschlagfeld aufkommt, wird der Aufschlag wiederholt. Der Aufschläger darf das Tennisfeld erst betreten, nachdem der Ball den Schläger berührt hat, sonst begeht er einen Fußfehler.
Nach dem Aufschlag besteht das Ziel des Tennisspiels darin, den vom Gegner in die eigene Spielfeldhälfte gespielten Tennisball immer wieder regelgerecht über das Netz in dessen Spielfeldhälfte zurückzuspielen. Regelgerecht bedeutet dabei, dass
- der Spieler den Ball mit dem Schläger über das Netz spielt; seitlich am Netz vorbei ist auch regelgerecht;
- der Ball maximal einmal den Boden berührt hat, bevor er gespielt wird, und danach nicht mehr in der eigenen Spielfeldhälfte aufkommt;
- der Ball in der gegnerischen Spielfeldhälfte den Boden berührt, sofern ihn der Gegner nicht vorher spielt (Volley);
- der Spieler den Ball nicht mit einem Körperteil berührt;
- der Spieler das Netz nicht mit einem Körperteil oder dem Schläger berührt;
- der Spieler den Ball nur einmal mit dem Schläger schlägt.
Derjenige Spieler, der den Ball zuletzt regelkonform spielt, erhält einen Punkt. Deshalb wird auch der Ballwechsel selbst als Punkt bezeichnet.
Gliederung und Zählweise
Ein Spiel besteht aus mehreren Ballwechseln, bei denen die Spieler Punkte erzielen müssen, wobei der erste Punktgewinn eines Spielers als 15, der zweite als 30 und der dritte als 40 gezählt wird (siehe Abschnitt Geschichte der Zählweise). Ein vierter Punktgewinn eines Spielers entscheidet das Spiel für ihn, falls er dann einen Vorsprung von mindestens zwei Punkten hat, also nach den Spielständen 40:0, 40:15 und 40:30 (bzw. umgekehrt). Bei einem Spielstand von 40:40 spricht man vom Einstand. Der darauf folgende Punkt wird als Vorteil bezeichnet. Gewinnt der Spieler, der den Vorteil erzielt hat, auch den nächsten Punkt, dann geht das Spiel an ihn. Gelingt es aber seinem Gegner, den Punkt für sich zu entscheiden, so ist der Spielstand erneut „Einstand“. Es wird dann so lange gespielt, bis ein Spieler, der „Vorteil hat“, auch den darauf folgenden Punkt erzielt, d. h., nach einem Einstand muss ein Spieler zwei Punkte unmittelbar hintereinander erzielen.
Um eine Tennisbegegnung (auch Match oder Partie genannt) zu gewinnen, ist eine vorher festgelegte Anzahl von Sätzen für sich zu entscheiden. Meist wird auf zwei Gewinnsätze gespielt, im Herrentennis bei großen Turnieren (Grand Slam, Davis Cup sowie im Finale der Olympischen Sommerspiele bis 2016)[5][6] auch auf drei. Ein Satz unterteilt sich in einzelne Spiele. Ein Spieler gewinnt einen Satz, wenn er 6 Spiele gewonnen und einen Vorsprung von mindestens zwei gewonnenen Spielen hat, z. B. bei Spielständen 6:4 oder 7:5. Haben beide Spieler 6 Spiele gewonnen, wird meistens ein Tie-Break gespielt, der den Satz entscheidet.
Das Recht auf den Aufschlag steht innerhalb eines Spieles nur einem Spieler zu; es wechselt im folgenden Spiel. Die Spielfeldseite, von der der Aufschlag auszuführen ist, wechselt nach jedem Punkt, wobei der erste Aufschlag von der aus Sicht des Aufschlägers rechten Seite ausgeführt werden muss. Man bezeichnet die rechte Seite der Spielfeldhälfte auch als Einstandseite, die linke als Vorteilseite.
Die Spieler wechseln die Seite des Spielfelds, wenn die Summe der im Satz gespielten Spiele ungerade ist.
Tie-Break
Bis 1970 konnte ein Satz grundsätzlich (auch ab dem Spielstand von 6:6) nur mit zwei Spielen Unterschied gewonnen werden. Da der aufschlagende Spieler innerhalb eines Spieles im Vorteil ist und nach jedem Spiel das Aufschlagrecht wechselt, konnte es relativ lange dauern, bis ein Satz gewonnen war. Dies machte insbesondere eine Live-Übertragung für Fernsehsender unkalkulierbar. Aus diesem Grund wurde 1970 der Tie-Break eingeführt. Beim Tie-Break wird jeder Fehler als Punkt gezählt; die Zählweise mit 15, 30, 40 Punkten entfällt. Ein Tie-Break ist dann gewonnen, wenn ein Spieler mindestens sieben Punkte gewinnt und mindestens zwei Punkte Vorsprung hat. Das Aufschlagrecht wechselt jeweils, wenn die Summe der gespielten Punkte ungerade ist. Nach jeweils sechs gespielten Punkten wechseln die Spieler die Seiten.
