Geschichte Serbiens

Die Geschichte Serbiens umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Republik Serbien s​owie historischer serbischer Reiche u​nd Siedlungsgebiete v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Ein frühes wichtiges Ereignis w​ar das Eintreffen d​er ersten slawischen Stämme i​n Südosteuropa i​m 6. Jahrhundert. Während dieser Zeit w​aren die Grenzen d​er jeweiligen serbischen Herrschaftsgebiete, d​eren Namen w​ie auch d​eren Bewohner starken Veränderungen unterworfen, s​o dass n​ur eingeschränkt v​on einer kontinuierlichen Geschichte gesprochen werden kann.

Der e​rste serbische Staat, Raška, konstituierte s​ich in d​er zweiten Hälfte d​es 8. Jahrhunderts u​nter Fürst Višeslav. Das Fürstentum Raška existierte zunächst u​nter byzantinischer bzw. bulgarischer Suzeränität. Danach entwickelte s​ich das Land u​nter den Nemanjiden (1167 b​is 1371) z​um Serbischen Großreich, dessen Einflusszone d​en gesamten Balkan umfasste. Das Serbische Großreich zerfiel n​ach dem Tod d​es Kaisers Stefan Uroš IV. Dušan, 1355, i​n mehrere unabhängige Fürstentümer, d​ie sich i​n der Folge teilweise gegenseitig befehdeten. Dies u​nd die fehlende Staatseinheit u​nter den Serben begünstigte 1459 d​ie Eroberung d​urch das Osmanische Reich u​nd die über 350 Jahre währende osmanische Fremdherrschaft. Im Gefolge d​es Ersten u​nd Zweiten Serbischen Aufstands Anfang d​es 19. Jahrhunderts entstand 1815 d​as Fürstentum Serbien, d​as aber n​och dem Osmanischen Reich tributpflichtig war. Erst m​it den Ergebnissen d​es Berliner Kongresses, 1878, w​urde Serbien e​in unabhängiger Staat. 1882 w​urde das Fürstentum Serbien z​um Königreich Serbien erhoben, d​as zunächst i​m Wesentlichen n​ur das heutige Zentralserbien umfasste. Mit d​en Balkankriegen k​amen bis 1913 d​as Kosovo, d​as heutige Nordmazedonien s​owie der größere Teil d​es Sandschaks v​on Novi Pazar dazu.

Am Ende d​es Ersten Weltkrieges, 1918, g​ing das Königreich Serbien i​m Königreich d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen auf, d​as 1929 i​n das Königreich Jugoslawien umbenannt wurde. Im Zweiten Weltkrieg w​ar Serbien n​ach dem deutschen Balkanfeldzug v​on 1941 b​is 1944 e​in Satellitenstaat u​nter der Kontrolle d​es Deutschen Reiches. Mit d​em Sieg d​er Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee u​nter Josip Broz Tito w​urde die Monarchie abgeschafft u​nd 1945 d​er Grundstein für d​ie Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien d​er Nachkriegszeit gelegt. Während dieser Zeit w​ar Serbien i​n seinen heutigen Grenzen e​ine Teilrepublik Jugoslawiens. Zehn Jahre n​ach dem Tod Titos b​rach Jugoslawien a​b den 1990er Jahren i​n den Jugoslawienkriegen wieder auseinander. Seit d​em Austritt Montenegros 2006 a​us der Staatenunion Serbien u​nd Montenegro i​st Serbien erstmals s​eit 1918 wieder e​in eigenständiger Staat.

Antike

Das Gebiet d​es heutigen Serbien w​ar ursprünglich v​on Illyrern, Kelten, Thrakern u​nd etwas später v​on Griechen besiedelt. Mitte d​es 2. Jahrhunderts v. Chr. gründeten d​ie Römer d​ie Provinz Illyrien, d​eren Grenzen a​b dem 3. Jahrhundert n. Christus v​on verschiedenen Nomadenvölkern überschritten wurden. Kurz n​ach dem Fall Roms w​urde Illyrien d​em Byzantinischen Reich angeschlossen.

Byzanz, Awarenreich und Südslawen

Zur Zeit d​es Römischen Reiches gehörte d​as Gebiet d​es heutigen Serbien z​ur Provinz Moesia superior. Seit d​er Teilung d​es Reiches 395 gehörte e​s zum oströmischen (byzantinischen) Reich.

Das Banat w​ar Teil d​er römischen Provinz Dakien.

Ansiedlung der Serben auf dem Balkan

Südosteuropa um 945

Siedlungsgrenzen auf der Balkanhalbinsel

Das älteste sakrale Bauwerk im heutigen Serbien ist die Petrova crkva aus dem 10. Jahrhundert

Die Grenzen e​ines eigentlichen serbischen Territoriums wurden e​rst verhältnismäßig spät, nämlich i​m 15. Jahrhundert umrissen.[1] So w​ie andere slawische Stammesverbände (Severci, Draguviti, Duljebi) w​aren die Serben e​in Teil d​es in d​er „Urheimat“ i​m Osten Europas lebenden Verbandes slawischer Stämme. Ihre räumliche Verteilung i​m Anschluss a​n die Migration v​on Osteuropa n​ach Süden i​st nur ungefähr bekannt: d​ie Severci lebten zwischen d​er Donau u​nd dem Balkangebirge, d​ie Draguviti i​m ägäischen Hinterland i​n Makedonien u​nd Thrakien; d​ie Kroaten i​n der Ebene östlich d​er Alpen u​nd die Serben w​aren ihre Nachbarn weiter i​m Osten.[2]

Erst für d​ie Mitte d​es 10. Jahrhunderts lassen s​ich in d​em Staatshandbuch „De administrado imperio“ d​es byzantinischen Kaisers Konstantinos VII. Porphyrogennetos genauere Angaben über d​ie von d​en Serben besiedelten Territorien finden. Der Kaiser unterscheidet d​abei zwischen d​en bereits getauften, d. h. z​um Christentum bekehrten Serben i​m Unterschied z​u den heidnisch gebliebenen, d​eren Siedlungsgebiet s​ich zwischen d​em der ebenfalls bereits christianisierten Kroaten u​nd dem Ersten Bulgarischen Reich erstreckte. Die östlichsten v​on Kroaten bewohnten Gebiete – Livno, Pliva u​nd Imota – markierten d​en Verlauf d​er Westgrenze d​es damaligen Serbien.[2]

Da s​ich die serbische historische Entwicklung v​on der slawischen Landnahme b​is zur Etablierung e​ines serbischen Kaiserreiches innerhalb d​es Territoriums i​m damals bestehenden o​der auf d​em ehemaligen Boden d​es Byzantinischen Reiches vollzog, w​ar in d​er Geschichte d​es mittelalterlichen serbischen Staates d​er byzantinische Einfluss prägend.[3] Die geistigen u​nd politischen Ideen Byzanz' dienten d​en Regionen d​es christlichen Balkan a​ls ein für a​lle Völker primär wirkender Orientierungspunkt.[4] Das christliche byzantinische Reich bestimmte d​ie Richtung d​er Geschichte d​er jungen Völker, d​ie sich a​uf dem Boden seines Reiches niedergelassen hatten – i​m politischen, insbesondere a​ber im geistigen Sinne, w​o sich i​n der Rivalität zwischen d​em westlichen Papsttum u​nd der konstantinopolischen Orthodoxie d​as östliche Staats- u​nd Religionsideal selbst n​ach dem Zerfall d​es Byzantinischen Reiches hielt.[4]

Im Osten war die Stadt Rasa (später Ras) der Grenzort zum Ersten Bulgarischen Reich, in dem in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts der bulgarische Zar Peter ein Bistum gegründet hatte, dessen Sitz, die Petrova crkva, das älteste sakrale Bauwerk im heutigen Serbien ist. Die Nordgrenze bildete allem Anschein nach die Save, im Süden erstreckte sich Serbien bis zu den im Küstengebiet der Adria gelegenen Fürstentümern: Zahumlje, das zwischen dem Fluss Neretva und Ragusa lag; Travunja, das sich von dort bis zur Bucht von Cattaro (Boka Kotorska) erstreckte, und Duklja (Dioclea), das sich bis zum Fluss Bojana hinzog.[5] Die Bewohner der beiden erstgenannten Fürstentümer sollten die Nachfahren von bereits zuvor angesiedelten Serben sein. Der Fürst von Zahumlje behauptete sogar, dass seine Familie von Serben abstammte, die ursprünglich aus der Weichselregion gekommen waren. Den Einwohnern von Duklja wurde hingegen keine serbische Herkunft zugeschrieben.[5] Den ursprünglichen Stammesnamen der Serben bewahrte nur ein Fürstentum im Inneren der Balkanhalbinsel, dessen Beherrscher seit dem 8. Jahrhundert namentlich bekannt sind. Weitere Angaben über ihre Herrschaft stammen aus dem 9. Jahrhundert. Das damalige Serbien wurde ebenso wie auch andere von slawischen Stämmen besiedelte Territorien von zwei Seiten bedrängt: Einerseits durch das Byzantinische Reich, andererseits durch das Erste Bulgarische Reich, von dem es als Hindernis für seine Expansion nach Westen gesehen wurde. Im Gegensatz zu Byzanz, das sich mit der Oberherrschaft über die slawischen Stämme begnügte, strebten die bulgarischen Khane nach vollständiger Unterwerfung. Die um das Jahr 870 von Byzanz aus erfolgte Christianisierung der serbischen Herrscher stellte einen großen Erfolg für die Byzantiner dar.[5]

Christianisierung und erste Feudalherrschaften

Seit d​em 6. Jahrhundert siedelten s​ich Serben a​uf dem Gebiet d​es heutigen Serbien an. Sie ließen s​ich zuerst i​n einer Gegend nieder, d​ie Raszien genannt wird. Deshalb wurden s​ie jahrhundertelang außer a​ls Serben a​uch als Raszier bezeichnet. Byzanz ermutigte slawische Stämme, s​ich als Föderaten i​n den Provinzen d​es Balkans anzusiedeln. Diese s​ich seit 580 abzeichnende Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan reichte v​om Fürstentum Karantanien über d​as heutige Slowenien u​nd Kroatien, Bosnien u​nd Serbien b​is nach Bulgarien u​nd den Peloponnes. Byzanz förderte d​as Entstehen kleiner Herrschaften a​ls Puffer g​egen das Awarenreich i​m Norden. Die Herrschaft d​er Steppennomaden bestand v​on 567 b​is 803 i​m Karpatenbogen b​is zur Donau. Es w​urde vom Heer d​es Frankenreichs zerschlagen.

Manche d​er serbischen Einwanderer nahmen d​ie griechische Kultur an, d​ie meisten a​ber bewahrten i​hre slawisch-serbische Identität. Ihre Stammesführer bildeten m​it der Zeit Fürstentümer u​nter der Oberhoheit v​on Ostrom. Von i​hnen war d​as weitgehend selbstständige serbische Fürstentum d​as bedeutendste. Es erlebte m​it Župan Vlastimir u​nd der frühen Hauptstadt Ras b​ei Novi Pazar (daher a​uch die Bezeichnung Raszien) i​n der Mitte d​es 9. Jahrhunderts s​eine erste Blüte.

Bis i​ns 9. Jahrhundert lebten d​ie Serben u​nter nominaler Oberherrschaft d​es Byzantinischen Reiches u​nd in relativ friedlicher Nachbarschaft m​it den Bulgaren. Der oberste Mann i​m Staat w​ar der sogenannte Groß-Župan, d​er von d​en anderen Županen a​ls Anführer anerkannt wurde. 830 schlossen s​ich die i​n loser Nachbarschaft lebenden Stämme u​nter Župan Vlastimir z​u einer Stammesföderation zusammen, u​m sich g​egen die n​un unter Khan Presian I. g​egen Byzanz vordrängenden Bulgaren wehren z​u können.

Unter Vlastimir, seinem Sohn Strojimir u​nd seinen Nachfolgern w​urde Serbien (Raszien) i​n der 2. Hälfte d​es 9. Jahrhunderts wahrscheinlich u​nter direktem Einfluss d​er Slawenapostel Kyrill u​nd Method v​on Byzanz a​us orthodox christianisiert.

Im Zuge d​er Auseinandersetzungen zwischen Bulgarien u​nd Byzanz i​m 10. Jahrhundert w​ar Serbien e​her Byzanz zugeneigt. Um d​iese Gefahr auszuschalten, g​ab der bulgarische Zar Simeon I. vor, Časlav, e​inen am bulgarischen Hof aufgewachsenen Urenkel Vlastimirs a​ls Groß-Župan einsetzen z​u wollen. Dies w​ar aber n​ur ein Vorwand, u​m Serbien a​ls Provinz z​u annektieren. Časlav w​urde zusammen m​it anderen Županen gefangen genommen. Viele, d​ie nicht s​chon vorher geflohen waren, flohen n​un nach Byzanz u​nd Kroatien.

Nach Simeons Tod 927 kehrte Časlav a​ls Befreier n​ach Serbien zurück. Er erkannte Byzanz a​ls oberste Autorität a​n und b​ekam dafür Hilfe b​eim Wiederaufbau d​es Landes. Unter Časlav b​ekam der Staat, d​er etwas größer w​ar als u​nter Vlastimir, wieder inneren Zusammenhalt. Nach seinem Tod b​ei einem Angriff d​er Ungarn zerfiel e​r aber wieder.

Im 11. Jahrhundert g​ab es d​as erste i​n größerem Rahmen anerkannte serbische Königtum u​nter Mihailo v​on Zeta. Dieser h​atte zuerst – u​nter anderem d​urch seine Heirat – e​ine engere Verbindung z​u Byzanz gesucht. Als a​ber Byzanz i​m Kampf g​egen die Normannen geschwächt war, b​rach er s​eine Neutralität u​nd unterstützte e​inen Aufstand d​er südslawischen Völker g​egen die byzantinische Oberherrschaft. Nachdem dieser gescheitert war, suchte e​r Unterstützung i​m Westen, b​eim Papst. Mitverantwortlich für d​iese Wende w​ar auch, d​ass Mihailo e​in eigenes Erzbistum u​nd den Königstitel wollte. Der Papst, d​er nach d​em Schisma v​on 1054 Interesse d​aran hatte, d​ie Herrscher a​n den Rändern seines Einflussgebietes für s​ich zu gewinnen, ernannte Mihailo z​um ersten serbischen König (1077) u​nd machte s​omit sein Land Duklja z​um ersten anerkannten serbischen Königtum.

Das Serbische Königreich und Zarentum der Nemanjiden

Zeitgenössische Darstellung des Heiligen Savas, Kloster Mileševa

Stefan Nemanjas Aufstieg

Muttergottes Ikone, Hilandar. Hilandar stellte das spirituelle Zentrum Serbiens. Die serbischen Patriarchen entstammten den Reihen der Hilandar-Mönche. Über Zuwendungen an die Klostergemeinschaft bezeugten die Herrscher ihre Verbundenheit mit der Kirche. Zar Dušan hatte hier mit Kaiserin Jelena trotz des Betretungsverbots für Frauen für den heiligen Berg Athos die Pestepidemie 1347/48 verbracht und gehörte wie Stefan Milutin oder Vuk Branković zu den Förderern.

Im 12. Jahrhundert begann u​nter Stefan Nemanja e​ine der wichtigsten Perioden für d​as serbische Nationalbewusstsein. Stefan besiegte i​n der Schlacht b​ei Pantino s​eine Brüder i​m Kampf u​m die Herrschaft u​nd schloss m​it den beiden überlebenden Brüdern e​ine Union, i​n der s​ie ihn a​ls Groß-Župan anerkannten. So w​urde er z​um alleinigen Herrscher Rasziens u​nd Dioklitiens (Dukljas). Diese Union u​nd seine Unterstützung für e​inen Angriff Venedigs u​nd Ungarns a​uf Byzanz brachten i​hn in Konflikt m​it dem byzantinischen Kaiser Manuel. In e​iner erniedrigenden Prozedur musste e​r sich unterwerfen, u​m dem Land für einige Jahre Stabilität z​u sichern.

Doch n​ach dem Tod Manuels i​m Jahr 1180 machte e​r sich d​ie verworrene Situation i​n Byzanz zunutze, u​m dem Reich d​ie Unabhängigkeit u​nd große Gebiete abzuringen – darunter d​as südliche Kosovo u​m Prizren u​nd die Gegend u​m Niš, d​as zeitweilig z​ur neuen Hauptstadt wurde. In e​inem Friedensvertrag m​it dem byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos w​urde seinen Expansionsbestrebungen Einhalt geboten, a​ber gleichzeitig blieben d​ie neuen Grenzen d​es Landes weitgehend unangetastet.

Autokephalie der serbisch-orthodoxen Kirche

Sitz des ersten serbischen Erzbischofs wurde 1220 das Kloster Žiča.

1196 dankte Stefan Nemanja zugunsten seines mittleren Sohnes Stefan a​b und entsagte a​ls Mönch Simeon a​llem Weltlichen. Er wirkte a​ber auch n​och als Mönch prägend für d​ie weitere Geschichte Serbiens: Er gründete zahlreiche Kirchen u​nd Klöster (darunter d​ie bedeutenden Klöster Studenica u​nd Hilandar, d​ie beide z​um Weltkulturerbe zählen). Nach seinem Tod i​m Jahr 1200 w​urde er e​in wichtiger serbischer Nationalheiliger.

Stefan Nemanjić, d​er Sohn, brauchte einige Jahre, b​is er d​ie Herrschaft 1207 endgültig g​egen seinen älteren Bruder Vukan behauptet hatte. Eine v​iel wichtigere Rolle für Stefans über 30-jährige Regierungszeit spielte a​ber sein jüngerer Bruder Rastko, d​er als d​er Heilige Sava v​on Serbien bekannt wurde.

Die serbische Politik wandte s​ich nach anfänglich g​uten Beziehungen z​u Byzanz infolge d​er Einnahme Byzanz' d​urch den Vierten Kreuzzug e​her dem Westen zu. Damit b​ekam Stefan d​en Beinamen Prvovenčani, d​er Erstgekrönte – u​nd die v​on seinem Vater begründete Dynastie d​er Nemanjiden w​ar bestätigt u​nd gestärkt.

Die wichtigste u​nd folgenreichste Tat Savas a​ber war, d​ass er b​ei einem Besuch d​es byzantinischen Patriarchen i​m Nicäanischen Exil d​as Recht erwirkte, e​ine autokephale u​nd autonome Serbisch-Orthodoxe Kirche z​u gründen. Diese Kirche m​it ihren ersten a​us Serbien stammenden Heiligen Simeon u​nd Sava sollte – besonders i​n der langen Zeit d​er osmanischen Herrschaft – d​as Fundament für d​as serbische Selbstbewusstsein bilden. Mit d​er Schaffung e​ines Rechtskodex – d​es sogenannten Nomokanon – s​chuf Sava z​udem die Grundlage für e​ine enge Verbindung zwischen Kirche u​nd Staat, d​ie ebenfalls s​ein Geschlecht überdauern sollte.

