Toulon
Toulon | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Provence-Alpes-Côte d’Azur | |
Département (Nr.) | Var (83) | |
Arrondissement | Toulon | |
Kanton | vier Wahlkreise | |
Gemeindeverband | Toulon Provence Méditerranée | |
Koordinaten | 43° 8′ N, 5° 56′ O | |
Höhe | 0–589 m | |
Fläche | 44,19 km² | |
Einwohner | 178.745 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 4.045 Einw./km² | |
Postleitzahl | 83000 | |
INSEE-Code | 83137 | |
Website | toulon.fr | |
Militärhafen Toulon |
Toulon [tuˈlõ] (okzitanisch Tolon, italienisch Tolone) ist eine französische Stadt mit 178.745 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Var in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Toulon ist die Hauptstadt des Départements Var und liegt an der Mittelmeerküste (Côte d’Azur) am östlichen Ende des Golfe du Lion, rund 70 Kilometer südöstlich von Marseille. Die Hafenstadt ist der Heimathafen der Französischen Marine im Mittelmeer (siehe auch Militärhafen Toulon). Mit dem Umland zusammen hat Toulon über 570.000 Einwohner.
Geschichte
Die Küstenregion um Toulon ist mindestens seit der Altsteinzeit von Menschen besiedelt, wie Funde in der Henry-Cosquer-Höhle gezeigt haben. Seit etwa dem 7. Jahrhundert v. Chr. bestanden Handelsniederlassungen an der Küste, die von griechischen Seefahrern aus Kleinasien gegründet worden waren. Ab etwa dem 4. Jahrhundert v. Chr. sind Kelten in der Gegend nachweisbar. Im 2. Jahrhundert v. Chr. besetzten römische Truppen die Küstenregion und gründeten die Hafenstadt Telo Martius, benannt möglicherweise nach einer ligurischen Göttin „Telo“ oder von lat. tolus („Fuß eines Hügels“) und dem Kriegsgott Mars, aus der später Toulon hervorging. In der Antike war Telo Martius als ein Zentrum der Herstellung von Purpur bekannt. Gegen Ende des Römischen Reichs wurden die Stadt und Region christianisiert. Im frühen Mittelalter war die Stadt wiederholt Angriffen von Sarazenen und Piraten ausgesetzt. Nach der Angliederung der Provence an Frankreich im Jahr 1486 wurde Toulon allmählich zum Militärhafen ausgebaut. Insbesondere unter dem Minister Ludwigs XIV. Jean-Baptiste Colbert wurden die Befestigungsanlagen und Hafenanlagen nach Plänen von Sébastien Le Prestre de Vauban erweitert. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die Stadt durch Koalitionstruppen im Jahr 1707 erfolglos belagert. Im 18. und 19. Jahrhundert war Toulon Ausgangspunkt für verschiedene französische Marineoperationen im Mittelmeer. Am 22. Februar 1744 fand die Seeschlacht bei Toulon während des Österreichischen Erbfolgekrieges statt.
Während der Französischen Revolution war die Auslieferung Toulons im September 1793 durch Girondisten und Royalisten an die Briten Auslöser der Septemberbewegung in Paris. Am 19. Dezember 1793 eroberte nach sechswöchiger Blockade die Revolutionsarmee die Stadt und vertrieb die Briten aus dem Ort. (→ Belagerung von Toulon (1793)) Dabei spielte Napoleon Bonaparte erstmals eine wichtige militärische Rolle. Nach der Einnahme der Stadt folgte ein blutiges Strafgericht durch die Jakobiner. Am 19. Mai 1798 brach Napoleon mit seiner Armee von Toulon aus zur Ägyptischen Expedition auf.
Im August 1935, ein Jahr vor der Regierungszeit der Front populaire, kam es in Toulon zu gewaltsamen Aufständen der Werftarbeiter gegen die restriktive Sparpolitik der Regierung. Dabei kam es zu einer Vielzahl von Toten und Verletzten; der Ausnahmezustand wurde verhängt.[1]
Toulons Nachbarort Sanary-sur-Mer war Exilort zahlreicher deutscher Schriftsteller und Maler in der Zeit des Nationalsozialismus: Heinrich und Thomas Mann, Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger, Franz Hessel, Anton Räderscheidt und Bertolt Brecht. Am 27. November 1942 besetzten deutsche Truppen im Rahmen des Unternehmens Lila Toulon. Um nicht in deutsche Hände zu fallen, versenkte sich daraufhin die in Toulon ankernde französische Flotte selbst (Selbstversenkung der Vichy-Flotte). Der 24. November 1943 brachte der Stadt den schwersten alliierten Bombenangriff mit rund 500 Toten.
Adolf Hitler ernannte im Januar 1944 alle wichtigen Hafenstädte im Westen, so auch Toulon, zur „Festung“ – eine vor allem symbolische Handlung. In OKW-Befehlen von Februar 1944 zur Verteidigung von Festungen wurde befohlen, „bis zum letzten Mann“ zu kämpfen und keinesfalls zu kapitulieren. Dies geschah in keiner der Hafenstädte; eine Woche nach der Einschließung im Rahmen der alliierten Operation Dragoon kapitulierten die deutschen Truppen in Toulon.[2]
1968 wurde die Universität Toulon-Var gegründet. Die Gendarmerie Maritime richtete ihr Nationales Ausbildungszentrum (C.N.I.G.M) in Toulon ein.