Match-Tie-Break
Seit einigen Jahren wird zur Abkürzung des Spiels der eventuell notwendig werdende dritte Satz im Doppel oder Mixed (teilweise auch im Einzel) als „Match-Tie-Break“ gespielt, analog wie der Tie-Break. Ein Match-Tie-Break ist dann gewonnen, wenn der Spieler mindestens zehn Punkte gewinnt und dabei mindestens zwei Punkte Vorsprung hat.
Schiedsrichter
Im professionellen Tennis ist ein Stuhlschiedsrichter üblich, der auf einer Seite des Spielfelds auf einem Hochstuhl sitzt. Er wird von mehreren Linienrichtern unterstützt, die ein „Aus“ des Balls durch einen lauten Ausruf und einen seitlich ausgestreckten Arm anzeigen. Falls der Ball knapp innerhalb des Feldes aufkommt, so zeigt der Linienrichter dies an, indem er mit langgestreckten Armen den Buchstaben „V“ auf Kniehöhe bildet. Der Schiedsrichter hat allerdings die alleinige Entscheidungsgewalt und kann die Entscheidung eines Linienrichters überstimmen (englisch Overrule).
Früher wurden darüber hinaus Netzrichter eingesetzt, die an beiden Enden des Netzes saßen und den Schiedsrichter auf eine Netzberührung des Balls beim Aufschlag hinwiesen. Durch die Einführung technischer Hilfsmittel werden Netzrichter heute nicht mehr benötigt.
Es gibt darüber hinaus einen Oberschiedsrichter, der sich nicht auf dem Platz befindet. Er kann von einem Spieler gerufen werden, wenn dieser der Meinung ist, dass eine Entscheidung des Schiedsrichters die Tennisregeln verletzt. Der Oberschiedsrichter darf nicht die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters überstimmen (z. B. ob ein Ball „aus“ war oder nicht), sondern nur die sich daraus aus den Tennisregeln ergebende Konsequenz für den weiteren Spielverlauf. Darüber hinaus wird er bei Verstößen gegen den Verhaltenskodex (Code Violation, s. u.) vom Schiedsrichter zu Rate gezogen, insbesondere, wenn diese eine Disqualifikation eines Spielers zur Folge haben.
Bei großen Turnieren wird, um Benachteiligungen der Spieler durch Fehlentscheidungen der Schieds- oder Linienrichter zu reduzieren, das Hawk-Eye-System verwendet. Dabei erhält jeder Spieler pro Satz eine feste Anzahl von sog. Challenges (von engl. to challenge sth. ‚etwas infrage stellen‘), die es ihm ermöglichen, eine Entscheidung durch das Hawk-Eye-System überprüfen zu lassen. Stellt sich dabei heraus, dass der Spieler recht hatte, so vergibt der Schiedsrichter je nach Eindeutigkeit der Spielsituation entweder direkt einen Punkt oder lässt den Ball wiederholen; die Anzahl der Challenges des Spielers bleibt in diesem Fall gleich. Wenn der Spieler in seiner Einschätzung falsch liegt, wird ihm eine Challenge abgezogen.
Je nach Turnier erhält ein Spieler pro Satz zwei bis drei Challenges; falls der Satz durch ein Tie-Break entschieden werden muss, erhält jeder Spieler eine Challenge zusätzlich. In Sätzen, in denen kein Tie-Break gespielt wird (sog. Advantage- bzw. Vorteilssätze), erhält jeder Spieler nach jeweils zwölf gespielten Spielen, somit beim Stand von 6:6, 12:12 usw., wieder die ursprüngliche Zahl von Challenges.
Ein Schiedsrichter kann einen Spieler bestrafen, falls dieser gegen den Verhaltenskodex[7] (engl.: Code of Conduct) verstößt. Dieser verbietet unter anderem
- Fluchen
- Beleidigung des Schiedsrichters, Gegners oder des Publikums
- unsportliches Verhalten
- Spielverzögerung
- Verlassen des Platzes ohne Genehmigung des Schiedsrichters
Beim ersten Verstoß (engl.: Code Violation) spricht der Schiedsrichter eine Verwarnung aus, beim nächsten erfolgt ein Punktverlust. Beim dritten Vergehen erfolgt ein Spielverlust. Ab dem vierten Verstoß kann der Schiedsrichter den Spieler disqualifizieren (Matchverlust) oder erneut einen Spielverlust verhängen. In besonders schweren Fällen kann der Schiedsrichter den Spieler auch bereits beim ersten Verstoß disqualifizieren.
