Francesco Datini
Francesco Datini oder Francesco di Marco Datini (* um 1335 in Prato; † 16. August 1410 ebenda) war ein toskanischer Fernhändler, Bankier, Tuchproduzent und Spekulant. Die von ihm gegründete und über Jahrzehnte ausgebaute Gesellschaft agierte vor allem im westlichen Mittelmeer, aber auch in England, Flandern und auf der Krim, und führte in einer Art Holding zahlreiche weitere Gesellschaften. Diese Struktur bevorzugten vor allem die toskanischen Großhändler, aber nur wenige wagten sich auf das Gebiet der Banken oder gar der Spekulation auf Wechsel.
Berühmt wurde Datini zum einen durch eine bis heute bestehende Stiftung für die Armen seiner Geburtsstadt Prato, zum anderen dadurch, dass ein großer Teil seiner Korrespondenz erhalten geblieben ist – insgesamt über 150.000 Schreiben[1], davon allein 11.000 Privatbriefe.[2] Sie ist die Basis für eines der bedeutendsten wissenschaftlichen Institute zur Wirtschaftsgeschichte des Spätmittelalters – und sie ermöglicht tiefe Einblicke in den Alltag. Datini wurde von Johannes Fried (2009) als „vielleicht der berühmteste mittelalterliche Kaufmann“ bezeichnet.[3]
Leben
Francesco di Marco Datini wurde 1335 als eines der vier Kinder des Schankwirts Marco di Datino und der Monna Vermiglia im toskanischen Prato geboren. Über die Eltern ist wenig bekannt. Sie hatten vier Kinder, lebten in der Nachbarschaft Porta Fuia und besaßen etwas Land in der Nähe von Prato, das seit mindestens 1218 in Familienbesitz war. Mindestens einmal verkaufte der Vater zusammen mit seinem Sohn Francesco Fleisch auf dem Markt von Prato.[4]
Kaum 13-jährig machte ihn die Große Pest zur Vollwaise. Darüber hinaus starben zwei seiner drei Geschwister an der Pest; ihre Namen waren Nofri und Vanna. Francesco selbst hatte schon ein Testament aufsetzen lassen, das vom 1. Juni 1348 datiert.[5] Zahlreichen Prateser Kirchen wollte er darin kleine Beträge zur Lesung von Messen für seine Seele überlassen, darunter San Piero in seiner Geburtsgemeinde Porta Fuia. Er selbst wollte in San Francesco in Prato beigesetzt werden.
Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Stefano, der ebenfalls überlebt hatte, wurde er zunächst für dreizehn Monate bei einer Verwandten aufgenommen. Sie kamen unter die Vormundschaft des Piero di Giunta del Rosso, eines Tuchmachers und -färbers. Die eigentliche, in der Erinnerung Francescos liebevolle Aufnahme fanden die Brüder bei Piera di Pratese Boschetti. Dann ging er als Lehrling ins benachbarte Florenz, wo Francesco in zwei Läden arbeitete. Die Lehre bestand üblicherweise darin, dass die Jungen zunächst in den Verkauf und die interne Organisation des Ladens eingeführt wurden. Eine spezifische Organisation der Lehre, wie sie später entwickelt wurde, gab es noch nicht.
Avignon
Schon als 15-Jähriger ging Datini nach Avignon, wo er zunächst als Botenjunge arbeitete. Bald leitete er als Faktor eine Filiale seines Ziehvaters. Damit war er, anders als die Lehrlinge, an den Gewinnen beteiligt. Datini war, wie die meisten Händler, nicht an ein bestimmtes Gewerbe gebunden. Er machte in Avignon mit Luxuswaren und Waffen[6] gute Geschäfte, bei deren Abwicklung ihm die Anwesenheit einer großen florentinischen Händlerkolonie sehr zustattenkam, die sowohl über Kontakte zum päpstlichen Hof als auch zu weltlichen Potentaten verfügte. Darüber hinaus verfügte sie über Beziehungen zu den Waffenfabrikanten, die beispielsweise um Mailand ansässig waren. Daher tauchen in den Quellen Kettenhemden, Handschuhe, Helme ebenso auf wie Armbrustbolzen.
1353 holte er seinen jüngeren Bruder Stefano nach, wobei er das 138 Lire umfassende Erbe seines Vaters antrat. 1354 erwarb Piero di Giunta für seinen Ziehsohn ein kleines Häuschen in Prato. Über die nächsten Jahre ist praktisch nichts bekannt, außer, dass Datini sich ab April 1359 für wenige Monate in Prato aufhielt, bevor er am 15. Juli nach Avignon zurückkehrte.
Ab 1361 war er, zusammen mit Niccolò di Bernardo, einem Neffen seiner Ziehmutter und einem weiteren Toskaner, im Waffengeschäft zwischen Mailand und Avignon tätig. 1363 bis 1367 gehörte er als Partner zu dessen Unternehmen, doch wenige Jahre nach 1363 mietete er zusammen mit seinem Partner eine erste bottega, womit die beiden einen eigenen Laden besaßen. Für die Übernahme des Warenbestandes zahlten sie dem Vormieter Giovanni di Lotta 900 Florin, darüber hinaus als eine Art Ablösesumme weitere 300.[7]
Fünf Jahre später war er bereits zum Sozius in verschiedenen Handelskompanien aufgestiegen. So gründete er im Oktober 1367 mit dem Florentiner Toro di Berto eine Gesellschaft, die bis 1373 bestand – und die besonders dann florierte, wenn der Papst in Avignon war. Diese Datini-di-Berto-Gesellschaft ist die erste Gesellschaft des Mittelalters, deren Buchhaltung fast vollständig erhalten geblieben ist.[8]
1367 eröffnete Datini sein erstes eigenes Geschäft in der Loge des Cavaliers an der Ecke Rue la Mirallerie und la Lancerie (heute Rue du Puits-des-Bœufs und Place de l’Horloge). Im Haus befand sich ein Warenlager und ein Verkaufsladen, ein Wechseltisch sowie eine Taverne. Damit war seine Gesellschaft eine der ersten, die von einer päpstlichen Bulle vom 18. März 1368 profitierten, die ausländischen Stoffhändlern die Ansiedlung an den Ufern der Sorgue und der Durance erlaubte.[9] Die zunächst auf drei Jahre geschlossene Gesellschaft wurde 1370 verlängert. Allerdings war Datini hierin der schwächere Partner, denn von den 2.500 Florin, die beide Partner einbrachten, musste er sich die Hälfte von Tuccio Lambertucci borgen, mit dem er schon früher zusammengearbeitet hatte. Lambertucci wurde damit zum stillen Teilhaber. Zudem waren die ersten drei Jahre bis 1370 eine durchaus schwierige Phase, da sich Papst Urban V. nicht in Avignon, sondern in Rom aufhielt. Damit halbierten sich die Gewinne der Gesellschaft und sie stiegen erst mit der Rückkehr des Papstes wieder an.[10]
Im März 1373 übernahm Datini die Leitung einer eigenen Firma[11], die ohne das Kapital anderer auskam. 1374 konnte er ein zweites Haus erwerben, eine bella chasa et boteglia.
Ab 1376 wurde die Situation der über tausendköpfigen italienischen Händlerkolonie in Avignon äußerst schwierig. Das hing mit der Absicht des dort residierenden Papstes zusammen, nach Rom zurückzukehren, was bald zu Konflikten in Italien führte, in die auch Florenz verstrickt wurde. Obwohl sich die Florentiner Kolonie in Avignon bis 1381 auflöste, zögerte Datini angesichts des Krieges, nach Prato zurückzukehren. Dieser Krieg kostete die Florentiner allein zwei Millionen Florin und brachte ihnen den päpstlichen Bann ein – eine Katastrophe für den Handel der Stadt, der damit fast lahmgelegt wurde. Nur zwei Tage nach dem teuer erkauften Friedensschluss brach am 24. Juni 1378 ein Aufstand der von Kriegsabgaben überforderten unteren Volksschichten los. Bis zum 31. August herrschten die Ciompi, die Wollkämmer; sie forderten zusammen mit anderen Handwerkern der Tuchindustrie zu einem Viertel die Beteiligung an der Regierung und die Bildung neuer Zünfte. Als keine unmittelbare Verbesserung ihrer Lebensbedingungen erreicht wurde, die Tuchproduktion sich nicht, wie erhofft, erhöhen ließ und die Bewegung auseinanderfiel, brach der Aufstand zusammen.
Datini, der 1376 Mona Margherita di Domenico Bandini geheiratet hatte, eine 19-jährige Florentinerin aus niederem Adel, konnte nicht unberührt von diesen Vorgängen bleiben. Ihr Vater, Domenico Bandini, war schließlich 1360 als Aufstandsführer in einer früheren Erhebung hingerichtet worden. Auch dies dürfte die Rückkehr der Datini verzögert haben.
