Doge von Venedig

Der Doge [ˈdoːʒə], abgeleitet von lateinisch Dux (Führer, Anführer, Fürst) war das auf Lebenszeit regierende Staatsoberhaupt der Republik Venedig zwischen dem 8. Jahrhundert und 1797.

Die früheste Darstellung eines Dogen, des Ordelafo Falier († 1118), ist Teil des Bildprogramms der Pala d'oro in der Markuskirche. Sie ist mit der Inschrift „OR.FALE/TRUS“ und „DEI GRATIA / VENECI/E DUX“ ausgestattet.
Giovanni Bellini: Porträt des Dogen Leonardo Loredan (1501)

Ursprünglich war der Doge ein lokaler Stellvertreter des Exarchen von Ravenna, der wiederum der Statthalter des Byzantinischen Kaisers in Oberitalien war. Mit der Emanzipation Venedigs von Byzanz wurde der Doge zum Herrscher eines sich zunehmend verselbstständigenden Staatsgebildes, des Dukats. Als erster Doge galt lange Paulicius, in der venezianischen Historiographie meist Paoluccio Anafesto genannt, doch gilt heute Ursus (Orso Ipato) als erster Doge. Zu Anfang des 9. Jahrhunderts wurde der Sitz des Dogen von Malamocco nach Rialto und damit in das heutige Historische Zentrum verlegt; Residenz war der Dogenpalast.

Mehrfach kam es zu Versuchen, eine Dynastie zu errichten. Wichtigstes Mittel war dabei die Wahl eines Sohnes des herrschenden Dogen zum Mitdogen; von Bedeutung war aber auch die Heiratspolitik. Diese Versuche endeten erst im 11. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert wurde der Volksversammlung das Recht der Dogenwahl entwunden. Ein kompliziertes Wahlverfahren sorgte wiederum für einen Ausgleich zwischen den nunmehr dominierenden Familien. Ab dieser Zeit wurden die Machtbefugnisse des Staatsoberhauptes nach und nach eingeschränkt, so dass er in der Neuzeit zum bloßen Repräsentanten der Adelsrepublik wurde.

Manche Dogen wurden im Laufe der Zeit als bloße Usurpatoren nicht zu den Dogen gezählt, einer später aus den Dogenlisten entfernt, weil er zugleich Patriarch war. Die Diskussion über die Frage, ob die Mitdogen mitgezählt werden, meistens Söhne, manchmal Brüder von regierenden Dogen, insbesondere dann, wenn sie vor dem Ableben ihrer Väter, bzw. Brüder selbst starben und daher nie allein herrschten, ist noch im Fluss.[1] Zu den 118, bzw. 120 anerkannten Dogen kommen bis ins frühe 13. Jahrhundert einige wenige Stellvertreter, die als Vizedogen bezeichnet wurden. Die Gesamtzahl der gegen Ende der Republik nicht (mehr) als Dogen anerkannten Herrscher beträgt 15, hinzu kommen die im 8. Jahrhundert insgesamt vier, bzw. fünf jeweils ein Jahr lang herrschenden Magistri militum. Der letzte Doge Ludovico Manin dankte am 12. Mai 1797 ab, nachdem sich der Große Rat angesichts des Vormarsches Napoleons zuvor selbst aufgelöst hatte.

Begriff

Abgeleitet ist die Bezeichnung von einem Begriff der römischen Verwaltung. Ab dem 4. Jahrhundert war dux die Bezeichnung für den obersten militärischen Befehlshaber einer Grenzprovinz.

Wandlungen im Zuschnitt des Amtes, Titulatur

Dogenwappen bis 1797. Derlei Wappen schrieb die neuzeitliche Historiographie auch früheren Dogen zu, die in einer Zeit lebten, als solche Wappen noch gar nicht in Gebrauch waren.

Der Doge vereinigte sowohl militärische als auch richterliche Funktionen, so dass das Amt im frühen Mittelalter eine fast uneingeschränkte Macht besaß. Hierzu gehörten auch mindestens drei Versuche, eine Dynastie zu bilden, nämlich durch die Großfamilien der Galbaio, Particiaco und Candiano. Die Erhebung eines Mitdogen wurde, um diesen Weg zu einer Dynastiebildung zu verlegen, 1032 untersagt. 1122 wurde erstmals ein „Vizedoge“ als Stellvertreter für den manchmal mehrere Jahre abwesenden, eigentlichen Dogen erhoben; letztmals geschah dies 1202. Zur Einschränkung seiner Macht wurden dem Dogen verschiedene Kontrollorgane, später der Rat der Zehn zur Seite gestellt. Letzterer war so etwas wie die oberste Kontrollinstanz. Spätestens von da an war das Amt des Dogen eher repräsentativer Natur, der Doge geradezu die Verkörperung Venedigs. 1501 wurden eigene Inquisitoren eingesetzt, deren Aufgabe nur darin bestand, das Amtsgebaren des verstorbenen Dogen zu untersuchen. Diese hießen inquisitori del doge defunto. Mit- oder Vizedogen wurden nicht mehr erhoben, Kontakte zu auswärtigen Herrschern wurden erschwert, ebenso die wirtschaftliche Tätigkeit.

