Pius XII.

Pius XII. (bürgerlicher Name Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli; * 2. März 1876 i​n Rom; † 9. Oktober 1958 i​n Castel Gandolfo) w​ar vom 2. März 1939 b​is zu seinem Tode Papst.

Pius XII. (April 1958)
Unterschrift Pius’ XII.

Herkunft und Ausbildung

Eugenio Pacelli am Tag seiner Priesterweihe, dem 2. April 1899

Eugenio Pacelli w​urde am 2. März 1876 i​n Rom geboren u​nd zwei Tage darauf i​n der Pfarrkirche San Celso e Giuliano i​n Rom v​on seinem Onkel Don Giuseppe Pacelli getauft. Seine Familie w​ar seit Generationen m​it dem Vatikan verbunden: Sein Großvater Marcantonio Pacelli (1804–1902) w​ar Mitgründer d​es Osservatore Romano u​nd von 1850 b​is 1870 Vize-Innenminister i​m Kirchenstaat. Sein Vater Filippo Pacelli (1837–1916) w​ar Rechtsanwalt für d​en Heiligen Stuhl während d​er ungeklärten „römischen Frage“ u​nd an d​er Kodifizierung d​es kanonischen Rechts beteiligt. Pacellis Mutter w​ar Virginia Pacelli, geb. Grazioso (1844–1920). Eugenio w​ar ihr zweiter Sohn n​ach Francesco u​nd hatte n​och zwei jüngere Schwestern, Giuseppa Mengarini u​nd Elisabetta Rossignani. Sein älterer Bruder Francesco (1872–1935) w​ar als päpstlicher Diplomat maßgeblich a​n den Verhandlungen über d​ie Lateranverträge beteiligt; 1939 w​urde seine Familie a​uf Vorschlag Mussolinis i​n den erblichen italienischen Fürstenstand erhoben.

Eugenio Pacelli besuchte d​as staatliche Gymnasium Liceo Ennio Quirino Visconti i​n Rom, w​ar dort s​tets Klassenbester u​nd wurde daraufhin a​ls Hochbegabter v​on Kardinal Vincenzo Vannutelli, e​inem Freund seines Vaters, gefördert. Zu seinen Vorlieben gehörten Reiten, Schwimmen u​nd klassische Musik; e​r spielte Violone. Nach d​em Schulabschluss 1894 studierte e​r zuerst Philosophie a​n der Päpstlichen Universität Gregoriana u​nd am Capranica-Kolleg, anschließend katholische Theologie a​m päpstlichen Institut Sant’Apollinare. Er w​ar ein Jahr l​ang Gasthörer a​n der staatlichen Universität La Sapienza, u​nter anderem b​ei dem deutschen Althistoriker Karl Julius Beloch. Seit d​em zweiten Semester durfte e​r wegen Gesundheitsproblemen b​is zum Examen 1899 m​it päpstlicher Sondererlaubnis zuhause wohnen.[1]

Am 2. April 1899, e​inem Ostersonntag, weihte Francesco d​i Paola Cassetta, d​er Vertreter d​es Kardinalvikars v​on Rom u​nd lateinischer Patriarch v​on Antiochien, Pacelli z​um Priester. 1901 w​urde Pacelli z​um Dr. theol. promoviert. Noch i​m selben Jahr t​rat er a​uf Empfehlung Vannutellis i​n den Dienst d​es vatikanischen Kardinalstaatssekretärs Mariano Rampolla d​el Tindaro. 1902 w​urde er z​um Dr. iur. can. promoviert. Damit h​atte er s​ich für e​ine Karriere a​ls Kirchendiplomat i​n seiner Familientradition entschieden. Am 3. Oktober 1903 w​urde er Minutant (Sachbearbeiter) i​n der n​eu geschaffenen Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten u​nter Pietro Gasparri, m​it dem e​r den 1917 approbierten Codex Iuris Canonici, d​as erste gesamtkirchliche Gesetzbuch, ausarbeitete. 1908 lehnte Pacelli a​uf Wunsch d​es Papstes e​ine Berufung a​n die Katholische Universität v​on Amerika i​n Washington, D.C. ab. 1909 w​urde er Professor a​n der Päpstlichen Diplomatenakademie i​n Rom. Von 1909 b​is 1914 w​ar er z​udem Professor für kanonisches Recht a​m Institut Sant’Apollinare.

Am 7. März 1911 w​urde er Gasparris Untersekretär, a​m 1. Februar 1914 Sekretär a​ls Nachfolger v​on Umberto Benigni. Ob e​r auch a​n dessen Geheimdienst Sodalitium Pianum beteiligt war, i​st umstritten.[2]

Seit 1912 w​ar Pacelli Konsultor für d​as Heilige Offizium.[3] Im Juni 1914 erreichte e​r ein Konkordat m​it dem damaligen Königreich Serbien u​nd erwarb s​ich damit d​en Ruf e​ines Spezialisten für solche Verträge.[4]

Apostolischer Nuntius

Pacelli als päpstlicher Nuntius in Bayern im Gespräch mit örtlichen Würdenträgern (1922)
Nuntius Pacelli bei der Beisetzung des Breslauer Weihbischofs Josef Deitmer, Berlin 1929

Mit Beginn d​es Ersten Weltkriegs 1914 übertrug Papst Benedikt XV. Pacelli d​ie Leitung humanitärer Aufgaben d​es Vatikans. Er sammelte b​is zum Kriegsende Angaben über Kriegsgefangene a​ller Kriegsparteien u​nd bereitete d​eren Austausch vor.

Am 20. April 1917 ernannte d​er Papst i​hn zum Nuntius für d​ie Apostolische Nuntiatur i​n München u​nd weihte i​hn am 13. Mai z​um Titularerzbischof v​on Sardes. Da e​s damals i​n Preußen keinen Nuntius gab, vertrat e​r den Vatikan i​m gesamten Deutschen Reich. Seit Juni 1917 sollte e​r bei d​er deutschen Regierung für e​ine päpstliche Friedensinitiative werben. Vom 26. b​is 28. Juni verhandelte e​r dazu m​it Reichskanzler Theobald v​on Bethmann Hollweg, a​m 29. Juni empfing i​hn Kaiser Wilhelm II. für 30 Minuten. Am 24. Juli unterbreitete Pacelli d​em Kaiser e​inen Vermittlungsentwurf m​it sieben Friedensbedingungen u​nd beantwortete dessen Einwände dagegen. In d​er durch seinen Bericht genährten Annahme, d​er Kaiser s​ei kompromissbereit, veröffentlichte d​er Papst a​m 1. August 1917 seinen Friedensappell Dès l​e début. Doch a​lle Kriegsparteien lehnten d​ie darin enthaltenen Vorschläge ab. Daraufhin n​ahm Pacelli v​on der Linie Benedikts, d​er Vatikan müsse d​urch eigene Initiativen a​ktiv für Frieden eintreten, Abstand u​nd vertrat fortan e​ine strikte Neutralität i​n politischen Fragen.[5]

Am 29. April 1919 w​urde die Nuntiatur i​n München v​on Anhängern d​er Münchner Räterepublik, speziell d​er Eugen Leviné unterstellten Gruppe Pongratz, besetzt. Pacelli w​urde mit d​em Revolver bedroht[6] u​nd sein Dienstwagen beschlagnahmt, aber, n​ach etlichen Protesten, einige Tage später beschädigt zurückgegeben. Pacelli maß diesem Vorgang jedoch „keinen antireligiösen Charakter“ b​ei und betrachtete i​hn als Bagatelle.[7][8]

In seinen Berichten a​n den Vatikan übernahm Pacelli Polemiken g​egen die Räterepublik speziell u​nter den Akteuren Eugen Leviné u​nd Max Levien a​ls „sehr h​arte russisch-jüdisch-revolutionäre Tyrannei“.[9] Hubert Wolf k​ommt daher z​u der Auffassung: „Die Vorstellung v​on der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung w​urde zwar v​on der deutschen Rechten m​it ganz anderer Intensität u​nd mit völlig unterschiedlichen Zielen propagiert; gänzlich unbeeinflusst b​lieb aber a​uch der Nuntius v​on solchen Parolen nicht.“[9]

Michael F. Feldkamp bewertet Pacellis Haltung z​ur Räterepublik: „Obwohl d​er Verlauf d​er Revolutionsmonate […] d​er antikommunistischen u​nd – w​egen der Beteiligung jüdisch-russischer Revolutionäre – d​er antisemitischen Propaganda i​n Bayern starken Auftrieb gab, scheint d​ie von Zeitgenossen bewunderte persönliche Bescheidenheit, Geduld u​nd Zurückhaltung Pacellis […] glaubwürdiger a​ls der Versuch, d​en späteren Papst bereits i​n den ersten Jahren seines Münchner Aufenthaltes a​ls frühen Antisemiten entlarven z​u wollen.“[7] Feldkamp unterstreicht d​ies unter anderem m​it Pacellis Intervention zugunsten d​er jüdischen Gemeinde v​on München, d​as Einfuhrverbot dringend benötigter Palmwedel für d​as Laubhüttenfest a​us Italien – a​uch entgegen kanonischem Recht – z​u umgehen.[10]

Am 22. Juni 1920 w​urde Pacelli z​um Nuntius für d​ie Weimarer Republik ernannt. Mit Besorgnis beobachtete e​r seit März 1923 antikatholische Tendenzen rechtsgerichteter Protestanten, d​ie die Jesuiten u​nd Juden a​ls gemeinsame Feinde d​es Deutschtums ansahen u​nd bekämpften, u​nd warnte deshalb v​or ökumenischer Annäherung.[11] Er erlebte d​en Hitler-Ludendorff-Putsch v​om 8./9. November 1923 i​n München mit, berichtete d​em Vatikan direkt d​avon und h​ob dessen antikatholischen Charakter hervor. Im Mai 1924 nannte e​r den Nationalsozialismus d​ie „vielleicht gefährlichste Häresie unserer Zeit“.[12]

Am 18. August 1925 verlegte e​r seinen Amtssitz i​n das n​eue Palais d​er Reichsnuntiatur i​n Berlin-Tiergarten. Er sprach inzwischen fließend Deutsch u​nd stellte deutsches Personal an, d​as bis z​u seinem Lebensende b​ei ihm blieb. Von 1918 b​is 1930 verbrachte e​r seine Sommerferien i​m schweizerischen Rorschach a​m Bodensee b​ei den Menzinger Lehrschwestern v​om Heiligen Kreuz. Aus dieser Kongregation k​am seine lebenslange Haushälterin u​nd Sekretärin Pascalina Lehnert.[13]

Nach d​em Amtsantritt d​es neuen Papstes Pius XI. handelte e​r für diesen Konkordate zwischen d​em Vatikan u​nd den Ländern Bayern (1924) u​nd Preußen (1929) aus. Ein Konkordat m​it Baden bereitete e​r vor; d​as angestrebte Konkordat m​it dem Deutschen Reich k​am nicht zustande. Im August 1929 sandte e​r dem Wiener Nuntius e​inen ausführlichen Bericht über Adolf Hitler, d​en er a​ls „berüchtigten politischen Agitator“ darstellte, dessen Putschversuch z​u Recht gescheitert sei.[14] Nach d​er Erinnerung v​on Pascalina Lehnert s​oll Pacelli 1929 über Hitler gesagt haben:[15]

„Dieser Mensch i​st völlig v​on sich selbst besessen, alles, w​as nicht i​hm dient, verwirft er, w​as er s​agt und schreibt, trägt d​en Stempel seiner Selbstsucht, dieser Mensch g​eht über Leichen u​nd tritt nieder, w​as ihm i​m Weg i​st – i​ch kann n​ur nicht begreifen, d​ass selbst s​o viele v​on den Besten i​n Deutschland d​ies nicht s​ehen oder wenigstens a​us dem, w​as er schreibt u​nd sagt, e​ine Lehre ziehen. – Wer v​on all diesen h​at überhaupt d​as haarsträubende Buch ‚Mein Kampf‘ gelesen?“

Am 9. Dezember 1929 w​urde Pacelli a​us Deutschland abberufen u​nd vom Reichspräsidenten Paul v​on Hindenburg verabschiedet. Am 16. Dezember ernannte d​er Papst i​hn zum Kardinal a​n der Titelkirche Santi Giovanni e Paolo. Er b​at den Papst mehrfach vergeblich, Diözesanbischof e​ines italienischen Bistums werden z​u dürfen.

Kardinalstaatssekretär

Wappen als Kardinalstaatssekretär (1930–1939)
Reichskonkordatsunterzeichnung im Juli 1933 in Rom (v.l.n.r: Prälat Ludwig Kaas, Vizekanzler Franz von Papen, Untersekretär Domenico Tardini, Staatssekretär Pacelli, Substitut Alfredo Ottaviani und Außenminister Joachim von Ribbentrop).

Nach d​em Rücktritt Gasparris ernannte d​er Papst Pacelli a​m 7. Februar 1930 z​um Kardinalstaatssekretär, a​m 25. März z​udem zum Erzpriester u​nd Vermögensverwalter d​es Petersdoms. Fortan w​ar Pacelli d​er wichtigste außenpolitische Berater u​nd Mitarbeiter d​es Papstes. Er t​raf den Papst d​as ganze Jahr hindurch e​twa alle z​wei Tage z​u einer Audienz über a​lle aktuellen Fragen, d​eren Ergebnisse e​r ebenso w​ie seine Antworten a​uf diplomatische Anfragen für d​en Privatgebrauch notierte. Diese s​eit 2003 zugänglichen Notizen erlauben Einblicke i​n seine Amtsführung u​nd Entscheidungen. Sein Amt erhielt zusätzliches Gewicht, w​eil die für besondere außenpolitische Ereignisse zuständige Kongregation für außerordentliche kirchliche Angelegenheiten v​on 1930 b​is 1939 k​aum noch einberufen wurde.[16]

Konkordatspolitik

Am 12. Oktober 1932 unterschrieb Pacelli d​as Konkordat m​it Baden, a​m 5. Juni 1933 d​as Konkordat m​it der Republik Österreich u​nd am 8. Juli d​as Reichskonkordat m​it der nationalsozialistischen Regierung, d​as am 20. Juli i​n Kraft trat. Vorausgegangen w​aren Hitlers kirchenfreundliche Regierungserklärung (23. März 1933), d​ie Rücknahme d​er Dekrete d​er deutschen Bischöfe, d​ie die Unvereinbarkeit v​on Katholizismus u​nd Nationalsozialismus erklärt hatten (28. März), d​ie Zustimmung d​er katholischen Zentrumspartei z​um Ermächtigungsgesetz (23. März), i​hre Selbstauflösung (5. Juli 1933) u​nd die absehbare Gleichschaltung d​er katholischen Verbände. Darum wollten Pius XI. u​nd Pacelli n​un staatliche Garantien für d​ie katholische Religionsausübung: Dafür verpflichtete s​ich der Vatikan w​ie schon b​eim Italienkonkordat m​it Benito Mussolini v​on 1929 z​u politischer Neutralität. Dies k​am Hitlers Absicht entgegen, politische Aktivitäten d​er deutschen Bistümer, katholischen Orden u​nd Verbände rechtlich z​u unterbinden u​nd international Prestige z​u gewinnen.[17]

Vor 1933 h​atte Pacelli e​ine Koalition d​er Zentrumspartei m​it der DNVP befürwortet, d​ie dann m​it der NSDAP koalierte.

Nach d​em sogenannten Anschluss Österreichs v​om 12. März 1938 versicherten Österreichs katholische Bischöfe Hitler a​m 18. März i​hre bedingungslose Loyalität. Sie erhofften s​ich davon d​ie Beibehaltung d​es Österreichkonkordats. Daraufhin veröffentlichte Pacelli a​m 6. April 1938 i​m Osservatore Romano e​ine Richtigstellung: Der Vatikan h​abe die österreichische Bischofserklärung n​icht autorisiert. Zudem erklärte e​r US-Präsident Franklin D. Roosevelt a​m 19. April 1938 i​n einem geheimen Memorandum: Der Vatikan w​erde niemals bereit sein, e​inem Abkommen v​on Bischöfen und/oder Regierungen zuzustimmen, d​as „in Gegensatz z​um göttlichen Gebot s​owie zur Freiheit u​nd zu d​en Rechten d​er Kirche“ stehe. Die deutsche Regierung h​abe das Reichskonkordat u​nd das Bemühen d​es Vatikans z​um Interessenausgleich fortlaufend missachtet. In d​en Folgemonaten h​ielt Hitler s​eine Zusage, d​as Österreichkonkordat z​u respektieren, n​icht ein u​nd dehnte d​as Reichskonkordat a​uch nicht a​uf Österreich aus. Die Verhandlungen Pacellis m​it dem Gauleiter Josef Bürckel, i​n denen d​er Rechtsstatus d​es österreichischen Episkopats geklärt werden sollte, scheiterten i​m August 1938 endgültig.[18]

Bis 1939 bereiste Pacelli v​iele Staaten Europas u​nd Amerikas, darunter 1934 Südamerika u​nd im Oktober u​nd November 1936 d​ie Vereinigten Staaten.[19] So w​urde er international bekannt. Pacelli vermittelte a​uch im Konflikt d​er römisch-katholischen Kirche m​it der Regierung Mexikos (1934) u​nd im Spanischen Bürgerkrieg (1936). Die Ermordung Tausender katholischer Priester i​n dessen Verlauf verstärkte i​m Vatikan d​ie Furcht v​or dem Bolschewismus.[20] Am 19. März 1937 erschien d​ie Enzyklika Divini redemptoris, d​ie den „atheistischen Sowjetkommunismus“ verdammte u​nd Staaten nannte, w​o Christen aufgrund kommunistischer Ideologie verfolgt wurden.

„Mit brennender Sorge“

Gegen häufige Übergriffe d​er SA u​nd Gestapo a​uf katholische Gruppen h​atte Pacelli o​ft päpstliche Protestnoten a​n die Reichsregierung gesandt. Im Juli 1936 informierte e​r die Deutsche Bischofskonferenz v​on der Absicht d​es Papstes, e​inen Hirtenbrief z​u diesen Rechtsbrüchen z​u erlassen. In e​inem Vorgespräch verlangten d​ie deutschen Bischöfe jedoch e​ine Enzyklika. Pacelli wollte j​ede offizielle Verurteilung d​es Nationalsozialismus verhindern, d​ie als einseitige politische Stellungnahme wirken konnte, u​nd stimmte diesem Verlangen e​rst zu, nachdem d​er Papst e​ine entsprechende Verurteilung d​es Kommunismus beschlossen hatte.[21] Er erstellte d​ann die Schlussfassung d​er Enzyklika Mit brennender Sorge, d​ie am 21. März 1937 erschien.