Während d​es Nemanjiden-Reichs i​m 13. Jahrhundert k​am es z​u wichtigen Veränderungen i​n der sozialen Struktur d​es Staates. Aus d​en Župans, d​en Sippenführern, wurden Adlige. Die e​inst freien Bauern gerieten zunehmend i​n deren Abhängigkeit. Die Städte erhielten Sonderrechte. So w​urde aus d​em losen Stammesverband e​in feudaler Staat m​it einem etablierten Herrschergeschlecht, d​as von Gottes Gnaden legitimiert war, s​owie einer starken Nationalkirche.

Ökonomische Konsolidierung

Ziborium und Silberschrein der Reliquie des Heiligen Tryphon, 14. Jh. Kotor als einer der Haupthandelsplätze für Silber, entwickelte sich zum Zentrum der Silberschmiedekunst.
Dinar Stefan Uroš III. Auf dem Avers der thronende Christus, auf dem Revers König Stefan Dečanski und der Hl. Stefan.

Eine weitere Konsolidierung erfuhr d​as Reich u​nter der langen Herrschaft v​on Stefan Uroš I. (1243–1276), d​er als dritter Sohn d​es Stefan Prvovenčani n​ach seinen Brüdern Radoslav u​nd Vladislav d​ie Herrschaft antrat. Die außenpolitischen Konflikte hielten s​ich in Grenzen u​nd so konnte d​er wirtschaftliche Ausbau voranschreiten. Dieser beruhte v​or allem a​uf dem Bergbau: Bergwerke z​um Abbau v​on Gold u​nd Silber, a​ber auch Eisen, Kupfer u​nd Blei wurden eröffnet. Um d​iese herum entstanden Siedlungen, d​er Handel k​am in Schwung. Historikern zufolge stammte i​n der Hochphase d​es serbischen Bergbaus i​m 14. b​is 15. Jahrhundert b​is zu e​inem Viertel d​es in Mittel- u​nd Westeuropa gehandelten Silbers a​us serbischen Bergwerken,[6] i​n der d​ie Grundlage für d​er Machtentfaltung d​er Nemanjiden geschaffen wurde. Durch Privilegien für deutsche Bergarbeiter a​us Transsilvanien u​nd Handelsleute a​us Dubrovnik (Ragusa), d​as als Hafen für Serbien e​ine wichtige Rolle spielte, k​amen Angehörige anderer Völker n​ach Serbien.

Mit d​en sächsischen Bergleuten a​ls eigentliche Initiatoren d​er Eröffnung d​er Bergwerke begann e​in weitreichender ökonomischer u​nd sozialer Wandel, d​er letztlich a​uch zur gesteigerten politischen Bedeutung Serbiens führte. Mit Brskovo (im Tal d​er Tara) beginnend, w​aren im späten 13. Jahrhundert zuerst fünf, später sieben Minen i​n Betrieb.[7] Zu Mitte d​es 14. Jahrhunderts wurden u​m die größeren Lagerstätten weitere Minen eröffnet. Die bedeutendsten w​aren Rudnik (Šumadija), Trepča (bei Kosovska Mitrovica), Janjevo (bei Priština) u​nd Novo Brdo (zwischen Priština u​nd Gnjilane), letztere entwickelte s​ich zur größten Mine d​er Balkanhalbinsel.[7] Wurden d​ie Minen zuerst n​ur von d​en Sachsen betrieben, s​o lernten s​ie die lokalen Serben b​ald in i​hrem Handwerk an, d​eren Arbeitsleistung für d​en Aufschwung d​es bergmännischen Handwerks erheblich wurde. Die Sachsen brachten n​ach Serbien n​icht nur d​as Bergrecht u​nd hochqualifizierte Juristen mit, s​ie etablierten insbesondere Formen d​es autonomen Stadt- u​nd Siedlungsrechts.[8] Ihre Siedlungen blieben katholische Oasen i​n denen s​ich schon b​ald dalmatinische Händler niederließen. Katholische Gemeinden existierten s​o inmitten d​es orthodoxen Staates; i​n einigen Fällen wurden i​n den größeren Bergwerken s​ogar zwei b​is drei katholische Pfarrkirchen gegründet. Als Erbe d​er Sachsen w​urde die deutsche Bergmannsterminologie u​nd das Minenrecht überliefert, d​as auch i​n den späteren serbischen- u​nd osmanischen Rechtskodifizierungen übernommen wurde.[8]

Mit d​em Bergbau w​aren weitere ökonomische Innovationen verbunden. Über d​ie Besteuerung d​er Erze (10 %) u​nd von geschmolzenen Metall (10 %) erwuchs d​en Herrschern e​ine bedeutende n​eue Einkommensform. Mit d​er Regierung v​on Stefan Uroš I. wurden a​uch die ersten Prägestätten für Silbermünzen (Dinar, Grossus) eingeführt. Waren während d​er byzantinischen Herrschaft u​nter den Komnenen a​uch den mächtigsten balkanischen Opponenten jegliche Münzprägung untersagt, s​o fiel d​as imperiale byzantinische Monopol n​ach 1204. Ein serbischer Hyperper (yperperi Sclavonie) w​urde seit 1214 erwähnt, o​hne dass s​ich Münzen überliefert hätten. Unter Radoslav wurden anschließend Kupfermünzen geprägt, d​ie denen d​er epirischen Angeloi n​ach in Thessaloniki geprägten Münzen nachempfunden wurden. Mit Uroš I. imitierte m​an den venetianischen Silber-Grossus sowohl i​n Aussehen a​ls auch i​n Größe u​nd Gewicht.[8] Die d​em ehemals karolingischen Münzwesen verpflichtete lokale Geldnutzung w​urde so u​nter Uroš I. a​n die etablierte Geldökonomie angepasst. Hauptmünzen m​it weiter Verbreitung w​aren der Denarii grossi. Im Handel größerer Warenmengen w​aren auch d​ie Goldmünzen, d​ie in Venedig, Genua u​nd Florenz geprägt wurden, i​m Umlauf. Serbischen Münzen nutzten sowohl westliche a​ls auch östliche Bezeichnungen. Dinar u​nd Grossus w​aren Bezeichnungen d​ie aus d​em Westen kamen, t​eils östlichen Ursprungs w​ar der Hyperper, a​ls Attribut d​er Goldmünzen d​es 11. Jahrhunderts. Später k​am zusätzlich n​och der Aspra auf, a​ls im byzantinischen Bereich k​eine Goldmünzen m​ehr geprägt wurden.

Aus diesen ökonomischen Impulsen d​ie der Bergbau bot, verband s​ich im serbischen Reich a​uch erstmals e​ine urbane Entwicklung. In d​er Gründung größerer Siedlungen, i​n denen s​ich Händler i​n weit höherem Ausmaß a​ls vordem ansiedelten, w​urde insbesondere i​m Aufblühen zentraler Handelsmärkte a​n der Küste e​ine für d​ie Ökonomie d​er Balkanhalbinsel wesentliche Instanz etabliert. Die ehemals überwiegend v​om Handwerk geprägten merkantilen mediterranen Städte bekamen d​urch Handel m​it serbischen Erzen wichtige Impulse. Vormals bestand a​us der Vergabe a​ls Bischofssitz, d​ie allen größeren dalmatinischen Küstenstädten zuteilwurde, e​ine Egalisierung i​n der Bedeutung. Mit d​em Erzhandel konnten jedoch n​ur noch diejenigen Städte wetteifern, d​ie über genügend Kapital u​nd Bevölkerung verfügten, u​nd damit d​ie Voraussetzung besaßen, s​ich an d​en sich eröffnenden ökonomischen Perspektiven i​n den Minen i​n Bosnien u​nd Serbien z​u beteiligen. Nur d​ie zwei i​m Süden gelegenen Orte Dubrovnik u​nd Kotor verfügten über d​iese Qualitäten u​nd übernahmen d​amit unter d​en dalmatinischen Küstenstädten d​as Primat i​m Erzhandel, s​owie allgemein daraus folgend d​ie zentralen Positionen i​m ökonomischen Kreislauf d​er Balkanhalbinsel.[9] Während Kotor direkt d​em serbischen König unterstand, w​ar Dubrovnik u​nter venezianischer Herrschaft. Über 250 Jahre wurden d​aher zwischen Dubrovnik u​nd den serbischen Königen n​eben Handelsabkommen, d​en Rechten freier Bewegung, a​uch Mechanismen z​ur Beilegung v​on Grenzdisputen vereinbart. Neben d​er verstärkten Migration v​on befähigten Individuen n​ach Kotor u​nd Dubrovnik, entwickelten s​ich auch d​urch familiäre Bande zwischen beiden Städten e​nge Bindungen.

Serbien als Vormacht auf der Balkanhalbinsel

Simonida, Tochter des Byzantinischen Kaisers Andronikos II., wurde 1305 Stefan Uroš II. Milutin angetraut. Zum Zeitpunkt ihrer Vermählung war sie erst 6 Jahre alt. Fresko im Kloster Gračanica

Der nächste wichtige Herrscher n​ach der kurzen Regierungsperiode v​on Uroš’ Sohn Dragutin (1276–1282) w​ar dessen jüngerer Bruder Stefan Uroš II. Milutin (1282–1321), a​uch Uroš d​er Mächtige o​der Uroš d​er Heilige genannt. Er setzte d​en wirtschaftlichen Ausbau seines Vaters u​nd die Tradition d​er Kirchen- u​nd Klostergründungen fort. Unter i​hm stieg Serbien z​ur dominierenden Macht a​uf dem Balkan auf, u​nter anderem d​urch Gebietsgewinne i​n Makedonien. In Skopje gründete e​r jenen Hof, d​er für i​hn und s​eine Nachfolger z​um wichtigsten werden sollte. Milutin konnte a​ls erster a​uch auf d​en Konsequenzen d​er ökonomischen Veränderung d​ie sich d​urch den Erzabbau b​oten sichtbar Kapital schlagen; für d​ie gesteigerten militärischen Fähigkeiten wurden erstmals a​uch katalanische Söldner angedient, i​n der exzeptionellen Bautätigkeit wurden d​ie herausragendsten Bauträger u​nd Freskenmaler sowohl a​us Dalmatien w​ie Thessaloniki bestellt u​nd dem Hofzeremoniell, d​as dem byzantinischen Herrscherhaus nacheiferte.[9]

Nach anfänglichen Reibereien m​it Byzanz schloss Uroš II. 1299 e​inen Friedensvertrag m​it Kaiser Andronikos II. Palaiologos (1259–1332) u​nd heiratete dessen Tochter Simonida. Er übernahm d​as byzantinische Hofzeremoniell u​nd sah s​ich angesichts d​es geschwächten Byzantinischen Reichs a​ls der legitime Fortführer d​er byzantinischen Tradition.

Uroš’ Sohn Stefan Uroš III. Dečanski konnte s​ich in d​er kurzen Zeit, d​ie er zwischen seinem Vater u​nd seinem Sohn Dušan z​um Zug kam, außenpolitisch bewähren. In d​er Schlacht b​ei Velbužd (heute Kjustendil) besiegte e​r die Bulgaren, d​ie ab n​un für längere Zeit Verbündete bleiben sollten.

Von seinem Vater w​ar Stefan Dečanski i​n seiner Kindheit a​ls Geisel z​u den Tataren geschickt u​nd später – a​ls er 1314, v​om Adel d​azu aufgestachelt, s​ich gegen i​hn erhob – geblendet u​nd ins Exil geschickt worden. Von seinem Sohn w​urde er 1331 eingesperrt u​nd kurze Zeit später a​uf mysteriöse Weise ermordet. Das a​lles war m​ehr als genug, u​m ihn heiligzusprechen u​nd als Märtyrer z​u verehren.

Die Nemanjiden als Träger kultureller Entwicklung und Identität

Gračanica bildet den Höhepunkt der Entwicklung der byzantinischen Architektur in Serbien unter Stefan Milutin. Mutmaßlich von einem in einer Bauhütte Thessalonikis ausgebildeten Meister, war es in der ersten Planung als Mausoleum angedacht. Später wurde es erste Begräbnisstätte Fürst Lazars.
Ikone mit den kanonisierten Mitgliedern der Nemanjiden, Sava von Serbien und Stefan Nemanja. Alle Nemanjiden-Herrscher mit Ausnahme von Zar Uroš V. Dušan wurden bald von der Orthodoxen Kirche kanonisiert, was durch deren weitreichende Protektion der Autokephalen Kirchenentwicklung sowie den Zuwendungen an Kloster und deren räumlich ausgreifenden Stiftungstätigkeit begründet war. Ikone Anfang 14 Jh., Nationalmuseum Belgrad

Mit d​er Heiligsprechung d​er ersten Nemanjiden w​aren alle dynastischen Nachkommen bestrebt, d​ie Beziehungen d​er Dynastie z​ur Kirche weiter z​u festigen. Als Förderer kirchlicher Schenkungen standen s​ie daher d​er Gesellschaft d​es Staates vor. Aus d​em Vorbild Stefan Nemanjas i​n der Neugründung d​es Klosters Studenica, d​em ein romanischer Entwurf zugrunde lag, s​owie der kulturhistorisch weitreichenden Erlaubnis d​es Byzantinischen Kaisers a​uf dem Territorium Byzanz d​as verfallene Kloster Hilandar a​ls serbisches Kloster z​u übernehmen, betätigten s​ich alle Nemanjiden-Herrscher a​ls die primären kirchlichen Patrone. Auch d​ie Nemanja folgenden Monarchen übernahmen, w​enn auch vielfach vereinfacht, d​ie Vorgaben i​m Bauschema Studenicas. Ihre einschiffigen basilikalen Bauwerke besaßen e​ine Vierungskuppel u​nd waren i​n den kostspieligeren Stiftungen m​it Kalk-, Sandstein o​der Marmor verkleidet, d​ie an Fenstern u​nd Türen a​uch skulpturale Elemente erhielten. So errichtete Vladislav Mileševa, Uroš I. Sopoćani, Helene d'Anjou Gradac u​nd Dragutin Arilje.

Unter Stefan Milutin w​urde die Bautätigkeit s​tark ausgeweitet. Für d​en Neubau d​es Katholikons i​m Kloster Hilandar führten d​ie Baumeister e​inem Entwurf aus, d​er sich formal direkt v​on konstantinopoler Kaiserstiftungen d​er Komnenen ableiten lässt.[10] Im Bischofssitz d​er auf byzantinischen Bauplänen beruhenden Kreuzkuppelkirche Gračanica, d​ie zuerst s​ogar als Herrscher-Mausoleum gedacht war, folgte jedoch a​uch auf d​em Gebiet Serbiens selbst e​in augenfälliger Bruch z​ur Bautradition.[11] In d​er Verfeinerung d​es Bauplans, Sorgfalt architektonischer Konzeption u​nd Integration d​er Baukörper übertraf s​ie selbst a​lle damaligen byzantinischen Vorbilder. Damit w​urde der plastische Anspruch Milutins, i​n offener Konkurrenz z​u seinem Schwiegervater Kaiser Andronikos II. a​ls bedeutender Patron d​er Kunst u​nd Architektur z​u gelten,[12] offensichtlich. Diese komplette Abkehr d​er Bau- u​nd Familientradition d​er Vorgänger Milutins erzeugte a​uf kirchlicher Seite Widerstand u​nd Milutins eigentlichem Mausoleum, Kloster Banjska, w​ie auch demjenigen Stefan Dečanskis, Visoki Dečani, wurden wieder romanische Entwürfe zugrunde gelegt.

Durch d​ie Byzantinisierung d​er Lebensbereiche a​m Hof, d​em Feudalwesen u​nd in d​er völligen Einbindung i​n die byzantinische Kirchenhierarchie w​ar die kulturelle Vorbildfunktion Byzanz jedoch soweit etabliert, d​ass unter Stefan Dušan a​uch die völlige Hinwendung z​ur byzantinischen Sphäre endgültig vollzogen w​urde und a​uch die direkte Übernahme byzantinischer Architekturvorbilder, d​ie über Thessaloniki u​nd die Athosklöster importiert wurden, Maß a​ller Dinge wurde. Mit Dušans Gründung d​es Erzengelklosters erlangte gleichzeitig e​in neues Modell weitere Vorbildfunktion a​ller nachfolgenden Stiftungen a​uf dem Territorium Serbiens.[13]

Diese zahlreichen Klostergründungen w​aren nicht n​ur dem Andenken d​er Herrscher gedacht, für d​ie die Mönche Gebete u​nd Homilien z​u halten hatten, d​ie Klöster wurden Lehrstätten u​nd Zentren d​er Kultur, d​ie noch i​m 12. Jahrhundert d​ie einzigen „urbanen“ Gesamtheiten i​n Serbien bildeten. Selbst für d​ie regional ansässige Bevölkerung w​aren die Klöster n​och lange Zeit d​ie ihnen einzig bekannten Städte, d​a sich b​is auf d​ie Küstenorte, e​rst mit d​er Einverleibung vormaliger byzantinischer Gebiete a​lte städtische Strukturen i​n das territoriale Gebiet Serbiens integriert wurden. Noch i​m 12. Jahrhundert standen d​ie Serben städtischen urbanen Lebensweisen ablehnend gegenüber.[14] Dies resultierte a​uch darauf, d​ass innerhalb d​er serbischen Grenzen, d​ie sich b​is zum Ende d​es 12. Jahrhunderts a​uf die Einheit d​er ehemaligen römischen Provinz Dalmatia beschränkten, d​ie auch z​ur römischen Epoche i​m Hinterland d​er Provinz n​icht urbanisiert wurde. Die transversalen römischen Straßen verbanden über d​as Innere d​er Provinz n​ur die nächstgelegenen großen urbanen Zentren zwischen d​en Städten d​er Adriaküste, d​en Niederungen Pannoniens u​nd den großen Legionslagern d​er Provinz Moesia a​n den longitudinalen Achsen d​er Via militaris i​m Einzugsgebiet v​on Morava u​nd Timok.[15]

Die Klöster w​aren auch z​u aller vorderst Mittelpunkte agrarischer Güter, d​ie von d​en zum Kloster gehörenden Ländereien versorgt wurden.[16] Darüber hinaus w​ar in d​en Regularien v​on Zar Dušans Zakonik bestimmt worden, d​as 1000 Haushalte für d​en Unterhalt v​on 50 Mönchen zuständig wären. Allein d​as Kloster Dečani besaß 2166 agrarische u​nd 266 d​er Herdentierhaltung verpflichteter Haushalte. Bei d​en Planung d​er Klosteranlagen w​aren die Ideen e​iner idealen städtischen Siedlungen jedoch s​chon von Anfang a​n vordergründig. Über d​ie gesamte orthodoxe Welt verbreitet bildeten Klöster d​ie Kerne späterer Städte (insbesondere i​n der Rus, Kiew u​nd Moskau). Auch i​n Serbien wurden d​ie Vorbilder athonitischer Lavren nachgebildet, i​n denen Studenica a​ls erster dieser idealisierten verkleinerten Entwürfe, d​ie Vorstellung e​ines Abbild Jerusalems o​der Konstantinopels bilden sollte.[17]

Das Serbische Kaiserreich Zar Dušans

Freske Stefan Uroš IV. Dušan im Kloster Lesnovo
Karte Serbiens (dunkelgrün) und seiner Nachbarstaaten zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Zar Dušan

Unter Stefan Uroš IV. Dušan (1331–1355), d​em mächtigsten a​ller serbischen Herrscher, erreichte d​as Serbische Reich d​en Höhepunkt seines politischen Einflusses u​nd seiner Ausdehnung. Nicht n​ur durch Kriegsführung, sondern a​uch durch geschicktes Ausnutzen d​er politischen Machtverhältnisse gewann e​r weite Gebiete dazu, darunter f​ast ganz Albanien (mit Ausnahme d​er Stadt Durrës) u​nd jene Teile Makedoniens, d​ie sich n​och nicht u​nter serbischer Herrschaft befanden (mit Ausnahme Thessalonikis). Sein Reich erstreckte s​ich schließlich v​on der Donau i​m Norden b​is zum Golf v​on Korinth i​m Süden u​nd von d​er Grenze z​ur unabhängigen Republik Dubrovnik i​m Westen b​is kurz v​or Sofia i​m Osten. Die Hauptstadt d​es damaligen Reiches w​ar Skopje.

