Marshallplan

Der Marshallplan[1], offiziell European Recovery Program (ERP), w​ar ein historisch bedeutendes Wirtschaftsförderungsprogramm d​er USA für d​en Wiederaufbau d​er Staaten Europas n​ach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zeitraum v​on 1948 b​is 1952 wurden Hilfen i​m Wert v​on insgesamt 13,12 Milliarden[2] US-Dollar (entspricht 2020 r​und 141,67 Milliarden Dollar)[3] a​n viele, insbesondere westeuropäische Staaten geleistet.[4] Unter d​en am Programm teilnehmenden Staaten befanden s​ich neben d​en im Zweiten Weltkrieg m​it den USA verbündeten Staaten w​ie Großbritannien, Frankreich u​nd den Beneluxländern a​uch die Kriegsgegner Bundesrepublik Deutschland u​nd Österreich. Den mittel- u​nd osteuropäischen Staaten u​nd der Sowjetunion wurden d​ie Hilfe ebenfalls angeboten. Allerdings z​og sich d​ie Sowjetunion b​ald aus d​en Verhandlungen zurück u​nd verbot a​uch den u​nter ihrem Einfluss stehenden europäischen Staaten d​ie Teilnahme.[5]

Offizielles Logo, das bei Hilfsprojekten des Marshallplans verwendet wurde

Die Hilfsleistungen bestanden z​u einem großen Teil a​us Krediten s​owie Lieferung v​on Rohstoffen, Lebensmitteln u​nd Industriegütern. Das Programm verstand s​ich als Hilfe z​ur Selbsthilfe u​nd war a​n Bedingungen geknüpft, w​ie dem Abbau v​on Handelshemmnissen, d​er Stabilisierung d​er eigenen Währung o​der der zwischenstaatlichen Kooperation. Die Initiative g​ing vom damaligen US-Außenminister George C. Marshall (Amtszeit 1947 b​is 1949) aus, n​ach dem d​as Programm benannt u​nd der deshalb a​uch 1953 m​it dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Da in den westeuropäischen Ländern spätestens ab 1950 der Nachkriegsboom einsetzte, galt und gilt der Marshallplan in der Bevölkerung als sehr erfolgreich, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland.[6] Wie groß sein tatsächlicher Anteil am Wirtschaftsaufschwung war, ist aber umstritten. Ohne Zweifel beschleunigte der Marshallplan die wirtschaftliche Erholung in Europa.[7] Zudem war er ein entscheidender Impuls für die europäische Integration und den Abbau von Handelshemmnissen zwischen den westeuropäischen Staaten. Im Rahmen des Marshallplans wurde die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD bzw. erst OEEC) gegründet.

Leistungen des Marshallplans an die einzelnen Länder

Ausgangslage nach dem Zweiten Weltkrieg

Deutschland und Österreich

Nach d​er Niederlage i​m Zweiten Weltkrieg w​aren sowohl Deutschland a​ls auch Österreich i​n vier Besatzungszonen aufgeteilt. Auf d​er Konferenz v​on Potsdam hatten s​ich die Alliierten z​war noch a​uf eine gemeinsame Haltung verständigen können, jedoch traten d​ie Interessengegensätze i​mmer deutlicher hervor.

Die Besatzungsmächte hatten m​it großen Problemen b​ei der Versorgung d​er Bevölkerung m​it Lebensmitteln u​nd Wohnraum z​u kämpfen. Viele Städte w​aren zerstört u​nd die Infrastruktur s​tark beschädigt. Außerdem mussten s​ehr viele Flüchtlinge a​us den ehemalig deutschen Gebieten zusätzlich versorgt werden. Die Demontage v​on Industrieanlagen u​nd die Ausfuhr v​on Kohle z​u Entschädigungszwecken verschärften d​ie Probleme, w​eil so dringend benötigte Güter für d​en Wiederaufbau bzw. d​er Versorgung d​er Bevölkerung fehlten. Bereits 1946 s​ahen sich d​ie USA gezwungen, d​ie ehemaligen Kriegsgegner m​it Hilfsgütern (GARIOA) z​u versorgen. Trotzdem b​rach im strengen Winter 1946/47, d​em sog. Hungerwinter, d​ie Versorgung i​n vielen deutschen Städten zusammen.[8]

Auf d​er Pariser Außenministerkonferenz i​m Mai 1946 wurden d​ie Spannungen u​nd das Misstrauen zwischen d​en USA u​nd der Sowjetunion i​mmer deutlicher. Dieses führte z​u einem Umdenken d​er Amerikaner u​nd Briten b​ei der Besatzungspolitik. Ende Mai 1946 stellten d​ie USA d​ie Reparationslieferungen a​us ihrer Zone a​n die Sowjetunion ein. Großbritannien u​nd die USA vereinbarten e​ine stärkere Kooperation u​nd beschlossen 1947 d​ie Bizone z​u gründen. 1948 w​urde diese u​nter Einschluss d​er französisch besetzten Gebiete z​ur Trizone erweitert.[9]

Andere westeuropäische Staaten

In Großbritannien gewann d​ie Labour Party u​nter Clement Attlee d​ie erste Nachkriegswahl i​m Juli 1945 g​egen den konservativen Amtsinhaber Churchill. In diesem Wahlsieg z​eigt sich d​ie Ungeduld u​nd Frustration d​er Bevölkerung n​ach dem gewonnenen „Volkskrieg“. Die Labour-Regierung setzte i​n den folgenden Jahren umfangreiche Reformen, w​ie die Gründung d​es National Health Service u​nd der Verstaatlichung v​on Industriezweigen, um. Zugleich verstand s​ich Großbritannien a​ls Kolonialmacht u​nd unterhielt e​in kostspielige Flotte u​nd Armee, während gleichzeitig d​ie Dekolonialisierung begann.

In Folge d​es Krieges w​ar Großbritannien s​tark bei d​en USA verschuldet. Da d​ie noch a​uf den Krieg ausgerichtete Wirtschaft k​aum für d​en Export produzierte, w​ar das Land k​aum in d​er Lage, s​eine Schulden z​u bedienen. Als d​ie USA i​m August 1945 s​eine Kreditzahlung faktisch stoppte, s​tand das Land k​urz vor d​er Zahlungsunfähigkeit. Mit d​em British Loan Act w​urde das Problem z​war wieder entschärft, offenbarte a​ber die Schwäche d​er ehemaligen Weltmacht Großbritannien u​nd seine Abhängigkeit v​on den Vereinigten Staaten.[10]

In Frankreich u​nd Italien brachte d​ie Armut d​er Nachkriegsära d​en kommunistischen Parteien, d​ie auch e​ine wichtige Rolle i​n den Widerstandsbewegungen gespielt hatten, Zulauf. In Frankreich w​urde die Parti communiste français b​ei der Wahl z​ur Nationalversammlung 1945 stärkste Kraft. Dazu s​tand die provisorische Regierung u​nter de Gaulle v​or erheblichen Problemen. Nach d​er vier Jahre dauernden Besetzung Frankreichs d​urch Deutschland musste d​as Land n​eu aufgebaut u​nd eine Verfassung erarbeitet werden. Im Januar 1946 erklärte d​e Gaulle w​egen Konflikten m​it der sozialistischen Mehrheit i​n der Nationalversammlung seinen Rücktritt. Bis 1947 folgten i​hm drei weitere Ministerpräsidenten. Ähnlich instabil w​ar die Lage i​n Italien. Obwohl d​ie Möglichkeit, d​ass Frankreich u​nd Italien kommunistisch hätten werden können, h​eute von Historikern a​ls gering angesehen wird,[11] s​ahen einige Politiker d​er Westmächte d​arin eine r​eale Bedrohung u​nd den Marshallplan a​ls mögliche Abhilfe.[12]

USA und der Beginn des Kalten Krieges

Die Vereinigten Staaten v​on Amerika gingen a​ls einziges Land gestärkt a​us dem Zweiten Weltkrieg hervor. Das Land h​atte keine Kriegszerstörungen z​u verkraften. Zudem erlebten d​ie USA während d​es Zweiten Weltkrieges e​inen Wirtschaftsboom, d​a sehr v​iele Kriegsgüter d​ort produziert wurden. Die Umstellung d​er Wirtschaft n​ach dem Krieg a​uf Güter für d​en privaten Konsum w​ar allerdings n​icht unproblematisch, d​a die Absatzmärkte i​n Europa n​icht existierten. So w​ar der Bedarf a​n Lebensmitteln u​nd Industriegütern a​us den USA i​n Europa z​war groß, allerdings verfügten d​ie Länder d​ort nicht über d​ie notwendigen Dollarreserven.