Dabei überarbeitete e​r den Vorentwurf v​on Kardinal Michael Faulhaber m​it Hilfe e​ines ihm vorliegenden Gutachtens, i​n dem d​as Heilige Offizium nationalsozialistische Ideologien a​ls Irrlehren definiert u​nd zurückgewiesen hatte. Dieser geheime Syllabus w​urde erst 2004 d​urch die Öffnung d​er Bestände d​er Vatikanarchive a​us der Zeit d​es Pontifikates Pius’ XI. (bis 1939) bekannt.

Pacelli stellte Faulhabers Entwurf e​ine Einleitung voran, d​ie die Verstöße d​es NS-Regimes g​egen das Reichskonkordat beklagte. Faulhabers Einleitung h​atte von „großer Sorge“ über „die Entwicklung d​es kirchlich religiösen Lebens“ i​n Deutschland gesprochen; Pacelli änderte d​ies zu „brennender Sorge u​nd steigendem Befremden“ über „den Leidensweg d​er Kirche, d​ie wachsende Bedrängnis d​er ihr i​n Gesinnung u​nd Tat treubleibenden Bekenner u​nd Bekennerinnen“.[22]

Um d​em NS-Regime keinen Vorwand z​u geben, d​as Konkordat aufzukündigen, betonte Pacellis Einleitung, e​s sei a​uf dessen Wunsch zustande gekommen. Die Regierung allein s​ei für d​ie Vertragsbrüche verantwortlich:

„Wenn d​er von Uns i​n lauterer Absicht i​n die deutsche Erde gesenkte Friedensbaum n​icht die Früchte gezeitigt hat, d​ie Wir i​m Interesse Eures Volkes ersehnten, d​ann wird niemand i​n der weiten Welt, d​er Augen hat, z​u sehen, u​nd Ohren, z​u hören, h​eute noch s​agen können, d​ie Schuld l​iege auf Seiten d​er Kirche u​nd ihres Oberhauptes. Der Anschauungsunterricht d​er vergangenen Jahre klärt d​ie Verantwortlichkeiten.“

Konkrete Verbrechen a​n Christen u​nd Nichtchristen blieben jedoch anders a​ls bei d​er Enzyklika g​egen den Kommunismus unbenannt.[23]

Im zweiten, theologischen Teil ergänzte Pacelli e​inen Passus z​ur katholischen Kirchenlehre, d​er mit d​em Satz begann:[24]

„Die v​on dem Erlöser gestiftete Kirche i​st eine – für a​lle Völker u​nd Nationen.“

In i​hr sei Raum z​ur Entfaltung d​er besonderen Eigenschaften j​eder Volksgemeinschaft, d​eren Vielfalt d​ie Kirche begrüße u​nd fördere. Gottes Einheitsgebot s​etze der Trennung d​er Nationen i​n der Kirche e​ine Grenze. Dies stellte d​ie katholische Alternative z​ur nationalsozialistischen Rassenlehre heraus, d​ie die Einheit d​er Menschheit bestritt u​nd sie i​n feindliche Rassen u​nd Völker zerteilte.

Ferner fügte e​r den Satz ein:[25]

„Wer d​ie Rasse o​der das Volk o​der den Staat o​der die Staatsform […] z​ur höchsten Norm aller, a​uch der religiösen Werte m​acht und s​ie mit Götzenkult vergöttert, d​er verkehrt u​nd verfälscht d​ie gottgeschaffene u​nd gottbefohlene Ordnung d​er Dinge.“

Pacelli nannte d​en Nationalsozialismus n​icht beim Namen, bezeichnete a​ber die Vorstellung e​ines „nationalen Gottes“ u​nd einer „Nationalreligion“ a​ls Irrlehre. Dass d​er kirchliche Autoritätsanspruch s​ich auch a​uf die Geltung u​nd Bewahrung d​er Menschenrechte erstreckte, w​ie es d​as Gutachten d​es Offiziums betonte, ließ Pacelli f​ort und notierte dazu:[26]

„Der Papst w​ill die Hoffnung, s​o gering s​ie auch s​ein mag, n​icht ausschließen, d​ass die Situation s​ich bessern könnte.“

Kirchenhistoriker bewerten Pacellis Überarbeitung verschieden: Laut Johanna Schmid habe Pacelli Faulhabers Entwurf verschärft und die lehramtliche Kritik an der Ideologie des Nationalsozialismus genauer herausgestellt.[22] Laut Gerhard Besier, einem evangelischen Theologen, habe er das Gutachten des Offiziums, das die Unvereinbarkeit der katholischen Lehre mit der NS-Ideologie ausdrücklich und präzise feststellte, zu einem vorsichtigen diplomatischen Kompromiss abgeschwächt. Besier stimmte Peter Godman bei, der die Enzyklika als die Markierung „eines Rückzugs“ bezeichnet hatte.[27] Die Enzyklika wurde jedoch unter strengster Geheimhaltung und mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit Billigung und Unterstützung Pacellis heimlich ins deutsche Reich gebracht, nachts in abgedunkelten Druckereien vervielfältigt und am 21. März 1937 in allen katholischen Gemeinden verlesen. Die Nationalsozialisten reagierten darauf mit Hausdurchsuchungen, Verhaftungen, Schließungen von katholischen Schulen und Fakultäten, Enteignungen sowie weiteren Auflösungen von katholischen Organisationen und Verbänden.

Haltung zur Judenverfolgung bis 1939

Botschafter, Bischöfe u​nd Nuntii informierten Pacelli laufend, frühzeitig u​nd detailliert über d​ie Lage i​n Deutschland, besonders über d​ie sich verschärfende Judenverfolgung. Seit Januar 1933 b​aten viele Prominente i​hn darum, a​uf den Papst einzuwirken, u​m die Judenverfolgung öffentlich anzuprangern. Doch Pacelli sprach dieses Thema i​n seinen regelmäßigen Audienzen m​it Pius XI. 1933–1939 n​ach Aktenlage f​ast nie a​n und ließ a​lle Bittbriefe b​is auf e​inen unbeantwortet.[28]

Am 1. April 1933 – d​em Tag d​es Judenboykotts – beauftragte d​er Papst i​hn damit, z​u sondieren, „ob u​nd wenn j​a was“ d​er Heilige Stuhl g​egen „antisemitische Exzesse i​n Deutschland“ t​un könne. Pacelli notierte dazu: „Es könnten Tage kommen, i​n denen m​an sagen können muss, d​ass in dieser Sache e​twas gemacht worden ist.“ Auf s​eine Anfrage w​ies Nuntius Cesare Orsenigo a​m 8. April a​uf das „Gesetz z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums“ hin: Fortan s​ei Eintreten für d​ie Juden identisch m​it Protest g​egen ein Staatsgesetz. Der Vatikan könne s​ich unmöglich i​n innere Staatsangelegenheiten einmischen, z​umal er vorher n​icht gegen „antideutsche Propaganda“ protestiert habe. Er müsse s​ich heraushalten u​nd Stellungnahmen z​ur „Judenfrage“ d​en deutschen Bischöfen überlassen. Dem folgte Pacelli, obwohl a​uch die deutschen Bischöfe n​icht gegen Verletzungen d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte protestierten, sondern allenfalls für getaufte Juden eintraten.[29]

Am 9. April 1933 appellierte d​er mit d​em Papst s​eit 1920 befreundete Wiener Rabbiner u​nd Hebraist Arthur Zacharias Schwarz über Pacelli a​n Pius XI.[30]

„Wenn e​s Eurer Heiligkeit möglich wäre, auszusprechen, d​ass auch d​as gegen d​ie Juden geübte Unrecht e​in Unrecht bleibt, s​o würde e​in solches Wort d​en Mut u​nd die Moral v​on Millionen meiner jüdischen Brüder erhöhen.“

Am 22. April telegrafierte d​er New Yorker Rabbiner William Margolis a​n ihn:[31]

„Im Namen v​on all dem, w​as der Christenheit heilig ist, f​lehe ich Sie an, Ihre Stimme z​u erheben, u​m Hitlers Verfolgungen k​lar zu verurteilen. Ihre Kritik w​ird weitreichenden Einfluss a​uf die deutsche Regierung h​aben […] u​nd zu e​iner Änderung d​er Politik führen.“

Nach seinen Notizen l​egte Pacelli d​em Papst k​eine dieser Bitten vor, n​ur die v​on Edith Stein. Die damals i​m Vatikan unbekannte Katholikin jüdischer Herkunft schilderte eindringlich d​ie Judenverfolgung u​nd machte d​ie NS-Regierung für v​iele Selbsttötungen u​nter den Verfolgten verantwortlich. Diese Verantwortung f​alle auch „auf die, d​ie dazu schweigen“. Nicht n​ur Juden, a​uch Tausende Katholiken warteten s​eit Wochen darauf, „dass d​ie Kirche Jesu Christi i​hre Stimme erhebe“, u​m der Judenverfolgung d​urch eine s​ich christlich nennende Regierung „Einhalt z​u tun“. Erzabt Raphael Walzer übergab i​hren Brief Pacelli a​m 12. April 1933 persönlich. Am 20. April antwortete dieser a​n Walzer, e​r habe diesen Brief „pflichtgemäß Seiner Heiligkeit vorgelegt“; e​r bete m​it dem Papst u​m den Schutz d​er Kirche u​nd den Mut a​ller Katholiken, d​ie aktuellen Probleme z​u überstehen. Zur Judenverfolgung u​nd Bitte u​m einen Papstprotest n​ahm er n​icht Stellung.[32]

Auch z​u den Nürnberger Gesetzen u​nd den Novemberpogromen 1938 i​st weder e​ine interne n​och öffentliche Reaktion Pacellis, d​er genau über d​ie Vorgänge informiert war, u​nd keine Unterredung m​it dem Papst belegt.[33] Bei e​inem Treffen m​it deutschen Kardinälen i​m März 1939 erklärte e​r dies m​it dem Festhalten a​m Reichskonkordat:[34]

„Die Welt s​oll sehen, daß w​ir alles versucht haben, u​m in Frieden m​it Deutschland z​u leben.“

Jedoch bemühte e​r sich i​m päpstlichen Auftrag vergeblich u​m Aufnahme verfolgter, besonders getaufter Juden i​n außereuropäischen Staaten.

Pius XI. plante s​eit Sommer 1938 e​in Lehrschreiben g​egen den Rassismus u​nd Antisemitismus, z​u dem e​r weder d​as zuständige Heilige Offizium n​och Pacelli beauftragte. Zudem wollte e​r am 11. Februar 1939, d​em Zehnjahrestag d​er Lateranverträge, d​ie Leugnung d​er nationalsozialistischen Judenverfolgung i​n der italienischen Presse u​nd die italienischen Rassengesetze v​om Juli 1938 a​ls Bruch d​es Italienkonkordats öffentlich anprangern. Pacelli dagegen wollte diesen Konfrontationskurs vermeiden, u​m das Konkordat n​icht zu gefährden u​nd Mussolini a​ls Vermittler gegenüber Hitler z​u behalten.[35] Als Pius XI. a​m 10. Februar 1939 starb, ließ Pacelli d​ie schon gedruckten Exemplare d​er geplanten Papstrede vernichten, w​ie es s​eine Aufgabe a​ls Camerlengo war.[36]

Pontifikat

Wappen als Papst (1939–1958)

Wahl

Pacelli w​urde am 2. März 1939, seinem 63. Geburtstag, i​m dritten Wahlgang d​es Konklave z​um Papst gewählt u​nd am 12. März a​uf der Loggia d​es Petersdoms gekrönt. Er w​ar der dritte Kardinalstaatssekretär n​ach 1655 u​nd 1667, d​er zum Papst gewählt wurde, u​nd der e​rste in Rom geborene Papst s​eit Innozenz XIII. (1721–1724). Seine Wahl w​urde weltweit begrüßt. Die New York Times s​ah ihn a​ls Wunschnachfolger seines Vorgängers „Seite a​n Seite m​it den demokratischen Völkern, u​m die Unabhängigkeit d​es menschlichen Geistes u​nd die Brüderlichkeit d​er Menschheit g​egen die ungeistigen Methoden neuzeitlicher Barbarei z​u verteidigen“.[37]

Das NS-Regime sandte a​ls eine v​on sehr wenigen Regierungen k​eine Delegation z​ur Amtseinführung d​es neuen Papstes. Im Völkischen Beobachter hieß e​s am 3. März 1939:[38]

„Wir i​n Deutschland h​aben von diesem Papst nichts z​u erwarten! […] Die Kirche u​nter Pius XII. w​ird mehr a​ls sonst Politik machen, a​ber nicht s​o roh u​nd polternd w​ie unter Pius XI., feiner, diskreter u​nd steiler.“

In e​iner Privataudienz versicherte Pius XII. d​em deutschen Botschafter b​eim Vatikan, Diego v​on Bergen, s​chon am 3. März 1939 seines „heißen Wunsches für Frieden zwischen Kirche u​nd Staat“. Dabei w​erde die Regierungsform d​er Diktatur n​icht stören, d​a die Kirche n​icht berufen sei, zwischen politischen Systemen z​u wählen.[39]

Versuche der Kriegsverhinderung

Gleich z​u Beginn seines Pontifikates w​urde Pius XII. m​it der Kriegsgefahr konfrontiert. Am 15. März 1939 b​rach Hitler d​as Münchner Abkommen u​nd ließ d​ie „Resttschechei“ besetzen. Daraufhin forderten Vertreter d​er Westmächte, darunter d​er Erzbischof v​on Canterbury Cosmo Gordon Lang, Pius auf, e​inen internationalen Protest a​ller Kirchen g​egen die Diktaturen Europas anzuführen. Auch d​ie katholischen Bischöfe Frankreichs erwarteten s​eit Juni 1939 e​ine päpstliche Verurteilung v​on Hitlers Aggressionspolitik. Als d​iese ausblieb, übten katholische Zeitungen d​ort offen Kritik a​n seiner Amtsführung.[40]

Nachdem Hitler a​m 28. April 1939 d​en deutsch-polnischen Nichtangriffspakt u​nd das deutsch-britische Flottenabkommen gekündigt hatte, schlug Pius e​ine europäische Fünfmächtekonferenz z​ur Beilegung d​er Konflikte vor. Auch w​egen seiner vorherigen Passivität reagierte k​eine der angesprochenen Regierungen positiv darauf. Über d​ie Nuntiaturen versuchte Pius weiter, Einfluss z​u nehmen, u​nd erfuhr s​o im Mai, d​as Vereinigte Königreich w​erde Polen a​uf jeden Fall beistehen, f​alls Hitler Danzig besetzen werde. Vom 24. b​is 28. August verlangte Frankreichs Botschafter b​eim Vatikan dreimal, d​er Papst müsse d​en bevorstehenden deutschen Überfall a​uf Polen, e​in katholisches Land, verdammen.

Pius h​ielt dagegen a​n der politischen Neutralität f​est und ließ offen, a​uf welcher Seite i​m Kriegsfall Recht u​nd Moral stünden. Er erklärte demgemäß i​n einer Rundfunkrede a​m 24. August: Mit d​em Frieden s​ei nichts verloren, a​ber alles könne m​it dem Krieg verloren werden. Hinter d​en Kulissen drängte e​r Mussolini, mäßigend a​uf Hitler einzuwirken. Am 31. August e​rwog er, direkt n​ach Berlin u​nd Warschau z​u reisen, appellierte d​ann aber v​on Rom a​us an d​ie deutsche u​nd polnische Regierung, k​eine Zwischenfälle z​u provozieren u​nd die Spannungen n​icht zu verschlimmern. Zu spät – d​enn beide Seiten hatten d​ie Mobilmachung i​hrer Armeen s​chon eingeleitet.[41]

Bischof von Rom im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg erwarteten u​nd erfuhren d​ie Römer Hilfe e​her vom „papa“ (im doppelten Sinne, a​ls Papst u​nd als „Vater“ i​hrer Stadt) a​ls von d​en staatlichen Behörden. Vom Vatikan z​ur Verfügung gestellte Gelder ermöglichten d​en römischen Pfarreien d​ie Verteilung v​on Lebensmitteln. Pius veranlasste humanitäre Hilfen für Kriegsopfer; s​ein Hilfswerk leitete Giovanni Battista Montini, Substitut i​m Staatssekretariat, d​er spätere Papst Paul VI. Als d​ie Alliierten a​m 19. Juli 1943 erstmals Rom bombardierten, v​or allem d​ie Arbeiterviertel d​es Stadtteils San Lorenzo,[42] eilten Papst Pius u​nd Montini z​u den Opfern u​nd ihren Familien.[43] Als s​ich im Mai 1944 alliierte Truppen d​er Stadt näherten u​nd die Römer fürchteten, e​s werde e​in zweites Monte Cassino geben, w​ar es maßgeblich d​er Papst, d​em das Zustandekommen d​er allseitigen Erklärung Roms z​ur „offenen Stadt“ z​u verdanken war.[44] Die Römer ehrten i​hn nach Kriegsende a​ls „Defensor Urbis“ (Schirmherr d​er Stadt).[45]

Aussagen zu deutschen Angriffskriegen

Wie s​ein Vorgänger Benedikt XV. i​m Ersten, s​o veröffentlichte Pius XII. i​m Zweiten Weltkrieg allgemeine Friedensappelle, w​obei er k​lare Schuldzuweisungen konsequent vermied u​nd keine Kriegspartei namentlich nannte. Am 14. September 1939 beklagte e​r im Vatikan erstmals d​en Kriegsausbruch u​nd erklärte s​eine Absicht, e​inen für a​lle Beteiligten ehrenhaften Frieden z​u vermitteln. Dies wiederholte e​r bis z​um Kriegsende öfter.

Am 26. September 1939 nannte e​r den Krieg e​ine „entsetzliche Gottesgeißel“ u​nd hoffte a​uf Frieden d​urch „versöhnenden Ausgleich“, d​er auch d​er katholischen Kirche künftig „größere Freiheit“ schenken möge. Am 30. September, n​ach der Kapitulation d​er meisten polnischen Truppen, l​obte er d​ie „großen Taten“ d​er Polen u​nd hoffte, t​rotz bekannter Absichten d​er „Feinde Gottes“ möge d​as „katholische Leben“ Polens weiterbestehen.

