Reggio Calabria
Reggio Calabria [ˌɾɛdːʒo kaˈlabɾia], auch Reggio di Calabria oder kurz Reggio genannt (in der Antike Rhegion bzw. Rhegium), ist eine Stadt an der Südspitze der italienischen Halbinsel und Hauptstadt der Metropolitanstadt Reggio Calabria.
Reggio Calabria | ||
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Staat | Italien | |
Region | Kalabrien | |
Metropolitanstadt | Reggio Calabria (RC) | |
Koordinaten | 38° 7′ N, 15° 40′ O | |
Höhe | 31 m s.l.m. | |
Fläche | 236 km² | |
Einwohner | 178.760 (31. Dez. 2019)[1] | |
Fraktionen | Catona, Gebbione, Gallico, Archi, Gallina, Mosorrofa, Ortì, Pellaro | |
Postleitzahl | 89100 | |
Vorwahl | 0965 | |
ISTAT-Nummer | 080063 | |
Volksbezeichnung | Reggini | |
Schutzpatron | San Giorgio | |
Website | www.reggiocal.it |
Bis 1970 war Reggio Hauptstadt der Region Kalabrien, bis sie diese Funktion an Catanzaro abtreten musste. Das Regionalparlament hat nach wie vor seinen Sitz in Reggio Calabria. Mit ihren 178.760 Einwohnern (31. Dezember 2019) ist sie die größte Stadt Kalabriens.
Geografie
Die Stadt liegt an der Ostseite der Straße von Messina gegenüber von Messina (Sizilien).
Die Nachbargemeinden sind Bagaladi, Calanna, Campo Calabro, Cardeto, Fiumara, Laganadi, Motta San Giovanni, Montebello Ionico, Roccaforte del Greco, Sant’Alessio in Aspromonte, Santo Stefano in Aspromonte, Villa San Giovanni.
Geschichte
Die griechische Stadt Rhegion (altgriechisch Ῥήγιον, lateinisch Rhegium, Regium) an der Straße von Messina (Fretum Siculum) ist neben Cumae die älteste griechische Kolonie in Italien. Sie wurde von Siedlern aus Chalkis im 8. Jahrhundert v. Chr. (720) gegründet und später auch von Messeniern besiedelt. Durch den Handel gedieh sie bald zu solcher Blüte, dass sie zur Zeit des älteren Dionysios 70 Kriegsschiffe stellte.
433 v. Chr. schloss Regium einen Vertrag mit den Athenern und verbündete sich 427 mit diesen gegen Syrakus, blieb 415 aber neutral. Von Dionysios I. von Syrakus wurde es nach mehrjährigen heftigen Kämpfen und Belagerungen 387 erobert, geplündert und zerstört. Die Einwohner wurden in die Sklaverei geführt. Die Stadt erhob sich danach nicht wieder zu ihrem alten Wohlstand.
Regium war mehrfach in Kriege mit Lokroi verwickelt, bis es kurz vor dem Ersten Punischen Krieg 264 v. Chr. als verbündete Stadt (civitas foederata) unter römische Herrschaft kam. Nach dem Bundesgenossenkrieg, der den Einwohnern das römische Bürgerrecht verschaffte, wurde Regium ein Municipium und entwickelte sich unter dem Namen Rhegium Julii zu einer prächtigen römischen Stadt. Später wurde sie byzantinisch, im 12. Jahrhundert ein Teil des Königreichs von Sizilien und im 13. Jahrhundert des Königreichs Neapel. Im 16. Jahrhundert wurde sie von osmanischen Türken geplündert, die, wie schon 918 die sizilianischen Araber, von Reggio aus den Islam in Italien verbreiten wollten.
Aus der Region stammte der aus Schillers Ballade bekannte Dichter Ibykos.
Bereits in der Antike war die Gegend von mehreren Erdbeben heimgesucht worden. Am 28. Dezember 1908 wurde Reggio durch das Erdbeben von Messina 1908, das mit einem Tsunami verbunden war, verwüstet. Mindestens 15.000 der damals 45.000 Einwohner verloren ihr Leben.
Das erste datierte hebräische Buch, ein dem Pentateuch entnommener Raschi-Kommentar, erschien hier 1475.
Das Gymnasium Liceo Tommaso Gulli besteht seit 1909.