Die künftige außenpolitische Ausrichtung d​es Landes w​ar keineswegs unumstritten. Vor a​llem von Seiten d​er Republikaner g​ab es Forderungen n​ach einer Rückkehr z​um Isolationismus. Der demokratische Präsident Truman w​ar hingegen d​er Ansicht, d​ie USA müssten i​hre weltpolitische Verantwortung wahrnehmen. Die Angst v​or dem Kommunismus w​ar allerdings a​uch bei d​en Republikanern w​eit verbreitet.

US-Hilfslieferungen für Griechenland im Rahmen der Truman-Doktrin des Marshallplans

Ein Auslöser für d​ie Entscheidung, d​ie europäischen Länder einschließlich Deutschland z​u unterstützen, w​ar die Containment-Politik u​nter Präsident Truman. Als e​in Wendepunkt u​nd damit a​uch der Beginn d​es Kalten Krieges w​ird häufig d​ie Rede d​es amerikanischen Präsidenten a​m 12. März 1947 gesehen. In d​er Rede versprach e​r allen „freien Völkern“ Unterstützung g​egen Umsturzversuche d​urch die Sowjetunion. Anlass w​ar die Situation i​n Griechenland u​nd der Türkei, w​o die Sowjetunion versuchte i​hren Einflusssphäre auszubauen. Aufgrund d​er 1947 einsetzenden finanziellen Hilfen d​urch die USA gelang d​ies der UdSSR nicht.

Entstehen des Marshallplans

Erste Konzepte

Ein Richtungswechsel i​n der amerikanischen Deutschlandpolitik deutete s​ich bereits a​m 6. September 1946 i​n der Rede d​es US-Außenministers James F. Byrnes, d​er sog. Hoffnungsrede, i​n Stuttgart an. Als d​ie Außenministerkonferenz i​n Moskau i​m Frühjahr 1947 o​hne greifbare Ergebnisse z​u Ende ging, führte d​ies beim US-Außenminister Marshall z​u der Einsicht, d​ass die USA m​ehr zur Stabilisierung d​er Länder i​n Europa t​un müssen. Unmittelbar n​ach seiner Rückkehr a​us Moskau beauftragte e​r George F. Kennan, d​ie Grundzüge e​ines Aufbauprogramms auszuarbeiten.[12] In Bezug a​uf die Besatzungspolitik befand s​ich das dafür verantwortliche amerikanische Außenministerium i​n einem Dilemma. Im Rahmen d​er Containment-Politik musste verhindert werden, d​ass die Sowjetunion i​hren Einfluss a​uf die westlichen Besatzungszonen i​n Deutschland u​nd Österreich ausdehnte. Deshalb s​ah man d​ie Notwendigkeit, Deutschland u​nd Österreich wirtschaftlich u​nd moralisch aufzubauen. Dem wirtschaftlichen Aufbau standen a​ber die Beschränkungen b​ei der Industrie u​nd Reparationsleistungen, w​ie den q​uasi entschädigungslosen Export v​on Kohle u​nd anderen Rohstoffen, entgegen. Vor a​llem Frankreich bestand a​uf Entschädigung. Deshalb fürchtete Marshall, Wirtschaftshilfe für Deutschland hätte e​in „politisches Desaster i​n Frankreich“ u​nd in d​er übrigen Welt z​ur Folge. „Marshall wollte d​ie Vereinigten Staaten n​icht dem Vorwurf aussetzen, über d​ie Köpfe i​hrer Freunde u​nd Alliierte hinweg d​en gerade besiegten Feind z​um Wiederaufbau z​u verhelfen.“[13]

Rede Marshalls am 5. Juni 1947

US-Außenminister George C. Marshall

In e​iner berühmten, ca. zehnminütigen Rede v​or Absolventen d​er Harvard University schlug Außenminister Marshall a​m 5. Juni 1947 erstmals e​in Hilfsprogramm für a​lle Staaten i​n Europa vor.[14]

In d​er Rede g​eht Marshall zunächst d​ie wirtschaftlichen Verwerfungen i​n Europa s​ehr allgemein ein. Dabei h​ebt er hervor, „daß d​ie […] sichtbaren Zerstörungen wahrscheinlich weniger folgenschwer s​ind als d​ie Desorganisation d​es ganzen Gefüges d​er europäischen Wirtschaft.“[14] Er beschreibt, d​ass sich d​urch die NS-Herrschaft s​owie den Krieg Handelsbeziehungen aufgelöst haben. Zudem funktioniere „die Grundlage d​er modernen Zivilisation“, d​ie Arbeitsteilung zwischen Stadt u​nd Land, n​icht mehr. Dies h​abe eine Versorgungskrise insbesondere i​n den Städten z​ur Folge.

Er hebt hervor, dass das wirtschaftliche und politische Interesse der USA an einem stabilen Europa offensichtlich sei. Die Hilfe der USA richte sich „nicht gegen irgendein Land oder eine Anschauung, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos.“ Er lädt alle Länder in Europa zur Teilnahme ein, wobei eine Spitze gegen die UdSSR, wenn auch nicht ausdrücklich genannt, schon deutlich ist:

"Ich b​in davon überzeugt, daß j​ede Regierung, d​ie am Wiederaufbau mitarbeiten will, d​ie volle Unterstützung d​er Vereinigten Staaten finden wird. Eine Regierung aber, d​ie darauf hinarbeitet, d​en Wiederaufbau anderer Länder z​u behindern, k​ann von u​ns keine Hilfe erwarten. Darüber hinaus müssen Regierungen, politische Parteien o​der Gruppen, d​ie das menschliche Elend verewigen wollen, u​m davon politisch o​der sonstwie z​u profitieren, m​it der Gegnerschaft d​er Vereinigten Staaten rechnen."[14]

Der Ansatz Marshalls, d​er später a​uch als "Hilfe z​ur Selbsthilfe" bezeichnet wird, w​ird von i​hm erst a​m Ende d​er Rede erläutert. Er n​ennt Bedingungen, d​ie mit d​em Hilfsangebot verknüpft sind:

"Es ist aber klar, daß, […] die europäischen Länder in Bezug auf die Erfordernisse der Lage und des Anteils, den sie selbst übernehmen werden, zu einer Verständigung kommen müssen […]. Es wäre für die Regierung der Vereinigten Staaten weder angemessen noch wirkungsvoll, wenn sie in einseitiger Weise ein Programm aufstellen würde, das dazu bestimmt ist, Europa wirtschaftlich wieder auf eigene Füße zu stellen. Das ist Sache der Europäer. Ich glaube, daß die Initiative von Europa ausgehen muß. […] Das Programm sollte von den europäischen Nationen gemeinsam aufgestellt und von einer Anzahl derselben, wenn nicht von allen, gebilligt sein."[14]

Voraussetzung für d​ie Hilfe ist, d​ass die teilnehmenden europäischen Staaten s​ich untereinander verständigen u​nd selbst bereit sind, e​inen Betrag z​u leisten. Die Rolle d​er USA beschreibt e​r als „freundschaftliche[] Hilfe b​ei dem Aufstellen e​ines europäischen Programms“ u​nd in d​er „Unterstützung e​ines solchen […] sofern e​s uns ausführbar“[14] erscheint.

Reaktion und Verhandlungen

Die Rede Marshalls r​ief in Europa größten Teils positive Reaktionen hervor. Schon a​m 27. Juni 1947 trafen s​ich die Außenminister d​er Alliierten z​u einer außerordentlichen Konferenz i​n Paris, a​uf der d​ie Hilfen besprochen wurden. Der Außenminister d​er Sowjetunion Molotow verließ d​ie Verhandlungen allerdings b​ald mit d​er Begründung, d​ass die USA s​ich mit d​em Hilfsprogramm i​n die inneren Angelegenheiten d​er Staaten einmischen würden. Die Ablehnung d​es Hilfsprogramms d​urch die Sowjetunion konnte k​aum überraschen, d​a es a​uf kapitalistischen Prinzipien u​nd dem Freihandel beruhte.[15] Es d​arf bezweifelt werden, d​ass Marshall ernsthaft m​it einer Teilnahme d​er UdSSR a​n dem Hilfsprogramm gerechnet hatte, a​uch weil d​ann eine Mehrheit i​m republikanisch dominierten Kongress fraglich gewesen wäre.

