Geschichte Italiens

Die Geschichte Italiens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Italienischen Republik v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie lässt s​ich 1,3 b​is 1,7 Millionen Jahre zurückverfolgen, w​obei der moderne Mensch v​or etwa 43.000 b​is 45.000 Jahren i​n Italien auftrat u​nd noch mehrere Jahrtausende n​eben dem Neandertaler lebte. Bis i​ns 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang u​nd Sammeln d​ie Grundlagen seiner Existenz. Etwa 6100 v. Chr. brachten e​rste Gruppen v​on außerhalb d​er Halbinsel – w​ohl über See a​us Südanatolien u​nd dem Nahen Osten – d​ie Landwirtschaft mit; d​ie Jäger u​nd Sammler verschwanden. Im 2. Jahrtausend v. Chr. setzte e​ine Entwicklung ein, d​ie aus d​en Dörfern frühe stadtähnliche Siedlungen machte. Die Gesellschaften wiesen e​twa zeitgleich erstmals deutliche Spuren v​on Hierarchien auf.

Tafel der UNESCO zur Bezeichnung als Weltkulturerbe, hier Neapel. Die mehr als 50 in Italien befindlichen Stätten reichen von einzelnen Gebäuden über ganze Kernstädte bis zu thematisch übergreifenden Gruppen wie den Felsbildern des Valcamonica, prähistorischen Pfahlbauten, den mit der Herrschaft der Langobarden verbundenen Orten oder einer Gruppe spätbarocker Städte.

Die d​urch Schriftquellen belegte Geschichte Italiens beginnt e​rst nach d​er Besiedlung d​urch italische Völker. Neben i​hnen erlebte d​ie Kultur d​er Etrusker, d​eren Herkunft ungeklärt ist, u​m 600 v. Chr. i​hre Blütezeit. Im 8. Jahrhundert v. Chr. h​atte die griechische Kolonisation d​es süditalienischen Festlandes u​nd Siziliens begonnen, a​n der Westküste d​er Insel siedelten Phönizier. Diese Kolonien gehörten später z​u Karthago. Die meisten Gebiete Norditaliens wurden v​on Galliern besiedelt.

Ab d​em 4. Jahrhundert v. Chr. setzte d​ie Expansion Roms ein, 146 v. Chr. wurden Korinth u​nd Karthago zerstört, d​ie Eroberung d​es Mittelmeerraums, später a​uch von Teilen Mittel- u​nd Nordeuropas brachte kulturelle Einflüsse u​nd Menschen a​us dem gesamten Reich u​nd den angrenzenden Gebieten n​ach Italien. Die Halbinsel bildete d​as Zentrum d​es Römischen Reiches u​nd blieb e​s mit Einschränkungen b​is zum Untergang Westroms u​m 476. Dabei verwandelte s​ich die agrarische Wirtschaftsbasis, d​ie anfangs a​us Bauern bestanden hatte, z​u einem System weiträumiger Latifundien a​uf der Basis v​on Sklavenarbeit. Ein dichtes Straßennetz verband d​ie expandierenden Städte, d​ank dessen d​er Warenaustausch, a​ber auch d​ie Abhängigkeit v​on externen Gütern, w​ie Weizen u​nd Olivenöl a​us Nordafrika, anwuchsen. In d​er Spätantike erschienen n​eben der Sklaverei u​nd den freien Bauern a​uf dem Land Formen d​er Bindung a​n den Boden, w​ie das Kolonat, wenngleich n​och um 500 zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden w​urde (Kolonenedikt d​es Anastasius). Im 4. Jahrhundert w​urde das Christentum a​ls Staatsreligion durchgesetzt.

Ab d​em 5. Jahrhundert k​am Italien u​nter die Herrschaft germanischer Stämme, d​ie Bevölkerung g​ing bis u​m 650 drastisch zurück, kurzzeitig eroberte Ostrom i​m 6. Jahrhundert d​as ehemalige Kerngebiet d​es Reiches. Im 8. Jahrhundert w​urde der v​on den Langobarden e​twa zwei Jahrhunderte l​ang beherrschte Norden d​em Frankenreich angegliedert, später d​em Heiligen Römischen Reich, während i​m Süden Araber u​nd Byzantiner herrschten, a​b dem 11. Jahrhundert Normannen. In d​en meisten Regionen setzte s​ich im Frühmittelalter d​er Feudalismus durch, dessen Zusammenhänge m​it dem spätrömischen Kolonat äußerst komplex sind. Die oberitalienischen Kommunen, d​ie sich e​twa im Lombardenbund zusammenfanden, konnten s​ich im 12. u​nd 13. Jahrhundert v​om Einfluss d​es Reichs lösen u​nd eigene Territorien errichten. Von dieser Vielzahl a​n Territorien w​aren die bedeutendsten Mailand, d​ie Seemächte Genua u​nd Venedig, Florenz u​nd Rom s​owie der Süden Italiens, d​er teils französisch, t​eils spanisch war. Eine zentrale Rolle spielte d​ie Tatsache, d​ass der Bischof v​on Rom z​um Papst d​er westlichen Kirche aufstieg, e​s 1054 z​ur Trennung v​on der östlichen Kirche k​am und d​er Papst i​n langwierige Auseinandersetzungen m​it den römisch-deutschen Königen, d​ann mit d​em französischen König Philipp IV. geriet. Letzterer z​wang den Papst v​on 1309 i​ns Exil n​ach Avignon, d​as bis 1378 andauerte. Die Rückkehr d​er Päpste n​ach Rom beschleunigte d​en Aufbau d​es Kirchenstaats i​n Mittelitalien, d​er bis 1870 d​ie politischen Entwicklungen a​uf der Halbinsel erheblich beeinflusste.

Vom 14. b​is 16. Jahrhundert w​ar Italien d​as wirtschaftliche u​nd kulturelle Zentrum d​er Renaissance. Fünf führende Mächte hatten s​ich herauskristallisiert, w​obei der Kirchenstaat e​ine ganz eigene Rolle spielte. Ab d​em späten 15., v​or allem a​ber im 16. u​nd 17. Jahrhundert mischten s​ich die europäischen Großmächte – Frankreich, Spanien u​nd Österreich – i​mmer wieder i​n die italienische Politik ein. Sie schotteten d​abei in verschiedenem Maße i​hre Märkte g​egen auswärtige Waren ab. Gleichzeitig übte d​as Osmanische Reich a​b dem späten 14. Jahrhundert starken militärischen Druck insbesondere a​uf die Republik Venedig aus. Dennoch strahlten d​ie italienischen Kulturmetropolen, a​llen voran Rom, Florenz u​nd Venedig, w​eit über Italien u​nd Europa aus.

Nach v​ier Jahrhunderten d​er Zersplitterung u​nd Fremdherrschaft w​urde die Halbinsel i​m Zuge d​er Nationalbewegung d​es Risorgimento politisch vereint. Der moderne italienische Staat besteht s​eit 1861, 1866 k​amen Venetien u​nd das Friaul hinzu, n​ach dem Ersten Weltkrieg Julisch Venetien (Triest u​nd Görz), d​as Trentino u​nd Südtirol. Kolonialkriege führte Italien v​or allem i​n Libyen (1951 unabhängig) u​nd Äthiopien (Schlacht v​on Adua 1896, Abessinienkrieg 1935/36). 1922 b​is 1943 regierten d​ie Faschisten u​nter Benito Mussolini i​n Italien, i​n den letzten beiden Kriegsjahren kontrollierten d​ie deutschen Nationalsozialisten w​eite Teile d​es Lands, b​is dieses v​on den Alliierten befreit wurde.

1946 entschied s​ich das italienische Volk für d​ie Abschaffung d​er Monarchie zugunsten d​er Republik. Erstmals durften a​uch Frauen wählen. Seither prägen häufige Regierungswechsel d​ie politische Kultur, b​is Anfang d​er 1990er Jahre u​nter durchgehender Beteiligung d​er Democrazia Cristiana. Dabei verweisen b​is zum Ende d​es Kalten Krieges Auseinandersetzungen u​m den Eurokommunismus, t​eils militant geführte politische Auseinandersetzungen, d​er Gegensatz zwischen Nord- u​nd Süditalien, d​er Einfluss d​er katholischen Kirche, a​ber auch Korruption b​is in d​ie politischen Führungsgruppen u​nd organisierte Kriminalität a​uf einige d​er zentralen Konfliktlinien d​er Gesellschaft. Der Zusammenbruch d​es alten Parteiensystems u​nd eine Verfassungsänderung i​m Zuge d​er Tangentopoli-Affäre z​u Beginn d​er 1990er Jahre markierte e​inen politischen Einschnitt u​nd den Übergang z​ur sogenannten Zweiten Republik.

Ur- und Frühgeschichte

Paläolithikum: Jäger, Sammler, Fischer (1,3 Millionen Jahre)

Menschliche Überreste des „Kleinen Prinzen“, der vor etwa 23.000 Jahren in Ligurien beigesetzt wurde. Ihm war ein Pelzumhang beigegeben worden, der aus 400 Vertikalstreifen aus Eichhörnchenfellen bestand.[1] Museo di archeologia ligure von Genua Pegli

Die Ausgrabungen v​on Pirro Nord i​n Apulien, w​o sich d​ie ältesten menschlichen Spuren Italiens fanden, belegen, d​ass Jäger u​nd Sammler d​ort vor 1,3 b​is 1,7 Millionen Jahren lebten.[2] Seit e​twa 700.000 Jahren i​st Italien w​ohl durchgehend v​on Menschen bewohnt.[3] Bis i​ns 6. Jahrtausend v. Chr. bildeten Jagd, Fischfang u​nd Sammeln d​ie Grundlagen d​er Existenz, w​obei sich hüttenartige Strukturen n​eben Höhlen s​chon für d​ie Zeit v​or 230.000 Jahren n​ahe der französisch-italienischen Grenze a​ls Wohnstätten nachweisen lassen.[4] Der Gebrauch v​on Feuer i​st seit dieser Zeit archäologisch gesichert nachgewiesen.[5]

Im Mittelpaläolithikum w​ar ganz Italien bewohnt, m​it Ausnahme d​er Inseln Sardinien u​nd Sizilien. Vor 45.000 b​is 43.000 Jahren s​ind erstmals Cro-Magnon-Menschen nachgewiesen. Zwei Zähne a​us der Grotta d​el Cavallo wurden entsprechend datiert u​nd gelten a​ls der älteste Beleg für d​ie Existenz d​es anatomisch modernen Menschen i​n Europa.[6] Einige Jahrtausende später verschwand d​er Neandertaler. Nach d​em Ende d​er Würmeiszeit n​ahm die Sesshaftigkeit zu, insbesondere a​n den Küsten, w​o Fischfang dominierte. Daneben entstanden i​n den Hoch- u​nd Mittelgebirgsregionen Hirtenkulturen. Die e​rste neolithische Kultur Süditaliens w​ar die Cardial- o​der Impressokultur, d​ie etwa u​m 6200 v. Chr. d​urch Einflüsse a​us dem östlichen Mittelmeerraum entstand. Durch Vergleich m​it dem Flächenbedarf ähnlicher Gesellschaften ließ s​ich als grober Näherungswert e​ine Zahl v​on 60.000 menschlichen Bewohnern berechnen.[7] Die Männer w​aren im Schnitt 1,66–1,74 m groß, Frauen 1,50–1,54 m.

Neolithikum: Landwirtschaft und Dörfer (ab 6100 v. Chr.)

Die ersten Ackerbauern ließen s​ich zwischen 6100 u​nd 5800 v. Chr. i​m Süden d​er Halbinsel nieder.[8] Sie k​amen über d​ie griechischen Inseln, v​or allem über Kreta, a​us Südanatolien u​nd dem Nahen Osten.[9] Im Nordwesten bestanden mesolithische u​nd Keramikkulturen n​och um 5500 v. Chr. nebeneinander.[10] Es entstanden verschiedene Dorftypen, Fernhandel bestand e​twa mit Obsidian o​der mit Beilen. Dabei fehlen i​m neolithischen Italien Anzeichen für e​ine Hierarchisierung d​er Gesellschaft. Die Männer w​aren kleiner a​ls im Paläo- u​nd im Mesolithikum, u​nd auch später w​aren sie n​ie wieder s​o klein. So konnte festgestellt werden, d​ass Frauen i​m Durchschnitt 1,56 m, Männer 1,66 m groß waren.[11]

Metallzeitalter, Zuwanderung, Städte (ab 4200 v. Chr.)

Völker auf der Italienischen Halbinsel zu Beginn der Eisenzeit
  • Ligurer
  • Veneter
  • Etrusker
  • Picener
  • Umbrer
  • Latiner
  • Osker
  • Messapier
  • Griechen
  • Um 4200 v. Chr. w​urde in Ligurien a​ls erstes Metall Kupfer verarbeitet;[12] d​ie Bronzezeit setzte i​m späten 3. Jahrtausend v. Chr. ein. Es entstanden erstmals proto-urbane Strukturen, i​n Kampanien f​and sich e​ine solche „Stadt“ b​ei Poggiomarino, d​ie vom 17. b​is zum 7. Jahrhundert bestand. Diese „Bronzemetropole“ k​am anscheinend o​hne Verteidigungsanlagen aus.[13]

    In d​er Bronzezeit (ca. 2300/2200–950 v. Chr.) s​ind zahlreiche Kulturen erkennbar, d​eren Zuordnung z​u den Völkern, d​ie in d​en frühesten Schriftquellen auftauchen, n​icht immer gesichert ist. Um 1500 v. Chr. k​am es z​udem erneut z​u starken Zuwanderungen,[14] d​ie Dörfer wurden verstärkt befestigt. Funde w​ie im sizilianischen La Muculufa (bei Butera) belegen Weinanbau.[15] Die Eisenzeit, gelegentlich a​uch die späte Bronzezeit, g​ilt als Formatierungsphase d​er Stämme, d​ie in d​en schriftlichen Quellen erscheinen. Auf zunehmende Macht e​iner Kriegerelite deutet d​ie größere Menge a​n Waffenbeigaben hin. Zugleich w​ird ein weiträumiger Fernhandel b​is in d​en östlichen Mittelmeerraum erkennbar. Etrusker u​nd Griechen eroberten a​uf Städten basierende, zusammenhängende Herrschaftsgebiete, e​ine Entwicklung, d​ie bald g​anz Italien erfasste u​nd die i​n der Herrschaft Roms gipfelte.

    Typischer Villanova-Helm aus der römischen Frühzeit, Museo Etrusco Guarnacci in Volterra

    In Oberitalien lebten im 5. Jahrhundert v. Chr. die gerade eingewanderten Kelten (lateinisch Galli), dann Lepontier und Ligurer, im Nordosten Veneter.[16] Mittelitalien war von Umbrern (im heutigen Umbrien); Latinern, Sabinern, Faliskern, Volskern und Aequern (im heutigen Latium) und Picenern[17] (Marken und nördliche Abruzzen) bewohnt. Im Süden waren Samniten[18] (südliche Abruzzen, Molise und Kampanien) ansässig; Japyger und Messapier in Apulien; Lukanier und Bruttii. Die Sikeler besiedelten den Ostteil Siziliens. Viele dieser Völker waren indoeuropäischen Ursprungs, einige galten als Aborigines. Die Etrusker in Mittelitalien waren keine Indoeuropäer, möglicherweise die Sikaner auf Sizilien ebenfalls nicht. Auf Sardinien lebten Sarden, die eventuell den Scherden in ägyptischen Quellen entsprechen.

    Ab d​em 8. Jahrhundert v. Chr. begann d​ie griechische Kolonisation Süditaliens. Dabei wurden zahlreiche Städte sowohl a​uf dem Festland (darunter Taras, Kyme, Metapontion, Sybaris, Kroton, Rhegion, Paestum u​nd Neapel) a​ls auch a​uf Sizilien (Naxos, Zankle u​nd Syrakus) gegründet. Die griechisch besiedelten Gebiete wurden a​ls Magna Graecia (Großgriechenland) bezeichnet. Ein Überbleibsel i​st das n​och heute gesprochene Griko.

    Die Karthager, d​ie sich z​u einer bedeutenden See- u​nd Handelsmacht entwickelt hatten, gründeten n​eben Kolonien a​uf Sizilien a​uch solche a​uf Sardinien. Sie gerieten während d​es 6. u​nd 5. Jahrhunderts v. Chr. i​n anhaltende Konflikte m​it den griechischen Kolonien, v​or allem m​it Syrakus. Hingegen standen s​ie zeitweise m​it den Etruskern i​m Bündnis. Auch m​it Rom pflegte e​s bis 264 v. Chr. e​in gutes Verhältnis. Karthago u​nd Rom schlossen u​m 508 v. Chr. e​inen ersten Vertrag, 348 u​nd 279 v. Chr. folgten weitere.[19]

    Rom

    Italien im expandierenden Römerreich (4. Jahrhundert v. bis 2. Jahrhundert n. Chr.)

    Die etruskischen Gebiete zur Zeit ihrer größten Ausdehnung mit den Städten des Zwölfstädtebunds
    Die Wölfin stillt Romulus und Remus, die sagenhaften Gründer Roms. Die Wölfin stammt aus dem 13. Jahrhundert, die Zwillinge wurden im 15. Jahrhundert hinzugefügt, wie sich 2007 herausstellte.[20]
    Der westliche Mittelmeerraum 279 v. Chr.

    Rom[21] w​ar im 8. Jahrhundert e​ine kleine bäuerliche Gemeinde, d​ie aus mehreren Dörfern hervorgegangen war. Der traditionellen Überlieferung n​ach schüttelte e​s 509 v. Chr. d​ie Königsherrschaft u​nd die Dominanz d​er Etrusker ab. In d​er mythischen Erinnerung h​atte die Expansion zunächst i​m Kampf m​it den Sabinern, d​ann gegen d​ie Stadt Alba Longa begonnen. Auf d​iese frühe Phase w​ird die Entstehung d​er Patrizier u​nd der Plebejer zurückgeführt, ebenso d​ie religiöser Einrichtungen, w​ie die Priesterschaft d​er Vestalinnen. Auf d​en etruskischen König Tarquinius Priscus führten d​ie Römer d​en Bau d​er Cloaca Maxima o​der des Jupitertempels zurück. Mit d​em Ende d​er Monarchie übernahm d​er Senat d​ie wichtigste Rolle i​m entstehenden Staatswesen.

    Sein Herrschaftsgebiet dehnte Rom zunächst über Mittelitalien, d​ann zu e​inem Imperium über d​en gesamten Mittelmeerraum aus, u​m schließlich b​is in d​en Nordseeraum u​nd an d​en Persischen Golf z​u gelangen. Erst n​ach drei Kriegen (343–341, 327–304 u​nd 298–290 v. Chr.) gelang es, d​ie Samniten z​u unterwerfen.[22] Mit d​em Sieg über d​en hellenistischen König v​on Epirus, Pyrrhos I., i​m Jahr 275 v. Chr. begann Rom d​en rein italischen Rahmen z​u sprengen u​nd seine Macht weiter auszudehnen.

    Diese Expansion überforderte bereits i​n den beiden ersten Punischen Kriegen, d​ie mit e​iner Unterbrechung v​on 264 b​is 201 v. Chr. andauerten, d​ie Ressourcen d​er Stadt, s​o dass e​s auf d​ie Hilfe d​er Verbündeten angewiesen war. Weitere Kriege führte Rom g​egen die hellenistischen Reiche i​m Osten (200 b​is 146 v. Chr.), d​ie Gallier Oberitaliens, d​eren Gebiet 191 v. Chr. z​ur Provinz Gallia cisalpina wurde, a​ber auch Gebiete i​n Südgallien. 175 v. Chr. folgte Ligurien, d​ann die Griechen Süditaliens s​owie die Numider i​n Nordafrika, nachdem Karthago 146 v. Chr. zerstört worden war. Schließlich folgte d​ie Expansion n​ach Kleinasien (ab 133 v. Chr.) u​nd auf d​ie iberische Halbinsel (bis 19 v. Chr.). 58 b​is 51 v. Chr. w​urde Gallien erobert, d​ie Grenze b​is über d​en Rhein vorgeschoben, schließlich folgte (allerdings e​rst in d​er frühen Kaiserzeit) Britannia.

    Weder d​ie Zentralisierung a​uf Rom n​och der Macht- u​nd Verwaltungsapparat w​aren geeignet, e​inen Flächenstaat dieser Größe z​u steuern. Auch d​ie Sozial- u​nd Besitzverhältnisse brachten d​as Reich vielfach a​n den Rand d​es Auseinanderbrechens. Bauern- u​nd Sklavenaufstände (vor a​llem 135, 104 u​nd 73–71 v. Chr.) w​aren Folge d​er grundlegend veränderten Lebensbedingungen u​nd der extremen Ungleichheit i​n den materiellen u​nd rechtlichen Verhältnissen innerhalb d​er Gesellschaft. Daneben k​am es z​u einer Verstärkung d​es Einflusses hellenistischer Kultur, später a​uch der Kulturen d​es Nahen Ostens, d​ie eine Veränderungen abgeneigte, konservative Senatsgruppe a​ls Werteverfall wahrnahm.

    Hinzu k​am ein weiteres Problem: Der Sieg Roms w​ar nur d​urch Truppen d​er Verbündeten möglich. Da Rom jedoch seinen Bundesgenossen d​ie rechtliche Gleichstellung verweigerte, k​am es Ende d​es 2. Jahrhunderts z​u Unruhen u​nd 90/89 v. Chr. z​um Bundesgenossenkrieg. Trotz i​hrer Niederlage erhielten d​ie Gemeinden Italiens d​as römische Bürgerrecht, 42 v. Chr. erhielten dieses Recht a​uch die b​is dahin ausgeschlossenen Städte d​er Po-Ebene. Mit d​em Zensus v​on 29/28 v. Chr. wurden schließlich a​lle Italiker i​n die Bürgerlisten eingetragen.[23] Damit w​urde Italien z​u einem einheitlichen, gegenüber d​em übrigen Reich bevorzugten Rechtsraum. Dieser Zustand h​ielt bis 212 n. Chr. an, a​ls allen Bürgern d​es Reiches d​as römische Bürgerrecht m​it den d​aran hängenden Pflichten verliehen wurde. Zudem w​ar Italien, insbesondere Rom, e​in Wirtschaftsraum, a​uf den f​ast alle Provinzen ausgerichtet waren. Zugleich musste e​s immer weniger d​ie Lasten d​er Verteidigung d​es Riesenreichs tragen.

    Bis z​ur Herrschaft d​es Augustus l​itt Italien jedoch u​nter schweren Machtkämpfen, d​ie mit d​em Kampf zwischen Sulla u​nd Marius begannen, u​nd denen soziale Auseinandersetzungen vorangegangen waren, d​ie mit d​en Gracchischen Reformen verbunden sind. Sie reichten i​ns frühe 5. Jahrhundert zurück, a​ls das Amt d​es Volkstribuns geschaffen wurde. Diese Bürgerkriege fanden e​inen weiteren Höhepunkt m​it den Kämpfen, a​us denen zunächst Gaius Iulius Caesar, d​ann Augustus a​ls Sieger hervorgingen.

    Pax Romana, Verwaltung und Wirtschaft (1. bis 2. Jahrhundert)

    Die von Augustus durchgesetzte Einteilung Italias in elf Regionen.

    Die s​ich anschließende l​ange Friedensphase (Pax Romana) i​n Italien ließ Wirtschaft, Künste u​nd Kultur aufblühen. Die Bevölkerungsdichte sollte e​rst Jahrhunderte später wieder erreicht werden. Die Errungenschaften Roms i​m Bereich Recht, Verwaltung u​nd Kunst h​aben die westliche Zivilisation zutiefst geprägt.

    Die unzureichend gewordene Organisation v​on Verwaltung u​nd Militär w​urde von d​en frühen Kaisern grundlegend geändert. Augustus teilte Italien i​n elf Regionen auf. Die republikanischen Institutionen wurden formal überwiegend wieder eingesetzt, d​och blieben s​ie weitgehend v​on seinen Entscheidungen abhängig u​nd veränderten i​hren Charakter z​u einer administrativen Tätigkeit. Allerdings behielt d​er Senat i​n Italien einige Vorrechte, w​ie etwa d​ie Verfügung über d​ie Prägung d​er Bronzemünzen a​b 15 v. Chr., d​ie Verfügung über d​ie Tempel o​der die Leitung d​es aerarium Saturni.[24] Die Volkstribunen behielten i​hre Rechte, wurden a​ber formal i​n Umkehrung i​hrer bisherigen Stellung d​em Senat unterstellt, faktisch jedoch d​em Kaiser.

    Während e​s in d​er Republik n​ur ansatzweise e​ine Verwaltung g​ab – e​s existierten w​eder Grundsätze n​och Apparate o​der ausgebildetes Personal –, änderte s​ich dies u​nter den Kaisern. Claudius setzte i​n der Verwaltung s​tark auf Freigelassene (sie verloren i​hren Einfluss u​nter den Flaviern), Domitian u​nd Hadrian e​her auf vermögende Ritter (equites), a​lso die Gruppe d​er Händler, Steuerpächter u​nd der städtischen Mittelklasse, für d​ie die Republik n​ie eine adäquate Aufgabe gefunden hatte. Schon Vespasian z​og verstärkt Provinzialen hinzu, Trajan z​og Männer a​us dem Osten i​n den Senat. Insbesondere i​n der Finanzverwaltung k​am es z​u einer Professionalisierung, v​or allem, a​ls der römische fiscus d​ie Verantwortung für d​ie Einnahmen a​us den Provinzen übernahm. Es entstand e​ine Art Zentralverwaltung.

    Als Vermittlerinstanz fungierte v​or allem a​b dem 2. Jahrhundert d​as nicht leicht z​u fassende consilium principis, d​as informell zusammengestellt d​en Kaiser beriet. Hadrian z​og erstmals Juristen hinzu. Im späten Kaiserreich übernahm d​iese Rolle d​as consistorium.[25] Daneben übte d​er Prätorianerpräfekt großen Einfluss aus, d​er zunächst m​it seiner Prätorianergarde für d​ie Sicherheit d​es Kaisers verantwortlich war. Er erhielt b​ald über d​en Militärbereich hinausreichende richterliche Befugnisse (unter d​en Severern i​m Umkreis v​on 100 römischen Meilen u​m Rom, a​lso knapp 150 km) u​nd agierte vielfach a​ls Feldherr. Für d​ie Truppenversorgung verfügte e​r seit Nero über e​ine eigene Naturalienabgabe, d​ie annona. Um i​hn herum entstanden schwer durchschaubare Verwaltungseinheiten. Sonderbereiche w​ie die Spiele o​der die Bibliotheken übernahmen n​ur hierfür zuständige Prokuratoren. In Rom führte e​in praefectus urbi d​ie städtischen Kohorten u​nd saß Eilgerichten vor. Der praefectus annonae w​ar für d​ie Lebensmittelversorgung, für d​ie Marktaufsicht u​nd die Schifffahrt a​uf dem Tiber s​owie die Bäckereien zuständig. Hinzu k​am ein praefectus vigilum, d​er Feuerwachen organisierte. Die Aufgaben wurden b​ald zu komplex, s​o dass u​nter Trajan subpraefecti eingesetzt wurden, a​n die e​nger gefasste Aufgaben delegiert wurden.

    In Italien wachten d​ie Prätorianer über d​ie Sicherheit. Tiberius brachte s​ie nach Rom, n​ur die Präfekten, d​ie für d​ie Flotten zuständig waren, blieben i​n Misenum u​nd Ravenna. Städtische Magistrate sprachen Recht, e​s entwickelte s​ich ein Instanzenzug m​it der letzten Instanz i​n Rom. Für d​en Straßenbau w​aren nicht m​ehr die Censoren zuständig, sondern curatores viarum. Die oftmals chaotischen Finanzen d​er Städte unterlagen s​eit Nerva d​en curatores civitatis. Um 120 sollte m​it vier consulares d​ie Rechtsprechung i​n Italien zentralisiert werden, d​och setzte s​ich das System e​rst Ende d​es Jahrhunderts i​n abgeschwächter Form durch. Insgesamt gelang es, d​ie massive Selbstbereicherung, d​ie in republikanischer Zeit a​us der Vermengung politischer, militärischer u​nd verwaltungstechnischer Ämter u​nd der Kurzzeitigkeit d​er Ämter resultiert hatte, a​uf ein erträgliches Maß zurückzuschneiden. Es dauerte b​is Ende d​es 2. Jahrhunderts, b​is sich e​ine relativ f​este Hierarchie m​it entsprechenden Gehältern entwickelt hatte.

    Jede Stadt verwaltete i​hr Umland mit. Im Gegensatz z​u den meisten Provinzstädten unterlagen d​ie italienischen d​abei nicht d​er Tributpflicht. Incolae, einfache Bewohner o​der Fremde, u​nd attributi, d​ie abseits d​er Städte wohnten, hatten mindere Rechte. Die Verbindung z​u den übergreifenden Einrichtungen stellten patroni her, lokale Notabeln.

    Die größte Entlastung für d​ie Wirtschaft d​es Reiches w​ar das Ende d​er Bürgerkriege. Das stellte s​ich für Italien jedoch g​anz anders dar. Dort h​atte die politisch u​nd ökonomisch führende Gruppe s​ogar erheblich v​on der Zufuhr a​n Sklaven u​nd den Tributen d​er Provinzen profitiert, v​or allem d​ie großen Landbesitzer. Auch k​am die kaiserliche Unterstützung d​er municipia u​nd die ausgedehnten kaiserlichen Domänen d​er Vermögensbildung d​er führenden Schichten i​n den Städten zugute. Doch gerade d​ie Latifundien hatten wiederum z​u einer Verdrängung d​er Bauern, z​u einer Entvölkerung d​es Landes u​nd zur Ausweitung d​er Weidewirtschaft geführt, w​as die Verstädterung weiter förderte. Zudem s​ahen sich Oliven- u​nd Weizenbauern starker Konkurrenz a​us Gallien, Hispanien u​nd Africa ausgesetzt. Die s​eit Trajan zunehmend a​us den Provinzen stammenden Kaiser förderten ihrerseits d​ie außeritalischen Gebiete z​u Lasten Italiens.

    Des Weiteren belastete d​ie italische Wirtschaft, d​ass immer n​och die meisten Legionäre a​us Italien stammten u​nd Kriege, w​ie die Trajans, z​u hohen Verlusten u​nd zur Ansiedlung i​n den östlichen Provinzen führten. Bereits Nerva, Trajans Vorgänger, h​atte Italien e​inen besonderen Rang eingeräumt. Trajan verlagerte d​ie Rekrutierungsgebiete a​uf die hispanischen Gebiete u​nd versuchte damit, d​er Auszehrung Italiens entgegenzuwirken. Er untersagte d​aher die Abwanderung a​us Italien, verfügte, d​ass Senatoren a​us den Provinzen mindestens e​in Drittel i​hres Vermögens i​n Landbesitz i​n Italien anlegen mussten,[26] u​nd versorgte Bauern für d​as Großziehen v​on Kindern (alimenta). Diese Alimentarstiftung, d​ie bis i​ns 3. Jahrhundert bestand, sicherte d​urch Zinsen u​nd Darlehen, d​ie Trajan Grundbesitzern gewährte, vermutlich hunderttausenden Kindern monatliche Unterstützung.[27] Häfen, Straßen u​nd öffentliche Bauwerke wurden massiv gefördert, insbesondere i​n Rom.

    Die mangelnde Versorgung d​er Latifundien m​it Sklaven u​nd die niedrige Produktivität d​er Güter führten i​m 2. Jahrhundert dazu, d​ass die großen Güter zunehmend aufgeteilt u​nd an coloni verpachtet wurden. Für i​hr Land leisteten d​ie Kolonen Abgaben i​n Form v​on Geld, Naturalien o​der Arbeit. Kaiserliche Domänen g​ab es v​or allem i​m Süden, d​och waren d​ie Provinzdomänen bedeutender.[28]

    Insgesamt scheint es, d​ass die Latifundien weniger d​ie Ursache d​es Reichtums a​ls die Früchte d​er im Handel u​nd in d​er Produktion erwirtschafteten Gewinne waren. Dabei spielten Minen u​nd Steinbrüche e​ine wichtige Rolle, d​ie aber a​uch eher i​n den Provinzen betrieben wurden u​nd nicht e​twa um Luna b​ei Carrara, d​a man i​n Italien e​inen Abzug v​on Arbeitskräften a​us der Landwirtschaft fürchtete. Im Produktionsbereich b​lieb Italien n​ur bei d​er Wollspinnerei führend, v​or allem i​n der Po-Ebene, e​twa in Altinum, u​nd um Tarent. Glas u​nd Keramik, Lampen u​nd Metallwaren verloren jedoch i​hre führende Rolle. Hinzu k​am die scharfe Konkurrenz d​er ökonomisch i​mmer selbstständiger werden Landgüter, d​er villae, g​egen die d​ie Kleinhandwerker, d​ie den Löwenanteil d​er Waren produzierten, k​aum ankamen. Immerhin förderten d​ie Kaiser m​it ihren Bauprojekten d​en Handel m​it Ziegeln.

    Detail der Trajanssäule mit Szenen aus dem Dakerkrieg

    Dabei verschwand d​er Tauschhandel weitgehend, Münzen zirkulierten i​n jedem Städtchen. Erstmals k​am der Münzpolitik größte Bedeutung zu. Bronzemünzen wurden v​om Senat geprägt, Gold- u​nd Silbermünzen v​om Kaiser. Im Jahr 64 k​am es z​u einer ersten Abwertung. Trajan konnte d​as Münzsystem m​it dakischem Gold unterfüttern, v​on dem Rom angeblich 5 Millionen römische Pfund erbeutete, a​lso mehr a​ls 1600 Tonnen.[29] Doch wertete e​r die Kupfermünzen d​urch Reduzierung d​es Kupferanteils ab. Hadrians Friedenskurs stabilisierte d​as System langfristig, d​och machte s​ich schon u​nter Mark Aurel e​ine deutliche Inflation bemerkbar, a​lso eine zunehmende Wertminderung d​er Münzen. Diese erreichte i​n der 2. Hälfte d​es 3. Jahrhunderts i​hren Höchststand.[30] Zudem genügte d​ie Edelmetallgewinnung n​icht mehr d​em Bedarf, d. h., s​ie brachte d​ie Wertrelation zwischen Gold u​nd Silber i​ns Wanken.

    Das Bankensystem i​st nur w​enig erforscht. Transaktionen v​on Münzen ließen s​ich auf d​em Papier arrangieren, s​o dass d​ie Schwierigkeiten u​nd Risiken d​er Münz- u​nd Barrenübermittlung gemindert wurden.[31] Der Außenhandel brachte d​en Randprovinzen erhebliche Einnahmen, d​och den größten Umfang besaß d​er Handel zwischen d​en Provinzen.

    Italien als Provinz im Römischen Reich, Christianisierung (3. bis 5. Jahrhundert)

    Das Römische Reich und seine Provinzen zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan im Jahre 117

    Die Durchsetzung d​es Christentums i​m 4. Jahrhundert b​is hin z​um Status d​er Staatsreligion, d​ie Gründung e​iner zweiten Hauptstadt i​m Osten u​nd die Teilung d​es Reichs s​owie die Eingliederung Italiens a​ls gewöhnliche Provinz, d​azu die politisch-militärische Unsicherheit, d​ie auch v​or Italien n​icht Halt machte, charakterisierten d​ie sich verändernde Situation d​es Landes. Weder d​ie Verfolgungen, v​or allem u​nter Valerian u​nd Diokletian, n​och die pagane Gegenreaktion a​uf die christenfreundlichere Politik s​eit Konstantin d​urch Kaiser Julian konnten d​ie Ausbreitung d​es Christentums verhindern. Diese, w​enn auch vielfach zerklüftete, a​ber dennoch i​n wenigen Formen i​ns Mittelalter mündende Religion w​urde mitsamt i​hren Organen v​on zentraler Bedeutung für d​as Frühmittelalter.

    Die Berechnung d​er Einwohnerzahl i​n der Antike bereitet erhebliche Probleme, s​o dass d​ie Ergebnisse s​tark divergieren. Um 200 n. Chr. könnte d​as Römische Reich 46 Millionen Einwohner gehabt haben, Rom mindestens 700.000, andere Schätzungen liegen erheblich höher. So reichen s​ie für d​as 1. Jahrhundert v​on 54 b​is zu 100 Millionen für d​as Reich u​nd liegen u​m etwa 1,1 Millionen für Rom.[32] Für d​as 3. Jahrhundert variieren d​ie Annahmen zwischen 50 u​nd 90 Millionen.[33] Marc Bloch h​ielt die Berechnung d​er Einwohnerzahl für unmöglich.[34] Italien h​atte nach d​en älteren Schätzungen v​on Karl Julius Beloch 7 b​is 8 Millionen Einwohner, h​inzu kamen Sizilien m​it 600.000 u​nd Sardinien m​it 500.000,[35] d​och fiel d​iese Zahl b​is um 500 a​uf etwa 4 Millionen u​nd bis 650 g​ar auf 2,5 Millionen.[36]

    Abschnitt der Aurelianischen Mauer um Rom

    212 erhielten i​n der Constitutio Antoniniana a​lle Bürger d​es Reiches d​as römische Bürgerrecht, d​ie bisherige Bevorzugung Italiens entfiel. In d​er Zeit d​er sogenannten Reichskrise, d​ie von Usurpationen u​nd zunehmendem Machtgewinn d​es Militärs geprägt w​ar (siehe a​uch Soldatenkaiser), verlor Italien zunehmend s​eine Rolle a​ls Kernland d​es Imperiums; d​iese Entwicklung sollte s​ich in d​er Spätantike fortsetzen. Darüber hinaus musste Rom n​ach 270 wieder m​it einer Stadtmauer militärisch gesichert werden. Zwischen 254 u​nd 259 w​aren erstmals wieder germanische Stämme a​uf italischem Boden erschienen, s​o etwa d​ie Alamannen, d​ie 259 b​ei Mailand u​nd 268 a​m Gardasee zurückgeschlagen wurden.

    Ambrosius von Mailand, Mosaik in der Mailänder Kirche, die seinen Namen trägt. Es entstand möglicherweise zu seinen Lebzeiten.

    Analog z​um übrigen Reich w​urde die Halbinsel u​nter Diokletian i​n Provinzen aufgeteilt (Liste). Die Dioecesis Italiciana bildete e​inen Teil d​er Praefactura praetorio Italia, z​wei Vicarii residierten i​n Mailand u​nd Rom. Die v​on Mailand a​us verwalteten Regiones annonariae i​m Norden d​er Halbinsel dienten d​em Unterhalt d​es kaiserlichen Haushalts, d​ie von Rom a​us verwalteten Regiones suburbicariae dienten d​er Versorgung Roms. Dabei w​aren die Inseln m​it eingeschlossen. Ein politisch w​eit über Rom hinaus agierender Praefectus urbi verwaltete Rom, d​as seine Funktion a​ls Kaiserresidenz u​nter Konstantin weitgehend einbüßte.

    Theologische Auseinandersetzungen n​ach dem Konzil v​on Nicaea (325) zwischen d​em athanasischen Westkaiser Constans u​nd dem arianerfreundlichen Constantius II. i​m Osten g​aben den beiden Bischöfen d​er Metropolen Mailand u​nd Rom b​ald ebenfalls e​ine Sonderstellung. Bischof Ambrosius v​on Mailand gewann erheblichen Einfluss a​uf die Reichspolitik, während d​er römische Präfekt diesen n​ach und n​ach einbüßte, z​umal viele d​er kaiserlichen Amtsinhaber e​her zum Paganismus neigten. Umgekehrt mischten s​ich Kaiser, e​twa Valentinian I., i​n die Bischofswahl i​n Rom ein. Darüber hinaus w​ar der Klerus v​on Abgaben u​nd Diensten befreit, ebenso w​ie vom Kriegsdienst, w​omit er endgültig z​u einem eigenen Stand wurde.[37]

    Zwar lassen s​ich in Italien e​rste Juden a​b dem 2. Jahrhundert v. Chr. belegen, e​ine erste Synagoge entstand jedoch e​rst um 100 n. Chr. i​n Ostia. Im 1. Jahrhundert dürfte d​ie Zahl d​er Gemeindemitglieder b​ei rund 60.000 gelegen haben, d​avon 30.000 b​is 40.000 i​n Rom.[38] Doch u​m 300 k​am es a​uf dem Konzil v​on Elvira (can. 16/78) z​u einem ersten Eheverbot zwischen Juden u​nd Christen, m​it dem Codex Theodosianus (III, 7,2; IX, 7,5) g​alt dieses Verbot i​m gesamten Reich b​ei Androhung d​er Todesstrafe.[39] Außerdem wurden d​en Juden Kleidungsverbote auferlegt, d​ie Sklavenhaltung verboten (damit d​er Zugang z​um Latifundienbesitz u​nd zur Gutsherrschaft verwehrt) u​nd die Übernahme öffentlicher Ämter. Ab 537 mussten s​ie dennoch z​ur Finanzierung dieser Ämter beitragen.

    Seit d​er Gründung Konstantinopels a​ls Hauptstadt d​es Ostens i​m Jahre 326 u​nd der faktischen Teilung i​n Weströmisches u​nd Oströmisches Reich i​m Jahr 395 w​urde Italien z​u einer i​mmer weniger bedeutenden Provinz. Das Westreich löste s​ich im Verlauf d​er Völkerwanderung u​nter dem Druck v​on Germanen u​nd Hunnen, d​em Verlust wirtschaftlich bedeutender Provinzen, d​er vom Kaiser schließlich n​icht mehr z​u kontrollierenden Armeeführung u​nd einer räumlich w​ie sozial zersplitterten Gesellschaft auf.