Neben dem Titel dux führten die Dogen eine Reihe anderer Titel, die das Verhältnis zu anderen Mächten widerspiegelten. So führten sie vielfach byzantinische Titel, wie Hypathos (Ipato), was etwa dem Konsul entspricht. Maurizio Galbaio (764–787) führte den Titel magister militum, consul et imperialis dux Veneciarum provinciae, er sah sich also noch als einen Dogen einer kaiserlichen Provinz. Giustiniano Particiaco führte nur noch den Titel eines imperialis hypatus et humilis dux Venetiae ohne die Nennung einer zum Kaiserreich gehörigen Provinz. Der Status der Unterordnung verschwand unter Übertragung byzantinischer Ehrentitel. Der Zusatz Dei gratia (durch die Gnade Gottes) kam erst im 11. Jahrhundert durchgängig in Gebrauch.[2]

Angesichts der ungarischen Expansion Richtung Adria beanspruchte vielleicht schon Vitale Falier (1084–1096), sicher aber Vitale Michiel I. (1096–1102), den Titel eines dux Croatiae, womit der Titel dux Venetiae atque Dalmatiae sive Chroaciae et imperialis prothosevastos lautete. Nach der um 1350 entstandenen Venetiarum historia vulgo Petro Iustiniano adiudicata[3] führte der Doge Domenico Morosini darüber hinaus als Erweiterung seiner Titulatur atque Ystrie dominator, nachdem Pula auf Istrien sich 1150 hatte unterordnen müssen. Allerdings trägt diesen Titel nur eine einzige Urkunde aus dem Jahr 1153: et totius Ystrie inclito dominatori.[4]

Spätestens ab 1205, nach der Eroberung des Byzantinischen Reiches und der Errichtung des Lateinischen Kaiserreiches, erhielt der Doge den Titel Dei gratia gloriosus Venetiarum, Dalmatiae atque Chroatiae dux, ac dominus quartae partis et dimidie totius imperii Romaniae – er war also nicht nur ruhmreicher Doge der Venezianer, von Dalmatien und Kroatien, sondern darüber hinaus Herr von drei Achteln des Römischen Kaiserreiches, das spätere Historiker Byzanz nannten. Diesen Titel nahm als erster Marino Zeno an, Podestà der Venezianer in dessen Hauptstadt Konstantinopel. Erst danach wurde der Titel, der vielfach dem Führer der Eroberungsflotte Enrico Dandolo zugeschrieben wurde, von seinem Nachfolger Pietro Ziani übernommen. Noch Enrico Dandolo hatte vom Kaiser den Titel eines protosebastos erhalten.

Ab 1358, als Venedig seine Ansprüche auf die im Titel erscheinenden Gebiete an der östlichen Adriaküste aufgab, wurde der Titel auf Dei gratia dux Veneciarum et cetera scheinbar reduziert, eine Regelung, die bis 1797 Bestand hatte.[5]

In diese Richtung entwickelte sich seit dem 14. Jahrhundert, insbesondere seit Andrea Dandolo, das Amt fort, denn der Doge, der allen wesentlichen Gremien vorsaß, wurde zunehmend zu einem Visionär des göttlichen Planes und zur Verkörperung der besonderen Beziehung Venedigs zu Gott.[6]

Wahlverfahren

Visualisierung des Nominierungsverfahrens
Wahl des Dogen durch die Einundvierzig, Gabriele Bella (1730–1799), Öl auf Leinwand, Pinacoteca Querini Stampalia

Das Verfahren der Dogenwahl, ein Recht, das bis 1172 bei der Volksversammlung lag, wurde im Laufe der Zeit immer komplizierter. Genügten 1172 bei der Wahl des ersten, nicht von der Volksversammlung gewählten Dogen Sebastiano Ziani, noch zwölf Wahlmänner, so brauchte man bei der Wahl seines Nachfolgers schon ein vierzigköpfiges Wahlkollegium. Nachdem es bei einer Dogenwahl zu einem Patt gekommen war, da beide Kandidaten je 20 Wähler auf sich vereinigten, wurde per Los entschieden, was zu einem tödlichen Konflikt und jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen den beteiligen Familien führte. Daher wurde vor der nächsten Wahl ihre Zahl auf 41 erhöht.

