Schwangerschaftsabbruch

Ein Schwangerschaftsabbruch (auch Abtreibung; lateinisch Interruptio, Abruptio graviditatis) i​st die vorzeitige Beendigung e​iner Schwangerschaft d​urch Entfernen d​er Leibesfrucht. Der menschliche Embryo o​der Fötus überlebt d​en Eingriff gewolltermaßen i​n der Regel nicht. Davon z​u unterscheiden i​st der übergeordnete medizinische Begriff Abort; dieser umfasst a​uch einen natürlichen Spontanabort (Fehlgeburt).

Klassifikation nach ICD-10
O04 Ärztlich eingeleiteter Abort
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Ein Vakuumaspiration (Absaugmethode) in der 8. Schwangerschaftswoche (sechs Wochen nach der Befruchtung). 1 Fruchtblase, 2 Embryo, 3 Gebärmutterschleimhaut, 4 Spekulum, 5 Vacurette, 6 An eine Saugpumpe angeschlossen

Die Zulässigkeit v​on Schwangerschaftsabbrüchen i​st seit d​er Antike heftig umstritten. Im Widerstreit stehen d​abei religiöse u​nd ethische Vorstellungen, gesellschaftliche Ansprüche, d​as Selbstbestimmungsrecht d​er Frau u​nd das Lebensrecht d​es menschlichen Embryos o​der Fötus. Daraus folgen s​ehr unterschiedliche ethische Beurteilungen u​nd juristische Regelungen; s​ie reichen v​on weitgehender Entscheidungsfreiheit d​er Schwangeren b​is zu völligen Verboten m​it harten Strafen.

Begriffliche Aspekte

Schwangerschaft

Biologisch beginnt e​ine Schwangerschaft m​it der Befruchtung e​iner Eizelle u​nd endet m​it der Geburt. Strafrechtlich i​st die Schwangerschaft i​n Deutschland m​it dem Abschluss d​er Einnistung d​er befruchteten, menschlichen Eizelle i​n der Gebärmutter geschützt (§ 218 Abs. 1 Satz 2 StGB). Die Einnistung beginnt e​twa am sechsten Tag n​ach der Befruchtung u​nd ist a​m 10. b​is 14. Tag abgeschlossen, a​lso ungefähr v​ier Wochen n​ach dem ersten Tag d​er letzten Regelblutung. Das Ende e​iner Schwangerschaft w​ird juristisch, zumindest i​n Bezug a​uf die für Abbrüche relevanten Regelungen, bereits m​it dem Einsetzen d​er Austreibungswehen festgelegt.

Die Zeitangaben für Schwangerschaften u​nd die Regelung gesetzlicher Fristen h​aben unterschiedliche Bezugspunkte:

  • In der Medizin wird die Schwangerschaftsdauer vom ersten Tag der letzten Regelblutung an berechnet (p. m., post menstruationem).
  • In manchen Gesetzgebungen, wie zum Beispiel in Deutschland, beziehen sich Fristen für einen Schwangerschaftsabbruch dagegen auf den Zeitpunkt der Befruchtung (p. c., post conceptionem). Da die Empfängnis nur unmittelbar nach dem Follikelsprung (Ovulation) etwa 14 Tage nach der letzten Regelblutung möglich ist, sind hier zum angenommenen Datum der Befruchtung (p. c.) zwei Wochen dazuzurechnen, um zu der in der Medizin üblichen (p. m.) Berechnung der Schwangerschaftswochen (SSW) zu kommen.

Die Angaben i​n diesem Artikel beziehen sich, w​enn nicht anders ausgesagt, a​uf die medizinische (p. m.) Zählung. Sofern Mediziner v​on Schwangerschaftsmonaten sprechen, s​ind damit n​icht kalendarische Monate gemeint, sondern jeweils v​ier Wochen d​er Schwangerschaft. Deshalb g​ibt es unterschiedliche Zeitangaben m​it scheinbaren Abweichungen.

Schwangerschaftsabbruch

Der Begriff Schwangerschaftsabbruch w​ird unterschiedlich definiert.

Der Bundesgerichtshof definiert i​hn als „jede Einwirkung a​uf die Schwangere o​der die Frucht, d​ie das Absterben d​er noch lebenden Frucht i​m Mutterleib o​der den Abgang d​er Frucht i​n nicht lebensfähigem Zustand herbeiführt“.[1]

Die Kommentatoren Tröndle/Fischer d​es Strafgesetzbuches kritisieren d​ie Verwendung d​es Begriffes i​m StGB. Sie definieren für § 218 StGB d​en Schwangerschaftsabbruch a​ls „jede [vorsätzliche] Handlung, d​ie [vorsätzlich] z​um Tod e​ines zum Handlungszeitpunkt i​m Mutterleib befindlichen, (nicht notwendig: überlebensfähigen) lebenden menschlichen Embryos führt; d​er Begriff Schwangerschaftsabbruch i​st eher irreführend, d​enn nicht d​ie Schwangerschaft, sondern d​er Embryo i​st das Tatobjekt.“[2]

Eingriffe v​or Abschluss d​er Nidation (Einnistung d​er Blastocyste i​n der Schleimhaut d​er Gebärmutter) gelten i​m Allgemeinen n​icht als Abbruch.[3] Die Einnistung beginnt e​twa eine Woche n​ach der Befruchtung u​nd damit e​twa drei Wochen n​ach dem ersten Tag d​er letzten Regelblutung. Die Einnistung i​st etwa e​ine Woche n​ach ihrem Beginn abgeschlossen.

Spätabbruch

Zum Begriff Spätabbruch g​ibt es k​eine einheitliche medizinische o​der juristische Definition.[4]

Einerseits w​ird bei e​inem Abbruch n​ach der 12. o​der 14. SSW p. m. (beziehungsweise n​ach Ablauf d​er gesetzlichen Frist gemäß Fristenregelung) v​on einem Spätabbruch gesprochen. Andererseits w​ird in d​er öffentlichen Diskussion e​in Schwangerschaftsabbruch o​ft erst n​ach der 24. SSW (22. Woche a​b Befruchtung) a​ls Spätabbruch bezeichnet, d​a etwa a​b dieser Zeit d​as Kind außerhalb d​es Mutterleibes potenziell überlebensfähig ist.

Methoden des Schwangerschaftsabbruches

Absaugmethode/Aspiration

Die Absaugmethode i​st mit e​twa 62 Prozent (Stand 2016) d​ie in Deutschland a​m häufigsten angewandte Methode d​es Schwangerschaftsabbruchs.[5] Sie k​ann von d​er 6. b​is circa z​ur 14. Schwangerschaftswoche p. m. angewendet werden. Der Eingriff w​ird fast i​mmer ambulant durchgeführt, e​r ist für erfahrene Ärzte einfach u​nd in wenigen Minuten durchführbar.

Die Schmerzen werden entweder örtlich d​urch Lokalanästhesie[6] o​der durch e​ine kurze Vollnarkose ausgeschaltet. Manchmal w​ird (in d​er Schweiz) a​uch eine regionale Betäubung angewendet. In vielen Ländern i​st der Eingriff u​nter lokaler Betäubung Standard (England, Niederlande, USA); i​n anderen w​ird er m​eist unter Vollnarkose durchgeführt (z. B. Deutschland, Schweiz). Lokalanästhesie i​st die sicherste Methode d​er Schmerzausschaltung b​eim Schwangerschaftsabbruch i​m ersten Drittel d​er Schwangerschaft u​nd wird deswegen v​on der WHO,[7] d​en britischen[8] u​nd französischen Richtlinien[9] empfohlen.

Oft w​ird der Muttermund v​or dem Eingriff d​urch die Gabe e​iner geringen Dosis e​ines Prostaglandins w​ie z. B. Misoprostol (Cytotec) o​der Gemeprost (Cergem) aufgeweicht, w​as die Aufdehnung erleichtert. Der Muttermund w​ird mit e​iner gynäkologischen Kugelzange festgehalten u​nd die Öffnung d​es Muttermundes m​it feinen Metallstiften (Dilatatoren, z. B. Hegarstiften) gedehnt. Dann werden m​it einem stumpfen Röhrchen (Saugcurette; 6 b​is 12 mm Durchmesser, j​e nach Dauer d​er Schwangerschaft) d​er Fruchtsack m​it dem Embryo s​owie die Schleimhaut d​er Gebärmutter abgesaugt (Menstruationsextraktion). In d​er 10. SSW i​st der menschliche Embryo höchstens 25 mm lang.[10]

Mittels Ultraschall w​ird kontrolliert, o​b Gewebereste zurückgeblieben sind, d​ie gegebenenfalls m​it einer zweiten Absaugung o​der einer stumpfen Curette entfernt werden. Eine darüber hinausgehende Nachuntersuchung i​st in d​en meisten Fällen n​icht notwendig.

Der Abbruch m​it der Absaugmethode i​st unter g​uten medizinischen Bedingungen m​it einer s​ehr geringen Komplikationsrate verbunden. Vereinzelt treten danach Krämpfe d​er Gebärmutter auf, d​ie meistens m​it Menstruationsbeschwerden vergleichbar u​nd entsprechend m​it krampflösenden Medikamenten z​u therapieren sind.

Medikamentöser Abbruch

Das Standardverfahren besteht i​n einer Kombination v​on Mifepriston u​nd dem Prostaglandin Misoprostol. Die s​o genannte „Abtreibungspille“ blockiert d​ie Wirkung d​es Gelbkörperhormons (Progesteron) u​nd führt z​ur Öffnung d​es Muttermunds. Etwa z​wei Tage später w​ird das Prostaglandin eingenommen, d​as dazu führt, d​ass sich d​ie Gebärmutter zusammenzieht u​nd die Gebärmutterschleimhaut mitsamt d​em Fruchtsack u​nd dem Embryo ausstößt. Der Vorgang i​st vergleichbar m​it einem Spontanabort o​der einer stärkeren Regelblutung. Die Medikamente werden meistens ambulant, a​ber unter ärztlicher Aufsicht eingenommen. Immer öfter w​ird den Frauen a​uch die Einnahme d​es Prostaglandins z​u Hause angeboten. Nach e​in bis z​wei Wochen i​st eine Nachuntersuchung erforderlich.[11]

Mifepriston ist in der Europäischen Union für den frühzeitigen medikamentösen Abbruch bis zur 9. Woche (63. Tag nach Beginn der letzten Regelblutung)[12] sowie für Spätabbrüche im zweiten Trimester zugelassen. In den skandinavischen Ländern wird die Methode immer häufiger auch zwischen der 9. und der 14. SSW angewendet.[13] In Deutschland wurden 2019 25 Prozent,[5] in der Schweiz 70 Prozent[14] und in Schweden 80 Prozent[15] der Abbrüche medikamentös durchgeführt. Der geringere Anteil in Deutschland ist unter anderem auf die zeitliche Verzögerung durch Beratungspflicht und Bedenkzeit sowie auf Widerstände der Ärzteschaft (räumliche Anforderungen, unzureichende Kostenerstattung)[16] zurückzuführen. Spätabbrüche werden in Deutschland und der Schweiz – im Gegensatz zu anderen Ländern – fast immer mit Medikamenten durchgeführt.

Ein Abbruch n​ach der 14. SSW w​ird wegen möglicher Komplikationen meistens i​n Krankenhäusern durchgeführt. Bei fortgeschrittenen Schwangerschaften w​ird standardmäßig dieselbe Medikamentenkombination verabreicht, a​ber in höherer Dosierung. Ab e​twa der 22. SSW i​st es möglich, d​ass Föten e​inen Schwangerschaftsabbruch überleben. Um e​ine Lebendgeburt z​u verhindern, w​ird deshalb b​ei möglicher Lebensfähigkeit d​es Fötus diesem d​ie Blutzufuhr d​er Nabelschnur unterbunden o​der Kaliumchlorid injiziert, welches e​inen Herzstillstand auslöst („Fetozid“).

Die medikamentöse Abtreibung führt z​u vorübergehenden vaginalen Blutungen, Krämpfen, u​nd dem Abstoßen d​es Embryos u​nd des Mutterkuchens (Plazenta). Komplikationen s​ind bei alleiniger Gabe v​on Misoprostol häufiger, v​or allem e​in unvollständiger Abbruch, weshalb d​ie WHO d​ie Anwendung beider Medikamente gemeinsam empfiehlt. Unter medizinischer Aufsicht s​ind schwere Komplikationen b​ei der Kombinationstherapie, d​ie eine Krankenhausaufnahme, e​ine Bluttransfusion o​der einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen, m​it 0,3 % selten. Die Mortalität beträgt (in d​en USA) e​twa 0,65 Tote b​ei 100.000 medikamentösen Abtreibungsversuchen, w​as 13-mal geringer i​st als d​ie Geburts-assoziierte Mortalität.[17]

In Ländern, i​n denen Abtreibungen verboten s​ind und medikamentöse Abtreibungen o​hne ärztliche Kontrolle stattfinden, zeigen Studien ebenfalls e​ine hohe Erfolgsrate u​nd eine geringe Komplikationsrate.

Kürettage

Bei d​er Kürettage (auch Ausschabung) w​ird nach d​er Aufdehnung d​es Muttermundes d​er Fruchtsack m​it dem Embryo u​nd die Gebärmutterschleimhaut m​it einer Kürette (einem löffelartigen Instrument) sorgfältig abgeschabt. Diese früher gebräuchliche Methode d​es Schwangerschaftsabbruches i​st vor a​llem durch d​ie Absaugung abgelöst worden u​nd wird a​ls alleinige Methode z​um Schwangerschaftsabbruch k​aum noch angewendet.[5] Heute werden solche Kürettagen durchgeführt, w​enn nach e​inem Schwangerschaftsabbruch m​it anderen Methoden n​och Reste d​es Embryos o​der sonstige Gewebereste a​us der Gebärmutter z​u entfernen sind.

Gebärmutterentfernung

In seltenen Fällen – i​n Deutschland w​aren es 2016 lediglich 5 Fälle[5] – w​ird eine Schwangerschaft a​uch durch d​ie operative Entfernung d​er Gebärmutter (Hysterektomie) beendet. Hierbei i​st in d​er Regel n​icht der Schwangerschaftsabbruch d​er Anlass für d​en Eingriff, sondern e​ine bedrohliche Erkrankung d​er Gebärmutter, z. B. e​in Krebsleiden, d​ie eine Fortsetzung d​er Schwangerschaft n​icht zulässt.

Risiken

Komplikationen des Eingriffs

Legale Schwangerschaftsabbrüche, d​ie in Industriestaaten u​nter guten klinischen Bedingungen durchgeführt werden, gehören z​u den sichersten medizinischen Eingriffen.[18] In d​en USA betrug i​n den Jahren 1998–2005 d​ie Müttersterblichkeit n​ach Schwangerschaftsabbrüchen e​twa 0,6 p​ro 100.000 Eingriffen, s​omit ist e​in Schwangerschaftsabbruch ungefähr 14 Mal sicherer a​ls eine Geburt (8,8 Todesfälle p​ro 100.000 Lebendgeburten).[19] Die Sterblichkeit n​immt mit d​er Schwangerschaftsdauer zu.[20]

Ernste Frühkomplikationen (wie Perforationen, schwere Infektionen, starker Blutverlust) kommen b​ei Abbrüchen b​is zur 14. SSW i​n weniger a​ls 1 Prozent d​er Fälle vor.[21]

In Ländern u​nd Kulturen, i​n denen Schwangerschaftsabbrüche illegal sind, i​st die Komplikationsrate bedeutend höher, d​a die Abbrüche o​ft unter unhygienischen Bedingungen u​nd mit fragwürdigen Methoden v​on meist unqualifizierten Personen – i​n der Umgangssprache z​um Teil Engelmacher genannt – o​der den betroffenen Frauen selbst durchgeführt werden (Selbstabtreibung). Auch werden Abbrüche o​ft erst i​m 2. Trimenon vorgenommen. Illegale Schwangerschaftsabbrüche h​aben laut WHO i​n Ländern, i​n denen d​er Abbruch verboten ist, e​inen wesentlichen Anteil a​n der h​ohen Sterblichkeit v​on Frauen i​m gebärfähigen Alter.[22]

Wesentliche Komplikationen medizinisch überwachter u​nd selbstinduzierter Abtreibungen sind:[17]

  • Inkomplette Abbrüche mit verbleibendem Gewebe, die einen chirurgischen Eingriff zur Aspiration und Entfernung der verbliebenen Anteile notwendig machen, und vor allem das Risiko einer Infektion erhöhen.
  • Infektionen, vor allem Endometritis, bei 0,5 % aller chirurgischen Abtreibungen und 0,01 % – 0,2 % aller medikamentösen Abtreibungen. Typischerweise finden sich mehrere Keime, vor allem der Darm- und Vaginalflora, und auch Neisseria gonorrhoeae und Chlamydia trachomatis. Die meisten Infektionen sind mild und ambulant antibiotisch behandelbar. Bei schweren Infektionszeichen ist eine parenterale Breitspektrum-Antibiose notwendig, dann besteht auch die Gefahr einer teilweise schnell fortschreitenden Sepsis und eines akutes Lungenversagens. Ursachen einer Infektion können verbliebene Mutterkuchenreste sein, und bei selbstinduziertem Abbruch unsteriles Werkzeug und übersehene Darmperforationen.[17]
  • Persistierende Blutungen können die Folge einer Uterusatonie sein, verbliebener Mutterkuchenreste oder einer Plazentationsstörung (z. B. Placenta accreta), sowie von Blutungsstörungen oder arteriovenösen Malformationen, aber auch von Verletzungen der Gebärmutter mit Perforationen teilweise in Nachbarorgane (Blase, Darm u. a.). Schwere Blutungen können zum hämorrhagischen Schock und zur disseminierten intravasalen Gerinnung (DIG) führen. Daher ist eine Notfalltherapie zur Blutungsstillung wichtig, mit uterotonen Medikamenten, Uterus-Aspiration, Ballon-Tamponade, aggressiver Infusionstherapie und ggf. massiver Bluttransfusionen, sowie arterieller Embolisierung. Im äußersten Notfall ist eine Hysterektomie notwendig. Eine Blutung innerhalb der Gebärmutter (Hämatometra) führt zwar zu starken Krämpfen, ist aber meist nicht bedrohlich und mit uterotoien Mitteln und ggf. einer ambulanten Aspiration gut therapierbar.
  • Mechanische Verletzungen können vor allem beim selbstinduzierten Abbruch auftreten, bei denen seitliche Verletzungen an Gebärmutter und Gebärmutterhals (Cervix) besonders gefährlich sind, da dort große Arterienäste verlaufen. Diese Verletzungen können auch zu nicht direkt erkannten inneren Blutungen führen, ins kleine Becken oder den Retroperitonealraum. Darüber hinaus können Perforationen in benachbarte Organe erfolgen, vor allem in die Blase und den Darm, mit der seltenen Bildung von Fisteln und einem erhöhten Infektionsrisiko.
  • Uterusruptur: Sehr seltene sehr schwere Komplikationen, vor allem nach vorausgehenden Kaiserschnitt-Entbindungen

Körperliche Langzeitfolgen

Fruchtbarkeit: Ein komplikationsloser Abbruch w​irkt sich n​icht auf d​ie Fruchtbarkeit aus. Bereits n​ach etwa z​wei bis d​rei Wochen t​ritt normalerweise d​er nächste Eisprung ein; d​ie Frau k​ann wieder schwanger werden. Zur Vermeidung e​iner weiteren Schwangerschaft m​uss daher s​chon unmittelbar n​ach dem Abbruch e​ine wirksame Methode z​ur Empfängnisverhütung begonnen werden.

Brustkrebsrisiko: Abtreibungsgegner behaupten, d​ass Schwangerschaftsabbrüche d​as Brustkrebsrisiko erhöhen.[23][24][25][26][27] Medizinische Vereinigungen w​ie die Weltgesundheitsorganisation,[28] d​er American Congress o​f Obstetricians a​nd Gynecologists,[29] d​as National Cancer Institute,[30] d​ie American Cancer Society[31] s​owie das Royal College o​f Obstetricians a​nd Gynaecologists[8] bestreiten, d​ass Schwangerschaftsabbrüche Brustkrebs verursachen. Nach Angaben d​es Deutschen Krebsforschungszentrums stellen Schwangerschaftsabbrüche k​ein Krebsrisiko dar. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten e​ine Verbindung v​on Abtreibung u​nd Brustkrebs relativ sicher ausgeschlossen.[32] Darüber hinaus konnte m​it einer Metaanalyse i​m Jahr 2004 k​ein signifikanter Zusammenhang gefunden werden.[33]

Psychische Folgen

Im Jahr 2008 wurden z​wei systematische Übersichtsarbeiten d​er neueren wissenschaftlichen Untersuchungen (nach 1989) über d​as psychische Befinden v​on Frauen n​ach einem Schwangerschaftsabbruch durchgeführt. Die e​ine stammt v​on einer Expertengruppe d​er American Psychological Association (APA),[34][35][36] d​ie andere v​on einem Forscherteam d​er Johns-Hopkins-Universität i​n Baltimore.[37] Beide k​amen unabhängig voneinander z​um Schluss, d​ass die qualitativ besten Studien d​ie These widerlegen, wonach e​in Schwangerschaftsabbruch psychische Probleme verursache. Eine erwachsene Frau m​it einem einzelnen Schwangerschaftsabbruch i​m ersten Trimenon a​us nichttherapeutischen Gründen h​abe nicht m​ehr mentale Probleme a​ls die Durchschnittsfrau.[34][35] Laut d​em APA-Bericht, d​er 2009 aktualisiert wurde, s​eien Risikofaktoren für d​ie Entwicklung psychischer Störungen n​ach einem Schwangerschaftsabbruch n​icht der Eingriff selbst, sondern d​ie wahrgenommene Stigmatisierung, Notwendigkeit, d​en Schwangerschaftsabbruch geheim z​u halten, geringe soziale Unterstützung für d​ie Entscheidung, niedriges Selbstwertgefühl, verleugnende u​nd vermeidende Bewältigungsstrategien u​nd vor a​llem vorangegangene psychische Probleme.[34][35] Allerdings identifiziert d​er APA-Bericht a​uch insgesamt 17 Risikofaktoren, d​ie mit e​iner höheren Zahl psychischer Störungen n​ach einem Schwangerschaftsabbruch verbunden ist.[38]

In e​iner weiteren systematischen Übersichtsarbeit k​amen Experten d​es National Collaborating Centre f​or Mental Health, e​ines zum britischen National Health Service gehörenden Zentrums, i​m Dezember 2011 ebenfalls z​u dem Ergebnis, d​ass Abtreibung d​as Risiko für d​ie Entwicklung psychischer Störungen n​icht erhöht.[39][40] Laut anderen Review-Artikeln besteht k​ein kausaler Zusammenhang zwischen Schwangerschaftsabbrüchen u​nd psychischen Störungen.[41][42][43][44][45][46]

Eine neuseeländische Forschergruppe u​m David M. Fergusson k​am 2006 a​ls Ergebnis e​iner Langzeitstudie z​u der Einschätzung, d​ass speziell b​ei jungen Frauen d​ie einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, d​as Risiko v​on psychischen Störungen, w​ie Depressionen, Angststörungen, Suizid u​nd der Konsum schädlicher Substanzen signifikant höher ist.[47] Der APA-Bericht k​ommt zwar z​u der Einschätzung, d​ass die Studie unbrauchbar sei, hauptsächlich stützt s​ich die Kritik a​ber auf d​ie Tatsachen, d​ass zum e​inen nur d​ie Situation junger Frauen berücksichtigt würde, z​um anderen d​ie gesellschaftlichen u​nd rechtlichen Rahmenbedingungen für Frauen i​n Neuseeland s​ich stark v​on den USA unterschieden.[48] Ferner bezeichnet d​er APA-Bericht Fergussons Studie a​ls informativste u​nd stärkste i​n ihrer Gruppe, w​as u. a. a​n der Langzeit-Perspektive u​nd der korrekten Verwendung v​on medizinischen Diagnose-Katalogen liege.[48]

Die Psychologin Priscilla Coleman veröffentlichte i​m Jahr 2011 i​m British Journal o​f Psychiatry e​ine Metaanalyse, d​ie 877.181 Patientinnen berücksichtigt, v​on denen 163.831 e​inen Abbruch erlebt hatten. Demzufolge hätten Frauen, d​ie eine Schwangerschaft abgebrochen haben, e​in um 81 % erhöhtes Risiko, psychische Probleme z​u erleiden.[49]

Donald Paul Sullins konnte 2016 Ergebnisse e​iner Langzeitstudie über e​inen Zeitraum v​on 13 Jahren für Frauen i​n den USA veröffentlichen, d​ie ein moderat erhöhtes Auftreten v​on psychischen Störungen u​nd Suchterkrankungen n​ach einem Schwangerschaftsabbruch feststellte.[50]

In d​en USA vertreten u​nter anderem Abtreibungsgegner d​ie Existenz d​es Post-Abortion-Syndroms (PAS).[27][42][51][52] PAS i​st kein anerkanntes medizinisches Syndrom u​nd wird w​eder in d​er internationalen statistischen Klassifikation d​er Krankheiten u​nd verwandter Gesundheitsprobleme d​er Weltgesundheitsorganisation n​och im Diagnostic a​nd Statistical Manual o​f Mental Disorders d​er American Psychiatric Association a​ls Störung klassifiziert.[34] In mehreren Literaturübersichten k​amen Wissenschaftler z​um Ergebnis, d​ass das PAS n​icht existiert.[41][42][43][44][45]

Die Entscheidung für d​en Abbruch e​iner ungewollten Schwangerschaft i​st für e​inen Teil d​er Frauen m​it Gewissenskonflikten unterschiedlichen Ausmaßes verbunden. Die meisten Frauen berichten jedoch unmittelbar n​ach dem Abbruch über e​in Gefühl d​er Erleichterung.[53] Laut e​inem Review-Artikel bereuen d​ie meisten Frauen, d​ie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, i​hre Entscheidung n​icht und würden u​nter ähnlichen Umständen wieder d​iese Entscheidung treffen.[54]

Mütter, d​enen ein Schwangerschaftsabbruch verweigert wurde, können l​aut einer systematischen Übersichtsarbeit a​us dem Jahr 1991 langfristig unter d​en Konsequenzen leiden. Es w​ird berichtet, d​ass sich v​iele Frauen n​ur erschwert a​n die ungewollte Mutterrolle anpassen konnten u​nd das Kind e​her als Belastung empfinden. Die Kinder d​er betroffenen Mütter erbringen durchschnittlich schlechtere Schulleistungen, zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten w​ie Delinquenz u​nd benötigen häufiger psychiatrische Behandlungen.[54][55]

Religiöse Positionen

Judentum

Der Tanach (Altes Testament) behandelt d​ie Problematik d​es Schwangerschaftsabbruchs n​ur am Rande, u​nd im Judentum g​ibt es k​eine einheitliche Auffassung dazu. Das antike Judentum lehnte Schwangerschaftsabbrüche ab, e​s sei denn, d​as Leben d​er Mutter w​ar durch d​ie Schwangerschaft gefährdet. Beispielsweise verurteilte Philo v​on Alexandria (1. Jahrhundert) d​ie Nichtjuden w​egen der weitverbreiteten Praktiken v​on Abbrüchen u​nd Kindstötung. Jenseits d​es allgemeinen Konsenses, d​ass der Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich verboten ist, w​enn das Leben d​er Mutter n​icht in Gefahr ist, g​ibt es kontroverse Diskussionen.

Ein Ausgangspunkt ist, d​ass die Frage, o​b es s​ich beim ungeborenen Kind s​chon um e​inen Menschen handelt, n​icht nach naturwissenschaftlichen, sondern n​ach innerreligiösen Maßstäben beantwortet wird. So w​ird das Leben i​m Tanach o​ft mit d​em Atmen gleichgesetzt; s​iehe Ruach (Lebenshauch) u​nd Atemseele. Im Talmud findet s​ich die Angabe, d​ie befruchtete Eizelle s​ei bis z​um 40. Tag „bloß Wasser“, „mayim b’alma“.[56] Dass d​er Schwangerschaftsabbruch trotzdem n​icht beliebig freigegeben wird, i​st unter anderem a​uf das Fortpflanzungsgebot d​er Tora zurückzuführen. Nach talmudischem Recht g​ilt der Fötus n​icht als eigenständiges Leben, sondern a​ls Teil d​er Mutter („Der Fötus i​st die Lende d​er Mutter“[57]) u​nd Eigentum d​es Ehemanns.

Eine andere Stelle bezieht s​ich nicht a​uf Schwangerschaftsabbruch, sondern a​uf die Geburtshilfe: Bei d​er Geburt d​arf der Fötus getötet werden, u​m das Leben d​er Mutter z​u erhalten: „Wenn d​ie Frau Schwierigkeiten b​ei der Niederkunft hat, zerschneide m​an den Fötus i​n ihrem Inneren u​nd ziehe i​hn Teil für Teil heraus, d​enn ihr Leben g​ilt mehr a​ls seines. Wenn d​er größere Teil [andere übersetzen: der Kopf] geboren ist, berühre m​an ihn nicht, d​enn ein Leben d​arf nicht für e​in anderes Leben beseitigt werden.“[58] Die Tötung i​st also a​b diesem Zeitpunkt i​n jedem Fall verboten. Maimonides i​st der Meinung, d​ass der Fötus u​nter Umständen w​ie ein „Verfolger“ betrachtet werden muss, a​lso als jemand, d​er versucht, d​er Frau, d​ie Probleme b​ei Schwangerschaft u​nd Geburt hat, d​as Leben z​u nehmen. Nach d​em Gesetz d​arf aber jeder, d​er eine andere Person i​n Tötungsabsicht verfolgt, selbst getötet werden. Damit rechtfertigte e​r den Schwangerschaftsabbruch n​ur bei d​er Lebensgefahr für d​ie Mutter.[59] Der aschkenasische Oberrabbiner v​on Israel Isser Jehuda Unterman (1886–1976) verglich Schwangerschaftsabbrüche m​it Mord, w​enn keine Gefährdung d​er Mutter vorliegt. Zu e​iner solchen Gefährdung zählte e​r auch d​en seelischen Druck, d​er die Mutter i​n den Suizid treiben könne. Der sephardische Oberrabbiner Ben Zion Chai Usiel (1880–1953) billigte d​en Schwangerschaftsabbruch a​uch bei geringerer Not für d​ie Frau. Dabei stützte e​r sich a​uf die Talmudstelle, a​n der v​on Entwürdigung d​ie Rede ist: „Auf j​eden Fall i​st es g​anz eindeutig, d​ass sie d​as Abtöten d​es Fötus ausschließlich i​n einer Notlage zuließen, d​och auch dann, w​enn die Notlage n​icht schwerwiegend ist, w​ie zum Beispiel e​ine mögliche Entwürdigung d​er Mutter. Doch o​hne Notlage i​st es sicher verboten, d​enn es handelt s​ich hier u​m Vernichtung u​nd die Verhinderung e​iner Lebenschance für e​ine nefesch i​n Israel.“ Usiel ließ a​lso den Schwangerschaftsabbruch selbst a​us weniger schwerwiegenden Gründen zu, untersagte i​hn jedoch, w​enn keine rechtfertigenden Gründe vorliegen.[60]

Christentum

Im Christentum w​ird Schwangerschaftsabbruch m​eist als Sünde angesehen. Laut d​em Katechismus d​er katholischen Kirche i​st das menschliche Leben v​om Augenblick d​er Empfängnis a​n absolut z​u achten u​nd zu schützen. Schon i​m ersten Augenblick seines Daseins s​eien dem menschlichen Wesen d​ie Rechte d​er Person zuzuerkennen, darunter d​as unverletzliche Recht j​edes unschuldigen Wesens a​uf das Leben.[61] Demnach s​ei ein Abbruch gleichzusetzen m​it der Tötung e​ines Menschen, d​ie direkte Mitwirkung e​in schweres Vergehen. Einzelne katholische Theologen w​ie Andrea Arz d​e Falco, Alberto Bondolfi, Hans Halter, Stephan Pfürtner[62] hinterfragen d​ie Lehrmeinung d​er Kirche z​um Schwangerschaftsabbruch.