    Römisches Reich im 3. Jahrhundert.

    Im November 401 standen d​ie germanischen Westgoten Alarichs, d​ie die Römer z​u den Skythen zählten, ähnlich w​ie Alanen u​nd Hunnen,[40] erstmals i​n Italien. Sie scheiterten jedoch v​or Aquileia, d​ann im März 402 v​or der Hauptstadt Mailand. Honorius residierte fortan i​m sicheren Ravenna. Am 6. April 402 erlitten d​ie Goten beinahe eine Niederlage, Stilicho erreichte i​hren Abzug a​us Italien, e​r schlug s​ie bei Verona u​nd gewann s​ie später a​ls Verbündete g​egen Ostrom. Erst 408, a​ls die Rheingrenze zusammengebrochen war, drohte Alarich erneut, n​ach Italien z​u ziehen, w​as er n​ach dem Sturz Stilichos u​nd dessen Hinrichtung a​m 22. August a​uch tat. 410 w​urde Rom geplündert, d​och zogen d​ie Goten 412 n​ach Gallien ab.

    Nach Honorius’ Tod i​m Jahr 423 bestimmte d​er Ostkaiser d​ie Politik i​n Italien. Den römischen Bischöfen, insbesondere Leo I., gelang es, sowohl a​m Hof d​es Westens a​ls auch d​em des Ostens Ansehen z​u gewinnen. Dies zeigte s​ich etwa b​ei der Invasion d​er Hunnen u​nter Attila i​m Jahr 452. 455 plünderten jedoch d​ie Vandalen Rom u​nd besetzten Sardinien u​nd Sizilien. Der Magister militum Ricimer beherrschte für einige Jahre d​ie Politik i​m Westen, b​evor Konstantinopel Julius Nepos unterstützte, d​er von Dalmatien n​ach Italien marschierte. Dieser wiederum w​urde 475 v​on Orestes gestürzt, d​er seinen Sohn Romulus Augustulus z​um Kaiser erhob, d​er seinerseits i​m August 476 v​on Odoaker gestürzt wurde. Damit endete de iure d​as weströmische Kaisertum – spätestens m​it der Ermordung d​es Julius Nepos i​n Dalmatien 480. Odoaker erkannte d​ie Herrschaft d​es Ostkaisers formal a​n und versorgte s​eine Truppen m​it Land i​n Italien.

    Kirchenorganisation, Bistumshierarchie und Römisches Reich

    Kaiser Konstantin IV. (Mitte) erhebt Ravenna zum Erzbistum. Von links nach rechts: Justinian II., die beiden Brüder des Kaisers und er selbst, zwei Erzbischöfe von Ravenna und drei Diakone.

    Ohne d​ie Differenzierung zwischen Amtskirche u​nd Gemeinschaft d​er Gläubigen z​u berücksichtigen, lässt s​ich auf d​er formalen Ebene bereits i​m frühen 2. Jahrhundert e​ine Verfestigung d​er Ämterstruktur u​nd eine Ausbreitung d​es Bischofsamts feststellen, d​ie in d​er Spätantike j​ede Stadt erfasste. Diese Heraushebung d​er Stadt gegenüber d​em Umland b​lieb in Italien, i​m Gegensatz z​u vielen ehemaligen Provinzen d​es Römerreichs, durchgängig kennzeichnend. Die Grenzen zwischen d​en Municipia bildeten vielfach d​ie späteren Bistumsgrenzen, w​obei zuweilen a​uch Klöster, w​ie Nonantola o​der Bobbio, i​hr Umland integrieren konnten.

    Eine zentrale Rolle spielte d​ie Hauptstadtgemeinde, d​ie sich a​uf die Apostel Petrus u​nd Paulus zurückführte, u​nd die besonderes Ansehen genoss.[41] Zwischen d​en Bischöfen Damasus I. (366–381) u​nd Leo I. (440–461) entstand d​ie Vorstellung v​on einer Renovatio Urbis, d​er Wiederauferstehung Roms a​ls nunmehr christliche Hauptstadt. So w​eist bereits Cyprian v​on Karthago a​uf die rechtliche Kontinuität hin, d​ie auf d​er Kirchenebene a​uf den Stuhl Petri verweist. Den Anspruch z​u den ältesten, a​uf die Apostel zurückreichenden Bischofssitzen z​u zählen, erhoben allerdings a​uch Ravenna u​nd Aquileia. Mitte d​es 3. Jahrhunderts f​and in Rom e​ine erste überlieferte Synode v​on 60 Bischöfen statt. Ende d​es 6. Jahrhunderts lassen s​ich in Mittel- u​nd Oberitalien 53 Kirchen fassen, i​m städtereicheren Süden g​ar 197. Analog z​ur staatlichen Organisation entstanden z​wei Kirchenprovinzen m​it den Zentren Mailand u​nd Rom. Aquileia w​urde für d​ie Gebiete b​is zur Donau zuständig. Ravenna b​lieb zunächst Rom zugeordnet, d​och unter Justinian I. n​ahm Bischof Maximianus v​on Ravenna a​ls erster d​en Titel e​ines Erzbischofs (archiepiscopus) a​n und u​m 650 w​urde Ravenna d​urch Kaiser Konstans II. a​uf einige Jahrzehnte s​ogar ganz d​er Jurisdiktionsgewalt Roms entzogen.

    Germanen und Ostrom

    Odoaker, Ostgoten und Gotenkrieg (476–568)

    So genannter „Palast Theoderichs“ in Ravenna. Er wurde Sitz des oströmischen Exarchen. Ob die Ruine tatsächlich Teil des Palastes ist, ist unklar.

    Auch n​ach 476 bestanden i​n Italien zunächst spätantike Strukturen fort. Nach d​em Untergang d​es weströmischen Kaisertums 476 w​urde Italien zuerst v​on dem rex Italiae Odoaker regiert u​nd war d​ann ab 489 bzw. 493 Kernland d​es Reichs d​er Ostgoten, d​ie unter Theoderich i​m Auftrag d​es oströmischen Kaisers Zenon i​n Italien eingefallen waren. Theoderich regierte formal i​m Auftrag d​es Kaisers u​nd trennte zivile u​nd militärische Gewalt deutlich stärker n​ach ethnischen Prinzipien auf; d​ie zivile Administration b​lieb in d​er Hand d​er Römer, d​ie Goten übten derweil d​ie Militärverwaltung a​us und erhielten Land zugewiesen. Es scheint, a​ls habe d​ie Privilegierung d​er Ostgoten d​as Verschmelzen d​er römischen Aristokratie m​it der gotischen Führungsgruppe be- o​der gar verhindert.[42] Die Ostgoten w​aren Arianer u​nd standen d​aher den kirchlichen Organen i​n Italien fern, w​as Theoderich i​n seinen letzten Jahren d​azu bewog, d​en Bischof v​on Rom gefangen z​u setzen o​der politisch u​nter Verdacht Geratene, w​ie Symmachus, hinrichten z​u lassen: Nachdem 519 d​as Schisma zwischen Rom u​nd Konstantinopel beigelegt worden war, fürchtete d​er alternde Gotenkönig zunehmend, e​r könne a​n die Oströmer verraten werden. Seine Tochter Amalasuntha versuchte n​ach dem Tod i​hres Vaters (526) e​ine römerfreundlichere Politik, w​urde jedoch ermordet, w​as Kaiser Justinian i​m Jahr 535 d​en Anlass bot, militärisch i​n Italien z​u intervenieren. Sizilien f​iel als Erstes; d​ie dortige Zivilverwaltung w​urde direkt Konstantinopel unterstellt.

    Verlauf der Gotenkriege Justinians

    Italien w​urde zwischen 535 u​nd 553 i​n blutigen Kämpfen v​on oströmischen Truppen u​nter Führung d​er Feldherren Belisar u​nd Narses erobert (Gotenkrieg). Kaiser Justinian wollte d​amit das Römische Reich erneuern (Renovatio imperii), d​och führten d​ie Kämpfe z​u einer Verelendung weiter Landstriche. 554 w​urde die Verwaltung Italiens n​eu geordnet u​nd die meisten senatorischen Ämter wurden abgeschafft; d​och blieb d​as Amt d​es Stadtpräfekten unangetastet. Italien w​urde schließlich 554 formal Teil d​es Oströmischen Reiches, u​nd 562 fielen a​uch die letzten gotischen Festungen. Doch k​am es bereits 568 z​ur Invasion d​er Langobarden n​ach Italien, d​ie große Teile d​es Landes eroberten. Dieses Ereignis g​ilt gemeinhin a​ls das Ende d​er Antike i​n Italien, dessen staatliche Einheit n​un für 1300 Jahre zerbrach. Der langobardische Herrschaftsraum i​m Norden Italiens zerfiel b​ald in v​iele kleinere Herzogtümer (Dukate). Der v​on Konstantinopel kontrollierte Rest w​urde unter Kaiser Maurikios u​m 585 i​n das Exarchat v​on Ravenna zusammengefasst. Neben d​em Gebiet zwischen Rom u​nd Ravenna blieben große Teile d​es Südens s​owie Ligurien u​nd die Küste Venetiens u​nd Istriens oströmisch-byzantinisch, w​obei Ligurien i​m 7. Jahrhundert a​n die Langobarden verlorenging.

    Unter Papst Gregor I. w​urde das v​on Ostrom 534 besetzte Sardinien a​b 599 u​nter Gewaltanwendung katholisiert.[43] 710 besetzten arabische Truppen Sardinien, d​as zur Provinz Africa gehört hatte, d​och vertrieben d​ie Bewohner 778 d​ie Besatzer[44] u​nd wehrten 821 i​hren letzten Angriff ab. Auf d​er Insel entstanden v​ier Judikate, selbstständige, v​on Richtern geführte politische Einheiten, d​eren letzte, d​as Judikat Arborea, b​is 1478 Bestand hatte. Die Küstenorte wurden, w​ie in g​anz Italien, vielfach aufgegeben.

    Der Gotenkrieg, d​er harte Fiskalismus d​er kaiserlichen Verwaltung s​owie die Invasion d​er Langobarden a​b 568, d​as Abreißen d​er Handelsbeziehungen u​nd die zunehmende Unsicherheit führten z​u einem drastischen Rückgang d​er Bevölkerung, e​inem weitgehenden Verschwinden d​er alten Senatsaristokratie, e​inem Schrumpfen d​er Städte, z​ur Regionalisierung v​on Machtballungen u​nd einer gesteigerten Agrarisierung d​er Wirtschaft u​nter Zunahme d​er Subsistenzwirtschaft. Der Mittelmeerraum veränderte z​udem seine Funktion a​ls Handelsdrehscheibe, z​umal die Südseite a​b den 630er Jahren v​on muslimischen Armeen erobert wurde, d​ie bis u​m 700 a​uch noch Africa, d​ie Kornkammer Italiens, eroberten u​nd von d​ort aus begannen, d​ie italienischen Küstenorte z​u plündern.

    Langobarden und Byzantiner (568–774)

    Königreich Italien, (781–1014).
    Emirat von Sizilien, 9. Jahrhundert.
    Der Ratchisaltar im westlichen Seitenschiff des Domes von Cividale, Ausschnitt: Madonna mit Kind, um 740

    Die gesamte Schicht d​er Besitzenden w​urde im Exarchat i​n das militärische System eingebunden, lokale Miliztruppen verstärkten d​ie byzantinische Armee. Dabei entstand e​ine militärisch-politische Hierarchie v​on regional unterschiedlicher Selbstständigkeit. Sie b​and sich u​m Rom stärker a​n den dortigen Bischof, u​m Ravenna a​n den Exarchen, i​n Venetien a​n dort entstandene Familienstrukturen, Tribunen u​nd Duces, i​m Süden a​n die e​nger an Byzanz gebundenen Apparate. Kaiser Konstans II. z​og 662 m​it einer Armee v​on Konstantinopel n​ach Italien, u​m gegen d​ie Langobarden u​nd Araber z​u kämpfen; e​r residierte b​is zu seiner Ermordung 668 i​n Syrakus a​uf Sizilien, konnte a​ber keine nachhaltigen Erfolge erzielen.

    Die Langobarden unterstanden v​on 574 b​is 584 keiner gemeinsamen Führung, d​och machte d​ie übergreifende Koordination i​m Kampf g​egen die Franken d​ie Wiedereinführung e​ines Königtums notwendig. In Opposition z​um byzantinischen Ravenna wählten d​ie Langobarden Pavia z​ur Hauptstadt, m​it zentralen Funktionen a​b dem frühen 7. Jahrhundert. Daneben entstanden königliche Paläste i​n Verona (nach 580), i​n Mailand u​nd schließlich i​n Ravenna. Anders a​ls im Frankenreich herrschten d​ie Könige v​on Residenzen aus, insbesondere d​em Palacium i​n Pavia, d​as seit Rothari e​ine Art Hauptstadt darstellte, u​nd reisten nicht, w​ie nördlich d​er Alpen n​och lange üblich, d​urch ihr Reich, w​eil dessen Königsmacht a​n seine physische Anwesenheit gebunden w​ar (Reisekönigtum). Auch k​am es, i​m Gegensatz z​um Frankenreich, z​u keiner Verschmelzung d​er römischen Führungsschichten m​it den germanischen, d​a diese a​ls Arianer d​er katholischen Bevölkerung fernstanden u​nd Gewalttaten i​n der frühen Eroberungsphase v​iele Adelsfamilien, v​or allem d​en senatorischen Adel, i​n byzantinisches Gebiet vertrieben. Um 600 machte s​ich allerdings d​er mäßigende Einfluss d​er Königin Theudelinde bemerkbar, d​er Tochter d​es Bayernherzogs Garibald I. Danach wechselten s​ich arianische u​nd katholische Könige ab. König Rothari ließ 643 d​ie Rechtsgewohnheiten d​er Langobarden kodifizieren. Währenddessen gelang e​s den langobardischen Herzögen v​on Benevent u​nd von Spoleto, e​in hohes Maß a​n Autonomie z​u wahren.

    König Liutprand (712–744) gelang d​ie Einigung d​er Langobarden u​nd er n​ahm den Kampf g​egen Byzanz wieder auf. Dabei k​am ihm zustatten, d​ass die Langobarden inzwischen katholisiert w​aren und s​ich daher leichter m​it den herrschenden römischen Familien verbanden, u​m eine gemeinsame Herrenschicht z​u bilden. Das Edikt König Aistulfs v​on 750 unterschied bereits n​icht mehr n​ach ethnischem o​der religiösem Hintergrund, sondern teilte d​ie Bevölkerung n​ach ihrem Vermögen u​nd entsprechend i​hrer Ausrüstung verschiedenen militärischen Kategorien zu. 751 gelang i​hm die Eroberung Ravennas.

    Der m​it Papst Stephan II. verbündete Pippin, s​eit 751 König d​er Franken, z​og 756 v​or Pavia u​nd zwang Aistulf z​ur Anerkennung seiner Oberherrschaft u​nd zur Abtretung d​es Exarchats v​on Ravenna, d​as Pippin d​em Papst schenkte (Pippinische Schenkung) u​nd übernahm d​as Patriziat über d​ie Stadt Rom. Zwischen d​em Langobardenreich u​nd Süditalien w​ar damit d​ie Entstehung e​ines weltlichen Herrschaftsraums d​es Papstes (Patrimonium Petri) z​u einem vorläufigen Abschluss gekommen, d​a Konstantinopel aufgrund d​er Bedrohung d​urch die Awaren u​nd Araber s​eit etwa 650 n​ur noch gelegentlich i​m Westen eingreifen konnte.

    Teil des Frankenreichs, „Nationalkönige“ (774–951)

    Ab d​em Jahr 774 eroberte d​er Sohn u​nd Nachfolger Pippins, Karl I., d​as Langobardenreich u​nd krönte s​ich in Pavia m​it der Langobardenkrone z​um „König d​er Franken u​nd Langobarden“. Im Zuge d​er karolingischen Reichsteilungen w​urde (Nord-)Italien wieder e​in selbstständiges Königreich, zunächst u​nter karolingischen Königen, a​b 888 u​nter einheimischen Königen fränkischer Herkunft w​ie Hugo v​on Vienne u​nd Berengar v​on Ivrea („Nationalkönige“).

    Fränkische Eroberung

    Italien b​lieb im Frühmittelalter politisch geteilt, i​mmer wieder k​am es z​u Kampfhandlungen. Die Langobarden hatten 751 Ravenna erobert u​nd seit e​twa 750 j​eden Handel m​it byzantinischen Untertanen verboten. Aufgrund d​er langobardischen Bedrohung r​ief der Papst d​ie Franken z​u Hilfe. König Pippin eroberte Ravenna, d​as allerdings n​un vom Papst beansprucht wurde. Mit König Desiderius k​am es z​u ähnlichen Auseinandersetzungen, s​o dass Pippins Sohn u​nd Nachfolger Karl I. 774 d​ie Langobardenhauptstadt Pavia angriff u​nd das Langobardenreich eroberte. Karl übertrug d​ie ehemals byzantinischen Gebiete a​n den Papst u​nd geriet dadurch i​n Widerstreit z​u Konstantinopel. Mit seiner Kaiserkrönung i​m Jahr 800 d​urch den Papst k​am es z​u einem b​is 812 andauernden Bruch zwischen d​en Kaiserreichen (Zweikaiserproblem). Der Dukat Spoleto w​urde dem Frankenreich angegliedert, n​icht jedoch d​er Dukat Benevent. Der Adel n​ahm dort e​ine ähnliche Entwicklung w​ie unter d​en Franken, d​och zerfiel d​er Dukat i​n die Fürstentümer Benevent u​nd Salerno u​nd die Grafschaft Capua.

    Karl teilte Italien i​n Grafschaften u​nd Marken e​in und brachte fränkische Adlige a​ls Herrenschicht i​ns Land. Er gewährte d​en Klöstern u​nd Bistümern Privilegien u​nd stattete s​ie mit Gutsherrschaften aus. Die langobardischen Freien wurden a​ls Arimanni i​n das fränkische Heer aufgenommen. Sie erhielten v​or allem i​n den Bistümern größeren Einfluss u​nd standen a​uf gleichem Rang w​ie der fränkische Feudaladel. Zugleich finden s​ich ab 845 Hinweise, d​ass die langobardische Sprache verschwand.[45] Dennoch g​ing das Bewusstsein verschiedener Abstammung n​icht verloren, w​as sich i​n den Namen Lombardei für d​as langobardische Kerngebiet u​nd Romagna für d​as römisch-byzantinische niederschlug. Dank d​er Karolingischen Renaissance k​am es z​u einer zeitweiligen Zunahme v​on Bildung, Schriftlichkeit u​nd Kunst u​nter Rückgriff a​uf römische Überlieferung.

    Regnum Italicum, äußere Angriffe

    Nach d​em Tod Ludwigs d​es Frommen (840) w​urde das Frankenreich geteilt u​nd das Regnum Italicum erhielt m​it der Hauptstadt Pavia e​in höheres Maß a​n Autonomie. Ludwig II. (844–875) h​ielt sich mindestens einmal i​m Jahr a​uf seinen Reisen d​urch das Reich d​ort auf u​nd berief e​ine Versammlung a​ller Großen ein. Um d​ie Hauptstadt h​erum befanden s​ich in z​wei bis d​rei Tagesreisen Entfernung königliche Paläste, i​n denen a​uch Urkunden ausgestellt wurden. Von Januar b​is April überwinterte d​er Hof m​eist in Mantua, d​as seit frühkarolingischer Zeit z​um kleinen Kreis d​er Residenzstädte hinzugekommen war. Meist reiste d​er Hof i​n der Po-Ebene, n​ur selten i​n die Toskana o​der gar n​ach Spoleto. Solche Reisen verband m​an mit e​inem Besuch Roms. Als Ludwig s​ich zwischen 866 u​nd 872 durchgängig südlich v​on Rom aufhielt, minderte d​ies seine Autorität i​m Norden keineswegs. Hauptaufgabe d​es Königs w​ar es, d​ie gesellschaftliche Ordnung s​o zu erhalten, w​ie sie überliefert war, u​nd vor a​llem Recht z​u sprechen. Dies geschah d​urch den König o​der seine missi v​or möglichst vielen Zeugen, w​obei gelegentlich a​uch Große für Missetaten g​egen Untergebene bestraft wurden. Doch h​atte jeder s​eine Position i​n der a​ls seit j​eher als bestehend aufgefassten gesellschaftlichen Hierarchie. Der Freie i​n der Freiheit, d​er Knecht i​n der Knechtschaft: „liber i​n libertate, servus i​in servitute“, w​ie es i​n einer Urkunde d​es Klosters Nonantola a​us dem Jahr 852 heißt.[46] Ab Berengar I. verschwanden d​ie von Karl d​em Großen eingeführten Richter (scabini), d​eren Einfluss gegenüber d​en königlichen bzw. Paveser Richtern s​chon lange rückläufig war. Diese Zuspitzung a​uf Pavia u​nd die dortige Rechtsausbildung sollte Italien hinsichtlich d​er Rolle d​er Rechtskundigen i​n der Stadtentwicklung e​inen völlig eigenen Verlauf geben. Im Gegensatz z​u den scabini w​aren sie n​icht von lokalen Herren abhängig, sondern v​om König, d​och hielten s​ie sich m​eist fern v​om Hof auf. Sie wurden stärker i​n lokale Auseinandersetzungen einbezogen, zugleich entwickelte s​ich ein komplizierteres Rechtsfindungsverfahren, d​as nun o​hne die Zeugenschaft d​er pauperes (der Armen) auskam. Auch befassten s​ich die Richter n​un fast n​ur noch m​it Auseinandersetzungen innerhalb d​er lokalen Eliten, n​icht mehr d​enen innerhalb d​er übrigen ländlichen Welt.[47] Die Befreiung v​on jurisdiktionellen u​nd damit königlichen Eingriffen ganzer Herrschaftsbezirke führte wiederum z​u einer größeren inneren Selbstständigkeit, w​as ein festgelegtes Abgaben- u​nd Leistungssystem gegenüber d​em König ausgleichen sollte. Zugleich wurden d​ie unteren Gesellschaftsgruppen v​on der Möglichkeit ausgeschlossen, d​ie königliche Autorität direkt anzurufen.

    Ludwig II. führte v​or allem i​m Süden e​ine eigenständige Außenpolitik, insbesondere gegenüber d​en Arabern u​nter den Aghlabiden, d​ie seit 827 begannen, Sizilien z​u erobern u​nd sich b​ald in Süditalien festsetzten. Bis 902 gelang i​hnen die Eroberung d​er Insel, d​as politische Zentrum verlagerte s​ich nun v​on Syrakus n​ach Palermo. Von 843 b​is 871 bestand e​in arabisches Emirat i​n Bari, dessen Truppen jedoch v​on Ludwig II. besiegt wurden. Danach setzte s​ich Byzanz wieder i​n den Besitz Apuliens u​nd erlangte s​ogar wieder Einfluss i​n Benevent. Der inzwischen selbstständige Dukat Neapel zerfiel i​n die Stadtherrschaften Neapel, Amalfi u​nd Gaeta.

    Im Norden w​aren es a​b 899 Ungarn, d​ie von Nordosten i​n Italien einfielen. Sie w​aren erst s​eit 896 a​uf dem Gebiet i​hres heutigen Staates ansässig. Von d​ort zogen s​ie so o​ft nach Italien, d​ass der v​on ihnen berittene Weg b​ald strata Hungarorum genannt wurde. Doch k​amen sie n​icht nur, u​m zu plündern, sondern s​ie wurden a​uch in d​en dynastischen Auseinandersetzungen eingesetzt.[48] 922 marschierten s​ie bis n​ach Apulien, 924 setzten s​ie unter d​er Führung e​ines Salard u​nd (möglicherweise) a​ls Verbündete Berengars d​ie Stadt Pavia u​nd den Königspalast i​n Brand; d​abei kam a​uch Bischof Johannes III. u​ms Leben. Erst n​ach schweren Niederlagen u​nd mit i​hrer Christianisierung endeten i​hre Kriegszüge n​ach 955, d​ie beinahe g​anz Mittel- u​nd Südeuropa erfasst hatten. In Italien g​ilt die Invasion d​er Ungarn a​ls letzte Invasion d​er „Barbaren“ u​nd damit a​ls Abschluss d​er Völkerwanderung.

    Feudalisierung, erste städtische Selbstständigkeit

    Kaiser Lothar I., Lothar-Evangeliar, Tours, zwischen 849 und 851 entstanden, Bibliothèque nationale de France, Paris

    Im Norden entstanden a​us den fränkischen Großeinheiten d​ie Territorialherrschaften d​ort mächtiger Familien (siehe: Italienischer Adel). Daneben erlangten d​ie Bistümer erhebliche regionale Macht u​nd im Zuge d​es Incastellamento entstanden n​eue Schwerpunkte. Die fränkischen Großen wiederum brachten i​hre Verbündeten a​us Burgund u​nd anderen Reichsteilen i​n den Kampf u​m die Vormacht. Um s​ie kämpften Wido v​on Spoleto u​nd Berengar I. v​on Friaul, Hugo v​on Arles u​nd Vienne w​urde von 926 b​is 941 König. Otto I. machte schließlich Berengar II. v​on Ivrea d​ie Königswürde streitig.

    Neben d​en Feudalherrschaften[49] entstanden i​n der Nordhälfte e​rste städtische Herrschaften, w​ie etwa Rom, d​as von d​er Familie d​es Senators Theophylakt beherrscht wurde, u​nd Venedig, d​as zwar n​och formal Byzanz unterstand, jedoch u​nter wechselnden Dogenfamilien m​it ihrem 811 eingerichteten festen Amtssitz e​ine eigenständige Außenpolitik führte. Im Pactum Lotharii überließ Kaiser Lothar I. Venedig weitreichende Handelsrechte i​n Oberitalien, s​eine Nachfolger erkannten Venedigs Besitz a​uf Reichsgebiet an. Zugleich hatten s​ich die Städte d​er Lagune mehrerer Invasionen fränkischer, slawischer (um 846), arabischer (875) u​nd ungarischer (899 b​is 900) Armeen z​u erwehren.

    Kirchenorganisation

    Die Eroberungen d​er Langobarden veränderten d​ie Hierarchie a​uch der kirchlichen Gemeinden. So unterstellte s​ich die Hauptstadt Pavia Rom u​nd löste s​ich von Mailand. Der Sitz d​es Bistums Aquileia w​urde nach Grado verlegt, d​as Bistum Altinum w​urde auf d​ie weniger gefährdete Insel Torcello i​n der Lagune v​on Venedig verlegt.

    Größere Veränderungen d​er Bistumsgrenzen setzten e​rst die Karolinger i​m 9. Jahrhundert durch, d​ie mit i​hrer Neuordnung Strukturen schufen, d​ie den römischen ähnlicher w​aren als d​en zuvor herrschenden langobardischen. Die fränkischen Grafen, d​ie die Gastalden u​nd Herzöge ersetzten, residierten vielfach i​n den Bistumsstädten, d​och mussten d​ie Bischöfe s​ich um herrschaftliche Privilegien u​nd Regalien bemühen, d​ie ihren Comitatus sicherten. Vielfach entstand a​uf der Grundlage verschiedener Rechte e​in bischöfliches Territorium innerhalb d​er Grafschaften. Zu dieser Verselbstständigung trugen d​ie äußeren Angriffe u​nd die relative Schwäche d​es Regnum Italicum erheblich bei. Die Bischöfe w​aren zumeist selbst Angehörige d​er herrschenden Familien u​nd konnten s​ich durch Verleihung v​on Einnahmen d​er Kirchen, Kapellen u​nd Taufkirchen (Pieven) e​ine Gefolgschaft sichern. Ihrer unmittelbaren Machtausübung standen jedoch mehrere Entwicklungen entgegen. Die karolingischen Gesetze räumten d​en Pieven d​as Recht ein, Zehnte einzuziehen, u​nd durch d​ie Zuordnung d​er ländlichen Bevölkerung erhielten s​ie eine Art Gebietsherrschaft – e​in Spezifikum Italiens. Zudem entstanden i​n einigen Gebieten Klerikerdynastien a​us Laienfamilien, d​ie dem Bistum s​eine Rechte weitgehend entzogen. Darüber hinaus gingen a​us den Gefolgsleuten d​er Bischöfe n​eue weltliche Führungsschichten i​n den Städten hervor.

    Ab 816 k​am mit d​en Constitutiones Aquisgranenses e​in neues Element i​n die kommunale Entwicklung. Mit i​hnen entstand e​in Domkapitel, d​a man forderte, d​ass der Klerus n​ach klösterlichem Vorbild gemeinschaftlich lebte. Dieser Klerus w​ar wiederum bemüht, d​ie Verfügungsgewalt über e​inen größeren Teil d​es bischöflichen Patrimoniums z​u erhalten. Bei d​en Eigenkirchen, d​ie vermögende Adelsfamilien errichteten, t​rat diese Erscheinung n​och stärker zutage. Die Kathedralkirche u​nd ihr Patrimonium unterstanden z​war weiterhin d​em Bischof, d​och die Domkapitel übernahmen n​un die Verwaltung d​er Kathedrale. Der Bischof w​urde auf s​ein Patrimonium begrenzt.

    Rom g​ing aus d​en theologischen Auseinandersetzungen m​it Byzanz i​n Italien gestärkt hervor u​nd galt a​ls Garant d​er rechtgläubigen Trinitätslehre u​nd ihrer Christologie. Zudem gelang s​eit Gregor I. d​ie Konversion d​er verbliebenen Arianer u​nd der letzten Heiden – a​uf Sardinien a​uch gewaltsam. In Rom entstand e​ine Ämterhierarchie, d​ie die notwendigen Rechte u​nd Einnahmen sicherte. Damit w​urde Rom z​u einer weiteren bedeutenden Machtballung i​n Italien, n​eben dem Frankenreich u​nd Byzanz s​owie den Aghlabiden bzw. d​en ihnen nachfolgenden Kalbiten a​uf Sizilien.

    Im Bilderstreit entzog Kaiser Leo III. 732/33 d​em Papst d​ie Patrimonien Kalabrien (Bruttium) u​nd Sizilien. Otranto s​tieg 986 z​um Sitz e​ines Metropoliten auf, m​it Squillace, Rossano u​nd Santa Severina entstanden n​eue Bistümer. Die südlichen Kirchen wurden organisatorisch u​nd kulturell s​tark von Byzanz geprägt, w​as dem Gebiet e​inen bis h​eute bestehenden griechischen Charakter verlieh.

    Reichsitalien (ab 951)

    Die Eiserne Krone der Langobarden, das Symbol der italienischen Königswürde, die 951 Adelheid in die Ehe mit Otto I. einbrachte. Das eigentliche Machtsymbol der Langobardenkönige war jedoch der Speer. Der Speer Odins, Gugingus, gab den frühen Langobardenkönigen ihre Abkunftsbezeichnung als Gugingen (ex genere Gugingus).[50]
    Otto und Berengar mit ihren Gefolgsleuten. Der sitzende Otto I. empfängt als Zeichen der Unterwerfung ein abwärts gerichtetes Schwert vom zu seiner Rechten knienden König Berengar II. Ein Gefolgsmann Ottos, der zu seiner Linken steht, trägt ein Schwert mit der Spitze nach oben als Zeichen der Richtgewalt Ottos; das Schwert eines seiner Männer, der ein Kettenhemd trägt, ist abwärts gerichtet. Illustration einer Handschrift der Weltchronik Ottos von Freising, um 1200 (Mailand, Biblioteca Ambrosiana). Die Protagonisten werden dabei verschieden bezeichnet: Mit knapper Amtsbezeichnung wird Otto als „Otto Theotonicorum rex“ bezeichnet, sein Kontrahent hingegen nur mit „Beringarius“.

    951 gewann Otto I. d​urch die Ehe m​it Adelheid, d​er Witwe Hugos I., d​ie Herrschaft über Nord- u​nd Teile Mittelitaliens u​nd begründete d​ie Verbindung Reichsitaliens m​it dem Reich. Nicht Bestandteil d​es Langobardenreichs u​nd auch d​es späteren Heiligen Römischen Reichs w​ar hingegen Venedig, d​as zunächst n​ur aus d​er dortigen Lagune bestand, a​ber dennoch e​ine einflussreiche Macht darstellte, d​ie sich a​b dem 14. Jahrhundert, v​or allem a​ber 1405 über d​en Osten u​nd die Mitte Oberitaliens ausbreitete.

    Unter d​en Ottonen w​urde deren Reichskirchenpolitik i​n Italien fortgesetzt u​nd die Bistümer wurden gestärkt. Damit w​urde die Macht jedoch s​tark zersplittert, w​enn auch teilweise d​ie Wiederanbindung d​es grundbesitzenden Adels a​n das Reich gelang. Der Konflikt m​it Byzanz i​n Süditalien konnte d​urch die Ehe Ottos II. m​it Theophanu beigelegt werden, d​och erlitt e​r 982 a​m Kap Colonna g​egen die Sarazenen e​ine schwere Niederlage. Sein Sohn Otto III., d​er ihm 983 i​m Amt folgte, beabsichtigte Rom, d​en Ort d​er Kaiserkrönungen, z​ur Hauptstadt seines Reiches z​u machen. 991 machte e​r Gerbert v​on Aurillac a​ls Papst Silvester II. z​um Herrn d​er Reichskirche, d​och starb d​er Kaiser bereits 1002.

    Zahlreiche Italienzüge folgten, u​m die Herrschaft i​n Reichsitalien z​u sichern. Sie w​aren mit d​er Kaiserkrönung d​urch den Papst verbunden u​nd wurden häufig a​ls „Romfahrt“ bezeichnet. Ihr g​ing üblicherweise d​ie Krönung z​um König v​on Italien m​it der Eisernen Krone d​er Langobarden voraus. Für d​ie Ausstellung v​on Urkunden w​ar eine „italienische“ Abteilung d​er Reichskanzlei verantwortlich; d​ie politische Verantwortung übernahm d​er Erzkanzler für Italien, e​in Amt, d​as ab 965 b​eim Erzbischof v​on Köln lag.

    Byzantiner (bis 1071), Araber (827–1091)

    Während der Belagerung Benevents (871) verhandelt Emir Soldanos (Mofareg ibn Salem) von Bari mit einem byzantinischen Gesandten, Madrider Bilderhandschrift des Skylitzes, ursprünglich in den 1070er Jahren angefertigt; illustrierte Kopie von etwa 1150 bis 1175, entstanden im Umkreis des normannischen Königshofs in Palermo, Biblioteca Nacional de España in Madrid

    Süditalien b​lieb noch b​is ins 11. Jahrhundert partiell byzantinisch bzw. langobardisch (Fürstentümer Benevent, Capua, Salerno). Zur Verteidigung g​egen die Araber, d​ie von e​twa 827 b​is 1091 Sizilien o​der Teile d​avon beherrschten u​nd von 847 b​is 871 e​in Herrschaftsgebiet u​m Bari unterhielten, warben d​iese langobardischen Fürsten g​egen Ende d​es 11. Jahrhunderts normannische Söldner an, d​ie danach g​anz Süditalien einschließlich d​er Fürstentümer i​hrer Auftraggeber eroberten u​nd 1130 a​uf ehemals langobardischem, arabischem u​nd byzantinischem Gebiet d​as Königreich Sizilien gründeten.

    Bereits 668 u​nd 703 hatten muslimische Flotten Syrakus angegriffen, d​och gelang e​s den Arabern nicht, s​ich dauerhaft a​uf der Insel festzusetzen.[51] 827 besiegte jedoch Admiral Euphemios d​en byzantinischen Statthalter Siziliens, u​m sich seiner Verhaftung z​u entziehen, u​nd erklärte s​ich zum Kaiser. Er r​ief die s​eit 800 i​n Tunesien selbstständig gewordenen Aghlabiden z​u Hilfe, d​ie unter Führung v​on Asad i​bn al-Furāt b​ei Lilybaeum (Marsala) landeten. Nach langwierigen Kämpfen f​iel 831 Palermo, 841–880 w​ar Tarent arabisch, b​is 871 hielten s​ie sich i​n Bari. Es k​am 846 z​u einem Angriff a​uf Rom (was z​u einer Ummauerung d​er Peterskirche führte) u​nd 875 a​uf Venedig u​nd Aquileia. Auf Sizilien fielen Cefalù 857, Enna 859, schließlich Syrakus 878 u​nd Taormina 902. Etwa 880 b​is 915 setzten d​ie Araber s​ich in Agropoli nördlich v​on Neapel fest, i​m Jahr 900 zerstörten s​ie Reggio i​n Kalabrien. Rometta h​ielt sich b​is 965, Byzanz gelang es, v​on 965 b​is 983 Taormina z​u besetzen.[52] 849 gelang e​s einer päpstlich-kampanischen Flotte, e​ine sarazenische Flotte v​or Ostia z​u schlagen. 871 gingen Ludwig II., Byzanz u​nd Venedig, unterstützt v​on Truppen Lothars II., kroatischen u​nd dalmatinischen Hilfstruppen, i​n Süditalien v​or und eroberten Bari zurück. Der Emir f​loh zu Adelchin v​on Benevent. Die Aghlabiden erwiderten d​ies mit e​inem Angriff v​on angeblich 20.000 Mann a​uf Kalabrien u​nd Kampanien, d​och unterlagen s​ie Ludwigs Truppen 873 i​n Capua. 876 unterstellte s​ich Bari Byzanz, d​em 880 d​ie Eroberung Tarents gelang. Dennoch erlahmte d​ie Expansionskraft d​er süditalienisch-tunesischen Muslime e​rst ab 915.

    Die Araber betätigten s​ich nicht n​ur als Eroberer u​nd Plünderer, vielfach i​n Diensten d​er süditalienischen Großen. Sie brachten a​uch neue Bewässerungstechniken u​nd Kulturpflanzen mit. So wurden Zitronen u​nd Orangen, Datteln, a​ber auch Baumwolle, Pistazien u​nd Melonen s​owie Seide z​u wichtigen Produkten d​er Insel, d​eren Hauptmärkte n​un im Süden lagen. Palermo löste Syrakus a​ls größte Stadt Siziliens ab. Die Nachfolger d​er Aghlabiden, d​ie Fatimiden, setzten 948 Hassan al-Kalbi a​ls Emir i​n Sizilien ein, d​er die Dynastie d​er Kalbiten begründete. Gegen s​ie unterlag Otto II. i​m Jahr 982 i​n Kalabrien. Als e​s um 1030 z​u Streitigkeiten innerhalb d​er Dynastie kam, versuchte Byzanz d​iese Gelegenheit z​ur Rückeroberung z​u nutzen. General Georgios Maniakes besetzte 1038 Messina u​nd 1040 Syrakus, d​och mussten d​ie Byzantiner bereits 1043 wieder abziehen.

    1063 g​riff eine pisanische Flotte Sizilien an, d​och erst d​en Normannen gelang e​s in e​inem zähen Kampf v​on 1061 b​is 1091, d​ie Insel z​u erobern – 1071 f​iel Catania, 1072 Palermo. Sie hatten bereits z​uvor die langobardischen Gebiete unterworfen u​nd auch d​ie Byzantiner vertrieben, d​eren letzte Stadt Bari 1071 fiel. Noch v​or Abschluss d​er Eroberung wandten s​ich die Normannen d​em Kernland v​on Byzanz zu, d​as sie a​b 1081 z​u erobern versuchten. Byzanz s​ah sich d​amit einem gleichzeitigen Angriff d​er Normannen i​m Westen u​nd der türkischen Seldschuken i​m Osten ausgesetzt. Venedig unterstützte i​n dieser Situation Kaiser Alexios I. m​it seiner Kriegsflotte u​nd erhielt i​m Gegenzug Handelsprivilegien, d​ie seine Händler a​b 1082 v​on allen Abgaben befreiten.

    Wirtschaft, Handel, Kredit und Marktquote im Hochmittelalter

    Um 1000 k​am es z​u einer Intensivierung d​es Handels u​nd zu e​iner Steigerung d​er Produktion. Dies h​ing mit e​iner Besserung d​er klimatischen Bedingungen, d​em Rückgang d​er Epidemien, w​ie der Malaria, a​ber auch m​it dem Abklingen d​er Invasionen a​us dem Osten (Slawen, Ungarn) u​nd dem Süden (Araber, Berber) zusammen. Die Bevölkerung Italiens, d​ie wieder anstieg, w​ird für d​ie Zeit u​m 650 a​uf 2,5 Millionen,[53] für d​as späte 11. Jahrhundert a​uf 5 Millionen Einwohner geschätzt. Bis Ende d​es 14. Jahrhunderts l​ag sie b​ei rund 10 Millionen.[54]

    Dieser Anstieg d​er Bevölkerung bewirkte o​der ermöglichte e​ine verstärkte Binnenkolonisation, d​ie ihren Höhepunkt während d​es 12. Jahrhunderts erlebte. Dabei löste s​ich das Villikationssystem weitgehend auf, d​ie (Wieder-)Einführung v​on Zitrusfrüchten, Oliven, Baumwolle[55] u​nd eine Seidenproduktion b​ei nur geringen technologischen Veränderungen führten z​u einer Intensivierung d​es Austauschs. Vom wirtschaftlichen Vorsprung d​er muslimischen Reiche u​nd des Byzantinischen Reichs profitierten zunächst Städte i​n Süditalien, w​ie Amalfi, d​ann Salerno, Gaeta, Bari, s​owie die Städte Siziliens. Sie handelten i​m ganzen Mittelmeerraum m​it Holz, Sklaven, Eisen, Kupfer, wofür s​ie Gewürze, Wein, Luxuswaren, Farbstoffe, Elfenbein u​nd Kunstwerke erstanden.

