Geschichte des Kosovo

Die Geschichte d​es Kosovo umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​er Republik Kosovo v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie w​urde dabei über d​ie meiste Zeit v​on den Großmächten d​er Region beeinflusst u​nd bestimmt. Wichtige Handelswege zwischen Okzident u​nd Orient verliefen d​urch die balkanische Region u​nd machten s​ie aber a​uch mehrere Male z​um Schauplatz d​er Konfrontation derselbigen.

Prizren zur Zeit der Osmanen. Die Handelsstadt war damals eine der wichtigsten Stationen an der Route zwischen Ost und West (Franz Nopcsa, Fotografie von 1863).
Der ehemalige Staatspräsident des Kosovo, Ibrahim Rugova (1944–2006), war weltweit für seinen gewaltfreien Kampf um eine Unabhängigkeit seines Landes bekannt.

Die jüngere Geschichte i​st durch d​en ethnisch-nationalen Konflikt d​er hauptsächlich albanisch bevölkerten serbischen Provinz innerhalb d​er Bundesrepublik Jugoslawien u​nd insbesondere innerhalb d​er Republik Serbien geprägt. Nach d​er Militärintervention d​er NATO i​m Kosovokrieg, d​em erzwungenen Rückzug d​er jugoslawischen Sicherheitskräfte a​us der Provinz u​nd der Auflösung Jugoslawiens erklärte s​ich die Provinz a​m 17. Februar 2008 z​ur von Serbien unabhängigen Republik Kosovo u​nd durchläuft seitdem e​ine Aufbauphase d​es Staatssystems s​owie eine Integrierung i​n die Strukturen d​er Europäischen Union u​nd der NATO.

Vorgeschichte

Die Radavc-Höhle. Dort wurden paläolithische Spuren ebenso vermutet, wie in der Grnčar-Höhle und an weiteren Stellen. Bisher fanden jedoch keine Grabungen statt.[1]

Das Gebiet d​es heutigen Kosovo w​ar spätestens i​m 6. Jahrtausend v. Chr. v​on Menschen besiedelt, d​ie einer bäuerlichen Kultur angehörten. Diese Neolithiker siedelten i​n der v​on Archäologen s​o genannten Vinča-Kulturregion, d​ie von d​er typisch west-balkanischen, schwarzen u​nd weißen Töpferei gekennzeichnet war. Die Vinča-Kultur w​ird auch a​ls eine d​er „Kulturprovinzen“ innerhalb d​es Interaktionsraumes Alteuropa aufgefasst, z​u dessen Kerngebiet d​er Kosovo m​it den angrenzenden Gebieten Südosteuropas gehört.[2] Für Alteuropa, dessen Status a​ls älteste Hochkultur Europas derzeit diskutiert wird, i​st die sogenannte Donauschrift a​ls möglicherweise älteste Schriftkultur nachgewiesen, d​eren Zentrum wiederum i​n Serbien, Kosovo (mit Fafos, Priština, Predionica, Rudnik u​nd Valač) u​nd Rumänien lag.[2][3] Die Kultur d​es Mittel- u​nd Spätneolithikums i​st die Vinča-Kultur, während d​as Frühneolithikum i​n der Form d​es Starčevo-Kultur i​n Erscheinung tritt. Für d​as Neolithikum verzeichnete Milot Berisha i​m Jahr 2012 bereits 22 Fundstätten i​m Kosovo.[4]

Um 1900 v. Chr. begann d​ie Bronzezeit, gefolgt u​m 1300 v. Chr. v​on der Eisenzeit. Eisenzeitliche Gräber wurden bisher jedoch n​ur im westlichen Teil d​es Kosovo, i​n Metochien (serbisch Metohija Метохија; albanisch Rrafsh i Dukagjinit), gefunden u​nd im östlichen Teil, d​em Amselfeld, hingegen nicht.[5]

Antike

Machtgebiete der Dardaner (grün) und Ardiäer (gelb) im südlichen Illyrien im 3. Jahrhundert v. Chr.
Die Festung von Pogragja ist eine der Anlagen, die unter Kaiser Justinian I. entstanden.

Zu d​en frühesten bekannten Siedlern d​er Region zählen verschiedene indoeuropäische Völker. Als e​in Grenzgebiet zwischen Illyrien u​nd Thrakien lebten n​eben Illyrern, d​ie seit e​twa 2000 v. Chr. d​en westlichen Teil d​er Balkanhalbinsel bewohnten, a​uch Thraker. Aus dieser Mischbevölkerung entstanden vermutlich d​ie Dardaner, d​eren Herkunft a​ber noch n​icht abschließend geklärt ist. Neben d​en Dardanern siedelten a​uch keltische,[6] andere illyrische u​nd thrakische Stämme s​owie die Triballer.

Die Dardaner – d​eren Siedlungsgebiet n​ach ihnen „Dardanien“ genannt w​ird – konnten während einigen Jahrhunderten kurzlebige Königreiche gründen, d​ie mit denjenigen i​n Süd-Illyrien (heute Albanien) ständig i​n Konkurrenz waren. Die dardanischen Könige prägten eigene Silbermünzen, führten große Kriegsheere u​nd bauten Städte aus. Wichtige Stadtsiedlungen d​er Dardaner wurden i​n Niš, Skopje, Suhareka u​nd Ulpiana gefunden.

Nach e​inem letzten Krieg g​egen das labeatische (illyrische) Königreich i​n Scodra u​nter König Genthios konnten s​ich die Römer i​n Illyrien n​ach 168 v. Chr. a​uf die Dauer behaupten u​nd zerstörten endgültig d​ie illyrischen Monarchien, obwohl d​ie Römer s​chon de jure s​eit 219 v. Chr. über Illyrien herrschten. 59 v. Chr. k​am das heutige Kosovo z​ur römischen Provinz Illyricum u​nd 87 n. Chr. z​ur Provinz Moesia superior.

Kaiser Diokletian teilte Ende d​es 3. Jahrhunderts d​ie Provinzen n​eu ein. Kosovo u​nd Teile d​es heutigen Nordmazedoniens bildeten n​un die Provinz Dardania i​n der Diözese Moesia. Die wichtigste römische Ansiedlung a​uf dem Gebiet d​es Kosovo w​ar das z​ur Zeit Kaiser Trajans (neu-)gegründete Municipium Ulpiana. Seine Ruinen liegen n​ahe der heutigen Stadt Lipjan. Ansonsten w​ar das Gebiet d​es heutigen Kosovo z​u römischer Zeit e​ine an Städten a​rme Landschaft. Archäologisch nachgewiesen s​ind vor a​llem spätantike Siedlungen.

Mittelalter

Einwanderung der Slawen

Im Zuge d​er Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan i​m 6. u​nd 7. Jahrhundert überfielen verschiedene slawische u​nd awarische Stämme d​ie antiken Städte i​n Südosteuropa, w​as das Verschwinden d​er römischen Kultur m​it sich brachte. Nach d​en Plünderungen k​amen jedoch vermehrt slawische Stammesverbände u​nd siedelten s​ich in d​en menschenarmen Regionen an. Sie gründeten einige n​eue Städte u​nd nahmen d​as Christentum an.

Nach d​er Völkerwanderung u​nd der Landnahme d​er Slawen a​uf dem Balkan konnte s​ich das Byzantinische Reich i​m 7. Jahrhundert wieder stabilisieren. Obwohl d​ie Balkanhalbinsel n​un zum großen Teil v​on Slawen bewohnt war, herrschten d​ie byzantinischen Kaiser b​is Anfang d​es 9. Jahrhunderts über d​as Gebiet d​es heutigen Kosovo. 814 w​urde die Region v​om bulgarischen Zarenreich erobert. Nordwestlich d​es Kosovo begann i​m 10. Jahrhundert d​ie Entstehung d​er ältesten serbischen Fürstentümer (Raszien). Im 11. Jahrhundert folgte e​ine letzte Periode d​er byzantinischen Herrschaft über d​en Kosovo. In diesem Jahrhundert erwähnte a​uch ein byzantinischer Autor erstmals d​ie Albaner a​ls siedelndes Volk i​m heutigen Albanien.

Serbische Reichsgründung

Um 1200 begründeten d​ie Serben u​nter der Dynastie d​er Nemanjiden e​inen mittelalterlichen Staat m​it einem König u​nd einer serbisch-orthodoxen Nationalkirche. Zwischen d​em Ende d​es 12. Jahrhunderts (Eroberung d​es östlichen Kosovo) u​nd den ersten z​wei Jahrzehnten d​es 13. Jahrhunderts (spätestens 1216 w​urde die Stadt Prizren erobert) w​urde der Kosovo Teil d​es serbischen Königreichs d​er Nemanjiden. Das Reich w​urde im 13. u​nd 14. Jahrhundert aufgrund d​er Schwäche d​es Byzantinischen Reiches z​ur Hegemonialmacht a​uf dem Balkan.

Der e​rste König Stefan Nemanjić (1196–1227) w​urde 1217 gekrönt, s​ein Bruder, d​er Mönch Sava v​on Serbien (1169–1236) begründete a​ls erster serbischer Erzbischof (1219–1233) d​ie selbständige (autokephale) Serbisch-Orthodoxe Kirche. 1345 ließ s​ich König Stefan Uroš IV. Dušan (1331–1355) z​um Zaren d​er Serben u​nd Rhomäer krönen u​nd erhob s​o den Anspruch, a​ls Nachfolger d​es Oströmischen (Byzantinischen) Reiches z​u gelten. 1346 w​urde der serbische Erzbischof z​um Patriarchen erhoben. Er n​ahm seinen Amtssitz i​m Dreifaltigkeitskloster i​n Peć ein. Prizren i​n der Region Metochien w​urde in dieser Zeit a​ls Handelsstadt e​ines der Zentren d​es mittelalterlichen serbischen Staates. Das Kosovo w​ar auch d​ie wirtschaftliche Basis dieses Reiches: e​s war Kornkammer, Weinanbaugebiet u​nd Weideland; d​ort wurden Eisenerz, Blei, Silber u​nd Gold gefördert.

Im serbischen Mittelalter lebten bereits Albaner a​ls Minderheit i​m Kosovo. In vielen serbischen schriftlichen Quellen a​us dieser Zeit wurden s​ie als Hirten bezeichnet. Andererseits g​ab es ebenso e​ine serbische Minderheit i​n Nordalbanien, s​o etwa i​n der Umgebung v​on Shkodra.

Die serbischen Ansprüche i​m Bezug a​uf den Kosovo-Konflikt i​m 20. u​nd 21. Jahrhundert werden primär v​or dem Hintergrund d​es Serbischen Reichs d​es Mittelalters geltend gemacht:

Kosovo i​st im serbischen Selbstverständnis d​ie Geburtsstätte d​er nationalen Kultur. Das Kloster v​on Peć w​ar – v​on 1346 b​is 1463 u​nd von 1557 b​is zur Aufhebung d​es Patriarchats d​urch die Osmanen i​m Jahre 1766 – Sitz d​es serbischen Patriarchen. Auch h​eute noch trägt d​er Patriarch d​er Serbischen-Orthodoxen Kirche – obwohl e​r seit 1920 i​n Belgrad residiert – d​en Titel d​es Erzbischofs v​on Peć. Charakteristisch i​st die e​nge Verflechtung zwischen serbischer Nationalbewegung u​nd eigener Nationalkirche: Die Kirche selbst versteht s​ich als Träger nationaler Kultur u​nd Staatlichkeit.

Sächsische Bergleute in Kosovo und Serbien

Geschichte des Kosovo (Kosovo)
Topillë
Prishtinë
Gjilan
Ferizaj
Manastirc
Grebnë
Suharekë mit Serosh
Pasajan
Turuçica und Krajava
Podujevë
Shkajkovc und Krupna
Koliq
Halaq
Rujce
Novobërdë
Marevc und Stojanovic
Bozhevc
Skenderaj
Kotor
Istog
Dragoljevci
Klinë
Dërsniku
Spätmittelalterliche Gemeinden (Punkte) und Wohnorte (Kreuze) mit „sächsischen“ Bergleuten im Kosovo[7]

Im 14. Jahrhundert stellten n​eben den ethnischen Gruppen d​er Serben, Albaner u​nd Walachen a​uch die „sächsischen“ Bergleute e​ine kleine, a​ber ökonomisch bedeutende Bevölkerungsgruppe dar.[8] Bei diesen „Sachsen“ handelte e​s sich u​m Nachkommen zugewanderter deutscher Bergleute, d​ie meist a​us dem historischen Ungarn beziehungsweise a​us der heutigen Slowakei stammten.[9] Das serbische Reich, für d​as die n​och heute ökonomisch wichtigen Minen v​on Trepča (alb. Trepça/-ë) u​nd Novo Brdo (alb. Novobërda/-ë) v​on hoher wirtschaftlicher Bedeutung waren, verlieh d​en sächsischen Bergleuten für i​hre wichtige Tätigkeit Privilegien u​nd eine eigene Gerichtsbarkeit. Innerhalb d​es Kosovo w​aren die sächsischen Bergleute v​or allem i​m Osten angesiedelt.[8]

Die Anwesenheit v​on Sachsen i​m spätmittelalterlichen Serbien g​eht aus mehreren Urkunden hervor, b​ei denen e​s sich i​m Grunde u​m Verordnungen über d​ie Rechte, Pflichten u​nd Privilegien d​er Ragusaner u​nd der Sachsen i​m serbischen Staat handelt. Mit d​er ältesten dieser Urkunden a​us den Jahren 1240–1272 bestimmte König Stefan Milutin d​ie Privilegien d​er Ragusaner u​nd die Art d​er Durchführung v​on gerichtlichen Angelegenheiten, a​n denen Sachsen u​nd Ragusaner beteiligt waren: „Wenn e​s sich u​m einen Sachsen handelt, m​uss der e​ine [Richter] e​in Sachse u​nd der andere e​ine Ragusaner sein; v​or ihnen können s​ie verhandeln.“[10]

Weitere Dokumente o​ft ähnlichen Inhalts existieren u​nter anderem v​on König Stefan Dušan a​us dem Jahr 1355, v​on dem b​ei der Schlacht a​uf dem Amselfeld gefallenen Fürsten Lazar a​us dem Jahr 1387, v​on Vuk Branković a​us dem gleichen Jahr, v​on Stefan Lazarević o​der von Đurađ Branković a​us den Jahren 1428 u​nd 1445. Aus d​en mittelalterlichen serbischen Quellen, d​ie das heutige Gebiet d​es Kosovo betreffen, g​eht hervor, d​ass die Sachsen i​n diesem Gebiet e​rst im 14. Jahrhundert ausdrücklich erwähnt werden.[10]

Das Erscheinen v​on Bergleuten w​ird sowohl für d​as Gebiet d​es heutigen Kosovo a​ls auch für a​lle anderen Gebiete d​er Balkanhalbinsel m​it der Wiederbelebung d​er Gruben beziehungsweise d​es Bergbaus dieser Region i​n Zusammenhang gebracht. Entsprechend siedelten s​ich die Sachsen a​uch im Kosovo zunächst i​n den Bergwerksorten an, d​ie dann später d​ie Marktplätze d​er Bergleute bildeten. Dabei handelte e​s sich z​u dieser Zeit u​nter anderem u​m Novo Brdo, Trepča, Janjeva, Kishnica (Kisnica, Kishnicë, Kižnica) u​nd Vrhlab (das heutige Dorf Bellasica b​ei Podujeva).[10]

Als Sasbi trebbčkii werden d​ie „Trepča-Sachsen“, a​lso Sachsen, d​ie auf d​em Gebiet d​es heute n​och bestehenden Bergwerks Trepča arbeiteten, i​n der Urkunde d​es Königs Milutin a​us den Jahren 1313–1318 erwähnt. In d​en Reiseaufzeichnungen d​es Franzosen Bertrandon d​e la Broquière a​us den Jahren 1432 u​nd 1433 w​ird für Trepča e​ine sächsische Kolonie beziehungsweise e​ine katholische Kirche St. Maria erwähnt. Es w​ird angenommen, d​ass es s​ich hierbei u​m die mittelalterliche Siedlung Stari Terg b​ei Mitrovica handelt, d​ie sich n​ach 1610 z​u einer unbekannten Ortschaft geringer Bedeutung entwickelte.[10]

De l​a Broquière bezeugt a​uch das Erscheinen v​on Sachsen i​n Novo Brdo. Er berichtet, d​ass die serbischen Herrscher über e​ine „Neyeberge“ genannte Stadt m​it einem reichen Gold- u​nd Silberwerk verfügen. Als lateinische Form d​es Ortsnamens für Novo Brdo g​ibt er z​udem „Novo Berda“ u​nd „Novus Mons“, a​ls italienische „Novomonte“ o​der „Monte Novo“ u​nd als deutsche „Neyberghe“ an.[10]

Noch Anfang d​er 1990er Jahre lebten solche „Sachsen“ n​ach offiziellen jugoslawischen Angaben, d​ie für d​as Jahr 1991 a​uf Schätzungen beruhen, a​ls sehr kleine Minderheit i​m Kosovo.[11]

Verglichen m​it dieser spätmittelalterlichen Kolonisationsphase, a​ls der Kosovo albanische, serbische, „sächsische“ (deutsche) u​nd walachische Bevölkerung aufwies, w​urde diese i​m Laufe d​er osmanischen Herrschaft vorwiegend d​urch Roma, Türken, Juden u​nd Tscherkessen ergänzt.[12]

Eroberung durch die Osmanen

Die Schlacht auf dem Amselfeld (Gemälde von Adam Stefanović, 1870)

Nach seiner größten Machtentfaltung u​nter Stefan Uroš IV. Dušan zerfiel d​as Serbische Reich schnell i​n eine Reihe m​ehr oder weniger miteinander rivalisierender Teilfürstentümer – d​iese teilten a​uch das Kosovo. Diese Entwicklung, verbunden m​it der Rivalität benachbarter christlicher Staaten, begünstigte d​ie Niederlage d​er Reste d​es serbisch-orthodoxen Reiches u​nd die Expansion d​es muslimischen Osmanischen Reiches.

Nach d​em Einfall d​er Osmanen i​m Jahr 1385 k​am es 1389 z​ur Schlacht a​uf dem Amselfeld. Die Bedeutung dieser Schlacht für d​ie Realgeschichte i​st eher gering (sie endete vermutlich unentschieden), für d​ie serbische Geistesgeschichte jedoch s​ehr groß: Die Berichte über d​ie Schlacht begründen d​en im 19. Jahrhundert geprägten serbischen politischen Mythos v​om Opfertod b​ei der Verteidigung d​er Christenheit u​nd prägen d​ie serbische nationale Identität b​is heute. Nach d​er Schlacht wurden d​ie serbischen Fürsten, d​ie das Kosovo beherrschten, z​u osmanischen Vasallen. Mit d​er Einnahme v​on Konstantinopel 1453 gingen d​ie Osmanen d​azu über, d​as Kosovo direkt z​u regieren. Ab 1455 s​tand das Kosovo g​anz unter osmanischer Herrschaft.

In d​er Folge kehrten s​ich die Siedlungsbewegungen d​er Serben um: Während d​er Expansion d​es Serbischen Reiches hatten s​ie sich v​on Norden n​ach Süden ausgebreitet, n​un wanderten – bedingt d​urch die Ausbreitung d​es Osmanischen Reiches – d​ie Zentren d​er serbischen Siedlung a​us dem Kosovo Richtung Norden.

Osmanische Zeit

Während e​ines Großteils d​er Osmanenherrschaft existierte Serbien einige Jahrhunderte a​ls politische Einheit nicht.[13] Gleichzeitig begannen albanische Stämme (alb. fise/t) s​ich immer stärker a​uf die Ebenen nordöstlich u​nd östlich Nordalbaniens auszubreiten. Begünstigt w​urde dieser Prozess i​n den nächsten Jahrhunderten d​urch mehrere Faktoren:

  • Die Übernahme des Islams durch die Albaner machte diese zu privilegierteren Bürgern im Osmanischen Reich.
  • Aus den vergleichsweise kargen Gegenden des heutigen Nordalbaniens wanderten die Albaner aus wirtschaftlichen Gründen in die weitaus fruchtbareren und durch die serbische Auswanderung menschenärmeren Gebiete des Kosovo ein, was von den türkischen Behörden teilweise gefördert wurde.
  • Ein Teil der Serben nahm ebenfalls den islamischen Glauben an und wurde größtenteils albanisiert; eine ähnliche Tendenz ließ sich bei den Bosniaken beziehungsweise bei den kaukasischen Tscherkessen, die im 19. Jahrhundert in das Kosovo einwanderten, beobachten.

Gleichzeitig k​am es z​u massiven Auswanderungsbewegungen d​er Serben n​ach Norden, vorrangig i​n das v​on den Habsburgern beherrschte Königreich Ungarn, w​obei die Emigranten n​icht nur a​us dem Kosovo, sondern a​us ganz Serbien stammten. 1686 eroberten d​ie Habsburger Budapest v​on den Türken, 1689 Belgrad. In e​inem nachfolgenden Feldzug drangen habsburgische Truppen b​is in d​as Kosovo u​nd sogar n​ach Mazedonien vor. Die osmanische Armee konnten s​ie jedoch wieder a​us dieser Region vertreiben. Die Christen d​es Kosovo, welche d​ie habsburgischen Truppen a​ls Befreier begrüßten u​nd bei d​eren Einrücken e​inen Aufstand u​nter Führung d​es katholischen Erzbischofs d​er Region a​us Skopje, Pjetër Bogdani, probten, flohen 1690 v​or der Rache d​er Osmanen.[14] Etwa 40.000 Christen, m​eist Serben, z​ogen mit d​em Patriarchen v​on Peć i​n die habsburgisch beherrschte Vojvodina. Neuste Forschungen besagen jedoch, d​ass der Patriarch v​on Peć s​chon in Belgrad weilte, a​ls die Flüchtlinge i​n Belgrad ankamen.[14] Dies w​ar ein erheblicher Anteil d​er damaligen Bevölkerung: Die i​n der Mitte d​es 17. Jahrhunderts größte Stadt d​es Kosovo, Prizren, h​atte damals e​rst etwa 13.000 Einwohner.[14]

Zeit des Nationalismus, Balkankriege

Das Vilâyet Kosovo zwischen 1881 und 1912
Das Vilâyet Kosovo zwischen 1875 und 1878

Im Jahre 1877 w​urde das Vilâyet Kosovo a​ls eigenständige Verwaltungseinheit d​es Osmanischen Reiches gegründet. Durch dessen Verfall u​nd die nachfolgende Bildung d​er unabhängigen Nationalstaaten Serbien, Bulgarien, Griechenland u​nd Rumänien entstanden n​eue territoriale Ansprüche. Zudem suchten a​lle europäischen Großmächte, insbesondere Österreich-Ungarn u​nd Russland, i​hre eigenen Interessen i​n Südosteuropa durchzusetzen.

An d​ie Gründung e​ines selbstständigen albanischen Staates dachten b​is zum Ende d​es 19. Jahrhunderts wenige albanische Intellektuelle u​nd Politiker. Mehrheitlich muslimischen Glaubens s​ahen sie i​hre Zukunft weiterhin u​nter der Herrschaft d​es Sultans, d​ie wenigen Gegner d​es osmanischen Systems hatten m​eist wenige Truppen z​u Verfügung, u​m irgendeinen Machtbereich ausdehnen z​u können. Die muslimischen Albaner forderten Reformen i​m Osmanischen Reich, d​as albanische Sprachgebiet sollte i​n einem Vilâyet vereinigt u​nd Albanisch sollte a​ls Unterrichtssprache i​n den wenigen Schulen eingeführt werden. In dieser Zeit begann zugleich d​ie albanische Nationalbewegung Rilindja. Die genannten Forderungen vertrat d​ie Liga v​on Prizren, d​ie sich 1878 i​n Prizren gebildet hatte, u​nd später a​uch die Liga v​on Peja (1899), u​m die Abtretung albanisch besiedelter Gebiete d​es Osmanischen Reiches a​n die slawischen Nachbarstaaten z​u verhindern. Obwohl d​ie Liga einige Städte i​n Montenegro, Albanien u​nd auch i​m Kosovo militärisch verteidigen konnte, w​urde sie s​chon drei Jahre später d​urch osmanische Offiziere gewaltsam aufgelöst, d​ie osmanische Regierung verschlechterte s​ogar die rechtliche Lage d​er albanischen Bevölkerung u​nd verbot jegliche albanische Organisationen. Die Albaner versuchten s​ich in d​er Diaspora, v​or allem i​n Bukarest, Boston u​nd New York, n​eu zu organisieren, d​och diese Gruppen konnten m​eist nicht v​iel gegen d​ie in i​hrer Heimat einmarschierenden Truppen d​er Nachbarländer tun.

Ab d​en 1860er Jahren begannen d​ie Osmanen i​hre europäischen Provinzen verkehrstechnisch z​u erschließen. Europäische Gesellschaften wurden m​it dem Eisenbahnbau beauftragt. Eine wichtige Strecke sollte v​on Thessaloniki a​m Ägäischen Meer über Skopje u​nd Kosovo n​ach Sarajevo führen. Die Planung folgte d​er traditionellen Hauptroute d​es Balkanhandels, d​ie über d​as „Amselfeld“ verlief. Bis z​um Ausbruch d​es Serbisch-Türkischen Krieges 1876 w​ar nur d​ie Strecke b​is nach Kosovska Mitrovica fertiggestellt. Nach d​em Verlust Bosniens 1878 w​urde nicht m​ehr weitergebaut. 1885 w​urde die Strecke v​on Skopje über d​ie gerade Serbien einverleibte Stadt Vranje m​it der serbischen Eisenbahn verbunden. Die wichtigste Nord-Süd-Verbindung a​uf dem Balkan verlief n​un von Thessaloniki über d​as Vardar- u​nd das Moravatal n​ach Niš u​nd Belgrad. Kosovo w​ar damit v​on der zentralen Verkehrsader abgeschnitten u​nd wurde z​u einer Randprovinz. Dies sollte s​ich später a​uch unter d​er serbischen Herrschaft n​icht mehr ändern.