Noch 1382, kurz vor seiner Rückkehr nach Prato, gründete Datini eine bis 1400 bestehende Handelskompanie in Avignon und übernahm deren Leitung. Als Partner nahm er Boninsegna di Matteo und Tieri di Benci auf. Gewinn und Verlust wurden in diesen Gesellschaften entsprechend der Einlage von Geldanteilen und der geleisteten Arbeit aufgeteilt. Die Dauerhaftigkeit dieses und anderer Zusammenschlüsse sollte kennzeichnend für seine Geschäftstätigkeit werden, wie im Übrigen für die toskanischen Gesellschaften insgesamt.
Prato
Im zu Florenz gehörenden Prato, wohin der inzwischen wohlhabende Mann nach einer 33-tägigen Reise im Januar 1383 zurückkehrte, wurde er Mitglied der Compagnia dell’ Arte della Lana, der Wollweberzunft. Erst mit dieser Mitgliedschaft durfte er einem entsprechenden Gewerbe nachgehen und konnte zugleich seine Interessen in der Stadtregierung vertreten. Dort saß er, wenn auch eher widerwillig, weil er es vorzog, seine Zeit für seine Geschäfte zu verwenden, im Stadtrat und wurde darüber hinaus Gonfaloniere della Giustizia. Im Rahmen seiner zahlreichen Tätigkeiten entwickelten sich Freundes- und Geschäftskontakte zu Lapo Mazzei (die umfangreiche Korrespondenz zwischen den befreundeten Männern publizierte Cesare Guasti) und Guido del Palagio, bald aber auch zu den bedeutendsten Florentiner Familien, wie den Medici, den Tornabuoni[12], den Pazzi, den Guicciardini, den Alberti und den Paciti. Seine Korrespondenz mit seinen toskanischen Faktoren weitete sich stark aus, wie etwa nach Siena.[13]
Zusammen mit seinem ehemaligen Vormund, dem Tuchweber Piero di Giunta und einem entfernten Verwandten, stieg er als Gesellschafter in zwei Fernhandelsfirmen in Pisa (spätestens im Januar 1383) und Florenz ein. Die eine stellte eine Familienhandelsfirma dar, die andere eine Alleininhaberfirma.[14]
1384 erfolgte die Gründung einer bescheidenen Kompanie für Wolle in Prato, zusammen mit Piero di Giunta del Rosso, einem Färbermeister, mit dem er schon seit langem verbunden war, und seinem Sohn Niccolò, innerhalb der Arte della Tinta, der Färberzunft. 1394, beim Tod Pieros, nahm er Agnolo, den Sohn Niccolòs, als Partner auf. Diese Verbindung von Verwandtschaft und Teilhaberschaft unter persönlicher Mitarbeit blieb typisch für Datinis Handelsorganisationen, die im Ausland, insbesondere in England, unveredeltes Wolltuch einkauften, um es in Prato veredeln zu lassen. Zu dieser Kompanie kam bald eine Firma für Schleierstoffe.
Um seiner Stellung in der Stadt angemessenen Ausdruck zu verleihen, ließen die Datini zwischen 1383 und 1399 zwischen der Via Rinaldesca und der Via del Porcellatico einen Stadtpalast errichten. Berühmte Maler der Zeit, wie Niccolò di Piero Gerini (um 1340–1414/15)[15], Agnolo di Taddeo Gaddi und Bartolomeo di Bertozzo, schmückten ihn aus.[16] Vor dem Haus befand sich ein Garten mit Rosen und Violen. Vor dem heutigen Eingang befand sich ein weiteres Gebäude, so dass der damalige Besitz den heutigen Palast hinsichtlich der Ausdehnung noch bei weitem übertraf.[17] Piero di Giunta del Rosso hatte das Grundstück bereits 1354 erworben. Das erste, noch sehr bescheidene Gebäude kostete nur 63 lire, 6 soldi. Nach und nach kaufte man weitere angrenzende Gebäude hinzu. Datini kalkulierte den Gesamtaufwand 1399 mit etwa 6000 Florin.[18]
Florenz
Da sein Geschäftsrahmen längst das kleine Prato sprengte, dessen Bevölkerungszahl zudem vom Anfang des 14. Jahrhunderts bis zum ersten Viertel des nachfolgenden von 26.000 auf 8.000 schrumpfte[19], zog Datini nach Florenz um. Dort gründete er mit Stoldo di Lorenzo und einem weiteren Gesellschafter eine Kompanie, 1388 eine weitere mit Domenico di Cambio, die bis zu seinem Tod fortbestand. Im selben Jahr wurde er Mitglied in der Seidenmachergilde.[20] Innerhalb der Stadt, in der er ab 1394 fast durchgängig wohnte, zog er mehrfach um. So wohnte er zunächst am Ponte alla Carraia, dann in Porta Rossa und in Por Santa Maria, schließlich in der Via Santa Cecilia und an der Piazza Tornaquinci. Darüber hinaus reiste er rastlos zwischen den für sein Handelsimperium wichtigsten Städten in Italien. Hinzu kam, dass ihn mehrfach Ausbrüche der Pest zwangen, die Stadt zu verlassen. So floh er mitsamt seinem Hausstand 1390 nach Pistoia, wo er bis zum 17. Mai 1391 blieb.
1392 beteiligte sich die Florentiner Kompanie an einer Genueser Firma, in der die drei örtlichen Gesellschafter zu Leitern wurden: „Francesco di Marco, Andrea di Bonanno & Co“. Zugleich machte Datini aus seiner Pisaner Firma eine Kompanie, in der die Florentiner Kompanie ebenfalls die meisten Anteile besaß. Diese Pisaner Kompanie konnte wiederum ihr Kapital anderen Unternehmen zur Verfügung stellen: ein weiterer Schritt zu engerer Verflechtung.
Im folgenden Jahr gründete die Genueser Firma Zweigniederlassungen in Barcelona, Valencia und auf Mallorca. Luca del Sera – er sollte zu Datinis Testamentsvollstreckern zählen – ging nun nach Barcelona.[21] 1394 erfolgte die Gründung dreier weiterer Firmen in Barcelona, Valencia und auf Mallorca, mit Agenturen auf Ibiza und in San Matteo[22], einem Dorf in Katalonien. Mallorca erwarb in Venedig Kupfer, das ab 1398 über jüdische Mittelsmänner südwärts über Honein (wohin sie ab 1391 von Mallorca geflohen waren) bis in den Tuat im südlichen Algerien gehandelt wurde, von dem Datini Kenntnis erhielt. Dieser Handel wurde bis September 1410 fortgesetzt, also über Datinis Tod hinaus, wenn es auch 1407/08 zu einem schweren Einbruch kam, als eine der Karawanen – sie konnten 8000 bis 12.000 Kamele umfassen – ausgeraubt wurde.[23] Während San Matteo zum wichtigen Wollsammelpunkt wurde, war Ibiza für sein Salz[24] berühmt. Die dortige Filiale wurde von Florentinern geleitet. Überhaupt umgab sich Datini fast nur mit Toskanern, möglichst aus den ihm bekannten Städten, besser noch aus der näheren und weiteren Verwandtschaft.
1395 wurde Datini Mitglied in der Florentiner Färberzunft. Ein Jahr später wandelte er die katalanische Firma in die Katalanische Handelskompanie mit Sitz in Barcelona bzw. Valencia um. Die Florentiner Firma war dabei wieder mehrheitlich am Kapital beteiligt, ihre drei Gesellschafter leiteten wiederum die drei Teilunternehmen. Daneben bestand dort seine Alleininhaberfirma weiter, die eine leitende Rolle in seinem Firmensystem übernahm.
Eine solche Verflechtung von Einlageanteilen sollte typisch für Datinis Gesellschaft werden, deren Fäden in Florenz zusammenliefen. Die einzelnen Kompanien waren einzig und allein durch seine Person untereinander verbunden, bzw. durch sein Kapital, das ihm die Entscheidungsgewalt gab. Dabei kamen Kontakte in die einflussreichsten Florentiner Kreise seinen Geschäften zugute.[25] Auf dem Höhepunkt seiner Firma arbeitete Datini 1398 mit einem investierten Kapital von 45.500 Florin.[26]
1399 musste Datini abermals vor der Pest nach Bologna fliehen, wo er bis 1401 blieb.[27] Dort konnte er die weiträumigen Kontakte von Männern nutzen, die ebenfalls dorthin geflohen waren, wie Filippo Tornabuoni, Piero Bonciani und Antonio di Niccolò da Uzzano[28], Bartolomeo Balbani aus Lucca oder Giovanni di Feo Bracci aus Arezzo.
Margherita
Datinis Frau, Margherita († 1423), wurde 1357 als jüngstes der sieben Kinder des Domenico Bandini geboren, dessen Besitz in Florenz 1358 infolge politischer Kämpfe konfisziert worden war. Sie heiratete den zu dieser Zeit etwa vierzigjährigen Francesco im Alter von 19, nach anderen Angaben von 16 Jahren[29] in Avignon, ohne dass sie eine Mitgift in die Ehe hatte einbringen können. Die Ehe blieb kinderlos. 1380 schrieb Monte Angiolini an Datini, dass diese Tatsache nach vier Jahren eine große Belastung darstellte, am 21. Juni 1381 entschuldigte er sich bei Margherita für seine Einmischung. Die Distanz zwischen den Eheleuten nahm deutlich zu, eine der Ursachen, warum es zu einer umfangreichen Korrespondenz zwischen den beiden kam.
