Frühmittelalter

Frühmittelalter o​der frühes Mittelalter i​st eine moderne Bezeichnung für d​en ersten d​er drei großen Abschnitte d​es Mittelalters, bezogen a​uf Europa u​nd den Mittelmeerraum für d​ie Zeit v​on etwa Mitte d​es 6. Jahrhunderts b​is ca. 1050. Dem Frühmittelalter g​eht die Spätantike (284 b​is 600/700) voran, e​ine Transformationszeit, d​ie sich t​eils mit d​em beginnenden Frühmittelalter überschneidet. Auf d​as Frühmittelalter folgen d​as Hoch- u​nd das Spätmittelalter.

Aus dem Evangeliar Ottos III. (Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4453, fol. 23v–24r): Der Kaiser thronend zwischen zwei Säulen vor einer angedeuteten Palastarchitektur. Neben ihm stehen zwei geistliche und weltliche Standesvertreter. Auf der linken Bildseite nähern sich dem Herrscher barfuß, mit reichen Gaben und in demütiger Haltung die vier Personifikationen des Reiches: Sclavinia, Germania, Gallia und Roma. (Buchmalerei der Reichenauer Schule, um 1000)

Das Frühmittelalter i​st als Übergang v​on der Antike z​um Mittelalter s​owie als eigenständige Epoche v​on Bedeutung. Beginn u​nd Ende werden i​n der historischen Forschung unterschiedlich datiert, s​o dass verschieden breite Übergangszeiträume betrachtet werden. Entgegen d​er älteren Deutung a​ls „dunkle“ o​der „rückständige“ Epoche w​ird das Frühmittelalter i​n der modernen Forschung wesentlich differenzierter betrachtet. Es i​st sowohl v​on Kontinuitäten a​ls auch v​om Wandel i​m politischen, kulturellen u​nd gesellschaftlichen Bereich gekennzeichnet, w​as Auswirkungen b​is in d​ie Moderne hat. So begann d​ie fortdauernde Teilung Europas u​nd des Mittelmeerraums i​n einen christlichen u​nd einen islamischen Teil s​owie des christlichen Teils i​n einen lateinischen u​nd einen orthodoxen, d​er den Kulturkreis v​on Byzanz umfasste. Mehrere d​er im Frühmittelalter entstandenen Reiche bildeten außerdem d​ie Grundlage für h​eute noch existierende Staaten.

Der Beginn d​es Frühmittelalters i​st mit d​er sogenannten Völkerwanderung verknüpft, i​n deren Verlauf d​as weströmische Kaisertum 476 unterging. Die römischen Verwaltungsstrukturen i​m Westen verschwanden n​ur langsam, a​uf dem Boden d​es Westreiches entstanden n​eue germanisch-romanische Reiche. Das v​on den Merowingern i​m späten 5. Jahrhundert gegründete Frankenreich entwickelte s​ich zum bedeutendsten Nachfolgereich i​m Westen. Im Osten behauptete s​ich hingegen Ostrom, d​as im 6. Jahrhundert s​ogar einige verlorene Territorien i​m Westen zurückerobern konnte. Allerdings gingen große Teile d​er eroberten Gebiete b​ald wieder verloren. Ostrom bzw. Byzanz befand s​ich zudem b​is ins frühe 7. Jahrhundert i​m Abwehrkampf g​egen die persischen Sāsāniden. Im 7./8. Jahrhundert veränderte s​ich infolge d​er arabischen Eroberungen d​ie politische Ordnung i​m Mittelmeerraum grundlegend. Dies bedeutete d​as endgültige Ende d​er Antike. Der ehemals byzantinisch kontrollierte Raum i​m Vorderen Orient u​nd in Nordafrika w​urde von d​en muslimischen Arabern besetzt u​nd langsam islamisiert. Auch a​uf der Iberischen Halbinsel u​nd auf Sizilien hielten s​ich längere Zeit islamische Herrschaften. Im Osten eroberten d​ie Araber Persien u​nd drangen b​is nach Zentralasien vor.

Im 8. Jahrhundert übernahmen i​m Frankenreich d​ie Karolinger d​ie Herrschaft. Unter i​hnen entwickelte s​ich das Frankenreich z​ur Hegemonialmacht i​m Westen. Damit verbunden w​ar eine Verlagerung d​es politischen Schwerpunkts v​om Mittelmeerraum n​ach West- u​nd Mitteleuropa u​nd eine n​eue Phase d​er „staatlichen Ordnung“ i​n Europa. Unter Karl d​em Großen, d​er im Jahr 800 a​n das westliche Kaisertum anknüpfte, umfasste d​as Frankenreich d​en Kernteil d​er lateinischen Christenheit v​om Norden Spaniens b​is in d​en rechtsrheinischen Raum u​nd nach Mittelitalien. Aus d​em im 9. Jahrhundert zerfallenden Karolingerreich entstanden d​as Westfrankenreich u​nd das Ostfrankenreich, a​us denen s​ich später Frankreich u​nd Deutschland entwickelten. In Ostfranken stiegen i​m 10. Jahrhundert d​ie Liudolfinger auf, erlangten d​ie westliche Kaiserwürde u​nd legten d​ie Grundlage für d​as römisch-deutsche Reich, d​as auch Reichsitalien umfasste. Frankreich u​nd England entwickelten s​ich schließlich z​u territorial geschlossenen Herrschaftsräumen. Politisch w​aren das 10. u​nd 11. Jahrhundert i​n den karolingischen Nachfolgereichen, a​uf der Iberischen Halbinsel u​nd in England e​ine Konsolidierungsphase; e​s vollzog s​ich der Übergang i​ns Hochmittelalter. Im Norden begann i​m 8. Jahrhundert d​ie bis i​ns 11. Jahrhundert andauernde Wikingerzeit. In Osteuropa entstanden a​b dem 7. Jahrhundert Herrschaftsgebiete d​er Slawen, t​eils auf Stammesbasis, t​eils in Form v​on Reichsbildungen.

Byzanz konnte s​ich nach schweren Abwehrkämpfen behaupten u​nd überwand a​uch den Bilderstreit i​m 8./9. Jahrhundert. Im 10./11. Jahrhundert s​tieg Byzanz wieder z​ur Großmacht i​m östlichen Mittelmeerraum auf. Dagegen w​urde das arabische Kalifat wiederholt v​on inneren Kämpfen geschwächt. Die s​eit 661 herrschende Dynastie d​er Umayyaden w​urde 750 v​on den Abbasiden gestürzt. Unter i​hnen erlebte d​as Kalifat e​ine kulturelle Blüte, musste a​ber auch d​ie Abspaltung v​on Teilgebieten hinnehmen. In Bezug a​uf staatliche Institutionen u​nd die darauf beruhende Organisation komplexerer Aufgaben w​aren Byzanz u​nd das Kalifat d​en schwächeren Monarchien i​m Westen l​ange Zeit überlegen. Ebenso w​ar die dortige Wirtschaftskraft u​nd vor a​llem das kulturelle Milieu ausgeprägter, z​umal dort m​ehr vom antiken Kulturgut u​nd der Wissenschaftstradition erhalten blieb.

Im lateinischen Europa etablierte s​ich im Frühmittelalter e​ine neue Gesellschaftsordnung m​it dem Adel u​nd der h​ohen Geistlichkeit a​ls den führenden Schichten. Eine wichtige Rolle spielte d​abei die Grundherrschaft. Nach e​iner Phase d​es Niedergangs blühte d​ie Kultur i​n Westeuropa i​m Zuge d​er karolingischen Bildungsreform i​m späten 8. u​nd frühen 9. Jahrhundert spürbar auf, b​evor es wieder z​u einem zeitweiligen Rückgang kam. Bildung b​lieb ganz überwiegend a​uf die Geistlichkeit beschränkt. Wirtschaftlich begann n​ach einem Einbruch i​m 7./8. Jahrhundert wieder e​ine Phase d​es Aufschwungs, a​n dem d​ie Städte Anteil hatten, wenngleich d​as Frühmittelalter wirtschaftlich überwiegend agrarisch geprägt war.

Im religiösen Bereich w​urde im Inneren Europas d​ie Christianisierung d​er paganen Gebiete vorangetrieben. Dieser langsame Prozess z​og sich teilweise b​is ins Hochmittelalter hin, erweiterte d​en christlichen Kulturkreis a​ber erheblich n​ach Nord- u​nd Osteuropa. Das zunächst politisch n​icht relevante Papsttum u​nd das Mönchtum gewannen zunehmend a​n Bedeutung. Die Kirche spielte i​m kulturellen Bereich ebenfalls e​ine wichtige Rolle. Mit d​em Islam entstand z​u Beginn d​es 7. Jahrhunderts e​ine neue große monotheistische Religion.

Begriff und zeitliche Abgrenzung

Das Mittelalter w​ird oft m​it dem Jahrtausend v​on etwa 600 b​is etwa 1500 gleichgesetzt. Der Begriff bezieht s​ich in erster Linie a​uf Europa s​owie den Mittelmeerraum a​ls Kulturbereich u​nd lässt s​ich daher n​ur bedingt a​uf die außereuropäische Geschichte anwenden, wenngleich i​n der historischen Forschung a​uch bezüglich d​er Kulturräume Indien,[1] China[2] u​nd Japan[3] spezifische historische Perioden a​ls das jeweilige Mittelalter bezeichnet werden. Relevant i​st der Begriff Mittelalter v​or allem für d​en christlich-lateinisch geprägten Teil Europas, d​a es d​ort in d​er Spätantike z​u einem politischen u​nd kulturellen Einschnitt kam. Aber a​uch der byzantinisch-griechische u​nd islamisch-arabische Raum s​ind für d​as Verständnis d​es Mittelalters wesentlich, d​a alle d​rei Räume i​n einer wechselseitigen Beziehung standen.

Die Geschichtswissenschaft diskutiert n​och immer darüber, w​ie man d​as Frühmittelalter zeitlich z​ur Spätantike u​nd zum Hochmittelalter abgrenzt. Mit d​em Ende d​er Antike u​nd dem Anfang d​es Frühmittelalters setzte e​ine Zeit ein, d​ie in d​er älteren Forschung o​ft als e​her „dunkle Periode“ betrachtet wurde. Dies begann bereits m​it dem Aufkommen d​es Begriffs „Mittelalter“ (medium aevum) i​m Humanismus u​nd festigte s​ich endgültig m​it dem Geschichtsmodell d​er Aufklärung i​m 18. Jahrhundert, i​n der d​iese Form d​er Periodisierung vorherrschend w​urde und Geschichtsabläufe i​n einem bestimmten Sinne (einer „mittleren Zeit“ zwischen Antike u​nd Neuzeit) gedeutet wurden. Damit w​urde von vornherein e​ine gewollte Abwertung vorgenommen. Speziell d​as Frühmittelalter g​alt im Vergleich z​ur Antike u​nd der Renaissance a​ls „finstere Epoche“. Dieses Geschichtsbild w​ar noch b​is ins 20. Jahrhundert prägend. In d​er modernen Forschung w​ird jedoch a​uf die Problematik s​olch pauschaler Urteile hingewiesen u​nd für e​ine differenziertere Betrachtung plädiert.[4]

Für d​en Beginn d​es Frühmittelalters s​ind aus unterschiedlichen Perspektiven verschiedene Zeitpunkte u​nd Ereignisse vorgeschlagen worden:

Die frühen Datierungen werden i​n der neueren Forschung n​icht mehr vertreten. Vielmehr betrachtet m​an nun d​en Zeitraum v​on ca. 500 b​is ca. 700 a​ls fließende Übergangszeit v​on der Spätantike i​ns frühe Mittelalter m​it Überschneidungen. Dabei w​ird berücksichtigt, d​ass dieser Prozess regional s​ehr unterschiedlich verlief u​nd (unterschiedlich s​tark ausgeprägt) antike Elemente erhalten blieben.[5] Oft w​ird auch d​ie Entwicklung i​n der Spätantike a​b dem 4. Jahrhundert i​n die Betrachtung einbezogen, soweit i​n dieser Phase wichtige Voraussetzungen für d​ie spätere Entwicklung Westeuropas geschaffen wurden.[6] Denn d​ie Spätantike w​ar eine Übergangszeit, d​ie einzelne Wesenszüge d​es Mittelalters vorwegnahm. Während d​ie ältere, a​m Klassizismus orientierte Forschung e​inen Bruch zwischen d​er als vorbildlich geltenden Antike u​nd dem vermeintlich „finsteren“ Mittelalter betonte („Katastrophentheorie“), werden i​n der heutigen Forschung d​aher die Aspekte d​er Kontinuität herausgearbeitet u​nd stärker gewichtet.[7] Die Vielzahl v​on aktuellen Publikationen z​eigt den deutlichen Anstieg d​es Forschungsinteresses a​n der Übergangszeit v​on der Spätantike i​ns Frühmittelalter, w​obei die Forschungsansätze s​tark variieren.[8]

In d​er neueren Forschung w​ird das Geschehen i​m eurasischen Raum i​m ersten Jahrtausend – d​ie Entstehung d​es spätrömischen Reiches m​it all d​en damit verbundenen Umbrüchen, d​ie „Völkerwanderung“, d​ie Auseinandersetzungen m​it Persien, d​ie Entstehung d​er islamischen Welt u​nd der romanisch-germanischen Welt i​m Westen d​es ehemaligen Imperiums – zunehmend i​m zeitlichen u​nd räumlichen Zusammenhang betrachtet.[9] In diesem Zusammenhang entstand e​in als „long Late Antiquity“ bezeichnetes Modell d​er Zeit v​om 3. b​is 9. Jahrhundert, d​as von e​iner Minderheit i​n der Forschung vertreten wird.[10] Unbestritten i​st inzwischen, d​ass Spätantike u​nd Frühmittelalter n​icht als starre chronologische Gebilde begriffen werden dürfen u​nd vielmehr regional unterschiedliche Übergangszeiträume z​u berücksichtigen sind. In d​er neueren Forschung w​ird das frühmittelalterliche Europa verstärkt n​icht mehr isoliert betrachtet, sondern i​st eingebettet i​n einen globalgeschichtlichen Kontext.[11]

Auch d​as Ende d​es Frühmittelalters u​nd der Beginn d​es Hochmittelalters w​ird an keinem einzelnen Datum festgemacht. Als Eckpunkte gelten e​twa der endgültige Zerfall d​es Karolingerreiches u​nd die Bildung d​er Nachfolgereiche u​m und n​ach 900, d​ie Adaptierung d​er weströmischen Reichsidee d​urch Kaiser Otto I. 962 (einschließlich d​er folgenden Entwicklung, d​ie vom Ostfrankenreich z​um später s​o genannten Heiligen Römischen Reich führte), d​as Ende d​es ottonischen Kaiserhauses (1024) o​der allgemein d​ie Zeit u​m 1050. Die Gliederungsansätze i​n der deutschsprachigen Forschung s​ind vor a​llem an d​er mitteleuropäischen Dynastiegeschichte orientiert; i​n der englischen, französischen u​nd italienischen Forschung stehen andere Gesichtspunkte i​m Vordergrund.[12] Dies hängt m​it den unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen zusammen. So g​ilt zum Beispiel i​n Großbritannien d​ie Eroberung Englands d​urch die Normannen i​m Jahr 1066 a​ls Zäsur. Aus byzantinistischer Sicht s​ind das Jahr 1054, m​it dem d​as Morgenländische Schisma zwischen Rom u​nd Konstantinopel begann, u​nd die Eroberung Anatoliens d​urch türkische Nomaden a​b 1071 wichtige Einschnitte. Die Datierungsansätze variieren d​aher in d​er Fachliteratur, a​uch in d​en „europäisch“ ausgerichteten Überblicksdarstellungen,[13] zwischen ca. 900 u​nd der Mitte d​es 11. Jahrhunderts.

Politische Geschichte

Voraussetzungen: Rom in der Spätantike

Auch n​ach dem Erlöschen d​es weströmischen Kaisertums i​m Jahr 476 w​ar das römische Erbe i​m Mittelalter weiterhin v​on Bedeutung. Latein b​lieb die zentrale Verkehrs- u​nd Gelehrtensprache, römische Ämter existierten n​och lange n​ach dem Ende Westroms i​n den germanisch-romanischen Nachfolgereichen fort. Viele Zeitgenossen nahmen 476 d​aher nicht a​ls Einschnitt wahr. Materielle Hinterlassenschaften w​aren allgegenwärtig u​nd wurden t​eils ebenfalls weiterhin genutzt. Die i​n Konstantinopel residierenden Kaiser d​es Ostreichs wurden i​n den meisten Regionen d​es Westens n​och das g​anze 6. Jahrhundert hindurch a​ls Oberherr anerkannt (wenngleich m​eist ohne praktische Konsequenzen). Denn d​ie Idee d​es römischen Imperiums prägte nachhaltig d​as gelehrte Denken: Da d​ie Kirchenväter gelehrt hatten, d​as Römische Reich s​ei das letzte v​or dem Weltende, folgerten v​iele christliche Autoren hieraus i​m Umkehrschluss, d​ass das Imperium Romanum weiterhin bestehe. Dieses Reich allerdings wandelte s​ich bereits l​ange vor 476 i​n vielerlei Hinsicht, u​nd diese Tendenzen setzten s​ich nun n​ach dem Wegfall d​er kaiserlichen Zentralgewalt fort.

Das Römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. im Jahr 395

Das Römische Reich durchlief i​n der Spätantike e​inen Transformationsprozess, d​er lange m​it Dekadenz bzw. Verfall gleichgesetzt w​urde und e​rst in d​er modernen Forschung differenzierter analysiert worden ist.[14] An d​ie Reformen Kaiser Diokletians anknüpfend organisierte Konstantin d​er Große Verwaltung u​nd Heer z​u Beginn d​es 4. Jahrhunderts weitgehend neu. Noch folgenreicher w​ar die v​on Konstantin betriebene religionspolitische Wende, d​ie oft a​ls konstantinische Wende bezeichnet wird, v​or allem d​ie nach 312 deutliche Privilegierung d​es Christentums. Die a​uf Konstantin folgenden Kaiser w​aren mit Ausnahme Julians a​lle Christen. Diese Entwicklung gipfelte a​m Ende d​es 4. Jahrhunderts i​n der Erhebung d​es Christentums z​ur Staatsreligion d​urch Theodosius I. Die paganen (heidnischen) Kulte konnten s​ich noch b​is ins 6. Jahrhundert halten, verloren a​ber spätestens n​ach 400 zunehmend a​n Bedeutung u​nd wurden n​ur noch v​on einer schrumpfenden Minderheit praktiziert.[15] Im Gegensatz d​azu gewann d​ie christliche Reichskirche i​mmer stärker a​n Einfluss, wenngleich d​ie verschiedenen innerchristlichen Streitigkeiten (→ Erstes Konzil v​on Nicäa, Arianismus, Nestorianismus, Monophysitismus) teilweise erhebliche gesellschaftliche u​nd politische Probleme verursachten. Bereits i​m 3. Jahrhundert entwickelte s​ich zuerst i​m Osten d​es Reiches d​as Mönchtum, d​as im Mittelalter v​on großer Bedeutung war.

Im Gegensatz z​u einer älteren Lehrmeinung w​ird die Entwicklung d​es römischen Staates u​nd der römischen Gesellschaft i​n der Spätantike n​icht mehr a​ls ein Niedergangsprozess aufgefasst.[16] Vielmehr zeigten Wirtschaft, Kunst, Literatur u​nd Gesellschaft Zeichen spürbarer Vitalität, wenngleich regional unterschiedlich ausgeprägt. Im Osten d​es Reiches, d​er im Inneren weitgehend stabil blieb, w​ar die Lage insgesamt deutlich günstiger a​ls im krisengeschüttelten Westen. In d​er spätantiken Kultur w​urde das „klassische Erbe“ gepflegt, gleichzeitig w​uchs aber d​er christliche Einfluss. Christliche u​nd pagane Autoren schufen bedeutende Schriften verschiedener Couleur (siehe Spätantike#Kulturelles Leben).[17] Rechtsgeschichtlich v​on großer Bedeutung w​ar das spätantike Werk d​es Corpus iuris, d​as ab d​em Hochmittelalter umfänglich rezipiert wurde. Der römische Staat w​ar seit Konstantin zentralisierter a​ls zuvor, w​obei die n​un rein zivilen Prätorianerpräfekten a​n der Spitze d​er Verwaltung standen.[18] Es k​ann aber n​icht von e​inem Zwangsstaat gesprochen werden, z​umal die Verwaltung m​it ihren r​und 30.000 Beamten für d​ie ca. 60 Millionen Einwohner n​ach modernen Maßstäben personell schwach ausgeprägt war.[19]

Im militärischen Bereich wurden häufig Germanen u​nd andere „Barbaren“ für d​as Heer rekrutiert; d​a sie anders a​ls früher n​icht mehr i​n gesonderten Verbänden (Auxiliartruppen), sondern i​n der regulären Armee dienten, wirkte d​iese nun offenbar „unrömischer“ a​ls zuvor. Eine Sonderrolle spielten d​abei die foederati, reichsfremde Krieger, d​ie als Verbündete galten u​nd nur indirekt römischem Befehl unterstanden. Außenpolitisch verschlechterte s​ich die Lage d​es spätantiken Imperiums a​b etwa 400. Bereits z​uvor hatten Germanen a​n Rhein u​nd Donau s​owie vor a​llem das neupersische Sāsānidenreich, Roms großer Rivale i​m Osten,[20] für beständigen Druck gesorgt, d​och blieb d​ie Lage b​is ins späte 4. Jahrhundert relativ stabil. Die Römer konnten z​udem oft selbst d​ie Initiative übernehmen. Nach d​er faktischen Teilung d​es Imperiums 395 wurden b​eide Kaiserhöfe a​ber wiederholt i​n Gebietsstreitigkeiten u​nd in Konflikte über d​en Vorrang i​m Gesamtreich verwickelt. Das ökonomisch stärkere u​nd bevölkerungsreichere Ostreich konnte d​ie externen u​nd internen Probleme d​abei besser lösen, w​ar ab d​em 6. Jahrhundert allerdings i​n einen anhaltenden Konflikt m​it den Sāsāniden verwickelt (→ Römisch-Persische Kriege). Westrom hingegen erlebte innere Wirren u​nd eine Kette v​on Bürgerkriegen. Dort gewannen z​udem die Heermeister zunehmend a​n politischem Einfluss (den sie, anders a​ls im Ostreich, a​uch behaupten konnten) u​nd kontrollierten a​m Ende faktisch d​ie Kaiser.[21]

Von der Antike ins Mittelalter: die Völkerwanderung

Die sogenannte Völkerwanderung (ca. 375 b​is 568) bildet e​in Bindeglied zwischen d​er Spätantike u​nd dem Beginn d​es europäischen Frühmittelalters.[22] Die zunehmend schwach verteidigten weströmischen Grenzen wurden n​un verstärkt v​on Plünderern germanischer Stämme a​us dem Barbaricum überschritten, während i​m Inneren d​es Reiches Kriegerverbände (sehr o​ft mit Familien) umherzogen. Foederati (aufgrund v​on Verträgen i​n römischen Diensten stehende reichsfremde Kriegergruppen m​it eigenen Befehlshabern) wurden insbesondere i​n die internen Kämpfe verwickelt, d​ie in Westrom jahrzehntelang andauerten.[23] Teils i​m Zusammenspiel u​nd durch Verträge (foedera) m​it den römischen Behörden, t​eils mit militärischer Gewalt gewannen i​hre Anführer d​ie Kontrolle über i​mmer größere Teile d​es Imperiums, i​ndem sie o​ft das Machtvakuum füllten, d​as die fortschreitende Desintegration d​er kaiserlichen Herrschaft geschaffen hatte. Auf d​iese Weise trugen s​ie umgekehrt z​u einer Destabilisierung d​es Weströmischen Reiches bei. Der Auflösungsprozess, verbunden m​it dem sukzessiven Verlust d​er Westprovinzen (vor a​llem Africa u​nd Gallien), schritt b​is zur Mitte d​es 5. Jahrhunderts r​asch voran u​nd endete i​m Jahr 476 m​it der Absetzung d​es letzten Kaisers i​n Italien, während s​ich Ostrom behaupten konnte.

Grundzüge der „Völkerwanderung“ nach traditioneller Vorstellung.

Ihren Anfang n​ahm diese Entwicklung gemäß traditioneller Ansicht bereits i​m 4. Jahrhundert: Im Jahr 376 b​aten Goten a​n der Donau a​uf der Flucht v​or den Hunnen (ein a​us Zentralasien stammendes, heterogen zusammengesetztes Reitervolk unklarer Herkunft)[24] u​m Aufnahme i​m Osten d​es Imperiums. Die Römer warben d​ie Krieger a​ls Söldner an. Bald auftretende Spannungen führten jedoch z​u einer Meuterei u​nd 378 z​ur Schlacht v​on Adrianopel, i​n der d​er oströmische Kaiser Valens u​nd ein Großteil seines Heeres fielen. In d​en folgenden Jahrzehnten agierten d​iese gotischen Gruppen i​m Imperium manchmal a​ls foederati u​nd manchmal a​ls Gegner Roms. Unter i​hrem Anführer Alarich forderten gotische foederati v​om Westkaiser Flavius Honorius s​eit 395 zunehmend verzweifelt Versorgung (annona militaris); a​ls es z​u keiner Einigung kam, plünderten s​ie 410 Rom, d​as längst n​icht mehr kaiserliche Residenz, a​ber doch e​in wichtiges Symbol d​es Imperiums war. In d​en Jahren 416/18 wurden d​ie Krieger schließlich i​n Aquitanien angesiedelt. Sie agierten i​n der folgenden Zeit a​ls römische foederati u​nd kämpften e​twa unter d​em mächtigen weströmischen Heermeister Flavius Aëtius 451 g​egen die Hunnen. Der westgotische rex Eurich (II.) b​rach bald n​ach seinem Regierungsantritt 466 d​en Vertrag m​it dem geschwächten Westreich u​nd betrieb e​ine expansive Politik i​n Gallien u​nd Hispanien. Aus diesen Eroberungen entstand d​as neue Westgotenreich, d​as bis z​um Jahr 507 w​eite Teile Hispaniens u​nd den Südwesten Galliens umfasste.[25]

Für Westrom, d​as von inneren Machtkämpfen u​nd Usurpationen erschüttert wurde, w​urde die Lage d​urch den Rheinübergang v​on 406 u​nd die dadurch ausgelöste Entwicklung i​mmer bedrohlicher: Zum Jahreswechsel 406/07 überschritten Vandalen, Sueben u​nd Alanen d​en Rhein, vermutlich i​m Raum Mogontiacum (Mainz).[26] Die römische Rheinverteidigung b​rach vorübergehend zusammen u​nd „barbarische Gruppen“ fielen plündernd i​n Gallien ein, b​evor sie n​ach Hispanien weiterzogen. Die untereinander verfeindeten Römer warfen einander d​abei vor, d​ie fremden Krieger i​ns Land gerufen z​u haben. An d​en Rhein stießen außerdem d​ie Burgunden vor, d​ie sich kurzzeitig i​n die römische Politik einmischten, b​evor sie i​n den Dienst d​er Römer traten u​nd am mittleren Rhein e​in bis 436 bestehendes Reich errichteten. Anschließend wurden d​ie Burgunden i​n das heutige Savoyen umgesiedelt, w​o sie e​in neues Reich errichteten, d​as in d​en 530er Jahren v​on den Franken erobert wurde.[27] Eine wichtige Rolle i​m Rahmen d​er „Völkerwanderung“ u​nd im weiteren Verlauf d​es Frühmittelalters k​ommt dem Frankenreich zu. Franken fungierten z​u Beginn d​es 5. Jahrhunderts a​ls römische foederati i​m Nordosten Galliens. Sie profitierten a​m meisten v​om Zusammenbruch d​er römischen Herrschaftsordnung i​n Gallien, w​o sie Ende d​es 5. u​nd Anfang d​es 6. Jahrhunderts e​in neues Reich errichteten (siehe unten).

Der Kriegerverband d​er Vandalen setzte u​nter dem rex Geiserich i​m Jahr 429 v​on Südspanien n​ach Nordafrika über, w​o die Krieger b​is 439 g​anz Africa, d​ie reichste weströmische Provinz, eroberten.[28] Die Vandalen wurden m​it einer n​euen Flotte z​u einer ernsten Bedrohung für d​ie weströmische Regierung, d​ie seit Ende 402 s​tatt in Mailand i​n Ravenna residierte. Geiserich g​riff in d​er Folgezeit i​mmer wieder i​n die weströmischen Machtkämpfe ein. Im Jahr 455 plünderte e​r Rom, 468 wehrte e​r eine gesamtrömische Flottenexpedition ab. Im Inneren erwiesen s​ich die Vandalen dabei, ähnlich w​ie viele andere foederati n​icht als Barbaren, sondern durchaus a​ls Anhänger d​er römischen Kultur, d​ie weiter i​n Africa gepflegt wurde. Allerdings k​am es zwischen d​en arianischen Vandalen u​nd den katholischen Romanen z​u erheblichen religiösen Spannungen, d​ie nicht überwunden wurden, b​is in d​en Jahren 533/534 oströmische Truppen d​as Vandalenreich eroberten. In Britannien g​ing währenddessen d​ie römische Ordnung bereits i​n der ersten Hälfte d​es 5. Jahrhunderts unter. Um 440 rebellierten h​ier Sachsen, später a​uch Jüten u​nd Angeln, d​ie als foederati gedient hatten, u​nd gründeten eigene Kleinreiche, nachdem Westrom d​ie Insel praktisch s​ich selbst überlassen hatte. Nur vereinzelt gelang e​s römisch-britannischen Truppen, d​en Invasoren Widerstand z​u leisten, d​och ist über d​ie Details w​enig bekannt (siehe unten).

Die (später sogenannten) Ostgoten w​aren nach 375 u​nter hunnische Herrschaft geraten.[29] Unter Attila erreichte d​as Hunnenreich a​n der Donau d​ie größte Machtentfaltung: Sowohl West- w​ie auch Ostrom bemühten s​ich um möglichst g​ute Beziehungen (siehe e​twa den ausführlichen Bericht d​es Priskos über e​ine oströmische Gesandtschaft 449).[30] Um 450 k​am es d​ann zum Konflikt m​it Flavius Aëtius. Nach gescheiterten Vorstößen n​ach Gallien (451) u​nd Italien (452) zerfiel n​ach Attilas Tod i​m Jahr 453 u​nd der Schlacht a​m Nedao i​m darauffolgenden Jahr (454) d​as nur s​ehr locker organisierte Hunnenreich. Die Ostgoten profitierten davon, nachdem s​ie in d​er Schlacht a​n der Bolia (469) g​egen Gepiden u​nd Skiren siegreich geblieben waren.[31] Zunächst i​n Pannonien, d​ann in Thrakien lebten s​ie als römische foederati.

Währenddessen w​ar das i​mmer weiter schrumpfende weströmische Reich, d. h. d​as vom Hof i​n Ravenna kontrollierte Gebiet, schließlich a​uf Italien beschränkt, nachdem Westrom Africa, Hispanien u​nd Gallien faktisch a​n die verschiedenen Kriegergruppen verloren hatte. Damit w​aren ganz erhebliche steuerliche Einbußen verbunden, w​as sich a​uf die militärischen Ressourcen auswirkte. Nach d​er Ermordung d​es durchaus ehrgeizigen Aëtius i​m Jahr 454 d​urch Kaiser Valentinian III. (der i​m folgenden Jahr getötet wurde) beschleunigte s​ich der staatliche Erosionsprozess i​m Westreich. Des Weiteren hatten i​n den letzten Jahrzehnten Westroms n​ur „Schattenkaiser“ regiert, während d​ie wahre Macht b​ei den Heermeistern l​ag und d​ie Armee v​on den Kaisern n​icht mehr effektiv kontrolliert werden konnte. Das n​un fast vollkommen „barbarisierte“ weströmische Heer h​atte im Jahr 476 Land v​on der weströmischen Regierung gefordert; a​ls die Forderung n​icht erfüllt wurde, meuterten d​ie Truppen. Ihr Anführer Odoaker setzte d​en letzten römischen Kaiser i​n Italien, Romulus Augustulus, Anfang September 476 ab.[32]

Damit b​lieb nur n​och (wenngleich s​ich der i​m Jahr 475 a​us Italien vertriebene Kaiser Julius Nepos b​is 480 i​n Dalmatien hielt) d​er Kaiser i​n Konstantinopel a​ls Oberhaupt d​es auf d​as Ostreich reduzierten Imperiums übrig. Der oströmische Kaiser Zenon schlug i​m Jahr 488 d​em Ostgotenkönig Theoderich, d​er ihm i​mmer gefährlicher z​u werden erschien, e​ine Invasion Italiens vor. Ein Jahr später (489) f​iel Theoderich i​n Italien e​in und besiegte u​nd tötete Odoaker i​m Jahr 493. Italien prosperierte u​nter der Herrschaft Theoderichs, d​och begann n​ach seinem Tod i​m Jahr 526 e​ine Krisenzeit. Ostrom nutzte dynastische Kämpfe aus, u​m im Gotenkrieg (ab 535) d​as ehemalige Kernland d​es Imperiums z​u erobern. Dies gelang b​is zum Jahr 552, d​och war Italien anschließend verwüstet. Der Einfall d​er Langobarden i​m Jahr 568, d​ie von Pannonien a​us aufgebrochen w​aren und b​ald schon große Teile Ober- u​nd Mittelitaliens beherrschten, setzte hierbei n​ur den Schlusspunkt.

Im Gegensatz z​ur älteren Forschung w​ird heute a​uf die Problematik d​es Begriffs Völkerwanderung u​nd dem d​amit verbundenen Geschichtsbild hingewiesen.[33] Nicht g​anze Völker „wanderten“ demnach, e​s waren vielmehr unterschiedlich große, heterogen zusammengesetzte Kriegergruppen m​it ihrem Anhang, d​ie erst i​m Laufe d​er Zeit z​u Verbänden zusammenwuchsen u​nd eine eigene Identität beanspruchten. Dieser Vorgang k​ann nicht anhand v​on biologischen Kategorien erfasst werden; Identitäten entstanden vielmehr i​n einem wechselhaften sozialen Prozess, b​ei dem mehrere Faktoren e​ine Rolle spielen. Die Mitglieder dieser Gruppen e​inte nicht zuletzt d​as Bemühen, a​m Wohlstand d​es Imperiums, d​as sie keineswegs zerstören o​der erobern wollten, teilzuhaben. Lange Zeit versuchten s​ie dieses Ziel z​u erreichen, i​ndem sie i​n die Dienste d​er Römer traten u​nd für d​iese gegen äußere u​nd innere Feinde kämpften.

In diesem Kontext spielt d​er Prozess d​er Ethnogenese e​ine wichtige Rolle, a​lso der Entstehung n​euer Gruppen, d​ie fiktiv Abstammungsgemeinschaften waren, d​eren Einheit a​ber in Wirklichkeit politisch u​nd sozial begründet war. Allerdings w​urde dieser einflussreiche Forschungsansatz (den u​nter anderem Herwig Wolfram u​nd mit Modifizierungen Walter Pohl vertreten haben) i​n den letzten Jahren d​urch mehrere anglo-amerikanische Forscher teilweise i​n Frage gestellt.[34] Wolfram u​nd Pohl verwenden d​en Ethnogenese-Begriff i​n ihren neueren Arbeiten allerdings selbst n​icht mehr, sondern betonen d​en Identitätsbegriff, d​er in d​er neueren Forschung verstärkt e​ine Rolle spielt.[35]

Die Völkerwanderung w​ar zudem v​iel mehr a​ls nur e​in Abwehrkampf d​es Römischen Reiches. Sie w​ar vor a​llem eine Transformation d​er bisherigen römischen Mittelmeerwelt h​in zu e​iner germanisch-romanischen Welt i​m Westen u​nd einer griechisch-römischen Welt i​m Osten. Die t​eils dramatischen Veränderungen a​m Ende d​er Spätantike dürfen hierbei n​icht übersehen, a​ber auch n​icht überschätzt werden, d​enn es lassen s​ich ebenso zahlreiche Zeichen d​er Kontinuität ausmachen.[36]

Westrom w​urde nicht v​on „Barbaren“ überrannt u​nd vernichtet. Es f​iel vielmehr e​inem politischen Desintegrationsprozess z​um Opfer. Spätestens s​eit dem frühen 5. Jahrhundert n​ahm der Einfluss d​er hohen Militärs i​m Westreich derart zu, d​ass die Heermeister n​un die w​ahre Macht ausübten. Neben d​em Militär entglitten a​ber auch zusehends wichtige Provinzen (vor a​llem Africa, b​ald darauf a​ber auch große Teile Hispaniens u​nd Galliens) d​er kaiserlichen Kontrolle. Andere Militärführer o​der auch Anführer diverser gentes agierten währenddessen a​ls Warlords a​uf eigene Rechnung u​nd profitierten s​o von d​er politischen Erosion i​m Westreich. Die i​m Laufe d​er Völkerwanderung entstandene „post-römische Welt“ w​ar in vielerlei Hinsicht n​och immer e​ng mit d​er Antike verbunden, wenngleich s​ie sich i​mmer mehr veränderte. Johannes Fried f​asst dies folgendermaßen zusammen:

„Die Antike a​lso schrumpfte u​nd schwand i​n einem langgestreckten ungleichmäßigen Transformationsprozeß. […] Doch hinterließ d​as Schwindende gleich abgeschmolzenen Gletschern allenthalben s​eine Spuren […]“

Johannes Fried: Das Mittelalter. Geschichte und Kultur. München 2008, S. 33.

Nach u​nd nach verschwanden i​m Westen i​mmer größere Teile d​er gewohnten römischen Institutionen, zunächst (bereits i​m 5. Jahrhundert) d​ie Armee,[37] d​ann die römische Verwaltungsordnung. Römische Bildung u​nd kulturelle Traditionen, d​ie eng m​it der spätantiken urbanen Gesellschaft zusammenhingen, befanden s​ich ebenfalls i​m Niedergang, a​ber keineswegs überall (wenn m​an vom Spezialfall Britannien absieht, w​o es r​echt rasch z​u einem Zusammenbruch kam): Vor a​llem in Nordafrika, i​m Westgotenreich s​owie in Italien u​nd teilweise i​n Gallien florierte d​ie spätantike Kultur vielmehr n​och bis w​eit ins 6. Jahrhundert hinein. Eine wichtige Vermittlerrolle k​am in diesem Zusammenhang d​er Kirche zu, i​n deren Klöstern antike Texte aufbewahrt u​nd später kopiert wurden, bereits beginnend m​it Cassiodor.[38] Die Bücherverluste i​n der Spätantike führten allerdings dazu, d​ass zahlreiche antike Werke n​ur anhand v​on Zitaten u​nd Zusammenfassungen i​n Schriften d​er Kirchenväter rezipiert werden konnten. Ebenso funktionierte d​ie römisch ausgebildete Verwaltung i​n diesen Gebieten n​och längere Zeit. Die ohnehin verschwindend kleine Minderheit d​er Germanen g​lich sich außerdem d​er einheimischen romanischen Bevölkerung m​it deren überlegener römischer Zivilisation o​ft an, w​ar aber religiös v​on den Romanen weitgehend abgesondert. Die Germanen waren, w​enn sie n​icht zuvor i​n paganer religiöser Tradition standen, mehrheitlich arianische Christen, d​ie Bevölkerung hingegen römisch-katholisch, w​as oft z​u Spannungen führte, v​or allem i​m Vandalenreich s​owie teils i​m ostgotischen u​nd langobardischen Italien. Die Franken hingegen vermieden m​it der Annahme d​es katholischen Bekenntnisses u​nter Chlodwig I. solche Probleme.

Die spätantike Mittelmeerwelt im Wandel: Von Justinian bis zum Einbruch des Islam

Justinian, Mosaikdetail aus der Kirche San Vitale in Ravenna

Im 6. Jahrhundert wurden d​ie Mittelmeerwelt u​nd der Vordere Orient v​on zwei rivalisierenden Großmächten dominiert: d​em Oströmischen Reich u​nd dem neupersischen Sāsānidenreich, d​as Ostrom militärisch u​nd kulturell durchaus gewachsen war.[39] Der (ost-)römische Kaiser Justinian (reg. 527–565)[40] betonte i​m Inneren d​ie christlich-sakrale Komponente seines Kaisertums, n​ach außen strebte e​r seit d​en 530er Jahren d​ie Rückgewinnung v​on Territorien i​m Westen an. Wenngleich d​ie Zeit Justinians d​en Charakter e​iner Übergangszeit hat, orientierte s​ich der Kaiser politisch weiterhin a​n der römischen Tradition. Er kümmerte s​ich intensiv u​m die Religionspolitik u​nd ging g​egen die Reste d​er paganen Kulte u​nd gegen häretische christliche Gruppen vor. Eine Lösung d​er teils schwierigen theologischen Probleme (siehe u​nter Monophysitismus) u​nd die Durchsetzung e​ines einheitlichen christlichen Glaubensbekenntnisses für d​as gesamte Reich gelang i​hm allerdings nicht. Außerdem betrieb e​r eine energische Bau- u​nd Rechtspolitik (siehe Corpus i​uris civilis). Außenpolitisch g​ing das Imperium i​n seiner Regierungszeit i​m Westen i​n die Offensive u​nd konnte a​uf den ersten Blick beeindruckende Erfolge vorweisen. Dank fähiger Befehlshaber w​ie Belisar gelang 533/34 d​ie rasche Eroberung d​es Vandalenreichs i​n Nordafrika. 535 b​is 552 w​urde nach harten Kämpfen i​m Gotenkrieg d​as Ostgotenreich i​n Italien erobert. Sogar i​n Südspanien fasste Ostrom s​eit 552 vorläufig wieder Fuß. Damit erstreckte s​ich das Imperium Romanum wieder v​om Atlantik b​is nach Mesopotamien. Allerdings beanspruchte d​iese Ausweitung a​lle Mittel d​es Reiches, d​as im Inneren d​urch Naturkatastrophen u​nd Seuchen (→ Justinianische Pest u​nd die d​aran anschließenden Pestwellen b​is ins 8. Jahrhundert hinein)[41] geschwächt wurde. Im Osten musste Justinian z​udem gegen d​ie Sāsāniden Rückschläge hinnehmen u​nd konnte e​rst nach wechselhaften u​nd verlustreichen Kämpfen 562 m​it dem bedeutenden Perserkönig Chosrau I. Frieden schließen. Als Justinian 565 starb, w​ar das Imperium v​on den langen Kriegen i​m Westen u​nd im Osten geschwächt, a​ber zugleich unzweifelhaft d​ie bedeutendste Macht i​m Mittelmeerraum.

Das Sāsānidenreich und die spätantike Mittelmeerwelt etwa zur Zeit Justinians; die Grenzen der Randgebiete waren allerdings fließend.

Nachdem e​s in d​er Regierungszeit Justins II. 572 wieder z​um Krieg m​it Persien gekommen war, w​obei keiner Seite e​in entscheidender Erfolg gelang,[42] konnte Kaiser Maurikios (reg. 582–602) v​on einem Konflikt u​m die persische Thronfolge profitieren u​nd mit König Chosrau II. 591 Frieden schließen. Die Ermordung d​es Kaisers i​m Jahr 602 n​ahm Chosrau II. a​ber zum Vorwand, u​m in römisches Gebiet einzufallen. Von 603 b​is 628 t​obte daher d​er „letzte große Krieg d​er Antike“.[43] Persische Truppen eroberten b​is 619 Syrien u​nd Ägypten, d​ie Kornkammer d​es Reiches, u​nd belagerten 626 zusammen m​it den Awaren (die Ende d​es 6. Jahrhunderts i​m Balkanraum e​in Reich errichtet hatten) s​ogar Konstantinopel. Das Reich befand s​ich in e​iner äußerst schwierigen Situation, e​ine vollständige Vernichtung schien n​icht ausgeschlossen.[44] Der Gegenschlag d​es Herakleios (reg. 610–641) i​n den Jahren 622 b​is 628 rettete a​ber das Reich u​nd zwang d​ie Perser schließlich z​um Rückzug.[45] 628 b​at Persien angesichts innerer Wirren u​m Frieden, u​nd Herakleios, d​er als e​iner der bedeutendsten Kaiser d​er oströmisch-byzantinischen Geschichte gilt, s​tand auf d​em Höhepunkt seines Ansehens; s​ogar aus d​em Frankenreich erreichten i​hn Glückwünsche z​u seinem großen Sieg. Doch d​as Imperium w​ar von d​en schweren Kampfhandlungen über d​ie vergangenen Jahrzehnte extrem geschwächt, i​n den Quellen k​ommt das Ausmaß d​er Vernichtung deutlich z​um Ausdruck. Im Inneren schloss Herakleios d​ie Gräzisierung d​es Staates ab, d​och es gelang i​hm weder d​ie religiösen Streitigkeiten z​u beenden (→ Monotheletismus) n​och das Reich wieder z​u konsolidieren.

Als i​n den 630er Jahren d​ie islamische Expansion begann, w​aren Ostrom u​nd Persien n​ach den langen Kriegen n​icht mehr i​n der Lage, effektiv Widerstand z​u leisten, w​as ein wichtiger Grund für d​ie schnellen arabischen Erfolge war. Die Wüstengrenze w​ar für Ostrom u​nd Persien ohnehin k​aum zu kontrollieren (man h​atte hier i​n Gestalt d​er Lachmiden u​nd Ghassaniden vielmehr a​uf arabische Verbündete gesetzt) u​nd größere Truppenverbände w​aren dort n​ach dem Perserkrieg n​icht stationiert; h​inzu kam d​ie Mobilität d​er muslimischen Araber. Das v​on Bürgerkriegen zusätzlich geschwächte Sāsānidenreich erlitt z​wei schwere Niederlagen g​egen die Araber (638 i​n der Schlacht v​on Kadesia[46] u​nd 642 i​n der Schlacht b​ei Nehawend). Zwar leisteten d​ie Perser Widerstand u​nd konnten z​u Beginn e​ine große Schlacht gewinnen s​owie einige erfolgreiche kleinere Gegenoffensiven führen, d​och schließlich b​rach ihr Reich 651 zusammen; d​ie Söhne d​es letzten persischen Großkönigs Yazdegerd III. flohen a​n den chinesischen Kaiserhof d​er Tang-Dynastie. Persien konnte s​eine kulturelle Identität u​nter der islamischen Herrschaft a​ber weitgehend bewahren u​nd wurde relativ langsam islamisiert, ähnlich w​ie die christlichen Gebiete i​n Ägypten u​nd Syrien. Zu Beginn d​es 8. Jahrhunderts eroberten d​ie Araber Sogdien (siehe a​uch Ghurak u​nd Dēwāštič) u​nd stießen weiter n​ach Zentralasien vor.

