Französische Sprache
Französisch beziehungsweise die französische Sprache (Eigenbezeichnung: (le) français [(lə) fʁɑ̃ˈsɛ], (la) langue française [(la) lɑ̃ɡ fʁɑ̃ˈsεz]) gehört zu der romanischen Gruppe des italischen Zweigs der indogermanischen Sprachen. Damit ist diese Sprache unter anderem mit dem Italienischen, Spanischen, Okzitanischen, Katalanischen, Portugiesischen und Rumänischen näher verwandt.
Französisch wird von etwa 235 Millionen Menschen täglich verwendet[2] und gilt als Weltsprache, da es von rund 300 Millionen[2] Sprechern auf allen Kontinenten in über 50 Ländern gesprochen und weltweit oft als Fremdsprache gelernt wird.[3] Französisch ist unter anderem Amtssprache in Frankreich und seinen Überseegebieten, in Kanada, Belgien, der Schweiz, in Luxemburg, im Aostatal, in Monaco, zahlreichen Ländern West- und Zentralafrikas sowie in Haiti, während es im arabischsprachigen Nordafrika und in Südostasien als Nebensprache weit verbreitet ist. Zudem ist es Amtssprache der Afrikanischen Union und der Organisation Amerikanischer Staaten, eine der Amtssprachen der Europäischen Union[4] und eine der sechs Amtssprachen sowie neben Englisch Arbeitssprache der Vereinten Nationen,[5] weiterhin Amtssprache des Weltpostvereins. Auf die französische Sprache wirken normierend ein die Académie française, die sogenannte Loi Toubon (ein Gesetz zum Schutz der französischen Sprache in Frankreich), das Office québécois de la langue française (eine Behörde in Québec), der Service de la langue française (eine belgische Institution zur Pflege der französischen Sprache) sowie die Délégation générale à la langue française et aux langues de France.
Verbreitung
Französisch in Europa
Französisch wird in Europa vor allem in Frankreich selbst, aber auch in weiten Teilen Belgiens (Belgisches Französisch) und Luxemburgs sowie in der Westschweiz (Schweizer Französisch) und im Aostatal (Italien) gesprochen. In Monaco ist es zudem Amtssprache.
Nach der Eurostat-Studie „Die Europäer und ihre Sprachen“ (Europeans and Languages),[6] die von Mai bis Juni 2005 in den damaligen 25 Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführt und im September 2005 veröffentlicht wurde, sprechen 11 % der EU-Bürger Französisch als Fremdsprache. Somit ist Französisch die am dritthäufigsten gelernte Fremdsprache Europas nach Englisch (34 %) und Deutsch (12 %). Französische Muttersprachler sind nach der Studie 12 % der EU-Bürger.
Neben Deutsch und Englisch ist Französisch die wichtigste Amts- und Arbeitssprache der Europäischen Union. Dies liegt unter anderem daran, dass Frankreich ein Gründungsmitglied der Organisation ist und sich viele EU-Institutionen in den hauptsächlich französischsprachigen Städten Brüssel, Straßburg und Luxemburg befinden. Französisch ist ebenfalls die traditionelle interne Arbeitssprache des Europäischen Gerichtshofs, des judikativen Organs der EU, und des Europarats. Allerdings schwindet innerhalb der EU aufgrund der wachsenden Relevanz des Englischen der Einfluss des Französischen auf die Arbeitswelt insgesamt stetig.
Französisch in der Welt
Französisch auf internationaler Ebene
Die französische Sprache gilt als Weltsprache, sie wird auf allen Kontinenten der Erde verwendet und ist Amtssprache zahlreicher wichtiger internationaler Organisationen. Französisch gilt auch im globalisierten Zeitalter, in dem viele gesellschaftliche Bereiche von der englischen Sprache dominiert werden, immer noch als zweite Sprache der Diplomatie.
Französisch ist Amts- bzw. Verkehrssprache der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union, der Organisation Amerikanischer Staaten, des Weltpostvereins (UPU), von Interpol, des Internationalen Olympischen Komitees, der FIFA, der UEFA, der Lateinischen Union, von Reporter ohne Grenzen, von Ärzte ohne Grenzen, der Welthandelsorganisation, der Frankophonie und von vielen weiteren Institutionen und Organisationen.
Rolle des Französischen in einzelnen Ländern
Außer in den Ländern, in denen Französisch als Amtssprache gilt, wie z. B. in den Überseegebieten Frankreichs und Staaten Afrikas, der Antillen und Ozeaniens, wird es in vielen ehemaligen Kolonien Frankreichs und Belgiens als Verkehrs- und Kultursprache gesprochen. In den Staaten des Maghreb ist Französisch als Unterrichts- und Kultursprache erhalten geblieben.
In den Vereinigten Staaten gibt es französischsprachige Minderheiten vor allem in Maine und Louisiana, in geringerem Maße auch in New Hampshire und Vermont. Siehe auch: Französische Sprache in den Vereinigten Staaten.
In der kanadischen Provinz Québec spricht die überwiegende Mehrheit der Menschen Französisch als Muttersprache. Das Quebecer Französisch unterscheidet sich in Bezug auf Grammatik, Aussprache und Vokabular nur in geringem Maße vom Standardfranzösischen. Kleinere französischsprachige Minderheiten gibt es in Ontario, in Alberta, im Süden von Manitoba, im Norden und Südosten von New Brunswick/Nouveau-Brunswick (Neubraunschweig) und im Südwesten Nova Scotias (Neuschottland). Über 20 Prozent der Kanadier sind französische Muttersprachler, und Französisch ist neben dem Englischen gleichberechtigte Amtssprache (siehe auch: Frankophone Kanadier, Französisch in Kanada).
In Mauritius,[9] Mauretanien,[10][11][12] Laos, Kambodscha, Vietnam, dem Libanon,[13] auf den Kanalinseln und in Andorra wird die französische Sprache in unterschiedlichem Maße als Bildungs- und Verwaltungssprache verwendet.