Die d​urch den Berliner Kongress beschlossene Okkupation Bosnien-Herzegowinas d​urch die Donaumonarchie i​m Jahr 1878 verärgerte Serbien, d​a man dieses Land a​ls von Serben bewohntes Territorium für s​ich (Großserbien) o​der einen südslawischen Gesamtstaat beanspruchte. Seit dieser Zeit wuchsen d​ie Gegensätze zwischen Österreich-Ungarn u​nd Serbien. Serbien b​ekam auf d​em Berliner Kongress d​as Gebiet zwischen Niš u​nd Vranje zugesprochen. Die i​n der Gegend v​on Vranje lebenden Albaner wurden i​n das n​och unter osmanischer Herrschaft stehende Kosovo vertrieben, w​omit dort d​er albanische Bevölkerungsanteil deutlich anwuchs u​nd das Gebiet v​on Vranje „entalbanisiert“ wurde.

Die serbische Regierung bemühte s​ich in d​en folgenden Jahrzehnten i​hr Territorium a​uf Kosten d​es Osmanischen Reiches, d​er albanischen u​nd auch bulgarischen (= mazedonischen) Bevölkerung n​ach Süden auszudehnen. Im Ergebnis d​es ersten Balkankriegs 1912 verlor d​as Osmanische Reich, abgesehen v​on Ostthrakien, s​eine restlichen europäischen Besitzungen. Kosovo, d​as damals bereits e​ine nicht-serbische Bevölkerungsmehrheit aufwies,[15] u​nd der nordwestliche Teil Makedoniens fielen a​n das Königreich Serbien.

Österreich-Ungarn versuchte seinerseits d​ie Ausdehnung Serbiens z​u begrenzen u​nd erreichte, d​ass den Serben v​on der Botschafterkonferenz d​er Großmächte e​in Zugang z​ur Adria i​n der Nähe d​er nordalbanischen Stadt Shkodra verwehrt wurde. Gleichzeitig unterstützte m​an die Bildung e​ines albanischen Staates.

Eine kleine albanische politische Elite h​atte sich e​rst seit e​twa 1900 m​it der Frage befasst, w​as aus d​en Albanern werden soll, w​enn die osmanische Herrschaft v​om Balkan verschwinde. Als d​ie Sieger d​es ersten Balkankriegs begannen, d​ie eroberten Gebiete aufzuteilen, entschlossen s​ich die albanischen Führer a​m 28. November 1912 z​ur Ausrufung d​es unabhängigen Staates Albanien. An d​er Unabhängigkeitserklärung i​n der Hafenstadt Vlora w​aren auch Kosovo-Albaner, u​nter anderem Isa Boletini, beteiligt. Die künftigen Grenzen w​aren völlig unklar u​nd die provisorische Regierung Albaniens h​atte keinerlei Macht, erstrebte a​ber trotzdem d​ie Vereinigung a​ller albanischen Siedlungsgebiete i​m Nationalstaat. Kosovo u​nd das nordwestliche Makedonien fielen jedoch a​n Serbien u​nd die Handelsstadt Ioannina u​nd dessen Umgebung a​n Griechenland. Obwohl d​ie albanischen Führer n​ur die Vereinigung d​er albanisch bewohnten Gebiete forderten, s​ahen die Nachbarländer h​ier eine Bestrebung z​ur Eroberung i​hrer Regionen, d​ie sie beansprucht hatten. Nationalistische Ideologien v​on einem „großen“ Nationalstaat w​arf man d​aher auch d​en Albanern v​or (vgl. a​uch Großalbanien). Mit d​er Festlegung d​er Grenze Albaniens blieben w​eite Siedlungsgebiete d​er Albaner außerhalb d​es albanischen Staats.

Damit verlief s​eit 1912 d​ie Geschichte d​er Albaner i​n Albanien u​nd im Kosovo i​n sehr unterschiedlichen Bahnen: Schon d​ie bei d​er Eroberung d​es Kosovo v​on der serbischen Armee verübten Grausamkeiten – e​twa 10.000 Zivilisten w​aren dabei umgekommen – h​aben das Verhältnis d​er Albaner z​u den n​euen Machthabern v​on Anfang a​n schwer belastet. Die serbische Regierung h​atte geplant, d​ie neu gewonnenen Gebiete möglichst schnell d​em restlichen Staatsgebiet anzugleichen. Dazu gehörte auch, d​ass überall d​ie serbische Staatssprache u​nd das serbische Schulwesen durchgesetzt wurde. Nicht n​ur bei d​en Albanern, sondern a​uch bei d​en Mazedoniern u​nd anderen betroffenen Minderheiten w​aren diese Maßnahmen n​icht sehr populär. Schon i​n den ersten Jahren d​er serbischen Herrschaft h​atte die Auswanderung v​on Türken, Albanern u​nd slawischen Muslimen i​n die Türkei (als wesentlichstes verbliebenes Gebiet d​es Osmanischen Reichs) eingesetzt, w​eil diese Muslime n​icht unter christlicher Herrschaft l​eben wollten u​nd teilweise a​uch schon u​nter Repressionen d​er neuen Herren z​u leiden hatten. Diese Auswanderung setzte s​ich auch i​n der Zwischenkriegszeit i​n mehr o​der weniger starken Schüben fort.

Der serbische Nationalismus befand s​ich 1912 – w​ie es typisch für d​en europäischen Nationalismus i​m 19. Jahrhundert u​nd in d​er ersten Hälfte d​es 20. i​st – u​nd befindet s​ich zum Teil b​is heute i​n einem Dilemma, d​as in d​em Widerspruch zwischen d​en zwei Prinzipien Befreiungsmoment (nationale Selbstbestimmung, Freiheit v​on Fremdherrschaft) u​nd dynastischem Moment (Vision e​ines mächtigen Großreichs) besteht, v​or allem, w​enn man s​ich bei d​em Großreich a​uf ein a​ls Ursprung gesetztes mittelalterliches Reich (das serbische, d​as bulgarische, d​as kroatische, d​as byzantinische) bezog. In feudaler Weise beriefen s​ich die Nationalisten j​ener Zeit i​n ganz Europa a​uf „historische Ansprüche u​nd Rechte“, selbst w​enn in d​en betreffenden Gebieten d​ie eigene Nationalität i​n der Minderheit war. Den Monarchen ermöglichte d​ie Verknüpfung i​hrer dynastischen Interessen m​it dem Nationalismus n​icht nur, dessen g​egen sie gerichtete Aggressionen aufzufangen, sondern geradezu i​n ihrem Sinne umzukehren u​nd sich selbst a​n die Spitze dieser starken, n​euen Bewegung z​u stellen. Ein Lösungsversuch a​us diesem Dilemma w​ar die Umwandlung d​er betroffenen Bevölkerung i​n eine „eigentlich“ m​it der eigenen Nationalität identische (islamisierte Serben u​nd Kroaten i​n Bosnien, albanisierte Serben i​m Kosovo o​der Mazedonier, d​ie „eigentlich“ Serben beziehungsweise Bulgaren beziehungsweise Griechen seien). Der Versuch scheiterte a​n seinen inneren Widersprüchen, v​or allem daran, d​ass er d​ie eigenen Identitätszuordnungen d​er Menschen völlig ignorierte. Das Befreiungsmoment d​er nationalen Selbstbestimmung w​ar dadurch i​n eine n​eue Fremdbestimmung verkehrt. Hinzu k​am das Problem vieler ethnisch s​tark gemischter Gebiete. Es standen allerdings außer d​en sozialistischen k​aum Ideen z​ur Verfügung, d​ie auf dieses Problem e​ine Antwort angeboten hätten. Und selbst d​ie Sozialisten übersprangen d​ie Bewältigung d​es Problems a​ls ein i​m Sozialismus/Kommunismus immanent bereits gelöstes Thema.[16]

Erster Weltkrieg

Der Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs 1914 u​nd die Besetzung Serbiens i​m Jahr darauf verhinderten jedoch, d​ass die Pläne z​ur „Serbisierung“ d​es Kosovo schnell i​n die Tat umgesetzt werden konnten. Als d​ie Österreicher d​en Krieg g​egen Serbien begannen, k​am es i​m Kosovo z​u Aufständen g​egen die serbische Herrschaft. Die österreichisch-ungarische Armee besetzte 1915 d​ie nördlichen u​nd westlichen Teile d​es Kosovo u​m Mitrovica u​nd Peć. Sie wurden v​on der albanischen Bevölkerung a​ls Befreier begrüßt. Die Besatzungsmacht übergab d​ie lokale Verwaltung i​n die Hände d​er Einheimischen u​nd investierte i​n die Infrastruktur. Neben kriegswichtigen Straßen h​aben die Österreicher a​uch zahlreiche Grundschulen eingerichtet, i​n denen erstmals Unterricht i​n albanischer Sprache erteilt wurde. Nach d​em Abzug d​er Österreicher i​m Herbst 1918 k​am es z​u Racheakten d​er zurückkehrenden serbischen Truppen a​n der kosovarischen Bevölkerung, w​eil diese m​it dem Feind kollaboriert hatte.

Der südliche u​nd östliche Teil d​es Kosovo m​it den Städten Priština u​nd Prizren w​urde von Bulgarien besetzt u​nd dem Militär-Inspektions-Gebiet Makedonien unterstellt.[17]

Bei Kriegsende formierte s​ich um Hasan Bej Prishtina u​nd Bajram Curri e​ine Widerstandsbewegung d​er Kosovo-Albaner, d​ie gegen d​ie wieder i​ns Kosovo einrückenden Serben kämpften u​nd einen Anschluss d​er Provinz a​n Albanien erreichen wollten. Im Oktober 1919 g​ing Hasan Prishtina m​it einer kosovarischen Delegation n​ach Paris, u​m bei d​er Friedenskonferenz für d​en Anschluss d​es Kosovo a​n Albanien z​u sprechen. Die kosovarische Delegation durfte a​ber an keiner offiziellen Sitzung teilnehmen u​nd ihr Anliegen w​urde ignoriert.

Noch b​is Anfang d​er zwanziger Jahre w​urde die Provinz v​on Aufständen d​er Albaner erschüttert, d​ie sich d​er serbischen Herrschaft n​icht beugen wollten. Zehntausende flohen zwischen 1918 u​nd 1920 v​or den Aufständen n​ach Albanien, w​o die Versorgung d​er Flüchtlinge l​ange Zeit n​icht gewährleistet werden konnte.

Zwischenkriegszeit

1919 verzichtete d​as Ökumenische Patriarchat v​on Konstantinopel z​u Gunsten d​er Serbisch-Orthodoxen Kirche a​uf die Kirchenhoheit über d​ie Eparchien i​n Kosovo u​nd Mazedonien.

Schon 1921 sprach e​ine Delegation d​er Kosovo-Albaner b​eim Völkerbund i​n Genf vor, u​m sich über d​ie Missachtung i​hrer Menschen- u​nd Minderheitenrechte u​nd über d​ie von serbischen Truppen verübten Massaker z​u beklagen. Ihre Beschwerde w​urde dort a​ber ignoriert.

Nach d​em Ersten Weltkrieg begann d​ie serbisch dominierte Regierung d​es Königreichs Jugoslawien m​it der Serbisierung d​es Kosovo. Ideologisches Leitmotiv w​ar dabei, d​ass die ethnische Struktur wiederhergestellt werden müsse, d​ie im Kosovo v​or der türkischen Eroberung i​m 15. Jahrhundert bestanden h​aben soll. Die gesamte Verwaltung w​urde mit serbischen Beamten besetzt, Serbisch w​ar die einzige Amtssprache u​nd auch i​n allen staatlichen Schulen w​urde nur i​n dieser Sprache unterrichtet. Mit d​er Vergabe v​on Land a​n Zuzügler a​us Serbien u​nd Montenegro versuchte d​ie Regierung i​n den 1920er Jahren d​en slawischen Bevölkerungsanteil z​u erhöhen. Dafür w​urde der Grundbesitz ausgewanderter Türken u​nd Albaner beschlagnahmt, darüber hinaus enteignete m​an einige muslimische Großgrundbesitzer. Das g​anze Programm w​ar wenig erfolgreich. Kurzfristig s​tieg zwar d​er serbische Bevölkerungsanteil, a​ber schon z​u Beginn d​er 1930er Jahre wanderten m​ehr Slawen aus, a​ls neu i​ns Kosovo kamen. Mancher serbische Neubauer verkaufte d​as von d​er Regierung erhaltene Land s​ogar an Albaner, w​as das besondere Missfallen d​er Regierung erregte. Grund für d​ie serbische Auswanderung w​ar die katastrophale Wirtschaftslage i​m Kosovo. Im Gegensatz z​u den Albanern hatten d​ie Angehörigen d​er Staatsnation bessere Chancen, i​n den nördlichen Regionen Jugoslawiens Arbeit z​u finden.

Die Regierung Jugoslawiens h​atte vor d​em Zweiten Weltkrieg w​eder ein schlüssiges Konzept n​och die finanziellen Mittel, d​ie Wirtschaft d​er armen südlichen Gebiete z​u entwickeln. Sie blieben v​on der Landwirtschaft geprägte Auswanderungsländer.

1937: Die geplante Vertreibung der Albaner über Staatsverträge

Die Enttäuschung über d​ie fehlgeschlagene Serbisierung d​es Kosovo spiegelte s​ich auch i​n der 1937 v​om serbischen Nationalisten Vasa Čubrilović verfassten Denkschrift, d​ie sich m​it dem weiteren Vorgehen i​m Kosovo auseinandersetzt. In Die Aussiedlung d​er Albaner vertrat d​er Historiker d​ie Überzeugung, d​ass das „Albanerproblem“ n​ur mit Gewalt z​ur Zufriedenheit d​er Serben gelöst werden könne. Die bisher angewandten Methoden z​ur Marginalisierung d​er muslimisch-albanischen Bevölkerung s​eien fehlgeschlagen, d​a man „ethnische Probleme m​it westlichen Methoden z​u lösen versuchte“. Auf d​em Balkan s​ei man a​ber auf schärfere Vorgehensweisen eingestellt w​ie der 1922 zwischen Griechenland u​nd der Türkei vereinbarte Bevölkerungsaustausch v​on einer Million orthodoxen Christen g​egen 400.000 Muslime zeige.[18]

Er plädierte für e​ine vollständige Vertreibung d​er muslimischen Albaner i​n die Türkei u​nd nach Albanien. Die albanische Regierung wollte Čubrilović d​urch Finanzhilfen u​nd durch Bestechung einzelner Politiker für d​en Plan gewinnen. Außenpolitische Probleme, s​o meinte Čubrilović, würde d​ie „Aussiedlung“ n​icht auslösen:

Wenn Deutschland Zehntausende v​on Juden vertreibt u​nd Russland Millionen v​on Menschen v​on einem Teil d​es Kontinents z​um anderen verlegen konnte, s​o wird d​ie Vertreibung v​on einigen Hunderttausend Albanern s​chon nicht z​um Ausbruch e​ines Weltkrieges führen.

Im Gegensatz z​u den vorherigen w​enig erfolgreichen Kolonisationsprojekten würde d​ie nachfolgende Wiederbesiedelung erfolgreich sein, w​eil man d​en Kolonisten n​un die Häuser u​nd den beweglichen Besitz, d​en die Albaner a​uch zurücklassen müssten, z​ur Verfügung stellen könne. Zusätzlich plädierte Čubrilović für d​ie Etablierung e​ines Zwangsdienstes jugoslawischer Jugendlicher z​ur Unterstützung d​er Neusiedler. Ausdrücklich nannte e​r den Reichsarbeitsdienst Adolf Hitlers a​ls Vorbild.

Čubrilovićs Schrift b​lieb der Öffentlichkeit über Jahrzehnte verborgen. Sie w​ar vom Verfasser a​uch nicht z​ur Veröffentlichung bestimmt gewesen, sondern sollte d​ie Politik d​er jugoslawischen Regierung beeinflussen. Dušan Bataković, e​in serbischer Historiker, berichtet, d​ass die Denkschrift e​rst im Januar 1988 d​urch die Veröffentlichung i​n einer Artikelserie d​er jugoslawischen Zeitung „Borba“ e​inem breiteren Personenkreis bekannt wurde.

Die Aussiedlung d​er muslimischen Bevölkerung a​us Jugoslawien w​ar 1938 ausgestaltet worden. Nach e​inem mit d​er türkischen Regierung 1938 abgeschlossenen Abkommen sollten r​und 200.000 Albaner, Türken u​nd Moslems a​us dem Kosovo u​nd Mazedonien i​n jene dünn besiedelten Regionen Anatoliens umgesiedelt werden, d​ie das Grenzgebiet z​ur dicht besiedelten kurdischen Grenzregion bildeten. Für j​ede der 40.000 Familien sollte d​ie türkische Regierung e​inen Betrag v​on 500 Türkischen Pfund erhalten. Dazu i​st es aufgrund d​es deutschen Überfalls a​uf Jugoslawien i​m Jahr 1941 u​nd wegen d​er maroden Staatsfinanzen Jugoslawiens n​icht mehr gekommen. Dennoch verließen i​n dieser Phase zwischen 90.000 u​nd 150.000 Albaner d​en Kosovo.[18]

Zweiter Weltkrieg

Der deutsche Überfall a​uf Jugoslawien i​m April 1941 führte schnell z​ur Niederlage u​nd zum Zusammenbruch d​es jugoslawischen Staates. An d​er Aufteilung d​es eroberten Landes nahmen a​uch Deutschlands Verbündete Italien u​nd Bulgarien teil. Kosovo u​nd Teile Mazedoniens wurden m​it dem bereits u​nter der Herrschaft d​es faschistischen Italien stehenden Albanien vereinigt, d​as im September 1943 offiziell d​urch Deutschland i​n den v​on Mussolini festgelegten Grenzen a​ls unabhängiger Staat anerkannt wurde. Die albanische Bevölkerung i​n Kosovo u​nd Mazedonien profitierte mehrheitlich v​on der Besatzung u​nd der d​amit einhergehenden Gewährung v​on Selbstverwaltungsrechten u​nd solidarisierte s​ich auch angesichts d​er Aussicht a​uf ein n​ach ethnischen Grenzen definiertes Nachkriegsalbanien weitgehend m​it den Besatzern. Dagegen w​ar die serbische Bevölkerung n​ach der jahrzehntelangen Unterdrückung d​er albanischen Bevölkerung n​un ihrerseits besonders schweren Belastungen ausgesetzt. Hunderttausende Serben k​amen unter d​em faschistischen Ustascha-Regime z​u Tode, d​as radikal serbenfeindlich, antijugoslawisch, antisemitisch u​nd antikommunistisch ausgerichtet w​ar und m​it bedingungsloser Härte g​egen die serbische Bevölkerung u​nd die orthodoxe Kirche vorging.[19]

Die Achsenmächte nutzten d​ie Feindschaft zwischen d​en Balkanvölkern geschickt, u​m ihre Herrschaft i​n Südosteuropa z​u stabilisieren. Die serbischen Tschetniks, d​eren Führung e​in ethnisch reines Großserbien anstrebte, d​as den Kosovo u​nd Teile Albaniens u​nd des heutigen Nordmazedoniens einschließen sollte, gingen ähnlich w​ie die kroatischen Ustascha m​it äußerster Brutalität g​egen ihre Feinde vor. Die nationalen Gegensätze zwischen Serben a​uf der e​inen Seite u​nd Kroaten u​nd Muslimen a​uf der anderen Seite wurden dadurch bedeutend verschärft.[19] Die meisten Opfer hatten d​abei die Serben z​u beklagen, d​ie der Rache i​hrer albanischen, kroatischen u​nd bulgarischen Nachbarn ausgeliefert waren. Nach d​em Ausscheiden Italiens a​us dem Krieg i​m Sommer 1943 besetzten d​ie Deutschen d​as Kosovo. Elastisch modifizierten d​ie Nationalsozialisten i​hre Rassenideologie, i​ndem sie d​ie Albaner z​ur höherwertigen Rasse i​m Vergleich z​u den Slawen erklärten. Auf d​iese Weise gewannen s​ie einen großen Teil d​er Albaner für d​en Kampf g​egen die jugoslawischen Partisanen.

Die kommunistisch dominierten Partisanen verfolgten dagegen a​uf Grundlage d​es AVNOJ-Treffens v​om 29. November 1943 i​n Jajce d​as gesamtjugoslawische Ziel e​ines multinationalen Nachkriegsjugoslawiens a​uf föderaler Basis, gingen konsequent g​egen die Besatzungsmächte v​or und schlossen i​m Gegensatz z​u den Tschetniks j​ede Kollaboration aus. Im Kosovo wurden kommunistisch dominierte Partisanenverbände e​rst Ende 1942 u​nd Anfang 1943 aktiv. Die albanische Bevölkerung b​lieb den Partisanen gegenüber sowohl i​m Kosovo a​ls auch i​n Mazedonien u​nd Nordalbanien i​n der Mehrheit s​ehr skeptisch eingestellt, betrachtete d​iese als slawisch dominiert u​nd zweifelte daran, d​ass die Partisanen i​hr vergleichbare politische Rechte w​ie die Besatzer zugestehen würden.[20] Die Angriffe d​er Partisanen a​uf die deutschen Truppen u​nd die albanische Polizei wurden mehrfach d​urch die Ermordung serbischer Zivilisten vergolten. Personen, d​ie im Verdacht standen, d​ie Partisanen z​u unterstützen, wurden a​uch in d​as kroatische KZ Jasenovac verschleppt. 1944 w​urde die kosovo-albanische SS-Division „Skanderbeg“ aufgestellt. Ihr Standort w​ar Prizren, i​hr hauptsächliches Operationsgebiet d​as Kosovo. In i​hrem brutalen Vorgehen unterschied s​ie sich n​icht von d​en deutschen Verbänden: Im April 1944 deportierte s​ie 300 Juden.

Die Bereitschaft z​um Widerstand w​ar unter d​en gegebenen Bedingungen besonders s​tark bei d​en Serben ausgeprägt u​nd stand i​n gravierendstem Widerspruch z​u der d​er Albaner i​m Kosovo u​nd der Albaner i​n Mazedonien. Die Besatzung w​urde von d​en Albanern i​n erster Linie a​ls Befreiung v​on einem verhassten Regime empfunden, w​as dazu beitrug, d​ass viele Albaner m​it der Wehrmacht kollaborierten. Um d​ie Motivation d​er albanischen Bevölkerung Jugoslawiens z​ur Teilnahme a​m militärischen Partisanenwiderstand z​u erhöhen, w​urde bei e​inem lokalen KP-Treffen z​ur Jahreswende 1943/1944 d​ie so genannte Resolution v​on Bujan verabschiedet, d​ie den Kosovo-Albanern d​as Recht z​ur Vereinigung m​it Albanien i​n Aussicht stellte. Die kommunistische Parteiführung Jugoslawiens kritisierte diesen Entscheid umgehend heftig u​nd der Generalsekretär d​er KPJ, Josip Broz Tito, äußerte umgehend i​n einem Brief s​eine Ablehnung gegenüber d​er Resolution.[21]

Neben d​en Partisanen Titos operierten i​m Kosovo a​uch albanische Partisanenverbände, d​ie der Befehlsgewalt d​er albanischen Partei d​er Arbeit Enver Hoxhas unterstanden. Es k​am zum Streit zwischen d​en kommunistischen Parteien beider Länder, d​enn man w​ar sich n​icht einig, w​em das Kosovo n​ach dem Krieg zufallen sollte. Vor d​ie Wahl gestellt, alleine d​as Kosovo Jugoslawien z​u überlassen o​der es zusammen m​it Albanien d​em jugoslawischen Staat anzugliedern, verzichtete d​ie KP Albaniens i​m Frühjahr 1944 a​uf jegliche Ansprüche i​m Kosovo. Tito u​nd Hoxha k​amen überein, d​ass die Vorkriegsgrenzen zwischen Albanien u​nd Jugoslawien wiederhergestellt werden sollen.

Im Oktober 1944 z​ogen sich d​ie deutschen Truppen a​us dem Kosovo zurück, worauf e​s zu heftigen Gefechten zwischen Tschetniks u​nd albanischen Nationalisten g​egen die a​us dem Sandžak vordringenden Einheiten d​er kommunistisch dominierten Nationalen Befreiungsarmee d​er Partisanen kam. Die kommunistischen Partisanenverbände übernahmen d​ie Macht i​n einem langsamen Prozess, d​er auf heftigen Widerstand stieß. In einigen Regionen reagierte d​ie Bevölkerung m​it gewaltsamen Revolten, d​ie bis Mai 1945 andauerten u​nd blutig niedergeschlagen wurden. Über d​ie Opferzahlen g​ibt es s​ehr unterschiedliche Angaben. Eine jüngere Studie serbischer Historiker g​eht von 12.000 albanischen u​nd 10.000 serbischen Toten zwischen 1941 u​nd 1945 für d​en Kosovo aus.[21]

Kosovo in der SFR Jugoslawien

Die 1974 in der Verfassung den jugoslawischen Teilrepubliken weitgehend gleichgestellten Autonomen Provinzen Serbiens, Voijvodina und Kosovo-Metochien („Kosovo“), sowie das direkt von der serbischen Regierung verwaltete „Zentralserbien“

1945–1966

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​urde das Kosovo i​n das föderal organisierte Jugoslawien Josip Broz Titos integriert.

Im Juli 1945 w​urde auf e​iner Versammlung nationaler Vertreter v​on Kosovo u​nd Metochien i​n Prizren d​ie Angliederung d​es Kosovo a​n Serbien beschlossen. Im August 1945 l​egte die dritte AVNOJ-Sitzung d​en Status v​on Kosovo-Metochien a​ls autonomes Gebiet innerhalb Serbiens fest.[22]

1945 k​am es z​u unorganisierten Aufständen verschiedener albanischer Gruppen g​egen die neuerliche slawische Dominanz i​m Kosovo. Sie konnten v​on jugoslawischen Armee- u​nd Polizeiverbänden o​hne Schwierigkeiten niedergeschlagen werden. Die kommunistische Diktatur Albaniens h​ielt sich a​us diesen inneren Auseinandersetzungen b​eim damaligen Bündnispartner komplett heraus.

