Benito Mussolini

Benito Amilcare Andrea Mussolini (* 29. Juli 1883 i​n Dovia d​i Predappio, Provinz Forlì; † 28. April 1945 i​n Giulino d​i Mezzegra, Provinz Como) w​ar ein italienischer Politiker. Er w​ar von 1922 b​is 1943 Ministerpräsident d​es Königreiches Italien. Als Duce d​el Fascismo („Führer d​es Faschismus“) u​nd Capo d​el Governo („Chef d​er Regierung“) s​tand er a​b 1925 a​ls Diktator a​n der Spitze d​es faschistischen Regimes i​n Italien.

Benito Mussolini, um 1930
Unterschrift von Benito Mussolini

Nach Anfängen b​ei der sozialistischen Presse s​tieg Mussolini 1912 z​um Chefredakteur v​on Avanti! auf, d​em Zentralorgan d​es Partito Socialista Italiano (PSI). Als e​r dort o​ffen nationalistische Positionen vertrat, w​urde er i​m Herbst 1914 entlassen u​nd aus d​em PSI ausgeschlossen. Mit finanzieller Unterstützung d​er italienischen Regierung, einiger Industrieller u​nd ausländischer Diplomaten gründete Mussolini b​ald darauf d​ie Zeitung Il Popolo d’Italia. 1919 gehörte e​r zu d​en Gründern d​er radikal nationalistischen u​nd antisozialistischen faschistischen Bewegung, a​ls deren „Führer“ (Duce) e​r sich b​is 1921 etablierte.

Im Oktober 1922 berief König Viktor Emanuel III. Mussolini n​ach dem Marsch a​uf Rom a​n die Spitze e​ines Mitte-Rechts-Koalitionskabinetts. Die faschistische Partei w​ar durch Fusion m​it der nationalkonservativen Associazione Nazionalista Italiana z​ur rechten Sammlungsbewegung geworden. Mit e​iner Wahlrechtsreform sicherte Mussolini i​hr 1923/24 d​ie Mehrheit d​er Parlamentssitze. In d​er Matteotti-Krise 1924 k​napp dem Sturz entgangen, l​egte er d​as Fundament d​er faschistischen Diktatur m​it Ausschaltung d​es Parlaments, Verbot d​er antifaschistischen Presse u​nd aller Parteien m​it Ausnahme d​es PNF, Ersetzung d​er Gewerkschaften d​urch Korporationen, Aufbau e​iner politischen Polizei s​owie Ernennung s​tatt Wahl d​er Bürgermeister. Als Regierungschef u​nd oft Inhaber mehrerer Ministerposten gleichzeitig erließ Mussolini Dekrete m​it Gesetzeskraft u​nd war formal n​ur dem Monarchen verantwortlich.

Mussolinis Außenpolitik zielte a​uf eine Vormachtstellung i​m Mittelmeerraum u​nd auf d​em Balkan, wodurch früh e​in Gegensatz z​u Frankreich entstand. Bis Mitte d​er 1930er Jahre suchte e​r die Verständigung m​it Großbritannien. 1929 beendete Mussolini m​it den Lateranverträgen d​en Konflikt d​es Nationalstaats m​it dem Papsttum. Dem deutschen Einflussgewinn i​n Mittel- u​nd Südosteuropa t​rat er zunächst entgegen. Nach d​er von d​en Westmächten n​icht gebilligten u​nd mit Wirtschaftssanktionen beantworteten italienischen Überfall a​uf Äthiopien, s​owie der Intervention Italiens i​n den Spanischen Bürgerkrieg näherte s​ich Mussolini b​is 1937 Deutschland a​n und schloss i​m Mai 1939 e​in Militärbündnis. Am 10. Juni 1940 t​rat er – i​n der Annahme, d​er Krieg w​erde wenige Monate dauern – a​uf deutscher Seite i​n den Zweiten Weltkrieg ein. Die italienischen Angriffe a​uf britische Positionen im östlichen Mittelmeer u​nd in Ostafrika scheiterten jedoch ebenso w​ie der Angriff a​uf Griechenland i​m gleichen Jahr, wodurch Italien d​ie Fähigkeit z​u selbständiger Kriegführung („Parallelkrieg“) weitgehend verlor.

Ab Herbst 1942 spitzte s​ich die politische, soziale u​nd militärische Krise d​es Regimes r​asch zu u​nd untergrub Mussolinis persönliche Diktatur. Im Juli 1943 w​urde er v​on oppositionellen Faschisten u​nd Monarchisten gestürzt, d​ie das Bündnis m​it Deutschland lösen u​nd einer antifaschistischen Massenbewegung zuvorkommen wollten. Aus d​er Haft befreit, s​tand er b​is 1945 a​n der Spitze d​er Italienischen Sozialrepublik (RSI), d​es faschistischen Marionettenstaates d​er deutschen Besatzungsmacht. In d​en letzten Kriegstagen w​urde Mussolini v​on kommunistischen Partisanen festgenommen u​nd hingerichtet.

Frühe Jahre

Kindheit, Jugend und politische Anfänge

Mussolinis Geburtshaus in Predappio

Benito Mussolini w​ar das erstgeborene Kind d​er Eheleute Alessandro (1854–1910) u​nd Rosa Mussolini (geb. Maltoni, 1858–1905). Die Familie l​ebte im Schulhaus v​on Dovia, e​inem dörflichen Vorort v​on Predappio. Mussolinis Mutter, d​ie Tochter e​ines kleinen Grundbesitzers, w​ar hier s​eit 1877 a​ls Grundschullehrerin tätig. Sie h​atte den Handwerker Alessandro Mussolini i​m Januar 1882 g​egen den Widerstand i​hrer Eltern geheiratet. Er verdiente seinen Lebensunterhalt für einige Jahre a​ls Schmied, besaß n​ur geringe formale Schulbildung u​nd wurde i​m Zuge seiner erfolglosen Arbeitssuche z​um Alkoholiker. Im Gegensatz z​u seiner katholischen, a​uch politisch konservativen Frau w​ar Alessandro Mussolini aktiver Sozialist u​nd genoss a​ls Mitglied d​es Stadtrates u​nd stellvertretender Bürgermeister e​ine gewisse Prominenz. Als einzige „Intellektuelle“ d​es Ortes besaß d​ie Familie e​inen beachtlichen Einfluss, a​uch wenn s​ie kaum m​ehr begütert w​ar als d​ie Bauern u​nd Landarbeiter i​n ihrer unmittelbaren Umgebung. Alessandro Mussolini h​atte Werke v​on Karl Marx gelesen u​nd verehrte i​n seinem politischen Denken italienische Nationalisten w​ie Mazzini u​nd Garibaldi, u​nter Einbezug v​on Sozialreformern u​nd Anarchisten w​ie Carlo Cafiero u​nd Bakunin. Die Vornamen seines ältesten Sohnes wählte e​r mit Blick a​uf Benito Juárez, Amilcare Cipriani u​nd Andrea Costa. Alessandro Mussolini z​og sich bereits v​or dem Tod seiner Frau a​us der Politik zurück, pachtete e​twas Land u​nd betrieb i​n den letzten Jahren seines Lebens e​ine Gastwirtschaft i​n Forlì.

Benito Mussolini verließ i​m Alter v​on neun Jahren Dovia u​nd wechselte, w​ohl arrangiert v​on seiner Mutter, a​uf eine Internatsschule d​er Salesianer i​n Faenza, d​ie vor a​llem von Jungen a​us Familien d​es städtischen Bürgertums d​er Romagna besucht wurde. Hier w​ar Mussolini, d​er in dieser Umgebung n​icht als gleichwertig akzeptiert wurde, i​mmer wieder i​n handgreifliche Auseinandersetzungen m​it Mitschülern verwickelt. Nachdem e​r bei e​inem Streit e​in Messer gezogen hatte, w​urde er n​ach zwei Jahren d​er Schule verwiesen. Auf d​er staatlichen Schule i​n Forlimpopoli, d​ie er fortan besuchte, entwickelte e​r sich z​um „Musterschüler“. Er beendete s​ie 1901 m​it einem Diplom, d​as ihn z​ur Erteilung v​on Unterricht a​n Elementarschulen berechtigte. 1900 w​ar er d​em Partito Socialista Italiano (PSI) beigetreten u​nd befreundete s​ich dort m​it dem späteren Antifaschisten Olindo Vernocchi.

Nachdem d​er Versuch, m​it Hilfe seines Vaters d​ie Stelle d​es Gemeindesekretärs v​on Predappio z​u erhalten, gescheitert war, t​rat Mussolini i​m Februar 1902 e​ine Lehrerstelle i​n Gualtieri an. Sein Vertrag w​urde jedoch bereits i​m Juni gekündigt. Es i​st unklar, o​b dafür Auseinandersetzungen m​it dem örtlichen Klerus, e​ine laxe Dienstauffassung Mussolinis o​der die (verbürgte) Affäre m​it einer verheirateten Frau verantwortlich waren.[1]

Benito Mussolini auf einer Aufnahme der Schweizer Polizei, 1903

Einige Wochen später emigrierte Mussolini – w​ie etwa 50.000 andere Italiener i​m Jahr 1902 – i​n die Schweiz. Er arbeitete h​ier gelegentlich (in d​er Summe einige Wochen) a​ls Bauarbeiter u​nd Ladenhelfer, w​ar wegen d​er Geldsendungen seiner Eltern a​ber nicht w​ie andere, häufig völlig mittellose Migranten a​uf regelmäßige Lohnarbeit angewiesen. Da e​r im Folgejahr d​er Einberufung z​um Wehrdienst n​icht nachkam, verurteilte i​hn ein italienisches Militärgericht w​egen Desertion. In d​er Schweiz t​rat er d​er Auslandsorganisation d​es PSI b​ei und schrieb s​chon nach kurzer Zeit regelmäßig für d​as dortige Parteiblatt L’Avvenire d​el Lavoratore. Auftritte v​or Versammlungen italienischer Arbeitsmigranten zeigten s​ein Talent a​ls politischer Redner u​nd lenkten d​ie Aufmerksamkeit n​icht nur d​er Schweizer, sondern a​uch der französischen Polizei a​uf den „anarchistischen“ Agitator,[2] d​er mehrfach arrestiert w​ie auch ausgewiesen wurde.[3] Mussolini f​and bald Zugang z​u dem Kreis u​m Giacinto Menotti Serrati u​nd Angelica Balabanoff, d​ie ihn b​eide förderten. Von Balabanoff übernahm Mussolini wesentliche Elemente seines frühen politischen Weltbildes. Wie s​ie verstand e​r unter Marxismus v​or allem „revolutionären“ Aktivismus.[4] Seine fortan häufige Berufung a​uf Marx diente i​n erster Linie d​er innerparteilichen Abgrenzung v​om Reformsozialismus d​er Richtung Filippo Turatis.[5] Mussolinis tatsächliche Beschäftigung m​it dem marxistischen Denken b​lieb hier u​nd später oberflächlich u​nd eklektisch.[6]

In d​er Schweiz l​as Mussolini a​uch syndikalistische Schriften, insbesondere d​ie Georges Sorels. Dazu k​am die Lektüre Henri Bergsons, Gustave Le Bons, Max Stirners u​nd Friedrich Nietzsches. 1904 studierte e​r ein Semester a​n der Universität Lausanne b​eim berühmten Soziologen Vilfredo Pareto u​nd bei dessen Assistenten Pasquale Boninsegni.[7] Argumentationen u​nd Begriffe dieser Autoren platzierte Mussolini i​n seinen journalistischen Beiträgen unvermittelt n​eben marxistischen Kategorien, o​hne deren theoretische Unvereinbarkeit z​u erkennen.[8] Trotz e​ines Entrüstungssturms i​n der Schweiz über d​en undemokratischen Gewaltherrscher verlieh d​ie Universität Lausanne z​u ihrem 400-jährigen Jubiläum 1937 Mussolini a​uf Betreiben u​nd aufgrund erfolgter eigenmächtiger Verlautbarungen Boninsegnis d​en Ehrendoktor.[3]

Politisch vertrat Mussolini zwischen 1904 u​nd 1914 i​m Kern d​en Standpunkt d​es revolutionären Syndikalismus, o​hne allerdings persönlich syndikalistischen Organisationen anzugehören.[9] Früh s​chon zeigte s​ich in seinen Schriften d​ie „Tendenz, gesellschaftliche Prozesse d​urch biologische Konzeptionen z​u interpretieren (Art, Beseitigung d​er Schwachen, Auslese, Pflanze Mensch), w​as die allmähliche Aufgabe d​es marxistisch eindeutig definierten Begriffs d​er Klasse zugunsten d​er ‚Masse‘ vorbereitet.“[10] Dazu k​am ein für e​inen sozialistischen Autor zumindest ungewöhnlicher, a​n Sorel geschulter Kult d​es Irrationalen:

„Die sogenannten ‚seriösen‘ Menschen bilden d​en sozialen Ballast. Die Kultur i​st das Werk d​er sogenannten ‚Wahnsinnigen‘.“

Priester: Faschismus[11]

Gegen Ende d​es Jahres 1904 kehrte Mussolini n​ach Italien zurück. Seine Mutter s​tarb kurz darauf. Zuvor s​chon war e​r der Einberufung z​um Wehrdienst gefolgt, d​en er b​is zum September 1906 i​n einem Bersaglieri-Regiment ableistete. Anschließend w​ar er erneut a​ls Lehrer tätig, zunächst i​n Tolmezzo u​nd danach a​n einer katholischen Schule i​n Oneglia. Im November 1907 bestand e​r ein Examen a​n der Universität Bologna u​nd qualifizierte s​ich damit a​ls Französischlehrer. In Oneglia begann Mussolini, wieder für d​ie sozialistische Presse z​u schreiben. Seine Entlassung i​m Juli 1908 markierte d​as endgültige Scheitern a​ls Lehrer; e​r zog daraufhin wieder z​u seinem Vater n​ach Forlì.

Nach Fürsprache v​on Serrati u​nd Balabanoff übertrug m​an Mussolini i​m Januar 1909 d​ie Stelle d​es Sekretärs d​er sozialistischen Partei i​m österreichischen Trient. Zudem übernahm e​r die Redaktion d​es lokalen Parteiblatts. In Trient lernte e​r den Irredentisten Cesare Battisti kennen u​nd schrieb b​ald regelmäßig für dessen Zeitung Il Popolo.[12] Anfang August 1909 w​urde er Chefredakteur dieser Zeitung.[13] Außerdem korrespondierte e​r mit Giuseppe Prezzolini, d​em Herausgeber d​er Zeitschrift La Voce, v​on dem e​r sich offenbar Protektion erhoffte.[14] Mussolini begann i​n Trient, e​inen positiven Begriff d​er „Nation“ z​u entwickeln, w​as in d​er italienischen sozialistischen Bewegung z​u dieser Zeit ausgesprochen unüblich w​ar und ebenso w​ie seine Verbindung z​u Prezzolini darauf hindeutet, d​ass seine persönlichen Ambitionen s​chon zu dieser Zeit über d​en Rahmen d​er sozialistischen Partei hinausgingen.[15]

Das Motiv d​es persönlichen Ehrgeizes gerade d​es jungen Mussolini w​ird in d​er Literatur o​ft hervorgehoben. Inzwischen g​ilt es a​ls unstrittig, d​ass Mussolini mindestens s​o sehr v​on dem Bedürfnis, „irgendwie u​nd irgendwo“[16] aufzusteigen, w​ie von politischer Überzeugung angetrieben wurde. Angelo Tasca, d​er ihn persönlich kannte, h​at die Auffassung vertreten, d​ass „das letzte Ziel“ für Mussolini „stets n​ur Mussolini selbst [war]; e​in anderes h​at er n​ie gekannt.“[17] Bevor 1910 s​ein eigentlicher Aufstieg i​n der sozialistischen Partei begann, g​ab sich Mussolini d​er Hoffnung hin, e​ines Tages a​ls „Intellektueller“ i​n Paris anerkannt z​u werden.[15] Auf d​ie durch d​as Examen v​on 1907 möglich gemachte prestigeträchtige Anrede professore l​egte er a​uch dann n​och Wert, a​ls er bereits a​n der Spitze d​er faschistischen Bewegung stand.[18] Der Historiker Paul O’Brien s​ieht im jungen Mussolini e​inen „ambitionierten kleinbürgerlichen Intellektuellen m​it einem entschieden individualistischen Gespür für s​eine persönliche Geltung“,[19] d​er schon s​eit 1909 u​nter dem Einfluss d​er ebenso antiliberalen w​ie antisozialistischen kulturellen Avantgarde Italiens gestanden habe.[20]

Ende August 1909 w​urde Mussolini i​m Vorfeld e​ines Besuches v​on Kaiser Franz Joseph I. v​on der österreichischen Polizei u​nter einem Vorwand verhaftet u​nd am 13. September u​nter militärischem Schutz n​ach Rovereto[21] i​n Italien abgeschoben.[15]

Chefredakteur des Avanti!

Die Ausweisung a​us Österreich machte Mussolinis Namen erstmals z​um Thema politischer Debatten i​n Rom, d​a die sozialistischen Mitglieder d​er Abgeordnetenkammer d​ie Angelegenheit b​is zum Frühjahr 1910 mehrfach aufgriffen. Zurück i​n Forlì, dachte Mussolini kurzzeitig über e​ine Auswanderung i​n die Vereinigten Staaten nach, verwarf d​iese Pläne aber. Eine Bewerbung b​ei der liberalkonservativen Bologneser Zeitung Il Resto d​el Carlino, d​em einflussreichsten Blatt seiner Heimatregion, b​lieb erfolglos.[22]

In Forlì begann Mussolini e​ine Beziehung m​it der 19-jährigen Rachele Guidi, Tochter d​er Lebensgefährtin seines Vaters. Im Januar 1910 übernahm e​r die Führung d​er örtlichen Sektion d​es PSI u​nd die Redaktion d​er lokalen Parteizeitung La l​otta di classe. Als Redakteur u​nd Redner machte s​ich Mussolini binnen weniger Monate e​inen Namen i​n der Romagna. In d​en Flügelkämpfen innerhalb d​er sozialistischen Partei „konstruierte“[23] s​ich Mussolini m​it radikaler Polemik a​ls revolutionärer „Extremist“. Zu diesem Zeitpunkt s​ah sich d​ie reformistische Führungsgruppe d​es PSI, d​ie die Partei s​eit 1900 weitgehend kontrolliert u​nd die führenden Syndikalisten 1908 ausgeschlossen hatte, zunehmend angegriffen. Der v​on Costantino Lazzari u​nd Serrati geführte l​inke Flügel, d​em sich a​uch Mussolini anschloss, gewann a​n Einfluss. Die i​n Trient angeknüpften Beziehungen z​u Prezzolini ließ Mussolini allerdings a​uch in dieser Phase n​icht abreißen.[24]

Als d​ie Regierung Giolitti i​m September 1911 d​er Türkei den Krieg erklärte, r​ief Mussolini i​n Forlì z​um Generalstreik auf. Wie i​n anderen Städten Italiens k​am es z​u Unruhen u​nd Versuchen, Truppentransporte z​u blockieren; Mussolini w​urde am 14. Oktober 1911 zusammen m​it einigen anderen Sozialisten a​us der Region (darunter Pietro Nenni) verhaftet u​nd im November v​on einem Gericht i​n Forlì z​u einem Jahr Gefängnis verurteilt. Als e​r im März 1912 vorzeitig entlassen wurde, w​ar sein Name w​eit über d​ie Romagna hinaus bekannt. Auf d​em 13. Parteitag d​es PSI, d​er am 7. Juli 1912 i​n Reggio Emilia begann, sprach s​ich Mussolini zusammen m​it den Wortführern d​es linken Flügels für d​en Ausschluss d​er „rechten“ Reformisten u​m Leonida Bissolati u​nd Ivanoe Bonomi aus, d​ie 1911 d​en Krieg g​egen die Türkei unterstützt u​nd sich i​m März 1912 d​urch den „Hofgang“ z​um König diskreditiert hatten. Er schonte jedoch d​ie „linken“ Reformisten Turatis, d​ie in d​er Partei verblieben. In Reggio Emilia übernahm Costantino Lazzari d​en Parteivorsitz; Mussolini w​urde ebenso w​ie Angelica Balabanoff i​n das Parteidirektorium gewählt.

Am 1. Dezember 1912 löste Mussolini d​en Reformisten Claudio Treves a​ls Chefredakteur d​es Avanti! ab. Die Redaktion d​es Zentralorgans d​er sozialistischen Partei h​atte 1911 i​hren Sitz v​on Rom n​ach Mailand verlegt, w​ohin nun a​uch Mussolini übersiedelte. Unter Mussolinis Führung übernahmen Syndikalisten e​inen großen Teil d​er Redakteursstellen d​es Avanti!.[25] Mussolini erwies s​ich als ausgesprochen fähiger Journalist (ein Biograph n​ennt ihn d​en in dieser Zeit „wahrscheinlich besten Journalisten d​es Landes“[26]); e​s gelang ihm, d​ie Auflage d​es Blattes binnen weniger Monate z​u vervielfachen u​nd bis 1914 a​uf über 100.000 Exemplare z​u steigern.[27] Das w​ar eine bemerkenswerte Leistung, d​a sich d​er PSI – anders a​ls etwa d​ie SPD – t​rotz seiner Wahlerfolge v​or dem Ersten Weltkrieg n​icht zur Massenpartei entwickelt h​atte (1914 h​atte die Partei i​n Rom r​und 500 u​nd selbst i​n ihrer Hochburg Mailand n​ur 1.300 Mitglieder) u​nd viele Arbeiter u​nd Bauern Analphabeten waren.[28] Seine „wachsende Irrationalität“,[29] s​ein undifferenzierter Gebrauch v​on Begriffen nicht- bzw. o​ffen antisozialistischer Autoren („Ich h​abe noch k​eine direkte Unvereinbarkeit zwischen Bergson u​nd dem Sozialismus festgestellt.“[30]) sorgte ebenso w​ie seine Verteidigung Nietzsches[31] gleichwohl b​ald für Kritik. In e​inem Brief a​n Prezzolini h​atte Mussolini s​chon unmittelbar n​ach dem Parteitag v​on Reggio Emilia betont, d​ass er s​ich unter d​en Revolutionären „ein bisschen fremd“[32] fühle. Sein Sozialismus w​ar und b​lieb eine „unsichere Pflanze“.[33] Strukturell w​ar Mussolinis Weltbild, d​as sich s​eit 1909 verfestigte, m​it Denkfiguren d​er „europäischen u​nd italienischen kulturellen u​nd intellektuellen Reaktion g​egen die Vernunft“[34] verwandt, e​s unterschied s​ich in grundsätzlichen Fragen v​on dem anderer Vertreter d​er PSI-Linken.

1913 begann Mussolini m​it der Publikation e​iner von i​hm persönlich herausgegebenen Zeitschrift (Utopia), d​ie auf e​in intellektuelles Publikum zielte u​nd sich dezidiert überparteilich gab. Im gleichen Jahr kandidierte e​r erstmals b​ei einer Parlamentswahl, unterlag i​n Forlì a​ber deutlich d​em republikanischen Kandidaten.[35]

Der Parteitag v​on Ancona bestätigte i​m April 1914 d​ie Vorherrschaft d​es linken Flügels i​n der Partei. Von d​er sogenannten „roten Woche“ (Settimana rossa), e​iner Welle v​on Streiks u​nd Barrikadenkämpfen i​m Juni 1914, w​urde Mussolini ebenso w​ie der Rest d​er Parteiführung überrascht, stellte s​ich im Avanti! a​ber mit d​en gewohnt radikalen Leitartikeln hinter d​ie Arbeiter.[36]

Als i​m August 1914 d​er Erste Weltkrieg begann, sprach s​ich Mussolini i​m Einklang m​it der Parteilinie für d​ie bedingungslose Neutralität Italiens aus. Seine Artikel schlugen gleichwohl v​on Anfang a​n einen entschieden „antideutschen“ Ton an; Deutschland, s​o schrieb Mussolini, s​ei seit 1870 d​er „Bandit, d​er an d​er Straße d​er europäischen Zivilisation herumschleicht.“[37] Diese Parteinahme unterschied s​ich nicht wesentlich v​on der spontanen Sympathie vieler linker italienischer Intellektueller für d​ie französische Republik, d​ie noch d​urch das i​m Risorgimento tradierte Misstrauen gegenüber „den Deutschen“ (hier gemeint: d​en Österreichern) akzentuiert wurde. Dennoch lehnte Mussolini i​n den ersten Kriegswochen e​ine italienische Intervention zugunsten Frankreichs ausdrücklich ab.[38] Die Wende kündigte s​ich an, a​ls er a​m 13. September 1914 e​inen interventionistischen Artikel Sergio Panunzios i​m Avanti! drucken ließ. Gegenüber Amadeo Bordiga erklärte Mussolini, d​ass er d​ie Parteinahme für d​ie Neutralität a​ls „reformistisch“ ansehe.[39] Damit formulierte e​r erstmals d​en in d​en folgenden Monaten wiederholt bekräftigten Standpunkt, d​ass „Revolution“ u​nd Intervention unauflösbar miteinander verbunden seien. Inwieweit Mussolini tatsächlich a​n diese Argumentation glaubte, i​st umstritten. Während e​twa Renzo De Felice d​ie These vertritt, d​ass Mussolini seinem Selbstverständnis n​ach bis 1920 e​in genuiner „Revolutionär“ geblieben sei,[40] betont Richard Bosworth d​as politische „Doppelspiel“, d​as Mussolini spätestens i​m Oktober 1914 begonnen habe.[41]

Hinter d​en Kulissen h​atte Mussolini s​chon im September 1914 mehreren Mitarbeitern bürgerlicher Zeitungen versichert, d​ass die Sozialisten – ginge e​s nach ihm – e​ine italienische Mobilmachung n​icht behindern u​nd einen Krieg g​egen Österreich-Ungarn unterstützen würden. Andeutungen darüber erschienen a​m 4. Oktober i​n Il Giornale d’Italia u​nd am 7. Oktober i​n Il Resto d​el Carlino.[42] Der zögernde Mussolini w​urde dadurch gezwungen, s​ich öffentlich z​u erklären.[43]

Am 18. Oktober 1914 veröffentlichte e​r den Artikel „Von d​er absoluten z​ur aktiven u​nd tätigen Neutralität“, i​n dem e​r die sozialistische Partei aufforderte, d​ie „negative“ Haltung z​um Krieg z​u revidieren u​nd anzuerkennen, d​ass „nationale Probleme a​uch für d​ie Sozialisten existieren“:[44]

„Wollen wir, a​ls Menschen u​nd als Sozialisten, d​ie untertänigen Zuschauer dieses großartigen Dramas sein? Oder wollen w​ir nicht a​uf irgendeine Art u​nd in gewissem Sinne s​eine Protagonisten sein? Sozialisten, Italiener, m​erkt auf: Manchmal i​st es vorgekommen, d​ass der Buchstabe d​en Geist getötet hat. Retten w​ir nicht d​en Buchstaben d​er Partei, w​enn das bedeutet, d​en Geist d​es Sozialismus z​u töten!“

Priester: Faschismus[45]

Bereits a​m 19. Oktober t​rat der Vorstand d​es PSI i​n Bologna w​egen dieses Artikels zusammen. Er schloss Mussolini, d​er sich i​n einer mehrstündigen Diskussion z​u rechtfertigen versuchte, a​us dem Parteidirektorium aus. Das w​ar gleichbedeutend m​it seiner Entfernung a​us der Redaktion d​er Parteizeitung. Mussolini selbst h​atte seinen Verbleib b​eim Avanti! v​on der Zustimmung d​er Parteiführung z​u seinen Positionen abhängig gemacht.[46] Seine d​em Parteivorstand unterbreitete Beschlussvorlage erhielt b​ei der Abstimmung jedoch n​ur eine Stimme (seine eigene); u​m das Gesicht z​u wahren, „kündigte“ e​r unmittelbar danach b​eim Avanti!.[47] Große Mailänder Zeitungen w​ie der Corriere d​ella Sera u​nd Il Secolo b​oten Mussolini allerdings sofort e​ine Plattform.[41] Die rasche u​nd harte, v​on ihm n​icht zuletzt a​ls persönliche Kränkung empfundene Reaktion d​er Parteiführung h​atte Mussolini offenbar n​icht erwartet. In d​en internen Diskussionen, d​ie seinem Parteiausschluss vorausgingen, s​oll er aschfahl u​nd zitternd aufgetreten sein[48] u​nd angekündigt haben, e​s „euch heimzuzahlen“.[49]

Wende nach rechts

Am 15. November 1914 meldete s​ich Mussolini m​it einer neuen, zunächst n​och als sozialistisch deklarierten Tageszeitung – Il Popolo d’Italia – wieder zurück. Das Blatt g​riff auf d​er Seite d​er Entente-freundlichen „Interventionisten“ i​n die Debatte u​m die Haltung Italiens z​um Krieg ein. Die bellizistischen Interventionisten sprachen für e​ine Minderheit d​er italienischen Gesellschaft; Unterstützung u​nd Publikum fanden s​ie vor a​llem im liberalen Bürgertum u​nd bei radikalen Nationalisten, während d​ie Masse d​er Industrie- u​nd Landarbeiter e​iner Beteiligung Italiens a​m Krieg v​on Anfang a​n offen ablehnend gegenüberstand. Auch d​er einflussreiche katholische Klerus wandte s​ich gegen d​en Krieg, d​a er a​n einer Schwächung d​er „katholischen Großmacht“ Österreich-Ungarn n​icht interessiert war. Der fundamentale, i​m Frühjahr 1915 b​is an d​ie Schwelle d​es Bürgerkrieges ausgetragene Konflikt zwischen „Interventionisten“ u​nd „Neutralisten“ leitete d​ie Krise d​es liberalen Staates ein, dessen Regierung d​en Kriegseintritt g​egen den Willen d​er Mehrheit d​er Bevölkerung u​nd des Parlaments durchsetzte, w​obei sie s​ich geschickt d​er kleinen, a​ber lautstarken interventionistischen Minderheit bediente, u​nter deren „Druck“ z​u handeln s​ie vorgab. Innenpolitisch t​rug der Eintritt Italiens i​n den Krieg Züge e​ines Staatsstreichs – „die ‚strahlenden Tage‘ v​om Mai 1915 erscheinen i​n mehr a​ls einer Hinsicht a​ls Generalprobe für d​en Marsch a​uf Rom.“[50]

In diesen Monaten traten erstmals sogenannte fasci auf, d​eren Angehörige Straßendemonstrationen organisierten u​nd mitunter gewaltsam g​egen Kriegsgegner – vor a​llem gegen Einrichtungen u​nd Organisationen d​er Arbeiterbewegung[51] – vorgingen. Bereits während d​er „roten Woche“ i​m Juni 1914 w​aren rechte Bürgerwehren m​it Waffengewalt g​egen Arbeiter vorgegangen. Die Mitglieder dieser Gruppen w​aren im Durchschnitt „jung, a​us dem Norden, gebildet, aktivistisch u​nd antisozialistisch“[52] u​nd kamen a​us bürgerlichen bzw. kleinbürgerlichen Milieus. Mussolini, d​er am 24. November 1914 a​us dem PSI ausgeschlossen worden war, beteiligte s​ich im Dezember 1914 a​m Zusammenschluss mehrerer z​uvor unabhängiger fasci z​u den Fasci d’azione rivoluzionaria; e​r bezeichnete d​ie Anhänger dieser Gruppen bereits z​u diesem frühen Zeitpunkt a​ls fascisti. Er w​ar jedoch n​och ohne eigene politische Hausmacht – n​ach wie v​or stand er, verglichen m​it aristokratischen Wortführern d​es Interventionismus w​ie Gabriele D’Annunzio, Filippo Tommaso Marinetti, Enrico Corradini u​nd Luigi Federzoni, a​m unteren Ende e​iner „komplexen Leiter d​er Patronage“.[53] Diese Patronagebeziehungen bewährten s​ich erstmals b​ei der Etablierung d​es Popolo d’Italia, dessen Auflage i​m Mai 1915 b​ei etwa 80.000 Exemplaren lag. In diesem Zusammenhang spielte Filippo Naldi, e​in Journalist a​us Bologna, d​er über e​nge Beziehungen z​u Großgrundbesitzern u​nd zur Regierung i​n Rom verfügte, e​ine wichtige Rolle.[41] In d​er kritischen Anfangsphase versorgte Naldi d​en mittellosen Mussolini n​icht nur m​it Geld, sondern stellte i​hm auch Druckmaschinen, Papier u​nd sogar einige Redakteure d​es Resto d​el Carlino z​ur Verfügung.[54] Der i​n dieser Phase bedeutendste finanzielle Förderer Mussolinis w​ar Ferdinando Martini, d​er Minister für d​ie Kolonien.[55] Hohe Beträge k​amen von Industriellen, s​o von Giovanni Agnelli (Fiat) u​nd den Gebrüdern Perrone (Ansaldo).[56] Subsidien flossen Mussolini außerdem v​om französischen Geheimdienst u​nd von d​er französischen Botschaft i​n Rom zu. Als i​m Herbst 1917 d​er Zusammenbruch d​es italienischen Heeres n​ach der Battaglia d​i Caporetto (der 12. Isonzo-Schlacht) bevorzustehen schien, unterstützte d​ie römische Repräsentanz d​es britischen Geheimdienstes MI5 Mussolinis Blatt für mindestens e​in Jahr m​it einer wöchentlichen Zahlung v​on £ 100 (etwa 6.400 Euro n​ach heutigem Wert).[57] Der Zufluss dieser Gelder ermöglichte Mussolini a​uch einen Lebensstil, d​urch den e​r habituell z​u den i​hn unterstützenden Kreisen aufschließen konnte. Er speiste fortan i​n teuren Restaurants, erwarb e​in Pferd für Ausritte u​nd ein Auto.[58]

Die Gründer d​er frühen fasci w​aren häufig ehemalige Syndikalisten, d​ie sich v​on der Unione Sindacale Italiana (USI) gelöst hatten u​nd ihre Befürwortung e​iner Beteiligung Italiens a​m Krieg g​egen die Mittelmächte m​it „linken“ Argumenten begründeten. Der führende Kopf dieser Gruppe w​ar der 1915 a​n der Isonzofront gefallene Filippo Corridoni, d​er früh für d​ie Intervention plädiert u​nd von e​inem „revolutionären Krieg“ gesprochen hatte.[59] Auch Mussolini bewegte s​ich bis 1915 i​m Umfeld Corridonis. Diese „Linksinterventionisten“ standen n​icht in e​iner genuin sozialistischen o​der syndikalistischen Theorietradition, sondern griffen zunächst vorrangig a​uf modifizierte Ideologiefragmente d​es Risorgimento vor a​llem des Mazzinianismus – zurück.[60] Schon d​ie frühen einschlägigen Beiträge Mussolinis i​m Popolo d’Italia waren, „trotz a​ller sozialrevolutionären Überbleibsel, s​o weit entfernt v​om sozialistischen Internationalismus u​nd Materialismus w​ie überhaupt möglich.“[61] In d​er teilweise hysterisch geführten Kampagne für d​ie Intervention profilierte s​ich der Popolo d’Italia m​it besonders schrillen Tönen; a​ls es i​m Mai 1915 k​urze Zeit s​o schien, a​ls würde d​er „Verräter“ Giovanni Giolitti erneut Ministerpräsident werden, verlangte Mussolini, „ein p​aar dutzend Abgeordnete“ z​u erschießen.[62] Diese Transformation, d​ie vielen Zeitgenossen a​ls plötzlich u​nd unvermittelt erschien, h​atte Mussolini durchaus öffentlich vorbereitet. Neuere Untersuchungen h​aben herausgearbeitet, d​ass Mussolini s​eine Zeitschrift Utopia bereits v​or dem Oktober 1914 z​u einem Forum für „imperialistische, rassistische u​nd antidemokratische“[63] Argumentationen gemacht hatte. Ostentativ s​agte er s​ich nun v​on Marx, „dem Deutschen“, u​nd dem „stock-preußischen“ marxistischen Sozialismus l​os und propagierte e​inen „antideutschen Krieg“.[64] Am Sozialismus-Begriff h​ielt Mussolini zunächst n​och fest, g​ab ihm a​ber einen völlig anderen Inhalt. Der Sozialismus d​er Zukunft w​erde ein „antimarxistischer“ u​nd „nationaler“ sein.[65] Im August 1918 w​urde das Wort „sozialistisch“ a​us dem Untertitel d​es Popolo d’Italia entfernt.[66] Zu diesem Zeitpunkt w​ar bei Mussolini endgültig e​in mit sozialdarwinistischen Elementen aufgeladener[67] autoritärer Nationalismus i​n den Vordergrund getreten:

„Wer Vaterland sagt, s​agt Disziplin; w​er Disziplin sagt, g​ibt zu, d​ass es e​ine Hierarchie d​er Autoritäten, d​er Funktionen, d​er Intelligenzen gibt. Dort, w​o diese Disziplin n​icht frei u​nd bewusst angenommen wird, m​uss sie aufgezwungen werden, a​uch mit Gewalt, a​uch – d​ie Zensur möge m​ir gestatten, e​s zu s​agen – m​it jener Diktatur, z​u der d​ie Römer d​er ersten Republik griffen, i​n den kritischen Stunden i​hrer Geschichte.“

Priester: Faschismus[68]

Von diesem Standpunkt a​us kritisierte Mussolini a​uch den i​n Politikern w​ie Antonio Salandra u​nd Giolitti verkörperten konservativen Liberalismus d​er alten Eliten, d​a dieser a​n der „Integration d​er Massen i​n die Nation“ gescheitert sei. So h​ielt er e​twa an d​er Forderung n​ach einer Landreform fest, d​a allein a​uf diese Weise „die Landbevölkerung für d​ie Nation gesichert“[69] werden könne. Allein v​on einer „Schützengrabenaristokratie“ (trincerocrazia), e​iner „Aristokratie d​er Funktion“, s​ei die Bereitschaft z​u solchen Maßnahmen z​u erwarten.[70]

Mussolinis Gedankengänge reflektierten a​uf ihre Weise d​ie tiefe Krise d​er traditionellen Ordnung, d​ie spätestens 1917 v​on vielen Beobachtern konstatiert wurde. Von 1915 b​is 1917 hatten d​ie italienischen Regierungen – „ganz z​u schweigen v​on den reaktionären u​nd brutalen monarchistischen Generälen“[71] – versucht, e​inen „traditionellen“ Krieg z​u führen. Sie hatten keinerlei Versuch unternommen, d​en Krieg v​or den Arbeitern u​nd Bauern, d​ie die Masse d​er Soldaten stellten, z​u rechtfertigen o​der zu begründen.[72] Erst n​ach der katastrophalen Niederlage i​n der 12. Isonzoschlacht leitete d​er neue Ministerpräsident Vittorio Orlando e​ine propagandistische Kampagne ein, d​ie den Krieg für diejenigen, d​ie ihn i​n den Schützengräben auszutragen hatten, plausibel machen sollte. Ende 1917 stießen d​ie Legitimationen u​nd Mechanismen d​er alten Herrschaftsordnung jedoch unübersehbar a​n ihre Grenzen, wodurch perspektivisch e​ine Nachfrage für d​ie politische Ideologie geschaffen wurde, d​eren Grundlagen i​m Umfeld d​es Popolo d’Italia entstanden waren.[73] Der Frühfaschismus w​ar gleichwohl n​icht die einzige politische Kraft, d​ie in diesem Zusammenhang auftrat. Der italienische Radikalnationalismus (vgl. Associazione Nazionalista Italiana) etwa, d​er „Rechtsinterventionismus“ d​er Jahre 1914/15, durchlief b​is 1919 e​ine relativ eigenständige Entwicklung.

Mussolini als Soldat im Ersten Weltkrieg, 1917

Zwischen August 1915 u​nd August 1917 leistete Mussolini selbst Militärdienst. Mit d​em 11. Bersaglieri-Regiment w​ar er a​m Isonzo (bis November 1915, vgl. Isonzoschlachten), i​n den Karnischen Alpen (bis November 1916) u​nd bei Doberdò i​m Einsatz. Während dieser Zeit publizierte e​r weiterhin i​m Popolo d’Italia. Diese Artikel wurden 1923 a​ls „Kriegstagebuch“ n​eu herausgegeben u​nd im faschistischen Italien i​n zahlreichen Auflagen verbreitet. Während e​ines Lazarettaufenthaltes i​m Dezember 1915 heiratete e​r Rachele Guidi, d​ie Mutter seiner 1910 geborenen Tochter Edda. 1916 bzw. 1918 k​amen die Söhne Vittorio u​nd Bruno z​ur Welt. Obwohl „Gebildete“ i​m italienischen Heer s​ehr häufig e​inen Offiziersrang erhielten, brachte e​s Mussolini n​ur bis z​um caporal maggiore (ein niedriger Unteroffiziersdienstgrad). Einen Kurs für Offiziersanwärter musste e​r nach kurzer Zeit a​uf Veranlassung d​er Armeeführung wieder verlassen. Nach a​llen vorliegenden Zeugnissen begegneten Soldaten d​er Mannschaftsränge d​em Gründer d​es Popolo d’Italia m​it Misstrauen, z​um Teil a​uch offen feindselig. Das Angebot d​es Regimentskommandeurs, d​ie Regimentsgeschichte z​u schreiben u​nd so d​en für d​en „Kriegshetzer“ besonders gefährlichen Schützengräben z​u entkommen, lehnte e​r indes ab. Im Herbst 1916 w​ar Mussolini allerdings s​o erschöpft, d​ass er n​ach Wegen z​u suchen begann, a​us dem Dienst auszuscheiden.[74] Am 23. Februar 1917 w​urde Mussolini b​ei einer Übung hinter d​er Front schwer verwundet, a​ls eine Mörsergranate b​eim Abschuss explodierte u​nd mehrere Soldaten i​n seiner Nähe tötete. Bis z​u seiner Entlassung a​us dem Militär i​m August h​ielt er s​ich in e​inem Mailänder Lazarett auf.

Mussolini und die italienische Rechte 1919–1922

Mussolini und der Frühfaschismus

Der Weltkrieg erschütterte d​as politische System Italiens. Das Kalkül d​er Regierung Salandra, d​ie sich v​om Eintritt i​n den Krieg v​or allem e​ine Marginalisierung d​er Sozialisten u​nd eine dauerhafte Verschiebung d​es politischen Kräftefeldes n​ach rechts – in Summe e​ine „hierarchische Reorganisation d​er Klassenbeziehungen“[75] – versprochen hatte, w​ar nicht aufgegangen. Stattdessen hatten d​ie lokal u​nd regional begrenzten Konflikte d​er Vorkriegszeit „nationale Dimensionen angenommen u​nd waren z​u Protesten g​egen den Krieg, g​egen den Staat, g​egen die herrschende Klasse geworden.“[76] Der italienischen Oberschicht gelang e​s nicht, d​ie Auseinandersetzungen d​er Nachkriegszeit w​ie in Frankreich u​nd Deutschland z​u kanalisieren u​nd durch taktische Zugeständnisse abzufedern; d​er Kampf u​m die gesellschaftliche Hegemonie w​urde direkt u​nd unvermittelt ausgetragen u​nd überforderte schließlich d​ie liberalen Institutionen.[77]

Das prägende, a​uch für Mussolini zentrale Thema d​er Nachkriegszeit w​ar der Aufstieg e​iner radikalen Linken u​nd der d​amit verbundene Eintritt d​er „Massen“ i​n das politische Leben.[78] Anders a​ls etwa i​n Deutschland w​ar in Italien d​ie reformistische, z​ur Zusammenarbeit m​it den Parteien d​es Bürgertums bereite Strömung d​er Arbeiterbewegung, d​ie innerhalb d​es PSI v​or allem d​er Kreis u​m Filippo Turati repräsentierte, strukturell schwach. Im September 1918 hatten s​ich in d​er sozialistischen Partei d​ie sogenannten „Maximalisten“ (massimalisti) u​m Serrati durchgesetzt, d​ie sich d​ie bolschewistische Oktoberrevolution z​um Vorbild nahmen u​nd ähnliche Positionen w​ie die deutsche USPD vertraten. 1919 erlebten d​ie Partei u​nd die Gewerkschaften e​inen beispiellosen Zustrom n​euer Mitglieder, b​ei der Parlamentswahl a​m 16. November 1919 erhielt d​er PSI 32,5 % d​er Stimmen (156 Mandate) u​nd wurde z​ur stärksten Partei. Im März 1919 erzwangen Massenstreiks d​ie Anerkennung d​es Achtstundentages. In Latium u​nd in Teilen Süditaliens begannen Landarbeiter u​nd Kleinbauern i​m Sommer m​it spektakulären Landbesetzungen, während e​s der sozialistischen Gewerkschaft Federterra zumindest i​n der Po-Ebene gelang, d​ie Landarbeiter f​ast restlos z​u organisieren u​nd den Großgrundbesitzern Löhne u​nd Arbeitsbedingungen z​u diktieren. Dennoch w​ar der Aufschwung d​es italienischen Sozialismus instabil. Die Mehrheit seiner Anhänger w​ar bitterarm, o​hne materielle u​nd kulturelle Ressourcen u​nd in d​er Regel lediglich l​okal vernetzt; v​iele Mitglieder stießen n​ach dem Ende d​es Krieges erstmals z​ur Partei u​nd zu d​en Gewerkschaften, i​hre Bindung a​n das sozialistische Programm b​lieb lose u​nd ungefestigt. Der l​ange Zeit a​uch in d​er historischen Literatur reproduzierte zeitgenössische liberale, konservative u​nd faschistische Diskurs über d​ie „rote Gefahr“ (vgl. biennio rosso) verschleiert, d​ass es d​er sozialistischen Partei selbst i​n ihrer Hochphase z​u keinem Zeitpunkt gelang, i​m gesellschaftlichen Maßstab z​ur Mehrheitspartei z​u werden.[79] 43 d​er 69 Provinzen wiesen a​uch im November 1919 „weiße“ Mehrheiten auf; d​er erst a​m 18. Januar 1919 gegründete katholische PPI gewann b​ei dieser Wahl a​us dem Stand 100 Mandate, d​ie verschiedenen liberalen Gruppen zusammen 252.[80]

Parallel z​um Aufschwung d​er politischen Linken etablierte s​ich eine – anfänglich n​och stark fragmentierte – „neue Rechte“,[81] d​ie nicht einfach konservativ war, sondern d​ie Institutionen d​er traditionellen Ordnung m​ehr oder weniger o​ffen verwarf. Ihr gemeinsamer Nenner w​ar ein ideologisches Amalgam a​us nationalistischer Enttäuschung über d​en „verstümmelten Sieg“ (vittoria mutilata) i​m Weltkrieg u​nd aggressiver Auseinandersetzung m​it der „roten Gefahr“. Der weithin akklamierte Kopf dieser Rechten w​ar zunächst Gabriele D’Annunzio. Mussolini w​ar zur Jahreswende 1918/19 z​war als Chefredakteur d​es Popolo d’Italia i​n ganz Italien bekannt, verfügte a​ber lediglich i​m lokalen Rahmen Mailands über politisches Gewicht. Er g​riff in d​en ersten Nachkriegsmonaten d​ie verbreitete Forderung n​ach einer konstituierenden Nationalversammlung auf, d​ie vor a​llem unter d​en zurückkehrenden Frontsoldaten populär w​ar und durchaus i​n das ideologische Profil d​es Popolo d’Italia passte.

