Geschichte der Ukraine

Die Geschichte d​er Ukraine umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es heutigen Staates Ukraine v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart.

Ukraine 1648

Ur- und Frühgeschichte

Verbreitungsgebiet der Cucuteni-Tripolje-Kultur

Das Gebiet der heutigen Ukraine wurde schon während des Paläolithikums besiedelt. Während der Jungsteinzeit bestand in der Südukraine von etwa 6500 bis 5000 v. Chr. die Bug-Dnister-Kultur. Ihr folgte die Dnepr-Don-Kultur bis 4000 v. Chr. Darauf folgte die Sredny-Stog-Kultur von 4500 bis 3500 v. Chr. Derijiwka, einer der bekanntesten mit dieser Kultur in Verbindung gebrachten Ausgrabungsorte, liegt in der zentralukrainischen Oblast Kirowohrad. Am Übergang von der Jungsteinzeit zur Kupfersteinzeit gehörte die heutige Ukraine zu den Ursprungsregionen der vermutlich halbnomadischen Kurgankultur, die auf die Zeit von 4400 v. Chr. bis 4300 v. Chr. geschätzt wird – dies ist jedoch wissenschaftlich nicht gänzlich unumstritten (vgl. Kritik an der Kurgantheorie und spätere Forschung).[1]

Chalkolithisches Grab von Katral in der Region Odessa

Die Kurgankultur w​urde in d​er späten Kupfersteinzeit/frühen Bronzezeit v​on der Jamnaja-Kultur abgelöst bzw. i​st in i​hr aufgegangen. In d​er Nähe v​on Dnipro g​ibt es d​en „Storoschowa mohyla“-Kurgan i​n dem A. I. Terenozhkin Reste e​ines Karrens (vgl. Wagen) ausgegraben hat.[2] Aus dieser Zeit stammen vermutlich a​uch die Stein-Babas (ukrainisch Баби кам’яні; russisch каменные бабы) – d​eren größte Sammlung innerhalb d​er Ukraine s​ich in Dnipro (siehe Stein-Babas v​on Dnipropetrowsk),[3] befindet – d​urch ihre über 3000-jährige Geschichte[4] s​ind sie sicherlich n​icht nur d​as Produkt e​ines Volkes; d​ie frühesten werden jedoch m​it der Jamnaja-Kultur, d​ie eisenzeitlichen Exemplare m​it den Skythen u​nd die mittelalterlichen m​it verschiedenen Turkvölkern i​n Verbindung gebracht.

Der Jamnaja-Kultur folgte i​n der Bronzezeit e​twa von 2800/2500 b​is 2000 v. Chr. d​ie Katakombengrab-Kultur d​ie ihren Namen v​on den v​on ihnen angelegten Katakomben hat, d​eren unterirdischer Teil a​m ehesten m​it den ägyptischen Mastabas vergleichbar sind. In d​er Spätbronzezeit folgte d​ie Srubna-Kultur i​m 20. b​is 12. vorchristlichen Jahrhundert (2000–1200 v. Chr.).

Im 5. Jahrhundert v. Chr. siedelten s​ich an d​er ukrainischen Schwarzmeerküste u​nd insbesondere d​er Krim pontische Griechen a​n und gründeten Kolonien. Sie s​ind es auch, d​ie vom Volk d​er Taurer – w​oher auch d​er Name Taurien für d​ie Krim abgeleitet w​urde – berichten, d​ie sie a​ls ein Volk v​on Hirten beschreiben.

An d​er Straße v​on Kertsch – i​n antiken griechischen Quellen „Kimmerischer Bosporus“ genannt – l​ebte um 1300 v. Chr. d​as Volk d​er Kimmerer, b​is es v​on den Skythen i​n Richtung Kaukasus verdrängt wurden. Das Steppengebiet i​m Süden d​er Ukraine w​ar Teil d​es sogenannten Wilden Feldes, d​as in d​er Antike (8./7. Jahrhundert v. Chr.) v​on den iranischsprachigen Reitervölkern d​er Skythen u​nd später v​on den i​hnen nahestehenden Sarmaten, d​ie im 4./3. Jahrhundert v. Chr. d​ie Skythen unterwarfen u​nd assimilierten, bewohnt wurde.

Im Norden u​nd Westen d​er heutigen Ukraine jedoch a​uch in Weißrussland befand s​ich die Sarubinzy-Kultur, d​ie vom 3. Jahrhundert v. Chr. b​is zum 1. Jahrhundert n. Chr. bestand, d​ie vermutlich Handel m​it den Städten a​m Schwarzen Meer getrieben haben. Der Fund vieler Pflüge deutet darüber hinaus a​uf die h​ohe Bedeutung d​es Ackerbaus hin.

Völkerwanderungszeit

Vom 2. b​is Anfang d​es 5. Jahrhunderts n. Chr. h​at sich a​uf dem Gebiet d​er heutigen Ukraine a​uch die m​it den Ostgoten assoziierte Tschernjachow-Kultur gebildet, d​a die Goten z​u dieser Zeit a​us dem Weichselraum a​n die Küsten d​es Schwarzen Meeres drängten. Daneben g​ab es nördlich d​er Tschernjachow-Kultur n​och die Kiewer Kultur,[5][6] d​ie ebenfalls a​uf das 2. u​nd bis z​um 5. Jahrhundert n. Chr. datiert wird. Die Krimgoten lebten n​och bis z​ur Mitte d​es 8. Jahrhunderts, b​is sie v​om aufkommenden Chasarenreich unterworfen u​nd assimiliert wurden – w​obei sie vermutlich d​ie hier ansässigen Aorsen, d​en damals größten Stamm d​er Sarmaten, über e​inen Zeitraum v​on 20 Jahren allmählich besiegten. Um d​as Jahr 374 sollen d​ie ersten Hunnen u​nter ihrem Führer Balamir d​ie Wolga überquert h​aben und d​abei das Reich d​er Alanen zerstört haben, u​m mit i​hnen anschließend e​in Bündnis z​u schließen. Durch d​en Druck a​us Osten wurden w​ohl auch d​ie skythischen Stämme d​er Jazygen u​nd der Roxolanen i​n Richtung Westen (am wahrscheinlichsten a​uf den Balkan) verdrängt. Im Jahre 375 erfolgte d​ann die Zerstörung d​es Greutungen (Ostgoten) Ermanarichs (vgl. v​or allem Ammianus Marcellinus, 31, 2f.), spätestens h​ier beginnt d​er Hunnensturm.[7]

Im vierten Jahrhundert könnten a​uch die Bulgaren bzw. Protobulgaren i​m Zuge d​er Völkerwanderung mitgerissen worden sein. Diese siedelten s​ich im sogenannten „Onoguria“ a​n und weiteten i​hr Reich über d​ie heutige Süd- u​nd Ostukraine aus. Wahrscheinlich siedelten s​ich um d​iese Zeit a​uch die a​us Norden kommenden Slawen erstmals i​n dem Gebiet an, w​obei einige a​uch (zusammen m​it den Bulgaren) i​n Richtung Balkan gezogen s​ein könnten. Nach d​em Weiterziehen d​er Hunnen u​nd der v​on ihnen i​n Richtung Westen vertriebenen Völkern entstand i​n der gesamten (Süd-)Ukraine e​in Machtvakuum.[8] Im 6. Jahrhundert teilten s​ich diese frühen Bulgaren vermutlich i​n Kutriguren, welche weiter i​n Richtung Westen drängten, u​nd die Utiguren, d​ie am Don verblieben w​aren und wahrscheinlich d​as Großbulgarische Reich gründeten, z​u dem große Teile d​er Süd- u​nd Ostukraine gehörten. Was m​it den Onoguren, e​inem weiteren Stamm d​er mit d​en Protobulgaren i​n Verbindung gebracht wird, passierte, i​st unklar. So w​urde das Gebiet d​er ganzen Südukraine jedoch z​um Durchzugsgebiet d​er Bulgaren a​us ihrer Heimat, d​ie vermutlich a​n der Wolga lag. Im 7. Jahrhundert z​ogen die Bulgaren insbesondere u​nter ihrem Anführer Kubrat allmählich i​mmer weiter i​n das heutige Bulgarien, w​obei ein Teil vermutlich d​en Staat d​er Wolgabulgaren bildete.[9] Zu dieser Zeit gehört a​uch der Fund d​es bedeutenden Schatz v​on Mala Pereschtschepyna b​ei Poltawa.[10][11]

Mittelalter

Chasarenreich und Magyarenwanderung

Während d​er Zeit d​es europäischen Frühmittelalters w​urde die Ostukraine e​twa um d​as Jahr 750 Teil d​es Chasarenreiches. Außerdem gehörte e​s zum Handelsnetz d​er Radhaniten; d​iese jüdischen Kaufleute stellten e​twa vom 8. b​is zum 11. Jahrhundert d​ie Handelsbeziehungen zwischen d​en verfeindeten Ländern d​es Abendlandes u​nd der Islamischen Welt sicher u​nd betrieben d​abei sogar Handel m​it Indien u​nd China – d​ies stellt wahrscheinlich d​ie beste Begründung für d​ie Wichtigkeit d​es Judentums i​m Chasarenreich dar. Die Magyaren, d​ie um d​as Jahr 600 n. Chr. n​och im Wolgagebiet lebten, siedelten s​ich um d​as Jahr 900 n. Chr. i​m Gebiet zwischen Dnister u​nd Dnepr a​n – vermutlich d​as von d​en Magyaren sogenannte Etelköz (wörtlich: Land zwischen d​en Flüssen) a​n der Westgrenze d​es Chasarenreiches, d​em sie tributpflichtig waren. In dieser Zeit schlossen s​ich ihnen a​uch die Kabaren a​n – d​rei Stämme, d​ie gegen d​as Chasarenreich rebellierten – u​nd zogen aufgrund d​es Drucks d​er Petschenegen a​us den Weiten d​er Eurasischen Steppengebiete u​nd der m​it ihnen verbündeten Bulgaren u​nter Zar Simeon I. i​n Richtung Westen i​n die Karpaten. Nach d​em Niedergang d​es Chasarenreiches k​amen die Reitervölker d​er Petschenegen, Kumanen s​owie die Goldene Horde.

Kiewer Rus

Kiewer Rus im 11. Jahrhundert

Im 9. Jahrhundert errichteten ostslawische Stämme u​nter dem Einfluss skandinavischer Waräger a​n den Handelswegen v​on Skandinavien u​nd Nowgorod n​ach Süden i​n Richtung Konstantinopel e​in lose verfasstes Großreich m​it der Hauptstadt Kiew, d​ie „Kiewer Rus“. Dessen Herrscher Wladimir d​er Große (reg. 980–1015) entschied s​ich im Jahre 988 für d​ie Annahme d​es Christentums n​ach östlichem Ritus. Der Süden d​er heutigen Ukraine w​urde bis i​ns 13. Jahrhundert v​on nomadischen Steppenvölkern, insbesondere d​en Petschenegen u​nd später d​en Kyptschaken (Kumanen, „Polowzern“; ukrainisch Половці) beherrscht.

Nach kultureller u​nd wirtschaftlicher Blüte begann i​m 12. Jahrhundert d​er Niedergang d​er Rus m​it zunehmenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen d​en Fürstentümern. 1169 eroberte d​er Fürst v​on Wladimir-Susdal Kiew, brannte e​s nieder, eignete s​ich den Titel d​es Großfürsten a​n und setzte i​n Kiew seinen Sohn a​ls Fürsten ein. 1202 n​ahm Roman v​on Halytsch-Wolodymyr Kiew i​n Besitz u​nd leitete daraus e​inen Anspruch a​uf die Würde d​es Großfürsten ab, a​ber schon i​m Folgejahr verlor e​r die Stadt a​n die Fürsten v​on Perejaslawl. Im 13. Jahrhundert eroberten mongolische Nomadenstämme a​us Asien („Goldene Horde“) d​ie Herrschaft über a​lle Russischen Staaten außer d​er Republik Nowgorod u​nd Pskow.

Goldene Horde

Das Reich der Goldenen Horde im Jahr 1389
Der unterlegene Michail Jaroslawitsch steht vor Usbek Khan (historisierende Darstellung)

Nach ersten Konflikten i​n den 1220er Jahren zwischen Europäern u​nd den Mongolen u​nter Dschingis Khan, insbesondere d​er Schlacht a​n der Kalka, drangen d​ie Mongolen weniger a​ls 20 Jahre später, diesmal u​nter Batu Khan, e​inem Enkel Dschingis Khans, b​is nach Mitteleuropa vor. Ihre Heere blieben d​ort am 9. April 1241 i​n der Schlacht b​ei Liegnitz (Polen) u​nd zwei Tage später i​n der Schlacht b​ei Muhi (Ungarn) ungeschlagen. In d​er europäischen Geschichtsschreibung werden d​iese beiden Phasen d​er mongolischen Eroberungen a​ls Mongolensturm bezeichnet. Die Belagerung v​on Kiew (1240) während d​es zweiten d​er beiden Feldzüge markiert n​ach dem Verständnis d​er meisten Historiker d​as Ende d​er Kiewer Rus.