Sprachvarianten der französischen Sprache
Französisch ist eine indogermanische Sprache und gehört zu den galloromanischen Sprachen, die in zwei Gruppen unterteilt werden: die langues d’oïl im nördlichen Frankreich und Belgien und die langues d’oc im Süden Frankreichs.
Hierbei ist der Status, was dabei Dialekt und was eigenständige Sprache ist, umstritten. Meistens spricht man von zwei Sprachen und deren jeweiligen Dialekten (im Französischen oft als Patois bezeichnet). Das Französische wird den langues d’oïl zugeordnet und geht auf eine Mundart aus der Île de France zurück, der weiteren Umgebung der Hauptstadt Paris.
Sie grenzen sich von den langues d’oc ab, die südlich des Flusses Loire verbreitet sind und eine eigene Sprache darstellen. Die Unterscheidung bezieht sich auf die Form für „ja“ (oc im Süden, < lat. hoc; oïl im Norden, < lat. hoc ille). Zudem ist bei den langues d’oc, die zusammenfassend auch als Okzitanisch bezeichnet werden, der romanische Charakter stärker, während bei den langues d’oïl der Einfluss des fränkischen Superstrats zu erkennen ist.
Daneben gibt es das Frankoprovenzalische, das mitunter als selbständig gegenüber den anderen beiden galloromanischen Sprachen eingestuft wird. Da es allerdings keine Hochsprache entwickelt hat, wird es auch als Dialekt der langues d’oc angesehen.
Der Gruppe der Oïl-Sprachen zugerechnet wird in der Regel auch das Jèrriais, eine Varietät auf der Kanalinsel Jersey, die sich durch die isolierte geographische Lage strukturell von den Festlandvarietäten unterscheidet.
In vielen afrikanischen Ländern wird Französisch als Zweitsprache gelernt und auch als Amtssprache verwendet (siehe auch Frankophones Afrika). In diesen Ländern ist die Sprache häufig durch einen Akzent, einen spezifischen Wortschatz und grammatische sowie pragmatische Besonderheiten gekennzeichnet.
Aus dem Französischen haben sich außerdem in den ehemaligen (vor allem karibischen) Kolonialgebieten verschiedene französisch geprägte Kreolsprachen herausgebildet. Diese werden wegen ihrer vom Standardfranzösischen stark abweichenden Struktur jedoch meist als eigene Sprachgruppe und nicht als französische Varietät angesehen, wie z. B. Haitianisch.
Der Kreis der galloromanischen Sprachen:
- Langues d’oïl (französisch)
- Franko-Provenzalisch (Arpitanisch)
- Langues d’oc (Okzitanisch)
Geschichte der französischen Sprache
In Gallien gab es drei große Völker mit eigenen Sprachen: die Kelten (die von den Römern Gallier genannt wurden), die Aquitanier im Südwesten und die Belger im Norden. Die Romanisierung erfolgte in zwei Schritten. Die lateinische Sprache gelangte mit der Einrichtung der römischen Provinz Gallia Narbonensis nach Südfrankreich, beginnend mit der Gründung der Festung Aquae Sextiae (120 v. Chr., heute Aix-en-Provence) und der Siedlung Colonia Narbo Martius (118 v. Chr., heute Narbonne). Ab 58 v. Chr. eroberte Gaius Iulius Caesar Nordgallien im Gallischen Krieg. Anschließend verbreitete sich das Lateinische im ganzen Land.
Substrateinfluss des Gallischen
Innerhalb eines Zeitraums von vier Jahrhunderten setzte sich das Lateinische gegenüber den einheimischen festlandkeltischen (gallischen) Dialekten durch. Die Romanisierung geschah zunächst in Städten, Schulen und Verwaltungen, erst später in den abgelegenen Gebieten Galliens. Die keltischen Sprachen verschwanden nicht spurlos, sondern fanden mit schätzungsweise deutlich über 240 Wortstämmen Eingang in das gesprochene Vulgärlatein. Infolge der späteren Durchsetzung des Lateinischen in den ländlichen Regionen Galliens blieben vor allem Begriffe keltischer Herkunft aus der Landwirtschaft im Vulgärlatein erhalten, die auch im heutigen Französisch weiter verwendet werden, z. B. aller ‚gehen‘ (vgl. korn. ello ‚er gehe‘), craindre ‚fürchten‘ (vgl. bret. kren ‚Zittern‘), mouton ‚Schaf‘ (vgl. wal. mollt ‚Schafbock‘), soc ‚Pflugschar‘ (vgl. ir. soc ‚Schar, Saugrüssel‘) usw. Aber auch die Zählweise im Zwanziger-System (Vigesimalsystem), die das Standardfranzösische bis heute teilweise beibehält, wird häufig keltischen Einflüssen zugeschrieben (z. B. soixante et onze: sechzig und elf = 71, quatre-vingts: vier(mal)-zwanzig = 80). Einen solchen Einfluss einer untergehenden Sprache auf die sich durchsetzende Sprache nennt man Substrat.
Superstrateinfluss der Franken
Die gallorömische Bevölkerung im Norden Galliens kam mit germanischen Stämmen hauptsächlich durch Handelsbeziehungen in Kontakt, aber auch durch Söldnerdienste der Germanen in der römischen Armee. Bereits durch diese Kontakte fanden neben dem keltischen Substrat etliche Wörter germanischen Ursprungs Eingang in die französische Sprache. Ein solcher Vorgang einer friedlichen Beeinflussung durch nachbarschaftliche Beziehungen wird Adstrat genannt.