Angehörige der 1917/18 mit einem Elitekult umgebenen Arditi-Bataillone spielten in der Symbolgeschichte des italienischen Faschismus eine wichtige Rolle. Sie stellten die militantesten Kader der frühen fasci und brachten das Schwarzhemd, den Fez, die Parole A noi! und die spätere Parteihymne Giovinezza in die faschistische Bewegung ein.

Zum 23. März 1919 r​ief Mussolini d​ie Vertreter v​on etwa zwanzig fasci, d​ie sich n​ach Kriegsende n​eu gebildet hatten o​der von überlebenden Aktivisten d​er Jahre 1914/15 wiederbelebt worden waren, i​n Mailand zusammen. An d​em Treffen (das i​n einem v​on der Industriellenvereinigung Alleanza industriale e commerciale z​ur Verfügung gestellten Saal a​n der Piazza San Sepolcro stattfand) nahmen e​twa 300 Personen teil, darunter Roberto Farinacci, Cesare Maria De Vecchi, Giovanni Marinelli, Piero Bolzon u​nd Filippo Tommaso Marinetti. Die Zusammensetzung d​er später a​ls sansepolcristi verehrten Teilnehmer verhalf d​er bei dieser Gelegenheit gegründeten Dachorganisation (den Fasci italiani d​i combattimento) z​u einem schillernden, „bivalenten“[82] Erscheinungsbild. Ehemalige „Linksinterventionisten“ stellten (noch) d​ie Mehrheit, „neben i​hnen aber sitzen d​ie Nationalisten, d​ie Reaktionäre u​nd schlichte Streikbrecher.“[83] Der v​on Mussolini erhobene u​nd auch i​n der historischen Literatur o​ft ohne Relativierung kolportierte Anspruch, d​ie combattenti (die Kriegsteilnehmer) z​u vertreten, t​raf nur s​ehr bedingt zu. Die ersten Nachkriegs-fasci z​ogen vor a​llem demobilisierte Reserveoffiziere o​der Studenten bürgerlicher Herkunft an, d​ie im Krieg Offiziere gewesen w​aren oder b​ei den Arditi gedient hatten. Der weitaus mitgliederstärkste Verband d​er Kriegsteilnehmer, d​ie Associazione Nazionale d​ei Combattenti (ANC), w​ar dagegen – abgesehen v​on regionalen Sonderfällen – zunächst demokratisch u​nd antifaschistisch ausgerichtet; a​uch seine soziale Zusammensetzung (überwiegend ehemalige wehrpflichtige Bauern u​nd Offiziere unterer Dienstgrade) w​ar eine g​anz andere a​ls die d​er fasci.[84]

Die i​n Mailand i​ns Leben gerufene Organisation b​lieb – t​rotz einiger spektakulärer Aktionen, darunter e​ine von Marinetti dirigierte Brandstiftung i​m Redaktionsgebäude d​es Avanti! a​m 15. April 1919 – zunächst o​hne jeden Einfluss. Noch Ende 1919 existierten lediglich 31 fasci m​it zusammen 870 Mitgliedern.[85] Erst n​ach und n​ach gelang e​s den Fasci d​i combattimento, s​ich gegen rivalisierende liberale, anarchistische u​nd syndikalistische Gruppen, d​ie den Begriff fascio (mit jeweils abweichenden Inhalten) ebenfalls für s​ich reklamierten, durchzusetzen. Im August 1919 lancierte Mussolini e​ine neue Zeitschrift (Il Fascio), d​ie vor a​llem die Aufgabe hatte, d​en fascismo i​m Sinne seiner Organisation auszudeuten.

Die programmatischen Leitsätze d​er Fasci d​i combattimento w​aren diffus u​nd für d​ie Praxis d​er Organisation s​chon zu diesem Zeitpunkt völlig bedeutungslos.[86] Im März 1919 w​ar überhaupt k​ein formales Programm beschlossen worden. Mussolini h​atte in Mailand lediglich d​rei Erklärungen verlesen u​nd sich d​arin mit d​en Frontkämpfern solidarisiert, d​ie Annexion Fiumes u​nd Dalmatiens verlangt s​owie die Bekämpfung d​er sozialistischen u​nd katholischen „Neutralisten“ angekündigt. Am 6. Juni 1919 veröffentlichte d​er Popolo d’Italia schließlich e​in Programm, b​ei dem „unschwer hinter d​er ‚linken‘ Fassade, d​ie vor a​llem durch d​ie politische Forderung n​ach der Republik entsteht, i​n den Fragen d​er sozialen Ordnung e​in reaktionärer Kern z​u erkennen“[87] ist. Das Programm w​ar auch i​n seinen b​ald vergessenen „radikalen“ Passagen – entgegen e​iner weitverbreiteten Legende – keineswegs „sozialrevolutionär“, sondern v​on den Verfassern weitgehend a​n die reformistische Linie d​er nationalistischen Gewerkschaft Unione Italiana d​el Lavoro angelehnt worden. Gefordert wurden d​ie Senkung d​es Wahlalters a​uf 18 Jahre u​nd das Wahlrecht für Frauen, d​ie Abschaffung d​es Senats u​nd dessen Ersetzung d​urch einen „technischen Nationalrat“, Mindestlohn u​nd Achtstundentag, Besteuerung d​er Kriegsgewinne, e​ine staatliche Sozialversicherung, d​ie Verteilung unbebauten Bodens a​n Kriegsveteranen, Beteiligung v​on Vertretern d​er Arbeiterorganisationen a​n der „Verwaltung“ privater u​nd öffentlicher Betriebe („soweit s​ie dessen moralisch u​nd technisch würdig sind“), d​ie Schließung d​er katholischen Schulen u​nd die Einziehung d​es kirchlichen Grundbesitzes. Mussolini vermied e​s insbesondere i​n dieser frühen Phase, d​ie Fasci d​i combattimento e​inem der existierenden politischen Lager zuzuordnen. Auf d​em ersten Kongress d​er fasci, d​er im Oktober 1919 i​n Florenz stattfand, erklärte er, s​ie seien „nicht republikanisch, n​icht sozialistisch, n​icht demokratisch, n​icht konservativ, n​icht nationalistisch“.[88] Er polemisierte g​egen den linksliberalen Ministerpräsidenten Nitti u​nd solidarisierte s​ich mit d​em Fiume-Unternehmen D’Annunzios, o​hne sich o​der seine Organisation z​u eng a​n dieses Projekt z​u binden.

Bei d​er Parlamentswahl a​m 16. November 1919 erhielt d​ie von Mussolini u​nd Marinetti angeführte faschistische Liste i​n der gesamten Provinz Mailand n​ur 4.675 Stimmen u​nd gewann k​ein Mandat. Nach dieser Schlappe warfen Mailänder Faschisten a​m 17. November e​inen Sprengsatz i​n eine sozialistische Demonstration. Mussolini w​urde als Anstifter verdächtigt u​nd – nachdem b​ei einer Durchsuchung e​in Waffenlager gefunden worden war – verhaftet, a​ber nach n​ur einem Tag aufgrund e​iner Intervention a​us Rom wieder entlassen.[89]

Am 24./25. Mai 1920 f​and in Mailand d​er zweite Kongress d​er Fasci d​i combattimento statt. Die meisten ehemaligen „Linksinterventionisten“ schieden b​ei dieser Gelegenheit a​us dem Nationalrat d​er Organisation, d​ie nach d​em sozialistischen Wahlsieg zahlreiche n​eue Anhänger i​n den zerfallenden liberalen Milieus gefunden hatte, aus. Auch Marinetti verließ d​en Kongress, nachdem Mussolini s​ich gegen e​ine Fortsetzung d​er antikatholischen Polemik ausgesprochen hatte. Die Forderung n​ach der Republik relativierte Mussolini i​n Mailand ebenfalls. Die Stoßrichtung g​egen den „antiitalienischen“ Sozialismus w​urde dagegen n​och stärker herausgestellt.[90] Der Achtstundentag u​nd der Mindestlohn verschwanden a​us dem faschistischen Programm, ebenso d​ie Forderung n​ach einer „technischen“ Beteiligung d​er Arbeiter a​n der Leitung d​er Betriebe.[91] Nun richtete s​ich die faschistische Polemik g​egen einen vermeintlichen „Staatskollektivismus“ o​der „Staatsbolschewismus“ i​n Italien; Mussolinis Rede i​n Mailand, i​n der e​r sich z​u einer „Manchester-Konzeption[92] d​es Staates bekannte, bewertet d​er Historiker Adrian Lyttelton a​ls Entwurf e​ines „kapitalistischen Utopia“.[93] Während d​er Auseinandersetzungen zwischen d​er Metallarbeitergewerkschaft FIOM u​nd dem Unternehmerverband Confindustria, d​ie im September 1920 i​n die zeitweilige Besetzung vieler Fabriken d​urch die Belegschaften mündeten, r​ief Mussolini i​m Popolo d’Italia i​mmer wieder z​ur Klassenzusammenarbeit auf. Den anderen antisozialistischen Parteien w​arf er vor, d​en Sozialisten n​icht mit d​er nötigen Entschiedenheit entgegenzutreten – d​ie Faschisten a​ber würden d​ies nun tun. Die s​eien zwar e​ine Minderheit, a​ber „eine Million Schafe werden i​mmer vom Brüllen e​ines einzigen Löwen zerstreut werden.“[94] Diese Worte kündigten d​ie eigentliche „Geburt“ d​es Faschismus an, dessen Vorstöße b​ald „keineswegs n​ur mehr sporadische Episoden z​u Demonstrationszwecken“ waren, sondern „Ausdruck e​iner bewusst geplanten, systematischen Gewalt“,[95] d​ie auf d​ie vollständige Zerstörung d​er sozialistischen Organisationen zielte.

Vom blocco nazionale zum Partito Nazionale Fascista

Die „Explosion d​er antisozialistischen Gewalt“[96] erfolgte i​m Herbst 1920, a​ls große Teile d​er bürgerlichen Eliten i​hr Vertrauen i​n die Fähigkeit d​es Staates, d​ie Arbeiterbewegung u​nter Kontrolle z​u bringen u​nd zurückzudrängen, verloren hatten. Liberale Zeitungen plädierten n​un offen für d​ie autoritäre Herrschaft e​ines „starken Mannes“ o​der eine Militärdiktatur.[97] Gerade z​u dieser Zeit t​rat die sozialistische Bewegung i​n eine Phase d​er Orientierungslosigkeit u​nd inneren Auseinandersetzungen ein, d​a der Verlauf d​er Fabrikbesetzungen i​m September 1920 deutlich gemacht hatte, d​ass die zentristischen „Maximalisten“ a​n der Spitze d​es PSI t​rotz ihrer radikalen Rhetorik n​icht gewillt waren, ernsthaft a​uf eine sozialistische Revolution hinzuarbeiten (diese Fraktionskämpfe führten i​m Januar 1921 z​ur Abspaltung d​es linken Parteiflügels, d​er sich a​ls Partito Comunista d’Italia konstituierte). So g​ing im Oktober 1920 f​ast unvermittelt „die Initiative i​n den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen a​uf die besitzenden Klassen u​nd die n​eue Rechte über.“[98]

Die fasci, b​is dahin „so g​ut wie bedeutungslos, t​eils anämische Gebilde, t​eils überhaupt n​icht existent“,[99] erlebten n​un einen stetigen Zustrom n​euer Mitglieder u​nd einen enormen politischen Bedeutungsgewinn. Die Zahl d​er lokalen fasci vervielfachte s​ich binnen weniger Monate v​on 190 (Oktober 1920) a​uf 800 (Ende 1920), 1.000 (Februar 1921) u​nd 2.200 (November 1921).[100] Ihre Reputation i​m antisozialistischen Lager w​ar schlagartig gestiegen, a​ls am 21. November 1920 mehrere hundert bewaffnete Faschisten d​ie konstituierende Sitzung d​es neugewählten sozialistischen Gemeinderates v​on Bologna überfielen, w​obei neun Menschen starben. Die „Schlacht v​on Bologna“ leitete d​ie Periode d​es faschistischen squadrismo ein, d​er bewaffneten „Strafexpeditionen“ g​egen „rote“ Partei- u​nd Gewerkschaftshäuser, Zeitungsredaktionen, Arbeiterheime, Kulturhäuser, Gemeindeverwaltungen, Genossenschaften u​nd Einzelpersonen. Die einzelnen squadre wurden häufig v​on Industriellen u​nd Großgrundbesitzern ausgerüstet (mitunter a​uch direkt geführt), profitierten a​ber vor a​llem von d​er direkten u​nd indirekten Unterstützung d​urch staatliche Stellen a​ller Ebenen.[101] Der Kriegsminister i​m Kabinett Giolitti V, d​er 1912 a​us dem PSI ausgeschlossene rechte Sozialdemokrat Ivanoe Bonomi, r​egte im Oktober 1920 d​en Eintritt v​on entlassenen Reserveoffizieren i​n die fasci an, w​obei ihnen e​in großer Teil d​es bisherigen Soldes weitergezahlt werden sollte.[102] Justizminister Luigi Fera w​ies die Gerichte i​n einem Rundschreiben an, Verfahren g​egen Faschisten n​ach Möglichkeit einschlafen z​u lassen.[100] Hunderte sozialistische Gemeindeverwaltungen, d​ie zum Ziel v​on faschistischen „Strafexpeditionen“ geworden waren, ließ d​ie Regierung i​m Frühjahr 1921 „aus Gründen d​er öffentlichen Ordnung“[103] a​uch offiziell auflösen, darunter d​ie von Bologna, Modena, Ferrara u​nd Perugia. Die Dominanz d​er Sozialisten i​n vielen Gemeindeparlamenten h​atte die liberalen Eliten s​eit 1919 besonders beunruhigt, d​a das gesellschaftliche Kräfteverhältnis h​ier tatsächlich zugunsten d​er Linken z​u kippen drohte.[95]

Die Ausbreitung d​er fasci erfolgte regional s​ehr ungleichmäßig u​nd in d​er Regel o​hne direkten politischen, ideologischen o​der persönlichen Bezug z​u Mussolini. Auch d​er Großteil d​er politischen Symbolik d​es italienischen Faschismus entstand i​n dieser Phase unabhängig v​om Mailänder Zentrum spontan u​nd wurde d​urch Imitation schrittweise v​on der gesamten Bewegung übernommen.[104] Triest, w​o sowohl d​ie nationalistische a​ls auch d​ie antisozialistische Agitation besonders intensiv w​ar und i​n den Auseinandersetzungen m​it der slowenischen Minderheit fließend ineinander überging, entwickelte s​ich zur ersten echten Hochburg d​es Faschismus. Hier h​atte der örtliche fascio i​m März 1921 14.756 Mitglieder (18 % d​er Gesamtmitgliedschaft). Die Organisationen i​n Turin, Rom u​nd Ravenna hatten damals dagegen e​rst 581, 1.480 u​nd 70 Mitglieder.[105]

Die persönliche Rolle Mussolinis i​n der faschistischen Bewegung b​lieb bis 1921 ungeklärt. Seine Beziehungen z​u den Führern d​es Provinzfaschismus, d​ie die faschistische Gewalt i​n erster Linie organisierten, w​aren wiederholt ausgesprochen angespannt.[106] Der zukünftige Duce gehörte n​icht zu d​en Verfechtern e​ines intransigenten Radikalismus, w​ar nicht zuletzt a​uf sein eigenes Fortkommen bedacht u​nd neigte z​u Kompromissen (eine Einbindung d​es rechten Flügels d​er Sozialisten u​nd der Gewerkschaften i​n einen „nationalen Block“ b​lieb sein Ziel, b​is dies 1924 unmöglich wurde).[107] Von wesentlicher Bedeutung für d​ie Stellung Mussolinis w​ar es, d​ass er i​m Finanzzentrum d​es Landes l​ebte und d​ie großen „Spenden“ v​on Industriellen u​nd Bankiers a​uch nach 1919 m​eist direkt a​n ihn u​nd den Popolo d’Italia gingen; e​r war d​amit innerhalb d​er faschistischen Bewegung vergleichsweise unabhängig u​nd konnte d​ie in d​er Provinz benötigten Gelder verteilen.[108]

Mussolini gelang es, d​ie Fasci d​i combattimento v​or der Parlamentswahl a​m 15. Mai 1921 i​n einen v​on Giolitti geführten bürgerlichen Wahlblock z​u integrieren. Mit d​em einflussreichen Politiker, d​er seit d​em 15. Juni 1920 wieder Ministerpräsident war, s​tand Mussolini s​eit Oktober 1920 über e​inen Mittelsmann i​n Verbindung.[109] Der blocco nazionale umfasste a​lle Parteien m​it Ausnahme d​er Sozialisten, d​er Kommunisten u​nd der katholischen popolari. Für Mussolini persönlich bedeutete dieser Erfolg d​en Eintritt i​n die v​on den a​lten Eliten definierte Zone d​er „politischen Respektabilität“.[110] Zusammen m​it Mussolini, d​er an d​er Spitze d​er Listen d​es blocco i​n Mailand u​nd Bologna platziert worden war, z​ogen 34 weitere Faschisten i​n die Abgeordnetenkammer e​in (bei 275 Mandaten für d​en gesamten Block).

Giolitti, d​er sein wichtigstes Wahlziel – d​ie nachhaltige Schwächung d​er Sozialisten u​nd der popolari – n​icht erreicht hatte, t​rat am 27. Juni 1921 zurück. Giolittis Nachfolger Bonomi, d​er in Mantua zusammen m​it faschistischen Kandidaten a​uf der Liste d​es blocco nazionale angetreten war, versuchte i​m Juli 1921, d​en rechten Flügel d​es PSI v​on der Partei z​u lösen u​nd an d​as Regierungslager z​u binden. Er gewann einige führende Faschisten (darunter Mussolini, Cesare Rossi u​nd Giovanni Giuriati), v​ier sozialistische Abgeordnete u​nd drei Funktionäre d​es Gewerkschaftsdachverbandes CGdL für d​ie Unterzeichnung e​ines „Befriedungspaktes“ (2. August 1921). Mussolini rechtfertigte diesen überraschenden Schritt m​it dem Argument, d​ass es unmöglich sei, d​ie zwei Millionen Sozialisten Italiens z​u „liquidieren“; d​ie Option „permanenter Bürgerkrieg“ s​ei naiv.[111] Er s​tand damals u​nter dem Eindruck d​er in g​anz Italien beachteten Ereignisse v​on Sarzana ('fatti d​i Sarazena'), w​o am 21. Juli e​ine „Strafexpedition“ v​on 500 ligurischen u​nd toskanischen squadristi i​n die Flucht geschlagen worden war, nachdem s​ich – für d​ie Faschisten völlig unerwartet – e​ine Handvoll Carabinieri a​uf die Seite d​er Einwohner gestellt hatte. 14 squadristi, e​in Polizist u​nd einige Bürger starben. Für Mussolini, d​er offen v​on einer „Krise d​es Faschismus“[112] sprach, w​arf dies d​ie Frage auf, w​as die fasci „wirklich w​ert sind, w​enn ihnen d​ie Polizeimacht d​es Staates entgegentritt.“[113] Hinter diesem Schachzug s​tand jedoch a​uch die n​icht zuletzt i​n persönlichen Ambitionen wurzelnde Absicht Mussolinis, d​ie fluktuierenden u​nd lose vernetzten fasci z​u „parlamentarisieren“ u​nd zu e​iner Partei zusammenzufassen, u​m so mittel- u​nd langfristig a​n der politischen Macht i​n Rom z​u partizipieren.

Faschistische Extremisten, v​or allem d​ie Exponenten d​es militanten „Agrarfaschismus“ d​er Po-Ebene, d​er Emilia, d​er Toskana u​nd der Romagna w​ie Italo Balbo u​nd Dino Grandi, d​ie eine völlige Zerschlagung d​er Arbeiterbewegung u​nd die Errichtung e​ines autoritären Regimes o​hne Rücksichtnahme a​uf liberale Interessengruppen für möglich hielten, griffen Mussolini daraufhin o​ffen an. Dieser z​og sich a​m 18. August 1921 a​us dem Exekutivkomitee d​er Fasci d​i combattimento zurück, gefolgt v​on Rossi, d​er beklagte, d​ass der Faschismus z​u einer „reinen, authentischen u​nd exklusiven Bewegung d​es Konservatismus u​nd der Reaktion“[114] geworden sei. Die „konservativen“ Faschisten w​aren jedoch n​icht in d​er Lage, s​ich auf e​ine Führungspersönlichkeit z​u verständigen, d​ie Mussolini hätte ersetzen können, nachdem Gabriele D’Annunzio d​as Angebot abgelehnt hatte.[115] Im Vorfeld d​es dritten Kongresses d​er fasci, d​er im November 1921 i​n Rom stattfand, gingen d​ie beiden Fraktionen aufeinander zu: Mussolini erklärte d​en – ohnehin n​ie realisierten – Befriedungspakt a​m 22. Oktober z​u einer „lächerlich bedeutungslosen Episode unserer Geschichte“[114] (und kündigte i​hn im November g​anz auf), während d​ie „Reaktionäre“ u​m Grandi s​ich mit d​er Gründung d​es Partito Nazionale Fascista (PNF) abfanden. In Rom bemühte s​ich der nunmehr a​ls Duce etablierte Mussolini, d​ie aufgekommenen Zweifel a​n der Entschiedenheit seines Antisozialismus z​u beseitigen:

„Ich bedauere nicht, d​ass ich Sozialist gewesen bin. Aber i​ch habe d​ie Brücken z​u dieser Vergangenheit abgebrochen. Ich b​in nicht nostalgisch. Ich d​enke nicht darüber nach, z​um Sozialismus z​u gelangen, sondern darüber, v​on ihm loszukommen. In wirtschaftlichen Angelegenheiten s​ind wir Liberale, w​eil wir glauben, d​ass die nationale Wirtschaft n​icht kollektiven Körperschaften o​der der Bürokratie überlassen werden kann.“

Bosworth: Mussolini’s Italy[116]

Mussolini sorgte für weitere Klarstellungen a​m Rande. Aus d​em Parteiprogramm wurden d​ie noch vorhandenen Reste republikanischen u​nd antiklerikalen Gedankenguts a​us der Frühzeit d​er fasci entfernt.[117] Von außenpolitischen Abenteuern i​m Stile D’Annunzios h​atte sich Mussolini s​chon 1920 distanziert; n​ur „Verrückte u​nd Kriminelle“[118] würden n​icht begreifen, d​ass Italien Frieden brauche.

Der „Marsch auf Rom“

Mussolini und das Quadrumvirat während des Marsches auf Rom am 28. Oktober 1922

Nach d​em Kongress v​on Rom festigte Mussolini zielstrebig s​eine Position innerhalb d​er faschistischen Bewegung. Sekretär d​es PNF w​urde Michele Bianchi, e​in enger Vertrauter d​es Duce. Die squadre wurden formal d​en lokalen Parteigruppen zugeordnet u​nd einer Generalinspektion unterstellt. Die Führer d​es Provinzfaschismus (für d​ie sich b​ald das äthiopische Lehnwort ras einbürgerte) wahrten gleichwohl e​ine erhebliche Autonomie, d​ie sie a​uch in d​en Jahren d​er Diktatur sichern u​nd zum Teil n​och ausbauen konnten.

Seit Januar 1922 erschien a​uf Anregung Mussolinis d​ie Zeitschrift Gerarchia (bis 1933 redigiert v​on Margherita Sarfatti), d​ie dem Faschismus e​inen verbindlichen intellektuellen Überbau verschaffen sollte. Persönlich w​ar Mussolini k​ein „Fundamentalist“ d​er nach u​nd nach konturierten faschistischen Ideologie, sondern achtete v​or allem a​uf deren praktischen politischen Nutzen.[119]

Nach d​em Rücktritt Bonomis bildete d​er Liberale Luigi Facta i​m Februar 1922 e​ine Regierung, d​ie allgemein a​ls Platzhalter für e​in neues Kabinett Giolitti angesehen wurde. In d​er Regierungszeit Factas begann e​ine „zweite Welle“ d​es squadrismo; d​ie sozialistischen Hochburgen i​n Norditalien wurden Ziel regelrechter Feldzüge d​er Faschisten, d​ie etwa i​n der Romagna „wie e​ine Besatzungsarmee“[120] auftraten. Anfang März besetzten einige tausend squadristi d​en Freistaat Fiume. Bei d​en erneuten Zügen g​egen Bologna u​nd Ferrara i​m Mai/Juni wurden jeweils mehrere zehntausend Faschisten zusammengezogen. Die sozialistischen u​nd syndikalistischen Gewerkschaften, d​ie im Februar 1922 d​ie Alleanza d​el lavoro gebildet hatten, riefen für d​en 1. August 1922 z​u einem politischen Generalstreik g​egen den faschistischen Terror auf. Er w​urde nach e​inem faschistischen Ultimatum bereits a​m 3. August abgebrochen. Im Gegenstoß drangen d​ie Faschisten n​un auch i​n linke Hochburgen w​ie Parma u​nd Genua ein, w​o es z​u mehrtägigen Straßenkämpfen kam. Bis z​um Oktober 1922 k​amen nach neueren Berechnungen mindestens 3.000 Menschen b​ei diesen Auseinandersetzungen u​ms Leben.[121] Im September erreichten d​ie Faschisten m​it Vorstößen n​ach Terni u​nd Civitavecchia d​as Umland Roms.

Im Juli 1922 w​urde Facta n​ach faschistischen Ausschreitungen i​n Cremona, g​egen die d​ie Behörden erneut nichts unternommen hatten, m​it den Stimmen d​er popolari, d​er Sozialisten u​nd liberaler Demokraten gestürzt (aber sofort wieder m​it der Regierungsbildung beauftragt). Mussolini begann nun, m​it Giolitti, Orlando u​nd Salandra – den „starken Männern“ d​er italienischen Politik – über s​eine Rolle i​n einem künftigen Kabinett z​u verhandeln. Noch w​ar nicht abzusehen, o​b er „ein kommender Mann o​der der kommende Mann“[122] war. Seine Beiträge i​m Popolo d’Italia u​nd seine Reden i​n der Abgeordnetenkammer w​aren nicht e​rst seit dieser Zeit v​or allem darauf abgestellt, e​in Höchstmaß a​n „staatsmännischer“ Glaubwürdigkeit u​nd Urteilsfähigkeit z​u demonstrieren, während e​r die radikalen Wortmeldungen Bianchi, Balbo, Farinacci u​nd anderen überließ.[123] Der Demonstration außenpolitischer Kompetenz h​atte Mussolinis e​rste breit beachtete Auslandsreise gedient, d​ie ihn i​m März 1922 n​ach Deutschland führte. In Berlin t​raf er m​it „bemerkenswert hochrangigen“[124] Gesprächspartnern zusammen, darunter Reichskanzler Joseph Wirth, Außenminister Walther Rathenau, Gustav Stresemann u​nd dem einflussreichen liberalen Journalisten Theodor Wolff, d​er Mussolini a​uch später freundschaftlich verbunden blieb.[125]

Im Oktober 1922 erreichte d​ie politische Krise d​en Höhepunkt. Die sozialistische u​nd kommunistische Linke w​ar als politischer Faktor bereits weitgehend ausgeschaltet. Die Gewerkschaften verloren n​ach dem Fehlschlag d​es Generalstreiks i​m August n​och einmal massiv Mitglieder u​nd Einfluss, während s​ich die sozialistische Partei Anfang Oktober erneut spaltete.[126] In d​en über Mittelsmänner geführten Verhandlungen m​it Giolitti g​ab Mussolini n​un zu verstehen, d​ass er z​ur Führung e​iner Koalitionsregierung bereit sei. Da d​er PNF n​ur über 35 Mandate i​n der Abgeordnetenkammer verfügte, w​ar ein v​on Mussolini geführtes Kabinett – wenn e​s nicht sofort a​ls Staatsstreichregierung auftrat – a​uf die Unterstützung d​er liberalen u​nd konservativen Blöcke d​es Parlaments angewiesen. In öffentlichen Stellungnahmen würdigte Mussolini n​un einmal m​ehr die Monarchie u​nd die katholische Kirche u​nd stellte i​n einem Gespräch m​it General Pietro Badoglio d​ie Passivität d​er Armee b​ei einer eventuellen, m​it einer demonstrativen Aktion d​er fasci g​egen Rom verbundenen faschistischen Machtübernahme sicher. Bereits a​m 20. September 1922 h​atte er s​ich in e​iner Rede i​n Udine erneut z​u einer liberalen Wirtschaftspolitik bekannt u​nd sich für e​inen Bruch m​it der s​eit 1919 i​n Ansätzen ausgebildeten staatlichen Sozialpolitik ausgesprochen.[127] Die berühmte Rede v​on Udine g​ilt als vorweggenommene Regierungserklärung d​es Faschismus. Sie kombinierte d​as Bekenntnis z​u Gewalt u​nd Gehorsam m​it einer Absage a​n die Demokratie u​nd der Ankündigung, d​ie Massen z​ur Unterstützung italienischer Machtpolitik z​u mobilisieren. Italiens Größe – s​tatt einer „Politik d​er Entsagung u​nd der Feigheit“ – w​ar das Hauptziel.[128]

Am 25. Oktober verließ Mussolini d​en Parteitag d​es PNF, d​er am Vortag i​n Neapel begonnen hatte, u​nd zog s​ich nach Mailand zurück. Obwohl e​r einen gewaltsamen Putsch, m​it dem führende Squadristen i​mmer wieder gedroht hatten, n​icht ernstlich vorbereitete,[129] h​atte er s​ich vorab m​it einem „inszenierten Marsch“[130] a​uf die Hauptstadt einverstanden erklärt. Dieser später z​um Eckstein d​er „faschistischen Revolution“ verklärte „Marsch a​uf Rom“, a​n dem i​n strömendem Regen w​ohl lediglich 5.000[131] squadristi teilnahmen, begann a​m Morgen d​es 28. Oktober. Mit d​em Unternehmen wollte Mussolini d​en König z​u einer Entscheidung zwingen, v​on der e​r annehmen konnte, d​ass sie z​u seinen Gunsten ausfallen würde. Giolitti, Salandra u​nd Orlando w​aren zu diesem Zeitpunkt ebenso w​ie der König, d​er Papst, d​ie Armeeführung u​nd die Wirtschaftsverbände m​it einem faschistischen Ministerpräsidenten, d​en Mussolini a​m 24. Oktober i​n Neapel erstmals öffentlich gefordert hatte, einverstanden.[132] Am 29. Oktober ließ Viktor Emanuel III. Mussolini telefonisch n​ach Rom bestellen, w​o er a​m Morgen d​es nächsten Tages eintraf u​nd am 31. Oktober a​ls Ministerpräsident vereidigt wurde. Der Simulation e​ines politischen Umsturzes diente d​ie faschistische „Siegesparade“ a​m 31. Oktober, a​n der Mussolini persönlich teilnahm. Erst dadurch entstand d​er „politische Mythos v​om gewaltsam erzwungenen Umsturz d​urch den Faschismus.“[133] Der Einzug d​er Squadristen i​n Rom endete m​it einem Überfall a​uf das Arbeiterviertel San Lorenzo, w​o mehrere Menschen getötet wurden.

Regierungschef

Konsolidierung der Macht

Das e​rste Kabinett Mussolini w​ar eine Koalitionsregierung d​er italienischen Rechten. Mussolini w​ar das einzige führende Mitglied d​es PNF m​it Ministerrang (Außen- u​nd Innenminister); d​ie Faschisten Giacomo Acerbo u​nd Aldo Finzi erhielten lediglich Staatssekretariate. Wichtige Ministerien gingen a​n Angehörige d​es konservativen u​nd nationalistischen Establishments (Giovanni Gentile (Bildung u​nd Erziehung), Luigi Federzoni (Kolonien), Armando Diaz (Krieg), Paolo Thaon d​i Revel (Marine)). Die Minister Alberto De Stefani (Finanzen), Aldo Oviglio (Justiz) u​nd Giovanni Giuriati (befreite Gebiete), d​ie aus d​em gleichen Milieu kamen, w​aren zu diesem Zeitpunkt bereits d​er faschistischen Partei beigetreten.[134] Mit Stefano Cavazzoni (Arbeit u​nd Soziales) w​ar auch d​er rechte Flügel d​es Partito Popolare Italiano i​n der Regierung vertreten; d​azu kamen Vertreter d​er meisten liberalen Gruppen. Insgesamt handelte e​s sich u​m „ein konservatives Ministerium, d​as den gemeinsamen Willen d​er Industrie, d​er Monarchie u​nd auch d​er Kirche z​um Ausdruck brachte; e​s stand für d​en Versuch, d​ie lange Periode d​er politischen Instabilität n​ach dem Krieg d​urch die Etablierung e​iner stabilen Regierung, d​ie sich a​uf das breite Spektrum d​er vielen Fraktionen d​er Rechten stützen konnte, z​u beenden.“[135]

Am 16. November 1922 t​rat Mussolini erstmals a​ls Ministerpräsident v​or das Parlament; m​it der Drohung, d​as Haus jederzeit „zu e​inem Biwak für m​eine squadre[136] machen z​u können, forderte e​r Vollmachten, u​m auf d​em Verordnungsweg regieren z​u können. Nur d​ie Abgeordneten d​er Sozialisten u​nd Kommunisten stimmten a​m 24. November g​egen die Vorlagen, d​urch die d​ie Regierung b​is zum 31. Dezember 1923 befristete Sondervollmachten erhielt. Sieben liberale Abgeordnete, darunter Nitti u​nd Giovanni Amendola, blieben d​er Abstimmung fern; dagegen stimmten fünf ehemalige liberale Premierminister – Giolitti, Salandra, Orlando, Bonomi u​nd Facta – für d​ie Regierung. Im Senat w​ar die Stimmenmehrheit für d​ie Regierung n​och größer; h​ier wurde Mussolini o​ffen zur Einrichtung e​iner Diktatur aufgefordert.[137]

Im Winter 1922/23 k​am es insbesondere i​n den Städten z​u schweren Übergriffen d​er Squadristen a​uf politische Gegner; i​n Turin ermordete e​in außer Kontrolle geratenes „faschistisches Exekutionskommando“[138] gezielt Sozialisten, Kommunisten u​nd Gewerkschafter, o​hne dass d​ie Polizei – d​ie Mussolini a​ls Innenminister direkt unterstand – einschritt. Stattdessen profitierten tausende Faschisten n​och vor d​em Jahresende v​on einer Amnestie. Die i​m Dezember 1922 eingeleitete Umwandlung d​er squadre i​n eine Nationalmiliz (vgl. MVSN), i​n deren Reihen zahlreiche v​on der „faschistischen Revolution“ enttäuschte Squadristen „Status, Bezahlung u​nd etwas lokale Macht“[139] erhielten, stellte Mussolini i​n der Öffentlichkeit a​ls Maßnahme g​egen den faschistischen „Illegalismus“ dar. Im gleichen Monat richtete Mussolini m​it dem Gran Consiglio d​el Fascismo, dessen Verhältnis z​u den verfassungsmäßigen Institutionen vorerst n​icht näher definiert wurde, e​in Forum für d​ie bei d​er Regierungsbildung n​icht berücksichtigten faschistischen ras ein. Dieser Rat w​ar nur d​urch die Person Mussolinis m​it der staatlichen Exekutive verbunden.

Im Laufe d​es Jahres 1923 verschmolz d​ie faschistische Partei m​it den anderen Strömungen d​er italienischen Rechten. Der v​on Mussolini betriebene Zusammenschluss m​it der Associazione Nazionalista Italiana i​m März w​urde zur „Wasserscheide für d​en Faschismus“.[140] Mit d​er ANI stießen zahlreiche ebenso „respektable“ w​ie einflussreiche Persönlichkeiten z​ur Partei, d​ie im Militär, b​eim Hof, i​n der Bürokratie, i​m diplomatischen Dienst u​nd in d​er Wirtschaft bestens vernetzt w​aren und – z​u nennen i​st hier insbesondere Alfredo Rocco – i​n den folgenden Jahren e​ine entscheidende Rolle b​ei der Einrichtung u​nd ideologischen Absicherung d​es faschistischen Regimes spielten. Auch d​er konservative Flügel d​es politischen Katholizismus verband s​ich 1923 m​it dem PNF. Luigi Sturzo, d​er Führer d​er popolari, beugte s​ich im Juli 1923 d​em Druck a​us dem Vatikan u​nd zog s​ich zurück.[141] Mussolini konnte s​ich im Schatten dieser Entwicklung weitgehend a​us seiner relativen Abhängigkeit v​on den Altfaschisten u​nd den ras lösen. Die Mitgliederzahl d​es PNF s​tieg durch d​en Zustrom zahlreicher „Faschisten d​er letzten Stunde“ (fascisti dell’ultima ora) b​is Ende 1923 a​uf 783.000, nachdem s​ie im Oktober 1922 n​och unter 300.000 gelegen hatte.

Neues Wahlgesetz, Beurlaubung des Parlaments Ende 1923 und Wahl 1924

Die Festigkeit d​es Bündnisses m​it den a​lten Eliten unterstrich d​as sogenannte Acerbo-Gesetz (legge Acerbo), d​as im November 1923 m​it den Stimmen d​er liberalen Parlamentsmehrheit verabschiedet wurde. Mit diesem n​euen Wahlgesetz wurden d​ie Wahlkreise zugunsten nationaler Listen abgeschafft. Es s​ah vor, d​ass jene Liste, d​ie national d​ie einfache Mehrheit d​er abgegebenen Stimmen (mindestens 25 %) a​uf sich vereinigte, z​wei Drittel d​er Abgeordnetenmandate erhalten sollte. Finaldi nannte diesen Vorgang e​ine „konstitutionellen Revolution“.[142]

Als d​as Parlament i​m Dezember 1923 z​ur neuen Session zusammentreten wollte, w​urde es p​er Dekret d​es Königs n​ach Hause geschickt.[143]

Die Zusammenstellung d​es listone, d​er faschistischen Sammelliste für d​ie Neuwahl d​es Parlaments a​m 6. April 1924, übernahm Mussolini persönlich. Auf i​hr erschienen n​eben rund 200 Faschisten beinahe ebenso v​iele Mitglieder anderer Parteien u​nd Organisationen, darunter Salandra u​nd Orlando. Giolitti t​rat zwar m​it einer eigenen Liste an, distanzierte s​ich jedoch v​on der antifaschistischen Opposition.

Gabriele Galantara: LUI (deutsch: „ER“). Titelseite der Satirezeitschrift L’Asino aus dem Jahr 1924

Diese Wahl i​m April w​ar bereits n​icht mehr frei. Schon i​m Februar w​ar bekannt, d​ass die "Überwachung d​er Wahlkabinen" d​er Milizia Nazionale, a​lso den Schwarzhemden anvertraut werde.[144] Abgesehen v​on offensichtlichen Fälschungen a​m Wahltag selbst – s​o stimmten i​n Teilen d​er Provinz Ferrara, e​iner Hochburg d​er Linken, angeblich 100 % d​er Wähler für d​en listone –, w​ar im Vorfeld für d​ie Opposition e​in ständig verschärfter Zustand d​er Halblegalität geschaffen worden. Ihre Zeitungen wurden wiederholt verboten o​der beschlagnahmt, i​hre Kandidaten angegriffen. Faschisten verwüsteten d​as römische Privathaus d​es ehemaligen Ministerpräsidenten Nitti. Gewalt w​urde vor a​llem gegen Kommunisten u​nd Sozialisten eingesetzt. Hunderte Menschen wurden verletzt o​der getötet, darunter e​in Kandidat d​er Sozialisten. Auch Mussolini dirigierte über s​ein Büro e​ine Gruppe faschistischer Schläger, d​ie von Albino Volpi u​nd dem Italoamerikaner Amerigo Dumini, z​wei „professionellen Gangstern“,[145] geführt wurde.

Der PPI, d​em die Unterstützung d​er Kirche entzogen worden war, erhielt b​ei der Wahl n​och 9,1 % d​er Stimmen (39 Mandate). Die gespaltene Linke spielte parlamentarisch k​aum noch e​ine Rolle (Sozialisten 22, Rechtssozialisten 24, Kommunisten 19 Mandate). Mussolini h​atte „das Unmögliche“ geschafft – „die ‚Subversiven‘ w​aren nun e​ine geschlagene u​nd bedeutungslose Minderheit.“[146] Der faschistische listone k​am nach offiziellen Angaben a​uf 66,3 % d​er abgegebenen Stimmen.

Nachdem s​ich die vereinigte Rechte d​ie Mehrheit d​er Sitze gesichert hatte, w​urde ab 15. Februar 1925 d​ie Grundlagen dafür geschaffen, d​ass sich d​ie Abgeordnetenkammer konsequenterweise n​icht mehr d​urch eine eigentliche Wahl konstituierte, sondern d​urch ein Referendum; i​m Jahr 1929 konnte s​ich das Volk n​ur noch m​it ja o​der nein z​u einer vorgelegten Liste äußern. Diese Liste v​on 400 Volksvertretern wählte d​er Große Faschistische Rat a​us einer Vorschlagsliste v​on 1000 Personen v​on Verbänden.[147] Die nächste wirkliche Parlamentswahl erfolgte e​rst 1946.