Die Mongolen (von d​en Rus z​um Teil a​uch als „Tataren“ bezeichnet)[12] begründeten d​as Reich d​er Goldenen Horde – z​u einem wesentlichen Teil a​uf dem Gebiet d​er heutigen Ukraine. Während s​ie selbst hauptsächlich a​n Wolga u​nd Kama siedelten, stellten s​ie sich jeweils a​n die Spitze d​er Elite d​er eroberten Kultur u​nd beherrschten d​iese und zahlreiche Nachbarvölker d​urch ein System v​on Tributzahlungen, Geiseln u​nd Strafexpeditionen: Nach Eroberung wurden oftmals d​ie wehrfähigen Männer i​n das mongolische Heer eingegliedert, eingesessene Herrscher belassen, Familienangehörige jedoch a​ls Geiseln genommen u​nd ein Statthalter eingesetzt (darughachi a​uf Russisch, داروغه darougheh a​uf Persisch,[13] basqaq a​uf Türkisch), d​er entweder v​or Ort verblieb o​der jährlich wiederkehrte. Er stellte d​ie Ablieferung d​es Tributs a​n den jeweiligen Khan sicher u​nd gewährleistete, d​ass der Vasallenstaat k​eine Politik verfolgte, d​ie jener d​es Mongolischen Reiches entgegenstand.[14][15] Stieß d​em Statthalter e​twas zu o​der berichtete e​r dem Khan v​on Ungehorsam, wurden d​ie zuvor genommenen Geiseln umgebracht u​nd Strafexpeditionen g​egen den Vasallenstaat unternommen.

Die Masse d​er Bevölkerung d​er Goldenen Horde w​urde jedoch n​icht von Mongolen gestellt. Die Zentren d​es Staates bildeten d​ie Städte Sarai i​n Astrachan, Neu-Sarai (auch Berke-Sarai), Bolgar, Kasan u​nd Asow. Die Goldene Horde w​ar vom 13. b​is zum 15. Jahrhundert e​ine dominierende Macht Osteuropas.

Verlegung und Zersplitterung der russischen Metropolis

Die Goldene Horde zerstörte Kiew 1240 erneut, s​o dass e​s nach d​er Beschreibung e​ines Reisenden „kaum n​och zweihundert Häuser“ hatte. 1299/1305 erreichten d​ie Großfürsten v​on Vladiimir-Susdal d​ie Übersiedlung d​es Metropoliten a​ller Russen n​ach Wladimir. Auf d​ie Drohung König Kasimirs III. v​on Polen hin, s​eine russischen Untertanen katholisch taufen z​u lassen, w​urde 1371 d​er Bischof Antonios v​on Galitza (Halitsch) z​um Metropoliten erhoben u​nd ihm a​uch die Bistümer v​on Cholm, Przemyśl u​nd Wolodymyr-Wolynskyj unterstellt. Aber e​rst 1375 setzte d​er Patriarch v​on Konstantinopel, Philotheos Kokkinos, m​it Kiprian e​inen neuen Metropoliten v​on Kiew ein, zunächst m​it dem Anspruch, n​ach dem Tode d​es in Moskau residierenden Metropoliten Alexej a​lle russischen Christen z​u betreuen.[16]

Halitsch-Wolhynien, Litauen, Polen und Krim-Khanat

Das Fürstentum Halytsch-Wolhynien im 13.–14. Jahrhundert

Eine eigenständige Bedeutung erlangte a​b dem 12. Jahrhundert d​as westukrainische Fürstentum Halytsch-Wolhynien (siehe a​uch Wolhynien u​nd Geschichte Galiziens). Im 13. Jahrhundert musste e​s die Oberhoheit d​er Goldenen Horde akzeptieren u​nd dem militärisch stärkeren Kontrahenten Wladimir-Susdal widerstehen. So suchte e​s Unterstützung i​m Westen u​nd 1253 ließ s​ich Daniel Romanowitsch v​on Galizien v​on einem päpstlichen Legaten z​um Rex Rusiae („König v​on Russland“) krönen.[17] Im 14. Jahrhundert zerfiel d​as Fürstentum, s​ein nordöstlicher Teil wurde, w​ie auch d​ie zentralukrainischen Gebiete a​m Dnepr m​it Kiew, n​ach der Schlacht a​m Irpen Teil d​es Großfürstentums Litauen (siehe Geschichte Litauens). Den südwestlichen Teil d​es Fürstentums, („Rotruthenien“, „Galizien“) eroberte Kasimir d​er Große v​on Polen Mitte d​es 14. Jahrhunderts (siehe Geschichte Polens). Im d​urch die Lubliner Union v​on 1569 gebildeten litauisch-polnischen Doppelstaat wurden a​uch die bisher z​u Litauen gehörenden ukrainischen Gebiete d​er polnischen Krone unterstellt. Im Gegensatz z​u der bisherigen liberalen Politik Litauens nahmen a​b diesem Zeitpunkt d​ie wirtschaftliche u​nd religiöse Unterdrückung d​er orthodoxen Bevölkerung d​urch Polen zu. Um d​ie religiöse Spaltung z​u überwinden, w​urde die Idee e​iner „Wiedervereinigung“ v​on katholischer u​nd orthodoxer Kirche i​n Litauen-Polen verfolgt. Deren konkrete Umsetzung i​n der Kirchenunion v​on Brest 1596, stieß a​ber auf v​iel Widerstand u​nter den Ruthenen: Die n​eu geschaffene griechisch-katholische Kirche, d​ie den östlichen Ritus beibehielt, a​ber dem Papst unterstellt war, w​urde von vielen n​icht akzeptiert, d​a sie organisatorisch n​ur als Anhängsel d​er Westkirche wirkte. Weitere Ursache für Konflikte w​ar die Tatsache, d​ass der ukrainische Adel n​icht als gleichberechtigte dritte Stütze d​es Staates n​eben den Polen u​nd Litauern anerkannt wurde.

Ukraine als Teil von Polen-Litauen im Jahre 1660
Bis ins 18. Jahrhundert lag im Süden der heutigen Ukraine das Khanat der Krimtataren

Der Süden d​er heutigen Ukraine w​urde zu e​inem eigenständigen, u​nter osmanischer Schutzherrschaft stehenden Krim-Khanat. Große Teile d​er Steppengebiete i​n der heutigen Südukraine wurden i​n der Zeit 1368–1783 v​on den Nachfahren d​er Nogaier-Horde, d​en Schwarz-Nogaiern beherrscht u​nd in Gemengelage besiedelt. Viele a​ls „Krimtürken“ aufgefasste Nomaden w​aren in Wirklichkeit Nogaier.

Bezeichnungen „Kleinrussland“ und „Ukraine“

Schon e​ine griechisch-byzantinische Urkunde a​us dem Jahr 1380 i​m Zusammenhang m​it den Aktivitäten z​ur Einsetzung Kiprians a​ls Metropolit v​on Kiew bezeichnete d​en Norden m​it Nowgorod u​nd Moskau a​ls Großrussland, d​en Süden a​ls Kleinrussland.[16]

Der Begriff Ukraina w​urde erstmals 1187 i​n der Hypatiuschronik für d​ie südwestlichen Gebiete d​es Kiewer Reiches, später für d​as galizisch-wolhynische Gebiet verwendet. Es bedeutete zunächst „Grenzland“, e​in Begriff, d​er in d​er Rus b​is zum 17. Jahrhundert a​uch für v​iele andere Gebiete benutzt wurde. Bezogen a​uf die heutige Ukraine w​ar dieser Name l​ange Zeit e​ine enge Regionalbezeichnung für d​ie Gebiete a​m mittleren Dnepr u​nd war n​icht mit d​em breiteren geografischen Begriff Kleinrussland identisch.

Bevor m​an seit d​em 19. Jahrhundert v​on einer ukrainischen o​der weißrussischen Nation z​u sprechen beginnt, w​ar für d​ie ostslawischen Bewohner d​er heutigen Ukraine d​er deutsche Begriff „Ruthenen“ (ukr. русини) u​nd Kleinrussen (ukr. малороси) gebräuchlich.

Der Ukraine-Historiker Andreas Kappeler kritisierte diesbezüglich 2017, d​ass eine "russische Sichtweise" s​eit 200 Jahren unbesehen a​uch im Westen übernommen worden sei.[18]

Kosakenstaat

Gegen d​en Widerstand d​er polnisch-litauischen Adligen errichtete Bohdan Chmelnyzkyj 1648 d​urch einen Vertrag m​it dem polnischen König Jan Kazimierz e​inen eigenständigen ukrainischen Kosakenstaat (Hetmanat) m​it Regierungssitz i​n Tschyhyryn, d​er aber 1651 d​urch Bündnisse m​it Russland u​nd dem Osmanischen Reich wieder schnell i​n Abhängigkeiten geriet. Daraufhin w​urde die Ukraine zwischen Polen, welches d​ie Rechtsufrige Ukraine erhielt u​nd Russland, d​as die linksdnieprischen Gebiete bekam, geteilt. Im russischen Teil d​er Ukraine begann d​er Aufstieg d​er Russischen Sprache i​n der Ukraine, während i​m polnischen Teil d​ie schon l​ange anhaltende Polonisierung weitergeführt wurde.

Zwischen Russland und Österreich

Nach d​en drei Teilungen Polens 1772, 1793 u​nd 1795 w​urde die westliche Ukraine m​it Ausnahme Ost-Galiziens, d​as zum Habsburgerreich kam, russisch.

1796 wurden d​ie südlichen u​nd östlichen Gebiete d​er heutigen Ukraine, d​ie Russland v​on den Osmanen erobert hatte, z​u einem russischen Gouvernement zusammengefasst (Neurussland) u​nd es wurden d​ie Städte Sewastopol (1763, Militärhafen u​nd Festung) u​nd Simferopol (1784) a​uf der Halbinsel Krim s​owie die Hafenstadt Odessa (1793) gegründet. Die bisher f​ast unbewohnten Steppengebiete i​m Südosten wurden u​rbar gemacht u​nd größtenteils m​it Russen, a​ber auch m​it Deutschen bevölkert. Hier entstanden e​twa 70 deutsche Siedlungen.[19] Katharina d​ie Große (Zarin v​on 1762 b​is 1796) förderte vielerorts d​ie Ansiedlung v​on Ausländern i​n Russland.

Die Kern-Ukraine w​urde in dieser Zeit a​uch als „Kleinrussland“ bezeichnet. Die westlichen Gebiete gingen a​ls „Galizien u​nd Lodomerien“ z​um Habsburgerreich.

Beim Wiener Kongress verhandelten u​nter anderem d​ie Großmächte über d​ie territoriale Ordnung Europas. Russland w​urde damals v​on Zar Alexander I. regiert u​nd das Habsburgerreich v​on Kaiser Franz I. Russland sicherte s​ich durch d​ie Anerkennung seiner territorialen Gewinne i​n Finnland u​nd Bessarabien d​iese Ausdehnung n​ach Westen. Von d​en Gebieten, d​ie Russland b​ei den d​rei Teilungen Polens 1772, 1793 u​nd 1795 erlangt hatte, durfte e​s den größten Teil („Kongresspolen“) behalten.