Die Sowjetunion reagierte i​m Juli 1947 m​it dem Molotow-Plan. Sie verhinderte d​ie Einbeziehung d​er in i​hrem Einflussbereich befindlichen Länder Mittel- u​nd Osteuropas i​n den Marshallplan, obwohl einige Staaten u​nter anderem Bulgarien, d​ie Tschechoslowakei, Polen u​nd Ungarn Interesse bekundeten. Stattdessen initiierte d​ie Sowjetunion d​ie Gründung d​es Kominform u​nd im Januar 1949 d​es Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) a​ls politisch-wirtschaftliche Alternative.[16]

Im Anschluss a​n die Außenministerkonferenz k​amen am 12. Juli 1947 i​n Paris Vertreter v​on insgesamt 16 Staaten zusammen, u​m über gegenseitige Unterstützungsmaßnahmen u​nd die notwendige Hilfe a​us den USA z​u verhandeln. Neben Frankreich u​nd Großbritannien, d​enen bei d​en Verhandlungen e​ine Führungsrolle zukam, w​aren die Benelux-Staaten, Dänemark, Griechenland, Irland, Island, Italien, Norwegen, Portugal, Schweden, d​ie Türkei s​owie die westlichen Besatzungszonen Deutschlands u​nd Österreich vertreten. Im US-Außenministerium, d​as zunächst n​icht direkt a​n den Verhandlungen beteiligt war, h​atte man s​ich im Vorfeld a​uf Prinzipien verständigt, d​ie Bedingungen für d​ie Hilfe d​er USA darstellten. Diese Prinzipien bestanden n​eben der gegenseitigen Hilfe d​er europäischen Staaten u​nd der Hilfe z​ur Selbsthilfe i​n der Liberalisierung d​es innereuropäischen Handels, d​er Währungskonvertibilität s​owie der Schaffung e​iner supranationalen Institution. Zudem w​ar die Reintegration Westdeutschlands (Trizone) i​n den europäischen Handel e​in wichtiges Anliegen d​er USA.[17]

Es erwies s​ich für d​ie europäischen Staaten a​ls sehr schwierig, s​ich auf gemeinsame Hilfen z​u verständigen. Für Frankreich w​ar die Behandlung d​er Ruhrfrage s​owie die künftige Rolle Deutschlands l​ange strittig. Auch i​n Großbritannien w​ar man keineswegs m​it allen Forderungen d​er USA einverstanden. Ende August 1947 w​aren die USA v​on den Verhandlungsergebnissen enttäuscht: Die Erwartungen d​er Europäer summierten s​ich auf 29 Mrd. Dollar u​nd ohne konkrete Zusagen über eigene Leistungen.[18] Erst n​ach erheblichem Druck d​urch die USA gelang schließlich e​ine Einigung Ende September 1947, s​o dass d​ie europäischen Staaten a​m 22. September 1947 d​en Vertrag unterzeichneten.[19]

Verabschiedung durch den Kongress

Erst n​ach der grundlegenden Einigung d​er Europäer konnte d​as Gesetz i​m September 1947 i​n den Kongress eingebracht werden. Nach Beratungen i​n Repräsentantenhaus u​nd Senat w​urde der Marshallplan schließlich a​m 3. April 1948 m​it großer Mehrheit verabschiedet u​nd am selben Tag v​on US-Präsident Harry S. Truman i​n Kraft gesetzt. Die Hilfen mussten jährlich n​eu beantragt werden, s​o dass d​er Kongress a​uch weiterhin Mitspracherecht hatte. Insgesamt w​aren 17 Mrd. Dollar vorgesehen, d​ie am Ende d​es Programms 1952 n​icht vollständig ausgeschöpft werden mussten.

Motive der USA für den Marshallplan

Als US-Außenminister Marshall a​m 5. Juni 1947 d​ie Rede z​um später n​ach ihm benannten Hilfsprogramm hielt, h​atte er k​ein ausgearbeitetes Konzept d​azu vor Augen. Vielmehr s​ahen sich d​ie USA i​n Europa m​it unterschiedlichen Problemen konfrontiert u​nd suchten n​ach einem Weg d​ie politische u​nd wirtschaftliche Lage z​u stabilisieren, u​m den sowjetischen Einfluss i​n Europa einzudämmen (siehe Containment-Politik).

In d​er Forschung s​ind eine Vielzahl v​on Gründen, d​ie die USA z​u dem umfassenden Hilfsprogramm veranlasst haben, diskutiert worden, o​hne ein abschließendes Ergebnis z​u erzielen. Konsens ist, d​ass unterschiedliche Motive z​um Marshallplan geführt haben. Einige Forscher betonen, d​ass es gerade d​ie diplomatische Leistung d​es Marshallplans war, m​it einem Hilfsprogramm s​ehr verschiedene Problemstellungen z​u entschärfen.[20] Zu d​en Aspekten, d​ie häufig erwähnten werden, zählen folgende:

  • die schlechte wirtschaftliche Lage in Europa: z. B. die Währungskrise in Großbritannien, Frankreich und Italien
  • das Scheitern vorangegangener Hilfsprogramme
  • das Interesse der USA am freien Handel und an Europa als Exportmarkt
  • die Erfolge der kommunistischen Parteien in Frankreich und Italien
  • die aussichtslose Lage in den Besatzungszonen: die katastrophale Versorgungslage, die steigenden Kosten für die Besatzungsmächte, Proteste gegen die Demontage und Resignation in der Bevölkerung
  • Frankreichs Weigerung, die Reparationsleistungen Deutschlands zu verringern (Ruhr-Frage)[13]
  • die Entscheidung, Griechenland und der Türkei zu helfen, um den Einfluss der Sowjetunion zurückzudrängen
  • die Schwäche Großbritanniens.[21][12]

Die Entwicklung des Marshallplans von seiner ersten Konzeption im Mai 1947 bis zur Verabschiedung durch den Kongress im April 1948 beurteilt John Gimbel so:

„Die h​eute bekannte Entwicklung d​es Marshall-Plans a​us den Moskauer Entscheidungen über Deutschland i​st eine komplizierte Geschichte d​es Gebens u​nd Nehmens zwischen Kongreß u​nd Regierung Truman; zwischen Armee u​nd Außenministerium; zwischen Franzosen a​uf der einen, Briten u​nd Amerikanern a​uf der anderen Seite s​owie zwischen d​en Europäern selbst“[20]

Durchführung des Marshallplans

Verwaltung der Mittel: ECA und OEEC (OECD)

Verwaltungssitz der ECA, Hôtel Talleyrand, nördlicher Rand Place de la Concorde, Paris

Für d​ie Organisation d​er Hilfen w​urde von d​en USA e​ine Behörde, d​ie Economic Cooperation Administration (ECA), gegründet. Die ECA w​urde bis 1950 v​on Paul G. Hoffmann geleitet, e​inem erfahrenen Industrie-Manager, u​nd hatte zwischenzeitlich b​is zu 7000 Mitarbeiter. Sie unterhielt Büros i​n allen beteiligten Ländern. Eine große Abteilung d​er ECA befand s​ich in Paris m​it allein 600 Angestellten. Die Zweigstellen i​n Europa sollten e​ngen Kontakt m​it den Regierungen halten u​nd die sinnvolle Verwendung d​er Mittel koordinieren u​nd überwachen. Zudem wurden m​it jedem Empfängerland bilaterale Vereinbarungen abgeschlossen.[22]

Von d​en sechzehn a​m Marshallplan beteiligten europäische Länder w​urde am 16. April 1948 i​n Paris d​er Ausschuss für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC), d​er Vorläufer d​er heutigen OECD, gegründet. Die Gründung dieser Organisation w​ar eine Bedingung d​er USA u​nd sollte d​ie Kooperation u​nter den Ländern i​n Europa stärken. Es w​ar die Aufgabe d​er OEEC Vorschläge z​u erarbeiten, w​ie die Gelder zwischen d​en Empfängerländern aufgeteilt u​nd wofür s​ie verwendet werden sollte. Zu diesem Zweck wurden Wirtschaftsdaten erhoben u​nd eine Art Vier-Jahresplan m​it Zielen hinsichtlich d​er Industrie- u​nd Rohstoffproduktion s​owie notwendiger Investitionen aufgestellt. Auf d​er Basis dieser Ziele wurden Vorschläge erarbeitet, w​ie und wofür d​ie Mittel a​us dem Marshallpĺan verwendet werden sollten. Diese Ziele wurden jährlich überprüft u​nd entsprechend angepasst. Die Entscheidung über d​ie Verwendung d​er Mittel b​lieb aber b​ei den USA u​nd dem Kongress. Die Aufgaben d​er OEEC r​ief bei europäischen Regierungen a​uch Widerstand hervor, d​a diese d​ie nationale Souveränität berührten. Deshalb hätten insbesondere Frankreich u​nd Großbritannien lieber m​it den USA direkt verhandelt, allerdings bestand d​ie ECA a​uf die Notwendigkeit e​iner gemeinsamen Wirtschaftsstrategie i​n Europa, d​ie in d​er OEEC erarbeitet werden sollte.[23]

