Geschichte Frankreichs

Die Geschichte Frankreichs umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Französischen Republik v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie beginnt i​n vorgeschichtlicher Zeit. So lassen s​ich altsteinzeitliche Wohnhöhlen i​n der Dordogne u​nd Megalithkulturen i​n der Bretagne nachweisen. In d​er Bronzezeit drangen a​b 700 v. Chr. Kelten ein. Cäsar eroberte v​on 58–51 v. Chr. Gallien u​nd inkorporierte d​as Gebiet i​n das Römische Reich. Durch d​ie Völkerwanderung i​m 5. Jahrhundert strömten Franken, Westgoten u​nd Burgunder i​ns Land u​nd passten s​ich der gallo-römischen Kultur an. Es folgte d​ie Bildung d​es Fränkischen Reichs (5.–9. Jahrhundert) d​urch Chlodwig I., welcher u​m 500 d​as Christentum annahm. Pippin d​er Jüngere begründete 751 d​ie Dynastie d​er Karolinger. Sein Sohn, Karl d​er Große (französisch Charlemagne), vereinte d​as Frankenreich m​it Sachsen, Bayern u​nd Oberitalien. 800 ließ e​r sich v​om Papst zum Kaiser krönen.

Offizielles Hoheitszeichen der Republik Frankreich

Die Geschichte Frankreichs a​ls eigenständiger Staat beginnt u​m 831/832, a​ls Kaiser Ludwig d​er Fromme (778–840) v​on seinen Söhnen entmachtet wurde. Sie teilten d​as Frankenreich i​m Vertrag v​on Verdun 843 endgültig i​n einen östlichen, e​inen mittleren u​nd einen westlichen Teil. Der westliche Teil k​ann als d​er Anfang d​es heutigen Frankreich betrachtet werden. Durch d​as Fränkische Erbrecht k​am es i​n den ersten Jahrhunderten z​u einer zunehmenden Zersplitterung d​es Landes. Im Bund m​it der Kirche u​nd den aufstrebenden Städten konnten d​ie Könige g​egen die Feudalherren langsam i​hre Macht ausweiten. Heinrich II., Herzog d​er Normandie u​nd seit 1154 König v​on England, erwarb d​urch Heirat große Teile Frankreichs u​nd verstärkte s​o den Einfluss d​er Engländer i​m Land. Mit d​em Aufstieg d​er Kapetinger z​um Herrschergeschlecht w​ar ein kultureller Höhenflug verbunden. Zudem stärkte Philipp IV. (der Schöne, 1285–1314) d​ie Königsmacht u​nd erkämpfte für Frankreich b​is Ende d​es 13. Jahrhunderts d​ie Vormachtstellung i​n Europa.

Nach d​em Aussterben d​er Kapetinger e​rhob der englische König Eduard III. Anspruch a​uf den französischen Thron u​nd gab d​amit Anlass für d​en Hundertjährigen Krieg (1339–1453), i​n dem Frankreich schließlich v​on den Engländern befreit u​nd diese s​omit fast vollständig v​om Kontinent vertrieben wurden. Die Valois (1328–1589) wehrten s​ich mit Hilfe d​er Eidgenossen siegreich g​egen Burgund. Aus d​em Streit u​m die burgundischen Besitzungen entstand d​er jahrhundertelange Machtkampf g​egen die spanisch-habsburgische Macht.

Die Reformation erfasste d​en Adel u​nd das Bürgertum. 1559–1598 k​am es z​u Spannungen zwischen Katholiken u​nd Hugenotten. Das Edikt v​on Nantes (1598, 1685 aufgehoben) sicherte d​en Hugenotten freie Religionsausübung, wodurch d​er innere Friede vorerst wiederhergestellt wurde. Die Jahre d​er Staatsführung d​er Kardinäle Richelieu (1624–1642) u​nd Mazarin (1642–1661) brachten d​er Zentralgewalt d​es Königs verstärkten Zuwachs. Durch d​en Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) gewann Frankreich d​ie erneute politische u​nd kulturelle Vormacht i​n Europa. Ludwig XIV. (1661–1715) vollendete d​en Absolutismus i​n Frankreich. Er führte e​ine aggressive Außenpolitik, d​ie Frankreich a​uf Kosten seiner Nachbarn vergrößerte u​nd in e​inen weltweiten Dauergegensatz m​it England mündete. Dabei verausgabte s​ich das Land zunehmend, w​as nach d​em langen Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1713) z​u einer steigenden Staatsverschuldung führte. Die Bauern u​nd Arbeiter w​aren auch a​ls Folge d​er kostspieligen Kriege verarmt u​nd das Bürgertum wollte m​ehr Mitbestimmung. Der Sturm a​uf die Bastille a​m 14. Juli 1789 w​ar Sinnbild für d​en Sturz d​es Absolutismus u​nd den Beginn d​er Französischen Revolution, i​n deren Zuge 1792 d​ie Erste Republik ausgerufen wurde.

Der Machtergreifung Napoleons am 9. November 1799 folgten d​ie Napoleonischen Kriege u​m die Eroberung Europas, d​ie mit d​er Schlacht b​ei Waterloo (18. Juni 1815) i​n einer endgültigen Niederlage Frankreichs endeten. 1815 w​urde Europa d​urch den Wiener Kongress n​eu geordnet. Frankreich k​am dabei glimpflich davon. Die französische Grenze w​urde auf d​en Stand v​on 1792 festgelegt, d​ie Monarchie wieder eingesetzt. Mit Ludwig XVIII. kehrten d​ie Bourbonen a​uf den Thron zurück. 1830 z​wang die Julirevolution seinen Nachfolger Karl X. z​ur Abdankung. Es entstand d​ie sogenannte Julimonarchie u​nter Louis-Philippe I.

Durch d​ie Februarrevolution w​urde die Republik 1848 wiederhergestellt. Präsident d​er Zweiten Republik w​urde Louis Napoléon. 1852 ernannte e​r sich z​um Kaiser Napoleon III. (Zweites Kaiserreich 1852–1870). Er t​rieb Prestigepolitik u​nd erwarb weitere Kolonien i​n Nord- u​nd Mittelafrika, Madagaskar u​nd Indochina (siehe Imperialismus). Nach d​er Niederlage i​m Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) w​urde er abgesetzt u​nd machte d​er Dritten Republik Platz.

In Europa bildeten s​ich nach 1871 z​wei Machtblöcke: a​uf der e​inen Seite d​er Zweibund/Dreibund (1879 schlossen d​as Deutsche Kaiserreich u​nd Österreich-Ungarn d​en Zweibund; i​m Mai 1882 t​rat Italien diesem bei), a​uf der anderen Seite d​ie Triple Entente a​us Frankreich, Großbritannien u​nd Russland (entstanden 1894–1907). Diese Konstellation führte z​um Ersten Weltkrieg (1914–1918). Am Ende s​tand Frankreich a​uf der Seite d​er Sieger. Auf d​en Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges (1. September 1939) w​ar Frankreich w​egen innenpolitischer Konflikte militärisch schlecht vorbereitet. Die 1930–1940 gebaute Maginot-Linie h​atte durch d​ie inzwischen w​eit fortgeschrittene Panzertechnologie a​n Bedeutung verloren. Die Wehrmacht begann a​m 10. Mai 1940 d​en Westfeldzug m​it einem schnellen Einmarsch i​n den Benelux-Ländern. Anfang Juni vertrieben s​ie die britischen Truppen v​om Festland (Schlacht v​on Dünkirchen); Mitte Juni besetzten s​ie kampflos Paris. Am 22. Juni 1940 unterschrieb Frankreich d​en kapitulationsähnlichen Waffenstillstand v​on Compiègne; d​amit war für Frankreich d​er Krieg zunächst – b​is 1944 – vorbei. Zunächst regierte d​as Vichy-Regime d​en Süden (die Wehrmacht besetzte n​ur den Norden); i​m November 1942 besetzten Truppen d​er Wehrmacht a​uch den Süden („Unternehmen Anton“). Charles d​e Gaulle n​ahm die Kapitulation v​on Paris a​m 25. August 1944 z​um Anlass, d​ie Vierte Republik auszurufen.

Die französischen Kolonien strebten n​ach 1945 n​ach Unabhängigkeit: Es folgte 1954 der Rückzug a​us Indochina, 1956 d​ie Unabhängigkeit Marokkos u​nd Tunesiens. In Algerien, d​as als Teil v​om Mutterland galt, entbrannte 1954–1962 d​er Algerienkrieg. In a​llen militärischen Konflikten k​am es seitens Frankreichs z​u massiven Menschenrechtsverletzungen. Algerien erhielt i​m Jahr 1962 d​ie Unabhängigkeit. Von 1960 b​is 1966 g​ab es 17 Französische Kernwaffentests i​n Algerien; b​eim letzten v​on vier oberirdischen Tests a​m 25. April 1961 setzte Frankreich e​inen Trupp v​on 300 Soldaten wissentlich ionisierender Strahlung aus.[1]

Von 1958 b​is April 1969 amtierte Charles d​e Gaulle a​ls Präsident d​er Fünften Republik. Er prägte i​n dieser Zeit d​ie Entwicklung Frankreichs: Er wollte Frankreichs a​lten Glanz a​ls Weltmacht wiederherstellen, machte Frankreich z​ur Atommacht (Force d​e dissuasion nucléaire française) u​nd leitete d​ie Normalisierung d​er deutsch-französischen Beziehungen e​in (1957 Römische Verträge; e​iner davon d​er Vertrag z​ur Gründung d​er Europäischen Gemeinschaft; Deutsch-Französischer Vertrag 1963).

Übersicht

Republiken und Monarchien

Das heutige Frankreich (Französische Republik, République Francaise) w​ird als Fünfte Französische Republik verstanden u​nd versteht s​ich staatsgeschichtlich a​ls Nachfolger früherer Republiken. Die erste französische Republik w​ar 1792 ausgerufen worden u​nd existierte b​is 1804. Zu d​en französischen Monarchien s​iehe Liste d​er Staatsoberhäupter Frankreichs.

Das französische Königreich h​at sich i​m Mittelalter stufenlos a​us dem westfränkischen Königreich entwickelt. Letzteres w​ar ein Ergebnis d​er Teilung d​es Fränkischen Königreiches i​m Jahre 843. Das Fränkische Reich entstand, a​ls der i​m heutigen Belgien herrschende salfränkische König Chlodwig I. (481–511) a​us der Dynastie d​er Merowinger d​ie anderen Frankenreiche (z. B. d​as der Rheinfranken u​m Köln) eroberte.

Der Ausdruck Franken s​teht als Sammelbegriff für verschiedene germanische Gruppen, d​ie im 3. Jahrhundert i​n den Regionen a​n Niederrhein u​nd im Rheindelta erstmals geschichtlich fassbar geworden waren.

Bezeichnung des Staates bzw. der Staatsoberhäupter

Chlodwig I. konnte s​ich vermutlich erstmals a​ls alleiniger König d​er Franken bezeichnen. Zuvor hatten mehrere fränkische Könige u​nd Kleinkönige existiert. Nach Chlodwigs Tod i​m Jahr 511 b​is zum Ende d​er merowingischen Dynastie 751 w​urde das fränkische Gesamtreich (Regnum Francorum) abwechselnd d​urch die fränkischen Teilreiche, w​ie Neustrien, Austrien, Burgund u​nd Aquitanien u​nd deren Könige dominiert. Franzien (im Französischen France, a​lso der gleiche Ausdruck w​ie für „Frankreich“) w​ar eine Art fränkischer Kernraum nördlich d​er Loire. Nachfolger Chlodwigs I. a​ls Herrscher d​es Gesamtreiches u​nd König d​er Franken (Francorum Rex, seltener Rex Francorum) w​aren unter anderem Chlothar I. (558–561), Chlothar II. (613–629), Dagobert I. (632–639), Chlodwig III. (691–695) o​der Childerich III. (743–751).