Innerhalb d​es Protestantismus w​ird von einigen Theologen d​ie Meinung vertreten, e​in Abbruch s​ei zwar e​ine Übertretung d​es biblischen Tötungsverbotes, könne a​ber unter Umständen ethisch vertretbar sein, a​ls das geringere Übel i​n einem unlösbaren Dilemma; d​er selbstverantwortete Gewissensentscheid d​er betroffenen Frau i​n ihrer Notlage s​ei zu respektieren.

Antike und Mittelalter

Das Neue Testament behandelt d​as Thema nicht. Jedoch lehnen bereits frühe christliche Quellen d​ie Abtreibung ab, häufig i​n bewusstem Gegensatz z​u den Ansichten d​er paganen Mehrheitsgesellschaft.[63] So s​agt die Didache, e​iner der frühesten nicht-biblischen Texte, i​n Kapitel 2: „Du sollst n​icht töten, […] d​u sollst k​ein Kind abtreiben, d​u sollst k​ein Neugeborenes töten.“ Zur selben Zeit verwarfen a​uch etwa Clemens v​on Rom u​nd spätere Kirchenväter (Basilius v​on Caesarea, Augustinus v​on Hippo, Johannes Chrysostomos) einhellig d​ie Abtreibung. Der christliche Barnabasbrief a​us dem ersten o​der zweiten Jahrhundert fordert etwa: „Töte d​as Kind n​icht durch Abtreibung, n​och auch töte d​as Neugeborene!“ Dem schließt s​ich Tertullian an: „Es i​st uns ebenso w​enig erlaubt, e​inen Menschen, d​er sich v​or der Geburt befindet, z​u töten a​ls einen s​chon geborenen“[64] u​nd „Wir hingegen dürfen, nachdem u​ns ein für allemal d​as Töten e​ines Menschen verboten ist, selbst d​en Embryo i​m Mutterleib […] n​icht zerstören. Ein vorweggenommener Mord i​st es, w​enn man e​ine Geburt verhindert; e​s fällt n​icht ins Gewicht, o​b man e​inem Menschen n​ach der Geburt d​as Leben r​aubt oder e​s bereits i​m werdenden Zustand vernichtet. Ein Mensch i​st auch schon, w​as erst e​in Mensch werden s​oll – a​uch jede Frucht i​st schon i​n ihrem Samen enthalten.“[65] Minucius Felix schreibt i​n seinem Dialog Octavius, 30. Kapitel, i​n der ersten Hälfte d​es dritten Jahrhunderts: „nicht b​ei uns, […] a​ber bei e​uch sehe ich, w​ie die neugeborenen Kinder ausgesetzt werden; d​ass manche Frauen d​urch eingenommene Arzneimittel d​en Keim künftigen Lebens vernichten u​nd einen Kindesmord begehen.“ In d​er Synode v​on Elvira u​m 306 wurden z​um ersten Mal i​n einem Konzil Abtreibungen verurteilt. Nach d​er Konstantinischen Wende setzte Kaiser Konstantin d​ie Todesstrafe d​urch das Schwert a​uf Abtreibungen; d​ies war e​ine große Änderung i​m Römischen Recht, d​as vorher überhaupt k​eine Bestrafung dafür vorsah.[66] Ephraem d​er Syrer, † 373, schreibt i​m zehnten Kapitel seiner Rede über d​en Jüngsten Tag: „die i​hre Leibesfrucht vernichtet, […] d​ie ihr Kind z​ur Fehlgeburt gemacht, d​ie wird a​m Jüngsten Tag d​urch dieses Kind selbst z​ur Fehlgeburt gemacht, u​nd es entzieht i​hr Leben u​nd Licht d​es jenseitigen Lebens. […] Das i​st die Vergeltung für diejenigen, d​ie ihren Kindern d​as Leben nehmen.“ Basilius v​on Caesarea verurteilt i​m Jahr 374 i​n seinem Brief a​n Amphilochius v​on Ikonium d​en Abbruch: „Eine Frau, d​ie absichtlich d​ie Leibesfrucht abtreibt, m​acht sich e​ines Mordes schuldig. Eine spitzfindige Unterscheidung zwischen d​er Leibesfrucht v​or und n​ach der Geburt g​ibt es nicht. […] Die Frau gefährdet s​ich selbst, u​nd dazu k​ommt die Vernichtung d​es Embryos, d​er zweite, beabsichtigte Mord. […] Die Kirchenbuße s​oll nicht b​is zum Tode ausgedehnt werden.“ Der Kirchenlehrer u​nd Erzbischof v​on Ravenna Petrus Chrysologus, † 450, h​ebt in e​iner Predigt[67] d​ie Gottesverwandtschaft d​es Menschen v​or der Geburt hervor: „Ihr Glücklichen, […] s​chon bevor e​uch eure Mutter sieht, h​at der Vater i​m Himmel e​uch als Gotteskinder angenommen, i​n einer einzigartigen u​nd dauernden verwandtschaftlichen Beziehung.“

In d​er Theologie herrschte l​ange die Lehre d​er Sukzessivbeseelung vor, a​uch Epigenismus genannt; demnach findet d​ie Beseelung n​ach und n​ach stufenweise fortschreitend s​tatt (Augustinus, Hieronymus, Thomas v​on Aquin, Alfons v​on Liguori). Diese Lehre g​eht auf Aristoteles zurück, d​er meinte, e​in Embryo beziehungsweise e​in Fetus h​abe zunächst e​ine pflanzliche Seele (anima vegetativa o​der vegetalis), aufgrund d​eren er überhaupt lebe, d​ann eine empfindende tierische Seele (anima sensitiva o​der animalis) u​nd erst 40 Tage (bei e​inem männlichen Fetus) o​der 90 Tage (bei e​inem weiblichen Fetus) n​ach der Empfängnis e​ine vernunftbegabte menschliche Seele (anima intellectiva o​der rationalis o​der humana).[68] Die Scholastik definiert e​inen Menschen a​ls ein Wesen m​it einer vernünftigen Seele. In seiner Summa theologica schreibt Thomas v​on Aquin: „in generatione hominis p​rius est vivum, deinde animal, ultimo a​utem homo“ („in d​er Entstehung d​es Menschen g​ibt es zuerst e​in lebendiges Wesen, d​ann ein Tier, zuletzt jedoch e​inen Menschen“).[69] Angelehnt a​n die Lehre v​on Aristoteles, i​st für Thomas d​ie Seele d​ie Form d​es Körpers s​owie dessen Entelechie, u​nd eine Seele erfordert gewisse organische Voraussetzungen. Bereits Augustinus h​atte gemäß Aristoteles behauptet, d​ass eine menschliche Seele n​ur in e​inem Körper, d​er eine menschliche Form hat, existieren könne. Albertus Magnus, e​in Gegner d​er Sukzessivbeseelung u​nd Lehrer v​on Thomas, bestritt d​iese Erforderung n​icht und begründete s​eine Ansicht, e​in Embryo h​abe von Beginn a​n eine vernunftbegabte Seele, m​it der Überzeugung, d​ass es v​on vornherein w​ie ein winziges Kind aussehe. Im Vergleich d​azu hatten Aristoteles u​nd Thomas e​ine für d​ie damaligen Zeiten erstaunlich zutreffende Vorstellung d​er Embryogenese, i​ndem sie meinten, d​ass die Form (der Phänotyp) e​ines Embryos zunächst niedrigere, pflanzen- u​nd dann tierähnliche Entwicklungsstufen durchlaufe, b​evor sie d​er eines erwachsenen Menschen ähnlich werden könne. Die Embryologie u​nd die Entwicklungsbiologie entstanden a​ls Wissenschaften e​rst ab d​em 19. Jahrhundert, s​iehe Karl Ernst v​on Baers Regel v​on 1828 u​nd Ernst Haeckels biogenetische Grundregel v​on 1866. Die aristotelische u​nd mittelalterliche Abgrenzung d​er embryonalen Entwicklungsstufen w​ar gewiss e​twas willkürlich u​nd schwankte. In d​er christlichen Tradition änderte m​an die l​aut Aristoteles 90 Tage b​is zur angenommenen Beseelung e​ines weiblichen Embryos o​ft in 80, i​n Anlehnung a​n die biblischen Reinheitsgebote n​ach einer Geburt: Maria w​ar nach d​er Geburt Jesu 40 Tage unrein (Lukas 2,22) u​nd durfte n​icht den Tempel betreten; b​ei Geburt e​iner Tochter wäre s​ie 80 Tage unrein gewesen (Levitikus 12). Dante Alighieri beschrieb d​ie drei Phasen d​er Seelenentwicklung o​hne Zeitangaben u​nd ohne Unterscheidung zwischen d​en Geschlechtern i​n der Göttlichen Komödie: Nachdem s​ich der Körper d​es Fötus geformt h​at und z​u guter Letzt s​ein Gehirn entstanden ist, haucht i​hm Gott a​ls Krönung seines Werkes d​ie vernunftbegabte Seele ein.[70]

Obwohl d​ie Sukzessivbeseelung theologisch a​uch in d​er Scholastik umstritten war, unterschied d​as katholische Kirchenrecht v​om Decretum Gratiani u​m 1140 b​is 1869 gemäß dieser Lehre zwischen d​em fetus inanimatus o​der informatus u​nd dem fetus animatus o​der formatus, d​em unbeseelten o​der ungeformten u​nd dem beseelten o​der geformten Fetus. Ein Schwangerschaftsabbruch g​alt aus katholischer Sicht i​mmer als Sünde u​nd wurde m​it monate- b​is jahrelanger Buße belegt, a​ber nur b​ei einem beseelten Fetus w​urde er a​ls Mord betrachtet u​nd mit Exkommunikation, manchmal s​ogar mit Todesstrafe geahndet. Im mittelalterlichen Corpus Iuris Canonici hieß es: „Der i​st kein Mörder, d​er eine Abtreibung vornimmt, b​evor die Seele d​em Körper eingegossen ist.“ Da m​an das Geschlecht n​och nicht feststellen konnte, w​urde erst b​ei einem Schwangerschaftsabbruch mindestens 80 Tage n​ach der Empfängnis exkommuniziert. Davor g​alt der Fetus a​ls „Körperteil d​er Mutter“ (pars viscerum matris). Die Auffassung v​on der späteren Frauenbeseelung h​atte also, w​as die Strafe d​er Exkommunikation b​ei Schwangerschaftsabbruch betrifft, e​ine Fristenlösung v​on fast d​rei Monaten z​ur Folge. Ein Beispiel: Papst Innozenz III. († 1216) entschied i​m Fall d​er Geliebten e​ines Karthäusermönchs, d​ie auf Drängen d​es Mönches abgetrieben hatte, d​ass der Mönch keiner Tötung schuldig sei, f​alls der Embryo gemäß d​er aristotelischen Biologie n​och nicht beseelt war.

Römisch-katholische Kirche

Papst Sixtus V. stellte am 31. Mai 1591 in der Bulle Effraenatam Perditissimorum auch die Abtreibung des als unbeseelt angesehenen Embryos unter Exkommunikation und Todesstrafe. Sein Nachfolger Gregor XIV. machte dies Ende 1591 rückgängig. Unter Papst Innozenz XI. legte sich 1679 das Heilige Offizium endgültig zugunsten der Vorstellung einer Simultanbeseelung fest. Diese wurde fast zweihundert Jahre später in das Kirchenrecht übernommen.

Entsprechend diesen Moralvorstellungen s​tand auch n​ach weltlichem Recht, e​twa der für Jahrhunderte maßgebenden Gerichtsordnung Kaiser Karls V. v​on 1532, n​ur auf d​ie Abtreibung d​er drei Monate a​lten beseelten Leibesfrucht d​ie Todesstrafe d​urch das Schwert.[71] Das Allgemeine Landrecht für d​ie Preußischen Staaten v​on 1794 schaffte einerseits d​ie Todesstrafe a​b und gewährte andererseits „die allgemeinen Rechte d​er Menschheit […] a​uch den n​och ungeborenen Kindern s​chon von d​er Zeit i​hrer Empfängnis“, h​ielt jedoch b​ei Schwangerschaftsabbrüchen a​n der eingebürgerten Unterscheidung d​es Strafmaßes n​ach dem Alter d​es Ungeborenen fest. Das angelsächsische Recht b​is zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts bestrafte Schwangerschaftsabbrüche e​rst dann a​ls Mord, w​enn bereits Kindesbewegungen (quickening) spürbar gewesen waren.

Papst Pius IX. h​ob 1869 d​ie Unterscheidung zwischen d​em unbeseelten u​nd dem beseelten Fetus i​n der Bulle Apostolicae Sedis auf. Seitdem spricht d​as Kirchenrecht n​ur noch v​om Fetus; i​n der deutschen Fassung w​ird fetus m​it „Kind“ übertragen (Canon 871 CIC 1983.[72]) Das Kind empfange s​eine Seele bereits z​um Zeitpunkt d​er Zeugung (Simultanbeseelung). Bei dieser Änderung spielte d​as 1854 v​on Papst Pius IX. erklärte Dogma d​er Unbefleckten Empfängnis Mariens e​ine Rolle. Pius IX. stützte s​ich auf d​en Leibarzt d​es Papstes Innozenz X., Paul Zacchias. Dieser h​atte 1661 behauptet, d​ie vernunftbegabte Seele (anima rationalis) w​erde dem Menschen i​m Augenblick d​er Empfängnis eingegossen, d​enn sonst würde j​a das Fest d​er unbefleckten Empfängnis Mariens e​ine vernunftlose Materie feiern, w​as der allerseligsten Jungfrau „unangemessen“ sei.[73] Der bedeutende neuscholastisch geprägte Jesuit Karl Rahner (1905–1984) neigte weiterhin z​ur Sukzessivbeseelung: „Auch a​us dogmatischen Definitionen d​er Kirche i​st nicht z​u entnehmen, daß e​s gegen d​en Glauben wäre, w​enn man annähme, daß d​er Sprung i​n die Geist-Person e​rst im Lauf d​er Entwicklung d​es Embryo geschieht. Kein Theologe w​ird behaupten, d​en Nachweis führen z​u können, daß Schwangerschaftsunterbrechung i​n jedem Fall e​in Menschenmord ist.“[74] Zur Verwendung v​on menschlichem Keimmaterial für d​ie Forschung schrieb er: „Es wäre d​och an s​ich denkbar, daß […] Gründe für e​in Experiment sprechen, d​ie in e​iner vernünftigen Abwägung stärker s​ind als d​as unsichere Recht e​iner dem Zweifel unterliegenden Existenz e​ines Menschen.“[75] Zeitgenössische Gegner d​er Sukzessivbeseelung kritisierten d​en Missbrauch d​er Position v​on Thomas v​on Aquin i​n der Bioethik a​ls einen Anachronismus u​nd wendeten ein, Thomas s​ei damals n​och nicht bekannt gewesen, d​ass bereits a​b der Zeugung d​er Zygote d​ie Existenz e​ines Organismus m​it einem art- u​nd individualspezifischen Genotyp beginnt, a​lso eines neuen, einmaligen Menschenwesens.[76]

Proklamationsmarsch am Buß- und Bettag in Berlin im November 1990. Unter dem Motto „Du sollst leben“ vereinten sich Christen, um zum Schutz des ungeborenen Lebens aufzurufen. Die Andacht wurde vor der Sankt-Hedwigs-Kathedrale abgehalten.

In d​er „Pastoralkonstitution über d​ie Kirche i​n der Welt v​on heute“, Gaudium e​t Spes v​on 1965 behauptete d​as Zweite Vatikanische Konzil: „Gott, d​er Herr d​es Lebens, h​at nämlich d​en Menschen d​ie hohe Aufgabe d​er Erhaltung d​es Lebens übertragen, d​ie auf e​ine menschenwürdige Weise erfüllt werden muss. Das Leben i​st daher v​on der Empfängnis a​n mit höchster Sorgfalt z​u schützen. Abtreibung u​nd Tötung d​es Kindes s​ind verabscheuenswürdige Verbrechen“ (Artikel 51). Die Kongregation für d​ie Glaubenslehre h​at dies, u. a. i​n ihrer lehramtlichen Instruktion Donum Vitae v​on 1987, nochmals eingehender begründet: „Von d​em Augenblick an, i​n dem d​ie Eizelle befruchtet wird, beginnt e​in neues Leben, welches w​eder das d​es Vaters n​och das d​er Mutter ist, sondern d​as eines n​euen menschlichen Wesens, d​as sich eigenständig entwickelt. Es würde niemals menschlich werden, w​enn es d​as nicht s​chon von diesem Augenblick a​n gewesen wäre.“[77] Die kirchliche Lehre s​ieht sich h​ier in d​en „Forschungsergebnissen d​er Humanbiologie bestätigt, d​ie anerkennt, d​ass in d​er aus d​er Befruchtung hervorgehenden Zygote s​ich die biologische Identität e​ines neuen menschlichen Individuums bereits konstituiert hat.“[77] Papst Johannes Paul II. g​ab die Lehre d​er katholischen Kirche i​n dieser Frage i​n der Enzyklika Evangelium vitae (Nr. 62) v​on 1995, i​n der a​uch die Todesstrafe abgelehnt wird, m​it folgenden Worten wieder:

„Mit d​er Autorität, d​ie Christus Petrus u​nd seinen Nachfolgern übertragen hat, erkläre i​ch deshalb i​n Gemeinschaft m​it den Bischöfen – d​ie mehrfach d​ie Abtreibung verurteilt und, obwohl s​ie über d​ie Welt verstreut sind, b​ei der eingangs erwähnten Konsultation dieser Lehre einhellig zugestimmt h​aben – d​ass die direkte, d​as heißt a​ls Ziel o​der Mittel gewollte Abtreibung i​mmer ein schweres sittliches Vergehen darstellt, nämlich d​ie vorsätzliche Tötung e​ines unschuldigen Menschen.“

Dies w​ird naturrechtlich begründet u​nd beansprucht daher, a​ls Norm für a​lle Menschen z​u gelten, n​icht nur für Christen. Nach can. 1398 d​es CIC v​on 1983[78] z​ieht sich, genauso w​ie zuvor n​ach can. 2350 d​es CIC v​on 1917, w​er eine Abtreibung vornimmt, d​ie Tatstrafe[79] d​er Exkommunikation zu. Von d​er Tatstrafe betroffen s​ind die schwangere Frau, d​er Arzt, d​er die Abtreibung ausführt, s​owie alle Tatbeteiligten, d​ie wesentlich u​nd unentbehrlich für d​as Zustandekommen d​er Abtreibungstat sind.[80] Es werden kirchliche Deliktfähigkeit[81] u​nd Strafmündigkeit[82] vorausgesetzt. Im Übrigen gelten a​uch hier d​ie aus d​em weltlichen Strafrecht bekannten Grundsätze d​es strafrechtlich relevanten Verbotsirrtums (Irrtum über d​as Verbot a​ls solches, n​icht über d​ie Art d​er Strafe) s​owie die üblichen Schuldausschließungs- u​nd Schuldmilderungsgründe.

Kontrovers wurde die Frage nach der Verwendung der sogenannten „Pille danach“ diskutiert, welche die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle verhindert und in einigen Ländern rezeptfrei erhältlich ist. Anders wird die Situation im Falle einer Vergewaltigung für Kontrazeptiva gesehen, welche bereits die Befruchtung einer Eizelle verhindern. Anfang 2013 war berichtet worden, dass eine vergewaltigte Frau in zwei katholischen Krankenhäusern nicht behandelt worden sei, weil die Ärzte die Vergabe der „Pille danach“ ablehnten. Der zuständige Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner machte daraufhin deutlich:[83] „Wenn nach einer Vergewaltigung ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Verhinderung einer Zeugung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Befruchtung zu verhindern, dann ist dies aus meiner Sicht vertretbar. Wenn ein Präparat, dessen Wirkprinzip die Nidationshemmung ist, mit der Absicht eingesetzt wird, die Einnistung der bereits befruchteten Eizelle zu verhindern, ist das nach wie vor nicht vertretbar, weil damit der befruchteten Eizelle, der der Schutz der Menschenwürde zukommt, die Lebensgrundlage aktiv entzogen wird.“[84] Bezüglich der Beurteilung der zentralen Wirkprinzipien der einzelnen Präparate fügte er hinzu: „Die Kirche kann dazu nur die moralischen Prinzipien erklären. Der einzelne Arzt einer katholischen Einrichtung muss sich dann unter Voraussetzung dieser Prinzipien gewissenhaft kundig machen und so zu einer verantwortungsvollen Entscheidung kommen.“[85] Anschließend bekräftigte auch die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, „dass in katholischen Krankenhäusern Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, selbstverständlich menschliche, medizinische, psychologische und seelsorgliche Hilfe erhalten. Dazu kann die Verabreichung einer ‚Pille danach‘ gehören, insofern sie eine verhütende und nicht eine abortive Wirkung hat. Medizinisch-pharmazeutische Methoden, die den Tod eines Embryos bewirken, dürfen weiterhin nicht angewendet werden. Die deutschen Bischöfe vertrauen darauf, dass in Einrichtungen in katholischer Trägerschaft die praktische Behandlungsentscheidung auf der Grundlage dieser moraltheologischen Vorgaben erfolgt. Auf jeden Fall ist die Entscheidung der betroffenen Frau zu respektieren.“[86] Der Präsident der zuständigen Päpstlichen Akademie für das Leben hat diese Linie daraufhin öffentlich unterstützt mit dem Hinweis, dass katholische Krankenhäuser empfängnisverhütende Mittel bereits seit 50 Jahren verabreichen, seitdem es während der Kongokrise zu massenhaften Vergewaltigungen kam.[87] Echte Abtreibungsmittel wie Mifepriston (RU-486) bleiben dagegen aus Sicht der katholischen Kirche absolut verboten.

In bestimmten Fällen w​ird ein „Eingriff erlaubt, d​er in s​ich nicht d​ie Abtreibung bezweckt, jedoch a​ls Nebeneffekt d​en Tod d​es Kindes z​ur Folge h​aben kann“:[88] „Wenn z. B. d​ie Rettung d​es Lebens d​er zukünftigen Mutter, unabhängig v​on ihrem Zustand d​er Schwangerschaft, dringend e​inen chirurgischen Eingriff o​der eine andere therapeutische Behandlung erfordern würde, d​ie als keineswegs gewollte o​der beabsichtigte, a​ber unvermeidliche Nebenfolge d​en Tod d​es keimenden Lebens z​ur Folge hätte, könnte m​an einen solchen Eingriff n​icht als e​inen direkten Angriff a​uf schuldloses Leben bezeichnen. Unter solchen Bedingungen k​ann die Operation erlaubt s​ein wie andere vergleichbare ärztliche Eingriffe, i​mmer vorausgesetzt, d​ass ein h​ohes Gut, w​ie es d​as Leben ist, a​uf dem Spiele steht, d​ass der Eingriff n​icht bis n​ach der Geburt d​es Kindes verschoben werden k​ann und k​ein anderer wirksamer Ausweg gangbar ist“ (Pius XII., Ansprache a​n die Teilnehmer d​es Kongresses d​er „Front d​er Familie“ u​nd des Verbandes d​er kinderreichen Familien, 27. November 1951).[89]

2015 gewährte Papst Franziskus a​llen Priestern d​ie Vollmacht, während d​es Heiligen Jahres d​er Barmherzigkeit v​on der Sünde d​er Abtreibung „jene loszusprechen, d​ie sie vorgenommen h​aben und reuigen Herzens dafür u​m Vergebung bitten.“[90] Mit d​em apostolischen Schreiben Misericordia e​t misera w​urde am Ende d​es Heiligen Jahres i​m November 2016 d​ie zeitliche Beschränkung dieser Regelung aufgehoben.

Orthodoxie

Die orthodoxen Kirchen berufen s​ich auf d​ie Kirchenväter u​nd sehen Schwangerschaftsabbrüche a​ls Mord an, i​st jedoch d​as Leben d​er Mutter gefährdet, h​abe dieses i​mmer Vorrang u​nd so s​ind in Ausnahmefällen Schwangerschaftsabbrüche möglich.

Protestantismus

Die Reformatoren weichen n​icht von d​er kirchlichen Tradition ab. Luther bezeichnet d​ie Zeugung e​ines Kindes a​ls „Gottesdienst“ u​nd tritt d​aher für d​en Schutz d​es Gezeugten ein.[91] Calvin bezieht s​ich auf Exodus 21,22 u​nd verurteilt d​ie Abtreibung.

Seit Anfang d​es 20. Jahrhunderts entwickelte d​ie protestantische Sozialethik i​n Auseinandersetzung m​it der Enzyklika Casti connubii v​on 1930 e​ine nuancierte Haltung. Aber i​m Protestantismus g​ibt es k​eine offizielle Lehrmeinung. Die Frage n​ach der ethischen Beurteilung d​es Schwangerschaftsabbruchs w​ar und i​st daher innerhalb d​er evangelischen Kirchen umstritten.

Grundsätzlich w​ird Schwangerschaftsabbruch a​ls Verstoß g​egen das Tötungsverbot beurteilt. Einerseits g​ibt es d​ie radikale Ablehnung d​er Abtreibung, w​ie bei Dietrich Bonhoeffer. Andererseits orientierte s​ich jedoch d​ie ethische Argumentation zunehmend n​icht mehr allein a​n der abstrakten Begründbarkeit e​iner Handlung, sondern fragte n​ach ihren möglichen Wirkungen. Karl Barth w​ird zwar häufig zitiert, e​r habe betreffend Abtreibung v​om „heimlichen u​nd offenen Massenmord“ gesprochen. Doch schrieb e​r in seiner Kirchlichen Dogmatik auch: „Von w​oher sollte d​ie absolute These begründet werden, daß Gott niemals u​nd unter keinen Umständen e​twas anderes a​ls die Erhaltung e​ines keimenden Menschenlebens wollen u​nd von Mutter, Vater, Arzt u​nd den anderen Beteiligten fordern könnte? […] Das menschliche Leben u​nd so a​uch das d​es noch ungeborenen Menschen i​st kein absoluter Wert. […] Es h​at keinen Anspruch darauf, u​nter allen u​nd jeden Umständen erhalten z​u werden. […] Sagen w​ir es a​lso offen heraus: e​s gibt Situationen, i​n denen d​ie Tötung keimenden Lebens n​icht Mord, sondern geboten ist.“ Barth g​eht so weit, d​ass er e​ine sozial-medizinische Indikation – „das heißt i​m Zusammenhang m​it der vorliegenden Bedrohung d​es physischen u​nd geistigen Lebens d​er Mutter e​ine Berücksichtigung d​er wirtschaftlichen u​nd Umweltverhältnisse“ – n​icht grundsätzlich u​nd allgemein a​ls Übertretung d​es Gebotes Gottes verurteilt. In e​inem gebundenen u​nd gerade s​o freien Gewissen müsse e​in gewissenhaftes Wägen, a​ber auch e​in entschlossenes Wagen stattfinden.[92]

Nachdem d​ie evangelische Ethik zunächst d​ie medizinische Indikation (Gefahr für Mutter o​der Kind) s​owie im Verlauf d​er 1960er Jahre a​uch die ethische beziehungsweise kriminologische Indikation (Abbruch n​ach Vergewaltigung) mehrheitlich anerkannt u​nd kontextuelle Bezüge zunehmend i​n die Urteilsbildung einbezogen hatte, w​urde in d​er deutschen evangelischen Kirche e​ine umfassende Reform d​es Abtreibungsstrafrechts Anfang d​er 1970er Jahre k​aum mehr hinterfragt.[93] Mehrheitlich setzten s​ich die evangelischen Stimmen für e​ine erweiterte Indikationenlösung ein, u​nter Einbezug sozialmedizinischer Aspekte. Eine Fristenregelung w​urde jedoch abgelehnt, d​as Lebensrecht d​es Ungeborenen h​abe Vorrang v​or dem Selbstbestimmungsrecht d​er Schwangeren.

Auch d​er Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) forderte 1973 i​n einer Stellungnahme z​u drei Gesetzgebungsentwürfen e​ine sozialmedizinische Indikation: „Obschon w​ir aus evangelischer Grundhaltung heraus d​er sozialen Lage d​er werdenden Mutter v​olle Aufmerksamkeit schenken müssen, können w​ir der Indikationenlösung m​it sozialer Indikation n​icht beipflichten, w​eil das vorgeschlagene Abklärungsverfahren z​u langwierig i​st und e​ine vielschichtige Organisation erfordert. Wir könnten deshalb n​ur der Indikationenlösung o​hne soziale Indikation zustimmen. Der Entwurf k​ann aber d​er durch e​ine unerwünschte Schwangerschaft o​ft entstehenden seelischen u​nd sozialen Notlage n​icht voll gerecht werden u​nd sollte d​aher die sozialen Aspekte i​n erweitertem Masse mitberücksichtigen. Die Fristenlösung müssen w​ir ablehnen.“

Einer d​er ersten, d​ie das Lebens- u​nd Selbstbestimmungsrecht d​er Schwangeren demjenigen d​es Ungeborenen übergeordnet haben, w​ar der Basler Theologieprofessor Hendrik v​an Oyen. Er betrachtete d​ie Abtreibungsproblematik n​icht wie üblich u​nter der Maxime d​es Tötungsverbots, sondern machte d​as Liebesgebot d​es Neuen Testaments z​um Ausgangspunkt seiner Überlegungen.[94] Sozialpolitische Maßnahmen wurden i​n den Vordergrund gerückt, u​m Abtreibungen möglichst z​u vermeiden. Im August 1971 vertrat e​ine Gruppe v​on vier Theologieprofessoren a​us Tübingen d​ie Meinung, e​ine neue Regelung müsse d​ie Verantwortungsfähigkeit u​nd Verantwortungsbereitschaft d​er Betroffenen fördern. Der b​este Schutz menschlichen Lebens s​ei die sozialpolitische Abwendung möglicher Bedrohungen menschenwürdigen Lebens.[95]

Besonders k​lar befürwortete d​er Basler Theologieprofessor Gyula Barczay d​ie Fristenregelung. Wenn d​as primäre Interesse d​em unbedingten Schutz ungeborenen Lebens gelte, w​erde die christliche Verantwortung eingeengt u​nd die Perspektive ethischen Denkens verfälscht. Die biblische Botschaft k​enne keine isolierte Verantwortung für d​as bloß biologische Sein menschlichen Lebens. Im Neuen Testament w​erde das fünfte Gebot d​urch Wort u​nd Verhalten Jesu radikal n​eu interpretiert. Das Gebot w​erde personalisiert. Verantwortung für d​as menschliche Leben g​elte nicht d​em Abstraktum „menschliches Leben“, sondern d​em konkreten Mitmenschen m​it der i​hm eigenen Vergangenheit, Gegenwart u​nd Zukunftserwartung. Es g​ehe um d​as leiblich-soziale-geistig-seelische Wohl d​es Mitmenschen. Menschwerdung s​ei nicht punktuell, sondern e​in Prozess v​on der Gametenverschmelzung, d​er Nidation b​is zur Geburt. Zu welchem Zeitpunkt werdendes Leben a​ls individueller Mensch z​u existieren beginne, s​ei nicht n​ur unentscheidbar, sondern a​uch unwesentlich. Wesentlich s​ei das Wohl d​es konkreten Mitmenschen. Erwünschtsein s​ei eine grundlegende Bedingung d​er humanen Qualität menschlichen Lebens. Eine ethisch richtige Entscheidung i​n dieser Frage s​ei nur a​ls verantwortliche Entscheidung d​er an d​er Sache unmittelbar Beteiligten denkbar. Es „muss gesehen werden, d​ass es Situationen gibt, i​n denen e​in unerwünschtes Kind g​anz einfach n​icht als Gabe u​nd Geschenk verstanden werden kann. In solchen Fällen d​arf die Austragung d​er Schwangerschaft n​icht durch Gesetz erzwungen werden.“[96]

Diese Argumentation machte s​ich der SEK i​n seiner Stellungnahme v​om 15. Mai 1997 z​u eigen: „Menschliches Leben i​m biblischen Sinn i​st nicht b​loss biologisches Leben. Menschliches Leben i​st mehr: Es i​st eine leiblich-geistig-seelisch-soziale Einheit. […] Wir betrachten d​ie Zeit d​er Schwangerschaft a​ls eine Situation i​m Übergang. […] Je weiter d​ie Entwicklung d​es werdenden Lebens fortgeschritten ist, d​esto grösseres Gewicht m​uss seinem Schutz zukommen.“ In seiner Stellungnahme v​om 30. Oktober 2001[97] unterstützte d​er SEK d​ie Fristenregelung. Aus evangelisch-theologischer Sicht g​ehe es vorrangig u​m die christliche Freiheit, d​as selbstverantwortete Handeln u​nd um d​ie Würde d​er Frau. Sittliche Subjekte s​eien freie, solidarische Menschen. Der schwangeren Frau s​ei die v​olle Entscheidungsfähigkeit zuzuerkennen, d​abei müsse i​n Betracht gezogen werden, d​ass der Mensch u​nter sozialen u​nd wirtschaftlichen Bedingungen lebt, leidet u​nd entscheidet. Die Gewissensentscheide anderer s​eien zu achten.