Einen stärkeren Einfluss übte später der westgermanische Stamm der Franken aus. Die Franken eroberten nach dem endgültigen Sieg über eine römische Restprovinz 486 n. Chr. durch Chlodwig I das Gebiet Galliens und prägten den französischen Wortschatz entscheidend mit. Um die 700 Wortstämme wurden von den Franken übernommen (z. B. alise ‚Mehl- oder Elsbeere‘ [vgl. nl. els ‚Erle‘, entsprechend dt. Erle], blanc ‚weiß‘, danser ‚tanzen‘ [vgl. ahd. dansōn ‚ziehen, dehnen‘],[14] écran ‚Schirm‘ [vgl. dt. Schrank], gris ‚grau‘, guerre ‚Krieg‘ [vgl. mnl. werre ‚Ärgernis, Verwirrung‘, entsprech. dt. wirr], jardin ‚Garten‘, lécher ‚lecken‘, saule ‚Salweide‘), außerdem sind jene Ortsnamen in Nordfrankreich, die auf -court, -ville und -vic enden, meist germanisch-fränkischer Herkunft. Hierbei vollzog sich der geschichtlich bemerkenswerte Vorgang, dass sich die Franken sprachlich dem Vulgärlatein der besiegten gallo-romanischen Bevölkerung bis auf wenige verbleibende fränkische Einflüsse anpassten. Eine solche Sprache, die u. a. zur Aufnahme von Wörtern aus der Sprache der Sieger in die sich durchsetzende Sprache der Besiegten führt, nennt man Superstrat.
Dieser Vorgang zog sich vom 5. bis zum 9. Jahrhundert hin. Noch Karl der Große (Krönung 800 n. Chr.) sprach als Muttersprache Fränkisch. Nur ganz im Norden Galliens konnte durch die fränkische Eroberung die germanische Sprachgrenze in das heutige Belgien hinein verschoben werden, die heute das Land in Flandern und Wallonien teilt. Die ungebrochene Dominanz des Vulgärlateinischen erklärt sich unter anderem aus dem nach wie vor hohen Prestige des Lateinischen sowie aus der weitgehenden Übernahme der römischen Verwaltung. Auch die fränkische Lex Salica, in der sich römisches Rechtsdenken mit germanischen Zügen verbunden hat, begünstigte diese Entwicklung. Die fränkischen Einflüsse schlugen sich nicht nur im Wortschatz nieder, sondern auch im Lautsystem (etwa das sogenannte h aspiré, das „behauchte h“, das im Anlaut nicht gebunden wird), sowie in der Wortstellung (z. B. Voranstellung einiger Adjektive vor Nomen: une grande maison – „ein großes Haus“).
Weitere Entwicklung im Mittelalter
Zur Zeit Karls des Großen wich die Aussprache des Vulgärlateins erheblich von der Schreibweise ab. Auf Grund dessen veranlasste er – angeregt durch Alkuin – die karolingische Bildungsreform, wodurch Latein mit dem Ziel einer klassischen Aussprache erlernt wurde. Somit sollte die Missionierung der germanischen Bevölkerungsteile erleichtert werden, die vor allem von irischen Mönchen ausging, für die Latein eine Fremdsprache war. Darüber hinaus sollten eingetretene Unsicherheiten in der Aussprache bereinigt werden. Diese sich herausbildende Zweisprachigkeit führte zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Verständigung des lateinisch sprechenden Klerus mit dem Volk. Auf dem Konzil von Tours 813 legte man eine dem Volk verständliche Sprache für Predigten in Kirchen fest. Latein blieb als Schriftsprache erhalten. Das Konzil von Tours erscheint als Geburtsstunde eines Bewusstseins davon, dass die gesprochene Sprache eine andere war als Latein.
Es bildeten sich verschiedene Dialekte heraus, die als Langues d’oïl zusammengefasst werden, in Angrenzung zu den südlichen Langues d'oc, benannt nach dem jeweiligen Wort für „Ja“ (im heutigen Französisch oui). Die ersten Dokumente, die der französischen Sprache zugeordnet werden, sind die Straßburger Eide, die 842 sowohl auf Altfranzösisch als auch auf Althochdeutsch verfasst wurden. Damit war auch die herkömmliche Diglossie, lateinisch zu schreiben, aber romanisch zu sprechen, zerstört. Im offiziellen Gebrauch blieb Latein aber noch jahrhundertelang dominant.
Unter den Kapetingern kristallisierten sich Paris und die Ile-de-France allmählich als politisches Zentrum Frankreichs heraus, wodurch der dortige Dialekt, das Franzische, zur Hochsprache reifte. Im Osten des Landes, in Burgund, der Champagne und Lothringen hielt sich eine ostfranzösische Dialektgruppe.[15] Aufgrund der zunehmend zentralistischen Politik wurden die anderen Dialekte in den folgenden Jahrhunderten stark zurückgedrängt. Nachdem Wilhelm der Eroberer im Jahr 1066 den englischen Thron bestiegen hatte, wurde das normannische Französisch für zwei Jahrhunderte die Sprache des englischen Adels. In dieser Zeit wurde die englische Sprache sehr stark vom Französischen beeinflusst, das Französische aber auch vom Normannischen, was Wörter wie crevette, quai sowie die Himmelsrichtungen sud, nord usw. bezeugen.[16]
Mit den Albigenserkreuzzügen im 13. Jahrhundert weitete Frankreich sein Territorium nach Süden aus (später folgte noch Korsika), die Kultur und Sprache des siegreichen Nordens wurden dem Süden oktroyiert. Das Okzitanische wurde zunächst aus dem offiziellen, im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts auch aus dem privaten Sprachgebrauch verdrängt; eine ähnliche Entwicklung widerfuhr dem Niederdeutschen (mit dem Hochdeutschen) in Norddeutschland. Dadurch schwand die Bedeutung des Okzitanischen (siehe oben), das vorher eine prestigeträchtige Kultur- und Literatursprache war.
Am 15. August 1539 erließ Franz I., der zweite französische König des Renaissancezeitalters, das Edikt von Villers-Cotterêts, wodurch das Französische das Latein als Kanzleisprache ersetzte. Seither ist das Französische Amtssprache in Frankreich.