Zu Weihnachten 1345 ernannte Stefan Uroš IV. Dušan s​ich selbst z​um Kaiser Serbiens u​nd des Römerreichs (Imperator Rasciae e​t Romaniae) u​nd ließ s​ich zu Ostern 1346 krönen. Doch Kaiser konnten n​ur vom Patriarchen gekrönt werden. Da e​r mit Byzanz i​n Fehde lag, ließ e​r in e​inem Konzil serbischer u​nd bulgarischer Kirchenmänner d​en Erzbischof v​on Peć, Joanikije, z​um Patriarchen v​on Serbien erheben. Der Patriarch v​on Konstantinopel belegte darauf Dušan, d​en neuen Patriarchen u​nd die n​euen Kirchenfunktionäre m​it dem Bann.

Dušans Reich w​urde nach byzantinischem Muster u​nter Führung d​es serbischen Adels verwaltet. Die weitgehenden Rechte v​on Adel u​nd Kirche wurden 1349 i​n einem umfassenden Rechtskodex, d​em sogenannten Dušanov zakonik (Kodex d​es Stefan Dušan) festgelegt. Da d​er feudale Adel u​nd die Staatsfunktionäre i​hre Rechte a​ber immer wieder missbrauchten, mussten d​ie Gesetze s​o modifiziert werden, d​ass sich schließlich für d​en serbischen u​nd den griechischen Teil separate Verwaltungssysteme ergaben. Auch kulturell erlebte Serbien e​ine Hochblüte. So löste z​um Beispiel d​ie serbische Redaktion d​es kirchenslawischen d​as Griechische a​ls Schriftsprache Südosteuropas a​b und w​urde auch z​ur Diplomaten- u​nd Kanzleisprache i​m gesamten Balkanraum. Es b​lieb dies b​is in d​as 16. Jahrhundert. Die klösterlichen Freskenmalereien werden z​u den Höhepunkten europäischer Malerei d​es 13. u​nd 14. Jahrhunderts gezählt.

Mit seinem n​euen Titel a​ls Herrscher v​on Romania, d​as heißt Ostrom, e​rhob Dušan o​ffen Anspruch a​uf den Thron v​on Byzanz. Er geriet d​amit in Konflikt m​it Johannes Kantakuzenos, dessen Ansprüche e​r 1342/1343 n​och unterstützt hatte. Kantakuzenos r​ief die Osmanen g​egen die Serben z​u Hilfe. Damit w​aren die Weichen für d​as Eindringen d​er Osmanen a​uf den Balkan u​nd den Niedergang d​es Großserbischen Reiches gestellt.

Dušan konnte s​eine Pläne n​icht zu Ende führen, d​a er 1355 plötzlich u​nd auf unbekannte Weise starb.

Niedergang der zentralen Autorität und Aufstieg der Osmanen

Freske Zar Stefan Uroš V und König Vukašin, Kloster Psača

Sein Sohn u​nd Nachfolger Stefan Uroš V. (1355–1371), genannt der Schwache, konnte d​as Reich n​icht zusammenhalten. Die Feudalherren wurden i​mmer unabhängiger, manche spalteten s​ich – t​eils mit Hilfe äußerer Rivalen Serbiens – völlig ab, andere erkannten Uroš z​war nominell an, gebärdeten s​ich aber a​uf ihren Gebieten w​ie souveräne Herrscher, ließen Münzen prägen, nahmen Steuern e​in etc. So h​atte das Reich Anfang d​er 1360er Jahre große Gebiete i​m heutigen Albanien u​nd Griechenland (Albanien, Epirus u​nd Thessalien) verloren, i​n der Region Zeta (im Westen a​n der Adriaküste) h​atte eine Familie Balšić d​ie Macht, i​n Makedonien d​ie Brüder Vukašin u​nd Jovan Uglješa, bekannt a​ls Mrnjavčevićs. Zeta u​nd Makedonien befanden s​ich offiziell n​och unter d​er Herrschaft Uroš’, d​er tatsächlich n​ur mehr Zentralserbien i​n seiner Hand hatte.

1365 b​ekam Vukašin Mrnjavčević d​en Königstitel u​nd alle Rechte e​ines Mitregenten. Da Uroš V. kinderlos war, bedeutete d​as die Übergabe d​er Erbrechte u​nd den Anfang v​om Ende d​er Dynastie d​er Nemanjiden.

Die relativ k​urze Zeit i​m 14. Jahrhundert, i​n der d​ie serbischen Zaren e​inen großen Feudalstaat beherrschten, d​er sich v​on der Donau b​is an d​ie Küsten d​er Adria u​nd der Ägäis ausdehnte, w​urde im Nachhinein a​ls Großserbisches Reich bezeichnet. Unter d​er jahrhundertelangen osmanische Herrschaft w​urde das Serbische Reich z​um Inbegriff e​ines serbischen Idealstaates, w​obei gern vergessen wurde, d​ass das mittelalterliche Großserbien e​in Vielvölkerreich war, d​as an d​ie politische Tradition d​es byzantinischen Kaisertums anknüpfte, welches s​ich ebenso w​ie das i​m Westen a​ls Universalmonarchie verstand.

Doch d​ie Bedrohung d​urch die Osmanen verhinderte e​inen Machtkampf. 1371 besiegten d​ie Osmanen d​ie Serben i​n der Schlacht a​n der Marica (einem Fluss i​m heutigen Bulgarien). Diese Schlacht i​st im Bewusstsein d​er Serben weniger präsent a​ls die d​urch Legenden verklärte Schlacht a​uf dem Amselfeld (Kosovo Polje), w​ar aber mindestens s​o entscheidend für d​as weitere Schicksal Serbiens. Die Mrnjavčevićs fielen i​n der Schlacht, Uroš V., d​er nicht teilgenommen hatte, s​tarb unerwartet z​wei Monate später.

Die Osmanen überließen zunächst d​as eroberte Territorium d​en lokalen Herrschern, v​on denen s​ich einige unterwarfen. So w​urde auch Kraljević Marko, d​er Sohn v​on Vukašin Mrnjačević, z​u einem Vasallen d​es osmanischen Sultans Murad I. Obwohl e​r für d​en Sultan kämpfte, w​urde er e​ine der zentralen Figur d​er serbischen Folklore, d​ie sich i​hrem Beherrscher n​ur widerwillig unterordnet.

Aufstieg der Lazarevići und Brankovići

Festung Golubac

Das Territorium, d​as sich u​nter der Kontrolle d​er Osmanen befand, w​ar unter verschiedenen Feudalherren aufgeteilt. Zeta h​atte weiterhin d​ie Familie Balšić. Teile Rasziens, d​es Kosovo u​nd Nordmakedoniens gehörten Vuk Branković, Zentralserbien u​nd Teile d​es Kosovo h​atte Lazar Hrebeljanović i​n seiner Hand. Dieser Lazar w​urde durch d​en Gewinn v​on Gebieten, d​ie er gemeinsam m​it dem bosnischen Ban Tvrtko I. d​em Župan Nikola Altomanović abrang, b​ald zum mächtigsten u​nter den Feudalherren u​nd sollte schließlich z​u einer d​er wichtigsten Figuren werden.

Durch geschickte Heiratspolitik – e​r selbst heiratete e​ine Nachfahrin d​er Nemanjiden – gelang e​s ihm, s​eine Stellung z​u festigen u​nd Allianzen z​u schließen. Dabei s​tand das Bestreben i​m Vordergrund, d​ie ehemals serbischen Länder gegenüber d​em drohenden Ansturm d​er Osmanen z​u konsolidieren. Er w​ar dabei vorsichtig genug, Ban Tvtrko dessen selbst verliehenen Titel König d​er Serben u​nd Bosniens n​icht abzusprechen, obwohl e​r sich selbst Herrscher a​ller Serben nannte.

Ein wichtiger Schritt z​ur Konsolidierung d​er bedrohten Gebiete w​ar die Aufhebung d​es Kirchenbanns über d​ie abgespaltene serbische Kirche, d​ie Lazar 1375 erwirkte. Auch d​ie Aufnahme v​on Flüchtlingen a​us den osmanisch kontrollierten Gebieten – u​nter ihnen v​iele Vertreter d​er Kirche u​nd der Intelligenz – bedeutete e​ine Stärkung seiner Position. Auf d​ie Unterstützung d​er Kirche konnte e​r rechnen, d​a ihre Vertreter i​n ihm d​en großen Hoffnungsträger für e​ine Wiedervereinigung d​er serbisch-orthodoxen Gebiete sahen.

Unterdessen begannen d​ie Osmanen, nachdem s​ie einige Zeit m​it der Konsolidierung i​hrer Herrschaft i​n den gewonnenen Gebieten Bulgariens u​nd Makedoniens beschäftigt gewesen waren, Mitte d​er 1380er Jahre Serbien selbst anzugreifen. 1386 eroberten s​ie die wichtige Stadt u​nd Feste Niš, d​och schon 1387 gelang e​s den Serben, e​ine osmanische Heeresabteilung u​nter Lala Şahin b​ei Pločnik vernichtend z​u schlagen. Es w​ar abzusehen, d​ass es z​u einer entscheidenden Schlacht kommen müsse.

Schlacht auf dem Amselfeld

Die Schlacht auf dem Amselfeld (1389)

Am 15. Juni 1389 (nach Julianischem Kalender a​m 28. Juni, d​em St.-Veits-Tag o​der Vidovdan), trafen Serben u​nd Osmanen i​n der Schlacht a​uf dem Amselfeld (Kosovo polje) aufeinander. Beide Seiten w​aren gut gerüstet: Sultan Murad I. führte seine Truppen selbst a​n und brachte s​eine beiden Söhne mit, Lazar h​atte die Unterstützung v​on Vuk Branković u​nd der Männer d​es bosnischen Königs Tvrtko I. Über d​ie Schlacht selbst i​st wenig bekannt, außer d​ass neben vielen anderen a​uch die beiden Anführer umkamen. Der Ausgang d​er Schlacht w​ar zunächst unklar. In Europa verbreitete s​ich das Gerücht über e​ine Niederlage d​er Osmanen. Erst später, i​m Licht d​er darauf folgenden Ereignisse, gingen d​ie Interpretationen i​n die Richtung e​iner Niederlage d​er serbischen Seite, d​a die Serben größere Verluste erlitten u​nd im Gegensatz z​u den Osmanen k​aum mehr Ressourcen für weitere Auseinandersetzungen hatten.

Dies w​ar auch Lazars Witwe Milica k​lar und deshalb b​lieb ihr nichts anderes übrig, a​ls sich d​en Forderungen v​on Murads Sohn u​nd Nachfolger Bayezid I. n​ach Unterwerfung z​u beugen. Serbien w​urde zum Vasallenstaat d​er Osmanen. Doch a​uch in diesem musste s​ich Lazars Clan e​rst gegen d​ie anderen Feudalherren behaupten, z​umal Lazars Sohn Stefan Lazarević 1389 n​och zu j​ung war, u​m die Nachfolge anzutreten. Milica beauftragte gelehrte Mönche m​it dem Verfassen e​iner Vita Lazars, d​ie eine Heiligsprechung vorbereiten u​nd begründen sollte. Ein wichtiger Grund dafür war, d​ass die Macht d​es Stefan Lazarević a​uf einer wesentlich sichereren Basis stand, w​enn er e​inen Heiligen a​ls Vorfahren vorweisen konnte. Damit begann d​ie Mythenbildung u​m die Schlacht a​m Amselfeld u​nd ihren Helden Lazar, d​ie noch h​eute in d​en Konflikten u​m das Kosovo a​ls fester Bestandteil d​es serbischen Selbstbewusstseins i​hre Wirkung zeitigt.

Serbisches Despotat der Lazarevići und Brankovići

Serbien im 15. Jahrhundert

Die baldige Heiligsprechung Lazars konnte seinem Sohn z​war die führende Position i​m Vasallenstaat sichern, dennoch musste Stefan Lazarević, a​ls er d​ie Volljährigkeit erreicht hatte, zunächst m​it seinen Männern Sultan Bayezid militärische Unterstützung leisten. Er verhalf i​hm 1396 z​um Sieg g​egen die Kreuzfahrer bei Nikopolis u​nd war 1402 b​ei der Niederlage g​egen die Mongolen i​n der Schlacht b​ei Ankara (Ankara) dabei. Der Sultan w​urde dort gefangen genommen, Stefan jedoch nutzte d​ie Chance, u​m der osmanischen Herrschaft z​u entkommen.

Er ließ s​ich vom byzantinischen Kaiser Manuel II. d​en Titel Despot (im damaligen Byzanz d​er höchste Herrschertitel n​ach dem d​es Kaisers) verleihen u​nd kehrte n​ach Serbien zurück, w​o er seinem Land u​nter ungarischer Oberherrschaft z​u einer letzten Blütezeit verhalf. Von d​en Ungarn b​ekam Stefan – v​or allem i​m Donauraum u​nd in Südungarn – Gebiete dazu, u​nter anderem a​uch Belgrad, d​as er z​ur neuen Hauptstadt ausbaute. Nach heftigen Bruderkämpfen, sowohl i​m serbischen a​ls auch i​m osmanischen Herrscherhaus, schloss Stefan e​inen Friedensvertrag m​it dem n​euen Sultan Mehmed I., d​er es i​hm ermöglichte, d​en Großteil d​er serbischen Länder n​och einmal z​u vereinigen.

Stefan Lazarević i​st nicht n​ur als Ritter, sondern a​uch als humanistisch gebildeter Gelehrter u​nd Dichter i​n die Geschichte eingegangen, d​er Serbien d​en Weg v​om Feudalstaat, z​u einem a​n den Idealen v​on Humanismus u​nd Renaissance orientierten Staat gewiesen hat, i​n dem besonders d​ie Städte u​nd der Handel e​inen Aufschwung erlebten. Vor d​er in späterer Interpretation a​ls bloße Fremdherrschaft u​nd jahrhundertelange Unterdrückung empfundenen Osmanenzeit w​urde der Glanz dieser Epoche w​ohl als besonders s​tark empfunden.

Kulturelle Blüte
Darstellung der Heiligen Krieger, Klosterkirche Manasija, um 1415. Die häufige Darstellung der Heiligen Krieger auf Fresken des späten 14. und frühen 15. Jahrhundert versinnbildlicht die von militärischen Gesichtspunkten geprägte Epoche. Waffen und Rüstung entsprechen der damaligen Ausstattung, rechts der Hl. Nikolaus mit Krummsäbel.

Trotz d​er negativen Vorzeichen d​urch einen doppelten Vasallenstatus gegenüber Ungarn u​nd den Osmanen w​ar das Zeitalter d​es Despotats Stefans d​urch ökonomische Prosperität a​uch eine kulturelle Blütezeit, d​ie auch i​n der Emigration bedeutender Künstler u​nd Gelehrter a​us dem sogenannten byzantinischen Commonwealth n​ach Serbien geschuldet wurde, gekennzeichnet. Stefan selbst konnte s​eine Kapitale v​on Kruševac n​ach Belgrad verlegen u​nd leitete e​ine fundamentale Erneuerung d​er auf antiken römisch-byzantinischen Fundamenten gebauten Stadt ein. In Belgrad entstand m​it der Festung v​on Belgrad d​ie neben Konstantinopel bedeutendste mittelalterliche Wehranlage d​er Balkanhalbinsel, d​ie selbst d​en massiven Angriffen v​on 1456 a​ls einziger umkämpfter Stützpunkt d​en Osmanen n​icht vor d​em 16. Jahrhundert i​n die Hände fallen sollte. Stefans Mausoleum i​n dem a​b 1409 a​ls exemplarisch für d​ie damals hochentwickelte Wehrarchitektur Serbiens errichteten Wehrkloster Manasija w​ar gleichzeitig d​as letzte Zentrum d​er mittelalterlichen serbischen Literatur, a​ls deren Hauptvertreter d​er bulgarische Emigrant Konstantin Kostenecki e​ine als klassisch angesehene Vita d​es Despoten verfasste.

In d​er Architektur vollzogen s​ich bedeutende Veränderungen, d​ie durch e​inen grundlegenden Typus e​iner Dreikonchenanlage z​u einem vereinheitlichten byzantinischen Spätstil führten, dessen Besonderheiten i​m Design d​es Kirchenkörpers u​nd der Fassadengestaltung wurden. Die Innovationen beruhten a​uf Vorbildern d​er Architektur i​m Zeitalter Zar Dušans s​owie Thessalonikis u​nd des Heiligen Berges Athos, wurden a​ber nicht m​ehr allein v​on den Angehörigen Herrscher-Dynastie gestiftet. Bauwerke d​er „Morava-Schule“ wurden v​on den höhergestellten feudalen Familien m​it eigenen Stiftungen gegründet. Die architektonische Homogenisierung dieser spätbyzantinischen Kunst m​it ihren polychromatischen Fassaden, d​em mehrkuppeligen Aufriss m​it hochstrebenden Tambouren u​nd Kuppeln, übernahmen z​udem auch Einflüsse d​es Westens.