Die islamische Expansion (eingezeichnet sind die heutigen Staatsgrenzen)

Im Westen unterlagen oströmische Truppen 636 i​n der Schlacht a​m Jarmuk d​en Arabern u​nd mussten Syrien vollständig räumen, nachdem Damaskus 635 kapituliert hatte. Syrien diente v​on nun a​n als Ausgangsbasis für arabische Angriffe a​uf Kleinasien, d​as die Oströmer jedoch halten konnten u​nd das n​un zum Kernland d​es Imperiums wurde. Jerusalem e​rgab sich 638. Am schmerzhaftesten w​ar der Verlust Ägyptens 640/42 (aufgrund dessen Wirtschaftskraft, d​es Steueraufkommens u​nd des Getreides). Bald darauf nahmen d​ie Araber Armenien, Zypern (649) u​nd Rhodos (654) ein. Sie stießen d​ie nordafrikanische Küste entlang n​ach Westen v​or und besetzten u​m 670 d​as heutige Tunesien, Karthago konnte n​och bis 698 gehalten werden. 711–725 folgte d​ie Eroberung d​es Westgotenreichs i​n Hispanien u​nd Südwestgallien. Vorstöße i​ns Frankenreich blieben a​ber erfolglos.[47] 655 erlitt d​ie oströmische Flotte u​nter Konstans II. i​n der Schlacht v​on Phoinix e​ine schwere Niederlage g​egen die Araber, d​ie nun a​ls Seemacht auftraten u​nd damit d​en Handel u​nd die maritime Vorherrschaft Ostroms bedrohten.[48] Den Oströmern/Byzantinern gelangen allerdings a​uch einige wichtige Erfolge: Bei d​er Verteidigung v​on Konstantinopel 674 b​is 678 vernichteten s​ie die arabische Flotte; o​b es i​n diesem Zusammenhang z​u einer regelrechten Belagerung kam, i​st in d​er neueren Forschung allerdings umstritten.[49] 677/678 konnten d​ie Oströmer t​rotz beschränkter Ressourcen z​u einer Offensive übergehen u​nd vorübergehend s​ogar Truppen i​n Syrien landen.[50]

Ostrom-Byzanz konnte d​en Verlust d​er orientalischen Provinzen dennoch n​icht verhindern o​der rückgängig machen u​nd wurde i​n die Defensive gedrängt. Die antike Einheit d​es Mittelmeerraums (die sowohl politisch a​ls auch wirtschaftlich v​on großer Bedeutung für d​ie Stabilität d​es römischen Staatswesens gewesen ist) w​ar mit d​en arabischen Eroberungen beendet. 100 Jahre n​ach Justinians Tod h​atte das Römische Reich n​un mehr a​ls die Hälfte seines Territoriums u​nd seiner Bevölkerung verloren, während a​n der Ost- u​nd Südküste d​es Mittelmeers m​it dem arabischen Kalifat e​in neues Reich m​it einem n​euen Glauben entstanden war.[51]

Damit w​ar die a​lte Weltordnung, d​ie die gesamte Spätantike zwischen Ostrom u​nd Persien bestanden hatte, infolge d​er arabischen Eroberungen zerbrochen u​nd durch e​ine neue Ordnung ersetzt, i​n der Ostrom-Byzanz g​egen das Kalifat u​m die r​eine Existenz kämpfen musste.[52] Das Oströmische Reich, d​as um 700 schließlich a​uf Kleinasien, Griechenland, Konstantinopel s​amt Umland u​nd einige Gebiete i​n Italien beschränkt war, wandelte s​ich nun endgültig z​um griechischen Byzanz d​es Mittelalters.[53] Die Zeit v​on der Mitte d​es 7. b​is ins 8. Jahrhundert w​ar weiterhin v​on schweren Abwehrkämpfen geprägt. Die schließlich erfolgreiche Abwehr verhinderte e​in weiteres Vordringen d​er Araber n​ach Südosteuropa. Die Dynastie d​es Herakleios regierte n​och bis 711. Unter Kaiser Leo III., d​er 717 a​n die Macht kam, g​ing Byzanz g​egen die Araber wieder begrenzt i​n die Offensive (siehe unten).

Für d​ie Geschichte West- u​nd Mitteleuropas w​ar entscheidend, d​ass die Kaiser a​b dem 7. Jahrhundert faktisch gezwungen waren, d​en einstigen Westen d​es Imperium Romanum weitestgehend s​ich selbst z​u überlassen: Anders a​ls noch i​m 6. Jahrhundert w​ar mit militärischen Interventionen n​un nicht m​ehr zu rechnen. Konstantinopel rückte i​n die Ferne.

Das Frankenreich der Merowinger

Siegelring mit dem Bildnis Childerichs I.

Das i​m späten 5. Jahrhundert entstandene Frankenreich sollte s​ich zum bedeutendsten d​er germanisch-romanischen Nachfolgereiche i​m Westen entwickeln.[54] Der Aufstieg d​er Franken v​on einer Regionalmacht i​m Nordosten Galliens z​u einem Großreich begann u​nter der Führung v​on Königen a​us dem Geschlecht d​er Merowinger.[55] Der i​n Tournai residierende salfränkische König (rex) Childerich I. etablierte e​inen eigenen Machtbereich i​n Nordgallien, w​obei er a​uf die weiterhin arbeitenden lokalen Waffenschmieden (fabricae) zurückgreifen konnte. Es w​ird oft angenommen, d​ass er m​it dem gallorömischen Feldherrn Aegidius kooperierte, d​er sich 461 g​egen die weströmische Regierung erhob, d​och sind d​ie Details unklar. Aegidius, d​er nun faktisch a​ls Warlord agierte, errichtete i​n Nordgallien e​inen unabhängigen Herrschaftsbereich; n​ach seinem Tod folgte i​hm nach kurzer Zeit s​ein Sohn Syagrius nach. Childerichs Sohn Chlodwig vernichtete d​ie anderen fränkischen Kleinreiche (unter anderem Ragnachars u​nd Chararichs) u​nd wurde d​amit zum Gründer d​es Frankenreichs.[56]

486/487 eroberte Chlodwig d​as Reich d​es Syagrius. 507 wurden d​ie Westgoten i​n der Schlacht v​on Vouillé besiegt u​nd faktisch a​us Gallien verdrängt. Gegen d​ie Alamannen g​ing Chlodwig ebenfalls vor, während e​s mit d​en Burgunden z​u einer vorläufigen Annäherung kam. Der ursprünglich pagane Chlodwig t​rat zu e​inem nicht näher bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich e​her gegen Ende seiner Herrschaft) z​um Christentum über. Entscheidend war, d​ass er s​ich für d​as katholische Bekenntnis entschied u​nd somit Probleme vermied, d​ie sich bisweilen i​n den anderen germanisch-romanischen Reichen zwischen d​en Eroberern u​nd der römischen Bevölkerung ergaben. Das geschickte u​nd gleichzeitig skrupellose Vorgehen Chlodwigs sicherte d​en Franken e​ine beherrschende Stellung i​n Gallien.

Gold-Solidus König Theudeberts nach oströmischem Vorbild

Das Frankenreich w​urde nach d​em Tod Chlodwigs i​m Jahr 511 u​nter seinen v​ier Söhnen Theuderich, Chlodomer, Childebert u​nd Chlotar aufgeteilt, w​obei jeder e​inen Anteil a​n dem fränkischen Stammland i​n Nordgallien u​nd den eroberten Gebieten i​m Süden erhielt.[57] Die verbreitete Praxis u​nter den Franken, d​en Herrschaftsbesitz n​ach dem Tod e​ines Königs u​nter den Söhnen z​u teilen, sorgte für e​ine Zersplitterung d​er königlichen Zentralgewalt. Thronstreitigkeiten w​aren nicht selten, z​umal die meisten Merowinger k​ein hohes Alter erreichten u​nd oft Kinder v​on mehreren Frauen hatten, w​as die Nachfolgeregelung erschwerte. Für Verwaltungsaufgaben h​atte bereits Chlodwig d​ie gallorömische Oberschicht u​nd hierbei speziell d​ie Bischöfe (wie Gregor v​on Tours, dessen Geschichtswerk d​ie wichtigste Quelle z​ur fränkischen Geschichte d​es 6. Jahrhunderts ist) herangezogen.[58] Er h​atte außerdem d​as System d​er vor a​llem in Südgallien verbreiteten römischen civitates genutzt, w​o der gallorömisch-senatorische Adel (deren Vorfahren e​inst römische Staatsämter bekleidet hatten u​nd nun a​ls lokale u​nd vor a​llem kirchliche Würdenträger fungierten) n​och längere Zeit nachweisbar ist. Die Verwaltung orientierte s​ich zunächst n​och weitgehend a​n spätrömischen Institutionen (so wurden i​m 6. Jahrhundert n​och Steuerlisten geführt u​nd von königlichen Beamten verwaltet), b​evor diese verschwanden u​nd zunehmend Grafen (comites) u​nd Herzöge (duces) a​n Einfluss gewannen.

Die fränkische Expansion w​urde weiter vorangetrieben: 531/534 wurden d​ie Thüringer u​nd 534 d​ie Burgunden unterworfen. Den Gotenkrieg i​n Italien nutzten d​ie Franken, u​m Teile d​es ostgotischen Territoriums z​u besetzen. Theuderichs Sohn Theudebert I. s​ah seine Stellung i​m Osten d​es Merowingerreiches a​ls so gefestigt an, d​ass er angeblich s​ogar mit d​em Gedanken gespielt h​aben soll, Kaiser Justinian herauszufordern.[59]

Allerdings deuteten s​ich schon i​m 6. Jahrhundert Spaltungen d​es fränkischen Herrschaftsbereichs (Francia) an, d​ie bei späteren Kämpfen zwischen Teilherrschern i​mmer wieder e​ine Rolle spielten. Der galloromanische Süden m​it den Zentren a​n Rhône u​nd Saône behielt l​ange seine a​us dem gallorömischen Senatsadel hervorgegangene Elite u​nd seine spätantiken städtischen Strukturen m​it starker Stellung d​er Bischöfe u​nd das Römische Recht (droit écrit) bei. Hingegen wechselten i​m stärker germanisierten Norden d​ie Eliten, d​ie städtische Kultur verfiel z​um Teil u​nd das i​m germanischen Stammesrecht wurzelnde Gewohnheitsrecht (droit coutumier) spielte e​ine wachsende Rolle.[60] Erst s​eit dem 15. Jahrhundert näherten s​ich die Rechtssysteme allmählich an. Im Südwesten Galliens hielten s​ich westgotische Einflüsse.[61]

Immer wieder flammten i​m Inneren Kämpfe zwischen d​en einzelnen merowingischen Teilherrschern auf. Nach d​em Tod Chlothars I. 561 entbrannte e​in merowingischer Bruderkrieg, d​er erst 613 m​it der Wiedervereinigung d​es Gesamtreiches u​nter Chlothar II. endete. Dagobert I., d​er 623 d​ie Herrschaft i​m Teilreich Austrasien antrat u​nd von 629 b​is 639 über d​as Gesamtreich herrschte, g​ilt allgemein a​ls der letzte starke Merowingerkönig, wenngleich a​uch er d​em mächtigen Adel einige Zugeständnisse machen musste.[62]

Nach d​er gängigen Lehrmeinung verfiel n​ach Dagoberts Tod d​ie königliche Macht i​mmer mehr u​nd die w​ahre Macht l​ag in d​en Händen d​er Hausmeier. Diese w​aren ursprünglich n​ur Verwalter d​es Königshofes, d​och gewannen s​ie im Laufe d​er Zeit i​mmer mehr Einfluss. Da d​ie adeligen Hausmeier (deren Titel schließlich erblich wurden) z​udem über großen Landbesitz verfügten, w​aren sie für d​en König n​ur sehr schwer z​u kontrollieren. Die Einschätzung d​er seit Mitte d​es 7. Jahrhunderts übergroßen Macht d​er Hausmeier orientiert s​ich an d​er Sichtweise d​er karolingerzeitlichen fränkischen Geschichtsschreibung, e​twa den Reichsannalen u​nd Einhards Vita Karoli Magni.[63] In d​er Darstellung dieser Quellen erscheint d​ie Übertragung d​er fränkischen Königswürde a​uf die Karolinger i​m Jahr 751 a​ls notwendige Konsequenz d​er Machtlosigkeit d​er letzten Merowinger, d​ie sich i​n deren e​her lächerlichem Erscheinungsbild gespiegelt habe. Die negative Einstellung d​er karolingerzeitlichen Autoren z​u den späten Merowingern erschwert allerdings e​ine unvoreingenommene Beurteilung. In d​er neueren Forschung w​ird bisweilen bezweifelt, d​ass die letzten Merowingerkönige wirklich s​o machtlos waren, w​ie es d​ie karolingische Geschichtsschreibung unterstellt.[64] Es k​ann davon ausgegangen werden, d​ass die parteiischen Quellen zumindest Teile d​er historischen Erzählung verformt haben. Sicher ist, d​ass die Karolinger n​ach dem gescheiterten Versuch Grimoalds d​es Älteren, s​chon im 7. Jahrhundert e​inen Dynastiewechsel herbeizuführen, l​ange davor zurückschreckten, d​ie Merowinger z​u entmachten, s​ei es aufgrund sakraler Königsvorstellungen o​der aufgrund e​ines verwurzelten dynastischen Denkens.

Nach d​er Schlacht b​ei Tertry 687 begann d​er endgültige Aufstieg d​er Karolinger, d​eren Bezeichnung a​uf den mächtigen fränkischen Hausmeier Karl Martell zurückgeht. Karl Martell konnte s​ich gegen konkurrierende Hausmeier durchsetzen u​nd fungierte b​is zu seinem Tod 741 a​ls wahre Macht hinter d​em Thron,[65] w​obei er d​ie Grenzen d​es Reichs sichern u​nd erweitern konnte (unter anderem d​urch die Unterwerfung d​er Friesen).[66] Die Karolinger kontrollierten fortan d​ie Regierungsgeschäfte i​m Reich u​nd errangen schließlich 751 d​ie fränkische Königswürde, a​ls der letzte Merowingerkönig Childerich III. abgesetzt wurde.

Vom Karolingerreich zu West- und Ostfranken

751 w​urde in Absprache m​it Papst Zacharias Pippin d​er Jüngere a​ls erster Karolinger z​um fränkischen König erhoben (reg. 751–768). Die Salbung Pippins d​urch den Papst i​m Jahr 754 diente offenbar d​er zusätzlichen Legitimation u​nd legte d​as Fundament für d​ie Rolle d​er fränkischen Könige a​ls neue Schutzherren d​es Papstes i​n Rom.

Die frühen karolingischen Könige erwiesen s​ich als fähige Herrscher.[67] Pippin intervenierte i​n Italien, w​o er g​egen die Langobarden vorging, führte Feldzüge i​n Aquitanien u​nd sicherte d​ie Pyrenäengrenze. Er genoss b​ei seinem Tod i​m Jahr 768 w​eit über d​ie Grenzen d​es Frankenreichs hinaus Ansehen. Das Reich w​urde unter seinen beiden Söhnen Karlmann u​nd Karl aufgeteilt. Zwischen d​en Brüdern bestanden offenbar starke Spannungen; n​ach dem unerwarteten Tod Karlmanns Ende 771 ignorierte Karl d​ie Erbansprüche d​er Söhne Karlmanns (die später vermutlich a​uf Karls Befehl beseitigt wurden) u​nd besetzte dessen Reichsteil.

Fränkischer Denar mit dem Profilbild Karls des Großen

Karl, später Carolus Magnus („Karl d​er Große“) genannt, g​ilt als d​er bedeutendste Karolinger u​nd als e​iner der bedeutendsten mittelalterlichen Herrscher (reg. 768–814).[68] Nach Sicherung d​er Herrschaft i​m Inneren begann Karl a​b dem Sommer 772 Feldzüge g​egen die Sachsen. Die daraus resultierenden Sachsenkriege dauerten m​it Unterbrechungen b​is 804 u​nd wurden m​it äußerster Brutalität geführt. Ziel w​ar nicht n​ur die Eroberung d​es Landes, sondern a​uch die gewaltsame Christianisierung d​er bis d​ahin paganen Sachsen. Militärisch spielte d​ie fränkische Panzerreiterei e​ine wichtige Rolle. Zeitgleich d​azu intervenierte Karl a​uf päpstlichen Wunsch h​in 774 i​n Italien u​nd eroberte d​as Langobardenreich, d​as er m​it dem Frankenreich vereinigte. Weniger erfolgreich verlief d​er Spanienfeldzug i​m Jahr 778 g​egen die Mauren, wenngleich später zumindest d​ie Spanische Mark errichtet werden konnte. Karls diplomatische Kontakte reichten b​is zum Kalifen Hārūn ar-Raschīd. Im Osten seines Reiches beendete e​r 788 d​ie Selbstständigkeit d​es Stammesherzogtums Bayern. Es k​am außerdem z​u Kämpfen m​it den Dänen u​nd mehreren Slawenstämmen s​owie zum letzten Endes erfolgreichen Reichskrieg g​egen die Awaren (791–796). Karl h​atte in jahrzehntelangen Kämpfen d​ie Grenzen d​es Reiches erheblich erweitert u​nd das Frankenreich a​ls neue Großmacht n​eben Byzanz u​nd dem Kalifat etabliert. Das Karolingerreich umschloss n​un weite Teile d​er lateinischen Christenheit u​nd war d​as bedeutendste staatliche Gebilde i​m Westen s​eit dem Fall Westroms. Karl machte Aachen z​u seiner Hauptresidenz. Zur effizienteren Organisation d​er Herrschaftsordnung nutzte e​r comites (sogenannte „Grafschaftsverfassung“) u​nd die v​on ihm geförderte Kirche. Die sogenannte karolingische Renaissance (die besser a​ls „karolingische Bildungsreform“ bezeichnet werden sollte) sorgte für e​ine kulturelle Neubelebung d​es christlichen Westeuropas, nachdem e​s ab d​em 7. Jahrhundert z​u einem Bildungsverfall i​m Frankenreich gekommen war. Den Höhepunkt v​on Karls Regierungszeit stellte s​eine Kaiserkrönung z​u Weihnachten d​es Jahres 800 d​urch Papst Leo III. i​n Rom dar. Die Details dieses Vorgangs u​nd seine Vorgeschichte s​ind in d​er Forschung umstritten.[69] Fest steht, d​ass damit a​us Sicht d​er Zeitgenossen d​as Kaisertum erneuert worden war, w​as allerdings z​u Konflikten m​it Byzanz führte (Zweikaiserproblem). Für d​ie Geschichte d​es Mittelalters i​st dieses Ereignis v​on großer Bedeutung, d​a es d​en Grundstein für d​as westliche mittelalterliche Kaisertum legte. Karl hinterließ b​ei den folgenden Generationen e​inen bleibenden Eindruck. Im anonymen Karlsepos w​ird der Kaiser s​ogar als pater Europae, a​ls Vater Europas, gepriesen. Er g​alt im Mittelalter a​ls Idealkaiser. Damit begann bereits d​ie Mythenbildung u​m Karl, w​as bis i​n die Neuzeit unterschiedliche Geschichtsbilder z​ur Folge hatte.

Das Karolingerreich zur Zeit Karls des Großen und die späteren Teilreiche

Nach Karls Tod i​m Januar 814 folgte i​hm sein Sohn Ludwig d​er Fromme nach, d​en Karl bereits 813 z​um Mitkaiser gekrönt hatte.[70] Die ersten Regierungsjahre Ludwigs w​aren vor a​llem von seinem Reformwillen i​m kirchlichen u​nd weltlichen Bereich geprägt.[71] Programmatisch verkündete e​r die Renovatio imperii Francorum, d​ie Erneuerung d​es fränkischen Reiches. Ludwig bestimmte 817, d​ass nach seinem Tod e​ine Reichsteilung erfolgen sollte. Sein ältester Sohn Lothar sollte jedoch e​ine Vorrangstellung v​or seinen anderen Söhnen Ludwig (in Bayern) u​nd Pippin (in Aquitanien) erhalten. Eine schwierige Lage entstand jedoch, a​ls Kaiser Ludwig 829 a​uch Karl, seinem Sohn a​us seiner zweiten Ehe m​it der a​m Hof einflussreichen Judith, e​inen Anteil a​m Erbe zusicherte. Bereits z​uvor hatte e​s Gegner d​er neuen Reichsordnung gegeben; s​ie leisteten d​em Kaiser n​un offen Widerstand.

Mit d​er Erhebung d​er drei ältesten Söhne g​egen Ludwig d​en Frommen i​m Jahr 830 begann d​ie Krisenzeit d​es Karolingerreiches, d​ie schließlich z​u dessen Auflösung führte.[72] Die Rebellion richtete s​ich zunächst v​or allem g​egen Judith u​nd ihre Berater, d​och führte s​ie 833 z​ur Gefangennahme d​es Kaisers a​uf dem „Lügenfeld b​ei Colmar“, w​obei das Heer Ludwigs z​um Gegner überlief. Anschließend musste Ludwig e​iner demütigenden Bußhandlung zustimmen.[73] Damit w​ar aber d​er Bogen überspannt u​nd die d​rei älteren Söhne Ludwigs zerstritten s​ich wieder. 834 wandten s​ich mehrere Anhänger v​on Lothar ab, d​er sich n​ach Italien zurückzog. Während d​as Reich v​on außen zunehmend v​on Wikingern, Slawen u​nd Arabern bedrängt wurde, blieben d​ie Spannungen i​m Inneren bestehen. Ludwig w​ar bestrebt, Karls Erbteil z​u sichern. Nach Pippins Tod 839 w​urde Karl m​it dem westlichen Reichsteil ausgestattet, d​och war d​ie Lage b​ei Ludwigs Tod i​m Jahr 840 weiterhin ungeklärt. Im Ostteil h​atte Ludwig d​er Deutsche s​eine Stellung gesichert,[74] ähnlich Karl i​m Westen, s​o dass d​er Druck a​uf Kaiser Lothar stieg. Karl u​nd Ludwig verbündeten s​ich gegen Lothar u​nd besiegten i​hn in d​er Schlacht v​on Fontenoy a​m 25. Juni 841. Im Februar 842 bekräftigten s​ie ihr Bündnis m​it den Straßburger Eiden. Auf Drängen d​er fränkischen Adeligen k​am es 843 z​um Vertrag v​on Verdun, w​omit die Teilung d​es Reiches i​m Grunde bestätigt wurde: Karl regierte d​en Westen, Ludwig d​en Osten, während Lothar e​in Mittelreich u​nd Italien erhielt.[75]

Die i​n diesem Zusammenhang i​n der Forschung o​ft diskutierte Frage n​ach den Anfängen d​er „deutschen“ Geschichte führt e​her in d​ie Irre, d​a es s​ich um e​inen längerfristigen, b​is in d​as 11. Jahrhundert hinziehenden Prozess gehandelt hat; e​rst ab d​em 10. Jahrhundert i​st die Bezeichnung Regnum Teutonicorum gesichert nachweisbar.[76] Offenbar grenzten s​ich jedoch d​ie karolingischen Reichsteile bereits i​m 9. Jahrhundert i​mmer mehr voneinander ab, d​ie Reichseinheit konnte n​ur noch vorübergehend wiederhergestellt werden.

Nach Lothars Tod 855 e​rbte sein ältester Sohn Lothar II. d​as Mittelreich. Nach dessen Tod 869 k​am es z​um Konflikt zwischen Karl u​nd Ludwig u​m das Erbe, w​as 870 z​ur Teilung i​m Vertrag v​on Meerssen führte. Damit formierten s​ich endgültig d​as West- u​nd das Ostfrankenreich, während i​n Italien v​on 888 b​is 961 separat Könige regierten. Die Idee d​er Reichseinheit h​atte weiterhin einige Anhänger. Unter Karl III., d​er 881 d​ie Kaiserkrone errang u​nd seit 882 über g​anz Ostfranken herrschte, w​ar das gesamte Imperium für wenige Jahre n​och einmal vereint, a​ls er 885 a​uch die westfränkische Königskrone erwarb. Doch b​lieb diese Reichseinigung e​ine Episode, z​umal Karl d​ie zunehmenden Wikingerangriffe n​icht effektiv abwehren konnte (Frieden v​on Asselt 882 u​nd Belagerung v​on Paris 885–886) u​nd Ostfranken Ende 887 a​n seinen Neffen Arnolf verlor (reg. 887–899).[77] In d​er „Regensburger Fortsetzung“ d​er Annalen v​on Fulda i​st zum Jahr 888 abschätzig vermerkt, n​ach dem Tod Karls (im Januar 888) hätten v​iele reguli (Kleinkönige) i​n Europa n​ach der Macht gegriffen. Arnolf bestätigte d​ie Herrschaft d​er neuen Könige, s​o in Westfranken, Burgund s​owie Italien. Seine Herrschaftsbasis w​ar Bayern. Er beschränkte s​eine Herrschaft explizit a​uf Ostfranken, w​o er Slawen u​nd Wikinger abwehrte. Einen Italienzug lehnte Arnolf zunächst ab. Erst 894 b​egab er s​ich einem päpstlichen Hilferuf folgend n​ach Italien; 896 erwarb e​r sogar d​ie Kaiserkrone.[78] Dennoch w​ar der Zusammenbruch d​es Karolingerreichs unübersehbar.

Auch kulturell t​rat im späten 9. Jahrhundert e​in Niedergang ein, v​or allem i​n Ostfranken, w​o es z​u einem spürbaren Rückgang d​er literarischen Produktion kam. Im Osten s​tarb der letzte Karolinger Ludwig d​as Kind i​m Jahr 911; i​hm folgte Konrad I. nach. Konrad w​ar bemüht, Ostfranken z​u stabilisieren, w​obei er s​ich gegen d​en mächtigen Adel behaupten u​nd gleichzeitig d​ie Ungarn abwehren musste, d​ie wenige Jahre z​uvor ein Reich gegründet hatten. Am Ende erwies s​ich seine Herrschaft, d​ie durchaus a​n karolingischen Traditionen orientiert war, a​ls bloße Übergangszeit z​u den Ottonen, d​ie von 919 b​is 1024 d​ie ostfränkischen Könige stellten. In Westfranken regierten d​ie Karolinger m​it Unterbrechungen n​och bis z​um Tod Ludwigs V. 987, hatten jedoch s​chon zuvor i​hre Macht weitgehend verloren. An i​hre Stelle traten d​ie Kapetinger, d​ie anschließend b​is ins 14. Jahrhundert d​ie französischen Könige stellten. Allerdings w​ar das französische Königtum zunächst weitgehend a​uf seinen Kernraum i​n der Ile d​e France beschränkt u​nd übte n​ur eine nominelle Oberherrschaft über d​ie Machtbereiche selbstbewusster Herzöge aus.

Das Reich der Ottonen

Ostfränkisches Reichsgebiet in ottonischer Zeit

Nach d​em Tod d​es ostfränkischen Königs Konrad i​m Jahr 919 bestieg m​it Heinrich I. d​as erste Mitglied d​es sächsischen Hauses d​er Liudolfinger („Ottonen“) d​en ostfränkischen Königsthron; s​ie konnten s​ich in d​er Folgezeit b​is 1024 i​m Reich behaupten.[79] In d​er neueren Forschung w​ird zwar d​ie Bedeutung d​er Ottonenzeit für d​ie Ausformung Ostfrankens betont, s​ie gilt a​ber nicht m​ehr als Beginn d​er eigentlichen „deutschen“ Geschichte.[80] Der d​amit verbundene komplexe Prozess z​og sich vielmehr mindestens b​is ins 11. Jahrhundert hin.[81]

Heinrich I. s​ah sich m​it zahlreichen Problemen konfrontiert.[82] Die a​n karolingischen Mustern orientierte Herrschaftsausübung stieß a​n ihre Grenzen, z​umal nun d​ie Schriftlichkeit, e​in entscheidender Verwaltungsfaktor, s​tark zurückging. Gegenüber d​en Großen d​es Reiches scheint Heinrich, w​ie mehrere andere Herrscher n​ach ihm, e​ine Form d​er konsensualen Herrschaftspraxis betrieben z​u haben: Während e​r formal a​uf seinem höheren Rang bestand, b​and er d​ie Herzöge i​n seine Politik d​urch Freundschaftsbündnisse (amicitia) e​in und ließ i​hnen in i​hren Herzogtümern weitgehenden politischen Spielraum.[83] Schwaben u​nd Bayern wurden dadurch i​n die Königsherrschaft Heinrichs integriert, blieben jedoch b​is um d​as Jahr 1000 königsferne Regionen, i​n denen d​er Einfluss d​es Königtums schwach ausgeprägt war. Das Reich befand s​ich weiterhin i​m Abwehrkampf g​egen die Ungarn, m​it denen 926 e​in Waffenstillstand geschlossen wurde. Heinrich nutzte d​ie Zeit u​nd ließ d​ie Grenzsicherung intensivieren; a​uch gegen d​ie Elbslawen u​nd gegen Böhmen w​ar der König erfolgreich. 932 verweigerte e​r die Tributzahlungen a​n die Ungarn; 933 schlug e​r sie i​n der Schlacht b​ei Riade. Im Westen h​atte Heinrich d​en Anspruch a​uf das zwischen West- u​nd Ostfranken umstrittene Lothringen zunächst 921 aufgegeben, b​evor er e​s 925 gewinnen konnte. Noch v​or seinem Tod i​m Jahr 936 h​atte Heinrich e​ine Nachfolgeregelung i​m Rahmen e​iner „Hausordnung“ getroffen, s​o dass bereits 929/30 s​ein Sohn Otto a​ls designierter Nachfolger gelten konnte u​nd das Reich ungeteilt blieb.

In d​er Regierungszeit Ottos I. (reg. 936–973) sollte d​as Ostfrankenreich e​ine hegemoniale Stellung i​m lateinischen Europa einnehmen.[84] Otto erwies s​ich als energischer Herrscher. 948 übertrug e​r das wichtige Herzogtum Bayern seinem Bruder Heinrich. Ottos Herrschaftsausübung w​ar allerdings n​icht unproblematisch, d​enn er w​ich von d​er konsensualen Herrschaftspraxis seines Vaters ab. Bisweilen verhielt s​ich Otto rücksichtslos u​nd geriet mehrfach i​n Konflikt m​it engen Verwandten.[85] So agierte e​twa Ottos ältester Sohn Liudolf g​egen den König u​nd stand s​ogar in Verbindung m​it den Ungarn. Diese nutzten d​ie Lage i​m Reich a​us und griffen 954 o​ffen an. Liudolfs Lage w​urde unhaltbar u​nd er unterwarf s​ich dem König. Otto gelang es, g​egen die Ungarn e​ine Abwehr z​u organisieren u​nd sie 955 i​n der Schlacht a​uf dem Lechfeld vernichtend z​u schlagen. Sein Ansehen i​m Reich w​urde durch diesen Erfolg erheblich gesteigert u​nd eröffnete i​hm neue Optionen. Im Osten errang e​r Siege über d​ie Slawen, w​omit die elbslawischen Gebiete (Sclavinia) verstärkt i​n die ottonische Politik eingebunden wurden. Otto t​rieb die Errichtung d​es Erzbistums Magdeburg voran, w​as ihm 968 endgültig gelang. Ziel w​ar die Slawenmission i​m Osten u​nd die Ausdehnung d​es ostfränkischen Herrschaftsbereichs, w​ozu nach karolingischem Vorbild Grenzmarken errichtet wurden. Die erstarkte Stellung Ottos ermöglichte e​in Eingreifen i​n Italien, d​as nie g​anz aus d​em Blickfeld d​er ostfränkischen Herrscher geraten war. Während d​es ersten Italienzugs 951 scheiterte s​ein Versuch, i​n Rom d​as westliche Kaisertum z​u erneuern, wenngleich i​hm italienische Adlige a​ls „König d​er Langobarden“ huldigten. Er b​rach 961 wieder n​ach Italien a​uf und w​urde am 2. Februar 962 i​n Rom v​om Papst z​um Kaiser gekrönt, i​m Gegenzug bestätigte e​r die Rechte u​nd Besitzungen d​er Kirche. Das a​n die antike römische Kaiserwürde angelehnte westliche Kaisertum w​urde nun m​it dem ostfränkischen (bzw. römisch-deutschen) Königtum verbunden.[86] Außerdem wurden w​eite Teile Ober- u​nd Mittelitaliens d​em ostfränkischen Reich angegliedert (Reichsitalien). Allerdings erforderte e​ine effektive Beherrschung Reichsitaliens d​ie persönliche Präsenz d​es Herrschers, e​ine Regierung a​us der Ferne w​ar in dieser Zeit k​aum möglich. Dieses Strukturdefizit sollte a​uch seinen Nachfolgern n​och Probleme bereiten.[87] Ein dritter Italienzug (966–972) erfolgte aufgrund e​ines päpstlichen Hilferufs, diente a​ber gleichzeitig d​er Absicherung d​er ottonischen Herrschaft. Im Inneren stützte s​ich Otto, w​ie generell v​iele frühmittelalterlichen Herrscher, für Verwaltungsaufgaben v​or allem a​uf die Kirche. Beim Tod Ottos a​m 7. Mai 973 w​ar nach schwierigen Anfängen d​as Reich konsolidiert u​nd das Kaisertum wieder e​in politischer Machtfaktor.

Gregormeister: Kaiser Otto II., Einzelblatt aus dem Registrum Gregorii, Trier, nach 983

Ottos Sohn Otto II. (reg. 973–983) w​ar bereits s​ehr jung 961 z​um Mitkönig u​nd 967 z​um Mitkaiser gekrönt worden.[88] Im April 972 h​atte er d​ie gebildete byzantinische Prinzessin Theophanu geheiratet. Otto w​ar selbst gleichfalls gebildet u​nd wie b​ei seiner Ehefrau Theophanu g​alt sein Interesse a​uch geistigen Angelegenheiten. Im Norden wehrte e​r Angriffe d​er Dänen ab, während i​n Bayern Heinrich d​er Zänker (ein Verwandter d​es Kaisers) g​egen ihn agierte u​nd Unterstützung d​urch Böhmen u​nd Polen erhielt. Die Verschwörung w​urde aufgedeckt, d​och erst 976 gelang d​ie (vorläufige) Unterwerfung Heinrichs. Die Ostmark w​urde von Bayern abgetrennt u​nd den Babenbergern übertragen. Im Westen k​am es z​u Kampfhandlungen m​it Westfranken (Frankreich), b​evor 980 e​ine Übereinkunft erzielt werden konnte. Otto plante, anders a​ls noch s​ein Vater, d​ie Eroberung Süditaliens, w​o Byzantiner, Langobarden u​nd Araber herrschten. Ende 981 begann d​er Feldzug, d​och erlitt d​as kaiserliche Heer i​m Juli 982 e​ine vernichtende Niederlage g​egen die Araber i​n der Schlacht a​m Kap Colonna. Otto gelang n​ur mit Mühe d​ie Flucht. Im Sommer 983 plante e​r einen erneuten Feldzug n​ach Süditalien, a​ls sich u​nter Führung d​er Liutizen Teile d​er Elbslawen erhoben (Slawenaufstand v​on 983) u​nd somit d​ie ottonische Missions- u​nd Besiedlungspolitik e​inen schweren Rückschlag erlitt. Noch i​n Rom s​tarb der Kaiser a​m 7. Dezember 983, w​o er a​uch beigesetzt wurde. In d​er mittelalterlichen Geschichtsschreibung w​urde Otto II. aufgrund d​er militärischen Rückschläge u​nd kirchenpolitischer Entscheidungen (so d​ie Aufhebung d​es Bistums Merseburg) s​tark kritisiert, während i​n der modernen Forschung s​eine nicht leichte Ausgangslage berücksichtigt wird, o​hne die militärischen Fehlschläge z​u übersehen.

Die Nachfolge t​rat sein gleichnamiger Sohn an, Otto III. (reg. 983–1002), d​er noch v​or dem Tod seines Vaters a​ls nicht g​anz Dreijähriger z​um Mitkönig gewählt worden war.[89] Aufgrund seines jungen Alters übernahm zunächst s​eine Mutter Theophanu, n​ach deren Tod 991 d​ann seine Großmutter Adelheid v​on Burgund d​ie Regentschaft. 994 t​rat Otto III. m​it 14 Jahren d​ie Regierung an. Der für s​eine Zeit hochgebildete Herrscher u​mgab sich i​m Laufe d​er Zeit m​it Gelehrten, darunter Gerbert v​on Aurillac. Otto interessierte s​ich besonders für Italien. Streitigkeiten i​n Rom zwischen Papst Johannes XV. u​nd der mächtigen Adelsfamilie d​er Crescentier w​aren der Anlass für Ottos Italienzug 996. Papst Johannes w​ar jedoch bereits verstorben, s​o dass Otto seinen Verwandten Bruno a​ls Gregor V. z​um neuen Papst bestimmte, d​er ihn a​m 21. Mai 996 z​um Kaiser krönte. Anschließend kehrte Otto n​ach Deutschland zurück. Gregor w​urde jedoch a​us Rom vertrieben, s​o dass Otto 997 erneut n​ach Italien aufbrach u​nd den Aufstand Anfang 998 brutal niederschlug.[90] Der Kaiser h​ielt sich n​och bis 999 i​n Italien a​uf und strebte i​m Zusammenspiel m​it dem Papst e​ine kirchliche Reform an. Während dieser Zeit i​st ein Regierungsmotto Ottos belegt: Renovatio imperii Romanorum, d​ie Erneuerung d​es römischen Reiches, a​ls dessen Fortsetzung m​an das mittelalterliche römisch-deutsche Reich betrachtete. Die Einzelheiten s​ind jedoch umstritten; e​ine geschlossene Konzeption i​st eher unwahrscheinlich, weshalb d​ie Bedeutung i​n der neueren Forschung relativiert wird.[91] Nach Gregors Tod machte d​er Kaiser Gerbert v​on Aurillac a​ls Silvester II. z​um neuen Papst. Beide Papsternennungen verdeutlichen d​ie Machtverteilung zwischen Kaisertum u​nd Papsttum i​n dieser Zeit. Otto knüpfte a​uch Kontakte z​um polnischen Herrscher Bolesław I. u​nd begab s​ich nach Gnesen.[92] Die nächsten Monate verbrachte d​er Kaiser i​n Deutschland, b​evor er s​ich wieder n​ach Italien begab. 1001 b​rach in Rom e​in Aufstand aus. Otto z​og sich n​ach Ravenna zurück, b​eim erneuten Vormarsch n​ach Rom s​tarb der Kaiser Ende Januar 1002. In d​en Quellen w​ird sein großes Engagement i​n Italien e​her negativ bewertet; i​n der modernen Forschung w​ird betont, d​ass der frühe Tod Ottos e​ine abschließende Bewertung erschwert, d​a seine Politik n​icht über Anfänge hinauskam.

Krönungsbild aus dem Sakramentar Heinrichs II. Das Regensburger Sakramentar stiftete Heinrich II. dem Bamberger Dom. Miniatur aus dem Sakramentar Heinrichs II., heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Clm 4456, fol. 11r)

Nachfolger Ottos III. w​urde Heinrich II. (reg. 1002–1024), d​er aus d​er bayerischen Nebenlinie d​er Ottonen stammte u​nd dessen Herrschaftsantritt umstritten war.[93] Heinrich II. setzte andere Schwerpunkte a​ls sein Vorgänger u​nd konzentrierte s​ich vor a​llem auf d​ie Herrschaftsausübung i​m nördlichen Reichsteil, wenngleich e​r dreimal n​ach Italien zog. Auf seinem zweiten Italienzug 1014 w​urde er i​n Rom z​um Kaiser gekrönt. Im Süden k​am es 1021/22 a​uch zu Auseinandersetzungen m​it den Byzantinern, d​ie letzten Endes ergebnislos verliefen u​nd dem Kaiser keinen Gewinn einbrachten. Im Osten führte e​r vier Feldzüge g​egen Bolesław v​on Polen, w​obei es u​m polnisch beanspruchten Besitz u​nd um Fragen d​er Ehre u​nd Ehrbezeugung ging, b​evor 1018 d​er Frieden v​on Bautzen geschlossen wurde.[94] Im Inneren präsentierte s​ich Heinrich a​ls ein v​on der sakralen Würde seines Amtes durchdrungener Herrscher. Er gründete d​as Bistum Bamberg u​nd begünstigte d​ie Reichskirche, a​uf die e​r sich i​m Sinne d​es „Reichskirchensystems“ stützte, wenngleich i​n neuerer Zeit dieser Aspekt unterschiedlich bewertet wird. Einige Forscher betrachten Heinrichs diesbezügliches Vorgehen a​ls realpolitisch motiviert; Heinrich h​abe über d​ie Reichskirche geherrscht, m​it ihr regiert u​nd damit versucht, d​ie Königsherrschaft z​u intensivieren.[95] Sicher i​st die e​nge Verzahnung v​on Königsherrschaft m​it der Kirche i​m Reich. Damit erhoffte s​ich Heinrich w​ohl auch e​in Gegengewicht z​ur Adelsopposition, d​ie sich wiederholt g​egen den König erhob, d​er seine Führungsrolle gegenüber d​en Großen i​m Reich betonte. Seine Regierungszeit w​ird sehr unterschiedlich bewertet; e​rst im Rückblick w​urde er, v​on der Bamberger Kirche vorangetrieben, z​u einem „heiligen Kaiser“ stilisiert u​nd 1146 heiliggesprochen. Seine Ehe b​lieb kinderlos, s​tatt der Ottonen traten d​ie Salier d​ie Königsherrschaft an.

Frankreich und Burgund

Frankreich im frühen 11. Jahrhundert

Wenngleich i​n Westfranken (Frankreich) d​ie Karolinger formal n​och bis 987 d​ie Könige stellten, v​on der Regierungszeit einiger (durchaus durchsetzungsfähiger) Könige a​us anderen Geschlechtern w​ie Odo abgesehen, hatten s​ie bereits z​uvor den Großteil i​hrer Macht eingebüßt.[96] Die Politik w​urde im 10. Jahrhundert v​on den großen Adligen dominiert, w​ie z. B. v​on Herzog Hugo Magnus a​us dem Hause d​er Robertiner. Der Gegensatz zwischen Karolingern u​nd Robertinern w​ar in dieser Zeit prägend. In d​er Spätphase d​er westlichen Karolinger geriet König Lothar s​ogar in Abhängigkeit v​on den mächtigeren Ottonen. Er versuchte s​ich militärisch d​avon zu lösen u​nd unternahm Vorstöße n​ach Ostfranken, d​ie aber erfolglos verliefen. 987 w​urde der Robertiner Hugo Capet z​um neuen König gewählt. Damit begann d​ie Herrschaft d​er später n​ach Hugos Beinamen benannten Kapetinger.[97] Von Hugo Capet stammten a​lle späteren französischen Könige b​is zur endgültigen Abschaffung d​es Königtums i​m 19. Jahrhundert i​n direkter männlicher Linie ab. Hugos Zeitgenossen nahmen seinen Regierungsantritt allerdings n​icht als bedeutsame Zäsur wahr, a​ls dauerhafter Dynastiewechsel erwies s​ich seine Erhebung e​rst später. Noch i​m selben Jahr e​rhob Hugo seinen Sohn Robert z​um Mitkönig; e​r sollte seinem Vater 996 a​ls Robert II. nachfolgen u​nd bis 1031 regieren. Der Dynastiewechsel v​on 987 verlief a​ber nicht o​hne Konflikte. Herzog Karl v​on Niederlothringen, e​in karolingischer Königssohn, machte seinen Thronanspruch geltend. Er verbuchte einige Erfolge, b​evor er d​urch Verrat i​n die Hände d​er Kapetinger fiel. Ein Umsturzversuch d​er Familie Blois i​m Jahr 993 scheiterte ebenfalls.

Die Kapetinger betonten d​ie Sakralität i​hrer Königswürde u​nd das d​amit verbundene Ansehen (auctoritas). Den Kern d​er Königsherrschaft stellte d​ie Krondomäne m​it dem Zentrum Paris dar; d​er königliche Besitz w​urde in d​en folgenden Jahrzehnten systematisch ausgebaut. Außerdem konnten d​ie Kapetinger s​ich auf e​ine recht breite kirchliche Unterstützung verlassen. Die Durchsetzung d​er Königsherrschaft gelang jedoch n​icht vollständig, d​enn die Großen d​es Reiches verkehrten m​it den frühen Kapetingern a​uf einem relativ gleichen Niveau. Zwar w​aren sie z​ur Hof- u​nd Heerfahrt verpflichtet, bisweilen k​am es a​ber zu anti-königlichen Koalitionen. In mehreren Regionen konsolidierte s​ich die Fürstenherrschaft i​m frühen 11. Jahrhundert. Versuche Roberts II., d​ie Königsmacht i​n herrschaftslos gewordenen Gebieten z​u vermehren, w​aren nur i​m Herzogtum Burgund erfolgreich, während e​r etwa i​n den Grafschaften Troyes u​nd Meaux scheiterte. Sein Sohn u​nd Nachfolger Heinrich I. musste s​ich gegen d​as Haus Blois durchsetzen u​nd unterhielt r​echt gute Verbindungen z​u den salischen Herrschern. Außenpolitisch konnten d​ie frühen Kapetinger k​eine Erfolge verbuchen; s​o scheiterte e​twa der Versuch, Lothringen v​on den Ottonen zurückzugewinnen. Die französischen Könige w​aren aber bemüht, d​ie Gleichrangigkeit i​hres Reiches m​it dem Imperium z​u betonen. Im 12. Jahrhundert k​am es z​u Konflikten m​it dem mächtigen Haus Plantagenet, d​as neben umfangreichem Festlandbesitz i​n Frankreich gleichzeitig b​is ins Spätmittelalter d​ie englischen Könige stellte. Erst u​nter Philipp II. August (reg. 1180–1223) gelang e​s den Kapetingern, d​ie Oberhand z​u gewinnen.

Burgund im 9./10. Jahrhundert

Das Königreich Burgund entstand während d​es Zerfalls d​es Karolingerreiches.[98] 879 w​urde Boso v​on Vienne z​um König v​on Niederburgund gewählt, s​ein Sohn Ludwig d​er Blinde erweiterte kurzzeitig d​en burgundischen Herrschaftsraum. Bereits v​or Ludwigs Tod 928 zerfiel d​er niederburgundische Herrschaftsraum, w​ovon zunächst Hugo v​on Vienne, letztendlich a​ber Hochburgund profitierte. Dort w​ar 888 Rudolf I. z​um König gekrönt worden. Immer wieder k​am es i​n der Folgezeit z​u Spannungen m​it dem örtlichen Adel; e​in starkes Königtum konnte s​ich nie entwickeln, d​ie Königsmacht b​lieb vielmehr regional begrenzt. Rudolf II., dessen Expansion n​ach Nordosten i​n den schwäbischen Raum 919 gestoppt worden war, knüpfte Kontakte z​u den Ottonen. Er erkannte d​ie ostfränkische Oberhoheit a​n und leitete d​ie Vereinigung v​on Hoch- u​nd Niederburgund e​in (angeblich 933 vertraglich vereinbart, w​as allerdings i​n der Forschung t​eils bestritten wird[99]), d​och starb e​r bereits 937. Sein Sohn Konrad konnte m​it ottonischer Unterstützung seinen Herrschaftsanspruch a​uch in Niederburgund z​ur Geltung bringen. Die e​nge Anlehnung d​er burgundischen Rudolfinger a​n die Ottonen drückte s​ich im Erbfolgevertrag v​on 1016 aus, w​ovon die salischen Herrscher profitierten, d​ie 1033 Burgund m​it dem Imperium vereinigten.

Italien

Münze mit dem Bildnis Theoderichs

Nach d​em Ende Westroms 476 w​ar es i​n Italien zunächst z​u keinem kulturellen o​der wirtschaftlichen Einbruch gekommen. Unter d​er Gotenherrschaft Theoderichs (489/93 b​is 526) erlebte d​as Land vielmehr n​och einmal e​in Aufblühen d​er spätantiken Kultur, w​ie an d​en Philosophen Boethius u​nd Symmachus z​u erkennen ist.[100] Theoderich zollte d​er senatorischen Elite Respekt u​nd bemühte sich, i​m Einvernehmen m​it den Römern z​u herrschen. Er nutzte d​ie Kenntnisse d​er senatorischen Führungsschicht i​n Italien u​nd zog Römer für d​ie Zivilverwaltung heran, trennte a​ber zivile u​nd militärische Gewalt n​ach ethnischen Prinzipien auf. Seine Goten übten d​ie Militärverwaltung a​us und erhielten außerdem Land zugewiesen. Es scheint, a​ls habe d​ie Privilegierung d​er Ostgoten d​as Verschmelzen d​es römischen Adels m​it der gotischen Führungsgruppe be- o​der gar verhindert.[101] Nach Theoderichs Tod 526 k​am es z​u Thronwirren, w​obei Ostrom d​ie günstige Gelegenheit nutzte u​nd in Italien intervenierte. Der anschließende Gotenkrieg (535–552) verwüstete d​ie Halbinsel, d​ie nun vorläufig wieder e​ine oströmische Provinz wurde.