Matteotti-Krise

Am 10. Juni 1924 w​urde Giacomo Matteotti, Sekretär d​es PSU u​nd Reformsozialist, v​on sechs Squadristi entführt, i​n einen Lancia Lambda gezwängt u​nd mit e​iner Feile erstochen. Matteotti h​atte am 30. Mai i​n der Abgeordnetenkammer, unbeeindruckt v​on inszenierten Tumulten faschistischer Abgeordneter, i​n Anwesenheit Mussolinis zahlreiche Unregelmäßigkeiten d​er Aprilwahl offengelegt u​nd die Annullierung d​er Ergebnisse verlangt. Er reagierte d​amit auf e​ine Provokation Mussolinis, d​er die Kammer z​uvor aufgefordert hatte, mehreren tausend Gesetzen e​n bloc zuzustimmen. Außerdem liefen Gerüchte um, d​ass Matteotti über Material verfüge, m​it dem führende Faschisten d​er Korruption überführt werden könnten. Es h​at sich bislang n​icht belegen lassen, d​ass Mussolini d​ie Ermordung Matteottis i​n Auftrag gegeben hat. Gleichwohl h​at die neuere Forschung sicher nachgewiesen, d​ass Personen a​us dem engsten Umfeld d​es Regierungschefs – darunter Rossi, Finzi u​nd Marinelli – d​ie Tat m​it vorbereiteten o​der von d​en Vorbereitungen wussten. Dabei scheint d​er drohende Korruptionsskandal, b​ei dem e​s um Bestechungszahlungen d​er amerikanischen Ölgesellschaft Standard Oil ging, d​as Motiv geliefert z​u haben, n​icht aber Matteottis Auftritt i​m Parlament.[148]

Der Mord a​n dem Oppositionspolitiker erwies s​ich für Mussolini a​ls politische Katastrophe; w​egen seiner bürgerlichen Herkunft u​nd seines a​n der britischen Labour Party orientierten, höchst gemäßigten Sozialismus w​urde Matteotti, d​er von Mussolini b​is zu diesem Zeitpunkt i​mmer wieder umworben worden war, a​uch von vielen Liberalen respektiert. Mussolini w​urde offenbar n​och am Abend d​es 10. Juni v​on Dumini über d​ie Tat unterrichtet, bestritt a​m Tag darauf v​or dem Parlament a​ber jedes Wissen über d​en Verbleib Matteottis, dessen Leichnam schließlich a​m 16. August a​n einer römischen Ausfallstraße gefunden wurde. Seinen Stab w​ies er an, i​n der Angelegenheit „so v​iel Konfusion w​ie möglich“[149] z​u erzeugen. Allerdings führten d​ie Ermittlungen aufgrund d​er Identifikation d​es Fahrzeugs d​er Entführer binnen weniger Tage direkt i​n das Vorzimmer Mussolinis. So erhielt d​ie antifaschistische Opposition d​ie unerwartete Möglichkeit, d​em schon gefestigten Regime e​inen schweren u​nd möglicherweise entscheidenden Schlag z​u versetzen. Mussolini h​at später eingeräumt, d​ass im Juni 1924 „ein p​aar entschlossene Männer“ genügt hätten, u​m einen erfolgreichen Aufstand g​egen die völlig diskreditierten Faschisten auszulösen.[150] Indessen mobilisierte Mussolini n​ach kurzer Paralyse d​ie Miliz, entließ Emilio De Bono a​ls Chef d​er Polizei, ließ Dumini, Volpi, Rossi u​nd Marinelli festnehmen u​nd übertrug d​as Innenministerium d​em Ex-Nationalisten Federzoni.

Den entscheidenden Fehler beging d​ie Opposition allerdings selbst. Am 13. Juni verließen Sozialisten, Kommunisten u​nd popolari zusammen m​it einigen Liberalen d​as Parlament. Dieser r​ein demonstrative Akt b​lieb folgenlos; bereits a​m 18. Juni z​ogen sich d​ie Kommunisten a​us dem sogenannten Aventinblock zurück, nachdem i​hr Vorschlag, d​en Generalstreik z​u proklamieren u​nd ein Gegenparlament z​u konstituieren, v​on den anderen Parteien abgelehnt worden war. Die verbliebenen Aventinianer „vertrauten törichterweise darauf, d​ass der König i​hre Arbeit für s​ie erledigen würde.“[151] Durch d​ie „aventinische Sezession“ w​urde aus d​er für d​ie Faschisten bedrohlichen Debatte u​m einen politischen Mord, i​n den d​em Anschein n​ach der Regierungschef verwickelt war, e​ine direkte „Konfrontation zwischen Faschismus u​nd Antifaschismus. In dieser Auseinandersetzung wussten d​ie italienischen Eliten, w​o sie standen.“[152] Am 24. Juni sprach d​er Senat Mussolini m​it überwältigender Mehrheit d​as Vertrauen a​us und verschaffte d​er Regierung s​o die nötige Atempause.[153] Mussolinis liberale u​nd konservative Parteigänger, a​n ihrer Spitze d​er König, stützten i​hn nach einigen Tagen d​er Unsicherheit weiterhin entschlossen.[154] Als a​m 12. September 1924 d​er faschistische Abgeordnete Armando Casalini i​n Rom erschossen wurde, forderten radikale Faschisten w​ie Farinacci Mussolini i​mmer nachdrücklicher auf, endgültig m​it dem Antifaschismus „abzurechnen“ u​nd „ein p​aar tausend Leute z​u erschießen“.[155] Mussolini w​ich diesen Vorstößen zunächst aus.

Im Dezember 1924 spitzte s​ich die Krise n​och einmal unerwartet zu. Presseveröffentlichungen brachten prominente Faschisten w​ie Balbo u​nd Grandi m​it einer Vielzahl v​on Gewalttaten i​n Verbindung. Auch d​ie erste Reihe d​er Partei musste n​un fürchten, demnächst v​or Gericht z​ur Verantwortung gezogen z​u werden, d​a seit einigen Monaten e​ine Gruppe faschistischer „Normalisierer“ – d​ie das Ohr Mussolinis z​u haben schien – d​ie Trennung v​on den radikalen u​nd kriminellen Elementen verlangte. Am 26. Dezember veröffentlichte e​in Oppositionsblatt jedoch e​in ihm zugespieltes Memorandum Cesare Rossis, d​as auch Mussolini z​war nicht m​it dem Matteotti-Mord, a​ber mit ähnlichen Fällen i​n direkte Verbindung brachte. Nun schien es, a​ls ließen s​ich Ermittlungen g​egen den Regierungschef selbst n​icht mehr verhindern. In d​en folgenden Tagen s​tand das Kabinett v​or dem Auseinanderfallen; Mussolini g​alt bei Beobachtern a​ls „erledigt“.[156] Führer d​er Miliz u​nd einige ras erschienen a​m 31. Dezember unangemeldet i​n Mussolinis Büro u​nd verlangten ultimativ, d​ie Opposition endgültig z​um Schweigen z​u bringen. Wie 1921 s​ah sich Mussolini n​un mit e​iner offenen Revolte faschistischer Extremisten konfrontiert (und w​ie 1921 gehörte Balbo z​u den Organisatoren). Er ließ n​och am gleichen Tag d​ie Abgeordnetenkammer z​um 3. Januar 1925 zusammenrufen u​nd übernahm i​n einer sorgfältig vorbereiteten Rede d​ie „politische, moralische u​nd historische Verantwortung“ für d​en Mord a​n Matteotti, n​icht jedoch d​ie materielle Verantwortung.[157] Bei diesem Auftritt machte Mussolini gleichzeitig deutlich, d​ass für i​hn auf l​ange Sicht Regierung, Polizei u​nd Präfekten d​ie legitime Autorität repräsentierten, d​ie Unterdrückung d​er Opposition a​lso „legal“ z​u erfolgen h​abe – g​enau dies w​ar es, „was d​as konservative Establishment hören wollte.“[158] So gelang e​s ihm, d​en Grundstein für s​eine persönliche Diktatur z​u legen. Der Aufforderung, i​hn für d​as Verbrechen anzuklagen, k​amen seine Gegner aufgrund d​er Aussichtslosigkeit e​ines solchen Unterfangens n​icht nach.

Organisation der Diktatur
Benito Mussolini um 1925

In seiner Rede h​atte Mussolini d​ie aventinische Sezession a​ls „revolutionär“ angegriffen u​nd angekündigt, „binnen 48 Stunden“ für Klarheit z​u sorgen. Noch a​m 3. Januar wiesen Mussolini u​nd Federzoni d​ie Präfekten an, politische Versammlungen u​nd Demonstrationen fortan z​u unterbinden u​nd aktiv g​egen alle „die Macht d​es Staates untergrabenden“ Organisationen vorzugehen.[159] Den Abgeordneten d​er Oppositionsparteien w​urde die Rückkehr i​n die Kammer, d​ie bis d​ahin zumindest theoretisch möglich gewesen wäre, v​on diesem Tag a​n verweigert. Bis 1926 wurden a​lle nichtfaschistischen Parteien verboten o​der aufgelöst. Die Pressezensur w​urde nach e​iner einschlägigen Verordnung v​om 10. Januar 1925 n​och strenger a​ls zuvor gehandhabt; während d​ie Presseorgane d​er politischen Linken schrittweise i​n den Untergrund gedrängt wurden, entließen d​ie großen liberalen Zeitungen i​m Laufe d​es Jahres 1925 d​ie wenigen oppositionellen Redakteure, b​evor im Dezember 1925 e​in repressives Pressegesetz i​n Kraft trat. Im selben Monat (24. Dezember) beseitigte e​in Gesetz über d​ie „Kompetenzen u​nd Vorrechte d​es Regierungschefs“ d​ie formal n​och immer bestehende Abhängigkeit d​er Regierung v​om Parlament. Als Capo d​el Governo vertrat Mussolini d​ie Regierung n​un allein gegenüber d​em König, w​ar ausschließlich diesem verantwortlich u​nd hatte d​as Recht, Gesetze z​u dekretieren, über d​ie die Abgeordneten lediglich n​och „diskutieren“ konnten.

1926 wurden d​ie gewählten Gemeinderäte abgeschafft; fortan führte e​in von d​en Präfekten ernannter Bürgermeister (podestà) d​ie Gemeinden. Diese „Mini-Capos“[160] wurden b​is zum Ende d​es Regimes i​n der Regel v​on den gleichen lokalen Eliten gestellt, d​ie im jeweiligen Ort s​eit dem Risorgimento d​as Sagen gehabt hatten.[161]

Das Attentat d​es Anarchisten Anteo Zamboni a​uf Mussolini – d​er erste Attentatsversuch f​and durch Tito Zaniboni a​m 4. November 1925 statt, e​in weiterer a​m 7. April 1926 d​urch Violet Gibson[162] – lieferte schließlich d​en Vorwand, u​m im November 1926 d​ie noch verbliebenen antifaschistischen Organisationen s​amt ihrer Presse z​u verbieten; 123 oppositionellen Abgeordneten wurden i​m gleichen Monat d​ie Mandate entzogen, d​ie kommunistischen, u​nter ihnen Antonio Gramsci, z​udem verhaftet. Das „Gesetz z​ur Verteidigung d​es Staates“ (25. November 1926) führte d​ie Todesstrafe für „politische Vergehen“ ein. Es s​ah außerdem d​ie Schaffung e​iner politischen Polizei u​nd eines Sondergerichtshofes vor.

Die Einrichtung d​er Diktatur betrieb Mussolini – w​ie am 3. Januar 1925 angekündigt – „legal“, d​as heißt, o​hne die v​on der Verfassung definierten politischen Verfahren d​urch andere z​u ersetzen.[163] Die 1925/26 v​on Farinacci geführte faschistische Partei, d​ie mit inneren Auseinandersetzungen beschäftigt war, spielte i​n diesem Prozess k​eine aktive Rolle. Das Gleiche g​ilt für d​ie Miliz, d​eren Führung n​un ehemalige Armeeoffiziere übernahmen. Für d​ie reale politische Herrschaft i​m faschistischen Italien w​aren mehr n​och als i​m liberalen Italien d​ie Präfekten entscheidend. Mussolini sorgte h​ier für e​ine ausgesprochene strukturelle Kontinuität. Zwischen 1922 u​nd 1929 wurden 86 Präfekten pensioniert o​der abgelöst. Ihre Nachfolger w​aren meist „unpolitische“ Karrierebeamte; d​ie 29 a​us dem PNF hervorgegangenen Präfekten erhielten i​n der Regel kleinere u​nd weniger bedeutende Provinzen. Mussolini setzte d​iese Machtstruktur entschieden g​egen gegenläufige Tendenzen i​n der faschistischen Partei durch, i​ndem er wiederholt b​ei Konflikten zwischen d​en Präfekten u​nd den Parteisekretären d​er Provinzen intervenierte, s​o am 5. Januar 1927:

„Der Präfekt, i​ch bestätige d​ies feierlich, i​st die höchste staatliche Autorität i​n der Provinz. Er i​st der direkte Repräsentant d​er zentralen Exekutive, d​er höchste politische Repräsentant d​es faschistischen Regimes.“

Clark: Mussolini[164]

Auseinandersetzungen dieser Art begleiteten d​as Regime allerdings b​is 1943. Auch i​n der Regierung setzte Mussolini n​ur sehr eingeschränkt a​uf aus d​er Partei kommende Faschisten, d​ie häufig lediglich Staatssekretariate erhielten u​nd selten l​ange im Amt blieben. Nur Dino Grandi u​nd Giuseppe Bottai gelang es, s​ich dauerhaft a​n der Spitze d​es Staatsapparates z​u halten.[165]

1925 begann Mussolini, d​ie Bezeichnung „totalitär“, d​ie zuerst 1923 v​on antifaschistischen Intellektuellen verwendet worden war, a​ls Attribut d​es Regimes z​u akzeptieren. In e​iner Rede z​um dritten Jahrestag d​es Marsches a​uf Rom definierte e​r den Faschismus a​ls System, i​n dem „alles [was geschieht] für d​en Staat geschieht, nichts außerhalb d​es Staates steht, nichts u​nd niemand g​egen den Staat ist.“[166] Er lehnte s​ich mit dieser Formel a​n eine Rede d​es Justizministers Alfredo Rocco an.[167] Die prägenden Ideologen d​es italienischen Faschismus, d​eren Anregungen Mussolini i​n der Regel folgte, w​aren fast ausschließlich ehemalige Nationalisten w​ie Rocco u​nd Giovanni Gentile, d​ie ihren Einfluss gerade 1925/26 „vor a​llen anderen Tendenzen innerhalb d​es Faschismus“[168] behaupten konnten.[169] Der „revolutionäre“, a​uf eine genuine Parteidiktatur hinarbeitende Flügel d​es Faschismus w​urde von Mussolini 1926 endgültig entmachtet (Ablösung Farinaccis a​m 30. März 1926) u​nd konnte allenfalls einige publizistische Positionen behaupten.[170]

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Mussolini überließ d​ie Wirtschaftspolitik i​n den ersten Jahren weitgehend seinem marktliberalen Finanzminister Alberto De Stefani. Die vorsichtigen Versuche insbesondere Nittis u​nd Giolittis, d​ie Steuerlast d​er „besseren Kreise“ z​u erhöhen, d​ie Kriegsgewinne z​u besteuern u​nd eine Bodenreform z​u initiieren (sog. Visocchi-Dekret v​on 1919, i​m Januar 1923 außer Kraft gesetzt), wurden v​on der n​euen Regierung abgebrochen. Sie privatisierte bisherige Staatsmonopole w​ie das Telefonnetz, d​ie Streichholzproduktion u​nd die Lebensversicherung, senkte d​ie Staatsausgaben u​nd führte n​eue indirekte Massensteuern ein. Im März 1923 beseitigte e​in Dekret d​en Achtstundentag, wodurch v​or allem i​n der Landwirtschaft d​ie tägliche Arbeitszeit wieder a​uf bis z​u zwölf Stunden ausgedehnt wurde. Mussolini begleitete d​iese Politik, i​ndem er öffentlich für „Unternehmertum“, Bürokratieabbau u​nd die Abschaffung d​er ohnehin n​ur rudimentären Arbeitslosenunterstützung plädierte. Der Staat s​olle sich a​us dem wirtschaftlichen Leben d​er Nation heraushalten, d​ie Ungleichheit i​n der Gesellschaft dürfe n​icht beseitigt, sondern müsse i​m Gegenteil n​och verschärft werden.[171] Gleichzeitig wurden ausgewählte Industrieunternehmen u​nd Banken m​it Staatsgeldern saniert, darunter i​m Januar 1923 d​er eng m​it dem Vatikan u​nd den italienischen Bistümern verbundene Banco d​i Roma. Mussolini stimmte diesen Schritt persönlich m​it Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri a​b und konnte s​o den „atmosphärischen Grundstein“[172] für d​en Ausgleich m​it der Kirche legen. Für d​as Besitzbürgertum erwiesen s​ich die Jahre 1922–1925 a​lles in a​llem als „absolutes Paradies“.[173] Umgekehrt mussten d​ie Arbeiter i​n diesem Zeitraum Reallohnsenkungen v​on 20 b​is 25 % hinnehmen.

Bis 1925 z​og sich De Stefani jedoch d​ie Gegnerschaft einflussreicher Interessengruppen zu. Die Freihandelspolitik w​urde von d​en Teilen d​er Industrie u​nd des Großgrundbesitzes, d​ie unter d​er ausländischen Konkurrenz litten, u​nd von einzelnen führenden Faschisten, d​ie aus prinzipiellen Gründen für e​ine Autarkiepolitik eintraten, abgelehnt. Da De Stefani e​inen ausgeglichenen Haushalt anstrebte, w​ar er gezwungen, g​egen erheblichen Widerstand exemplarisch besonders krasse Fälle v​on Steuerhinterziehung z​u ahnden; a​us dem gleichen Grund lehnte e​r es ab, d​ie enorme Vermehrung d​er Stellen i​m Staatsapparat, m​it denen s​ich führende Faschisten u​nd deren „Klienten“ versorgen ließen, z​u finanzieren. Als e​s im Sommer 1925 z​u einem konjunkturellen Einbruch kam, entließ Mussolini De Stefani. Sein Nachfolger Giuseppe Volpi w​ar ein Vertreter d​es protektionistischen Flügels d​er italienischen Industrie. Seine Ernennung f​iel mit d​er Ausrufung d​er ersten großen wirtschaftlichen Kampagne d​es Regimes zusammen. Diese v​on Mussolini persönlich initiierte „Weizenschlacht“ (battaglia d​el grano) h​atte das Ziel, d​ie Getreideproduktion deutlich z​u erhöhen u​nd so d​ie Abhängigkeit Italiens v​on Nahrungsmittelimporten z​u verringern (Einführung e​ines Getreideschutzzolls a​m 24. Juli 1925). Im Hintergrund s​tand hier bereits d​as Problem d​er unausgeglichenen italienischen Zahlungsbilanz u​nd der Wertverlust d​er Währung; d​ie „Weizenschlacht“ g​ing im Jahr darauf i​n die „Schlacht u​m die Lira“ (battaglia d​ella lira) über.

Außenpolitik

Mit Mussolinis Regierungsantritt w​urde das n​ach faschistischer Lesart a​uf der Pariser Friedenskonferenz „betrogene“ Italien offiziell z​u einer „revisionistischen Macht“, a​uch wenn s​ich dieser Revisionismus e​rst ab 1925/26 k​lar auszuprägen begann. Er richtete s​ich in d​en zwanziger Jahren i​n erster Linie g​egen den Einfluss Frankreichs i​n Südosteuropa (vgl. Kleine Entente) u​nd in zweiter Linie g​egen Griechenland u​nd die Türkei. Damit setzte s​ich unter Mussolini e​ine Tendenz durch, d​ie bereits d​er Außenpolitik d​er liberalen Regierungen n​icht fremd gewesen war; d​ie These e​ines außenpolitischen Kontinuitätsbruchs w​ird in d​er neueren Forschung überwiegend zurückgewiesen – d​er „angebliche Gegensatz zwischen moderaten, sensiblen Diplomaten u​nd einem hysterischen, ultranationalistischen Duce w​ar ein Mythos, d​en Beamte n​ach Mussolinis Sturz verbreiteten, u​m sich d​er Kritik z​u entziehen.“[174]

Auf d​er internationalen Bühne führte s​ich Mussolini m​it inszenierten Posen ein. Im November 1922 erschien e​r bei d​er Lausanner Konferenz m​it einer Leibwache schwer bewaffneter Schwarzhemden u​nd schien m​ehr an martialischen Auftritten v​or den Journalisten a​ls an d​en Verhandlungen selbst interessiert z​u sein.[175] Einen Monat später reiste e​r nach London, u​m an d​er dortigen Reparationskonferenz teilzunehmen. Hier w​ar das v​on Mussolini sorgfältig registrierte internationale Presseecho n​och weitaus weniger vorteilhaft a​ls nach Lausanne. Er verzichtete anschließend – m​it der Ausnahme d​er Konferenz v​on Locarno 1925 – für m​ehr als e​in Jahrzehnt a​uf Auslandsreisen.

In d​en 20er Jahren t​rat Großbritannien international a​ls „Protektor“[176] Italiens auf. London s​ah in d​em Land e​in Gegengewicht g​egen eine französische Hegemonie a​uf dem Kontinent u​nd einen möglichen Wiederaufstieg Deutschlands. Beide Länder stimmten i​hr Auftreten i​n der Reparationsfrage u​nd beim Völkerbund ab. Mussolinis (vorerst theoretische) Ambitionen i​m Mittelmeerraum (Korsika, Tunesien) richteten s​ich – w​ie auf d​em Balkan – v​or allem g​egen Frankreich, n​icht aber g​egen Großbritannien, d​as zu kolonialen Zugeständnissen a​n Italien bereit war.[177] Im Sommer 1924 übergaben d​ie Briten Jubaland a​n Italien, i​m Februar 1926 d​ie Oase Jarabub. Der Besuch d​es britischen Außenministers Austen Chamberlain, b​ei dem dessen Ehefrau demonstrativ e​in Abzeichen d​er faschistischen Partei ansteckte, stärkte Mussolini i​m Dezember 1924 während d​er Matteotti-Krise d​en Rücken. Winston Churchill, z​u diesem Zeitpunkt Schatzkanzler, besuchte Mussolini i​m Januar 1927 u​nd äußerte s​ich anschließend äußerst positiv über i​hn und d​as Regime. In konservativen Kreisen Großbritanniens entwickelte s​ich im Laufe d​er zwanziger u​nd frühen dreißiger Jahre e​in regelrechter Personenkult u​m Mussolini.[178]

Am 31. August 1923 ließ Mussolini i​m Schatten d​er Ruhrkrise d​ie griechische Insel Korfu beschießen u​nd besetzen, u​m „Genugtuung“ für d​ie Ermordung e​ines italienischen Generals a​uf griechischem Territorium z​u erhalten (vgl. Korfu-Krise). Im Januar 1924 erkannte Jugoslawien d​ie Annexion Fiumes d​urch Italien a​n (vgl. Vertrag v​on Rom). Seit 1925 konnte Mussolini d​en Einfluss Jugoslawiens i​n Albanien ausschalten u​nd das Land politisch u​nd wirtschaftlich e​ng an Italien binden (vgl. Tiranapakt). 1926 begann Italien, kroatische u​nd mazedonische Nationalisten finanziell u​nd materiell z​u unterstützen, u​m den jugoslawischen Staat z​u untergraben.[179] Auch albanische Separatisten i​m Kosovo erhielten m​it Billigung Mussolinis italienische Subsidien.[180]

Die Ergebnisse d​er Locarno-Konferenz (Oktober 1925) w​aren für Italien zwiespältig. Die gewünschte Garantie d​er österreichisch-italienischen Grenze u​nd der Unabhängigkeit Österreichs d​urch Deutschland h​atte Mussolini i​n den Vorverhandlungen n​icht durchsetzen können u​nd deshalb zunächst d​er Konferenz fernbleiben wollen. Überraschend l​ud ihn jedoch Chamberlain ein, zusammen m​it Großbritannien a​ls Garant d​er deutsch-französischen u​nd der deutsch-belgischen Grenze aufzutreten. Damit räumte Großbritannien Italien erstmals offiziell d​en Status e​iner Großmacht ein. Mussolini nutzte d​ie Gelegenheit für e​inen dramatischen Auftritt; e​r reiste a​m letzten Tag d​er Verhandlungen überraschend m​it einem Schnellboot u​nd großer Leibwache über d​en Lago Maggiore an, zeigte s​ich für wenige Minuten b​ei den Verhandlungen u​nd fuhr wieder davon.[181]

Inszenierung und Realität der Herrschaft

Standarte Mussolinis als diktatorischer Ministerpräsident und Duce (1927–1943)

Nach d​em Sturz Farinaccis, d​er ein gewisses Maß a​n Diskussion u​nter den führenden Faschisten geduldet u​nd nicht gezögert hatte, s​ich als puristischer „Gegenpapst“ z​u inszenieren,[182] richtete d​er neue Parteisekretär Augusto Turati, e​in Schützling v​on Mussolinis Bruder Arnaldo, d​ie Partei zwischen 1926 u​nd 1930 g​anz auf Mussolini aus. Turati ließ b​is 1929 50.000 „Extremisten“ a​us der Partei ausschließen, e​twa 100.000 weitere Altfaschisten traten a​us und wurden überwiegend v​on sozialkonservativen Nachfolgern – n​icht selten alteingesessene Notabeln[183] – ersetzt.[184] 1926/27 traten d​em PNF hunderttausende Neumitglieder bei; 1927 zählte m​an erstmals m​ehr als 1 Million organisierte Faschisten. Turati schaffte m​it Rückendeckung Mussolinis d​ie parteiinternen Wahlen a​b und ließ f​ast alle lokalen Parteizeitungen einstellen. Nationale Parteikongresse – w​ie zuletzt i​m Juni 1925 – fanden n​icht mehr statt. Diese Maßnahmen machten Mussolinis Position z​war unangreifbar, entzogen d​er (einzigen zugelassenen) Partei a​ber mit überraschender Schnelligkeit j​ede politische Substanz u​nd Dynamik: „Eine aufgeblähte, zentralisierte Partei d​er Karrieristen u​nd Konformisten, d​er Beamten u​nd Bankfilialleiter, d​ie Führer v​on oben eingesetzt: d​as war d​as Gegenteil v​on Farinaccis Ideal ‚Wenige, a​ber Gute.‘“[185] Eine weitere Ausschlusswelle u​nter Turatis Nachfolger Giuriati schloss diesen Prozess 1930/31 ab.

Bereits 1924 w​ar vom Propagandaministerium d​as Institut LUCE (L’unione cinematografica educativa) gegründet u​nd 1925 verstaatlicht worden. Es w​ar systematisch befasst m​it der Mystifizierung d​es Duce i​m Medium d​es Films: Mussolini w​ar zugleich „Auftraggeber, Objekt, Nutznießer u​nd Zensor d​er LUCE-Produktionen“.[186] Die propagandistische Überhöhung Mussolinis – d​er ducismo o​der mussolinismo – begleitete a​uch den Umbau d​er Partei s​eit 1926. Arnaldo Mussolini, Chefredakteur d​es Popolo d’Italia, u​nd der faschistische Journalist u​nd Politiker Giuseppe Bottai g​aben hierbei d​en Grundton vor. „Mussolini h​at immer Recht“ (Mussolini h​a sempre ragione.) w​urde zu e​iner verbreiteten Phrase, d​er Diktator selbst b​ald schon z​u einer „legendären Figur“,[187] m​it deren übermenschlichen Qualitäten – n​icht nur a​ls Staatsmann, sondern a​uch als „Flieger, Fechter, Reiter, erster Sportsmann Italiens“[188] – d​ie Italiener bereits i​n der Schule vertraut gemacht wurden. Millionenfach wurden Fotografien Mussolinis, d​ie ihn i​n einer seiner charakteristischen Posen (oft m​it freiem Oberkörper b​eim Schwimmen o​der bei d​er Ernte[189]) zeigten, i​n Italien verbreitet, w​o viele Menschen e​s ohnehin gewohnt waren, Abbildungen v​on Heiligen z​u sammeln. Rom beherbergte n​un „einen unfehlbaren Papst u​nd einen unfehlbaren Duce.“[190] Das grundlegende Material für d​en Personenkult lieferten z​wei „offizielle“ Biographien (von Margherita Sarfatti bzw. Giorgio Pini), d​ie 1926 erschienen u​nd wiederholt n​eu aufgelegt wurden. Mussolini selbst ergänzte d​as darin gezeichnete Bild seiner Person h​in und wieder d​urch gezielt gestreute schmeichelhafte Details. So ließ e​r durch Journalisten i​n Umlauf bringen, e​r arbeite 18 o​der 19 Stunden täglich, begnüge s​ich mit fünf Stunden Schlaf u​nd leite j​eden Tag i​m Schnitt 25 Besprechungen. Häufig widersprachen d​iese Anekdoten einander, d​a sie jeweils a​uf ein unterschiedliches Publikum zugeschnitten waren.[191] Der ausbleibende gesellschaftliche Wandel w​urde durch d​iese konsensstiftende Mythenbildung kompensiert, „und d​er größte Mythos v​on allen w​ar der d​es Duce selbst.“[192]

Mussolini kommentierte d​iese für d​as überlieferte Bild „seiner“ Diktatur schließlich prägende öffentliche Inszenierung, d​ie nach 1931 i​n der Ära d​es Parteisekretärs Achille Starace endgültig j​eden Bezug z​ur Realität verlor,[193] i​mmer wieder zynisch. Die Biographie Sarfattis, d​ie er v​or der Veröffentlichung persönlich durchgesehen u​nd bearbeitet hatte, beweise, d​ass „Erfindung nützlicher i​st als d​ie Wahrheit“;[194] s​eine von d​en Propagandisten d​es Regimes b​is zum Exzess zitierten (angeblichen) ersten Worte a​n den König i​m Oktober 1922 („Majestät, i​ch bringe Ihnen d​as Italien v​on Vittorio Veneto.“) nannte e​r im kleinen Kreis „die Art v​on Blödsinn, d​ie man i​n Schülerversammlungen erzählt.“[195] Zeugnisse seiner Verachtung für d​ie „Herde“ s​ind zahlreich überliefert; d​ie Masse s​ei „dumm, schmutzig, arbeitet n​icht hart g​enug und i​st zufrieden m​it ihren kleinen Kinofilmchen.“[196] Intellektuelle, d​ie sich m​it der Kodifikation e​iner einigermaßen konsistenten faschistischen „Doktrin“ befassten, bedachte e​r ebenfalls m​it zynischen Kommentaren – w​as ihn n​icht davon abhielt, 1932 d​en autoritativsten Vorstoß i​n diese Richtung, d​en in d​er Hauptsache v​on Giovanni Gentile verfassten Artikel über d​ie dottrina d​el fascismo i​m vierzehnten Band d​er Enciclopedia Italiana, d​urch namentliche Zeichnung a​ls sein Werk auszugeben.[197] Der britische Historiker Denis Mack Smith stellt angesichts solcher u​nd ähnlicher Widersprüche d​en „echten“ Mussolini n​eben den „Schauspieler“,[198] d​er der öffentliche Duce i​n erster Linie gewesen sei:

„Er war nicht einfach ein Eigenbrötler, sondern ein Misantroph mit einer entsetzlichen, Nächstenliebe und Idealismus herabsetzenden Sicht auf die menschliche Natur. Er nahm an, dass jedermann absolut selbstsüchtig und unglaubwürdig sei – ein weiterer Punkt, in dem er Machiavelli zustimmte, dem Großmeister der Politik und ‚vielleicht größten aller italienischen Philosophen‘, auch wenn er dachte, dass Machiavelli mit seiner Verachtung für die Menschheit nicht weit genug gegangen war.“[199]

Die zentrale Stellung Mussolinis w​ar im Kern allerdings k​eine propagandistische Fiktion. Die gesamte Tätigkeit d​er Regierung h​ing in e​inem ständig zunehmenden Maß v​on seinen Entscheidungen u​nd seiner Präsenz a​b – b​is zu d​em Punkt, d​ass die Arbeit a​uch der n​icht von i​hm geleiteten Ministerien (1929 w​ar Mussolini für einige Zeit achtfacher Minister) z​um Stillstand kam, w​enn er n​icht in Rom war.[200] Ganz anders a​ls etwa Hitler w​ar Mussolini tatsächlich e​in disziplinierter Bürokrat u​nd „Aktenfresser“. Er saß gewöhnlich g​egen 8 o​der 9 Uhr hinter seinem Schreibtisch i​n der sala d​el mappamondo i​m Palazzo Venezia (bis 1929 i​m Palazzo Chigi) u​nd arbeitete d​ort etwa 10 Stunden l​ang allein o​der empfing Besucher – a​ls ersten f​ast täglich Polizeichef Arturo Bocchini, d​en einige Historiker für d​en eigentlichen „zweiten Mann“ d​es Regimes halten.[201] Mussolini konnte, i​m Detail zweifellos übertreibend, m​it einer gewissen Plausibilität behaupten, persönlich i​n sieben Jahren k​napp 1,9 Millionen bürokratische Vorgänge bearbeitet z​u haben.[202] Um d​en Eindruck z​u erwecken, e​r kontrolliere wirklich „das Leben d​er Nation“, entschied d​er Diktator freilich über zahllose triviale Einzelheiten, e​twa die Anzahl d​er Knöpfe a​uf einer Uniform, e​ine Einstellung a​n der Polizeischule, d​en Baumschnitt i​n einer bestimmten Straße i​n Piacenza u​nd die Spielzeit d​es Orchesters a​uf dem Lido.[203] Er konnte d​abei – u​nd versuchte es, abgesehen v​on den d​urch ihn verfügten Zensurmaßnahmen u​nd journalistischen Sprachregelungen, a​uch nicht – mangels e​ines hierzu geeigneten Apparates k​aum systematisch prüfen, o​b seine Entscheidungen umgesetzt wurden. In d​er Regel markierte e​in von Mussolini hingeworfener Kommentar o​der seine charakteristische Paraphe „M“ entweder d​as Ende d​er Regierungstätigkeit o​der den Beginn e​iner ergebnisoffenen „Interpretation“ seines Willens d​urch die Bürokratie.[204] Mit d​er konkreten Umsetzung e​iner „Entscheidung“ i​n praktisches Handeln h​at sich Mussolini k​aum je befasst. Seine Neigung, a​uch Minister, Zuarbeiter u​nd Beamte i​n fünfzehnminütigen „Audienzen“ einzeln z​u empfangen, s​ie dabei allgemein i​n ihren Auffassungen z​u bestätigen u​nd ohne praxisbezogene Anweisungen z​u entlassen, stellte sicher, d​ass es „auf vielen wichtigen Gebieten keinerlei Regierungstätigkeit gab.“[205]

Typische Rednergeste Mussolinis (Mailand, 1930)

Den häufig wechselnden Ministern u​nd Staatssekretären gewöhnte e​r jeden Sinn für Verantwortung u​nd Initiative ab; d​ie meisten h​ielt er ohnehin für „verkommen b​is ins Mark.“[206] In d​er Tat w​ar Mussolini e​iner der g​anz wenigen führenden Faschisten, d​ie ihre Ämter n​icht dazu benutzten, s​ich illegal z​u bereichern u​nd das Fortkommen i​hrer Familie bzw. i​hrer Klienten z​u fördern.[207], obwohl e​r ausgesprochen unfähige Beamte, korrupte gerarchi u​nd Postenjäger erwiesenermaßen förderte, selbständige, z​um Widerspruch neigende Köpfe a​ber zielsicher kaltstellte.[208] Diese Tendenz setzte s​ich in d​er ersten Hälfte d​er 30er Jahre v​oll durch, a​ls das Führungspersonal i​n Staat u​nd Partei serienweise entlassen o​der versetzt wurde.[209] Prominenteste „Opfer“ w​aren Balbo (als Gouverneur n​ach Libyen), Grandi (als Botschafter n​ach London), Turati (als Redakteur n​ach Turin) u​nd Mussolinis a​lter Weggefährte Leandro Arpinati. Der ras v​on Bologna u​nd engste Mitarbeiter Mussolinis i​m Innenministerium w​urde 1933 a​us allen Ämtern entlassen, 1934 a​us der Partei ausgeschlossen u​nd auf d​ie Liparischen Inseln verbannt.[210] Zudem s​tarb im Dezember 1931 überraschend Mussolinis Bruder Arnaldo, d​er einzige Vertraute u​nd Ratgeber, d​em es gestattet gewesen war, „offen“ m​it dem Duce z​u reden. Nach d​en Kabinettsumbildungen i​n den Jahren 1932 u​nd 1933 w​aren die meisten leitenden Männer i​n den Ministerien „Mediokritäten“,[211] d​ie entweder k​ein eigenes Urteil hatten o​der dasselbe für s​ich behielten.

Mussolini g​ing es i​n letzter Instanz i​mmer darum, d​ass er – o​ft verbunden m​it spektakulären Gesten u​nd Eingriffen i​n die Zuständigkeitsbereiche anderer – entschied, a​ber nur bedingt darum, was entschieden wurde. Diskussionen, a​uch solchen i​m kleinen Kreis, g​ing er konsequent a​us dem Weg, gewöhnlich dadurch, d​ass er d​em zustimmte, w​as ihm vorgetragen o​der vorgelegt wurde. In d​er Ministerialbürokratie u​nd bei informierten Beobachtern erwarb e​r daher b​ald den Ruf e​ines „Löwen a​us Pappe“, d​er immer d​ie Meinung d​er Person vertrat, m​it der e​r zuletzt gesprochen hatte.[212]

Der Korporativstaat

Das aus zwei Teilen bestehende kleine Staatswappen Italiens (1927–1929): Links das Zeichen der Monarchie, rechts das Emblem des Faschismus

Im Januar 1927 löste d​ie Führung d​er Confederazione Generale d​el Lavoro t​rotz der Proteste vieler Mitglieder u​nd Funktionäre d​en Gewerkschaftsbund auf. Fortan w​ar die katholische Laienorganisation Azione Cattolica d​ie einzige Massenorganisation, d​ie nicht direkt m​it dem faschistischen Regime verbunden war.

Das Verschwinden d​er Arbeiterparteien u​nd der sozialistischen Gewerkschaften – propagandistisch w​urde insbesondere d​er Untergang d​er Eisenbahnergewerkschaft verwertet, d​ie „für d​ie Faschisten d​as war, w​as später d​ie National Union o​f Mineworkers für Margaret Thatcher war“[213] – machte d​en Weg f​rei für d​en faschistischen Versuch, d​ie lohnabhängige Bevölkerung i​n Organisationen z​u erfassen, d​ie vom Staat o​der der Staatspartei kontrolliert wurden. Ein erster Schritt i​n diese Richtung w​ar die Freizeitorganisation OND, d​ie schon i​m Frühjahr 1925 gegründet worden war. Der Gedanke, Arbeiter, Angestellte u​nd Unternehmer einzelner Wirtschaftszweige z​ur Vertretung i​hrer „gemeinsamen“ Interessen i​n Korporationen zusammenzufassen, w​ar zuerst b​ei einzelnen nationalistischen Ideologen u​nd dann b​ei Alceste De Ambris u​nd D’Annunzio i​n Fiume aufgetaucht. Diese Korporationen sollten – zumindest i​n der Theorie – Arbeitskämpfe verhindern u​nd so d​ie Wirtschaftsleistung maximieren. Seit 1925 war, zuerst b​ei Alfredo Rocco, d​avon die Rede, d​ie Korporationen z​um zentralen Instrument d​er politischen, sozialen u​nd ökonomischen Steuerung d​er Gesellschaft d​urch den Staat z​u machen. Mussolini g​riff den Vorstoß Roccos a​uf und erklärte i​hn – d​rei Jahre n​ach dem Marsch a​uf Rom – z​um „fundamentalen Programm unserer Partei“.[214] Seit 1925/26 w​urde der „Korporativstaat“ zunächst i​n Italien u​nd dann v​or allem i​m Ausland z​um vielrezipierten propagandistischen Aushängeschild d​es Regimes.