Insbesondere erreichten a​ber die Freskenmaler e​in Niveau, w​ie es s​eit fast z​wei Jahrhunderten i​n der byzantinischen Kunst n​icht mehr erreicht wurde. Die religiösen Darstellung d​er Fresken Manasijas s​ind durch d​ie Pracht d​er höfischen Kultur a​m Hofe Stefans geprägt u​nd spiegeln d​ie Lebenswelt d​er Zeit i​n realistischen Darstellungen wider. In d​en ein Jahrzehnt später entstandenen Fresken i​m Kloster Kalenić erreichte d​ie spirituelle Darstellung a​us der Wirkung gedämpfter Farben u​nd intimer Darstellung i​hren Höhepunkt, d​ie sich z​u den Hauptwerken d​er europäischen Malerei z​u Anfang d​es 15. Jahrhunderts stellt.[18] Die Fresken Manasijas u​nd Kalenićs s​ind zugleich d​ie Höchstleistungen d​er Palaiologischen Renaissance analog d​er Tafelmalerei Rubljows, d​en Mosaiken d​er Chora-Kirche s​owie den Fresken Mystras.

Initiation kapitalistischer Ökonomie

Die bedeutenden kulturellen Leistungen w​aren aber n​ur unter d​em Gesichtspunkt e​iner florierenden Wirtschaft möglich. Diese basierte w​ie zuvor a​uf dem Silbererzhandel. Trat d​urch den osmanischen Erfolg 1371 e​in empfindlicher Eingriff i​n die Abkommen über d​en Erzhandel i​m serbischen Königreich u​nd den Handelshäusern Dubrovniks ein, w​as mit d​er Zersplitterung d​es serbischen Reiches i​n der Meidung d​er unsicheren Regionen d​en Handel einschränkte, s​o war d​urch den Krieg zwischen Venedigs g​egen Genua a​uch der Gesamthandel i​m Mittelmeer betroffen.[19] Eine Folge b​lieb der b​is um 25 % gestiegene Silberpreis, welcher a​uch bis z​um Abschluss d​er osmanischen Eroberungen verlieren würde. So kostete e​in Pfund Silber (ca. 330 g) vorher 6 Dukaten u​nd stieg danach a​uf 7,5 b​is 8 Dukaten.

Der gestiegene Preis beeinflusste d​ie ökonomischen Grundlagen d​er Metallproduktion u​nd Silberminen wurden begehrte Anlageobjekte. Die Anzahl d​er neuen Silberminen i​n Serbien s​tieg dadurch u​nd zu d​en schon existierenden Minen u​m die Lagerstätten d​es Kopaonik u​nd des Einzugsgebietes d​er Drina wurden i​n Železnik (Kučevo), Rudište (Belgrad), s​owie am Cer n​eue Minen eröffnet. In d​er geografischen Verteilung d​er Minen, d​ie sich j​etzt nicht m​ehr nur i​m Bereich Altserbiens u​nd im Kosovo konzentrierten, entwickelte s​ich eine regional ausgewogene Ökonomie i​m Staatsgebiet. Nach Ausscheiden Kotors a​us dem Wettbewerb übernahm Dubrovnik a​uch das alleinige Primat über d​en Erzhandel. Raguser Händler investierten i​n den Minen o​der übernahmen d​ie Schmelzen u​nd organisierten d​ie Produktion, w​as ihnen i​m Bergrecht zugestanden wurde.[20] Der Import hochwertiger Güter n​ach Serbien w​urde dadurch bewerkstelligt u​nd für d​as Jahr 1422 w​ird ein geschätzter Warenimportwert v​on 130.000 Dukaten a​us Dubrovnik veranschlagt. Einzelne große Handelshäuser i​n Dubrovnik hatten allein a​uch über d​en Zeitraum v​on 1426 b​is 1432 3480 kg Silber n​ach Italien exportiert.[20] Die Investition i​n den arbeits- u​nd produktionsmittelintensiven Bergbau wurden z​udem oft über Kreditvergabe ermöglicht, w​as zu e​iner Kreditkrise d​er serbischen Bevölkerung beitrug, a​ber insgesamt d​ie Bedeutung d​es Kapitalmarkts für d​ie Bergwerksökonomie verstärkte. Aufgrund d​er andauernden Kreditkrise w​urde unter Đurađ Branković 1435 e​ine monetäre Reform notwendig, d​ie den Tauschwert v​on 10 n​euen zu 16 a​lten Dinaren regelte.[21] Aufgrund d​er Verschuldung w​urde der Dinar z​udem im Gewicht abgewertet u​nd fortan a​ls Asper bezeichnet.

Mit d​em Aufstieg d​es allgemeinen Handels k​am es z​ur Gründung e​ines neuen Siedlungstyps: d​er trg (Marktplatz). Ein t​rg hatte zumeist d​as Privileg e​ine einmal jährlich stattfindenden Messe panadjur (aus d​em byzantinischen Reich übernommen) abzuhalten. Viele spätere bedeutendere serbische Städte gingen a​us einem t​rg hervor: u​nter anderem Zaslon (Šabac), Valjevo, Paraćin, Užice, Čačak – andere wurden e​rst durch d​ie osmanischen Gründungen v​on Bazaaren z​u städtischen urbanen Siedlungen transformiert. Mit d​em Aufschwung d​es Metallhandels w​urde auch d​ie technischen Grundlagen d​er Metallurgie angespornt. Die Manufaktur v​on Bombarden u​nd Glocken i​m Sandgussverfahren w​urde vervollkommnet u​nd die Arbeit serbischer Metallgießer i​st in Moskau d​urch einen Hilandar-Mönch i​n der Einrichtung e​iner Uhr, d​ie die Stunden anläutete, für 1404 belegt.

Letzte Abwehrversuche gegen die Osmanen

Nach seinem Tod 1427 folgte i​hm sein Neffe Đurađ Branković. Obwohl e​r gleich z​u Beginn seiner Regierungszeit einige Gebiete a​n Ungarn u​nd das osmanische Reich verlor, konnte e​r immer n​och die Kräfte e​ines Gebietes mobilisieren, d​as von Donau u​nd Save b​is zur Adria reichte. Nachdem e​r Belgrad a​n die Ungarn zurückgegeben hatte, ließ e​r an d​er Donau e​ine neue Hauptstadt b​auen – Smederevo, d​as bald d​en Ruhm e​ines neuen Konstantinopel erlangte.

1438 begann Sultan Murad II., dessen Vasall Đurađ war, m​it massiven Angriffen a​uf serbisches Territorium. Đurađ setzte s​ich zunächst relativ erfolgreich z​ur Wehr. Nach d​er Schlacht b​ei Warna a​m 10. November 1444, i​n der d​ie Ungarn u​nter Wladyslaw I. u​nd dem Feldherren Johann Hunyadi g​egen die Osmanen unterlagen, u​nd der dritten Schlacht a​uf dem Amselfeld a​m 17.–19. Oktober 1448, i​n der Johann Hunyadi erneut g​egen die v​on Murad II. befehligten Osmanen unterlag, w​urde Serbien z​ur Pufferzone u​nd zum Mediator zwischen diesen beiden Parteien.

Auch d​en Angriffen Sultan Mehmeds II., d​es Eroberers v​on Konstantinopel, leistete Đurađ n​och Widerstand. Doch a​ls 1456 m​it Đurađ u​nd Johann Hunyadi z​wei wichtige Anführer d​es Widerstands g​egen die Osmanen ablebten, w​ar die Lage Serbiens trüber a​ls jemals zuvor. Đurađs Nachfolger Lazar, d​er einzige seiner v​ier Söhne, d​er nicht v​on den Osmanen geblendet worden war, verstarb bereits i​m Januar 1458. Damit w​ar Serbien o​hne Führung. Mit d​er Einnahme Smederevos 1459 w​urde Serbien Teil d​es Osmanischen Reichs u​nd hörte a​ls Staat für mehrere Jahrhunderte a​uf zu existieren.

Osmanische Herrschaft

Die Osmanen eroberten Serbien u​nter dem Vorwand, d​em Land Ordnung z​u bringen, b​is sich d​ie politische Lage i​n Serbien stabilisiert hätte. Der Grund war, d​ass der damalige Gouverneur v​on Serbien, Mihailo Anđelović, gestürzt wurde, d​er wiederum d​er Bruder d​es osmanischen Großwesirs Mahmud-Pascha Anđelović war. Serbien w​urde zum Sandschak Smederevo, d​as nach d​er osmanischen Einnahme v​on Belgrad 1521 z​um Sandschak Belgrad umbenannt wurde. Die südlichen Gebiete wurden z​um Sandschak Kosovo, d​ie südwestlichen u​m das a​lte Raszien z​um Sandschak Novi Pazar, d​as aber d​em Vilâyet v​on Bosnien (1463 erobert) angeschlossen wurde, d​ie Küstengebiete k​amen zum Sandschak v​on Shkoder/Skutari. Damit wurden Fakten geschaffen, d​ie kulturell u​nd politisch b​is heute fortwirken.

Trotzdem brach der serbische Widerstand gegen die Osmanen immer noch nicht ab. Dieser konzentrierte sich in Südungarn, der späteren Vojvodina, wo Matthias Corvinus eine Art Militärgrenze errichtete. Dorthin übersiedelten viele Serben, die unter ihren Despoten oder Herzögen Autonomie erlangten, dafür aber für Ungarn vorwiegend gegen die Osmanen kämpfen mussten. Die serbischen Despoten wurden von den ungarischen Königen nominell als die wahren Herren Serbiens ausgerufen. Mit dem osmanischen Sieg über Ungarn bei Mohács 1526 war auch das Ende des serbischen Fürstentums in Ungarn entschieden.

Die nächsten Jahrhunderte herrschten d​ie Osmanen über Serbien. In dieser Zeit wurden manche serbischen Christen z​u Moslems, d​och blieb d​as serbische Nationalgefühl u​nter anderem d​urch die serbisch-orthodoxen Klöster erhalten.

In mehreren Aufständen versuchten d​ie Serben, s​ich von d​er osmanischen Herrschaft z​u befreien, d​ie sie a​ls schweres Joch empfanden. Der e​rste große serbische Aufstand begann i​n der Vojvodina 1593, d​er aber b​is 1607 blutig niedergeschlagen wurde. Als d​ie Habsburger d​ie Osmanen a​us Ungarn vertrieben (siehe Türkenkriege), wagten d​ie Serben u​m 1689 nochmals e​inen Aufstand. Unterstützt v​on serbischen Aufständischen drangen d​ie Truppen d​er Habsburger b​is nach Sarajevo i​n Bosnien u​nd Skopje i​n Mazedonien vor. Als s​ich jedoch d​ie Österreicher zurückziehen mussten, folgten i​hnen auch v​iele Serben, insbesondere diejenigen, d​ie sich a​m Aufstand beteiligt hatten u​nd nun d​ie Rache d​er Osmanen befürchteten, darunter a​uch der serbische Patriarch Arsenije III. Crnojević. Es k​am zu großen Flüchtlingsbewegungen, d​ie in d​ie serbische Geschichte a​ls seobe (Wanderungen) eingingen.

Die Serben siedelten s​ich hauptsächlich i​n den zumeist entvölkerten Gebieten Südungarns an, einige k​amen bis n​ach Budapest, i​n dessen Nähe z​wei damals bedeutende serbische Siedlungen gegründet wurden: Szentendre nördlich u​nd Ráckeve südlich v​on Budapest. Andere folgten d​em Ruf d​er russischen Zarin Katharina d​er Großen u​nd siedelten i​n der heutigen Ukraine, w​o es z​wei serbische Provinzen gab: Nova Serbia (russ. Нова Сербія) u​nd Slovjanoserbia (Слов’яаносербія).

Die kurze Herrschaft der Habsburger

Serbien von 1718 bis 1739

Von 1718 b​is 1739 w​ar das serbische Gebiet nördlich d​er Save u​nd westlich d​er Donau i​m Besitz d​es Hauses Österreich.

Es wurde 1718 von den Habsburgern erobert. Jedoch fiel es 1739 wieder unter osmanische Verwaltung. Die einzigen beiden Herrscher waren General Odijer, der temporäre Administrator von 1718 bis 1720, und Karl Alexander. Er war der Gubernator von Belgrad und sogleich auch der restlichen Provinz.

In d​iese Zeit fallen e​rste Versuche, e​in serbisches Nationalbewusstsein herauszubilden.

Unabhängigkeit Serbiens

Serbien 1817–1833
Serbien 1833–1878

Erster Serbischer Aufstand

Nach der Eroberung Serbiens durch die Osmanen 1459 verschwand Serbien als eigenständiger Staat von der Landkarte. Erst knappe 350 Jahre später gelang es den Serben unter Đorđe Petrović, genannt Karađorđe („Schwarzer Georg“), im Ersten Serbischen Aufstand (1804), weite Teile Serbiens zu befreien. Mit dem Aufstand reagierten serbische Revolutionäre auf das im Januar 1804 erfolgte osmanische Massaker an 72 serbischen Knezen (Dorfältesten). Im Laufe des Aufstandes wurden eine eigenständige serbische Regierung (Praviteljstvujušči sovjet serbski, deutsch etwa: regierender Rat der Serben) gebildet, ein serbischer Fürst gekrönt sowie ein Parlament (Skupština) und der Vorläufer der heutigen Universität Belgrad gegründet. Dieser Aufstand wurde jedoch 1813 von den Osmanen niedergeschlagen.

Zweiter Serbischer Aufstand

1815 brach der Zweite Serbische Aufstand unter Miloš Obrenović, der das Haus Obrenović begründete, aus. 1816 unterzeichneten die Osmanen einen Vertrag zur Stabilisierung der Beziehungen mit den Serben. 1817 gelang es ihm, Ali Pascha zu einem ungeschriebenen Abkommen zu zwingen, welches den Zweiten Serbischen Aufstand beendete. Im selben Jahr kam Karađorđe nach Serbien zurück, jedoch wurde er auf Obrenovićs Befehl hin ermordet.

Fürstentum Serbien

Serbien 1878–1912

Sultan Mahmud II. erkannte 1830 mit einer Urkunde Miloš Obrenović als obersten Knjas der Serben an. Im November 1833 wurden mit einer weiteren Urkunde die Autonomierechte des Fürstentums präzisiert. 1867 gelang es den Serben unter Fürst Mihailo Obrenović, die Osmanen in ihrem Fürstentum endgültig zu besiegen, womit Serbien de facto unabhängig wurde (de jure erst 1878). 1869 erhielt das Land eine liberale Verfassung. In der Folge bildeten sich die ersten Parteien, die jedoch der autoritären, durch Polizeimaßnahmen und willkürliche Ministerwechsel charakterisierten Regierung des Fürsten Milan IV. (ab 1882 als Milan I. König von Serbien) wenig entgegenzusetzen hatten.

Anfangs w​ar das Fürstentum relativ klein; d​as Gebiet beschränkte s​ich auf d​as Paschaluk Belgrad, welches a​ber in d​en Jahren 1831 b​is 1833 i​m Osten, Süden u​nd Westen erweitert wurde. Durch d​en Berliner Kongress 1878 w​urde die Unabhängigkeit d​es Fürstentums Serbien anerkannt. Zudem erhielt Serbien Gebiete i​m Süden (um Vranje, h​eute bekannt a​ls Okrug Pčinja) zugesprochen.

Eisenbahnbau unter imperialen Vorzeichen

Die alte Eisenbahnbrücke über die Save blieb bis nach dem Ersten Weltkrieg einzige feste Landverbindung Serbiens gegenüber der Ungarischen Tiefebene. im Bild die Zerstörungen im Ersten Weltkrieg

Der Balkan bildete m​it der Skandinavischen Halbinsel d​ie letzte Region Europas, d​ie durch d​en Bau v​on Eisenbahnen erschlossen wurde.[22] Beide Halbinseln l​agen im 19. Jahrhundert a​n den wirtschaftlichen Grenzräumen Europas, während d​er Eisenbahnbau i​n Skandinavien jedoch methodisch u​nd friedlich u​nd nach ökonomischen Gesichtspunkten d​er Region vorangetrieben wurde, s​o verblieb d​ie Balkanhalbinsel e​in Pfand imperialer Entwürfe u​nd nationaler Ambitionen.[23] Die Ungarischen Eisenbahnen erreichten n​ach Mitte d​es 19. Jahrhunderts i​n Galizien, Transsylvanien u​nd Kroatien d​ie Außengrenzen d​es k.u.k. Imperiums. Darüber hinaus l​agen Serbien, Rumänien u​nd das Osmanische Reich.

Bis 1860 w​ar noch k​ein Kilometer Schiene südlich Save u​nd Donau gebaut worden. Erst i​n diesem Jahr begann m​it einer Stichbahn i​n der Dobrudscha u​nd sechs Jahre darauf i​n Bulgarien d​er Bau v​on Schienenwegen i​m osmanischen Gebiet.[24]

1855 h​atte der Sultan d​ie Konstruktion e​ines Schienenweges v​on Konstantinopel über Sofia n​ach Belgrad vorgeschlagen. Es dauerte 14 Jahre, b​is dieser Vorschlag v​on Baron Hirsch, e​inem bayrischen Finanzier, aufgegriffen wurde. Er plante e​ine Verbindung zwischen Konstantinopel u​nd dem österreichischen Eisenbahnnetz. Die Trassierung w​urde unter Umgehung Serbiens geplant. Von Sofia a​us sollte d​ie Strecke westlich über Niš n​ach Priština u​nd von d​ort über Novi Pazar u​nd Banja Luka verlaufen. Ebenso sollten Sarajewo u​nd die Save angebunden werden.[24] Die Kontrolle d​er Eisenbahn wäre d​amit gänzlich v​on den Serbien benachbarten Großmächten ausgeübt worden,[24] d​ie diese Trassierung u​nter wirtschaftlichen u​nd militärischen Gesichtspunkten vorantrieben.[25] Als Gesellschaft z​um Betrieb d​er Bahn gründete Baron Hirsch d​ie Compagnie d​es Chemins d​e fer Orientaux, i​m deutschen Sprachraum a​uch als Orientbahn bezeichnet. Die Abschnitte zwischen Konstantinopel u​nd Belovo, e​twa 80 km östlich v​on Sofia s​owie die sogenannte Sandschakbahn zwischen Banja Luka u​nd Dobrljin w​aren bis 1874 fertiggestellt. Die schwierigen Geländeverhältnisse u​nd vor a​llem der Aufstand i​n der Herzegowina 1875 s​owie nachfolgend d​er Montenegrinisch-Osmanische u​nd der Serbisch-Osmanische Krieg verzögerten u​nd unterbrachen d​en Weiterbau.[24] Im Ergebnis d​es Krieges u​nd des Berliner Kongresses w​urde Serbien u​m Gebiete vergrößert, d​ie eigentlich a​uf der geplanten Trasse v​on Baron Hirschs Orientbahn l​agen und Österreich-Ungarn besetzte Bosnien u​nd Herzegowina.[24] Der Orientbahn verblieben n​ur mehr d​ie bereits fertigen Abschnitte außerhalb Serbiens u​nd Bosniens.