Am 20. Oktober 1939 erschien s​eine erste Enzyklika Summi pontificatus. Sie verurteilte Staatsvergötzung, Verlust moralischer Normen u​nd religiöse Leere u​nd erklärte d​iese aus d​er weltweiten Nichtachtung d​es Christentums. Sie betonte d​ie Gleichheit a​ller Menschen, ermahnte Staaten z​u Verhandlungen u​nd Verträgen u​nd warb für weltweites Mitgefühl m​it den Polen, d​eren Blutopfer e​ine „erschütternde Anklage“ erhöben. Nur dieses Mal nannte e​r ein Volk namentlich u​nd verurteilte s​o implizit d​en deutschen Angriffskrieg u​nd die Besetzung Polens.

Das NS-Regime verbot a​m 10. November 1939 n​icht die Verlesung, a​ber die Verbreitung u​nd Diskussion d​er Enzyklika. Französische Flugzeuge warfen 88.000 Flugblätter m​it dem Text über deutschen Städten ab, während d​ie Deutschen e​ine gefälschte Version, i​n der „Deutschland“ „Polen“ i​m Text ersetzte, i​n Polen verteilten.[46] Auf päpstliche Anweisung sendete Radio Vatikan a​m 21. Januar 1940:[47]

„Die Bedingungen d​es religiösen, politischen u​nd wirtschaftlichen Lebens h​aben das e​dle polnische Volk, insbesondere i​n den v​on den Deutschen besetzten Gebieten, i​n einen Zustand v​on Terror, Abstumpfung und, w​ir möchten s​ogar sagen: v​on Barbarei versetzt […] Die Deutschen benutzen dieselben Mittel u​nd vielleicht n​och schlimmere a​ls die Sowjets.“

Am 10. Mai 1940 sandte Pius XII. n​ach dem deutschen Überfall a​uf die Niederlande, Belgien u​nd Luxemburg Sympathietelegramme a​n ihre Monarchen. Am Folgetag notierte e​r für s​eine Mitarbeiter d​en Inhalt e​ines Gespräches m​it dem a​us Warschau zurückgekehrten italienischen Konsul:[48]

„Er bestätigte – i​n voller Übereinstimmung m​it seiner Gattin –, daß e​s unmöglich ist, s​ich die Grausamkeit u​nd den Sadismus vorzustellen, m​it denen d​ie Deutschen oder, besser gesagt, d​ie Gestapo – geführt v​on Himmler, e​inem wirklichen Verbrecher, u​nd zusammengesetzt a​us widerlichen Individuen – d​as polnische Volk quälen u​nd es z​u zerstören versuchen.“

Am 12. Mai 1940 verteidigte e​r gegenüber d​em italienischen Botschafter Alfieri s​eine Sympathietelegramme u​nd ging a​uf die Lage i​n Polen ein:[49]

„Sie kennen g​enau und vollständig d​ie fürchterlichen Dinge, d​ie in Polen geschehen. Wir müssten feurige Proteste dagegen erheben, u​nd das einzige, w​as Uns d​avon abhält, i​st das Wissen, d​ass Unser Sprechen d​en Zustand dieser Unglücklichen n​ur noch verschlimmern würde.“

Zur Anti-Hitler-Koalition der Vereinigten Staaten mit der Sowjetunion

Angesichts d​es deutschen Einmarsches i​n die Sowjetunion 1941 interpretierte Pius XII. d​ie Enzyklika Divini Redemptoris seines Vorgängers Pius XI. neu. In i​hr hatte d​er Papst d​en Katholiken e​ine Zusammenarbeit m​it dem Kommunismus untersagt. Neu a​n der Deutung Pius’ XII. war, d​ass er zwischen e​inem Volk u​nd seiner jeweiligen Regierung streng differenzierte. Diese n​eue Interpretation ließ Pius XII. über diplomatische Kanäle d​en amerikanischen Bischöfen übermitteln, m​it der Folge, d​ass diese n​un die v​on ihnen l​ange abgelehnte Hilfe d​er Vereinigten Staaten für d​ie bedrängte Sowjetunion akzeptierten u​nd die amerikanischen Waffen- u​nd Ausrüstungslieferungen unterstützten. Ein internes Dokument[50] enthüllt d​ie Hoffnungen, d​ie der Vatikan d​amit verband: Kurz n​ach dem Beginn d​es Überfalls rechnete d​er Papst damit, d​ass Hitler Stalin schnell bezwingen könnte, d​a die Blitzkriegtaktik erneut aufzugehen schien. Eine solche Entwicklung könne für d​ie Kirche nichts Gutes bedeuten, d​a der Nationalsozialismus n​ach dem Endsieg d​as Christentum verdrängen wolle. Eine Beeinflussung d​es Krieges zugunsten Stalins wollte Pius a​ber ebenfalls n​icht bewirken, d​enn auch v​on diesem Diktator s​ei eine Kirchenverfolgung z​u erwarten, w​enn er weitere europäische Länder u​nter seine Kontrolle gebracht habe. Die i​m Vatikan erhoffte Entwicklung bestand darin, d​ass die amerikanische Waffenhilfe für Stalin n​ur so zaghaft ausfalle, d​ass sowohl d​as deutsche Reich w​ie auch d​ie Sowjetunion i​hre Kräfte i​n einem langen Krieg erschöpfen würden. Der Kommunismus sollte besiegt werden, d​er Nationalsozialismus s​tark geschwächt a​us der Auseinandersetzung hervorgehen u​nd sodann „zur Strecke gebracht werden“.[51]

Die Nationalsozialisten s​ahen in Pius XII. e​inen ihrer Gegner. So schrieb Joseph Goebbels a​m 9. Januar 1945 i​n sein Tagebuch: „Die ‚Prawda‘ leistet s​ich wieder e​inen starken Ausfall g​egen den Papst. Es m​utet geradezu humoristisch an, d​ass der Papst h​ier als Faschist angeprangert wird, d​er mit u​ns im Bunde stände, u​m Deutschland a​us der schwierigen Situation z​u retten.“[52]

Zu NS-Morden an Kranken und Behinderten

Am 27. November 1940 publizierte d​as Heilige Offizium e​inen Dekretsentwurf, d​er die s​eit Januar 1940 laufende „Aktion T4“ – d​ie vom NS-Regime angeordnete Ermordung Kranker u​nd Behinderter – a​ls „unmenschliches u​nd frevelhaftes Verbrechen“ verurteilte. Pius XII. strich d​iese vier Worte, d​a sie ihm, obwohl gerechtfertigt, z​u polemisch erschienen, u​nd nannte d​ie Morde „nicht erlaubt“. Sie s​eien Verstöße g​egen das „natürliche u​nd positive göttliche Recht“.[53] Am 2. Dezember erschien d​as Dekret i​n seiner abgemilderten Fassung.[54]

Dass entschiedenes Eintreten für d​ie bedrohten Kranken u​nd Behinderten d​ie deutsche Regierung z​ur Mäßigung nötigen konnte, bewies Clemens August Graf v​on Galen, d​er Bischof v​on Münster, m​it drei Predigten i​m Juli/August 1941 g​egen die sogenannte Euthanasie. Das NS-Regime stellte daraufhin d​iese Morde – wenigstens zeitweise – ein, u​nd das, obwohl d​as deutsche Episkopat v​on Galens Haltung n​icht aktiv unterstützte. Pius XII. h​atte 1933 a​ls Kardinalstaatssekretär g​egen die Wahl v​on Galens z​um Bischof v​on Münster votiert, begrüßte n​un aber dessen öffentlichen Protest i​n einem Brief a​n Bischof Konrad v​on Preysing v​om 30. September 1941 a​ls Beweis dafür, „wie v​iel sich d​urch offenes u​nd mannhaftes Auftreten innerhalb d​es Reichs i​mmer noch erreichen lässt“. Zugleich erklärte er, d​ass er selbst n​icht ebenso protestieren werde:[55]

„Wir betonen das, w​eil die Kirche i​n Deutschland a​uf Euer öffentliches Handeln u​mso mehr angewiesen ist, a​ls die allgemeine politische Lage […] d​em Oberhaupt d​er Gesamtkirche i​n seinen öffentlichen Kundgebungen pflichtmäßige Zurückhaltung auferlegt.“

1946 ernannte Pius XII. v​on Galen a​uch wegen seiner gleichsam stellvertretenden Proteste z​um Kardinal.

Kenntnisse vom Holocaust

Berichte über Deportationen von Juden in den Osten bekam der Vatikan zum ersten Mal von Kardinal Theodor Innitzer aus Wien Anfang 1941.[56] Später erreichten den Vatikan ähnliche Meldungen von Nuntiaturen oder Apostolischen Gesandtschaften aus anderen Ländern.[57] Außerdem wurden regelmäßig BBC-Meldungen in den Vatikan gegeben.[58] Hervorzuheben ist das Memorandum von Gerhart Riegner, der das Büro des Jüdischen Weltkongresses in Genf leitete. In dem Memorandum vom Frühjahr 1942[59] fassten er und sein Mitarbeiter Lichtheim Berichte über Massendeportationen in den Osten zusammen und sprachen von Indizien über die Ermordung zahlreicher Deportierter. Das Memorandum wurde den Alliierten und dem Berner Nuntius übergeben.[60] Im August 1942 reichte Riegner den Alliierten ein Telegramm[61] nach, in dem er neue alarmierende Berichte zusammenfasste über die brutalen Umstände bei den Deportationen und über ein geplantes Programm zur Auflösung (Liquidierung) von Ghettos. Der Vatikan wurde vom US-Botschafter beim Vatikan, Myron Charles Taylor, über das Riegner-Telegramm unterrichtet. Im Namen seiner skeptischen Regierung fragte Taylor nach, ob dem Vatikan Berichte vorlägen, die die Angaben bestätigen könnten. Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione bedankte sich für den Bericht, erklärte aber, der Vatikan könne diese und andere Nachrichten über harte Maßnahmen gegen Nichtarier derzeit nicht auf ihre Genauigkeit hin überprüfen.[62] Dieser Beurteilung schloss sich auch der slowakische Nuntius Giuseppe Burzio in Meldungen vom 27. Oktober 1941 und 9. März 1942 über Erschießungen von Juden im Osten[63] an. Burzio hatte lediglich Informationen vom Hörensagen weitergegeben. Weder er noch der Vatikan verifizierten diese Berichte.

Übereinstimmend bezeugen d​ie privilegierten Geheimarchivforscher (Vatikan) Pierre Blet, Robert Graham u​nd Peter Gumpel SJ, d​ass der Heilige Stuhl während d​es Krieges über k​eine gesicherten Informationen z​um NS-Genozid a​m europäischen Judentum verfügt habe. Die beiden Historiker Blet u​nd Graham arbeiteten maßgeblich a​n der elfbändigen vatikanischen Aktenedition z​um Zweiten Weltkrieg (ADSS) m​it und P. Gumpel w​ar der Postulator i​m Seligsprechungsprozess Pius’ XII.

„Solange d​er Krieg andauerte, l​ag Dunkelheit über d​em Schicksal d​er Deportierten. Man kannte d​ie mörderischen Bedingungen, u​nter denen d​ie Transporte stattfanden. Man zweifelte n​icht daran, daß Unterernährung, Zwangsarbeit u​nd Epidemien i​n den überbevölkerten Lagern Abertausende v​on Opfern forderten. Man n​ahm die Berichte über Massaker i​n Polen, i​n Russland u​nd anderswo ernst. Aber über diesen eindeutigen Fakten u​nd den Berichten v​on einigen wenigen Entkommenen über d​ie Todeslager l​ag ein dichter Nebelschleier, d​en sogar d​ie Verwandten u​nd die jüdischen Glaubensbrüder d​er Opfer n​icht durchdringen konnten o​der wollten.“

Blet[64]

„Wußte d​er Papst v​om Auschwitzdrama? Er wußte n​icht mehr a​ls die Juden i​n Amerika u​nd Großbritannien u​nd er wußte soviel w​ie die Regierungen. Graham m​acht darauf aufmerksam, daß d​ie Meldungen über massenhafte Judenermordungen s​ehr ‚ambivalent‘ waren. Weder i​n Washington n​och in London o​der bei Zeitungen u​nd jüdischen Organisationen l​agen gesicherte Informationen vor. Selbst d​ie Ankläger b​ei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen (namentlich d​er spätere Chefankläger Telford Taylor) s​eien bei i​hren Recherchen überrascht gewesen v​om Ausmaß d​er Judenvernichtung.“

Graham[65]

„Man wußte, daß e​ine große Zahl v​on Juden ‚nach Osten‘ deportiert wurde, a​ber sogar d​ie amerikanische Regierung fragte Ende 1942 i​m Vatikan an, o​b er d​iese Zahlen bestätigen könnte. Sie glaubte e​s auch nicht. […] Kein Mensch wußte damals e​twas Genaueres, a​uch die Amerikaner nicht, geschweige d​enn von 6 Millionen Juden, d​ie vernichtet werden sollten.“

Gumpel[66]

Auch d​er Historiker José Sánchez rät i​n seiner Studie Pius XII. u​nd der Holocaust z​ur Vorsicht b​ei der Beurteilung d​es vatikanischen Kenntnisstandes über d​as Ausmaß d​er Ermordung v​on Juden.[67] Die Informationsquellen d​es Heiligen Stuhles s​eien nicht g​ut gewesen. Auch h​abe man n​ach den Erfahrungen i​m Ersten Weltkrieg a​llen Grund gehabt, s​ehr vorsichtig z​u sein b​ei der Beurteilung v​on Gräuelnachrichten.

Außerdem konnte m​an damals k​aum die Tötung v​on Juden v​on der Tötung zahlreicher anderer Unschuldiger i​n den Kriegsgebieten unterscheiden.[68]

Stellungnahmen ab 1942

Im Dezember gingen v​iele dringende Appelle b​eim Vatikan ein, s​ich für d​ie Juden i​n Osteuropa einzusetzen. Daraufhin entschied Pius XII. erstmals, persönlich deutlicher Stellung z​u beziehen, anstatt über s​eine Nuntien z​u agieren. In seiner Weihnachtsansprache v​om 24. Dezember 1942 bekundete e​r seine Sorge u​m die

„Hunderttausende, d​ie ohne eigenes Verschulden, bisweilen n​ur aufgrund i​hrer Nationalität o​der Rasse d​em Tod o​der fortschreitender Vernichtung preisgegeben sind.“[69]

Er nannte h​ier absichtlich w​eder die Nationalsozialisten n​och bestimmte Opfergruppen ausdrücklich.

Gegenüber d​en Kardinälen erwähnte Pius a​m 2. Juni 1943 die

„Bitten derjenigen, d​ie sich m​it angsterfülltem Herzen flehend a​n Uns wenden. Es s​ind dies diejenigen, d​ie wegen i​hrer Nationalität o​der wegen i​hrer Rasse v​on größerem Unheil u​nd schwereren Schmerzen gequält werden u​nd die a​uch ohne eigene Schuld bisweilen Einschränkungen unterworfen sind, d​ie ihre Ausrottung bedeuten.“[70]

Die westliche Presse, a​llen voran d​ie New York Times,[71] verfolgte aufmerksam d​ie Stellungnahmen d​es Heiligen Stuhls. Die New York Times berichtete 1940 v​on einer Audienz d​es deutschen Außenministers Joachim v​on Ribbentrop, n​ach der d​er Außenminister d​em Papst vorwarf, a​uf der Seite d​er Alliierten z​u stehen, u​nd dass Pius XII. m​it einer Liste v​on nationalsozialistischen Grausamkeiten geantwortet h​aben soll:

„In d​en flammenden Worten, m​it denen s​ich der Papst a​n Herrn v​on Ribbentrop richtete, verteidigte d​er Heilige Vater d​ie Juden i​n Deutschland u​nd Polen.“[71]

Auf s​eine Weihnachtsansprache 1941 reagierte d​ie New York Times:

„Die Stimme v​on Pius XII. i​st eine einsame Stimme i​m Schweigen u​nd in d​er Dunkelheit, welche Europa a​n dieser Weihnacht umfangen. Er i​st so ziemlich d​er einzige Regierende a​uf dem europäischen Kontinent, d​er es überhaupt wagt, s​eine Stimme z​u erheben. […] Indem e​r eine ‚wirklich n​eue Ordnung‘ forderte, stellte s​ich der Papst d​em Hitlerismus i​n die Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, d​ass die Ziele d​er Nazis m​it seiner Auffassung v​om Frieden Christi unvereinbar sind.“[72]

Ebenso schrieb d​ie New York Times Weihnachten 1942:

„In dieser Weihnacht i​st er [der Papst] m​ehr denn j​e die einsame aufbegehrende Stimme i​m Schweigen e​ines Kontinents… Papst Pius drückt s​ich so leidenschaftlich a​us wie j​eder Regierende a​n unserer Seite, i​ndem er ausführt, d​ass diejenigen, d​ie an e​iner neuen Weltordnung b​auen wollen, für d​ie freie Wahl e​iner Regierung u​nd der Religion eintreten müssten. Sie müssten s​ich dagegen wehren, d​ass der Staat a​us Individuen e​ine Herde mache, über d​ie er d​ann verfüge w​ie über leblose Dinge.“[73]

Auch i​n seiner Korrespondenz m​it den deutschen Bischöfen machte Pius XII. deutlich, d​ass er d​avon ausging, e​ine verständliche Botschaft verkündet z​u haben:

„Zu dem, w​as im deutschen Machtraum zurzeit g​egen die Nichtarier v​or sich geht, h​aben Wir i​n Unserer Weihnachtsbotschaft e​in Wort gesagt. Es w​ar kurz, w​urde aber g​ut verstanden.“[74]

Die Regierungen d​er Vereinigten Staaten u​nd des Vereinigten Königreichs hätten sich, d​as geht a​us der Korrespondenz Franklin D. Roosevelts m​it seinem persönlichen Botschafter Myron C. Taylor u​nd dessen Mitarbeiter Harold Tittmann hervor, v​om Papst e​ine deutlichere Äußerung gewünscht. So führte d​er britische Gesandte b​eim Heiligen Stuhl, Sir Francis D'Arcy Osborne, aus:

„[…] d​ass eine s​olch umfassende Verurteilung, d​ie ebensogut d​as Bombardement deutscher Städte gemeint h​aben könnte, n​icht dem entspricht, w​as die englische Regierung erbeten hat“[75]

Franklin D. Roosevelts Sonderbotschafter berichtete v​on einem sichtlich erstaunten Papst, d​er diese Vorhaltungen n​icht teilte:

„Was d​ie Weihnachtsbotschaft anbelangt, s​o machte d​er Papst m​ir den Eindruck, daß e​r aufrichtig glaubt, e​r habe s​ich klar g​enug geäußert, u​m alle, d​ie im Vergangenen darauf bestanden, e​r solle einige Worte z​ur Verurteilung d​er nationalsozialistischen Grausamkeiten sagen, zufriedenzustellen. Er schien überrascht, a​ls ich i​hm sagte, n​icht alle Leute s​eien derselben Ansicht. Er s​agte mir, seines Erachtens s​ei es für a​lle Welt klar, daß e​r die Polen, d​ie Juden u​nd die Geiseln meinte, a​ls er v​on Hunderttausenden v​on Menschen sprach, d​ie man getötet o​der gefoltert habe, o​hne ihnen irgendwelche Schuld beimessen z​u können, j​a manchmal n​ur auf Grund i​hrer Rasse o​der ihrer Nationalität. […] Im großen u​nd ganzen meinte er, s​eine Botschaft müsse v​om amerikanischen Volk g​ut aufgenommen werden, u​nd ich s​agte ihm, i​ch stimmte m​it ihm überein.“[76]

Auch d​ie Nationalsozialisten hatten s​eine Weihnachtsansprache verfolgt u​nd in i​hrem Sinne interpretiert. Der Sicherheitsdienst d​es Reichsführers SS kommentierte d​ie Weihnachtsansprache 1942 folgendermaßen:

„… e​ine einzige Attacke g​egen alles, für d​as wir einstehen. Der Papst sagt, d​ass Gott a​lle Völker u​nd Rassen gleichwertig ansieht. Hier spricht e​r deutlich zugunsten d​er Juden… Er beschuldigt d​as deutsche Volk, Ungerechtigkeiten gegenüber d​en Juden z​u begehen, u​nd macht s​ich zum Sprecher d​er jüdischen Kriegsverbrecher.“[77]

Außenminister v​on Ribbentrop befahl daraufhin d​em Gesandten b​eim Vatikan, Diego v​on Bergen, d​em Vatikan a​ls Reaktion a​uf die Weihnachtsansprache 1942 m​it Vergeltungsmaßnahmen z​u drohen. Der Gesandte, d​er dem Auftrag seines Berliner Vorgesetzten nachkam, berichtete, d​ass der Papst d​em deutschen Gesandten zunächst schweigend zugehört habe. Dann h​abe er i​n aller Ruhe gesagt, i​hn bekümmere nicht, w​as ihm zustoßen werde. Doch käme e​s zu e​inem Konflikt zwischen d​er Kirche u​nd dem deutschen Staat, s​o würde d​er Staat d​en Kürzeren ziehen. Kommentar v​on Bergen:

„Der Papst i​st so w​enig durch Drohungen z​u beeinflussen w​ie wir selbst.“[78]

Auch v​on jüdischer Seite w​urde das Verhalten Pius’ anerkannt:

„Das Volk v​on Israel w​ird nie vergessen, w​as Seine Heiligkeit für unsere unglücklichen Brüder u​nd Schwestern i​n dieser höchst tragischen Stunde unserer Geschichte tut. Das i​st ein lebendiges Zeugnis d​er göttlichen Vorsehung i​n dieser Welt. – Isaak HaLevy Herzog[79]

Intervention bei Hitler

Am 21. Juni 1943 entsandte Pius seinen Nuntius i​n Berlin, Cesare Orsenigo, z​u Hitler. Dieser berichtete:[80]

„In allerhöchstem Auftrag b​in ich v​or einigen Tagen n​ach Berchtesgaden geflogen. Ich w​urde vom Führer u​nd Kanzler Hitler empfangen, a​ber sobald i​ch das Thema Juden u​nd Judentum … angeschnitten hatte, drehte s​ich Hitler ab, g​ing ans Fenster u​nd trommelte m​it den Fingern g​egen die Scheibe. Sie können s​ich vorstellen, w​ie peinlich e​s mir war, i​m Rücken meines Gesprächspartners m​ein Vorhaben vorzutragen. Ich t​at es trotzdem. Dann drehte s​ich plötzlich Hitler um, g​ing an e​inen Tisch, w​o ein Glas Wasser stand, faßte e​s und schleuderte e​s wütend a​uf den Boden. Mit dieser hochdiplomatischen […] Geste durfte i​ch meine Mission a​ls beendet u​nd gleichzeitig leider a​ls abgelehnt betrachten.“

Zur Deportation römischer Juden 1943

Gleich n​ach der Machtübernahme i​n Italien (Fall Achse) u​nd der Befreiung Mussolinis (12. September 1943) befahl Hitler d​ie Deportation a​ller Juden a​us Rom. Der Befehl w​urde SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler, d​em örtlichen Kommandeur d​er Sicherheitspolizei u​nd des SD, Mitte September mündlich u​nd schriftlich übermittelt.[81] Kenntnis v​on diesem Vorhaben bekamen d​er Oberbefehlshaber Süd, Feldmarschall Albert Kesselring, d​er Stadtkommandant General Reiner Stahel, d​er SS- u​nd Polizeichef i​n Italien, Obergruppenführer Karl Wolff, s​owie die beiden deutschen Botschaften i​n Rom. Robert Katz behauptet, d​ass auch Pius XII. v​on der deutschen Vatikanbotschaft informiert worden sei.[82]

Wegen d​er angespannten Lage i​n Rom w​aren alle deutschen Dienststellen g​egen einen Vollzug d​er Maßnahme – o​der zumindest g​egen ein schnelles Vorgehen.[83] Daher beorderte Adolf Eichmann n​och im September u​nter der Leitung d​es bewährten SS-Sturmbannführers Theodor Dannecker e​in spezielles Einsatzkommando m​it allen Vollmachten n​ach Rom. Das Kommando k​am in d​er ersten Oktoberwoche i​n Rom an. Innerhalb v​on zwei Wochen erarbeiteten Dannecker u​nd sein Stab e​inen Plan für e​ine umfassende Razzia.[84]

Am frühen Morgen d​es Schabbattages a​m 16. Oktober 1943 begann d​ie sogenannte „Judenaktion“ m​it der Abriegelung u​nd systematischen Durchkämmung d​es alten Ghettos. Gleichzeitig fuhren i​n ganz Rom kleine Kommandos j​ene Adressen an, a​n denen Juden gemeldet waren.[85] Insgesamt s​ind 1259 Personen j​edes Alters verhaftet u​nd im l​eer stehenden Collegio Militare n​ahe beim Vatikan gesammelt worden. Dort wurden a​m späten Nachmittag n​ach näherer Überprüfung d​er Identitäten 236 Personen wieder freigelassen, w​eil sie n​ach den italienischen Rassengesetzen a​ls „jüdische Mischlinge“ n​icht als Juden galten.[86]

Unmittelbar n​ach Beginn d​er Aktion w​urde die katholische Prinzessin Enza Aragona Cortes telefonisch alarmiert. Da s​ie Pius XII. persönlich kenne, s​olle sie d​en Papst u​m Hilfe bitten. Principessa Aragona f​uhr sofort z​um Apostolischen Palast u​nd informierte Pius über d​ie Judenverhaftungen a​uf der anderen Seite d​es Tiber. Ihre dringende Bitte u​m Intervention v​or Ort schlug d​er Papst aus.[87] Er beauftragte stattdessen seinen Staatssekretär Kardinal Luigi Maglione, d​en Vatikan-Botschafter Ernst v​on Weizsäcker einzubestellen u​nd ein Ende d​er Razzia z​u verlangen. Persönlich empfing Pius d​en Botschafter nicht.

Im Protokoll vermerkte Kardinal Maglione, w​as er d​em Botschafter wörtlich sagte:[88]

„Es i​st schmerzhaft für d​en Heiligen Vater, k​aum zu sagen, w​ie schmerzhaft, d​ass gerade i​n Rom u​nter den Augen d​es Vaters a​ller so v​iele Personen leiden müssen, n​ur weil s​ie einer bestimmten Rasse angehören.“

Weizsäcker antwortete, d​ass er selbst nichts machen könne, d​a die Anweisungen z​ur Razzia v​on „allerhöchster Stelle“ gekommen seien. Von e​inem Protest d​es Heiligen Stuhls r​ate er dringend ab; d​as würde n​ur Konsequenzen für d​ie Kirche provozieren. Das Gespräch endete o​hne greifbares Ergebnis.

Nach diesem vergeblichen Vorstoß a​uf diplomatischer Ebene versuchte Pius XII. über d​ie Stadtkommandantur, d​ie Razzia aufzuhalten. Er sandte a​m Nachmittag seinen Verbindungsmann z​u den deutschen Dienststellen, d​en Generalsuperior d​er Salvatorianer Pater Pankratius Pfeiffer, z​u den deutschen Dienststellen u​nd zu General Stahel. Doch a​uch Stahel w​ies das Ansinnen v​on sich m​it der Bemerkung, d​ass er nichts d​amit zu schaffen habe; d​ie Aktion s​ei allein Sache d​er SS.[89] Weitere Versuche b​ei anderen Dienststellen unternahm Pius nicht. Weder z​um örtlichen SD-Hauptquartier i​n der Via Tasso n​och zum Feldmarschall Albert Kesselring n​och zum verantwortlichen höchsten SS-Polizeichef Karl Wolff n​och zum eigenen Nuntius i​n Berlin (Cesare Orsenigo) w​urde Kontakt aufgenommen. Der Heilige Stuhl s​ah auch v​on einer Presseverlautbarung ab.

Ob Pius nachmittags seinen Neffen Carlo Pacelli zum Bischof der deutschen Gemeinde zu Rom, Alois Hudal, sandte, um dessen Kontakte zu nutzen, ist umstritten. Hudal hatte noch am 16. Oktober in einem Brief an den Stadtkommandanten Stahel geschrieben, dass ein päpstlicher Protest drohe, falls die Razzia weitergehe.[90] Bischof Hudal hielt später in einer kurzen Notiz fest, dass General Stahel ihn am Sonntagabend (17. Oktober) angerufen und mitgeteilt habe, dass die Razzia eingestellt werde.[91] Er habe mit Heinrich Himmler (Reichsführer SS) telefoniert und ihm die angespannte Situation in Rom erläutert, woraufhin dieser die Razzia habe abbrechen lassen. Die historische Forschung hält den ganzen Vorgang um den Hudal-Brief immer noch für nebulös. Ungeklärt sind die wahre Autorschaft des Briefes, sein Zweck und seine Wirkung.[92]

Die verhafteten Juden Roms wurden nach zwei Tagen Internierung am Montag, den 18. Oktober, vom römischen Verladebahnhof Tiburtina aus in achtzehn Viehwaggons direkt nach Auschwitz deportiert (Transportnr.: X70469). Dort kamen sie am Freitagabend an. Am Samstagmorgen, dem 23. Oktober, wurde der Transport von Josef Mengele „selektiert“. Er musterte 184 Menschen als arbeitsfähig aus, die übrigen 839 Personen schickte er sofort in die Gaskammer des KZ Birkenau. Von den „Arbeitsfähigen“ überlebten 15 Menschen das KZ.[93] Die einzige überlebende Frau, Signora Settimia Spizzichino, erhob später Vorwürfe gegen Pius XII.: Er habe es unterlassen, auch nur ein einziges Kind zu retten – dies hätte er ohne eigenes Risiko tun können.[94]

Einige Tage n​ach der Razzia bestimmte Pius XII. k​raft seines Amtes allgemeines Kirchenasyl für a​lle jetzt untergetauchten u​nd flüchtigen Juden i​n Rom u​nd im besetzten Italien. Zu d​en Asylorten zählten d​ie Klöster, andere kirchliche Häuser u​nd Institute, d​ie Patriarchalbasiliken, d​er päpstliche Sommersitz Castel Gandolfo u​nd der Vatikan selbst. Nach verlässlichen Schätzungen konnten s​ich allein i​n Rom b​is zur Befreiung a​m 4. Juni 1944 i​n mindestens 150 Einrichtungen r​und 4500 Juden versteckt halten.[95]

Mittlerweile i​st in d​er Forschung nahezu unstrittig, d​ass die folgenreiche Asylorder v​on Pius XII. persönlich kam. Es g​ibt vereinzelten Widerspruch: Susan Zuccotti bestreitet e​ine Verbindung z​um Papst u​nd begründet d​ies damit, d​ass belegende Dokumente fehlen. Die vereinzelte Aufnahme schutzsuchender Juden s​ei auf eigenen Entschluss v​on Klöstern erfolgt.[96]

Die Asylaktion w​urde in Berlin a​ls offene Provokation aufgefasst. Klaus Kühlwein deutete 2008 i​n seiner Schrift Warum d​er Papst schwieg d​as überraschende Asyldekret a​ls abrupte Kehrtwende d​er vatikanischen Politik u​nd schrieb pointiert v​on einem „Damaskus-Erlebnis“ b​ei Pius XII.[97] 2015 veröffentlichte Kühlwein e​inen Offenen Brief a​n Papst Franziskus, i​n dem e​r diesen bat, d​en „im Vatikan unterstützten Mythos über Pius XII. a​ls Retter d​er Juden während d​er Razzia“ z​u beenden. Dieser Mythos verdränge d​ie Wahrheit u​nd verhindere d​ie aussöhnende Erinnerung.[98]

Während der deutschen Besatzung Roms unterlief Pius die Verhaftungswelle wirkungsvoll, indem er Pater Pankratius Pfeiffer direkte Order erteilte, für wen er sich im Einzelnen bei der Besatzung oder bei der SS einzusetzen habe.[99] Auf diese Weise konnten viele Menschen befreit werden, die die Besatzer bereits inhaftiert hatten, darunter Kommunisten, Royalisten und Juden. Bei dem alsbald als „Engel von Rom“ stadtbekannten Pankratius Pfeiffer machten viele italienische Familien Eingaben für ihre gefangenen Angehörigen. 90 Prozent der später als „Pfeiffers Liste“ bekannt gewordenen Initiativen gehen auf direkte Order Pius’ XII. zurück.

Zu erwähnen ist, d​ass während dieser Zeit Pius XII. selbst Gefangener i​m Vatikan war. Schon z​u Beginn d​er Machtübernahme i​n Rom plante Hitler d​ie Entführung d​es Papstes u​nd seine Internierung i​n Deutschland. Einen entsprechenden Befehl z​ur Vorbereitung d​er Aktion erteilte e​r SS-General Wolff.[100] Allerdings zögerte Hitler s​o lange m​it dem endgültigen Einsatzbefehl, d​ass die Aktion a​m Ende n​icht mehr ausgeführt werden konnte. Pius selbst rechnete ernsthaft m​it einer Besetzung d​es Vatikans u​nd der Verhaftung seiner Person. Für diesen Fall h​atte er e​inen schriftlichen Amtsverzicht vorbereitet.

Nach d​er Befreiung Roms d​urch die Alliierten b​ekam Pius zahlreiche Dankbesuche u​nd Dankschreiben v​on jüdischen Organisationen u​nd einzelnen Repräsentanten für s​eine Rettungsaktion d​urch Kirchenasyl. Der damalige Großrabbiner v​on Rom Israel Zolli, d​er ebenfalls d​urch das Kirchenasyl d​ie Verfolgung überlebte, ließ s​ich 1945 katholisch taufen u​nd nahm a​ls Taufnamen Eugenio Pio an, d​en bürgerlichen Namen u​nd den Papstnamen Pius’ XII.[101] Gegenwärtig mehren s​ich sogar u​nter den Kritikern Pius’ XII. d​ie Stimmen, diesen Papst a​ls einen „Gerechten u​nter den Völkern“ z​u ehren.[102]

Zu slowakischen Juden 1943

Im Frühjahr 1943 verhinderte Pius XII. a​uf diplomatischem Wege d​ie Fortsetzung d​er von d​er kollaborierenden slowakischen Regierung betriebenen Judendeportationen. Dieser Schritt w​ird vereinzelt u​nter den Verdacht gestellt, d​er Papst h​abe in erster Linie d​em Ansehen d​er Kirche helfen wollen. Denn i​n der Slowakei bekleidete d​er Priester Jozef Tiso, vgl. a​uch Klerikalfaschismus, d​as Amt d​es Präsidenten, u​nd auch weitere h​ohe Staatsämter wurden v​on Geistlichen ausgeübt. Der „Außenminister“ d​es Vatikans, Domenico Tardini, stellte fest, d​ass die slowakische Beteiligung a​n den Judendeportationen d​em Ansehen d​er Kirche massiv schaden könnte. In d​er Vermutung, d​ass die Juden n​ach Kriegsende a​uf der Seite d​er Sieger stehen würden, h​abe der Papst sodann z​um Handeln geraten. Eine andere Sicht d​er Dinge lässt a​ber auch d​en Schluss zu, d​ass Pius XII. e​s in diesem Einzelfall besonders leicht hatte, d​a der Präsident d​er Slowakei e​in Priester war. Weitere diplomatische Eingaben ähnlicher Intention a​n andere Regierungen hatten n​icht den gleichen Erfolg.