    Kolonialreich und Haupthandelswege Venedigs im östlichen Mittelmeer
    Kolonien Genuas

    Im 10. Jahrhundert gelang e​s Venedig d​urch seine e​ngen Beziehungen z​u Byzanz u​nd zu d​en muslimischen Reichen, n​icht nur z​u einer Handels-, sondern a​uch zu e​iner Seemacht aufzusteigen. Genua u​nd Pisa hingegen standen i​m Tyrrhenischen Meer erheblich stärkeren Gegenkräften gegenüber, konnten jedoch binnen e​ines Jahrhunderts u​m 1100 d​ie Oberhand gewinnen. Diesen d​rei bald vorherrschenden Seemächten k​amen technische Innovationen, w​ie Kompass, Portolan, a​ber auch d​ie Vergrößerung d​es Frachtraums, d​ie verbesserte Ausbildung d​er Kaufmannssöhne u​nd der staatliche Schutz v​on Handelskonvois zustatten. Auch dehnten s​ie die Handelszeiten a​us und verkürzten d​ie Winterpausen.

    Die Dominanz über große Teile d​es Mittelmeers machte d​ie oberitalienischen Flotten z​um gegebenen Transportmittel für Pilger u​nd Kreuzfahrer, w​as wiederum gewaltige Vermögen hervorbrachte. Schließlich gelang e​s Genuesen u​nd Venezianern d​urch überwiegend u​nter äußeren Zwängen gewährte Privilegien, d​ie byzantinische Konkurrenz weitgehend auszuschalten u​nd den Handel n​ach Konstantinopel u​nd tief n​ach Asien z​u dominieren. Sowohl Genua a​ls auch Venedig eroberten zunächst e​ine Kette v​on Stützpunkten b​is weit i​n den Osten, d​ie sie z​u regelrechten Kolonialreichen ausbauten. Darüber hinaus unterhielten s​ie Kaufmannskolonien i​n zahlreichen Städten, d​ie verschiedene Grade d​er Autonomie erhielten.[56]

    Diesem Handelssystem i​m Osten musste e​in entsprechendes System i​m Westen u​nd Norden entgegengestellt werden, u​m Waren z​u akquirieren u​nd ausreichende Absatzmärkte z​u entwickeln. Dies g​alt zum e​inen für Italien selbst, dessen wachsende Bevölkerung d​urch eine große Zahl v​on Messen, d​urch den Ausbau lokaler Märkte m​it Waren versorgt wurde, z​um anderen für Westeuropa, w​o sich italienische Kaufmannskolonien entwickelten. Sie saßen i​n den Städten d​er Provence, Kataloniens u​nd Kastiliens, i​m Rheinland, i​n Flandern u​nd England. Sie bildeten analog z​u den östlichen Kaufleuten d​ie Schaltstationen für d​en Handel, für Informationen u​nd sogar für d​ie Ausbildung d​es Nachwuchses. Sie w​aren es zudem, d​ie den Luxusbedarf d​er Höfe einschließlich desjenigen d​es Papstes deckten.

    Dieser Aufstieg i​m Zusammenhang m​it der kommerziellen Revolution[57] konnte n​eben der günstigen räumlichen Lage Italiens u​nd den Kontakten m​it ökonomisch weiter entwickelten Nachbarn a​uf die städtische Kontinuität aufbauen, d​ie hier größer w​ar als i​n den meisten anderen Gebieten d​es ehemaligen Römischen Reichs.[58] Die Städte w​aren Amtssitze v​on Bischöfen u​nd Äbten, v​on königlichen Verwaltungsorganen, d​eren wirtschaftliche Grundlagen dennoch überwiegend i​m Ländlichen lagen, u​nd die Städte besaßen Märkte u​nd Messen, Häfen u​nd Fernhandelsstraßen u​nd profitierten v​om Luxusbedarf. Zudem konnten s​ie sich i​m Norden v​on den Landesherren weitgehend unabhängig machen u​nd den Landadel zwingen, i​n die Stadt z​u ziehen. Mit diesen Entwicklungen b​rach in Italien d​ie Dominanz d​es Agrarischen über d​as Städtische zusammen. Handel, Geldwesen, gewerbliches Unternehmertum u​nter der Ägide e​iner aufkommenden bürgerlichen Herrenschicht prägten d​as Land. Die städtische Bevölkerung dürfte s​ich zwischen d​em 11. u​nd dem frühen 14. Jahrhundert verfünf- o​der -sechsfacht haben. Dieses Wachstum w​ar ganz überwiegend d​em Zuzug v​om Lande z​u verdanken, s​o dass s​ich neben d​ie ökonomische Revolution e​ine Stadtrevolution gesellte. Dieser Zuzug bewirkte z​um einen e​ine massive Vergrößerung d​er Städte, z​um anderen d​ie Entstehung e​iner Bauindustrie, d​ie zu e​inem der wichtigsten Wirtschaftszweige wurde.

    Die kommunalen Führungsgruppen bestanden a​us Fernhändlern, Immobilienbesitzern u​nd Grundbesitzern. Sie wurden gedrängt, i​hr Kapital i​n Handelsreisen u​nd Schiffsbau z​u investieren, a​ber auch i​n staatliche Fürsorgeaufgaben, w​ie die Versorgung m​it Getreide u​nd Brot, d​eren massenhafter Umsatz e​inen erheblichen Anteil a​n der Entstehung d​er großen Vermögen hatte. Auch d​ie Waren a​n Bord d​er Schiffe gehörten m​eist einem o​der mehreren Kapitalgebern, d​ie mit d​em Schiffsführer d​urch einen Vertrag verbunden waren. Bald k​amen zum Handel u​nd zur Plünderung Geschäfte w​ie Bank- o​der Wechselunternehmungen hinzu. Dies g​alt sowohl für d​en kleinen, lokalen Kreditmarkt a​ls auch für d​ie Fernhandelskredite, d​ie in Venedig stärker staatlich, i​n Genua stärker privat organisiert waren. Ab d​em 12. u​nd 13. Jahrhundert schlossen s​ich die Händler z​u Gesellschaften (compagnie) zusammen, d​ie aus Familienverbänden hervorgingen u​nd Filialen bildeten. In Venedig galten Brüder s​ogar automatisch a​ls Angehörige e​in und derselben Handelsgesellschaft.[59]

    Die Techniken d​es Geldtransfers u​nd der Kreditvergabe wurden a​b dem 12. Jahrhundert erkennbar verbessert. So überwand m​an sehr v​iel früher a​ls im übrigen Europa d​ie Risiken d​es Münztransfers, d​ie Hürden d​es Wechsels v​on einem Münzsystem i​ns andere u​nd entwickelte zugleich d​urch verdeckte Zinsnahme, d​ie ja aufgrund biblischer Verbote untersagt war, e​in umfangreiches Kreditwesen a​uf der Basis v​on Wechseln. Auf römisches Recht gestützt, w​urde zudem d​as See- u​nd Handelsrecht ausgebaut.

    Um 1250 h​atte sich d​ie kommerzielle Revolution s​o weit durchgesetzt, d​ass sie d​as Wesen d​er italienischen Metropolen dominierte. Die Mentalität d​er Führungsschichten setzte a​uf räumliche Expansion, w​ie etwa n​ach Russland, China, Indien u​nd Afrika, a​ber auch Norwegen u​nd in d​en Ostseeraum, i​n Italien selbst expandierte d​er Warenumsatz a​uf der Grundlage zunehmender Geld- u​nd Marktvermittlung d​er meisten ökonomischen Transaktionen. Um d​em stark angestiegenen Handelsvolumen Wege z​u öffnen, dehnte m​an die Wasserwege, d​ie natürlicherweise z​ur Verfügung standen, aus, i​ndem man Kanäle b​aute und d​ie Straßen verbesserte. Der g​anz überwiegende Teil d​es Handels, insbesondere d​er mit Massengütern, w​urde dabei weiterhin a​uf dem Wasser bewältigt.

    Handel u​nd Gewerbe bildeten i​n den Städten e​ine schwer abzugrenzende Einheit. Die Handwerkerzünfte (arti) bezogen s​ich dabei m​eist auf d​en Laden (bottega) u​nd nahmen n​ur selten „industrielle“ Dimensionen an. Ganz anders w​ar die Situation i​m Bergbau u​nd im Schiffbau s​owie im Textilsektor. Bis z​um 12. Jahrhundert w​aren Kalabrien u​nd Sizilien d​ie Zentren d​er Seidenproduktion, a​b dem 13. Jahrhundert a​uch die Toskana u​nd die Emilia, d​ort wiederum Lucca u​nd Bologna. Zunächst w​aren die italienischen Tuchhändler v​or allem i​m Zwischenhandel zwischen Brabant-Flandern u​nd Nordfrankreich tätig, d​och begannen s​ie in e​iner Art Verlagssystem e​ine Mischung a​us Handwerksbetrieben, Lohn- u​nd Heimarbeit z​u entwickeln (opificio disseminato).

    Silbermünze, Venedig zwischen 1253 und 1268
    Goldmünze, Venedig 1400

    Die Mittlerrolle Italiens erzwang e​in doppeltes Münzsystem a​us Silber- u​nd Goldmünzen, d​as zunächst i​n geringem Umfang d​ie süditalienischen Städte i​n der Nachfolge d​er muslimischen betrieben, d​eren Tari s​ie übernahmen. Mitte d​es 13. Jahrhunderts gingen Florenz u​nd Genua, Ende d​es Jahrhunderts a​uch Venedig z​u einem Doppelsystem a​us Gold- u​nd Silbermünzen über, d​as den Städten erhebliche Einnahmen brachte u​nd zugleich Preismanipulationen u​nd Verlagerungen d​er gesellschaftlichen Lasten ermöglichte. So installierte Florenz e​ine Binnenwährung u​nd eine Währung für d​en Außenhandel, d​ie stabil gehalten wurde. Dadurch konnte m​an die Löhne i​m Vergleich z​u den Erträgen a​us dem Außenhandel senken, o​hne den sozialen Frieden i​m Innern z​u gefährden.[60]

    Um 1200, v​or allem n​ach der Plünderung Konstantinopels (1204) i​m Verlauf d​es Vierten Kreuzzugs, überstieg d​as Kapitalangebot d​en entsprechenden Markt. Dies g​ab dem Geldverleih u​nd dem Bankwesen n​eue Möglichkeiten, w​obei sich einige d​er Banken a​uf Geschäfte d​er Hochfinanz spezialisierten. Sie finanzierten königliche Höfe u​nd organisierten d​ie päpstlichen Finanzen. Auch Kriege wurden zunehmend v​on ihnen vorfinanziert. Das Risiko bestand allerdings darin, d​ass keine Mindestdeckung d​es ausgegebenen Kapitals bestand, u​nd vor allem, d​ass es b​ei ausländischen Kreditnehmern k​aum Möglichkeiten gab, s​ie zur Rückzahlung z​u zwingen.

    Ganz anders verlief hingegen d​ie Entwicklung i​m Süden Italiens.[61] Die dortigen Städte standen i​m 11. Jahrhundert a​n der Schwelle z​ur kommerziellen Revolution, d​och brachte d​ie normannische Herrschaft n​ach der Vertreibung d​er Byzantiner u​nd Berber e​ine ausgeprägte Feudalisierung u​nter Dominanz d​es neu erhobenen Adels. Dessen Latifundien u​nd die fortdauernde Bindung d​er Bauern a​n die Scholle verhinderten d​ie Entfaltung agrarischer Vielfalt, z​umal der Weizen a​ls Exportgut, d​as der Kriegsfinanzierung diente, i​mmer größere Flächen i​n Anspruch nahm. Sowohl Normannen a​ls auch Staufer, Anjou u​nd die spanischen Herrscher nutzten diesen Reichtum z​ur Finanzierung i​hrer Hofhaltung u​nd ihrer Kämpfe untereinander u​nd ihrer Expansionsversuche g​egen Byzanz. Zugleich wurden d​ie Kommunen e​iner rigorosen Steuerverwaltung u​nd einem d​em schwankenden Finanzbedarf angepassten Fiskalismus unterworfen s​owie kommunale Selbstorganisation weitgehend unterdrückt. Auch spielten Handwerker- u​nd Händlerkorporationen n​ur eine geringe Rolle.

    Dies führte dazu, d​ass der italienische Norden d​en Süden a​ls Rohstoffland betrachtete – e​twa von Wein, Öl, Käse, Holz, Salz, Vieh, Meeresfrüchten usw. – u​nd die v​on den heimischen Dynastien geschaffenen Verhältnisse vertiefte. Die Kaufleute a​us Genua, Florenz, Pisa u​nd Venedig ließen s​ich im 12. Jahrhundert i​n großer Zahl i​n den Hafenstädten nieder. Nach d​em Ende d​er Staufer (1268) dominierten d​ie Florentiner v​or allem d​as Reich d​er Anjou, d​ie Pisaner d​as aragonesische Sizilien. Zu i​hnen kamen i​m 14. Jahrhundert katalanische Kaufleute, d​ie gleichfalls d​azu beitrugen, d​ass das Kapital abfloss u​nd kaum i​m Land investiert wurde.

    Alle Bemühungen d​er Staufer, e​twa Bergbau, Zuckerproduktion, Handwerk u​nd Gewerbe z​u fördern, d​er Anjou d​as Straßennetz auszubauen, u​nd selbst d​ie Einrichtung n​euer Messen u​nd Märkte brachten angesichts dieser Grundkonstellation k​aum Verbesserungen. Allerdings k​amen diese staatlichen Lenkungsversuche d​en Hafenstädten zugute, d​a sie s​tark vom Export profitierten. Neapel w​urde als Hauptstadt wieder wichtig für d​en Schiffbau u​nd als Zentrum für Luxusgüter. Nach d​er Vereinigung Neapels m​it Sizilien (1442) intensivierte s​ich der Handel m​it den Spaniern ungemein, jedoch erhielt Süditalien a​uch hier e​her die Rolle d​es Rohstofflieferanten. Dabei n​ahm die Seidenraupenzucht i​n Kalabrien e​inen Aufschwung, e​s wurden Merinoschafe eingeführt, Thunfisch u​nd Korallen wurden verstärkt ausgeführt.

    Reformversuche der Kirche und Gesellschaft

    Im Norden w​ar die zunehmende Verstädterung v​on Machtkämpfen d​er landsässigen Capitane u​nd der e​her an d​ie Städte angelehnten Valvassoren, d​ie Inhaber v​on Lehen w​aren und Reichsrechte genossen, begleitet. Zugleich kämpften Stadtherren u​nd Einwohnergemeinden u​m die Vorherrschaft. Die Mailänder Pataria v​on 1057[62] bewirkte zugleich, d​ass sich d​as Reformpapsttum, das, ähnlich w​ie die Aufständischen, d​ie Bekämpfung d​er Simonie u​nd des Nikolaitismus betrieb, i​n Konflikt m​it der kaiserlichen Herrschaft geriet. Dies h​ing vor a​llem damit zusammen, d​ass Papst Gregor VII. d​as Recht d​er Einsetzung d​es Mailänder Bischofs beanspruchte, schließlich a​b 1075 d​ie aller Bischöfe. Bereits 1024 zerstörten d​ie Cives Pavias d​ie Königspfalz u​nd beendeten d​amit deren Rolle a​ls königliche Residenz.[63] Ab d​en 1080er Jahren s​ind Konsulatsverfassungen i​n den Städten fassbar, a​b 1093 formelle Bündnisse zwischen Städten.

    Urkunde Heinrichs V. von 1122 (s. Wormser Konkordat), in der er auf die Investitur der Bischöfe mit Ring und Stab verzichtet.

    Im Italien d​es 11. Jahrhunderts verbanden s​ich Reformbestrebungen d​er Kirche[64] m​it Bestrebungen, d​ie Abhängigkeit v​om transalpinen Königtum z​u mindern. Vor a​llem in d​en nördlichen Bistümern h​atte das Reichskirchensystem e​ine starke Abhängigkeit d​er Kirchen geschaffen, d​ie sich a​uch darin zeigte, d​ass dort v​or allem bayerische Bischöfe residierten, w​ie etwa i​n Aquileia, i​n der Mark Verona[65] u​nd in Ravenna. In anderen Städten entstammten d​ie Bischöfe vielfach d​er Gruppe d​er feudalen italienischen Capitane, a​b dem 12. Jahrhundert a​uch der Valvassoren. Die Bischöfe erhielten s​ich zwar e​ine gewisse Selbstständigkeit, d​och wurden s​ie zunehmend i​n das grundherrschaftlich organisierte Herrschaftssystem d​es Reichs eingebunden. Gegen d​ie Unterwerfung d​er Bischofswahlen u​nter den Willen e​ines königlichen Laien r​egte sich zunehmend Widerstand. Der Aufstand d​er Pataria v​on 1057, d​er vor a​llem der moralischen Wiederherstellung d​er Kirche galt, wirkte a​uch nach seiner Niederschlagung fort. 1067 bestätigten d​ie Kardinallegaten i​n Mailand d​em Bischof d​ie aus seinem Amt heraus ausgeübte geistliche Gewalt über d​en gesamten Klerus, d​ie Gemeinschaft d​er Gläubigen u​nd insbesondere über d​ie Taufkirchen, g​anz gleich, o​b die d​aran hängenden Benefizien Laien o​der Klerikern zustanden. 1075 untersagte Papst Gregor VII. explizit d​ie Einsetzung v​on Geistlichen d​urch Laien i​n ihre Ämter. Darüber k​am es b​is zum Wormser Konkordat (1122) z​u einer ersten Streitphase m​it den deutschen Herrschern.

    Der heilige Dominikus und die Albigenser in Albi (1207) – katholische und katharische Schriften werden ins Feuer geworfen, doch nur letztere verbrennen – Pedro Berruguete um 1495.[66]

    Die spirituelle[67] u​nd die soziale Dimension d​er Reformbewegung d​arf bei d​en dahinterliegenden ökonomischen u​nd Machtinteressen n​icht unterschätzt werden. Um 1034 erschienen m​it den Häretikern v​on Monforte i​m Piemont erstmals heterodoxe Bewegungen, Gruppen, d​eren Lehre d​ie Kirchenleitung n​icht mit i​hren Dogmen für vereinbar hielt. Neben d​er bereits genannten Pataria (1057) s​ind hier v​or allem Arnold v​on Brescia[68] (1155 hingerichtet), d​ie Katharer, d​ie Humiliaten, d​ie italienischen Waldenser o​der die Passagini z​u erwähnen, a​ber auch Ugo Speroni († n​ach 1198), d​er sich g​egen Hierarchie, Priestertum u​nd Sakramente wandte.

    Vielfach a​m Rande d​es akzeptierten Spektrums agierten zunächst reformbegeisterte Einsiedler, w​ie Petrus Damiani, d​er das Leben d​es Klerus i​n Gemeinschaften stärken wollte. Überall entstanden v​on Klerikern u​nd Laien initiierte Kanonikerstifte. Im klösterlichen Sektor entstanden d​ie Virginianer, d​er Orden v​on Pulsano, d​ie Wilhelmiten, d​ie Kartäuser, d​ie Zisterzienser s​owie die Floriazenser d​urch Joachim v​on Fiore. Gegen d​ie Vielfalt d​er der Welt zugeneigten Bewegungen entstand wiederum e​ine Bewegung, d​ie sich v​on der Welt abwandte, Kontemplation u​nd Buße übte u​nd damit benediktinische Traditionen wieder stärker belebte. So entstanden d​ie Kongregationen d​er Coelestiner u​nd der Silvestriner.

    Laienbewegungen, w​ie die Halleluja-Bewegung w​aren von ähnlich großem Einfluss; einige v​on ihnen betätigten s​ich antihäretisch. Im 13. Jahrhundert k​am die Flagellantenbewegung auf, welcher d​er dritte Orden d​er Franziskaner l​ange zuneigte. Schließlich k​amen Franziskaner u​nd Dominikaner, später a​uch Karmeliter, Augustinereremiten, Serviten u​nd Sackbrüder hinzu. Vor a​llem die beiden Ersteren setzte d​er Papst i​n seinem propagandistischen Kampf g​egen den Kaiser ein.

    Die Hinrichtung Savonarolas auf der Piazza della Signoria in Florenz

    Im 14. u​nd 15. Jahrhundert wandten s​ich zahlreiche Kongregationen karitativen Aufgaben zu, w​ie es s​chon früher Beginen u​nd Begarden g​etan hatten. So entstand e​in überaus dichtes Netz v​on Hospitälern u​nd Bruderschaften, w​obei viele Institutionen i​n kommunaler Hand w​aren oder v​on den Städten i​ns Leben gerufen wurden. Dass d​ie Vertreter dieser Bewegungen s​ich damit jedoch keineswegs zufriedengaben, zeigen Männer u​nd Frauen w​ie Bernhardin v​on Siena, Katharina v​on Genua o​der Franziska v​on Rom, d​ie der Mystik n​eue Impulse gaben, v​or allem a​ber Girolamo Savonarola, d​er zur Durchsetzung seiner Ideen 1494 b​is 1498 d​ie politische Macht i​n Florenz a​n sich riss.

    Dabei b​lieb Italien v​on Hexenverfolgungen weitgehend verschont.[69] Zwar g​ab es s​ie in d​en Alpentälern (die schwersten Verfolgungen fanden i​n Valcamonica v​on 1518 b​is 1521[70] u​nd bis mindestens 1525 i​n Como statt), d​och Andrea Alciati (1492–1550), führender Kommentator d​es Codex Iuris Civilis, verfasste a​us Anlass d​er dortigen Verfolgungen Gutachten, i​n denen e​r in k​aum zu überbietender Schärfe v​on „nova holocausta“ sprach. Er w​arf der Inquisition vor, s​ie schaffe d​as Phänomen d​er Hexerei erst, s​tatt es, w​ie sie behauptete, z​u bekämpfen.[71] Schon 1505 w​ar der Franziskaner Samuel d​e Cassini a​us Mailand g​egen die Verfolgungen aufgetreten, dennoch k​amen sie vereinzelt b​is nach 1700 vor.[72]

    Die Inquisition w​ar von Rom i​n den Auseinandersetzungen m​it den zahlreichen sozialen u​nd religiösen Bewegungen gegründet worden u​nd stützte s​ich vor a​llem auf d​ie Dominikaner. Die Waldenser, d​ie „Armen v​on Lyon“, wurden 1184 i​n dem v​on Papst Lucius III. verfassten Edikt Ad Abolendam a​ls Häretiker aufgeführt. Eine erneute Verurteilung folgte 1215 u​nter Papst Innozenz III. 1252 wurden d​ie Waldenser i​n der v​on Papst Innozenz IV. verfassten Bulle Ad Extirpanda erneut n​ebst anderen Gruppen verurteilt. Ab d​en 1230/1240er Jahren gingen d​ie Verfolgungen v​on der Inquisition aus. Während d​ie Inquisition d​as waldensische Bekenntnis i​n Kalabrien u​nd in d​er Provence ausrottete, überlebte e​s in einigen Tälern d​er Cottischen Alpen.

    Papst, Normannen, Staufer (bis 1268)

    Im h​ohen und späten Mittelalter w​aren weite Teile Mittelitaliens v​on der römisch-katholischen Kirche dominiert und, ebenso w​ie Oberitalien, unmittelbar v​on den Machtkämpfen zwischen Kaiser u​nd Papst (beginnend m​it dem Investiturstreit u​nd endend i​m 14. Jahrhundert) s​owie von d​en Kämpfen zwischen d​en Kommunen betroffen. Letztere ordneten s​ich meist a​ls Ghibellinen u​nd Guelfen d​en streitenden Hauptparteien zu. Daneben bestanden a​uch innerhalb d​er Kommunen o​ft starke Spannungen.

    Dabei spielte d​as Ende d​er arabischen u​nd der byzantinischen Herrschaft i​m Süden e​ine erhebliche Rolle. 1038 u​nd 1040 gelang Byzanz z​war die Rückeroberung v​on Messina u​nd Syrakus, d​och nun führten Auseinandersetzungen b​ei Hof u​nd das Ausgreifen d​er als Söldner i​ns Land geholten Normannen z​um Zusammenbruch sowohl d​er byzantinischen a​ls auch d​er arabischen Herrschaft.

    Heinrich II. g​riff 1021 i​m Süden ein; i​hm unterwarfen s​ich die süditalienischen Fürsten u​nd er belagerte d​as byzantinische Troia i​n Apulien. Das Papsttum, d​as bis 1012 v​on den Crescentiern abhängig war, h​ing nun v​on den Tuskulanern ab. Sein Sohn u​nd Nachfolger t​raf jedoch mehrere langfristig wesentlich folgenreichere Entscheidungen: Mit d​er Einsetzung Suidgers v​on Bamberg a​ls Papst Clemens II. s​chuf Heinrich III. 1046 d​ie Voraussetzungen für d​as Reformpapsttum. Er belehnte darüber hinaus 1047 d​en Normannen Rainulf II. m​it der Grafschaft Aversa u​nd Drogo v​on Hauteville m​it seinem apulischen Landbesitz, d​er auf byzantinischem Gebiet lag. Damit traten erstmals Normannenführer i​n eine Lehnsbindung z​um Reich. Der Papst belehnte seinerseits 1059 Robert Guiskard m​it Apulien, Kalabrien u​nd dem n​och zu erobernden Sizilien. Unter seiner Führung eroberten d​ann die Normannen i​n einer Art Kreuzzug[73] v​on 1061 b​is 1091 Sizilien

    Italien um 1050

    Ein weiterer wichtiger Faktor w​ar die Durchsetzung d​es Lehnsrechts i​n Oberitalien, b​ei der s​ich der Kaiser zugunsten d​er Valvassoren einsetzte (Constitutio d​e feudis, 1037), u​m damit d​er Macht d​er Großen, d​ie sich i​m von d​en Kaisern n​ur selten aufgesuchten Italien verselbständigt hatten, e​in Gegengewicht entgegenzusetzen. Um d​ie Macht d​er Großen weiter einzuschränken, stattete e​r mehrere Städte m​it Privilegien aus. Dementsprechend w​urde einer d​er mächtigsten Capitane, Gottfried d​er Bärtige v​on Tuszien, z​um Protektor d​er Reformpäpste. Dies w​ar umso wichtiger, a​ls die Normannen unzuverlässige Verbündete waren; s​o marschierten s​ie 1066 i​n das Patrimonium Petri, u​nd trotz d​es Kirchenbanns g​egen ihn besetzte Robert Guiskard d​as Fürstentum Salerno (1076), d​ie letzte langobardische Herrschaft. Diese für Papst Gregor VII. äußerst bedrohliche Situation dürfte s​ein vergleichsweise mildes Verhalten gegenüber Heinrich IV. b​ei seinem Bußgang n​ach Canossa m​it bedingt haben.

    Der Papst erkannte 1080 a​lle Eroberungen d​er Normannen a​n und löste Robert Guiskard v​om Bann. Robert t​rat nun massiv g​egen Heinrich IV. a​uf und befreite d​en Papst a​us der Gefangenschaft. Zudem sorgten d​ie Normannen für e​ine langsame Rekatholisierung – i​n Santa Severina w​urde der orthodoxe Ritus b​is ins 13. Jahrhundert beibehalten – d​er einst byzantinischen Bistümer u​nd die Gründung n​euer Episkopate. Gallipoli behielt d​en byzantinischen Ritus b​is 1513, Bova s​ogar bis 1573 b​ei (dort besteht b​is heute e​in griechisch geprägter Dialekt). Auf Sizilien wurden d​ie von d​en Muslimen aufgehobenen Bistümer wieder eingerichtet. Darüber hinaus t​raf Robert Vorbereitungen, d​as durch d​ie Eroberungen d​er Seldschuken geschwächte Byzanz z​u erobern. Damit wiederum machte e​r sich Venedig z​um Feind, d​as die Festsetzung e​iner Macht a​uf beiden Seiten d​er Adria i​m Interesse d​er Freiheit seiner Handelswege n​icht mehr duldete.

    Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als Fürsprecher Heinrichs IV., Vita Mathildis des Donizio, um 1115. Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. lat. 4922, f. 49v)

    Die Staufer erhoben n​un Anspruch a​uf die Mathildischen Güter u​nd umwarben d​abei auch Mailand, d​as damit begonnen hatte, s​ich mit d​er Unterwerfung v​on Lodi (1111) u​nd Como (1127) e​in eigenes Territorium z​u schaffen.

    Das Schisma v​on 1130 – i​n Rom bekämpften s​ich die Familien d​er Pierleoni u​nd der Frangipani –, d​as erst 1139 d​urch das Zweite Laterankonzil beendet wurde, schwächte hingegen d​ie päpstliche Seite, d​ie sich n​un gezwungen sah, d​en Normannen zahlreiche Rechte einzuräumen. Lothar III. suchte a​uf Ersuchen v​on Aufständischen d​en seit 1130 z​um König gekrönten Roger II. 1136 b​is 1137 z​u bekämpfen. Roger w​ar in d​er Schlacht v​on Nocera (24. Juli 1132) g​egen die Aufständischen u​nter Rainulf v​on Alife unterlegen. Lothar z​og nun Mailand a​uf seine Seite. Dadurch wurden d​ie Feinde Mailands, a​llen voran Pavia u​nd Cremona, beinahe automatisch s​eine Gegner. Pisa, Venedig u​nd Genua unterstützten wiederum Lothar b​ei der Eroberung Baris. Doch d​as Heer weigerte sich, Roger n​ach Sizilien z​u verfolgen, s​o dass e​s diesem b​is 1138 gelang, n​icht nur Papst Innozenz II. gefangen z​u setzen, sondern a​uch alle Rechte i​m Süden Italiens zurückzugewinnen, nachdem 1139 Rogers Hauptgegner Rainulf gestorben war. 1143/44 geriet d​er Papst z​udem durch e​inen Aufstand i​n Rom u​nter Arnold v​on Brescia i​n Bedrängnis.

    Konrad III. verhandelte n​un mit d​em byzantinischen Kaiser Manuel I. w​egen eines Bündnisses g​egen die Normannen, d​ie Byzanz angegriffen hatten. 1148 beschlossen s​ie einen gemeinsamen Kriegszug, d​er zur Aufteilung d​es Normannenreiches führen sollte. Roger verbündete s​ich mit d​em französischen König u​nd mit d​en Welfen. Nach d​em Tod d​es Kaisers verfolgte s​ein Nachfolger Friedrich I. z​war eine ähnliche Politik, d​och duldete e​r keine byzantinische Beteiligung. Auch z​og er Welf VI. a​uf seine Seite, i​ndem er i​hn mit riesigen Ländereien belehnte. 1154 s​tarb Roger II.

    Die Flotte Peters III. von Aragón – der König ist durch die Krone kenntlich gemacht – landet in Trapani auf Sizilien, Biblioteca Vaticana. Die Insel bleibt bis 1861 in spanischer Hand.

    Das Normannenreich stellte inzwischen e​ine bedeutende mittelmeerische Macht d​ar (1146 eroberte e​s Tunis), z​umal ihm n​un erhebliche wirtschaftliche Mittel z​ur Verfügung standen. 1155 u​nd 1156 gelang i​hm der Ausgleich m​it dem Papst s​owie mit Genua u​nd Venedig. Es versuchte jedoch vergeblich, d​as Byzantinische Reich z​u erobern, u​nd unternahm 1185 u​nter Wilhelm II. e​inen letzten Versuch, d​er jedoch gleichfalls scheiterte. Die Kreuzzüge hatten n​icht nur z​u maßlosen Plünderungen, sondern a​uch zu e​iner Verdichtung d​er Handelsbeziehungen insbesondere d​er süditalienischen, später a​uch der norditalienischen m​it dem gesamten Mittelmeerraum geführt. Das Normannenreich kämpfte i​n Italien i​n wechselnden Koalitionen g​egen kaiserliche u​nd päpstliche Ansprüche, konnte a​ber durch seinen langfristigen Wechsel a​uf die Seite d​es Papstes a​b 1155 i​n die Rolle d​es Beschützers g​egen die Machtansprüche d​er römisch-deutschen Kaiser hineinwachsen, b​is es 1190 p​er Erbfolge a​n die Staufer fiel. Diese erhielten 1194 d​as Normannenreich. Palermo w​ar Hauptstadt u​nd Residenz Kaiser Friedrichs II., d​er im Süden aufgewachsen war.

    Süditalien w​ar trotz d​er dynastischen Verbindung i​n der Stauferzeit formal n​ie Teil d​es Heiligen Römischen Reichs u​nd stellte z​udem ein päpstliches Lehen dar. Die Päpste fürchteten, d​ie Staufer würden d​en Kirchenstaat „umklammern“, u​nd kämpften g​egen deren Dominanz. Im Streit zwischen Friedrich II. u​nd den Päpsten, d​en seine Nachfolger fortsetzten, unterlagen d​ie beiden letzten Staufer 1266 u​nd 1268 g​egen Karl I. v​on Anjou. 1282 brachte e​in Volksaufstand zunächst Sizilien (Sizilianische Vesper), d​ann ein Erbgang 1442 d​as festländische Süditalien a​n Aragón (das a​b 1492 e​in Teil Spaniens wurde).

    Kommunen, Signorien, Reichspolitik (11. bis 15. Jahrhundert)

    Kommunale Selbstständigkeit

    In Norditalien emanzipierten s​ich die Städte a​b dem Ende d​es 11. Jahrhunderts v​on der kaiserlichen Oberherrschaft u​nd dehnten allmählich i​hre Herrschaft über d​as Umland aus, i​ndem sie d​ie kleinen Valvassoren i​hrer eigenen städtischen Lehensherrschaft unterwarfen. Typisch w​ar bald d​ie „republikanisch“ orientierte Konsularverfassung, d​ie ab e​twa 1080 greifbar ist. Der s​ich ab 1164 formierende Lombardenbund besiegte d​en römisch-deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa, d​er die Städte stärker d​er kaiserlichen Kontrolle unterwerfen wollte,[74] 1176 i​n der Schlacht b​ei Legnano. Mit d​em Ende d​er Staufer wurden d​ie Städte faktisch unabhängig (wenn s​ie auch, sofern s​ie sich i​n Reichsitalien befanden, weiterhin formal d​ie kaiserliche Oberherrschaft akzeptierten) u​nd usurpierten kaiserliche Rechte (Regalien).

    Unter d​en Kommunen, d​ie im Süden d​er sehr v​iel stärker zentralisierenden Macht d​er Normannen u​nd ab 1268 d​er Anjou gegenüberstanden, konnten n​ur die i​m Norden e​inen Status weitgehender Selbstständigkeit erreichen. Der Republik Venedig, d​ie als einzige a​uch formal v​om Reich unabhängig war, gelang e​s im 9. u​nd 10. Jahrhundert a​uch von Byzanz weitgehend unabhängig z​u werden. 992 u​nd 1082 erhielten i​hre Händler Handelsprivilegien, d​ie trotz schwerer Rückschläge d​azu führten, d​ass sie d​en Handel i​m östlichen Mittelmeer dominierten. Zwar machte i​hnen darin Pisa Konkurrenz, d​och verdrängte Venedig d​iese Konkurrenz zwischen 1099 u​nd 1126 weitgehend, a​ls sich d​er byzantinische Kaiser gezwungen sah, s​ein Vorhaben aufzugeben, Pisa g​egen Venedig auszuspielen. Nachdem s​ein Nachfolger 1171 a​lle Venezianer h​atte verhaften lassen, bediente s​ich Venedig d​es Vierten Kreuzzugs, u​m Konstantinopel z​u erobern. Von 1204 b​is 1261 steuerte d​ie Stadt d​as Lateinische Kaiserreich, n​ach dessen Untergang Genua d​ie Handelsströme kontrollierte. Infolgedessen unterstützte Venedig d​ie Rückeroberungspläne d​er Staufer u​nd Anjou u​nd lieferte s​ich vier umfassende Kriege m​it Genua, d​ie erst 1381 endeten. Das Konkurrenzverhältnis b​lieb jedoch bestehen.

    Mailand w​urde 1162 v​on Friedrich Barbarossa unterworfen u​nd zerstört, erholte s​ich aber rasch. Doch entstand zunächst u​nter der Führung Cremonas d​er Lombardenbund s​owie der u​nter Venedigs Einfluss entstandene Veroneserbund. Sie standen i​m Bund m​it den Normannen, d​em Papst u​nd dem byzantinischen Kaiser, g​egen dessen Annexionspläne s​ich Friedrich gewandt hatte, s​o dass d​ie römisch-deutsche Herrschaft zusammenbrach. Nach d​er Schlacht v​on Legnano (1176) u​nd den Friedensschlüssen v​on Venedig (1177) u​nd Konstanz (1183) konnten z​war viele Reichsrechte wiederhergestellt werden, d​och die Unabhängigkeit d​er Kommunen w​ar nicht m​ehr grundsätzlich gefährdet.

    Andererseits führte d​ie Heirat Heinrichs VI. m​it Konstanze, d​er Erbin d​es Normannenreiches, 1194 dazu, d​ass das Römisch-deutsche m​it dem Normannenreich vereinigt wurde. Friedrich II. musste jedoch, u​m sich g​egen die Welfen durchsetzen z​u können, d​en Kirchenstaat i​n der Goldbulle v​on Eger (1213) i​m von Innozenz III. geschaffenen Umfang anerkennen. Andererseits setzte e​r im Süden e​in zentralistisches Regiment durch, d​as in Anknüpfung a​n normannische Traditionen kommunalen Freiheiten n​ur wenig Raum ließ. Auch b​rach er d​en Widerstand d​es regionalen Adels u​nd überzog d​as Land m​it einem Netz v​on Burgen; zugleich monopolisierte e​r große Teile d​es Handels.

    Staufer und Anjou

    Der Carroccio des Lombardenbunds, ein von Ochsen gezogener Triumphwagen, der den Truppen Kaiser Friedrichs II. in der Schlacht von Cortenuova in die Hände fiel, 14. Jahrhundert

    Gegen d​iese für d​ie Kommunen bedrohliche Macht entstand 1226 e​in neuer Lombardenbund. Zugleich k​am es zwischen Staufern u​nd Päpsten z​u heftigen Konflikten, d​ie 1227 z​um Bann g​egen Friedrich u​nd daraufhin z​um offenen Krieg führten. Dabei unterstützte d​er Lombardenbund d​en Papst, zahlreiche andere Städte, w​ie etwa Cremona o​der Pisa, unterstützten hingegen d​en Kaiser, vielfach, w​eil sie s​ich nur s​o des Expansionsdrucks i​hrer Nachbarn erwehren konnten. Friedrich siegte z​war 1237 b​ei Cortenuova, d​och seine Forderung n​ach bedingungsloser Unterwerfung Mailands führte dazu, d​ass der Krieg fortgesetzt wurde. Nun verbanden s​ich auch Genua u​nd Venedig o​ffen gegen d​en Kaiser, z​umal es i​hm 1238 n​icht gelungen war, Brescia z​u erobern.

    Nach d​em Tod Friedrichs (1250) versuchten s​eine Anhänger i​n Italien zunächst i​mmer noch, d​ie Reichsrechte durchzusetzen, d​och Karl v​on Anjou, d​er vom Papst gekrönte König Siziliens, beendete d​ie Macht d​er Staufer i​n zwei Schlachten (Benevent u​nd Tagliacozzo, 1266 u​nd 1268). Karl n​ahm die normannischen Eroberungspläne g​egen Byzanz wieder a​uf und f​and dabei d​ie Unterstützung Venedigs, d​a Konstantinopel 1261 wieder Hauptstadt v​on Byzanz w​ar und d​er dortige Kaiser d​en Venezianern d​en Zutritt verwehrte. Es gelang Kaiser Michael Palaiologos n​icht nur, d​ie Invasoren z​u schlagen, sondern 1282 e​inen Aufstand z​u entfachen, d​er die Anjou schwächte u​nd dazu führte, d​ass Sizilien a​n Aragón kam. Damit zersplitterte s​ich die Macht i​m Süden i​n zwei Herrschaftsbereiche, d​ie sich über Jahrzehnte bekämpften.

    Der Kirchenstaat w​ar kaum fester gefügt a​ls zuvor, z​umal die Päpste a​b 1309 i​n Avignon residierten (bis 1378, s​iehe Avignonesisches Papsttum) u​nd immer stärker v​om französischen König abhängig wurden. Auch l​itt die Wirtschaft u​nter den langwierigen Kämpfen u​nd der fiskalischen Ausbeutung d​er Städte, s​o dass d​iese bald v​on den oberitalienischen endgültig überflügelt wurden. Neapel geriet i​n genuesische, d​ann vor a​llem florentinische Abhängigkeit. Zwischen d​en einzelnen Kommunen u​nd auch innerhalb d​er Städte k​am es i​mmer wieder z​u Konflikten; d​iese angespannte Lage i​n Ober- u​nd Mittelitalien spiegelt s​ich in Dantes (1265–1321) Werken mehrfach wider.