Sprachgeschichtlich spricht man im Zeitraum von 842 bis etwa 1340 von Altfranzösisch, l’ancien français, und von 1340 bis etwa 1610 von Mittelfranzösisch, le moyen français.
Weitere Entwicklung in der Neuzeit
Im Jahre 1635 gründete Kardinal Richelieu die bis heute bestehende Académie française, die sich mit der „Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache“ beschäftigt. Ab dem 17. Jahrhundert wird Französisch die Lingua franca des europäischen Adels, zunächst in Mitteleuropa, im 18. und 19. Jahrhundert auch in Osteuropa (Polen, Russland, Rumänien); zahlreiche Gallizismen gelangen in die Sprachen Europas.[17] Jahrhundertelang wurde das Französische vom Adel und den Intellektuellen Europas gesprochen und galt als Sprache des Hofes und der Gebildeten. Auch heute noch zeugen Wörter wie Manieren, Noblesse, Kavalier, Etikette oder Konversation von der starken Anlehnung an französische Sitten und Gebräuche. In dieser Zeit entwickelte sich Frankreich zu einer Kolonialmacht und legte damit den Grundstein für die heutige Verbreitung der französischen Sprache außerhalb Europas und der französischen Kreolsprachen. Das 1830 aus den Vereinigten Niederlanden hervorgegangene Belgien erwarb ebenfalls eine Kolonie (Belgisch-Kongo) und führte dort die französische Sprache ein.
Im 18. Jahrhundert übernahm das Französische als Sprache des Adels die Domäne der internationalen Beziehungen und der Diplomatie (zuvor: Latein). Nach der Französischen Revolution und dem Scheitern der napoleonischen Großmachtspolitik, die Nationalismus und Freiheitsbewegungen der unterworfenen Völker hervorbrachte, ging die Verwendung des Französischen stark zurück; das aufstrebende Bürgertum etwa in Deutschland dachte national und sprach deutsch.
Durch den Aufstieg des englischsprachigen Vereinigten Königreichs im 19. Jahrhundert zur vorherrschenden Kolonialmacht und der englischsprachigen Vereinigten Staaten von Amerika im 20. Jahrhundert zur Supermacht entwickelte sich Englisch zur De-facto-Welthauptsprache und verdrängte das Französische aus weiten Teilen der Diplomatie, der Politik und des Handels. Dies zeigt sich etwa darin, dass der Friedensvertrag von Versailles von 1919 nicht mehr allein auf Französisch, sondern auch auf Englisch verfasst wurde. Als Gegengewicht zum britischen Commonwealth baute Präsident Charles de Gaulle, dem an der Fortführung der Weltgeltung des Landes gelegen war, seit Beginn der Fünften Republik ein System von kulturellen Beziehungen zwischen Mutterland und ehemaligen Kolonien auf, unter anderem die Organisation internationale de la Francophonie, den Weltverbund aller französischsprachiger Staaten.
Im Jahr 1977 erhielt in Kanada das Gesetz 101 Rechtskraft, das Französisch als einzige Amtssprache der Provinz Québec festlegt.
Mit der Dezentralisierung in den 1980er Jahren wurde den Regionalsprachen sowie den Dialekten in Frankreich mehr Freiraum zugestanden, wodurch diese ein Wiederaufleben erfuhren. 1994 wurde in Frankreich das nach dem Kulturminister benannte Loi Toubon erlassen: Ein Gesetz, das den Schutz der französischen Sprache sichern soll. Danach sollen Anglizismen im offiziellen Sprachgebrauch bewusst vermieden werden: Entsprechend heißt zum Beispiel der Computer l'ordinateur und der Walkman le baladeur.
Laut einer demographischen Analyse der kanadischen Université Laval und der Agence universitaire de la Francophonie wird sich die Anzahl der französischsprachigen Menschen im Jahr 2025 auf 500 Millionen und im Jahr 2050 auf 650 Millionen belaufen. 2050 würde dies sieben Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Grund für diesen starken Anstieg ist hauptsächlich der rasche Bevölkerungszuwachs in arabischen und afrikanischen Staaten.[8][18]
Aussprache
Aussprache und Sprachmelodie der französischen Sprache stellen viele Deutschsprachige vor Probleme, da das Französische mehrere Laute enthält, die im Deutschen unbekannt sind. Dazu zählen vor allem die Nasallaute. Auch die Betonung weicht vom Deutschen ab: Eine Wortgruppe (oder ein alleinstehendes Wort) wird auf der letzten Silbe betont.[19]
Weitere Schwierigkeiten treten beim Erlernen der Schriftsprache auf, weil sich Schriftbild und die Aussprache seit Jahrhunderten auseinanderentwickelt haben. Dabei folgt noch die Aussprache recht einfachen, konsequenten Regeln ohne viele Ausnahmen aus der Schreibweise. Umgekehrt aber enthält die Schrift viele historische Elemente, die in der Aussprache fehlen und aus ihr nicht ableitbar sind.
Vokale
Das Französische kennt – je nach Zählung – 11 bis 16 Vokalphoneme; alle sind Monophthonge:
- Oralvokale:
- Nasalvokale:
Die Oppositionen /ɑ/ – /a/ und /œ̃/ – /ɛ̃/ sind im Verschwinden begriffen bzw. werden bereits von der Mehrzahl der Sprecher nicht mehr beachtet, in der Regel zugunsten des jeweils letztgenannten Phonems. Dadurch werden frühere Minimalpaare wie pâte vs. patte und brun vs. brin für Sprecher, die eines der beiden Phoneme nicht besitzen, zu Homophonen.