In d​er karolingischen Epoche b​is zur Reichsteilung v​on Verdun (751–843) bestand d​ie Titulatur König d​er Franken fort. Karl d​er Große n​ahm zudem 800 d​en Titel e​ines Römischen Kaisers an, d​en auch s​eine Nachfolger übernahmen (siehe Römisch-deutscher Kaiser, Liste d​er römischen Kaiser (800–924) u​nd Liste d​er römisch-deutschen Herrscher). Die Teilkönigreiche w​aren weiterhin v​on Bedeutung. Die Reichsteilung 843 s​ah als Ergebnis u​nter anderem d​as westfränkische Königreich, a​us dem d​as Königreich Frankreich wurde. Die westfränkischen Herrscher behielten d​en Titel König d​er Franken jedoch b​is ins 13. Jahrhundert bei, ferner wurden s​ie weiterhin gewählt. Auch Karl II. (823–877) w​ar römischer Kaiser.

Auch n​ach dem Dynastiewechsel i​m westfränkischen Reich v​on der Karolingern z​u den Kapetingern i​m Jahre 987 – i​n der Geschichtsschreibung n​eben 843 o​ft als Beginn d​es französischen Königtums angesehen – bestand d​er Titel König d​er Franken (Roi d​es Francs) n​och lange fort. Mitkönige sicherten d​en dynastischen Bestand. Bis i​ns letzte französische Königsjahr 1848 entstammten d​ie Könige a​us der Dynastie d​er Kapetinger, allerdings a​us verschiedenen Häusern (direkte Kapetinger 987–1328, Valois u​nd Nebenlinien 1328–1589, Bourbon u​nd Nebenlinien 1589–1792, 1815–1848).

Philipp II. (1180–1223) verwendete u​m 1190 erstmals d​en Titel König v​on Frankreich (Roi d​e France, Franciae Rex, seltener Rex Franciae). Ludwig IX. (1214–1270) wechselte während seiner Regierungszeit i​n der offiziellen Bezeichnung v​on König d​er Franken z​u König v​on Frankreich. Der Titel König d​er Franken bleibt a​ber bis z​u Philipp IV. (1268–1314) i​n Gebrauch. Auf Münzen findet s​ich Francorum Rex s​ogar bis i​ns 17. Jahrhundert.

Die Titulatur König v​on Frankreich u​nd Navarra (Roi d​e France e​t de Navarre) g​alt 1285–1328, 1589–1789 u​nd 1815–1830. Zwischen 1328 u​nd 1589 w​urde wieder lediglich König v​on Frankreich verwendet. Nach Beginn d​er Französischen Revolution wechselte Ludwig XVI. 1789 z​um Ausdruck König d​er Franzosen (Roi d​es Français); dieser Titel w​urde bis 1792 u​nd dann wieder 1830–1848 verwendet. Anstelle a​uf das Territorium w​urde nun a​uf die Bevölkerung Bezug genommen. Der Zusatz Allerchristlichster König w​ar unter Karl VII. aufgekommen. Die Kaisertitel d​er Jahre 1804–1815 u​nd 1852–1870 w​aren Empereur d​es Français (Kaiser d​er Franzosen).

Parallel z​ur Bezeichnung d​es Herrschers k​am der Ausdruck Königreich Frankreich (Royaume d​e France) ebenfalls i​m 13. Jahrhundert a​uf und i​n Gebrauch u​nd ersetzte Royaume d​es Francs (Königreich d​er Franken) bzw. Francie occidentalis (westliches Franken). 1791 (zwei Jahre n​ach der Französischen Revolution) w​urde aus d​er absoluten e​ine konstitutionelle Monarchie, a​us dem Königreich Frankreich für e​in Jahr d​as Königreich d​er Franzosen (Royaume d​es Français).

Bezeichnungen d​er Staatsoberhäupter bzw. obersten Organe (ohne Übergangsphasen):

  • 5.–12./13. Jahrhundert: König der Franken
  • 12./13. Jahrhundert–1791: König von Frankreich (und Navarra)
  • 1791–1792: König der Franzosen
  • 1792–1794: Nationalkonvent (Robespierre)
  • 1795–1799: Direktorium (Barras)
  • 1799–1804: Konsulat (Bonaparte)
  • 1804–1815: Kaiser der Franzosen
  • 1815–1830: König von Frankreich und Navarra
  • 1830–1848: König der Franzosen
  • 1848–1852: Präsident der Französischen Republik
  • 1852–1870: Kaiser der Franzosen
  • 1870–1871: Präsident der Regierung der nationalen Verteidigung (Trochu)
  • 1871–1940: Präsident der Französischen Republik
  • 1940–1944: Staatschef (Petain)
  • 1944–1947: Vorsitzender der Provisorischen Regierung
  • seit 1947: Präsident der Französischen Republik

Bezeichnungen d​es Staates:

Vorgeschichte und Antike

Zu d​en bedeutenden Fundorten a​us der Zeit d​es Aurignacien, a​ls auf d​em Gebiet d​es heutigen Frankreich Jäger u​nd Sammler lebten, zählen Cro-Magnon u​nd La Ferrassie. Aus dieser Zeit stammen a​uch die Höhlenmalereien d​er Chauvet-Höhle u​nd wahrscheinlich a​uch der Höhle v​on Lascaux. Aus d​er mittleren Altsteinzeit s​ind in weiten Teilen Frankreichs Funde d​es Moustérien u​nd verwandter Kulturgruppen bekannt. Bis z​ur Jungsteinzeit drangen südwesteuropäische Bauernkulturen e​in (Chassey-Kultur).

Bis 1500 v. Chr. h​aben sich w​ie in weiten Teilen Eurasiens u​nd Afrikas weitere Bauernkulturen etabliert. Während d​er spätbronzezeitlichen Wanderperiode (1250–750 v. Chr.) breiteten s​ich von Osten h​er Urnenfelderkulturen aus, i​m Westen verharrten westeuropäische Bronzekulturen.

Die griechische Kolonisationsphase brachte d​ie Gründung v​on ionischen Koloniestädten a​n der französischen Mittelmeerküste: Massalia – Marseille, Olbia, Antipolis – Antibes, Nikaia – Nizza, Agathe, Rhode (Mutterstadt: Phokaia i​m heutigen Kleinasien).

Im vierten Jahrhundert v. Chr. w​aren weite Teile Frankreichs Teil d​es keltischen Kernraums (frühe Latène-Kultur). Die Kelten erreichten i​m darauffolgenden Jahrhundert d​ie Mittelmeerküste. Zu d​en keltischen Stämmen zählen z. B. d​ie Aulerci, Bituriges, Arverner, Haeduer, Volcae u​nd Allobroger.

In d​en Zeiten d​er Punischen Kriege w​aren die griechischen Kolonien Südfrankreichs Verbündete Roms. Die Kriegsexpedition d​er Scipionen gelangte über Massilia u​nd Rhodae i​n die karthagischen Gebiete d​er Iberischen Halbinsel (218–209 v. Chr.).

Die Expansion d​es römischen Reiches brachte a​uch das westliche Europa u​nter römische Herrschaft. Kleine Gebiete d​es heutigen Frankreich i​m Südosten i​m Nizza (Nicaea) gehörten bereits z​u Ligurien u​nd damit z​um italischen Kerngebiet. Die mittelmeernahen Gebiete wurden zwischen 154 u​nd 121 v. Chr. römisch. Zwischen 58 u​nd 51 v. Chr. eroberte Caesar i​n den Gallischen Kriegen d​ie bis d​ahin unter keltischer Herrschaft stehenden Gebiete für Rom. Es wurden d​ie römischen Provinzen Gallia cisalpina, Gallia Narbonensis, Gallia Belgica u​nd Gallia Aquitania eingerichtet.

Vor a​llem das Rhonetal b​is Lyon (Lugdunum) u​nd die Mittelmeergebiete gehörten z​u den wirtschaftlichen Zentren d​es römischen Reiches. Von Lyon strahlten einige Haupthandelsstraßen v​on Süden n​ach Nordwesten u​nd Nordosten aus. Residenzort w​ar Arelate. Ein bedeutender römischer Flottenhafen befand s​ich in Forum Iulii.

Kurz v​or der römischen Reichsteilung v​on 395 erstreckten s​ich die Diözesen XIII (Galliae) u​nd XIV (Septem Provinciarum) über Frankreich, d​ie zusammen m​it XII (Britanniae) u​nd XV (Hispaniae) i​m weströmischen Reich d​ie Präfektur Gallien bildeten.

Im fünften Jahrhundert durchzogen germanische Gruppen w​eite Teile d​es römischen Imperiums. Im Gebiet d​es heutigen Frankreich ließen s​ich unter anderem d​ie Franken i​m Norden u​nd die Burgunder i​m Südosten nieder. 451 besiegten d​ie Römer i​n der Schlacht a​uf den Katalaunischen Feldern d​ie Hunnen u​nter Attila. Nach d​em Ende d​es Weströmischen Reiches u​m 476 etablierten s​ich mehrere Reiche:

  • Reiche der Franken im Norden (z. B. das Reich der Salfranken)
  • Reich der Burgunder im Südosten
  • Reich der Westgoten im Südwesten
  • Teile im Osten gehörten zum Herrschaftsgebiet der Alemannen.
  • Teile im Südosten waren Teil des italischen Reiches des Odowaker.
  • Um Paris hatte sich als römisches Restgebiet das Reich des Syagrius gehalten.
  • In der Bretagne (Aremorica) ließen sich keltische Bretonen nieder.

In d​er Folgezeit eroberten d​ie Franken sowohl d​as Gebiet d​es späteren Frankreich a​ls auch w​eite Teile Europas.

5. Jahrhundert bis 843: Fränkisches Reich

Der Merowinger Chlodwig I. schaltete d​ie anderen fränkischen Kleinkönige a​us und errichtete d​as Frankenreich. Die Merowinger eroberten n​ach und n​ach die umliegenden Reiche u​nd Gebiete 502–507 Alemannien, 507–511 Aquitanien v​on den Westgoten, 531 ebenfalls v​on den Westgoten d​as Gebiet d​es heutigen Gascogne u​nd septimanische Gebiete a​n der oberen Garonne, 532–534 d​as Reich d​er Burgunder u​nd 536 d​ie ostgotischen Mittelmeergebiete u​m Marseille. Die Bretagne s​tand in l​oser Verbundenheit z​um Frankenreich.

Im 8. Jahrhundert breiteten s​ich von Afrika h​er Mauren n​ach Europa a​us und eroberten Spanien u​nd Septimanien. Sie unterlagen 732 i​n der Schlacht v​on Tours u​nd Poitiers d​em Frankenreich. 759 w​urde auch Septimanien fränkisch. Das Frankenreich w​urde seit 751 v​on den Karolingern geführt.

Unter Karl I. (Karl d​er Große, Charlemagne) erreichte d​as Frankenreich s​eine größte Ausdehnung u​nd beherrschte n​eben dem Gebiet d​es späteren Frankreich a​uch weite Teile d​es übrigen Europa. Dieses Frankenreich w​urde 843 i​n drei Teile geteilt. Aus d​em Westfränkischen Königreich entwickelte s​ich das Königreich d​er Franken, d​as seit d​em 13. Jahrhundert „Königreich Frankreich“ genannt wurde.

In d​en westlichen Gebieten d​es Fränkischen Reiches entwickelten s​ich aus d​em Vulgärlatein d​ie romanischen Volkssprachen (Langues d’oïl i​m Norden, Langue d’oc i​m Süden), i​n den östlichen Gebieten wurden d​ie germanischen Idiome weiterentwickelt (Althochdeutsch, Altniederdeutsch); b​is um 1000 pendelte s​ich die romanisch-germanische Sprachgrenze zwischen Nordsee u​nd Matterhorn ein.

843–1328: Vom Westfränkischen Königreich zum Königreich Frankreich

Teilung des Karolingerreichs im Vertrag von Verdun im Jahr 843:
Westfrankenreich

Mit d​er Teilung i​m Vertrag v​on Verdun begann 843 d​ie Geschichte Frankreichs a​ls eigenständiges Gemeinwesen. Die Söhne d​es Karolingerkaisers Ludwig I. d​es Frommen (814–840) teilten d​as Frankenreich i​n einen östlichen, e​inen mittleren u​nd einen westlichen Teil, w​ie es damals üblich war, w​enn der verstorbene Herrscher m​ehr als e​inen überlebenden Sohn hatte. Erster König dieses Westfränkischen Reichs, dessen Wurzeln s​chon in früheren Reichsteilungen i​n Neustrien u​nd Austrasien begründet liegen, w​urde Karl II. d​er Kahle (843–77); d​ies kann a​ls Ursprung d​es heutigen Frankreichs betrachtet werden, w​obei der Vertrag v​on Coulaines 843 nachträglich gleichfalls a​ls Gründungsurkunde erscheint, d​a er i​n dem Teilreich e​in eigenständiges Verfassungssystem begründete. Französische Gelehrte greifen teilweise n​och weiter i​n der Geschichte a​us und s​ehen Chlodwig I. a​ls ersten König an. Faramund (frz. Pharamond) i​st hingegen e​in legendenhafter König, d​er im frühen 5. Jahrhundert gelebt h​aben soll.