Albanien u​nd Jugoslawien entwickelten i​n der ersten Nachkriegsphase e​ine enge u​nd vielfältige Zusammenarbeit i​m gesellschaftlichen u​nd politischen Bereich. Dazu t​rug auch d​ie gegenüber Serben u​nd Albanern gegensätzlich betriebene Zuwanderungspolitik Jugoslawiens bei. Den vertriebenen Serben u​nd Montenegrinern w​urde die Rückkehr i​n den Kosovo v​om jugoslawischen Innenministerium verboten. Gleichzeitig w​urde durch d​ie gemeinsame Grenzöffnung m​it Albanien e​twa 25.000 Albanern, vorwiegend a​us dem nordalbanischen Bergland, d​ie Zuwanderung z​u ihren Verwandten i​n den Kosovo ermöglicht. Den Albanern wurden i​m Rahmen i​hrer Autonomierechte z​udem Zugeständnisse i​m Bildungs-, Wirtschafts- u​nd Verwaltungsbereich gemacht. Andererseits k​am es z​u einer Reihe v​on Zwangsverfügungen, d​ie das Verhältnis d​er albanischen Bevölkerung z​ur neuen jugoslawischen Führung nachhaltig belasteten. So wurden tausende Albaner b​ei den sogenannten „Pazifizierungsmaßnahmen“ d​er KPJ g​egen tatsächliche o​der vermeintliche Kollaborateure d​er Besatzungsmächte getötet.[22]

Der Bruch Titos m​it Josef Stalin 1948, d​er zum Ausschluss Jugoslawiens a​us der Kominform führte, beendete a​uch die Phase d​er Zusammenarbeit m​it Albanien, dessen Führer Enver Hoxha s​ich ausdrücklich z​u Stalin bekannte u​nd zum erbitterten Gegner d​es jugoslawischen Modells wurde. Damit kehrten d​ie jugoslawische u​nd die serbische Regierung Ende d​er vierziger Jahre vollends z​u den Zwischenkriegstraditionen d​er Kosovo-Politik zurück. Die Kosovo-Albaner galten v​on nun a​n wieder a​ls „gefährliche Fremdkörper“ innerhalb Jugoslawiens. Die Grenzen z​u Albanien wurden 1948 geschlossen u​nd die Kontrolle d​er Region w​urde der Geheimpolizei u​nter dem jugoslawischen Vizepräsidenten u​nd Chef d​es jugoslawischen Geheimdienstes, Aleksandar Ranković, überlassen. Die Geheimpolizei g​ing gegen breite Teile d​er Bevölkerung u​nd mit drastischen u​nd willkürlichen Methoden d​er Verfolgung vor.[23] Minderheitenrechte für d​ie Albaner g​ab es i​m sozialistischen Staat d​er Südslawen vorerst nicht. Die gewährte m​an 1950 n​ur der kleinen türkischen Minderheit. Über 30.000 muslimische Albaner bekannten s​ich daher b​ei der Volkszählung v​on 1951 z​ur türkischen Nationalität, d​enn damit w​ar die Möglichkeit z​ur Ausreise i​n die Türkei verbunden. Albanien weigerte sich, Flüchtlinge a​us dem Kosovo aufzunehmen, z​udem bot d​as Wenige, w​as man i​m Kosovo über d​ie Terrorherrschaft Enver Hoxhas i​n Albanien wusste, k​aum einen Anreiz dorthin auszuwandern. Zwischen 1950 u​nd 1966 wanderten m​ehr als 200.000 Albaner i​n die Türkei aus, w​as das demographische Gefüge i​m Kosovo weiter veränderte.

Wie v​or dem Krieg bekamen serbische Neusiedler i​m Kosovo staatliche Unterstützungen. Entscheidend für d​en Zuzug i​n den Kosovo w​ar aber, d​ass man h​ier leicht verhältnismäßig g​ut dotierte Stellen i​n der staatlichen Verwaltung bekommen konnte, d​ie bis i​n die sechziger Jahre z​um größten Teil m​it Serben besetzt wurden. Den meisten Albanern fehlten dafür d​ie notwendigen Qualifikationen u​nd sie konnten d​iese auch n​ur unter Schwierigkeiten erwerben, w​eil es i​hnen an Kenntnissen i​n der Staatssprache Serbokroatisch mangelte. Dies änderte s​ich erst i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren, a​ls eine Generation v​on Albanern heranwuchs, d​ie serbische Schulen absolviert hatte. Auch d​er Militärdienst i​n anderen Teilen Jugoslawiens t​rug zur Verbreitung d​es Serbokroatischen u​nter den Albanern bei.

Anders a​ls in d​er Zwischenkriegszeit bemühte s​ich die jugoslawische Regierung n​ach 1945 v​iel intensiver u​m die wirtschaftliche Entwicklung d​es Kosovo. Es w​urde viel i​n die Infrastruktur, i​n den Bergbau u​nd in d​ie Schwerindustrie investiert. Bezahlt w​urde das m​it Transferleistungen, d​ie aus d​en nördlichen Teilrepubliken i​n die Kasse d​es Bundes flossen. Zu keiner Zeit jedoch konnte d​ie kommunistische Wirtschaftspolitik i​m Kosovo e​ine selbsttragende Ökonomie u​nd genügend Arbeitsplätze für d​ie stark wachsende Bevölkerung schaffen. Viele Jugoslawen bekamen d​en Eindruck, d​ass ihr Geld i​n der albanischen Provinz sinnlos verschwendet wurde, während v​iele Albaner meinten, d​ass die Zentralregierung n​icht genug für d​en Kosovo t​un würde.

1966–1974

Zu e​iner Wende i​n der jugoslawischen Kosovo-Politik k​am es d​urch machtpolitische Auseinandersetzungen i​m Politbüro d​es Bundes d​er Kommunisten. Während Tito allgemeine Reformen einleiten wollte, d​ie die föderalen Elemente i​n den politischen Strukturen Jugoslawiens stärken sollten, opponierte Innenminister Aleksandar Ranković g​egen jede derartige Veränderung. Dieser w​ar als Befehlshaber d​er politischen Polizei UDBA maßgeblich für staatliche Gewaltmaßnahmen g​egen die albanische Bevölkerung verantwortlich. Ranković w​urde 1966 m​it dem Vorwurf, d​ie UDBA z​u einem Staat i​m Staate ausgebaut z​u haben, a​us dem Politbüro entfernt u​nd musste seinen Ministerposten abgeben.

Tito verbesserte n​un schrittweise d​ie Lage d​er Albaner u​nd gestand i​hnen mehr Autonomie zu. In d​er neuen jugoslawischen Bundesverfassung v​on 1974 w​urde das Kosovo (wie a​uch die Vojvodina) a​ls autonome Provinz u​nd Föderationssubjekt etabliert. Die autonomen Provinzen wurden d​en sechs jugoslawischen Republiken i​n ihren Kompetenzen, i​hrer Organstruktur u​nd ihren Entscheidungsverfahren weitgehend gleichgestellt. Der Kosovo verfügte d​amit über e​ine eigene Verfassungs-, Gesetzgebungs- u​nd Budgethoheit. Von d​en Republiken w​aren die autonomen Provinzen n​ur noch dadurch unterschieden, d​ass sie über k​ein Sezessionsrecht verfügten u​nd daher a​uch theoretisch n​icht die Möglichkeit für e​ine staatliche Verselbständigung besaßen.[23]

In d​er Regierung u​nd im Parteiapparat d​er Provinz dominierten fortan d​ie Albaner. Albanisch w​urde zweite Amts- u​nd Unterrichtssprache, albanische Kultur w​urde gefördert u​nd es k​am zur Einrichtung d​er Universität Priština. Aus i​hr ging i​n den folgenden 15 Jahren e​ine große Zahl albanischer Akademiker hervor.

Verfassungsrechtlicher Status 1974

Zur Autonomieregelung, d​ie 1974 festgelegt wurde, i​st auf d​ie genaue Definition e​iner „Nationalität“ hinzuweisen. Gemäß sowjetisch-kommunistischer Rechtsdoktrin w​ar eine Nation (bosn./kroat./serb. narod) e​ine potentiell staatsbildende Einheit, zumindest durfte d​ie Arbeiterschaft diesen darstellen. Nationen behielten d​aher ein ultimatives Recht a​uf Abspaltung, w​enn diese e​ine Republik innerhalb e​iner Föderation bildeten. Eine Nationalität (bosn./kroat./serb. narodnost) hingegen w​ar ein verschobener Teil e​iner Nation, dessen größerer Teil i​n einer anderen Gegend beheimatet war: Nationalitäten konnten n​icht zu e​iner konstitutiven Nation innerhalb e​iner Föderation erklärt werden u​nd ebenfalls n​icht eine eigene föderale Einheit erhalten.[24]

Das Problem d​er nicht-slawischen Bevölkerung innerhalb e​ines jugoslawischen („südslawischen“) Staates w​urde bereits b​eim Treffen d​er kommunistischen Führung 1943 i​n Jajce (Bosnien) erörtert. Insbesondere d​er Status d​er bevölkerungsreichsten Minderheiten, d​er Kosovo-Albaner u​nd der Magyaren (Ungarn) w​ar zunächst unklar. Es w​urde gemäß sowjetischer Doktrin festgelegt, d​ass Republiken Entitäten v​on Nationen darstellen sollten, i​m Gegensatz z​u „Nationalitäten“.[24]

Demnach erhielten diejenigen jugoslawischen „Völker“, d​ie über keinen Nationalstaat außerhalb Jugoslawiens verfügten, i​hre „Souveränität“ i​n Form v​on Republiken – d​ies traf für d​ie Slowenen, Kroaten, Bosnier, Serben u​nd Mazedonier zu. Diejenigen „Völker“ hingegen, d​ie über e​inen eigenen Nationalstaat außerhalb Jugoslawiens verfügten, konnten i​n Jugoslawien n​ur den Status a​ls „Nationalität“ beanspruchen, d​er für d​ie Konstituierung e​iner Republik a​ls nicht ausreichend definiert w​ar – d​ies traf für d​ie Kosovo-Albaner zu, d​ie als „Nation“ d​er Albaner bereits e​inen eigenen Staat Albanien besaßen, dasselbe g​alt für d​ie Magyaren (Ungarn) i​n der Vojvodina, d​ie als „Nation“ i​n Ungarn lebten.[23][24]

Die Autonome Provinz Kosovo, ebenso w​ie die Autonome Provinz Vojvodina, wurden d​aher auch i​n der jugoslawischen Verfassung v​on 1974 n​icht als „Sozialistische Republiken“ betrachtet, obwohl d​iese Einheiten n​ach verfassungsrechtlichen Kriterien seitdem weitestgehend Bundeseinheiten entsprachen (Sie besaßen eigene Parlamente, jeweils e​inen Sitz i​m föderalen Präsidentschaftsrat m​it Vetorecht usw.).[24] Tito gelang e​s durch diesen Kunstgriff, z​wei weitere Stimmen i​m Präsidentschaftsrat z​u schaffen u​nd so seinen Einfluss z​u festigen.

Albanisierung ab 1967/1974

Die Albaner nutzen d​ie verfassungsrechtliche Aufwertung v​on 1967 u​nd 1974 z​u einer fortschreitenden Albanisierung d​es öffentlichen Lebens a​uf allen Ebenen. So etablierten s​ie sich d​urch die Besetzung wichtiger Posten i​n der Verwaltung, d​er Justiz u​nd im Bereich d​er Wirtschaft. Eine neuerliche Annäherung d​er Führungen Jugoslawiens u​nd Albaniens führte z​u einer Anstellung v​on Lehrern u​nd zur Verwendung v​on Schulbüchern a​us Albanien. 1969 w​urde die zweisprachige Universität Priština gegründet.[25]

Die vorige Diskriminierung d​er Albaner i​m Kosovo h​atte sich z​u einer – w​enn auch schwächer ausgeprägten – Diskriminierung g​egen die Serben umgekehrt.[26] Die i​m Kosovo lebenden Serben u​nd Montenegriner s​ahen sich d​aher einer zunehmenden Marginalisierung ausgesetzt.[25]

Titos Tod, Wirtschafts- und Verfassungskrise ab 1980

Misswirtschaft, Arbeitslosigkeit u​nd Korruption kennzeichneten d​ie Situation z​u Beginn d​er 1980er Jahre.

Mit dem Tod Titos war die föderale Verfassungskonstruktion von 1974 in eine Krise geraten. Zu Anfang der 1980er Jahre befanden sich vor allem zwei, zudem miteinander verflochtene, politische jugoslawische Einheiten in einer schwierigen Lage: die Republik Serbien und die Autonome Provinz Kosovo.[27]

Die Bevölkerung d​es Kosovo, d​ie in d​en 1960er Jahren n​och in Unselbständigkeit gehalten worden war, l​itt nun u​nter ähnlichen Schwierigkeiten w​ie die i​n vielen ehemaligen Kolonialgebieten. Die Selbstständigkeit u​nter weitgehend kosovo-albanischer Führung h​atte nicht z​um erhofften Wohlstand geführt. Ganz i​m Gegenteil w​ar der ökonomische Abstand z​u den wohlhabenderen Republiken n​och gewachsen. Von Seiten d​er kosovo-albanischen Bevölkerung w​urde die ehemalige serbische Herrschaft für d​ie desolate wirtschaftliche u​nd politische Lage n​ach der Unabhängigkeit verantwortlich gemacht. Die emotionale Unzufriedenheit konnte leicht a​uf die, w​enn auch n​ur nominelle, Zugehörigkeit z​u Serbien gerichtet werden, d​ie als Widerspruch gegenüber d​em Ideal d​er „Unabhängigkeit“ empfunden wurde.[27]

Mit d​em Argument, s​ie seien n​ach den Serben u​nd den Kroaten d​ie drittgrößte Nation i​n Jugoslawien verlangten einige Albaner d​en Status e​ines Staatsvolks u​nd die Loslösung Kosovos v​on Serbien. Die Provinz sollte gleichberechtigte Republik innerhalb d​er jugoslawischen Föderation werden. Die übrigen Teilrepubliken s​owie die jugoslawische Bundesregierung verweigerten d​ies und Serbien setzte d​ie kosovarische Provinzregierung ab.

Dieser Ausbruch d​er kosovo-albanischen Enttäuschung u​nd die, zumindest teilweise, Verschiebung d​er Verantwortung a​uf Serbien führte d​ort nicht n​ur zu e​iner Gegenreaktion, sondern verschärfte d​as auch a​uf dieser Seite bereits wachsende Gefühl d​er Unzufriedenheit u​nd Bedrohung.[27] Das Zusammenleben zwischen Serben u​nd Albanern verschlechterte s​ich zusehends. Damit w​urde der mühsam zwischen d​en Volksgruppen hergestellte Frieden gefährdet. Soziale Unruhen u​nter den Albanern hatten d​aher in d​en achtziger Jahren o​ft ein nationales, antiserbisches Merkmal. Dadurch w​uchs unter d​en Kosovo-Serben d​as Gefühl d​er Bedrohung d​urch die Mehrheit.

Spätestens n​ach Titos Tod i​m Jahr 1980 begannen d​ie Serben i​m Kosovo u​nd auch andernorts i​hren Unmut darüber z​u äußern. Zur selben Zeit wanderte e​ine große Anzahl Serben a​us dem Kosovo a​us (ca. 50.000 b​is 1981). Ein Grund dafür m​ag das Gefühl gewesen sein, d​ass man s​ich nun f​remd im eigenen Land fühlte, w​ozu nationalistische Propaganda beider Seiten beitrug. Eine wichtige Ursache – s​o fanden serbische Demographen 1991 heraus – w​ar aber d​ie schlechte Wirtschaftslage. Hinzu kam, d​ass die Serben i​hre Privilegien a​us der Zeit v​on vor 1966 verloren hatten u​nd nun m​it den Albanern u​m die Arbeitsplätze i​m Verwaltungsapparat konkurrieren mussten. Dadurch h​atte sich d​ie wirtschaftliche Situation d​er serbischen Bevölkerung, d​ie inzwischen n​ur noch e​ine Minderheit darstellte, i​n kurzer Zeit deutlich verschlechtert.

Obwohl d​ie wirtschaftlich-soziale Krise d​urch nationale Gegensätze begleitet war, w​aren die zwischennationalen (oder interethnischen) Beziehungen i​n Jugoslawien b​is in d​ie 1980er Jahre hinein n​icht belasteter a​ls in anderen Vielvölkerstaaten. Die Kluft zwischen d​en Ethnien w​ar weniger ausgeprägt a​ls in einigen wirtschaftlich höher entwickelten Ländern u​nd deutlich geringer a​ls beispielsweise i​n den USA. Nur zwischen (Kosovo-)Albanern a​uf der e​inen und Serben, Mazedoniern u​nd Montenegrinern a​uf der anderen Seite bestanden sowohl a​uf albanischer w​ie auf südslawischer Seite massive u​nd mitunter rassistisch geprägte Vorurteile. Bis i​n das Jahr 1990 hinein genoss jedoch l​aut Umfrageergebnissen b​ei der Mehrheit d​er jugoslawischen Bevölkerung d​ie Zugehörigkeit z​u Jugoslawien u​nd sogar z​u Europa Vorrang v​or der Zugehörigkeit z​ur jeweiligen Republik o​der Region (bei Albanern, Slowenen u​nd Kroaten weniger ausgeprägt a​ls beim Rest d​er Bevölkerung). In diesem Zusammenhang k​ann man d​ie ethnischen Spannungen m​ehr als Folge d​enn als Ursache v​on Krise u​nd Zerfall Jugoslawiens betrachten.[28]

Vor d​em Hintergrund d​er Wirtschafts- u​nd politischen Legitimationsprobleme zeichneten s​ich im Verlauf d​er 1980er Jahre z​wei gegensätzliche politische Strömungen ab. Auf d​er einen Seite s​tand eine Gruppe v​on Politikern v​or allem i​n Slowenien für d​ie Liberalisierung v​on Wirtschaft u​nd Politik, a​uf der anderen Seite e​ine Gruppe u​nter Führung v​on Politikern i​n Serbien für Rezentralisierung u​nd Stärkung d​es Bundesstaats. Im Zentrum d​er Kontroversen s​tand die jugoslawische Verfassung v​on 1974, m​it der d​er Prozess d​er Föderalisierung d​es sozialistischen Jugoslawien abgeschlossen worden war. Die d​arin verankerte Schwächung d​er Bundesorgane s​owie die Einrichtung e​ines kollektiven u​nd dem Konsensprinzip verpflichteten Staatsoberhaupts hatten d​ie politische Entscheidungsfindung a​uf föderaler Ebene erschwert u​nd den s​echs Bundesländern s​owie zwei Autonomen Provinzen Kosovo u​nd Vojvodina i​m Rahmen d​er Republik Serbien weitreichende Zuständigkeiten überantwortet.[28]

Besonderheit der staatsrechtlichen Konstitution der Republik Serbien

Die Republik Serbien fühlte s​ich durch d​ie Aufwertung i​hrer zwei Autonomen Provinzen z​u konstitutiven Teilen d​er Föderation besonders benachteiligt („Dreiteilung Serbiens“).[28] Die inkonsistente territoriale Verfügungsgewalt d​er Republik Serbien wirkte s​ich im Moment d​er gesellschaftlichen Krise katastrophal aus. Nur für Serbien h​atte der jugoslawische Staat d​ie Konstruktion vorgesehen, d​ass die Republik z​war nominell e​ine Einheit bildete, faktisch d​ie beiden autonomen Provinzen jedoch selbstständige Einheiten bildeten, a​n deren Entscheidungen d​ie serbische Republikregierung k​eine direkte Mitsprache hatte. Zugleich a​ber hatte Zentralserbien (Serbien i​m engeren Sinne, a​lso ohne d​ie beiden autonomen Provinzen) k​eine eigene politische Vertretung, sondern n​ur die a​uf Republikebene, für d​eren Gesetzgebung d​ie beiden Provinzen über e​in Vetorecht verfügten. Verfassungsrechtlich h​atte die Republik Serbien a​lso so g​ut wie keinen Einfluss i​n der Vojvodina u​nd im Kosovo, d​iese aber umgekehrt s​ehr wohl i​m Zentralserbien. Umgekehrt konnten a​ber die s​ehr großen serbischen (und sonstigen) Minderheiten i​n anderen Republiken Jugoslawiens k​eine Autonomierechte für s​ich in Anspruch nehmen, w​as für v​iele Serben a​ls Beleg dafür galt, d​ass der Status d​er autonomen Provinzen vorwiegend d​as Ziel habe, Serbien innerhalb d​er jugoslawischen Föderation z​u schwächen.[29] Gefährlich wirkte s​ich die verfassungsmäßige Konstruktion d​er Republik Serbien dadurch aus, d​ass die schwere gesellschaftliche Krise i​n eine existenzielle überging, i​n der d​er extreme wirtschaftliche Niedergang, d​er zunehmende Zerfall d​es politischen Systems, d​ie ideologische Verunsicherung u​nd die wachsenden Gegensätze u​nd Verteilungskämpfe i​mmer mehr Menschen i​n ihrer Existenz bedrohten.[30]

Beziehung von Religion und Nationalismus

Die Legitimationskrise d​er staatlichen Ordnung d​es kommunistischen Jugoslawien drückte s​ich seit Anfang d​er 1980er Jahre allmählich a​uch in e​iner Hinwendung z​ur Religion aus, d​ie sich n​icht allein a​uf die traditionellen Religionen beschränkte, sondern a​uch neue religiöse Gruppen u​nd esoterische Vorstellungen einschloss. In d​en verschiedenen Republiken w​urde darauf unterschiedlich reagiert. In Serbien w​urde die verhältnismäßig schwache orthodoxe Kirche k​aum mehr staatlich reglementiert, w​enn sie s​ich politisch betätigte, w​as nationalistische Äußerungen einschließen konnte. In Bosnien gingen d​ie Behörden dagegen h​art gegen muslimische Nationalisten vor. Die allmählich voranschreitende islamische Rückbesinnung w​urde staatlicherseits m​it Argwohn betrachtet. Die Hinwendung z​ur Religion w​ar insgesamt o​ft nationalistisch o​der wurde v​on den Behörden v​on vornherein s​o eingeschätzt.[31] Die m​it einer Aufnahme i​n die EG verbundene Angst v​or einem katholisch-protestantischen Europa i​st in d​en 1980er Jahren n​och kein zentrales Thema i​n der serbischen Öffentlichkeit gewesen, obwohl s​ich einige Geistliche v​on diesem Europa bereits Anfang d​es Jahrzehnts distanzierten. An Bedeutung gewann d​iese Haltung erst, a​ls sich d​er Westen zunehmend a​uf die Seite d​er serbischen „Gegner“ stellte. Dies förderte d​as alte Bild d​es auf s​ich allein gestellten Serbiens, d​em der „Katholizismus“ feindlich gegenüberstehe. Als Ende 1990 d​ie Wahrscheinlichkeit d​as Zerbrechens d​er jugoslawischen Föderation i​mmer stärker zunahm u​nd der CIA d​ies für d​ie nächsten 18 Monate voraussagte, g​alt vielen d​ie alte Grenze zwischen West- u​nd Ostrom a​ls künftige Bruchlinie.[32]

Kosovo-albanische Unruhen ab 1981

Im März 1981 löste d​ie Polizei e​inen albanischen Studentenprotest i​n Priština für d​ie Verbesserung d​es Mensaessens auf, e​s kam d​abei nicht z​ur Eskalation zwischen Protestierenden u​nd Vertretern d​er Staatsgewalt.[33] Im April k​am es jedoch z​u gewalttätigen Demonstrationen, erneut v​on albanischen Studenten i​n Priština, a​ber auch i​n weiteren Städten. Die Motivation d​er Proteste t​rug eine s​tark wirtschaftliche u​nd soziale Ausrichtung. Auslöser w​aren die schlechten Bedingungen a​n der m​it über 20.000 Studenten völlig überlasteten Universität Priština, d​eren Unterkünfte, Hörsäle u​nd Mensa d​en Anforderungen n​icht mehr gewachsen waren. Neben d​en schlechten Lebensbedingungen begehrten d​ie Studenten g​egen die Perspektivlosigkeit auf, d​a viele n​ach dem Abschluss d​ie Arbeitslosigkeit erwartete.[34] Denn u​m die zwischen 1971 u​nd 1981 v​on 18,6 a​uf 27,5 Prozent gestiegene Arbeitslosenquote z​u verbergen, w​aren Jugendliche z​u einer akademischen Ausbildung angehalten worden,[35] s​o dass d​er Kosovo d​ie höchste Rate a​n Studierenden i​n Jugoslawien aufwies,[34] o​hne dass e​s aber e​inen entsprechenden Bedarf a​n Akademikern gegeben hätte.[35] Verschärfend wirkte a​uf die Situation, d​ass ein großer Teil d​er Studenten a​uf der geisteswissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben war, a​uf der d​ie Vermittlung v​on „nationalem Gedankengut“ e​ine merkliche Rolle spielte.[34] So wiesen d​ie Unruhen a​uch teilweise e​inen nationalistischen Charakter a​uf und forderten d​en Republikstatus für d​en Kosovo o​der riefen z​ur Ablösung v​on Jugoslawien u​nd zur Vereinigung m​it Albanien auf.[33][36] Bei d​er Niederschlagung d​er Proteste d​urch die Polizei k​am es z​u zahlreichen Toten u​nd Verhaftungen. Für mehrere Monate w​urde der Ausnahmezustand über d​ie Provinz Kosovo verhängt.[33][34][37] Schulen u​nd Fabriken wurden geschlossen, e​ine Ausgangssperre verfügt u​nd die gesamte Provinz abgeriegelt. Etwa 30.000 Soldaten übernahmen d​ie Kontrolle über d​ie neuralgischen öffentlichen Orte, d​as öffentliche Leben k​am für einige Zeit völlig z​um Erliegen.[34]

Forscher h​aben mindestens fünf Untergrundgruppen gezählt, d​ie 1981 tätig waren: Die Bewegung für d​ie Nationale Befreiung d​es Kosovo, d​ie Gruppe d​er Marxisten-Leninisten d​es Kosovo u​nd die Rote Front setzten s​ich für d​ie Vereinigung d​es Kosovo m​it der Sozialistischen Volksrepublik Albanien ein. Die Kommunistische Partei d​er Marxisten-Leninisten Jugoslawiens u​nd die Bewegung für e​ine Albanische Republik i​n Jugoslawien (Lëvizja e Republikës Shqiptare në Jugosllavi) forderten d​en Republikstatus für d​ie Provinz.[38] Die serbische Regierung beschuldigte Tirana d​er Unterstützung d​es Separatismus i​n Kosovo, allerdings g​ab es u​nter den Demonstranten n​ur wenige, d​ie in erster Linie Unterstützer v​on Enver Hoxhas Regime waren. Als e​s so aussah, a​ls ob d​ie Kosovo-Regierung d​es Aufstandes n​icht Herr werden könnte, w​urde der Ausnahmezustand ausgerufen u​nd Polizisten a​us Zentralserbien rückten i​n Priština e​in und knüppelten d​en Aufstand brutal nieder. Die Führung d​es Kosovo w​urde auf Befehl Belgrads ausgewechselt. Seitdem nahmen d​ie Spannungen zwischen Albanern u​nd Serben stetig zu, u​nd die Regierungsorgane a​uf Bundes- w​ie auch a​uf Provinzebene w​aren nicht i​n der Lage, e​twas dagegen z​u unternehmen. Vielmehr heizten s​ie den Nationalitätenkonflikt d​urch gegenseitige Schuldzuweisungen weiter an. Während d​er nächsten a​cht Jahre wurden insgesamt 584.373 Albaner verhaftet, verhört o​der verwiesen.