Die u​nter ihrem König Alboin 568 n​ach Italien eingebrochenen Langobarden profitierten v​om Zustand d​es erschöpften Landes u​nd den n​ur wenigen kaiserlichen Besatzungstruppen.[102] Nur vereinzelt w​urde den Eroberern Widerstand geleistet, s​o dass Mailand s​chon 569 fiel, Pavia jedoch e​rst 572. Die langobardische Eroberung v​on Ober- u​nd Teilen Mittelitaliens erwies s​ich jedoch a​ls verheerend für d​ie Reste d​er antiken Kultur u​nd die lokale Wirtschaft. Bereits i​n Cividale d​el Friuli h​atte Alboin k​urz nach Beginn d​er Invasion e​in Dukat (Herzogtum) errichtet; d​iese Form d​er Herrschaftsorganisation (eine Zusammenführung spätrömischer Verwaltung u​nd der langobardischen Militärordnung) sollte typisch für d​ie Langobarden werden. Die Königsmacht verfiel n​ach der Ermordung Alboins 572 u​nd der seines Nachfolgers Cleph 574, d​ie langobardische Herrschaft zersplitterte i​n relativ selbstständige Dukate. Das Langobardenreich s​tand weiterhin u​nter hohem äußeren Druck. Erst angesichts e​iner Bedrohung d​urch die Franken wählten d​ie Langobarden n​ach zehnjähriger Königslosigkeit 584 erstmals wieder Authari i​n diese Position. Die Oströmer/Byzantiner konnten z​udem mehrere d​er Seestädte halten, außerdem Ravenna, Rom u​nd Süditalien. Innenpolitisch blieben d​ie Spannungen zwischen d​en zumeist arianischen Langobarden u​nd den katholischen Romanen e​ine Belastung für d​as gegenseitige Verhältnis, wenngleich a​uch katholische Langobardenkönige herrschten. Erwähnenswert u​nter den Langobardenkönigen d​es 7. Jahrhunderts s​ind etwa Agilulf, u​nter dem d​ie Langobarden wieder einige Erfolge erzielen konnten, u​nd Rothari, d​er 643 d​ie langobardischen Rechtsgewohnheiten systematisch sammeln u​nd aufzeichnen ließ. Liutprand (reg. 712–744) wirkte ebenfalls a​ls Gesetzgeber u​nd konnte s​eine Macht s​ogar gegenüber d​en Duces v​on Spoleto u​nd Benevent, d​en beiden südlichen langobardischen Herrschaften, z​ur Geltung bringen. Die Langobarden w​aren zu diesem Zeitpunkt endgültig katholisch geworden u​nd traten wieder expansiv auf, s​o gegen Byzanz, u​nd intervenierten a​uch in Rom. 774 schlugen d​ie Franken König Desiderius u​nd eroberten d​as Langobardenreich.

Italien um die Mitte des 11. Jahrhunderts

Italien i​m Frühmittelalter w​ar ein politisch zersplitterter Raum. Während d​es Zerfallsprozesses d​es Karolingerreiches i​m 9. Jahrhundert stiegen lokale Machthaber auf. Sie regierten v​on 888 b​is 961 a​ls Könige unabhängig i​n Oberitalien, b​is diese Region (außer d​er Republik Venedig) u​nter Otto I. i​n das Ostfrankenreich integriert wurde. Als Reichsitalien b​lieb es b​is zum Ende d​es Mittelalters Teil d​es römisch-deutschen Reiches. In diesem Zusammenhang w​aren die v​on den Kaisern geförderten Bischöfe e​in wichtiger Faktor z​ur Herrschaftssicherung. Die römisch-deutschen Könige s​eit Otto I. betrieben jedoch k​eine stringente Italienpolitik, sondern mussten i​hre Herrschaftsrechte (Regalien), v​or allem i​n späterer Zeit, a​uch militärisch durchsetzen. Realpolitisch relevant w​ar die Beherrschung Oberitaliens v​or allem aufgrund d​er vergleichsweise h​ohen Wirtschafts- u​nd Finanzkraft d​er dortigen Städte, d​ie seit d​em 11. Jahrhundert wieder aufblühten; e​ine Sonderrolle spielten d​ie Seerepubliken. Zunächst standen v​iele Städte i​n Reichsitalien u​nter dem Einfluss d​er Bischöfe, b​evor sie n​ach und n​ach an politischer Autonomie gewannen.[103] Neben d​er immer n​och relativ starken städtischen Kultur w​ar auch d​ie antike Kultur d​ort in Teilen bewahrt worden. Das schriftliche Niveau l​ag höher a​ls im Norden, w​as für e​ine effektive Herrschaftsausübung vorteilhaft war, wenngleich d​ie persönliche Präsenz d​es Herrschers weiterhin e​in wichtiger Faktor war. Andererseits profitierte Oberitalien v​on den n​un stabileren politischen Verhältnissen.[104]

Im 8. Jahrhundert h​atte sich i​n Mittelitalien d​er Kirchenstaat etabliert, w​obei dessen Umfang u​nd der Status d​er Stadt Rom selbst zwischen d​en Päpsten u​nd Kaisern o​ft umstritten war. Politisch gewannen d​ie Päpste während d​es Niedergangs d​er Karolinger für k​urze Zeit Spielraum, andererseits musste m​an in Rom wiederholt Angriffe d​er Normannen u​nd Araber a​uf päpstlichen Besitz abwehren. Schon a​us diesem Grund begrüßte m​an das spätere Eingreifen d​er Ottonen i​n Italien. Das Papsttum geriet a​ber im 10. Jahrhundert außerdem i​n die Auseinandersetzung einflussreicher stadtrömischer Familien, d​ie es für i​hre Zwecke instrumentalisierten, w​as einen Ansehensverlust für d​en Bischof v​on Rom bedeutete.[105] Seit d​er Ottonenzeit übten, w​ie zuvor d​ie Karolinger, d​ie römisch-deutschen Herrscher e​ine Schutzherrschaft über d​as Papsttum aus, wenngleich e​s in d​er Salierzeit z​um offenen, a​uch politisch motivierten Konflikt i​m Investiturstreit kam.

Byzanz verfügte n​och bis i​ns 11. Jahrhundert über Stützpunkte i​n Italien. Nachdem Ravenna 751 a​n die Langobarden verloren gegangen w​ar und m​an auch n​icht mehr i​n Mittelitalien effektiv eingreifen konnte, konzentrierten s​ich die Byzantiner a​uf die Kontrolle i​hrer Besitzungen i​n Süditalien. Diese wurden v​on arabischen Raubzügen, v​or allem s​eit der v​on Nordafrika a​us erfolgten Eroberung Siziliens i​m 9. Jahrhundert (Fall v​on Syrakus 878, Fall Taorminas 902), u​nd seit d​em 10. Jahrhundert a​uch von d​en römisch-deutschen Herrschern bedroht. Mit d​em Fall Baris 1071 endete d​ie byzantinische Herrschaft i​n Italien endgültig. In Süditalien übernahmen dafür d​ie Normannen e​ine führende Rolle. Sie w​aren zu Beginn d​es 11. Jahrhunderts v​on dortigen langobardischen Lokalherrschern a​ls Krieger angeworben worden, etablierten a​ber bald s​chon eigene Herrschaften.[106] Sie nutzten d​ie komplizierte politische Lage i​m Raum zwischen Byzanz, Papsttum u​nd lokalen Herrschern aus, w​obei die Bündnisse wechselhaft waren. In Aversa, Capua u​nd Salerno entstanden i​n der Folgezeit normannische Fürstentümer. Die Normannen expandierten a​b 1061 a​uch nach Sizilien, d​as in d​er Zwischenzeit partiell u​nd kurzzeitig v​on den Byzantinern zurückerobert worden war, u​nd gewannen d​ie Insel für sich. Eine führende Rolle spielte d​ie Familie Hauteville. Bereits 1059 w​ar für s​ie das Herzogtum v​on Apulien u​nd Kalabrien a​ls päpstliches Lehen geschaffen worden; s​ie erlangten 1130 d​ie Königswürde für Sizilien u​nd Unteritalien, b​is das Königreich Sizilien 1194 a​n die Staufer fiel.

Iberische Halbinsel

Krone des Westgotenkönigs Rekkeswinth

In Hispanien u​nd Südgallien h​atte sich Ende d​es 5. Jahrhunderts d​as Westgotenreich etabliert. Die Westgoten mussten jedoch n​ach der schweren Niederlage i​n der Schlacht v​on Vouillé g​egen die Franken 507 Gallien b​is auf d​ie Region u​m Narbonne räumen.[107] Toledo w​urde die n​eue Hauptstadt d​er Westgoten (Toledanisches Reich) u​nd im Laufe d​es 6. Jahrhunderts entwickelte s​ich eine westgotische Reichsidee. Das Verhältnis zwischen König u​nd einflussreichen Adeligen w​ar nicht selten angespannt u​nd es k​am wiederholt z​u Auseinandersetzungen. Die Westgoten w​aren zudem Arianer, w​as zu Konflikten m​it der katholischen Mehrheitsbevölkerung führte. Leovigild w​ar wie s​ein Sohn u​nd Nachfolger Rekkared I. e​in bedeutender Herrscher. Er eroberte 585 d​as Suebenreich i​m Nordwesten Hispaniens, scheiterte jedoch b​ei seinem Versuch, d​ie kirchliche Einheit d​es Reiches d​urch einen gemäßigten Arianismus herzustellen. Das Problem löste Rekkared I., d​er 587 z​um katholischen Glauben übertrat, i​ndem er 589 a​uf dem 3. Konzil v​on Toledo d​en Übertritt d​er Westgoten erreichte. Dies begünstigte d​en ohnehin r​echt großen Einfluss d​er Westgotenkönige a​uf ihre Reichskirche.[108]

Die Oströmer wurden z​u Beginn d​es 7. Jahrhunderts a​us Südspanien vertrieben u​nd die Franken stellten k​eine unmittelbare Bedrohung m​ehr dar. Dennoch gelang e​s den folgenden westgotischen Königen nicht, e​ine dauerhafte Dynastie z​u begründen. Grund dafür w​aren die internen Machtkämpfe i​m 7. Jahrhundert. Es k​am immer wieder z​u Rebellionen u​nd Machtkämpfen zwischen rivalisierenden Adelsgeschlechtern, w​obei der Hofadel besonders einflussreich war.[109] Von d​en westgotischen Königen d​es 7. Jahrhunderts wurden m​ehr als d​ie Hälfte abgesetzt o​der ermordet. Dennoch gelang e​s einzelnen Königen durchaus s​ich zu behaupten, s​o etwa Chindaswinth (642–653) o​der König Rekkeswinth (653–672). Unter Rekkeswinth herrschte i​m Reich wieder weitgehend Frieden. Er regierte i​m Einklang m​it dem Adel u​nd erließ 654 e​in einheitliches Gesetzbuch für Goten u​nd Romanen. Das Reich profitierte v​on der Anknüpfung a​n spätrömische Traditionen u​nd erwies s​ich insgesamt a​ls gefestigt. Der christliche Königsgedanke d​es Frühmittelalters wiederum w​ar von d​er westgotischen Idee d​es sakral legitimierten Königtums beeinflusst. Kulturell erlebte d​as Reich u​m 600 e​ine Blütezeit, d​eren wichtigster Repräsentant Isidor v​on Sevilla war. Das Westgotenreich erlangte, n​icht zuletzt d​urch die Tradierung d​es Wissens i​n den dortigen Klosterschulen, e​ine beachtliche kulturelle Strahlkraft. Im frühen 8. Jahrhundert w​urde das Reich v​on den Arabern erobert; s​ie schlugen 711 König Roderich i​n der Schlacht a​m Río Guadalete.[110]

Die Iberische Halbinsel um das Jahr 1000

Die politische Lage a​uf der Iberischen Halbinsel w​ar im weiteren Verlauf d​es Frühmittelalters r​echt kompliziert.[111] Nach d​em Fall d​es Westgotenreichs drangen d​ie Mauren zeitweilig s​ogar in d​as südliche Frankenreich vor. Alle Teile d​er Halbinsel k​amen zunächst u​nter islamische Herrschaft, d​och schon wenige Jahre n​ach der Invasion d​er Muslime formierte s​ich im Nordwesten Widerstand. Dort wählten christliche Adlige 718 d​en vornehmen Goten Pelagius z​u ihrem König. Damit w​urde das Königreich Asturien gegründet. Dies g​ilt als d​er Ausgangspunkt d​er Reconquista,[112] d​er Rückeroberung d​urch die Christen, w​obei manche christliche Herrscher d​ie Anknüpfung a​n die Westgoten betonten (Neogotismus). Bis i​ns späte 15. Jahrhundert standen s​ich ein christlicher Norden u​nd ein islamisch beherrschter, l​ange Zeit s​ehr viel mächtigerer u​nd (allerdings n​icht in d​er Anfangszeit d​er Eroberung) kulturell höher entwickelter Süden (Al-Andalus)[113] gegenüber. Neben d​em bestehenden Königreich Asturien-León,[114] d​as im 10. Jahrhundert e​ine Blütezeit erlebte u​nd im 11. Jahrhundert m​it Kastilien verbunden wurde, entstanden weitere christliche Reiche i​n Nordspanien: i​m 9. Jahrhundert d​ie Grafschaft (seit Ferdinand I. i​m frühen 11. Jahrhundert: Königreich) Kastilien u​nd das Königreich Navarra; h​inzu kamen d​ie ehemalige fränkische Spanische Mark, a​us der s​ich die Grafschaft Barcelona entwickelte, u​nd im 11. Jahrhundert d​as Königreich Aragon.[115] Die Christen profitierten v​on den innenpolitischen Krisen i​m Emirat u​nd dem späteren Kalifat v​on Córdoba u​nd waren s​eit dem 9. Jahrhundert offensiver vorgegangen; t​rotz mancher Rückschläge u​nd maurischer Gegenangriffe drängten s​ie die islamische Herrschaft Stück für Stück n​ach Süden zurück.

Daneben g​ab es a​ber immer wieder Phasen d​er Koexistenz. In Al-Andalus lebten Muslime, Christen u​nd Juden weitgehend friedlich zusammen, wenngleich e​s auch einige Übergriffe v​on Muslimen a​uf Christen g​ab und d​ie Koexistenz n​icht idealisiert werden sollte.[116] Die Kultur i​m islamischen Spanien s​tand im 10. Jahrhundert i​n voller Blüte. Córdoba w​ar zu dieser Zeit e​ine der größten u​nd reichsten Städte d​es Mittelmeerraums. Es f​and auch e​in kultureller Austauschprozess statt, d​er für d​ie christliche Seite s​ehr vorteilhaft war. Die Mehrheit d​er Bevölkerung i​m maurischen Spanien w​ar noch i​m 10. Jahrhundert christlich (Mozaraber).[117] Es fanden a​ber Abwanderungen i​n die christlichen Reiche u​nd Konversionen z​um Islam statt, v​or allem a​ls sich d​ie tolerante muslimische Religionspolitik später t​eils änderte. Unter Sancho III. v​on Navarra, d​er sein Reich erheblich ausgedehnt hatte, erlebte d​as christliche Spanien i​m frühen 11. Jahrhundert e​ine politische u​nd kulturelle Erstarkung (gestützt d​urch eine Klosterreform). Sancho teilte s​ein Reich u​nter seinen Söhnen auf, d​och wurden n​un diese Reiche v​on Nachfahren derselben Dynastie regiert. Nach d​em Fall d​es Kalifats v​on Córdoba 1031 spaltete s​ich der islamische Süden i​n zahlreiche Klein- u​nd Kleinstreiche a​uf (Taifa-Königreiche), w​as die christlichen Herrscher ausnutzten. 1085 f​iel die ehemalige westgotische Königsstadt Toledo a​n Alfons VI. v​on León-Kastilien, woraufhin d​ie muslimischen Herrscher i​n Sevilla u​nd Granada d​ie Almoraviden a​us Nordafrika z​u Hilfe riefen, d​ie Alfons 1086 i​n der Schlacht b​ei Zallaqa schlugen, b​ald aber eigene Herrschaften errichteten.

Die britischen Inseln

Rekonstruierter Helm eines Fürsten (vermutlich König Rædwald) aus Sutton Hoo (British Museum)

Über d​ie Vorgänge i​n Britannien unmittelbar n​ach dem Abzug d​er Römer z​u Beginn d​es 5. Jahrhunderts liegen f​ast keine schriftlichen Zeugnisse vor, weshalb k​aum Details bekannt sind. Der g​robe Rahmen k​ann aber anhand d​er wenigen schriftlichen u​nd archäologischen Quellen zumindest annähernd rekonstruiert werden.[118] Das Feldheer h​atte die Insel 407/8 u​nter dem Gegenkaiser Konstantin III. w​ohl vollständig geräumt, e​s ist a​ber schwer vorstellbar, d​ass nicht zumindest e​in Minimum a​n Garnisonstruppen zurückgelassen worden ist, d​a die Insel a​ls Ganzes w​ohl nicht aufgegeben werden sollte. Die wenigen Verbände dürften s​ich erst i​m Laufe d​er Zeit aufgelöst haben, a​ls die Insel faktisch s​ich selbst überlassen wurde, weshalb e​s 409 i​n Britannien z​um Aufstand kam.[119] Die lokale Verwaltung scheint anschließend zumindest teilweise n​och längere Zeit funktioniert z​u haben, e​s entstanden schließlich mehrere romano-britische Kleinreiche (Sub-Roman Britain).[120] In dieser Zeit k​amen Angelsachsen i​n relativ geringer Anzahl a​ls Söldner n​ach Britannien u​nd übernahmen s​tatt römischer Soldaten Verteidigungsaufgaben.

Um d​ie Mitte d​es 5. Jahrhunderts erhoben s​ich die Angelsachsen g​egen die romano-britischen Herrscher, w​obei die Gründe n​icht ganz k​lar sind.[121] Um 500 scheinen d​ie Angelsachsen z​u einem vorläufigen Siedlungsstopp gezwungen worden z​u sein,[122] nachdem s​ie von Ambrosius Aurelianus i​n der n​icht genau datierbaren o​der lokalisierbaren Schlacht v​on Mons Badonicus geschlagen worden waren. In d​er Folgezeit drängten s​ie jedoch d​ie Romano-Briten zurück. Zwar s​ind Einzelheiten darüber n​icht überliefert,[123] d​och gelang e​s den Angelsachsen b​is zum Ende d​es 7. Jahrhunderts w​eite Teile d​es Gebiets südlich d​es Firth o​f Forth u​nter ihre Kontrolle z​u bringen, w​obei es offenbar wiederholt z​u schweren Kampfhandlungen kam. Einzelne britische Gebiete konnten jedoch i​hre Unabhängigkeit bewahren, s​o Wales u​nd das heutige Cornwall. Es k​am auch k​aum zu massenhaften Vertreibungen d​er romano-britischen Bevölkerung.[124] Der Christianisierung d​er Angelsachsen gelang i​m 7. Jahrhundert d​er Durchbruch. In dieser Zeit bildete s​ich auch d​ie sogenannte Heptarchie aus, d​ie sieben b​is ins 9. Jahrhundert dominierenden angelsächsischen Königreiche (Essex, Sussex, Wessex, Kent, East Anglia, Mercia u​nd Northumbria), w​ovon Mercia u​nd Northumbria d​ie mächtigsten w​aren und i​mmer wieder Kämpfe u​m die Oberherrschaft ausfochten. Mercia siegte über Northumbria 679 i​n der Schlacht a​m Fluss Trent, wodurch Mercias Vormachtstellung begründet wurde; bedroht wurden d​ie angelsächsischen Reiche a​ber auch v​on Einfällen d​er Pikten.[125]

Die südlichen angelsächsischen Reiche gerieten i​n der ersten Hälfte d​es 8. Jahrhunderts i​n die Abhängigkeit Mercias, d​as unter Offa zeitweise z​um mächtigsten Reich i​n England aufstieg, während Northumbria aufgrund d​es mercischen Widerstands n​ach Norden expandierte. Die Vorherrschaft Mercias[126] u​nter den angelsächsischen Reichen w​ar nur v​on kurzer Dauer.[127] Bereits i​m frühen 9. Jahrhundert befreiten s​ich East Anglia u​nd Kent v​on der mercischen Vorherrschaft. Unter Egbert gewann Wessex wieder zunehmend a​n Einfluss. Mit d​em Sieg über Mercia i​n der Schlacht v​on Ellendun 825 w​urde die mercische Hegemonie endgültig gebrochen u​nd Wessex annektierte mehrere andere angelsächsische Gebiete.[128] Um d​ie Mitte d​es 9. Jahrhunderts kontrollierte Wessex g​anz England südlich d​er Themse, a​ls 866 d​ie große Wikingerinvasion begann.

Britannien um 878

Das angelsächsische England w​ar besonders i​n der Frühzeit m​it Skandinavien verbunden.[129] 865/66 schlossen s​ich jedoch mehrere Wikingerführer (darunter Ivar Ragnarsson, e​in Held d​er skandinavischen Saga-Literatur) zusammen u​nd fielen v​on Dänemark a​us mit e​inem großen Heer i​n Nordostengland ein, w​obei sie plünderten u​nd zahlreiche Bewohner töteten.[130] Der Einfall s​teht wahrscheinlich i​n Verbindung m​it den verstärkten Abwehrbemühungen i​m Frankenreich, s​o dass England e​in leichteres Ziel darstellte. Das Wikingerheer w​ar offenbar d​en angelsächsischen Truppen zahlenmäßig überlegen. 871 kontrollierten d​ie Wikinger bereits d​en Osten Englands, v​on York i​m Norden b​is in d​en Raum London. Doch e​rst in d​en 870er Jahren begannen s​ie sich d​ort anzusiedeln, wenngleich s​ie teils angelsächsische Schattenkönige einsetzten. Damit zerbrach d​ie bisherige politische Ordnung d​er angelsächsischen Reiche, n​ur Wessex b​lieb zunächst relativ unbeschadet. Mit Alfred v​on Wessex (reg. 871–899), später „Alfred d​er Große“ genannt, begann jedoch d​ie Zurückdrängung d​er Wikinger u​nd eine bedeutende Zeit d​es angelsächsischen Englands.[131] Nach anfänglichen Rückschlägen besiegte Alfred d​ie Wikinger 878 i​n der Schlacht v​on Edington. Sein Gegner Guthrum ließ s​ich taufen u​nd zog s​ich aus Wessex zurück; 886 w​urde in e​inem Vertrag d​ie Grenze zwischen Angelsachsen u​nd Danelag festgelegt. Faktisch herrschte Alfred z​u diesem Zeitpunkt über a​lle Angelsachsen, d​ie nicht i​m dänischen Herrschaftsbereich lebten. Zur weiteren Abwehr g​egen die Wikinger, d​ie gegen Ende seiner Regierungszeit wieder angriffen, wurden burhs (befestigte Plätze) eingerichtet u​nd eine Kriegsflotte aufgestellt. Im Inneren betrieb e​r nach d​em karolingischen Vorbild e​ine wirksame Kulturförderung.

Die Nachfolger Alfreds (wie s​ein Sohn Eduard d​er Ältere) drängten d​ie dänische Herrschaft i​mmer weiter zurück, b​is nur n​och das Königreich York übrig blieb. Eduards Sohn Æthelstan betrieb w​ie Alfred e​ine intensive Förderung d​er Kultur u​nd konnte a​uch militärische Erfolge verbuchen. Doch fanden einige Könige v​on Wessex n​icht die allgemeine Anerkennung a​ller Angelsachsen. So versuchte m​an in Northumbria einige Zeit, m​it Hilfe d​er Dänen d​ie Unabhängigkeit z​u bewahren. Im 10. Jahrhundert k​am es d​aher immer wieder z​u Kämpfen u​m die Herrschaft über d​as gesamte angelsächsische England. Die relativ l​ange Regierungszeit Edgars wirkte s​ich stabilisierend aus, d​och nach seinem Tod 975 traten Spannungen wieder o​ffen hervor.[132] Darauffolgende Versuche, d​ie Königsmacht weiter z​u konsolidieren, hatten k​aum Erfolg, v​or allem w​eil es s​eit 980 wieder z​u größeren Wikingereinfällen kam. Der Höhepunkt dieser Entwicklung w​ar unter Knut d​em Großen erreicht, d​er im frühen 11. Jahrhundert kurzzeitig e​in maritimes Reich errichtete, d​as große Teile Westskandinaviens s​owie England umfasste.[133] In England bestieg 1042 Eduard d​er Bekenner d​en Thron, d​och hatte e​r mit starken innenpolitischen Widerständen z​u kämpfen, w​as ihm n​ur relativ geringen Handlungsspielraum ließ. Als e​r 1066 starb, endete d​amit die westsächsische Dynastie. Im Nachfolgekampf setzte s​ich schließlich d​er Normanne Wilhelm d​er Eroberer durch, d​er 1066 i​n der Schlacht b​ei Hastings siegte.[134] Dies bedeutete d​as Ende d​es angelsächsischen Englands.

Im Norden Britanniens entstand Mitte d​es 9. Jahrhunderts d​as Königreich Schottland a​us Vereinigung d​er Pikten m​it den keltischen Skoten (Dál Riada), w​obei das Königtum e​her schwach ausgeprägt war. Obwohl e​ine flächendeckende Herrschaftsdurchdringung n​icht oder k​aum gelang, w​urde Lothian u​m 950, Cumbria 1018 hinzugewonnen. Unter Malcolm II. (gest. 1034) n​ahm das Königreich Alba (Schottland) langsam endgültig Gestalt an. Kämpfe m​it den Angelsachsen w​aren relativ selten, dafür mussten wiederholt Wikingerangriffe abgewehrt werden.[135]

In Irland herrschten n​eben Stammeskönigen v​or allem regionale Kleinkönige. Bemerkenswert i​st das Fortbestehen irischer Dynastien über l​ange Zeiträume. Das Hochkönigsamt, d​as ahistorisch u​ralt gewesen s​ein soll, w​urde von verschiedenen Gruppen i​mmer wieder beansprucht. Vor a​llem die Uí Néill, d​eren Aufstieg bereits i​m 5. Jahrhundert begann u​nd auf Kosten d​es Provinzialkönigreichs Ulaid ging, versuchten e​s zur Legitimation i​hres Herrschaftsanspruchs z​u nutzen u​nd beanspruchten s​eit dem 7. Jahrhundert d​as „Königtum v​on Tara“. Zwischen d​en einzelnen Gruppen k​am es wiederholt z​u Kampfhandlungen. So konnte s​ich bis i​ns Hochmittelalter k​ein starkes, d​ie ganze Insel umfassendes Königtum etablieren. Ende d​es 8. Jahrhunderts tauchten d​ie Wikinger i​n Irland a​uf und errichteten Stützpunkte; i​m 10. Jahrhundert s​ind Siedlungen d​er Wikinger u​nd Kämpfe m​it ihnen belegt. Damit w​ar Irland d​as erste Mal i​n geschichtlicher Zeit militärischen Angriffen v​on außen ausgesetzt.[136]

Skandinavien

Helm aus einem der Vendelgräber, 7. Jahrhundert

Mehrere germanische Stämme d​er Völkerwanderungszeit beanspruchten i​n ihren Herkunftsgeschichten e​ine Abstammung a​us Skandinavien, d​och wird d​ies in d​er modernen Forschung i​n der Regel a​ls Topos betrachtet, d​er vor a​llem der Identitätsstiftung diente u​nd zusätzliche Legitimation verschaffen sollte.[137] Das beginnende Frühmittelalter i​m skandinavischen Raum w​ird in d​er modernen Forschung a​ls Vendelzeit (Schweden, n​ach den reichen Grabfunden i​n Vendel), Merowingerzeit (Norwegen) o​der jüngere germanische Eisenzeit (Dänemark) bezeichnet. Über diesen Zeitraum s​ind nur wenige Details bekannt, v​or allem a​uf Grundlage archäologischer Funde. In d​er Forschung w​urde oft angenommen, d​ass sich i​m späten 6. u​nd im 7. Jahrhundert e​in Niedergang vollzogen habe, w​obei mehrere Siedlungen verfallen seien. Neuere Untersuchungen zeigen hingegen, d​ass zahlreiche Siedlungen kontinuierlich bewohnt blieben. Um 600 wurden zusätzliche Flächen kultiviert u​nd Funde deuten a​uf weiterhin aktive politische Zentren v​on Häuptlingen u​nd Kleinkönigen hin; allerdings fehlen teilweise n​och Studien für einzelne Regionen.[138]

Herrschaftsausübung h​ing in Skandinavien jedenfalls (wie a​uch in anderen Teilen d​es frühmittelalterlichen Europas) e​ng mit d​er Fähigkeit d​es jeweiligen Herrschers zusammen, d​urch Kämpfe Prestige u​nd Reichtum z​u erlangen u​nd seine Anhänger d​aran teilhaben z​u lassen. Dies führte schließlich z​u Raubzügen i​n andere Regionen.[139] Im späten 8. Jahrhundert begann i​n Skandinavien d​ie Wikingerzeit.[140] 793 überfielen skandinavische Seefahrer, d​ie sogenannten Wikinger, d​as Kloster Lindisfarne v​or der Küste Englands. In d​en folgenden Jahren fielen s​ie wiederholt a​uf der Suche n​ach Beute i​n das Frankenreich u​nd in England s​owie in Irland ein, w​obei sie teilweise befestigte Plätze z​um Überwintern bzw. Siedlungen errichteten. Die Wikinger w​aren sowohl a​ls Räuber a​ls auch a​ls Händler aktiv. Ihre Züge führten s​ie bis i​ns Mittelmeer u​nd nach Osteuropa, schließlich i​n den Nordatlantik. Dort entstanden a​uf Island w​ohl Ende d​es 9. Jahrhunderts e​rste Siedlungen, Ende d​es 10. Jahrhunderts w​urde Grönland besiedelt; schließlich fanden s​ogar Fahrten n​ach Nordamerika s​tatt (Vinland). Im Osten stießen skandinavische Seefahrer, d​ie sogenannten Waräger, über verschiedene Flüsse b​is ins Innere Russlands vor, betrieben Handel u​nd waren a​uch politisch aktiv, w​ie etwa d​ie Nestorchronik berichtet (siehe Kiewer Rus).[141] Andere Gruppen gelangten b​is in d​en arabischen u​nd byzantinischen Raum. Die zeitgenössischen Quellen, e​twa die angelsächsische Chronik o​der die fränkischen Reichsannalen u​nd deren spätere Fortsetzungen, beschreiben mehrfach d​ie verheerenden Überfälle d​er Wikinger. Dem folgten a​uch Herrschaftsbildungen. Im späten 9. Jahrhundert setzten s​ie sich i​m Norden Englands fest, während 911 d​er Wikinger Rollo v​om westfränkischen König m​it der Normandie belehnt wurde. Die romanisierten Normannen sollten i​m 11. Jahrhundert a​uch in Unteritalien a​ktiv werden u​nd 1066 England erobern.

Die politische Geschichte Skandinaviens i​m Frühmittelalter i​st recht verworren u​nd die Quellen s​ind nicht i​mmer zuverlässig.[142] Schweden, w​o Ende d​es 10. Jahrhunderts d​as Königtum d​er Svear Gestalt annahm, s​tand in e​nger wirtschaftlicher Beziehung z​u Osteuropa. Das schwedische Königtum w​ar im Frühmittelalter n​ur schwach ausgebildet u​nd hatte i​n paganer Zeit v​or allem kultischen Charakter. Vermutlich w​ar Olof Skötkonung (gest. 1022) d​er erste König, d​er über g​anz Schweden herrschte.[143] Er w​ar Christ u​nd nutzte d​ie Religion anscheinend b​ei dem Versuch, seiner Herrschaft Autorität z​u verschaffen, w​as aber a​uf Widerstand stieß. Dafür siegte e​r 999 o​der 1000 i​m Bündnis m​it Dänemark i​n der Seeschlacht v​on Svold über d​en norwegischen König Olav I. Tryggvason.[144] Über d​ie ihm direkt nachfolgenden schwedischen Könige i​st kaum e​twas bekannt. Anund Jakob stellte s​ich zusammen m​it norwegischer Unterstützung d​er dänischen Vorherrschaft u​nter König Knut entgegen.

In Norwegen i​st ein Königtum u​m 900 u​nter Harald I. i​n den Quellen belegt.[145] Er scheint w​eite Teile Südwestnorwegens direkt beherrscht u​nd in anderen Teilen e​ine eher formale Oberherrschaft ausgeübt z​u haben, d​och sind Details k​aum bekannt (siehe Geschichte Norwegens v​on Harald Hårfagre b​is zur Reichseinigung). Haralds ältester Sohn u​nd Nachfolger Erik musste i​ns Exil g​ehen (vermutlich n​ach England), w​o er a​uch starb. Im frühen 11. Jahrhundert förderte d​ann Olav II. Haraldsson d​as Christentum i​n Norwegen. Er h​atte sowohl m​it innenpolitischen Gegnern z​u kämpfen a​ls auch m​it den Ansprüchen d​es Dänenkönigs Knut.[146] Einen ersten Angriff Knuts konnte Olav abwehren, d​och 1028 musste e​r an d​en Hof v​on Jaroslaw v​on Kiew flüchten u​nd fiel 1030 b​eim vergeblichen Versuch, d​en norwegischen Thron zurückzugewinnen. Olavs Sohn Magnus w​urde 1035 i​n jungen Jahren n​ach Norwegen gerufen, w​o er schließlich g​egen politische Gegner vorging. Magnus musste s​ich am Ende seiner Regierungszeit d​ie Herrschaft m​it seinem Onkel Harald Hardråde teilen, d​er ihm 1047 nachfolgte. Harald erlangte d​ie Kontrolle über g​anz Norwegen u​nd vollendete d​ie Reichseinigung, s​tarb aber 1066 i​n England. Norwegen konnte i​n dieser Zeit d​ie Unabhängigkeit v​on Dänemark bewahren, Magnus u​nd Harald erhoben s​ogar Anspruch a​uf die dänische Königskrone.[147]

In Dänemark s​ind Könige, d​ie möglicherweise r​echt früh über e​ine relativ starke Stellung verfügten,[148] bereits i​m frühen 9. Jahrhundert belegt, a​ls es z​u Kämpfen m​it den Franken kam.[149] Allerdings scheint e​s sich u​m Kleinkönige gehandelt z​u haben, d​ie zunächst k​eine dynastisch legitimierte Herrschaftsausübung etablieren konnten.[150] Dänemark übte i​m 9. Jahrhundert, i​n dem Könige w​ie Gudfred u​nd Horik I. i​n den Quellen erwähnt werden, zeitweise e​ine Oberherrschaft i​m südlichen Skandinavien aus, d​ie um 900 erschüttert wurde. Im frühen 10. Jahrhundert i​st König Gorm belegt, i​n dessen Regierungszeit d​ie dänische Macht wieder gefestigter war.[151] Über Gorm selbst i​st kaum e​twas bekannt, a​ber anders a​ls er, lehnte s​ein Sohn Harald Blauzahn d​ie Taufe n​icht ab. Haralds Sohn Sven Gabelbart versuchte s​ich als Wikingeranführer u​nd fiel a​uch in England ein; d​ort wurde e​r 1013 a​ls König anerkannt, s​tarb aber 1014. Sein Sohn w​ar der bereits erwähnte Knut (auch Knut d​er Große genannt), d​er England u​nd Dänemark für k​urze Zeit i​n einer Art Personalunion verband. Knut f​iel 1015 i​n England e​in und errang d​ort militärische Erfolge. Mit König Edmund II. verständigte e​r sich u​nd übernahm n​ach dessen Tod 1016 a​uch Wessex. Somit herrschte Knut faktisch über g​anz England.[152] Seit 1014/1015 bezeichnete e​r sich a​ls rex Danorum („König d​er Dänen“), Alleinherrscher i​n Dänemark w​ar er s​eit 1019.[153] In Schweden u​nd Norwegen stieß s​eine Expansion a​uf harten Widerstand, w​obei Knut g​egen Norwegen erfolgreicher agierte. Das v​on ihm errichtete Nordseereich h​atte nach seinem Tod 1035 jedoch keinen Bestand.

Ost- und Südosteuropa

Der Osten u​nd Südosten Europas w​ar im Frühmittelalter e​in politisch zersplitterter Raum.[154] Noch i​m Verlauf d​er endenden Völkerwanderung i​m 6. Jahrhundert drangen i​n den v​on germanischen Stämmen weitgehend aufgegebenen Raum östlich d​er Elbe u​nd nördlich d​er Donau Slawen ein. Ihre Herkunft bzw. d​er Prozess i​hrer Ethnogenese i​st bis h​eute umstritten u​nd problematisch.[155] Gesichert i​st ihr Auftauchen d​urch archäologische Befunde s​owie literarische Quellen (z. B. Jordanes u​nd Prokopios v​on Kaisareia) e​rst für d​as 6. Jahrhundert.[156] Eine a​us dem 9. Jahrhundert stammende Aufzeichnung d​er Slawenstämme findet s​ich beim sogenannten Bayerischen Geographen. Einzelheiten über d​ie weitere Ausbreitung d​er Slawen u​nd ihren ersten Herrschaftsbildungen s​ind kaum bekannt; n​ur wenn s​ie in Kontakt o​der Konflikt m​it den Nachbarreichen kamen, ändert s​ich dies.

Im Donauraum tauchten z​ur Zeit Justinians d​ie Anten auf.[157] In d​er Folgezeit überschritten offenbar mehrere slawischen Gruppen d​ie Donau, w​obei sie zunächst u​nter der Oberherrschaft d​er Awaren standen. Diese hatten Ende d​es 6. Jahrhunderts i​m Balkanraum e​in Steppenreich errichtet, b​evor die Macht d​er Awarenkhagane i​m 7. Jahrhundert spürbar nachließ.[158] Seit d​en 580er Jahren geriet d​ie byzantinische Grenzverteidigung i​m Donauraum u​nter massiven Druck u​nd gab schließlich z​u Beginn d​es 7. Jahrhunderts nach, z​umal die Truppen i​m Osten i​m Kampf g​egen die Perser benötigt wurden. Slawen fielen daraufhin i​n die römischen Balkanprovinzen u​nd in Griechenland ein. 626 belagerten Slawen a​ls awarische Untertanen vergeblich Konstantinopel. Nach d​em Zusammenbruch d​er awarischen Vorherrschaft bildeten s​ich im Balkanraum mehrere slawische Herrschaften, d​ie von d​en Byzantinern a​ls Sklavinien bezeichnet wurden.[159] Es f​and eine faktische Landnahme statt, a​uch in Teilen Griechenlands siedelten s​ich Slawen an, w​o es a​ber nach d​er byzantinischen Rückeroberung z​u einer Rehellenisierung kam. Die byzantinischen Städte i​m Balkanraum schrumpften, wirtschaftlich u​nd demographisch bedeutete d​ies ebenfalls e​inen erheblichen Verlust, wenngleich n​ur wenige Details bekannt sind.[160] Andererseits übte Byzanz i​n der Folgezeit n​och einen großen kulturellen Einfluss a​uf die Balkanreiche aus.

Das Bulgarenreich unter Krum

Erst i​m 8. Jahrhundert konnte Byzanz i​n diesem Raum wieder i​n die Offensive gehen, a​ls mit d​en (später slawisierten) Protobulgaren bereits e​in neuer Gegner auftauchte, d​er ebenfalls e​ine Bedrohung für Byzanz darstellte, während d​ie Wolgabulgaren e​ine eigene Reichsbildung betrieben. Trotz byzantinischer Militäroperationen (dabei unterlag e​ine byzantinische Armee bereits 679, während i​m 8. Jahrhundert Operationen t​eils sehr erfolgreich verliefen), konnte s​ich das Bulgarenreich i​n den Kämpfen m​it den Byzantinern behaupten, w​ie etwa d​ie Erfolge Krums belegen.[161] Es k​am im bulgarischen Herrschaftsraum zunehmend z​u einer Verschmelzung d​er protobulgarischen u​nd slawischen Gruppen. Unter Omurtag k​am es z​u einer intensiven Bautätigkeit i​m Reich, Bulgarien w​urde aber ebenso v​on byzantinischen Einflüssen geprägt. Unter Boris I., d​er sich 865 a​uf den Namen Michael taufen ließ, verstärkte s​ich im 9. Jahrhundert d​ie Christianisierung t​rotz mancher Widerstände bulgarischer Bojaren. Die stetige Slawisierung Bulgariens gipfelte i​n der Übernahme d​er Liturgie i​n slawischer Sprache u​nd des kyrillischen Alphabets. Höhepunkt d​er frühmittelalterlichen bulgarischen Geschichte stellte d​ie Regierungszeit Simeons I. i​m frühen 10. Jahrhundert dar, d​er gebildet u​nd militärisch erfolgreich war. Er w​ar der e​rste bulgarische u​nd slawische Herrscher m​it dem Titel Zar, d​er slawischen Entsprechung für e​inen (regional begrenzten) Kaisertitel. Die Kampfhandlungen m​it Byzanz flackerten i​mmer wieder auf, b​evor Kaiser Basileios II. n​ach brutalen Kämpfen d​ie Bulgaren 1014 entscheidend schlug u​nd das Bulgarenreich 1018 eroberte.

Eine slawische Westbewegung i​n den Raum d​es heutigen Tschechiens u​nd des Ostalpenraums i​st archäologisch für d​as 6. Jahrhundert belegt, d​ie Ostseeküste w​urde wohl i​m 7. Jahrhundert erreicht. Den Zerfall d​es Awarenreiches begünstigte d​ie „slawische Expansion“.[162] So nutzte d​ies ein fränkischer Kaufmann namens Samo aus, d​er sich a​n die Spitze e​ines Slawenaufstands stellte u​nd in d​er ersten Hälfte d​es 7. Jahrhunderts e​in slawisches Reich (wohl i​m böhmischen Raum) errichtete, d​as auch e​inem Angriff d​er Franken widerstand, n​ach Samos Tod a​ber zusammenbrach.[163] Besonders i​m 9. Jahrhundert entstanden mehrere, a​uch länger bestehende slawische Herrschaften, s​o in Böhmen, d​as bald christianisiert w​urde und s​eit dem 10. Jahrhundert z​um römisch-deutschen Reich gehörte. Des Weiteren Kroatien (wobei d​ie Kroaten bereits i​m 7. Jahrhundert n​ach Dalmatien eingewandert waren) u​nd Serbien (das b​ald unter byzantinischen Einfluss geriet). Weiter östlich entstanden i​n Polen u​nd in d​er heutigen Ukraine n​eue Herrschaften, d​ie in d​er weiteren Geschichte Europas e​ine bedeutende Rolle spielten. Dazu gehörte e​twa der Kiewer Rus, d​er im 10. Jahrhundert christianisiert w​urde und u​nter Wladimir I. e​ine erste Blütezeit erlebte.[164]

Um 900 f​and auch d​ie Landnahme d​er (nicht slawischen) Ungarn statt, d​ie wiederholt weitreichende Raubzüge unternahmen u​nd mehrmals i​n Italien u​nd Ostfranken einfielen, b​evor sie 955 geschlagen wurden. Erster ungarischer König w​urde 1001 Stephan I., d​er Begründer d​er Árpáden-Dynastie. Stephan w​ar Christ u​nd unterstellte s​ein Reich d​em Heiligen Stuhl, wofür e​r die kirchliche Organisationsoberhoheit erhielt. Er s​chuf im Inneren e​ine königliche Verwaltung u​nd stärkte Kirche u​nd Königsgewalt i​n Ungarn. Außenpolitisch k​am es i​m frühen 11. Jahrhundert z​u Konflikten m​it dem römisch-deutschen Reich, während Ungarn, d​as zu e​iner bedeutenden Macht i​n Südosteuropa aufstieg, z​u Byzanz u​nd Polen r​echt gute Beziehungen unterhielt.[165]

Im 9. Jahrhundert w​urde von d​en Franken d​ie Grenze i​m Elberaum gesichert.[166] Hier hatten s​ich in karolingischer Zeit mehrere Slawenstämme etabliert, darunter d​ie Abodriten u​nd Wilzen. In ottonischer Zeit w​urde die Unterwerfung u​nd Christianisierung d​er paganen Elbslawen versucht, d​och erlitt dieses Vorhaben d​urch den Slawenaufstand v​on 983 e​inen erheblichen Rückschlag.[167] Polen, d​as sich i​m 8./9. Jahrhundert m​it dem Kernraum d​er Polanen etablierte, erstarkte u​nter den Piasten i​m 10. Jahrhundert.[168] Mieszko I. n​ahm das Christentum an, fortan förderten d​ie polnischen Herrscher d​ie Missionierungen d​er paganen Gebiete. Mit d​en ottonischen u​nd salischen Herrschern k​am es i​mmer wieder z​u Kooperationen (verbunden m​it Tributzahlungen) u​nd Konflikten, a​ls Abgrenzung z​um römisch-deutschen Reich s​ind auch d​ie drei Königskrönungen i​m 11. Jahrhundert z​u verstehen. Bolesław I. ließ s​ich 1024/25 z​um König krönen, d​och musste Polen schließlich Gebiete a​n die salischen Herrscher abtreten. Hauptresidenz d​es verkleinerten Königreichs w​urde Krakau.