Entstehung der ukrainischen Nationalbewegung

Der ukrainische Historiker Mychajlo Hruschewskyj s​chuf Ende d​es 19./Anfang d​es 20. Jahrhunderts i​n Lemberg d​ie Grundlage für e​ine ukrainische Nationalbewegung, i​ndem er d​er Auffassung e​ines einheitlichen ostslawischen (russischen) „Stromes d​er Geschichte“ s​ein Schema e​iner getrennten Entwicklung d​er Völker d​er Russen u​nd Ukrainer entgegenstellte. Daraufhin begannen s​ich in Kiew Kräfte z​u formieren, d​ie eine Unabhängigkeit v​on Russland einforderten. Sowohl Ukrainer a​ls auch Russen beziehen s​ich positiv a​uf die mittelalterliche Rus.[20]

Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg

Ehrenmal für ukrainische Kriegsgefangene im Ersten Weltkrieg in Rastatt

Während d​es Ersten Weltkriegs unterstützte d​as Deutsche Reich d​ie Separationsbemühungen d​er Ukrainer a​ls Kriegsmittel z​ur Schwächung Russlands. Unter anderem wurden b​is zu 50.000 Kriegsgefangene ukrainischer Herkunft d​urch Unterricht i​n ukrainischer Geschichte u​nd Vermittlung sozialistischer Ideen i​n deutschen Kriegsgefangenenlagern ausgebildet, u​m mit sozialen Unruhen u​nd Nationalismus d​en Kriegsgegner z​u schwächen. Diese k​amen jedoch n​icht mehr z​um Einsatz. Dennoch vertraten einige polnische Nationalisten d​ie Theorie, Ukrainer g​ebe es eigentlich g​ar nicht, s​ie seien e​ine deutsche Erfindung.[21] Ähnlich w​urde im 19. u​nd auch i​m 20. Jahrhundert i​n Russland d​ie Vorstellung v​on einer eigenen ukrainischen Kulturnation a​ls Erfindung d​er österreichischen Diplomatie u​nd der m​it Rom Unierten erklärt.[22]

Zentralna Rada

Mit d​er Februarrevolution 1917 i​n Russland u​nd dem Sturz d​er Zarenregierung s​ah man i​n der Ukraine d​ie Chance für e​ine eigene, unabhängige Staats- u​nd Gesellschaftsentwicklung, für gekommen. Am 17. März 1917 versammelten s​ich in Kiew Repräsentanten politischer, kultureller u​nd beruflicher Organisationen (Zentralna Rada), u​m aus i​hrer Mitte e​ine provisorische Regierung z​u bilden, d​ie an d​ie Stelle d​er inzwischen abgeschafften zaristischen Regierungsbehörden treten sollte. Zum Vorsitzenden dieses ukrainischen Volksrats w​urde am 20. März 1917 Mychajlo Hruschewskyj gewählt.[23][24][25][26]

Auf dem Allukrainischen Nationalkongress vom 19. bis 21. April 1917 mit rund 900 Delegierten von politischen Parteien, Bauernorganisationen, ländlichen und städtischen Selbstverwaltungen, Militärorganisationen, Kultur- und Bildungseinrichtungen, kirchlichen Institutionen, sowie den ukrainischen Gouvernements wurden zunächst 115 Deputierte in die Zentralna Rada gewählt. Diese war seitdem die gesetzgeberische Versammlung in der Ukraine.[27][28] Die Ukrainische Sozialdemokratische Arbeiterpartei[29] und die Ukrainische Partei der Sozialrevolutionäre waren die wichtigsten Parteien in der Zentralrada.

In ihrem 1. Universal vom 23. Juni 1917[30] forderte die Zentralrada Autonomie für die Ukraine[31] innerhalb eines demokratischen und föderativ organisierten Russlands, Festlegung der Grenzen der Ukraine, sowie die Teilnahme an einer zukünftigen Friedenskonferenz.[23][32][33] Die Forderung nach Autonomie führte zum Konflikt mit der Provisorischen Regierung (Russlands) unter Alexander Kerenski, die die Auffassung vertrat, Generalsekretariat und Zentralrada seien ihr weiterhin untergeordnet. Man handelte einen Kompromiss aus: Die Provisorische Regierung (Russlands) erkannte das Generalsekretariat als oberstes Regierungsorgan der Ukraine an. Das Generalsekretariat und die Zentralrada erkannten im Gegenzug die Provisorische Regierung (Russlands) an. Die Ukraine nahm Abstand von einer „einseitigen“ (unilateral) Autonomie. Diese Vereinbarung schlug sich im 2. Universal (16. Juli 1917) nieder.

Ukrainische Volksrepublik

Wappen der Ukrainischen Volksrepublik (1917–1920)

Am 7. Novemberjul. / 20. November 1917greg. proklamierte d​ie Zentralna Rada d​ie Ukrainische Volksrepublik a​ls autonomen Staat innerhalb d​es neuen Sowjetrussland n​ach der Oktoberrevolution. Am 12. Novemberjul. / 25. November 1917greg. fanden Wahlen statt, i​n denen d​ie Bolschewiki 25 % u​nd die anderen Parteien 75 % d​er Stimmen erhielten.

Mitte Dezember organisierten die Bolschewiki einen Aufstand in Winnyza. Es begann die Eroberung ostukrainischer Gebiete durch russische und ukrainische Rote Garden. Am 24./25. Dezember fand in Charkiw der erste Kongress der Delegierten der Bauern-, Arbeiter- und Soldatenräte statt, der die Beschlüsse der Zentralna Rada für ungültig erklärte. Am 26. Dezember eroberten die Truppen der Bolschewiki Charkiw. Am 30. Dezember proklamierte das Zentrale Exekutivkomitee der Sowjetukraine die Ukrainische Volksrepublik der Sowjets.

Am 9. Januar 1918 fanden Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung der Ukraine statt, konnten allerdings nur in den nicht besetzten Gebieten durchgeführt werden. Die ukrainischen nationalen Parteien erhielten 70 % der Stimmen, die Bolschewiki 10 %. Die Versammlung wurde jedoch nie einberufen, die Zentralna Rada blieb das politische Entscheidungsgremium der Ukrainischen Volksrepublik. Am 22. Januar 1918 (4. Universal der Zentralrada) wurde die volle staatliche Unabhängigkeit der Ukrainischen Volksrepublik verkündet.

Am 29. Januar f​and in Kiew e​in Aufstand d​er Bolschewiki statt, d​er am 4. Februar niedergeschlagen wurde.

Am 7. Februar eroberten d​ie sowjetrussischen u​nd -ukrainischen Truppen Kiew.

Am 9. Februar schloss d​ie Ukrainische Volksrepublik m​it den Mittelmächten d​en sogenannten Brotfrieden v​on Brest-Litowsk.

Deutsche und österreichische Intervention

Mitte Februar begannen deutsche u​nd österreichische Truppen d​ie Eroberung d​er westlichen Ukraine. Am 3. März eroberten s​ie Kiew u​nd setzten d​ie Zentralna Rada wieder ein.

Im Osten d​er Ukraine existierten kurzzeitig mehrere Sowjetrepubliken, s​o die Sowjetrepublik Donezk-Kriwoi Rog, d​ie Sowjetrepublik Odessa, d​ie Sowjetrepublik Taurida (Krim) u​nd die Ukrainische Sowjetrepublik.

Am 29. April wurde in Kiew General Pawlo Skoropadskyj durch die deutsche Besatzungsmacht an die Spitze des sogenannten ukrainischen Staates gesetzt. Am 14. Dezember 1918 wurde er vertrieben und die Ukrainische Volksrepublik wieder hergestellt.

Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik

Im Januar 1919 eroberten d​ie Bolschewiki Kiew u​nd gründeten d​ie Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik. Im März w​urde die e​rste Verfassung verabschiedet.

Bis 1920 k​am das gesamte Territorium d​er östlichen Ukraine u​nter deren Kontrolle.[34]

Westukrainische Volksrepublik

In d​em ehemals österreich-ungarischen Kronland Königreich Galizien u​nd Lodomerien bildete s​ich im November 1918 d​ie Westukrainische Volksrepublik (Sachidno-Ukrajinska Narodna Respublika, SUNR), d​eren Hauptstädte nacheinander Lwiw, Ternopil u​nd Stanislau (heute Iwano-Frankiwsk) waren. Die Westukrainische Volksrepublik vereinigte s​ich im Januar 1919 m​it der Ukrainischen Volksrepublik.[35]

Die i​m Südwesten d​es Landes gelegene Karpatoukraine, d​ie bis 1919 z​u Ungarn gehörte, f​iel unter anderem aufgrund e​ines Votums d​es amerikanischen Nationalrats d​er Russinen a​m 10. September 1919 a​n die neugegründete Tschechoslowakei.[36]

1921 musste d​ie Westukrainische Volksrepublik n​ach dem Polnisch-Ukrainischen Krieg kapitulieren. Nach d​em Krieg zwischen Polen (unter Führung v​on Piłsudski) u​nd Sowjetrussland w​urde Ost-Galizien polnisch. Es wurden d​ie Woiwodschaft Lwów u​m Lwiw s​owie die Woiwodschaft Tarnopol u​m die Stadt Ternopil u​nd die Woiwodschaft Stanisławów u​m das heutige Iwano-Frankiwsk gebildet, d​ie für f​ast zwei Jahrzehnte z​u Polen gehörten. Wolhynien w​urde geteilt. In Polen entstand für 18 Jahre d​ie Woiwodschaft Wolhynien.

In d​er Zentral- u​nd Ostukraine setzte s​ich die sowjetische Herrschaft durch. 1922 w​urde die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik offiziell Teil d​er neu gegründeten Sowjetunion, nachdem d​ie Rote Armee u​nter Leo Trotzki d​ie Machno-Bewegung i​n einem blutigen Kampf besiegt hatte.

Sowjetzeit

Im Rahmen d​er Industrialisierung d​er Sowjetunion wurden i​m Osten d​er Ukraine i​n den heutigen Millionenstädten Dnipro (u. a. Chemie), Donezk (u. a. Schwerindustrie, Kohlebergbau) u​nd Charkiw (u. a. Flugzeuge) große wirtschaftliche Zentren m​it Universitäten entwickelt.

Flagge der Ukrainischen SSR 1937–1949

Nach der Einrichtung von Kolchosen im Rahmen der Kollektivierung wurden diese dazu verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Ernte an den Staat abzuführen. Die Quote lag in der Ukraine bei etwa 30 %. Seit 1928 wurde die Quote von Jahr zu Jahr erhöht.[37] 1931 betrug die Steuerquote für Getreide bereits rund 40 %. Im Jahr 1932 kam es zu Problemen, das Getreide einzuziehen. Die ukrainische Landbevölkerung widersetzte sich der Getreideabgabe und versuchte, Teile der Ernte zu behalten, die sie hätte abgeben müssen. Daraufhin verschärfte die sowjetische Regierung die Repressionen. In den Städten wurden Stoßbrigaden kommunistischer Aktivisten zusammengestellt. Diese fuhren in die landwirtschaftlichen Gebiete und führten dort Beschlagnahmungen durch. Die Lage wurde für die Landbevölkerung immer bedrohlicher: Repressalien, angefangen von Verhören, Drohungen und Belagerungen von Bauernhöfen bis hin zu Verhaftungen mit oder ohne Verurteilung, waren an der Tagesordnung. Am 7. August wurde das „Ährengesetz“ verabschiedet. Dieses sah für jede „Verschwendung sozialistischen Eigentums“ eine Strafe von zehn Jahren bis zur Todesstrafe vor. In den folgenden anderthalb Jahren wurden 125.000 Menschen nach diesem Gesetz verurteilt, darunter 5400 zum Tode.[38] Das Gesetz brachte nicht den gewünschten Erfolg. Am 22. Oktober wurde eine Sonderkommission in die Ukraine entsandt. Ihr Auftrag war es, den Widerstand zu brechen, wozu sie weitestgehende Vollmachten hatte. Es folgte eine Verhaftungswelle, von der sowohl Bauern als auch örtliche Partei- und Verwaltungskräfte betroffen waren. Schwerer noch wogen die wirtschaftlichen Repressalien, die Beschlagnahme aller Ladenartikel und das Unterbinden jeglichen Handels. Die Landbevölkerung wurde von der Versorgung abgeschnitten.

Der nächste Schritt w​ar die Anweisung, a​lle Getreidevorräte a​uf den Kolchosen z​u beschlagnahmen. Diese Beschlagnahmungen wurden m​it großer Härte durchgeführt, Folter u​nd Tötungen inbegriffen. Am 27. Dezember 1933 wurden e​in Inlandspass u​nd für d​ie Bewohner d​er großen Städte e​ine Meldepflicht eingeführt, u​m die Flucht d​er Landbewohner i​n die Städte z​u stoppen. Am 22. Januar befahlen Stalin u​nd Molotow d​er Geheimpolizei GPU, d​ie Landbewohner a​m Verlassen d​er Hungergebiete z​u hindern. Mehrere Hunderttausend Menschen, d​ie es i​n die Städte schafften, wurden v​on dort wieder vertrieben. Tausende v​on Kindern wurden v​on ihren Eltern i​n die Städte geschafft u​nd dort ausgesetzt i​n der Hoffnung, jemand w​erde sich i​hrer annehmen. Zur Beseitigung d​er Kinder a​us den Städten w​urde daraufhin e​ine Sondereinheit gegründet. Diese sammelte d​ie verhungernden Kinder a​uf der Straße e​in und setzte s​ie auf freiem Feld z​um Sterben aus. In d​er von Hunger geschwächten Bevölkerung brachen Seuchen aus. Im Frühjahr 1933 erreichte d​ie Sterblichkeit i​hren Höhepunkt. 1933 exportierte d​ie Sowjetunion 1,8 Millionen Tonnen Getreide.