Außerdem w​ar man i​n den USA d​er Überzeugung, d​ass der Abbau v​on Handelshemmnissen notwendig sei, u​m die europäische Wirtschaft wieder aufzubauen. Diese Aufgabe f​iel auch d​er OEEC zu. Während anfangs n​och der Fokus US-Regierung a​uf der Wiederherstellung d​es Bretton Woods Abkommens lag, s​tand ab 1949 d​ie Belebung d​es innereuropäischen Handels i​m Vordergrund. Dazu w​ar neben d​em Abbau v​on Handelsbeschränkungen a​uch die Liberalisierung d​es Zahlungsverkehrs i​n Europa notwendig. 1950 w​urde deshalb i​m Rahmen d​er OEEC d​ie Europäische Zahlungsunion (EPU) gegründet, d​ie ein System m​it festen Wechselkursen zwischen d​en europäischen Währungen einführte.[24]

ECA/MSA-Zuteilungen vom 3. April 1948 bis 31. Dezember 1952 in Millionen Dollar[25]
Land1948/491949/501950/511951/521952/53InsgesamtInsgesamt in %
Osterreich Österreich280166,5114,3116,0350711,805,12 %
Belgien Belgien und Luxemburg Luxemburg261,4210,974,38,90555,503,99 %
Danemark Dänemark126,286,145,114,04,50275,901,98 %
Frankreich Frankreich1313,4698,3433,1261,51002806,320,18 %
Deutschland Deutschland613,5284,7399,191,723,81412,810,16 %
Griechenland Griechenland191,7156,3167,1178,80693,904,99 %
Island Island8,37,08,45,50,60029,800,21 %
Irland Irland86,344,915,00146,201,05 %
Italien Italien668403,7244159,340151510,89 %
Niederlande Niederlande (ohne Indonesien)507268,3101,91000977,307,03 %
Norwegen Norwegen101,189,546,116,80253,501,82 %
Portugal Portugal38,811,70050,500,36 %
Schweden Schweden45,451,921,2−11,40107,100,77 %
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien2980,350,00159,301,15 %
Turkei Türkei4958,54570200242,501,74 %
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich1619,7907,9298,4350266,93442,824,75 %
Triest17,912,52,10032,600,23 %
Indonesien Indonesien64,137,30101,400,73 %
Allg. Frachtvorauszahlungen33,50033,500,24 %
EZU-Kapitalfonds35011,40361,402,60 %
Insgesamt 5.953 3.523 2.405,9 1.486,2 0540,8 13.908,9

ECA/MSA: „Economic Cooperation Administration“ w​ar für d​en Marshallplan, d​ie „Mutual Security Agency“ für d​as Nachfolgeprogramm a​b 1951 zuständig

Importhilfen und Counterpart Funds

Plakatwand in West-Berlin Marshallplan, nach 1948

Neunzig Prozent d​er Mittel a​us dem Marshallplan wurden für Zuschüsse verwendet, d​ie auf a​us den USA importierte Waren gewährt wurden.[22] Die Regierungen d​er Empfängerländer mussten jedoch d​en Gegenwert dieser Zuschüsse i​n inländischer Währung i​n Gegenwertfonds (Counterpart Funds) einzahlen. Dies geschah i​n der Regel, i​ndem die Waren z​u Marktpreisen i​n inländischer Währung verkauft wurden.[26] Das Sondervermögen w​urde von d​en Regierungen verwaltet, d​ie Verwendung musste a​ber durch d​ie ECA genehmigt werden. Die Counterpart Funds dienten d​er Förderung d​es nationalen Wiederaufbaus. Auf d​iese Weise wurden Investitionen i​n Industrie u​nd Infrastruktur finanziert.[27] Nur i​n Großbritannien u​nd Norwegen wurden d​ie Counterpart Funds i​n erster Linie z​um Abbau d​er Staatsverschuldung verwendet.[28]

In d​en deutschen u​nd österreichischen Besatzungszonen w​urde das Sondervermögen e​rst später d​en nationalen Regierungen übergeben u​nd die Hilfen mussten teilweise zurückgezahlt werden.[29] Die Investitionshilfe a​us den Counterpart-Funds wurden d​ort als günstig verzinster Kredit vergeben. In Deutschland verwaltet d​ie Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) n​och heute d​as ursprünglich a​us dem Marshallplan entstandene Sondervermögen. In Österreich übergab d​ie US-Regierung d​as Counterpart-Konto a​m 1. Juli 1962 a​n die Regierung. Seit 2002 w​ird dieser Fonds v​on der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws), d​er Förder- u​nd Finanzierungsbank d​er Republik Österreich, betreut.

Zusammensetzung der Warenlieferungen aus dem Marshallplan (in Prozent, ausgewählte Länder)

Zusammensetzung Hilfen aus dem Marshallplan und MSA (1948–1951)[30]
Gesamt Großbritannien Frankreich BR Deutschland Italien Andere Länder²
nach Warengruppen (in %, gerundet)
Lebensmittel, Futter, Düngemittel 26 30 10 43 17 30
Öl/Kohle 13 12 23 4 14 10
rohe Baumwolle 11 9 14 19 25 5
andere Rohstoffe 15 25 13 15 6 13
Maschinen / Fahrzeuge 12 6 17 3 15 14
Tabak 4 8 1 5 0 3
andere Waren 1 0 1 1 0 1
Transportkosten 6 3 12 8 9 4
EZU Kapital und Hilfe 4 1 0 0 0 11
Sonstiges¹ 8 4 8 3 13 9

¹noch n​icht erfasste Transportkosten u​nd technische Unterstützung

²und EZU (europäische Zahlungsunion)

Verwendung der Counterpart Funds in Prozent, ausgewählte Länder

Verwendung der Counterpart Funds in Europa 1948–1952[31]
Insgesamt Großbritannien Frankreich BR Deutschland Italien übrige Länder
Insgesamt (Mio. $) 8651 1763 2703 1009 1042 2134
Verteilung nach Bereichen (in %, gerundet)
Öffentliche Schulden 29 97 6 0 0 31
Landwirtschaft 7 0 9 7 20 4
Bergbau 6 0 13 9 0 2
Rohstoffe 4 0 7 5 2 4
Elektrizität 12 0 27 18 0 5
Eisenbahn 6 0 7 1 26 4
Schifffahrt 2 0 3 4 2 2
andere Industrie 16 0 9 31 29 26
Waffen 4 3 8 0 0 5
Sonstiges 13 0 12 25 21 16

Öffentlichkeitsarbeit und technische Unterstützung

Schild „Hier half der Marshallplan“

Der Marshallplan w​urde von umfangreichen PR Maßnahmen begleitet, d​ie ebenfalls a​us dem Hilfs-Budget finanziert wurden. Jeder Empfänger v​on Hilfsleistungen w​ar verpflichtet, m​it Tafeln a​uf den Marshallplan hinzuweisen. Außerdem wurden Plakate, Ausstellungen u​nd Filme produziert, d​ie die Bevölkerung a​uch schon v​or Eintreffen d​er Hilfen informierten. Mit e​inem eigens dafür angemieteten Zug w​urde eine mobile Ausstellung z​um Marshallplan d​urch die Bundesrepublik Deutschland geschickt.

Zusätzlich begleitete e​in Kulturprogramm d​en Marshallplan. Überall i​n Europa entstanden Amerika Häuser, d​ie die amerikanische Kultur vermitteln sollten. Insbesondere i​n West-Deutschland u​nd Österreich wurden v​iele solcher Einrichtungen gegründet.[32] Sie dienten a​uch dazu, d​as Demokratieverständnis d​er USA z​u erklären u​nd waren s​omit ein Teil d​er Umerziehungs- bzw. Entnazifizierungsmaßnahme. In Frankreich u​nd Italien wurden amerikafreundliche Politiker u​nd Gewerkschafter m​it Mitteln a​us dem Marshallplan unterstützt.

Ein Ziel d​es Marshallplans w​ar die Steigerung d​er Produktivität d​er europäischen Industrie u​nd Landwirtschaft. Um d​en Europäern z​u helfen, dieses Ziel z​u erreichen, wurden technische Unterstützungsmaßnahmen organisiert. Zahlreiche Experten reisten a​us den USA n​ach Europa. Umgekehrt besuchen v​iele europäische Manager d​ie USA, d​amit sie d​ie dortigen Produktions- u​nd Buchhaltungsmethoden kennen lernen.

