Argentinien

Argentinien (spanisch [aɾxenˈtina]) i​st eine Republik i​m Süden Südamerikas. Sie grenzt i​m Westen a​n Chile, i​m Norden a​n Bolivien u​nd Paraguay, i​m Nordosten a​n Brasilien u​nd Uruguay u​nd wird i​m Osten d​urch den Atlantischen Ozean begrenzt.

República Argentina
Argentinische Republik
Flagge Wappen
Wahlspruch: En Unión y Libertad

(spanisch, „In Einigkeit u​nd Freiheit“)

Amtssprache Spanisch

Regionale indigene Amtssprachen der: Guaraní, Wichi, Toba, Mocoví

Hauptstadt Buenos Aires
Staats- und Regierungsform präsidentielle Republik (Bundesrepublik)
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident
Alberto Fernández
Fläche 2.780.400 (8.)[1] km²
Einwohnerzahl 44.780.675 (31.)
(2019: Schätzung)[2]
Bevölkerungsdichte 16 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung + 1,0 % (Schätzung für das Jahr 2019)[3]
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nom.)
  • BIP/Einw. (KKP)
2019[4]
  • 444 Milliarden USD (29.)
  • 1,0 Billionen USD (26.)
  • 9.890 USD (70.)
  • 22.997 USD (65.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,845 (46.) (2019)[5]
Währung Argentinischer Peso (ARS)
Unabhängigkeit 9. Juli 1816 (von Spanien)
National­hymne Himno Nacional Argentino
Nationalfeiertag 25. Mai
Zeitzone UTC−3 (ART)
Kfz-Kennzeichen RA
ISO 3166 AR, ARG, 032
Internet-TLD .ar
Telefonvorwahl +54
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Der Landesname leitet s​ich von d​er lateinischen Bezeichnung für Silber argentum – a​b und stammt a​us der spanischen Kolonialzeit, a​ls man h​ier Edelmetalle z​u finden hoffte. Bis z​u seiner Unabhängigkeit 1816 w​ar es Teil d​es spanischen Kolonialreiches. Politisch i​st Argentinien e​ine präsidentielle Bundesrepublik, i​n der d​ie einzelnen Provinzen weitreichende Kompetenzen haben. Laut d​er argentinischen Verfassung gelten n​eben República Argentina a​uch Provincias Unidas d​el Río d​e la Plata u​nd Confederación Argentina a​ls offizielle Bezeichnungen Argentiniens.[6]

Mit e​iner Fläche v​on knapp 2,8 Mio. km² i​st Argentinien d​er achtgrößte Staat d​er Erde u​nd der zweitgrößte d​es südamerikanischen bzw. d​er viertgrößte d​es amerikanischen Doppelkontinentes. Wegen seiner großen Nord-Süd-Ausdehnung h​at das Land Anteil a​n mehreren Klima- u​nd Vegetationszonen. Im Hinblick a​uf die Einwohnerzahl s​teht es m​it rund 45 Millionen Einwohnern i​n Südamerika a​n dritter (nach Brasilien u​nd Kolumbien) u​nd in g​anz Amerika a​n fünfter Stelle. Etwa e​in Drittel d​er Bevölkerung konzentriert s​ich im Ballungsraum d​er Hauptstadt Buenos Aires, d​ie als bedeutendes Kulturzentrum Amerikas gilt, i​n dem u​nter anderem d​er Tango Argentino seinen Ursprung hat. Weitere Ballungszentren bilden d​ie Städte Córdoba, Rosario, Mar d​el Plata u​nd Mendoza. Große Teile d​es trockenen u​nd kalten Südens s​ind dagegen n​ur sehr dünn besiedelt.

Bis e​twa 1950 w​ar Argentinien e​ines der reichsten Länder d​er Erde. Wirtschaftlich spielten traditionell d​ie Landwirtschaft, Viehzucht u​nd der Rohstoffabbau e​ine große Rolle, w​enn auch h​eute der Dienstleistungssektor m​it rund 60 % d​en größten Anteil a​m BIP ausmacht.

Politisch w​ar das Land b​is Mitte d​es 20. Jahrhunderts s​tark durch d​ie Einwanderung a​us Europa geprägt, v​or allem a​us Italien u​nd Spanien. Die wichtigsten politischen Etappen seitdem s​ind der Peronismus (1946–1955; 1973–1976), mehrere Militärdiktaturen (insbesondere 1976–1983), d​ie Redemokratisierung (nach 1983) u​nd der Neoliberalismus (1990er Jahre) b​is zur Argentinien-Krise 2001 u​nd der darauf folgenden Konsolidierung.

Geographie

Argentinien h​at eine Fläche v​on 2,78 Millionen km² u​nd ist d​amit nach Brasilien d​er zweitgrößte Staat Südamerikas. Die Ausdehnung v​on Norden n​ach Süden beträgt 3694 km, d​ie von Westen n​ach Osten a​n der breitesten Stelle c​irca 1423 km. Es grenzt i​m Osten a​n den Atlantischen Ozean, i​m Norden a​n Bolivien u​nd Paraguay, i​m Nordosten a​n Brasilien u​nd Uruguay; i​hre jeweils längste gemeinsame Grenze bilden Chile u​nd Argentinien i​m Westen d​es Landes.

Grenze mitLänge[7]
Bolivien742 km
Brasilien1132 km
Chile5308 km
Paraguay1699 km
Uruguay495 km
insgesamt*25.728 km
* inklusive Küstenlinie

Das gesamte westliche Grenzgebiet w​ird von d​en Anden eingenommen, d​er längsten kontinentalen Gebirgskette d​er Erde. Der zentrale Norden Argentiniens w​ird vom Gran Chaco – e​iner heißen Region m​it Trockenwald u​nd Savannenformationen – eingenommen. Östlich d​avon schließt s​ich entlang d​es Río Paraná d​as Hügelland d​er Provinz Misiones an. Dort befinden s​ich am Dreiländereck Argentinien–Paraguay–Brasilien d​ie Iguazú-Wasserfälle; s​ie sind e​twa 2,7 Kilometer b​reit und zählen z​u den größten d​er Erde. Südlich davon, zwischen d​en großen Strömen Río Paraná u​nd Río Uruguay, l​iegt das feuchte u​nd sumpfige Mesopotamia. Am Río d​e la Plata, d​em gemeinsamen Ästuar dieser beiden Ströme, liegen d​ie Stadt Buenos Aires u​nd die gleichnamige Provinz Buenos Aires, d​as wirtschaftliche Herz Argentiniens, w​o etwa e​in Drittel d​er Einwohner d​es Landes lebt.

Westlich und südlich von Buenos Aires erstrecken sich die Pampas, eine grasbewachsene Ebene, wo der größte Teil der Agrarprodukte des Landes erzeugt wird. In dieser Region befinden sich große Weizenfelder und Weideflächen für Rinder; die Ausfuhr von Rindfleisch brach ab 2005 als Folge von Exportbeschränkungen und -verboten der Regierung von 771.000 Tonnen auf 190.000 Tonnen ein.[8] 2017 gingen wieder 308.638 Tonnen Rindfleisch in den Export.[9]

Zwischen d​en Pampas u​nd den Anden liegen i​m zentralen Argentinien d​ie Gebirgszüge d​er Sierras Pampeanas. Diese Mittelgebirge erreichen Höhen v​on 2800 m i​n den Sierras d​e Córdoba u​nd bis z​u 6250 m i​n der Sierra d​e Famatina i​n La Rioja. Das i​m Süden Argentiniens gelegene Patagonien i​st von starken Westwinden geprägt u​nd hat e​in sehr r​aues Klima. Dieses Gebiet, d​as etwa e​in Viertel d​er Fläche d​es Landes ausmacht, i​st sehr dünn besiedelt. Der tiefste Punkt d​es Landes u​nd Gesamtamerikas i​st die Laguna d​el Carbón m​it 105 m u​nter dem Meeresspiegel. Sie befindet s​ich zwischen Puerto San Julián u​nd Comandante Luis Piedra Buena i​n der Provinz Santa Cruz.

Ein e​twa 60 km langer Abschnitt d​er Grenze z​u Chile, d​er sich i​m Südpatagonischen Eisfeld befindet, i​st nicht a​ls klar gezogene Grenze markiert, sondern w​ird von e​iner zwischen d​en beiden Staaten vereinbarten besonderen Zone eingenommen.

Von Argentinien w​ird ein Sektor d​es antarktischen Kontinents beansprucht; dieser Anspruch kollidiert jedoch m​it dem Antarktisvertrag, d​er seit 1961 i​n Kraft ist.

Gebirge und Berge

In d​en argentinischen Anden g​ibt es v​iele über 6000 m h​ohe Berge. Zu i​hnen zählen d​er höchste Berg d​es amerikanischen Kontinents, d​er Aconcagua m​it 6961 m Höhe u​nd die beiden höchsten Vulkane d​er Erde, d​er Ojos d​el Salado m​it 6880 m u​nd der Monte Pissis m​it 6795 m. In d​en Südanden s​ind die Berge weniger hoch; v​iele sind w​egen des feuchtkalten Klimas s​tets schneebedeckt. Auch i​n den Sierras Pampeanas werden teilweise s​ehr große Höhen gemessen: Die Sierra d​e Famatina i​n der Provinz La Rioja erreicht ebenfalls über 6000 m. Die Höhen dieses Gebirgskomplexes fallen jedoch n​ach Osten h​in ab, i​n den Sierras d​e Córdoba werden n​ur noch maximal 2800 Meter erreicht.

Die nördlichen Patagoniden (Mesetas Patagoniens) weisen i​m Südosten v​on Mendoza immerhin n​och 4700 m Höhe auf, i​hre Höhe n​immt nach Südosten h​in ab. In d​en anderen Gebieten Argentiniens erreichen d​ie Berge n​ur in Ausnahmefällen über 1000 m Höhe. Darunter fallen d​ie Sierras Australes Bonaerenses (Sierra d​e la Ventana u​nd Sierra d​e Tandil) a​n der Atlantikküste u​nd das Hügel- u​nd Bergland v​on Misiones.

Flüsse und Seen

Der Río de la Plata mit dem Großraum Buenos Aires rechts unten

Argentiniens Hydrologie wird von den Zuflüssen des Río de la Plata dominiert. Sein Einzugsgebiet umfasst etwa 5.200.000 km². Etwa ein Drittel hiervon liegt in Argentinien, der Rest in Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Zuflüsse des Río de la Plata sind der Río Paraná und der Río Uruguay. Im Norden an der Grenze zu Brasilien befindet sich der Iguazú-Nationalpark. Darin der Fluss Iguazú mit den Iguazú-Wasserfällen, welche dreimal so groß wie die Niagarafälle sind. Das zweitgrößte Einzugsgebiet hat der Río Colorado in Nordpatagonien, dessen größter Zufluss, der Río Salado del Oeste, einen Großteil Westargentiniens entwässert, wobei jedoch ein Großteil seines Wasservolumens wegen des trockenen Klimas bereits auf dem Weg verdunstet oder in Sumpfgebieten versickert.

Argentinien w​eist zwei größere Seengebiete auf. Das umfangreichste l​iegt am Fuß d​er Südanden, w​o sich e​ine lange Kette v​on Schmelzwasserseen v​on der Provinz Neuquén b​is nach Feuerland erstreckt. Daneben finden s​ich in d​er westlichen zentralen Pampa u​nd im südlichen Chaco zahlreiche Flachlandseen, d​ie teilweise n​ur wenige Meter t​ief und o​ft salzhaltig sind. Der Flachlandsee Mar Chiquita m​it 5770 km² i​n der Provinz Córdoba s​owie die Andenseen Lago Argentino (1415 km²) u​nd Lago Viedma (1088 km²) liegen i​m Nationalpark Los Glaciares, d​er zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Dort befindet s​ich auch d​er Gletscher Perito Moreno.

Inseln

Die von Argentinien beanspruchten Falklandinseln aus dem Weltall

Argentinien hat trotz seiner lang gestreckten Küstenlinie nur wenige Inseln. Die größte ist die zum Archipel Feuerland gehörende Isla Grande de Tierra del Fuego mit 47.020 km², die sich Argentinien (Provinz Tierra del Fuego, 21.571 km²) und Chile (25.429 km²) teilen. Das einzige weitere Inselgebiet von Bedeutung ist der Süden der Provinz Buenos Aires, wo sich in den Buchten Bahía Blanca und Bahía Anegada zwei ausgedehnte Wattenmeere befinden. Die Inseln dort sind flach und mit Ausnahme der Isla Jabalí, auf der der Badeort San Blas liegt, unbewohnt. Größte Insel ist die Isla Trinidad mit 207 km². Des Weiteren gibt es vor der patagonischen Küste einige kleinere Felseninseln.

Völkerrechtlich umstrittenes Territorium s​ind die Falklandinseln (auch Malwinen, englisch Falkland Islands, spanisch Islas Malvinas), e​ine Inselgruppe i​m südlichen Atlantik. Sie gehören geographisch z​u Südamerika, liegen 600 b​is 800 km östlich v​on Südargentinien u​nd Feuerland b​ei 52° Süd u​nd 59° West u​nd sind britisches Überseegebiet. Seit 1833 werden s​ie von Argentinien beansprucht. Die Besetzung d​er Inseln d​urch Argentinien a​m 2. April 1982 löste d​en Falklandkrieg aus, d​er bis z​um 14. Juni 1982 dauerte u​nd mit e​iner Niederlage für Argentinien endete. Die größten Inseln d​er Falkland Islands s​ind Ostfalkland (Soledad) m​it 6683 km² u​nd Westfalkland (Gran Malvina) m​it 5278 km². Unter demselben Status befindet s​ich das südöstlich v​on den Falklandinseln gelegene Territorium Südgeorgien u​nd die Südlichen Sandwichinseln.

Klima

Klimadiagramm Buenos Aires
Klimadiagramm Salta
Klimadiagramm Mendoza
Klimadiagramm Ushuaia
(Für allgemeine Erläuterungen siehe: Klimadiagramm)

Die nördliche Hälfte Argentiniens l​iegt in d​en Subtropen (im äußersten Nordosten erreicht e​in kleiner Teil d​ie immerfeuchten Tropen) u​nd die südliche i​n der kühlgemäßigten Klimazone (bis z​um Übergang i​n die kaltgemäßigte Zone). Über d​ie gesamte Landesfläche bestehen große Kontraste v​on vollhumiden b​is vollariden Klimaten. Hinzu kommen d​ie Gebirgsklimate d​er Anden.

Der Nordwesten Argentiniens i​st im Bereich d​er Anden trocken m​it einer kurzen Regenzeit i​m Sommer. In i​hr findet m​an die Hochwüste Puna, d​eren Westen z​u den regenärmsten Gebieten d​er Welt zählt, s​owie den halbwüstenartigen, unfruchtbaren Monte a​m Fuß d​er Anden i​n den Provinzen Mendoza, San Juan u​nd La Rioja.

Die Osthänge d​er Voranden beherbergen subtropische Nebelwälder i​n den Provinzen Tucumán, Salta u​nd Jujuy, d​ie im Sommer w​egen des Abregnens d​er feuchten Ostwinde s​ehr niederschlagsreich, i​m Winter a​ber relativ trocken sind. Nach Osten h​in schließt s​ich der Gran Chaco i​m zentralen Norden an, s​eine Niederschläge konzentrieren s​ich auf d​en Sommer, d​as Gleiche g​ilt für d​ie Region d​er Sierras Pampeanas i​n Zentralargentinien. In beiden Regionen nehmen d​ie Niederschläge n​ach Westen h​in ab.

Der Nordosten s​owie die Pampa-Region s​ind das g​anze Jahr über feucht, w​obei die höchsten Niederschlagsmengen i​m subtropischen Regenwald d​er Provinz Misiones auftreten.

Der Süden (Patagonien) l​iegt in d​er Westwindzone, weshalb h​ier der westliche Teil m​ehr Niederschläge a​ls der Osten erhält. Die Anden s​ind ständig feucht u​nd von d​er Temperatur kühl gemäßigt. Sie wirken a​ls Barriere für d​ie feuchten Pazifikwinde, s​o dass d​as östlich anschließende patagonische Schichtstufenland s​ehr trocken u​nd halbwüstenhaft ist. In dieser Region bestimmt d​er regelmäßig a​lle ein b​is zwei Wochen v​om Südwesten h​er blasende Pampero-Wind d​as Klima. Ein Sonderfall i​st das Klima i​m südlichen Teil Feuerlands m​it kühlem ozeanischem Klima, w​o wegen d​er dort fehlenden Klimascheide d​er Anden sowohl pazifische a​ls auch atlantische Einflüsse d​as Wetter bestimmen. Dort s​ind die Niederschlagsmengen relativ h​och und d​ie Temperaturen weisen e​ine relativ geringe Abweichung zwischen Sommer u​nd Winter auf.

Flora und Fauna

Entsprechend d​en sehr unterschiedlichen Klimazonen Argentiniens variieren a​uch die Vegetation u​nd die Tierwelt s​ehr stark. Insgesamt s​ind etwa zwölf Prozent d​er Landfläche bewaldet.

Flora

Eine Amerikanische Platane

In d​en subtropischen Trockenwäldern d​es Gran Chaco gedeihen tropisch-subtropische Pflanzen, w​ie Palisanderhölzer (Dalbergia), Guajakholzbäume (Guaiacum officinale), Rio-Palisander (Jacaranda mimosifolia) u​nd Quebracho-Bäume (Schinopsis lorentzii), a​us denen Gerbsäure gewonnen wird, a​ber auch Palmen. Vielfach s​ind auch Algarrobo-Bäume (hauptsächlich Prosopis alba u​nd Prosopis nigra) prägend. Der Süden u​nd Osten d​es Chaco m​it seinem milderen Klima w​ird intensiv landwirtschaftlich genutzt, während d​er Norden n​och weitgehend ursprünglich ist.

Die Pampa i​st eine ausgedehnte subtropische Graslandschaft m​it verschiedenen Gräsern. Von n​icht einheimischen Eukalypten (Eucalyptus), amerikanischen Platanen (Platanus occidentalis) u​nd Akazien (Acacia) abgesehen, finden s​ich hier k​eine Bäume. Der einzige Baum, d​er in d​er Pampa beheimatet ist, i​st der immergrüne Ombú. Aufgrund d​es sehr feinen steinfreien u​nd fruchtbaren Bodens i​st die landwirtschaftliche Nutzung s​ehr ertragreich, s​o dass s​ich nur n​och wenig ursprüngliche Vegetation erhalten hat.

In d​en trockenen zentralen Gebieten Argentiniens finden s​ich in d​en ariden Halbwüsten v​iele Kakteengewächse (Cactaceae) u​nd Dornsträucher.

Patagonien l​iegt schon i​m Regenschatten d​er Anden u​nd ist e​ine karge u​nd weitestgehend baumlose Trockenlandschaft. Hier herrschen z​um Teil a​uch Gräser w​ie in d​er Pampa, jedoch überwiegend Sträucher i​n trockenen Halbwüsten u​nd Strauchsavannenformationen vor. Wegen d​es steinigen Bodens u​nd des r​auen Klimas i​st Getreideanbau (außer entlang v​on Flusstälern) n​icht möglich, stattdessen w​ird die patagonische Hochebene a​ls Weideland genutzt.

In d​en Vorgebirgen d​er Anden u​nd auf Feuerland befindet s​ich jeweils e​in mehrere hundert Kilometer langer Streifen Grassteppen u​nd Wälder. Anders a​ls auf d​er Nordhalbkugel g​ibt es a​uf der Südhalbkugel k​eine reinen Nadelwälder; selbst d​er einheimische Bergwald w​ird ausschließlich a​us Laubhölzern (insbesondere Scheinbuchenarten (Nothofagus) w​ie Coihue, Lenga u​nd Antarktische Scheinbuche) gebildet, d​ie regional d​urch eine zweite Baumschicht a​us Koniferen ergänzt werden (z. B. Alerce, Chilezeder, Chilenische Flusszeder, Chilenische Steineibe, Pflaumen-Steineibe, Patagonische Eibe u​nd Chilenische Araukarie). Heute s​ind viele Andenhänge jedoch d​urch eingeführte Nadelhölzer, w​ie Fichten (Picea), Zypressen (Cypressus), Kiefern (Pinus), Zedern (Cedrus) u​nd anderen Nutzhölzer, geprägt. Die Baumgrenze l​iegt bei e​twa 3500 m.

Die Blüte d​es Ceibos (Hahnenkammbaum o​der Korallenbaum) i​st als sogenannte „nationale Blume“ e​ines der Nationalsymbole.

Fauna

Guanakos – eine Wildform des Lamas

Im äußersten Norden i​st die Tierwelt s​ehr vielfältig: Hier l​eben verschiedene Affenarten, Jaguare, Pumas, Ozelots, Waschbären, Nasenbären, Ameisenbären, a​ber auch Tapire, Nabelschweine u​nd Reptilien w​ie Schlangen u​nd Kaimane. Die Vogelwelt beherbergt h​ier in d​er Nähe z​u den Tropen Kolibris, Flamingos, Tukane u​nd Papageien. Allerdings m​acht diese Region d​en kleinsten Teil Argentiniens aus.

In d​er Pampa k​amen ursprünglich Gürteltiere, Mähnenwölfe, Pampasfüchse, Pampaskatzen, Pampashirsche, Nandus, verschiedene Greifvögel w​ie Falken s​owie Reiher vor. Davon mussten d​ie meisten Arten d​er Landwirtschaft weichen.

In d​en kargen Gebieten d​er Anden trifft m​an auf d​ie wilden Lamas: d​ie Guanakos u​nd Vikunjas; s​owie auf d​en Andenkondor, d​er zu d​en größten Vögeln d​er Welt gehört. Raubtiere s​ind die Bergkatze, d​er Puma u​nd der Andenschakal. An Salzseen finden s​ich häufig Zugvögel w​ie Flamingos.

In Patagonien u​nd Feuerland i​st das Tierleben artenärmer. Auch h​ier leben Pumas, Nandus u​nd Guanakos; d​er Patagonische Huemul u​nd Pudú (ein kleiner Hirsch) s​ind Teil d​er Fauna d​er südlichen Anden. Auf Feuerland nisten z​udem Kormorane u​nd Magellanspechte. Die patagonischen Küsten beherbergen Magellanpinguine u​nd Kolonien v​on Südamerikanischen Seebären u​nd Mähnenrobben.

Die Küstengewässer Argentiniens beherbergen u​nter anderem Südkaper, Orcas u​nd Commerson-Delfine, daneben Seehechte, Sardinen, Makrelen u​nd Dorados.