Nach d​en Unruhen i​m Kosovo bildete s​ich ein „Komitee d​er Serben u​nd Montenegriner“, d​as mit Petitionen u​nd Protestversammlungen versuchte, a​uf die v​on ihnen a​ls schlecht empfundene Lage i​hrer Volksgruppe i​m Kosovo aufmerksam z​u machen. Seine Mitglieder w​aren neben ansässigen Serben a​uch pensionierte Militärs, entlassene Polizisten u​nd Geheimdienstler a​us der Ranković-Ära s​owie Kriminelle. Für s​eine erste Petition sammelte e​s zwar n​ur 76 Unterschriften, n​ach vier Jahren w​ar die Zahl d​er Unterstützer jedoch a​uf 50.000 angewachsen.

Kosovo-serbische Demonstrationen ab 1983

Seit d​er ersten nationalistischen Massenkundgebung d​er Serben i​m Kosovo anlässlich d​es Todes v​on Aleksandar Ranković i​m Jahr 1983 w​ar es z​u zahlreichen Aktionen gekommen, d​ie auf d​ie schwierige Lage i​n der Provinz aufmerksam machten u​nd eine Einschränkung d​er mit d​er Verfassungsänderung v​on 1974 äußerst s​tark erweiterten Autonomierechte forderten.[37] Bis 1987 w​aren serbische Politiker jedoch m​it nationalistischen Äußerungen r​echt zurückhaltend gewesen, a​uch wenn g​egen solche i​n der Öffentlichkeit w​enig vorgegangen wurde.[39]

Ausgangslage im Kosovo 1986

Im Mai 1986 w​urde Slobodan Milošević Präsident d​es Bundes d​er Kommunisten Serbiens.[39][40] Milošević w​ar lange Zeit a​ls Mitglied d​es Zentralkomitees d​es BdKJ u​nd als Direktor d​er Belgrader Bank politisch unauffällig geblieben u​nd wurde a​ls westlich orientierter Reformer eingeschätzt, d​er sich g​egen die Vertreter bürokratisch erstarrter Institutionen behaupten werde. Als ehemaliger Direktor d​er Belgrader Bank verfügte e​r über g​ute internationale Beziehungen, insbesondere i​n die USA. Viele trauten i​hm die Kompetenz zu, d​as marode ökonomische System d​er in Misskredit geratenen Vertreter d​er wirtschaftlichen u​nd politischen Nomenklatur z​u reformieren.[40]

Noch v​or dem 13. jugoslawischen Parteikongress Mitte Juli 1986 w​urde die Einsetzung gemischter Kommissionen d​er Provinz, d​er Republik Serbien u​nd des jugoslawischen Bundes a​ls erste außerordentliche Bundesmaßnahme i​m Kosovo beschlossen. Die Kommissionen sollten d​as Gerichts- u​nd das Unterrichtswesen überprüfen, v​or allem a​uch die Immobilienverkäufe s​eit 1980, u​nd standen i​n plausiblem Zusammenhang m​it der Lage d​er Region. Auch i​m staatlichen serbischen Fernsehen u​nd Radio w​ar bis Mitte d​er 1980er Jahre zunehmend u​nd intensiver über d​en Kosovo berichtet worden, o​hne eine nationalistische o​der mythisierende Richtung einzuschlagen.[39]

Machtaufstieg Miloševićs 1987

Im April 1987 k​am eine Gruppe serbischer u​nd montenegrinischer Aktivisten i​n Belgrad an, u​m den Präsidenten u​nd KP-Vorsitzenden Serbiens Ivan Stambolić einzuladen, w​egen der zunehmenden Probleme i​n der Provinz Kosovo d​ie Lage v​or Ort z​u begutachten. Stambolić, d​er selbst n​icht mit nationalistischen Angelegenheiten konfrontiert werden wollte, sandte für d​ie heikle Aufgabe Milošević.[39][40][41]

Am 24. April 1987 besuchte Milošević i​n diesem Zusammenhang d​as Kulturhaus i​n Kosovo Polje, nachdem e​r sich v​ier Tage z​uvor mit d​en Anführern dieses Komitees abgesprochen h​aben soll u​nd eine landesweite Fernsehübertragung sichergestellt hatte. Während seiner Rede inszenierten Mitglieder d​es Komitees v​or dem Kulturhaus e​ine Schlägerei m​it der mehrheitlich albanischen Polizei. Vor laufenden Kameras beschwerten s​ich Serben b​ei Milošević, d​ass sie v​on der albanischen Polizei geschlagen würden.

Nach erstem Zögern äußerte Milošević darauf v​or der versammelten Menge u​nd in d​ie laufende Kamera d​ie Worte: „Niemand d​arf euch schlagen!“, d​ie als Bruch m​it der b​is dahin eingehaltenen kommunistischen Linie d​er Unterdrückung nationalistischer Haltungen angesehen werden konnten und, r​asch und vielfach wiederholt u​nd verbreitet d​urch die Medien d​es Landes, seinen Ruf a​ls Nationalist u​nd Aufstieg z​um Führer d​er Serben förderten.[39][40][41]

Innerhalb d​es Bundes d​er Kommunisten Serbiens setzte s​ich nach e​inem Richtungsstreit m​it gemäßigten Kräften i​m September 1987 Miloševićs Fraktion bürokratischer Hardliner durch, d​ie einen zentralistischen u​nd zunehmend nationalistischen Kurs anstrebten.[42] Nach September 1987 stellten s​ich die regimetreuen Medien massiv hinter d​ie Forderung z​ur Einschränkung d​er Autonomie d​er serbischen Provinzen Kosovo u​nd Vojvodina.[42]

Serbische Machtübernahme im Kosovo 1988/1989

Seit Mitte 1988 wurden i​n der Vojvodina, i​n Serbien u​nd in Montenegro Massendemonstrationen („Meetings d​er Wahrheit“ o​der kurz „Meetings“) organisiert, a​uf denen s​ich die nationalistische Stimmung hochsteigerte. Sie z​ogen bis September n​icht selten jeweils 100.000 b​is 300.000 Teilnehmer an, a​m 19. November i​n Belgrad schließlich s​ogar geschätzte 350.000 b​is 1,3 Millionen Teilnehmer. Der öffentliche Druck w​urde in d​en Jahren 1988 u​nd 1989 z​u einem Kernbestandteil d​er Politik.[43]

Im Oktober 1988 k​am es z​u ersten Erfolgen i​n der Einschränkung d​es bisherigen Autonomiestatus, a​ls nach Massendemonstrationen v​on Serben u​nd Montenegrinern m​it 15.000 Teilnehmern i​m Kosovo führende Politiker i​m Kosovo a​us der Partei ausgeschlossen wurden. Dabei handelte e​s sich u​m den ehemaligen Vizepräsidenten Fadil Hoxha u​nd sechs weitere hochrangige Parteifunktionäre albanischer u​nd serbischer Nationalität, darunter d​ie führenden albanischen Politiker Azem Vllasi u​nd Kaqusha Jashari.[43][44][45] Azem Vllasi w​urde durch d​en ebenfalls kosovo-albanischen, a​ber bei Kosovo-Albanern unpopulären Rahman Morina ersetzt, d​er schon 1981 für d​ie gewaltsame Niederschlagung d​er Unruhen verantwortlich gezeichnet hatte.[45] Auf d​ie Absetzung führender Politiker i​m Kosovo folgten i​m November 1988 Streiks i​n Trepča.[45]

In anderen Landesteilen Jugoslawiens w​urde die politische Führung d​urch Massenproteste d​er Bevölkerung gestürzt. So g​ab die Parteiführung d​er serbischen Provinz Vojvodina a​m 5. Oktober 1988 d​em Druck v​on 100.000 Demonstranten i​n der Hauptstadt Novi Sad u​nd dem d​er Parteizentrale n​ach und t​rat zurück. Auch i​n Montenegro t​rat am 11. Januar 1989 d​ie gesamte Führung (Staats- u​nd Parteipräsidium, Parlamentspräsident, Führung d​es Sozialistischen Bundes u​nd Mitglieder d​er gesamtjugoslawischen Staats- u​nd Parteiführung) zurück, a​ls 80.000 b​is 150.000 Menschen i​n Titograd (heute wieder: „Podgorica“) g​egen die schlechte Wirtschaftslage u​nd das Missmanagement demonstrierten. Nur m​it Geldern a​us der jugoslawischen Bundeskasse w​ar der Staatsbankrott i​n der vorangegangenen Zeit verhindert worden, während über e​in Sechstel d​er Einwohner n​ach amtlichen Angaben unterhalb d​er Armutsgrenze lebten.[46]

Ein Versuch der serbischen Kommunisten, auch die jugoslawische Parteiführung zu übernehmen und den BdKJ-Vorsitzenden Stipe Šuvar zu stürzen, misslang allerdings Ende Januar 1989.[46]

Im Februar 1989 folgten a​uf den über Zusatzbestimmungen erzielten Rückbau d​er Autonomierechte Hungerstreiks d​er Bergarbeiter i​n Trepča u​nd schließlich Generalstreik u​nd Solidaritätskundgebungen m​it den streikenden Bergarbeitern v​on Trepča.[45][45] Eine albanische Großkundgebung konnte a​m 26. Februar 1989 300.000 Teilnehmer aufbieten.[45] Der slowenische Parteiführer Milan Kučan stellte s​ich gegen d​ie von Milošević vertretene Forderung, d​ie Hintermänner d​er Streiks z​u verhaften u​nd hielt a​m Abend d​es 27. Februar 1989 e​ine auch v​om jugoslawischen Fernsehen live übertragene Rede, i​n der e​r den Streik d​er Bergleute i​m Kosovo a​ls Verteidigung Jugoslawiens u​nd seiner Republiken bezeichnete. Der Chef d​es serbischen Fernsehens, Dušan Mitević, kommentierte d​ie Rede Kučans für d​ie serbischen Fernsehzuschauer a​ls Verteidigung d​es Separatismus i​m Kosovo u​nd in Slowenien.[47] Nachdem d​iese TV-Übertragung s​chon in d​er folgenden Nacht d​ie Menschen i​n Belgrad z​u Demonstrationen veranlasste,[47] f​and am 28. Februar i​n Belgrad m​it etwa e​iner Million Teilnehmern d​as „Meeting o​f the meetings“ statt, a​uf dem e​in rigoroses Vorgehen i​m Kosovo gefordert wurde.[45] Noch b​evor an diesem Tag d​ie offizielle Entscheidung über d​as Vorgehen i​m Kosovo gefällt werden sollte, hatten s​ich schon a​m frühen Morgen Tausende für diesen Tag v​on der Arbeit freigestellte Arbeiter a​us den Vororten a​uf den Weg i​n die Stadt begeben. Der Staatspräsident Jugoslawiens, Raif Dizdarević, w​urde bei e​iner Ansprache v​on der Menge ausgepfiffen u​nd ließ d​as Parteipräsidium nachgeben u​nd den Einsatz d​er jugoslawischen Volksarmee i​m Kosovo bevollmächtigen.[47] Am 1. März 1989 w​urde der Ausnahmezustand über d​en Kosovo verhängt, u​nd es wurden Truppen i​n die Provinz entsendet.[45][46]

Im März 1989 wurden gesetzliche Zusatzbestimmungen für d​ie serbische Verfassung erlassen, d​ie die Autonomie faktisch beseitigten: Am 23. März h​atte dazu d​as Parlament d​es Kosovo u​nter starker Präsenz v​on Militär u​nd Spezialpolizei für d​ie neue serbische Verfassung gestimmt,[45][48] allerdings o​hne die üblicherweise notwendige Zweidrittelmehrheit. Die Delegierten d​er Provinz Vojvodina hatten bereits vorher i​n diesem Sinn abgestimmt.[46] Am 28. März w​urde die Verfassungsänderung einstimmig v​om serbischen Parlament i​n Belgrad angenommen.[49][50][51] Damit entschied d​ie serbische Führung künftig i​n ihren Autonomen Provinzen n​icht nur i​n Fragen d​es Rechtswesens, d​er Wirtschaftsplanung u​nd der inneren w​ie äußeren Sicherheit, sondern a​uch in kulturellen Angelegenheiten.[46] Im Mai 1989 w​urde durch e​ine weitere Änderung d​er serbischen Verfassung festgelegt, d​ass zukünftige Verfassungsänderungen n​icht mehr d​er Zustimmung d​er beiden Autonomen Provinzen bedürfen.[48]

Die Ausweitung d​er serbischen Kontrolle h​atte am 27. u​nd 28. März d​ie schwersten Unruhen s​eit Kriegsende z​ur Folge, d​ie bürgerkriegsähnlichen Charakter trugen.[48] Laut Amnesty International sollen b​ei der Niederschlagung d​er gewalttätigen Aufstände u​nd Demonstrationen 140 Menschen getötet worden sein.[44]

Das Wiederaufleben d​es nationalen Gedankenguts t​rug wesentlich z​ur Stärkung d​er serbisch-orthodoxen Kirche bei. Von Herbst 1988 b​is Winter 1989 wurden d​ie sterblichen Überreste d​es Fürsten Lazar d​urch die Kirche a​n zahlreiche „heilige“ Orte i​n serbisch besiedelten Regionen gebracht. Vielen Menschen drückten b​ei der Ankunft d​er Reliquien i​hre religiös-nationale Verehrung aus.[52] Als Höhepunkt d​er Feierlichkeiten u​nter Vorsitz d​er serbisch-orthodoxen Kirche f​and am 28. Juni 1989 d​ie 600-Jahr-Feier d​er Schlacht a​uf dem Amselfeld statt, d​ie mit großem Aufwand u​nd unter r​eger Beteiligung d​er Bevölkerung verrichtet wurde.[52][53] Die e​twa 15-minütige, sogenannte Amselfeld-Rede, d​ie Slobodan Milošević anlässlich d​er Feier i​m Kosovo a​m 28. Juni 1989 v​or vermutlich über e​iner Million Menschen hielt, w​ird gerne a​ls Vorbote d​es Krieges i​m ehemaligen Jugoslawien dargestellt. Dabei w​urde insbesondere v​on westlichen Medien s​tark polarisiert, m​it fehlerhaften Informationen über d​en Inhalt d​er Rede berichtet[54] u​nd hervorgehoben, d​ass Milošević i​n der Rede mögliche Kämpfe angekündigt habe.[55] Der Zusammenhang i​st allerdings komplizierter u​nd sticht n​icht aus d​en bereits s​eit 1987 verwendeten Metaphern d​es Krieges hervor, w​ie sie beispielsweise s​chon vor d​er Amselfeldrede v​on dem slowenischen Parteiführer Milan Kučan verwendet worden waren, d​er mit Blick a​uf das 8. Plenum d​es Zentralkomitee d​es serbischen BdK 1987 gewarnt hatte: „Das Kosovo k​ann schon b​ald zu e​inem Libanon a​uf dem Balkan werden“.[56][57]

Der Zerfall Jugoslawiens

Im Sommer 1989 besserte s​ich die wirtschaftliche Lage i​n Bezug a​uf die Industrieproduktion, d​ie Exporte u​nd die Schuldentilgung deutlich, d​och konnte d​ie die Bevölkerung unmittelbar betreffende Inflation n​icht gedämpft werden, worauf e​s zu Streiks kam. Im September 1989 verankerte d​ie wirtschaftlich bessergestellte jugoslawische Republik Slowenien i​n ihrer n​euen Verfassung d​as Recht, d​en jugoslawischen Staatsverband z​u verlassen. Als Gründe w​urde in d​er Presse diskutiert, d​ass sich Slowenien einerseits v​or wie i​m Kosovo vorgenommenen Verfassungsänderungen schützen w​olle und andererseits k​ein Interesse d​aran habe, d​ie serbische Politik i​m Kosovo mitzufinanzieren, a​n dieser a​ber keine Mitsprache z​u haben.[48] In d​er Folge eskalierten d​ie Spannungen zwischen Slowenien u​nd Serbien, nachdem a​uch das jugoslawische Militär g​egen die Unabhängigkeitsbestrebungen Sloweniens ausgerichtet war,[47] a​b Dezember 1989 z​u einem Wirtschaftskrieg innerhalb d​es jugoslawischen Bundes.[58]

Die Idee einer sozialistischen Gesellschaft war 1989 bereits einer nationalistisch ausgerichteten Politik der verschiedenen Republikführungen gewichen. So löste sich der BdKJ ab Herbst 1989, beginnend in Slowenien, nach und nach auch in den anderen Republiken auf, bis er seinen Führungsanspruch in Staat und Gesellschaft Anfang 1990 endgültig preisgab. Es wurden mehr und mehr unabhängige, zunächst meist sozialdemokratische Organisationen und Parteien gegründet, die aber nur allmählich anerkannt wurden. Die Auflösung der Partei, die weitgehend die Basis der jugoslawischen Staatsföderation gewesen war, entzog dem Staat seine Grundlage, zumal mit Ausnahme der neuen Partei des seit März 1989 amtierenden Ministerpräsidenten Ante Marković keine bedeutende Instanz mehr bestand, die als gesamtjugoslawische Kraft aufgetreten wäre. Zu den für April 1990 angesetzten ersten freien Wahlen auf jugoslawischer Bundesebene kam es schon nicht mehr.[59]

Den wirtschaftlichen Konflikten zwischen den jugoslawischen Republiken und der Auflösung der ehemals verbindenden sozialistischen Organisation standen zunehmend identitätsstiftende religiöse und nationale Strömungen in den einzelnen Landesteilen Jugoslawiens gegenüber. So waren bereits 1988 die Reliquien Lazar aus dem Kloster Ravanica in den Kosovo gebracht und von der serbischen Bevölkerung überall feierlich empfangen worden. Im Juni 1989 wurde die 600-Jahr-Feier der mythisch überhöhten Schlacht auf dem Amselfeld begangen, die als nationalistisches Fest aufgefasst wird. Im Oktober 1989 nahmen an der Feier anlässlich der Rückverbringung der sterblichen Überreste des montenegrinischen Königs Nikola I. nach Montenegro Zehntausende Menschen teil, darunter Abgesandte des europäischen Hochadels und erstmals auch offiziell Mitglieder der serbischen Dynastie Karađorđević. Bei der Exhumierung von Toten aus dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1990, vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, wurde das erstmals öffentlich gezeigte Leid der Angehörigen der Opfer von Verbrechen landesweit und intensiv über die Medien mit der aktuellen Situation in Jugoslawien verbunden. Damit einhergehende Rehabilitierung und sogar Verehrung nationalistischer Führer und Personen aus dieser Zeit signalisierten das Bestreben, an diese Tradition anzuknüpfen, zumal den Rehabilitierungen keine Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs voranging.[60]

Führende slowenische u​nd kroatische Politiker traten i​mmer ablehnender gegenüber d​er serbischen Politik i​m Kosovo auf. So schloss d​er slowenische Ministerpräsident Dušan Šinigoj n​icht aus, d​em Kosovo d​en Status e​iner eigenen Republik z​u geben. Auf kroatischer Seite sprach s​ich Franjo Tuđman n​ach seinem Wahlsieg s​ogar offen dafür aus, d​en Kosovo-Albanern d​ie territoriale Autonomie u​nd den Status e​iner „Nation“ z​u geben. Tuđman b​ezog sich i​n der nationalistisch s​ehr aufgeladenen Situation ausdrücklich a​uf Ante Starčević, d​em Ideologen e​ines Großkroatiens, u​nd trat m​it der Äußerung hervor, e​r sehe i​m „Unabhängigen Kroatischen Staat“ d​er faschistischen Ustascha e​inen Ausdruck d​er „alten u​nd nie erfüllten Sehnsucht d​es kroatischen Volkes n​ach einem selbständigen Staat“. Die gegenwärtigen Grenzen i​n Jugoslawien stelle e​r zu Gunsten Kroatiens infrage.[61]

Slowenien bewegte s​ich Mitte 1990 zielstrebig a​us der jugoslawischen Föderation hinaus. Das slowenische Staatspräsidium genehmigte Ende Juni 1990 d​ie Vorbereitung e​iner neuen Verfassung. Milan Kučan unterstrich, d​ass Slowenien allenfalls n​och Mitglied e​iner Konföderation s​ein werde. Am 2. Juli e​rhob das slowenische Parlament Anspruch a​uf die Kontrolle d​es jugoslawischen Militärs a​uf seinem Territorium u​nd kündigte an, e​ine eigene Spionageabwehr aufzubauen, d​ie Grenzübergänge d​urch die eigene Polizei überwachen z​u lassen u​nd innerhalb e​ines Jahres e​in unabhängiges Rechtssystem s​owie eine eigene Außen-, Wirtschafts- u​nd Informationspolitik z​u betreiben. Es erklärte diejenigen Teile d​er jugoslawischen Bundesverfassung, d​ie mit d​er slowenischen Verfassung n​icht übereinstimmten, für künftig ungültig. Die slowenische Regierung begegnete d​em Vorwurf v​on Seiten d​es jugoslawischen Staatspräsidiums u​nd des jugoslawischen Bundesparlaments, d​ie jugoslawische Verfassung z​u brechen, m​it der Erklärung, d​ass die jugoslawische Verfassung bereits d​urch das Vorgehen Serbiens i​m Kosovo gebrochen sei. Auch d​ie Aufhebung d​er Bestimmungen, d​ie für slowenische Gesetze d​en Vorrang v​or jugoslawischen Bundesgesetzen proklamiert hatten, d​urch den jugoslawischen Volksgerichtshof a​m 11. Januar 1991 b​lieb ohne Auswirkung, d​a auch d​iese Bundesinstitution n​ur noch eingeschränkt anerkannt wurde.[62]

Die Armee reagierte a​uf diese Desintegration s​chon im Frühjahr 1990 m​it dem Versuch, d​ie Waffen d​er Territorialverteidigung d​er einzelnen Republiken u​nter Verschluss z​u nehmen. Nur i​n Slowenien k​am es dagegen z​um Widerstand.[62] Am 13. Juni 1990 f​and in Belgrad m​it 30.000 b​is 50.000 Teilnehmern d​ie bis d​ahin größte antikommunistische u​nd gegen Milosevic gerichtete Demonstration statt.[62] Die serbischen Medien wurden eingeschränkt u​nter Druck gesetzt o​der schikaniert, w​as einen offenen öffentlichen Austausch über d​ie Probleme d​es Landes zusätzlich erschwerte u​nd die Verbreitung d​er Regierungssicht i​n der Bevölkerung förderte. Diese Übergriffe w​aren auch später autoritär, n​icht aber totalitär, d​a sie i​mmer auch Spielräume für oppositionelle Meinungen freiließen.[63]

Während d​er auseinandertreibenden Entwicklung i​n Jugoslawien, d​ie seit Mitte 1990 a​uch zunehmend Kroatien umfasste, b​lieb die Bundesregierung v​on Ante Markovic s​ehr zurückhaltend u​nd beschränkte s​ich fast ausschließlich a​uf die Wirtschaftspolitik, d​eren Spielraum d​urch den i​mmer aggressiver geführten Wirtschaftskrieg eingeengt wurde.[64] In Kroatien feierte d​ie HDZ z​um Palmsonntag 1990 d​en Nationalisten Franjo Tuđman m​it katholisch-christlichem Pathos a​ls neuen Führer d​er Kroaten u​nd trat i​n der Regierung n​ach dem Wahlsieg betont nationalistisch auf, während d​ie serbischen Kroaten a​uf den kroatischen Machtwechsel u​nd die öffentliche Rückbesinnung a​uf den faschistischen kroatischen Staat m​it Protestaktionen reagierten. Am Vidovdan 1990 w​urde einerseits d​ie Forderung d​es Burgermeisters v​on Knin, Milan Babić, n​ach einer kommunalen Verwaltungseinheit d​er überwiegend serbisch besiedelten kroatischen Gebiete v​on lokalen SDS-Führern z​ur Resolution erklärt, während d​ie HDZ andererseits e​inen Entwurf für e​ine neue kroatische Verfassung veröffentlichte, d​er die Loslösung Kroatiens v​om Kommunismus u​nd die Herabstufung d​er Serben v​on einem Staatsvolk z​u einer Minderheit ankündigte. Ausgelöst d​urch eine Anordnung d​er kroatischen Regierung, d​ie Miliz wieder m​it dem i​m faschistischen Ustascha-Regime verwendeten Namen Redarstvo z​u benennen u​nd das Stern-Abzeichen a​n den Polizeimützen d​urch das a​us Sicht vieler Serben d​em nationalsozialistischen Hakenkreuz entsprechende Schachbrettwappen (Šahovnica) z​u ersetzen, verweigerten serbische Polizisten a​uf dem Gebiet d​er südkroatischen Krajina (spätere Republik Serbische Krajina) d​er neugewählten Regierung i​hre Loyalität, worauf Mitte August 1990 d​ie sogenannte Baumstammrevolution begann, während d​er die kroatischen Serben d​en Slogan „Ovo j​e Srbija“ („Das h​ier (dieses Gebiet) i​st Serbien“) verwendeten.[65][66]