Besonderheiten
- Bei den Senioren und im Doppel wird häufig statt eines entscheidenden dritten Satzes ein Tie-Break gespielt. In manchen Verbänden des DTB (zum Beispiel in Baden-Württemberg und Bayern) wird auch in Verbandsspielen (Damen und Herren) kein dritter Satz gespielt. Stattdessen wird ein sogenannter Match-Tie-Break auf zehn Punkte (alternativ: sieben Punkte) gespielt. Ein Match-Tie-Break wird auch bei den US Open und seit 2007 bei den Australian Open im dritten Satz des Mixed-Wettbewerbs gespielt.
- Bei den French Open, dem Davis Cup und bei den Olympischen Spielen wird im entscheidenden Satz kein Tie-Break gespielt, sondern es müssen zwei Spiele Vorsprung erlangt werden.
- No-Ad- (kurz für „no advantage“) bzw. Deciding-Point-Regel: Sie kommt vor allem in Doppelkonkurrenzen zum Einsatz und dient der Abkürzung der einzelnen Aufschlagspiele. Wird der Deciding Point angewendet, so entscheidet bei Erreichen des Spielstands 40:40 der nächste Punkt über den Gewinn des Spiels. Es ist dann also nicht wie üblich ein Vorsprung von zwei Punkten zum Gewinn nötig. Eine weitere Besonderheit ist, dass die returnierende Partei beim Deciding Point die Wahl hat, von welcher Seite der Aufschläger serviert; vom Schiedsrichter wird dies auch mit „Deciding point, receiver’s choice“ angekündigt. Im Mixed gibt es kein „receiver’s choice“. Hier serviert immer Mann auf Mann und Frau auf Frau.[8]
- Das verlorene Spiel des Aufschlagenden wird Break genannt; der Aufschlagvorteil wurde „durchbrochen“. Ein Break stellt wegen der Bedeutung des Aufschlags einen besonderen Vorteil dar. Gewinnt der Spieler, der das Break hinnehmen musste, das folgende Aufschlagspiel seines Gegners, so wird dies als Rebreak bezeichnet.
- Entscheidende Punkte werden als Breakball (falls der Gewinn zu einem Break führt), Satzball oder Matchball bezeichnet.
- Ein ohne Verlustpunkt gespielter Satz (6:0, jeweils nach Spielgewinnen zu 0, demnach 24 in Folge gewonnene Punkte) wird als Golden Set bezeichnet. In der Geschichte des Profi-Tennis gelang dieser perfekte Satz bislang nur den Spielern Bill Scanlon (1983), Jaroslawa Schwedowa (2012), Julian Reister (2013) und Stefano Napolitano (2015).
- Fast4 Tennis ist ein Format, das 2014 von Tennis Australia[9] initiiert wurde und zu einem kürzeren Tennisspiel führt, bei dem im Vergleich zu den traditionellen Tennisregeln abweichende Regeln angewendet werden. Spiele im Einzel werden als best of three (3 Gewinnsätze), kurzen Sätzen (erste 4 gewonnene Spiele) mit einem kurzen Tie-Break bei 3:3 (erste 5 Punkte; sudden death, wenn beide 4 Punkte erreicht haben) gespielt.
Geschichte der Zählweise
Zur Geschichte der Zählweise gibt es zwei Erklärungen. Meist wird vermutet, dass die Zählweise auf Geldeinsätze und Spielwetten im 14. Jahrhundert in Frankreich zurückgeht. So setzte man zum Beispiel einen gros denier, der wiederum einen Wert von 15 denier hatte. In einem Satz, der damals oft aus vier Spielen bestand, wurden also 4 mal 15 „deniers“ gesetzt: 15 – 30 – 45 – 60.
Eine andere Erklärung bezieht sich auf die Linien auf dem Spielfeld. Jedes Mal, wenn ein Spieler beim jeu de paume einen Punkt machte, bewegte er sich einen Streifen weiter und kam so allmählich der Mitte des Feldes näher. Das Spiel begann an der 0-Zoll-Linie. Gewann ein Spieler einen Punkt, rückte er zur 15-Zoll-Linie vor, dann zur 30-Zoll-Linie und schließlich zur 45-Zoll-Linie. Dann erst hatte er das Spiel gewonnen. Da man fand, dass diese Linie dem Netz zu nahe war, wurde die letzte Angabe auf eine 40-Zoll-Linie zurückversetzt.
In beiden Fällen wurde im 16. Jahrhundert der kürzeren Aussprache wegen „45“ durch „40“ ersetzt.
Im Englischen wird der Spielstand „0“ mit dem Wort love (Liebe) bezeichnet. Ein Spiel, bei dem der Gegner null Punkte erzielt, heißt daher auch love game. Der Ausdruck love für „keine Punkte“ ist ab 1742 nachweisbar.[10] Er ergab sich aus der bereits in den 1670er Jahren gebräuchlichen Redewendung playing for love (für Liebe spielen, d. h. nicht für Geld spielen).[10] Laut Duden wurde er aus der Redewendung to be love (umsonst sein) gekürzt.[11]
Schlagarten
Grundschlagarten
Die Grundschlagarten sind, wie auch bei anderen Rückschlagspielen, Vorhand, Rückhand und Aufschlag.