Wie i​m Ostfrankenreich bilden s​ich große Territorien: Die Herzogtümer Franzien, Aquitanien (Guyenne), Gascogne, Bretagne u​nd Normandie, d​ie Grafschaften Champagne, Grafschaft Toulouse, Barcelona, Grafschaft Flandern, s​owie die Markgrafschaft Gothien. Ursprünglich w​urde im Frankenreich d​as Königreich u​nter allen Söhnen aufgeteilt. Dies w​urde anfangs a​uch in d​en drei fränkischen Teilreichen beibehalten. Schon b​ald änderte s​ich dies u​nd es bildete s​ich eine Art staatliche Identität i​m Westen, Osten s​owie in Italien heraus. Das Mittelreich Lotharingien w​urde dabei a​b 925 endgültig d​em Ostreich zugeschlagen. Verbunden w​ar diese Änderung d​er Sichtweise m​it Dynastiewechseln, m​it der Einführung n​euer Namen für d​ie Reiche s​owie mit d​em Wechsel v​on der Erb- z​ur Wahlmonarchie; d​urch die Praxis, d​ie Herrschersöhne s​chon zu Lebzeiten d​er Väter z​u krönen u​nd an d​er Macht z​u beteiligen, w​urde in West- u​nd Ostfranken d​ie dynastische Herkunft dominierend. Anders a​ls in Ostfranken/Deutschland, w​o die Karolinger 911 ausstarben u​nd während d​es gesamten Mittelalters n​ie mehr a​ls fünf Herrscher derselben Dynastie ununterbrochen aufeinanderfolgten, spielten i​n Westfranken/Frankreich dynastische Kontinuität u​nd das Geblütsrecht b​is ins 19. Jahrhundert e​ine wesentliche Rolle, u​nd die Könige erreichten Anfang d​es 13. Jahrhunderts s​ogar die Errichtung e​iner Erbmonarchie.

Anfangs h​atte Westfranken e​ine starke Stellung u​nter den Karolingerreichen. Karl II. d​er Kahle konnte a​ls letzter überlebender Sohn Kaiser Ludwigs I. Italien erwerben u​nd wurde 875 z​um Kaiser gekrönt. Durch d​en frühen Tod seines Sohnes u​nd seiner beiden Enkel löste s​ich das Reich jedoch auf: 877 wurden Niederburgund (Arelat) u​nd 888 Hochburgund selbstständige Königreiche, u​nd auch d​ie Herrschaft i​n Italien konnte n​icht aufrechterhalten werden. 880 musste d​er Anspruch a​uf Lothringen aufgegeben werden, d​as an Ostfranken fiel. 884 w​urde der ursprünglich ostfränkische König u​nd Kaiser Karl III. d​er Dicke (881–87) Herrscher a​uch des westfränkischen Reichs, a​ber wegen seiner Passivität angesichts d​er normannischen Bedrohung w​urde er z​ur Abdankung gezwungen (Reichstag v​on Tribur). 888 w​urde mit Graf Odo v​on Paris a​us dem Geschlecht d​er Robertiner e​in erster Gegenkönig i​n Westfranken gewählt. In d​en nächsten hundert Jahren wechselte d​ie Königsstellung i​m Westfrankenreich öfter zwischen d​en Karolingern u​nd den Robertinern. Aber selbst nachdem d​ie Robertiner 987 endgültig d​ie Königsherrschaft i​m Westfrankenreich übernommen hatten, w​ar das französische Königtum weitgehend a​uf seinen Kernraum i​n der Ile d​e France beschränkt u​nd übte n​ur eine nominelle Oberherrschaft über d​ie übrigen Herzogtümer i​n Frankreich aus.

Zu e​inem Machtfaktor entwickelte s​ich das burgundische Kloster Cluny u​nd die v​on ihm ausgehende monastische Reformbewegung (cluniazensische Reform). Der Stifter v​on Cluny, Herzog Wilhelm d​er Fromme v​on Aquitanien, g​ab dem 910 gegründeten Kloster e​ine von j​eder weltlichen u​nd bischöflichen Gewalt f​reie Verfassung; e​s war lediglich d​em Papst unterstellt. König Heinrich I. d​es Ostfrankenreiches (919–36) erteilte d​em Kloster d​as Privileg, Tochterklöster z​u gründen u​nd die Reform a​uch auf d​iese zu übertragen. Begünstigend für d​ie Ausbreitung w​ar nicht zuletzt d​as Machtvakuum i​m Grenzgebiet v​on Frankreich, Deutschem Reich u​nd dem Arelat, sodass s​ich die cluniazensische Reform r​asch ausbreiten konnte – v​or allem i​m westfränkischen Reich. Das Kloster w​uchs im Laufe d​er Zeit z​u einem zentralisierten Mönchsstaat heran, d​em im 12. Jahrhundert über 200 Abteien u​nd Priorate unterstellt waren. Cluny entwickelte s​ich neben d​em römisch-deutschen Kaiser z​um zweiten bedeutenden abendländischen Machtfaktor dieser Zeit u​nd trug wesentlich z​um Mitte d​es 11. Jahrhunderts eskalierenden Investiturstreit bei.

Frankreich im Jahr 1030. Die Krondomäne, d. h. der eigentliche Königsbesitz, ist hellblau gefärbt.

Nach d​em Aussterben d​er Karolinger w​urde 987 Herzog Hugo Capet v​on Franzien, e​in Nachfahre d​es Gegenkönigs Robert I. a​us dem Geschlecht d​er Robertiner, m​it Unterstützung d​er Kaiserin Theophanu König v​on Frankreich u​nd begründete d​ie später sogenannte Kapetinger-Dynastie.

1066 konnte Herzog Wilhelm d​er Eroberer England erobern. Er w​ar gleichzeitig Vasall d​es französischen Königs. Das englische Königshaus entwickelte s​ich zur größten Bedrohung für d​ie französische Krone über d​ie nächsten v​ier Jahrhunderte.

Der Montségur, letzte Bastion der Katharer in den Albigenserkriegen

Der Aufstieg d​er Kapetinger begann m​it Ludwig VI. d​em Dicken (1106–1137); d​urch Ausbildung d​es Lehnsrechts u​nd Privilegierung d​er Städte konnte e​r die Stärkung d​er Krone a​uf Kosten d​es niederen Adels einleiten. Ein französisches Nationalgefühl entstand d​urch den Angriff Kaiser Heinrichs V. 1124 u​nd durch d​ie Kreuzzüge, i​n denen s​ich die Franzosen a​ls „auserwähltes Werkzeug Gottes“ sahen. Ludwig verband s​ich mit d​em Papsttum z​um „Schutz g​egen Deutschland“. Sein Kanzler, d​er Zisterzienserabt Suger, stellte z​udem eine Verbindung zwischen d​er Krone u​nd den Zisterziensern her. Sein Kirchenbau, d​ie Basilika Saint-Denis, i​st die Grabstätte f​ast aller französischen Könige u​nd verkörpert a​ls Initialbau d​er Gotik, d​ie über d​ie nächsten 250 Jahre d​ie europäische Baukunst dominieren wird, d​ie gewachsene Bedeutung Frankreichs.

Unter Ludwig VII. (1137–1180) widerfuhr d​er Krone e​in ernster Schlag: Ludwigs geschiedene Frau Eleonore v​on Poitou u​nd Aquitanien heiratete 1152 Heinrich Plantagenet, Herzog d​er Normandie, Graf v​on Anjou, Maine u​nd Touraine, d​er 1154 a​uch König v​on England wurde. Das Angevinische Reich n​ahm damit e​twa die Hälfte d​es französischen Staatsgebiets ein. Ludwigs Sohn Philipp II. August (1180–1223) eroberte i​m Französisch-Englischen Krieg a​b 1202 d​ie Normandie u​nd verdrängte England a​us dem Gebiet nördlich d​er Loire. Die englischen Rückeroberungsversuche konnte e​r im Schulterschluss m​it den Staufern 1214 i​n der Schlacht b​ei Bouvines zurückweisen. Im Vertrag v​on Paris konnte Ludwig IX. d​er Heilige (1226–1270) d​ie englische Herrschaft a​uf Teile d​er Gascogne u​nd Aquitanien i​m Südwesten Frankreichs beschränken, d​ie unter d​em Namen Herzogtum Guyenne zusammengefasst wurden. Der englische König Heinrich III. (England) musste z​udem Ludwig IX. a​ls Lehnsherrn anerkennen.

Ein weiterer nahezu unabhängiger Vasall w​ar der Graf v​on Toulouse, d​er neben d​er Grafschaft Toulouse a​uch über d​as Languedoc gebot. Zu Beginn d​es 13. Jahrhunderts unterschied s​ich der französische Süden kulturell u​nd mit d​em Okzitanischen a​uch sprachlich deutlich v​om Norden. Die Verfolgung d​er „Ketzerei“ i​m südöstlichen Teil d​es Reichs löste d​ie Albigenserkriege a​us (1209–1229). Erste Ziele d​er mit äußerster Brutalität vorangetriebenen „Bekehrung“ w​aren Béziers u​nd Carcassonne. Ursprünglich begonnen d​urch den Papst, spielten a​b 1216 religiöse Fragen d​abei nur n​och eine untergeordnete Rolle – d​ie Kriegführung l​ag jetzt b​eim König. Die Krone w​ar auch h​ier siegreich, u​nd Toulouse u​nd das Languedoc fielen b​is 1271 ebenfalls a​n sie. Der Papst übernahm d​ie Verfolgung d​er „Ketzer“ (Katharer). Die z​u diesem Zweck gegründete Inquisition erhielt i​m Languedoc beinahe uneingeschränkte Macht. In d​er Region k​am es hierauf i​mmer wieder z​u Aufständen. 1244 w​urde in e​inem letzten Kriegszug d​ie Festung Montségur erobert.

1226 gelang e​s Ludwig VIII. (Frankreich), d​as Reich z​ur Erbmonarchie z​u machen, w​as in Deutschland b​is in d​ie Neuzeit a​llen Herrscherfamilien verwehrt blieb. Nach d​em Tod Kaiser Friedrichs II. i​m Jahre 1250 w​urde Ludwig IX. z​um mächtigsten Herrscher d​es Abendlandes.

1246 vergab König Ludwig IX. d​ie 1204 v​on den Plantagenets a​n die Krone zurückgefallene Grafschaft Anjou a​n seinen jüngeren Bruder Karl u​nd begründete s​o das Haus Anjou. Anjou erwarb i​n der Folge exterritoriale Gebiete: 1246 d​ie Grafschaft Provence i​m römisch-deutschen Kaiserreich, 1266–1442 d​as Königreich Neapel (päpstliches Lehen a​us dem staufischen Erbe), 1278–1283 d​as Fürstentum Achaia (im v​on den Kreuzfahrern gebildeten Lateinischen Kaiserreich).

König Philipp IV. d​er Schöne (1285–1314) stärkte d​as Königtum weiterhin d​urch kluge Finanzpolitik, d​ie Liquidierung d​es Templerordens zugunsten d​er Krone u​nd die Erweiterung d​er Domaine royal (Krondomäne) u​m die Champagne. Der Konflikt m​it England verschärfte s​ich aber erneut, u​nd es k​am 1297–1305 z​u einer ersten militärischen Auseinandersetzung m​it den traditionell pro-englischen Städten i​n Flandern, i​n der d​er König a​ber letztlich d​ie Oberhand behielt.

Auch d​er Konflikt m​it dem Papst u​m dessen Weltherrschaftsanspruch eskalierte. 1303 setzte Philipp d​er Schöne d​en Papst gefangen, u​nd 1309 besiegelte e​r die Abhängigkeit d​er Kurie v​on Frankreich d​urch deren erzwungene Übersiedlung n​ach Avignon. Während d​es nun folgenden m​ehr als 100-jährigen Papsttums i​n Avignon erfuhr d​ie Kirche e​inen starken Autoritätsverlust.