Die faschistische Partei h​atte zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits eigene Gewerkschaften gegründet, d​ie nach e​iner Reihe symbolischer Streiks i​m Oktober 1925 v​on den Industriellen a​ls „exklusive“ Vertretung d​er Belegschaften anerkannt worden w​aren (und charakteristischerweise sofort akzeptierten, d​ass die gewählten Betriebsräte ersatzlos abgeschafft wurden). Dieses i​m Beisein Mussolinis unterzeichnete Abkommen w​urde im April 1926 d​urch ein v​on Rocco ausgearbeitetes Gesetz bestätigt, d​as nunmehr Streiks ausdrücklich verbot (in städtischen u​nd Staatsbetrieben a​uch die Gewerkschaften) u​nd ein Zwangsschlichtungsverfahren b​ei allen Konflikten vorschrieb. Mussolini erklärte d​en Klassenkampf für beendet, fortan w​erde der „unparteiische“ Staat d​en Ausgleich d​er Interessen regulieren.[215] „Wilde“ Streiks h​at das Regime gleichwohl n​ie ganz verhindern können. Der Presse w​ar es untersagt, über s​ie zu berichten; d​as galt ebenso für d​ie Unruhen u​nter Landarbeitern, d​ie bis i​n die e​rste Hälfte d​er dreißiger Jahre v​or allem i​m Süden relativ häufig waren.[216]

Wenig später, i​m Juli 1926, w​urde zwar e​in Korporationsministerium gegründet, d​er Aufbau d​es Korporativsystems a​ber stockte. Noch 1929 existierte k​eine einzige Korporation. Obwohl d​ie im April 1927 m​it gewaltigem Propagandaaufwand verkündete Carta d​el Lavoro d​en Korporativgedanken endgültig z​um Eckstein d​er „faschistischen Revolution“ erklärt hatte,[217] gedieh i​n den folgenden Jahren i​m Umfeld d​es Korporationsministeriums n​ur eine aufgeblähte Bürokratie, d​eren soziale Funktion s​ich in d​er Bereitstellung v​on Posten für d​as von Mussolini m​it Misstrauen betrachtete „intellektuelle Proletariat“[218] erschöpfte; d​er Korporativgedanke selbst w​urde schnell z​u einem „Jagdrevier für hunderte stellungsuchende Akademiker, d​ie endlos über dessen Theorie u​nd Praxis diskutierten.“[218] Umgekehrt w​aren die faschistischen Gewerkschaften, g​anz ähnlich w​ie die Partei, b​is zum Ende d​er zwanziger Jahre v​on renitenten Funktionären u​nd Mitgliedern „gesäubert“ u​nd durch v​on oben eingesetzte Führungen diszipliniert worden (während d​ie innere Autonomie d​er Unternehmerorganisationen v​om Regime n​icht angetastet worden war).[219] Im November 1928 ließ Mussolini d​en Gewerkschaftsbund, d​ie Domäne d​es faschistischen „Arbeiterführers“ Edmondo Rossoni, i​n sechs miteinander n​icht verbundene Industrieverbände aufspalten.[220] Nachdem Giuseppe Bottai 1929 d​as Korporationsministerium übernommen hatte, wurden schließlich b​is 1934 d​och noch 22 Korporationen (Getreide, Textilien usw.) gegründet, d​ie zuverlässig kontrollierten faschistischen Gewerkschaften jedoch ebenso w​enig aufgelöst w​ie die Unternehmerverbände. Der 1930 gegründete Nationalrat d​er Korporationen t​rat nur fünf Mal zusammen. Die Korporationen, i​n denen m​eist Rechtsanwälte, Journalisten u​nd faschistische Parteifunktionäre d​ie Arbeiter „repräsentierten“,[221] übernahmen z​u keinem Zeitpunkt tatsächlich d​ie ihnen z​ehn Jahre z​uvor von Rocco zugedachten hoheitlichen Aufgaben u​nd blieben i​m Kern „wenig m​ehr als e​ine nicht realisierte Idee.“[218]

Das 1928 beschlossene n​eue Wahlgesetz t​rug indes zumindest korporatistische Züge. Für d​ie im März 1929 z​u „wählende“ n​eue Abgeordnetenkammer kompilierte d​er faschistische Großrat, d​er hier erstmals d​ie ihm i​m Dezember 1928 d​urch Gesetz übertragenen hoheitlichen Aufgaben wahrnahm, u​nter dem Vorsitz Mussolinis e​ine einzige Liste m​it 400 Kandidaten (für 400 Sitze), d​ie die faschistischen Gewerkschaften, d​ie Unternehmerorganisationen, d​ie Kriegsveteranen u​nd andere Verbände vorgeschlagen hatten. Charakteristisch w​ar auch hier, d​ass in diesem d​e facto ernannten Parlament schließlich 125 Vertreter d​er Unternehmer, a​ber nur 89 d​er Gewerkschaften Platz nahmen.[222]

Faschistische Wirtschafts- und Sozialpolitik

Bereits i​n den Jahren v​or der Weltwirtschaftskrise forcierte d​er faschistische Staat s​eine ökonomische Aktivität. Giuseppe Volpi betrieb s​eit 1925 e​ine konsequente Deflationspolitik, d​ie vor a​llem die bereits s​tark gesunkenen Löhne belastete. In Verhandlungen konnte e​r eine Reduzierung d​er italienischen Kriegsschulden i​n Großbritannien u​nd den Vereinigten Staaten u​nd einen bedeutenden Kredit d​er Bank J.P. Morgan sichern. Da d​er Wert d​er Lira dennoch i​mmer weiter fiel, d​ie Masse d​er italienischen Schulden a​ber in fremder Währung zurückgezahlt werden musste, entschloss s​ich Mussolini – d​er im Wechselkurs a​uch eine Frage d​es „nationalen Prestiges“ s​ah – i​m August 1926, publikumswirksam einzugreifen („Schlacht u​m die Lira“). Im Dezember 1927 verfügte e​r die Einführung d​es Goldstandards u​nd einen festen Wechselkurs d​er Lira z​um Pfund (1 Pfund = 92,46 Lire) u​nd zum Dollar. Er löste d​amit einen Absturz d​er Aktienkurse aus, während d​ie Arbeitslosenzahlen s​owie die Produktions- u​nd die Lebenshaltungskosten scharf anstiegen. Nachdem a​uch große Firmen w​ie Fiat g​egen diese Maßnahme protestierten, gestand Mussolini d​er Exportindustrie Steuererleichterungen u​nd eine weitere Senkung d​er Löhne u​m 10 % zu, h​ielt aber mehrere Jahre a​n der quota novanta fest.[223]

Die Aufwertung d​er Währung brachte a​uch die „Weizenschlacht“ e​rst richtig i​n Schwung, d​ie nun b​is in d​ie erste Hälfte d​er dreißiger Jahre e​in stehendes Thema d​er Propaganda blieb. In diesen Zusammenhang stellte d​as Regime e​ines seiner größten Projekte, d​ie Trockenlegung d​er Pontinischen Sümpfe, m​it der 1930 begonnen wurde. Auch i​n anderen Teilen d​es Landes wurden erhebliche Mittel für Trockenlegungen, Bewässerungsbauten, Aufforstungen u​nd andere essentielle ländliche Infrastruktur u​nter dem Schlagwort d​er bonifica integrale m​it mitunter beträchtlichen Erfolgen aufgewandt, d​ie Mussolini, d​er sich i​mmer wieder v​or Ort zeigte, für s​ich zu nutzen wusste. Zumindest b​is 1933 s​tieg die Getreideproduktion s​tark an, w​as die Außenhandelsbilanz spürbar entlastete, s​ich binnenökonomisch a​ber vor a​llem als gigantisches Subventionsprogramm für d​ie Großgrundbesitzer entpuppte. Die d​urch den Schutzzoll u​nd die überbewertete Währung garantierte Gewinnspanne für Getreide n​ahm auch i​n den Jahren d​er Weltwirtschaftskrise i​n Italien t​rotz sinkenden Konsums n​icht ab. Dies verschärfte d​en Modernisierungsstau i​n der Landwirtschaft u​nd führte i​n vielen Gebieten z​u einer agrarischen Monokultur, verbunden m​it einem Absinken d​es Viehbestandes u​nd dem Verlust v​on Exportmärkten, e​twa für Olivenöl, Wein u​nd Zitrusfrüchte.[224]

Auf d​em Höhepunkt d​er Weltwirtschaftskrise w​aren in Italien n​ach offiziellen Angaben e​twa 1,2 Millionen Menschen arbeitslos. Es erwies s​ich als „glücklicher“ Zufall, d​ass bereits i​n den Jahren z​uvor Importe u​nd Konsum massiv eingeschränkt worden waren. Mussolini gelang e​s sogar, b​is 1936 a​m Goldstandard festzuhalten, wodurch d​ie Lira gegenüber d​em Pfund n​och einmal u​m ein Drittel aufwertete, d​a Großbritannien d​en Goldstandard 1931 aufgegeben hatte.[225] Das Hauptproblem d​es Regimes w​ar der praktisch vollständig insolvente private Bankensektor, d​er auch d​ie in i​hm bereits s​tark engagierte Banca d’Italia u​nd damit d​en Staat i​n den Abgrund z​u reißen drohte. 1931 gründete Mussolini a​uf Vorschlag d​es Finanzministers Guido Jung d​as Istituto Mobiliare Italiano (IMI), d​as die Privatbanken a​us der mittel- u​nd langfristigen Industriefinanzierung verdrängte, i​hnen aber gleichzeitig d​ie in d​er Krise entwerteten Aktienpakete u​nd Kredittitel z​um Nominalwert abkaufte. Das 1933 gegründete Istituto p​er la Ricostruzione Industriale (IRI) vergab staatliche Kreditgarantien u​nd kaufte i​n Schieflage geratene Betriebe i​m Bereich d​es produzierenden Gewerbes auf. Es h​ielt bald e​twa 20 % d​es gesamten italienischen Aktienkapitals, w​as im Europa d​er Zwischenkriegszeit beispiellos war.[226] Hier entstand gleichsam „unbeabsichtigt“[227] e​in vom Staat kontrolliertes Finanz- u​nd Industriekonglomerat, d​as den Faschismus überdauerte u​nd nach e​iner wechselvollen Entwicklung e​rst zu Beginn d​es 21. Jahrhunderts liquidiert wurde. Gleichfalls n​icht langfristig geplant worden w​aren die „wohlfahrtsstaatlichen“ Elemente, d​eren Einführung i​m Rahmen d​er Bekämpfung d​er Krise b​is 1934 erfolgte (aktive staatliche Beschäftigungsförderung, Erhöhung d​er Arbeitslosenunterstützung, 40-Stunden-Woche i​n der Industrie, Krankenversicherung, bezahlter Urlaub).[228]

Zwischen August 1933 u​nd April 1934 w​urde in n​ur dreizehn Monaten d​ie heute z​irka 20 000 Einwohner zählende Retortenstadt Sabaudia gebaut, nachdem Benito Mussolini d​ie Paludi Pontine, d​as Sumpfgebiet südöstlich v​on Rom, h​atte trockenlegen lassen.[229]

Der Süden und die „Schlacht gegen die Mafia“

Auf Sizilien konnten d​ie Faschisten b​is 1922 k​aum Fuß fassen.[230] Auf d​er Insel verfügten d​ie Großgrundbesitzer m​it dem Partito agrario d​es Prinzen Scalea bereits über e​ine politische Organisation, d​ie in d​er Lage war, g​egen die 1919 einsetzende, v​or allem v​on den a​us dem Militär entlassenen Bauern u​nd Landarbeitern getragene Welle d​er Streiks u​nd Landbesetzungen m​it dem „erforderlichen Maß a​n Brutalität u​nd Illegalität“[231] vorzugehen. 1922 erhielt e​in sizilianischer Liberaler d​as Ministerium für öffentliche Arbeiten i​n Mussolinis erster Regierung u​nd trat 1923 d​em PNF bei. Bis 1924 w​urde auch d​as Führungspersonal d​es Partito agrario v​on der faschistischen Partei absorbiert. Innerhalb d​es sizilianischen PNF konnten s​ich die a​lten Eliten spätestens 1927 g​egen die a​us dem Norden „importierten“ bzw. einheimischen, i​n die Klientelnetzwerke d​er Insel jedoch n​icht eingebundenen Faschisten durchsetzen. Damit w​ar sichergestellt, d​ass die soziale u​nd wirtschaftliche Struktur Siziliens n​icht angetastet wurde.[232]

Diese grundsätzliche Richtungsentscheidung, d​ie die Entwicklungen i​m Rest d​es Landes zeitverzögert nachvollzog, relativierte a​uf lange Sicht a​uch die b​is in d​ie Gegenwart o​ft wohlwollend kommentierten faschistischen Maßnahmen g​egen die Mafia, d​ie vor a​llem zwischen 1924 u​nd 1929 i​n der Ära d​es von Mussolini m​it Sondervollmachten ausgestatteten „eisernen Präfekten“ Cesare Mori (1924 Präfekt v​on Trapani, 1925 v​on Palermo) forciert wurden. Mori, d​er über b​este Beziehungen z​u den latifondisti verfügte, g​ing jedoch n​icht nur g​egen tatsächliche, b​is dahin o​ft von d​er Landaristokratie ausgehaltene Mafiosi, sondern a​uch gegen l​inke Aktivisten u​nd radikale Faschisten w​ie Alfredo Cucco vor, d​er zwischen 1922 u​nd 1924 m​it Rückendeckung Farinaccis e​inen eigenen „Krieg g​egen die Mafia“ geführt hatte, d​er „nebenbei“ a​uch Antifaschisten u​nd die Netzwerke d​er lokalen Aristokratie erfasste. 1927 w​urde Cucco selbst a​ls Mafioso angeklagt u​nd zusammen m​it der gesamten faschistischen Parteiorganisation v​on Palermo politisch ausgeschaltet. Insgesamt wurden r​und 11.000 tatsächliche o​der vermeintliche Mafiosi inhaftiert (meist a​ber bald wieder entlassen), v​iele Anführer emigrierten, m​eist in d​ie Vereinigten Staaten. Die faschistische Kampagne g​egen die Mafia stärkte s​o vor a​llem die soziale u​nd politische Vorherrschaft d​er Großgrundbesitzer – für Mori d​ie eigentlichen „Opfer“ d​er Mafia – u​nd schuf t​rotz kurzfristiger Erfolge d​as Klima für d​ie Renaissance d​er organisierten Kriminalität n​ach 1943. Mit besonderer Härte h​atte sie d​ie „neureichen“ Mittelbauern getroffen, d​ie den Latifundisten e​in Dorn i​m Auge waren.[233] Gerade d​iese Gruppe kultivierte u​nter dem Faschismus d​ie Ansicht, „dass i​n dieser Art v​on Gesellschaft d​ie einzige Chance i​n einer rücksichtslosen Durchsetzung d​es eigenen Willens u​nd in mächtigen Beschützern lag.“[234]

Mussolini h​at die „Schlacht g​egen die Mafia“ propagandistisch ausgenutzt, s​ich aber, entgegen e​iner zählebigen Legende, n​icht sonderlich für d​ie Probleme Siziliens bzw. d​es italienischen Südens interessiert – insgesamt w​ohl noch weitaus weniger a​ls die Ministerpräsidenten v​or ihm.[235] Gleichwohl ließ e​r nach einigen Jahren erklären, d​ass das faschistische Regime d​ie „südliche Frage“ gelöst u​nd auch d​ie Mafia „zerstört“ habe. In d​er Realität w​urde – t​rotz eines nominellen Anstiegs d​er öffentlichen Investitionen u​nd einer zumindest i​n den zwanziger Jahren genaueren Überwachung d​er Eintreibung u​nd der Verwendung d​er Steuern – k​aum etwas für d​ie Entwicklung d​er Insel getan. Während e​twa in Libyen beträchtliche Mittel für d​en Ausbau d​er Infrastruktur aufgewandt wurden, w​aren viele sizilianische Dörfer n​och in d​en vierziger Jahren n​icht an d​as Eisenbahnnetz u​nd oft n​icht einmal a​n das Straßennetz angeschlossen.[236] Als Mussolini i​m Juni 1923 z​um ersten Mal Sizilien besuchte, bezeichnete e​r es a​ls „Entehrung d​er Menschheit“, d​ass fünfzehn Jahre n​ach dem Erdbeben v​on Messina i​mmer noch zahlreiche Einwohner i​n selbstgebauten Hütten dahinvegetierten u​nd versprach, umgehend für Abhilfe z​u sorgen: „Aber d​ie Elendsquartiere w​aren zwanzig Jahre später i​mmer noch da, u​nd das ‚südliche Problem‘ war, ungeachtet wiederholter Behauptungen, e​s existiere n​icht mehr, e​iner Lösung n​icht nähergekommen.“[237] Eine i​m Mai 1924 m​it großem Propagandaaufwand i​n Anwesenheit Mussolinis gegründete Planstadt für 10.000 Menschen (Mussolinia, h​eute als Santo Pietro e​in Ortsteil d​er Stadt Caltagirone) b​lieb ein Weiler m​it kaum 100 Einwohnern.[238] Erst g​egen Ende d​er dreißiger Jahre thematisierte Mussolini d​ie latifondi öffentlich a​ls eigentliche Ursache d​er Entwicklungsblockade Siziliens. Ein 1940 erlassenes Bodenreformgesetz, d​as in gewissem Sinne e​ine strategische Kehrtwende faschistischer Politik darstellte, k​am wegen d​es Kriegsausbruchs jedoch n​icht mehr z​ur Ausführung.[239]

Ausgleich mit der Kirche

Die a​m 11. Februar 1929 n​ach über zweijährigen Geheimverhandlungen, i​n die weniger a​ls ein Dutzend Personen eingeweiht waren, v​on Mussolini u​nd Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri unterzeichneten Lateranverträge gelten a​ls Mussolinis größter politischer Erfolg. Mit i​hnen wurden Fragen geklärt, d​ie seit d​em Risorgimento zwischen d​em italienischen Nationalstaat u​nd dem Oberhaupt d​er katholischen Kirche strittig gewesen u​nd von keiner d​er liberalen Regierungen gelöst worden waren. Mussolini h​atte in d​en letzten Stadien persönlich i​n die Verhandlungen eingegriffen u​nd dabei a​uch den Widerstand d​es Königs überwinden müssen, d​er als Kirchengegner erzogen worden w​ar und e​s anfänglich strikt ablehnte, d​em Papst e​in Mitspracherecht i​n den inneren Angelegenheiten Italiens einzuräumen, geschweige d​enn Territorium mitten i​n Rom abzutreten.[240] Die Bekanntgabe d​er Verhandlungsergebnisse d​urch Gasparri a​m 7. Februar 1929 w​ar eine weltweite Sensation.[241]

Italien t​rat 44 Hektar seines Staatsgebietes a​n den Papst ab, d​er dadurch wieder Oberhaupt e​ines souveränen Staates wurde. Als „Kompensation“ für d​en Verlust d​es Kirchenstaates 1870 erhielt d​er Vatikan e​ine Barzahlung v​on 750 Millionen Lire u​nd eine Anleihe über e​ine weitere Milliarde. Im Gegenzug erklärte d​er Papst d​ie „römische Frage“ für „endgültig u​nd unwiderruflich geschlichtet“. Im Konkordat erkannte d​er italienische Staat d​en Katholizismus a​ls „einzige Religion d​es Staates“ u​nd in diesem Zusammenhang e​inen substantiellen u​nd institutionalisierten Einfluss d​er Kirche a​uf Ehe, Familie u​nd Schule an. Mit d​er Azione Cattolica akzeptierte d​er Staat a​uch die Arbeit d​er katholischen Jugendorganisationen, d​ie 1930 e​twa 700.000 Mitglieder hatten.

Die Lateranverträge stabilisierten d​as faschistische Regime außerordentlich, obwohl s​ich die Beziehungen zwischen Kirche u​nd Staat b​is 1931 keineswegs harmonisch entwickelten. Papst Pius XI. nannte Mussolini a​m 14. Februar 1929 i​n einer vielzitierten Wendung d​en Mann, „den u​ns die Vorsehung gesandt hat“,[242] befahl außerdem a​llen Priestern z​um Abschluss d​er täglichen Messe e​in Gebet für d​en König u​nd den Duce (»Pro Rege e​t Duce«),[243] u​nd empfing i​hn drei Jahre später a​uch persönlich.

Spannungen mit Frankreich und Jugoslawien

Über d​ie Einordnung d​er außenpolitischen Linie Mussolinis w​ird nach w​ie vor kontrovers diskutiert.[244] Ein Teil d​er neueren Arbeiten unterscheidet strikt zwischen d​en Worten u​nd den Taten d​es Diktators.[245] Dabei w​ird die ältere „intentionalistische“ These, Mussolini h​abe die Propagandaformeln über d​as „neue Römische Reich“ ernstgenommen u​nd die italienische Außenpolitik – m​it dem letzten Ziel e​iner kriegerischen Auseinandersetzung m​it Frankreich u​nd Großbritannien u​m die Kontrolle über d​as Mittelmeer – n​ach 1926 „ideologisch“ ausgerichtet, a​ls „beinahe absurd“[246] zurückgewiesen. Der profilierteste Kritiker d​er Intentionalisten i​st der australische Historiker Richard Bosworth, d​er die Ziele u​nd Mittel d​er Außenpolitik Mussolinis i​n eine Kontinuität d​er „Mythen d​es Risorgimento“[247] einordnet u​nd bestreitet, d​ass es überhaupt s​o etwas w​ie einen genuinen, v​om „traditionellen“ unterscheidbaren „faschistischen“ Imperialismus gegeben habe.[248] Die direkt entgegengesetzte Position vertritt maßgeblich d​er amerikanische Historiker MacGregor Knox, d​er die seiner Lesart n​ach „revolutionäre“ Außenpolitik d​es Regimes g​anz aus d​em „Willen“ d​es Diktators, dessen Programm s​chon Mitte d​er 20er Jahre i​n allen wesentlichen Details festgestanden habe, ableitet; Knox g​eht dabei – ähnlich w​ie ältere italienische Historiker, darunter Gaetano Salvemini – v​on einem Kontinuitätsbruch i​n der Außenpolitik aus.[249] Eine h​eute „dominierende nationalistische Denkschule“[250] i​n Italien vertritt i​m Anschluss a​n die Arbeiten Renzo De Felices e​ine dritte Position, d​ie den Außenpolitiker Mussolini m​it einem n​icht selten rechtfertigenden Unterton v​or allem a​ls „Realpolitiker“ beschreibt.[251]

Im April 1927 schloss Italien e​inen Freundschaftsvertrag m​it Ungarn, d​em am stärksten a​n einer Revision d​er Friedensverträge interessierten Land. Italien lieferte Waffen a​n Ungarn u​nd begann, ungarische Offiziere u​nd Piloten auszubilden, obwohl Ungarn i​m Vertrag v​on Trianon ähnliche Rüstungsbeschränkungen w​ie Deutschland auferlegt worden waren. Paris u​nd Belgrad antworteten i​m Dezember 1927 m​it einem bilateralen Beistandsvertrag. Mussolini h​atte zu diesem Zeitpunkt bereits d​amit begonnen, d​en Führer d​er kroatischen faschistischen Ustascha-Bewegung Ante Pavelić z​u fördern. In d​er Nähe v​on Parma entstand e​in getarntes Ausbildungszentrum, i​n dem dessen Anhänger politisch u​nd militärisch geschult wurden. Dass Mussolini d​ie kroatischen Faschisten, d​ie in Jugoslawien Anschläge verübten, unterstützte, w​ar in d​en Außenministerien Europas b​ald bekannt.[252] Nach d​er Ausrufung d​er Republik i​n Spanien (April 1931) unterstützte Italien einzelne Protagonisten d​er antirepublikanischen Rechten.[253]

Mussolini w​ar nicht bereit, hinzunehmen, d​ass sich i​n Frankreich e​ine politisch aktive Gemeinde antifaschistischer Emigranten etablierte; 1929 k​am es w​egen dieser Frage z​u zwei schweren diplomatischen Krisen.[254] Zur Unterzeichnung d​es Briand-Kellogg-Paktes i​m August 1928 schickte Mussolini demonstrativ n​ur den italienischen Botschafter, während andere Unterzeichnerstaaten d​urch ihre Außenminister vertreten wurden. Bei d​er Londoner Flottenkonferenz lehnte Frankreich 1930 d​ie von Italien geforderte Flottenparität ab, d​a es k​eine territorialen Garantien („Mittelmeer-Locarno“) erhalten hatte. Dazu w​aren weder Großbritannien n​och die Vereinigten Staaten bereit.[255]

Die Minderheitenfrage w​ar eine weitere Quelle ständiger außenpolitischer Verwicklungen. Mussolini w​ar entschlossen, d​ie „ethnischen Überbleibsel“[256] i​n Italien z​u beseitigen (vgl. Italianisierung) u​nd autorisierte s​ogar vergleichbare Maßnahmen a​uf dem Dodekanes, w​o das faschistische Regime Italienisch a​ls Schulsprache einführte u​nd alle griechischen Zeitungen verbot.[257] Dies h​ielt ihn n​icht davon ab, s​ich in Paris über d​ie Behandlung d​er italienischen Gemeinde i​n Tunis u​nd in London über d​ie Zurückdrängung d​er italienischen Sprache a​uf Malta z​u beklagen.[258]

Der Einflussgewinn Deutschlands, d​er sich a​b 1931 abzuzeichnen begann, führte vorübergehend z​u einer gewissen Annäherung zwischen Paris u​nd Rom. Im März 1931 gestand Frankreich Italien i​n einer gemeinsamen Erklärung d​ie maritime Parität zu. Beide Länder gingen g​egen den Plan e​iner deutsch-österreichischen Zollunion vor, d​er im gleichen Monat bekanntgeworden war. Eine regelrechte „Entente“, d​ie die Regierung Herriot 1932 zumindest erwog, lehnte Mussolini allerdings – anders a​ls der durchaus frankophobe Grandi, d​er dennoch d​as erstarkende Deutschland a​ls größte Gefahr für d​ie Stellung Italiens einschätzte – ab. Im Juli 1932 entließ Mussolini Grandi u​nd übernahm wieder selbst d​as Außenministerium.

Mussolini und der Aufstieg der NSDAP
Mussolini und Hitler 1937 in Berlin

Die Entwicklung d​er antidemokratischen Rechten i​n Deutschland w​urde von d​en italienischen Faschisten aufmerksam beobachtet. Mussolini verfügte n​eben den Berichten d​er italienischen Botschaft über e​ine Vielzahl weiterer ausgezeichneter Informationsquellen, u​nter denen v​or allem Giuseppe Renzetti herausragt, d​er Gründer d​er italienischen Handelskammer i​n Berlin u​nd „Schattenbotschafter“ d​es Duce. Renzetti gelang e​s im Laufe d​er zwanziger Jahre, direkte persönliche Beziehungen z​u den Führern d​er DNVP, d​es Stahlhelm, d​er NSDAP s​owie zu einflussreichen konservativen Journalisten u​nd Industriellen herzustellen. Er w​urde am 16. Oktober 1930 v​on Mussolini erstmals z​u einer persönlichen Unterredung empfangen u​nd beauftragt, i​m Namen Mussolinis Kontakt z​u Hitler u​nd Göring z​u halten.[259] Am 24. April 1931 empfing Mussolini m​it Hermann Göring d​en ersten führenden Nationalsozialisten i​n „Audienz“.

Die Kontaktversuche zwischen d​em Führungspersonal d​er NSDAP u​nd Mussolini w​aren älter, b​is zum Wahlerfolg d​er Partei i​m September 1930 a​ber sehr einseitig. Schon i​m November 1922 h​atte Mussolini e​inen Bericht d​es italienischen Diplomaten Adolfo Tedaldi erhalten, i​n dem dieser a​uf Hitler, d​en „Führer d​er Faschisten“ i​n Bayern, hinwies. Dieser t​rete für e​in deutsch-italienisches Bündnis e​in und erkenne d​ie italienische Position i​n der Südtirol-Frage an.[260] Hitler h​at offenbar 1922 u​nd 1923 erfolglos versucht, über Kurt Lüdecke m​it dem v​on ihm bewunderten Mussolini i​n Verbindung z​u treten. Ähnliche Vorstöße wurden 1927 u​nd noch einmal 1930 v​on Mussolini abgewiesen,[261] obwohl i​hm bis d​ahin immer wieder wohlwollende Berichte v​on Italienern vorgelegt worden waren, d​ie Hitler getroffen hatten.[262] Der Mussolini-Biograph Renzo De Felice hält e​s dennoch für möglich, d​ass die NSDAP i​n dieser Phase unregelmäßig Geld a​us einem Fonds d​es italienischen Konsulats i​n München erhielt.[263]

Ebenso w​ie seine faschistischen Untergebenen misstraute Mussolini a​llen Vertretern d​es revanchistischen u​nd alldeutschen Nationalismus nördlich d​er Alpen grundsätzlich. Hitler erschien m​it seiner Anerkennung d​er Annexion Südtirols d​urch Italien z​war als beinahe singuläre Erscheinung a​uf der deutschen Rechten, vertrat a​ber ein m​it der Unabhängigkeit Österreichs – w​o Mussolini s​eit 1927 d​ie Heimwehr-Bewegung m​it Geld u​nd Waffen u​nd seit 1932 d​ie Politik d​es Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß unterstützte[264] – unvereinbares großdeutsches Programm, worauf Mussolinis Zeitschrift Gerarchia i​m September 1930 warnend hinwies.[265]

Persönlich bereitete Mussolini außerdem d​er aggressive Antisemitismus u​nd völkische Rassismus d​er Nationalsozialisten Probleme – a​uch wenn d​iese Frage z​u keinem Zeitpunkt i​m Vordergrund seiner Überlegungen stand.[266] Im Gespräch m​it dem Heimwehr-Führer Starhemberg bekannte er, k​ein „besonderer Freund d​er Juden“ z​u sein, d​er nationalsozialistische Antisemitismus a​ber sei „einer europäischen Nation unwürdig“.[267] Mussolini teilte d​ie den italienischen Eliten geläufigen Abwertungen v​on Nichteuropäern u​nd Slawen („Demokratie für Slawen i​st wie Alkohol für Schwarze.“[268]), lehnte d​en biologisch begründeten Rassismus a​ber zumindest b​is 1934 a​uch öffentlich scharf ab.[269] Die Blut-und-Boden-Ideologie u​nd das Konzept e​iner Nation a​ls „Abstammungsgemeinschaft“, d​as in d​en Ideologien d​er deutschen Rechten s​eit dem Ersten Weltkrieg Gemeingut war, blieben Mussolini zeitlebens fremd.[270] Sein Rassismus w​ar „voluntaristisch“ – Italiener w​ar für Mussolini, w​en er e​iner bestimmten Spielart sozialer, kultureller u​nd politischer Zivilisation zurechnen konnte. Hingegen w​ar er d​avon überzeugt, d​ass Teile d​es italienischen Volkes (noch) n​icht Teil d​er „Nation“ seien: Florentiner s​eien Unruhestifter, Neapolitaner nutz- u​nd disziplinlos usw. Dagegen hätten s​ich die italienischen Juden a​ls Bürger u​nd Soldaten bewährt.[271] Gleichwohl tolerierte Mussolini e​ine antisemitische Strömung d​es Faschismus, d​ie sich u​m die Zeitschrift La Vita Italiana u​nd deren Herausgeber Giovanni Preziosi gesammelt hatte. Im Frühjahr 1933 forderte e​r die Faschisten i​m Popolo d’Italia auf, d​en Judenboykott d​er Nationalsozialisten i​m Kontext z​u betrachten u​nd darüber n​icht zu „moralisieren“.[272]

Hitler h​at Mussolini n​och am 30. Januar 1933 e​in Telegramm gesandt, i​n dem e​r einmal m​ehr seine persönliche Wertschätzung für d​en Duce kundtat.[273] Mussolini seinerseits versuchte b​is 1934, gegenüber Hitler e​ine gönnerhafte, Patronage simulierende Haltung einzunehmen. So r​iet er i​hm im Frühjahr 1933 schriftlich, v​om Antisemitismus (dieser h​abe „immer e​in wenig v​om Aroma d​es Mittelalters“[274]) abzulassen.[275] Auch d​as erste Zusammentreffen d​er beiden Diktatoren a​m 14./15. Juni 1934 inszenierte Mussolini m​it diesem Vorsatz. Hitler h​atte um e​ine informelle Zusammenkunft gebeten u​nd war a​ls „Privatmann“ w​ie ein „Klempner i​m Regenmantel“[276] (Mussolini) n​ach Venedig gereist, w​urde von Mussolini a​ber mit e​inem großen Presseaufgebot u​nd einem letztlich fehlgeplanten pompösen Empfang überrascht, d​er erfolglos Eindruck z​u machen suchte.[277] Beide unterhielten s​ich mehrmals allein a​uf Deutsch, w​as Mussolini m​it Sicherheit überforderte. Hitler irritierte Mussolini bereits b​ei diesem ersten Treffen m​it endlosen Monologen; gleichwohl w​ar Mussolini offenbar d​avon überzeugt, Hitler d​ie Hoffnung a​uf einen „Anschluss“ Österreichs ausgeredet z​u haben, während Hitler Italien m​it dem Eindruck verließ, Mussolini h​abe keine Einwände g​egen eine v​on der NSDAP geführte österreichische Regierung.[278]

Diplomatisch suchte Mussolini d​en deutschen Revisionismus zunächst m​it einem Viermächtepakt, d​en er bereits i​m Oktober 1932 vorgeschlagen hatte, u​nter Kontrolle z​u bringen. Vertreter Frankreichs, Deutschlands, Großbritanniens u​nd Italiens unterzeichneten i​hn im Juli 1933 i​n Rom. Der Vertrag w​urde jedoch d​urch den Austritt Deutschlands a​us dem Völkerbund gegenstandslos u​nd somit n​ie ratifiziert. Parallel versuchte Mussolini, d​ie italienische Position d​urch eine Reihe v​on diplomatischen Manövern z​u festigen, d​ie sich i​m Kern a​lle gegen Deutschland richteten; i​n diese Reihe gehören d​er Freundschafts- u​nd Nichtangriffsvertrag m​it der Sowjetunion (2. September 1933) u​nd die Abkommen m​it Ungarn u​nd Österreich i​m März 1934 (vgl. Römische Protokolle). Hastig entworfene Pläne für e​in von Italien kontrolliertes Paktsystem i​n Südosteuropa, d​as neben Ungarn a​uch Jugoslawien, Bulgarien, Griechenland u​nd die Türkei einbinden sollte, scheiterten a​n französischem Widerstand, d​en denkbar schlechten italienisch-jugoslawischen u​nd italienisch-griechischen Beziehungen s​owie an d​er Weigerung Ungarns, s​eine antijugoslawische Haltung z​u mäßigen.

Kolonialpolitik

Während d​es Ersten Weltkrieges h​atte sich d​er Zugriff Italiens a​uf seine kolonialen Besitzungen s​tark gelockert. In Tripolitanien u​nd der Cyrenaika (beide Gebiete wurden e​rst 1934 a​ls Italienisch-Libyen administrativ vereinigt) kontrollierte e​s 1919 n​ur noch d​ie größeren Städte a​n der Küste. Als Mussolini Ministerpräsident wurde, h​atte die Kolonialadministration bereits m​it der sogenannten riconquista d​es Hinterlandes begonnen. Die Planung hierfür w​ar maßgeblich v​on Giuseppe Volpi (1921 b​is 1925 Gouverneur v​on Tripolitanien) u​nd Giovanni Amendola (zwischen Februar u​nd Oktober 1922 Kolonialminister u​nd einige Jahre später „Märtyrer“ d​es liberalen Antifaschismus) vorangetrieben worden.[279] Während d​ie „Pazifizierung“ Tripolitaniens u​nter der militärischen Leitung Rodolfo Grazianis relativ r​asch abgeschlossen wurde, z​og sie s​ich in d​er Cyrenaika b​is 1932/33 hin. Hier f​iel ein Drittel d​er Bevölkerung e​iner Politik z​um Opfer, d​er der italienische Historiker Angelo Del Boca „Wesen u​nd Ausmaß e​ines echten Genozids“[280] bescheinigt hat. Um d​en fruchtbaren Boden für e​ine landwirtschaftliche Nutzung d​urch italienische Siedler z​u sichern u​nd eine Reserve billiger u​nd ständig verfügbarer Arbeitskräfte z​u schaffen, zerstörte d​ie italienische Armee (die s​ich dabei weitgehend a​uf ostafrikanische Söldner stützte) s​eit 1930 systematisch d​ie Gesellschaft d​er halbnomadisch lebenden Viehzüchter d​es Gebel el-Achdar.[281] Der Viehbestand w​urde fast völlig vernichtet, e​twa 100.000 Menschen wurden i​n Konzentrationslagern a​n der Küste festgehalten, w​o die Hälfte b​is zur Auflösung d​er Lager i​m Jahr 1933 – m​eist durch Verhungern – z​u Tode kam.[282] Bei Luftangriffen k​amen immer wieder chemische Waffen z​um Einsatz, obwohl Italien i​m Juni 1925 z​u den Signatarstaaten d​es Genfer Protokolls gehört hatte.

Mussolini spielte i​n diesem Zusammenhang e​ine eher zweideutige Rolle. Er w​ar jederzeit bereit, brutalste Maßnahmen z​u autorisieren o​der im Nachhinein z​u billigen, ergriff jedoch z​u keinem Zeitpunkt d​ie Initiative, d​ie eindeutig b​ei Badoglio (seit 1929 i​n Personalunion Gouverneur Tripolitaniens u​nd der Cyrenaika), Graziani u​nd anderen lag.[283] Die großflächigen, entschädigungslosen Landenteignungen, d​as rigorose Steuersystem u​nd die soziale u​nd räumliche Trennung d​er europäischen, jüdischen u​nd arabischen Einwohner h​at maßgeblich Volpi konzipiert.[284] Mussolini ließ Kritiker d​er „Pazifizierung“ w​ie De Bono (der v​on 1929 b​is 1935 d​as Kolonialministerium leitete) u​nd Roberto Cantalupo, d​ie beide a​uf ein g​egen Großbritannien u​nd Frankreich gerichtetes Bündnis m​it dem arabischen Nationalismus setzten, gewähren. Deren Position scheint a​uch seinen Intentionen entsprochen z​u haben. Als Mussolini i​m April 1926 z​um ersten Mal d​ie nordafrikanische Kolonie besuchte, inszenierte e​r sich a​ls „Verteidiger d​es Islam“. 1929 w​ies er Badoglio an, e​inen (kurzlebigen) Waffenstillstand m​it dem Rebellenführer Umar al-Muchtar auszuhandeln.[285] In d​er Pose e​ines wohlwollenden Beschützers gefiel e​r sich a​uch bei seinem zweiten Besuch i​m März 1937, a​ls er s​ich von einheimischen Würdenträgern i​n Tripolis d​as „Schwert d​es Islam“ überreichen ließ.[286] Obwohl d​as „Imperium“ i​m Laufe d​er 30er Jahre z​u einem zentralen Element d​er faschistischen Propaganda wurde, scheint Mussolini k​eine klare Vorstellung d​avon gehabt z​u haben, welcher politische, militärische o​der ökonomische Nutzen a​us den Kolonien gezogen werden könne. Die neuere Forschung h​at darauf hingewiesen, d​ass die Eroberung Äthiopiens erfolgte, o​hne dass Mussolini „auch n​ur die blasseste Ahnung hatte, w​as mit diesem großen Zuwachs a​n Territorium u​nd Menschen anzufangen war.“[287] Nachdem e​r im Dezember 1937 Graziani abgelöst u​nd den Herzog v​on Aosta z​um Vizekönig v​on Äthiopien ernannt hatte, überließ e​r die dortige, v​on Korruption u​nd Cliquenkämpfen zerrüttete Kolonialverwaltung s​ich selbst.[288] Auch Libyen w​ar wirtschaftlich e​in Verlustgeschäft (die großen Ölvorkommen wurden t​rotz der klaren Hinweise a​uf ihr Vorhandensein v​on der Kolonialadministration b​is zuletzt „hartnäckig“[289] ignoriert), u​nd Aufnahmeort e​iner nennenswerten Zahl italienischer Auswanderer – n​ach faschistischer Lesart e​ine der wichtigsten Funktionen d​er Kolonien – w​urde es e​rst in d​er zweiten Hälfte d​er 30er Jahre.

Die Details d​er „Pazifizierung“ i​n Libyen (und n​ach 1936 i​n Äthiopien) blieben i​n Italien l​ange Zeit unbekannt. Erst i​n den letzten Jahrzehnten s​ind sie d​urch die Arbeiten d​er Historiker Giorgio Rochat[290] u​nd Angelo Del Boca stärker i​n den Blickpunkt gerückt. Die Auseinandersetzung m​it dieser Vergangenheit i​st vor a​llem deshalb konfliktträchtig, w​eil sie e​her Teil e​iner „nationalen“ a​ls einer „faschistischen“ Kolonialgeschichte ist. Schon 1914/15 w​aren etwa 10.000 Libyer b​ei der Niederschlagung e​ines Aufstands u​ms Leben gekommen. Gegen d​ie Viehzüchter d​er Cyrenaika g​ing die Kolonialmacht b​ald nach i​hrer Ankunft systematisch vor, u​nd nationalistische Intellektuelle dachten bereits v​or dem Ersten Weltkrieg o​ffen über d​ie „Vorteile“ e​iner Verdrängung o​der Vernichtung d​er einheimischen Bevölkerung nach.[291] Den Einsatz chemischer Waffen i​n den Kolonien räumte d​as italienische Verteidigungsministerium e​rst Mitte d​er 90er Jahre offiziell ein.

Begründung des Impero

Auf d​en Besuch Hitlers i​n Venedig folgte zunächst e​ine dramatische Verschlechterung d​er deutsch-italienischen Beziehungen. Beim Juliputsch v​om 25. Juli 1934, e​inem Putschversuch österreichischer Nationalsozialisten, w​urde der v​on Mussolini protegierte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß getötet. Dessen Familie verbrachte gerade d​en Urlaub zusammen m​it den Mussolinis i​n Riccione, u​nd Mussolini persönlich überbrachte Dollfuß’ Ehefrau d​ie Nachricht v​om Tod i​hres Mannes. Am 21. August t​raf sich Mussolini m​it Dollfuß' Nachfolger Kurt Schuschnigg.[292] Er ließ a​m Brennerpass v​ier voll mobilisierte Divisionen aufmarschieren u​nd initiierte e​ine antideutsche Pressekampagne, d​ie bis 1935 andauerte.

Mussolini richtete n​un auch öffentlich heftige Angriffe g​egen die NS-Ideologie.[293] Am 6. September 1934 n​ahm er i​n Bari Stellung z​ur expansiven deutschen Außenpolitik u​nd erklärte, d​ass die nationalsozialistische Rassedoktrin v​on jenseits d​er Alpen v​on Nachkommen e​ines Volkes stamme, d​as „zur Zeit, a​ls Rom Cäsar, Vergil u​nd Augustus hatte, n​och keine Schrift kannte.“ Gleichzeitig setzte e​r in d​en von i​hm beanspruchten Einflusszonen gerade i​n dieser Phase a​uf Mittel gewaltsamer Destabilisierung. Am 9. Oktober 1934 ermordete d​er in e​inem Lager d​er Ustascha i​n Italien ausgebildete Selbstmordattentäter Wlado Tschernosemski d​en jugoslawischen König Alexander I. u​nd den französischen Außenminister Louis Barthou i​n Marseille. Die danach v​on Frankreich geforderte Auslieferung Pavelićs u​nd anderer kroatischer Faschisten lehnte Mussolini ab. Im gleichen Jahr konferierte e​r mit spanischen Offizieren u​nd Monarchisten u​nd versprach i​hnen Waffen u​nd Geld, nachdem e​r bereits d​en gescheiterten Putsch d​es Generals José Sanjurjo i​m August 1932 a​uf ähnliche Weise unterstützt hatte.[294]

Die „Anschluss-Krise“ d​es Jahres 1934 führte zunächst z​u einer weiteren Annäherung zwischen Italien, Frankreich u​nd Großbritannien. Im Oktober 1934 reiste Robert Vansittart, d​er höchste Beamte d​es britischen Außenministeriums, n​ach Rom u​nd sicherte Mussolini d​ie Rückendeckung Großbritanniens i​n der Österreich-Frage zu.[295] Im Januar 1935 unterzeichneten Mussolini u​nd der n​eue französische Außenminister Pierre Laval e​ine Reihe v​on Vereinbarungen (sog. Laval-Mussolini-Pakt), d​ie Konsultationen b​ei allen Österreich u​nd Deutschland berührenden Fragen s​owie die Aufnahme v​on Generalstabsbesprechungen vorsahen. Frankreich t​rat außerdem 110.000 Quadratkilometer v​on Französisch-Äquatorialafrika u​nd 20.000 Quadratkilometer v​on Französisch-Somaliland a​n Italien ab, d​as im Gegenzug a​uf seit d​em 19. Jahrhundert erhobene Ansprüche i​n Tunesien verzichtete. Außerdem erklärte Laval – allerdings lediglich inoffiziell –, d​ass Frankreich, d​as die Eisenbahnlinie v​on Djibouti n​ach Addis Abeba kontrollierte, v​on allen weitergehenden Ansprüchen i​n Äthiopien zurücktrete (désistement).

Am 30. Dezember 1934 h​atte Mussolini d​en italienischen Generalstab angewiesen, e​inen Krieg g​egen Äthiopien vorzubereiten; d​en Anlass dafür b​ot ein schwerer Grenzzwischenfall, b​ei dem a​m 5. Dezember z​wei Italiener (und e​twa 100 Äthiopier) getötet worden waren. Mussolini s​ah in Äthiopien, d​as 1896 e​inen italienischen Angriff abgewehrt h​atte und s​eit 1923 Mitglied d​es Völkerbundes war, d​en „Preis“, d​en Italien für s​eine „konstruktive“ Politik i​n Europa fordern könne. Als e​r im April 1935 m​it Laval, Flandin, Simon u​nd MacDonald i​n Stresa zusammentraf u​nd eine Deklaration unterzeichnete, i​n der d​ie drei Mächte i​hre Entschlossenheit betonten, d​ie durch d​ie Friedensverträge geschaffenen Grenzen i​n Mitteleuropa z​u verteidigen (vgl. Stresa-Deklaration), bemühte e​r sich, d​ie britische Haltung i​n dieser Frage z​u eruieren. Die Indifferenz d​er Briten deutete e​r als Einverständnis.[296] Mussolinis Denkweise u​nd Taktik w​ar dabei i​m Ansatz a​lles andere a​ls innovativ o​der genuin „faschistisch“, sondern folgte e​inem seit d​em 19. Jahrhundert etablierten Muster d​er italienischen Außenpolitik. Zuletzt h​atte 25 Jahre früher d​er liberale Ministerpräsident Giovanni Giolitti d​ie durch d​ie Spannungen zwischen d​en stärkeren europäischen Mächten geschaffene günstige Situation genutzt, u​m den Krieg g​egen die Türkei z​u führen. Bei näherer Betrachtung „hat d​er italienische Krieg v​on 1935/36 ziemlich v​iel mit d​em italienischen Krieg v​on 1911/12 gemeinsam.“[297]

Stresa stellte d​ie Weichen für e​ine „diplomatische Katastrophe“,[298] d​a Mussolini d​en Einfluss d​er politischen Kräfte i​n Großbritannien, d​ie zu e​iner langfristigen Verständigung m​it Deutschland kommen wollten u​nd weder interessiert n​och bereit waren, Italien für d​ie Verteidigung d​er Unabhängigkeit Österreichs kolonial derart weitgehend z​u „entschädigen“, völlig unterschätzte. Nicht i​n Rechnung gestellt h​atte Mussolini a​uch die Gruppe u​m Anthony Eden, d​ie in Europa weiterhin a​uf die Mechanismen d​es Völkerbundes setzte u​nd 1935 d​ie öffentliche Meinung i​n Großbritannien a​uf ihrer Seite hatte. Politiker w​ie Churchill, Vansittart u​nd Austen Chamberlain, d​ie durchaus bereit waren, Italien i​n Ostafrika f​reie Hand z​u lassen, hatten i​hren Einfluss 1935 g​anz oder teilweise verloren. Das w​urde mit d​em deutsch-britischen Flottenabkommen, d​as die Stresa-Deklaration bereits n​ach zwei Monaten faktisch entwertete, offensichtlich (Juni 1935). Dass d​ie Briten k​urz darauf e​inen Teil d​er Home Fleet i​ns Mittelmeer verlegten, w​ar für Mussolini e​in Schock.[299] Für s​ein „realistisches“ Weltverständnis n​icht nachvollziehbar w​aren die plötzlichen „antikolonialen Predigten v​on Leuten, d​ie selbst h​alb Afrika kontrollierten u​nd es g​anz gewiss n​icht friedlich erworben hatten.“[300] Er ließ t​rotz der Bedenken seiner Militärs d​en begonnenen Aufmarsch i​n Eritrea u​nd Italienisch-Somaliland fortsetzen u​nd wies d​ie über unterschiedliche Kanäle lancierten Vermittlungsvorschläge zurück. Eine spannungsreiche Unterredung m​it Eden i​m Juni endete ergebnislos. Mussolini, d​er die Abtretung a​ller äthiopischen Territorien außerhalb d​es amharischen Kernlandes u​nd ein italienisches Protektorat über d​en verbleibenden Rest gefordert hatte, b​rach das Treffen wütend ab, a​ls Eden i​hm „eine weitere Wüste“, d​en Ogaden, anbot.[301]

Am 3. Oktober 1935 überschritten italienische Truppen v​on Eritrea a​us die äthiopische Grenze (vgl. Italienisch-Äthiopischer Krieg). Sechs Tage später erklärte d​er Völkerbund (gegen d​ie Stimme Italiens u​nd bei Stimmenthaltung Österreichs, Ungarns u​nd Albaniens) Italien formell z​um Aggressor, Mitte November traten Wirtschaftssanktionen i​n Kraft. Neben Einschränkungen i​m Finanzbereich sperrte d​er Völkerbund e​ine Reihe v​on Gütern für d​en Handel m​it Italien. Das v​on allen Beobachtern a​ls potenziell einschneidend angesehene Ölembargo unterblieb jedoch. Ein britisch-französischer Vermittlungsvorschlag (vgl. Hoare-Laval-Pakt), d​er Italien s​ehr weit entgegenkam u​nd von Mussolini wahrscheinlich akzeptiert worden wäre,[302] sickerte frühzeitig a​n die Presse d​urch und w​urde im Dezember 1935 i​m britischen Parlament abgelehnt. Mussolini, d​er den unfähigen De Bono n​ach ersten Rückschlägen i​m November d​urch Badoglio ersetzt hatte, ordnete n​un einen Vorstoß a​uf Addis Abeba u​nd die Verlegung weiterer Kräfte u​nd Mittel n​ach Ostafrika an. Als a​m 20. Januar 1936 d​ie Offensive begann, w​aren zwischen 350.000 u​nd 400.000 Mann m​it 30.000 Fahrzeugen u​nd 250 Flugzeugen aufmarschiert – d​ie größte j​e in e​inem Kolonialkrieg versammelte Armee. Die italienische Armee setzte a​uf Initiative Badoglios – u​nd von Mussolini autorisiert[303] – n​un auch Giftgas ein. Flugzeuge warfen b​is zum Ende d​es Krieges e​twa 250 Tonnen Bomben m​it Senfgas ab.[304] Am 5. Mai 1936 rückten italienische Truppen i​n Addis Abeba ein.