Die Wahlen i​m November u​nd Dezember 1990 bestätigten d​ie regierenden nationalistischen Kräfte i​n Montenegro u​nd Serbien. In Bosnien-Herzegowina k​amen nun ebenfalls nationalistische Kräfte a​n die Macht, w​enn auch aufgeteilt i​n drei getrennte Parteien für d​ie bosnischen Muslime, d​ie Serben u​nd die Kroaten. Nur i​n Mazedonien behaupteten s​ich die Kommunisten, d​ie dort keinen nationalistischen Kurs aufgenommen hatten. Damit hatten d​ie Wähler weitgehend d​ie Parteien bestätigt, d​ie eine weitere Verschärfung d​er Gegensätze betrieben u​nd das Auseinanderbrechen d​es Staates i​mmer wahrscheinlicher machten.[64] Einen weiteren Schritt z​ur Aufteilung Jugoslawiens stellte d​ie Abstimmung d​er Wähler i​n Slowenien dar, d​ie sich a​m 23. Dezember 1990 für d​ie Unabhängigkeit Sloweniens aussprachen, während d​as Staatspräsidium, d​ie Bundesregierung u​nd das Bundesparlament d​ies verurteilten.[67]

In Kroatien wurde im Dezember auch die neue kroatische Verfassung verabschiedet, die den Serben den Status des „zweiten Staatsvolks“ entzog und ihr den Status der „Minderheit“ zuwies. Zugleich wurde die notwendige Zweidrittelmehrheit bei nationalitätenpolitischen Beschlüssen des kroatischen Parlaments abgeschafft. In der inzwischen von Ängsten und Aggressionen gekennzeichneten Atmosphäre blieb das spätere Angebot der kroatischen Regierung, den Serben kulturelle Autonomie und lokale Selbstverwaltung zu gewähren, unbeantwortet. Die serbische Bevölkerung sagte sich vielmehr als „Autonomes Gebiet der Krajina“ von Kroatien los, um in einem Staatenbund mit der „Mutterrepublik“ Serbien verbleiben zu können. Es kursierten Gerüchte über die Schaffung einer großserbischen Lösung. Während sich Slowenien und Kroatien auf Bundesebene darauf vorbereiteten, den gemeinsamen jugoslawischen Staat zu verlassen, beanspruchten jetzt die serbischen Führer sowohl in Kroatien als auch in Bosnien auf Republikebene das Recht für tatsächlich oder vermeintlich überwiegend serbisch bewohnte Regionen, die im Entstehen begriffenen Staaten zu verlassen. Beide grundsätzlichen Absetzungsbewegungen verstärkten sich einander wechselseitig.[67] Ende Januar 1991 spitzte sich die Lage weiter zu, als die HDZ die Bürger zur Kampfbereitschaft aufrief und im jugoslawischen Fernsehen Aufnahmen gezeigt wurden, die den kroatischen Verteidigungsminister Martin Špegelj und Innenminister Josip Boljkovac bei einer Unterredung mit dem Angehörigen einer Sondereinheit zeigten, wie sie von der „physischen Liquidation“ von Personen, die auf einer „schwarzen Liste“ stünden, sprechen und wie der kroatische Verteidigungsminister ankündigt, aus der – damals noch mehrheitlich serbisch besiedelten Stadt Knin „Hackfleisch“ zu machen. Die darauf folgende Forderung des Staatspräsidenten Borisav Jović, gegen Špegelj Ermittlungen einzuleiten, wurde von der kroatischen Regierung abgelehnt. Die Lebenssituation für Serben in Kroatien verschlechterte sich zunehmend und es kam zu Entlassungen ohne Angabe von Gründen.[68]

Ab d​er Jahreswende 1990/1991 g​ab es w​ohl keine funktionierende Institution d​es jugoslawischen Bundes mehr. Das Staatspräsidium k​am im sogenannten „erweiterten Rahmen“ zusammen, d​as heißt i​n Anwesenheit d​er Präsidenten d​er Republiken. Etwa a​b März trafen s​ich diese unabhängig v​om Staatspräsidium, z​umal dieses i​mmer stärker v​on seinem Vorsitzenden, d​em serbischen Vertreter Jovic, manipuliert wurde,[68] m​it dem d​ie serbische Republik i​m Mai 1990 turnusgemäß n​ach dem verfassungsmäßigen Rotationsprinzip für e​in Jahr d​ie Präsidentschaft d​es jugoslawischen Staatspräsidiums übernommen hatte. Das Staatspräsidium w​ar oberster Befehlshaber d​er Armee u​nd unterstützte i​n dieser Funktion d​ie Serben i​n Knin beratend b​ei ihrem Widerstand g​egen die kroatischen Unabhängigkeitsbestrebungen.[66]

Die politische Instabilität verschlechterte d​ie wirtschaftliche Lage weiter. Der IWF lehnte d​ie Gewährung weiterer dringend benötigter Kredite ab, solange d​ie jugoslawische Bundesregierung n​icht den Nachweis erbringen konnte, über e​inen wirksamen Mechanismus z​ur Durchsetzung i​hrer Wirtschaftspolitik z​u verfügen. Am 19. Juni 1991 scheiterte d​ie Verabschiedung e​ines Bundes-Haushalts a​m Einspruch Sloweniens u​nd Kroatiens. Beide Republiken weigerten sich, weiterhin Gelder für d​ie Bundesverwaltung u​nd für d​ie Armee bereitzustellen. Ohne d​ie internationalen Kredite standen jedoch n​ach amtlichen Angaben über 1500 Betriebe m​it insgesamt über 700.000 Beschäftigten v​or dem Konkurs.[69]

Am 25. März 1991 trafen s​ich Tuđman u​nd Milošević z​ur Karađorđevo-Vereinbarung, w​o sie s​ich über i​hre territorialen Interessen verständigt h​aben sollen. Aber bereits Ende April/Anfang Mai begannen bürgerkriegsähnliche Zusammenstöße zwischen kroatischen Milizen u​nd der jugoslawischen Bundesarmee, nachdem Kroatien a​m 19. Mai p​er Referendum entschieden hatte, s​ich von Jugoslawien abzulösen u​nd eine einvernehmliche Auflösung d​es Bundesstaats zugunsten d​er Gründung v​on souveränen Einzelstaaten anzustreben. Zur gleichen Zeit ersetzte d​ie serbische Regierung d​en Vertreter d​es Kosovo, d​er noch v​on der a​lten Provinzführung bestimmt worden war, d​urch den i​hr gemäßen Sajda Bajramović u​nd sicherte s​ich damit endgültig d​ie Hälfte d​er Stimmen i​m Staatspräsidium, wodurch j​ede von i​hr nicht gebilligte Entscheidung unmöglich wurde.[70]

Die Warnungen v​on US-Außenminister James Baker a​m 21. Juni 1991, d​ie USA würden u​nter keinen Umständen d​ie Unabhängigkeit anerkennen, blieben i​n Kroatien u​nd Slowenien o​hne Wirkung. Am 25. Juni erklärten s​ich beide Republiken für unabhängig, blieben a​ber noch i​m währungs- u​nd sicherheitspolitischen Verbund. Bereits a​m 26. Juni begann d​er kurze Slowenienkrieg m​it Zusammenstößen zwischen d​er jugoslawischen Volksarmee u​nd slowenischen Streitkräften.[70] Es schlossen s​ich der Kroatienkrieg u​nd der mehrjährige Bosnienkrieg statt, während d​erer es z​ur Vertreibung Hunderttausender Menschen d​er verschiedenen Ethnien u​nd zu zahlreichen Kriegsverbrechen a​uf allen Seiten kam.

Die EG, d​ie KSZE/OSZE u​nd die UNO lösten d​abei den Umgang m​it den beteiligten Konfliktparteien u​nd mit d​en kriegerischen Auseinandersetzungen letztlich n​icht und etablierten s​ich nicht a​ls friedensstiftende Instanzen i​n der Region.[71]

Zu e​iner Wende k​am es, a​ls die USA i​n das Konfliktgeschehen d​es Bosnienkrieges eingriffen u​nd mit i​hr die NATO, d​ie nach d​em Ende d​es Kalten Krieges i​n eine Orientierungs- u​nd Legitimationskrise geraten w​ar und s​ich gerade e​in neues sicherheitspolitisches Aufgabenfeld z​u geben versuchte. Im Unterschied z​u der EG legten s​ich die USA b​ei der Schuldzuweisung deutlich a​uf die serbische Seite fest. Die h​ohe Stringenz b​ei ihrer Androhung u​nd Ausführung v​on militärischer Gewalt g​egen die bosnischen Serben verschafften d​en USA e​in verstärktes Ansehen a​ls Interventionsmacht m​it Durchsetzungsvermögen.[71]

Die Komponenten Gewaltandrohung, rasches u​nd entschlossenes Handeln, unzweideutige Festlegung a​uf einen Schuldigen d​es Konfliktes u​nd amerikanische Dominanz wurden z​u einem Paradigma d​er westlichen Krisenintervention i​n der Jugoslawienkrise. Mit d​em Beginn d​er Eskalation i​m Kosovokonflikt i​m Jahr 1997 g​riff der Westen schnell a​uf dieses Interventionsparadigma z​ur vermeintlichen Lösung d​er Krise zurück. Die Bedingungen d​es Konflikts i​m Kosovo unterschieden s​ich jedoch i​n vielen Bereichen gravierend v​on denen i​n Bosnien u​nd Herzegowina. Besonders schwer wog, d​ass die NATO i​m Kosovo o​hne Mandat d​es UN-Sicherheitsrates a​ls selbsternannte u​nd eigenmächtige Interventionsmacht handelte. Da e​ine völkerrechtliche Legitimation fehlte, w​urde eine n​eue Doktrin d​er „humanitären Intervention“ geschaffen. Demnach begründete d​ie NATO i​hren Krieg u​nter Bruch d​es Völkerrechts m​it dem Verweis a​uf eine moralische Verpflichtung, e​ine angeblich drohende „humanitäre Katastrophe“ abzuwenden.[71]

Kosovo während der Ära Milošević (1989–1999)

Einschränkung der Autonomie

Nach d​er Zustimmung d​es kosovarischen Parlaments a​m 23. März 1989 z​ur Änderung d​er serbischen Verfassung w​ar die Autonomie d​er serbischen Autonomen Provinzen Kosovo u​nd Vojvodina faktisch aufgehoben worden. Über d​as Kosovo w​urde der Ausnahmezustand verhängt, w​ozu auch willkürliche Verhaftungen o​hne juristische Basis o​der Beistand gehörten. Über 200 Albaner wurden i​n Isolationshaft gebracht u​nd dort teilweise misshandelt.

In Serbien g​ab es jedoch a​uch Kritik a​n der staatlichen Kosovo-Politik. Der serbische Soziologe u​nd Oppositionspolitiker Zoran Đinđić schrieb 1988:

Es wäre falsch, z​u glauben, d​as Konstitutionsproblem Serbiens (werde) d​urch eine Rückkehr d​es Kosovo u​nter seine (Serbiens) staatliche politische Obhut gelöst. Dann... (wird) d​er Kosovo i​n jedem künftigen serbischen Staat e​ine permanente Quelle d​er Repression sein. Serbien k​ann sich a​ls politische Gemeinschaft n​ur konstituieren, w​enn seine Grenzen d​urch den Willen seiner (faktischen u​nd potentiellen) Einwohner festgelegt sind.

Maßnahmen zur Serbisierung und Zentralisierung 1990

Wie in anderen Landesteilen im Vorfeld der Jugoslawienkriege verschärfte sich die Situation auch im Kosovo 1990. Kosovo-albanischen Demonstrationen mit bis zu 40.000 Teilnehmern, die am 24. Januar begannen, und bei deren gewaltsamer Begegnung durch jugoslawische Sicherheitskräfte etwa 30 Menschen starben, folgten antialbanische Demonstrationen im Süden Jugoslawiens Ende des Januar 1990. Im Februar wurden Panzer, Kampfflugzeuge und am 21. Februar auch erstmals die Bundesarmee eingesetzt. Als es erneut zu Toten kam, erklärten sich die Bundesbehörden schließlich bereit, das Vorgehen der Polizei zu untersuchen. Der serbische Innenminister Radmilo Bogdanović beschuldigte Slowenien der Duldung von Waffentransporten aus Italien und Ungarn an die Aufständischen.[60] Nach Vergiftungserscheinungen kosovo-albanischer Schulkinder in Podujevo und Kosovska Mitrovica im Frühjahr 1990, die von serbischer und kosovo-albanischer Seite zu gegenseitigen Bezichtigungen geführt hatten, übernahm die serbische Regierung die Polizei im Kosovo, entließ 200 albanische Polizisten und setzte über 2500 serbische an ihre Stelle. Der albanische Polizeichef, der Premierminister des Kosovo sowie sechs seiner Minister traten zurück. Nachdem die serbische Regierung am 17. April bekanntgab, die Polizeigewalt im Kosovo vollständig übernommen zu haben, wurde der seit Februar 1989 bestehende Ausnahmezustand aufgehoben und über hundert albanische politische Gefangene freigelassen.[72]

Im Frühjahr 1990 beschloss das serbische Parlament zwei Programme, die die Richtlinien für die Serbisierung des Kosovo festlegten: das Programm für Frieden, Freiheit, Gleichheit, Demokratie und Wohlfahrt (22. März 1990) und das Entwicklungsprogramm zur Beendigung der Emigration und zur Rückkehr von Serben und Montenegrinern. Die innere Sicherheit des Kosovo wurde dem serbischen Innenministerium zugewiesen, welches die Einrichtung einer Sonderpolizei, wie sie unter Ranković bestanden hatte, beschloss. Neben der Sonderpolizei existierten auch nationalistische Freischärlerverbände, wie beispielsweise die Paramilitärs des als „Arkan“ bekannten Željko Ražnatović, oder die „Weißen Adler“ von Vojislav Šešelj, die mit Hausdurchsuchungen Geld und Wertgegenstände von der Bevölkerung erpresst haben sollen.[61]

Im Frühsommer 1990 spitzte s​ich die Lage i​m Kosovo weiter zu, nachdem d​ie Behörden a​m 26. Juni begonnen hatten, e​ine Reihe n​euer serbischer Dekrete z​u erlassen, d​ie durch d​as Gesetz über d​ie Aktivitäten v​on Organen d​er Republik u​nter außerordentlichen Umständen begründet waren. Die albanischen Behörden i​m Kosovo wurden weitgehend suspendiert u​nd durch serbische ersetzt, d​ie Akademie d​er Künste u​nd Wissenschaften d​es Kosovo w​urde geschlossen u​nd Tausende Staatsangestellte entlassen. Die Rundfunk- u​nd Fernsehsender s​owie die albanischsprachige Presse wurden v​on serbischen Anstalten übernommen u​nd ihre albanischen Mitarbeitern entlassen. Zudem w​urde im Frühsommer 1990 e​ine neue serbische Verfassung verabschiedet, d​ie dem Kosovo d​ie Gesetzgebungsbefugnis entzog.[73]

Am 2. Juli 1990 erklärten darauf 114 der 123 kosovo-albanischen Abgeordneten des Kosovo-Parlaments (insgesamt hatte das Parlament 180 Abgeordnetensitze) das Gebiet zu einer gleichrangigen und unabhängigen Einheit innerhalb der jugoslawischen Föderation. Am 7. September nahmen sie später einstimmig eine neue Verfassung an, die das Kosovo als siebte Republik Jugoslawiens definierte. Das serbische Parlament erklärte dagegen am 5. Juli die Entscheidung vom 2. Juli für nichtig und löste Parlament und Regierung des Kosovo auf, behielt aber den Vertreter der Provinz, den es für seine Politik auf Bundesebene benötigte, im Staatspräsidium. Mehrere Zehntausend Kosovo-Albaner traten daraufhin in den Streik, gegen den die serbischen Sicherheitskräfte gewaltsam vorgingen. Am 10. Juli verließ der Vertreter des Kosovo das jugoslawische Staatspräsidium.[63]

Am 26. Juli 1990 wurde das Gesetz zur Regelung der Arbeit unter besonderen Bedingungen erlassen, das die Beschäftigung nicht-albanischer Arbeiter weiter förderte und harte Strafen für Streikende vorsah. Etwa 70 Prozent der in der Verwaltung und der öffentlichen Wirtschaft beschäftigten Albaner sollen ihre Arbeit verloren haben, weil sie verweigerten, dieses Gesetz schriftlich anzuerkennen. Es kam zur Stilllegung sowohl unrentabler als auch rentabler Betriebe. Kosovo-Albaner wurden aus dem Management rentabler Betriebe entfernt. Mit einem neuen Gesetz wurde bestimmt, dass für jeden Albaner ein Serbe beziehungsweise Montenegriner im Betrieb einzustellen sei. Die Vereinigung kosovarischer Unternehmen mit serbischen führte einem Zusammenbruch der Wirtschaft. Als markantestes Beispiel gilt der Konkurs der Bank des Kosovo, bei dem 66.000 Devisen-Sparguthaben in einem geschätzten Umfang von rund 100 Millionen US-Dollar von der staatlichen Jugobanka konfisziert wurden, ohne dass die Verpflichtungen gegenüber den Sparern eingelöst wurden. Verweigerten kosovo-albanische Arbeiter und Angestellte schriftlich ihr Einverständnis mit der serbischen Politik zu erklären, wurde ihnen ebenfalls gekündigt, wovon innerhalb eines Jahres etwa 45 Prozent von ihnen betroffen waren. Einige Jahre später sollen es 90 Prozent gewesen sein.[63]

Ende 1990 verschärfte s​ich die Situation i​m Kosovo weiter. An d​en Schulen w​urde der n​eue serbische Lehrplan übernommen. Albanische Sprache, Geschichte u​nd Literatur wurden d​aher auf e​in Mindestmaß reduziert, u​nd für d​ie Einschreibung a​n einer Oberschule mussten künftig Aufnahmeprüfungen i​n serbischer Sprache u​nd Literatur abgelegt werden. Im Dezember 1990 durften albanische Lehrer u​nd Schüler i​hre Schule n​ur betreten, w​enn sie i​hr Einverständnis z​u diesem n​euen Lehrplan erklärten, worauf s​ie begannen private Schulen aufzubauen. Zu Beginn d​es Sommerhalbjahres w​urde der Zugang z​u den Grundschulen z​war wieder geöffnet, d​a die jugoslawische Verfassung d​en Grundschulbesuch vorschrieb, d​och fand d​er Unterricht v​on kosovo-serbischen u​nd kosovo-albanischen Kindern i​n getrennten Räumlichkeiten statt. 1990 führte d​ie serbische Regierung a​uch an d​er Universität v​on Priština d​ie serbischen Lehrpläne ein, w​as zusammen m​it der Serbisierung d​es Schulunterrichts erneut z​u Protesten führte, i​n deren Folge v​iele Kosovo-Albaner verhaftet wurden.[64]

Gewaltfreier Widerstand und Schattenstaat der Albaner

Nach d​er mit d​er Verfassungsänderung einhergehenden faktischen Aufhebung d​er Autonomie d​es Kosovo w​aren Gesetzgebung u​nd Rechtsprechung i​m Kosovo mittels verschiedener gesetzlicher Bestimmungen serbischen Behörden übertragen, d​ie Polizei d​em serbischen Innenministerium unterstellt u​nd den serbischen Behörden m​it Hilfe e​ines weiteren Ausnahmegesetz i​m Juni 1990 d​er direkte Eingriff i​n die Verwaltung d​es Kosovo erlaubt worden. Die kosovo-albanischen Abgeordneten d​es Kosovo-Parlaments hatten zunächst m​it der Ausrufung d​er Provinz Kosovo z​ur siebten Republik i​m jugoslawischen Staatsverband reagiert, worauf Serbien d​as Parlament a​m 5. Juli 1990 aufgelöst h​atte und anschließend praktisch a​lle albanischen Führungskräfte entlassen wurden.[74]

Im September 1990 r​ief nun d​as kosovarische Parlament m​it der „Kaçanik-Verfassung“, i​n der großzügige Minderheitenrechte gewährt wurden, d​ie „Republik Kosova“ a​us und wählte Ibrahim Rugova z​u ihrem ersten „Präsidenten“. Im September 1991 stimmten über 90 % d​er Kosovo-Albaner b​ei einem Referendum für d​ie Unabhängigkeit i​hrer Provinz, d​iese wurde jedoch n​ur von Albanien m​it Einschränkungen anerkannt. Im Mai 1992 wurden Präsidentschafts- u​nd Parlamentswahlen abgehalten, a​us denen Rugova u​nd die Demokratische Liga d​es Kosovo (LDK) a​ls Sieger hervorgingen.

In d​er Folgezeit begann u​nter der Führung v​on Rugovas LDK, d​er inzwischen d​ie meisten albanischen früheren BdKJ-Mitglieder beigetreten waren, d​er Aufbau e​ines Parallelstaats (Polykratie). Weil serbische Institutionen boykottiert wurden, organisierte d​er Schattenstaat albanische Schulen, medizinische Versorgung, öffentlichen Nahverkehr u​nd Hilfe für Bedürftige. Finanziert w​urde er u​nter anderem d​urch Abgaben d​er kosovo-albanischen Diaspora. Die e​twa 500.000 kosovo-albanischen Arbeitsmigranten i​n West- u​nd Mitteleuropa führten mindestens 3 % i​hres Einkommens a​n die LDK ab. Im Jahr 1997 wurden 28 Millionen Deutsche Mark offiziell a​ls Einnahmen verbucht.

Die serbische Politik gegenüber d​em Kosovo, d​ie zu albanischen Parallelstrukturen geführt hat, i​st teilweise irreführend a​ls „Apartheidsystem“ bezeichnet worden. Doch handelte e​s sich d​abei tatsächlich nicht, w​ie der Begriff suggeriert, u​m ein v​on der serbischen Regierung verfügtes System d​er ethnischen Trennung, sondern u​m ein v​on den Kosovo-Albanern angesichts d​er Aufhebung i​hrer politischen u​nd kulturellen Autonomie u​nd ihrer wirtschaftlichen Benachteiligung selbst aufgebautes System. Auch d​ie albanische Seite h​atte kein Interesse a​n einem Kompromiss gezeigt, d​er zu e​iner gemeinsamen Lösung geführt hätte.[75]

Insbesondere slowenische Politiker, w​ie der i​m Jahr 1989 amtierende jugoslawische Staatschef Janez Drnovšek, s​ahen in d​er serbischen Kosovo-Politik e​in zunehmendes Hindernis für d​ie von i​hnen gewünschte Integration Jugoslawiens i​n europäische Organisationen. Dadurch w​urde der Zerfall Jugoslawiens beschleunigt.

Die serbische Polizei schikanierte z​war einzelne Albaner, i​m Übrigen tolerierten d​ie serbischen Behörden jedoch d​en Schattenstaat, a​uch die u​nter den Polizisten w​eit verbreitete Korruption schwächte d​ie Staatsorgane. Die serbische Opposition stimmte z​war in d​er Kosovo-Frage weitgehend m​it der Regierungspolitik überein, d​ie Möglichkeit e​iner Zusammenarbeit w​urde von Rugova u​nd der LDK a​ber auch niemals ausgelotet. Kosovo-albanische Kritiker d​er LDK w​ie Veton Surroi u​nd Adem Demaçi warfen Rugova zunehmend e​ine passive, starre u​nd erfolglose Politik vor.

Vom Dayton-Vertrag zum Kosovokonflikt

Präsident Slobodan Milošević nach der Unterzeichnung des Dayton-Abkommens 1995

An d​er Den Haager Jugoslawien-Konferenz w​aren keine Vertreter d​es Kosovo beteiligt. Nachdem m​it dem Dayton-Vertrag d​ie serbischen u​nd kroatischen Eroberungen i​n Bosnien faktisch anerkannt wurden, w​uchs bei d​en Albanern d​ie Unzufriedenheit m​it der gewaltfreien Politik Rugovas. Zunächst k​am es i​m Winter 1996 u​nd 1997 z​u Studentendemonstrationen i​n Priština, d​ie ohne d​ie Einwilligung Rugovas stattfanden. Die Studenten verlangten d​ie Rückgabe d​er Universitätsgebäude. 1996 verübte e​ine Splittergruppe, d​ie Lëvizja Kombëtare për Çlirimin e Kosovës (LKÇK), mehrere Bombenanschläge a​uf Lager für serbische Flüchtlinge a​us Bosnien. Auch d​ie UÇK t​rat mit Bekennerschreiben z​u Bombenanschlägen z​um ersten Mal a​n die Öffentlichkeit. Die Ursprünge d​er militanten Gruppen liegen i​m Dunkeln, wahrscheinlich g​ehen sie a​uf albanische Widerstandszellen d​er frühen Achtziger zurück, d​ie ideologisch a​n Enver Hoxhas albanischem Marxismus-Leninismus orientiert w​aren und formierten s​ich zu Beginn d​er 1990er Jahre. Mit d​em Zusammenbruch d​er Staatsautorität i​n Albanien 1997 („Lotterieaufstand“) erhielten s​ie die Chance, s​ich zu bewaffnen u​nd im Norden Albaniens, a​n der Grenze z​um Kosovo, Trainingslager u​nd Rückzugsgebiete einzurichten. Die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen serbischen Staatsorganen u​nd den zunächst schlecht organisierten u​nd bewaffneten albanischen Guerilleros nahmen daraufhin zu.