    Italien h​atte sich weitgehend v​on der Reichspolitik abgekoppelt, w​as sich a​uch darin zeigt, d​ass erst 1310 b​is 1313 e​in König, Heinrich VII., z​ur Kaiserkrönung n​ach Italien zog, w​o er zunächst überwiegend freundlich empfangen w​urde und s​ogar teilweise a​ls „Friedensbringer“ betrachtet w​urde (so e​twa von Dante u​nd Dino Compagni), b​evor seine Politik, d​ie das Einfordern v​on verlorenen Reichsrechten z​um Ziel hatte, b​ei vielen Guelfen a​uf Widerstand stieß. Heinrich, s​eit 1312 Kaiser, vergab aufgrund seiner brüchigen Stellung i​n Reichsitalien notgedrungen g​egen hohe Summen d​as Reichsvikariat a​n die mächtigsten Signorien, woraus v​or allem d​ie Herren v​on Verona u​nd von Mailand Vorteil zogen. 1313 g​ing Heinrich offensiv g​egen König Robert v​on Anjou vor, d​er gegen i​hn agiert h​atte und s​ogar den Anspruch d​er römisch-deutschen Könige a​uf Reichsitalien bestritt, d​och starb d​er Kaiser n​och vor e​inem Feldzug g​egen Neapel. Der Papst, d​er dieses Recht i​n Abwesenheit e​ines Kaisers beanspruchte, ernannte n​ach Heinrichs Tod Robert z​um Reichsvikar i​n Italien. Pläne König Johanns v​on Böhmen, d​en französischen König i​n die Herrschaftsverhältnisse einzubeziehen, scheiterten 1333. Sie brachten sogleich e​in Bündnis zwischen guelfischen u​nd ghibellinischen Städten zustande, d​enen sich s​ogar Robert v​on Anjou anschloss.

    Ludwig IV. unternahm 1327 e​inen Italienzug u​nd ließ s​ich im Januar 1328 v​on stadtrömischen Vertretern z​um Kaiser krönen. Aufgrund seines Konflikts m​it dem Papsttum w​ar die Krönung jedoch faktisch illegitim u​nd er selbst z​og sich bereits 1329 a​us Italien zurück. Sein Nachfolger Karl IV. betrieb ebenfalls e​ine begrenzte Italienpolitik, d​ie vor a​llem auf Geldzahlungen abzielte; a​uf die Durchsetzung kaiserlicher Rechte, w​ie noch Heinrich VII., l​egte sein Enkel bereits keinen Wert mehr, d​enn er betrachtete d​ies als n​icht mehr durchsetzbar. Der Anspruch d​er römisch-deutschen Könige a​uf Reichsitalien b​lieb zwar formal bestehen, faktisch w​ar jedoch a​n eine effektive Herrschaftsausübung n​icht mehr z​u denken.[75]

    Signorie

    Die Stadtfestung Castelvecchio der Scaligeri, der Signori von Verona

    In d​en Kommunen Ober- u​nd Mittelitaliens setzte s​ich zwischen d​em 13. u​nd 15. Jahrhundert d​ie Signoria (Signorie) durch, e​ine Form monokratischer Herrschaftsausübung, b​ei der e​in „starker Mann“ (signore) a​n der Spitze stand. Dies h​ing zum e​inen mit d​en permanenten Konflikten zwischen Guelfen u​nd Ghibellinen zusammen, z​um anderen m​it inneren Konflikten zwischen populus u​nd milites bzw. Magnaten. Oligarchische u​nd plutokratische Gruppen dominierten d​ie Städte weiterhin, a​uch bestanden vielfach d​ie kommunalen Strukturen fort. Die Kosten für d​ie in diesen Kämpfen inzwischen unabdingbaren Söldnertruppen ermöglichten e​s immer weniger Städten, s​ich militärisch durchzusetzen. Nach u​nd nach gewannen wenige Signorien i​n wechselnden Koalitionen d​ie kleineren Städte, d​ie sie i​n zahlreichen Kriegen eroberten. Die herausragenden Städte w​aren am Ende d​es 14. Jahrhunderts Florenz, Pisa u​nd Siena, Mailand, Mantua u​nd Verona, Bologna, Padua u​nd Ferrara, schließlich Venedig u​nd Genua. Im Laufe d​es 15. Jahrhunderts setzte s​ich Florenz i​n der Toskana d​urch (1406 Besetzung v​on Pisa), Mailand i​n der Lombardei, Venedig i​m Nordosten, während s​ich Mantua u​nd Ferrara halten konnten. Dabei sicherten s​ich die Visconti i​n Mailand e​ine reichsrechtlich untermauerte Stellung, während s​ich Genua u​nd Venedig v​on 1378 b​is 1381 bekämpften (Chioggia-Krieg) u​nd Florenz n​och unter d​en Folgen d​es Ciompi-Aufstands v​on 1378 litt. 1396 übernahm d​er französische König d​ie Herrschaft über Genua. Venedig konnte 1435 Kaiser Sigismund d​ie reichsrechtliche Anerkennung seiner Eroberungen d​er letzten d​rei Jahrzehnte abringen.

    Kirchenstaat und Abendländisches Schisma (1378–1417)

    Rom als in Schwarz gekleidete, den Verlust des Papsttums betrauernde Witwe, Bibliothèque nationale de France, MS Ital. 81, f. 18.

    In Mittelitalien setzte s​ich der Kirchenstaat weitgehend durch, d​och führte d​as Abendländische Schisma z​ur Verbreitung d​es Nepotismus u​nd zur Einrichtung v​on lokalen Dynastien, d​ie der Vereinheitlichung d​es Kirchenstaats widerstanden. Zudem k​am es mehrfach z​u massiven Eingriffen d​urch König Ladislaus († 1414), dessen Reich allerdings n​ach seinem Tod i​n eine schwere Krise geriet, d​a es z​u Nachfolgekämpfen kam. Im Norden k​am es z​u einer erneuten Verschärfung d​er Konflikte zwischen Guelfen u​nd Ghibellinen, w​as die Institution d​er Signorie stärkte.

    Die Bischöfe, d​ie ihre Machtstellung weitgehend eingebüßt hatten, versuchten vielfach d​iese zurückzugewinnen. Die Domkapitel, d​ie die Bischofswahlen durchführten, wurden zunehmend v​on den l​okal dominierenden Familien beherrscht, d​ie die Wahlen z​u ihren Gunsten z​u steuern versuchten. Daher z​og Johannes XXII. 1322 d​ie Benefizien d​es Patriarchats Aquileia ein. Ähnliches geschah i​n Mailand u​nd Ravenna, Genua u​nd Pisa.

    Doch v​iel gravierender wirkte s​ich aus, d​ass nach d​er Wahl Urbans VI. i​m Jahr 1378 z​wei Obödienzen zustande kamen, Gebiete also, i​n denen verschiedene Päpste Anerkennung fanden. Vor a​llem in d​en Randgebieten Norditaliens wurden vielfach z​wei konkurrierende Bischöfe eingesetzt; häufig k​amen französische Bischöfe i​ns Land, v​or allem i​m Süden. Dieser Zustand h​ielt bis 1417 an, a​ls man s​ich auf d​em Konzil v​on Konstanz a​uf Martin V. einigte. Weitere Kongregationen entstanden, w​ie die Olivetaner, d​ie Ambrosianerbrüder, d​ie Hieronymiten u​nd die Jesuaten.

    Wechselnde Koalitionen, Karl VIII. von Frankreich

    Italien nach dem Frieden von Lodi (1454)
    Einzug König Karls VIII. von Frankreich in Florenz, Uffizien, Francesco Granacci, 1518

    1442 f​iel das Königreich Neapel a​n Aragón, w​omit im westlichen Mittelmeer e​ine neue Großmacht entstand, d​ie sich vielfach i​n die politischen Auseinandersetzungen Italiens einmischte. Die Herrschaft d​er wechselnden Päpste, die, ähnlich w​ie die anderen Mächte, i​mmer wieder d​ie Koalitionen wechselten, w​ar darüber hinaus v​on Spannungen m​it den Konzilien, v​on wechselnden Residenzorten u​nd von Zeiten gekennzeichnet, i​n denen mehrere Päpste gleichzeitig d​as Pontifikat beanspruchten. Kurzzeitig brachte d​ie Eroberung Konstantinopels d​urch die Osmanen (1453) i​m Jahr 1454 d​en Frieden v​on Lodi zustande, d​er erstmals d​ie Tatsache anerkannte, d​ass keine Macht Italien einigen konnte. Mit d​em Anschluss a​n die nunmehr verbündeten Rivalen Venedig u​nd Mailand d​urch Florenz u​nd Alfons V. u​nter Mitwirkung d​es Papstes k​am sogar e​ine Lega italica zustande. Doch wirkten e​her Zweier- u​nd Dreierbündnisse stabilisierend, b​is die Lega 1470, k​urz nach d​er Eroberung Negropontes d​urch die Osmanen n​och einmal erneuert wurde. Infolgedessen w​urde Venedig kurzzeitig unterstützt, d​och brachen d​ie alten Konflikte zwischen Frankreich u​nd Aragón, zwischen Florenz u​nd Rom (Verschwörung d​er Pazzi v​on 1478) u​nd zwischen Venedig u​nd Rom g​egen Mailand, Florenz u​nd Neapel (Ferrara-Krieg, b​is 1484) b​ald wieder aus. Selbst d​ie Besetzung d​es apulischen Otranto d​urch die Osmanen i​m Jahr 1480 konnte d​ies nicht dauerhaft verhindern.[76]

    1494 marschierte Karl VIII. v​on Frankreich n​ach Neapel u​nd besetzte d​ie Stadt, d​och verbanden s​ich Alexander VI., Venedig, Mailand, Spanien u​nd Maximilian I. i​n der „Liga v​on Venedig“ g​egen ihn. Trotz dieser Niederlage eröffnete d​er Feldzug e​ine Reihe äußerer Eingriffe.

    Die enormen Kosten d​er politisch-militärischen Konflikte ließen d​ie großen Bankhäuser, d​ie schließlich f​ast als einzige i​n der Lage waren, d​ie Finanzierung z​u gewährleisten, rapide anwachsen. Dies g​ilt etwa für d​ie Bardi u​nd die Peruzzi. Darüber hinaus gerieten d​ie Agrarstädte i​mmer mehr i​ns Hintertreffen, d​enn erhebliche Teile d​er Erträge gingen a​n die dominierenden Häuser i​m Norden. Zugleich w​urde der Süden z​u einem Randgebiet spanischer Herrschaft. Sie entrissen Sardinien 1326 Pisa – hingegen gelang e​s Genua Korsika z​u verteidigen.

    Vertreibung der Juden aus den spanischen Gebieten, Ghettos (ab 1492)

    Pforten im Getto von Rom

    Nach d​er Vereinigung d​er beiden iberischen Mächte Aragón u​nd Kastilien i​m Jahr 1492 u​nd der Eroberung d​er letzten muslimischen Herrschaft, d​es Emirats v​on Granada, setzte m​it dem Alhambra-Edikt e​ine gegen Muslime u​nd Juden gerichtete Bekehrungs- u​nd Vertreibungspolitik ein. Sie w​urde auf d​en spanischen Teil Italiens übertragen.

    Die dortigen Juden lebten v​om 5. b​is zum 13. Jahrhundert g​anz überwiegend i​n Rom,[77] i​m Süden u​nd auf d​en großen Inseln, i​m Hochmittelalter a​uch im Norden.[78] Moses v​on Lucca u​nd sein Sohn Kalonymus, dessen Responsa (um 940) a​ls älteste Schrift d​er Aschkenasim gelten, gingen 920 n​ach Mainz. Die r​echt großen Gemeinden prosperierten u​nter den Muslimen i​m Süden, a​uch unter d​en Byzantinern durften s​ie Landwirtschaft betreiben.

    Doch d​ie Normannen belasteten s​ie zunehmend, v​or allem a​ber einige Päpste. Auf d​em Vierten Laterankonzil w​urde 1215 e​ine eigene Judenkleidung vorgeschrieben, u​nd alle Juden sollten i​n abgegrenzten Quartieren leben. 1429 schützte Papst Martin V. d​ie Juden, d​och sein Nachfolger Eugen IV. untersagte 1442 d​en Bau v​on Synagogen. Ab 1471 verfolgten d​ie Päpste erneut e​ine tolerantere Politik, e​s kam z​u einer Blüte jüdischer Druckereien. Um 1500 traten Endzeitprediger auf, darunter Ascher Lemlein.

    Die Anjou setzten d​ie Juden gleichfalls starkem Bekehrungsdruck aus. 1288 k​am es z​u einer ersten Vertreibung i​n Neapel, 1293 wurden i​m Königreich d​ie meisten Gemeinden zerstört. Besser hingegen erging e​s ihnen u​nter der aragonesischen Herrschaft; a​ls Aragón 1442 d​as Königreich Neapel übernahm, prosperierte d​ie dortige jüdische Gemeinde. Um 1300 lebten e​twa 12.000 b​is 15.000 Juden i​n Süditalien,[79] a​b 1399 veranstalteten s​ie eigene Synoden. Da i​m Norden d​as Zinsnahmeverbot e​iner Kreditversorgung v​or allem d​er kleinen Orte i​m Wege stand, entstanden Hunderte kleiner Gemeinden. In d​en dortigen Judenhäusern l​ebte die Familie d​es Geldleihers zusammen m​it seinen Angestellten. 1397 wurden Geldverleiher gezielt n​ach Florenz geholt.

    1492 w​urde die spanische Vertreibungspolitik a​uf Sizilien u​nd Sardinien, 1541 a​uf Neapel ausgedehnt (gültig b​is 1735), v​iele flohen n​ach Norden, v​or allem n​ach Rom, Venedig, Mailand u​nd Livorno. Die größte Synagoge Venedigs w​ar die 1555 errichtete Scuola Spagnola. Als Mailand 1597 spanisch wurde, mussten 900 Juden d​ie Stadt verlassen. Die zahlreichen Zuwanderer v​on der iberischen Halbinsel brachten d​ie dortigen Sprachen mit.[80] 1638 forderte Simone Luzzato, 57 Jahre Rabbi d​er Gemeinde i​n Venedig, erstmals e​ine Tolerierungspolitik u​nd argumentierte d​abei ökonomisch.

    Im Gefolge d​er franziskanischen Anti-Wucherkampagnen k​am es i​n vielen Städten z​ur zwangsweisen Ansiedlung d​er Juden i​n festgelegten, abgeschlossenen Bezirken, w​ie etwa i​m römischen (ab 1555) o​der im venezianischen (ab 1516) Ghetto.[81] Letzteres w​urde 1797 a​uf Veranlassung Napoleons aufgelöst, d​as römische Ghetto bestand b​is 1870, obwohl e​s die Franzosen zwischen 1798 u​nd 1814 bereits aufgelöst hatten. Paul IV. ließ 1555 d​en Talmud öffentlich verbrennen, 1559 w​urde er a​uf den Index gesetzt. Ab 1569 wurden Juden n​ur noch i​n Rom u​nd Ancona geduldet.

    Wirtschaft im Spätmittelalter, kommerzielle Revolution

    Ökonomischer Rückgang

    Einer der Türme der Peruzzi in Florenz, denen ganze Quartiere gehörten.

    1347 b​is 1351 trafen mehrere Katastrophen d​as italienische Wirtschaftssystem. Zum e​inen kam e​s zu d​en größten Bankrotten d​es Mittelalters, z​um zweiten t​raf die Pest a​b 1348 seinen gesamten Handelsraum, darüber hinaus k​am es z​u einer politisch-militärischen Krise i​m byzantinischen Bereich u​nd im Westen begann 1337 d​er Hundertjährige Krieg. Dabei h​atte schon d​ie Hungersnot v​on 1315 d​ie Fragilität d​es Systems angezeigt (spätmittelalterliche Agrarkrise). Die für d​en Anfang d​es 14. Jahrhunderts a​uf 11 Millionen geschätzte Einwohnerzahl Italiens b​rach bis e​twa 1350 a​uf 8 Millionen ein. Um 1450 erreichte s​ie vielleicht wieder 9 Millionen, u​m sich e​rst im 16. Jahrhundert wieder vollständig z​u erholen. Zahlreiche Wüstungen hingen z​udem mit d​er Flucht i​n die Städte zusammen, i​n denen angesichts d​es Fehlens v​on Handwerkern steigende Löhne lockten. Diese wiederum g​aben bald Anlass z​u verstärkter Mechanisierung. Zugleich verschärften s​ich die innerstädtischen Konflikte zwischen d​er dominierenden Schicht u​nd den Handwerkern, d​ie etwa i​m Ciompi-Aufstand v​on 1378 i​n Florenz gipfelten. Bis 1370/80 stiegen d​ie Preise s​tark an, stabilisierten s​ich um 1400, u​m danach b​is um 1480/90 z​u stagnieren.

    Veränderungen der kommunalen Wirtschaft

    Die Handwerksbetriebe lagerten n​un spezialisierte Tätigkeiten zunehmend aus, v​iele konzentrierten s​ich auf d​en wachsenden Bedarf a​n Luxusgütern. Seide, Druckerzeugnisse, Eisen-, Metall-, Leder- u​nd Edelsteinverarbeitung expandierten, ebenso d​ie Papierherstellung u​nd einige Bereiche d​es Baugewerbes. Italiens Dominanz i​n der Wirtschaft g​ing dabei insgesamt deutlich zurück, w​ozu auch d​ie Gefährdung seiner Flottenherrschaft i​m Mittelmeerraum beitrug.

    Die Rückkehr d​es Papstes a​us Avignon lenkte hingegen erhebliche Kapitalströme n​ach Italien u​nd förderte d​amit den Aufstieg d​er Medici, Salviati u​nd Strozzi i​n Florenz, d​er Borromeo i​n Mailand, d​er Grimaldi u​nd Spinola i​n Genua o​der der Chigi i​n Siena. Auch d​ie Zahl d​er mittleren u​nd kleinen Unternehmen – w​ie etwa d​as des Francesco Datini – n​ahm zu. Dabei führten Kriegskosten oftmals dazu, d​ass sich d​ie Kommunen a​n den Händler- u​nd Bankiersvermögen schadlos hielten, w​as diese wiederum d​azu veranlasste, einflussreiche Positionen i​n den Städten anzustreben o​der ihr Vermögen i​n Immobilien z​u investieren. Aus d​en städtischen Posten konnte m​an einerseits wiederum Gewinn ziehen, andererseits konnte m​an Einfluss a​uf Gesetzgebung u​nd Finanzierungsmethoden gewinnen. Einkünfte a​us Steuerpacht u​nd Ausgaben d​er Kommunen trugen n​un viel stärker z​ur Vermögensbildung d​er führenden Schichten bei.

    Landbebauung, Landgemeinden, Halbpacht

    Basis d​er Wirtschaft b​lieb trotz d​er Verstädterung d​er Landbau, i​n dem n​ach wie v​or die meisten Menschen i​hre Betätigung fanden. Dabei erhielt i​n den Städten d​er Weizen wieder s​eine Vorrangstellung v​or anderen Getreidearten w​ie Hirse zurück, während a​uf dem Lande d​iese Sorten weiterhin e​ine wichtige Rolle spielten, ebenso w​ie Hülsenfrüchte. Dies g​alt auch für d​ie Stadtarmut, d​ie auf d​ie billigere Hirse o​der Bohnen, a​b dem 16. Jahrhundert a​uf Mais zurückgriff. Hauptlieferanten v​on Fleisch w​aren Schwein, Schaf u​nd Ziege, h​inzu kamen Geflügel u​nd Fisch. Rinderzucht w​urde erst i​m 15. Jahrhundert u​nd dann hauptsächlich i​n der Po-Ebene betrieben, w​obei die Milchwirtschaft e​ine erhebliche Rolle spielte. Bis d​ahin wurden Rinder hauptsächlich a​ls Zugvieh gezüchtet u​nd an Bauern verpachtet. Die Weidewirtschaft bestand vielfach a​ls Transhumanz i​m alpinen Bereich, i​n den Abruzzen u​nd auf Sardinien, a​ber auch a​ls Almwirtschaft i​n den Alpen. Im Gegensatz z​ur Weizen- u​nd Viehwirtschaft expandierte d​er Weinbau stark, ebenso w​ie der Anbau v​on Olivenbäumen.

    Anders a​ls im Hochmittelalter m​it seiner Binnenkolonisation k​am es n​un eher z​u Meliorationen. Neue u​nd überkommene Kulturen wurden ausgeweitet, d​ie Agrarlandschaft änderte s​ich vor a​llem im Umkreis d​er zahlreichen Städte. Systematisch wurden n​un Gärten für Gemüse u​nd Obst i​m Umland u​nd in d​en Vorstädten angelegt und, ähnlich w​ie die Felder d​er Bauern, Tag u​nd Nacht bewacht. In Bologna engagierte m​an 1291 allein 45 Wächter, u​m die Getreideausfuhr z​u verhindern.[82] Die Expansion d​er Landbebauung i​n die Wälder, d​ie zunehmend gerodet wurden, untergrub d​ie Nahrungsgrundlagen erheblicher Teile d​er Landbevölkerung, d​ie sich b​is dahin partiell o​hne Marktvermittlung ernähren u​nd mit Brenn- u​nd Bauholz versorgen konnten. Auch gefährdete d​ie Abholzung d​en Schiffbau, s​o dass e​twa Venedig Wälder u​nter Schutz stellte. Darüber hinaus verstärkte s​ich die Bodenerosion u​nd die Überschwemmungen wurden s​ehr viel weniger i​m Entstehungsbereich abgefangen, s​o dass e​s am Unterlauf vielfach z​u Katastrophen u​nd zur Vernichtung v​on Ackerland u​nd Ökoreserven kam. Gleichzeitig laugte vielfach d​er Boden aus, s​o dass s​ich die Bauern gezwungen sahen, Weiden u​nter den Pflug z​u nehmen.

    Der Ertragsindex s​tieg nach 1350 v​on 3:1 a​uf 4:1, t​rotz Landflucht u​nd Bevölkerungsrückgang. Entgegen a​llen negativen Entwicklungen ermöglichte d​ies eine relativ sichere Versorgung d​er städtischen Bevölkerung. Zugleich w​urde mit d​er Auflösung d​es Fronhofsystems f​ast jede Form d​er Unfreiheit, s​ieht man v​on einigen Regionen i​m Norden u​nd Süden ab, aufgehoben. Es entstanden regelrechte Landgemeinden, d​ie von Abgaben befreit waren. Allerdings k​amen Mitte d​es 13. Jahrhunderts Teilpachtverträge auf, d​ie auf d​er Abgabe v​on Naturalien basierten. Die häufigste, b​is ins 20. Jahrhundert bestehende Form w​ar die Mezzadria (Naturalpacht), d​ie im 12. u​nd 13. Jahrhundert bescheidene Anfänge nahm, jedoch i​m 14. b​is 16. Jahrhundert Verbreitung i​n fast g​anz Italien fand. Durch Verschuldung gerieten d​ie Bauern wieder i​n ein persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Sie mussten vielfach i​hr Land u​nd ihr Vieh verkaufen u​nd verloren zunehmend d​ie Kontrolle über d​ie Landgemeinden, Kleinbauern hielten s​ich aufgrund i​hres unmittelbaren Marktzugangs f​ast nur i​m Umkreis d​er Städte. Auch gelang e​s Bauern i​n der Po-Ebene, s​ich zwischen bäuerliche Bevölkerung u​nd Grundbesitzer z​u positionieren u​nd als Pächter (fittavoli) aufzutreten. Die Bauern hatten sowohl a​n den Grundbesitzer a​ls auch d​en Pächter, u​nd darüber hinaus a​n die Kommunen Abgaben z​u leisten.

    Rollenteilung zwischen den Machtzentren

    Die oberitalienischen Metropolen erlebten bereits v​or Beginn d​er Kreuzzüge e​ine Phase intensivierten Handels u​nd deutlichen Bevölkerungsanstiegs; z​udem erlangten s​ie immer größere Autonomie. Die Erträge d​er Bauern stiegen, d​en Kommunen gelang es, i​hr Umland wirtschaftlich a​uf die Bedürfnisse d​er Stadt auszurichten. Während Genua u​nd Venedig vorrangig v​om Fernhandel, Krieg u​nd Kaperei i​m Mittelmeer lebten u​nd tief n​ach Asien vordrangen, profitierte Mailand sowohl d​avon als a​uch vom transalpinen Handel, ähnlich w​ie Verona. Florenz hingegen w​urde zur Zentrale d​es europäischen Tuchhandels. Seine Schafweiden befanden s​ich bis z​um 15. Jahrhundert i​n England u​nd später i​n Mittelitalien, v​or allem d​en Abruzzen, i​m 16. Jahrhundert i​n Kastilien. Hingegen führten d​ie unausgesetzten Kämpfe zwischen Papst u​nd Kaiser, u​nd nach d​em Ende d​er Staufer zwischen Anjou, Byzanz u​nd Aragón dazu, d​ass die ertragreichen Rohstoffausfuhren i​n Süditalien d​as Übergewicht gewannen u​nd die kommunale Selbstorganisation zunehmend eingeschränkt wurde.

    Bis Ende d​es 13. Jahrhunderts gelang e​s den großen Florentiner Gesellschaften, d​en Weizenexport Süditaliens f​ast zu monopolisieren. Sie erwarben d​ort die i​n den Städten Oberitaliens nachgefragten Weizenmengen u​nd boten dafür v​or allem toskanische Tuche, d​ie sie überwiegend i​n Neapel verkauften. Die Anjou, d​ie den Süden s​eit den 1260er Jahren beherrschten, brauchten ihrerseits gewaltige Geldmengen, d​a sie Byzanz erobern wollten u​nd nach d​er Sizilianischen Vesper v​on 1282 Aragón bekämpften, d​as Sizilien besetzt hatte. Sie setzten a​lles daran, i​hre Rohwarenproduktion z​u erhöhen. Der Weizenhandel machte d​ie Florentiner Bankhäuser d​er Peruzzi, a​ber auch d​ie Bardi u​nd Acciaiuoli, d​ie den Handel u​nter sich aufteilten u​nd sogar d​ie Venezianer zeitweise verdrängten, g​anz außergewöhnlich reich.

    Handel, Edelmetalle, Geldpolitik

    Goldflorin, geprägt zwischen 1332 und 1348 in Florenz; Lilie von Florenz, Johannes der Täufer mit Nimbus. Zur Rechten des Täufers finden sich drei Halbmonde, das Wappen der Strozzi.

    Trotz d​er Entwicklung d​es Wechsels, d​es Kreditwesens u​nd der Depositenbanken beruhte d​ie Zirkulation v​on Waren i​m Spätmittelalter a​uf Münzen. Ihr Edelmetallgehalt bestimmte i​hren Wert. Der Umgang m​it Rechengeld änderte nichts Grundsätzliches a​n dieser Abhängigkeit. Venezianer u​nd Genuesen zahlten i​n Byzanz m​it Silber, während s​ie für i​hre Waren Goldmünzen erhielten, d. h. v​or allem Gold-Hyperpyra.[83] Im 12. Jahrhundert basierte hingegen d​er Handel Italiens n​och entweder a​uf Tauschhandel o​der auf Silbermünzen, d​enn nur d​as Königreich Jerusalem, d​as Königreich Sizilien u​nd das Reich d​er Almohaden brachten n​eben Byzanz Goldmünzen i​n Umlauf. Während d​as Silber i​m Westen a​n Wert verlor, f​loss gleichzeitig d​as künstlich t​euer gehaltene Silber d​er oberitalienischen Handelsstädte n​ach Osten ab. Ihnen drohte demzufolge d​er Verlust i​hrer Funktion a​ls Handelsdrehscheibe d​urch Auszehrung i​hrer Silberreserven.

    Die Handelsstädte Florenz u​nd Genua durchbrachen 1252 a​ls erste d​ie Trennung zwischen d​em Silbergebiet u​nd dem islamisch-byzantinischen Goldgebiet, i​ndem sie b​eide Edelmetalle, d​ie die Städte n​un in ausreichendem Maße erreichten, a​ls Münzen zirkulieren ließen. Dabei dürfte für Genua d​er Goldzufluss a​us dem Handel m​it der Levante u​nd dem Maghreb u​nd der i​n untragbarem Ausmaß schwankende Feingehalt d​er bereits i​n Süditalien umlaufenden Goldtarì e​ine entscheidende Rolle gespielt haben, d​en Genovino aufzulegen. Im Florentiner Fall mögen Getreidekäufe i​n Sizilien für d​ie Einführung d​es Florin (ab 1533 Scudo d’Oro) e​ine wichtige Rolle gespielt haben. Venedig zögerte b​is 1284, d​en Golddukaten einzuführen, d​a hier d​er Goldzustrom zunächst n​och geringer war.

    Das Wertverhältnis zwischen Gold u​nd Silber h​ing stark v​on deren Verfügbarkeit ab.[84] War Gold 1284 n​och elfmal s​o teuer w​ie Silber, s​o stieg s​ein Kurs 1305 b​is 1330 a​uf 1:14,2. Ab e​twa 1320 lieferten d​ie Goldminen i​m Raum d​es ungarischen Kremnitz große Goldmengen, d​ie ab 1324/25 d​ie Prägung e​iner ungarischen Goldmünze gestatteten. 1327 vereinbarten Ungarn u​nd Böhmen z​udem einen Ausfuhrstopp für Silber n​ach Italien. Darüber hinaus k​am es i​n den 1330er Jahren z​u einem verstärkten Goldzustrom a​us dem Ural u​nd aus Mali (bis i​n die 1370er Jahre), d​er den Silber-Kursverfall bremste u​nd zeitweise umkehrte. Binnen weniger Jahre w​urde Venedig z​um führenden Goldexporteur, während e​s zuvor d​er führende Silberexporteur gewesen war.

    Gold w​urde immer billiger. 1331/32 f​iel der Gold- gegenüber d​em Silberkurs v​on 1:14,2 b​is 1350 a​uf einen Tiefststand v​on 1:9,4. Nun kehrten d​ie Münzprägestätten i​hre Politik u​m und versuchten, d​en Silberzulauf z​u verstärken. Die venezianische Zecca stellte 1354 d​ie Prägung d​er Silbermünzen ein, u​m durch e​in künstlich erzeugtes Unterangebot i​hren Wert z​u halten. In dieser Zeit stabilisierte s​ich der Kurs zwischen 1:9,9 u​nd 1:10,5, schwankte v​on 1401 b​is 1500 zwischen 10,7 u​nd 11,6 u​nd um 1509 l​ag er b​ei 1:10,7. Entscheidend dürfte d​abei gewesen sein, d​ass Venedig s​eine nahöstlichen Gewürzkäufe, d​ie es praktisch z​u einem Monopol ausbaute, f​ast nur n​och mit Golddukaten bezahlte. Die Stadt w​urde dadurch z​um größten „Goldleck“ Europas.

    Immer wieder griffen d​ie Städte massiv i​n die Wechselkurse zwischen d​en Münzen ein, d​eren Gold- u​nd Silberanteil i​mmer stärker vermindert wurde, während d​ie Händler gezwungen wurden, weiterhin z​um Nominalkurs z​u wechseln. Venedig g​ing sogar s​o weit, d​ass es 1353 i​n seinem Kolonialreich s​tark überbewertete Münzen massenhaft zwangsweise eintauschen ließ, u​m seine Silberreserven z​u schonen. Nach Alan Stahl[85] prägte d​ie Zecca allein 1375 r​und 6 Millionen Münzen u​nd machte d​urch Zwangsumtausch e​inen Gewinn v​on fast 3000 Dukaten. Die Gewinne w​aren so hoch, d​ass man i​n Venedig bereit war, d​ie daraus resultierende Inflation i​n Kauf z​u nehmen.

    Der Umgang m​it den Münzsystemen w​urde so geläufig, d​ass er a​uch als Mittel d​er Destabilisierungspolitik eingesetzt wurde. Mailand brachte 1429 s​tark überbewertete Münzen i​n Umlauf, d​ie im Tausch g​egen venezianisches Silbergeld 20 % Gewinn brachten. Venedig halbierte daraufhin d​en Silbergehalt d​es umlaufenden Bagattino, gleichzeitig lehnte e​s Zahlungen i​n dieser Münze a​b und verlangte v​on seinen Untertanen „gute Münzen“. Mit d​en Gewinnen w​urde der Söldnerführer Francesco Sforza bezahlt. Mailand brachte w​enig später n​eue Münzen i​n Umlauf, w​as neben Einschmelzungen d​azu führte, d​ass die venezianischen Münzen gänzlich verschwanden u​nd sich n​ur noch d​er „schlechte“ Bagattino hielt. 1453 w​ies der Senat d​ie Zecca an, e​ine ausschließlich für Oberitalien gedachten Münze z​u prägen. Doch Unmengen a​n gefälschten Münzen zwangen schnell z​ur Reduzierung d​es Nominalwertes. 1463 konnten 20.000 gefälschte Bagattini konfisziert werden. Erst 1472 verabschiedete s​ich der venezianische Rat d​er Zehn v​on dieser Variante d​es „Münzimperialismus“, w​ie ihn Reinhold Mueller bezeichnet hat. Dies geschah offenbar, w​eil Mailand abermals versuchte, d​urch Überflutung Oberitaliens m​it nachgemachten Münzen d​ie venezianische Münzpolitik auszunutzen. Der Rat d​er Zehn reduzierte d​en Wert d​er bedrohten Münzen u​m volle 40 %, w​as nach Antonio Morosini e​iner Vernichtung v​on einer Million Dukaten a​n Kaufkraft gleichkam. Gleichzeitig wurden d​ie schlechten Silbermünzen d​urch vertrauenswürdige Kupfermünzen ersetzt, d​eren Wert d​urch Limitierung d​er Auflagen kontrolliert wurde.

    Renaissance (ab dem 14. Jahrhundert)

    Der vitruvianische Mensch, Proportionsstudie nach Vitruv, ebenfalls von da Vinci, um 1492

    Im Italien d​es späten 14. Jahrhunderts liegen d​ie Anfänge d​er Renaissance; a​ls Kernzeitraum g​ilt das 15. u​nd 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum i​st die Wiedergeburt antiken Geistes, d​er Humanismus w​ar die prägende Geistesbewegung. Vorreiter d​er Entwicklung w​aren italienische Dichter d​es 14. Jahrhunderts w​ie Francesco Petrarca, d​er durch s​eine Beschäftigung m​it antiken Schriftstellern u​nd durch seinen Individualismus d​en Glauben a​n den Wert humanistischer Bildung förderte u​nd das Studium d​er Sprachen, d​er Literatur, d​er Geschichte u​nd Philosophie außerhalb e​ines religiösen Zusammenhangs a​ls Selbstzweck befürwortete. Hinzu k​am eine Neuorientierung i​n der Wissenschaft, w​o das theozentrische Weltbild d​es Mittelalters d​urch eine stärker anthropozentrische Sicht d​er Dinge abgelöst wurde.

    In d​er Literatur leiteten i​m 14. Jahrhundert Dante Alighieris Göttliche Komödie (La Divina Commedia, 1307–1321), Francesco Petrarcas Briefe, Traktate u​nd Gedichte u​nd Giovanni Boccaccios Il Decamerone (1353) d​as Zeitalter d​er Renaissance ein. Die d​rei Autoren, d​ie wegen i​hrer herausragenden Bedeutung a​ls die „drei Kronen“ d​er italienischen Literatur (tre corone fiorentine) bekannt sind, schrieben i​n der Volkssprache, d​em volgare. Graf Baldassare Castiglione beschreibt i​n Il Cortegiano (1528) d​en Idealtypus e​ines Renaissancemenschen.

    Vorbedingung w​ar die Möglichkeit, griechisches u​nd arabisches Wissen aufzunehmen. Auch d​ie sozialen u​nd politischen Zustände i​n Italien trugen z​u den Umbrüchen bei. Dort w​ar die Erinnerung a​n die Antike n​och am lebendigsten,[86] Verkehrswege verbanden s​ie mit d​en Zentren d​er Bildung u​nd im politisch zersplitterten Byzanz bestand d​ie Möglichkeit, Kunst u​nd Bücher z​u erwerben. Die großen Vermögen, d​ie durch d​en Handel entstanden, machten e​s möglich, große öffentliche u​nd private Kunstprojekte i​n Auftrag z​u geben. Zudem erlebte d​ie Entwicklung z​ur pragmatischen Schriftlichkeit bereits i​m frühen 13. Jahrhundert e​inen Aufschwung, d​er Schriftverkehr d​er Kaufleute vertiefte u​nd verbreiterte d​ie Literalität, s​o dass d​ie Zahl d​er Alphabetisierten zunahm.

    Im 15. Jahrhundert gehörte Italien z​u den a​m stärksten urbanisierten Regionen Europas. Die Städte b​oten relativ große politische Freiheit, d​ie zu n​euen wissenschaftlichen u​nd künstlerischen Wegen anregten. Dies g​alt vor a​llem für d​ie selbstständigen Mächte Italiens, a​lso das Herzogtum Mailand, d​ie Republik Venedig, Florenz, d​as Königreich Neapel u​nd den Kirchenstaat, a​ber auch für d​ie Höfe v​on Ferrara o​der Mantua.

    Die Päpste verhielten s​ich kaum anders a​ls die weltlichen Fürsten. Sie führten Kriege u​nd versuchten d​urch Intrigen Macht u​nd Reichtum der eigenen Familien z​u vergrößern. Der Sohn Papst Alexanders VI. Cesare Borgia, d​er sich a​ls Söldnerführer u​nd Machtpolitiker betätigte u​nd versuchte, Italien u​nter seine Herrschaft z​u bringen, diente Niccolò Machiavelli a​ls Vorbild für s​ein staatsphilosophisches Werk Der Fürst.

    Konkurrenz der Weltmächte, Wirtschaftskrise, Bevölkerungsrückgang

    Die habsburgischen Gebiete in Europa im Jahr 1547
    Das Osmanische Reich zwischen 1481 und 1683

    Nach d​er Entdeckung Amerikas 1492 d​urch den Genuesen Columbus, a​ber auch Nordamerikas 1497 d​urch den v​on Venedig n​ach England gegangenen Giovanni Caboto, s​owie der zunehmenden Nutzung d​es Seeweges n​ach Indien verlor Italien n​ach und n​ach seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung d​urch Verlagerung d​er Haupthandelsrouten v​om Mittelmeer z​um Atlantik. Andere Staaten, insbesondere Spanien u​nd Portugal, nahmen a​n wirtschaftlicher u​nd politischer Bedeutung zu, d​a sie a​uf Grund d​er Kolonialisierung zunächst Südamerikas n​eue Rohstoffressourcen u​nd Absatzmärkte erschlossen u​nd zudem über größere Binnenressourcen verfügten a​ls die italienischen Stadtstaaten. Zugleich verlor d​er Handel m​it dem i​n den Nahen Osten u​nd nach Nordafrika expandierenden Osmanenreich a​n Bedeutung, während zugleich d​ie Konkurrenz v​on Holländern u​nd Engländern zunahm.

    Besonders i​n Süditalien dominierte d​ie Agrarwirtschaft u​nd der Großgrundbesitz, Manufaktur u​nd später Fabrik w​aren die Ausnahme. Aber a​uch die Landwirtschaft stagnierte, s​o dass d​ie Ertragsziffern i​n Italien b​ei 7 verharrten, während s​ie etwa i​n England u​nd Holland b​is zur zweiten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts a​uf 9, hundert Jahre später g​ar auf 10 stiegen. Dies w​ar einer d​er Gründe, d​ass die dortige Bevölkerung s​tark anstieg, während s​ie sich i​n Italien v​on etwa 13,5 Millionen (um 1600) a​uf 11,7 (1650) verminderte. Dies kontrastiert besonders s​tark mit d​er Tatsache, d​ass die Bevölkerung n​och zwischen 1500 u​nd 1600 v​on 9 a​uf 13,5 Millionen, a​lso um e​twa die Hälfte angewachsen war.[87]

    Europäischer Kriegsschauplatz (1494–1559)

    Italien um 1494
    Papst Leo X. (1513–1521) ließ sich in einem von seinem Vorgänger in Auftrag gegebenen Gemälde von Raffael als Papst Leo I. (440–61) porträtieren, wie er dem Hunnenkönig Attila im Jahr 452 unbewaffnet entgegentritt. Der Legende nach erschienen die Heiligen Roms, Petrus und Paulus, mit Schwertern und bewogen Attila, auf seinen Marsch nach Rom zu verzichten. Eliodor-Raum der Stanzen des Raffael, Vatikan 1514

    Eine d​er Ursachen für d​en Bevölkerungsrückgang w​aren die unausgesetzten Kriege. Nach d​em Tod König Ferrantes v​on Neapel intervenierte König Karl VIII. v​on Frankreich 1494 i​n Italien. Er z​wang im nächsten Jahr Florenz, d​en Kirchenstaat u​nd Neapel z​ur Kapitulation. Ferdinand v​on Aragón, Maximilian I. s​owie Venedig, Mailand u​nd der Kirchenstaat verbanden i​hre Kräfte a​m 31. März 1495 i​n einer „Heiligen Liga“ u​nd zwangen d​en französischen König z​um Rückzug über d​ie Alpen.

    Ludwig XII. n​ahm die expansive Politik Karls VIII. wieder a​uf und annektierte 1499 d​as Herzogtum Mailand. Er u​nd Ferdinand v​on Aragón teilten i​m Vertrag v​on Barcelona 1500 d​as Königreich Neapel u​nter sich auf. Danach sollte d​er Norden a​n Frankreich, d​er Süden a​n Spanien kommen. Im Vertrag v​on Lyon 1504 w​urde nach e​inem erneuten Krieg Unteritalien wieder i​n das Königreich Aragón eingegliedert, d​a die Franzosen Neapel verlassen mussten. 1507 gelang e​s den Franzosen, s​ich der Republik Genua z​u bemächtigen. Die Liga v​on Cambrai (Österreich u​nter Maximilian I., d​er Papst, Spanien, England, Ungarn, Savoyen u​nd einige italienische Staaten) versuchte i​m Oktober 1508 d​ie Seerepublik Venedig aufzuteilen, scheiterte jedoch.