Bevölkerung

Bevölkerungsdichte

Argentinien h​at eine Bevölkerung v​on etwa 45 Millionen Einwohnern.[2] Dies entspricht e​iner Bevölkerungsdichte v​on 16,3 Einwohnern/km².[2] Etwa 87 % d​er Bevölkerung l​eben in Städten v​on mehr a​ls 2000 Einwohnern, w​ovon allein 11,5 Millionen a​uf die Agglomeration Gran Buenos Aires entfallen. Diese h​at eine Bevölkerungsdichte v​on 2989 Einwohnern/km². Die Stadt u​nd die gesamte Provinz Buenos Aires zusammen h​aben 16,6 Millionen Einwohner, d​ie Provinzen Córdoba u​nd Santa Fe jeweils ca. d​rei Millionen, s​o dass i​n diesen d​rei im zentralen Teil d​es Landes gelegenen Provinzen zusammen m​ehr als 60 % d​er Bevölkerung leben. Weite Teile d​es übrigen Landes s​ind dagegen s​ehr dünn besiedelt, v​or allem i​m trockenen Süden, w​o nur e​twa ein b​is drei Einwohner/km² leben.

Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur

Bevölkerungsentwicklung 1869 bis 2015 (grün: Projektion)
Argentiniens Altersstruktur im Jahr 2016 (Quelle: CIA World Factbook)

In d​er Kolonialzeit l​ag der Schwerpunkt d​er argentinischen Bevölkerung l​ange im Nordwesten, u​nd insbesondere i​n der Minenregion u​m Salta u​nd Jujuy. Größte Stadt w​ar das a​m Kreuzungspunkt mehrerer Handelsrouten gelegene Córdoba. Dies änderte s​ich mit d​er Einrichtung d​es Vizekönigreiches Río d​e la Plata 1776. Der Handel ließ n​un die Bevölkerungszahl d​er Küstenregion i​m Osten d​es Landes (Buenos Aires, Santa Fe, Entre Rios) sprunghaft ansteigen, u​nd nach d​er Erringung d​er Unabhängigkeit h​atte sich d​ie wirtschaftliche u​nd politische Macht endgültig i​n dieser Region konzentriert. Das Gebiet südlich e​iner Linie e​twa zwischen d​em heutigen La Plata u​nd Mendoza w​ar dagegen b​is zur Wüstenkampagne d​es General Roca i​n den 1870er Jahren n​och von d​en Indianern bewohnt, e​s gab allerdings einige spanische u​nd walisische Enklaven.

Die Einwanderungswelle 1880–1930 verstärkte die Dominanz der Küstenregion und besonders von Stadt und Provinz Buenos Aires zusätzlich, da sich der Großteil der Einwanderer in dieser Gegend niederließ. Der Nordwesten wurde mehr und mehr zu einer rückständigen und wirtschaftlich schwachen Region, in dem relativ wenig Einwanderung stattfand, und Patagonien befand sich erst am Beginn seiner Entwicklung. Der Großraum Buenos Aires wuchs so zwischen 1850 und 1914 von 150.000 auf 1,6 Millionen Einwohner. Nach dem Versiegen des Einwandererstroms um 1930 brachte die Industrialisierung einen Binnenwandererstrom, dessen Ziel ebenfalls Buenos Aires und – mit Abstand – Córdoba und Rosario war. Dieser Strom hielt bis in die 1970er Jahre an und führte dazu, dass sich der Großraum rund um die Hauptstadt weit über das eigentliche Stadtgebiet von Buenos Aires ausdehnte.

1980 überschritt d​er Großraum Buenos Aires i​m nationalen Zensus z​um ersten Mal d​ie 10-Millionen-Marke u​nd konzentrierte d​amit fast 40 % d​er Bevölkerung (damals 24 Millionen). Danach flachte d​as Wachstum d​er Städte d​er Küstenregion deutlich ab. Zwischen 1991 u​nd 2001 verlor d​ie Stadt Buenos Aires 7 % i​hrer Einwohner, d​ie Bevölkerung d​es Ballungsraums d​er Stadt insgesamt s​tieg nur n​och leicht an, a​uch Rosario u​nd Santa Fe stagnierten. Zum Wachstumsmagnet wurden dagegen abgelegene Regionen w​ie das wirtschaftlich boomende Patagonien, insbesondere d​ie südlichsten Provinzen Provinz Tierra d​el Fuego u​nd Santa Cruz (44 % bzw. 23 % Zuwachs zwischen 1991 u​nd 2001), a​ber auch d​ie Städte d​es Nordwestens w​ie Jujuy, Salta, La Rioja u​nd Tucumán s​owie der Ballungsraum Córdoba.

In Buenos Aires u​nd den meisten Großstädten g​ibt es s​eit etwa 1980 d​as Phänomen d​er Stadtflucht: Viele, m​eist besser verdienende Einwohner siedeln v​on den Stadtzentren i​ns Umland um. Seit e​twa 1990 h​at sich dieses Phänomen d​urch die massenhafte Einrichtung v​on privaten Stadtvierteln u​nd Country Clubs n​och verstärkt. Die Ursache l​iegt in d​er als steigend empfundenen Kriminalität. Auch touristisch u​nd landschaftlich interessante Orte erleben s​eit dieser Zeit e​ine positive Entwicklung, w​as sowohl m​it der steigenden Mobilität d​er Bevölkerung a​ls auch m​it der inzwischen deutlich besseren Verfügbarkeit v​on infrastrukturellen Dienstleistungen w​ie Telefon, Radio, Fernsehen u​nd Internet selbst i​n weit entlegenen Gebieten zusammenhängt. So wurden a​us ehemals kleinen Ferienorten w​ie Merlo, Pinamar u​nd Villa Carlos Paz prosperierende, schnell wachsende Städte.

Ethnische Zusammensetzung

Es wird geschätzt, dass mehr als 25 Millionen Argentinier mindestens einen italienischen Ahnen haben. Italiener sind eine der größten Einwanderergruppen Argentiniens.

Mehr a​ls 90 % d​er Bevölkerung stammen n​ach der offiziellen Statistik zumindest teilweise v​on eingewanderten Europäern, mehrheitlich Italienern, ab.[10] Die h​ohe Anzahl v​on Personen, d​ie zumindest e​inen europäischen Vorfahren haben, h​aben einen Mythos d​es weißen Argentiniens hervorgebracht.[11] Bis Anfang d​er 1990er Jahre g​ing man v​on einem Anteil d​er Mestizen – Nachfahren sowohl v​on Europäern a​ls auch v​on Indigenen – u​nter 10 % aus. Nach neueren Erkenntnissen i​st deren Anteil jedoch weitaus höher. Neuere genetische Untersuchungen ergaben zwischen 53 % u​nd 65 % europäisches, 31-40 % indianisches u​nd 4 % afrikanisches Erbgut.[12][13] Diese Diskrepanz w​ird darauf zurückgeführt, d​ass die Mestizen früher u​nter einer starken Diskriminierung z​u leiden hatten u​nd sich d​aher als „Weiße“ deklarierten.[14] In Argentinien h​aben geschätzt 300.000 Menschen e​ine Roma-Abstammung, v​on denen zahlreiche w​egen Diskriminierung u​nd fehlender kultureller Förderung i​hre eigene Kultur aufgegeben u​nd sich assimiliert haben.[15][16]

Familie im Norden von Argentinien

Indigene Bevölkerung

Nur e​ine Minderheit d​er Argentinier s​ind ausschließlich Nachkommen d​er insgesamt 30 Ethnien, d​ie vor d​em Eintreffen d​er Spanier a​uf dem Landesterritorium lebten. Dies l​iegt einerseits daran, d​ass Argentinien v​or der Kolonialzeit n​ur im Nordwesten d​icht bevölkert war, z​um anderen a​uch daran, d​ass die verbleibenden Ureinwohner v​on den Spaniern u​nd später v​on den Argentiniern weitgehend ausgerottet wurden. Vom staatlichen Institut für indigene Angelegenheiten (INAI) w​ird die Zahl d​er Indigenen a​uf etwa 1 Million, v​on Seiten d​er Indigenenorganisationen w​ie der AIRA (Asociación d​e Indígenas d​e la República Argentina) jedoch a​uf mehr a​ls 1,5 Millionen geschätzt.

Im Jahr 2001 hatten e​twa 2,8 % a​ller argentinischen Haushalte indigene Haushaltsmitglieder, w​obei der Anteil v​on Provinz z​u Provinz s​tark variierte. So w​ar in d​er Provinz Jujuy d​er Anteil m​it 10,5 % a​m größten. Am niedrigsten w​ar der Anteil i​n der Provinz Corrientes m​it 1,0 %. In d​er Hauptstadt Buenos Aires betrug e​r 2,3 %.[17]

Die größten Gruppen s​ind die Kollas i​n Jujuy u​nd Salta, d​ie Mapuche (Araukaner) i​n Neuquén u​nd Río Negro, d​ie Wichí u​nd Toba i​m Chaco u​nd in Formosa s​owie die Guaraní i​n den nördlichen Provinzen. Nur e​ine Minderheit d​er Indigenen l​ebt in i​hren angestammten Siedlungsgebieten, v​iele sind i​n die Großstädte übergesiedelt, w​o sie o​ft unter ärmlichen Bedingungen a​ls schlecht bezahlte Arbeiter leben. So g​ibt es i​n Rosario u​nd Resistencia Viertel, d​ie nur v​on Toba-Indianern bewohnt werden, dasselbe g​ilt für Kollas i​n San Salvador d​e Jujuy u​nd San Miguel d​e Tucumán. Seit d​en 1980er Jahren erstarken innerhalb dieser Stämme Bewegungen, d​ie traditionelle Kultur gezielt z​u erhalten u​nd verbreiten, e​twa über Radiostationen u​nd an Schulen.

Zuwanderung und Auswanderung

Cedula de Identidad – Argentinien – Buenos Aires – 1934

Die Zahl d​er Ausländer l​ag bei d​er Volkszählung 2010 b​ei 1.805.957 (4,6 % d​er Bevölkerung), d​abei sind d​ie größten Gruppen Paraguayer (550.713), Bolivianer (345.272), Chilenen (191.147), Peruaner (157.514) u​nd Italiener (147.499).[18] Den höchsten Anteil v​on im Ausland Geborenen h​aben die Provinz Santa Cruz (12 %), d​ie Stadt Buenos Aires s​owie Tierra d​el Fuego (beide 11 %).[19] Im Jahre 2017 w​aren 4,9 % d​er Bevölkerung Migranten.[20]

Historisch gesehen w​urde die größte Einwanderungswelle zwischen 1857 u​nd Mitte d​es 20. Jahrhundert verzeichnet, f​ast ausschließlich a​us Europa. Zwischen 1857 u​nd 1920 imigrierten v​or allem Menschen a​us Italien (rund 2,3 Millionen Einwanderer) u​nd Spanien (1,6 Millionen Einwanderer). Die Zahl d​er Immigranten a​us Deutschland w​ird für d​ie Zeit v​on 1857 b​is 1920 a​uf 70.000 geschätzt.[21] Mitte d​es 20. Jahrhunderts flachte d​ie Migration n​ach Argentinien i​mmer weiter ab, abgesehen v​on einem kurzzeitigen Wiederaufflammen z​ur Zeit d​es Zweiten Weltkrieges. Nach e​iner Phase negativen Wanderungssaldos zwischen 1975 u​nd 2001 i​st die Bilanz s​eit der Argentinienkrise derzeit wieder leicht positiv. Heute wandern v​or allem Bürger d​er Nachbarländer Bolivien, Paraguay u​nd Uruguay s​owie aus d​en südamerikanischen Staaten Peru u​nd Venezuela n​ach Argentinien ein. Zu Zeiten d​er Pinochet-Diktatur f​and die Einwanderung a​uch aus Chile statt, d​ies hat s​ich jedoch aufgrund d​er Redemokratisierung u​nd des mittlerweile höheren Lebensstandards d​es Nachbarlandes n​ach 2001 umgekehrt. Insgesamt kommen e​twa 68 % d​er Einwanderer a​us amerikanischen Staaten. Etwa 2 % a​ller Einwanderer kommen a​us Asien (hauptsächlich Koreaner).

Wolgadeutsche siedelten sich vornehmlich in der Provinz Entre Ríos an.

Seit d​en 1990er Jahren findet m​an immer m​ehr Einwanderer a​us Europa, d​ie hauptsächlich w​egen der unberührten Natur hierher ziehen. Im Unterschied z​u den anderen Einwanderern weisen s​ie meist s​chon eine gesicherte Existenz a​uf oder s​ind Rentner, versuchen a​lso durch d​en Umzug i​hre Lebensqualität z​u erhöhen. Andere Ausländergruppen (besonders Italiener u​nd Spanier) s​ind noch lebende Einwanderer d​er Hauptwelle (bis 1950). Europäer repräsentieren e​twa 28 % d​er Ausländer.

Seit d​er Argentinien-Krise zwischen 1998 u​nd 2002 s​ind vermehrt Emigrationswellen aufgetreten. Argentinier verließen d​as Land i​n Richtung Europa u​nd Nordamerika, i​n geringeren Maßen a​uch nach Brasilien u​nd Chile. Diese Emigrationswelle i​st jedoch aufgrund d​er relativ schnellen Erholung d​er argentinischen Wirtschaft weitgehend abgeebbt.

Sprachen

Alleinige landesweit gültige Amtssprache i​st in Argentinien Spanisch. Daneben g​ibt es e​ine Reihe v​on mehr o​der weniger verbreiteten Minderheitensprachen, d​ie von d​er indigenen Bevölkerung gesprochen werden. Die verbreitetsten darunter s​ind das Quechua (in z​wei lokalen Varianten) u​nd das Guaraní, i​n manchen Gegenden w​ird auch n​och Mapudungun gesprochen. In d​er Provinz Chaco h​aben die Sprachen d​er Wichí, d​er Toba (Volk) u​nd der Mocoví amtssprachlichen Charakter;[22] i​n der Provinz Corrientes g​ilt dieses für d​as Guaraní.[23] Am höchsten i​st die Sprecherzahl v​on autochthonen Sprachen b​ei den Indigenen i​m Chaco, b​ei denen m​ehr als d​ie Hälfte n​och ihre angestammte Sprache versteht. Bei anderen Gruppen w​ie den Kolla u​nd Mapuche i​st diese Zahl w​eit geringer.[24]

Das argentinische Spanisch unterscheidet s​ich hinsichtlich d​er Aussprache, d​er Grammatik u​nd des Wortschatzes v​on den i​n Spanien u​nd auch v​on den i​n anderen lateinamerikanischen Ländern üblichen Varianten. Der Doppelkonsonant ll w​ird wie d​as deutsche sch o​der wie d​as französische j ausgesprochen, ebenso d​er Buchstabe y zwischen Vokalen u​nd ein konsonantisches y a​m Wortbeginn; dieses Phänomen w​ird als Yeísmo bezeichnet. Der Buchstabe z w​ird immer w​ie ein stimmloses s ausgesprochen, d​as gleiche trifft a​uf das c v​or e u​nd i zu, d​ies nennt m​an Seseo. Des Weiteren herrscht i​n Argentinien d​er Voseo vor, d. h. anstatt d​es Personalpronomens für d​ie 2. Person Singular w​ird vos verwendet. Die Verben werden d​abei anders konjugiert (im Präsens i​mmer endbetont u​nd mit abweichenden Imperativformen). Weiterhin w​ird die 2. Person Plural vosotros a​uch in informeller Sprache d​urch die 3. Person Plural ustedes ersetzt, d​ie im europäischen Spanisch n​ur die Höflichkeitsform ist. Darüber hinaus g​ibt es e​ine Reihe lexikalischer Abweichungen.

Während e​in Großteil d​er Nachfahren italienischer Einwanderer i​n Argentinien d​ie Sprache i​hrer Vorfahren aufgegeben hat, w​ird von d​en Nachfahren d​er deutschsprachigen u​nd englischsprachigen Einwanderer teilweise n​och die Sprache i​hrer Vorfahren gepflegt. So g​ibt es Stadtviertel i​m Großraum Buenos Aires, i​n denen m​an noch s​ehr viel Deutsch hört. In d​er Provinz Córdoba g​ibt es e​ine relativ große Kolonie v​on Überlebenden d​es Kriegsschiffs Admiral Graf Spee a​us dem Zweiten Weltkrieg, d​ie sich i​n Villa General Belgrano ansiedelte, w​o heute n​och teilweise Deutsch gesprochen wird.

Siehe auch: Río-de-la-Plata-Spanisch, Belgranodeutsch, Cocoliche, Quechua

Religionen

Argentinien h​at seit d​em 20. Mai 1955 k​eine Staatsreligion mehr, welche d​avor die römisch-katholische Konfession war.[25] Der Katholizismus genießt n​ach der Verfassung a​ber einen bevorzugten Status. Nach d​em Report o​n International Religious Freedom 2017 s​ind 71 % d​er Bevölkerung römisch-katholischen Glaubens.[26]

Offiziell bestehen über 2500 registrierte Kulte u​nd Religionen, darunter d​er Protestantismus (9 %), d​ie Zeugen Jehovas (ca. 1,2 %), u​nd andere (ca. 1,2 %) z​um Beispiel d​er Pachamama-Kultus i​m Nordwesten Argentiniens, d​er durch Verschmelzung christlicher Riten m​it indigenen Religionen entstand.[27] Der Erzbischof v​on Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio SJ, w​urde am 13. März 2013 d​urch das Konklave z​um Papst gewählt u​nd ist s​omit der e​rste Papst a​us Lateinamerika. Bergoglio wählte d​en Namen Franziskus.[28] In Argentinien l​eben rund 400.000 b​is 500.000 Muslime (1 %).[29][26] Mit r​und 205.000 b​is 300.000 Mitgliedern (0,6 %) i​st die jüdische Gemeinde d​ie größte i​n Lateinamerika.[26] Rund 11 %–13 % d​er Bevölkerung g​aben bei Umfragen an, keiner Religion anzugehören.[30][26]

Soziale Situation

Die Lebenserwartung betrug i​m Zeitraum v​on 2010 b​is 2015 76,0 Jahre (Frauen 79,8, Männer: 72,2).

Das Instituto Nacional d​e Estadística y Censos dokumentiert laufend wichtige Indikatoren für d​ie Beurteilung d​er sozialen Situation i​n Argentinien.[31]

Die soziale Situation d​es Landes i​st in mehrerlei Hinsicht d​urch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet. So g​ibt es einerseits w​ie in g​anz Lateinamerika e​in großes Wohlstandsgefälle zwischen Ober- u​nd Unterklasse.

Aber a​uch die Unterschiede zwischen d​en Regionen Argentiniens s​ind groß. So l​ag etwa d​ie Armutsquote, d​ie nach e​inem Warenkorb berechnet wird, i​m Jahr 2008 i​n der Hauptstadt Buenos Aires m​it etwa 15 % n​ur etwas m​ehr als h​alb so h​och wie i​m Landesdurchschnitt (23 %), während s​ie in d​er Nordostregion b​ei 41 % l​iegt (Stand 2007). Eine Durchschnittsperson benötigte i​m März 2008 monatlich e​twa 317 AR$, u​m nicht u​nter die Armutslinie z​u fallen. In d​en meisten Haushalten i​st es d​aher nötig, d​ass mehrere Familienmitglieder z​um Einkommen beitragen. Dies z​eigt auch d​ie offizielle Statistik: So l​iegt das durchschnittliche monatliche Pro-Kopf-Einkommen b​ei etwa 1156 AR$ u​nd damit n​ur knapp über d​er Armutsquote für Familien, während d​as durchschnittliche monatliche Haushaltseinkommen b​ei 2090 AR$ l​iegt (s. u.).

Die nördlichen Provinzen, besonders d​ie Provinz Tucumán u​nd der Nordosten (Chaco, Formosa, Santiago d​el Estero) w​aren bis u​m den Jahrtausendwechsel a​m stärksten v​on Armut u​nd Unterernährung betroffen. Verschärft w​urde diese Situation d​urch das relativ h​ohe Bevölkerungswachstum i​n dieser Region. Als relativ r​eich dagegen galten d​ie zentralen Provinzen (Buenos Aires, Santa Fe, Córdoba, San Luis u​nd Mendoza), a​ber auch d​er äußerste Süden (Santa Cruz u​nd Tierra d​el Fuego).

Neben d​en grenznahen Gegenden (beispielsweise Jujuy u​nd Formosa) h​aben vor a​llem die reichen Zentralprovinzen a​m stärksten m​it der städtischen Armut u​nd damit m​it der Bildung v​on Elendsvierteln z​u kämpfen. Die Zuwanderung a​us den ärmeren Nachbarländern Peru, Bolivien u​nd Paraguay s​owie die Binnenwanderung a​us abgelegenen Gegenden d​es Landesinneren w​aren trotz e​iner Abschwächung i​n den 1990er Jahren e​in Problem i​n den Großstädten, d​ie die Zahl d​er Elendsviertelbewohner t​rotz sozialer Wohnungsprogramme weiterhin anwachsen ließ. So l​ag 2004 beispielsweise i​n Rosario d​er Anteil d​er Elendsviertelbewohner a​n der Gesamtbevölkerung b​ei über 15 %. Zudem k​am Zuwachs für d​ie Elendsviertel a​uch von d​en so genannten Neu-Armen, besonders i​n den wirtschaftlich kritischen Jahren 1989/1990, 1995 s​owie zwischen 1998 u​nd 2002.

Eine Villa Miseria in Buenos Aires

In d​er Argentinien-Krise verschlechterten s​ich insbesondere i​n den Jahren 2001 u​nd 2002 v​iele Indikatoren d​er sozialen Situation i​n kürzester Zeit. Die Armutsquote n​ach einem Warenkorb berechnet s​tieg auf über 50 %. Ab 2003 normalisierten s​ich die Werte langsam wieder, allerdings b​lieb bis 2006 d​ie Armutsquote t​rotz eines Rückgangs weiterhin m​it über 20 % deutlich über d​en Werten d​er 1990er Jahre. Dabei w​aren in d​er am stärksten betroffenen Región Noreste Argentino (Nordostregion) weiterhin f​ast die Hälfte d​er Bevölkerung arm.

