Nîmes
Nîmes [nim] (okzitanisch: Nimes [nimes], altokzitanisch: Nemze, lateinisch: Nemausus) ist eine Stadt im Süden Frankreichs und Hauptstadt des Départements Gard. Ihre Einwohnerzahl beträgt 148.561 (Stand 1. Januar 2019).
Nîmes | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Gard (Präfektur) (30) | |
Arrondissement | Nîmes | |
Kanton | Nîmes-1, Nîmes-2, Nîmes-3, Nîmes-4, Saint-Gilles | |
Gemeindeverband | Nîmes Métropole | |
Koordinaten | 43° 50′ N, 4° 22′ O | |
Höhe | 21–215 m | |
Fläche | 161,19 km² | |
Einwohner | 148.561 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 922 Einw./km² | |
Postleitzahl | 30000 und 30900 | |
INSEE-Code | 30189 | |
Website | www.nimes.fr | |
Nîmes |
Geschichte
Nîmes hieß bei den Kelten Nemausus (Name der dortigen keltischen Quellgottheit) und war Hauptstadt der Volcae Arecomici. Sie lag im Einflussgebiet von Massilia (dem heutigen Marseille). 121 v. Chr. wurde sie von den Römern erobert und Teil der Provinz Gallia Narbonensis, dann 27 v. Chr. von Kaiser Augustus zur Colonia erhoben (Colonia Augusta Nemausus). Um diese Zeit siedelten sich hier ägyptische Griechen, wohl aus der Armee des Marcus Antonius, an. 149 n. Chr. wurde Nemausus wahrscheinlich nach dem Brand von Narbo (dem heutigen Narbonne) neue Hauptstadt der Narbonensis. Die Stadt war wenigstens bis zum Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. prosperierend. Sie war bevölkerungsreich, glänzend gebaut und ein Beispiel für die Blütezeit der gallorömischen Kultur. Den in seinen ältesten Teilen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammenden, bis heute erhaltenen Tour Magne („Großer Turm“) machten die Römer zum Teil ihrer sieben Kilometer langen Stadtbefestigung. Die verkehrsgünstig an der Via Domitia gelegene Stadt verfügte über eine bedeutende Münzstätte und hatte damals rund 25.000 Einwohner. Von der damaligen Stellung zeugen erhaltene Baudenkmäler wie das Amphitheater, das castellum, der Dianatempel, der Aquädukt Pont du Gard nordöstlich der Stadt, die Maison Carrée sowie das Augustustor.
Nîmes, wo 396 eine Synode stattfand, wurde in der ausgehenden Spätantike ein Bischofssitz; erstmals ist hier für das Jahr 506 ein Bischof bezeugt. 472 wurde die Stadt von den Westgoten erobert, die Septimanien lange gegen die Franken verteidigen konnten. 725 eroberten die Sarazenen Nîmes, das aber 737 von den Franken unter Führung Karl Martells eingenommen und fast gänzlich zerstört wurde. Von den Sarazenen kurzfristig zurückgewonnen fiel die Stadt 752 in die Hände Pippins des Jüngeren. Nachdem Nîmes so zum fränkischen Reich kam, regierten dort die vicecomites (frz. vicomtes), die unter den Herzögen von Septimanien standen. Im 10. Jahrhundert machten sich diese unabhängig und führten seitdem den Titel Grafen. Von den Normannen war die Stadt 859 geplündert worden. Wiederholt Zankapfel zwischen den Grafen von Toulouse, Carcassonne und Béziers sowie dem König von Aragonien wurde Nîmes von Letzterem als Oberlehnsherr ganz an sich gezogen. 1226 eroberte es König Ludwig VIII. von Frankreich. 1259 trat es Jakob I. von Aragonien förmlich an Ludwig IX. ab. Im Hundertjährigen Krieg wurde die Stadt 1378 vom Herzog von Anjou, 1417 von den Engländern und 1420 vom Dauphin Karl VII. erobert.
