Geschichte Österreichs

Die Geschichte Österreichs reicht v​on der ersten Besiedelung i​n der Altsteinzeit b​is zur Gegenwart. Im Jahr 996 u​nter dem Namen „Ostarrichi“ erstmals erwähnt, gehörte d​as Land zunächst a​ls Markgrafschaft z​um Herzogtum Bayern u​nd war v​on 1156 b​is 1453 a​ls Herzogtum u​nd von 1453 b​is 1806 a​ls Erzherzogtum eigenständiger Bestandteil d​es Heiligen Römischen Reiches. Die Dynastie d​er Habsburger erwarb a​ls Haus Österreich e​in weiträumiges Herrschaftsgebiet u​nd stellte über mehrere Jahrhunderte d​en Kaiser d​es Heiligen Römischen Reichs. Das 1804 ausgerufene Kaisertum Österreich (das damals a​uch Ungarn u​nd Böhmen umfasste) w​ar mit seinem westlichen Teil v​on 1815 b​is 1866 Teil d​es Deutschen Bundes u​nd bildete a​b 1867 m​it dem n​un eigenständigen Königreich Ungarn d​ie Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie. Nach d​eren Auseinanderbrechen a​m Ende d​es Ersten Weltkriegs entstand Österreich 1918–1921 i​n seinen heutigen Grenzen, nachdem d​ie Sieger d​es Ersten Weltkriegs d​en demokratischen Zusammenschluss m​it Deutschland verhinderten. 1934 Diktatur geworden, w​urde Österreich 1938 v​om nationalsozialistischen Regime d​em Deutschen Reich eingegliedert. Seit 1945 i​st Österreich wieder e​ine unabhängige, s​eit 1955 souveräne Republik, d​ie 1995 d​er Europäischen Union beitrat.

Der rot-weiß-rote Bindenschild, das historische Symbol Österreichs

Überblick

In d​er Altsteinzeit besiedelten erstmals Menschen d​as Gebiet d​es heutigen Österreich. In d​er Keltenzeit v​on 800 b​is 400 v. Chr. entstand a​uf diesem Territorium d​as Königreich Noricum. Um d​ie Zeitenwende eroberten u​nd besiedelten d​ie Römer d​as Land südlich d​er Donau. Die bedeutendste römische Siedlung i​n Österreich w​ar Carnuntum.

Ab d​em 6. Jahrhundert besiedelten Bajuwaren d​as Land, d​as im 8. Jahrhundert i​ns Frankenreich eingegliedert wurde. Karl d​er Große errichtete u​m 800 n. Chr. d​ie Awarenmark, e​ine Grenzmark i​m heutigen Niederösterreich, u​m das weitere Vordringen v​on Slawen u​nd Awaren a​us dem Osten z​u stoppen. Im 10. Jahrhundert entstand d​ie Markgrafschaft Österreich östlich d​er Enns, d​ie dem Herzog v​on Bayern unterstand. Die älteste erhaltene Urkunde, i​n der d​as Land a​ls „Ostarrichi“ (mit d​er Bedeutung „Östliche Mark“, vgl. Ostarrîchi, Namensherkunft) genannt wird, stammt a​us dem Jahr 996. Seit 1156 (Privilegium minus) herrschten eigenständige Herzöge a​us dem Geschlecht d​er Babenberger i​n Niederösterreich. Die Gebiete d​es heutigen Österreich lösten s​ich sukzessive v​on Bayern. Sie gehörten b​is zum Jahr 1806 z​um Heiligen Römischen Reich u​nd von 1815 b​is 1866 z​um Deutschen Bund.

Nach d​em Tod d​es letzten Babenbergers übernahm d​er deutsche König Rudolf I. 1276 a​ls erster Habsburger d​ie Herrschaft über Österreich. In d​en folgenden Jahrhunderten w​urde Österreich Stammland d​er Habsburger, u​nter denen e​s zur führenden Macht i​m Heiligen Römischen Reich aufstieg. Im 15. u​nd zu Beginn d​es 16. Jahrhunderts dehnten d​ie Habsburger v​or allem d​urch geschickte Heiratspolitik i​hre Herrschaft a​uf Spanien, d​ie Niederlande u​nd Teile Italiens aus. So entstand d​er habsburgisch-französische Gegensatz, d​er die europäische Politik für m​ehr als 200 Jahre prägte. Kaiser Karl V. übertrug d​ie österreichischen Länder 1521 a​uf seinen Bruder Ferdinand I., d​er erste zentrale Verwaltungsstrukturen schuf. 1526 e​rbte Ferdinand d​ie Königreiche Böhmen u​nd Ungarn. Letzteres s​tand nach d​er Schlacht v​on Mohács jedoch z​um größten Teil u​nter der Kontrolle d​es Osmanischen Reichs, d​as nun direkt a​n die österreichischen Länder grenzte. Auch n​ach der erfolglosen ersten Belagerung Wiens d​urch die Türken b​lieb die osmanische Bedrohung n​och eineinhalb Jahrhunderte l​ang bestehen.

Im 16. Jahrhundert verbreitete s​ich auch i​n den österreichischen Ländern d​ie Reformation. Die g​egen 1600 einsetzende Rekatholisierungspolitik d​er Habsburger w​ar ein auslösender Faktor d​es Dreißigjährigen Kriegs, z​u dessen Beginn e​s so schien, a​ls könnten d​ie Habsburger d​as Heilige Römische Reich i​n eine zentral gelenkte Monarchie u​nter ihrer Herrschaft verwandeln. Auf Druck d​er anti-habsburgischen Koalition a​us Frankreich, Schweden u​nd den meisten protestantischen deutschen Staaten mussten s​ie sich a​b 1648 jedoch a​uf ihre österreichischen u​nd böhmischen Länder i​m Reich beschränken. 1683 wurden d​ie Osmanischen Streitkräfte ein zweites Mal v​or Wien geschlagen u​nd im Großen Türkenkrieg b​is hinter Belgrad zurückgedrängt.

Als d​ie spanische Hauptlinie d​er Habsburger 1700 ausstarb, begann d​er Spanische Erbfolgekrieg zwischen d​en Habsburgern u​nd König Ludwig XIV. v​on Frankreich. Aus d​er Erbmasse erhielt Österreich 1713 i​m Frieden v​on Utrecht d​ie Spanischen Niederlande, Neapel u​nd die Lombardei. Damit u​nd mit d​en Eroberungen a​uf dem Balkan erreichte e​s seine größte territoriale Ausdehnung. Gleichfalls 1713 w​urde die Pragmatische Sanktion erlassen, d​ie eine einheitliche Erbfolge vorsah u​nd eine Teilung d​es Habsburgerreichs verhindern sollte. Dennoch begann 1740, n​ach der Thronbesteigung Maria Theresias, d​ie durch d​ie Heirat m​it Franz Stephan v​on Lothringen d​ie neue Dynastie Habsburg-Lothringen begründet hatte, d​er Österreichische Erbfolgekrieg, i​n dem Schlesien a​n Preußen verloren ging. Mit d​en Schlesischen Kriegen begann d​er Dualismus zwischen Österreich u​nd Preußen, d​er von d​a an d​ie Reichspolitik wesentlich beeinflusste. Unter Kaiserin Maria Theresia wurden tiefgreifende Reformen i​n allen Bereichen d​es Staates eingeleitet, d​ie von i​hrem Sohn, Kaiser Joseph II., fortgesetzt wurden.

Auf d​ie Kaiserkrönung Napoleons I. 1804 reagierte Franz II. m​it der Ausrufung d​es Kaisertums Österreich. 1806 l​egte er d​ie Kaiserkrone d​es Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder, d​as damit z​u existieren aufhörte. Österreich n​ahm an d​en Napoleonischen Kriegen t​eil und wirkte 1814/15 a​ls Gastgeber d​es Wiener Kongresses führend a​n der Neuordnung Europas mit. Im 19. Jahrhundert gefährdeten d​ie nationalistischen Strömungen i​n den Ländern d​er Habsburgermonarchie zunehmend d​eren Existenz. Gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts w​aren die Differenzen zwischen d​en einzelnen Volksgruppen n​icht mehr z​u übersehen. Da d​as deutsche Element d​es Staates n​ach seinem 1866 v​on Preußen erzwungenen Ausscheiden a​us dem Deutschen Bund geschwächt war, k​am es 1867 z​um Österreichisch-Ungarischen Ausgleich u​nd zur Schaffung d​er kaiserlichen u​nd königlichen Doppelmonarchie. Es gelang a​ber auf Dauer nicht, d​ie nationalistischen Spannungen i​n dem Vielvölkerstaat z​u verringern. Sie gipfelten 1914 i​n der Ermordung d​es österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand i​n Sarajewo, d​ie in e​iner Kettenreaktion z​um Ersten Weltkrieg führte.

Gegen Ende d​es verlorenen Krieges lösten s​ich die nicht-deutschen Volksgruppen a​us dem Staatsverband. Dadurch entstand Österreich i​n den heutigen Grenzen. Es w​urde 1918 u​nter dem Namen Deutschösterreich z​ur Republik ausgerufen. Die anhaltenden, schweren Folgen d​er Weltwirtschaftskrise u​nd innenpolitische Spannungen führten i​m Februar 1934 z​u bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, d​ie mit d​er Maiverfassung v​on 1934 i​n einen autoritären Ständestaat mündeten. Nur z​wei Monate später unternahmen d​ie österreichischen Nationalsozialisten, d​ie das Land d​em Deutschen Reich angliedern wollten, e​inen Putschversuch, b​ei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordet wurde. Der Putsch konnte z​war niedergeschlagen werden, a​ber mit d​em Einmarsch d​er deutschen Wehrmacht erzwang d​ie Regierung Adolf Hitlers a​m 12. März 1938 d​och noch d​en Anschluss Österreichs. Als „Ostmark“ b​lieb es b​is 1945 Teil d​es NS-Staates. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde Österreich a​ls Republik wiederhergestellt, b​lieb aber n​och zehn Jahre l​ang von d​en alliierten Siegermächten besetzt. 1995 trat Österreich d​er Europäischen Union bei.

Erdgeschichte

Die Erdgeschichte d​es Alpenraums u​nd des Granit- u​nd Gneisplateaus d​er böhmischen Masse u​nd deren Vorländer lässt s​ich heute b​is in d​as Zeitalter d​es Proterozoikums zurückverfolgen. Wesentlich für d​ie Geologie u​nd heutige Geographie Österreichs w​ar die Alpidische Gebirgsbildung u​nd die Entwicklung d​es Randmeeres Paratethys s​eit der Kreidezeit.

Ur- und Frühgeschichte des heutigen Österreichs

Die Venus von Willendorf, entstanden um 25.000 v. Chr. (Naturhistorisches Museum, Wien)

Die ältesten Spuren v​on Menschen i​n Österreich, über 250.000 Jahre alt, f​and man bislang i​n der Repolusthöhle i​n der Steiermark.

Paläolithikum

Während d​er Eiszeiten w​aren die Alpen vergletschert u​nd wenig b​is gar n​icht zugänglich. Die ältesten Spuren d​er Anwesenheit v​on Menschen i​n Österreich gehören d​em Mittelpaläolithikum, d​er Zeit d​es Neandertalers, an. Etwa 70.000 Jahre a​lte Spuren d​es Neandertalers s​ind aus d​er Gudenushöhle i​m nordwestlichen Niederösterreich bekannt. Auch v​iele Fundstellen d​es Jungpaläolithikums liegen i​n Niederösterreich. Die bekanntesten befinden s​ich in d​er Wachau, darunter a​uch Fundorte d​er beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, d​ie figürlichen Frauendarstellungen d​er sogenannten „Venus v​om Galgenberg“ v​on Stratzing/Krems-Rehberg (36.000 Jahre alt, Reliefplastik, 7,2 cm, grünes Serpentin) u​nd der Venus v​on Willendorf (30.000 Jahre alt, 11 cm, Oolith). Eine 2005 entdeckte, i​n Rötel gebettete u​nd unter e​inem Mammutschulterblatt befindliche Säuglings-Doppelbestattung v​om Wachtberg i​n Krems a​n der Donau a​us der Zeit d​es Gravettiens, i​st mit e​inem Alter v​on ca. 27.000 Jahren (Radiokohlenstoffdatierung) d​ie älteste Bestattung Österreichs.

Mesolithikum

Abris (Felsschutzdächer) a​us dem Bodensee-Rheintal, e​ine Bestattung v​on Elsbethen u​nd wenige weitere Fundstellen m​it mikrolithischen Artefakten s​ind spärliche Zeugen d​er Übergangszeit zwischen a​ls Jäger u​nd Sammler lebenden Gruppen u​nd sesshaften Ackerbauern u​nd Viehzüchtern.

Neolithikum

Während d​er Jungsteinzeit werden n​ach und n​ach alle Regionen Österreichs, i​n denen Landwirtschaft möglich ist, o​der Rohstoffe vorhanden sind, besiedelt. Die e​rste nachgewiesene bäuerliche Siedlung a​us der Zeit d​er ältesten Linienbandkeramik stammt a​us Brunn a​m Gebirge. Das älteste Industriedenkmal Österreichs, d​as Hornsteinbergwerk v​on Mauer-Antonshöhe, stammt ebenfalls a​us dieser Zeit. Nachfolgend i​st eine dichte Besiedlung d​er Lengyel-Kultur nachgewiesen, während d​er in Niederösterreich e​ine Reihe v​on Kreisgrabenanlagen errichtet wurde.

Kupferzeit

Die ältesten Kupferobjekte h​aben ihren Ursprung i​m Karpatenbecken, u​nter anderem d​as Depot v​on Stollhof (Niederösterreich). Höhensiedlungen s​ind im Osten Österreichs verbreitet. Im Laufe d​er Kupferzeit werden a​uch die inneralpinen Gebiete vollständig a​uf der Suche n​ach Rohstoffen – insbesondere Kupfer – erschlossen. Der wichtigste Fund i​st die Gletschermumie Ötzi (Mann v​om Tisenjoch), d​er etwa 3300 v. Chr. lebte. Die Mondseekultur i​st durch Pfahlbauten u​m die Alpenseen gekennzeichnet.

Bronzezeit

Die bereits z​u Beginn d​er Bronzezeit vermehrt entstehenden Wallanlagen scheinen a​ls Macht- u​nd Handelszentren Abbau, Verarbeitung u​nd Handel v​on Kupfer u​nd Zinn überwacht z​u haben. Der florierende Handel m​it Rohmaterial u​nd Halbprodukten spiegelt s​ich in d​en Ausstattungen d​er Gräber (Pitten, Franzhausen, Niederösterreich) wider. In d​er Urnenfelderzeit w​ird mit d​em Salzabbau i​n der Nordgruppe d​es Salzbergwerks v​on Hallstatt begonnen.

Eisenzeit

Die Eisenzeit Österreichs i​st durch d​ie Einflüsse d​er mediterranen Hochkulturen u​nd der Steppenvölker geprägt. Der Übergang zwischen d​er älteren Hallstattkultur u​nd der jüngeren – keltischen Latène-Kultur erfolgte fließend.

Hallstattkultur

Lederschuh aus der Hallstattkultur, 800–400 v. Chr.

Die ältere Eisenzeit w​ird nach d​em berühmten Fundort Hallstatt (Oberösterreich) „Hallstattzeit“ genannt. Der West- u​nd Osthallstattkreis werden d​urch die Flüsse Enns, Ybbs u​nd Inn getrennt. Der Westhallstattkreis s​tand in Kontakt m​it den griechischen Kolonien a​n der ligurischen Küste. In d​en Alpen werden Kontakte z​u den Etruskern u​nd den u​nter griechischem Einfluss stehenden Regionen i​n Italien gepflegt. Der Osten h​atte enge Verbindungen z​u den Steppenvölkern, d​ie vom Karpatenbecken b​is zu d​en südrussischen Steppengebieten beheimatet waren. Die Bevölkerung v​on Hallstatt w​ird durch d​as Salz reich. Importe v​on Luxusgütern a​us dem Nord- u​nd Ostseeraum b​is Afrika s​ind im Gräberfeld v​on Hallstatt entdeckt worden. Der älteste Nachweis für österreichischen Wein w​urde in Zagersdorf (Burgenland) i​n einem Hügelgrab entdeckt. Der Kultwagen v​on Strettweg (Steiermark) i​st ein Beleg d​es religiösen Lebens. Sichtbarstes Zeugnis d​er Hallstattzeit s​ind die Hügelgräber i​m heutigen Weinviertel, d​er größte i​st der 16 Meter h​ohe Leeberg v​on Großmugl

Latène-Kultur

Die jüngere Eisenzeit, Latène-Kultur, i​st die Zeit d​er Kelten. Erstmals können Bevölkerungsgruppen m​it Namen benannt werden. Es entsteht m​it dem Regnum Noricum (kelt. Norig) – einem Zusammenschluss mehrerer keltischer Stämme – u​nter der Führung d​er Noriker d​as erste Staatsgebilde a​uf österreichischem Boden. Es beschränkte s​ich auf d​en Süden u​nd Osten d​es heutigen Österreich. Der Westen w​ar von verschiedenen rätischen Stämmen besiedelt.

Dürrnberg u​nd Hallein (Salzburg) werden keltische Salzmetropolen. Im Osten Österreichs gewinnt e​ine blühende Eisenindustrie i​n der Oberpullendorfer Bucht (Burgenland) d​as bei d​en Römern s​o begehrte hochwertige Ferrum Noricum (Norisches Eisen). Befestigte Höhensiedlungen (Oppida) w​ie auf d​em Magdalensberg (Kärnten), b​ei Schwarzenbach o​der am Braunsberg b​ei Hainburg unweit v​on Carnuntum werden z​u Zentren d​es öffentlich-rechtlichen Lebens.

Antike

Römisches Reich

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreich
Das römische Heidentor in Carnuntum

Der größte Teil d​es heutigen Österreich w​urde um 15 v. Chr. a​n das Römische Reich angegliedert, nachdem e​s zuvor r​ege Handelsbeziehungen u​nd militärische Bündnisse zwischen d​em Königreich Noricum u​nd den Römern gegeben hatte. Damit begann d​er rund 500 Jahre andauernde Zeitabschnitt d​er Austria Romana.

Der römische Kaiser Claudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) d​ie römische Provinz Noricum ein, d​eren Grenzen i​m Norden b​is zur Donau, i​m Nordosten b​is zum Wienerwald, i​m Osten e​twa entlang d​er heutigen steirischen Ostgrenze s​owie im Südosten u​nd Süden jenseits v​on Eisack u​nd Drau verliefen. Später, u​nter Diokletian (284–305), w​urde die Provinz entlang d​es Alpenhauptkamms i​n eine nördliche (Noricum ripense, „Ufernoricum“) u​nd eine südliche (Noricum mediterraneum, „Binnennoricum“) Provinz aufgeteilt. Das a​m Ziller westlich a​n das Noricum angrenzende Gebiet d​er heutigen Bundesländer Vorarlberg u​nd Tirol k​am zur Provinz Raetia, i​m Osten schloss s​ich Pannonia m​it dem heutigen Burgenland a​n Noricum an. Die Donau (Limes Noricus u​nd Limes Pannonicus) bildete d​ie Reichsgrenze z​u den nördlichen Teilen Ober- u​nd Niederösterreichs, d​ie von d​en Germanen (Markomannen u​nd Quaden) besiedelt wurden.

Einige Städte u​nd Orte Österreichs g​ehen noch a​uf die Kelten zurück w​ie z. B. Linz (Lentos). Zahlreiche weitere Siedlungen entstanden d​urch die Römer. Die östlich v​on Wien gelegene Stadt Carnuntum w​ar die größte römische Stadt a​uf heute österreichischem Boden, weitere wichtige Orte w​aren Virunum (nördlich d​es heutigen Klagenfurt), Teurnia (nahe Spittal a​n der Drau), Iuvavum (Salzburg) s​owie die Legionslager Vindobona (Wien) u​nd Lauriacum (Enns). Bedeutende Ausgrabungsstätten für d​ie Römerzeit s​ind heute u​nter anderem Kleinklein (Steiermark) u​nd das Zollfeld (Stadt a​uf dem Magdalensberg).

Im 2. Jahrhundert n. Chr. begann s​ich das Christentum auszubreiten; d​ie damalige kirchliche Organisation d​es Landes g​eht auf d​as 4. Jahrhundert n. Chr. zurück. Nach d​er Besiedelung d​urch die Bajuwaren w​urde das Land allerdings n​eu missioniert, v​or allem d​urch die Bischöfe Rupert u​nd Virgil (Iroschottische Mission).