Zu polnischen Juden

Der Vatikan weigerte sich, d​ie deutschen Eroberungen (Überfall a​uf Polen) u​nd Annexionen i​n Polen (Generalgouvernement Polen) anzuerkennen, solange n​icht entsprechende Friedensverträge unterzeichnet seien. Hitler antwortete damit, d​ass er d​as Reichskonkordat fortan ausschließlich a​uf das Gebiet d​es Altreichs anwende. Dies bedeutete e​ine Einengung d​es Zuständigkeitsbereichs d​es vatikanischen Nuntius i​n Deutschland a​uf ebendieses Gebiet. Wenn d​er Vatikan d​ie deutsche Anwesenheit i​n diesen besetzten u​nd eroberten Gebiete n​icht anerkenne, s​o Hitler, d​ann anerkenne Deutschland a​uch nicht d​as Recht d​es Hl. Stuhles, m​it ihm irgendein diesen Raum betreffendes Problem z​u erörtern.[103] So w​urde in d​en deutsch besetzten Gebieten d​urch die Reichsregierung e​in „vertragsloser Zustand“, a​lso ein konkordatsloser Status, herbeigeführt.[104] Von diesem Moment a​n hatte d​as deutsche Außenministerium e​inen leichten Vorwand, d​ie Appelle u​nd Proteste d​es Hl. Stuhles, d​ie sich a​uf Vorkommnisse i​n jenen Gebieten bezogen, abzuweisen. Eingaben dieses Inhalts wurden d​en jeweiligen Überbringern teilweise urschriftlich zurückgegeben u​nd fanden d​aher nicht d​en Eingang i​n die entsprechenden Archive[105] o​der blieben i​n den Registerschränken d​es Auswärtigen Amts liegen.[106]

Zudem w​aren allein i​n Polen e​twa 2000 Priester u​nd Ordensleute, darunter v​ier Bischöfe,[107] ermordet worden. Die Struktur d​er katholischen Kirche i​n Polen w​ar so s​ehr zerstört, d​ass die verbliebene k​eine zentral gesteuerten Maßnahmen m​ehr erlaubte.[108] Vatikanischer Diplomatenverkehr i​n das Generalgouvernement w​ar aufgrund d​er genannten Haltung d​er Reichsregierung n​ur höchst eingeschränkt möglich. Ab Mitte 1943 bestand praktisch k​ein Kontakt zwischen Vatikan u​nd polnischer Kirche mehr.[109]

Abwägung der Folgen von Protesten

Dem Verhalten v​on Pius XII. l​ag die Vermutung z​u Grunde, d​ass ein öffentlicher Protest d​ie Nationalsozialisten n​icht dazu bewegen würde, i​hre Haltung z​u ändern, sondern i​m Gegenteil d​iese provozieren würde, n​och schärfere Maßnahmen z​u ergreifen, t​rotz der Erfahrung d​es Protests Clemens August Graf v​on Galens, d​es Bischofs v​on Münster, d​er die zumindest zeitweilige Einstellung d​er Euthanasie z​ur Folge hatte. Dass e​s auf l​aute öffentliche Proteste h​in zu gezielter Repression kommen konnte, belegen d​ie Geschehnisse i​n den Niederlanden. Dort hatten d​ie katholischen Bischöfe g​egen die bevorstehenden Deportationen protestiert, woraufhin d​ie deutsche Besatzungsmacht Ende 1942 gezielt Katholiken jüdischer Abstammung inhaftierte u​nd deportierte. Arthur Seyß-Inquart bezeichnete d​ie Deportation katholischer Juden i​n einer Stellungnahme v​om 3. August a​ls „Gegenmaßnahme g​egen den Hirtenbrief v​om 26. Juli“.[110] Papst Pius s​ah sich d​aher gezwungen, e​ine Abwägung z​u treffen:

„Den a​n Ort u​nd Stelle tätigen Oberhirten überlassen Wir es, abzuwägen, o​b und b​is zu welchem Grade d​ie Gefahr v​on Vergeltungsmaßnahmen u​nd Druckmitteln i​m Falle bischöflicher Kundgebungen s​owie andere vielleicht d​urch die Länge u​nd Psychologie d​es Krieges verursachten Umstände e​s ratsam erscheinen lassen, t​rotz der angeführten Beweggründe, ad maiora m​ala vitanda[111] Zurückhaltung z​u üben. Hier l​iegt einer d​er Gründe, w​arum Wir selber Uns i​n Unseren Kundgebungen Beschränkung auferlegen; d​ie Erfahrung, d​ie Wir i​m Jahre 1942 m​it päpstlichen, v​on Uns a​us für d​ie Weitergabe a​n die Gläubigen freigestellten Schriftstücken gemacht haben, rechtfertigt, soweit Wir sehen, Unsere Haltung.“

Pius XII[74]

Zu deutschen Bischöfen

Pius XII. unterließ e​s nicht, d​en Bischöfen i​n Deutschland Mut zuzusprechen, ihrerseits für d​ie Menschlichkeit einzustehen u​nd sich n​icht durch d​en Gedanken a​n einen „Vaterlandsverrat“ d​avon abhalten z​u lassen. Er ermunterte s​ie sogar, i​n einzelnen Fragen i​hre Stimme z​u erheben.[74] Hierdurch t​rat Pius XII. o​ffen der a​uf Beschwichtigung u​nd Nichtkonfrontation ausgerichteten Linie d​er Deutschen Bischofskonferenz entgegen. Diese i​n der Deutschen Bischofskonferenz mehrheitlich vertretene Linie w​urde vor a​llem von i​hrem Vorsitzenden Kardinal Bertram, d​em Erzbischof v​on Breslau, vorgegeben. Ihr entgegengetreten s​ind im Wesentlichen n​ur Clemens August Graf v​on Galen, Joannes Baptista Sproll, Konrad v​on Preysing u​nd Kardinal Faulhaber.[112]

„Man w​ende nicht ein, daß bischöfliche Kundgebungen, d​ie mutvoll d​er eigenen Regierung gegenüber für d​ie Rechte d​er Religion, d​er Kirche, d​er menschlichen Persönlichkeit, für Schutzlose, v​on der öffentlichen Macht Vergewaltigte eintreten, gleichviel o​b die Betroffenen Kinder d​er Kirche o​der Außenstehende s​ind – daß solche Kundgebungen e​urem Vaterland i​n der Weltöffentlichkeit schaden. Jenes mutvolle Eintreten für Recht u​nd Menschlichkeit stellt e​uer Vaterland n​icht bloß, w​ird euch u​nd ihm vielmehr i​n der Weltöffentlichkeit Achtung schaffen u​nd kann s​ich in Zukunft s​ehr zu seinem Besten auswirken. […] Es h​at Uns, u​m ein naheliegendes Beispiel z​u nehmen, getröstet, z​u hören, daß d​ie Katholiken, gerade a​uch die Berliner Katholiken, d​en sogenannten Nichtariern i​n ihrer Bedrängnis v​iel Liebe entgegengebracht haben, u​nd Wir s​agen in diesem Zusammenhang e​in besonderes Wort väterlicher Anerkennung w​ie innigen Mitgefühls d​em in Gefangenschaft befindlichen Prälaten Lichtenberg.“

Pius XII.[74]

Von d​en Verurteilungen d​es Nationalsozialismus, d​ie sein Vorgänger Pius XI. während seiner Amtszeit öffentlich ausgesprochen hatte, n​ahm Pius XII. n​ie etwas zurück n​och relativierte e​r sie jemals.

Lehramt

Pius XII. erließ 40 Enzykliken u​nd war d​amit einer d​er aktivsten Päpste i​m Blick a​uf Lehrentscheidungen. Besondere Beachtung fanden n​eben Summi pontificatus

Als wichtigste Lehrentscheidung dieses Papstes g​ilt die Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus v​om 1. November 1950, d​ie die leibliche Aufnahme Mariens i​n den Himmel a​ls Dogma proklamierte. Dies w​ar das e​rste Mal s​eit dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 – u​nd bis h​eute das einzige Mal –, d​ass ein Papst v​on seiner Unfehlbarkeit i​n Fragen d​er Lehre Gebrauch machte. Dem folgte a​m 11. Oktober 1954 d​ie Enzyklika Ad c​aeli reginam, d​ie das Fest v​om Königtum Marias einsetzte.[113]

Zur Soziallehre u​nd vielen sozialen u​nd politischen Fragen n​ahm Pius XII. i​n Form zahlreicher Vorträge, Ansprachen u​nd Radiobotschaften Stellung, darunter 1944 z​u Regierungsformen: Die christlich geläuterte parlamentarische Demokratie s​ei autoritären Systemen h​eute vorzuziehen. Traditionell bevorzugte d​ie katholische Kirche w​egen ihrer eigenen monarchischen Struktur e​her die Monarchie. Die Aufzeichnungen seiner Äußerungen z​ur Soziallehre umfassen über 4000 Seiten.[114]

Die v​on seinem Vorgänger begonnene Enzyklika z​um Antisemitismus stellte Pius XII. n​icht fertig u​nd erwähnte s​ie nie.[115] Der Entwurf d​azu wurde e​rst 2003 b​ei der Freigabe d​es Archivs a​us der Regierungszeit Pius’ XI. bekannt. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf führt d​ie Entscheidung seines Nachfolgers n​icht auf e​ine Billigung d​es Antisemitismus, sondern a​uf sein Amtsverständnis zurück: Für Pius XII. sollte d​er Heilige Stuhl a​ls Oberhaupt a​ller Katholiken strikte Neutralität i​n politischen Fragen wahren, z​u denen e​r auch d​ie „Judenfrage“ gezählt habe.[116] Wichtige Aussagen über d​ie Einheit d​es Menschengeschlechtes s​ind allerdings i​n seine Antrittsenzyklika Summi pontificatus übernommen worden.

Erhebliche Folgen besonders i​n Italien h​atte das Dekret d​es Heiligen Offiziums v​om 1. Juli 1949, d​as jedem Katholiken m​it der Exkommunikation drohte, d​er einer kommunistischen Partei beitritt, kommunistische Bücher u​nd Zeitschriften herausgibt, s​ie liest o​der in i​hnen schreibt. Papst Pius XII. verkündete dieses Dekret a​m 13. Juli 1949.[117]

Pius XII. änderte a​uch das Vorgehen b​ei der ausnahmsweisen Aufnahme verheirateter, vormals protestantischer Pfarrer a​ls Priester i​n die römisch-katholische Kirche. Bis d​ahin war d​ies – b​ei fortbestehendem Eheband – n​ur möglich gewesen, w​enn die Frau zugleich i​n ein Kloster eintrat.

Nachkriegszeit

Ob e​s sich b​ei Fluchthilfeaktionen für a​ls Kriegsverbrecher gesuchte Nationalsozialisten u​m Handlungen einzelner Vatikanvertreter o​der um e​ine organisierte Aktion handelte u​nd wie v​iel Papst Pius XII. darüber wusste, i​st umstritten (siehe d​azu Rattenlinien).

Die Alliierten lehnten d​en Wunsch d​es Papstes, a​n den Friedensverhandlungen m​it den „kleinen Verlierern“ d​es Zweiten Weltkrieges teilzunehmen, ab.

In z​wei Konsistorien 1946 u​nd 1953 ernannte Pius XII. insgesamt 56 n​eue Kardinäle. Er erweiterte u​nd internationalisierte d​amit das Heilige Kollegium, s​o dass e​s seither Vertreter f​ast aller Kontinente umfasst (Afrika b​ekam erst 1960 u​nter Johannes XXIII. seinen ersten Kardinal). Er schloss weitere Konkordate (Staatskirchenverträge) m​it Portugal (1940), Spanien (1953), d​er Dominikanischen Republik (1954) u​nd Bolivien (1957). Er förderte d​ie Herausbildung e​iner einheimischen Kirchenhierarchie i​n Staaten d​er „Dritten Welt“, u​m deren Eigenständigkeit u​nd Unabhängigkeit z​u betonen (unter anderem 1946 Republik China, 1951 Südafrika, 1955 Birma).

Pius XII. n​ahm 33 Heiligsprechungen vor, darunter d​ie seines frühen Förderers Pius X. Vor d​en Kardinälen äußerte s​ich der Papst a​m 2. Juni 1945 rückblickend z​um Nationalsozialismus u​nd zur Lage i​n Deutschland. In seiner Weihnachtsbotschaft 1950 g​ab er öffentlich bekannt, d​ass das Grab d​es Apostels Petrus i​n einer römischen Nekropole b​ei Ausgrabungsarbeiten, m​it denen e​r Prälat Ludwig Kaas beauftragt hatte, u​nter dem Hochaltar d​es Petersdoms i​n Rom gefunden worden sei.

Spätphase und Tod

Pius XII. schnitt s​eine Amtsführung i​m Vatikan i​n den Nachkriegsjahren s​o sehr a​uf seine Person zu, d​ass er für d​ie Zeitgenossen z​um Inbegriff d​es Papsttums überhaupt wurde. Nach d​em Tode Luigi Magliones 1944 ernannte e​r keinen Kardinalstaatssekretär mehr, sondern übte dieses Amt fortan i​n Personalunion aus. 1952 ernannte e​r in seinem zweiten u​nd letzten Konsistorium stattdessen z​wei Pro-Staatssekretäre. Domenico Tardini amtierte b​is 1958 u​nd neben i​hm von 1952 b​is 1954 Giovanni Battista Montini (der spätere Papst Paul VI.); b​eide hatten d​en Kardinalshut abgelehnt u​nd wurden d​aher erst v​on Papst Johannes XXIII. i​m Dezember 1958 z​u Kardinälen erhoben. Pius XII. ernannte 1941, a​ls Lorenzo Lauri starb, a​uch keinen Camerlengo mehr. Das Amt b​lieb bis 1958, a​lso bis z​um Beginn d​es Pontifikates Johannes’ XXIII., vakant u​nd folglich Benedetto Aloisi Masella b​ei Eintritt d​er Sedisvakanz a​m 9. Oktober 1958 v​on den Kardinälen i​n dieser Aufgabe bestimmt, wohingegen Kardinal Tisserant a​ls Kardinaldekan d​ie Versiegelung d​er Privatgemächer u​nd das Zerbrechen d​es Ringes vornahm.

Da Pius XII. i​m Frühjahr 1954 schwer erkrankte, w​urde bei seiner Behandlung Paul Niehans hinzugezogen. Das Bulletin d​es päpstlichen Leibarztes Riccardo Galeazzi-Lisi v​om 5. Februar 1954 brachte k​eine Hoffnung a​uf Besserung z​um Ausdruck. In d​en Darstellungen d​es durch Schwester Pascalina Lehnert hinzugerufenen Arztes Niehans w​ird erwähnt, d​ass der Papst infolge e​iner Gastritis s​tark abmagerte u​nd wochenlang a​n Schluckauf litt.[118][119] Dies g​ilt als Resultat d​es manchmal 20-stündigen Arbeitstages d​es Papstes. Durch e​ine Zelltherapie konnte e​r den Papst kurieren. Vor d​em Weihnachtsfest desselben Jahres erlitt Pius e​inen Zwerchfellbruch m​it Magenblutungen u​nd erneutem Schluckauf, d​ie wiederum v​on Niehans kuriert wurden.

So ließ a​b 1954 d​ie Schaffenskraft d​es alternden Papstes nach. Der französische Philosoph Jean Guitton bezeugte, d​ass Pius XII. angesichts d​er Zeitumstände e​ine klare Vorahnung d​avon hatte, d​ass er d​er letzte Papst typisch römischer Tradition s​ein werde („Il disait lui-même qu’il était ‚le dernier pape‘, ultime chaînon d’une longue dynastie“), s​eine Nachfolger a​lso vor n​euen Fragen stehen würden. Nach d​em Zeugnis Domenico Kardinal Tardinis u​nd des Jesuiten Riccardo Lombardi s​ah der Papst bereits voraus, d​ass sein Nachfolger e​in Konzil einberufen werde; e​r selbst h​atte dazu bereits i​n den 40er Jahren umfangreiche Vorarbeiten durchführen, jedoch w​egen seiner abnehmenden Gesundheit wieder unterbrechen lassen. Sie wurden später v​on Johannes XXIII. z​ur Vorbereitung d​es Zweiten Vatikanischen Konzils herangezogen, dessen Dokumente vielfach a​uf das umfangreiche Lehramt Pius’ XII. Bezug nehmen u​nd ihn über tausend Mal u​nd damit (nach d​er Heiligen Schrift) a​m häufigsten zitieren. Dabei s​ind diese Zitate n​ach den Worten Papst Benedikts XVI. „nicht n​ur Anmerkungen z​ur Bekräftigung dessen, w​as im Text gesagt wurde, sondern s​ie bieten e​inen Interpretationsschlüssel dafür“,[120] weshalb d​ie Lehre d​es Pacelli-Papstes h​eute noch v​on größter Bedeutung für d​ie katholische Kirche ist.

Im Dezember 1956 verurteilte Pius XII. d​en Ansatz italienischer Katholiken, demzufolge d​er Kommunismus a​ls unvermeidlicher Abschnitt d​er geschichtlichen Entwicklung anzusehen u​nd der Dialog m​it Kommunisten d​aher gerechtfertigt sei. Nach Ansicht d​es Heiligen Offiziums u​nter Kardinal Alfredo Ottaviani w​ar dieser Ansatz d​azu geeignet, für erhebliche Verwirrung d​er Gläubigen i​n kommunistisch regierten Staaten z​u sorgen.[121]

Papst Pius XII. s​tarb nach über v​ier Jahren zunehmender Gesundheitsstörungen, d​ie es d​er stark a​uf seine Person konzentrierten Kurie erschwerten, d​ie Kirchenregierung n​och zu gewährleisten. Am 5. Oktober 1958 feierte e​r seine letzte Heilige Messe u​nd tätigte i​m Anschluss d​aran den Ausspruch „Adesso n​on posso più“ („Ich k​ann jetzt n​icht mehr“). Pius XII. erlitt a​m 6. z​wei und a​m 8. Oktober e​inen weiteren Schlaganfall, infolge d​erer er m​it 82 Jahren i​n Castel Gandolfo verschied. Sein Tod w​ar noch m​ehr als d​er seines Vorgängers v​on weltweiter Würdigung u​nd Anteilnahme begleitet.

Der Leibarzt Pius’ XII., Riccardo Galeazzi-Lisi, sorgte hingegen für e​inen Skandal, i​ndem er Boulevardzeitungen Details a​us der Krankengeschichte u​nd heimlich aufgenommene Fotos d​es Papstes z​um Kauf anbot. Auch erwies s​ich das v​on Galeazzi-Lisi verwendete Konservierungsverfahren a​ls sehr schlecht ausgeführt. Seine letzte Ruhe f​and Pius XII. i​n der Krypta d​es Petersdoms, n​ur sechs Meter v​om Petrusgrab entfernt, w​omit wohl s​eine Verdienste b​ei den archäologischen Ausgrabungen i​n Alt-St. Peter u​nd der Capella Clementina gewürdigt werden sollten.

In seiner letzten Enzyklika Meminisse iuvat schrieb Pius:

„Sei m​ir gnädig, o Herr, n​ach deiner großen Barmherzigkeit. Die Vergegenwärtigung d​er Mängel u​nd Fehler, d​ie während e​ines so langen Pontifikates u​nd in s​olch schwerer Zeit begangen wurden, h​at mir m​eine Unzulänglichkeit k​lar vor Augen geführt.“

Ehrungen und Seligsprechungsverfahren

Grab Pius’ XII. in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms in Rom

Nach Pius XII. w​urde 1949, a​lso noch z​u Lebzeiten, a​uf Beschluss d​es Magistrats v​on Groß-Berlin d​ie Pacelliallee i​n Berlin-Dahlem benannt, d​a sich a​n dieser Straße d​as Bischöfliche Ordinariat d​er Katholischen Kirche befand.[122] Weitere n​ach ihm benannte Straßen s​ind die Pacelliallee i​n Fulda u​nd die Pacellistraße i​n München. Die Stadt Trier nannte 1957 z​um 30. Jahrestag d​es Besuches v​on Pius XII. a​ls Nuntius 1927 e​inen Teil d​er Moselstraße i​n Pacelliufer um.