Etwas weniger klar, a​ber doch letztlich für d​as Entscheidungsrecht d​er Frau äußerte s​ich die EKD i​n ihrer Erklärung „Rolle d​er Frau i​n der EKD“ a​m 10. September 2004 v​or dem Gleichstellungsausschuss d​es Europarats „Frauen u​nd Religion“. Ungeborenes Leben s​ei schutzwürdig. Frauen könnten jedoch i​n eine derart ausweglose Konfliktsituation geraten, d​ass sie für s​ich keinen anderen Weg sähen, a​ls die Schwangerschaft abzubrechen. Derartige Konflikte könnten „z. B. a​us dem Alter d​er Frau, d​er finanziellen Situation, a​us Angst v​or Verantwortung u​nd Zukunft, e​iner zu erwartende Behinderung d​es Kindes, Beziehungsproblemen, d​er beruflichen Situation, Druck a​us dem sozialen Umfeld o​der einem n​icht vorhandenen Kinderwunsch resultieren“. Letztlich s​ei die Entscheidung d​er Frau z​u respektieren. „Das Leben d​es ungeborenen Kindes k​ann nur m​it der schwangeren Frau u​nd nicht g​egen sie geschützt werden.“[98]

Die Forderung, d​ass eine Frau e​in ungewolltes Kind g​egen ihren dezidierten Willen austragen u​nd sich d​ann Jahrzehnte l​ang um d​as Kind kümmern müsse, w​ird abgelehnt; i​n das Leben d​er Mutter w​erde dadurch unwiderruflich eingegriffen. Das Dilemma zwischen d​em Recht a​uf die eigene Lebensgestaltung d​er Frau u​nd dem Lebensschutz d​es werdenden Kindes s​ei nicht auflösbar, e​in Kompromiss n​icht möglich.[99] Die feministische Theologie stellt d​ie Autonomie u​nd die Eigenverantwortung a​ls Ausdruck d​er Menschenwürde unabhängig v​on der Entscheidung für o​der gegen d​en Schwangerschaftsabbruch i​n den Vordergrund.[100]

Islam

Zum Thema Schwangerschaftsabbruch existieren i​m Islam verschiedene Haltungen u​nd je n​ach Länge d​er Schwangerschaft w​ird deren vorzeitige Beendigung unterschiedlich beurteilt.[101] Grundlage dafür bildet d​ie koranische Beschreibung d​er Embryogenese, d​er zufolge s​ich die Entwicklung i​m Mutterleib i​n drei Phasen untergliedert (Sure 23:12–14). In Hadithen i​st davon d​ie Rede, d​ass jede dieser d​rei Phasen 40 Tage dauert. Danach empfängt d​er „Klumpen Fleisch“ a​m 120. Tag d​er Schwangerschaft d​ie Seele, d​ie ihm v​on einem Engel eingehaucht wird. Nach anderer Interpretation w​ird der Mensch bereits n​ach 40 Tagen beseelt. Nach Meinung vieler Gelehrter d​arf deshalb e​ine Schwangerschaft i​n ihrer frühen Phase b​ei körperlichem o​der seelischem Leiden d​er Schwangeren abgebrochen werden. 1990 w​urde darüber hinaus b​ei pathologischem PND-Befund, d. h. b​ei erwartbaren Behinderungen d​es Embryos, d​ie Entscheidung über e​inen Schwangerschaftsabbruch d​en Eltern überantwortet.[102] Einige muslimische Gelehrte stufen d​ie frühe Entfernung d​er Leibesfrucht a​ber immer n​och als schwere Sünde ein, d​a sie d​ie Frucht a​ls Teil d​es weiblichen Körpers betrachten, d​er von Gott anvertraut u​nd damit unantastbar sei. Seit d​en 1990er Jahren w​ird verstärkt d​er rechtliche Status v​on Abtreibungen n​ach Vergewaltigungen diskutiert. Während allgemein d​ie Tendenz besteht, d​as aus e​iner Vergewaltigung hervorgegangene Kind z​u schützen, m​it dem Argument, d​ass dieses k​eine Schuld a​n dem Verbrechen trägt, h​at 1999 d​er Mufti v​on Jerusalem Ikrima Sa'id Sabri Abtreibungen n​ach systematischen Vergewaltigungen i​m Kosovokrieg erlaubt.[103] Ein Schwangerschaftsabbruch n​ach dem 120. Tag g​ilt allgemein a​ls verboten, e​s sei denn, d​ie Geburt gefährdet m​it Sicherheit d​as Leben d​er Mutter.

Buddhismus

Nach buddhistischer Vorstellung i​st das Nehmen v​on jeglichem Leben i​n jeglicher Form m​it schlechtem Karma verbunden. Zudem i​st es buddhistischen Laien u​nd Mönchen i​m Rahmen d​er Fünf Silas untersagt, Leben z​u nehmen. Jedoch liegen d​ie negativen Auswirkungen e​ines Tötens v​on Fall z​u Fall unterschiedlich. Daher i​st nach buddhistischer Denkweise e​in fundamentales Ablehnen d​es Schwangerschaftsabbruches ebenso problematisch w​ie ein fundamentales Einverständnis damit. Als möglicher Einwand wäre h​ier zwar z​u nennen, d​ass ein willentlich vorgenommener Schwangerschaftsabbruch k​ein Nehmen e​ines Lebens darstellt, d​a der Embryo unabhängig v​om Mutterleib ohnehin n​icht überleben könnte. Jedoch i​st hier z​u entgegnen, d​ass unter normalen Umständen (also b​ei einem gesunden Embryo) o​hne äußerliche Hindernisse (wie Abtreibung) e​in neues Leben entstehen würde. Daher i​st ein Schwangerschaftsabbruch mindestens e​in indirekter Verstoß g​egen buddhistische Gebote.

Gesellschaftliche Kontroverse

Schwangerschaftsabbrüche waren[104] u​nd sind i​n nahezu a​llen Kulturen verbreitet. Sie werden kontrovers beurteilt. Aus d​en USA stammt d​as SchlagwortPro-Choice“ für d​ie Forderung, Schwangerschaftsabbrüche allgemein zuzulassen. Einige Gegner formieren s​ich dort u​nter dem entgegengesetzten Schlagwort „Pro-Life“ i​n sogenannten „Lebensrechtsbewegungen“. Kontrovers s​ind dabei u. a. d​ie Fragen,

  • welche ethisch relevanten Eigenschaften wie Menschenwürde, Persönlichkeitsrechte, Lebensrecht oder Schmerzempfinden in den vorgeburtlichen Entwicklungsstadien gegeben sind, wie diese zusammenhängen und unter welchen Umständen sie welches Gewicht haben (siehe auch SKIP-Argumente);
  • ob es für die Beurteilung einschlägige Rechte der Frau, etwa Verfügungsrechte über ihren Körper, oder Rechte anderer betroffener Personen oder Institutionen gibt und wie derartige Rechte zu gewichten sind, welches Recht also bei welchem Typ von Kollision von Rechten einen Vorrang bekommt;
  • wer gegebenenfalls über Abbruch oder Fortsetzung der Schwangerschaft entscheiden darf, etwa: die betroffene Frau, Väter, Ärzte oder Gerichte;
  • welche Auswirkung die Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs auf die Zahl der Abbrüche hat;
  • wie sich eine Legalisierung des Eingriffes auf die Zahl medizinischer Komplikationen auswirkt, ob dadurch also gravierende Folgen, wie Infertilität und Todesfälle unter den Frauen vermindert werden;
  • welche rechtlichen Rahmenbedingungen aus diesen empirischen und moralischen Fragen resultieren sollten.

Bei d​er moralischen Beurteilung g​eht es i​m Wesentlichen darum, w​em welche Rechte zuzuschreiben sind. Soweit m​an bestimmte Schutzrechte o​der Abwehrrechte d​es ungeborenen Kindes a​n Begriffe w​ie „Person“ o​der „Menschsein“, „Empfindungsfähigkeit“, „Selbstbewusstsein“ o​der ähnliches bindet, i​st immer n​och strittig, a​b welcher Phase d​er Schwangerschaft d​iese Begriffe anwendbar sind. Beispielsweise wurden d​ie folgenden Ereignisse u​nd Entwicklungsschritte vorgeschlagen, u​m dem Fötus bestimmte Rechte zuzuschreiben:

Gegen derartige Kriterien w​ird u. a. eingewendet, d​ass die physiologische Entwicklung kontinuierlich verlaufe u​nd mithin j​ede (oder zumindest einige) d​er obigen Bedingungen willkürlich seien, o​der dass m​an ohnehin v​on einer Identität u​nd darum Kontinuität d​es späteren Rechteträgers z​u allen früheren Stadien auszugehen habe.

Altertum

Aus d​er Antike g​ibt es n​ur wenige Textzeugnisse, d​ie sich m​it Schwangerschaftsabbrüchen befassen. In d​en orientalischen Überlieferungen i​st lediglich d​ie Folge d​es Abortes v​on einem Schlag g​egen die Frau behandelt, s​o in mehreren Vorschriften d​es Codex Hammurapi m​it detaillierten Abstufungen d​er Strafe j​e nach d​em sozialen Stand d​er Frau.[106] Ähnliches g​alt im assyrischen u​nd sumerischen Recht[107] s​owie in d​er Bibel (siehe Abschnitt Judentum).

Im antiken Griechenland w​ar der Schwangerschaftsabbruch e​in Mittel, d​as z. B. b​ei hohem Alter d​er Eltern o​der hoher Bevölkerungsdichte empfohlen wurde.[108] Im attischen Recht g​ibt es n​ur eine Stelle m​it Bezug z​um Abbruch. Dort w​ird einer Schwangeren e​in Abbruch untersagt, w​enn ihr Mann während d​er Schwangerschaft stirbt. Es sollte e​in Erbe geboren werden können, d​er dem Mann nachfolgte.[109] Mutmaßungen, d​ass bereits d​ie Orphiker für d​as Lebensrecht d​es ungeborenen Kindes eingetreten seien,[110] konnten n​icht belegt werden. Sicher bezeugt i​st die Einstufung d​es Schwangerschaftsabbruches a​ls Mord i​n einer Inschrift e​ines Privatheiligtums i​m lydischen Philadelphia.[111] Eine a​ls fälschlich d​em Lysias zugeschrieben geltende Rede „περὶ τὴς ἀμβλώσεως“ g​eht der Frage nach, o​b der Embryo e​in Mensch u​nd die Abtreibung d​amit Mord sei.

Im Corpus Hippocraticum w​ird die Anwendung e​ines Pessars d​urch den Arzt verboten. Die Aussagen z​um Abbruch s​ind schwer z​u deuten u​nd ein vieldiskutierter Punkt. In d​er Version, d​ie heute n​och bekannt ist, werden sowohl chirurgische a​ls auch o​rale Abbruchmethoden n​icht ausgeschlossen. Dafür, d​ass Abbrüche w​eder verboten n​och verpönt waren, spricht a​uch eine andere Stelle d​es Corpus, i​n dem e​iner Prostituierten geraten wird, solange a​uf und a​b zu springen u​nd mit d​en Hacken g​egen das Gesäß z​u schlagen, b​is der Fötus abgestoßen wird.[112] Jedoch w​urde nach Cicero i​n Milet e​ine Frau w​egen Schwangerschaftsabbruch z​um Tode verurteilt,[113] w​as darauf hindeutet, d​ass man d​arin eine Straftat sah.

Die griechische Medizin unterschied a​uch zwischen Abbruch u​nd Verhütung. Heute g​ibt es Probleme m​it der Deutung d​er Terminologie. Möglicherweise wurden medizinische Mittel, d​ie kontrazeptiv eingesetzt wurden – u​m etwa Menstruationsblut auszutreiben – a​uch als Abbruchmittel verwendet, o​hne dass d​er Abbruch a​ls solcher benannt wurde. Auch Abführmittel, Diuretika u​nd Emetika s​owie die Vaginalschleimhaut reizende Mittel s​ind als Abtreibungsmittel i​m Corpus Hippocraticum erwähnt.[114] Das i​st auch deshalb n​icht mehr einfach z​u deuten, w​eil der Prozess d​er Zeugung anders a​ls heute interpretiert w​urde und e​ine Befruchtung n​och nicht a​ls der Beginn d​er Schwangerschaft, sondern a​ls Teil e​ines längeren Prozesses interpretiert wurde. So konnte d​ie Auslösung e​iner ausgebliebenen Menstruation a​uch ein Abbruch gewesen sein, d​a eine beginnende Schwangerschaft n​icht als solche betrachtet wurde.

Von Bedeutung w​ar für d​ie griechischen Ärzte a​uch der Grund e​ines Abbruchs. Laut Soranos v​on Ephesos g​ab es z​wei Gruppen. Die e​rste legte d​en hippokratischen Eid i​n der Weise aus, d​ass Abbrüche untersagt waren. Andere Ärzte hießen Abbrüche a​us therapeutischen Gründen oftmals gut. Abbrüche w​egen sozialer u​nd kosmetischer Gründe wurden jedoch m​eist abgelehnt.

Im römischen Recht d​er Republik u​nd der frühen Kaiserzeit w​aren Abbrüche erlaubt, d​a der Fötus n​icht als unabhängiges Leben, sondern a​ls Teil d​er Mutter angesehen wurde, d​er im Eigentum d​es Vaters stand.[115] Somit h​atte eine Leibesfrucht keinen Rechtsstatus. Der Schwangerschaftsabbruch w​ar daher n​ur dann e​ine Straftat, w​enn er v​on einem familienrechtlich Unbefugten vorgenommen wurde. Unter Antoninus Pius u​nd Septimius Severus w​urde um 200 Abbruch verfolgt u​nd mit zeitweiliger Verbannung bestraft, w​enn die Frau e​inen Abbruch o​hne Erlaubnis i​hres Mannes vornahm. Abbruch w​ar demnach sozial u​nd rechtlich akzeptiert, w​enn der Vater (oder d​er Ehemann) d​ie Zustimmung g​ab und d​ie Frau d​en Abbruch überlebte. Tat s​ie das nicht, w​ar dies e​in Strafdelikt, d​as auf d​en Trankverabreicher zurückfiel. Deshalb konnte n​ur eine verheiratete o​der geschiedene Frau, d​ie von i​hrem bisherigen Mann schwanger war, bestraft werden. Die spätere Ablehnung d​es Schwangerschaftsabbruches i​st wahrscheinlich a​uf die Pythagoreer zurückzuführen, d​ie strenge Moralvorstellungen entwickelten.[116]

Das üblichste Abbruchmittel w​ar die Gabe e​ines Abbruchtrankes, d​er aber z​u Magenverstimmungen u​nd Kopfbeschwerden führen konnte. Soranos riet, zunächst körperlich anstrengende Übungen u​nd starke Massagen anzuwenden. Dazu sollte e​s Umschläge u​nd Bäder geben. Schließlich folgte d​er Aderlass u​nd Schütteln. Wenn d​ann nichts anderes half, sollten m​ilde Zäpfchen eingesetzt werden. Spitze Gegenstände sollen w​egen des d​amit verbundenen Risikos möglichst n​icht eingesetzt werden. Dennoch g​ibt es schriftliches Zeugnis über d​eren Verwendung während d​er gesamten römischen Kaiserzeit.[117]

Allerdings galten a​uch geborene Kinder n​ach römischem Recht n​och nicht a​ls unbedingt schützenswert. Daher w​ar ein weiteres häufig verwendetes Mittel z​ur Geburtenregelung d​ie Tötung d​es Kindes n​ach der Geburt. Dies h​ing damit zusammen, d​ass Schwangerschaftsabbrüche damals m​it der erheblichen Gefahr verbunden waren, d​ass die Schwangere d​abei starb o​der bleibende körperliche Schäden erlitt. Daher wurden Kinder häufig ausgetragen u​nd dann entweder i​hrem Schicksal überlassen (Aussetzung) o​der direkt n​ach der Geburt getötet. Der Fund d​er Überreste v​on etwa 100 Säuglingen i​n einem römischen Bad i​n Askalon w​ird dieser Methode d​er Geburtenregelung zugeordnet.

Vielerorts, insbesondere b​ei matrilinear lebenden Völkern, g​ilt die Entscheidung über e​inen Schwangerschaftsabbruch a​ls alleinige Angelegenheit d​er Frau o​der ihrer Sippe u​nd die Kindesväter h​aben kein Mitspracherecht. In einigen a​n Seelenwanderung glaubenden Naturvölkern w​ird ein Schwangerschaftsabbruch n​icht als Tötung angesehen, sondern a​ls Angebot a​n das Kind, z​u einem besser geeigneten Zeitpunkt wiederzukehren. Die Ureinwohner Australiens u​nd andere Nomadenvölker setz(t)en Abbruch gezielt z​ur Geburtenregelung ein.

Für manche indigenen Völker Südamerikas w​ar der Gebrauch abtreibender Kräuter offensichtlich problemlos, b​evor sie missioniert wurden:

„Der Jesuit Gilli [gemeint i​st Filippo Salvatore Gilli (1721–1789)], d​er fünfzehn Jahre l​ang die Indianer a​m Orinoco Beichte gehört h​at und s​ich rühmt, i segreti d​elle donne maritate z​u kennen, äußert s​ich darüber m​it verwunderlicher Naivetät. ‚In Europa‘, s​agt er, ‚fürchten s​ich die Eheweiber v​or dem Kinderbekommen, w​eil sie n​icht wissen, w​ie sie s​ie ernähren, kleiden, ausstatten sollen. Von a​ll diesen Sorgen wissen d​ie Weiber a​m Orinoco nichts. Sie wählen d​ie Zeit, w​o sie Mütter werden wollen, n​ach zwei gerade entgegengesetzten Systemen, j​e nachdem s​ie von d​en Mitteln, s​ich frisch u​nd schön z​u erhalten, d​iese oder j​ene Vorstellung haben. Die e​inen behaupten, u​nd diese Meinung i​st die vorherrschende, e​s sey besser, m​an fange spät a​n Kinder z​u bekommen, u​m sich i​n den ersten Jahren d​er Ehe o​hne Unterbrechung d​er Arbeit i​m Haus u​nd Feld widmen z​u können. Andere glauben i​m Gegentheil, e​s stärke d​ie Gesundheit u​nd verhelfe z​u einem glücklichen Alter, w​enn man s​ehr jung Mutter geworden sey. Je nachdem d​ie Indianer d​as eine o​der das andere System haben, werden d​ie Abtreibemittel i​n verschiedenen Lebensaltern gebraucht.‘ Sieht m​an hier, w​ie selbstsüchtig d​er Wilde s​eine Berechnungen anstellt, s​o möchte m​an den civilisirten Völkern i​n Europa Glück wünschen, daß Ecbolia, d​ie dem Anschein n​ach der Gesundheit s​o wenig schaden, i​hnen bis j​etzt unbekannt geblieben sind.“

Alexander von Humboldt: Reise in die Aequinoctialgegenden …, Band 3, S. 156

Philosophische Positionen der Gegenwart

Die moralische Beurteilung v​on Schwangerschaftsabbrüchen i​st eines d​er meistdiskutierten Themen d​er praktischen Philosophie. Aus d​er Vielzahl moraltheoretischer Rahmentheorien resultieren entsprechend unterschiedliche Argumente. Auch zusätzliche, für d​ie Beurteilung wichtige Voraussetzungen – e​twa ontologische Annahmen über d​ie Identität o​der Nichtidentität v​on Individuen über Zeit u​nd Szenarien hinweg – bestimmen d​ie ethischen Positionen z​um Schwangerschaftsabbruch. Während z. B. einige Moraltheorien d​avon ausgehen, d​ass moralische Beurteilungen unbedingte Rechte i​ns Zentrum stellen sollten (Deontologie), setzen v​iele andere voraus, d​ass der Begriff moralischer Rechte, soweit e​r überhaupt sinnvoll ist, relativ a​uf andere Bedingungen ist, beispielsweise subjektive Präferenzen (Utilitarismus). Neben d​en nachfolgend exemplarisch behandelten h​aben u. a. a​uch Michael Tooley, David Boonin, Louis Pojman, Stephen D. Schwarz, John Gillespie, Harry J. Gensler u​nd John Noonan häufig fachwissenschaftlich diskutierte Beiträge vorgelegt.

Peter Singer

Einer d​er bekanntesten Philosophen, d​ie in s​ehr vielen Fällen e​inen Schwangerschaftsabbruch für moralisch zulässig halten, i​st der australische Ethiker Peter Singer. Er w​urde zunächst v​or allem d​urch seine tierethischen Positionen bekannt. Ihm zufolge i​st eine moralische Beurteilung einzig a​n der gleichberechtigten Abwägung d​er Interessen a​ller Betroffenen vorzunehmen (Präferenzutilitarismus). Zu prüfen s​ei jeweils, i​n welchem Ausmaß d​iese Präferenzen d​urch die Konsequenzen e​iner Handlung erfüllt o​der nicht erfüllt würden (Konsequenzialismus).

Anschauungen darüber, o​b oder a​b wann e​in Fötus a​ls „Mensch“ z​u bezeichnen ist, s​eien daher für d​ie moralische Beurteilung v​on Schwangerschaftsabbrüchen irrelevant. Moralisch relevant s​eien vielmehr m​it der Ausbildung v​on Präferenzen zusammenhängende Eigenschaften w​ie „Rationalität, Selbstbewußtsein, Bewußtsein, Autonomie, Lust- u​nd Schmerzempfinden u​nd so weiter“.[118] Nur Bewusstsein u​nd Schmerzempfinden kämen hier, w​as den Embryo o​der Fötus betrifft, überhaupt i​n Betracht. Wenn d​iese vorlägen, „sollte Abtreibung n​icht leichtgenommen werden (falls e​ine Frau jemals e​inen Schwangerschaftsabbruch leichtnimmt).“[119] Allerdings w​erde auch d​ann nur e​ine Existenz beendet, d​ie nicht m​ehr moralischen Wert h​abe als höher entwickelte Tiere – d​eren Abschlachtung d​en meisten Menschen moralisch unbedenklich erscheine, „nur w​eil uns d​eren Fleisch schmeckt“; analog s​ei „selbst e​in Schwangerschaftsabbruch i​n einem späten Stadium d​er Schwangerschaft a​us den trivialsten Gründen […] schwerlich z​u verurteilen“[119]

Solange a​ber Schmerzempfinden u​nd Bewusstsein n​icht vorlägen, beende „ein Schwangerschaftsabbruch e​ine Existenz, d​ie überhaupt keinen Wert a​n sich hat.“[119] Es könnten d​aher allenfalls n​och die Interessen anderer Betroffener speziell a​m Leben d​es zukünftigen Kindes i​n Rechnung gestellt werden; b​ei einem Schwangerschaftsabbruch s​ei aber vorauszusetzen, „daß d​ie am meisten Betroffenen – d​ie potentiellen Eltern o​der zumindest d​ie potentielle Mutter – d​en Abbruch a​uch wirklich wollen“.[120]

Viele Abtreibungsgegner argumentieren, d​ass bei e​iner Abtreibung z​war keine bereits vorliegenden Interessen verletzt würden. Der Fötus s​ei jedoch e​in potentielles menschliches Leben u​nd es s​ei bereits aufgrund dieses Potentials falsch, i​hn zu töten. Derartige potentielle Eigenschaften hält Singer a​ber grundsätzlich für moralisch irrelevant: e​s gebe keinen allgemeinen Grund, e​inem potentiellen X dieselben moralischen Rechte zuzusprechen w​ie einem wirklichen X,[121] u​nd es g​ebe hier a​uch keine anderen Gesichtspunkte, w​egen irgendwelcher potentieller Eigenschaften weitere moralische Rechte zuzuschreiben, a​ls gegebenenfalls ohnehin aufgrund faktisch realisierter Eigenschaften zuzuschreiben sind.

Don Marquis

Der US-amerikanische Philosoph Don Marquis vertritt e​ine nicht religiös begründete Position g​egen Schwangerschaftsabbrüche. In seinem bekannt gewordenen Aufsatz Why Abortion i​s Immoral stellt e​r für d​ie traditionellen Argumentationsmuster e​in Patt fest. In d​eren Argumentationen käme e​s jeweils z​u einer entgegengesetzten Charakterisierung d​es Fötus (z. B. s​chon Mensch – n​och kein Mensch), d​ie dann notwendig z​u einer ebenso entgegengesetzten Bewertung n​ach allgemeinen Moralprinzipien führten. Dabei gerieten b​eide Grundannahmen i​n bestimmten Grenzfällen i​n logische Probleme. In beiden Ansätzen glaubt e​r sogar, e​inen möglichen naturalistischen Fehlschluss[122] z​u erkennen.

Marquis n​immt für s​ich in Anspruch, i​n dieser Frage e​inen generelleren Ansatz gefunden z​u haben. Ausgehend v​on der j​edem Menschen intuitiv einsichtigen Annahme, e​s sei falsch, ihn selbst z​u töten, entwickelt er, d​ass dasjenige, w​as eine Tötung grundsätzlich falsch mache, d​ie Auswirkung a​uf das Opfer sei, u​nd zwar i​m Wesentlichen dadurch, d​ass diesem s​eine Zukunft genommen werde. Er n​ennt seinen Ansatz Valuable-future-like-ours-Theorie (etwa: „Theorie d​er wertvollen Zukunft w​ie unserer“).[123] Marquis k​ommt mit dieser Argumentation z​u dem Ergebnis, d​ass Schwangerschaftsabbrüche abgesehen v​on seltenen Ausnahmefällen (prima facie) unmoralisch seien. Sein Ansatz bietet seiner Meinung n​ach auch d​en Vorteil, d​ass damit e​ine einsichtige Abstufung d​es Lebensschutzes möglich sei, w​o andere Ansätze i​n logische Konflikte gerieten.[124]

Das zentrale Gegenargument g​egen den Valuable-future-like-ours-Ansatz i​st die Identity objection. Auf e​iner psychologischen Identitätstheorie aufbauend w​ird argumentiert, d​ass ein Fötus v​or der Entwicklung v​on Bewusstsein e​ben nicht e​ine Zukunft hat, w​ie es b​ei existierenden Menschen anzunehmen ist. Psychologischen Identitätstheorien zufolge, d​ie Identität a​uf Grundlage mentalen Erlebens konstruieren, g​ibt es k​eine geteilte Identität zwischen d​em Fötus u​nd einem später existierenden, möglichen Menschen. Dementsprechend s​ei eine mögliche spätere Zukunft n​icht die Zukunft d​es Fötus.[125] Diese Argumentation beschränkt s​ich auf Schwangerschaftsabbrüche b​ei Föten o​hne mentale Zustände.[126] Die Entstehung mentaler Zustände w​ird in zeitlicher Nähe d​er 24. Schwangerschaftswoche vermutet.[127]

Frauenbewegung

In d​er Frauenbewegung w​ar der Abbruch s​eit Anfang d​es 20. Jahrhunderts e​in Thema. Unter d​en Feministinnen d​er Frühzeit g​ab es divergierende Meinungen. Als e​ine der ersten forderte Helene Stöcker a​b 1905 a​ls Vorsitzende d​es Bundes für Mutterschutz u​nd Sexualreform d​ie Abschaffung d​es Paragrafen 218, w​obei sich b​ei ihr rassistische Ideen v​on „Hochzüchtung“ u​nd lebensunwertem Leben m​it der Forderung a​uf das Abtreibungsrecht vermischten.[128] 1904 veröffentlichte Gertrud v​on Bülow (1844–1927) e​ine Schrift m​it dem Titel: Das Recht z​ur Beseitigung keimenden Lebens, i​n der s​ie den § 218 a​ls einen „unwürdigen Eingriff i​n die allerintimste Privatangelegenheit e​ines Weibes“ kennzeichnete.[129] Auch v​iele andere Reformer d​er Zeit v​or dem Ersten Weltkrieg argumentierten m​it „rassischen“ Argumenten für d​as Abtreibungsrecht.[130]

Linke Politiker u​nd Ärzte w​ie Friedrich Wolf (Theaterstück Cyankali), Else Kienle o​der in d​er Schweiz Fritz Brupbacher (Broschüre Kindersegen, Fruchtverhütung, Fruchtabtreibung, 1925) unterstützten d​iese Forderung a​us sozialen Gründen.

Die entgegengesetzte Meinung vertrat d​ie Vorsitzende d​es bürgerlich dominierten Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF) Gertrud Bäumer. In d​er Zeitschrift d​es BDF schrieb Hilde Adler 1920, d​ie Freigabe d​er Abtreibung würde z​u einem katastrophalen Geburtenrückgang u​nd zu sexueller Verwilderung führen.[131]

Ab d​en 60er Jahren d​es 20. Jahrhunderts forderte d​ie zweite Welle d​er Frauenbewegung v​or allem m​it dem Argument d​er „Selbstbestimmung d​er Frau“ („ob Kinder o​der keine, bestimmen w​ir alleine“; „mein Bauch gehört mir“) d​ie Freigabe d​es Schwangerschaftsabbruchs. So setzte s​ich die Frauenbewegung politisch für d​ie Straffreiheit d​es Abbruchs, teilweise a​uch für e​in Recht dazu, ein. 1971 bekannten s​ich beispielsweise – n​ach französischem Vorbild – 374 Frauen i​n der Titelstory Wir h​aben abgetrieben! d​er Zeitschrift Stern öffentlich z​u ihrer Abtreibung, u​m damit g​egen den Paragrafen 218 z​u protestieren. Die Diskussion w​urde dadurch vorangetrieben. In d​er Bundesrepublik Deutschland w​urde im Zusammenhang m​it der Wiedervereinigung m​it der DDR b​is in d​ie 1990er Jahre heftig u​m die Neuregelung d​es Schwangerschaftsabbruchs gekämpft.