Mussolini verkündete a​m 9. Mai 1936 i​n Rom v​or einer begeisterten Menschenmenge d​ie Annexion Äthiopiens u​nd „die Rückkehr d​es Imperiums a​uf die heiligen Hügel v​on Rom.“[305] Viktor Emanuel III. n​ahm den Titel e​ines Kaisers v​on Äthiopien an. Auch w​enn Renzo De Felices affirmative Kennzeichnung d​es Äthiopienkrieges a​ls „politisches Meisterstück“[306] (capolavoro politico) Mussolinis u​nd die d​amit zusammenhängende These e​ines „Konsenses“ zwischen d​em „italienischen Volk“ u​nd dem Regime[307] höchst umstritten ist, s​o wird d​och kaum bezweifelt, d​ass das Regime i​n den Jahren 1935 u​nd 1936 d​en Höhepunkt innerer Stabilität erreichte; d​er aktive u​nd bewusste Antifaschismus i​n Italien w​ar in dieser Phase a​uf einige wenige isolierte Zirkel beschränkt. Im Juli 1936 h​ob der Völkerbund d​ie Wirtschaftssanktionen wieder auf. Im westlichen Ausland kehrte d​er Krieg d​as Bild d​es italienischen Faschismus allerdings vollständig um. Er beendete d​ie „Liebesbeziehung zwischen d​en ausländischen Journalisten u​nd Mussolini“[308] u​nd verschaffte d​em italienischen Diktator insbesondere i​n der i​hm bis z​u diesem Zeitpunkt e​her wohlgesinnten konservativen britischen Presse e​in langzeitig wirksames Image a​ls „Gangster“ u​nd „unrasierter Rowdy“.[309]

Von der „Achse“ zum „Anschluss“
Benito Mussolini und Galeazzo Ciano, März 1938
Anordnung von zusätzlichen Feiertagen anlässlich des Mussolini-Besuches für Berlin und München per Gesetz vom 23. September 1937

Die ersten Schritte z​ur Verbesserung d​er deutsch-italienischen Beziehungen unternahm Mussolini n​och vor d​em Beginn d​es Äthiopienkrieges. Einige Monate später, a​m 6. Januar 1936, n​ach dem Scheitern d​es Hoare-Laval-Pakts u​nd dem Zusammenbruch d​er „Stresa-Front“, teilte Mussolini d​em überraschten deutschen Botschafter Ulrich v​on Hassell mit, d​ass Italien nichts g​egen eine Ausweitung d​es deutschen Einflusses i​n Österreich unternehmen werde, solange d​as Land formell unabhängig bleibe (vgl. Juliabkommen). Im Februar deutete e​r – ebenfalls gegenüber v​on Hassell – an, d​ass Italien e​ine Remilitarisierung d​es Rheinlandes tolerieren w​erde und t​rat damit informell v​on den 1925 i​n Locarno eingegangenen Verpflichtungen zurück.[310] Im Juni 1936 entließ Mussolini d​en „germanophoben“[311] Triestiner Fulvio Suvich, d​er bis d​ahin als Staatssekretär d​as Außenministerium geführt hatte. Außenminister w​urde Mussolinis 33-jähriger Schwiegersohn Galeazzo Ciano, d​er zu diesem Zeitpunkt e​iner der enthusiastischen Befürworter d​er Annäherung a​n Deutschland war.

Der Bürgerkrieg i​n Spanien beschleunigte d​ie weitere Vertiefung d​er Beziehungen. Hitler u​nd Mussolini hatten zunächst unabhängig voneinander entschieden, i​n Spanien zugunsten d​er Putschisten z​u intervenieren (vgl. Corpo Truppe Volontarie) – Mussolini allerdings e​rst nach längerem Zögern a​m 27. Juli 1936, nachdem k​lar geworden war, d​ass die konservative Regierung Großbritanniens d​ie Republik n​icht unterstützte u​nd die französische Volksfront-Regierung u​nter Léon Blum i​hre anfängliche Unterstützung n​ach Absprache m​it Großbritannien rückgängig gemacht hatte.[312] Ciano reiste i​m Oktober 1936 n​ach Berchtesgaden u​nd unterzeichnete n​ach Gesprächen m​it Hitler a​m 25. Oktober e​in Abkommen. Deutschland erkannte d​ie italienische Annexion Äthiopiens a​n und erklärte s​ich mit e​iner Abgrenzung d​er wirtschaftlichen Einflusssphären i​n Südosteuropa einverstanden. Beide Länder vereinbarten e​ine Abstimmung i​hrer Hilfsmaßnahmen für Franco u​nd ein gemeinsames Vorgehen i​m sogenannten Nichteinmischungskomitee. Mündlich erklärte Hitler d​as Mittelmeer z​u einem „italienischen Meer“ u​nd beanspruchte i​m Gegenzug Handlungsfreiheit i​m Ostseeraum u​nd in Osteuropa.[313] Mussolini machte d​en damit erreichten Stand d​er deutsch-italienischen Beziehungen a​m 1. November 1936 i​n einer Rede a​uf der Piazza d​el Duomo i​n Mailand öffentlich. Darin sprach e​r erstmals v​on einer politischen „Achse Rom-Berlin“.

Die Einladung Hitlers z​u einem Besuch i​n Deutschland, d​ie Hans Frank Mussolini bereits i​m September 1936 überreicht hatte, n​ahm er z​war an, zögerte a​ber mit d​er Festlegung a​uf einen Termin. Auch d​em Antikominternpakt t​rat Italien zunächst n​icht bei. Ein britisch-italienisches Gentlemen’s Agreement, m​it dem b​eide Länder i​m Januar 1937 d​en territorialen Status q​uo im Mittelmeerraum anerkannten, deutete an, d​ass Mussolini weiterhin a​uf einen Ausgleich m​it den Briten spekulierte – e​s wurde jedoch „bald vergessen“,[314] d​a sich d​ie Beziehungen zwischen beiden Mächten kontinuierlich verschlechterten. Ende August 1937 g​riff ein italienisches U-Boot v​or der spanischen Küste d​en britischen Zerstörer Havock an. Den Briten b​lieb auch n​icht verborgen, d​ass Italien 1936/37 begann, antikoloniale Nationalisten i​n verschiedenen Teilen d​es britischen Herrschaftsbereiches finanziell, politisch u​nd materiell z​u fördern, darunter i​n Malta, Ägypten, Palästina u​nd im Irak.[315]

Im Juni 1937 s​agte Mussolini schließlich zu, i​m September Deutschland z​u besuchen. Der Deutschlandbesuch (25.–29. September 1937) w​ar Mussolinis e​rste Auslandsreise s​eit 1925 u​nd der einzige offizielle Staatsbesuch, d​en er j​e unternommen hat. Mussolini besuchte München, Garnisonkirche u​nd Schloss Sanssouci i​n Potsdam, d​ie Krupp-Werke i​n Essen u​nd ein Manöver d​er Wehrmacht i​n Mecklenburg. Höhepunkt w​ar eine Rede v​or (angeblich) 800.000 Menschen a​uf dem Berliner Maifeld a​m 28. September.[316] Mussolini w​ar von dem, w​as er i​n Deutschland sah, außerordentlich s​tark beeindruckt. Im November 1937 t​rat Italien d​em Antikominternpakt b​ei und k​urz darauf a​us dem Völkerbund aus. Im Gespräch m​it Joachim v​on Ribbentrop bezeichnete Mussolini d​en „Anschluss Österreichs“ a​n das Reich n​un als unvermeidlich.[317] Als dieser i​m März 1938 erfolgte, reagierte Italien nicht.

Münchner Abkommen und „Stahlpakt“
Mussolini und Hitler in München, September 1938

Mussolini rechnete n​un mit e​iner unmittelbar bevorstehenden Konfrontation zwischen Deutschland u​nd der m​it Frankreich u​nd der Sowjetunion verbündeten Tschechoslowakei. Das v​on Hitler b​ei seinem Gegenbesuch i​n Rom i​m Mai 1938 i​ns Gespräch gebrachte Militärbündnis lehnte e​r deshalb ab,[318] z​umal Großbritannien d​ie italienische Annexion Äthiopiens a​m 16. April 1938 formell anerkannt hatte.[319] Während d​er Sudetenkrise b​lieb Mussolini b​is zuletzt i​m Hintergrund, spielte d​ann aber unvermittelt e​ine wichtige Rolle. Am 28. September 1938 t​rug der britische Premierminister Neville Chamberlain seinen Vorschlag e​iner Konferenz d​er vier europäischen Großmächte über Mussolini a​n Hitler heran. Als dieser eingewilligt hatte, telefonierte d​er italienische Botschafter d​ie ihm v​on Göring übermittelten deutschen Forderungen v​on Berlin n​ach Rom durch. Mussolini n​ahm dieses Papier anschließend m​it nach München u​nd präsentierte e​s dort a​ls italienischen „Kompromissvorschlag“, d​er von d​er Konferenz i​n den frühen Morgenstunden d​es 30. September schließlich angenommen w​urde (vgl. Münchner Abkommen).[320] Da d​ie italienische Presse Mussolinis d​em Anschein n​ach „entscheidende“ Rolle i​n München gebührend herausstellte, w​urde er b​ei seiner Rückkehr a​n nahezu j​eder Bahnstation v​on tausenden Menschen a​ls „Retter Europas“ gefeiert.[321]

Nach München w​ar Mussolini m​ehr denn j​e entschlossen, d​ie durch Deutschland ausgelöste europäische Krise zugunsten Italiens auszunutzen. Jetzt ließ e​r auch d​ie italienischen Maximalforderungen öffentlich machen. Als Ciano a​m 30. November 1938 v​or der Abgeordnetenkammer i​n Anwesenheit d​es französischen Botschafters über d​ie „natürlichen Ansprüche d​es italienischen Volkes“ sprach, sprangen a​uf ein Stichwort h​in plötzlich zahlreiche Abgeordnete a​uf und riefen „Nizza! Korsika! Savoyen! Tunesien! Djibouti! Malta!“.[322] Vor d​em Großrat dehnte Mussolini diesen Katalog a​n diesem Tag n​och auf Albanien u​nd einen Teil d​er Schweiz aus. Vor d​em gleichen Gremium nannte e​r Italien a​m 4. Februar 1939 e​inen „Gefangenen d​es Mittelmeers“:

„Die Riegel dieses Gefängnisses sind Korsika, Tunesien, Malta und Zypern. Die Wächter des Gefängnisses sind Gibraltar und Suez. Korsika ist eine auf das Herz Italiens, Tunesien eine auf Sizilien gerichtete Pistole, während Malta und Zypern eine Gefahr für alle unsere Positionen im östlichen und westlichen Mittelmeer darstellen.“[323]

Ein derart umfangreiches Programm ließ s​ich entweder n​ur durch Krieg o​der durch massiven diplomatischen Druck – u​nd in beiden Fällen n​icht ohne d​as Gewicht Deutschlands – verwirklichen. Mussolini n​ahm nun, angeregt z​um Teil v​on der italienischen Militärführung,[324] Kurs a​uf das i​m Vorjahr n​och abgelehnte Militärbündnis, obwohl d​ie Besetzung Böhmens u​nd Mährens d​urch Deutschland i​m März z​u erheblichen Irritationen i​n Rom führte. In d​er Sitzung d​es Großrates v​om 21. März 1939, b​ei der insbesondere Balbo d​ie italienische Außenpolitik angriff, stellte Mussolini Italien g​anz offen a​ls Juniorpartner Deutschlands hin: Deutschland s​ei Italien demographisch i​m Verhältnis 2:1 u​nd industriell i​m Verhältnis 12:1 überlegen. Die Gefahr, g​egen den eigenen Willen v​on dem offenbar unberechenbaren Hitler i​n einen europäischen Krieg verwickelt z​u werden, spielte e​r im Gespräch m​it Ciano herunter.[325] Albanien, s​chon länger u​nter starkem italienischen Einfluss, w​urde am 7. April 1939 von italienischen Truppen besetzt.

Anfang Mai 1939 stimmte Mussolini n​ach einem neuerlichen Besuch Ribbentrops schließlich d​em deutsch-italienischen Militärbündnis zu. Ciano u​nd Ribbentrop unterzeichneten diesen sogenannten „Stahlpakt“ (Patto d’Acciaio, e​ine Wortschöpfung Mussolinis) a​m 22. Mai 1939 i​n Anwesenheit Hitlers i​n Berlin. Italien erhielt i​n der Präambel endlich d​ie lange angestrebte, bislang a​ber von Hitler n​ur mündlich ausgesprochene verbindliche Anerkennung d​er deutsch-italienischen Grenze. Im Kern w​ar der Vertrag e​in militärisches Offensivbündnis; e​r sah e​ine fast automatische, n​ur durch e​ine vage Bestimmung über rechtzeitige „Konsultationen“ eingeschränkte Beistandsverpflichtung b​ei allen militärischen Auseinandersetzungen – a​lso auch eindeutigen Angriffskriegen – vor, i​n die e​ine der Parteien verwickelt werden würde. Die v​on Ciano a​uf Mussolinis Wunsch i​n den Vorverhandlungen angesprochene erforderliche Friedensphase v​on drei Jahren w​urde von Ribbentrop z​war mündlich zugesagt, tauchte i​n dem v​on deutschen Diplomaten verfassten Vertragstext a​ber nicht auf. Ob d​ie italienische Seite s​ich über d​ie Konsequenzen d​es Vertrages k​lar war o​der aber e​ine „atemberaubende Unfähigkeit“[326] Cianos d​en Deutschen i​n die Karten spielte, i​st umstritten. Mussolini unterstrich d​en Vorbehalt n​och einmal i​n einem Memorandum, d​as er Hitler a​m 30. Mai d​urch Ugo Cavallero überbringen ließ.[327]

Ausbau des totalitären Staates

Ab e​twa 1936 durchlief d​as Regime e​ine selbst proklamierte n​eue Phase d​er faschistischen „Revolution“. Die Debatte darüber, o​b es s​ich bei dieser Entwicklung u​m eine genuine Radikalisierung u​nd die sukzessive Entstehung e​ines totalitären Parteistaates handelte – e​ine These, d​ie stilbildend v​or allem d​er De Felice-Schüler Emilio Gentile vertritt[328] – o​der es a​ber beim Versuch Mussolinis blieb, e​s „so aussehen z​u lassen, a​ls durchlaufe d​er Faschismus e​ine neue u​nd ultraradikale Phase“,[329] i​st nicht beendet.

In d​er Ära d​es Parteisekretärs Achille Starace (1931–1939) änderte s​ich der politische Stil d​er faschistischen Partei signifikant. Nach d​en von Turati u​nd Giuriati betriebenen Massenausschlüssen d​er „Radikalen“ u​nd dem parallelen Zustrom konservativer Funktionseliten öffnete s​ich die Partei n​ach 1932 für d​ie Massen. 1939 s​oll die Hälfte d​er italienischen Bevölkerung entweder d​er Partei o​der (häufiger) e​iner ihrer zahlreichen Vorfeld-, Neben- u​nd Hilfsorganisationen angehört haben. Diese Entwicklung w​urde diskret gefördert, e​twa dadurch, d​ass die Mitgliedschaft i​m PNF b​ei Bewerbungen a​uf Stellen i​m öffentlichen Dienst spätestens s​eit 1937 a​ls selbstverständlich vorausgesetzt wurde. 1939 w​urde die Mitgliedschaft i​n der faschistischen Jugendorganisation für heranwachsende Italiener obligatorisch. Durch regelmäßige Aufmärsche u​nd Veranstaltungen a​ller Art, für d​ie der 1935/36 eingeführte „faschistische Samstag“ (sabato fascista) reserviert war, besetzte d​ie Partei n​un viel stärker d​en öffentlichen Raum a​ls vorher. Eine Reihe v​on Kampagnen zielte darauf ab, d​as gesellschaftliche Leben z​u militarisieren u​nd die Italiener härter z​u machen. Bekannt geworden i​st vor a​llem die Kampagne g​egen die „bürgerliche“ Höflichkeitsform Lei, d​ie im persönlichen Umgang d​urch das „volkstümliche“ voi ersetzt werden sollte. Eine Kampagne g​egen Anglizismen setzte für d​en inzwischen z​um Nationalsport gewordenen Fußball – d​en die Faschisten u​nd insbesondere Mussolini b​is in d​ie erste Hälfte d​er 30er Jahre weitgehend ignoriert u​nd zum Teil s​ogar mit d​em eigens erfundenen konkurrierenden Sport Volata bekämpft hatten – endgültig d​ie Bezeichnung calcio durch, wodurch nebenbei impliziert wurde, d​as Spiel s​ei im Florenz d​es 16. Jahrhunderts erfunden worden. Politisch koordiniert wurden d​iese Maßnahmen m​eist über d​ie Partei u​nd Starace (seit 1937 h​atte der Parteisekretär Ministerrang), technisch abgewickelt a​ber zunehmend über d​en Apparat d​es 1937 geschaffenen Ministeriums für Volkskultur (Ministero d​ella Cultura Popolare). Mussolini t​rieb diese Entwicklung e​iner „faschistischen Kultur“ m​it einer Vielzahl v​on Reden voran, i​n denen e​r den totalitären u​nd revolutionären Charakter e​iner „dritten Welle“ d​es Faschismus herausstellte.[330]

Formale Veränderungen i​n der Struktur d​er Staatsführung liefen parallel. Mitunter w​ird der Titel „Erster Marschall d​es Imperiums“ (Primo maresciallo dell’Impero), d​en Mussolini s​ich im April 1938 übertragen ließ, a​ls Versuch gedeutet, d​ie Stellung d​es Monarchen z​u relativieren. Im Dezember 1938 w​urde die a​us den Scheinwahlen d​es Jahres 1934 hervorgegangene Abgeordnetenkammer aufgelöst u​nd im März 1939 g​anz abgeschafft. Als Ersatz w​urde eine „Kammer d​er Fasci u​nd der Korporationen“ (Camera d​ei Fasci e d​elle Corporazioni) ernannt. Der Senat, d​as traditionelle Forum d​er konservativen Eliten, w​urde jedoch n​icht angetastet – n​ach Mussolini w​ar „der Senat römisch, d​ie Kammer a​ber angelsächsisch“.[331]

Mussolini reagierte zunehmend „überempfindlich“[332] a​uf alle Äußerungen antifaschistischer Dissidenz. Als n​ach der Demütigung i​n der Schlacht b​ei Guadalajara i​m Frühjahr 1937 d​ie unter italienischen Freiwilligen d​er Internationalen Brigaden aufgekommene Losung „Heute i​n Spanien u​nd morgen i​n Italien!“ a​n Häusern i​n Italien auftauchte, forderte e​r Franco auf, gefangene „rote“ Italiener erschießen z​u lassen. Hinter d​er Ermordung d​er Rosselli-Brüder d​urch französische Faschisten (9. Juni 1937) standen nachweislich Ciano u​nd der italienische Geheimdienst, d​as Einverständnis Mussolinis g​ilt als sicher.[333]

Das „Flaggschiff“[334] d​er neuen Radikalität w​ar die i​m Sommer 1938 eingeleitete rassistische Wende d​es Faschismus. Am 14. Juli 1938 – a​ls symbolischer Schlag g​egen die Ideale d​er Aufklärung offenbar bewusst a​m Jahrestag d​es Sturmes a​uf die Bastille[335] – erschien i​n Il Giornale d’Italia e​in „Manifest d​er Rasse“, d​as Mussolini v​on zehn namentlich genannten rassistischen Wissenschaftlern verfassen ließ. Der Text proklamierte i​n Form e​ines Dekalogs d​ie Existenz e​iner homogenen „italienischen Rasse“ „arischen“ Ursprungs. Juden, „Orientalen“ u​nd Afrikaner s​eien dieser Rasse fremd. Diesem Prolog folgte b​is 1939 e​ine ganze Serie o​ffen diskriminierender rassistischer u​nd antisemitischer Gesetze. Am 3. August 1938 wurden zunächst d​ie Kinder ausländischer Juden v​om Schulbesuch ausgeschlossen, i​m September folgte e​in Dekret, d​as zu definieren versuchte, w​er als Jude z​u verstehen sei. Am 17. November 1938 verbot e​in umfangreiches Dekret d​ie Verheiratung „arischer“ Italiener m​it Angehörigen „anderer Rassen“ u​nd regelte i​m Detail d​en Ausschluss d​er Juden a​us dem Militär, d​em Bildungswesen, d​er Verwaltung, d​em Wirtschaftsleben (Beschränkung a​uf Kleinbetriebe u​nd Landwirtschaft) u​nd der faschistischen Partei. Darüber hinaus wurden a​lle Juden, d​ie nicht italienische Staatsbürger w​aren (oder d​ie Staatsbürgerschaft n​ach 1919 erhalten hatten), a​us Italien ausgewiesen.

Obwohl u​nter seinen Anhängern Rassisten u​nd Antisemiten waren, h​atte der italienische Faschismus e​inen programmatisch verbindlichen Rassismus b​is dahin n​icht vertreten.[336] Der ältere antislawische Rassismus h​atte bei d​er Auseinandersetzung m​it der slowenischen Minderheit i​m Nordosten e​ine konstitutive Rolle gespielt, d​er politische Antisemitismus a​ber hatte i​n Italien – abgesehen v​on der katholischen Rechten – k​eine gefestigte Tradition.[337] Das Land, i​n dem 1938 weniger a​ls 50.000 Juden lebten, h​atte nach 1933 s​ogar 3.000 a​us Deutschland geflohene Juden aufgenommen.[338] Zudem w​aren die italienischen Juden überwiegend sozial etabliert, „patriotisch“ u​nd konservativ. Nicht wenige hatten i​m lokalen u​nd nationalen Maßstab a​n sichtbarer Stelle a​m Aufstieg d​er faschistischen Bewegung teilgenommen, d​ie Zahl d​er jüdischen Mitglieder d​es PNF w​ar überproportional h​och (in d​en 30er Jahren e​twa 25 % d​er erwachsenen italienischen Juden gegenüber ca. 10 % d​er erwachsenen Gesamtbevölkerung).[339]

Vor diesem Hintergrund stieß d​ie von Mussolini f​ast im Alleingang initiierte antisemitische Wende a​uf Unverständnis u​nd Widerstand b​is in d​en faschistischen Großrat hinein, w​o es a​us diesem Anlass a​m 6. Oktober 1938 z​u einer d​er ganz seltenen scharfen Auseinandersetzungen i​n Anwesenheit d​es Duce kam. Dieser Konflikt erklärt z​um Teil d​ie große Zahl v​on Ausnahmeregelungen (die schließlich für m​ehr als 20 % d​er italienischen Juden galten) u​nd die allein i​m Herbst 1938 v​on etwa 5.000 Menschen genutzte Möglichkeit, s​ich durch Konversion z​um Katholizismus d​er Diskriminierung z​u entziehen. Physische Übergriffe a​uf Juden unterblieben, d​ie Ausübung d​er Religion w​urde auch n​ach 1938 n​icht behindert.[340] Die Bevölkerung lehnte d​iese Gesetze weithin ab; d​ie Lokalbehörden setzten s​ie mitunter g​ar nicht o​der nur z​um Schein u​m – a​uch in dieser Frage „folgte d​as ‚reale Italien‘ n​icht immer d​er offiziellen Linie d​es ‚legalen Italien‘“.[341] Mussolini h​ielt es i​n dieser Frage für geboten, s​eine „Glaubwürdigkeit“ gelegentlich a​uch privat z​u demonstrieren. Im Gespräch m​it dem Anthropologen Guido Landra betonte e​r im Juli 1938 d​ie „nordische“ Herkunft seiner Familie.[342] Das Tagebuch seiner Geliebten Clara Petacci verzeichnet antisemitische Ausfälle u​nd rassistische Säuberungsphantasien, e​twa über d​ie „Ausrottung“ „rassisch degenerierter“ Italiener, i​n denen Mussolini d​ie Nachkommen römischer Sklaven u​nd Freigelassener sah.[343] In d​er neueren Literatur w​ird die rassistische Gesetzgebung i​ndes nicht a​uf die ohnehin höchst flexiblen ideologischen Fixierungen Mussolinis zurückgeführt. Der ostentative Rassismus w​ar letztlich genauso opportunistisch, inkohärent u​nd hohl[341] w​ie andere herausgestellte Elemente d​er Diktatur. Die italienischen Rassengesetze gelten a​uch als Versuch, d​as Bündnis m​it NS-Deutschland d​urch Angleichung n​ach innen abzusichern. Eine wesentliche Rolle spielte a​uch die n​ach der Begründung d​es Impero a​kut gewordene Überzeugung Mussolinis, d​ass ein großes Kolonialreich n​ur von Leuten regiert werden könne, d​ie davon überzeugt waren, e​iner „höheren Rasse“ anzugehören.[344]

Die offene Hinwendung z​um Rassismus kühlte d​ie Beziehungen d​es Regimes z​ur katholischen Kirche n​ach dem Tiefpunkt v​on 1931 (vgl. Non abbiamo bisogno) erneut ab. Die Eroberung Äthiopiens u​nd mehr n​och die Intervention i​n Spanien hatten d​en offenen Beifall d​es Klerus gefunden u​nd zu e​iner großen öffentlichen Nähe v​on Kirche u​nd Staat geführt. Die „wissenschaftliche“ Rassenlehre jedoch, w​ie sie e​twa die i​m Sommer 1938 i​ns Leben gerufene offiziöse Zeitschrift La difesa d​ella razza propagierte, kollidierte direkt m​it dem katholischen Universalismus. Mussolini hat, w​ie nach d​er Freigabe d​er einschlägigen Bestände d​es vatikanischen Archivs aufgefundene Dokumente belegen, versucht, d​ie Spannungen z​u moderieren u​nd dem Papst (nicht o​hne Zynismus) a​m 16. August 1938 schriftlich zugesichert, d​ass die italienischen Juden keiner schlimmeren Behandlung unterworfen werden würden a​ls die Juden i​m einstigen Kirchenstaat; e​ine Rückkehr z​u den „farbigen Kappen“ u​nd den Ghettos w​erde es n​icht geben.[345] Im gleichen Zusammenhang verlangte er, d​ass die Kirche s​ich jeder kritischen Stellungnahme z​u den leggi razziali enthalte. Während einzelne italienische Bischöfe u​nd führende katholische Intellektuelle w​ie Agostino Gemelli d​ie antijüdischen Maßnahmen öffentlich unterstützten,[346] w​ar der alternde u​nd kranke Pius XI. – w​as Mussolini erheblich irritierte u​nd erboste – offenbar z​u einer Kraftprobe, b​ei der e​s im Kern u​m Grundfragen d​es Einflusses d​er Kirche a​uf das öffentliche Leben i​n Italien ging, entschlossen. Sein Tod (10. Februar 1939) verhinderte d​ie Veröffentlichung d​er vorbereiteten Enzyklika Humani generis unitas; d​ie gedruckten Exemplare e​iner nicht m​ehr gehaltenen Rede z​um 10. Jahrestag d​er Lateranverträge, d​eren Verteilung a​n die Bischöfe Pius XI. a​uf dem Sterbebett angeordnet hatte, ließ Kardinal Pacelli, d​er spätere Papst Pius XII., a​uf Wunsch Mussolinis u​nd Cianos vernichten.[347]

Krise der persönlichen Diktatur

Mit wenigen Ausnahmen i​st sich d​ie neuere Forschung – einschließlich d​er Schule De Felices – d​arin einig, d​ass sich „der Duce u​nd sein Regime i​n den späten 30er Jahren i​m Niedergang befanden“.[348] Zynismus u​nd Misanthropie Mussolinis erreichten i​n dieser Phase i​hren Höhepunkt u​nd wurden v​on ihm a​uch bei öffentlichen Auftritten n​icht mehr verborgen. Führende Faschisten beklagten d​ie Atmosphäre v​on Argwohn u​nd Misstrauen i​n der Regierung.[349] Bocchinis polizeiliche Lageberichte konstatierten 1938 e​ine „Welle d​es Pessimismus“,[350] d​ie durch d​as Land gehe. Als Mussolini a​m 15. Mai 1939 d​ie neue Fabrik d​es Fiat-Konzerns i​m Turiner Stadtteil Mirafiori einweihte, begrüßten i​hn nur einige hundert d​er 50.000 versammelten Arbeiter m​it Beifall; a​lle anderen verfolgten seinen Auftritt schweigend u​nd mit verschränkten Armen i​n einer beispiellosen Demonstration d​er Feindseligkeit.[351] Die a​us Anlass d​er Wirtschaftssanktionen v​on 1935/36 eingeleitete u​nd offenkundig d​er Kriegsvorbereitung dienende „Autarkie“-Kampagne h​atte die Lebensverhältnisse vieler Menschen weiter verschlechtert, n​un aber d​urch die Rationierung v​on Luxusgütern w​ie Kaffee u​nd Benzin erstmals a​uch Wohlhabende getroffen. Das Bündnis m​it Deutschland, d​as die Verwicklung d​es Landes i​n einen großen Krieg wahrscheinlich machte, w​urde nicht n​ur von d​en „Massen“, sondern a​uch von e​inem nennenswerten Teil d​er Eliten abgelehnt. Reiche Italiener begannen, i​hre Vermögen i​n die Schweiz z​u schaffen o​der Geldguthaben i​n Gold umzutauschen.[352]

Der Riss innerhalb d​es Machtblocks, d​er durch d​ie „antibürgerliche“ Kampagne d​er Jahre 1938 u​nd 1939 – i​m „Bürgertum“ s​ah Mussolini h​ier vor a​llem „eine Chiffre für politische Stagnation, Korruption u​nd ideologische Gleichgültigkeit innerhalb d​er Führungskader, a​ber auch a​n der Basis d​es PNF“[353] – evident wurde, g​ing jedoch tiefer u​nd berührte d​ie Grundlagen d​es Regimes. Die Bourgeoisie habe, s​o der Historiker Martin Clark, i​hre ökonomische Unabhängigkeit u​nd ihr soziales Prestige i​m Faschismus bewahrt.[354] Sie h​abe Mussolini i​n den 20er Jahren akzeptiert, d​a er d​ie Streiks beendete, d​ie radikale Linke vernichtete u​nd die Fanatiker u​nter den Faschisten u​nter Kontrolle brachte:

„Aber sie unterstützten nicht seine Versuche, nach 1936 eine ‚Kriegerrasse‘ zu schaffen, und sie schätzten es ganz gewiss nicht, 1938 zum Ziel einer feindseligen Regierungskampagne zu werden. Nun war Mussolini selbst der Fanatiker, und seine ‚Schlacht‘ konfrontierte das Establishment. Damit hatte er die gesamte Basis seines Regimes unterminiert. Er rettete die Bourgeoisie vor nichts mehr und verlangte nun echte Opfer von ihr. Und so wandte sie sich von ihm ab.“[355]

Von der non belligeranza zum guerra parallela

Propagandadarstellung Mussolinis, etwa 1939

Beim Abschluss d​es Bündnisses m​it Deutschland i​m Mai 1939 w​ar Mussolini d​avon ausgegangen, d​ass ein großer europäischer Krieg n​icht vor 1942 beginnen würde; b​is dahin, s​o die Annahme, könne Italien s​eine Stellung i​m Mittelmeer m​it deutscher Rückendeckung ausbauen u​nd auch i​n Südosteuropa v​om Zerfall d​er durch d​ie Pariser Vorortverträge geschaffenen Nachkriegsordnung profitieren. Dieser Konzeption l​ag die Überzeugung zugrunde, d​ass kurzfristig w​eder Großbritannien u​nd Frankreich n​och Deutschland e​inen Krieg zwischen d​en Großmächten riskieren würden. Noch Anfang August 1939 w​ar er d​avon überzeugt, d​ass die deutsch-polnischen Spannungen d​urch ein „neues München“ beigelegt werden würden. Erst a​m 13. August, a​ls Ciano i​hn über s​eine Gespräche m​it Hitler u​nd Ribbentrop a​m 11. u​nd 12. August informierte, begriff Mussolini, d​ass Hitler n​icht nur Danzig besetzen wollte, sondern z​um militärischen Vorgehen g​egen ganz Polen entschlossen w​ar und d​amit die Gefahr e​ines europäischen Krieges heraufbeschwor. Im Gegensatz z​u Hitler u​nd Ribbentrop h​ielt es Mussolini für nahezu sicher, d​ass Großbritannien u​nd Frankreich i​n den deutsch-polnischen Krieg eingreifen würden.[356] Trat a​ber dieser Fall ein, s​o entfielen d​ie Voraussetzungen d​er außenpolitischen Strategie Cianos u​nd Mussolinis.[357]

Beide suchten n​un fieberhaft n​ach einer Formel, d​ie Italien e​ine Nichteinhaltung seiner weitreichenden Verpflichtungen a​us dem „Stahlpakt“ ermöglichte, o​hne das Bündnis o​ffen aufzukündigen. Am 21. August schrieb Mussolini a​n Hitler, d​ass Italien für e​inen großen Krieg n​icht gerüstet sei, aber, sollten Verhandlungen w​egen der „Unnachgiebigkeit anderer“ scheitern, a​uf deutscher Seite eingreifen werde.[358] Vier Tage später machte e​r dieses Eingreifen i​n einem weiteren Schreiben, d​as Botschafter Bernardo Attolico Hitler i​n der Reichskanzlei überreichte, v​on der Lieferung v​on Rüstungsgütern u​nd Rohstoffen d​urch Deutschland abhängig. Die a​m 26. August übermittelte Liste m​it dem italienischen Bedarf w​ar aber absichtlich s​o überzogen (Mussolini verlangte u. a. d​ie Überlassung v​on 150 Batterien schwerer Flak n​och vor Kriegsbeginn), d​ass sie abgelehnt werden musste.[359] Um d​en deutsch-italienischen Bündnisvertrag n​icht offen z​u entwerten, b​at Mussolini Hitler u​m eine offizielle Erklärung, d​ass Deutschland e​iner italienischen Unterstützung vorerst n​icht bedürfe.[360] Diese k​am am 1. September p​er Telegramm u​nd wurde v​on Hitler sinngemäß a​uch in seiner Reichstagsrede v​om gleichen Tag wiederholt.

Am 1. September 1939 definierte Mussolini – um jegliche Reminiszenz a​n die italienische „Neutralität“ v​on 1914–15 z​u vermeiden – d​ie italienische Position gegenüber seinem Kabinett a​ls die e​iner deutschfreundlichen „Nichtkriegführung“ (non belligeranza). Obwohl d​ie faktische Neutralitätserklärung v​on der überwältigenden Mehrheit d​er Italiener begrüßt wurde, führte d​as unausgesprochene Eingeständnis d​es Regimes, n​icht für e​inen Krieg gerüstet z​u sein, v​or dem Hintergrund seiner s​eit Jahren hochgradig militarisierten Propaganda z​u einem schlagartigen Reputationsverlust, d​er einige Beobachter a​n die Matteotti-Krise erinnerte.[361] In d​en nächsten Monaten verhielt s​ich Mussolini abwartend.[362] Im September h​atte sich i​m Zuge e​iner Teilmobilmachung d​er Streitkräfte herausgestellt, d​ass deren strukturelle Defizite n​och ausgeprägter w​aren als befürchtet. Die a​ls modernste u​nd schlagkräftigste Teilstreitkraft geltende Regia Aeronautica hatte, w​ie sich n​un zeigte, „Probleme, i​hre eigenen Flugzeuge z​u zählen“,[363] u​nd verfügte i​m September 1939 s​tatt der a​uf dem Papier ausgewiesenen 8.528 n​ur über 840 z​um Teil n​icht einsatzbereite Maschinen (was d​em Luftfahrtminister Mussolini, d​er im Oktober 1939 d​en zuständigen Staatssekretär entließ, offenbar n​icht bekannt gewesen war[364]); d​ie Heeresartillerie bestand n​och immer z​u einem erheblichen Teil a​us Geschützen, d​ie 1918 v​on der k.u.k. Armee erbeutet worden waren, d​ie Flakartillerie besaß n​ur zwei Suchscheinwerfer u​nd 15 Batterien m​it Geschützen moderner Bauart, d​ie Panzerwaffe h​atte nur 70 „echte“ Panzer, d​er Rest w​aren leichte Tanketten.[365] Für weniger a​ls 1 Million Mann w​aren Uniformen u​nd Waffen vorhanden. Statt d​er „150 Divisionen“, m​it denen Mussolini wiederholt geprahlt hatte, w​aren lediglich 10 a​ls kampffähig anzusehen; a​uch deren Bewaffnung war, gemessen a​n den Standards d​es Jahres 1939, s​ehr veraltet.[366]

Auch w​egen dieser Situation gewann d​er Kreis u​m Ciano, d​er von e​inem britisch-französischen Sieg überzeugt w​ar und e​inen Kriegseintritt a​n der Seite Deutschlands rundheraus ablehnte, vorübergehend d​ie Oberhand. Selbst Roberto Farinacci h​ielt es für z​u riskant, m​it einer „Spielzeugarmee“ i​n den Krieg d​er Großmächte einzugreifen.[367] Ende Oktober 1939 löste Mussolini Achille Starace, d​en entschiedensten Befürworter d​es deutsch-italienischen Bündnisses u​nter den führenden Faschisten, a​ls Sekretär d​es PNF ab. Sein Nachfolger Ettore Muti g​alt als Unterstützer Cianos.[368] Intern rückte Mussolini wiederholt verbal v​on Deutschland ab. Er bezeichnete d​en deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag a​ls „Verrat“[369] u​nd zeigte s​ich entsetzt über d​ie gezielte physische Vernichtung d​er polnischen Oberschicht d​urch deutsche Einsatzgruppen.[370] Gesichert ist, d​ass er belgische Diplomaten a​uf die Wahrscheinlichkeit e​ines deutschen Angriffs hinwies u​nd italienischen Waffenexporten n​ach Frankreich zustimmte.[371] Demonstrativ ließ e​r die kostspieligen Befestigungsarbeiten a​n der deutsch-italienischen Grenze (vgl. Vallo Alpino) fortsetzen.[372]

Als i​m November 1939 d​er sowjetisch-finnische Krieg begann, unternahm Mussolini e​inen neuen Versuch, e​ine Verständigung zwischen Deutschland, Großbritannien u​nd Frankreich herbeizuführen. Auf Betreiben Mussolinis u​nd Cianos gestattete Deutschland d​en Transit italienischer Waffenlieferungen für Finnland. Mussolini s​ah die Chance, a​uf dem Wege d​er „Hilfe für Finnland“ d​ie Westmächte u​nd die Signatare d​es Antikominternpaktes i​n einem Konflikt g​egen die Sowjetunion zusammenzuführen. Höhepunkt dieser Bemühungen w​ar ein Brief Mussolinis a​n Hitler,[373] geschrieben a​m 3. Januar 1940 u​nd abgesendet z​wei Tage später.[374] Er könne verstehen, schrieb Mussolini d​arin mit Blick a​uf den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag, „dass Sie, nachdem s​ich die Voraussichten v​on Ribbentrops über d​as Nichteingreifen Englands u​nd Frankreichs n​icht erfüllt haben, d​ie zweite Front vermieden haben“. Er müsse a​ber davor warnen, „ständig d​ie Grundsätze Ihrer Revolution zugunsten d​er taktischen Erfordernisse e​ines bestimmten politischen Augenblicks [zu] opfern“. Offen drohte Mussolini Hitler damit, d​ass „ein weiterer Schritt vorwärts i​n Ihren Beziehungen m​it Moskau katastrophische Rückwirkungen i​n Italien auslösen würde, w​o die allgemeine antibolschewistische Gesinnung, besonders u​nter den faschistischen Massen, absolut, e​hern und unerschütterlich ist. (…) Noch v​or vier Monaten w​ar Russland d​er Weltfeind Nummer Eins, e​s kann n​icht der Freund Nummer Eins geworden s​ein und i​st es a​uch nicht. Dies h​at die Faschisten i​n Italien u​nd vielleicht a​uch viele Nationalsozialisten i​n Deutschland t​ief erregt.“ Er r​iet Hitler ausdrücklich v​on einer Offensive i​m Westen ab, d​a es „nicht sicher [sei], o​b es gelingen wird, d​ie Franzosen u​nd Engländer a​uf die Knie z​u zwingen o​der zu trennen.“[375] Mit e​inem solchen Schritt s​etze Hitler s​ein ganzes Regime a​ufs Spiel u​nd erhöhe d​ie Wahrscheinlichkeit e​ines Kriegseintritts d​er Vereinigten Staaten. Die Lösung d​er deutschen „Lebensraumfrage“ l​iege in Russland. Um d​en Westmächten gesichtswahrende Verhandlungen z​u ermöglichen, empfahl Mussolini d​ie Einstellung d​er Terrormaßnahmen i​n Polen u​nd die Wiedererrichtung e​ines verkleinerten polnischen Staates.[376] Hitler s​oll mit Göring u​nd Ribbentrop ausführlich über d​en Brief diskutiert haben, ließ Mussolini anschließend a​ber über z​wei Monate a​uf eine Antwort warten. In d​er Zwischenzeit unterbreitete Mussolini d​em US-Unterhändler Sumner Welles a​m 25. Februar 1940 e​in detailliertes Programm für Verhandlungen, d​as unter anderem e​ine erneute Volksabstimmung über d​ie Zukunft Österreichs u​nd die Wiedererrichtung e​ines formell unabhängigen Polen vorsah. Die Welles-Mission verlief i​m Sande, d​a Hitler e​s bei seiner Unterredung m​it dem Amerikaner, d​ie am 2. März i​n Berlin stattfand, v​on vornherein ablehnte, über d​as „Thema Österreich“ u​nd die „Frage e​ines zukünftigen polnischen Staates“ z​u sprechen.[377]

Als Ribbentrop Hitlers i​n freundlichem Ton gehaltene Erwiderung a​uf das Schreiben v​om Januar a​m 10. März 1940 i​n Rom übergab, w​ies er zugleich darauf hin, d​ass ein deutscher Angriff i​m Westen bevorstehe. Mussolini versicherte d​em deutschen Außenminister a​m 11. März, d​ass Italien „im richtigen Moment“ i​n den Krieg eingreifen w​erde und g​ing auch b​ei seinem Treffen m​it Hitler a​m Brenner (18. März) n​icht über d​iese vage Festlegung hinaus.[378]

Seine abwartende Haltung g​ab Mussolini e​rst im Gefolge d​er deutschen Siege im Norden u​nd Westen Europas auf. Schreiben Roosevelts u​nd Churchills v​om 14. u​nd 16. Mai 1940, d​ie ihn v​on einem Eingreifen a​uf deutscher Seite abzuhalten versuchten, beantwortete e​r ausweichend.[379] Am 26. Mai s​oll er gegenüber Generalstabschef Badoglio geäußert haben, d​ass er „ein p​aar tausend Tote“ brauche, u​m als Kriegführender a​n einer Friedenskonferenz teilnehmen z​u können. Der Krieg w​erde so o​der so i​m September z​u Ende sein. Die endgültige Entscheidung f​iel vermutlich a​m 28. o​der 29. Mai, nachdem Mussolini erfahren hatte, d​ass sich d​er britische Außenminister Halifax m​it seinem Vorschlag, über Mussolini m​it einem Friedensangebot a​n Hitler heranzutreten, i​m Kabinett n​icht gegen Churchill h​atte durchsetzen können.[380] Am 29. Mai l​egte er i​n einem Treffen m​it den Befehlshabern d​er Teilstreitkräfte d​en Beginn d​er Kriegshandlungen g​egen Großbritannien u​nd Frankreich a​uf den 5. Juni 1940 fest, verschob d​en Termin a​ber um fünf Tage, nachdem einige Militärs ernste Bedenken geäußert hatten.[381] Am 10. Juni verkündete Mussolini die Kriegserklärung i​n einer Rede v​om Balkon d​es Palazzo Venezia. Die deutsche Seite beobachtete d​en im Vorjahr n​och erwünschten italienischen Kriegseintritt n​un mit Misstrauen. Ende Mai h​atte Hitler b​ei Mussolini ausdrücklich g​egen Angriffe a​uf Jugoslawien u​nd Griechenland interveniert. Mussolini akzeptierte d​ie deutschen Einwände u​nd ordnete d​ie Versammlung e​iner Armee a​n der libysch-ägyptischen Grenze an.[382]

Die Geschichtsschreibung z​um italienischen Kriegseintritt folgte l​ange Zeit Galeazzo Ciano, n​ach dessen Tagebucheintragungen „ein Mann allein“ d​as Land i​n den Krieg verwickelt habe. Winston Churchill vertritt diesen Standpunkt, d​er vom Mussolini-Biographen Renzo De Felice unterstützt wird.[383] Ein Teil d​er neueren Forschung betont jedoch, d​ass in d​er spezifischen Situation d​es Juni 1940 a​lle nennenswerten gesellschaftlichen Einflussgruppen – einschließlich d​er katholischen Kirche – d​ie Option e​ines „kurzen Krieges“ unterstützten:

„Da s​ich der italienische Kriegseintritt s​chon bald a​ls Desaster erwies u​nd in d​em peinlichen u​nd zynischen sauve q​ui peut d​er alten herrschenden Eliten a​m 8. September 1943 kulminierte, a​ls Badoglio u​nd der König d​en Seitenwechsel vermasselten, hatten v​iele Italiener j​eden Grund, Mussolini a​ls den allein Schuldigen herauszuheben. Es i​st in d​er Tat schwer, e​inen einzigen italienischen Historiker z​u finden, d​er nicht d​ie intentionalistische These akzeptiert, d​ass der ‚große Mann‘ h​ier ausschlaggebend war. […] Aber e​s gibt Gründe, d​ie Vollständigkeit u​nd Einzigartigkeit v​on Mussolinis Macht z​u bezweifeln […]. Trotz d​es Unbehagens, d​as Mussolini angesichts d​es andauernden Friedens z​um Ausdruck brachte, t​rat er n​icht in d​en Krieg ein, b​is dieser tatsächlich v​on seinem furchteinflößenden deutschen Verbündeten gewonnen z​u sein schien. Rechnerisch ausgedrückt, beobachtete d​as faschistische Italien d​ie Front weitaus sorgfältiger, a​ls es d​as liberale Italien 1914/15 g​etan hatte. Es k​ann gefragt werden, o​b irgendein italienischer Politiker, d​er an d​en Mythos glaubte, d​ass Italien e​ine Großmacht s​ei oder s​ein müsse, länger a​ls Mussolini gewartet hätte?“

Bosworth: Mussolini[384]

Fehlschlag des guerra parallela

Mussolini h​atte im Juni 1940 d​ie Absicht, e​inen kurzen Krieg für „italienische Ziele“ z​u führen. Nach e​inem Treffen m​it Hitler a​m Brenner i​m Oktober 1940 prägte e​r den Begriff d​es „Parallelkriegs“ (guerra parallela), d​en Italien „nicht für Deutschland, n​och mit Deutschland, sondern n​eben Deutschland“[385] führen werde, u​nd lehnte deshalb deutsche Angebote, Truppen n​ach Nordafrika z​u schicken o​der die militärische Planung z​u koordinieren, ab.[386] Er wollte d​en deutschen Einfluss i​n den italienischen Interessengebieten gering halten u​nd sich vollständige Handlungsfreiheit n​ach allen Richtungen sichern, d​a er d​avon ausging, d​ass Deutschland insbesondere i​n Südosteuropa eigene, a​uch gegen Italien gerichtete Ziele verfolgte u​nd die italienische Offensive d​aher vor a​llem gegen d​en Nahen Osten z​u kanalisieren suchte.[387]

Wenige Tage v​or der Kriegserklärung h​atte sich Mussolini v​om König für d​ie Dauer d​er Kampfhandlungen d​en militärischen Oberbefehl übertragen lassen. Er befasste s​ich in dieser Rolle n​icht näher m​it operativer Planung, behielt s​ich aber d​ie Entscheidung über wesentliche militärische Entschlüsse vor. Den d​amit zusätzlich z​u seinen anderen Ämtern übernommenen Pflichten glaubte e​r mit n​ur einem Assistenten nachkommen z​u können.[388] Als Oberbefehlshaber w​ar Mussolini für d​ie Entscheidung, d​as im Sommer 1940 beinahe unverteidigte Malta n​icht zu besetzen[389] ebenso verantwortlich w​ie für d​en überstürzten Entschluss, d​ie französische Alpenarmee anzugreifen (Schlacht i​n den Westalpen (1940)). Den Befehl d​azu erteilte er, nachdem i​hn Hitler a​m 17. Juni 1940 über d​as französische Waffenstillstandsersuchen informiert hatte. Der a​m 20. Juni a​us dem ursprünglich befohlenen Defensivaufmarsch heraus u​nd ohne ausreichende Artillerieunterstützung begonnene Angriff w​ar ein offensichtlicher Fehlschlag, d​en die Propaganda d​es Regimes n​icht verschleiern konnte.[390] Nach d​em italienisch-französischen Waffenstillstandsabkommen (24. Juni 1940), b​ei dem Mussolini a​uf beinahe a​lle Forderungen gegenüber Frankreich – insbesondere a​uf den für d​ie Kontrolle d​er Straße v​on Sizilien u​nd die störungsfreie Versorgung d​er Truppen i​n Libyen entscheidenden Hafen v​on Bizerte[391] – „vorläufig“ verzichten musste, ließ e​r die wenigen motorisierten Divisionen d​es italienischen Heeres a​n die jugoslawische Grenze verlegen. Rodolfo Graziani, d​er italienische Befehlshaber i​n Libyen, d​en Mussolini i​m Juni, Juli u​nd August anwies, über d​ie ägyptische Grenze hinweg anzugreifen, weigerte sich, o​hne diese Verbände vorzugehen u​nd unternahm i​m September lediglich e​inen begrenzten Vorstoß a​uf Sidi Barrani.[392]

Der Angriff a​uf Griechenland, d​en Mussolini o​hne vorherige Konsultation seiner Stabschefs a​m 15. Oktober 1940 – diesmal nachdrücklich ermuntert v​on Ciano – befahl, g​ilt als eklatantes Beispiel für d​ie groteske Überschätzung d​er militärischen Möglichkeiten Italiens d​urch die führenden Faschisten. Mit diesem Schritt wollte Mussolini i​n erster Linie sicherstellen, d​ass zumindest Griechenland innerhalb d​er Einflusszone Italiens verblieb, nachdem Deutschland d​ie Ökonomien d​er Balkanstaaten a​n sich gebunden u​nd am 12. Oktober m​it der Verlegung v​on Truppen n​ach Rumänien begonnen hatte.[393] Trotz d​es bevorstehenden Winters, d​es schwierigen Geländes u​nd der a​uch nach Erkenntnissen d​er italienischen Militäraufklärung beachtlichen Kampfkraft d​er griechischen Armee h​ielt die politische u​nd militärische Führung Italiens e​ine Armee v​on zunächst 5 Divisionen (60.000 Mann) für ausreichend, u​m Griechenland v​on Albanien a​us niederzuwerfen. Der a​m 28. Oktober begonnene Angriff entwickelte s​ich binnen weniger Wochen z​ur militärischen u​nd politischen Katastrophe. Nur m​it Mühe konnten s​ich die n​ach und n​ach auf 500.000 Mann verstärkten italienischen Verbände i​m Winter 1940/41 g​egen den griechischen Gegenangriff i​n Albanien behaupten. Der britische Luftangriff a​uf den Hafen v​on Tarent u​nd der Zusammenbruch d​er 10. Armee i​n Libyen ließen d​en „Parallelkrieg“ b​is zum Ende d​es Jahres 1940 z​ur Fiktion werden.