Die Sorge der Familien, es könnte einer unter ihnen die Herrschaft an sich reißen und nach dem Muster anderer italienischer Städte oder früherer Dogen eine Familiendynastie durchsetzen, führte zu einem komplizierten Verfahren, mit dem man Wahlmanipulationen ausschließen wollte.

Das Wahlsystem war daher eine Mischung aus Zufallsentscheidung durch das Los und einer öffentlichen, freien und sorgfältig durchgeführten Beratung und Beschlussfassung.

Wählbar waren Mitglieder des Großen Rates, in dem sich der erwachsene, männliche Adel regelmäßig zu Wahlen und Abstimmungen versammelte. Von ihnen deponierte jeder eine Loskugel in einer Urne. Auf dem Markusplatz wurde ein etwa zehnjähriger Knabe, der Ballottin, ausgesucht, der aus der Urne 30 Loskugeln zog.

  • 30 Kugeln wurden durch Los auf 9 reduziert. Diese 9 Verbliebenen wählten 40.
  • 40 wurden durch Los wieder auf 12 reduziert. Diese 12 wählten 25.
  • 25 wurden durch Los auf 9 reduziert. Diese 9 wählten 45.
  • 45 wurden durch Los auf 11 reduziert. Diese 11 wählten 41.
  • Diese 41 nominierten den Dogen zur Billigung durch die Versammlung (nach Frederic C. Lane).

Das Quorum für die Wahl des Dogen lag bei 25 Stimmen. Der Ballottin gehörte nach der Wahl zum Gefolge des Dogen.

Der Doge wurde stets auf Lebenszeit gewählt. Dieser konnte zwar von der Signoria abgesetzt werden, es war ihm aber verboten zurückzutreten.

Kleidung

Seit dem 14. Jahrhundert trug der Doge mit dem Corno Ducale eine besondere Art der Kopfbedeckung. Der Corno ist eine steife Kappe mit einer hornartigen Spitze und einem kronenartigen Metallring. Er wird einerseits auf die Kopfbedeckung der Fischer, andererseits auf den „Herzogshut“ zurückgeführt. Unter dem Corno trug er die Cuffia, eine Mütze aus feinem Leinen. Die Krönungskappe Zogia war aus Brokat und mit Edelsteinen geschmückt, während der übliche Corno aus weniger kostbarem Material hergestellt wurde.

Die private Kleidung entsprach der Alltagskleidung eines venezianischen Nobile. Die Dogaressa, die Ehefrau des Amtsinhabers, trug eine kleinere Kappe.

Krönung

Gabriele Bella (1730–1799): Krönung des Dogen auf der Scala dei Giganti, um 1779–1792, Pinacoteca Querini Stampalia, Venedig

Bei der Krönung trug der Doge über einem langen Untergewand, der dogalina, die mit einem schmalen Gürtel mit goldener Schnalle gegürtet wurde, einen weiten Umhang mit einem pelerinenartigen Kragen aus Hermelinfell, dem bavaro. Zum Gewand des Dogen mit Stehkragen gehörten die auffallenden Knöpfe, die campanoni d’oro.

Begräbnisstätten

Grabmal des Dogen Tommaso Mocenigo

Fast alle Gräber von Dogen befinden sich in venezianischen Kirchen, in San Zanipolo allein 27. Das Grab von Enrico Dandolo befindet sich allerdings in der Hagia Sophia in Konstantinopel.

Liste der Dogen von Venedig

Die folgende Liste führt als nummerierte Dogen diejenigen Herrscher auf, die gegen Ende der Republik als solche anerkannt wurden. Nicht nummeriert erscheinen hingegen die in den Quellen genannten Herrscher der Frühzeit Venedigs, die im 17. und 18. Jahrhundert keine Anerkennung mehr als Dogen fanden.