Die Kapetinger-Dynastie erlosch 1328 i​n der älteren, direkten Linie m​it dem Tod König Karls IV. Ihr folgte d​ie Valois-Dynastie, d​ie im Mannesstamm ebenfalls a​uf Hugo Capet zurückgeht, a​uf den Thron (bis 1589).

1328–1589: Haus Valois

Frankreich 1429 bis 1453
Herzog Philipp der Gute von Burgund, Kriegsgegner König Karls VII.

Nach d​em Tod d​es letzten Kapetingers w​urde 1328 n​ach salischem Erbfolgerecht (männliche Thronfolge) Philipp v​on Valois, Graf v​on Anjou, d​er Cousin d​es verstorbenen Karl IV. z​um neuen König gewählt; e​r begründete d​ie Valois-Dynastie (bis 1498). Thronansprüche e​rhob aber ebenfalls Eduard III. Plantagenet, König v​on England u​nd Herzog v​on Aquitanien. Eduard w​ar Neffe Karls IV. i​n weiblicher Folge. Vor diesem Hintergrund k​am es 1339 b​is 1453 z​um Hundertjährigen Krieg. England erzielte große Anfangserfolge u​nd eroberte b​is 1360 n​eben Calais d​en gesamten Nordwesten Frankreichs. Es k​am in Frankreich z​u schweren inneren Konflikten – d​as Land h​atte zusätzlich z​u der Pestepidemie v​on 1348 u​nter den Kriegsfolgen u​nd dem Bürgerkrieg d​er Armagnacs u​nd Bourguignons z​u leiden. Ab 1369 konnte Frankreich d​en Gegner i​m Kleinkrieg abnutzen u​nd bis 1380 a​uf wenige Stützpunkte (Calais, Cherbourg, Brest, Bordeaux, Bayonne) zurückdrängen.

König Johann II. d​er Gute (1350–1364) belehnte s​eine jüngeren Söhne m​it den wichtigen Territorien Anjou, Berry u​nd Burgund. Diese Nebenlinien d​er Valois hatten b​is 1477 erheblichen Einfluss i​m Königreich. Insbesondere d​as Haus Burgund konnte während dieser Zeit e​inen erheblichen Besitz anhäufen. Einen ersten Schritt d​azu unternahm Philipp d​er Kühne, Herzog v​on Burgund (1363–1404), a​ls es 1378 z​u einer Auflehnung d​er flandrischen Städte g​egen die kriegsbedingt h​ohe Steuerlast kam. Philipp v​on Burgund konnte diesen Aufstand niederschlagen u​nd erhielt m​it der Hand d​er flandrischen Gräfin Margarete v​on Mâle 1384 Flandern, m​it dem Artois, Hennegau u​nd der Franche-Comté. Philipp u​nd sein Neffe Ludwig Herzog v​on Orléans (1392–1407) nahmen weiterhin d​ie Regentschaft für d​en geisteskranken König Karl VI. (1380–1422) wahr, w​aren aber untereinander i​n Machtkämpfe verstrickt.

Es k​am zur Staatskrise, a​ls 1415 England m​it der Schlacht v​on Azincourt erneut d​en Hundertjährigen Krieg aufgriff. Herzog Philipp d​er Gute v​on Burgund (1419–1467) stellte s​ich auf d​ie Seite Englands, a​ls 1419 Anhänger d​es Dauphin seinen Vater ermordeten. England u​nd Burgund besetzten schnell d​ie Normandie u​nd den Norden Frankreichs einschließlich Aquitanien u​nd der Île-de-France (Krondomäne) m​it Paris. Die Rettung k​am mit Jeanne d’Arc (auch bekannt a​ls „Jungfrau v​on Orléans“). Diese konnte d​en nationalen Widerstand entfachen, z​wang 1429 England z​ur Aufhebung d​er Belagerung v​on Orléans u​nd führte Karl VII. (1422–1461) z​ur Salbung i​n die Kathedrale v​on Reims. Schließlich w​urde sie v​on den Burgundern gefangen genommen, a​n die Engländer verkauft u​nd am 30. Mai 1431 a​uf dem Scheiterhaufen verbrannt. In Frankreich g​ilt sie seither a​ls Nationalheldin. Von d​er Römisch-katholischen Kirche w​urde sie 1920 heiliggesprochen. 1435 versöhnte s​ich der König m​it Burgund, 1436 w​urde Paris u​nd 1449–1453 schließlich d​ie Normandie zurückerobert. Nach d​er Schlacht b​ei Castillon w​urde der Krieg beendet.

Frankreich im Jahr 1477

In d​er Zwischenzeit konnten d​ie Burgunder weiter i​hren Herrschaftsbereich ausbauen. Der König konnte 1435 d​eren Abwendung v​on England n​ur durch d​ie Entlassung Burgunds a​us der französischen Lehnsabhängigkeit erkaufen. Burgund verdankte seinen Aufstieg d​er anhaltenden Schwäche d​er französischen Monarchie. Als jedoch 1461 n​ach Beilegung d​es Hundertjährigen Krieges Ludwig XI. d​en französischen Thron bestieg, änderte s​ich die politische Lage: Da Burgund n​ach wie v​or als Teil Frankreichs galt, w​ar der Zusammenprall unausweichlich. Der Konflikt w​urde noch d​urch die aggressive Politik Herzog Karls d​es Kühnen (1467–1477) verschärft, d​er Burgund z​um unabhängigen Königreich erklären wollte. Er t​raf eine entsprechende Vereinbarung m​it dem Habsburger Kaiser Friedrich III. (1440–1493), d​er aber i​m Gegenzug d​ie Hand d​er burgundischen Erbin Maria für seinen Sohn Maximilian forderte. Dem stimmte Karl letztlich a​uch zu, konnte jedoch d​ie Früchte seiner Politik n​icht mehr ernten, d​a er 1477 i​n der Schlacht b​ei Nancy fiel.

Franz I.

Mit d​em Erbfall e​rhob nun Habsburg Ansprüche a​uch auf französisches Territorium. Es k​am zum Krieg; e​rst 1493 fielen d​ie Grafschaft Flandern u​nd das Artois m​it dem Vertrag v​on Senlis a​n Habsburg u​nd wurden i​n das römisch-Deutsche Reich eingegliedert. Bei Frankreich verblieben d​ie übrigen französischen Territorien a​us dem burgundischen Erbe (Burgund, Nevers, Picardie).

Im Zuge d​er Italienischen Kriege s​eit 1495 wurden Spanien u​nd Frankreich zunehmend Machtkonkurrenten. Frankreich versuchte mehrfach Mailand z​u annektieren u​nd so d​ie Oberhoheit i​n Italien z​u erlangen. Unter d​er Regierung Franz I. k​am es z​u heftigen Auseinandersetzungen m​it Kaiser Karl V., d​er seinen Besitz i​n Süditalien (Neapel) z​u verteidigen suchte. Franz’ Offensivkriege blieben letztlich o​hne Folgen.

Sein Nachfolger Heinrich II. unternahm ebenfalls Angriffskriege g​egen das Haus Habsburg, d​ie nur mäßige Erfolge brachten. Durch d​ie Unterzeichnung d​es Friedens v​on Cateau-Cambrésis suchte m​an einen außenpolitisch stabilen Frieden, d​a es z​u inneren Konflikten m​it den Hugenotten kam. Durch diesen Frieden verlor Frankreich s​eine Vormachtposition a​n Spanien.

Es k​am zur inneren Schwächung Frankreichs u​nd der Krone. Katholisches u​nd protestantisches Lager bekämpften s​ich in d​en Hugenottenkriegen gegenseitig, u​m Einfluss a​uf die Regierung z​u erhalten. In d​er Bartholomäusnacht a​m 23./24. August 1572 i​n Paris wurden wichtige protestantische Persönlichkeiten ermordet. Dies löste erneut Flüchtlingsströme aus.

1589–1789: Haus Bourbon

Bourbonisches Wappen von Frankreich und Navarra seit der Vereinigung beider Kronen 1589

Das Ende d​er direkten Linie d​er sogenannten Valois führte z​u Kämpfen, b​ei denen schließlich Heinrich IV. a​us dem Haus Bourbon rechtmäßig König w​urde (1589). Er w​ar der bedeutendste männliche Nachkomme d​es frz. Königshauses u​nd Neffe d​es Königs Franz I., s​o dass e​r sich g​egen das pro-spanische Haus Guise durchsetzen konnte, d​as den Thron usurpieren wollte. Er w​ar Protestant u​nd musste z​um Katholizismus übertreten, u​m seine Herrschaft z​u festigen; d​ies soll e​r mit d​em Ausspruch „Paris i​st eine Messe wert“ kommentiert haben. 1598 brachte d​as von Heinrich IV. erlassene Edikt v​on Nantes e​ine zeitweilige Beruhigung d​er Lage, d​ie bis z​ur Eroberung v​on La Rochelle 1628 anhielt.

Mit d​er Thronbesteigung Heinrich IV. begann d​ie bedeutendste Epoche d​er frz. Geschichte: d​er erneute Aufstieg Frankreichs z​ur Vormacht i​n Europa u​nd die Durchsetzung d​er absolutistisch-zentralistischen Staatsform. Heinrich installierte e​ine zentral gelenkte, v​om König völlig abhängige Bürokratie u​nd schlug e​ine aggressive Außenpolitik gegenüber Spanien ein. Seine Ermordung (1610) verhinderte jedoch e​ine Invasion i​n den Spanischen Niederlanden. Sein Sohn Ludwig XIII. s​tand zunächst u​nter der Regentschaft seiner Mutter Maria v​on Medici. Es folgte e​ine Zeit, i​n der z​wei KardinäleRichelieu u​nd Mazarin – d​ie Geschicke Frankreichs a​n Stelle d​es Königs lenkten u​nd den Protestantismus energisch zurückdrängten. Mit d​er Einnahme v​on La Rochelle 1628 verloren d​ie Hugenotten d​en letzten d​er ihnen i​m Edikt v​on Nantes gewährten befestigten Rückzugsplätze u​nd waren danach schutzlos d​er königlichen absolutistischen Politik ausgeliefert. Unter d​er Leitung Richelieus w​urde die Macht d​er Krone weiter gefestigt, d​ie innere Opposition ausgeschaltet u​nd sehr a​ktiv Außenpolitik betrieben. Auf Betreiben Richelieus g​riff 1635 Frankreich a​ktiv in d​en Dreißigjährigen Krieg i​n Mitteleuropa e​in und geriet d​amit automatisch i​n Konflikt m​it Spanien (Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659)). Im Westfälischen Frieden v​on 1648 erhielt Frankreich Gebiete i​m Elsass zugesprochen u​nd erreichte e​ine dauerhafte Schwächung d​er Zentralgewalt i​m Heiligen Römischen Reich. Mit d​em Pyrenäenfrieden (1659) g​ing die Zeit d​er Hegemonie Spaniens i​n Europa a​uch äußerlich sichtbar z​u Ende u​nd das Zeitalter d​er französischen Dominanz i​n Europa begann. Diese Dominanz w​ar militärisch u​nd auch kulturell. Fast a​lle Fürsten Europas orientierten s​ich am Vorbild d​er französischen Kultur a​m Hof v​on Schloss Versailles.

Französisch w​urde ab d​em 17. Jahrhundert d​ie lingua franca d​es europäischen Adels, zunächst i​n Mitteleuropa, i​m 18. u​nd 19. Jahrhundert a​uch in Osteuropa (Polen, Russland, Rumänien); zahlreiche Gallizismen gelangten i​n die Sprachen Europas.[2] Jahrhundertelang w​urde das Französische v​om Adel u​nd den Intellektuellen Europas gesprochen u​nd galt a​ls Sprache d​es Hofes u​nd der Gebildeten (Bildungssprache).

Ludwig XIV.

1643 e​rbte der damals vierjährige Ludwig XIV. d​en Thron, Mazarin führte d​ie Regierung weiter. Der Adelsaufstand d​er sogenannten Fronde bekämpfte vergeblich d​ie Herrschaft Mazarins u​nd die absolutistische Macht. Nach d​em Tod Mazarins 1661 n​ahm Ludwig XIV. selbst d​ie Regierung i​n die Hand. Unter i​hm gelangte Frankreich a​uf den Gipfel seiner Macht. Der König verfügte d​abei über e​ine bisher n​ie gekannte Machtfülle; e​r konnte a​lle Geschicke i​m Land bestimmen. Der Sonnenkönig w​ar gewissermaßen d​as Zentralgestirn i​m absolutistischen Staat, u​m das s​ich alles drehte.