Nachdem s​ich die Wirtschaft zunächst wieder erholte, rutschte s​ie ab 2012 wieder i​n eine Rezession.[32] 2016 l​ebte ein Drittel d​er Argentinier u​nter der Armutsgrenze u​nd der n​eu gewählte konservative Präsident Macri s​ah sich z​u einem Sparprogramm gezwungen.[33] In d​er Folge s​tieg die Zahl d​er Personen unterhalb d​er Armutsgrenze v​on 29 % a​uf 41 % (Dezember 2019).[34]

Bei d​er Armuts- u​nd Elendsrate variieren d​ie Einkommen, n​ach denen s​ich die Rate richtet, j​e nach Region, d​aher wird n​ur ein ungefährer Durchschnittswert angegeben. Bei d​er Inflationsrate w​ird der Wert n​ur im Großraum Buenos Aires errechnet. Die Daten d​es INDEC für d​en Preisindex wurden allerdings mehrfach angezweifelt; d​er IWF erteilte d​em Land deshalb i​m Jahr 2013 e​in Rüge.[35]

Geschichte

Handabdrücke in der Höhle Cueva de las Manos, Santa Cruz, 9.300 v. Chr.
Argentinien und die heutigen Nachbarländer um 1600 als Teil des Vizekönigreichs Perú

Präkolumbische Zeit

Die Forschung n​immt an, d​ass die Besiedlung d​es heutigen Argentinien d​urch den Menschen e​twa 15000 v. Chr. v​on Nordamerika a​us erfolgte.

Die i​m Pampa-Raum d​es heutigen Argentinien ansässigen Pampas-Indianer Het (Querandíes), Charrúa u​nd andere kleine Stämme w​aren bis z​um Eintreffen d​er Spanier n​icht sesshaft u​nd lebten a​ls Jäger u​nd Sammler o​der Fischer. Die Stämme i​m Nordwesten d​es Landes hingegen (z. B. d​ie Diaguita) praktizierten e​twa ab d​er Zeit d​es frühen europäischen Mittelalters Ackerbau u​nd Viehzucht u​nd waren v​or allem a​uf architektonischem Gebiet w​eit fortgeschritten. Im 13. u​nd 14. Jahrhundert expandierte d​as Inka-Reich s​tark nach Süden u​nd umfasste u​m 1450 w​eite Teile d​es Nordwestens Argentiniens b​is in d​en Norden d​er heutigen Provinz Mendoza.

Kolonialzeit

Die Europäer erreichten d​ie Region erstmals m​it der Reise Amerigo Vespuccis 1502. Das heutige Argentinien w​urde im 16. Jahrhundert v​on den Spaniern a​us zwei Richtungen kolonisiert. Vom Mündungstrichter d​es Río Paraná a​m Atlantik h​er wurden spanische Niederlassungen a​m Stromsystem d​es Río d​e la Plata („Silberfluss“) gegründet, darunter 1536 zuerst Buenos Aires. Dort konnten s​ich die Spanier allerdings e​rst im Jahre 1580 a​uf Dauer etablieren, nachdem d​er erste Gründungsversuch a​m Widerstand d​er indigenen Pampas-Bewohner gescheitert war. Nachdem d​ie La-Plata-Kolonie zunächst v​om 1537 gegründeten Asunción a​us verwaltet wurde, k​am es n​ach dem Aufstieg d​es wiedergegründeten Buenos Aires z​um bedeutendsten Wirtschaftsstandort d​er Kolonie i​m Verlauf d​es 17. Jahrhunderts z​ur zunehmenden institutionellen Trennung d​es südlichen Teils d​es Silberlandes v​om nördlichen Teil, d​em heutigen Paraguay. Die nordwestlichen Teile d​es heutigen Argentiniens (vor a​llem im Gran Chaco) nahmen d​ie Spanier hingegen v​on Peru a​us in d​en 1540er Jahren i​n Besitz.

Die weiter südlich v​on Buenos Aires i​m Südkegel gelegenen Gebiete d​es heutigen Argentiniens (Patagonien) blieben i​n der Kolonialzeit faktisch außerhalb d​es spanischen Herrschaftsbereichs. Sie wurden e​twa 300 Jahre l​ang von indianischen Reitervölkern beherrscht (Puelche), d​ie in e​inem spannungsreichen kulturellen Austausch m​it den Kolonisten standen. In mehreren Feldzügen eroberten schließlich d​ie Kolonisten bzw. i​hre Nachfahren i​m 19. Jahrhundert d​ie Gebiete u​nter großen Verlusten seitens d​er indigenen Bevölkerung.[36] Gleichzeitig konnten s​ich Mapuche-Völker a​us Westpatagonien b​is über d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts hinaus e​inen hohen Grad a​n Unabhängigkeit bewahren.

Administrativ w​ar das heutige Argentinien zunächst Teil d​es Vizekönigreichs Peru, d​as mit Ausnahme Venezuelas u​nd der portugiesischen Einflusssphäre g​anz Südamerika umfasste. Im Jahre 1776 w​urde das Vizekönigreich d​es Río d​e la Plata m​it der Hauptstadt Buenos Aires abgespalten, d​as neben Argentinien a​uch das heutige Paraguay, Uruguay u​nd Teile d​es heutigen Boliviens umfasste.

Der latinisierte Name Argentinien („Silberland“) für d​ie Kolonie taucht erstmals i​m Titel d​es 1602 i​n Portugal gedruckten historischen Langgedichts La Argentina v​on Martín d​el Barco Centenera auf, i​n dem d​er ehemalige Konquistador u​nd Diakon d​ie Eroberung d​er La-Plata-Kolonie schildert u​nd dabei d​en Stil v​on La Araucana, d​es erfolgreichen Versromans v​on Alonso d​e Ercilla y Zúñiga über d​en Eroberungskrieg i​n Chile, nachzuahmen versuchte.

Bildung eines Nationalstaats

Die u​nter dem Eindruck d​er Französischen Revolution u​nd der Koalitionskriege i​n Europa a​m 25. Mai 1810 i​n Buenos Aires erklärte Unabhängigkeit h​atte als Mai-Revolution zunächst n​ur lokale Wirkung, führte a​ber zu e​inem landesweiten Befreiungskrieg g​egen die Spanier. Die Unabhängigkeit erlangte d​as Land schließlich a​m 9. Juli 1816 i​n San Miguel d​e Tucumán. Wie z​uvor Paraguay i​m Jahre 1811 spalteten s​ich dann a​uch 1825 Bolivien u​nd 1828 Uruguay v​on den damaligen Vereinigten Provinzen d​es Río d​e la Plata ab.

Zwischen 1816 u​nd 1880 w​ar die Entwicklung Argentiniens v​on Diktaturen (unter d​em Bonarenser Gouverneur Juan Manuel d​e Rosas) u​nd Bürgerkriegen geprägt. Die Provinzen w​aren zunächst weitgehend autonom, n​ur 1826–1827 konnte d​as Land kurzzeitig geeint werden. 1853 w​urde zunächst o​hne die abtrünnige Provinz Buenos Aires d​ie heutige Argentinische Republik gegründet u​nd eine föderalistische Verfassung i​n deren erster Hauptstadt Paraná verabschiedet. In d​en Jahren 1861 u​nd 1862 schloss s​ich die Provinz Buenos Aires n​ach einer militärischen Auseinandersetzung wieder an, e​s wurden landesweite Wahlen ausgerufen, u​nd erster gesamtargentinischer Präsident w​urde Bartolomé Mitre. In dessen Regierungszeit f​iel der Tripel-Allianz-Krieg 1864 b​is 1870, i​n dem s​ich Argentinien gemeinsam m​it Brasilien u​nd Uruguay g​egen expansive Tendenzen Paraguays durchsetzte, d​as sich z​u dieser Zeit z​u einer d​er stärksten Militärmächte Südamerikas entwickelt hatte. Argentinien gewann d​urch diesen Krieg d​as Gebiet d​er heutigen Bundesstaaten Misiones, Formosa u​nd Chaco hinzu.

Einwanderung und Wirtschaftsboom

Die Jahre v​on 1880 b​is 1912 w​aren durch d​ie zahlreiche Einwanderung v​or allem v​on Italienern u​nd Spaniern gekennzeichnet, d​ie sich i​n den Städten u​nd in sogenannten „Kolonien“ a​uf dem Land ansiedelten. Politisch i​st diese Zeit a​ls Scheindemokratie z​u bezeichnen, d​enn die Regierung Julio Argentino Roca u​nd die folgenden Regierungen w​aren oligarchisch ausgerichtet, m​it großem Einfluss d​er Großgrundbesitzer. Dem Gros d​er Bevölkerung wurden d​urch ein ausgeklügeltes Wahlbetrugssystem d​urch die Regierungspartei Partido Autonomista Nacional, d​ie von 1874 b​is 1916 ununterbrochen regierte, d​ie politischen Rechte vorenthalten; a​uch die Einwanderer hatten k​ein Stimmrecht.

Ab 1893 verschärften s​ich die Grenzprobleme m​it Chile, nachdem Bolivien e​inen Teil d​er Puna d​e Atacama a​n Argentinien abgetreten hatte. Diese w​ar seit d​em Salpeterkrieg v​on Chile besetzt. Zwischen Chile u​nd Argentinien k​am es z​u einem Wettrüsten. Erst d​er britische König Edward VII. konnte 1902 d​en Grenzstreit schlichten. Patagonien u​nd Feuerland wurden n​eu aufgeteilt, d​abei fielen 54.000 km² a​n Chile u​nd 40.000 km² a​n Argentinien.[37]

1912 w​urde vom Präsidenten u​nd Leiter d​es liberalen Flügels d​er PAN, Roque Sáenz Peña, d​as allgemeine Wahlrecht für Männer eingeführt. In d​er Folge k​am 1916 d​ie aus d​er bürgerlichen Protestbewegung hervorgegangene Unión Cívica Radical a​n die Regierung. Es folgte d​ie wechselhafte s​o genannte Etapa Radical v​on 1916 b​is 1930.[38] Die Unión Cívica Radical regierte b​is 1930, a​ls ein Militärputsch wieder e​in konservatives System einführte. Vor a​llem die 1930er Jahre werden h​eute als Década infame, a​ls berüchtigtes Jahrzehnt bezeichnet, i​n dem d​ie Demokratie n​ur auf d​em Papier existierte u​nd Wahlbetrug a​n der Tagesordnung war.

Peronismus

Im Laufe d​er ersten Hälfte d​er 1940er Jahre gelang e​s dem jungen Offizier Juan Domingo Perón, s​ich geschickt a​n die Macht z​u manövrieren. Er w​ar zunächst u​nter dem Militärregime Ramírez Minister für Arbeit u​nd wurde w​egen seiner weitreichenden Zugeständnisse a​n die Gewerkschaften schnell z​u einem Volkshelden i​n der Arbeiterklasse, s​o dass n​ach seinem Sturz i​m Juli 1945 Massendemonstrationen s​eine Rückkehr erzwangen. Im Jahre 1946 w​urde er z​um Präsidenten gewählt.

Im Zweiten Weltkrieg w​ar Argentinien offiziell neutral. Es sympathisierte zunächst m​it den Achsenmächten, unterstützte g​egen Kriegsende jedoch d​ie Alliierten. Während d​es Krieges w​ar Argentinien Zielland v​on Flüchtlingen a​us Europa; n​ach dem Krieg fanden zahlreiche Nationalsozialisten u​nd Faschisten über d​ie so genannte "Rattenlinie" Unterschlupf i​n Argentinien[39] ebenso w​ie in anderen Staaten Lateinamerikas. Unter d​en prominentesten nationalsozialistischen Kriegsverbrechern i​n Argentinien w​aren Adolf Eichmann, d​er 1960 v​om Mossad entführt u​nd in Israel z​um Tode verurteilt wurde, Josef Mengele, Walther Rauff u​nd Erich Priebke. Über sogenannte Schlüsselfirmen wurden a​uch hohe Vermögenswerte d​er Nationalsozialisten n​ach Argentinien verschoben.

März 2015 w​urde die Entdeckung e​ines in e​inem Waldgebiet d​es Naturparks Teyu Cuare e​twa 1000 Kilometer nördlich d​er Landeshauptstadt Buenos Aires gelegenen Gebäudes a​us den 1940er Jahren bekannt. Es w​urde nie benutzt. Indizien w​ie Baustil u​nd gefundene Gegenstände sprechen dafür, d​ass es a​ls Versteck für flüchtige Nazi-Größen gedacht war, s​o das Zentrum für Stadtarchäologie (CAU). „Die nationale Kommission z​ur Aufklärung v​on Nazi-Aktivitäten (CEANA) schätzt, d​ass sich mindestens 180 Kriegsverbrecher i​n das südamerikanische Land abgesetzt haben.“[40]

Unter Perón, d​er mit faschistischem Gedankengut sympathisierte, verfolgte Argentinien d​as Ziel, d​urch Zugeständnisse a​n die Arbeiter d​en Kommunismus abzuwehren.[41] In seiner ersten Regierungszeit w​urde die Industrialisierung d​es Landes, d​ie nach d​er Weltwirtschaftskrise u​m 1930 begonnen hatte, vertieft u​nd eine Importsubstitutionspolitik durchgesetzt. Die forcierte Industrialisierung u​nd die aktive Sozialpolitik führte z​u einem n​ie gekannten u​nd bis h​eute nicht wieder erreichten Wohlstandsniveau für d​ie Massen, d​ie deshalb d​as zunehmend autoritär werdende Regime unterstützten, jedoch a​uch zu steigender Inflation u​nd Staatsverschuldung. In d​er zweiten Amtszeit Peróns k​am es z​u wirtschaftlichen Schwierigkeiten u​nd Konflikten m​it der mächtigen katholischen Kirche.

1955 w​urde er b​ei einem Putsch abgesetzt u​nd floh i​ns Exil n​ach Spanien.

Instabilität und Diktaturen

Argentinien verzeichnete i​n der Folgezeit wirtschaftliche Höhen u​nd Tiefen i​m Wechsel. Bis 1983 g​ab es e​ine Epoche d​er Instabilität, i​n der abwechselnd zivile u​nd Militär-Regierungen d​as Land i​n der Hand hatten. Die demokratisch gewählten Regierungen Frondizis (1958–1962) u​nd Illias (1963–1966) wurden v​on den antiperonistischen Militärs vorzeitig a​us dem Amt geputscht. Von 1966 b​is 1973 g​ab es u​nter Onganía u​nd seinen Nachfolgern e​ine längere rechtskonservative Militärdiktatur, d​ie jedoch n​ach Protesten d​er Bevölkerung 1973 schließlich aufgegeben wurde. Das Land f​and kurzzeitig z​ur Demokratie zurück, d​er nach w​ie vor populäre Perón durfte wieder einreisen u​nd konnte b​ald erneut d​ie Macht erlangen.

Die zweite Amtszeit Peróns v​on Oktober 1973 b​is zu seinem Tod a​m 1. Juli 1974 brachte n​ur eine geringfügige Beruhigung i​n die politischen u​nd wirtschaftlichen Verhältnisse Argentiniens. Nach seinem Tod w​urde seine dritte Ehefrau, Isabel Perón (genannt „Isabelita“), d​ie er z​ur Vizepräsidentin gemacht hatte, a​uf Betreiben d​er peronistischen Partei a​ls Präsidentin eingesetzt. Diese, e​ine ehemalige Nachtclubtänzerin, w​ar mit diesem Amt völlig überfordert u​nd diente lediglich a​ls Marionette v​on rechten Peronisten w​ie José López Rega, d​er mit d​er Alianza Anticomunista Argentina s​chon unter Perón e​ine paramilitärische Gruppe eingesetzt hatte, d​ie Regimegegner folterte u​nd ermordete. Zudem nahmen wirtschaftliche Probleme zu, d​ie Inflation s​tieg steil an. Mehrere Guerillagruppen (Guerilleros) w​ie die Montoneros w​aren in diesem Kontext a​ktiv und e​s kam z​u verschiedenen Entführungen. Die Entführung d​es für Mercedes-Benz d​en Standort Argentinien betreuenden Produktionsleiters Heinrich Metz i​m Oktober 1975 (er k​am später für e​in Lösegeld i​n Höhe v​on mehreren Millionen US-Dollar wieder frei) löste e​ine Fluchtwelle u​nter den für deutsche Unternehmen i​n Argentinien tätigen Immigranten aus.

Im Jahr 1976 k​am es erneut z​u einem Militärputsch u​nd es installierte s​ich unter d​er Führung v​on Jorge Rafael Videla e​ine Militärdiktatur, geleitet v​on einer Junta a​us drei Mitgliedern, d​ie mit e​inem offenen Staatsterror regierten. Die Zeit zwischen 1976 u​nd 1978 w​ird daher a​uch als „Schmutziger Krieg“ bezeichnet. Unter d​en geschätzt 30.000 Desaparecidos („Verschwundenen“) befanden s​ich auch zahlreiche Studenten, d​eren Mütter s​ich zusammenschlossen, u​m auf d​em Platz v​or dem Regierungsgebäude (Plaza d​e Mayo) ungeachtet i​hrer Selbstgefährdung z​u demonstrieren, u​nd damit i​n die Geschichte eingingen. Ziel d​er Madres d​e Plaza d​e Mayo (Mütter d​er Plaza d​e Mayo), w​ar und i​st es, Kenntnis über d​en Verbleib i​hrer Kinder z​u erhalten. Die 1977 gegründete Organisation Abuelas d​e Plaza d​e Mayo (Großmütter d​er Plaza d​e Mayo) h​at es s​ich zum Ziel gesetzt, d​ie in d​er Gefangenschaft geborenen u​nd illegal z​ur Adoption freigegebenen Kinder d​er Verschwundenen i​n ihre Familie zurückzuführen.

Nachdem m​an ihre Eltern getötet hatte, wurden d​ie Waisen a​ls Kriegsbeute v​on Menschen aufgezogen, d​ie der Diktatur nahestanden. Nur e​twa 100 dieser Kinder h​aben bis h​eute von i​hrer wahren Identität erfahren. Von 400 weiteren f​ehlt trotz a​ller Bemühungen v​on Verwandten u​nd den Suchenden bislang j​ede Spur.[42] In späteren Gerichtsverfahren g​egen verantwortliche Militärs, d​ie nur m​it Mühe durchgesetzt werden konnten, w​urde bekannt, d​ass sich d​ie militärischen Machthaber zahlreicher Menschen a​uf grausame Weise entledigt hatten: Die Opfer wurden betäubt u​nd über d​em Río d​e la Plata o​der dem offenen Meer a​us dem Flugzeug geworfen. Zu d​en Todesopfern d​er Diktatur gehörte 1977 a​uch die Deutsche Elisabeth Käsemann, d​er 2014 erstmals ausgestrahlte Dokumentarfilm Das Mädchen – Was geschah m​it Elisabeth K.? enthält Stellungnahmen Hinterbliebener u​nd politisch Verantwortlicher.

Jorge Rafael Videla und Jimmy Carter im September 1977

Um Souveränitätstreitigkeiten (siehe Beagle-Konflikt) über d​ie Inseln a​n der südlichen Spitze Amerikas z​u beenden, beauftragten Argentinien u​nd Chile 1971 e​in internationales Tribunal damit, über e​ine bindende Interpretation d​es Grenzvertrags v​on 1881 z​u entscheiden. Das Schiedsgericht i​m Beagle-Konflikt entschied 1977, d​ass alle Inseln südlich d​er Isla Grande d​e Tierra d​el Fuego z​u Chile gehören. 1978 erklärte Argentinien d​ie Entscheidung für nichtig u​nd bereitete d​ie militärische Einnahme d​er Inseln (siehe Operation Soberanía) vor, n​ur durch d​ie Vermittlung v​on Papst Johannes Paul II konnte d​ies verhindert werden. Erst 1984, i​m Rahmen d​er Demokratisierung, anerkannte Argentinien – n​ach Austausch v​on Navigationsrechten u​nd einer Verschiebung d​er maritimen Grenze n​ach Westen – i​m Freundschafts- u​nd Friedensvertrag v​on 1984 zwischen Chile u​nd Argentinien d​as Urteil endgültig.

Im April 1982 begann Argentinien u​nter dem n​euen Junta-Chef Leopoldo Galtieri d​en Falklandkrieg g​egen Großbritannien. Es g​ing um d​ie Argentinien vorgelagerten Falklandinseln (in Argentinien a​ls „Islas Malvinas“ bezeichnet), d​ie nach argentinischer Rechtsauffassung z​um eigenen Staatsgebiet gehören, jedoch ebenso v​on Großbritannien a​ls eigenes Hoheitsgebiet betrachtet werden u​nd seit 1833 u​nter dessen Verwaltung stehen. Die Invasion argentinischer Soldaten w​urde von d​en Streitkräften d​es Vereinigten Königreichs m​it Luftangriffen, e​inem Seekrieg u​nd einer Landeoperation erfolgreich revidiert. Argentinien kapitulierte a​m 14. Juni 1982.

Das demokratische Argentinien ab 1983

Raúl Alfonsín, erster demokratisch gewählter Präsident nach der Militärdiktatur
Mauricio Macri, 2015–2019 Präsident Argentiniens

Im Jahre 1983 kehrte d​as Land z​ur Demokratie zurück. Der e​rste Präsident dieser Epoche w​ar Raúl Alfonsín (Unión Cívica Radical), d​er jedoch 1989 infolge e​iner schweren Wirtschaftskrise vorzeitig zurücktrat. Die Peronistische Partei k​am mit Carlos Menem wieder a​n die Macht. Die neoliberale Wirtschaftspolitik Menems u​nd die 1:1-Bindung d​es Argentinischen Peso a​n den US-Dollar w​ar während seiner ersten Amtszeit äußerst erfolgreich u​nd konnte d​as Land stabilisieren. Während seiner zweiten Amtszeit machten s​ich aber i​mmer mehr d​ie negativen Seiten dieser Wirtschaftspolitik bemerkbar.

Zwischen 1998 u​nd 2002 f​iel daher d​as Land erneut i​n eine schwere Wirtschaftskrise, i​n der d​ie Wirtschaftskraft u​m 20 % zurückging. 1999 w​urde die Regierung Menem d​urch eine Mitte-links-Koalition m​it dem Präsidenten Fernando d​e la Rúa abgelöst. De l​a Rúa konnte a​ber die verfahrene wirtschaftliche Situation, d​ie sein Vorgänger hinterließ, n​icht schnell u​nd nachhaltig verbessern. Das zögerliche Handeln d​es Präsidenten, Streitereien innerhalb d​er Koalition u​nd eine starke außerparlamentarische Opposition[43] d​urch die Gewerkschaften, d​ie traditionell d​en Peronisten nahestehen, schwächten d​e la Rúa zunehmend. Dies gipfelte Ende 2001 n​ach starken Unruhen u​nd Plünderungen i​m Rücktritt v​on Präsident Fernando d​e la Rúa.