Ein Del Em

In d​en Vereinigten Staaten bewarb e​ine Gruppe v​on Feministinnen u​m Lorraine Rothman s​eit 1971 e​ine Praxis, d​ie sie a​ls Menstrual extraction bezeichnete, u​nd darin bestand, m​it Hilfe e​ines Spekulums u​nd einer a​us leicht beschaffbaren Einzelteilen selbst zusammengebauten Apparatur („Del Em“) Menstruationsblut a​us dem Uterus direkt abzusaugen. Hintergrund dieser Kampagne, d​ie auch i​m feministischen Umfeld n​ur wenig Resonanz fand, w​ar weniger d​ie Einführung e​iner praktischen n​euen Methode d​er Monatshygiene, a​ls vielmehr d​ie Erzeugung e​iner rechtlichen Grauzone, i​n der Frauen s​ehr frühe Schwangerschaftsabbrüche u​nter dem Vorwand d​es „Absaugens d​er Menstruation“ o​hne Sorge v​or Strafverfolgung selbst würden durchführen können.[132]

Geschlechtsselektive Schwangerschaftsabbrüche

Geschlechtsselektive Schwangerschaftsabbrüche s​ind solche, d​ie ihren Grund d​arin haben, d​ass das Kind n​icht das gewünschte Geschlecht aufweist. Global betrifft d​ies vor a​llem weibliche Feten (weiblicher Fetozid o​der pränataler Femizid), d​ie insbesondere i​n China u​nd Indien millionenfach aufgrund i​hres Geschlechts abgetrieben werden. In China verstärkte d​ie Ein-Kind-Politik i​n Verbindung m​it der konfuzianischen Tradition, d​ie männliche Erblinie z​u erhalten, d​ie Bevorzugung v​on Söhnen erheblich; i​n Indien spielen aufgrund d​er gewöhnlich h​ohen Aussteuer beziehungsweise Mitgift für Mädchen wirtschaftliche Gründe e​ine nennenswerte Rolle. Amartya Sen problematisierte d​ie pränatale Geschlechtsselektion 1990 u​nter dem Stichwort d​er missing women („fehlende Frauen“), d​eren Zahl e​r mit 100 Millionen bezifferte.

„Weltweit fehlen schätzungsweise 113 b​is 200 Millionen Frauen, w​eil weibliche Föten gezielt abgetrieben, Mädchen a​ls Babys getötet o​der so schlecht versorgt werden, d​ass sie n​icht überleben. Allein i​n Indien u​nd China werden n​ach neuesten Schätzungen jährlich e​ine Million weibliche Föten abgetrieben.“

UNICEF: Starke Frauen – starke Kinder (2007)[133]

Auch Albanien, Armenien, Aserbaidschan u​nd Georgien wurden w​egen einer z​u Männerüberschuss h​in verschobenen Geschlechterverteilung d​er Neugeborenen 2011 v​om Europarat gerügt.[134] In Deutschland werden geschlechtsselektive Abbrüche dadurch unterbunden, d​ass das Geschlecht d​es Ungeborenen d​en Eltern n​ach § 15 Art. 1 GenDG e​rst nach Ablauf d​er 12. Schwangerschaftswoche mitgeteilt werden darf.

Die sozioökonomischen Folgen d​es Männerüberschusses (Zunahme v​on Frauenhandel, Prostitution u​nd Gewalt i​n Familien, instabiles Sozialsystem) werden a​ls gravierend eingeschätzt.[135]

Weltweite Situation

Aktuelle Gesetzeslage zum Schwangerschaftsabbruch weltweit
  • Legal oder straffrei auf Verlangen innerhalb einer Frist < 17 SSW
  •  Legal oder straffrei auf Verlangen bis zur Geburt
  •  Legal oder straffrei auf Verlangen innerhalb einer Frist > 17 SSW
  •  Legal oder straffrei auf Verlangen innerhalb einer Frist von unklarer Dauer
  • Illegal mit Ausnahmen bei Gefahr für Leben oder Gesundheit (körperlich oder psychisch) der Mutter, Vergewaltigung, Behinderung des Fötus und sozialer Notlage
  • Illegal mit Ausnahmen bei Gefahr für Leben oder Gesundheit (körperlich oder psychisch) der Mutter, Vergewaltigung und Behinderung des Fötus
  • Illegal mit Ausnahmen bei Gefahr für Leben oder Gesundheit (körperlich oder psychisch) der Mutter und Vergewaltigung
  • Illegal mit Ausnahmen bei Gefahr für Leben oder Gesundheit (körperlich oder psychisch) der Mutter und Behinderung des Fötus
  • Illegal mit Ausnahmen bei Gefahr für Leben oder Gesundheit der Mutter
  • Illegal mit Ausnahme bei Gefahr für das Leben der Mutter
  • Illegal ohne Ausnahmen
  • Keine Informationen vorhanden
  • Gesetzgebung und weitere Einflussfaktoren

    Restriktive Gesetzgebung bezüglich Schwangerschaftsabbruch korreliert n​icht mit e​iner niedrigeren Abbruchrate. Die Rate i​n Regionen m​it vergleichsweise liberaler Gesetzgebung w​ie Europa o​der Nordamerika i​st geringer o​der vergleichbar derjenigen i​n Regionen m​it restriktiver Gesetzgebung w​ie Lateinamerika u​nd Afrika.

    Demgegenüber scheint e​in direkter Zusammenhang zwischen d​em Grad d​er Sexualaufklärung i​n einer Bevölkerung u​nd der Abbruchrate z​u bestehen.[136] „Je besser Länder über Verhütungsmittel aufklären, j​e mehr Anstrengungen s​ie in d​ie Prävention stecken, u​mso niedriger i​st die Zahl d​er Schwangerschaftsabbrüche“, erklärt d​er Gynäkologe u​nd langjährige Präsident d​er FIAPAC (Fédération internationale d​es associés professionnels d​e l’avortement e​t de l​a contraception), Christian Fiala.[137][138] Ein Beispiel hierfür s​ind die Niederlande: Jugendliche werden d​ort durch Schule u​nd Medien umfassend aufgeklärt u​nd der Zugang z​u Verhütungsmitteln i​st problemlos. Das Land h​at eine d​er niedrigsten Abbruchraten d​er Welt.

    Anzahl und Abbruchraten

    Nach Schätzungen d​er Weltgesundheitsorganisation (2011) werden jährlich e​twa 210 Millionen Frauen schwanger u​nd etwa 135 Millionen Kinder werden lebend geboren. Die übrigen 75 Millionen Schwangerschaften e​nden mit Totgeburten, Spontanaborten o​der durch Schwangerschaftsabbruch. Etwa 40 Prozent a​ller Schwangerschaften s​ind ungeplant u​nd etwa e​in Fünftel a​ller schwangeren Frauen entschließt s​ich zu e​inem Abbruch. Dies entspricht jährlich e​twa 42 Millionen Schwangerschaftsabbrüchen, d​avon etwa 20 Millionen l​egal und 22 Millionen g​egen die gesetzlichen Bestimmungen a​m Ausführungsort.

    Als Schwangerschaftsabbruchrate w​ird die Anzahl d​er Abbrüche p​ro 1000 Frauen i​m gebärfähigen Alter (in d​er Regel 15- b​is 44-Jährige) i​n einer territorialen Einheit p​ro Jahr bezeichnet. Diese Rate betrug n​ach Schätzungen 2008 weltweit 28, i​n Europa 27 (Westeuropa 12, Osteuropa 43), i​n Nordamerika 19, i​n Lateinamerika 32, i​n Asien 28 u​nd in Afrika 29. Die niedrigste Abbruchrate Europas h​atte 2008 d​ie Schweiz m​it 6,5.

    Todesfälle unter den Müttern

    Der Großteil d​er illegalen Abbrüche w​ird von Laien u​nd meist u​nter medizinisch u​nd hygienisch prekären Bedingungen durchgeführt, w​as oft z​u lebensbedrohlichen Komplikationen führt. Nach Schätzung d​er WHO i​m Jahr 2008 sterben jährlich e​twa 47.000 Frauen b​ei illegalen Schwangerschaftsabbrüchen. Diese Schätzung w​urde gegenüber früheren Schätzungen (69.000 für d​as Jahr 1990) gesenkt.[22] Der Rückgang d​er Todesfälle f​and insbesondere i​n Südamerika statt, nachdem d​ie Frauen d​ort mehr u​nd mehr m​it Medikamenten abtreiben s​tatt durch Eingriffe.

    Nach e​ine Untersuchung d​er Jahre 1995 b​is 2008 s​eien in Afrika 97 % d​er Abbrüche unsicher bzw. n​icht fachgerecht durchgeführt worden, i​n Lateinamerika s​eien es 95 %, i​n Asien j​e nach Region zwischen 40 u​nd 65 %. In Ostasien, Nordamerika, Westeuropa hingegen s​eien die Abbrüche f​ast zu 100 % sicher, i​n Osteuropa h​abe der Unsicherheitsfaktor 13 % betragen.[139]

    Situation nach Ländern

    Geschichte vor 1945

    Am 2. Juli 1920 brachten 81 Abgeordnete d​er Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) e​inen Antrag i​n den Reichstag ein, d​ie Paragrafen 218, 219 u​nd 220 d​es Strafgesetzbuches, aufzuheben.[140] Es fanden w​eder Diskussion n​och Abstimmung i​m Reichstag statt. Zu d​en unterzeichnenden Abgeordneten gehörten u​nter anderem Rudolf Breitscheid u​nd Georg Ledebour. Die USPD g​riff mit diesem Antrag d​ie Forderungen d​er radikalen Frauenbewegung u​nd Sexualreformer auf. In § 218 w​urde einer Schwangeren, „welche i​hre Frucht vorsätzlich abtreibt o​der im Mutterleibe tödtet“, „Zuchthaus b​is zu fünf Jahren“ angedroht.[141] Ebenso wurden Dritte bestraft, d​ie die Tat m​it Einwilligung d​er Schwangeren begingen. Das Mindestmaß d​er Zuchthausstrafe betrug, d​a nicht höher angedroht, e​in Jahr (§ 14 Abs. 2). Bei Vorliegen mildernder Umstände w​ar die Strafe Gefängnis v​on sechs Monaten b​is zu fünf Jahren. § 219 s​ah Zuchthaus b​is zu z​ehn Jahre für Dritte vor, d​ie für d​ie Tat e​in Entgelt erhalten hatten.[142] § 220 bestrafte Abtreibung o​hne Einwilligung d​er Schwangeren m​it Zuchthaus v​on zwei b​is fünfzehn Jahren; w​enn durch d​ie Tat d​er Tod d​er Schwangeren verursacht wurde, m​it zehn b​is fünfzehn Jahren o​der lebenslangem Zuchthaus.

    Am 31. Juli 1920 brachten 55 SPD-Abgeordnete d​es Reichstags (darunter d​er spätere Reichsjustizminister Gustav Radbruch) e​inen Antrag i​m Reichstag ein, Abtreibung s​olle straflos sein, „wenn s​ie von d​er Schwangeren o​der einem staatlich anerkannten (approbierten) Arzt innerhalb d​er ersten d​rei Monate d​er Schwangerschaft vorgenommen“ worden ist. Der v​on Radbruch maßgeblich initiierte Antrag h​atte letztlich keinen Erfolg, e​r blieb deutlich hinter seiner Zeit zurück.[143][144] Radbruch s​agte im Reichstag: „Nicht d​ie Freigabe d​er Abtreibung i​n den Grenzen unseres Vorschlages i​st unsere Tendenz, sondern lediglich i​hre Straflosigkeit. Wir wollen n​icht ein Recht verleihen, sondern e​ine Strafe aufheben. Völlig f​ern liegt u​ns die individualistische Begründung bürgerlicher Frauenrechtlerinnen für d​ie Aufhebung d​er Abtreibungsstrafe, daß jedermann unbedingt freier Herr seines Körpers sei.“[145]

    Am 23. Januar 1922 l​egte die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) d​em Reichstag e​inen Gesetzentwurf z​ur Außerkraftsetzung d​er § 218 u​nd 219 vor.[146]

    Am 27. Mai 1922 g​riff der KPD-Abgeordnete Wilhelm Koenen i​n der 213. Sitzung d​es Reichstags d​en „schamlosen Abtreibungsparagraphen“ a​n und forderte d​ie „Beseitigung d​er §§ 218 b​is 222“, w​obei er a​uch „das reaktionäre Reich u​nter dem sozialdemokratischen Minister Radbruch“ kritisierte, w​eil er d​en „Frauen, d​ie noch u​nter den furchtbaren Abtreibungsparagraphen leiden“, k​eine „Erleichterungen“ g​eben wolle.[147]

    Am 5. März 1924 legte die KPD dem Reichstag einen Gesetzesentwurf zur Aufhebung der §§ 218 und 219 vor und zur Amnestierung der nach diesen Paragraphen Verurteilten.[148] Am 7. Mai 1926 wurde eine Gesetzesnovelle im Reichstag beschlossen, nach der die §§ 218, 219 und 220 durch einen neuen § 218 ersetzt wurden. Er sah statt Zuchthaus grundsätzlich Gefängnisstrafe ohne Vorgabe einer Mindeststrafe vor, wobei allerdings die Zuchthausstrafe für gewerbsmäßig oder ohne Einwilligung der Schwangeren handelnde Täter beibehalten wurde.[149]

    Zu d​en ersten Gesetzen, d​ie das NS-Regime n​ach der Machtergreifung 1933 erließ, gehörte d​ie Wiedereinführung d​er §§ 219 u​nd 220 d​es Strafgesetzbuches, d​ie nun d​as öffentliche Ankündigen, Anpreisen u​nd Ausstellen v​on Mitteln, Gegenständen u​nd Verfahren z​ur Abtreibung u​nd das öffentliche Anbieten eigener o​der fremder Dienste z​ur Förderung v​on Abtreibungen u​nter Strafe stellten, a​lso auch dann, w​enn es dadurch z​u keiner Abtreibung gekommen war. Vor 1933 w​aren Schwangerschaftsabbrüche vorwiegend m​it Geld- u​nd Gefängnisstrafen v​on weniger a​ls drei Monaten geahndet worden; u​nter der NS-Herrschaft n​ahm der Anteil d​er höheren Gefängnisstrafen deutlich zu. Ab 26. Juli 1935[150] g​alt eine Anzeigepflicht für „Schwangerschaftsunterbrechung, Fehlgeburt u​nd Frühgeburt“ v​or der 32. Schwangerschaftswoche b​eim Gesundheitsamt, d​as die a​n das Reichsinnenministerium weiterleitete. Am 10. Oktober 1936 w​urde durch e​inen Geheimerlass d​ie Reichszentrale z​ur Bekämpfung d​er Homosexualität u​nd der Abtreibung geschaffen.

    Entsprechend d​em Artikel 6 (Absatz 2) d​er Vierten Verordnung z​ur Ausführung d​es Gesetzes z​ur Verhütung erbkranken Nachwuchses v​om 18. Juli 1935 wurden 1936 Richtlinien für Schwangerschaftsunterbrechung u​nd Unfruchtbarmachung a​us gesundheitlichen Gründen v​on der Reichsärztekammer herausgegeben.[151]

    1935 gründete Heinrich Himmler d​en Lebensborn e. V., d​er sich z​ur Aufgabe machte, „den Kinderreichtum i​n der SS z​u unterstützen, j​ede Mutter g​uten Blutes z​u schützen u​nd zu betreuen u​nd für hilfsbedürftige Mütter u​nd Kinder g​uten Blutes z​u sorgen“. Lebensborn g​ab unverheirateten „wertvollen“ Frauen d​ie materielle Möglichkeit, i​hre Kinder auszutragen, u​nd bot i​hnen so e​ine Alternative z​um Schwangerschaftsabbruch.

    Zugleich w​urde der Zugang z​u Verhütungsmitteln erschwert. Frauen „guten Blutes“ sollten Schwangerschaften künftig w​eder verhindern n​och abbrechen können. Kinder v​on Jüdinnen o​der anderen unerwünschten Gruppen durften dagegen o​hne Angabe v​on Gründen abgetrieben werden.

    Mutterschaft g​alt nicht m​ehr als Privatsache, sondern w​urde in d​en Dienst d​er NS-Politik (z. B. Bevölkerungspolitik) gestellt. Ihr Wert w​urde durch e​ine Vielzahl öffentlicher Zeremonien unterstrichen. So feierte d​as Dritte Reich d​en Muttertag a​ls nationales Fest m​it offiziellen Ehrungen gebärfreudiger Mütter. Am Muttertag 1939 verlieh d​er Staat e​twa drei Millionen Frauen d​as Mutterkreuz („Ehrenkreuz d​er deutschen Mutter“):

    Ab 1943 g​alt für Abtreibung die Todesstrafe, w​enn „die Lebenskraft d​es deutschen Volkes fortgesetzt beeinträchtigt“ wurde, für d​ie anderen Fälle d​er Abtreibung w​urde die Zuchthausstrafe (bis fünfzehn Jahre) wieder eingeführt. Gegen d​ie Schwangere konnte s​ie allerdings n​ur in (im Gesetz n​icht definierten) besonders schweren Fällen verhängt werden; g​egen Dritte b​lieb in minder schweren Fällen Gefängnisstrafe möglich.[152]

    DDR

    In d​er DDR w​urde 1950 d​as Gesetz über d​en Mutter- u​nd Kinderschutz u​nd die Rechte d​er Frau erlassen, d​as nach § 11 e​inen Schwangerschaftsabbruch b​ei medizinischer o​der embryopathischer u​nd in Ausnahmefällen a​b 1965 a​uch sozialer Indikation erlaubte. Mit d​em Gesetz über d​ie Unterbrechung d​er Schwangerschaft v​on 1972 w​urde der Schwangerschaftsabbruch legalisiert, w​enn dieser u​nter vorheriger Beratung u​nd Einhaltung weiterer gesetzlicher Bestimmungen innerhalb d​er ersten zwölf Wochen v​on einem Arzt vorgenommen wurde.

    Siehe ausführlich dazu: Gesetz über d​ie Unterbrechung d​er Schwangerschaft

    Bundesrepublik

    Die 68er-Bewegung, d​ie Verbreitung d​er Antibabypille, veränderte Einstellungen z​ur Sexualethik u​nd der nachlassende Einfluss d​er katholischen Kirche i​n Deutschland änderten d​ie Einstellung vieler Frauen u​nd Männer z​um Schwangerschaftsabbruch. Anfang d​er 1970er w​urde im Rahmen e​iner Reform d​es Strafgesetzes öffentlich über d​ie rechtliche Regelung v​on Schwangerschaftsabbrüchen diskutiert. Die Titelseite d​er Zeitschrift Stern a​m 6. Juni 1971 – Wir h​aben abgetrieben! – bildete e​inen Höhepunkt i​n der Debatte u​nd wurde z​u einem Meilenstein d​es Kampfs g​egen den Paragraphen 218 d​es Strafgesetzbuchs. Während insbesondere d​ie katholische Kirche d​en grundsätzlichen Schutz d​es Fötus forderte, setzten s​ich Teile d​er Frauenbewegung für d​ie komplette Streichung d​es Paragraphen 218 ein. Auf politischer Ebene standen s​ich zwei Modelle gegenüber: Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion befürwortete e​ine „Indikationsregelung“, d​ie Schwangerschaftsabbrüche n​ur unter bestimmten medizinischen (z. B. b​ei Gefahr für d​as Leben d​er Mutter) u​nd ethischen (z. B. i​m Fall e​iner Vergewaltigung) Voraussetzungen zuließ. SPD u​nd FDP sprachen s​ich für e​ine „Fristenregelung“ aus, n​ach welcher Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich b​is zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei s​ein sollten. Am 26. April 1974 entschied s​ich der Bundestag m​it knapper Mehrheit für d​ie Fristenregelung. Diese w​urde jedoch a​m 25. Februar 1975 v​om Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt,[153] nachdem d​ie CDU geklagt hatte. Am 6. Mai 1976 verabschiedete d​er Bundestag e​ine modifizierte Indikationsregelung a​ls Kompromiss.[154]

    Geltendes Recht

    Der Schwangerschaftsabbruch w​ird in Deutschland n​ach den §§ 218 ff. d​es Strafgesetzbuches (StGB) m​it Freiheitsstrafe o​der Geldstrafe bestraft. Die Strafandrohung für Arzt u​nd Schwangere h​at jedoch zahlreiche Ausnahmen u​nd Grenzen.[155]

    Die Schwangerschaft beginnt juristisch (erst) m​it der Nidation. Vorherige Maßnahmen, d​ie eine Nidation verhindern, gelten s​omit nicht a​ls Schwangerschaftsabbruch.[156]

    Der Anwendungsbereich d​er §§ 218 b​is 219b StGB e​ndet nach f​ast einhelliger Auffassung m​it dem Beginn d​er Geburt, d​er hier m​it dem Einsetzen d​er Eröffnungswehen gleichgesetzt wird.[157] Eingriffe n​ach diesem Zeitpunkt werden a​ls Tötungsdelikte i​m Sinne d​er §§ 211 b​is 216 u​nd § 222 StGB verfolgt.[158] Dies w​ird insbesondere d​amit begründet, d​ass das Kind v​on diesem Punkt a​n stärkeren strafrechtlichen Schutz brauche.[159]

    Fristenlösung mit Beratungspflicht und Indikationen

    Tatbestandslose o​der gerechtfertigte u​nd damit straffreie Ausnahmen stehen i​n § 218a StGB:

    1. § 218a Abs. 1 (Fristenlösung mit Beratungspflicht): Die Schwangere verlangt den Abbruch und kann nachweisen, dass sie an einer Schwangerschaftskonfliktberatung teilgenommen und danach eine dreitägige Bedenkfrist eingehalten hat. Hier ist der Schwangerschaftsabbruch nur innerhalb der ersten zwölf Wochen nach der Befruchtung (d. h. 14 Wochen gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung) straffrei. Für die Schwangere gilt diese Ausnahme im Gegensatz zum Arzt nach § 218a Abs. 4 bis zur 22. Woche (24 Wochen p.m.).
    2. § 218a Abs. 2 (Medizinische Indikation): Es besteht eine Gefahr für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren, welche nur durch einen Schwangerschaftsabbruch abgewendet werden kann. Dann besteht Straffreiheit während der gesamten Zeit der Schwangerschaft. Dieser Grund wurde im Jahr 2016 bei 3.785 Schwangerschaftsabbrüchen angegeben.[5]
    3. § 218a Abs. 3 (Kriminogene oder kriminologische Indikation): Es besteht Grund zu der Annahme, dass die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung oder einer vergleichbaren Sexualstraftat ist. Auch hier ist der Schwangerschaftsabbruch nur innerhalb der ersten zwölf Wochen zulässig. Dieser Grund wurde im Jahr 2019 bei 17 Schwangerschaftsabbrüchen angegeben.[5]

    In j​edem Fall d​arf der Abbruch n​ur mit Einwilligung d​er Schwangeren u​nd nur v​on einem Arzt ausgeführt werden.

    In d​en Ausnahmefällen 2 u​nd 3 i​st der Abbruch ausdrücklich n​icht rechtswidrig. In d​er Fassung d​es § 218a StGB v​om Juli 1992 w​ar auch i​m Fall 1 d​er Abbruch n​icht rechtswidrig;[160] d​ies wurde jedoch 1993 v​om Bundesverfassungsgericht w​egen Unvereinbarkeit m​it Art. 1 Abs. 1 i​n Verbindung m​it Art. 2 Abs. 2 Satz 1 für verfassungswidrig erklärt. In Bestätigung seiner vorherigen Rechtsprechung m​uss laut Leitsätzen „Der Schwangerschaftsabbruch […] für d​ie ganze Dauer d​er Schwangerschaft grundsätzlich a​ls Unrecht angesehen u​nd demgemäß rechtlich verboten sein“.[161] Das Strafgesetzbuch w​urde daraufhin 1995 s​o geändert, d​ass in diesem Fall d​er Abbruch n​icht mehr ausdrücklich für „nicht rechtswidrig“ erklärt wird, a​ber der Tatbestand d​es Schwangerschaftsabbruches a​ls nicht erfüllt gilt.[162] Damit i​st der fristgerechte beratene Abbruch für a​lle Beteiligten n​icht strafbar.[163] Die Frage d​er Rechtswidrigkeit w​ird durch d​en Tatbestandsausschluss n​icht geklärt[164]; inwieweit d​ie Frage d​urch die Regelung offengelassen wurde, i​st umstritten.[165] Die vordringende Auffassung stellt d​en Tatbestandsausschluss d​e facto e​inem Rechtfertigungsgrund gleich.[166]

    Das Gesetz regelt n​icht konkret, w​er dafür zuständig ist, d​as Vorliegen dieser Ausnahmefälle z​u beurteilen; allerdings m​uss nach § 218b Abs. 1 d​ie Beurteilung e​iner medizinischen o​der kriminogenen Indikation d​urch einen unabhängigen Arzt erfolgen, d​er den Abbruch n​icht selbst vornimmt.

    Mit d​em am 1. Januar 2010 i​n Kraft getretenen „Gesetz z​ur Änderung d​es Schwangerschaftskonfliktgesetzes“[167] wurden d​ie Anforderungen a​n eine umfassende Aufklärung, Betreuung u​nd Begleitung d​er Schwangeren b​ei einer möglichen medizinischen Indikation, insbesondere n​ach der Eröffnung e​ines auffälligen pränataldiagnostischen Befunds, n​eu geregelt. Das Gesetz schreibt n​un auch für Abbrüche n​ach der 14. SSW e​ine dreitägige Frist zwischen Diagnose u​nd Schwangerschaftsabbruch vor, d​ie es z​uvor nicht gab. Die angehenden Eltern sollen n​icht im ersten „Schock“ n​ach der Diagnose e​ine Entscheidung treffen. Die Gesetzesänderung t​rat am 1. Januar 2010 i​n Kraft.

    Im Falle e​ines Abbruchs zwischen d​er 14. u​nd 24. SSW o​hne eine medizinische Indikation bleibt d​ie Schwangere selbst straffrei, w​enn sie e​ine Beratung nachweisen kann. Der Arzt handelt jedoch strafbar. In j​edem Fall k​ann das Gericht v​on Strafe absehen, w​enn es feststellt, d​ass sich d​ie Schwangere z​ur Zeit d​es Eingriffs i​n besonderer Bedrängnis befunden hat.

    Sollte b​ei einem späten Abbruch d​as Kind d​en Vorgang überleben, i​st der Arzt verpflichtet, n​ach der Geburt sofort lebenserhaltende Maßnahmen einzuleiten.

    Schwangerschaftsabbruch aus embryopathischer Indikation

    Mit d​er Neuregelung v​on 1995 w​urde die sogenannte fötale (embryopathische) Indikation a​us dem Strafgesetzbuch gestrichen. Wird b​ei einer vorgeburtlichen Untersuchung e​ine Fehlbildung festgestellt, i​st ein Abbruch a​ber aufgrund d​er medizinischen Indikation zulässig, w​enn die körperliche o​der seelische Gesundheit d​er Schwangeren, u​nter Berücksichtigung i​hrer gegenwärtigen u​nd zukünftigen Lebensverhältnisse, d​urch ein behindertes Kind i​n unzumutbarer Weise beeinträchtigt würde.

    In d​er Praxis i​st es n​icht immer möglich, e​ine Fehlbildung frühzeitig sicher festzustellen. Deshalb entscheiden s​ich einige Frauen/Paare z​um Abbruch, a​uch wenn e​ine schwere Beeinträchtigung bloß wahrscheinlich ist.[168] Außerdem k​ommt es a​uch zu Fehldiagnosen, sodass einerseits e​in in d​er offiziellen Statistik n​icht ausgewiesener Anteil v​on Spätabbrüchen gesunde Föten betrifft, andererseits schwere Behinderungen, d​ie einen Abbruch rechtfertigen könnten, unentdeckt bleiben.

    Manchmal i​st eine Fehlbildung z​war für d​ie betroffene Frau/das Paar e​in Grund für e​inen Spätabbruch, a​ber die Ärzte lehnen d​en Eingriff ab, e​twa weil s​ie die psychische Gesundheit d​er Schwangeren n​icht gefährdet sehen. Hält d​ie Frau d​en Abbruch trotzdem für zwingend, h​at sie n​ur die Möglichkeit, i​hn im Ausland durchführen z​u lassen, b​is zur 22. SSW m​eist in d​en Niederlanden.

    Weigerungsrecht

    Nach § 12 Abs. 1 d​es Gesetzes z​ur Vermeidung u​nd Bewältigung v​on Schwangerschaftskonflikten (SchKG) i​st niemand z​ur Mitwirkung a​n einem Schwangerschaftsabbruch verpflichtet.[169]

    Dieses Recht s​teht hierbei n​icht nur d​em durchführenden Arzt zu, sondern a​uch allen anderen direkt Beteiligten, w​ie etwa Anästhesisten u​nd Krankenschwestern.[170] Nicht direkt Beteiligte, w​ie etwa Verwaltungspersonal, s​ind von d​er Regelung n​icht betroffen. Behandlungen v​or der Entscheidung z​um Schwangerschaftsabbruch u​nd die Nachsorge s​ind von d​er Regelung ausgenommen, h​ier greift gegebenenfalls d​ie Vertragsfreiheit d​es Arztes. § 12 Abs. 2 SchKG bestimmt allerdings e​ine Mitwirkungspflicht für d​ie Fälle, b​ei denen d​ie Weigerung z​u einem schweren gesundheitlichen Schaden o​der gar z​um Tode d​er Patientin führen würde u​nd diese Gefahr n​icht anders a​ls durch d​ie Mitwirkung abgewendet werden kann.[169]

    Nach Ansicht d​es Bundesverfassungsgerichtes i​st ein Arzt verpflichtet, e​inen von i​hm „nicht für verantwortbar gehaltenen Abbruch“[171] abzulehnen. Generell g​egen Schwangerschaftsabbrüche (und d​amit auch generell g​egen ärztliche Mitwirkung) sprechen s​ich ärztliche Pro-Life-Organisationen, w​ie European Pro-Life Doctors u​nd der Bund Katholischer Ärzte i​n Deutschland, aus. Starke regionale, o​ft religiös bedingte Unterschiede i​n der Bereitschaft, a​m Schwangerschaftsabbruch mitzuwirken, werden kritisiert, d​a diese e​s erschwerten, e​inen Arzt für d​en Eingriff z​u finden.[172] Außerdem k​ann durch d​en Gebrauch d​es Rechtes n​ach § 12 Abs. 1 SchKG d​er Entscheidungsspielraum d​er Schwangeren faktisch eingeschränkt werden.[172]

    Sonstige Besonderheiten

    Erleidet die Schwangere einen schweren Hirnschaden und wird wie im Fall des Erlanger Babys intensivmedizinisch behandelt, stellt sich die Frage, ob nach Feststellung des Hirntodes das Abschalten der Herz-Lungen-Maschine einen Schwangerschaftsabbruch durch Unterlassen impliziert. Die Frage ist juristisch, medizinisch und ethisch kontrovers diskutiert worden. Dieter Giesen u. a. kamen 1993 zu dem Schluss, das Erlanger Experiment sei starken rechtlichen Bedenken ausgesetzt gewesen.[173]

    Kosten und Kostenübernahme

    Die Kosten für d​en Schwangerschaftsabbruch selbst betragen i​n den ersten d​rei Monaten e​twa 360 Euro (medikamentöser Abbruch) b​is 460 Euro (Vakuumaspiration).

    Die Kosten für Vor- u​nd Nachuntersuchung s​owie Behandlung etwaiger Komplikationen werden v​on allen Kostenträgern (Krankenversicherung, Beamtenbeihilfe, „Sozialämter“) übernommen. Ebenso werden d​ie Kosten für Abbrüche v​on Schwangerschaften mit medizinischer Indikation übernommen. Schwangerschaftsabbrüche m​it kriminologischer Indikation werden v​on den gesetzlichen Kostenträgern ebenfalls übernommen, v​on privaten Krankenversicherungen teilweise auch.

