Korsika
Korsika (korsisch Corsica, französisch Corse [kɔʁs]) ist eine zum großen Teil aus einem Hochgebirge bestehende Insel im Mittelmeer und politisch eine Gebietskörperschaft Frankreichs mit Sonderstatus. Die nach Sizilien, Sardinien und Zypern viertgrößte Mittelmeerinsel liegt westlich von Italien auf Höhe der Abruzzen, nördlich von Sardinien und südöstlich des französischen Festlandes.
Korsika | |
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Basisdaten | |
Staat | Frankreich |
Präfektur | Ajaccio |
Präsident des Exekutivrats | Gilles Simeoni (IC) |
Bevölkerung | 340.440 (1. Januar 2019) |
Bevölkerungsdichte | 39 Einwohner je km² |
Fläche | 8.759,82 km² |
Départements | 2 |
Arrondissements | 5 |
Gemeindeverbände | 19 |
Kantone | 26 |
Gemeinden | 360 |
ISO-3166-2-Code | FR-COR |
Webpräsenz | isula.corsica |
Reliefkarte der Region Korsika |
Die Insel hat eine Fläche von 8.760 km² und zählt 340.440 Einwohner (Stand 1. Januar 2019). Hauptstadt und Verwaltungssitz ist Ajaccio.
Geografie
Korsika ragt als imposante Gebirgslandschaft stellenweise aus 2500 m Meerestiefe empor. Nur 24 km von der Westküste entfernt erreicht sie mit dem Massiv des Monte Cinto (2706 m) ihre höchste Erhebung. Die Geländemorphologie ermöglicht einzigartige Ausblicke und gab Korsika den Beinamen „Gebirge im Meer“. Aufgrund der zahlreichen Buchten, insbesondere auf der Westseite der Insel, hat Korsika eine über 1000 km lange Küste. Ein Drittel davon besteht aus Strand, der Rest ist Felsküste.
Lage
Korsika liegt zwischen 43° 01′ und 41° 22′ nördlicher Breite und 9° 34′ und 8° 33′ östlicher Länge. Die Insel wird im Norden vom Ligurischen Meer begrenzt, im Osten und Süden vom Tyrrhenischen Meer und im Westen vom westlichen Mittelmeer. Von Norden (Cap Corse) bis Süden (Capo Pertusato) misst die Insel 183 km, von Osten (Alistro) nach Westen (Capo Rosso) 83 km.
Die Entfernung nach Frankreich (Nizza) beträgt 180 km, das italienische Festland ist dagegen nur 83 km entfernt (Livorno), die italienische Insel Sardinien an der Straße von Bonifacio im Süden nur 12 km.
Gebirge
Zum Großteil besteht die Insel aus einem Hochgebirge im Westen und einem Mittelgebirge im Osten. Etwa 86 % der Insel sind Bergland und nur 14 % Küstentiefland. Lediglich die Ostküste besitzt einen ebenen Streifen, der maximal 10 km breit ist. Korsika hat eine durchschnittliche Höhe von 568 m (Sardinien: 344 m, Sizilien: 441 m). Auf Korsika befinden sich mehr als 50 Zweitausender.
Das Grundgebirge im Westen besitzt einen von Nordwesten nach Südosten ziehenden über 2000 m hohen, meist gratförmigen Hauptkamm mit S-förmigem Verlauf und zeigt typischen Hochgebirgscharakter. Vom Hauptkamm aus, der gleichzeitig die Wasserscheide darstellt, laufen zahlreiche steil abfallende Seitenkämme und Seitentäler hinunter bis zur buchtenreichen Westküste. Der Hauptkamm wird auf seiner ganzen Länge durch den Weitwanderweg GR 20 (im Regionalen Naturpark Korsika) durchquert.
Direkt im Hauptkamm befinden sich die zwei höchsten Berge der Insel:
- Monte Cinto (2706 m)
- Monte Rotondo (2622 m)
Erwähnenswert sind ferner die schroffen Felstürme der Aiguilles de Bavella, die auch als die korsischen Dolomiten bezeichnet werden, obwohl sie aus Graniten aufgebaut sind. Der Hauptkamm des Gebirges wird von insgesamt vier Pässen durchquert (Col de Bavella, Col de Verde, Col de Vergio, Col de Vizzavona), von denen der Col de Vergio mit einer Höhe von 1470 m der höchste und der Col de Vizzavona (1163 m) der verkehrsreichste ist. Weitere Passstraßen erschließen in über 1000 m Höhe die Seitenausläufer.
Nach Süden hin nimmt das Relief der Insel deutlich an Prominenz ab. Am Südende bei Bonifacio trifft man großflächig sedimentierte Dolomit-Kalke an, die vermutlich durch sekundäre Dolomitisierung von Kalkschlamm marinen Ursprungs entstanden. Die verkarsteten Kalkfelsen von Bonifacio sind sowohl von den Gezeiten als auch von Stürmen eindrucksvoll gezeichnet.
Geologie
Korsika entstand wie die Alpen im Tertiär und besteht zu zwei Drittel aus einem kristallinen Granitsockel, vor allem im Westen und Süden, man spricht vom Kristallinen Korsika. Der Nordosten, das Alpine Korsika besteht überwiegend aus Schiefern, die sich aus Meeressedimenten gebildet haben, und aus Schwemmland. Die Grenze dazwischen verläuft ungefähr entlang einer Linie von Saint-Florent im Norden über Corte in der Inselmitte bis Sari-Solenzara im Südosten. Die Gesteine des Hauptkamms bestehen überwiegend aus variszischen Graniten und Vulkaniten, wie z. B. Rhyolith und Quarzporphyr, aus dem Karbon bis Perm. Das östlich gelegene „alpine“ Schiefergebirge bleibt mit seinen Gipfelhöhen deutlich unter 2000 m und besitzt damit den Charakter eines Mittelgebirges. Es besteht aus untermeerisch abgelagertem und später gefaltetem Schiefer (Tonschiefer, Glanzschiefer, metamorphe Ophiolithe), dessen Entstehung auf die gewaltigen Landmassenbewegungen während der Auffaltung der Alpen in der geologischen Epoche des Eozän zurückgeht. Stellenweise weist der Tonschiefer fein verteilte Pyriteinschlüsse auf. Die Glanzschieferdecke ist weniger klastisch geprägt und enthält dafür zahlreiche Radiolarit-Vorkommen.
Ganz im Nordosten gibt es auch noch vereinzelt junge Vulkanite der Korsischen Magmenprovinz, an die weiter östlich die Toskanische Magmenprovinz (inkl. Elba) anschließt.
Während der Hochzeit der letzten Eiszeit des Pleistozäns, also vor 30.000 bis 20.000 Jahren, war Korsika stark vergletschert. Als Überbleibsel dieser Zeit finden sich in den Bergen Kare, die zum Teil mit Wasser gefüllte Karseen bilden, und zahlreiche durch Gletscher geformte Täler mit Endmoränen. In den Zungenbereichen der ehemaligen Gletscher liegen heute noch ausgedehnte Schutt- und Geröllhalden, die nicht selten bis in die Sommermonate hinein von abfließendem Schmelzwasser durchströmt werden.
Geologisch interessant ist auch der Küstenabschnitt im Westen zwischen Porto und Piana, der als „Calanche de Piana“ und für seine Tafoni-Verwitterungen bekannt ist. Die wissenschaftliche Bezeichnung Tafone wurde der korsischen Sprache entlehnt.
Städte
Die bevölkerungsreichsten Städte Korsikas sind:
Stadt (korsischer Name) | Einwohner (Jahr) | Département |
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Ajaccio (Aiacciu) | 71.361 (2019) | Corse-du-Sud |
Bastia | 48.503 (2019) | Haute-Corse |
Porto-Vecchio (Portivechju) | 11.132 (2019) | Corse-du-Sud |
Borgo (U Borgu) | 8.832 (2019) | Haute-Corse |
Biguglia | 7.810 (2019) | Haute-Corse |
Corte (Corti) | 7.485 (2019) | Haute-Corse |
Calvi | 5.774 (2019) | Haute-Corse |
Furiani | 5.608 (2019) | Haute-Corse |
Die Hauptstädte der beiden früheren Départements waren Ajaccio (die Geburtsstadt Napoleons) an der Westküste und die Hafenstadt Bastia im Nordosten. Calvi im Nordwesten ist eine weitere wichtige Hafenstadt. In Corte, der früheren Hauptstadt im Zentrum der Insel, befindet sich der Sitz der Universität Pascal Paoli Korsika.