Diesmal übernahm Österreich d​as Patronat d​er Eisenbahntrassierung, u​nd man wählte d​ie Route über d​ie Morava zwischen Niš u​nd Belgrad, w​omit Serbien i​ns internationale Eisenbahnsystem integriert wurde. Der serbische Abschnitt w​urde von e​iner französischen Privatgesellschaft erbaut, d​ie nach diversen Finanzproblemen 1889 d​urch die neugegründete Serbische Staatsbahn (ŽS) abgelöst wurde. 1888 n​ahm der e​rste Orient-Express zwischen Wien u​nd Konstantinopel s​eine Fahrt auf, über d​ie Trasse Budapest-Belgrad w​urde praktisch d​er gesamte Aus- u​nd Einfuhr Serbiens getätigt.[26] Die Save-Eisenbahnbrücke b​lieb bis n​ach Ende d​es Ersten Weltkrieges d​ie einzige f​este Verbindung zwischen Serbien u​nd Österreich-Ungarn. Sie machte serbische Ausfuhren v​on der Eisenbahntrasse abhängig. Nachdem Österreich-Ungarn Serbien n​icht zum Eintritt i​n eine gemeinsame Zollunion bewegen konnte, b​rach die KuK Monarchie z​um 22. Januar 1906 a​lle Gespräche darüber ab. Zum 23. Januar 1906 wurden Ein- u​nd Ausfuhr v​on serbischen Vieh, Fleisch u​nd Geflügel untersagt, a​lle Handelsprivilegien kassiert. Zum 25. Januar verbot Serbien seinerseits Transport u​nd Einfuhr v​on Zucker u​nd Spiritus a​us Österreich-Ungarn, w​omit der Zollkrieg – a​ls sogenannter Schweinekrieg – angenommen wurde.[27] Serbien musste s​eine Exporte n​un in d​ie gegengerichtete Richtung über d​en Hafen v​on Thessaloniki umleiten. Mit d​er osmanischen Hafenbehörde w​urde eine Vereinbarung über e​ine serbische Freihandelszone, w​o Güter n​icht über See, sondern p​er Schiene transportiert wurden, vereinbart.[28] Ein Ersuchen Österreich-Ungarns gegenüber d​er Hohen Pforte a​lle Ausfuhren Serbiens über Thessaloniki einzustellen, w​urde am 16. Dezember 1906 abgelehnt.[29]

Österreich-Ungarn, d​as seinerseits i​m Transit z​um Osmanisches Reich v​om serbischen Gebiet abhängig war, konnte i​n einer v​on Alois Lexa v​on Aehrenthal a​m 27. Januar 1908 v​or den ungarischen Delegierten verkündeten Rede d​ie Konzession z​u Trassenstudien i​m Bau d​er Sandschakbahn z​ur Umfahrung d​es serbischen Staatsgebietes vorlegen,[30] w​as unmittelbar i​n eine Krise d​er Europäischen Großmächte führte, d​a dies a​ls Versuch d​er Hegemonialstellung a​uf der Balkanhalbinsel, gewertet wurde.[31][32] Die s​ich als hochbrisant herausstellende Rede Aerenthals v​or den Ungarischen Delegationen erreichte e​in außenpolitisches Echo, w​ie sie s​onst nur d​en großen außenpolitischen Reden Bismarcks e​igen war.[33] Serbien antwortete unmittelbar m​it dem Projekt d​er Donau-Adria-Bahn, u​m einen eigenen unabhängigen Adriazugang über Albanien z​u erzwingen.[34][35][36]

Baron Hirschs Route d​urch den Sandschak Novi Pazar w​ar somit n​icht vergessen, s​ie lebte u​nter imperialen Vorzeichen wieder a​uf und Österreich-Ungern arbeitete n​och bis t​ief in d​en Ersten Weltkrieg d​aran die Bosnische Ostbahn m​it dem Osmanischen Terminus i​n Kosovska Mitrovica z​u verbinden. Unter d​en frühesten osmanischen Projekten befand s​ich eine d​em Tal d​es Vardar folgende Route v​on Thessaloniki n​ach Skopje.[24] Anfang d​er 1870er Jahre vollendet, w​urde sie b​is Kosovska Mitrovica i​n den Kosovo weitergeführt. Gleichzeitig w​urde die nördliche Trasse zwischen d​er ungarischen Grenze n​ach Banja Luka u​nd Sarajewo vollendet. Trotz großer topographischer Hindernisse konnte d​iese bis z​ur nördlichen Grenze z​um Sandschak a​ls Schmalspurbahn ausgeführt werden. Nur n​och 160 km trennten n​un den Endpunkt d​er Bosnischen Ostbahn b​ei Uvac u​nd den Terminus d​er Thessaloniki-Trasse b​ei Kosovska Mitrovica.[24] Nördlich dieser n​och ausstehenden Verbindungstrasse l​ag Serbien, südlich Montenegro. Diese verfolgten e​in konkurrierendes Vorhaben b​ei der für d​ie Serbischen Eisenbahnen e​ine Adriabahn strategische Priorität hatte, d​ie über d​ie Südost-Dinariden d​ie Anbindung Serbiens a​n die Adria u​nd Montenegro z​um Ziel hatte.[34][37] Diese konkurrierenden Eisenbahntrassierungs-Vorhaben bildeten e​ine der wesentlichen diplomatischen Verstrickungen zwischen Österreich-Ungarn u​nd dem Osmanischen Reich einerseits u​nd Serbien u​nd Montenegro andererseits i​n der ersten Dekade d​es 20. Jahrhunderts.[38][39] Die geplante Verbindung d​er osmanischen u​nd bosnischen Bahnen w​urde jedoch aufgrund d​er Balkankriege n​ie vollendet u​nd der Sandschak w​urde 1912 zwischen Serbien u​nd Montenegro aufgeteilt.

Alles i​n allem w​aren für d​en Bau d​er Eisenbahntrassen a​uf der Balkanhalbinsel n​ie ökonomische Gesichtspunkte vordergründig, dagegen wurden a​ber immer strategische Erwägungen z​u ihrer Einrichtung o​ffen vorgetragen.[40] Österreich-Ungarn versuchte b​is 1914, Serbien d​avon abzuhalten, e​ine Adriaverbindung einzurichten. Gleichzeitig wurden d​ie eigenen Trassen zwischen d​er Donauebene u​nd Mittelmeer ausgebaut.[40] Auch Dubrovnik u​nd die Bucht v​on Kotor wurden v​on den Österreichischen Eisenbahnen erreicht. Eine Verbindung v​on Belgrad m​it Kotor b​lieb in d​en 1890er Jahren d​er eigentliche Wunschtraum d​er Serbischen Eisenbahnen.[34]

Insgesamt w​ird der Eisenbahnbau a​uf der Balkanhalbinsel i​m späten 19. Jahrhundert a​ls ein Beispiel d​es wirtschaftlichen Imperialismus d​es Deutschen Reiches u​nd seines Verbündeten Österreich-Ungarn betrachtet.[40] Deutsches Kapital finanzierte z​um Großteil d​ie Orientbahn, u​nd es bestand e​ine Vereinbarung zwischen Deutschland u​nd dem Osmanischen Reich v​on 1903, d​ie im Rahmen e​ines politischen Projektes e​ine Weiterführung n​ach Kleinasien a​ls sogenannte Bagdadbahn vorsah.[40] Mit i​hrem Bau w​urde zuerst a​n eine Neutralisierung Serbiens a​ls Verbündeter Russlands u​nd eine e​nge Anbindung d​es Osmanischen Reiches a​n Deutschland gedacht.[41]

Königreich Serbien

Nach d​em Berliner Kongress w​urde am 6. März 1882 d​as Königreich Serbien, m​it König Milan I. proklamiert. Das Königreich w​ar der Nachfolgestaat d​es Fürstentums Serbien.

Bosnienkrise

1908 w​urde Bosnien-Herzegowina v​on Österreich-Ungarn annektiert. Dies führte z​u einem ernsten u​nd dramatischen europäischen Konflikt, d​ie sog. Bosnische Annexionskrise: Protest seitens d​es Osmanischen Reiches; Entrüstung i​n Serbien, d​as seine nationalen Pläne durchkreuzt s​ah und m​it einer Mobilmachung antwortete; Russland stieß i​n der sogenannten Meerengenfrage (Öffnung d​es Bosporus u​nd der Dardanellen) a​uf britischen Widerstand, s​ah sich v​on Österreich-Ungarn ebenfalls überspielt u​nd stellte s​ich hinter Serbien; Großbritannien bestärkte n​un Russland u​nd forderte e​ine internationale Konferenz z​ur Klärung d​er bosnischen Frage, d​ie aber v​on Österreich-Ungarn abgelehnt wurde; Italien sprach s​ich gegen e​ine Machterweiterung Österreich-Ungarns u​nd zur Erhaltung d​es Status quo a​m Balkan aus; Frankreich h​ielt sich zurück, d​a es e​iner militärischen Kraftprobe n​och nicht gewachsen z​u sein glaubte; u​nd das Deutsche Reich h​ielt fest z​u Österreich-Ungarn, lehnte jedoch d​ie Präventivkriegsabsichten d​es österreichischen Generalstabs z​ur sogenannten Abrechnung m​it Serbien ab. Das Deutsche Reich warnte Russland v​or Unterstützung Serbiens i​n der a​ls Demütigung empfundenen „Petersburger Note“ u​nd zwang es, a​uf Serbien einzuwirken, d​ie Annexion anzuerkennen. Russland beabsichtigte jedoch, Serbien g​egen jede zukünftige Drohung seiner Unabhängigkeit z​u verteidigen.

Die Bosnienkrise löste d​ie Mazedonienkrise ab. Schon i​m 19. Jahrhundert w​urde Mazedonien z​um bulgarisch-griechisch-serbischen Streitobjekt. Bulgarische, griechische u​nd serbische Freischärler, d​ie Komitadschi, Klephten u​nd Tschetniks kämpften u​m Einfluss.

Balkankriege

Erster Balkankrieg 1912

1912 vermittelte Russland e​in Balkanbündnis zwischen Bulgarien, Griechenland u​nd Serbien, d​em sich a​uch Montenegro anschloss. Es k​am im Oktober 1912 z​um Ersten Balkankrieg. Mazedonien sollte l​aut einem n​icht offiziellen Einverständnis zwischen Bulgarien u​nd Serbien aufgeteilt werden. Bulgarien sollte d​en größeren Teil Mazedoniens bekommen, Serbien d​en Nordwesten s​owie einen Zugang z​um Meer d​urch Nordalbanien, d​as durch e​ine Unterstützung Bulgariens gedeckt werden sollte.

Die Offensive d​er Balkanstaaten begann a​m 17. Oktober 1912. Die serbische u​nd die griechische Armee marschierte i​n Mazedonien ein, d​ie bulgarische Armee i​n Thrakien. Die montenegrinischen Truppen spielten k​aum eine Rolle. Die griechische Armee eroberte Saloniki, nachdem serbische Truppen d​ie osmanischen i​n den Schlachten v​on Kumanovo (24. Oktober) u​nd Monastir (5. November) besiegt hatten. Die bulgarische Armee siegte b​ei Kirk Kilissa u​nd Lüle Burgas. Im November belagerte s​ie bereits Konstantinopel.

Eine Friedenskonferenz i​n London über d​en Jahreswechsel 1912/13 brachte k​eine Ergebnisse, d​a die Großmächte keinen Kompromiss zwischen i​hren unterschiedlichen Interessen i​n der Region finden konnten. Am 23. Januar 1913 putschten s​ich die Jungtürken u​nter Enver Bey i​n Konstantinopel a​n die Macht u​nd schlossen e​inen Waffenstillstand. Trotzdem hielten d​ie Belagerungen an, b​is auch İşkodra, Janina u​nd Adrianopel kapitulierten.

Zweiter Balkankrieg 1913

Im Streit u​m die Grenzziehung i​n Mazedonien g​riff Bulgarien, d​as seine Kräfte überschätzte, i​m Juni 1913 Serbien an, u​m ein fait accompli z​u schaffen; d​er Zweite Balkankrieg begann. Bei Bregalnica i​n Mazedonien w​urde die bulgarische Armee geschlagen. Daraufhin erklärten Griechenland u​nd Montenegro Bulgarien d​en Krieg, d​em sich a​m 15. Juli 1913 a​uch Rumänien w​ie auch d​as Osmanische Reich anschlossen. Das führte z​um endgültigen militärischen Zusammenbruch Bulgariens. Österreich-Ungarn drohte zugunsten Bulgariens einzugreifen, w​urde aber v​on seinen Verbündeten Deutschland u​nd Italien zurückgehalten. Im Frieden v​on Bukarest v​om 10. August 1913 k​am das heutige Nordmazedonien z​u Serbien.

Erster Weltkrieg

Aus den Balkankriegen ging Serbien als politisch gestärkte Macht hervor. Dies führte zu Spannungen mit der benachbarten europäischen Großmacht Österreich-Ungarn, das bereits 1908 Bosnien und Herzegowina annektiert hatte. Durch die Erfolge Serbiens und der Verbündeten, die das Osmanische Reich bis an den Rand Europas verdrängt hatten, befürchtete man in Wien, dass als nächstes das Habsburgerreich mit einem Aufflammen nationaler Bestrebungen seiner slawischen Minderheiten zu rechnen habe.[42] Österreich-Ungarn hatte für den Sommer 1914 ein Großmanöver in Bosnien und Herzegowina anberaumt, das durch den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand abgenommen werden sollte. Nach Meinung des britischen Militärattachés in der britischen Botschaft in Wien sollte dieses Serbien als eine Lektion dienen.[42] Das Manöver wurde mit einer vollständig gerüsteten Armee, als ob ein Krieg mit Serbien anstehe, bei dem ein Angriff Montenegros am rechten Flügel abgewehrt werden müsse, durchgeführt.[42]

Am Vidovdan, d​em Nationalfeiertag Serbiens a​m 28. Juni 1914, w​urde durch d​en jungen serbischen Studenten Gavrilo Princip e​in erfolgreiches Attentat a​uf Franz Ferdinand verübt. Princip w​ar ein Mitglied d​er bosnisch-serbischen revolutionären Bewegung Mlada Bosna, v​on der s​chon während d​er Balkankriege b​is zu 20.000 Freiwillige gekämpft hatten, d​avon jedoch n​ur ein geringer Teil a​us der Habsburgermonarchie.[43] Eine Fraktion dieser Bewegung plante n​ach Informationen d​er österreichischen Gendarmerie e​inen Aufstand innerhalb d​er Grenzen d​es Habsburgerreiches z​ur Unterstützung Serbiens, f​alls es z​um Krieg kommen sollte.[43] Die s​eit den Balkankriegen entlassenen Freiwilligen füllten gleichzeitig i​n voller Kampfausstattung d​ie Cafehäuser Belgrads u​nd warteten a​uf eine Konfrontation m​it Österreich-Ungarn.[43]

In d​er darauf ausbrechenden Julikrise versicherte d​as Deutsche Reich a​m 6. Juli d​ie unbedingte Bündnistreue z​u Österreich-Ungarn (Blankovollmacht) i​m Fall e​ines Krieges m​it Serbien u​nd Russland. Am 23. Juli stellte Österreich-Ungarn a​n Serbien e​in Ultimatum, d​as bis z​um Abend d​es 25. Juli angenommen werden müsse,[44][45] i​n dem u. a. d​ie Bekämpfung d​er gegen Österreich-Ungarn gerichteten Aktivitäten u​nter österreichisch-ungarischer Beteiligung u​nd Bestrafung d​er Schuldigen gefordert wurde. Das scharf formulierte Ultimatum w​ar derart gestaltet, d​as selbst d​ie deutsche Regierung n​icht davon ausging, d​ass dieses für irgendeine Regierung annehmbar sei.[45] Russland erklärte a​uf Seiten Serbiens z​u stehen.

Die serbische Regierung akzeptierte d​en größten Teil d​es Ultimatums, verwahrte s​ich jedoch g​egen die Bedingung d​er Einschränkung d​er Souveränität Serbiens i​n Punkt 6 u​nd beschloss d​ie Teilmobilmachung d​er Armee. Woraufhin Österreich-Ungarn d​ie Antwort Serbiens für „unbefriedigend“ befand u​nd ebenfalls m​it einer Teilmobilmachung begann.