Im Oktober 2012 wurde der Stadtrat vom Italienischen Innenministerium aufgelöst und die Verwaltung unter Aufsicht gestellt. Der Grund der Maßnahme war die Nähe mancher Politiker zur Mafia-Organisation ’Ndrangheta. Die Aufsicht über die Verwaltung übernahm der Polizeichef von Crotone, der diese im Frühjahr 2013 an einen neu gewählten Stadtrat zurückgeben sollte.[2]
Sehenswürdigkeiten
- Das Museo Nazionale della Magna Grecia (Nationalmuseum) zeigt neben frühitalienischen, antiken, mittelalterlichen und modernen Bildwerken die beiden griechischen Bronzestatuen von Riace (Helden von Riace) aus der Zeit von 460 bis 430 v. Chr., die 1972 auf dem Grund des Ionischen Meeres unweit des Ortes Riace Marina in Kalabrien gefunden wurden.
- Kathedrale von Reggio Calabria, nach dem Erdbeben 1908 im neoromanisch-byzantinischen Stil wieder aufgebaut
- Madre della Consolazione (Reggio Calabria), Wallfahrtskirche (1965)
- Castello Aragonese (Kastell) aus dem 15. Jahrhundert unweit nordöstlich der Kathedrale
- Villa Comunale (Stadtgarten) südwestlich der Kathedrale
- Reste einer griechischen Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und von römischen Thermen mit Bodenmosaiken am südlichen Abschnitt der Lungomare Giacomo Matteotti (Uferstraße)
Verkehr
- Autostrada: Reggio ist der südliche Endpunkt der Autostrada Del Sole (A3), die den Mezzogiorno mit dem Norden Italiens verbindet.
- Eisenbahn: Reggio besitzt die Bahnhöfe Reggio di Calabria Catona, Reggio di Calabria Gallico, Reggio di Calabria Archi, Reggio di Calabria Santa Caterina, Reggio di Calabria Lido und den unmittelbar am Meer gelegenen Hauptbahnhof Reggio di Calabria Centrale auf der Bahnstrecke Salerno–Reggio di Calabria. Diese Strecke ist Teil der geplanten 2200 km langen, für Hochgeschwindigkeit ausgelegten Eisenbahnachse Berlin–Palermo.
- Fähre: Die Fähre zwischen Reggio di Calabria und Messina auf Sizilien benötigt 20 Minuten.
- Flughafen: Durch den Flughafen Reggio Calabria ist die Stadt mit dem Flugzeug zu erreichen.
Sport
In Reggio ist der Fußballverein Urbs Reggina 1914 beheimatet, der in der Saison 2020/21 in der Serie B spielt.
Städtepartnerschaften
Mit Gualeguaychú in Argentinien besteht eine Städtepartnerschaft.
Klima
Durchschnittliche Klimadaten der Stadt Reggio Calabria (1961–1990)
Quelle: Archivio climatico DBT, ENEA (Zeitraum: 1961–1990); SeaTemperature.org (Wassertemperatur) |
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Franz von der Trenck (1711–1749), kaiserlicher Offizier und Freischärler
- Umberto Boccioni (1882–1916), Maler und Bildhauer
- Goffredo Zehender (1901–1958), Autorennfahrer
- Antonio Mauro (1914–2001), Kurienerzbischof
- Leopoldo Trieste (1917–2003), Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor
- Mario Alicata (1918–1966), Politiker, Autor, Publizist und Literatur- und Filmkritiker
- Natale Sapone (1920–2002), italienisch-schweizerischer Maler, Zeichner, Grafiker, Bildhauer und Designer
- Mario Castellacci (1925–2002), Drehbuchautor
- Gianna Maria Canale (1927–2009), Filmschauspielerin
- Giuseppe Agostino (1928–2014), Erzbischof von Cosenza-Bisignano
- Domenico Campana (* 1929), Filmjournalist, Autor und Regisseur
- Salvatore Nunnari (* 1939), Erzbischof von Cosenza-Bisignano
- Giovanni Tegano (1939–2021), Mitglied der ’Ndrangheta
- Gianni Versace (1946–1997), Modeschöpfer
- Giovanni De Gennaro (* 1948), Polizeichef
- Nicola Calipari (1953–2005), Mitarbeiter des italienischen Auslandsgeheimdiensts SISMI
- Donatella Versace (* 1955), Modeschöpferin
- Santo Marcianò (* 1960), Militärerzbischof
Weblinks
- Website der Stadt Reggio Calabria (italienisch)
- Provinz von Reggio Calabria (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- Italien stellt Provinzhauptstadt unter Zwangsaufsicht. In: Zeit Online. Zeit Online GmbH, 10. Oktober 2012, abgerufen am 10. Oktober 2012.