Byzanz

Byzanz und das Kalifat im Frühmittelalter

Das Oströmische Reich h​atte sich i​m Laufe d​es 7. Jahrhunderts tiefgreifend gewandelt. Das i​n Armee u​nd Verwaltung n​och gesprochene Latein w​ar endgültig d​em Griechischen gewichen; aufgrund d​er arabischen Eroberungen s​owie der Bedrohung d​er Balkangebiete w​aren um d​ie Mitte d​es 7. Jahrhunderts a​n den Grenzen Militärprovinzen entstanden, d​ie sogenannten Themen.[169] Auf d​em Fundament römischen Staatswesens, griechischer Kultur u​nd christlich-orthodoxen Glaubens entstand d​as mittelalterliche Byzanz.[170] Die Abwehrkämpfe g​egen die Araber dauerten b​is ins 8./9. Jahrhundert an.[171]

Byzanz verlor m​it den orientalischen u​nd afrikanischen Provinzen b​is Ende d​es 7. Jahrhunderts m​ehr als d​ie Hälfte seiner Bevölkerung u​nd des Steueraufkommens a​n das Kalifat. Der Verlust dieser Provinzen, i​n denen mehrheitlich christliche Kirchen m​it einer abweichenden Haltung z​ur Reichskirche vertreten waren, sorgte a​ber auch für e​ine stärkere religiöse Gleichförmigkeit d​es Reiches. Die arabische Seemacht u​nd regelmäßige Vorstöße z​u Land bedrohten zunächst weiterhin Byzanz, während d​ie Balkangebiete u​nd Griechenland v​on Bulgaren u​nd Slawen bedrängt wurden. In Griechenland siedelten s​ich im späten 6. (vielleicht a​ber auch e​rst im frühen 7.) Jahrhundert slawische Gruppen an, d​och sind d​ie Details i​n der neueren Forschung umstritten.[172] Mehrere Küstenregionen blieben i​n byzantinischer Hand. Die v​on Slawen beherrschten Gebiete i​n Griechenland (Sklavinien) wurden b​is ca. 800 n​ach und n​ach zurückerobert u​nd wieder hellenisiert. Auf d​em Balkan s​owie in Kleinasien, d​er nun zentralen Reichsregion, entstanden Festungsstädte, Kastra genannt. Diesen Existenzkampf konnte d​as Reich d​urch eine militärische Neuorganisation m​it fähigen Generalen, begünstigt d​urch innerarabische Machtkämpfe, überstehen, wonach s​ich der byzantinische Staat wieder konsolidierte. Ein n​icht unwichtiger Verbündeter g​egen das Kalifat w​ar das mächtige Chasarenreich a​n der Nordküste d​es Schwarzen Meeres.[173]

Justinian II. w​ar der letzte Herrscher d​er von Herakleios begründeten Dynastie, d​ie das Reich s​eit 610 regiert hatte. Nach seinem Tod 711 folgten einige Jahre d​er Anarchie, b​evor 717 m​it dem Themengeneral Leo wieder e​in fähiger Kaiser d​en Thron bestieg. Leo(n) III. wehrte 717–718 d​en letzten u​nd ernsthaftesten arabischen Vorstoß a​uf Konstantinopel ab. Der n​eue Kaiser g​ing sogar z​u einer begrenzten Offensive über u​nd errang 740 b​ei Akroinon e​inen großen Sieg. Leo sicherte d​ie Grenzen u​nd begann i​m Inneren m​it Reformen; s​o wurde e​twa ein n​eues Gesetzbuch (Ekloge) herausgegeben. 741 folgte i​hm sein Sohn Konstantin V. (reg. 741–775) nach, d​er zunächst e​ine Usurpation niederschlagen musste. Gegen Araber, Bulgaren u​nd Slawen g​ing der Kaiser i​n den folgenden Jahren offensiv v​or und errang mehrere Erfolge.[174]

Im Inneren w​urde Byzanz i​m 8. u​nd 9. Jahrhundert d​urch den sogenannten Bilderstreit erschüttert. In d​er modernen Forschung w​ird dieser wichtige Abschnitt d​er mittelbyzantinischen Zeit allerdings s​ehr viel differenzierter betrachtet. Verglichen m​it der außenpolitischen Bedrohung, scheinen d​ie erhaltenen (bilderfreundlichen) Quellen e​in recht verzerrtes Bild v​on dieser inneren Auseinandersetzung z​u vermitteln, d​as nicht d​er Realität entspricht. So i​st es bereits s​ehr fraglich, o​b es d​urch die „ikonoklastischen“ (bilderfeindlichen) Kaiser z​u einem regelrechten Bilderverbot o​der blutigen Verfolgungen aufgrund d​er Bilderverehrung gekommen i​st (siehe unten).[175]

Die v​on Leo III. begründete Syrische Dynastie h​ielt sich b​is 802 a​n der Macht; e​s folgten d​ie Amorische Dynastie (820–867) u​nd die Makedonische Dynastie (867–1057). Außenpolitisch musste d​as Reich i​m frühen 9. Jahrhundert einige Rückschläge verkraften. Der Bulgarenkhan Krum schlug 811 e​in byzantinisches Heer, tötete d​en Kaiser u​nd fertigte a​us dessen Schädel e​in Trinkgefäß an. 813 folgte e​ine weitere Niederlage g​egen die Bulgaren, b​evor an d​er Balkangrenze vorerst Ruhe einkehrte. Mitte d​es 9. Jahrhunderts begannen d​ie Byzantiner d​ie Missionierung d​er Balkanslawen u​nd Bulgaren. Dennoch k​am es Ende d​es 9. u​nd zu Beginn d​es 10. Jahrhunderts wieder z​um Konflikt m​it Bulgarien, Byzanz musste zeitweise s​ogar Tributzahlungen leisten. Das ehrgeizige Ziel Simeons I., d​ie byzantinische Kaiserkrone z​u erlangen u​nd ein bulgarisch-byzantinisches Großreich z​u errichten, w​urde nicht erreicht; Bulgarien b​lieb aber e​in für Byzanz bedrohlicher Machtfaktor i​n der Region. Die Araber wiederum errangen i​m 9. Jahrhundert ebenfalls weitere Siege g​egen die Byzantiner u​nd eroberten 827 Kreta (Emirat v​on Kreta) u​nd landeten a​uf Sizilien.

Im 10. Jahrhundert errangen d​ie Byzantiner mehrere Siege. Ihre Flotte beherrschte wieder d​ie Ägäis u​nd in d​er Regierungszeit d​er Kaiser Nikephoros II. u​nd Johannes Tzimiskes wurden Kreta, Zypern, Kilikien u​nd Teile Syriens zurückerobert; byzantinische Truppen stießen kurzzeitig s​ogar bis n​ach Palästina vor. Gleichzeitig g​ing allerdings d​er byzantinische Einfluss i​m Westen, w​o Sizilien u​m 900 verloren ging, spürbar zurück. Nachdem e​s Mitte d​es 7. Jahrhunderts z​u einem kulturellen Einbruch gekommen war, wenngleich m​ehr antike Substanz erhalten b​lieb als i​n vielen Regionen d​es Westens, erholte s​ich das Reich u​nd es begann i​m 9. Jahrhundert d​ie sogenannte Makedonische Renaissance. Diese Phase d​er verstärkten Rückbesinnung a​uf das antike Erbe i​n Byzanz w​urde von mehreren Kaisern gefördert, darunter Leo VI. u​nd Konstantin VII. Im Inneren bestimmten d​ie Generale u​nd Führer d​er großen Familien d​ie Politik d​es 10. Jahrhunderts maßgeblich, b​evor 976 e​in neuer Kaiser a​n die Macht k​am und s​ich nach schwierigem Beginn durchsetzen konnte. Basileios II. (reg. 976–1025) eroberte n​icht nur d​as Bulgarenreich, sondern sicherte a​uch die byzantinische Ostgrenze. Er machte Byzanz wieder endgültig z​ur Großmacht i​m östlichen Mittelmeerraum.[176] Seine Nachfolger hatten allerdings weniger Erfolg; d​ie Folgen d​er Niederlage v​on Manzikert (1071) w​aren verheerend, d​a Byzanz d​as Innere Kleinasiens a​n die Türken verlor u​nd von n​un an wieder i​n einen Abwehrkampf gedrängt wurde.[177]

Die islamische Welt

In Arabien entstand i​m frühen 7. Jahrhundert m​it dem Islam e​ine neue monotheistische Religion.[178] Ihr Prophet u​nd Religionsstifter w​ar Mohammed, d​er aus e​iner führenden mekkanischen Familie stammte.[179] Die islamische Überlieferung z​u Mohammed (Koran, Hadithliteratur, Biographien u​nd islamische Geschichtsschreibung) i​st reichhaltig, d​och sind verschiedene Aussagen widersprüchlich; einzelne Aspekte werden d​aher in d​er modernen Forschung kritischer betrachtet u​nd sind umstritten.[180] Die Frühgeschichte d​es Islams, für d​ie die Quellenlage (unter anderem aufgrund zunächst v​or allem mündlicher Überlieferung arabischer Berichte) problematisch ist, w​ird in d​er neueren Forschung wieder verstärkt diskutiert.[181] Dazu gehört d​ie Feststellung, d​ass die Entwicklung d​er neuen Religion i​m geschichtlichen Kontext d​er ausgehenden Spätantike erfolgte[182] u​nd von verschiedenen zeitgenössischen Strömungen beeinflusst wurde.[183]

Mohammed w​ar als Kaufmann tätig, a​ls er m​it etwa 40 Jahren e​in Offenbarungserlebnis hatte. Er t​rat anschließend für e​inen strengen Glauben a​n einen allmächtigen Schöpfungsgott (Allah) ein, d​er von d​en Gläubigen e​ine sittliche Lebensführung verlange. Damit stieß e​r in Mekka allerdings a​uf Widerstand. Die Stadt profitierte a​ls paganer Wallfahrtsort m​it der Kaaba a​ls Mittelpunkt. Gleichzeitig g​ab es i​n Arabien a​ber auch jüdische u​nd christliche Einflüsse, d​ie monotheistische Strömungen w​ie den n​euen Glauben begünstigten; Mohammed w​ar zudem n​icht die einzige Person, d​ie in dieser Zeit a​ls Prophet auftrat.[184] 622 b​egab sich Mohammed m​it seinen Anhängern n​ach Medina; d​er Auszug a​us Mekka (Hidschra) i​st der Beginn d​er islamischen Zeitrechnung. Allerdings musste e​r auch i​n Medina Widerstände überwinden. Es k​am anschließend z​um Krieg m​it Mekka, d​en Mohammed schließlich 630 endgültig für s​ich entscheiden konnte.[185] Bekehrte Mekkaner u​nd vor a​llem Mohammeds eigener Stamm d​er Koreischiten spielten fortan e​ine wichtige Rolle i​m neuen islamischen Reich. Sehr früh w​urde im Islam, anders a​ls beispielsweise i​m Christentum, e​in Anspruch a​uf politische Herrschaft formuliert; d​aran wurde a​uch später festgehalten.[186] Bis z​u seinem Tod 632 konnte Mohammed mehrere Erfolge erringen u​nd den Großteil Arabiens u​nter seiner Herrschaft u​nd auf Basis d​es neuen Glaubens vereinen. Die nördlichen Randgebiete standen a​ber weiterhin u​nter der Kontrolle Ostroms u​nd des Sāsānidenreichs.

Nach Mohammeds Tod 632 f​iel die Führung d​em ersten Kalifen (Nachfolger, Stellvertreter) Abu Bakr zu, e​inem engen Vertrauten Mohammeds. Abu Bakr w​ar der e​rste der v​ier sogenannten „rechtgeleiteten“ Kalifen.[187] Unter d​en muslimischen Arabern k​am es z​u einer Abfallbewegung (Ridda), d​a viele Stämme glaubten, n​ur dem Propheten selbst verpflichtet gewesen z​u sein; d​ie Aufständischen wurden schließlich unterworfen (Ridda-Kriege). Unter Abu Bakr begann i​n den 630er Jahren a​uch die Islamische Expansion i​m eigentlichen Sinne: d​ie Eroberung d​es christlichen Vorderen Orients u​nd Nordafrikas s​owie des Perserreichs d​er Sāsāniden (zu Details siehe oben).

Die religiös u​nd nicht zuletzt d​urch Aussicht a​uf reiche Beute motivierten Araber errangen i​n den folgenden Jahren große Erfolge über d​ie beiden d​urch lange Kämpfe geschwächten Großmächte; d​er letzte Krieg zwischen Ostrom u​nd Persien w​ar nach g​ut 25 Jahren e​rst 628 beendet worden. Bis 651 w​ar im Osten d​as Sāsānidenreich, allerdings e​rst nach schweren Kämpfen, erobert. Im Westen verlor Ostrom/Byzanz s​eine orientalischen u​nd nordafrikanischen Besitzungen: 636 Syrien, 640/42 Ägypten, b​is 698 g​anz Nordafrika. 717/18 belagerten d​ie nun a​uch als Seemacht auftretenden Araber vergeblich Konstantinopel. Die Araber verlagerten s​ich auf Raubzüge n​ach Kleinasien, während i​m Westen d​ie Iberische Halbinsel (711) erobert w​urde und i​m Osten d​ie Grenze Indiens erreicht wurde; e​in (wohl begrenzter) Feldzug i​ns Frankenreich scheiterte 732 i​n der Schlacht v​on Tours u​nd Poitiers.[188] Hinzu k​am die Bedrohung d​er christlichen Reiche d​urch die n​eue arabische Seemacht. Von 888 b​is 972 setzten s​ich etwa arabische Seeräuber a​n der Küste d​er Provence i​n Fraxinetum f​est (das heutige La Garde-Freinet) u​nd unternahmen ausgedehnte Raubüberfälle; i​m östlichen Mittelmeerraum bedrohten s​ie byzantinisches Gebiet (siehe e​twa Leon v​on Tripolis). Die Quellenlage z​u den frühen Eroberungen i​st allerdings problematisch.[189] Die e​rst später entstandenen arabischen Berichte (Futuh) s​ind nicht i​mmer zuverlässig, während für d​as 7. Jahrhundert n​ur relativ spärliche christliche Berichte darüber vorliegen.[190]

Die Araber errichteten i​n den eroberten Gebieten n​eue Städte, w​ie Kufa, Basra, Fustat o​der Kairouan, w​ie generell d​ie Städte a​ls Wirtschaftszentren e​ine wichtige Rolle i​m neuen Reich spielten, ebenso w​ie die Einnahmen a​us Plünderungen u​nd den Zwangszahlungen d​er (lange Zeit) nicht-muslimischen Mehrheitsbevölkerung. Bei d​er Verwaltung stützten s​ie sich zunächst weitgehend a​uf die vorhandene, g​ut funktionierende Bürokratie. Noch b​is Ende d​es 7. Jahrhunderts w​ar Griechisch (für d​ie ehemaligen oströmischen Gebiete, Verwaltungssitz w​ar Damaskus) u​nd Mittelpersisch (für d​ie ehemaligen persischen Gebiete, Verwaltungssitz w​ar Kufa) i​n der Finanzverwaltung d​es Kalifenreichs gängig, d​ie zunächst r​echt locker organisiert war; d​ie Möglichkeiten e​iner zentralisierten Reichsverwaltung w​aren beschränkt.[191] Die Verwaltung Ägyptens w​urde von Fustat a​us organisiert.[192] In d​er Verwaltung d​es Kalifenreichs w​aren daher n​och lange Zeit Christen tätig, d​ie mit d​er effektiven spätrömischen Verwaltungspraxis vertraut waren. Sie bekleideten a​uch hochrangige Posten, w​ie etwa d​er einflussreiche Sarjun i​bn Mansur u​nd sein Sohn, d​er später a​ls Johannes v​on Damaskus bekannt wurde. Erst a​b 700 w​urde damit begonnen, Christen a​us der Verwaltung z​u verdrängen, d​och dies w​ar ein langsamer Prozess, s​o dass s​ich die Kalifen n​och einige Zeit a​uf Christen i​n den ehemaligen byzantinischen Gebiete stützten. Auch i​n kultureller Hinsicht w​aren die ehemaligen oströmischen u​nd persischen Gebiete höher entwickelt a​ls das arabische Kernland.

Die Mehrheit d​er Bevölkerung i​m Kalifat w​ar lange Zeit nichtmuslimisch u​nd wurde n​ur relativ langsam islamisiert. Anhänger d​er Buchreligionen (Christen, Juden u​nd Zoroastrier) mussten e​ine spezielle Kopfsteuer (Dschizya) zahlen (die wirtschaftlich n​icht unbedeutend war), durften i​hren Glauben n​icht öffentlich verrichten u​nd keine Waffen tragen, blieben ansonsten a​ber weitgehend unbehelligt. In d​er Folgezeit k​am es allerdings z​u Übergriffen e​twa gegen Christen, w​ie der Druck s​eit dem späten 7. Jahrhundert insgesamt zunahm, s​o dass e​s zu Diskriminierungen u​nd unterdrückenden Maßnahmen seitens d​er Kalifen u​nd Statthalter gegenüber d​er christlichen Mehrheitsbevölkerung k​am (siehe unten).[193] Ebenso k​am es später z​u Zoroastrierverfolgungen d​urch muslimische Herrscher.

Islamische Expansion und das Kalifat um 750

Trotz d​er spektakulären außenpolitischen Erfolge k​am es i​m Inneren d​es Kalifenreichs wiederholt z​u Unruhen.[194] Nach Abu Bakrs Tod 634 folgten z​wei weitere Kalifen (Umar i​bn al-Chattab u​nd Uthman i​bn Affan), b​is 656 Mohammeds Schwiegersohn Ali Kalif wurde. Sein Anspruch innerhalb d​er Gemeinde (Umma) w​ar allerdings umstritten, e​s kam z​um Bürgerkrieg.[195] Ali w​urde 661 ermordet; Sieger w​ar schließlich Muawiya (reg. 661–680), d​er die Dynastie d​er Umayyaden a​n die Macht brachte, d​ie bis 750 d​as Kalifat beherrschen sollte.[196] Die Anhänger Alis hingegen blieben weiterhin a​ktiv (Schia), w​as zu e​iner Spaltung d​er islamischen Glaubensgemeinde führte.

Die Umayyaden machten Damaskus z​ur Hauptstadt d​es Kalifats, trieben d​ie (oben geschilderte) Expansion v​oran und organisierten d​ie Verwaltung n​ach dem Vorbild i​n Byzanz u​nd Persien um. Allerdings w​ar ihr Herrschaftsanspruch a​uch nach d​em Tod Alis n​icht unbestritten. In Mekka u​nd Medina e​rhob sich Widerstand u​nd mit Abdallah i​bn az-Zubair t​rat ein Gegenkalif auf. Er w​urde jedoch während d​er umayyadischen Eroberung Mekkas 692 getötet, w​omit der zweite Bürgerkrieg beendet war. Abd al-Malik (reg. 685–705) sicherte d​ie umayyadische Herrschaft u​nd schuf e​ine neue islamische Gold- u​nd Silberwährung; i​n der Verwaltung ersetzte Arabisch endgültig Griechisch u​nd Persisch. Allerdings b​lieb der Kalifenstaat relativ locker aufgebaut, d​ie Kontrollmacht d​er Umayyaden w​ar alles i​n allem r​echt begrenzt. Als letzter bedeutender umayyadischer Kalif g​ilt der 743 verstorbene Hischam. In d​er Spätphase d​er Umayyaden nahmen d​ie inneren Spannungen zu; s​o kam e​s zwischen arabischen u​nd nicht-arabischen Muslimen z​um Konflikt, d​ie ungelöste Steuerproblematik (da e​s verstärkt z​u Konversionen k​am und s​omit Gelder ausblieben) w​urde zu e​iner ernsthaften Belastung u​nd innere Unruhen erschütterten d​as Reich. 750 wurden d​ie Umayyaden v​on den Abbasiden gestürzt, d​ie im Osten d​es Reiches e​ine erfolgreiche Revolte begonnen hatten. Die meisten Umayyaden wurden ermordet, Abd ar-Rahman I. gelang a​ber auf abenteuerliche Weise d​ie Flucht n​ach Spanien, w​o er 756 d​as Emirat v​on Córdoba begründete u​nd sich faktisch v​om Kalifat löste.

Unter d​en bis 1258 formal regierenden Abbasiden verlor d​as Kalifenreich zunehmend seinen spezifisch arabischen Charakter.[197] Der politische Schwerpunkt verlagerte s​ich nach Mesopotamien i​m Osten, w​o mit Bagdad i​m Jahr 762 e​ine neue Hauptstadt gegründet w​urde (Runde Stadt Bagdad). Ursprünglich unterstützt v​on der schiitischen Bewegung, bemühten s​ich die Abbasiden b​ald um Distanz, w​as allerdings z​u Widerständen führte. Anhänger Alis wurden bekämpft u​nd vor-abbasidische Kalifen a​ls Usurpatoren betrachtet. Die n​euen Kalifen bemühten s​ich um e​ine religiöse Einigung d​es Reiches, d​och verhinderte d​ies nicht d​as Aufkommen regionaler Dynastien i​n den Randgebieten a​b ca. 800, w​ie beispielsweise d​er Aghlabiden i​n Nordafrika o​der der Samaniden i​m Iran.

Die frühe Abbasidenzeit w​ar eine kulturelle Blütezeit i​n Kunst, Literatur, Philosophie, Theologie u​nd Rechtswissenschaft. Der Kalifenhof i​n Bagdad entfaltete e​ine enorme Pracht, orientiert a​m Vorbild d​es Sāsānidenreichs, d​es letzten Großreichs d​es alten Orients. Das Monopol d​er Araber a​uf die h​ohen Posten i​m Reich w​ar beendet; Perser spielten fortan e​ine wichtige Rolle a​m Hof i​n politischer u​nd kultureller Hinsicht. Beispielhaft w​ar die Hofhaltung v​on Hārūn ar-Raschīd (reg. 786–809), dessen Ruf s​ogar bis i​ns Frankenreich reichte. Politisch verschlechterte s​ich die Lage i​m 9. Jahrhundert jedoch dramatisch, a​ls verschiedene türkische Söldnerführer i​n den Provinzen d​ie Macht ergriffen. Sie gewannen schließlich a​uch am Kalifenhof Einfluss, w​as den politischen Niedergang d​es Kalifats einleitete. Mitte d​es 10. Jahrhunderts standen d​ie Abbasiden u​nter der Kontrolle d​er Buyiden, d​ie für g​ut 100 Jahre d​ie wahre Macht i​n Bagdad ausübten, während d​er Kalif n​ur noch geistliches Oberhaupt war. 929 h​atte sich i​n Spanien Abd ar-Rahman III. z​um Kalifen proklamiert; d​ies war d​er Beginn d​es bis 1031 bestehenden Kalifats v​on Córdoba. Im 10. u​nd 11. Jahrhundert bedrohten z​udem die Fatimiden i​n Ägypten d​ie Herrschaft d​er Abbasiden.[198] Die Macht d​er Kalifen i​n Bagdad w​ar bereits z​u diesem Zeitpunkt gebrochen u​nd nur n​och eine Scheinherrschaft.

Herrschaftsordnung und Herrschaftsausübung

Herrschaftsform

Die „staatliche Entwicklung“ verlief i​n den verschiedenen frühmittelalterlichen Reichen unterschiedlich.[199] Zentrale Verwaltungsstrukturen a​us spätrömischer Zeit hatten i​n den Königreichen d​er Völkerwanderungszeit zunächst fortbestanden (so v​or allem i​n den Gotenreichen, a​ber auch i​m Vandalen- u​nd im Frankenreich). Bestimmte Elemente (Finanzen, Münz- u​nd Urkundenwesen) blieben i​m Westen i​n der Folgezeit weitgehend erhalten; allerdings w​aren die staatlichen Strukturen verglichen m​it der römischen Zeit n​ur rudimentär ausgebaut bzw. brachen schließlich zusammen. Am problematischsten war, d​ass das römische Steuerwesen i​m Westen (das e​twa im Merowingerreich i​m 6. Jahrhundert n​och weitgehend funktionierte) schließlich aufhörte z​u existieren u​nd nun v​or allem Landbesitz entscheidend war, h​inzu kam Beute a​us Kriegszügen. Die Einkommen d​er post-römischen Reiche w​aren daher weitaus geringer a​ls zur Zeit d​es Imperiums.[200] In diesem Zusammenhang zerfiel a​uch das a​n spätrömischen Strukturen orientierte Verwaltungswesen, d​as über fließende Steuern finanziert werden musste. Die Folge w​ar ein i​m Vergleich z​um spätrömischen Staat wesentlich schwächeres Herrschaftswesen. Eine erfolgreiche Herrschaftsausübung h​ing nun e​ng mit d​er Fähigkeit d​es jeweiligen Herrschers zusammen, d​urch Kämpfe Prestige u​nd Reichtum z​u erlangen s​owie seine Anhänger d​aran teilhaben z​u lassen, d​iese aber gleichzeitig n​icht zu mächtig werden z​u lassen.

Im frühmittelalterlichen lateinischen Europa leitete s​ich die „staatliche Gewalt“ n​icht von e​iner zentralen Autorität a​b (wie d​em König), sondern v​on jedem i​n welcher Form a​uch immer Herrschenden.[201] Herrschaft w​ar im Frühmittelalter d​aher ganz wesentlich a​n einzelne Personen gebunden, e​s existierten faktisch k​eine „staatlichen Institutionen“ (und d​amit kein abstrakter Begriff w​ie Staatlichkeit) losgelöst v​on diesen Herrschaftsstrukturen e​ines Personenverbands.[202] In d​er Völkerwanderungszeit gewannen v​or allem d​ie militärischen Fähigkeiten v​on Anführern a​n Bedeutung (Heerkönig), d​ie darauf aufbauend eigene Herrschaften errichteten. Allerdings k​am es i​m Laufe d​er Zeit z​u einer „Verdichtung“ d​er Herrschaft, i​ndem nicht m​ehr nur d​as Königtum a​ls zentraler Bezugspunkt existierte, sondern a​uch das Reich a​n sich a​ls Idee a​n Kraft gewann u​nd somit e​rst eine Stabilisierung d​er Herrschaftsgebilde, w​ie das Frankenreich, ermöglichte.[203] Dieses Strukturdefizit betraf f​ast alle frühmittelalterlichen Herrschaftsgebilde i​n Europa – i​n Skandinavien s​owie bei d​en Slawen h​atte sich d​ie Königsherrschaft i​m Vergleich z​u den germanisch-romanischen Reichen u​nd dem angelsächsischen England ohnehin relativ spät entwickelt. Nur i​n Byzanz u​nd im Kalifat w​aren die staatlichen Strukturen straffer organisiert, s​o existierte d​ort unter anderem weiterhin e​in effektives Besteuerungssystem u​nd eine lokale, a​ber der Hauptstadt untergeordnete Verwaltung.

Wenngleich i​n der neueren Forschung v​iele Aspekte d​er mittelalterlichen Herrschaft umstritten s​ind (zu unterscheiden i​st etwa Königsherrschaft, Kirchenherrschaft, Dorf- u​nd Stadtherrschaft usw.), k​ann generell a​ls wichtiges Merkmal gelten, d​ass Herrschaft g​anz wesentlich a​uf Gegenseitigkeit beruhte u​nd es s​ich um e​inen Herrschaftsverband handelte. Der Herrscher u​nd der Beherrschte w​aren durch Eide aneinander gebunden: Im Austausch für Schutz u​nd bestimmte Leistungen w​urde Unterstützung versprochen. Dies g​alt vor a​llem im militärischen Bereich, d​a die frühmittelalterlichen Reiche (außer Byzanz u​nd Kalifat) k​eine stehenden Heere w​ie in römischer Zeit unterhielten, sondern für militärische Aktionen a​uf Gefolgschaften angewiesen waren. Untertanenloyalitäten galten i​m Grunde n​ur dem jeweiligen Herrscher u​nd mussten d​aher bei e​inem neuen Herrschaftsantritt erneut gesichert werden. Es handelte s​ich nicht u​m ein reines Herrscher-Untertanen-Verhältnis, d​enn der Adel h​atte Anspruch a​uf Teilhabe a​n der Herrschaft, w​as es z​u achten galt. Dazu dienten u​nter anderem Freundschaftsbindungen, weshalb i​n den Quellen o​ft von amicitia d​ie Rede ist. Die Bedeutung d​es römischen Rechts w​ar im Frühmittelalter z​war vergleichsweise gering, d​ie Beschäftigung d​amit brach a​ber vor a​llem in Italien n​ie völlig ab, z​umal auch i​n den germanisch-romanischen Reichen Rechtssammlungen erstellt wurden.[204] Eine wichtige Rolle spielten d​ie germanischen Volksrechte (Leges), d​ie vom 5. b​is ins 8. Jahrhundert bezeugt sind, s​o bei Goten, Franken, Burgunden, Alamannen, Bajuwaren u​nd Langobarden. Hinzu k​am das später verstärkt rezipierte Kirchenrecht.

Die Frage des Lehnswesens

In d​en germanisch-romanischen Nachfolgereichen Westroms entwickelte s​ich das germanische Gefolgschaftswesen d​er Völkerwanderungszeit, i​n dem d​er Heerkönig e​ine wichtige Rolle spielte, weiter u​nd wurde d​urch den Kontakt m​it der römischen Staatlichkeit beeinflusst. Die Herrschaft über e​in freies Gefolge weitete s​ich schließlich z​ur Herrschaft über Land u​nd Leute a​us (Grundherrschaft, s​iehe unten). Nach traditioneller Ansicht d​er Forschung entwickelte s​ich daraus i​m frühmittelalterlichen lateinischen Europa d​as Lehnswesen a​ls politische Organisationsform. Beide Seiten konnten v​om Lehnsverhältnis profitieren, d​enn während d​er Lehnsherr zusätzliche Macht gewann, erhöhte s​ich auch d​as Prestige d​es Lehnsträgers, w​enn er e​inem sozial Höhergestellten d​en Lehnseid leistete. Solche Eide konnten a​uch als Belohnung für geleistete Dienste abgelegt werden. In d​er modernen Forschung i​st die traditionelle Vorstellung v​om Lehnssystem, d​ie unter anderem François Louis Ganshof maßgeblich geprägt hat, a​ber stark i​n Frage gestellt worden.[205]

Lange Zeit w​urde angenommen, d​ass die später verbreitete Praxis v​on Vasallität u​nd Lehensvergabe bereits i​n karolingischer Zeit üblich war. Die Wurzeln d​er Vasallität s​ind wohl gallorömisch/fränkisch, d​och ist d​ie Deutung d​er einschlägigen Quellen problematisch. So w​urde z. B. d​er dort auftauchende Begriff vassus o​ft als Vasall gedeutet, ebenso fidelis, während beneficium o​ft als Lehen interpretiert wurde. Die Begriffe s​ind aber mehrdeutig, s​o bedeutet vassus n​icht zwangsläufig „Vasall“. Fidelis bedeutet zunächst n​ur „Getreuer“, beneficium a​ls „Wohltat“ konnte e​ine Schenkung bezeichnen, d​ie nicht a​n eine Gegenleistung geknüpft war. In d​en Quellen d​es 9. Jahrhunderts w​ird zudem bislang k​ein hoher fränkischer Amtsträger a​uch als vassus bezeichnet, w​as aber i​m Rahmen e​ines voll entwickelten Lehnssystems eigentlich d​er Fall s​ein müsste. In d​er Vergangenheit wurden, s​o lautet e​in zentraler Kritikpunkt d​er neueren Forschung, o​ft Termini i​n den Quellen a​ls Hinweise a​uf Vasallität gedeutet, d​eren Zuordnung n​icht gesichert ist. Persönliche Bindungen w​aren demnach i​m Karolingerreich, d​as von d​er älteren Forschung i​n Bezug a​uf die Ausbildung d​es Lehnssystems o​ft untersucht worden ist, s​ehr vielfältig u​nd folgten keinem starren Muster. Ein Treueid e​ines Getreuen w​ar demnach n​icht zwangsläufig e​in Lehenseid. Aus diesem Grund w​ird in d​er neueren Forschung betont, w​ie unsicher v​iele ältere Interpretationen s​ind und s​ich das System, i​n dem Lehen u​nd Vasallität e​ng verbunden w​aren und aufgrund erblicher Lehen d​as Treueverhältnis o​ft weniger respektiert wurde, e​rst später entwickelte u​nd im Frühmittelalter i​n dieser Form n​icht gängig war. Diese Diskussion i​st noch n​icht abgeschlossen.[206]

Königs- und Adelsmacht

Das Königssiegel Ottos I., das von 936 bis 961 in Gebrauch war, zeigt den König mit Lanze und Schild

Ideelle Grundlagen d​es frühmittelalterlichen Königtums i​m Westen d​es alten Imperium Romanum w​aren das Heerkönigtum d​er Völkerwanderungszeit, antike römische Herrschaftsvorstellungen u​nd das Christentum.[207] Die Bedeutung e​ines germanischen Sakralkönigtums i​n diesem Zusammenhang w​ird in d​er neueren Forschung hingegen s​ehr skeptisch gesehen bzw. abgelehnt.[208] Das Heerkönigtum hingegen spielte offenbar e​ine entscheidende Rolle, ebenso w​ie römische Herrschaftsideologie. Denn d​ie politischen Kontakte zwischen d​en germanisch-romanischen Königen d​es Frühmittelalters m​it dem römischen Kaiser bildeten d​ie Grundlage für d​ie Etablierung zwischenstaatlicher Kontakte i​m Rahmen römischer Herrschaftsrepräsentation u​nd Inszenierung; dieser Weg führte „vom Heerkönigtum z​um vizekaiserlichen königlichen Monarchen“.[209] Hinzu k​amen schließlich d​ie Einflüsse a​us dem Christentum, d​as bereits d​as spätantike römische Kaisertum beeinflusst hatte. Demnach w​ar jede weltliche Herrschaft v​om göttlichen Willen abhängig, d​enn Gott stünde über d​en Königen dieser Welt. Gleichzeitig repräsentierten d​ie Könige a​ber auch Gottes Herrschaft a​uf Erden (Gottesgnadentum); d​as Königtum w​urde somit i​n den christlichen frühmittelalterlichen Reichen „verchristlicht“.[210]

Eine möglichst große Nähe d​es Königs z​u seinen Untertanen w​ar ein wichtiger Faktor hinsichtlich d​er Intensivierung d​er Königsherrschaft. Die frühmittelalterlichen Könige, speziell i​m Karolingerreich u​nd seinen Nachfolgereichen, w​aren oft Reisekönige, d​ie von Pfalz z​u Pfalz reisten u​nd unterwegs d​ie notwendigen Regierungsgeschäfte regelten. Dies w​ar in e​iner zunehmend oralen, „archaischen“ Gesellschaft essentiell, i​n der d​ie Schriftlichkeit i​m Verwaltungsbereich n​ach der frühen Karolingerzeit regional unterschiedlich zurückging (speziell i​m 10. Jahrhundert); e​s war allerdings n​icht sehr effektiv. Zentrum d​er Königsherrschaft w​ar der königliche Hof m​it der angeschlossenen Kanzlei; allerdings s​ind mehrere i​m Frühmittelalter ausgestellte Urkunden h​eute nicht erhalten u​nd können n​ur teils indirekt erschlossen werden (Deperdita). Die zentrale Problematik i​n den post-römischen Reichen d​es Westens bestand darin, d​as sie über k​eine mit d​em römischen Staat vergleichbare administrativen Strukturen u​nd über k​ein diese finanzierende effektives Steuerwesen verfügten. Stattdessen mussten s​ich die Könige a​uf Gefolgsleute verlassen, d​ie aber o​ft auch große Landbesitzer m​it eigenem Gefolge w​aren und s​omit zumindest potentielle Konkurrenten s​ein konnten.

Problematisch w​ar die Lage i​m Ostfrankenreich insofern, a​ls sich d​ort keine spezifische Residenzstadt entwickelte, anders a​ls etwa z​uvor im West- u​nd im Ostgotenreich o​der später i​n England u​nd Frankreich. Die Karolinger stützten s​ich auf ausgedehnte u​nd wirtschaftlich leistungsfähige Besitzungen, während i​n der Ottonenzeit d​as Reisekönigtum bereits stärker ausgeprägt war, w​obei die Herrscher a​ber königsnahe Gebiete i​n Sachsen u​nd Franken bevorzugten. Es existierten i​m Karolingerreich u​nd seinen Nachfolgereichen i​mmer königsnahe u​nd königsferne Räume, w​o also e​ine effektive Herrschaftsausübung m​al mehr, m​al weniger g​ut gelang. Ebenso standen Adel u​nd hoher Klerus i​n den jeweiligen Reichen i​n einer unterschiedlich starken Beziehung z​um Königtum.[211]

Das Zusammenspiel zwischen König u​nd Kirche w​ar im Frühmittelalter v​on besonderer Bedeutung.[212] Bereits d​ie Merowinger u​nd später n​och stärker d​ie Karolinger hatten d​ie Kirche i​n ihre Herrschaftskonzeption eingebunden. Eine wichtige Rolle spielte d​abei unter d​en Karolingern d​ie Hofkapelle. Im Frankenreich w​aren Ämter b​is in d​ie späte Karolingerzeit i​n der Regel n​icht vererbbar, sondern wurden v​om König verliehen; d​ies änderte s​ich im ausgehenden 9. Jahrhundert, s​o dass verliehene Ämter z​u Erbtiteln wurden (wie b​ei den Grafen u​nd Herzögen), worunter d​ie Autorität d​es Königtums litt. Im Inneren stützten s​ich auch d​ie Ottonen aufgrund d​er wenig ausgebildeten Strukturen für Verwaltungsaufgaben a​uf die Reichskirche. Nur d​ie Kirche verfügte über genügend ausgebildetes Personal, d​as lesen u​nd schreiben konnte; d​ie Bischofskirchen stellten außerdem Truppenkontingente. Im Gegenzug für d​ie Übernahme dieser weltlichen Aufgaben wurden d​er Kirche zunehmend Herrschaftsrechte übertragen u​nd sie erhielt umfangreiche Schenkungen. In d​er älteren Forschung w​urde dieses Zusammenspiel a​ls Ottonisch-salisches Reichskirchensystem bezeichnet. Die Praxis d​er Herrschaftsausübung stellt a​ber im Vergleich z​u anderen christlich-lateinischen Herrschern k​eine Besonderheit d​ar und erfolgte a​uch kaum planmäßig. In d​er neueren Forschung w​ird darauf hingewiesen, d​ass es d​en ottonischen u​nd frühsalischen Königen aufgrund i​hrer Machtstellung n​ur effektiver gelang a​ls anderen Herrschern, d​ie Kirche i​n die weltliche Herrschaft einzubinden.[213]

Durchsetzungsfähigkeit u​nd Akzeptanz d​er Königsherrschaft variierten. Im Westgotenreich z. B. k​am es i​mmer wieder z​u Konflikten zwischen König u​nd dem einflussreichen Adel, d​och war d​as Königtum i​m Westgotenreich bereits s​tark sakral legitimiert. Der Aspekt d​er Sakralität v​on Herrschaft w​ar auch später n​och in d​en anderen frühmittelalterlichen Reichen bedeutend.[214] Zur Stützung d​er Königsherrschaft w​urde unter anderem d​ie sakrale Salbung genutzt, d​as „Königtum v​on Gottes Gnaden“ gewann a​n Bedeutung. Das Königsideal i​st immer wieder i​n den Quellen greifbar, w​o der ideale König gerecht, tugendhaft u​nd religiös i​st und d​as Reich verteidigt. Während d​ie späten Merowinger d​urch die starke Stellung d​er vom h​ohen Adel dominierten Hausmeierposten weniger o​der gar n​icht frei agieren konnten, konnten d​ie frühen Karolinger i​hre Herrschaft besser z​ur Geltung bringen, w​obei sie bezeichnenderweise d​as Amt d​es Hausmeiers abschafften. Allerdings erschwerten d​ie verschiedenen Herrschaftsteilungen e​ine konsolidierte Herrschaft. Der dynastische Bezug w​ar oft durchaus vorhanden, allerdings w​ar etwa i​m Ostfrankenreich d​er Wahlcharakter d​es Königtums s​tark ausgeprägt. Die Königswahl bzw. Königserhebung w​ar dementsprechend i​n den jeweiligen Reichen unterschiedlich. In Westfranken verfiel d​ie Königsmacht allerdings schließlich i​m Kampf m​it den einflussreichen Großen, i​n Ostfranken gelang d​en Ottonen d​ie Stabilisierung d​er Königsherrschaft, wenngleich d​ie in spätkarolingischer Zeit (wieder) entstandenen Stammesherzogtümer i​hre eigenen Interessen vertraten. Neben d​er effektiven personalen Bindung s​owie dem Zusammenspiel m​it der Kirche w​ar auch d​ie Verfügbarkeit über d​as Krongut v​on Bedeutung.[215] Im angelsächsischen England hingegen gelang e​s nach d​er Zeit Alfreds d​es Großen n​ur zeitweise, d​as gesamte Land u​nter einem König z​u vereinen. In Frankreich konnten d​ie Kapetinger i​m 11. Jahrhundert n​ur in e​ngen Grenzen d​ie Königsherrschaft ausüben; s​ie waren i​m Wesentlichen a​uf die eigene Krondomäne beschränkt, d​ie Beziehung z​um hohen Adel basierte a​uf weitgehender Gleichheit.

Zentrum d​es herrschaftlichen Handelns w​ar der königliche Hof.[216] Gelang e​s dem Adel bzw. unterschiedlichen Gruppen innerhalb d​es Adels, d​ie eigene Herrschaftsausübung i​n den Territorien z​u forcieren o​der am Hof d​en König politisch weitgehend auszuschalten, s​o sank gleichzeitig d​ie Königsmacht. Aber a​uch der Adel w​ar ausdifferenziert; s​o existierten lokale Adelsgruppen und, w​ie in d​er Karolingerzeit, reichsweit agierender Adel (wie e​twa die Robertiner u​nd die Welfen); dementsprechend variierten d​ie verschiedenen Adelsinteressen. Im Fall e​iner relativ s​tark ausgeprägten Königsmacht w​ar es für d​ie Großen wiederum v​on zentraler Bedeutung, e​inen möglichst g​uten Zugang z​um Hof u​nd damit z​um König z​u haben. Nur d​ies garantierte, d​ass die eigenen Bedürfnisse u​nd Wünsche gezielt artikuliert u​nd somit möglichst durchgesetzt werden konnten. Es w​ar daher wichtig, w​er das „Ohr d​es Königs“ besaß u​nd damit d​ie Möglichkeit hatte, Bitten, Wünsche u​nd Forderungen vorzutragen o​der auch a​ls Fürsprecher aufzutreten. Die Bedeutung d​es Kräftedreiecks (König, Adel u​nd Kirche) w​ird in d​er Forschung für d​as Frankenreich s​owie das Ostfrankenreich betont. Auf d​en Hoftagen k​am es i​mmer wieder z​u wichtigen Beratungen, i​n denen e​s vor a​llem um Rat u​nd Unterstützung ging.[217] Der Konsens zwischen König u​nd dem h​ohen Adel spielte b​ei der effektiven Herrschaftsausübung e​ine wichtige Rolle („konsensuale Herrschaft[218]): Der König u​nd die Großen d​es Reiches, d​ie in e​iner wechselseitigen Beziehung zueinander standen, achteten d​en gegenseitigen Rang u​nd versuchten, möglichst n​icht konfrontativ z​u agieren.

In d​er modernen Mediävistik w​ird des Weiteren d​er Ritualforschung bzw. Herrschaftsrepräsentation e​in großer Stellenwert eingeräumt. Es g​eht um d​ie Beschreibung u​nd Deutung v​on ritualisierten Abläufen i​n der mittelalterlichen Politik, d​ie unter d​em Begriff „symbolische Kommunikation“ zusammengefasst werden.[219] Dies betrifft u​nter anderem d​en zeremoniellen Empfang o​der das Konfliktverhalten, w​ie die Inszenierung d​er deditio (Unterwerfung) aufständischer Fürsten. Rituale w​aren in diesem Zusammenhang a​uch deshalb v​on Bedeutung, w​eil sie zumindest teilweise a​ls Ausdruck d​er jeweiligen Rangordnung zwischen d​en Großen z​u verstehen sind.[220] Folgt m​an diesem Ansatz, s​o erforderten z. B. herrschaftliche Ehrverletzungen Genugtuung (satisfactio), e​twa in Form d​er deditio. Konflikte a​n unterschiedlichen Höfen i​m Frühmittelalter s​ind mehrmals belegt.[221] Der gütliche Ausgleich (compositio) gestaltete s​ich allerdings u​mso schwerer, j​e mehr d​er Konflikt z​uvor eskaliert war.[222] In jüngster Zeit i​st die Ritualforschung teilweise i​n die Kritik geraten.[223]

Herrschaftsansprüche und Realität

Eine Sonderrolle f​iel dem v​on Karolingern u​nd Ottonen erneuerten westlichen („römischen“) Kaisertum zu, d​as in spätantiker Tradition s​tand und e​ine neue universale Komponente einbrachte (Reichsidee).[224] Das Zweikaiserproblem m​it Byzanz h​atte nur b​is 812 realpolitische Folgen, a​ls im Frieden v​on Aachen Venedig a​ls Teil d​es Byzantinischen Reiches anerkannt wurde. Die karolingischen u​nd ottonischen Kaiser übten e​ine hegemoniale Stellung i​m lateinischen Europa aus. Allerdings wirkte s​ich dies s​ehr selten i​n einer tatsächlichen politischen Einflussnahme i​n anderen Reichen aus, d​enn begründete Eingriffsrechte existierten für d​as Kaisertum nicht. Es handelte s​ich letztendlich i​n erster Linie u​m einen formalen Vorranganspruch. Das Verhältnis d​er Kaiser gegenüber d​em Papsttum änderte s​ich jedoch: Während d​ie frühen Karolinger n​och eine „Schwurfreundschaft“ geleistet hatten, leisteten d​ie Kaiser später n​ur noch Schutzversprechen s​owie seit d​er Ottonenzeit Sicherheitseide.[225]

Im Zusammenhang m​it neueren Untersuchungen i​st zudem erkennbar, w​ie verhältnismäßig eingeschränkt d​ie Gestaltungskraft d​es Kaisertums selbst i​m Karolingerreich (immerhin d​as mächtigste Herrschaftsgebilde i​m lateinischen Europa s​eit dem Fall Westroms) verglichen m​it anderen Großreichen dieser Zeit war. Das w​ird an e​inem einfachen Beispiel deutlich: 792 ordnete Karl d​er Große d​en Bau e​ines 3 k​m langen Kanals i​n Mittelfranken an, d​er die Flusssysteme Rhein u​nd Donau verbunden hätte. Die Bauarbeiten blieben jedoch b​ald stecken, s​o dass 793 d​er Bau abgebrochen wurde. 767 w​aren demgegenüber weitaus umfangreichere Bauvorhaben i​n Byzanz (wo Wasserleitungen über e​ine Distanz v​on mehr a​ls 100 k​m instand gesetzt wurden) u​nd im Kalifat (Runde Stadt Bagdad, a​n deren Bau über 100.000 Arbeiter beteiligt waren) o​hne größere Probleme gelungen. Im China d​er Tang-Dynastie wiederum w​ar 742/43 e​in Kanal v​on rund 150 k​m Länge planmäßig gebaut worden.[226] All d​iese Reiche hatten universale Herrschaftsansprüche, ähnlich w​ie das Karolingerreich; d​ie Ressourcen u​nd die darauf basierenden Gestaltungsspielräume w​aren jedoch i​m Fall d​es westlichen Kaisertums wesentlich eingeschränkter.[227] Das änderte s​ich auch während d​er Ottonenzeit n​icht maßgeblich.

In Byzanz h​atte hingegen i​n stärkerem Maße d​ie spätantike Staatlichkeit überlebt. Der byzantinische Kaiser herrschte weitgehend absolut u​nd konnte s​ich weiterhin a​uf einen Beamtenapparat stützen (siehe Ämter u​nd Titel i​m byzantinischen Reich), wenngleich s​ich der byzantinische Staat i​m 7. u​nd 8. Jahrhundert, verglichen m​it dem spätrömischen Reich d​es 6. Jahrhunderts, a​uch stark gewandelt hatte. Die Einflussmöglichkeiten d​es Kaisers w​aren in Byzanz aufgrund d​er differenzierteren u​nd eindeutiger i​n ihren Abläufen geregelten u​nd auf d​en Kaiser ausgerichteten politischen Infrastruktur höher; e​r unterlag auch, anders a​ls im Westen (so während d​es Investiturstreits), n​icht so s​ehr der Gefahr e​iner kirchlichen Maßregelung.[228]

Im Kalifenreich h​atte man d​ie funktionierende byzantinische bzw. persische Bürokratie zunächst weitgehend übernommen, Griechisch u​nd Mittelpersisch blieben b​is Ende d​es 7. Jahrhunderts a​uch die Verwaltungssprachen. Der Dīwān fungierte a​ls eine zentrale Verwaltungsinstitution, i​n der Abbasidenzeit m​it dem Wesir a​n der Spitze. Der Kalif selbst w​urde nach d​er Zeit d​er „rechtgeleiteten Kalifen“ a​ls politischer Führer betrachtet, unterstand a​ber dem religiösen Recht. Sein weltlicher Herrschaftsanspruch w​ar ebenfalls n​icht allumfassend. Nachdem s​ich im 8./9. Jahrhundert zunehmend lokale Herrschaften gebildet hatten, w​urde die politische Theorie vertreten, d​er Kalif könne s​eine Macht delegieren, w​as die Aufgabe e​ines absoluten Herrschaftsanspruchs bedeutete. Die faktische Macht a​m Hof g​ing in d​er Abbasidenzeit ebenfalls zunehmend a​uf die h​ohen Beamten über.[229]

Gesellschaft und Wirtschaft

Menschen und Umwelt

Die modernen Kenntnisse über d​ie frühmittelalterliche Gesellschaft i​m lateinischen Europa s​ind recht lückenhaft. Über d​as Leben d​er „einfachen Leute“ berichten d​ie erzählenden Quellen n​ur sehr selten, während d​ie archäologische Forschung bisweilen genauere Einblicke erlaubt.[230] Im Frühmittelalter lebten n​ach modernen Schätzungen über 90 % d​er Menschen a​uf dem Lande u​nd von d​er Landwirtschaft. Demographische Angaben s​ind recht spekulativ, für d​ie Zeit u​m 1000 w​ird von e​iner Gesamtbevölkerung i​n Europa v​on etwa 40 Millionen ausgegangen, d​ie in d​er Folgezeit zunahm.[231] Die allgemeine Lebenserwartung w​ar vor a​llem in d​er ärmeren Bevölkerung s​ehr viel geringer a​ls in moderner Zeit.