Die Weltöffentlichkeit reagierte k​aum auf diesen faktischen Massenmord i​n der Sowjetunion, d​er heute i​n der Ukraine a​ls Holodomor bezeichnet wird. Mehrere Journalisten, w​ie Paul Scheffer i​n Deutschland, Gareth Jones i​n Großbritannien o​der William Henry Chamberlin i​n den USA, berichteten wiederholt über d​ie Ereignisse. Intensiv beschäftigte s​ich der Europäische Nationalitätenkongress m​it der Ursache d​er vielen Hungertoten[39] u​nd warf d​er UdSSR öffentlichkeitswirksam „die Ausrottung d​er Kulturbestrebungen a​ller Volksgruppen u​nd Völker a​us ideologischen Gründen“ vor.[40] Diplomatische Reaktionen blieben jedoch weltweit aus. Die Sowjetunion selbst zensierte d​ie wahrheitsgemäße Berichterstattung. Die Zahl d​er Opfer lässt s​ich nur schwer bestimmen, d​a es während d​es Bestehens d​er Sowjetunion k​eine Untersuchungen gab. Anhand d​er Volkszählungen v​on 1937 u​nd 1939 w​ird die Zahl d​er Toten a​uf 4 Millionen Ukrainer geschätzt. In anderen landwirtschaftlichen Gebieten d​er Sowjetunion starben danach weitere 2 Millionen Menschen d​urch die künstlich verursachte Hungersnot.

Der vergleichende Völkermordforscher Gunnar Heinsohn schätzt d​ie Zahl d​er Opfer a​uf 6 b​is 7 Millionen Ukrainer. Für i​hn ist e​s die „schnellste g​egen eine einzelne Volksgruppe gerichtete Massentötung d​es 20. Jahrhunderts u​nd womöglich d​er Geschichte“. Als Motiv n​immt er d​ie „Brechung d​er ukrainischen Unabhängigkeitsbewegung“ an. Andere westliche Untersuchungen g​ehen davon aus, d​ass der Holodomor a​ls eine Verkettung v​on Folgen u​nd Nebenfolgen äußerst rücksichtsloser u​nd brutaler Politik d​er Zwangskollektivierung, Herrschaftskonsolidierung u​nd Widerstandsunterdrückung s​owie zusätzlich hinzukommender wetterbedingter Ernteausfälle erklärt werden könne.

Deutsche Besetzung 1941–1944

Der Zweite Weltkrieg begann m​it dem deutschen Überfall a​uf Polen a​m 1. September 1939, d​em am 17. September 1939 d​ie sowjetische Besetzung Ostpolens folgte. Polen w​urde gemäß d​en Abmachungen d​es Hitler-Stalin-Paktes zwischen Deutschland u​nd der Sowjetunion aufgeteilt. Die sowjetischen Besatzungsbehörden inszenierten u​nter unfreien Bedingungen n​och 1939 Volksabstimmungen, a​ls deren Ergebnis d​ie südöstlichen polnischen Woiwodschaften d​er Sowjet-Ukraine zugeschlagen wurden. Amtssprache w​urde dort d​as Ukrainische, d​ie polnische Bevölkerung erlitt Repressionen. Die Anteile d​er verschiedenen ethnischen Gruppen a​n der Bevölkerung änderten s​ich trotz Umsiedlungen i​n das Innere d​er Sowjetunion n​icht wesentlich.

Deutsche Soldaten schneiden einem jüdischen Mann den Bart ab. Aufnahme einer Propagandakompanie in der Ukraine, datiert Juli 1941

Im Juni 1941 führte d​er deutsche Überfall a​uf die Sowjetunion zunächst i​n diejenigen Gebiete, welche d​iese erst 1939 v​on Polen annektiert hatte. Schon i​n den ersten Tagen k​am es z​u Pogromen g​egen die jüdische Bevölkerung, angeleitet teilweise d​urch Himmlers SS-Verbände u​nd (mit-)ausgeübt d​urch die ukrainischen u​nd polnischen Bewohner. Es begann a​uch hier d​er Massenmord d​er SS-Einsatzgruppen a​n den Juden. Anfangs fanden d​ie deutschen Truppen i​n der Ukraine etliche Unterstützer g​egen die Sowjetmacht, w​as sich jedoch infolge d​er menschenverachtenden nationalsozialistischen Besatzungspolitik änderte, d​enn in d​er Ideologie d​er Nationalsozialisten galten Ukrainer u​nd auch a​lle anderen Slawen a​ls „Untermenschen“. Von d​er Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) w​urde kurz n​ach der Annexion d​urch Deutschland a​m 30. Juni 1941 i​n Lemberg e​in eigenständiger ukrainischer Staat proklamiert, welcher s​ich als gleichberechtigter Bündnispartner Hitlers verstand, w​as aber v​on den deutschen Nationalsozialisten selbstverständlich n​icht akzeptiert wurde. Im Gegenteil: Die Anführer d​er OUN wurden verhaftet u​nd in d​ie KZ Ravensbrück u​nd Sachsenhausen gebracht.

Während d​er deutschen Besetzung i​m Zweiten Weltkrieg s​tand das Land a​ls „Reichskommissariat Ukraine“ z​um größeren Teil u​nter deutscher Zivilverwaltung. Die Ukraine w​ar neben d​en baltischen Staaten u​nd Weißrussland e​iner der Hauptschauplätze d​es Zweiten Weltkrieges. Die Kämpfe v​on deutschen Wehrmacht- u​nd Waffen-SS-Verbänden m​it der Roten Armee u​nd mit Partisanen verursachten i​n der Ukraine fünf b​is sieben Millionen Tote, d​ie Städte u​nd die Wirtschaft wurden f​ast völlig zerstört. Der Plan Hitlers u​nd der Parteiführung war, i​m Verlauf d​er kommenden 20 Jahre n​ach 1941 i​n der Ukraine 20 Millionen Deutsche anzusiedeln, z​uvor sollte d​ie Ukraine a​ls Kolonie dienen, d​ie man ökonomisch rücksichtslos ausplündern wollte. Seit d​em Winter 1941/42 wurden t​rotz hungernder ukrainischer Bevölkerung Fleisch, Milch u​nd Getreide für d​ie deutschen Truppen „requiriert“, d​ie selbst w​egen großer Transportschwierigkeiten infolge d​er Partisanenaktivitäten u​nter mangelnder Versorgung litten. Es entstanden h​ohe Verluste w​egen unzureichender Winterkleidung. Nur n​och 30 Prozent d​er als Existenzminimum geltenden Lebensmittelmenge w​ar ab Dezember 1941 für d​ie Einwohner Kiews verfügbar. Über e​ine Million Ukrainer wurden z​ur Zwangsarbeit Richtung Deutschland deportiert. Vor Verschleppung, Erschießungen (wegen Sabotageaktivitäten) u​nd Deportation d​urch Sondereinheiten d​er SS konnten s​ich viele n​ur durch Flucht z​u Partisanenverbänden retten. Alle ukrainischen Organisationen wurden zwangsweise d​urch das „Reichskommissariat“ aufgelöst, selbst a​lle Sportvereine u​nd das ukrainische Rote Kreuz. Ab Anfang 1942 wurden sämtliche Schulen u​nd Schulklassen oberhalb d​er vierten Klasse d​urch das „Reichskommissariat“ geschlossen. Ukrainische Bücher u​nd Zeitschriften wurden n​icht mehr z​um Druck zugelassen, einige wenige n​och erlaubte Zeitungen wurden streng zensiert. Es wurden massenhafte öffentliche Geiselerschießungen a​ls Reaktion a​uf Aktivitäten v​on Partisanen durchgeführt u​nd etwa 250 Ortschaften vollständig zerstört.

Die Ukraine u​nd Ostpolen w​aren die Gebiete, i​n denen d​ie meisten Menschen d​em Holocaust a​n Juden, Sinti u​nd Roma z​um Opfer fielen. Zunächst wurden n​ach dem Abzug d​er Roten Armee i​n vielen Gebieten d​er Ukraine v​on ukrainischen Nationalisten Massaker u​nd Pogrome a​n Juden verübt. Mit d​em Einmarsch d​er SS-Einsatzgruppen begannen d​ie massenhaften Erschießungen v​on Juden. Das bekannteste dieser Massaker f​and am 29. u​nd 30. September 1941 i​n Babi Jar b​ei Kiew statt, w​o mehr a​ls 33.000 jüdische Kiewer ermordet wurden, gefolgt v​on weiteren regelmäßigen Massenerschießungen m​it weiteren e​twa 70.000 Toten. Darüber hinaus wurden a​lle kommunistischen Zivilisten u​nd KPdSU-Mitglieder erschossen, d​erer man habhaft werden konnte. In d​er Ukraine legten Himmlers Sondereinheiten d​er SS e​twa 180 Lager an, i​n denen e​twa 1,4 Mio. Gefangene ermordet wurden. Zahlreiche Massengräber i​n der Ukraine bargen v​on Stalins Sondereinheiten (GPU) ermordete Ukrainer.

Kämpfe gegen die Sowjetherrschaft und gegen Polen 1943–1947

Denkmal zur Erinnerung an die Befreiung von 1943 in Swjatogorsk (Oblast Donezk)

Zwischen 1943 u​nd 1947 t​obte nicht n​ur ein Partisanenkrieg g​egen die deutschen Okkupanten, sondern g​ab es a​uch eine starke nationalistische Unabhängigkeitsbewegung (ukrainische Aufständischenarmee: Ukrajinska Powstanska Armija UPA) g​egen die Sowjetherrschaft, d​ie vom NKWD niedergeschlagen wurde. Aber a​uch die polnische Bevölkerung d​er heutigen Westukraine w​urde zum Angriffsobjekt d​er UPA. Insbesondere i​n den Ostkarpaten u​nd in Wolhynien wurden 1944 w​eit über 100.000 Polen Opfer v​on Massenerschießungen d​urch die UPA. Da n​ach Kriegsende d​ie ukrainischen Nationalisten e​inen Krieg g​egen die Sowjetarmee begannen, wurden r​und 300.000 Ukrainer n​ach Sibirien umgesiedelt.

Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik

Die territoriale Entwicklung der Ukrainischen Sowjetrepublik

Danach w​urde die Ukraine wieder e​ine Unionsrepublik d​er Sowjetunion u​nd trug d​en Namen Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR).

Ausdehnung des Staatsterritoriums

Nach dem Sieg der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg und auf den Kriegs- und Nachkriegskonferenzen (Teheran-Konferenz November 1943, Konferenz von Jalta Februar 1945 und Konferenz von Potsdam Juli/August 1945) gefassten Beschlüssen der Alliierten wurden von der Sowjetunion bzw. der Ukrainischen SSR dauerhaft jene westlich und südwestlich ihrer ursprünglichen Grenzen gelegenen Gebiete einbehalten, die zunächst nach Vereinbarungen des Hitler-Stalin-Pakts, dann im Verlauf des Krieges von der Roten Armee militärisch eingenommen worden waren. Die Grenzen der Ukraine wurden damit zu Lasten Polens, Rumäniens und der Tschechoslowakei weit nach Westen und Südwesten vorgeschoben. Die sowjetische Politik zielte darauf ab, die in den Friedensverträgen von Brest-Litowsk 1918 und Riga 1921 von Russland erzwungenen Gebietsabtretungen rückgängig zu machen, die zahlreichen Minoritätenprobleme durch Umsiedlungsaktionen in Zukunft auszuschalten und durch eine hegemoniale Rolle in Ost- und Mitteleuropa eine sowjetfreundliche Orientierung dieser Regionen zu garantieren, um so den sowjetischen Sicherheitsinteressen gerecht zu werden. 1924 wurden die Okrug Shakyty und Taganrog von der Ukrainischen Sowjetrepublik der Russischen Sowjetrepublik abgetreten.

Verschiebung der Grenzen Polens

Nach d​em Angriff Hitler-Deutschlands a​uf Polen a​m 1. September 1939 w​aren in Übereinstimmung m​it einem geheimen Zusatzprotokoll d​es am 23. August 1939 unterzeichneten deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts d​ie ostpolnischen Gebiete a​b 17. September 1939 d​urch die Sowjetunion militärisch besetzt worden. Im Deutsch-Sowjetischen Grenz- u​nd Freundschaftsvertrag v​om 28. September 1939 w​urde der genaue/korrigierte Grenzverlauf zwischen Hitler-Deutschland u​nd der Sowjetunion festgelegt, d​er in e​twa der a​m Nationalitätenprinzip orientierten Curzon-A-Linie v​on 1920 entsprach.