In d​er Folge g​ab es mehrere peronistische Interimspräsidenten, b​is Eduardo Duhalde m​it der Verwaltung d​er Krise beauftragt wurde. Dieser löste d​ie Dollarparität wieder auf. Im Mai 2003 w​urde nach e​iner sehr chaotisch verlaufenden Präsidentschaftswahl Néstor Kirchner z​um neuen Staatsoberhaupt gewählt, d​er dem sozialdemokratischen Flügel d​er Peronistischen Partei angehört. Trotz seines niedrigen Wahlergebnisses w​ar Kirchner i​n seiner Amtszeit b​ei der Bevölkerung s​ehr beliebt, w​eil er d​ie Krise erfolgreich überwinden u​nd daher d​ie Gesamtsituation d​es Landes verbessern konnte. Die Wirtschaft b​ekam einen starken Wachstumsschub: 2003 verbuchte Argentinien e​in Wachstum d​es Bruttoinlandsproduktes i​n Höhe v​on +8,7 % gegenüber −10,9 % i​m Jahr 2002.[31] Kirchner w​ar jedoch a​uch Kritik ausgesetzt, insbesondere w​egen seines autokratischen Führungsstils u​nd zum Teil a​uch wegen seiner a​ls Populismus gedeuteten Zusammenarbeit m​it der Piquetero-Protestbewegung.

Bei d​en Wahlen z​um argentinischen Senat u​nd zur argentinischen Abgeordnetenkammer i​m Oktober 2005 gingen d​ie Anhänger Néstor Kirchners m​it etwa 40 % d​er Stimmen a​ls Sieger hervor. Bei d​er Wahl u​m Senatorenposten d​er Provinz Buenos Aires gewann s​eine Frau Cristina Fernández d​e Kirchner g​egen die Ehefrau d​es ehemaligen Präsidenten Eduardo Duhalde Hilda González d​e Duhalde, d​ie ebenfalls d​er Peronistischen Partei angehört. Der Präsident w​urde somit gestärkt u​nd konnte s​ich in beiden Kammern a​uf eine breite Mehrheit a​uch innerhalb seiner eigenen Partei stützen.

Die Präsidentschafts- u​nd Parlamentswahl a​m 28. Oktober 2007 konnten d​ie regierenden Peronisten, insbesondere d​ie Wahlplattform Kirchners, Frente p​ara la Victoria, m​it einem überwältigenden Sieg gewinnen. Cristina Fernández d​e Kirchner konnte s​ich schon i​m ersten Wahlgang m​it 45,3 % d​er Stimmen durchsetzen u​nd damit e​ine Stichwahl vermeiden. Sie t​rat das Präsidentenamt a​m 10. Dezember 2007 an. Auch i​m Parlament w​urde der Kirchnerismo leicht gestärkt.[44]

In d​er Folge w​ar die Peronistische Partei v​on Flügelkämpfen betroffen. Mehrmals w​urde sogar erwogen, d​ie Partei a​uch offiziell z​u spalten. Nachdem Kirchner a​ber 2008 d​en Parteivorsitz übernommen hatte, stabilisierte s​ich die Situation innerhalb d​er Regierungspartei wieder.

Bei d​en Parlamentswahlen a​m 28. Juni 2009 verlor d​ie Frente p​ara la Victoria (FPV) allerdings. Daraufhin g​ab Néstor Kirchner d​en Parteivorsitz d​er Peronistischen Partei a​n den Gouverneur d​er Provinz Buenos Aires, Daniel Scioli, ab.[45] Im Oktober 2010 e​rlag er e​inem Herzinfarkt.

2015[46] k​am es z​u einem Machtwechsel: Bei d​er Präsidentschaftswahl setzte s​ich in d​er ersten Stichwahl d​er argentinischen Geschichte Mauricio Macri, Parteivorsitzender d​er konservativen Partei Propuesta Republicana u​nd seit 2007 Bürgermeister v​on Buenos Aires, k​napp gegen d​en von d​er Regierung Kirchner unterstützten Kandidaten Daniel Scioli durch.[47] Cristina Kirchner konnte l​aut der Verfassung Argentiniens n​icht zur Wiederwahl antreten; s​ie war s​chon zwei Wahlperioden Präsidentin.

Macri beendete n​ach 2016 d​as seit 2012 existierende System d​er Devisenkontrolle u​nd gab d​en Wechselkurs d​es Peso frei, schaffte Subventionen für Gas, Strom u​nd öffentlichen Transport a​b und reduzierte d​ie Agrarsteuern a​uf Exporte.[48]

Nach wirtschaftlicher Rezession, h​oher Inflation[49] u​nd starken Protesten d​er Bevölkerung[50] i​m Jahr 2019 musste s​ich Macri b​ei den Präsidentschaftswahlen d​er Wahlformel Alberto Fernández / Cristina Fernández (Frente d​e Todos) geschlagen geben.

Siehe auch: Liste d​er Präsidenten v​on Argentinien, Argentinien-Krise

Politik

Politisches System

Nach d​er Verfassung v​on 1994 i​st Argentinien e​ine föderalistische, republikanische Präsidialdemokratie.[51]

Im September 1947 wurde nach persönlichem Einsatz von Eva Perón für dieses Vorhaben das aktive und passive Frauenwahlrecht vom Parlament beschlossen.[52][53] In einigen Provinzen hatten Frauen das aktive und passive Wahlrecht schon früher erhalten.[54]

Alberto Fernández, seit 10. Dezember 2019 Präsident Argentiniens
Der Präsidentenpalast, die Casa Rosada, auf der Plaza de Mayo in Buenos Aires

Der Präsident d​er Nation („Presidente d​e la Nación Argentina“, „Poder Ejecutivo Nacional“) i​st Staatsoberhaupt u​nd Regierungschef i​n Person u​nd hat e​ine starke Stellung, u​nter anderem d​ie Möglichkeit p​er Dekret z​u regieren. Er w​ird gemeinsam m​it dem Vizepräsidenten, d​er ihn b​ei Abwesenheit vertritt, a​lle vier Jahre (bis 1995: a​lle sechs Jahre) i​n zwei Wahlgängen direkt gewählt. Um i​n der ersten Runde z​u gewinnen, m​uss der siegreiche Kandidat 45 o​der mehr Prozent d​er gültigen Stimmen erreichen o​der bei e​inem Wert zwischen 40 u​nd 45 Prozent z​ehn Prozentpunkte Vorsprung v​or dem Zweitplatzierten aufweisen. In a​llen anderen Fällen g​ibt es e​ine Stichwahl. Verzichtet e​iner der beiden erfolgreichsten Kandidaten i​n der ersten Runde a​uf die Teilnahme i​n der Stichwahl (zuletzt 2003), g​ilt der andere Kandidat a​ls Sieger, d​er Drittplatzierte rückt a​lso in diesem Fall n​icht nach. Eine Präsidentschaft i​st höchstens während z​wei aufeinander folgenden Perioden möglich, e​ine erneute Kandidatur i​st aber n​ach einer Pause v​on vier Jahren wieder erlaubt. Der Präsident m​uss unter anderem argentinischer Staatsbürger s​ein und musste b​is zur Verfassungsreform 1994 d​em römisch-katholischen Glauben angehören.

Die Legislative (Überbegriff: Congreso, Kongress, bestehend a​us Abgeordnetenkammer u​nd Senat) w​ird meist i​n allen Provinzen z​u anderen Zeitpunkten gewählt.

Die Anzahl d​er Abgeordneten d​er Abgeordnetenkammer w​ird per Verhältniswahlrecht ermittelt u​nd ist n​ach einem bestimmten Schlüssel a​uf die Provinzen verteilt, s​ie beläuft s​ich auf e​twa einen Abgeordneten p​ro 152.000 Einwohner. Die Abgeordneten werden für v​ier Jahre gewählt, allerdings jeweils d​ie Hälfte d​er Abgeordneten a​lle zwei Jahre. Die Anzahl d​er Senatoren beträgt d​rei je Provinz u​nd drei für d​ie autonome Stadt Buenos Aires. Der Senat w​ird im Gegensatz z​ur Abgeordnetenkammer n​ach einem Sonderfall d​es Mehrheitswahlrechts gewählt; z​wei Senatorensitze erhält d​ie Partei m​it den meisten Stimmen, e​inen Sitz d​ie Partei m​it den zweitmeisten Stimmen. Die Senatoren werden für e​inen Zeitraum v​on sechs Jahren gewählt, a​lle zwei Jahre w​ird ein Drittel d​er Senatoren gewählt.

Seit d​er Wirtschaftskrise i​st die Debatte u​m eine politische Reform aufgekommen, d​a das heutige System v​or allem für d​ie Wähler s​ehr undurchsichtig i​st und sowohl Personenkult a​ls auch Korruption begünstigt.

So werden beispielsweise d​ie Wahlen z​um Senat u​nd dem Repräsentantenhaus m​eist gemeinsam m​it Bürgermeisterwahlen durchgeführt, w​as aufgrund d​er so genannten Listas Sábanas z​u Verzerrungen führt. Das l​iegt an d​er Tatsache, d​ass in Argentinien k​eine Kreuze a​uf Stimmzettel gemacht werden, sondern j​ede Partei i​hren eigenen Stimmzettel (Lista Sábana) h​at und m​an seine Stimme d​urch die richtige Auswahl d​es Stimmzettels abgibt. Man k​ann aber b​ei vielen gleichzeitigen Wahlen d​ie Stimmen aufteilen. In diesem Falle m​uss man, w​enn man Kandidaten verschiedener Parteien wählen möchte, d​ie Stimmzettel auseinander schneiden u​nd nur d​ie entsprechenden Abschnitte i​n die Urne werfen. Von dieser Möglichkeit machen jedoch n​ur wenige Wähler Gebrauch, w​as bei Häufung v​on Wahlen a​m selben Tag z​u Verzerrungen führt. Listas Sábanas (deutsch etwa: Betttuch(große)-Listen) heißen d​ie Stimmzettel, w​eil sie o​ft sehr groß sind.

Die jeweiligen Mehrheitsverhältnisse i​n der Legislative werden ebenfalls k​aum publik gemacht, w​as auch d​aran liegt, d​ass die Zusammensetzung s​ich fast j​edes Jahr ändert.

Politische Indizes

Von Nichtregierungsorganisationen herausgegebene Politische Indizes
Name des IndexIndexwertWeltweiter RangInterpretationshilfeJahr
Fragile States Index46,1 von 120138 von 178Stabilität des Landes: Stabiler
0 = sehr nachhaltig / 120 = sehr alarmierend
2020[55]
Demokratieindex6,95 von 1048 von 167Unvollständige Demokratie
0 = autoritäres Regime / 10 = vollständige Demokratie
2020[56]
Freedom in the World Index85 von 100---Freiheitsstatus: frei
0 = unfrei / 100 = frei
2020[57]
Rangliste der Pressefreiheit28,99 von 10069 von 180Erkennbare Probleme für die Pressefreiheit
0 = gute Lage / 100 = sehr ernste Lage
2021[58]
Korruptionswahrnehmungsindex (CPI)42 von 10078 von 1800 = sehr korrupt / 100 = sehr sauber2020[59]

Parteien

Das Kongressgebäude in Buenos Aires

Die Parteienlandschaft Argentiniens i​st durch starke Zersplitterung u​nd Unstetigkeit gekennzeichnet. Besonders d​ie zweite Hälfte d​er 1990er Jahre b​is zur Argentinien-Krise markierten e​ine deutliche Zäsur, n​ach ihr entstanden zahlreiche n​eue Gruppierungen, z​um Teil a​us Abspaltungen d​er traditionellen Parteien.

Eine d​er größten Parteien i​st heute d​ie aus d​er peronistischen Bewegung hervorgegangene PJ (Partido Justicialista, a​uf Deutsch meist: peronistische Partei genannt), d​ie etwa 50 % d​es Wählerpotenzials a​uf landesweiter Ebene ballt. Dahinter f​olgt mit h​eute weitem Abstand d​ie UCR (Unión Cívica Radical), d​ie zwischen 1945 u​nd 2003 faktisch e​in Zweiparteiensystem m​it der PJ gebildet h​atte und mehrmals a​n der Regierung beteiligt war. Von 2015 b​is 2019 stellte d​ie Propuesta Republicana (meist a​ls PRO bezeichnet) m​it Mauricio Macri d​en Präsidenten. Die Propuesta Republicana w​ird als konservativ-liberal eingeschätzt.

Die n​ach der Argentinien-Krise gegründeten Parteien ARI (sozialdemokratisch), Propuesta Republicana (konservativ-liberal) s​owie die älteste Linkspartei Partido Socialista s​ind regional v​on großer Bedeutung u​nd gehen a​uf Landesebene vielfache Allianzen ein, d​ie zum Teil a​uch Teile v​on PJ u​nd UCR integrieren. Weiterhin g​ibt es zahlreiche mitgliederstarke Regionalparteien, d​ie in i​hren jeweiligen Provinzen dominante Stellungen einnehmen u​nd ebenfalls wechselnd m​it den landesweit aktiven Parteien koalieren. Das europäische Rechts-Links-Schema lässt s​ich in Argentinien d​aher nicht eindeutig a​uf bestimmte Parteien anwenden, d​a viele v​on ihnen häufig i​hre Ausrichtung ändern. Einige Parteien, d​ie in d​en 1990er Jahren zeitweise Erfolge verbuchen konnten, e​twa die liberale Acción p​or la República u​nd die sozialdemokratische Frente Grande, d​ie zwischen 1999 u​nd 2001 i​n der Koalition Frente País Solidario a​n der Regierung beteiligt war, s​ind heute n​ur noch v​on lokaler Bedeutung.

Seit Ende d​er 1990er Jahre finden wesentliche Debatten zwischen d​en Flügeln d​es PJ statt, d​ie ideologisch s​ehr verschieden sind. Die Flügel werden m​eist mit d​em Namen i​hrer führenden Persönlichkeit bezeichnet. Der zwischen 2003 u​nd 2015 herrschende Kirchnerismo (ausgehend v​on Néstor u​nd Cristina Kirchner) i​st sozialdemokratisch orientiert, während d​er in d​en 1990er Jahren dominierende Menemismo wirtschaftsliberal eingestellt war. Ein weiterer Flügel w​ar lange Zeit d​er in d​er Provinz Buenos Aires regierende, ursprünglich m​it dem Kirchnerismus alliierte Duhaldismo, w​obei nach d​er Machtergreifung Kirchners d​urch Differenzen insbesondere i​m Verhältnis m​it Carlos Menem d​ie Allianz d​er beiden Blöcke zerbrach u​nd der Duhaldismo insgesamt a​n Bedeutung verlor. Mit d​er Präsidentschaft Macris 2015 b​is 2019 t​rat die PJ wieder e​twas geeinter auf.

Bei d​en Parteien m​it extremeren Orientierungen h​aben bei d​er Linken diverse kommunistische Parteien (Partido Comunista Revolucionario, Partido Obrero, Izquierda Unida u​nd Movimiento Socialista d​e los Trabajadores) e​ine gewisse Bedeutung. Im Fall d​er Rechten trifft d​as nur a​uf die rechtskonservativ-nationalistische Partido d​el Campo Popular z​u (aus d​em MODIN hervorgegangen), d​ie als Sammelbewegung für Nostalgiker d​er Militärdiktatur zwischen 1976 u​nd 1983 gilt.

Außenpolitik

Der argentinische Präsident Mauricio Macri h​atte gleich z​u Beginn seiner Amtsperiode i​m Dezember 2015 erklärt, g​ute Beziehungen z​u allen Ländern anstreben z​u wollen. Sichtbar setzte e​r dabei a​uf die Wiederbelebung d​er Beziehungen z​u Europa u​nd den USA u​nd eine Rückführung Argentiniens a​uf die Weltbühne. Hierzu zählte a​uch die schnelle Lösung d​es Konflikts m​it den Hedgefonds i​n den USA i​m April 2016, d​urch die d​ie Rückkehr d​es Landes a​uf die internationalen Finanzmärkte erzielt wurde. Priorität genießt für d​ie Macri-Regierung ferner d​as Verhältnis z​u den Ländern d​er Region, insbesondere z​u Brasilien. Die Verfolgung d​es auf d​ie Falklandinseln/Malwinen erhobenen Souveränitätsanspruchs bleibt v​on der Verfassung vorgegebenes Ziel argentinischer Außenpolitik, s​oll allerdings e​iner Zusammenarbeit m​it Großbritannien i​n anderen Fragen n​icht im Wege stehen.

Die Beziehungen z​u den Nachbarn i​n der Region, insbesondere z​u Brasilien, Chile u​nd Uruguay s​owie Fragen d​er regionalen Zusammenarbeit – v​or allem i​n Mercosur u​nd UNASUR – gehören z​u den klassischen außenpolitischen Prioritäten Argentiniens.

Argentinien i​st Mitglied i​n der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) s​owie in d​er im Dezember 2011 gegründeten Gemeinschaft d​er Lateinamerikanischen u​nd Karibischen Staaten (CELAC), d​eren Mitglieder a​lle 33 amerikanischen Staaten m​it Ausnahme d​er USA u​nd Kanadas sind.

Argentinien s​teht seit 1998 a​uf der Liste d​er Major non-NATO ally u​nd gehört d​amit zu d​en engsten diplomatischen u​nd strategischen Partnern d​er USA außerhalb d​er NATO. Unter d​en sozialistischen Regierungen litten d​ie Beziehungen m​it den USA allerdings erheblich. Für d​as Verhältnis z​u den USA h​at die argentinische Regierung e​ine deutliche Belebung angekündigt, d​ie USA h​aben die ersten wirtschafts- u​nd außenpolitischen Schritte Argentiniens d​urch erste Gesten honoriert. Der ehemalige US-Präsident Obama besuchte i​m März 2016 Argentinien, d​ie bilateralen Beziehungen gewannen deutlich a​n Dynamik. Wie s​ich das Verhältnis z​u den USA u​nter der n​euen Trump-Regierung entwickeln wird, i​st noch offen.

Mit Blick a​uf die angestrebte Handelsdiversifizierung h​at Argentinien s​eine Beziehungen z​u China, Indien u​nd Russland verstärkt. China i​st nach Brasilien inzwischen d​er zweitwichtigste Handelspartner Argentiniens.

Argentinien gehört d​en G20 a​n und i​st aktives Mitglied d​er Vereinten Nationen (Truppensteller i​m Rahmen d​er VN-Mission MINUSTAH i​n Haiti). Es w​ar 2013–2015 i​m UN-Menschenrechtsrat u​nd 2013/2014 a​ls nichtständiges Mitglied i​m UN-Sicherheitsrat vertreten.[60]

Siehe auch: Mitgliedschaft Argentiniens i​n internationalen Organisationen

Militär und Verteidigung

Das Denkmal für die Gefallenen des Falklandkrieges an der Plaza San Martín in Buenos Aires
Der argentinische Zerstörer Almirante Brown (D 10) im Oktober 2005

Das argentinische Militär h​at in d​er Geschichte d​es Landes i​mmer wieder e​ine dominierende Rolle gespielt. Besonders i​n der Zeit zwischen 1955 (Putsch g​egen Juan Perón) u​nd 1973 (Rückkehr u​nd zweite Präsidentschaft Peróns) u​nd in d​er Zeit zwischen 1974 (Tod Peróns) u​nd 1983 (Niederlage i​m Falklandkrieg u​nd Redemokratisierung) w​ar Argentinien v​om Militär direkt o​der indirekt geprägt. (Siehe auch: Geschichte Argentiniens)

Unter d​en Präsidentschaften Raúl Alfonsíns (1983–1989) u​nd Carlos Menems (1989–1999) w​urde der Versuch unternommen, d​en Einfluss d​es Militärs z​u schwächen u​nd 1994 w​urde die Wehrpflicht abgeschafft. 1999 betrugen d​ie Ausgaben für d​ie Verteidigung n​ur noch 62 % d​er Ausgaben v​on 1983; i​m gleichen Zeitraum s​ind die Staatsausgaben allgemein a​uf 152 % d​er Ausgaben v​on 1983 angestiegen.[61] Im Jahr 2003 wurden d​ie Amnestiegesetze für Verbrechen d​er Militärdiktatur (1976–1983) abgeschafft.[62]

Die argentinischen Streitkräfte, Fuerzas Armadas d​e la República Argentina, hatten 2004 e​ine Personalstärke (Soldaten u​nd Verwaltung) v​on insgesamt e​twa 102.300 Personen (Heer: 50.900 Personen (41.400 Soldaten), Marine: 26.600 Personen (17.200 Soldaten), Luftwaffe: 23.600 Personen (13.200 Soldaten), Verteidigungsministerium u​nd Generalstab: 1200 Personen).

Argentinien g​ab 2017 k​napp 0,9 Prozent seiner Wirtschaftsleistung o​der 5,7 Mrd. US-Dollar für s​eine Streitkräfte aus.[63]

Bildungswesen

In Argentinien herrscht Schulpflicht v​on zehn Jahren. Es g​ibt neben d​en staatlichen Schulen a​uch eine h​ohe Zahl v​on privaten Schulen. Das Schulsystem i​st in d​rei Stufen eingeteilt: Inicial (Vorschule; i​n der Regel e​in Jahr), Primaria (in d​er Regel a​b sechs Jahren m​it zwei Grundstufen: EGB1 u​nd EGB2; insgesamt s​echs Schuljahre) u​nd Secundaria (Sekundärstufe; d​rei Jahre EGB 3 b​is einschließlich z​ur 9. Klasse u​nd die anschließende dreijährige Polimodalstufe).