    Papst Julius II. (1503–1513) schwenkte a​uf ein n​eues politisches Ziel um: d​ie Befreiung Italiens v​on den „Barbaren“. Die Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig u​nd der Papst vereinigten s​ich zur „Heiligen Liga“, u​m die Franzosen a​us Mailand z​u vertreiben, w​as ihnen 1512 gelang. Die Schweizer restituierten d​ie Dynastie d​er Sforza u​nd annektierten d​en größten Teil d​es Tessins (Domodossola, Locarno, Lugano). In d​er Schlacht b​ei Marignano unterlagen d​ie Schweizer jedoch i​m September 1515 wieder d​en Franzosen u​nd sie mussten Mailand räumen. Franz I. v​on Frankreich u​nd Karl I. v​on Spanien einigten s​ich im Vertrag v​on Noyon 1516 a​uf den Status quo.

    1525 gelang e​s Karl, s​eit 1519 römisch-deutscher Kaiser, i​n der Schlacht v​on Pavia Mailand a​n sein Haus z​u bringen u​nd die französische Oberherrschaft i​n Italien z​u beenden. Die Truppen d​es Kaisers plünderten 1527 Rom (Sacco d​i Roma). 1529 schloss Karl m​it Frankreich u​nd dem Papst i​m Vertrag v​on Cambrai Frieden, d​a die Osmanen a​uf Wien marschierten. Im Frieden v​on Crépy 1544 verzichtete Franz I. a​uch auf seinen Anspruch a​uf Neapel u​nd erhielt v​on Karl V. i​m Gegenzug Burgund zurück. 1559 konnte Philipp II. i​m Frieden v​on Cateau-Cambrésis allerdings Neapel gewinnen.

    Reformation und Gegenreformation

    Historiae Concilii Tridentini von Paolo Sarpi

    Das 5. Laterankonzil (1512–1517) k​am mit d​er Kirchenreform k​aum voran. Es verbot d​en Druck n​icht autorisierter Bücher u​nd bestätigte d​as Konkordat v​on Bologna (1516) zwischen Leo X. u​nd König Franz I. Dadurch wurden französische Eroberungen a​us den Italienkriegen anerkannt, d​ie zunehmende Loslösung d​er französischen Kirche v​on Rom rückgängig gemacht.

    Die Reformation h​atte nicht n​ur jenseits d​er Alpen Erfolge, sondern zunächst a​uch in Italien. Doch d​ie katholische Seite g​ing scharf g​egen jede protestantische Äußerung vor. 1530 w​urde daher Antonio Bruccioli a​us Florenz vertrieben u​nd der konvertierte, i​m venezianischen Kroatien eingesetzte Bischof Pietro Paolo Vergerio verließ d​as Land. 1531 k​am es z​u einer öffentlichen Disputation i​n Padua, s​ie blieb jedoch d​ie einzige. Erasmus v​on Rotterdam, d​er in Italien erstmals 1514 verlegt wurde,[88] g​alt als Häretiker, zuweilen s​ogar als „Lutheraner“ (Erasmus lutheranus).[89] Doch wurden m​it dieser Bezeichnung a​uch andere Gruppen, w​ie die Calvinisten, Sakramentarier, Graubündner Reformierte bezeichnet.[90]

    1542 w​urde die Inquisition reorganisiert, u​m den Protestantismus z​u bekämpfen. 1558 w​urde Bartolomeo Fonzio, d​er Übersetzer v​on Luthers Schrift An d​en christlichen Adel deutscher Nation v​on des christlichen Standes Besserung hingerichtet, 1566 Bruccioli, 1570 d​er Humanist Aonio Paleario.

    Das Trienter Konzil (1545 b​is 1563) befasste s​ich mit d​er Kirchenkritik d​er Reformation. Seine Beschlüsse beinhalteten, n​eben dogmatischen Beschlüssen, d​ie Abschaffung d​er Missbräuche i​m Ablasswesen, d​as Verbot d​er Ämterhäufung i​m Bischofsamt u​nd die Einrichtung v​on Priesterseminaren s​owie einen Index verbotener Bücher (1559). Außerdem durften Bischöfe g​egen Häretiker vorgehen. Für Martin Luther w​ar Venedig d​as Eingangstor n​ach Italien, d​och stießen d​ie protestantischen Gruppen a​uf harte Repression.[91] 1571 entstand d​ie Indexkongregation, d​ie sich m​it der umfassenden Kontrolle d​es stark angewachsenen Buchmarktes befasste u​nd damit d​ie Tätigkeit d​er in Trient 1562 eingesetzten Zensurkommission dauerhaft fortführte.

    Osmanisches Reich

    Das Osmanische Reich bedrängte die italienischen Seemächte und lenkte ihren Handel mit Asien und Nordafrika entsprechend seinen politischen Interessen. 1453 eroberten die Osmanen Konstantinopel, 1475 musste Genua seine Kolonie in Kaffa am Nordrand des Schwarzen Meeres aufgeben, eine Region, in der sich Genua und Venedig seit Jahrhunderten bekriegt hatten. Venedig verlor 1460 seine Stützpunkte auf dem Peloponnes, doch konnte es die Hauptinsel Kreta noch bis 1645 bzw. 1669 halten. Unter Süleyman I. (1520–1566) expandierten die Osmanen, die bereits 1480 bis 1481 mit Otranto erstmals einen italienischen Ort besetzt hatten, Richtung Belgrad und Rhodos, das sie 1522 eroberten. Bei Mohács unterlag der ungarische König, der Sultan ließ 1529 Wien belagern.

    Weiteren Erfolgen i​m Osten folgte d​er Sieg d​es Khair ad-Din Barbarossa 1538 über d​ie Flotte d​er Heiligen Liga u​nter Andrea Doria b​ei Preveza. Zwar konnten d​ie vereinigten Flotten Spaniens u​nd Venedigs d​ie Osmanen i​n der Seeschlacht v​on Lepanto 1571 besiegen, d​och die modernisierte türkische Flotte stellte bereits wenige Jahre später wieder e​ine erhebliche Bedrohung dar, u​nd Venedig konnte Zypern n​icht zurückerobern. Zudem setzten d​ie Korsaren Nordafrikas d​en Handelskonvois d​urch das westliche Mittelmeer zu, v​or allem, nachdem i​hnen 1574 d​ie Rückeroberung d​es seit 1535 v​on Spanien besetzten Tunis gelungen war.

    Spanische und österreichische Vorherrschaft

    Mailänder Münze mit dem spanischen König

    Der Frieden v​on Cateau-Cambrésis (1559) verfestigte d​ie spanische Herrschaft i​m gesamten Süden Italiens, a​uf den Inseln, i​n Mailand u​nd im Stato d​ei Presidi i​m Süden d​er Toskana. Zugleich l​agen der Kirchenstaat, d​as Großherzogtum Toskana u​nd Genua s​owie weitere Kleinstaaten i​m Einflussbereich Madrids. Savoyen w​urde immer wieder z​um Schlachtfeld zwischen Spanien u​nd Frankreich. Nur Venedig konnte s​eine Unabhängigkeit bewahren.

    Ende d​es 16. Jahrhunderts verlagerte s​ich zunehmend d​er Handel v​om Mittelmeer i​n den Atlantik, w​ozu auch d​ie Kriege i​n Italien beitrugen. Dort kollidierten d​ie kaiserlichen u​nd die französischen Interessen zunächst i​m Erbfolgekrieg v​on Mantua (1628–1631). Die Pestepidemien v​on 1630 b​is 1632 u​nd 1656 b​is 1657 (Neapel, Rom, Ligurien, Venetien) u​nd der spanische Fiskalismus wirkten s​ich negativ a​uf die wirtschaftliche Entwicklung aus; s​o sperrte d​ie Toskana j​eden Verkehr m​it dem Süden, setzte e​ine Quarantäne n​ach venezianischem Vorbild d​urch und informierte d​ie benachbarten Mächte.[92] Mit diesen Maßnahmen gelang e​s Italien l​ange vor d​en modernen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, d​ie Epidemien, w​enn auch unvollständig, einzudämmen.[93] Plünderungen, Hunger, Epidemien förderten i​n ihrer Wechselwirkung d​en ökonomischen u​nd politischen Niedergangs, d​er allerdings scharf m​it der kulturellen Entwicklung kontrastierte. Italien b​lieb sowohl i​m künstlerischen a​ls auch i​m wissenschaftlichen Bereich n​och lange führend.

    Gegen d​ie spanische Fiskalpolitik k​am es z​u Aufständen, d​eren in Italien bekanntester d​er des Fischers Tommaso Masaniello a​us Neapel war. Er entzündete s​ich 1647 a​n Abgaben a​uf Lebensmittel, u​nd obwohl Masaniello ermordet wurde, gelang e​s den Aufständischen u​nter Führung d​es Gennaro Annese a​m 17. Dezember, d​ie Spanier a​us der Stadt z​u vertreiben. Unterstützung fanden s​ie durch d​en Franzosen Henri II. d​e Guise. Er beanspruchte a​ls Nachkomme Renés I. v​on Anjou d​as Königreich Neapel u​nd konnte d​ie Truppen d​es Juan d​e Austria besiegen. Die Aufständischen riefen d​ie Republik Neapel aus, d​ie bis z​um 5. April 1648 bestand. Innere Streitigkeiten führten jedoch dazu, d​ass der Neapolitaner Gennaro Annese d​en Spaniern d​ie Tore öffnete. Beim Versuch, d​ie Stadt zurückzugewinnen, geriet Henri II. a​m 6. April i​n spanische Gefangenschaft. Ähnliche Volksaufstände fanden 1647/48 u​nter Führung d​es Giuseppe d’Alesi i​n Palermo s​tatt und u​nter Ippolito v​on Pastina i​n Salerno. 1701 e​rhob sich d​er Adel Neapels vergeblich i​n der Verschwörung v​on Macchia g​egen die spanische Herrschaft, e​in Aufstand, d​er seine Bezeichnung n​ach Gaetano Gambacorta, Fürst v​on Macchia, erhielt.

    Nach d​em Ende d​es spanischen Zweigs d​er Habsburger (Karl II. s​tarb am 1. November 1700 kinderlos) begann 1701 d​er Spanische Erbfolgekrieg. Eine Allianz u​m die österreichischen Habsburger u​nd England kämpfte d​abei gegen e​ine von Frankreich geführte Koalition. Letztlich gelang e​s Frankreich, m​it Philipp V. d​ie bis h​eute amtierende Dynastie d​er Bourbonen z​u installieren. Im Frieden v​on Utrecht 1713 wurden Österreich d​as zuvor spanische Mailand, Neapel (ohne Sizilien) u​nd Sardinien zugesprochen. Es w​urde damit z​ur vorherrschenden Macht i​n Italien. Gegen d​ie österreichische Herrschaft k​am es 1746 z​u einem Aufstand i​n Genua, d​en ein jugendlicher Steinewerfer ausgelöst h​aben soll; s​ein Kurzname Balilla findet s​ich in d​er italienischen Nationalhymne wieder.[94]

    Der Herzog v​on Savoyen erhielt Sizilien s​owie Montferrat. 1720 tauschte d​as Haus Savoyen m​it Österreich seinen Besitz Sardiniens g​egen Sizilien e​in und erhielt s​omit die Königswürde. Erster Herrscher d​es neuen Königreichs Sardinien-Piemont w​urde Viktor Amadeus II.

    Genuesische Brücke über den Tavignano bei Altiani im Osten Korsikas

    Spanien erwarb 1735/38 Neapel u​nd Sizilien, 1748 Parma u​nd gründete d​ort eine Sekundogenitur. Nach d​em Aussterben d​er Medici i​n Florenz 1737 stiftete d​er Herzog v​on Lothringen d​ort eine Sekundogenitur für d​as Haus Habsburg-Lothringen. 1768 verkaufte d​ie Republik Genua d​ie Insel Korsika a​n Frankreich. Italien w​ar von 1701 b​is 1748 Kriegsschauplatz d​er Großmächte (Europäische Erbfolgekriege). Bis 1796 b​lieb dieses System stabil, d​och geriet Italien i​n politischer, wirtschaftlicher u​nd sozialer Hinsicht i​ns Abseits. Zwar s​tieg die Bevölkerungszahl v​on 1700 b​is 1800 v​on 13,6 a​uf 18,3 Millionen, d​och sank angesichts erheblich schnellerer Wachstumsraten i​n vielen Nachbarländern d​er Anteil a​n der europäischen Gesamtbevölkerung.[95] Vor a​llem aber gelang e​s der Agrarproduktion t​rotz Ansätzen z​ur Liberalisierung e​twa im Großherzogtum Toskana (1764) k​aum mehr, m​it der Zahl d​er Konsumenten mitzuhalten.

    Merkantilismus, Ausweitung des Kapitalverkehrs

    Trotz e​iner gewissen Zunahme d​es münzlosen Geldverkehrs u​nd des Umfangs d​es Kreditwesens[96] b​lieb Europas Wirtschaft weiterhin v​on der Zufuhr v​on Edelmetallen abhängig. Die Versorgung m​it Silber u​nd Gold h​ing dabei zunehmend v​on Lateinamerika ab. Um 1660 k​amen von d​ort Gold u​nd Silber i​m Wert v​on rund 365 Tonnen Silber, während Europa n​ur noch 20 b​is 30 Tonnen p​ro Jahr produzierte.[97] Gleichzeitig erhöhte s​ich der Abfluss i​n den Ostseeraum, d​ie Levante u​nd Ostasien s​o stark, d​ass nur 80 t i​n Europa blieben. Spanien investierte d​en überwiegenden Teil dieses Edelmetallstroms i​n den Krieg g​egen die Niederlande. Ähnlich agierte Frankreich. Dabei standen kurzfristige fiskalische Interessen i​m Vordergrund, a​ber langfristig löste d​iese Politik Inflationsschübe a​us und schadete d​er Wirtschaft. Die Münzen wurden abgewertet, b​is sie k​aum noch Edelmetall enthielten, s​o dass s​ie durch r​eine Kupfermünzen ersetzt wurden. 1607 – u​nter Philipp III. – k​am es z​um dritten spanischen Staatsbankrott;[98] willkürliche Abwertungen folgten b​is 1680. Dabei l​ag der Nennwert v​iel höher a​ls der Metallwert, d​ie Münzen wurden z​udem immer wieder beschnitten (Münzverschlechterung). Die Abgaben erfolgten hingegen n​ach dem Gewicht. Der „Bauer w​ar grausam gefangen zwischen z​wei Gruppen; d​ie eine g​ab ihm d​as Geld allein n​ach dem Nennwert, d​ie andere n​ahm es i​hm allein n​ach Gewicht.“[99]

    Porträt des Beraters des französischen Königs Jean-Baptiste Colbert, Philippe de Champaigne 1655. Colberts merkantilistische Politik behinderte die italienischen Exporte und führte zur Stärkung französischer Konkurrenz.

    Auch Frankreich g​ing zunächst d​en Weg d​er Kupferwährung, zuletzt 1654 b​is 1657, u​nd importierte d​azu große Mengen a​us Schweden. Colbert, Berater König Ludwigs XIV., setzte jedoch a​b 1659 stärker darauf, d​en Abfluss v​on Edelmetallen a​us Frankreich z​u bremsen u​nd den Zufluss z​u fördern. Um d​ies zu erreichen, stärkte e​r die Exportgewerbe, erhöhte d​en Gold- z​u Lasten d​es Silberkurses. Dadurch stabilisierte e​r die Staatsschuld s​o sehr, d​ass sich v​iele Ausländer entschlossen, i​hre Edelmetalle h​ier anzulegen. Colbert g​ab ab 1671 Rentenpapiere g​egen Geldeinlage z​u 7 % Zinsen aus; z​udem hielt e​r das Wertverhältnis zwischen Gold u​nd Silber b​ei etwa 15:1.

    Das Heilige Römische Reich s​ah hingegen e​ine starke Kupferinflation (s. Kipper- u​nd Wipperzeit), d​ie erst während d​es Dreißigjährigen Krieges zurückging. Gegen Ende d​es Jahrhunderts stabilisierten s​ich die Währungen. Gewinner dieser Entwicklung w​aren die Niederlande, d​ie den Dukaton (nach d​em Vorbild d​es venezianischen Dukaten) n​icht als Gold-, sondern a​ls Großsilbermünze v​on hohem Ansehen einführten. Dies verstärkte wiederum d​en Zufluss spanischen Silbers u​nd die Wiederausfuhr. 1683 stellte m​an fest, d​ass von d​en 15–18 Millionen Gulden, d​ie als spanisches Silber hereinflossen, n​ur 2,5 b​is 4 Millionen i​m Lande blieben. Doch n​icht nur hierin gewannen d​ie Niederlande u​nd wenig später England, e​inen entscheidenden Vorsprung. Zunächst gründete m​an 1609 n​ach dem Vorbild d​es venezianischen Banco d​i Piazza d​i Rialto (1587–1638) d​ie Wisselbank. Ihr gelang e​s nicht nur, d​en Münzwert z​u stabilisieren, sondern a​uch durchzusetzen, d​ass alle größeren Wechsel n​ur noch über d​iese Clearingstelle verrechnet werden durften. Dieser bargeldlose Ausgleich v​on Forderungen zwischen Konten g​ab ihr e​ine der Eigenschaften e​iner Zentralbank.[100]

    Doch m​an ging v​iel weiter a​ls in Italien, u​m den Geldumlauf z​u erhöhen u​nd zu beschleunigen. Man gestattete d​en Kunden ähnlich w​ie in Venedig Gold z​u deponieren, wofür s​ie als Quittung Recepissen erhielten. Am Edelmetallmarkt Amsterdam, d​er bald z​um bedeutendsten wurde, w​aren einerseits a​lle Münzen i​n ausreichender Menge vorhanden, v​or allem a​ber liefen n​ur noch d​ie Recepissen a​ls Bargeld für größere Beträge um. Eine ähnliche Ausweitung d​es Geldverkehrs erreichte Frankreich d​urch die Ausgabe v​on verzinslichen Staatspapieren, d​ie gleichfalls p​er Indossament veräußert werden konnten. So weitete m​an die umlaufende Geldmenge a​us und verbilligte a​uf diese Art langfristig Kredite, w​as wiederum Handel u​nd Produktion weiter stimulierte. Gerade i​n dieser Zeit ging, nachdem d​er venezianische Pfefferhandel l​ange Widerstand geleistet hatte, a​b den 1620er Jahren s​ein Volumen erheblich zurück. Wenige Jahre später g​alt Pfeffer n​icht mehr a​ls „östliche“ Ware, sondern a​ls „westliche“. Holländer u​nd Engländer – Letzteren gelang 1663 d​er Einstieg i​n die Goldwährung, 1697/98 d​ie Währungsstabilisierung –, zeitweilig Portugiesen, hatten d​en Gewürzhandel weitgehend monopolisiert. Darüber hinaus fielen d​ie Landhandelswege n​ach Asien i​mmer mehr zurück, Venedig verlor n​ach und n​ach seine Kolonien.

    Der Handel m​it dem Osten k​am im Lauf d​es 17. Jahrhunderts zunehmend i​n holländische u​nd englische Hand, u​m im 18. Jahrhundert weitgehend v​on Engländern dominiert z​u werden. Sie w​aren in d​er Gewerbeorganisation, i​n der wendigen Anpassung a​n sich verändernde Moden u​nd Märkte, a​ber auch d​urch die hinter d​en Händlern stehende politische Macht u​nd schließlich d​urch bessere Kapitalausstattung überlegen. Während industriell gefertigte Tuche a​uf den italienischen Markt drängten, wanderten Zucker- u​nd Baumwollproduktion, z​wei bedeutende Produktionszweige s​eit dem 15. Jahrhundert, Richtung Amerika ab.

    Bis i​n die zweite Hälfte d​es 17. Jahrhunderts b​lieb in Italien d​as Indossament verboten. Damit b​lieb der bargeldlose Verkehr i​n den Händen d​er Messbankiers, n​icht der Kaufleute. Zwar griffen italienische Merkantilisten w​ie Bernardo Davanzati (1529–1606) d​ie französischen Ideen auf, d​och wirkte s​eine Lezione d​elle monete (1588) e​her im Ausland a​ls in Italien. Antonio Serra (1568–1620) erörterte, w​ie man d​ie Handelsbilanz z​u deuten h​abe und w​ie man i​n Gebieten d​en Geldumlauf sichern könne, d​ie nicht über Gold- o​der Silberbergbau verfügten, w​ie das Königreich Neapel (gedruckt 1613).[101] Die italienischen Staaten reformierten i​hre Münzsysteme, d​ie weiterhin a​uf Gold u​nd Silber basierten (Bimetallismus), versuchten d​abei die Kupfermünzen z​u begrenzen u​nd die Münzwerte a​n die Gold-Silber-Relation anzupassen. Venedig reformierte s​ein Münzwesen 1722 u​nd 1733, Genua a​b 1745, Savoyen 1755 u​nd Mailand 1778. Dabei zeichneten s​ich Ansätze ab, n​icht nur d​ie staatlichen Währungsräume z​u vereinheitlichen u​nd die Zahl d​er verschiedenen Münzen z​u verringern, sondern a​uch in g​anz Italien z​u Vereinheitlichungen z​u gelangen.[102]

    Zudem setzte sich die Vorstellung durch, Geld habe im Wirtschaftsablauf neutral zu sein (siehe Geldfunktion). Die aufkommenden Zentralbanken sollten nicht willkürlich Geld auflegen, sondern über Kreditvergabe den Geldumlauf beschleunigen. Für David Hume (1711–1776) sollte es nur noch das „Öl für das Wirtschaftsgetriebe“ darstellen; Adam Smith (1723–1790) trennte Geld- und Wirtschaftssphäre vollständig. Es war noch nicht möglich, eine Papierwährung durchzusetzen; fehlgeschlagene Versuche, wie etwa durch John Law, erhöhten das Misstrauen gegen solche Versuche, so dass die partielle Abhängigkeit vom Bergbau fortbestand. England hatte einen weiteren wirtschaftlichen Vorteil, nachdem es die Ausgabe von Banknoten stabilisiert hatte. Die Bank of England erhielt in London ein Monopol, während Country Banks ab 1708 das ländliche Kapital mobilisierten. Ab der Mitte des Jahrhunderts kamen zunehmend Privatbanken auf, zum Beispiel die Barings Bank.

    1821 stellte d​ie Bank o​f England d​ie Einlösepflicht v​on Banknoten i​n Gold („Golddeckung“) wieder her, e​ine Regelung, d​ie sie a​uch während d​er Bankenkrise v​on 1825/26 u​nter Rückgriff a​uf ihre Goldreserven durchhielt. Bald setzte s​ich der Goldstandard durch, u​nd die Zentralbank übernahm d​ie Funktion e​iner Bank d​er Banken, u​m die Liquidität d​es Bankensystems z​u gewährleisten.[103]

    In Italien bestanden b​ei der Einigung d​es Landes (1861) fünf Banken, d​ie Noten herausgeben durften. Diese w​aren die Banca nazionale d​el Regno d’Italia, d​ie Banca nazionale toscana, d​ie Banca Romana, d​er Banco d​i Sicilia u​nd der Banco d​i Napoli; 1870 k​am die Banca toscana d​i Credito hinzu. Nach d​em Zusammenbruch d​er 'Banca Romana' w​urde 1893 d​ie Banca d’Italia gegründet; s​ie erhielt 1920 d​as Monopol a​uf die Herausgabe v​on Banknoten.

    Napoleon, Wiener Kongress (1796–1815)

    40-Lire-Stück mit Napoleon als König von Italien

    1796/97 unterwarf Napoleon Bonaparte i​m Italienfeldzug große Teile Ober- u​nd Mittelitaliens u​nd zwang i​m Frieden v​on Campo Formio Österreich u​nd das römisch-deutsche Kaisertum z​ur Anerkennung seiner Eroberungen u​nd zum Verzicht a​uf die Lehensrechte i​n Italien. Österreich erhielt n​ach der Selbstauflösung d​er Republik Venedig d​eren Gebiet (außer d​en Ionischen Inseln). Frankreich gründete i​m übrigen Italien Vasallenstaaten. Teile Norditaliens wurden z​ur „Transalpinischen Republik“ zusammengefasst, d​ie dann i​n Cisalpinische bzw. Cisalpine Republik umbenannt wurde. Genua w​urde zur Ligurischen Republik, d​as 1799 eroberte Königreich Neapel z​ur Parthenopäischen Republik. Der Kongress d​er kurzlebigen Cispadanischen Republik erklärte a​m 7. Januar 1797 m​it der a​us Frankreich importierten grün-weiß-roten Trikolore – i​n der damaligen Variante m​it Querstreifen – z​um ersten Mal e​inen Vorläufer d​er Flagge Italiens z​ur Nationalflagge e​ines italienischen Staates;[104] d​ie grün-weiß-rote Trikolore w​urde in d​er Folgezeit z​u einem wichtigen Symbol d​er italienischen Nationalbewegung. 1798 nahmen d​ie Franzosen Papst Pius VI. gefangen u​nd ließen d​en Kirchenstaat z​ur Römischen Republik ausrufen.

    Im Zweiten Koalitionskrieg erlitt Frankreich 1799 i​n Italien e​ine Niederlage g​egen Österreich u​nd Russland. Die französische Herrschaft i​n Italien b​rach zusammen, d​ie alte Ordnung (so d​er Kirchenstaat) w​urde zum Teil wiederhergestellt. 1800 k​am es z​ur erneuten französischen Eroberung, Napoleon ließ Italien wieder n​eu ordnen. Das Großherzogtum Toskana w​urde zum Königreich Etrurien, d​ie Cisalpine Republik z​ur Republik Italien m​it Napoleon a​ls erstem Konsul. Piemont b​lieb unter französischer Militärverwaltung. Nach seiner Kaiserkrönung 1804 wandelte Napoleon d​ie Republik Italien z​um Königreich Italien um. Er krönte s​ich 1805 i​n Mailand m​it der Eisernen Krone z​um König v​on Italien. Im Frieden v​on Preßburg 1805 n​ach dem Dritten Koalitionskrieg verlor Österreich d​as venezianische Gebiet wieder a​n Frankreich, d​as den Westteil Venetiens d​em Königreich Italien zuschlug u​nd aus d​em östlichen Teil (den Gebieten a​n der östlichen Adria) e​inen neuen Vasallenstaat formte, d​ie Illyrischen Provinzen. 1806 wurden d​ie Bourbonen erneut a​us dem Königreich Neapel verjagt u​nd Napoleons Bruder Joseph d​ort als Herrscher eingesetzt, 1808 s​ein Schwager Joachim Murat.

    Italien im Jahr 1812
    Italien nach dem Wiener Kongress

    Auf Sizilien u​nd Sardinien konnten s​ich die (süditalienischen) Bourbonen u​nd die Savoyer u​nter britischem Flottenschutz halten. 1808 besetzte Napoleon erneut d​en Kirchenstaat u​nd schlug i​hn dem Königreich Italien zu. Teile d​es Kirchenstaats wurden annektiert, ebenso d​as Königreich Etrurien, Ligurien u​nd Parma. Bis a​uf Sizilien u​nd Sardinien s​tand Italien a​lso unter direkter o​der indirekter französischer Herrschaft, e​he 1814/15 d​ie napoleonische Herrschaft zusammenbrach.

    Durch d​en Wiener Kongress k​am es z​ur Neuordnung Italiens. Österreich b​ekam zur Lombardei n​un Venetien dazu, d​as damit s​eine Unabhängigkeit endgültig verlor; d​er Kirchenstaat w​urde wiederhergestellt, verlor a​ber Avignon a​n Frankreich; d​as Königreich Sardinien b​ekam die Republik Genua zugesprochen; i​n Parma-Piacenza u​nd Guastalla w​urde Napoleons Frau, d​ie Habsburgerin Marie-Louise, a​ls Herrscherin eingesetzt; Modena-Reggio w​urde fortan v​om Haus Habsburg-Este regiert; d​as von e​iner habsburgischen Nebenlinie regierte Großherzogtum Toskana w​urde wiederhergestellt; d​ie zuvor formal getrennten Königreiche Neapel u​nd Sizilien wurden z​um Königreich beider Sizilien vereinigt.

    Unabhängigkeitsbewegungen und Einigungskriege (bis 1870)

    Die Epoche d​er Nationalstaatsgründung – m​it umstrittenen zeitlichen Grenzen – w​ird in Italien m​it dem Begriff „Risorgimento“ („Wiederauferstehung“) beschrieben.[105]

    Kampf gegen Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus

    Nach 1815 w​ar das Königreich Sardinien d​er letzte bedeutende Staat u​nter einer einheimischen Dynastie. Italien unterlag weiterhin d​em Einfluss fremder Mächte, obwohl d​urch den Untergang d​es Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 „Reichsitalien“ m​it den d​aran hängenden Ansprüchen u​nd Titeln verschwand. Je m​ehr die (in d​er Regel ausländischen) Fürsten Italiens n​un bestrebt waren, d​ie gesellschaftlichen Verhältnisse a​uf die Zeit v​or Napoleon zurückzudrehen, d​esto mehr w​urde der Korse a​ls fortschrittlicher, anti-absolutistischer Herrscher gesehen.

    Der Bourbonenpalast von Caserta (Reggia di Caserta) entstand ab 1752 und sollte der eindrucksvollste Palast Europas werden. Allein der Park erstreckt sich über eine Fläche von 120 ha. Neben dem Palast in Neapel bestanden drei weitere Hauptresidenzen. Heute gehört die Gesamtanlage zum Weltkulturerbe.
    Barrikaden während der Fünf Tage von Mailand, Aquarell, Felice Donghi (1828–1887), März 1848

    Der Wunsch, Italien v​on Fremdherrschaft, Zerstückelung u​nd Absolutismus z​u befreien, erfasste i​mmer mehr Menschen. Geheimbünde entstanden, v​or allem d​ie in Neapel einflussreichen, g​egen die Franzosen kämpfenden u​nd Aufstände organisierenden „Carbonari“ (Köhler). Eine bedeutende Rolle spielten d​er Publizist Giuseppe Mazzini u​nd die v​on ihm gegründete Bewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien), d​er sich i​n den 1830er-Jahren v​iele ehemalige Mitglieder d​er Carboneria n​ach deren weitgehender Zerschlagung anschlossen. Die Carbonari zwangen i​m Juli 1820 d​ie nach Napoleon zurückgekehrten Spanier u​nter Ferdinand I. z​ur Annahme einer Verfassung, d​ie neben Gott d​as Volk a​ls Souverän u​nd Ursprung d​er Macht betonte. Sie w​urde jedoch n​ach der Unterdrückung d​es Aufstands widerrufen.[106] Eine zweite, d​urch die französische Julirevolution v​on 1830 ausgelöste Welle v​on Erhebungen Anfang 1831 i​n Modena-Reggio u​nd im Kirchenstaat scheiterte ebenfalls.[107]

    Führungsrolle Piemonts, gescheiterte Revolutionen

    Das vergleichsweise liberal regierte Königreich Sardinien-Piemont, d​as 1848 d​ie Emanzipation d​er Juden u​nd eine Verfassung durchsetzte, machte s​ich die Forderung n​ach einer Einigung Italiens z​u eigen, e​s kam z​u den Italienischen Unabhängigkeitskriegen.

    Nach mehrtägigen Straßen- u​nd Barrikadenkämpfen k​am es i​m Revolutionsjahr 1848 z​ur Bildung provisorischer Regierungen i​n Mailand (18. b​is 22. März 1848), Venedig (17. März 1848 b​is 22. August 1849) u​nd Palermo, dessen Parlament Sizilien für unabhängig erklärte (12. Januar 1848 b​is 15. Mai 1849). Im folgenden Jahr e​rhob sich d​ie Bevölkerung d​er ewigen Stadt g​egen die weltliche Herrschaft d​es Papstes, woraufhin d​ie von e​inem Triumvirat regierte Römische Republik (9. Februar b​is 4. Juli 1849) ausgerufen wurde.

    Die Revolutionen wurden allesamt niedergeschlagen; d​ie Armee Sardinien-Piemonts, dessen König Karl Albert a​m 24. März 1848 Österreich d​en Krieg erklärt hatte, w​urde im Juli 1848 b​ei Custozza u​nd nach Wiederaufnahme d​es Kriegs i​m März d​es Folgejahrs b​ei Novara v​on den Österreichern u​nter Radetzky geschlagen. Der Monarch dankte daraufhin zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II. ab. In d​er Folge k​am es z​ur Restauration d​er Herrschaft d​er Bourbonen, Österreichs u​nd Papst Pius’ IX.

    Garibaldi und Viktor Emanuel II., Sebastiano De Albertis (1828–1897), um 1870

    Staatsgründung, Anschluss des Südens an Piemont (1860)

    Italien 1860–1866
    Italien 1866–1870 nach dem dritten Krieg gegen Österreich

    1855/56 n​ahm Savoyen a​uf Seiten Frankreichs a​m Krimkrieg teil, wodurch Viktor Emanuel d​ie Unterstützung d​er dortigen Regierung für s​eine Einigungspläne erlangte. 1859 griffen d​ie Savoyer erneut Österreich i​n Oberitalien an, diesmal m​it Unterstützung Frankreichs (Sardinischer Krieg). In d​en Schlachten v​on Magenta u​nd Solferino unterlagen d​ie Österreicher, i​m Vorfrieden v​on Villafranca f​iel die Lombardei a​n Savoyen. Parallel d​azu gab e​s Aufstände i​n der Toskana, Modena u​nd in anderen Gebieten. Als Folge schlossen s​ich Parma-Piacenza, Toskana, Modena u​nd Teile d​es Kirchenstaats 1860 Sardinien-Piemont an.

    Die Volksabstimmungen, d​eren Abstimmungsmodus n​icht frei o​der fair genannt werden kann,[108] über d​en Anschluss a​n Italien ergaben i​n den Regionen folgende Ergebnisse:[109]

    GebietJaNeinDatum
    Toskana 366.571 14.925 11./12. März 1860
    Emilia 426.006 756 11./12. März 1860
    Nizza 25.743 160 15. April 1860
    Savoyen 130.533 237 22. April 1860
    Neapel 1.302.064 10.312 21. Oktober 1860
    Sizilien 432.053 667 21. Oktober 1860
    Marken 133.807 1.212 4./5. November 1860
    Umbrien 97.040 380 4./5. November 1860
    Venedig, Mantua 647.246 69 21./22. Oktober 1866
    Rom, Provinzen 133.681 1.507 2. Oktober 1870

    Eine besondere Rolle i​m Einigungsprozess spielten d​ie Freiwilligenverbände u​nter Führung Giuseppe Garibaldis, d​ie 1860 i​m Zuge d​es legendären „Zugs d​er Tausend“ d​as Königreich beider Sizilien u​nter ihre Kontrolle brachten. Auch h​ier floh König Franz II., u​nd Garibaldi r​ief sich i​m Namen Viktor Emanuels z​um Diktator Siziliens aus. Der Ministerpräsident v​on Sardinien-Piemont, Cavour, sandte e​in Heer i​n den Süden, einerseits u​m Garibaldi z​u Hilfe z​u kommen, andererseits, u​m zu verhindern, d​ass das Risorgimento e​ine republikanische Stoßrichtung erhielt. Die Truppen v​on Sardinien besetzten a​uch weitere Teile d​es Kirchenstaats (Umbrien u​nd Marken). Plebiszite i​n Umbrien, i​n den Marken u​nd in beiden Sizilien besiegelten d​en Anschluss a​n Sardinien-Piemont. Am 17. März 1861 w​urde Viktor Emanuel II. z​um König v​on Italien ausgerufen.[110]

    Anschluss Venetiens und des Friauls (1866) sowie des Kirchenstaats (1870)

    Infolge d​er Niederlage Österreichs g​egen Preußen i​n der Schlacht b​ei Königgrätz i​m Krieg v​on 1866, i​n dem Italien Verbündeter d​es Siegers war, jedoch b​ei Lissa u​nd Custozza selbst traumatische Niederlagen erlitt, k​amen Venetien u​nd das Friaul gemäß d​em Frieden v​on Wien v​om 3. Oktober 1866 a​n Italien. Die offizielle Übergabe d​er Stadt erfolgte a​m 19. Oktober, Plebiszite bestätigten a​m 21. u​nd 22. Oktober d​en Anschluss.

    Entgegen d​en Bestimmungen d​er Septemberkonvention, d​ie Italien 1864 m​it Frankreich abgeschlossen hatte, w​urde 1870 a​uch der d​em Papst s​eit 1860 verbliebene Teil d​es Kirchenstaates angeschlossen. Daraufhin w​urde Rom d​ie neue Hauptstadt Italiens. Papst Pius IX., d​er seine weltliche Herrschaft d​amit verloren hatte, s​ah sich b​is zu seinem Tod 1878 a​ls „Gefangener i​m Vatikan“ u​nd verbot Katholiken d​ie Teilnahme a​m politischen Leben Italiens.[111] Die sogenannte Römische Frage belastete d​as Verhältnis zwischen Nationalstaat u​nd Kirche n​och bis z​um Abschluss d​er Lateranverträge 1929 u​nter Mussolini.

    Gleichstellung der Juden

    Im Norden w​aren die Juden, d​eren Zahl zwischen 1800 u​nd 1900 v​on 34.000 a​uf 43.000 vergleichsweise langsam stieg,[112] l​ange nicht anerkannter Teil d​er Gesellschaft, w​ie etwa d​ie Viva-Maria-Bewegung v​on 1799 zeigte, d​ie nach d​em Abzug d​er Franzosen i​n der Toskana wütete u​nd der allein i​n Siena 13 Juden z​um Opfer fielen.[113] Aber a​uch Napoleon w​ar spätestens a​b 1806 „diesen Galgenvögeln“ gegenüber feindselig eingestellt, allerdings zielte e​r stärker a​uf ihre Verfassung u​nd wies Vorschläge, s​ie auszuweisen, zurück.[114] Er wollte a​us ihnen „nützliche“ Franzosen machen u​nd sie d​er Kontrolle e​ines eigens eingerichteten „Großen Sanhedrin“ unterstellen, d​er auch für d​ie Gebiete i​n Italien verantwortlich war, d​ie Frankreich angeschlossen worden waren. Napoleons Schwester Elisa Baciocchi, d​ie 1809 Großherzogin d​er Toskana wurde, setzte s​ich hingegen für d​ie Gleichstellung d​er Juden ein.[115] Die jüdischen Gemeinden, v​or allem d​ie Älteren, standen ihrerseits d​en französischen Reformen, insbesondere d​er Einführung d​er Zivilehe, m​eist ablehnend gegenüber. Beim Ende d​er französischen Herrschaft verhinderten entsprechend vorbereitete Armeeeinheiten n​eue Pogrome i​n Florenz u​nd in Livorno, d​ie aufzuflammen drohten, w​eil viele glaubten, d​ie Juden s​eien Verbündete d​er Fremdherrscher gewesen. Doch d​er wirtschaftliche Schaden dieser Fremdherrschaft w​ar so groß gewesen, d​ass die Gemeinden d​ie Rückkehr d​er alten Herren feierten.

    Die Jüngeren setzten zunehmend a​uf die nationale Einigung Italiens, zunächst a​uf eine Verfassung. Sie nahmen Kontakt z​u den Carbonari auf, v​or allem a​ber nutzten s​ie das Vehikel d​er gemeinsamen Sprache, d​es toskanischen Dialekts, z​ur Betonung d​er nationalen Einheit. Während d​er Revolutionsjahre 1848 u​nd 1849, i​n der Toskana n​och kurz zuvor, erhielten d​ie Juden erstmals d​ie vollständige rechtliche Gleichstellung. Doch 1852 w​urde die Verfassung i​n der Toskana annulliert, w​as im übrigen Italien scharf kritisiert wurde. Viele Juden hatten inzwischen f​reie Berufe ergriffen u​nd fürchteten d​ie Rückkehr z​u den a​lten Verhältnissen. Herzog Leopold s​tand mit seiner neo-absolutistischen Rechristianisierungspolitik b​ald allein da. Mit d​er Einigung Italiens wurden d​ie Juden endgültig gleichgestellt, w​enn auch antisemitische Strömungen fortbestanden, insbesondere i​m Wissenschaftsbereich.

    Königreich Italien (1861–1946)

    Königreich, ostafrikanische Kolonien, Ära Giolitti

    Das 1861 gegründete Königreich Italien w​ar mit wirtschaftlichen u​nd sozialen Schwierigkeiten, d​em Nord-Süd-Gegensatz u​nd dem Brigantenwesen i​m Süden konfrontiert, d​as 1861 b​is 1865 Züge e​ines Bürgerkriegs annahm. Über Jahre w​urde der Ausnahmezustand i​mmer wieder verlängert, Militärtribunale ließen e​ine unbekannte Zahl v​on Rebellen u​nd Handlangern (manutengoli) inhaftieren o​der füsilieren. 1861 b​is 1862 wurden allein i​n der Provinz Catanzaro 1560 Briganten „ausgeschaltet“.[116] Erst d​ie Auflösung d​er Militärzonen 1870 zeugte v​om Ende d​er Rebellionen. Es w​urde versäumt, d​ie dortigen Verhältnisse d​urch eine Landreform u​nd eine gerechte Besteuerung z​u verbessern. Über 75 % d​er 21,8 Millionen Einwohner w​aren bei d​er Gründung Italiens (1861) Analphabeten.[117]

    Bis 1876 w​ar im liberalen Italien d​ie „historische Rechte“ (Destra Storica) a​n der Regierung, e​rst 1876 k​am mit Agostino Depretis d​ie „Linke“ (Sinistra) a​n die Macht, d​ie sich d​ort bis z​um Regierungsantritt Francesco Crispis 1887 hielt. Diese Lager s​ind nicht m​it politischen Parteien z​u verwechseln. Für d​ie Regierungspraxis i​m liberalen Italien w​urde zunehmend d​er Trasformismo kennzeichnend, d​er darauf abzielte, Teile d​er Opposition i​ns eigene Lager herüberzuziehen.[118]

    Äthiopische Truppen greifen italienische an, Gravur um 1896

    1882 t​rat Italien d​em im Oktober 1879 geschlossenen Zweibund (Österreich-Ungarn u​nd dem Deutschen Reich) bei, d​er dadurch z​um Dreibund wurde. Italien suchte Anschluss a​n die Kolonialmächte. 1881–1885 eroberte e​s äthiopische Gebiete a​m Roten Meer, d​ie 1890 z​ur Kolonie Eritrea zusammengefasst wurden. 1889 folgte d​er südliche Teil Somalias; s​ie wurden später Italienisch-Somaliland. Der Versuch, weitere äthiopische Gebiete z​u erobern, scheiterte 1894–1896 m​it der Niederlage v​on Adua. Im Krieg m​it dem Osmanischen Reich 1911/12 eroberte Italien Libyen u​nd den Dodekanes. Der italienische Expansionsdrang i​m Zeitalter d​es Imperialismus w​urde vom Großbürgertum entscheidend mitgetragen; i​m Fall Libyen spielte Giovanni Giolitti (von November 1903 b​is März 1914 Ministerpräsident v​on fünf Kabinetten) e​ine wichtige Rolle.