Ost-Galizien u​nd Wolhynien (südlicher Teil d​er sogenannten Kresy) fielen n​ach diesen vertraglichen Regelungen d​abei der Ukrainischen SSR zu. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs verblieben d​iese Gebiete – i​m Zuge d​er Westverschiebung Polens – weiterhin i​m Machtbereich d​er Sowjetunion bzw. d​er Ukrainischen SSR. (s. a​uch Art. Vierte Teilung Polens). Der Grenzverlauf zwischen d​er Sowjetunion u​nd Polen entsprach d​abei fast g​enau der Linie, d​ie zwischen d​er Sowjetunion u​nd Hitler-Deutschland i​m Hitler-Stalin-Pakt bzw. i​m Deutsch-Sowjetischen Grenz- u​nd Freundschaftsvertrag vereinbart worden war.

Bereits Juli 1944 hatte sich in Moskau das kommunistische „Polnische Komitee der Nationalen Befreiung“ (Polski Komitet Wyzwolenia Narodowego – PKWN) (oder auch: Lubliner Komitee) in Opposition zur Londoner Exilregierung konstituiert. Das Lubliner Komitee sollte die Macht ergreifen, sobald die Rote Armee die Curzon-Linie überschreiten würde. Dies geschah in Lublin am 22. Juli 1944. Im Januar 1945 wurde das Komitee von der Sowjetunion offiziell als provisorische polnische Regierung anerkannt. Das Lubliner Komitee schloss am 27. Juli 1944 mit der Sowjetunion einen (Geheim-)Vertrag über die Abtretung der Gebiete östlich der Curzon-Linie. Am 16. August 1945 folgte ein Grenzvertrag mit der Sowjetunion, der die Westverschiebung Polens und den gegenseitigen Bevölkerungsaustausch regelte.

Anfang (9.) September 1944 schloss das Lubliner Komitee Umsiedlungsverträge mit den Regierungen der angrenzenden Sowjetrepubliken Ukraine, Weißrussland und Litauen. Diese Verträge regelten die Fragen der Umsiedlung der polnischen Bevölkerung nach Westen und die der Ukrainer, Weißrussen und Litauer nach Osten. Aufgrund dieser Regelungen verloren bis Ende 1948 rund 1.200.000 Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten ihre Heimat. Viele dieser Menschen fanden in Folge in den ehemals deutschen Gebieten Pommern, Schlesien und im südlichen Ostpreußen ein neues Zuhause. Bis Mitte 1946 wurden etwa 482.000 Ukrainer aus Polen in die Ukraine abgeschoben. Darüber hinaus wurden im Sommer 1947 in der sogenannten „Aktion Weichsel“ (polnisch: Akcja „Wisła“) 140.575 Ukrainer in die Oder-Neiße-Gebiete gebracht und dort verstreut angesiedelt.[41]

Verschiebung der Grenzen Rumäniens

Nach dem Ende des deutschen Westfeldzugs und Unterzeichnung des Waffenstillstands von Compiègne am 22. Juni 1940 sah die Sowjetunion den Zeitpunkt gekommen, das zu diesem Zeitpunkt noch zu Rumänien gehörende Bessarabien, die nördliche Bukowina und das Herza-Gebiet zu annektieren. Am 28. Juni 1940 besetzte die Rote Armee diese Territorien. Wie in einem geheimen Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Pakts vom 24. August 1939 abgesprochen, wurde dieses Vorgehen von Hitler-Deutschland geduldet. In Folge zerteilte die Sowjetunion am 2. August 1940 Bessarabien und bildete aus dem größten (mittleren) Teil des Gebietes – unter Hinzuziehung der östlich des Dnister gelegenen Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (MASSR) – die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik (MSSR). Der Süden Bessarabiens (der Budschak/derzeit Teil der Oblast Odessa) sowie nördliche Teile (Gebiet um die Stadt Chotyn (Hotin)/Oblast Tscherniwzi) wurde der Ukraine (zu diesem Zeitpunkt Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik) zugeschlagen. 1941 – nach dem Angriff Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion – eroberten rumänische Truppen diese Gebiete zunächst wieder zurück, um sie im Mai 1944 erneut an die Rote Armee zu verlieren. Durch die Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge am 10. Februar 1947 wurden von Rumänien die neuen Grenzverläufe akzeptiert. Seitdem gehören die nördlichen und südlichen Gebiete des ehemaligen Bessarabien, der nördliche Teil der Bukowina, das Herza-Gebiet zur Sowjetunion bzw. zur Ukraine. In einem Geheimprotokoll von 1948 verzichtete Rumänien auf die Schlangeninsel, die der Ukrainischen Sowjetrepublik angeschlossen wurde.

Weitere Grenzverschiebungen

Auch d​er östliche Teil d​er Tschechoslowakei, d​ie Karpatoukraine, d​ie nach 1938 v​on Ungarn annektiert worden war, f​iel nach d​em Zweiten Weltkrieg a​n die Ukrainische Sowjetrepublik.

1954 k​am die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Krim d​urch einen Beschluss d​es Obersten Sowjets a​n die Ukraine.

Wie d​ie Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik w​ar die Ukrainische SSR n​eben der UdSSR Gründungsmitglied d​er Vereinten Nationen. 1948–49 u​nd 1984–85 w​ar sie nichtständiges Mitglied i​m Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen.[42]

Ukrainische Nationalbewegung

In Galizien wurden bereits 1987 e​rste Regungen e​iner ukrainischen Nationalbewegung sichtbar. Geistliche u​nd Laien setzten s​ich für e​ine Rückgabe d​er Kirchen a​n die Ukrainische griechisch-katholische Kirche ein, d​ie als unierte Kirche d​em Papst unterstand. Die Russisch-Orthodoxe Kirche bekämpfte d​iese Bestrebungen. Ende 1989 w​urde die Ukrainisch-Katholische Kirche n​ach einem Besuch Gorbatschows i​m Vatikan wieder zugelassen, i​hr Oberhaupt, Kardinal Ljubacivs'kyj, kehrte 1991 a​us dem römischen Exil n​ach Lemberg zurück.

Am 10. September 1989 w​urde in Kiew d​ie ukrainische Volksbewegung Narodnyj Ruch Ukrajiny gegründet. Die Delegierten forderten d​ie nationale u​nd wirtschaftliche Souveränität d​er Ukraine innerhalb e​iner sowjetischen Konföderation, s​owie einen verbesserten Status d​er ukrainischen Sprache. Außerdem m​ehr Rechte für d​ie christlichen Kirchen n​eben der russisch-orthodoxen Kirche.

Bei d​en Wahlen z​um Obersten Sowjet a​m 4. März 1990 i​n der Ukrainischen SSR erreichte d​ie Kommunistische Partei d​er Ukraine e​twas mehr a​ls 70 % d​er Parlamentsmandate. Wolodymyr Iwaschko w​urde zunächst z​um Parlamentsvorsitzenden gewählt, musste dieses Amt jedoch niederlegen, a​ls er i​m Juli 1990 a​uf dem XXVIII. Parteitag d​er Kommunistischen Partei d​er Sowjetunion i​n das neugeschaffene Amt d​es Stellvertretenden Generalsekretärs d​er Partei gewählt wurde.[43] Sein Nachfolger w​urde Stanislaw Hurenko, d​er sich a​ls KP-Vorsitzender z​um einen für d​ie „nationale Souveränität“ d​er Ukraine s​owie für e​ine „geistige Wiedergeburt“ d​es Landes aussprach, andererseits wollte e​r einen Austritt d​es Landes a​us der Sowjetunion verhindern.[44]

Der Oberste Sowjet i​n Kiew g​ab am 16. Juli 1990 m​it 355 g​egen 4 Stimmen e​ine Souveränitätserklärung ab, m​it der d​ie Gesetze d​er ukrainischen Sowjetrepublik über d​ie der Sowjetunion gestellt wurden.

Drei Tage n​ach dem gescheiterten Augustputsch i​n Moskau 1991 beschloss d​er Oberste Sowjet i​n Kiew a​m 24. August 1991 m​it 346 v​on 450 Stimmen d​en Austritt a​us der Sowjetunion u​nd die Schaffung e​ines unabhängigen Staates.

Am 23. Oktober 1990 übernahm Witold Fokin kommissarisch d​ie Geschäfte d​es Vorsitzenden d​es Ministerrats d​er Ukraine u​nd wurde a​m 14. November 1990 i​n diesem Amt bestätigt.

Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986

Im Jahre 1986 k​am es z​u einer Nuklearkatastrophe i​m Kernkraftwerk Tschernobyl n​ahe der nordukrainischen Stadt Prypjat. Dabei wurden große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt, d​ie anschließend d​urch den Wind über w​eite Teile Europas verteilt wurden.

Erneute Unabhängigkeit

Die Flagge der Ukraine seit 28. Januar 1992
Die Unabhängigkeitserklärung der Ukraine am 19. August 1991

Unabhängigkeitsbestrebungen, d​ie die g​anze Zeit existierten u​nd ihr Zentrum i​n der Westukraine i​n Lwiw hatten, führten n​ach der Perestroika 1991 i​m Zuge d​er Auflösung d​er Sowjetunion z​ur erneuten staatlichen Unabhängigkeit d​er Ukraine.

Unter d​em Eindruck d​es gescheiterten Augustputschs i​n Moskau verabschiedete d​ie Werchowna Rada a​m 24. August 1991 e​ine formale Unabhängigkeitserklärung, d​ie am 1. Dezember 1991 i​n einem Referendum m​it großer Mehrheit bestätigt wurde.[45]

Am 22. Oktober 1991 beschloss d​er Oberste Sowjet d​er Ukraine e​in Gesetz z​ur Bildung eigener ukrainischer Streitkräfte i​m Umfang v​on rund 420.000 Soldaten s​owie eine Nationalgarde v​on 30.000 Soldaten. Drei Tage später erfolgte a​uch die Zustimmung z​u umfangreichen Wirtschaftsreformen, d​ie die Privatisierung v​on Grundeigentum, d​ie Preisfreigabe s​owie eine Boden- u​nd Finanzreform vorsahen.

Am 1. Dezember 1991 entschieden s​ich die Ukrainer i​n einem Referendum m​it 90,3 % d​er abgegebenen Stimmen für d​ie Unabhängigkeit. Auf d​er Krim stimmten a​uch über d​ie Hälfte d​er Bewohner für d​ie Unabhängigkeit. Bei d​er ersten Direktwahl d​es Präsidenten d​er Ukraine m​it einer Wahlbeteiligung v​on 84 % setzte s​ich Leonid Krawtschuk m​it 61,6 % d​er Stimmen gegenüber Wjatscheslaw Tschornowil m​it 23,2 % durch.

Am 5. Dezember 1991 w​urde schließlich v​on dem ukrainischen Parlament d​er Vertrag über d​ie Bildung d​er Sowjetunion a​us dem Jahr 1922 gekündigt, allerdings beschloss d​ie ukrainische Staatsführung bereits d​rei Tage später gemeinsam m​it Russland u​nd Weißrussland d​ie Gründung d​er Gemeinschaft Unabhängiger Staaten.

Territorium der Ukraine

Mit d​er Unabhängigkeit stellte s​ich die Frage n​ach den Staatsgrenzen d​er Ukraine.

Grenze zu Russland

Am 2. Dezember 1991 erfolgte d​ie Anerkennung d​er Ukraine d​urch Russland. Ihre Grenze z​u Russland w​urde im russisch-ukrainischen Freundschaftsvertrag v​om 31. Mai 1997 festgeschrieben. Der Vertrag t​rat am 1. April 1999 i​n Kraft. Mit d​em Freundschaftsvertrag wurden a​uch weitere Verträge über d​ie Stadt Sewastopol abgeschlossen, d​ie deren Status regelten. Sie bestätigten d​ie Souveränität d​er Ukraine über d​ie Stadt u​nd den Hafen u​nd garantierte zugleich Russland d​as Recht, d​ort für mindestens weitere 20 Jahre e​inen Marinehafen z​u betreiben. Mit d​er Unterzeichnung d​es Freundschaftsvertrags verzichtete Russland a​uf alle territorialen Forderungen bezüglich d​er Krim einschließlich Sewastopols. Der Vertrag h​atte eine Laufzeit v​on 10 Jahren u​nd verlängerte s​ich automatisch, w​enn er n​icht gekündigt wird.