Mit Francesco ging sie 1383 nach Prato, wechselte hin und wieder nach Florenz, als Francesco seine Geschäfte dorthin verlagerte. Von dort erreichten sie allein 132 der erhaltenen 182 Briefe ihres Mannes – weitere 44 erreichten sie aus Prato und 6 aus Pisa.[30] Margherita lebte zunehmend in Prato und sorgte für den Ausbau des Hauses und der Ländereien, sowie für die Tagesabläufe in ihrem riesigen Haushalt.
Bei ihrem Briefwechsel wurden zahlreiche Grundsätze des kaufmännischen Briefwechsels beherzigt, wie beispielsweise die Angabe des Ausstellungsdatums, des beauftragten Boten, des Bezugs auf den letzten Brief, auch der stundengenaue Termin der Annahme oder der Vermerk „beantwortet am...“. Daher ist bekannt, dass mindestens 61 Briefe Francescos und 24 Briefe Margheritas[31] verloren gegangen sind, von denen wir insgesamt 248 kennen. Zeitliche Lücken entstanden vor allem dadurch, dass die beiden zusammen in einem Haus wohnten, wie 1393, als sie vor der Pest nach Pistoia flohen, oder 1400–1401, als sie aus demselben Grund nach Bologna gingen. Die meisten Briefe stammen aus den Jahren 1394–1395 und 1397–1399, eine Phase, in der bis zu drei Briefe am Tag geschrieben wurden. Datini diktierte gelegentlich seine Briefe, ließ sie sogar manchmal in seinem Sinne schreiben, Margherita musste sie diktieren, da sie zunächst nicht schreiben konnte. Außerdem verweisen beide, wenn es zu persönlich wurde, darauf, dass der Rest „a bocca“, also mündlich, besprochen werden sollte, zum anderen sprechen sich die beiden mit „tu“, also „Du“ an, wenn sie selbst diktiert, bzw. geschrieben haben. Von den 182 Briefen Francescos hat er nur 48 erkennbar mit eigener Hand geschrieben. Die übrigen Briefe stammen von 18 verschiedenen Händen (insgesamt hat Datini rund 7.000 Briefe geschrieben).
Dabei erteilte Datini zahllose Aufträge, tadelte sie und erteilte ihr Anweisungen, diskutierte mit Margherita Projekte – und dennoch wuchs ihr nach und nach die Rolle einer Vertrauten und Beraterin zu.
Dies war keineswegs selbstverständlich, denn Datini hatte 1387 einen illegitimen Sohn namens Francesco von seiner Sklavin Ghirigora, ein Kind, das bereits 1388 starb. Wohl schon um 1375 hatte er einen Sohn gezeugt, der aber ebenfalls früh starb, wohl schon nach vier Monaten.[32] Ghirigora wurde eilig, noch während der Schwangerschaft, verheiratet. Margherita war empört, fühlte sich gedemütigt. 1392 wurde darüber hinaus Ginevra geboren, ebenfalls Tochter einer Sklavin. Margheritas Schwester Francesca, die selbst mehrfache Mutter war, empfahl ihr sogar 1393 den Besuch eines Scharlatans, um doch noch ein Kind bekommen zu können. Gleichzeitig litt Margherita offenbar unter sehr starken Blutungen und Regelschmerzen.
Margherita akzeptierte das Kind jedoch nach anfänglicher Ablehnung und kümmerte sich bald liebevoll um Ginevra. So sorgte sie für die Auswahl einer Amme, die Ausstattung, Erziehung und Ausbildung, was sich z. B. auf die Beschaffung geeigneter Spielsachen und Musikinstrumente erstreckte. Sie nahm sie beinahe als eigene Tochter an. Die Mutter, Lucia, wurde befreit, und Datini verheiratete sie an einen seiner Mitarbeiter. Sie lebte weiterhin im Haushalt der Margherita und die beiden freundeten sich sogar an. Ginevra wurde am 24. November 1407 ebenfalls an einen Mitarbeiter namens Lionardo, Sohn des Ser Tommaso verheiratet, ihre Spur verliert sich im Laufe der 1420er Jahre. Margherita kümmerte sich zudem um 1398 um eine ansonsten unbekannte Tochter „Chaterina“ des offenbar schwer kranken, aber im einzigen das Kind erwähnenden Brief nicht genannten Vaters.[33] Margherita verbrachte nach dem Tod ihres Mannes viel Zeit bei Ginevra und ihrem Mann Lionardo in Florenz.[34]
Francesco, der seine Frau ständig zu kontrollieren und zu dirigieren versuchte – was einen erheblichen Teil der Korrespondenz ausmacht –, unterschätzte lange Zeit seine Frau, die über Jahrzehnte eine riesige Baustelle und eine große Familie führte, und zahlreiche Gäste empfing und bewirtete, z. B. Francesco Gonzaga. Auch ihre Nichten kamen ins Haus und wohnten dort immer wieder über längere Zeit, wie Tina, um deren Ausbildung sich Margherita kümmerte – und sie sollte lesen lernen. Zwar konnte Margherita nur einfache Briefe lesen, aber sie war in der Lage, sehr komplizierte Sachverhalte darzustellen und zu diktieren – eine Fähigkeit, die Francesco erst ab 1386 anerkannte. Margherita selbst versuchte sich im Schreiben – ein erster Brief in unsicherer Schrift stammt von 1387 – und 1396 staunte Ser Lapo Mazzei über ihre Fortschritte. Ab 1399 brachte sie seinem Sohn das Schreiben bei. In diesem Jahr schrieb sie auch die Briefe an Francesco überwiegend selbst. Als sei dies zum Beweis ihrer Fertigkeit genug, schrieb sie von da an nur noch einen einzigen Brief mit eigener Hand.
Um diese Zeit lebten Francesco und Margherita noch distanzierter als bisher. Als Francesca, Margheritas Schwester, 1401 verstarb, drängten Francescos Freunde ihn, seiner Frau wenigstens Trost zu spenden.
Bankgründung und Spekulation
1399 ging Francesco Datini erneut nach Florenz und wagte sich dort an die Gründung einer Bank, zusammen mit einem Prateser. Solche Bankhäuser hatten zwar mit den einfachen Pfandleihern, den Lombardi, nur noch wenig gemein, aber auch sie verliehen Geld und gerieten damit in Verdacht, Wucher zu betreiben. Datinis Gesellschafter Domenico di Cambio meinte: „Francesco di Marco will seinen Ruf verlieren ... um Geldwechsler zu werden, unter denen doch keiner ist, der nicht Wucher treibt“. Datini wurde am 4. März 1399 Mitglied in der Arte del Cambio, der Wechslerzunft. Dennoch vermied er es, sich in Kreditgeschäfte mit großen kirchlichen und weltlichen Herren hineinziehen zu lassen. In seiner Kindheit waren dadurch viel größere Banken zusammengebrochen, wie die der Florentiner Bankhäuser der Bardi und Peruzzi.
Doch Datini war längst – in den Augen der Zeitgenossen – auf viel rufschädigenderes Terrain vorgestoßen. Er hatte Spekulationsgeschäfte begonnen, bei denen er mittels Wechseln (insgesamt 5000) auf Kursschwankungen verschiedener Währungen, vor allem zwischen Flandern, Barcelona und Italien setzte. Domenico di Cambio war hier der Ansicht, er wolle „lieber 12 % an Warengeschäften verdienen, als 18 % an Wechselgeschäften“.
Der Aufstieg wurde im Jahre 1400 durch eine Katastrophe beinahe zunichtegemacht. Bei einer weiteren Pestwelle starben fast alle seine Gesellschafter, so dass er seine Firmen in Pisa und Genua schließen musste. Auch die Bank in Florenz wurde geschlossen und die Produktion von Wolle und Seidentüchern in Prato eingestellt. Als Datini nach einem Jahr aus Bologna zurückkehrte, wohin er wegen der Pest geflohen war, klagte er am 20. September 1401 über den Verlust seiner besten Mitarbeiter, wie den Bankspezialisten Bartolomeo Cambioni, Niccolò di Piero, der sich auf die Produktionstechniken verstand, Manno d’Albizzo und Andrea di Bonanno, die die Geschäfte im Raum Pisa bzw. Genua geführt hatten. Datini entschloss sich, die Bank und die beiden Produktionsstätten sowie Pisa und Genua aufzugeben.
Datini erholte sich zwar binnen weniger Jahre weitgehend von diesem schweren Schlag, dachte aber immer häufiger – dies äußerte er in Briefen an seinen Freund Ser Lapo Mazzei aus Florenz – über die Gründung einer wohltätigen Stiftung nach. Dies war insofern naheliegend, als sich die Gesellschaften verpflichtet sahen, Gott einen Anteil des Gewinns zukommen zu lassen, ja, ihm ein eigenes Konto, für „Messer Domeneddio“, einzurichten. Es stand für die Armen und wurde bei der Auflösung einer Gesellschaft als erstes ausbezahlt.