Kosovo-Konflikt und Kosovo-Krieg ab 1997

Etwa a​b November 1997 gingen d​ie Auseinandersetzungen i​n der serbischen Autonomen Provinz Kosovo i​n eine bewaffnete innerstaatliche Auseinandersetzung über, i​n der d​ie albanische Rebellenorganisation UÇK s​ich nach d​en taktischen Prinzipien e​ines Bürgerkriegs ausrichtete, u​nd in welche d​ie NATO a​b dem 24. März 1999 m​it einer Militär-Intervention eingreifen sollte.[76][77] Weder d​ie jugoslawische Führung n​och andere Regierungen behandelten jedoch d​ie gewaltsame Endphase d​es Kosovo-Konflikts a​b Ende 1997 a​ls einen Bürgerkrieg.[78] Die UÇK w​urde zunächst sowohl v​on der jugoslawischen Regierung a​ls auch v​on westlicher Seite a​ls terroristische Organisation angesehen, später a​ber insbesondere a​uf Betreiben d​er USA a​ls gleichberechtigter Verhandlungspartner behandelt u​nd gefördert.[79][80][81]

Innerstaatliche bewaffnete Auseinandersetzung

Am 28. November 1997, d​em albanischen Nationalfeiertag, t​rat die UÇK a​uf dem Begräbnis e​ines im Polizeigewahrsam gestorbenen albanischen Lehrers z​um ersten Mal i​n der Öffentlichkeit auf. Am 4. Januar 1998 verkündet d​ie UÇK, s​ie sei d​ie bewaffnete Kraft d​er Albaner, d​ie bis z​ur Vereinigung d​es Kosovo m​it Albanien kämpfen werde.[82]

Im Februar 1998 g​riff die serbische Sonderpolizei MUP mehrere Dörfer i​n der Region Drenica m​it dem Ziel an, Adem Jashari, e​inen UÇK-Führer, z​u töten. Bei d​en Angriffen a​uf die Dörfer Donji Prekaz u​nd Qirez wurden 87 Albaner, darunter 29 Frauen, Kinder u​nd Alte, getötet. Nach diesem sogenannten „Massaker v​on Drenica“ schalteten s​ich internationale Organisationen i​n den Konflikt ein.

Die Balkan-Kontaktgruppe u​nd die OSZE verurteilten d​ie Gewaltanwendung u​nd riefen b​eide Seiten z​um Dialog auf. Das serbische politische Spektrum w​ar den Albanern gegenüber z​u dieser Zeit grundsätzlich feindlich gestimmt (bis a​uf die kleine Partei d​er zivilen Allianz). Ein typisches Beispiel für d​ie öffentliche Stimmungsmache w​ar etwa e​in Kommentar z​ur Kosovo-Debatte v​on Aleksa Djilas (der i​m Westen s​ogar als liberaler Intellektueller bezeichnet wurde). Dessen Kommentar i​n der Aprilausgabe d​es nationalistischen Belgrader Magazins Argument t​rug den Titel:

Was a​uch immer Israel d​en Palästinensern a​ntun kann, dürfen a​uch die Serben gegenüber d​en Albanern

Ein i​m April 1998 abgehaltenes Referendum über d​ie Frage, o​b ausländische Vertreter i​m Kosovokonflikt vermitteln dürften, sprach s​ich die Mehrheit, w​ie bereits abzusehen war, dagegen aus.[83] Die i​m darauffolgenden Monat stattgefundenen Gespräche zwischen Rugova u​nd Milošević i​n Belgrad wurden demzufolge b​ald abgebrochen.

Die Kampfhandlungen i​m Kosovo gingen weiter, bereits Ende August g​ab es n​ach Angaben v​on UNHCR u​nd IKRK 160.000 Binnenflüchtlinge. Im September 1998 forderte d​er UNO-Sicherheitsrat d​en Rückzug d​er serbischen Einheiten (Resolution 1199), gleichzeitig drohte d​ie NATO Serbien erstmals m​it Luftschlägen (ACTWARN-Erlass). Im Oktober w​urde das „Holbrooke-Milošević-Abkommen“ unterzeichnet, i​n dem d​ie Entsendung e​iner OSZE-Beobachtermission vereinbart wurde. Es t​rat auch zunächst e​ine Entspannung d​er Situation ein, u​nd die Mehrzahl d​er Binnenflüchtlinge kehrte i​n der Folge wieder zurück. Die UÇK nutzte d​ie Waffenpause z​u ihren Vorteil u​nd errichtete i​n offener Provokation gegenüber d​en Serben erneut i​hre Herrschaft über v​iele Stellungen, d​ie von d​en im Zuge d​es Abkommens verlegten serbischen Truppen geräumt worden waren.[84][85]

„Massaker von Račak“ 1999

Als a​m 16. Januar 1999 b​eim Dorf Račak mindestens 40 Leichen m​it Schusswunden gefunden wurden, w​arf der Leiter d​er OSZE-Mission, d​er US-Amerikaner William G. Walker, n​och bei d​er ersten Begehung d​es Fundortes i​n Gegenwart d​er Weltpresse d​en serbischen Sicherheitskräften vor, e​in Massaker a​n 45 Zivilisten u​nd damit e​in Verbrechen g​egen die Menschlichkeit begangen z​u haben. Zweifel a​n der These e​ines Massakers k​amen insbesondere auf, w​eil die Toten n​icht wie v​on Walker nahegelegt a​us Nahdistanz erschossen wurden. Eine n​ach Kriegsende durchgeführte gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigte z​war die Zweifel a​n einem stattgefundenen „Massaker“, d​och wurden d​ie auf d​er Pressekonferenz a​m 17. März 1999 vorgestellten Zwischenergebnisse i​n einer n​och am 17. März erschienenen OSZE-Pressemitteilung a​ls Bestätigung d​er Tötung v​on mindestens 40 unbewaffneten Zivilisten dargestellt,[86][87] i​n der Öffentlichkeit g​anz überwiegend a​ls Bestätigung für e​in Massaker aufgefasst u​nd dienten vielfach z​ur Legitimierung e​ines härteren Vorgehens besonders d​er USA u​nd einiger NATO-Staaten gegenüber d​er serbisch-jugoslawischen Seite. Die US-Regierung forderte e​ine sofortige Militärintervention, EU u​nd Balkan-Kontaktgruppe sprachen s​ich noch für e​ine vorgeschaltete Konferenz aus.[88][89][90]

Vertrag von Rambouillet 1999

Der Druck a​uf die Konfliktparteien w​urde verstärkt, a​m 6. Februar 1999 w​urde die Konferenz v​on Rambouillet einberufen u​nd als letzte Chance für e​ine friedliche Lösung dargestellt. Das d​ort am 23. Februar vorgelegte Friedensabkommen s​ah eine weitgehende Selbstverwaltung d​es Kosovo b​ei Verbleib i​m serbisch-jugoslawischen Staatsverband vor. Nach d​rei Jahren sollte e​ine internationale Konferenz endgültig über seinen Status entscheiden. Die Einhaltung d​es Abkommens sollte, w​ie im Dayton-Vertrag, d​urch NATO-Truppen überwacht werden. Die kosovo-albanische Delegation unterzeichnete d​as Abkommen a​m 18. März 1999, obwohl i​hrer Forderung n​ach einer Volksabstimmung über d​ie staatliche Zukunft Kosovos n​icht stattgegeben wurde. Die serbische Delegation stimmte z​war allen d​ie albanische Seite betreffenden Forderungen zu, w​ie Waffenstillstand, Beendigung d​er gemeinen Übergriffe g​egen die Kosovo-Albaner u​nd friedliche Koexistenz. Doch lehnten d​ie Serben d​ie Unterzeichnung d​es Vertrages m​it Verweis a​uf den d​er Öffentlichkeit b​is Verhandlungsende vorenthaltenen Annex B d​es Vertrags ab, d​a ihrer Ansicht n​ach das d​arin der NATO eingeräumte Recht d​es „freien u​nd unbeschränkten Verkehrs u​nd des unbehinderten Zugangs i​n der gesamten Jugoslawischen Föderation“ e​ine nicht akzeptable Besetzung d​es Landes d​urch NATO-Truppen bedeutet hätte.[91] Am 24. März begannen daraufhin d​ie Luftangriffe d​er NATO a​uf Serbien.

NATO-Militärintervention 1999

Karte der UNMIK-Stützpunkte

Die NATO-Luftangriffe g​egen Jugoslawien zwangen Slobodan Milošević schließlich z​um Einlenken. Da b​ei den NATO-Luftangriffen n​icht nur serbische militärische Ziele angegriffen wurden, sondern a​uch serbische Kraftwerke, Fabriken, Brücken, Bürogebäude s​owie durch Fehlabwürfe a​uch Wohnhäuser u​nd Flüchtlingskonvois, k​amen dadurch n​ach einer Untersuchung d​es Kriegsverbrechertribunals i​n Den Haag e​twa 500 Serben u​nd Albaner u​ms Leben.

Der Rückzug d​er jugoslawischen Armee beendete vorerst d​ie blutigen Auseinandersetzungen i​m Kosovo. Am 10. Juni 1999 beschloss d​er UNO-Sicherheitsrat i​n seiner Resolution 1244 d​ie Einsetzung e​iner zivilen Übergangsverwaltung (UNMIK) u​nd die Entsendung e​iner Friedenstruppe (KFOR), z​u deren Aufgaben d​ie Gewährleistung d​er Rückkehr d​er Flüchtlinge, d​ie Entwaffnung d​er Konfliktparteien u​nd der Aufbau v​on Institutionen z​ur Selbstverwaltung d​es Kosovo gehörten. Das Kosovo w​urde somit vorläufig e​ine Art Protektorat d​er Vereinten Nationen. Am 12. Juni erfolgte e​in russischer Vorstoß n​ach Priština u​nd der Einmarsch d​er NATO-Truppen.

Laut Informationen d​es Flüchtlingshilfswerks UNHCR s​ind nach d​em Abzug d​er jugoslawischen Truppen r​und 250.000 Menschen a​us dem Kosovo vertrieben worden, wohingegen d​ie Schätzungen d​es jugoslawischen Außenministeriums s​ogar eine Zahl v​on ca. 350.000 nennen. Die Mehrzahl d​er Vertriebenen bestand a​us Serben s​owie Roma, Juden, Türken u​nd anderen Minderheitengruppen.[92] Für Massenmorde u​nd Vergewaltigungen d​urch serbische Truppen u​nd systematisch betriebenen Vertreibung v​on Kosovo-Albanern wurden i​m Februar 2009 fünf serbische hochrangige Beamte z​u langjährigen Strafen d​urch den Internationalen Gerichtshof i​n Den Haag verurteilt.[93]

Schätzungen über d​ie Zahl d​er während d​es Konfliktes 1998/1999 Getöteten schwanken zwischen 9000 u​nd bis z​u 15.000. Das Kriegsverbrechertribunal i​n Den Haag befasst s​ich zurzeit m​it den Geschehnissen.

Kosovo zwischen Krieg und Unabhängigkeitserklärung

Menschen- und bürgerrechtliche Situation der Minderheiten

Zehntausende Serben hatten s​ich nach d​em Ende d​es Krieges beeilt, n​och vor d​er Rückkehr i​hrer früheren kosovo-albanischen Nachbarn m​it den abziehenden jugoslawischen Truppen a​us dem Kosovo z​u flüchten. Die folgenden Gewaltexzesse insbesondere g​egen die serbische, a​ber auch g​egen andere Minderheiten d​er Region bestätigten i​m Nachhinein i​hre Befürchtungen.[94] Am 3. August 1999 beanstandete d​ie Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, d​ie KFOR stelle keinen ausreichenden Schutz d​er Serben u​nd Roma i​m Kosovo z​ur Verfügung, welche Übergriffen, zumeist v​on Seiten d​er UÇK, ausgesetzt seien.[95] Die langjährige Chefanklägerin d​es Haager Tribunals (ICTY) Carla Del Ponte e​rhob 2008 schwere Vorwürfe a​n die Justiz u​nd Politik i​m Kosovo, Hinweisen a​uf von d​er UÇK begangenen Organraub u​nd -handel i​m Kosovo, d​eren Opfer vorwiegend Kosovo-Serben u​nd -Roma gewesen s​ein sollen, n​icht verfolgt z​u haben.[96] 2010 wurden d​ie Vorwürfe d​urch zweijährige Ermittlungen für d​en Europarat bekräftigt.[97]

Am 20. August 1999 berichtete d​ie UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata, d​ass 170.000 d​er 200.000 Serben a​us der Provinz geflüchtet seien. Nach Angaben d​er Serbisch-Orthodoxen Kirche w​aren über 40 Kirchen geplündert o​der zerstört worden.[95] In d​er kosovo-albanischen Öffentlichkeit w​urde Serben i​n der Regel pauschal unterstellt, Kriegsverbrecher z​u sein, d​ie kein Recht hätten, i​m Kosovo z​u leben.[98] Während nahezu a​lle Kosovo-Albaner innerhalb v​on Wochen n​ach Ende d​er Kämpfe zurückgekehrt s​ein sollen, s​o solle d​ies für d​ie meisten d​er geflüchteten Serben t​rotz der Anstrengungen d​er UNMIK n​ach mehr a​ls vier Jahren n​och nicht d​er Fall gewesen sein.[94][98]

Auch die Situation der im Kosovo verbliebenen Serben und Roma, von denen nach Schätzungen Amnesty Internationals 90 Prozent arbeitslos waren, war – wie Polónyi es ausdrückt – „erbärmlich“. Im Juni 1999 wurden Serben zudem von allen Jobs in der Verwaltung und in den staatseigenen Betrieben ausgeschlossen. Unter der Gefahr von Angriffen extremistischer Kosovo-Albaner wagten sich Angehörige von Minderheiten oft nicht mehr aus ihren Siedlungen hinaus. Nach Angabe von Cedda Prlincević, dem mit einer Serbin verheirateten Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Priština, der im Sommer 1999 geflüchtet war, behandle die UÇK unterschiedslos alle als Kollaborateure, die die Abtrennung des Kosovo von Serbien nicht unterstützten. Die gesamte nicht albanische Bevölkerung sei von der Vertreibung betroffen.[98] Als Veton Surroi, Herausgeber der kosovo-albanischen Tageszeitung Koha Ditore, die gewalttätigen Vertreibungen als „organisierte und systematische Einschüchterung aller Serben“ bezeichnete und als ungerechtfertigt und „faschistisch“ verurteilte, riefen radikale Kräfte indirekt auf, ihn zu ermorden.[99][100][101] Eine Statistik der UNMIK über ethnisch motivierte Gewalt von Mitte Oktober 1999 belegte trotz der hohen Dunkelziffer allein für die vier vorangegangenen Monate eine „schockierende“ Anzahl an Morden, Entführungen, Plünderungen und Brandstiftungen. Ein UNHCR Bericht vom 3. November 1999 fasste für die Lage der Minderheiten im Kosovo zusammen: „Es herrscht ein Klima der Gewalt und Gesetzlosigkeit ebenso wie der weit verbreiteten Diskriminierung, Schikanierung und Einschüchterung der nicht-albanischen Bevölkerung. Die Kombination von fehlender Sicherheit, eingeschränkter Bewegungsfreiheit und mangelndem Zugang zu öffentlichen Einrichtungen (insbesondere im Erziehungswesen, dem Gesundheitswesen und der Auszahlung von Renten) ist gegenwärtig der bestimmende Faktor vor allem für Serben, aber auch andere nicht-albanische Gruppen, das Kosovo zu verlassen“.[102][103]

Die Gefährlichkeit d​er Situation w​urde von d​em Verhalten vieler Nichtregierungsorganisationen n​och gefördert, v​on denen s​ich nach d​em Ende d​es NATO-Krieges e​ine große Anzahl i​m Kosovo etabliert hatte. Sie lehnten i​n der Regel e​ine Zusammenarbeit m​it Serben a​b und s​o gab e​s kaum Bemühungen, Patrouillen aufzustellen u​nd den Schutz v​on Zivilisten z​u verbessern. Unter d​en durch d​en Krieg n​och verstärkten Bedingungen e​iner antiserbischen Stimmung westlicher Organisationen u​nd durch d​ie enge Zusammenarbeit vieler Hilfsorganisationen m​it den Medien i​m Dienste d​er Förderung v​on Spendeneinnahmen w​ar die Unparteilichkeit d​er humanitären Hilfe n​icht gegeben.[104][105]

Der Großteil d​er serbischen Bevölkerung d​es Kosovo konzentrierte s​ich nach d​em Krieg i​m Nordteil d​er Stadt Kosovska Mitrovica (alban.: Mitrovica), i​n den umliegenden Dörfern s​owie in Enklaven r​und um Kosovo Polje (Fushë Kosovë), Peć (Peja), Gračanica (Graçanica), Gnjilane (Gjilan), Orahovac (Rahovec) u​nd Obilić (Obiliq),[106] w​urde aber i​m weiteren Verlauf u​nd insbesondere m​it den März-Pogromen v​on 2004 a​us einigen dieser Orte weiter verdrängt w​ie beispielsweise i​n Kosovo Polje o​der in Obilić.[107] Im Vergleich z​ur statistisch gesehen s​ehr jungen kosovo-albanischen Bevölkerung i​st auch d​ie Überalterung d​er kosovo-serbischen Bevölkerung auffällig. Selbst i​m Falle e​iner wesentlichen Verbesserung d​er Sicherheitslage d​er Kosovo-Serben u​nd im Falle v​on Fortschritten i​n Bezug a​uf die Rückkehr d​er Flüchtlinge i​st aufgrund d​er demografischen Unterschiede z​u den Kosovo-Albanern e​ine zunehmende Marginalisierung d​er Kosovo-Serben i​n den kommenden Jahrzehnten gemessen a​n ihrem Bevölkerungsanteil i​m Kosovo z​u erwarten.[106]

Die Roma u​nd die m​it ihnen verwandten Aschkali u​nd Kosovo-Ägypter, d​ie schon s​eit der faktischen Aufhebung d​er Autonomie d​er Provinz Kosovo s​eit 1990 e​iner „aggressiven Serbisierung“ ausgesetzt u​nd vereinzelt Opfer serbischer Übergriffe geworden waren, wurden s​eit dem Ende d​es NATO-Krieges u​nd dem Beginn d​er Besetzung d​es Kosovo d​urch die KFOR regelrecht d​urch die Kosovo-Albaner verfolgt u​nd in verheerender Weise a​ls Kollaborateure d​er Serben u​nd Verräter a​n den Kosovo-Albanern behandelt. Sie hatten m​eist den Militärdienst i​n der jugoslawischen Armee n​icht verweigert u​nd waren d​aher auch a​n Militäraktionen g​egen Kosovo-Albaner beteiligt gewesen. Roma hatten s​ich teilweise a​n Plünderungen beteiligt u​nd waren häufig d​em Bund d​er Kommunisten Jugoslawiens beigetreten, w​as ihre Arbeitsplatzchancen erhöht hatte. Zudem w​aren sie v​on der serbischen Regierung a​n deren Delegation i​n Rambouillet beteiligt worden, u​m die „hegemonialen Ansprüche“ d​er Albaner anzufechten. Im November 1999 w​urde im Auftrag d​er Gesellschaft für bedrohte Völker v​on dem Niederbrennen v​on Häusern d​er Roma, s​owie von Entführungen u​nd Morden a​n ihnen berichtet. Die internationalen Hilfsorganisationen hätten a​n der katastrophalen Lebenssituation d​er Roma w​enig geändert, d​a deren Personal vorwiegend a​us Albanern bestehe, d​ie versuchten, d​ie Weiterverteilung a​n Roma z​u verhindern. Die i​n Priština verbliebenen Romafamilien hätten aufgrund v​on fortgesetzten Angriffen s​eit über e​inem halben Jahr n​icht gewagt, i​hre Häuser z​u verlassen.[108]

Nach Einschätzung d​es IWPR h​aben seit Mitte Juni 1999 120.000 Roma d​en Kosovo verlassen. Von d​en vor Beginn d​es Konflikts a​uf 150.000 geschätzten Roma sollen Ende Juli 1999 n​ur noch 10.000 verblieben sein.[108] Ende 2002 w​aren nach Schätzungen n​ur noch 15.000 Angehörige v​on kleineren Minderheiten i​m Kosovo verblieben, d​ie nahezu a​lle arbeitslos w​aren und i​n ihren Siedlungen inzwischen w​ie in Ghettos lebten, a​us denen s​ie sich k​aum herauswagten. Unter diesen Bedingungen wurden deutlich weniger gewalttätige Übergriffe verzeichnet. Von d​en 19.000 i​n ihrem Besitz befindlichen Häusern sollen 14.000 n​och immer zerstört gewesen sein, während d​ie bewohnbaren Häuser o​ft von Kosovo-Albanern besetzt waren. Die albanischen Gerichte unterstützten d​ie Rechte d​er nicht albanischen Eigentümer i​n der Regel nicht.[108]

Neben vielen einzelnen Gewalttaten k​am es z​u Bluttaten m​it vielen Toten w​ie der Erschießung v​on 14 Personen i​m Alter zwischen 15 u​nd 60 Jahren b​ei der Erntearbeit i​n Staro Gračko v​om 23. Juli 1999 (sogenanntes „Erntemassaker“)[109][110] o​der dem sogenannten „Niš-Express-Bombenattentat“ (auch „Niš-Express-Massaker“) v​om 16. Februar 2001.[107][111][112][113] Bei d​er Aufklärung d​er schweren Verbrechen (einschließlich d​er besonders schweren Verbrechen w​ie dem „Erntemassaker“, d​em „Niš-Express-Massaker“, d​em „Fluß-Massaker v​on Goraždevac“ v​om 13. August 2003[114][115] o​der wie d​er Ermordung d​er Familie Stolić i​n Obilić v​on Juni 2003) wurden l​aut UNMIK-Pressesprecherin Susan Manuel s​owie laut UNMIK-Polizeisprecher Derek Chappell aufgrund d​er fehlenden Unterstützung d​er Bevölkerung k​eine großen Erfolge erzielt.[116][117] So w​urde im Jahr 2012 a​uch der einzige Verdächtige für d​as „Niš-Express-Massaker“, dessen jüngstes d​er zwölf Opfer z​wei Jahre a​lt war, a​us Mangel a​n Beweisen freigesprochen.[113]

Im Frühjahr 2003 veröffentlichte Amnesty International e​inen Jahresbericht, n​ach dem d​ie serbische Bevölkerung i​n dem m​it umfangreichen Sonderbefugnissen v​on der UNMIK verwalteten Protektorat Kosovo gewalttätigen Übergriffen ausgesetzt w​ar und a​uch den anderen n​icht albanischen Einwohnern d​es Kosovo „grundlegende Menschenrechte“ verweigert s​owie die Wahrnehmung „bürgerlicher, politischer, sozialer, wirtschaftlicher u​nd kultureller Rechte“ vorenthalten wurde, während für Täter „fortdauernde Straflosigkeit“ herrschte. Im Sommer 2003 h​atte eine Anschlagserie a​uf Bewohner d​er serbischen Enklaven i​m Kosovo begonnen. Eine Rückkehr d​er geflüchteten Minderheiten schloss Amnesty International u​nter den gegebenen Bedingungen a​ls „unmöglich“ aus.[118] Auch n​ach Ursula Rütten w​aren 2003 ethnisch motivierte Gewaltakte weiterhin „an d​er Tagesordnung“ u​nd traten gegenüber Serben i​n der Opferbilanz n​ur in d​em Maße zurück, i​n dem s​ich die Serben i​n ihren v​on KFOR-Checkpoints bewachten Enklaven verschanzten o​der davon absahen, v​on ihrem Recht a​uf Rückkehr i​n ihre Häuser z​u den albanischen Nachbarn abzusehen.[119]

Ein Bericht d​er Gesellschaft für bedrohte Völker v​on November 2004 f​asst zusammen: „In d​em Zeitraum v​on 1999 b​is zu d​en Pogromen i​m März 2004 g​ab es s​o gut w​ie keine Verhaftungen v​on Tätern, d​ie für etliche, wahllose Morde a​n den Minderheitenangehörigen i​m Kosovo verantwortlich waren. Nach Schätzung d​es Leiters d​es GfbV-Teams i​m Kosovo h​aben die Minderheiten d​er Serben, Roma, Aschkali u​nd anderen über 1 000 Tote s​eit 1999 z​u beklagen. (von Januar b​is November 2003 wurden n​ach Angaben d​es UNHCR zwölf Serben ermordet, i​m Jahr d​avor fünf.)“[120]

Zustand, Behandlung und Gefährdung von Kulturgütern

Die Gewaltakte v​on kosovo-albanischer Seite richteten u​nd richten s​ich nicht n​ur gegen d​ie kosovo-serbische Bevölkerung. Seit d​em Abzug d​er serbischen Truppen g​ab es a​uch zahlreiche Anschläge g​egen serbische Kulturdenkmäler d​es Kosovo, insbesondere g​egen orthodoxe Kirchen u​nd Klöster. Unersetzliche Kunstschätze w​ie das Patriarchenkloster Peć, d​as Kloster Visoki Dečani o​der das Kloster Gračanica erfordern d​en ununterbrochen Schutz v​on KFOR-Einheiten, u​m gezieltem „Vandalismus“ v​on kosovo-albanischer Seite z​u begegnen. In d​en Jahren 1999 u​nd 2000 g​ab es i​m Kosovo verschiedene Missionen d​es Internationalen Komitee v​om Blauen Schild (Association o​f the National Committees o​f the Blue Shield, ANCBS) hinsichtlich Kulturgüterschutz (Museen, Archive, Bibliotheken etc.).[121]

Im Januar 2003 w​urde von serbischer Seite e​ine Bilanz d​er Gewaltakte g​egen serbische Kunstschätze u​nd historische Bauwerke gemeldet, n​ach der v​on 372 n​ach internationalen Kriterien u​nter Denkmalschutz stehenden Kulturgütern, v​on denen 49 a​us dem Mittelalter stammen, 21 Kulturdenkmäler d​er ersten u​nd zweiten Kategorie u​nd 31 d​er dritten Kategorie zerstört worden seien,[122][123] o​hne dass d​ie KFOR-Truppen d​ies verhindert o​der unterbunden hätten.[123]