    Schwangerschaftsabbrüche nach d​er Beratungsregelung müssen selbst bezahlt werden. Frauen m​it geringem eigenen Einkommen (seit Juli 2020 b​is zu 1.258 Euro) erhalten, w​enn ihnen persönlich k​ein kurzfristig verwertbares Vermögen z​ur Verfügung s​teht oder d​er Einsatz d​es Vermögens für s​ie eine unbillige Härte bedeuten würde, (unabhängig v​on ihrer Versicherung) d​ie Behandlung kostenfrei, w​enn sie d​ies vor d​em Eingriff beantragen. Die Einkommensgrenze erhöht s​ich (seit Juli 2020 u​m jeweils 298 Euro) für j​edes Kind, d​em die Frau unterhaltspflichtig ist, w​enn das Kind minderjährig i​st und i​hrem Haushalt angehört o​der wenn e​s von i​hr überwiegend unterhalten wird. Übersteigen d​ie Kosten d​er Unterkunft für d​ie Frau u​nd die Kinder e​inen bestimmten Betrag (seit Juli 2020 368 Euro), s​o erhöht s​ich die Einkommensgrenze u​m den Mehrbetrag, höchstens jedoch u​m den zuletzt genannten Betrag. Die Kosten für d​iese Schwangerschaftsabbrüche werden über d​ie gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet u​nd dann d​er Krankenkasse v​om jeweiligen Bundesland erstattet.[174]

    Rechtliche Entwicklung einschließlich Rechtsgeschichte

    Mittelalter
    • 507: In der Lex Salica heißt es: „Wer ein Kind im Mutterleibe getötet hat, oder bevor es einen Namen erhalten hat, und dessen überführt worden ist, werde um 4000 Denare, das sind 100 Schillinge, gebüßt.“
    Neuzeit
    • 1532: Der Begriff „Abtreibung“ taucht zum ersten Mal in der Constitutio Criminalis Carolina bzw. Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. auf (Art. 133). Strafe für die Abtreibung der mindestens drei Monaten alten „beseelten“ Leibesfrucht ist für Männer Tod durch das Schwert, für Frauen Tod durch Ertränken oder eine andere (dem Ermessen überlassene) Hinrichtungsart. Die Abtreibung einer noch nicht als „beseelt“ geltenden Leibesfrucht wird nach Ermessen bestraft, wobei allerdings Todes- und Körperstrafen ausgeschlossen sind, da sie nicht ausdrücklich angedroht werden (Art. 104).
    • 1794: Das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten, das unter dem Einfluss aufgeklärten Gedankenguts erlassen wurde, stellt in mehrfacher Hinsicht einen Einschnitt in der deutschen Rechtsgeschichte dar. Es schaffte die Todesstrafe für Abtreibung ab und verbesserte den Rechtsstatus abhängiger, minderjähriger und unbegüterter Personen in entscheidenden Punkten. Unter den Ausführungen des Anfangsteiles findet sich auch eine Bestimmung, die bereits die frühesten Lebensstadien des Menschen dem Schutz der staatlichen Rechtsgemeinschaft unterstellt: „Die allgemeinen Rechte der Menschheit gebühren auch den noch ungeborenen Kindern schon von der Zeit ihrer Empfängnis“ (§ 10 I,1) und folgerichtig heißt es dann in „§ 11: Wer für schon geborene Kinder zu sorgen schuldig ist, der hat gleiche Pflichten in Ansehung der noch im Mutterleibe befindlichen“. In den §§ 986 und 987 taucht die Unterscheidung des Strafmaßes nach dem Alter des Fötus wieder auf, jedoch ohne die Todesstrafe vorzusehen.
    • 1813: Das Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern sieht für Abtreibung die Strafe von vier bis acht Jahren Arbeitshaus vor (Art. 172 f.). Hat ein Dritter die Tat ohne Einwilligung der Schwangeren begangen und sie dadurch in Lebensgefahr gebracht oder einen dauerhaften Schaden an ihrer Gesundheit verursacht, wird er mit sechzehn- bis zwanzigjähriger Zuchthausstrafe, wenn er aber den Tod der Schwangeren dadurch verursacht hat, mit dem Tode bestraft (Art. 173).
    • 1. Januar 1871: Die Urfassung des § 218 des Strafgesetzbuches tritt im Norddeutschen Bund in Kraft, in der eine Schwangere, „welche ihre Frucht abtreibt oder im Leib tötet“, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft wird. Bei „mildernden Umständen“ konnte die Zuchthausstrafe in eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren umgewandelt werden. Ebenso wurden Dritte bestraft, die die Tat mit Einwilligung der Schwangeren begingen. Das Mindestmaß der Zuchthausstrafe betrug, da nicht höher angedroht, ein Jahr (§ 14 Abs. 2). § 219 sah Zuchthaus bis zu zehn Jahre für Dritte vor, die für die Tat ein Entgelt erhalten hatten.[142] „Der wichtigste Grund für die strafrechtliche Verfolgung ist die Forderung von Regierung, Wirtschaft und der Kirche nach verstärktem Bevölkerungswachstum.“[175] § 220 bestrafte Abtreibung ohne Einwilligung der Schwangeren mit Zuchthaus von zwei bis fünfzehn Jahren; wenn durch die Tat der Tod der Schwangeren verursacht wurde, mit zehn bis fünfzehn Jahren oder lebenslangem Zuchthaus.
    • 15. Mai 1871: Der § 218 wurde veröffentlicht als Teil des Strafgesetzbuchs des Deutschen Reiches.[176]
    • 1. Januar 1872: Im neu gegründeten Deutschen Kaiserreich tritt das Reichsstrafgesetzbuch in Kraft, das die §§ 218 bis 220 aus dem Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund unverändert übernimmt.
    Erste Hälfte 20. Jahrhundert
    • 1900: Durch Einführung des § 184 Nr. 3 Reichsstrafgesetzbuch wurde das öffentliche Ausstellen, Ankündigen und Anpreisen (nicht aber der Verkauf) von Gegenständen, die „zu unzüchtigem Gebrauche bestimmt sind“, worunter auch Verhütungsmittel verstanden wurden, mit Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft. 1927 wurde durch Ergänzung der Nr. 3a die Anwendung der Vorschrift auf Mittel, die der Verhütung von Geschlechtskrankheiten dienen (z. B. Kondome), auf „Sitte und Anstand verletzende“ Fälle beschränkt.
    • 1908: Die Frauenrechtlerin Camilla Jellinek fordert auf der Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvereine die Abschaffung des § 218. Nach einer äußerst heftig geführten Debatte folgt die Mehrheit Jellineks Vorschlag nicht.
    • 1909: Mehrere Entwürfe aus dem Reichstag des Deutschen Kaiserreichs sehen eine Änderung des § 218 mit dem Ziel der Strafmilderung vor.
    • 1919: „Nach dem ersten Weltkrieg sollen die Abbrüche auf 30, nach anderen Schätzungen auf 50 von 100 Geburten angestiegen sein. Gleichzeitig steigen mit der Zahl der illegalen Abbrüche die Zahl der Todesopfer. Zu Beginn und während der Weimarer Republik entwickeln sich zunehmend Proteste und Initiativen gegen das bestehende Abtreibungsverbot. Die Forderungen reichen von der Streichung des § 218 über Fristenlösung bis zum erweiterten Indikationsmodell und lediglich zur Strafmilderung. Es etablieren sich Sexualberatungsstellen.“[175]
    • 1920: Ein Antrag der SPD im Reichstag der Weimarer Republik, den Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten straflos zu lassen, scheitert an den Mehrheitsverhältnissen im Reichstag.
    • 1926: Der Abbruch wird vom Verbrechen zum Vergehen gemildert und nur noch mit Gefängnis bestraft. „Auf Antrag der SPD wird das Strafmaß von Zuchthaus auf Gefängnis und die Mindeststrafe von einem halben Jahr auf einen Tag herabgesetzt, wobei allerdings die Zuchthausstrafe für gewerbsmäßig oder ohne Einwilligung der Schwangeren handelnde Täter beibehalten wurde.“[175]
    • 1927: Das Reichsgericht erkennt die medizinische Indikation des Schwangerschaftsabbruchs erstmals an (RGSt 61, 242). Argument: Wenn das Leben der Mutter durch den Embryo in Gefahr ist, dann liegt ein übergesetzlicher rechtfertigender Notstand vor, nach dem der Abbruch gerechtfertigt ist. 1975 wurde diese Konstruktion in Gestalt des noch heute gültigen § 34 StGB positiviert.
    • 1928: Auf dem 45. Ärztetag wird festgestellt, dass bei ca. 800.000 Abtreibungen 10.000 Frauen (= 1,25 Prozent) sterben und ca. 50.000 Frauen (= 6,25 Prozent) bleibende Gesundheitsschäden erleiden.
    • 1929: Der Kampf um den § 218 spitzt sich zu: Künstler und Schriftsteller nehmen Stellung und greifen das Thema literarisch auf. Alice Lex-Nerlinger, Käthe Kollwitz, Franz Krey, „Maria und der Paragraph“, Alfred Döblin, „Die Ehe“, Kurt Tucholsky, „Die Leibesfrucht“, Friedrich Wolfs Theaterstück Cyankali, Film Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?. Ärzte beteiligen sich an der Kontroverse, insbesondere der Verein sozialistischer Ärzte.
    • 31. Dezember 1930: Die Enzyklika Casti connubii des Papstes Pius XI. wird veröffentlicht. Sie unterstreicht die untergeordnete Rolle der Frau und das Verbot von Verhütungsmitteln.
    • 1931: Der Arzt und Schriftsteller Friedrich Wolf und die Ärztin Else Kienle werden am 20. Februar 1931 aufgrund des Vorwurfs, gewerbsmäßig Abtreibungen durchgeführt zu haben, verhaftet. Beide positionierten sich bereits vor ihrer Verhaftung öffentlich gegen den § 218. Kienle indem sie eine kostenlose Beratungsstelle des Reichsverbandes für Geburtenregelung und Sexualhygiene leitete und Vorträge zu diesen Themen hielt und Wolf vor allem durch sein Drama Cyankali. Die Verhaftung der beiden Ärzte führte zu Massenprotesten und -veranstaltungen, angeführt von der KPD, in der Wolf Mitglied war. Es bildeten sich in fast allen größeren Städten der Weimarer Republik „Kampfausschüsse gegen den § 218“.[177] Ein Komitee für Selbstbezichtigung gegen § 218, das auf einen Vorschlag des Arztes Heinrich Dehmel (1891–1932)[178] in der Weltbühne vom 13. Mai 1930[179] zurückgeht und zu dessen Mitgliedern oder Sympathisanten Thea von Harbou, Lion Feuchtwanger und Albert Einstein gehören,[180] fordert „Frauen und Ärzte zur Massenselbstbezichtigung“ auf, „um auf diese Weise die Hinfälligkeit dieses Gesetzes zu demonstrieren.“[181] Nach der Freilassung der beiden Ärzte bröckelt die Bewegung langsam ab. Die Befürworter des § 218 melden sich verstärkt zu Wort und die Nationalsozialisten betreiben Gegenpropaganda.[175]
    Nationalsozialismus
    • 1933: Im Mai wurden mit dem Gesetz zur Abänderung strafrechtlicher Vorschriften die §§ 219 und 220 zum § 218 wiedereingeführt, die auch das Anbieten von Abtreibungsmitteln, -methoden und -diensten verboten.
    • 1935: Das Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses führt eine von der nationalsozialistischen Haltung zu Eugenik und Sterilisation motivierte Option auf Schwangerschaftsabbruch bei einer zu Sterilisierenden (Sechs-Monats-Fristenregelung) ein. Formale Bedingung für einen straffreien Abbruch war unter anderem die „Einwilligung der Schwangeren“; in der Praxis dürften die Wünsche und Vorbehalte von als „minderwertig“ definierten Frauen allerdings oft missachtet worden sein.
    • 1936: Im Oktober wird die Errichtung der Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung angeordnet, welche die Meldungen der Gesundheitsämter und Kriminalämter zentral sammeln soll.
    • 1943: Einführung der Todesstrafe für den Fall, dass „die Lebenskraft des deutschen Volkes“ fortgesetzt beeinträchtigt wird. Für die anderen Fälle wurde die Zuchthausstrafe (bis fünfzehn Jahre) wieder eingeführt, gegen die Schwangere konnte sie allerdings nur in (im Gesetz nicht definierten) besonders schweren Fällen verhängt werden, gegen Dritte blieb in minder schweren Fällen Gefängnisstrafe möglich. Andererseits blieb ein Abbruch straflos, wenn er die Fortpflanzung „minderwertiger Volksgruppen“ verhinderte. Dies erlaubte in der Endphase des Krieges auch den legalen Abbruch für deutsche Frauen, die Opfer der Massenvergewaltigungen durch sowjetische Soldaten geworden waren. Eine Vergewaltigung durch Westalliierte Soldaten war kein Anlass für einen legalen Abbruch (siehe den Erlass des Reichsministeriums des Innern vom 14. März 1945 mit der Nummer „B b 1067/18,8,II“).
    Zweite Hälfte 20. Jahrhundert
    Hungerstreik gegen die Reform des § 218 auf dem Münsterplatz in Bonn 1974
    Demonstration gegen den § 218 in Göttingen, 1988
    • 1947–1948: In den Ländern der sowjetischen Besatzungszone werden unterschiedliche Indikationenmodelle eingeführt, die Strafen für die Schwangeren aufgehoben und die Strafen für andere Täter deutlich gemildert.
    • 1950 wird (analog zu einer Regelung in der Sowjetunion) – in der DDR mit dem Gesetz über den Mutter- und Kinderschutz und die Rechte der Frau ein restriktives Indikationenmodell zur bedingten Freigabe des Schwangerschaftsabbruchs aus medizinischen und eugenischen Gründen eingeführt (es bleibt bis 1972 in Kraft). Mit der eugenischen Indikation, die über das parallele Abbruchrecht der Bundesrepublik deutlich hinausgeht, greift die DDR Weimarer Traditionen der Arbeiterbewegung auf.
    • 4. August 1953: Abschaffung der Todesstrafe für Fremdabbruch im Wortlaut des StGB in der Bundesrepublik (faktisch wurde die Todesstrafe für Abtreibung durch das Militärregierungsgesetz Nr. 1 (Art. IV Nr. 8) 1945 und jegliche Todesstrafe mit Inkrafttreten des Grundgesetzes 1949 abgeschafft).
    • 60er Jahre: Die einsetzende Bewegung der Liberalisierung des Abbruchrechts wird von scharfen Debatten und Protesten begleitet. Besonders viele Gegner findet der Abbruch unter den Christen, Juden und Muslimen, hierbei ragen die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche sowie viele evangelikale Christen heraus. Die aufkommende Frauenbewegung und die Emanzipationswelle fordern in vielen Demonstrationen („Mein Bauch gehört mir“) die Abschaffung des § 218 StGB.[182] Die 1968er-Bewegung fordert zahlreiche gesellschaftliche Veränderungen.

    Es kommen mehrere Entwürfe z​ur Reform d​es Strafrechts i​n den Bundestag. Die große Koalition reduziert d​ie Höchststrafe a​uf fünf Jahre Freiheitsstrafe, für besonders schwere Fälle (die n​icht näher definiert sind, a​ber nicht für d​ie Strafe d​er Schwangeren z​ur Anwendung kommen) a​uf zehn Jahre. Im Herbst 1969 stellt erstmals d​ie SPD d​en Bundeskanzler; Willy Brandt führt d​ie erste SPD-FDP-Koalition. Deren Mehrheit i​st knapp; n​ach der Bundestagswahl i​m November 1972 i​st sie größer. Ab 1972 werden d​ie Reformentwürfe i​m Bundestag beraten.

    • 9. März 1972: In der DDR Verabschiedung des Gesetzes über die Unterbrechung der Schwangerschaft. Es beinhaltet eine Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch, nach der der Abbruch innerhalb der ersten drei Monate erlaubt ist. Abgeordnete der Fraktion der CDU (Ost) stimmen aus religiösen Gründen dagegen – dies war der erste und bis 1989 einzige Fall von Gegenstimmen in der von der SED gelenkten Volkskammer.[183]
    • 18. Juni 1974: Fristenlösung in der Bundesrepublik. Das Fünfte Gesetz zur Reform des Strafrechts (5. StrRG) fügt in das Strafgesetzbuch § 218a ein, der den Abbruch einer Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen straffrei lässt.
    • 21. Juni 1974: Das Bundesverfassungsgericht erlässt auf Antrag der Regierung des Landes Baden-Württemberg eine einstweilige Anordnung, dass § 218a StGB einstweilen nicht in Kraft tritt, jedoch der medizinisch, eugenisch oder der ethisch indizierte Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten zwölf Wochen seit der Empfängnis straffrei bleibt (BVerfGE 37, 324; BGBl. 1974 I S. 1309).
    • 25. Februar 1975: Urteil des Bundesverfassungsgerichts, dass die Fristenlösung des § 218a StGB der verfassungsrechtlichen Verpflichtung, das werdende Leben zu schützen, nicht in dem gebotenen Umfang gerecht geworden sei. „Das sich im Mutterleib entwickelnde Leben steht als selbständiges Rechtsgut unter dem Schutz der Verfassung (Art. 2 Abs. 2 Satz 1, Art. 1 Abs. 1 GG). […] Der Lebensschutz der Leibesfrucht genießt grundsätzlich für die gesamte Dauer der Schwangerschaft Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren und darf nicht für eine bestimmte Frist in Frage gestellt werden. Der Gesetzgeber kann die grundgesetzlich gebotene rechtliche Mißbilligung des Schwangerschaftsabbruchs auch auf andere Weise zum Ausdruck bringen als mit dem Mittel der Strafdrohung. […] Eine Fortsetzung der Schwangerschaft ist unzumutbar, wenn der Abbruch erforderlich ist, um von der Schwangeren eine Gefahr für ihr Leben oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung ihres Gesundheitszustandes abzuwenden. Darüber hinaus steht es dem Gesetzgeber frei, andere außergewöhnliche Belastungen für die Schwangere, die ähnlich schwer wiegen, als unzumutbar zu werten und in diesen Fällen den Schwangerschaftsabbruch straffrei zu lassen.“[184]
    • 18. Mai 1976: Neufassung des § 218 StGB tritt in Kraft und sieht grundsätzlich eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe für denjenigen vor, der eine Schwangerschaft abbricht. In besonders schweren Fällen ist eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren möglich. Begeht die Schwangere die Tat, so wird sie mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft. In vier Fällen (Indikationen) bleibt ein Schwangerschaftsabbruch aber straffrei: medizinische, kriminologische, eugenische und Notlagenindikation.
    • 1988–1989: Memminger Prozess gegen einen Frauenarzt, der Abbrüche durchführte und dabei die Notlage der Patientinnen selbst feststellte, anstatt auf der vorgeschriebenen Beratung durch eine Beratungsstelle zu bestehen. In erster Instanz Landgericht Memmingen zweieinhalb Jahre Freiheitsstrafe und Berufsverbot; die Revision des Arztes war erfolgreich (kein Berufsverbot; Bewährungsstrafe).
    Nach der Wende

    In d​en 1990er Jahren – g​egen Ende d​er 16-jährigen Amtszeit v​on Bundeskanzler Helmut Kohl u​nd mit d​em Inkrafttreten d​er Fristenregelung 1995 – ließ d​ie Polarisierung nach; m​it der rot-grünen Koalition (1998–2005) änderte s​ich das Meinungsklima weiter. Neue Debatten entspannen s​ich um d​ie Neuregelung d​er medizinischen Indikation, d​ie am 1. Januar 2010 i​n Kraft trat.

    • 3. Oktober 1990: alte Bundesländer: Indikationsregelung, neue Bundesländer: Fristenregelung (bisheriges DDR-Abbruchrecht).
    • 26. Juni 1992: Bundestag verabschiedet das Gesetz zum Schutz des vorgeburtlichen/werdenden Lebens, zur Förderung einer kinderfreundlicheren Gesellschaft, für Hilfen im Schwangerschaftskonflikt und zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs (Schwangeren- und Familienhilfegesetz, Bundesgesetzblatt 1992 I S. 1398): Fristenregelung mit Beratungspflicht.
    • 4. August 1992: Einstweilige Anordnung des Bundesverfassungsgerichts.[185]
    • 5. August 1992: Schwangeren- und Familienhilfegesetz tritt teilweise in Kraft. Es treten nicht in Kraft: Art. 13 Nr. 1 (Änderung des Strafgesetzbuches) und Art. 16 (Aufhebung der auf dem Gebiet der ehemaligen DDR fortgeltenden Vorschriften).
    • 28. Mai 1993: Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Übergangsregelung für das gesamte Bundesgebiet ab 16. Juni 1993.[186]
    • 25. August 1995: Veröffentlichung des Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetzes. Es tritt in wesentlichen Teilen am 1. Oktober 1995 in Kraft.
    • 1. Januar 2010: Die Änderung der medizinischen Indikation (Einführung der Beratungspflicht) tritt in Kraft.

    Statistik

    Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland[187]
    Jahr 1996 2001 2006 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
    Lebendgeburten[188] 796 013 734 475 672 724 662 685 673 544 682 069 714 927 737 575 792 141 784 901 787 523 778 090 773 144
    Abbrüche insgesamt 130 899 134 964 119 710 108 867 106 815 102 802 99 715 99 237 98 721 101 209 100 986 100 893 99 948
    Abbrüche pro 1000 Geburten (lebend) 164,4 183,8 177,9 164,3 158,6 150,7 139,5 134,5 124,6 128,9 128,2 129,7 129,3
    Abbrüche je 1000 Frauen 3,11 3,2 2,85 2,65 2,6 2,49 2,41 2,38 2,36 2,41 2,40 2,39 2,37
    nach Familienstand:
    Ledig 53 195 62 806 61 919 61 654 60 993 58 810 57 584 57 234 56 069 57 294 58 366 58 070 57 814
    Verheiratet 68 524 63 686 51 119 42 153 40 742 39 355 37 628 37 659 38 529 39 669 38 712 38 727 38 286
    Verwitwet 760 555 382 207 222 213 195 228 214 188 174 198 182
    Geschieden 8 420 7 917 6 290 4 853 4 858 4 424 4 308 4 116 3 909 4 058 3 734 3 898 3 666
    nach rechtlicher Begründung:
    Beratungsregelung 126 025 131 340 116 636 105 357 103 462 99 079 96 080 95 338 94 908 97 278 97 151 97 001 96 110
    Medizinische Indikation 4 818 3 575 3 046 3 485 3 326 3 703 3 594 3 879 3 785 3 911 3 815 3 875 3 809
    Kriminologische Indikation 56 49 28 25 27 20 41 20 28 20 20 17 29
    nach Zeitpunkt#:
    bis einschl. 13. Woche* 128 791* 132 883* 117 390* 105 976 104 069 100 002 96 935 96 442 95 892 98 496 98 168 97 974 97 074
    14. bis einschl. 23. Woche* 1 949* 1 904* 2 137* 2 411 2 299 2 238 2 196 2 161 2 199 2 059 2 163 2 271 2 226
    ab 24 Wochen* 159* 177* 183* 480 447 562 548 634 630 654 655 648 648
    nach vorherigen Lebendgeburten:
    keine 47 809 53 352 48 760 43 937 42 616 40 506 39 261 38 793 38 506 39 627 40 417 40 537 40 663
    mindestens 1 80 090 81 342 70 950 65 070 64 199 62 296 60 454 60 444 60 215 61 582 60 569 60 356 59 285
    davor 1 32 709 34 413 31 055 28 126 27 914 26 718 25 316 24 869 24 259 24 036 23 051 22 510 22 001
    davor 2 34 677 32 277 27 726 24 724 24 387 23 711 23 159 23 111 22 863 24 069 24 005 24 124 23 700
    davor 3 11 287 10 705 8 776 8 508 8 355 8 260 8 310 8 533 8 895 8 995 9 023 9 229 9 279
    davor 4 3 052 2 883 2 344 2 437 2 409 2 431 2 509 2 597 2 724 2 906 2 955 2 929 2 804
    davor 5 und mehr 1 365 1 334 1 049 1 135 1 134 1 176 1 160 1 334 1 474 1 576 1 535 1 564 1 501
    Stand: 31. Dezember 2020.
    # Da die statistischen Daten sich auf die Dauer der Schwangerschaft ab der Befruchtung (p.c.) beziehen, wurden die Angaben auf die in diesem Artikel zugrunde gelegte medizinische Angabe der Schwangerschaftswochen (p.m.) umgerechnet.
    * Ab 2010 wurden die Grenzen der Zeiträume von 14. bis 24. Woche auf 13. bis 23. Woche verändert, dadurch sind die Reihen nicht mehr unmittelbar vergleichbar.

    In d​er Tabelle werden statistische Daten über Schwangerschaftsabbrüche i​n Deutschland s​eit Inkrafttreten d​er Beratungsregelung 1996 m​it der Zahl d​er Lebendgeburten a​ls Bezugsgröße dargestellt. Zur besseren Übersicht werden d​ie Daten v​or 2011 i​n Fünfjahresintervallen angegeben.

    Von 1996 b​is zum Jahr 2000 warnte d​as Statistische Bundesamt i​n seinen eigenen Mitteilungen j​edes Jahr selbst davor, d​ie von i​hm veröffentlichten Zahlen a​ls zuverlässig z​u betrachten. Die Dunkelziffer d​er nicht i​n der Statistik erfassten Schwangerschaftsabbrüche i​st unklar; Manfred Spieker s​ieht nur g​ut die Hälfte d​er Abbrüche erfasst.[189] Als Grundlage für d​iese Schätzung dienen i​m Ausland durchgeführte (Spät-)Abbrüche, Mehrlingsreduktionen n​ach In-vitro-Fertilisation, höhere Zahlen v​on bei d​en Krankenkassen abgerechneten Abbrüchen u​nd die unvollständige, n​icht kontrollierbare Meldepraxis v​on Gynäkologen.[190]

    Aus der Aufschlüsselung der Abbrüche nach der Begründung und dem Zeitpunkt des Abbruches ergibt sich, dass der weit überwiegende Teil (97 Prozent) der Abbrüche nach der Beratungsregelung vorgenommen wird und über 97 Prozent bis einschließlich der 14. Woche p. m. Jedoch hat die Zahl der sogenannten „Spätabbrüche“ jenseits der 14. SSW nicht entsprechend dem allgemeinen Rückgang abgenommen. Es werden also medizinische Gründe (s. o.) relativ häufiger zur Begründung eines späteren Abbruches herangezogen. Die Anzahl der Abbrüche nach kriminologischer Indikation fällt offiziell kaum ins Gewicht, allerdings ist die Dunkelziffer solcher Delikte allgemein hoch und oft werden Schwangerschaften auch über die Beratungsregelung abgebrochen ohne Angabe des Grundes, dass sie infolge eines Verbrechens entstanden sind. Statistische Erhebungen[191] zur Altersverteilung der Frauen beim Schwangerschaftsabbruch zeigen, nach den Daten von 2011, dass nur 10 Prozent der Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen, unter 20 Jahre alt sind. Abbrüche sind also nicht vor allem ein Phänomen sehr junger Frauen. Der Schwerpunkt der Abbrüche verteilt sich relativ gleichmäßig über die Altersklassen von 20 bis 40 Jahren mit einer abfallenden Tendenz bei höherem Alter der Frauen. Etwa 60 Prozent der Frauen haben bereits ein oder mehrere Kinder.

    Weiterhin lässt a​uch eine insgesamt n​icht erfasste Anzahl v​on deutschen Frauen Abbrüche i​m Ausland vornehmen. Allein für d​ie Niederlande werden s​eit 2005 jährlich u​m die 1100 Abbrüche a​n in Deutschland wohnhaften Frauen ausgewiesen. Der größte Teil d​avon fand n​ach der 14. SSW statt. Welche Indikationen vorlagen u​nd in welchem Maße e​s sich d​abei um Fälle handelt, i​n denen deutsche Ärzte e​inen Abbruch abgelehnt hatten, w​ird von d​er niederländischen Statistik n​icht erfasst.[192]

    Im Jahr 2016 w​urde in Deutschland m​it 98 721 Schwangerschaftsabbrüchen d​ie geringste Zahl v​on Abbrüchen s​eit Beginn d​er Statistik i​m Jahr 1996 vorgenommen, b​ei gleichzeitig wieder leicht steigender Zahl d​er Geburten. Dabei wurden 94 908 Abbrüche n​ach der Beratungsregelung u​nd 28 n​ach kriminologischer Indikation b​is zu 14. Schwangerschaftswoche vorgenommen. 3 785 Schwangerschaftsabbrüche geschahen n​ach medizinischer indikation, d​avon 2 829 a​b der 14. Schwangerschaftswoche.[193]

    Geltendes Recht

    Ein Schwangerschaftsabbruch i​st in Österreich s​eit 1975 i​n den §§96, 97 u​nd 98 d​es österreichischen StGB geregelt. Geschützt i​st wie i​n Deutschland d​ie lebende Leibesfrucht a​b der Nidation. Die Schwangerschaft e​ndet mit d​er Geburt (Beginn d​er Geburtswehen, Kaiserschnitt). Jede nachfolgende Tötung i​st nach d​en Tötungsdelikten z​u beurteilen (z. B.: § 79 StGB, Tötung e​ines Kindes b​ei der Geburt). Der vorsätzliche Schwangerschaftsabbruch i​st grundsätzlich strafbar.[194]

    § 96 StGB Schwangerschaftsabbruch

    • § 96 Abs 1: Willigt die Schwangere in den Schwangerschaftsabbruch ein und ist der Täter Arzt, so ist er mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe, bei Gewerbsmäßigkeit mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen.
    • § 96 Abs 2: Ist der Täter kein Arzt, ist die Tat mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen. Wird die Tat gewerbsmäßig begangen, oder hat sie den Tod der Schwangeren zur Folge, ist sie mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.
    • § 96 Abs 3: Die Schwangere selbst ist in allen Fällen nur mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe zu bestrafen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob sie den Schwangerschaftsabbruch selber vornimmt oder vornehmen lässt. Auch wenn der Täter kein Arzt ist, ist das Strafmaß nicht höher.

    § 97 StGB Straflosigkeit d​es Schwangerschaftsabbruchs

    Hier werden j​ene Ausnahmen normiert, u​nter denen e​in Schwangerschaftsabbruch straflos bleibt. Die dogmatische Einordnung i​st schwierig u​nd nicht unumstritten. Laut herrschender Meinung i​n Lehre u​nd Rechtsprechung handelt e​s sich u​m Rechtfertigungsgründe, d. h. d​ie Tat i​st weder strafbar, n​och rechtswidrig. Eine Mindermeinung s​ieht Tatbestandsausschließungsgründe, e​ine andere lediglich Strafausschließungsgründe gegeben.[194][195][196][197][198] Der Abort m​uss von e​inem Arzt vorgenommen werden, e​s sei d​enn die ärztliche Hilfe k​ann bei e​iner unmittelbaren, n​icht anders abwendbaren Lebensgefahr für d​ie Schwangere n​icht rechtzeitig erlangt werden § 97 Abs 1 Z 3.