Dennoch versuchte Datini seinen Geschäftsrahmen weiter auszudehnen, indem er etwa in Nordafrika mit den Hafsiden und den Mariniden von Tunesien und Marokko Geschäfte anzubahnen suchte.[35] In den Handelsmetropolen des östlichen Mittelmeers, etwa in Venedig, hatte er schon deshalb Geschäftspartner, damit er über politische Ereignisse, über Preise, Warenqualitäten und wechselnde Handelsgebräuche, über Piraterie und all das rechtzeitig informiert war, was seine Geschäfte beeinflussen konnte.
Aufstieg in die Calimala
1404, im Alter von fast 70 Jahren, gelang ihm die Aufnahme in die bedeutendste Florentiner Gilde, die Tuchveredlergilde (Arte di Calimala). Ihren Mitgliedern war der Handel mit Tüchern höchster Qualität vorbehalten. Handelskontakte verbanden ihn nun mit mehr als vierzig italienischen und mindestens zehn französischen[36] Städten, mit Brügge und einigen anderen Orten im Reich, wie etwa Nürnberg[37], aber auch mit Marokko, Algerien, Tunesien und der Levante – insgesamt mit 267 Orten. Allein 1634 Briefe von 63 verschiedenen Absendern erreichten ihn z. B. aus Rom.[38]
Testament
Nach Datinis Tod am 16. August 1410 wurden seine Frau Margherita[39] – sie starb zehn Jahre später – und sein Gesellschafter Luca del Sera als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Die beträchtliche Summe von genau abgezählten 72.039 Florin, 9 Soldi und 4 Denaren ging nach Datinis Wunsch an eine fromme Stiftung. Dazu kam Immobilienbesitz in der geschätzten Höhe von 11.245 Florin. Die Florentiner Firma sollte noch fünf Jahre weitergeführt werden, damit ihre Gewinne in die Stiftung einfließen konnten, die insgesamt über ein Vermögen von mehr als 100.000 Florin verfügte. Dass diese Summe ein beträchtliches Vermögen darstellte, verdeutlichen Preisangaben aus dieser Zeit. So kostete ein Schwein 3 Florin, ein gutes Reitpferd 16 bis 20, eine Sklavin 50 bis 60 Florin, ein Purpurgewand, wie es Datini auf einem Gemälde trug, kostete etwa 80 Florin.[40]
Datinis Frau veranlasste alles Notwendige, wie die Bestellung eines Grabsteins bei Niccolò di Piero Lamberti (um 1370–1451), der sich noch heute im Dom befindet. Sie selbst beschied sich mit einem geringen Anteil des Vermögens, der ihr aber ein auskömmliches Leben im Haus des Verstorbenen gestattete.
Die Stiftung Ceppo de’ poveri – Ceppo wurde ein Stumpf genannt, in den die Kirchenbesucher ihre Spenden für die Armen warfen – feierte im Jahr 2010 ihr sechshundertjähriges Bestehen. Die Kommune Prato ernennt bis heute ein fünfköpfiges Leitungskomitee sowie vier Honoratioren, von denen jeder ein Stadtviertel repräsentiert. Diese Stiftung verwaltet seitdem nicht nur das Vermögen Datinis zugunsten der Armen Pratos, sondern auch sein Haus und seine gesamte Korrespondenz. Schon vor Datinis Gründung gab es seit 1282 einen Ceppo vecchio, den Monte Pugliesi, so dass Datinis Gründung bald Ceppo nuovo hieß.[41]
Durch die Plünderung Pratos im Jahr 1512 wurden die Institutionen mit einem Schuldenberg belastet, so dass sie 1537 geschlossen werden mussten. Die beiden Stiftungen wurden jedoch am 13. Juni 1545 von Cosimo I. de’ Medici vereinigt und nahmen ihre Funktion unter dem Namen Casa Pia de’ Ceppi wieder auf. Seitdem kümmert sie sich zum einen um die Armen der Stadt, besonders um Kinder, zum anderen fördert sie Kunst und Kunsterhaltung, besonders in der Kirche San Francesco, die Datini am Herzen lag. Dort wurden 2010 umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Die Dokumente, die Datini hinterließ, wurden, bevor sie im 17. Jahrhundert in Säcke gepackt und unter einer Treppe eingemauert wurden, im Jahr 1560 durch Alessandro Guardini, einen Gelehrten aus Prato, ein letztes Mal gesichtet und geordnet.[42]
Datini hätte diese Stiftung vermutlich nicht eingerichtet, wenn ihn nicht sein Freund Ser Lapo Mazzei davon überzeugt hätte, dessen Denken stark von den Idealen der Franziskaner beeinflusst war.[43] Vermutlich ist dieser Erfolg ebenso Margherita Datini zu verdanken, die auch dafür sorgte, dass sein Werk in diesem Sinne fortgeführt wurde. Außerdem ließ sie an den Außenwänden des Hauses Malereien anbringen, die das Leben des Verstorbenen ins Gedächtnis riefen. Ein Teil der Häuser diente der Stiftung noch lange Zeit als Hospiz. Schon 1399 hatte Francesco an der Wallfahrt der Bianchi (der Weißen) teilgenommen, die barfuß und nur mit weißem Leinen bekleidet von Stadt zu Stadt zogen, beteten und versuchten, die Feinde zu versöhnen.[44] Datini war im Übrigen Besitzer eines Exemplars von Dantes Göttlicher Komödie. Dass er auf seiner Pilgerreise keineswegs darben wollte, schreibt er selbst: „Und damit wir auch alles haben, was wir zum Leben brauchen, führte ich meine zwei Pferde und das Reitmaultier mit mir; und diesen Tieren luden wir ein Paar Satteltruhen auf, in denen viele Schachteln mit allerlei Konfekt waren und eine große Menge Wachs in Form von kleinen Fackeln und Kerzen, und Käse in allen Sorten und frisches Brot und Zwieback und Brezeln, gezuckert und ungezuckert, und noch andere Dinge, die der Mensch zum Leben braucht, so daß die beiden Pferde voll beladen waren mit unseren Lebensmitteln; und außer diesen trugen sie einen großen Sack von warmen Gewändern ...“[45]
Das Handelsimperium
Sein Firmensystem[46] erreichte 1399 seine vorläufig größte Ausdehnung. Es umfasste Handelsgesellschaften, Banken und Produktionsbetriebe insbesondere für die Weiterverarbeitung von halbfertigen Tuchprodukten. Zwar tätigte er auch Geschäfte im östlichen Mittelmeerraum, konzentrierte seine Unternehmungen aber wie viele seiner toskanischen Zeitgenossen weitgehend im westlichen. Bei dieser Entscheidung für den Westen spielte die Möglichkeit, bargeldlos Geldmittel zu bewegen, eine entscheidende Rolle. Bei all dem musste ein dichtes Nachrichtennetz über erhebliche Distanzen unterhalten werden.[47]
Datini gründete im westlichen Mittelmeerraum sowohl Alleininhaberfirmen als auch Kompanien. Dabei hatte entweder er selbst den Mehrheitsanteil am Kapital der jeweiligen Kompanie wie in Avignon, in beiden Produktionsbetrieben und in der Bank, oder aber die Kompanie in Florenz verfügte über die Kapitalmehrheit wie im Fall der Firmen in Pisa, Genua und Katalonien. Da diese Kompanien nur Teile ihres Kapitals in andere Firmen investierten und nur durch Personalunion miteinander verbunden waren, konnten sie sich nicht mehr gegenseitig in einen Bankrott hineinziehen.
Datini leitete diesen Komplex in Form einer Art Holding, in der die Kompanie in Florenz, ohne selbst zu produzieren, in den von ihr geführten Unternehmen einen großen Kapitalanteil innehatte – eine Organisationsform, die die Medici des 15. Jahrhunderts voll entwickelten. Als Maggiore – so wurde Datini genannt – lenkte er persönlich das Gesamtunternehmen, repräsentiert durch sein Händlerzeichen. Mit Unterstützung der Mitarbeiter aus der Florentiner Unternehmung regierte er bis in die unbedeutendsten Personalfragen hinein, traf seine Auswahl, sorgte für Ausbildung und Kontrolle, ließ sich von jedermann berichten und gab selbst unentwegt schriftliche Anweisungen. Dabei griff er im Schnitt täglich fünfzig Mal zur Feder.