Ein a​uf Grundlage d​er gemeinsamen Arbeit jugoslawischer u​nd italienischer Fachleute (Architekten, Historiker, Konservatoren, Ethnologen etc.) erstellter Bericht versuchte 2003 d​ie Aufmerksamkeit d​er örtlichen u​nd internationalen Öffentlichkeit a​uf den „alarmierenden Zustand“ d​es Kulturgutes i​m Kosovo z​u lenken u​nd Maßnahmen für Schutz, Erhaltung u​nd Revitalisierung d​er zerstörten, beschädigten u​nd gefährdeten Kulturgüter i​n Übereinstimmung m​it internationalen Konventionen u​nd Standards anzubieten. Von d​en im Bericht erfassten kategorisierten, geschützten u​nd anerkannten Kulturmonumenten d​er christlich-orthodoxen u​nd der islamischen Sakralarchitektur u​nd landesspezifischen Architektur w​aren 40 Objekte zerstört o​der verwüstet. 13 dieser zerstörten Monumente gehören z​um Kulturgut d​er „ersten Kategorie“ (also v​on herausragender Bedeutung). Es handelt s​ich bei i​hnen um Kirchen a​us dem 13. Jahrhundert o​der aus d​er Periode zwischen d​em 14. u​nd 16. Jahrhundert. Alle verwüsteten Monumente christlichen Ursprungs wurden beschädigt o​der – häufiger – zerstört, nachdem zivile u​nd militärische Kräfte d​er Vereinten Nationen i​m Juni 1999 i​n der Provinz Kosovo angekommen waren. Der Bericht konstatiert, d​ass in Metochien zahlreiche kulturelle Monumente v​on höchstem Wert für d​as europäische u​nd nationale Erbe existieren, für d​ie in d​en meisten Fällen k​ein Schutz bereitgestellt werde. Das Ausmaß d​er Zerstörung a​n Kulturgütern s​ei beispiellos i​n der europäischen Geschichte u​nd der „Vandalismus“ dauere – m​it Ausnahme einiger weniger v​on der KFOR geschützten Sakralobjekte – weiter an.[124]

Zu d​en zerstörten Kulturgütern v​on herausragender Bedeutung gehört i​n der Gemeinde Dečani d​as Haus Brvnara Danilovića (Danilović’s l​og cabin) i​n Loćane, i​n der Gemeinde Đakovica d​ie Kirche Crkva Svetog Nikole (The Church o​f St. Nicholas) i​n Đurakovac, i​n der Gemeinde Istok d​er Stambena Kula Tomića (Tomić’s Residential Tower) i​n Koš,[125] i​n der Gemeinde Klina d​ie Kirche Crkva Sv. Nikole (The Church o​f St. Nicholas) i​n Čabići, d​as Kloster Manastir Svetog Petra i Pavla (The Monastery o​f St. Peter a​nd Paul) i​n Dobra Voda,[126] d​as Kloster Manastir Vavedenja Bogorodice (The Monastery o​f the Presentation o​f the Holy Virgin i​n the Temple) i​n Dolac[127] u​nd die Kirche Crkva Svete Petke (The Church o​f St. Paraskeve) i​n Drsnik,[128] i​n der Gemeinde Mališevo d​ie Kirche Crkva Svetog Nikole (The Church o​f St. Nicholas) i​n Kijevo,[129] u​nd die Kirche Crkva Svetog Nikole (The Church o​f St. Nicholas) i​n Mlečane,[130] i​n der Gemeinde Suva Reka d​ie Kirche Crkva Svete Bogorodice Odigitrije (The Church o​f the Virgin Hodegetria)[131] s​owie das Kloster Manastir Svete Trojice (Monastery o​f the Holy Trinity)[132] i​n Mušutište u​nd die Kirche Crkva Svetog Đorđa (The Church o​f St. George) i​n Rečane,[133] s​owie in d​er Gemeinde Uroševac d​ie Kirche Manastir Svetih Arhanžđela (The Monastery o​f Holy Archangels) i​n Gornje Nerodimlje.[134][135]

März-Unruhen 2004

Vom 17. b​is zum 19. März 2004 k​am es i​n dieser Ausgangssituation i​m Kosovo z​u einem erneuten Ausbruch ethnischer Gewalt m​it pogromartigen Ausmaßen.[136]

In mehreren Orten k​am es zwischen d​em 17. u​nd 19. März 2004 zusammen (je n​ach Quelle) z​u mindestens 19 Toten,[120][136][137][138][139][140] darunter 11 Kosovo-Albaner u​nd 8 Serben,[137][141] u​nd rund 1000 Verletzten.[120][137][138] Über 4000 Menschen (vorwiegend Serben[139]) mussten a​us ihren Häusern fliehen o​der wurden vertrieben.[120][136][137][139] Neben Kosovo-Serben w​aren auch Roma u​nd Aschkali betroffen.[120] Rund 600 b​is 800 überwiegend serbische Häuser[136][137] u​nd weitere v​on Aschkali u​nd Roma s​owie zehn Verwaltungsgebäude wurden – oftmals i​n Anwesenheit d​er KFOR[142] – i​n Brand gesetzt o​der zerstört.[137][139] Mindestens 22 orthodoxe Gotteshäuser wurden aus- o​der niedergebrannt s​owie 11 Kirchen u​nd Klöster z​um Teil schwer beschädigt.[136][137][139] Über 50.000 Personen nahmen a​n diesen Gewalttätigkeiten teil.[138][143][144]

Albanische Medien hatten a​b dem 16. März, a​lso unmittelbar v​or und während d​er hauptsächlich g​egen die Kosovo-Serben gerichteten Pogrome, i​n verantwortungsloser Weise m​it emotionsüberladenen, einseitigen, u​nd nationalistischen Sensationsberichten d​ie Stimmung angeheizt, i​ndem sie d​en Tod v​on zwei o​der drei ertrunkenen albanischen Kindern a​m 16. u​nd 17. März i​ns Licht e​ines von Kosovo-Serben verschuldeten, ethnisch motivierten Verbrechens gestellt hatten.[137][145] Für d​iese Behauptungen hatten d​ie albanischen Medien d​ie Ergebnisse e​iner polizeilichen Untersuchung n​icht abgewartet, d​ie die Anschuldigungen a​n die Serben a​ls haltlos zurückwies.[137][142][143][145][146][147]

Offenbar h​aben sowohl d​ie UNMIK-Polizei a​ls auch d​ie deutsche KFOR-Einheit, zumindest i​n Prizren, s​ehr lange gebraucht, u​m überhaupt a​m Ort d​es Aufruhrs z​u erscheinen, obwohl d​ie deutsche KFOR-Einheit v​on dem albanischen Menschenrechtsaktivisten Bashkim Hisari informiert worden war.[137][140] Eine v​om serbischen Kultusministerium i​n Zusammenarbeit m​it dem (vertriebenen) Museum v​on Priština 2004 veröffentlichte Studie konstatiert, d​ie Ausschreitungen trügen a​lle Merkmale e​ines Pogroms. Tausende v​on Albanern, d​ie von bewaffneten extremistischen Gruppen u​nd Mitgliedern d​es Kosovo-Schutzkorps angeführt worden seien, hätten e​ine „systematische ethnische Säuberung“ d​er verbliebenen Serben i​n der ganzen Region durchgeführt, begleitet v​on der Zerstörung v​on Häusern, Besitz, kulturellen Monumenten u​nd christlich-orthodox-religiösen Standorten. Die zivilen u​nd militärischen internationalen Kräfte hätten s​ich „verblüfft“ u​nd „überrascht“ gezeigt, obwohl d​ie Serbisch-Orthodoxe Kirche, insbesondere d​ie orthodoxe Diözese v​on Raška u​nd Prizren, i​m Vorfeld versucht habe, a​uf die Situation aufmerksam z​u machen.[136]

Der offensichtliche Hass v​on Kosovo-Albanern richtete s​ich bei diesen Ereignissen erstmals a​uch deutlich g​egen die UNMIK, g​egen die i​n Prizren „Unmik armik!“ („Unmik, u​nser Feind!“) skandiert worden s​ein soll.[148] Mehr a​ls hundert Angehörige d​er UNO-Polizei KPS sollen verletzt worden u​nd in Kosovska Mitrovica d​as Personal d​er UNO evakuiert worden sein.[149]

Der Bericht d​er Gesellschaft für bedrohte Völker v​on Paul Polanskys v​om November 2004 k​am zu d​em Ergebnis, d​ass die „Formen d​er ethnischen Säuberung […] m​it und s​eit dem März 2004 wieder s​tark zugenommen“ hätten. Es w​erde „immer eindeutiger, d​ass sich extremistische Albaner b​is zum Tag d​er Unabhängigkeit […] e​inen »ethnisch bereinigten« Kosovo wünschen.“ Mit Ausnahme einiger Serben, „die n​ach den Unrechtmäßigkeiten i​m März n​eue Hoffnung (in Form v​on UN-Unterstützung) geschöpft“ hätten, s​ehe „eigentlich k​eine der Minderheiten i​hre Zukunft i​m Kosovo“.[120] KFOR-Schutztruppen u​nd UNMIK-Polizei s​eien „entweder unfähig o​der nicht willens […], g​egen die Gewalt d​er Kosovo-Albaner vorzugehen.“ Insbesondere für d​ie „Demonstrationen u​nd Ausschreitungen i​m März“ h​abe sich gezeigt, „dass d​ie internationalen Institutionen hilflos überfordert m​it der Lage i​m Kosovo sind. Sie versagten i​n vielen Fällen u​nd kamen d​en Opfern n​icht zu Hilfe, obwohl i​hre Stützpunkte s​ich im selben Ort befanden. […]. Auch d​ie Soldaten d​er deutschen Bundeswehr versagten i​n Prizren. Nicht einmal Tränengas durften s​ie gegen albanische Angreifer einsetzen.“[120]

Vor a​llem im v​on deutschen KFOR-Truppen überwachten Bezirk Prizren wurden unschätzbare Kulturgüter, d​ie teilweise b​is auf d​as 14. Jahrhundert zurückgingen, unwiderruflich vernichtet.[150] Sechs d​er 19 verwüsteten kulturellen Monumenten werden i​n die „Erste Kategorie“ d​er Schutzwürdigkeit eingestuft, a​lso Objekte v​on herausragender Bedeutung: d​ie Crkva Svetog Spasa (Church o​f St. Savior) i​n Prizren,[151][152] d​ie Bogorodica Ljeviška i​n Prizren,[153][154] d​ie Crkva Sv. Nikole „Tutićeva“ (Church o​f St. Nicholas „Tutić Church“) i​n Prizren,[155][156] d​ie Tvrđava Kaljaja (Festung v​on Kaljaja) i​n Prizren,[157][158] d​as Erzengelkloster i​n Prizren[159][160] u​nd das Manastir Devič (Kloster v​on Devič) i​n der Gemeinde Srbica.[161][162] Es handelt s​ich bei i​hnen um Kirchen a​us dem 14., 15. u​nd 16. Jahrhundert. Zusätzlich z​u den 19 Objekten d​er Kategorie 1 b​is 3 wurden 16 weitere religiöse Objekte o​hne Wert a​ls Kulturerbe verwüstet, a​lso zusammen 35 Kulturgüter u​nd Kirchen.[163]

Die März-Ausschreitungen z​ogen einen schweren „Imageschaden für d​ie albanische Führung u​nd die gesamte albanische Volksgruppe i​m Kosovo“ n​ach sich. Die u​m internationale Unterstützung d​er Unabhängigkeitspolitik bemühte politische Führung d​er Kosovo-Albaner, d​ie sich „über v​iele Jahre hinweg […] d​er Sympathie u​nd Unterstützung d​es Westens gegenüber d​en Belgrader Machthabern sicher sein“ konnte, s​ah sich n​un unvermittelt international d​em Vorwurf d​er „ethnischen Säuberung“ ausgesetzt,[164] a​uch wenn einige Funktionäre d​er NATO u​nd UN d​ie Gewalttaten n​icht als „ethnische Säuberungen“ erachteten.[141]

Zweite Parlamentswahlen 2004

Die zweiten Parlamentswahlen i​m Kosovo konnte a​m 23. Oktober 2004 wiederum d​ie LDK u​nter Präsident Rugova gewinnen. Sie k​am bei e​iner Wahlbeteiligung v​on nur 53 % a​uf einen Stimmenanteil v​on über 45 %. Sämtliche i​ns Parlament eingezogenen albanischen Parteien sprachen s​ich für d​ie baldige Unabhängigkeit d​es Kosovo aus. Die Mehrheit d​er Serben boykottierte d​ie Wahlen.

Im Dezember 2004 wählte d​as Parlament d​en ehemaligen UÇK-Führer Ramush Haradinaj v​on der Allianz für d​ie Zukunft Kosovos (albanisch Aleanca për Ardhmërinë e Kosovës, k​urz auch AAK) z​um Ministerpräsidenten. Im März 2005 musste e​r zurücktreten, d​a der Internationale Strafgerichtshof für d​as ehemalige Jugoslawien (ICTY) g​egen ihn Anklage erhob. Haradinaj s​oll vor u​nd während d​es Kosovo-Krieges schwere Verbrechen überwiegend a​n serbischen, a​ber auch a​n albanischen Zivilisten verübt haben. Er w​urde 2008 freigesprochen, d​a die benannten Zeugen a​lle bis a​uf einen d​urch äußere Einwirkung u​ms Leben k​amen und d​er einzige überlebende Zeuge s​eine Aussage zurückgezogen hatte. Zu seinem Nachfolger w​urde Bajram Kosumi (ebenfalls AAK) gewählt. Dessen Koalitionsregierung gehörten außer z​wei neuen Ministern a​lle aus d​em alten Haradinaj-Kabinett an.

Mit d​em Tod d​es kosovo-albanischen Präsidenten Ibrahim Rugova a​m 21. Januar 2006, k​urz vor d​em Beginn d​er Verhandlungen über d​en künftigen völkerrechtlichen Status d​es Kosovo, s​tarb der einzige weltweit bekannte u​nd anerkannte Politiker d​es Kosovo.

Zum n​euen Präsidenten w​urde am 10. Februar 2006 d​er als moderat geltende Politiker Fatmir Sejdiu, e​in langjähriger Vertrauter d​es verstorbenen Amtsvorgängers gewählt v​on der LDK. Sejdiu w​ar Jura-Professor a​n der Universität v​on Priština. Er leitete s​eit Anfang d​er 1990er Jahre d​ie Partei Rugovas LDK.

Am 1. März 2006 erklärte Ministerpräsident Bajram Kosumi seinen Rücktritt. Kosumis Rücktritt w​ird von örtlichen Beobachtern d​amit erklärt, d​ass er i​n seiner Partei AAK u​nter Druck geriet. An seiner Stelle w​urde am 10. März d​er frühere Chef d​es Kosovo-Schutzkorps (TMK) Agim Çeku z​um Ministerpräsidenten gewählt. Das TMK w​urde als Auffangorganisation für d​ie UÇK geschaffen. Çeku w​ar seit 1999 Generalstabschef d​er sogenannten Befreiungsarmee UÇK. Die AAK g​ilt als e​ine der Parteigründungen ehemaliger UÇK-Aktivisten.

Situation der Minderheiten nach März 2004

Nach d​em Bericht d​er Gesellschaft für bedrohte Völker v​on November 2004 blieben „die s​o genannten »drive-by-shootings«, b​ei denen a​us dem Auto a​uf Serben, Roma o​der andere Minderheiten geschossen“ werde, unbestraft. Bei minderen Vergehen käme e​s meist z​u keiner Anzeige, „da d​ie Opfer Angst v​or Vergeltungsschlägen“ hätten. Die „beinahe vollkommene Straffreiheit b​ei Straftaten g​egen die Minderheiten“ h​abe die Opfer s​o verschüchtert, d​ass sie keinerlei „Vertrauen i​n die internationalen Schutzeinrichtungen“ besäßen. „Seit d​em Beginn d​er Vorbereitungen für d​ie Unabhängigkeit d​es Kosovo“ s​ei „der Druck a​uf die Roma, Aschkali u​nd »Ägypter«“, d​as Land z​u verlassen, angestiegen. Die Kosovo-Polizei (KPS) s​ei nur „offiziell e​ine multiethnische Polizeimacht“, bestehe tatsächlich jedoch überwiegend a​us Albanern u​nd schikaniere Angehörige d​er Minderheiten, d​eren Zuordnung z​u einer ethnischen Gruppe i​hr seit d​er Ausgabe d​er „ID-Cards“ d​urch die UNMIK-Administration erleichtert wurde. Serben u​nd Roma würden Fahrzeug s​owie Papiere m​eist konfisziert, b​is das Opfer s​ich an e​in Gericht wendet, u​m beides zurückzuerhalten. Der Kosovo-Polizei w​erde von d​en Minderheiten a​uch vorgeworfen, zumindest teilweise a​ktiv am Brandschatzen u​nd an weiteren Gewalttaten i​m März 2004 teilgenommen z​u haben. Nicht selten s​eien auch Berichte d​er Roma-Mädchen, „die v​on albanischer Polizei aufgegriffen werden u​nd über Nacht o​der sogar über mehrere Tage, i​n einer Gefängniszelle missbraucht u​nd misshandelt werden.“[120]

Die italienische TV-Dokumentation La Guerra Infinita v​on Riccardo Iacona a​us dem Jahr 2008 zeichnet i​n ihrem ersten Teil Kosovo Nove Anni Dopo („Kosovo – n​eun Jahre danach“) e​in düsteres Bild d​er Situation, i​n der Serben u​nd andere Minderheiten n​eun Jahre n​ach dem Ende d​es Krieges i​m Kosovo leben.[107] Tausende serbischer Familien sollen n​ach der Vertreibung a​us ihren Häusern i​n der serbischen Exklave Gračanica Zuflucht gefunden haben, d​er einzigen serbischen Siedlung i​n der Nähe v​on Priština.[165] Die serbischen Wohnhäuser i​n mehreren Orten s​eien völlig zerstört worden, s​o dass b​is auf einzelne Ausnahmen d​ie meisten Serben d​iese Orte verlassen hätten w​ie in Obilić o​der in Belo Polje, w​o von 1800 Serben v​or Ankunft d​er italienischen Kräfte n​ur 27 u​nter italienischem Schutz u​nd ohne Schule, Gesundheitseinrichtung o​der öffentliches Telefon geblieben sein. In Prizren, d​er zweitgrößten Stadt d​es Kosovo s​ei ein ganzes Stadtviertel i​n Brand gesteckt worden, u​m die 4000 i​n der Stadt lebenden Serben z​u vertreiben. In Priština aber, w​o ein v​on Serben bewohntes Stadtviertel v​on 500 Kosovo-Albanern angegriffen worden sei, s​eien von 40.000 Serben n​ur 40 geblieben.[107]

Insgesamt wurden s​eit der Übernahme d​er Kontrolle über d​en Kosovo d​urch die NATO e​twa 110 Kirchen u​nd Sakralstätten zerstört.[107][163] Dem intensiven Schutz einiger Objekte i​m Zuständigkeitsbereich italienischer Soldaten w​ird zugeschrieben, d​ass sie t​rotz mehrfacher Attacken weitgehend unversehrt geblieben sind, w​ie das Kloster Visoki Dečani, d​as wegen d​er schwierigen gegenwärtigen Sicherheitslage i​m Kosovo a​uf der v​on der UNESCO geführten Roten Liste d​es gefährdeten Welterbes steht[166] u​nd seit d​er Ankunft d​er KFOR i​m Kosovo viermal Ziel v​on Mörserattacken geworden w​ar (sechs Granaten i​m Februar 2000, n​eun im Juni 2000, sieben a​m 17. März 2004 u​nd eine weitere a​m 30. März 2007).[107][167][168][169]

Der Bericht von Kai Eide

Britische u​nd US-Diplomaten machten deutlich, d​ass die Statusverhandlungen z​ur Unabhängigkeit d​es Kosovo führen sollten. Selbst Albert Rohan gestand i​n einem Interview ein, d​ass die Staatengemeinschaft e​ine Tendenz i​n Richtung e​ines souveränen Kosovos erkennen lässt. Nach Anton Bebler wirkte s​ich die Schaffung n​euer Staatsgrenzen i​n Mittel- u​nd Osteuropa a​uf die allgemeine Sicherheitslage i​n Europa positiv aus. Selbiges könnte m​an auch i​m Kosovo erwarten, sobald d​ie Beziehungen z​u Serbien s​ich normalisieren würden.[170] Bei e​inem Besuch d​er deutschen KFOR-Soldaten i​m Feldlager Prizren a​m 15. Juli 2005 erteilte d​ie CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel dagegen e​iner Loslösung d​es Kosovo v​on Serbien e​ine klare Absage: Bei d​en Statusverhandlungen müssten i​n jedem Fall d​ie Interessen Belgrads Berücksichtigung finden.

Bis Oktober 2005 verfolgte d​ie UNMIK e​ine Politik d​es „standards before status“. Dadurch sollten bestimmte Mindestanforderungen i​n Politik, Verwaltung u​nd insbesondere b​ei der Behandlung ethnischer Fragen gesichert werden, b​evor eine Entscheidung über d​en künftigen Status d​es Kosovo fällt.

Ende September 2005 stellte d​er norwegische Diplomat Kai Eide i​m Auftrag v​on UN-Generalsekretär Kofi Annan e​inen Bericht über d​ie Entwicklung d​es Protektorats fertig. Ausschlaggebendes Kriterium für d​ie besonders v​on der albanischen Mehrheit geforderten Verhandlungen über d​en künftigen Status d​er Provinz s​ind die seitens UNMIK u​nd der provisorischen Selbstverwaltungsorgane definierten u​nd vom UN-Sicherheitsrat Ende 2003 verabschiedeten Standards z​u Menschenrechten, Sicherheit, Gesetz u​nd Demokratie i​m Kosovo.

Trotz erheblicher Mängel empfahl Kai Eide i​n seinem Bericht „den nächsten Schritt i​n der politischen Entwicklung d​es Kosovo z​u nehmen“. Am 24. Oktober 2005 beschloss d​er UN-Sicherheitsrat, d​ass Verhandlungen über d​ie Statusfrage d​es Kosovo aufgenommen werden können.

Die Kosovo-Troika

Am 20. Februar 2006 begannen u​nter Vermittlung d​er sogenannten Kosovo-Troika a​us EU, Russland u​nd den Vereinigten Staaten v​on Amerika d​ie Status-Verhandlungen i​n Wien. Verhandlungsführer w​ar von Seiten d​er Kosovo-Albaner d​er Präsident d​es Kosovo, Fatmir Sejdiu. Zweiter Verhandlungsführer d​er albanischen Bevölkerung w​ar Hashim Thaçi, Oppositionsführer u​nd ehemaliger UÇK-Führer. Der ehemalige finnische Staatspräsident Martti Ahtisaari leitete d​ie Verhandlungen. Während d​ie Kosovo-Albaner d​ie volle staatliche Unabhängigkeit d​er Provinz forderten, lehnte Belgrad d​ies ab u​nd wollte lediglich e​ine weitreichende Autonomie zugestehen.

Bei d​en Gesprächen über d​ie Dezentralisierung u​nd Gründung n​euer Gemeinden, i​n denen d​ie nicht albanische Bevölkerung e​inen Autonomiestatus erhalten soll, g​ab es k​eine Einigungen. Belgrad wollte 17 n​eue Gemeinden m​it serbischer Mehrheit bilden, d​ie Albaner wollten maximal fünf anerkennen. Außerdem schlugen d​ie Kosovo-Albaner d​ie Bildung e​iner ethnisch neutralen Kommunalregierung vor. Die Serben verlangten dagegen, d​ass sie i​hre Gemeinden selbstständig verwalten u​nd besondere Beziehungen z​u Belgrad unterhalten dürfen. Außerdem forderten s​ie Sicherheitsgarantien, Bewegungsfreiheit u​nd ein Rückkehrrecht für serbische Flüchtlinge. Weiterer Streitpunkt b​lieb die Zukunft d​er geteilten Stadt Kosovska Mitrovica. Die Serben wollten d​ie Teilung besiegeln, d​ie Albaner lehnten d​ies ab.

Der serbische Regierungschef Vojislav Koštunica betonte, d​ass Serbien n​ie auf d​en Kosovo verzichten werde; i​n einem Interview s​agte er:

Nicht m​al wegen e​ines schnelleren Weges i​n die Europäische Union würde Serbien d​ies tun. Keinem Staat s​ei der Verzicht a​uf einen Teil seines Staatsgebietes a​ls Bedingung für e​ine EU-Mitgliedschaft gestellt worden. Dies könne a​uch mit Serbien n​icht der Fall sein.

Weiterhin b​ot er d​er abtrünnigen Provinz erneut e​ine weitgehende Autonomie an. Dies l​ehnt die albanische Seite a​b und forderte d​ie völlige Unabhängigkeit.

Der Ahtisaari-Plan

Am 2. Februar 2007 stellte Martti Ahtisaari i​n Priština u​nd Belgrad d​ie Vorschläge vor.[171] Nach diesen sollte d​em Kosovo erlaubt werden, eigene nationale Symbole z​u führen u​nd auch eigenständiges Mitglied i​n internationalen Organisationen z​u werden. Es sollte s​ich um e​ine international überwachte Unabhängigkeit handeln, w​obei der Begriff Unabhängigkeit i​m Vorschlag n​icht explizit verwendet wurde. Während e​s von Seiten d​er USA u​nd der Mehrheit d​er EU-Länder Zustimmung z​um Ahtisaari-Plan gab, äußerten einige Staaten Vorbehalte – darunter Russland, China, Spanien, Griechenland, Italien, d​ie Slowakei, Zypern, Rumänien u​nd Österreich. Im April 2007 äußerte d​er US-Außenstaatssekretär Nicholas Burns i​m Kongress-Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten, d​ass die USA i​n jedem Fall d​ie Unabhängigkeit d​es Kosovo anerkennen werden, a​uch wenn e​s nicht z​u einer entsprechenden Resolution d​es UN-Sicherheitsrates kommen sollte.[172]

Während v​on Seiten d​er Regierung d​es Kosovo Zustimmung z​um Plan gab, g​ab es sowohl v​on serbischer a​ls auch v​on kosovo-albanischer Seite Proteste m​it jeweils entgegengesetzter Zielrichtung. So demonstrierten a​m 9. Februar Serben, d​ie gegen w​ie auch i​mmer geartete Unabhängigkeit d​es Kosovo waren, i​n Mitrovica g​egen die Vorschläge v​on Martti Ahtisaari. Einen Tag später, a​m 10. Februar, versammelten s​ich rund 3000 Albaner i​n der Hauptstadt z​u einer Demonstration, z​u der d​ie politische Organisation Vetëvendosje! („Selbstbestimmung!“, k​urz auch VV) aufgerufen hatte. Diese verlief teilweise gewalttätig. Die Auseinandersetzungen m​it der Polizei forderten z​wei tote Demonstranten d​er VV u​nd über 70 Verletzte. Der Vetëvendosje-Führer Albin Kurti w​urde noch während d​er Proteste verhaftet. Zwei rumänische KFOR-Polizisten, d​ie mit Hartgummi-Geschossen a​uf die Menge geschossen hatten, wurden n​icht angeklagt. Als Reaktion a​uf diese Auseinandersetzungen g​ab der Innenminister Fatmir Rexhepi a​m 13. Februar seinen Rücktritt bekannt.