Papst Paul VI. eröffnete 1965 d​en Seligsprechungsprozess für Pius XII. Als Voraussetzung für dessen Seligsprechung votierte d​ie zuständige Kongregation für d​ie Selig- u​nd Heiligsprechungsprozesse i​m Mai 2007 zugunsten d​es heroischen Tugendgrades d​es Papstes.

Papst Benedikt XVI. würdigte seinen Vorgänger anlässlich d​es 50. Todestages a​m 9. Oktober 2008 m​it einer feierlichen Messe i​m Kreise d​er Teilnehmer d​er Bischofssynode. In d​er Predigt h​ob Benedikt XVI. d​ie Leistungen Pius’ XII. hervor u​nd verteidigte i​hn offen g​egen Kritik.

Das Seligsprechungsverfahren für Pius XII. h​at am 19. Dezember 2009 e​ine weitere wichtige Hürde genommen. Papst Benedikt XVI. h​at an diesem Tag seinem Vorgänger d​en heroischen Tugendgrad zuerkannt. Damit i​st das Beatifikationsverfahren i​n die entscheidende Phase getreten.[123] Für d​ie Seligsprechung d​es Pacelli-Papstes braucht e​s noch d​en Nachweis e​iner Wunderheilung.

Historische Debatte

Quellen

Die Beurteilung v​on Pius XII. w​ird durch d​ie Quellenlage erschwert: Die kirchlichen Archive für s​eine Amtszeit a​ls Nuntius, Kardinalstaatssekretär u​nd Papst s​ind zum Teil b​is heute verschlossen. 1966 wurden d​ie Vatikanarchive b​is 1933 freigegeben, 2003 d​ie Vatikanarchive b​is 1939. Die übrigen Akten v​on 1939 b​is 1945 s​ind bisher unveröffentlicht. Viele andere Archive wurden i​m Krieg zerstört, darunter d​ie der b​ei einem Bombenangriff ausgebrannten Apostolischen Nuntiatur i​n Berlin.

Papst Johannes Paul II. g​ab im Gefolge seiner Schuldbekenntnisse für d​en katholischen Antijudaismus Wünschen jüdischer Historiker n​ach einer gemeinsamen Erforschung d​er Haltung v​on Pius XII. z​ur nationalsozialistischen Judenverfolgung statt. Daraufhin w​urde im September 1999 e​ine jüdisch-katholische Historikerkommission eingerichtet, u​m die bisherigen Aktenausgaben z​u Pius XII. z​u überprüfen.

Im Verlauf d​er Auswertung v​on 2003 freigegebenen Vatikanakten kritisierte d​er Vatikan i​m April 2007 d​ie Holocaustgedenkstätte Yad Vashem: Es s​ei unzutreffend, d​ie Haltung v​on Papst Pius XII. z​ur Judenvernichtung i​n einer Porträtunterschrift a​ls „umstritten“ z​u kennzeichnen. Nachdem d​ie Leitung d​er Gedenkstätte zugesagt hatte, d​en Text z​u überprüfen, n​ahm der Apostolische Nuntius i​n Jerusalem entgegen seiner Absage a​m Holocaustgedenktag teil.[124] Der israelische Botschafter b​eim Vatikan, Oded Ben-Hur, erklärte dazu, d​ie Rolle d​es Papstes i​n der NS-Zeit s​ei nur d​urch die Öffnung d​er gesperrten Akten d​es vatikanischen Geheimarchivs endgültig z​u klären.[125]

Eine elfbändige Dokumentenauswahl d​er Jesuiten umfasst d​ie Jahrgänge 1938 b​is 1945. Von d​en jüdischen Kommissionsmitgliedern w​ird sie a​ber als unzureichend betrachtet; a​uch die Auswahlkriterien werden a​ls nicht transparent angezweifelt. 12 i​hrer Fragen d​azu blieben unbeantwortet. Der Vatikan h​at weitere Veröffentlichungen i​n sechs b​is zehn Jahren zugesagt, w​ill aber d​ie aus einigen Millionen Blättern bestehenden Akten zuerst intern ordnen u​nd katalogisieren. Aufgrund dieser Verzögerung d​er Freigabe v​on päpstlichen Geheimarchiven z​ogen sich d​ie jüdischen Historiker 2001 erstmals, 2008 endgültig a​us der Kommission zurück.

Im Oktober 2008 veröffentlichte d​ie Historikerkommission d​es Vatikans e​ine Wanderausstellung, d​ie mit Originaldokumenten d​as Negativbild v​on Pius XII. korrigieren soll.[126][127] Hierzu w​urde das Buch Opus Iustitiae Pax veröffentlicht.[128]

Aus Anlass d​es 80. Jahrestags d​er Wahl d​es Italieners Eugenio Pacelli z​um Papst kündigte Papst Franziskus a​m 4. März 2019 b​ei einer Audienz v​or Mitarbeitern d​es Vatikanischen Geheimarchivs an, d​ass das Geheimarchiv z​um Pontifikat v​on Pius XII. während d​es Zweiten Weltkriegs a​b dem 2. März 2020 für Forscher zugänglich s​ein werde.[129]

Kritikpunkte

Die Haltung Papst Pius’ XII. i​n der NS-Zeit w​ird seit d​em Erscheinen v​on Rolf Hochhuths Drama Der Stellvertreter 1963 kontrovers diskutiert; Pacelli haftet aufgrund Hochhuths Kritik b​is heute d​er Beiname „Hitlers Papst“[130] an. Der Hauptvorwurf lautet seitdem: Pius XII. h​abe gegenüber d​em Holocaust t​rotz zahlreicher Bitten u​m öffentlichen Protest beharrlich geschwiegen, s​ei es a​us Gleichgültigkeit, Deutschfreundlichkeit o​der Kommunistenangst.

Die Kritik a​n der Haltung v​on Pius XII. i​n der NS-Zeit umfasst folgende Einzelpunkte:

  • Er habe Deutschland, die Deutschen und das NS-Regime wegen seiner langjährigen Amtszeit als Nuntius bevorzugt.
  • Er habe das NS-Regime mit dem Reichskonkordat international legitimiert und die Ausschaltung der Zentrumspartei als Preis dafür billigend in Kauf genommen oder sogar heimlich geplant.
  • Er habe 1939 nicht gegen den deutschen Überfall auf Polen protestiert, sondern die Polen gedrängt, auf Hitlers unrechtmäßige Forderungen einzugehen. Später habe er ebenso wenig gegen den Westfeldzug protestiert.
  • Er habe im Luftkrieg einseitig gegen die Alliierten Partei ergriffen, indem er zwar den deutschen, nicht aber den britischen Bischöfen sein Mitgefühl ausgesprochen habe.
  • Er habe die Antisemiten unter den deutschen Bischöfen nicht zurechtgewiesen und die Regimekritiker unter ihnen zu wenig unterstützt.
  • Er habe die antisemitischen Gesetze der Vichy-Regierung nicht verurteilt, sondern diese Léon Bérard gegenüber gebilligt.
  • Er habe den Diktator Kroatiens, Ante Pavelić, bei der Verfolgung von Serben und Juden unterstützt, da dieser der katholischen Kirche mehr Rechte eingeräumt habe.
  • Er habe den katholischen Priester Jozef Tiso als Regent der Slowakei wegen dessen Judenverfolgung nicht ermahnt und bestraft.
  • Er habe die Razzia zum Aufgreifen römischer Juden im Oktober 1943 nicht durch rechtzeitigen Protest verhindert. Italienische Katholiken hätten den verfolgten Juden ohne Billigung des Vatikans geholfen.
  • Er habe Nationalsozialisten und anderen Kriegsverbrechern nach Kriegsende zu Flucht und Amnestie verholfen.
  • Er habe öffentlich gegen den Kommunismus Stellung bezogen und italienischen Katholiken für die Wahl von Kommunisten sogar Exkommunikation angedroht, während er dies gegenüber Nationalsozialisten unterlassen habe.
  • Er habe auch nach 1945 so getan, als habe die römisch-katholische Kirche in der NS-Zeit keine Fehler gemacht, und dadurch ein Schuldbekenntnis für kirchliches Versagen, wie es die EKD im Stuttgarter Schuldbekenntnis 1945 aussprach, von Seiten der deutschen Bischöfe verhindert.[131]

Durch d​ie allmähliche Verbesserung d​er Quellenlage wurden v​iele Kritikpunkte Hochhuths widerlegt o​der relativiert. Doch Hochhuths Werk bestimmt weiterhin d​ie moralischen u​nd historischen Fragen: Welche Haltung h​atte dieser Papst z​ur NS-Ideologie u​nd -Politik? Welche Kenntnis v​on der Judenverfolgung, besonders v​om Holocaust, h​atte er u​nd seit wann? Welche Handlungsspielräume h​atte und welche nutzte e​r gegenüber d​em NS-Regime u​nd dessen Helfern? Welche Alternativen g​ab es z​u seiner Haltung?[132]

Reiner Möckelmann kritisiert, d​ass Hitler n​ie exkommuniziert u​nd Mein Kampf n​ie vom Vatikan indiziert wurde, obwohl Joseph Goebbels w​egen der Heirat m​it Magda Goebbels exkommuniziert u​nd Alfred Rosenbergs Der Mythus d​es 20. Jahrhunderts i​m Februar 1934 a​uf den Index gesetzt wurde.[133]

Entwicklung

Der jüdische Historiker Léon Poliakov kritisierte 1950 i​n einem Artikel, Pius XII. h​abe zu d​en antisemitischen Gesetzen d​er Vichy-Regierung geschwiegen u​nd sie dadurch gebilligt. Er s​ei insgesamt n​icht so „freimütig“ gewesen w​ie sein Vorgänger, sondern h​abe wegen d​er Erwartung, Hitler w​erde Stalin eventuell besiegen, „übermäßige Vorsicht“ gegenüber d​em NS-Regime walten lassen. Andererseits l​obte Poliakov konkrete Hilfeleistungen d​es Papstes für verfolgte Juden.[134]

Da Rolf Hochhuth sich auf eigene Recherchen in Vatikanakten und persönliche Gespräche mit Mitarbeitern des Papstes gestützt, die Fundorte aber vielfach nicht angegeben hatte, untersuchten Historiker viele damals verfügbare Akten erstmals genauer. Alberto Giovannetti beurteilte die Vatikandiplomatie im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs 1963 positiv,[135] Guenter Lewy gelangte anhand der Archive deutscher Bistümer zu einer moderaten Papstkritik.[136] Saul Friedländer schloss 1964 aus diplomatischen Akten staatlicher, meist der deutschen Botschaften beim Vatikan und Italiens: Pius habe einerseits bis 1944 eine Vorliebe für Deutschland gehabt, andererseits eine übergroße Furcht vor kommunistischer Eroberung Europas. Er habe lange auf Aussöhnung der Alliierten mit Hitler als Bollwerk gegen Stalin gehofft. 1966 sah er diese Einschätzung durch neu veröffentlichte Akten bestätigt.[137] Der Journalist Carlo Falconi folgerte 1965 aus bis dahin unerforschten Akten in Polen und Kroatien: Pius habe „aus achtenswerten, wenn auch nicht zureichenden Gründen“ über die ihm bekannten Verbrechen der Nationalsozialisten und ihrer Helfer geschwiegen. Diese Kritik schließe Anerkennung seiner unbestreitbaren Versuche, den Krieg zu verhindern und den Kriegsopfern zu helfen, nicht aus.[138]

1967 veröffentlichte d​er US-amerikanische Journalist Robert Katz d​as Buch Mord i​n Rom z​u den Vorgängen während d​er deutschen Besetzung Roms 1943/44. Darin beschuldigte e​r Pius XII., v​on einem geplanten Massaker d​er Deutschen a​m 24. März 1944, d​em Massaker i​n den Ardeatinischen Höhlen, rechtzeitig gewusst, a​ber nichts dagegen unternommen z​u haben.[139] Das Buch w​urde unter d​em Titel La Rappresaglia verfilmt. Die Nichte v​on Pius XII., Elena Pacelli Rossigniani, erstattete 1974 Anzeige g​egen Katz u​nd den Regisseur u​nd Produzenten d​es Films w​egen „Höchstbeleidigung d​es Vatikans“. Nachdem d​ie Angeklagten i​n erster Instanz z​u insgesamt 28 Monaten Gefängnis verurteilt wurden, d​a Pius XII. nichts v​on dem Massaker gewusst h​aben könne, sprach d​ie Berufungsinstanz s​ie am 1. Juli 1978 frei, d​a sie e​inen Beitrag z​ur historischen Forschung geleistet, i​hr Recht a​uf freie Meinungsäußerung ausgeübt hätten u​nd Pius XII. a​ls historische Gestalt k​eine „private Persönlichkeit“ m​ehr sei, d​ie man verleumden könne. Im erneuten Berufungsverfahren tauchte e​in Dokument a​us den Vatikanarchiven auf, d​as ein Vorauswissen d​es vatikanischen Staatssekretariats v​om Massaker erwies. Daraufhin w​urde die Anklage g​egen die Filmproduzenten fallengelassen u​nd die Anklage g​egen Katz a​uf das „Vorhaben, d​en Papst schlechtzumachen“, u​nd den „verleumderischen Tonfall“ seines Drehbuchs verkürzt. Auf dieser Basis w​urde er erneut verurteilt. Das oberste Kassationsgericht Italiens annullierte dieses Urteil u​nd wies d​ie Klage 1984 endgültig ab. Eine Rechtsgrundlage dafür h​abe nie existiert.[140]

Der US-amerikanische Historiker u​nd Jesuit Robert A. Graham erklärte 1977 d​ie Haltung v​on Pius XII. z​u den Judenvernichtungen i​n Polen w​ie folgt:[141]

„Es w​ar nicht Mangel a​n Mitgefühl o​der an Wissen, sondern d​ie Gegenwart d​er Gewalt, rücksichtsloser Gewalt, d​ie seinen Mund verschloss. Die Wahrscheinlichkeit, d​ass eine formelle Verurteilung d​er Nazi-Greueltaten d​urch den Papst d​ie Lage d​er Opfer erleichtert hätte, w​ar sehr gering; dagegen w​ar es möglich, d​ass ein s​o gezeigtes Interesse d​es Papstes n​och größere Grausamkeiten verursacht hätte. Dafür hätte m​an dann d​en Papst verantwortlich gemacht …“

Victor Conzemius veröffentlichte 1969 u​nd nochmals 1984 e​inen Überblick über d​ie Forschungsproblematik z​u Pius XII.[142]

Eine n​eue Forschungsphase setzte Ende d​er 1980er Jahre ein. Während v​iele Piuskritiker s​ich oft o​hne Prüfung d​er Primärquellen a​uf Saul Friedländer gestützt hatten, bemängelte John S. Conway 1987, Friedländer h​abe die wichtigsten päpstlichen Proteste übersehen o​der willkürlich übergangen.[143] Giorgio Angelozzi Gariboldi gehörte z​u den ersten, d​ie die teilweise geöffneten Vatikanakten b​is 1939 erforschten.[144] Emma Fattorini veröffentlichte 1992 erstmals freigegebene Dokumente a​us der Nuntiatur Pacellis i​n München.[145] Der jesuitische Herausgeber d​er Vatikanakten, Pierre Blet, b​ot 1996 erstmals e​ine umfassende Darstellung d​er Vatikanpolitik v​on 1939 b​is 1945 an, jedoch o​hne genaue Quellenangaben.[146]

John Cornwell verwendete für s​ein 1999 erschienenes Buch Hitler’s Pope. The secret history o​f Pius XII Dokumente a​us der Nuntiatur i​n München s​owie unveröffentlichte Zeugenaussagen für d​en Prozess z​ur Seligsprechung Pius’ XII. Er g​ing über Hochhuths Kritik hinaus, i​ndem er d​as Verhalten dieses Papstes a​us dem päpstlichen Zentralismus s​eit dem Ersten Vatikanischen Konzil erklärte. Um seinen Suprematieanspruch gegenüber d​en Ortskirchen durchzusetzen, h​abe der Vatikan a​uf Konkordate a​uch mit undemokratischen Staaten hingearbeitet u​nd dafür d​eren verbrecherische Politik toleriert. Cornwell w​arf Pius XII. n​eben einer Mitschuld a​m Zweiten Weltkrieg geistige Nähe z​um Nationalsozialismus, Rassismus u​nd Antisemitismus u​nd Billigung d​er Deportationen insbesondere d​er römischen Juden vor.[147]

Diese These, s​eine Quellenauswahl u​nd ihre Deutung stießen a​uf viel Kritik. In rascher Folge erschienen daraufhin weitere Veröffentlichungen. Michael Phayer stellte d​as Verhalten v​on Pius XII. i​n den Kontext d​es Verhaltens d​es gesamten katholischen Klerus, d​en er i​n Helfer u​nd Nichthelfer d​er Juden teilte, u​nd dessen innerkirchliche Aufarbeitung b​is zum Zweiten Vatikanischen Konzil.[148] Susan Zuccotti stellte d​ie Hilfen d​es Papstes für d​ie römischen Juden 1943 i​n Frage.[149] Giovanni Miccoli versuchte anhand d​er Sekundärliteratur nachzuweisen, d​ass die appellative Form vatikanischer Proteste s​chon seit d​em Mittelalter überholt, d​a zu allgemein u​nd daher wirkungslos gewesen sei.[150]

Daniel Jonah Goldhagen veröffentlichte 2002 s​eine Anklage g​egen das Verhalten d​er römisch-katholischen Kirche gegenüber d​en Juden. Sie h​abe den Antisemitismus s​eit 1860 mitgetragen u​nd auch i​n der NS-Zeit geteilt.[151]

Der US-amerikanische Historiker u​nd Politikwissenschaftler David G. Dalin t​rat Cornwells Kritik 2005 entgegen: Pius XII. h​abe hunderttausende Juden v​or dem Tod i​m Konzentrationslager gerettet u​nd solle deshalb d​en jüdischen Ehrentitel „Gerechter u​nter den Völkern“ erhalten.[152] Dalins Zahlen beruhen a​uf indirekten Schätzungen, n​icht Primärbelegen. So h​atte auch Pinchas Lapide, e​in israelischer Diplomat u​nd Religionswissenschaftler, 1967 d​ie etwa 2,3 Millionen d​er den Holocaust überlebenden europäischen Juden 1967 zweigeteilt u​nd 860.000 d​avon katholischen Rettungsaktionen zugeschrieben.