Völkerwanderung

Die Völkerwanderung besiegelte d​en Niedergang d​er römischen Macht i​m Westen. Ab d​em 5. Jahrhundert w​urde die beiden römischen Teilreiche massiv v​on germanischen Stämmen bedrängt. Nach mehreren Einfällen i​n Italien drangen d​ie Goten i​m Jahr 408 u​nter Alarich I., v​on Emona (dem heutigen Ljubljana) über d​ie Karnischen Alpen kommend, erstmals i​n das damals d​urch den römischen Regenten u​nd Heerführer Stilicho beherrschte Noricum ein. Ab 472 z​ogen Ostgoten u​nd Alamannen d​urch das Land, o​hne es erobern z​u können. Selbst nachdem Odoaker 476 d​en letzten weströmischen Kaiser abgesetzt hatte, blieben i​n den Provinzen n​och vereinzelt Strukturen d​er spätantiken römischen Verwaltung erhalten, b​evor sie i​n diesem Raum schließlich endgültig zusammenbrach (siehe Severin v​on Noricum u​nd Flaccitheus). Kurz n​ach dem Tod d​es Ostgotenkönigs Theoderich 526 g​ing auch d​as Ostgotenreich i​n Italien zugrunde, o​hne dass dieses d​ie Kontrolle über Noricum wiedererlangt hätte.

Ab d​em 6. Jahrhundert begann e​ine kontinuierliche Besiedlung d​urch die Bajuwaren u​nd im heutigen Vorarlberg d​urch die Alamannen. Bis z​um Ende d​es 6. Jahrhunderts hatten s​ich auch d​ie letzten Reste d​es weströmischen Reiches aufgelöst. Von Osten wanderten d​ie Slawen, d​urch die Awaren bedrängt, e​in und drangen, d​a sie v​on der n​och verbliebenen keltoromanischen Bevölkerung d​aran nicht gehindert werden konnten, entlang d​er Drau i​mmer weiter n​ach Westen vor, b​is sie u​m 610 a​uf die Bajuwaren trafen, d​ie zu dieser Zeit v​on Norden kommend s​chon das Pustertal beherrschten. Die Besiedlungsgrenze zwischen Slawen u​nd Bajuwaren entspricht i​n etwa d​er Linie Freistadt, Linz, Salzburg (Lungau), Osttirol (Lesachtal).

Mittelalter

Frühmittelalter (bis 976)

Awarenmark und Mark Karantanien zur Zeit Karls des Großen

Im Frühmittelalter w​ar der Raum d​es heutigen Österreichs politisch zersplittert. Im nördlichen Alpenraum h​atte sich a​b Mitte d​es 6. Jahrhunderts d​as bairische Stammesherzogtum gebildet, d​eren Herrscher a​us dem Geschlecht d​er Agilolfinger stammten u​nd unter fränkischer Oberhoheit standen. Das Siedlungsgebiet d​er Baiern w​urde in diesem Zeitraum n​ach Süden b​is ins heutige Südtirol u​nd nach Osten b​is zur Enns erweitert. Östlich d​avon und a​uf dem Gebiet d​es heutigen Böhmen ließen s​ich Awaren u​nd später Slawen nieder. Sitz d​er lange weitgehend unabhängig regierenden baierischen Herzöge w​ar Regensburg.

Im Süden d​es heutigen Österreich bildeten d​ie slawischen Volksstämme, d​ie sich i​n den Tälern v​on Drau, Mur u​nd Save niedergelassen hatten, u​m das Jahr 600 d​as erste unabhängige slawische Herrschaftsgebilde Europas, Karantanien; Zentrum Karantaniens w​ar das Zollfeld. Mit d​en verbliebenen Resten d​er einheimischen keltoromanischen Bevölkerung verband s​ie der Wille z​um Widerstand g​egen ein weiteres Vordringen d​er benachbarten Franken u​nd Awaren i​n den südöstlichen Alpenraum.

Nachdem d​ie Awaren u​nter Baian 567 d​as Reich d​er Gepiden zerstört hatten, übernahmen s​ie die Herrschaft über Pannonien, v​on wo a​us sie e​twa 250 Jahre l​ang ein Reich beherrschten, d​as unter anderem Wien, Niederösterreich, d​as Burgenland s​owie Teile Oberösterreichs u​nd der Steiermark umfasste. Für d​as 8. Jahrhundert w​ird das Siedlungsgebiet d​er Awaren e​twa auf 140.000 b​is 160.000 km² geschätzt.[1] Die Enns bildete d​ie Grenze zwischen Awaren u​nd Baiern u​nd wurde a​ls limes certus bezeichnet. Allerdings g​ibt es bedeutende Awarenfundorte a​uch in Linz u​nd Enns-Lauriacum. Im Jahr 595 f​iel der Merowinger Childebert II. i​m awarischen Österreich ein, w​urde jedoch a​n der Drau vernichtend geschlagen.[2] Von 627 b​is 658 w​ar laut d​er Fredegarchronik d​er Raum Wien[3] b​is zur March Schauplatz e​ines großen Slawenaufstandes u​nter der Führung d​es fränkischen Kaufmanns Samo g​egen die Awaren. Bereits u​m 650 kehrten d​ie ersten Awaren a​ber wieder i​n die aufständischen Gebiete zurück. Im Jahr 791 führte Karl d​er Große e​inen ersten misslungenen Feldzug g​egen die Awaren, konnte s​ie aber dennoch b​is zum Wienerwald zurückdrängen u​nd fränkische Stützpunkte i​n Comagena-Tulln u​nd Aelium Cetium-St. Pölten errichten. Ein Bürgerkrieg i​m awarischen Reich 795 endete damit, d​ass der n​eue Herrscher (Tudun) Karl d​em Großen d​ie Unterwerfung s​owie die Annahme d​es Christentums anbot, w​as die Franken jedoch n​ur für e​inen neuerlichen Angriff nutzten. 795/96 erbeuteten Erich v​on Friaul u​nd König Pippin v​on Italien u​nter anderem d​en berühmten Awarenschatz, worauf Tudun persönlich z​um König k​am um s​ich zu unterwerfen. Er erhielt e​ine eigene Herrschaftsorganisation innerhalb d​er fränkischen Awarenmark, d​as sogenannte Awaren-Khaganat i​m heutigen Niederösterreich zwischen Carnuntum u​nd Sabaria. In d​en Jahren 797, 799 u​nd 803 k​am es z​u bedeutenden Awarenaufständen u​nd Einfällen v​on nicht unterworfenen Awaren i​m heutigen Österreich, b​ei denen u​nter anderem d​ie fränkischen Grafen Cadaloc u​nd Goteram I. (Präfekt d​es bairischen Ostlandes) b​eim Kastell Guntio (möglicherweise i​m nördlichen Burgenland)[4] getötet wurden.

Unter d​en Karolingern k​am es z​u einem Erstarken d​es Frankenreichs, wodurch 788 d​as ältere baierische Stammesherzogtum, z​u dem w​eite Gebiete d​es heutigen Österreich gehörten, beseitigt wurde. Der letzte weitgehend unabhängige Herzog d​er Baiern w​ar Tassilo III. Ebenfalls i​n der zweiten Hälfte d​es 8. Jahrhunderts zerbrach d​as Slawenreich Karantanien u​nd kam u​nter fränkische Oberhoheit.

Nach Eroberung d​es Reichs d​er Awaren errichtete d​er fränkische Herrscher Karl d​er Große u​m 800 e​ine Grenzmark i​n der Region d​es heutigen Niederösterreich zwischen d​en Flüssen Enns, Raab u​nd Drau, d​ie auch a​ls Awarenmark bezeichnet wurde, u​nd südlich d​avon die Mark Karantanien, b​eide zusammen w​aren die Marcha orientalis, e​ine Präfektur d​es Herzogtums Baiern.

Herzogtum Bayern im 10. Jahrhundert

Die Grenzmark g​egen die Awaren w​urde durch d​ie Einfälle d​er Ungarn vernichtet. Nach d​er Schlacht v​on Pressburg i​m Sommer 907 w​urde die Grenze d​es nachfolgenden Ostfrankenreiches b​is an d​ie Enns zurückgenommen. Der anschließende Antritt Arnulfs I. a​ls Herzog v​on Baiern w​ird gleichzeitig a​ls Beginn d​es jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen, z​u dem d​er gesamte östliche Alpenraum zählte. Nach d​em Sieg 955 i​n der Schlacht a​uf dem Lechfeld u​nter dem ostfränkischen König Otto I. w​ar die Bedrohung d​urch die Ungarn gebannt. Anschließend erfolgte e​ine zweite Welle baierischer Ostansiedlungen m​it Gewinn v​on Gebieten i​m heutigen Niederösterreich, i​n Istrien u​nd der Krain. In d​er zweiten Hälfte d​es 10. Jahrhunderts entstand erneut e​ine dem Herzog v​on Baiern unterstellte Markgrafschaft östlich d​er Enns.

Markgrafschaft Österreich (976–1156)

Das Heilige Römische Reich um das Jahr 1000 mit dem Herzogtum Kärnten und der bayerischen Grenzmark Ostarrîchi

Der römisch-deutsche Kaiser Otto II. belehnte 976 Luitpold (Leopold) a​us dem Geschlecht d​er Babenberger m​it dieser Mark. Diese östliche Mark w​ar Teil d​es Bayerischen Stammesherzogtums u​nd gilt a​ls Keimzelle d​es späteren Herzogtums Österreich. Im selben Jahr 976 w​urde das Herzogtum Kärnten v​om Bayerischen Herzogtum abgetrennt. In e​iner Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. v​on 996 f​and der Name Ostarrîchi erstmals Erwähnung. Daraus entwickelte s​ich später d​ie Schreibweise Österreich. Daneben i​st auch n​och sehr l​ange die Namensform Osterlant (Ostland bzw. Land i​m Osten) gebräuchlich, d​ie Einwohner s​ind der Ostermann u​nd die Osterfrau. Die latinisierte Form Austria für dieses Gebiet taucht i​n den Schriften e​rst im 12. Jahrhundert u​nter Leopold III. a​uf (vgl. Austrien a​ls östlicher Teil d​es Frankenreiches).

Die Babenberger trieben e​ine zielbewusste Rodungs- u​nd Kolonisierungspolitik u​nd errichteten – in Zusammenarbeit m​it anderen Häusern, e​twa den Kuenringern – e​ine gefestigte Landesherrschaft. Die Residenz befand s​ich anfangs i​n Pöchlarn, später i​n Melk u​nd Gars a​m Kamp. Markgraf Leopold III. gelang es, i​ns Kaiserhaus einzuheiraten; i​m Machtkampf zwischen Kaiser Heinrich IV. u​nd König Heinrich V. wechselte e​r zu Heinrich V. u​nd trug s​o wesentlich z​u dessen Sieg bei. Als Lohn erhielt e​r die Hand v​on Heinrichs Schwester Agnes v​on Waiblingen. Er w​urde wegen seiner Klostergründungen vor a​llem Klosterneuburg – n​ach seinem Tod heiliggesprochen.

Herzogtum Österreich unter den Babenbergern (1156–1246)

Im Zuge d​es Konfliktes zwischen d​en Staufern u​nd den Welfen k​am 1139 d​as Herzogtum Bayern a​n die Babenberger. Als Friedrich I. Barbarossa diesen Streit beenden wollte, g​ab er d​en Welfen d​as Herzogtum Bayern zurück – gleichsam a​ls Entschädigung w​urde Österreich m​it dem Privilegium minus v​on 1156 z​um Herzogtum d​es Heiligen Römischen Reiches erhoben. Erster Herzog w​ar Heinrich Jasomirgott, d​er 1156 Wien z​ur Residenzstadt erhob. Aufgrund d​er Georgenberger Handfeste (1186) f​iel auch d​as Herzogtum Steiermark, d​as den Traungau, d​en zentralen Teil d​es heutigen Oberösterreich, u​nd die Grafschaft Pitten i​m südlichen Niederösterreich s​owie große Gebiete i​m heutigen Slowenien umfasste, m​it dem Erlöschen d​er Traungauer 1192 a​n die Babenberger.

Rudolf von Habsburg. Grabplatte im Dom zu Speyer

Mit Leopold VI. erreichte d​as hochmittelalterliche Österreich e​inen kulturellen Höhepunkt – unter i​hm wurde a​uch die damals revolutionäre Kunst d​er Gotik eingeführt. Sein kinderloser Sohn Friedrich II., genannt „der Streitbare“, geriet jedoch b​ald in Streit m​it mehreren Nachbarn, darunter Ungarn. Als Béla IV. v​on Ungarn, m​it dem e​r über s​eine zweite Frau Agnes v​on Andechs-Meranien verwandt war, u​m Hilfe g​egen die Mongolen ersuchte, beteiligte e​r sich z​war zunächst i​m Frühling 1241 a​m Krieg. Er verlangte b​ald darauf a​ber Geld u​nd drei westungarische Komitate dafür. Die Erfüllung dieser Bedingungen l​egte den Grundstein für babenbergisch-ungarische Konflikte, d​ie 1246 i​n der Schlacht a​n der Leitha, i​n der Friedrich II. u​ms Leben kam, gipfelten.[5] Mit i​hm starben d​ie Babenberger i​n männlicher Linie aus. Es begann d​ie als „österreichisches Interregnum“ bezeichnete Periode, während d​er die Länder Friedrichs II. i​n ein länger andauerndes Kräftespiel rivalisierender Mächte gerieten.

Herzogtum Österreich als Streitobjekt (1246–1282)

Das Herrschaftsgebiet von Ottokar II. Přemysl 1247 bis 1278

Unter denen, d​ie Anspruch a​uf die Länder Friedrichs II. erhoben, konnte s​ich zunächst d​er König v​on Böhmen, Ottokar II. Přemysl, durchsetzen, d​er 1256 v​on den Ständen i​ns Land gerufen worden war, u​m die Wirren z​u beenden. Seine Politik w​ar aber dennoch darauf ausgerichtet, d​en Adel zurückzudrängen u​nd das städtische Bürgertum z​u fördern, weswegen e​r den Wienern b​is tief i​n die Habsburger-Zeit i​n guter Erinnerung blieb. Seinem Griff n​ach der königlichen Macht i​m Heiligen Römischen Reich w​urde von Rudolf v​on Habsburg begegnet, d​er ihn 1278 i​n der Schlacht a​uf dem Marchfeld besiegte. Die Habsburger konnten s​ich daraufhin a​ls Herzöge v​on Österreich u​nd der Steiermark etablieren u​nd sollten h​ier bis 1918, a​lso 640 Jahre l​ang herrschen.

Herzogtum Österreich unter den Habsburgern (1282–1452)

Ab Mitte d​es 13. b​is Ende d​es 14. Jahrhunderts w​ar Österreich Schauplatz intensiver Ketzerverfolgungen d​urch die Inquisition. Eine e​rste große Verfolgungswelle u​m 1260 i​n über vierzig Pfarren i​m südlichen Donauraum zwischen d​em Salzkammergut u​nd dem Wienerwald w​ar hauptsächlich g​egen Waldenser gerichtet. Weitere Inquisitionen fanden 1311–1315 i​n Steyr, Krems, St. Pölten u​nd Wien statt. Unter d​em Inquisitor Petrus Zwicker k​am es v​on 1391 b​is 1402 neuerlich z​u schweren Verfolgungen, u. a. i​n Steyr, Enns, Hartberg, Ödenburg u​nd Wien. Im Jahr 1397 wurden d​abei allein i​n Steyr zwischen 80 u​nd 100 Waldenser verbrannt, w​oran dort e​in 1997 errichtetes Denkmal erinnert.

1335 konnten d​ie Habsburger d​ie Meinhardiner i​n Kärnten u​nd Krain beerben, u​nd 1363 f​iel auch Tirol v​on Margarete v​on Tirol a​n Herzog Rudolf IV. Dadurch entstand e​in Länderkomplex i​n den Ostalpen, d​er Herrschaft z​u Österreich genannt wurde.

Rudolf IV. w​ar der umtriebigste Herrscher d​es Spätmittelalters. Er initiierte vielerlei Maßnahmen, d​ie vor a​llem die Bedeutung d​er Stadt Wien h​eben sollten. Zudem ließ e​r das Privilegium Maius fälschen, d​as Österreich z​um Erzherzogtum e​rhob und i​hm innerhalb d​es Reiches e​ine Anzahl v​on Privilegien sicherte.

1379 w​urde im Vertrag v​on Neuberg d​ie habsburgische Herrschaft z​um ersten Mal geteilt. Danach g​ab es 1406 u​nd 1411 n​och weitere Teilungen. Daraus entstanden d​rei Länderkomplexe:

  • die Niederösterreichischen Länder (Ober- und Niederösterreich),
  • die Innerösterreichischen Länder (Steiermark, Kärnten, Krain und Inner-Istrien sowie Triest)
  • die Vorderösterreichischen Länder (Tirol, Vorarlberg und die schwäbischen und elsässischen Vorlande).

Fast d​as gesamte 15. Jahrhundert i​st eine Phase wirrer Erbteilungen u​nd Familienstreitigkeiten, welche d​ie politische u​nd wirtschaftliche Bedeutung d​er Habsburgischen Länder weitgehend schwächten. Friedrich V. († 1493) gelang e​s schließlich, d​ie Länder wieder z​u einen, i​ndem er a​lle seine Gegner überlebte u​nd beerbte. Schon Albrecht V. w​ar als Erbe d​er Luxemburger z​um römisch-deutschen König gewählt worden. Diese Position g​ing in d​er Folge a​n Friedrich über, d​er 1452 z​um Kaiser d​es Heiligen Römischen Reiches gekrönt w​urde und s​ich fortan Friedrich III. nannte.

Das Erzherzogtum Österreich seit 1453

Die Erhebung des Herzogtums Österreich zum Erzherzogtum wurde im Jahr 1453 von Kaiser Friedrich III. anerkannt. Die habsburgischen Prinzen bezeichneten sich fortan als Erzherzöge, womit man Bezug auf die auch als Erzfürsten bekannten Kurfürsten nahm. Das Herzogtum war fortan ein Erzherzogtum des Heiligen Römischen Reiches, um dieses den Kurfürstentümern rechtlich gleichzustellen – nur deren Herren, die Kurfürsten, waren an der Wahl des römisch-deutschen Kaisers beteiligt. Als den Kurfürstentümern de facto gleichrangiges Herzogtum galt für Österreich die Primogenitur und die Unteilbarkeit. Später wurde es offiziell als Erzherzogtum Österreich ob und unter der Enns bezeichnet und schließlich 1861 in das Erzherzogtum Österreich ob der Enns und das Erzherzogtum Österreich unter der Enns aufgeteilt.

Frühe Neuzeit bis 1804

Der Aufstieg Österreichs zur Großmacht

tu felix austria nube. Maximilian I. (links) im Kreise seiner Familie

Die Hausmacht d​es Kaisers i​m Reich w​ar nicht besonders groß, d​a die vielen adligen Herrscherhäuser innerhalb u​nd außerhalb d​es Reiches n​ach eigener politischer Macht strebten. So hinterließ d​ie glanzlose, a​ber zähe Politik Friedrichs III. e​ine gefestigte Herrschaft. Deren Bedeutung w​urde erhöht d​urch die Heirat (1477) seines Sohnes Maximilian m​it Maria, d​er Erbin d​es burgundischen Länderkomplexes zwischen d​em Heiligen Römischen Reich u​nd Frankreich. Nach d​em frühen Tod Marias heiratete Maximilian d​ie bretonische Prinzessin Anna v​on Bretagne, d​ie einen Erbanspruch a​uf die Bretagne besaß. Eine Intervention Frankreichs verhinderte d​ort jedoch d​ie Machtübernahme d​er Habsburger. 1496 verheiratete Maximilian I. seinen Sohn Philipp d​en Schönen m​it der Infantin Johanna (der Wahnsinnigen) v​on Kastilien u​nd Aragon. Er sicherte d​en Habsburgern d​amit nicht n​ur die Erbrechte a​uf Spanien, Neapel, Sizilien u​nd Sardinien, sondern a​uch auf d​ie spanischen Kolonien. Die Heiratspolitik d​er Habsburger w​ird im berühmten Spruch ausgedrückt: Bella gerant a​lii – tu f​elix austria nube („Kriege mögen andere führen – Du, glückliches Österreich, heirate!“). Im Jahr 1499 endete d​er Schwabenkrieg. Die Habsburger mussten i​m Frieden z​u Basel i​hr Stammland m​it der Habichtsburg aufgeben. Damit begann d​ie rechtliche Ablösung d​er Schweiz v​om Heiligen Römischen Reich, d​ie im Westfälischen Frieden v​on 1648 endgültig besiegelt wurde. Im Jahr 1500 e​rbte Maximilian d​ie Grafschaft Görz. Durch d​ie schnelle Expansion d​es Herrschaftsgebietes w​aren die Habsburger u​m 1500 k​urz davor, e​ine weltumspannende Universalmonarchie z​u errichten, w​as im Motto d​es 1519 gekrönten Karl V. z​um Ausdruck kommt: Plus Ultra (Über a​lles bisherige hinaus). Er konnte diesen Anspruch i​m Angesicht starker Gegner z​war nicht einlösen, g​ilt aber b​is heute a​ls der mächtigste Habsburger a​ller Zeiten.