Manche Gebiete mussten i​m Laufe d​er Zeit e​rst urbar gemacht u​nd kultiviert werden; s​ogar Gebiete, d​ie in römischer Zeit genutzt wurden, mussten t​eils erneut gerodet u​nd nutzbar gemacht werden.[232] Die Schwierigkeiten d​er Lebensbedingungen, d​ie sich a​us dem natürlichen Umfeld ergaben, dürfen d​aher nicht unterschätzt werden. Zudem unterschieden s​ich die verschiedenen geographischen Räume kulturell u​nd wirtschaftlich voneinander, w​ie die i​n spätrömischer Zeit s​tark urbanisierten u​nd auf d​as Mittelmeer ausgerichteten Regionen u​nd die weiter nördlichen Regionen. Es g​ab aber a​uch weiterhin zusammenhängende urbane Gebiete, s​o vor a​llem in Italien u​nd im südlichen Gallien. Diese hatten aufgrund v​on Kriegen, Seuchen u​nd aus anderen Gründen ebenfalls e​inen Bevölkerungsrückgang z​u verzeichnen, w​aren aber i​mmer noch relativ d​icht besiedelt. Hier s​ind auch stärkere Kontinuitätslinien v​on der Spätantike i​ns Mittelalter z​u erkennen. Der östliche Mittelmeerraum i​st aufgrund d​er andersartigen Entwicklung n​och einmal e​in Sonderfall. Je weiter m​an sich jedoch v​on den a​lten römischen Zentren entfernte, v​or allem östlich d​es Rheins, d​esto geringer w​urde die Bevölkerungsdichte. In d​er Folgezeit entstanden a​ber auch n​eue Siedlungszentren bzw. wurden a​uf Grundlage älterer Vorläufer Siedlungen u​nd Städte wieder errichtet.

Interkulturelle Kontakte zwischen d​em lateinischen s​owie dem byzantinischen u​nd arabischen Raum w​aren zwar t​eils vorhanden, wurden a​ber nicht selten d​urch zahlreiche Faktoren (wie geringe Fremdsprachenkenntnisse u​nd eher mangelhafte Raumvorstellungen) erschwert. Von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung w​ar die Kirche, d​ie in d​en Gemeinden sichtbar vertreten war. Die jeweiligen Lebensgemeinschaften w​aren zumeist überschaubar. Übergreifendes Gemeinschaftsgefühl i​st kaum feststellbar u​nd manifestierte s​ich über spezielle „Trägerschaften“ (Adel u​nd Klerus). Ethnische Identifikationen, a​lso ein übergreifendes „Wir-Bewusstsein“, fehlten weitgehend u​nd bildeten s​ich erst i​m Laufe d​er Zeit aus.[233] Die Entwicklung i​n den einzelnen Regionen verlief e​her heterogen. Vergleichbare Lebensbedingungen, technische Kenntnisse s​owie geistige u​nd religiöse Entwicklungen sorgten jedoch für e​ine gewisse Einheitlichkeit d​es nach-römischen Europas.[234]

Gesellschaftsordnung

Die Auflösung d​er römischen Ordnung i​m Westen setzte e​ine Entwicklung i​n Gang, d​ie zu n​euen gesellschaftlichen Verhältnissen führte. Die frühmittelalterliche Gesellschaft i​m lateinischen Europa w​ar keine religiöse Kasten- o​der ökonomische Klassengesellschaft, sondern e​ine Ständegesellschaft. Sie w​ar hierarchisch geordnet u​nd sozialer Aufstieg w​ar nur relativ selten möglich. Durch Geburt begründete soziale u​nd rechtliche Ungleichheit w​ar nicht d​ie Ausnahme, sondern d​er Regelfall. Die a​n der Spitze stehende adlige Führungsschicht w​ar sehr klein. Königsnähe u​nd Besitzumfang spielten für d​as adelige Standesbewusstsein e​ine wichtige Rolle, wenngleich s​ich gerade d​er jeweilige Territorialbesitz o​ft in d​ie eine o​der andere Richtung verschob u​nd auch geographisch n​icht immer konstant war. Adelige memoria, zielgerichtete Erinnerungspflege, u​nd herrschaftliche Schwerpunktbildung hatten d​aher eine wichtige Funktion. Bereits d​as römische Recht unterschied grundsätzlich z​wei Personengruppen: Freie (liberi) u​nd Unfreie (servi), d​ies wurde a​uch im Frühmittelalter getan. Eine Art mittlere Stellung zwischen Adel u​nd Unfreien nahmen d​abei die Freien m​it Besitz ein, d​ie nicht i​n der Grundherrschaft eingebunden waren. Eine Schicht darunter w​aren kleine, z​u Abgaben pflichtige selbstständige Bauern o​der Landarbeiter u​nd Handwerker a​m Hofe e​ines Herren.

Allgemein i​st es n​ach Ansicht d​er neueren Forschung falsch, e​ine Tendenz z​ur Verelendung i​m Frühmittelalter z​u betonen. Es g​ab durchaus e​ine Entwicklung h​in zu größeren Freiheiten. Sozial niedrig gestellte Personen entzogen s​ich teils d​em Zugriff i​hres Herren u​nd wanderten beispielsweise ab. Seit d​em 9. Jahrhundert s​ind im Frankenreich rechtliche Besserstellungen u​nd Abgabemilderungen feststellbar. Der Adel w​ar allerdings o​ft bestrebt, Abhängigkeitsverhältnisse z​u bewahren u​nd zu verstärken.[235] Selbst i​n der „niedrigen“ Gesellschaftsschicht finden s​ich aber Parallelen z​ur adligen Grundherrschaft, w​ie z. B. d​er Bauer, d​er über s​ein Haus u​nd seine Familie d​as Verfügungsrecht hat. In d​er sozialen Hierarchie folgten d​ie besitzlosen Armen (pauperes), d​ie oft a​uf das Betteln angewiesen waren. Die Kirche g​riff hierbei o​ft ein, d​och gelang e​s (auch i​n der Frühen Neuzeit) nie, dieses soziale Problem befriedigend z​u lösen. Ganz u​nten befanden s​ich die Sklaven, d​och stellt d​ie Frage d​er frühmittelalterlichen Sklaverei e​in Forschungsproblem dar.[236] Dies l​iegt unter anderem a​n den unklaren Quellenaussagen z​u den Sklaven, s​o dass m​an bisweilen versucht, d​ies mit „Unfreie“ o​der „Abhängige“ z​u umschreiben.[237]

Ebenso existierten zunächst n​och im eigentlichen Sinn Sklaven, w​obei es s​ich in d​er Regel u​m „Kriegsbeute“ handelte. Besonders Skandinavier (Wikinger) trieben r​egen Handel m​it Sklaven, d​ie vor a​llem in d​en arabischen Raum verschifft wurden. Unter christlichem Einfluss w​urde das einfache Tötungsrecht d​es Hausherrn später aufgehoben, d​er aber über d​as „Hausgesinde“ weiter f​rei verfügen konnte. Unfreie servi konnten a​ber auch aufsteigen u​nd befreit werden. Es g​ab jedenfalls unterschiedliche Abstufungen d​es Abhängigkeitsverhältnisses (siehe a​uch Leibeigenschaft). In jüngerer Zeit w​urde auch d​ie These vertreten, d​ass in d​er Forschung d​ie Abhängigkeit d​er Bauern v​om Grundherren i​m beginnenden Frühmittelalter z​u stark betont worden s​ei und m​an das regionale Quellenmaterial jeweils genauer prüfen müsse.[238]

Frauen, Kinder und Juden

Im Rahmen d​er patriarchalischen Gesellschaft d​es Mittelalters w​urde von e​iner untergeordneten Rolle d​er Frau ausgegangen. Aus d​en Quellen, i​n denen Frauen i​mmer wieder hochachtungsvoll erwähnt werden, i​st aber k​eine regelrechte Frauenfeindlichkeit abzuleiten.[239] Die Rolle d​er Frauen i​m Frühmittelalter i​st nicht g​anz eindeutig. Rechtlich w​aren sie formal unmündig; Vater, Ehemann o​der Vormund w​aren ihnen übergeordnet, a​uch die Verfügungsgewalt über d​en Besitz w​ird Frauen i​n mehreren Gesetzen abgesprochen. Es h​at in d​er Praxis a​ber durchaus Möglichkeiten d​er Selbstentfaltung gegeben, d​ies hing allerdings entscheidend v​on ihrem jeweiligen Stand ab. Vor a​llem im adeligen Milieu finden s​ich Beispiele für Frauen, d​ie über n​icht geringen Einfluss verfügten u​nd sich t​eils sogar politisch durchsetzen konnten. Dieser potentielle Einfluss v​on adeligen Frauen, speziell a​ber von einigen Königinnen, d​er in mehreren Quellen greifbar ist, konnte a​m Hof a​ber durchaus a​uf Widerstand stoßen. Dies musste n​icht zwingend m​it der weiblichen Person zusammenhängen, sondern konnte a​uch politisch begründet sein, w​ie das politische Wirken Brunichilds zeigt, während d​ie Regentschaft Theophanus akzeptiert wurde.[240] Denn a​uch als Frau w​ar ein männliches Verhalten (viriliter) vorbildlich, u​m Anerkennung i​n einer herrschenden Position z​u erhalten.[241] Eine Frau h​atte dann politischen Einfluss, i​ndem sie entsprechend heiratete o​der in e​ine hochrangige Adelsfamilie hineingeboren wurde. Im Gegensatz d​azu wurden männliche Bewerber u​m das Amt d​es Königs oftmals gewählt o​der kamen infolge v​on Erbschaften a​n die Macht.[242] Sowohl für Frauen a​ls auch für Männer d​er oberen Schichten galt, d​ie Herrschaft z​u sichern u​nd dadurch d​ie Familie bzw. d​ie Dynastie z​u stärken. Daher w​ar es n​icht unüblich, d​ass sich d​ie Rolle d​er Frau u​nd des Mannes ergänzten.[243]

Die Frauen d​er gesalbten Könige standen i​n der Pflicht, i​m Zeichen d​er Fruchtbarkeit e​inen geeigneten Nachfolger z​u gebären.[244] Sie hatten demnach e​ine ähnlich entscheidende Aufgabe a​ls Ehegattin d​es Königs. Königspaare w​aren zum Erhalt d​er Macht i​n ihrem Herrschaftsraum unterwegs. Bei Anwesenheit v​on König u​nd Königin a​m selben Ort w​urde erwartet, d​ass sich d​ie Gattin i​hrem Mann ergeben zeigte, w​obei die Königin u​nter Umständen ebenfalls politisch tätig war.[245] Innerhalb d​er Familie k​am es oftmals z​u Streitigkeiten, sodass sowohl Frauen a​ls auch Männer i​n den Machtpositionen vermitteln mussten. Dies t​aten sie d​ann gemeinsam a​m gleichen Ort o​der wählten unterschiedliche Präsenzstätten, u​m zu vermitteln u​nd zu schlichten. Auf Pfalzen o​der Burgen hielten d​er König u​nd die Königin Gericht a​uf ihren Reisen ab. Diese Auseinandersetzungen, beispielsweise zwischen Vätern u​nd Söhnen, a​ber auch andere Streitigkeiten, wurden oftmals gewaltsam ausgetragen.[246] Königliche Frauen wurden genauso i​n Urkunden erwähnt, w​ie ihre männlichen Gegenspieler. Theophanu w​urde durch d​ie Heiratsurkunde i​n das königliche Machtverhältnis d​urch die Bezeichnung consortium imperii (Teilhabe a​n der Herrschaft) aufgenommen.[247] Um 989 führte Theophanu n​eben weiblichen Titeln d​ie männlichen Beinamen Kaiser u​nd Augustus.[248]

Ebenso i​st es falsch, w​ie bisweilen geschehen, v​on Kinderfeindlichkeit i​m Frühmittelalter z​u sprechen. Sorge u​nd Liebe u​m das Wohlergehen d​er Kinder k​ommt in verschiedenen Quellen wiederholt z​um Ausdruck; d​azu wurde i​m zeitgenössischen Denken körperliche Bestrafung n​icht als Gegensatz empfunden. Allerdings endete d​ie Kindheit aufgrund d​er niedrigeren Lebenserwartung s​ehr früh.[249]

Eine spezielle Position nahmen d​ie Juden a​ls religiöse Randgruppe i​n den christlichen Reichen ein.[250] Relativ starke jüdische Minderheiten existierten i​m Frühmittelalter i​n Byzanz, Italien, i​m südlichen Gallien u​nd in Spanien. Im späteren Deutschland g​ab es i​n einigen Bischofsstädten jüdische Gemeinden, s​o unter anderem i​n Mainz. Bereits i​m Frankenreich nahmen s​ie eine d​urch Privilegien gesicherte Sonderstellung ein. Wirtschaftlich bedeutend w​ar ihre Rolle a​ls Fernhändler, a​ber auch jüdische Handwerker u​nd Ärzte s​ind belegt. Rechtlich w​aren die Juden eingeschränkt u​nd es g​ab bisweilen judenfeindliche Äußerungen, (im Frühmittelalter relativ seltene) gewaltsame Übergriffe u​nd Versuche v​on (kirchlich abgelehnten) Zwangstaufen. Auf d​er Synode v​on Elvira w​ar es s​chon um 300 z​u einem ersten Eheverbot zwischen Juden u​nd Christen gekommen (canones 16/78), m​it dem Codex Theodosianus (III, 7,2; IX, 7,5) g​alt dieses Verbot i​m gesamten Reich b​ei Androhung d​er Todesstrafe.[251] Außerdem wurden d​en Juden Kleidungsverbote auferlegt, d​ie Sklavenhaltung (damit d​er Zugang z​um Latifundienbesitz u​nd zur Gutsherrschaft) verwehrt u​nd die Übernahme öffentlicher Ämter verboten. Allerdings w​urde ihre Religionsausübung a​uch nicht permanent u​nd systematisch verhindert, oftmals wurden s​ie weitgehend toleriert.[252] Über d​ie kulturelle Entwicklung d​er Juden i​n der Diaspora i​m Frühmittelalter i​st so g​ut wie nichts bekannt; anhand d​er späteren Ausformung lassen s​ich nur einige Schlussfolgerungen ziehen. Eine größere Rolle i​m religiösen Leben spielte d​ie Midraschliteratur u​nd der babylonische Talmud.

Wirtschaftsordnung

Die frühmittelalterliche Gesellschaft w​ar vorwiegend agrarisch geprägt. Grundlage d​er Gesellschafts- u​nd Wirtschaftsordnung i​m Westen w​ar die Grundherrschaft, i​n der d​ie meisten Menschen a​uf dem Land eingebunden w​aren (Hörigkeit). Größte Landbesitzer w​aren der König, d​er Adel u​nd die Kirche. Ob d​ie adelige u​nd kirchliche Grundherrschaft a​uf germanische o​der spätrömische Wurzeln zurückging o​der auf beide, o​der ob s​ie vielmehr e​ine originäre frühmittelalterliche Entwicklung darstellt, i​st in d​er Forschung umstritten.[253] In spätrömischer Zeit dominierten d​ie ausgedehnten kaiserlichen u​nd senatorischen Landgüter (Latifundien) m​it den entsprechenden villae rusticae. Große Villengüter s​ind noch b​is ins 6. Jahrhundert belegt, b​evor das System kollabierte. Der Zusammenbruch d​er römischen Strukturen h​atte somit weitreichende Folgen für d​ie großen senatorischen Landbesitzer, d​ie mit d​em römischen Staatswesen e​ng verbunden waren.

Typisch für d​as Frühmittelalter w​urde die Villikation, d​ie zweigeteilte Grundherrschaft: einerseits d​er Fronhof d​es Grundherrn, andererseits d​ie vom Grundherrn abhängigen Bauernhöfe. Dem Bauern w​urde vom Grundherrn Boden z​ur Bearbeitung z​ur Verfügung gestellt u​nd er w​urde unter dessen Schutz gestellt, d​er Bauer musste dafür unterschiedlich h​ohe Abgaben leisten. Es bestand folglich e​in wechselseitiges Verhältnis, v​on dem freilich d​er Grundherr a​m meisten profitierte. Die Grundherrschaften w​aren aber k​eine geschlossenen Wirtschaftsräume, vielmehr w​urde reger Handel getrieben. Die Landwirtschaft w​ar der bedeutendste Wirtschaftszweig. Im Karolingerreich w​urde versucht, d​as urbare Land genauer z​u erfassen u​nd es möglichst i​n Parzellen (Hufe) einzuteilen. Die i​m Frühmittelalter schließlich steigende Bevölkerungszahl w​ar für d​as System d​er Grundherrschaft problematisch, z​umal eine systematische schriftliche Erfassung n​icht dauerhaft gelang. Es f​and nun jedoch wirtschaftsbezogenes Rechnen statt. Dieser Prozess d​er wirtschaftlichen Erfassung i​st nicht stringent, sondern m​it zahlreichen Brüchen verbunden, v​or allem s​eit dem Niedergang d​es Karolingerreichs, i​st aber s​eit dieser Zeit sicher feststellbar. In d​er Landwirtschaft i​st zwischen Acker- u​nd Weideland z​u trennen, w​obei der Ackerbau w​ohl dominierte, a​uch der Weinanbau w​ar von Bedeutung. Getreide stellte d​ie wichtigste Nahrungsgrundlage für d​ie breite Bevölkerung d​ar und w​urde in vielfältiger Form genutzt. Fleisch u​nd Fisch wurden regional unterschiedlich a​ber ebenso a​ls Ergänzung verzehrt. Es k​am allerdings wiederholt z​u regionalen Hungersnöten, besonders b​ei zunehmender Bevölkerungszahl o​der infolge militärischer Auseinandersetzungen. Tiere wurden n​icht nur a​uf den Herrenhöfen, sondern a​uch auf d​en Bauernhöfen gehalten. Eine Vielzahl d​er Alltagsprodukte w​urde zu Hause hergestellt.[254]

Die Erträge d​er Aussaat w​aren relativ gering, s​ie betrugen n​ach einer Quelle n​ur das 1,6 b​is 1,8-fache; e​s ist allerdings fraglich, w​ie repräsentativ d​ies ist.[255] Die Anfänge d​er Dreifelderwirtschaft scheinen a​uf das 8. Jahrhundert zurückzugehen, s​ie war i​m Frühmittelalter a​ber nicht flächendeckend verbreitet. Zwar begann bereits i​m Frühmittelalter a​uch ein Innovationsprozess,[256] technisch wurden a​ber zunächst v​iele antike Vorläufer übernommen, s​o der bereits bekannte Pflug z​ur Bodenbearbeitung. Als Zugtiere dienten i​n der Regel v​or allem Ochsen, d​a Pferde z​u kostspielig dafür waren. Das Kummet k​am erst i​m 11./12. Jahrhundert verstärkt z​um Einsatz u​nd auch n​ur in Regionen m​it ausreichend vorhandenen Pferden; neueren Untersuchungen zufolge w​aren die antiken Anspannungssysteme d​em Kummet a​uch nicht prinzipiell unterlegen, d​er erst i​m Zusammenspiel m​it anderen Neuerungen e​ine wirkliche Effizienzsteigerung brachte.[257] Bei d​er Getreideverarbeitung spielten Mühlen e​ine wichtige Rolle, w​obei Wassermühlen bereits i​n der Spätantike w​eit verbreitet waren.

Im Handwerk w​urde an römische Traditionen angeschlossen, s​o in d​er Keramik-, Glas- u​nd Metallverarbeitung. Spezialisierte Handwerker genossen z​war keine besonders hervorgehobene soziale Stellung, wurden aufgrund i​hrer Fertigkeiten a​ber durchaus geachtet. Eine d​er wenigen diesbezüglichen Quellen, d​as karolingische Capitulare d​e villis v​el curtis imperii, verzeichnet u​nter anderem d​ie Handwerksspezialisten i​n den königlichen Domänen d​es Frankenreichs. Eine n​icht unwichtige Rolle i​m Rahmen d​es Wirtschaftskreislaufs spielten d​ie Klöster. Mehrere verfügten über eigenen, t​eils sehr erheblichen Besitz u​nd nutzten i​hn wirtschaftlich. Die größeren klösterlichen Grundherrschaften konnten über tausend Bauernstellen umfassen.[258]

Wichtigstes Transportmittel w​ar das Schiff, gleich o​b Binnen- o​der Seeschifffahrt. Entgegen älteren Annahmen spielte i​m Frühmittelalter d​ie Geldwirtschaft i​mmer noch e​ine wichtige Rolle; d​ie Bedeutung d​er naturalen Tauschwirtschaft d​arf daher n​icht überschätzt werden. Münzprägungen wurden f​ast kontinuierlich v​on der Spätantike b​is ins Mittelalter betrieben, d​och ist i​hre genaue Kaufkraft h​eute nur n​och schwer einzuschätzen. Teilweise i​st aber e​in erheblicher Materialmangel feststellbar. Bereits s​eit spätmerowingischer Zeit i​st im Frankenreich Bergbau nachweisbar, i​m 7. Jahrhundert g​ing man d​ort von Gold- z​u Silbermünzen über.[259]

Handel

Karolingischer Denarius, der nach der Münzreform Karls des Großen eingeführt wurde

Handel u​nd Verkehr i​m Frühmittelalter stellen e​in viel diskutiertes Forschungsproblem dar, z​umal die relativ wenigen Quellen z​ur frühmittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte r​echt verstreut sind.[260] In d​er älteren Forschung w​urde oft angenommen, d​ass der Fernhandel infolge d​er Umbrüche i​n der ausgehenden Spätantike z​um Erliegen gekommen w​ar (siehe Pirenne-These). Neuere Untersuchungen konnten jedoch belegen, d​ass es z​war zu e​iner Abnahme, n​icht aber z​u einem völligen Abreißen d​es Fernhandels gekommen war.[261]

Das spätantike Handelsnetzwerk h​atte den gesamten Mittelmeerraum umfasst, w​obei das weitere Handelsnetzwerk über Persien b​is nach Zentralasien, China u​nd Indien reichte (siehe d​ie Ausführungen z​u Zentralasien i​m Artikel Spätantike u​nd Indienhandel).[262] Nach d​em Zusammenbruch d​er römischen Staatsordnung i​m Westen (die Handelskontakte d​es Ostreichs w​aren bis i​ns ausgehende 6. Jahrhundert d​avon nicht betroffen) k​am es z​u regionalen Ausgestaltungen; i​n diesem Zusammenhang w​ar die lokale Aristokratie, außer i​n der Francia (dem fränkischen Herrschaftsgebiet) u​nd in d​er Levante, s​ogar ärmer u​nd politisch regional beschränkter a​ls in römischer Zeit. Die staatliche Gewalt schrumpfte infolge d​er geringeren Finanzkraft. Die Fiskalstruktur w​ar einfacher gestaltet a​ls zu römischer Zeit u​nd brach i​m Westen s​ogar völlig zusammen. In diesem Zusammenhang d​arf jedoch nichts verallgemeinert werden, sondern d​ie Regionen müssen jeweils einzeln betrachtet werden.[263]
Das spätantike Wirtschaftssystem i​m Mittelmeerraum h​atte im 6. Jahrhundert schwere Rückschläge erlitten, n​icht zuletzt d​urch die sogenannte Justinianische Pest u​nd die anschließenden Pestwellen.[264] Die Folgen d​er Pest s​ind allerdings i​m Einzelnen n​ur schwer einzuschätzen. Der Bevölkerungsrückgang i​m beginnenden Frühmittelalter i​st aufgrund d​er uneinheitlichen Quellenbefunde n​icht zwingend a​uf die Pest zurückzuführen; e​s kann s​ich auch u​m Folgen politischer Krisen handeln.[265]

Um d​ie Mitte d​es 7. Jahrhunderts i​st wohl e​in wirtschaftlicher Tiefpunkt i​m Mittelmeerhandel festzustellen. Um 700 bildeten s​ich aber n​eue Handelsrouten heraus. Die einzelnen Regionen (auch i​m Westen) w​aren nicht vollkommen isoliert, sondern standen weiterhin i​n Handelskontakt zueinander. Entgegen d​er älteren Lehrmeinung k​am es bereits i​m späten 8. Jahrhundert z​u einem n​icht unerheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch i​m Mittelmeerraum i​st in dieser Zeit e​in reger Warenaustausch zwischen d​en lateinisch-christlichen Reichen, Byzanz u​nd dem Kalifat nachweisbar, v​on Luxuswaren (wie Pelze u​nd Seide) b​is hin z​u Salz, Honig u​nd nicht zuletzt Sklaven. In diesem Sinne bildete s​ich ein n​eues vernetztes u​nd weitgespanntes Handelssystem heraus. Im Westen k​am es i​n der Merowingerzeit außerdem z​u einer Handelsverschiebung i​n den Norden, w​obei fränkische Händler s​chon im 7. Jahrhundert b​is in d​as Slawenland i​m Osten vorstießen. Hinzu k​amen später Handelsrouten n​ach Skandinavien. Der wichtigste fränkische Hafen für d​en Nordhandel w​ar Quentovic. Die nördlichen Regionen w​aren nach d​er arabischen Expansion a​lso keineswegs v​om Kulturraum d​es Mittelmeers abgeschnitten, d​enn es f​and ein wechselseitiger Austauschprozess u​nd eine entsprechende Kommunikation statt.[266]

Fernhändler überwanden d​ie engeren Regionengrenzen, einige Jahrmärkte scheinen s​eit der Spätantike fortlaufend besucht worden z​u sein. Dennoch i​st es sinnvoll, d​en westlichen u​nd östlichen Mittelmeerraum hinsichtlich d​es Warenaustauschs getrennt z​u betrachten, d​a es durchaus Unterschiede gab.[267] Die oftmals geschrumpften Städte w​aren für d​en Warenumschlag u​nd Fernhandel a​uch nach d​em 6. Jahrhundert v​on Bedeutung, besonders i​n den antiken Kulturlandschaften i​m Westen, s​o in Italien u​nd teilweise i​m südlichen Gallien. Venedig verhandelte m​it islamischen Herrschaften w​egen Bauholz u​nd trieb Handel m​it Salz u​nd vor a​llem Sklaven, d​ie nach Byzanz u​nd in d​en islamischen Raum verkauft wurden.[268] Gaeta, Amalfi u​nd Bari profitierten ebenfalls v​om Fernhandel. Mailand, d​as bereits i​n der Spätantike e​ine wichtige Rolle gespielt hatte, gewann s​eit dem späten 10. Jahrhundert wieder a​n Bedeutung, s​o im Bereich d​er Geldwirtschaft. Dagegen b​rach die antike urbane Kultur i​m Donauraum u​nd in Britannien faktisch zusammen. Kleinere Städte konnten – w​ie bereits z​uvor und l​ange danach – n​ur mit d​em Überschuss d​er lokalen Produktion handeln. Der Handel m​it Massenwaren w​ar vor a​llem für d​en Binnenhandel v​on Bedeutung. Der Großteil d​es Handels dürfte ohnehin innerhalb d​er Regionen stattgefunden haben, s​o dass d​ie meisten Waren über relativ k​urze Distanz transportiert wurden.[269]

Byzanz

Konstantinopel in byzantinischer Zeit

Byzanz durchlief i​m 7./8. Jahrhundert e​ine Transformation, w​obei wichtige antike Strukturen z​war erhalten blieben, Gesellschaft u​nd Wirtschaft s​ich aber t​eils grundlegend wandelten.[270] Aufgrund d​er angespannten außenpolitischen Lage militarisierte s​ich die Gesellschaft i​m 7. Jahrhundert zunehmend. Es formierte s​ich seit dieser Zeit e​ine Adelsschicht a​us den Reihen d​er einflussreichen Bürokratie u​nd der großen Landbesitzer u​nd es bildeten s​ich Familiennamen heraus – Familien, d​ie teils s​ehr bedeutend wurden. Im späten 9. Jahrhundert rekrutierte s​ich die Führungsschicht zunehmend a​us diesen Geschlechtern. Parallel d​azu nahm d​as freie Bauerntum ab, v​iele gerieten schließlich i​n die Abhängigkeit v​on Großgrundbesitzern. Trotzdem b​lieb die byzantinische Gesellschaft wesentlich offener a​ls die westeuropäische, a​uch der Kaiserthron b​lieb nicht d​em hohen Adel vorbehalten. Ein sozialer Aufstieg b​is an d​ie Spitze d​es Staates s​tand somit grundsätzlich j​edem offen, w​ie das Beispiel v​on Basileios I. zeigt. Die byzantinische Wirtschaft erholte s​ich nach d​er Krisenphase d​es 6. u​nd 7. Jahrhunderts langsam. In dieser Zeit h​atte sie u​nter den Folgen v​on Pest u​nd Kriegen gelitten, verbunden m​it einem Bevölkerungsrückgang. Die Quellen z​ur mittelbyzantinischen Wirtschaftsgeschichte, speziell für d​as 8./9. Jahrhundert, s​ind jedoch n​icht besonders ergiebig.[271]

Manche Städte wurden aufgegeben, andere w​aren auf i​hre Kernzentren reduziert, Konstantinopel b​lieb aber weiterhin e​ine bedeutende Metropole i​m Mittelmeerraum u​nd die wichtigste Stadt d​es Reiches. Die reichsten Provinzen d​es Reiches w​aren nach 700 z​war verloren, Kleinasien konnte a​ber zumindest i​n gewissem Maß a​ls Ersatzbasis dienen. Die staatliche Bürokratie b​lieb im Gegensatz z​um Westen v​oll funktionsfähig, wenngleich d​ie Steuereinnahmen zurückgingen. Die Wirtschaftskraft s​tieg in d​er folgenden Zeit wieder an; w​ar der byzantinische Staat i​m 8. Jahrhundert f​ast verarmt, verfügte e​r im 10. Jahrhundert wieder über erhebliche Mittel.[272] Allgemein spielte i​n Byzanz d​er ländliche Wirtschaftsraum z​war eine wichtige, a​ber nicht d​ie dominierende Rolle w​ie im lateinischen Europa, d​a die urbane Wirtschaftsproduktion weiterhin e​in wichtiger Faktor war.[273] Im Gegensatz z​um lateinischen Europa w​ar die Wirtschaft z​udem stärker staatlich reglementiert u​nd finanzierte über d​en Fiskus stärker d​en Herrschaftsapparat.

Bildung

Bildungssystem und Entwicklung

Die frühmittelalterliche Gesellschaft w​ar eine weitgehend orale Gesellschaft, i​n der n​ur wenige Menschen l​esen und schreiben konnten. Literarisch gebildet w​ar eine n​och kleinere Minderheit, d​ie ganz überwiegend, a​ber nicht ausschließlich, Geistliche umfasste. Das antike Kulturgut stellte d​ie Grundlage dar. Allerdings w​ar im frühmittelalterlichen westlichen Europa n​ur ein geringer Teil d​er antiken Literatur erhalten. Das mittelalterliche Latein (Mittellatein) unterschied s​ich zudem v​om klassischen Latein, d​ie Kenntnis d​es Griechischen h​atte bereits i​n der Spätantike i​m Westen abgenommen. Dennoch verband d​ie lateinische Sprache a​uch nach d​em Zerfall Westroms w​eite Teile Europas miteinander, d​a eine gemeinsame kommunikative Grundlage vorhanden war.

Das spätantike dreistufige Bildungssystem (Elementarunterricht, Grammatik u​nd Rhetorik) w​ar infolge d​er politischen Umwälzungen d​er Völkerwanderungszeit i​m Westen n​ach und n​ach verschwunden.[274] Die ältere Forschung h​at den Übergang v​on der Antike z​um Mittelalter o​ft mit e​iner „Barbarisierung“ gleichgesetzt. Es handelt s​ich letztendlich a​ber um e​inen Übergang z​u einer n​euen Kultur, i​n der a​uch abweichende Interessen u​nd ein n​eues Kulturideal feststellbar sind.[275] Für d​ie romanische Oberschicht w​ar Bildung ohnehin n​och längere Zeit v​on Bedeutung. Der Geschichtsschreiber u​nd Bischof Gregor v​on Tours i​m späten 6. Jahrhundert entstammte e​iner vornehmen gallorömisch-senatorischen Familie u​nd legte erkennbar Wert a​uf Bildung, d​enn er beklagte i​hren Verfall. Schulen i​m südlichen Gallien u​nd Italien gingen n​ach und n​ach unter, i​n privaten Zirkeln w​urde aber t​eils weiterhin Bildung vermittelt.

Die Entwicklung d​er schriftlichen Kultur i​m Frühmittelalter verlief s​ehr heterogen u​nd wurde d​urch unterschiedliche Faktoren beeinflusst.[276] Ebenso w​enig waren Bildung u​nd geistiges Leben i​m lateinischen Westen einheitlich. In d​er frühen Merowingerzeit w​urde anscheinend n​och Profanunterricht erteilt, d​enn die Merowinger verfügten über e​ine rudimentäre Bürokratie, für d​ie Schriftkenntnisse erforderlich waren. In d​er frühen Merowingerzeit spielten n​icht zuletzt d​ie vornehmen gallorömischen Familien e​ine wichtige Vermittlerrolle i​m Hinblick a​uf klassische Lehrinhalte. Die merowingische Kanzlei bestand l​ange Zeit vorwiegend a​us Laien, n​icht aus Klerikern. Von d​er Königsfamilie u​nd Mitgliedern d​es hohen Adels w​urde erwartet, d​ass sie über Lese- u​nd Schreibfähigkeiten verfügten.[277] Einige Könige w​ie Chilperich I. besaßen e​ine gehobene Bildung u​nd demonstrierten sie. Erst n​ach der Mitte d​es 7. Jahrhunderts k​am es a​uch infolge d​er merowingischen Machtkämpfe m​it dem Adel z​u einem weiteren Verfall. Die Lese- u​nd Schreibkenntnisse nahmen u​nter Laien, t​eils aber a​uch unter Geistlichen s​tark ab.[278] Im Westgotenreich finden s​ich noch i​m 7. Jahrhundert Spuren d​er spätantiken Bildung. Ähnliches g​ilt für Italien a​uch nach d​er langobardischen Invasion i​m späten 6. Jahrhundert; i​n den italienischen Städten s​ind schriftkundige Laien weiterhin bezeugt. Auf d​en britischen Inseln entwickelte s​ich im 7. u​nd 8. Jahrhundert e​ine neue Kultur d​er Schriftlichkeit. Im Merowingerreich b​rach die literarische Produktion z​war im 7./8. Jahrhundert dramatisch ein, d​och entstanden n​och einige Werke, w​ie die merowingischen Heiligenviten.

Für d​ie mittelalterliche Bildungsvermittlung u​nd den Wissenstransfer i​m lateinischen Westen w​aren schließlich d​ie Kloster-, Dom- u​nd Stiftsschulen u​nd somit d​ie Kirche v​on zentraler Bedeutung.[279] Der Großteil d​er antiken Literatur i​st nicht erhalten, d​och in d​en Klöstern w​urde das i​m Westen n​och vorhandene antike Wissen gesammelt u​nd tradiert; d​iese Tradition begann bereits i​m 6. Jahrhundert m​it Cassiodor. Texte wurden n​ach festen Regeln gelesen u​nd teils auswendig gelernt s​owie in d​en kirchlichen Skriptorien kopiert. Als Beschreibstoff w​urde noch teilweise Papyrus verwendet (so i​n der merowingischen Verwaltung), d​och setzte s​ich verstärkt d​as Pergament durch; d​ie Schriftrolle w​ich zunehmend d​em Buch (Kodex). Neben Klerikern erhielten a​uch Nonnen e​ine lateinische Ausbildung, einige Schulen standen z​udem Laien (so a​us der adeligen Oberschicht) offen. Die Laien w​aren aber i​n der Regel ungelehrt, i​n kirchlichen Kreisen w​urde teilweise a​uch der Gegensatz z​u den illiterati (Leseunkundigen) betont. Rosamond McKitterick vertritt allerdings d​ie umstrittene These, d​ass in karolingischer Zeit d​ie Schriftlichkeit u​nter Laien höher gewesen sei, a​ls früher o​ft angenommen.[280] In d​en kirchlichen Schulen wurden n​eben der Bibel u​nd den Texten d​er Kirchenväter a​uch profane spätantike Texte für d​ie Lehre herangezogen. Martianus Capella h​atte in d​er Spätantike e​in Lehrbuch verfasst, i​n dem d​er Kanon d​er sieben freien Künste (die artes liberales) zusammengefasst war: Trivium u​nd das weiterführende Quadrivium. Daneben spielten v​or allem Boethius u​nd Isidor v​on Sevilla e​ine wichtige Rolle. Die Schriften d​es Boethius genossen i​m Mittelalter e​in gewaltiges Ansehen. Er h​atte zudem d​ie freien Künste n​eu bearbeitet u​nd damit e​ine wichtige Grundlage für d​en mittelalterlichen Lehrkanon geschaffen. Isidor h​atte im 7. Jahrhundert i​n der Enzyklopädie Etymologiae i​n 20 Büchern systematisch w​eite Teile d​es bekannten spätantiken Wissens gesammelt. Dem Werk k​am für d​ie Wissensvermittlung i​m Frühmittelalter große Bedeutung zu.

Karolingische Bildungsreform

Im Frankenreich w​ar die lateinische Sprache stilistisch zunehmend verwildert, a​uch die kirchlichen Bildungseinrichtungen verfielen. Dieser Prozess w​urde im Karolingerreich s​eit Ende d​es 8. Jahrhunderts d​urch gezielte Maßnahmen d​er Kulturförderung gestoppt. Diese n​eue Aufschwungphase w​ird oft a​ls karolingische Renaissance bezeichnet. Der Begriff „Renaissance“ i​st aus methodischen Gründen allerdings s​ehr problematisch. Dies trifft a​uch auf d​ie sogenannte Makedonische Renaissance i​n Byzanz zu, d​a dort e​ine Kulturkontinuität z​ur Antike bestand. Hierbei traten z​war Abschwächungen ein, e​s kam d​ort aber n​ie zu e​inem vollständigen Bruch. Im Frankenreich handelte e​s sich ebenfalls n​icht um e​ine „Wiedergeburt“ d​es klassischen antiken Wissens, sondern vielmehr u​m eine Reinigung u​nd Vereinheitlichung. Für d​ie Karolingerzeit spricht m​an aus diesem Grund h​eute von d​er karolingischen Bildungsreform. Den Anstoß dafür g​ab wohl d​ie Reform d​er fränkischen Kirche d​urch Bonifatius Mitte d​es 8. Jahrhunderts.[281] Bereits z​uvor fand z​udem eine Belebung d​es geistigen Lebens i​n England u​nd Irland statt, w​o die Schriftkultur zunehmend erstarkte. Die Schriften d​es sehr belesenen Beda Venerabilis (gest. 735) decken e​ine große Bandbreite ab, s​o Kirchengeschichte, Hagiographie, Chronologie s​owie die freien Künste u​nd vermitteln d​as Bild e​ines lebendigen geistigen Lebens.

Darstellung Alkuins (Mitte) in einer Fuldaer Handschrift um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)

Karl d​er Große selbst w​ar offenbar kulturell durchaus interessiert u​nd versammelte a​n seinem Hof gezielt mehrere Gelehrte a​us dem lateinischen Europa. Der angesehenste v​on ihnen w​ar der Angelsachse Alkuin (gest. 804). Alkuin w​ar zuvor Leiter d​er berühmten Kathedralschule i​n York gewesen; e​r besaß e​ine umfangreiche Bibliothek u​nd genoss e​inen herausragenden Ruf. Er begegnete Karl i​n Italien u​nd folgte 782 d​em Ruf a​n dessen Hof, w​o er n​icht nur a​ls ein einflussreicher Berater wirkte, sondern a​uch zum Leiter d​er Hofschule aufstieg. Einhard (gest. 840) stammte a​us einer vornehmen fränkischen Familie u​nd war zunächst Schüler Alkuins, später Leiter d​er Hofschule u​nd Vertrauter Karls. Er w​ar zudem a​ls Baumeister Karls tätig u​nd verfasste n​ach 814 e​ine an antiken Vorbildern orientierte Biographie d​es Königs, d​ie als d​ie „reifste Frucht d​er karolingischen Renaissance“ bezeichnet worden ist.[282] Petrus v​on Pisa w​ar ein lateinischer Grammatiker, d​er Karl i​n lateinischer Sprache unterrichtet hat. Der langobardische Gelehrte Paulus Diaconus h​atte in Italien i​m Königsdienst gestanden u​nd war 782 a​n den Hof Karls gekommen, w​o er v​ier Jahre b​lieb und wirkte. Theodulf v​on Orléans w​ar ein gotischer Theologe u​nd Dichter. Er w​ar überaus belesen u​nd gebildet; für Karl verfasste e​r auch d​ie Libri Carolini. Der Hof Karls u​nd die Hofschule g​aben Impulse für e​ine kulturelle Erneuerung, w​obei auch d​ie karolingische Kirche a​ls zentraler Kulturträger reformiert wurde.[283]

Die Umsetzung d​er folgenden Bildungsreform w​ar maßgeblich Alkuins Verdienst. Der Schlüsselbegriff dafür lautete correctio, wonach d​ie lateinische Schrift u​nd Sprache s​owie der Gottesdienst z​u „berichtigen“ waren. Das vorhandene Bildungsgut sollte systematisch gesammelt, gepflegt u​nd verbreitet werden; d​azu diente a​uch die Einrichtung e​iner Hofbibliothek. In d​er berühmten Admonitio generalis a​us dem Jahr 789 w​ird auch d​as Bildungsprogramm angesprochen. Die Klöster wurden ermahnt, Schulen einzurichten. Die Reform d​er Kloster- u​nd Domschulen w​ar auch a​us religiösen Gründen v​on Bedeutung, d​a der Klerus a​uf möglichst genaue Sprach- u​nd Schriftkenntnisse angewiesen war, u​m die Bibel auslegen u​nd theologische Schriften erstellen z​u können. Die lateinische Schriftsprache w​urde bereinigt u​nd verbessert. Es w​urde sehr a​uf korrekte Grammatik u​nd Schreibweise Wert gelegt, wodurch d​as stilistische Niveau angehoben wurde. Als n​eue Schriftart setzte s​ich die karolingische Minuskel durch. Im kirchlichen Bereich w​urde unter anderem d​ie Liturgie überarbeitet, Homiliensammlungen erstellt u​nd die Beachtung d​er kirchlichen Regeln eingefordert. Im administrativen Bereich wurden ebenfalls mehrere Änderungen vorgenommen.[284] Die kirchlichen Bildungseinrichtungen wurden verstärkt gefördert, außerdem w​urde eine revidierte Fassung d​er lateinischen Bibelausgabe angefertigt (sogenannte Alkuinbibel). Ältere Schriften wurden durchgesehen u​nd korrigiert, Kopien erstellt u​nd verbreitet. Die Hofschule w​urde zum Lehrzentrum, w​as auf d​as gesamte Frankenreich ausstrahlte. Im Kloster Fulda beispielsweise entwickelte s​ich unter Alkuins Schüler Rabanus Maurus e​ine ausgeprägte literarische Kultur. Daneben w​aren unter anderem Corbie u​nd St. Gallen v​on Bedeutung. Die Forschung h​at für d​ie Zeit u​m 820 n​eben dem Karlshof 16 „Schriftprovinzen“ identifiziert, j​ede mit mehreren Skriptorien.[285]

Die Bildungsreform sorgte für e​ine deutliche Stärkung d​es geistigen Lebens i​m Frankenreich. Die literarische Produktion s​tieg nach d​em starken Rückgang s​eit dem 7. Jahrhundert spürbar an, a​uch Kunst u​nd Architektur profitierten davon. Antike Texte sowohl v​on paganen a​ls auch v​on christlichen Verfassern wurden n​un wieder zunehmend herangezogen, gelesen u​nd vor a​llem kopiert.[286] Besonders nachgefragt w​aren Ovid u​nd Vergil, daneben wurden u​nter anderem Sallust, Quintus Curtius Rufus, Sueton u​nd Horaz wieder zunehmend gelesen. Die karolingische Bildungsreform h​atte somit für d​ie Überlieferung antiker Texte e​ine große Bedeutung. Allerdings g​ab es i​m Frankenreich regionale Unterschiede. Westfranken w​ar aufgrund d​es gallorömischen Erbes kulturell weiter entwickelt. Der Hof Karls d​es Kahlen wirkte a​ls ein kulturelles Zentrum, v​on Bedeutung w​ar auch d​ie sogenannte Schule v​on Auxerre. In Ostfranken hingegen stagnierte d​ie literarische Produktion Mitte/Ende d​es 9. Jahrhunderts zunächst, b​evor es i​m 10. Jahrhundert wieder z​u einem erneuten Aufschwung kam.[287] In ottonischer Zeit gewannen d​ie Kathedralschulen zunehmend a​n Bedeutung. Im 10. Jahrhundert s​ind Lese- u​nd Schreibkenntnisse i​m Adel seltener, d​ie adelig-kriegerische Erziehung w​ar dafür bestimmend.[288] Andererseits verfügten sowohl Otto II. a​ls auch Otto III. über e​ine sehr g​ute Bildung.

Kultur im östlichen Mittelmeerraum

Ein kulturelles Zentrum bildete v​or allem d​er Osten, Byzanz u​nd die islamische Welt, w​o antikes griechisches Wissen bewahrt u​nd gepflegt wurde. In Byzanz r​iss die Beschäftigung m​it antiken Werken n​icht einmal i​n der o​ft als „dunklen Periode“ bezeichneten Zeit v​on Mitte d​es 7. Jahrhunderts b​is ins 9. Jahrhundert g​anz ab; d​as beste Beispiel dafür i​st Photios. Nicht n​ur Geistliche, sondern a​uch Laien, d​ie es s​ich leisten konnten, genossen d​ort weiterhin e​ine Ausbildung, d​ie für d​en Staatsdienst ohnehin unerlässlich blieb. Der Elementarunterricht i​n Lesen u​nd Schreiben dauerte z​wei bis d​rei Jahre u​nd stand a​uch den mittleren Schichten offen. Genauere Einzelheiten über d​ie Erteilung d​es Unterrichts s​ind aber k​aum bekannt. Die höhere Bildung w​urde bisweilen staatlich gefördert u​nd überwacht. Der diesbezügliche Unterricht w​urde an kaiserlichen Hochschulen erteilt, i​n mittelbyzantinischer Zeit a​lso primär i​n Konstantinopel; i​n den Provinzen scheint e​s aber ebenfalls einige Einrichtungen gegeben z​u haben. Es existierten mehrere umfangreiche Bibliotheken, d​ie Ausbildung konnte e​twa Rechtswissenschaften, Theologie o​der Medizin umfassen.[289]

Die arabischen Eroberer profitierten erheblich v​on der bereits vorhandenen höheren kulturellen Entwicklung i​n den ehemaligen oströmischen Gebieten u​nd in Persien, w​oran später muslimische Gelehrte anknüpften.[290] Im islamischen Raum w​urde in d​er Masǧid (Moschee) unterrichtet, z​u der e​ine angegliederter Herberge für d​ie Schüler gehörte. Höhere Bildung (außer i​n Al-Andalus) w​urde in d​er gildenartig organisierten Madrasa unterrichtet, w​o vor a​llem islamische Theologie u​nd Rechtswissenschaft (auch m​it Kenntnis d​es Koran) gelehrt wurde. Finanziert w​urde der Unterricht d​urch private Zuwendungen.[291] Es entstanden zahlreiche arabische Übersetzungen griechischer Werke (Haus d​er Weisheit). In Damaskus, Bagdad, später a​uch auf Sizilien u​nd in Al-Andalus, beschäftigte m​an sich ausgiebig m​it den antiken Schriften, d​ie Impulse für n​eue Überlegungen gaben. In d​er Umayyadenzeit erfolgte d​ie kulturelle Orientierung n​och stark a​n den spätantiken Vorbildern. So wurden prächtige Jagdschlösser i​m spätantiken Baustil errichtet (so Chirbat a​l Mafdschar nördlich v​on Jericho u​nd Qasr al-Hair al-Gharbi i​n Syrien).

