Le Figaro
Le Figaro ist eine wirtschaftsliberale und gesellschaftskonservative französische Tageszeitung. Das in Paris herausgegebene überregionale Blatt gilt neben Le Monde als die wichtigste meinungsbildende Zeitung Frankreichs. Le Figaro wurde 1826 zunächst als Satirezeitung gegründet. Sie ist damit die älteste bis heute noch veröffentlichte französische Zeitung. 1866 wurde sie zur Tageszeitung. Sie gilt heute als das wichtigste konservative Medium.[2]
Le Figaro | |
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Beschreibung | Tageszeitung |
Sprache | französisch |
Hauptsitz | Paris |
Erstausgabe | 15. Januar 1826 als Satireblatt, seit 1866 als Tageszeitung |
Erscheinungsweise | täglich |
Verkaufte Auflage | 306.737 Exemplare |
(OJD 2017[1]) | |
Chefredakteur | Alexis Brézet |
Herausgeber | Socpresse/Dassault |
Weblink | lefigaro.fr |
ISSN (Print) | 0182-5852 |
Hintergrund
Im Jahr 2007 betrug die verkaufte Auflage 339.236,[3] im Jahr 2010 325.509 und 2014 320.732 Exemplare.[4]
Seit Juni 2004 gehört Le Figaro dem Luftfahrtunternehmer und LR-Politiker Serge Dassault, dem rund 70 französischsprachige Blätter gehören. Dassault gab unter anderem eine Weisung an die Redaktion heraus, keine Informationen zu veröffentlichen, die seinen Geschäftsinteressen abträglich sein könnten; dies sorgte für Kontroversen in Frankreich und auch in der Redaktion selbst.[5] Größter Konkurrent von Dassault ist die Groupe Lagardère.
Le Figaro ist Gründungsmitglied der Leading European Newspaper Alliance (LENA), in der sie zurzeit mit den Tageszeitungen Die Welt, der italienischen La Repubblica, El País aus Spanien, Le Soir aus Belgien sowie den Schweizer Titeln Tages-Anzeiger und Tribune de Genève in der internationalen Berichterstattung redaktionell zusammenarbeitet und kooperiert.[6]
Die Zeitung hat eine erfolgreiche Online-Präsenz; außerdem betreibt das Unternehmen über seine Filiale Figaro Classifieds eine Reihe von Online-Anzeigenseiten, darunter Cadremploi, Keljob oder ChooseYourBoss mit einem Gesamtumsatz von etwa 40 Millionen Euro (2016). Im Dezember 2016 wurde das soziale Netzwerk Viadeo gekauft.[7]
Geschichte
Le Figaro wurde am 15. Januar 1826 ursprünglich als Satirezeitung[5] gegründet und in Anspielung auf den nachrichtenvermittelnden Barbier aus den Stücken Le Barbier de Séville und La Folle Journée ou le Mariage de Figaro von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais benannt. Auf der Titelseite findet sich die darin vorkommende Devise Sans la liberté de blâmer il n’est point d’éloge flatteur, zu deutsch „Ohne die Freiheit zu kritisieren gibt es kein schmeichelhaftes Lob“. Ursprünglich erschien die Zeitung unregelmäßig, die Auflage stieg jedoch. Seit 1866 erscheint die Zeitung täglich und ist damit die älteste noch erscheinende Tageszeitung Frankreichs. Frühe Redakteure waren unter anderem Albert Wolff, Émile Zola und Jules Claretie. Das am 20. Februar 1909 von Filippo Tommaso Marinetti im Le Figaro veröffentlichte Futuristische Manifest begründete die Futurismus-Bewegung. Gaston Calmette, der damalige Herausgeber des Figaro, drohte 1914 in einer Pressekampagne gegen Joseph Caillaux, Liebesbriefe von Caillaux’ Frau Henriette an ihren Mann, der aber zum Zeitpunkt des Schreibens noch mit einer anderen Frau verheiratet war, zu veröffentlichen. Daraufhin erschoss Henriette Caillaux Calmette am 16. März 1914 in seiner Redaktion. Joseph Caillaux trat am nächsten Tag zurück, übernahm im darauffolgenden Prozess die Verteidigung seiner Frau und erreichte einen Freispruch.
Nach der Veröffentlichung eines Artikels am 19. September 2006, in dem unter anderem das Verbot von String-Tangas bei einem Strandbadfest als Beweis für eine angebliche Islamisierung Frankreichs gewertet wurde, geriet das Blatt in den Blick von Islamisten, die daraufhin Drohungen verschickten. In Tunesien wurde die Ausgabe für einen Tag verboten.[8]
Von 1883 bis 1911 erschien Le Figaro illustré als aufwendig gestaltete farbig illustrierte Beilage, die bedeutende Illustratoren wie Jules Chéret als Gestalter gewinnen konnte. Bis 1890 erschien die Beilage jährlich, danach monatlich. Nach 1911 erschienen wöchentliche illustrierte Beilagen des Figaro unter wechselnden Titeln wie Supplément illustré, Le Figaro artistique, Supplément artistique und Le Figaro artistique illustré (bis 1931).[9]
Weblinks
- Webpräsenz von Le Figaro
- 1826 bis 1840 und 1854 bis 1942 – Le Figaro verfügbar in Gallica, die digitale Bibliothek der BnF.
Einzelnachweise
- Le Figaro internationalmediasales.net
- https://www.eurotopics.net/de/148679/le-figaro
- Le Figaro. In: ojd.com. OJD (Office de justification de la diffusion), archiviert vom Original am 29. Januar 2009; abgerufen am 31. Juli 2016 (französisch).
- Le Figaro – Chiffres. In: ojd.com. OJD (Office de justification de la diffusion), abgerufen am 31. Juli 2016 (französisch).
- Marc Zitzmann: Leben wie zit. in Frankreich: Warum ich „Le Figaro“ nicht mehr lese. Neue Zürcher Zeitung, 11. November 2010, abgerufen am 31. Juli 2016.
- Uwe Mantel: „Die Welt“ ist Mitgründer der Zeitungs-Allianz LENA. In: DWDL.de. 10. März 2015, abgerufen am 31. Juli 2016.
- Vincent Fagot: Figaro Classifieds, la filiale petites annonces du groupe de médias, reprend Viadeo. In: Le Monde. 23. Dezember 2016 (französisch).
- Frankreich: Todesdrohungen gegen Lehrer nach Islam-Kritik. Spiegel Online, 28. September 2006, abgerufen am 31. Juli 2016.
- Claire Blandin: Le Figaro: Deux siècles d'histoire. Colin, Paris 2007, ISBN 978-2-200-26877-0