Palazzo Barberini
Der Palazzo Barberini ist ein Palast in Rom. Er beherbergt einen Teil des bedeutenden Kunstmuseums Galleria Nazionale d’Arte Antica (Nationalgalerie Antiker Kunst) und das Istituto Italiano di Numismatica (italienisches Institut für Numismatik).
Der Palazzo liegt am Nordabhang des Quirinalshügels ca. 50 m südöstlich von der Piazza Barberini. Der Zugang befindet sich an der Via Quattro Fontane.
Architektur
Der Palast wurde in den Jahren 1627–1638 im Stil des Barock erbaut. Auftraggeber waren die beiden Neffen von Papst Urban VIII., Taddeo Barberini, der Fürst von Palestrina, und sein Bruder, der Kardinalnepot Francesco Barberini. Der Palazzo gilt als einer der frühesten barocken Palastbauten, zeitgleich mit dem Prager Palais Waldstein. Als Architekt war zuerst Carlo Maderno tätig, nach dessen Tod 1629 übernahm Gian Lorenzo Bernini die Bauleitung. An den Arbeiten war ebenfalls Francesco Borromini beteiligt, der u. a. die spiralförmige Treppe im Südflügel entworfen hat.
Der Nordflügel ruht auf antiken Substruktionen und beinhaltet die Reste einer Villa der Familie Sforza, deren Wappen in der Freskendekoration der Zimmer heute noch zu sehen sind. Diesen Flügel, dessen Nordfassade sich der Piazza Barberini zuwendet, bezog die Familie des Fürsten 1632. Der neu errichtete Südflügel enthielt die Wohnung und die berühmte Bibliothek des Kardinals. Im Mitteltrakt des Palastes, den sich die beiden Parteien teilten, befinden sich der Salone grande und ein kleinerer Ovalsaal. Die prachtvolle, siebenachsige Hauptfassade ist nach dem Vorbild des Kolosseums in drei Geschossen durch je eine dorische, ionische und korinthische Säulenordnung gegliedert. Indem der Mitteltrakt gegenüber den Flügeln zurückgesetzt ist, ergibt sich ein für römische Paläste untypischer Ehrenhof, der mit französischen Stadtpalais vergleichbar ist. Durch die Loggia im Erdgeschoss erfolgt der Zugang zu den beiden Treppenhäusern. Ein Theater (1636–1637) und der Garten vervollständigen die Anlage.
Der große Saal enthält ein Hauptwerk des Malers Pietro da Cortona, das monumentale Deckenfresko mit der „Allegorie der göttlichen Vorsehung“. Er schuf es in den Jahren 1633–1639. Von ihm stammen auch das Altarbild und die Fresken in der Palastkapelle. An der Dekoration der übrigen Räume waren auch Andrea Sacchi (Fresko mit der Allegorie der Göttlichen Weisheit) und Giovanni Francesco Romanelli beteiligt.
1953 wurde das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[1] Im Jahre 1949 ging der Palast in staatlichen Besitz über. Seit Juli 2011 ist der Palazzo Barberini mit all seinen Räumen nach 60 Jahren Renovierung für Besucher wieder komplett zugänglich.
Sammlung
Den Grundstock bilden Werke, die nach der Auflösung des Kirchenstaates im Jahre 1870 in den Besitz des italienischen Staates gelangten. Die Sammlung beherbergt heute über 1500 Werke aus der Zeit vom 12. Jahrhundert bis zum Neoklassizismus, u. a. Werke von:
- Filippo Lippi: Madonna mit Kind (Madonna col Bambino) aus dem Jahr 1437
- Raffael: La Fornarina (1520)
- Jacopo Tintoretto: Christus und die Ehebrecherin (Cristo e l’Adultera) aus den Jahren 1546–1548
- El Greco: Adorazione dei Pastori e Battesimo di Cristo aus den Jahren 1546–1548
- Hans Holbein der Jüngere: Bildnis des Königs Heinrich VIII. aus dem Jahr 1540
- Michelangelo Merisi da Caravaggio: Narziß (Narciso) aus den Jahren 1598–1599
- Michelangelo Merisi da Caravaggio: Judith enthauptet Holofernes (Giuditta e Oloferne) 1597/1600
Literatur
- Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 278–280.
- Anton Henze, Kunibert Bering, Gerhard Wiedmann: Kunstführer Rom. 5., neu bearbeitete Auflage. Philipp Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 285–286, 315–316.
- Patricia Waddy: Palazzo Barberini alle Quattro Fontane. In: Christina Strunck (Hrsg.): Rom. Meisterwerke der Baukunst von der Antike bis heute. Festgabe für Elisabeth Kieven (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. Bd. 43). Michael Imhof, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-186-7, S. 350–355.
Weblinks
Einzelnachweise