Kernkraftwerk Civaux

Das Kernkraftwerk Civaux liegt bei der französischen Stadt Civaux im Département Vienne in der Region Nouvelle-Aquitaine. Es hat zwei Druckwasserreaktoren des Typs N4 und liegt 34 Kilometer südöstlich von Poitiers am linken Ufer der Vienne, einem Nebenfluss der Loire. Betreiber ist die französische Gesellschaft Électricité de France (EDF).

Kernkraftwerk Civaux
Kernkraftwerk Civaux
Kernkraftwerk Civaux
Lage
Kernkraftwerk Civaux (Frankreich)
Koordinaten 46° 27′ 22″ N,  39′ 15″ O
Land: Frankreich
Daten
Eigentümer: EDF
Betreiber: EDF
Projektbeginn: 1. Okt 1988
Kommerzieller Betrieb: 24. Dez. 1997

Aktive Reaktoren (Brutto):

2  (3.122 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2018: 19.506 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 362.330 GWh
Website: Seite des Betreibers
Stand: 1. Januar 2019
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Eckdaten

In dem 220 Hektar großen Kernkraftwerksareal sind ca. 700 Personen beschäftigt. Die Kühlung der Reaktorblöcke erfolgt mit zwei Kühltürmen und dem der Vienne entnommenen Wasser.

Luftaufnahme des Kernkraftwerks

Die zwei Druckwasserreaktoren des Typs N4 stellten die Basis für die Entwicklung des EPR dar. Die Reaktoren waren bis ins Jahr 2018 mit einer Nettoleistung von jeweils 1495 Megawatt (MW) und einer Bruttoleistung von 1561 MW[1] die leistungsstärksten Reaktorblöcke der Welt. Die installierte Gesamtleistung liegt bei 3122 MW, womit das Kernkraftwerk zu den mittelgroßen in Frankreich zählt. Pro Jahr speist das Kraftwerk durchschnittlich 18 Milliarden Kilowattstunden in das öffentliche Stromnetz ein.

Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks sind 180 Meter hoch und damit die höchsten in Frankreich.

Baubeginn für den ersten Reaktorblock war am 1. Oktober 1988, er ging am 24. Dezember 1997 in Betrieb. Mit dem Bau des zweiten Reaktorblockes wurde am 30. April 1991 begonnen, er wurde am 24. Dezember 1999 fertiggestellt.[1] Der Block 1 wurde erstmals am 29. November 1997 kritisch, der Block 2 am 27. November 1999. Die Abschaltung der Reaktoren ist für die Jahre 2037 und 2039 geplant.

Sicherheit

Einfahrtsbereich des Kernkraftwerks

Am 12. Mai 1998 kam es zu einem nuklearen Zwischenfall, bei dem in einem Kühlkreislauf des ersten Reaktors ein 18 Zentimeter langer und 2,5 Zentimeter breiter Riss auftrat. Durch diesen Riss traten laut Behördenaussagen pro Stunde 30  Wasser aus. Das Leck konnte erst nach knapp 10 Stunden lokalisiert und der undichte Wasserkreislauf abgesperrt werden. Die Kühlung bis zur Reparatur des Lecks konnte mit dem zweiten Wasserkreislauf sichergestellt werden. Die Störung wurde von der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN mit der Stufe 2 auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) eingestuft.[2]

Am 18. Oktober 2016 teilte die ASN mit,[3][4] dass EDF binnen drei Monaten außerplanmäßig die Funktionstüchtigkeit von Dampferzeugern an fünf bis dato laufenden Kernreaktoren prüfen muss, einer dieser Fünf war Reaktor I in Civaux.[3][5]

Im Rahmen einer Zehn-Jahres-Inspektion – zunächst beim ersten, seit August 2021 heruntergefahrene/n Reaktor, dann auch beim zweiten, im November 2021 heruntergefahren – stellte man fest, dass es technische Fehler in der Nähe von Schweißnähten an Rohrleitungen im Sicherheitseinspritzsystem gibt. EdF teilte am 15. Dezember 2021 mit, dass die betroffenen Teile ausgetauscht werden und dass die Reaktoren deshalb länger außer Betrieb bleiben. Man werde vorsichtshalber auch die beiden bauähnlichen Reaktoren im Kernkraftwerk Chooz herunterfahren.[6] [7] Dies geschiah am 16. und 18. Dezember 2021.[8]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Civaux hat zwei Blöcke:

Reaktorblock[1] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Civaux-1[9] Druckwasserreaktor 1495 MW 1561 MW 15.10.1988 24.12.1997 29.01.2002 (2037 geplant)
Civaux-2[10] Druckwasserreaktor 1495 MW 1561 MW 01.04.1991 24.12.1999 23.04.2002 (2039 geplant)

Personenbeförderung

Ab April 2016 kommen auf dem 220 ha großen Gelände des Kraftwerks, auf dem bis zu 1100 Personen tätig sind, erstmals sechs vollautonome Elektro-Shuttlebusse des Herstellers Navya zur Personenbeförderung zum Einsatz. Der Betrieb erfolgt in Partnerschaft mit dem Betreiber Transdev und ersetzt traditionelle Dieselbusse.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Power Reactor Information System der IAEA: „France (French Republic): Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  2. Störfall in Strang A. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1998, S. 264–266 (online 28. September 1998).
  3. Einzelentscheidung der ASN, Prüfungen an den Dampferzeugern bestimmter Reaktoren durchführen zu lassen. 18. Oktober 2016, archiviert vom Original am 19. Oktober 2016; abgerufen am 1. Januar 2020 (französisch).
  4. Vorgabe der ASN, dass EDF an fünf Kraftwerken die Dampferzeuger innerhalb von drei Monaten wegen Materialfehlern prüfen muss. In: Pressemitteilung der ASN. 18. Oktober 2016, abgerufen am 1. Januar 2020 (französisch).
  5. Zweifel an Bauteilen: Frankreich legt fünf Atomreaktoren still. In: FAZ online. 19. Oktober 2016, abgerufen am 1. Januar 2020.
  6. edf.fr: Reactors of the Civaux and Chooz nuclear power plants: replacements and preventive checks on parts of the piping of a safety system
  7. Heise.de: Zwei französische AKW wegen Mängeln abgeschaltet
  8. faz.net vom 18. Dezember 2021: Frankreich schaltet leistungsstärkste Atomkraftwerke ab
  9. Betriebsdaten von Block CIVAUX-1. In: IAEA - PRIS. Abgerufen am 11. Januar 2020 (englisch).
  10. Betriebsdaten von Block CIVAUX-2. In: IAEA - PRIS. Abgerufen am 11. Januar 2020 (englisch).
  11. Partnerschaft NAVYA - TRANSDEV: Inbetriebnahme einer autonomen Flotte im Atomkraftwerk Civaux der EDF. Pressecommuniqué Navya. 21. April 2016, archiviert vom Original am 17. Oktober 2016; abgerufen am 11. Januar 2020 (französisch).
Commons: Kernkraftwerk Civaux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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