Mantua
Mantua (italienisch Mantova, lateinisch Mantua, mantovanischer Dialekt Màntua)[2] ist eine Stadt mit 49.440 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in der Lombardei in Italien.
Mantua | ||
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Staat | Italien | |
Region | Lombardei | |
Provinz | Mantua (MN) | |
Lokale Bezeichnung | Mantua / Mantova | |
Koordinaten | 45° 9′ N, 10° 47′ O | |
Höhe | 19 m s.l.m. | |
Fläche | 63 km² | |
Einwohner | 49.440 (31. Dez. 2019)[1] | |
Fraktionen | Castelletto Borgo, Formigosa | |
Postleitzahl | 46100 | |
Vorwahl | 0376 | |
ISTAT-Nummer | 020030 | |
Volksbezeichnung | Mantovani | |
Schutzpatron | Anselm | |
Website | Mantua | |
Luftbild der Altstadt von Mantua |
Mantua and Sabbioneta | |
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UNESCO-Welterbe | |
Vertragsstaat(en): | Italien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | ii, iii |
Referenz-Nr.: | 1287 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2008 (Sitzung 32) |
Mantua ist Hauptstadt der Provinz Mantua, sie wird zusammen mit Sabbioneta in der Liste der Welterbestätten geführt. Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt sind der romanische Dom, die Renaissancekirche S. Andrea, der Palazzo Ducale und der Palazzo del Te. Die Stadt, genauer das in ihrer Nähe gelegene antike Dorf Andes, gilt als Geburtsort Vergils. In William Shakespeares Tragödie Romeo und Julia ist Mantua Romeos Verbannungsort. Verdis Oper Rigoletto spielt in Mantua.
Die Stadt ist umgeben von vier Seen – Lago Superiore, Lago di Mezzo, Lago Inferiore und Lago Paiolo –, die im 12. Jahrhundert zur Verteidigung der Stadt angelegt wurden und vom Fluss Mincio gespeist werden. Dadurch wirkt die Stadt fast wie eine Insel.
Mantua wurde am 27. Oktober 2015 zur „Kulturhauptstadt Italiens 2016“ ernannt.[3]
Geschichte
Die Liebenden von Valdaro sind ein etwa 6000 Jahre altes menschliches Skelettpaar, das 2007 in einem neolithischen Grab in San Giorgio di Mantova bei Mantua entdeckt wurde.
Mantua wurde von den Etruskern gegründet, die den Ort Manthva nannten. Für ihre mythische Gründungsgeschichte wird die griechische Seherin Manto benannt;[4] denkbar wäre auch ein Zusammenhang mit Mantus, der etruskischen Gottheit der Unterwelt.
Im Jahr 804 wurde das römisch-katholische Bistum Mantua gegründet. Im Vorfeld des Investiturstreits zu Pfingsten 1064 fand an diesem Ort eine Synode statt, die das damalige Papstschisma, welches die Entzweiung von deutschem Hof und dem römischen Reformpapsttum begründete, löste und Papst Alexander II. gegen den Gegenpapst Honorius II. als rechtmäßigen Pontifex bestätigte.
Seit 1328 regierte dort die Adelsfamilie der Gonzaga, die von den römisch-deutschen Kaisern 1362 zu Grafen, 1433 zu Markgrafen (Marchesi) und 1530 zu Herzögen erhoben wurden. Kaiser Karl V. übertrug den Gonzaga als treuen Verbündeten 1536 auch die Herrschaft über die wichtige Markgrafschaft Monferrato an der oft umkämpften französisch-italienischen Grenze. Zeitweilig stiegen sie dadurch zu einer der bedeutendsten Fürstendynastien Italiens auf, einen Höhepunkt der Kunstförderung erreichten sie unter Markgraf Franz II. (Francesco II., † 1519), dessen Ehefrau Isabella d’Este († 1538) und ihrem Sohn Federico († 1540). Eine Nebenlinie der mantuanischen Gonzaga etablierte sich in der Grafschaft Guastalla, deren Herrscher Ferdinand (Ferrante, † 1557) in kaiserlich-spanischen Diensten zum Vizekönig von Sizilien und Statthalter des Herzogtums Mailand aufstieg.
Das Aussterben der mantuanischen Hauptlinie der Gonzaga 1627 löste den zwischen Frankreich und den Habsburgern geführten Mantuanischen Erbfolgekrieg um das strategisch wichtige Herzogtum aus, der die ökonomische und kulturelle Blütezeit des Landes schlagartig beendete. 1631 musste der habsburgische Kaiser die französischen Erbfolgekandidaten, die Herzöge von Gonzaga-Nevers, als neue Herrscher von Mantua anerkennen. Da diese im Spanischen Erbfolgekrieg ab 1701 wiederum auf französischer Seite gegen Österreich standen, setzte der Kaiser sie 1708 ab; Mantua war seither direkter Teil des Habsburgerreiches.
Während der Koalitionskriege war die Stadt, die seit 1745 zum habsburgischen Herzogtum Mailand gehörte, mehrfach umkämpft. Napoleon konnte Mantua nach einer monatelangen Belagerung Anfang 1797 einnehmen, doch schon 1799 ging es wieder verloren. Erneut von 1805 bis 1814 stand Mantua unter französischer Herrschaft; Napoleon Bonaparte ließ in der Zitadelle am anderen Ufer des Mincio 1810 den gefangenen Führer des Tiroler Aufstandes, Andreas Hofer, hinrichten. Hiervon handelt das Andreas-Hofer-Lied („Zu Mantua in Banden“) von Julius Mosen. Es ist die Landeshymne des österreichischen Bundeslandes Tirol.