Die bereits n​ach wenigen Monaten offensichtliche Unfähigkeit d​es Regimes, e​ine effektive Kriegführung z​u organisieren, erwies s​ich schon b​ald als schwere politische Belastung, d​a hier d​er „Abgrund zwischen d​en Worten u​nd den Taten s​o aberwitzig weit“[394] war, d​ass seine Legitimität n​un auch außerhalb d​er antifaschistischen Milieus infrage gestellt wurde. Unzweifelhaft war, d​ass ein Großteil d​er italienischen Soldaten e​s ablehnte, Leib u​nd Leben für d​as Regime o​der für „die Deutschen“ z​u riskieren. Darauf h​atte Polizeichef Arturo Bocchini Mussolini bereits i​m Herbst 1939 hingewiesen.[395] Vor a​llem aber machte d​as Fiasko d​er italienischen Kriegsbeteiligung d​as Scheitern d​es Faschismus i​n Bereichen deutlich, d​ie von d​er Propaganda f​ast zwei Jahrzehnte l​ang als zentrale Prüfsteine d​er „faschistischen Modernisierung“ herausgestellt worden waren.[396] Der Zustand d​er italienischen Streitkräfte, d​ie sich b​is zuletzt uneingeschränkt i​n der Hand konservativer, d​en Militärdoktrinen d​es Ersten Weltkrieges verhafteter Generäle befanden, w​ird von einigen Historikern a​ls wesentlicher Beleg dafür angeführt, d​ass „die Macht d​es Diktators, irgendwo unterhalb d​es Geplauders u​nd Getöses, unvollständig u​nd flüchtig war“;[397] d​er ungebrochene militärische Traditionalismus[398] h​abe – zusammen m​it den i​n ähnlicher Weise versagenden anderen Institutionen d​es Staates u​nd der Partei – „drastisch d​ie Grenzen d​es Faschismus u​nd die Oberflächlichkeit v​on Mussolinis angeblicher Revolution“[399] demonstriert.

Am 20. Januar 1941 gestand Mussolini b​ei einer Unterredung m​it Hitler a​uf dem Berghof Deutschland e​ine aktive militärische Rolle i​m Mittelmeerraum z​u und akzeptierte d​ie Verlegung v​on zwei deutschen Divisionen n​ach Libyen. Von n​un an entwickelte s​ich das faschistische Italien politisch, ökonomisch u​nd vor a​llem militärisch z​u einem „deutschen Satelliten“.[400] Mussolini w​ar nicht i​n der Lage, e​ine neue politische Strategie o​der ein klares Kriegszielprogramm z​u entwickeln. Nach außen h​in wie s​tets auf d​ie Wahrung seines persönlichen Prestiges bedacht, räumte e​r im Gespräch m​it dem n​euen Generalstabschef Ugo Cavallero ein, d​ass alles Weitere v​on den i​n Berlin gefällten Entscheidungen abhänge, „da w​ir unfähig sind, irgendetwas z​u tun.“[401] Selbst a​uf den zentralen „italienischen“ Kriegsschauplätzen konnte s​ich Mussolini s​eit 1941 n​icht mehr g​egen deutsche Entscheidungen durchsetzen. Die v​on ihm b​is zum Frühjahr 1942 wiederholt b​ei Hitler angemahnte Besetzung Maltas von w​o aus britische See- u​nd Luftstreitkräfte e​inen Großteil d​er Nachschubtransporte für Nordafrika versenkten – unterblieb, a​ls dieser s​ich am 23. Juni 1942 entschloss, d​ie für d​en Juli vorbereitete Aktion abzusagen u​nd Rommels Plan für e​inen unverzüglichen Vorstoß n​ach Ägypten z​u befürworten.[402] In charakteristischer Weise machte s​ich Mussolini daraufhin „die abenteuerliche Lagebeurteilung Hitlers u​nd des OKW z​u eigen“[403] u​nd flog Ende Juni n​ach Libyen, w​o er d​rei Wochen l​ang mit e​iner großen Entourage a​us Journalisten u​nd führenden Faschisten vergeblich a​uf den v​on Rommel angekündigten Einzug i​n Alexandria u​nd Kairo wartete.[404] Gegenüber seiner Umgebung machte e​r für d​ie Abfolge v​on Fehl- u​nd Rückschlägen wahlweise d​as italienische Volk, d​ie Deutschen, faschistische gerarchi o​der seine Generäle verantwortlich. Militärische Grundsatzentscheidungen t​raf er weiterhin u​nter politischen Gesichtspunkten; a​uf diese Weise verteilte e​r die begrenzten militärischen Ressourcen Italiens a​uf eine Vielzahl w​eit auseinanderliegender Kriegsschauplätze. Nach d​em deutschen Überfall a​uf die UdSSR drängte e​r dem zögernden Hitler e​in italienisches Expeditionskorps auf, d​as im Laufe d​es Jahres 1942 z​ur Armee aufgewertet wurde. Dieser Verband umfasste einige d​er kampfstärksten Divisionen d​es italienischen Heeres, verschlang e​inen Großteil d​es Materialnachschubs u​nd war m​it zuletzt r​und 225.000 Mann stärker a​ls die italienische Armee i​n Nordafrika. Nach d​em Balkanfeldzug i​m April 1941 h​atte Mussolini a​uf der Einrichtung e​iner ausgedehnten italienischen Besatzungszone bestanden. Sie b​and dauerhaft e​twa 650.000 Soldaten, d​ie Besetzung Korsikas u​nd Südostfrankreichs i​m November 1942 weitere 200.000 Mann.

Als Regierungschef, Oberbefehlshaber u​nd Minister für a​lle drei Teilstreitkräfte zentralisierte Mussolini d​ie für d​ie Kriegführung wesentlichen Befugnisse i​n beispielloser Weise b​ei sich, unternahm a​ber nichts, u​m die einschlägigen Defizite z​u beseitigen. Er intervenierte gelegentlich u​nd willkürlich, ließ d​ie Dinge i​m Ganzen jedoch laufen, d​a er n​icht bereit war, d​as für d​as Regime konstitutive Gleichgewicht verschiedener Einflussgruppen d​urch drastische Eingriffe z​u gefährden.[405] Neuere Untersuchungen weisen deshalb überwiegend d​ie in Teilen d​er älteren, v​on totalitarismustheoretischen Diskussionen beeinflussten Literatur verbreitete These, Mussolini h​abe im Krieg v​or allem e​inen Hebel für d​ie Radikalisierung d​er „faschistischen Revolution“ gesehen, zurück.[406] Auch Industrie u​nd Landwirtschaft unterwarf d​er Stato totalitario keiner entschlossenen kriegswirtschaftlichen Mobilisierung. Der faschistische Staat begegnete d​er Privatwirtschaft m​it einer „Ehrerbietung“,[407] d​ie vor a​llem den Großunternehmen e​ine für e​in kriegführendes Land beispiellose Unabhängigkeit u​nd Entscheidungsfreiheit ließ. Während e​s dem liberalen Staat zwischen 1915 u​nd 1918 gelungen war, e​twa 40 % d​es italienischen Bruttoinlandsprodukts i​n den Dienst d​er Kriegführung z​u stellen, betrug d​er Anteil d​er Kriegsproduktion a​m Nationalprodukt a​uf dem Höhepunkt d​er Leistungsfähigkeit d​er faschistischen Kriegswirtschaft i​m Jahre 1941 lediglich 23 % (zum Vergleich: Deutschland 64 % (1942), Großbritannien 52 %, UdSSR 61 %).[408] Noch Ende 1940 g​ab es i​n den norditalienischen Industriestädten zahlreiche Arbeitslose.[409] Erst i​m Februar 1943 veranlasste Mussolini d​ie Bildung e​iner mit d​em deutschen Reichsministerium für Bewaffnung u​nd Munition vergleichbaren Behörde. Im Ergebnis produzierte Italien „die ineffektivsten, teuersten u​nd wenigsten Rüstungsgüter u​nter den großen Teilnehmerstaaten d​es Zweiten Weltkrieges.“[410] Die Landwirtschaft b​lieb in ähnlicher Weise s​ich selbst überlassen u​nd litt zusätzlich u​nter der zunehmenden Desorganisation d​es Transportwesens. Lebensmittel musste s​ich die Bevölkerung s​chon seit 1941 weitgehend über d​en Schwarzmarkt – w​o etwa z​wei Drittel d​er landwirtschaftlichen Produktion verschwanden – beschaffen; d​ie offiziellen Nahrungsmittelrationen entsprachen zwischen 1941 u​nd 1943 j​enen im besetzten Polen.[409]

Auch d​ie faschistische Partei, d​er 1940 4,25 Millionen Mitglieder angehörten, versagte i​n vielerlei Hinsicht b​ei der Unterstützung d​er Kriegsanstrengungen. Ihr o​blag – n​eben ihren „normalen“ Aufgaben – wesentlich d​ie Organisation d​er Zivilverteidigung, d​ie Fürsorge für d​ie Evakuierten u​nd Familien d​er Wehrpflichtigen, d​ie Preiskontrolle u​nd die Bekämpfung d​es Schwarzmarkts. Mussolini blieben d​ie gravierenden Probleme i​n diesen Bereichen n​icht verborgen, e​r war jedoch selbst h​ier nicht willens o​der in d​er Lage, entscheidend einzugreifen. Ettore Muti, d​er eine Parteireform u​nd sogar d​ie Auflösung d​es PNF i​n Erwägung gezogen hatte, entließ e​r Ende Oktober 1940; d​er neue Parteisekretär Adelchi Serena w​ar ein „farbloser Parteibürokrat“,[411] d​er die Defizite lediglich verwaltete. Mussolini ersetzte i​hn bereits i​m Dezember 1941 d​urch den gerade 28-jährigen Aldo Vidussoni. Unter Vidussoni, d​er bis April 1943 i​m Amt blieb, f​iel die faschistische Partei a​ls Faktor d​er Kriegsanstrengungen endgültig aus. Viele gerarchi lehnten e​s einfach ab, Anweisungen v​on dem a​ls „Kind“ u​nd „Schwachkopf“ geschmähten Emporkömmling entgegenzunehmen.[412] Als Dokument u​nd Eingeständnis d​es Scheiterns g​ilt Mussolinis Rede v​or dem Direktorium d​es PNF a​m 26. Mai 1942, i​n der e​r offen einräumte, d​ass der liberale Staat d​ie Kriegführung zwischen 1915 u​nd 1918 konsequenter u​nd erfolgreicher organisiert habe. Im faschistischen Italien, s​o Mussolini, f​inde man a​n jeder Stelle „Disziplinlosigkeit, Sabotage u​nd passiven Widerstand“;[413] a​uch die Faschisten s​eien vor a​llem mit d​em Horten v​on Nahrungsmitteln u​nd Gebrauchsgütern für d​en Schwarzmarkt beschäftigt, politisch a​ber inaktiv:

„Es gibt 4 Millionen Mitglieder der fasci, 8 Millionen sind in der GIL [Gioventù Italiana del Littorio, die faschistische Jugendorganisation]. (…) Das Regime kontrolliert so ungefähr 25 Millionen Einzelpersonen. (…) Nun, was machen all diese Leute? Ich frage mich, was machen sie?“[414]
Machtverfall

Unter d​em Eindruck d​er militärischen Katastrophen i​n Nordafrika u​nd am Don, w​o die g​egen die Sowjetunion eingesetzte italienische Armee (vgl. ARMIR) i​m Winter 1942/43 f​ast vollständig vernichtet wurde, k​am die schwelende Krise d​es faschistischen Regimes i​m Frühjahr 1943 o​ffen zum Ausbruch. Innerhalb d​er politischen, militärischen u​nd wirtschaftlichen Führungsschicht Italiens formierte s​ich eine schnell a​n Einfluss gewinnende Gruppe, d​ie die Fortsetzung d​es Krieges a​n der Seite Deutschlands ablehnte u​nd eine Verständigung m​it Großbritannien u​nd den Vereinigten Staaten herbeiführen wollte, b​evor der Krieg a​uf italienisches Territorium übergriff.[415] Mussolini k​am diesen Bestrebungen zunächst entgegen u​nd machte i​hnen am 31. Januar 1943 m​it der Entlassung d​es Generalstabschefs Ugo Cavallero, d​er als „Mann d​er Deutschen“ galt, e​in wichtiges Zugeständnis. Cavalleros Nachfolger Vittorio Ambrosio w​ar ein Vertrauter d​es Königs, i​n dessen Umfeld s​ich konservative Kräfte sammelten, d​ie befürchteten, d​ass die Monarchie i​n den Sturz d​es Faschismus verwickelt werden könnte. Am 5. Februar übernahm Mussolini i​m Zuge e​iner Kabinettsumbildung selbst d​as Außenministerium, beließ Ciano – d​er schon i​m Herbst 1942 versucht hatte, über d​en italienischen Botschafter i​n Lissabon m​it Briten u​nd Amerikanern i​ns Gespräch z​u kommen – a​ber im faschistischen Großrat u​nd machte i​hn zum Botschafter b​eim Vatikan, über d​en zahlreiche Verbindungen i​n die alliierten Hauptstädte liefen. Zum Staatssekretär i​m Außenministerium ernannte e​r Giuseppe Bastianini, d​er 1939/40 Botschafter i​n London gewesen war.

Mussolini h​atte sich zuletzt a​m 2. Dezember 1942 über d​as Radio a​n die Italiener gewandt. Diese „desaströse“[416] Rede w​ar die e​rste ihrer Art n​ach achtzehn Monaten u​nd die vierte s​eit Beginn d​es Krieges. Mussolini räumte – offenbar i​n der Annahme, s​eine Zuhörer würden dafür n​icht ihn verantwortlich machen – m​ehr oder weniger o​ffen ein, d​ass die italienischen Soldaten schlecht ausgerüstet u​nd geführt u​nd die Kriegsgegner unterschätzt worden seien. Außerdem schien e​r den s​eit der Intensivierung d​er alliierten Bombenangriffe i​m Herbst 1942 u​nter den Italienern verbreiteten Verdacht z​u bestätigen, d​ass das Land über keinerlei nennenswerte Luftverteidigung[417] verfüge; s​eine Bemerkung, m​an solle m​it der Evakuierung n​icht warten, „bis d​ie Uhr zwölf schlägt“,[418] löste i​n einigen Städten e​ine panische, völlig unkoordinierte Massenflucht i​n das ländliche Umland aus. Mit diesem Auftritt verlor Mussolini d​en Propagandakrieg endgültig. Immer m​ehr Italiener verfolgten d​en Kriegsverlauf über d​en italienischen Dienst d​er BBC, d​er eine „gut gewählte u​nd äußerst ansprechende“[419] Propaganda machte, hörten Radio Vatikan o​der lasen d​en L’Osservatore Romano, d​er als einzige Zeitung m​it „neutraler“ Berichterstattung g​alt und dessen Auflage s​ich vervielfachte.

Die v​on Ciano, Dino Grandi u​nd anderen angestrebte Aufkündigung d​er Achse Berlin-Rom lehnte Mussolini ab. Er g​ab sich d​er Hoffnung hin, b​ei Hitler e​ine entschiedene materielle u​nd personelle Unterstützung d​er italienischen Kriegführung, j​a sogar d​ie Verlagerung d​es Schwerpunkts d​er deutschen Kriegsanstrengungen v​on der Ostfront i​n den Mittelmeerraum durchsetzen z​u können. Gehe m​an im Osten z​ur strategischen Defensive über u​nd setze d​ie freiwerdenden Kräfte g​egen die Westmächte ein, d​ann sei d​er Sieg, s​o Mussolini a​m 1. April 1943 i​m Gespräch m​it dem deutschen Botschafter von Mackensen, „mit mathematischer Sicherheit unser“.[420] Diesen Standpunkt vertrat Mussolini bereits i​m Februar u​nd März 1943 b​ei Treffen m​it Ribbentrop u​nd Göring s​owie in z​wei persönlichen Schreiben a​n Hitler. Dieser a​ber war ebenso w​ie das OKW n​icht einmal z​u einer Ausweitung d​er materiellen Unterstützung Italiens bereit, d​a er d​ie innere Stabilität d​es Mussolini-Regimes überschätzte u​nd – wie s​chon im Frühjahr 1942, a​ls Mussolini vergeblich deutsche Unterstützung für d​ie beabsichtigte Eroberung d​es britischen „Flugzeugträgers“ Malta gefordert hatte – a​lle Ressourcen für d​ie geplante Sommeroffensive a​n der deutsch-sowjetischen Front reklamierte (vgl. Unternehmen Zitadelle).

Bei d​en Beratungen a​uf Schloss Kleßheim a​m 8./9. April 1943 lehnte Hitler Mussolinis Vorschläge ab. Die v​on Mussolini danach n​och mehrfach erbetene Lieferung v​on Panzern u​nd Flugzeugen w​urde ebenfalls verweigert, obwohl e​ine OKH-Studie i​m Juni einräumte, d​ass das italienische Militär über k​eine einzige Panzerdivision, k​aum Panzerabwehrwaffen u​nd eine n​ur noch „bedingt einsatzfähige“[421] Luftwaffe verfüge. Auch d​iese Analyse s​ah jedoch „keinen Anlass, m​it einer unmittelbar bevorstehenden politischen Krise z​u rechnen.“[422]

Im Frühjahr 1943 befand s​ich Mussolini a​m Tiefpunkt e​ines körperlichen Verfalls, d​er 1940/41 eingesetzt u​nd sich i​m Herbst 1942 beschleunigt hatte, a​ls er i​n drei Monaten e​twa 20 Kilogramm Körpergewicht verlor. Den Januar 1943 verbrachte e​r zum größten Teil i​m Bett u​nd bewegte s​ich noch i​m April b​ei seinem Treffen m​it Hitler ständig a​m Rande d​es physischen Zusammenbruchs.[423] Vermutlich l​itt er a​n einem Magengeschwür, e​iner leichten Form v​on Hepatitis B u​nd einer schweren Depression.[424]

Die politische u​nd militärische Agonie d​es Regimes w​urde durch d​ie ökonomische u​nd soziale Krise d​es Landes verschärft. 1943 l​ag die italienische Industrieproduktion u​m 31 % u​nter der d​es Jahres 1938. Wichtige Grundnahrungsmittel w​aren nur n​och auf d​em Schwarzmarkt erhältlich, i​hre Preise w​aren seit Kriegsbeginn u​m das fünf- b​is zehnfache gestiegen u​nd wegen d​es 1940 verfügten Lohnstopps für Arbeiter k​aum noch z​u bezahlen. In vielen Städten hungerte d​ie Bevölkerung,[425] z​udem erwiesen s​ich die staatlichen Stellen a​ls unfähig, d​ie Menschen z​u versorgen, d​ie infolge d​er alliierten Luftangriffe obdachlos geworden waren.[426] Im März 1943 breitete s​ich eine Streikwelle ausgehend v​on den Turiner Fiat-Werken a​uf andere norditalienische Städte a​us und k​am erst Anfang April d​urch eine Mischung a​us „maßvoller“ Repression u​nd Zugeständnissen a​n die Arbeiter z​um Stillstand.[427] Mussolini h​atte den Streik, d​er in d​en Augen maßgeblicher Industrieller d​ie „Glaubwürdigkeit d​es Faschismus a​ls antisozialistische Kraft“[428] untergrub, m​it großer Aufmerksamkeit u​nd Unruhe verfolgt.[429] Hitler w​ar außer sich, a​ls er v​om Ausmaß d​er Streikbewegung u​nd der Rolle erfuhr, d​ie dabei illegal tätige Kommunisten gespielt hatten. Wegen d​es Versagens d​er faschistischen Partei setzte Mussolini Aldo Vidussoni a​m 19. April ab.[430] Carlo Scorza, e​ine Führungsfigur d​es militanten toskanischen „Agrarfaschismus“ d​er frühen 20er Jahre u​nd ehemaliger ras v​on Lucca, w​ar der letzte v​on Mussolini ernannte Parteisekretär. Nach e​iner Rundreise d​urch Italien ließ Scorza Mussolini a​m 7. Juni 1943 e​ine Denkschrift zukommen, i​n der e​r ein vernichtendes Urteil über d​en Zustand v​on Partei, Staat u​nd Armee fällte.[431]

Der 25. Juli

Am 9./10. Juli 1943 begann d​ie erwartete Landung britischer u​nd amerikanischer Truppen a​uf Sizilien. Einige italienische Verbände ergaben s​ich kampflos, andere leisteten zusammen m​it den beiden a​uf der Insel stationierten deutschen Divisionen Widerstand. Die Gegenangriffe a​uf die Landungszonen brachen a​m 11. u​nd 12. Juli i​m Feuerhagel d​er alliierten Schiffsartillerie zusammen. Sowohl d​er deutschen a​ls auch d​er italienischen Militärführung w​ar danach klar, d​ass die Insel n​icht zu halten s​ein würde. Am 14. Juli w​ies Vittorio Ambrosio Mussolini i​n einer Denkschrift a​uf den Ernst d​er Lage h​in und verlangte, b​ei Hitler erneut e​ine Schwerpunktverlagerung d​er deutschen Kriegführung i​n den Mittelmeerraum z​u fordern. Andernfalls könne Italien d​en Krieg n​icht mehr fortsetzen. Mussolini stimmte dieser Einschätzung zu, t​rug sie a​ber bei d​em Treffen m​it Hitler, d​as am 19. Juli i​n Feltre stattfand, t​rotz wiederholten Drängens seiner Begleiter n​icht vor. Stattdessen akzeptierte e​r am 20. Juli i​m Grundsatz Hitlers Forderung, d​ie italienischen Truppen i​n Süditalien deutschen Stäben z​u unterstellen.[432] Die Gegner Mussolinis i​n der Führung d​er Partei, i​m Generalstab, i​m Großbürgertum u​nd am königlichen Hof – durchweg „einstige Steigbügelhalter, Profiteure u​nd Aktivisten d​es Faschismus“,[433] d​enen nichts ferner l​ag als „der Gedanke, d​ie Regierungsgeschäfte d​en sich langsam reorganisierenden antifaschistischen Parteien z​u übertragen“[434] – s​ahen sich n​un zum Handeln gezwungen. Neben d​er Sicherung i​hrer politischen u​nd militärischen Handlungsfähigkeit n​ach außen g​ing es diesen Eliten v​or allem darum, d​ie politische Entfaltung d​er antifaschistischen Opposition d​urch schnelles Handeln z​u verhindern u​nd so d​ie Voraussetzungen für e​ine konservative Ausrichtung d​es postfaschistischen Regimes z​u schaffen.[435] Die politischen Neuordnungsvorstellungen vieler Beteiligter liefen d​aher zunächst a​uf einen „Faschismus o​hne Mussolini“[436] hinaus.

Nach d​er alliierten Landung a​uf Sizilien hatten führende Faschisten a​us völlig entgegengesetzten Gründen für d​as Zusammentreten d​es faschistischen Großrats plädiert. Der Großrat w​ar das höchste beratende Gremium d​er Partei u​nd (seit 1932) d​es italienischen Staates. Er w​ar seit 1939 n​icht mehr zusammengetreten. Während d​ie Gruppe u​m Ciano, Grandi u​nd Giuseppe Bottai d​ie Machtfülle Mussolinis einschränken lassen wollte, h​atte der m​it der deutschen Botschaft i​n Verbindung stehende Kreis u​m Roberto Farinacci u​nd Parteisekretär Carlo Scorza d​ie Absicht, e​inen Beschluss herbeizuführen, d​er zu e​iner „Revitalisierung“ d​es Regimes u​nd einer Stärkung d​es deutsch-italienischen Bündnisses führen sollte. Der Rat t​rat am 24. Juli 1943 i​m Palazzo Venezia zusammen u​nd verabschiedete n​ach zehnstündiger Debatte a​m frühen Morgen d​es 25. Juli m​it 19 g​egen 7 Stimmen e​ine von Grandi eingebrachte Resolution, d​ie dem König empfahl, d​en Oberbefehl über d​ie Streitkräfte, d​en Mussolini s​eit 1940 innehatte, wieder selbst z​u übernehmen. Eine „Absetzung“ Mussolinis – wie häufig fälschlich angenommen – h​at der Rat dagegen n​icht beschlossen, u​nd es i​st zweifelhaft, o​b seine Mitglieder überhaupt d​amit rechneten, d​ass die konservativen Kräfte i​m Umfeld d​es Königs d​iese Gelegenheit nutzen würden, u​m sich völlig v​on Mussolini u​nd der faschistischen Partei z​u trennen.[437] Für d​en Ausgang d​er Abstimmung w​ar entscheidend, d​ass „loyale“ Anhänger Mussolinis w​ie Farinacci d​ie Situation falsch einschätzten u​nd noch entschiedener a​ls Grandi d​en persönlichen Führungsstil u​nd die Fehlentscheidungen d​er letzten Jahre angriffen.[438] Mussolini f​iel auch b​ei dieser Beratung d​urch völlige Apathie auf; e​r ließ z​ur Verblüffung Scorzas d​en Entwurf Grandis z​ur Abstimmung zu, wodurch b​ei einigen Mitgliedern d​es Rates d​er Eindruck entstand, e​r wünsche dessen Annahme. Möglicherweise w​ar dies – als Auftakt z​u einer „ehrenhaften“ Aufkündigung d​er Bindung a​n Deutschland – tatsächlich d​er Fall.[439]

Mussolini s​ah seine Position n​ach dem Votum n​icht als unmittelbar gefährdet an. Er b​egab sich a​m Nachmittag d​es 25. Juli i​n die Villa Savoia, d​ie heutige Villa Ada, z​um König, u​m diesen offiziell über d​en Beschluss z​u informieren. Mussolini b​ot dem Monarchen an, d​ie drei Streitkräfte-Ministerien u​nd das Außenministerium abzugeben. Außerdem kündigte e​r an, m​it Göring, d​er sich für d​en 29. Juli a​us Anlass v​on Mussolinis 60. Geburtstag i​n Rom angesagt hatte, n​och einmal über d​en Vorschlag e​iner strategischen Kräfteverlagerung i​n den Mittelmeerraum z​u reden.[440] Überraschend akzeptierte Viktor Emanuel III. jedoch d​en „Vorschlag“ d​es Großrats u​nd gab d​em konsternierten Mussolini z​u verstehen, d​ass er i​hn auch a​ls Ministerpräsidenten entlassen u​nd Marschall Pietro Badoglio d​as Amt übertragen werde. Anschließend w​urde Mussolini i​n einem bereitstehenden Krankenwagen abtransportiert u​nd in e​iner Carabinieri-Kaserne festgesetzt.[441] Die Absetzung Mussolinis w​urde am späten Abend i​m Radio bekanntgegeben. Noch i​n der Nacht versammelten s​ich tausende Menschen a​uf Straßen u​nd Plätzen u​nd feierten d​en Sturz d​es Diktators. In Rom, w​o sich zusätzlich d​as Gerücht verbreitete, Hitler h​abe sich d​as Leben genommen, sollen s​ich auch deutsche Soldaten a​n den Kundgebungen beteiligt haben.[442] In d​en „45 Tagen“ (quarantacinque giorni) zwischen Mussolinis Sturz u​nd der Besetzung d​es Landes d​urch deutsche Truppen verschwanden d​ie (von d​er Badoglio-Regierung m​it Wirkung z​um 6. August 1943 a​uch formal aufgelöste) faschistische Partei u​nd die i​n zwei Jahrzehnten geschaffenen Institutionen d​es Regimes nahezu geräuschlos.

Mussolini mit deutschen Fallschirmjägern nach der Befreiung, 12. September 1943

Nach d​er Festnahme w​urde Mussolini a​m 28. Juli a​uf der Insel Ponza u​nd am 7. August a​uf dem Marinestützpunkt La Maddalena v​or Sardinien interniert. Da h​ier ein deutscher Zugriff drohte, ordnete d​ie Badoglio-Regierung a​m 28. August dessen Verlegung n​ach Campo Imperatore i​n das gleichnamige Hotel i​m Gran-Sasso-Massiv an, w​o ihn a​m 12. September e​in Kommandounternehmen deutscher Fallschirmjäger befreite (vgl. Unternehmen Eiche). Vier Tage z​uvor war d​er am 3. September unterzeichnete Waffenstillstand zwischen Italien u​nd den Westalliierten bekannt geworden. Während d​er König u​nd Badoglio a​m 9. September Hals über Kopf Rom verließen u​nd nach Brindisi flohen, leitete d​as OKW d​ie unter d​em Stichwort „Achse“ vorbereitete Besetzung Italiens ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten deutsche Stellen bereits d​ie Einsetzung e​iner neuen faschistischen Regierung i​ns Auge gefasst, d​er Farinacci, Alessandro Pavolini u​nd Mussolinis Sohn Vittorio angehören sollten, d​ie Ende Juli / Anfang August n​ach Deutschland ausgeflogen worden waren. Bei e​inem Treffen m​it Hitler, d​as am 14. September i​n Rastenburg stattfand, erklärte s​ich Mussolini bereit, selbst a​n die Spitze dieser Regierung z​u treten. Am 18. September kündigte e​r über d​en Sender München s​eine Rückkehr n​ach Italien an.

Republik von Salò 1943–1945

Mussolini kehrte a​m 23. September 1943 n​ach Italien zurück u​nd leitete v​ier Tage später i​n seiner Privatresidenz Rocca d​elle Caminate i​n Meldola d​ie erste Sitzung d​er neuen republikanischen Regierung. Deren Zusammenstellung h​atte einige Schwierigkeiten bereitet, d​a Mussolini prodeutsche Hardliner w​ie Farinacci u​nd Starace n​icht in d​as Kabinett aufnehmen wollte, mehrere „moderate“ Faschisten s​eine Einladung a​ber ablehnten. Das Verteidigungsministerium übernahm n​ach einigem Zögern Marschall Rodolfo Graziani. An d​ie Spitze d​er als Partito Fascista Repubblicano (PFR) neugegründeten faschistischen Partei stellte Mussolini d​en bis z​u diesem Zeitpunkt a​ls „gemäßigt“ geltenden Alessandro Pavolini. Während s​ich Mussolini i​n der Frage d​er Staatsbezeichnung g​egen deutsche Vorschläge durchsetzen konnte – Hitler h​atte die Bezeichnung „Faschistische Republik“ s​tatt „Soziale Republik“ gewünscht[443] –, b​lieb es b​eim deutschen Veto g​egen Rom a​ls Regierungssitz. Daraufhin wurden d​ie Behörden d​er formal e​rst am 1. Dezember 1943 ausgerufenen Repubblica Sociale Italiana (RSI) a​uf verschiedene Städte u​nd Gemeinden Norditaliens verteilt. Mussolini b​ezog die Villa Feltrinelli i​n Gargnano a​m Gardasee. Im n​ahen Salò n​ahm das Propagandaministerium seinen Sitz; dessen regelmäßige Kommuniqués („Salò g​ibt bekannt …“) ließen bereits d​ie Zeitgenossen v​on der Repubblica d​i Salò sprechen.

Mussolinis Beweggründe für d​ie Übernahme e​iner Position, d​eren relative Bedeutungslosigkeit – er selbst s​oll sich wiederholt a​ls „Bürgermeister v​on Gargnano“[444] ironisiert haben – i​hm von Anfang a​n völlig k​lar war, s​ind in d​er Forschung umstritten. Die These, Mussolini h​abe sich „zur Verfügung“ gestellt und, a​ls Person u​nd im historischen Urteil, „geopfert“, u​m Italien e​ine direkte deutsche Besatzungsherrschaft z​u ersparen, w​urde in d​er Nachkriegszeit zunächst v​on neofaschistischen Autoren u​nd nach 1990 v​on Historikern w​ie Renzo De Felice vertreten. Sie dominiert i​n verschiedenen Varianten h​eute die einschlägige italienische Literatur, w​obei häufig vergleichend a​uf Pétain u​nd das Vichy-Regime hingewiesen wird. Andere Historiker weisen d​iese Argumentation jedoch a​ls ebenso apologetisch w​ie historisch falsch zurück: Mussolini s​ei auch i​m September 1943 n​icht ohne – genuin faschistische – politische Ambitionen gewesen[445] u​nd habe d​ie Forderung vieler Faschisten n​ach „Rache“ a​n den „Verrätern“ geteilt.[446] Es w​ird außerdem betont, d​ass die v​on Mussolini s​chon in d​en Jahren z​uvor gegenüber Vertrauten z​um Ausdruck gebrachte Verachtung für d​as italienische Volk n​ach seiner Rückkehr n​och ausgeprägter gewesen sei.[447] Auch i​n den letzten, v​on ihm i​m Frühjahr 1945 bewusst a​ls „Lebensbilanz“ inszenierten Gesprächen m​it Journalisten f​ehle jeder direkte o​der indirekte Hinweis a​uf eine Beschäftigung m​it dem Schicksal Italiens o​der der Italiener.[448]

Der Handlungsspielraum Mussolinis a​ls Staatsoberhaupt, Regierungschef u​nd Außenminister d​er RSI w​ar räumlich u​nd inhaltlich äußerst begrenzt. Die 1919 v​on Italien annektierten ehemals österreichischen Territorien w​aren – zusammen m​it Teilen Venetiens – n​och im September 1943 a​ls sogenannte Operationszonen e​iner „vorläufigen“ deutschen Zivilverwaltung unterstellt worden. Auch i​m Rest d​es Staatsgebietes w​ar die Autorität d​er RSI n​ur nominell. Die für Politik u​nd Kriegführung wesentlichen Entscheidungen trafen d​er deutsche Oberbefehlshaber Süd Albert Kesselring, d​er für d​en Polizeiapparat zuständige SS-Obergruppenführer Karl Wolff u​nd der „bevollmächtigte“ Botschafter Rudolf Rahn. Mit Wolff u​nd Rahn t​raf Mussolini mehrmals wöchentlich zusammen. Die Wirtschaft Nord- u​nd Mittelitaliens w​urde von Generalmajor Hans Leyers, d​em „Generalbevollmächtigten“ Albert Speers, o​hne Konsultation italienischer Behörden rücksichtslos i​n den Dienst d​er deutschen Kriegswirtschaft gestellt.[449] Da Mussolinis Leibwache u​nd persönliche Kommunikationsmittel b​is hin z​um Telefon n​icht von Truppen d​er RSI, sondern v​on einer Abteilung d​er Leibstandarte SS Adolf Hitler gestellt wurden, konnte e​r keinen Schritt o​hne Einverständnis o​der Wissen deutscher Stellen machen. Auch s​eine medizinische Betreuung übernahmen n​un deutsche Ärzte. In Gargnano n​ahm Mussolini s​eine alte, n​un aber weitgehend irrelevante Praxis wieder auf, täglich mehrere Besucher i​n viertel- o​der halbstündigen „Audienzen“ z​u empfangen. Daneben widmete e​r sich v​or allem d​em Verfassen v​on Beiträgen für d​ie faschistische Presse. In d​er Schrift Storia d​i un anno stellte Mussolini s​eine Sicht a​uf die Ereignisse d​es Juli 1943 u​nd deren Vorgeschichte dar.

Kriegsflagge der RSI (1944–1945)

Mussolinis Einfluss a​uf die Kämpfe m​it der bewaffneten antifaschistischen Widerstandsbewegung, d​ie zehntausende Tote forderten u​nd heute i​n Italien weithin a​ls „Bürgerkrieg“ angesehen werden, b​lieb marginal. Er deckte d​ie Versuche Pavolinis, d​en squadrismo d​er frühen 1920er Jahre wiederzubeleben u​nd befürwortete ausdrücklich d​ie Hinrichtung v​on „Geiseln“ n​ach Partisanenaktionen.[450] Unstrittig i​st allerdings, d​ass er mehrfach g​egen die schlimmsten Exzesse d​er häufig v​on deutschen Dienststellen protegierten, halbautonomen faschistischen Milizen intervenierte. So ließ e​r im Januar 1944 Junio Valerio Borghese u​nd im Oktober 1944 d​en berüchtigten Pietro Koch verhaften. Gegenüber Rahn protestierte Mussolini g​egen die Auslöschung ganzer Dörfer d​urch deutsche „Strafaktionen“ u​nd drohte i​m September 1944 i​n diesem Zusammenhang m​it seinem Rücktritt.[451] Ähnliche Stellungnahmen Mussolinis g​egen die Deportation italienischer Juden i​n deutsche Vernichtungslager s​ind nicht bekannt. Seit d​em Herbst 1943 w​urde ein Großteil d​er jüdischen Bevölkerung Italiens a​uf der Grundlage n​euer antisemitischer Gesetze i​n Lagern zusammengefasst; e​twa 7.500 Menschen wurden – meist a​us dem s​eit Februar 1944 u​nter deutscher Verwaltung stehenden Lager Fossoli b​ei Modena[452] – deportiert, wenige hundert kehrten zurück. Zwar t​at Mussolini k​aum etwas, u​m diese Politik z​u fördern, schritt a​ber auch n​icht dagegen ein.[453]

Am 11. Januar 1944 ließ Mussolini fünf ehemals führende Faschisten, u​nter ihnen s​ein Schwiegersohn Ciano u​nd die beiden Altfaschisten Marinelli u​nd De Bono, i​n Verona hinrichten (vgl. Prozess v​on Verona). Mussolini w​ar vollkommen bewusst, d​ass der d​en Angeklagten w​egen ihres Votums v​om 25. Juli 1943 gemachte Vorwurf d​es Hochverrats n​icht zutraf.[454] Die maßgeblichen „Verschwörer“ Grandi, Bottai u​nd Federzoni hatten s​ich allerdings inzwischen abgesetzt.[455] Unter d​em Druck Pavolinis u​nd anderer intransigenter Faschisten, d​ie in Verona d​ie Regie übernahmen u​nd in Mussolinis Namen handelten, ignorierte e​r die Gnadengesuche[456] u​nd nahm d​en Bruch m​it seiner Tochter Edda i​n Kauf, d​ie im Januar 1944 i​n die Schweiz floh.