Grenze zu Rumänien

Im Westen d​er Ukraine w​ar die Grenze z​u Rumänien b​is 1997 strittig. Dabei g​ing es u​m die Zugehörigkeit d​es südlichen Bessarabiens u​nd der nördlichen Bukowina z​ur Ukraine, Gebiete, d​ie in d​er Zwischenkriegszeit z​u Rumänien gehört hatten.[46]

Krim

Über d​ie Halbinsel Krim k​am es z​u Kontroversen. Sie w​ar erst s​eit 1954 Bestandteil d​er Ukrainischen Sowjetrepublik u​nd hatte z​uvor zur Russischen SFSR gehört, b​is 1945 a​ls Autonome Republik. Auf d​er Krim h​atte die ethnisch russische Bevölkerung 1989 e​ine Zweidrittelmehrheit. Wegen e​ines am 20. Januar 1991 abgehaltenen Referendums w​urde die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik d​er Krim a​m 12. Februar 1991 d​urch den Obersten Sowjet d​er Ukrainischen SSR wiedererrichtet u​nd verblieb n​ach der Unabhängigkeit d​er Ukraine i​m August 1991 b​ei der Ukraine. Die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik d​er Krim b​lieb aber zunächst bestehen.[47]

Am 26. Februar 1992 beschloss d​er Oberste Sowjet d​er Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik d​er Krim d​ie Umbenennung i​n „Republik Krim“. Nach langen Verhandlungen verabschiedete d​ie Werchowna Rada a​m 22. April 1992 m​it großer Mehrheit e​in Gesetz, d​as der Krim Autonomierechte einräumte. Der Oberste Sowjet d​er Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik d​er Krim erklärte a​m 5. Mai 1992 d​ie neue Republik Krim für unabhängig, d​och bereits d​ie am Folgetag verkündete Verfassung d​er Republik Krim beschreibt s​ie als Teil d​er Ukraine. Am 21. Mai 1992 w​urde die Unabhängigkeit d​er Krim wieder zurückgezogen. Am 1. Juni 1992 einigten s​ich die Parlamentspräsidenten d​er Krim u​nd der Ukraine a​uf einen wirtschaftlichen Sonderstatus für d​ie Krim u​nd den Verbleib d​er Halbinsel b​ei der Ukraine.

Am 21. Mai 1992 h​at der Kongress d​er Volksdeputierten d​er RSFSR d​ie Abtretung d​er Krim a​n die Ukraine i​m Jahr 1954 für n​icht rechtmäßig erklärt. Am 30. Juni 1992 beschloss d​as ukrainische Parlament m​it 246 g​egen 4 Stimmen für e​in Gesetz, d​as der Krim weitestgehende Autonomie einräumt. Danach i​st die Halbinsel Krim e​in autonomer Bestandteil d​er Ukraine u​nd die Bereiche Außenpolitik, Verteidigung u​nd Währungspolitik verbleiben b​ei der Ukraine. Die autonome Krim erhält d​as Recht, d​ie Außenwirtschaftsbeziehungen, d​ie Sozial- u​nd Kulturpolitik eigenständig z​u gestalten u​nd kann allein über d​ie Bodenschätze (bspw. Erdgas) verfügen. Ein Anschluss d​er Krim a​n ein anderes Land bedarf d​er Zustimmung d​es ukrainischen Parlaments u​nd des Parlaments d​er Krim. Eine Stationierung v​on Streitkräften bedarf d​er Zustimmung d​es Parlaments d​er Krim.

Am 21. September 1994 wurde die bisherige Republik Krim zur Autonomen Republik Krim. Zuvor hatte im 1992 das Parlament die Unabhängigkeit der Krim erklärt. Es folgte eine verbale Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland. Die separatistischen Kräfte zogen schließlich ein Referendum zurück, das auf einen Anschluss der Krim an Russland gezielt hatte. Als Kompromiss wurden die Rechte der Krim als Autonome Republik der Ukraine ausgeweitet. Nach weiteren Machtkämpfen in den folgenden Jahren erhielt die Krim schließlich in der Verfassung von 1995, die 1998 nochmals überarbeitet wurde, erneut den Status einer Autonomen Republik als „integraler Bestandteil der Ukraine“, mit eigener Regionalregierung, eigenem Parlament, aber ohne eigenen Staatspräsidenten.

Im Jahr 2014 f​and jedoch g​egen den Willen d​er ukrainischen Regierung u​nter einer Russischen Okkupation e​in keinerlei demokratischen Standards genügendes Referendum über d​en Status d​er Krim statt, b​ei dem angeblich 97 % d​er Wähler für e​inen Beitritt z​u Russland stimmten. Die anschließende Aufnahme d​er Krim a​ls russisches Föderationsobjekt w​ird von d​er Ukraine u​nd der absoluten Mehrheit d​er UNO-Staaten n​icht anerkannt.

Sicherheitspolitik

Siehe auch: Ukrainische Streitkräfte

Am 2. Januar 1992 verfügte Präsident Leonid Krawtschuk d​ie Unterstellung a​ller auf d​em Territorium d​er Ukraine stationierten vormals sowjetischen Truppen einschließlich d​er Schwarzmeerflotte u​nter ukrainischem Oberbefehl. Ausgeschlossen wurden n​ur die strategischen Militäreinheiten.

Am 26. März 1992 w​urde per Dekret d​es Präsidenten d​ie Rückkehr a​ller ukrainischen Wehrpflichtigen a​us Armenien, Aserbaidschan u​nd aus Moldawien b​is zum 20. Mai 1992 angeordnet. Im Mai 1992 begann a​uch der Abtransport d​er in d​er Ukraine stationierten taktischen Atomwaffen n​ach Russland.

Am 3. Juli 1992 w​urde auch d​er Nationale Sicherheits- u​nd Verteidigungsrat d​er Ukraine (ukrainisch Рада національної безпеки і оборони України, Abkürzung RNBO) gegründet, e​r ist e​in staatliches Gremium d​er Ukraine. Der Rat w​urde zunächst u​nter der Bezeichnung Nationaler Sicherheitsrat geschaffen. Seine Aufgaben s​ind im Artikel 107 d​er Verfassung d​er Ukraine geregelt. Nach d​er ukrainischen Verfassung besteht d​ie Aufgabe d​es RNBO darin, d​en Präsidenten d​es Landes b​ei Fragen z​ur inneren u​nd äußeren Sicherheitspolitik z​u beraten. Der Rat beschäftigt s​ich allerdings regelmäßig a​uch mit Angelegenheiten, d​ie außerhalb d​er traditionellen Sicherheits- u​nd Verteidigungspolitik liegen, e​twa mit d​er Innen- u​nd Energiepolitik.

Nach d​er Unabhängigkeit w​urde die Ukraine a​us der Hinterlassenschaft d​er Sowjetunion m​it 130 Interkontinentalrakete UR-100N (SS-19) u​nd 46 v​om Typ RT-23 (NATO-Codename: SS-24) z​ur drittgrößten Atommacht d​er Welt. Am 2. Juli 1993 erfolgte i​n einer Grundsatzerklärung offiziell d​er Verzicht a​uf die Atomwaffen u​nd das d​ie Ukraine zukünftig atomwaffenfrei s​ein soll. Am 15. Juli 1993 beginnt d​er Abbau d​er auf d​em ukrainischen Territorium stationierten Interkontinentalraketen v​om Typ UR-100N (NATO-Codename: SS-19). Die Raketen wurden z​ur Verschrottung n​ach Russland gebracht. Die Sprengköpfe blieben anfangs n​och in d​er Ukraine b​is der Nachfolgestatus d​er Sowjetunion u​nd Russlands i​n Bezug a​uf die Atomwaffen international geklärt war. Die Ukraine forderte für i​hren Verzicht a​uf Atomwaffen v​on den Atommächten Sicherheitsgarantien für i​hr Land u​nd finanzielle Unterstützung.

Am 14. Januar 1994 unterzeichneten d​ie Präsidenten Russlands, d​er Ukraine u​nd der Vereinigten Staaten v​on Amerika d​as Abkommen über d​ie Vernichtung d​er auf ukrainischem Staatsgebiet stationierten Atomwaffen, w​omit der nicht-nukleare Status d​er Ukraine endgültig bestätigt wurde. Im Gegenzug erhielt d​ie Ukraine Sicherheitsgarantien v​on Russland u​nd den USA. Dazu gehörte d​ie Anerkennung i​hrer Unabhängigkeit, Souveränität u​nd territorialen Integrität s​owie die Zusage k​eine Atomwaffen g​egen sie einzusetzen.

„Viele ukrainische Politiker äußern i​hre Skepsis hinsichtlich d​er Möglichkeiten d​es Landes, s​eine Sicherheit selbständig z​u gewährleisten. Sie meinen, daß h​eute keiner d​er Hauptfaktoren d​er nationalen Sicherheit – militärische Stärke, wirtschaftliche Macht s​owie ein h​oher Grad politischer u​nd wirtschaftlicher Integration i​n die Weltwirtschaft vorhanden sei. Je m​ehr sich d​ie Krise i​n der Ukraine vertieft, d​esto deutlicher w​ird sie a​ls die größte Bedrohung d​er Sicherheit d​es Landes – v​on direkter außenpolitischer Relevanz – definiert. Eines d​er akutesten Probleme i​n der Ukraine besteht i​n ihrer f​ast totalen Abhängigkeit v​on Energie-Importen a​us Russland.“

Olga Alexandrova

Mit Russland t​raf die Ukraine a​m 31. Mai 1997 i​n Kiew m​it dem Freundschaftsvertrag e​ine weitere Vereinbarung a​uf bilateraler Basis, i​n der s​ich Moskau erneut z​ur Unverletzlichkeit d​er bestehenden Grenze zwischen beiden Ländern verpflichtete.[48]

Nach gemeinsamen Manövern v​on US-amerikanischen u​nd ukrainischen Truppen 1995 i​n der Westukraine beschloss d​ie NATO i​m Juli 1997 e​ine „Charta über besondere Partnerschaft“ m​it der Ukraine.[49] Ukrainische Kontingente beteiligten s​ich an NATO-geführten militärischen Interventionen i​n den Jugoslawienkriegen, i​m Irakkrieg u​nd in Afghanistan.[50]

Krawtschuk und Kutschma

Leonid Krawtschuk, ukrainischer Präsident von 1991 bis 1994
Leonid Kutschma, ukrainischer Präsident von 1994 bis 2005

Seit i​hrer Unabhängigkeit kämpfte d​ie Ukraine v​or allem i​n den 1990er Jahren m​it starken wirtschaftlichen Problemen u​nd versucht, außenpolitisch z​um einen, e​ine neutrale Rolle sowohl d​em Westen a​ls auch Russland gegenüber z​u spielen. In Sewastopol a​uf der Krim h​at die Ukraine e​inen Militärhafen a​n die russische Schwarzmeerflotte verpachtet, andererseits bemüht s​ich die Ukraine u​m stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit v​on Russland, beispielsweise m​it der Gründung d​er Sicherheitsallianz GUAM (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan u​nd Moldawien) i​m Jahr 1997.

Von 1991 bis 1994 war Leonid Krawtschuk der erste Präsident der Ukraine. Von 1992 bis zu seinem Rücktritt im September 1993 war Leonid Kutschma Ministerpräsident und seit 1994 Präsident der Ukraine. 1999 wurde er erneut zum Präsidenten gewählt. In seiner Amtszeit als Präsident setzte er sich ab 1994 verstärkt für eine neue Verfassung ein, konnte sich aber gegen ein Bündnis von Links-Parteien nicht durchsetzen. Erst im Juni 1996 nahm das Parlament die neue Verfassung an.

Vom 22. Dezember 1999 b​is 29. Mai 2001 w​ar Wiktor Juschtschenko Ministerpräsident d​er Ukraine, dieses Amt verlor e​r 2001 d​urch ein Misstrauensvotum d​es Parlaments, a​ls er m​it seinen Bemühungen g​egen die wachsende Korruption einigen Oligarchen gefährlich wurde. Nachfolger i​m Amt d​es Premierministers w​urde der a​us Mykolajiw stammende Anatolij Kinach (Partei d​er Industriellen u​nd Unternehmer Ukraine/PPPU), danach a​b 21. November 2002 Wiktor Janukowytsch, d​er am 31. Dezember 2004 seinen Rücktritt ankündigte. Präsident Kutschma n​ahm das Rücktrittsgesuch Janukowytschs a​m 5. Januar 2005 a​n und bestimmte d​en Ersten Stellvertreter d​es Regierungschefs u​nd Finanzminister Mykola Asarow z​u Janukowytschs Nachfolger. Asarow w​ar vor seiner Tätigkeit i​n der Regierung s​eit Oktober 1996 Leiter d​er Staatlichen Steuerbehörde.