Die Nasalvokale
Die Nasalvokale tauchen immer dann auf, wenn nach dem Vokal ein „m“ oder „n“ und danach ein anderer Konsonant oder das Wortende folgt. In diesen Fällen dient das „m“ oder „n“ nur zur Anzeige der nasalen Aussprache des davor stehenden Vokals. Im Folgenden wird die nasale Aussprache durch die Tilde [ ̃] verdeutlicht:
- un – [œ̃] – eins
- mon – [mɔ̃] – mein
- pompe – [pɔ̃p] – Pumpe
- plante – [plɑ̃t] – Pflanze
- main – [mɛ̃] – Hand
- grand-mère – [ɡʁɑ̃ˈmɛʁ] – Großmutter
Folgt dem „m“ bzw. „n“ derselbe Konsonant oder ein Vokal, dann tritt keine Nasalierung ein:
- grammaire – [ɡʁaˈmɛʁ] – Grammatik
- pomme – [pɔm] – Apfel
- Anne – [an] – Anne (Vorname)
- une – [yn] – eine
Ausnahmen: Bei den Präfixen em- und en- bleibt die Nasalisierung erhalten (z. B.: emmancher, emménager, emmerder, emmitoufler, emmener, ennoblir, ennuyer), bei im- gilt es nur selten (immangeable immanquable). Importe aus dem Englischen auf -ing (faire du shopping) und aus der Wissenschaftssprache auf -um (sprich ausnahmsweise: [ɔm], z. B.: uranium) nasalieren nicht.
Konsonanten
Das Französische kennt 20 bis 21 Konsonantenphoneme, je nachdem ob das Phonem /ŋ/ gezählt wird:
- sechs Plosive:
- vier Nasale:
- sechs Frikative:
- drei Approximanten:
- ein lateraler Approximant:
- /l/: loup – /lu/ – Wolf
- das Phonem /r/:
- [ʁ] (Stimmhafter uvularer Frikativ): roue – /ʁu/ – Rad
- regional bzw. in älterer Aussprache auch als eine der folgenden Varianten: Stimmloser uvularer Frikativ [χ] (nach stimmlosen Konsonanten, z. B. proche, huitre), Stimmhafter uvularer Vibrant [ʀ], Stimmhafter alveolarer Vibrant [r], Stimmhafter alveolarer Tap [ɾ]
bilabial | labio- dental |
alveolar | post- alveolar |
labio- palatal |
palatal | labio- velar |
velar | uvular | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | stl. | sth. | |
Plosive | p | b | t | d | k | g | ||||||||||||
Nasale | m | n | ɲ | (ŋ) | ||||||||||||||
Vibranten | r (veralt./reg.) | ʀ (veralt./reg.) | ||||||||||||||||
Frikative | f | v | s | z | ʃ | ʒ | χ (reg.) | ʁ | ||||||||||
Approximanten | ɥ | j | w | |||||||||||||||
Laterale Approximanten | l |
Das Phonem /ŋ/ kommt fast ausschließlich in Fremdwörtern aus dem Englischen vor; von einigen Franzosen wird es als [n] realisiert.
Stumme Zeichen
Aufgrund ihrer Geschichte, in der sich die Aussprache teilweise deutlich, die Schreibweise aber gar nicht geändert hat, hat die französische Sprache einen sehr großen Anteil stummer Zeichen. Insbesondere am Wortende können ganze Zeichengruppen stumm bleiben.
Wortanfang
Ein h am Wortbeginn bleibt stumm. Es wird jedoch – vor allem aus sprachgeschichtlichen Gründen – zwischen zwei verschiedenen h unterschieden: Neben dem ursprünglich aus der lateinischen Schreibtradition stammenden h gibt es das h aspiré („gehauchtes h“), das erst im 16. Jahrhundert in der Aussprache verstummt ist. Dieses h aspiré hat bis heute indirekte Auswirkungen auf die Aussprache:
- Der bestimmte Artikel in der Einzahl hat vor h aspiré dieselbe Form wie vor einem beliebigen Wort, das mit Konsonant beginnt, vgl. le haricot „die Bohne“, la haine „der Hass“.
- Es gibt keine liaison (s. u.) vor einem Wort, das mit h aspiré beginnt, vgl. les | haricots „die Bohnen“, ils | haïssent „sie hassen“.
Konsonant am Wortende
Ist der Konsonant am Wortende ein -t (außer nach s), ein grammatisch bedingtes -s oder -x, einer dieser beiden Buchstaben in Ortsnamen, die Endung -d in den Verben auf -dre, die finite Verbendung -nt oder ein deutsches -g in Ortsnamen, so wird er nicht ausgesprochen, und vor ihm werden auch alle etwa noch davorstehenden p, t, c/k, b, d, nicht ausgesprochen.
- haut – [o] – „hoch“ (männliche Form, Singular)
- suis – [sɥi] – „(ich) bin“/„(ich) folge“/„(du) folgst“
- peux – [pø] – „(ich) kann“/„(du) kannst“
- Paris – [paʁi] – „Paris“
- Bordeaux – [bɔʁdo] – „Bordeaux“
- donnent – [dɔn] – „(sie) geben“ (am Wortende ist auch noch ein [ə] ausgefallen)
- attend – [atɑ̃] – „(er/sie/es/man) wartet“
- Strasbourg – [stʁazbuʁ] – „Straßburg“
- rompt – [ʁɔ̃] – „(er/sie/es/man) bricht“
Ferner haben ein stummes r
- die Infinitive der Verben auf -er wie donner „geben“,
- die Standesbezeichnungen auf -er wie boulanger (fem. boulangère) „Bäcker“ und
- die Maskulina der meisten Adjektive auf -er / -ère, aber mit den Ausnahmen cher „teuer“ und fier „stolz“, wo auch im Maskulinum das r gesprochen wird.
Weiterhin haben assez „genug“, chez „bei“ und die Verbformen auf -ez (2. P. Pl.) stummes z. Die Adjektive auf (im Femininum) -ille haben im Maskulinum stummes l (gentil [ʒɑ̃ti], gentille [ʒɑ̃tijə] „freundlich“); bei der Liaison wird dieses wie doppeltes l, also der Eselsbrücke zufolge wie das Femininum ausgesprochen (gentilhomme [ʒɑ̃tijɔm] „Gentleman“).