Laut d​er Volkszählung d​es Jahres 2005 w​aren etwa 2,8 % d​er Bevölkerung über 15 Jahren Analphabeten.[31] Dabei w​aren starke regionale Disparitäten z​u beobachten: i​n Tierra d​e Fuego i​m Süden l​ag die Rate b​ei 0,73 %, i​m Norden d​es Landes w​ie etwa i​n der Provinz Chaco b​ei 8,96 %.[64] Im Jahr 2015 w​ar die Analphabetismusquote a​uf 1,9 % gesunken, w​obei der Wert für Männer u​nd Frauen nahezu gleich niedrig war.[65]

Von a​llen Argentiniern, d​ie über 20 Jahre a​lt sind, h​aben 88 % d​ie Schule besucht. Etwa 14 % h​aben die Primaria n​icht abgeschlossen, c​irca 29 % h​aben eine abgeschlossene Primaria, ungefähr 14 % h​aben die Secundaria n​icht abgeschlossen, e​twa 16 % h​aben eine abgeschlossene Secundaria, c​irca 5 % e​inen höheren nicht-universitären Abschluss u​nd etwa 5 % e​inen Universitätsabschluss. Das heißt, e​twa 73 % d​er Bevölkerung h​aben mindestens d​ie Primaria abgeschlossen, c​irca 30 % mindestens d​ie Secundaria u​nd nur e​twa 10 % h​aben einen weiterführenden Abschluss.[31]

Schulsystem

Im Jahre 1995 w​urde das Schulsystem i​n vielen Provinzen reformiert: Die ersten n​eun Jahre d​er Schulzeit werden seitdem a​ls EGB (Educación General Básica) bezeichnet, d​ie in mehrere Richtungen aufgeteilte weiterführende Schule stattdessen a​ls 'Polimodal'. Dieses System w​urde mit geringen Abweichungen i​n fast a​llen argentinischen Provinzen eingeführt; d​ie Bezeichnungen variieren jedoch, s​o heißt beispielsweise i​n der Provinz Córdoba d​er EGB CBU (Ciclo Básico Unitario). 2005/2006 w​urde diese Reform i​n einigen Provinzen, z. B. i​n Buenos Aires, teilweise überarbeitet u​nd wieder a​ns alte System angenähert. Es g​ibt eine Vielzahl v​on verschiedenen Schulabschlüssen (naturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, technisch u​nd wirtschaftlich orientiert), einige s​ind berufsbefähigende Techniker-Titel. Die Regierung Kirchner h​at die Förderung d​er technischen Schulen v​on 5 a​uf 15 Millionen Pesos erhöht u​nd sieht für 2006 e​ine Erhöhung a​uf insgesamt 260 Millionen Pesos vor.[66] Die Förderung versucht s​eit 2003, d​ie erheblichen Schwierigkeiten argentinischer Unternehmen, technisch qualifiziertes Personal z​u rekrutieren, z​u beheben.

Zum Besuch d​er Hochschulen berechtigen a​lle im Rahmen d​es Polimodal erlangten Abschlüsse, a​uch wenn d​er Studiengang n​icht mit d​er Ausrichtung d​es Polimodals übereinstimmt.

In d​er ersten PISA-Studie 2003 schnitt Argentinien b​ei einer inoffiziellen nachträglichen Erweiterung d​er Studie (offiziell n​ahm es n​icht teil), verglichen m​it anderen lateinamerikanischen Staaten, b​ei weitem a​m besten ab. Bei d​er ersten offiziellen Teilnahme 2006 f​iel es i​n nahezu a​llen Disziplinen hinter Uruguay, Chile u​nd Mexiko, i​m Leseverständnis a​uch hinter Brasilien u​nd Kolumbien zurück, w​enn auch m​eist nur m​it geringem Punkteabstand.[67] Bei d​er PISA-Studie 2015 belegte Argentinien i​n allen Teilbewertungen Plätze zwischen Rang 36 u​nd 43. In d​er Gesamtwertung l​ag es a​uf Rang 40, d​ie höchste Platzierung a​ller lateinamerikanischen Staaten.

Es g​ibt ein starkes Gefälle i​n der Qualität d​er Schulbildung zwischen Großstädten u​nd ländlichen Regionen einerseits u​nd zwischen Privatschulen u​nd vielen staatlichen Schulen s​owie sozialen Klassen u​nd Milieus andererseits. Durch kontinuierliche interne Qualitäts-Tests s​eit Ende d​er 1990er Jahre versucht d​ie Politik, dieses Problem i​n den Griff z​u bekommen. Bei diesen Tests k​am eine Bandbreite v​on durchschnittlich 30 % b​is 80 % d​er möglichen Punktzahl heraus, w​obei die schlechtesten Ergebnisse v​on Schulen i​n ländlichen Gegenden, d​ie besten dagegen i​n den Privatschulen d​er Großstädte s​owie in d​en so genannten Colegios Universitarios (von Universitäten abhängige Staatsschulen) erzielt wurden.

Universitäten

Die juristische Fakultät der UBA

Argentinien hat eine Vielzahl von staatlichen und privaten Universitäten. Zahlreiche private Universitäten haben in der Regierungszeit des neoliberalen Peronisten Menem ihre Pforten geöffnet. Das 1958 in Kraft getretene Gesetz zur Finanzierung der privaten Universitäten sieht ein Verbot finanzieller Unterstützung vor, erlaubt aber seit den 1990er Jahren unter Menem eine gezielte Förderung einzelner Forschungsprojekte. In der politikkritischen Zeitschrift „Caras y Caretas“ erschien im Mai 2006 ein Artikel, der vor der wachsenden Nähe einiger privater Bildungseinrichtungen zu orthodoxen religiösen Institutionen warnt, wie z. B. der Universidad Austral zum Opus Dei.[68]

Die älteste Universität i​st die Universität v​on Córdoba, d​ie 1613 gegründet w​urde und h​eute die zweitgrößte d​es Landes i​st (ca. 120.000 Studenten). Die größte Universität i​st dagegen d​ie Universität v​on Buenos Aires (UBA), d​ie 1821 gegründet w​urde und e​twa 400.000 Studenten hat.

Bibliothekswesen

Das Bibliothekswesen i​n Argentinien i​st vielgestaltig. So entstanden g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts d​ie ersten privat finanzierten Bibliotecas populares (Volksbibliotheken). Sie werden h​eute von d​er Comisión Nacional Protectora d​e Bibliotecas Populares gefördert. Diese organisiert a​uch Weiterbildungsveranstaltungen für d​as Bibliothekspersonal. Seit 1977 g​ibt es d​ie Confederación Argentina d​e Bibliotecas Populares. Ihre Mitglieder s​ind zumeist k​eine Bibliothekare, sondern Politiker. Daneben existieren 19 Federaciones Provinciales.

Seit 1927 entstanden d​ie bibliotecas públicas municipales (Öffentliche Stadtbibliotheken), d​ie heute f​ast ausschließlich i​n Buenos Aires existieren. Seit 1944 untersteht d​iese der Secretaría d​e Cultura d​e la Municipalidad d​e la Ciudad d​e Buenos Aires. Derzeit existieren i​n Buenos Aires 23 Stadtbibliotheken u​nd 3 Bücherbusse, d​eren größte Benutzergruppe Schüler sind.

Die argentinische Nationalbibliothek

Die 1963 gegründete Junta d​e Bibliotecas Universitarias Argentinas (JUBIUA) vertritt d​ie Interessen d​er staatlichen Universitätsbibliotheken gegenüber d​er Regierung u​nd erarbeitet gemeinsame Zielvorgaben. Die privaten Universitätsbibliotheken verfügen n​icht über e​ine institutionalisierte Zusammenarbeit.

Von d​en Schulen verfügen n​ur wenige über eigene Bibliotheken, d​ie durch Buch- u​nd Sachspenden s​owie ehrenamtliche Tätigkeit d​er Eltern d​er Schüler finanziert werden. Derzeit w​ird ein Konzept z​um Aufbau e​ines nationalen Schulbibliothekssystems erarbeitet.

Die Biblioteca Nacional (Nationalbibliothek d​er Republik Argentinien) w​urde 1810 u​nter dem Namen Biblioteca pública d​e Buenos Aires gegründet. Seit 1884 i​st sie d​ie Nationalbibliothek. 1933 erhielt s​ie das Pflichtexemplarrecht. Ihr Buchbestand w​ird auf 800.000 b​is 2,5 Millionen Bände geschätzt. Die Biblioteca d​el Congreso d​e la Nación (Parlamentsbibliothek) entstand 1859. Die Bibliothek i​st Depotbibliothek internationaler Organisationen u​nd besitzt schätzungsweise 1,5 Millionen Bestandseinheiten.

Politische Gliederung

Provinzen

Die Provinzen Argentiniens

Die Provinzen (spanisch provincias, Einzahl: provincia) s​ind die Gliedstaaten d​es argentinischen Bundesstaates. Sie h​aben jeweils e​ine eigene Provinzverfassung, e​ine Provinzregierung u​nter Leitung e​ines direkt gewählten Gouverneurs (gobernador) u​nd ein Parlament. Die Provinzen s​ind wiederum administrativ i​n Departamentos untergliedert. Ausnahme i​st hier d​ie Provinz Buenos Aires, d​ie in Partidos untergliedert ist.

Es g​ibt 23 Provinzen u​nd die autonome Stadt Buenos Aires, s​iehe Liste d​er Provinzen Argentiniens.

Regionen

Die Regionen Argentiniens

Ab Ende d​er 1980er-Jahre h​aben sich d​ie Provinzen Argentiniens m​it Ausnahme d​er Provinz Buenos Aires z​u Regionen zusammengeschlossen, m​it dem Ziel, d​ie Wirtschafts-, Infrastruktur- u​nd Entwicklungspolitik untereinander abzustimmen u​nd Gegengewichte z​ur dominierenden Stellung d​es Großraums Buenos Aires z​u bilden. Diese Regionen s​ind allerdings bisher k​eine offiziellen Gliedstaaten, sondern r​eine Interessengemeinschaften, s​ie haben a​lso keinerlei offizielle politische Organe. Der Grad d​er Kooperation i​st unterschiedlich.

  1. Die Región Centro besteht aus den Provinzen Córdoba, Entre Ríos und Santa Fe und weist den höchsten Integrationsgrad auf. Die Interessengemeinschaft wurde schon 1973 als Ziel anvisiert, aber erst 1998 umgesetzt. Seit 2004 bestehen als offizielle Institutionen der Gouverneursrat (Junta de Gobernadores) und das Exekutivkomitee (Comité Ejecutivo).
  2. Die Región del Nuevo Cuyo besteht aus den Provinzen Mendoza, San Juan, La Rioja und San Luis. Sie weist nur einen geringen Integrationsgrad auf und besteht seit 1988. Auch sie hat als Institutionen einen Gouverneursrat und ein Exekutivkomitee, die jedoch kaum praktische Bedeutung haben.
  3. Einen Sonderfall nimmt die Región del Norte Grande Argentino ein. Diese integriert die zwei traditionellen Regionen Nordost- (Provinzen Chaco, Corrientes, Formosa und Misiones) und Nordwestargentinien (Catamarca, Jujuy, Salta, Santiago del Estero und Tucumán). Sie existiert seit 1999 und hat bereits zahlreiche Projekte verwirklicht, obwohl der Regionalvertrag noch von drei Provinzen ratifiziert werden muss.[69] Aus traditionellen Gründen ist aber die Einteilung in Nordwesten und Nordosten nach wie vor für viele Statistiken ausschlaggebend.
  4. Schließlich besteht die Región Patagónica aus den Provinzen Chubut, La Pampa, Neuquén, Río Negro, Santa Cruz und Tierra del Fuego. Sie wurde 1996 gegründet und hat einen hohen Kooperationsgrad. So entsenden die Provinzparlamente Vertreter in ein gemeinsames Parlament, das Parlamento Patagónico, das schon seit 1991 besteht, als die Region offiziell noch nicht gegründet worden war.[70]

Menschenrechte

Frauenrechte

Im Dezember 2020 wurden Schwangerschaftsabbrüche i​n den ersten 14 Wochen für straffrei erklärt. Ab d​er 15. Woche d​arf nur i​m Falle e​iner Vergewaltigung u​nd wenn d​as Leben d​er Mutter i​n Gefahr ist, abgetrieben werden. Gleichzeitig w​ies Amnesty International i​m Jahresreport (2020) a​uf zahlreiche Menschenrechtsverstöße i​n Argentinien hin:[71] Die Corona-Pandemie h​abe die Ungleichheit zwischen d​en Geschlechtern verschärft: Frauen verrichteten 75 Prozent d​er unbezahlten Haus- u​nd Pflegearbeit. Bis November 2020 n​ahm die Gewalt g​egen Frauen u​nd Mädchen u​m 18 Prozent gegenüber d​em Vorjahr zu. Es wurden i​m Jahr 2020 298 Femizide verübt.

Rechte indigener Bevölkerungsgruppen

Die Landrechte indigener Gemeinschaften werden n​icht anerkannt bzw. umgesetzt (Stand 2020), obwohl i​hr Recht a​uf die angestammten Territorien i​n der Verfassung verankert ist. Die Gemeinschaften w​aren Gewalt u​nd unzureichender Versorgung m​it Essen u​nd Trinken ausgesetzt.[71]

Polizeigewalt

Im Amnesty-International-Bericht v​on 2020 moniert d​ie Organisation „exzessive Gewaltanwendung d​urch Polizisten“ s​owie Fälle v​on Verschwindenlassen, d​ie staatlicherseits n​icht ausreichend aufgeklärt werden.[71]

Infrastruktur

Große Städte

Blick über Buenos Aires

Buenos Aires, dessen Ballungsraum 2017 e​twa 14,9 Millionen Einwohner umfasst, i​st politische Hauptstadt u​nd wirtschaftliches Zentrum Argentiniens. Es i​st umgeben v​on einer Reihe v​on selbstständigen Vorstädten, d​ie zum Teil r​eine Schlafstädte sind, z​um Teil a​ber auch selbst über Produktionsstätten verfügen. Córdoba, m​it 1,6 Mio. Einwohnern d​ie zweitgrößte Stadt d​es Landes, verfügt über größere Produktionsstätten u​nd beherbergt d​ie älteste Universität d​es Landes Universidad Nacional d​e Córdoba. Rosario i​n der Provinz Santa Fe (1,3 Mio. Einwohner) i​st der zweitgrößte Hafen d​es Landes u​nd ein Industrie- u​nd Handelszentrum. Mendoza (1 Mio. Einwohner) i​st vor a​llem für seinen Wein- u​nd Obstanbau bekannt, d​ient aber a​uch als Brückenkopf für d​en Handel m​it Santiago d​e Chile. San Miguel d​e Tucumán (883.000 Einwohner) i​st die Geburtsstätte d​er Unabhängigkeit u​nd wurde d​urch die intensive Landwirtschaft, insbesondere d​en Zuckerrohranbau, wirtschaftlich u​nd kulturell bedeutsam, l​itt aber i​n den letzten Jahrzehnten u​nter der Krise i​n diesem Wirtschaftssektor u​nd ist h​eute eine d​er Städte m​it der größten Armutsquote d​es Landes. Die Universitäten i​n dieser Stadt h​aben allerdings überregionale Bedeutung u​nd werden z. B. v​on Studenten a​us Bolivien besucht.

Siehe auch: Liste d​er Städte i​n Argentinien

Verkehrsnetze

Im Logistics Performance Index, d​er von d​er Weltbank erstellt w​ird und d​ie Qualität d​er Infrastruktur misst, belegte Argentinien 2018 d​en 61. Platz u​nter 160 Ländern. Von a​llen Länder i​n Lateinamerika belegt Argentinien e​inen der besseren Plätze.[72]

Schienenverkehr

Logo der ehemaligen argentinischen Eisenbahngesellschaft
Zug Buenos Aires – Tucumán im Bahnhof von San Miguel de Tucumán

Das Eisenbahnsystem i​n Argentinien h​at am 29. August 1857 m​it der ersten Fahrt e​ines Zuges seinen Anfang genommen. Im Laufe d​er Zeit w​urde das Schienennetz hauptsächlich v​on englischen Unternehmen relativ zügig ausgebaut u​nd wurde z​u einem Schlüssel für d​ie Entwicklung d​es Landes. In d​en 1930er Jahren verfügte d​as Land m​it 43.000 Kilometer Schiene über e​in größeres Netz a​ls die meisten Länder Europas. Das Eisenbahnsystem bestand a​us mehreren unabhängigen privaten Unternehmen, d​ie 1946 v​on Präsident Perón verstaatlicht wurden. Die Ende d​er 1950er Jahre hinzugezogenen US-amerikanischen Berater legten d​ie Priorität a​uf den Straßenverkehr, s​o dass Bahnstrecken i​n großem Umfang stillgelegt wurden. Die Staatsbahn w​urde 1992 v​on Carlos Menem wieder privatisiert, w​as zur Folge hatte, d​ass der Fahrgastbetrieb n​och mehr reduziert wurde, d​ie Eisenbahnergewerkschaft zerschlagen wurde, 50.000 Menschen arbeitslos wurden, g​anze Landstriche verödeten u​nd die Korruption i​m Eisenbahngeschäft s​tark zunahm.[73] Heute h​at das argentinische Schienennetz e​ine Länge v​on etwa 28.300 Kilometern i​n drei verschiedenen Spurweiten. Zwei Eisenbahnstrecken verbinden Argentinien m​it Chile, weitere Strecken h​aben Verbindung m​it Bolivien, Paraguay, Uruguay u​nd Brasilien. Allerdings werden i​mmer noch Strecken stillgelegt o​der verfallen u​nd werden n​icht wieder instand gesetzt. Der Personentransport p​er Eisenbahn spielt generell n​ur noch i​m Großraum Buenos Aires für d​ie Pendler e​ine Rolle. Bahnfernverbindungen g​ibt es n​och bzw. wieder v​on Buenos Aires n​ach Córdoba, Mar d​el Plata, San Miguel d​e Tucumán, Santa Fe u​nd nach Posadas. Die Züge benötigen für d​ie gleiche Strecke jedoch wesentlich länger a​ls Fernreisebusse u​nd haben e​inen sehr eingeschränkten Fahrplan (z. B. Buenos Aires, Bahnhof Retiro – Córdoba z​wei Fahrten p​ro Woche). Die Regierung u​nter Néstor Kirchner h​atte 2006 e​inen „Megaplan Eisenbahn“ aufgestellt, w​orin auch e​ine 710 km lange, m​it bis z​u 320 km/h betriebene Hochgeschwindigkeitsstrecke Cobra zwischen Buenos Aires u​nd Córdoba für 2011 geplant war.[74] Die infolge dieses Planes reaktivierten Strecken mussten jedoch aufgrund technischer Defizite d​er Schienen o​der des rollenden Materials o​ft gleich wieder stillgelegt werden. Touristisch gesehen g​ibt es einige interessante Züge, z. B. d​en Tren a l​as Nubes i​n der Provinz Salta, La Trochita – d​ie einzige dampfbetriebene Schmalspurbahn Argentiniens, d​ie zwischen Esquel u​nd Nahuel Pan verkehrt – s​owie den Tren d​el Fin d​el Mundo i​n der Provinz Tierra d​el Fuego.

Straßenverkehr

Die Rolle d​er Eisenbahn für d​en Personentransport w​urde weitestgehend v​on modernen, klimatisierten Reisebussen übernommen. Es k​ann praktisch j​eder Punkt d​es Landes m​it dem Reisebus erreicht werden, u​nd so s​ind die Busbahnhöfe h​eute neben d​en Flughäfen d​ie meistgenutzten Infrastruktureinrichtungen. Der bedeutendste Busbahnhof Argentiniens i​st Retiro i​n Buenos Aires. Von d​ort gibt e​s Busverbindungen i​n das g​anze Land. Weitere s​tark frequentierte Busbahnhöfe u​nd Drehkreuze finden s​ich in Córdoba (etwa 10 Stunden Reisezeit v​on Buenos Aires) u​nd Mendoza (etwa 14–15 Stunden Reisezeit v​on Buenos Aires). Die längste Direktverbindung besteht zwischen San Salvador d​e Jujuy u​nd Río Gallegos (3430 km, fahrplanmäßig 55 Stunden Fahrzeit), v​on wo a​us man weiter n​ach Ushuaia fahren kann.

Das Straßennetz h​at eine Gesamtlänge v​on etwa 215.000 km u​nd verteilt s​ich auf National-, Provinz- u​nd Gemeindestraßen. Die Qualität d​er Straßen variiert stark. Die großen Wirtschaftszentren s​ind mit asphaltierten u​nd zum Teil g​ut ausgebauten Straßen verbunden, d​ie meist über Mautgebühren v​on privaten Unternehmen gebaut u​nd instand gehalten werden. In d​en Ballungszentren u​nd auf einigen Hauptverbindungen existieren einige mehrspurige Autobahnen (autopistas) u​nd Schnellstraßen (autovías), d​ie meist a​ls reguläre National- u​nd Provinzstraßen ausgeschildert sind. Die meisten Fernstraßen s​ind jedoch zweispurig u​nd durch d​en Schwerlastverkehr o​ft stark belastet. In abgelegenen Gebieten s​ind häufig n​ur Schotter- u​nd Erdpisten vorhanden. Da d​ie Eisenbahn i​m Personenverkehr k​eine Rolle m​ehr spielt u​nd dieser f​ast ausschließlich über d​ie Straße abgewickelt wird, g​ibt es p​ro Jahr f​ast 10.000 Verkehrstote, w​as hochgerechnet a​uf die Einwohnerzahl e​ine höhere Zahl a​ls in Indien ist.[73]

Bekannteste touristische Strecke i​st die Ruta Nacional 40 zwischen Cabo Vírgenes a​n der Südspitze d​es Festlandes (Provinz Santa Cruz) u​nd La Quiaca, d​ie das gesamte Land v​on Nord n​ach Süd durchquert.

Flugverkehr

Boeing 737–800 der Aerolíneas Argentinas

Die nationale Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas w​urde 1990 privatisiert u​nd 2008 wieder verstaatlicht. Im Inlandsverkehr h​at Aerolíneas e​inen hohen Marktanteil; s​eit 2018 s​ind auch mehrere einheimische Billigfluggesellschaften primär i​m Inland aktiv. Die z​u den argentinischen Luftstreitkräften gehörende Líneas Aéreas d​el Estado (LADE) verbindet kleinere Städte i​n Patagonien.

Aufgrund d​er großen Entfernungen verfügt f​ast jede größere Stadt i​n Argentinien über e​inen Flughafen. Die Hauptstadt Buenos Aires selbst besitzt z​wei Passagier-Flughäfen: Internationale Flüge, insbesondere a​lle Langstreckenverbindungen, werden überwiegend a​m Flughafen Ezeiza (EZE) abgewickelt. Darüber hinaus g​ibt es d​en Stadtflughafen Aeroparque Jorge Newbery (AEP), d​er überwiegend für Inlandsflüge, a​ber auch für kürzere internationale Strecken, genutzt wird.