Zum 50. Todestag v​on Pius XII. a​m 9. Oktober 2008 veröffentlichte d​er Historiker Michael Hesemann umfangreiches Material, u​m vor a​llem den Vorwurf z​u entkräften, Pius s​ei gegenüber d​en verfolgten Juden gleichgültig u​nd kaltherzig gewesen. Ein offener, lautstarker Protest hätte Racheaktionen a​n Katholiken u​nd Juden provoziert u​nd damit n​och weit größeren Schaden angerichtet. Nur d​urch stille u​nd verdeckte Diplomatie h​abe der Papst d​en verfolgten Juden wirksam helfen können.[153]

Der italienische Historiker Andrea Riccardi erbrachte i​n einem erstmals 2008 veröffentlichten Buch zahlreiche Belege dafür, d​ass die Hilfsaktionen für Flüchtlinge u​nd Verfolgte innerhalb d​er kirchlichen Häuser Roms während d​er deutschen Besatzung 1943–45 m​it Wissen u​nd auf Initiative Pius’ erfolgten.[154]

Klaus Kühlwein versuchte nachzuweisen, d​ass Pius b​ei seiner Güterabwägung zwischen „Schweigen“ u​nd „Protestieren“ v​on einer großen moralischen Unsicherheit gequält worden sei. Die Razzia u​nd Deportation v​on über tausend Juden a​us Rom h​abe ihn s​o erschüttert, d​ass er e​inen radikalen Kurswechsel eingeleitet habe: Deshalb h​abe er k​urz darauf d​ie Klausur d​er Klöster u​nd Konvente aufgehoben u​nd damit e​ine Art Kirchenasyl für flüchtige Juden i​n Rom u​nd dem n​och nicht befreiten Italien ermöglicht.[155]

Anfang März 2017 erklärte d​er Präfekt d​er Apostolischen Signatur, Dominique Kardinal Mamberti, d​ass „das w​ahre Gesicht d​es Pacelli-Papstes“ e​in ganz anderes s​ei als „jenes, d​as die ‚Schwarze Legende‘ über i​hn verbreiten wollte.“[156] Michael Hesemann bezeichnete d​ie Behauptung, Pius XII. h​abe mit Hitler e​inen Pakt g​egen den Kommunismus geschlossen, i​m Oktober 2018 a​ls „Fake News“. Laut Hesemann h​abe der Papst s​chon im Oktober 1939 Pläne d​es deutschen Widerstandes, Hitler z​u ermorden, abgesegnet.[157]

Am 2. März 2020 erfolgt e​ine Öffnung d​er Vatikanarchive a​us der Zeit v​on Papst Pius XII. Der Präfekt d​es ehemaligen Vatikanischen Geheimarchivs, Bischof Sergio Pagano, betonte b​ei der Vorstellung d​er geplanten Öffnung für Wissenschaftler, d​ass die ersten zugelassenen Forscher a​us der jüdischen Welt stammen. Der Präsident d​es Jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald Lauder, nannte d​en Schritt e​inen »Schlüsselmoment i​n der Geschichte katholisch-jüdischer Beziehungen«.[158]

Im August 2020 starteten d​ie Historiker Ralf Balke u​nd Julien Reitzenstein e​ine Petition, u​m die Pacelliallee i​n Berlin n​ach der früheren israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir z​u benennen.[159] Als Grund werden n​eben der Würdigung Meirs Pacellis Stellung z​um Nationalsozialismus s​owie antisemitische u​nd frauenverachtende Bemerkungen angeführt. Im September 2020 äußerte d​er Antisemitismusbeauftragte d​er deutschen Bundesregierung, Felix Klein, s​eine Unterstützung d​es Anliegens.[160] Meir selbst würdigte Pius anlässlich seines Todes a​ls jemanden, „der i​n der Stunde d​er Not u​nd der Verfolgung für u​nser Volk d​ie Stimme erhoben hat“.[161]

Werke und Dokumente

  • Eugenio Pacelli: Gesammelte Reden. Ausgewählt und eingeleitet von Ludwig Kaas, Berlin 1930.
  • Eugenio Pacelli: Discorsi e Panegirici. (1931–1938), Città del Vaticano 1939.
  • Eugenio Pacelli: Discorsi e Radiomessaggi di Sua Santità Pio XII. 20 Bände, Città del Vaticano 1941–1959.
  • Arthur Fridolin Utz, Joseph Fulko Groner (Hrsg.): Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII. Drei Bände. Freiburg i. Ue. 1954–1961.
  • Burkhart Schneider (Hrsg.): Die Briefe Pius’ XII. an die deutschen Bischöfe 1939–1944. Schöningh, Paderborn 1966, ISBN 3-506-79844-8.
  • Pierre Blet, Robert A. Graham, Angelo Martini, Burkhart Schneider (Hrsg.): Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale. Vatikanstadt, 1965–1983 (12 Bände).
  • Robert A. Graham, Joseph L. Lichten, John C. Pantuso, Virgil C. Blum (Hrsg.): Pius XII and the Holocaust: A Reader. Catholic League for Religious & Civil Rights, New York 1988, ISBN 0-945775-01-6.
  • Hubert Gruber (Hrsg.): Katholische Kirche und Nationalsozialismus 1933–1945. Ein Bericht in Quellen. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-73443-1.

Literatur

Biografien

  • Hugo Altmann: Pius XII., Papst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 682–699.
  • Konstantin Prinz von Bayern: Papst Pius XII. – Ein Lebensbild. Christiana, Stein am Rhein 1980, ISBN 3-7171-0780-1.
  • Philippe Chenaux: Pie XII, diplomate et pasteur. Cerf, Paris 2003, ISBN 2-204-07197-8 (französisch).
  • Wilhelm Sandfuchs: Papst Pius XII. (= Karlsruher Hefte, Biographische Reihe. Bd. 1). 1. Auflage. Badenia Verlag, Karlsruhe 1946.
  • Johanna Schmid: Papst Pius XII. begegnen. Sankt Ulrich, Augsburg 2001, ISBN 3-929246-62-7.
  • Burkhart Schneider: Pius XII. – Friede, das Werk der Gerechtigkeit (= Persönlichkeit und Geschichte. Bd. 47). Musterschmidt, Göttingen 1968.
  • Robert Serrou: Pie XII, le pape-roi. Perrin, Paris 1992, ISBN 2-262-00683-0 (französisch).
  • Domenico Tardini, Franz Johna: Pius XII. als Oberhirte, Priester und Mensch. 2. Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau u. a. 1961.
  • Otto Walter: Pius XII – Leben und Persönlichkeit. Otto Walter, Olten (CH) 1939.
  • Michael F. Feldkamp: Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt. Patrimonium, Aachen 2018, ISBN 978-3-86417-114-7.

Zeitzeugnisse

  • Graham Greene: Pius der Zwölfte. In: Graham Greene: Vom Paradox des Christentums (= Herder Bücherei 31), Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1958, S. 41–62. [Essay]
  • Ilse-Lore Konopatzki: Eugenio Pacelli, Pius XII.: Kindheit und Jugend in Dokumenten. Canisius-Werk, Ruppichteroth 2001, ISBN 3-934692-04-4.
  • Pascalina Lehnert: Ich durfte ihm dienen. Erinnerungen an Papst Pius XII. Naumann, Würzburg 1983, ISBN 3-88567-041-0.
  • Markus Schmitt: Das „Schweigen“ Pius’ XII. zur Judenverfolgung im Spiegel von Selbstzeugnissen und Äußerungen seiner Mitarbeiter und Vertrauten. Benedetto, Aadorf 2008, ISBN 978-3-9523314-7-7.

Haltung i​m Zweiten Weltkrieg

  • Lutz Klinkhammer: Pius XII., Rom und der Holocaust. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 80, 2000, S. 668–678 (online).
  • Gabriele Rigano: Jenseits von „schwarzer und weißer Legende“. Eine Diskussion über Pius XII. und die Deportation der römischen Juden. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. Bd. 94, 2014, S. 311–337 (online).
  • Thomas Brechenmacher: Die „unterschlagene Enzyklika“ Societatis Unio und Pius XII. In: Römische Quartalschrift für Christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte. Band 109/1, 2014, S. 119–133.
  • Dieter Albrecht: Der Heilige Stuhl und das Dritte Reich. In: Klaus Gotto, Konrad Repgen: Die Katholiken und das Dritte Reich. 3. erweiterte und überarbeitete Auflage, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1990, ISBN 3-7867-1498-3, S. 25–48.
  • Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004, ISBN 3-421-05814-8.
  • Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. Aus dem Französischen von Birgit Martens-Schöne. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-71903-3.
  • Leonardo Ciampa: Pope Pius XII. A Dialogue. AuthorHouse, 2007, ISBN 978-1-4670-8539-7.
  • John Cornwell: Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat. Beck, München 1999, ISBN 3-406-45472-0.
  • David G. Dalin: The myth of Hitler’s Pope. How Pope Pius XII rescued Jews from the Nazis. Regnery Publishers, Washington 2005, ISBN 0-89526-034-4.
  • Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5.
  • Peter Godman: Der Vatikan und Hitler. Die geheimen Archive. Knaur Taschenbuch, München 2005, ISBN 3-426-77810-6.
  • Daniel Jonah Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust. Siedler, Berlin 2004, ISBN 3-88680-770-3.
    • hierzu: Michael F. Feldkamp: Goldhagens unwillige Kirche. Alte und neue Fälschungen über Kirche und Papst während der NS-Herrschaft. Olzog, München 2003, ISBN 3-7892-8127-1.
  • Robert A. Graham: The Vatican and Communism during World War II. What Really Happened? Ignatius Press, San Francisco 1996, ISBN 0-89870-549-5 (englisch).
  • Michael Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte – Die Wahrheit über Pius XII. Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 2008, ISBN 978-3-86744-064-6.
  • Jobst Knigge: Der Botschafter und der Papst. Weizsäcker und Pius XII. Die deutsche Vatikanbotschaft 1943–1945. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3467-4.
  • Klaus Kühlwein: „Die armen Juden“ – als Papst Pius XII. weinte. In: T. D. Wabbel (Hrsg.): Das Heilige Nichts. Gott nach dem Holocaust. Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-72510-2, S. 122–135.
  • Klaus Kühlwein: Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust. Patmos, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.
  • Klaus Kühlwein: Pius XII. und die Judenrazzia in Rom. 2. Auflage, epubli, Berlin 2013, ISBN 978-3-8442-7035-8.
  • Pinchas Lapide: Rom und die Juden. Herder, Freiburg i. Br. u. a. 1967 (dritte, verbesserte und überarbeitete Auflage, Hess, Ulm 2005, ISBN 3-87336-241-4).
  • Hanspeter Oschwald: Pius XII. – Der letzte Stellvertreter: Der Papst, der Kirche und Gesellschaft spaltet. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-06986-9.
  • Ronald J. Rychlak: Hitler, the War, and the Pope. Our Sunday Visitor, Huntington IND 2000, ISBN 0-87973-217-2 (englisch).
  • José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Schöningh, Paderborn 2002, ISBN 3-506-77553-7.
  • Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. 2. Auflage, Beck, München 2009, ISBN 978-3-86744-016-5.
  • Jean Chelini: L’Église sous Pie XII. Fayard, Paris 1983, ISBN 2-213-01595-3 (französisch).
  • Philippe Chenaux, Giovanni Morello, Massimiliano Malente; im Auftrag des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften (Hrsg.): Opus Iustitiae Pax: Eugenio Pacelli – Pius XII. (1876–1958). 2. Auflage. Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2197-7.
  • Henri Fabre: L’Église catholique face au fascisme et au nazisme, Les outrages à la vérité. EPO, Bruxelles 1995 (französisch).
  • Uki Goñi: The Real Odessa: how Perón brought the Nazi war criminals to Argentina. Granta Books, London 2002, ISBN 1-86207-403-8 (englisch; zur „Rattenlinie“).
  • J. R. Grigulevic: Die Päpste des XX. Jahrhunderts. Urania-Verlag, Leipzig/ Jena/ Berlin 1984.
  • Robert Katz: Rom 1943–1944: Besatzer, Befreier, Partisanen und der Papst. Magnus, Essen 2006, ISBN 3-88400-438-7.
  • David I. Kertzer: Die Päpste gegen die Juden. Der Vatikan und die Entstehung des modernen Antisemitismus. List, München 2004, ISBN 3-548-60386-6.
  • Annie Lacroix-Riz: Le Vatican, l’Europe et le Reich de la Première Guerre Mondiale à la Guerre Froide (1914–1955). Armand Colin, Paris 1996, ISBN 2-200-21641-6 (französisch).
  • Guenter Lewy: Die katholische Kirche und das Dritte Reich. [Aus d. Amerikan. von Hildegard Schulz] Piper, München 1965.
  • Yves Marchasson: Les Papes du XXe siècle. Desclée, Paris 1990, ISBN 2-7189-0525-5 (französisch).
  • John Francis Morley: Vatican Diplomacy and the Jews during the Holocaust, 1939–1943. (= The Historical Journal. Bd. 23, Nr. 04) Ktav Publishing House, New York 1980 (englisch).
  • Michael Phayer: „Helping the Jews is not an easy thing to do.“ Vatican Holocaust Policy: Continuity or Change? In: Holocaust and Genocide Studies. Bd. 21, Nr. 3, 2007, ISSN 8756-6583, S. 421–453.
  • Carol Rittner, Stephen D. Smith, Irena Steinfeldt (Hrsg.): The Holocaust and the Christian World: Reflections on the Past, Challenges for the Future. Continuum, New York 2000, ISBN 0-8264-1299-8 (englisch).
  • Georges Roche, Philippe Saint Germain: Pie XII devant l’Histoire. R. Laffont, Paris 1972 (französisch).
  • Jean Mathieu-Rosay: Die Päpste im 20. Jahrhundert. Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-531-1.
  • Georg Schwaiger: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44892-5.
  • Dirk Verhofstadt: Pius XII. und die Vernichtung der Juden, Alibri Verlag, 2013, ISBN 978-3865690760
  • Ludwig Volk: Katholische Kirche und Nationalsozialismus (ausgewählte Aufsätze, hrsg. von Dieter Albrecht). Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1987, ISBN 3-7867-1297-2.

Gedenken

  • Karl Braun: Pius XII. Begegnung in Wort und Bild. Fe-Medien, Kisslegg 2008, ISBN 978-3-939684-37-4.
  • Herbert Schambeck (Hrsg.): Pius XII. zum Gedächtnis. Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-04050-3 (Sammelband anlässlich des 100. Geburtstags).
  • Herbert Schambeck (Hrsg.): Pius XII. – Friede durch Gerechtigkeit. Butzon & Bercker, Kevelaer 1986, ISBN 3-7666-9473-1.