Unregelmäßig fällt der Konsonant aus bei
- vainc – [vɛ̃] – „siegt“
- assied usw. – [asje] „setzt“
- pied – [pje] – „Fuß“ und
- clef – [kle] – „Schlüssel“ (daher mittlerweile meist clé geschrieben)
- est – [ɛ] – „ist“.
In gewissen Wortverbindungen wird ein sonst stummer Endkonsonant ausgesprochen, wenn das nächste Wort mit Vokal beginnt (sog. Liaison). Dazu gehören verpflichtend unter anderem folgende Verbindungen:
- unbestimmter Artikel (Maskulinum) plus Adjektiv oder Substantiv: un ami – [œ̃n‿ami] – „ein Freund“
- bestimmter Artikel im Plural plus Adjektiv oder Substantiv: les amis – [lezami] – „die Freunde“
- Verben in der 3. Person plus Personalpronomen: est-il – [ɛt‿il] – „ist er?“
- Adjektiv vor Substantiv.
Grundsätzlich kann außer vor Satzzeichen immer Liaison gemacht werden, aber nicht nach Infinitiven auf -er und wohl auch nicht nach Standesbezeichnungen auf -er.
Vokal am Ende eines Wortes
Auch ein e am Wortende ist zumeist stumm. Der in der Schrift davor stehende Konsonant ist zu artikulieren.
Die Apostrophierung (s. u.) ist ein durchaus ähnlicher Vorgang, erscheint aber im Schriftbild; beim weiblichen Artikel kann dort auch ein a ausfallen. Wo ein h aspiré die Apostrophierung verhindert, kann das e auch in der Aussprache nicht ausfallen, zumindest in der Hochsprache:
- le hasard – [ləazaʁ] – „der Zufall“
Konsonanten
Bei den seltenen Konsonantenhäufungen ist oftmals auch der eine oder andere Buchstabe nur noch ein stummes Überbleibsel der Etymologie, weil er dem Wohlklang im Wege stand:
Bisweilen aber tauchen stumme Konsonanten am Wortende in der Aussprache wieder auf, wenn das folgende Wort mit einem Vokal beginnt. Es wird dann eine so genannte Liaison vorgenommen, also beide Wörter werden zusammenhängend ausgesprochen.
Da das h im Französischen nicht gesprochen wird, wird also auch bei vielen Wörtern, die mit h beginnen, eine Liaison vorgenommen.
Jedoch wird nicht immer eine Liaison durchgeführt. In manchen Fällen ist beides möglich.
Zudem gibt es eine ganze Reihe von Wörtern, die mit einem „aspirierten (gehauchten) h“ (h aspiré) beginnen. Dieses h bleibt zwar ebenso stumm, aber durch seine Existenz wird gewissermaßen die Autonomie des Wortes bewahrt, also keine Liaison vorgenommen.
Faustregeln
Zur Aussprache gewisser Buchstaben bzw. Buchstabengruppen lassen sich zumeist schnell Regeln finden, die auch in den meisten Fällen Gültigkeit haben.
Buchstabe(n) | Aussprache | Bemerkungen |
---|---|---|
à | [a] | nur in: à „an usw.“ (dagegen a „hat“), là „dort“ (dagegen la „die“), davon abgeleitet voilà, und im seltenen çà „da“ (dagegen ça „das“). |
æ | [ɛ], [e] | kommt nur in lateinischen Fremdwörtern vor |
ai | [ɛ] | gilt nicht, wenn das „i“ zur Buchstabengruppe „ill“ gehört. Hochsprachlich ausnahmsweise [e] in j’ai „ich habe“ Ind. (dagegen j’aie „ich habe“ Subj.) und den Formen des Passé simple (je donnai „ich gab“, dagegen je donnais „ich gab“ Impf.) und Futur simple (je ferai „ich werde tun“, dagegen je ferais „ich würde tun“). |
an | [ɑ̃] | wenn Nasalierung (siehe dazu Bemerkungen oben) |
c | [s] oder [k] | [s] vor „e“, „i“ und „y“, auch mit diakritischen Zeichen, sonst [k] |
ç | [s] | nur vor „a“, „o“ und „u“, auch mit diakritischen Zeichen |
ch | [ʃ] | [k] vor „r“, sonst in wenigen Ausnahmen (z. B. charisme) |
e | [ɘ], [ɛ] und [e] |
Ausfall von [ɘ] siehe oben. [ɛ] vor mehreren Konsonanten, x oder einem schließenden Konsonanten, auch wenn dieser stumm ist, mit Ausnahme von -s und im Verbplural -nt. [e] vor stummem „r“, stummem „z“ und in mes, tes, ses, des, les, ces und et. Ausnahme: femme [fam] „Frau“. |
é | [e] | [ɛ] die Ausnahme z. B. in médecin und dem zweiten in événement |
è, ê | [ɛ] | |
(e)au | [o] | statt sonst üblichem „s“ folgt hier eher ebenso stummes „x“ |
en | [ɛ̃] neben [ɑ̃] |
wenn Nasalierung. Diese unterbleibt auch in den finiten Verbformen auf „-ent“. Obwohl zumeist mit dem Laut [ɛ̃] assoziiert, kommt dieser nur in betonter Stellung vor; ansonsten und auch beim Wort «en» und der betonten Endung -ent(e) spricht man [ɑ̃]. |