Im 16. Jahrhundert war Nîmes eine der Hauptstädte der Hugenotten, welche sich dort trotz aller Verfolgungen und Unterdrückungen in verhältnismäßig großer Zahl behaupteten und auf Betreiben der Marguerite von Navarra sogar eine protestantische Universität errichteten. Trotz aller Versöhnungsversuche herrschte seitdem ein schroffer Gegensatz zwischen den katholischen und protestantischen Einwohnern. Dieser führte oft zu blutigen Kämpfen. (siehe: Michelade 1567) In den Zeiten der Reaktion, so nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) und während des Cevennenkriegs (1702–05), kam es zu Verfolgungen der Protestanten. Im Zuge der Kämpfe wurde die Kathedrale der Stadt mehrfach zerstört. Die Religionskonflikte eskalierten auch 1791, und 1815 gab die Restauration der Bourbonen nach der Herrschaft der Hundert Tage von Napoleon Bonaparte hier ebenfalls zu großen Gräueln Anlass. Die Katholiken verfolgten im August und September dieses Jahres durch die "Bandes Verdets" unter einem gewissen Dupont, genannt Trastaillon, die protestantischen Einwohner mit Mord und Brand; nur wiederholte Versuche des Herzogs von Angoulême beendeten diese Wirren. Ende August 1830 erhob sich nach der Julirevolution die katholische fanatische Partei für Karl X. und verursachte viel Aufruhr, wurde aber unterdrückt. 1835 wütete dann noch die Cholera in Nîmes.
Dennoch erlebte die Stadt einen stetigen wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere seit dem Aufkommen der Manufakturproduktion im 18. Jahrhundert, die vor allem in der Textilproduktion Anwendung fand. Daneben erwies sich der Weinanbau als profitabel, insbesondere, nachdem man mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz und mit dem Bau des Canal du Midi die Erzeugnisse besser absetzen konnte.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von 1942 bis 1944 deutsch besetzt. Bei zwei amerikanischen Luftangriffen am 27. Mai 1944 und am 12. Juli 1944, die vor allem den östlichen Teil der Stadt trafen, kamen 271 Menschen ums Leben und 289 wurden verletzt; insgesamt wurden 443 Häuser zerstört und rund 5000 beschädigt.[1] In Nîmes gab es eine Besonderheit bei der Befreiung von den Deutschen: An der Spitze des Festzuges zur Feier der Befreiung durch die Résistance-Truppen liefen drei Deutsche, die im Maquis, in den Cevennen, an der Seite Frankreichs mit Waffen gekämpft hatten.
In Nimes befindet sich der Standort des 2° REI (2° Regiment Entrangere de Infanterie, deutsch: 2. Fremdeninfanterieregiment) der Fremdenlegion.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 |
Einwohner | 99.802 | 123.292 | 127.933 | 124.220 | 128.471 | 133.424 | 144.092 | 150.610 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Wappen
Beschreibung: Auf Rot eine auf einem grünen Schildfuß stehende grüne Palme mit einem an goldener Kette angebundenem, sich nach links wendenden grünen Krokodil. In der Palme hängt rechts ein goldener Kranz und zu ihren Seiten die goldenen Majuskeln COL und NEM.
Symbolik: Das angekettete Krokodil stammt aus einem Münzmotiv aus der Zeit um 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. Es soll von ägyptischen Sklaven zu jener Zeit in die Stadt gebracht worden sein. Die Buchstaben bedeuten Colonia Nemausiensis (→ Initialwappen). Heute ist das Wappen auf vielen öffentlichen Gegenständen, wie etwa Straßenpollern, zu finden. Im Rathaus hängen an der Decke eines Aufganges Krokodile.
Politik
Seit 2001 ist Jean-Paul Fournier (UMP) Bürgermeister der Stadt.
Städtepartnerschaften
Nîmes listet acht Partnerstädte auf: [2]
Stadt | Land | seit |
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Braunschweig | Deutschland | 1962 |
Frankfurt (Oder) | Deutschland | 1976 |
Meknès | Marokko | 2005 |
Prag, 1. Bezirk | Tschechien | 1967 |
Preston | Vereinigtes Königreich | 1955 |
Rischon LeZion | Israel | 1986 |
Verona | Italien[3] | 1960 |
Córdoba | Spanien | 2013 |
Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten der Stadt sind vor allem die zahlreichen Bauten aus der Römerzeit – u. a. das Amphitheater und die Maison Carrée – sowie die Kathedrale und der malerische historische Stadtkern. Im Zentrum der Stadt befinden sich die Arenen, die Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut wurden. Dabei misst das Amphitheater 133 m in der Länge und 101 m in der Breite und bietet Platz für über 20.000 Zuschauer. Die 21 Meter hohe Fassade besteht aus zwei übereinanderliegenden Reihen aus jeweils 60 Bögen. Auch heute noch wird das Amphitheater für Veranstaltungen genutzt. Insbesondere während der Ferias finden dort dreimal im Jahr unblutige Stierkämpfe statt, die sog. „Courses libres“. In den Ferias vor Pfingsten werden allerdings auch allabendlich viele Stiere in der nach spanischem Muster inszenierten Corrida getötet.