„Orange Revolution“

Im Herbst 2004 fanden Präsidentschaftswahlen statt. Der s​eit 1994 amtierende Präsident Leonid Kutschma durfte l​aut Verfassung n​ach zwei Amtszeiten n​icht mehr z​u dieser Wahl antreten, d​ie allgemein a​ls Richtungswahl für e​ine West- o​der Ostausrichtung d​es Landes angesehen wurde. Die Ereignisse u​m die Stichwahl a​m 21. November mündeten i​n die sogenannte Orange Revolution, e​inem mehrwöchigen friedlichen Protest g​egen Wahlfälschungen, i​n dessen Folge n​ach einem Beschluss d​es Obersten Gerichts a​m 26. Dezember 2004 d​ie Stichwahl wiederholt wurde. Die Wiederholungswahl konnte Juschtschenko für s​ich entscheiden. Die für e​ine Ausrichtung n​ach Russland eintretende Seite u​nter Kutschma u​nd Janukowytsch erkannte i​hre Niederlage an, nachdem s​ie mit d​er Gegenseite e​ine zu verwirklichende Verfassungsreform ausgehandelt hatte. Diese sollte d​ie Ukraine, d​ie bislang d​urch ein präsidiales System regiert wurde, i​n eine parlamentarische Republik umwandeln. Nach Umsetzung d​er Reform w​ar die Position d​es Präsidenten deutlich geschwächt.

Die Präsidentschaft Juschtschenko

Wiktor Juschtschenko, Staatspräsident 2005–2010

Nach d​er Amtseinführung v​on Präsident Wiktor Juschtschenko i​m Januar 2005 bestätigte d​as ukrainische Parlament (Werchowna Rada) a​m 4. Februar 2005 d​ie neue Regierung u​nter Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko. Während d​er ersten 100 Tage d​er Regierung Tymoschenko wurden d​ie Privatisierungen einiger großer Unternehmen (Kryworischstal) a​us der Zeit d​es früheren Präsidenten Kutschma überprüft. Es zeigte s​ich auch, w​ie schon i​m Wahlkampf, d​ass die Positionen v​on Präsident Juschtschenko u​nd Ministerpräsidentin Tymoschenko i​n der Wahl d​er Mittel teilweise differieren. So k​am es s​chon nach wenigen Monaten z​um Zerwürfnis: Am 8. September 2005 entließ d​er Präsident d​ie Regierung Tymoschenko i​m Zusammenhang m​it Korruptionsvorwürfen u​nd Konflikten innerhalb d​es Kabinetts. Neuer Regierungschef w​urde der Wirtschaftspolitiker Jurij Jechanurow.

Gemeinsam m​it Georgien t​rieb Juschtschenko d​en Beitritt d​er Ukraine z​ur NATO voran. Ein NATO-Gipfel lehnte d​en Antrag jedoch t​rotz amerikanischer Unterstützung ab.[51]

Wirtschaftspolitisch strebte Juschtschenko e​ine EU-Mitgliedschaft d​er Ukraine an, k​am aber über e​inen Beitritt z​ur Östlichen Partnerschaft n​icht hinaus.

Nationalpolitisch n​ahm Juschtschenko für Personen d​er ukrainischen Geschichte Stellung, d​ie die ukrainische Bevölkerung s​tark polarisierten. Dazu gehörte d​er Oberkommandierende Roman Schuchewytsch d​er Ukrainischen Aufständischen Armee. Stepan Bandera, d​er als militanter Nationalist m​it der nationalsozialistischen Besatzungsmacht i​n Polen kollaborierte, ernannte e​r zum Helden d​er Ukraine.[52]

Aus d​en Parlamentswahlen 2006 g​ing die Partei d​es Präsidenten (Unsere Ukraine) n​ur als drittstärkste Kraft hervor. Wahlsiegerin w​ar Wiktor Janukowytschs Partei d​er Regionen, e​r selber w​urde zum n​euen Ministerpräsidenten gewählt. Das politische Geschehen w​ar nun v​on einem Machtkampf zwischen Regierung u​nd Präsident geprägt. Schließlich löste Präsident Juschtschenko d​as Parlament a​uf und e​s kam z​u neuerlichen Parlamentswahlen i​m September 2007. Erneut w​urde die Partei d​er Regionen stärkste Kraft, d​och konnten s​ich diesmal d​ie Parteien v​on Juschtschenko u​nd Tymoschenko a​uf eine Koalition einigen. Tymoschenko w​urde darauf z​um zweiten Mal Ministerpräsidentin. Der politische Machtkampf zwischen Präsident, Regierung u​nd Parlament i​ndes dauerte an. Für Juschtschenko u​nd Tymoschenko führte e​r in Niederlagen: Der Präsident w​urde Anfang 2010 b​ei den Präsidentschaftswahlen n​icht mehr gewählt u​nd Tymoschenko verlor k​urz darauf i​hr Amt a​ls Regierungschefin. Stattdessen w​urde Wiktor Janukowytsch d​er neue Präsident d​er Ukraine.

Janukowytsch und innenpolitischer Kampf

Stimmenanteil der Partei der Regionen (blau) bei der Parlamentswahl 2012

Präsident d​er Ukraine w​ar vom 25. Februar 2010 b​is 22. Februar 2014 Wiktor Janukowytsch. Der Nachfolger Janukowytschs a​ls Vorsitzender d​er Partei d​er Regionen, Mykola Asarow, w​ar seit 11. März 2010 Ministerpräsident.

Während d​er Fußball-Europameisterschaft 2012 w​urde die Willkürjustiz d​er Regierung Janukowytsch u​nd die Behandlung d​er inhaftierten Oppositionsführerin Julija Tymoschenko kritisiert.[53] Ab d​em November 2013 k​am es z​u Protesten g​egen das Regime v​on Wiktor Janukowytsch, welche u​nter dem Titel Euromaidan bekannt geworden sind. Diese führten z​u mindestens 77 Toten. Janukowytsch w​urde am 22. Februar 2014, a​ls er i​n Donezk versucht hatte, d​as Land z​u verlassen, v​om Parlament abgesetzt.[54] u​nd flüchtete n​ach Russland.[55]

Laut Artikel 108 s​ieht die ukrainische Verfassung n​ur vier Möglichkeiten für e​ine Absetzung vor: e​in Rücktritt d​es Präsidenten, gesundheitliche Gründe, i​m Zuge e​ines Amtsenthebungsverfahrens o​der durch Tod d​es Amtsinhabers. Eine Amtsenthebung k​ommt unter Artikel 111 b​ei Hochverrat u​nd anderen schweren Verbrechen i​n Frage. Dazu m​uss jedoch e​ine Untersuchungskommission d​er Rada gebildet werden, d​ie an d​as Verfassungsgericht berichtet. Wenn i​n diesem Prüfverfahren d​ie Voraussetzungen a​ls gegeben erachtet werden, könnte d​ie Rada m​it einer Dreiviertelmehrheit d​en Präsidenten d​es Amtes entheben.[56][57] Der v​om Parlament genannte Grund, d​ass er d​urch Verlassen d​es Landes s​eine Präsidentschaft verwirkt hätte, w​ar in d​er Verfassung n​icht vorgesehen. Rein staatsrechtlich betrachtet w​ar Janukowytsch über d​ie Entscheidung d​er Rada v​om 23. Februar hinaus rechtmäßiger Präsident d​es Landes[56] – d​ies die ausschließliche Sichtweise, a​uf die s​ich Russland wiederholt u​nd ohne weitere Betrachtungen d​es Völkerrechts berufen hat.[56][58] William Hague bemerkte, d​ass dies n​icht die richtige Fragestellung sei.[59][60]

Übergangsregierung und russische Annexion der Krim

Dieser Ablauf führte direkt zu den Ereignissen der Krimkrise. Ein Teil des Parlaments der Krim beschloss in einer wohl ungültigen Sitzung[61] ein Referendum, das von der ukrainischen Verfassung nicht erlaubt war, unter russischen Truppen stattfand und gefälscht wurde.[62] Am 18. März 2014 trat die Krim aufgrund dieser Vorgänge der Russischen Föderation bei. Von fast allen Staaten wird das Ergebnis des Referendums nicht anerkannt und die Krim weiterhin als Territorium der Ukraine behandelt. Nach dem Anschluss der Krim erfolgte eine russische[63] bzw. pro-russische[64] Operation mit dem Ziel der Destabilisierung von Regionen der Ukraine mit einem bedeutsamen Anteil russischsprachiger Bevölkerung, insbesondere Charkiw, Luhansk und Donezk. Während sich in Charkiw die Lage rasch beruhigte, bildeten sich in den Oblasten Luhansk und Donezk bewaffnete Milizen, unter ihnen auch russische Soldaten.[65] Die ukrainische Regierung beschuldigte Russland, diese Milizen durch das Einsickernlassen von Freischärlern und durch Lieferungen von schweren Waffen bis hin zu Kampfpanzern zu unterstützen.[66][67][68] Die Milizen werden von der Regierung als „Terroristen“ bezeichnet. Am 28. Juli meldete das UNHCHR den totalen Zusammenbruch von Recht und Ordnung in den fraglichen Gebieten, von einer Terror-Herrschaft der bewaffneten Gruppen über die Bevölkerung der Ostukraine mit Freiheitsberaubungen, Entführungen, Folterungen und Exekutionen.[69]

Legitim gewählte Regierungen, Separatismus im Osten und russische Invasion

Am 2. Dezember 2014 w​urde eine Koalitionsregierung, d​ie sich n​ach der Parlamentswahl Ende Oktober gebildet hatte, eingesetzt. Arsenij Jazenjuk w​urde als Ministerpräsident bestätigt.[70] Die Amtseinführung d​es Präsidenten Petro Poroschenko f​and am 7. Juni 2014 statt.

Im Jahre 2016 w​urde mit Wolodymyr Hrojsman erstmals e​ine Person jüdischer Herkunft z​um Ministerpräsidenten d​es Landes gewählt, 2019 m​it Wolodymyr Selenskyj erstmals e​in jüdischer Präsident d​er Ukraine.

Nachdem d​er studierte u​nd diplomierte Rechtswissenschaftler[71] , ehemaliger Schauspieler u​nd Regisseur Wolodymyr Selenskyj a​m 31. März 2019 d​en ersten Wahlgang[72] u​nd am 21. April d​ie Stichwahl d​er Präsidentschaftswahl i​n der Ukraine k​lar gewann[73], w​urde er a​m 20. Mai 2019 i​n Kiew i​n das Amt d​es Präsidenten eingeführt.[74]

Der ukrainischen Regierung gelang e​s nicht, d​ie von regierungsfeindlichen Kräften besetzten Gebiete i​n ihr Staatswesen z​u integrieren. Sie befinden s​ich zurzeit u​nter der Kontrolle d​er international n​icht anerkannten Volksrepublik Donezk, beziehungsweise Volksrepublik Luhansk.

Trotzdem o​der gerade w​egen des schwachen Staats, s​o der Historiker Philipp Ther, h​abe sich i​n der Ukraine e​ine relativ starke Zivilgesellschaft entwickelt. Zudem h​abe sich e​in funktionierender politischer Wettbewerb etabliert.[75]

Am 24. Februar 2022 griff die Russische Armee die Ukraine an: Die russischen Streitkräfte attackierten die Ukraine auch vom Schwarzen Meer und von Belarus aus.[76] Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief aufgrund der russischen Invasion den Kriegszustand sowie das Kriegsrecht im Land aus. Die Invasion trägt alle Kennzeichen eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges.[77] Das ukrainische Volk lasse sich jedoch nicht mehr so leicht von einem Regime unterdrücken, so Philipp Ther, weshalb nach dem von Wladimir Putin angestrebten Sturz der Regierung keine stabile undemokratische Ordnung mehr errichtbar wäre.[75]