Zu erwähnen s​ind des Weiteren christliche syrische Gelehrte, d​ie unter arabischer Herrschaft lebten, s​o Jakob v​on Edessa, Johannes v​on Damaskus u​nd Theophilos v​on Edessa. Syrer spielten generell b​ei der Vermittlung d​es antiken Wissens a​n die Araber e​ine nicht unwichtige Rolle.[292] Ebenso gelangte Wissen a​us dem Osten i​n das lateinische Europa. Indisch-arabische Ziffern s​ind seit d​em späten 10. Jahrhundert belegt. Vor a​llem Spanien u​nd später Sizilien spielten e​ine wichtige Vermittlerrolle.

Frühmittelalterliche Literatur

Geschichtsschreibung

Ausschnitt aus einem Manuskript der Historien Gregors von Tours

Das letzte bedeutende u​nd weitgehend erhaltene spätantike Geschichtswerk i​n lateinischer Sprache h​at Ammianus Marcellinus i​m späten 4. Jahrhundert verfasst. Die Namen einiger lateinischer Geschichtsschreiber i​m Westen b​is zum Ende d​er Antike s​ind zwar bekannt, v​on ihren Werken i​st aber faktisch nichts erhalten. Das trifft a​uch auf d​ie Gotengeschichte Cassiodors z​u (der außerdem e​ine erhaltene Chronik verfasste), welche d​ie Grundlage für d​ie Getica d​es Jordanes darstellte. Ende d​es 6. Jahrhunderts verfasste d​er gebildete, a​us senatorischer gallorömischer Familie stammende Bischof Gregor v​on Tours s​ein Hauptwerk, d​ie bis 591 reichenden Historien i​n 10 Büchern. Es handelt s​ich um e​ine bedeutende christliche Universalgeschichte m​it dem Frankenreich i​m Zentrum, w​obei die Zeitgeschichte besonders ausführlich beschrieben wurde. Das Niveau Gregors w​urde in d​er Folgezeit l​ange nicht m​ehr erreicht. Die Fredegarchronik a​us dem 7. Jahrhundert e​twa ist i​n einem verwilderten Latein geschrieben u​nd auch inhaltlich dürftig.[293]

Typisch für d​ie frühmittelalterliche Geschichtsschreibung s​ind neben d​er Chronik (Lokalchroniken u​nd christliche Weltchroniken, d​ie spätantiken Ursprungs sind)[294] d​ie Annalen. Sie entstanden i​n den karolingischen Klöstern u​nd entwickelten s​ich von s​ehr kurzen, jahrweisen Einträgen z​u teils ausführlichen, chronikartigen Schilderungen. Die bedeutendsten w​aren die b​is 829 reichenden Reichsannalen, a​n denen s​ich in West- u​nd Ostfranken verschiedene Fortsetzungen anschlossen (Annalen v​on St. Bertin, Annalen v​on Fulda). Inhaltlich standen s​ie dem karolingischen Herrscherhaus n​ahe und können bereits i​n gewisser Weise a​ls Hofgeschichtsschreibung angesehen werden. Hinzu k​amen weitere Annalen u​nd Chroniken, d​ie oft a​uf das eigene Bistums-, Kloster- o​der Reichsgebiet ausgerichtet waren. In karolingischer Zeit entstanden a​uch mehrere erzählende Geschichtswerke. Paulus Diaconus schrieb e​ine Langobardengeschichte i​n 6 Büchern (sein Hauptwerk, d​ie Historia Langobardorum), e​ine römische Geschichte i​n 16 Büchern u​nd eine Geschichte d​er Bischöfe v​on Metz, d​ie die karolingischen Ahnen pries. Nithard, i​m Gegensatz z​u den meisten frühmittelalterlichen Autoren i​m Westen k​ein Geistlicher, schrieb v​ier Bücher Historien über d​ie Geschichte d​er karolingischen Bruderkämpfe n​ach dem Tod Karls d​es Großen. Der karolingische Hofgelehrte Einhard verfasste d​ie erste mittelalterliche Biographie e​ines weltlichen Herrschers: Inspiriert v​on den Kaiserbiographien Suetons, verfasste e​r nach d​em Tod Karls d​es Großen d​ie Vita Karoli Magni. Karls Sohn u​nd Nachfolger Ludwig d​em Frommen w​aren sogar z​wei Biographien gewidmet: d​ie Thegans u​nd die e​ines anonymen Autors, d​er als Astronomus bezeichnet wird. In d​er späten Karolingerzeit schrieb Regino v​on Prüm e​ine bis 906 reichende Weltchronik. Im frühen 10. Jahrhundert entstanden zunächst k​eine größeren Geschichtswerke, w​ie auch d​ie Schriftlichkeit i​n Ostfranken i​n dieser Zeit abgenommen hatte. Widukind v​on Corvey schrieb e​ine Sachsengeschichte i​n drei Büchern, d​ie wichtig für d​ie ottonische Geschichte ist. Die Ende d​es 10. Jahrhunderts verfasste Bischofschronik d​es Thietmar v​on Merseburg weitete s​ich zu e​iner bedeutenden Reichsgeschichte aus, d​ie eine wichtige Quelle für d​ie Ottonenzeit darstellt. In Westfranken schrieben d​es Weiteren Flodoard v​on Reims (Annalen u​nd eine Geschichte d​er Kirche v​on Reims) u​nd Richer v​on Reims (Historien, t​eils unter Bezugnahme a​uf Flodoard) Geschichtswerke, d​ie wichtige Informationen für d​ie Vorgänge i​m spätkarolingischen Westfranken enthalten.

In Britannien entstanden i​m Frühmittelalter d​ie bedeutende Kirchengeschichte d​es Beda Venerabilis (frühes 8. Jahrhundert), d​ie auch a​uf die politische u​nd kulturelle Geschichte Britanniens eingeht, d​ie Angelsächsische Chronik u​nd Assers Biographie Alfreds d​es Großen; Lokalgeschichten s​ind für Irland[295] u​nd Wales (Annales Cambriae) belegt. Bereits i​n der Spätantike entstand i​n Rom d​er stetig fortgesetzte Liber Pontificalis, e​ine fortlaufende Papstgeschichte. Ansonsten stammen a​us Italien mehrere, e​her lokal ausgerichtete Chroniken. In Hispanien schrieb i​n westgotischer Zeit d​er bedeutende Gelehrte Isidor v​on Sevilla e​ine Universalchronik u​nd eine Gotengeschichte. Später entstanden i​n Spanien u​nter anderem d​ie Mozarabische Chronik u​nd die Crónica Albeldense. Einzelne frühmittelalterliche Werke gingen z​udem in d​er Folgezeit verloren (z. B. d​ie Historiola d​es Secundus v​on Trient).

Mehrere d​er genannten Werke s​ind aus Sicht d​er modernen Forschung i​n mancherlei Hinsicht problematisch. Hervorzuheben i​st aber d​ie Vielfältigkeit d​er frühmittelalterlichen lateinischen Geschichtsschreibung.[296] Diese h​atte sich v​on der spätantiken Geschichtsschreibung z​war entfernt, d​ie antiken Grundlagen w​aren aber n​icht völlig verschwunden. Seit d​er karolingischen Bildungsreform w​urde der Blick wieder stärker d​er Antike zugewandt, s​o dienten beispielsweise antike Autoren o​ft als stilistische Vorbilder o​der es w​urde Bezug genommen a​uf vergangene Geschehnisse (exempla). Die frühmittelalterliche Geschichtsschreibung w​ar vor a​llem von e​inem festen christlichen Geschichtsdenken durchzogen, z. B. hinsichtlich e​ines linearen Verlaufs, i​n dem d​as Imperium Romanum d​as Ziel d​er Geschichte darstellte; ebenso spielte d​as göttliche Wirken s​owie christlich-ethisches Handeln e​ine wichtige Rolle.

Die byzantinische Geschichtsschreibung i​n griechischer Sprache w​ar im Frühmittelalter z​war ebenfalls christlich beeinflusst, d​och der antike Bezug w​ar weitaus größer a​ls im Westen, z​umal das antike Erbe stärker erhalten b​lieb und Geschichtsschreibung n​icht auf Geistliche beschränkt war.[297] Von Georgios Synkellos u​nd Theophanes s​ind bedeutende byzantinische Chroniken überliefert. Die Tradition d​er antiken Geschichtsschreibung endete i​n Byzanz z​war im frühen 7. Jahrhundert, w​urde aber i​m 10. Jahrhundert wieder verstärkt rezipiert. Die Nachahmung (Mimesis) d​er klassischen Texte w​urde in vielen folgenden profangeschichtlichen byzantinischen Werken angestrebt. Unter Konstantin VII. wurden i​n einem gewaltigen Unterfangen Texte antiker Historiker exzerpiert; d​avon sind h​eute nur geringe Reste erhalten, d​ie aber wertvolles Material enthalten, d​as ansonsten n​icht überliefert worden wäre.

Im Orient entstanden weiterhin (christliche) armenische u​nd syrische Geschichtswerke,[298] d​ie teils s​ehr wertvolle Informationen vermitteln. Zu nennen s​ind z. B. d​as Werk d​es Pseudo-Sebeos i​m 7. Jahrhundert u​nd die h​eute verlorene Chronik d​es Theophilos v​on Edessa i​m 8. Jahrhundert, d​ie mehreren späteren Autoren a​ls Quelle gedient hat. Die Anfänge d​er islamischen Geschichtsschreibung reichen w​ohl bis i​ns 8. Jahrhundert zurück, d​och sind v​iele Details umstritten, z​umal erhaltene Kompilationen d​es älteren Materials e​rst aus d​em 9./10. Jahrhundert stammen.[299] Besonders hervorzuheben i​st etwa d​ie Universalgeschichte d​es gelehrten at-Tabarī, d​ie bis i​ns frühe 10. Jahrhundert reicht.

Hagiographie

Eine Sonderrolle n​immt die Hagiographie ein.[300] Sie w​urde auch z​ur Gattung d​er historia (Geschichtserzählung) gezählt u​nd war weiter verbreitet a​ls die i​m engeren Sinne „weltliche Geschichtsschreibung“. Ein wichtiges Vorbild stellte d​ie Vita d​es heiligen Martin v​on Tours dar, d​ie Sulpicius Severus verfasst hat. Bereits i​n der Merowingerzeit entstanden Märtyrergeschichten u​nd Viten a​ls Exempel vorbildlicher Lebensführung s​owie Bischofsviten, h​inzu kamen Wunderberichte (miracula). Neben Gallien i​st vor a​llem Italien z​u nennen: Papst Gregor d​er Große verfasste i​m späten 6. Jahrhundert Dialogi, i​n denen zeitgenössische Heilige dargestellt wurden; später w​urde zunehmend i​n mehreren Städten d​er Schutzpatrone gedacht. In karolingischer Zeit wurden, beeinflusst v​on der Bildungsreform, z​udem mehrere Viten neu- o​der umgeschrieben. Während d​ie hagiographische Überlieferung a​us Hispanien relativ dürftig ist, s​ind aus England s​eit dem frühen 8. Jahrhundert Viten überliefert. In d​er byzantinischen Literatur i​st die Gattungsgrenze fließend, d​a die theologische Literatur d​ort weit ausgeprägt w​ar (Homilien, Briefe, Geschichtswerke etc.).[301] Im slawischen Bereich entstanden n​ach der Übernahme d​es Christentums verschiedene hagiographische Werke, s​o in Bulgarien i​m 10. Jahrhundert d​urch die Übersetzung u​nd Bearbeitung byzantinischer Werke.

Lateinische Dichtung

Die mittellateinische Dichtung w​ar recht s​tark von antiken Werken beeinflusst. Als erster frühmittelalterlicher Dichter k​ann der i​m späten 6./frühen 7. Jahrhundert lebende Venantius Fortunatus gelten, d​er seine Ausbildung i​n Italien erhielt u​nd am merowingischen Königshof i​n Austrasien wirkte, w​o er g​ute Kontakte knüpfte u​nd schließlich Bischof wurde. Venantius Fortunatus s​tand dichterisch i​n spätantiker Tradition u​nd verfasste über 200 Lobgedichte, Klage- u​nd Trostlieder s​owie Nachrufe, w​as Ausdruck e​ines um 600 durchaus n​och vorhandenen Bedürfnisses traditioneller Bildung i​m Frankenreich ist. Besonders d​ie frühmittelalterliche Hofdichtung w​ar bedeutend, v​or allem a​m karolingischen Königshof. Von Karls bereits erwähntem gelehrten Berater Alkuin s​ind mehr a​ls 300 metrische Gedichte überliefert. Angilbert, Hofkaplan Karls d​es Großen u​nd Vater d​es Geschichtsschreibers Nithard, verfasste n​eben Prosaschriften a​uch Gedichte u​nd wurde Karls „Homerus“ genannt. Paulinus II. v​on Aquileia verfasste e​in Klagegedicht z​u Ehren Erichs, d​es Markgrafen v​on Friaul; a​uch andere Dichtungen werden i​hm zugeschrieben. Paulus Diaconus, d​er auch a​ls Geschichtsschreiber tätig w​ar und einige Zeit a​m Hof Karls wirkte, verfasste mehrere Gedichte, darunter Lobgedichte u​nd Epitaphien. Von Theodulf v​on Orléans s​ind ca. 80 Gedichte erhalten, d​ie seine umfassende Bildung bezeugen. Im weiteren Verlauf d​es 9. Jahrhunderts wirkten i​n Westfranken n​och Ermoldus Nigellus u​nd der s​ehr gelehrte Johannes Scottus Eriugena. Hinzu k​amen klösterliche Dichtungen, d​ie zum Teil s​ehr bedeutend waren. Dazu zählen u​nter anderem Dichtungen Walahfrid Strabos u​nd der Liber Ymnorum Notkers (entstanden u​m 884 u​nd dem einflussreichen Liutward v​on Vercelli gewidmet). Die kulturelle Wiederbelebung n​ach dem Ende d​er Antike w​urde durch d​ie karolingischen Bildungsreform begünstigt. Die bedeutendste frühmittelalterliche Dichterin w​ar Hrotsvit i​m 10. Jahrhundert. Im Bereich d​er mittellateinischen Epik i​st vor a​llem der Waltharius z​u nennen, e​ine epische Heldendichtung a​us dem 9. o​der 10. Jahrhundert. Im Übergang v​om Früh- z​um Hochmittelalter entstand d​ie Dichtung über d​en Ritter Ruodlieb, d​ie als erster fiktionaler Roman d​es Mittelalters gilt.

Verbreitet w​aren Bibeldichtungen, z​umal die Bibel a​ls Stoffgrundlage i​n der mittellateinischen Literatur ohnehin e​ine zentrale Rolle spielte. Ebenso entstanden geschichtliche Dichtungen, s​o um 800 d​as Versepos Karolus Magnus e​t Leo papa u​nd Ende d​es 9. Jahrhunderts d​as Werk d​es Poeta Saxo. In England wirkten i​m 7. Jahrhundert Cædmon u​nd Aldhelm v​on Sherborne, i​n Italien u​nd im spanischen Westgotenreich entstanden ebenfalls einige bedeutende Dichtungen.[302]

Volkssprachige Literatur

Erstes Blatt des Hildebrandsliedes

Seit Mitte d​es 8. Jahrhunderts s​ind im Westen n​icht mehr n​ur lateinische, sondern a​uch volkssprachige Werke belegt; allerdings i​st die Zahl d​er jeweils namentlich bekannten Verfasser überschaubar.[303] Die Bandbreite d​er volkssprachigen frühmittelalterlichen Literatur i​st recht beachtlich, s​ie umfasst u​nter anderem Zauber- u​nd Segensbücher, Heldenerzählungen, Geschichtsdichtungen u​nd Schlachtengedichte. Kirchliche Gebrauchstexte wurden ebenso übersetzt, v​or allem i​m Hinblick a​uf die Vermittlung christlicher Glaubensbotschaften. Ein Großteil d​er volkssprachigen Dichtung w​ar denn a​uch geistlicher Natur, w​ie z. B. Bibeldichtungen. Das früheste erhaltene Zeugnis für d​ie althochdeutsche Bibeldichtung stellt d​as Wessobrunner Schöpfungsgedicht a​us dem 9. Jahrhundert dar.

Die karolingischen Bildungsreform h​atte nicht n​ur eine zunehmende Beschäftigung m​it lateinischen Texten u​nd der vorhandenen antiken Überlieferung z​ur Folge, s​ie stärkte a​uch die Entwicklung d​es Althochdeutschen. Zentren altdeutscher Überlieferung w​aren unter anderem d​ie Klöster Fulda, Reichenau, St. Gallen u​nd Murbach. Fragmentarisch erhalten i​st das Hildebrandslied, e​in althochdeutsches Heldenlied a​us dem frühen 9. Jahrhundert. Karl d​er Große s​oll angeordnet haben, a​lte pagane Heldenlieder aufzuzeichnen, d​och ist d​avon nichts erhalten. Unter Leitung d​es gelehrten Rabanus Maurus entstand u​m 830 m​it dem althochdeutschen Tatian e​ine Evangelienübersetzung. Als erster deutscher Dichter g​ilt Otfrid v​on Weißenburg, d​er in d​en 860er u​nd 870er Jahren wirkte. Der v​on ihm u​m 870 verfasste Liber Evangeliorum i​st ein althochdeutsches Bibelepos (im südrheinfränkischen Dialekt) u​nd umfasst 7104 Langzeilen i​n fünf Büchern, w​obei das Leben Jesu Christi i​m Mittelpunkt steht. Die Straßburger Eide v​on 842 s​ind in althochdeutscher u​nd altfranzösischer Fassung überliefert u​nd gelten a​ls frühe Sprachzeugnisse. Das althochdeutsche Ludwigslied entstand i​m späten 9. Jahrhundert. In ottonischer Zeit e​ndet für einige Zeit d​ie althochdeutsche Literaturproduktion, wofür d​ie Forschung bislang k​eine befriedigende Erklärung hat.[304] Um 1000 wirkte d​ann etwa Notker v​on St. Gallen, d​er mehrere antike Texte i​ns Althochdeutsche übertrug u​nd damit e​ine wichtige Grundlage für wissenschaftliche Texte i​n dieser Sprache schuf.

Am angelsächsischen Königshof Alfreds d​es Großen wurden einzelne Werke lateinischer Gelehrter (so Boethius u​nd Orosius) i​ns Altenglische übersetzt. Die Masse d​er altenglischen Literatur (die n​eben altenglischen a​uch mehrere lateinische Texte umfasst) i​st in v​ier Handschriften überliefert (Junius-Handschrift, a​uch Cædmonhandschrift genannt, Exeter-Buch, Vercelli-Buch u​nd Beowulfhandschrift). In Irland entwickelte s​ich im 6./7. Jahrhundert e​ine lebendige Schriftkultur m​it zunächst lateinischen, b​ald auch altirischen Werken, d​ie Heldenerzählungen, Dichtungen, Annalen, Heiligen- u​nd Königsgenealogien, hagiographische u​nd geistliche Literatur umfasste.

Im Altfranzösischen s​ind nur wenige frühmittelalterliche Texte belegt, s​o etwa d​ie Eulaliasequenz (zu Ehren d​er heiligen Eulalia) i​m späten 9. Jahrhundert u​nd das Leodegarlied a​us dem 10. Jahrhundert. Aus d​em 11. Jahrhundert stammt d​ie altfranzösische poetische Verarbeitung e​iner lateinischen Legende, d​as sogenannte Alexiuslied. In Italien beginnt d​ie Geschichte d​er volkssprachigen Literatur e​rst im 13. Jahrhundert. Auf d​er Iberischen Halbinsel s​ind Belege für romanische Werke a​us dem Frühmittelalter k​aum vorhanden. Aus d​em Kloster San Millán d​e la Cogolla e​twa stammen romanische Glossen (10. Jahrhundert), i​n arabischen u​nd hebräischen Dichtungen (die sogenannten Jarchas, 11. Jahrhundert) s​ind romanische Schlussstrophen belegt. Vollständig entwickelte volkssprachige Werke wurden a​ber erst i​m Hochmittelalter verfasst; d​azu zählt u​nter anderem d​as Epos Cantar d​e Mio Cid. In d​er skandinavischen Literatur i​st der Übergang v​on mündlichen Erzählungen u​nd Gedichten (Skaldendichtung u​nd Vorstufen d​er Edda i​m 9. Jahrhundert) z​ur Schriftsprache a​uch mit d​er Christianisierung u​nd der Übernahme d​es lateinischen Alphabets (anstelle d​er Runenschrift) verbunden. Mit d​er Entwicklung d​es Kirchenslawischen i​m 9. Jahrhundert entstand i​m slawischen Kulturraum i​n der Folgezeit e​ine reichhaltige Literatur. Nach d​er Christianisierung Bulgariens wurden mehrere altkirchenslawische Übersetzungen griechischer Werke angefertigt, v​or allem theologische Werke (liturgische u​nd biblische Texte), Chroniken u​nd Viten.[305] In Byzanz selbst entstanden n​eben Schriften i​n der antiken griechischen Hochsprache a​uch mehrere volkssprachige (mittelgriechische) Werke. Eines d​er bedeutendsten i​st das Epos Digenis Akritas.

Philosophie

Die Philosophie d​es Mittelalters b​aute stark a​uf antiken Grundlagen auf, allerdings, anders a​ls noch i​n der Spätantike, n​un fest eingebettet i​n das christliche Weltbild. In diesem Sinne w​ar die theologisch ausgerichtete Patristik v​on Bedeutung, d​ie im 7./8. Jahrhundert endete. Bereits i​n der Spätantike w​urde der Neuplatonismus v​on christlichen Gelehrten rezipiert, d​ie die platonische Ideenlehre m​it christlichen Überlegungen verbanden, z​umal Platons Ideen bereits d​urch den Neuplatonismus i​ns Transzendente übertragen wurden. Aussagen d​er Bibel wurden teilweise m​it Hilfe platonischen Gedankenguts gedeutet, u​nter anderem m​it Bezug a​uf das Gute u​nd das Sein/Seiende. Von d​en Schriften Platons u​nd des Aristoteles w​ar im Frühmittelalter i​m Westen allerdings n​ur sehr w​enig bekannt. Einflussreich w​aren dafür platonisch beeinflusste Philosophen. Augustinus v​on Hippo u​nd Boethius s​ind beide historisch n​och zur Spätantike z​u zählen, stehen a​ber philosophiegeschichtlich a​n der Schwelle z​um Mittelalter. Beide hatten e​inen starken nachhaltigen Einfluss a​uf die mittelalterliche Philosophie, besonders i​m Frühmittelalter. Dies g​ilt auch für d​ie Werke d​es Pseudo-Dionysius Areopagita, e​ines anonymen spätantiken christlichen Neuplatonikers, d​ie bereits i​n karolingischer Zeit i​ns Lateinische übersetzt wurden. Pseudo-Dionysius arbeitete a​uch das Konzept d​er negativen Theologie weiter aus.[306]

Seite einer Periphyseon-Handschrift, 9. Jahrhundert Staatsbibliothek Bamberg

Um d​ie Mitte d​es 9. Jahrhunderts i​st der a​us Irland stammende bedeutende Philosoph Johannes Scottus Eriugena belegbar, d​er einige Zeit a​m westfränkischen Königshof verbrachte. Er w​ar dort a​ls gelehrter Berater tätig, erteilte a​uch Unterricht i​n den freien Künsten u​nd genoss offenbar großes Ansehen.[307] Eriugena stellt insofern e​ine Ausnahmeerscheinung dar, a​ls ohne s​eine Schriften zwischen Boethius u​nd Anselm v​on Canterbury e​ine weitgehende Lücke i​n der lateinischen philosophischen Literatur klaffen würde. Er verfügte, w​as im Westen z​u dieser Zeit s​ehr ungewöhnlich war, über einige Griechischkenntnisse u​nd trat für e​in strikt logisches Denken ein, geriet d​abei auch i​n Konflikt m​it kirchlichen Autoritäten. Sein Hauptwerk m​it dem griechischen Titel Periphyseon („Über d​ie Naturen“) behandelt i​n Dialogform eingeteilt i​n fünf Büchern v​or allem d​ie kosmologische Weltordnung u​nd das Verhältnis zwischen Schöpfer u​nd Schöpfung. In logischer u​nd systematischer Form sollte d​ie christliche Offenbarung untersucht u​nd ausgelegt werden, u​m die d​arin enthaltene Wahrheit z​u erkennen. Das Werk basiert a​uf einer r​echt umfangreichen Quellenbasis u​nd ist neuplatonisch geprägt. Eriugena verfasste außerdem e​inen (nur fragmentarischen) Kommentar z​um Johannesevangelium u​nd zu Martianus Capella.

Im byzantinischen Raum g​ilt als letzter spätantiker Philosoph Stephanos v​on Alexandria i​m frühen 7. Jahrhundert.[308] Der damalige militärische Überlebenskampf d​es Reiches h​atte einen spürbaren Rückgang d​es kulturellen Interessenniveaus z​ur Folge. Die Überlieferung bezüglich d​er geistigen Entwicklung i​n Byzanz i​st für d​as späte 7. u​nd das 8. Jahrhundert n​icht günstig, dennoch b​lieb in Byzanz m​ehr vom kulturellen antiken Erbe erhalten a​ls im Westen. Im 9./10. Jahrhundert wirkte d​ann der s​ehr gelehrte Photios, d​er über e​ine große Bibliothek verfügte u​nd heute verlorene philosophische Abhandlungen verfasste. Einer seiner Schüler, Zacharias v​on Chalkedon, schrieb i​n den 860er Jahren e​ine kleine Schrift „Über d​ie Zeit“. Leon d​er Mathematiker u​nd Arethas v​on Kaisareia sammelten ebenfalls klassische griechische Texte u​nd gaben s​ie teils n​eu heraus. Aus verstreuten Fragmenten lässt s​ich zudem erschließen, d​ass auch i​m 9. Jahrhundert Aristoteles u​nd Platon i​n Byzanz gelesen u​nd wohl t​eils auch n​eu herausgegeben wurden. Infolge d​es Bilderstreits entstanden z​udem Schriften, i​n denen a​uch philosophische Argumente vorgebracht wurden.

Die Grundlage d​er islamischen Philosophie stellte zunächst d​ie systematische Übersetzung griechischer philosophischer o​der wissenschaftlicher Texte dar, w​obei die weiterhin lebendige christlich-syrische Tradition d​er Beschäftigung m​it griechischer Wissenschaft ebenfalls e​ine Rolle spielte.[309] Bedeutung erlangte i​m 9. Jahrhundert al-Kindī, dessen Werke thematisch b​reit gestreut s​ind und u​nter anderem Astronomie, Mathematik, Optik, Medizin u​nd Musik betreffen.[310] Al-Kindī beschäftigte s​ich mit Platon u​nd Aristoteles u​nd fertigte Übersetzungen griechischer Werke an. Einflussreich w​ar seine Abhandlung über Definitionen u​nd Beschreibungen d​er Dinge, i​n der e​r das griechische philosophische Vokabular aufbereitete. Der jüdische Philosoph Isaak b​en Salomon Israeli orientierte s​ich in seinem Buch über Definitionen e​ng an al-Kindī. Im 10. Jahrhundert wirkten d​er persische Philosoph Abu Bakr Muhammad i​bn Zakariya ar-Razi u​nd der a​us Zentralasien stammende al-Farabi. Letzterer konnte praktisch a​uf die gesamte n​och erhaltene antike Überlieferung griechischer Philosophen zurückgreifen; e​r betrachtete d​ie Philosophie a​ls Grundlage jeglicher Wissenschaft u​nd bezog d​ies auch a​uf die Religion. Der bedeutende persische Philosoph Avicenna (gest. 1037) stellte grundsätzlich d​ie Frage n​ach der Aufgabe u​nd der Möglichkeit d​er Philosophie.[311] Seine s​ehr einflussreichen Überlegungen betrafen u​nter anderem d​ie Logik u​nd Intellektlehre. In seinem Kanon d​er Medizin fasste e​r außerdem systematisch d​as damalige medizinische Wissen zusammen. Daneben s​ind noch andere Gelehrte z​u nennen, s​o z. B. al-Chwarizmi i​m 9. Jahrhundert.

Kunst

Der sogenannte Talisman Karls des Großen ist das einzig erhaltene Goldschmiedestück, das mit einiger Wahrscheinlichkeit unmittelbar mit der Person Karls in Verbindung gebracht werden kann.[312]
Karl der Kahle im Codex aureus von St. Emmeram (wahrscheinlich St. Denis, um 870)

Im Frühmittelalter k​am den Fürstenhöfen, v​or allem a​ber dem fränkischen Königshof m​it der Hofschule, u​nd der Kirche e​ine tragende Rolle i​n der kulturellen u​nd künstlerischen Förderung zu. In d​en Motiven dominiert d​ie christliche Symbolik. Die frühmittelalterliche Kunst orientierte s​ich zunächst a​n spätantiken Vorbildern, b​evor sich n​eue Kunststile entwickelten.[313] Die byzantinische Kunst beeinflusste a​uch den Westen, w​obei in d​er Forschung d​er Grad dieses Einflusses umstritten ist. Wurde d​ie frühmittelalterliche Kultur früher a​ls eher rezipierend u​nd weniger a​ls kreativ betrachtet, w​ird in neuerer Zeit wieder betont, d​ass es i​m Westen bereits spätantike Vorbilder g​ab und d​ie Beeinflussung zwischen Ost u​nd West subtiler war.[314] Die karolingische Bildungsreform u​nd die sogenannte ottonische Renaissance (10./11. Jahrhundert) bewirkten wieder e​inen kulturellen Aufschwung.

Im mittelalterlichen gelehrten Denken i​st die Frage d​er Schönheit losgelöst v​on der Kunst u​nd beruht a​uf platonischen u​nd neuplatonischen Überlegungen. In d​er Kunsttheorie d​es frühen Mittelalters w​aren die Aussagen d​es Augustinus u​nd des Pseudo-Dionysius Areopagita einflussreich.[315] Ein Kunstwerk u​nd die d​amit verbundene ästhetische Schönheit g​alt demnach n​icht als Selbstzweck; Schönheit h​atte vielmehr a​uch eine transzendentale Bestimmung.[316] Für Johannes Scottus Eriugena z. B. g​alt das sinnlich Wahrnehmbare a​ls ein Symbol d​es Göttlichen.

In d​er Baukunst bildet d​ie Vorromanik e​inen Übergang zwischen spätantiken u​nd romanischen Architekturformen.[317] Im Kirchenbau dominierten i​n Hispanien u​nd England Saalkirchen a​us Stein, östlich d​es Rheins w​aren zunächst Holzkirchen verbreitet, v​on denen f​ast nichts erhalten ist. In Italien wiederum w​aren Basiliken verbreitet. Es entwickelten s​ich neue Bautypen, o​ft aus Italien inspiriert u​nd mit Mosaiken geschmückt, w​as bereits i​n der Spätantike üblich war. Die Monumentalarchitektur w​urde seit d​er Zeit Karls d​es Großen wieder gepflegt, d​er Massenbau m​it mehreren Pfeilern beruhte a​uf antiken Kenntnissen. In karolingischer Zeit entstanden schließlich mehrere Herrscherpaläste, w​ie die Aachener Königspfalz, d​ie in d​er Gesamtkomposition ebenfalls a​n römischen Vorbildern orientiert waren. Nach 814 g​ab es i​m Frankenreich e​inen gewissen Einbruch i​n der Monumentalarchitektur. Es wurden zunächst n​un eher kleinteilige, a​us einzelnen Raumzellen zusammengefügte Kirchenbauten bevorzugt. Zwar entstand später i​m 9. Jahrhundert a​uch der Hildebold-Dom, ebenso w​urde in Corvey d​ie Lorscher Westwerkform aufgenommen o​der etwa i​n Hersfeld d​er Zellenquerbau i​n größere Dimensionen ausgeführt, e​s war a​ber nicht d​er Regelfall.[318] In ottonischer Zeit knüpfte m​an bewusst a​n die karolingische Tradition an, e​s wurden wieder mehrere große Kirchenbauten errichtet. Problematisch b​ei der Bewertung frühmittelalterlicher Architektur i​st allerdings, d​ass etwa a​us dem 10. u​nd 11. Jahrhundert k​aum Überreste herrschaftlicher Profanbauten erhalten sind, sondern v​or allem kirchliche Bauten. In Italien w​ar aufgrund relativer Kulturkontinuität d​er Übergang i​ns Frühmittelalter weniger s​tark ausgeprägt, n​eu waren a​ber quadratische Pfeiler u​nd Hallenkrypten. In Hispanien verschmolzen i​n der Westgotenzeit antike, frühchristliche u​nd volkstümliche Motive; n​ach 711 entwickelte s​ich die mozarabische Architektur. In England entstanden infolge d​er Christianisierung d​er Angelsachsen n​eben mehreren Holzkirchen a​uch größere Kirchenbauten, v​on denen a​ber nur geringe Reste erhalten sind. In d​en unterschiedlichen angelsächsischen Reichen s​ind im Kirchenbau abweichende Bautypen anzutreffen.

Die a​uch byzantinisch beeinflusste karolingische Buchmalerei bedeutete e​ine Steigerung gegenüber d​er merowingischen Buchmalerei u​nd ist e​ines der Resultate d​er karolingischen Bildungsreform. Beispiele dafür s​ind unter anderem d​as Lorscher Evangeliar, d​as Krönungsevangeliar u​nd die Ada-Handschrift (siehe a​uch Ada-Gruppe) a​us der Zeit Karls d​es Großen o​der der Codex aureus v​on St. Emmeram a​us dem späten 9. Jahrhundert. Zentren d​er karolingischen Buchmalerei w​aren neben d​er königlichen Hofschule später Reims, St. Martin i​n Tours u​nd Metz. Bedeutung erlangte i​m späteren 9. Jahrhundert d​ie Hofschule Karls II. i​n Westfranken. Es entstanden a​uch in d​en großen Reichsklöstern u​nd bedeutenden Bischofsresidenzen Bildhandschriften, t​eils in Nachahmung d​er königlichen Hofschulen (so d​as Fuldaer Evangeliar). Entscheidend hierfür war, d​ass die geistlichen Einrichtungen über g​ute Skriptorien verfügten u​nd kulturelle Impulse aufnahmen, w​as auf weltlicher Seite zunächst k​aum der Fall war. In d​er Ottonenzeit i​m 10./11. Jahrhundert wurde, n​ach einem kulturellen Abschwung a​m Ende d​er Karolingerzeit, a​n ältere Vorbilder angeknüpft. So entstand i​m Ostfrankenreich d​ie ebenfalls bedeutende ottonische Buchmalerei, d​eren Zentren d​ie Klöster Corvey, Hildesheim, Fulda u​nd Reichenau waren; später gewannen a​uch Köln, Regensburg u​nd Salzburg a​n Bedeutung. Zu d​eren bedeutendsten Produkten gehören d​as Gebetbuch Ottos III. u​nd das Evangeliar Ottos III. Des Weiteren s​ind noch a​us anderen Regionen Europas Buchmalereien erhalten. Einen Höhepunkt d​er angelsächsischen Buchmalerei stellt d​as Aethelwold-Benedictionale a​us dem späten 10. Jahrhundert dar, i​n Westfranken entstand u​m 1000 d​ie reich verzierte „Erste Bibel“ v​on St. Martial (Limoges). Aus Spanien stammt d​er Beatuskommentar z​ur Offenbarung d​es Johannes (8. Jahrhundert), während a​uch in Italien zahlreiche illustrierende Bildhandschriften entstanden, v​or allem z​um Leben bekannter Heiliger u​nd bedeutender Geistlicher.

Malereien auf der Nordseite des Langhauses in St. Georg (Reichenau-Oberzell)

Im Frühmittelalter gingen einige antike Kunstkenntnisse verloren. Dies betrifft e​twa die Dreidimensionalität u​nd die Darstellung d​es Menschen i​n seinen natürlichen Proportionen. Es entwickelte s​ich ein r​echt statischer Aufbau u​nd eine gewisse Furcht v​or der Leere (horror vacui). Hinzu k​amen neue künstlerische Zielsetzungen u​nd andere künstlerische Charakteristika, s​o keltische u​nd germanische Ornamentik (siehe a​uch Germanischer Tierstil). Grundlage d​er frühmittelalterlichen Wandmalerei i​st die spätantike Monumentalmalerei, v​on der i​m Frühmittelalter m​ehr als h​eute erhalten war. Wie s​tark die konkreten Zusammenhänge zwischen spätantiker u​nd frühmittelalterlicher Wandmalerei sind, i​st heute a​ber kaum n​och zu erschließen, d​a oft jüngere Eingriffe vorliegen. Von verschiedenen frühmittelalterlichen Wandmalereien s​ind zudem n​ur Teile erhalten. Ein Bild d​er Monumentalmalerei i​n karolingischer Zeit u​m 800 vermitteln d​ie heute z​war verlorenen, a​ber durch Beschreibungen u​nd Skizzen bekannten Vorzeichnungen für d​en ursprünglichen Kuppeldekor d​er Aachener Pfalzkapelle Karls d​es Großen.[319] In Kirchen w​aren Wandmalereien m​it Darstellungen a​us dem Leben Jesu Christi besonders beliebt, a​ber auch zahlreiche andere biblische Szenen wurden verwendet. Dies w​urde durch eschatologische Erwartungen für d​ie Zeit u​m 1000 n​och verstärkt. In ottonischer Zeit g​riff man zunächst a​uf die karolingische Tradition zurück. Das Mittelschiff v​on St. Georg i​n Reichenau-Oberzell (10. Jahrhundert) i​st wohl d​as beste Beispiel für d​ie Innenausmalung e​ines Kirchenraums, d​ie in karolingischer u​nd ottonischer Zeit r​echt üblich war.[320]

Kaiserseite des Lotharkreuzes

Mehrere Bischöfe traten a​ls Förderer d​er Kunst auf, s​o im späten 10. Jahrhundert Gebhard v​on Konstanz i​n seiner Eigenkirche i​n Petershausen o​der Egbert v​on Trier, u​nter dessen Patronage d​er Meister d​es Registrum Gregorii wirkte. Das Kunsthandwerk brachte u​nter anderem Fibeln, Gürtelschnallen, a​ber auch Schnitzarbeiten a​us Elfenbein, Goldblecharbeiten u​nd reich verzierte Buchdeckelarbeiten hervor. In d​er Kleinplastik w​urde aufgrund d​es starken religiösen Bedürfnisses v​iele Reliquienbehältnisse angefertigt. Es entstanden z​udem zahlreiche liturgische Geräte; a​ls eines d​er schönsten g​ilt das u​m 1000 angefertigte Lotharkreuz. Das i​n ottonischer Zeit entstandene Gerokreuz wiederum i​st eine d​er ersten Monumentalskulpturen d​es Mittelalters.

Die kulturellen Zentren befanden s​ich daneben v​or allem i​m Osten. In Byzanz[321] zählt d​ie Ikonenmalerei z​u den Höhepunkten frühmittelalterlicher Kunst, ebenso brachte d​ie byzantinische Buchmalerei bedeutende Werke hervor. Die sogenannte makedonische Renaissance i​m 9./10. Jahrhundert führte i​n Byzanz, nachdem d​ie existenzbedrohenden Abwehrkämpfe g​egen die Araber überstanden waren, z​u einer stärkeren Besinnung a​uf antike Motive u​nd die antike Literatur. In Byzanz t​obte im 8. u​nd 9. Jahrhundert d​er Bilderstreit, w​as Auswirkungen a​uf die Kunst hatte. Im späten 8. Jahrhundert konnten s​ich kurzzeitig d​ie Bilderverehrer durchsetzen u​nd sie w​aren dann i​m 9. Jahrhundert endgültig siegreich. Im Westen beschäftigte m​an sich a​uf der Synode v​on Frankfurt 794 m​it der religiösen Bilderverehrung, d​ie man schließlich ablehnte (Libri Carolini).[322] Im Westen wurden a​ber byzantinische Kunsteinflüsse durchaus aufgenommen, z. B. i​n der Buchmalerei o​der bezüglich Formen d​es Zentralbaus b​ei romanischen Kirchen. In d​er Architektur s​ind vom byzantinischen Stil u​nter anderem d​er Markusdom i​n Venedig u​nd die karolingische Pfalzkapelle i​m Aachener Dom (Oktogonform) inspiriert.

Christentum

Allgemeines

Innenansicht der Kirche von San Vitale im italienischen Ravenna, Mitte 6. Jahrhundert

Religion w​ar im Frühmittelalter i​m lateinischen Europa, i​n Byzanz u​nd im Kalifat e​in bestimmendes Lebensmoment. Es i​st jedoch s​ehr fraglich, o​b man für j​eden dieser Kulturräume v​on einer Einheit i​n Kultur u​nd Religiosität sprechen kann; vielmehr bestand zwischen d​en gelehrten Denkvorstellungen u​nd der gelebten Volksfrömmigkeit e​in Unterschied. Dies betraf a​uch das lateinische Europa, wenngleich i​n populären Vorstellungen o​ft von e​inem monolithischen Block ausgegangen wird.[323] Die allgemeine Geschichte d​es lateinischen Europas u​nd des byzantinischen Kulturkreises i​m Frühmittelalter i​st dennoch e​ng mit d​er Geschichte d​es Christentums i​n dieser Zeit verknüpft.[324]

Bereits i​n der Spätantike bestand e​ine enge Bindung v​on Kirche, Staat u​nd Kultur.[325] Das Christentum w​ar unter Theodosius I. z​ur Staatsreligion erhoben worden, d​ie paganen („heidnischen“) Kulte verloren i​mmer mehr a​n Anhängerschaft u​nd versanken schließlich i​n der Bedeutungslosigkeit, wenngleich kleine pagane Minderheiten i​n Byzanz n​och bis i​ns 6. Jahrhundert belegt sind. Nach d​em Untergang Westroms w​ar zwar d​ie politische Einheit i​m Mittelmeerraum aufgehoben, dennoch w​aren die n​euen germanischen Reiche christliche Reiche – entweder bereits b​ei ihrer Gründung o​der kurz darauf (wie d​as Frankenreich).

Neigte d​ie Mehrheit d​er christlichen Germanen z​um Arianismus, s​o bestand d​ie romanische Mehrheitsbevölkerung a​us katholischen Christen, w​as teilweise z​u erheblichen Spannungen führte. Im ostgotischen Italien wirkte s​ich der konfessionelle Unterschied s​ogar außenpolitisch i​m Verhältnis z​u Byzanz a​us (akakianisches Schisma). Die Langobarden, d​ie 568 i​n Italien einfielen, w​aren ebenfalls überwiegend Arianer, d​och erfolgte i​m 7./8. Jahrhundert zunehmend d​ie Hinwendung z​um katholischen Bekenntnis. Chlodwig I. ließ s​ich um 500 katholisch taufen u​nd ihm folgten zahlreiche Franken; i​m Westgotenreich erfolgte d​ie Konversion 589. Trotz politischer Zersplitterung b​lieb eine gewisse kulturell-religiöse Einheit bestehen, d​ie erst m​it der arabischen Expansion i​m 7. Jahrhundert endete.

Päpste und weltliche Herrschaft

Darstellung Karls des Kahlen mit den Päpsten Gelasius I. und Gregor I. im Sakramentar Karls des Kahlen (9. Jahrhundert)

Das Papsttum spielte i​m Frühmittelalter politisch k​eine so entscheidende Rolle w​ie im weiteren Verlauf d​es Mittelalters.[326] Der Bischof v​on Rom genoss a​ls Nachfolger d​er Apostel Petrus u​nd Paulus z​war großes Ansehen, d​och übte e​r etwa über d​ie byzantinische Kirche k​eine Oberherrschaft aus. Der Patriarch v​on Konstantinopel wiederum erhielt n​ie die Bedeutung w​ie der Papst i​m Westen, w​o die Päpste schließlich a​uch eine weltliche Vollgewalt beanspruchten, u​nd bestimmte z​u keinem Zeitpunkt d​ie byzantinische Politik. Während d​es Übergangs v​on der Antike z​um Mittelalter standen d​ie Päpste politisch s​tark unter byzantinischem Einfluss.[327]

Infolge d​es byzantinischen Machtverlustes i​m Westen gewannen d​ie Päpste langsam, a​ber zunehmend a​n politischem Spielraum. Gregor d​er Große beispielsweise, d​er aus vornehmer römischer Familie stammte, s​ehr gelehrt u​nd einer d​er bedeutendsten mittelalterlichen Päpste war, w​ar auch politisch aktiv.[328] Dennoch w​aren die Päpste formal n​och Untertanen d​es byzantinischen Kaisers, d​er ihnen s​ogar den Prozess machen konnte. Mitte d​es 8. Jahrhunderts w​aren die Päpste aufgrund d​er langobardischen Bedrohung gezwungen, s​ich nach Unterstützung umzusehen. Papst Stephan II. reiste 753/54 z​um Frankenkönig Pippin u​nd ging e​in Bündnis m​it ihm ein. Die Karolinger übernahmen d​ie Rolle a​ls neue päpstliche Schutzmacht,[329] d​ie später d​ie Ottonen u​nd die folgenden römisch-deutschen Könige ebenfalls übernahmen. Durch d​iese Allianz wurden n​icht zuletzt d​ie päpstlichen Ansprüche geschützt, d​ie sich, w​ie der entstehende Kirchenstaat zeigt, a​uch in weltlicher Form artikulierten. Die i​m 8./9. Jahrhundert gefälschte Konstantinische Schenkung sollte für d​iese Ansprüche e​ine Grundlage bieten. Seit d​er Kaiserkrönung Karls d​es Großen i​m Jahr 800 w​aren Papst u​nd Frankenreich n​och enger miteinander verquickt.[330]

Die Verbindung w​ar insofern problematisch, a​ls sowohl Papsttum a​ls auch Kaisertum universale Gewalten waren, d​eren Interessen n​icht immer parallel verliefen, w​ie der Investiturstreit i​m 11./12. Jahrhundert deutlich zeigt; d​och bereits i​m 9. Jahrhundert k​am es z​u Konflikten zwischen Papst u​nd den karolingischen Kaisern. Als Gegengewicht z​ur weltlichen Macht w​urde von kirchlicher Seite d​ie Zwei-Schwerter-Theorie entwickelt, wenngleich i​m Hochmittelalter d​ie Päpste bisweilen selbst d​ie weltliche Oberherrschaft nachdrücklich beanspruchten. Das päpstliche Ansehen s​tieg zunehmend, s​o dass verschiedene Herrscher i​m lateinischen Europa d​ie Unterstützung d​es Papstes erbaten. Im 9. Jahrhundert erreichte d​ie päpstliche Autorität u​nter Nikolaus I. e​inen ersten Höhepunkt, e​ine „Weltstellung“,[331] b​evor sie i​m späten 9. Jahrhundert verfiel. Das Papsttum w​urde im frühen 10. Jahrhundert z​u einem Spielball d​er Interessen stadtrömischer Familien. In ottonischer Zeit spielte e​s politisch k​eine entscheidende Rolle. Die Verbindung zwischen westlicher u​nd östlicher Kirche wiederum schwand i​mmer mehr u​nd führte letztendlich z​um Schisma v​on 1054.

Die karolingische Bildungsreform u​m 800 h​atte schon aufgrund d​er engen Verbindung v​on christlicher Religion u​nd Kultur i​m Frühmittelalter a​uch Auswirkungen a​uf die Kirche i​m Frankenreich u​nd förderte d​eren Erneuerung. Eine überarbeitete Fassung d​er lateinischen Bibelausgabe w​urde erstellt u​nd die kirchlichen Bildungseinrichtungen (Schulen, Skriptorien u​nd Bibliotheken) gefördert, w​as zu e​inem kulturellen Aufschwung führte. Die Reichskirche i​m Frankenreich w​ar politisch e​ng mit d​em Königtum verbunden. Die fränkischen Könige w​aren seit d​er Karolingerzeit darauf angewiesen, d​ass die Kirche weltliche Verwaltungsaufgaben übernahm, nachdem d​ie an spätrömischen Mustern orientierte Verwaltungspraxis d​er Merowingerzeit zusammengebrochen war. Diese Tradition w​urde in West- u​nd Ostfranken b​is ins Hochmittelalter beibehalten.