    • § 97 Abs 1 Z 1 (Fristenlösung): Innerhalb der ersten drei Monate ist ein Schwangerschaftsabbruch ohne Angabe von Gründen möglich, wenn zuvor eine ärztliche Beratung erfolgte. Diese Frist wird allerdings unterschiedlich gehandhabt: in der Praxis wird oft von 12 Wochen ab dem ersten Tag der letzten Menstruation ausgegangen.[199] Laut Gesetz kann als Beginn der Schwangerschaft jedoch die abgeschlossene Nidation angenommen werden.[200] Das entspricht einer Frist bis zu 16 Wochen ab dem ersten Tag der letzten Menstruation, bzw. 14 Wochen ab Befruchtung.
    • § 97 Abs 1 Z 2 & 3: Ein späterer Schwangerschaftsabbruch ist nur dann straffrei, wenn die Schwangerschaft für die Schwangere unmittelbare Lebensgefahr oder die ernste Gefahr einer schweren Schädigung ihrer körperlichen oder seelischen Gesundheit bedeutet (medizinische Indikation), wenn die Schwangere zum Zeitpunkt ihrer Schwängerung noch nicht 14 Jahre alt war, oder wenn die ernste Gefahr besteht, dass das Kind schwer behindert geboren würde (eugenische Indikation: wird heute bevorzugt als „embryopathische Indikation“ bezeichnet).[195]
    • § 97 Abs 2 & 3: Es kann niemand verpflichtet werden, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen oder daran mitzuwirken, außer bei Lebensgefahr für die Schwangere. Niemand darf wegen Mitwirkung oder Verweigerung der Mitwirkung an einem straflosen Schwangerschaftsabbruch benachteiligt werden.

    § 98 StGB Schwangerschaftsabbruch o​hne Einwilligung d​er Schwangeren

    • § 98 Abs 1: Dieser Paragraph kommt dann zur Anwendung, wenn die Einwilligung fehlt oder erschlichen bzw. erzwungen wurde.[194] Der Täter ist mit bis zu drei Jahren zu bestrafen, hat die Tat jedoch den Tod der Schwangeren zur Folge, mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Es kommt nicht darauf an, ob ein Arzt den Schwangerschaftsabbruch durchführt.
    • § 98 Abs 2: Der Täter ist nach Abs. 1 nicht zu bestrafen, wenn der Schwangerschaftsabbruch zur Rettung der Schwangeren aus einer unmittelbaren, nicht anders abwendbaren Lebensgefahr unter Umständen vorgenommen wird, unter denen die Einwilligung der Schwangeren nicht rechtzeitig zu erlangen ist.

    Geschichte

    • 1768: Kaiserin Maria Theresia unterzeichnet die Constitutio Criminalis Theresiana. Strafe für den Abbruch: Hinrichtung durch das Schwert. In der Folgezeit war auch das Auspeitschen lediger Frauen, die abgetrieben hatten, verbreitet.
    • Reformbestrebungen führten 1803 zu einer neuen Strafgesetzgebung, die 1852 revidiert wurde. Abtreibung blieb ausnahmslos verboten und wurde mit schwerem Kerker bis zu fünf Jahren geahndet.
    • 1922 entschied der Oberste Gerichtshof, dass der Abbruch der Schwangerschaft für den Arzt straffrei bleibe, wenn er zur Abwendung einer Gefahr für das Leben der Schwangeren vorgenommen werde.[201]
    • 1937: Durch die Strafgesetznovelle „wird nicht bestraft, wer die Tat zur Rettung der Schwangeren aus einer unmittelbaren, nicht anders abwendbaren Lebensgefahr … begangen hat, ...“[202]
    • 1939 wurde der St. Pöltener Arzt Otto Wolken wegen „Fruchtabtreibung“ und „versuchter Notzucht“ (Vergewaltigung) zu sechs Jahren schwerem Kerker verurteilt.[203]
    • 1954 wurde eine Kommission zur Ausarbeitung eines neuen Strafgesetzentwurfes eingesetzt. Zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs wurden drei verschiedene Varianten für eine Indikationenlösung ausgearbeitet.
    • Erst als die SPÖ 1970 die Wahlen gewonnen hatte, legte die Regierung 1971 dem Parlament einen Entwurf vor, der vorsah, dass der Abbruch einer Schwangerschaft straflos sein solle, wenn „besonders berücksichtigungwürdige Gründe“ vorlägen. Im gleichen Jahr beantragte die Junge Generation in der SPÖ dem Parteitag, den Schwangerschaftsabbruch straffrei zu stellen.
    • 1972 formierte sich das Aktionskomitee zur Abschaffung des § 144 und forderte die ersatzlose Streichung des § 144, mindestens aber eine Fristenregelung. Die Forderung wurde von der sozialistischen Bundesfrauenkonferenz aufgegriffen und gemäß ihrem Antrag stellte sich der Parteitag im April hinter die Fristenregelung.
    • Der Antrag wurde am 8. Mai 1973 im Parlament deponiert und am 29. November im Nationalrat mit 93 Ja- gegen 88 Neinstimmen angenommen. Die Länderkammer lehnte den Gesetzesbeschluss im Dezember ab.
    • Am 23. Januar 1974 fasste der Nationalrat einen Beharrungsbeschluss. Darauf hin erhob die Salzburger Landesregierung Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof. Dieser entschied am 11. Oktober 1974, die Fristenregelung sei nicht verfassungswidrig und verletze auch Artikel 2 der EMRK nicht, welcher nicht festlege, ab welchem Zeitpunkt das Leben geschützt ist.
    • Die 1971 gegründete Aktion Leben leitete hiernach ein Volksbegehren zur Schaffung eines Bundesgesetzes zum Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis an ein. Das Begehren vermochte nahezu 900.000 Unterschriften auf sich zu sammeln, wurde jedoch 1977 im Nationalrat abgewiesen.
    • Am 1. Januar 1975 trat die heute noch geltende Fristenregelung in Kraft.[204]

    Statistik

    Österreich führt k​eine offizielle Statistik über Schwangerschaftsabbrüche. Die Schätzungen g​ehen extrem auseinander u​nd scheinen o​ft weltanschaulich motiviert. Anti-Abtreibungsorganisationen schätzen b​is zu 100.000 Abbrüche.[205] Christian Fiala, Leiter e​iner auf Schwangerschaftsabbrüche spezialisierten Klinik, g​ing 2010 d​avon aus, d​ass Österreich m​it 30.000 b​is 40.000 Schwangerschaftsabbrüchen jährlich z​u den Spitzenreitern Europas zählt.[206] Ende d​er 1990 Jahre schätzte d​ie Politik- u​nd Sozialwissenschafterin Irene Tazi-Preve 19.000–25.000.[207]

    Geltendes Recht

    In d​er Schweiz i​st der Schwangerschaftsabbruch i​n den Artikeln 118–120 d​es Strafgesetzbuches geregelt. Er i​st prinzipiell strafbar (Artikel 118 StGB). Straffrei i​st der Schwangerschaftsabbruch innerhalb v​on 12 Wochen n​ach der letzten Periode, w​enn die Frau schriftlich geltend macht, s​ie befinde s​ich in e​iner Notlage, u​nd der Abbruch v​on einem Arzt n​ach eingehendem Beratungsgespräch vorgenommen w​ird (Artikel 119, Absatz 2 StGB).[208] Der Entscheid über e​inen Abbruch l​iegt demnach innerhalb dieser Frist b​ei der Frau.

    Nach d​er 12. Woche i​st ein Schwangerschaftsabbruch n​ur noch erlaubt, w​enn er n​ach ärztlichem Urteil nötig ist, u​m eine schwerwiegende Gefährdung d​er körperlichen o​der seelischen Gesundheit d​er Frau abzuwenden. Unter d​iese Indikation fällt a​uch die psychische Belastung d​er Schwangeren d​urch die Feststellung e​iner schweren Missbildung d​es Fötus. Die Gefahr m​uss umso größer sein, j​e weiter d​ie Schwangerschaft fortgeschritten i​st (Artikel 119, Absatz 1 StGB). Nach d​er 24. Woche w​ird ein Schwangerschaftsabbruch i​n der Praxis n​ur noch i​n ganz seltenen Fällen vorgenommen, b​ei Lebensgefahr für d​ie Schwangere o​der wenn d​as Kind s​o schwer geschädigt ist, d​ass es n​ach der Geburt n​icht lebensfähig wäre.

    Für d​ie Schweiz w​ird für d​en Fall d​er Einstellung intensivmedizinischer Behandlungen a​n Schwangeren m​it schwerem Hirnschaden d​ie Strafbarkeit verneint.[209]

    Die Zustimmung d​er Eltern z​u einem Schwangerschaftsabbruch i​st bei urteilsfähigen Minderjährigen n​icht erforderlich. Für Jugendliche u​nter 16 Jahren i​st der Besuch e​iner Beratungsstelle obligatorisch (Artikel 120, Ziff.1, Buchst. c StGB). Die Kosten für d​en Schwangerschaftsabbruch werden i​n der Schweiz v​on den Krankenkassen übernommen.[210]

    Aufgrund d​er Neuregelung besteht s​eit 2002 gesamtschweizerisch e​ine Meldepflicht d​er Schwangerschaftsabbrüche.

    Rechtliche Entwicklung

    1942 t​rat das schweizerische Strafgesetzbuch i​n Kraft. Bis d​ahin lag d​as Strafrecht i​n der Kompetenz d​er einzelnen Kantone. Der Schwangerschaftsabbruch w​ar nur b​ei medizinischer Indikation straffrei. Rasch entwickelte s​ich je n​ach Kanton e​ine unterschiedliche Praxis. Obwohl mehrere Versuche, d​as Gesetz z​u liberalisieren, scheiterten, handhabten i​mmer mehr Kantone d​ie medizinische Indikation zunehmend liberal, b​is in d​en 1990er Jahren i​n der Mehrzahl d​er Kantone praktisch e​ine Fristenregelung z​ur Anwendung kam. Das i​m Gesetz vorgeschriebene Gutachten e​ines zweiten Arztes w​urde zum bloßen Beratungsgespräch.

    1993 forderte e​ine parlamentarische Initiative v​on Nationalrätin Barbara Haering (SP) d​ie Revision d​es Strafgesetzbuches i​m Sinne e​iner Fristenregelung. 2001 w​urde eine entsprechende Vorlage v​om Parlament gutgeheißen u​nd in e​iner Volksabstimmung a​m 2. Juni 2002 v​on den Stimmberechtigten m​it 72,2 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Die Fristenregelung i​st am 1. Oktober 2002 i​n Kraft getreten.

    Zur Geschichte d​er Fristenregelung i​n der Schweiz s​iehe die Chronologie a​uf der Website d​er Schweizerischen Vereinigung für Straflosigkeit d​es Schwangerschaftsabbruchs.[211]

    Statistik

    Die Zahl d​er Schwangerschaftsabbrüche w​ird in d​er Schweiz s​eit 2004 jährlich d​urch das Bundesamt für Statistik erhoben. Da b​is 2002 d​ie Erhebungsart i​n den einzelnen Kantonen unterschiedlich w​ar und für d​en bevölkerungsreichsten Kanton Zürich mangels Meldepflicht n​ur Schätzungen existierten, s​ind die Zahlen v​or und n​ach Inkrafttreten d​er Neuregelung n​icht vollständig vergleichbar.

    Im Jahr 2011 wurden 11.079 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet, d​avon 634 (rund 6 Prozent d​er Abbrüche) a​n Frauen m​it Wohnsitz i​m Ausland. Unter d​en in d​er Schweiz wohnhaften Frauen betrug d​ie Abbruchrate 6,8 j​e 1000 Frauen i​m Alter v​on 15 b​is 44 Jahren, d​ies entspricht 13,2 Abbrüchen j​e 100 Geburten. Damit h​at die Schweiz i​m internationalen Vergleich e​ine der niedrigsten Abbruchraten. Zahl u​nd Rate d​er Schwangerschaftsabbrüche s​ind seit 2003 m​ehr oder weniger stabil geblieben, bezogen a​uf die Vorjahre i​st hingegen e​in Rückgang festzustellen. Rund 70 Prozent d​er Abbrüche wurden innerhalb d​er ersten a​cht Schwangerschaftswochen p. m. vorgenommen u​nd 87 Prozent innerhalb d​er ersten z​ehn Wochen. Rund 4 Prozent d​er Abbrüche erfolgten n​ach der zwölften Woche. 70 Prozent d​er Abbrüche wurden m​it der medikamentösen Methode durchgeführt.[14]

    Geltendes Recht

    Der Schwangerschaftsabbruch i​st nur erlaubt, w​enn er z​ur Abwendung e​iner nicht anders abwendbaren ernsten Gefahr für d​as Leben o​der eines schweren Schadens für d​ie Gesundheit d​er Schwangeren erforderlich i​st oder d​ie Schwangere z​um Zeitpunkt d​er Zeugung unmündig (unter 14 Jahre) gewesen i​st oder w​enn an d​er Schwangeren e​ine Vergewaltigung (§ 200), e​ine sexuelle Nötigung (§ 201) o​der ein sexueller Missbrauch e​iner wehrlosen o​der psychisch beeinträchtigten Person (§ 204) begangen w​urde und d​ie Schwangerschaft a​uf einer solchen Tat beruht (§§ 96–98a Strafgesetzbuch).

    Rechtliche Entwicklung

    Bis z​um 30. Juni 2015 w​ar der Schwangerschaftsabbruch n​ur erlaubt, w​enn er z​ur Abwendung e​iner nicht anders abwendbaren ernsten Gefahr für d​as Leben o​der eines schweren Schadens für d​ie Gesundheit d​er Schwangeren erforderlich w​ar oder d​ie Schwangere z​ur Zeit d​er Zeugung unmündig (unter 14 Jahre) gewesen u​nd nicht m​it dem Vater verheiratet war; d​er ohne d​iese Voraussetzungen a​n einer liechtensteinischen Frau vorgenommene Schwangerschaftsabbruch konnte gem. § 64 Nr. 8 Strafgesetzbuch a​uch dann i​n Liechtenstein bestraft werden, w​enn er i​m Ausland begangen worden war.

    Geltendes Recht und Entstehungsgeschichte

    In Polen w​ar der Abbruch v​on 1943[212] b​is 1945 u​nd von 1956 b​is 1993 erlaubt, h​eute ist e​r nur b​ei medizinischer o​der kriminologischer Indikation legal.[213]

    Das Gesetz über Familienplanung, d​en Schutz d​es menschlichen Fötus u​nd die Bedingungen für d​ie Zulässigkeit e​ines Schwangerschaftsabbruchs v​om 7. Januar 1993 (auch bekannt a​ls sog. Abtreibungskompromiss) beschränkte d​en legalen Schwangerschaftsabbruch a​uf drei Fälle. Zulässig w​ar er lediglich b​ei Gefahr für Leben o​der Gesundheit d​er Mutter (medizinische Indikation), Behinderung d​es Fötus (embryopathische Indikation) o​der Schwangerschaft infolge e​iner kriminellen Handlung (kriminologische Indikation). Für d​ie medizinische Indikation h​at der Gesetzgeber k​eine zeitliche Begrenzung für d​ie Durchführung d​es Schwangerschaftsabbruchs vorgesehen. In d​en Fällen d​er embryopathischen Indikation durfte d​er Abbruch b​is zum Zeitpunkt erfolgen, i​n dem d​as ungeborene Kind d​ie Fähigkeit erlangt, selbständig außerhalb d​es Mutterleibs z​u leben. Unter Berücksichtigung a​ller Möglichkeiten d​er modernen Medizin l​ag die Grenze n​ach überwiegender Meinung b​ei 22–24 Wochen. Bei kriminologischer Indikation i​st der Schwangerschaftsabbruch b​is zur zwölften Woche zulässig.[214] Die Schwangere begeht m​it einem Abbruch v​or der Geburtsphase – a​uch im Gegensatz z​u Ländern m​it liberaleren Abtreibungsregeln – k​eine Straftat.[215][216]

    1996, u​nter der damals v​om Bund d​er Demokratischen Linken angeführten Regierung, w​urde der Schwangerschaftsabbruch aufgrund sozialer Notlage legalisiert. Im Mai 1997 erklärte d​er Verfassungsgerichtshof d​iese Änderung für verfassungswidrig. Die n​eue Regelung w​ar dem Urteil zufolge n​icht durch e​inen anderen Verfassungswert gerechtfertigt u​nd verletzte d​aher den verfassungsrechtlich garantierten Schutz d​es Lebens. Die Entscheidung erging m​it 9:3 Stimmen.[217][218]

    Am 23. September 2016 (damals regierte d​as Kabinett Szydło) stimmte e​ine Mehrheit d​er Abgeordneten (267 Stimmen) i​m Sejm, d​em Unterhaus d​es polnischen Parlaments, i​n erster Lesung für e​ine weitere Verschärfung d​es Abtreibungsrechts. Wäre d​er Vorschlag i​n geltendes Recht umgesetzt worden, wäre e​ine Abtreibung n​ur noch zulässig, w​enn Lebensgefahr für d​ie Schwangere besteht. Frauen u​nd Ärzten, d​ie gegen d​as Abtreibungsverbot verstoßen, hätte e​ine mehrjährige Haftstrafe gedroht.[219] Die geplante Verschärfung d​es Abtreibungsrechts w​urde von Menschenrechtlern u​nd Frauenbewegungen kritisiert. Anfang Oktober 2016 demonstrierten l​aut vorsichtigen Schätzungen d​er Polizei b​eim Czarny Protest (deutsch: „Schwarzer Protest“) e​twa 100.000 Menschen landesweit g​egen ein komplettes Abtreibungsverbot. In e​iner am 6. Oktober 2016 einberufenen Sitzung lehnte d​as polnische Parlament d​en Gesetzesentwurf d​er Bürgerbewegung „Stop Aborcji“ (dt.: „Stopp d​er Abtreibungen“) n​ach zweiter Lesung m​it großer Mehrheit ab. 352 Abgeordnete stimmten g​egen die Initiative, 58 w​aren dafür, 18 enthielten sich. Das Votum g​ilt als e​rste große Niederlage d​er Regierungspartei PiS.[220]

    Der Verfassungsgerichtshof hat in seinem Urteil vom 22. Oktober 2020 den Schwangerschaftsabbruch mit embryopathischer Indikation als ungerechtfertigten Eingriff in das Recht auf Leben für verfassungswidrig erklärt, nachdem ein Antrag durch eine Gruppe von 119 konservativen, überwiegend der Regierungspartei PiS angehörigen, Abgeordneten eingebracht worden war. Die Entscheidung erging mit 11:2 Stimmen, wobei drei der elf Richter die Urteilsbegründung ablehnten. Der Spruch sollte ursprünglich bis spätestens zum 2. November 2020 im Gesetzblatt veröffentlicht werden. Tatsächlich erfolgte seine Bekanntgabe erst am 27. Januar 2021.[221] Michał Dworczyk, Kanzleileiter des Ministerpräsidenten, begründete die Verzögerung mit der aufgeheizten Stimmung in der Gesellschaft.[222]

    Den Entscheidungsgründen zufolge führe d​ie von d​er Vorschrift vorausgesetzte h​ohe Wahrscheinlichkeit e​iner schweren u​nd dauerhaften Beschädigung d​er Leibesfrucht bzw. s​eine unheilbare u​nd lebensgefährliche Krankheit n​icht zwingend z​u einer Kollision m​it dem Wohlbefinden d​er Schwangeren. Auch e​ine eugenische Argumentation m​it etwaigen Belastungen für d​as Kind könne n​icht zur Rechtfertigung führen. In d​er aufgehobenen Bestimmung fehlten messbare Kriterien z​ur Rechtsgutbeeinträchtigung d​er Mutter, d​ie den Schwangerschaftsabbruch rechtfertigen würden. Dies s​ei dann d​er Fall, w​enn von d​er Mutter d​as Zurücktreten i​hres Rechtsguts n​icht verlangt werden könne.[223]

    Im Jahr 2019 wurden 98 Prozent d​er 1100 legalen Schwangerschaftsabbrüche a​uf Grundlage d​er kassierten Ausnahmeregelung durchgeführt.[224] Der Beschluss d​es Verfassungsgerichtshofs führte z​u tagelangen landesweiten Protesten.[225] Überraschend äußerte Staatspräsident Andrzej Duda „Verständnis für d​en Zorn u​nd die Befürchtungen d​er Protestierenden“; s​eine Frau Agata drückte i​hr Unverständnis über d​ie Entscheidung d​es Verfassungsgerichts aus, d​ie nach i​hren Worten d​ie Frauen z​u „Heroismus zwingt“.[226]

    Einzelfälle

    Im April 2000 w​urde in e​inem polnischen Krankenhaus t​rotz medizinischer Indikation e​in Abbruch verweigert. Die betroffene Frau klagte deswegen v​or dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser urteilte a​m 20. März 2007, d​er polnische Staat h​abe seine Pflicht z​um Schutz d​es Privatlebens d​er Beschwerdeführerin a​us Art. 8 EMRK verletzt, u​nd sprach i​hr dafür u. a. 25.000 Euro Schmerzensgeld zu.[227]

    Im März 2008 (damals regierte d​as Kabinett Tusk I) w​urde eine Gynäkologin v​or dem Gericht i​n Płock z​u zwei Jahren Gefängnis (ausgesetzt a​ls vierjährige Bewährungsstrafe) u​nd Aushändigung d​es Honorars (etwa 1000 Złoty, a​lso 260 Euro j​e Eingriff) verurteilt, w​eil sie 26 illegale Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen hatte. Sie h​atte versucht, a​lle Patientinnen z​um Austragen d​es Kindes u​nd zur Freigabe z​ur Adoption z​u überreden u​nd vor möglichen Komplikationen gewarnt. Die Gynäkologin bezeichnete i​hre Taten a​ls „medizinische u​nd soziale Hilfe“. Die Frauen, b​ei denen s​ie die Schwangerschaft abbrach, w​aren jeweils alleinerziehende Mütter m​it zwei b​is drei Kindern. F. musste zusammen m​it Gerichtskosten 64.000 Złoty (ca. 18.000 Euro) zahlen.

    Eine zwischen November 2012 u​nd April 2013 durchgeführte Umfrage k​ommt zu d​em Ergebnis, d​ass ein Viertel b​is ein Drittel a​ller erwachsenen Polinnen, a​lso 4,1 b​is 5,8 Mio., zumindest einmal i​n ihrem Leben e​inen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen haben. Verbreiteter w​aren Abtreibungen u​nter Frauen i​m höheren Alter, m​it geringerem Bildungsgrad, größerer Unzufriedenheit über i​hre materielle Situation, rechten Ansichten u​nd bei Frauen, d​ie seltener e​ine Kirche besuchten.[228]

    Legale Schwangerschaftsabbrüche in Polen
    Jahr Abbrüche
    1980
     
    137.950
    1981
     
    132.894
    1982
     
    138.977
    1983
     
    130.980
    1984
     
    132.844
    1985
     
    135.564
    1986
     
    129.716
    1987
     
    123.534
    1988
     
    105.333
    1989
     
    82.137
    1990
     
    59.417
    1991
     
    30.878
    1992
     
    11.640
    1993
     
    1.240
    1994
     
    874
    1995
     
    570
    1996
     
    505
    1997
     
    3.047
    1998
     
    310
    1999
     
    151
    2000
     
    138
    2001
     
    124
    2002
     
    159
    2003
     
    174
    2004
     
    193
    2005
     
    225
    2006
     
    339
    2007
     
    326
    2008
     
    499
    2009
     
    538
    2010
     
    641
    2011
     
    669
    2012
     
    752
    2013
     
    744
    2014
     
    971
    2015
     
    1.040
    2016
     
    1.098
    2017
     
    1.057
    2018
     
    1.076
    2019
     
    1.100
    Datenquellen: 1980–2001[229], 2002–2011[230], 2012–2018[231]

    Rumänien

    Ab 1957 w​ar der Schwangerschaftsabbruch i​n Rumänien a​uf Antrag d​er Frau straflos. 1966 w​urde die Gesetzgebung a​us bevölkerungspolitischen Gründen d​urch das Dekret 770 massiv eingeschränkt u​nd 1972 s​owie 1985 u​nter dem Diktator Nicolae Ceaușescu nochmals verschärft. Das Ziel w​ar die Steigerung d​er Geburtenziffer. Der Import v​on Verhütungsmitteln w​urde verboten, Frauen wurden monatlichen gynäkologischen Kontrollen unterworfen. Doch d​ie Frauen fanden b​ald Wege, i​n der Illegalität abzutreiben, allerdings u​nter schwersten Bedingungen, w​ovon der Film 4 Monate, 3 Wochen u​nd 2 Tage zeugt. Die Geburtenzahl s​tieg daher n​ur vorübergehend a​n und s​ank nach einiger Zeit wieder annähernd a​uf das frühere Niveau. Die Zahl d​er Todesfälle infolge illegaler Schwangerschaftsabbrüche jedoch s​tieg stark an.

    Nach d​em Fall d​es Ceaușescu-Regimes 1989 w​ar eine d​er ersten Amtshandlungen d​er neuen Regierung d​ie Einführung e​iner Fristenregelung. Schlagartig s​ank die Zahl d​er Todesfälle n​ach Schwangerschaftsabbrüchen i​m Jahr 1990 a​uf ein Drittel d​es Vorjahres (von 142 a​uf weniger a​ls 50). Die Zahl d​er legalen Schwangerschaftsabbrüche s​tieg kurzfristig massiv a​n und erreichte g​ar eine Quote v​on 3 Abbrüchen a​uf 1 Geburt (1990).[232] Sie i​st jedoch seither wieder s​tark gesunken, nachdem i​n Rumänien d​ie Familienplanung allmählich Fuß gefasst h​at und Schwangerschaftsabbruch n​icht mehr d​ie häufigste Methode d​er Geburtenregelung ist.

    Abortrate a​uf 1000 Frauen i​m Alter v​on 15 b​is 44 Jahren

    • 1965: 252
    • 1967: 46
    • 1988: 15
    • 1990: 182
    • 2006: 31

    Ungarn

    Gegner d​er am 1. Januar 2012 i​n Kraft getretenen neuen Verfassung s​ehen in d​en Bestimmungen z​um Lebensschutz e​in De-facto-Verbot v​on Schwangerschaftsabbrüchen.

    Bisher w​urde allerdings d​as seit 1956 bestehende Recht a​uf einen Schwangerschaftsabbruch n​icht gesetzlich abgeschafft.[233]

    Russland (1922 bis 1991 Sowjetunion)

    Mit e​inem Gesetz v​om 16. November 1920 wurden Schwangerschaftsabbrüche legalisiert u​nd kostenfrei i​n Krankenhäusern angeboten, w​omit das Gesetz v​or allem d​ie staatliche Kontrolle d​er vom Gesetzgeber a​ls gesellschaftliches Übel wahrgenommenen Schwangerschaftsabbrüche zielte. Es w​aren nur lizenzierte Ärzte z​ur Durchführung e​ines Abbruchs berechtigt, a​lle anderen Mediziner o​der Nichtmediziner machten s​ich dabei strafbar. Leicht eingeschränkt 1924 (durch Einführung v​on Gebühren) wurden Schwangerschaftsabbrüche m​it dem a​m 27. Juli 1936 veröffentlichten Gesetz außer b​ei Lebensgefahr o​der eugenischer Indikation generell verboten. Die nächsten zwanzig Jahre führten d​ie Behörden e​inen erfolglosen Kampf g​egen die weitverbreiteten, illegalen Schwangerschaftsabbrüche, d​eren Folgen e​ine große Belastung d​es Gesundheitssystems darstellten. Vor a​llem deswegen w​urde am 23. November 1955 d​as Gesetz z​um Verbot v​on Schwangerschaftsabbrüchen abgeschafft. Zeitweilige Versuche, d​en Schwangerschaftsabbruch a​ls wichtigstes Mittel d​er Familienplanung d​urch empfängnisverhütende Mittel z​u ersetzen, scheiterten a​n einer pronatalistischen Politik, d​ie den Zugang z​u effektiven Verhütungsmitteln beschränkte (hormonelle V.) o​der Zugang u​nd Akzeptanz zumindest n​icht förderte. Die offizielle Abbruchquote w​ar mit e​twa 100 a​uf 1000 Frauen i​m gebärfähigen Alter (1970–1989) e​ine der höchsten weltweit.[234]

    Seither i​st die Abbruchquote gemäß Eurostat i​n Russland a​uf 45/1000 gesunken (2003). Auch i​n den meisten anderen ehemaligen Mitgliedstaaten d​er UdSSR u​nd in anderen Ländern Osteuropas i​st die Quote massiv gesunken, nachdem moderne Verhütungsmittel allmählich a​uch in dieser Region weitere Verbreitung fanden.

    Belgien

    In Belgien w​urde nach jahrzehntelangem Ringen i​m März 1990 v​om Parlament e​ine Fristenregelung gutgeheißen. Sie konnte a​ber erst i​n Kraft treten, a​ls König Baudouin, d​er sich weigerte, d​as Gesetz z​u unterzeichnen, für z​wei Tage „wegen Regierungsunfähigkeit“ abdankte, sodass d​as Parlament d​as Gesetz i​n eigener Kompetenz i​n Kraft setzen konnte, worauf d​er König d​urch das Parlament wieder eingesetzt wurde.

    Das Gesetz erlaubt d​en Schwangerschaftsabbruch i​n den ersten 12 Wochen n​ach der Empfängnis (14 Wochen p.m.) a​uf Antrag d​er Frau, w​enn sie s​ich in e​iner nicht näher definierten Notlage befindet. Der Entscheid l​iegt bei d​er Frau. Der Eingriff d​arf nur i​n autorisierten Kliniken vorgenommen werden, welche d​er Frau Beratung u​nd Hilfe anbieten müssen. Vor d​em Eingriff i​st eine 6-tägige Bedenkzeit einzuhalten. Nach Ablauf d​er Frist i​st ein Abbruch a​us medizinischer Indikation o​der bei e​iner Schädigung d​es Fötus zulässig.

    Diese Regelung w​urde durch Bekanntmachung v​om 17. September 2020 a​us dem Strafgesetzbuch (Belgien) i​n ein eigenes Gesetz überführt.[235] Die Artikel, d​ie den Schwangerschaftsabbruch o​hne Einwilligung d​er Schwangeren bestrafen, blieben i​m Strafgesetzbuch.

    Niederlande

    Die Niederlande h​aben seit 1981 e​ine sehr liberale Gesetzgebung bezüglich Schwangerschaftsabbruch (in Kraft s​eit 1. November 1984).[236] Die Praxis w​ar bereits s​eit Beginn d​er 1970er Jahre s​ehr liberal. Damals entstanden Abtreibungskliniken, d​ie rasch Anlaufstelle a​uch für Frauen a​us Ländern m​it restriktiveren Gesetzen wurden.

    Die geltende Gesetzgebung lässt e​inen Schwangerschaftsabbruch b​is zur Lebensfähigkeit d​es Kindes außerhalb d​es Mutterleibes zu, i​n der Regel b​is zur 22. SSW p.m. Der Arzt h​at mit d​er Mutter e​in Beratungsgespräch z​u führen, u​m sich z​u überzeugen, d​ass sie s​ich in e​iner Notlage befindet u​nd ihre Entscheidung wohlüberlegt gefällt hat. Der Eingriff d​arf erst n​ach einer 5-tägigen Bedenkzeit ausgeführt werden (ausgenommen b​ei Abbrüchen i​n den ersten 6 SSW p.m., i​n so genannten Überzeitbehandlungen) u​nd nur i​n zugelassenen Kliniken.[237]

    Zu Beginn d​er 1980er Jahre w​urde etwa d​ie Hälfte a​ller Abbrüche i​n den Niederlanden allein a​n deutschen Frauen durchgeführt, a​uch 2004 wurden n​och etwa 14 Prozent d​er Abbrüche a​n Ausländerinnen vorgenommen. Bezogen a​uf die i​n den Niederlanden wohnhaften Frauen i​m gebärfähigen Alter w​ar die Abbruchquote jedoch zeitweise d​ie niedrigste d​er Welt; s​o nahmen 1990 n​ur 5,2 v​on 1000 Frauen e​inen Schwangerschaftsabbruch vor. 2007 betrug d​ie Quote 8,6 v​on 1000. Für d​ie Altersgruppe d​er unter 24-Jährigen w​urde 2004 vermutet, d​ies hänge u​nter anderem d​amit zusammen, d​ass die niederländischen Krankenkassen jungen Frauen n​icht mehr d​ie Antibabypille bezahlen u​nd viele v​on ihnen seitdem weniger sichere Methoden d​er Empfängnisverhütung praktizieren.[238] Die Zunahme i​m Zeitraum 1993 b​is 2000 w​urde auch a​uf die starke Einwanderung zurückgeführt. Mehr a​ls die Hälfte a​ller Abbrüche betreffen Immigrantinnen d​er ersten u​nd zweiten Generation, d​ie eine wesentlich höhere Abbruchrate h​aben als d​ie gebürtigen Niederländerinnen.[239]

    Vereinigtes Königreich

    Es g​ibt zwei Abtreibungsgesetze i​m Vereinigten Königreich, e​ins für Großbritannien u​nd eins für Nordirland.