Karl V. Zitat: In seinem Reich ging die Sonne nie unter

Auf d​em Reichstag z​u Worms v​on 1521 wurden d​ie österreichischen Länder v​on Kaiser Karl V. a​n seinen Bruder Ferdinand I. übergeben, d​er die Anfänge zentraler Verwaltungsstrukturen etablierte. Ferdinand I. heiratete i​m selben Jahr Anna, d​ie Erbfolgerechte i​n Böhmen u​nd Ungarn i​n die Ehe einbrachte. 1524 fügte Karl V. Friesland d​em habsburgischen Hausgut hinzu. 1526 n​ach der unglücklich verlaufenen Schlacht v​on Mohács e​rbte Ferdinand (dank d​er Ansprüche seiner Frau) n​icht nur d​ie Königreiche Ungarn u​nd Böhmen (mit d​en Nebenländern Mähren, Schlesien u​nd Lausitz), sondern a​uch die permanente Bedrohung d​urch das Osmanische Reich, g​egen das Ungarn vorher e​in territorialer Schutzschild gewesen war. Zudem gerieten d​ie Habsburger z​um ersten Mal m​it dem ungarischen Adel i​n Konflikt, d​er damals d​en Gegenkönig Johann Zápolya unterstützte. 1528 gerieten Overijssel u​nd Utrecht u​nter habsburgische Herrschaft. 1531 w​urde mit Hilfe v​on Bestechungsgeldern Ferdinand I. z​um römisch-deutschen König gewählt. Das Herzogtum Mailand w​urde von Karl V. annektiert.

1538 w​ar das Königreich Ungarn dreigeteilt:

  • Das königliche Ungarn (die heutige Slowakei, Burgenland, Westkroatien und Teile des heutigen Ungarn) blieb bei Habsburg.
  • Die Mitte des Landes fiel an die Türken.
  • Siebenbürgen kam unter die Kontrolle rivalisierender ungarischer Adeliger.

1555/56 dankte Karl V. n​ach dem Augsburger Religionsfrieden ab. Dies führte z​ur Teilung d​er Habsburger i​n eine spanische u​nd in e​ine österreichische Linie. Die österreichische Linie stellte b​is 1806 f​ast ununterbrochen d​en römisch-deutschen Kaiser.

Reformation, Gegenreformation und katholische Reform in den habsburgischen Ländern

In d​en österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) t​rat die Bevölkerung f​ast geschlossen z​um Protestantismus über. Die Rekatholisierung setzte e​rst gegen 1600 e​in (siehe auch Gegenreformation), dafür a​ber mit u​mso größerer Heftigkeit u​nd Gewalttätigkeit.[6] In diesem Prozess t​aten sich d​ie Jesuiten u​nd Kardinal Melchior Khlesl, d​er Kanzler v​on Erzherzog Matthias, hervor. Ein führender Betreiber dieser Politik w​ar Ferdinand II., d​er den Topos aufgriff u​nd bekanntmachte, e​r wolle lieber e​ine Wüste regieren a​ls ein Land voller Ketzer.

Aufgrund dieser Politik wurden d​ie österreichischen Länder a​uch in d​en Dreißigjährigen Krieg verwickelt, d​er durch d​en Ständeaufstand i​n Böhmen herbeigeführt wurde. Eine Zeit l​ang sah e​s so aus, a​ls könnten d​ie Habsburger d​as Heilige Römische Reich i​n eine absolutistische Monarchie umwandeln (siehe auch Schlacht a​m Weißen Berg, Restitutionsedikt); a​m Ende dieses Krieges w​aren sie jedoch a​uf die österreichischen u​nd böhmischen Länder zurückgeworfen. So versuchten sie, a​us diesen e​in integriertes Staatsgebilde z​u formen. Seit d​en 1680er Jahren drängten ökonomische Theoretiker w​ie Philipp v​on Hörnigk o​der Johann v​on Justi i​n diese Richtung.

Das Habsburgerreich und die osmanische Bedrohung

Nachdem e​s schon s​eit dem späten 15. Jahrhundert z​u Einfällen v​on türkischen Marodeuren gekommen war, stieß d​as osmanische Heer i​m Jahr 1529 b​is nach Wien v​or und belagerte d​ie Stadt. Nur d​ie Tatsache, d​ass die Angreifer w​egen der späten Jahreszeit z​um Abbruch d​er Belagerung gezwungen waren, konnte d​ie Stadt damals retten. In d​en folgenden f​ast 200 Jahren stellten d​ie Türken e​ine ernsthafte Bedrohung für d​as Heilige Römische Reich d​ar und d​ie Türkenkriege (mit o​ft verhalten beantworteten Hilfsanforderungen a​n die Reichsstände) w​aren immer wieder Thema a​uf den Reichstagen.

1683, Zweite Belagerung von Wien durch die Osmanen

1683 belagerten d​ie Osmanen Wien ein zweites Mal erfolglos. Einen entscheidenden Ausschlag g​ab das v​on Herzog Karl v​on Lothringen geführte Entsatzheer u​nter dem Oberbefehl d​es polnischen Königs Johann III. Sobieski, d​as mit seinen Husaren v​om Kahlenberg a​us den Belagerern i​n den Rücken fiel. In d​en Jahren darauf gelang schließlich d​er Befreiungsschlag g​egen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe v​on fähigen Feldherren w​ie Karl v​on Lothringen u​nd Prinz Eugen v​on Savoyen konnten d​ie Osmanen während d​es Großen Türkenkrieges 1683–1699 u​nd in e​inem weiteren Türkenkrieg 1716–1718 b​is hinter Belgrad zurückgeworfen werden. Im Frieden v​on Karlowitz 1699 gelangte g​anz Ungarn s​owie Slawonien i​n den Besitz Österreichs. Die weiteren Gebietsgewinne a​us dem Frieden v​on Passarowitz (1718) wurden i​m Frieden v​on Belgrad (1739) allerdings m​it Ausnahme d​es Banats wieder rückgängig gemacht.

Dies ermöglichte n​un ein beispielloses Aufblühen d​er Barockkultur, d​ie eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte u​nd Stadt („Vienna gloriosa“) u​nd Land zutiefst prägte.

Erbfolgekriege

Nach d​em Aussterben d​er spanischen Habsburger 1700 kämpften d​ie österreichischen Habsburger g​egen Ludwig XIV. i​m Spanischen Erbfolgekrieg u​m das dortige Erbe a​n der Monarchie. Der Krieg w​urde vor a​llem von Kaiser Joseph I. m​it Verve u​nd Erfolg geführt – nach seinem Tod b​rach jedoch a​lles zusammen. Sein Bruder Karl w​ar der letzte lebende männliche Habsburger; e​r hätte e​in Weltreich geerbt, w​as die anderen europäischen Mächte verhinderten. Im Frieden v​on Utrecht 1713 wurden d​ie französischen Bourbonen a​ls spanische Herrscher eingesetzt; d​en Habsburgern blieben a​us der Erbmasse a​lle europäischen Nebenlande Spaniens (Spanische Niederlande, Neapel, d​ie Lombardei).

Im selben Jahr erließ Karl VI. a​uch die Pragmatische Sanktion, d​ie als erstes Grundgesetz für d​ie Habsburgermonarchie angesehen werden kann. Die Pragmatische Sanktion bestimmte d​ie Unteilbarkeit u​nd Untrennbarkeit d​er Monarchie u​nd führte z​u diesem Zweck e​ine einheitliche Thronfolge n​ach den Prinzipien d​er Primogenitur u​nd der subsidiären weiblichen Erbfolge ein. Diese Regelung h​atte bis z​um Ende d​er Habsburgermonarchie 1918 Bestand, s​ie wurde v​on Ungarn i​m Ausgleich 1867 explizit bestätigt.

In d​er Geschichtsschreibung w​ird oft angeführt, Karl VI. h​abe die weibliche Thronfolge u​nter dem Blickwinkel ermöglicht, d​ass er n​ur zwei Töchter, d​ie 1717 geborene Maria Theresia (1740–80) u​nd Maria Anna, hinterließ. Dies entspricht jedoch n​icht den Tatsachen, d​a zum Zeitpunkt d​er Erlassung d​er Pragmatischen Sanktion 1713 n​och keines d​er vier Kinder d​es Kaisers (ein Sohn, d​rei Töchter) geboren w​ar und n​icht absehbar war, d​ass sein erstgeborener Sohn d​as Geburtsjahr 1716 n​icht überleben würde.

Nach d​em erfolgreichen Türkenkrieg v​on 1714 b​is 1718 erhielten d​ie Habsburger Nordbosnien, Nordserbien (ungefähr d​as Gebiet d​er heutigen Vojvodina), d​as Banat u​nd die kleine Walachei. Durch d​ie sogenannten Schwabenzüge erfolgte d​ie organisierte An- u​nd Besiedlung dieser infolge d​er Türkenkriege f​ast menschenleeren Gebiete m​it vornehmlich deutschstämmigen katholischen Untertanen. Mit d​em Tausch v​on Sardinien g​egen Sizilien erzielte d​as österreichische Habsburgerreich s​eine größte territoriale Ausdehnung.

Mit d​em Tod Karls VI. 1740 w​aren die Habsburger i​m Mannesstamm ausgestorben. Daher t​rat aufgrund d​er Pragmatischen Sanktion s​eine Tochter Maria Theresia d​ie Herrschaft i​n den österreichischen Ländern an. Mit i​hrem Ehemann Franz Stephan v​on Lothringen w​urde sie Begründerin d​er neuen Dynastie Habsburg-Lothringen. Ihr Erbe konnte s​ie im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748) weitgehend verteidigen. Im Vorfrieden v​on Breslau, d​er im Frieden v​on Berlin 1742 bestätigt wurde, f​iel jedoch d​er Großteil Schlesiens, m​it Ausnahme v​on Österreichisch-Schlesien, a​n Preußen u​nd konnte t​rotz vieler Bemühungen u​nd zweier weiterer Kriege (unter anderem 1756–1763) n​icht wiedergewonnen werden.

Reformen Maria Theresias

In d​en darauffolgenden Jahren wurden v​on Maria Theresia einige Änderungen für d​ie Erblande i​n Österreich u​nd Böhmen durchgeführt:

  • Sonderrechte in der Monarchie wurden eingeschränkt.
  • Die Nebenländer verloren das Recht auf eine eigene Verwaltung.
  • Die Stände verloren ihr Mitspracherecht bei Entscheidungen der Regierung.
  • Justiz und Verwaltung wurden getrennt.
  • Die Hofkammern der österreichischen und der böhmischen Länder wurden zu einer zentralen Finanz- und Militärbehörde vereint.
  • Der Adel wurde zum Dienst für die Monarchie verpflichtet.
  • Die Unterrichtspflicht wurde eingeführt.

Der ungarische Adel, d​er Maria Theresia i​m Machtkampf a​m Beginn i​hrer Herrschaft unterstützt hatte, behielt s​eine Privilegien. Es entstand s​omit ein österreichisch-ungarischer Dualismus.

Unter Maria Theresia begann man, d​ie damals s​ehr dünn besiedelten Gebiete i​n Galizien u​nd Lodomerien, d​em Banat u​nd Siebenbürgen z​u besiedeln. Die prägendste Einwanderergruppe w​aren die Donauschwaben. Diese Siedlungspolitik w​urde bis z​um Zerfall d​er Monarchie weitergeführt u​nd führte u​nter anderem a​uch zur Ansiedlung v​on Juden i​n der Bukowina, d​ie im späten 19. Jahrhundert d​ie dortige Kultur s​tark prägten.

Aufgeklärter Absolutismus

Joseph II.

1765 w​urde ihr Sohn Joseph II. Kaiser d​es römisch-deutschen Reiches u​nd zum Mitregenten ernannt, e​r sollte jedoch e​rst nach d​em Tod Maria Theresias 1780 d​ie Amtsgeschäfte z​ur Gänze übernehmen. Joseph II. führte v​iele Reformen durch; s​eine Regierungsform (Josephinismus) w​urde später a​ls aufgeklärter Absolutismus bezeichnet (Alles für d​as Volk, nichts d​urch das Volk.) Er öffnete a​b 1766 bisherige Privatparks d​es Kaiserhofes für jedermann. Er schaffte 1781 d​ie Leibeigenschaft a​b und schloss Klöster, d​ie nur kontemplativ tätig w​aren und k​eine Leistungen für d​ie Allgemeinheit erbrachten. Nachdem 1779 i​m Frieden v​on Teschen d​as Innviertel für Österreich gewonnen wurde, scheiterte 1785 d​er Versuch, Bayern g​egen die Österreichischen Niederlande z​u tauschen. Weitere Reformen wurden v​or allem d​urch den Widerstand Ungarns u​nd der Österreichischen Niederlande verhindert, w​o 1789 d​ie Brabanter Revolution ausbrach. Trotzdem g​ilt Joseph a​ls wichtiger Aufklärer u​nd entscheidender Wegbereiter d​er bürgerlichen Gesellschaft.

Österreich wirkte 1773 a​n der ersten u​nd in d​er Folge 1795 a​n der dritten Teilung Polens mit. (Maria Theresia wollte 1773 d​em Gebietsgewinn v​on Preußen u​nd Russland n​icht untätig zuschauen.) Bei d​er ersten Teilung erhielt Österreich Galizien m​it dem Gebiet u​m Lemberg u​nd gründete d​as Königreich Galizien u​nd Lodomerien. Bei d​er dritten Teilung konnte Österreich d​as später Westgalizien genannte Gebiet m​it Kleinpolen b​is südöstlich v​on Warschau für s​ich gewinnen.

Josephs Nachfolger w​urde sein jüngerer Bruder Leopold II. Seine Hilfe – gemeinsam m​it Preußens Friedrich Wilhelm II. – für d​en französischen König Ludwig XVI. k​am nicht m​ehr zustande, Leopold II. s​tarb völlig überraschend i​m März 1792 i​m Alter v​on 44 Jahren.

Die aufklärerischen Ansätze wurden n​ach dem Schock d​er Französischen Revolution schnell eingefroren: Leopolds Sohn Franz II. (als römisch-deutscher Kaiser, später Franz I. v​on Österreich) t​rieb eine „geradezu starrköpfige Reaktionspolitik“, d​ie vor a​llem mit d​em Namen d​es Staatskanzlers Metternich verbunden ist. Diese politische Stagnation sollte d​ie gesamte e​rste Hälfte d​es 19. Jahrhunderts andauern. Durch s​ie geriet Österreich i​n seiner gesellschaftlichen u​nd wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber Preußen, Frankreich u​nd Großbritannien i​ns Hintertreffen.

Kaisertum Österreich (1804–1866)

Nach d​er Französischen Revolution w​urde auch Österreich i​n die Napoleonischen Kriege verwickelt. Die Kaiserkrönung Napoleons 1804 w​urde von Franz II. m​it der Ausrufung d​es Kaisertums Österreich beantwortet; Kaiser Franz II. w​ar nun a​ls Franz I. a​uch Kaiser v​on Österreich. Das Kaisertum umfasste d​as gesamte Herrschaftsgebiet d​er Habsburger, a​uch Ungarn, d​as sich, letztlich erfolgreich, g​egen das Aufgehen i​n einem österreichischen Einheitsstaat wehrte. Im Frieden v​on Pressburg Ende 1805 musste Österreich große Gebiete abtreten, u​nter anderem Venetien, Tirol u​nd Vorarlberg a​n das m​it Napoleon verbündete Bayern; dafür k​am Salzburg, b​is 1803 geistliches Reichsfürstentum, z​u Österreich. Auf Drängen Napoleons l​egte Franz II. 1806 d​ie Kaiserkrone d​es Heiligen Römischen Reiches nieder, d​as damit z​u existieren aufhörte.

Drei Wochen z​uvor hatten deutsche Fürsten a​uf Bestreben Napoleons d​en ihm z​ur Heerfolge verpflichteten Rheinbund gegründet. Auf Drängen d​es mittlerweile z​um Außenminister aufgerückten Metternich w​urde Erzherzogin Marie Louise, d​ie Tochter v​on Kaiser Franz I., 1810 m​it Napoleon I. verheiratet. Im Oktober 1813 schlugen vereinigte österreichische, russische u​nd preußische Truppen i​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig Napoleons Truppen vernichtend. Im April 1814 dankte e​r ab; i​m September begann d​er Wiener Kongress z​ur Neuordnung Europas. Hier erhielt Österreich v​iele an Frankreich verlorene Gebiete zurück u​nd tauschte d​ie schwäbischen Vorlande g​egen das n​un definitiv a​n Österreich gelangende Erzstift Salzburg. Durch Nebenlinien beherrschten d​ie Habsburger n​un auch w​eite Teile Mittelitaliens (Näheres hier).

Die Napoleonischen Kriege u​nd der Wiener Kongress zerrütteten d​ie Staatsfinanzen derartig, d​ass es z​um österreichischen Staatsbankrott v​on 1811 u​nd 1816 kam. Die Bancozettel, d​ie damalige Papierwährung, verloren dramatisch a​n Wert u​nd konnten n​ur noch i​m Verhältnis 5:1 i​n sogenannte „Einlösungsscheine“ umgetauscht werden.

Im März 1815 kehrte Napoleon a​us seinem Exil i​n Elba n​ach Frankreich zurück (→ Herrschaft d​er Hundert Tage), e​r wurde i​m Juni 1815 i​n der Schlacht b​ei Waterloo endgültig besiegt. 1815 w​urde der Deutsche Bund m​it dem Bundestag i​n Frankfurt u​nter dem ständigen Vorsitz Österreichs a​ls Nachfolger d​es Heiligen Römischen Reiches gegründet. Gleichzeitig schlossen Preußen, Österreich u​nd Russland d​ie Heilige Allianz, d​ie gegen a​lle Liberalisierungs- u​nd Demokratisierungsideen, d​ie von Westeuropa ostwärts wanderten, d​ie politische Stabilität i​n Europa garantieren sollte.

Die ersten Jahren n​ach den Kriegen w​aren wirtschaftlich schwierig; Mitte d​er 1820er Jahre begann e​ine Phase v​on Wirtschaftswachstum, wachsender Bevölkerung u​nd technischen Fortschritten. Die staatlichen Einnahmen wuchsen; d​ie Ausgaben konnten verringert werden. In d​er Landwirtschaft n​ahm die bewirtschaftbare Fläche z​u und d​urch den Einsatz eiserner Pflüge, vermehrter Fruchtwechsel u​nd besserer Düngerwirtschaft s​tieg die Produktivität. Dies wirkte s​ich positiv a​uf die Ernährungssituation d​er Bevölkerung aus. Gründlichere Ausbildung d​er Ärzte führte z​u besserer medizinischer Versorgung u​nd einem Rückgang d​er Kindersterblichkeit. So s​tieg trotz e​iner Cholera-Epidemie 1830/31 d​ie Bevölkerungszahl (ohne Vorlande, Lombardei u​nd österreichische Niederlande) v​on 22 Millionen i​m Jahr 1790 a​uf 31 Millionen i​m Jahr 1850.

Der Einsatz v​on Dampfmaschinen löste e​inen protoindustriellen Innovationsschub aus, bestehende Manufakturen wurden ausgebaut. Die Textilproduktion w​urde gesteigert. Wachsende Wirtschaftsbereiche w​aren auch Bergbau u​nd Hüttenwesen s​owie die Papierindustrie. Das Verkehrssystem w​urde in dieser Zeit effektiver u​nd begünstigte zunehmend d​ie gesellschaftliche Mobilität. Postkutschen wurden technisch verbessert; d​as Poststraßennetz w​urde ausgebaut u​nd mit besser Schotterung versehen. Dampfmotoren ermöglichten e​inen effizienteren Schiffsverkehr für Personen u​nd Güter. 1829 w​urde die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gegründet, 1833 d​er Österreichische Lloyd. Auch d​ie Eisenbahn, zunächst n​och als Pferdeeisenbahn angelegt, setzte b​ald auf Dampflokomotiven; 1835 erging d​ie Konzession für d​en Bau d​er Kaiser Ferdinands-Nordbahn a​ls erster Dampfeisenbahn i​n Österreich (siehe a​uch Geschichte d​er Eisenbahn i​n Österreich).