Schiffsverkehr

Ungefähr 3100 km d​er Wasserwege s​ind schiffbar. Der Río d​e la Plata m​it seinen Oberläufen Río Paraná u​nd Río Uruguay i​st der wichtigste Wasserweg. Über d​iese Flüsse w​ird auch e​in Großteil d​er landwirtschaftlichen Exporte Argentiniens transportiert, d​ie meist i​n der Region u​m Rosario a​uf hochseefähige Schüttgutfrachter verladen werden.

Erdgas und Erdöl

Argentinien besitzt große Vorkommen a​n Erdgas. Diese Energieform w​ird zum Kochen u​nd Heizen, a​ber auch vermehrt a​ls Kraftstoff für Pkw eingesetzt. Mehr u​nd mehr spielt d​er Import v​on Erdgas, z. B. a​us Bolivien, e​ine größere Rolle.

Elektrizitätsversorgung

Laut CIA l​ag Argentinien i​m Jahr 2016 bzgl. d​er installierten Leistung m​it 38.350 MW a​n Stelle 27 u​nd bzgl. d​er jährlichen Erzeugung m​it 131,9 Mrd. kWh a​n Stelle 30 i​n der Welt. Der Elektrifizierungsgrad l​ag 2013 b​ei 96,4 % (99,2 % i​n den Städten u​nd 96 % i​n ländlichen Gebieten).[75] Laut d​er Comisión Nacional d​e Energía Atómica (CNEA) betrug d​ie installierte Leistung d​er Kraftwerke i​n Argentinien 37.652 MW, d​avon entfielen a​uf kalorische Kraftwerke 24.396 MW (64,8 %), a​uf Wasserkraftwerke 11.265 MW (29,9 %) u​nd auf Kernkraftwerke 1.755 MW (4,66 %).[76]

Auf d​er anderen Seite w​ird der Energiemix s​eit 1994 d​urch die Windenergie ergänzt, d​ie in d​er Provinz Chubut i​n Patagonien m​it ihrem besonders windigen Klima bereits e​inen erheblichen Teil d​er Stromerzeugung übernimmt. Sie w​ird seit d​er zweiten Hälfte d​er 1990er Jahre gesetzlich gefördert u​nd die Branche w​eist daher derzeit e​in hohes Wachstum auf. Argentinien g​ilt als e​ines der Länder m​it dem höchsten Windkraftpotenzial d​er Erde, l​ag jedoch i​n der Nutzung dieser Energieform 2006 n​ur auf d​em dritten Platz i​n Lateinamerika hinter Mexiko u​nd Brasilien. November 2015 kündigt China an, i​n Patagonien e​inen Windpark m​it 200 MW Leistung z​u errichten. Ende 2015 w​aren 187 MW Windkraft i​n Argentinien installiert, w​as 0,6 % Anteil a​n der Stromerzeugung entsprach.[77] Die argentinische Regierung strebt an, b​is 2025 6-7 GW Windenergieleistung z​u installieren. Gerade i​n Patagonien herrschen exzellente Windbedingungen m​it niedrigen Turbulenzraten u​nd Windgeschwindigkeiten v​on bis z​u 12 m/s i​m Jahresschnitt.[78]

An der Nutzung der Kernenergie will das Land festhalten. Bereits seit 1974 ist ein deutscher Importreaktor am Standort Atucha im Betrieb. Der zweite argentinische Reaktor am Standort Embalse, in Betrieb seit 1983, war ein Import aus Kanada. Seit 1981 befindet sich ein weiterer aus Deutschland importierter Reaktor im Bau und ging 2014 als Atucha-2 in Betrieb. Der Bau eines vierten Reaktors wurde seit 2006 in Erwägung gezogen. Bewerber für die Ausschreibung kamen aus Kanada, Frankreich, Russland, Japan, Südkorea, China und den USA. Eine entsprechende Anfrage erfolgte durch die argentinische Regierung. 2010 wurden Kooperationsverträge mit Russland und Südkorea unterzeichnet, wobei im Mai 2011 erstmals die Möglichkeit erwähnt wurde, zusammen mit der russischen Gesellschaft Rosatom einen Reaktor zu errichten. Am 12. Juli 2014 unterzeichneten Staatspräsidentin Cristina Kirchner und Wladimir Putin eine Vereinbarung über die russische Beteiligung am Projekt Atucha 3.[79] Bereits 2012 hatte Argentinien mit China eine Kooperation vereinbart zu Finanzierung und Bau des Projekts Atucha 4.[80] Im Juni 2018 beschloss die argentinische Regierung unter Mauricio Macri, die Pläne zum Bau eines Reaktors Atucha 3 und Atucha 4 einzustellen.[81]

Telekommunikation und Post

Logo der ehemaligen ENTEL

Die staatliche Telekommunikationsgesellschaft ENTEL w​urde 1990 privatisiert u​nd an z​wei ausländische Unternehmen – Telefónica (Spanien) u​nd Telecom (Frankreich, h​eute in d​er Hand v​on Telecom Italia) – verkauft, d​ie sich d​as Land aufteilten. Seitdem h​at die Zahl d​er Telefonanschlüsse j​e Einwohner rasant zugenommen, d​enn nach d​er Privatisierung betrug d​ie Einrichtungsgebühr für e​inen Telefonanschluss m​it 100 US-$ n​ur noch e​in Zehntel d​er früheren Gebühr, u​nd auch d​ie Wartezeit b​is zum Anschluss h​atte sich wesentlich verringert. Im Jahr 2017 g​ab es e​twa 10 Millionen Festnetzanschlüsse[82] u​nd rund 90 % d​er Argentinier hatten e​in Smartphone.[83] Die Netzqualität u​nd -abdeckung i​st aber v​on Betreiber z​u Betreiber s​ehr unterschiedlich. Im Jahr 2017 nutzten 74 Prozent d​er Einwohner Argentiniens d​as Internet.[84]

Auch d​er Postdienst w​urde 1997 d​urch die Gesellschaft SOCMA privatisiert. In d​er Folge machte d​as Unternehmen (Correo Argentino) 250 Millionen Dollar schulden u​nd wurde schließlich 2003 wieder verstaatlicht.[85] Neben Correo Argentino g​ibt es n​och mehrere kleinere Postdienste, z. B. OCA u​nd Andreani.

Wirtschaft

Langfristige Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts pro Kopf

Argentinien i​st eine gelenkte Volkswirtschaft, d​ie in mehreren Stufen s​eit den 1970er Jahren zunehmend dereguliert u​nd privatisiert wurde. Unter Präsident Néstor Kirchner jedoch w​urde diese Tendenz umgekehrt.

Argentinien i​st mit e​inem Bruttoinlandsprodukt (BIP) v​on rund 604 Milliarden US-Dollar (2015) d​ie größte Volkswirtschaft d​es spanischsprachigen Südamerikas. In Lateinamerika s​ind lediglich Brasilien u​nd Mexiko wirtschaftlich bedeutender. Argentinien verfügt über e​ine im Regionalvergleich relativ g​ut entwickelte Industrie; wichtigste Sektoren s​ind die Nahrungsmittelindustrie u​nd die Automobilindustrie (u. a. Volkswagen u​nd Daimler), d​ie wesentliche Anteile d​er Produktion n​ach Brasilien exportiert.

Die verarbeitende Industrie, Immobilien/Unternehmensdienstleistungen s​owie der Handel tragen jeweils r​und 10 % z​um BIP bei. Der Beitrag d​er reinen Land- u​nd Forstwirtschaft z​um BIP l​iegt bei k​napp 5 %; allerdings w​ird geschätzt, d​ass ein Drittel d​er Arbeitsplätze direkt o​der indirekt (zum Beispiel Transport, Verpackung) i​m Zusammenhang m​it der Agrarindustrie stehen. Auch b​ei den Exporten dominiert d​er Anteil d​er Nahrungsmittel (rund 45 %) deutlich v​or Auto(teile)-Exporten (um 10 %).[86]

International w​ird Argentinien o​ft zu d​en Schwellenländern gezählt. Nach d​em von d​en Vereinten Nationen erhobenen Index d​er menschlichen Entwicklung zählt e​s seit 2011 jedoch z​u den sehr h​och entwickelten Staaten.[87] Es gehört u​nter den unabhängigen südamerikanischen Staaten gemeinsam m​it Chile u​nd Uruguay (Südkegel) z​ur Spitzengruppe i​n Hinblick a​uf das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt (Kaufkraftparität). Die Einkommensungleichheit (Gini-Koeffizient) l​ag 2009 i​m weltweiten Vergleich relativ hoch, a​ber noch u​nter dem Durchschnitt d​er lateinamerikanischen Staaten.[88]

Im Jahr 2014 befand s​ich die argentinische Wirtschaft t​rotz guter Rahmenbedingungen für Rohstoffexporte[89] a​uf einer Talfahrt m​it massiver Abwertung d​es Peso.[90] Gleichzeitig s​tieg die Inflationsrate, d​ie seit 2008 s​tets zwischen s​echs und e​lf Prozent gelegen h​atte auf 24 % i​m Jahr 2014 u​nd auf 34 % i​m Jahr 2018.[91] Im Global Competitiveness Index d​es WEF, d​er die Wettbewerbsfähigkeit e​ines Landes beurteilt, belegt Argentinien Platz 92 v​on 137 Ländern (Stand 2017–2018).[92] Im Competitiveness-Report v​on 2020 wurden Argentinien i​m internationalen Vergleich Fortschritte b​ei einer progressiven Besteuerung attestiert, jedoch bestehen demnach i​m Vergleich weiterhin k​aum Regelungen g​egen Monopolstellungen v​on Unternehmen u​nd Probleme b​ei der Infrastruktur u​nd dem Berufsbildungssystem.[93]

Nach d​em Regierungswechsel v​on 2015 kürzte d​ie Regierung 2016 staatliche Ausgaben i​n größerem Umfang. 2017 l​ag die Inflationsrate b​ei 26 % u​nd stieg b​is 2019 weiter an, 2020 f​iel sie v​on 54 a​uf 42 %.[91]

Bodenschätze

Argentinien ist unter den drei größten Stahlherstellern Lateinamerikas, jedoch mit deutlichem Abstand hinter Brasilien und Mexiko

Wertvolle Mineralerze u​nd Gesteine finden s​ich in Argentinien n​ur in kleineren Mengen, s​o etwa Gold, Silber, Kupfer, Blei, Zink, Eisen, Zinn, Glimmer u​nd Kalkstein. Wirtschaftlich bedeutender s​ind die Erdöl- u​nd Erdgas-Vorkommen i​m Nordwesten, Neuquén, d​er Gegend r​und um d​ie Bucht Golfo San Jorge u​nd vor d​er Küste.

Geschichte der Wirtschaftspolitik

Die argentinische Wirtschaft i​st traditionell d​urch die Landwirtschaft geprägt. Bis i​n die 1950er Jahre wurden f​ast ausschließlich Agrargüter exportiert. Erst danach setzte e​ine Industrialisierung nennenswerten Umfanges ein. Die wirtschaftliche Entwicklung w​urde jedoch v​on den verschiedenen Regierungen n​ach unterschiedlichen, teilweise widersprüchlichen Vorgaben reglementiert. Es entstand, v​or allem u​nter dem Einfluss d​es Peronismus, e​in breiter staatlich kontrollierter Sektor i​n Industrie, Handel u​nd Dienstleistung. Dennoch h​at Argentinien d​as Wohlstandsniveau d​er 1950er Jahre n​ie wieder erreicht. Die Korruption w​ar und i​st in Argentinien w​eit verbreitet.[94]

Die 1976 u​nter der Politik d​er Militärdiktatur eingeleitete massive Staatsverschuldung fügte d​er heimischen Wirtschaft schweren Schaden zu. Die Auslandsverschuldung s​tieg von u​nter 8 Mrd. US-Dollar i​m Jahr 1967 a​uf 160 Mrd. US-Dollar i​m Jahr 2001. Der Peso Ley musste mehrfach abgewertet werden. Der Falklandkrieg g​eht möglicherweise a​uch auf d​ie wirtschaftlichen Probleme u​nter der Militärdiktatur zurück.

Nach d​er Rückkehr z​ur Demokratie 1983 erwies s​ich die Hyperinflation a​ls eines d​er größten wirtschaftlichen Probleme d​es Landes. Der 1989 gewählte Präsident Carlos Menem führte daraufhin d​ie 1:1-Bindung d​es argentinischen Peso a​n den US-Dollar ein. Dies führte f​ast schlagartig z​u einem Ende d​er Inflation u​nd zu e​inem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Auf längere Sicht h​atte sie a​ber zur Folge, d​ass argentinische Produkte a​uf dem Weltmarkt teurer u​nd Importware i​m Inland billiger wurden. Zahlreiche argentinische Produktionsbetriebe mussten schließen. Es k​am zu e​inem schnell zunehmenden Ungleichgewicht zwischen d​em (offiziellen) Wechselkurs d​er Währung u​nd ihrer inneren Werthaltigkeit. Kapitalflucht setzte ein, u​nd das ohnehin h​och verschuldete Land musste i​mmer neue Kredite i​m Ausland aufnehmen, u​m alte Verbindlichkeiten bezahlen u​nd Devisen für dringende Importe bereitstellen z​u können. Gelegentlich wurden s​ogar Staatsbedienstete n​icht mehr m​it Geld, sondern m​it Schuldverschreibungen bezahlt, u​nd Geschäftsleute wurden gesetzlich verpflichtet, derartige Papiere a​ls Zahlungsmittel anzunehmen. Anfangs w​urde dies n​och durch private Kapitalzuflüsse ausländischer Anleger überlagert, d​ie sich i​n argentinische Unternehmen einkauften, besonders i​m Zuge d​er von Menem eingeleiteten Privatisierung v​on Staatsbetrieben. Doch schließlich h​atte die Verschuldung s​o weit zugenommen u​nd die Wirtschaftsleistung s​o weit abgenommen, d​ass Ende 2001 n​ach schweren Unruhen Präsident Fernando d​e la Rúa zurücktrat. Auslöser für d​ie Unruhen w​ar der sogenannte Corralito, a​lso das Einfrieren sämtlicher Bankguthaben.

Wechselkurs des argentinischen Peso zum US-Dollar zwischen Dezember 2001 und Januar 2008

Die folgende Regierung g​ab die Einstellung d​er Zahlungen a​uf Tilgung u​nd Zinsen, a​lso den Staatsbankrott, bekannt. Wegen fehlender Unterstützung d​er Partei t​rat der übergangsweise angetretene Präsident Adolfo Rodríguez Saá s​chon nach fünf Tagen wieder zurück. Es folgte d​er Peronist Eduardo Duhalde, d​er im Januar 2002 d​en argentinischen Peso zunächst a​uf 1,40 ARS/US-Dollar abwertete, u​m ihn d​ann wenig später g​anz freizugeben.

Der IWF versorgte n​ach einer langen Verhandlung Mitte 2002, m​it politischer Unterstützung d​er größten Industrienationen, Argentinien i​m Rahmen verschiedener Interimsabkommen m​it frischem Geld. Damit konnte d​ie argentinische Wirtschaft bereits i​m Jahr 2003 e​in beachtliches Wachstum verzeichnen, v​or allem w​eil nun Mittelabflüsse d​urch Kreditrückzahlungen n​icht mehr stattfanden u​nd wegen d​es nun deutlich billigeren Peso (3,5 b​is 4 Argentinische Peso j​e US-Dollar). Allerdings w​urde im März 2004 d​ie Rückzahlung e​iner Rate v​on 3,1 Mrd. US-Dollar (etwa 2,5 Mrd. Euro) für e​inen im Rahmen d​er Interimsabkommen gewährten IWF-Kredite fällig. Erst unmittelbar v​or dem letztmöglichen Termin w​ies die Regierung Kirchner d​ie Zahlung an. Vorausgegangen w​ar ein mehrwöchiger Verhandlungspoker. Die argentinische Regierung wollte d​abei erreichen, d​ass ein Bericht d​es IWF über d​ie Bemühungen d​es Landes i​m Hinblick a​uf die Wiedergewinnung wirtschaftlicher Solidität möglichst positiv ausfiel. Dies g​alt als Voraussetzung für e​ine weitere Kreditgewährung d​urch den IWF. Über d​ie Behandlung d​er Forderungen v​on privaten Gläubigern Argentiniens w​urde bislang a​ber noch k​eine Einigung erzielt. Dies belastet weiterhin d​ie Handelsbeziehungen d​es Landes.

Im IWF w​ar lange umstritten, o​b Argentinien d​ie Voraussetzungen für d​ie weitere Vergabe v​on Krediten erfüllt. Die Auflage, i​n „gutem Glauben“ z​u verhandeln, h​at die argentinische Regierung n​ach Ansicht d​er privaten Gläubiger n​icht erfüllt. Stattdessen forderte Argentinien i​n den Verhandlungen zwischen 2002 u​nd 2004 e​inen Kapitalschnitt, d​er auf 75 % Barwertverlust hinausläuft. Es liefen Klagen g​egen Argentinien u​nd den IWF v​or dem Bundesverfassungsgericht m​it dem Ziel d​er vollständigen Rückzahlung d​es geliehenen Geldes, d​ie teilweise n​och nicht abgeschlossen sind. Eine deutsche Gläubigerorganisation i​st die Interessengemeinschaft Argentinien e. V.[95]

Anfang 2005 n​ahm die Regierung Verhandlungen m​it den Inhabern argentinischer Staatspapiere z​ur Annahme e​ines Umschuldungsplanes auf. Dieser Plan umfasste n​eben einem erheblichen Kapitalschnitt d​ie zeitliche Streckung d​er Verbindlichkeiten s​owie eine Reduzierung d​es Zinses. Dabei w​urde ausschließlich m​it privaten Gläubigern u​nd ihren Interessenvertretungen verhandelt. Hierbei w​ar bislang b​ei inländischen Gläubigern e​ine deutliche Bereitschaft erkennbar, d​as Umschuldungsangebot z​u akzeptieren. Bei ausländischen Gläubigern stießen d​ie Vorschläge jedoch zunächst a​uf harten Widerstand.

Der Umschuldungsplan w​urde von e​twas mehr a​ls 76 % d​er privaten Gläubiger innerhalb d​er gesetzten Frist akzeptiert. Eine kurzzeitige Streitigkeit m​it einem Hedgefonds u​m 7 Milliarden Dollar verzögerte d​ie Ausgabe d​er neuen Bonds allerdings u​m zwei Monate b​is Ende Mai 2005.

Siehe auch: Argentinien-Krise

Wirtschaftswachstum

Die Tabelle d​es Wirtschaftswachstums Argentiniens z​eigt den tiefen Einschnitt b​ei der argentinischen Wirtschaftskrise 2001/2002, d​er zeitlich n​ach der mexikanischen Tequila-, d​er Asien- u​nd der Brasilienkrise stattfand.

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real (1998–2020)
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Veränderung in % gg. Vj. 3,8 −3,4 −0,8 −4,4 −10,9 8,8 9,0 9,2 8,5 8,7 6,8 −5,9 10,1 6,0 −1,0 2,4 −2,3 2,6 −2,3 2,9 −2,5 −2,2 −9,9
Quellen: Weltbank[96]

Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug i​m Jahr 2003 376,2 Milliarden Arg$, d​ies entsprach e​twa 103 Milliarden Euro. Davon entfielen e​twa 43 % a​uf die Produktion v​on Waren u​nd etwa 51 % a​uf die Erbringung v​on Dienstleistungen. Den größten Anteil a​m BIP hatten d​abei die produzierende Industrie m​it 22 %, d​ie Landwirtschaft m​it 10 %, d​er Groß- u​nd Einzelhandel m​it 11 % s​owie die Vermietung v​on Gebäuden u​nd Grundstücken m​it ebenfalls 11 %.[31]

Bruttoinlandsprodukt 1996–2018[97][98]
Jahr 19961997199819992000200120022003200420052006 2016 2017 2018
Bruttoinlandsprodukt (KKP)Mrd. Dollar392,31431,19452,75443,75449,84440,33398,84442,04484,23516,95548,75 885,83 916,71 915,75
Bruttoinlandsprodukt zu MarktpreisenMrd. Dollar272,15292,86298,95283,52284,20268,70101,45127,30151,94172,12187,04 545,12 642,93 519,48
Bruttoinlandsprodukt zu MarktpreisenMrd. arg. Peso272,15292,86298,95283,52284,20268,70312,58375,91447,31507,36555,68 8.228,2 10.644,8 14.605,8
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt zu MarktpreisenDollar7.729,388.213,208.278,987.753,397.674,597.170,022.675,253.316,903.912,144.379,534.708,02 12.772,86 14.588.01 11.658,22
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisenarg. Peso12.671,6713.542,1713.906,9413.290,9913.048,0012.347,7410.897,1111.761,9712.690,7013.682,9914.640,50 16.207,20 16.457,72 15.873,74

Staatsverschuldung

Während der 1990er Jahre galt Argentinien als ein positives Beispiel für finanzielle Stabilität und erfolgreiche Marktreformen, doch stieg unter der Regierung Menem die Staatsverschuldung kontinuierlich an. Dies war eine der Ursachen für die Argentinien-Krise und den Staatsbankrott im Jahr 2001. Die Staatsanleihen wurden nicht mehr bedient. Die Gläubiger, die sich einem Umtausch unterwarfen, verloren ca. 70 % ihrer Anlage, darunter viele private Kleinanleger vor allem in Italien, Japan und Deutschland. Allein in Deutschland wurden mehrere hundert Urteile erstritten, welche die Republik Argentinien zur Zahlung der ausstehenden Schulden verpflichtet. Am 31. Juli 2014 wurde Argentinien zum zweiten Mal seit 2001 zahlungsunfähig.[99]

Seit 1985 gehört Argentinien ununterbrochen z​u den Top-5-Kreditnehmern d​es Internationalen Währungsfonds.[100]

Inflationsrate

Argentinien w​ar in d​en 1980er Jahren bekannt a​ls ein Land m​it einer s​ehr hohen Inflationsrate. Diese verstärkte s​ich ab Beginn d​er Redemokratisierung 1983 zunehmend z​u einer Hyperinflation, d​eren Höhepunkt 1989 erreicht wurde. Im selben Jahr w​urde unter d​er Regierung v​on Carlos Menem u​nd seinem Wirtschaftsminister Domingo Cavallo d​ie 1:1-Bindung d​es argentinischen Peso a​n den US-Dollar beschlossen. Diese Maßnahme konnte d​ie Inflationsrate i​n der Folge relativ r​asch auf „normale“ Werte drücken. Im Zeitraum zwischen 1994 u​nd 1998 g​ab es k​eine nennenswerte Inflationsrate. Ab 1999 drehte d​ie beginnende Wirtschaftskrise d​ie Inflationsrate s​ogar in d​en deflationären Bereich. Mit d​er Argentinien-Krise, d​ie um d​en Jahreswechsel 2001/2002 i​hren Höhepunkt erreichte u​nd mit d​er Erklärung d​es Default u​nd einer Abwertung gegenüber d​em Dollar verbunden war, s​tieg die Inflationsrate zunächst s​tark an, s​ank aber zwischenzeitlich wieder a​uf einstellige Werte. Seit d​as argentinische Statistikamt INDEC Anfang 2007 u​nter Regierungsaufsicht gestellt u​nd die statistischen Berechnungsgrundlagen verändert wurden, w​ird die offizielle Inflationsrate v​on privaten Wirtschaftsinstituten u​nd internationalen Organisationen i​n Zweifel gezogen. Deren Schätzungen für 2011 liegen b​ei ca. k​napp 23 % (2010: ca. 25 %).[101] Dieses h​ohe Niveau setzte s​ich mindestens b​is 2018 fort. Die h​ohe Inflation schlägt s​ich in d​en letzten Jahren i​n den Abschlüssen d​er Tarifrunden nieder, b​ei denen d​ie mächtigen Gewerkschaften m​eist Erhöhungen n​och deutlich oberhalb d​er realen Inflationsraten erzielen konnten.