1814 wurde Mantua erneut österreichisch und kam erst 1866 als Folge des Deutschen Kriegs zu Italien. Unter österreichischer Herrschaft war der Ort Teil des oberitalienischen Festungsvierecks (it.: Quadrilatero), das 1815 zur Verteidigung der österreichischen Besitzungen in Italien in den Orten Peschiera, Mantua, Legnago und Verona errichtet wurde.
Nebenlinien des Hauses Gonzaga regierten länger als in Mantua noch in Guastalla, das 1621 zum Herzogtum erhoben worden war, und in der Grafschaft Novellara. Diese wurde 1737 von Modena annektiert, Guastalla fiel nach dem Aussterben der dortigen Gonzaga-Linie 1746 an Österreich, dann an Parma. Riccarda Gonzaga, die gestürzte Gräfin von Novellara und zeitweilige Regentin von Massa und Carrara (1731–1741), starb 1768.
Am 29. Mai 2012 ereignete sich ein schweres Erdbeben der Stärke 5,8 in Norditalien. Mantua war davon besonders betroffen, darunter der Palazzo Ducale und die Türme des Rathauses im Palazzo della Ragione. Das Epizentrum des Bebens lag im rund 60 km entfernten Medolla.[5]
- Liebende von Valdaro
- Mit Luigi I. Gonzaga begann 1328 die Herrschaft der Gonzaga in Mantua
- Die Erschießung Andreas Hofers 1809
- Mantua als Teil des k.k. Festungsvierecks
- Denkmal für die „Belfiore-Märtyrer“ (1851–1855)
Architektur und Kultur
Bauwerke
2008 wurden die Altstädte von Mantua und Sabbioneta gemeinsam in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
- Palazzo Ducale: mächtiger Ziegelbau, der 450 Wohnräume enthält. Das bedeutendste Kunstwerk in dem Palast sind Mantegnas Fresken in der Camera degli Sposi (1474 vollendet).
- Dom: fünfschiffige Basilika aus dem neunten Jahrhundert, im Inneren nach 1540 von Giulio Romano nach frühchristlichen Vorbildern, vor allem wohl Alt St. Peter in Rom, umgebaut. Die Fassade stammt aus dem Jahr 1756. Daneben steht ein romanischer Glockenturm.
- Palazzo della Ragione mit dem Torre dell’orologio (Uhrturm)
- Basilika Sant’Andrea: Der Entwurf ist das letzte Werk des Leon Battista Alberti (1470). Die Kirche gilt als eines der herausragenden Werke der italienischen Renaissance.
- San Sebastiano: Renaissancekirche von Alberti.
- Rotonda di San Lorenzo: romanische Rundkirche, die auf einem antiken Rundbau steht. Wahrscheinlich eine Gründung der Markgräfin Mathilde von Tuszien.
- Palazzo del Te, 1525 bis 1535 von Giulio Romano erbaut.
- Teatro Bibiena (auch Teatro Scientifico), 1767–1769 von Antonio Galli da Bibiena erbaut
- Palazzo del Capitano, Teil des Palazzo Ducale
- Basilika Sant’Andrea
- Piazza Sordello mit Dom, links davon das Bischöfliche Palais
- San Sebastiano
- Palazzo del Te
- Teatro Bibiena
Kulturelle Institutionen
Wirtschaft
Mantua ist einer der größten Umschlagsplätze für Agrarprodukte in der Po-Ebene. Ansässig in Mantua ist auch eine Niederlassung der IES – Italiana Energia e Servizi. Etwa 1,5 km östlich vom Stadtzentrum befinden sich Chemieanlagen (Raffinerie) des Unternehmens. Dabei handelt es sich um die italienische Tochtergesellschaft der ungarischen MOL Rt. (Magyar Olaj- és Gázipari Részvénytársaság).
Städtepartnerschaften
Mantua unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:
Persönlichkeiten
Bekannte Persönlichkeiten der Stadt sind in der Liste von Persönlichkeiten der Stadt Mantua aufgeführt.
Klima
Durchschnittliche Klimadaten von Mantua (Mantova) La-Specola
Quelle: Archivio climatico DBT. Zeitraum: 1961–1990 |
Literatur
- Visioni di Mantova, Istituto Geografico de Agostini, Novara 1953, 24 Farbtafeln (Beschriftung ital., franz., engl., deutsch).
- Elisabeth Th. Hilscher-Fritz: Mantua. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
- Walter Pippke, Ida Leinberger: Gardasee, Verona, Mantua, Trentino. Kunst und Geschichte im Zentrum des Alpenbogens. (DuMont Kunst-Reiseführer). DuMont, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7701-6617-6
Weblinks
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- Internetseite der Stadt
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Museen und wichtige Gebäude
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- Pierino Pelati: Acque, terre e borghi del territorio mantovano, Saggio di toponomastica, Asola 1996.
- Mantua zur Kulturhauptstadt Italiens 2016 ernannt, auf enit.de, abgerufen am 12. November 2015.
- Vergil, Aeneis 10.199.
- Terremoto : 16 morti, e 350 feriti – Monti: «Lo Stato farà tutto il possibile». corriere.it, abgerufen am 10. März 2019.
- Städtepartnerschaften in Europa. comune.mantova.gov.it, abgerufen am 10. März 2019.
- Städtepartnerschaften weltweit. comune.mantova.gov.it, abgerufen am 10. März 2019.