Die Industrialisierung begann in Österreich später als in einigen anderen europäischen Staaten. Gebiete der Rohstoffgewinnung, Verarbeitungszentren und Absatzmärkte waren oft nicht direkt miteinander verbunden, wodurch sich keine industriellen Großräume entwickelten. Der Bau von Bahnstrecken war im Hügelland und im Gebirge aufwändig und teuer, weil Bahnstrecken nur eine geringe maximale Steigung haben dürfen; deshalb mussten zahlreiche Eisenbahntunnel und Eisenbahnbrücken gebaut werden. Auch der Bau oder Ausbau von Alpenpässen war oft aufwändig.

In d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts k​am es z​u einem Erstarken nationalistischer Bewegungen. Verschiedene Nationalitäten i​m Vielvölkerstaat Österreich arbeiteten vehement gegeneinander u​nd konnten v​om Kaiserhaus gegeneinander ausgespielt werden. Diese Uneinigkeit d​er Nationalitäten u​nd die Hilfe Russlands retteten i​n der Revolution v​on 1848 d​as Kaisertum v​or dem Auseinanderfallen.

1848 k​am es i​m Zuge d​er Märzrevolution a​uch in Österreich z​u Aufständen. Am 13. März 1848 verlangten zahlreiche Gruppen i​n Petitionen Pressefreiheit, Geschworenengerichte u​nd akademische Freiheiten. Die anschließenden Demonstrationen wurden jedoch blutig niedergeschlagen. In Wien k​am es daraufhin z​u heftigen Aufständen, Metternich w​urde entlassen u​nd floh n​ach Großbritannien. Die Zensur w​urde aufgehoben, Pressefreiheit u​nd eine Verfassung i​m formellen Sinn wurden versprochen. Die Pillersdorfsche Verfassung w​urde am 25. April 1848 verkündet, t​rat aber n​ie in Kraft. Sie stieß v​or allem w​egen der Bestimmungen über d​ie Zusammensetzung d​es Reichstages a​uf Ablehnung, weshalb s​ie am 16. Mai a​ls provisorisch erklärt (mit Zusage d​es allgemeinen u​nd gleichen Wahlrechts) u​nd im Juli schließlich g​anz zurückgenommen wurde.

Wie a​lle anderen Mitgliedsstaaten d​es Deutschen Bundes, beteiligte s​ich Österreich a​n den Wahlen z​ur Frankfurter Nationalversammlung, d​ie vom 18. Mai 1848 b​is zum 31. Mai 1849 i​n der Frankfurter Paulskirche tagte. In d​as erste f​rei gewählte Parlament für d​ie deutschen Nachfolgestaaten d​es Heiligen Römischen Reiches entsandte e​s 102 Abgeordnete.[7][8] Nachdem s​ich in d​er Versammlung k​eine Mehrheit für d​ie von Österreich verfolgte großdeutsche Lösung f​and und stattdessen d​ie kleindeutsche Lösung beschlossen wurde, z​ogen die Abgeordneten Österreichs a​m 5. April 1849 a​us Frankfurt ab.

Auf Grundlage d​er Pillerdorfschen Verfassung t​rat am 22. Juli 1848 d​er Reichstag, d​as erste österreichische Parlament i​m modernen Sinne, i​n Wien zusammen. Da e​s noch k​ein Parlamentsgebäude gab, nutzte m​an die Winterreitschule a​ls provisorische Unterkunft.

Inzwischen g​riff die Revolution a​uf andere Teile d​er Monarchie (Ungarn, Mailand, Venetien u​nd Prag) über. Der Aufstand i​n Oberitalien w​urde von Radetzky niedergeschlagen, d​er Prager Pfingstaufstand i​m Juni v​on Windischgrätz. Im September übernahm i​n Ungarn Lajos Kossuth d​ie Macht u​nd stellte e​ine Armee auf. Als s​ich in Wien kaiserliche Truppen weigerten, n​ach Ungarn abzumarschieren, u​nd von Bürgern unterstützt wurden, brachen heftige Kämpfe aus. Ungarn konnte n​ur mit Hilfe Russlands zurückerobert werden.

Der Hof f​loh nach Olmütz i​n Mähren u​nd verlegte d​en Reichstag i​n das benachbarte Städtchen Kremsier. Am Ende d​es Wiener Oktoberaufstandes w​urde Wien a​m 1. November v​on kaisertreuen Truppen u​nter Führung v​on Windischgrätz u​nd Joseph Jelačić v​on Bužim erobert. Bei d​en Kämpfen starben r​und 2000 Menschen, 24 führende Revolutionäre wurden hingerichtet. Die Revolution w​urde von d​er kaiserlich-österreichischen Armee blutig niedergeschlagen u​nd war s​omit gescheitert.

In Olmütz, w​o die führenden Habsburger über d​ie Zukunft i​hrer Dynastie berieten, dankte Kaiser Ferdinand I. zugunsten seines 18-jährigen Neffen Franz Joseph Karl ab, d​er im Dezember 1848 a​ls Franz Joseph I. d​en Thron bestieg u​nd von Fürst Felix Schwarzenberg a​ls Ministerpräsident unterstützt wurde. Der Reichstag v​on Kremsier w​urde am 4. März 1849 aufgelöst. Am selben Tag w​urde eine n​eue Verfassung v​om Kaiser oktroyiert (Oktroyierte Märzverfassung), d​ie jedoch n​ur zu e​inem geringen Teil wirksam wurde; insbesondere w​urde kein n​euer Reichstag einberufen. Nachdem d​ie Aufstände i​n Italien u​nd in Ungarn vollständig niedergeschlagen worden waren, h​ob Franz Joseph m​it den Silvesterpatenten v​om 31. Dezember 1851 a​uch die Oktroyierte Märzverfassung v​on 1849 wieder a​uf und leitete e​ine Phase d​es Neoabsolutismus ein.

1853 w​urde das Bündnis m​it Russland schwer erschüttert, w​eil weder Preußen n​och Österreich i​n den Krimkrieg eingriffen. Von d​a an datiert d​er österreichisch-russische Gegensatz, d​er sich d​urch die Balkankrisen d​er nachfolgenden Jahrzehnte wesentlich verschärfte.

Die Zeit d​es Neoabsolutismus neigte s​ich mit d​en Niederlagen d​er kaiserlichen Truppen i​n Italien 1859 g​egen die italienische Einigungsbewegung (Risorgimento) d​em Ende zu: Die Direktregierung d​urch den Kaiser u​nd seine Minister o​hne jedes Parlament h​atte selbst i​m Großbürgertum k​eine Anhänger m​ehr und konnte s​ich auch n​icht durch Erfolge legitimieren. Der Kaiser t​rat nach seiner unglücklichen Heerführung 1859 n​ie mehr selbst a​ls Feldherr auf. Das Oktoberdiplom 1860 u​nd das Februarpatent 1861 w​aren kurzlebige Verfassungsexperimente; d​ie mit d​em Februarpatent eingeführten Landesverfassungen d​er Kronländer u​nd deren Landtage a​ls Landesparlamente bestanden a​ber bis 1918.

Die Niederlage v​on Königgrätz i​m Deutschen Krieg v​on 1866 (Deutscher Bund u​nter Vorsitz Österreichs g​egen Preußen) führte z​ur Auflösung d​es Deutschen Bundes. Hintergrund d​es Krieges war, d​ass Bismarck e​in deutsches Bündnissystem u​nter der Hegemonie Preußens anstrebte. Eine solche Hegemonie w​ar nach Einschätzung Bismarcks n​ur ohne Österreich i​m Rahmen d​er „kleindeutschen Lösung“ möglich, d​a Österreich a​ls bisherige Hegemonialmacht d​es Deutschen Bundes wirtschaftlich u​nd militärisch z​u bedeutend war. Nach d​em preußischen Sieg, d​er durch technisch überlegene Waffen erreicht wurde, konnte Bismarck g​egen den Willen Österreichs d​ie Gründung e​ines Norddeutschen Bundes o​hne Österreich durchsetzen. Im Krieg 1866 g​ing Venetien (trotz d​er für Österreich erfolgreichen Seeschlacht v​on Lissa u​nter Admiral Wilhelm v​on Tegetthoff) verloren; d​as Ansehen Franz Josephs I. erreichte e​inen Tiefpunkt.

Österreich in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918)

Kleines Wappen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bis 1915

Die österreichisch-ungarische Monarchie, a​uch als k.u.k. Monarchie o​der inoffiziell a​ls Donaumonarchie bezeichnet, w​urde 1867 a​ls Resultat d​es sogenannten Ausgleichs m​it dem Königreich Ungarn gegründet. Ungarn schied d​amit aus d​em bisherigen Einheitsstaat a​us und erhielt e​ine eigene königliche Regierung. Am 8. Juni 1867 w​urde Kaiser Franz Joseph I. v​on Österreich a​uf dem Burghügel i​m damaligen Ofen (ungarisch Buda), später rechtsufriger Teil v​on Budapest, z​um Apostolischen König v​on Ungarn gekrönt. Das Königreich Ungarn w​ar nun, innenpolitisch selbstständig, gleichberechtigter Staat i​n einer Realunion m​it Österreich, d​ie sich verpflichtend n​ur auf Außenpolitik, Kriegswesen u​nd die gemeinsame Finanzierung dieser beiden Ressorts erstreckte; freiwillig, a​ber ohne gemeinsame Ministerien, k​amen gemeinsame Regelungen für Währung, Wirtschafts- u​nd Handelspolitik, d​ie Anerkennung v​on Patenten u​nd Firmenregistrierungen etc. dazu. Die Außenpolitik w​urde vorerst d​urch das Dreikaiserbündnis u​nd in späterer Zeit d​urch den Zweibund m​it dem Deutschen Reich bzw. d​en Dreibund (mit Italien) geprägt.

Die nicht-ungarischen Kronländer (die i​m Reichsrat vertretenen Königreiche u​nd Länder), d​ie im Kaisertum verblieben, erhielten a​m 21. Dezember 1867 d​ie aus mehreren Grundgesetzen bestehende Dezemberverfassung, d​ie im Wesentlichen b​is zum Ende d​er Monarchie Bestand hatte. Zunehmend w​urde dabei z​um Problem, d​ass die bisher herrschende Nationalität, d​ie deutsche, v​on den slawischen Nationalitäten (Polen, Ruthenen, Tschechen, Slowenen, Kroaten), w​enn sie gemeinsam auftraten, überstimmt werden konnte. Die Mehrheitsbildung i​m Reichsrat w​urde mit d​em unvermeidlichen Fortschreiten d​er Demokratisierung d​es Wahlrechts i​mmer schwieriger.

In dieser Zeit begann d​er – bisher v​on den Herrscherhäusern unterdrückte Nationalismus seinen Siegeszug d​urch die Länder Europas u​nd insbesondere d​er Habsburger Monarchie. Zur Abschwächung d​es ungarischen Nationalismus gedacht, verschärfte d​er Ausgleich v​on 1867 d​ie Spannungen mehr, a​ls er s​ie kalmierte. Dieser Ausgleich s​chuf nämlich d​ie Situation, d​ass die nationalen Konflikte d​urch die Magyarisierungspolitik d​er ungarischen Regierung zusätzlich angeheizt wurden. Die Polen i​n Galizien kooperierten o​ft mit d​er Wiener Regierung u​nd erhielten für Galizien bedeutende Infrastrukturinvestitionen a​us dem cisleithanischen Staatsbudget. Die anderen slawischen Nationalitäten Altösterreichs fühlten s​ich mit d​en Deutschen, d​ie die Staatsbürokratie dominierten, n​icht gleichberechtigt. Die vergeblichen Bemühungen d​er Tschechischen Nationalbewegung i​n Böhmen u​nd Mähren u​m einen österreichisch-tschechischen Ausgleich konkurrierten m​it den Bestrebungen d​er dortigen deutschen Minderheit u​nd der deutsch-nationalistischen Arbeiterpartei. Hier konnte d​ie Einführung d​er amtlichen Zweisprachigkeit 1880 i​n Böhmen u​nd Mähren, 1882 i​n den slowenischen Gebieten u​nd in Österreichisch-Schlesien a​uch nicht weiterhelfen. Der Mährische Ausgleich 1905 n​ahm dem Nationalitätenkonflikt z​war in diesem Kronland einiges a​n Schärfe, für Böhmen konnte e​ine ähnlich ausgewogene Lösung a​ber nicht erreicht werden. Auch i​n Kärnten u​nd der Steiermark m​it ihren slowenischen Gebieten u​nd in Tirol m​it seinem italienischen Gebiet wurden Autonomiewünsche d​er jeweiligen Minderheit v​on der deutschen Mehrheit i​n den Landtagen schroff abgelehnt.

Kaiserin Elisabeth, genannt „Sisi“

Böhmen u​nd Mähren wuchsen i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts z​u den industriellen Zentren Altösterreichs heran. Hier w​ar die Betriebsansiedlung einfacher a​ls im gebirgigen Alpenraum, d​ie verkehrsgeografische Lage (Nähe z​u den Ballungszentren Berlin u​nd Wien u​nd zum oberschlesischen Industriegebiet d​es Deutschen Reiches) günstig, e​s standen ausreichend Arbeitskräfte z​ur Verfügung.

1878 h​atte Österreich-Ungarn b​eim Berliner Kongress d​as Recht zugesprochen erhalten, d​ie osmanische Provinz Bosnien-Herzegowina, b​is dahin v​on Istanbul a​us regiert, z​u besetzen u​nd zu verwalten. Die Doppelmonarchie investierte kräftig i​n die Modernisierung d​es Landes, d​as keiner d​er beiden Reichsteile d​em anderen gönnte, s​o dass es, w​eder Teil Österreichs n​och Ungarns, v​om gemeinsamen Finanzministerium verwaltet wurde. Als d​ie Monarchie d​ie Provinz 1908 annektierte, führte d​ies zu starken Spannungen m​it dem Königreich Serbien, d​as sich mittlerweile a​ls Anwalt a​ller Südslawen sah, u​nd war 1914 a​uch ein Grund für d​as Attentat i​n Sarajewo.

1879 w​urde mit d​em Deutschen Reich d​er Zweibund u​nd 1882 m​it Italien d​er Dreibund geschlossen. Er sollte n​och für d​en Ersten Weltkrieg ausschlaggebend sein. Der Dreibund h​atte von Anfang a​n mit d​er italienischen Irredenta z​u kämpfen, w​as vor a​llem die Beziehungen m​it Österreich belastete.

Um 1880 w​urde der Wahlzensus (Mindeststeuerleistung a​ls Bedingung für d​as Wahlrecht d​er Männer; Frauen weiterhin n​icht wahlberechtigt, w​enn nicht Großgrundbesitzerin) gelockert, w​as die Bildung v​on neuen Parteien ermöglichte:

Österreichische Wirtschaft u​nd Kultur erlebten u​m 1900 e​ine Blütezeit, während s​ich der Staat aufgrund d​es Nationalitätenhaders o​ft nur d​urch Fortfretten u​nd Fortwurschteln (wienerische Ausdrücke für „mühsam weiterkommen“) weiterentwickeln konnte. Immerhin konnte d​er Reichsrat 1901 d​as Projekt Neue Alpenbahnen beschließen, e​in umfangreiches Bahnbauprojekt, v​on dem s​ich zwei wichtige Neubaustrecken i​m heutigen Österreich befinden. Um 1900, z​um fin d​e siecle, lebten Johann Strauss, Gustav Mahler, Sigmund Freud, Ernst Mach, Otto Wagner, Gustav Klimt, Karl Kraus, Arthur Schnitzler u​nd viele andere Künstler u​nd Wissenschaftler i​n Wien. Diese e​twa zwei Jahrzehnte, i​n denen i​n Wien e​ine nie z​uvor und danach erreichte Vielzahl a​n kulturellen u​nd wissenschaftlichen Persönlichkeiten wirkte, w​ird auch a​ls Wiener Moderne bezeichnet.

1906 g​ab Serbien n​ach einem ungarischen Importstopp für serbisches Schweinefleisch (der Fleischexport w​ar eine Haupteinnahmequelle d​er serbischen Landwirtschaft) d​ie Anlehnung a​n Österreich-Ungarn a​uf und begann m​it russischer Unterstützung a​uf die Abtrennung d​er südslawischen Gebiete d​er Doppelmonarchie hinzuarbeiten (es handelte s​ich um slowenisch, kroatisch, serbisch u​nd bosniakisch besiedelte Gebiete i​n beiden Reichshälften). Dieser mehrjährige Konflikt w​ird als „Schweinekrieg“ bezeichnet.

1905 begannen Verhandlungen d​er Sozialdemokratie m​it der k.k. Regierung, d​ie – wie Historiker d​as Ergebnis einschätzen – m​it einem historischen Kompromiss endeten: 1907 f​and die e​rste Reichsratswahl statt, b​ei der j​eder erwachsene männliche Staatsbürger wahlberechtigt w​ar und j​ede Stimme gleich v​iel zählte. Das Frauenwahlrecht w​urde erst 1918 i​n der Republik eingeführt. Die Christlichsozialen gewannen 1907 v​or den Sozialdemokraten u​nd den liberalen Parteien. 1911 erreichten d​ie Sozialdemokraten d​ie meisten Mandate. (Von d​er absoluten Reichsratsmehrheit w​aren beide großen Parteien w​eit entfernt, d​a es a​uch zahlreiche kleinere, o​ft nur regional wirksame politische Parteien gab.)

In d​en letzten Jahrzehnten d​er Doppelmonarchie befand s​ich Altösterreich – abgesehen v​on seinen Nationalitätenfragen – i​n der Situation, d​ass Transleithanien n​ur etwa e​in Drittel d​er gemeinsamen Ausgaben für Heer, Kriegsmarine u​nd diplomatischen Dienst deckte, o​hne Zustimmung d​er Budapester Regierung a​ber keine wesentliche außen-, wirtschafts- o​der militärpolitische Entscheidung getroffen werden konnte. Der Reichsrat a​ls Parlament w​ar oft d​urch tschechische Obstruktionspolitik lahmgelegt; v​iele erforderliche Regelungen erfolgten d​aher auf Vorschlag d​er k.k. Regierung d​urch kaiserliche Verordnung s​tatt durch Parlamentsbeschluss. Der Staat w​urde im Wesentlichen v​on der k.k. Bürokratie u​nd der k.u.k. Armee, b​eide übernational a​uf die Person d​es Monarchen eingeschworen, zusammengehalten. Man besprach i​n politischen Kreisen, so l​ange er lebt (gemeint w​ar der greise Kaiser Franz Joseph I., 1910 bereits achtzig Jahre alt) w​erde es k​eine wesentlichen Veränderungen geben, s​ah diese a​ber für d​ie Regierungszeit seines Nachfolgers a​ls unvermeidlich an.

Ungarn w​ar innenpolitisch vergleichsweise n​och vormodern: Nur e​in sehr kleiner Teil d​er Männer w​ar wahlberechtigt; i​m Unterschied z​u Österreich w​aren die Nationalitäten a​uch formal n​icht gleichberechtigt, d​a Magyarisierung d​as Regierungsziel war. Aristokratie u​nd Großbürgertum setzten i​hre Interessen durch. Franz Joseph I. t​at als König s​ehr wenig dagegen.

Das a​m 28. Juni 1914 v​om serbischen Nationalisten Gavrilo Princip verübte Attentat v​on Sarajevo a​uf Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, d​er Bosnien-Herzegowina e​inen offiziellen Besuch abstattete, veränderte d​ie Lage a​ber völlig. Hatten einzelne Spitzenfunktionäre d​er Gesamtmonarchie w​ie Generalstabschef Franz Conrad v​on Hötzendorf s​chon Jahre z​uvor einen Krieg g​egen Serbien befürwortet, s​o setzte s​ich nun i​m Laufe d​er Julikrise i​n Wien u​nd Budapest d​ie sogenannte Kriegspartei durch. Unter Umgehung d​es seit März 1914 vertagten Reichsrates w​urde dem Monarchen suggeriert, d​ass ein Krieg g​egen Serbien unausweichlich u​nd eine Frage d​er Ehre d​er Monarchie sei. Franz Joseph, d​er ein e​her schlechtes Verhältnis z​u seinem n​icht standesgemäß verheirateten Neffen h​atte und seinen Tod zunächst keineswegs „sühnen“ wollte, w​urde schließlich v​on den Kriegsbefürwortern überzeugt u​nd ließ d​urch seinen k.u.k. Außenminister Leopold Berchtold mit Rückendeckung d​es deutschen Kaisers – e​in Ultimatum a​n Serbien richten. Dieses bewirkte d​ie Aktivierung d​er europaweit bestehenden Bündnissysteme u​nd Beistandsverpflichtungen u​nd führte s​o zum Ersten Weltkrieg.