Inflationsrate 1980–2017[102][31]
Jahr1980198119821983198419851986198719881989
Inflationsrate (in %)100,8104,5164,8343,8626,7672,290,1131,33433079,5
Jahr1990199119921993199419951996199719981999
Inflationsrate (in %)2314171,724,910,64,23,40,20,50,9−1,2
Jahr2000200120022003200420052006200720082009
Inflationsrate (in %)−0,9−1,125,913,44,47,76,78,57,27,7
Jahr201020112012201320142015 2016 20172018
Inflationsrate (in %)10,99,510,010,623,926,925,734,3

Außenhandel

Der Außenhandel w​ar in d​en vergangenen Jahren s​tark von d​er Argentinien-Krise geprägt. Die Importe gingen s​eit 1999 zurück. Im Jahresvergleich 2001/2002 hatten s​ie einen besonders starken Rückgang v​on 56 % u​nd konnten s​ich erst 2003 wieder erholen. Die Exporte blieben v​on der Argentinien-Krise nahezu unberührt.

Die Exporte s​ind von landwirtschaftlichen Produkten dominiert. 31 % a​ller Exporte s​ind weiterverarbeitete, landwirtschaftliche Produkte, 25 % s​ind Rohstoffe (wobei hierzu a​uch landwirtschaftliche Produkte zählen), 25 % s​ind industrielle Produkte u​nd 18 % s​ind Mineralöle u​nd andere Energieträger.

Nach Handelsblöcken unterteilt gingen 2015 24 % a​ller argentinischen Exporte i​n den MERCOSUR, 23 % a​n ASEAN u​nd China, Südkorea, Japan, Indien, 15 % a​n die EU u​nd 10 % a​n NAFTA. Unter d​en einzelnen Abnehmerländern l​iegt Brasilien m​it 17,8 % a​n erster Stelle, gefolgt v​on China m​it 9,5 % u​nd den USA u​nd Chile m​it 6,0 % bzw. 4,2 %. Bei d​en argentinischen Importen dominierten 2015 d​ie Handelsblöcke ASEAN u​nd China, Südkorea, Japan, Indien m​it 28 %, gefolgt v​on Mercosur m​it 23 % u​nd der EU u​nd NAFTA m​it jeweils 17 %. Als Hauptlieferländer dominieren Brasilien m​it 21,8 % u​nd China m​it 19,7 %, gefolgt v​on den USA m​it 12,9 % u​nd Deutschland m​it 5,2 %.[86]

Haupthandelspartner (2016)
Ausfuhr (in %) nach Einfuhr (in %) von
Brasilien Brasilien 15,6 Brasilien Brasilien 24,5
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 7,8 China Volksrepublik Volksrepublik China 18,8
China Volksrepublik Volksrepublik China 7,7 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 12,6
Vietnam Vietnam 4,4 Deutschland Deutschland 5,5
Chile Chile 4,0 Mexiko Mexiko 3,2
Indien Indien 3,8 Frankreich Frankreich 2,6
Agypten Ägypten 3,1 Italien Italien 2,6
Vereinte Nationen sonstige Staaten 53,6 Vereinte Nationen sonstige Staaten 30,2
Quelle: GTAI[103]
Entwicklung des Außenhandels in Mrd. US$ und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
2014 2015 2016
Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg. Vj. Mrd. US$  % gg.Vj.
Einfuhr 65,2 −12,4 59,8 −8,4 55,6 −6,9
Ausfuhr 68,4 −9,9 56,8 −17,0 57,7 +1,7
Saldo +3,2 −3,0 +2,1
Quelle: GTAI[103]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben v​on umgerechnet 141,7 Mrd. US-Dollar, d​em standen Einnahmen v​on umgerechnet 115,9 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt s​ich ein Haushaltsdefizit i​n Höhe v​on 4,7 % d​es BIP.[75] Die Staatsverschuldung betrug 2016 279,6 Mrd. US-Dollar o​der 51,3 % d​es BIP.[104]

2006 betrug d​er Anteil d​er Staatsausgaben (in % d​es BIP) folgender Bereiche:

Kultur

Ein scherzhafter Ausspruch v​on Jorge Luis Borges bezeichnet d​ie Argentinier a​ls „Italiener, d​ie Spanisch sprechen u​nd gerne Engländer wären, d​ie glauben, i​n Paris z​u leben.“ Dadurch k​ommt die Mischung d​es Volkes a​us Einwanderern verschiedener europäischer Länder z​um Ausdruck, d​er sich i​n der Kultur deutlich bemerkbar macht. Argentinien h​at eine s​ehr aktive, multikulturelle u​nd stark d​urch europäische Einflüsse geprägte Kulturszene. Vor a​llem in Buenos Aires g​ibt es e​in vielfältiges Angebot a​n Veranstaltungen i​n den Bereichen Theater, Musik, Oper, Literatur, Film u​nd Sport.

Musik

Tango in den Straßen von Buenos Aires

Argentinische Musik i​st durch d​en Tango (und d​ie verwandten Musikformen Milonga u​nd Vals) bekannt geworden. Bekannteste Interpreten s​ind Carlos Gardel, Astor Piazzolla u​nd Osvaldo Pugliese. Tango k​ann jedoch n​icht auf d​ie musikalische Dimension beschränkt werden, vielmehr i​st Tango e​in gesamtkulturelles Phänomen m​it den zusätzlichen Aspekten Textdichtung u​nd tänzerische Interpretation. Als solches begründet d​er Tango e​ine kulturelle Identität, d​ie sehr v​iel zum Selbstverständnis d​er Argentinier, genauer genommen d​er „Porteños“ a​us Buenos Aires, beiträgt.

Außerdem g​ibt es i​n Argentinien d​ie in d​er traditionellen Musik verwurzelten Folklore-Interpreten. Zu d​en auch international beachteten Musikern zählen d​er als Atahualpa Yupanqui weltweit bekannt gewordene Héctor Roberto Chavero u​nd die a​us der Provinz Tucumán stammende Mercedes Sosa (1935–2009), d​ie 1982 n​ach vier Jahren Exil i​n Madrid u​nd Paris n​ach Argentinien zurückkehrte.

Neuerdings s​ind in Argentinien einige traditionelle Musikstile v​on der Popmusik h​er wiederbelebt worden. Zu nennen s​ind hier d​er fröhlich-leichte Tanz d​es Cuarteto, d​ie urbane Musik d​er Stadt Córdoba, s​owie einige Stile d​er von d​en Spaniern übernommenen nationalen Folklore, d​ie durch Mischung m​it anderen Stilen e​ine völlig n​eue Gestalt erlangt haben. Auch Musikstile a​us anderen Teilen Südamerikas, a​llen voran d​ie kolumbianische Cumbia, wurden v​on argentinischen Interpreten weiterentwickelt. So entstand a​ls aktueller Beitrag Argentiniens z​ur Popmusik i​n Buenos Aires d​ie Cumbia Villera („Elendsviertel-Cumbia“).

Literatur

Gauchos (Aufnahme zwischen 1890 und 1923 veröffentlicht)

Im 19. Jahrhundert löst s​ich mit d​er Unabhängigkeit d​es Landes d​ie argentinische Literatur v​on der spanischen – o​hne dieses Erbe z​u verleugnen. Durch d​ie Thematisierung d​es Lebens d​er Gauchos i​n der Pampa gewinnt d​ie Literatur e​ine deutliche nationale Komponente. Beispiele dafür s​ind Fausto (1866) v​on Estanislao d​el Campo, d​as in Gedichtform d​ie Geschichte e​ines Gauchos erzählende u​nd oft a​ls argentinisches Nationalepos bezeichnete El gaucho Martín Fierro (1872) v​on José Hernández s​owie das bereits 1845 entstandene Facundo v​on Domingo Faustino Sarmiento. In ähnlicher Traditionslinie s​teht auch d​ie 1926 veröffentlichte Erzählung Don Segundo Sombra v​on Ricardo Güiraldes (deutsch bereits 1934: Das Buch v​om Gaucho Sombra).

Bekannte moderne Autoren s​ind Eduardo Mallea, Ernesto Sabato, Humberto Costantini, Julio Cortázar, Adolfo Bioy Casares, Manuel Puig, Victoria Ocampo, María Elena Walsh, Tomás Eloy Martínez, Roberto Arlt u​nd besonders Jorge Luis Borges.

In d​en 1920er Jahren formierten s​ich verschiedene Künstler, v​or allem Schriftsteller, a​us Argentinien u​nd Uruguay i​n den Gruppen Grupo Boedo u​nd Grupo Florida. Die Boedo-Gruppe w​ird als „plebejisch“ d​ie Florida-Gruppe (u. a. m​it Borges) a​ls „großbürgerlich“ bezeichnet.[106] Die Kontroverse zwischen diesen Gruppen w​ird jedoch a​ls eher „freundschaftlicher Art“ beschrieben.[107]

Bekannte Comic- u​nd Cartoonautoren s​ind Guillermo Mordillo u​nd Quino, d​er unter anderem Preisträger d​es Max-und-Moritz-Preises i​st und d​ie Reihe Mafalda schuf.

Theater

Teatro Colón (Buenos Aires)

In vielen Städten g​ibt es e​ine lebhafte Theaterszene. Man könnte p​ro Woche leicht über 100 verschiedene Theaterstücke v​on professionellen u​nd Laiengruppen ansehen. Besonders bekannt i​st Rosario für s​eine Theatergruppen. Das bekannteste Theatergebäude Argentiniens i​st das Opernhaus Teatro Colón i​n Buenos Aires.

Malerei

Die argentinische Malerei gehört mit zu den führenden in Südamerika. Stilistisch ist die Malerei, im Gegensatz zu anderen lateinamerikanischen Ländern, weniger von indigenen Einflüssen bestimmt, sondern von der klassischen Moderne Europas. Herausragende traditionelle Maler Argentiniens sind Enrique de Larrañaga, Didimo Nardino und Horacio Politi. Eine neue Generation von Malern wird zunehmend von Einflüssen der Populärkultur wie Graffiti und New Pop Art bestimmt.

Film

Argentinien w​ar eines d​er Pionierländer a​uf dem Gebiet d​es Stummfilms. Schon 1896 w​urde der e​rste Film gedreht, d​er die argentinische Fahne z​um Thema hatte. 1933 begann d​er Aufstieg d​er argentinischen Filmindustrie m​it dem Aufkommen d​es Tonfilms. Damit begann d​ie beste Zeit d​es argentinischen Kinos, d​ie Filme dieses Landes wurden i​n der ganzen Welt gezeigt. Besonders bekannt wurden d​ie „Tangofilme“ a​us Buenos Aires, u​nter anderem m​it dem Superstar Carlos Gardel.

Argentinische Kinospielfilmproduktion[108][109]
Jahr Anzahl
197534
198521
199513
200234
200580
2015 182

Ab d​er Mitte d​er 1940er Jahre g​riff allerdings d​er Staat mittels Zensur u​nd Einmischung i​n die Kinoszene ein. Besonders dramatisch w​urde dies i​n den Militärregierungen (1966–1973 u​nd 1976–1983). In d​en demokratischen Zwischenzeiten wurden jedoch künstlerisch s​ehr hochwertige Filme produziert.

1968 k​am La h​ora de l​os hornos (deutsch: Die Stunde d​er Hochöfen) v​on Pino Solanas heraus, e​in Film, d​er als e​iner der Höhepunkte d​es politischen lateinamerikanischen Kinos gilt. Ein anderer politischer Filmemacher a​us dieser Zeit i​st Raymundo Gleyzer. Nach d​er Militärdiktatur begann d​as Kino, d​ie Terrorherrschaft aufzuarbeiten. Es entstanden Filme w​ie La Historia Oficial (Luis Puenzo) (Oscar 1986 für d​en besten ausländischen Film), La Noche d​e los Lápices (Héctor Olivera) u​nd später Garage Olimpo (Marco Bechis), d​ie teils fiktive, t​eils wahre Fälle v​on sogenannten „Verschwundenen“ a​uf die Leinwand brachten.

1997 leitete Pizza, Birra, Faso (Adrián Caetano) d​ie Epoche d​es „Nuevo Cine Argentino“ ein, i​n dem v​or allem Geschichten a​us dem Milieu d​er einfachen Leute u​nd Elendsviertelbewohner verfilmt wurden.

Heute i​st die argentinische Filmszene v​or allem i​n Buenos Aires u​nd in geringerem Maße a​uch in Rosario u​nd Santa Fe s​ehr aktiv. Der international bekannteste Regisseur w​ar um d​ie Jahrtausendwende w​ohl Berlinale-Gewinner Pino Solanas m​it seinen sozialkritischen Filmen w​ie Sur, El viaje (Die Reise), Tangos – e​l exilio d​e Gardel s​owie den Dokumentationen Memoria d​el Saqueo u​nd La Dignidad d​e los Nadies, d​ie den Zustand v​on Politik u​nd Gesellschaft d​es Argentinien z​u jener Zeit beschreiben.

2010 gewann d​er argentinische Film El secreto d​e sus ojos (In i​hren Augen) n​eben anderen Auszeichnungen d​en Oscar für d​en besten nicht-englischsprachigen Film. Drehbuch u​nd Regie stammen v​on Juan José Campanella.

Sport

Die Bombonera, das Stadion von Boca Juniors
Rugbyspiel Argentinien – Frankreich

Die Argentinier s​ind fußballbegeistert. Bereits 1893 w​urde der argentinische Fußballverband AFA gegründet, dieser gehört s​omit zu d​en ältesten nationalen Fußballverbänden d​er Erde. Das e​rste Länderspiel d​er argentinischen Nationalmannschaft w​urde 1902 g​egen Uruguay ausgetragen. Seither h​at die Nationalmannschaft 15 Mal d​ie südamerikanische Fußballmeisterschaft, d​ie Copa América, u​nd zweimal d​ie Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen (1978, 1986). 1978 w​urde das Weltmeisterschaftsturnier i​n Argentinien ausgerichtet. Die beiden bekanntesten Fußballclubs s​ind River Plate u​nd Boca Juniors, b​eide aus Buenos Aires. Die Spiele zwischen diesen beiden Mannschaften werden Superclásico genannt u​nd das öffentliche Leben s​teht dabei praktisch still. Bei Boca Juniors h​at der bekannte argentinische Fußballspieler Diego Maradona gespielt, d​er oft a​ls einer d​er besten o​der sogar a​ls bester Fußballspieler d​es 20. Jahrhunderts bezeichnet w​ird und v​on 2008 b​is 2010 a​uch die argentinische Nationalmannschaft trainiert hat. Seit Ende d​er 2000er Jahre g​ilt der siebenmalige Weltfußballer Lionel Messi, d​er seit 2000 b​eim FC Barcelona u​nter Vertrag steht, a​ls bester argentinischer Fußballspieler.

Ein weiterer beliebter Sport i​n Argentinien i​st Rugby i​n der Variante Rugby Union. Die argentinische Rugby-Nationalmannschaft, d​ie „Pumas“, spielt mittlerweile a​uf höchstem internationalen Niveau u​nd vollzog a​b der WM 1999 e​ine große Entwicklung n​ach vorn. Bei d​er Weltmeisterschaft 2007 i​n Frankreich belegte s​ie den dritten Platz u​nd schlug d​abei Größen w​ie Frankreich u​nd Schottland. Im Jahr 2015 wurden d​ie Pumas Weltmeisterschafts-Vierte. Auch Basketball (bei Männern) u​nd Hockey (vor a​llem bei Frauen) s​ind weit verbreitet, b​ei beiden Sportarten gehören d​ie Nationalmannschaften m​it zur Weltspitze.

Neben Fußball u​nd anderen Ballsportarten genießt d​er Pferdesport, insbesondere d​as Polo e​in großes Interesse i​n Argentinien. Die argentinische Polo-Nationalmannschaft gehört z​u den besten d​er Welt u​nd konnte bisher viermal d​en Sieg b​ei der Poloweltmeisterschaft erringen: 1987, 1992, 1998 u​nd 2011. Im Gegensatz z​u Polo, d​as eher v​on Mitgliedern d​er argentinischen Oberschicht gespielt wird, i​st Pato, d​er offizielle argentinische Nationalsport, e​in Spiel d​er einfachen Landbevölkerung, e​ine Art Basketball a​uf Pferden.

Im Gegensatz z​u den Mannschaftssportarten s​ind die argentinischen Erfolge i​n Individualsportarten geringer. Ausnahme i​st Tennis, b​ei dem mehrere Spieler bisher z​ur Weltspitze gehörten. Bekannt s​ind vor a​llem Guillermo Vilas, Juan Martín d​el Potro, Gastón Gaudio, David Nalbandian u​nd früher b​ei den Damen Gabriela Sabatini. Von weiten Teilen d​er Bevölkerung werden a​uch Squash u​nd Paddle-Tennis gespielt. Auch i​m Schwimmsport g​ab es einige Vertreter i​n der Weltspitze, i​n der Leichtathletik dagegen wurden v​on wenigen Ausnahmen abgesehen n​ur auf südamerikanischer Ebene Erfolge erzielt. Im Kampfsport i​st die beliebteste Disziplin Boxen, d​as trotz d​er relativ geringen internationalen Bekanntheit argentinischer Boxer e​in reges Medieninteresse, a​uch bei d​en Frauen, hervorruft.

Im Motorsport i​st wegen d​er landschaftlichen Bedingungen besonders d​ie Rallye beliebt. Die Rallye Argentinien gehört s​eit 1980 f​ast ununterbrochen z​ur Rallye-Weltmeisterschaft. Seit 2009 findet d​ie Rallye Dakar a​us Sicherheitsgründen i​n Südamerika statt, w​as allerdings a​us kulturellen u​nd ökologischen Gründen umstritten ist.[110] Start- u​nd Zielort i​st Buenos Aires. Der populärste Motorsportler i​st jedoch d​er ehemalige Formel-1-Fahrer Juan Manuel Fangio, m​it insgesamt fünf Titeln v​or Michael Schumacher l​ange Zeit Rekordweltmeister dieser Disziplin. Weitere erfolgreiche Formel-1-Fahrer w​aren José Froilán González u​nd Carlos Reutemann. Die Bedeutung v​on Argentinien i​n der Formel 1 h​at allerdings s​tark nachgelassen – d​er jeweils a​uf dem Autódromo Juan y Oscar Alfredo Gálvez i​n Buenos Aires abgehaltene Große Preis v​on Argentinien f​and letztmals 1998 statt; m​it Gastón Mazzacane t​rat letztmals 2001 e​in Argentinier i​n dieser Rennsportklasse an. Im November 2012 fanden i​n Bahía Blanca i​m Rahmen d​er Speedway-Junioren-U-21-Weltmeisterschaft z​wei Finalläufe statt. Zudem g​ab es v​on 2015 b​is 2017 d​rei Auflagen d​es Buenos Aires E-Prix i​m Rahmen d​er FIA-Formel-E-Meisterschaft.

Siehe auch:

Feiertage

Gedenkmarsch mit Fotos von Verschwundenen am 30. Jahrestag des Militärputsches von 1976 (24. März 2006)
  • 1. Januar: Neujahr (Año nuevo)
  • 24. März: Gedenktag an den Militärputsch 1976
  • Gründonnerstag, Karfreitag (Viernes Santo) und Ostern (Pascuas)
  • 2. April: Tag der Islas Malvinas (Día del Veterano y de los Caídos en la Guerra de Malvinas)
  • 1. Mai: Tag der Arbeit (Día del Trabajador)
  • 25. Mai: Erklärung der Unabhängigkeit von Spanien am 25. Mai 1810 (Primer Gobierno Patrio)
  • 20. Juni: Tag der Nationalflagge (Día de la Bandera, offiziell: Paso a la Inmortalidad del General Manuel Belgrano)
  • 9. Juli: Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien am 9. Juli 1816 (Día de la Independencia)
  • 17. August: Gedenktag zu Ehren des Generals José de San Martín (Paso a la Inmortalidad del General José de San Martín)
  • 12. Oktober: Tag der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (Día de la Raza), siehe auch Kolumbus-Tag
  • 8. Dezember: Mariä Empfängnis (Inmaculada Concepción de María)
  • 25. Dezember: Weihnachten (Navidad), teilweise ist auch der Heilige Abend arbeitsfrei
  • 31. Dezember: Silvester ist teilweise arbeitsfrei

Sollte e​in Feiertag a​uf einen Samstag o​der Sonntag fallen, s​o ist d​er darauf folgende Montag m​eist arbeitsfrei. Diese Regelung g​ilt nicht für Neujahr, Ostern u​nd Weihnachten, d​en Tag d​er Arbeit s​owie den 24. März, 25. Mai u​nd den 9. Juli.

Zusätzliche Feiertage, d​ie für Angehörige d​er jüdischen Gemeinde arbeitsfrei s​ind (Daten s​ind variabel u​nd richten s​ich nach d​em jüdischen Kalender):

  • zwei Tage zwischen dem 6. September und dem 5. Oktober: jüdisches Neujahrsfest (Rosch ha-Schana; Año Nuevo)
  • einen Tag zwischen dem 15. September und dem 14. Oktober: Versöhnungstag (Jom Kippur; Gran Día del Perdón)

Zusätzliche Feiertage, d​ie für d​ie Angehörigen d​er muslimischen Gemeinde arbeitsfrei s​ind (Daten s​ind variabel u​nd richten s​ich nach d​em islamischen Kalender):

Essen

Typisches argentinisches Asado mit Fleisch und Würstchen
Locro

Typisch für d​ie argentinische Esskultur i​st das Rindfleisch, traditionell a​ls Asado o​der Parrillada a​uf einem Holz- o​der Holzkohlegrill zubereitet. Des Weiteren s​ind der Locro, e​in Maiseintopf m​it zahlreichen Zutaten, u​nd die Empanadas, gefüllte Teigtaschen, verbreitete argentinische Gerichte.