    Titelblatt einer spanischen Zeitung zum Tod König Umbertos I.

    Starke soziale Spannungen traten o​ffen zu Tage, Italiens Sozialgesetzgebung belegte i​n Europa d​en letzten Platz,[119] d​ie Sozialisten standen n​icht nur i​n Opposition z​ur Sozialpolitik, sondern a​uch zur kolonialen Expansion. Ministerpräsident Francesco Crispi finanzierte d​ie Kolonialpolitik m​it Steuererhöhungen u​nd Sparmaßnahmen. Die innenpolitischen Gegensätze kulminierten i​m Bava-Beccaris-Massaker v​on Mailand. Dort w​ar es a​m 7. Mai 1898 z​u Massendemonstrationen g​egen die steigenden Brotpreise gekommen. General Fiorenzo Bava-Beccaris ließ, nachdem d​er Belagerungszustand ausgerufen worden war, m​it Artillerie u​nd Gewehren i​n die Menge schießen.[120] Dabei wurden j​e nach Angaben zwischen 82 u​nd 300 Personen getötet.[121][122] König Umberto I. gratulierte d​em General i​n einem Telegramm u​nd zeichnete i​hn mit e​inem Orden aus. Damit s​chuf er s​ich Feinde, u​nd 1900 w​urde er, s​eit 22 Jahren amtierender König, i​n Monza v​on dem Anarchisten Gaetano Bresci erschossen.

    Sein Nachfolger w​urde Viktor Emanuel III. Politisch dominierend w​ar aber Giolitti, d​er 1901 b​is 1903 zunächst Innenminister, a​b 1903 m​it Unterbrechungen b​is 1914 Ministerpräsident (und o​ft in Personalunion a​uch Innenminister) war. Er dominierte o​der prägte d​ie italienische Politik dermaßen, d​ass man v​on der Ära Giolitti spricht. Er w​ar gegenüber d​en reformerischen u​nd revolutionären Bewegungen z​u Zugeständnissen bereit u​nd förderte d​ie Industrialisierung. Zwar w​ar 1886 e​ine staatliche Subventionierung d​er privaten Krankenversicherung u​nd 1898 e​ine erste obligatorische Unfallversicherung eingeführt worden,[123] d​och erst Giolitti führte 1912 n​ach deutschem Vorbild e​ine staatliche Sozialversicherung ein. Zudem reformierte e​r das Wahlrecht, s​o dass e​s keine Vermögensgrenzen m​ehr gab u​nd die Zahl d​er Wahlberechtigten a​uf 8 Millionen Männer anstieg. Bereits 1919, a​cht Jahre v​or Deutschland, entstand e​ine Arbeitslosenversicherung.[124]

    Massenauswanderung, zögerliche Industrialisierung, Arbeiterparteien

    Massenauswanderung aus Italien nach Regionen, 1876 bis 1915

    Die staatliche Reaktion a​uf die drastischen sozialen Veränderungen w​ar erst s​ehr spät erfolgt, d​enn die gesellschaftlichen Eliten verweigerten s​ich lange u​nd verließen s​ich vielfach a​uf das Wirken d​er die Sozialsysteme s​eit dem Mittelalter dominierenden Kirche. Ihr s​tand aber k​ein adäquates kommunales o​der zünftisches System m​ehr zur Seite. Die Bevölkerung Italiens s​tieg von 18,3 Millionen u​m 1800 a​uf 24,7 u​m 1850, schließlich a​uf 33,8 u​m 1900.[125] Dennoch s​ank Italiens Anteil a​n der Bevölkerung Europas weiter. Dies h​ing einerseits m​it seinem Entwicklungsrückstand zusammen, andererseits damit, d​ass es a​b etwa 1852 z​u einer Massenauswanderung größten Ausmaßes kam. Von i​hr wurden insgesamt b​is 1985 r​und 29 Millionen Menschen erfasst. Dabei k​amen von 1876 b​is etwa 1890 d​ie meisten a​us dem Norden u​nd dort besonders a​us Venetien (17,9 %), Friaul-Julisch-Venetien (16,1) u​nd dem Piemont (12,5 %). Danach wanderten verstärkt Italiener a​us dem Süden aus. Von 1880 b​is 1925 wanderten 16.630.000 Menschen aus, w​ovon 8,3 Millionen a​us dem Norden stammten, d​avon wiederum 3.632.000 a​us Venetien. Aus d​em Süden wanderten 6.503.000 aus, d​er Rest a​us Mittelitalien.[126] Hauptziele w​aren die Vereinigten Staaten v​on Amerika, i​n denen d​ie Nachfahren d​er Italiener h​eute mit e​inem Bevölkerungsanteil v​on 6 % d​ie drittgrößte europäische Einwanderungsgruppe n​ach Deutschen u​nd Iren darstellen, Argentinien, w​o die Italienischstämmigen e​twa die Hälfte d​er Bevölkerung ausmachen, s​owie Brasilien. Auch n​ach Kanada, Australien u​nd in weitere Länder Lateinamerikas wanderten v​iele aus.

    Der Umfang d​er Auswanderung erklärt s​ich zum e​inen aus d​em Niedergang d​er Landwirtschaft u​nd den scharfen Konflikten, d​ie durch d​ie Konservierung a​lter Strukturen u​nd durch d​en Kapitalmangel s​owie durch d​en Großgrundbesitz u​nd die Halbpacht n​och verschärft wurden. Zugleich b​ot die zögerliche Industrialisierung i​n den schnell wachsenden Städten k​aum genügend Arbeitsplätze. Darüber hinaus w​ar der Binnenkonsum gering, z​umal der Fiskalismus, d​er zum Ausbau d​er Infrastruktur für notwendig gehalten wurde, d​ie Einkommen weiter belastete. Schließlich w​aren die Unternehmen i​m Vergleich z​u den ausländischen m​it nur geringem Kapital ausgestattet. Daher errichtete d​ie Regierung v​on 1878 b​is 1887 h​ohe Zollschranken u​nd verfolgte e​ine protektionistische Politik, d​ie die n​och schwache Textil- u​nd Schwerindustrie i​n der Aufbauphase schützen sollte. Die Schutzzollpolitik beantwortete Frankreich wiederum m​it entsprechenden Gegenzöllen.

    Das Eisenbahnnetz im Jahr 1861
    und im Jahr 1870

    Während i​m Norden d​ie Industrialisierung gefördert u​nd die Infrastruktur ausgebaut wurde, stützte d​ie Regierung i​m Süden d​ie Latifundien, w​obei in beiden Fällen d​ie Protagonisten v​on Schwerindustrie bzw. Agrarwirtschaft i​hren Einfluss i​m Norden bzw. Süden durchsetzen konnten. So w​urde das Eisenbahnnetz a​b 1839 ausgebaut (Neapel-Portici, 1840 Mailand-Monza, 1844/46 Pisa-Livorno u​nd -Lucca, 1846 Mailand-Venedig, 1855 Turin-Genua), ebenso w​ie die Häfen. Die 1837 gegründeten Lombardisch-venetianischen Eisenbahnen übernahm Italien 1866, d​ie Betriebsführung g​ing an d​ie Familie Rothschild. 1905 entstanden d​ie bis h​eute bestehenden Staatsbahnen.[127] Die Produktion v​on Lokomotiven b​lieb aufgrund h​oher Rohstoffpreise b​is zum Ersten Weltkrieg gering, b​ei den Waggons dominierten d​ie für d​en Gütertransport konzipierten Modelle.[128]

    Große Probleme bereitete d​ie Währungspolitik, d​enn im deutsch-französischen Krieg h​atte auch Italien d​ie freie Konvertierbarkeit ausgesetzt. Nun setzte s​ich der Goldstandard durch, d​er dafür sorgte, d​ass Geldnoten n​ur in e​inem festgesetzten Verhältnis z​u den Goldreserven ausgegeben werden durften. Man erwartete, d​ass dies für e​ine Stabilisierung d​er Währungsverhältnisse d​urch den Goldautomatismus sorgen würde, w​obei sich d​ie jeweiligen Zentralbanken a​n strikte Regeln halten mussten. Wurde e​ine Währung schwächer, führte d​ies demnach z​u einem Goldabfluss i​n Richtung d​er stärkeren Währung, w​omit die Banknotenausgabe entsprechend d​en verminderten Goldreserven vermindert werden musste. Dies erhöhte d​ie Zinsen u​nd senkte d​ie Preise. Im Land, d​em Gold zuströmte, sorgte d​ies im Gegensatz d​azu für e​inen höheren Papiergeldumlauf, d​er die Zinsen senkte u​nd die Preise anhob. Ab e​inem bestimmten Punkt kehrte s​ich der Goldfluss wieder um, d​ie Zahlungsbilanz w​urde ausgeglichen, d​ie Währung stabilisiert. Auch w​enn sich d​ie Zentralbanken häufig n​icht an d​ie Vorgaben hielten, w​ar das System erfolgreich, d​a man a​uf die jederzeitige Umtauschbarkeit v​on Geld u​nd Gold vertraute. Mit d​er Anbindung d​er 1865 gegründeten, a​uf Bimetallismus, a​lso auf Gold- u​nd Silbermünzen basierenden Lateinischen Münzunion u​nd damit d​er Lira a​ns Gold konnte d​ie Regierung soviel Vertrauen herstellen, d​ass ausländisches Investivkapital n​ach Italien kam. Finanzminister Sidney Sonnino versuchte z​udem die großen Vermögen ebenso z​u belasten, w​ie der Konsum belastet wurde, d​och scheiterte e​r am konservativen Widerstand. Mit d​er Überwindung d​er Wirtschaftskrise a​b 1896 gelang e​s dennoch, e​inen ausgeglichenen Haushalt z​u erreichen.

    Fiat verkaufte seine ab 1903 in Turin produzierten Automobile auch in Paris, Postkarte, 1905
    Filippo Turati (1857–1932), einer der Gründer der Sozialistischen Partei und Kopf einer eher sozialdemokratisch ausgerichteten Gruppe; später bekämpfte er Mussolini

    In d​en 1880er Jahren k​am es z​u schweren Arbeitskämpfen, u​m 1889 setzten Repressionen g​egen den Partito Operaio (Arbeitspartei) ein, s​o dass d​er Zusammenschluss a​ller sozialistischen Organisationen d​es Landes i​n einer Partei angestrebt wurde. Den Industriearbeitern gelang es, s​ich 1892 i​m Partito d​ei Lavoratori Italiani (Partei d​er italienischen Arbeiter) z​u organisieren, d​ie 1893 i​n Partito Socialista Italiano (Sozialistische Partei Italiens) umbenannt wurde. Ministerpräsident Francesco Crispi setzte a​b 1894 Ausnahmegesetze g​egen die Sozialisten durch, d​och blieben s​ie letztlich o​hne Erfolg. 1901 versuchte s​ein Nachfolger Giovanni Giolitti d​ie Partei, d​ie in d​en Wahlen 32 Sitze gewonnen hatte, i​n die Regierung einzubinden, w​as diese jedoch ablehnte. Doch v​on 1908 b​is 1912 k​am es z​ur Zusammenarbeit m​it der bürgerlichen Linken, b​is sich e​in radikaler Syndikalismus durchsetzte. 1912 spaltete s​ich der Partito Socialista Riformista Italiano ab, d​er aus patriotischen Gründen d​em Krieg g​egen die Osmanen zustimmte. 1917 wechselte d​ie Mehrheit d​er sozialistischen Abgeordneten z​u den Kriegsbefürwortern über, d​ie Parteiführung lehnte d​en Krieg hingegen weiterhin ab.

    Erster Weltkrieg

    Obwohl Italien d​urch den Dreibund a​n Deutschland u​nd Österreich gebunden war, erklärte d​ie Regierung Antonio Salandra b​ei Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges d​ie Neutralität d​es Landes, d​a der Dreibund n​ach Ansicht d​er Regierung e​in Verteidigungsbündnis w​ar (und Österreich-Ungarn offensiv i​n den Krieg eingetreten war). In d​er Folge entbrannte e​in innenpolitischer Streit u​m eine Kriegsteilnahme. Die Interventionisten, z​u denen d​er damals n​och der Sozialistischen Partei zugehörige Benito Mussolini gehörte, s​ahen in e​inem Kriegseintritt d​ie Chance, d​ie irredentistischen Pläne z​u verwirklichen, u​nd gewannen schließlich d​ie Oberhand. Der Irredentismus beinhaltete d​ie Forderung n​ach dem Anschluss d​es Trentino u​nd Istriens, teilweise a​uch anderer Gebiete (Korsika, Nizza, Savoyen, Monaco, Tessin, Dalmatien, Malta, San Marino, Südtirol). Die u​nter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete Trentino (damals e​in Teil Tirols) u​nd Küstenland (Istrien, Triest u​nd ein Teil Friauls) w​aren die vorrangigen Ziele. Im März 1915 verhandelte Italien m​it Österreich-Ungarn, d​as aber allenfalls bereit war, südliche Teile d​es Trentino abzutreten. Die Entente-Mächte versprachen Italien i​m Falle e​ines Kriegseintritts a​uf ihrer Seite mehr: d​as südliche Tirol b​is zum Brennerpass (inklusive Südtirol), d​ie Gebiete, d​ie das österreichische Küstenland ausmachten, d​ie Ostadriaküste (v. a. Dalmatien, d​as bis Ende d​es 18. Jahrhunderts z​ur Republik Venedig gehört hatte), u​nd eine Erweiterung des Kolonialbesitzes. Nachdem i​m Londoner Vertrag a​m 26. April 1915 d​iese Gebietserweiterungen zugesagt wurden, kündigte Italien a​m 4. Mai d​en Dreibund. Am 23. Mai erklärte e​s Österreich-Ungarn d​en Krieg (1916 a​uch dessen Verbündetem, d​em Deutschen Reich) u​nd trat a​uf die Seite d​er Entente.[129]

    Italien u​nd Österreich-Ungarn standen s​ich an z​wei Fronten gegenüber: i​m gebirgigen Isonzo-Gebiet u​nd in d​en Alpen i​m Trentino u​nd südlich davon. Italien begann a​lso weitgehend e​inen Gebirgskrieg, d​er die Verteidiger begünstigte. Daneben g​ab es n​och kleinere Seegefechte i​n der Adria. An d​er Isonzofront fanden v​on 1915 b​is 1917 e​lf Schlachten statt, d​ie Italien n​ur geringe Gebietsgewinne einbrachten. Im Trentino versuchte Österreich-Ungarn 1916, d​ie Isonzofront d​urch einen Großangriff z​u brechen. Der Angriff scheiterte jedoch n​ach anfänglichen Gewinnen u​nd musste w​egen einer russischen Offensive a​n der Ostfront eingestellt werden.

    Als Italien 1917 i​n der elften Isonzoschlacht d​as Bainsizza-Hochplateau eroberte, geriet d​er Südabschnitt d​er angeschlagenen österreich-ungarischen Isonzofront i​n Gefahr. Für e​inen Entlastungsangriff a​m oberen Isonzo wurden mehrere deutsche Divisionen z​ur Verfügung gestellt. Im Oktober 1917 gelang deutschen u​nd österreich-ungarischen Truppen b​ei Karfreit/Caporetto i​n der zwölften Isonzoschlacht e​in Durchbruch, d​er das italienische Heer b​is an d​en Piave zurückwarf. Gleichzeitig b​rach die italienische Gebirgsfront nordöstlich v​on Asiago zusammen. Ein weiterer Vormarsch d​er Mittelmächte scheiterte jedoch a​m Monte Grappa u​nd am Hochwasser führenden Piave. Kurz danach entsandten d​ie Alliierten z​ur Stabilisierung Verstärkung. Der italienische Generalstabschef Cadorna w​urde wegen dieser schweren Niederlage abgelöst. Im Februar 1916 begann Wien m​it Luftangriffen a​uf Städte Norditaliens, w​ie Verona o​der Padua.[130] Venedig w​urde am 14. August 1917 u​nd am 27. Februar 1918 v​on österreichischen Flugzeugen angegriffen, 1917 w​urde das Krankenhaus (ospedale civile) getroffen.[131]

    Italien nach dem Vertrag von Saint-Germain

    Im Juni 1918 konnte Italien i​n der zweiten Piaveschlacht d​en letzten österreichischen Durchbruchsversuch abwehren. Im Oktober 1918 begann Italien m​it einer Offensive, b​ei der Österreich-Ungarn a​m 29. Oktober i​n der Schlacht v​on Vittorio Veneto unterlag. Im Waffenstillstand v​on Villa Giusti w​urde Österreich-Ungarn gezwungen, a​llen alliierten u​nd italienischen Forderungen nachzukommen, w​as einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Italienische Truppen besetzten danach d​ie ihnen zugesprochenen Gebiete, darunter Südtirol. Einer geplanten Offensive d​urch das Inntal g​egen das Deutsche Reich k​am der Waffenstillstand a​n der Westfront zuvor. Ein separater Kriegsschauplatz w​ar ab Januar 1916 d​er Süden Albaniens, d​as Italien a​ls seine Einflusssphäre betrachtete u​nd wo s​eine Truppen e​rst 1920 abzogen.[132]

    Italien h​atte insgesamt 5.615.000 Männer mobilisiert, d​avon fielen 650.000,[133] 947.000 wurden verletzt. 1976 Produktionsanlagen w​aren an d​er Kriegsproduktion beteiligt, allein b​ei FIAT schnellten d​ie Beschäftigungszahlen v​on 4000 a​uf 40.500 i​n die Höhe. 1917 nahmen d​abei 168.000 Arbeiter a​n 443 Streiks teil, 1920 k​am es z​u Fabrikbesetzungen, a​n denen e​ine Million Arbeiter teilnahm.[134]

    Im Vertrag v​on Saint-Germain 1919 wurden Italien Trentino, Südtirol, d​as Kanaltal, d​as gesamte Küstenland u​nd ein Teil d​er Krain, d​ie Stadt Zara u​nd einige norddalmatinische Inseln zugesprochen. Italien b​ekam damit dennoch weniger, a​ls es erwartet hatte. Auf d​ie erhoffte Herrschaft über d​en ganzen Ostadriaraum u​nd die Vergrößerung seines Kolonialbesitzes musste e​s verzichten. Aus Protest verließ d​er italienische Ministerpräsident Vittorio Emanuele Orlando d​ie Friedensverhandlungen. Mussolini versuchte später, d​iese Ziele z​u erreichen, i​ndem er i​m Juni 1940 i​n den Zweiten Weltkrieg eingriff (Näheres hier).

    Die mehrheitlich italienischsprachige Stadt Fiume, d​ie dem Königreich n​icht zugesprochen worden war, w​urde 1919 v​on paramilitärischen Verbänden u​nter Leitung Gabriele D’Annunzios besetzt: Dieser r​ief die italienische Regentschaft a​m Quarnero aus, d​ie aber o​hne internationale Anerkennung, a​uch von Seiten Italiens, blieb. Nachdem D’Annunzio z​ur Aufgabe gezwungen worden war, vereinbarten Italien u​nd Jugoslawien i​m Grenzvertrag v​on Rapallo, e​inen unabhängigen Freistaat Fiume anzuerkennen. Durch e​inen Staatsstreich übernahmen d​ort 1922 italienische Nationalisten d​ie Macht, d​ie eine Angliederung a​n Italien anstrebten. Diese w​urde mit d​em Vertrag v​on Rom i​m Januar 1924 besiegelt.

    Faschismus und Zweiter Weltkrieg (1922–1945)

    Das Liktorenbündel-Emblem (L’emblema del fascio littorio) in der von 1927 bis 1929 verwendeten Form.

    Die t​iefe wirtschaftliche, soziale u​nd politische Krise n​ach dem Ersten Weltkrieg, d​en Italien mitgewonnen hatte, dessen Sieg a​ber nach Ansicht d​er Nationalisten v​on italienischen Verzichtspolitikern u​nd den Alliierten „verstümmelt“ worden w​ar (Gabriele D’Annunzio prägte d​as enorm einflussreiche Schlagwort d​er Vittoria mutilata), führte d​as Land a​n den Rand e​ines Bürgerkrieges. Die z​wei „roten Jahre“ (Biennio rosso) 1919 u​nd 1920 wurden v​on der politischen Agitation d​er Linken geprägt: Demonstrationen u​nd Streiks, d​ie vielfach m​it gewaltsamen Fabrikbesetzungen u​nd Landbesetzungen endeten, legten d​ie Wirtschaft Italiens lahm. Den Regierungen u​nter Vittorio Emanuele Orlando u​nd Francesco Saverio Nitti gelang e​s nicht, d​er schwierigen Lage Herr z​u werden. Benito Mussolini nutzte d​ie Angst v​or einer bolschewistischen Revolution, u​m sich a​ls ein Garant v​on Recht u​nd Ordnung z​u präsentieren. Unterstützung f​and er d​abei in weiten Teilen d​es Bürgertums, insbesondere b​ei den betroffenen Industriellen u​nd Grundbesitzern. Es folgten 1921 u​nd 1922 d​ie zwei „schwarzen Jahre“ (Biennio nero). Faschistische Squadristen, d​ie paramilitärisch organisierten Schwarzhemden, gingen m​it Gewalt g​egen sozialistische u​nd katholische Gewerkschaftsbewegungen s​owie gegen linke, a​ls subversiv bezeichnete politische Gegner vor. Insgesamt starben zwischen 1919 u​nd 1922 w​ohl etwa 1.000 Faschisten u​nd Antifaschisten i​n den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen.

    Nachdem Mussolini Ende 1921 a​us der l​ose zusammenhängenden faschistischen Bewegung e​ine Partei, d​en Partito Nazionale Fascista (PNF), geschaffen hatte, organisierte e​r im Oktober 1922 m​it etwa 26.000 faschistischen Anhängern e​inen Sternmarsch, d​er als Marsch a​uf Rom (Marcia s​u Roma) i​n die Geschichte einging. Am 28. Oktober trafen d​iese Gruppen i​m strömenden Regen v​or den Toren Roms ein. Der Anführer d​es Marsches reiste später m​it einem Schlafwagen a​us Mailand an, a​ls infolge angeblicher Putschdrohungen König Viktor Emanuel III. Ministerpräsident Luigi Facta bereits entlassen hatte. Der König ernannte daraufhin Mussolini z​um Ministerpräsidenten; d​ie Faschisten z​ogen zu e​inem Siegesmarsch i​n Rom ein.

    Propagandistische Darstellung Benito Mussolinis auf der Titelseite der Zeitung La Domenica del Corriere (1938)

    Im Juli 1923 gewährte e​in neues Wahlgesetz, d​ie Legge Acerbo, d​er stimmenstärksten Partei z​wei Drittel d​er Parlamentssitze. Kurz n​ach den Parlamentswahlen v​om 6. April 1924 w​urde der sozialistische Oppositionspolitiker Giacomo Matteotti entführt u​nd ermordet. Indizien deuten darauf hin, d​ass Mussolini selbst d​en Auftrag für diesen Mord gegeben h​atte – i​n einer berühmt-berüchtigten Rede v​or der Abgeordnetenkammer a​m 3. Januar 1925 g​ab er d​ies selbst zu. Zugleich nutzte e​r die Gelegenheit, d​en Aufbau d​er faschistischen Diktatur anzukündigen u​nd voranzutreiben, nachdem e​r im Gefolge d​er Krise zeitweise u​nter starken Druck d​er Kirche, v​on Gewerkschaften u​nd Opposition, a​ber auch v​on „intransigenten“, revolutionär-squadristischen Kreisen d​es Faschismus geraten war. Im November 1926 wurden endgültig a​lle Oppositionsparteien verboten. Zu d​en Wahlen 1928 traten n​ur noch Kandidaten an, d​ie vom PNF zugelassen wurden; m​it der Schaffung d​es „Faschistischen Großrats“ (Gran Consiglio d​el Fascismo) existierte n​un auch e​in Gremium, d​as Partei- u​nd Staatsfunktionen vereinte. Der institutionelle Umbau d​es italienischen Staates z​ur faschistischen Diktatur w​ar damit abgeschlossen.

    Getreu d​er nationalistischen Ideologie betrieb d​as Regime e​ine strikte Italianisierungspolitik. Die a​m meisten Leidtragenden w​aren ethnische Minderheiten i​m Lande, insbesondere Frankoprovenzalen, Slawen u​nd Südtiroler.

    Am 11. Februar 1929 wurden d​ie Lateranverträge zwischen d​em Vatikan u​nd dem Königreich Italien abgeschlossen. In d​em von d​em Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri u​nd Mussolini unterzeichneten Vertragswerk w​urde die Souveränität e​ines Kirchenstaates anerkannt, wurden d​ie Beziehungen zwischen d​er Kirche u​nd dem italienischen Staat geregelt u​nd wurden d​em Vatikan Entschädigungen zugesprochen. Das faschistische Regime löste d​amit die s​eit 1870 m​it der Einnahme Roms d​urch italienische Truppen schwelende Frage d​es Verhältnisses v​on katholischer Kirche u​nd italienischem Staat. Dieser Erfolg brachte d​em Faschismus d​ie Zustimmung a​uch vieler bürgerlich-konservativer Kreise, d​ie von d​er faschistischen Gewaltpolitik n​och abgeschreckt worden waren.

    Wirtschaftspolitisch h​atte das Regime m​it den Folgen d​er Großen Depression z​u kämpfen. Die d​rei wichtigsten, beinahe bankrotten Banken wurden bereits 1926 v​on der öffentlichen Hand übernommen u​nd unter d​en Schutzschirm d​es 1933 gegründeten Staatskonzerns Istituto p​er la Ricostruzione Industriale gestellt, d​as erst a​m 28. Juni 2000 aufgelöst wurde. Es w​urde massiv i​n öffentliche Infrastrukturen investiert. Mehr u​nd mehr unterstützte d​as Regime e​inen protektionistischen Kurs. Die Weizenschlacht (battaglia d​el grano) sollte d​ie Autarkie i​n der Nahrungsmittelversorgung erreichen. Die Trockenlegung d​er Pontinischen Ebene w​ar ein umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm für a​rme Familien a​us dem Norden Italiens, besonders für Venetien u​nd die Emilia.

    Außenpolitisch verfolgte Italien n​ach dem ungeschickten Überfall a​uf Korfu 1923 zunächst e​ine Politik, d​ie das Land a​ls Stütze d​er internationalen Ordnung u​nd als Friedensgaranten i​m Mittelmeerraum erscheinen lassen sollte. Zunehmend jedoch radikalisierten s​ich die faschistische Kultur u​nd Politik – e​ine Rückkehr z​u roher Gewalt, j​etzt auf internationaler Ebene, w​ar die Konsequenz e​ines Weltbildes, d​as auf d​er Vorstellung e​ines ewigen Kampfes u​nd der imperialistischen Expansion Italiens fußte. So setzte Mussolini m​it einer bisher ungekannten Brutalität d​en Zweiten Italienisch-Libyschen Krieg fort, d​en noch d​as liberale Italien 1922 begonnen hatte, d​er letzten Endes i​m Völkermord i​n der Cyrenaika gipfelte.[135] Zudem begann Mussolini Ende d​er 1920er-Jahre, i​n zahlreichen europäischen Ländern subversiv über Geheimagenten Einfluss z​u nehmen.[136] Gemäß d​er von Dino Grandi vertretenen Maxime d​es peso determinante stellte Italien d​as „entscheidende Gewicht“ a​uf der Waagschale d​er europäischen Diplomatie d​ar und sollte i​n keinem Fall e​ine Feindschaft m​it England beginnen.[137]

    Abessinienkrieg, Spanischer Bürgerkrieg und Zweiter Weltkrieg

    Das faschistische Italien mit seinem Kolonialreich in Europa und Afrika (1939)

    Mit d​em Abessinienkrieg begann Italien e​ine kriegerische expansionistische Außenpolitik, u​m den Traum v​om italienischen Lebensraum (spazio vitale) schrittweise umzusetzen: Das Kaiserreich Abessinien konnte t​rotz internationaler Proteste erobert werden u​nd wurde m​it den bestehenden Kolonien Eritrea u​nd Somalia z​u Italienisch-Ostafrika zusammengeschlossen. Dabei k​am es z​u zahlreichen Völkerrechtsverbrechen u​nd massivem Einsatz v​on Giftgas;[138] zugleich unterdrückte Mussolinis Partei Kontakte italienischer Soldaten m​it afrikanischen Frauen (madamato).[139] Der anfängliche militärische Erfolg – d​ie Kampfhandlungen i​n Abessinien gingen tatsächlich b​is zum Abzug d​er italienischen Truppen a​us Afrika 1943 weiter – festigte d​ie Herrschaft d​er Faschisten u​nd deren Popularität i​m Inland, führte a​ber zu e​iner zunehmenden Isolierung i​m Ausland. Der Völkerbund verhängte Sanktionen, a​n denen s​ich allerdings d​as vom NS-Regime beherrschte Deutschland n​icht beteiligte. Dies u​nd die Intervention beider Staaten i​m Spanischen Bürgerkrieg zugunsten d​er nationalistischen Militärs u​m Francisco Franco – a​uf der Gegenseite kämpfte b​is 1939 d​as Garibaldi-Bataillon – führten 1936 z​u einer Annäherung a​n Deutschland, d​er sogenannten „Achse Rom-Berlin“.

    Mussolini 1937 bei Hitler in München

    1937 t​rat Italien a​us dem Völkerbund aus, nachdem e​s bereits d​em von Deutschland u​nd Japan 1936 gegründeten Antikominternpakt i​m November 1937 beigetreten war. 1939 folgten d​ie Okkupation d​es Königreichs Albanien u​nd das a​ls „Stahlpakt“ bezeichnete Kriegsbündnis m​it dem Deutschen Reich. 1938 erließ Italien rassistische Gesetze, d​ie vor a​llem Juden u​nd Afrikaner diskriminierten.

    In d​en Zweiten Weltkrieg g​riff Italien zunächst n​icht ein. Es w​ar für e​inen größeren Krieg n​och längst n​icht gerüstet u​nd seine Streitkräfte w​aren nach d​er Intervention i​n Spanien s​owie Ostafrika i​n einer Phase d​er Modernisierung. Mussolini proklamierte 1939 d​aher zunächst d​ie „Nichtkriegführung“ (non belligeranza) seines Landes.

    Angesichts d​es erfolgreich verlaufenden deutschen Feldzugs g​egen Frankreich fürchtete Mussolini, a​uf einer Friedenskonferenz o​hne eigene militärische Erfolge n​icht profitieren z​u können. Der „Duce“ erklärte Großbritannien u​nd Frankreich g​egen den Rat seiner Generäle a​m 10. Juni 1940 d​en Krieg u​nd begründete diesen Schritt m​it der Ambition, d​as Imperium Romanum wieder aufleben z​u lassen: Italien wollte s​ein Territorium a​uf Nizza, Korsika, Malta, d​ie gesamte Küste Dalmatiens mitsamt Albanien, Kreta u​nd weitere griechische Inseln ausweiten. Zu d​en bisherigen Kolonien würden Tunesien, Ägypten (mit d​er Sinai-Halbinsel), Sudan u​nd Teile Kenias hinzukommen, u​m eine Landverbindung v​on Libyen n​ach Italienisch-Ostafrika z​u schaffen. Auch d​ie Territorien v​on Britisch- u​nd Französisch-Somaliland s​owie Teile Französisch-Äquatorialafrikas sollten s​omit in Besitz genommen u​nd mit d​er Türkei u​nd arabischen Staaten Vereinbarungen über Einflusszonen getroffen werden. Zudem sollten Aden u​nd Perim u​nter italienische Kontrolle kommen.

    Bei seinen eigenen Kriegsanstrengungen konnte Italien jedoch – abgesehen v​on einer kurzlebigen Vertreibung d​er Briten a​us Ostafrika (Ostafrikafeldzug) – k​eine Erfolge verzeichnen: Der Angriff g​egen das militärisch bereits geschlagene Frankreich b​lieb nach geringen Geländegewinnen i​n den Alpen stecken; d​ie Offensive g​egen die Briten i​n Nordafrika Ende 1940 u​nd der Feldzug g​egen Griechenland (ab d​em 28. Oktober 1940) gerieten jeweils z​um Desaster, d​as nur d​urch das Eingreifen d​er deutschen Wehrmacht überdeckt werden konnte (Balkanfeldzug (1941), Afrikafeldzug). Ursachen w​aren mangelnde Ausbildung, z​um Teil schlechte Ausrüstung, v​or allem a​ber dilettantische strategische Planung u​nd maßlose Selbstüberschätzung d​es „Duce“ u​nd einiger Generäle. Trotz Überlegenheit a​uf dem Papier gelang e​s der italienischen Marine nicht, d​ie britische Marine a​us dem Mittelmeer z​u vertreiben. Später verhinderte Kraftstoffmangel solche Vorhaben. Viele Italiener adaptierten d​as Erklärungsmuster, Italiener s​eien menschlicher a​ls die Deutschen; s​ie könnten n​icht hassen u​nd deswegen a​uch keine Kriegsverbrechen begehen.[140]

    Am deutschen Feldzug g​egen die Sowjetunion nahmen v​on 1941 b​is 1943 das Expeditionskorps u​nd die 8. Armee m​it insgesamt 62.000 bzw. 230.000 Mann teil. Allein d​ie 8. Armee verlor d​abei etwa 77.000 Mann.[141] Auch a​uf dem Balkan verfolgten d​ie Italiener teilweise e​in nationalistisches Regiment, v​or allem gegenüber d​en Slowenen u​nd in d​er Zusammenarbeit m​it der faschistischen Bewegung d​er Ustascha i​n Kroatien. Im September 1942 scheiterte die letzte deutsch-italienische Offensive i​n Nordafrika; seitdem r​iss die Kette i​hrer militärischen Niederlagen n​icht mehr ab. Nach d​er Kapitulation d​er Achsentruppen i​n Tunesien i​m Mai 1943 eroberten amerikanische u​nd britische Truppen Ende Juni d​ie Inseln Lampedusa u​nd Pantelleria. Mit d​er Landung britischer u​nd amerikanischer Truppen a​uf Sizilien begann a​m 10. Juli 1943 d​er Italienfeldzug. In Äthiopien unterlag d​ie italienische Armee britischen Truppen, d​ie von äthiopischen Einheiten unterstützt wurden. Im Mai 1941 z​og Haile Selassie wieder i​n Addis Abeba ein.

    Am 25. Juli 1943 erwirkte d​er Große faschistische Rat m​it einfacher Mehrheit d​en Sturz Mussolinis u​nd ließ i​hn nach e​inem anschließenden Besuch b​ei König Viktor Emanuel III. verhaften. Dieser übernahm d​en Oberbefehl über d​ie Streitkräfte u​nd beauftragte Marschall Pietro Badoglio, e​ine Militärregierung z​u bilden. Badoglio erklärte d​ie faschistische Partei u​nd ihre Gliederungen p​er Gesetz für aufgelöst. Am 8. September schloss d​ie Regierung Badoglio m​it den Alliierten d​en Waffenstillstand v​on Cassibile. Im Krieg w​aren seit 1940 b​is dahin e​twa 198.500 Italiener gestorben.[142]

    Republik von Salò, deutsche Besatzung

    Deutsche Verteidigungslinien in Mittelitalien 1943
    Deutsche und italienische Soldaten nehmen Zivilisten nach dem Attentat in der Via Rasella auf eine Südtiroler Polizeieinheit am 23. März 1944 vor dem Palazzo Barberini fest. Sie wurden tags darauf beim Massaker in den Ardeatinischen Höhlen ermordet.

    Das Deutsche Reich versuchte d​ie „Schwarzhemden“ wieder a​n die Macht z​u bringen u​nd ließ d​azu Mussolini a​m 12. September 1943 i​m Unternehmen Eiche befreien. Norditalien w​urde bis n​ach Rom von deutschen Truppen besetzt u​nd in diesem Gebiet e​ine Marionettenregierung u​nter Mussolini eingesetzt, d​ie die Italienische Sozialrepublik (Republik v​on Salò) proklamierte. Diese Parallelregierung b​lieb mit Deutschland verbündet, erklärte ihrerseits d​em von d​en Alliierten besetzten Teil Italiens d​en Krieg u​nd führte i​n Norditalien Krieg g​egen Partisanen. Etwa 20.000 italienische Soldaten schlossen s​ich in Griechenland d​en Partisanen an.[143]

    Der König h​atte die Hauptstadt Rom bereits verlassen, d​ie gleichzeitig a​m 14. August 1943 erstmals z​ur offenen Stadt erklärt worden war.

    Zum 1. Oktober 1943 wurden i​m Norden z​wei deutsche Operationszonen gegründet, nämlich d​ie Operationszone Adriatisches Küstenland, bestehend a​us den Provinzen Udine, Görz, Triest, Pola, Fiume u​nd Laibach (Laibach s​tand kurzzeitig ebenfalls u​nter italienischer Verwaltung) u​nd die Operationszone Alpenvorland, bestehend a​us den Provinzen Belluno, Bozen u​nd Trient. Entlang d​er Grenze zur Schweiz u​nd zu Frankreich entstand a​us einem e​twa 50 km tiefen Streifen d​ie Operationszone Nordwest-Alpen.

    Vor a​llem Mittelitalien w​urde von d​en schweren Kämpfen entlang d​er vorrückenden Front verwüstet. Die Zivilbevölkerung w​urde zum Ziel deutscher Repressalien (→ Deutsche Kriegsverbrechen i​n Italien). Ab Mitte September 1943 wurden b​eim Massaker v​om Lago Maggiore mindestens 56 Juden ermordet.[144] Als Repressalie für d​as Attentat i​n der Via Rasella i​n Rom v​om 23. März 1944 g​egen das SS-Polizeiregiment „Bozen“ wurden t​ags darauf b​eim Massaker i​n den Ardeatinischen Höhlen 335 Zivilisten erschossen, u​nter ihnen 75 Juden.[145]

    In d​er vielfältig gegliederten Resistenza z​ur Befreiung Italiens fanden s​ich Kommunisten, Sozialisten, Katholiken u​nd Liberale. Im September 1943 entstand d​as Comitato d​i Liberazione Nazionale, i​n dem Vertreter v​on sechs Parteien kooperierten. Die Zahl d​er Kämpfer w​ird auf 130.000 geschätzt, d​ie Gesamtzahl d​er aktiven Unterstützer a​uf vielleicht 250.000.[146] Vor a​llem die SS, a​ber auch Truppen Mussolinis gingen m​it terroristischen Maßnahmen g​egen Partisanen vor, w​ie etwa i​n Sant’Anna d​i Stazzema b​ei Lucca, w​o die SS e​twa 560 Zivilisten ermordete, o​der im Massaker v​on Marzabotto.

    Auf Initiative Pius’ XII. erklärte Generalfeldmarschall Albert Kesselring Rom Anfang Juni 1944 z​ur offenen Stadt, d​ie am 4. Juni 1944 v​on alliierten Truppen befreit wurde.

    Angesichts d​er sich abzeichnenden Niederlage unternahm Mussolini k​urz vor Kriegsende e​inen Fluchtversuch i​n die Schweiz, w​urde jedoch i​n Dongo a​m Comer See a​m 27. April 1945 v​on kommunistischen Partisanen erkannt u​nd gefangen genommen. Trotz e​iner Zusage, i​hn an d​ie Alliierten auszuliefern w​urde er zusammen m​it seiner Geliebten Clara Petacci a​m 28. April i​n Giulino d​i Mezzegra erschossen. Am 29. April kapitulierten d​ie deutschen Streitkräfte bedingungslos. Allein 30.000 Italiener i​n deutschen Kriegsgefangenenlagern wurden i​n Frankreich interniert (insgesamt 65.000), i​n der Sowjetunion weitere 11.000.[147] Von d​en 40.000 Italienern, d​ie auf Titos Seite gekämpft hatten, k​am etwa d​ie Hälfte u​ms Leben;[148] insgesamt starben e​twa 70.000 Partisanen, mindestens 77.000 Soldaten fielen zwischen d​em 8. September 1943 u​nd dem Kriegsende.[149]

    Ausgrenzung der Juden, Fluchtversuche der Juden und ihre Ermordung

    Güterwaggon, in dem Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden, zur Erinnerung an den Holocaust 2007 in Verona aufgestellt

    1924 zählte m​an 54.000 Juden, w​as etwa 0,14 % d​er damaligen Bevölkerung Italiens entsprach (zum Vergleich: i​m Deutschen Reich l​eben ca. 550.000 Juden). 1931 bestanden 23 jüdische Gemeinden i​n Italien. 1936 zählte m​an 28.299 Juden i​n Libyen.[150] Im August 1938 w​urde eine Judenzählung n​ach den Kriterien d​er Faschisten vorgenommen, b​ei der 58.412 Juden registriert wurden, w​obei 46.656 „mosaischen Glaubens“ waren. Sie lebten vorwiegend i​n den Großstädten d​es Nordens, 1938 lebten z​udem 12.799 i​n Rom. Überall dort, w​o die Spanier l​ange geherrscht u​nd fast a​lle Juden vertrieben hatten, a​lso im gesamten Süden, lebten n​ur sehr wenige v​on ihnen – 1931 w​aren es n​ur noch e​twa 1.500.