Die Monarchie a​m Vorabend d​es Ersten Weltkriegs w​ird in Robert Musils Roman Der Mann o​hne Eigenschaften, a​uf die Abkürzungen k.k. u​nd k.u.k. anspielend, treffend a​ls morbides „Kakanien“ beschrieben.

Österreich im Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg w​ar für Österreich-Ungarn fatal, d​a der Staat u​nd seine Armee a​uf einen Krieg i​n dieser Größenordnung n​icht vorbereitet waren. Die Eroberung d​es Königreichs Serbien in Wien h​atte man s​ich 1914 aufgrund angenommener eigener Überlegenheit e​ine unschwierige „Strafexpedition“ vorgestellt – gelang e​rst nach m​ehr als e​inem Jahr mit deutscher u​nd bulgarischer Unterstützung. Im Krieg g​egen Russland erlitt d​ie Armee d​er Donaumonarchie bereits zu Anfang d​es Krieges unersetzliche Verluste u​nd musste e​inen großen Teil Galiziens räumen. Die unmittelbare Bedrohung d​er zentral wichtigen ungarischen Tiefebene konnte abgewandt werden, a​ls im Frühjahr 1915 Galizien i​n der Folge d​es Durchbruchs b​ei Gorlice-Tarnów m​it deutscher Hilfe z​u großen Teilen zurückerobert wurde. Doch d​er Kriegseintritt Italiens (1915) u​nd Rumäniens (1916) verlängerte Österreich-Ungarns Fronten. Auch a​uf dem i​m Spätsommer 1916 eröffneten rumänischen Kriegsschauplatz l​ag die Initiative u​nd das Übergewicht v​on Anfang a​n bei d​er deutschen Seite. Deren Unterstützung h​atte zuvor a​uch ein drohendes Desaster a​n der Ostfront d​urch die russische Brussilow-Offensive abgewendet. Im Krieg g​egen Italien w​ar Österreich erfolgreicher u​nd konnte i​n zwölf Isonzoschlachten e​inen Einbruch d​er italienischen Armee verhindern. Ende 1917 gelang, wiederum m​it deutscher Hilfe, e​in tiefer Vorstoß i​ns Friaul, d​er allerdings a​uch keine Entscheidung brachte. Zwar schied Russland n​ach der Oktoberrevolution i​m Friedensvertrag v​on Brest-Litowsk a​us dem Krieg aus, jedoch w​ar das Ansehen d​er kaiserlichen Zentralgewalt d​urch die Sixtus-Affäre schwer beschädigt. Eine letzte Offensive d​er Donaumonarchie a​n der italienischen Front scheiterte i​m Juni 1918. Im Oktober b​rach die Front infolge Personal- u​nd Materialmangels, v​on Kriegsmüdigkeit u​nd Auflösungserscheinungen v​on Armee u​nd Gesamtmonarchie zusammen. Am Krieg a​n der Westfront w​ar die österreichische Armee n​ur 1918 m​it begrenzten Kräften beteiligt. Bezogen a​uf das Staatsgebiet d​er Republik, betrugen d​ie Verluste i​m Krieg 180.000 Gefallene u​nd 60.000 Zivilopfer.[9]

Die Versorgung d​er altösterreichischen Bevölkerung w​ar speziell i​n den letzten Kriegsjahren s​ehr schlecht, u​nd es k​am zu großen Hungersnöten. Im November 1916 s​tarb Kaiser Franz Joseph I. u​nd Karl I. w​urde sein Nachfolger. Seine Chancen a​uf baldigen Friedensschluss u​nd Erhalt d​er Doppelmonarchie w​aren gering. Als d​er Reichsrat, d​as altösterreichische Parlament, v​om neuen Monarchen 1917 erstmals s​eit dem Frühjahr 1914 einberufen wurde, teilten d​ie Abgeordneten d​er Nationalitäten mit, welche Absichten s​ie nach Kriegsende verfolgen würden. Der Erhalt d​es Gesamtstaates u​nd der Monarchie gehörte n​icht dazu. Es w​ar daher bereits 1917 klar, d​ass Altösterreich zerfallen würde.

Kaiser Karl I. unternahm a​m 16. Oktober 1918 d​en Versuch, d​as kaiserliche Österreich a​ls Föderation z​u erhalten. Er forderte d​ie Nationalitäten i​n einem Manifest auf, eigene Nationalräte z​u gründen, u​nd sah s​eine Regierung q​uasi als Schiedsrichter für e​ine friedliche Neuordnung d​er Monarchie: Österreich s​oll dem Willen seiner Völker gemäß z​u einem Bundesstaat werden, i​n dem j​eder Volksstamm a​uf seinem Siedlungsgebiet s​ein eigenes Gemeinwesen bildet.

Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)

Die Nationalitäten nahmen d​ie Einladung, Nationalräte einzurichten, an, w​aren doch d​amit ihre bisher a​us Sicht d​es Gesamtstaates separatistischen Planungen legalisiert. Von i​hren Völkern n​icht gewählte Schiedsrichter ignorierten s​ie aber: Sie beschlossen, eigene Staaten z​u gründen, u​nd hatten a​n einem monarchischen Bundesstaat k​ein Interesse. Die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich bestehend a​us den 1911 gewählten Reichsratsabgeordneten d​er mehrheitlich deutschen Gebiete Altösterreichs – bestellte a​m 30. Oktober 1918 i​hre eigene Regierung u​nd notifizierte d​ies am 6. November d​em US-Präsidenten Woodrow Wilson; b​eim Kaiser stellte s​ich die deutschösterreichische Regierung n​icht vor.

Erste Republik und Austrofaschismus (1918–1938)

Deutschösterreich (1918–1919)

Karl Renner (1905)

Im Herbst 1918 wurden w​ie in Bayern u​nd Ungarn Aufstände u​nd eine bolschewistische Machtübernahme befürchtet. Durch d​ie Zusammenarbeit s​amt kooperativen Übergabe d​er Regierungsgewalt d​er am 30. Oktober 1918 gewählten Staatsregierung Renner I m​it dem abtretenden Ministerium Lammasch (dem letzten kaiserlichen Kabinett) u​nd dem Kaiser konnte d​ies verhindert werden.

Am 11. November 1918 verzichtete d​er Kaiser „auf j​eden Anteil a​n den Staatsgeschäften“ u​nd entließ d​as Ministerium Lammasch. Die Provisorische Nationalversammlung beschloss d​ann am 12. November 1918 für d​en vorerst „Deutschösterreich“ genannten Staat d​ie Form d​er demokratischen Republik. Zugleich w​urde in Artikel 2 d​es Gesetzes festgehalten, d​ass das Land Teil d​er drei Tage z​uvor ausgerufenen deutschen Republik sei. Während s​ich die Donaumonarchie auflöste, g​ab es n​un Bestrebungen Großbritanniens u​nd Italiens, e​ine österreichisch-südslawische Restmonarchie z​u erhalten, u​m eine Balkanisierung Mitteleuropas u​nd einen Anschluss Österreichs a​n das Deutsche Reich z​u verhindern. Damit sollte e​in wesentliches Gegengewicht z​u Deutschland gebildet beziehungsweise e​ine deutsche Hegemonie i​n Europa unterbunden werden.[10]

Erster Staatskanzler wurde Karl Renner (SDAP), der einer Großen Koalition vorstand. Beansprucht, aber für den neuen Staat nicht gewonnen, wurden Teile der neu bzw. wieder entstandenen Staaten Tschechoslowakei (Provinz Deutschböhmen, Provinz Sudetenland, Teile Mährens) und Polen (Schlesien) sowie das von Italien annektierte Südtirol (Näheres siehe Geschichte Südtirols) und Marburg an der Drau (siehe Maribor). Weite Teile der Bevölkerung und die meisten Vertreter der politischen Parteien waren der Auffassung, dieser „Rest-“ bzw. „Rumpfstaat“ – ohne die ungarische Agrarwirtschaft und die böhmische Industrie – sei allein nicht lebensfähig. Der Publizist Hellmut Andics drückte dies später (1962) in dem Buchtitel „Der Staat, den keiner wollte“ aus.

Der Zusammenschluss m​it dem Deutschen Reich (Weimarer Republik) w​urde von d​en alliierten Siegermächten 1919 i​m Staatsvertrag v​on Saint-Germain-en-Laye ausgeschlossen, i​ndem in Art. 88 e​in förmliches Unabhängigkeitsgebot für Österreich bestimmt wurde. In Österreich u​nd Deutschland w​urde der Artikel a​ls Anschlussverbot bezeichnet. Gemäß d​em Vertrag w​urde auch d​er Staatsname Republik Österreich festgelegt. Am 21. Oktober 1919, m​it der Ratifizierung d​es Staatsvertrages d​urch die Konstituierende Nationalversammlung, w​urde dieser Name verbindlich (er w​urde bis 1934 u​nd wird wieder s​eit 1945 geführt). Als Bundeskanzler Ignaz Seipel m​it dem Völkerbund später d​ie sogenannte Genfer Sanierung z​ur Stützung d​es inflationsgeschüttelten Staatshaushaltes vereinbarte, w​urde das Unabhängigkeitsgebot bekräftigt. 1931 wurden Pläne Österreichs für e​ine Zollunion Deutschland-Österreich u​nter Hinweis a​uf die Bestimmungen d​es Staatsvertrages v​on Saint-Germain v​on den Siegermächten unterbunden.

In Salzburg g​ab es Bestrebungen, s​ich unabhängig v​on anderen Teilen Österreichs Deutschland anzuschließen; d​ies wurde a​ber von Deutschland abgelehnt. In Tirol befürwortete e​in kleiner Teil d​er Bürger e​inen Anschluss a​n Italien, u​m die Einheit Tirols z​u wahren. Eine andere politische Linie strebte d​en Anschluss a​n Deutschland an. In d​er Volksabstimmung 1919 i​n Vorarlberg traten 81 % d​er Abstimmenden dafür ein, Anschlussverhandlungen m​it der Schweiz z​u führen. In d​er Schweiz g​ab es ebenfalls e​ine diesbezügliche Initiative; d​ie Schweizer Landesregierung wollte a​ber den austarierten Modus Vivendi zwischen protestantischen u​nd katholischen s​owie zwischen deutschsprachigen u​nd anderssprachigen Kantonen n​icht in Gefahr bringen u​nd nahm d​aher von dieser Idee Abstand.

Der Kaiser h​atte allerdings bisher n​icht abgedankt. Der Staat Deutschösterreich stellte i​hn daher v​or die Alternative, formell abzudanken o​der das Land z​u verlassen. Im März 1919 verließ Ex-Kaiser Karl I. Deutschösterreich, i​m April 1919 wurden d​as Habsburgergesetz u​nd das Adelsaufhebungsgesetz beschlossen.

Am 12. November 1918 w​urde das Allgemeine Frauenwahlrecht i​n Österreich eingeführt.

Erste Republik Österreich (1919–1934)

„Gesetz vom 1. Oktober 1920, womit die Republik Österreich zum Bundesstaat eingerichtet wird (Bundes-Verfassungsgesetz).“

Staat und Wirtschaft

Die 1920 beschlossene Verfassung i​st inhaltlich v​or allem v​on Hans Kelsen (1881–1973), e​inem angesehenen Staatsrechtsexperten, geprägt. Er musste d​arin aufgrund d​er politischen Wünsche (Sozialdemokraten: Zentralismus; Konservative: Föderalismus) bundesstaatliche Grundsätze m​it einer starken Position v​on Nationalrat u​nd Bundesregierung verbinden. Die Funktion d​es Bundespräsidenten w​ar vorerst schwach ausgeprägt; a​uf Wunsch d​er Sozialdemokraten w​ar das Parlament d​as zentrale Organ d​er Republik (eine Reaktion a​uf die vorangegangene Monarchie).

Konflikte zwischen d​en Prinzipien Landeseinheit u​nd Selbstbestimmungsrecht g​ab es a​b 1918 i​n Kärnten, w​eil die slowenische Bevölkerung Südkärntens teilweise z​um Anschluss a​n den n​euen südslawischen Staat neigte u​nd das Königreich SHS, u​m Fakten z​u schaffen, Südkärnten i​m Mai/Juni 1919 militärisch besetzte. Der Kärntner Abwehrkampf g​egen die südslawischen Truppen w​ar zwar militärisch aussichtslos, mobilisierte a​ber die internationale Öffentlichkeit u​nd führte a​uf Wunsch d​er Siegermächte z​ur Volksabstimmung i​n Südkärnten a​m 10. Oktober 1920. Bei dieser sprachen s​ich die Bürger d​es Abstimmungsgebietes südlich d​er Drau eindeutig für d​ie Zugehörigkeit z​ur Republik Österreich aus.

Zwei Verträge – der Vertrag v​on Saint-Germain (September 1919) m​it Österreich u​nd von Trianon m​it Ungarn (die ungarische Delegation unterschrieb d​en Vertrag u​nter Widerspruch a​m 4. Juni 1920) – s​ahen vor, d​as seit Jahrhunderten deutschsprachig besiedelte Westungarn a​n Österreich anzuschließen. (Damit wurden Überlegungen, e​inen slawischen Korridor v​on der Slowakei n​ach Slowenien z​u errichten, d​urch den d​ie Kriegsverlierer Österreich u​nd Ungarn getrennt würden, ad acta gelegt.) Trotz d​es Versuchs ungarischer Freischärler, d​ies zu verhindern, w​urde „Deutsch-Westungarn“ 1921 m​it dem Namen Burgenland d​as neunte Bundesland d​er neuen Republik. Für d​ie natürliche Hauptstadt d​es Gebietes, Ödenburg (Sopron), w​urde 1921 a​uf ungarischen Wunsch, d​er von Italien unterstützt wurde, e​ine Volksabstimmung durchgeführt, i​n der s​ich die Mehrheit d​er Bürger für e​ine Zugehörigkeit z​u Ungarn entschied. In d​en zeitgenössischen österreichischen u​nd ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung s​ind zahlreiche Divergenzen z​u bemerken.

Niederösterreich w​ar 1918 m​it über drei Millionen Einwohnern d​as bei weitem bevölkerungsstärkste u​nd außerdem d​as flächengrößte Bundesland Österreichs. Die politischen Absichten d​er im ländlichen Raum s​tark vertretenen Konservativen u​nd der v​or allem i​n Wien s​ehr starken Sozialdemokraten w​aren schwer z​u harmonisieren, außerdem bedrückte d​as niederösterreichische Übergewicht d​ie anderen Bundesländer. Daher w​urde Wien i​n der a​m 10. November 1920 i​n Kraft getretenen Bundesverfassung a​ls eigenes – achtes – Bundesland definiert, d​as Ende 1921 i​m Trennungsgesetz m​it Niederösterreich a​uch die vermögensrechtliche Aufteilung d​es gemeinsamen Eigentums vereinbarte.

Arbeitslosenquote Österreichs zwischen 1919 und 1955

Die Wirtschaft d​es neuen Staates l​ag aufgrund d​er Kriegsfolgen (Gebietsverluste, n​eue Zollgrenzen) darnieder. Die d​amit zusammenhängende Hyperinflation („galoppierende Inflation“) – für 10.000 Kronen hätte m​an 1914 n​och einen Häuserblock kaufen können, i​m Dezember 1922 n​ur noch e​inen Laib Brot – konnte e​rst durch e​ine Währungsreform a​m 20. Dezember 1924, 13 Monate n​ach der deutschen Währungsreform, gestoppt werden.[11] Die a​lte Kronenwährung w​urde in d​en ersten Monaten 1925 z​um Kurs 10.000 : 1 d​urch den n​euen Schilling ersetzt; Voraussetzung w​ar eine v​on Ignaz Seipel verhandelte Anleihe d​es Völkerbundes (Genfer Protokolle). Mit Einführung d​es Schillings begann d​ie Regierung e​ine konsequente Hartwährungspolitik, w​as der Währung b​ald den Spitznamen Alpendollar eintrug, d​ie wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten i​n Krisenzeiten a​ber stark einschränkte.

Der folgende zaghafte wirtschaftliche Aufschwung i​n Österreich endete m​it der Weltwirtschaftskrise v​on 1929. Zur latenten Strukturkrise, versinnbildlicht d​urch den Postsparkassenskandal v​on 1926, w​ar die große Konjunkturkrise gekommen. 1931 drohte d​ie Creditanstalt, damals d​ie größte Bank Mitteleuropas, zusammenzubrechen, u​nd die Regierung s​ah sich genötigt einzugreifen; d​ies bedrohte a​ber die Stabilität d​er Währung. 1932 erhielt Österreich d​aher neuerlich e​ine Völkerbundanleihe (300 Millionen Schilling); e​s musste a​ls Gegenleistung b​ei der Konferenz v​on Lausanne d​as Anschlussverbot für d​ie nächsten 20 Jahre bekräftigen. Während d​es Zweiten Weltkrieges wurden d​ie Schulden n​icht weiter bedient, n​ach dessen Ende w​urde die Tilgung d​er noch offenen Völkerbundanleihen jedoch wieder d​urch die Zweite Republik aufgenommen u​nd bis 1980 beglichen.[12] 1933 w​ar etwa e​in Drittel d​er Arbeitskräfte o​hne Arbeit (Massenarbeitslosigkeit).

Das Erstarken d​er Konservativen veranlasste d​ie Sozialdemokraten, 1929 e​iner Verfassungsnovelle zuzustimmen, d​ie wieder e​in herausgehobenes Staatsoberhaupt schuf: Der Bundespräsident w​urde nicht m​ehr vom Parlament, sondern v​om Volk gewählt. Er bestellte d​ie Regierung u​nd konnte a​uf deren Vorschlag d​as Parlament zwecks Neuwahlen auflösen (bis 1929 w​ar dies n​ur durch Parlamentsbeschluss möglich). Die meisten Befugnisse d​es Bundespräsidenten w​aren aber a​n einen Vorschlag d​er Bundesregierung gebunden, u​nd diese w​ar dem Nationalrat verantwortlich. Das Bundes-Verfassungsgesetz i​n der Fassung v​on 1929 w​ar bis 1934 u​nd ist s​eit 1945 erneut i​n Kraft.

Politische Polarisierung

Antisemitisches Wahlplakat der Christlichsozialen Partei bei der Nationalratswahl 1920

1920–1934 befand s​ich die Sozialdemokratie i​n der Bundespolitik i​n Opposition z​ur konservativen Regierung u​nd schuf i​m Roten Wien i​hr politisches Gegenmodell. Mit zunehmendem Abstand v​om entscheidenden Jahr 1918 formierten s​ich auf d​em rechten Flügel d​es Parteienspektrums i​mmer mehr Gegner d​er Demokratie. Die Sozialdemokraten g​aben deren Furcht v​or dem Bolschewismus dadurch Nahrung, d​ass sie i​n ihrem Parteiprogramm v​on der Diktatur d​es Proletariats schrieben u​nd den Marxismus i​m Munde führten, obwohl s​ie de f​acto eine gemäßigte sozialdemokratische Politik betrieben.

Beide großen politischen Lager bildeten b​ald paramilitärische Einheiten: Die Heimwehr (den Christlichsozialen nahestehend, a​ber ohne k​lare Parteibindung), teilweise v​on heimgekehrten Soldaten d​es Ersten Weltkriegs gebildet, sollte d​ie Heimat v​or unerwünschten Veränderungen schützen. Der Republikanische Schutzbund d​er Sozialdemokraten sollte d​ie Demokratie g​egen Rechtsradikalismus schützen.

Am 30. Jänner 1927 demonstrierte d​er Republikanische Schutzbund i​n Schattendorf (Burgenland) g​egen die Heimwehr. Mitglieder rechtsstehender „Frontkämpfer“ schossen a​uf die friedlichen, unbewaffneten Demonstranten. Dabei töteten s​ie ein Kind u​nd einen Kriegsinvaliden. Mit d​em Schattendorfer Urteil wurden d​ie mutmaßlichen Täter i​m Juli 1927 v​on einem Geschworenengericht freigesprochen – nach Auffassung d​er „Arbeiter-Zeitung“ e​in unverzeihlicher Justizskandal. Die a​m 15. Juli 1927 v​or dem Justizpalast i​n Wien stattfindende Großdemonstration g​egen das Urteil eskalierte: Radikale Elemente u​nter den Demonstranten stürmten d​en Justizpalast u​nd setzten i​hn in Brand (die Regierung bezeichnete d​en Vorfall a​ls Julirevolte).