Weitere bedeutende Städte im Süden sind:
- Bonifacio (Bunifaziu): südlichste Stadt Korsikas
- Sartène (Sartè): gilt als die „korsischste aller korsischen Städte“
- Steilküste bei Bonifacio
- Sartène (Sartè)
Politische Gliederung
Bereits von 1793 bis 1811 war die Insel in zwei Départements gegliedert, Golo und Liamone. Die beiden Départements der Region Corse bestanden seit dem 1. Januar 1976 und wurden am 1. Januar 2018 für die Ausübung staatlicher Kompetenzen abgeschafft. Die beiden Départements selber blieben aber als statistische Einheiten bestehen.
OZ | = Ordnungszahl des Départements | Arr. | = Anzahl der Arrondissements | Gem. | = Anzahl der Gemeinden |
W | = Wappen des Départements | Kant. | = Anzahl der Kantone | ||
ISO | = ISO-3166-2-Code | G.V. | = Anzahl der Gemeindeverbände |
OZ | W | Département | Präfektur | ISO | Arr. | G.V. | Kant. | Gem. | Einwohner 1. Januar 2019 |
Fläche (km²) |
Dichte (Einw./km²) |
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2A | Corse-du-Sud | Ajaccio | FR-2A | 2 | 7 | 11 | 124 | 158.507 | 4.037,50 | 39 | |
2B | Haute-Corse | Bastia | FR-2B | 3 | 12 | 15 | 236 | 181.933 | 4.722,32 | 39 | |
Gesamt | 5 | 19 | 26 | 360 | 340.440 | 8.759,82 | 39 |
Klima
Übersicht
Auf Korsika herrscht ein typisches Mittelmeerklima: Heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter. Dabei wirkt im Winter das Mittelmeer (13–24 °C) als Wärmespeicher. Aufgrund der hohen Berge und der starken Winde gibt es auf Korsika allerdings einige Abweichungen.
Die Niederschlagsmenge ist abhängig von der Höhe. Auf 2000 m Höhe ist der Niederschlag etwa viermal so stark wie an der Küste, wo im Sommer fast kein Regen fällt. Sommerliche Gewittergüsse lassen nur kurz die Flüsse anschwellen. Korsika hat mit etwa 2750 Stunden mehr Sonnenschein als das französische Festland.
Die Winter sind an der Küste mit Tagestemperaturen um 12 °C recht mild, wenn auch gelegentlich Nachtfrost auftritt. Im höheren Bergland gibt es regelmäßig Schneefälle und geschlossene Schneedecken, wobei Wintersport bis ins Frühjahr durchaus möglich ist. Das Frühjahr ist mit Werten zwischen 15 und 20 °C recht angenehm, wobei es nachts noch recht frisch werden kann. Ab Juni steigt die Temperatur jedoch auf Werte von 25 °C und mehr. Im Juli und August ist es mit rund 30 °C heiß, allerdings kühlt es nachts auf um die 20 °C ab. Auch im Sommer ist auf den hohen Bergen noch oft Schnee zu sehen. Der Herbst ist mit rund 20 °C wieder wesentlich angenehmer, jedoch können wie im Frühling die Nächte deutlich kühler (teils unter 10 °C) werden.
Die Extremwerte in Ajaccio liegen bei −8,1 °C im Januar und +40,5 °C im August.
Im Zeitraum 1981–2010 wurde die höchste mittlere Jahrestemperatur von ganz Metropolitan-Frankreich an der Messstation in Sari-Solenzara im Südosten Korsikas gemessen: 16,41 °C. Die tiefste je gemessene Temperatur an dieser Station betrug −5,9 °C am 7. März 1971. Die höchste Temperatur betrug 39,9 °C, gemessen am 4. Juli 1965.
Sari-Solenzara | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sari-Solenzara
Quelle: [2] |
Winde auf Korsika
Die in den Sommermonaten am häufigsten wehenden Winde:
- Nord: Tramontana, kalt und trocken; von jenseits der Alpen
- Nordwest: Mistral (Maestrale), kalt und trocken; bringt klare Sicht
- Nordost: Grecale, feucht und schwül
- Ost: Levante, warm und feucht; ist verantwortlich für die Dünenbildung und die Entstehung der Lagunen an der Ostküste
- Südost: Scirocco, feucht und heiß; bringt Gewitterstürme
- Südwest: Libeccio (Libecciu), weht am häufigsten, mäßig stark, große Temperaturschwankungen; sagt Regen voraus
- West: Poniente: sehr selten, heiß
Zusätzlich gibt es auch Land- und Seewinde, die sich aufgrund der unterschiedlich starken tageszeitlichen Erwärmung ergeben:
- Die Seebrise Mezziornu setzt etwa zwei bis vier Stunden nach Sonnenaufgang ein, erreicht ihren Höhepunkt zwischen 13 und 14 Uhr und endet ein bis zwei Stunden vor Sonnenuntergang.
- Die Landbrise Terranu weht in der Nacht und trägt häufig den Duft der Macchia ins Meer hinaus.
Bei einer Fahrt entlang der Küste sollte man immer im Hinterkopf haben, dass der Wind von einem Kap zum anderen aus unterschiedlicher Richtung und in unterschiedlicher Stärke wehen kann. Die steil aufragenden Berge verursachen besonders dort, wo sie direkt aus dem Meer aufsteigen, eine starke Kreuzsee. Bei schwerem Seegang erreicht diese enorme Ausmaße und glättet sich erst weit draußen auf dem offenen Meer.
Gezeiten und Wasserstände
Wie überall auf der Erde treten auch im westlichen Mittelmeer gleiche Gezeiten in Abständen von knapp zwölfeinhalb Stunden auf. Der Tidenhub an der Küste Korsikas beträgt bei Springtide 30 cm, bei Nipptide 10 cm. Abweichungen zwischen Morgen- und Abendpegel können bis zu 10 cm betragen. Winde erhöhen oder vermindern, je nach Richtung, den Wasserstand erheblich.[3]
Vegetation
Höhenstufen
- Mediterrane Stufe (0–900/1000 m)
- Eumediterraner Olivenbaum-Johannisbrotbaum-Wald (Olea europaea ssp. sylvestris-Ceratonia siliqua), fragmentarisch.
- Tiefmediterraner Hartlaubwald mit Steineiche und Korkeiche, lokal Pinie, Aleppo-Kiefer auf kalkreichen Standorten, sekundär tiefmediterrane Macchie.
- Hochmediterraner Steineichen-Pinien-Wald, hochmediterrane Macchia.
- Submediterrane Stufe
- Tiefere hoch- bis submediterrane Übergangsstufe (600–1100 m) mit Edelkastanie (anthropogen, meist in Selven) und regelmäßig Steineiche, kleinflächig Flaumeiche und Traubeneichen-Wald.
- Mittlere bis höhere Stufe (900–1400/1800 m) mit Schwarzkiefern-Wald.
- Mediterran-montane Stufe (1100–1800 m)
- Tieferer Rotbuchen-Wald.
- Höherer Weiß-Tannen-Wald.
- Waldfreie hochmontane Stufe (1600–2000 m)
- Subalpine Schattseiten mit Grün-Erlen-Gebüschen.
- Hochmontane Sonnseite mit Zwerg-Wacholder-Salzmanns-Ginster-Ätna-Berberitzen-Heide.
- Alpine (Nordseiten) bis kulminale (Sonnseiten) Stufe (2000–2700 m)
- Gebüsche, Grasheiden, Schutt- und Felsengesellschaften.
Macchia
Die Macchie, auf Korsisch Macchia genannt, ist ein immergrüner Buschwald, der rund die Hälfte der Insel bedeckt. Dieser Vegetationstyp ist typisch für mediterrane Winterregenklimate und ist für die Insel besonders prägend. Die Pflanzen haben oft ledrige Blätter und sind unterseits behaart, um die Verdunstung möglichst gering zu halten. Ölhaltige und stark duftende Pflanzen sind ebenfalls typisch für die Macchia.