Der Organisationsform nach führte Datini also zwei Unternehmen allein, nämlich in Florenz und in Prato, dazu Gemeinschaftsfirmen in Avignon, Genua, Barcelona – mit Filialen in Valencia[48] und auf Mallorca[49] –, in Pisa, dazu zwei Firmen in Prato und zwei in Florenz. Dabei handelte es sich um insgesamt sechs Handelsgesellschaften, von denen er eine allein führte, zwei Produktionsfirmen (Compagnia della Lana für Wolle und Compagnia della Tinta für Färberei), eine Bank, dazu das von ihm persönlich geleitete Mischunternehmen in Prato. Allein dies bedingte eine umfangreiche Korrespondenz, zu der sich in zahlreichen Orten weitere Adressaten gesellten.[50] Federigo Melis hat 1962 dieses umfangreiche Korrespondenzwerk den rund 280 in den Briefen vermerkten Orten der Absender und Adressaten zugeordnet.[51] Der ganz überwiegende Teil der Korrespondenz wurde in Toskanisch abgefasst, doch enthält Datinis Archiv auch 2.678 Briefe in Katalanisch, auch Latein kommt gelegentlich vor, aber nie innerhalb des Handelsimperiums, sondern nur in der externen Korrespondenz und fast ausschließlich mit norditalienischen Partnern. Auch erhielt Datini, der nach seinem langen Aufenthalt in Avignon sicherlich Provenzalisch sprach, 86 überlieferte Schreiben in dieser Sprache. In den nicht überlieferten Schreiben aus seiner Avignoneser Zeit dürften sich zahlreiche Schriftstücke in Provenzalisch befunden haben, die jedoch verloren sind.[52]
In allen Gesellschaften erledigten die Partner, vor allem aber Datini persönlich, einen Großteil der Arbeiten. Dessen ungeachtet hatte jede seiner Firmen auch noch fest angestellte Faktoren, Notare, Buchhalter oder Kassierer, Boten und Lehrlinge, die im Gegensatz zu den Compagni, den Gesellschaftern, nicht am Gewinn beteiligt waren. Im Datini-Archiv findet sich ein Vertrag mit Berto di Giovanni, einem jungen Mann aus Prato, der drei Jahre lang für Datini arbeiten, im ersten Jahr 15 Florin, im zweiten dann 20 und im dritten 25 erhalten und darüber hinaus alle Spesen ersetzt bekommen sollte. Auch existiert eine Empfangsbestätigung über den Lohn eines jungen Buchhalters, der zwölf Florin im Jahr erhielt.
Aus Datinis Besitz sind rund 600 Rechnungsbücher (Libri contabili) von ganz verschiedener Art erhalten. Sie spiegeln die Geschäftspraxis jener Zeit umfassend wider. Es gab die Quadernacci di Ricordanze, die nichts weiter sind als Notizbücher, in denen täglich Einnahmen und Ausgaben so, wie sie gerade anfielen, festgehalten wurden. Dazu kamen allerlei Notizen, sogar stichwortartig die neuesten Nachrichten vom Tage. In den Memoriali wurden dann die Einträge aus den Ricordanze systematisch zusammengestellt. Die Libri grandi schließlich, die jede Gesellschaft führte, und zwar (seit 1382 in der Zentrale und seit 1397 in Avignon) in doppelter Buchführung, waren bei Francesco prachtvoll in Pergament oder in Leder gebunden, trugen seine Handelsmarke und waren fortlaufend mit den Buchstaben des Alphabets versehen. Nach damaligem Brauch war die Vorderseite des ersten Blattes fast immer mit einer religiösen Sentenz überschrieben wie: „Im Namen Gottes und der Heiligen Jungfrau Maria“ oder „Im Namen Gottes und des Geschäfts“. Außerdem wurden noch Ein- und Ausgangsbücher (libri d’entrata e d’uscita) geführt, auch Schuldner- und Kreditgeberbücher (libri dei debitori e creditori) genannt, in denen der Ein- und Ausgang von Bargeld eingetragen wurde, der dann wiederum in den Libri d’Entrata e d’Uscita della Cassa grande zusammengefasst wurde.
In Avignon standen im Handelshaus Geldkassetten für das Bargeld, die allabendlich abgerechnet und danach in die Cassa grande entleert wurden, zu der Francesco Datini als einziger den Schlüssel besaß. Dann führte auch noch jedes einzelne Handelshaus seine Bücher, in denen Inventarlisten, Quittungen und Frachtbriefe etc. enthalten waren; die Partner und Faktoren im Ausland führten ebenfalls Buch und außerdem gab es noch Immobilienregister, Lohnlisten, dazu die zwölf Handlungsbücher des Tuchbetriebs in Prato.
Schließlich führte Datini auch privat Buch und hielt in den Kontobüchern „di Francesco proprio“ seine persönlichen Ausgaben und die für seinen Haushalt fest, während er Partnerschaftsverträge, Abrechnungen, die über den jeweiligen Kapitalstand eines jeden Firmenmitglieds Aufschluss gaben, sowie Bilanzen vor allem in einem Libro segreto, einem geheimen Buch, niederlegte. Das Recht des Kaufmanns, diese Bücher öffentlicher Prüfung zu verschließen, war so fest verankert, dass ein Freund Datinis, als die Steuerbeamten der Stadtkommune von Florenz 1401 verlangten, sämtliche Bücher einzusehen, dazu schrieb: „Die finanzielle Notlage der Kommune zwingt sie, diese Schamlosigkeit zu begehen.“
Datinis Archiv
Datini begann bereits ab 1364 in Avignon, seine Papiere aufzubewahren, doch die meisten Dokumente stammen aus den Jahren 1382 bis 1410, also der zweiten Hälfte seines Kaufmannslebens.
Das Datini-Archiv ist mit Abstand das umfangreichste erhaltene Kaufmannsarchiv des Mittelalters. Es umfasst über 152.000 „Stücke“ in 592 Mappen, davon mehr als 125.000 Geschäftsbriefe, rund 11.000 Privatbriefe und weitere 15.802 Dokumente sonstiger Art. Allein die 574 Rechnungsbücher mitsamt der Hauptbücher bilden einen gewaltigen Fundus. Des Weiteren finden sich rund 300 Partnerschaftsverträge, meist Verträge anderer Firmen, die mit Datinis Firma in Geschäftsverbindung standen. Schließlich enthält das Archiv neben einer Vielzahl weiterer Dokumente etwa 5.000 Wechsel. Auch nach seinem Tod gelangte die fortlaufende Korrespondenz in das Archiv, erst 1422 bricht die Überlieferung ab.
Alle diese Dokumente befinden sich bis heute im ehemaligen Haus des Francesco und der Margherita Datini in Prato in der Via Lapo Mazzei – ein Name, der für Datini große Bedeutung hatte, denn er war ein enger Freund und vertrauenswürdiger Berater. Das Obergeschoss befindet sich noch weitgehend im ursprünglichen Zustand. Kurz nach 1410 wurden heute stark verblasste Malereien durch die Stiftung angebracht. Die Fenster im Erdgeschoss sind erst im 17. Jahrhundert im Rahmen einer Renovierung verändert worden.
Als im 17. Jahrhundert die gesamte Einrichtung aus dem Haus entfernt wurde, um das Haus zu renovieren, riss man auch die „Papiere“ Datinis aus den Schränken und deponierte sie unter einer Treppe des Hauses. Dort blieben sie bis 1870 vergessen.
Wissenschaftliche Bedeutung
Eigentlicher Wiederentdecker der Papiere war der Prateser Erzdiakon Don Martino Benelli, der 1870 mit Hilfe von Don Livio Livi die in Säcken eingenähten Dokumente sortierte. Zunächst wanderten die Bestände während der Restaurierung des Datini-Hauses in die Bischofsresidenz. Livi machte durch Publikationen das Archiv bekannter, indem er etwa 1903 in der Fachzeitschrift Archivio Storico Italiano veröffentlichte.[53] Zum 500. Todestag im Jahr 1910 erschien eine Schrift zu Datini unter den Auspizien seiner Stiftung.[54] 1915 veröffentlichte Sebastiano Nicastro ein umfangreiches Inventar in einer Reihe über italienische Archive.[55] 1927 wurde das Testament Datinis publiziert.[56]
Die Arbeiten über Bankwesen und Wechsel, die etwa Raymond de Roover Ende der 40er Jahre vorlegte, und in denen Dokumente aus Datinis Archiv erschienen, stellten die Bedeutung des Prateser Unternehmers erst auf eine über Italiens Grenzen hinausweisende Ebene. Herausragende populärwissenschaftliche Arbeiten, vor allem die zuerst 1957 von Iris Origo in London herausgegebene Biografie, haben Datini und den Kaufmannsgeist seiner Zeit auch über Fachkreise hinaus bekannt gemacht.
Erst 1958 anlässlich einer internationalen Ausstellung unter Beteiligung sowjetischer Wissenschaftler – schließlich hatten Datinis Handelsbeziehungen bis zur Krim gereicht – und unter Vorsitz des früheren Staatspräsidenten Luigi Einaudi, kam man überein, die Bestände wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückzubringen. Das Innenministerium, dem in Italien bis 1975 alle Archive unterstanden – heute sind sie dem Ministerium für Kulturgüter und Tourismus zugeordnet –, ordnete an, dass eine Dépendance des Florentiner Staatsarchivs eingerichtet werden sollte, die bald autonom wurde. Im selben Jahr gab Guido Pampaloni ein Inventar heraus.[57]
Federigo Melis und Armando Sapori, die sich über die Bedeutung der Datini’schen Holding uneins waren, bewirkten, dass zahlreiche, zunächst vor allem italienische Wissenschaftler, die Archivalien mit Blick auf ihre Forschungsgebiete durchsuchten. So tauchten die Bestände nicht nur in stadtgeschichtlichen Untersuchungen auf, sondern auch in thematisch stärker fokussierten Arbeiten wie Raymond de Roovers Geschichte von Geld, Bank und Kredit. Inzwischen gibt es kaum noch eine Fragestellung zur mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte, in der nicht Prateser Archivalien eine Rolle spielen. Der Bogen spannt sich dabei von mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen bis zu minutiösen Detailstudien zum internen Funktionieren eines solchen Unternehmens. Doch sind die Fragestellungen inzwischen weit darüber hinausgewachsen und berühren auch nicht unmittelbar wirtschaftsgeschichtliche Arbeitsfelder wie die der Schriftlichkeit, der Geschichte der Geschlechter, des Ordnungsverhaltens, der Medizin[58] usw.