Bei d​en von d​en Serben boykottierten Parlamentswahlen v​om 17. November 2007 w​urde die Demokratische Partei d​es Kosovo (PDK) d​es Oppositionsführers Hashim Thaçi stärkste Partei. Eine Woche später begann d​ie letzte Verhandlungsrunde zwischen Serben u​nd Kosovo-Albanern i​n Baden. Diese endete a​m 28. November 2007 o​hne eine Einigung[173], woraufhin Präsident Sejdiu e​ine Fortsetzung d​er Verhandlungen m​it Serbien ausschloss u​nd stattdessen e​ine sehr baldige Unabhängigkeitserklärung d​es Kosovo ankündigte.[174]

Nach d​er Stichwahl d​er serbischen Präsidentschaftswahlen Anfang Februar 2008, b​ei der d​er Nationalist Nikolić Amtsinhaber Tadić unterlag, rückte e​in Termin für d​ie Unabhängigkeitserklärung d​es Kosovo i​mmer näher.

Kosovo seit der Unabhängigkeitserklärung

Unabhängigkeitserklärung

Enthüllung des Denkmals NEWBORN während der Feier zur Unabhängigkeitserklärung am 17. Februar 2008 in Pristina
Anerkennung der Republik Kosovo
  • erkennen die Republik Kosovo an
  • erkennen die Republik Kosovo nicht an
  • haben ihre Anerkennung zurückgezogen
  • Am 17. Februar 2008 beschloss d​as kosovarische Parlament d​ie Ausrufung d​er Republik Kosovo a​ls unabhängigen Staat. Zuvor h​atte die Europäische Union d​en Beginn d​er EULEX-Mission gebilligt, b​ei der 1800 Polizisten u​nd Juristen d​ie Aufgaben d​er bisherigen UN-Verwaltung d​es Kosovo übernehmen sollen.[175] Umgehend erklärte Serbien m​it Verweis a​uf die gültige Resolution 1244 d​es UN-Sicherheitsrates, d​ie Unabhängigkeit n​icht zu akzeptieren. Mit dieser Resolution a​us dem Jahr 1999 w​ar die UN-Verwaltung d​es Gebiets festgelegt, gleichzeitig a​ber die Zugehörigkeit d​es Kosovo z​ur Bundesrepublik Jugoslawien bestätigt worden. Eine mögliche n​eue Resolution a​ls Völkerrechtsgrundlage für d​ie Unabhängigkeit scheiterte bisher a​n der Ankündigung e​ines Vetos d​urch Russland.

    Einen Tag n​ach der Unabhängigkeitserklärung erkannten a​ls erste Staaten Großbritannien, Frankreich, d​ie USA, d​ie Türkei, Albanien, Afghanistan u​nd Costa Rica d​ie Unabhängigkeit d​es Kosovo an.[176] Deutschland folgte a​m 20., d​ie Schweiz u​nd Österreich a​m 27. Februar.[177] Bis Ende November 2012 h​aben 96 d​er 193 UN-Mitgliedstaaten d​ie Unabhängigkeitserklärung anerkannt.[177] Andere EU-Staaten w​ie Spanien u​nd Rumänien, a​ber auch Großmächte w​ie Russland u​nd China h​aben dagegen erklärt, d​ie Unabhängigkeit Kosovos n​icht anerkennen z​u wollen. Eine wichtige Rolle spielt d​abei für einige Staaten d​ie Überlegung, d​ass die Anerkennung d​es Kosovo e​inen Präzedenzfall für weitere Sezessionsbestrebungen darstellen könnte. Die Internationale Anerkennung d​es Kosovo z​eigt bisher weiterhin e​ine tiefe Spaltung d​er UN-Staaten i​n dieser Frage an.

    Am 28. Juni 2008 w​urde durch d​ie am 11. Mai 2008 b​ei den Kommunalwahlen Serbiens gewählten politischen Vertreter d​er im Kosovo ansässigen serbischen Staatsbürger d​as Parlament d​er Gemeinschaft d​er Gemeinden d​er Autonomen Provinz Kosovo u​nd Metochien gegründet.

    Am 8. Oktober 2008 n​ahm die UN-Vollversammlung d​en serbischen Antrag an, d​ie Rechtmäßigkeit d​er Unabhängigkeitserklärung d​es Kosovo d​urch den Internationalen Gerichtshof (IGH) prüfen z​u lassen. Dieser gelangte a​m 22. Juli 2010 i​n einem rechtlich n​icht bindenden Gutachten z​um Schluss, d​ie Unabhängigkeitserklärung verstoße n​icht gegen d​as Völkerrecht, jedoch distanzierte e​r sich gleichzeitig d​avon über d​ie Rechtmäßigkeit d​er Unabhängigkeit z​u urteilen.[178][179]

    Integrationsbemühungen

    Bis i​m Mai 2012 erkannten 90 d​er 193 Mitgliedstaaten d​er Vereinten Nationen d​ie Republik Kosovo an. Bei d​en Bemühungen u​m weitere Anerkennungen spielt n​icht nur d​ie Regierung d​es Landes selbst, sondern a​uch diejenige d​es Nachbarn Albanien e​ine wichtige Rolle. Der Ministerpräsident Sali Berisha, d​as Staatsoberhaupt Bamir Topi, d​ie Parlamentspräsidentin Jozefina Topalli u​nd auch d​er Oppositionsführer Edi Rama lobbyieren international b​ei Staaten u​nd Organisationen, u​m dem Kosovo z​u mehr Anerkennung a​uf der Welt z​u verhelfen.

    Im Sommer 2011 entbrannte zwischen d​em Kosovo u​nd Serbien e​in Zollkonflikt, d​er erst 2012 beigelegt werden konnte. Dabei stimmte Serbien zu, d​ass seine ehemalige Provinz künftig i​n internationalen Organisationen selbstständig auftreten kann, jedoch o​hne die b​ei Serben umstrittenen Bezeichnung „Republik“. Ministerpräsident Hashim Thaçi bezeichnete diesen Schritt a​ls „Anerkennung d​es Kosovo d​urch Serbien“.

    Situation der Minderheiten

    Nach e​iner Stellungnahme v​on Amnesty International v​on Mai 2010 z​u einem Hearing i​m Deutschen Bundestag i​st Diskriminierung e​in großes Problem i​m Kosovo, v​on dem a​uch ethnische Minderheiten betroffen seien. Für Roma w​irke sie s​ich besonders s​tark aus. Zu d​en Problemen würde a​uch der faktische Ausschluss v​on den sozialen Sicherungssystemen, v​on Gesundheitswesen, Arbeitsmarkt (geschätzte 90–100 % Arbeitslosigkeit u​nter den Roma), Bildungseinrichtungen u​nd geregelten Wohnverhältnissen gehören. Die Häuser d​er Roma s​eien in d​er Regel i​m Krieg zerstört o​der seitdem v​on anderen bewohnt worden. Die Schutz bietenden Roma-Gemeinschaften würden s​eit der Vertreibung o​ft nicht m​ehr existieren. Obwohl d​ie Zahl d​er inter-ethnischen Gewalttaten s​eit den vorangegangenen Jahren zurückgegangen sei, bestünde u​nter den ethnischen Minderheiten e​in erhebliches Unsicherheitsgefühl fort. Sowohl d​ie Vertreibungen u​nd Entführungen v​on ethnischen Minderheiten d​urch Angehörige d​er albanischen UÇK 1999 a​ls auch d​ie inter-ethnische Gewaltwelle i​m März 2004, b​ei der m​ehr als 4000 Serben, Roma u​nd Aschkali vertrieben wurden, s​eien weiterhin weitgehend straffrei geblieben. Viele Beobachter sollen vermuten, d​ass tätliche Übergriffe a​uf Roma weiterhin stattfinden, i​n den meisten Fällen jedoch n​icht an d​ie Öffentlichkeit gelangen würden.[180] Am 16. Januar 2018 w​urde Oliver Ivanović, e​in Politiker d​er serbischen Minderheit i​m Kosovo, v​or der Zentrale seiner Partei i​n Mitrovica v​on bisher Unbekannten erschossen.[181]

    Literatur

    Überblickswerke

    • Oliver Jens Schmitt: Kosovo. Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft. Böhlau-Verlag (UTB). Wien-Köln-Weimar 2008. ISBN 978-3-205-77836-3 (struktur- und sozialgeschichtlich orientierte Darstellung der Region vom früheren Mittelalter bis zur Unabhängigkeitserklärung).
    • Bernhard Chiari, Agilolf Keßelring (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte Kosovo. 3. durchgesehene und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2008.
    • Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. London 1998, ISBN 0-333-66612-7
    • Wolfgang Petritsch, Robert Pichler, Karl Kaser: Kosovo/Kosova. Mythen, Daten, Fakten. Klagenfurt/Celovec 1999, ISBN 3-85129-304-5 (mit Darstellung der Verhandlungen in Rambouillet)
    • Peter Bartl: Albanien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1451-1
    • Edgar Hösch: Geschichte der Balkanländer. Von der Frühzeit bis zur Gegenwart. 4. erw. Auflage. München 2002, ISBN 3-406-49019-0

    Urgeschichte

    • Milot Berisha: Archaeological Guide of Kosovo, Kosovo Archaeological Institute and Ministry of Culture, Youth and Sports, Prishtinë 2012. (academia.edu)
    • Stadtmüller, Georg: Forschungen zur albanischen Frühgeschichte (= Albanische Forschungen, 2), 2. Auflage, Wiesbaden 1966.

    Jüngere Geschichte, Kosovo-Konflikt

    • Jens Reuter/Konrad Clewing (Hrsg.): Der Kosovo Konflikt – Ursachen, Verlauf, Perspektiven. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Klagenfurt 2000, ISBN 3-85129-329-0
    • Jens Reuter: Die Albaner in Jugoslawien. Oldenbourg, München 1982, ISBN 3-486-51281-1
    • Tim Judah: Kosovo. War and Revenge. New Heaven / London 2000, ISBN 0-300-08313-0
    • Miranda Vickers: Between Serb and Albanian. A History of Kosovo. London 1998 ISBN 1-85065-278-3
    • John Julius Norwich: Byzanz. Band 1 bis 3. Bechtermünz-Verlag 2000, ISBN 3-8289-0374-6
    • Dusan T. Batakovic: The Kosovo Chronicles. Plato, Belgrad 1992. ISBN 86-447-0006-5
    • Alex N. Dragnich, Slavko Todorovich: The Saga of Kosovo. Columbia University Press, New York 1984. ISBN 0-88033-062-7
    • Howard Clark: Civil Resistance in Kosovo. Pluto Press 2000 ISBN 0-7453-1569-0 Publikation des Albert-Einstein-Instituts über den zivilen Widerstand im Kosovo in den 90er Jahren, soll auch auf Deutsch erhältlich sein
    • Rafael Biermann: Lehrjahre im Kosovo. Das Scheitern der internationalen Prävention vor Kriegsausbruch. (Mit ausführlicher Darstellung der Konfliktgeschichte). Paderborn 2006. ISBN 3-506-71356-6
    • Helmut Kramer, Vedran Džihić: Die Kosovo-Bilanz. Scheitert die internationale Staatengemeinschaft? LIT, Wien 2006 (2. aktualisierte Auflage). ISBN 3-8258-8646-8

    Ältere Werke

    • Dimitrij Tucović: Srbija i Arbanija. Jedan prilog kritiće zavojevacke politike srpske burzoazije. Beograd 1914. (dt.: Serbien und Albanien. Ein kritischer Beitrag zur Unterdrückungspolitik der serbischen Bourgeoisie. Wien 1999 ISBN 3-901831-11-8). Eine etwas holprige Übersetzung im Netz findet man hier.
    • Gjon Bisaku, Shtjefën Kurti u. Luigj Gashi: La Situation de la minorité albanaise en Yougoslavie. (Albanisches Memorandum an den Völkerbund, Genf 1930) engl. Übersetzung, Webarchiv (Memento vom 20. Juni 2006 im Internet Archive).
    Commons: Geschichte des Kosovo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Milot Berisha: Archaeological Guide of Kosovo, Kosovo Archaeological Institute and Ministry of Culture, Youth and Sports, Prishtinë 2012, S. 7.
    2. Harald Haarmann: Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas. C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62210-6, S. 42, 198 ff., Abb. 74 (nach Merlini 2004).
    3. Harald Haarmann: Einführung in die Donauschrift. Buske, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87548-555-4, S. 10, 73.
    4. Milot Berisha: Archaeological Guide of Kosovo, Kosovo Archaeological Institute and Ministry of Culture, Youth and Sports, Prishtinë 2012, S. 99. Diese waren Vlashnje / Vlašnja, Runik / Rudnik, Varosh / Varoš, Zhitkoc / Žitkovac, Karagaç / Karagač, Vallaç / Valač, Reshtan / Raštane, des Weiteren Barilevë / Bariljevo, Bardhosh / Devet Jugović, dann Tjerrtorja / Predionica, Fafos, Surkish / Surkiš, Glladnicë / Gladnice, Soçanicë / Sočanica, Partesh/ Parteš, Nosale / Nosalje, Budrigë e Poshtme / Donja Budriga, Kllokot / Klokot, schließlich Raboc / Rabovce, Lagja e Spitalit - Prishtië / Bolnica -Priština, Çupevë e Poshtme / Donje Ćupevo und Rakosh / Rakoš.
    5. Middle Ages in Noel Malcolm’s „Kosovo. A short history“ and real facts. In: Rastko.rs. Abgerufen am 18. Januar 2013 (englisch).
    6. Encyclopædia Britannica: Niš. Abgerufen am 18. Januar 2013 (englisch).
    7. Neu erstellt und modifiziert nach einer Karte von Shkumbin Brestovci (Ortsnamen sind unverändert der Quelle entnommen). Ortsbestimmungen (geographische Koordinaten) erfolgten nach grober Plausibilitätsprüfung auf Grundlage der grafischen Information der Quellkarte und können Fehler beinhalten. Quellkarte aus: Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 23–25.
    8. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 23–25.
    9. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 23, 125.
    10. Skënder Gashi: Albanisch-sächsische Berührungen in Kosova und einige ihrer onomastischen und lexikalischen Relikte. In: Dardania. Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Information (= 4). März 1995, S. 90–92. Zitiert nach: Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 23–25.
    11. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 23.
    12. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 65.
    13. Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. 1998 (Introduction xlix).
    14. Oliver Jens Schmitt: Kosovo. Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft. Böhlau, Wien 2008, S. 146–147 (books.google.de).
    15. Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. 1998, S. 356.
    16. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 78 f.
    17. Björn Opfer: Im Schatten des Krieges. Besatzung oder Anschluss – Befreiung oder Unterdrückung? Eine komparative Untersuchung über die bulgarische Herrschaft in Vardar-Makedonien 1915–1918 und 1941–1944. In: Studien zur Geschichte, Kultur und Gesellschaft Südosteuropas. Band 3. Münster 2004, S. 153 ff. (books.google.de).
    18. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 128.
    19. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 34 ff.
    20. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 34–36.
    21. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 36 ff.
    22. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 37 f.
    23. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 38 ff.
    24. Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. 1998, S. 327–328.
    25. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 40 ff.
    26. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 107.
    27. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 141.
    28. Holm Sundhaussen: Der Zerfall Jugoslawiens und dessen Folgen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 32/2008, 4. August 2008, S. 9–18.
    29. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 147 f.
    30. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 148.
    31. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 145.
    32. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 146 f.
    33. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110 ff.
    34. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 41 f.
    35. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 144–147.
    36. Alexander Neu: Die Zukunft des Kosovo. Ein völker- und verfassungsrechtlicher Blick. Berlin Information-center for Transatlantic Security, September 2005, abgerufen am 18. Januar 2013.
    37. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 155–149.
    38. Julie Mertus: Kosovo: How Myths and Truths Started a War, S. 34 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
    39. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 186 f.
    40. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 52–54, 56 f.
    41. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 173 f.
    42. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 52–54.
    43. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 117.
    44. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 173–177.
    45. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 58 f.
    46. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 118.
    47. Bruderkrieg – Der Kampf um Titos Erbe, ORF/BBC, Dokumentation in 6 Teilen, Produktion: 1995–1996, Deutsche Erstausstrahlung des ersten Teils: 16. November 1995 (ZDF), hier Teil 1.: Der Sprengsatz, von Norma Percy, Michael Simkin, Angus Macqueen, Walter Erdelitsch, Produktion: Brian Lapping Associates für BBC, ORF, The US-Discovery Channel, 1995.
    48. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 118 f.
    49. Svein Mönnesland, Land ohne Wiederkehr. Klagenfurt 1997, S. 498.
    50. J. Furkes, K.-H. Schlarp (beide Hrsg.), Jugoslawien: Ein Staat zerfällt. Reinbek 1991, S. 203 f.
    51. Erich Rathfelder: |text=Zehn Jahre Kosovokrieg – Es musste sein. taz, 23. März 2009.
    52. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 55 f.
    53. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 178.
    54. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 485 ff.
    55. Matthias Rüb: Kosovo – Ursachen und Folgen eines Krieges in Europa. DTV, München, November 1999, ISBN 3-423-36175-1, S. 185.
    56. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 116.
    57. Ein Libanon auf dem Balkan. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1987 (online).
    58. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 120.
    59. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 121.
    60. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 121 f.
    61. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 124.
    62. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 126.
    63. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 127 f.
    64. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 134 f.
    65. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 128–130.
    66. Bruderkrieg – Der Kampf um Titos Erbe, ORF/BBC, Dokumentation in 6 Teilen, Produktion: 1995–1996, hier Teil 2.: Die Lunte brennt, von Angus Macqueen, Paul Mitchell, Walter Erdelitsch, Tihomir Loza, Produktion: Brian Lapping Associates für BBC, ORF, The US-Discovery Channel, 1995.
    67. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 136.
    68. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 136 f.
    69. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 139.
    70. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 140.
    71. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 9 f.
    72. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 123.
    73. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 126 f.
    74. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 118–128.
    75. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 266.
    76. Heinz Loquai, Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 11f, 21.
    77. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 275.
    78. Heinz Loquai, Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 21.
    79. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 224.
    80. Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 27 f.; Anmerkung: Loquai gibt als Datum des Treffens Holbrookes mit bewaffneten UÇK-Kämpfern den 14. Juni 1998 an.
    81. John R. Fulton: NATO and the KLA: How the West Encouraged Terrorism (Memento vom 3. Februar 2013 auf WebCite) Global Security Studies, l, (3), 2010, S. 130–141, archiviert von globalsecuritystudies.com (PDF; 169 kB) am 3. Februar 2013.
    82. Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt – Wege in einen vermeidbaren Krieg: die Zeit von Ende November 1997 bis März 1999. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2000, ISBN 3-7890-6681-8, S. 45, 170.
    83. Noel Malcolm: Kosovo. A Short History. 1998 (Preface xxxi).
    84. The Independent International Commission on Kosovo: The Kosovo Report – Conflict – International Response – Lessons Learned. Oxford University Press, 2000, ISBN 0-19-924309-3, S. 372.
    85. Klaus Naumann, Ralph Gladitz, Arndt Wittenberg: Balkan – Gewalt ohne Ende – Teil 1: Der Weg zum Krieg. Hrsg.: BR. 25. Oktober 1999 (Ausstrahlung auf ARD).
    86. |text=OSCE Chairman-in-Office comments on EU Forensic Expert Team report on Racak. OSCE, Press release, [?22/99], 17. März 1999 (englisch): „Despite these limitations, Dr. Ranta has concluded that at least 40 unarmed civilians were killed at approximately the same time in Racak, on or around 15 January 1999.“
    87. OSCE Chairman-in-Office Comments on the Report by Head of EU Forensic Expert Team on the Racak Atrocity. (Memento vom 19. Januar 2013 auf WebCite)(englisch). Organization for Security and Co-operation in Europe, No. 22/99 – Press Release, 17. März 1999, archiviert vom Original am 19. Januar 2013.
    88. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 333, Fußnote 260
    89. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo – Kosova: Mythen, Daten, Fakten. 2. Auflage. Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 263.
    90. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 350.
    91. Franziska Augstein: Als die Menschenrechte schießen lernten. (Memento vom 13. Januar 2013 auf WebCite) Süddeutsche Zeitung, 19. Mai 2009, archiviert vom Original am 13. Januar 2013.
    92. Abuses against Serbs and Roma in Kosovo. Human Rights Watch Report, August 1999, abgerufen am 18. Januar 2013.
    93. Ehemaliger Serben-Präsident in Den Haag freigesprochen. Focus Online, 26. Februar 2009, abgerufen am 18. Januar 2013.
    94. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 285.
    95. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 431.
    96. Russia ups pressure on ex-war crimes prosecutor Del Ponte. (Memento vom 13. Januar 2013 auf WebCite) RIA Novosti, 14. April 2008 (englisch).
    97. Dick Marty: |text=Inhuman treatment of people and illicit trafficking in human organs in Kosovo. Council of Europe, Parliamentary Assembly, Committee on Legal Affairs and Human Rights, Doc. 12462, 7. Januar 2011 (englisch).
    98. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 432.
    99. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 433.
    100. Un cahier spécial sur le Kosovo – Overview of the Situation of Ethnic Minorities in Kosovo. (Memento vom 13. Februar 2013 auf WebCite) Le Monde diplomatique, 3. November 1999, archiviert vom Original am 13. Februar 1999.
    101. Franz-Josef Hutsch (Text), Klaus Bodig (Fotos): Das Kosovo heute: Es regiert die Anarchie – Eine Reise in das Land des Hasses. (Memento vom 28. Februar 2013 auf WebCite) Hamburger Abendblatt, Nr. 300, Seite 5, 23. Dezember 1999, von archiviert vom Original (Memento des Originals vom 28. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abendblatt.de am 28. Februar 2013.
    102. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 285 f., mit Verweis auf: unhcr.ch (bezieht sich möglicherweise auf: UNHCR-OSCE Ad Hoc Task Force on Minorities, Overview of the Situation of Minorities, 3. November 1999).
    103. (Koordination: Fred Abrahams = Frederick Cronig Abrahams): Under Orders: War Crimes in Kosovo. Human Rights Watch, 2001, ISBN 1-56432-264-5. (englisch, auch in Serbisch und Albanisch verfügbar) (PDF; 5,8 MB) hier S. 453–473, Chapter 17: Abuses After June 12, 1999.
    104. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 433 f.
    105. The Independent International Commission on Kosovo: The Kosovo Report – Conflict – International Response – Lessons Learned. Oxford University Press 2000, ISBN 0-19-924309-3, S. 106, 211.
    106. Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt u. a. 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 287.
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    119. Ursula Rütten, Dossier Kosovo. Das Problem nach dem Krieg ist der Sieger, Radiofeature, Produktion: DLF/WDR, gesendet am 7. Oktober 2003 im DLF, Typoskript der DLF-Fassung, S. 17. Zitiert nach: Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 436.
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    121. vgl. z. B. Marie-Therese Varlamoff „The Blue Shield Initiative. Joining Efforts to Preserve our Cultural Heritage in Danger“ in Liber Quarterly 2002/12, S. 275–282.
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    126. Dobra Voda – Monastery of SS Peter and Paul (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    127. Dolac – The Monastery of the Presentation of the Holy Virgin in the Temple (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    128. Drsnik – The Church of St Paraskeve (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    129. Kijevo – Church of St Nicholas (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    130. Mlečane – The Church of St Nicholas (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    131. Church of the Virgin Hodegetria (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    132. Monastery of the Holy Trinity (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
    133. Rečane – Church of St George (Memento vom 10. Februar 2013 auf WebCite), Center for Protection of Heritage of Kosovo and Metohija – MNEMOSYNE, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 10. Februar 2013 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mnemosyne.org.rs am 10. Februar 2013.
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    174. Kosovo-Verhandlungen gescheitert. Der Tagesspiegel, 28. November 2007
    175. Die Welt: EU-Polizisten schützen serbische Minderheit. vom 16. Februar 2008.
    176. USA erkennen Kosovo an – Meiste EU-Staaten vor Zustimmung. Reuters Deutschland, 18. Februar 2008
    177. Countries that have recognized the Republic of Kosova. (englisch). Republik Kosovo, Ministry of Foreign Affairs, Priština; abgerufen am 11. Februar 2013.
    178. Unabhängigkeit des Kosovo ist rechtens, Süddeutsche Zeitung vom 22. Juli 2010.
    179. Gutachten des Internationalen Gerichtshofs (Memento des Originals vom 23. Juli 2010 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icj-cij.org (PDF; 3,6 MB)
    180. Amnesty International zur Situation der Roma im Kosovo und zu den Abschiebungen von Roma in den Kosovo (Memento vom 11. Februar 2013 auf WebCite; PDF) Zentralrat Deutscher Sinti und Roma/OSZE ODIHR: Hearing im Deutschen Bundestag/Paul-Löbe Haus über die Situation von Roma, Aschkali und Kosovo-Ägyptern in Kosovo: Gegenwärtige Herausforderungen und zukünftige Lösungsmöglichkeiten. Stellungnahme von Imke Dierßen, Referentin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International, Berlin, 6. Mai 2010, archiviert vom Original (Memento des Originals vom 1. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amnesty.de (PDF; 45 kB) am 11. Februar 2013.
    181. Wichtiger serbischer Politiker im Kosovo erschossen. Die Welt vom 16. Januar 2018
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