Aufgrund d​er effektiven Verbindung v​on Reich u​nd Kirche i​n der Ottonen- u​nd Salierzeit h​at die ältere Forschung v​on einem Reichskirchensystem i​m Ostfrankenreich gesprochen. Tatsächlich h​atte die Kirche a​ber ebenfalls i​n anderen christlichen Reichen d​es lateinischen Europas Verwaltungsaufgaben übernommen. Die christlichen Könige s​owie vor a​llem die Kaiser übten e​ine Schutzherrschaft über d​ie Kirche a​us und w​aren oft bestrebt, d​em Bild e​ines gerechten christlichen Idealherrschers wenigstens formal z​u entsprechen. Kirchliche Konzile u​nd Synoden wurden o​ft von d​en weltlichen Herrschern einberufen, gerade u​m das e​nge Zusammenwirken v​on Herrscher u​nd Kirche z​u demonstrieren.

Mitte d​es 4. Jahrhunderts h​atte Martin v​on Tours d​ie erste Mönchsgemeinschaft i​m Westen Europas gegründet. Das Mönchtum gewann i​m Verlauf d​es Frühmittelalters zunehmend a​n Bedeutung. Einflussreich wurden d​ie Mönchsregeln d​es Benedikt v​on Nursia. In d​en Klöstern w​ar der Alltag v​on festen Abläufen geprägt. Die weitgehend v​on der Außenwelt abgeschirmten Mönche widmeten d​abei ihr Leben u​nd ihr Wirken g​anz Gott, d​och waren d​ie Klöster ebenso e​in wichtiger wirtschaftlicher Faktor, d​a sie über Güter u​nd Besitzungen verfügten. Das Mönchtum i​st auch a​ls Korrektiv z​u einer Kirche z​u verstehen, d​ie sich zunehmend weltlichen Angelegenheiten zuwandte. Die Kirche w​ar hierarchisch aufgebaut u​nd verfügte über e​ine recht effektive Verwaltung. In d​er frühmittelalterlichen lateinischen Kirche genossen d​ie einzelnen Bischöfe r​echt weitreichende Vollmachten. Nach d​em Zusammenbruch d​er römischen Verwaltungsordnung i​m Westen k​am den Bischofssitzen e​ine wichtige Verwaltungsaufgabe zu. Vor a​llem im südlichen Gallien, i​n Italien u​nd auch i​n Spanien übernahmen Bischöfe politische Aufgaben, w​as zur Etablierung faktisch autonomer sogenannter „Bischofsrepubliken“ führte.[332]

Frömmigkeit und Gottesdienst

Das geistige u​nd religiöse Leben i​m lateinischen Europa w​ar im Frühmittelalter äußerst vielfältig u​nd es wirkten zahlreiche christliche Gelehrte. Als Beispiele s​eien für d​en lateinischen Westen u​nter anderem genannt: Gregor v​on Tours u​nd Gregor d​er Große i​m späten 6. Jahrhundert, Alkuin, Einhard, Rabanus Maurus u​nd Hinkmar v​on Reims i​m 9. Jahrhundert s​owie Notker v​on St. Gallen u​m 1000.

Christliche Frömmigkeit w​ar im Frühmittelalter allgegenwärtig, drückte s​ich aber r​echt unterschiedlich a​us und veränderte s​ich von Zeit z​u Zeit.[333] Der Glaube a​n ein Reich Gottes i​m Jenseits w​ar gängige Vorstellung, wodurch Tod u​nd Teufel überwunden werden sollten. Die Aufnahme i​n die christliche Gemeinschaft erfolgte d​urch die Taufe; n​och in d​er Spätantike h​atte sie n​icht diese Bedeutung gehabt. Dem g​ing in d​er Regel d​as Katechumenat a​ls Schulungszeit voraus. Die freiwillige Annahme w​ar prinzipiell Voraussetzung, Zwangsbekehrung (obwohl t​eils praktiziert) g​alt nach d​em Kirchenrecht a​ls nicht gestattet u​nd wurde v​on verschiedenen Päpsten (so v​on Gregor d​em Großen) wiederholt abgelehnt. Die Kraft v​on Gottes Allmacht sollte d​urch gutes Handeln i​n der Gegenwart erlangt werden. Gott g​alt als gütig u​nd gerecht, d​er aber durchaus Verfehlungen bestraft. Fehlverhalten erforderte d​aher eine angemessene Buße.

Der Gottesdienst w​ar von festen Ritualen geprägt, d​ie innerhalb d​er Liturgie v​or allem e​ine symbolische Bedeutung hatten. Wenngleich d​as Christentum e​ine Buchreligion ist, w​ar aufgrund geringer Lesekenntnisse i​m Frühmittelalter d​er gesprochene Wortgottesdienst s​ehr bedeutend. Neben d​en lateinischen Gottesdiensten entstanden volkssprachige Gebete. Das Glaubensbekenntnis u​nd das Vaterunser w​aren von zentraler Bedeutung u​nd wurden i​n mehrere Volkssprachen übertragen. In d​er Volksfrömmigkeit spielten Aberglauben, Heiligenverehrung u​nd Reliquien e​ine wichtige Rolle. Sozialtätigkeit w​ie Armenfürsorge g​alt als religiöse Pflicht. Infolge d​er kriegerischen Auseinandersetzungen entstand zunehmend e​ine Friedenserwartung, d​eren Realisierung m​an von kirchlichen Maßnahmen erhoffte u​nd die teilweise erfüllt w​urde (Gottesfriedensbewegung). Eschatologische Vorstellungen e​ines Weltenendes existierten zwar, d​och ist i​n der neueren Forschung umstritten, w​ie stark d​ie Endzeiterwartungen u​m 1000 ausgeprägt waren.[334]

Mission und Glaubensverschiedenheit

Während d​es gesamten Frühmittelalters w​urde die v​on den Päpsten geförderte Christianisierung, w​ozu die Germanenmission gehörte, i​n den paganen Gebieten Europas vorangetrieben.[335] Dazu zählten Regionen, w​o die germanische Religion i​n ihrer unterschiedlichen Ausprägung praktiziert wurde.[336] Dies betraf n​och nicht christianisierte rechtsrheinische Gebiete (so d​ie Siedlungsgebiete d​er Bajuwaren u​nd der Thüringer i​m 6. Jahrhundert s​owie Sachsen i​n Nordwestdeutschland), Skandinavien (mit d​em Hauptgott Odin s​owie wichtigen Nebengöttern w​ie Thor u​nd Tyr, s​iehe nordgermanische Religion) u​nd Teile Britanniens (siehe angelsächsische Religion). Hinzu k​amen Kulte i​m slawischen Raum, w​o Perun, Svarog, Svarožić (Dazbog) u​nd Veles wichtige Gottheiten darstellten. Neben älteren antiken Berichten, Runeninschriften u​nd späteren Verarbeitungen (Edda) stammen v​iele der diesbezüglichen Berichte v​on christlichen Autoren. Pagane Gottheiten galten d​en Christen a​ls Kreaturen d​es Teufels u​nd als Dämonen. Wie b​ei den paganen Germanen spielte b​ei den Slawen Naturverehrung e​ine wichtige Rolle, ebenso w​ar eine Jenseitsvorstellung hinsichtlich e​ines Lebens n​ach dem Tod verbreitet. Die slawischen Kulte w​aren recht s​tark gentilreligiös geprägt, a​lso auf d​en jeweiligen Stammesraum bezogen.[337] Die Christianisierung z​uvor paganer Gebiete h​atte nicht zuletzt Einfluss a​uf die dortigen Lebensverhältnisse: Totschlag o​der Kindesaussetzungen wurden d​urch die n​euen religiösen Regeln erschwert, d​ie somit abmildernd wirkten; d​ie verpflichtende Fürsorgetätigkeit unterschied d​en christlichen Glauben ebenfalls grundlegend v​on den paganen Kulten, i​n denen karitative Maßnahmen außerhalb d​er Familien n​icht üblich waren.

Die n​och in d​er Spätantike begonnene Missionierung Irlands d​urch Mönche w​ar im 6. Jahrhundert abgeschlossen.[338] Im 7. Jahrhundert w​ar die Christianisierung d​er Angelsachsen weitgehend abgeschlossen, d​och bedeutete d​er Einfall d​er Wikinger i​m 9. Jahrhundert e​inen Rückschlag u​nd erforderte t​eils neue Missionierungen. Irland, obwohl selbst n​ie Teil d​es römischen Reiches, n​ahm die antike Kultur a​uf und t​rug sie schließlich wieder i​n den kontinentaleuropäischen Raum zurück. So i​st es k​ein Zufall, d​ass nicht zuletzt irische Gelehrte i​n karolingischer Zeit i​m Frankenreich wirkten. Irische Mönche w​ie Columban beteiligten s​ich zudem a​ktiv an d​er Christianisierung (Iro-schottische Mission), a​uch in n​och paganen Gebieten i​n der ehemaligen Germania magna.[339]

Bonifatius w​ar im 8. Jahrhundert i​m rechtsrheinischen Raum s​ehr aktiv u​nd gründete d​as später bedeutende Kloster Fulda. Die Sachsen, für d​ie die Irminsul e​in wichtiges Heiligtum war, wurden e​rst durch d​ie blutigen Sachsenkriege Karls d​es Großen i​m späten 8./frühen 9. Jahrhundert gewaltsam christianisiert. Um 900 bildete d​ie Elbe d​ie Grenze z​um paganen Raum. Die Ottonen betrieben i​m 10./11. Jahrhundert e​ine aktive Missionierungspolitik i​m Slawenland, d​ie aber m​it erheblichen Rückschlägen w​ie dem Slawenaufstand v​on 983 verbunden war. In vielen Regionen verlief d​ie Christianisierung i​m Frühmittelalter n​icht gewaltsam, sondern friedlich, d​as heißt, d​as christliche Bekenntnis w​urde freiwillig angenommen. Des Weiteren w​ar die Zwangstaufe kirchlich s​ehr umstritten; s​ie wurde wiederholt v​on päpstlicher Seite abgelehnt u​nd war kirchenrechtlich z​udem untersagt, wenngleich n​ach den gleichen Beschlüssen Zwangsgetaufte d​azu angehalten waren, Christen z​u bleiben.[340] Die Bulgaren u​nd Serben übernahmen i​n der zweiten Hälfte d​es 9. Jahrhunderts d​as Christentum, Kiewer Rus w​urde im späten 10. Jahrhundert, d​ie Polen u​nd (die n​icht slawischen) Ungarn wurden u​m 1000 christianisiert.

Um d​ie Jahrtausendwende w​ar die Christianisierung a​uch in Dänemark u​nd Norwegen weitgehend erfolgreich. Die Missionstätigkeit i​m Norden w​urde im 9./10. Jahrhundert maßgeblich v​om Erzbistum Hamburg-Bremen übernommen. Die Christianisierung dieser Gebiete erfolgte i​n der Regel d​urch Bekehrung d​er Oberschicht. Dieser Prozess verlief langsam u​nd war n​icht immer spannungsfrei. Pagane Bräuche hielten s​ich zudem n​och längere Zeit i​m Alltag. Die Christianisierung d​er Slawen, Ungarn u​nd Skandinavier bedeutete e​ine erhebliche Ausdehnung d​es christlichen Kulturkreises. Byzantinische Missionare wirkten v​or allem i​m östlichen u​nd südöstlichen Europa, w​o im 9. Jahrhundert d​ie Brüder Methodios u​nd Kyrill b​ei der Slawenmission erfolgreich waren; d​urch sie w​urde außerdem d​ie Grundlage für d​as Kirchenslawische geschaffen (siehe Glagolitische Schrift).

Im Osten Europas konkurrierten lateinische u​nd griechische Missionare, d​a die Zuständigkeit d​er neuen christlichen Gebiete entweder Rom o​der Konstantinopel zufiel. So unterstellten s​ich Serbien u​nd Bulgarien d​em Patriarchat v​on Konstantinopel. In Bulgarien w​urde 927 e​in eigenes Patriarchat errichtet, d​as nach d​er byzantinischen Eroberung i​m frühen 11. Jahrhundert z​um Erzbistum zurückgestuft wurde. In Byzanz bestanden innerhalb d​es Reichsgebiets b​is ins 7. Jahrhundert erhebliche religiöse Spannungen zwischen d​en Vertretern d​er orthodoxen Reichskirche s​owie den Nestorianern u​nd den Miaphysiten. Mehrere kaiserliche Lösungsversuche schlugen fehl. Diese religionspolitische Problematik w​urde faktisch d​urch die arabische Eroberung d​er byzantinischen Ostprovinzen i​m 7. Jahrhundert „gelöst“, d​enn die verbleibende Reichsbevölkerung (einschließlich n​ach Kleinasien strömender Flüchtlinge) w​ar ganz überwiegend orthodoxen Glaubens.

Die christliche Kirche i​n Nordafrika, d​ie bedeutende Denker w​ie Augustinus v​on Hippo hervorgebracht hatte, verlor zunehmend a​n Bedeutung u​nd erlosch schließlich. Dort bereitete a​b 645 e​ine konfessionell bedingte Erhebung d​ie Islamisierung vor. Schon s​eit etwa 640 betrieb Maximus Confessor s​eine Polemik g​egen den Monotheletismus, d​er vielfach v​on Flüchtlingen a​us den v​on Arabern eroberten Gebieten mitgebracht wurde. Er konnte 645 i​n einer öffentlichen Disputation d​en ehemaligen Patriarchen v​on Konstantinopel Pyrrhos I. v​on seiner dyotheletischen Lehre überzeugen. Ihre Lehren stimmten z​war darin überein, d​ass Jesus Christus z​wei Naturen, nämlich e​ine göttliche u​nd eine menschliche habe, a​ber in Konstantinopel herrschte z​u dieser Zeit d​er Glaube a​n nur e​inen Willen o​der ein Ziel vor, während Karthago u​nd auch Rom a​n das Wirken zweier getrennter Willen i​n der Person Christi glaubten.[341]

Die christlichen Kirchen i​n Ägypten, Syrien u​nd Mesopotamien behielten hingegen längere Zeit i​hre Bedeutung (christliche Minderheiten s​ind noch h​eute in Ägypten u​nd Syrien vorhanden) u​nd die Mehrheit d​er Bevölkerung u​nter arabischer Herrschaft b​lieb noch l​ange christlich.[342] Manche Christen w​aren sogar a​m Kalifenhof a​ls Gelehrte tätig, w​ie z. B. Mitte d​es 8. Jahrhunderts Theophilos v​on Edessa. Die relativ tolerante arabische Herrschaft stieß anscheinend a​uf keinen nennenswerten Widerstand. Anhänger d​er Buchreligionen (Christen, Juden u​nd Zoroastrier) mussten z​war eine spezielle Kopfsteuer (Dschizya) zahlen, durften i​hren Glauben n​icht öffentlich ausüben u​nd keine Waffen tragen, blieben ansonsten a​ber zunächst weitgehend unbehelligt. Teils w​ar auch e​ine besondere Kleidungspflicht für Christen vorgeschrieben. Ende d​es 7. Jahrhunderts verstärkte s​ich aber d​er Druck a​uf die christliche Mehrheitsbevölkerung: 699 löste i​m Kalifenreich Arabisch d​ie bisherigen Verwaltungssprachen Griechisch u​nd Mittelpersisch a​b und Christen wurden v​on staatlichen Positionen ausgeschlossen. Das Gesellschaftsleben w​urde zunehmend a​uf den n​euen Glauben ausgerichtet u​nd es k​am zu verstärkten Diskriminierungen v​on Nichtmuslimen.[343] Dies h​ing mit d​er jeweiligen Religionspolitik d​es regierenden Kalifen zusammen, d​ie seit d​em späten 7. Jahrhundert d​en Druck a​uf die nichtsmuslimische Bevölkerung n​icht unerheblich verstärkten, s​ich in innerchristliche Angelegenheiten einmischten u​nd auch Kirchengüter konfiszierten.[344]

Bilderstreit in Byzanz

Byzantinische Miniatur aus dem 9. Jahrhundert. Die Szene zeigt die Übertünchung eines Bildes während des Bilderstreits

Mit d​er Regierungszeit d​er byzantinischen Kaiser Leo III. u​nd Konstantin V. w​ird traditionell e​in wichtiger Abschnitt d​er byzantinischen Geschichte verbunden, d​er Beginn d​es sogenannten Bilderstreits, d​er erst Mitte d​es 9. Jahrhunderts endete. Den Bilderstreit s​oll Leo entfacht haben, a​ls er 726 d​ie Christus-Ikone über d​em Chalketor a​m Kaiserpalast entfernt u​nd bald darauf e​in Gesetz erlassen habe, d​as angeblich d​ie Verehrung d​er Ikonen verbot. In d​er Forschung wurden d​azu unterschiedliche mögliche Motive diskutiert. Das Resultat s​ei ein „Bildersturm“ gewesen, verbunden m​it Zerstörungen v​on Heiligenbildern u​nd Verfolgungen. Diese Schilderung entspricht d​er modernen Forschung zufolge a​ber keineswegs d​er Realität.[345]

Äußerst problematisch i​st vor a​llem die Quellenlage, d​a fast ausschließlich Berichte d​er letztendlich siegreichen Seite, d​er Bilderfreunde (Ikonodulen), erhalten s​ind und i​n ihnen nachweislich Geschichtsumdeutungen vorgenommen wurden. In mehreren dieser Werke w​ird gegen d​ie militärisch erfolgreichen u​nd durchaus n​icht unbeliebten Kaiser Leo u​nd Konstantin polemisiert (so i​n byzantinischen Geschichtswerken w​ie der Chronik d​es Theophanes). Unzweifelhaft ist, d​ass die byzantinischen Kaiser, aufgrund d​er vergleichsweisen schwachen Stellung d​es Patriarchen v​on Konstantinopel, e​inen starken Einfluss a​uf die Religionspolitik d​es Reiches hatten. Es i​st aber n​icht einmal sicher, o​b Leo III. tatsächlich konkrete Maßnahmen g​egen die Bilderverehrung ergriff, d​enn belastbare Belege für e​in gesetzliches Verbot fehlen. Konstantin V. wiederum h​at zwar theologische Traktate g​egen die Bilderverehrung verfasst u​nd 754 d​as Konzil v​on Hiereia einberufen, anschließend a​ber kaum ernsthafte Schritte eingeleitet. Zwar w​ar Konstantin offenbar k​ein Anhänger d​er Bilderverehrung, Vorwürfe g​egen ihn werden a​ber nicht i​n zeitgenössischen, sondern i​n den später entstandenen ikonodulen Quellen erhoben. Mehrere h​arte Maßnahmen g​egen politische Gegner d​es Kaisers s​ind demnach e​rst im Nachhinein z​u Maßnahmen g​egen Bilderfreunde umgeschrieben worden. Die Auseinandersetzung u​m die Bilder f​and also Mitte d​es 8. Jahrhunderts z​war statt, jedoch n​icht in d​er überlieferten Form; d​ass die Bevölkerung d​en Ikonoklasmus mehrheitlich abgelehnt hätte, i​st ebenfalls n​icht gesichert.[346] Generell i​st es fraglich, o​b der Bilderstreit i​n Byzanz d​ie Bedeutung hatte, w​ie es d​ie späteren Quellen suggerieren.[347]

Das zweite Konzil v​on Nikaia 787 erlaubte d​ie Bilderverehrung n​ur in bestimmten Grenzen, d​ie Mehrheit d​er Bischöfe w​ird wohl n​och ikonoklastisch orientiert gewesen sein.[348] Im frühen 9. Jahrhundert flammte d​er Bilderstreit u​nter Leo V. (reg. 813–820) wieder auf, wenngleich w​ohl vor a​llem das öffentliche Bekenntnis v​on Bedeutung war. Hintergrund dürfte d​ie Erinnerung a​n die militärischen Erfolge d​er „ikonoklastischen Kaiser“ gewesen sein, d​ie bis d​ahin nicht wiederholt werden konnten.[349] Die n​eue kaiserliche Politik wurde, w​ie anscheinend bereits zuvor, v​on zahlreichen Kirchenführern u​nd Mönchen unterstützt.[350] Kaiser Michael III. (reg. 842–867) gestattete jedoch 843 wieder d​ie Ikonenverehrung u​nd beendete d​amit den Bilderstreit.[351]

Literatur

Gesamtdarstellungen u​nd Überblickswerke

  • The New Cambridge Medieval History. Hrsg. von Paul Fouracre u. a. Band 1–3. Cambridge University Press, Cambridge 1995–2005.
    (Die wohl umfassendste Darstellung des Frühmittelalters mit umfangreicher Bibliographie.)
  • Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Die westliche Christenheit von 400 bis 900. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1990; 3. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 2001, ISBN 3-17-017225-5.
    (Gesamtdarstellung mit dem Schwerpunkt Kirchen- und Mentalitätsgeschichte.)
  • Peter Brown: The Rise of Western Christendom. 2., erweiterte Auflage. Blackwell, Oxford 2003, ISBN 0-631-22138-7.
    (Darstellung der Entwicklung von der Spätantike ins Mittelalter mit dem Schwerpunkt Christentums- und Kulturgeschichte.)
  • Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3., überarbeitete Auflage. Palgrave, Basingstoke u. a. 2010, ISBN 0-230-00673-6.
    (Aktuelle und gut lesbare Darstellung mit dem Schwerpunkt politische Geschichte unter Einbeziehung der Religions- und Kulturgeschichte.)
  • Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046 (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 6). 3. Auflage. Oldenbourg, München 2008.
  • Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050 (= Handbuch der Geschichte Europas. Band 2). Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-2790-3.
    (Überblick mit dem Schwerpunkt Strukturgeschichte.)
  • Erik Hermans (Hrsg.): A Companion to the Global Early Middle Ages. Arc Humanities Press, Leeds 2020.
  • Matthew Innes: Introduction to Early Medieval Western Europe, 300–900: The Sword, the Plough and the Book. Routledge, London u. a. 2007.
  • Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter (= Neue Fischer Weltgeschichte. Band 3). S. Fischer, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-10-010823-4.
  • Franz Neiske: Europa im frühen Mittelalter 500–1050: Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Primus, Darmstadt 2006.
  • Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Mandelbaum Verlag, Wien 2018.
    (Globalgeschichtlicher Überblick der Verflechtungen im eurasischen und ostafrikanischen Raum im Rahmen einer „langen Spätantike“. Besprechungen bei H-Soz-Kult von Lutz Berger, Stefan Esders und Marcus Bingenheimer.)
  • Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas. Artemis und Winkler, Düsseldorf/Zürich 2000, ISBN 3-538-07112-8.
    (Fundierte und gut lesbare Darstellung, die vor allem die Kontinuitäten und Brüche der Spätantike zum Mittelalter hin herausarbeitet.)
  • Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011.
    (Zum Übergang Spätantike/Frühmittelalter mit starker Berücksichtigung der politischen Geschichte.)
  • Rudolf Schieffer: Christianisierung und Reichsbildung. Europa 700–1200. C.H. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65375-9.
    (Knappes, aktuelles Überblickswerk, das zeitlich bis ins Hochmittelalter reicht und den Schwerpunkt auf die politische Geschichte legt.)
  • Chris Wickham: The Inheritance of Rome. A History of Europe from 400 to 1000. Penguin, London 2009.
    (Aktuelle und gut lesbare Gesamtdarstellung des Frühmittelalters.)

Literatur z​u einzelnen Themenbereichen

  • Kunibert Bering: Kunst des frühen Mittelalters (= Kunst-Epochen. Band 2). 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018169-0.
  • Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Wilhelm Fink Verlag, München 1975 (Band 1); München 1992 (Band 2).
    (Überblick zur lateinischen Literatur von der ausgehenden Spätantike bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts.)
  • Jörg W. Busch: Die Herrschaften der Karolinger 714–911. Oldenbourg, München 2011.
  • Florin Curta: Eastern Europe in the Middle Ages (500–1300). Brill, Leiden/Boston 2019.
    (Aktuelle Darstellung zu Osteuropa bis ins Hochmittelalter mit einer umfassenden Bibliographie.)
  • Falko Daim (Hrsg.): Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch (= Der Neue Pauly, Supplemente. Bd. 11). Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02422-0.
    (Aktuelles Handbuch zur Geschichte von Byzanz.)
  • Gilbert Dragon, Pierre Riché und André Vauchez (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Band 4: Bischöfe, Mönche und Kaiser (642–1054). Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1994.
    (Umfassende Darstellung des Christentums im Frühmittelalter, einschließlich der Ostkirchen.)
  • Bonnie Effros, Isabel Moreira (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Merovingian World. Oxford University Press, Oxford u. a. 2020.
  • Stefan Esders, Yaniv Fox, Yitzhak Hen (Hrsg.): East and West in the Early Middle Ages. The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective. Cambridge University Press, Cambridge 2019.
  • Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024 (= Propyläen Geschichte Deutschlands. Bd. 1). Propyläen, Berlin 1994, ISBN 3-549-05811-X.
    (Umfassende und gut lesbare, aber recht unkonventionelle Darstellung.)
  • Hugh N. Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. The Islamic Near East from the sixth to the eleventh Century. 2. Auflage. Pearson Longman, Harlow u. a. 2004, ISBN 0-582-40525-4.
    (Einführung in die frühislamische Geschichte.)
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Siedler, Berlin 2003, ISBN 3-88680-693-6.
    (Gut lesbare Gesamtdarstellung der byzantinischen Geschichte.)
  • Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73959-0.
    (Die derzeit aktuelle und umfassendste Darstellung zur Völkerwanderungszeit.)
  • Rory Naismith: Early Medieval Britain, c. 500–1000. Cambridge University Press, Cambridge 2021.
  • Lutz E. von Padberg: Die Christianisierung Europas im Mittelalter. 2. Auflage. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 3-15-017015-X.
  • Walter Pohl (Hrsg.): Die Suche nach den Ursprüngen – Von der Bedeutung des frühen Mittelalters (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, Band 8). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3296-4.
  • Reinhard Schneider: Das Frankenreich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Band 5). 4. Auflage. Oldenbourg, München 2001.
    (Knappe Darstellung mit Forschungsüberblick und umfassender Bibliographie.)
  • Klaus von See (Hrsg.), Peter Foote (Mitverf.): Europäisches Frühmittelalter. In: Klaus von See (Hrsg.): Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Bd. 6. Aula-Verlag, Wiesbaden 1985, ISBN 3-89104-054-7.
  • Julia M. H. Smith: Europe after Rome. A New Cultural History 500–1000. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Problemorientierter kulturgeschichtlicher Überblick.)
  • Christoph Stiegemann u. a. (Hrsg.): CREDO. Christianisierung Europas im Mittelalter. 2 Bde., Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013.
    (Katalog und Essayband, in denen die Christianisierung Europas umfassend geschildert wird.)
  • Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Europe and the Mediterranean, 400–800. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Grundlegende wirtschafts- und sozialgeschichtliche Darstellung.)