Vorhand
Bei der Vorhand (engl. forehand) wird der Ball auf der Seite der Schlaghand (bei einem Rechtshänder also rechts, bei einem Linkshänder links) gespielt. In der Regel wird der Vorhandschlag mit einer Ausholbewegung eingeleitet und der Ball idealerweise etwa hüfthoch seitlich vor dem Körper getroffen. Früher war auch der sogenannte Westerngriff verbreitet, bei dem der Ball weit vor dem Körper getroffen wird. In der Regel wird die Vorhand einhändig gespielt und auch so gelehrt. Zu den wenigen Spielern, welche die Vorhand beidhändig spielen, gehörten Monica Seles und Fabrice Santoro.
Rückhand
Bei der Rückhand (engl. backhand) wird der Ball auf der der Schlaghand gegenüberliegenden Seite (bei einem Rechtshänder also links, Linkshänder rechts) geschlagen. Ein Rückhandschlag kann sowohl einhändig als auch beidhändig ausgeführt werden. Die beidhändige Rückhand ist erst in den 1970er Jahren bekannt geworden. Anfängern wird diese häufig empfohlen, da die Durchführung einfacher zu erlernen ist als die einhändige Rückhand. Mittlerweile ist die beidhändige Rückhand auch unter Profispielern vorherrschend. Ausnahme ist der Rückhand-Slice, der meist einhändig geschlagen wird.
Aufschlag
Der Aufschlag (engl. Service) leitet den Ballwechsel ein. Aus einer Position hinter der Grundlinie muss der Ball in das gegenüberliegende Aufschlagfeld geschlagen werden. Die Linien gehören zum Aufschlagfeld. Ein Überschreiten oder die Berührung der Grundlinie vor dem Treffen des Balls ist regelwidrig. Jeder Aufschläger hat zwei Versuche; nach erfolglosem zweiten Versuch gehört der Punkt dem Gegner. Nach einem Spiel wechselt das Aufschlagrecht. Der Aufschlag kann, wie bei einem Grundlinienschlag, je nach taktischer Auslegung mit unterschiedlicher Rotation gespielt werden. Man unterscheidet dabei zwischen einem flachen und schnellen Aufschlag mit nur geringem Vorwärtsdrall, einem Topspin- und einem Sliceaufschlag.
Den günstigsten Schlagwinkel und dadurch höchste Ballgeschwindigkeiten erreicht man, wenn der Ball über Kopfhöhe geworfen und am höchstmöglichen Punkt getroffen wird. Im modernen Herrentennis werden mit dem ersten Aufschlag oft Geschwindigkeiten über 200 km/h erreicht. Der Weltrekord wird vom Australier Sam Groth gehalten und beträgt 263 km/h.
Ballrotation
Während des Schlages kann der Spieler die Eigenrotation des Balles beeinflussen, die wiederum die Flugkurve und das Absprungverhalten des Balles bestimmt. Man unterscheidet hierbei Drive (kaum Eigenrotation), Topspin (Rotation in Flugrichtung) und Slice (Rotation entgegen der Flugrichtung).
Drive
Ein Drive (dt.: Treibschlag, Treibball) ist ein Grundschlag mit nur geringer Eigenrotation des Balles. Der Schlägerkopf trifft dabei den Ball in einem Winkel von ungefähr 90 Grad. Dieser bei Anfängern und Hobbyspielern übliche Schlag ist der intuitivste und kraftsparendste. Er hat durch seine flache Flugkurve allerdings den Nachteil, dass kraftvollere Schläge von der Grundlinie aus oft nicht mehr im gegnerischen Feld aufkommen und aus gehen. Ein Treibball ist für den Gegner am wenigsten problematisch, weil hier das Prinzip Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel gilt, und der Gegner den Treffpunkt besser berechnen kann. Ein Vorteil des Treibballs ist seine maximale Fluggeschwindigkeit, die den Gegner zu extrem schnellen Reaktionen und Laufbewegungen zwingt.
Topspin
Der Topspin ist inzwischen die häufigste Schlagvariante im modernen Tennis. Topspin beschreibt eine Vorwärtsrotation des Balles, die durch ein Überstreichen mit der Schlägerfläche auf der Oberseite ("Top") des Balles erzeugt wird. Die Schlägerfläche ist also im Treffpunkt leicht nach unten geneigt (weniger als 90 Grad). Dadurch entsteht Auftrieb. Dieser bewirkt eine stärkere, vertikale Krümmung der Flugkurve, welche die Flugdauer des Balles verlängert. Topspinbälle sind also langsamer als Drivebälle. Zusätzlich haben Topspinbälle ein verändertes Absprungverhalten. Der Ball springt im Verhältnis zur Flugkurve flacher und zusätzlich schneller ab, was ihn unberechenbarer als einen Drive-Schlag macht. Lang gespielte Topspinbälle zwingen den Gegner dazu, entweder weiter hinter die Grundlinie zurückzuweichen oder alternativ den Ball weiter vorne in größerer Höhe über dem Boden zu treffen, was oft schwierig ist. Eine Spielweise mit Topspin erfordert neben guter Technik auch deutlich mehr Kraft. Die Gefahr, den Ball durch die nach vorne geneigte Schlägerfläche mit dem Schlägerahmen zu treffen, ist deutlich höher als beim Drive.