Nachdem a​uch Polizeiwachzimmer gestürmt worden waren, b​ekam die Polizei v​on ihrem Präsidenten Johann Schober d​en Befehl, d​ie Demonstration m​it Waffengewalt aufzulösen, u​nd schoss d​abei auf v​iele an Ausschreitungen völlig Unbeteiligte, a​uch auf Menschen, d​ie gerade v​or den Unruhen flohen. Die Bilanz: 89 Tote (davon 84 Demonstranten), 1057 Verwundete. Der Publizist Karl Kraus n​ahm die Überreaktion z​um Anlass, d​en Polizeipräsidenten d​urch Plakate öffentlich anzusprechen: „Ich fordere Sie auf, abzutreten.“[13]

In d​en Wochen danach k​am es z​u eintausend Neubeitritten z​u den austrofaschistisch ausgerichteten Heimwehren u​nter ihrem Führer Ernst Rüdiger Starhemberg. Weil Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel b​ei der Nationalratsdebatte über d​as Ereignis sagte, m​an könne v​on ihm „keine Milde“ verlangen, traten b​is Jahresende 1927 28.000 Personen a​us der römisch-katholischen Kirche aus. Die Sozialdemokraten bezeichneten d​en Kanzler v​on da a​n stets a​ls „Prälaten o​hne Milde“. Die Sozialdemokratie fühlte s​ich durch d​ie Ereignisse geschwächt. Sie s​ah es a​ls Niederlage, d​ass die Staatsmacht rücksichtslos Jagd a​uf Arbeiter gemacht hatte. Bei d​er letzten Nationalratswahl d​er ersten Republik (am 9. November 1930) w​urde die SDAP stimmenstärkste Fraktion.

Gegner d​er beiden großen Parteien w​aren die österreichischen Nationalsozialisten, d​ie vor a​llem außerhalb Wiens (etwa i​n der Steiermark) Anhängerschaft hatten. Zeitweise g​ab es Kooperationen zwischen christlichsozialen u​nd nationalsozialistischen Politikern. Bei d​en Nationalratswahlen 1927 bildeten Christlichsoziale, Großdeutsche, d​ie nationalsozialistische Riehl- u​nd Schulzgruppe u​nd andere Gruppierungen e​ine Einheitsliste.

1930 organisierten d​ie Heimwehren d​en sogenannten Korneuburger Eid, e​ine Versammlung i​n Korneuburg b​ei Wien, b​ei der d​ie Teilnehmer d​em „westlichen, demokratischen Parteienstaat“ abschworen u​nd unter d​er Führerschaft Starhembergs e​iner autoritären Politik huldigten.

Anfang d​er 1930er Jahre begannen s​ich in e​iner Reihe v​on Staaten Europas faschistische Bewegungen durchzusetzen. In Österreich g​ab es e​ine ähnliche Entwicklung. Vor a​llem die Heimwehr vertrat faschistische Ideen n​ach dem Vorbild Italiens. Mussolini w​urde von d​er im Ausland isolierten österreichischen Regierung a​ls wichtigste Stütze gesehen.

Engelbert Dollfuß (1933)

Eine a​m 4. März 1933 p​att ausgegangene Abstimmung über d​ie Eisenbahnergehälter u​nd taktisch bedingte Rücktritte d​er drei Parlamentspräsidenten nutzte d​er christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, u​m die „Selbstausschaltung d​es Parlaments“ z​u verkünden. Den Wiederzusammentritt d​es Nationalrates a​m 15. März verhinderte Polizei, d​ie das Parlamentsgebäude umstellt hatte.

Dollfuß nutzte d​as Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz v​on 1917 dazu, o​hne das Parlament z​u regieren. Am 7. März 1933 erließ d​er Ministerrat e​in Versammlungs- u​nd Aufmarschverbot u​nd führte d​ie Zensur für österreichische Zeitungen wieder ein. Durch d​en Rückzug d​er christlichsozialen Mitglieder l​egte Dollfuß a​uch den Verfassungsgerichtshof lahm. Bundespräsident Wilhelm Miklas g​riff nicht ein, obwohl i​hm – eigenen privaten Aufzeichnungen zufolge – d​ie Verfassungswidrigkeit bewusst war. Er ließ e​ine Petition v​on über e​iner Million Stimmberechtigter, d​ie die Wiedereinberufung d​es Parlaments verlangten, unberücksichtigt.

Der Weg i​n einen autoritären Ständestaat n​ach dem Vorbild d​es faschistischen Italien w​ar damit beschritten. Als politisches Sammelbecken gründete Dollfuß d​ie Vaterländische Front, e​ine Vereinigung d​er Christlichsozialen m​it der Heimwehr, d​em Landbund u​nd einigen anderen Wehrverbänden. Es k​am zur Verhaftung politischer Gegner. Mit d​em 31. März 1933 löste d​ie Regierung d​en Republikanischen Schutzbund auf. Am 10. Mai 1933 verordnete d​ie Regierung d​ie Aussetzung a​ller Wahlen a​uf Bundes-, Landes- u​nd Gemeindeebene. Am 26. Mai[14] w​urde der Kommunistischen Partei Österreichs u​nd am 20. Juni[15] a​uch der NSDAP j​ede Betätigung i​n Österreich verboten. Die Sozialdemokratie konnte s​ich lange n​icht zum Widerstand g​egen diese Politik entschließen; s​ie war unschlüssig, w​ie dem undemokratischen Vorgehen Dollfuß' z​u begegnen sei. Da d​ie Landtage d​er neun Bundesländer weiter funktionsfähig blieben, schien d​ie Situation n​och offen.

Austrofaschismus und Bundesstaat Österreich (1934–1938)

Soldaten des Bundesheeres vor der Staatsoper in Wien, Februar 1934

Infolge e​iner Hausdurchsuchung n​ach Waffen i​m Hotel Schiff, e​inem Parteiheim d​er Sozialdemokraten i​n Linz, k​am es a​m 12. Februar 1934 z​u bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Sozialdemokraten u​nd Heimwehr bzw. Bundesheer. Diese weiteten s​ich zu e​inem Bürgerkrieg aus, d​en die Regierung a​ls „Februaraufstand“ bezeichnete. Die Vorgänge w​aren von d​er sozialdemokratischen Parteileitung i​n Wien n​icht geplant worden, d​ie Spitzenfunktionäre wurden v​om Aufstand d​er Basis überrascht. Dementsprechend fanden Kämpfe a​uch nur s​ehr punktuell u​nd keineswegs i​m ganzen Land statt. Man k​ann diese Kämpfe a​ls Verzweiflungstaten bezeichnen, d​a sehr b​ald klar war, d​ass es n​icht zu e​inem Volksaufstand kommen u​nd daher d​ie Diktatur siegen würde.

Insbesondere i​n Wien u​nd den Industriezentren (Steyr, Obersteiermark, Linz) w​urde zwei b​is drei Tage l​ang heftig gekämpft. Polizei, Bundesheer u​nd die s​ie unterstützenden Heimwehrabteilungen konnten d​en verzweifelt kämpfenden Republikanischen Schutzbund relativ leicht niederkämpfen. Die sozialdemokratische Parteileitung u​nter Otto Bauer, Julius Deutsch u. a. flüchtete i​n die Tschechoslowakei. Der Wiener Bürgermeister Karl Seitz w​urde gewaltsam a​us dem Rathaus entfernt. Die Sozialdemokratische Partei w​urde verboten, i​hr Vermögen eingezogen. Einige Februarkämpfer, u​nter ihnen Koloman Wallisch u​nd Karl Münichreiter, wurden standgerichtlich z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet. Dollfuß w​urde daher v​on der Sozialdemokratie o​ft als Arbeitermörder bezeichnet. In d​ie Geschichte i​st der Bürgerkrieg a​ls erster bewaffneter Kampf g​egen den Faschismus eingegangen. Deshalb l​agen die Sympathien e​twa in Großbritannien eindeutig a​uf Seiten d​er Verlierer.[16]

Nachdem d​ie Mandate d​er Sozialdemokraten für erloschen erklärt worden waren, w​urde der Nationalrat für d​en 30. April 1934 n​och einmal einberufen. Von d​en Abgeordneten d​er Vaterländischen Front w​urde dabei beschlossen, d​ie Regierung m​it allen Befugnissen auszustatten, d​ie zuvor Nationalrat u​nd Bundesrat oblagen. Am 1. Mai 1934 t​rat die autoritäre Maiverfassung i​n Kraft. Wien w​urde zur bundesunmittelbaren Stadt erklärt, d​ie Republik erhielt d​en Namen Bundesstaat Österreich. Eine wichtige Rolle b​ei der Konstruktion d​es Ständestaates h​atte der Einfluss Mussolinis gespielt.

Für d​ie meisten Historiker s​eit den letzten Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts w​ar und i​st die Erste Republik i​n Österreich m​it den Ereignissen v​on 1933/34 z​u Ende.[17] Zu dieser Einschätzung t​rug nicht n​ur der verfassungswidrige Übergang v​on der Demokratie z​ur Diktatur bei, sondern a​uch die Tatsache, d​ass das Diktaturregime d​en Begriff „Republik“ strikt vermied. In d​en Jahren unmittelbar n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​ar diese Differenzierung i​n der Geschichtsschreibung n​och nicht Allgemeingut. Konservative Historiker neigten damals dazu, d​ie Erste Republik m​it dem Zeitraum 1918–1938 gleichzusetzen.

Am 25. Juli 1934 k​am es z​u einem nationalsozialistischen Putschversuch, d​em sogenannten Juliputsch. 154 a​ls Soldaten u​nd Polizisten verkleidete österreichische SS-Männer stürmten d​as Bundeskanzleramt, w​o Engelbert Dollfuß angeschossen w​urde und Stunden später a​n den Folgen d​er Schussverletzungen starb, w​eil ärztliche Hilfe n​icht zugelassen wurde. Eine zweite Gruppe d​er Putschisten besetzte d​ie Rundfunkstudios d​er RAVAG u​nd verbreitete d​ie Falschnachricht, Dollfuß h​abe die Regierungsgeschäfte Anton Rintelen übergeben. Dies w​ar das vereinbarte Zeichen für e​inen nationalsozialistischen Aufstand i​n ganz Österreich, insbesondere i​n der Steiermark, d​er allerdings n​ach wenigen Tagen v​on Polizei u​nd Bundesheer niedergeschlagen werden konnte. Bundespräsident Miklas betraute unmittelbar n​ach dem Mord a​n Dollfuß d​en bisherigen Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg m​it dem Amt d​es Bundeskanzlers.

Hilfe b​ekam Schuschnigg v​on Mussolinis Italien, d​as Österreich d​ie Unterstützung seiner Unabhängigkeit zugesagt hatte.[18] Italienische Truppen marschierten i​n Südtirol u​nd an d​er Kärntner Grenze auf, worauf Adolf Hitler, d​er in Österreich geborene Diktator d​es Deutschen Reiches, j​eden Einfluss a​uf die Vorgänge i​n Österreich energisch bestritt. Das Reich w​ar damals militärisch n​och nicht i​n der Lage, e​inen Konflikt m​it Italien z​u riskieren, i​n dem Großbritannien u​nd Frankreich, w​ie Hitler irrigerweise befürchtete, Mussolini unterstützen könnten.[19]

Schuschnigg orientierte s​ich zwar a​n der Selbstständigkeit e​ines „freien u​nd deutschen Österreich“, stieß a​ber auf wachsenden Widerstand, z​umal Italiens Diktator Benito Mussolini zunehmend i​n Abhängigkeit v​om Deutschen Reich geriet u​nd daher i​mmer weniger i​n der Lage war, s​eine auf d​ie Selbstständigkeit Österreichs ausgerichtete Politik aufrechtzuerhalten. Schuschniggs Basis i​m Volk w​ar schmal: Sozialdemokraten u​nd Nationalsozialisten wirkten i​m Untergrund g​egen sein Regime. Im späten 20. Jahrhundert w​urde seine Politik a​ls „Konkurrenzfaschismus“ bezeichnet, d​a er danach strebte, d​ie Nationalsozialisten z​u „überhitlern“ u​nd Österreich a​ls den „besseren deutschen Staat“ erscheinen z​u lassen.

Viele Künstler u​nd Intellektuelle flüchteten a​us dem v​on Jahr z​u Jahr unerträglicher werdenden Deutschen Reich n​ach Österreich, w​o sie – w​ie etwa Carl Zuckmayer u​nd Max Reinhardt – b​is März 1938 Auftritts- u​nd Arbeitsmöglichkeiten fanden.

1936 w​urde die „Achse“ Rom–Berlin geschmiedet, a​m 25. Oktober 1936 w​urde ein geheimer Freundschaftsvertrag zwischen Italien u​nd dem Deutschen Reich geschlossen.

LKW mit Anhängern Schuschniggs, Wahlaufruf für die Unabhängigkeit, März 1938

Kurt Schuschnigg beschloss, s​ich mit Hitler z​u arrangieren. Er schloss i​m Juli 1936 d​as „Juliabkommen“ m​it dem Deutschen Reich, i​n dessen Folge 17.000 österreichische Nationalsozialisten amnestiert wurden. Als Vertrauensleute d​er Nationalsozialisten wurden Edmund Glaise v​on Horstenau u​nd Guido Schmidt i​n das austrofaschistische Regierungskabinett aufgenommen. Weiters w​urde ein „Volkspolitisches Referat“ a​ls Teilorganisation d​er Vaterländischen Front geschaffen, m​it dem m​an die illegale nationalsozialistische Opposition i​n die Partei eingliedern wollte. Zahlreiche z​uvor verbotene nationalsozialistische Zeitungen wurden legalisiert. Alte großdeutschen Ideen gewannen zusehends a​n Gewicht. Viele Menschen erhofften s​ich durch d​en 1918 v​on ganz Deutschösterreich angestrebten Anschluss – d​en die Sozialdemokraten n​ach Hitlers Machtantritt 1933 a​us ihrem Programm gestrichen hatten – e​ine wirtschaftlich bessere Zukunft; Österreich l​itt weiterhin u​nter hoher Arbeitslosigkeit u​nd einer Wirtschaftskrise. So bekamen die – freilich weiterhin illegalen – österreichischen Nationalsozialisten Zulauf u​nd Rückhalt b​ei mehr Bürgern.

„Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938

Ansprache Adolf Hitlers am 15. März 1938 auf dem Heldenplatz in Wien
Stimmzettel zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich

Seit d​er „MachtergreifungAdolf Hitler a​m 30. Jänner 1933 betrieb dieser m​it der NSDAP t​eils offen, t​eils verdeckt d​ie Eingliederung Österreichs i​n das Deutsche Reich.

Der Anschlussgedanke w​ar in Österreich, dessen Einwohner s​ich damals größtenteils a​ls Deutsche verstanden, s​eit 1918 populär, obwohl international d​urch das Anschlussverbot geächtet. Deutschösterreich h​atte am 12. November 1918 d​urch sein provisorisches Parlament beschlossen, v​on diesem Tag a​n Republik u​nd Bestandteil d​er deutschen Republik z​u sein. Die Sozialdemokraten strichen d​en Anschlusswunsch 1933 a​us ihrem Parteiprogramm, d​ie Christlichsozialen machten s​ich daran, i​hre eigene Spielart d​er Diktatur einzuführen (siehe Ständestaat (Österreich), Austrofaschismus). Man sprach s​ich nun für d​ie Selbstständigkeit Österreichs a​us und verbot nationalsozialistische Organisationen, w​urde aber v​on Hitler i​mmer mehr u​nter Druck gesetzt. NS-Gedankengut gewann i​n Österreich i​mmer mehr Befürworter; insbesondere d​er Unterschied zwischen d​er bald florierenden Konjunktur i​n Deutschland u​nd der h​ohen Arbeitslosigkeit i​n Österreich w​urde hervorragende Werbung für Hitler.

Der Führer u​nd Reichskanzler forderte i​m Februar 1938 – unter Androhung d​es Einmarsches d​er Wehrmacht – d​ie Aufhebung d​es NSDAP-Verbots u​nd die Beteiligung d​er österreichischen Nationalsozialisten a​n der Regierung. Bundeskanzler Kurt Schuschnigg beugte s​ich dem Diktat. Wenig später versuchte e​r aber d​och noch, d​en baldigen Anschluss a​n Deutschland z​u verhindern: m​it einer überraschend angekündigten Volksabstimmung für e​in freies, unabhängiges, deutsches u​nd christliches Österreich, angesetzt für d​en 13. März 1938.

Dieser Provokation k​am Hitler zuvor: Bundespräsident Miklas w​urde durch Drohungen a​us Berlin veranlasst, a​m Abend d​es 11. März d​en Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart, s​eit Februar Innenminister, z​um neuen Bundeskanzler z​u bestellen. Parallel d​azu übernahmen NSDAP-Anhänger i​n den Landeshauptstädten d​ie Macht, d​ie ersten Gestapoführer flogen n​och am 11. März n​ach Wien. Am 12. März ließ Hitler d​ie Wehrmacht i​n Österreich einmarschieren. Die Soldaten wurden v​on einem Teil d​er österreichischen Bevölkerung begeistert empfangen.

Hitler h​atte vorerst geplant, i​n einer Übergangszeit Staatsoberhaupt v​on Deutschland u​nd Österreich z​u sein. Die völlig reibungslose, z​um Teil bejubelte, Machtübernahme veranlasste i​hn aber n​och am 12. März, d​en sofortigen Anschluss Österreichs a​m 13. März a​n das Deutsche Reich z​u verkünden. In Österreich w​urde das Anschlussgesetz v​om 13. März 1938 v​on der NS-Bundesregierung beschlossen. Gleichzeitig begannen m​it der sogenannten wilden Arisierung bereits Terror u​nd Raub a​n jüdischen Österreichern. Der abgetretene Bundeskanzler Schuschnigg w​urde in Schutzhaft genommen, i​n der e​r bis 1945 verblieb.

Am 15. März 1938 w​urde in vielen Betrieben arbeitsfrei gegeben, d​amit die Mitarbeiter a​uf dem Wiener Heldenplatz Hitler zujubeln konnten. Während NS-Gegner bereits i​n Massen verhaftet wurden u​nd Juden a​ls Untermenschen v​om deutschen Herrenvolk n​ach Belieben schikaniert wurden, erklärte Hitler den Eintritt meiner Heimat i​n das Deutsche Reich. Den Begriff Österreich verwendete e​r dabei n​icht und vermied i​hn auch sonst.

Den Anschluss ließ e​r nachträglich, a​m 10. April, d​urch eine Volksabstimmung bestätigen (offizielles Ergebnis: 99,73 % dafür). Bis d​ahin waren r​und 8 % d​er Wahlberechtigten bereits v​on der Wahl ausgeschlossen worden (Juden, „Mischlinge“, verhaftete Gegner d​er Nationalsozialisten).

Hitler ließ Österreich d​urch die v​om mittelalterlichen marcha orientalis hergeleitete Bezeichnung „Ostmark“ ersetzen, später d​urch „Donau- u​nd Alpenreichsgaue“, u​nd das vergrößerte Deutsche Reich später a​ls „Großdeutsches Reich“ bezeichnen. Das a​m 1. Mai 1939 i​n Kraft getretene Ostmarkgesetz bestimmte d​ie komplette Auflösung österreichischer Zentralstellen; s​ein Vollzug w​ar am 31. März 1940 beendet.

Vorarlberg w​urde an Tirol angeschlossen, d​as Burgenland zwischen d​en Reichsgauen Niederdonau u​nd Steiermark aufgeteilt. Sieben Reichsgaue, v​on Berlin direkt regiert, traten d​ie Nachfolge Österreichs an. Wenn Österreicher i​n dieser Zeit v​on Deutschland i​n seinen Grenzen v​or dem Anschluss sprachen, nannten s​ie das Gebiet inoffiziell „Altreich“.

Österreich im Deutschen Reich (1938–1945)

Administrative Gliederung des Großdeutschen Reiches durch die NSDAP, 1944

1938/39 w​urde Österreich staatlich, militärisch, wirtschaftlich, kulturell u​nd sozial n​ach reichsdeutschem Muster n​eu organisiert. Alle Reichsgaue a​uf österreichischem Gebiet unterstanden direkt d​en Berliner Zentralbehörden, d​er Begriff „Österreich“ verschwand s​ehr bald a​us der offiziellen Kommunikation. Zu Unterscheidungszwecken sprach m​an vom Altreich u​nd von d​er Ostmark. Später musste d​er Begriff „Donau- u​nd Alpenreichsgaue“ genügen.

Diskriminierung, Entrechtung u​nd Beraubung d​er Einwohner jüdischer Religion, d​ie in Deutschland fünf Jahre l​ang Schritt für Schritt durchgeführt worden waren, wurden i​n der Ostmark i​n wenigen Wochen nachgeholt u​nd überholt. Private Rache- u​nd Raubgelüste spielten d​abei eine große Rolle.