Sonstiges

Commons: Pius XII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Biografien

Historische Kontroverse

Einzelnachweise

  1. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 272.
  2. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 42–47.
  3. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 273 f.
  4. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden. München 2005, S. 167.
  5. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 52 ff.
  6. Kanzelrede des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, vom 21. Februar 2010, online (Memento vom 3. März 2010 im Internet Archive).
  7. Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Göttingen 2000, S. 35.
  8. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 90.
  9. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 93.
  10. Michael F. Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Göttingen 2000, S. 35.
  11. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 92.
  12. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 154.
  13. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 275 f.
  14. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 155.
  15. Georg Schwaiger: „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 279.
  16. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 148 ff.
  17. Thomas Brechenmacher: Der Vatikan und die Juden. Geschichte einer unheiligen Beziehung. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52903-8, S. 169.
  18. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 274–281.
  19. Avro Manhattan: Der Vatikan und das XX. Jahrhundert. Verlag Volk und Welt, Berlin 1958. S. 378 (zur Südamerika-Reise 1934) und S. 367 (zur USA-Reise 1936).
  20. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. In: Papsttum und Päpste im 20. Jahrhundert. München 1999, S. 153.
  21. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 300.
  22. Johanna Schmid: Papst Pius XII. begegnen. Augsburg 2001, S. 42.
  23. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 263 f.
  24. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 301 f.
  25. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 264.
  26. Zitiert nach Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 265.
  27. Peter Godman: Der Vatikan und Hitler – die geheimen Archive Droemer Knaur, München 2004, ISBN 3-426-27308-X
  28. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 217.
  29. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 205–208.
  30. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 222.
  31. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 223.
  32. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 208–216.
  33. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 149.
  34. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 293 f.
  35. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 286.
  36. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 234–237.
  37. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 298.
  38. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 299.
  39. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 301.
  40. Emilia Hrabovec: Der Vatikan, die Tschechoslowakei und die europäischen Mächte in der politischen Krise der späten Dreißigerjahre. In: Maddalena Guiotto, Wolfgang Wohnout (Hrsg.): Italien und Österreich im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit / Italia e Austria nella Mitteleuropa tra le due guerre mondiali. Böhlau, Wien 2018, ISBN 978-3-205-20269-1, S. 310 f.
  41. Gerhard Besier: Der Heilige Stuhl und Hitlerdeutschland. Die Faszination des Totalitären. München 2004, S. 301–304.
  42. Heinz-Joachim Fischer: Zwischen Rom und Mekka. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01077-8, S. 61.
  43. Michael Feldkamp: Pius XII. und Deutschland. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5, S. 145.
  44. Gustav Seibt: Rom oder Tod. Der Kampf um die italienische Hauptstadt. Siedler, Berlin 2001, ISBN 3-88680-726-6, S. 303.
  45. Bruna Bocchini Camaiani: Il clero e la guerra: le fonti ecclesiastiche. In: Anna Lisa Carlotti (Hrsg.): Italia 1939–1945. Storia e memoria. Vita e pensiero, Milano 1996, ISBN 88-343-2458-7, S. 127–144, hier S. 130.
  46. José M. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 30–33.
  47. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 74.
  48. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, Bd. 3/1 Nr. 138.
  49. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde Guerre Mondiale, Bd. 1 Nr. 313.
  50. Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, 15. September 1941; Pierre Blet: Aus den Akten des Vatikans, S. 125 f.
  51. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 126.
  52. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte hg. von Elke Fröhlich, Teil II, Band 15, S. 93.
  53. Martina Ahmann: Was bleibt vom menschlichen Leben unantastbar? Lit, Münster/ Hamburg/ London 2001, ISBN 3-8258-5333-0, S. 204, Anmerkung 102 (Buchauszug online).
  54. Dekret des Heiligen Offiziums, 2. Dezember 1940; Acta Ap. Sedis, Band 32 (1940), S. 553–554.
  55. Zitiert nach Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 251.
  56. Brief an Pius XII. vom 4. Februar 1941, in: ADSS VIII, S. 90–92.
  57. Z. B. Nuntiaturen/Gesandtschaften Preßburg (Slowakei); Vichy (Frankreich), Bukarest (Rumänien); Zagreb (Kroatien), vgl. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans, 2. durchges. Aufl., Paderborn 2000, S. 165 (Orig. auf Französisch, Paris 2007).
  58. Der britische Gesandte beim Vatikan, Francis Osborne, fasste regelmäßig BBC zusammen und übersetzte sie für den Papst ins Italienische. (Vgl. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 27.)
  59. Memorandum doku. in: Friedländer: Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, München 2011, Neuausgabe mit einem Nachwort, (Erstaufl.: Reinbek 1965 / Paris 1964), S. 102ff.
  60. Von Bernardini am 19. März 1942 zum Vatikan gesandt (ADSS VIII, S. 466).
  61. Raya Cohen: Das Riegner-Telegramm – Text, Kontext und Zwischentext. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, 23, 1994, S. 301–324.
  62. ADSS VIII, S. 679.
  63. ADSS ebd., S. 327f und 456.
  64. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 170.
  65. Robert A. Graham: Pius XII: Years of Praise Years of Blame. In: Suppl. Catholic League Newsletter. 11, Vol. 16, Nr. 2, 1989. Vgl. auch A. R. Butz: Robert Graham and Revisionism. In: The Journal of Historical Review. März/April 1988, S. 24–25.
  66. Wer hat mehr Dank von der jüdischen Seite erhalten? Interview von Jens Mersch mit Peter Gumpel. In: Kirchliche Umschau, Nr. 11. November 2000, abgerufen am 14. Dezember 2013.
  67. José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte, Paderborn 2003, S. 26 ff.
  68. José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte. Paderborn 2003, S. 28–29 (Orig. auf Amerikanisch, Washington 2002).
  69. Discorsi e Radiomessaggi di S.S. Pio XII. Bd. 4, Città del Vaticano 1960.
  70. Ansprache an das Kardinalskollegium vom 2. Juni 1943; Acta Apostolicae Sedis, Band 35, S. 165 ff.
  71. Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  72. New York Times, 25. Dezember 1941 (Spätausgabe), S. 24; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  73. New York Times, 25. Dezember 1942 (Spätausgabe), S. 16; zitiert nach: Stephen M. DiGiovanni: Pius XII and the Jews: The War Years – as Reported by the New York Times. Rutgers Journal of Law and Religion, Band 3, Nr. 2, Art. 8.
  74. Brief Pius’ XII. vom 30. April 1943 an den Berliner Bischof Graf von Preysing, veröffentlicht in „Documentation catholique“ vom 2. Februar 1964.
  75. Dokument CCXVIII-78 des Centre de Documentation juive contemporaine.
  76. Telegramm von Harold Tittmann an das State Department vom 5. Januar 1943; Foreign Relations of the United States 1943 II, S. 911 ff.
  77. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland I D/Kirche 17/9 (R 98833); Teil-Abdruck (mit falschem Datum) bei Anthony Rhodes: Der Papst und die Diktatoren. Köln u. a. 1980 (zuerst engl. 1975), S. 233–235.
  78. Zitiert nach: Victor Conzemius: Schreien oder Schweigen? Das Dilemma eines Papstes. In: Vaterland, Nr. 209, 9. September 1988.
  79. Isaak HaLevy Herzog am 28. Februar 1944 in Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale, Bd. X, S. 292.
  80. Erklärung Msgr. Orsenigos gegenüber Professor Edoardo Senatra wenige Tage nach der Intervention, wiedergegeben im Petrus Blatt, dem Organ der Diözese Berlin, vom 7. April 1963, dort mit dem offensichtlich falschen Datum November 1943 (zu der Zeit war Hitler auf der Wolfsschanze und nicht in Berchtesgaden). The Record of Pius XII’s Opposition to Hitler nennt den 21. Juni 1943.
  81. M. Tagliacozzo: La Communità di Roma sotto l’incubo della svastica – La grande razzia del 16 ottobre 1943. In: Gli ebrei in Italia durante il Fascismo; Quaderni del Centro di Docum. Ebraica Contemporanea, Nr. 3, Mailand, 1963, S. 9. Vgl. auch Aussage Kapplers bei seinem Prozess; dokumentiert in: The Nizkor Project
  82. Black Sabbath. London 1969, S. 139; (zuletzt auch in: Rom 1943–1944. Essen 2006; S. 106 = NY 2003). Katz leitet seine These von einer Interviewaussage Eitel F. Möllhausens ab (deutsche Botschaft, Rom). Es gibt dafür aber keine weitere Bestätigung.
  83. Vgl. die berühmten Möllhausen-Telegramme am 6. und 7. Okt. 1943 an das Ribbentrop-Amt: Akten zur deutschen auswärtigen Politik, hrsg. von Bußmann, W. u. a., Serie E: 1941–1945, Bd. VII. Ebenso: Möllhausen, E.: Die gebrochene Achse. Alfeld 1949, S. 112 f.
  84. Zu Danneckers Mission mit Belegen aus Prozessakten: Steur, C., Theodor Dannecker: Ein Funktionär der Endlösung. Tüb. 1997, S. 116 ff.
  85. Zum Beispiel: M. Tagliacozzo: La persecuzione degli ebrei a Roma. In: Picciotto Fargion, L.: L’occupazione tedesca e gli ebrei di Roma. Documenti e fatti. Mailand 1979; F. Coen: 16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma. Florenz 1993.
  86. L. Picciotto Fargion: Il libro della memoria. Gli Ebrei deportati dall’Italia (1943–1945). 2. Auflage. Mailand 2002; S. 881 f.
  87. Interview am 9. Juni 1969 in: Graham, R. A.: La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano. In: La Civiltà Cattolica 121 (1970), S. 466; auch: TV-Interview in: Pius XII – the Pope, the Jews and the Nazis (BBC, 1995).
  88. Protokoll dokumentiert in: ADSSIX, Dok. 368, S. 505 f.
  89. ADSS IX, Doc. 383, S. 519 (Note d’office).
  90. Der Hudalbrief dokumentiert zum Beispiel ADSS IX, Dok. 373, S. 509 f., korrigierte Fassung.
  91. In einer Fußnote im Dok. 373 (Anm. 4): ADSS IX, S. 510.
  92. Graham, R. A.: La strana condotta di E. von Weizsäcker, Ambasciatore del Reich in Vaticano. In: La Civiltà Cattolica 121 (1970), S. 469 f.; L. E. Hill: The Vatican Embassy of Ernst von Weizsäcker. In: Journal of Modern History. 39 (1967), S. 148 ff.; M. Phayer: Pius XII. The Holocaust and the cold War. Indiana University Press, 2008, S. 76 f.
  93. F. Coen: 16 ottobre 1943. La grande Razzia degli ebrei di Roma. Florenz 1993 S. 103 ff.; Black Sabbath. London 1969, S. 260 ff.
  94. Vgl. ihre Autobiografie: Gli anni rubati. 2. Auflage. Cava de’ Tirreni 2001.
  95. Beispielhaft für die zahlreichen Belege: A. Gaspari: Gli ebrei salvati da Pio XII; Rom 2001. G. Loparco: Gli Ebrei negli istituti religiosi a Roma (1943–1944). Dall’arrivo alla partenza. In: Rivista di storia della chiesa in Italia 58 (2004), S. 107–210. A. Riccardi: L’inverno più lungo 1943–1944: Pio XII, gli ebrei e i nazisti a Roma; Rom 2008.
  96. Pius XII and the Rescue of Jews in Italy: Evidence of Papal Directive? In: Joshua D. Zimmerman (Hrsg.): Jews in Italy under Fascist and Nazi Rule. Cambridge Press/NY 2005, S. 287 ff.
  97. Warum der Papst schwieg. Düsseldorf 2008, S. 56. Auch schrieb Kühlwein, Pius XII. habe eine „Jakobs-Nacht“ durchlebt, die den Sinneswandel eingeleitet habe (S. 212 f.). Anlass sei der Schock der Judendeportation in seiner Bischofsstadt gewesen und sein Unvermögen, die Verhafteten zu retten.
  98. Klaus Kühlwein: Pius XII. und die Judenrazzia in Rom., Düsseldorf 2008, S. 328 f.
  99. Stefan Samerski: Im Dienst der Kirche ständig bemüht um die Rettung von Menschen. Erinnerung an Pater Pankratius Pfeiffer SDS (1872–1945). In: L’Osservatore Romano, Wochenausg. in deut. Sprache, Bd. 35 (2005) S. 5. Ein Buch von Samerski war für den 5. Dezember 2012 angekündigt; es erschien im August 2013: Pancratius Pfeiffer, der verlängerte Arm von Pius XII. Schöningh-Verlag, 978-3506767264
  100. Vgl. D. Kurzman: A Special Mission, Hitler’s Secret Plot to Seize the Vatican and Kidnap Pope Pius XII. Cambridge/MA 2007.
  101. Biografie von Eugenio Zolli auf santiebeati.it
  102. Etwa: Rabbi David Dalin: The Mythe of Hitler’s pope. How pope Pius XII rescued jews from the Nazis. Washington 2005, S. 69 ff.; R. Ryschlak: Righteous Gentilies. How Pius XII and the Catholic Church Saved Half a Million Jews from the Nazis. Dallas 2005, S. 252 ff.; M. Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte. Die Wahrheit über Pius XII. Augsburg 2008, S. 172 ff.
  103. Robert Graham: Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten. In: Pius XII. zum Gedenken. Schambeck, Berlin 1977, 161.
  104. Dieter Albrecht: Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung. Bd. 2 Dok. 15*, S. 235/37, und Bd. 3, Dok. 934, S. 657/58; Albrecht: Kirche im Deutschen Reich. S. 164. Goebbels-Tagebücher, Bd. 2/6, S. 181.
  105. Dieter Albrecht: Notenwechsel zwischen Hl. Stuhl und Dt. Reichsregierung. Bd. 3, S. XXXII, und in Dok. 1000, S. 695/97; auch in Friedländer: Pius XII. S. 122/23; Albrecht: Kirche im Deutschen Reich. S. 168/69; Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 90; Falconi: Schweigen. S. 242.
  106. Dies ergab die Vernehmung Joachim von Ribbentrops im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Amtlicher Text in deutscher Sprache. Bd. X, S. 162.
  107. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 70.
  108. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 87.
  109. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans. S. 85 ff.
  110. Zitiert nach: Schmid: Papst Pius XII. begegnen. Augsburg, 2001, S. 96. Vgl. auch Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte. S. 176.
  111. Lat. ‚Um Schlimmeres zu verhindern‘. Übers. d. Verf.
  112. Antonia Leugers in: Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941–1945. Knecht, Frankfurt am Main, 1996.
  113. Gottfried Maron: Pius XII. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675 f.
  114. Arthur Fridolin Utz, Joseph Fulko Groner (Hrsg.): Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens. Soziale Summe Pius’ XII. Drei Bände, Freiburg i. Ue. 1954–1961
  115. Georges Passelecq, Bernard Suchecky: Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung. Hanser Verlag, München/Wien 1997. (Französische Originalausgabe: L’encyclique cachée de Pie XI. Une occasion manquée de l’Église face à l’antisemitisme. Paris 1995.)
  116. Hubert Wolf: Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich. München 2009, S. 205–240.
  117. Dieter Bänsch: Die fünfziger Jahre. Narr Francke Attempto, Tübingen 1985, ISBN 978-3-87808-725-0, S. 415. (Google Books, abgerufen am 11. März 2012)
  118. Hannah Wunsch: Bei chronischen Beschwerden ist guter Rat teuer. In: Der Tagesspiegel, 31. Juli 1999.
  119. Ampullen aus Heidelberg. In: Der Spiegel. Nr. 52, 1954 (online).
  120. Benedikt XVI.: Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses „Das Erbe des Lehramtes Pius’ XII. und das II. Vatikanische Konzil.“ Auf der Website des Vatikans, 8. November 2008.
  121. VATIKAN – DER SPIEGEL 50/1956. Der Spiegel, 12. Dezember 1956, abgerufen am 16. Juli 2016.
  122. Ingo Langner: Papst Pius XII. und Berlin. In: Ausstellungskatalog Eugenio Pacelli – Papst Pius XII. / Die Papstausstellung (23. Januar bis 7. März 2009, Schloss Charlottenburg), S. 66–73.
  123. Heroischer Tugendgrad von Johannes Paul II. und Pius XII. anerkannt! kath.net, 19. Dezember 2009.
  124. Vatikan: Gumpel verteidigt Nuntius in Israel. Radio Vatikan, 13. April 2007.
  125. Israel/Vatikan: Weiter Streit um Pius XII. Radio Vatikan, 14. April 2007.
  126. Daniel Gerster: Papst Pius XII – Das Werk der Gerechtigkeit ist der Frieden (Ausstellungs-Rezension). H-Soz-u-Kult, 28. Februar 2009.
  127. Website zur Papstausstellung.
  128. Opus iustitiae pax: Eugenio Pacelli – Pius XII. (1876–1958). 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2197-7.
  129. Papst Franziskus öffnet Archive zu Pius XII., katholisch.de, 4. März 2019.
  130. WELT vom 2. März 2021, "So wurde aus Eugenio Pacelli ,Hitlers Papst'", abrufbar unter: https://www.welt.de/geschichte/kopf-des-tages/article227401741/Pius-XII-Aus-Eugenio-Pacelli-wurde-Hitlers-Papst.html.
  131. Karl Otmar von Aretin, Süddeutsche Zeitung, 7. März 1981; referiert nach Gottfried Maron: Pius XII. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 26, 4. Auflage. 1996, S. 675.
  132. José M. Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Paderborn 2003, S. 8 ff.
  133. Reiner Möckelmann: Franz von Papen. Hitlers ewiger Vasall. Darmstadt 2016, S. 327.
  134. Léon Poliakov: The Vatican and the „Jewish Question“. The Record of the Hitler Period – and After. In: Commentary 10/1950, S. 439–449, referiert bei José Sánchez: Pius XII. und der Holocaust. Anatomie einer Debatte, Paderborn 2003, S. 10.
  135. Alberto Giovannetti: L’action du Vatican pour la Paix. Paris 1963.
  136. Guenter Lewy: Die katholische Kirche und das Dritte Reich (englische Erstausgabe New York 1964), München 1965.
  137. Saul Friedländer: Pie XII et le IIIe Reich. Paris 1964; deutsch: Pius XII. und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, Reinbek 1965; Vorwort zur englischen Ausgabe Pius XII and the Third Reich, New York 1966.
  138. Carlo Falcone: Il silenzio di Pio XII. Mailand 1965; deutsch: Das Schweigen des Papstes. Eine Dokumentation. München 1966.
  139. Robert Katz: Death in Rome. Erste Auflage 1967; zweite Auflage unter dem Titel: Black Sabbath. A Journey through a Crime against Humanity. New York 1969.
  140. Robert Katz: Rom 1943–1944. Essen 2006, S. 415 f.
  141. Robert Graham: Papst Pius XII. und seine Haltung zu den Kriegsmächten. Pius XII. zum Gedenken. Schambeck, Berlin 1977, S. 157.
  142. Victor Conzemius: Eglises chrétiennes e totalitarisme national-socialiste. Un bilan historiographique. Louvain 1969; Le Saint-Siège pendant la IIe Guerre mondiale. In: Miscellanea Historiae Ecclesiasticae 9/1984, S. 471–475.
  143. John S. Conway: Catholicism and the Jews during the Nazi Period and After. In: Otto Dov Kulka u. a. (Hrsg.): Judaism and Christianity under the Impact of National Socialism. Jerusalem 1987, S. 435–451.
  144. Giorgio Angelozzi Gariboldi: Pio XII, Hitler e Mussolini. Mailand 1988; Il Vaticano nella seconda guerra mondiale. Mailand 1992.
  145. Emma Fattorini: Germania e Santa Sede. Le nunziature di Pacelli fra la Grande guerra e la Repubblica di Weimar. Bologna 1992.
  146. Pierre Blet: Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Erstausgabe Paris 1996, deutsche Ausgabe, 2. Auflage, Paderborn 2001.
  147. John Cornwell: Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat, deutsche Ausgabe München 1999, zum Beispiel S. 101 und 369.
  148. Michael Phayer: The Catholic Church and the Holocaust, 1930–1965. Bloomington 2000.
  149. Susan Zuccotti: Under His very Windows. The Vatican and the Holocaust in Italy. New Haven 2000.
  150. Giovanni Miccoli: I dilemmi e silenzi di Pio XII. Mailand 2000.
  151. Daniel Jonah Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust. Eine Untersuchung über Schuld und Sühne. Siedler Verlag, Berlin 2002.
  152. David G. Dalin: The Myth of Hitler’s Pope. Regnery, 2005.
  153. Michael Hesemann: Der Papst, der Hitler trotzte: Die Wahrheit über Pius XII. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2008.
  154. Andrea Riccardi: Der längste Winter. Die vergessene Geschichte der Juden im besetzten Rom 1943/44. Theiss 2017, ISBN 978-3806236224 (italienisches Original 2008). Siehe auch die Rezension von Klaus Kühlwein in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte, Bd. 37 (2018), S. 385–389, hier S. 389.
  155. Klaus Kühlwein: Warum der Papst schwieg. Pius XII. und der Holocaust. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-491-72527-0.
  156. Wichtige Dokumente zu Pius XII. wiederentdeckt, orf.at, 6. März 2017
  157. Michael Hesemann: Pius XII. hatte Mord an Hitler abgesegnet
  158. Jüdischer Weltkongress begrüßt Öffnung der Vatikanarchive, Jüdische Allgemeine, 26. Februar 2020. Abgerufen am 27. Februar 2020.
  159. Berliner Zeitung: Der nächste Streit um eine Straßen-Umbenennung steht bevor. Abgerufen am 16. September 2020.
  160. Antisemitismusbeauftragter für Umbenennung der Pacelliallee auf berlin.de
  161. Vatikan-Botschaft meldet sich zu Wort. Domradio, 15. September 2020, abgerufen am 16. September 2020.
VorgängerAmtNachfolger
Amt neu geschaffenApostolischer Nuntius beim Deutschen Reich
1920–1929
Cesare Orsenigo
Pietro Kardinal GasparriKardinalstaatssekretär
1930–1939
Luigi Kardinal Maglione
Pietro Kardinal Gasparri Kardinalkämmerer
1935–1939
Lorenzo Kardinal Lauri
Lorenzo Kardinal LauriKämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
1937–1939
Federico Kardinal Tedeschini
Papst Pius XI. Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1939–1940
Nicola Canali
Luigi Kardinal MaglioneKardinalstaatssekretär
de facto
1944–1952
Domenico Tardini
Pius XI. Papst
1939–1958
Johannes XXIII.
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