Darüber hinaus wurde der Bestand zum Anlass genommen, ein eigenes Forschungsinstitut zu gründen, das Istituto di storia economica „Francesco Datini“, das alljährlich Vortrags- und Diskussionswochen zu wechselnden Themen veranstaltet und Forschungen am Bestand großzügig fördert. Die XLII. Settimana di Studio, eine Forschungs- und Studienwoche, die im Jahr 2010 vom 18. bis 22. April in Prato stattfand, widmete sich der Frage, wohin sich die Wirtschaftsgeschichte entwickelt.[59] Bereits 1979 wurden die Knochen Datinis unter anthropologischen Gesichtspunkten untersucht.[60]
Dabei ist das Institut in der Via L. Muzzi 38 nicht nur wissenschaftlich stark verankert, sondern auch in der Stadt Prato selbst. So beging die Stadt am 17. August 2007 in einer großen Feier den 597. Todestag Datinis. Der Gonfalone del Comune legte einen Kranz an seinem Denkmal nieder. So hatte Datini es in seinem Testament bestimmt, dass am Tag nach seinem Ableben eine Messe stattfinden sollte, dazu eine öffentliche Ehrung. Ebenso wird sein Grabstein gepflegt, der in den 1990er Jahren restauriert wurde.[61] Im Jahr 2010, in dem sich der Todestag Datinis zum 600. Mal jährte, wurden umfangreiche Gedenkfeiern durchgeführt.[62] Die italienische Post gab eine Sonderbriefmarke heraus. Der Palast der Datini wurde restauriert.[63]
Literatur und Editionen
Übergreifende, vorrangig biographische Arbeiten
- Giampiero Nigro (Hrsg.): Francesco di Marco Datini. The Man, The Merchant, Firenze University Press, Fondazione Istituto Internazionale di Storia Economica "F. Datini", Florenz 2010.
- Robert Brun: A Fourteenth-Century Marchant of Italy: Francesco Datini of Prato, in: Journal of Economic Business History (1930) 451–466.
- Robert Brun: Annales avignonnaises de 1382 à 1410 extraites des archives Datini, in: Mémoires de l'institut historique de Provence 12 (1935) 17–142.
- Cassandro Michele: Aspects of the Life and Character of Francesco Di Marco Datini, in: Giampiero Nigro (Hrsg.): Francesco di Marco Datini. The Man, The Merchant, Firenze University Press, Fondazione Istituto Internazionale di Storia Economica "F. Datini", Florenz 2010, S. 3–51.
- Michele Luzzati: Datini, Francesco. In: Massimiliano Pavan (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 33: D’Asaro–De Foresta. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1987, S. 55–62.
- Iris Origo: „Im Namen Gottes und des Geschäfts.“ Lebensbild eines toskanischen Kaufmanns der Frührenaissance, Francesco di Marco Datini (1335–1410), ins Deutsche übersetzt von Uta-Elisabeth Trott, C. H. Beck, München 1985, ISBN 3-406-30861-9.
- Joseph Patrik Byrne, Eleanor A. Congdon: Mothering in Casa Datini, in: Journal of Medieval History 25/1 (1999) 35–56.
- Elena Cecchi: Le lettere di Francesco Datini alla moglie Margherita (1385–1410), Prato 1990.
- Ann Crabb: Ne pas être mère: l’autodéfense d’une Florentine vers 1400, in: Clio. Histoire, Femmes et Sociétés 21 (2005), publ. im Juni 2007. (Online, aufgesucht am 17. November 2014)
- Ann Crabb: „If I could write“: Margherita Datini and letter writing, 1385-1410, in: Renaissance Quarterly 60 (2007) 1170–1206.
- Valeria Rosati (Hrsg.): Le lettere di Margherita Datini a Francesco di Marco (1384–1410), Cassa di risparmi e depositi, Prato 1977 (Biblioteca dell’Archivio Storico Pratese, 2).
- Diana Toccafondi, Giovanni Tartaglione (Hrsg.): Per la tua Margherita… Lettere di una donna del ’300 al marito mercante. Margherita Datini e Francesco di Marco 1384–1401, CD-ROM, Archivio di Stato di Prato, Prato 2002.
- Cesare Guasti: Ser Lapo Mazzei. Lettere di un notaro ad un mercante del secolo XIV, 2 Bde., Florenz 1880.
- Veronica Vestri: Appunti per una storia istituzionale della Casa Pia dei Ceppi dal secolo XIV al secolo XIX, in: Una casa fatta per durare mille anni, Polistampa, Prato 2012.
- Armando Sapori: Cambiamenti di mentalità del grande operatore economico tra la seconda metà del Trecento e i primi del Quattrocento, in: Studi di Storia economica (1967) 457–485.
- Veronica Vestri: Istituzioni e vita sociale a Prato nel primo quattrocento, laurea, Florenz 1993, Prato 1994.
Inventar, Archiv und Palazzo Datini
- Elena Cecchi Aste: L'Archivio di Francesco di Marco Datini. Fondaco di Avignone. Inventario, Rom 2004.
- Anne Dunlop: „Una chasa grande, dipinta“: Palazzo Datini in Prato, in: Dies.: painted Palaces. The Rise of Secular Art in Early Renaissance Italy, Penn State Press 2009, S. 15–41.
- Sara Catharine Ellis: The Late Trecento Fresco Decoration of the Palazzo Datini in Prato, thesis, Queen's University, Kingston, Ontario 2010 (online, PDF)
- Jérôme Hayez, Diana Toccafondi (Hrsg.): Palazzo Datini a Prato. Una casa fatta per durare mille anni, Polistampa, Florenz 2012.
Schriftgebrauch und Binnenorganisation
- Franz-Josef Arlinghaus: ‘Io’, ‘noi’ und ‘noi insieme’. Transpersonale Konzepte in den Verträgen einer italienischen Handelsgesellschaft des 14. Jahrhunderts (Online-RTF)
- Franz-Josef Arlinghaus: Zwischen Notiz und Bilanz. Zur Eigendynamik des Schriftgebrauchs in der kaufmännischen Buchführung am Beispiel der Datini/di Berto-Handlungsgesellschaft in Avignon (1367–1373), Diss. masch. Münster 1996, Frankfurt 2000 (partiell online).
- Hans-Jürgen Hübner, Ludolf Kuchenbuch: Schrift, Geld und Zeit. Francesco Datinis Wechselbrief vom 18. 12. 1399 im Kontext seiner Buchhaltung, in: Alteuropäische Schriftkultur, Kurseinheit 5: Von der Bibel zur Bibliothek. Sieben Fallstudien zu Profil und Entwicklung der Schriftkultur im Mittelalter, FernUniversität Hagen 2004, S. 115–137.
Wirtschaftliche Organisation und ihre Mittel
- Enrico Bensa: Francesco di Marco da Prato. Notizie e documenti sulla mercatura Italiana del secolo XIV, 2 Bände, Mailand 1928.
- Markus A. Denzel: La Practica della Cambiatura. Europäischer Zahlungsverkehr vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, Stuttgart 1998.
- Gaetano Corsani: I fondaci e i banchi di un mercante pratese del Trecento, Prato 1922.
- Bruno Dini: Una pratica di mercatura in formazione (1394–1395), Florenz 1980.
- Luciana Frangioni: L’azienda trasporti di Francesco Datini (con trascrizione del relativo quaderno del 1402), in: Studi di Storia Medioevale e di Diplomatica 7 (1983) 55–117.
- Marco Frittajon, Georgios Korakakis, Massimiliano Gaiatto, Manuel Gerardi: Organizzazione della produzione del commercio (sec. XIV-XVI), Website der Università Ca' Foscari, Venedig (Memento vom 23. Januar 2010 im Internet Archive)
- Federigo Melis: Il problema Datini. Una necessaria messa a punto, in: Nuova Rivista Storica (1966) 682–709.
- Federigo Melis: L'archivio di un mercante e banchiere del Trecento: Francesco di Marco Datini da Prato, in: Moneta e Credito 7 (1954) 60–69.
- Raymond de Roover: Money, Banking and Credit in Mediaeval Bruges. Italian Merchant-Bankers, Lombards, and Money Changers. A Study in the Origins of Banking, Cambridge/Mass. 1948.
- Victor I. Rutenburg: Tre volumi sul Datini. Rassegna bibliografica sulle origini del capitalismo in Italia, in: Nuova Rivista Storica 50 (1966) 666–681.