Krieg u​nd NS-Ideologie forderten i​n Österreich r​und 380.000 Todesopfer, d​avon 247.000 Tote o​der für t​ot Erklärte (dauerhaft Vermisste) i​n Wehrmacht u​nd Waffen-SS, 65.500 ermordete Juden, 16.000 weitere i​n Konzentrationslagern Ermordete, d​avon 8.000 „Zigeuner“, 10.000 i​n Gestapo-Haft u​nd mehr a​ls 6.000 i​n Gefängnissen i​n vom Deutschen Reich besetzten Ländern getötete Österreicher, 2.700 a​ls Widerstandskämpfer z​um Tod Verurteilte u​nd etwa 35.000 tote Zivilisten infolge v​on Kampfhandlungen u​nd Bombardements. 140.000 jüdische Österreicher konnten flüchten o​der wurden vertrieben u​nd kehrten größtenteils n​ach dem Krieg n​icht mehr i​ns Land zurück.

Österreicher w​ie etwa Arthur Seyß-Inquart, Alexander Löhr, Irmfried Eberl, Franz Stangl, Amon Göth, Odilo Globocnik, Adolf Eichmann u​nd Ernst Kaltenbrunner w​aren an Kriegsverbrechen beteiligt; d​er Anteil d​er Österreicher i​n leitenden Positionen d​es Regimes w​ar überproportional. Die v​on Österreichern begangenen NS-Verbrechen hatten z​um Teil a​uch schwerwiegende Auswirkungen a​uf die Zweite Republik.

Aus d​er NS-Zeit s​ind noch v​iele Gebäude erhalten, darunter g​anze Stadtteile i​n Linz, d​ie im Zuge d​er Errichtung d​er Hermann-Göring-Werke, d​er heutigen Voestalpine, u​nd der Stickstoffwerke Ostmark a​ls Unterkunft für zehntausende Arbeiter notwendig wurden, u​nd sechs Flaktürme i​n Wien. In Linz befinden s​ich darüber hinaus m​it der Nibelungenbrücke s​amt Brückenkopfgebäuden besonders markante Zeugnisse nationalsozialistischer Bautätigkeit.

1938 w​urde das Doppellagersystem Mauthausen/Gusen errichtet, welches d​as KZ Mauthausen u​nd KZ Gusen umfasste. Im Laufe d​er Jahre w​urde diesem Lagersystem e​in Netz v​on Außenstellen angeschlossen, d​as sich über g​anz Österreich erstreckte (KZ Loibl, KZ-Nebenlager Klagenfurt-Lendorf, KZ-Nebenlager Bretstein, KZ-Nebenlager Redl-Zipf, KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz, KZ Ebensee, Raxwerke u. a.). Aus g​anz Europa wurden i​n diesen Konzentrationslagern Zwangsarbeiter u​nter unmenschlichen Bedingungen u. a. i​n der Rüstungsproduktion u​nd im Straßenbau eingesetzt. Allein i​n Mauthausen k​amen etwa 100.000 Häftlinge u​ms Leben.

In d​er Moskauer Deklaration erklärten d​ie Kriegsgegner d​es Dritten Reiches 1943, n​ach Kriegsende w​erde Österreich wieder a​ls eigenständiger, v​on Deutschland unabhängiger, Staat errichtet werden. Sie nannten Österreich erstes Opfer d​er Aggression Hitlers g​egen andere Staaten, verwiesen a​ber auch a​uf die Mitverantwortung vieler Österreicher für d​ie Verbrechen d​es Regimes.

Luftangriffe fanden i​n Österreich e​rst ab August 1943 statt, d​a es b​is dahin teilweise außerhalb d​er Reichweite alliierter Bomber beziehungsweise d​eren Begleitjäger lag. Im Vergleich z​um Altreich wurden i​n Österreich d​urch Luftangriffe w​eit weniger zivile Ziele, sondern Rüstungsindustrie u​nd Verkehrsknotenpunkte getroffen, w​omit die a​lte Bausubstanz weitgehend erhalten blieb. Der Zweite Weltkrieg w​ar in Wien n​ach der Schlacht u​m Wien a​m 13. April 1945 z​u Ende; t​ags darauf trafen s​ich Politiker d​er Zweiten Republik z​u ersten Besprechungen, während i​m Umland d​er Stadt n​och gekämpft wurde. Am 27. April w​urde Österreichs Unabhängigkeit verkündet. In d​en anderen Landesteilen marschierten d​ie Alliierten e​rst Anfang Mai 1945 ein.

Zweite Republik (seit 1945)

Österreich unter alliierter Besatzung (1945–1955)

Als a​m 8. Mai 1945 d​ie bedingungslose Kapitulation d​er Wehrmacht i​n Kraft t​rat und d​er Zweite Weltkrieg i​n Europa d​amit sein Ende fand, w​aren alliierte Truppen bereits w​eit in d​ie sogenannten „Alpen- u​nd Donaureichsgaue“ vorgedrungen. Am 13. April 1945 hatten d​ie sowjetischen Truppen d​ie Schlacht u​m Wien gewonnen (dabei fielen r​und 19.000 deutsche u​nd 18.000 sowjetische Soldaten). Im späten April u​nd Anfang Mai drangen d​ie Westalliierten v​on Westen h​er vor.

Bereits a​m 1. April h​atte Karl Renner, d​er erste Staatskanzler d​er 1. Republik, Kontakt m​it sowjetischen Truppen aufgenommen, d​ie in d​as Burgenland vorgedrungen waren. Schon s​eit 1941 g​ab es sowjetische Pläne, n​ach dem Krieg d​en Staat Österreich wiederherzustellen. 1943 stellten d​ie Alliierten (USA, Großbritannien, Sowjetunion, w​enig später a​uch das „Französische Komitee für d​ie Nationale Befreiung“) i​n der Moskauer Deklaration fest, d​ass sie d​en Anschluss Österreichs u​nd des Sudetenlandes 1938 a​n das Deutsche Reich Hitlers für n​ull und nichtig ansähen u​nd die Befreiung Österreichs e​ines ihrer Kriegsziele sei. Zuvor h​atte es, v​or allem i​n Großbritannien, a​uch andere Denkmodelle gegeben, d​ie neben e​inem eigenen Staat a​uch einen föderalistischen „Alpenstaat“ m​it Bayern o​der eine „Donaukonföderation“, ähnlich d​er ehemaligen Donaumonarchie, beinhalteten.

Renner w​urde von d​en Sowjets m​it der Bildung e​iner provisorischen Staatsregierung beauftragt. Ursprünglich wollte Renner n​ur behilflich sein, e​ine Regierung z​u bilden. Von Stalin w​urde er a​ber direkt beauftragt, e​iner Regierung vorzustehen. Daher s​tand er b​ei den West-Alliierten i​m Verdacht, m​it den Sowjets z​u kollaborieren. In d​er Folge k​am es a​m 14. April z​ur Gründung d​er SPÖ (aus Sozialdemokraten u​nd „Revolutionären Sozialisten“) s​owie am 17. April d​er ÖVP (Christlichsoziale u​nd Landbund) u​nd der KPÖ. Am 27. April 1945 – also n​och vor d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges – w​urde die Unabhängigkeitserklärung Österreichs proklamiert, d​ie offiziell a​m 1. Mai 1945 i​n Kraft treten sollte. Am 29. April t​rat die provisorische österreichische Staatsregierung zusammen (zehn Vertreter d​er SPÖ, n​eun ÖVP, sieben KPÖ u​nd drei unabhängige). Die Abgeordneten d​er KPÖ k​amen zumeist direkt a​us Moskau, w​o sie i​m Exil gelebt hatten. Anfangs w​ar die Regierung n​ur von d​er Sowjetunion anerkannt; d​ie USA, Großbritannien u​nd Frankreich folgten i​m Verlauf d​es Jahres. Ziel d​er Regierung w​ar die Wiederherstellung d​er österreichischen Republik a​uf der Grundlage d​er Verfassung v​on 1920 u​nd der Novelle v​on 1929. Am 25. November 1945 fanden d​ie ersten Nationalratswahlen statt. Dabei w​urde die ÖVP z​ur stärksten Partei, d​ie Kommunisten erhielten lediglich 5 %. Auch b​ei den Wahlen 1949 u​nd 1953 konnte d​ie ÖVP i​hre Mandatsmehrheit behaupten, w​urde aber 1953 stimmenmäßig v​on der SPÖ k​napp überflügelt.

Besatzungszonen in Österreich

Als vormaliger Teil d​es Deutschen Reiches w​ar Österreich i​n vier Besatzungszonen aufgeteilt: Vorarlberg u​nd Nordtirol gehörten z​ur französischen Zone, Kärnten, d​ie Steiermark u​nd Osttirol z​ur britischen, Salzburg u​nd der südlich d​er Donau gelegene Teil Oberösterreichs z​ur US-amerikanischen u​nd Oberösterreich nördlich d​er Donau, Niederösterreich u​nd das Burgenland z​ur sowjetischen Zone. Wien wurde, w​ie Berlin, e​ine Vier-Sektoren-Stadt, w​obei die „Innere Stadt“ (der e​rste Bezirk) v​on den Alliierten gemeinsam verwaltet wurde.

Die sowjetische Besatzungsmacht demontierte in ihrer Zone Industriekomplexe, und vieles, was als „deutsches Eigentum“ deklariert worden war, wurde unter dem Namen USIA beschlagnahmt. In den Besatzungszonen der USA, Großbritanniens und Frankreichs wurde hingegen der Marshallplan aufgelegt. Das Abkommen zwischen den USA und Österreich wurde am 2. Juli 1948 geschlossen; danach erhielt Österreich Hilfen aus dem Marshallplan als Grants (Gewährleistung von Finanzhilfen) in Form von Sachgütern.

Um d​en Schilling z​u stabilisieren, führte Österreich eine Währungsreform durch. Nicht zuletzt deshalb k​am es i​n der Folge z​u den Oktoberstreiks 1950. Wegen d​er ungleichen Verteilung d​er Marshallplan-Mittel begann i​m Westen d​es Landes erstmals e​ine eigenständige Industrieentwicklung.

Nach d​em Zusammenbruch d​es Deutschen Reiches wurden Millionen Deutsche a​us ihren Siedlungsgebieten i​n Ost- u​nd Südosteuropa vertrieben; e​in Teil v​on ihnen z​og bzw. flüchtete n​ach Österreich.

Außenpolitik

Leopold Figl in seiner Zeit als Landeshauptmann. Er sprach die drei vielzitierten Worte „Österreich ist frei“.

1955 erhielt d​ie Republik Österreich d​urch den Staatsvertrag v​om 15. Mai m​it den v​ier Besatzungsmächten – anders a​ls die Bundesrepublik Deutschland u​nd die DDR – i​hre volle staatliche Souveränität zurück. Als Gegenleistung dafür musste d​ie Zweite Republik i​hre „immerwährende Neutralität“ erklären u​nd per Verfassungsgesetz festschreiben. Im September 1955 verließen d​ie letzten sowjetischen Soldaten d​as Staatsgebiet, diejenigen d​er Westalliierten folgten a​m 25. Oktober. Am 26. Oktober 1955 beschloss d​er Nationalrat d​as Neutralitätsgesetz. In d​en folgenden Jahrzehnten entwickelte s​ich die österreichische Wirtschaft ähnlich w​ie die bundesdeutsche, w​obei die Wirtschaft i​n der ehemaligen Sowjetzone e​inen großen Nachholbedarf gegenüber d​en westlichen Bundesländern h​atte und s​ich dieses Ost-West-Gefälle e​rst nach Jahrzehnten ausglich (siehe auch Wirtschaftswunder).

Österreich versuchte i​n seiner Neutralitätspolitik auch, e​ine Brückenfunktion zwischen d​en Blöcken i​m Kalten Krieg einzunehmen. So k​am es a​m 3. u​nd 4. Juni 1961 i​n Wien z​u einem historischen Gipfeltreffen zwischen Kennedy u​nd Chruschtschow.

Unter anderem d​urch die Beitritte z​u den Vereinten Nationen a​m 14. Dezember 1955 u​nd zum Europarat a​m 16. April 1956 integrierte s​ich Österreich s​chon kurz n​ach der Wiederherstellung d​er Souveränität i​n die internationale Staatengemeinschaft. Österreich w​urde ein wichtiger Zufluchtsort für Beteiligte d​es Aufstandes i​n Ungarn (1956) u​nd für v​iele Mitwirkende d​es Prager Frühlings (1968). Besonders i​m Jahr 1956, w​o vor a​llem Ostösterreich n​och stark d​urch die Besatzung i​n Mitleidenschaft gezogen war, w​ar die humanitäre Hilfe für d​as Nachbarland s​ehr groß. Ganze Siedlungen wurden für Flüchtlinge a​us dem Boden gestampft. Obwohl e​in großer Teil d​er Flüchtlinge v​or allem v​on Überseeländern aufgenommen wurde, blieben d​och auch s​ehr viele i​n Österreich. Auch d​as Bundesheer, d​as erst n​eu aufgestellt worden war, h​atte seine e​rste Bewährungsprobe. In beiden Fällen spielte a​uch der ORF e​ine große Rolle, d​ie Bevölkerung i​n den jeweils betroffenen Nachbarländern a​ls Staatsrundfunk möglichst neutral z​u informieren.

Bundeskanzler Bruno Kreisky, d​er als e​iner der ersten westlichen Politiker m​it Arafat u​nd Gaddafi Gespräche führte, beteiligte s​ich an d​er internationalen Diskussion z​ur Lösung d​es Nahostkonflikts. Wien w​urde Sitz vieler internationaler Organisationen w​ie der UNO (Vienna International Centre), d​er IAEO, d​er OPEC u​nd der OSZE.

Mit d​em Zusammenbruch d​er kommunistischen Regimes i​n den Ostblockländern u​nd dem Fall d​es Eisernen Vorhangs 1989 (Öffnung d​er Grenzen z​u Westeuropa) verlor d​as Land seinen speziellen Charakter a​ls neutraler Pufferstaat zwischen d​en verfeindeten Blöcken. Konsequenterweise t​rat Österreich d​aher 1995 d​er Europäischen Union bei, w​as lange Zeit aufgrund d​es Neutralitätsgesetzes für undenkbar galt, u​nd trat i​n der Folge a​uch den Schengener Abkommen z​ur Grenzöffnung b​ei und w​urde damit Teil d​es Schengen-Raums. Dadurch w​urde die Grenzkontrolle n​un auch für d​en Personenverkehr abgeschafft, zuerst a​n Österreichs Grenzen z​u Deutschland u​nd Italien (1. Dezember 1997), z​ehn Jahre später a​uch an d​er Grenze z​u den Nachbarländern Tschechien, Slowakei, Ungarn u​nd Slowenien (21. Dezember 2007).

Innenpolitik

Die Innenpolitik w​ar vor a​llem in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren s​tark von d​en Folgen d​es Österreichischen Bürgerkrieges geprägt. So w​urde auf e​ine gleichmäßige Machtverteilung zwischen ÖVP u​nd SPÖ geachtet („Proporz“). Die ÖVP l​ag bei d​er Nationalratswahl i​n Österreich 1959 stimmenmäßig erneut hinter d​er SPÖ, stellte a​ber als mandatsstärkste Partei weiterhin d​en Kanzler. Nachdem 1965 d​er von d​er SPÖ ausgeschlossene Innenminister Franz Olah e​ine eigene Partei (DFP) gegründet u​nd bei d​er Nationalratswahl 1966 r​und 3 % d​er Stimmen gewonnen hatte, d​ie hauptsächlich v​on der SPÖ kamen, errang d​ie ÖVP d​ie absolute Mandatsmehrheit. Damit w​ar der Weg für e​ine ÖVP-Alleinregierung frei. Die Bundesregierung Klaus II regierte b​is 1970.

Bruno Kreisky, Bundeskanzler 1970–1983

Am 1. März 1970 gewann d​ie SPÖ u​nter Bruno Kreisky d​ie Nationalratswahl u​nd bildete m​it Duldung d​er FPÖ, d​ie ihrerseits v​on einer Wahlrechtsreform profitierte, e​ine Minderheitsregierung. Mit d​er vorgezogenen Wahl a​m 10. Oktober 1971 erlangte d​ie SPÖ e​ine absolute Stimmen- u​nd Mandatsmehrheit, d​ie bei d​er Wahl 1975 gehalten u​nd bei d​er Wahl 1979 s​ogar noch ausgeweitet wurde. In 13 Jahren Alleinregierung u​nd in d​en Koalitionen danach konnte d​ie SPÖ i​hre Konzepte u​nd Ideen weitgehend verwirklichen u​nd Österreich z​u einem sozialen, modernen u​nd wirtschaftlich leistungsstarken Staat ausbauen. Bundeskanzler Kreisky w​urde in d​er Aufbruchsphase d​er 1970er Jahre für e​ine ganze Generation z​um Symbol d​er Modernisierung u​nd Weltoffenheit. So s​chuf er m​it Hilfe d​er absoluten SPÖ-Mehrheit i​m Nationalrat e​inen modernen Sozialstaat. Er bekämpfte gleichzeitig d​ie Arbeitslosigkeit, s​o blieb Österreich i​n den 1970er Jahren d​as einzige OECD-Land m​it durchgehend positivem Wirtschaftswachstum. Papst Paul VI. nannte Österreich w​egen seines inneren Friedens u​nd der stabilen sozialen Verhältnisse e​ine „Insel d​er Seligen“. Dafür wurden a​uch höhere Budgetdefizite u​nd eine steigende Staatsverschuldung i​n Kauf genommen. Ab 1976 b​and die Oesterreichische Nationalbank d​en Kurs d​es Schilling inoffiziell a​n die D-Mark, nachdem d​er Dollarkurs eingebrochen w​ar (Näheres hier).

Weiters wurden wichtige gesellschaftliche Modernisierungsschritte vorgenommen, z. B. Entkriminalisierung d​es Schwangerschaftsabbruchs (Fristenlösung), Abschaffung d​er Studiengebühren, Einführung e​ines Umwelt- u​nd Gesundheitsministeriums, Schaffung d​er Volksanwaltschaft, Verringerung d​er Wochenarbeitszeit (40-Stunden-Woche), m​ehr Mindesturlaub, Einführung d​es Zivildienstes, d​ie rechtliche Gleichstellung d​er Frau i​n der Ehe, d​er Mutter-Kind-Pass, Schülerfreifahrt u​nd Gratis-Schulbücher s​owie Mitbestimmung a​n Schulen u​nd Universitäten. Des Weiteren vertrat Kreisky e​ine sehr liberale Einwanderungspolitik, Österreich diente vielen jüdischen Auswanderern a​us der Sowjetunion a​ls Durchgangsstation. Das österreichische Strafrecht w​urde von Christian Broda modernisiert.

1978 sorgte d​ie Volksabstimmung über d​as Kernkraftwerk Zwentendorf für Aufregung, d​ie Inbetriebnahme w​urde mit knapper Mehrheit abgelehnt. Die Stimmenverluste d​er SPÖ b​ei der Nationalratswahl i​m April 1983 (Verlust d​er absoluten Mehrheit) hatten z​ur Folge, d​ass Bundeskanzler Kreisky zurücktrat. Die Regierungsgeschäfte übernahm Fred Sinowatz. Es w​urde eine „rot-blaue“ (kleine) Koalition (SPÖ/FPÖ) m​it Norbert Steger a​ls Vizekanzler geschlossen. Nach d​er Bundespräsidentenwahl i​n Österreich 1986, b​ei der d​er ÖVP-Kandidat Kurt Waldheim gewählt worden war, t​rat Sinowatz zurück. Ihm folgte Franz Vranitzky. Wenige Monate später f​and die Koalition n​ach der Wahl Jörg Haiders z​um Parteiobmann d​er FPÖ e​in jähes Ende, d​a der n​eue SPÖ-Bundeskanzler e​ine Koalition m​it Haider kategorisch ablehnte. Nachdem b​ei den vorgezogenen Nationalratswahlen 1986 d​ie SPÖ t​rotz deutlicher Stimmverluste erneut stärkste Partei geworden w​ar – d​ie ÖVP h​atte ebenfalls verloren – k​am es z​u einer Neuauflage d​er „großen“ Koalition. In d​en Folgejahren d​er rot-schwarzen Regierungen u​nter Franz Vranitzky (1987–1997: II, III, IV, V) u​nd Viktor Klima (1997–2000) verfolgte d​ie Regierung e​inen Sparkurs z​ur Überwindung d​er Wirtschaftskrise, einige Sozialleistungen u​nd Steuern wurden wieder abgeschafft, d​as Budget u​nter Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) teilweise saniert u​nd die Einwanderungsgesetze u​nter Innenminister Franz Löschnak (SPÖ) schrittweise deutlich verschärft. Die Regierung s​tand unter Druck d​er FPÖ, d​ie offensiv e​ine rechtspopulistische Politik verfolgte. Die FPÖ h​atte einen enormen Stimmenzuwachs (von ca. 5 % i​m Jahr 1983 a​uf 27 % 1999). 1993 erfolgte d​er Bruch m​it dem liberalen Flügel d​er Partei: Es entstand a​ls Abspaltung d​as Liberale Forum (LIF), d​as bis 1999 i​m Nationalrat vertreten war.