Schon im ausgehenden Winter erblüht die Macchia in bunten Farben, und ein intensiver Duft entströmt der Insel, der auch vom Meer her wahrnehmbar ist; Napoleon Bonaparte soll gesagt haben, er könne seine Heimatinsel schon allein daran erkennen. Wichtige Pflanzen sind beispielsweise Lavendel, Ginster, Zistrose, Myrte, Baumheide und Erdbeerbaum. In den heißen Sommermonaten vertrocknet die Vegetation in vielen Bereichen, sodass die Landschaft ein steppenhaftes Aussehen erreicht.
Alljährlich kommt es im Hochsommer zu Waldbränden, die meistens auf Brandstiftung oder Fahrlässigkeit zurückzuführen sind. Hirten legen absichtlich Brände, um die „wertlose“ Macchia zu Weideland aufzuwerten. In der Vergangenheit war Brandstiftung auch Mittel von Bauspekulanten, die so die Macchia als Natur entwerteten und dann leichter Baugenehmigungen erhielten. Ein kleiner Teil dieser Brände entsteht auch durch Selbstentzündung der ausgetrockneten Vegetation (Feuerökologie). Zum Löschen größerer Waldbrände werden spezielle Löschflugzeuge eingesetzt, die im küstennahen Bereich Seewasser aus dem Meer aufnehmen, um es im Landesinneren direkt über den Brandherden abzuwerfen. Dies kann stellenweise zu Versalzungen des Oberbodens führen und das Wiederaufkommen der Vegetation erschweren.
Garigue
Die Garigue wird oft mit der Macchia verwechselt. Die Vegetation ist aber niedriger und erreicht meist nur eine Höhe von bis zu einem Meter; außerdem sind andere Pflanzen zu finden. Auf besonders dünnen Böden finden sich Zistrosen, Wolfsmilchsarten, verschiedene Ginster, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Salbei und Geophyten wie Orchideen, Affodill oder die Merendera.
Bäume und Kulturpflanzen
Die wichtigsten forstlichen Ertragswaldbäume Korsikas sind Laricio-Kiefern (31 %), Steineichen (21 %), Seestrandkiefern (29 %), Buchen (15 %), Korkeichen (4 %) und Weiß-Tanne (1 %).
Die Laricio-Kiefer, auch Korsische Schwarzkiefer (Pinus nigra ssp. laricio) genannt, kann eine Wuchshöhe von bis zu 50 Meter und ein Alter von nahezu tausend Jahren erreichen. Der Baum ist auf Korsika in den höheren Gebirgslagen ab etwa 800 bis 1800 m stark verbreitet. Die Korsische Schwarzkiefer ist sehr anspruchslos. Auf den kargen, felsigen Böden der Hochlagen wächst sie naturgemäß sehr langsam. Sie übersteht ohne Probleme längere Frostperioden.
Die Edelkastanie, die auch als Esskastanie bezeichnet wird, bedeckt allein im Gebiet der Castagniccia etwa eine Fläche von 15.000 ha, auf der gesamten Insel sind 40.000 ha mit Edelkastanienpflanzungen bestanden. Die Anlage von siedlungsnahen Edelkastanien-Selven wurde maßgeblich von den Genuesen auf der gesamten Insel gefördert, um die damals immer wieder auftretenden Hungersnöte zu lindern. Dafür wurden auch zahlreiche frischere Stein- und Flaumeichenstandorte gerodet und in die heute noch charakteristische mediterrane Kastanienlandschaft umgewandelt. Neben der Viehzucht (Schafe, Ziegen) waren die Kastanien die Hauptnahrungsquelle der Korsen – deshalb auch die Bezeichnung als „Brotbaum“.
Im Süden der Insel rund um Porto-Vecchio und Figari, ist die Korkeiche verbreitet. Kleinere Vorkommen gibt es auch im Norden, zum Beispiel bei Saint Florent. Alle 10 bis 20 Jahre kann der Baum zur Gewinnung von Naturkork geschält werden.
In den zur Malariabekämpfung trockengelegten Sumpfgebieten wurde vielfach Eukalyptus angepflanzt, der schnell wächst und sehr viel Wasser verdunstet. Eukalyptus wird bis zu 40 m hoch und hat eine silbrig graue Rinde, die meist in senkrechten Fetzen und Streifen vom Stamm herab hängt. Die Blätter sind lang sichelförmig gebogen und verströmen den typischen „Husten-Bonbon“-Duft, ebenso die Früchte. Eine Anpflanzung mit teils stattlichen Bäumen befindet sich im Golf von Porto an der Westküste, der Hain beherbergt unter anderem den örtlichen „Camping Municipal d'Ota Porto“.
Soweit die Bodenverhältnisse es zulassen, gedeihen bis auf eine Höhe von etwa 400 Meter weitere typische Pflanzen, die im gesamten Mittelmeerraum anzutreffen sind. Dazu gehören beispielsweise Zypressen, Ölbäume, Oleander, Platanen, Mimosen und Dattelpalmen. Wichtige landwirtschaftliche Kulturen sind in dieser Höhenstufe Zitrusfrüchte (Zitronen, Orangen, Clementinen, Limonen), Feigenbäume, Mandel- und Pfirsichbäume sowie der Anbau von Wein.
Fauna
Korsika beherbergt mehrere endemische, also ausschließlich auf dieser Insel vorkommende Tierarten.
Amphibien
Unter den Amphibien sind als Endemiten der Korsische Gebirgsmolch, der Korsische Feuersalamander und der Korsische Scheibenzüngler zu nennen, sämtlich Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in mittleren und großen Höhenlagen haben.
Die tieferen Lagen sind Verbreitungsschwerpunkt von Arten, die auch andernorts im Mittelmeerraum anzutreffen sind: Sardischer Scheibenzüngler, Wechselkröte, Tyrrhenischer Laubfrosch sowie Italienischer Wasserfrosch.
Reptilien
Zu den Reptilienarten Korsikas, die vor allem die tieferen Lagen besiedeln, gehören die Griechische Landschildkröte, die Europäische Sumpfschildkröte, Europäischer Halbfinger, Mauergecko sowie die Ruineneidechse. Je nach Relief kommt die Tyrrhenische Gebirgseidechse auch in Meeresnähe vor, so beispielsweise an der teils sehr schroffen Westküste. Generell besiedelt sie eher die hohen Lagen und ist als einzige Eidechse noch in den Gipfellagen jenseits von 2500 m regelmäßig anzutreffen. Tyrrhenische Mauereidechse, Gelbgrüne Zornnatter sowie die Ringelnatter, die hier als eigene Unterart vorkommt, sind in beinahe jeder Höhenstufe der Insel zu finden, nur die Gipfellagen werden nicht besiedelt. Sehr selten kommen auf Korsika noch Europäischer Blattfinger und Zwerg-Kieleidechse vor, beides Arten, die nur noch Refugiallebensräume besetzen können.
Vögel
Da Korsika eine wichtige Zwischenstation des europäischen Vogelzugs ist, lassen sich in den Lagunen der Ostküste zwischen Oktober bis März große Schwärme von Wasser- und Watvögeln beobachten, darunter sehr seltene Arten wie z. B. Großer Brachvogel, Bekassine, Knäkente, Rotschenkel, Trauerente und Zwergseeschwalbe. Die meisten Arten sind durch die EG-Vogelschutzrichtlinie geschützt und dürfen auch auf Korsika nicht bejagt werden. Der Triel wurde auf Korsika stellenweise auch als Brutvogel festgestellt.
Greifvögel sind oft zu beobachten, zum Beispiel Fischadler (an der Westküste, beispielsweise im Naturreservat La Scandola), Steinadler und Bartgeier (vor allem im Hochgebirge), Rotmilan, Mäusebussard, Schlangenadler und Turmfalke. Einzige nur auf Korsika vorkommende, also endemische Vogelart ist der Korsenkleiber.
Tiere in Gewässern
Die Küstengewässer sind fischreich, man kennt hier etwa 300 Brack- und Salzwasserarten. In den Fließgewässern sind Forellen und Aale anzutreffen, die zum Teil eingesetzt werden. Dies bereitet vor allem der ursprünglich heimischen Mittelmeer-Bachforelle Probleme, die nur noch in wenigen Fließgewässersystemen der Insel häufiger zu finden ist. Eine weitere Besonderheit der Süßgewässer Korsikas sind Süßwassergarnelen, die in den Unterläufen kleinerer Flüsse stellenweise häufig anzutreffen sind.