Die ab Mitte des 14. Jahrhunderts zunehmend staatlich kontrollierte Historiographie akzeptierte nur diejenigen als Dogen, die entweder allein oder gemeinsam mit einem Mitdogen geherrscht hatten; waren diese Mitdogen schon zu Lebzeiten des Dogen gestorben, dann wurden sie gleichfalls nicht in die Dogenlisten aufgenommen. Dies galt, etwa im Fall des Petrus Particiaco oder des Leachim, auch dann, wenn ein solcher Mitdoge in Urkunden oder den frühen Quellen ausdrücklich als „dux“ bezeichnet wurde. Auch wurden als Dogen akzeptierte Herrscher noch Jahrhunderte später aus dem „Dogenkatalog“ entfernt, wie etwa Orso Orseolo, der Patriarch von Grado, der von 1026 bis 1027 als Doge herrschte. „Einige der ältesten Geschichtsschreiber setzten den Patriarchen in die Reihe der wirklichen Regenten, die neueren, welchen es unbegreiflich scheint, daß ein Patriarch ihr Volk regieret habe, haben ihn aus diesem Verzeichnisse ausgelassen“, schrieb dazu Johann Friedrich LeBret. Diese Entscheidung führt LeBret in einer Fußnote auf Lorenzo De Monachis (1351–1428) zurück, dessen Chronik zwischen 1421 und 1428 entstand.[7] Im Frühmittelalter, zwischen etwa 780 (Giovanni Galbaio) und dem ausdrücklichen Verbot von 1032, wurden mindestens elf Mitdogen erhoben, die nicht zu den 120 Dogen gezählt wurden. Hinzu kamen zwischen 1122 und 1205 drei Vizedogen, die ihre Väter ausdrücklich in Venedig bis zu deren Rückkehr vertraten.

Nicht zu den Dogen zählen außerdem vier der fünf Magistri militum des 8. Jahrhunderts, jedoch wird Marcello Tegalliano dazugerechnet, der in keiner der frühen Quellen als Dux bezeichnet wird, sondern dort nur als Magister militum erscheint.[8] Die moderne Forschung akzeptiert meist die ersten beiden Dogen nicht mehr als Amtsinhaber. Marcello wird heute genauso wenig zu den Dogen gezählt, wie sein angeblicher Vorgänger Paoluccio Anafesto (Paulicius), an dem die venezianische Geschichtsschreibung und auch die allgemeine Historiographie lange als erstem Dogen festhielt.

Die Herrschaftszeiten der frühen Dogen sind vielfach ungesichert und haben sich überwiegend erst im Zuge der Traditionsbildung so etabliert, wie sie in der Tabelle aufgeführt sind.