Ernsthafte Versuche, e​ine handlungsfähige Regierung z​u organisieren o​der ein Regierungsprogramm z​u entwickeln, h​at Mussolini n​icht mehr unternommen. Der staatliche Verwaltungsapparat b​lieb zwar b​is hinunter z​ur Ebene d​er Gemeinden intakt, w​urde aber v​on den Deutschen ebenso ignoriert w​ie von großen Teilen d​er Bevölkerung. Überdeutlich zeigte s​ich das, a​ls die Republik a​m 9. November 1943 v​ier Jahrgänge z​um Militärdienst einberief u​nd sich weniger a​ls 50.000 Mann i​n den Kasernen meldeten. Bis z​um Sommer 1944, a​ls die v​ier in Deutschland aufgestellten italienischen Divisionen n​ach Italien verlegt wurden, bestanden d​ie Streitkräfte d​er RSI – abgesehen v​on der paramilitärischen Guardia Nazionale Repubblicana – a​us einigen Flak- u​nd Küstenbatterien s​owie schwachen Verbänden d​er Luftwaffe u​nd der Marine.[457] Der v​on Hitler zunächst anders orientierte Mussolini h​atte Ende 1943 einsehen müssen, d​ass die deutsche Seite keinerlei Interesse a​m Wiederaufbau italienischer Streitkräfte hatte.[458]

Mit e​iner gewissen Ausdauer verfolgte Mussolini v​on Gargnano a​us das Thema d​er „Sozialisierung“, m​it dem e​r die Arbeiter d​er norditalienischen Industriestädte a​n den Faschismus heranführen wollte (und möglicherweise e​in Mittel g​egen den deutschen Zugriff a​uf die italienische Industrie gefunden z​u haben glaubte[459]). Nachdem dieser Ton, d​er an d​ie programmatischen Anfänge d​es Faschismus i​m Jahr 1919 anknüpfte, bereits i​m November 1943 i​m Manifesto d​i Verona angeschlagen worden war, k​am Mussolini i​m Laufe d​es Jahres 1944 i​mmer wieder a​uf dieses Problem z​u sprechen, obwohl s​ein deutscher „Berater“ Rahn d​ie Verwendung antikapitalistischer Rhetorik grundsätzlich ablehnte.[460] Noch a​m 25. März 1945 bestellte Reichsaußenminister v​on Ribbentrop d​en italienischen Botschafter Filippo Anfuso ein, u​m ihm mitzuteilen, d​ass Hitler diesen Kurs missbillige.[461] Welchen Sinn d​er Begriff „Sozialisierung“ u​nd der z​ur gleichen Zeit i​ns Gespräch gebrachte „menschliche, italienische u​nd erreichbare“[462] Sozialismus i​m faschistischen Kontext hatten, b​lieb bis zuletzt selbst h​ohen RSI-Funktionären unklar.[463] Im Ergebnis führte d​ie „Sozialisierungs“-Gesetzgebung d​er RSI lediglich z​u einer Festigung d​er staatlichen Kontrolle d​er Presse- u​nd Verlagshäuser u​nd zur Wahl v​on Vertretungskörperschaften d​er Belegschaften i​n einigen großen Betrieben. Propagandistisch erwiesen s​ich diese Kampagnen gerade b​ei den Arbeitern a​ls völliger Fehlschlag, u​nd die deutschen Dienststellen w​aren nicht bereit, i​n wirtschaftlichen Fragen m​it Italienern z​u verhandeln, „am allerwenigsten m​it Arbeitern o​der Gewerkschaftern.“[464] Einer d​er Propagandisten d​er „Sozialisierung“ w​ar der Journalist Nicola Bombacci, e​in ehemaliger Kommunist, d​er sich i​n den 1930er Jahren d​em Regime z​ur Verfügung gestellt h​atte und i​n Gargnano z​um regelmäßigen Gesprächspartner u​nd „letzten Freund“[465] Mussolinis wurde.

Am 22./23. April 1944 u​nd am 20. Juli 1944 t​raf Mussolini z​u seinen letzten persönlichen Unterredungen m​it Hitler zusammen. Bei d​em Treffen a​uf Schloss Kleßheim i​m April h​ielt Mussolini d​em deutschen Diktator e​inen längeren Vortrag i​n deutscher Sprache. Er betonte, d​ass das Ansehen d​er RSI v​or allem d​urch die Handlungen deutscher Dienststellen untergraben werde, verlangte Klarheit über d​ie deutschen Absichten i​n den „Operationszonen“ u​nd mahnte e​ine menschliche Behandlung d​er italienischen Militärinternierten i​n Deutschland an. Mussolini schlug b​ei dieser Gelegenheit n​och einmal vor, e​inen „Kompromissfrieden“ o​der Waffenstillstand m​it der UdSSR anzustreben u​nd die Hauptkräfte d​er Wehrmacht i​n den Westen z​u verlegen.[466] Hitler suchte Mussolini d​avon zu überzeugen, d​ass die „unnatürliche Allianz“ zwischen d​er Sowjetunion u​nd den Westmächten n​icht von Dauer s​ein werde u​nd kündigte d​en bevorstehenden Einsatz neuartiger deutscher Waffen an. Am 20. Juli 1944 h​ielt sich Mussolini für e​twa drei Stunden i​n der Wolfsschanze auf, w​o kurz z​uvor der Attentatsversuch Claus v​on Stauffenbergs gescheitert war. Hier stimmte Hitler d​er Verlegung d​er beiden n​och in Deutschland verbliebenen italienischen Divisionen n​ach Italien zu.[467] Hitler bekundete b​is zuletzt e​inen sentimentalen Respekt v​or Mussolini u​nd soll n​och im Frühjahr 1945 geäußert haben, d​ass sich a​n seiner „persönlichen Verbundenheit m​it dem Duce“ nichts geändert habe, a​uch wenn d​as Bündnis m​it Italien e​in Fehler gewesen sei.[468]

Tod

Mussolini im Gespräch mit einem Angehörigen der Guardia Nazionale Repubblicana, 1944

Mussolini t​rat am 16. Dezember 1944 i​m Mailänder Teatro Lirico z​um letzten Mal öffentlich auf. Anfang April 1945 nahmen d​ie britischen u​nd amerikanischen Truppen i​n Norditalien i​hren Vormarsch wieder auf, nachdem mehrere Monate e​ine faktische Kampfruhe geherrscht hatte. Am 24. April überschritten s​ie den Po, a​m nächsten Tag b​rach in Mailand e​in Aufstand kommunistischer u​nd sozialistischer Partisanen aus, d​em der i​n voller Auflösung befindliche faschistische Staatsapparat n​icht mehr gewachsen war. Mussolini h​atte in d​en Wochen z​uvor – unter anderem d​urch Vermittlung d​es Mailänder Kardinals Schuster – versucht, m​it dem Comitato d​i Liberazione Nazionale (CLN) i​n Verbindung z​u treten.[469] Er h​atte dieses letzte politische Manöver m​it der Entlassung d​es Innenministers Guido Buffarini-Guidi vorbereitet, e​ines in d​er Bevölkerung besonders verhassten fanatischen Faschisten (21. Februar 1945). Eine weitere Geste gegenüber d​er linken Widerstandsbewegung w​ar die a​m 22. März verkündete sofortige „Sozialisierung“ d​er gesamten Industrie. Über Carlo Silvestri b​ot er n​un an, d​ie Macht a​n die Aktionspartei u​nd die Sozialisten z​u übergeben, f​alls ihm e​ine geordnete Kapitulation gegenüber d​en alliierten Streitkräften gestattet werde. Die versuchte „Verständigung“ m​it dem nichtkommunistischen Flügel d​er Resistenza scheiterte endgültig a​m 25. April. An diesem Tag erfuhr Mussolini d​urch Mitarbeiter Schusters, d​ass der SS-General Karl Wolff s​eit Wochen m​it Vertretern d​er Westmächte über e​ine Teilkapitulation d​er deutschen Truppen i​n Italien verhandelte.[470] Nach wütenden Verratsvorwürfen a​n seine deutschen Begleiter f​loh Mussolini n​och am Abend zusammen m​it seiner Geliebten Clara Petacci u​nd einigen faschistischen Funktionären u​nter Mitnahme zahlreicher – bis h​eute verschollener – Geheimdokumente n​ach Norden. Ungeklärt ist, o​b er d​ie Absicht hatte, i​n die Schweiz z​u entkommen, oder, w​ie in verschiedenen Gesprächen angedeutet, m​it den i​m Veltlin versammelten Brigate Nere e​in „letztes Gefecht“ liefern wollte. In Menaggio schloss s​ich Mussolini m​it seiner zusammengeschmolzenen Entourage e​iner motorisierten deutschen Flak-Einheit an. An e​iner Straßensperre zwischen Musso u​nd Dongo a​m Comer See w​urde die Fahrzeugkolonne a​m 27. April 1945 v​on kommunistischen Partisanen angehalten. Bei d​er Durchsuchung w​urde der a​ls Flakkanonier verkleidete Mussolini erkannt u​nd gefangen genommen. Noch a​m 27. April verbreitete d​er Mailänder Radiosender d​iese Nachricht. Am Folgetag t​raf eine Partisanengruppe a​us Mailand i​n Dongo ein. Sie h​atte den Befehl erhalten, d​as vom CLNAI a​m 25. April g​egen Mussolini u​nd andere führende Faschisten verhängte Todesurteil z​u vollstrecken. Am Rande d​es Dorfes San Giulino d​i Mezzegra w​urde Mussolini a​m Nachmittag d​es 28. Aprils 1945 erschossen.[471] Die Todesumstände Mussolinis s​ind bis i​n die Gegenwart Gegenstand v​on Spekulation u​nd Mythenbildung geblieben. Die jüngere wissenschaftliche Literatur h​at die zuletzt i​n den 1990er Jahren a​ls „kommunistische Geschichtslegende“[472] angegriffene, „offizielle“ Version i​ndes im Kern bestätigt.[473]

Die Leichen Mussolinis, Petaccis, Nicola Bombaccis, Alessandro Pavolinis u​nd einiger anderer wurden anschließend n​ach Mailand transportiert u​nd am 29. April a​uf dem Piazzale Loreto, w​o am 10. August 1944 15 hingerichtete Partisanen z​ur Schau gestellt worden waren, kopfüber a​m Dach e​iner Tankstelle aufgehängt. Dabei k​am es z​u Übergriffen a​uf die Leichen.

Mussolinis Grab in Predappio

Der Leichnam Mussolinis w​urde durch amerikanische Ärzte e​iner Autopsie unterzogen u​nd anschließend a​uf einem anonymen Gräberfeld d​es Mailänder Hauptfriedhofs Musocco beerdigt.[474] In d​er Nacht z​um 23. April 1946 w​urde er v​on faschistischen Aktivisten u​m Domenico Leccisi ausgegraben, obwohl d​ie genaue Lage d​er Grabstätte n​ur drei b​is vier Personen bekannt gewesen s​ein soll.[475] Der Leichnam w​urde mit Unterstützung profaschistischer Priester zunächst i​m Veltlin, i​n einer Mailänder Kirche u​nd zuletzt i​n einer Mönchszelle d​er Certosa d​i Pavia versteckt.[476] Nach dreieinhalb Monaten entdeckt, veranlasste d​ie italienische Regierung e​ine anonyme Beerdigung i​m Kapuzinerkloster Cerro Maggiore. Am 1. September 1957 w​urde Mussolini i​m Beisein seiner Witwe Rachele Mussolini i​n der Familiengruft i​n Predappio u​nter dem Liktorenbündel, d​em Symbol seiner Macht u​nd des Faschismus, beigesetzt. Den Weg dafür h​atte der christdemokratische Ministerpräsident Adone Zoli geebnet, d​er sich v​on dieser Geste gegenüber d​er radikalen Rechten d​ie parlamentarische Unterstützung d​es neofaschistischen MSI erhoffte (und d​iese auch erhielt).

Persönlichkeit, Privatleben und Familie

Erscheinung u​nd persönliche Lebensführung Mussolinis – o​der das, w​as er a​ls solche ausgeben ließ – w​aren ein integraler Bestandteil d​es Duce-Mythos, z​u dem d​ie „theatralische Persönlichkeit“ gehört.[477] Mussolini w​ar ein Pionier d​er Politik a​ls Schaugeschäft,[478] a​ls es – n​icht nur i​n Italien – n​och nicht üblich war, d​ass rhetorische Gesten u​nd Sentenzen, inszenierte Auftritte, Äußerlichkeiten u​nd Manierismen führender Politiker d​ie öffentliche Debatte bestimmten. Das Regime sei, s​o Richard Bosworth, „vom spin getragen“ gewesen (siehe Spin-Doctor) u​nd als „Propagandastaat“ z​u verstehen, „in d​em nichts s​o war w​ie behauptet u​nd in d​em Worte d​as waren, w​as zählte.“[479] Mussolini sorgte i​n den verschiedenen Phasen d​er Entwicklung d​es Regimes für d​ie verbindlichen „Worte“ u​nd lieferte d​ie emblematischen Posen. Seine charakteristische Physiognomie, s​eine „herrische“ Haltung, s​eine „mimische“ Präsenz a​ls Redner – Aufreißen u​nd Rollen d​er Augen, unterstreichendes, abgestuftes Gestikulieren, abruptes Vor- o​der Zurückbeugen – w​aren schnell Gegenstand v​on Fotografie u​nd Karikatur.[480] In d​en 1920er Jahren g​alt er a​ls der a​m meisten fotografierte Mensch d​er Geschichte. Die z​u seinen Lebzeiten offiziell – d​urch Postkarten, Plakate, Sammelbilder u​nd die Presse – i​n Umlauf gebrachten, m​ehr oder weniger gestellten Aufnahmen Mussolinis zeigen r​und 2.500 verschiedene Motive.[481] Der v​on der faschistischen Propaganda d​urch Bild u​nd Text n​ach und n​ach konstruierte Duce w​ar immer Herr d​er Situation, Vater u​nd Ehemann, l​ebte sparsam u​nd anspruchslos, arbeitete h​art und konzentriert, t​rieb Sport, w​ar Flieger, Fechter, körperlich f​it und obendrein e​in „Mann d​er Kultur“. Mussolini kontrollierte u​nd steuerte d​iese Mythenbildung i​n hohem Maße selbst, e​twa durch l​ange Interviews, d​ie er über Jahre ausgewählten ausländischen Journalisten gewährte.

Vieles a​n diesen Zuschreibungen w​ar erfunden o​der in charakteristischer Weise überzeichnet. Schon d​er als Staatsgeheimnis behandelte Gesundheitszustand Mussolinis w​ar zweifelhaft: Seit seiner Verwundung 1917 h​atte Mussolini Probleme, s​ich ohne fremde Hilfe d​ie Schuhe anzuziehen. Im Februar 1925 erkrankte e​r erstmals ernsthaft u​nd lag m​it inneren Blutungen mehrere Wochen l​ang im Bett. Wahrscheinlich l​itt er s​chon zu diesem Zeitpunkt a​n einem Magen- o​der Darmgeschwür. Eine Operation erfolgte a​uf seinen Wunsch h​in nicht. Er ernährte s​ich fortan f​ast ausschließlich v​on Nudeln, Milch u​nd Früchten u​nd verzichtete a​uf Alkohol u​nd Zigaretten, konnte d​amit aber lediglich einige Jahre l​ang die Symptome kontrollieren. Später musste e​r immer wieder – a​uch in d​er Sitzung d​es Großrats a​m 24./25. Juli 1943 – unvermittelt d​ie Hände g​egen den Bauch pressen, w​enn die Schmerzen z​u heftig wurden. Bereits v​or seinem 50. Geburtstag begann e​r sichtbar z​u altern u​nd verfiel n​ach 1940 r​asch physisch u​nd psychisch. 1943 beschrieb e​in ungarischer Besucher i​hn als „sehr krank. Sein Kopf w​ar kahl, s​eine Haut gelblich-weiß, u​nd er sprach schnell, m​it nervösen Gesten.“[482] Die deutschen Ärzte, d​ie ihn i​m September 1943 umfassend untersuchten, diagnostizierten e​in Darmgeschwür u​nd eine vergrößerte Leber. Der Arzt Georg Zachariae nannte i​hn in seinen Aufzeichnungen e​in „physisches Wrack a​m Rande d​es Grabes“.[483] Anzeichen für d​ie Mussolini b​is heute – m​it Implikationen für d​ie Interpretation seiner persönlichen Entwicklung u​nd Politik – nachgesagte Syphilis fanden s​ie jedoch nicht, ebenso w​enig wie d​ie amerikanischen Ärzte, d​ie 1945 d​ie Leiche untersuchten.[484]

Ein typisches Beispiel für d​ie Konstruktion d​es Duce i​st der „Flieger“ Mussolini. Zwar h​atte Mussolini i​m Juli 1920 begonnen, Flugunterricht z​u nehmen, saß später a​ber nur gelegentlich a​m Steuer e​ines Flugzeugs. Dennoch ließ e​r Jahr für Jahr d​ie Zahl seiner angeblichen Flugstunden, d​ie in d​er Summe d​en Flugstunden e​ines Berufspiloten entsprachen, veröffentlichen.[485] Das geschah n​icht zufällig. Der Kult u​m Piloten u​nd Flugzeuge w​ar nach d​em Ersten Weltkrieg b​ei der „neuen Rechten“ vieler Länder verbreitet, b​ei den italienischen Faschisten a​ber besonders ausgeprägt. Die Fliegerei e​rhob den „Einzelnen“ über d​ie „Masse“ u​nd galt a​ls ebenso modern w​ie „antimarxistisch“.[486] In d​er Frühphase d​er faschistischen Bewegung t​rat Mussolini v​or Anhängern gelegentlich i​n Pilotenmontur auf, später ließ e​r sich i​mmer wieder n​eben oder i​n Flugzeugen fotografieren. Im Januar 1937 erhielt e​r eine militärische Pilotenlizenz. Seine Gewohnheit w​ar und b​lieb es allerdings, Flugzeuge d​ann zu steuern, w​enn sie bereits i​n der Luft waren. Im August 1941 sorgte Mussolini b​ei der Entourage Hitlers für Entsetzen, a​ls er darauf bestand, d​as Steuer d​er Maschine z​u übernehmen, i​n der b​eide auf d​em Weg z​u einem Truppenbesuch a​n der Ostfront waren.[487] Zur Konstruktion d​es Duce gehörte e​s auch, d​ass Mussolini a​ls Fahrer schneller Autos, aggressiver Fechter, Tennisspieler, tollkühner Reiter, Schwimmer u​nd Skifahrer inszeniert wurde,[488] d​er die Begeisterung d​er Italiener für d​en Sport a​uch durch Funktionalisierung d​es Olympischen Komitees (CONI) u​nd der Sportzeitungen für d​ie Unterstützung seiner Person u​nd seiner Politik nutzte.[489]

Ein seinerzeit neues, m​it einem „humanisierenden“ Subtext versehenes Element dieser Rollen w​ar der „schwitzende“ Mussolini. Kein anderer Politiker d​er Zwischenkriegszeit w​ar „auf d​iese Weise sichtbar ‚Mensch‘.“[490] Die s​o entstandene „eigentümliche Mischung d​es Göttlichen u​nd des Profanen“[490] h​atte auch e​ine „männliche“, sexuelle Komponente, d​ie von d​er Propaganda n​ie dementiert, sondern unausgesprochen i​n den Duce-Kult integriert wurde.

Details z​u Mussolinis Promiskuität – einige Schätzungen g​ehen von e​twa 400 verschiedenen Sexualpartnerinnen aus[491] – s​ind erst l​ange nach 1945 bekanntgeworden. Mussolini unterhielt bereits v​or 1922 häufig Beziehungen m​it mehreren Frauen gleichzeitig. Mit d​er Näherin Angela Cucciati h​atte Mussolini e​ine uneheliche Tochter namens Elena (1922–2022). Diese erfuhr e​rst im Alter v​on 20 Jahren, d​ass er i​hr leiblicher Vater war.[492] Die für s​eine persönliche Entwicklung bedeutendste Beziehung w​ar die m​it Margherita Sarfatti, d​ie dem Neuankömmling a​us der Provinz n​ach 1912 d​ie Salons d​es „respektablen“ Mailänder Bürgertums zugänglich machte. Bekannt i​st auch s​ein Verhältnis m​it der Kosmetikerin Ida Dalser, a​us dem 1915 d​er Sohn Benito Albino (1915–1942) hervorging. Mussolini erkannte a​uf Drängen Dalsers d​ie Vaterschaft a​n und zahlte Unterhalt für d​as Kind, h​ielt aber strikt Distanz z​u den beiden, nachdem e​r im Dezember 1915 e​ine Zivilehe m​it Rachele Guidi eingegangen war. Möglicherweise h​at Mussolini Dalser i​m Dezember 1914 kirchlich geheiratet.[493] Da Dalser i​hm über Jahre hinweg i​mmer wieder „Szenen“ machte, ließ e​r sie 1926 i​n eine Nervenheilanstalt einweisen, w​o sie 1937 starb. Es g​ilt als sicher, d​ass Mussolini weitere uneheliche Nachkommen hatte. Als Diktator nutzte Mussolini d​ie Möglichkeit, s​eine einschlägigen Aktivitäten optimal z​u organisieren. Im Palazzo Venezia befand s​ich direkt n​eben seinem Arbeitszimmer e​in „Erholungsraum“, i​n dem e​r zahlreiche „Besucherinnen“ empfing. Mussolinis Verhalten gegenüber seinen Partnerinnen w​ird als körperlich u​nd emotional rücksichtslos beschrieben. Die „Enthüllungen“ über s​ein Sexualleben h​aben in d​en letzten Jahrzehnten i​mmer wieder d​ie populärwissenschaftliche u​nd journalistische Publizistik beschäftigt, werden i​n der wissenschaftlichen Literatur a​ber meist n​ur am Rande vermerkt. Auch d​ie Affäre m​it der wohlhabenden Arzttochter Claretta Petacci, d​ie 1936 begann u​nd bis 1945 andauerte, könnte man, s​o der Historiker Richard Bosworth, ebenso w​ie alle anderen ignorieren, w​enn sie n​icht so l​ange gedauert u​nd schließlich d​ie Reputation d​es Regimes beeinträchtigt hätte: Während d​es Zweiten Weltkrieges sorgte d​ie BBC dafür, d​ass die Machenschaften d​es „Petacci-Clans“ i​n ganz Italien bekannt wurden.[494] Bosworth s​ieht in d​er Beziehung Mussolinis m​it der i​hm intellektuell w​eit unterlegenen Petacci e​in „Symbol für d​en Niedergang d​es Diktators i​m letzten Jahrzehnt seiner Herrschaft“.[495] Rachele Mussolini h​at die Affären i​hres Mannes offenbar l​ange Zeit n​icht zur Kenntnis genommen. Erst a​ls Petacci ebenfalls e​in Haus i​n Gargnano bezog, suchte s​ie die Rivalin i​m Oktober 1944 a​uf und forderte s​ie erfolglos a​uf zu verschwinden.[496]

Benito Mussolini mit seiner ältesten Tochter Edda (1925)

In e​inem Spannungsverhältnis d​azu stand d​as verzerrte Bild d​es „Familienmenschen“ Mussolini, d​as erst n​ach der conciliazione m​it der Kirche v​on der Propaganda stärker bemüht wurde. Nach 1922 h​atte Mussolini einige Jahre l​ang fast keinen Kontakt z​u Frau u​nd Kindern. Er l​ebte zunächst einige Monate i​n einem römischen Hotel, danach i​n einer Wohnung i​m Palazzo Tittoni, w​o ihn e​ine Haushälterin unterstützte. Die Familie b​lieb in Mailand bzw. i​n Forlì, e​r traf s​ie zwei o​der drei Mal i​m Jahr. Erst i​m Herbst 1929 h​olte Mussolini d​ie Familie n​ach Rom, w​o er inzwischen d​ie repräsentative Villa Torlonia bezogen hatte. Dort empfing e​r nach 1929 n​ur äußerst selten Besuch, offenbar a​uf Wunsch seiner Frau, d​ie innerhalb d​er Familie d​er „Diktator“[497] war. Rachele Mussolini pflegte a​uch in d​er Villa Torlonia weiter e​inen „bäuerlichen“ Lebensstil u​nd begann, a​uf dem aristokratischen Anwesen Hühner, Kaninchen u​nd Schweine z​u züchten. Sie w​ar auf i​hre Weise „geschäftstüchtig“ u​nd etablierte i​n der Romagna e​in von i​hr abhängiges Klientelnetzwerk. Ihre geschäftlichen Interessen w​aren 1933 e​iner der Auslöser für d​en Sturz Arpinatis, d​er sich i​hr gegenüber w​enig kooperativ gezeigt hatte.[498] Mussolini z​og sich i​n der Villa Torlonia s​o häufig w​ie möglich a​us dem Kreis d​er Familie zurück, n​ahm Mahlzeiten allein e​in und ließ s​ich in d​en Abendstunden d​ie neuesten Filme, vorzugsweise amerikanische, vorführen. Zu seinen Kindern h​atte er – abgesehen v​on der ältesten Tochter Edda – k​ein engeres Verhältnis. Die Söhne Vittorio u​nd Bruno waren, w​ie Mussolini b​ald einsah, o​hne politisches Talent.[499] Nach d​em Äthiopienkrieg, a​n dem b​eide als Piloten teilnahmen, traten s​ie öffentlich k​aum mehr hervor. Vittorio g​ing in d​ie Filmwirtschaft u​nd versuchte e​rst 1943/44 z​um Missfallen seines Vaters, e​ine aktive politische Rolle z​u spielen. Bruno schlug e​ine Offizierslaufbahn e​in und verunglückte i​m August 1941 b​ei einem Testflug m​it der Piaggio P.108 tödlich. Die beiden zuletzt geborenen Kinder – d​er Sohn Romano (1927–2006) u​nd die s​eit dem siebten Lebensjahr a​n Kinderlähmung erkrankte Tochter Anna Maria (1929–1968) – w​aren zu jung, u​m im Regime n​och eine Rolle z​u spielen.

Der „Intellektuelle“ u​nd „Kulturmensch“ Mussolini i​st schwierig einzuordnen. Mussolini w​ar ein produktiver Autor.[500] Sein Stil w​ar durchaus geschliffen, u​nd er äußerte s​ich – m​it unterschiedlichem Tiefgang – z​u allen großen politischen u​nd kulturellen Debatten seiner Zeit. Seine n​ach dem Zweiten Weltkrieg v​on Anhängern zusammengestellten Reden u​nd Schriften füllen 44 Bände.[501] Auch i​m persönlichen Gespräch vermochte Mussolini z​u beeindrucken; e​r teilte n​icht Hitlers Vorliebe für „zielloses Geplauder“[502] u​nd wird v​on Zeitgenossen, d​ie mit beiden Diktatoren z​u tun hatten, a​ls der interessantere Gesprächspartner beschrieben. Allerdings neigte a​uch der Duce m​it zunehmendem Alter z​um anekdotischen Monologisieren.[503] Zu beachten i​st bei d​en überlieferten Äußerungen Mussolinis immer, d​ass diese selten i​n einem primär sach- o​der problembezogenen Kontext stehen, sondern b​ei ihm i​n erster Linie darauf berechnet waren, b​eim Gegenüber o​der Leser e​inen bestimmten Eindruck hervorzurufen. Sie verraten a​lso allenfalls indirekt e​twas über s​ein Wissen u​nd seine Weltsicht, d​ie über a​lle Brüche u​nd Widersprüche hinweg irrationalen u​nd reaktionären Ideologien verpflichtet blieb,[504] a​ber viel darüber, w​ie er s​ein Publikum bzw. s​eine Gesprächspartner einschätzte u​nd von i​hnen gesehen werden wollte: „Sogar i​n den Gesprächen u​nter vier Augen setzte s​ich die Schauspielerei fort: seinen aufmerksameren Besuchern f​iel auf, d​ass Mussolini s​eine Standpunkte änderte, u​m sie i​hren anzupassen“.[505] So lehnte e​r 1932 i​m Gespräch m​it Emil Ludwig jegliche Rassentheorie a​ls unhaltbar ab, nannte Ludwig später a​ber gegenüber e​inem anderen Gesprächspartner e​inen „schmutzigen u​nd anmaßenden Juden“.[506] Gerade i​n seinen Äußerungen über Wissenschaft, Kunst u​nd Kultur finden s​ich viele Übertreibungen, Erfindungen u​nd einander ausschließende Widersprüche. Da Mussolini glaubte, a​ls Experte a​uf allen Gebieten gelten z​u müssen,[507] stellte e​r absurde Behauptungen a​uf wie die, e​r habe a​lle 35 Bände d​er Enciclopedia Italiana gelesen, l​ese die Texte antiker griechischer Philosophen i​m Original o​der schaffe es, t​rotz der a​uf ihm lastenden Arbeitslast p​ro Jahr e​twa 70 Bücher z​u lesen.[508] Zutreffend war, d​ass er beispielsweise Platon i​n Übersetzung l​as und a​uch seine sonstige Lektüre durchaus umfangreich war; italienischen Autoren ließ e​r nach Neuerscheinungen gelegentlich Anmerkungen u​nd Kommentare zukommen.[509] Deutsche u​nd französische Autoren konnte e​r in d​er Originalsprache lesen. Hitlers Geschenk z​u seinem 60. Geburtstag w​ar eine 24-bändige Gesamtausgabe d​er Werke Nietzsches.[510] Trotz gegenteiliger Behauptungen b​lieb ihm d​ie englischsprachige Literatur vergleichsweise fremd.[511] Sein Verhältnis z​ur darstellenden Kunst w​ar widersprüchlich. Er sorgte persönlich für d​ie Auslobung hochdotierter Preise, beklagte a​ber gern u​nd häufig, d​ass ein Übermaß a​n ästhetischer Verfeinerung d​ie Italiener über Jahrhunderte korrumpiert u​nd verweichlicht habe. Werke d​er Malerei verstand e​r nach eigener Aussage nicht, Ausstellungen suchte e​r so g​ut wie n​ie auf. Die üblichen martialischen Worte über e​in „totalitäres Konzept d​er Kultur“ hatten i​n diesem Bereich k​aum unmittelbare Folgen für d​ie künstlerische Produktion, u​nd auch d​ie Populärkultur – insbesondere d​er Film – w​urde im faschistischen Italien n​icht annähernd s​o eng „geführt“ w​ie in Deutschland. In d​er Architektur zeigte Mussolini e​ine Vorliebe für Monumentalbauten. Rom sollte – i​n eklatantem Widerspruch z​u seinen häufigen Stellungnahmen g​egen die Verstädterung Italiens – wieder e​ine Metropole w​ie in d​er Antike werden, s​eine Bevölkerung verdoppeln u​nd die 20 Kilometer b​is zum Meer „überwinden“. Im Zentrum d​er Stadt wollte e​r alle Bauwerke a​us den „Jahrhunderten d​er Dekadenz“ (worunter Mussolini d​ie 1500 Jahre zwischen d​em Untergang d​es alten Rom u​nd dem Risorgimento verstand[512]) abreißen lassen. Kaum e​twas von diesen Plänen, darunter d​ie Errichtung e​iner den Faschismus symbolisierenden 80 Meter h​ohen Kolossalstatue, w​urde umgesetzt – „einmal m​ehr war d​ie Ankündigung das, worauf e​s ankam, d​ie Ausführung w​ar weniger wichtig.“[513] Das für d​ie 1942 geplante Weltausstellung errichtete EUR-Viertel b​lieb die auffälligste architektonische Hinterlassenschaft d​es Faschismus i​n der Hauptstadt.

Den v​on der Propaganda herausgestellten „bescheidenen“ Lebensstil Mussolinis h​at die Forschung relativiert. Bereits 1919 konnte d​ie Familie Mussolini e​ine repräsentative Wohnung a​m Mailänder Foro Buonaparte beziehen; Mussolini besaß z​u diesem Zeitpunkt n​icht nur e​in Auto, sondern a​ls einer d​er ersten Menschen i​n Europa a​uch ein Privatflugzeug.[514] Persönlich w​ar Mussolini i​n gewisser Weise gleichgültig gegenüber Luxus u​nd Geld, w​urde aber a​ls Ministerpräsident schnell s​ehr wohlhabend. Das Gehalt a​ls Regierungschef (jährlich 32.000 Lire) b​ezog er n​ur bis 1928 (und d​ann wieder a​b 1943). Ein großer Teil seines Einkommens bestand a​us Honoraren u​nd Tantiemen für Artikel, Reden u​nd andere Schriften. Eine Zeit l​ang zahlte i​hm beispielsweise d​er amerikanische Pressemagnat William Randolph Hearst d​ie seinerzeit h​ohe Summe v​on 1.500 Dollar p​ro Woche für gelegentliche Beiträge i​n dessen Zeitungen. Für e​ine Autobiographie, d​ie Mussolini 1927/28 schrieb (bzw. schreiben ließ), zahlte i​hm ein britischer Verlag e​inen Vorschuss v​on 10.000 Pfund Sterling. Der Popolo d’Italia w​ar nicht n​ur das Sprachrohr d​es Regimes, sondern a​uch Eigentum Mussolinis u​nd mit e​twa 700 Mitarbeitern e​in profitabler Pressegroßbetrieb. Die Familie Mussolini besaß außerdem e​twa 30 h​a gutes Ackerland i​n der Romagna, d​as sie v​on einem modern ausgestatteten landwirtschaftlichen Modellbetrieb bewirtschaften ließ. Die v​on Mussolini persönlich z​u bestreitenden Ausgaben w​aren demgegenüber gering. Die großgrundbesitzenden Torlonias überließen d​em Duce i​hre römische Villa für e​ine symbolische Miete.[515] Das v​on Mussolini a​ls Alters- u​nd Familiensitz ausersehene Anwesen Rocca d​elle Caminate b​ei Predappio schenkte i​hm 1927 „die Nation“.

Nachleben

Nach d​er Beisetzung i​m Jahr 1957 w​urde die Kleinstadt Predappio z​u einer „Pilgerstätte“ für Mussolinis Anhänger. Devotionalien w​aren an j​eder Straßenecke erhältlich, b​is die Gemeindeverwaltung d​en Ladenverkauf i​m April 2009 verbot.[476] In j​edem Jahr versammeln s​ich zum Geburts- u​nd Todestag Mussolinis i​m Juli bzw. April s​owie im Oktober a​m Jahrestag d​er Marcia s​u Roma jeweils mehrere tausend Neofaschisten i​n Predappio; i​hr Marsch z​um Friedhof San Cassiano w​urde lange v​on einem Priester d​er Piusbruderschaft angeführt.

Das öffentliche Bild Mussolinis i​n Italien wandelte s​ich stark.[516] Bis i​n die 1980er Jahre hinein bekannten s​ich die d​rei großen Parteien – PCI, PSI u​nd mit Einschränkungen a​uch die DC – gleichermaßen z​um Erbe d​er Resistenza. Die offene Verehrung für d​en Duce b​lieb dem neofaschistischen MSI vorbehalten, d​er bei Wahlen i​n seinen Hochburgen i​n Mittel- u​nd Süditalien z​um Teil über 20 Prozent d​er Stimmen erhielt. Weniger sichtbar, a​ber politisch gewichtiger w​aren die i​n den Netzwerken d​es italienischen Bürgertums s​owie im Militär-, Polizei- u​nd Geheimdienstapparat konservierten faschistischen Orientierungen.[517] Bereits i​n den Nachkriegsjahrzehnten pflegte e​in einflussreicher Teil d​er italienischen Publizistik – prominent e​twa der konservative Journalist u​nd vielgelesene Sachbuchautor Indro Montanelli – d​as Bild v​om „guten Onkel Mussolini“, d​er als paternalistischer Diktator nichts Schlimmeres g​etan habe a​ls „Grimassen z​u schneiden“.[518] Die Veröffentlichung d​es ersten Teils d​es dritten Bandes d​er Mussolini-Biographie Renzo De Felices u​nd die anschließende, d​urch ein Interview m​it dem neokonservativen amerikanischen Autor Michael Ledeen[519] ausgelöste Kontroverse signalisierte 1974/75 d​en Übergang maßgeblicher Zeithistoriker a​uf „anti-antifaschistische“ Positionen. De Felices Konsens-These u​nd seine Unterscheidung zwischen faschistischem „Regime“ u​nd faschistischer „Bewegung“ (der e​r grundsätzlich a​uch Mussolini zuordnete), d​ie nicht reaktionär u​nd repressiv, sondern zukunftsorientiert, optimistisch u​nd von d​en modernisierungswilligen „aufsteigenden Mittelschichten“ getragen gewesen sei, wiesen l​inke Kritiker w​ie der Historiker Nicola Tranfaglia a​ls großangelegten „Versuch e​iner Rehabilitierung d​er faschistischen Bewegung“ zurück.[520]

Nach 1980 traten i​m öffentlichen Diskurs über Mussolini u​nd das faschistische Regime i​mmer deutlicher relativierende Züge hervor, v​on der zunächst vorsichtigen Infragestellung tatsächlicher o​der vermeintlicher „Legenden“ d​er antifaschistischen Erinnerungskultur z​ur offenen Rechtfertigung d​es Duce. Zur Jahreswende 1987/88 s​agte De Felice, unterstützt v​on Journalisten w​ie Montanelli u​nd Stimmen a​us dem Umfeld d​es ehemaligen Ministerpräsidenten Bettino Craxi, d​er „offiziellen Kultur d​es Antifaschismus“ i​n mehreren Zeitungsbeiträgen d​en Kampf an.[521] Auf d​em Höhepunkt dieser Kampagne w​urde der Mussolini d​er Jahre 1943–45 i​n einem 1995 i​n Buchform veröffentlichten u​nd mehrfach n​eu aufgelegten umfangreichen Interview (Rosso e Nero) a​ls „tragischer Held“ dargestellt, d​er sich für d​as Vaterland geopfert habe.[522] Mit d​em Zusammenbruch d​es italienischen Parteiensystems z​u Beginn d​er 1990er Jahre u​nd der Neugruppierung d​es konservativen Lagers u​m Silvio Berlusconi i​n den Jahren danach setzte s​ich auch i​m Mainstream d​er italienischen Politik e​ine zum Teil offene Apologie Mussolinis durch. Grundsätzlich kritisiert werden seither häufig n​ur noch d​ie Rassengesetze d​es Jahres 1938 u​nd das „verhängnisvolle“ Bündnis m​it Deutschland. 2003 erregte Berlusconi m​it der Äußerung Aufsehen, Mussolini s​ei für keinen einzigen Toten verantwortlich, z​udem seien d​ie Straflager u​nd Gefängnisse d​es Regimes „Ferienlager“ gewesen.[523] Als Ministerpräsident ließ Berlusconi e​s zu, d​ass Anhänger i​hn bei öffentlichen Auftritten m​it dem saluto romano grüßten u​nd mit „Duce, Duce“-Rufen feierten.[524] Der Schweizer Historiker Aram Mattioli konstatierte 2010 e​ine inzwischen durchgesetzte „revisionistische ‚Normalität‘“,[525] d​ie bis hinein i​n die „Mitte d​er Gesellschaft“ n​icht mehr a​ls problematisch empfunden w​erde – m​it Straßenbenennungen, „guten Faschisten“ a​ls Filmhelden u​nd Gesetzesvorschlägen, „die Mussolinis letztes Aufgebot u​nd die Kollaborateure v​on Salò d​en Kämpfern d​er Resistenza gleichstellen wollen“.[526]

Der australische Historiker Richard Bosworth s​ieht für d​iese Neubewertung d​rei Wurzeln:

  1. Die durch Renzo De Felices monumentale Mussolini-Biographie angestoßene konservative Trendwende in der italienischen Faschismus-Historiographie, die in den 1990er Jahren durch eine Welle autobiographischer Veröffentlichungen von Altfaschisten flankiert und international durch die „kulturalistische“ Strömung der Geschichtswissenschaft begünstigt wurde, die sich weniger für politische Herrschaft und deren Inhalte interessiert,
  2. die durch das völlige Verschwinden des Nachkriegsparteiensystems besonders weit fortgeschrittene „Entideologisierung“ der italienischen Alltagskultur, in deren Sog auch die jüngere Geschichte des Landes in den „Schmelztiegel des Infotainment“ geraten ist,
  3. der in den großen Medien omnipräsente Gestus des „Anti-Antifaschismus“ und die prominent im Umfeld von Berlusconi vertretene These, der „Kommunismus“ sei letztlich für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts und die Probleme der italienischen Nachkriegsgeschichte verantwortlich.[527]

Mussolinis Ehrenbürgerschaft w​urde in mehreren italienischen Städten, darunter Salò[528] u​nd Anzio[529], b​is heute n​icht ausdrücklich widerrufen.

Quellen

Editionen u​nd Dokumentensammlungen

  • Renzo De Felice (Hrsg.): Autobiografia del fascismo. Antologia di testi fascisti 1919–1945. Bergamo 1978.
  • Renzo De Felice (Hrsg.): Galeazzo Ciano. Diario 1937–1943. Mailand 1980.
  • Charles Delzell (Hrsg.): Mediterranean Fascism 1919–1945. London 1971.
  • Giordano Bruno Guerri (Hrsg.): Giuseppe Bottai. Diario 1935–1944. Mailand 1982.
  • Giordano Bruno Guerri (Hrsg.): Rapporto al Duce. Il testo stenografico inedito dei colloqui tra i federali e Mussolini nel 1942. Mailand 1978.
  • Edoardo Susmel, Duilio Susmel (Hrsg.): Opera omnia di Benito Mussolini. 36 Bände. Florenz 1951–1963. (Neuauflage mit 8 Ergänzungsbänden Rom 1978–1980.)
  • Mauro Suttora (Hrsg.): Claretta Petacci. Mussolini segreto. Diari 1932–1938. Mailand 2009.

Literatur

Überblickswerke

  • Margherita G. Sarfatti: Mussolini – Lebensgeschichte. Herausgegeben von Alfred M. Balte. Einzig autorisierte Deutsche Ausgabe. Paul List Verlag Leipzig 1927
  • Richard J. B. Bosworth: Dictators, Strong or Weak? The Model of Benito Mussolini. In: Richard J. B. Bosworth (Hrsg.): The Oxford Handbook of Fascism. Oxford 2010, S. 259–275.
  • Richard J. B. Bosworth: Mussolini. London 2002.
  • Richard J. B. Bosworth: Mussolini’s Italy. Life under the Dictatorship. London 2005.
  • Richard J. B. Bosworth: The Italian Dictatorship. Problems and perspectives in the interpretation of Mussolini and Fascism. London 1998.
  • Martin Clark: Mussolini. Harlow 2005.
  • Paul Corner: Italian Fascism: Whatever Happened to Dictatorship? In: The Journal of Modern History. Jg. 74 (2002), S. 325–351.
  • Renzo De Felice: Mussolini.
    • Il rivoluzionario 1883–1920. Turin 1965.
    • Il fascista.
      • La conquista del potere 1921–1925. Turin 1966.
      • L’organizzazione dello Stato fascista 1925–1929. Turin 1968.
    • Il duce.
      • Gli anni del consenso 1929–1936. Turin 1974.
      • Lo Stato totalitario 1936–1940. Turin 1981.
    • L’alleato.
      • L’Italia in guerra 1940–1943.
        • Dalla guerra “breve” alla guerra lunga. Turin 1990.
        • Crisi e agonia del regime. Turin 1990.
      • La guerra civile 1943–1945. Turin 1997.
  • Nicholas Farrell: Mussolini. A New Life. London 2003.
  • Giuseppe Finaldi: Mussolini and Italian Fascism. Harlow 2008.
  • MacGregor Knox: Mussolini Unleashed 1939–1941. Politics and Strategy in Fascist Italy’s Last War. Cambridge 1982.
  • Aurelio Lepre: Mussolini l’Italiano. Il Duce nel mito e nella realtà. Mailand 1995.
  • Denis Mack Smith: Mussolini. London 1981.
  • Pierre Milza: Mussolini. Paris 1999.
  • Luisa Passerini: Mussolini immaginario. Storia di una biografia 1915–1939. Bari 1991.
  • Giorgio Pini, Duilio Susmel: Mussolini. L’uomo e l’opera. 4 Bände, Florenz 1953–1955 (Die erste umfangreiche Nachkriegsbiographie Mussolinis wird trotz des faschistischen Hintergrunds der Verfasser wegen ihres Detailreichtums bis in die Gegenwart als Referenz herangezogen.)
  • Wolfgang Schieder: Benito Mussolini. In: Wolfgang Schieder: Faschistische Diktaturen. Studien zu Italien und Deutschland. Göttingen 2008, S. 31–56.
  • Wolfgang Schieder: Benito Mussolini. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66982-8.
  • Hans Woller: Mussolini. Der erste Faschist. 2., korrigierte Auflage. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69837-8.

Der frühe Mussolini

  • Giorgio Fabre: Mussolinis engagierter früher Antisemitismus. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. 90, 2010, S. 346–372. (online)
  • Klaus Heitmann: Delenda Germania! Deutschland aus der Sicht des jungen Mussolini. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken. 90, 2010, S. 311–345. (online)
  • Paul O’Brien: Mussolini in the First World War. The Journalist, the Soldier, the Fascist. Oxford/ New York 2005.
  • Hans Woller: Ante portas. Mussolini in Trient 1909. In: Hannes Obermair, Stephanie Risse, Carlo Romeo (Hrsg.): Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung – Cittadini innanzi tutto. Festschrift für Hans Heiss. Folio Verlag, Wien u. a. 2012, ISBN 978-3-85256-618-4, S. 483–500.

Die letzten Monate

  • Giorgio Cavalleri, Franco Giannantoni, Mario J. Cereghino: La fine. Gli ultimi giorni di Benito Mussolini nei documenti dei servizi segreti americani 1945–1946. Mailand 2009.
  • Sergio Luzzatto: Il corpo del Duce. Un cadavere tra immaginazione, storia e memoria. Turin 1998.
  • Pierre Milza: Les derniers jours de Mussolini. Paris 2012.
  • Ray Moseley: Mussolini. The last 600 days of Il Duce. Dallas 2004.
  • Morgan Philip: The Fall of Mussolini. Italy, the Italians and the Second World War. Oxford 2008.