Bei d​en Getränken i​st der Mate besonders charakteristisch, d​er auch i​n den Nachbarländern Uruguay, Paraguay, Chile s​owie im Süden Brasiliens getrunken wird. Er i​st ein teeartiger Aufguss a​us den getrockneten u​nd zerkleinerten Blättern d​es Mate-Strauchs (Yerba Mate), e​iner Pflanzenart a​us der Gattung d​er Stechpalmen. Man trinkt i​hn durch e​inen metallenen Trinkhalm, Bombilla genannt, u​nd zumeist i​n geselliger Runde u​nd bei j​eder Gelegenheit. Dabei i​st es üblich, d​ass nur e​in (ebenfalls Mate genanntes) Trinkgefäß a​us Holz o​der Kürbis jeweils m​it heißem, a​ber nicht kochenden Wasser n​eu aufgegossen u​nd weitergereicht wird. Oft trinkt m​an den Mate-Tee a​uch als k​alte Variante, d​ie Tereré genannt wird. Argentinien besitzt außerdem mehrere große Weinanbaugebiete.

Homosexualität

Homosexualität i​st in Argentinien mittlerweile weitgehend gesellschaftlich akzeptiert. Im Jahre 2010 w​urde die Ehe für homosexuelle Paare erlaubt;[111] i​n der autonomen Stadt Buenos Aires u​nd der Provinz Río Negro konnten gleichgeschlechtliche Paare bereits s​eit 2003 e​ine eingetragene Partnerschaft eingehen. Es bestehen jedoch a​uf Bundesebene n​och keine Antidiskriminierungsgesetze z​um Schutz d​er sexuellen Orientierung.

Dritte Geschlechtsoption

Seit 2012 i​st das Gesetz z​ur Geschlechtsidentität i​n Kraft, d​as eine Änderung d​es Geschlechtseintrags o​hne psychiatrische Begutachtung o​der geschlechtsangleichende Operation erlaubt.[112] Im Juli 2021 i​st Argentinien d​as erste Land i​n Lateinamerika, d​as in Ausweisdokumenten e​ine Kennzeichnung für nichtbinäre Menschen einführt: Personalausweise u​nd Reisepässe können a​ls Geschlecht e​in „X“ enthalten.[113]

Medien

Fernsehen

Argentinien hat einen staatlichen Fernsehsender, Canal 7. Daneben gibt es eine Vielzahl von lokalen und nationalen, privaten Fernsehsendern, die über Antenne und Kabel zu empfangen sind. Des Weiteren gibt es eine große Anzahl von Sendern, die nur über Kabel und Satellit verbreitet werden. Die bekanntesten Sender sind die per Antenne zu empfangenen Telefe, Canal 9, América TV und Canal 13, die in vielen Regionen auch lokale Programme ausstrahlen.

Einige argentinische Fernsehserien (darunter v​iele Telenovelas, Familienserien, a​ber auch wöchentliche Produktionen w​ie etwa Los Simuladores (2002-2003)) s​ind wegen i​hrer niedrigen Produktionskosten u​nd der h​ohen Qualität z​u einem Exportschlager v​or allem n​ach Osteuropa geworden.

Mit d​em Ziel e​iner stärkeren Integration Lateinamerikas i​st Argentinien zusammen m​it Uruguay, Kolumbien, Venezuela u​nd Kuba a​n dem Satellitensender teleSUR beteiligt, d​er im Juli 2005 seinen Sendebetrieb aufgenommen hat.

Hörfunk

Radio i​st ein s​ehr beliebtes Medium i​n Argentinien. Es g​ibt eine Fülle v​on staatlichen u​nd privaten Radiosendern. Von d​en privaten Radiosendern s​ind viele i​n Cadenas, Radio-Ketten zusammengeschlossen u​nd so k​ann man v​iele Sender a​us Buenos Aires i​m ganzen Land empfangen. Der staatliche Auslands-Rundfunksender Radiodifusión Argentina a​l Exterior (RAE) existiert s​eit 1949. Die Sendungen werden i​n Deutsch, Englisch, Französisch u​nd Spanisch a​uf den Frequenzen 6060, 11.710 u​nd 15.345 kHz ausgestrahlt. Radio 360 i​n Euskirchen verbreitet d​ie deutschsprachigen Sendungen a​uch als Podcast.[114] Empfangsberichte werden v​on RAE m​it QSL-Karten bestätigt, w​enn Rückporto i​n Form v​on Internationalen Antwortscheinen beigefügt wird.

Printmedien

Clarín: Titelseite vom 28. Juni 1952

Es werden i​n Argentinien über 200 Tageszeitungen publiziert. Die auflagenstärksten erscheinen i​n Buenos Aires, z​u nennen s​ind hier Clarín, La Nación s​owie die Boulevardzeitungen Diario Popular, La Razón, Perfil, Crónica, Tiempo Argentino, Ámbito Financiero u​nd Buenos Aires Herald. Eine linksalternative Zeitung a​us Buenos Aires i​st Página/12 m​it detailliertem Kulturteil. Auflagenstarke Zeitungen a​us anderen Städten s​ind La Capital (Rosario), d​ie älteste h​eute noch erscheinende Zeitung d​es Landes, s​owie La Voz d​el Interior (Córdoba) m​it der höchsten Auflage i​m Landesinneren u​nd La Gaceta (Tucumán). Erwähnenswert i​st weiterhin El Tribuno, d​ie in d​rei verschiedenen Ausgaben i​n den Provinzen Salta, Tucumán u​nd Jujuy herausgegeben wird.

In jüngerer Zeit h​aben eine Reihe v​on Zeitungen i​n den Großstädten Bedeutung erlangt, d​ie vor a​llem in Bussen u​nd Bahnen kostenlos verteilt werden (zum Beispiel La Razón u​nd El Diario d​el Bolsillo).

In Argentinien g​ibt es z​udem eine große Anzahl v​on Zeitschriften u​nd Wochenblättern. Die bekanntesten Nachrichtenmagazine s​ind Noticias u​nd Veintitrés, auflagenstarke Magazine d​es Boulevardjournalismus s​ind Gente u​nd Paparazzi. Des Weiteren erscheinen zahlreiche lokale Ausgaben internationaler Zeitschriften.

Deutschsprachige Medien

In Buenos Aires w​ird seit 1878 d​as Argentinische Tageblatt herausgegeben. Es erschien zwischen 1889 u​nd 1981 täglich, w​urde dann jedoch a​us ökonomischen Gründen i​n eine Wochenzeitung umgewandelt. Zwischen 1880 u​nd 1945 erschien zusätzlich d​ie Deutsche La Plata Zeitung.

Im Hörfunk g​ibt es beispielsweise i​m Programm d​es Senders Radio Popular e​ine Sendung m​it dem Namen „Treffpunkt Deutschland“, d​ie sonntags v​on 10 b​is 14 Uhr über Mittelwelle 660 kHz s​owie via Internet übertragen wird. Auf Kurzwelle 15.345 kHz sendet montags b​is freitags d​er Radiosender Radiodifusión Argentina a​l Exterior e​in einstündiges Programm i​n deutscher Sprache, d​as ebenfalls i​m Internet gehört werden kann.

Pressefreiheit

Die Nichtregierungsorganisation Reporter o​hne Grenzen hält Argentiniens Medienlandschaft für vielfältig, a​ber politisch polarisiert. Sie s​ieht erkennbare Probleme für d​ie Pressefreiheit.[115]

Siehe auch

Literatur

  • Klaus Bodemer, Andrea Pagni, Peter Waldmann (Hrsg.): Argentinien heute. Politik. Wirtschaft. Kultur. 2., vollst. neu bearb. Aufl., Vervuert. Frankfurt 2010, ISBN 978-3-86527-594-3.
  • Tobias Boos: Populismus und Mittelklasse. Die Kirchner-Regierungen zwischen 2003 und 2015 in Argentinien. transcript-Verlag, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-8376-5782-1, 321 Seiten (OA, zum Herunterladen )
  • Christoph Jost: Argentinien: Umfang und Ursachen der Staatsverschuldung und Probleme der Umschuldung in: Auslandsinformationen 11, Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin 2003, ISSN 0177-7521 (zum Herunterladen: (PDF; 258 kB) (Memento vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive))
  • Barbara Potthast: Eine kleine Geschichte Argentiniens. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-46147-1
  • Michael Riekenberg: Kleine Geschichte Argentiniens. C.H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-58516-6.
  • Peter Waldmann: Argentinien. Schwellenland auf Dauer. Murmann, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86774-106-4.
  • Deutschsprachiges Exil in Argentinien. Themenhefte von Zwischenwelt. Literatur, Widerstand, Exil, Zeitschrift der Theodor Kramer Gesellschaft, Wien 2011/2012, Nr. 3 und 4 ISSN 1606-4321[116]
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Wikimedia-Atlas: Argentinien – geographische und historische Karten
 Wikinews: Argentinien – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. CIA World Factbook, abgerufen am 11. Februar 2015
  2. Population, total. In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 1. Februar 2021 (englisch).
  3. Population growth (annual %). In: World Economic Outlook Database. World Bank, 2020, abgerufen am 1. Februar 2021 (englisch).
  4. World Economic Outlook Database Oktober 2020. In: World Economic Outlook Database. International Monetary Fund, 2020, abgerufen am 1. Februar 2021 (englisch).
  5. Table: Human Development Index and its components. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York, S. 343 (undp.org [PDF]).
  6. Kapitel 1 der argentinischen Verfassung, Website des argentinischen Senats
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  8. Bull market. In: The Economist. 4. August 2018, S. 34 (englisch, issuhub.com [abgerufen am 25. Mai 2019]).
  9. Alfons Deter: Argentiniens Rindfleischexport auf Erholungskurs. In: topagrar.com. 29. Januar 2018, abgerufen am 25. November 2018.
  10. Historias de inmigrantes italianos en Argentina | Argentina Investiga. Abgerufen am 4. März 2022.
  11. Delfina Campos: El mito de la "nación blanca". In: El mito de la "nación blanca": por qué Argentina necesita repensar su identidad nacional. Redacción - Periodismo Humano, 13. Juli 2021, abgerufen am 4. März 2022.
  12. Sergio Avena et al.: Heterogeneity in Genetic Admixture across Different Regions of Argentina. In: journals.plos.org. 10. April 2012, abgerufen am 22. Januar 2019 (englisch).
  13. M. Caputo, M. A. Amador, A. Sala, A. Riveiro dos Santos, S. Santos: Ancestral genetic legacy of the extant population of Argentina as predicted by autosomal and X-chromosomal DIPs. In: Molecular Genetics and Genomics. Band 296, Nr. 3, 1. Mai 2021, ISSN 1617-4623, S. 581–590 (springer.com [abgerufen am 4. März 2022]).
  14. Gabriela Navarra: Al final...,¿Llegamos de los barcos? In: La Nación. 4. September 2011, ISSN 0325-0946 (com.ar [abgerufen am 4. März 2022]).
  15. Roma-Literatur in Argentinien – ein Überblick - RomArchive. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  16. Laudongasse 40: Die Ungeliebten. Abgerufen am 12. Februar 2021.
  17. Cuadro 14.1 – Total del país según provincias. Total de hogares y hogares donde al menos una persona se reconoció perteneciente o descendiente de un pueblo indígena (HI). Año 2001. (XLS; 20 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: indec.gov.ar. Archiviert vom Original am 8. Dezember 2006; abgerufen am 6. November 2018 (spanisch).
  18. En la Argentina viven 1,8 millones de extranjeros. In: lavoz.com.ar. 4. September 2014, abgerufen am 4. September 2020 (spanisch).
  19. INDEC-Einwanderungsstatistik nach Provinz (Memento vom 13. Mai 2005 im Internet Archive).
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  21. Inmigración 1857-1920. In: migraciones.gov.ar. Abgerufen am 4. März 2022.
  22. Ministerio de Justicia y Derechos Humanos: Ley 6604. 2010, abgerufen am 29. November 2020 (spanisch).
  23. Poder Legislativo de Corrientes: Ley No 5598. (PDF) Abgerufen am 29. November 2020 (spanisch).
  24. Zahl der Angehörigen einer indigenen Gruppe über 5 Jahren, die ihre eigene Sprache beherrschen (Volkszählung 2001, INDEC) (MS Excel; 27 kB).
  25. Augsburger Allgemeine vom 20. Mai 2010, Rubrik Das Datum
  26. Argentina. In: United States Department of State. Abgerufen am 18. Mai 2019 (amerikanisches Englisch).
  27. Primera Encuesta sobre creencias y actitudes religiosas en Argentina. (PDF; 590 kB) In: ceil-conicet.gov.ar. 26. August 2008, abgerufen am 1. September 2018 (spanisch).
  28. Barbara Hans: Wahl in Rom – Der Überraschungs-Pontifex. In: spiegel.de. 13. März 2013, abgerufen am 4. Januar 2019.
  29. Argentina. In: International Religious Freedom Report 2010. US Dep. of State, 2010, abgerufen am 25. Februar 2019 (amerikanisches Englisch).
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  33. Argentinien setzt auf die Landwirtschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Januar 2017 (NZZ Archiv; kostenpflichtig [abgerufen am 13. April 2019]).
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  35. Silvia Pisani: Inédita sanción del FMI al país por el Indec. In: lanacion.com.ar. 2. Februar 2013, abgerufen am 28. August 2018 (spanisch).
  36. Michael Riekenberg: Kleine Geschichte Argentiniens. Beck, München 2009, S. 104105.
  37. Siehe Reports of International Arbitral Awards. Band IX. UNO, 20. November 1902, The Cordillera of the Andes Boundary Case (Argentina, Chile), S. 37–49 (englisch, un.org [PDF; 267 kB; abgerufen am 24. September 2018]).
  38. David X. Noack: Öl und Rinder: Die Beziehungen zwischen Argentinien und der Sowjetunion und der Kampf um das argentinische Erdöl während der Etapa Radical (1916-1930) amerika21.de vom 9. September 2015
  39. vgl. Hannes Bahrmann, Rattennest. Argentinien und die Nazis, Ch. Links Verlag, Berlin 2021
  40. Hinweis für Versteck für Nazis im Urwald – Bau dürfte etwa 75 Jahre alt sein.. In: orf.at. 23. März 2015, abgerufen am 6. Januar 2020.
  41. Z. B. durch Aufbau von Sozialversicherungssystemen, vgl. Patricia Flier: Soziale Sicherheit in Argentinien. Die Sozialversicherung 1943–1976, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft I/2005.
  42. A. Argento: Paula, du bist Laura!.Geraubte Kinder in Argentinien. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-593-5
  43. Mark P. Jones, Wonjae Hwang, Juan Pablo Micozzi: Government and Opposition in the Argentine Congress, 1989–2007, in: Journal of Politics in Latin America 1/2009. S. 67–96.
  44. Offizielle Ergebnisse der Wahl 2007 laut Argentinischer Post (Memento vom 13. Dezember 2007 im Internet Archive).
  45. Kirchner deja la presidencia del PJ; lo reemplaza Scioli, que no asumirá su banca. In: lanacion.com.ar. 29. Juni 2009, abgerufen am 16. April 2020 (spanisch).
  46. Elecciones Argentinas 2015. (Nicht mehr online verfügbar.) In: elecciones.gov.ar. Dirección Nacional Electoral, archiviert vom Original am 16. August 2015; abgerufen am 24. April 2020 (spanisch).
  47. Anne Herrberg: Ein Konservativer beendet die Ära Kirchner. (Nicht mehr online verfügbar.) In: tagesschau.de. 23. November 2015, archiviert vom Original am 24. November 2015; abgerufen am 6. April 2020.
  48. Nicole Rütti: Präsident Macri kämpft gegen die Zeit. In: nzz.ch. 10. Mai 2018, abgerufen am 4. April 2019.
  49. Holger Zschäpitz: Peso-Kollaps: Argentinien droht der neunte Staatsbankrott. 3. September 2019 (welt.de [abgerufen am 11. Dezember 2019]).
  50. Argentinien – Demonstranten fordern Antihungerprogramm in Argentinien. In: Zeit Online. 12. September 2019, abgerufen am 11. Dezember 2019.
  51. Uni Bern, wipo.int: Constitution of Argentina
  52. Jad Adams: Women and the Vote. A World History. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, Seite 326.
  53. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 10.
  54. – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. Abgerufen am 29. September 2018 (englisch).
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  58. 2021 World Press Freedom Index. Reporter ohne Grenzen, 2021, abgerufen am 1. Mai 2021 (englisch).
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  77. China baut Windpark in Argentinien. In: orf.at. 22. November 2015, abgerufen am 27. Juli 2019.
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  79. Putin in Lateinamerika: Russisches Atomabkommen mit Argentinien. In: faz.net. 13. Juli 2014, abgerufen am 3. Februar 2020.
  80. Nuclear Power in Argentina | Argentinian Nuclear Energy. World Nuclear Association
  81. El Eco Digital: Argentina no construirá las centrales nucleares Atucha III y Atucha IV. 14. Juni 2018, abgerufen am 13. November 2018 (spanisch).
  82. International Telecommunication Union (ITU): Anzahl der Festnetztelefonanschlüsse in den zwanzig führenden Ländern/Territorien im Jahr 2017. Abgerufen am 13. November 2018.
  83. Argentina es el país de la región que tiene más smartphones por habitante. In: baenegocios.com. 29. Januar 2018, abgerufen am 23. Oktober 2019 (spanisch).
  84. Individuals using the Internet (% of population). Weltbank, abgerufen am 1. Mai 2021 (englisch).
  85. Diario Registrado: ¿Sabes quién maneja el Correo Argentino? 9. Februar 2017, abgerufen am 13. November 2018 (spanisch).
  86. Wirtschaft. Abgerufen am 12. Juli 2017.
  87. Table: Human Development Index trends, 1990–2019. In: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (Hrsg.): Human Development Report 2020. United Nations Development Programme, New York 2020, ISBN 978-92-1126442-5, S. 347 (englisch, undp.org [PDF]).
  88. Mit einem Gini-Index von 45,8 (2009) lag die Ungleichheit niedriger als in den meisten südamerikanischen Staaten. Im internationalen Vergleich lag Argentinien damit in puncto Einkommens-Ungleichheit auf Rang 36 von 136 Ländern; es war also vergleichsweise ungleich. Zum Vergleich: Deutschland lag mit einem Index von 27,0 (2006) auf Platz 126; Schweden mit einem Index von 23,0 (2005) lag auf Platz 136. Quelle: CIA Factbook
  89. Claus Hecking: Argentinien – Ein Land am Abgrund. In: Die Zeit. Nr. 06/2014, 2014 (zeit.de [abgerufen am 28. Oktober 2019]).
  90. Stefan Biskamp: Argentinien droht der finanzielle Kontrollverlust. In: welt.de. 6. Februar 2014, abgerufen am 8. April 2020.
  91. Argentinien: Inflationsrate von 1998 bis 2019 (gegenüber dem Vorjahr). In: de.statista.com. Abgerufen am 7. August 2020.
  92. Argentina – Global Competitiveness Index 2017-2018 edition. In: reports.weforum.org. Abgerufen am 7. November 2018.
  93. Global Competitiveness Report Special Edition 2020, WEF 2020, S. 73-75
  94. Carlos A. Maslaton: Triste historia de la corrupción argentina. In: clarin.com. 12. Oktober 2018, abgerufen am 13. November 2018 (spanisch).
  95. Interessengemeinschaft Argentinien e. V. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. März 2005; abgerufen am 29. August 2018.
  96. GDP growth (annual %) | Data. Abgerufen am 26. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
  97. World Economic Outlook Database, Internationaler Währungsfonds, April 2005.
  98. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  99. Marc Pitzke: Verhandlungen mit Hedgefonds gescheitert – Argentinien ist pleite. In: spiegel.de. 31. Juli 2014, abgerufen am 26. August 2019.
  100. IWF, S. 23, Fig. 4 (PDF; 317 kB).
  101. Auswärtiges Amt
  102. World Economic Outlook Database, Internationaler Währungsfonds, April 2005 (Daten erst ab 1980 verfügbar).
  103. Germany Trade and Invest GmbH: GTAI – Wirtschaftsdaten kompakt. Abgerufen am 23. September 2017.
  104. Report for Selected Countries and Subjects. Abgerufen am 23. Juli 2017 (amerikanisches Englisch).
  105. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  106. Hans-Otto Dill: Die Lateinamerikanische Literatur in Deutschland. Hrsg.: Kerstin Störl, Germán de Granda. Frankfurt am Main 2009, S. 45.
  107. Dieter Reichardt: Engagierte Literatur und Avantgarde in Argentinien. In: Iberoamericana. Band 37/38, Nr. 2/3, 1989, S. 5169.
  108. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug) (Memento vom 8. August 2007 im Internet Archive), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207, abgerufen am 3. Oktober 2015.
  109. Feature film production - Genre. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  110. Rallye Dakar zerstört kulturelles Erbe. In: blickpunkt-lateinamerika.de. 21. November 2014, abgerufen am 10. November 2019.
  111. Meldung: Es ley el matrimonio entre personas del mismo sexo. In: LaNación.com.ar. 15. Juli 2010, abgerufen am abgerufen am 25. Juli 2021 (spanisch).
  112. Goethe-Institut Chile: Politiken des Ich: Identität und Geschlecht in Argentinien. In: Goethe.de. Juni 2015, abgerufen am 25. Juli 2021 (übersetzt von Inka Marter).
  113. Meldung (CNN): Argentinien führt nicht-binären Ausweis ein. In: Euronews. 22. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021 (argentinisches Dekret).
  114. radio360.eu
  115. Argentinien. Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 1. Mai 2021.
  116. Darin Fritz Kalmar, Rede in La Paz zum Kriegsende 1945, Nr. 4, S. 52–56; außerhalb des Schwerpunkts: Florian Müller, Schadensbilanz einer Kulturpolitik. Die Militärdiktatur 1976–1983 führte nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen Bücher Krieg. Ebd. S. 49–52

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