Nummerierung Name Regierungszeit Kommentar
1. Paulicius 697–717 legendär, Historizität umstritten
2. Marcellus (Magister militum) 717–726 in den Quellen ausschließlich Magister militum, nicht Dux, Historizität umstritten
3. Orso Ipato 726–737 wahrscheinlich erster Doge
Dominicus Leo 737–738 erster der fünf Magistri militum
Felix Cornicula 738–739 zweiter der fünf Magistri militum
4. Diodato Ipato 742–755 etwa 739–740 dritter der fünf Magistri militum, später Doge
Julianus Hypathus 740–741 vierter der fünf Magistri militum
Johannes Fabriciacus 741–742 letzter der fünf Magistri militum
5. Galla 755–756 einziger Doge, dem keiner der sonst üblichen Familiennamen zugeordnet wurde, geblendet; von manchen Historikern nicht als Doge anerkannt
6. Domenico Monegario 756–764 mit Unterstützung des Langobardenkönigs Desiderius zum Dogen gewählt; zwei jährlich wechselnde Tribunen, geblendet
7. Maurizio Galbaio 764–787 gilt noch explizit als kaiserlicher (byzantinischer) Dux, stirbt eines natürlichen Todes
8. Giovanni Galbaio 787–804 erster Dogensohn, der durch seinen Vater (ohne Wahl) zum Mitdogen erhoben wurde; flieht ins Frankenreich
Mauritius (II.)  ?–804 zweiter Dogensohn, der durch seinen Vater zum Mitdogen erhoben wurde
9. Obelerio Antenoreo 804–809 Belagerung durch Pippin, Putschversuch um 829, dabei getötet, letzter Verfechter einer Hauptstadt Malamocco gegen Rialto
Beatus  ?–809 Bruder und Mitdoge des Obelerius, † 811 in Zara, ihm wird gelegentlich der Umzug nach Rialto zugeschrieben
Valentinus  ?–809 Bruder und Mitdoge des Obelerius, durfte womöglich nach dem Sturz seiner Brüder in Rialto bleiben
10. Agnello Particiaco 809–827 Verlegt nach gängiger Deutung die Residenz nach Rialto, wo sie bis 1797 verbleibt, stirbt eines natürlichen Todes
11. Giustiniano Particiaco 827–829 überlebt als (5.) Mitdoge (ab 809?) seinen Vater Agnellus und folgt ihm daher im Amt, 2. Versuch einer Dynastiebildung
- Agnellus (II.) 809?–820? Sohn und Mitdoge seines Vaters Justinianus (Giustiniano); stirbt in Konstantinopel
12. Giovanni I. Particiaco 829–837 folgt seinem Bruder Iustinianus im Amt, siegt über Obelerius, wird von Caroso vertrieben, nach dessen Tod zurückberufen; beendet sein Leben nach Absetzung im Kloster
Caroso 832 stürzt als byzantinischer Tribun Giovanni I. Particiaco, ernennt sich zum Dogen, wird jedoch nach 3 oder 6 Monaten geblendet
Ursus Particiacus 832 regiert die Stadt kurzzeitig zwischen dem Sturz Carosos und der Rückkehr des Johannes Particiacus, von Andrea Dandolo als „rector“ bezeichnet
13. Pietro Tradonico 836–864 unterbricht die Reihe der Particiaco-Dogen, von Verschwörern ermordet
Johannes Tradonicus 836–863 Sohn und Mitdoge des Petrus Tradonicus, wird in einer Urkunde des Jahres 855 als „gloriosus dux Veneciarum“ bezeichnet; stirbt im Jahr vor der Ermordung seines Vaters
14. Orso I. Particiaco 864–881 erstes Verbot des Sklavenhandels, das jedoch ohne Wirkung bleibt, stirbt eines natürlichen Todes
15. Giovanni II. Particiaco 881–887 einer von vier Söhnen Orsos I., versucht wegen Krankheit mehrfach zurückzutreten, empfiehlt Pietro Candiano als Nachfolger; mit ihm endet die Particiaco-Dynastie, 1. Zerstörung Comacchios
Petrus um 885 (8.) Mitdoge und jüngster Bruder Giovannis II. Particiaco
Ursus bis 887 Mitdoge, tritt gemeinsam mit seinem älteren Bruder Giovanni II. Particiaco zurück
16. Pietro I. Candiano 887 erster Doge, der außerhalb des venezianischen Territoriums im Kampf stirbt
17. Pietro Tribuno 887–912 Abwehr der Ungarn, Bau einer Stadtmauer, „eigentlicher Stadtgründer“
18. Orso II. Particiaco 912–932 fast keine Quellen, Verträge mit nachkarolingischen Herrschern
19. Pietro II. Candiano 932–939 dritter Versuch einer Familie, nach den Familien Galbaio und Particiaco, eine Dynastie durchzusetzen, 2. Zerstörung Comacchios
20. Pietro Particiaco/Badoer 939–942 Wurde gelegentlich als Pietro II. gezählt, als Petrus (s. o.) noch als Doge mitgezählt wurde;[9] keinerlei Quellen für Jahre 933–942
21. Pietro III. Candiano 942–959 Handelsblockade gegen Aquileia, Kampf gegen slawische Piraten, bürgerkriegsartige Verhältnisse im Kampf mit seinem Sohn (und Nachfolger)