Slice
Beim Slice erfährt der Ball eine Rückwärtsrotation (engl. backspin). Dadurch kann der Ball sehr flach über das Netz fliegen und springt beim Auftreffen auf den Boden kaum mehr ab. Er kann einerseits als Vorbereitungsschlag für einen Netzangriff dienen, da er dem Spieler, bedingt durch den längeren Flug des Balles, mehr Zeit verschafft ans Netz vorzurücken. Andererseits kann der Slice dazu verwendet werden, sich aus einer Defensivsituation heraus Zeit zu verschaffen, etwa bei der Annahme eines harten Aufschlags. Zudem kann er für eine Variation des Spieltempos benutzt werden, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Ein Slice kann meist nur langsam gespielt werden, da er durch die flache Flugkurve ansonsten ins Aus „segelt“.
Weitere Schlagbezeichnungen
Return
Return (deutsche Bezeichnung Rückschlag) ist die Bezeichnung des Schlags, mit dem der Ball nach dem gegnerischen Aufschlag zurückgespielt – retourniert – wird. Neben dem Aufschlag, dem härtesten Schlag im Tennis, ist der Return von größter Bedeutung. Beide Schlagarten sind „Eröffnungsschläge“, mit denen der Ballwechsel eingeleitet wird. Ein schwacher Return erlaubt es dem Gegner, bereits mit dem Aufschlag Druck aufzubauen und den Ballwechsel zu bestimmen. Meist ist der Returnierende beim ersten Aufschlag nur in der Lage, den Schläger passiv, mit einer kurzen Ausholbewegung, hinzuhalten (zu „blocken“). Er versucht hierbei den Druck des gegnerischen Aufschlags mitzunehmen und dem Rückschlag die gewünschte Richtung zu geben. Der – in der Regel mit weniger Härte geschlagene – zweite Aufschlag kann dann vom retournierenden Spieler angegriffen werden.
Schmetterball (Smash)
Der Schmetterball ähnelt von der Bewegungsausführung der Aufschlagbewegung. Es handelt sich um einen Überkopfschlag mit hoher Geschwindigkeit. Er wird meist als Reaktion auf einen Lob-Versuch des Gegners gespielt und gilt als der kraftvollste Angriffsschlag.
Passierschlag
Als Passierschlag, auch Passierball genannt (Vorhand oder Rückhand), bezeichnet man einen Schlag, mit dem der Ball am in der Nähe des Netzes postierten Gegner für diesen unerreichbar seitlich vorbei gespielt wird.
Lob
Beim Lob versucht der Spieler, den an das Netz vorgedrungenen Gegner mittels eines hoch geschlagenen Balls zu überwinden. Ist der Schlag zu flach oder zu kurz geschlagen, kann der Gegner mit einem Schmetterschlag antworten. Gelegentlich bleibt – wenn der Lob zu hoch und zu langsam gespielt wird – auch noch genug Zeit zurückzulaufen und den Ball mit Vor- oder Rückhand zu schlagen. Höherklassige Spieler spielen den Lob deshalb mit Topspin. Hierdurch erreicht auch ein hoch als Lob gespielter Ball eine große Fluggeschwindigkeit und ist deshalb bei technisch sauberer Ausführung praktisch nicht mehr zu erlaufen. Der Topspinlob gehört zu den technisch schwierigsten Schlägen und ist deshalb im Amateurtennis kaum zu beobachten.
Der Lob ist ein Spezialfall des Mondballs, bei dem ein Ball absichtlich sehr hoch über das Netz gespielt wird, um Geschwindigkeit aus dem Ballwechsel zu nehmen und dem Spieler einen Neuaufbau zu erlauben.
Stoppball
Bei einem Stoppball (engl. drop shot) wird der Ball so gespielt, dass er kurz hinter dem Netz „herunterfällt“. Der Stoppball wird, ähnlich dem Slice, mit Rückwärtsdrall gespielt, wodurch er zum einen nach dem Auftreffen auf dem Boden kaum noch abspringt, und zum anderen nicht mehr vorwärts, sondern möglichst sogar rückwärts springt. Ein Stoppball wird meistens dann benutzt, wenn sich der Gegner besonders weit hinter der Grundlinie befindet. Er kann aufgrund seiner überraschenden Wirkung sehr effektiv sein.