eu | meistens [ø] (neben [œ]) |
außer [y] bei eu „gehabt“. Für gageure (seit der Rechtschreibreform 1990 auch gageüre geschrieben) sagt man /ɡaʒyʁ/, da es sich um gage + „-ure“ handelt. x statt s wie oben. |
g | [ʒ] oder [g] | [ʒ] vor „e“, „i“ und „y“, auch mit diakritischen Zeichen, sonst [g]. Bei Konjugation, und in gageure s. o., kann daher lautloses (nicht nur verstummtes) „e“ eintreten: nous mangeons von manger. |
gu | [ɡ] | nur vor „e“ und „i“, auch mit diakritischen Zeichen, auch vor „a“, „o“ und „u“ bei konjugierten Verbformen, z. B.: nous conjuguâmes, nous conjuguons. Sofern das u selber gesprochen wird [ɥ], wird es mit einem Trema (ü) versehen. |
(a)in | [ɛ̃] | wenn Nasalierung. |
ill | nach Vokalen [j] anderswo [ij], selten [il] |
„ill“ wird nach Vokalen als /j/ gesprochen (z. B. canaille, nouille). Anderswo wird „ill“ meistens als /ij/ gesprochen (bei fille, bille, grillage). Nach Wörtern, die im Lateinischen mit „-ill-“ geschrieben wurden, wird /il/ gesprochen (bei ville, villa, mille, million). |
j | [ʒ] | |
o | [ɔ] | |
ô | [o] | |
on | [ɔ̃] | wenn Nasalierung. |
œ | [œ], [e] | |
œu | meistens [œ] (neben [ø]) |
„x“ statt „s“ wie bei eu. Spezialaussprache (un) oeuf [œf], (deux) oeufs [ø] |
oi | [wa], [wɑ] | gilt nicht, wenn das „i“ zur Buchstabengruppe „ill“ gehört |
ou | [u], [w] | letzteres ein engl. „w“, und zwar vor Vokalen (hauptsächlich am Wortanfang) |
où | [u] | nur in où „wo“. |
ph | [f] | |
q(u) | [k] | In wenigen Wörtern wird qu wie [kw] gesprochen (aquarium) |
r | [ʁ] | näher am deutschen „ch“ in ‚Bach‘ als an allen anderen deutschen Weisen, ein „r“ zu sprechen. |
s | [s], [z] | Letzteres das weiche „s“. Am Wortanfang scharfes „s“, bei Liaison immer weich (Bedeutungsunterschied ils sont [ilsɔ̃] „sie sind“, ils ont [ilzɔ̃] „sie haben“). Sonst Unterschied wie in der deutschen Hochlautung. |
u | [y], [ɥ] | letzteres wie „w“, doch mit „ü“ statt mit u-Laut gebildet. |
un | [œ̃] | wenn Nasalierung. Aussprache variiert zu [ɛ̃]. |
v | [v] | also deutsches „w“ |
w | [w] oder [v] | selten |
x | [ɡz] oder [ks] | Liaisons-X ist wie „s“ auszusprechen. |
y | [i] oder [j] | der vorgehende Vokal wird meist wie ein mit „-i“ gebildeter Diphthong ausgesprochen. Bei ay betrifft dies aber nur die häufig vorkommenden Wörter, nämlich pays [pɛi] „Land“ und die Verben auf -ayer. Niemals deutsches „ü“ sprechen. |
z | [z] | |
Vokal + m | Nasalvokal | wie bei +n. |
Die Apostrophierung
Französisch erhält seinen Klang nicht nur durch den Wegfall der Aussprache (Elision) „unnötiger“ Konsonanten, sondern auch durch das Auslassen von Vokalen, vor allem des [ə], damit es zu keiner Häufung (Hiat) kommt; siehe oben. In bestimmten grammatischen Gegebenheiten wird dies auch von der Rechtschreibung nachvollzogen und durch einen Apostroph gekennzeichnet.
- ce [sə] „es“ (vor dunklen Vokalen mit Cedille: ç’). Vor allem c’est [sɛ] „es ist“, c’était [setɛ] „es war“, Qu’est-ce que c’est? [kɛskəˈsɛ] „Was ist das?“
- que [kə] „was, wie, das(s)“ Statt durchaus üblichem qu’on „dass man“ gilt que l’on als vornehmer.
- je [ʒə] „ich“ vor Verbformen und den Pronomen y und en. Beispiel: j’ai [ʒe] „ich habe“, J’en ai marre. [ʒɑ̃neˈmaʁ] „Ich habe das satt!“
- me [mə] „mich“
- te [tə] „dich“ Beispiel Je t’aime. [ʒəˈtɛm] „Ich liebe dich.“
- se [sə] „sich“
- ne [nə] ist die Verneinungspartikel (wird in der Umgangssprache oft weggelassen). Beispiel: Je n’habite pas en France [ʒənabitˈpɑ(z)ɑ̃fʁɑ̃s] „Ich wohne nicht in Frankreich.“ Dem deutschen nicht entspricht hier übrigens frz. pas, nicht etwa ne.
Außer [ə] wird in jeweils einem Fall auch [a] bzw. [i] weggelassen:
- la [la] „die“ (femininer Artikel), z. B. l’huile „das Öl“ (mit h muet!)
- si [si] „falls“ (Konjunktion), nur in s'il „falls er“.
In der Umgangssprache wird auch das [y] in tu gerne weggelassen (so bei t’as statt tu as).
Vor einem h aspiré (siehe oben) kann nicht gekürzt werden.