Säugetiere
Die wildlebenden Säugetiere sind aufgrund der Insellage, der gebirgigen Topografie und der intensiv betriebenen Bejagung nicht sehr artenreich. Der heute auf Korsika dominierende Säuger ist das Wildschwein. Selten ist der Europäische Mufflon geworden, der durch starke Bejagung in ganz Europa ausgerottet war und einzig auf Korsika und Sardinien überleben konnte. Auf Korsika sind nur zwei Populationen erhalten geblieben, und zwar im Monte-Cinto-Massiv nördlich von Calacuccia und in der Umgebung des Col de Bavella zwischen Zonza und Solenzara. In der Nähe von Venaco am Monte Rotondo-Massiv wurden Mufflons wieder angesiedelt, um nach und nach wieder den gesamten Hauptkamm des korsischen Hochgebirges zu besiedeln.
Der Korsische Zwerghirsch wurde auf Korsika ausgerottet und konnte als Unterart nur auf Sardinien überleben. Inzwischen wurden sardische Tiere auf der nördlichen Nachbarinsel wieder angesiedelt. In den Macchie- und Garrigue-Landschaften trifft man auf Hasen, Mauswiesel sowie Füchse und Wildkatzen. Pottwale und Delfine sind besonders häufig am Cap Corse und in der Straße von Bonifacio zu beobachten, wenn sie von einem in ein anderes Becken des Mittelmeeres wechseln.
Insekten und Malaria
Unter der großen Gruppe der auf Korsika verbreiteten Insekten befindet sich auch die Europäische Gottesanbeterin.
Über 60 Arten der Tag- und Dickkopffalter sind bisher auf dieser Insel nachgewiesen worden. Davon sind mindestens vier Arten Endemiten der tyrrhenischen Inseln, kommen also nur auf Korsika und Sardinien vor: Korsischer Schwalbenschwanz, Euchloe insularis (eine Weißlingsart), Korsischer Perlmutterfalter und Korsischer Waldportier. Das Korsische Wiesenvögelchen hat auch Populationen auf Elba und umgebenen Inseln, sowie in küstennahen Gebieten der Toskana. Die dort vertretene Unterart elbana wird jedoch manchmal auch als eigene Art eingestuft, in diesem Fall ist die Nominatform corinna ein echter tyrrhenischer Endemit. Die in Hochlagen vertretene Unterart ichnusa des Kleinen Fuchses ist leicht am Fehlen schwarzer Flecke auf der Vorderflügel-Oberseite zu erkennen. Auch dieses Taxon soll manchmal als Art bewertet werden.[4]
Bis in die 1950er Jahre war die Malaria auf Korsika noch ein großes Problem, insbesondere an den ausgedehnten Brackwasserflächen der Ostküste. Diese eigentlich landwirtschaftlich interessante weil ertragreiche Küstenebene war traditionell zwar nie dicht besiedelt, weil die Korsen in der Vergangenheit die Piraten fürchteten. Aber die vor allem durch die Anopheles-Mücken übertragene Krankheit war auch ein Hinderungsgrund, vor der sich die Korsen traditionell während des Hochsommers in höhere Lagen zurückzogen. Ab 1944 bekämpfte die amerikanische Luftwaffe im Mündungsdelta des Stabiacco bei Porto-Vecchio die Malariamücke durch Versprühen von DDT, was die Ansiedlung der ehemaligen Algerienfranzosen (pieds-noirs) und die Urbarmachung der Küstenebene und später den Tourismus erst möglich machte. Bis 1973 gab es jedoch immer wieder aufkeimende Malaria, heute gilt die Insel als malariafrei.
Geschichte
Herkunft des Namens
Der Name der Insel Corsica geht wohl auf den phönizischen Begriff Korsai zurück, was in etwa „mit Wäldern bedeckt“ bedeutet. Die Griechen nannten die Insel Κύρνος, auch Κορσίς.[5]
Bis zur Spätantike
Die korsische Urbevölkerung, Jäger und Sammler, wurde um 6000 v. Chr. von einwandernden Neolithikern der Impresso-Kultur verdrängt. Im Süden der Insel entwickelte sich etwa 3000 v. Chr. eine mehrphasige Megalith-Kultur (Filitosa), die auch zahlreiche Menhire errichtete und um 1800 v. Chr. von der Kultur der Torreaner abgelöst wurde, die Torren, nuraghenartige Turmbauten eigener Prägung errichteten.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. gelangten zuerst karthagische Siedler auf die Insel, danach griechische Siedler, die um 565 v. Chr. eine Niederlassung namens Alalia gründeten (das heutige Aléria). In griechischer Zeit hieß die Insel Κύρνος (Kýrnos).[6] Die vorherrschenden Seemächte dieser Zeit, Karthago und die Etrusker, besiegten gemeinsam die Griechen in der Seeschlacht von Alalia (um 540 v. Chr.). Danach wurde Alalia bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern beherrscht.
Nachdem Karthago kurzfristig die Vorherrschaft wiedererlangt hatte, wurde Alalia 259 v. Chr. im Ersten Punischen Krieg von den Römern erobert. Mit Gründung der Kolonie Sardinia et Corsica 227 v. Chr. wurde Korsika für rund 650 Jahre Teil des Römischen Reiches.
Früh- und Hochmittelalter
Noch in der Endphase des Weströmischen Reichs begannen im 5. Jahrhundert n. Chr. Kämpfe zwischen Vandalen und Goten um die Insel, aus denen der Vandalenkönig Geiserich als Sieger hervorging. Nach der Eroberung Italiens durch das Oströmische Reich wurde Korsika 536 Teil des Exarchats von Karthago. In den folgenden Jahrhunderten war die Insel unter wechselnden Regionalmächten umstritten: Byzantinern, Langobarden, Sarazenen, Franken, den Markgrafen von Tuszien und den Seerepubliken Pisa und Genua gelang es aber stets nur, sich in den Küstenregionen festzusetzen. Vor allem die Überfälle sarazenischer Piraten führten dazu, dass ein Großteil der Bevölkerung sich ins Innenland zurückzog und die Insel zunehmend verarmte. Mit der Zeit bildete sich ein Feudalsystem heraus. Zudem gewann damals die katholische Kirche auch politisch an Autorität.
14. bis 18. Jahrhundert
Ab dem 14. Jahrhundert gehörte Korsika zur Republik Genua. 1729 begannen mehrjährige Aufstände gegen die Genuesen. Am 15. April 1736 machten korsische Rebellen den deutschen Abenteurer Baron Theodor von Neuhoff (1694–1756) im Kloster von Alesani in der Castagniccia zu ihrem König. König Theodor I. von Korsika war der einzige König, den Korsika je hatte. Das Königreich Korsika bestand aber kaum ein Jahr lang.
1755 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen. Unter Führung von Pasquale Paoli, der als Babbu di a Patria („Vater des Vaterlandes“) verehrt wird, schufen die Korsen eine demokratische Verfassung und ein relativ fortschrittliches Staatswesen. Die Verfassung Korsikas 1755 war die erste Verfassung im Zeitalter der Aufklärung (vor den Verfassungen von Polen 1791 und Frankreich 1791). Daraufhin verkaufte Genua die Insel an Frankreich, das 1769 die korsischen Truppen in der Schlacht bei Ponte Nuovo besiegte. Korsika ist seitdem – abgesehen von einem kurzen Zeitraum im Verlauf der Französischen Revolution, als die Insel sich unter englischer Oberhoheit befand – französisches Staatsgebiet. Das nur zeitweilig erfolgreiche Bestreben der Inselbewohner nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung beschäftigte die Intellektuellen der Epoche der Aufklärung bis hin zu Jean-Jacques Rousseau und den amerikanischen Verfassungsvätern.[7]
Ajaccio auf Korsika ist der Geburtsort Napoleon Bonapartes, dessen Eltern dem niederen korsischen Adel angehörten. Korsika stand damals unter französischer Besatzung, und korsischen Adeligen wurde angeboten, französische Adelstitel anzunehmen, wenn sie ihre Herkunft lückenlos nachweisen konnten. Um dem nachzukommen, reisten seine Eltern nach Frankreich und schickten den jungen Napoleon dort zur Schule.
Vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg
Mit Einführung der Schulpflicht loi Ferry (1882), dem Bau der Eisenbahn (1888–1894) und anderen administrativen Maßnahmen verfestigte sich die französische Herrschaft über die Insel, das Französische begann durch den stärkeren Einfluss von Schule und Verwaltung das Korsische (corsu) zu verdrängen. Gleichzeitig drängte die bittere Armut in vielen Dörfern viele Korsen zur Auswanderung, die Emigrationswelle erreichte um das Jahr 1900 ihren Höhepunkt. In Marseille entwickelte sich das Viertel Quartier du Panier neben dem Alten Hafen (Vieux-Port) zum Zentrum der korsischen Diaspora, wo Sprache und Kultur der Insel weiter gepflegt wurden und die engen Familienbande der Dörfer bestehen blieben. Gleichzeitig entwickelte sich hier in der Zwischenkriegszeit das Netzwerk der korsischen Mafia, deren Vertreter im Waffen- und Drogenhandel tätig waren, aber auch einen beträchtlichen Einfluss in der lokalen Politik ausübten, indem sie sich verschiedenen politischen Gruppierungen als bewaffneter Arm andienten. Diese Aktivitäten erreichten in den 1930er Jahren ihren Höhepunkt, blieben aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg in anderer Form bestehen, in den 1950er und 1960er nahmen diese Netzwerke auch Einfluss auf die nationale Politik Frankreichs. Gleichzeitig profitierten Korsen in vielen Funktionen von der Ausdehnung des Französischen Kolonialreiches, einerseits als Soldaten und Kolonialbeamte, andererseits auch, indem sie in den Kolonien als Händler und Geschäftsleute tätig wurden. Auch in Französisch-Algerien als wichtigster Siedlungskolonie des empire français ließen sich viele Korsen nieder.
Als Antwort auf die Vereinnahmungsversuche des faschistischen Italien unter Mussolini, der Korsika 1936 zum integralen Bestandteil Italiens erklärt hatte, definierten korsische Schriftsteller und Intellektuelle in den 1930er und 1940er Jahren das Korsische erstmals als eigenständige Sprache und nicht wie bis dahin üblich als italienischen Dialekt und definierten ihre Identität als korsisch, nicht als italienisch. Einen Ausdruck erhielt diese Einstellung durch den Eid von Bastia 1938, durch den die Korsen ihre Zugehörigkeit zu Frankreich beschworen und italienische „Befreiungs“-Bestrebungen ablehnten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Korsika am 11. November 1942 als Reaktion auf die Landung alliierter Truppen in Nordafrika wie die gesamte Zone libre, der vom Vichy-Regime beherrschte Bereich im Süden Frankreichs, von deutschen Truppen besetzt. Verbände des Freien Frankreichs (FFL) begannen daher im April 1943 mit der Bewaffnung der Inselbevölkerung, die als Partisanen gegen die Besatzer kämpften. Die italienischen Truppen wechselten nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand von Cassibile mit den Alliierten am 8. September 1943 die Seiten und am selben Tag landeten Verbände unter dem Kommando von General Henri Giraud auf der Insel. Die korsischen Partisanen und die Soldaten der FFL befreiten bis zum 4. Oktober 1943 gemeinsam die Insel. Die Erinnerung an die eigene Rolle in der Résistance ist auf Korsika bis heute sehr lebendig.
Von 1945 bis zur Gegenwart
Nach 1945 konnte die arme und unterentwickelte Insel in bescheidenem Maße vom französischen Wirtschaftswunder Trente glorieuses profitieren, was aber auch die Einwanderung von Festlandfranzosen verstärkte, während gleichzeitig noch mehr Korsen die Insel verließen, um auf dem Festland zu arbeiten. Das drohende Ende des französischen Kolonialreichs in den 1950er Jahren führte bei vielen Korsen zu wirtschaftlichen Ängsten, so dass auf der Insel im Gegensatz zu anderen Regionen Frankreichs dem Putsch d’Alger gegen die Unabhängigkeit Algeriens im Mai 1958 Sympathien entgegengebracht wurden. Die putschenden Militärs planten ihren Aufstand mit der Opération Résurrection auf die Insel auszuweiten; Korsika wurde anschließend ein Zentrum des Gaullismus. Die in Charles de Gaulle gesetzten Hoffnungen wurden aber insofern nicht erfüllt, als er nach seiner Rückkehr und der Gründung der Fünften Republik mit Unterstützung der großen Mehrheit der Franzosen in ein Ende des Algerienkrieges und die Unabhängigkeit Algeriens einwilligte. In den Jahren nach der Unabhängigkeit 1962 wurden gezielt aus Algerien vertriebene und geflohene Franzosen (Pieds-noirs, wörtlich: schwarze Füße) vor allem entlang der Ostküste angesiedelt, so dass die Korsen befürchteten, zur Minderheit auf der eigenen Insel zu werden. Gleichzeitig wurde die korsische Sprache durch ihre Verbannung aus Schule und öffentlichem Leben immer weiter zurückgedrängt.
Die zunehmende Angst um die eigene Identität brachte einen großen Aufschwung für die nationalistische Bewegung, die sich zunächst gegen die tatsächliche oder vermeintliche Bevorzugung der pieds-noirs gegenüber den alteingesessenen Bewohnern der Insel wandte. Ab 1964, verstärkt ab 1968, kam es zu Angriffen auf Eigentum von Pieds-noirs. In den frühen 1970er Jahren gründeten sich mehrere politische Parteien als „legalistischer“ Flügel der regionalistischen Bewegung. Eine von ihnen, der Front régionaliste corse, gab 1971 das Buch Main basse sur une île heraus, in dem die ökonomische Situation der Insel mit der einer Kolonie verglichen wurde und ein „korsischer Sozialismus“ gefordert wurde. Initiativen zur Erhaltung und Wiederbelebung der korsischen Sprache und Kultur entstanden im Rahmen der Bewegung des Riacquistu („Wiederaneignung“) und schufen ein neues Bewusstsein für die korsische kulturelle Identität.
In Verbindung mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten radikalisierte sich die nationalistische Bewegung ab Mitte der 1970er Jahre. Als Fanal der Unabhängigkeitsbewegung gilt die Besetzung des Weinguts eines Pied-noir-Winzers in der Nähe von Aléria im Jahr 1975. Eine weitere Forderung war die (Wieder-)Eröffnung der korsischen Universität, die im 18. Jahrhundert unter Pasquale Paoli bestanden hatte, was 1981 umgesetzt wurde. Es kam zwar in der Folge zu einigen Dezentralisierungsmaßnahmen wie der Gründung der Collectivité régionale mit einem gewählten Regionalparlament im Jahr 1982, die französische Regierung lehnte aber Forderungen nach Zweisprachigkeit, Autonomie oder gar Unabhängigkeit strikt ab wegen der Befürchtung, sie bedrohten die Einheit Frankreichs. Einige Unterstützer der korsischen Unabhängigkeit, insbesondere die am 5. Mai 1976 gegründete FLNC, versuchten durch Bombenanschläge und Mord die Regierung zur Gewährung der Unabhängigkeit zu zwingen.
Gleichzeitig wuchs in diesen Jahren der Tourismus stark an, da Korsika aufgrund seiner unberührten Naturlandschaften besonders bei Festlandfranzosen, Italienern und Deutschen immer beliebter wurde; die touristische Erschließung und der Bau von Zweitwohnungen stießen aber auf – teils auch gewaltsame – Ablehnung durch die Nationalisten. In den 1990ern eskalierte die Gewalt auf Korsika, als sich auch verschiedene bewaffnete Gruppierungen gegenseitig bekämpften und dazu die mafiösen Organisationen auf der Insel selbst Einfluss zu gewinnen versuchten. Im Februar 1998 wurde der Präfekt der Insel, Claude Erignac, in Ajaccio ermordet: Die Tat schreckte die französische Öffentlichkeit auf, da der Eindruck entstand, der französische Staat habe die Kontrolle über die Situation auf Korsika verloren.