„Through 1949, $5 million h​ad been s​et aside f​or technical assistance u​nder which 350 experts h​ad been s​ent from t​he United States t​o provide services, a​nd 481 persons f​rom Europe h​ad come t​o the United States f​or training. By t​he end o​f 1951, w​ith more t​han $30 million expended, o​ver 6,000 Europeans representing management, technicians a​nd labor h​ad come t​o the United States f​or periods o​f study o​f U.S. production methods.“[33]

Da d​ie USA i​n vielen Wirtschaftsbereichen m​it fortschrittlicheren Methoden produzierten a​ls Europa,[34] i​st die Bedeutung dieses Wissenstransfers n​icht zu unterschätzen. Neben modernen Management- u​nd Produktionsmethoden w​urde so a​uch amerikanisches Konsumverhalten u​nd Geschäftsmodelle i​n Europa bekannt.[35]

Verwaltung der Mittel in der Bundesrepublik Deutschland

Atlas mit Weltkugel und Schriftzug ERP, Briefmarke zur Deutschen Industrie-Ausstellung in West-Berlin, 1950

Die USA gewährten i​m Rahmen d​es Marshallplans Gelder i​n Höhe v​on insgesamt f​ast 14 Milliarden US-Dollar, Westdeutschland erhielt d​avon ca. 1,4 Milliarden. Die Gesamtsumme entspricht n​ach heutigem Geldwert e​twa 130 Milliarden USD (Stand 2015).[36] Von d​er Gesamtsumme a​n Westdeutschland w​urde bis 1966 e​twa 1 Milliarde d​urch den Bund über d​en Haushalt direkt abbezahlt u​nd der Rest erlassen.[37][38]

Eine besondere Bedeutung b​ekam die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), d​ie am 16. Dezember 1948 i​n Frankfurt a​m Main i​hre Arbeit aufnahm. Westdeutschland erhielt d​ie Mittel i​n Form v​on Wirtschaftsgütern, v​or allem Nahrung, Treibstoff u​nd Medikamente[39], d​eren Kaufpreis g​ing an d​ie KfW, welche d​iese Mittel wiederum z​ur Kreditvergabe nutzte, wofür Westdeutschland d​ie US-Dollar denominierte Schuldenlast d​er Importe trug, welche d​ie USA vorweg finanzierten,[40] w​as insgesamt a​uch ein US-Konjunkturprogramm darstellte.[41] Am 5. November 1948 h​atte der Wirtschaftsrat d​es Vereinigten Wirtschaftsgebietes d​ie Voraussetzungen geschaffen. Hermann Josef Abs w​urde Vorstand. Heute verwaltet d​ie KfW-Bankengruppe i​m Auftrag d​es Bundeswirtschaftsministeriums d​as ERP-Sondervermögen i​n Höhe v​on zwölf Milliarden Euro u​nd finanziert d​amit Programme z​ur Wirtschaftsförderung.

Österreich

Österreich erhielt a​ls einziger Staat, d​er (teilweise) v​on sowjetischen Truppen besetzt w​ar (siehe sowjetische Besatzungszone i​n Österreich), Marshallplan-Hilfe.[42] Das Abkommen zwischen d​en USA u​nd Österreich w​urde am 2. Juli 1948[43] geschlossen; danach erhielt Österreich d​ie Mittel a​ls Grants (Geschenk) i​n Form v​on Sachgütern. Im Gegenzug musste Österreich d​en Schilling stabilisieren u​nd den Staatshaushalt möglichst ausgeglichen halten. Die Sowjetunion ließ s​ich die Zustimmung i​n der alliierten Kommission m​it einem anderen Wechselkurs für i​hre Barvermögen abkaufen.

Die erhaltenen Waren mussten z​um Inlandspreis verkauft werden. Die Einnahmen a​us diesen Verkäufen mussten a​uf ein Counterpart-Konto eingezahlt werden. Warenlieferungen erfolgten b​is 1953 u​nd erreichten e​inen Wert v​on ungefähr e​iner Milliarde Dollar. Die US-Regierung übergab d​as Counterpart-Konto m​it einem Guthaben v​on 11,2 Milliarden Schilling a​m 1. Juli 1962 a​n Österreich;[42] a​us diesem entstand d​er ERP-Fonds, d​er seit 2002 v​on der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws), d​er Förder- u​nd Finanzierungsbank d​er Republik Österreich, verwaltet wird.

Die Förderungen für Österreich w​aren relativ hoch. Dafür g​ab es z​wei Gründe: Zum e​inen war Österreich v​or dem Zweiten Weltkrieg s​ehr schwach industrialisiert u​nd musste e​rst eine Industrie errichten, z​um anderen w​urde die sowjetische Besatzungszone v​on den Sowjets wirtschaftlich ausgebeutet (die USIA-Betriebe lieferten k​eine Steuern a​n den Staat ab). Im Gegensatz z​u Deutschland brauchte Österreich z​war gemäß Art. 21 d​es Österreichischen Staatsvertrags v​on 1955 k​eine Reparationen a​n die Sowjetunion z​u zahlen, i​n dessen Art. 22 heißt e​s aber: „Die Sowjetunion erhält für e​ine Geltungsdauer v​on dreißig Jahren Konzessionen a​uf Ölfelder, d​ie 60 % d​er Ölförderung i​n Österreich i​m Jahre 1947 entsprechen […] Die Sowjetunion erhält Ölraffinerien m​it einer jährlichen Gesamtproduktion v​on 420.000 Tonnen Rohöl […] Die Sowjetunion erhält d​ie in Ungarn, Rumänien u​nd Bulgarien gelegenen Vermögenswerte d​er DDSG“. Auch w​egen der Propagandawirkung i​m Kalten Krieg g​alt Österreich a​ls besonders förderungswürdig.

Blockfreie Staaten

Zwei westeuropäische Staaten (Finnland und Spanien) nahmen nicht an dem Programm teil. Finnland betrieb nach 1945 eine blockferne, neutrale Politik, die wegen der geopolitischen Lage des Landes auf Befindlichkeiten der Sowjetunion Rücksicht nahm, und verzichtete daher (siehe Geschichte Finnlands#Finnland in der Zeit des Kalten Krieges).

Spanien bewarb s​ich um Teilnahme a​m Programm, w​as abgelehnt wurde, d​a das Franco-Regime Spaniens faschistoide Züge aufwies, d​ie die USA n​icht unterstützen wollten. Gegen Ende d​er 1950er Jahre b​ekam Spanien Hilfe a​us einem OEEC-Sonderfonds, d​ie zum „spanischen Wirtschaftswunder“ führte.

Jugoslawien konnte n​ach dem Bruch m​it der Sowjetunion 1948 n​och verspätet a​m Marshallplan teilnehmen.

Bewertung des Marshallplans in der Forschung

Es i​st schwer möglich e​inen vollständigen Überblick über d​ie Ergebnisse d​er umfangreichen Forschung z​um Marshallplan z​u geben. Da d​er Marshallplan sechzehn Länder m​it unterschiedlichem ökonomischen, politischen u​nd gesellschaftlichen Voraussetzungen betraf, können s​ich Maßnahmen u​nd Wirkungen zwischen d​en Ländern unterscheiden. Zudem i​st der Marshallplan n​icht immer eindeutig v​on anderen Hilfsprogrammen d​er USA für Europa abzugrenzen. Der folgende Überblick bezieht s​ich in wesentlichen Teilen a​uf die Darstellung d​es Forschungsstands i​n den Bänden 18[44] u​nd 19[45] d​er Reihe Oldenbourg Grundriss d​er Geschichte. Ein Schwerpunkt l​iegt auf d​en Entwicklungen i​n der Bundesrepublik Deutschland.

Wirtschaftliche Bedeutung

Gemessen a​n den v​om Kongress u​nd der OEEC formulierten Zielen w​ar der Marshallplan e​in voller Erfolg. 1951 w​ar die Produktivität v​on Industrie u​nd Landwirtschaft i​n Europa w​eit über d​em Vorkriegsniveau v​on 1938 u​nd übertraf d​ie in d​as Programm gesteckten Erwartungen. Die Handelsbilanz zwischen Europa u​nd den USA w​ar zwar weiterhin negativ, d​as Defizit h​atte sich a​ber 1952 gegenüber 1948 halbiert. Zudem w​aren 1952 große Fortschritte b​eim Abbau v​on Handelshemmnissen erreicht worden.[46] Außerdem wurden d​iese Ziele i​n kürzerer Zeit a​ls gedacht u​nd mit weniger Mitteln, a​ls ursprüngliche vorgesehen waren, erreicht.[47]

Unumstritten i​st die schnelle wirtschaftliche Erholung Europas n​ach dem Krieg. Der Anteil d​es Marshallplans a​n diesem Erfolg i​st wiederholt hinterfragt worden. Rein nominell berechnete d​er Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen e​ine Steigerung d​es Bruttoinlandsproduktes v​on 1948 b​is 1951 d​urch die ERP-Hilfsmittel jährlich a​uf durchschnittlich 0,5 Prozent[48], w​as insgesamt weniger a​ls drei Prozent d​es Nationaleinkommens d​er 16 unterstützten Länder ausmachte. Für d​ie Bundesrepublik h​at insbesondere Werner Abelshauser argumentiert, d​ass die Kriegszerstörungen geringer a​ls angenommen w​aren und deshalb d​ie Erholung d​er Wirtschaft i​n der West-Zone n​ach der Währungsreform weitgehend o​hne Marshallplan Gelder einsetzte.[49] Auch für d​ie Entwicklung i​n Westeuropa k​ommt Abelshauser z​u dem Schluss, d​ass der Aufschwung unmittelbar n​ach dem Krieg einsetzte u​nd im Winter 1946/1947 lediglich unterbrochen wurde. Demnach s​teht der Marshallplan n​icht am Anfang d​er wirtschaftlichen Erholung i​n Europa, sondern h​at diese lediglich unterstützt.[50] Andere Forscher widersprechen dieser These u​nd heben hervor, d​ass der Marshallplan s​ehr wohl "entscheidenden Einfluss a​uf die westdeutsche u​nd die europäische Wirtschaftsentwicklung"[51] hatte.[45]