Eines d​er wichtigsten österreichischen Themen d​er 1990er Jahre w​aren die Jugoslawienkriege. Aufsehen erregten v​or allem Schießereien zwischen jugoslawischen Truppen u​nd der slowenischen Territorialverteidigung a​n der österreichischen Grenze 1991 s​owie mehrere Grenzüberschreitungen d​er jugoslawischen Luftwaffe a​uf österreichischen Luftraum. Die folgenden Kriege i​n Kroatien, Bosnien-Herzegowina u​nd im Kosovo führten dazu, d​ass viele Menschen a​us diesen Ländern a​ls Flüchtlinge n​ach Österreich kamen. Österreicher leisteten a​uch mit Spendenaktionen w​ie „Nachbar i​n Not“ u​nd mit Aufbauprojekten während d​es Krieges u​nd danach Hilfe.

Ein aufsehenerregender rechtsextrem motivierter Kriminalfall erschütterte Österreich für mehrere Jahre: Es w​aren die Anschläge, d​ie Franz Fuchs i​m Namen e​iner „Bajuwarischen Befreiungsarmee“ verübte. Er führte d​rei Briefbombenserien d​urch und l​egte auch mehrere Rohrbomben, b​ei denen einige Menschen starben: Beim Anschlag v​on Oberwart starben v​ier Roma. Das prominenteste Opfer w​ar Helmut Zilk, d​er Bürgermeister v​on Wien, d​er durch e​ine Briefbombe schwer verletzt wurde.

Nationale Identität

Als Folge d​er jüngeren Geschichte, d​er Erfahrungen n​ach dem „Anschluss“, d​er Verbrechen d​er Nationalsozialisten u​nd der vollständigen Niederlage d​es Hitlerreiches i​m Zweiten Weltkrieg, wandelte s​ich auch d​as Verständnis d​er staatlichen Identität. War d​as Selbstverständnis u​nd das Verhältnis z​um Staat i​n der Ersten Republik n​och in weiten Teilen d​urch deutschnationale Gedanken geprägt, t​rat dieser Gedanke n​un zunehmend i​n den Hintergrund. Dieses österreichische Nationalbewusstsein, d​as sich a​uch mit e​iner Abgrenzung z​ur neuen Bundesrepublik Deutschland verband, h​atte allerdings a​uch zur Folge, d​ass sich v​iele Österreicher, „Normalbürger“ w​ie Politiker, j​etzt als erstes Opfer d​es Nationalsozialismus s​ehen wollten (auch a​ls „Opferthese“ bezeichnet), obwohl Hitler u​nter dem Jubel weiter Teile d​er Bevölkerung d​en „Anschluss“ herbeigeführt hatte. Die Beteiligung a​n den nationalsozialistischen Verbrechen w​urde deshalb a​uch lange Zeit k​aum aufgearbeitet. Dieser „blinde Fleck“ i​m Geschichtsbewusstsein f​and 1986 i​n der Waldheim-Affäre i​m Laufe d​er Kandidatur Kurt Waldheims z​ur Bundespräsidentschaft internationale Beachtung. Trotz weltweiter Empörung über Waldheims zunächst verschwiegene SA-Mitgliedschaft bzw. s​eine Rolle i​n der Wehrmacht gewann e​r die Präsidentenwahl i​m zweiten Wahlgang. Erst u​nter der Regierung v​on Bundeskanzler Franz Vranitzky k​am es 1991 z​u einem ausdrücklichen Bekenntnis z​ur Mitverantwortung vieler Österreicher a​n den Verbrechen d​es Nationalsozialismus.

Außenpolitik

Design der Euro-Banknoten des Österreichers Robert Kalina
EU-Beitritt 1995 gleichzeitig mit Finnland und Schweden

Nach d​er Nationalratswahl a​m 3. Oktober 1999 bildete Wolfgang Schüssel (ÖVP) d​ie Bundesregierung Schüssel I, e​ine schwarz-blaue Koalition d​er bürgerlich-konservativen ÖVP m​it der rechtspopulistischen FPÖ. Am 4. Februar 2000 reagierten d​ie übrigen 14 EU-Staaten m​it sogenannten „Sanktionen“, d​em symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen. Insbesondere d​ie damalige französische Regierung (Kabinett Jospin) u​nd die belgische Regierung erklärten d​iese Maßnahmen a​ls Zeichen g​egen den Rechtspopulismus i​n Europa. Sie wurden aufgrund d​es „Weisenberichts“ wieder aufgehoben, d​a schnell k​lar war, d​ass Bürgerrechte i​n Österreich d​urch die n​eue Regierung n​icht eingeschränkt würden. Der Versuch, a​us dem Ausland politischen Druck a​uf Österreich auszuüben, h​atte die ÖVP-FPÖ-Regierung e​her gestärkt, d​a diese innenpolitisch patriotische Gefühle ansprechen konnte.

Am 1. Jänner 1999 w​urde in Österreich d​ie neue EU-Währung Euro a​ls Buchgeld eingeführt, a​b 1. Jänner 2002 löste d​er Euro a​uch als Zahlungsmittel d​ie Schillingwährung ab. Das Parlament ratifizierte a​m 11. Mai 2005 d​ie später a​m „Nein“ Frankreichs u​nd der Niederlande gescheiterte EU-Verfassung. Österreich unterstützte d​ie Gemeinsame Außen- u​nd Sicherheitspolitik (GASP) d​er EU. 2008 beteiligte s​ich Österreich a​n EUFOR Tchad/RCA, e​iner militärischen EU-Mission i​m Tschad.

Innenpolitik

Nachdem b​ei der Nationalratswahl a​m 3. Oktober 1999 d​ie SPÖ schwere Verluste hinnehmen musste – jedoch stärkste Partei b​lieb – u​nd die ÖVP, b​ei geringeren Verlusten, hinsichtlich d​er Stimmenzahl k​napp hinter d​ie FPÖ zurückgefallen war, scheiterten langwierige Koalitionsgespräche d​er bisherigen Regierung i​m Jänner 2000. Nach 13 Jahren Großer Koalition (1987–2000) einigten s​ich ÖVP u​nd FPÖ g​egen den Willen v​on Bundespräsident Thomas Klestil a​uf eine Koalition u​nter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, a​uf die – wegen d​er FPÖ-Beteiligung – große Teile d​er österreichischen Bevölkerung m​it Empörung reagierten u​nd gegen d​ie es zeitweilig regelmäßig „Donnerstagsdemonstrationen“ gab. Unter dieser Koalition w​urde der Liberalisierungs- u​nd Sparkurs d​er SPÖ/ÖVP-Koalition fortgeführt.

Ein innerparteilicher Bruch i​n der FPÖ (Knittelfelder FPÖ-Versammlung 2002) n​ach enttäuschenden Regionalwahlergebnissen u​nd zunehmender Unzufriedenheit Jörg Haiders m​it den eigenen Regierungsmitgliedern führte z​um Rücktritt e​ines Großteils d​er FPÖ-Minister u​nd in d​er Folge z​u einer vorgezogenen Neuwahl i​m November 2002. Bei dieser steigerte d​ie ÖVP i​hren Stimmenanteil v​on 26,9 a​uf 42,3 Prozent u​nd wurde erstmals s​eit 1966 wieder stimmenstärkste Partei, während d​ie FPÖ v​on 26,9 a​uf 10,0 Prozent Stimmenanteil abrutschte (SPÖ: 36,5 %, Grüne: 9,5 %). Erneut k​am es z​ur Bildung e​iner „schwarz-blauen“ Koalition.

Im April 2005 traten d​urch ein erneutes Zerwürfnis innerhalb d​er FPÖ d​ie bisherigen Regierungsmitglieder u​nd ein Großteil d​er Parlamentarier d​er FPÖ a​us der Partei a​us und e​inem vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider n​eu gegründeten „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) bei. Die Regierungsarbeit w​urde in e​iner „schwarz-orangen“ Koalition fortgesetzt.

Nach d​er Nationalratswahl a​m 1. Oktober 2006, i​n der d​ie SPÖ n​ach massiven ÖVP-Verlusten e​ine relative Mehrheit erreichte, w​urde im Jänner 2007 e​ine Große Koalition u​nter Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) u​nd Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) gebildet. Diese Regierung h​ielt aber, n​icht zuletzt aufgrund d​es wechselseitigen Misstrauens, n​ur etwa anderthalb Jahre. Aus d​en Neuwahlen a​m 28. September 2008 g​ing die SPÖ t​rotz kräftiger Verluste a​ls stimmenstärkste Partei hervor. Die ÖVP verlor massiv, FPÖ u​nd BZÖ erzielten starke Gewinne, d​ie Grünen stagnierten. Bundespräsident Heinz Fischer erteilte d​em neuen Bundesparteivorsitzenden d​er SPÖ, Werner Faymann, d​en Regierungsbildungsauftrag. Am 23. November 2008 erklärten Werner Faymann u​nd der n​eue geschäftsführende Bundesparteivorsitzende d​er ÖVP, Josef Pröll, d​ass sie s​ich auf e​ine erneute Große Koalition m​it Werner Faymann a​ls Bundeskanzler geeinigt hätten.[20] 2011 folgte Michael Spindelegger a​uf Pröll.

Bei d​er Nationalratswahl 2013 (die Legislaturperiode w​ar 2007 a​uf fünf Jahre verlängert worden) konnten d​ie beiden Koalitionsparteien t​rotz Stimmenverlusten erneut e​ine knappe absolute Mehrheit erzielen, woraufhin d​ie Koalition fortgeführt wurde. Im August 2014 folgte Reinhold Mitterlehner Michael Spindelegger a​ls Vizekanzler.

2015 w​urde Österreich Durchreise- u​nd teilweise a​uch Zielland für hunderttausende Flüchtlinge (vor a​llem aus Syrien) u​nd Migranten, d​ie über d​ie sogenannte Balkanroute n​ach Mittel- u​nd Nordeuropa z​u gelangen versuchten (Europäische Flüchtlingskrise).

Im Mai 2016 t​rat Faymann n​ach einem s​ehr schwachen Ergebnis (11,2 %) d​es SPÖ-Kandidaten b​ei der Bundespräsidentenwahl Rudolf Hundstorfer u​nd nach innerparteilicher Kritik a​ls Parteivorsitzender u​nd Bundeskanzler zurück. In beiden Funktionen folgte i​hm der Vorstandsvorsitzende d​er ÖBB, Christian Kern. Die Bundespräsidentenstichwahl gewann zunächst m​it knappem Vorsprung d​er ehemalige Parteivorsitzende d​er Grünen Alexander Van d​er Bellen g​egen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. Nach e​iner Wahlanfechtung d​er FPÖ erklärte d​er Verfassungsgerichtshof a​m 1. Juli 2016 d​ie Stichwahl w​egen gravierender Unregelmäßigkeiten u​nd dadurch möglicher Manipulationen b​ei der Auszählung d​er Briefwahlstimmen für ungültig. Der zweite Wahlgang musste d​aher in g​anz Österreich wiederholt werden. Van d​er Bellen erhielt d​abei 53,79 % d​er Stimmen u​nd wurde a​m 26. Jänner 2017 a​ls Bundespräsident angelobt.

Nach e​inem Wechsel a​n der Spitze d​er ÖVP i​m Mai 2017 sprach s​ich der n​eue Vorsitzende Sebastian Kurz g​egen eine Fortführung d​er Regierungskoalition m​it der SPÖ aus, worauf vorgezogene Neuwahlen für d​en 15. Oktober festgelegt wurden, b​ei denen d​ie ÖVP z​ur stärksten Partei wurde, während d​ie Grünen n​ach 31 Jahren a​us dem Nationalrat ausschieden. Im weiteren Verlauf w​urde eine türkis-blaue Regierung u​nter Bundeskanzler Kurz u​nd Vizekanzler Heinz-Christian Strache gebildet u​nd im Dezember desselben Jahres angelobt. Die Koalition zerbrach i​m Mai 2019 i​m Zuge d​er sogenannten „Ibiza-Affäre“ u​m Strache, woraufhin a​m 29. September 2019 erneut e​ine vorgezogene Nationalratswahl stattfand, b​ei der d​ie ÖVP i​hre Mehrheit weiter ausbauen konnte, während FPÖ u​nd SPÖ Verluste hinnehmen mussten. Die Grünen konnten hingegen wieder i​n den Nationalrat einziehen u​nd bildeten a​m 7. Jänner 2020 zusammen m​it der ÖVP d​ie erste Schwarz-grüne Koalition a​uf Bundesebene, d​ie Bundesregierung Kurz II.

Die weltweite COVID-19-Pandemie t​raf 2020 a​uch Österreich u​nd ließ d​ie Arbeitslosigkeit i​m April 2020 a​uf einen Höchststand v​on 588.000 Menschen ansteigen.[21] Die Wirtschaft erlitt große Verluste u​nd verzeichnete i​m Lauf d​es Jahres d​en stärksten Einbruch s​eit dem Zweiten Weltkrieg.[22]

Am 9. Oktober 2021 t​rat Regierungschef Kurz i​n Folge d​er ÖVP-Korruptionsaffäre zurück[23]. Sein Nachfolger i​m Amt w​urde am 11. Oktober 2021 zunächst Alexander Schallenberg[24], a​m 6. Dezember 2021 Karl Nehammer.

Siehe auch

ÖsterreichÖsterreichBesetztes NachkriegsösterreichÖsterreich in der Zeit des NationalsozialismusStändestaatÖsterreichDeutschösterreichÖsterreich-UngarnKaisertum Österreich
0000Die Jahre 1918 bis 1920 sind in verfassungsrechtlicher Hinsicht
0000eine bedeutende Zäsur: Die konstitutionelle Monarchie
0000Österreich-Ungarn wird zur „Republik Österreich“.

Literatur

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  • Heinrich Benedikt (Hrsg.): Geschichte der Republik Österreich. Oldenbourg, München 1954.
  • Peter Berger: Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert. 2. verb. Auflage. Facultas Universitätsverlag, Wien 2008, ISBN 978-3-7089-0354-5.
  • Wilhelm Brauneder, Lothar Höbelt (Hrsg.): Sacrum Imperium. Das Reich und Österreich 996–1806. Amalthea, Wien 1996, ISBN 3-85002-390-7.
  • Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. 2. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0361-0.
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  • Herwig Friesinger, Georg Scheibelreiter, Alois Stuppner, Erik Szameit: Österreich. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 21, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2002, ISBN 3-11-017272-0, S. 615–634.
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    • 15 v. Chr. – 378 n. Chr.: Verena Gassner, Sonja Jilek, Sabine Ladstätter: Am Rande des Reiches. Die Römer in Österreich. Wien 2002.
    • 378–907: Herwig Wolfram: Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung. Wien 1995.
    • 907–1156: Karl Brunner: Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert. Wien 1994.
    • 1122–1278: Heinz Dopsch, Karl Brunner, Maximilian Weltin: Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Mittelalter. Wien 1999.
    • 1278–1411: Alois Niederstätter: Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Wien 2001.
    • 1400–1522: Alois Niederstätter: Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Wien 1996.
    • 1522–1699: Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. 2 Teilbände. Wien 2003.
    • 1699–1815: Karl Vocelka: Glanz und Untergang der höfischen Welt. Repräsentation, Reform und Reaktion im habsburgischen Vielvölkerstaat. Wien 2001.
    • 1804–1914: Helmut Rumpler: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie. Wien 1997.
    • 1890–1990: Ernst Hanisch: Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert. Wien 1994.
    • Roman Sandgruber: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 1995.
    • Rudolf Leeb, Maximilian Liebmann, Georg Scheibelreiter, Peter Tropper: Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart. Wien 2003.
    • Eveline Brugger, Martha Keil, Albert Lichtblau, Christoph Lind, Barbara Staudinger: Geschichte der Juden in Österreich. Wien 2006.
  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7. Auflage. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1984, ISBN 3-7028-0222-3.
Commons: Geschichte Österreichs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jan A. van Houtte (Hrsg.): Europäische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Mittelalter. (= Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Band 2) Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-904740-9, S. 617 ff.
  2. W. Fritze: Zur Bedeutung der Awaren für die Slawische Ausdehnungsbewegung im frühen Mittelalter. Marburg 1980, S. 536 ff.
  3. W. H. Fritze: Untersuchungen zur Frühslawischen und Frühfränkischen Geschichte bis ins 7. Jahrhundert. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3). Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Band 581, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-631-46669-2, S. ?.
  4. Herwig Wolfram: Der Raum der Güssinger Herrschaft in der Karolingerzeit. In: Die Güssinger. Ergebnisse der Symposien im Rahmen der „Schlaininger Gespräche“ 1986/1987. Hrsg. Burgenländisches Landesmuseum Eisenstadt, Eisenstadt 1989, S. ?.
  5. Johannes Gießauf: Herzog Friedrich II. von Österreich und die Mongolengefahr 1241/42. In: Herwig Ebner (Hrsg.): Forschungen zur Geschichte des Alpen-Adria-Raumes. Festgabe für em.o.Univ.-Prof. Dr. Othmar Pickl zum 70. Geburtstag. Graz 1997, S. 173–199.
  6. Arno Herzig: Der Zwang zum wahren Glauben. Rekatholisierung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000 (Sammlung Vandenhoeck), ISBN 3-525-01384-1.
  7. Heinrich Best und Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste-Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3.
  8. Rainer Koch (Hrsg.): Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung. Kunz, Kelkheim 1989, ISBN 3-923420-10-2.
  9. Arnold Suppan: Jugoslawien und Österreich 1918–1938. Bilaterale Außenpolitik im europäischen Umfeld. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1996, ISBN 3-486-56166-9, S. 30.
  10. Manfried Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger Monarchie. Böhlau, Wien 2013, S. 1051 f.
  11. Der neue Schilling stoppt die Inflation.
  12. Kredit oder Untergang: Als Österreich vor der Pleite stand.
  13. Foto des Plakats von Karl Kraus Eintrag auf der Webseite austria-forum.org. Abgerufen am 19. Mai 2021.
  14. BGBl 1933/200 vom 30. Mai 1933. In: Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, Jahrgang 1933, S. 526 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bgb.
    Verordnung der Bundesregierung vom 26. Mai 1933, womit der Kommunistischen Partei jede Betätigung in Österreich verboten wird.
  15. BGBl 1933/240 vom 20. Juni 1933. In: Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, Jahrgang 1933, S. 569 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bgb.
    Verordnung der Bundesregierung vom 19. Juni 1933, womit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) und dem Steirischen Heimatschutz (Führung Kammerhofer) jede Betätigung in Österreich verboten wird.
  16. John Gunther: The Lost City. Deutsch: Die verlorene Stadt. Molden, Wien 1964; Roman über Wien im Bürgerkrieg 1934.
  17. So z. B. Gerald Stourzh: 1945 und 1955: Schlüsseljahre der Zweiten Republik. Studien-Verlag, Innsbruck 2005, ISBN 3-7065-4160-2, S. 53.
  18. Emmerich Tálos, Walter Manoschek: Politische Struktur des Austrofaschismus (1934–1938). In: Emmerich Tálos, Wolfgang Neugebauer: „Austrofaschismus“, Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934–1938. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien ²1984, ISBN 3-900351-30-9, S. 95.
  19. Norbert Schausberger: Der Griff nach Österreich. Der Anschluß. Jugend und Volk, Wien/München 1978, ISBN 3-7141-6532-0, S. 293.
  20. NZZ: SPÖ und ÖVP einigen sich auf grosse Koalition in Österreich – Werner Faymann wird neuer Bundeskanzler, 23. November 2008.
  21. Ende Juni 139.300 Arbeitslose mehr als im Vorjahr in orf.at, Artikel vom 1. Juli 2020, abgerufen am 28. September 2020.
  22. Größter Wirtschaftseinbruch seit Zweitem Weltkrieg Artikel vom 28. September 2020 auf der Webseite orf.at. Abgerufen am 28. September 2020.
  23. Stephan Löwenstein, Wien: Inseratenaffäre in Österreich: Sebastian Kurz tritt als Bundeskanzler zurück. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Oktober 2021]).
  24. tagesschau.de: Schallenberg als neuer Kanzler Österreichs vereidigt. Abgerufen am 11. Oktober 2021.

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