Im Jahr 2000 stimmte der damalige Ministerpräsident Lionel Jospin im Rahmen des Prozesses von Matignon einer größeren Autonomie Korsikas im Tausch gegen ein Ende der Gewalt zu. Dem stand die gaullistische Opposition in der französischen Nationalversammlung entgegen, die befürchtete, dass andere Regionen (Bretagne, Baskenland oder Elsass) ebenfalls Autonomie fordern könnten und dies in einer Aufspaltung Frankreichs endete. Die vorgeschlagene Autonomie für Korsika schloss einen größeren Schutz des Korsischen als zentralem Identifikationspunkt der Inselbevölkerung ein. Frankreich lehnt jedoch traditionell den Gebrauch regionaler Sprachen oder Minderheitensprachen ab, da das Vorherrschen der französischen Sprache als Absicherung für die Existenz des französischen Staates angesehen wird. Am 6. Juli 2003 stimmten bei einem Referendum knapp 51 % der Korsen gegen den Prozess von Matignon. Obwohl es keinen politisch bindenden Charakter hatte, respektierte die französische Regierung das Votum und stoppte die weitere Umsetzung des Vorhabens. Das Scheitern wurde vor allem Jospin angelastet; er habe durch die Verhandlungen mit Vertretern der Unabhängigkeitsbewegung die von Teilen derselben ausgeübte Gewalt legitimiert. Die Forderung nach Unabhängigkeit hatte auch zu keinem Zeitpunkt die Mehrheit der Inselbewohner hinter sich.
Bewaffnete Gruppierungen sind heute weitgehend inaktiv. Allerdings haben sie in den letzten Jahren nach der Krise der 2000er Jahre wieder verstärkt Zulauf gefunden, auch aus Enttäuschung über die Korruption in der etablierten Politik. Bei den Regionalwahlen im November 2015 gewann das Bündnis gemäßigter (für eine Autonomie) und radikaler Nationalisten (für die Unabhängigkeit) die Mehrheit im Regionalparlament, der Assemblée de Corse. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2017 gewannen die Nationalisten drei von vier Mandaten. Die Region wurde 2017 von Waldbränden heimgesucht.
Im April und Mai 2018 litt die Insel unter einer Müllkrise. In den Vorjahren war das Müllaufkommen stark angewachsen, ohne dass geeignete administrative Maßnahmen getroffen worden waren.[8] Mitte April drohten die zwei größten Deponien überzulaufen. Die Gemeinden, auf deren Gebiet sich diese Deponien befinden, verweigerten die Annahme von weiterem Müll und sperrten die Tore der Deponien. In den folgenden Wochen häuften sich Müllberge an den Straßen, und sie wurden vereinzelt in Brand gesetzt.[9] Eine vorläufige Besserung, aber keine grundlegende Lösung ergab sich, als die beiden Deponien am 9. Mai ihre Tore wieder öffneten.[10]
Sprache
Etwa 60.000 bis 100.000 Einwohner Korsikas sprechen Korsisch. Französisch ist in fast allen Bereichen des Alltags die vorherrschende Sprache.
Die meisten offiziell als „französisch“ bezeichneten Namen von Orten, Bergen und anderen geografischen Punkten sind bis heute in ihrer italienischen Fassung erhalten geblieben. Dies war beim Verkauf der Insel von Genua an Frankreich 1768 eine Bedingung. Oft werden die italienischen Ortsnamen zwar französisch ausgesprochen, aber anders als im Falle deutscher Ortsnamen im Elsass wurden sie weder französisiert, noch wurden Übersetzungen eingeführt. Zusätzlich existieren vielerorts Bezeichnungen in korsischer Sprache.
Religion
Das Christentum auf Korsika ist von der katholischen Kirche geprägt. Ihr gehören 92 % der Korsen an. Das Bistum Ajaccio umfasst die gesamte Insel. Der Vereinigten Protestantischen Kirche Frankreichs gehören auf Korsika nur 230 Familien an.[11]
Politik
Korsika war traditionell eine Bastion der konservativen Parteien und der politischen Rechten. Die Gründe hierfür liegen in der Verankerung des Gaullismus, der ländlichen und traditionellen Struktur der Insel und in der starken Rolle der katholischen Kirche. Bei allen Präsidentschaftswahlen zwischen 1965 und 2012 gewannen die konservativen Kandidaten auf Korsika eine Mehrheit. Nur zwischen 2010 und 2015 wurde die Insel von einem Linksbündnis regiert. Eine Ausnahme bildete dabei u. a. Bastia, das jahrzehntelang von Bürgermeistern der politischen Linken regiert wurde. Seit den 1970er Jahren gewann der korsische Nationalismus in seinen verschiedenen Spielarten an Einfluss. Die korsischen Nationalisten fordern eine Eindämmung der Immobilienspekulation durch Festlandsfranzosen, eine Verlängerung der Befreiung der Korsen von der Erbschaftssteuer, mehr Geld für die Förderung des Korsischen und eine stärkere Förderung der korsischen Wirtschaft und Fischerei. Bei nationalen Wahlen gewann in den letzten Jahren außerdem der Front National an Einfluss, bei der Präsidentschaftswahl 2017 gewann in beiden korsischen Départements Marine Le Pen die meisten Stimmen. Dies wird mit der ablehnenden Haltung der Korsen gegenüber der Einwanderung erklärt (siehe oben); jedoch spielt die Partei, die sich strikt gegen regionale Selbstbestimmungsrechte und die Anerkennung von Minderheitensprachen ausspricht, bei regionalen Wahlen kaum eine Rolle.
Bei den Regionalwahlen 2015 wurden die Nationalisten (Pé a Corsica) mit 35 Prozent erstmals stärkste Partei im Regionalparlament, der (Assemblée de Corse). Die gemäßigten Autonomisten und die radikalen Separatisten waren dabei ein Wahlbündnis eingegangen. Der bisherige Bürgermeister von Bastia, Gilles Simeoni, führt seit 2016 auch die Regionalregierung, den (Conseil exécutif).[12] Der landesweite Kampf zwischen Front National (FN), Sozialisten (PS) und Konservativen (LR) in Frankreich spielte in Korsika nur eine geringe Rolle.
Ergebnis der Wahl der Assemblé de Corse (insgesamt 51 Sitze) vom 13. Dezember 2015:[13]
- Liste Gilles Simeoni (Liste der Autonomiebewegung aus Femu a Corsica und Corsica libera): 35,3 % (52.840 Stimmen) – 24 Sitze
- Liste Paul Giacobbi (Unabhängige linke Liste aus diversen linken Parteien und Front de gauche/FG): 28,5 % (42.607 Stimmen) – 12 Sitze
- Liste José Rossi (Union de la Droite aus Les Républicains/LR, Union des démocrates et indépendants/UDI und Comité central bonapartiste/CCB): 27,1 % (40.480 Stimmen) – 11 Sitze
- Liste Christophe Canioni (Front National/FN): 9,1 % (13.599 Stimmen) – 4 Sitze
Das korsische Wappen
Das korsische Wappen zeigt einen Maurenkopf mit krausem Haar und weißem Stirnband. Dieses Wappen ist eigentlich ein Freiheitssymbol der Korsen, allerdings ist nicht sicher, wer dargestellt ist. Es gibt zahlreiche Legenden um die Entstehung und Bedeutung des Symbols.
Der einen Legende nach entführte im 13. Jahrhundert ein maurischer Herrscher eine junge Korsin nach Spanien. Deren korsischer Verlobter reiste hinterher, um sie zu befreien, woraufhin der Maure einen seiner tapfersten Getreuen gegen ihn in den Kampf schickte. Der Korse schlug jedoch dem Mauren den Kopf ab und hielt diesen als Zeichen des Triumphs hoch.