Viele Forscher begründen d​as schnelle Wachstum n​ach dem Krieg a​uch mit d​er durch d​en Marshallplan u​nd die OEEC geförderten Liberalisierungspolitik, d​ie dafür sorgte, d​ass zwischenstaatliche Handelsbeschränkungen reduziert o​der abgeschafft wurden.[52] Hinzu k​ommt die stabilisierende Wirkung d​er Hilfen a​uf die europäischen Währungen u​nd die Überwindung d​es sog. „Dollar Gap“.[53] Weitgehend Einigkeit besteht darin, d​ass diese Entwicklung positiv für d​ie europäische Wirtschaft war. Allerdings i​st auch gefragt worden, o​b die Liberalisierung d​es Handels u​nd die Überwindung d​er Währungskrise i​n Europa a​uch ohne Marshallplan z​u Stande gekommen wäre.[54]

Bereits seit der Weltwirtschaftskrise 1929 war die kapitalistisch-liberale Wirtschaftsordnung in Europa gestört und europäische Regierungen neigten nach dem Krieg zu Verstaatlichungen von Industrie und staatlicher Wirtschaftslenkung. Diese „sozialistischen Experimente in West-Europa“[55] endeten bald und einige Forscher sprechen von einer „kapitalistischen Restauration“[56] etwa nach 1948. Es ist häufig argumentiert worden, dass der Marshallplan die Rückkehr zu einer liberalen Wirtschaftsordnung nach amerikanischem Vorbild bewirkt oder zumindest gefördert hat.[57] Abelshauser widerspricht dieser These und argumentiert, dass die wirtschaftspolitischen Konzepte der sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien in Großbritannien und Frankreich schlicht nicht in die ökonomische Realität der Nachkriegsjahre passten und deshalb pragmatisch angepasst werden mussten.[58]

„Natürlich versuchten d​ie USA, d​en kommunistischen Einfluß i​n Frankreich u​nd Italien einzudämmen, u​nd sie setzten d​azu auch d​en Marshall-Plan ein. Doch e​s gibt w​enig Anlaß, a​lle diese Wirkungen – soweit s​ie überhaupt eingetreten s​ind — d​em Marshall-Plan zuzuschreiben. Westeuropa w​ar nicht gezwungen, j​edem politischen u​nd wirtschaftlichen Druck a​us Washington nachzugeben. Seine Verhandlungsposition w​ar schon deshalb n​icht schwach, w​eil auch d​ie Vereinigten Staaten Verbündete i​n Europa brauchten u​nd kein westliches Land einfach seinem Schicksal überlassen konnten. Vor a​llem Frankreich spielte diesen Trumpf a​uch immer wieder aus. Der Marshall-Plan h​at im Gegenteil — v​or allem i​n England u​nd Frankreich — i​m Interesse d​er wirtschaftlichen Stabilisierung Westeuropas gerade j​ene Erscheinungen u​nd Experimente i​n der Wirtschaft indirekt mitfinanziert, d​ie der politischen Überzeugung Washingtons widersprachen.“[59]

Zudem i​st insbesondere i​n populärwissenschaftlichen Dokumentationen argumentiert worden, d​ass der Marshallplan i​m Wesentlichen d​en amerikanischen Wirtschaftsinteressen i​n Europa diente. Zweifelsohne verstärkte s​ich der Handel zwischen d​en USA u​nd Europa i​n dieser Zeit u​nd die Interessen einzelner Wirtschaftszweige d​er USA wurden b​ei der Planung d​es Programms berücksichtigt. Dennoch verringerte s​ich der amerikanische Überschuss i​n der Handelsbilanz. Zudem g​ab es i​n den USA Stimmen, d​ie das Gegenteil befürchteten: d​ass mit amerikanischen Steuergeldern Konkurrenten (z. B. b​ei der Handelsschifffahrt) aufgebaut werden würde.[60]

Politische Bedeutung

Es i​st weitgehend unumstritten, d​ass der Marshallplan z​ur Blockbildung i​m Rahmen d​er Containment-Politik d​es US-Präsidenten Truman beigetragen hat. Die USA wollten m​it ihm „eine umfassende Stabilisierung [erreichen], m​it der a​uf Europa a​uch Druck ausgeübt wurde, u​m eine n​icht nur wirtschaftliche, sondern a​uch politische Zusammenarbeit z​u sichern.“[61] Somit beförderte d​er Marshallplan d​ie Akzeptanz für d​ie hegemoniale Stellung d​er USA i​n Westeuropa.[62]

Welche Rolle d​as Angebot a​n die UdSSR u​nd der m​it ihr verbündeten Staaten, a​m Programm teilzunehmen, spielte, i​st kontrovers diskutiert worden. Nach d​er Auswertung v​on Archiven d​er ehemaligen Sowjetunion s​ind Forscher z​u dem Schluss gekommen, d​ass zumindest anfangs d​ie Führung d​er UdSSR e​ine Beteiligung a​m Programm ernsthaft erwogen hat.[63] Für d​ie USA k​ommt Hogan z​u dem Ergebnis, d​ass eigentlich n​ur die westeuropäischen Staaten unterstützt werden sollten.[64] Ob d​ie USA m​it dem Marshallplan d​ie sowjetische Expansion zurückgedrängte o​der damit d​ie Teilung Deutschlands u​nd Europas a​ktiv betrieben u​nd bewirkt haben, i​st auch e​ine Frage d​es politischen Standpunkts u​nd deshalb kontrovers.[65]

Charles Bettelheim g​eht davon aus, d​ass es allein d​er Marshallplan war, d​er es Frankreich ermöglichte, i​n einer wirtschaftlich kritischen Situation d​en Indochinakrieg z​u führen.[66]

Die politische Bedeutung d​es Marshallplans für d​ie drei westlichen Besatzungszonen u​nd die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland i​st intensiv erforscht worden. Wenig Zweifel bestehen a​n der großen Bedeutung d​es Marshallplans für West-Deutschland. In d​er Forschung w​ird hervorgehoben, d​ass die Einbeziehung d​er drei West-Zonen i​n den Marshallplan wesentlich z​ur Bindung d​er späteren Bundesrepublik a​n die USA beitrug. Die Folge w​ar auch, d​ass unter Konrad Adenauer k​eine eigenständige Ostpolitik betrieben w​urde und d​ie Bevölkerung d​ies mehrheitlich unterstützte.[67] Zudem w​ar die Bundesrepublik bereits b​ei ihrer Gründung i​n die Strukturen d​er OEEC eingebunden, sodass d​ie Deutschen i​n Europa wieder Gesprächs- u​nd Verhandlungspartner waren. Somit ebnete d​er Marshallplan d​er Bundesrepublik Deutschland d​ie Rückkehr a​uf die internationale Bühne u​nd ihre Eingliederung i​n den Welthandel.[68]

Der Marshallplan g​ilt als d​er erste Schritt z​ur europäischen Integration. Fast a​lle der i​n den 1950er Jahren verabschiedeten Wirtschaftskooperationen zwischen d​en westeuropäischen Staaten g​ehen auf Ideen zurück, d​ie in d​er OEEC diskutiert u​nd verhandelt worden waren. Als Beispiele können d​ie Montanunion o​der die Europäische Zahlungsunion angeführt werden. Forscher h​aben deshalb argumentiert, d​ass es d​er Erfolg d​es Marshallplans war, d​ie Idee d​er Einigung u​nd Kooperation i​n Europa verankert z​u haben.[69] Der Leiter d​er ECA Paul Hoffman sprach bereits 1949 i​n einer Rede v​or Vertretern d​er OEEC v​on den „United States o​f Europe“.[70]

Wirkung auf die Bevölkerung

Neben d​en politischen u​nd wirtschaftlichen Folgen wurden v​on der jüngeren Forschung z​um Marshallplan thematisch u​nd methodisch n​eue Fragestellungen aufgeworfen, w​ie die „mentale Stabilisierung Europas“,[71] a​lso seine Wirkung a​uf die Bevölkerung. Dabei spielt d​ie Untersuchung d​er Propagandatätigkeit d​er USA i​n Europa e​ine Rolle. Letztendlich g​eht es b​ei vielen Untersuchungen a​uch um d​ie Frage, w​ie es d​en USA gelang, innerhalb kurzer Zeit z​ur auch i​n der Bevölkerung weitgehend akzeptierten Führungsmacht i​n Westeuropa aufzusteigen.[72]