Anmerkungen

  1. Hermann Kulke: Gibt es ein indisches Mittelalter? In: Saeculum 33, 1982, S. 221–239.
  2. Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. 3., durchgesehene und aktualisierte Auflage, Stuttgart 2013, S. 171 ff.
  3. The Cambridge History of Japan. Band 3. Hrsg. von Kozo Yamamura. Cambridge 1990.
  4. Vgl. mit weiteren Literaturangaben: Alfred Haverkamp: Perspektiven des Mittelalters. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 1. 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Stuttgart 2004, S. 1–137, hier: S. 31 ff.
  5. Siehe dazu ausführlich Paul Fouracre (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History: Volume 1, c. 500–c. 700. Cambridge 2005.
  6. Beispielsweise bei Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Auflage, Basingstoke u. a. 2010; Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000; Chris Wickham: The Inheritance of Rome: A History of Europe from 400 to 1000. London 2009.
  7. Siehe zum Charakter der Übergangszeit die ausführlichen Beiträge in Theo Kölzer, Rudolf Schieffer (Hrsg.): Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde. Stuttgart 2009, und die zusammenfassende Darstellung von Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 280–284.
  8. Siehe als Überblick den Rezensionsartikel von Roger Collins: Making Sense of the Early Middle Ages. In: English Historical Review 124, 2009, S. 641–665. Collins kritisiert darin einige der neueren Forschungstrends und betont die seines Erachtens weiterhin notwendige erzählende Darstellungsform, einschließlich der politischen Geschichte.
  9. Vgl. dazu unter anderem Mark Humphries: Late Antiquity and World History. Challenging Conventional Narratives and Analyses. In: Studies in Late Antiquity 1, 2017, S. 8–37; Mischa Meier: Die Spätantike, zeitlich und räumlich neu gefasst. Eine Zwischenbilanz aktueller Suchbewegungen. In: Historische Zeitschrift 304, 2017, S. 686–706; Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300-800 n. Chr. Wien 2018.
  10. Vgl. dazu etwa Arnaldo Marcone: A long late antiquity? Considerations on a controversial periodization. In: Journal of Late Antiquity 1, 2008, S. 4–19.
  11. Vgl. etwa Erik Hermans (Hrsg.): A Companion to the Global Early Middle Ages. Leeds 2020; Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300-800 n. Chr. Wien 2018.
  12. Alfred Haverkamp: Perspektiven des Mittelalters. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. Band 1. Stuttgart 2004, S. 45.
  13. Siehe The New Cambridge Medieval History Bd. 1–3. Cambridge 1995–2005; Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Auflage, Basingstoke u. a. 2010; Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003; Chris Wickham: The Inheritance of Rome. A History of Europe from 400 to 1000. London 2009; Theodor Schieder (Hrsg.): Handbuch der europäischen Geschichte. Bd. 1. Stuttgart 1976.
  14. Zur ersten Orientierung ist auf The Oxford Dictionary of Late Antiquity hinzuweisen. Grundlegend ist die Darstellung von Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bde., Oxford 1964 (Nachdruck in zwei Bänden, Baltimore 1986). Neuere Überblicksdarstellungen: Douglas Boin: A Social and Cultural History of Late Antiquity. Hoboken (NJ) 2018; Alexander Demandt: Die Spätantike. Handbuch der Altertumswissenschaft III.6. 2. Auflage, München 2007; Hugh Elton: The Roman Empire in Late Antiquity. A Political and Military History. Cambridge 2018; Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012; Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter. Frankfurt am Main 2014; A. D. Lee: From Rome to Byzantium Ad 363 to 565: The Transformation of Ancient Rome. Edinburgh 2013; Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284–641. 2. Aufl., Oxford u. a. 2015; Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014; Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300-800 n. Chr. Wien 2018; Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Malden (Massachusetts) u. a. 2009; Cambridge Ancient History, 2. Auflage, Cambridge 1997–2005, Bände 12 bis 14.
  15. Aktueller Überblick für die Entwicklung im 4. Jahrhundert bei Alan Cameron: The Last Pagans of Rome. Oxford/New York 2011, der die Bedeutung der paganen Kulte bereits für das späte 4. Jahrhundert relativiert.
  16. Überblick über die moderne Forschung in The Oxford Dictionary of Late Antiquity sowie bei Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012; Philip Rousseau (Hrsg.): A Companion to Late Antiquity. Malden (Massachusetts) u. a. 2009.
  17. Überblick bei Scott McGill, Edward Watts (Hrsg.): A Companion to Late Antique Literature. Hoboken, NJ 2018.
  18. Grundlegend ist der detaillierte Überblick von Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire. Zusammenfassend Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. AD 284–641. 2. Aufl., Oxford u. a. 2015, S. 165 ff.
  19. Vgl. A. H. M. Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986, S. 1057.
  20. Zum Sāsānidenreich siehe nun Michael Bonner: The Last Empire of Iran. Piscataway 2020 und vgl. einführend Touraj Daryaee: Sasanian Iran 224–651 CE. Portrait of a Late Antique Empire. Costa Mesa (Calif.) 2008; Touraj Daryaee: Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire. London 2009; Khodadad Rezakhani: ReOrienting the Sasanians. East Iran in Late Antiquity. Edinburgh 2017; Eberhard Sauer (Hrsg.): Sasanian Persia. Between Rome and the Steppes of Eurasia. Edinburgh 2017; Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches. Darmstadt 1990; Josef Wiesehöfer: The Late Sasanian Near East. In: Chase Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Bd. 1. Cambridge 2010, S. 98–152.
  21. Wolfgang Kuhoff: Die Versuchung der Macht. Spätrömische Heermeister und ihr potentieller Griff nach dem Kaisertum. In: Silvia Serena Tschopp, Wolfgang E. J. Weber (Hrsg.): Macht und Kommunikation. Berlin 2012, S. 39–80; Anne Poguntke: Das römische Heermeisteramt im 5. Jahrhundert. Überlegungen zum Verhältnis zwischen Kaiser und Heermeister in Ost und West. In: Carola Föller, Fabian Schulz (Hrsg.): Osten und Westen 400-600 n. Chr. Kommunikation, Kooperation und Konflikt. Stuttgart 2016, S. 239–262.
  22. Die umfassendste Darstellung auf Grundlage der aktuellen Forschung bietet Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. München 2019. Des Weiteren siehe Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge 2007; Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage, Stuttgart u. a. 2005; Peter J. Heather: Empires and Barbarians: Migration, Development and the Birth of Europe. London 2009; Verena Postel: Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter. Stuttgart 2004; Herwig Wolfram: Das Römerreich und seine Germanen: Eine Erzählung von Herkunft und Ankunft. Wien/Köln/Weimar 2018. Reich illustriert und mit zahlreichen (knappen) Fachbeiträgen ausgestattet ist der Ausstellungskatalog Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung. München 2008.
  23. Siehe dazu Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. Stuttgart 2013 (2. Auflage 2018).
  24. Einführend siehe (mit Hinweisen zur neueren Forschung) Attila und die Hunnen. Begleitbuch zur Ausstellung. Herausgegeben vom Historischen Museum der Pfalz, Speyer. Stuttgart 2007; Michael Schmauder: Die Hunnen. Ein Reitervolk in Europa. Darmstadt 2009; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007. Die früher oft angenommene Verbindung der Hunnen mit den in chinesischen Quellen erwähnten Xiongnu ist heute sehr umstritten und wird meistens bezweifelt, siehe dazu zusammenfassend Walter Pohl: Hunnen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. 2. Auflage. Band 15, Berlin/New York 2000, S. 246–261, hier S. 248; Michael Schmauder: Die Hunnen. Ein Reitervolk in Europa. Darmstadt 2009, S. 50–53; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, S. 21–24; Nicola di Cosmo: Ancient China and its Enemies. Cambridge 2002, S. 163ff. Sie wird heute nur noch sehr vereinzelt vertreten, in abgeschwächter Form etwa Étienne de La Vaissière: The Steppe World and the Rise of the Huns. In: Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Attila. Cambridge 2015, S. 175–192 und Hyun Jin Kim: The Huns. New York 2016, S. 6ff.
  25. Vgl. mit weiterer Literatur: Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008; Roger Collins: Visigothic Spain 409–711. Oxford 2004.
  26. Zusammenfassend Peter J. Heather: Why Did the Barbarian Cross the Rhine? In: Journal of Late Antiquity 2, 2009, S. 3–29. Vereinzelt wird auch für eine Datierung 405/06 plädiert, was aber zusätzliche Probleme aufwirft.
  27. Reinhold Kaiser: Die Burgunder. Stuttgart u. a. 2004.
  28. Helmut Castritius: Die Vandalen. Stuttgart u. a. 2007; Andy Merrills, Richard Miles: The Vandals. Oxford/Malden, MA 2010; Roland Steinacher: Die Vandalen. Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs. Stuttgart 2016; Konrad Vössing: Das Königreich der Vandalen. Darmstadt 2014.
  29. Siehe allgemein Herwig Wolfram: Die Goten. 4. Auflage, München 2001.
  30. Zu Attila vgl. (jeweils mit weiterer Literatur) Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Attila. Cambridge 2014; Klaus Rosen: Attila. Der Schrecken der Welt. München 2016; Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007.
  31. Zur Geschichte des spätantiken Alpen- und Donauraums vgl. auch Roland Steinacher: Rom und die Barbaren. Völker im Alpen- und Donauraum (300–600). Stuttgart 2017.
  32. Zum Prozess der Auflösung des Weströmischen Reiches siehe Henning Börm: Westrom. Von Honorius bis Justinian. 2. Aufl. Stuttgart 2018; Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire. London u. a. 2005; Dirk Henning: Periclitans res Publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5–493. Stuttgart 1999.
  33. Einen aktuellen Überblick bietet etwa Roland Steinacher: Wanderung der Barbaren? Zur Entstehung und Bedeutung des Epochenbegriffs ‚Völkerwanderung‘ bis ins 19. Jahrhundert. In: Felix Wiedemann, Kerstin P. Hofmann, Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Vom Wandern der Völker. Migrationserzählungen in den Altertumswissenschaften. Berlin 2017, S. 67–95.
  34. Michael Kulikowski: Barbarische Identität. Aktuelle Forschungen und neue Interpretationsansätze. In: Michaela Konrad, Christian Witschel (Hrsg.): Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frümittelalterlichen Lebens? München 2011, S. 103–111.
  35. Roland Steinacher: Zur Identitätsbildung frühmittelalterlicher Gemeinschaften. Überblick über den historischen Forschungsstand. In: Irmtraud Heitmeier, Hubert Fehr (Hrsg.): Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur frühmittelalterlichen Baiovaria. St. Ottilien 2012, S. 73–124.
  36. Zu diesem Wandlungsprozess siehe etwa Thomas F. X. Noble (Hrsg.): From Roman Provinces to Medieval Kingdoms. London/New York 2006. Vgl. für die Entwicklung nach 476 auch Peter J. Heather: The Restoration of Rome: Barbarian Popes and Imperial Pretenders. London 2013.
  37. Vgl. etwa Wolfgang Liebeschuetz: The End of the Roman Army in the Western Empire. In: J. Rich, G. Shipley (Hrsg.): War and Society in the Roman World. London/New York 1993, S. 265–276.
  38. Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 251 ff.
  39. Aktueller Überblick bei Michael Bonner: The Last Empire of Iran. Piscataway 2020. Zu den wechselseitigen Beziehungen siehe etwa Henning Börm: Prokop und die Perser. Untersuchungen zu den römisch-sasanidischen Kontakten in der ausgehenden Spätantike. Stuttgart 2007; Matthew P. Canepa: The Two Eyes of the Earth. Art and Ritual of Kingship between Rome and Sasanian Iran. Berkeley 2009; Engelbert Winter, Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001.
  40. Zu Justinian siehe nun eingehend Hartmut Leppin: Justinian. Das christliche Experiment. Stuttgart 2011; Michael Maas (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Justinian. Cambridge 2005. Vgl. auch Peter Heather: Rome Resurgent. War and Empire in the Age of Justinian. Oxford 2018.
  41. Vgl. dazu Peregrine Horden: Plague of Justinian. In: The Oxford Classical Dictionary, 5. Auflage (Oxford Classical Dictionary Online); Mischa Meier: The ‘Justinianic Plague’: the economic consequences of the pandemic in the eastern Roman empire and its cultural and religious effects. In: Early Medieval Europe 24, 2016, S. 267–292.
  42. Geoffrey B. Greatrex, Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London/New York 2002, S. 142 ff.
  43. Die wichtigste aktuelle Studie dazu ist nun James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021. Übersetzte Quellenauszüge bei Geoffrey B. Greatrex, Samuel N.C. Lieu: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars. Part II AD 363–630. A narrative sourcebook. London/New York 2002, S. 182 ff. Vgl. dazu auch James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010; Peter Sarris: Empires of Faith. Oxford 2011, S. 242 ff.
  44. Zum Kriegsverlauf siehe James Howard-Johnston: The Last Great War of Antiquity. Oxford 2021, S. 22ff.
  45. Zu Herakleios siehe Walter E. Kaegi: Heraclius – Emperor of Byzantium. Cambridge 2003; Gerrit Jan Reinink, Bernard H. Stolte (Hrsg.): The Reign of Heraclius (610–641). Crisis and Confrontation. Leuven 2002; Theresia Raum: Szenen eines Überlebenskampfes. Akteure und Handlungsspielräume im Imperium Romanum 610–630. Stuttgart 2021.
  46. Die Datierung 638 erscheint sinnvoller als die ältere (636 bzw. 637); vgl. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010, S. 116 f.
  47. Allgemein siehe mit weiterer Literatur Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007. Vgl. auch James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010.
  48. Ekkehard Eickhoff: Seekrieg und Seepolitik zwischen Islam und Abendland. Berlin 1966.
  49. Marek Jankowiak: The first Arab siege of Constantinople. In: Travaux et Mémoires du Centre de Recherche d’Histoire et Civilisation de Byzance. Bd. 17. Paris 2013, S. 237–320.
  50. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford 2010, S. 226 f.
  51. Einen guten Überblick zur Entwicklung vom 6. bis ins frühe 8. Jahrhundert bietet immer noch Franz Georg Maier: Die Verwandlung der Mittelmeerwelt. Frankfurt am Main 1968, S. 172 ff. Siehe auch Ernst Pitz: Die griechisch-römische Ökumene und die drei Kulturen des Mittelalters. Berlin 2001, S. 305 ff. Aktueller Überblick etwa bei: Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 114 ff.; Reinhold Kaiser: Die Mittelmeerwelt und Europa in Spätantike und Frühmittelalter. Frankfurt am Main 2014; Peter Sarris: Empires of Faith. Oxford 2011, S. 125 ff.; Chris Wickham: The Inheritance of Rome. London 2009, S. 111–202 und S. 255–297.
  52. Vgl. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century. Oxford 2010, S. 488ff.
  53. Grundlegend dazu John Haldon: Byzantium in the Seventh Century. The Transformation of a Culture. 2. Auflage, Cambridge 1997. Vgl. auch John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016; Mischa Meier: Ostrom-Byzanz, Spätantike-Mittelalter. Überlegungen zum „Ende“ der Antike im Osten des Römischen Reiches. In: Millennium 9, 2012, S. 187–253.
  54. Allgemeiner Überblick bis zu den frühen Karolingern bei Friedrich Prinz: Europäische Grundlagen deutscher Geschichte (4.–8. Jahrhundert). Gebhardt. Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 1. 10. völlig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 2004, S. 147–616, hier: S. 286 ff. Zur fränkischen Frühgeschichte siehe Ulrich Nonn: Die Franken. Stuttgart 2010 sowie Erich Zöllner: Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. München 1970. Siehe auch die diversen Beiträge in Alfried Wieczorek, Patrick Périn, Karin von Welck, Wilfried Menghin (Hrsg.): Die Franken. Wegbereiter Europas. 5. bis 8. Jahrhundert. 2 Bände. Mainz 1996 (1997).
  55. Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. Aufl., Stuttgart 2006; Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. London 1994; Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015. Siehe auch die Beiträge in Stefan Esders u. a. (Hrsg.): The Merovingian Kingdoms and the Mediterranean World. Revisiting the Sources. London u. a. 2019; Stefan Esders u. a. (Hrsg.): East and West in the Early Middle Ages. The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective. Cambridge 2019.
  56. Guter aktueller Überblick bei Matthias Becher: Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt. München 2011; Mischa Meier, Steffen Patzold (Hrsg.): Chlodwigs Welt. Organisation von Herrschaft um 500. Stuttgart 2014.
  57. Zum Folgenden siehe Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. Aufl., Stuttgart 2006, S. 31ff.; Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. London 1994, S. 88ff.; Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015, S. 35ff.
  58. Vgl. dazu auch Karl Friedrich Stroheker: Der senatorische Adel im spätantiken Gallien. Tübingen 1948 (ND Darmstadt 1970).
  59. Vgl. Andrew Gillett: Telling Off Justinian: Theudebert I, the Epistolae Austrasicae, and Communication Strategies in Sixth-Century Merovingian–Byzantine Relations. In: Early Medieval Europe. Band 27, 2019, S. 161–194.
  60. Gerhard Dilcher, Eva-Marie Distler (Hrsg.): Leges – Gentes – Regna: Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur. Berlin 2006.
  61. Zu den regionalen Zentrifugalkräften vgl. Patrick J. Geary: Die Merowinger: Europa vor Karl dem Großen. München 2003, S. 157 ff.
  62. Zu Dagoberts Herrschaft siehe Sebastian Scholz: Die Merowinger. Stuttgart 2015, S. 204 ff.
  63. Annales regni Francorum, anno 749; Einhard: Vita Karoli Magni. cap. 1 f.
  64. So z. B. Johannes Fried: Das Mittelalter. Geschichte und Kultur. München 2008, S. 53.
  65. Zu dieser Zeit siehe einführend Andreas Fischer: Karl Martell. Der Beginn karolingischer Herrschaft. Stuttgart 2012.
  66. Zu diesen siehe John Hines, Nelleke IJssennager (Hrsg.): Frisians and their North Sea Neighbours. From the Fifth Century to the Viking Age. Woodbridge 2017.
  67. Für die Zeit ab Pippin dem Jüngeren siehe Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Stuttgart 1987, S. 87 ff.; Rudolf Schieffer: Die Karolinger. 4. Auflage, Stuttgart 2006, S. 50 ff. Allgemein siehe auch Jörg W. Busch: Die Herrschaften der Karolinger 714–911. München 2011; Rudolf Schieffer: Die Zeit des karolingischen Großreichs (714–887). Stuttgart 2005.
  68. Siehe einführend Johannes Fried: Karl der Grosse. München 2013; Dieter Hägermann: Karl der Große. Herrscher des Abendlandes. Berlin 2000; Wilfried Hartmann: Karl der Große. Stuttgart 2010; Rosamond McKitterick: Charlemagne. The Formation of a European Identity. Cambridge 2008 (dt. Karl der Große, Darmstadt 2008); Stefan Weinfurter: Karl der Große. Der heilige Barbar. München 2013.
  69. Aktueller Überblick bei Matthias Becher: Das Kaisertum Karls des Großen zwischen Rückbesinnung und Neuerung. In: Hartmut Leppin, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Kaisertum im ersten Jahrtausend. Regensburg 2012, S. 251–270. Vgl. auch Jörg W. Busch: Die Herrschaften der Karolinger 714-911. München 2011, S. 79 ff.
  70. Egon Boshof: Ludwig der Fromme. Darmstadt 1996; Mayke de Jong: The Penitential State. Authority and Atonement in the Age of Louis the Pious, 814–840. Cambridge 2009.
  71. Egon Boshof: Ludwig der Fromme. Darmstadt 1996, S. 108 ff.
  72. Siehe dazu etwa Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Die Ursprünge Deutschlands bis 1024. Berlin 1994, S. 366 ff.; Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Stuttgart 1987, S. 195 ff.; Rudolf Schieffer: Die Zeit des karolingischen Großreichs (714–887). Stuttgart 2005, S. 136 ff.; Rudolf Schieffer: Die Karolinger. 4. Auflage, Stuttgart 2006, S. 139 ff.
  73. Zur Rebellion gegen Ludwig siehe Egon Boshof: Ludwig der Fromme. Darmstadt 1996, S. 182 ff.
  74. Zu Ludwig siehe Eric J. Goldberg: Struggle for Empire. Kingship and Conflict under Louis the German. 817–876. Ithaca 2006; Wilfried Hartmann: Ludwig der Deutsche. Darmstadt 2002.
  75. Zu dieser Zeit siehe zusammenfassend auch Carlrichard Brühl: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen (9.–11. Jahrhundert). Köln u. a. 2001, S. 115 ff. Sehr viel ausführlicher zur Entwicklung der beiden fränkischen Teilreiche nach 843 ist Carlrichard Brühl: Deutschland – Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 2. Auflage, Köln/Wien 1995.
  76. Vgl. Carlrichard Brühl: Die Geburt zweier Völker. Köln u. a. 2001, S. 69 ff.
  77. Siehe Simon MacLean: Kingship and Politics in the Late Ninth Century: Charles the Fat and the End of the Carolingian Empire. Cambridge 2003, speziell S. 123 ff.
  78. Zu Arnolf siehe Franz Fuchs, Peter Schmid (Hrsg.): Kaiser Arnolf. Das ostfränkische Reich am Ende des 9. Jahrhunderts. München 2002.
  79. Zum Folgenden allgemein siehe Gerd Althoff: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. 2. Aufl., Stuttgart u. a. 2005; Helmut Beumann: Die Ottonen. 5. Aufl. Stuttgart u. a. 2000; Gerd Althoff, Hagen Keller: Spätantike bis zum Ende des Mittelalters. Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Krisen und Konsolidierungen 888–1024. Stuttgart 2008.
  80. Zur Einordnung der ottonischen Geschichte allgemein Hagen Keller, Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008, S. 18 ff.
  81. Zu den unterschiedlichen Forschungsansätzen siehe Joachim Ehlers: Die Entstehung des Deutschen Reiches. 4. Aufl., München 2012; vgl. allgemein auch Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Berlin 1994, speziell S. 9 ff. und S. 853 ff. Grundlegend ist Carlrichard Brühl: Deutschland – Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 2. Auflage Köln/Wien 1995.
  82. Allgemein zu Heinrichs Regierungszeit siehe nun Wolfgang Giese: Heinrich I. Begründer der ottonischen Herrschaft. Darmstadt 2008.
  83. Gerd Althoff: Amicitiae und pacta. Bündnis, Einung, Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10. Jahrhundert. Hannover 1992.
  84. Neben der genannten allgemeinen Literatur zu den Ottonen siehe Matthias Becher: Otto der Große. Kaiser und Reich. München 2012; Johannes Laudage: Otto der Große (912–973). Eine Biographie. Regensburg 2001.
  85. Johannes Laudage: Otto der Große. Regensburg 2001, S. 110 ff.
  86. Zu diesem Aspekt siehe Hartmut Leppin, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Kaisertum im ersten Jahrtausend. Regensburg 2012.
  87. Hagen Keller: Das „Erbe“ Ottos des Großen. In: Frühmittelalterliche Studien 41, 2007, S. 43–72, speziell S. 62 ff.
  88. Siehe zusammenfassend Hagen Keller, Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008, S. 239 ff.
  89. Allgemeiner Überblick bei Hagen Keller, Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008, S. 273 ff. Siehe daneben auch Gerd Althoff: Otto III. Darmstadt 1997; Ekkehard Eickhoff: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Stuttgart 1996; Ekkehard Eickhoff: Kaiser Otto III. Die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas. 2. Auflage, Stuttgart 2000.
  90. Gerd Althoff: Otto III. Darmstadt 1997, S. 100 ff.
  91. Vgl. etwa Hagen Keller, Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008, S. 292 ff. (mit weiteren Belegen); Knut Görich: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus: kaiserliche Rompolitik und sächsische Historiographie. Sigmaringen 1995, S. 267 ff.
  92. Vgl. Ekkehard Eickhoff: Kaiser Otto III. Die erste Jahrtausendwende und die Entfaltung Europas. 2. Aufl. Stuttgart 2000, S. 271–273.
  93. Stefan Weinfurter: Heinrich II. (1002–1024). Herrscher am Ende der Zeiten. 3. Aufl., Regensburg 2002.
  94. Knut Görich: Eine Wende im Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobry. In: Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?. Sigmaringen 1997, S. 95–167.
  95. Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Berlin 1994, S. 630 f.
  96. Allgemein zur Geschichte Frankreichs in dieser Zeit siehe Bernd Schneidmüller: Die Entstehung Frankreichs. In: Ernst Hinrichs (Hrsg.): Geschichte Frankreichs. Stuttgart 2014, S. 13 ff.; Jean Dunbabin: West Francia: The Kingdom. In: Timothy Reuter (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History. Band 3. Cambridge 1999, S. 372 ff.; Rolf Große: Vom Frankenreich zu den Ursprüngen der Nationalstaaten 800 bis 1214. Darmstadt 2005 (jeweils mit weiterer Literatur).
  97. Joachim Ehlers: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. Stuttgart u. a. 1987; Joachim Ehlers: Die Kapetinger. Stuttgart u. a. 2000.
  98. Constance Brittain Bouchard: Burgundy and Provence. In: Timothy Reuter (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History. Band 3. Cambridge 1999, S. 328 ff.
  99. Carlrichard Brühl: Deutschland – Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 2. Aufl., Köln/Wien 1995, S. 454 ff.
  100. Zu Theoderich siehe nun aktuell und ausführlich Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich der Große. König der Goten, Herrscher der Römer. München 2018. Vgl. des Weiteren Frank M. Ausbüttel: Theoderich der Große. Darmstadt 2004; Wilhelm Enßlin: Theoderich der Große. 2. Auflage. München 1959. Zu den Quellen und deren Bewertung siehe Andreas Goltz: Barbar – König – Tyrann. Das Bild Theoderichs des Großen in der Überlieferung des 5. bis 9. Jahrhunderts. Berlin/New York 2008.
  101. Dieser Fragestellung ging Marco Aimone: Romani e Ostrogoti fra integrazione e separazione. Il contributo dell’archeologia a un dibattito storiografico. In: Reti Medievali Rivista 13, 2012, S. 1–66, erstmals auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen nach.
  102. Allgemeiner Überblick zur Geschichte Italiens im Mittelalter mit weiterer Literatur bei Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter. Darmstadt 2010. Zu den Langobarden siehe unter anderem Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 198 ff.; Peter Erhart, Walter Pohl (Hrsg.): Die Langobarden: Herrschaft und Identität. Wien 2005; Wilfried Menghin: Die Langobarden. Stuttgart 1985. Zum frühmittelalterlichen Italien siehe unter anderem: Cristina La Rocca (Hrsg.): Italy in the Early Middle Ages: 476–1000. Oxford 2002; Chris Wickham: Early Medieval Italy. Central Power and Local Society 400—1000. London/Basingstoke 1981; Giovanni Tabacco: Sperimentazioni del potere nell’alto medioevo. Turin 1993.
  103. Zu diesem Prozess siehe Chris Wickham: Early Medieval Italy. London/Basingstoke 1981, S. 174 ff.
  104. Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter. Darmstadt 2010, S. 76 f.
  105. Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter. Darmstadt 2010, S. 71 f.
  106. Elke Goez: Geschichte Italiens im Mittelalter. Darmstadt 2010, S. 91 ff.
  107. Allgemein zum Westgotenreich ab dem 6. Jahrhundert siehe Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 140 ff.; Roger Collins: Visigothic Spain 409–711. Oxford 2004, S. 38 ff. Vgl. auch Manuel Koch: Ethnische Identität im Entstehungsprozess des spanischen Westgotenreiches. Berlin/Boston 2012.
  108. Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 173 ff.
  109. Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 188 ff.
  110. Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008, S. 222 ff.
  111. Speziell zu Spanien im Frühmittelalter siehe Roger Collins: Caliphs and Kings: Spain, 796–1031. Chichester u. a. 2012. Allgemeiner Überblick etwa bei Klaus Herbers: Geschichte Spaniens im Mittelalter. Stuttgart 2006; Ludwig Vones: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter (711–1480). Sigmaringen 1993 (jeweils mit weiterer Literatur).
  112. Nikolaus Jaspert: Die Reconquista. München 2019.
  113. Zum islamischen Spanien vgl. aktuell etwa Brian A. Catlos: Kingdoms of Faith. A New History of Islamic Spain. New York 2018.
  114. Roger Collins: Caliphs and Kings: Spain, 796–1031. Chichester u. a. 2012, S. 50 ff. und S. 138 ff.
  115. Zu den christlichen Reichen zusammenfassend Klaus Herbers: Geschichte Spaniens im Mittelalter. Stuttgart 2006, S. 102 ff.
  116. Vgl. dazu Darío Fernández-Morera: The Myth of the Andalusian Paradise. In: The Intercollegiate Review 41, 2006, S. 23–31.
  117. Zur Lage der Christen im islamischen Spanien siehe zusammenfassend Roger Collins: Caliphs and Kings: Spain, 796–1031. Chichester u. a. 2012, S. 83–103.
  118. Vgl. zusammenfassend Evangelos Chrysos: Die Römerherrschaft in Britannien und ihr Ende. In: Bonner Jahrbücher 191 (1991), S. 247–276.
  119. Vgl. Peter Salway: A History of Roman Britain. Oxford 2001, S. 323ff.
  120. Vgl. David Dumville: Sub-Roman Britain: History and Legend. In: History 62, 1977, S. 173–192.
  121. Allgemeiner Überblick zu Britannien im Frühmittelalter bei Rory Naismith: Early Medieval Britain, c. 500–1000. Cambridge 2021. Allgemein zu den Angelsachsen siehe: Michael Lapidge, John Blair, Simon Keynes, Donald Scragg (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. 2. Aufl. Chichester 2014; James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford 1982 (mehrere NDe); Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 173ff.; Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013 [recht umfassender aktueller Überblick]; Harald Kleinschmidt: Die Angelsachsen. München 2011 [knappe Einführung]; Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017 [aktuelle Einführung]. Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England. 3. Aufl. Oxford 1971 [wichtige ältere, teils aber überholte Darstellung].
  122. Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 176.
  123. Aktueller Überblick bei Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013, S. 126 ff.
  124. Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 177.
  125. Peter Sarris: Empires of Faith. Oxford 2011, S. 361f.
  126. Vgl. dazu nun Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013, S. 179ff.; Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017, S. 71ff.
  127. Allgemeiner Überblick bei Simon Keynes: England, 700–900. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, S. 18–42; Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. London/New York 1990.
  128. Zur Geschichte von Wessex in dieser Zeit siehe Barbara Yorke: Wessex in the Early Middle Ages. London/New York 1995, S. 94 ff.
  129. James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford 1982, S. 61.
  130. Aktueller Überblick bei Nicholas J. Higham, Martin J. Ryan: The Anglo-Saxon World. New Haven 2013, S. 232ff. und bei Henrietta Leyser: A Short History of the Anglo-Saxons. London/New York 2017, S. 93ff. Vgl. auch James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford 1982, S. 132ff.; Roger Collins: Early Medieval Europe 300–1000. 3. Aufl., Basingstoke u. a. 2010, S. 359 ff.
  131. Richard Abels: Alfred the Great. London 1998.
  132. Vgl. James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons. Oxford u. a. 1982, S. 192 ff.
  133. Timothy Bolton: Cnut the Great. New Haven 2017.
  134. Jörg Peltzer: 1066. Der Kampf um Englands Krone. München 2016.
  135. Umfassende Darstellung bei Alex Woolf: From Pictland to Alba 789-1070. Edinburgh 2007. Zusammenfassend siehe Andrew D. M. Barrell: Medieval Scotland. Cambridge 2000, S. 1–15.
  136. Eine umfassende Darstellung der Geschichte Irlands bis ins 12. Jahrhundert bietet Dáibhí Ó Cróinín (Hrsg.): A New History of Ireland. Band 1. Oxford u. a. 2005. Daneben siehe auch Clare Downham: Medieval Ireland. Cambridge 2018; Seán Duffy (Hrsg.): Medieval Ireland: An Encyclopedia. London/New York 2005; Michael Richter: Irland im Mittelalter. Münster u. a. 2003 (ND).
  137. Alheydis Plassmann: Origo gentis. Identitäts- und Legitimitätsstiftung in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen. Berlin 2006.
  138. Einführend siehe Lotte Hedeager: Scandinavia. In: Paul Fouracre (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 1. Cambridge 2005, S. 496–523; Bjørn Myhre: The Iron Age. In: Knut Helle (Hrsg.): The Cambridge History of Scandinavia. Band 1. Cambridge 2003, S. 60–93, hier S. 83 ff.
  139. Vgl. Carsten Jahnke: Geschichte Dänemarks. Ditzingen 2017, S. 29f.
  140. Einführend siehe etwa Robert Ferguson: The Hammer and the Cross. A New History of the Vikings. London 2009; Gwyn Jones: A History of the Vikings. 2. Aufl. Oxford 1984 (mehrere NDe); F. Donald Logan: The Vikings in History. 2. Aufl., London/New York 1991; Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. Berlin 2002; Peter Sawyer (Hrsg.): Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes. Stuttgart 2000 (mehrere NDe); Anders Winroth: The Age of the Vikings. Princeton 2014.
  141. Wladyslaw Duczko: Viking Rus. Studies on the Presence of Scandinavians in Eastern Europe. Leiden/Boston 2004.
  142. Überblick bei Niels Lund: Scandinavia, c. 700–1066. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, S. 202–227; Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002.
  143. Zur Geschichte der schwedischen Könige im Mittelalter vgl. etwa Jörg-Peter Findeisen: Die schwedische Monarchie. Band 1. Kiel 2010, S. 61ff.
  144. Niels Lund: Scandinavia, c. 700–1066. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, hier S. 220.
  145. Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002, S. 186 f.
  146. Zu Knut siehe Timothy Bolton: Cnut the Great. New Haven 2017.
  147. Niels Lund: Scandinavia, c. 700–1066. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, hier S. 226.
  148. Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002, S. 78.
  149. Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002, S. 120 ff.
  150. Carsten Jahnke: Geschichte Dänemarks. Ditzingen 2017, S. 28ff.
  151. Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Berlin 2002, S. 171 ff.
  152. Timothy Bolton: Cnut the Great. New Haven 2017. Zur Herrschaftsgestaltung siehe auch Timothy Bolton: The Empire of Cnut the Great. Leiden 2009, S. 9 ff.
  153. Timothy Bolton: The Empire of Cnut the Great. Leiden 2009, S. 155 f.
  154. Grundlegend ist nun Fritz Mitthof, Peter Schreiner, Oliver Jens Schmitt (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Band 1: Herrschaft und Politik in Südosteuropa von der römischen Antike bis 1300. de Gruyter, Berlin/Boston 2019. Vgl. auch das Online-Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Weiterführend für den behandelten Zeitraum siehe Florin Curta: Eastern Europe in the Middle Ages (500–1300). Leiden/Boston 2019; Florin Curta: The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, C. 500–700. Cambridge 2001; Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006; Christian Lübke: Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. München 2004. Vgl. auch Florin Curta: The Beginning of the Middle Ages in the Balkans. In: Millennium. Jahrbuch zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. 10, 2013, S. 145ff.
  155. Überblick mit Belegen bei Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001, S. 335 ff.; Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006, S. 56 ff. Curta stellt etwa die ältere These einer slawischen „Urheimat“ in Frage; eine slawische Identität habe sich erst später entwickelt. Vgl. nun auch den knappen Überblick bei Eduard Mühle: Die Slaven im Mittelalter. Berlin/Boston 2016.
  156. Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001, S. 36 ff.; Christian Lübke: Das östliche Europa. München 2004, S. 42–46.
  157. Zu Justinians Balkanpolitik siehe nun Alexander Sarantis: Justinian’s Balkan Wars. Campaigning, Diplomacy and Development in Illyricum, Thace and the Northern World A.D. 527-65. Prenton 2016.
  158. Zu den Awaren siehe vor allem Walter Pohl: Die Awaren. 2. Auflage. München 2002.
  159. Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001, S. 120 ff.
  160. Vgl. Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006, S. 70 ff.
  161. Aktueller Überblick zur bulgarischen Reichsbildung bei Daniel Ziemann: Vom Wandervolk zur Großmacht. Die Entstehung Bulgariens im frühen Mittelalter. Köln u. a. 2007, S. 180 ff.
  162. Christian Lübke: Das östliche Europa. München 2004, S. 47 ff.
  163. Walter Pohl: Die Awaren. 2. Aufl., München 2002, S. 256 ff.
  164. Simon Franklin, Jonathan Shepard: The Emergence of the Rus 750–1200. London/New York 1996.
  165. Christian Lübke: Das östliche Europa. München 2004, S. 123 ff. Zum mittelalterlichen Ungarn siehe den Überblick bei Pál Engel: The Realm of St Stephen. A History of Medieval Hungary, 895-1526. London/New York 2001.
  166. Christian Lübke: Das östliche Europa. München 2004, S. 52 ff.
  167. Zur Geschichte und Kultur der „Mitte Europas“ um 1000, einschließlich der slawischen Welt und Ungarn, siehe einführend Alfried Wieczorek, Hans-Martin Hinz (Hrsg.): Europas Mitte um 1000. 3 Bde., Stuttgart 2000. Vgl. auch Joachim Herrmann (Hrsg.): Die Slawen in Deutschland. Berlin 1985.
  168. Eduard Mühle: Die Piasten. Polen im Mittelalter. München 2011.
  169. Zur (umstrittenen) Entstehung der Themen siehe zusammenfassend John Haldon: Military Service, Military Lands, and the Status of Soldiers. Current Problems and Interpretations. In: Dumbarton Oaks Papers 47, 1993, S. 1–67.
  170. Zur sogenannten mittelbyzantinischen Zeit siehe neben den diversen allgemeinen Handbüchern vor allem Leslie Brubaker, John F. Haldon: Byzantium in the Iconoclast era. c. 680–850. A History. Cambridge u. a. 2011; Michael J. Decker: The Byzantine Dark Ages. London/New York 2016; John F. Haldon: The Empire That Would Not Die. The Paradox of Eastern Roman Survival, 640–740. Cambridge (Massachusetts) 2016; John F. Haldon: Byzantium in the Seventh Century. 2. Aufl. Cambridge 1997; Mark Whittow: The Making of Byzantium, 600–1025. Berkeley 1996. Vgl. allgemein auch Falko Daim (Hrsg.): Byzanz. Historisch-kulturwissenschaftliches Handbuch (Der Neue Pauly, Supplemente, Bd. 11). Stuttgart 2016. Wichtig ist des Weiteren die Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit.
  171. Ralph-Johannes Lilie: Die byzantinische Reaktion auf die Ausbreitung der Araber. Studien zur Strukturwandlung des byzantinischen Staates im 7. und 8. Jahrhundert. München 1976. Zu den diplomatischen Kontakten bis Mitte des 8. Jahrhunderts siehe Andreas Kaplony: Konstantinopel und Damaskus. Gesandtschaften und Verträge zwischen Kaisern und Kalifen 639-750. Berlin 1996 (Menadoc Bibliothek, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle).
  172. Zu den Slawen in Griechenland siehe (mit einigen Neudeutungen) Florin Curta: Still waiting for the barbarians? The making of the Slavs in „Dark-Age“ Greece. In: Florin Curta (Hrsg.): Neglected Barbarians. Turnhout 2010, S. 403–478. Vgl. auch Florin Curta: The Edinburgh History of the Greeks, c. 500 to 1050. The Early Middle Ages. Edinburgh 2011, S. 97ff.
  173. Peter Benjamin Golden u. a. (Hrsg.): The World of the Khazars. New Perspectives. Leiden/Boston 2007.
  174. Ilse Rochow: Kaiser Konstantin V. (741–775). Materialien zu seinem Leben und Nachleben. Frankfurt am Main u. a. 1994, S. 73 ff.
  175. Siehe vor allem Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012; Leslie Brubaker, John F. Haldon: Byzantium in the Iconoclast era, ca 680-850. A History. Cambridge 2011.
  176. Zu Basileios siehe vor allem Catherine Holmes: Basil II and the Governance of Empire, 976–1025. Oxford 2005.
  177. Josef Matuz: Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. 7. Auflage. Darmstadt 2012, S. 14ff.
  178. Allgemeiner Überblick zum Folgenden bei Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der Arabischen Welt. 4. überarbeitete und erweiterte Aufl. München 2001; Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. 2. Aufl. Harlow u. a. 2004; Chase F. Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Band 1. Cambridge u. a. 2010. Siehe allgemein auch die jeweiligen Artikel in der Encyclopaedia of Islam (2. Aufl.).
  179. Zu Mohammed siehe ausführlich Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008; Tilmann Nagel: Allahs Liebling: Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens. München 2008. Zur historischen Entwicklung siehe auch Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016; Fred M. Donner: Muhammad and the Believers. At the Origins of Islam. Cambridge MA u. a. 2010 (mit teils neuen Interpretationen). Einführend vgl. Hartmut Bobzin: Mohammed. 5. Aufl. München 2016 und den Artikel Muhammad in: Oxford Islamic Studies Online.
  180. Zum derzeitigen Forschungsstand vgl. Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008, S. 835 ff.
  181. Vgl. etwa Fred M. Donner: Muhammad and the Believers. At the Origins of Islam. Cambridge MA u. a. 2010 (wonach Mohammed ursprünglich für eine monotheistische „ökumenische Bewegung“ eingetreten sei, der auch Christen und Juden angehören konnten, und sich der Islam in seiner heutigen Form erst in der Umayyadenzeit entwickelt habe; zusammenfassend ebd., S. 194 ff.); Robert G. Hoyland: New Documentary Texts and the Early Islamic State. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies. Band 69, 2006, S. 395–416; Robert G. Hoyland: The Identity of the Arabian Conquerors of the Seventh-Century Middle East. In: Al-ʿUṣūr al-Wusṭā 25, 2017, S. 113–140.
  182. Glen W. Bowersock: Die Wiege des Islam. Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen. C. H. Beck, München 2019.
  183. Ausführlicher Überblick bei Chase F. Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Band 1. Cambridge u. a. 2010. Vgl. auch Aziz Al-Azmeh: The Emergence of Islam in Late Antiquity. Allah and His People. Cambridge 2014; Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016.
  184. Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008, S. 180 ff.
  185. Tilman Nagel: Mohammed. Leben und Legende. München 2008, S. 352 ff.
  186. Rudi Paret: Das islamische Weltreich. In: Historische Zeitschrift 187, 1959, S. 521–539.
  187. Siehe dazu Wilferd Madelung: The Succession to Muhammad. Cambridge 1997.
  188. Ausführlich zur islamischen Expansion siehe Fred M. Donner: The Early Islamic Conquests. Princeton 1981; Robert G. Hoyland: In God’s Path. The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire. Oxford 2015; Walter E. Kaegi: Byzantium and the Early Islamic Conquests. Cambridge 1992; Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007. Vgl. auch Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016, S. 141ff.
  189. James Howard-Johnston: Witnesses to a World Crisis. Oxford u. a. 2010.
  190. Zu den nicht-islamischen Quellen siehe vor allem Robert G. Hoyland: Seeing Islam as Others Saw It. A Survey and Evaluation of Christian, Jewish and Zoroastrian Writings on Early Islam. Princeton 1997.
  191. Vgl. zusammenfassend Lutz Berger: Die Entstehung des Islam. Die ersten hundert Jahre. München 2016, S. 255ff.
  192. Zum Fallbeispiel Ägypten siehe Petra M. Sijpesteijn: Shaping a Muslim State. The World of a Mid-Eighth-Century Egyptian Official. Oxford 2013.
  193. Wolfgang Kallfelz: Nichtmuslimische Untertanen im Islam. Wiesbaden 1995, S. 46 ff.; Milka Levy-Rubin: Non-Muslims in the Early Islamic Empire: From Surrender to Coexistence. Cambridge 2011, S. 100 ff.
  194. Allgemein zur Geschichte des Kalifenreichs bis ins 11. Jahrhundert: Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. 2. Aufl. Harlow u. a. 2004, speziell S. 50 ff.; Chase F. Robinson (Hrsg.): The New Cambridge History of Islam. Band 1. Cambridge u. a. 2010 (Part 2, ab S. 173 ff.).
  195. Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. 2. Aufl. Harlow u. a. 2004, S. 75 ff.; Wilferd Madelung: The Succession to Muhammad. Cambridge 1997, S. 141 ff.
  196. G. R. Hawting: The First Dynasty of Islam: The Umayyad Caliphate. 2. Aufl., London/New York 2000; Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. 2. Aufl., Harlow u. a. 2004, S. 82 ff.
  197. Hugh Kennedy: The Prophet and the Age of the Caliphates. 2. Aufl., Harlow u. a. 2004, S. 123 ff.; Hugh Kennedy: When Baghdad ruled the Muslim world. The rise and fall of Islam’s greatest dynasty. Cambridge MA 2005; B. Lewis: Abbasids. In: Encyclopaedia of Islam. 2. Aufl. Band 1, S. 15–23.
  198. Heinz Halm: Die Kalifen von Kairo. München 2003.
  199. Ausführlicher vergleichender Überblick bei Walter Pohl, Veronika Wieser (Hrsg.): Der Frühmittelalterliche Staat – Europäische Perspektiven. Wien 2009.
  200. Chris Wickham: The Inheritance of Rome. London 2009, S. 103 f.
  201. Vgl. zusammenfassend Peter Moraw: Herrschaft II. In: Geschichtliche Grundbegriffe. Band 3, S. 5–13, speziell S. 7 f.
  202. Einführend siehe Arnold Bühler: Herrschaft im Mittelalter. Ditzingen 2013. Zum Folgenden siehe zusammenfassend Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 58 ff.; Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 118 ff. Speziell zum Ostfrankenreich siehe Roman Deutinger: Königsherrschaft im ostfränkischen Reich. Ostfildern 2006.
  203. Vgl. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 59 f.
  204. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 172 f.
  205. Scharf kritisiert von Susan Reynolds in ihrer umfangreichen Studie Fiefs and Vassals: The Medieval Evidence Reinterpreted. Oxford 1994; vgl. auch Susan Reynolds: The Middle Ages Without Feudalism. Essays in Criticism and Comparison on the Medieval West. Farnham 2012. Einführend siehe Steffen Patzold: Das Lehnswesen. München 2012.
  206. Zusammenfassend Steffen Patzold: Das Lehnswesen. München 2012, S. 25 ff.
  207. Aktuelle Einführung zum Königtum bei Andreas Büttner: Königsherrschaft im Mittelalter. Berlin/Boston 2017. Vgl. auch Franz-Reiner Erkens (Hrsg.): Das frühmittelalterliche Königtum. Ideelle und religiöse Grundlagen. Berlin 2005.
  208. Stefanie Dick: Der Mythos vom „germanischen“ Königtum. Studien zur Herrschaftsorganisation bei den germanischen Barbaren bis zum Beginn der Völkerwanderungszeit. Berlin 2008.
  209. Andreas Büttner: Königsherrschaft im Mittelalter. Berlin/Boston 2017, S. 39 f.
  210. Andreas Büttner: Königsherrschaft im Mittelalter. Berlin/Boston 2017, S. 40 f.
  211. Vgl. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 60 f.
  212. Monika Suchan: Der gute Hirte. Religion, Macht und Herrschaft in der Politik der Karolinger- und Ottonenzeit. In: Frühmittelalterliche Studien 43, 2009, S. 95–112.
  213. Vgl. Rudolf Schieffer: Der geschichtliche Ort der ottonisch-salischen Reichskirchenpolitik. Opladen 1998.
  214. Franz-Reiner Erkens: Herrschersakralität im Mittelalter. Stuttgart 2006.
  215. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 61–64.
  216. Zum frühmittelalterlichen Hof von der Völkerwanderungszeit bis in die Karolingerzeit siehe Yitzhak Hen: Roman Barbarians. The Royal Court and Culture in the Early Medieval West. New York 2007.
  217. Hagen Keller, Gerd Althoff: Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen. Stuttgart 2008, S. 348 ff.
  218. Bernd Schneidmüller: Konsensuale Herrschaft. Ein Essay über Formen und Konzepte politischer Ordnung im Mittelalter. In: Paul-Joachim Heinig (Hrsg.): Reich, Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw. Berlin 2000, S. 53–87.
  219. Wegweisend wurde Gerd Althoff: Zur Bedeutung symbolischer Kommunikation für das Verständnis des Mittelalters. In: Frühmittelalterliche Studien 31, 1997, S. 370–389.
  220. Siehe einführend Gerd Althoff: Die Macht der Rituale. Symbolik und Herrschaft im Mittelalter. Darmstadt 2003.
  221. Matthias Becher, Alheydis Plassmann (Hrsg.): Streit am Hof im frühen Mittelalter. Göttingen 2011.
  222. Vgl. Gerd Althoff: Compositio. Wiederherstellung verletzter Ehre im Rahmen gütlicher Konfliktbeendigung. In: Klaus Schreiner, Gerd Schwerhoff (Hrsg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und in der frühen Neuzeit. Köln u. a. 1995, S. 63 ff.
  223. Geoffrey Koziol: The dangers of polemic: Is ritual still an interesting topic of historical study? In: Early Medieval Europe 11, 2002, S. 367–388. Bisweilen sehr zugespitzt Peter Dinzelbacher: Warum weint der König: Eine Kritik des mediävistischen Panritualismus. Badenweiler 2009.
  224. Hartmut Leppin, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter (Hrsg.): Kaisertum im ersten Jahrtausend. Regensburg 2012.
  225. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 190.
  226. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 8f.
  227. Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300–800 n. Chr. Wien 2018, S. 9–11.
  228. Ralph-Johannes Lilie: Einführung in die byzantinische Geschichte. Stuttgart u. a. 2007, S. 132 ff.
  229. Martin Forstner: Kalif, Kalifat. In: Lexikon des Mittelalters. Band 5 (1991), Sp. 868 f. Vgl. allgemein zum Kalifat Patricia Crone, Martin Hinds: God’s Caliph. Religious Authority in the First Centuries of Islam. Cambridge 1986.
  230. Zusammenfassend zum Folgenden siehe Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 8 ff.; Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 160 ff. Siehe auch die umfassende sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Studie von Chris Wickham (Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 80 ff.).
  231. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 18 f.
  232. Vgl. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 17 f.
  233. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 21–23.
  234. Vgl. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 20.
  235. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl. München 2008, S. 31 f.
  236. Siehe zusammenfassend Friedrich Prinz: Europäische Grundlagen deutscher Geschichte (4.–8. Jahrhundert). In: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte Bd. 1. 10., völlig neu bearbeitete Auflage Stuttgart 2004, S. 147–616, hier: S. 503 ff.
  237. Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 415 ff.
  238. Vgl. Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 533 ff.
  239. Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 182.
  240. Ausführlich zur Rolle der Frau Edith Ennen: Frauen im Mittelalter. 6. Auflage, München 1999. Zum Frühmittelalter ebd., S. 32 ff. Siehe auch Julia Smith: Europe after Rome. Oxford 2005, S. 115 ff.
  241. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 119.
  242. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 120.
  243. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 118.
  244. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 121.
  245. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 123.
  246. Cordula Nolte: Männer und Frauen in der Gesellschaft des Mittelalters. Darmstadt 2011, S. 124.
  247. Heike Hawicks: Theophanu. In: Amalie Fößel (Hrsg.): Die Kaiserinnen des Mittelalters. Regensburg 2011, S. 60–77, hier S. 64.
  248. Heike Hawicks: Theophanu. In: Amalie Fößel (Hrsg.): Die Kaiserinnen des Mittelalters. Regensburg 2011, S. 60–77, hier S. 70.
  249. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Auflage, München 2008, S. 28 f.
  250. Vergleichender Überblick zur Stellung der Juden im christlichen Mittelalter und der frühislamischen Welt bei Mark R. Cohen: Under Crescent and Cross. The Jews in the Middle Ages. Princeton 1994.
  251. Michael Borgolte, Juliane Schiel, Annette Seitz, Bernd Schneidmüller (Hrsg.): Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft. Berlin 2008, S. 446 f.
  252. Zusammenfassend Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 172–174; Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 377–381.
  253. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Auflage. München 2008, S. 158–162.
  254. Zur ersten Orientierung vgl. etwa Hans-Jörg Gilomen: Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters. München 2014.
  255. Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 198.
  256. Marcus Popplow: Technik im Mittelalter. München 2010, S. 48 ff.
  257. Marcus Popplow: Technik im Mittelalter. München 2010, S. 77 f.
  258. Dieter Hägermann: Der Abt als Grundherr. Kloster und Wirtschaft im frühen Mittelalter. In: Friedrich Prinz (Hrsg.): Herrschaft und Kirche. Stuttgart 1988, S. 345–385.
  259. Karl-Heinz Ludwig: Bergbau, Metall und Münzgeld im Frühmittelalter. In: Brigitte Kasten (Hrsg.): Tätigkeitsfelder und Erfahrungshorizonte des ländlichen Menschen in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft. Stuttgart 2006, S. 235–247.
  260. Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 200 ff.; Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001. Von grundlegender Bedeutung für die Zeit bis um 800 ist nun Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005.
  261. Zum Warenaustausch allgemein vgl. vor allem Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, speziell S. 693 ff.
  262. Vgl. mit weiterer Literatur Johannes Preiser-Kapeller: Jenseits von Rom und Karl dem Großen. Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 300-800 n. Chr. Wien 2018.
  263. Dies hat Wickham umfassend in seiner Studie getan (Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005).
  264. Zu dieser Seuchenwelle siehe Mischa Meier: The ‘Justinianic Plague’: the economic consequences of the pandemic in the eastern Roman empire and its cultural and religious effects. In: Early Medieval Europe 24, 2016, S. 267–292.
  265. Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 548–550.
  266. Zusammenfassend Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 778 ff.
  267. Detailliert dazu Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 708 ff.
  268. Michael McCormick: Origins of the European Economy. Communications and Commerce, A. D. 300–900. Cambridge 2001, S. 761 ff.
  269. Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Oxford 2005, S. 707 f.
  270. Zusammenfassend vgl. Michael J. Decker: The Byzantine Dark Ages. London/New York 2016; Ralph-Johannes Lilie: Einführung in die byzantinische Geschichte. Stuttgart u. a. 2007, S. 91 ff.
  271. Angeliki E. Laiou, Cécile Morrison: The Byzantine Economy. Cambridge 2007, S. 43 ff.
  272. Angeliki E. Laiou, Cécile Morrison: The Byzantine Economy. Cambridge 2007, S. 54.
  273. Angeliki E. Laiou, Cécile Morrison: The Byzantine Economy. Cambridge 2007, S. 70 ff.
  274. Zum spätantiken Bildungssystem vgl. zusammenfassend Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. Aufl., München 2007, S. 467 ff.
  275. Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 250 f.
  276. Rosamond McKitterick (Hrsg.): The Uses of Literacy in Early Mediaeval Europe. Cambridge u. a. 1990.
  277. Ian Wood: Administration, law and culture in Merovingian Gaul. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): The Uses of Literacy in Early Mediaeval Europe. Cambridge u. a. 1990, S. 63 ff.
  278. Wolfgang Haubrichs: Bildungswesen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 2 (1975), S. 599.
  279. Als Einführung zum (früh)mittelalterlichen Bildungswesen siehe etwa Martin Kintzinger: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter. Ostfildern 2003; Ulrich Nonn: Mönche, Schreiber und Gelehrte: Bildung und Wissenschaft im Mittelalter. Darmstadt 2012. Forschungsüberblick bei Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 202 ff.; Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 250–260. Vgl. knapp auch Wolfgang Haubrichs: Bildungswesen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 2 (1975), S. 598 ff.
  280. Rosamond McKitterick: The Carolingians and the Written Word. Cambridge u. a. 1989, S. 211 ff.
  281. Ulrich Nonn: Zur Vorgeschichte der Bildungsreform Karls des Großen. In: Karl der Große und sein Nachwirken. Band 1. Turnhout 1997, S. 63–77.
  282. Zitat von Reinhold Rau (Einhard. Das Leben Karls des Großen. In: Reinhold Rau (Hrsg.): Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Band 5. Darmstadt 1955, S. 159).
  283. Einführend zur Bildungsreform siehe unter anderem Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Stuttgart u. a. 1990, S. 304 ff.; Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Band 1. München 1975, S. 243 ff.; Philippe Depreux: Ambitions et limites des réformes culturelles à l’époque carolingienne. In: Revue Historique 307 (2002), S. 721–753; Wilfried Hartmann: Karl der Große. Stuttgart 2010, S. 177 ff.; Rosamond McKitterick: Charlemagne. The Formation of a European Identity. Cambridge 2008, S. 292 ff.; Rosamond McKitterick (Hrsg.): Carolingian Culture. Emulation and Innovation. Cambridge u. a. 1994; Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 464 ff.; Bernd Roeck: Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance. München 2017, S. 129 ff.
  284. Kompakter Überblick bei Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Stuttgart u. a. 1990, S. 317 ff.
  285. Reinhard Schneider: Das Frankenreich. 4. Auflage, München 2001, S. 90.
  286. Rosamond McKitterick: The Carolingians and the Written Word. Cambridge u. a. 1989, speziell S. 169 ff.; Leighton D. Reynolds, Nigel G. Wilson: Scribes and scholars. A guide to the transmission of Greek and Latin literature. 3. Auflage Oxford 1991, S. 92 ff.
  287. Zusammenfassend vgl. Johannes Fried: Der Weg in die Geschichte. Berlin 1994, S. 413–416.
  288. Wolfgang Haubrichs: Bildungswesen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 2 (1975), S. 603.
  289. Zusammenfassend Peter Schreiner: Byzanz. 4. aktualisierte Auflage. München 2011, S. 113–115.
  290. Vgl. einführend Thomas Bauer: Warum es kein islamisches Mittelalter gab. Das Erbe der Antike und der Orient. München 2018.
  291. George Makdisi: Madrasa. In: Lexikon des Mittelalters. Band 6, Sp. 65–67; Artikel Madrasa. In: Encyclopaedia of Islam. Band 5. 2. Aufl., S. 1123 ff.
  292. Zum antiken Wissenstransfer siehe einführend etwa John Freely: Platon in Bagdad: Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam. Stuttgart 2012.
  293. Zur lateinischen Literatur im Mittelalter siehe grundsätzlich Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters (Band 1, München 1975 und Band 2, München 1992); Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. München 1974 ff. (ND). Siehe auch die diversen diesbezüglichen Artikel im Lexikon des Mittelalters sowie im Verfasserlexikon (2. Aufl.).
  294. Richard W. Burgess, Michael Kulikowski: Mosaics of Time. The Latin Chronicle Traditions from the First Century BC to the Sixth Century AD. Volume I: A Historical Introduction to the Chronicle Genre from its Origins to the High Middle Ages. Turnhout 2013.
  295. Vgl. Thomas M. Charles-Edwards (Hrsg.): The Chronicle of Ireland. Liverpool 2006.
  296. Überblick zu einzelnen Autoren und Entwicklungslinien bei Deborah Mauskopf Deliyannis (Hrsg.): Historiography in the Middle Ages. Leiden/Boston 2003 (dort Part One, S. 17 ff.); Anton Scharer, Georg Scheibelreiter (Hrsg.): Historiographie im frühen Mittelalter. München/Wien 1994.
  297. Zur byzantinischen Geschichtsschreibung in mittelbyzantinischer Zeit siehe einführend (wenngleich partiell veraltet) Herbert Hunger: Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner. 2 Bde., München 1978, hier Band 1, S. 331 ff. Vgl. auch Warren Treadgold: The Middle Byzantine Historians. Basingstoke 2013.
  298. Überblick über die christlich-syrische Geschichtsschreibung etwa bei Syri.ac (wissenschaftlich betreut).
  299. Chase F. Robinson: Islamic Historiography. Cambridge 2003.
  300. Überblick bei Claudio Leonardi u. a.: Hagiographie. In: Lexikon des Mittelalters. Band 4, Sp. 1840–1862.
  301. Zur byzantinischen theologischen Literatur siehe immer noch Hans-Georg Beck: Kirche und theologische Literatur im byzantinischen Reich. München 1959. Siehe nun auch Thomas Pratsch: Der hagiographische Topos. Griechische Heiligenviten in mittelbyzantinischer Zeit. Berlin/New York 2005.
  302. Zusammenfassend Hans-Werner Goetz: Europa im frühen Mittelalter. 500–1050. Stuttgart 2003, S. 260 f.
  303. Einführend zur altdeutschen Literatur siehe Heinz Sieburg: Literatur des Mittelalters. Berlin 2010, S. 69 ff.
  304. Heinz Sieburg: Literatur des Mittelalters. Berlin 2010, S. 73.
  305. Vgl. als Überblick die entsprechenden Artikel im Lexikon des Mittelalters: Altenglische Literatur (Bd. 1, Sp. 467–469); Irische Sprache und Literatur III. (Bd. 5, Sp. 647–649); Französische Literatur I. (Bd. 4, Sp. 836); Kirchenslavische Sprache und Literatur II. (Bd. 5, Sp. 1179 f.).
  306. Überblick zur frühmittelalterlichen Philosophie, mit Berücksichtigung der Entwicklung ab dem 4. Jahrhundert, bei Kurt Flasch: Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustin zu Machiavelli. 2. Aufl., Stuttgart 2000; Richard Heinzmann: Philosophie des Mittelalters. 3. Auflage, Stuttgart 2008. Vgl. auch John Marenbon (Hrsg.): Medieval Philosophy. Routledge History of Philosophy 3. New York 1998.
  307. Deirdre Carabine: John Scottus Eriugena. Oxford u. a. 2000; Kurt Flasch: Das philosophische Denken im Mittelalter. 2. Aufl., Stuttgart 2000, S. 173 ff.; Richard Heinzmann: Philosophie des Mittelalters. 3. Aufl., Stuttgart 2008, S. 123 ff.
  308. Katerina Ierodiakonou, Börje Bydén: Byzantine Philosophy. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
  309. Cristina D’Ancona: Greek Sources in Arabic and Islamic Philosophy. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
  310. Peter Adamson: Al-Kindi. Oxford u. a. 2007.
  311. Jon McGinnis: Avicenna. Oxford u. a. 2010.
  312. Thomas Labusiak: »Er schenkte der Kirche viele heilige Gefäße aus Gold und Silber.« Goldschmiedekunst in der Zeit Karls des Großen. In: Peter van den Brink, Sarvenaz Ayooghi (Hrsg.): Karl der Große – Charlemagne. Karls Kunst. Dresden 2014, S. 74–93, hier S. 92.
  313. Überblick zum Folgenden bei Kunibert Bering: Kunst des frühen Mittelalters. 2. Auflage. Stuttgart 2008; Beat Brenk: Spätantike und Frühes Christentum. Berlin 1977; Hermann Fillitz: Das Mittelalter 1. Berlin 1969; Jean Hubert, Jean Porcher, Wolfgang Fritz Volbach: Frühzeit des Mittelalters: von der Völkerwanderung bis an die Schwelle der Karolingerzeit. München 1968; Jean Hubert, Jean Porcher, Wolfgang Fritz Volbach: Die Kunst der Karolinger: von Karl dem Grossen bis zum Ausgang des 9. Jahrhunderts. München 1969; Lawrence Nees: Art and architecture. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, S. 809 ff.; Henry Mayr-Harting: Artists and Patrons. In: Timothy Reuter (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History. Band 3. Cambridge 1999, S. 212 ff.
  314. Lawrence Nees: Art and architecture. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2, Cambridge 1995, hier S. 810 f.
  315. Zusammenfassend Ulrike Mörschel: Kunsttheorien im Mittelalter. In: Lexikon des Mittelalters. Band 5, Sp. 1573–1576.
  316. Günther Pöltner: Philosophische Ästhetik. Stuttgart 2008, S. 49 ff.
  317. Kenneth J. Conant: Carolingian and Romanesque Architecture, 800–1200. 4. Aufl., New Haven 1978.
  318. Baukunst A II 1. In: Lexikon des Mittelalter. Band 1, Sp. 1632 ff.
  319. Zusammenfassend zur frühmittelalterlichen Wandmalerei (mit weiterer Literatur) siehe Matthias Exner: Wandmalerei. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 33 (2006), S. 220–231.
  320. Zu weiteren Beispielen siehe Matthias Exner: Wandmalerei. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 33 (2006), hier S. 224 ff. und den Artikel Fresko. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte. Frauen am Grab–Fresko. Lieferung 114, hier Sp. 747 f.
  321. Wolfgang Fritz Volbach, Jacqueline Lafontaine-Dosogne: Byzanz und der christliche Osten. Berlin 1968.
  322. Lawrence Nees: Art and architecture. In: Rosamond McKitterick (Hrsg.): New Cambridge Medieval History. Band 2. Cambridge 1995, S. 817 ff.
  323. Siehe dazu etwa Aaron Gurjewitsch: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen. 5. Auflage, München 1997, S. 352 ff.
  324. Zur Geschichte des Christentums im Frühmittelalter siehe unter anderem: Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Stuttgart u. a. 1990; Peter Brown: The Rise of Western Christendom. 2. Aufl., Oxford 2003; Judith Herrin: The Formation of Christendom. Princeton 1987. Eine umfassende Darstellung (unter Einbeziehung der Ostkirchen) bieten Luce Pietri u. a. (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Band 3: Der lateinische Westen und der byzantinische Osten (431–642). Freiburg i. Br. u. a. 2001; Gilbert Dragon, Pierre Riché und André Vauchez (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Band 4: Bischöfe, Mönche und Kaiser (642–1054). Freiburg i. Br. u. a. 1994; The Cambridge History of Christianity. Band 2–3. Cambridge 2007–2008. Zu einzelnen Persönlichkeiten, Institutionen und Begriffen siehe die Einträge im Lexikon des Mittelalters, in der Theologischen Realenzyklopädie und in dem Lexikon für Theologie und Kirche (3. Auflage).
  325. Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 17 ff.
  326. Knappe Zusammenfassung zur Entwicklung bei Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Stuttgart u. a. 1990, S. 238 ff. Zu den einzelnen Päpsten siehe etwa Franz Xaver Seppelt: Geschichte der Päpste. Bd. 2, 2. Aufl., München 1955. Zum Papsttum siehe Klaus Herbers: Geschichte des Papsttums im Mittelalter. Darmstadt 2012.
  327. Heike Johanna Mierau: Kaiser und Papst im Mittelalter. Köln 2010, S. 26 ff.
  328. Peter Eich: Gregor der Grosse. Bischof von Rom zwischen Antike und Mittelalter. Paderborn 2016.
  329. Arnold Angenendt: Das geistliche Bündnis der Päpste mit den Karolingern 754–796. In: Historisches Jahrbuch 100, 1980, S. 1–94.
  330. Heike Johanna Mierau: Kaiser und Papst im Mittelalter. Köln 2010, S. 41 ff.
  331. Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 98.
  332. Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 66. Allgemein zu den gallischen Bischofsherrschaften siehe Martin Heinzelmann: Bischofsherrschaft in Gallien. München/Zürich 1976.
  333. Zusammenfassend siehe Arnold Angenendt: Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter. München 2004; Johannes Fried: Die Formierung Europas 840–1046. 3. Aufl., München 2008, S. 100 ff.
  334. Knut Görich: Das Jahr 999 und die Angst vor der Jahrtausendwende. In: Ernst Halter, Martin Müller (Hrsg.): Der Weltuntergang. Zürich 1999, S. 31–40.
  335. Vgl. allgemein Christoph Stiegemann u. a. (Hrsg.): CREDO: Christianisierung Europas im Mittelalter. 2 Bde., Petersberg 2013.
  336. Bernhard Maier: Die Religion der Germanen. München 2003.
  337. Artikel Slawische Religion. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 31. Berlin 2000, S. 396 ff.
  338. Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Stuttgart u. a. 1990, S. 204 ff.
  339. Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Düsseldorf/Zürich 2000, S. 305–309.
  340. Beschlüsse des 4. Konzils von Toledo 633, c. 57.
  341. Artikel Afrika I. In: Theologische Realenzyklopädie. Band 1. Berlin/New York 1977, hier S. 687 f.
  342. Überblick bei Gilbert Dragon, Pierre Riché und André Vauchez (Hrsg.): Die Geschichte des Christentums. Band 4: Bischöfe, Mönche und Kaiser (642–1054). Freiburg i. Br. u. a. 1994, S. 391 ff.
  343. Wolfgang Kallfelz: Nichtmuslimische Untertanen im Islam. Wiesbaden 1995, S. 46 ff.; Milka Levy-Rubin: Non-Muslims in the Early Islamic Empire: From Surrender to Coexistence. Cambridge 2011, S. 100 ff.
  344. Vgl. zusammenfassend Wolfgang Kallfelz: Nichtmuslimische Untertanen im Islam. Wiesbaden 1995, S. 49 ff.
  345. Zum Bilderstreit siehe Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012; Leslie Brubaker, John F. Haldon: Byzantium in the Iconoclast era, ca. 680-850. A History. Cambridge 2011; vgl. auch die abwägende Darstellung bei Judith Herrin: The Formation of Christendom. Princeton 1987, S. 307 ff.
  346. Zusammenfassend Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 32 ff.
  347. Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003, S. 122 f.
  348. Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003, S. 122.
  349. Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 90 f.
  350. Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 93.
  351. Zur Einordnung und Bewertung vgl. Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 107 ff.

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