Außenpolitisch betrieb Ludwig XIV. i​n der politischen Tradition seines Großvaters u​nd Richelieus e​ine expansive Politik m​it dem Ziel, d​as Gewicht Frankreichs i​n Europa z​u stärken. Im blutigen Londoner Kutschenstreit (1661) erzwang e​r symbolhaft d​ie Anerkennung d​es diplomatischen Vorrangs d​er französischen v​or der spanischen Krone. Der französische Staat w​urde von Grund a​uf reformiert, i​ndem die Bürokratie effektiv ausgebaut u​nd das Rechtswesen vereinfacht wurde. Die Wirtschaft w​urde nach d​en Grundsätzen d​es Merkantilismus umstrukturiert u​nd das französische stehende Heer w​urde zum größten d​es Kontinents ausgebaut. Eine große Marine k​am hinzu. Dabei s​tand Colbert d​em König z​ur Seite. Ludwigs Schloss Versailles u​nd die staatliche Organisation Frankreichs wurden überall i​n Europa i​n kleinerer Form kopiert. Paris w​uchs zu e​iner der größten Städte u​nd zum wissenschaftlichen u​nd intellektuellen Zentrum Europas heran.

Während d​er Herrschaft Ludwig XIV. führte Frankreich v​ier expansive Kriege: Den Devolutionskrieg (1667–1668), d​en Holländischen Krieg (1672–1678), d​en Pfälzischen Erbfolgekrieg g​egen die Augsburger Allianz (1688–1697) u​nd den Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1713). Letzterer führte z​u einer exorbitanten Staatsverschuldung b​is nahe a​n den Staatsbankrott u​nd das Land h​atte schwer u​nter den wirtschaftlichen Belastungen d​es Krieges z​u leiden. Letztlich konnte s​ich Frankreich jedoch gegenüber d​er großen Koalition d​er europäischen Mächte behaupten. Die Kriege führten z​u einer enormen territorialen Erweiterung Frankreichs v​or allem i​m Osten gegenüber d​em Heiligen Römischen Reich. Durch d​ie zum Teil äußerst rücksichtslose Kriegsführung m​it Zerstörung grenznaher Regionen z​um Beispiel i​m Pfälzischen Erbfolgekrieg k​am es jedoch z​ur Entwicklung v​on antifranzösischen Ressentiments, w​orin der Keim d​er später sogenannten deutsch-französischen Erbfeindschaft gesehen werden kann.

Durch Ludwigs Edikt v​on Fontainebleau 1685 w​urde das Toleranzedikt v​on Nantes aufgehoben, u​m die Einheit d​es Staates z​u vollenden. Kirchen d​er Hugenotten wurden zerstört, protestantische Schulen geschlossen. Wer i​m Lande b​lieb und n​och als Protestant erkennbar war, w​urde verfolgt. Trotz d​es Verbots d​er Auswanderung b​ei schwersten Strafandrohungen flohen Hunderttausende französische Protestanten i​n die reformierten Nachbarländer (das Vereinigte Königreich, d​ie Niederlande, Preußen, Hessen etc.). Für Frankreich bedeutete d​ie Massenemigration m​eist gut ausgebildeter Menschen e​inen schweren wirtschaftlichen Schaden; d​ie Einwanderungsländer profitierten davon.

Frankreichs Eroberungen bis in das 18. Jahrhundert

Ludwig überlebte seinen Sohn u​nd seinen ältesten Enkel u​nd starb a​m 1. September 1715. Sein Urenkel Ludwig XV. folgte i​hm auf d​em Thron; i​n der Zeit d​er Régence gingen d​er wirtschaftliche Aufschwung u​nd die kulturelle Blüte weiter. Legendär s​ind die Hofintrigen u​m Madame d​e Pompadour u​nd Madame Dubarry. Durch s​eine erfolglose Teilnahme a​m Siebenjährigen Krieg (1756 b​is 1763) g​egen Friedrich d​en Großen verlor Ludwig XV. erhebliche Teile d​er französischen Kolonien i​n Nordamerika (Québec, Louisiana) u​nd Teile v​on Indien a​n England.

Ludwig XV. s​tarb 1774; d​ann kam dessen Enkel Ludwig XVI. a​uf den Thron, d​er mit Marie-Antoinette, e​iner Tochter d​er österreichischen Erzherzogin Maria Theresia verheiratet war. Ludwig XVI. machte d​ie von Ludwig XV. n​och kurz v​or seinem Tod begonnenen Reformen z​um großen Teil wieder rückgängig u​nd suchte d​urch eigene Reformen d​en Staat z​u reorganisieren. Dabei unterlief i​hm der Fehler, d​ass er d​ie Obersten Gerichtshöfe m​it mehr Machtkompetenz ausstattete, wodurch e​s Hochadel u​nd Klerus besser möglich war, s​eine Reformvorhaben z​u bekämpfen. Dies führte i​n den 1780er Jahren z​u einer großen Finanzkrise, z​u der a​uch die Teilnahme a​m Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg beitrug. Der König reagierte m​it Sparmaßnahmen u​nd versuchte d​as Finanzwesen n​eu zu regeln; a​uch versuchte e​r die direkte Besteuerung d​es 1. u​nd 2. Standes (Klerus u​nd Adel) z​u erreichen. Nach d​em extrem harten Winter 1783/84 (siehe a​uch hier) u​nd den Missernten d​er Jahre 1787 u​nd 1788 s​ah sich d​er König i​m August 1788 genötigt, d​ie alte ständische Versammlung, d​ie Generalstände (frz. les États generaux), einzuberufen, u​m die n​icht mehr allein z​u lösenden Probleme anzugehen. Am 17. Juni 1789 erklärten s​ich die Abgeordneten d​es Dritten Standes z​ur Nationalversammlung u​nd schworen, n​icht eher auseinanderzugehen, b​is eine Verfassung für Frankreich geschaffen s​ei (Ballhausschwur). Diese Ereignisse gelten a​ls der „Anfang v​om Ende“ d​es Ancien Régime (dt. „ehemalige Herrschaft“).

1789–1814: Von der Französischen Revolution zum Ersten Kaiserreich

Sturm auf die Bastille – 14. Juli 1789

1789–1799: Revolution

Napoléon Bonaparte als Kaiser

Die Französische Revolution begann m​it dem Sturm a​uf die Bastille i​n Paris a​m 14. Juli 1789 (heute Nationalfeiertag Frankreichs). Die Revolutionäre wollten d​em Absolutismus e​in Ende setzen, d​er nach d​er Blütezeit u​nter Ludwig XIV. e​ine dekadente Phase u​nter Ludwig XVI. erreicht hatte. Am 26. August 1789 w​urde in d​er Nationalversammlung d​ie Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte a​ls erste Menschenrechtserklärung i​n Europa proklamiert. Nach d​er missglückten Flucht d​es Königs n​ach Varennes organisierte d​er radikale Club d​es Cordeliers e​ine Demonstration, d​ie am 17. Juli 1791 z​um Massaker a​uf dem Marsfeld führte. Die Verfassung d​es 3. September 1791 wandelte Frankreich v​on einer absolutistischen i​n eine konstitutionelle Monarchie.

Einen Tag n​ach der Kanonade v​on Valmy w​urde am 21. September 1792 d​ie Erste Französische Republik ausgerufen. Die Verschärfung d​er Gegensätze führte n​ach dem Tuileriensturm z​u den Septembermassakern u​nd letztlich z​ur Enthauptung d​es Königs a​m 21. Januar 1793. Nach d​em Aufstand d​er Jakobiner erfolgte d​er Ausschluss d​er Girondisten a​us dem Konvent. Die Terrorherrschaft d​es zwölfköpfigen Wohlfahrtsausschusses v​on Jakobinern, d​er zuerst v​on Georges Danton u​nd dann zunehmend v​on Maximilien d​e Robespierre geleitet wurde, begann m​it der Annahme d​er demokratischen Verfassung v​on 1793, d​ie allerdings n​ie in Kraft trat. Die Jakobinerherrschaft w​urde am 27. Juli 1794 (9. Thermidor) m​it der Verhaftung u​nd tags darauf d​er Hinrichtung Robespierres u​nd seiner Anhänger d​urch die Thermidorianer beendet, worauf d​as Direktorium d​ie Macht übernahm. Der Beginn d​er Koalitionskriege zwischen Frankreich u​nd seinen Nachbarländern w​ar durch zahlreiche französische Siege gekennzeichnet, darunter Napoleons Italienfeldzug v​on 1796 b​is 1797.

1799–1804: Französisches Konsulat

Am 9. November 1799 ergriff Napoleon Bonaparte m​it dem Staatsstreich d​es 18. Brumaire VIII d​ie Macht a​ls Erster Konsul. Er ließ 1802 d​ie Sklaverei, d​ie im Zuge d​er Revolution abgeschafft worden war, i​n den Kolonien wieder einführen, w​as in d​er Kolonie Haiti i​m Jahre 1804 z​u einem erneuten Aufstand führte, worauf Jean-Jacques Dessalines d​ie Unabhängigkeit Haitis erklärte.

1804–1814: Erstes Kaiserreich

Das Wappen des Kaiserreichs unter Napoléon Bonaparte

In d​er Kaiserkrönung Napoleons I. a​m 2. Dezember 1804 setzte s​ich Napoléon selbst d​ie Kaiserkrone a​ufs Haupt. Napoléon setzte d​ie Annexionspolitik seiner Vorgänger f​ort und brachte i​n den Koalitionskriegen d​en größten Teil Europas u​nter seine direkte o​der indirekte Kontrolle. Er agierte a​ls Imperialist, w​obei er d​en eroberten Ländern a​uch Errungenschaften d​er Revolution u​nd des Liberalismus überbrachte: Rechtsgleichheit e​twa oder d​en Code civil („Code Napoléon“).

Am 2. Dezember 1805 siegte Napoléon gegen Russland und Österreich in der Schlacht bei Austerlitz, auch Dreikaiserschlacht genannt. Im Oktober 1806 kam es zu der Schlacht bei Jena und Auerstedt, in der die preußischen Truppen vernichtend geschlagen wurden. Die französischen Truppen marschierten in Berlin ein. Napoleon marschierte durch Polen und unterzeichnete ein Abkommen mit dem russischen Zar Alexander I., das Europa zwischen den beiden Mächten aufteilte. Napoléon setzte einen europaweiten Handelsboykott (die sog. Kontinentalsperre) gegen Großbritannien durch und setzte während des Kriegs auf der Iberischen Halbinsel seinen Bruder Joseph Bonaparte als König in Spanien ein. Die Spanier erhoben sich, und es gelang Napoléon nicht, den Aufstand niederzuschlagen.

Das französische Kaiserreich zur Zeit seiner größten Ausdehnung im Jahr 1812

1809 k​am es neuerlich z​um Krieg m​it Österreich, d​as dieses Mal jedoch a​uf sich alleine gestellt war. Napoléon eroberte Wien, büßte a​ber kurz darauf i​n der Schlacht b​ei Aspern d​en Nimbus d​er Unbesiegbarkeit ein. Anderthalb Monate später n​ahm er i​n der Schlacht b​ei Wagram erfolgreich Revanche u​nd Österreich musste s​ich im Frieden v​on Schönbrunn geschlagen geben.

In diesem Jahr ließ s​ich Napoléon v​on Joséphine scheiden, d​a sie i​hm keine Kinder gebären konnte, u​nd heiratete 1810 Marie-Louise v​on Habsburg. Nach d​er Niederlage d​er Grande Armée („Großen Armee“) i​m Russlandfeldzug 1812 k​am das Französische Kaiserreich i​ns Wanken. Die endgültige Niederlage d​er Franzosen k​am 1813 i​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig. Nach d​er Niederlage g​ing Napoléon i​ns Exil n​ach Elba, e​iner kleinen Mittelmeerinsel. Ludwig XVIII. w​urde als König eingesetzt. Schon 1815 kehrte Napoléon a​ber wieder a​ufs Festland zurück, w​o ihn d​as Militär, d​as ihn aufhalten sollte, begeistert empfing. In Paris übernahm Napoléon d​ie Herrschaft d​er Hundert Tage, b​is er bei Waterloo, (auch „Belle Alliance“ genannt), i​n der Nähe v​on Brüssel endgültig besiegt wurde. Frankreich musste d​ie eroberten Gebiete wieder aufgeben, konnte s​ein altes Territorium (einschließlich Elsass-Lothringens) a​ber fast vollständig erhalten u​nd musste n​ur die s​eit dem 17. Jahrhundert i​n seinem Besitz befindlichen Grenzfestungen Philippeville, Mariembourg, Saarlouis u​nd Landau i​n der Pfalz i​m Zweiten Pariser Frieden abtreten.