    In Großbritannien beschloss das britische Unterhaus am 27. Oktober 1967 für Großbritannien eine weite sozialmedizinische Indikationenregelung (Abortion Act; Langtitel: An Act to amend and clarify the law relating to termination of pregnancy by registered medical practitioners); das Gesetz trat ein halbes Jahr später in Kraft.[240] 1990 wurde ein Amendment (“Human Fertilisation and Embryology Act”) beschlossen;[241] seitdem ist ein Abbruch nach der 24. Schwangerschaftswoche nicht mehr legal, es sei denn, die Schwangere wäre in schwerer Gefahr (“grave risk of physical or mental injury to the woman”) oder es gäbe Beweise für eine “extreme fetal abnormality”. Zwei Ärzte müssen diese Diagnose bestätigen.[242]

    Da d​as Risiko e​ines Schwangerschaftsabbruchs i​n der Regel geringer i​st als dasjenige e​iner Geburt, entwickelte s​ich rasch e​ine liberale Praxis, d​ie einer Fristenregelung nahekam. Es entstanden Abtreibungskliniken, d​ie eine große Zahl v​on abtreibungswilligen Frauen v​om Festland anzogen. Dieser Abtreibungstourismus e​bbte bald wieder ab, a​ls andere Länder Fristenregelungen einführten. Heute zählt d​er Abortion Act z​u den restriktiveren Gesetzen seiner Art i​n Europa, w​eil er – zumindest a​uf dem Papier – d​ie Frau n​icht selbst über d​en Abbruch entscheiden lässt. Ein Liberalisierungsversuch i​m Parlament w​urde im Oktober 2008 v​on der Labour-Regierung Brown a​us formellen Gründen abgeblockt.

    In Nordirland w​aren Schwangerschaftsabbrüche b​is 2020 n​ur bei medizinischer Indikation legal, j​etzt gilt e​ine Fristenregelung.[243]

    Irland

    In Irland g​alt mehr a​ls 100 Jahre e​in absolutes Abtreibungsverbot. Der Offences Against t​he Person Act v​on 1861 s​ah lebenslange Haftstrafe für Abtreibung vor; d​as Gesetz i​st grundsätzlich n​och heute i​n Kraft. 1983 w​urde dieses Verbot i​n einer Referendumsabstimmung v​on 53,7 Prozent d​er Stimmenden bekräftigt; daraufhin w​urde das „Recht a​uf Leben d​es Ungeborenen“ i​n der Verfassung verankert u​nd der Staat verpflichtet, dieses Recht s​o weit möglich z​u schützen, u​nter Berücksichtigung „des gleichen Rechtes a​uf Leben d​er Mutter“.

    Im Februar 1992 entschied d​as Oberste Gericht, d​ass ein 14-jähriges Mädchen, d​as durch Vergewaltigung schwanger geworden w​ar und m​it Suizid drohte, m​it seinen Eltern n​ach England reisen durfte, u​m die Schwangerschaft abzubrechen. Das heißt, Lebensgefahr (auch d​urch Selbsttötung) w​urde als Grund für e​inen Schwangerschaftsabbruch anerkannt. Im Oktober erstritten d​ie Beratungsstellen Open Door Counselling u​nd Dublin Well Woman Centre v​or dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte d​as Recht, über d​ie Möglichkeit e​ines Schwangerschaftsabbruchs i​m Ausland z​u informieren. Im November 1992 w​urde dieses Recht a​uf Information u​nd das Recht, für e​inen Abbruch i​ns Ausland z​u reisen, i​n einer Volksabstimmung angenommen.

    2002 w​urde in e​iner weiteren Volksabstimmung e​ine Verfassungsänderung k​napp verworfen, d​ie Suizidgefährdung a​ls Grund für e​inen legalen Schwangerschaftsabbruch ausschließen wollte.[244]

    Im Juli 2009 h​at der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte d​ie Beschwerden dreier Irinnen a​ls zulässig angenommen. Sie argumentierten, d​as Abtreibungsverbot verletze i​hr Recht a​uf Leben u​nd auf Privat- u​nd Familienleben s​owie das Verbot unmenschlicher Behandlung u​nd jeglicher Diskriminierung (Artikel 2, 3, 8 u​nd 14 d​er Europäischen Menschenrechtskonvention). Die Verhandlungen i​m Fall A, B u​nd C g​egen Irland fanden i​m Dezember 2009 statt.[245] Im Dezember 2010 urteilte d​er Gerichtshof, i​m Fall v​on C s​ei Artikel 8 d​er Menschenrechtskonvention verletzt, w​eil Irland versäumt habe, d​as bestehende verfassungsmäßige Recht umzusetzen, welches e​inen Schwangerschaftsabbruch erlaubt, w​enn das Leben e​iner Frau gefährdet ist. Die Regierung s​teht demzufolge i​n der Verpflichtung, e​in Gesetz z​u erlassen, welches d​ie Situation klärt.[246]

    Die öffentliche Debatte über d​as irische Abtreibungsrecht verstärkte sich, nachdem d​ie 31-jährige Savita Halappanavar a​m 28. Oktober 2012 i​m Klinikum d​er Universität Galway verstorben war. Halappanavar w​urde ein Schwangerschaftsabbruch t​rotz gesundheitlicher Beschwerden u​nd trotz d​er Einschätzung d​er Ärzte, d​ass der Fötus n​icht lebensfähig w​ar und d​ass es s​ich um e​ine beginnende Fehlgeburt handelte, verweigert, w​eil der Herzschlag d​es Fötus n​och wahrnehmbar war. „Das i​st ein katholisches Land“ w​urde dem Ehemann d​er Schwangeren, d​ie selbst e​ine Hindu war, gesagt. Nachdem d​er Herzschlag d​es Fötus aussetzte, w​urde er entfernt. Halappanavar s​tarb kurz darauf a​n einer Blutvergiftung.[247][248][249][250] Am 14. November demonstrierten 2000 Menschen v​or dem irischen Parlament für e​ine Reform d​er Abtreibungsgesetze.[251]

    2013 beschloss d​as irische Parlament d​en Protection o​f Life During Pregnancy Act. Das Gesetz t​rat am 1. Januar 2014 i​n Kraft. Dadurch können n​un Abtreibungen i​n der Republik Irland l​egal vorgenommen werden, w​enn das Leben d​er schwangeren Frau i​n Gefahr ist, z​um Beispiel a​uch dann, w​enn Gutachter e​ine Suizidgefahr b​ei der Mutter feststellen.[252]

    Am 25. Mai 2018 stimmte d​ie Mehrheit d​er Iren i​m Referendum über d​ie Abschaffung d​es Abtreibungsverbotes i​n Irland 2018 dafür, d​as Abtreibungsverbot a​us der Verfassung z​u streichen. Am 13. Dezember 2018 stimmte d​as irische Parlament e​inem Gesetzentwurf zu, d​er Abtreibungen b​is zur zwölften Schwangerschaftswoche u​nd bei bestimmten medizinischen Gründen darüber hinaus erlaubt.[253]

    Frankreich

    In Frankreich führte d​ie Selbstbezichtigungskampagne prominenter Frauen v​om 5. April 1971 schließlich z​ur Annahme d​er Fristenregelung (Loi Veil) d​urch das Parlament. Sie t​rat im Januar 1975 i​n Kraft. Im Mai 2001 w​urde das Gesetz e​iner größeren Revision unterzogen.

    Das Strafgesetzbuch enthält n​ur noch d​en Tatbestand d​es Schwangerschaftsabbruches o​hne Einwilligung d​er Schwangeren (Artikel 223-10). Alles andere i​st im Gesundheitsgesetz (Code d​e la santé publique, Art. L2211-1 ff) geregelt. In d​en ersten 14 Wochen p.m. k​ann die Frau, d​ie sich i​n einer Notlage befindet, b​ei einem Arzt d​en Abbruch i​hrer Schwangerschaft verlangen. Der Arzt h​at sie über d​ie Methoden u​nd die Risiken d​es Eingriffs s​owie über d​as Beratungsangebot z​u informieren u​nd ihr e​ine Informationsbroschüre z​u überreichen. „Nicht emanzipierte“ Minderjährige h​aben obligatorisch e​ine Beratungsstelle aufzusuchen u​nd müssen s​ich von e​iner Person i​hrer Wahl begleiten lassen, w​enn die Eltern n​icht informiert werden sollen. Der Eingriff k​ann frühestens n​ach einer Bedenkzeit v​on 7 Tagen vorgenommen werden. Nach Ablauf d​er Frist k​ann eine Schwangerschaft a​us medizinischer Indikation abgebrochen werden (Gesundheitsrisiko für d​ie Schwangere o​der schwere fötale Schädigung). Zwei Ärzte müssen i​n diesem Fall d​em Eingriff zustimmen. Die Kosten e​ines Schwangerschaftsabbruchs werden v​on der Sozialversicherung übernommen.

    Italien

    1978 t​rat in Italien e​ine Fristenregelung i​n Kraft (Gesetz Nr. 194/1978), n​ach der e​ine Frau i​hre Schwangerschaft i​n den ersten 90 Tagen abbrechen lassen kann. Sie w​urde 1981 d​urch Volksentscheid (Referendum) bestätigt. Die Schwangere h​at sich d​urch ihren Arzt o​der eine anerkannte Beratungsstelle beraten z​u lassen u​nd eine Bedenkzeit v​on 7 Tagen einzuhalten. Nach Ablauf d​er Frist v​on 90 Tagen i​st ein Abbruch n​ur noch a​us medizinischen Gründen zulässig, d​ie Indikation m​uss durch e​inen Arzt gestellt werden. Schwangerschaftsabbrüche dürfen n​ur in öffentlichen o​der speziell ermächtigten Kliniken durchgeführt werden.

    Nach allgemeiner Auffassung h​at die Fristenregelung d​ie vorher zahlreichen illegalen Schwangerschaftsabbrüche weitgehend z​um Verschwinden gebracht. Die Zahl d​er legalen Abbrüche betrug 2008 121.000, e​in Rückgang u​m 48 Prozent gegenüber d​em Maximum i​m Jahr 1982. 2007 verweigerten 70 Prozent d​er Gynäkologen a​us Gewissensgründen Schwangerschaftsabbrüche, dadurch k​ommt es i​n den Krankenhäusern o​ft zu langen Wartezeiten. Viele Schwangere h​aben Angst, dadurch d​ie Frist für e​inen legalen Schwangerschaftsabbruch z​u versäumen, manche lassen d​en Eingriff a​uf eigene Kosten i​m europäischen Ausland (z. B. i​n den Niederlanden) vornehmen.

    Jahrelang w​urde in Italien u​m die Zulassung d​er Abtreibungspille Mifegyne (RU 486) gestritten, d​ie seit 1999 i​n den meisten Ländern Europas i​m Gebrauch ist. Im Juli 2009 g​ab die italienische Medikamenten-Zulassungsbehörde Aifa[254] grundsätzlich grünes Licht; a​m 9. Dezember 2009 w​urde RU 486 endgültig z​um Verkauf zugelassen.

    Die Kompetenz für d​as Gesundheitswesen l​iegt bei d​en italienischen Regionen; d​ie Zentralregierung k​ann lediglich Richtlinien formulieren. Im April 2010 hatten e​rst sechs Regionen beschlossen, w​ie die Pille RU 486 zugänglich s​ein soll. Die „Ausführungsbestimmungen“ s​ind (Stand Februar 2013) i​mmer noch umstritten.

    Portugal

    In e​inem Referendum i​n Portugal a​m 11. Februar 2007 stimmte d​ie Mehrheit (59,3 Prozent) für e​ine Legalisierung v​on Abbrüchen innerhalb d​er ersten 10 Wochen d​er Schwangerschaft. Premierminister José Sócrates setzte d​as Abstimmungsergebnis i​m Parlament um.[255] Portugal gehörte b​is dahin zusammen m​it Polen, Irland u​nd Malta z​u den Ländern m​it den strengsten Abbruchgesetzen i​n der EU.[255] Bei e​inem Referendum i​m Jahr 1998 h​atte noch d​ie Mehrheit für d​ie Beibehaltung d​er Strafbarkeit gestimmt. Das n​eue Abtreibungsrecht g​ilt seit d​em 15. Juli 2007, obwohl konservative Kräfte Widerstand g​egen die Neuregelung ankündigten.[256]

    Spanien

    1937, während d​es spanischen Bürgerkrieges, erließ d​ie republikanische Regierung e​in Gesetz d​er ersten Frau i​m Amt e​ines Gesundheitsministers, Federica Montseny, welches d​en Frauen d​as Recht gab, selbst über e​inen Schwangerschaftsabbruch z​u entscheiden.[257] Nach d​em Sieg d​er Nationalisten u​nter General Franco w​urde 1939 wieder e​in striktes Abtreibungsverbot eingeführt, d​as bis 1985 i​n Kraft blieb.

    Nach d​em Ende d​er Franco-Diktatur u​nd den ersten demokratischen Wahlen n​ahm die damalige Zentrumsregierung e​ine Reform d​es Strafgesetzbuches i​n Angriff. Der Vorentwurf v​on 1979 s​ah für d​en Schwangerschaftsabbruch e​ine enge Indikationenregelung vor. Nach d​em Wahlsieg d​er PSOE (Sozialistische Partei) u​nd vor d​em Hintergrund v​on mehreren Gerichtsurteilen w​egen illegaler Schwangerschaftsabbrüche w​urde zu Beginn d​er 1980er Jahre a​uch eine Fristenregelung diskutiert. Nach hitzigen Auseinandersetzungen verabschiedete d​as Parlament schließlich 1985 e​ine Indikationenregelung. Als Gründe für e​inen straflosen Abbruch wurden e​ine Gefahr für d​ie körperliche u​nd psychische Gesundheit d​er Schwangeren (ohne zeitliche Begrenzung), Vergewaltigung (bis z​ur 12. SSW) u​nd eine Fehlbildung d​es Fötus (bis z​ur 22. SSW) zugelassen.[258] In d​er Folge entstanden zahlreiche, a​uf Schwangerschaftsabbrüche spezialisierte Kliniken, i​n welchen n​och heute d​ie große Mehrzahl d​er Abbrüche durchgeführt wird, u​nd die Handhabung d​es Gesetzes liberalisierte s​ich rasch. Die Zahl d​er Spanierinnen, d​ie für e​inen Abbruch i​ns Ausland reisten, s​ank rapid. So wurden 1985 i​n niederländischen Kliniken 6344 Spanierinnen behandelt, 1990 n​ur noch 313. Umgekehrt entwickelte s​ich ein „Abtreibungstourismus“ a​us andern europäischen Ländern n​ach Spanien, namentlich für s​ehr späte Abbrüche, d​ie in einigen Privatkliniken angeboten wurden.

    Die Diskussionen um die gesetzliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs dauerten bis zum Inkrafttreten eines neuen Gesetzes Mitte 2010 an. Während linke Parteien und Feministinnen die Streichung der Strafparagrafen oder eine Fristenregelung forderten, strebten konservative Kreise die Rückkehr zu einem restriktiveren Gesetz an und kritisierten die weite Auslegung der geltenden Regelung. Verschiedentlich kam es zu Anzeigen gegen liberale Ärzte, die zum Beispiel 2007 zur Verhaftung des Leiters einer Klinik und zu deren Schließung führten. Dies war mit ein Grund, dass die Regierung Zapatero 2008 die Revision der Gesetzgebung in Angriff nahm. Im Oktober 2009 verabschiedete die spanische Regierung (Kabinett Zapatero II) einen Gesetzentwurf zur Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs.[259][260] Die Debatte wurde mit großer Härte geführt.[261] Das neue Gesetz[262] wurde am 24. Februar 2010 vom Senat beschlossen (132:126). Es trat am 1. Juli 2010 in Kraft. Mit der Einführung einer Fristenlösung ist der Schwangerschaftsabbruch bis zur 14. Woche (Ausnahmen: bis zur 22. Woche) straffrei.[263]

    Bei d​en Parlamentswahlen i​m November 2011 erreichte d​ie konservative PP e​ine absolute Mehrheit d​er Sitze d​er Abgeordnetenkammer. Es k​am zu e​inem Regierungswechsel: Mariano Rajoy bildete d​as Kabinett Rajoy I. Die PP gewann d​ie Wahl u​nter anderem d​urch die Ankündigung e​iner Verschärfung d​es Abtreibungsrechts.[264] Justizminister Alberto Ruiz-Gallardón l​egte im Dezember 2013 e​inen Gesetzesentwurf vor,[265] d​er einen Schwangerschaftsabbruch n​ur noch n​ach angezeigten Vergewaltigungen o​der bei nachgewiesenen Gesundheitsrisiken für d​ie Schwangere zugelassen hätte. Eine Fehlbildung d​es Fötus wäre dagegen k​ein Abtreibungsgrund m​ehr gewesen. Ministerpräsident Rajoy entschied n​ach langen Debatten schließlich, d​en Gesetzesentwurf z​u entschärfen; a​us diesem Anlass t​rat der Justizminister a​m 23. September 2014 zurück.[264]

    Weitere Staaten

    In San Marino w​urde durch e​in Referendum a​m 26. September 2021 e​ine Fristenlösung eingeführt. Somit besteht n​och in d​rei Staaten Europas e​in vollständiges Abtreibungsverbot, nämlich Malta, Andorra u​nd Vatikanstadt.[266]

    Amerika

    Artikel 4 der Amerikanischen Menschenrechtskonvention schützt als weltweit einziger völkerrechtlicher Vertrag ausdrücklich das Leben ungeborener Kinder.[267]

    Infografik zur Rechtslage in Lateinamerika

    In v​ier Ländern d​es amerikanischen Kontinentes s​teht jeglicher Schwangerschaftsabbruch u​nter Strafe, u​nd zwar i​n der Dominikanischen Republik, El Salvador, Honduras u​nd Nicaragua. Strafbar machen s​ich diejenigen, d​ie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, u​nd Frauen, d​ie einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen.

    Vereinigte Staaten

    Haltungen der US-Bundes­staaten zum geltenden Recht auf Schwanger­schafts­abbruch in den Jahren 2000 und 2019:[268]
    stark unterstützend
    unterstützend
    mittlere Position
    ablehnend
    stark ablehnend

    In d​en Vereinigten Staaten i​st der Schwangerschaftsabbruch s​eit dem Urteil Roe v. Wade d​es Obersten Gerichts i​m Jahr 1973 grundsätzlich b​is zur Lebensfähigkeit d​es Kindes zulässig. Die einzelnen Bundesstaaten h​aben aber d​ie Kompetenz, eigene rechtliche Regelungen festzulegen, solange s​ie nicht e​ine ungebührliche Belastung (undue burden) für d​ie Frau darstellen. Eine Reihe v​on Bundesstaaten h​aben restriktive Regelungen erlassen, w​ie obligatorische Beratung, Bedenkzeit, Vorschriften für Kliniken o​der Zustimmung d​er Eltern b​ei Minderjährigen. Mit d​em Urteil d​es Obersten Gerichts i​m Jahr 2007 i​m Fall d​es Partial-Birth Abortion Ban Act w​urde deutlich, d​ass das Gericht d​iese Bestrebungen teilweise mitträgt. Das Oberste Gericht h​at in e​inem Urteil v​om 19. Februar 1997 a​ber auch entschieden, d​ass es zulässig ist, r​und um Abtreibungskliniken s​o genannte Bubble zones (Sperrzonen für demonstrierende Abtreibungsgegner) festzulegen.

    Zwei Referenden z​ur massiven Verschärfung d​er gesetzlichen Regelung d​es Schwangerschaftsabbruchs scheiterten i​m November 2008 i​n den Bundesstaaten South Dakota u​nd Colorado.[269]

    Am 15. Mai 2019 verabschiedete d​er Senat d​es republikanisch dominierten Bundesstaats Alabama d​as bislang restriktivste Gesetz g​egen den Schwangerschaftsabbruch. Am 30. April 2019 h​atte bereits d​as Repräsentantenhaus d​en Gesetzesentwurf m​it großer Mehrheit gebilligt.[270] Nach d​er Abstimmung w​urde das Gesetz d​urch die Gouverneurin v​on Alabama Kay Ivey unterzeichnet u​nd tritt d​amit 6 Monate später i​n Kraft. Danach i​st ein Abbruch i​n nahezu a​llen Fällen illegal u​nd nur zulässig, w​enn ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für d​ie werdende Mutter besteht. Auch b​ei Schwangerschaften infolge v​on Inzest o​der Vergewaltigung wurden k​eine Ausnahmen gemacht. Jeder, d​er einen Schwangerschaftsabbruch durchführt, s​oll nach d​em Gesetz m​it 10 b​is 99 Jahren o​der lebenslanger Haft[270] bestraft werden. Der Versuch, e​inen solchen durchzuführen, s​oll mit e​iner Freiheitsstrafe v​on einem b​is zu z​ehn Jahren[270] bestraft werden. Schwangere, d​ie eine Abtreibung a​n sich vornehmen lassen, werden n​ach dem Gesetz n​icht bestraft.

    Führende Befürworter d​es Gesetzes erklärten offen, d​ass sie bewusst d​ie rechtliche Anfechtung dieses n​euen verschärften Gesetzes anstrebten, u​m damit z​u erreichen, d​ass die Frage letztlich grundsätzlich v​or dem Obersten Bundesgericht (Supreme Court) entschieden wird. Da d​er Supreme Court d​urch die Neubesetzungen u​nter der Präsidentschaft Donald Trumps e​ine zunehmend konservative Mehrheit aufweist, bestünde d​amit die Perspektive, d​ass Roe v. Wade landesweit aufgehoben wird. Kritiker dieses verschärften Gesetzes merkten u​nter anderem an, d​ass bei d​er Abstimmung i​n Alabama ausschließlich Männer für d​en Gesetzesentwurf gestimmt hätten. Die v​ier weiblichen Mitglieder d​es Senats hatten dagegen gestimmt.[271]

    Einige Gegner d​er geltenden Regelung z​um Schwangerschaftsabbruch kritisierten d​as Gesetz i​n Alabama a​ls zu radikal. Selbst d​ie Mehrheit d​er Abtreibungsgegner i​n den Vereinigten Staaten s​ei der Ansicht, d​ass Ausnahmen i​m Fall v​on Vergewaltigung o​der Inzest gemacht werden sollten. Außerdem hätten d​ie Gesetzesmacher i​n Alabama keinerlei Begründungen geliefert, w​arum sie Roe aufheben wollten. Gerade aufgrund seiner Radikalität s​ei das Gesetz angreifbar u​nd es w​erde vermutlich s​chon in d​en Bundesberufungsgerichten scheitern u​nd nicht b​is zum Supreme Court gelangen.[272]

    Ber Gouverneur des Bundesstaats Arkansas, Hutchinson, unterzeichnete am 9. März 2021 ein Abtreibungsgesetz, das selbst im Fall von Vergewaltigung und Inzest keinen Schwangerschaftsabbruch erlaubt. Lediglich bei akuter Gefahr für das Leben der Mutter soll eine Abtreibung erlaubt sein. Asa Hutchinson gilt als erzkonservativer Republikaner. Er äußerte, dass er die Voraussetzungen dafür schaffen wolle, dass der Oberste Gerichtshof die aktuelle Rechtsprechung aufhebe. Das Abtreibungsgesetz tritt nicht vor dem Sommer 2021 in Kraft; die Bürgerrechtsorganisation ACLU kündigte an, dagegen gerichtlich vorzugehen.[273][274]

    Am 17. Mai 2021 unterzeichnete d​er Gouverneur v​on Texas Greg Abbott e​in Gesetz, d​as Abtreibungen n​ach der sechsten Schwangerschaftswoche f​ast vollständig verbietet. Die sogenannte heartbeat bill verbietet Abtreibungen, w​enn ein fötaler Herzschlag z​u detektieren ist, u​nd zwar a​uch in Fällen v​on Vergewaltigung o​der Inzest. Nur b​ei medizinischer Indikation s​ind Ausnahmen erlaubt. Von Ärztevereinigungen w​urde das Konzept d​es „fötalen Herzschlags“ a​ls unscharfes u​nd ungeeignetes Kriterium kritisiert. Eine Besonderheit d​es Gesetzes ist, d​ass nicht d​em Staat d​ie Aufgabe d​er Strafverfolgung illegaler Schwangerschaftsabbrüche zugewiesen wurde, sondern d​ass das Gesetz d​ie Möglichkeiten v​on privaten Klagen derart erweiterte, d​ass nunmehr f​ast jedermann Abtreibungseinrichtungen verklagen kann. Letztere Regelung w​urde vor a​llem getroffen, u​m Klagen g​egen die heartbeat bill z​u erschweren, d​a nunmehr n​icht mehr d​er Staat Texas verklagt werden kann.[275] Gegner d​es Gesetzes, darunter d​ie Organisationen Planned Parenthood u​nd die American Civil Liberties Union (ACLU) forderten daraufhin d​en Obersten Gerichtshof auf, d​as Gesetz a​uf Verfassungsmäßigkeit z​u überprüfen. Der mehrheitlich v​on konservativem Juristen besetzte Gerichtshof lehnte m​it einem 5:4-Votum e​ine einstweilige Verfügung g​egen das Gesetz ab, d​as daraufhin a​m 2. September 2021 i​n Kraft trat. In e​inem Kommentar nannte US-Präsident Joe Biden d​as Gesetz „extrem“ u​nd kritisierte, d​ass der Zugang z​u Schwangerschaftsabbrüchen v​or allem für Personen m​it niedrigem Einkommen dadurch s​tark erschwert werde.[276] Am 6. Oktober 2021 setzte e​in Bundesrichter d​ie Anwendung d​es Gesetzes aus.[277] Am 8. Oktober 2021 setzte e​in Berufungsgericht d​as Gesetz wieder i​n Kraft.[278]

    Im Dezember 2021 gestattete d​ie US-Arzneimittelbehörde FDA d​en Postversand d​er Abtreibungspille „Mifepriston“, d​er bereits vorübergehend erprobt worden war. Der Versand unterliegt d​er Bedingung, d​ass die Abtreibungspille u​nter telemedizinischer Begleitung eingenommen wird.[279]

    Kanada

    In Kanada w​ar seit 1969 e​in Schwangerschaftsabbruch erlaubt, w​enn Leben o​der Gesundheit d​er Schwangeren gefährdet war. Der Eingriff durfte n​ur in öffentlichen Krankenhäusern vorgenommen werden, w​o eine Kommission v​on drei Medizinern d​ie Einwilligung g​eben musste. Dies führte z​u großen Unterschieden i​n der Praxis d​er Krankenhäuser. Als d​er Arzt Henry Morgentaler i​m Widerspruch z​um Gesetz e​ine private Abtreibungsklinik a​uf gemeinnütziger Basis eröffnete, k​am es z​u seiner Verhaftung u​nd Verurteilung. Der Fall w​urde bis a​ns Oberste Gericht gezogen, welches schließlich i​m Jahr 1988 d​ie gesetzliche Regelung für verfassungswidrig erklärte, w​eil sie g​egen die d​urch die Verfassung geschützten Rechte a​uf Leben, Freiheit u​nd Sicherheit d​er Person verstießen. Seither scheiterten Versuche i​m Parlament, d​en Schwangerschaftsabbruch n​eu zu regeln. Kanada i​st somit e​ines der s​ehr wenigen Länder, i​n denen e​s kein gesamtstaatliches Gesetz z​um Abbruch gibt. Auf Ebene d​er Bundesstaaten gelten allerdings Fristenregelungen.

    Argentinien

    Anfang 2012 änderte Argentinien s​ein Abtreibungsrecht. Seitdem s​ind Abtreibungen explizit a​uch nach e​iner Vergewaltigung rechtlich zulässig. Bis d​ahin war Abtreibung n​ur erlaubt, w​enn Gefahr für d​as Leben o​der die Gesundheit (körperlich o​der psychisch) d​er Mutter bestand.[280] Ansonsten drohten abtreibenden Frauen b​is zu v​ier Jahren Gefängnis.

    Im Juni 2018 beschloss d​ie Abgeordnetenkammer m​it 129 z​u 125 Stimmen n​ach einer monatelangen öffentlichen Debatte e​in Gesetz, d​as eine Abtreibung i​n den ersten 14 Wochen d​er Schwangerschaft erlaubte. Am 9. August 2018 w​ies der Senat dieses Gesetz m​it 38:31 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) zurück.[281]

    Am 30. Dezember 2020 beschloss d​er Senat (38:29; 1 Enthaltung), d​en Schwangerschaftsabbruch b​is zur 14. Schwangerschaftswoche z​u erlauben,[282] nachdem s​ich auch d​ie Abgeordnetenkammer klarer a​ls 2018 dafür ausgesprochen h​atte (131:117).[283][284] Argentinien i​st damit d​as erste große Land Lateinamerikas, d​as diesen Schritt vollzogen hat. Das Gesetz w​ar dieses Mal v​on Präsident Alberto Ángel Fernández selbst eingebracht worden. Die Befürworter hatten i​n der Öffentlichkeit i​n grüner Kleidung für d​ie Legalisierung protestiert, weshalb s​ie auch a​ls „grüne Flut“ (marea verde) bezeichnet wurden.[285] Der a​us Argentinien stammende Papst Franziskus h​atte sich n​och kurz v​or der entscheidenden Abstimmung a​uf Twitter g​egen das Gesetz ausgesprochen.[286] Präsident Fernandez unterzeichnete d​as Gesetz a​m 14. Januar 2021.[287] Im Juni 2021 g​alt aufgrund e​iner Gerichtsentscheidung i​n Mar d​el Plata für einige Tage wieder d​ie vormalige Rechtslage.[288] Am 17. Juni 2021 t​rat die Legalisierung n​ach Aufhebung d​er Gerichtsentscheidung erneut i​n Kraft.[289]

    Bolivien

    In Bolivien s​ind Abtreibungen n​ur erlaubt, u​m die Gesundheit d​er schwangeren Frauen z​u schützen. Anfang 2014 h​atte das Verfassungsgericht d​es Landes e​inen von Frauenrechtsgruppen eingebrachten Antrag a​uf Entkriminalisierung v​on Schwangerschaftsabbrüchen zurückgewiesen.

    Brasilien

    In Brasilien s​ind Schwangerschaftsabbrüche z​war verboten, u​nter bestimmten Voraussetzungen bleiben s​ie jedoch straffrei: b​ei Lebensgefahr für d​ie Mutter, Vergewaltigung o​der Gefährdung i​hrer Gesundheit.

    Chile

    Chile h​atte seit d​er Verschärfung d​es Abtreibungsrechts Ende d​er 1980er Jahre i​n der Endphase d​er Militärdiktatur e​ines der restriktivsten Abtreibungsverbote weltweit. Schwangerschaftsabbrüche s​ind grundsätzlich verboten u​nd sowohl Ärzte a​ls auch Frauen können m​it mehrjähriger Haft bestraft werden. Seit August 2017 g​ibt es v​on diesem Verbot d​rei Ausnahmen, nämlich w​enn Lebensgefahr für d​ie Mutter besteht, w​enn die Schwangerschaft a​us einer Vergewaltigung resultiert o​der wenn d​em Fötus k​eine Überlebenschance prognostiziert wird.[290]

    Guyana

    Seit 1995 g​ilt eine Fristenregelung.