Außertoskanische Firmenzweige und Unternehmungen
- Francesco Bettarini: La comunità pratese di Ragusa (1414–1434). Crisi economica e migrazioni collettive nel tardo medioevo, Leo S. Olschki, Florenz 2012.
- Michele Cassandro: Il Libro giallo di Ginevra della compagnia fiorentina di Antonio della Casa e Simone Guadagni. 1453–1454, Florenz 1976.
- Elena Cecchi Aste: Il carteggio di Gaeta nell’archivio del mercante pratese Francesco di Marco Datini, 1387–1405, Gaeta 1997.
- Martin Malcolm Elbl: From Venice to the Tuat: Trans-Saharan Copper Trade and Francesco di Marco Datini of Prato, in: Money, Markets and Trade in Late Medieval Europe. Essays in Honour of John H. A. Munro, Brill, Leiden 2007, S. 411–459.
- Luciana Frangioni: Milano fine Trecento. Il carteggio milanese dell’Archivio Datini di Prato, Opus libri, Florenz 1994.
- Ingrid Houssaye Michienz: Datini, Majorque et le Maghreb (14e-15e siècles). Réseaux, espaces méditerranéens et stratégies marchandes, Ph.D, Florenz 2010, Brill, Leiden 2013.[64] ISBN 9789004232891
- Giampiero Nigro: Mercanti in Maiorca. Il carteggio datiniano dall'isola (1387–1396), Florenz 2003ff.
- Christiane Villain-Gandossi: Les salins de Peccais au XIVe siècle, d'après les comptes du sel de Francensco Datini, in: Annales du Midi 80 (1968) S. 328–336.
Patronage, Frömmigkeit
- Joseph Patrik Byrne: Francesco Datini, „father of many“. Piety, Charity and Patronage in Early Modern Tuscany, Diss. 1989, Indiana University, Bloomington 1995.
- Simona Brambilla (Hrsg.): «Padre mio dolce». lettere di religiosi a Francesco Datini. Antologia, Rom 2010 (Briefe der Religiosen; Brief 1-204, S. 1–281, Briefe 205-220 von Datini; S. 283–323, 28 Tafeln). (online, PDF)
Weblinks
- Institut für Wirtschaftsgeschichte „Francesco Datini“ in Prato
- Biographie Datinis auf der Institutsseite
- Website des Staatsarchivs Prato (Archivversion vom 3. Dezember 2012 (Memento vom 3. Dezember 2012 im Internet Archive) in deutscher Sprache)
- The Wills and Codicils of Marco (1348) and Francesco di Marco (1410) Datini, ins Englische übersetzt von Joseph Patrik Byrne
- Literatur von und über Francesco Datini im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Archivio Datini. Corpus lemmatizzato del carteggio Datini (ital., engl., franz.)
- Simonetta Cavaciocchi: Il Palazzo Datini. La Dimora, Staatsarchiv Prato
- Stefan Finsterbusch: Der Schatz auf der Kellertreppe, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2015
Anmerkungen
- Federigo Melis zählte über 152.000 Schreiben (F. Melis: Aspetti della vita economica medievale, Siena 1962, S. 30–32.)
- Die Überlieferung ist allerdings bei weitem nicht vollständig. So erhielt und bewahrte Datini zwar rund 6.000 Briefe aus Venedig, doch nur wenige Dutzend Gegenschreiben sind erhalten (vgl. Eleanor Congdon: Datini and Venice. News from the Mediterranean Trade Network, in: Dionisius A. Agius, Ian Richard Netton (Hrsg.): Across the Mediterranean Frontiers. Trade, Politics and Religion, 650-1450, Turnhout: Brepols 1997, S. 157–171, hier: S. 161f.)
- Johannes Fried: Das Mittelalter: Geschichte und Kultur, München, 3. Auflage 2009, S. 401.
- John Reader: Cities, London: William Heinemann 2004, S. 93.
- In englischer Übersetzung bei Joseph Patrick Byrne: The Black Death, Westport, Connecticut 2004, S. 170f. Inzwischen auch digital verfügbar.
- Luciana Frangioni: Armi e mercerie fiorentine per Avignone, 1363-1410, in: Studi di storia economica toscana nel Medioevo e nel Rinascimento in memoria di Federigo Melis, Pisa 1987, S. 145–171.
- Enrico Bensa: Francesco di Marco da Prato, Mailand 1928, S. 75.
- Auf diesem Bestand liegt der Schwerpunkt der Arbeit von Franz-Josef Arlinghaus: Von der Notiz zur Bilanz, die teilweise publiziert worden ist, allerdings unter anderem Titel (s. Literatur).
- Michel Hayez: Éviter la récession économique, souci des papes Urbain V et Grégoire XI au départ d'Avignon, in Avignon au Moyen Âge, textes et documents, Avignon 1989, S. 97f.
- Federigo Melis: Aspetti della vita economica medievale, Siena 1962, S. 135ff.
- La firma ist im Italienischen heute die Unterschrift. Diese ist im kaufmännischen Bereich aus dem Händlerzeichen, meist in Verbindung mit einem Kreuz, hervorgegangen. Eine allgemeine Bezeichnung für ein Unternehmen gab es noch nicht, doch ist die Bezeichnung „Firma“, die die Rolle des Kopfes des Unternehmens betont, in der Forschung gebräuchlich. Die moderne Bezeichnung „Unternehmen“ täuscht eine überpersonale Kontinuität vor, die es so nur äußerst selten gab. Wenn es sie gab, wie etwa im Fall der Familiengesellschaften in Venedig (s. Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig), dann auf der Grundlage der engen Verwandtschaft unter Brüdern, die ohne Vertrag als Gesellschafter galten.
- Datinis Archiv bildet die wichtigste Grundlage für die Erforschung der Florentiner Handelsgesellschaft der Tornabuoni bis 1410, die sich vor allem auf Wolle und Stoffe konzentrierte, von deren Aktivität allerdings keine geschlossene Darstellung für diese Phase möglich ist, vgl. Eleonora Plebani: I Tornabuoni. Una famiglia fiorentina alla fine del Medioevo, FrancoAngeli, 2002, S. 27. Simone Tornabuoni schrieb Datini letztmals im November 1393.
- Jérôme Hayez: Un facteur siennois de Francesco de Marco Datini: Andrea di Bartolomeo di Ghino et sa correspondance (1383-1389), in: Bollettino / Opera del Vocabolario italiano 10 (2005) 204–397.
- Eine Vorstellung von den Dokumenten gibt das Staatsarchiv Prato.
- Gut erhalten ist der Hl. Christophorus, aber auch „Speranza e Prudenza“. Eine knappe Biographie im Grove Dictionary of Art.
- Bruce Cole: The interior decoration of the Palazzo Datini in Prato, in: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz 13 (1967) 61–82 und Ders.: The interior decoration of the Palazzo Datini in Prato, in: Studies in the History of Italian Art, 1250-1550, Hrsg. B. Cole, London 1996, 1–22.
- Hier findet sich ein Grundriss der Gebäude.
- 1910 kam man bei der Rekonstruktion der äußeren Erscheinung des Palasts zu folgendem Ergebnis (Memento vom 19. Mai 2009 im Internet Archive).
- Massimo Livi Bacci Europa und seine Menschen. Eine Bevölkerungsgeschichte, München: Beck 1999, S. 10 (ital. Bari: Laterza 1998).
- Um 1390 entstand ein Gemälde, das Datini darstellt. Es stammt von Tommaso di Piero del Trombetto. Eine Abbildung findet sich hier.
- Zu Datinis Unternehmenstätigkeit in Barcelona vgl. Maria Elisa Soldani. Uomini d'affari e mercanti toscani nella Barcellona del Quattrocento, o. O., 2010; vor allem S. 364–374.
- José Bordes García: Il commercio della lana di ‘San Mateo’ nella Toscana del Quattrocento: le dogane di Pisa, in: Archivio Storico Italiano 165 (2007) 635–664.
- Datinis Handel mit afrikanischen Waren über Mallorca wurde lange unterschätzt. Vgl. Martin Malcolm Elbl: From Venice to the Tuat: Trans-Saharan Copper Trade and Francesco di Marco Datini of Prato, in: Money, Markets and Trade in Late Medieval Europe: Essays in Honour of John H. A. Munro, Leiden: Brill, 2007, S. 411–459, hier: S. 434. Grundlegende Quellenedition ist Giampiero Nigro: Mercanti in Maiorca. Il carteggio datiniano dall'isola (1387-1396), 3 Bde., Florenz: Le Monnier 2003.
- Christiane Villain-Gandossi: Comptes du sel (Libro di ragione e conto di sale) de Francesco di Marco Datini pour sa compagnie d'Avignon, 1376-1379, Paris 1969 (zum Salz von Pecais).
- Jérôme Hayez: Le rire du marchand. Francesco di Marco Datini, sa femme Margherita et les «gran maestri» florentins, in: La famille, les femmes et le quotidien. XIVe-XVIIIe siècles. Textes offerts à Christine Klapisch-Zuber, Hrsg. I. Chabot, J. Hayez, D. Lett, Paris: Publications de la Sorbonne 2006.