Homonyme
Im Regelfall sind Homographe im Französischen auch Homophone, wobei es Ausnahmen gibt:
- (le / les) fils [fis] „(der/die) Sohn/Söhne“ – (les) fils [fil] „(die) Fäden“
- (tu) as [a] „(du) hast“ – (un) as [ɑs] (ein) Ass
- (il) est [ɛ] „(er) ist“ – (l’)est [ɛst] „(der) Osten“
- (nous) portions [pɔʁ.tjɔ̃] „(wir) trugen“ – (les) portions [pɔʁ.sjɔ̃] „(die) Teile“
- (le) couvent [ku.vɑ̃] „(das) Kloster“ – (ils) couvent [kuv] „(sie) brüten“
- (le) lot [lo] „(das) Los“ – (le) Lot [lɔt] „(der) Fluss Lot“
Grammatik
Französisch ist eine romanische Sprache, d. h., sie ist aus dem antiken Latein entstanden. Wie auch in vielen anderen Sprachen dieses Sprachzweigs, wie Spanisch oder Italienisch, zeichnet sich die französische Grammatik dadurch aus, dass die Deklinationen des Lateinischen getilgt wurden, teilweise mit Ausnahme der Personalpronomen (z. B. je – me, tu – te). An grammatischen Geschlechtern kennt das Französische zwei: Maskulinum und Femininum. Die Artikel, die verwendet werden, haben sich aus den lateinischen Demonstrativpronomen entwickelt. Außerdem hat sich die Flexion der Verben in mehreren Zeiten geändert, die nun mit Hilfsverb und Partizip konstruiert werden.
Der Sprachbau im Französischen ist wie folgt: Subjekt – Verb – Objekt. Diese Regel wird nur gebrochen, wenn das Objekt ein Pronomen ist. In diesem Fall lautet die Satzstellung: Subjekt – Objekt – Verb. Einige Archaismen, die ebenfalls typisch für romanische Sprachen sind, weichen von dieser Regel ab, vor allem im Nebensatz.
Sprachbeispiel
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte:
« Tous les êtres humains naissent libres et égaux en dignité et en droits. Ils sont doués de raison et de conscience et doivent agir les uns envers les autres dans un esprit de fraternité. »
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Sprachfallen: Falsche Freunde („faux-amis“)
Mit den typischen Fehlern, die beim Erlernen und Übersetzen der französischen Sprache auftreten können, beschäftigen sich folgende Artikel:
Siehe auch
- Sprachen in Frankreich
- Geschlechtsneutrale Sprache im Französischen
- Movierung im Französischen (weibliche Wortendungen)
- Französische Rechtschreibreform von 1990
- Französische Konjugation
- Französischunterricht
- Französische Literatur
- Académie française (französische Gelehrtengesellschaft seit 1635)
- Franglais (mit viele Anglizismen)
- Gallizismus (aus dem Französischen übernommene Spracheigenheit)
- Verlan (Spielsprache der französischen Jugendsprache)
- Argot (Geheimsprache der Bettler und Gauner)
- Cajun (Dialekt im Süden von Louisiana, USA)
- Französische Aussprache des Lateinischen
Literatur
- Theresa Antes: Analyse linguistique de la langue française. Yale University Press, 2007, ISBN 978-0-300-10944-3.
- Günter Holtus, Michael Metzeltin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band V,1: Französisch. 1990, ISBN 3-484-50235-5.
- Mireille Huchon: Histoire de la langue française. Le livre de poche, 2002, ISBN 2-253-90542-9.
- Ingo Kolboom, Thomas Kotschi (Hrsg.): Handbuch Französisch: Sprache – Literatur – Kultur – Gesellschaft: Für Studium, Lehre, Praxis. Erich Schmidt Verlag, 2008, ISBN 978-3-503-09830-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- francophonie.org: (Webseite, auf Französisch, Zugriff am 14. November 2018)
- Qui parle français dans le monde – Organisation internationale de la Francophonie – Langue française et diversité linguistique. Abgerufen am 14. November 2018 (fr-FR).
- La langue française dans le monde 2010. La Francophonie, abgerufen am 24. Januar 2013 (französisch)
- Sprachen in der EU (Memento vom 17. Oktober 2006 im Internet Archive)
- Praktika innerhalb des UNO-Systems. In: unric.org.
- Europäische Union: Eurobarometer – Europeans and languages (Memento vom 28. Januar 2007 im Internet Archive), (PDF-Datei, auf Englisch, Zugriff am 6. Sep. 2006; 148 kB)
- World Population Prospects: The 2019 Revision. Vereinte Nationen, abgerufen am 28. September 2019.
- Agora: La francophonie de demain. Abgerufen am 13. Juni 2011.
- gov.mu (Memento vom 2. März 2009 im Internet Archive)
- Mauritanie. In: www.axl.cefan.ulaval.ca.
- unice.fr. In: unice.fr.
- tempsforts.net (Memento vom 10. Juli 2015 im Internet Archive)
- judicial-ethics.umontreal.ca
- Guus Kroonen: Etymological Dictionary of Proto-Germanic. Stichwort „*þansōn-“. Brill, Leiden 2013. Seite 534.
- Gérard Averdet: Französisch: Areallinguistik / Les aires linguistiques, IV. Dialectes de l’Est. In: Günter Holtus u. a. (Hrsg.): Lexikon der romanistischen Linguistik (LRL),: Bd. 5. Französisch, Okzitanisch, Katalanisch. 1. Die einzelnen romanischen Sprachen von der Renaissance bis zur Gegenwart: Französisch. Tübingen 1990. S. 654–671.
- Zum Einsickern der französischen Sprache ins Englische siehe z. B. Hans-Dieter Gelfert: Englisch mit Aha. Beck, 2008, ISBN 978-3-406-57148-0 (und andere Ausgaben anderer Verlage).
- Vgl. Joachim Grzega: Latein – Französisch – Englisch: Drei Epochen europäischer Sprach- und Wortschatzgeschichte. In: Grzega, Joachim, EuroLinguistischer Parcours: Kernwissen zur europäischen Sprachkultur. Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt 2006, ISBN 3-88939-796-4, S. 73–114.
- Bulletin de liaison du réseau démographie (Memento vom 17. Januar 2013 im Internet Archive) (PDF; 198 kB)
- Online-Sprachkurs von TV5 Monde: Die Betonung der Endsilbe
- Vokaldreieck – Frequenzlage der ersten beiden Formanten (schematisch für die Tontechnik) (PDF-Datei; 230 kB)