Ein weiterer Erklärungsansatz geht in Richtung der Reformen von Pascal Paoli: Ähnlich wie bei der Nachbarinsel Sardinien zeigte das korsische Wappen ursprünglich einen Maurenkopf mit verbundenen Augen. Pascal Paoli verschob die Binde in Richtung Stirn und entfernte auch den Ohrring, denn beides galt als Zeichen der Sklaverei, von der sich die Korsen durch seine Reformen befreit hatten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Eine echte Großindustrie gibt es auf Korsika nicht. Das produzierende Gewerbe beschränkt sich im Wesentlichen auf landwirtschaftliche Produkte, Bau- und Dienstleistungen. Die meisten auf der Insel hergestellten Produkte wie beispielsweise die traditionellen heimischen Taschenmesser werden an Ort und Stelle an Touristen verkauft. Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreichte Korsika im Jahr 2006 einen Index von 85,8 (EU-27: 100).[14] Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 7,8 Prozent.[15]
Tourismus
Korsika ist trotz des idealen Naturpotenzials touristisch relativ wenig erschlossen. Von der korsischen Bevölkerung wird befürchtet, dass eine weitere Erschließung durch den Massentourismus die Eigenständigkeit der korsischen Kultur gefährden könnte. Nach korsischer Tradition ist der Strand überall allgemein zugänglich; es gibt kaum größere Hotelkomplexe oder Hotels mit ausländischen Eigentümern. An der Ostküste gibt es südlich von Phare d’Alistro und südlich von Porto-Vecchio zahlreiche FKK-Urlaubsanlagen und -Strände. 1995 waren 73 Prozent aller Touristen, die Korsika besuchten, Festlandfranzosen. 38 Prozent aller Häuser und Wohnungen werden als Zweitwohnung genutzt; dies ist im Vergleich zum französischen Durchschnitt sehr viel.[16]
Straßenverkehr
Die Straßen in Korsika sind, was ihre Breite und Qualität betrifft, sehr unterschiedlich. Im felsigen Gebiet der Westküste und im Gebirge sind teilweise sehr enge Straßen in schlechtem Zustand zu finden, die nur einspurig genutzt werden können. Zum Teil ist ein Befahren mit Wohnmobilen nicht möglich. Etwas besser ist die Verkehrssituation an der flachen Ostküste. Zwischen den größeren Städten gibt es teilweise gut ausgebaute Schnellstraßen. Im Jahr 2016 lag der Motorisierungsgrad (Personenkraftwagen pro 1000 Einwohner) bei 558.[17]
Schienenverkehr
Mit nur zwei Strecken erschließt die Eisenbahn die Insel. Die Chemins de fer de la Corse (CFC) – eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF – ist die einzige Eisenbahngesellschaft auf Korsika.
Die Strecken, durchweg als eingleisige Schmalspurbahn, verbinden die beiden Hafenstädte Bastia an der Ostküste und Ajaccio an der Westküste. Zudem wird die Nordküste der Insel mit der Hafenstadt Calvi erschlossen. Die gesamte Länge beträgt 231 km.
Luftverkehr
Korsika verfügt über Flughäfen in folgenden Städten:
- Aéroport de Bastia-Poretta (IATA-Code BIA), 20 km von Bastia entfernt
- Aéroport de Campo dell’Oro (IATA-Code AJA), 12 km von Ajaccio entfernt
- Aéroport de Figari (IATA-Code FSC), 24 km von Porto-Vecchio entfernt
- Aéroport de Sainte Catherine (IATA-Code CLY), 7 km von Calvi entfernt
Größere Fluggesellschaften, die Korsika anfliegen, sind Air France und Air Corsica sowie aus dem deutschsprachigen Raum Eurowings, TUIfly, Lufthansa und easyJet.
Schiffsverkehr
Die Fährhäfen Ajaccio, Porto-Vecchio, Propriano und Bonifacio bedienen Süd-Korsika, während die in Bastia, Calvi und L’Île-Rousse vor allem Nord-Korsika mit dem europäischen Festland verbinden.
Autofährverbindungen gibt es beispielsweise von Marseille, Nizza und Toulon in Frankreich sowie von Sardinien, Savona Vado, Livorno und Genua in Italien. Die wichtigsten Schifffahrtsgesellschaften sind Moby Lines und Corsica Ferries.
Rundfunk
In Ajaccio und Bastia sind starke Mittelwellen- und UKW-Sender zur Ausstrahlung des Programms France Bleu RCFM ("Radio Corse Frequenza Mora") von Radio France installiert. Ein Teil der Sendungen erfolgt in korsischer Sprache.
- Ajaccio: 97,0 MHz (4 kW), 100,5 MHz (10 kW), 1404 kHz (20 kW)
- Bastia: 101,7 MHz (10 kW), 1494 kHz (20 kW).
Daneben sendet Radio France die überregionalen Programme, die in ganz Frankreich empfangbar sind (France Inter, France Culture, France Musique, France Info).
Von Cervione aus sendet die ADECEC (Association pour le Développement des Etudes Archéologiques, Historiques, Linguistiques et Naturalistes du Centre-Est de la Corse – „Vereinigung für die Entwicklung der Archäologischen, Historischen, Linguistischen und Natur-Studien des Zentral-Östlichen Korsika“) mit dem Sender Voce Nustrale ein Programm ausschließlich in korsischer Sprache auf 105,1 und 95,1 MHz.[18]
Internet
Seit 2016 ist für Personen, Institutionen oder Firmen, die ihre Verbindung mit Korsika demonstrieren möchten, die gesponserte Top-Level-Domain .corsica reserviert. Die TLD wird vom Collectivité Territoriale de Corse, der Korsischen Gebietskörperschaft, verwaltet.[19]
Kulinarisches
Lebensmittel/Küche
Korsika besitzt eine sehr reichhaltige und meist deftige mediterrane Küche. Typisch sind die oft halbwilden Hausschweine, die frei im Wald oder in der Macchie laufen und sich von Kastanien, Eicheln und Bucheckern ernähren. Ihr Fleisch wird über Kastanienholz geräuchert oder mit Kräutern in Wein geschmort. Korsische Fleischereispezialitäten sind:
- Coppa – geräucherter Schweinenacken und -filet;
- Figatellu – geräucherte, kräftige Leberwurst mit Kräutern;
- Lonzu – geräuchertes Schweinefilet.
Nudelgerichte und Nudeln als Beilage zu Fleischgerichten sind verbreiteter als in den meisten anderen Provinzen Frankreichs. Es gibt zahlreiche Sorten Schafs- und Ziegenkäse, zum Beispiel Brocciu, ein Molkenkäse aus Schafs- oder Ziegenmilch.
Weinbau
Auf Korsika wird eine große Vielfalt an Weinen produziert: Rotwein, Rosé, Weißwein, still und schäumend, trocken und süß. Das Relief sowie unterschiedliche Böden sind für diese Vielfalt verantwortlich. Reben werden bis in einer Höhe von ca. 300 m kultiviert. Traditionell verwendet man die Rebsorten Cinsault, Carignan, Grenache, Ugni Blanc und Syrah. Inzwischen sind Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Viognier, Merlot sowie Pinot noir hinzugekommen. Regionale Bedeutung haben die Sorten Niellucciu, Sciaccarellu und Vermentinu.
Weine aus acht Weinbaugebiete dürfen das Prädikat Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) tragen. Diese Appellationen sind:
- Ajaccio – AOC Coteaux d’Ajaccio: Westküste nördlich von Sartène bis Ajaccio, Hauptrebsorten: Sciaccarellu, Grenache, Verentinu
- Balagne – AOC Calvi Balagne: zwischen Calvi und der Désert des Agriates, sandige Tonböden, Hauptrebsorten: Syrah, Sciaccarellu, Vermentinu, Ugni Blanc
- Cap Corse – AOC Coteaux du Cap Corse: die schroffe Felshalbinsel nördlich von Bastia, Hauptrebsorten: Niellucciu, Grenache, Malvoisie, Vermentinu, Muscatellu
- Cote orientale – AOC Vin de Corse: die Ostküste zwischen Bastia und Solenzara. Hauptrebsorten: Niellucciu und Vermentinu
- Figari – AOC Figari-Pianottoli: Südspitze Korsikas, Hauptrebsorten: Carcajolo, Barbarossa, Sciaccarellu, Malvoisie de Corse
- Patrimonio – AOC Patrimonio: Gegend zwischen Cap Corse und der Désert des Agriates, schiefrige Sand- und Tonböden, Hauptrebsorten: Nielluciu, Grenache, Vermentinu
- Porto-Vecchio – AOC Porto-Vecchio: Gegend um Porto-Vecchio, Granitböden, Hauptrebsorten: Niellucciu, Sciaccarellu, Malvoisie de Corse
- Sartène – AOC Sartène: um Sartène im Südwesten von Korsika, ton- und kieselhaltige Böden, Hauptrebsorten: Niellucciu, Sciaccarellu, Barbarossa, Cinsault, Vermentinu
Weitere Getränke
- Cap Corse (Kräuter-Aperitif Destillerie Matteï, Bastia)
- Eau de vie und Whisky (P&M) der Destillerie Mavela, Aléria
- Kastanien- und Myrtenbier (Pietra, Furiani)
- Mineralwasser aus Orezza
- Pastis Dami (Anisschnaps), Furiani
Musik
Paghjella ist der polyphone Männergesang der traditionellen korsischen Volksmusik. Dabei trägt die mittlere Stimme die Melodie, die zweite, tiefere bildet die Begleitung, die dritte und höchste singt die Koloratur. In dieser Tradition stehen unter anderem die Gruppen I Muvrini und A Filetta.