Der Maison Carrée genannte Tempel wurde zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtet und dominierte in der Antike das Forum der Stadt. Er war Gaius und Lucius Caesar, den Enkeln und Adoptivsöhnen des Kaisers Augustus, geweiht.
Die Porte d'Auguste markiert mit ihren erhaltenen Bögen die Stelle, an der die Via Domitia von Osten in die Stadt mündete.
Das moderne Carré d’Art, gegenüber der Maison Carrée gelegen, wurde vom Architekten Norman Foster entworfen, es enthält eine Bibliothek und ein Museum für Moderne Kunst.
Die Jardins de la Fontaine wurden im 18. Jahrhundert von Maréschal und Dardailhon angelegt. Auch der alte Dianatempel wurde in die französische Parklandschaft integriert, ebenso der keltische Tour Magne, der eine Höhe von 32 Metern aufweist und als Aussichtsturm dient.
Das Castellum ist ein römisches Wasserkastell, der das Wasser, das über den Pont du Gard in die Stadt geleitet wurde, auffing und weiterleitete. Es hat einen Durchmesser von 5,90 Metern.
Das Musée de Beaux-Arts wurde 1907 erbaut und 1986/87 von Jean-Michel Wilmotte umgestaltet. Ausgestellt sind französische, niederländische und italienische Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts.
Das Musée du Vieux Nîmes befindet sich im alten, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bischofspalast. Gezeigt wird die Stadtgeschichte seit dem Ende des Mittelalters.
Das Musée des Cultures Taurines wurde im Jahre 2002 eingeweiht und befasst sich mit der regionalen Kultur, insbesondere mit dem Stierkampf.
Das Musée de la Romanité ist ein 2018 eröffneter Neubau unmittelbar neben dem Amphitheater. Die moderne geschwungene Glasfassade soll nach der Architektin Elizabeth de Portzamparc an eine römische Toga erinnern. Das archäologische Museum zeigt eine Sammlung, die von der Bronzezeit bis ins Mittelalter reicht, wobei der Schwerpunkt auf die Römische Epoche gerichtet ist, sehenswert ist beispielsweise die Sammlung an römischen Mosaiken. Ein Panoramablick über Nîmes bietet sich von der Dachterrasse. Das frühere Archäologische Museum (Musée Archéologique de Nîmes) in der ehemaligen Jesuitenschule wurde mit der Eröffnung geschlossen.
Verkehr
1839 eröffnete die Compagnie des mines de la Grand’Combe et des chemins de fer du Gard den 26 km langen Abschnitt Nîmes–Beaucaire der späteren Bahnstrecke Tarascon–Nîmes–Sète. Der heutige Bahnhof wurde zwischen 1840 und 1844 von der Compagnie fermière du chemin de fer de Montpellier à Nîmes auf einem langgestreckten, die Innenstadt südöstlich tangierenden Viadukt errichtet und mit der Strecke nach Beaucaire verbunden. TGV- und AVE-Hochgeschwindigkeitszüge verkehren u. a. nach Paris, Straßburg, Lyon, Marseille, Barcelona und Toulouse.
Nîmes befindet sich an der Autobahn A9 (Orange-Perpignan) und der A54 (Nîmes–Salon-de-Provence). Der Flughafen Nîmes-Garons befindet sich südlich der Stadt; zuerdem gibt es im Nordosten der Stadt, bei Courbessac, noch einen kleinen Flugplatz.
Persönlichkeiten
Literatur
- Peter Ilisch: Nemausus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 21, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017272-0, S. 65 f. (online) (Beitrag zur Geschichte von Nîmes, Artikel im Fachlexikon zum antiken Nemausus)
- Gilles Martin-Raget und Jacques Maigne: De garrigues en Costières. Paysages de Nîmes Mêtropole. Arles (Actes Sud) 2005, ISBN 2-7427-5692-2.
- Ralf Nestmeyer: Languedoc-Roussillon. Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2012, ISBN 978-3-89953-696-6.
Weblinks
- Nîmes
- Amphitheater in Nîmes
- Antikefan - Nîmes, das römische Nemausus
- 95 Fotos von Nîmes, abgerufen am 18. Januar 2017
Einzelnachweise
- Bombardements de Nîmes et résistance gardoise bei nemausensis.com, abgerufen am 8. Oktober 2021
- Jumelages. Abgerufen am 31. März 2015.
- Comune di Verona – Grandi Eventi – Gemellaggi e Patti d'Amicizia. Abgerufen am 24. April 2018.