1995 erreichte die rechtsextreme Partei Front National bei Kommunalwahlen in Toulon erstmals in einer französischen Großstadt die Mehrheit und stellte mit Jean-Marie Le Chevallier den Bürgermeister; dieser wurde 2001 von Hubert Falco (UMP) abgelöst.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2016 |
Einwohner | 161.797 | 174.746 | 181.801 | 179.423 | 167.619 | 160.639 | 167.816 | 171.953 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Wappen
Die Stadt Toulon verfügt über ein großes und kleines Wappen.
Kleines Wappen der Stadt Toulon | |
Blasonierung: „In Blau ein durchgehendes goldenes Kreuz.“ | |
Politik
Die Bürgermeister seit 1900:
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Sehenswürdigkeiten
Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen unter anderem:
- Place Puget mit der Fontaine aux Dauphins (1780)
- Place Raimu mit Oper
- Place de la Liberté
- Kathedrale Sainte-Marie de la Seds, Bischofskirche des Bistums Fréjus-Toulon
- Mont Faron (542 m) mit Zoologischem Garten
- Fort Balaguier
- Le Musée national de la Marine
- Le Marché du Cours Lafayette
- Les Anciennes Fortifications de la Rade
- Denkmal Heinrich Heine im Botanischen Garten / Mourillon. Das Heine-Denkmal wurde von Louis Hasselriis 1873 im Auftrage der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn für den Park ihres Schlosses Achilleion auf Korfu geschaffen. Nachdem Kaiser Wilhelm II. das Schloss erworben hatte, wurde das Denkmal entfernt und gelangte zuerst nach Hamburg und schließlich nach Toulon.
Wirtschaft
Bedeutendste Wirtschaftszweige sind der Schiffbau sowie der Handel, der über den Hafen abgewickelt wird. Auch das Militär ist ein bedeutender Arbeitgeber.
Verkehr
Neben dem Hafen, von dem aus Schiffsverbindungen u. a. nach Korsika und zu den Îles d’Hyères angeboten werden, existiert ein Fernbahnhof an der Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia mit Verbindungen nach Marseille und Nizza. Beide Städte sind auch über die Küstenautobahnen A 50 (Marseille) und A 57 (Nizza) zu erreichen, die Toulon untertunneln. Der Flughafen Toulon-Hyères liegt ca. 20 Kilometer östlich von Toulon, zu erreichen über die A 570 bzw. mit dem Airport-Bus von Sodetrav. Von dort aus gibt es Flüge unter anderem nach Paris-Orly und London-Stansted (Stand: Februar 2006). Der nächste größere Flughafen ist Marseille.
Partnerstädte
Toulon unterhält Städtepartnerschaften mit Mannheim (Deutschland) sowie mit den (Kriegs-)Hafenstädten La Spezia (Italien), Norfolk (Virginia, Vereinigte Staaten) und Kronstadt (Russland). Zudem ist Toulon Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte.[3]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Daniel de Rémy de Courcelle (1626–1698), 1665 bis 1672 Gouverneur von Neufrankreich
- Ange de Menneville, Marquis de Duquesne (≈1700–1778), Admiral und französischer Generalgouverneur von Neufrankreich
- Lazare Picault (≈1700–1748), Entdecker
- Joseph-Marie Amiot (1718–1793), Jesuit und Chinareisender
- Jean-Baptiste Eugène Abel (1863–1921), Politiker
- Camélia Jordana (* 1992), Sängerin und Schauspielerin
- Franck Honorat (* 1996), Fußballspieler
Ehrenbürger
- Schwester André (* 1904) ist mit 117 Jahren die älteste Ordensschwester der Welt und zugleich älteste Europäerin.[4]
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Jean-François Carteaux (1751–1813), General; belagerte Toulon 1793
- Jean-Antoine Verdier (1767–1839), Général de division; bewahrte Toulon 1815 vor der Plünderung
- Capucine (1928–1990), Schauspielerin
- Boris Cyrulnik (* 1937), Neurologe, Psychiater und Ethologe; Studiendirektor der Fakultät der Humanwissenschaften der Universität Toulon-Var
- Michael Hollington (* 1942), Anglist; Englischprofessor an der Universität Toulon
- Lucile Bordes (* 1971), Hochschullehrerin an der Universität Toulon-Var
- Josuha Guilavogui (* 1990), Fußballspieler
Literatur
- Maurice Arreckx:
- Vivre sa ville. La Table ronde, Paris 1982
- Toulon, ma passion, 1985
- Jean-Pierre Thiollet: Le Chevallier à découvert. Laurens, Paris 1998
Weblinks
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- Offizielle Website der Stadt Toulon (französisch)
- Website des Tourismusbüros von Toulon (französisch, englisch, deutsch)
- Inoffizielles Portal über Toulon (französisch)
- Toulonnais.com (französisch)
Einzelnachweise
- Toulon disorders New York Times (Archiv) vom 9. August 1935, abgerufen am 24. November 2019.
- Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Verlag, 2007, S. 484 (online bei google books)
- Jumelages: Toulon et ses villes jumelées (Französisch) Mairie d’honneur de Toulon. Abgerufen am 15. Februar 2015.
- Älteste Ordensfrau der Welt und zugleich älteste Europäerin wird 117. In: katholisch.de. 9. Februar 2021, abgerufen am 10. Februar 2021.