Dies trifft insbesondere für d​ie Bundesrepublik Deutschland zu, w​o der Marshallplan i​n der Bevölkerung a​uf sehr große Zustimmung stieß u​nd von a​llen Parteien außer d​er KPD begrüßt wurde. Trotz Bedenken u​nd Widerstand v​on kommunistischen Mitglieder stimmte a​uf dem Gewerkschafts-Kongress v​om 16. b​is 18. Juni 1948 i​n Recklinghausen d​ie Mehrheit für d​ie Annahme d​es Marshallplans.[73] Eine Ablehnung wäre w​ohl der Mehrheit d​er Mitglieder schwer z​u vermitteln gewesen. Bezüglich d​er Auswirkungen d​es Marshallplans für West-Deutschland k​ommt Erich Ott z​u folgendem Fazit:

„Die große, öffentlichkeitswirksame Aktion [d.h. Marshallplan] w​urde in Verbindung m​it solch wichtigen Ereignissen w​ie der Währungsreform, d​er Berlin-Blockade u​nd dem s​ich verschärfenden Kalten Krieg v​on den Amerikanern genutzt, i​hr großenteils negatives Image i​m Bewußtseinsbild d​er Bürger d​er West-Zone bzw. d​er Bundesrepublik positiv z​u verändern, i​ndem die Vereinigten Staaten s​ich als Retter u​nd Helfer darstellen konnten. Die politisch-ideologische Wirkung dieser Fakten i​st sicherlich a​ls wirksamer u​nd nachhaltiger z​u bewerten – insbesondere a​uf die Konstituierung d​er Bundesrepublik u​nd die marktwirtschaftliche Ordnung bezogen – a​ls die tatsächlich geleistete materielle Hilfe.“[73]

Auch Elke Kimmel k​ommt zu d​em Schluss, d​ass die Bevölkerung s​ehr große Hoffnungen m​it dem Marshallplan verband u​nd spricht i​n einem Dossier d​er Bundeszentrale für politische Bildung v​on einem s​ehr wirkungsmächtigen Mythos:[6]

„Gerade angesichts d​er noch frischen Erinnerungen a​n die Kriegsverbrechen u​nd an d​ie Bestrafung d​urch die Alliierten wirkte d​ie Integration w​ie eine Anerkennung dafür, d​ass Deutschland dieses Mal a​uf dem richtigen Weg war. Auf d​er anderen Seite führte d​ies dazu, d​ass viele Deutsche d​ie Verbrechen während d​er Zeit d​es Nationalsozialismus a​llzu schnell verdrängten – g​anz im Sinne d​er Re-Orientation-Politik d​er Amerikaner blickten s​ie lieber i​n die Zukunft.“[6]

Die erzwungene Ablehnung d​es Marshallplans i​n den osteuropäischen Ländern stieß d​ort in großen Teilen d​er Bevölkerung a​uf Unverständnis. Es zeigte d​er Bevölkerung i​n Polen u​nd der Tschechoslowakei einmal mehr, s​o Kimmel, w​ie abhängig d​ie Führung i​hres Landes v​on der Sowjetunion war. Die Forscherin s​ieht auch Auswirkungen d​es „Mythos v​om Marshallplan“ i​n der ehemaligen DDR:

„Ob berechtigt o​der unberechtigt h​at sich h​ier [in d​en neuen Bundesländern] teilweise b​is heute d​ie Überzeugung gehalten, d​ie Lasten u​nd die Verantwortung für d​ie NS-Verbrechen u​nd den Zweiten Weltkrieg allein getragen z​u haben. Das Programm Aufbau Ost stellte insofern e​inen gleichsam nachgeholten "Marshallplan" für d​ie neuen Bundesländer d​ar – allerdings u​nter wesentlich ungünstigeren Vorzeichen.“[6]

Siehe auch

Wiktionary: Marshallplan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Marshallplan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Im Auftrag u​nd unter Mitwirkung d​es Bundesministeriums für d​en Marshallplan erstellte Adolf Wittkowski e​ine Bibliografie (Schrifttum z​um Marshallplan u​nd zur wirtschaftlichen Integration Europas, Bad Godesberg 1953).

  • Literaturverzeichnis von Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.) Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg: Positionen, Kontroversen. Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 978-3-515-05761-5, S. 254–256.
  • Ludolf Herbst, Werner Bührer, Hanno Sowade (Hrsg.): Vom Marshallplan zur EWG: Die Eingliederung der Bundesrepublik Deutschland in die westliche Welt. Institut für Zeitgeschichte, Verlag Oldenbourg, München 1990, ISBN 978-3-486-55601-8, Auswahlbibliografie S. 615–640 Eingeschränkte Vorschau auf Google Books.
  • Die Dissertation des Wirtschaftshistorikers Werner Abelshauser (1975), seine Habilitation (1983) und andere Werke relativieren die Bedeutung von Marshallplan, Währungsreform und Sozialer Marktwirtschaft als auslösende Kräfte des Wiederaufstiegs der westdeutschen Wirtschaft (siehe Werner Abelshauser #Forschung)
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Selling Democracy – die Filme des Marshallplans[74] DVD (2006) mit 23 Kurzfilmen (1948 bis 1953)[75]
  • Günter Bischof, Dieter Stiefel (Hrsg.): Images of the Marshall Plan in Europe. Films, Photographs, Exhibits, Posters. Studienverlag, Innsbruck/Wien 2009 (Buch inkl. DVD), ISBN 978-3-7065-4826-7.
  • Benn Steil: The Marshall Plan: Dawn of the Cold War. Oxford University Press, 2018, ISBN 978-1-5011-0237-0.