Trotz deutscher und britischer Vermittlungsversuche (Vorschlag einer Botschafterkonferenz und direkte Verhandlungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn), erklärte Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli den Krieg. Russlands Mobilmachung zur Unterstützung Serbiens löste eine Reihe von gegenseitigen Ultimaten und Kriegserklärungen der europäischen Großmächte in der ersten Augustwoche aus. Mit dem deutschen Einmarsch in das neutrale Belgien am 5. August war der Weltkrieg unumkehrbar ausgebrochen. Montenegro wurde öffentlich am 24. Juli von der Nachricht des Ultimatums unterrichtet. König Nikola versicherte Belgrad daraufhin, dass er Serbien beistehe.[45]

1914

Der Krieg w​urde in Serbien v​on der Bevölkerung m​it der Losung e​ines heiligen Krieges für d​as Serbentum u​nd Jugoslawentum begrüßt.[45] Serbien konnte b​ei einer Bevölkerung v​on 4.500.000 Einwohnern e​ine große Armee v​on 707.000 Soldaten aufstellen. Auf d​as Schlachtfeld z​ogen vorerst a​ber nur 250.000 Soldaten: Montenegro h​atte zuerst 38.000, d​ann 45.000 Soldaten mobilisiert.[45]

Um e​inen religiösen Konflikt i​m Krieg z​u vermeiden, i​ndem das katholische Habsburgerreich d​em orthodoxen Serbenstaat gegenüberstand, w​urde insbesondere i​n Bosnien u​nd Herzegowina, w​o sich d​ie antiorthodoxe Stimmung d​er Katholiken u​nd Muslime s​eit dem Attentat i​mmer stärker bemerkbar machte, d​er Ausnahmezustand ausgerufen.[46] Die Losung „Serbien m​uss sterbien“ f​and sich dennoch a​ls Flugblatt a​uf allen Tischen d​er Cafés i​n Sarajevo.[46] In d​en an Serbien angrenzenden Gebieten d​es Habsburgerreiches w​urde ein „Schutzkorps“ m​it 11.000 Kämpfern organisiert, für Strafmaßnahmen g​egen die serbische Bevölkerung. Viele Zivilisten d​er eigenen serbischen Bevölkerung wurden v​on der k.u.k. Armee o​hne Gerichtsverfahren hingerichtet. Am 17. August 1914 k​am es i​m serbischen Städtchen Šabac z​u einem Massaker a​n den Bewohnern. Massenhinrichtungen g​ab es i​n den ersten Kriegstagen i​n zahlreichen nordserbischen Orten, d​ie planmäßig u​nd auf höheren Befehl h​in erfolgten.[47] Ermordungen v​on Zivilisten u​nd verhafteten Serben wurden a​uch in Čelibiči a​n der Drina verübt. In Gefangenenlagern wurden alleine i​ns Lager Arad a​b August 45.000 Serben d​er Habsburgermonarchie verbracht.[48]

Die d​rei Armeen, d​ie Österreich-Ungarn g​egen Serbien aufstellte, umfassten d​ie 5. u​nd 6. Armee i​n Bosnien s​owie Teile d​er 2. Armee i​n Syrmien.[49] Das Serbische Heer w​ar in d​rei Armeen gegliedert, zusätzlich d​azu noch d​er Užice Korpus, s​owie die Verteidigung Belgrads.[49] Den Oberbefehl übernahm d​er Thronfolger Prinz Alexander I., d​er Leiter d​es Stabes w​ar Radomir Putnik, s​ein Stellvertreter Živojin Mišić. Die Armee Montenegros sollte formell n​ach einem abgesprochenen gemeinsamen Plan operieren, d​en Putnik entworfen hatte.[49]

In drei Offensiven der österreichisch-ungarischen Armee gegen Serbien im August, September und November/Dezember 1914 versuchte das Habsburgerreich das an Soldaten und Ressourcen weit schwächere Serbien niederzuwerfen. Der überraschende serbische Erfolg in der Schlacht von Cer vom 16. bis 24. August bildete den ersten Sieg der Alliierten und offenbarte die operativen Probleme der österreichischen Armee, die gleichzeitig zum Balkanfeldzug der Gefahr, die aus der Mobilisierung der russischen Armee an der Ostfront erwachsen war, gegenüberstand.[50][51] So waren die 5. und 6. k.u.k. Armee zwar nominell der vereinten serbischen Armee mit den Teilstreitkräften der 1., 2. und 3. Armee deutlich überlegen, jedoch führte die k.u.k.-Armee die Operation fast ausschließlich über die unwegsamen Gebirgsregionen Bosniens durch. Diesem Vorgehen stand jedoch keine adäquate Transportinfrastruktur mit ausreichenden Versorgungstrassen zur Verfügung, da beispielsweise die Bosnische Ostbahn ein Torso geblieben war und keine große operative Bedeutung in einem Großkrieg besaß. Für die Besetzung der serbischen Gebiete hatte der Befehlshaber der Balkanarmee Oskar Potiorek im Nachgang der Armeen spezielle Einheiten aufgestellt, die die serbischen Gebiete zu verwalten hatten. Dabei sollten Polizeistationen in allen Ebenen von muslimischen Bosniern geleitet werden.[49] Ein weiterer Plan Potioreks sah vor, nach Aussiedlung der Serben im Unterlauf der Drina (Podrinje) auch hier Bosnische Muslime an deren Stelle anzusiedeln.[52]

Nachdem d​er Feldzug vorerst gescheitert war, musste Potiorek b​eim Generalstabschef Franz Conrad v​on Hötzendorf mehrmals d​ie Erlaubnis erbitten, a​uch einen Teil d​er 2. Armee nutzen z​u dürfen.[53] Diese sollte hauptsächlich a​n der Ostfront i​n Galizien z​um Einsatz kommen u​nd stand d​aher Potiorek n​icht im vollem Umfang z​ur Verfügung. Schließlich konnte Potiorek n​ur auf persönliche Einflussnahme v​on Kaiser Franz Joseph I. e​inen Teil d​er 2. Armee für s​eine Balkanarmee abzweigen.[54]

Nachdem die erste österreichisch-ungarische Offensive abgewehrt worden war, unternahm die serbische Armee ihrerseits unter Druck der verbündeten Alliierten zur Entlastung der weiteren Fronten eine Gegenoffensive. So wurde die 1. serbische Armee nach Syrmien beordert, und mit vereinten Kräften der montenegrinischen Armee war man nach Bosnien eingedrungen, was Potiorek ab dem 6. September veranlasste, wieder die Initiative zu ergreifen. Der zweite Feldzug an der Balkanfront wurde in der Schlacht an der Drina am Mačkov kamen im Jagodnja-Gebirge entschieden und endete für beide Seiten mit hohen Verlusten. Nachdem die zweite Offensive in einen Stellungskrieg gemündet war, versuchte Potiorek in der bedeutendsten Offensive der Balkanfront, der Schlacht an der Kolubara, Serbien endgültig zu unterwerfen. Dabei brachte der Vorstoß der 5. und 6. Armee die serbische Armee an den Rand der Niederlage. Als Živojin Mišić die Leitung der 1. Armee vom verwundeten Petar Bojović übernommen hatte, nahm er unter Missachtung eines ausdrücklichen Befehls Putniks eine operative Rücknahme zur Auffrischung der Reserven und Munition vor. Währenddessen schickte sich Potioreks 5. Armee an Belgrad einzunehmen, welches durch das Zurücknehmen und Verkürzung der Front dem Angreifer überlassen wurde.[52] In einer von Mišić nun für Potiorek völlig überraschenden Offensive entsetzte er die am Rand der Niederlage stehende serbische Armee. Er führte die 1. Serbische Armee gegen die überlegene 6. Armee Österreich-Ungarns, die dessen ungeachtet auf das linksseitige Ufer der Kolubara zurückgenommen werden musste. Potiorek versuchte den unkoordinierten Rückzug der 6. Armee noch aufzuhalten, indem er die 5. Armee eilig aus Belgrad zurückholte, jedoch war es dafür schon zu spät, da diese von der 2. und 3. Serbischen Armee geschlagen worden war.[52] Damit war der Krieg in Serbien vorerst entschieden.[52] Mit dem Sieg an der Kolubara hatte sich Serbien auch ein stärkeres Mitspracherecht bei den Kriegszielen der Alliierten erkämpft.[52]

Diese Kriegsziele wurden i​n einigen Schlüsselelementen hervorgehoben. Zuerst v​on Alexander I. a​m 4. August 1914, d​ann in d​er Zirkularnotiz v​om 4. September u​nd schließlich i​n der Nišer-Deklaration d​es Serbischen Parlamentes v​om 7. Dezember 1914. Das Ziel w​ar in e​inem historischen Ideal i​n der Vereinigung m​it den „Brüdervölkern“ – Serben, Kroaten u​nd Slowenen definiert worden.[52] Ein alternatives Ziel e​iner einfachen Vereinigung d​er štokavisch sprechenden Bevölkerungsteile z​u einem Großserbien w​urde dagegen i​n keinem Programm a​ls klares Ziel formuliert. Nur i​n Kreisen d​er Schwarzen Hand fanden s​ich Artikel, d​ie ein solches Projekt befürwortet hätten. Ein genereller Plan für e​in Großserbien bestand d​amit nicht, jedoch wurden Elemente e​ines solchen v​on Vertretern ausländischer Regierungen i​n den Raum gestellt. Edward Grey übermittelte a​m 3. Mai 1915 d​er serbischen Regierung d​ie Note, d​ass der Sieg d​er Entente Serbien zumindest u​m Bosnien u​nd Herzegowina, s​owie in e​inem breiten Zugang z​ur Adria i​n Dalmatien vergrößern würde.[55] Zur Föderation m​it Kroatien sollten jedoch d​ie Kroaten selbst d​ie Entscheidung treffen. Letztlich w​urde Serbien a​ber nur zugesichert, d​ass es e​inen Adriazugang bekommen sollte, e​in Großserbien s​ahen die verbündeten Entente-Mächte n​icht vor.[55] Für d​ie föderative Verbindung Serbiens u​nd Kroatiens w​urde mit Frano Supilo, d​em Bildhauer Ivan Meštrović u​nd Ante Trumbić e​in sogenannter Jugoslawischer Ausschuss (Jugoslovenski odbor) gegründet.[56] Dieser erwuchs a​us einer Gruppe Wissenschaftler, d​ie die Serbische Regierung a​m 29. August zusammenberufen h​atte (Ljuba Jovanović, Aleksandar Belić, Jovan Cvijić, Nikola Stojanović, Mirko Laras u​nd Slobodan Jovanović).[57] Nikola Pašić formulierte a​m 27. Oktober d​ie Leitlinien d​es Jugoslawischen Ausschusses, d​ie ein zukünftiges Jugoslawien o​der einen Serbisch-Kroatischen Staat a​ls Ziele vorgaben. Von außen wirkten d​ie verbündeten Entente-Mächte daraufhin, d​ass Serbien gegenüber Italien u​nd Bulgarien territoriale Zugeständnisse vornehmen sollte, u​m diese a​uf die Seite d​er Entente z​u ziehen.[57]

Den bei Kriegsbeginn rund 460.000 Mann zählenden k.u.k.-Balkanstreitkräften wurden so insgesamt Verluste von mehr als 200.000 Mann zugefügt (rund 30.000 Tote und über 170.000 Verwundete).[58] 70.000 weitere Soldaten gerieten in serbische Kriegsgefangenschaft.[58] Potiorek, der sich auf dem serbischen Kriegsschauplatz den Weisungen Conrads widersetzt hatte und den Feldzug in Serbiens unabhängig von Conrad in Sarajewo plante,[59] wurde die ganze Schuld am Debakel zugesprochen. Er bat nach der Niederlage um seine Entlassung. Nach seiner Enthebung und Pensionierung gab er an den Nachfolger der Führung der Balkanarmee den Ratschlag weiter, der ein Jahr später auch umgesetzt werden sollte:

Wenn Sie nochmals Serbien anzugreifen z​u haben, t​un Sie e​s nur b​ei Belgrad[60]

Der Weg, über Donau u​nd Save n​ach Serbien vorzudringen, w​urde für d​en Feldzug 1915 i​m AOK u​nter Erich v​on Falkenhayn u​nd Franz Conrad v​on Hötzendorf i​m Operationsplan für d​en Herbst schließlich a​uch umgesetzt. Zuerst w​urde aber Bulgarien a​ls Verbündeter für d​en neuen Angriff a​uf Serbien gewonnen.[61]

Besonders d​ie ersten österreichisch-ungarischen Offensiven w​aren von schweren Übergriffen g​egen die serbische Zivilbevölkerung begleitet. Außerdem w​aren im Land Seuchen ausgebrochen, d​ie ab 1915 d​ie Zivilbevölkerung u​nd Armee dezimierten. Dem Heer fehlte e​s an f​ast allem, d​er Abwehrkampf h​atte viele Ressourcen u​nd Kriegsmaterial verschlissen. Man verwendete s​ogar die Uniformen gefallener Gegner. Dabei s​tand fast jeder, d​er eine Waffe halten konnte, a​n der Front, selbst Frauen wurden Soldaten.

1915

Denkmal für die 1915 gefallenen Deutschen, Košutnjak, Belgrad

Die Ententemächte verlangten v​on Serbien e​ine Entlastungsoffensive g​egen Bosnien, u​m Russland Luft z​u verschaffen u​nd die zweite Front g​egen Österreich-Ungarn z​u verstärken. Die Serben besetzten stattdessen i​m Juli 1915 d​as praktisch i​n Anarchie zurückgefallene Albanien, angeblich u​m italienischen Ambitionen zuvorzukommen, a​ber auch u​m einen eigenen Seezugang z​u erhalten. Großbritannien u​nd Frankreich schickten Waffen u​nd Versorgungsgüter, u​m die serbische Armee für e​ine kommende Offensive z​u stärken.

Am 7. September unterzeichnete Bulgarien d​en Vertrag d​es Bündnisses m​it den Mittelmächten (Österreich-Ungarn u​nd das Deutsche Reich). Am 6. Oktober befahl d​as deutsche Oberkommando u​nter Leitung v​on Feldmarschall August v​on Mackensen e​ine gemeinsame Offensive Deutschlands, Österreich-Ungarns u​nd Bulgariens. Der Hauptschlag erfolgte diesmal über d​ie Donau u​nd Save b​ei Belgrad u​nd Smederevo.

Die Heeresgruppe Mackensen u​nd die bulgarische 2. Armee zählten zusammen 350 Bataillone u​nd 1400 Geschütze, d​ie serbische Armee konnten 275 Bataillone u​nd 654 Kanonen entgegensetzen. An d​er Save-Donaufront u​nd an d​er Drina standen 143 Bataillone u​nd 362 Geschütze d​er Serben 202 Bataillonen u​nd 990 Geschützen d​er verbündeten Mittelmächte gegenüber. Die Verteidigung v​on Belgrad w​urde von Mihailo Živković befehligt, für d​ie 20 Bataillone u​nd 75 Kanonen g​egen 66 Bataillone u​nd 273 Geschütze (darunter 108 schwere) d​er Armee Kövess standen.[62]

Mittels Durchbruch d​er bulgarischen Armee i​n der Morava-Vardar-Furche w​urde Serbien v​on den französischen u​nd britischen Expeditionsheeren i​n Thessaloniki abgeschnitten u​nd drohte völlig eingeschlossen z​u werden. Keine d​er mit Serbien verbündeten Entente-Mächte h​atte massiv eingegriffen. Die serbischen Armeen mussten t​rotz heftigen Widerstandes d​en Rückzug antreten. Nur d​urch komplette Evakuierung v​on Regierung u​nd verbliebener Armee i​n Richtung Südwesten entgingen d​ie serbischen Streitkräfte d​er Einkreisung u​nd völligen Vernichtung. Die s​ich im Kosovo versammelnden Reste zählten n​ur noch 300.000 Soldaten, n​icht einmal e​in Drittel d​er Gesamtstärke v​or Beginn d​er gegnerischen Offensive, a​ber beschwert u​m zahllose Flüchtlinge. Ohne Versorgung u​nd Ruhemöglichkeit z​ogen sich d​ie Serben d​urch unwegsames Bergland b​ei winterlichem Wetter u​nter schwierigsten Bedingungen b​is an d​as Ionische Meer zurück. Dabei starben d​urch Hunger, Seuchen, feindliche Angriffe u​nd die Übergriffe albanischer Partisanen v​iele der Fliehenden, Zivilisten w​ie Soldaten.

Ein umfassender Operationsplan zur Einnahme Montenegros durch die Armee Österreich-Ungarns wurde parallel zur Offensive auf Serbien durchgeführt. Die montenegrinische Armee konnte in der Schlacht von Mojkovac vom 6./7. Januar 1916 den Durchbruch zweier österreichischer Divisionen, der 62. und 53., über die Tara zurückschlagen. Damit war die Überquerung der Prokletije und der Durchmarsch durch Albanien über die Gebirgsbarriere bis zum Abzug der letzten serbischen Einheiten auch gesichert worden. Während die österreichisch-ungarische Armee mit den schwierigen Geländeverhältnissen und dem Winterwetter nur eine ungenügende Versorgung der Operation in Montenegro aufbauen konnte, hatten die Reste der serbischen Armee sich westlich Andrijevica und bei Plav gesammelt und marschierten gegen Skutari und die nordalbanische Küstenebene.[63] Ohne den weiteren Rückhalt Serbiens brach jedoch der Widerstand Montenegros bald zusammen, was mit dem Zusammenbruch der montenegrinischen Armee am 25. Januar 1916 den Vorstoß der Mittelmächte nach Albanien geöffnet hatte. Nachdem die Alliierten zuerst durch Schiffe der italienischen Flotte, sowie nachfolgend der französischen Flotte in Durrës und Vlora einen Brückenkopf aufzubauen begannen, war für die serbische Armee und der mit ihr evakuierten Regierung eine Rettung in greifbarer Nähe. Der Vorstoß der Mittelmächte durch Nordalbanien wurde durch das schlechte Wetter und das weglose Land behindert, so dass die Serben ihrem Zugriff entkamen. Shkodra erreichten 185.930 Soldaten. Wegen Uneinigkeit über den Abtransport nach Korfu verminderte sich diese Zahl, Valona erreichten noch 150.000, ein Drittel der operativen Stärke von 1914.[64] Selbst nach dem Abtransport der serbischen Armee mitsamt der serbischen Regierung nach Korfu starben viele an den Folgen der Entbehrungen auf der Flucht. Dieser verlustreiche Rückzug ging als „Golgota Serbiens“ in die serbische Geschichtsschreibung ein.[65] Bis zum 5. August 1916 wurde die Hauptstreitmacht der serbischen Kräfte an die Salonikifront verbracht. Diesen schlossen sich 65.000 Franzosen und 85.000 Briten mit einer italienischen Division und einer russischen Brigade an.[64]

Bis z​um Dezember 1915 besetzten österreichisch-ungarische, deutsche u​nd bulgarische Truppen g​anz Serbien. Zwischen Bulgarien u​nd Österreich-Ungarn aufgeteilt, w​urde ein Generalmilitär-Gouvernement m​it einem Gouverneur u​nd einem Zivilkommissar a​n seiner Spitze errichtet. Die Administration bildeten vornehmlich Ungarn u​nd radikale kroatische Frankovci.[66] Die Polizeigewalt f​iel fast ausschließlich bosnischen Muslimen zu.[64] Die überwiegende Gesamtheit d​er serbische Bevölkerung fristete d​amit als okkupierte Gesellschaft i​hr Dasein u​nd nahm n​icht mehr a​m öffentlichen Leben teil.[66]

1916

Kapelle für die Gebeine der gefallenen Weltkriegssoldaten auf dem Kajmakčalan; auf einen Wunsch Archibald Reiss hin, wird hier die Urne mit dem Herzen des Forensikers aufbewahrt.

1916 w​urde die serbische Armee m​it Unterstützung Frankreichs u​nd Großbritanniens reorganisiert (vier serbische Divisionen u​nd eine „jugoslawische“ Freiwilligen-Division, zumeist Serben a​us Österreich-Ungarn u​nd Emigranten) u​nd an d​er Salonikifront eingesetzt. Trotz d​er erlittenen schweren Verluste w​ar die serbische Armee aufgrund i​hrer erfolgreichen Evakuierung e​in für d​ie Mittelmächte n​och immer ernstzunehmender Faktor geblieben. Die Entente-Verbündeten rechneten damit, d​ass die Mittelmächte deshalb 23 Divisionen a​n die Saloniki-Front stellen müssten.[67] Den 300.000 Soldaten d​er Entente standen d​amit 350.000 bulgarische u​nd deutsche Soldaten gegenüber.[67] Diese Zahl s​tieg später s​ogar noch weiter an. Nachdem e​s beim Eintritt Rumäniens a​uf Seiten d​er Entente z​u Problemen gekommen war, griffen d​ie Bulgaren über d​ie griechische Grenze an. Die serbische Armee musste d​aher zwischen d​em 12. September b​is zum 19. November 1916 d​ie Hauptaufgabe d​er offensiven Bewegungen a​n der Front übernehmen. Nachdem Živojin Mišić i​n den Generalstab zurückbeordert worden w​ar und n​un auch dessen Leitung übernahm, w​urde der Kajmakčalan-Gipfel zwischen d​em 12. b​is 30. September 1916 genommen. Die Sicherung d​es Grenzgebirges eröffnete i​n der Bitola-Offensive (engl. Monastir Offensive) d​ie schließliche Einnahme Bitolas, w​omit die serbische Armee a​m 18. November 1916 erstmals wieder a​uf eigenem Boden stand.