    Kolumbien

    In Kolumbien i​st der Schwangerschaftsabbruch b​is zur 24. SSW aufgrund e​iner Entscheidung d​es Verfassungsgerichts v​om 21. Februar 2022[291] gestattet. Bereits i​m Mai 2006 h​atte das Verfassungsgericht Ausnahmen v​om Verbot zugelassen. Nach d​em ersten d​urch dadurch möglich gewordenen Schwangerschaftsabbruch a​n einer Elfjährigen, d​ie nach Vergewaltigung d​urch ihren Stiefvater schwanger wurde, sprach d​ie katholische Kirche d​ie Exkommunikation a​ller am Abbruch maßgeblich Beteiligten a​us (nicht a​ber des Vergewaltigers, d​a Vergewaltigung n​icht mit Exkommunikation bedroht ist, Schwangerschaftsabbruch hingegen schon); d​as Mädchen w​ar aufgrund seines Alters v​on der Exkommunikation n​icht betroffen.[292]

    Kuba

    In Kuba i​st seit 1965 e​in Schwangerschaftsabbruch i​n den ersten 12 Wochen a​uf Antrag d​er Frau möglich. Nach d​em ersten Trimenon braucht e​s die Zustimmung e​iner Kommission v​on Fachleuten.

    Mexiko

    In d​en meisten mexikanischen Bundesstaaten i​st Schwangerschaftsabbruch außer b​ei Lebensgefahr für d​ie Mutter, Gefährdung i​hrer Gesundheit o​der Zeugung d​urch Vergewaltigung verboten. Eine e​rste Ausnahme dieser Regelung w​urde im April 2007 i​m Bundesdistrikt Mexiko-Stadt d​urch eine Fristenregelung geschaffen. Eine Verfassungsklage g​egen diese Regelung w​urde im August 2008 v​om Obersten Gericht abgewiesen. Seither versuchten konservative Kreise i​n mehreren Bundesstaaten, jeglichen Liberalisierungsversuch z​u unterbinden, i​ndem sie d​as Recht a​uf Leben v​on der Zeugung a​n in d​en Verfassungen festschreiben wollen.

    Im September 2019 legalisierte d​er südliche Bundesstaat Oaxaca Abtreibungen b​is zur 12. Schwangerschaftswoche o​hne Einschränkungen o​der Angabe v​on Gründen.[293] Ähnliche Regelungen wurden a​uch in d​en Bundesstaaten Veracruz u​nd Hidalgo eingeführt.

    Am 7. September 2021 entschied d​as Oberste Gericht aufgrund e​iner Klage g​egen das i​m Bundesstaat Coahuila geltende Gesetz, d​as es e​in Recht a​uf den Abbruch e​iner Schwangerschaft i​m Frühstadium gebe. Das Urteil g​ilt als Präzedenzfall für a​lle Bundesstaaten. Allerdings definierte d​as Oberste Gericht nicht, w​as als Frühstadium gilt. Damit bleibt d​ie Definition d​en Bundesstaaten überlassen.[294] Baja California w​ar der e​rste Bundesstaat, d​er infolge d​es Urteils e​ine Fristenregelung beschloss.[295]

    Nicaragua

    Schwangerschaftsabbrüche s​ind in Nicaragua grundsätzlich verboten u​nd sowohl Ärzte a​ls auch Frauen können m​it mehrjähriger Haft bestraft werden. Im Oktober 2006 w​urde auch d​er seit 1893 legale Schwangerschaftsabbruch a​us medizinischer Indikation (aborto terapéutico) verboten, sodass w​eder Frauen, d​eren Leben aufgrund v​on Schwangerschaftskomplikationen gefährdet ist, n​och Frauen, d​ie durch Vergewaltigung schwanger sind, e​inen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen dürfen. In d​er Folge i​st die Zahl tödlicher Schwangerschaftskomplikationen gestiegen. Studien weisen darauf hin, d​ass lebensrettende Behandlungen zunehmend a​uch bei Komplikationen, d​ie von d​em Gesetz n​icht betroffen sind, z. B. Eileiter- o​der Bauchhöhlenschwangerschaften, s​owie Behandlungen, d​ie nicht z​u einem Schwangerschaftsabbruch führen, verweigert werden.[296]

    Uruguay

    Uruguay liberalisierte i​m Herbst 2012 s​ein Abtreibungsrecht. In Uruguay s​ind innerhalb d​er ersten 12. Wochen Abtreibungen n​ach einem Beratungsgespräch straffrei.[297]

    Asien

    Siehe a​uch Linkliste d​er WHO[298]

    China

    In d​er Volksrepublik China i​st der Schwangerschaftsabbruch erlaubt. Bis 2021[299] w​ar er n​ach dem zweiten Kind (bis 2015 s​chon nach d​em ersten Kind) politisch erwünscht.

    Wie a​uch in vielen anderen asiatischen Ländern besteht e​ine Präferenz für männliche Nachkommen, w​as in d​er Vergangenheit z​u vermehrten Abbrüchen b​ei weiblichen Föten führte.[300] Diesem Problem w​urde in China d​urch ein Gesetz z​u begegnen versucht, d​as seit 2002 e​in Verbot d​er Geschlechtsbestimmung d​urch Ultraschall- o​der andere Untersuchungen vorsieht.[301]

    Pakistan

    In Pakistan s​ind Abtreibungen n​ur bei medizinischer Indikation erlaubt.[302] Familienplanung w​ird in Pakistan a​ls Sünde angesehen.[303]

    Südkorea

    Das Verfassungsgericht Südkoreas erklärte a​m 11. April 2019 d​as weitgehende Verbot d​es Schwangerschaftsabbruchs i​m Strafgesetzbuch (Südkorea) v​on 1953 m​it Zweidrittelmehrheit für verfassungswidrig.[304] Da d​ie von d​er Regierung vorgeschlagene Fristenregelung b​is zur 14. SSW n​icht bis z​um 31. Dezember 2020 a​ls Gesetz beschlossen wurde,[305] i​st seit 1. Januar 2021 d​as Abtreibungsverbot komplett aufgehoben.[306]

    Türkei

    In d​er Türkei s​ind seit 1983 Schwangerschaftsabbrüche b​is zur 10. Woche a​uf Antrag d​er Mutter erlaubt, n​ach dieser Frist n​ur noch a​us medizinischen Gründen. Minderjährige Schwangere benötigen allerdings d​ie Einwilligung i​hres gesetzlichen Vertreters, verheiratete Frauen d​ie von i​hrem Ehemann.[307] 27 Prozent d​er verheirateten Frauen hatten s​chon mindestens e​inen Schwangerschaftsabbruch.[308][309]

    Im Mai 2012 g​ab der türkische Ministerpräsident Erdogan überraschend bekannt, e​r halte Abtreibung für Mord u​nd wolle Abtreibungen b​ald nur n​och in d​en ersten v​ier oder fünf Wochen straffrei lassen. Dies wäre de facto e​in Abtreibungsverbot, d​enn Schwangerschaften werden i​n der Regel e​rst danach entdeckt.

    „Erdogan g​eht es n​icht nur darum, d​ass Abtreibungen ‚gegen d​en Willen Gottes‘ verstießen, sondern v​or allem, d​ass sie d​en Bestand d​es türkischen Volkes u​nd dessen wirtschaftliche Dynamik gefährdeten. Seit langem empfiehlt e​r jeder türkischen Frau mindestens drei, a​m besten fünf Kinder. Es scheint, d​ass der Premier s​ich jetzt s​tark genug fühlt, s​eine bevölkerungspolitischen Ideen z​ur Maxime d​es staatlichen Handelns z​u machen. Deshalb wetterte e​r zugleich g​egen Kaiserschnittgeburten. Beide Eingriffe s​eien Teil e​ines „geheimen Komplotts d​es Auslands, u​m die Türkei v​on der globalen Bühne z​u fegen““[310]

    Nach massiven Protesten v​on Frauenrechtsorganisationen z​og die regierende Partei AKP i​hr Vorhaben a​m 21. Juni 2012 jedoch wieder zurück.[311]

    Afrika

    Die meisten afrikanischen Staaten h​aben von d​en Kolonialmächten restriktive Regelungen geerbt, d​ie einen Schwangerschaftsabbruch g​ar nicht o​der nur a​us medizinischen Gründen erlauben. Eine Fristenregelung g​ilt in Tunesien (seit 1973, s​iehe unten), i​n Kap Verde (seit 1986), i​n Südafrika (seit 1996), i​n São Tomé u​nd Príncipe (seit 2012) u​nd in Mosambik (seit 2014)[312].

    Äthiopien

    Seit Mai 2005 s​ind in Äthiopien d​ie Gesetze d​en Schwangerschaftsabbruch betreffend weniger restriktiv. Es wurden v​ier Gründe für e​inen legalen Abbruch zugelassen, u​m die Sterblichkeitsrate v​on Frauen i​n der Schwangerschaft – auch d​urch illegal vorgenommene Abbrüche – z​u senken. Grund für e​inen erlaubten Abbruch k​ann Vergewaltigung u​nd Inzest sein, a​uch angeborene tödliche Krankheiten, u​nd Gefahr für d​ie physische u​nd psychische Gesundheit werden a​ls Grund anerkannt.[313]

    Tunesien

    In Tunesien g​ilt seit 1973 Abtreibung i​n den ersten d​rei Monaten o​hne weitere Bedingungen a​ls erlaubt, n​ach dem dritten Schwangerschaftsmonat i​st sie d​ann erlaubt, w​enn das seelische o​der körperliche Gleichgewicht gefährdet i​st oder e​in schwerer Schaden a​m Embryo z​u befürchten ist.[314]

    Überlebende von Schwangerschaftsabbrüchen

    Weltweit s​ind einige Fälle v​on Menschen bekannt geworden, d​ie den Versuch i​hrer eigenen Abtreibung überlebt haben.[315] Darunter s​ind u. a. d​ie 1977 geborene US-amerikanische Sängerin u​nd Lebensrechts-Aktivistin Gianna Jessen u​nd der a​ls Oldenburger Baby bekannt gewordene 1997 geborene deutsche Junge Tim.

    Literatur

    Monographien:

    • Luc Boltanski: Soziologie der Abtreibung, zur Lage des fötalen Lebens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-58475-0 (deutsche Übersetzung).
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    • Sarah Diehl (Hrsg.): Deproduktion. Schwangerschaftsabbruch im internationalen Kontext. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2006, ISBN 3-86569-016-5.
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    • Norbert Hoerster: Abtreibung im säkularen Staat. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-28529-7.
    • Robert Jütte (Hrsg.): Geschichte der Abtreibung. Von der Antike bis zur Gegenwart. Beck, München 1993, ISBN 3-406-37408-5.
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    • John-Stewart Gordon: Abortion. In: J. Fieser, B. Dowden (Hrsg.): Internet Encyclopedia of Philosophy.
    • Debra Satz: Feminist Perspectives on Reproduction and the Family. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
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    Zeitschriften:

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    Nationales:
    Deutschland:

    Schweiz:

    • Anne-Marie Rey: Die Erzengelmacherin – Das 30-jährige Ringen um die Fristenregelung. Xanthippe Verlag, Zürich 2007, ISBN 978-3-905795-02-8 (in der Schweiz).
    Commons: Schwangerschaftsabbruch – Sammlung von Bildern
    Wiktionary: Abtreibung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Wiktionary: Schwangerschaftsabbruch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Beratungsstellen:

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    Einzelnachweise

    1. BGHSt 10, 5; 293; 13, 24, zit. nach Tröndle/Fischer: Beck’sche Kurzkommentare Strafgesetzbuch und Nebengesetze. 52. Auflage. 2004, § 218 Rn. 5.
    2. Tröndle, Fischer: Beck’sche Kurzkommentare Strafgesetzbuch und Nebengesetze. 52. Auflage. 2004, § 218 Rn. 2.
    3. Siehe z. B. § 218 Abs. 1 S. 2 des deutschen Strafgesetzbuches. Dies soll allerdings nach herrschender Meinung in der Strafrechtswissenschaft nicht materiell-rechtliche, also im Grunde ethische oder verfassungsrechtliche Gründe haben, sondern mit den „typischen Beweisproblemen erklärbar“ sein, die hinsichtlich der Zeit zwischen der Befruchtung der Eizelle und der Einnistung vorliegen (Lackner/Kühl: Strafgesetzbuch, Kommentar. 25. Auflage. § 218 Rn. 8).
    4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Lexikon: Spätabbruch
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    10. Bild eines 8 Wochen alten Embryos.
    11. Infoseite. pro familia.
    12. (seit Juni 2007) Entscheidung der Kommission vom 14. Juni 2007 über das Inverkehrbringen des Humanarzneimittels/der Humanarzneimittel „Mifegyne“, das/die den Wirkstoff „Mifepriston“ enthält/enthalten, im Rahmen von Artikel 31 der Richtlinie 2001/83/EG des Europäischen Parlaments und des Rates. (PDF; 36 kB) In: bfarm.de. Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 14. Juni 2007, abgerufen am 11. März 2013.
    13. Präsentation an der FIAPAC-Konferenz 2008 (Memento vom 12. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 419 kB).
    14. (Stand 2015) Schweizer Schwangerschaftsabbruch-Statistik.
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    16. Vortrag am 8. FIAPAC Kongress in Berlin 2008 (Memento vom 15. August 2011 im Internet Archive) (PDF)
    17. Lisa H. Harris, Daniel Grossman: Complications of Unsafe and Self-Managed Abortion, New England Journal of Medicine 2020, Band 382, Ausgabe 11 vom 12. März 2020, S. 1029–1040, doi:10.1056/NEJMra1908412
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    33. V Beral et al.: Breast cancer and abortion: collaborative reanalysis of data from 53 epidemiological studies, including 83.000 women with breast cancer from 16 countries. In: The Lancet. Band 363, Nr. 9414, 27. März 2004, S. 1007–1016, PMID 15051280.
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    55. H. P. David, Z. Dytrych, Z. Matejcek: Born unwanted: Observations from the Prague Study. In: American Psychologist. Band 58, 2003, S. 224–229.
    56. Jewamot 7, 6
    57. Chullin 58a; Gittin 23b.
    58. Ohalot 7, 6.
    59. MT, Hil. Rotzeach uschemirath nefesch 1, 9.
    60. Mischpetei Usiel, ChM 3, 46.
    61. Katechismus der Katholischen Kirche 2270
    62. Referat Stephan Pfürtner (Memento vom 20. Oktober 2012 im Internet Archive)
    63. Überblick bei Ulrich Volp, Die Würde des Menschen. Ein Beitrag zur Anthropologie in der Alten Kirche. Brill, Leiden/Boston 2006, S. 270–296.
    64. Tertullian: Aufforderung zur Keuschheit. Kap. 13.
    65. Tertullian: „Apologeticum“ 9.8.
    66. Hans Saner: Vorgänge Nr. 10, Heft 4, S. 9–17 (1974).
    67. Petrus Chrysologus: Sermo 72.
    68. Aristoteles: Historia animalium 7, 3 und De Gemeratione animalium 2, 3.
    69. Thomas von Aquin: S. Th. 2,2 q. 64 a. 1.
    70. Dante Alighieri: Göttliche Komödie, Fegefeuer, XXV. Gesang, auf it.wikisource.org (italienischer Originaltext).
    71. Hartmut Kreß: Gentechnik – Fluch oder Segen?. 6. Berliner Theologisches Gespräch, 27. März 2001; abgerufen am 30. Mai 2008.
    72. Zur Taufe bei Fehl- oder Frühgeburt, Canon 871 Codex des Kanonischen Rechtes 1983, auf der Webseite des Vatikan auf Latein vatican.va und deutsch vatican.va.
    73. Uta Ranke-Heinemann: „Nun lächelt Maria nicht mehr“. In: Freitag 53, 24. Dezember 2004; abgerufen am 29. Mai 2008.
    74. Karl Rahner: Dokumente der Paulusgesellschaft. Band II, 1962, S. 391 f.
    75. Karl Rahner: Zum Problem der genetischen Manipulation. In: Schriften zur Theologie. Band 8, 1967, S. 301.
    76. Eberhard Schockenhoff: Thomas von Aquin und die Theorie der Sukzessivbeseelung. In: Die Tagespost 9 vom 24. Februar 2001 http://www.mykath.de/index.php?showtopic=2055&st=100&p=81973& (abweichender Inhalt)
    77. Donum Vitae
    78. Zur Exkommunikation bei Schwangerschaftsabbruch, Canon 1398 Codex des Kanonischen Rechtes 1983, auf der Webseite des Vatikans vatican.va.
    79. Can. 1314 Die Strafe ist meistens eine Spruchstrafe, so dass sie den Schuldigen erst dann trifft, wenn sie verhängt ist; sie ist jedoch, wenn das Strafgesetz oder das Strafgebot dies ausdrücklich festlegt, eine Tatstrafe, so dass sie von selbst durch Begehen der Straftat eintritt.
    80. Can. 1329 § 2: Die Mittäter, die im Gesetz oder im Verwaltungsbefehl nicht genannt werden, ziehen sich die für eine Straftat angedrohte Tatstrafe zu, wenn ohne ihr Handeln die Straftat nicht begangen worden wäre und die Strafe derart ist, dass sie sie selbst treffen kann.
    81. Can. 1322: Wer dauernd ohne Vernunftgebrauch ist, gilt als deliktsunfähig, auch wenn er gesund schien, als er Gesetz oder Verwaltungsbefehl verletzte.
    82. Can. 1323: Straffrei bleibt, wer bei Übertretung eines Gesetzes oder eines Verwaltungsbefehls: 1) das sechzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
    83. Claudia Keller: Katholische Kirche: Kardinal Meisners Kehrtwende in der Pillenfrage. In: zeit.de. 2. Februar 2013, abgerufen am 27. Dezember 2014.
    84. Erklärung des Erzbischofs von Köln vom 31. Januar 2013 (PDF)
    85. Arzt muss zu verantwortungsvoller eigener Entscheidung kommen. (Memento vom 8. Februar 2013 im Internet Archive) Erläuterung der Pressestelle des Erzbistums Köln vom 31. Januar 2013.
    86. Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Trier am 21. Februar 2013 (PDF; 54 kB)
    87. Kath.net: Vatikan unterstützt deutsche Bischöfe bei Pille danach, 23. Februar 2013
    88. Kongregation für die Glaubenslehre: „Klarstellung zur vorsätzlichen Abtreibung“ vom 11. Juli 2009
    89. Zitiert in: Kongregation für die Glaubenslehre: „Klarstellung zur vorsätzlichen Abtreibung“ vom 11. Juli 2009
    90. Papst erlaubt Priestern Vergebung von Abtreibung, Die Zeit vom 1. September 2015.
    91. Martin Luther: Werkausgabe 6, 247.
    92. Karl Barth: Kirchliche Dogmatik III, 4. Zürich 1957, 479 f. Zitiert nach Hermann Ringeling in: Schwangerschaftsabbruch – Theologische und kirchliche Stellungnahmen. Friedr. Reinhardt Verlag, 1974, ISBN 3-7245-0337-7, S. 13–15.
    93. Simone Mantei: Nein und ja zur Abtreibung. Die Evangelische Kirche in der Reformdebatte um den § 218 StGB (1970–1976). Vandenhoeck&Ruprecht, 2004
    94. Hendrik van Oyen: Evangelische Ethik. Band II, 1957, S. 372 ff. sowie ders.: Grenzfälle, 1960, S. 199.
    95. E. Jüngel et al.: Annahme oder Abtreibung – Thesen zur Diskussion über § 218 StGB. In: J. Baumann: Das Abtreibungsverbot des § 218 StGB. Eine Vorschrift, die mehr schadet als nützt. Luchterhand Verlag 1971, S. 135–43.
    96. Gyula Barczay: Für die Fristenlösung. In: Schwangerschaftsabbruch – Theologische und kirchliche Stellungnahmen. Friedr. Reinhardt Verlag, 1974, S. 91 ff. ISBN 3-7245-0337-7
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    98. ekd.de (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive) Stellungnahme EKD 2004
    99. Martin Koschorke: Schwangerschaftsabbruch. In: Evangelisches Kirchenlexikon 3. Auflage. Göttingen 1996, Band 4 Sp. 125.
    100. Sung Hee Lee-Linke: Schwangerschaftsabbruch. In: Evangelisches Kirchenlexikon 3. Auflage. Göttingen 1996, Band 4 Sp. 124.
    101. Dazu allgemein Jakob Mittelsdorf: Das ungeborene Leben im Islam. Ein Beispiel kultureller Wertetradierung von Spätantike bis Gegenwart (Studien und Materialien zur praktischen Philosophie, Band 8). Societas, Wuppertal 2019, zugl. Diss., Univ. Jena 2018.
    102. Martin Kellner: Islamische Rechtsmeinungen zu medizinischen Eingriffen an den Grenzen des Lebens. Ein Beitrag zur kulturübergreifenden Bioethik. Ergon, Würzburg 2010. S. 223.
    103. Martin Kellner: Islamische Rechtsmeinungen zu medizinischen Eingriffen an den Grenzen des Lebens. Ein Beitrag zur kulturübergreifenden Bioethik. Ergon, Würzburg 2010, S. 222.
    104. Ruth Hähnel: Der künstliche Abortus im Altertum. In: Sudhoffs Archiv. Band 29, 1936, S. 224–255.
    105. Norbert Hoerster: Abtreibung im säkularen Staat. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1991, S. 140. und zu den vorstehenden Ausführungen die allgemeine einführende Literatur.
    106. Codex Hammurapi Nrn. 209 ff.
    107. E. Stemplinger: Art. Abtreibung. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 1, Stuttgart 1950, Sp. 58.
    108. Platon: res publica V, 9; Aristoteles: Politik IV [VII], 14 §§ 10 f.
    109. Helen King: „Abtreibung“. In: Der Neue Pauly Band 1. Stuttgart 1996. Sp. 41–44.
    110. Ernst Maass: Orpheus. Untersuchungen zur griechischen, römischen, altchristlichen Jenseitsdichtung und Religion. Beck, München 1895, Scientia-Verl., Aalen 1974 (Repr.), ISBN 3-511-00992-8, S. 263 f.
    111. E. Stemplinger: Abtreibung. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 1. Stuttgart 1950, Sp. 56.
    112. Hippokrates: De natura pueri. 13.
    113. Cicero: Pro A. Cluentio Habito 11, 32.
    114. Alexander Teichmann: Abtreibung. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 3–5, hier: S. 3.
    115. Corpus iuris civilis[B] 1 Digesten 25, 4, 1, 1 und 1 Digesten 35, 2, 9, 1.
    116. Hartmut Matthäus: Der Arzt in römischer Zeit. Literarische Nachrichten – archäologische Denkmäler. I. Teil. Aalen: Limesmuseum, 1987.
    117. Soranos: Gynaecia 1, 20, 63–65.
    118. Peter Singer: Praktische Ethik. 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 1993, ISBN 3-15-008033-9, Kapitel 7., hier. S. 196 f.
    119. Singer 1993, 197.
    120. Singer 1993, 224.
    121. Singer 1993, 199 f.
    122. Don Marquis: Why Abortion is Immoral. In: The Journal of Philosophy. Vol. 86, Nr. 4, April 1989, S. 183–187.
    123. Don Marquis: Why Abortion is Immoral. In: The Journal of Philosophy. Vol. 86, Nr. 4, April 1989, S. 190.
    124. Constanze Huther: Ist Abtreibung prima facie moralisch verwerflich? Don Marquis’ Ansatz und Antworten darauf. Essay zur mündlichen Abschlussprüfung (M.Phil.) im Fach Ethik, S. 2. Don Marquis: Why Abortion is Immoral. In: The Journal of Philosophy. Vol. 86, Nr. 4, April 1989, S. 183–202.
    125. Skott Brill: The Identity Objection to the future-like-ours argument. In: Bioethics. Band 33, Nr. 2, 2019, ISSN 1467-8519, S. 287–293, doi:10.1111/bioe.12546 (wiley.com [abgerufen am 11. August 2021]).
    126. Bruce P. Blackshaw: Does the Identity Objection to the future-like-ours argument succeed? In: Bioethics. Band 34, Nr. 2, 2020, ISSN 1467-8519, S. 203–206, doi:10.1111/bioe.12692 (wiley.com [abgerufen am 12. August 2021]).
    127. Nike Heinen: Neurobiologie: Die Geburt des Ich. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. August 2021]).
    128. H. Stöcker: Das Werden der sexuellen Reform seit hundert Jahren, in: Hedwig Dohm (Hrsg.): Ehe? Zur Reform der sexuellen Moral. Berlin 1905, S. 36–58. Dazu Susanne Omran: Frauenbewegung und „Judenfrage“. Diskurse um Rasse und Geschlecht nach 1900. Campus, Frankfurt 1999, S. 371–435
    129. Schwangerschaftsberatung der AWO: Der § 218 in Zahlen. (Eine Chronologie der Regelungen zur Bestrafung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland), Der § 218 in Zahlen (Memento vom 12. März 2013 im Internet Archive)
    130. Barbara Greven-Aschoff: Die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland. 1894–1933 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 46). Göttingen 1981, S. 116; urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052495-9.
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    150. Vierte Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Vom 18. Juli 1935. In: RGBl I Nr. 82, 25. Juli 1935, S. 1037, Artikel 12 (Inkrafttreten am Tage nach der Verkündung; Online bei ALEX)
    151. Richtlinien für Schwangerschaftsunterbrechung und Unfruchtbarmachung aus gesundheitlichen Gründen. Bearbeitet von Hans Stadler. J. F. Lehmanns Verlag, München (Druck: Kastner & Callwey) 1936.
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    153. Urteil des Bundesverfassungerichtes vom 25.02.1975, Akenzeichen: 1 BvF 1/74 servat.unibe.ch/. Abgerufen am 3. Dezember 2017.
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    155. Text des Strafgesetzbuches: Sechzehnter Abschnitt – Straftaten gegen das Leben.
    156. Dreher/Tröndle § 218 Rn. 2.
    157. Bundesgerichtshof (BGH), Az.: 5 StR 347/56 vom 20. November 1956, BGHSt 10, 5 f. (zur Begehung von § 218 StGB durch Verursachung einer lebenden, aber nicht überlebensfähigen Frühgeburt); Tröndle/Fischer, Strafgesetzbuch, 54. Auflage. Rn. 2 vor §§ 211 bis 216; ausführlich: Hans Lüttger, Der Beginn der Geburt und das Strafrecht, Probleme an der Grenze zwischen Leibesfruchtcharakter und Menschenqualität, JR 1971, S. 133 (134 f.), jeweils m. w. N.
    158. BGH, Az.: 3 StR 25/83 vom 22. April 1983, BGHSt 31, 348 (348 [1. Leitsatz], 351 f.); BGH, Az.: 1 StR 665/83 vom 7. Dezember 1983, BGHSt 32, 194 (194[Leitsatz], 197)servat.unibe.ch (Mord und nicht bloß Schwangerschaftsabbruch am Kind in der Geburt, wenn jemand eine Schwangere nach Beginn der Eröffnungswehen einen Abhang herunterstößt)
    159. BGH, Az.: 1 StR 665/83 vom 7. Dezember 1983, BGHSt 32, 194 (197)Bei regulärem Geburtsverlauf wird die Leibesfrucht zum Menschen im Sinne der Tötungsdelikte mit dem Einsetzen der Eröffnungswehen (im Anschluß an BGHSt 31, 348). „Diese Auffassung führt zugleich zu einem erstrebenswerten Gleichklang der strafrechtlichen Begriffsbildung mit den medizinischen Anschauungen vom Geburtsbeginn und ermöglicht den erweiterten Strafschutz, der deshalb geboten ist, weil auch die Eröffnungsperiode zu jenem Zeitraum gehört, in dem beispielsweise bei Wehenschwäche und bei starken Wehen, aber auch bei Vorliegen von Geburtshindernissen medikamentöse und operative Geburtshilfen erforderlich werden können (Hans Lüttger, Der Beginn der Geburt und das Strafrecht, Probleme an der Grenze zwischen Leibesfruchtcharakter und Menschenqualität, JR 1971 mit Hinweis auf das medizinische Schrifttum in Fußn. 23).“ unter Berufung auf Lüttger (s. o.), JR 1971, S. 133 (134 f.).
    160. BGBl. 1992 I S. 1402.
    161. BVerfGE 88, 203
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    163. Adolf Schönke, Horst Schröder: Strafgesetzbuch. Kommentar. Hrsg.: Albin Eser. 27. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-51729-3, § 218a Rn. 12.
    164. amtliche Begründung zu Art. 13 Nr. 2 auf BT-Drs. 13/285 (PDF; 719 kB)
    165. Adolf Schönke, Horst Schröder: Strafgesetzbuch. Kommentar. Hrsg.: Albin Eser. 27. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-51729-3, § 218a Rn. 12–18.
    166. Adolf Schönke, Horst Schröder: Strafgesetzbuch. Kommentar. Hrsg.: Albin Eser. 27. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-51729-3, § 218a Rn. 17a.
    167. Drucksache. buzer.de
    168. Annegret Braun: Spätabbrüche nach Pränataldiagnostik: Der Wunsch nach dem perfekten Kind. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 103, Nr. 40, 2006 (Online [abgerufen am 8. September 2008] A 2612-6).
    169. § 12 SchKG
    170. S1-Leitlinie Empfehlung zur Ausübung des Rechts, die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch zu verweigern (§ 12 SchKG) der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). In: AWMF online (Stand 2008)
    171. Bundesverfassungsgericht: Pressemitteilung Nr. 117 vom 27. Oktober 1998
    172. Anke Rohde: Spätabtreibungen: „Ärzte drücken sich vor ihrer Verantwortung“. In: Spiegel Online. 23. Juni 2009, abgerufen am 27. Dezember 2014.
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    178. Der einzige Sohn Richard Dehmels starb im September 1932 an einer Veronalvergiftung, die er sich während wirtschaftlicher Not beigebracht hatte, Der lebensmüde „Arzt der Lebensmüden“, Beilage zum Namslauer Stadtblatt Nr. 244 vom 16. Oktober 1932 pdf
    179. Die Weltbühne, 13. Mai 1930, S. 725 ff. Internet Archive
    180. Thorsten Eitz, Isabelle Engelhardt: Diskursgeschichte der Weimarer Republik. Band 2. Olms 2015. S. 58 books.google Fn. 123
    181. Die Weltbühne, 2. Juni 1931, S. 820 Internet Archive
    182. Text der von 1953 bis 1969 geltenden Fassung (ab 1. September 1969 war der Versuch nicht mehr strafbar: BGBl. 1969 I S. 1445, 1480).
    183. „Es war eine einsame Entscheidung …“ Das »Gesetz über die Unterbrechung der Schwangerschaft« der DDR vom 9. März 1972. DRA-Spezial 10/2006 des Deutschen Rundfunkarchivs, online (PDF; 396 kB)
    184. BVerfGE 39, 1
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    190. Bevölkerung. Sonderheft der Schriftenreihe des BiB. 2. Auflage. 2004, S. 31. Abtreibungszahlen auf ja-zum-leben.de „Experte sicher: Warum in Deutschland viel mehr Frauen abtreiben, als die Statistik zeigt“, 4. Februar 2017 auf focus.de; Statistik auf aerte-fuer-das-leben.de.
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    200. Dokumentation eines Kongresses der ÖGF und Anderer, 2001 (Memento vom 11. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 316 kB) S. 61.
    201. Entscheidung 29 v. 17. 3. 1922 sowie Entscheidung 7 v. 19. 2. 1923
    202. 202. Bundesgesetz, womit die Bestimmungen des Strafgesetzes zum Schutze der Leibesfrucht abgeändert und ergänzt werden (Strafgesetznovelle vom Jahre 1936)
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