22. Pietro IV. Candiano 959–976 stürzt seinen Vater, erheiratet Besitz im Reich, Leibwache, Sturz der Candiano, größter Stadtbrand (976), Zerstörung des Archivs
23. Pietro Orseolo 976–978 flieht in ein Kloster nach Katalonien, 1731 heiliggesprochen
24. Vitale Candiano 978–979 erreicht von Kaiser Otto II. Verlängerung der Privilegien, zieht sich ins Kloster zurück
25. Tribuno Memmo 979–991 Kompromisskandidat zwischen Candiano und Orseolo, Wiederaufbau der 976 zerstörten Stadt, bürgerkriegsartige Verhältnisse und ottonische Sperre, geht ins Kloster
26. Pietro II. Orseolo 991–1009 gilt als bedeutendster Doge der venezianischen Frühzeit, freundschaftliche Beziehungen zu den Kaisern, Expansion in der Adria, Eheprojekt seines Sohnes Johannes mit Byzanz, erstes Handelsprivileg (992)
Giovanni Orseolo 1002–1008 Mitdoge seines Vaters Pietro II. Orseolo (984–1008), byzantinisches Eheprojekt, stirbt mitsamt seiner Familie an „Pest“
27. Ottone Orseolo 1009–1026 jüngerer Bruder Giovanni Orseolos, nach dessen Tod 1008 Mitdoge, heiratet Tochter des Königs von Ungarn, Verschlechterung des Verhältnisses zum Römisch-deutschen Reich, wird gestürzt, flieht nach Konstantinopel; wird zurückberufen, stirbt aber auf der Rückreise
Orso Orseolo 1026–1027 Patriarch von Aquileia, bis ins 15. Jahrhundert in Dogenlisten; beruft Ottone zurück
28. Pietro Centranigo/Barbolano 1026–1032 Kompromisskandidat der Gegner des Domenico Flabanico, Verlust der wichtigsten Handelsprivilegien, fortgesetzter Streit mit Aquileia, abgesetzt, flieht nach Konstantinopel
Domenico Orseolo 1032 erlangt im Handstreich den Dogensitz, wird aber schon am nächsten Tag gestürzt, flieht nach Ravenna, wo er wenig später stirbt
29. Domenico Flabanico 1032–1043 Ende der Versuche, eine Erblichkeit des Dogats durchzusetzen; Erhebung zu Mitdogen wird 1032 untersagt (insgesamt waren es 11)
30. Domenico I. Contarini 1043–1071 Morgenländisches Schisma (1054)
31. Domenico Silvo 1071–1084 erlangt das erste große Handelsprivileg in Byzanz (1082) von Kaiser Alexios I.
32. Vitale Falier 1084–1096 erlangt 1084 bedeutendes Handelsprivileg im Römisch-deutschen Reich von Heinrich IV.
33. Vitale Michiel I. 1096–1102 Flottenzug im Gefolge des I. Kreuzzuges
34. Ordelafo Falier 1102–1118 1111 Erneuerung der Privilegien im Reich, 1116 Besuch Kaiser Heinrichs V. in Venedig, kommt bei Kämpfen bei Zara ums Leben
35. Domenico Michiel 1118–1130 Kreuzzug von 1122–1125; erzwingt 1126 die Erneuerung des 1118 ausgesetzten Handelsprivilegs von Byzanz
Leachim 1122–1125 Sohn des Domenico Michiel, vertritt ihn 1122 bis 1125 als „Vizedoge“ (davor etwa elf „Mitdogen“)
Domenico Michiel (Vizedoge) 1122–1125 Vertritt gemeinsam mit Leachim 1122 bis 1125 den Dogen Domenico Michiel als „Vizedoge“
36. Pietro Polani 1130–1148 Schwiegersohn des Dogen Domenico Michiel
37. Domenico Morosini 1148–1156 Seine Macht wird durch eine Eidesleistung eingeschränkt, hinzu kommen einflussreiche Berater; die Erblichkeit des Dogenamtes wird endgültig unterbunden.
38. Vitale Michiel II. 1156–1172 Krieg gegen Byzanz; Epidemie und militärische Katastrophe.
Lunardo Michiel 1171–1172 Sohn Vitale Michiels II., bleibt 1171 als Vizedoge in Venedig, als der Vater die Flotte in die Ägäis führt.
39. Sebastiano Ziani 1172–1178 erster Doge, der nicht von der Volksversammlung (arengo, concio) gewählt wurde
40. Orio Mastropiero 1178–1192 Der Einfluss der iudices geht zurück, der Kleine Rat avanciert zu Lasten des Dogen zum Machtkern.
41. Enrico Dandolo 1192–1205 1202–1204 Vierter Kreuzzug unter Dandolos Führung, 1203 und 1204 Eroberung Konstantinopels
Ranieri Dandolo 1202–1205 Sohn Enrico Dandolos, den er als Vizedoge ab 1202 in Venedig vertritt
42. Pietro Ziani 1205–1229 Gewinnt die Herrschaft über die Venezianer in Konstantinopel zurück, sichert Kolonialreich, zunehmende Verschriftung der Herrschaft
Teofilo Zeno 1229[10] Stellvertreter f. Pietro Ziani bis zur Wahl des neuen Dogen
43. Jacopo Tiepolo 1229–1249 Sicherung des Kolonialreichs, Gründung langlebiger Verfassungsorgane
44. Marino Morosini 1249–1252 seit seiner Wahl wählen 41 statt 40 Elektoren den Dogen, um ein Patt zu vermeiden; Domini de nocte