Volley
Volley (deutsche Bezeichnung: Flugball) bezeichnet einen Schlag, bei dem der Ball noch vor dessen Auftreffen auf dem Boden zurückgespielt wird. Üblicherweise wird dieser Schlag nahe dem Netz gespielt, sodass sich der Spieler schnell – meist durch einen Splitstep – in Position bringen muss. Es gibt verschiedene Sonderformen.
Der Drivevolley ist ein Volleyschlag, bei dem man den Ball nicht ins Feld „schiebt“, sondern – wie bei der Vorhand – mit hoher Geschwindigkeit und Spin durchzieht. Populär machten diesen Schlag vor allem Andre Agassi und die Williams-Schwestern Venus und Serena. Während der Drivevolley im Damentennis üblich ist, spielt er im modernen Herrentennis nur eine untergeordnete Rolle.
Ein Volleystop ist eine Schlagtechnik, bei der aus einem gegnerischen Schlag ein Stoppball wird. Die Schwierigkeit des Schlages besteht darin, dem Ball die Geschwindigkeit zu nehmen und ihn kurz hinter dem Netz zu platzieren.
Als Halbvolley oder Halbflugball wird ein Schlag bezeichnet, bei dem der Ball kurz nach dem Aufspringen getroffen wird. Dieser Schlag wird größtenteils nur in Notfällen verwendet, da mit diesem Schlag nur schwer Druck auf den Gegner ausgeübt werden kann.
Der Hechtvolley ist eine spezielle Sonderform des Volley, bei der versucht wird, einen Passierschlag des Gegners noch mit Hilfe eines Sprungs zur Seite zu erreichen und so den Ball noch ins Feld des Gegners zu bringen. Dieser Schlag wurde durch Boris Becker bekannt. Ursprünglich hatte ein Jugendtrainer Beckers diesen Schlag entwickelt, um die Reichweite von Nachwuchsspielern am Netz zu erhöhen. Becker behielt aber diesen Schlag in seinem Repertoire und setzte ihn zur Verblüffung seiner Gegner und der Zuschauer auch bei internationalen Turnieren (z. B. 1985 in Wimbledon) erfolgreich ein.
Cross
Ein cross (deutsch quer) geschlagener Ball ist ein Ball, der in die jeweils diagonal gegenüber liegende Ecke des Platzes gespielt wird. Ein Rechtshänder spielt demnach eine cross geschlagene Vorhand einem rechtshändigen Gegner ebenfalls auf die Vorhand (bzw. Rückhand auf Rückhand). Da die Diagonale des Platzes länger ist als die Seitenlinie, können etwa härtere und damit weiter fliegende Bälle cross geschlagen werden.
Longline
Ein longline (dt. entlang der Linie) geschlagener Ball ist ein Ball, der in die jeweils gegenüber liegende Ecke des Platzes gespielt wird, d. h., der Ball fliegt parallel zur Seitenauslinie. Ein Rechtshänder spielt demnach eine longline geschlagene Vorhand einem ebenfalls rechtshändigen Gegner auf die Rückhand (bzw. Rückhand auf Vorhand). Befindet sich der ausführende Spieler seitlich außerhalb des Feldes, kann ein Longline-Schlag auch regelkonform seitlich am Netzpfosten vorbei gespielt werden.
Winner
Ein Winner (dt. auch Gewinnschlag) ist ein Ball, der so platziert gespielt wurde, dass der Gegner keine Möglichkeit hat, diesen zu retournieren.
Ass und Service Winner
Ein Ass ist ein Aufschlag ins Feld, der vom Gegner nicht einmal mehr berührt werden kann. Er zählt demnach auch automatisch als ein Winner. Führt der Aufschlag zu einem direkten Punkt, kann aber noch erreicht werden, nennt man dies Service Winner. Sowohl Talent als auch Erfahrung spielen eine gravierende Rolle, um ein Ass zu schlagen.
Nicht nur die Aufschlagsgeschwindigkeit ist hier von großer Bedeutung, sondern auch das Erkennen, in welche Richtung der Rückschläger sich bewegen könnte.
Außerdem spielen hier der Tennisplatz und sein Belag eine immense Rolle. Die optimale Grundlage für ein Ass ist ein Hartplatz. Die schlechteste Option wäre ein Sandplatz, da hier der Ball durch den Sand abgebremst wird und der Gegner dadurch mehr Zeit für seine Reaktion gewinnt. Die höchste Wahrscheinlichkeit ein Ass zu erzielen findet man beim Rasentennis.