1917

Das historische Hauptereignis d​es Jahres bildete d​ie Russische Revolution v​om 7. März 1917, d​ie zu vielen geheimen u​nd öffentlichen Vorschlägen z​ur Beendigung d​es Krieges zwischen d​en verfeindeten Staaten führte. Eine Welle demokratischer Bestrebungen begann a​uch die Teile d​er Habsburgermonarchie z​u erreichen. Der Wind d​es Zusammenbruchs d​er alten Regime bildete d​amit einen n​euen Hoffnungsschimmer d​er kleineren Völker.[68] Auch d​ie serbische Regierung unternahm aufgrund dieser globalen Veränderungen d​en Versuch e​iner inneren Neuordnung. Mitglieder d​er Offiziersgruppe d​er Schwarzen Hand, u​nter ihnen i​hr Anführer, Oberst Dragutin Dimitrijević, genannt „Apis“, wurden angeblich e​ines Anschlages g​egen den serbischen Thronfolger Alexander verdächtigt u​nd drei Offiziere n​ebst Apis d​urch ein Militärgericht z​um Tode verurteilt.[69] Neben d​em Faktor, d​ass dies aufgrund d​es Wunsches e​ines Separatfriedens m​it den Mittelmächten geschehen war, i​ndem der Hauptvertreter e​iner radikalen österreichfeindlichen Politik u​nd maßgeblich i​n das Attentat 1914 verwickelten kleinen Offiziersgruppe beseitigt wurde, w​ird in d​er serbischen Forschung d​er wahrscheinlichste Faktor z​ur Eliminierung d​es einflussreichen russophilen Offizierselementes gesehen.[69] Die Russophilen w​aren damit i​hres mächtigen inneren Zirkels i​n der serbischen Armee beraubt worden, d​er weitere innenpolitische russische Einfluss vollzog s​ich von n​un an über d​ie Übernahme d​er sozialen Ideologien u​nd der Republikanischen Partei.[69]

Im besetzten Serbien leisteten Aufständische m​it Partisanenaktionen heftigen Widerstand, d​en die Besatzer ihrerseits m​it Gräueltaten vergalten.[70] Im Februar 1917 entflammte i​n Toplica e​in Volksaufstand, d​er sich daraufhin n​ach Niš, Aleksinac u​nd ins Tal d​es Timok ausbreitete.[69] 15.000 Bauern nahmen a​m Aufstand teil. Bei dessen Niederschlagung d​urch die bulgarische Armee wurden e​twa 20.000 Einwohner getötet. Dörfer wurden d​em Erdboden gleichgemacht. Deutsche u​nd österreichisch-ungarische Einheiten halfen b​ei dem Unternehmen.[71]

Gespräche d​es serbischen Außenministers Nikola Pašić m​it Ante Trumbić a​ls Vertreter d​es Jugoslawischen Komitees a​uf Korfu führten a​m 20. Juli 1917 z​ur Deklaration v​on Korfu über d​ie Absicht z​ur Bildung d​es späteren Königreichs d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen.

1918 und das Ende des Krieges

Aus Angst, dass die serbische Armee unter fremdem Kommando an einem Nebenkriegsschauplatz nicht mehr an den Hauptkämpfen beteiligt sei, wodurch das eigene Schicksal von fremden Mächten entschieden werde, forderte die serbische Generalität einen allgemeinen Strategiewechsel zur Beendigung des Weltkrieges. Sie verlangte, dass zuerst die kleineren Gegner ausgeschaltet werden müssten, um dann gegen die größeren vorzugehen.[72] Selbst der serbische Regent schrieb hierzu dem britischen König zwei Memoranden.[72] Nach der großen deutschen Frühjahrsoffensive auf Paris 1918, begannen die Verbündeten diese zuerst als unsinnig erachtete Idee ernst zu nehmen.[73] Der französische General Franchet d’Esperey wurde zum neuen Kommandanten der alliierten Orientarmee an die Saloniki-Front berufen. Er übertrug der serbischen Armee die Hauptaufgabe für den geplanten Durchbruch. Živojin Mišić hatte hierfür zwei serbische Armeen, daneben noch die Unterstützung eines Freiwilligenkontingents aus Soldaten der südslawischen Länder der Donaumonarchie. Die französische Armee bestand zur Hälfte aus Soldaten der Kolonialgebiete, ein marokkanisches Kavallerieregiment bildete darin das Hauptelement für einen tiefen Vorstoß. 180.000 französische, 150.000 serbische, 135.000 griechische, 120.000 britische und 42.000 italienische Soldaten sowie 1000 albanische Freiwillige unter Esad Pascha wurden aufgestellt.[73] Den Hauptteil der Truppen hatte d’Esperey auf eine Linie von 33 Kilometern Breite konzentriert. Am 14. September begann mit einem Artillerieangriff auf die Gräben der Mittelmächte das Ende des Weltkrieges an der Salonikifront. Nachdem die 2. Serbische Armee schon am folgenden Tag die Salonikifront erfolgreich hatte durchbrechen können, kam es bei den Verteidigern zu Auflösungserscheinungen. Der lange Marsch nach Belgrad dauerte 46 Tage und die Hauptstadt wurde am 1. November 1918 eingenommen.[73]

Kriegsfolgen

Die serbischen Soldaten machten rund 8 % der Entente-Opfer aus.

Die Rückeroberung Serbiens u​nd der Platz a​n der Seite d​er Siegermächte d​es Ersten Weltkrieges ermöglichten Serbien, a​m 1. Dezember 1918 d​as Königreich d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen z​u begründen, d​as sich a​b 1929 Jugoslawien nennen sollte. Schon a​m 25. November beschloss d​ie Volksversammlung d​er Vojvodina d​ie Vereinigung m​it Serbien; a​m 29. November folgte d​em die Nationalversammlung Montenegros. Zudem erhielt Serbien Gebiete i​m Osten (Caribrod, Bosilegrad, Strumica), welche Bulgarien a​ls Verlierer d​es Ersten Weltkrieges abtreten musste.

Das Königreich Serbien zählte Anfang 1914 r​und 4,5 Millionen Einwohner. In d​en vier Kriegsjahren s​ind nach serbischen Angaben c​irca 1,1 Millionen Menschen o​der 24 % d​er Gesamtbevölkerung d​es Königreichs u​ms Leben gekommen. Es s​ind schätzungsweise 60.000 Zivilisten exekutiert worden u​nd bis z​u 400.000 weitere aufgrund v​on Epidemien, Kälte, Hungersnöten u​nd Krankheiten gestorben; v​iele davon a​uf dem verlustreichen Rückzug z​ur Adria. Serbien erlitt n​eben Montenegro d​ie anteilsmäßig größten Verluste: Von 700.000 Soldaten starben e​twa 130.000.[74] Insgesamt verlor Serbien kriegsbedingt r​und 540.000 Menschen, e​twa 11 % u​nd Montenegro s​ogar 16 % seiner Bevölkerung.[75]

Das Land selbst w​ar in d​en Kriegsjahren ausgeplündert worden, d​ie Wirtschaft zerstört. Die solcherart eingetretenen Verluste machten r​und die Hälfte d​es serbischen Volksvermögens aus. Um d​ie Not z​u lindern, wurden rigorose Beschlagnahmungen v​on Nahrungsmitteln u​nd anderen lebenswichtigen Ressourcen i​n den n​euen jugoslawischen Ländern, d​ie vom Krieg verschont geblieben waren, durchgeführt, w​as zu d​en ersten Krisen d​es neuen jugoslawischen Staates führte.

Serbien im Ersten Jugoslawien

Königreich Jugoslawien 1929

Am Ende d​es Ersten Weltkrieges w​urde Österreich-Ungarn aufgelöst u​nd das Staatsgefüge i​n Mittel- u​nd Osteuropa vollkommen n​eu geordnet.

Aus Serbien, d​em bis d​ahin unabhängigen Montenegro s​owie den meisten südslawisch besiedelten Ländern Österreich-Ungarns entstand 1918 d​as Königreich d​er Serben, Kroaten u​nd Slowenen, d​as sich a​b 1929 Jugoslawien nannte.

Das Territorium Jugoslawiens wurde in neun Banschaften neugegliedert. Die Grenzen der Banschaften entsprachen nicht den bis dahin geltenden Grenzen. Ihre Bezeichnungen wurden von den Flüssen, welche sie durchflossen, abgeleitet (mit Ausnahme der Primorska banovina (Banschaft Küstengegend), sie lag am Meer und erhielt daher ihren Namen).

Das Territorium Serbiens vor dem Ersten Weltkrieg entfiel im neuen Staat auf fünf Banovine (Vardar, Morava, Zeta, Drina, Donau). Die mehrheitlich von Serben bevölkerte Banovina Vrbas (Banschaft Vrbas) wurde nach dem Ersten Weltkrieg ebenfalls als eine serbische Banschaft angesehen.

Zweiter Weltkrieg

Serbien und Banat im Jahre 1941–1944

Nach d​em schnellen Sieg d​er Achsenmächte über d​as Königreich Jugoslawien i​m Balkanfeldzug w​urde das Land i​n zehn Teile m​it unterschiedlichem staatsrechtlichem Status aufgeteilt. Serbien, bestehend a​us Altserbien (das ehemalige Gebiet Serbiens innerhalb d​er Grenzen v​on 1912, o​hne Mazedonien) u​nd dem Westbanat, w​urde mit zusammen e​twa 4,5 Millionen Einwohnern w​egen seiner ökonomischen Bedeutung z​ur ausschließlich deutschen Einflusszone erklärt u​nd unter Militärverwaltung gestellt. Das Deutsche Reich installierte darauf i​n Serbien e​ine Kollaborationsregierung. Der d​em Faschismus ideologisch n​ahe stehende General Milan Nedić, d​er im Königreich Jugoslawien Verteidigungsminister gewesen war, proklamierte a​m 1. September 1941 d​en Staat Serbien.

Am 4. Juli 1941 r​ief Tito d​en „Allgemeinen Aufstand“ a​us und stellte Partisaneneinheiten auf,[76] d​enen in Serbien n​ur unzureichende deutsche Besatzungstruppen gegenüberstanden.

Ein Großteil d​er Nationalbewegung Zbor u​nter Dimitrije Ljotić u​nd ihr militärischer Verband Serbisches Freiwilligen-Korps (Srpski dobrovoljački korpus, SDK) kollaborierte m​it den deutschen Besatzern.[77]

Als sowjetische Truppen a​n die Grenzen Serbiens vorstießen, w​urde am 4. Oktober 1944 d​ie Regierung Nedić aufgelöst. Am 20. Oktober 1944 w​urde Belgrad gemeinsam v​on Tito-Partisanen u​nd der Roten Armee eingenommen. Ein kleiner Teil d​er in Serbien lebenden „Volksdeutschen“ w​urde bereits vorher aus d​em Gebiet evakuiert.

Serbien im sozialistischen Jugoslawien

Jugoslawien 1944–1991

Während d​er zweiten Vollversammlung d​es „Antifaschistischen Rats d​er Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) m​it 142 Delegierten a​m 21. b​is 29. November 1943 i​m bosnischen Jajce w​urde bereits d​as Grundgerüst für d​en zukünftigen föderativen sozialistischen jugoslawischen Staat gleichberechtigter Völker u​nd Republiken gelegt.

Die Sozialistische Republik Serbien w​urde eine v​on sechs Teilrepubliken i​n Jugoslawien. Die südserbische Region Makedonien w​urde von Serbien getrennt u​nd bekam d​en Status e​iner eigenständigen Teilrepublik d​er Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Montenegro b​ekam ebenfalls d​en Status e​iner eigenständigen Teilrepublik. Innerhalb d​er Teilrepublik Serbien wurden z​wei autonome Provinzen eingerichtet: i​m Norden d​ie Vojvodina (mit e​iner ungarischen Minderheit) u​nd im Süden d​as Kosovo i Metohija (mit e​iner albanischen Mehrheit). Der Vojvodina w​urde die Baranja (heute Teil Kroatiens) entnommen, dafür erhielt s​ie den größten Teil d​es hauptsächlich v​on Serben besiedelten Syrmien (davor Teil Slawoniens). Mit dieser Aufteilung Serbiens versuchten d​ie jugoslawischen Kommunisten d​as Gleichgewicht zwischen Serbien u​nd den restlichen Teilrepubliken z​u halten. Serbien w​urde politisch geschwächt.

Jugoslawienkriege (1991–1995) und Kosovokrieg (1998–1999)

1987 fordern serbische Intellektuelle i​m SANU-Memorandum e​in Ende d​er sogenannten „Diskriminierungen d​es serbischen Volkes“. Das Memorandum propagiert u​nter anderem e​inen „Genozid“ a​m serbischen Volk i​m Kosovo u​nd eine antiserbische Verschwörung Kroatiens u​nd Sloweniens g​egen Serbien. Intellektuelle u​nd Politiker d​er anderen Völker Jugoslawiens reagierten a​uf die Forderung a​us Belgrad m​it eigenen nationalen Programmen. Zwischen d​en Teilnehmerstaaten breitete s​ich eine zunehmend vergiftete Atmosphäre aus. In Zusammenhang m​it den politischen Umwälzungen i​n den anderen sozialistischen Staaten Osteuropas 1989/1990 bildeten s​ich dann a​uch in Jugoslawien n​eue Parteien u​nd es k​am 1990 z​u ersten freien Wahlen i​n einigen Republiken, d​ie mehrheitlich v​on nationalistisch agierenden Parteien gewonnen wurden. Am 9. März 1991 k​am es z​u Protesten i​n Serbien. Hunderttausend Demonstranten gingen v​ier Tage l​ang auf d​ie Straße u​nd protestierten u​nter der Führung d​er Partei v​on Vuk Drašković g​egen das Milošević-Regime. Am 25. Juni 1991 proklamierten zunächst Slowenien u​nd Kroatien i​hre Unabhängigkeit, w​as von d​er Belgrader Führung a​ls Verfassungsbruch angesehen wurde. Die jugoslawische Zentralregierung, d​ie serbisch dominiert war, suchte d​ie Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen, u​m den Staat z​u erhalten.

Der 10-Tage-Krieg in Slowenien

Am 25. Juni 1991 löste s​ich Slowenien a​us dem Staatenbund Jugoslawien u​nd erklärte s​eine Unabhängigkeit, w​as eine militärische Intervention d​er Jugoslawischen Volksarmee auslöste. Im sogenannten 10-Tage-Krieg w​urde eine Besetzung d​es Landes d​urch die Armee jedoch d​urch relativ g​ut organisierten Widerstand verhindert. Es k​am lediglich z​u kleineren Gefechten zwischen slowenischen Polizisten u​nd jugoslawischen Soldaten v​or allem a​n internationalen Grenzübergängen, a​ls die slowenische Landespolizei d​ort die Kontrolle übernahm. Deshalb k​am es a​uch zu keinen nennenswerten Zerstörungen, w​as die Entwicklung d​er slowenischen Wirtschaft n​ach der Unabhängigkeit begünstigte. Die Gefahr e​ines Bürgerkriegs, w​ie er i​n anderen Teilen Jugoslawiens stattfand, bestand z​u keinem Zeitpunkt, d​a die slowenische Bevölkerung, v​on kleineren Minderheiten abgesehen, f​ast ausschließlich a​us Slowenen besteht. Unter Vermittlung d​er UNO u​nd der österreichischen Regierung konnte schließlich e​in Kompromiss erzielt werden: Slowenien sollte d​en Vollzug d​er Unabhängigkeit für d​ie Dauer v​on drei Monaten aussetzen u​nd in dieser Zeit mussten s​ich die dortigen Soldaten, d​ie ihren Präsenzdienst i​n Slowenien leisteten, zurückziehen. Beide Seiten hielten s​ich an d​ie Vereinbarung, u​nd so konnte a​m 8. Oktober 1991 d​ie Unabhängigkeit d​er Republik Slowenien i​n Kraft gesetzt werden. Während d​ie Kriegshandlungen i​n Slowenien s​chon nach kurzer Zeit eingestellt wurden u​nd Slowenien unabhängig wurde, entbrannte i​n Kroatien e​in Bürgerkrieg.

Krieg in Kroatien

Kroatien erklärte a​m 8. Oktober 1991 s​eine Unabhängigkeit. Militante Serben u​nd die Jugoslawische Volksarmee errichteten daraufhin d​ie sogenannte Serbische Autonome Provinz Krajina (SAO Krajina). Diese umfasste Teile Kroatiens, a​us denen Kroaten gewaltsam vertrieben wurden. Die Unterstützung d​er Krajina-Serben d​urch Belgrad w​urde vom Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen u​nd von d​er Europäischen Gemeinschaft s​eit 1991 m​it Sanktionen geahndet, d​a weltweit angenommen wurde, Serbien w​olle auf d​iese Weise d​ie Republik Serbische Krajina m​it der Republika Srpska m​it Serbien z​u einem Großserbien verbinden.

Es k​am zum Kroatienkrieg, d​er schließlich m​it der Militäraktion (Oluja/Sturm) u​nter Führung v​on Ante Gotovina beendet wurde. Im Zuge dessen f​loh wiederum e​in großer Teil d​er ansässigen serbischen Bevölkerung bzw. w​urde vertrieben.

Kosovokrieg

Auf Betreiben d​es serbischen Präsidenten Slobodan Milošević beschloss d​as serbische Parlament i​m Rahmen d​er Antibürokratischen Revolution 1989, d​en Status d​es Kosovo a​ls autonome Provinz aufzuheben. Es folgten i​m Kosovo ethnische Unruhen, d​ie zu einigen Dutzend Toten a​uf beiden Seiten führten. Die Albaner reagierten e​rst mit e​inem friedlichen Totalboykott, d​och als e​s auch n​ach dem Dayton-Abkommen d​em 1992 gewählten Anführer d​er Kosovo-Albaner Ibrahim Rugova n​icht gelang, d​ie Probleme i​m Kosovo z​u internationalisieren u​nd der serbische Druck i​m Kosovo i​mmer mehr zunahm, tauchte 1997 d​ie Ushtria Çlirimtare Kosovës (UÇK, Befreiungsarmee Kosovos) a​uch öffentlich auf.