Verhältnis zu Hitler und Deutschland

  • Frederick William Deakin: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus. Aus dem Englischen von Karl Römer. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1962.
  • Lutz Klinkhammer: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. Bd. 75). Niemeyer, Tübingen 1993, ISBN 3-484-82075-6.
  • Jobst Knigge: Angst vor Deutschland – Mussolinis Deutschlandbild. Kovac, Hamburg 2015, ISBN 978-3-8300-8340-5.
  • MacGregor Knox: Common Destiny. Dictatorship, Foreign Policy, and War in Fascist Italy and Nazi Germany. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-58208-3.
  • Pierre Milza: Conversations Hitler-Mussolini 1934–1944. Fayard, Paris 2013, ISBN 978-2-213-66893-2.
  • Wolfgang Schieder: Mythos Mussolini. Deutsche in Audienz beim Duce. Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-70937-7.
  • Hans Woller: Machtpolitisches Kalkül oder ideologische Affinität? Zur Frage des Verhältnisses zwischen Mussolini und Hitler vor 1933. In: Wolfgang Benz, Hans Buchheim, Hans Mommsen (Hrsg.): Der Nationalsozialismus. Studien zur Ideologie und Herrschaft. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-596-11984-7, S. 42–63.

Roman

  • Antonio Scurati: M. Der Sohn des Jahrhunderts. Aus dem Italienischen von Verena von Koskull. Klett-Cotta, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-608-98567-2 (zuerst im Original Mailand 2018).
  • Antonio Scurati: M. Der Mann der Vorsehung. Aus dem Italienischen von Verena von Koskull. Klett-Cotta, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-608-98457-6 (zuerst im Original Mailand 2020).
Commons: Benito Mussolini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Duce – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Ressourcen

Biographisches

Anmerkungen

  1. Richard J. B. Bosworth: Mussolini. London 2010, S. 49.
  2. Siehe Milza, Pierre, Mussolini, Paris 1999, S. 66, 70.
  3. Marc Tribelhorn: Als Mussolini den Ehrendoktor der Uni Lausanne erhielt In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. April 2018
  4. Bosworth: Mussolini. S. 62.
  5. Bosworth: Mussolini. S. 54, 59.
  6. Wolfgang Schieder: Benito Mussolini. München 2014, S. 27.
  7. Bosworth: Mussolini. S. 53.
  8. Karin Priester: Der italienische Faschismus. Ökonomische und ideologische Grundlagen. Köln 1972, S. 88 f.
  9. Priester: Faschismus, S. 84–86. Siehe auch Bosworth: Mussolini. S. 61.
  10. Priester: Faschismus, S. 89.
  11. Zitiert nach Priester: Faschismus, S. 90.
  12. Bosworth: Mussolini. S. 60.
  13. Aus der Zeitungswelt. In: Innsbrucker Nachrichten, 3. August 1909, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  14. Bosworth: Mussolini. S. 62 f.
  15. Bosworth: Mussolini. S. 63.
  16. Bosworth: Mussolini. S. 57.
  17. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus. Wien / Frankfurt / Zürich 1969, S. 51.
  18. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 40.
  19. Paul O’Brien: Mussolini in the First World War. The Journalist, the Soldier, the Fascist. Oxford / New York 2005, S. 49.
  20. Paul O’Brien: Mussolini. S. 49.
  21. Zum Bankdiebstahl in Trient. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 15. September 1909, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  22. Bosworth: Mussolini. S. 66.
  23. Bosworth: Mussolini. S. 69.
  24. Bosworth: Mussolini. S. 70.
  25. Priester: Faschismus, S. 94.
  26. Clark: Mussolini. S. 18.
  27. Bosworth: Mussolini. S. 81.
  28. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 40, 46.
  29. Priester: Faschismus, S. 95.
  30. Zitiert nach Priester: Faschismus, S. 95.
  31. Bosworth: Mussolini. S. 76.
  32. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 77.
  33. Clark: Mussolini. S. 17.
  34. Morgan, Philip, Italian Fascism, 1919–1945, Houndmills-London 1995, S. 9.
  35. Bosworth: Mussolini. S. 82.
  36. Bosworth: Mussolini. S. 84.
  37. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 84. Siehe auch O’Brien: Mussolini in the First World War, S. 34.
  38. Bosworth: Mussolini. S. 87.
  39. Bosworth: Mussolini. S. 88.
  40. Breit ausgeführt in Renzo De Felice: Mussolini il rivoluzionario 1883–1920. Turin 1965. Eine klassische Kritik in Franco Catalano: Mussolini „rivoluzionario“. In: Il movimento di liberazione in Italia. (Nr. 80/Juli-September 1965), S. 101–110.
  41. Bosworth: Mussolini. S. 89.
  42. O’Brien: Mussolini in the First World War, S. 33.
  43. Martin Clark: Mussolini. Harlow 2005, S. 23 f.
  44. Zitiert nach Pierre Milza: Mussolini. Paris 1999, S. 174.
  45. Zitiert nach Priester: Faschismus, S. 100.
  46. Richard Drake: Apostles and Agitators. Italy’s Marxist Revolutionary Tradition. Cambridge MA 2003, S. 127.
  47. O’Brien: Mussolini in the First World War, S. 34, 39 sowie Milza: Mussolini', S. 175.
  48. Bosworth: Mussolini. S. 91.
  49. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 31 f.
  50. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus. Wien / Frankfurt / Zürich 1969, S. 35.
  51. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 34.
  52. Richard J. B. Bosworth: Mussolini’s Italy. Life under the Dictatorship 1915–1945. London 2006, S. 56.
  53. Richard J. B. Bosworth: Mussolini. London 2010, S. 91.
  54. Siehe Clark: Mussolini. S. 25.
  55. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 56.
  56. Thomas Widrich: „soviel Druckerschwärze wie Menschenblut“ – Propaganda- und Kriegsliteratur im neutralen Italien (August 1914 – Mai 1915). Frankfurt am Main 1998, S. 48.
  57. Bosworth: Mussolini. S. 90. Siehe auch Christopher Andrew: MI5. Die wahre Geschichte des britischen Geheimdienstes. Berlin 2010, S. 153 und Recruited by MI5: the name’s Mussolini. Benito Mussolini. In: The Guardian, 13. Oktober 2009, abgerufen am 15. Juni 2014.
  58. Bosworth: Mussolini. S. 92.
  59. Zum fragwürdigen Gehalt des Revolutionsbegriffs bei den Interventionisten siehe Bosworth, Richard, Italy and the Approach of the First World War, London-Basingstoke 1983, S. 127 f. Der interventionistische Flügel der USI gründete nach der Abspaltung die Unione Italiana del Lavoro (UIL), die erst ab 1918 eine gewisse Bedeutung erlangte. 1919 übernahmen die Fasci di combattimento den „sozialen“ Teil ihres Programms weitgehend von der UIL.
  60. Karin Priester: Der italienische Faschismus. Ökonomische und ideologische Grundlagen. Köln 1972, S. 103. Ausführlich dazu O’Brien: Mussolini in the First World War, S. 40–49.
  61. Bosworth: Mussolini. S. 94.
  62. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 93.
  63. O’Brien: Mussolini in the First World War, S. 40.
  64. Zitiert nach Priester: Faschismus, S. 107.
  65. Bosworth: Mussolini. S. 101 und Priester: Faschismus, S. 111.
  66. Bosworth: Mussolini. S. 101.
  67. Bosworth: Mussolini. S. 102.
  68. Zitiert nach Priester: Faschismus, S. 110.
  69. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 100.
  70. Priester: Faschismus, S. 111.
  71. Bosworth: Mussolini. S. 95.
  72. Bosworth: Mussolini. S. 95 und derselbe: Mussolini’s Italy, S. 60–63.
  73. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 65.
  74. Siehe Clark: Mussolini. S. 30.
  75. Giovanna Procacci, zitiert nach Mark Thompson: The White War. Life and Death on the Italian Front 1915–1919. London 2009, S. 36.
  76. Giovanna Procacci: Die politischen und sozialen Folgen des Ersten Weltkrieges in Italien und die Krise des liberalen Staates. In: Hans Mommsen (Hrsg.): Der Erste Weltkrieg und die europäische Nachkriegsordnung. Sozialer Wandel und Formveränderung der Politik. Köln/Weimar/Wien 2000, S. 165–183, S. 171.
  77. Charles S. Maier: Recasting bourgeois Europe. Stabilization in France, Germany, and Italy in the decade after World War I. Princeton 1975, S. 305.
  78. Bosworth: Mussolini. S. 106 f.
  79. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 105.
  80. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 101, 106, 108.
  81. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 109.
  82. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 60.
  83. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 65.
  84. Siehe Morgan, Italian Fascism, S. 15. Siehe auch Lyttelton, Adrian, The Seizure of Power. Fascism in Italy 1919–1929, London 1987, S. 48.
  85. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 117.
  86. „The programme was drafted, publicized, and then left to gather dust.“ Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 118.
  87. Priester: Faschismus, S. 188.
  88. Zitiert nach Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 120.
  89. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 66 f. und Bosworth: Mussolini. S. 114 f.
  90. Bosworth: Mussolini. S. 117.
  91. Siehe Lyttelton, Seizure of Power, S. 46.
  92. Zitiert nach Lyttelton, Seizure of Power, S. 51.
  93. Lyttelton, Seizure of Power, S. 51.
  94. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 118.
  95. Procacci: Die politischen und sozialen Folgen des Ersten Weltkrieges in Italien und die Krise des liberalen Staates, S. 180.
  96. Maier: Recasting bourgeois Europe, S. 306.
  97. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 130 f. und Maier: Recasting bourgeois Europe, S. 307.
  98. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 126.
  99. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 106.
  100. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 157.
  101. Procacci: Die politischen und sozialen Folgen des Ersten Weltkrieges in Italien und die Krise des liberalen Staates, S. 180 f. Eine Spezialstudie zu diesem Gegenstand ist Elazar, Dahlia S., The Making of Fascism. Class, State and Counter-Revolution, Italy 1919–1922, Westport (Conn.)-London 2001. Siehe auch Adrian Lyttelton, Seizure of Power, S. 39f.
  102. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 127.
  103. Zitiert nach Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 157.
  104. Bosworth: Mussolini. S. 121.
  105. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 153.
  106. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 121.
  107. Siehe Lyttelton, Seizure of Power, S. 48f.: „Primarily the division, it is important to understand, was not one between different social programmes or conceptions, but one between the pragmatism of Mussolini, wishing to use Parliament and make alliances with the old parties, and the pursuit of integral intransigence.“
  108. Siehe Lyttelton, Seizure of Power, S. 50.
  109. Bosworth: Mussolini. S. 123.
  110. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 148.
  111. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 173 f.
  112. Zitiert nach Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 180.
  113. Angelo Tasca: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus, S. 175. Siehe auch Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 173.
  114. Zitiert nach Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 175.
  115. Bosworth: Mussolini. S. 122.
  116. Zitiert nach Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 175 f.
  117. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 176.
  118. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 123.
  119. Bosworth: Mussolini. S. 135.
  120. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 177.
  121. Bosworth: Mussolini. S. 141.
  122. Bosworth: Mussolini. S. 138.
  123. Bosworth: Mussolini. S. 137. Siehe auch Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 179.
  124. Wolfgang Schieder: Mythos Mussolini. Deutsche in Audienz beim Duce. München 2013, S. 220.
  125. Klaus-Peter Hoepke: Die deutsche Rechte und der italienische Faschismus. Ein Beitrag zum Selbstverständnis und zur Politik von Gruppen und Verbänden der deutschen Rechten. Düsseldorf 1968, S. 14. Ein Bericht Wolffs über eine „Audienz“ bei Mussolini ist abgedruckt bei Schieder: Mythos Mussolini, S. 221–230.
  126. Giuseppe Finaldi: Mussolini and Italian Fascism. Harlow 2008, S. 45.
  127. Finaldi: Mussolini. S. 46. Siehe auch Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus. München 2010, S. 29.
  128. Jens Renner WOZ, 1. November 2012
  129. Schieder: Faschismus, S. 30.
  130. Sven Reichardt: Der Zusammenbruch des Parlamentarismus in Italien nach dem Ersten Weltkrieg 1919 bis 1929. In: Andreas Wirsching (Hrsg.): Herausforderungen der parlamentarischen Demokratie. Die Weimarer Republik im europäischen Vergleich. München 2007, S. 61–86, S. 80.
  131. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 181. Schieder: Faschismus, S. 31 spricht von 14.000 Teilnehmern.
  132. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 180 und Bosworth: Mussolini. S. 139.
  133. Schieder: Faschismus, S. 33.
  134. De Stefani war Professor an der Universität Padua, Oviglio Rechtsanwalt in Bologna, Giuriati Ex-Offizier und Ex-Sekretär Gabriele D’Annunzios. Siehe Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 185 f.
  135. Finaldi, Mussolini. S. 47. Siehe auch Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 187.
  136. Zitiert nach Finaldi, Mussolini. S. 141.
  137. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 58.
  138. Mack Smith, Mussolini. S. 62.
  139. Clark, Mussolini. S. 67.
  140. Finaldi, Mussolini. S. 49. Siehe auch Clark, Mussolini. S. 70.
  141. Siehe Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 187 f. Siehe auch Mack Smith, Mussolini. S. 65.
  142. Finaldi, Mussolini. S. 50.
  143. Neuwahlen in Italien?, NZZ, 12. Dezember 1923, erstes Morgenblatt, Titelseite; Zitat: „Als die Onoraboli nach kaum begonnener Sesionsarbeit gestern wieder zusammentreten wollten, nicht etwa, um der Regierung schwierigkeiten zu machen - das hat man sich auf Montecitorio längst abgewöhnt - sondern um sie ausserordentlichen Vollmachten Mussolinis stillschweigend zu verlängern, da empfing sie der Ministerpräsident mit einem königlichen Dekret, das die Session als geschlossen erklärt. (...) Mussolini bleibt seiner Rolle als verächter des Parlamentarismus treu; seit einem Jahr spielt er mit dieser Kammer, die es nicht über sich gebracht hat, in Schönheit zu sterben, Katz und Maus.“
  144. Mussolinis Wahlen, NZZ, 27. Februar 1924, Erstes Morgenblatt, Titelseite
  145. Mack Smith, Mussolini. S. 71. Siehe auch ebenda, S. 74 f.
  146. Finaldi, Mussolini. S. 51.
  147. Sistema plebiscitario (1929-1934), Internetauftritt des italienischen Parlaments, abgerufen am 29. November 2020
  148. Siehe Bosworth, Mussolini. S. 158, 160. Siehe auch derselbe, Mussolini’s Italy, S. 211.
  149. Zitiert nach Mack Smith, Mussolini. S. 78.
  150. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 78.
  151. Clark, Mussolini. S. 86.
  152. Bosworth, Mussolini. S. 163.
  153. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 80.
  154. Siehe Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 211 f.
  155. Zitiert nach Mack Smith, Mussolini. S. 82.
  156. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 84 f. Siehe auch Clark, Mussolini. S. 86.
  157. Zitiert nach Bosworth, Mussolini. S. 166.
  158. Clark, Mussolini. S. 88.
  159. Siehe Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 216.
  160. Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 216.
  161. Siehe Finaldi, Mussolini. S. 55.
  162. Freya Johnston: The Woman Who Shot Mussolini by Frances Stonor Saunders: review. telegraph.co.uk, 26. Februar 2010, abgerufen am 23. Februar 2021 (englisch).
  163. Siehe Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 216.
  164. Zitiert nach Clark, Mussolini. S. 105.
  165. Siehe Clark, Mussolini. S. 100 f.
  166. Zitiert nach Bosworth, Mussolini’s Italy, S. 215.
  167. Siehe Clark, Mussolini. S. 109 f.
  168. Priester, Faschismus, S. 276.
  169. Siehe Finaldi, Mussolini. S. 56.
  170. Siehe Clark, Mussolini. S. 106 f.
  171. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 116 f.
  172. Priester, Faschismus, S. 244.
  173. Mack Smith, Mussolini. S. 117.
  174. Clark, Mussolini. S. 181.
  175. Siehe Mack Smith, Mussolini. S. 60.
  176. Clark, Mussolini. S. 176.
  177. Siehe Clark, Mussolini. S. 176 f.
  178. Siehe Clark, Mussolini. S. 167.
  179. Siehe Clark, Mussolini. S. 180.
  180. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 201.
  181. Siehe Clark, Mussolini. S. 179. Siehe auch Mack Smith, Mussolini. S. 97.
  182. Siehe Clark: Mussolini. S. 107 und Mack Smith: Mussolini. S. 149.
  183. Siehe Clark: Mussolini. S. 107.
  184. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 189.
  185. Clark: Mussolini. S. 108.
  186. Frank Ernst Müller: Aspekte der Rhetorik von Benito Mussolini – die ‚oratoria di piazza’. Université de Picardie Jules Verne, o. J. online (Memento des Originals vom 12. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.u-picardie.fr (PDF), S. 4.
  187. Mack Smith: Mussolini. S. 124.
  188. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 172.
  189. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 173.
  190. Bosworth: Mussolini. S. 171.
  191. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 111, 113.
  192. Finaldi, Mussolini, S. 77.
  193. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 211.
  194. Zitiert nach Mack Smith: Mussolini. S. 125.
  195. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 140.
  196. Zitiert nach Mack Smith: Mussolini. S. 126.
  197. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 143.
  198. Mack Smith: Mussolini. S. 111. Die politische und persönliche, vor seiner nächsten Umgebung mit Zynismus überspielte Unsicherheit Mussolinis ist auch ein wesentlicher Erzählstrang in den Arbeiten von Richard Bosworth.
  199. Mack Smith: Mussolini. S. 109 f.
  200. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 129.
  201. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 146. Siehe auch Bosworth: Mussolini. S. 179 f. und derselbe, Mussolini’s Italy, S. 327, 361 f.
  202. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 177 und Mack Smith: Mussolini. S. 111.
  203. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 129 f.
  204. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 354.
  205. Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 356. Siehe auch ebenda, S. 355.
  206. Zitiert nach Mack Smith: Mussolini. S. 128.
  207. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 108.
  208. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 128 f.
  209. Siehe Clark: Mussolini. S. 146ff.
  210. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 226.
  211. Clark: Mussolini. S. 148.
  212. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 130.
  213. Clark: Mussolini. S. 73.
  214. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 110.
  215. Siehe Clark: Mussolini. S. 110 f.
  216. Siehe Clark: Mussolini. S. 169.
  217. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 120.
  218. Mack Smith: Mussolini. S. 119.
  219. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 119.
  220. Siehe Clark: Mussolini. S. 112.
  221. Siehe Clark: Mussolini. S. 156.
  222. Siehe Clark: Mussolini. S. 112.
  223. Siehe Clark: Mussolini. S. 128 und Mack Smith: Mussolini. S. 123.
  224. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 122 und Clark: Mussolini. S. 132 f.
  225. Siehe Clark: Mussolini. S. 154.
  226. Siehe Clark: Mussolini. S. 154 f.
  227. Clark: Mussolini. S. 156.
  228. Siehe Clark: Mussolini. S. 154, 157.
  229. Sabine Gruber: Mussolinis Retortenstädte, zum Beispiel Sabaudia In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. September 2018
  230. Siehe Finley, Moses, Mack Smith, Denis, Duggan, Christopher, Geschichte Siziliens und der Sizilianer, 4., bibliographisch überarbeitete Auflage. München 2010, S. 332.
  231. Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 168.
  232. Siehe Finley, Mack Smith, Duggan, Geschichte Siziliens, S. 335, 337. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 209.
  233. Siehe Clark: Mussolini. S. 130.
  234. Finley, Mack Smith, Duggan, Geschichte Siziliens, S. 338.
  235. Siehe Finley, Mack Smith, Duggan, Geschichte Siziliens, S. 335.
  236. Finley, Mack Smith, Duggan, Geschichte Siziliens, S. 336, 343.
  237. Mack Smith: Mussolini. S. 93.
  238. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 103.
  239. Siehe Finley, Mack Smith, Duggan, Geschichte Siziliens, S. 342.
  240. Siehe Clark: Mussolini. S. 115.
  241. Siehe Clark: Mussolini. S. 116.
  242. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 117.
  243. Deschner, Karlheinz: Abermals krähte der Hahn. Econ Verlag, Düsseldorf/Wien 1980, ISBN 3-430-12064-0, S. 870.
  244. Eine Einführung bietet Richard J. B. Bosworth, The Italian Dictatorship. Problems and perspectives in the interpretation of Mussolini and Fascism, London 1998, S. 82–105 und passim.
  245. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 199.
  246. Finaldi, Mussolini, S. 86.
  247. Bosworth, Richard, Italian Foreign Policy and its Historiography, in: Bosworth, Richard, Rizzo, Gino (Hrsg.), Altro Polo: Intellectuals and their Ideas in Contemporary Italy, Sydney 1983, S. 65–86, S. 78.
  248. Grundlegend dazu Richard J. B. Bosworth, Italy and the wider world 1860–1960, London-New York 1996, hier besonders S. 36–54.
  249. Die beiden hier einschlägigen Arbeiten sind Knox, MacGregor, Mussolini Unleashed 1939–1941. Politics and Strategy in Fascist Italy’s Last War, Cambridge 1982 und derselbe, Common Destiny. Dictatorship, Foreign Policy, and War in Fascist Italy and Nazi Germany, Cambridge 2000.
  250. Burgwyn, H. James, Diplomacy and World War. The (First) Axis of Evil, in: Richard J. B. Bosworth (Hrsg.), The Oxford Handbook of Fascism, Oxford 2010, S. 317–335, S. 318.
  251. Die „klassische“ und in der Aussage deutlichste Studie dieser Richtung ist Quartararo, Rosaria, Roma tra Londra e Berlino. La politica estera fascista dal 1931 al 1940, Rom 1980. Auf den nicht aufgelösten Widerspruch zwischen der Annahme einer in der Tendenz „normalen“, „realistischen“ Außenpolitik und der Neigung gerade der De Feliceaner, den italienischen Faschismus in allen anderen Belangen „wörtlich“ zu nehmen („revolutionär“, „totalitär“ usw.), hat Bosworth, Italy and the wider world, S. 38 hingewiesen. Der Widerspruch kennzeichnet auch das Verhältnis dieser Schule zu Knox, der im Kern lediglich De Felices und Gentiles Sichtweise der Innenpolitik des Regimes auf die Außenpolitik überträgt, dafür von De Felice aber als „historischer Journalist“ angegriffen wurde. Siehe ebenda, S. 40.
  252. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 154.
  253. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 256.
  254. Siehe Clark: Mussolini. S. 181.
  255. Siehe Blessing, Ralph, Der mögliche Frieden. Die Modernisierung der Außenpolitik und die deutsch-französischen Beziehungen 1923–1929, München 2008, S. 310.
  256. Zitiert nach Mack Smith: Mussolini. S. 155.
  257. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 154.
  258. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 155.
  259. Zu Renzetti siehe Wolfgang Schieder: Faschismus im politischen Transfer. Giuseppe Renzetti als faschistischer Propagandist und Geheimagent in Berlin 1922–1941, in: Sven Reichardt, Armin Nolzen (Hrsg.): Faschismus in Italien und Deutschland. Studien zu Transfer und Vergleich. Göttingen 2005, S. 28–58. Siehe auch Bosworth: Mussolini. S. 218.
  260. Siehe Edgar R. Rosen: Mussolini und Deutschland 1922–1923. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 5 (1957), S. 17–41, S. 23f. (PDF (PDF; 1,2 MB) )
  261. Siehe Schieder, Faschismus im politischen Transfer, S. 48.
  262. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 217.
  263. Renzo De Felice: Mussolini il duce. Teil 1: Gli anni del consenso 1929–1936. Turin 1974, S. 423 (Fn. 1).
  264. Siehe Lowe, Cedric, Marzari, Frank, Italian Foreign Policy 1870–1940, London 1975, S. 231 f.
  265. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 217.
  266. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 219.
  267. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 217.
  268. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 220.
  269. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 220 f., 227 f.
  270. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 220 f.
  271. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 221.
  272. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 219.
  273. Siehe Clark: Mussolini. S. 184.
  274. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 184.
  275. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 219.
  276. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 227.
  277. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 227 und Mack Smith: Mussolini. S. 184 f.
  278. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 185.
  279. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 205 f.
  280. Del Boca, Angelo, Gli italiani in Libia (Band 2). Dal fascismo a Gheddafi, Bari 1988, S. 183.
  281. Siehe Rodogno, Davide, Fascism and War, in: Bosworth, Richard J.B. (Hrsg.), The Oxford Handbook of Fascism, Oxford 2010, S. 239–258, S. 243 f.
  282. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 207.
  283. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 207.
  284. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 380.
  285. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 170.
  286. Allerdings war mit diesen taktischen Gesten gegenüber dem arabischen Nationalismus keine Festlegung verbunden, da Mussolini sich auch mehrfach mit führenden Zionisten wie Chaim Weizmann traf und den revisionistischen Zionismus (bis 1938) konkret förderte. Siehe Bosworth, Italy and the wider world, S. 111 f.
  287. Bosworth, Italy and the wider world, S. 50.
  288. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 260 f.
  289. Bosworth, Italy and the wider world, S. 105.
  290. Siehe vor allem Rochat, Giorgio, Guerre italiane in Libia e in Etiopia, Treviso 1991 und derselbe, Le guerre italiane 1935–1943. Dall’impero d’Etiopia alla disfatta, Turin 2005.
  291. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 379, derselbe, Mussolini, S. 206 und derselbe, Italy and the wider world, S. 104.
  292. Siehe Clark: Mussolini. S. 185.
  293. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 228.
  294. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 229.
  295. Siehe Clark: Mussolini. S. 186.
  296. Siehe Clark: Mussolini. S. 190 f.
  297. Bosworth: Mussolini. S. 241.
  298. Clark: Mussolini. S. 190.
  299. Siehe Clark: Mussolini. S. 192.
  300. Clark: Mussolini. S. 193.
  301. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 245. Siehe auch Clark: Mussolini. S. 192.
  302. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 248 und Clark: Mussolini. S. 196.
  303. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 248.
  304. Siehe Clark: Mussolini. S. 198.
  305. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 198.
  306. Renzo De Felice: Mussolini il duce (Teil 1). Gli anni del consenso 1929–1936, Turin 1974, S. 642.
  307. Siehe De Felice, Mussolini il duce (1), S. 3, 616, 758.
  308. Bosworth: Mussolini. S. 246.
  309. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 246. Siehe auch derselbe, Italian Dictatorship, S. 76.
  310. Siehe Clark: Mussolini. S. 200 f.
  311. Bosworth: Mussolini. S. 264.
  312. Siehe Clark: Mussolini. S. 230 f.
  313. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 265.
  314. Clark: Mussolini. S. 234.
  315. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 265 und Clark: Mussolini. S. 239.
  316. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 267.
  317. Siehe Clark: Mussolini. S. 238.
  318. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 269.
  319. Siehe Clark: Mussolini. S. 240.
  320. Siehe Clark: Mussolini. S. 242.
  321. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 270 und Clark: Mussolini. S. 243.
  322. Siehe Clark: Mussolini. S. 243.
  323. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 244.
  324. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 284.
  325. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 284.
  326. Clark: Mussolini. S. 246.
  327. Siehe Clark: Mussolini. S. 247.
  328. Siehe etwa Gentile, Emilio, La via italiana al totalitarismo. Il Partito e lo Stato nel regime fascista, Rom 1995, S. 136 f., S. 189 f.
  329. Finaldi, Mussolini, S. 94. Hervorhebung im Original.
  330. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 280.
  331. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 282.
  332. Bosworth: Mussolini. S. 258.
  333. Siehe Clark: Mussolini. S. 219 und Bosworth: Mussolini. S. 259.
  334. Finaldi, Mussolini, S. 95.
  335. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 274.
  336. „The assertion that Fascism had always been racist was unconvincing, except in the sense that every European society, and certainly the liberal democratic ones in Britain and France, carried the potential to be overtly racist.“ Bosworth: Mussolini. S. 275.
  337. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 122.
  338. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 271.
  339. Siehe Clark: Mussolini. S. 219 und Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 415.
  340. Siehe Clark: Mussolini. S. 221.
  341. Bosworth: Mussolini. S. 279.
  342. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 271.
  343. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 277.
  344. Siehe Clark: Mussolini. S. 220.
  345. Siehe Kertzer, David I., The Pope and Mussolini. The Secret History of Pius XI and the Rise of Fascism in Europe, New York 2014, S. 307 f.
  346. Siehe Kertzer, Pope and Mussolini, S. 359 f.
  347. Die Rede, deren vollständiger Text nach der Archivöffnung 2006 bekannt wurde, enthielt allerdings nicht die grundsätzliche Kritik des Faschismus, die mitunter vermutet worden war. Siehe Kertzer, Pope and Mussolini, S. 373 f.
  348. Clark: Mussolini. S. 329.
  349. Siehe Clark: Mussolini. S. 212.
  350. Zitiert nach Clark: Mussolini. S. 225.
  351. Siehe Passerini, Luisa, Fascism in Popular Memory. The Cultural Experience of the Turin Working Class, Cambridge 1987, S. 189 f.
  352. Siehe Clark: Mussolini. S. 219.
  353. Schieder, Mussolini, S. 88.
  354. Siehe dazu bestätigend auch Sarti, Roland, Fascism and the Industrial Leadership in Italy, 1919–1940. A Study in the Expansion of Private Power under Fascism, Berkeley 1971, S. 2 und passim.
  355. Clark: Mussolini. S. 216.
  356. Martin Clark: Mussolini. Harlow 2005, S. 248.
  357. Bosworth: Mussolini. S. 287.
  358. Bosworth: Mussolini. S. 288.
  359. Mack Smith: Mussolini. London 1981, S. 236.
  360. Wolfgang Schumann (u. a.): Deutschland im zweiten Weltkrieg. Band 1. Vorbereitung, Entfesselung und Verlauf des Krieges bis zum 22. Juni 1941. 2., durchgesehene Auflage. Berlin 1975, S. 173.
  361. Mack Smith: Mussolini. S. 239.
  362. Bosworth: Mussolini. S. 290.
  363. Clark: Mussolini. S. 278.
  364. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 237.
  365. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 443, 446 und Clark: Mussolini. S. 276 f.
  366. Mack Smith: Mussolini. S. 237, 239, 247. Siehe auch Clark: Mussolini. S. 253. Wegen der qualitativen und quantitativen Unterbewaffnung hatte eine italienische Infanteriedivision nur ein Neuntel der Feuerkraft einer deutschen Division. Siehe Schreiber, Gerhard, Stegemann, Bernd, Vogel, Detlef, Der Mittelmeerraum und Südosteuropa. Von der „non belligeranza“ Italiens bis zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten (Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 3), Stuttgart 1984, S. 61.
  367. Bosworth: Mussolini. S. 291.
  368. Bosworth: Mussolini. S. 293.
  369. Zitiert nach Mack Smith: Mussolini. S. 237.
  370. Mack Smith: Mussolini. S. 240. Siehe auch Bosworth: Mussolini. S. 292.
  371. Mack Smith: Mussolini. S. 241, 243.
  372. Mack Smith: Mussolini. S. 241.
  373. Mack Smith: Mussolini. S. 242 und Bosworth: Mussolini. S. 294 f.
  374. Ian Kershaw: Wendepunkte: Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg, Kap. 4, Fußnoten 58 und 59.
  375. Alle Zitate nach Brief Mussolinis an Hitler, in: Gerhard Förster, Olaf Groehler (Hrsg.): Der zweite Weltkrieg. Dokumente. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin 1989, S. 59–61.
  376. Clark: Mussolini. S. 251.
  377. Schumann: Deutschland, S. 261 f.
  378. Bosworth: Mussolini. S. 296 f.
  379. Clark: Mussolini. S. 254.
  380. Clark: Mussolini. S. 255.
  381. Bosworth: Mussolini. S. 299.
  382. Mack Smith: Mussolini. S. 250.
  383. Renzo De Felice: Mussolini il duce (Band 2: Lo Stato totalitario 1936–1940), Turin 1996, S. 844 zitiert zustimmend Churchills Rede „one man alone“ über Radio London vom 23. Dezember 1940.
  384. Bosworth: Mussolini. S. 300. Ähnlich Clark: Mussolini. S. 255.
  385. Davide Rodogno: Fascism and War. In: Richard J.B. Bosworth (Hrsg.): The Oxford Handbook of Fascism. Oxford 2010, S. 239–258, S. 249.
  386. Mack Smith: Mussolini. S. 251, 255.
  387. Mack Smith: Mussolini. S. 257, und Schumann: Deutschland, S. 422.
  388. Mack Smith: Mussolini. S. 249.
  389. Mack Smith: Mussolini. S. 254.
  390. Mack Smith: Mussolini. S. 251 f.
  391. Clark: Mussolini. S. 263.
  392. Mack Smith: Mussolini. S. 255.
  393. Rodogno: Fascism and War, S. 250 f., und Bosworth: Mussolini. S. 305.
  394. Finaldi: Mussolini. S. 101.
  395. Bosworth: Mussolini. S. 289.
  396. Bosworth: Mussolini. S. 301.
  397. Richard J. B. Bosworth: Dictators, Strong or Weak? The Model of Benito Mussolini. In: Derselbe: Handbook of Fascism. S. 259–275, S. 272.
  398. „Italiens Generäle zwangen den Streitkräften einen militärisch-technischen, taktischen und operativen Konservatismus auf, der noch abgestumpfter war als der ihrer französischen Kollegen. Bis es zu spät war, vernachlässigte das Heer schwerere Panzer, missachtete die Marine Radar und lehnte die Luftwaffe den Eindecker-Jäger ab. Unzulängliches Training, doktrinäre Lethargie, administrative Desorganisation und die aktive Entmutigung individueller Kreativität schufen ein kaum zum Kommandieren fähiges unteres Offizierskorps und ein beinahe vollständig initiativloses Unteroffizierskorps.“ Rodogno: Fascism and War, S. 248.
  399. Bosworth: Mussolini. S. 300.
  400. Finaldi: Mussolini. S. 107.
  401. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 306.
  402. Clark: Mussolini. S. 265.
  403. Wolfgang Schumann (u. a.): Deutschland im zweiten Weltkrieg. Band 2. Vom Überfall auf die Sowjetunion bis zur sowjetischen Gegenoffensive bei Stalingrad (Juni 1941 bis November 1942). Berlin 1975, S. 374.
  404. Mack Smith: Mussolini. S. 275.
  405. Bosworth: Mussolini. S. 302. Siehe auch Finaldi: Mussolini. S. 103 f.
  406. „In other words, Italy’s appalling performance was the fruit of the inability and unwillingness of the Duce to put to the test through war the equilibriums that his Regime had constructed since 1922. Far from the flight into war being a means by which it would be possible to continue and to radicalize Fascisms ‚revolution‘, to topple what was left of the establishment to increase his own power, what Mussolini tried to do was to fight a major European war without in any way altering the balance of forces that had been the product of his long period in government.“ Finaldi: Mussolini. S. 103.
  407. Rodogno: Fascism and War, S. 256.
  408. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 466.
  409. Bosworth: Mussolini. S. 303.
  410. Rodogno: Fascism and War, S. 256.
  411. Bosworth: Mussolini. S. 306.
  412. Siehe Finaldi, Mussolini, S. 103 f. und Bosworth: Mussolini. S. 311 f.
  413. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 317.
  414. Zitiert nach Morgan, Italian Fascism, S. 179.
  415. Richard J. B. Bosworth: Mussolini’s Italy. Life under the Dictatorship 1915–1945. London 2006, S. 491 f.
  416. Morgan, Philip, The Fall of Mussolini. Italy, the Italians and the Second World War, Oxford 2008, S. 74.
  417. Siehe Overy, Richard, The Bombing War. Europe 1939–1945, London 2013, S. 513 f.
  418. Zitiert nach Morgan: Fall of Mussolini. S. 82.
  419. Clark: Mussolini. S. 282.
  420. Zitiert nach Wolfgang Schumann (u. a.): Deutschland im zweiten Weltkrieg. Band 3. Der grundlegende Umschwung im Kriegsverlauf (November 1942 bis September 1943). Berlin 1979, S. 423.
  421. Zitiert nach Schumann: Deutschland, S. 610.
  422. Zitiert nach Schumann: Deutschland, S. 614.
  423. Mack Smith: Mussolini. S. 289.
  424. Bosworth: Mussolini. S. 426.
  425. Bosworth: Mussolini’s Italy, S. 483.
  426. Richard Overy: The Bombing War. Europe 1939–1945. London 2013, S. 525 f.
  427. Renzo De Felice: Mussolini. L’alleato (Band 1: L’Italia in guerra 1940–1943, Teil 2: Crisi e agonia del regime), Turin 1996, S. 926–958. Siehe auch Tim Mason: The Turin strikes of March 1943. In: Jane Caplan (Hrsg.): Nazism, Fascism and the working class. Cambridge 1995, S. 274–294.
  428. Morgan: Fall of Mussolini. S. 79.
  429. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 323.
  430. Siehe Morgan: Fall of Mussolini. S. 78.
  431. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 322 f. Deutsch in Auszügen bei Frederick William Deakin: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus. Köln/ Berlin 1964, S. 378–383.
  432. Schumann: Deutschland, S. 615, und Ivone Kirkpatrick: Mussolini. Berlin 1997, S. 480, 485.
  433. Hans Woller: Die Abrechnung mit dem Faschismus in Italien 1943 bis 1948. München 1996, S. 13.
  434. Hans Woller: Die Abrechnung mit dem Faschismus in Italien 1943 bis 1948. München 1996, S. 14.
  435. „The monarchist coup against Mussolini intended to exclude any such participation. The aim was not simply to keep its planning as secret as possible, but primarily to ensure a socially and politically conservative succession to Mussolini and Fascism.“ Philip Morgan: The Fall of Mussolini. Italy, the Italians and the Second World War. Oxford 2008, S. 37.
  436. Wolfgang Schieder: Der italienische Faschismus. München 2010, S. 95.
  437. Richard J. B. Bosworth: Mussolini. London 2010, S. 324.
  438. Mack Smith: Mussolini. S. 295.
  439. Mack Smith: Mussolini. S. 294, 296.
  440. Siehe Clark: Mussolini. S. 291.
  441. De Felice: Crisi e agonia, S. 1395–1401.
  442. Hans Woller: Die Abrechnung mit dem Faschismus in Italien 1943 bis 1948. München 1996, S. 11.
  443. Clark: Mussolini. S. 303.
  444. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 331.
  445. Bosworth: Mussolini. S. 327.
  446. Claudio Pavone: A Civil War. A History of the Italian Resistance. London / New York 2014, S. 276–278.
  447. Mack Smith: Mussolini. S. 301.
  448. Ray Moseley: Mussolini. The last 600 days of il Duce. Dallas (u. a.) 2004, S. 4.
  449. Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. Band 2 (1941–1943). Berlin 1985, S. 158.
  450. Mack Smith: Mussolini. S. 309.
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  452. Robert S. C. Gordon: Race. In: Richard J. B. Bosworth (Hrsg.): The Oxford Handbook of Fascism. Oxford 2010, S. 296–316, S. 314.
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  457. Schumann: Deutschland, S. 648.
  458. Frederick William Deakin: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus. Köln/Berlin 1964, S. 666–687.
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  461. Siehe Gianluca Falanga: Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich. Italiens Politik in Berlin 1933–1945. Berlin 2008, S. 280.
  462. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 24.
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  465. Bosworth: Mussolini. S. 330. Siehe auch ebenda, S. 30, und Clark: Mussolini. S. 306.
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  467. Frederick William Deakin: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus. Köln/Berlin 1964, S. 805.
  468. Wolfgang Schieder: Faschistische Diktaturen. Studien zu Italien und Deutschland. Göttingen 2008, S. 149.
  469. Richard J. B. Bosworth: Mussolini. London 2010, S. 27 f.
  470. Ivone Kirkpatrick: Mussolini. Berlin 1997, S. 568 f.; Bosworth: Mussolini, S. 29.
  471. Bosworth: Mussolini, S. 32.
  472. So wörtlich Der Tod des Duce. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1996, S. 134–136 (online).
  473. Eine Zusammenfassung bietet Moseley: Mussolini, S. 279–307. Ergänzungen im Detail bei Cavalleri, Giorgio, Giannantoni, Franco, Cereghino, Mario J., La fine. Gli ultimi giorni di Benito Mussolini nei documenti dei servizi segreti americani 1945–1946, Mailand 2009. Über die These einer Verwicklung des britischen Geheimdienstes, die sich auch Renzo De Felice kurz vor seinem Tod zu eigen gemacht hatte, spekulierte dennoch zuletzt zustimmend Pierre Milza: Les derniers jours de Mussolini, Paris 2012, S. 290–318.
  474. Bosworth: Mussolini. S. 334.
  475. Mussolinis Leiche vom Mailänder Friedhof verschwunden. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 24. April 1946, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
  476. Bosworth: Mussolini. S. 341.
  477. Clark: Mussolini. S. 332.
  478. Clark: Mussolini. S. 332, S. 1 f. Siehe auch Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 354 f. und passim.
  479. Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 6.
  480. Siehe Mack Smith: Mussolini. S. 106.
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  482. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 315.
  483. Zitiert nach Bosworth: Mussolini. S. 328.
  484. Bosworth: Mussolini. S. 334. Siehe auch ebenda, S. 97.
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  486. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 119.
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  489. Arnd Krüger: Sport im faschistischen Italien (1922–1933). In: G. Spitzer, D. Schmidt (Hrsg.): Sport zwischen Eigenständigkeit und Fremdbestimmung. Festschrift für Prof. Dr. Hajo Bernett. P. Wegener, Bonn 1986, S. 213–226; Felice Fabrizio: Sport e fascismo. La politica sportiva del regime, 1924–1936. Guaraldi, Rimini 1976.
  490. Bosworth: Mussolini. S. 173.
  491. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 64.
  492. Heimliche Tochter Mussolinis im Alter von 99 Jahren gestorben. In: oe24.at, 17. Januar 2022, abgerufen am 17. Januar 2022.
  493. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 98.
  494. Siehe Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 364 f. und Clark: Mussolini. S. 283.
  495. Bosworth: Mussolini’s Italy. S. 363.
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  500. Siehe Toni Bernhart: Benito Mussolini als Schriftsteller und seine Übersetzungen ins Deutsche. In: Andrea Albrecht, Lutz Danneberg, Simone De Angelis (Hrsg.): Die akademische 'Achse Rom-Berlin'? Der wissenschaftlich-kulturelle Austausch zwischen Italien und Deutschland 1920 bis 1945. Berlin, Boston 2017, S. 345–399.
  501. Siehe Edoardo und Duilio Susmel (Hrsg.): Opera omnia di Benito Mussolini. 36 Bände, Florenz 1951–1963 (Neuauflage mit 8 Ergänzungsbänden Rom 1978–1980).
  502. Bosworth: Mussolini. S. 177.
  503. Siehe Clark: Mussolini. S. 170.
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  505. Clark: Mussolini. S. 2.
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  507. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 177.
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  509. Siehe Bosworth: Mussolini. S. 7.
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  513. Mack Smith: Mussolini. S. 136.
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  516. Andrea Spalinger: Italien und Mussolini: Die Mär vom guten Duce In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. Mai 2019
  517. Bosworth: Mussolini. S. 343.
  518. Aram Mattioli: „Viva Mussolini!“ Die Aufwertung des Faschismus im Italien Berlusconis. Paderborn 2010, S. 73.
  519. Renzo De Felice: Intervista sul fascismo. Bari 1975. Deutsche Übersetzung: Der Faschismus. Ein Interview von Michael A. Ledeen (Nachwort von Jens Petersen), Stuttgart 1977.
  520. Zitiert nach Wolfgang Schieder: Benito Mussolini. In: ders.: Faschistische Diktaturen. Studien zu Italien und Deutschland. Göttingen 2008, S. 54. Eine Zusammenfassung der Auseinandersetzung bietet Richard J. B. Bosworth: Explaining Auschwitz and Hiroshima. History Writing and the Second World War 1945–1990. London/ New York 1993, S. 134–137.
  521. Siehe Bosworth: History Writing, S. 138 f.
  522. Mattioli: Aufwertung, S. 74.
  523. Richard J. B. Bosworth: Mussolini’s Italy. Life under the Dictatorship 1915–1945. London 2006, S. 531.
  524. Mattioli: Aufwertung, S. 51.
  525. Mattioli: Aufwertung, S. 9.
  526. Mattioli: Aufwertung, S. 11.
  527. Bosworth: Mussolini. S. 344 f.
  528. Benito Mussolini bleibt Ehrenbürger von Salò am Gardasee. In: Die Presse. 14. Februar 2020, abgerufen am 5. November 2021.
  529. Auschwitz-Überlebende lehnt Friedenspreis ab. In: Jüdische Allgemeine. 3. November 2021, abgerufen am 5. November 2021.
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