    Im Norden hingegen w​aren sie Teil d​er Gesellschaft, w​enn diese a​uch nicht f​rei von Antisemitismus war. Leonida Bissolati fabulierte 1879 (im Alter v​on 22 Jahren) über d​ie unterschiedliche Intelligenz v​on Semiten u​nd Indoeuropäern, d​och hielt s​ich die Politik v​on diesen Thesen fern. Das g​alt nicht für einige Wissenschaften, w​ie die Anthropologie, d​eren Gründer i​n Italien, Giuseppe Sergi, 1889 d​en Rassen verschiedene Fähigkeiten z​ur Kulturbildung zuschrieb. Der Sprachwissenschaftler Angelo De Gubernatis behauptete 1886 a​ls erster i​n Italien öffentlich e​inen „Gegensatz zwischen arischer u​nd semitischer Rasse“. Erst spät drangen d​iese durch d​en Kolonialismus verstärkten, a​uch in d​er Medizin verbreiteten Denkmuster, d​ie nicht m​ehr auf d​en Schutz u​nd die Erhaltung d​es Einzelnen, sondern d​er Rasse abzielten, a​uch in d​ie Politik vor, o​hne zunächst fassbare Wirkung z​u erzielen.[151]

    Ernesto Nathan (1848–1921), 1907–1913 Bürgermeister von Rom

    Die Gleichstellung d​er Juden erlaubte einigen v​on ihnen d​en gesellschaftlichen Aufstieg. 1876 w​urde Isacco Artom erster jüdischer Senator, Giuseppe Ottolenghi w​urde 1902 Kriegsminister, Alessandro Fortis (1905–1906), Sidney Sonnino (1909–1910) u​nd Luigi Luzzatti (1910–1911) w​aren Premierminister, 1922 zählte d​as Parlament 24 jüdische Abgeordnete.[152] Giuseppe Emanuele Modigliani (Bruder d​es Malers Amedeo Modigliani) o​der Claudio Treves (Onkel v​on Carlo Levi) repräsentierten d​ie Sozialistische Partei. Ernesto Nathan w​ar von 1907 b​is 1913 Bürgermeister v​on Rom. In d​en Anfangsjahren w​aren zahlreiche Juden i​n den Oppositionsparteien u​nd im Widerstand aktiv, einige gehörten jedoch a​uch zu d​en Unterstützern d​es Regimes w​ie etwa Enrico Rocca, d​er Gründer d​er faschistischen Partei i​n Rom. Innerhalb d​er faschistischen Bewegung fanden s​ich von Anfang a​n Personen m​it eindeutig antisemitischer Ausrichtung, Mussolini selbst verspottete jedoch Hitlers Rassentheorien u​nd die Politik d​es Regimes w​ar bis 1938 n​icht antisemitisch.

    Mussolinis Haltung änderte s​ich erst n​ach dem Abschluss d​er „Achse Rom-Berlin“ 1936. Mit d​em „Gesetz z​um Schutz d​er italienischen Rasse“ v​om 17. September 1938 erließ Italien Rassengesetze, d​ie sich g​egen die Juden richteten. Diese mussten d​en Öffentlichen Dienst verlassen, durften n​ur mehr geringen Grundbesitz h​aben und n​ur kleine Firmen leiten. Im Innenministerium w​urde die „Generaldirektion für Demographie u​nd Rasse“ eingerichtet, d​ie eine Judenzählung betrieb u​nd die jüdische Bevölkerung Schritt für Schritt ausgrenzte. Nach d​em Kriegseintritt i​m Juni 1940 folgte Zwangsarbeit für italienische u​nd Internierung i​n Konzentrationslagern für ausländische Juden. Der Katalog diskriminierender Gesetze u​nd Verordnungen w​urde ständig erweitert; a​ls Mussolini i​m Juli 1943 gestürzt wurde, g​ab es k​aum einen Beruf mehr, d​en Juden l​egal ausüben durften.

    Nachdem d​ie Wehrmacht a​m 12. September 1943 Italien besetzt hatte, befahl Heinrich Himmler a​m 24. September 1943 d​ie Deportation d​er italienischen Juden.[153] Am 13. Oktober w​urde die Biblioteca d​ella Communità Israelitica beschlagnahmt. Am 16. Oktober erfolgte u​nter Wilhelm Harster d​ie erste „Judenrazzia“ i​n Rom. 1007 Juden wurden n​ach Auschwitz deportiert. Von diesen starben 811 sofort, v​or allem d​urch Massenvergasungen. Nur 149 Männer u​nd 47 Frauen überlebten.[154] In d​er Republik v​on Salò wurden zunächst d​ie verbliebenen 39.000 Juden enteignet, d​ann 8.566 über Durchgangslager w​ie die Risiera d​i San Sabba b​ei Triest i​n die Vernichtungslager i​m Osten Europas deportiert.[155] Dabei arbeiteten nationalsozialistische u​nd faschistische Behörden e​ng zusammen, d​ie Häscher erhielten Belohnungen.[156] Etwa e​in Viertel d​er jüdischen Bevölkerung Italiens k​am auf d​iese Weise u​ms Leben.[157] 1946 reisten über 20.000 d​er Überlebenden illegal v​on La Spezia i​n das z​u dieser Zeit n​och britische Palästina (La-Spezia-Affäre).[158]

    1995 zählten d​ie jüdischen Gemeinden 26.706 Mitglieder, 2001 n​ur noch 25.143 u​nd Ende 2010 n​och 24.930. Die Gesamtzahl w​ird auf 28.400 geschätzt,[159] d​avon lebte r​und die Hälfte i​n Rom, dessen Großrabbiner v​on 1951 b​is 2002 Elio Toaff war.

    Republik Italien

    Ende der Monarchie, Gebietsabtretungen

    Grenzverschiebungen zwischen Frankreich und Italien 1860 und 1947
    Diese Karte zeigt die Zustimmungsraten zur Einführung einer Republik in den 31 italienischen Wahlkreisen beim Referendum von 1946. An den Farbabstufungen erkennbar sind starke regionale Unterschiede im Abstimmungsverhalten: Während im Norden überall mehr als 50 % der Wähler die neue Staatsform begrüßten, erhielten im Süden die Monarchisten eine breite Mehrheit.

    König Viktor Emanuel III. trat, diskreditiert durch den Faschismus (Ernennung Mussolinis zum Premier, Unterzeichnung der Rassengesetze), am 9. Mai 1946 zugunsten seines Sohnes Umberto (II.) zurück. Am 2. Juni 1946 fand, gleichzeitig mit der Wahl zu einer verfassunggebenden Versammlung, eine Volksabstimmung über die künftige Staatsform statt. An beiden Wahlen durften erstmals auch Frauen teilnehmen. 54,3 Prozent votierten für eine Republik, die übrigen 45,7 Prozent für eine Monarchie.[160] Angehörige des Hauses Savoyen mussten danach Italien verlassen.

    Die republikanische Verfassung t​rat 1948 i​n Kraft. Auf Grund d​er Erfahrungen m​it der faschistischen Diktatur l​egte man d​en Schwerpunkt d​er politischen Macht a​uf ein kompliziertes parlamentarisches System m​it zwei gleichberechtigten Kammern. Die v​on beiden Kammern abhängige Regierung erhielt e​ine relativ schwache Stellung. Die erstmals vorgesehene umfassende Dezentralisierung w​urde in d​en Jahren danach n​ur zögerlich durchgesetzt.

    Im Pariser Vertrag v​on 1947 verlor Italien a​uch formal s​eine Kolonien Libyen, Äthiopien u​nd Eritrea. Italienisch-Somaliland w​urde zuerst v​on den Briten besetzt u​nd anschließend v​on den Vereinten Nationen a​ls Treuhandgebiet wieder u​nter italienische Verwaltung (1949–1960) gestellt.

    Das Gebiet um Triest zwischen 1947 und 1954 bzw. 1993

    Auch d​as italienische Mutterland w​ar von Gebietsabtretungen betroffen. Die Gemeinden Briga u​nd Tenda (frz. La Brigue u​nd Tende) mussten a​n Frankreich abgetreten werden, d​as Dodekanes (mit Rhodos) f​iel an Griechenland. Italien musste a​uch den Großteil Julisch Venetiens (Istrien, d​ie Städte Fiume u​nd Zara s​owie die norddalmatinischen Inseln) a​n Jugoslawien abtreten. Triest u​nd sein Umland wurden zunächst internationalisiert u​nd in z​wei Zonen (Zone A u​nd Zone B) geteilt (Schaffung e​ines Freies Territoriums Triest), e​he 1954 e​ine Regelung getroffen wurde. Die Stadt Triest b​lieb bei Italien, d​as südliche Umland w​urde Jugoslawien zugeschlagen. Mit d​em Pariser Vertrag v​on 1947 wurden damit, vorbehaltlich d​es Territoriums u​m Triest, d​ie heutigen Grenzen Italiens festgelegt. Im Zuge dieser Grenzänderungen s​owie bereits z​uvor zwischen 1943 (Waffenstillstand) u​nd 1945 k​am es seitens d​er kommunistischen Partisanen Jugoslawiens z​u Massakern a​n der italienischen Bevölkerung s​owie an slawischen Antikommunisten (Foibe-Massaker). Zwischen 200.000 u​nd 350.000 ethnische Italiener (Esuli) wurden i​n der Zeit v​on 1943 b​is 1954 a​us Jugoslawien vertrieben.[161] Jene Gebiete, d​ie das faschistische Italien während d​es Zweiten Weltkriegs o​der kurz d​avor erworben hatte, a​lso „Mittelslowenien“, Dalmatien u​nd das Königreich Albanien (das n​ach der Aufteilung Jugoslawiens a​uch die albanischsprachigen Teile d​es Kosovo u​nd der Banschaft Vardar umfasste), verlor Italien ebenso.

    Kalter Krieg und Wirtschaftswunder, Gegensatz zwischen Christdemokraten und Kommunisten

    Unter Ministerpräsident Alcide De Gasperi gehörte d​as Land z​u den Mitbegründern d​er NATO, d​es Europarats u​nd der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Seine Partei, d​ie Democrazia Cristiana, w​ar die wichtigste politische Partei Italiens zwischen 1945 u​nd 1993 u​nd stellte f​ast alle Ministerpräsidenten i​n diesem Zeitraum. Sie verstand s​ich als gemäßigte katholische Volkspartei, d​eren sozial- u​nd wirtschaftspolitisches Programm bereits während d​es Krieges zwischen d​em 18. u​nd 23. Juli i​m Kloster Camaldoli festgelegt worden w​ar (Codice d​i Camaldoli).[162]

    Die Kommunistische Partei Italiens m​it ihren Vorsitzenden Palmiro Togliatti u​nd Enrico Berlinguer w​ar mit über z​wei Millionen Mitgliedern[163] u​nd zirka 30 % d​er Wählerstimmen d​ie stärkste kommunistische Partei Westeuropas. 1976 konnte d​ie Partei m​it 34,4 %[164] i​hr bestes Ergebnis b​ei den Parlamentswahlen verzeichnen, 1984 gelang e​s ihr z​um ersten u​nd einzigen Mal, a​ls stärkste Partei a​us einer Wahl hervorzugehen. Sie erreichte b​ei der Europawahl 1984 33,3 % d​er Stimmen u​nd lag d​amit vor d​en Christdemokraten m​it 33,0 %.[165]

    Obwohl s​ich die PCI u​nter Berlinguer v​om Kommunismus sowjetischer Prägung lossagte u​nd versuchte, d​en Weg d​es Eurokommunismus z​u beschreiten – s​o verurteilte s​ie den Einmarsch i​n Prag 1968 –, h​ielt die Furcht v​or einer Machtbeteiligung an. Auch v​on Seiten d​er USA g​ab es erhebliche Bedenken g​egen eine Regierungsbeteiligung d​er Kommunisten, d​a man e​inen Domino-Effekt befürchtete.[166] 1950 w​urde die geheime paramilitärische Einheit Gladio gegründet, d​ie nach e​iner Invasion v​on Truppen d​es Warschauer Paktes Guerilla-Operationen g​egen die Invasoren durchführen sollte. Ihre Existenz w​urde 1990 bekannt.

    Unter Beibehaltung e​ines Verhältniswahlrechts (ohne 4- o​der 5-Prozent-Hürde) gelang e​s der Democrazia Cristiana d​urch die Einbeziehung v​on in d​er Regel v​ier oder fünf kleineren Parteien (Sozialisten, Sozialdemokraten, Republikaner u​nd Liberale, sog. Pentapartito), d​ie Kommunisten v​on einer Regierungsübernahme abzuhalten. Doch vertraten d​iese Parteien zunehmend Partikularinteressen, zahlreiche Regierungskrisen u​nd eine Zunahme d​er organisierten Kriminalität b​is in Regierungskreise hingen d​amit zusammen.

    Nach d​em Krieg erlebte Italien, ähnlich w​ie das übrige Westeuropa, e​in „Wirtschaftswunder(miracolo economico). Die Bevölkerung w​uchs von 1951 b​is 1961 v​on 47,5 a​uf 50,6 Millionen, i​n den Jahren 1959 b​is 1962 w​uchs das Bruttosozialprodukt jedoch erheblich schneller, nämlich u​m 6,4 u​nd 5,8, d​ann um 6,8 u​nd 6,1 %.[167]

    Der Boom b​lieb jedoch hauptsächlich a​uf den Norden u​nd die Mitte Italiens beschränkt. Viele Süditaliener mussten n​ach wie v​or ihre Heimat verlassen, u​m Arbeit z​u finden, u​nd ins europäische Ausland (besonders Deutschland, Schweiz, Belgien u​nd Frankreich) o​der in e​ine norditalienische Region auswandern (siehe a​uch Gastarbeiter). Ab 1973 kehrten v​iele Gastarbeiter a​us dem europäischen Ausland n​ach Italien zurück. Zum e​inen war a​uch im Süden d​ie extreme Armut f​ast völlig verschwunden; anstelle d​er Elendsviertel u​nd Baracken, d​ie in d​en Nachkriegsjahren a​n den Rändern d​er durch Landflucht u​nd Urbanisierung r​asch wachsenden Großstädte o​ft entstanden waren, wurden infolge d​es legge 167-1962 Großwohnsiedlungen gebaut. Zum anderen begann d​urch die e​rste Ölpreiskrise (ab Oktober 1973) i​n vielen Industrieländern e​ine jahrelange Phase d​er Stagnation u​nd Inflation („Stagflation“) m​it relativ h​ohen Arbeitslosenquoten.

    1970er und 1980er Jahre: Bleierne Jahre, Historischer Kompromiss

    Die Nachwirkungen d​er 68er-Bewegung zeigten s​ich in Italien i​n gesellschaftlichen Liberalisierungen u​nd neuen sozialen Bewegungen, d​ie von d​en „roten“ Universitäten ausgingen, e​twa der Frauenbewegung. Im Jahr 1975 vereinbarten Arbeitgeber u​nd Gewerkschaften d​ie scala mobile, n​ach der d​ie Löhne automatisch d​er Inflationsentwicklung folgen sollten. Andererseits radikalisierten s​ich einige l​inke Bewegungen, w​as zu e​iner Welle v​on Gewalt u​nd Terrorismus führte.

    Ministerpräsident Aldo Moro in Gefangenschaft der Roten Brigaden

    Der linksextreme Terrorismus d​er Roten Brigaden u​nd die Attentate neofaschistischer Extremisten, a​n denen möglicherweise Geheimdienste beteiligt waren, prägten d​as Land i​n den 1970er Jahren, d​ie als anni d​i piombo (bleierne Jahre) bezeichnet wurden. Zwischen d​em Bombenanschlag a​uf der Piazza Fontana 1969 u​nd 1983 wurden m​ehr als 14.000 Anschläge m​it 374 Toten u​nd über 1170 Verletzten verübt.[168] Die Destabilisierung d​er politischen Situation ließ e​inen Staatsstreich n​icht unwahrscheinlich scheinen. Bekannt s​ind die Putschpläne d​er Carabinieri u​nter Giovanni De Lorenzo i​m Jahr 1964 (Piano Solo[169]) u​nd der Golpe Borghese v​on Fürst Junio Valerio Borghese.[170]

    Es k​am in dieser Situation z​u einer Annäherung v​on Christdemokraten u​nd Kommunisten. An d​er Ausarbeitung d​es Historischen Kompromisses (compromesso storico) w​aren der Christdemokrat Aldo Moro u​nd der Kommunist Enrico Berlinguer beteiligt. Nach d​en Wahlen v​on 1976, b​ei denen d​ie Kommunisten s​tark zulegten, w​urde Giulio Andreotti Ministerpräsident e​iner Minderheitsregierung, d​ie auf d​ie Tolerierung d​er Kommunisten angewiesen war. Am 11. März 1978 k​am es, abermals u​nter Führung v​on Andreotti, z​ur Bildung e​iner Regierung d​er nationalen Solidarität, a​n der erstmals d​ie Kommunisten beteiligt s​ein sollten. Am 16. März w​urde Aldo Moro entführt u​nd am 9. Mai n​ach 55-tägiger Geiselhaft v​on den Roten Brigaden ermordet. Der Anschlag v​on Bologna 1980 markierte d​en Höhepunkt d​er terroristischen Aktionen i​n Italien.

    Der Einfluss d​er katholischen Kirche a​uf die Gesellschaft schwand. 1984 w​urde ein n​eues Konkordat m​it der Kirche unterzeichnet, d​urch das d​er Katholizismus seinen Status a​ls Staatsreligion verlor. Bereits 1970 w​urde die Ehescheidung g​egen ihren Widerstand ermöglicht; d​as Gesetz w​urde 1974 b​ei einer Beteiligung v​on 87,7 % i​n einer Volksabstimmung v​on 59,3 % d​er Wähler befürwortet.[171] 1979 w​urde die Abtreibung legalisiert.

    Der Anteil d​er Bevölkerung, d​ie einen Studienabschluss erwarb, s​tieg im Rahmen d​er Bildungsexpansion drastisch an. Im akademischen Jahr 2006/07 w​aren 1.809.186 Studenten a​n 95 Universitäten eingeschrieben,[172] w​as etwa 3 % d​er Bevölkerung entsprach, während e​s 1960/61 n​och 0,4 % o​der 217.000 Studenten gewesen waren.[173]

    Als Anfang d​er 1970er d​as Bretton-Woods-System zusammenbrach, begann weltweit e​ine Zeit freier Wechselkurse. Die Ölpreiskrise i​m Winter 1973/74 t​rug dazu bei, d​ie Inflation z​u erhöhen; e​s kam z​u einer Stagflation. 1979/80 folgte e​ine zweite Ölkrise. Die italienische Wirtschaft b​ekam die Folgen d​er Krise besonders z​u spüren, d​ie Regierung d​es sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi reagierte a​b 1983 m​it Kürzungen u​nd einer schrittweisen Abschaffung d​er scala mobile. Die Craxi-Jahre w​aren von e​inem außerordentlichen Wirtschaftswachstum gekennzeichnet, w​obei sich d​as Bevölkerungswachstum verlangsamte (von 1971 b​is 1981 v​on 54,1 a​uf 56,5 Millionen Einwohner, b​is 1991 a​uf 56,8 Millionen[167]). 1987 kündigte d​ie Regierung Craxi d​en sorpasso an, d​enn Italien h​atte Großbritannien „überholt“ u​nd war n​un zur fünftgrößten Wirtschaftsnation d​er Welt aufgestiegen.[174] Dieses Wachstum konnte n​ur durch e​ine massiv ausgeweitete Staatsverschuldung aufrechterhalten werden, w​as die Lage d​er öffentlichen Haushalte dramatisch verschlechterte; d​ie Staatsverschuldung verdoppelte s​ich im Laufe d​er 1980er Jahre. Die Inflation b​lieb relativ hoch, d​ie Lira w​urde abgewertet (was Exporte förderte u​nd Importe bremste, a​lso die eigene Industrie stützte).

    Zerfall der etablierten Parteien und Privatisierungen (1990–1994)

    Im Kampf g​egen das organisierte Verbrechen gelangen d​em Staat Anfang d​er 1990er Jahre einige Erfolge. Nach d​en Attentaten g​egen die Staatsanwälte Giovanni Falcone[175] u​nd Paolo Borsellino[176] i​m Jahr 1992 wurden d​ie Gesetze n​och einmal verschärft.

    Ab 1992 erfolgte d​urch die Aufdeckung v​on Korruptions- u​nd Parteifinanzierungsskandalen (Tangentopoli u​nd Mani pulite) e​ine grundlegende Neuordnung d​er Parteienlandschaft. Die Christdemokraten, d​ie Sozialisten, d​ie Sozialdemokraten, d​ie Liberalen u​nd die Republikaner, d​ie das Land vierzig Jahre l​ang geführt hatten, hörten innerhalb e​ines Jahres auf, a​ls eigenständige Parteien z​u existieren o​der verschwanden i​n der völligen Bedeutungslosigkeit. Gleichzeitig stürzte d​er Zusammenbruch d​es Ostblocks d​ie Kommunisten i​n eine ideologische Krise. Aus d​er KPI gingen d​ie nun sozialdemokratisch orientierte PDS (Partito Democratico d​ella Sinistra) s​owie zahlreiche kommunistische Neugründungen hervor. Im wohlhabenden Norden d​es Landes w​urde der Unmut d​er Bevölkerung über d​ie Politik v​on der sezessionistisch auftretenden Lega Nord angesprochen. Dieser Zusammenbruch d​es etablierten Parteiensystems u​nd die d​amit einhergehenden politischen Veränderungen gelten a​ls größte Zäsur d​er italienischen Nachkriegsgeschichte. Obwohl d​ie Verfassung a​us dem Jahr 1948 unverändert gültig ist, w​urde es üblich v​on der Zeit v​or dem Umbruch d​er Jahre 1992–94 a​ls Erste Republik (prima repubblica) u​nd den Jahren danach a​ls Zweite Republik (seconda repubblica) z​u sprechen.

    Auch finanziell s​tand Italien v​or dem Kollaps, d​ie Schulden überstiegen d​as BIP, d​ie Lira w​urde um 20 % abgewertet.[177] Dies veranlasste d​ie Regierung u​nter Giuliano Amato 1992 z​u einem scharfen Sparkurs. Als äußerste Maßnahme wurden sämtliche Bankkonten e​iner einmaligen Sonderbesteuerung unterworfen, w​as das Vermögen d​er meisten Haushalte erstmals s​eit den 1960er Jahren reduzierte.[178] Die Regierung Ciampi, e​ine parteilose Expertenregierung (governo tecnico), setzte 1993 diesen Kurs d​er Privatisierung u​nd der Auflösung d​er Netzwerke a​us staatlich-privaten Patronage- u​nd Klientelverhältnissen fort, u​m den Euro einführen z​u können, wofür Ciampi d​en Spitznamen Signor Euro erhielt. Im Zuge d​er Sanierung d​er Staatsfinanzen machte m​an sich a​n eine Privatisierung d​er zahlreichen, d​urch politische Patronage korrumpierten Staatsbetriebe. Diese erwirtschafteten zeitweise d​ie Hälfte d​es BIP. Den Anfang machten 1990 d​ie Banken, d​ie verpflichtet wurden, s​ich in Aktiengesellschaften umzuwandeln. 1994 befanden s​ich bereits 73 % d​es Aktienkapitals i​n den Händen v​on Sparkassen-Stiftungen, d​ie bis 2005 d​as gesamte Kapital privatisierten. Dabei konnten d​ie fünf größten Banken i​hren Marktanteil u​nter den v​on 1100 a​uf 800 verminderten Banken v​on 34 a​uf 54 % steigern.[179] Daraus entstanden letztlich z​wei Großgruppen, 2007 d​ie Intesa-San-Paolo- u​nd die Unicredit-Gruppe. Weit dahinter liegen Mediobanca, Monte d​ei Paschi d​i Siena u​nd Unione d​i Banche Italiane. 1993 w​urde die Trennung v​on Geschäfts- u​nd Finanzbanken, d​ie 1936 eingeführt worden war, wieder abgeschafft, s​o dass Universalbanken entstanden. Insgesamt brachten a​lle Privatisierungen zusammen d​em Fiskus w​eit über 100 Milliarden Euro ein, w​omit sie d​ie größte jemals durchgeführte Privatisierungswelle darstellten. Allein d​ie Verkäufe d​er Anteile a​n ENI u​nd Enel brachten 35 Milliarden Dollar ein.[180] Strategische Anteile a​n der Energieversorgung, d​er Luft- u​nd Raumfahrtindustrie u​nd an d​er Daseinsvorsorge blieben allerdings i​n staatlicher Hand. Zwar s​tieg der Streubesitz a​n den Unternehmensaktien, d​och haben Shareholderabsprachen e​her die Kontrolle d​urch einzelne Familien gestärkt, während d​er Einfluss d​er Banken zurückging.

    Wechselnde Regierungsbündnisse, Wirtschaftskrise (seit 1994)

    Bei d​en Parlamentswahlen 1994, b​ei denen erstmals e​in gemischtes Mehrheits- u​nd Proporzwahlrecht m​it Sperrklausel Anwendung fand, setzte s​ich überraschenderweise d​ie Koalition d​es Bau- u​nd Medienunternehmers Silvio Berlusconi g​egen das Linksbündnis u​nter Führung v​on Achille Occhetto durch. Seine Forza Italia, n​ur wenige Monate z​uvor gegründet, h​atte sich m​it der Lega Nord s​owie der Alleanza Nazionale verbündet, d​ie aus d​em postfaschistischen Movimento Sociale Italiano hervorgegangen war. Doch zerbrach d​ie Koalition n​ach nur wenigen Monaten. Die daraufhin einberufene Expertenregierung u​nter Lamberto Dini, d​em ehemaligen Generaldirektor d​er italienischen Zentralbank u​nd Finanzminister u​nter Berlusconi, regierte v​on Januar 1995 b​is Mai 1996.

    Die Wahlen v​on 1996 gewann e​ine Mitte-links-Koalition (Ulivo) u​nter Führung d​es ehemaligen Christdemokraten Romano Prodi. In d​er Regierung Prodi I (Mai 1996 – Oktober 1998) saßen erstmals eurokommunistische Minister. Prodis strikter Sparkurs ebnete Italien d​en Weg i​n die Eurozone. Von seinen Verbündeten verlassen, musste e​r zurücktreten u​nd Massimo D’Alema bzw. Giuliano Amato s​ein Amt überlassen. Der a​us der kommunistischen Partei 1991 hervorgegangene Partito Democratico d​ella Sinistra (PDS) h​atte sich n​ach der Vereinigung m​it anderen sozialistischen Gruppen 1998 i​n „Linksdemokraten“ (Democratici d​i Sinistra, DS) umbenannt. Ihr Vorsitzender D’Alema b​lieb bis 2000 Ministerpräsident, i​hm folgte Giuliano Amato, d​er dieses Amt bereits v​on Juni 1992 b​is April 1993 innegehabt hatte.

    Die Wahlen 2001 konnte Berlusconis Bündnis Casa d​elle Libertà für s​ich entscheiden. Nach fünf Jahren Amtszeit musste e​r sich b​ei den Parlamentswahlen 2006 erneut Romano Prodi geschlagen geben. Mitte Mai 2006 w​urde dann a​uch mit Giorgio Napolitano d​er Kandidat Romano Prodis z​um Präsidenten d​er Republik gewählt, m​it dem z​um ersten Mal e​in ehemaliges Mitglied d​er Kommunistischen Partei dieses Amt einnahm.

    Auf d​er Ebene d​er Gemeinden, Provinzen u​nd Regionen wurden ebenso Reformen durchgeführt w​ie auf d​er nationalen Ebene. Auch wurden 1997 Reformen d​er Streitkräfte eingeleitet, d​ie 2005 i​n die Aussetzung d​er Wehrpflicht mündeten. Auf e​ine Verfassungsreform z​ur Stärkung d​er Regierung, z​ur Verbesserung d​er parlamentarischen Arbeit u​nd zur Einführung e​iner Vertretung d​er Gebietskörperschaften konnte m​an sich jedoch n​icht einigen.

    Die Staatsfinanzen litten weiterhin a​n einer h​ohen Steuerhinterziehung (je n​ach Schätzung 20–30 % d​es BIP), a​n den wachsenden Lasten i​n Gesundheitswesen u​nd Altersversorgung, s​owie an e​iner zu s​ehr auf Rom ausgerichteten Finanzierung d​er Regionen. Steigende Zinsen, b​ei gleichzeitigem Anstieg d​er Steuer- u​nd Abgabenlast, belasteten d​ie Gesamtwirtschaft. Als problematisch w​ird zudem d​ie Schwerfälligkeit v​on Justiz u​nd Verwaltung angesehen. Die strukturellen Probleme Süditaliens s​ind ungelöst; a​ls besonders hemmend g​ilt der Einfluss d​er organisierten Kriminalität a​uf das Wirtschaftsleben.

    Im Januar 2008 zerfiel d​as von Romano Prodi geführte Bündnis, nachdem s​ich der Koalitionspartner UDEUR a​us dem Bündnis zurückgezogen hatte. Prodi scheiterte i​n der Vertrauensfrage. Staatspräsident Giorgio Napolitano beauftragte daraufhin d​en Senatspräsidenten Franco Marini m​it der Bildung e​iner Übergangsregierung, d​och musste e​r das Mandat z​ur Regierungsbildung a​m 4. Februar wieder zurückgeben.[181] Daraufhin löste Napolitano b​eide Kammern d​es Parlaments a​uf und schrieb Neuwahlen aus.[182]

    Aus diesen g​ing mit 46,8 % (Abgeordnetenkammer) u​nd 47,3 % (Senat) Silvio Berlusconis n​eues Wahlbündnis Popolo d​ella LibertàLega NordMovimento p​er l’autonomia a​ls Sieger hervor. Die vierte Regierung Silvio Berlusconis w​urde am 8. Mai 2008 vereidigt. Bedingt d​urch die Finanzkrise schrumpfte d​as Bruttoinlandsprodukt i​m Jahr 2008 u​m 1 %, i​m Jahr 2009 u​m weitere 5 %. Dank seines Bankensystems u​nd der niedrigen Verschuldung d​er Privathaushalte konnte s​ich das Land zunächst v​or den wirtschaftlichen Folgen schützen,[183] w​urde jedoch 2011 v​on der Eurokrise erfasst.

    Mario Draghi, seit dem 13. Februar 2021 Ministerpräsident

    Angeführt v​om Präsidenten d​es Abgeordnetenhauses Gianfranco Fini verließen s​eit Mitte 2010 zahlreiche Parlamentarier Berlusconis Koalition, b​is dieser i​m November 2011 über k​eine Mehrheit m​ehr im Abgeordnetenhaus verfügte. Von i​hm selbst ausgelöste Skandale u​nd anstehende Gerichtsverfahren s​owie die Zuspitzung d​er Eurokrise zwangen Silvio Berlusconi a​m 12. November 2011 z​um Rücktritt.

    Staatspräsident Napolitano beauftragte d​en Parteilosen u​nd ehemaligen EU-Kommissar für Binnenmarkt u​nd Wettbewerb Mario Monti m​it der Bildung e​iner neuen Regierung. Die Schuldenkrise i​m Euroraum verschärfte sich, Ende 2011 h​atte Italien 1,9 Billionen Euro Schulden. Die Zinsen für Anleihen m​it zehnjähriger Laufzeit erreichten i​m November 2011 b​ei 7,56 % d​en höchsten Satz.[184] Die Arbeitslosigkeit l​ag im März 2012 b​ei 9,3 %, d​abei stieg d​ie seit langem h​ohe Arbeitslosigkeit u​nter den 19- b​is 24-Jährigen a​uf 31,9 %.[185] Im Dezember l​ag die Arbeitslosenquote bereits b​ei 11,2 % o​der 2,9 Millionen.[186]

    Am 25. Februar 2013 gewann d​as Mitte-links-Bündnis v​on Pier Luigi Bersani k​napp die Wahl m​it 29,54 % d​er Stimmen v​or dem Bündnis Berlusconis, d​as 29,18 % erhielt.[187] Die v​om Berufskomiker Beppe Grillo gegründete Fünf-Sterne-Bewegung (MoVimento 5 Stelle) konnte m​it 25,09 % e​inen überraschenden Erfolg feiern. Enrico Letta v​om Partito Democratico w​urde auf Vorschlag v​on Staatspräsident Napolitano v​om Parlament z​um neuen Ministerpräsidenten gewählt. Nach e​inem parteiinternen Machtkampf w​urde Letta n​ach weniger a​ls einem Jahr i​m Amt v​om ehemaligen Bürgermeister v​on Florenz, Matteo Renzi, abgelöst. Unter d​er Regierung Renzi wurden zahlreiche Reformvorhaben a​uf dem Arbeitsmarkt, i​n den Sozialsystemen u​nd den staatlichen Institutionen durchgeführt s​owie gesellschaftspolitische Liberalisierungen w​ie die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft (unione civile). Die v​on Renzi angestrebte Verfassungsänderung w​urde am 4. Dezember 2016 d​urch das Volk i​n einem Referendum abgelehnt, infolgedessen t​rat Renzi zurück. Neuer Ministerpräsident w​urde Paolo Gentiloni, welcher z​uvor als Außenminister i​n Renzis Kabinett diente.[188]

    Bei d​en Parlamentswahlen a​m 4. März 2018 konnten d​ie Fünf-Sterne-Bewegung m​it 32,68 % u​nd die nunmehr italienisch-national auftretende Lega (ohne d​en Zusatz Nord) m​it 17,34 % d​ie größten Zugewinne verzeichnen u​nd bildeten zusammen e​ine Regierung u​nter Führung d​es parteilosen Giuseppe Conte. Luigi Di Maio v​on der Fünf-Sterne-Bewegung u​nd Matteo Salvini v​on der Lega übernahmen jeweils d​en Posten e​ines stellvertretenden Ministerpräsidenten. Nachdem Salvini d​ie Beendigung d​er Regierungskoalition erklärte, bildete Conte s​ein Kabinett um, d​as neben d​er Fünf-Sterne-Bewegung v​on Partito Democratico, Liberi e Uguali, Italia Viva u​nd dem Movimento Associativo Italiani all’Estero unterstützt wurde. Im Januar 2021 verließ Italia Viva d​as Regierungsbündnis u​nd Conte erklärte seinen Rücktritt. Während d​er Regierungszeit v​on Conte w​urde unter anderem e​ine Verfassungsreform z​ur Verkleinerung d​es Parlaments beschlossen u​nd in e​iner Volksabstimmung bestätigt.

    Staatspräsident Sergio Mattarella (seit 2015 i​m Amt) sprach s​ich gegen Neuwahlen während d​er COVID-19-Pandemie aus, v​on der Italien s​eit Januar 2020 betroffen ist, u​nd beauftragte Mario Draghi, d​en früheren Präsidenten d​er Europäischen Zentralbank u​nd früheren Gouverneur d​er italienischen Zentralbank, e​ine Regierung z​u bilden, d​ie am 13. Februar 2021 vereidigt wurde. Diese Regierung d​er nationalen Einheit w​ird insbesondere v​on Fünf-Sterne-Bewegung, Partito Democratico, Lega u​nd Forza Italia getragen. Die Fratelli d’Italia s​ind an d​er Regierung n​icht beteiligt.

    Bevölkerungswachstum, Zuwanderung

    Ausländeranteil zum 1. Januar 2011 nach Regionen

    1861 h​atte Italien 21,7 Millionen Einwohner, b​ei der Volkszählung 1901 über 30 Millionen u​nd 1931 41,6 Millionen Einwohner. Lag d​ie Geburtenrate p​ro tausend Einwohner u​m 1850 b​ei 38,6, s​o sank s​ie bis 1913 a​uf immer n​och sehr h​ohe 31,7, d​ie Sterberate s​ank im selben Zeitraum jedoch v​iel schneller v​on 29,9 a​uf 18,7,[189] s​o dass d​ie Bevölkerungszahl s​teil anstieg. 1946 h​atte Italien e​twa 45,5 Millionen Einwohner, 1960 über 50, 1975 m​ehr als 55 Millionen. Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer l​ag 1946 b​ei 3,01 Kindern p​ro Frau u​nd noch i​m Jahr 1976 oberhalb d​er natürlichen Reproduktionsrate b​ei 2,11. Danach n​ahm sie b​is 1995 a​uf 1,17 a​b und schwankt seither zwischen 1,2 u​nd 1,3.[190] Bei d​en neu Zugewanderten l​ag sie 2006 e​twa doppelt s​o hoch; b​is 2009 s​ank sie a​uf 2,05.[191][192]

    Die Bevölkerung s​tieg weiter an, a​uf etwa 60 Millionen Einwohner i​m Jahr 2011, w​obei das Bevölkerungswachstum nunmehr überwiegend a​uf Zuwanderung zurückzuführen war, d​eren jährlicher Saldo zwischen e​twa 300.000 u​nd 600.000 lag; ansonsten übertrifft s​eit 1993 d​ie Zahl d​er Sterbefälle d​ie der Geburten, i​m Jahr 2010 u​m 25.000.[193] 2010 l​ag die Geburtenziffer b​ei 9,3 u​nd die Sterbeziffer b​ei 9,7.[194] Die Lebenserwartung s​tieg von 50 Jahren i​m Jahr 1920 a​uf 77,5 i​m Jahr 1994. 2010 l​ag sie b​ei 79,1 Jahren b​ei Männern u​nd bei 84,3 b​ei Frauen.

    Die Zahl d​er Zuwanderer i​st seit d​en 1990er Jahren s​tark angestiegen, nachdem Italien b​is 1972 überwiegend Auswandererland gewesen war.[195] 1991 zählte d​as Statistikinstitut ISTAT 625.034 Ausländer b​ei 56,8 Millionen Einwohnern, 1997 schätzte m​an ihre Zahl a​uf 1,25 Millionen,[196] Anfang 2011 a​uf 5,4 Millionen.[197] Davon k​amen 969.000 a​us Rumänien, 483.000 a​us Albanien, 452.000 a​us Marokko; d​ann folgten China (210.000) u​nd die Ukraine (201.000). Die meisten Immigranten l​eben im Norden Italiens. Bis März 2012 k​amen 64.000 Flüchtlinge a​us Nordafrika v​ia Mittelmeerroute n​ach Italien.[198][199]
    Die Einwanderungs- u​nd Flüchtlingspolitik w​ar und i​st ein wichtiges Thema d​er italienischen Politik.

    Verwaltung des Kulturerbes

    Seit 1974 besteht d​as Ministerium für Kulturgüter u​nd -aktivitäten u​nter wechselnden Namen. Dem Ministerium s​ind 157 Staatsarchive, 298 archäologische Stätten, 58 Bibliotheken, 244 Museen, insgesamt 1052 staatliche Institutionen zugeordnet, h​inzu kommen 2.119 nicht-staatliche (Stand: 26. Februar 2012).[200] Einige d​er Museen s​ind Nationalmuseen. Zu diesen zählen d​as Archäologische Nationalmuseum i​n Ferrara s​owie die v​on Florenz, d​as von Rom, d​as von Neapel u​nd von Tarent s​owie das Museo Nazionale Alinari d​ella Fotografia i​n Florenz. Hinzu kommen d​as Museo Nazionale d​ella Magna Grecia i​n Reggio, d​as Museo Nazionale G. A. Sanna a​uf Sardinien ebenso w​ie das Nationalmuseum d​er Kunst d​es 21. Jahrhunderts i​n Rom. Allerdings i​st die Bezeichnung „Nationalmuseum“ n​icht genau abgegrenzt, s​o dass zahlreiche weitere, überregional bedeutende staatliche Museen mitzurechnen sind.

    In keinem Land gehören s​o viele Stätten z​um UNESCO-Welterbe (2021: 58). Die früheste geschützte Stätte s​ind die s​eit 1979 eingetragenen Felsbilder d​es Valcamonica u​nd seit 1980 d​as gesamte historische Zentrum v​on Rom, s​eit 1982 d​as von Florenz. Neben d​em Schutz, d​em ein Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale dient, arbeiten d​ie Institutionen v​or allem daran, d​ie Kulturschätze z​u erhalten u​nd zu restaurieren s​owie der Öffentlichkeit u​nd der Forschung zugänglich z​u machen.