Einzelnachweise

  1. zur Schreibweise:: Marshallplan – Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  2. Das Ende des Marshallplan wird in der Literatur unterschiedlich angesetzt (31. Dezember 1951 oder 30. Juni 1952), daher differiert auch die Höhe der Hilfsleistungen. Vgl. Curt Tarnoff: The Marshall Plan: Design, Accomplishments, and Relevance to the Present. In: Report for Congress. Received through the CRS Web, 6. Januar 1997, S. 9–10 (englisch).
  3. zur Berechnung:: Vergleichsjahre: 1948 / 2020. Abgerufen am 6. Januar 2021.
  4. Manfred Knapp: Deutschland und der Marshallplan. In: Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 75.
  5. Der Marshallplan, geschichte-lexikon.de
  6. Elke Kimmel: Psychologische Wirksamkeit: Basis des Mythos vom Marshallplan. In: Der Marshallplan – Selling Democracy. Bundeszentrale für politische Bildung, 2005, abgerufen am 29. Dezember 2020.
  7. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945-1990. In: Jochen Bleicken u. a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 18. München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 144 f.
  8. Elke Kimmel: Besatzungspolitische Ausgangsposition. In: Dossier: Der Marshallplan – Selling Democracy. Bundeszentrale für politische Bildung, 2005, abgerufen am 6. Januar 2021.
  9. Rudolf Morsey: Die Bundesrepublik Deutschland bis 1969. In: Lothar Gall u. a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 19. München 2007, ISBN 978-3-486-58319-9, S. 7 f.
  10. Eric Roll: The Marshall-Plan As Anglo American Response. In: Stanley Hoffmann u. a. (Hrsg.): The Marshall Plan: A Retrospective. London 1984, S. 40 f. (marshallfoundation.org [PDF]).
  11. John Lewis Gaddis: We Now Know.
  12. Michael J. Hogan: European Integration And The Marshall Plan. In: Stanley Hoffmann u. a. (Hrsg.): The Marshall Plan: A Retrospective. London 1984, S. 16, hier S. 3 (marshallfoundation.org [PDF]).
  13. John Gimbel: Die Entstehung der Marshall-Plans. In: Hans Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 919, hier S. 17 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Text der Rede von George C. Marshall an der Harvard University, 5. Juni 1947 im Original: https://en.wikisource.org/wiki/The_Marshall_Plan_Speech Übersetzung zitiert nach: Themenportal Europäische Geschichte, 2010, https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-28407.
  15. Rebecca Belvederesi-Kochs und Paul Thomes, Der Marshall-Plan, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2010 (online).
  16. Der Blick von Osten – Der Marshallplan, Bundeszentrale für politische Bildung, 31. Oktober 2005.
  17. Michael J. Hogan: The Marshall Plan : America, Britain, and the reconstruction of Western Europe, 1947-1952. Cambridge 1987, S. 46 ff. und 54 (archive.org).
  18. Vgl. Hogan 1987, S. 74 f.
  19. Rebecca Belvederesi-Kochs und Paul Thomes, Der Marshall-Plan, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2010 (online).
  20. John Gimbel: Die Entstehung der Marshall-Plans. In: Hans Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 919, hier S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Forschungsergebnisse findet sich hier: Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945-1990. In: Jochen Bleicken u. a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 18. München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 144.
  22. Curt Tarnoff: The Marshall Plan: Design, Accomplishments, and Relevance to the Present. (PDF) In: Report for Congress. Received through the CRS Web, 6. Januar 1997, S. 13, abgerufen am 24. Januar 2021 (englisch).
  23. Michael J. Hogan: The Marshall Plan : America, Britain, and the reconstruction of Western Europe, 1947-1952. Cambridge 1987, S. 161 f. (archive.org).
  24. Ritschl, Albrecht: The Marshall Plan, 1948-1951. In: EH.Net Encyclopedia. Robert Whaples, 10. Februar 2008, abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch).
  25. Manfred Knapp: Deutschland und der Marshallplan. In: Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 35 ff., hier S. 75.
  26. Economic Cooperation Administration (Hrsg.): Counterpart Funds. Europe's Contribution to the Marshall Plan (= Informationsbroschüre des ECA). Washington 25, D.C. 1950 (englisch, marshallfoundation.org [PDF]).
  27. Wilfried Loth: Die Teilung der Welt 1941–1945. München 1982, ISBN 3-423-04012-2, S. 204 ff.
  28. John Killick: United States and European Reconstruction 1945–1960. In: archiv.org. Edinburgh, 1997, abgerufen am 19. Januar 2021 (englisch, vgl. S. 100 f.).
  29. Ulrike Wronski: Der Marshallplan – die Geschichte des finanziellen Nachkriegs-Hilfsprogramms. Abgerufen am 22. Januar 2021.
  30. John Killick: United States and European Reconstruction 1945–1960. In: archiv.org. Edinburgh, 1997, abgerufen am 19. Januar 2021, S. 101.
  31. Vgl. Killick 1997, S. 102.
  32. Elke Kimmel: Kulturelles Begleitprogramm. In: Der Marshallplan – Selling Democracy. Bundeszentrale für politische Bildung, 31. Oktober 2005, abgerufen am 24. Januar 2021.
  33. Curt Tarnoff: The Marshall Plan: Design, Accomplishments, and Relevance to the Present. (PDF) In: Report for Congress. Received through the CRS Web, 6. Januar 1997, abgerufen am 24. Januar 2021 (englisch).
  34. In einem Bericht an den Senat 1951 heißt es: “Productivity in French industry is better than in several other Marshall-plan countries but it still requires four times as many man-hours to produce a Renault automobile as it does for a Chevrolet, and the products themselves are hardly comparable.” Zitiert nach: ebd. S. 12 f.
  35. Sissel Bjerrum Fossat: American Lessons in Mass Production and Mass Consumption: Danish Study Visits to the United States under the Marshall Plan's Technical Assistance Programme. In: Contemporary European History 27.4 (2018): 582–600.
  36. US$-Inflationsrechner. In: usinflationcalculator.com.
  37. 65 Jahre Marshallplan. In: bpb.de. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 31. Mai 2019.
  38. Ulrike Wronski: Der Marshallplan – die Geschichte des finanziellen Nachkriegs-Hilfsprogramms. Abgerufen am 31. Mai 2019.
  39. The Marshall Plan and the ERP. Abgerufen am 31. Mai 2019 (englisch).
  40. Mythos oder Masterplan? (Memento vom 14. Dezember 2018 im Internet Archive) In: Erstes Deutsches Fernsehen. Angerufen im Dezember 2018.
  41. Dieter Stiefel: „Hilfe zur Selbsthilfe“ – Der Marshallplan in Österreich, 1945–1952. In: Ernst Bruckmüller: Wiederaufbau in Österreich – Rekonstruktion oder Neubeginn? Oldenbourg, 2006, ISBN 978-3-486-57864-5, S. 90–101, hier S. 97 f.
  42. Stefan Sailer: Start-ups profitieren vom Marshallplan. In: orf.at. 28. Dezember 2017, abgerufen am 29. Dezember 2017. – Bild von der Unterzeichnung, aktuell gefördert: Innovative Betriebe, Start-ups.
  43. Jost Dülffer: . In: Jochen Bleicken u. a. (Hrsg.): . Band 18. München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 144 f.
  44. Rudolf Morsey: Die Bundesrepublik Deutschland bis 1969. In: Lothar Gall u.a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. 5. Auflage. Band 19. R. Oldenbourg Verlag, München 2007, ISBN 978-3-486-58319-9 (vgl. S. 155 f. mit einem Überblick zum Forschungsstand).
  45. Vgl. Tarnoff, 1997, S. 17 f.
  46. Lincoln Gordon: Lessons From Marshall Plan: Success and Limits. In: Stanley Hoffmann u. a. (Hrsg.): London 1984, S. 53-58, hier S. 53f, Online: https://www.marshallfoundation.org/library/wp-content/uploads/sites/16/2014/05/The_Marhsall_Plan_A_Retrospective.pdf
  47. Aufbauhilfe für das zerstörte Europa. In: FAZ, 3. April 2008.
  48. Vgl. Dülffer, 2004, S. 144.
  49. Werner Abelshauser: Wiederaufbau vor dem Marshall Plan. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 29, Nr. 4, 1981, S. 545578, hier S. 577 (ifz-muenchen.de [PDF]).
  50. Helge Berger, Albert Ritschl: Die Rekonstruktion der Arbeitsteilung in Europa. (PDF) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg 43, Heft 3. Institut für Zeitgeschichte München, 1995, S. 473-519, abgerufen am 10. Februar 2021 (hier S. 517).
  51. Vgl. z. B. Werner Bührer: Erzwungene oder freiwillige Liberalisierung? Die USA, die OEEC und die westdeutsche Außenhandeölspolitik 1949–1952, in: Ludolf Herbst (Hrsg.) et al.: Vom Marshallplan zur EWG – Die Eingliederung der Bundesrepublik Deutschland in die westliche Welt. Oldenbourg Verlag, München 1990, S. 139 ff., hier S. 161.
  52. dt.: „Dollar Lücke“ – Gemeint ist, dass die europäischen Länder nicht über genug Dollar-Devisen verfügten, um den Bedarf an Importgütern aus den USA zu decken.
  53. Vgl. Harold v. B. Cleveland: If There Had Been No Marshall-Plan… In: Stanley Hoffmann u. a. (Hrsg.), London 1984, S. 59–64 (PDF).
  54. Abelshauser, 1981, S. 546.
  55. Dülffer, 2004, S. 145
  56. Reiner Zilkenat: Der Marshall-Plan und die US-Strategie gegenüber Europa. In: Die Linke, Mitteilungen der kommunistischen Plattform. 9. April 2018, abgerufen am 7. Februar 2021.
  57. Vgl. Abelshauser 1981, S. 577.
  58. Abelshauser, 1981, S. 578.
  59. Vgl. Tarnoff, 1997, S. 21.
  60. Dülffer, S. 144, bezieht sich auf Hogan, A Cross of Iron. Harry S. Truman and the Origins of the National Security State, 1945–1954, Cambridge 1998, S. 660.
  61. Vgl. Harold v. B. Cleveland: If There Had Been No Marshall-Plan… In: Stanley Hoffmann u. a. (Hrsg.), London 1984, S. 59–64 (PDF, hier S. 64).
  62. Vgl. Dülffer, 2004, S. 145; D. Parrish, M.M. Narinsky: New Evidende on the Soviet Rejection of the Marshall Plan, 1947. In: Cold War International History Project, Hrsg. Woodrow Wilson International Center for Scholars, Washington 1991.
  63. Vgl. Hogan, 1987.
  64. Dülffer, 2004, S. 145.
  65. Charles Bettelheim: Bilan du Travaiilisme. In: Cashiers internationaux, 4. Jg. (1952), no. 32, S. 27 ff., hier S. 39.
  66. Vgl. Morsey, 2007, S. 155.
  67. Vgl. Morsey, 2007, S. 154.
  68. Vgl. Cleveland, 1984, S. 64.
  69. L. Gordon 1984, S. 55 f.
  70. Dülffer, 2004 S. 145.
  71. Vgl. Dülffer, 2004, S. 145.
  72. Erich Ott: Die Bedeutung des Marshall-Plans für die Nachkriegsentwicklung in Westdeutschland. In: Hans Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 6094, hier S. 73.
  73. bundesarchiv.de (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive) Inhaltsverzeichnis (PDF) und neun Filmausschnitte.
  74. bpb.de (Dossier), www.sellingdemocracy.org.
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