45. Renier Zen 1253–1268 erster Krieg gegen Genua (1257–1270), Kampf um Konstantinopel (ab 1261)
46. Lorenzo Tiepolo 1268–1275 Ende des Krieges mit Genua, Rückkehr nach Konstantinopel, Förderung der Handwerkerkorporationen und Händler
47. Jacopo Contarini 1275–1280 Einfluss des Dogen wird weiter eingeschränkt, seine Wirtschaftstätigkeit beendet, Dogen heiraten möglichst nur noch Venezianerinnen
48. Giovanni Dandolo 1280–1289 erste Goldmünze eingeführt, Aufstand auf Kreta (1283–1299)
49. Pietro Gradenigo 1289–1311 Serrata des Großen Rates, zunehmende Abriegelung gegen Aufsteiger, Exkommunikation wegen des Krieges um Ferrara, Rat der Zehn
50. Marino Zorzi 1311–1312 Bereitet den Frieden mit Rom vor, Frieden mit Padua
51. Giovanni Soranzo 1312–1328 Abgesehen von der Belagerung Zaras eine friedliche Epoche
52. Francesco Dandolo 1328–1339 Beendet Krieg um Ferrara gegen den Papst, Erwerb von Treviso und Beginn der Festlandseroberung
53. Bartolomeo Gradenigo 1339–1342 Aufgrund entsprechender Erfahrungen wird Dogen nach ihm die Vergabe von Staatsposten an Verwandte untersagt, ebenso wie Handelsgeschäfte
54. Andrea Dandolo 1343–1354 schreibt maßgebliche Geschichte Venedigs, Pest, Krieg gegen Genua, Herrschaftsverdichtung
55. Marino Falier 1354–1355 wird nach einer angeblichen oder tatsächlichen Verschwörung enthauptet und verfällt der „Verdammung der Erinnerung“ (condamnatio memoriae).
56. Giovanni Gradenigo 1355–1356 Friedensschluss mit Mailand und Genua, Beginn des Krieges um Dalmatien (bis 1358)
57. Giovanni Dolfin 1356–1361 Abtretung Dalmatiens an Ungarn, Finanzkrise, Kämpfe innerhalb des Patriziats
58. Lorenzo Celsi 1361–1365 Aufstand auf Kreta; stirbt während der Rat der Zehn gegen ihn ermittelt
59. Marco Cornaro 1365–1368 bereits vom 17. bis 21. April 1355 Vizedoge
60. Andrea Contarini 1368–1382 Vierter Krieg gegen Genua, Triest fällt an Österreich
61. Michele Morosini 1382 stirbt an der Pest
62. Antonio Venier 1382–1400 endgültiger Gewinn Trevisos, Ausweitung des Handels nach Nordwesteuropa
63. Michele Steno 1400–1413 Rückgewinnung des 1358 verlorenen Dalmatien, Eroberung der Terraferma
64. Tommaso Mocenigo 1414–1423 Festlandsmacht in Oberitalien; wendet sich gegen Expansionspolitik
65. Francesco Foscari 1423–1457 Hauptbetreiber der Expansionspolitik in Oberitalien
66. Pasquale Malipiero 1457–1462
67. Cristoforo Moro 1462–1471
68. Niccolò Tron 1471–1473
69. Nicolò Marcello 1473–1474
70. Pietro Mocenigo 1474–1476
71. Andrea Vendramin 1476–1478
72. Giovanni Mocenigo 1478–1485
73. Marco Barbarigo 1485–1486
74. Agostino Barbarigo 1486–1501
75. Leonardo Loredan 1501–1521
76. Antonio Grimani 1521–1523
77. Andrea Gritti 1523–1538
78. Pietro Lando 1538–1545
79. Francesco Donà 1545–1553
80. Marcantonio Trevisan 1553–1554
81. Francesco Venier 1554–1556
82. Lorenzo Priuli 1556–1559
83. Gerolamo Priuli 1559–1567
84. Pietro Loredan 1567–1570
85. Alvise Mocenigo I. 1570–1577
86. Sebastiano Venier 1577–1578
87. Nicolò da Ponte 1578–1585
88. Pasquale Cicogna 1585–1595
89. Marino Grimani 1595–1605
90. Leonardo Donà 1606–1612
91. Marcantonio Memmo 1612–1615
92. Giovanni Bembo 1615–1618
93. Nicolò Donà 1618
94. Antonio Priuli 1618–1623
95. Francesco Contarini 1623–1624
96. Giovanni I. Cornaro 1625–1629
97. Nicolò Contarini 1630–1631
98. Francesco Erizzo 1631–1646
99. Francesco Molin 1646–1655
100. Carlo Contarini 1655–1656
101. Francesco Cornaro 1656
102. Bertuccio Valier 1656–1658
103. Giovanni Pesaro 1658–1659
104. Domenico II. Contarini 1659–1675
105. Niccolò Sagredo 1675–1676
106. Alvise Contarini 1676–1684
107. Marcantonio Giustinian 1684–1688
108. Francesco Morosini 1688–1694
109. Silvestro Valier 1694–1700
110. Alvise Mocenigo II. 1700–1709
111. Giovanni II. Cornaro 1709–1722
112. Alvise Mocenigo III. 1722–1732
113. Carlo Ruzzini 1732–1735
114. Alvise Pisani 1735–1741
115. Pietro Grimani 1741–1752
116. Francesco Loredan 1752–1762
117. Marco Foscarini 1762–1763
118. Alvise Mocenigo IV. 1763–1779
119. Paolo Renier 1779–1789
120. Ludovico Manin 1789–1797 übergibt die Stadt an Napoleon, der sie an Habsburg weiterreicht: Ende der Republik Venedig