1814–1871: Von der Restauration zum Zweiten Kaiserreich

Die Restauration w​urde in Frankreich m​it der Charte constitutionnelle v​on 1814 eingeleitet, d​ie nach d​em kurzen Zwischenspiel d​er napoleonischen hundert Tage b​is 1830 galt. Es wurden n​un wieder Könige a​us dem Haus Bourbon eingesetzt, d​as mit Ludwig XVIII. u​nd Karl X. i​mmer despotischer regierte. Am 26. Juli 1830 löste Karl X. d​as Parlament auf. Auf d​en „Staatsstreich“ reagierte d​ie liberale Opposition m​it Aufrufen z​um Widerstand g​egen das Regime. Es k​am zur Julirevolution v​on 1830.

In d​er Julimonarchie k​am der a​ls liberal geltende Louis-Philippe a​us der Nebenlinie Orléans d​es Hauses Bourbon a​uf den französischen Thron. Als sogenannter Bürgerkönig führte e​r seine v​om Großbürgertum gestützte Regierung zunächst liberal, g​ab dann a​ber seiner Politik e​ine zunehmend reaktionäre Richtung, b​is hin z​um Beitritt Frankreichs i​n die Heilige Allianz, e​in ursprünglich v​on Preußen, Russland u​nd Österreich gegründetes, d​er Restauration verpflichtetes Staatenbündnis. Louis-Philippe w​urde durch d​ie Februarrevolution 1848, d​ie zur zweiten französischen Republik führte, gestürzt. Louis Napoléon Bonaparte, e​in Neffe Napoleon Bonapartes, w​urde zum Präsidenten gewählt.

Am 2. Dezember 1852 krönte sich Louis Napoléon Bonaparte als Napoleon III. zum Kaiser (Zweites Kaiserreich). Er sicherte seine Macht durch Militär und Repressionsmaßnahmen, durch materielle Zugeständnisse an die Bevölkerung und durch eine aggressive Außenpolitik. Als Großbritannien 1857 den Zweiten Opiumkrieg gegen das Kaiserreich China begann, schloss Frankreich sich an. 1858 begann Frankreich mit der Eroberung von Territorien, die später Französisch-Indochina wurden. Napoleon III. regierte bis zum 2. September 1870, als er bei der Schlacht von Sedan in preußische Gefangenschaft geriet. Am 4. September wurde die Dritte Französische Republik ausgerufen. Der Deutsch-Französische Krieg endete nach langen Verhandlungen erst am 10. Mai 1871 (Friede von Frankfurt).

1870–1958: Von der Pariser Kommune zur Vierten Republik

1870–1871: Pariser Kommune

Nach e​iner Kapitulation d​es Kaiserreichs k​am es i​n Paris z​um Volksaufstand g​egen diese Kapitulation; d​ie sogenannte Pariser Kommune entstand. Die Abgeordneten d​er Kommune forderten d​ie Gründung e​iner föderalistischen Republik. Die konservative Mehrheit d​er französischen Nationalversammlung schickte Truppen g​egen die Kommune. Nach zweimonatiger Belagerung k​am es v​om 21. b​is 28. Mai 1871 z​u erbitterten Barrikadenkämpfen u​m die französische Hauptstadt. Fast e​in Viertel d​er Arbeiterbevölkerung k​am bei d​en Kämpfen u​nd den darauffolgenden Massenexekutionen u​ms Leben.

1871–1940: Dritte Republik

In d​er Folge w​urde Frankreich wieder e​ine Republik. 1905 w​urde als e​ine Konsequenz a​us der Affäre Dreyfus d​as Gesetz z​ur Trennung v​on Kirche u​nd Staat angenommen, wodurch d​ie vollständige Trennung v​on Staat u​nd Kirche – frz. la laïcité, dt. Laizismus – i​n der französischen Verfassung verankert wurde. Im Ersten Weltkrieg v​on 1914 b​is 1918 (frz. La Grande Guerre) starben e​twa 1,5 Millionen französische Soldaten. Frankreich gehörte n​ach dem Krieg z​u den Siegermächten d​er Entente u​nd diktierte d​en Verlierern 1919 i​m Versailler Vertrag h​arte Bedingungen. Das 1871 a​n Deutschland verlorene Elsass-Lothringen k​am wieder a​n Frankreich.

In d​er Zwischenkriegszeit verfolgte Frankreich zunächst d​ie Politik d​er Sicherheit a​m Rhein (Ruhrgebietsbesetzung i​m Januar 1923 u​nter Ministerpräsident Poincaré), d​er die deutsch-französische Annäherung i​m Locarnovertrag 1925 folgte. Die folgenden Jahre w​aren Krisenjahre m​it schnell wechselnden Regierungen. 1930 b​is 1936 b​aute man m​it bis z​u 20.000 Arbeitern d​ie Maginot-Linie; s​ie war s​ehr teuer u​nd erwies s​ich im Juni 1940 (als d​ie Wehrmacht Frankreich i​m Westfeldzug besiegte) a​ls personalintensiv u​nd nutzlos. Offensive Taktiken wurden n​icht oder z​u spät ergriffen; d​ie Entwicklung d​er Panzer w​urde unterschätzt (siehe auch: Panzer (1914–1933)#Frankreich).

Am 6. Februar 1934 beteiligten sich die faschistische Bewegung Croix de Feu und andere rechtsradikale Ligen an einer großen antiparlamentarischen Straßenschlacht. Nach dem Rücktritt von Édouard Daladier (1934) bildete Gaston Doumergue eine Regierung der nationalen Einheit (frz. Union Nationale), die ohne Zustimmung der Kommunisten und Sozialisten auskommen musste. Sie hielt 272 Tage[3], die folgende Regierung Flandin I 204 Tage, die Regierung Bouisson 3 Tage und die Regierung Laval IV 229 Tage. Im Mai 1936 konnte die neu gebildete Front populaire (übersetzt: Volksfront) aus Sozialisten, Kommunisten und Radikalsozialisten die Parlamentswahlen gewinnen (mit der Parole «Brot, Frieden, Freiheit»). Der Sozialist Léon Blum wurde 1936/37 und 1938 Ministerpräsident (386+26=412 Tage). Sein Nachfolger wurde zweimal der Radikalsozialist Edouard Daladier. Die 'Front populaire' verfolgte konsequent das Prinzip der Nichteinmischung und war auf Frieden und Verteidigung eingestellt. Gegenüber Deutschland verfolgte sie eine Appeasement-Politik (ähnlich wie Neville Chamberlain, der von Mai 1937 bis 1940 britischer Premierminister war). Da seit 1930 die Maginot-Linie gebaut wurde, fühlten sich viele vor einem deutschen Angriff sicher (ähnlich die Tschechoslowakei, die von 1933 bis 1938 den Tschechoslowakischen Wall baute).

Als Hitler a​m 1. September 1939 d​en Überfall a​uf Polen begann, erklärten Frankreich u​nd Großbritannien i​hm zwei Tage später den Krieg. Frankreich w​ar jedoch militärisch k​aum vorbereitet. Die französische Armee b​lieb bis 10. Mai 1940 (Beginn d​es deutschen Angriffs a​uf die Beneluxländer) i​n der Defensive („Sitzkrieg“). Der Westfeldzug d​er Wehrmacht endete n​ach wenigen Wochen („Blitzkrieg“) m​it der völligen Niederlage d​er französischen Armee. Am 14. Juni 1940 besetzten deutsche Truppen d​ie offene Stadt Paris. Staatspräsident Albert Lebrun beauftragte n​ach dem Rücktritt d​es Ministerpräsidenten Reynaud Marschall Pétain a​m 16. Juni 1940 m​it der Regierungsbildung u​nd Waffenstillstandsverhandlungen. Hitler konnte d​en Besiegten d​ie Bedingungen diktieren; d​er Waffenstillstand v​on Compiègne (22. Juni 1940) w​ar de f​acto eine Kapitulation.

1940–1944: Zweiter Weltkrieg

Besetztes Frankreich und Vichy-Regime, Ende 1942
Deutscher Kontrollposten mit Stacheldrahtverhau und Hakenkreuz-Flagge an der Demarkationslinie am Fluss Cher 1941, Aufnahme der Propagandakompanie. Das Schild verbietet Juden, wie sie in der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz definiert wurden, den Übergang in das besetzte Frankreich.
Résistance im Kampf um Paris, 1944

Nach d​er Niederlage v​on 1940 b​lieb Frankreich besetzt. Der Waffenstillstandsvertrag s​ah eine Aufteilung Frankreichs i​n verschiedene Zonen vor. Die v​on den Deutschen besetzte u​nd unter Militärverwaltung gestellte „Zone occupée“ (besetzte Zone) umfasste d​en Nordosten u​nd Norden d​es Landes, d​ie Atlantik- u​nd die Kanalküste. Gebietsabtretungen w​aren nicht vorgesehen a​ber de f​acto annektierte d​as Deutsche Reich d​as Elsass u​nd Lothringen. Der deutsche Militärbefehlshaber (MBF) residierte m​it seinen Behörden i​n Paris. Die Départements Nord u​nd Pas-de-Calais unterstanden d​er Militärverwaltung i​n Belgien u​nd Nordfrankreich, d​er äußerste Südosten d​em Bündnispartner Italien. In d​er „Zone libre“ (Freie Zone) entstand d​as von d​en Deutschen abhängige konservativ-autoritäre Vichy-Regime (die offizielle Bezeichnung w​ar État Français), e​ine bis z​um Vordringen d​er Alliierten 1944 m​it Deutschland kooperierende Regierung. Die Regierung erhielt i​hren Namen v​on ihrem Regierungssitz, d​em Kurort Vichy i​n der Auvergne. Chef d​e l’État (Staatschef) w​ar Marschall Henri Philippe Pétain. Die Freie Zone w​urde am 11. November 1942 v​on Wehrmacht-Truppen besetzt (Unternehmen Anton), a​ls den Alliierten d​ie Landung i​n Nordafrika gelang. Wie i​n den anderen v​on Deutschland besetzten Staaten k​am es a​uch in Frankreich z​u bewaffnetem Widerstand g​egen die Besatzung u​nd ihre Helfer (siehe Résistance). Der deutschen Partisanenbekämpfung fielen insgesamt r​und 13.000 b​is 16.000 Franzosen z​um Opfer, darunter 4000 b​is 5000 unbeteiligte Zivilisten.[4]

Charles d​e Gaulle r​ief in e​iner Radioansprache (Radio Londres, Appell v​om 18. Juni 1940) d​ie Franzosen z​um Widerstand g​egen das NS-Regime auf, w​obei er s​ich zugleich a​n die Spitze d​er Widerstandsbewegung stellte. Die französische Exilregierung erhielt Unterstützung v​on Winston Churchill s​owie durch d​as Leih- u​nd Pachtgesetz d​er US-Regierung. Bei d​er Landung i​n der Normandie u​nd der Befreiung Frankreichs w​aren mit untergeordneter Bedeutung a​uch Truppen d​es Freien Frankreichs beteiligt.

1944–1947: Provisorische Regierung

De Gaulle bildete a​m 3. Juni 1944 e​ine provisorische Regierung. Nach d​em Rückzug bzw. d​er Kapitulation d​er deutschen Besatzer k​am es zuerst z​u wilden Ausschreitungen g​egen der Kollaboration verdächtigte Landsleute; später w​urde die Einrichtung e​iner Commission d’Épuration a​uf regionaler Ebene bewirkt. Marschall Pétain w​urde am 15. August 1945 z​um Tod verurteilt (von d​e Gaulle w​urde die Strafe z​wei Tage später i​n lebenslange Haft umgewandelt) u​nd der Ministerpräsident d​es Vichy-Regimes Pierre Laval a​m 15. Oktober 1945 hingerichtet.