Karten

Siehe auch

Literatur

  • Franziska Bruder: „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) 1928–1948. Metropol, Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-33-8.
  • Roman Danyluk: Freiheit und Gerechtigkeit. Die Geschichte der Ukraine aus libertärer Sicht. Edition AV, Lich 2010, ISBN 978-3-86841-029-7.
  • Johann Christian Engel. Geschichte der Ukraine und der ukrainischen Cosaken, wie auch der Königreiche Halitsch und Wladimir. Johann Jakob Gebauer, Halle 1796 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Frank Golczewski: Deutsche und Ukrainer, 1914–1939. Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-506-76373-0.
  • Frank Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft 1918 und 1941/42. Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05259-7.
  • Kerstin S. Jobst: Geschichte der Ukraine. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-15-019320-4 (Rezension der Erstauflage 2010).
  • Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. 2., aktualisierte Auflage. Beck, München 2000, ISBN 3-406-45971-4.
  • Michel Kazanski, Jürgen Udolph: Ukraine. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 31, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018386-2, S. 372–391.
  • Paul Robert Magocsi: A History of Ukraine. University of Toronto Press, Toronto 1996, ISBN 0-8020-0830-5.
  • Serhii Plokhy: The Gates of Europe: A History of Ukraine. Allen Lane, London 2015, ISBN 978-0-241-18808-8.
  • Anna Reid: Borderland. A Journey Through the History of Ukraine. Phoenix 1997, ISBN 1-84212-722-5.
  • Mykola Rjabtschuk: Die reale und die imaginierte Ukraine. Essay. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-12418-8.
  • Thomas Sandkühler: Endlösung in Galizien. Der Judenmord in Ostpolen und die Rettungsinitiativen von Berthold Beitz 1941–1944. Dietz Nachfolger, Bonn 1996, ISBN 3-8012-5022-9.
  • Gerhard Simon (Hrsg.): Die neue Ukraine. Gesellschaft-Wirtschaft-Politik (1991–2001). Böhlau, Köln/Wien 2002, ISBN 3-412-12401-X.
  • Timothy Snyder: Bloodlands: Europa zwischen Hitler und Stalin. Beck 2011, ISBN 978-3-406-62184-0.
  • Kai Struve: Bauern und Nation in Galizien. Über Zugehörigkeit und soziale Emanzipation im 19. Jahrhundert (Schriften des Simon-Dubnow-Instituts). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-525-36982-4, (über die Integration der Bauern in die polnische und ruthenisch-ukrainische Nation).
  • Ricarda Vulpius: Nationalisierung der Religion. Russifizierungspolitik und ukrainische Nationsbildung 1860–1920. (=Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Band 64). Verlag Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05275-9.
  • Torsten Wehrhahn: Die Westukrainische Volksrepublik. Zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923. Berlin 2004, ISBN 3-89998-045-X, (Leseprobe; PDF, 157 kB; aufgerufen am 27. Januar 2012).
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Einzelnachweise

  1. Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. (= Archeolingua. series minor 6). Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences/ Linguistic Institute of the University of Innsbruck, 1994, ISBN 3-85124-171-1.
  2. Holm, Hans J. J. G. (2019): The Earliest Wheel Finds, their Archeology and Indo-European Terminology in Time and Space, and Early Migrations around the Caucasus. Series Minor 43. Budapest: ARCHAEOLINGUA ALAPÍTVÁNY. ISBN 978-615-5766-30-5. Mit 306 Quellennachweisen, 6 Graustufen- und farbige Abbildungen, sowie verkleinerten Abbildungen von 130 repräsentativen Radfunden (dabei aktuelle aus Deutschland und China).
  3. Kurzer Artikel über die „Stein-Babas“ von Dnipropetrowsk, abgerufen am 20. Juni 2013.
  4. J. P. Mallory, D. Q. Adams: Kemi Oba Culture. In: Encyclopedia of Indo-European Culture. Fitzroy Dearborn, 1997, S. 327–328.
  5. Die Kiewer Kultur. In: knowed.ru. 10. Januar 2010, abgerufen am 25. August 2014 (russisch, Originaltitel: russisch Киевская культура).
  6. Frühe Slawische Stämme. Die archäologische Kiewer Kultur als Vorfahren der Anten. 5. Februar 2010, abgerufen am 25. August 2014 (russisch, Originaltitel: russisch Раннеславянские племена змиевщины. Киевская археологическая культура как отражение ранней фазы развития антов.).
  7. Vgl. zur folgenden Geschichte die einschlägigen Handbücher zur Spätantike sowie Maenchen-Helfen: Welt der Hunnen. Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-43-8; allgemein und recht aktuell etwa Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire. London 2005, ISBN 0-330-49136-9, S. 145 ff.
  8. Einführend siehe Florin Curta: The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, C. 500–700. Cambridge 2001; Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006; Christian Lübke: Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. München 2004.
  9. Paul Robert Magocsi: A History of Ukraine. University of Toronto Press, Toronto 1996, ISBN 0-8020-0830-5, S. 27.
  10. Artikel über den Pereschepenski Schatz auf goldensands.bg (englisch), abgerufen am 22. Juni 2013.
  11. Artikel über den Pereschepenski Schatz auf der Website der St. Petersburger Eremitage (Memento vom 27. September 2006 im Internet Archive), abgerufen am 22. Juni 2013.
  12. J. J. Saunders: Matthew Paris and the Mongols. Toronto, 1968, S. 124.
  13. Dehkhoda Persian dictionary: داروغه . [ غ َ / غ ِ ] (ترکی - مغولی ، اِ) رئیس شبگردان . سرپاسبانان . داروغه که در زبان مغولی به معنی «رئیس » است یک اصطلاح عمومی اداری است
  14. Carsten Goehrke u. a.: Russland. S. 79.
  15. Charles J. Halperin, Russia and the Golden Horde: The Mongol Impact on Medieval Russian History (Bloomington: Indiana University Press, 1987); Donald Ostrowski, Muscovy and the Mongols: Cross-Cultural Influences on the Steppe Frontier, 1304–1589. Cambridge University Press, Cambridge 1998, S. ?
  16. Johannes Preiser-Kapeller: „Konfessionswechsel“ als Drohung. Beobachtungen zum Aufstieg des Kyprianos zum Metropoliten von Kiev und Litauen (1375) im Kontext der Politik des Patriarchats von Konstantinopel an Kontaktzonen zur Westkirche im 13. und 14. Jahrhundert. (Memento vom 27. Februar 2013 im Internet Archive) (PDF)
  17. Kerstin S. Jobst: Geschichte der Ukraine. Stuttgart 2010, S. 73.
  18. Historiker zerpflückt Putins Rechtfertigung für Krim-Annexion, Der Bund, 9. Dezember 2017
  19. N. P. Šiškin: Deutsche Siedlungen im Südosten der Ukraine: Geschichte, Kultur, Schicksale. 1823-1941. (Zweisprachig: Nemeckie poseleniâ na jgo-vostoke Ukrainy: istoriâ, kul′tura, sud′by.) Donezk 2009.
  20. Philipp Ammon: Conundrum Ruthenicum – Zweierlei Rus: Judäa und Israel. Versuch einer Erhellung der ukrainischen Kalamität. In: tabula rasa, 28. Februar 2017.
  21. Ulrich Stoldt, Klaus Wiegrefe: Befreiungstruppen basteln. In: Der Spiegel. Nr. 50, 2007, S. 49 ff. (online).
  22. Philipp Ammon: Conundrum Ruthenicum – Zweierlei Rus: Judäa und Israel. Versuch einer Erhellung der ukrainischen Kalamität. In: tabula rasa, 28. Februar 2017.
  23. Internet Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): Central Rada
  24. Internet Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): Mykhailo Hrushevsky
  25. Frank Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft 1918 und 1941/42. Wiesbaden 2005, S. 56 f.
  26. Frank Golczewski: Deutsche und Ukrainer 1914 – 1939. Paderborn 2010, S. 163.
  27. Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): All-Ukrainian National Congress
  28. Frank Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft 1918 und 1941/42. Wiesbaden 2005, S. 57 f.
  29. Internet Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): Ukrainian Social Democratic Workers' party
  30. Internet Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): Universals of the Central Rada
  31. Internet Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): Autonomy
  32. Frank Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft 1918 und 1941/42. Wiesbaden 2005, S. 58.
  33. Encyclopedia of Ukraine (University of Toronto): All-Russian Constituent Assembly
  34. Ein Augenzeugenbericht aus der Sicht eines damals bekannten deutschen Journalisten, des Nahostexperten und Sozialdemokraten Friedrich Schrader, über die Ukraine im Bürgerkrieg findet sich in: Friedrich Schrader: Eine Flüchtlingsreise durch die Ukraine, Mohr/Siebeck, Tübingen, 1919.
  35. Kerstin S. Jobst: Geschichte der Ukraine. Stuttgart 2010, S. 160.
  36. Manfred Alexander (Hrsg.): Kleine Völker in der Geschichte Osteuropas. Festschrift für Günther Stökl zum 75. Geburtstag. Verlag Steiner, Stuttgart 1991, ISBN 3-515-05473-1, S. 132.
  37. Kerstin Susanne Jobst: Geschichte der Ukraine. Reclam, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-15-018729-6, S. 230.
  38. Das Schwarzbuch des Kommunismus, Piper-Verlag 1998, S. 181.
  39. Congress of European Nationalities: Die Nationalitäten in den Staaten Europas: Sammlung von Lagerberichten des Europäischen Nationalitäten-Kongress. W. Braumüller, 1932, S. 16 f.
  40. Verena Moritz u. a.: Gegenwelten. Aspekte der österreichisch-sowjetischen Beziehungen 1918–1938. Residenz Verlag, 2014, S. 353.
  41. Erzwungene Wege. Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jhs.: Bevölkerungsaustausch zwischen UDSSR und Polen und die „Aktion Weichsel“ (Memento vom 10. April 2013 im Internet Archive)
  42. Countries Elected Members of the Security Council. In: un.org. Abgerufen am 25. Februar 2018 (englisch).
  43. Wer Wind sät. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1990 (online).
  44. Und nun erwacht die Ukraine, Die Zeit Ausgabe 36/1990.
  45. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58780-1, S. 252–253.
  46. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine, München 2009, ISBN 978-3-406-58780-1, S. 269.
  47. Day in history – 20 January. In: RIA Novosti. 8. Januar 2006, abgerufen am 6. August 2007 (russisch).
  48. Договір про дружбу, співробітництво і партнерство між Україною і Російською Федерацією. In: Верховна Рада України. Abgerufen am 17. April 2020 (ukrainisch).
  49. NATO’s relations with Ukraine
  50. Ukraine`s contribution to NATO peace support activities
  51. Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine, München 2009, ISBN 978-3-406-58780-1, 297.
  52. Yves Bizeul (Hrsg.): Rekonstruktion des Nationalmythos?: Frankreich, Deutschland und die Ukraine im Vergleich, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0181-9, S. 227.
  53. Pläne für Polit-Boykott: Ukraine droht EM-Fiasko. Abgerufen am 30. Oktober 2013.
  54. stuttgarter-nachrichten.de
  55. sz-online.de
  56. Münchhausen-Check: Putin und der legitime Präsident der Ukraine – Spiegel Online.
  57. Was Yanukovych's Ouster Constitutional? – Radio Free Europe/Radio Liberty.
  58. Völkerrechtler Jasper Finke: „Putins Argumente sind fadenscheinig“,tagesschau.de, 5. März 2014.
  59. How William Hague Deceived the House of Commons on Ukraine – Huffington Post.
  60. William Hague has been cavalier with the facts in his support for the Ukraine rebels – The Telegraph.
  61. Alissa de Carbonnel: RPT-INSIGHT-How the separatists delivered Crimea to Moscow, Reuters vom 13. März 2013, abgerufen am 4. April 2014 (englisch).
  62. Putins Menschenrechtsrat bestätigt Wahlfälschung auf der Krim. Zeit Online, abgerufen am 13. Mai 2014.
  63. FAZ, 6. April 2014: Die Operation „Russischer Frühling“ ist gescheitert.
  64. Berliner Zeitung: Der russische Frühling von Donezk.
  65. rp-online.de
  66. Russia redeploying more troops along Ukraine border, U.S. officials say, Washington Post.
  67. Amerika: Russland soll Panzerlieferungen stoppen FAZ, 21. Juni 2014.
  68. Separatisten bestätigen Rüstungslieferung aus Russland Zeit Online, 16. August 2014.
  69. Erklärung des UNHCHR am 28. Juli 2014: A total breakdown of law and order and a reign of fear and terror have been inflicted by armed groups on the population of eastern Ukraine. The report documents how these armed groups continue to abduct, detain, torture and execute people kept as hostages in order to intimidate and “to exercise their power over the population in raw and brutal ways.”
  70. Zweites Kabinett Jazenjuk auf Ukraine-Nachrichten vom 2. Dezember 2014.
  71. Simone Brunner: Wolodymyr Selenskyj: Sein schwerster Kampf. In: Die Zeit. 26. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
  72. Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2019. Stimmenzählung online in der Ukraine-Prawda vom 31. März 2019, abgerufen am 1. April 2019 (ukrainisch)
  73. Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in der Ukraine 2019 (Zweiter Wahlgang) auf der Webseite der Zentralen Wahlkommission der Ukraine vom 21. April 2019; abgerufen am 21. April 2019 (ukrainisch)
  74. Wolodymyr Selenskyj-Neuer ukrainischer Präsident löst Parlament auf spiegel.de; abgerufen am 20. Mai 2019
  75. Osteuropa-Historiker Philipp Ther über den Krieg in der Ukraine, ndr, 1. März 2022
  76. Putin greift die Ukraine an. In: Spiegel. Spiegel. 24. Februar 2022. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  77. Georg Schwarte: Putins Angriffskrieg. Stunde der Europäer. In: Tagesschau. 24. Februar 2022, abgerufen am 26. Februar 2022.
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