Siehe auch

Literatur

Promissione des Dogen Cristoforo Moro von 1462, Add. MS. 15816, f. 5r, 1462, British Library
  • Şerban Marin: Dominus quartae partis et dimidiae totius imperii Romaniae: The Fourth Crusade and the Dogal Title in the Venetian Chronicles' Representation, in: Quaderni della Casa Romena di Venezia 3 (2004) 119–150.
  • Gino Benzoni (Hrsg.): I Dogi, Electa, Mailand 1982.
  • Claudio Rendina: I Dogi. Storia e segreti. Dalle 120 biografie dei serenissimi di Venezia rivivono retroscena e intrighi della Repubblica del Leone tra patrizi, mercanti, patriarchi e dogaresse in una millenaria epopea italiana, Newton Compton, Rom 1984 (Quest’Italia 66, ZDB-ID 433075-4).
  • Andrea Da Mosto: I Dogi di Venezia, Giunti, Florenz u. a. 2003 (Neuauflage der Ausgabe von 1939, veraltet).
  • Giorgio Ravegnani: Il doge di Venezia, Bologna, Il Mulino, 2013. ISBN 978-88-1524464-2
  • Giorgio Ravegnani: Insegne del potere e titoli ducali, in: Lellia Cracco Ruggini, Massimiliano Pavan, Giorgio Cracco, Gherardo Ortalli (Hrsg.) Storia di Venezia dalle origini alla caduta della Serenissima, Bd. I: Origini–Età ducale, Rom 1992, S. 828–846. (online)
  • Eugenio Musatti: Storia della promissione ducale, Tipografia del Seminario, Padua 1888 (Abschnitte II bis V, nämlich Le promissioni ducali, S. 45–92 und I freni del potere, S. 93–124 sowie Le nuove restrizioni, S. 125–155 und schließlich Gli ultimi tempi, S. 156–214). (Digitalisat)
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Anmerkungen

  1. So etwa Thomas F. Madden in seinem Opus Venice. A New History, das 2012 erschien (S. 26), der ausdrücklich die Gesamtzahl von 118 Dogen nennt.
  2. Maurizio Viroli: As if God existed. Religion and Liberty in the History of Italy, Princeton University Press, 2012, S. 31.
  3. Roberto Cessi, Fanny Bennato (Hrsg.): Venetiarum historia vulgo Petro Iustiniano adiudicata, Padua 1964.
  4. Vittorio Lazzarini: I titoli dei Dogi de Venezia, in: Nuovo Archivio Veneto, n. s. 5 (1903) 271–313 (online).
  5. Suzanne Mariko Miller: Venice in the East Adriatic: Experiences and Experiments in Colonial Rule in Dalmatia and Istria (c. 1150–1358), Diss., Stanford University, 2007, S. 139.
  6. Debra Pincus: Hard Times and Ducal Radiance. Andrea Dandolo and the Construction of the Ruler in Fourteenth-Century Venice, in: John Jeffries Martin, Dennis Romano (Hrsg.): Venice Reconsidered. The History and Civilization of an Italian City-State, 1297–1797, Johns Hopkins University Press, 2000, S. 89–136.
  7. Gemeint ist die durch Muratori edierte Chronik des Laurentius de Monachis, das Chronicon de rebus Venetis ab U.C. ad annum MCCCLIV, Venedig 1758, Buch IV, S. 77 (Digitalisat).
  8. Die Zählung ist erst gegen Ende der Republik stabilisiert worden. So zählt noch Piero Giustinian († 1576) in seinem Opus Dell'historie venetiane di Pietro Giustiniano nobile veneto. Di nuouo riuedute, & ampliate, nelle quali si contengono tutte le cose notabili, occorse dal principio della fondatione della città, sino all'anno 1575, Lodouico Auanzo, 1576, S. 9 (Digitalisat); ebenso in der Auflage Gio. Battista Brigna, 1671, S. 12, Tradonico als 12. Dogen.
  9. Francesco Zanotto: Il Palazzo ducale di Venezia, Bd. 4, Venedig 1861, S. 46 f. (Digitalisat).
  10. 26. Februar – 6. März.

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