Forced Error und Unforced Error
Als Unforced Error (dt. unerzwungener, vermeidbarer oder leichter Fehler oder Fehler ohne Not) wird ein Schlag bezeichnet, mit dem ein Spieler den Punkt auf Grund eines eigenen Fehlers verliert, ohne dass dies durch den vorangegangenen Schlag des Gegners erzwungen wurde. Kann er hingegen den Ball auf Grund eines vorhergegangenen harten, platzierten oder sonst schwer zu spielenden oder erreichenden Schlages des Gegners nicht regelgerecht retournieren, spricht man von einem Forced Error (dt. erzwungener Fehler). Die Übergänge zwischen vermeidbarem und erzwungenem Fehler können im Einzelfall fließend sein. Die Einteilung unterliegt damit häufig einem Beurteilungsspielraum des jeweiligen Statistikführenden bzw. Kommentators.
Doppelfehler
Als Doppelfehler (engl. double fault) wird ein Punktverlust des Aufschlagenden durch zwei regelwidrige Aufschläge bezeichnet. Ein Doppelfehler zählt zugleich als Unforced Error.
Spielstrategien
Serve and Volley
Beim Serve-and-Volley-Spiel folgt der Spieler seinem Aufschlag (Service), versucht möglichst weit zum Netz vorzudringen und den Ballwechsel mit einem Volley abzuschließen. Diese Strategie ist besonders auf schnellen Belägen, insbesondere auf Rasen, erfolgversprechend. Die Position des Angreifers dicht am Netz verkürzt die Reaktionszeit des Gegenspielers; häufig kann der angreifende Spieler bereits mit dem ersten Volley punkten. Für ein erfolgreiches Serve-and-Volley-Spiel sind zwei Grundvarianten des Aufschlagspiels möglich. Zum einen kann der Aufschlag mit großer Härte gespielt werden. Dem Gegner bleibt dann nur geringe Reaktionszeit, er kann den Aufschlag oft nur noch „blocken“, das heißt, er kann den Schläger nur passiv ohne eigene Ausholbewegung hinhalten. Der Ball wird dann nur noch mäßig kontrolliert und ohne Drall zurückgespielt, was dem Aufschläger ermöglicht, den Volley mit hohem Tempo und platziert zurückzuspielen. Nachteil der hohen Aufschlaghärte ist, dass auch dem Aufschläger verhältnismäßig wenig Zeit bleibt, Richtung Netz vorzurücken. Er muss den ersten Volley in der Regel in Höhe der T-Linie im sogenannten Halbfeld schlagen. Ist der Aufschlag gut platziert, so ist dies wegen der oft hohen Flugbahn des Returns unproblematisch. Erahnt der Rückschläger die Richtung des Aufschlags oder ist dieser schlecht platziert, so wird der Aufschläger oft zum Halbvolley gezwungen, da der Returnierende ihm den Ball mit Topspin „auf die Füße“ spielen kann. Typische Vertreter dieser Spielweise sind großgewachsene Spieler, wie es beispielsweise Boris Becker und Goran Ivanišević waren.
Als zweite Variante kann der Aufschlag mit weniger Tempo, aber hoher Genauigkeit und viel Schnitt gespielt werden. Der Druck auf den Gegner entfaltet sich dann durch die stärkeren Winkel; der Rückschläger hat größere Probleme, den Ball noch zu returnieren und wird häufig bereits mit dem Aufschlag aus der Platzmitte gedrängt. Wegen der geringeren Aufschlaggeschwindigkeit hat der Aufschläger mehr Zeit für den Weg zum Netz. Hierdurch erreicht er eine bessere Position für den ersten Volley, kann den Ball auch fast immer von oben nach unten spielen und wird nur selten zum Halbvolley gezwungen. Meist wird der Aufschlag mit Vorwärtsdrall (Kick) gespielt. Wegen des hohen Absprungs ist es zusätzlich schwer für den Returnierenden, den Ball flach zu halten, da er diesen von oben nach unten spielen muss. Nachteil dieser Variante ist, dass nur selten bereits mit dem Aufschlag gepunktet werden kann. Der Angreifer benötigt ein herausragendes Volleyspiel, um mit dem ersten Volley den Druck aufrechterhalten zu können. Typische Vertreter dieser Variante waren Stefan Edberg oder John McEnroe.
Früher wurde die Serve-and-Volley Taktik von vielen Weltklassespielern angewandt. Da die Spieler heutiger Zeit auch in der Lage sind, äußerst druckvoll von der Grundlinie zu spielen, hat diese Strategie zumindest im Einzelwettbewerb an Bedeutung verloren.
Grundlinienspiel
Beim Grundlinienspiel bleiben beide Spieler an der Grundlinie. Dabei versuchen sie, dadurch einen Vorteil zu erzielen, dass sie den Ball auf die vom Gegner weiter entfernte Seite oder gegen die Laufrichtung spielen. Mit dieser Taktik erzielt man meist erst dann einen Punktgewinn, wenn mehrere gut platzierte Schläge hintereinander gespielt werden. Dabei werden die Schläge überwiegend mit Topspin, seltener auch mit Slice gespielt.