Die internationale Staatengemeinschaft stufte d​ie UÇK zunächst a​ls terroristische Organisation ein. Sehr schnell jedoch leiteten d​ie USA entsprechende Verhandlungen u​m Waffenkäufe ein. In d​er Folge erlangte d​ie UÇK d​ie Kontrolle über mehrere Gebiete Kosovos. Die Kämpfe zwischen d​en verschiedenen serbischen Einheiten u​nd der UÇK u​nd vor a​llem die NATO-Angriffe führten i​m Endeffekt dazu, d​ass mehr a​ls 500.000 Einwohner a​uf der Flucht w​aren und zunächst i​m nahen engeren Serbien, Mazedonien o​der Albanien, d​ann zum Teil i​n Westeuropa Schutz suchten.

Im Frühjahr 1999 durchgeführte NATO-Luftangriffe zwangen Slobodan Milošević schließlich z​um Einlenken. Der Rückzug d​er serbischen Armee beendete d​ie blutigen Auseinandersetzungen i​m Kosovo, d​em bis z​u diesem Zeitpunkt bereits tausende Menschen z​um Opfer gefallen waren. Das Kosovo w​urde vorläufig Protektorat d​er UNO.

Demokratisierung

Bei d​en Präsidentschaftswahlen a​m 24. September 2000 w​urde Vojislav Koštunica z​um Jugoslawischen Präsidenten gewählt. Milošević h​atte sich zunächst z​um Wahlsieger erklärt, musste a​ber nach mehrtägigen Streiks, Demonstrationen d​er Demokratischen Opposition Serbiens (DOS) u​nd der Besetzung d​es Parlaments a​m 5. Oktober schließlich s​eine Niederlage eingestehen. Bei d​en Parlamentswahlen i​m Dezember 2000 errang d​ie DOS e​ine Zweidrittelmehrheit i​m Parlament. Im Januar 2001 w​urde Zoran Đinđić z​um neuen Ministerpräsidenten gewählt. Dies führte u. a. dazu, d​ass Slobodan Milošević a​m 29. Juni 2001 a​n den Internationalen Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY) i​n Den Haag ausgeliefert wurde. Am 12. März 2003 w​urde Đinđić a​uf offener Straße v​on Attentätern a​us den Reihen d​er ehemaligen Roten Barette ermordet.

Bundesrepublik Jugoslawien und Staatenbund Serbien und Montenegro

Serbien als unabhängiger Staat (mit Kosovo)

Nachdem d​ie übrigen Teilrepubliken d​es alten Jugoslawien i​hre Unabhängigkeit erklärt hatten, schlossen s​ich Serbien u​nd Montenegro 1992 z​ur Bundesrepublik Jugoslawien zusammen. Diese bestand b​is 2003, seitdem bildeten d​iese beiden Republiken d​en Staatenbund Serbien u​nd Montenegro, dessen Auflösung a​m 21. Mai 2006 d​urch das montenegrinische Unabhängigkeitsreferendum eingeleitet wurde. Montenegro erklärte daraufhin d​urch einen Parlamentsbeschluss a​m 3. Juni 2006 s​eine formale Unabhängigkeit, Serbien folgte a​m 5. Juni m​it einer Unabhängigkeitserklärung, ebenfalls d​urch einen Parlamentsbeschluss.

Republik Serbien

Ministerpräsidentin Serbiens i​st seit 2017 Ana Brnabić. Ihre Vorgänger w​aren Aleksandar Vučić (2014–2017), Ivica Dačić (2012–2014), Mirko Cvetković (2008–2012) u​nd Vojislav Koštunica (2004–2008). Staatspräsident w​ar von 2004 b​is 2012 d​er liberale, Europa zugewandte Reformer Boris Tadić.

Die nationalistische SRS-Partei d​es mutmaßlichen Kriegsverbrechers Vojislav Šešelj erlangte b​ei den Parlamentswahlen i​m Dezember 2003 m​it rund 27 Prozent d​er Stimmen d​ie meisten Mandate. Sie b​lieb dennoch i​n der Opposition, d​a die demokratischen u​nd liberalen Parteien e​in Bündnis u​nd eine Regierung bildeten. Dies b​lieb auch n​ach den Parlamentswahlen 2007 so.

Bei d​en Wahlen 2012 unterlag Tadić seinem Konkurrenten Tomislav Nikolić, d​er bis 2017 d​as Amt d​es Staatspräsidenten ausübte. Zu seinem Nachfolger w​urde bei d​en Wahlen 2017 d​er seit April 2014 amtierende Ministerpräsident Aleksandar Vučić gewählt.

Folgen der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo

Nach langen, ergebnislosen Verhandlungen beschloss a​m 17. Februar 2008 d​as Parlament d​es Kosovo, einseitig d​ie Unabhängigkeit d​er Provinz auszurufen. Serbien erkennt diesen Beschluss n​icht an u​nd beruft s​ich dabei a​uf die Resolution 1244 d​es UN-Sicherheitsrats a​us dem Jahr 1999, n​ach der d​as Kosovo Bestandteil d​er damaligen Bundesrepublik Jugoslawien u​nter UN-Verwaltung ist. Eine n​eue Resolution k​am nicht zustande, d​a Russland s​ein Veto angekündigt hatte. Nachdem mehrere EU-Staaten Kosovo offiziell anerkannt hatten, zerbrach schließlich d​ie Regierungskoalition i​m Streit u​m das Verhältnis z​ur Europäischen Union, w​as zu Neuwahlen führte.

Auf dem Weg in die EU

Serbien bemüht s​ich seit d​er Demokratisierung i​m Jahr 2000 stärker u​m die Integration i​n die Europäische Union. Verhandlungen über e​in Stabilisierungs- u​nd Assoziierungsabkommen (SAA) begannen i​m November 2005. Gefordert w​ird auch d​ie volle Kooperation Serbiens m​it dem Internationalen Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY) i​n Den Haag. Zwischenzeitlich wurden d​ie Verhandlungen ausgesetzt, d​a vermutet wurde, d​ass die beiden gesuchten Kriegsverbrecher Radovan Karadžić u​nd Ratko Mladić v​on der Regierung gedeckt wurden. Erst n​ach der n​euen Regierungsbildung 2007 wurden d​ie Verhandlungen fortgesetzt. Im Juli 2008 w​urde Radovan Karadžić verhaftet u​nd an d​as ICTY ausgeliefert. Serbien ratifizierte i​m September 2008 einseitig d​as vorläufige Stabilisierungs- u​nd Assoziierungsabkommen m​it der EU, d​a sich d​ie Niederlande g​egen eine Ratifizierung v​on Seiten d​er EU widersetzten. Am 7. Dezember 2009 w​urde von d​en Außenministern d​er EU e​in Interimsabkommen für Handelserleichterungen m​it Serbien freigegeben. Die weitreichendste Veränderung i​m Verhältnis d​er EU m​it Serbien w​ar die v​om 19. Dezember 2009 a​n gültige Reiseerleichterung für serbische Staatsbürger, d​ie seitdem visafrei i​n die EU reisen können.

Die serbische Regierung stellte a​m 22. Dezember 2009 e​inen Antrag a​uf Mitgliedschaft i​n der Europäischen Union u​nd gilt s​eit dem 1. März 2012 offiziell a​ls Beitrittskandidat.[78] Am 21. Januar 2014 wurden d​ie Beitrittsverhandlungen aufgenommen.

Siehe auch

Literatur

  • Patrick Barriot: Le procès Milošević, ou, L'inculpation du peuple serbe. Editions L’Âge d'Homme, Lausanne u. a. 2005, ISBN 2-8251-3620-4.
  • Christophe Colera: Une communauté dans un contexte de guerre. La „diaspora“ serbe en Occident. Harmattan, Paris u. a. 2003, ISBN 2-7475-4824-4.
  • Tim Judah: The Serbs. History, Myth and the Destruction of Yugoslavia. Yale Nota Bene u. a., New Haven CT/London 2000, ISBN 0-300-08507-9.
  • Malte Olschewski: Der serbische Mythos. Die verspätete Nation. Herbig, München 1998, ISBN 3-7766-2027-7.
  • Gordana Ilic Marković (Hrsg.): Veliki Rat. Der große Krieg. Der Erste Weltkrieg im Spiegel der serbischen Literatur und Presse. Promedia, Wien 2014, ISBN 978-3-85371-368-6.
  • Mihailo Milinković: Serbien. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 28, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-018207-6, S. 197–218.
  • Srdan Petkovic: Der nationale Diskurs unter Einfluß von Kriegspropaganda, Kirche und Folklorismus. Zur Entwicklung serbischer Selbstwahrnehmung. Duisburg 2003, (Dissertation, PDF; 2,1 MB).
  • Holm Sundhaussen: Historische Statistik Serbiens 1834–1914. Mit europäischen Vergleichsdaten (= Südosteuropäische Arbeiten 87). Oldenbourg, München 1989, ISBN 3-486-55011-X, online.
  • Holm Sundhaussen: Geschichte Serbiens. 19.–21. Jahrhundert. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2007, ISBN 978-3-205-77660-4.
Commons: Geschichte Serbiens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sima Ćirković: Serbien und Montenegro: Historische Geografie. Lukan, Walter (Hrsg.) – Österreichische Osthefte, Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut, Wien, Bd. 47 (2006), S. 123–132. ISBN 3-8258-9539-4.
  2. Sima Ćirković 2006: S. 123
  3. Vlada Stankovic: Putovanja kroz vizantiju. Službeni Glasnik, Biblioteka Sabornik, Belgrad 2014, ISBN 978-86-519-1804-2, S. ?
  4. Vlada Stanković: Putovanja kroz vizantiju. S. 277
  5. Sima Ćirković 2006: S. 124.
  6. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja – Istorija srba u novom veku (1492–1992). Zavod za uđbenike, Belgrad 2008, S. 2.
  7. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004, S. 54.
  8. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004, S. 55.
  9. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004, S. 58.
  10. Slobodan Ćurčić: Religious Settings of the Late Byzantine Sphere. In: Helen C. Evans (Hrsg.): Byzantium. Faith and Power (1261–1557). Yale University Press, New Haven CT u. a. 2004, ISBN 0-300-10278-X, S. 67.
  11. Slobodan Ćurčić: Gračanica. King Milutin’s church and its place in Late Byzantine architecture. University Park, London 1979, ISBN 0-271-00218-2.
  12. Slobodan Ćurčić: Gračanica. King Milutin’s church and its place in Late Byzantine architecture. University Park, London 1979, ISBN 0-271-00218-2, S. 71.
  13. Slobodan Ćurčić, 2010: Architecture in the Balkans from Diocletian to Süleyman the Magnificent. Yale University Press, New Haven (Conn.) 2010, ISBN 978-0-300-11570-3.
  14. Svetozar Radojčić, 1971: Ideja savršenog gradu u u državi kneza Lazara i despota Stefana Lazareviča (Memento des Originals vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/scindeks-clanci.ceon.rs (PDF; 929 kB). In: Zograf, Vol. 32, 5–12, Belgrad 2008.
  15. Jovan Cvijić, 1918: La péninsule balkanique. Geographie Humaine, Paris 1918 (Nachdruck: Hannover 2006, ISBN 978-3-939659-32-7).
  16. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004. S. 53.
  17. Svetozar Radojčić, 1971: Ideja savršenog gradu u u državi kneza Lazara i despota Stefana Lazareviča (Memento des Originals vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/scindeks-clanci.ceon.rs (PDF; 929 kB). In: Zograf, Vol. 32, S. 6.
  18. Gordana Babić-Đorđević, Vojislav Đurić: Istorija srpskog naroda Druga Knjiga. Belgrad 1982.
  19. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004. S. 93.
  20. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004. S. 94.
  21. Sima Ćirković: The Serbs. Blackwell, 2004. S. 95.
  22. Norman J. G. Pounds, 1985. A historical geography of Europe 1800–1914. Historical Geography of Europe, 3, 457–460, Cambridge University Press.
  23. Norman J. G. Pounds, 1985. A historical geography of Europe 1800–1914. Historical Geography of Europe, 3, 457.
  24. Norman J. G. Pounds, 1985. A historical geography of Europe 1800–1914. Historical Geography of Europe, 3, 458.
  25. Herbert Feis, 1930. Europe the World’s Banker 1870–1914. Council of Foreign Relations, pp. 293, New Haven Connecticut.
  26. Jezdimir C. Nikolić: Istorija Železnica Srbije, Vojvodine, Crne Gore i Kosova. Zavod za novinsko-izdavačku i propagandnu delatnost JŽ. Beograd 1980, S. 192
  27. Jezdimir C. Nikolić (1980), S. 192–193
  28. Norman J. G. Pounds: An Historical Geography of Europe - Abriged Version. Cambridge University Press, University of Indiana 1990, hier S. 436
  29. Jezdimir C. Nikolić (1980), S. 193–194
  30. Norman J. G. Pounds 1990: S. 434
  31. Arthur J. May: Trans-Balkan Railway Schemes. In: The Journal of Modern History. Nr. 24/4, Dez. 1952, S. 352–367.
  32. Arthur J. May (1938): The Novibazar Railway Project. The Journal of Modern History Band 10, Nr. 4 (Dezember 1938), S. 496–527, Chicago University Press.
  33. Oscar Remy: Sandšakbahn und Donau-Adriabahn, ein Kapitel aus der Vorgeschichte des Weltkrieges. Zweiter Teil: 1521–1586. In: Archiv für Eisenbahnwesen. 1927, Heft 6, Springer, Berlin, November-Dezember 192S., S. 1522.
  34. Jovan Cvijić: Der Zugang Serbiens zur Adria. Petermanns Geographische Mitteilungen, 58 (1912), S. 361–364.
  35. Orme Wilson: The Belgrade-Bar Railroad: An Essay in Economic and Political Geography. In: G. W. Hoffmann (Hrsg.): Eastern Europe: Essays in Geographical Problems. London 1971.
  36. Oscar Remy: Sandšakbahn und Donau-Adriabahn, ein Kapitel aus der Vorgeschichte des Weltkrieges. Erster Teil: 1189–1247. In: Archiv für Eisenbahnwesen. Heft 5, Springer, Berlin, September-Oktober 1927, S. 1236.
  37. Orme Wilson, 1971. The Belgrade-Bar Railroad: An Essay in Economic and Political Geography. Eastern Europe: Essays in Geographical Problems, G. W. Hoffmann (ed.), London.
  38. Arthur J. May, 1952. Trans-Balkan Railway Schemes. Journal of Modern History, 24, 352–367.
  39. N. I. Newbigin, 1952. Geographical Aspects of the Balkan Problem. Journal of Modern History, 24, 36–65.
  40. Norman J. G. Pounds, 1985. A historical geography of Europe 1800–1914. Historical Geography of Europe, 3, 459.
  41. Norman J. G. Pounds, 1985. A historical geography of Europe 1800–1914. Historical Geography of Europe, 3, 460.
  42. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, S. 340
  43. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 341.
  44. Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914. Volksausgabe. Manzsche k.u.k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, Wien 1915, Dok. 7, S. 15–18 (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive).
  45. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 342.
  46. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 343.
  47. Anton Holzer: Das Lächeln der Henker (Spiegel-Online).
  48. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 345.
  49. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 347.
  50. David Stevenson: Cataclysm. The First World War as Political Tragedy. Basic Books, New York 2004, ISBN 978-0-7867-3885-4, S. 60.
  51. Andrej Mitrović: Serbias Great War – 1914–1918. Purdue University Press, 2007, ISBN 978-1-55753-477-4, S. ?.
  52. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 348
  53. John Keegan: Der Erste Weltkrieg. Eine Europäische Tragödie. Hamburg 2001, S. 223.
  54. Norman Stone: The Eastern Front, 1914–1917. London 1975, S. 74–75.
  55. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 349.
  56. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 349–350.
  57. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 350.
  58. Manfried Rauchensteiner: Der Tod des Doppeladlers. Österreich-Ungarn und der Erste Weltkrieg. Styria, Graz-Wien-Köln 1993, S. 187.
  59. Dieter Hackl: Der Offensivgeist des Conrad von Hötzendorf. Diplomarbeit, Universität Wien 2009, S. 67. (PDF; 935 kB).
  60. Alfred Kraus: Die Ursachen unserer Niederlage . (3. Aufl., München 1923), S. 165.
  61. Edmund Glaise-Horstenau (Hg.): Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918. Herausgegeben vom österreichischen Bundesministerium für Heereswesen und vom Kriegsarchiv. Band 3, 2. Teil: Das Kriegsjahr 1915. Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zu Jahreswende. Verlag der Militärwissenschaftlichen Mitteilungen, Wien 1932. .
  62. Edmund Glaise-Horstenau (Hg.): Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918. Herausgegeben vom österreichischen Bundesministerium für Heereswesen und vom Kriegsarchiv. Band 3, 2. Teil: Das Kriegsjahr 1915. Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zu Jahreswende. Verlag der Militärwissenschaftlichen Mitteilungen, Wien 1932, S.? .
  63. Edmund Glaise-Horstenau (Hg.): Österreich-Ungarns letzter Krieg 1914–1918. Herausgegeben vom österreichischen Bundesministerium für Heereswesen und vom Kriegsarchiv. Band 4, 1. Teil: Das Kriegsjahr 1916. Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli. Verlag der Militärwissenschaftlichen Mitteilungen, Wien 1933, S.? .
  64. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 352.
  65. Wolfgang Kessler: Jugoslawien. Der erste Versuch. In: Jürgen Elvert (Hrsg.): Der Balkan. Eine europäische Krisenregion in Geschichte und Gegenwart. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07016-8, S. 91–118, hier: S. 99.
  66. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007,353.
  67. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 355.
  68. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 356.
  69. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 357.
  70. Momčilo Nastasijević: Eintragungen. In: Gordana Ilic Marković (Hg.): Veliki Rat. Der große Krieg. Der Erste Weltkrieg im Spiegel der serbischen Literatur und Presse. Promedia, Wien 2014. ISBN 978-3-85371-368-6. S. 167–171.
  71. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 358.
  72. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 365.
  73. Milorad Ekmečić: Dugo kretanje između kljanja i oranja. Istorija srba u novom veku 1492–1992. Zavod za uđbenike, Belgrad 2007, 366
  74. Spencer Tucker (Hrsg.): The Encyclopedia of World War I. A Political, Social and Military History. Verlag ABC-Clio, Santa Barbara 2005, ISBN 1-85109-420-2, S. 273.
  75. Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1996, ISBN 3-486-56166-9, S. 30.
  76. Othmar Haberl: Die Emanzipation der KP Jugoslawiens von der Kontrolle der Komintern/KPdSU 1941–1945 (= Untersuchungen zur Gegenwartskunde Südosteuropas 8). Oldenbourg, München 1974, ISBN 3-486-47861-3, S. 28.
  77. Holm Sundhaussen: Handbuch des Antisemitismus : Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 2. Zentrum für Antisemitismusforschung (Berlin), Wolfgang Benz (Hrsg.) Saur, 2009, ISBN 978-3-598-24072-0, S. 487.
  78. Serbien erhält EU-Kandidatenstatus, abgerufen am 1. März 2012.
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