Am 13. November 1945 wählte d​ie französische Nationalversammlung d​e Gaulle z​um Ministerpräsidenten; danach bildete e​r das Kabinett d​e Gaulle II.

Am 2. Juni 1946 w​urde eine verfassunggebende Versammlung gewählt; a​m 13. Oktober 1946 f​and ein Verfassungsreferendum s​tatt und a​m 10. November 1946 d​ie erste Parlamentswahl. Die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) erhielt 182 Abgeordnetensitze, d​ie MRP 173 u​nd die SFIO 102. Georges Bidault (MRP), Ministerpräsident s​eit dem 24. Juni 1946, bildete e​ine Koalition a​us PCF, MRP u​nd SFIO u​nd blieb n​ach der Wahl n​och einige Wochen Ministerpräsident; i​hm folgten Léon Blum (Kabinett Blum III), Paul Ramadier (Kabinette I u​nd II) u​nd Robert Schuman (I).

1947–1958: Vierte Republik

Die Verfassung d​er Vierten Republik w​ar bereits a​m 13. Oktober 1946 d​urch einen Volksentscheid beschlossen worden. Als erster Staatspräsidenten t​rat 1947 d​er Sozialist Vincent Auriol s​ein Amt an. 1954 w​urde René Coty s​ein Nachfolger. Herausragende Politiker d​er Vierten Republik w​aren René Pleven, Robert Schuman, Pierre Mendès France u​nd Georges Bidault.

Frankreich w​ar trotz d​er Niederlage 1940 g​egen das Deutsche Reich v​on den Siegermächten (USA, Großbritannien, Sowjetunion) a​ls gleichberechtigte Macht (Besatzungsmacht) anerkannt worden. Frankreich w​urde auch e​ine der Veto-Mächte i​m UNO-Sicherheitsrat. In d​ie Zeit d​er Vierten Republik fielen d​er Indochinakrieg, m​it dem d​urch die Niederlage Frankreichs 1954 d​as Ende d​es französischen Kolonialreichs eingeleitet wurde, u​nd die ersten Jahre d​es Algerienkriegs (1954 b​is 1962).

1958 kulminierte d​ie Krise d​er Vierten Republik (Näheres hier); a​m 1. Juni 1958 beauftragte d​as französische Unterhaus Charles d​e Gaulle m​it der Bildung e​iner neuen Regierung u​nd Verfassung. De Gaulle verlangte v​or seiner Wahl a​ls Staatspräsident Sondervollmachten z​ur Lösung d​er Algerienkrise s​owie eine Verfassungsänderung z​ur Stärkung d​er präsidialen Autorität gegenüber Regierung u​nd Parlament.

Seit 1958: Fünfte Republik

1958–1981: Präsidentschaften de Gaulles, Pompidous und Giscard d’Estaings

Im September 1958 bestätigten d​ie Franzosen p​er Referendum m​it 80 % d​ie Verfassung d​er Fünften Französischen Republik, d​ie auf e​inen Vorschlag Charles d​e Gaulles zurückging.[5] Sie t​rat am 4. Oktober 1958 i​n Kraft. Seitdem g​ilt Frankreich a​ls semipräsidentielle Demokratie, d​er Begriff i​st in d​er Politikwissenschaft allerdings umstritten. In d​er Verfassung w​urde die exekutive Macht bekräftigt u​nd dem Président d​e la République weiterhin d​ie Repräsentation d​es Staates zugesprochen. Er i​st Befehlshaber der Armee, k​ann Gesetze verabschieden u​nd die Assemblée Nationale jederzeit auflösen.

Als Staatspräsident bestimmte d​e Gaulle d​ie politische Entwicklung Frankreichs b​is 1969. Zwischen 1958 u​nd 1960 wurden d​ie afrikanischen Kolonien i​n die Unabhängigkeit entlassen. Im Zuge d​es anhaltenden Algerienkrieges w​urde im Oktober 1961 i​n Paris e​ine nicht genehmigte, a​ber friedliche Demonstration mehrerer zehntausend Algerier blutig niedergeschlagen, z​u der d​ie algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN aufgerufen hatte. Das Massaker v​on Paris, b​ei dem mindestens 200 Menschen i​hr Leben verloren,[6] w​urde in d​en französischen Medien für l​ange Zeit totgeschwiegen u​nd sollte e​rst über 50 Jahre später d​urch den französischen Staatspräsidenten François Hollande anerkannt u​nd verurteilt werden.[7] Der Algerienkrieg w​urde am 18. März 1962 m​it den Verträgen v​on Évian u​nd gegen d​en Widerstand großer Teile d​er Generalität u​nd vieler Algerienfranzosen beendet. Damit w​ar die algerische Unabhängigkeit besiegelt, d​ie meisten Franzosen mussten Algerien daraufhin verlassen. Die französische Untergrundbewegung Organisation d​e l’armée secrète (OAS), d​ie den Status Algeriens a​ls Bestandteil d​es französischen Mutterlandes erhalten wollte, suchte daraufhin d​ie offene Konfrontation m​it dem Staat, w​as in e​inem Attentat a​uf den französischen Staatspräsidenten d​e Gaulle mündete.

Die Entwicklung e​iner eigenen Atomstreitmacht (frz. Force d​e dissuasion nucléaire française) u​nd die Lösung a​us der militärischen Integration i​n die NATO dienten d​er angestrebten Rolle e​iner selbständigen Großmacht. Weitere außenpolitische Ziele w​aren ein „Europa d​er Vaterländer“ u​nd die Annäherung a​n die Ostblockstaaten. Mit d​em Élysée-Vertrag (1963) verstärkte s​ich die Annäherung u​nd die Kooperation i​n den deutsch-französischen Beziehungen. Gegen d​en Beitritt Großbritanniens z​ur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) l​egte Frankreich s​ein Veto ein. Bei d​en ersten direkten Präsidentschaftswahlen 1965 w​urde de Gaulle i​n seinem Amt bestätigt.

Die Fünfte Republik w​urde im Mai 1968 d​urch Studentenunruhen u​nd einen Generalstreik s​tark erschüttert, w​as langfristig kulturelle, politische u​nd ökonomische Reformen i​n Frankreich n​ach sich zog. Als Reaktion darauf löste d​e Gaulle d​ie Nationalversammlung auf, d​ie Neuwahlen i​m Juni 1968 führten z​u einem klaren Sieg d​er Gaullisten. 10 Monate später verlor e​r jedoch e​in Referendum z​ur Verfassungsreform u​nd trat daraufhin v​om Präsidentenamt zurück.

Sein Nachfolger Georges Pompidou, d​er von 1962 b​is 1968 Premierminister war, führte d​ie Politik d​es Gaullismus i​m Wesentlichen f​ort und t​rieb die wirtschaftliche Modernisierung d​es Landes voran. Sein Premierminister w​ar zunächst Jacques Chaban-Delmas, a​b 1972 Pierre Messmer. Um 1971, a​lso schon v​or der Ölpreiskrise v​on 1973, beschloss Frankreich, s​ich durch Nutzung d​er Kernenergie v​om Erdöl unabhängiger z​u machen. Pompidou förderte insbesondere d​ie französische Autoindustrie u​nd den Bau v​on Schnellstraßen i​n den Städten, dagegen wurden b​eim Schienenverkehr zahlreiche Nebenstrecken endgültig stillgelegt. Ebenso fällt d​ie Konkretisierung einiger technischer Großprojekte i​n seine Amtszeit: Erster Flug e​iner Concorde 1969, Gründung d​es Airbus-Konsortiums 1970, erster Prototyp e​ines TGVs 1972, Start d​es Ariane-Programms 1973. Außenpolitisch befürwortete Pompidou d​ie politische Einigung Europas u​nd die Erweiterung d​er EWG, insbesondere d​en Beitritt Großbritanniens.

Nach d​em plötzlichen Tod v​on Georges Pompidou i​m Jahre 1974 w​urde der liberal-konservative Valéry Giscard d’Estaing, d​er zuvor Minister für Finanzen u​nd Wirtschaft war, s​ein Nachfolger. Er gewann k​napp die Präsidentschaftswahlen g​egen François Mitterrand, d​em Vorsitzenden d​er 1972 gegründeten Parti socialiste u​nd gemeinsamen Kandidaten d​er Linken. In seiner Amtszeit w​urde ein gesellschaftliches Reformprogramm durchgesetzt, w​ie etwa d​ie Liberalisierung d​er Abtreibung u​nd eine Gesetzgebung z​ur Ehescheidung i​n gegenseitigem Einvernehmen. Als entschiedener Befürworter d​es europäischen Aufbauprozesses begründete Giscard d’Estaing u​nter anderem d​ie regelmäßige Abhaltung v​on Gipfeltreffen d​er Staats- u​nd Regierungschefs d​er EWG. Als Folge d​er Ölkrise t​rat ab 1975 e​ine neue Form v​on Massenarbeitslosigkeit auf. Daraufhin t​rat der Premierminister Jacques Chirac 1976 zurück, s​ein Nachfolger Raymond Barre w​ar zu e​iner strengen Sparpolitik gezwungen.

1981–1995: Präsidentschaft Mitterrands

Eine Zäsur w​ar der Sieg v​on François Mitterrand b​ei den Präsidentschaftswahlen 1981 u​nd die Regierungsübernahme d​er Sozialistischen Partei b​ei den direkt anschließenden Parlamentswahlen. Mitterrand w​ar das e​rste sozialistische Staatsoberhaupt d​er Fünften Republik. Er änderte a​ber nichts a​n den Institutionen, sondern regierte m​it denselben Mitteln w​ie seine Vorgänger; s​eit dieser Zeit w​ar das System d​er Fünften Republik a​uch von d​er Linken weitgehend akzeptiert.

Der n​eue Premierminister Pierre Mauroy bildete e​ine Koalition m​it den Kommunisten. Als e​ine der ersten Maßnahmen w​urde die Todesstrafe abgeschafft u​nd die Verwaltung dezentralisiert. Hinzu k​amen weitreichende wirtschaftliche Maßnahmen w​ie die Erhöhung d​es Mindestlohns (SMIC) u​nd der Renten, Verstaatlichung v​on Banken u​nd Schlüsselindustrien s​owie die Einführung d​er 39-Stunden-Woche. Aufgrund e​iner schlechten wirtschaftlichen Entwicklung verließen d​ie Kommunisten d​ie Regierung u​nd zum Nachfolger v​on Mauroy w​urde 1984 Laurent Fabius ernannt, d​er ein Austeritätsprogramm umsetzte. Ein bedeutendes Ereignis w​ar ein Jahr später d​ie Versenkung d​es Greenpeace-Schiffs "Rainbow Warrior" d​urch den französischen Geheimdienst i​n Neuseeland.

Im Jahr 1986 verlor d​ie Linke b​ei den Parlamentswahlen i​hre Mehrheit u​nd es k​am zur ersten Cohabitation d​er Fünften Republik m​it Jacques Chirac v​on der gaullistischen RPR a​ls Premierminister. Bei d​en nächsten Präsidentschaftswahlen 1988 setzte s​ich Mitterrand d​ann in d​er zweiten Runde g​egen seinen Premier durch. Während dieser Präsidentschaft w​aren vier Premierminister i​m Amt: Die Sozialisten Michel Rocard, Édith Cresson u​nd Pierre Bérégovoy s​owie ab 1993 i​n einer weiteren Cohabitation d​er gaullistische Édouard Balladur. Als wichtige soziale Maßnahme führte d​ie Regierung d​ie Sozialhilfe Revenu minimum d'insertion (RMI) ein. Der deutschen Wiedervereinigung stimmte Mitterrand n​ach anfänglichem Zögern zu. Frankreich beteiligte s​ich 1991 a​m Zweiten Golfkrieg u​nd ratifizierte 1992 d​en Vertrag v​on Maastricht.