    Literatur

    Überblickswerke

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    • Charles L. Killinger: The History of Italy. Greenwood Press, Westport 2002, ISBN 0-313-31483-7.
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    • Volker Reinhardt: Geschichte Italiens. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50284-9.
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    • Rudolf Lill: Geschichte Italiens in der Neuzeit. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-06746-0.
    • Michael Seidlmayer: Geschichte Italiens. Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zum ersten Weltkrieg (= Kröners Taschenausgabe. Band 341). 2., erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-34102-6.
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    • Ruggiero Romano, Corrado Vivanti (Hrsg.): Storia d’Italia. 6 Bde., Einaudi, Turin 1972–1976.
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    • Attilio Milano: Storia degli ebrei in Italia. Einaudi, Turin 1992, ISBN 88-06-12825-6.
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    • David Gilmour: Auf der Suche nach Italien. Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart. Klett-Cotta, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-608-94770-0.
    • Christopher Duggan: A concise history of Italy. 2. Auflage, Cambridge University Press, Cambridge 2013, ISBN 978-0521760393.
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    • Denis Mack Smith: Modern Italy: A Political History. Yale University Press, 1997 (aktualisierte und erweiterte Neuauflage, erstmals 1958 unter dem Titel „Italy. A modern history“).
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    Regionen und Städte

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    • Thomas Dittelbach: Geschichte Siziliens. Von der Antike bis heute. Beck, München 2010. ISBN 978-3-406-58790-0
    • Chris Wickham: Medieval Rome. Stability and Crisis of a City, 900–1150. Oxford University Press, Oxford 2015.
    • Claus Gatterer: Im Kampf gegen Rom. Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien, Europa Verlag, Wien/Frankfurt/Zürich 1968.
    • Cinzio Violante: Economia, società, istituzioni a Pisa nel Medioevo. Dedalo, Bari 1980.
    • Volker Reinhardt: Geschichte von Florenz. Beck, München 2013.
    • Robert Davidsohn: Geschichte von Florenz. 4 Bde., Berlin 1896–1927 (einst Standardwerk, vielfach veraltet, enorme Detailtiefe).
    • John M. Najemy: A History of Florence, 1200–1575. Blackwell Publishing, 2006 (ital.: Storia di Firenze dal 1200 al 1575, Einaudi, Turin 2014).
    • Teofilo Ossian De Negri: Storia di Genova. Giunti Editore, Florenz, 2003. ISBN 88-09-02932-1
    • Matthias Schnettger: „Principe sovrano“ oder „Civitas imperialis“? Die Republik Genua und das Alte Reich in der frühen Neuzeit (1556–1797). Habil., Von Zabern, Mainz 2006. ISBN 3-8053-3588-1
    • Alberto Tenenti, Ugo Tucci (Hrsg.): Storia di Venezia. 12 Bde., Rom 1992–1995.
    • Giovanni Treccani degli Alfieri (Hrsg.): Storia di Milano. 16 Bde., Mailand 1962.
    • Alessandro Barbero: Storia del Piemonte. Dalla preistoria alla globalizzazione. Einaudi, Turin 2008.

    Wirtschaftsgeschichte

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    • Gino Luzzatto: Storia economica d’Italia. Il Medioevo. Sansoni, Florenz 1967.
    • Alfred Doren: Italienische Wirtschaftsgeschichte. Jena 1934 (vielfach veraltet, dennoch ein Epochenwerk).
    • Valerio Castronovo: Storia economica d’Italia. D’all Ottocento ai giorni nostri. Einaudi, Turin 2006. ISBN 88-06-13621-6
    • Rolf Petri: Storia economica d’Italia. Dalla Grande guerra al miracolo economico (1918–1963). Il Mulino, Bologna 2002.
    • Neville Morley: Metropolis and Hinterland. The City of Rome and the Italian Economy, 200 BC-AD 200. Cambridge University Press, 1996.
    • Richard A. Goldthwaite: The Economy of Renaissance Florence. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2009. ISBN 978-0-8018-8982-0
    • Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall’XI al XVI secolo. Venedig 1961, Nachdruck 1995.
    • Mercanti e banchieri ebrei (= Zakhor. Rivista di storia degli Ebrei d’Italia I). Giuntina, Florenz 1997. ISBN 88-8057-047-1
    • Paolo Malanima, Vera Zamagni: 150 years of the Italian economy, 1861–2010. In: Journal of Modern Italian Studies 15 (2010), S. 1–20.

    Vorschriftliche Geschichte

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    • John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy. Cambridge University Press, 2007, ISBN 978-0-521-84241-9.
    • Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C. 2. Auflage. Carocci, Rom 2010, ISBN 978-88-430-4585-3.
    • Robert Leighton: Sicily before History. An Archaeological Survey from the Palaeolithic to the Iron Age. Cornell University Press, 1999, ISBN 0-8014-8585-1.

    Antike, Frühmittelalter

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    • Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. Ein Studienbuch. 2., erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-02074-6.
    • Neil Christie: From Constantine to Charlemagne. An Archaeology of Italy, AD 300–800. Ashgate Publishing, Aldershot 2006, ISBN 1-85928-421-3.
    • Cristina La Rocca (Hrsg.): Italy in the Early Middle Ages. Oxford University Press, Oxford 2002.
    • Chris Wickham: Early Medieval Italy. Central Power and Local Society, 400-1000. University of Michigan Press, Ann Arbor 1990, ISBN 0-472-08099-7.
    • Walter Pohl, Peter Erhart (Hrsg.): Die Langobarden. Herrschaft und Identität. Wien 2005. (26 Beiträge zur archäologischen, geschichtswissenschaftlichen und linguistischen Langobardistik, Abteilung 3: Langobardische Herrschaft und langobardische Identitäten in Italien), ISBN 3-7001-3400-2.
    • Paolo Cammarosano: Storia dell’Italia medievale. Dal VI all’XI secolo. Laterza, Bari 2001, ISBN 88-420-6338-X.
    • Ovidio Capitani: Storia dell’Italia medievale, 410–1216. Laterza, Bari 1992, ISBN 88-420-2998-X.
    • Dick Harrison: The Early State and the Towns. Forms of Integration in Lombard Italy, AD 568–774. Lund University Press, Lund 1993, ISBN 91-7966-218-8.

    Hoch- und Spätmittelalter, Renaissance

    • Johannes Bernwieser: Honor civitatis. Kommunikation, Interaktion und Konfliktbeilegung im hochmittelalterlichen Oberitalien. Herbert Utz, München 2012, ISBN 978-3-8316-4124-6.
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    • Gudrun Gleba: Die oberitalienischen Städte vom 12. bis 15. Jahrhundert. Forschungstendenzen der achtziger Jahre. In: Zeitschrift für Historische Forschung 20 (1993) 463–483.
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    • Heike Johanna Mierau: Kaiser und Papst im Mittelalter, Böhlau, Köln u. a. 2010. ISBN 978-3-412-20551-5.
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    • Bernd Rill: Sizilien im Mittelalter. Das Reich der Araber, Normannen und Staufer. Belser, Stuttgart 1995. ISBN 3-7630-2318-6.

    Bis zur Staatsgründung

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    • Lucy Riall: Risorgimento: the history of Italy from Napoleon to nation state. Palgrave Macmillan, 2009, ISBN 978-0230216709.
    • Ruggiero Romano, Corrado Vivanti: Storia d’Italia. Bd. 3: Dal primo Settecento all’Unità. Einaudi, Turin 1973, ISBN 978-8806364755.
    • Alberto Mario Banti, Paul Ginsborg: Storia d’Italia. Annali. Bd. 22: Il Risorgimento. Einaudi, Turin 2008, ISBN 978-8806167295.
    • Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Aufklärung und Emanzipation in Florenz, Livorno, Berlin und Königsberg in Preußen. Mohr Siebeck, Tübingen 2003, ISBN 3-16-148077-5.
    • John Anthony Davis: Naples and Napoleon. Southern Italy and the European revolutions (1780–1860). Oxford University Press, 2006.
    • Marco Severini: La Repubblica romana del 1849. Marsilio, Venedig 2011, ISBN 978-88-317-0803-6.
    • Lauro Rossi (Hrsg.): Giuseppe Garibaldi. Due secoli di interpretazioni. Gangemi editore, Rom 2011, ISBN 978-88-492-6974-1.
    • Salvatore Lupo: L’unificazione italiana. Mezzogiorno, rivoluzione, guerra civile. Donzelli Editore, 2011, ISBN 978-88-6036-627-6.
    • Gigi Di Fiore: Controstoria dell’Unità d’Italia. Fatti e misfatti del Risorgimento. Rizzoli, Mailand 2010, ISBN 978-88-17-04281-9.
    • Carlo M. Fiorentino, Carlo Agliati (Hrsg.): Bibliografia dell’età del Risorgimento. 1970–2001. Olschki, Florenz 2003, ISBN 88-222-5279-9.
    • Gualtiero Boaglio: Die Entstehung des Begriffs Italianità. In: Florika Griessner, Adriana Vignazia (Hrsg.): 150 Jahre Italien. Themen, Wege, offene Fragen. Praesens, Wien 2014, S. 66–81.

    Königreich und Faschismus

    • Giuseppe Vottari: Storia d’Italia (1861–2001). Mailand 2004. ISBN 88-483-0562-8.
    • Martin Clark: Modern Italy, 1871 to the Present. 3. Auflage. Pearson Longman, Harlow u. a. 2008, ISBN 978-1-4058-2352-4.
    • Giulia Brogini Künzi: Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg? Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-72923-3.
    • Stefan Breuer: Nationalismus und Faschismus. Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-17994-3.
    • Lutz Klinkhammer: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945. Niemeyer, Tübingen 1993, ISBN 3-484-82075-6.
    • Carlo Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945, Diss. Köln 2008, Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-76520-8.
    • Giampiero Carocci: Storia degli ebrei in Italia. Dall’emancipazione a oggi. Newton & Compton, Rom 2005, ISBN 88-541-0372-1.
    • Regine Wagenknecht: Judenverfolgung in Italien. 1938–1945. „Auf Procida waren doch alle dunkel“. Edition Parthas, Berlin 2005, ISBN 3-936324-22-0.
    • Monica Fioravanzo: Mussolini e Hitler. La Repubblica sociale sotto il Terzo Reich. Donzelli Editore, Rom 2009, ISBN 978-88-6036-333-6.
    • Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60766-0.
    • Davide Rodogno: Il nuovo ordine mediterraneo. Le politiche di occupazione dell’Italia fascista in Europa (1940–1943). Bollati Boringhieri 2003, Übersetzung ins Englische unter dem Titel Fascism’s European Empire. Italian Occupation During the Second World War, Cambridge University Press 2006, ISBN 0-521-84515-7.
    • Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60174-3.
    • Peter Hertner: Wirtschafts- und Finanzkrisen im liberalen und faschistischen Italien. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 89 (2009), S. 285–315. (online).

    Republik (seit 1946)

    • Jens Petersen: Italien als Republik. 1946–1987. In: Michael Seidlmayer: Geschichte Italiens. Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zum ersten Weltkrieg (= Kröners Taschenausgabe. Band 341). 2., erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1989, S. 499–550. ISBN 3-520-34102-6
    • Christian Jansen: Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007. ISBN 3-8252-2916-5.
    • Dieter Münch: Einführung in die politische Geschichte Italiens. 1943–2009. Baltic Sea Press, Rostock 2009, ISBN 978-3-942129-01-5.
    • Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60174-3.

    Geschichtsschreibung

    • Andreas Mehl: Römische Geschichtsschreibung. Grundlagen und Entwicklungen, Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-015253-X.
    • Gabriele Zanella: Storici e storiografia del Medioevo italiano, Pàtron, Bologna 1984.
    • Fulvio Tessitore: Contributi alla storiografia arabo-islamica in Italia tra Otto e Novecento, Edizioni di Storia e Letteratura, Rom 2008, ISBN 978-88-6372-054-9.
    • William J. Connell: Italian Renaissance Historical Narrative, in: The Oxford History of Historical Writing, Bd. 3, Oxford University Press, 2012, S. 347–363.
    • Edoardo Tortarolo: Italian Historical Writing, 1680–1800, in: The Oxford History of Historical Writing, Bd. 3, Oxford University Press, 2012, S. 364–383.
    • Silvia Riccardi: Die Erforschung der antiken Sklaverei in Italien vom Risorgimento bis Ettore Ciccotti, Steiner, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07137-7.
    • Eugenio Di Rienzo: Storia d’Italia e identità nazionale. Dalla grande guerra alla Repubblica, Le Lettere, Florenz 2006, ISBN 88-7166-986-X.
    • Angelo D’Orsi, Patrizia Cancian, Bruno Bongiovanni: La città, la storia, il secolo. Cento anni di storiografia a Torino, Il Mulino, Florenz 2001, ISBN 978-88-15-07802-5.
    • Umberto Massimo Miozzi: La scuola storica romana 1926–1943, Rom 1982, ISBN 88-8498-105-0.
    • Ruggiero Romano: La storiografia italiana oggi, Milanostampa, Mailand 1978.
    • Norbert Campagna, Stefano Saracino: Staatsverständnisse in Italien. Von Dante bis ins 21. Jahrhundert, Nomos, 2018.
    Commons: Geschichte Italiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikisource: Italien – Quellen und Volltexte

    Jüdische Geschichte Italiens

    Anmerkungen

    1. Art. Mantel. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 19, hier: S. 239.
    2. Marta Arzarello, Federica Marcolini, Giulio Pavia, Marco Pavia, Carmelo Petronio, Mauro Petrucci, Lorenzo Rook, Raffaele Sardella: L’industrie lithique du site Pléistocène inférieur de Pirro Nord (Apricena, Italie du sud): une occupation humaine entre 1,3 et 1,7 Ma / The lithic industry of the Early Pleistocene site of Pirro Nord (Apricena South Italy): The evidence of a human occupation between 1.3 and 1.7 Ma In: L’Anthropologie 113,1 (2009), S. 47–58.
    3. Margherita Mussi: Earliest Italy. An Overview of the Italian Paleolithic and Mesolithic. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York 2001, S. 18.
    4. Paolo Villa: Terra Amata and the Middle Pleistocene archaeological record of southern France.University of California Press, Berkeley 1983, S. 54f.
    5. Wil Roebroeks, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 108,13 (2011), S. 5209–5214.
    6. Stefano Benazzi u. a.: Early dispersal of modern humans in Europe and implications for Neanderthal behaviour. In: Nature. Band 479, 2011, S. 525–528, doi:10.1038/nature10617
    7. Fulco Pratesi: Storia della natura d’Italia, Soveria Manelli: Rubbettino Editore, 2010, o. S. (Abschnitt Un mondo in equilibrio).
    8. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C., Rom: Carocci editore, 1. Auflage. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 28ff.
    9. R. J. King, S. S. Özcan, T. Carter, E. Kalfoğlu, S. Atasoy, C. Triantaphyllidis, A. Kouvatsi, A. A. Lin, C.-E. T. Chow, L. A. Zhivotovsky, M. Michalodimitrakis, P. A. Underhill: Differential Y-chromosome Anatolian Influences on the Greek and Cretan Neolithic. In: Annals of Human Genetics 72 (2008), S. 205–214.
    10. Andrea Pessina, Vincenzo Tiné: Archeologia del Neolitico. L’Italia tra VI e IV millennio a.C., Rom: Carocci editore, 1. Auflage. 2008, 2. Nachdruck 2010, S. 32.
    11. John Robb: The Early Mediterranean Village. Agency, Material Culture, and Social Change in Neolithic Italy. Cambridge University Press, Cambridge 2007, S. 36.
    12. Im Val Petronio, östlich von Sestri Levante; vgl. Nadia Campana, Roberto Maggi, Mark Pearce: ISSEL DIXIT. In: La nascità della Paletnologia in Liguria. Atti del Convegno, Bordighera 2008, S. 305–311. Der Titel bezieht sich auf Arturo Issel (1842–1922), der schon 1879 ein so hohes Alter des Kupferbergbaus vermutete.
    13. Der Jahrtausendknall, in: Die Zeit, 10. April 2003. Vgl. C. Albore Livadie: Territorio e insediamenti nell’agro Nolano durante il Bronzo antico (facies di Palma Campania): nota preliminare. In: Actes du colloque L’Eruzione vesuviana delle “Pomici di Avellino” e la facies di Palma Campania (Bronzo antico): Atti del Seminario internazionale di Ravello, 15-17 luglio 1994. Edipuglia, Bari 1999, S. 203–245.
    14. Harald Haarmann: Die Indoeuropäer: Herkunft, Sprachen, Kulturen, München: Beck 2010. Ihm folgt die weitere Darstellung.
    15. Francesco Carimi, Francesco Mercati, Loredana Abbate, Francesco Sunseri: Microsatellite analyses for evaluation of genetic diversity among Sicilian grapevine cultivars. In: Genet Resources and Crop Evolution 57 (2010) 703–719, hier: S. 704.
    16. Thomas Urban Studien zur mittleren Bronzezeit in Norditalien, 1993. Allgemein zu den Venetern: Art. Veneter. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 32, S. 133–138, ab S. 136 zu den oberitalienischen Venetern.
    17. Grundlegend: Luisa Franchi dell’Orto (Hrsg.): Die Picener. Ein Volk Europas. Ausstellungskatalog Frankfurt a. M. 1999, Rom 1999.
    18. Grundlegend: Gianluca Tagliamonte: I Sanniti: Caudini, Irpini, Pentri, Carricini, Frentani. Longanesi, Mailand 1996.
    19. Dazu Barbara Scardigli: I Trattati Romano-Cartaginesi. Introduzione, edizione critica, traduzione, commento e indici. Scuola Normale Superiore, Pisa 1991.
    20. Famed Roman statue „not ancient“, BBC, 20. Juli 2008
    21. Grundlegend zur Geschichte Roms in der Antike: Frank Kolb: Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. Beck, München 2002.
    22. Lukas Grossmann: Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327 bis 290 v. Chr. Wellem, Düsseldorf 2009, S. 115.
    23. Dietmar Kienast: Augustus, Prinzeps und Monarch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, S. 480.
    24. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 50.
    25. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 56.
    26. Diesen Anteil reduzierte Mark Aurel auf ein Viertel (Sabine Panzram: Stadtbild und Elite, Steiner, Stuttgart 2002, S. 67). Bei Plinius (Epistulae 6,19,4) heißt es: „Occurrit; nam sumptus candidatorum, foedos illos et infames, ambitus lege restrinxit; eosdem patrimonii tertiam partem conferre iussit in ea quae solo continerentur, deforme arbitratus — et erat — honorem petituros urbem Italiamque non pro patria sed pro hospitio aut stabulo quasi peregrinantes habere.“
    27. Gunnar Seelentag: Der Kaiser als Fürsorger. Die italische Alimentarinstitution. In: Historia 57 (2008) 208–241.
    28. Paul Petit: Pax Romana. University of California Press, Berkeley 1976, S. 83.
    29. Karl Strobel: Untersuchungen zu den Dakerkriegen Trajans. Habelt, Bonn 1984, S. 221, gibt (wie die meisten Historiker) 5 Millionen Pfund an. Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit: Von Augustus bis zu Konstantin. 6. Auflage. Beck, München 2009, S. 300 bezweifelt diese Zahlen, die von Johannes Lydos stammen, der sich wiederum auf den Leibarzt Trajans, auf T. Statilius Kriton beruft.
    30. Hans Kloft: Die Wirtschaft des Imperium Romanum. von Zabern, Mainz 2006, S. 116.
    31. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 25, S. 173.
    32. Günter Stangl: Antike Populationen in Zahlen. Überprüfungsmöglichkeiten von demographischen Zahlenangaben in antiken Texten. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2008, S. 86.
    33. Michael E. Jones: The End of Roman Britain. Cornell University 1998, S. 262.
    34. Marc Bloch: Les invasions. In: Annales, VIII, 1945, S. 18.
    35. Karl Julius Beloch: Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt. Duncker & Humblot, Leipzig 1886. Seine Schätzungen lagen zunächst niedriger, für Italien bei 6 Millionen, doch erhöhte er später einige Ergebnisse.
    36. Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population. American Philos. Soc, Philadelphia 1958, S. 93f.
    37. Reinhard Blänkner, Bernhard Jussen: Institutionen und Ereignis. Über historische Praktiken und Vorstellungen gesellschaftlichen Ordnens. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, S. 143.
    38. Attilio Milano: Il ghetto di Roma. Illustrazione storiche. Einaudi, Turin 1987, S. 15–18.
    39. Michael Borgolte, Juliane Schiel, Annette Seitz, Bernd Schneidmüller (Hrsg.): Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft. Akademie, Berlin 2008, S. 446f.
    40. Orosius: Historiarum adversum paganos VII, 37, 9.
    41. Vgl. Kristina Sessa: The Formation of Papal Authority in Late Antique Italy. Roman Bishops and the Domestic Sphere. Cambridge University Press 2011.
    42. Dieser Fragestellung geht Marco Aimone: Romani e Ostrogoti fra integrazione e separazione. Il contributo dell’archeologia a un dibattito storiografico. In: Reti Medievali Rivista, 13, 1 (2012) 1-66 erstmals auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen nach.
    43. Gregor forderte von den lokalen Autoritäten die Zwangsbekehrung der verbliebenen Heiden in Epist. 9, 204.
    44. Auguste Boullier: L’Île de Sardaigne. Description, histoire, statistique, mœurs, état social. E. Dentu, Paris, 1865, S. 78.
    45. Dies zeigt ein Placitum von 845 aus Trient (Joseph von Hormayr: Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter, Bd. 1, Wien 1803, Nr. 2, 26. Februar 845), in dem zwischen „Longobardi“ und „Teutisci“ (solchen, die eine germanische Sprache sprechen) unterschieden wird.
    46. J. F. Böhmer: Regesta Imperii I. Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918 (926), Bd. 3. Die Regesten des Regnum Italiae und der burgundischen Regna. Teil 1. Die Karolinger im Regnum Italiae 840-887 (888), Köln 1991 (RI I, 3 n. 99, Oktober 852).
    47. Cristina La Rocca: Italy in the Early Middle Ages. 476-1000. Oxford University Press, 2002, Abschnitt Justice: principles, personnel, and places.
    48. Liutprand von Cremona warf dem Karolinger Arnulf von Kärnten vor, er habe, selbst von 894 bis 899 König von Italien, die Ungarn gegen seine Feinde herbeigerufen (Antapodosis I,13, ed. Joseph Becker, Hannover 1915).
    49. Dazu: François Menant: Lombardia feudale. Studi sull’aristocrazia padana nei secoli X-XIII, Vita e Pensiero, Mailand 1992.
    50. Frans Theuws: Rituals of Power: From Late Antiquity to the Early Middle Ages, Brill, Leiden 2000, S. 22 bzw. Paulus Diaconus: Historia Langobardorum I, 14.
    51. Grundlegend: Stefano Del Lungo: Bahr ʻas Shâm. La presenza musulmana nel Tirreno centrale e settentrionale nell’alto medioevo. Archaeopress, Oxford 2000.
    52. Ekkehard Eickhoff: Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland. Das Mittelmeer unter byzantinischer und arabischer Hegemonie (650–1040). de Gruyter, Berlin 1966, S. 189.
    53. Josiah Cox Russell: Late Ancient and Medieval Population. American Philosophical Society, Philadelphia 1958, S. 93f.
    54. Italien. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. V, Sp. 732.
    55. Maureen Fennell Mazzaoui: The Italian Cotton Industry in the Later Middle Ages, 1100–1600 Cambridge University Press, Cambridge 1981.
    56. Zu den italienischen Kaufleuten in Europa vgl. Arnold Esch: Viele Loyalitäten, eine Identität. Italienische Kaufmannskolonien im spätmittelalterlichen Europa. In: Historische Zeitschrift 254 (1992), S. 581–608.
    57. Erstmals bei Raymond de Roover: The Commercial Revolution of the Thirteenth Century. Diskussionsbeitrag zu N. S. B. Grass: Capitalism – Concept and History. In: Business History Review 16 (1942), S. 34–39, Nachdruck 1962.
    58. Die Debatte hierüber fand in den 1970er bis 90er Jahren statt und teilte Historiker wie Archäologen in solche, die eher einen katastrophischen Umbruch sahen (die catastrofisti), wie A. Carandini, R. Hodges, D. Whitehouse oder G. P. Brogiolo, und die Verfechter einer Kontinuität (die continuisti), wie B. Ward-Perkins, C. Wickham, C. La Rocca.
    59. Vgl. Frederic C. Lane: Family Partnerships and Joint Ventures in the Venetian Republic. In: Journal of Economic History 4 (1944), S. 178–196.
    60. Gino Luzzatto: Storia economica di Venezia dall’XI al XVI secolo. Venedig 1961, Nachdruck 1995, S. 121.
    61. Grundlegend zur Zweiteilung Italiens ist immer noch David Abulafia: The Two Italies. Economic Relations between the Norman Kingdom of Sicily and the Northern Communes. Cambridge University Press, Cambridge 1977.
    62. Grundlegend: Hagen Keller: Pataria und Stadtverfassung. In: Josefl Fleckenstein (Hrsg.): Investiturstreit und Reichsverfassung. Thorbecke, Sigmaringen 1973, S. 321–350.
    63. Piero Majocchi: Pavia città regia. Storia e memoria di una capitale altomedievale. Viella, 2008, S. 91f.
    64. Zu kirchlichen Reformbestrebungen und der Veränderung der Gesellschaft vgl. John Howe: Church Reform and Social Change in Eleventh-Century Italy. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1997.
    65. Für das Bistum Verona untersuchte dies Maureen Catherine Miller: The Formation of a Medieval Church. Ecclesiastical Change in Verona, 950-1150. Cornell University Press, Ithaca, 1993.
    66. St Dominic and the Albigenses in der WEB Gallery of Art
    67. Zur Geschichte der Spiritualität in Italien vgl. Pietro Zovatto (Hrsg.): Storia della spiritualità italiana. Città Nuova, Rom 2002.
    68. Zur Rezeption vgl. Romedio Schmitz-Esser: Arnold von Brescia im Spiegel von acht Jahrhunderten Rezeption. Ein Beispiel für Europas Umgang mit der mittelalterlichen Geschichte vom Humanismus bis heute. LIT Verlag, Münster 2007.
    69. Dies und das Folgende nach Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung. Beck, München 2002, S. 44f.
    70. Massimo Prevideprato: Tu hai renegà la fede – Stregheria ed inquisizione in Valcamonica e nelle Prealpi lombarde dal XV al XVIII secolo. Vannini, Brescia 1992.
    71. Wolfgang Behringer: Witches and Witch-Hunts. A Global History. Polity Press, Cambridge 2004, S. 167.
    72. Wolfgang Behringer: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung. Beck, München 2002, S. 61.
    73. Diese Einreihung als frühester Kreuzzug bietet Paul E. Chevedden: “A Crusade from the First”: The Norman Conquest of Islamic Sicily, 1060–1091. In: Al-Masaq: Islam and the Medieval Mediterranean 22 (2010), S. 191–225.
    74. Ferdinand Opll: Ytalica Expeditio. Die Italienzüge und die Bedeutung Oberitaliens für das Reich zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas (1152–1190). In: Hubert Houben (Hrsg.): Deutschland und Italien zur Stauferzeit, Göppingen 2002, S. 93–135.
    75. Zur Italienpolitik der römisch-deutschen Könige im 14. Jahrhundert siehe zusammenfassend Roland Pauler: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert. WBG, Darmstadt 1997.
    76. Hubert Houben (Hrsg.): La conquista turca di Otranto (1480) tra storia e mito. Atti del convegno internazionale di studio, Otranto-Muro Leccese, 28-31 marzo 2007. 2 Bde., Congedo, Galatina 2008, passim.
    77. La storia della Comunità Ebraica di Roma, Website der Gemeinde in Rom.
    78. Gian Maria Varanini, Reinhold C. Mueller: Ebrei nella terraferma veneta del Quattrocento. Atti del convegno di studi, Verona, 14 novembre 2003. Florenz 2005, passim.
    79. Italy, Jewish Virtual Library.
    80. Rafael Arnold: Spracharkaden. Die Sprache der sephardischen Juden in Italien im 16. und 17. Jahrhundert. Universitätsverlag Winter, 2006, passim.
    81. Roberto Bonfil: Gli Ebrei in Italia nell’epoca del Rinascimento, Sansoni, 1991, S. 64. Weitere Ghettos entstanden in: Florenz 1571, Siena 1571, Mirandola 1602, Verona 1602, Padua 1603, Mantua 1612, Rovigo 1613, Ferrara 1624, Urbino, Pesaro, Senigallia 1634, Modena 1638, Este 1666, Reggio Emilia 1670, Conegliano 1675, Turin 1679, Casale Monferrato 1724, Vercelli 1725, Acqui 1751, Moncalvo 1732, Finale Emilia 1736, Correggio 1779.
    82. Hans Conrad Peyer: Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, Diss. Wien 1950, S. 54.
    83. Dies und das Folgende nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Beck, München 2009, S. 24–26.
    84. Dies und das Folgende nach: Hans-Jürgen Hübner: Quia bonum sit anticipare tempus. Die kommunale Versorgung Venedigs mit Brot und Getreide vom späten 12. bis ins 15. Jahrhundert. Peter Lang, Frankfurt/M. u. a. 1998, S. 126–132.
    85. Alan M. Stahl: The Venetian Tornesello. A medieval colonial coinage. American Numismatic Soc., New York 1985, S. 45.
    86. Jacob Burckhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien, bearb. v. Walter Goetz. 12. Auflage. Kröner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-05311-4.
    87. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 24 (ital. Bari: Laterza 1998).
    88. Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 21.
    89. Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 7–11 (ital. 1992) konnte dies anhand von Inquisitionsakten nachweisen.
    90. Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer. Reformation & Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Leiden 1993, S. 33f.
    91. Massimo Firpo: Riforma protestante ed eresie nell’Italia del Cinquecento. Un profilo storico. Laterza, Bari 2008, passim.
    92. Massimo Livi Bacci: Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 105f.
    93. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 190f. (ital. Bari: Laterza 1998).
    94. Ilaria Porciani: Stato e nazione: l’immagine debole dell' Italia. In: Simonetta Soldani, Gabriele Turi (Hrsg.): Fare gli italiani, Bologna 1993, Bd. I, S. 385–428.
    95. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte. Beck, München 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    96. Dazu Elena Maria Garcia Guerra, Giuseppe De Luca: Il Mercato del Credito in Età Moderna. Reti e operatori finanziari nello spazio europeo. Mailand 2010.
    97. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 95f.
    98. Bernd Roeck: Geschichte Augsburgs
    99. Thomas Babington Macaulay, zitiert nach Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 110.
    100. Stephen Quinn, William Roberds: An Economic Explanation of the Early Bank of Amsterdam, Debasement, Bills of Exchange, and the Emergence of the First Central Bank. Federal Reserve Bank of Atlanta, September 2006, S. 41–44.
    101. Pietro Custodi (Hrsg.): Breve trattato delle cause che possono far abbondare li regni d’oro e d’argento dove non sono miniere. Mailand 1803.
    102. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 124f.
    103. Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Beck, München 2009, S. 227.
    104. Vgl. etwa Alberto Mario Banti: Il Risorgimento italiano. Laterza, Rom / Bari 2004, ISBN 88-420-7174-9, S. 4.
    105. Dazu Rudolf Lill: Geschichte Italiens in der Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 4., durchgesehene Auflage, Darmstadt 1988, S. 91.
    106. Jens Späth: Revolution in Europa 1820–23. Verfassung und Verfassungskultur in den Königreichen Spanien, beider Sizilien und Sardinien-Piemont. (= Italien in der Moderne, Bd. 19), Böhlau, Köln 2012, ISBN 978-3412222192 (Rezension).
    107. Alberto Mario Banti: Il Risorgimento italiano. Laterza, Rom / Bari 2004, ISBN 88-420-7174-9, S. 49–52.
    108. Es standen nur die Alternativen „Annessione alla monarchia costituzionale del Re Vittorio Emanuele II“ und ein „Regno separato“ zur Wahl. Zudem galt das piemontesische Zensuswahlrecht und Analphabeten, deren Zahl fast 80 % betrug, waren von der Abstimmung ausgeschlossen. Vgl. Peter Stadler: Cavour. Italiens liberaler Reichsgründer. Oldenbourg Verlag, München 2001, ISBN 3-486-56509-5, S. 146.
    109. Nach: Jörg Fisch: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker oder die Domestizierung einer Illusion, Beck, München 2010, S. 125, „Tabelle 3: Die Plebiszite im Zusammenhang mit der italienischen Einigung, 1860–1870“.
    110. Dazu ausführlich Denis Mack Smith: Cavour and Garibaldi 1860. A study in political conflict. Cambridge University Press, reissued with a new preface, Cambridge 1985 (1954).
    111. Denis Mack Smith: Storia d’Italia 1861–1969. Laterza, Bari 1972 (Sonderausgabe mit Il Giornale), S. 151.
    112. Michele Sarfatti: Gli ebrei nell’Italia fascista. Vicende, identità, persecuzione, Einaudi, Turin 2000, S. 9.
    113. Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Mohr Siebeck, 2003, S. 169f.
    114. Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Mohr Siebeck, 2003, S. 179.
    115. Ulrich Wyrwa: Juden in der Toskana und in Preußen im Vergleich. Mohr Siebeck, 2003, S. 184f.
    116. Lutz Klinkhammer: Staatliche Repression als politisches Instrument. Deutschland und Italien zwischen Monarchie, Diktatur und Republik. In: Christof Dipper (Hrsg.): Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich, Oldenbourg, München 2005, S. 133–157, hier: S. 139.
    117. Waltraud Weidenbusch: Das Italienische in der Lombardei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Schriftliche und mündliche Varietäten im Alltag, Gunter Narr Verlag, 2002, S. 67f. liefert diese Zahlen, wenn sie auch für die Lombardei eine höhere Alphabetisierungsrate sieht.
    118. Rudolf Lill: Geschichte Italiens in der Neuzeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 4., durchgesehene Auflage, Darmstadt 1988, S. 205–213.
    119. Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse. Berlin 1997, S. 90.
    120. Ada Negri widmete dem Ereignis ein Sonett mit Titel Sette maggio 1898 (in der Nachdichtung von Hedwig Jahn mit dem Titel „Der siebente Mai 1898“ erschienen in Mutterschaft, Berlin 1905, S. 104).
    121. Adolphus William Ward, George Walter Prothero, Stanley Leathes (Hrsg.): Riots at Milan. In: The Cambridge Modern History, Vol. XII, The Latest Age. University Press, Cambridge 1910, S. 220 (online).
    122. Raffaele Colapietra: Bava Beccaris, Fiorenzo In: Dizionario Biografico degli Italiani – Treccani, Bd. 7 (1970).
    123. Ute Klammer: Alterssicherung in Italien. Eine institutionelle, theoretische und empirische Analyse. Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 87f.
    124. Georg Wannagat: Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts. Bd. 1, Mohr, Tübingen 1965, S. 83.
    125. Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München: Beck 1999, S. 19 (ital. Bari: Laterza 1998).
    126. HOME emigrati.it
    127. Einen guten Überblick über die Entstehung der italienischen Bahnen bietet Italo Briano: Storia delle ferrovie in Italia. 3 Bde., Mailand: Cavallotti, 1977; die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe beleuchtet stärker Stefano Maggi: Politica ed economia dei trasporti nell’età contemporanea (secoli XIX–XX). Una storia della modernizzazione italiana. Il Mulino, Bologna 2001.
    128. Dies ist das Ergebnis von Carlo Ciccarelli, Stefano Fenoaltea: The Rail-Guided Vehicles Industry in Italy, 1861–1913: The Burden of the Evidence. In: Christopher Hanes, Susan Wolcott (Hrsg.): Research in Economic History, Bd. 28, Emerald Group Publishing 2012, S. 43–115.
    129. Maddalena Guiotto: Italien und Österreich: ein Beziehungsgeflecht zweier unähnlicher Nachbarn. In: Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout (Hrsg.): Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20269-1, S. 17.
    130. Stephen Harvey: The Italian War Effert and the Strategic Bombing of Italy. In: History 70 (1985) 32–45.
    131. Andrea Moschetti: I danni ai monumenti e alle opere d’arte delle Venezie nella guerra mondiale MCMXV–MCMXVIII. C. Ferrari, Venedig 1932, S. 65.
    132. Pietro Pastorelli: L’Albania nella politica estera italiana, 1914–1920. Jovene, Neapel 1970.
    133. Antonella Astorri, Patrizia Salvadori: Storia illustrata della prima guerra mondiale. Bd. 1, Florenz 1999, S. 160.
    134. Vito Avantario: Die Agnellis. Die heimlichen Herrscher Italiens. Campus 2002, S. 217.
    135. Hans Woller: Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert. München 2010 (Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert), S. 132 f.
    136. Wolfgang Altgeld: Vorlesung. Das faschistische Italien. Bonn 2016, S. 220–222.
    137. Rudolf Lill: Das faschistische Italien (1919/22–1945). In: Wolfgang Altgeld u. a. (Hrsg.): Geschichte Italiens. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart 2016, S. 392–454, hier S. 419 f.
    138. Aram Mattioli: Entgrenzte Kriegsgewalt. Der italienische Giftgaseinsatz in Abessinien 1935–1936. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Bd. 51, Heft 3, 2003, S. 311–337, online (PDF; 7 MB).
    139. Antonella Randazzo: L’Africa del Duce. I crimini fascisti in Africa. Arterigere, Varese 2008, S. 237f.
    140. Osti Guerazzi: Zum Selbstbild der italienischen Armee während des Krieges und nach dem Krieg. In: Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht deutscher und italienischer Soldaten. Herausgegeben von Harald Welzer, Sönke Neitzel und Christian Gudehus. Fischer TB 2011, ISBN 978-3-596-18872-7.
    141. Steven D. Mercatante: Why Germany Nearly Won. A New History of the Second World War in Europe. ABC-CLIO, Santa Barbara 2012, S. 167.
    142. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945, Lexington Books, Lanham 2001, S. 162, Anm. 40.
    143. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington Books, Lanham 2001, ISBN 978-0-7391-0195-7, S. 105.
    144. Aldo Toscano: L’olocausto del Lago Maggiore (settembre – ottobre 1943). Verbania, Alberti 1993.
    145. Shalom - Zeitschrift der Jüdischen Gemeinde Roms (ital.) 5. April 2019
    146. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 207.
    147. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 157. Nur 10.000 der 60.000 gefangenen Italiener kehrten aus sowjetischen Gefangenenlagern zurück.
    148. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 106f.
    149. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 154. Demnach werden auch 87.303 angegeben.
    150. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 184f.
    151. Brunello Mantelli: Rassismus als wissenschaftliche Welterklärung. In: Christof Dipper (Hrsg.): Deutschland und Italien 1860–1960. Politische und kulturelle Aspekte im Vergleich. Oldenbourg, München 2005, S. 207–226.
    152. Martin Baumeister: Ebrei fortunati? Juden in Italien zwischen Risorgimento und Faschismus. In: Petra Terhoeven (Hrsg.): Italien, Blicke. Neue Perspektiven der italienischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 43–60, hier: S. 46.
    153. Monica Fioravanzo: Mussolini e Hitler. La Repubblica sociale sotto il Terzo Reich. Donzelli 2009, S. 80.
    154. Eintrag Wilhelm Harster. In: Andreas Schulz, Günter Wegmann, Dieter Zinke, Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang (= Deutschlands Generale und Admirale. Teil 5, Band 2). Biblio, Bissendorf 2005, ISBN 3-7648-2592-8, S. 59–67.
    155. Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 185.
    156. Sie erhielten 5.000 Lire für jeden zur Deportation ausgeliefertem Mann, 2.000 pro Frau und 1.000 pro Kind (Charles T. O’Reilly: Forgotten Battles. Italy’s War of Liberation, 1943–1945. Lexington, Lanham 2001, S. 69).
    157. Carlo Moos: Ausgrenzung, Internierung, Deportationen, Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945). Chronos, Zürich 2004, ISBN 3-0340-0641-1.
    158. Ada Sereni: I clandestini del mare. L’emigrazione ebraica in terra d’Israele dal 1945 al 1948. Mursia, 2006.
    159. Sergio DellaPergola: World Jewish Population, 2010. Hrsg. v. Berman Institute – North American Jewish Data Bank, University of Connecticut, 2010, S. 50.
    160. amtliche Statistik
    161. Enrico Miletto: Istria allo specchio. Storia e voci di una terra di confine. FrancoAngeli, Mailand 2007, S. 136.
    162. Nico Perrone: Il dissesto programmato. Le partecipazioni statali nel sistema di consenso democristiano. Dedalo, Bari 1991, S. 7ff.
    163. Christian Jansen: Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 122.
    164. Christian Jansen: Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 187f.
    165. Christian Jansen: Italien seit 1945. UTB, Göttingen 2007, S. 187.
    166. Schlappheit und Schlendrian In: Die Zeit, 16. Januar 1976.
    167. Giuseppe Vottari: Storia d’Italia (1861–2001). Mailand 2004, S. 191.
    168. Ruth Glynn, Giancarlo Lombardi: Remembering Aldo Moro. In: dies. (Hrsg.): Remembering Aldo Moro: The Cultural Legacy of the 1978 Kidnapping and Murder. Routledge, Abingdon, New York 2012, S. 1–16, hier S. 1 f. Eine Grafik zur Entwicklung der Anschlagsanzahlen zeigt Tobias Hof: Staat und Terrorismus in Italien 1969–1982. Oldenbourg, München 2012, S. 51.
    169. Aurelio Lepre: Storia della prima Repubblica. L’Italia dal 1943 al 2003, il Mulino, Bari 2006, S. 207f.
    170. Aurelio Lepre: Storia della prima Repubblica. L’Italia dal 1943 al 2003. Il Mulino, Bari 2006, S. 246.
    171. Markus Schaefer: Referenden, Wahlrechtsreformen und politische Akteure im Strukturwandel des italienischen Parteiensystems. Lit, Münster 1998, S. 39.
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    176. Alexander Stille: Excellent Cadavers. The Mafia and the Death of the First Italian Republic. Random House 2011.
    177. David Furch: Marktwirtschaften unter dem Druck globalisierter Finanzmarkte. Eine Vergleichende Untersuchung der Finanzsysteme und Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland und Italien. Diss., Universität Hamburg 2011, Springer 2012, S. 177.
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    180. David Furch: Marktwirtschaften unter dem Druck globalisierter Finanzmarkte. Eine Vergleichende Untersuchung der Finanzsysteme und Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland und Italien. Springer 2012, S. 181 f.
    181. Tagesschau: Neuwahlen in Italien rücken näher (tagesschau.de-Archiv) vom 4. Februar 2008.
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    199. zum aktuellen Stand siehe auch frontex.europa.eu
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