- Richard A. Goldthwaite: The Economy of Renaissance Florence, The Johns Hopkins University Press 2009, S. 78f.
- Roberto Greci: Francesco di Marco Datini a Bologna (1400-1401), in: Rendiconti e atti dell'Accademia delle scienze dell'Istituto di Bologna. Classe di scienze morali LXVII (1972-1973) S. 133–219 und Ders: Il soggiorno bolognese di Francesco di Marco Datini, in: Ders. Mercanti, politica e cultura nella società bolognese del basso Medioevo, Bologna 2004, S. 171–268.
- Bruno Dini: Nuovi documenti su Giovanni di Bernardo di Antonio da Uzzano, in: Studi dedicati a Carmelo Trasselli, Hrsg. G. Motta, Soveria Mannelli 1983, S. 309–329.
- Joseph Patrik Byrne, Eleanor A. Congdon: Mothering in the Casa Datini, in: Journal of Medieval History 25,1 (1999) S. 35–56, hier: S. 39, war sie erst 16 Jahre alt.
- Dies und das Folgende überwiegend nach Elena Cecchi: Le lettere. Zur Historiographie vgl. Joseph Patrik Byrne: Crafting the Merchant's Wife's Tale: Historians and the domestic rhetoric in the correspondence of Margherita Datini, in: Journal of the Georgia Association of Historians (1996), S. 1–17.
- Den Brief vom 16. Januar 1386 stellte das Datini-Institut online.
- Den Brief von Mona Piera anlässlich dieses Ereignisses übersetzte Eleanor Congdon ins Englische. Vgl. Katherine L. Jansen, Joanna Drell, Frances Andrews: Medieval Italy. Texts in Translation, University of Pennsylvania Press 2010, S. 441.
- Katherine L. Jansen, Joanna Drell, Frances Andrews: Medieval Italy. Texts in Translation, University of Pennsylvania Press 2010, S. 444f.
- Näheres vgl. Joseph Patrik Byrne, Eleanor A. Congdon: Mothering in the Casa Datini, in: Journal of Medieval History 25,1 (1999) 35–56 (online (Memento des Originals vom 10. August 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , PDF). Nach ihren Angaben wurde Margherita erst 1360 geboren (S. 36).
- Ingrid Houssaye Michienzi: Les efforts des compagnies Datini pour établir des relations avec les pays du Maghreb, fin XIVe-debut XVe siècle, in: Relazioni economiche tra Europa e mondo islamico secc. XIII-XVIII. Atti delle Settimane di Studi 38, Fondazione Istituto internazionale di Storia economica "F.Datini", 1.-5. Mai 2006, Hrsg. S. Cavaciocchi, Florenz 2007, S. 569–594.
- Zu Schreiben aus provençalischen Städten: Cesarina Donati: Lettere di alcuni mercanti provenzali del ‘300 nell’Archivio Datini, in: Cultura neolatina: Bollettino dell’Istituto di filologia romanza 39 (1979) 107–161.
- Karlfriedrich Gruber: Nicholaio Romolo da Noribergho. Ein Beitrag zur Nürnberger Handelsgeschichte des 14./15. Jahrhunderts aus dem Archivio Datini in Prato (Toskana), in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 47 (1956) 416-425.
- Arnold Esch: La fine del libero comune di Roma nel giudizio dei mercanti fiorentini: lettere romane degli anni 1395-1398 nell’Archivio Datini, in: Bullettino dell’Istituto storico italiano per il Medioevo e Archivio Muratoriano 86 (1976–77) 236–277.
- Auch von ihr ist ein Porträt von Piero und Antonio Miniati überliefert.
- Jacob Soll: The Reckoning. Financial Accountability and the Rise and Fall of Nations, New York 2014, S. 16.
- Zuletzt zum Ceppo vgl. Paolo Nanni: L’ultima impresa di Francesco Datini. Progettualità e realizzazione del «Ceppo pe’ poveri di Cristo», in: Reti Medievali Rivista 17,1 (2016) 281–307.
- Archivio Datini.
- Tommaso Franchi: L'influenza francescana nei consigli di ser Lapo Mazzei e nelle disposizioni d'ultima volontà di Francesco di Marco Datini, in: Archivio storico pratese VI (1926) 89–95.
- Joseph P. Byrne: The Merchant as Penitent: Francesco Datini and the Bianchi Movement of 1399, in: Viator 20 (1989) 219–231.
- Zitiert nach: Michael Matheus (Hrsg.): Pilger und Wallfahrtsstätten in Mittelalter und Neuzeit, Franz Steiner, Stuttgart 1999, S. 8.
- Wie weit sein Handlungsrahmen reichte, zeigt der räumliche Umfang seiner Korrespondenz auf einer Karte des Datini-Instituts, bzw. das alphabetische Verzeichnis der Orte.
- Dazu: Luciana Frangioni: I costi del servizio postale alla fine del Trecento, in: Aspetti della vita economica medievale. Atti del Convegno di studi nel X anniversario della morte di Federigo Melis, Florenz, Pisa, Prato, 10.-14. März 1984, Florenz 1985, S. 464–474 und Dies: Organizzazione e costi del servizio postale alla fine del Trecento. Un contributo dell'Archivio Datini di Prato, Prato: Istituto di studi storici postali 1983.
- Angela Orlandi (Hrsg.): Mercanzie e denaro: la corrispondenza datiniana tra Valenza e Maiorca (1395-1398), Valencia 2008.
- Giampiero Nigro: Mercanti in Maiorca. Il carteggio datiniano dall'Isola, 1387-1396, Florenz: Le Monnier 2003 und Angela Orlandi (Hrsg.): Mercanzie e denaro: la corrispondenza datiniana tra Valenza e Maiorca (1395-1398), Valencia 2008. Überblick: David Abulafia: Commerce and the Kingdom of Majorca: 1150-1450, in: Iberia and the Mediterranean World of the Middle Ages. Studies in Honor of Robert I. Burns, Leiden u. a.: Brill 1996, S. 345–377.
- Nur zu wenigen Orten bestehen Untersuchungen wie Guido Bandini: Lettere datiniane pervenute dalla Sardegna, in: Annali della Facoltà di Economia e commercio dell'Università di Cagliari 1 (1959-60) 193–211 oder Helen Bradley: The Datini Factors in London, 1380-1410, in: D. J. Clayton, R. G. Davies, P. McNiven, A. Sutton (Hrsg.): Trade, Devotion and Governance. Papers in Later Medieval History, Phoenix Mill/Washington 1994, S. 55–79.
- Federigo Melis, Aspetti della vita economica medievale (studi nell'Archivio Datini di Prato), Siena 1962, prospetto III, inzwischen digital: Carteggio Datini - Località mittenti e destinatarie.
- Josh Brown: Multilingual merchants: the trade network of the 14th century Tuscan merchant Francesco di Marco Datini, in: Esther-Miriam Wagner, Bettina Beinhoff, Ben Outhwaite (Hrsg.): Merchants of Innovation. The Languages of Traders, de Gruyter, Berlin/ New York 2017, S. 235–251.
- Giovanni Livi: L'archivio di un mercante toscano del secolo XIV. (Francesco di Marco Datini), in Archivio storico italiano LXI (1903) 425–431.
- Giovanni Livi: Dall'archivio di Francesco Datini, mercante pratese, celebrandosi in Prato addi XVI d'Agosto MDCCCCX auspice la pia casa de' Ceppi il V. centenario della morte di lui, Lumachi, Florenz 1910.
- Sebastiano Nicastro: L'Archivio di Francesco Datini in Prato. Inventario, in: Gli archivi della storia d'Italia, s. II, Bd. IV, Hrsg. G. Mazzantini, G. degli Azzi, Rocca San Casciano: Cappelli 1915, S. XXIV–76.
- Renato Piattoli: Il codicillo del testamento di Marco Datini, in: Archivio storico pratese VII (1927) 20–22.
- Guido Pampaloni: Inventario sommario dell'Archivio di Stato di Prato, Florenz, Empoli 1958.
- Klaus Bergdolt: Medizinisches im Briefverkehr Francesco Datinis (1335–1410), Kaufmann aus Prato, in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 7 (1989) 35–43.
- Eine Liste der Atti der Settimane di Studio findet sich hier.
- Elena Cristina Lombardi Pardini: Le ossa di Francesco Datini, in: Archivio per l'antropologia e la etnologia, 109–110 (1979–1980) 435–448.
- Giampiero Nigro, Isabella Lapi Ballerini, Daniela Valentini, Veronica Vestri: Una lapida di marmo bianca. Il restauro della pietra tombale di Francesco Datini nel S. Francesco di Prato, Prato 1995.
- Das Festprogramm der Stadt Prato findet sich hier.
- Im Januar 2011 verstarb die langjährige Restauratorin Svitlana Claudia Uluvko (Morta la restauratrice di palazzo Datini, in: Il Tirreno, 12. Januar 2011).
- Rezension von Patrizia Sardinaa in: Al-Masāq: Journal of the Medieval Mediterranean 27,3 (2015) 307–309.