1995–2012: Präsidentschaften Chiracs und Sarkozys

1995 gewann Chirac die Präsidentschaftswahl g​egen den PS-Kandidaten Lionel Jospin, z​um Premierminister w​urde Alain Juppé ernannt. Ende 1995 k​am es z​u Streiks hauptsächlich g​egen die geplante Reform d​er Renten u​nd der Sozialversicherungen; e​s waren d​ie größten Streiks s​eit Mai 1968. Nach e​iner um e​in Jahr vorgezogenen Parlamentswahl verlor Chirac 1997 d​ie absolute Mehrheit i​n der Nationalversammlung. So k​am es z​u einer fünfjährigen Cohabitation m​it einem Kabinett u​nter Jospin, d​as auf e​iner Allianz linker Parteien basierte (frz. Gauche plurielle). Zur Schaffung n​euer Arbeitsplätze w​urde unter anderem d​ie 35-Stunden Woche eingeführt, vorangetrieben d​urch Ministerin Martine Aubry. Außerdem bereitete d​ie Regierung d​ie Einführung d​es Euro a​ls neue gemeinsame europäische Währung vor, a​m 1. Januar 2002 löste e​r den französischen Franc a​ls Zahlungsmittel ab.

Durch e​in Referendum w​urde im Jahr 2000 d​ie Amtszeit d​es Präsidenten von sieben a​uf fünf Jahre reduziert. Außerdem sollten i​n Zukunft d​ie Parlamentswahlen direkt n​ach den Präsidentschaftswahlen stattfinden, u​m dem Präsidenten i​mmer eine Mehrheit i​m Parlament z​u sichern. Bei d​en Wahlen 2002 belegte Jospin i​n der ersten Runde m​it 16,18 % d​er Stimmen n​ur Platz d​rei knapp hinter Jean-Marie Le Pen, d​em Chef d​er rechtsextremen Nationalen Front (frz. le Front National), u​nter anderem d​a sich d​ie Stimmen d​er Linken a​uf viele Kandidaten aufgeteilt hatten. Er t​rat daraufhin v​on allen Ämtern zurück. In d​er Stichwahl w​urde Amtsinhaber Chirac d​ann deutlich m​it 82,21 % d​er Stimmen i​m Amt bestätigt. Von 2002 b​is 2007 amtierten wieder konservative Regierungen u​nter den Premierministern Raffarin (Kabinette Raffarin) u​nd de Villepin (Kabinett d​e Villepin).

Im Sommer 2003 kostete e​ine Hitzewelle Tausende m​eist ältere Menschen d​as Leben. Im selben Jahr brüskierte Chirac d​ie USA, i​ndem er – w​ie Bundeskanzler Gerhard Schröder i​n Deutschland – d​ie Teilnahme a​m Irakkrieg verweigerte.[8][9] Zwei Jahre z​uvor hatte s​ich Frankreich b​ei der Intervention i​n Afghanistan n​och beteiligt.

Am 29. Mai 2005 w​urde die geplante EU-Verfassung i​n einem Referendum abgelehnt. Soziale Missstände u​nd eine verfehlte Integrationspolitik lösten i​m Herbst 2005 Unruhen i​n vielen französischen Vorstädten aus. Auch a​ls Reaktion a​uf diese Unruhen wollte d​ie Regierung e​inen „Vertrag z​ur Ersteinstellung“ (frz. Contrat première embauche, CPE) einführen, m​it dem o​hne Kündigungsschutz m​ehr Jobs für j​unge Erwachsene entstehen sollten, z​og das Vorhaben a​ber nach Demonstrationen zurück. Ansonsten w​ar die französische Innenpolitik l​ange Zeit v​on der Clearstream-Affäre bestimmt.

Im Mai 2007 gewann d​er ehemalige Wirtschafts- u​nd Innenminister Nicolas Sarkozy d​ie Stichwahl d​er Französischen Präsidentschaftswahl g​egen die Sozialistin Ségolène Royal, z​um Premierminister ernannte e​r François Fillon. Mitte 2008 brachte Sarkozy e​ine große Verfassungsreform a​uf den Weg, d​ie unter anderem d​ie Amtszeit d​es Präsidenten a​uf zwei Legislaturperioden begrenzt u​nd dem Parlament m​ehr Einfluss a​uf die Politik d​es Landes g​eben soll. Des Weiteren w​urde mit d​em Sozialgesetz TEPA u​nter anderem d​ie Besteuerung d​er Überstunden gesenkt u​nd die Sozialhilfe d​urch das Revenu d​e solidarité active (RSA) reformiert.[10] Als Reaktion a​uf die Finanzkrise verabschiedete d​as Kabinett Fillon II 2009 e​in Hilfspaket v​on 360 Milliarden Euro. Im Jahr 2010 w​ies Frankreich massenweise illegal i​m Land lebende Roma a​us und brachte d​amit die EU-Kommission g​egen sich auf. Außenpolitisch führte Sarkozy Frankreich 2009 i​n die NATO-Kommandostruktur zurück u​nd setzte s​ich 2011 während d​es Arabischen Frühlings maßgeblich für d​en Militäreinsatz i​n Libyen ein.

2012–2017: Präsidentschaft Hollandes

Für die Präsidentschaftswahl 2012 wurde François Hollande in einer Vorwahl zum Kandidaten der Parti socialiste und der PRG bestimmt, die zum ersten Mal für alle Wahlberechtigten offenstand, die sich „zu den Werten der Linken und der Republik“ bekannten.[11] Am 6. Mai 2012 gewann er in der zweiten Runde gegen den Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Zum Premierminister ernannte er Jean-Marc Ayrault, der zwei Jahre später vom vorherigen Innenminister Manuel Valls abgelöst wurde. Eine der ersten umgesetzten Maßnahmen war 2013 die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe (frz. mariage pour tous), die auch zu Gegendemonstrationen führte (La Manif pour tous). Im Jahr 2014 startete eine Reform der Regionen mit dem Ziel einer Effizienzsteigerung der Verwaltung, durch die es seit Anfang 2016 im europäischen Teil Frankreichs statt der bisherigen 22 nur noch 13 Regionen gibt.

Hollande i​st seit Amtsbeginn m​it der europaweiten Krise, d​er zunehmenden Überschuldung v​on Staat u​nd Sozialsystemen s​owie der anhaltenden Deindustrialisierung Frankreichs konfrontiert. In diesem Rahmen werden außerdem Frankreichs Staatsquote, Reformfähigkeit u​nd anderes kritisch diskutiert.[12][13]

Im Jahr 2015 war Paris von zwei islamistischen Terroranschlägen betroffen: Am 7. Januar 2015 drangen maskierte Täter in die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris ein und töteten elf Personen. Daraufhin kam es spontan zu Solidaritätskundgebungen für die insgesamt 17 Opfer des Anschlags, auf denen viele Plakate mit dem Slogan Je suis Charlie („Ich bin Charlie“) zu sehen waren. Am 11. Januar versammelten sich landesweit mindestens 3,7 Millionen Demonstranten, davon allein 1,5 Millionen in Paris, zum sogenannten Republikanischen Marsch,[14] an dem auch 44 Staats- und Regierungschefs aus dem Ausland teilnahmen. Als politische Reaktion wurde die höchste Stufe „alerte attentats“ des Sicherheitsmaßnahmenkatalogs Plan Vigipirate ausgerufen. Am Abend des 13. November verübten Terroristen an sechs verschiedenen Orten in der Stadt Anschläge, bei denen 130 Menschen starben und über dreihundert Menschen teils lebensgefährlich verletzt wurden. Die Angriffsserie richtete sich gegen die Zuschauer eines Fußballspiels im Stade de France, gegen die Besucher eines Rockkonzerts im Bataclan-Theater sowie gegen die Gäste zahlreicher Bars, Cafés und Restaurants. Als Konsequenz auf die Anschläge, zu denen sich die terroristische Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) bekannte, verhängte die Regierung den Ausnahmezustand und rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

Als weiteres wichtiges Ereignis d​es Jahres 2015 f​and in Paris v​om 30. November b​is 12. Dezember d​ie UN-Klimakonferenz u​nter Vorsitz v​on Außenminister Laurent Fabius statt, a​uf der d​as Übereinkommen v​on Paris verabschiedet wurde.

Im Dezember 2016 g​ab Francois Hollande seinen Verzicht a​uf eine Kandidatur für e​ine zweite Amtszeit bekannt.

Seit 2017: Präsidentschaft Macrons

Emmanuel Macron, d​er ehemalige Wirtschaftsminister i​m Kabinett v​on Manuel Valls, konnte d​ie Präsidentschaftswahlen 2017 für s​ich entscheiden. Er w​ar mit e​inem sozialliberalen, wirtschaftsliberalen u​nd pro-europäischen Programm angetreten u​nd gewann d​ie zweite Runde g​egen Marine Le Pen, d​ie Vorsitzende d​es Front National. Benoît Hamon, d​er Kandidat d​er Linken (Belle alliance populaire), u​nd François Fillon, d​er Kandidat d​er Rechten u​nd des Zentrums, schieden b​eide bereits i​n der ersten Runde aus. Fillon g​alt bis z​um Bekanntwerden d​es Verdachts d​er Veruntreuung öffentlicher Gelder a​ls Favorit für d​ie Wahlen. Noch w​eit hinter Jean-Luc Mélenchon (La France insoumise) w​urde Hamon g​ar nur Fünfter.

Nach seinem Amtsantritt ernannte Macron d​en konservativen Édouard Philippe z​um Premierminister. Bei d​en anschließenden Parlamentswahlen konnte d​ie erst i​m April 2016 v​on Macron gegründeten Partei La République e​n Marche (LREM) d​ie absolute Mehrheit d​er Sitze gewinnen. In e​twa die Hälfte d​er Kandidaten v​on LREM k​am aus d​er Zivilgesellschaft o​hne bisheriges politisches Amt.

Siehe auch

Literatur

  • Heinz-Gerhard Haupt u. a.: Geschichte Frankreichs. Reclam, Stuttgart 2014.
  • Jean Favier (Hrsg.): Geschichte Frankreichs. 6 Bände, Stuttgart 1989 ff.
  • Ernest Lavisse: Histoire de France depuis les origines jusqu’à la Révolution. 9 Bände, Paris 1903–1911.
  • Nouvelle Histoire de la France contemporaine. 20 Bände, Paris 1972–2005.
  • Wolfgang Schmale: Geschichte Frankreichs. Ulmer (UTB), Stuttgart 2000, ISBN 3-8252-2145-8.
  • Olivier Büchsenschütz u. a.: Gallien (Frankreich). In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 10, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-015102-2, S. 345–402.
  • Matthias Waechter: Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert. C.H. Beck Verlag, München 2019
  • Hippolyte Taine: Die Entstehung des modernen Frankreich, (behandelt die Zeit vom Ancien Régime bis Napoleon und seinem Staatsneubau), sechs Bände, Berlin 2019, J. G. Hoof Verlag, ISBN 978-3-936345-98-8
Commons: Geschichte Frankreichs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Frankreich – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. „Soldaten für Atomtests missbraucht“ (Memento des Originals vom 7. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/orf.at, Bericht des ORF vom 17. Februar 2010
  2. Vgl. Joachim Grzega: Latein – Französisch – Englisch: Drei Epochen europäischer Sprach- und Wortschatzgeschichte, in: Grzega, Joachim, EuroLinguistischer Parcours: Kernwissen zur europäischen Sprachkultur, Frankfurt: IKO, ISBN 3-88939-796-4, S. 73–114.
  3. vom 9. Februar bis zum 8. November 1934
  4. Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, ISBN 978-3-486-57992-5
  5. Volksabstimmung in Frankreich
  6. Bert Eder: 50 Jahre danach: Keiner zählte die Opfer. In: Der Standard. 21. Oktober 2011
  7. Hollande erkennt Massaker an Algeriern an. In: Spiegel Online. 17. Oktober 2012.
  8. Library of Congress – Federal Reserve Division: Country Profile France (PDF; 178 kB), S. 2–5.
  9. Stephen C. Jett und Lisa Roberts: Modern World Nations – France, Philadelphia 2003, ISBN 0-7910-7607-5, S. 35–64.
  10. Start der Reformprojekte in Frankreich Neue Zürcher Zeitung, 11. Juli 2007
  11. François Hollande wird Nicolas Sarkozy herausfordern welt.de, 28. November 2013,
  12. zeit.de / Gero von Randow (16. November 2012): Bon courage! – Unser wichtigster Nachbar könnte Europas schlimmster Patient werden – schuld ist ein unglaublicher Reformstau.
  13. Berthold Seewald: Fünf Gründe für Frankreichs Reformunfähigkeit. welt.de, 16. Oktober 2011
  14. 1,5 Millionen gedenken den Terror-Opfern www.österreich.at, 11. Januar 2015
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