Chip and Charge
Hierbei antwortet der Rückschläger auf den Aufschlag direkt mit einem Angriffsball (chip) und rückt anschließend sofort ans Netz auf (charge). Dort versucht er, per Volley den Ballwechsel zu entscheiden. Dieser Spielzug wird fast ausschließlich gegen den zweiten Aufschlag angewandt. Wird diese Schlagfolge taktisch klug eingesetzt, setzt sie den Gegner unter Druck, da dieser dazu veranlasst werden könnte, beim zweiten Aufschlag mehr zu riskieren.
Inside-Out-Schläge
Bei Inside-Out-Bällen (engl. für von innen nach außen) vermeidet der Spieler jeweils Vor- oder häufiger die Rückhand, indem er den Schlag „umläuft“. Der Ball wird, wenn die Rückhand umlaufen wird, von der Rückhandseite mit der Vorhand diagonal gespielt. Ziel ist es, mit der häufig druckvolleren Vorhand das Tempo hochzuhalten oder den unsichereren Schlag zu vermeiden. Seltener wird der Ball statt diagonal auch entlang der Seitenlinie gespielt. In diesem Fall spricht man von einem Inside-In-Schlag.
Turnierbetrieb
Das professionelle Tennis wird von internationalen Turnieren bestimmt, die das ganze Jahr über stattfinden und zumeist im K. o.-System ausgespielt werden. Die Dachorganisation für diese Turniere ist bei den Frauen die WTA und bei den Männern die ATP. Bei den Turnieren werden jeweils Punkte für die Tennisweltrangliste vergeben. Die Weltranglistenposition der Spieler wiederum entscheidet über die Teilnahmeberechtigung bzw. Setzposition bei den einzelnen Turnieren.
Die prestigeträchtigsten Turniere im Tennis sind die vier Grand-Slam-Turniere, die vom Tennisweltverband ITF ausgetragen werden, sowie die ATP World Tour Finals (Herren) bzw. die WTA Tour Championships (Damen) am Ende der Saison. Bei den Herren folgt als nächste Kategorie die ATP Masters Series mit neun Turnieren.
Grand-Slam-Turniere
Mannschaftswettbewerbe
Tennis-Verbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz
In Deutschland wird der Tennissport vom DTB, dem Deutschen Tennis-Bund, organisiert, der sich jeweils in Landesverbände aufteilt. Er organisiert den Ligaspielbetrieb, die Turniere, das Nationalteam (Daviscup- bzw. Fed Cup-Team) und bildet auch Tennistrainer aus.
Von den Landesverbänden bzw. von den ihnen untergeordneten Bezirken werden in allen Altersklassen Mannschaftswettkämpfe, die sogenannten Medenspiele, organisiert. Dabei wird in Amateurligen von Kreisklassen für Freizeitsportler bis hinauf zu Verbands- bzw. Regionalligen um Auf- und Abstieg gerungen. Den Oberbau mit Ausrichtung zum Profitennis (bei den aktiven Herren und Damen) bilden die 1. und 2. Bundesligen, die vom DTB organisiert werden.
In Österreich ist der ÖTV (Österreichischer Tennis Verband) als Unterorganisation des ITF gemeldet.
In der Schweiz fungiert Swiss Tennis als nationaler Dachverband.
Siehe auch
Literatur
- Burghard von Reznicek: Tennis. Das Spiel der Völker. Johann Grüneberg, Marburg 1932. (Vorwort von Wilhelm Schomburgk)
- Theo Stemmler: Vom Jeu de paume zum Tennis. Eine Kurzgeschichte des Tennisspiels. Frankfurt/Main, Insel Verlag 1988, ISBN 3-458-19076-7 (Insel-Bücherei 1076/2)
Weblinks
- Offizielle Regeln der International Tennis Federation (ITF) (2014) (deutsche Übersetzung des württembergischen Tennisverbandes; PDF-Datei)
- Association of Tennis Professionals
- Womens Tennis Association
- Die Geschichte des Tennis
Einzelnachweise
- Tagungsbericht Sport in Early Modern Culture. 17.11.2011-19.11.2011, London, in: H-Soz-u-Kult, 28. Februar 2012.
- History of the Pro Tennis Wars.
- Online Etymology Dictionary: tennis.
- Anatoly Liberman: Tennis (Beitrag in seinem Blog The Oxford Etymologist, 17. August 2011).
- Olympia 2020 in Tokio: Änderungen beim Tennisturnier, tennismagazin.de, 3. April 2020
- Website des DTB (Memento vom 4. Mai 2009 im Internet Archive)
- Verhaltenskodex (Memento vom 27. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 148 KB).
- WTA-Punkteschlüssel | WTA Tennis DE. Abgerufen am 3. Januar 2018.
- Fast4 Tournament Scoring Format & Rules. Tennis World (Australia), 2014, abgerufen am 19. Oktober 2019.
- Online Etymology Dictionary: love
- Duden online: love