Sport
Rad-/Motorradfahren
Besonders beliebt ist Korsika bei Fahrrad- und Motorradfahrern, nicht zuletzt wegen der Kombination von Bergstraßen und Meerblick. Die Rennradfahrer schätzen an der Insel den Trainingseffekt der anspruchsvollen Passstraßen.
Wandern/Klettern
Der umfangreiche Fernwanderweg GR 20 mit zahlreichen Kletterpartien zieht sehr viele Wanderer an. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts gewinnt das Klettern zunehmend an Bedeutung. Die zahlreichen bizarren Felsformationen, die auch als „Tafoni“ bezeichnet werden, sind extrem griffig. Die bekanntesten Kletterzentren sind das Restonica-Tal und der Bavella-Pass.
Skisport
Trotz der südlichen Lage kann im Winter mancherorts ein Skibetrieb aufrechterhalten werden. Am Col de Vergio zwischen Porto und Calacuccia, unterhalb des Monte Renoso bei Ghisoni (Capannelle), sowie auf dem Plateau d’Ese nordöstlich von Bastelica gibt es drei kleinere Skigebiete mit jeweils drei bis sechs Schleppliften.[20] Ein kleines Skigebiet befindet sich bei Haut-Asco nördlich des Monte Cinto. Skilanglauf kann man auf dem Plateau de Coscione zwischen Zicavu und Monte Incudine sowie oberhalb von Évisa betreiben.
Fußball
Die Insel hat mit Gazélec FC Ajaccio, AC Ajaccio, CA Bastia und SC Bastia vier Fußballvereine in der französischen Liga.
Tour de France
2013 gastierte die Tour de France mit ihrer 100. Auflage zum ersten Mal auf Korsika.[21] Im Rahmen der sogenannten Grand Départ (große Abfahrt) begann die Grande Boucle mit drei Etappen auf der Mittelmeerinsel:
- erste Etappe am Samstag, den 29. Juni, über 200 km von Porto-Vecchio nach Bastia
- zweite Etappe am Sonntag, den 30. Juni, über 155 km von Bastia nach Ajaccio
- dritte Etappe am Montag, den 1. Juli, über 145 km von Ajaccio nach Calvi
Gesundheit
Seit 2011 ist das Auftreten von Schistosomiasis (Bilharziose) in Korsika gesichert nachgewiesen.[22] Betroffen sind Personen, die Kontakt mit dem Wasser des Flüsschens Cavo nahe dem Ort Sainte-Lucie-de-Porto-Vecchio nördlich von Porto-Vecchio im Südosten von Korsika hatten. Es wurden Fälle bei Einheimischen und Touristen diagnostiziert. Dieser Schistosomiasis-Ausbruch ist inzwischen auf Korsika erloschen (Stand 2017).[23]
Persönlichkeiten
Literatur
- Ferdinand Gregorovius: Corsica. 1854. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-7973-0274-6.
- Michel Delaugerre, Marc Cheylan: Atlas de Repartition des Batraciens et Reptiles de Corse. Parc Naturel Regional de Corse/Ecole Pratique des Hautes Etudes, o. O. 1992, ISBN 2-905468-09-2.
- Nicole Luzar, Volker Roth: Kletterführer Korsika. Topoguide.de, Betzenstein 2008, ISBN 978-3-00-024237-3.
- Hannes Mayer: Die Wälder Korsikas. Wanderungen durch ein Waldparadies. 2., durchgesehene Auflage. Fischer, Stuttgart u. a. 1990, ISBN 3-437-30624-3.
- Monika Siegfried-Hagenow: Korsika – Ein Reisebuch. VSA, Hamburg 1991, ISBN 3-87975-551-5.
Weblinks
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- Offizielle Webpräsenz der Collectivité de Corse (korsisch)
- Webpräsenz der Präfektur Korsika (französisch)
- Offizielle Webseite des französischen Tourismusverbandes zu Korsika (mehrsprachig)
- Offizielles Tourismusportal Korsikas (mehrsprachig)
Einzelnachweise
- Météo-France
- Météo-France
- Jean Michel Barrault: Die Häfen um Korsika, Elba und Sardinien (= Ein Führer für Sportschiffer). Delius Klasing & Co, Bielefeld 1977, ISBN 978-3-7688-0252-9.
- ’Nymphalis ichnusa’ Hübner, 1824. Auf: pyrgus.de; zuletzt abgerufen am 24. August 2014.
- Dionysios Periegetes 459.
- Plutarch: ΠΑΡΟΙΜΙΑΙ ΑΙΣ ΑΛΕΧΑΝΔΡΕΙΣ ΕΧΠΩΝΤΟ [Lobreden, derer sich die Alexandriner bedienten]. In: Corpus paroemiographorum Graecorum (vgl. Paroimia), herausgegeben von E. L. Leutsch und F. G. Schneidewin, Band 1, Göttingen 1839, S. 334: „Κυρνία ἄτη: Κύρνος νῆσος ἦν πάλαι ἄβατος τοῖς πλέουσι διὰ συνεχεῖς λῃστείας.“ [Kyrnisches Unheil: Kyrnos war eine Insel, von alters unbetreten von den Seglern wegen des Zusammenhaltes der Räuber.]
- Jörg Fisch (Hrsg.): Die Verteilung der Welt. Selbstbestimmung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Oldenbourg, München 2011, speziell S. 47
- Crise des déchets. Quelle est la situation en Corse ? In: Corse Matin. 8. Mai 2018 (französisch, corsematin.com [abgerufen am 13. Mai 2018]).
- Crise des déchets – Les poubelles flambent à Bastia. In: France 3 Corse ViaStella. 5. Mai 2018 (französisch, francetvinfo.fr [abgerufen am 13. Mai 2018]).
- Crise des déchets en Corse : normalisation d'ici trois semaines. In: Europe 1. 9. Mai 2018 (französisch, europe1.fr [abgerufen am 13. Mai 2018]).
- EPU de Corse
- Michaela Wiegel: Für die Wiedergeburt Korsikas. faz.de, 15. Dezember 2015, abgerufen am 15. Dezember 2015
- Résultats régionales 2015 auf linternaute.com, abgerufen am 11. Januar 2016
- Eurostat Pressemitteilung 23/2009: Regionales BIP je Einwohner in der EU27 (PDF; 360 kB)
- Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 5. November 2018.
- Nationales Statistikamt INSEE: Statistik zur Bevölkerung, hier das PDF öffnen. Abgerufen am 16. September 2018 (französisch).
- ec.europa.eu
- Voce Nustrale, www.voce.pro, abgerufen am 11. September 2017
- Delegierungsdatensatz für Korsika, www.iana.org, abgerufen am 19. Januar 2022
- Chalet du Val d’Ese, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Le Grand Départ 2013 en Corse (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive) (offizielle Website der Tour de France)
- RKI: Bilharziose: Häufung von Erkrankungsfällen bei Südkorsika-Reisenden. In: Epidemiologisches Bulletin. Nr. 20, 2014. Kurzmeldung des RKI zum Vorkommen von Schistosomen in Südkorsika vom 19. Mai 2014, zuletzt abgerufen am 17. Juni 2014.
- Marton Szell: Schistosomiasis (Bilharziose) auf Korsika. Auf: dietropenordination.at vom 11. Juli 2014, zuletzt abgerufen am 4. September 2018.